PRIMS Full-text transcription (HTML)
[I]
Der iſolirte Staat in Beziehung auf Landwirthſchaft und Nationaloͤkonomie.
[II][III]
Der iſolirte Staat in Beziehung auf Landwirthſchaft und Nationaloͤkonomie,
oder Unterſuchungen uͤber den Einfluß, den die Getreidepreiſe, der Reichthum des Bodens und die Abgaben auf den Ackerbau ausuͤben,
Hamburg1826,beiFriedrich Perthes.
[IV][V]

Inhalt.

  • Erſter Abſchnitt. Geſtaltung des iſolirten Staats.
  • Seite
  • §. 1. Vorausſetzungen1
  • §. 2. Aufgabe1
  • §. 3. Erſter Kreis. Freie Wirthſchaft2
  • §. 4. Beſtimmung des Getreidepreiſes in den verſchiedenen Gegenden des iſolirten Staats5
  • §. 5. Einfluß der Getreidepreiſe auf die Landrente13
  • §. 6. Einfluß der Getreidepreiſe auf das Wirthſchaftsſyſtem37
  • §. 7. Einige Saͤtze aus der Statik des Landbaues42
  • §. 8. In welchem Verhaͤltniß muß bei der Dreifelderwirthſchaft Acker und Weide gegen einander ſtehen, wenn der Acker ſich in gleicher Dungkraft erhalten ſoll? 49
  • §. 9. Wie verhaͤlt ſich der Koͤrnerertrag des Rockens in der Koppel - wirthſchaft zu dem in der Dreifelderwirthſchaft, wenn die Ackerflaͤchen, auf denen beide Wirthſchaftsarten betrieben
  • VI
  • Seite
  • werden, im Ganzen gleichen Reichthum an Pflanzennah - rung enthalten? 53
  • §. 10. Arbeitserſparung in der Dreifelderwirthſchaft im Verhaͤltniß zur Koppelwirthſchaft57
  • §. 11. Ueber den Einfluß, den die Entfernung des Ackers vom Hofe auf die Arbeitskoſten hat58
  • Zuſaͤtze. A. Ueber die mittlere Entfernung des Ackers vom Hofe. 63
  • B. Ueber die Lage der Hoͤfe in Mecklenburg64
  • §. 12. Beſtimmung der Landrente der Dreifelderwirthſchaft69
  • §. 13. Einfluß der Entfernung des Ackers vom Hofe auf die Arbeits - koſten bei der Dreifelderwirthſchaft71
  • §. 14. Vergleichung der Landrente bei der Koppelwirthſchaft und der Dreifelderwirthſchaft75
  • §. 15. Vergleichung der Dungproduktion, und der mit Korn beſtellten Flaͤche, in der Koppel - und in der Dreifelderwirthſchaft81
  • §. 16. Wirthſchaftsſyſtem mit hoͤherer Dungproduktion82
  • §. 17. Reſultate einer Vergleichung zwiſchen der belgiſchen Wirthſchaft und der mecklenburgiſchen Wirthſchaft94
  • §. 18. Anfuͤhrung einiger andern Ruͤckſichten bei der Wahl eines Wirth - ſchaftsſyſtems112
  • §. 19. Zweiter Kreis. Forſtwirthſchaft128
  • §. 20. Ruͤckblick auf den erſten Kreis in beſonderer Beziehung auf den Bau der Kartoffeln152
  • VII
  • Seite
  • §. 21. Dritter Kreis. Fruchtwechſelwirthſchaft175
  • §. 22. Vierter Kreis. Koppelwirthſchaft176
  • §. 23. Fuͤnfter Kreis. Dreifelderwirthſchaft177
  • §. 24. Durch welches Geſetz wird der Preis des Getreides beſtimmt177
  • §. 25. Urſprung der Landrente181
  • §. 26. Sechster Kreis. Viehzucht183
  • Zweiter Abſchnitt. Vergleichung des iſolirten Staats mit der Wirklichkeit.
  • §. 27. Ruͤckblick auf den Gang unſerer Unterſuchung205
  • §. 28. Verſchiedenheiten zwiſchen dem iſolirten Staat und der Wirk - lichkeit209
  • §. 29. Branntweinbrennerei216
  • §. 30. Schaͤferei218
  • §. 31. Anbau der Handelsgewaͤchſe232
  • §. 32. Zu welchem Preiſe kann Flachs und Leinwand aus den verſchie - denen Gegenden des iſolirten Staats nach der Stadt ge - liefert werden? 241
  • §. 33. Ueber die Beſchraͤnkung der Handelsfreiheit247
  • VIII
  • Dritter Abſchnitt. Wirkung der Abgaben auf den Ackerbau.
  • Seite
  • §. 34. Abgaben die mit der Groͤße des Betriebs in Verhaͤltniß ſtehen255
  • A. In Beziehung auf den iſolirten Staat255
  • B. In Beziehung auf die Wirklichkeit259
  • §. 35. Wirkung der Abgabe, wenn die Konſumtion an Korn dieſelbe bleibt263
  • §. 36. Auflagen auf Gewerbe und Fabriken269
  • §. 37. Konſumtionsſteuern und Kopfſteuer274
  • §. 38. Auflagen auf die Landrente276
[1]

Erſter Abſchnitt. Geſtaltung des iſolirten Staats.

§. 1. Vorausſetzungen.

Man denke ſich eine ſehr große Stadt in der Mitte ei - ner fruchtbaren Ebene gelegen, die von keinem ſchiffbaren Fluſſe oder Kanal durchſtroͤmt wird. Die Ebene ſelbſt beſtehe aus einem durchaus gleichfoͤrmigen Boden, der uͤberall der Kultur faͤhig iſt. In großer Entfernung von der Stadt endige ſich die Ebene in eine unkultivirte Wild - niß, wodurch dieſer Staat von der uͤbrigen Welt gaͤnz - lich getrennt wird.

Die Ebene enthalte weiter keine Staͤdte, als die eine große Stadt, und dieſe muß alſo alle Produkte des Kunſt - fleißes fuͤr das Land liefern, ſo wie die Stadt einzig von der ſie umgebenden Landflaͤche mit Lebensmitteln verſorgt werden kann.

Die Bergwerke und Salinen, welche das Beduͤrfniß an Metallen und Salz fuͤr den ganzen Staat liefern, den - ken wir uns in der Naͤhe dieſer Zentralſtadt die wir, weil ſie die einzige iſt, kuͤnftig ſchlechthin die Stadt nen - nen werden gelegen.

§. 2. Aufgabe.

Es entſteht nun die Frage: wie wird ſich unter die - ſen Verhaͤltniſſen der Ackerbau geſtalten, und wie wird12die groͤßere oder geringere Entfernung von der Stadt auf den Landbau einwirken, wenn dieſer mit der hoͤchſten Konſequenz betrieben wird.

Es iſt im Allgemeinen klar, daß in der Naͤhe der Stadt ſolche Produkte gebauet werden muͤſſen, die im Verhaͤltniß zu ihrem Werth ein großes Gewicht haben, oder einen großen Raum einnehmen, und deren Trans - portkoſten nach der Stadt ſo bedeutend ſind, daß ſie aus entfernten Gegenden nicht mehr geliefert werden koͤnnen; ſo wie auch ſolche Produkte, die dem Verderben leicht unterworfen ſind und friſch verbraucht werden muͤſſen. Mit der groͤßern Entfernung von der Stadt wird aber das Land immer mehr und mehr auf die Erzeugung der - jenigen Produkte verwieſen, die im Verhaͤltniß zu ihrem Werth mindere Transportkoſten erfordern.

Aus dieſem Grunde allein, werden ſich um die Stadt ziemlich ſcharf geſchiedene konzentriſche Kreiſe bilden, in welchen dieſe oder jene Gewaͤchſe das Haupterzeugniß aus - machen.

Mit dem Anbau eines andern Gewaͤchſes, als Haupt - zweck betrachtet, aͤndert ſich aber die ganze Form der Wirthſchaft, und wir werden in den verſchiedenen Kreiſen ganz verſchiedene Wirthſchaftsſyſteme erblicken.

§. 3. Erſter Kreis. Freie Wirthſchaft.

Die feinern Gartengewaͤchſe, welche theils den Trans - port auf Wagen aus weiterer Ferne nicht ertragen koͤn - nen, wie Blumenkohl, Erdbeeren, Salat u. m. a., und deshalb nach der Stadt getragen werden muͤſſen, theils3 nur in kleinen Quantitaͤten und ganz friſch abzuſetzen ſind, koͤnnen nur in der Naͤhe der Stadt gebauet werden.

Die Gaͤrten werden alſo die naͤchſten Umgebungen der Stadt einnehmen.

Außer den feinern Gartengewaͤchſen iſt die friſche Milch eines der nothwendigen Beduͤrfniſſe der Stadt, de - ren Erzielung in dieſem erſten Kreiſe geſchehen muß: denn die Milch iſt nicht bloß ſehr ſchwierig und koſtbar zu transportiren, ſondern ſie wird auch, beſonders bei großer Hitze, nach wenigen Stunden ungenießbar, und kann deshalb aus groͤßern Entfernungen nicht zur Stadt gebracht werden.

Der Preis der Milch muß ſo hoch ſteigen, daß das Land, was zum Zweck der Milcherzeugung verwandt wird, durch kein andres Produkt ſo hoch genutzt werden kann. Da die Ackerpacht in dieſem Kreiſe ſehr hoch iſt, ſo kommt vermehrte Arbeit hier wenig in Betracht. Von der klein - ſten Flaͤche die groͤßte Menge Viehfutter zu gewinnen, iſt hier die Aufgabe. Man wird alſo moͤglichſt vielen Klee bauen und Stallfuͤtterung treiben: denn es iſt entſchie - den, daß man bei der Stallfuͤtterung, wo der Klee zur rechten Zeit gemaͤht werden kann, von derſelben Flaͤche weit mehr Vieh unterhalten kann, als bei der Beweidung, wo die jungen Pflanzen durch das Zertreten und Ab - beißen ſtets in ihrem Wachsthum geſtoͤrt werden. Oder, wenn man der groͤßern Reinlichkeit wegen die Weide den - noch vorziehen ſollte, ſo koͤnnen die Weideplaͤtze nur klein ſeyn, und das Vieh wird doch groͤßtentheils mit abge - maͤhtem gruͤnen Klee und mit dem Abfall von Kartoffeln, Kohl, Ruͤben u. ſ. w. unterhalten werden.

Der unterſcheidende Charakter dieſes Kreiſes iſt, daß hier der Dung aus der Stadt angekauft, und nicht wie in den entferntern Gegenden, auf den Guͤtern ſelbſt erzeugt wird.

1*4

Dies gibt dieſem Kreiſe das Uebergewicht uͤber die entferntern, und macht es moͤglich, daß hier Produkte ver - kauft werden koͤnnen, die die andern Kreiſe zur Erhal - tung der Fruchtbarkeit des Bodens ſelbſt behalten muͤſſen.

Verkauf von Heu und Stroh iſt hier Hauptzweck. Da die entferntern Gegenden hierbei nicht in Konkurrenz treten koͤnnen, ſo muß der Preis dieſer Produkte ſo hoch ſteigen, daß das Land dadurch am hoͤchſten genutzt wird. Das Korn iſt hier nur Nebenſache, denn dies kann we - gen minderer Landrente und geringern Arbeitslohns in den abgelegenen Kreiſen wohlfeiler gebauet werden. Man wuͤrde den Kornbau ganz aufgeben, wenn dieſer nicht zur Ge - winnung des Strohes nothwendig waͤre, und man opfert durch dickes Saͤen einen Theil der Kornernte auf, um nur mehr Stroh zu erhalten.

Außer dem Heu und Stroh muß dieſer Kreis die Stadt noch mit allen den Produkten verſehen, die durch den Transport aus einer weiten Entfernung zu koſtbar werden. Dieſe ſind: Kartoffeln, Kohl, Ruͤben, gruͤner Klee u. m. a.

Die kleinen, nicht verkaͤuflichen Kartoffeln, und der Abfall von Kohl, Ruͤben u. ſ. w. koͤnnen als Futter fuͤr die Milchkuͤhe hier ebenfalls am hoͤchſten benutzt werden.

Reine Brache findet in dieſem Diſtrikte aus zwei verſchiedenen Urſachen nicht ſtatt: erſtens, weil die Land - rente zu hoch iſt, um einen großen Theil des Feldes un - benutzt laſſen zu duͤrfen; zweitens, weil durch den unbe - ſchraͤnkten Ankauf des Dungs die Kraft des Bodens ſo hoch gehoben werden kann, daß die Gewaͤchſe, auch ohne die ſorgfaͤltige Bearbeitung des Bodens durch die Brache, dem Maximum ihres moͤglichen Ertrages nahe kommen.

Man wird die Fruͤchte ſo hintereinander folgen laſ - ſen, daß jedes Gewaͤchs den Boden in einem fuͤr daſſelbe guͤnſtigen Zuſtande vorfindet; aber man wird nicht, des5 bloßen Wechſels wegen, Fruͤchte bauen, die durch ihr Preisverhaͤltniß unvortheilhaft fuͤr dieſe Gegend ſind. Hier findet alſo die ſogenannte freie Wirthſchaft die in der Fruchtfolge keiner Vorausbeſtimmung unterworfen iſt ihren Platz.

Der Dungankauf aus der Stadt iſt am vortheilhaf - teſten fuͤr den Theil des Kreiſes, der der Stadt am naͤch - ſten liegt. Mit jeder Viertelmeile groͤßerer Entfernung nimmt dieſer Vortheil raſch ab, indem dadurch nicht al - lein die Anfuhr des Duͤngers, ſondern auch das Verfah - ren der erbaueten Produkte vertheuert wird. Bei zuneh - mender Entfernung von der Stadt kommen wir bald in eine Gegend, wo es ſchon zweifelhaft wird, ob man noch mit Vortheil Dung aus der Stadt holen kann, und wir muͤſſen dann bald die Gegend treffen, wo es entſchieden vortheilhafter iſt, den Dung ſelbſt zu produziren, als ihn zu kaufen und hier iſt dann die Graͤnze des erſten, und der Anfang des zweiten Kreiſes.

§. 4. Beſtimmung des Getreidepreiſes in den verſchiedenen Gegenden des iſolirten Staats.

Ehe wir nun zur Betrachtung der Wirthſchaft des zweiten und der folgenden Kreiſe uͤbergehen koͤnnen, muͤſ - ſen wir vorher zu beſtimmen ſuchen, wie der Preis des Getreides ſich mit der Entfernung von der Stadt aͤndert.

Wir haben angenommen:

  • 1) daß die Zentralſtadt der einzige Marktplatz fuͤr das Getreide ſey;
  • 2) daß in dem ganzen Staat kein ſchiffbarer Kanal ſey, und alles Getreide zu Wagen nach der Stadt gebracht werden muͤſſe.

Unter dieſen Umſtaͤnden normirt der Getreidepreis in der Stadt fuͤr das ganze Land. Auf dem Lande kann6 aber der Werth des Korns nicht ſo hoch ſeyn, als der Marktpreis in der Stadt iſt; denn um dieſen Preis zu erhalten, muß das Korn erſt nach der Stadt gefahren werden, und ſo viel, als dieſes koſtet, um ſo viel geringer iſt der Werth des Korns auf dem Lande, als in der Stadt.

Um das Verhaͤltniß der Werthsverminderung des Ge - treides in Zahlen auszuſprechen, iſt es nothwendig, einen Standpunkt aus der Wirklichkeit zu entnehmen, und die - ſen in den iſolirten Staat mit hinuͤber zu nehmen.

Auf dem Gute T. (Tellow), welches 5 Meilen von dem Marktplatz Roſtock entfernt iſt, haben die Transport - koſten fuͤr eine Fuhre Korn nach dieſer Stadt, im Durch - ſchnitt von 5 Jahren, betragen: 3 6 / 10 Roſtocker Scheffel Rocken und 1 52 / 100 Thaler N⅔ welches in Berliner Schef - feln und in Gold, den Ld’or zu 5 Thaler gerechnet, 2 57 / 100 Berliner Scheffel Rocken und 1 63 / 100 Thaler Gold ausmacht1)Der Roſtocker Scheffel iſt gleich 5 / 7 Berliner Scheffel; 14 Tha - ler N⅔ ſind bei dieſer und bei allen folgenden Reduktionen gleich 15 Thlr. Gold gerechnet. Wenn im Verfolg dieſer Schrift von Thalern und Scheffeln ohne weitern Beiſatz die Rede iſt, ſo ſind hierunter immer Thaler Gold und Berliner Scheffel zu verſtehen..

Die gewoͤhnliche Ladung fuͤr ein Geſpann von 4 Pfer - den betraͤgt 2400 . Das Futter, was fuͤr die Pferde auf 2 Tage mitgenommen werden muß, wiegt ungefaͤhr 150 ; an Korn kann alſo geladen werden 2400 150 = 2250 , welches 37½ Roſtocker oder 26,78 Berliner Scheffel ausmacht.

7
  • Annahme. In der Zentralſtadt des iſolirten Staats ſey der Mittelpreis des Rockens fuͤr den Berliner Scheffel Thlr. Gold, und der Maßſtab fuͤr die Transportkoſten des Getreides ſey derſelbe, den wir aus der Wirklichkeit fuͤr das Gut T. gefunden haben.

Wir fragen nun, wie hoch wird unter dieſen Vor - ausſetzungen der Werth des Getreides in dem iſolirten Staat, auf dem 5 Meilen von der Stadt entlegenen Gute ſeyn?

Fuͤr eine Fuhre von 26,78 Berl. Schfl. Rocken wer - den in der Stadt eingenommen 26,78 × = 40,17 Thlr. Gold. Die Transportkoſten betragen 1,63 Thlr. Gold und 2,57 Schfl. Rocken. Zieht man dieſe ab, ſo bleiben von der Einnahme 38,54 Thlr. minus 2,57 Schfl. Rocken. Oder fuͤr 26,78 Schfl. Rocken, die nach der Stadt gefah - ren ſind, und fuͤr 2,57 Schfl., die der Transport gekoſtet hat, zuſammen alſo fuͤr 29,35 Schfl. Rocken, betraͤgt die Geldeinnahme 38,54 Thlr. Dies macht fuͤr 1 Schfl. 1,313 Thlr.

Fuͤr 10 Meilen Entfernung von der Stadt erfordert die Fuhre hin und zuruͤck 4 Tagereiſen.

An Futter muß alsdann mitgenommen werden 300 . Die Kornladung betraͤgt alſo 2400 300 = 2100 .

Die Transportkoſten betragen 2 × 2,57 = 5,14 Schfl. Rocken und 2 × 1,63 = 3,26 Thlr.

Durch eine aͤhnliche Rechnung, wie oben, ergibt ſich dann, daß bei der Entfernung von 10 Meilen der Werth des Scheffels Rocken auf dem Gute ſelbſt 1,136 Thaler betraͤgt.

Aus der Anwendung dieſer Berechnung auf groͤßere Entfernungen geht nun folgende Tabelle hervor:

8
  • 1000 Berliner Schfl. Rocken ſind Gold
  • werth: Thaler
  • In der Stadt ſelbſt1500
  • Auf dem Gute 5 Meilen von der Stadt entfernt 1313
  • 10 »1136
  • 15 »968
  • 20 »809
  • 25 »656
  • 30 »512
  • 35 »374
  • 40 »242
  • 45 »116
  • 49,95 Meilen0

Unter dieſen Verhaͤltniſſen iſt alſo der Transport des Korns auf 50 Meilen unmoͤglich, weil die ganze Ladung oder deren Werth auf der Hin - und Zuruͤckreiſe von den Pferden und den dabei angeſtellten Menſchen verzehrt wird.

Aus dieſer Urſache muͤſſte in der Entfernung von 50 Meilen die Kultur des Bodens aufhoͤren, wenn auch die Hervorbringung des Korns gar keine Koſten verur - ſachte; da aber die Produktion des Getreides uͤberall Ar - beit und Koſten erfordert, ſo wird der Reinertrag des Land - baues ſchon in weit geringerer Entfernung von der Stadt aufhoͤren, und mit dem Reinertrag endet auch die Kul - tur des Bodens.

Es mag unrichtig erſcheinen, bei der Berechnung der Transportkoſten fuͤr große Entfernungen anzunehmen, daß der Wagen das Futter, welches die Pferde auf der Hin - und Zuruͤckreiſe gebrauchen, gleich mitnimmt, da doch das Futter auf der Ruͤckreiſe wohlfeiler zu kaufen ſey, als es hier durch die Verminderung der Ladung koſtet.

Das Futter, was unterwegs gekauft wird, iſt nicht fuͤr den Preis, den es an dem Orte wirklich gilt, zu ha - ben, ſondern es muß auch der Handelsvortheil, den der9 Wirth oder der Unterhaͤndler dafuͤr nimmt, mitbezahlt werden. Jedoch kann die Bezahlung dieſes Handelsprofits nicht ſo koſtbar werden, als die Mitnahme des Futters auf großen Reiſen.

Fuͤr weite Entfernungen kommt aber noch folgender Punkt in Betracht:

Die Transportkoſten ſind darnach berechnet, was ſie fuͤr eine Entfernung von 5 Meilen wirklich koſten. Die Pferde, welche im Sommer das Feld beſtellen, verfahren hier im Winter das Korn. Es brauchen alſo keine beſon - deren Pferde dazu gehalten zu werden, und auf das Konto des Kornverfahrens kommen bloß diejenigen Koſten, wel - che durch die verſtaͤrkte Arbeit der Pferde ſelbſt hervorge - bracht werden, als Hufbeſchlag, Abnutzung des Wagenge - raͤths, vermehrtes Futter u. ſ. w.; nicht aber die Zinſen vom Kapitalwerth der Pferde, und das Futter, was die Pferde im Winter zu ihrem Lebensunterhalt gebrauchen.

Fuͤr weite Entfernungen muͤſſen aber zum Kornver - fahren eigene Geſpanne gehalten werden, und dadurch vermehren ſich die Transportkoſten in Schfl. Rocken aus - gedruͤckt, fuͤr die entfernten Gegenden ſehr betraͤchtlich.

Dieſe erhoͤheten Koſten betragen wahrſcheinlich reich - lich ſo viel, als durch den Ankauf des Futters unterwegs erſpart werden kann; wenigſtens vermindern ſich die bei - den hier wiſſentlich gemachten Fehler gegenſeitig, und ich habe unter mehreren Verſuchen die Transportkoſten auf eine andere Art zu berechnen, der hier gewaͤhlten Methode, als der zutreffendſten, den Vorzug geben muͤſſen.

In der Folge kommen wir oft in die Lage, den Werth des Rockens auch fuͤr ſolche Entfernungen von der Stadt, die in obiger Tabelle nicht angefuͤhrt ſind, wiſſen zu muͤſſen. Wir beduͤrfen deshalb einer allgemeinen For -10 mel, und muͤſſen, ehe wir weiter gehen, folgende Frage loͤſen.

Wie hoch iſt der Werth des Rockens auf einem Gute, welches x Meilen vom Marktplatze entfernt iſt?

Die ganze Ladung eines Wagens betraͤgt 2400 , oder da wir den Schfl. Rocken zu 84 annehmen, 2400 / 84 Schfl. Rocken. Hiervon geht aber das mitzuneh - mende Pferdefutter ab, welches auf 5 Meilen 150 , auf x Meilen alſo 30x betraͤgt.

Zur Stadt gebracht werden alſo nur 2400 30x , oder 〈…〉 Schfl. Rocken; wofuͤr die Einnahme, den Schfl. Rocken zu Thlr. gerechnet 〈…〉 Thaler betraͤgt.

Die Transportkoſten betragen auf 5 Meilen 2,57 Schfl. Rocken und 1,63 Thaler; auf x Meilen alſo 〈…〉 Thaler.

Von der Einnahme = 〈…〉 Thaler muͤſſen abgezogen werden die Transportkoſten = 〈…〉 Dies gibt 〈…〉 Thlr. 〈…〉 oder 〈…〉 Thaler 〈…〉

Dies iſt die reine Einnahme fuͤr die nach der Stadt gebrachte Ladung von 〈…〉 Schfl. Rocken;11 〈…〉 Scheffel Rocken ſind alſo im Werth 〈…〉 Thaler 〈…〉 Schfl. Rocken, oder 〈…〉 Schfl. Rocken 〈…〉 Schfl. Rocken 〈…〉 Thlr., alſo 〈…〉 Sch. R. 〈…〉 Thlr., oder 12000 + 65, 88x Sch. R. = 18000 361,92x Thaler.

Hieraus ergibt ſich der Werth eines Scheffels Rocken 〈…〉 Thlr.

Dieſe Formel kann mit einer ſehr geringen Abwei - chung in folgende verkleinert werden: 1 Scheffel Rocken 〈…〉 Thaler.

Berechnung der Fracht, die es koſtet, eine volle Ladung von 2400 nach der Stadt zu bringen.

Soll die ganze Ladung nach der Stadt kommen, ſo muͤſſen den mit Waaren oder Produkten beladenen Wa - gen, andere Wagen, die das fuͤr die Pferde noͤthige Futter fahren, beygeſellt ſeyn.

Fuͤr 5 Meilen Entfernung von der Stadt beſteht ſonſt die Ladung eines Wagens aus 2250 Korn oder Waaren, und aus 150 Futter. Hier wird alſo um 15 volle Ladungen à 2400 nach der Stadt zu bringen, ein Wagen mit Futter fuͤr die Pferde erfordert.

16 Geſpann Pferde, deren Arbeit 16 × (2,57 Schfl. Rocken + 1,63 Thlr.) koſtet, bringen alſo nur 15 La -12 dungen nach der Stadt, welches an Fracht oder Trans - portkoſten fuͤr eine volle Ladung 16 / 15 (2,57 Schfl. Rocken + 1,63 Thlr.) ergibt.

Auf 10 Meilen Entfernung muß ſonſt ein Wagen 300 Futter mitnehmen, und die Ladung ſelbſt betraͤgt nur 2100 . Auf 7 Wagen mit voller Ladung kommt alſo 1 Wagen mit Futter, und die Fracht fuͤr eine volle Ladung die nach der Stadt gebracht wird, betraͤgt alſo 8 / 7 (2,57 Schfl. Rocken + 1,63 Thlr.)

Auf x Meilen Entfernung betraͤgt das mitzunehmende Futter fuͤr jeden Wagen 30x , und die Ladung bleibt 2400 30x . Sollen nun einige Wagen ganz mit Korn beladen werden, ſo muß fuͤr jeden 30x Futter auf einem andern Wagen mitgenommen werden. Ein Wa - gen kann alſo das Futter fuͤr 〈…〉 andere Wagen mitnehmen; oder auf 〈…〉 Wagen mit voller La - dung gehoͤrt ein Wagen mit Futter.

〈…〉 + 1 Wagen = 〈…〉 Wagen, wovon jeder 〈…〉 koſtet, die zu - ſammen alſo 〈…〉 koſten, bringen 〈…〉 volle Ladungen nach der Stadt.

Die Fracht fuͤr jede einzelne Ladung betraͤgt alſo 〈…〉 13= (2,57x Schfl. Rocken + 1,63x Thlr.) 〈…〉 Nun iſt der Preis eines Schfl. Rocken in der x Meilen von der Stadt entfernten Gegend = 〈…〉

Setzen wir nun in obiger Formel fuͤr den Rocken dieſen Preis, ſo erhalten wir 〈…〉 Dieſe Formel ſtimmt bis auf eine unbedeutende Kleinig - keit mit folgender uͤberein: 〈…〉 .

Ich nehme nun hiernach, in allen folgenden Berech - nungen, die Fracht oder die Transportkoſten fuͤr eine La - dung von 2400 zu 〈…〉 Thlr. an.

§. 5. Einfluß der Getreidepreiſe auf die Landrente.

Wir kommen nun zu dem Punkte, von wo die Un - terſuchungen des Verfaſſers eigentlich begonnen haben.

Er fuͤhlte, durch eine innere Nothwendigkeit getrie - ben, das Beduͤrfniß, uͤber den Einfluß der Getreidepreiſe auf den Landbau und uͤber die Geſetze, wodurch der Ge - treidepreis regulirt wird, zur klaren Anſicht zu gelangen.

14

Zur Loͤſung dieſer Aufgabe war eine genaue aus der Wirklichkeit ſelbſt geſchoͤpfte Berechnung, uͤber die mit dem Landbau und mit jedem einzelnen Zweige deſſelben ver - knuͤpften Koſten, unentbehrlich.

Dem Verfaſſer lagen zu dieſem Zwecke, die von ihm ſelbſt gefuͤhrten, ſehr ins Einzelne gehenden Rechnungen des Guts T. vor.

In dem Arbeitsjournal dieſes Guts wird jede auf dem ganzen Gute geſchehene Arbeit verzeichnet, und dies Journal wird am Ende des Jahrs in eine Ueberſicht zu - ſammengetragen, woraus ſich dann ergibt, wie viele Men - ſchen zum Hoken, Maͤhen u. ſ. w. erforderlich waren, und wie groß das Arbeitsquantum eines Arbeiters, eines Ge - ſpanns Pferde u. ſ. w. geweſen iſt.

Die Geld - und Kornrechnung, verbunden mit der Arbeitsrechnung, liefern die Data zu der Berechnung der Koſten der arbeitenden Kraͤfte, z. B. der Koſten einer Tageloͤhnerfamilie, eines Geſpanns Pferde, eines Wechſel - hakens u. ſ. w.

Aus der Quantitaͤt Arbeit, die die Beſtellung eines Feldes und die Einerntung einer Frucht erfordert, und aus den Koſten der Arbeiten ergeben ſich dann die Produk - tionskoſten dieſer Frucht; und endlich geht aus dem Roh - ertrage nach Abzug der Produktionskoſten, der reine Ueber - ſchuß, den der Anbau der Frucht liefert, hervor.

Eine ſolche Berechnung des Reinertrags jeder einzel - nen Frucht, der Hollaͤnderei, der Schaͤferei und jedes ein - zelnen Zweigs der Wirthſchaft, habe ich von dem Gute T. fuͤr die 5 Jahre von 1810 bis 1815 durchgefuͤhrt und dieſe ſpecielle Berechnung hat mit der Summe des Reiner - trags eine Uebereinſtimmung bis auf 29,8 Thaler gegeben.

Die Reſultate dieſer Rechnung ſind nun die Grund - lage fuͤr alle in dieſer Schrift weiterhin vorkommenden Berechnungen und Folgerungen.

15

Indem wir nun aber von den Erfahrungen, die ein einzelnes Gut in einem beſtimmten Zeitraum geliefert hat, ausgehen, wird die eigentliche Aufgabe fuͤr unſere naͤchſten Unterſuchungen folgende: wie muß ſich die Landrente und die Bewirth - ſchaftungsart des Guts T. aͤndern, wenn wir ſtuf - fenweiſe immer niedrigere Kornpreiſe annehmen.

Der iſolirte Staat iſt bei dieſer ganz auf der Wirk - lichkeit beruhenden Unterſuchung nur eine bildliche Dar - ſtellung, eine Form die den Ueberblick erleichtert und er - weitert2)Ein Freund, dem ich das Manuſcript mittheilte, machte zu die - ſer Stelle folgende Bemerkung, die ich, wie ich glaube, dem Le - ſer mittheilen darf. « Ein Spiegel, den die Theorie hinſtellt, um in ihm die ver - « worrenen und ſich kreuzenden Linien der Erſcheinung, in reiner « Perſpektive ſichtbar werden zu laſſen. »« Eine Form, mit der wir den Brennpunkt der Erſchei - « nung meinen getroffen zu haben, ſo daß wir faſt analytiſch « daraus die einzelnen vereinigten Richtungen entwickeln koͤnnen, « indem wir zugleich durch eine geiſtige Syntheſis das Ganze « naturgemaͤß erbauen. »« Was wir thun, iſt im Grunde dies, daß wir einen klei - « nen beſtimmten Punkt der Erfahrung, ein einzelnes Gut, zur « wiſſenſchaftlichen Hoͤhe, d. h. zur Allgemeinheit zu erheben ver - « ſucht haben; denn in der That muß jedes Glied eines organi - « ſchen Ganzen auch in dieſer vereinzelten Geſtalt den allgemei - « nen Typus an ſich hervortreten laſſen, und nur, indem wir das « allgemeine Geſetz an ſolchen beſtimmten Punkten nachzuweiſen, « oder das Vereinzelte unter ſeiner urbildlichen Form aufzuſtellen « im Stande ſind, koͤnnen wir ſagen, daß uns die erſcheinende « Welt und ihr Geſetz klar geworden ſey. Und zu ſolcher Auf - « faſſung ſind wir hier vollkommen berechtigt, ja aufgefordert; « denn die buͤrgerliche Geſellſchaft und der Staat ſind keine Ma - « ſchine, bei der Urſache und Wirkung ſich trennte, ſondern ein « wahrhaft organiſches Gebilde, daher hier eben ſo Alles bewirkt, « als ſelber wirkend wird, kurz es findet hier eine Wechſel - « wirkung ſtatt. »; die wir aber nicht aufgeben duͤrfen, weil ſie, wie die Folge ergeben wird, ſo reich an Reſultaten iſt.

16

In dem iſolirten Staat nehmen die Kornpreiſe im - mer mehr ab, je weiter ein Gut von der Stadt entfernt liegt. Wenn wir nun fuͤr das Gut T. berechnen, wie immer mehr verminderte Preiſe auf die Bewirthſchaftungs - art des Guts einwirken muͤſſen: ſo koͤnnen wir fuͤr jeden angenommenen Preis in dem iſolirten Staat einen Stand - punkt nachweiſen, wo derſelbe Preis ſtatt findet. Wir koͤn - nen uns dann das Gut nach dieſer Gegend verſetzt den - ken, und wir erhalten dadurch eine bildliche Vorſtellung, gleichſam eine Charte der Veraͤnderungen, die das Gut durch die verminderten Kornpreiſe erlitten hat.

Die Arbeiten, welche mit der Produktion des Getrei - des verbunden ſind, zerfallen in 2 Klaſſen:

  • 1) in ſolche, die ſich nach der Groͤße des Feldes richten;
  • 2) in ſolche, die mit der Groͤße der Ernte im Ver - haͤltniß ſtehen.

Zur erſten Klaſſe gehoͤren: das Pfluͤgen, Hoken, Eg - gen, Saͤen, Grabenaufraͤumen u. ſ. w.; denn fuͤr einen und denſelben Boden bleiben dieſe Arbeiten gleich, das Feld mag reiche oder kuͤmmerliche Ernten tragen. Die Groͤße dieſer Arbeiten wird durch die phyſiſche Beſchaffen - heit des Bodens bedingt, nicht durch den Ertrag. Ich nenne dieſe Arbeiten, Beſtellungsarbeiten, und die Koſten derſelben, Beſtellungskoſten.

2)« Bei einer Wechſelwirkung iſt aber klar, wie ſehr daſelbſt je - « der Punkt, jedes Moment, ſobald es im Ganzen thaͤtig iſt, auch « den ganzen Zuſammenhang muͤſſe in ſich aufgenommen haben, « um nur thaͤtig ſeyn zu koͤnnen. Solchen Zuſammenhang nach « ſeinem Beduͤrfniß einzuſehen, iſt die Aufgabe des denkenden « Landwirths, der aber eben durch dieſen Zuſammenhang in die « Sphaͤre der Nationaloͤkonomie wird verwieſen werden. Was « ihm dann fruͤher aͤußere Noth und Nothwendigkeit daͤuchte, « wird ihm nun als Geſetz innerer Belebung befriedigend ent - « gegen treten. »

17

In die zweite Klaſſe kommen: das Einfahren des Korns, das Dungfahren, das Dreſchen u. m. a. Das Einfahren und Dreſchen richtet ſich augenſcheinlich nach der Groͤße der Ernte, aber dies iſt nicht minder bei den Dungfuhren der Fall; denn der Boden wird im Verhaͤlt - niß der Groͤße der Ernten erſchoͤpft und bedarf in dem Maße, wie die Ausſaugung groͤßer wird, auch einen groͤ - ßern Dungerſatz. Die Koſten dieſer Arbeiten faſſe ich un - ter der gemeinſchaftlichen Benennung, der Erntekoſten, zuſammen.

Fuͤr einen und denſelben Boden haͤngt der groͤßere oder geringere Kornertrag wenn die Wirthſchaft und alle andere einwirkende Potenzen dieſelben bleiben al - lein von dem Reichthum des Bodens an Pflanzennah - rung ab3)Es iſt hier immer nur von einer und derſelben Bodenart die Rede, die aber auf verſchiedenen Stufen des Reichthums ſteht. Man kann unſtreitig durch eine ausſaugende Wirthſchaft einen Boden von 10 Koͤrnern Ertrag bis zu 4 Koͤrnern herunter - bringen, und bei dieſem niedern Ertrag erſpart man zwar an Erntekoſten, aber der Boden erfordert dennoch dieſelben Beſtel - lungskoſten, wie fruͤher bei dem hoͤhern Ertrage. Boden von verſchiedener phyſiſcher Beſchaffenheit koͤnnen bei gleichem Reichthum ebenfalls einen ſehr verſchiedenen Er - trag geben, der Thonboden vielleicht 10, der Sandboden nur 4 Koͤrner, und erſterer erfordert denn weit groͤßere Beſtellungs - koſten als letzterer. In dieſem Werke aber iſt die Einwirkung verſchiedener Bodenarten auf den Ertrag und auf die Bearbei - tungskoſten nirgends Gegenſtand der Unterſuchung. Ich muß bei dieſer Gelegenheit auf die bereits ausgeſprochene Bemerkung verweiſen: daß naͤmlich die hier vorkommenden Zahlenverhaͤlt - niſſe, von einem einzelnen Punkte der Erfahrung entnommen, auch nur fuͤr dieſen einzelnen Fall zutreffend ſind, daß von jedem an - dern Standpunkte aus die Berechnung mit andern Zahlen be - ginnen, und andere Reſultate in Zahlen liefern muß; daß dage - gen die hier beobachtete Methode allgemein anwendbar ſey, und daß das von jedem einzelnen Standpunkte aus Betrachtete im - mer dieſelben Folgerungen zulaſſe. Hier z. B., daß die Land -.

218

Da nun die Beſtellungskoſten immer gleich bleiben, die Erntekoſten aber mit dem Kornertrage im direkten Ver - haͤltniſſe zu oder abnehmen, ſo ſind wir, wenn dieſe beiden Klaſſen von Ausgaben genau und ſcharf geſchieden ſind, dadurch in den Stand geſetzt, den Geldertrag eines Guts fuͤr alle Grade der Fruchtbarkeit des Bodens zu berechnen.

Die aus den auf dem Gute T. gemachten Erfah - rungen entnommenen Daten, angewandt auf einen Ger - ſtenboden erſter Klaſſe, und auf die Mecklenburgiſche ſie - benſchlaͤgige Koppel-Wirthſchaft mit der Fruchtfolge:

  • 1) Brache,
  • 2) Rocken,
  • 3) Gerſte,
  • 4) Hafer,
  • 5) Weide,
  • 6) Weide,
  • 7) Weide,

geben uns nun die nachſtehenden Reſultate.

Eine Ackerflaͤche von 100000 Mecklenburgiſchen Qua - dratruthen4)Eine Mecklenburgiſche Ruthe haͤlt 16 Luͤbecker Fuͤße; 118 Meckl. R. ſind einem Magdeburger Morgen gleich. gibt, wenn der Kornertrag 10 Berliner Scheffel Rocken auf 100 R. iſt5)Da der Ausdruck: « der Boden gibt auf 100 R. ſo und ſo viele Berliner Schfl. Ertrag, » ſo lang und ſchleppend iſt, und doch ſo oft wiederkehren muͤßte, ſo habe ich es vorgezogen, in der Folge, den Ertrag in Koͤrnern anzugeben. Unter Koͤrner - ertrag verſtehe ich aber immer den Ertrag, den eine Flaͤche von 100 Meckl. R. in Berliner Scheffeln gibt wodurch denn alle Unbeſtimmtheit, die ſonſt mit der Angabe des Ertrags in Koͤrnern verbunden iſt, verſchwindet., und der Werth des3)rente jedes Bodens bloß durch Verminderung des Reichthums bis zu Null herabſinke.19 Rockens auf dem Gute ſelbſt alſo nach Abzug der Transportkoſten 1,291 Thaler Gold fuͤr den Berliner Scheffel betraͤgt, einen Rohertrag von5074 Thlr. Gold.

Die Ausgaben betragen:

  • 1) Der Werth der Ausſaat von den drei Halmfruͤchten und dem Klee 626 » »
  • 2) Beſtellungskoſten873 » »
  • 3) Erntekoſten765 » »
  • 4) Allgemeine Kulturkoſten, die ſich auf keinen ein - zelnen Zweig der Wirthſchaft repartiren laſſen, naͤmlich:
    • a) Adminiſtrationskoſten;
    • b) Unterhaltungskoſten der Gebaͤude;
    • c) Zinſen vom Werth der Gebaͤude, Einzaͤunungen u. ſ. w. beim Zinsfuß von 5 prct.;
    • d) Beitraͤge zu dem Brand - und Hagelaſſekuranz - Kompagnien;
    • e) Abgaben an Prediger und Schullehrer;
    • f) Zinſen des Betriebskapitals; (die Zinſen vom Werth des Inventarii ſind repartirt);
    • g) Unterſtuͤtzung der Armen auf dem Gute;
    • h) Unterhaltung des Nachtwaͤchters;
    • i) Unterhaltungskoſten der Wege und Bruͤcken, der Hauptabtheilungs - und Graͤnzgraͤben;
    • k) Vermiſchte Ausgaben, die das Ganze der Wirth - ſchaft betreffen.

Dieſe allgemeinen Kulturkoſten betragen zuſammen1350 Thlr. oder 26,6 prct. vom Rohertrage, mit welchem dieſe Ausgaben zwar nicht ganz genau, aber doch am mehrſten im Verhaͤltniß ſtehen.

Die Summe dieſer vier Ausgaben be - traͤgt3614 »2*20dieſe vom Rohertrage5074 Thlr. abgezogen, bleibt der voͤllig reine Ertrag des Bodens, oder die Landrente1460 »

Wir muͤſſen die Gutseinkuͤnfte von dem Bodener - trage, oder der Landrente, genau unterſcheiden. Ein Gut iſt ſtets mit Gebaͤuden, Einzaͤunungen und andern Gegen - ſtaͤnden von Werth, die vom Boden getrennt werden koͤn - nen, verſehn. Die Einkuͤnfte, die ein Gut gewaͤhrt, ent - ſpringen alſo nicht ganz aus dem Grund und Boden, ſondern ſind zum Theil nur Zinſen des in dieſen Werths - gegenſtaͤnden ſteckenden Kapitals. Was nach Abzug dieſer Zinſen von den Gutseinkuͤnften noch uͤbrig bleibt, ge - hoͤrt dem Grund und Boden an, und wird Landrente genannt.

Noch muß ich darauf aufmerkſam machen, daß un - ter den eben genannten, mit dem Landbau verbundenen Ausgaben, keine Abgaben an den Staat aufgefuͤhrt und auch nicht darunter begriffen ſind. Der Zweck unſerer Unterſuchung fordert naͤmlich, daß wir den iſolirten Staat im allgemeinen und den Landbau deſſelben insbeſondere zuerſt unter der Bedingung betrachten, daß gar keine Ab - gaben an den Staat ſtatt finden. Was wir Landrente nennen, iſt alſo der reine Geldertrag des Bodens, von dem noch keine Abgabe entnommen iſt.

Nach den obigen Saͤtzen koͤnnen wir nun auch die Landrente deſſelben Bodens, der wegen minderen Reich - thums an Pflanzennahrung auf einer niedrigern Stuffe der Fruchtbarkeit ſteht, berechnen.

Es ſey z. B. der Koͤrnerertrag des Rockens = 8 Schfl. Der Ertrag des Rockens iſt zugleich der Maßſtab fuͤr das Gedeihen der beiden nachfolgenden Halmfruͤchte und der Ergiebigkeit der Weide, und ſteht dadurch im direkten Verhaͤltniſſe mit dem geſammten Rohertrage.

21

Fuͤr 10 Koͤrner war der Rohertrag 5074 Thlr.; fuͤr

  • 8 Koͤrner alſo 8 / 10 × 5074 = 4059 Thlr.
  • Die Ausſaat bleibt unveraͤndert = 626 Thlr.
  • Die Beſtellungskoſten bleiben = 873 »
  • Die Erntekoſten richten ſich nach dem Ertrag und betragen 8 / 10 × 765 = 612 »
  • Die allgemeinen Kulturkoſten ſte - hen im Verhaͤltniß mit dem Rohertrage und ſind demnach = 8 / 10 × 1350 = 1080 »
    • Summe der Koſten 3191 »
    • Die Landrente betraͤgt 868 Thlr.

Dieſe Berechnungen, wo das Geld zum Maßſtab dient, koͤnnen aber nur fuͤr einen Standpunkt und fuͤr ei - nen gewiſſen Getreidepreis hier 1,291 Thlr. fuͤr den Scheffel zutreffend ſeyn, und das Reſultat aͤndert ſich mit der leiſeſten Aenderung des Getreidepreiſes. Da nun aber in unſerm iſolirten Staat der Rocken in den ver - ſchiedenen Kreiſen einen ſo ſehr verſchiedenen Geldpreis hat: ſo muͤſſen wir, um allgemeine Formeln zu entwer - fen, den Rocken ſelbſt zum Maßſtab nehmen, in ſo weit, als Ausgabe und Einnahme damit im Verhaͤltniß ſtehen und ſich dadurch meſſen laſſen.

Der Rohertrag einer reinen ſiebenſchlaͤgigen Koppelwirth - ſchaft, wie wir ſie eben angenommen haben, beſteht theils aus Getreide, theils aus Produkten der Viehzucht. Die außer dem Rocken noch erzeugten Getreidearten, Gerſte und Hafer koͤnnen nach Verhaͤltniß ihres innern Werths und ihrer Nahrhaftigkeit auf Rocken reduzirt werden, und ſo - mit laͤßt ſich die ganze Getreideernte in Scheffeln Rocken ausdruͤcken.

Im Preisverhaͤltniß zwiſchen dem Rocken und den22 animaliſchen Produkten Fleiſch, Butter, Wolle u. ſ. w. laſſen ſich zwei verſchiedene Faͤlle denken:

  • 1) In ſo fern das Fleiſch durch ſeine groͤßere Nahr - haftigkeit eine groͤßere Quantitaͤt Brot erſetzt, wird zwiſchen Fleiſch und Brot ein feſtſtehendes Preisverhaͤltniß ſtatt finden.
  • 2) In ſo fern die Erzeugung der animaliſchen Pro - dukte im Verhaͤltniß zu der Kornproduktion mehr oder minder koſtbar iſt, werden auch die anima - liſchen Produkte zu einem hoͤhern oder niedrigern Preiſe, im Verhaͤltniß gegen den Getreidepreis zu Markt gebracht werden koͤnnen.

Wir legen bei unſerer Unterſuchung den erſten Fall zum Grunde, und nehmen an: daß der Preis der anima - liſchen Produkte an jedem Orte des Staats mit dem Ge - treidepreis in demſelben Verhaͤltniß ſtehe.

Demnach kann auch der Werth der animaliſchen Pro - dukte, die der Landbau liefert, in Schfl. Rocken ausge - druͤckt, und ſomit der Rohertrag ganz in Rocken ange - geben werden.

Ob nun aber dieſe Annahme fuͤr unſern iſolirten Staat die richtige iſt, oder nicht, wird aus der Folge die - ſer Unterſuchung hervorgehen.

Unter den verſchiedenen Ausgaben beim Landbau be - ſteht die Ausſaat faſt ganz aus Getreide, und braucht nur ihrem wirklichen Betrage nach auf Rocken reduzirt zu werden.

Von den Beſtellungs -, Ernte - und allgemeinen Kultur - koſten beſteht ein Theil gradezu aus Korn, z. B. Dre - ſcherlohn, Speiſung des Geſindes, Futter fuͤr die Pferde u. m. a. Ein zweiter Theil wird durch Korn und Geld zuſammen bezahlt. So richten ſich z. B. der Tageloyn des gewoͤhnlichen Arbeiters und die Arbeitspreiſe der Hand - werker, nicht ganz und gar nach dem Kornpreiſe; aber ſie23 ſind theurer in der Gegend, wo der Mittelpreis des Korns hoch iſt, wohlfeiler, wo dieſer niedrig iſt. Dieſe Ausga - ben muͤſſen alſo durch Rocken und Geld zugleich, und zwar in dem Maße, als jedes in dem Preiſe der Arbeit enthalten iſt, ausgedruͤckt werden. Der dritte und letzte Theil dieſer Ausgaben iſt von dem Getreidepreiſe ganz und gar unabhaͤngig, z. B. Salz und alle Metalle; denn wenn dieſe auch an dem Orte, wo ſie gewonnen und ver - arbeitet werden, mit dem Getreidepreiſe der Gegend in einer gewiſſen Verbindung ſtehen: ſo gibt doch der Ro - ckenwerth derjenigen Gegend, wo ſie verbraucht werden, gar keinen Maßſtab ihres Preiſes ab; ja ſie koͤnnen ſo - gar in den Laͤndern, wo das Getreide am wohlfeilſten iſt, am theuerſten ſeyn, wenn ſie naͤmlich aus weiter Ferne dahin gebracht werden muͤſſen. Dieſer Theil der Ausga - ben muß alſo in Geld ausgedruͤckt bleiben.

Welcher Antheil der ganzen Ausgabe nun durch Geld und wie viel davon durch Korn zu bezahlen und auszu - druͤcken ſey dies muß nothwendig fuͤr jedes Land, ja fuͤr jede Provinz verſchieden ſeyn. Je mehr ein Staat ſeine Beduͤrfniſſe ſelbſt erzeugt, je mehr, durch eine gleich - maͤßige Verbreitung der Fabriken und des Bergbaues uͤber das ganze Land, die Transportkoſten beim Umtauſch der Waaren vermindert werden, um ſo mehr wird der Rocken Maßſtab des Werths der Dinge ſeyn, und ein um ſo groͤßerer Theil der den Landbau treffenden Ausga - ben kann in Rocken ausgedruͤckt werden. Je aͤrmer da - gegen ein Land an Fabriken iſt, je mehr das Land ſeine Beduͤrfniſſe durch Umtauſch von Waaren und durch den Handel aus weiter Ferne erhaͤlt, je entfernter alſo Kon - ſumenten und Produzenten von einander wohnen, um ſo groͤßer wird der Antheil ſeyn, der von obigen Ausgaben in Geld ausgedruͤckt werden muß.

So verſchieden nun auch fuͤr verſchiedene Stand -24 punkte, dieſes Verhaͤltniß in Zahlen ausgeſprochen, erſchei - nen muß, ſo gewiß iſt es doch, daß ein ſolches Verhaͤltniß uͤberhaupt an jedem Orte ſtatt findet, daß es z. B. kein einziges Land gibt, wo dieſe Ausgaben ganz in Geld, kein einziges, wo ſie ganz in Korn angegeben werden duͤrfen. Von jedem andern Standpunkt aus, wird man die Rech - nung mit andern Zahlen beginnen; aber die Methode bei der Entwickelung der Reſultate aus dieſem Verhaͤltniß wird uͤberall dieſelbe ſeyn.

Wir nehmen bei unſern fernern Berechnungen einen Standpunkt an, wo von den genannten Ausgaben ¼ in Geld und ¾ in Korn angegeben werden muß.

Die oben gegebene Berechnung des Ertrags von 100000 R. Ackerland erhaͤlt dann folgende Geſtalt:

Der Rohertrag war bei dem Ertrage von 10 Koͤr - nern 5074 Thlr. Dieſer Geldwerth des rohen Ertrags findet ſtatt, wenn der Schfl. Rocken auf dem Gute den Werth von 1,291 Thlr. hat.

In Rocken ausgedruͤckt iſt alſo der rohe Ertrag = 〈…〉 = 3930 Schfl. Rocken.

Der Werth der Ausſaat betraͤgt 626 Thaler, oder 〈…〉 = 485 Schfl. Rocken.

  • Die Beſtellungskoſten betragen873 Thlr.;
  • hievon ¼ in Geld218 »
  • in Korn muß angegeben werden655 Thlr.;
  • 655 Thlr. ſind gleich 〈…〉 = 507 Schfl. Rocken.
  • Die Erntekoſten betragen765 Thlr.;
  • hievon ¼ mit192 »
  • bleibt in Korn auszudruͤcken573 Thlr.;
25
  • 573 Thaler ſind gleich 〈…〉 = 444 Schfl. Rocken.
  • Der Betrag der allgemeinen Kultur - koſten iſt1350 Thlr.;
  • hievon ¼ in Geld337
    6)Um die Rechnung nicht zu ſehr zu erſchweren, ſind hier und in den folgenden aͤhnlichen Rechnungen die Bruͤche theils weggelaſ - ſen, theils ſind dafuͤr zur Ausgleichung ganze Zahlen geſetzt. Da wir hier mit ziemlich großen Zahlen rechnen, ſo kann die Richtigkeit der Reſultate dadurch nicht weſentlich verletzt werden.
    6) »
  • der Reſt von 1013 Thlr.
  • muß ebenfalls in Rocken angege - ben werden und betraͤgt 〈…〉 = 784 Schfl. Rocken.

Die vier genannten Ausgaben betragen zuſammen 2220 Schfl. Rocken und 747 Thlr. Zieht man dieſe Aus - gabe von dem Rohertrage = 3930 Schfl. Rocken ab, ſo bleibt ein Ueberſchuß an Korn von 1710 Schfl. Rocken, wovon dann noch die Geldausgabe von 747 Thlr. abge - zogen werden muß, um die reine Landrente zu finden. Da dieſer Abzug hier aber nicht wirklich geſchehen kann, ſo muß dies durch das Zeichen « ÷ » bloß angezeigt werden.

Die Landrente betraͤgt demnach 1710 S. R. ÷ 747 Thlr. Nachdem wir nun fuͤr die Groͤße der Landrente eine ſo einfache Formel gefunden haben, koͤnnen wir den Be - trag der Landrente fuͤr jeden beliebigen Kornpreis in Geld angeben.

a) Fuͤr den Preis von 2 Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken betraͤgt die Landrente 1710 Schfl. Rocken à 2 Thaler = 3420 Thlr. ÷ 747 Thlr. = 2673 Thlr.

b) Fuͤr den Preis von Thlr.

iſt die Landrente = 1710 × = 2565 747 = 1818 Thlr.

26

c) Fuͤr den Preis von 1 Thlr.

betraͤgt die Landrente 1710 à 1 = 1710 747 = 963 Thlr.

d) Fuͤr den Preis von ½ Thlr.

iſt die Landrente 1710 × ½ = 855 747 = 108 Thlr.

Es ergibt ſich hieraus, daß die Landrente in einem viel groͤßern Verhaͤltniſſe als die Kornpreiſe abnimmt. Die Landrente verſchwindet endlich gaͤnzlich, wenn 1710 Schfl. Rocken im Werth gleich 747 Thlr. ſind, und dies iſt der Fall, wenn der Scheffel Rocken 0,437 Thlr. oder 21 ßl. gilt.

Die Berechnung der Landrente fuͤr Boden von ver - ſchiedenen Graden der Fruchtbarkeit iſt nun in nachfol - gender Ueberſicht zuſammengeſtellt.

27
28
29

Es zeigt ſich hier allgemein folgendes Geſetz:

Je mehr die Fruchtbarkeit des Bodens abnimmt, deſto koſtbarer wird die Erzeugung des Korns und Boden von geringer Fruchtbarkeit kann nur bei hohen Getreide - preiſen angebauet werden.

Ehe wir weiter gehen, muͤſſen wir zuvor einen Blick auf das bisher beobachtete Verfahren zuruͤckwerfen, und fragen, ob aus den, von einem Stadpunkte aus, gemach - ten Beobachtungen, allgemein guͤltige Geſetze entwickelt werden koͤnnen.

Man kann und wird ſagen:

« Die Berechnungen uͤber die Koſten der Arbeit, uͤber « das Verhaͤltniß des rohen zum reinen Ertrag, moͤgen « mit noch ſo großer Genauigkeit aus der Wirklichkeit « entnommen ſeyn: ſo ſind ſie doch nur fuͤr den einen « Standpunkt, fuͤr dies eine Gut guͤltig. Schon auf dem « benachbarten Gute iſt alles anders: hier iſt nicht mehr « derſelbe Boden, hier ſind nicht mehr dieſelben Arbeiter. « Der Boden kann ſchwerer oder leichter zu bearbeiten « ſeyn, die Arbeiter koͤnnen mehr oder weniger thaͤtig und « kraͤftig ſeyn; der Boden ſelbſt erfordert alſo eine groͤßere « oder geringere Quantitaͤt Arbeit, und die Arbeit ſelbſt « kann nach Verſchiedenheit der arbeitenden Kraͤfte wohl - « feiler oder koſtbarer werden. Die von dem erſten Gute « entlehnten Berechnungen werden hier alſo nirgends genau « zutreffen, und die Richtigkeit derſelben iſt ganz an den « Ort gebunden, von dem ſie hervorgegangen ſind. Aus « dem, was nur an einem Orte und ſonſt nirgends guͤl - « tig iſt, koͤnnen aber auch keine allgemein guͤltigen Ge - « ſetze hervorgehen. »

Ich antworte hierauf:

Es iſt allerdings wahr, daß dieſe Berechnungen ſchon30 auf dem benachbarten Gute nicht mehr voͤllig zutreffen, vielweniger alſo noch auf ſehr entfernten Guͤtern, unter einem andern Himmelsſtrich, mit Arbeitern von einem andern Nationalcharakter. Aber ich frage: wird der Land - wirth, der lange auf einem Gute gewohnt, und der durch die moͤglichſt genaue Beachtung aller gemachten Erfahrun - gen ſich eine genaue Kenntniß der Koſten und des Rein - ertrags des Landbaues verſchafft hat, wird dieſer Land - wirth, nach einem andern Gute verſetzt, von ſeinen auf dem erſten Gute erworbenen Kenntniſſen nun nichts mehr gebrauchen koͤnnen? Waͤre dies der Fall, ſo wuͤrde jeder Landwirth mit einer Ortsveraͤnderung ſeine Lehrjahre von Neuem beginnen muͤſſen, ehe er die Wirthſchaft zu fuͤh - ren verſtaͤnde, ſo koͤnnte keiner die Landwirthſchaft anders als an dem Orte, wo er kuͤnftig wohnen ſollte, erlernen. Dies kann und wird man nicht zugeben wollen. Alſo muß auch in den, an einem Orte erworbenen Kennt - niſſen etwas liegen, was allgemein guͤltig und nicht an Zeit und Ort gebunden iſt. Und grade dies Allgemein - guͤltige iſt es, was wir hier zu erforſchen ſtreben.

In dem Vorhergehenden ſind hauptſaͤchlich drei Saͤtze ausgeſprochen, deren Allgemeinguͤltigkeit behauptet wird, und von deren Richtigkeit die Richtigkeit unſerer Unter - ſuchung abhaͤngig iſt, weshalb ich ſie hier zuſammenſtelle und wiederhole.

Erſter Satz. Der Werth des Getreides auf dem Gute ſelbſt nimmt ab mit der groͤßern Entfernung des Guts vom Marktplatze.

Je entfernter das Gut vom Marktplatze iſt, deſto groͤßer ſind die Transportkoſten des Getreides, folglich um ſo geringer der Werth deſſelben auf dem Gute ſelbſt.

Das Getreide hat eben ſo, wie jede andere Waare, gar keinen Werth, wenn ſich kein Konſument findet, der deſſen bedarf. In unſerm iſolirten Staat finden ſich fuͤr31 das Getreide, was mehr als zum eigenen Bedarf gebauet iſt, keine andere Konſumenten, als die Bewohner der Stadt. Wird nun aus ſo ſehr entfernten Gegenden Korn nach der Stadt gefahren, daß das Zugvieh waͤhrend der Reiſe die eine Haͤlfte der Ladung ſelbſt verzehrt, und nur die andere Haͤlfte zum Verkauf und zur Konſumtion nach der Stadt gelangt: ſo iſt es ſehr begreiflich, daß man auf dem Lande mit 2 Schfl. Rocken nicht mehr Geld er - kaufen kann, als mit einem Scheffel in der Stadt.

Doch dieſer Satz bedarf vielleicht ſo wenig einer Er - laͤuterung als eines Beweiſes.

Zweiter Satz. Die Preiſe der Beduͤrfniſſe des Landwirths ſtehen nicht alle im Verhaͤltniß mit dem Korn - preiſe; oder die Koſten, die die Kultur des Bodens erfor - dert, koͤnnen in verſchiedenen Gegenden nicht mit einer und derſelben Quantitaͤt Getreide bezahlt werden.

Dieſer Satz geht aus dem erſten Satze hervor; denn eine Waare, die in der Stadt mit einem Schfl. Rocken in gleichem Preiſe ſteht, muß in der entfernten Gegend, wo der Rocken nur den halben Werth hat, im Preiſe gleich 2 Schfl. Rocken ſeyn, vorausgeſetzt, daß dieſe Waare nicht anders als aus der Stadt zu haben iſt.

Wir haben oben Salz und Metalle als Waaren von dieſer Gattung genannt; daſſelbe gilt vom Tuch und von andern Waaren, die nicht auf dem Lande fabrizirt werden koͤnnen.

Dies erſtreckt ſich aber auch auf die Beſoldungen und Honorare der hoͤhern Staͤnde. Der Arzt, der Beamte u. m. a. koͤnnen ihre Bildung nur in der Stadt erhalten; das Ka - pital, was ſie auf ihre Ausbildung verwandt haben, rich - tet ſich nach den Preiſen in der Stadt, und um dies Kapital wieder verguͤtet zu erhalten, duͤrfen ihre Arbeiten nicht im Verhaͤltniß des Rockenpreiſes der Gegend, wo ſie wohnen, bezahlt werden.

32

Dritter Satz. Von den mit der Produktion des Getreides verbundenen Koſten, ſteht ein Theil im Ver - haͤltniß mit der Groͤße der beſtellten Flaͤche, ein anderer Theil mit der Groͤße der Ernten.

Zu jenem Theil habe ich die Ausſaat - und Beſtel - lungskoſten, zu dieſem die Erntekoſten und allgemeinen Kulturkoſten gerechnet.

Man kann die Richtigkeit der von mir gemachten Eintheilung in Zweifel ziehen; man kann ſagen, daß die Ausſaat und die Beſtellungskoſten nicht unveraͤndert blei - ben, wenn der Ertrag von derſelben Flaͤche ſich aͤndert; daß ferner die Erntekoſten nicht gleich bleiben, wenn die - ſelbe Ernte von einer groͤßern oder geringern Flaͤche ge - wonnen wird. Aber nimmermehr wird man behaupten koͤnnen, daß die Arbeit des Pfluͤgens ſich nach der Groͤße der Ernte, oder daß das Einfahren des Getreides ſich ganz nach der Groͤße des Feldes richte. Wie man nun auch die von mir gewaͤhlte Eintheilung modifiziren mag, immer wird man darauf zuruͤckkommen, daß irgend ein Antheil der Arbeit der Groͤße des beſtellten Feldes, ein anderer der Groͤße der Ernte proportional ſey, und hierin liegt ſchon die Anerkennung des oben ausgeſprochenen Satzes.

Wenn nun Jemand ein anderes Gut unter Ver - haͤltniſſen, die denen des Guts T. nicht aͤhnlich ſind zum Standpunkt ſeiner Betrachtung naͤhme, die Koſten der Arbeit, die Produktionskoſten des Getreides, die Land - rente u. ſ. w. nach den aus der Wirklichkeit entnommenen Daten berechnete, und nun auf der Baſis der obigen Saͤtze und nach derſelben hier beobachteten Methode die Rechnung fortfuͤhrte und Folgerungen daraus zoͤge: ſo wuͤrde ſich aus der Vergleichung beider Unterſuchungen33 ergeben, daß die Rechnungen mit ganz verſchiedenen Zah - len gefuͤhrt waͤren; aber es wuͤrde ſich finden, daß in manchen Endreſultaten und Folgerungen, wenn dieſe in Worten ausgeſprochen werden, wieder eine voͤllige Ueber - einſtimmung herrſche.

Was nun daſſelbe Verfahren, auf ein 3tes und 4tes Gut u. ſ. w. angewandt, als Gemeinſchaftliches, voͤllig Uebereinſtimmendes ergaͤbe, das wuͤrden wir als allge - meines Geſetz anerkennen muͤſſen: denn was, von jedem Standpunkt aus betrachtet, ſich immer gleich zeigt, das muß auch allgemeine, an Ort und Zeit nicht gebundene, Guͤltigkeit haben.

Wir koͤnnten mehrere in dieſer Schrift entwickelte Reſultate als Beiſpiele aufſtellen, wenn wir dieſe vorweg anfuͤhren duͤrften; aber wir koͤnnen uns auch ſchon auf das im Vorhergehenden dargeſtellte Geſetz, daß die Pro - duktion des Getreides immer koſtbarer wird, je aͤrmer der Boden iſt, beziehen.

Dieſe Geſetze muͤſſen, gerade weil ſie allgemein ſind, in jeder Wirthſchaft, auf jedem Gute wirkſam ſeyn. Die Groͤße der Ernte, des Reinertrags u. ſ. w., iſt der ſicht - bare Ausdruck dieſer Geſetze, modifizirt durch oͤrtliche Ein - wirkungen.

Wenn wir nun fuͤr einen einzelnen Standpunkt die Groͤßen, worin ſich die Natur ausſpricht, aus der Natur ſelbſt ſchoͤpfen (durchaus aber nicht willkuͤrlich annehmen) und nun mit Konſequenz aus den bekannten Groͤßen und den allgemeinen Grundſaͤtzen, Folgerungen und Reſultate ziehen: ſo koͤnnen wir demnach verſichert ſeyn, daß auch in dieſen nur aus einem Standpunkt entnommenen Reſultaten, ſich die allgemeinen Geſetze ausgeſprochen ha - ben. Aber ſicherlich iſt nicht jedes gefundene Reſultat ein allgemeines Geſetz, ſondern manches iſt nur eine bloß oͤrtlich guͤltige Regel.

334

Da nun der Einzelne nicht im Stande iſt, die Un - terſuchung von mehreren Standpunkten, viel weniger noch von jedem Standpunkt aus, anzuſtellen (wodurch nach Obigem das Allgemeinguͤltige von dem bloß Oertlichguͤlti - gen geſchieden wird): ſo iſt es ſehr wichtig, Merkmale aufzufinden, woran auch der einzelne Beobachter die Ge - ſetze von den oͤrtlichen Regeln unterſcheiden koͤnne.

Ein ſolches Huͤlfsmittel gewaͤhrt uns nun die Buch - ſtabenrechnung. Erlaubt naͤmlich die Natur des Gegen - ſtandes, daß man ſtatt der Zahlen, Buchſtaben ſetzt, und gibt dann die mit Buchſtaben durchgefuͤhrte Rechnung noch eben den Ausſpruch, den die Zahlen gaben: ſo iſt dieſer Ausſpruch ein allgemeines Geſetz und keine oͤrtliche Regel.

Als Beiſpiel, und um das Verfahren zu zeigen, wol - len wir hier die Landrente und den Preis des Rockens, wobei die Landrente = 0 wird, durch eine allgemeine Formel darſtellen.

  • Der Koͤrnerertrag ſey = x
  • Der Rohertrag = ax Thaler
  • Die Ausſaat koſte b »
  • Die Beſtellungskoſten ſeyen = c »

Zwiſchen dem Rohertrage und den Koſten, die mit der Groͤße der Ernten im Verhaͤltniß ſte - hen, naͤmlich den Erntekoſten und allgemeinen Kulturkoſten zuſammen, finde das Verhaͤltniß von 1: q ſtatt, wo q dann ein Bruch ſeyn muß, weil dieſe Koſten nur einen Theil der Ernte, niemals aber die ganze Ernte, hinweg - nehmen koͤnnen. Da nun 1: q = ax: aqx, ſo iſt der Betrag der mit dem Rohertrage im Verhaͤltniß ſtehenden Koſten = aqx Thaler

Der Theil von den Arbeits - und allgemeinen Kul - turkoſten, der in Geld angegeben werden muß, betrage35 p Theile; der, welcher in Korn ausgedruͤckt werden muß, iſt dann 1 p Theile; wo p ein Bruch iſt. Der Werth des Rockens auf dem Gute ſelbſt ſey = h Thaler.

Die Ausgaben in Korn und Geld zugleich und zwar in dem Maße, wie jeder Theil darin enthalten iſt, aus - gedruͤckt, gibt nun folgende Rechnung:

Der Zweck dieſer Rechnung war der, zu unterſuchen wie der vermehrte oder verminderte Koͤrnerertrag auf den Preis wirke, bei welchem die Landrente = 0 wird.

In der hier gefundenen Formel iſt aber, da x ſowohl im Zaͤhler als im Nenner vorkommt, noch nicht zu er - kennen, ob der Preis fuͤr den Rocken hoͤher oder niedriger wird, wenn x, oder der Koͤrnerertrag, ſteigt. Wir muͤſ - ſen deshalb mit dieſer Formel einige Verwandlungen vor - nehmen.

3*36

Der Preis fuͤr ein Schfl. iſt = 〈…〉 Thlr. alſo auch = 〈…〉 Nun ſetzen wir aqx + c = z; wo z waͤchſt wenn x waͤchſt und umgekehrt. Alsdann iſt x = 〈…〉 Dieſen Werth von x in obige Formel geſetzt, ergibt 〈…〉 . Nun wird 〈…〉 unſtreitig immer kleiner, je mehr z waͤchſt; je kleiner aber der negative Theil des Nenners wird, um ſo mehr waͤchſt der ganze Nenner. Da nun auch x waͤchſt wenn z groͤßer wird, und fuͤr ein wachſen - des x der Nenner immer kleiner wird, waͤhrend der Zaͤh - ler unveraͤndert bleibt: ſo nimmt auch die Groͤße des Bruchs, wodurch der Preis des Rockens ausgedruͤckt iſt, immer mehr ab, je groͤßer x wird; und umgekehrt, je kleiner x wird, um ſo mehr waͤchſt der Preis des Rockens.

Das Geſetz, « je mehr die Fruchtbarkeit des Bodens abnimmt, um deſto koſtbarer wird die Erzeugung des Korns », iſt hiedurch nun ganz allgemein erwieſen.

In der That haͤtte es nicht der Muͤhe gelohnt, einen einfachen, ſchon bekannten Satz, der auch durch bloßes Raͤſonnement uͤberzeugend dargethan werden kann, durch eine ausfuͤhrliche Rechnung zu erweiſen, wenn es hier nicht zugleich Zweck geweſen waͤre, die Methode, wie der Beweis gefuͤhrt werden kann, zu zeigen, und die Geſichts -37 punkte, wonach die folgenden Unterſuchungen zu betrach - ten ſind, ein fuͤr allemal feſtzuſtellen.

Aufgabe. Fuͤr ein Gut, deſſen Koͤrnerertrag = 8 iſt, die Landrente zu beſtimmen, wenn dies Gut x Mei - len von der Stadt entfernt iſt.

Fuͤr 100000 R. Ackerland iſt beim Ertrage von 8 Koͤrnern die Landrente = 1168 Schfl. Rocken ÷ 641 Thlr.

Der Scheffel Rocken hat nach §. 4. auf einem Gute, welches x Meilen von der Stadt entfernt liegt, den Werth von 〈…〉 Thaler. Die Landrente iſt alſo gleich 〈…〉 641 Thlr., = 〈…〉 Thaler.

§. 6. Einfluß der Getreidepreiſe auf das Wirthſchaftsſyſtem.

  • Annahme. In dem iſolirten Staat habe der Bo - den, mit alleiniger Ausnahme des erſten Kreiſes, uͤberall den Grad der Fruchtbarkeit, daß in der38 7ſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft der Rocken nach der Brache einen Ertrag von 8 Koͤrnern liefere (8 Schfl. von 100 R., oder 9,44 Schfl. vom Magdburger Morgen). Auch beſitze die noch unkul - tivirte Wildniß einen Boden von derſelben phyſi - ſchen Beſchaffenheit, von demſelben Reichthum an Pflanzennahrung, und folglich von derſelben Er - tragsfaͤhigkeit, wie die ſchon kultivirte Ebene.

Fuͤr einen Boden von dieſem Koͤrnerertrag betraͤgt die Landrente nach §. 5. auf 100000 R. 1168 Schfl. Rocken ÷ 641 Thaler.

Die Landrente verſchwindet, oder wird = 0, wenn 1168 Schfl. Rocken 641 Thaler gelten, welches fuͤr den Schfl. 0,549 Thaler oder 26,2 ßl. ausmacht.

Nach §. 4. iſt der Werth des Rockens auf dem 28,6 Meilen von der Stadt entlegenen Gute ebenfalls 0,549 Thaler pro Scheffel.

Alſo gibt ein Gut, unter den angenommenen Ver - haͤltniſſen in der Entfernung von 28,6 Meilen von der Stadt keine Landrente mehr.

In einer groͤßern Entfernung als 28,6 Meilen wird die Landrente negativ, d. h. der Landbau iſt mit Verluſt verbunden, und das Land kann deshalb hier nicht mehr bebauet werden.

Wenn nun hier die Graͤnze der Kultur fuͤr die Kop - pelwirthſchaft iſt, ſo folgt daraus noch nicht, daß dies die abſolute Graͤnze der Kultur ſey; denn wenn es irgend ein Wirthſchaftsſyſtem gaͤbe, bei welchem die Beſtellung des Ackers weniger Arbeit und folglich weniger Koſten verur - ſachte, als bei der Koppelwirthſchaft, ſo muß bei dem Preiſe von 0,549 Thalern fuͤr den Scheffel Rocken noch ein Ueberſchuß und eine Landrente bleiben, und alſo der Anbau des Landes in noch groͤßerer Entfernung von der Stadt moͤglich ſeyn.

39

Wir muͤſſen nun in Betracht ziehen, wie der zu ei - nem Gute gehoͤrende Acker, wenn dieſer auch von durch - aus gleicher Beſchaffenheit und gleicher Ertragsfaͤhigkeit iſt, doch einen ſehr verſchiedenen Werth hat, je nachdem er dem Hofe naͤher oder ferner liegt. Die Koſten der Dungfuhren und des Einfahrens der Produkte ſtehen in geradem Verhaͤltniß mit der Entfernung des Ackers vom Hofe. Fuͤr die uͤbrigen Arbeiten, die auf dem Felde ſelbſt geſchehen, geht der Theil der Zeit, den die Menſchen und Pferde zum Hin - und Zuruͤckgehen gebrauchen, verloren; und dieſer Theil waͤchſt ebenfalls mit der groͤßern Entfer - nung vom Hofe. Die Arbeitskoſten ſind alſo geringer fuͤr den nahe am Hofe liegenden Acker, als fuͤr den ent - fernteren; bei gleicher Fruchtbarkeit muß jener alſo einen hoͤhern Reinertrag geben als dieſer.

Wenn nun beim Preiſe von 0,549 Thalern fuͤr den Scheffel Rocken der Ertrag eines ganzen Guts in der Koppelwirthſchaft = 0 iſt, die vordere Haͤlfte des Ackers aber einen groͤßern Ertrag gibt, als die entferntere Haͤlfte: ſo folgt daraus, daß der Reinertrag der erſten Haͤlfte po - ſitiv, der Reinertrag der zweiten aber negativ ſeyn muͤſſe, und daß der Gewinn, den die Bebauung des naͤhern Ackers gibt, durch den Verluſt, den der Anbau des ent - ferntern bringt, wieder verſchlungen wird, und ſo der Reinertrag des Ganzen zu 0 herabſinkt.

Die Koppelwirthſchaft, deren Reinertrag im Ganzen = 0 iſt, wird alſo dann wieder zum Reinertrag gelan - gen, wenn der entferntere Acker unbebauet liegen bleibt, und nur der naͤhere kultivirt wird. Unter dieſer Bedin - gung endet[auch] die Kultur noch nicht bei der Entfer - nung von 28,6 Meilen von der Stadt.

Aber auch dieſe Koppelwirthſchaft, bloß auf den naͤ - hern Boden beſchraͤnkt, muß bei noch groͤßerer Entfernung vom Marktplatze, oder was daſſelbe iſt, bei noch niedri -40 gern Kornpreiſen endlich einen Punkt finden, wo ihr Rein - ertrag verſchwindet, und es wird eine zweite Arbeitserſpa - rung nothwendig, wenn der Anbau des Bodens daſelbſt nicht enden ſoll.

In der Koppelwirthſchaft iſt der Aufbruch des Dree - ſches und die Zubereitung deſſelben zur Winterſaat beſon - ders koſtbar. Bei einer Muͤrbebrache wird das Hoken der Dreeſchfurche und mindeſtens die Haͤlfte des Eggens, welches eine Dreeſchbrache erfordert, erſpart. Eine Wirth - ſchaft mit einer Muͤrbebrache kann alſo da noch rentiren, wo eine Koppelwirthſchaft keinen Reinertrag mehr gibt, vorausgeſetzt, daß der Koͤrnerertrag ſich gleich bleibe, wel - ches durch das Verhaͤltniß zwiſchen Ackerland und Weide immer zu erreichen iſt.

Eine Wirthſchaft mit einer Muͤrbebrache iſt aber nur dann moͤglich, wenn man den Acker nicht mehr abwech - ſelnd zur Weide niederlegt, ſondern ihn jedes Jahr be - ackert, wogegen dann der entferntere Theil des Feldes zur beſtaͤndigen Weide fuͤr das Vieh liegen bleibt. Dies bringt wieder eine neue Erſparung, indem nun die Ausſaat von Kleeſaamen wegfaͤllt.

Nach dieſen aus der Natur der Sache hervorgegan - genen nothwendigen Veraͤnderungen, ſtimmt nun unſere Wirthſchaft in den weſentlichſten Punkten mit der Drei - felderwirthſchaft uͤberein; und wir wenden uns jetzt zu der naͤhern Betrachtung dieſes ſo weit verbreiteten Wirth - ſchaftſyſtems.

Bei der Darſtellung des Verhaͤltniſſes zwiſchen der Koppelwirthſchaft und der Dreifelderwirthſchaft muͤſſen fol - gende 4 Fragen beantwortet werden:

1) Um wie viel wohlfeiler wird die Beſtellung der Muͤrbebrache, als die der Dreeſchbrache?

41

2) In welchem Verhaͤltniß ſtehen die Arbeitskoſten beim Landbau mit der Entfernung des Ackers vom Hofe?

3) In welchem Verhaͤltniß muͤſſen bei der Dreifel - derwirthſchaft Acker und Weide gegen einander ſtehen, wenn dieſe Wirthſchaft, eben ſo wie die Koppelwirthſchaft ſich in gleicher Dungkraft erhalten ſoll, ohne einen Dung - zuſchuß von Außen zu erhalten?

4) Wenn zwei Ackerflaͤchen im Ganzen gleichen Reich - thum an Pflanzennahrung enthalten, die eine aber in Koppelwirthſchaft, die andere in Dreifelderwirthſchaft liegt wie verhaͤlt ſich dann der Koͤrnerertrag des Ro - ckens in der erſten Wirthſchaft zu dem der zweiten Wirthſchaft?

Die Beantwortung der 3ten und 4ten Frage ſetzt die Kenntniß der Statik des Landbaues voraus, und kann ohne dieſe eben ſo wenig verſtanden, als dargeſtellt werden.

Ich ſehe mich deshalb genoͤthigt, einige Hauptſaͤtze der Statik des Landbaues vorangehen zu laſſen. Da aber eine ausfuͤhrliche Darſtellung dieſer Lehre hier einen unverhaͤlt - nißmaͤßigen Raum einnehmen wuͤrde: ſo kann ich dieſe Saͤtze nur hinſtellen, ohne auf Entwickelung der Gruͤnde und auf Erlaͤuterungen einzugehen. Ich muß deshalb die - jenigen meiner Leſer, denen dieſer neue Zweig unſers Wiſ - ſens noch unbekannt ſeyn ſollte, und die ſich eine genauere Kenntniß davon zu verſchaffen wuͤnſchen, auf die, dieſen Gegenſtand betreffenden Schriften des Herrn Staatsraths Thaer und des Herrn von Wulffen, und auf meine im 8ten Jahrgang der Mecklenburgiſchen Annalen befindliche Abhandlung verweiſen7)In der erſt kuͤrzlich erſchienenen ſo gehalt - als geiſtreichen.

42

§. 7. Einige Saͤtze aus der Statik des Landbaues.

Die Erzeugung der Getreideernten bewirkt eine Ver - minderung der im Acker enthaltenen Pflanzennahrung. Ein Acker, der 100 Schfl. Rocken getragen hat, iſt um dasje - nige Quantum Pflanzennahrung, was zur Erzeugung die - ſer 100 Schfl. verwandt iſt, aͤrmer geworden.

Keine Frucht vermag es, ſich des ganzen im Acker befindlichen Reichthums an Pflanzennahrung in einem Jahre anzueignen.

Das Verhaͤltniß zwiſchen dem, was die Ernte dem Acker in einem Jahre an Pflanzennahrung entzogen hat, und dem ganzen Reichthum des Ackers, nenne ich die re - lative Ausſaugung. Dieſe ergiebt ſich aus der Abnahme der Groͤße der nach einander folgenden Ernten: iſt z. B. der Ertrag des 1ſten Rocken 100 Schfl. geweſen, und eine 2te Rockenernte gibt dann bei gleicher Beſtellung, gleicher Witterung und gleichen ſonſt noch einwirkenden Umſtaͤn - den nur 80 Schfl.; ſo ſagen wir, daß die relative Aus - ſaugung des Rockens betragen habe.

Aus der relativen Ausſaugung ſchließen wir nun auf den ganzen Reichthum des Ackers: war z. B. der Ertrag des erſten Rockens 100 Schfl., die relative Ausſaugung , ſo enthielt der Acker vor der Ernte Pflanzennahrung7)Sammlung landwirthſchaftlicher Schriften des Freiherrn v. Voght zu Kleinflotbeck wird beſonders der Laye in der Statik des Ackerbaues einen aͤußerſt faßlichen Aufſatz unter der Rubrik vorfinden: Meine Anſicht der Statik des Landbaues im Jahre 1817, mit ange - haͤngten, in ſpaͤtern Jahren hinzugekommenen An - merkungen.43 fuͤr 500 Schfl. Rocken, nach der Ernte nur noch fuͤr 400 Schfl.

Das Quantum Pflanzennahrung, was dem Acker durch die Ernte von einem Berliner Scheffel Rocken ent - zogen wird, wird ein Grad genannt und durch « » be - zeichnet.

Die Ausſaugung der uͤbrigen Getreidearten wird durch das Verhaͤltniß, worin dieſe im Werth und in der Nahrhaftigkeit gegen den Rocken ſtehen, beſtimmt, und ich nehme an, daß die Ernte von

  • 1 Schfl. Weizen eine Ausſaugung bewirkt von. 1⅓°
  • 1 Schfl. zweizeiliger Gerſte¾°
  • 1 geſtrichnen Schfl. Hafer½°

Fuͤr eine ſiebenſchlaͤgige Koppelwirthſchaft auf einem Gerſtenboden 1ſte Klaſſe nehme ich nun nach den auf dem Gute T. gemachten Erfahrungen und Beobachtungen, fol - gendes Verhaͤltniß des Ertrags der verſchiedenen Schlaͤge an: wenn der 1ſte Schlag Ertrag 100 Sch. R. von 1000 R., ſo gibt der 2te Schlag100 Sch. Gerſte, und der 3te Schlag120 Sch. Hafer.

  • Der 4te, 5te und 6te Schlag liefern dann auf jede 270 R. den Weidebedarf fuͤr eine Kuh, die taͤg - lich 17 auf Heu reduzirtes Gras verzehrt, und 140 Tage auf dem Dreeſch ſelbſt (alſo mit Aus - ſchluß der Stoppel - und Wieſenbehuͤtung) ihre Nahrung findet.
  • Der 7te Schlag gibt in der Dreeſchbrache den fuͤnften Theil der Grasproduktion, den ein Weideſchlag liefert.

Nach den auf dem Gute T. in den Jahren 1811 und 1816 angeſtellten Probewiegungen uͤber das Verhaͤlt - niß des Korns zum Stroh, verglichen mit den, auf eini - gen andern Mecklenburgiſchen Guͤtern angeſtellten Wie -44 gungen, habe ich als Durchſchnittsverhaͤltniß angenommen, daß mit

  • 1 Schfl. Rocken an Stroh geerntet wird190
  • 1 Schfl. Weizen wenn der Weizen ſtehend war 190
  • 1 Schfl. Weizen wenn des Weizens aus Lagerkorn beſteht200
  • 1 Schfl. zweizeiliger Gerſte93
  • 1 Schfl. Hafer64,5

Der Weizen gibt bei gleichem Koͤrnerertrage eine geringere Strohmaſſe, als der Rocken; aber das Weizen - ſtroh hat ein ſpezifiſch groͤßeres Gewicht als das Rocken - ſtroh, und ich habe auch in ſpaͤtern Jahren das Gewicht des mit einem Schfl. Weizen geernteten Strohes nicht geringer gefunden, als beim Rocken; jedoch mag dies Ver - haͤltniß bei ſchwachem Weizen mit kurzem Stroh an - ders ſeyn.

Eine moͤglichſt ſorgfaͤltige Berechnung des auf dem Gute T. in den 5 Jahren von 1810 bis 15 verfuͤtterten und eingeſtreueten Strohes und des verfuͤtterten Heues und Korns, verglichen mit der Zahl der abgefahrnen Fuder Dung, ergibt als Reſultat, daß 1 Fuder Dung aus der Verfuͤtterung und Einſtreuung von 878 trockenem Fut - ter entſtanden iſt. Nimmt man nun, wie gewoͤhnlich, das Gewicht eines vierſpaͤnnigen Fuders Dung zu 200〈…〉〈…〉 an, ſo hat ein Pfund trockenes Futter 2,28 Dung gege - ben. Es ergibt ſich hier eine in der That uͤberraſchende Uebereinſtimmung mit der Annahme des Herrn Staats - raths Thaer, der, durch Beobachtungen im Großen gelei - tet, ſchon vor vielen Jahren den Faktor fuͤr die Dung - vermehrung zu 2,3 beſtimmte.

Fuͤr den Faktor 2,3 den ich nun bei den fernern Berechnungen zum Grunde lege, gehoͤren zu einem Fuder Dung von 2000 〈…〉 = 870 trockenes Futter,45 und ich werde in der Folge unter 1 Fuder Dung, immer diejenige Dungmaſſe verſtehen, die durch Verfuͤtterung und Einſtreuung von 870 trockenes Futter entſtan - den iſt.

Wir koͤnnen hiernach die Quantitaͤt Dung, welche die Kornernten durch das Stroh zuruͤckgeben, berechnen.

Fuͤr 100 Scheffel Rocken betraͤgt die Strohernte 100 × 190 = 19000 Stroh, und hieraus erfolgen 〈…〉 = 21,8 Fuder Dung.

Fuͤr 100 Schfl. Gerſte iſt der Strohgewinn 93 × 100 = 9300 , und der Dunggewinn 〈…〉 = 10,7 Fuder die Ernte von 120 Scheffel Hafer bringt 120 × 64,5 = 7740 Stroh und 〈…〉 = 8,9 Fuder Dung.

Es iſt allgemein bekannt, daß die Weide, oder das Dreeſchliegen den Boden bereichert.

Nach vieljaͤhrigen Beobachtungen hat es ſich mir als ſehr wahrſcheinlich ergeben, daß die Pflanzennahrung, wel - che von den auf der Weide wachſenden Graͤſern und Klee - arten konſumirt wird, durch die im Boden zuruͤckbleiben - den und beim Umbruch des Dreeſches in Verweſung uͤber - gehenden Wurzeln dieſer Gewaͤchſe wieder erſetzt werde, daß alſo aller waͤhrend der Beweidung auf den Dreeſch fallende Dung als eine Vermehrung des Dunggehalts des Bodens zu betrachten iſt jedoch unter der Bedingung, daß der Dreeſch nicht aͤlter als 3 Jahr werde.

Aus der Zahl der Kuͤhe, die die Weide ernaͤhrt, laͤßt ſich die Grasproduktion des Dreeſches berechnen. Eine Kuh verzehrt in 140 Tagen à 17 2380 auf Heu reducirtes Gras, welche auf 270 R., als dem Wei - debedarf einer Kuh, gewachſen ſind. Auf 1000 R. iſt46 die Produktion demnach 〈…〉 = 8815 Heu. Der aus der Weide in einem Jahre hervorgehende Dung - gewinn betraͤgt hiernach 〈…〉 = 10,1 Fuder, auf einem Gerſtenboden der einen Rockenertrag von 10 Koͤrnern ge - geben hat.

Der Brache meſſen wir eine doppelte Wirkung bei: naͤmlich erſtens, daß ſie die im Boden befindliche Pflan - zennahrung zu einem hoͤhern Grade von Wirkſamkeit bringt; und zweitens, daß ſie den Reichthum des Bodens durch die auf der Brache wachſenden Graͤſer und Kraͤuter, welche theils untergepfluͤgt, theils vom Vieh abgefreſſen und in Dung verwandelt werden, wirklich vermehrt.

In der Vermehrung des Reichthums ſchaͤtze ich die Dreeſchbrache gleich einer Dreeſchweide, und die Muͤr - bebrache in der Dreifelderwirthſchaft, wenn ſie erſt zu Jo - hannis umgebrochen wird, gleich einer Dreeſchweide.

In einer Wirthſchaft, die in einem beharrenden Zu - ſtande iſt, d. h. die im Ertrage und im Reichthum des Bodens ſich gleich bleibt, muß die Ausſaugung mit dem Erſatze im Gleichgewicht ſeyn. Reduziren wir nun den Ertrag, den die ausſaugenden Getreideſaaten gegeben ha - ben, auf Scheffel Rocken und druͤcken den Erſatz, den der Acker durch Duͤngung und Weide erhalten hat, in Fuder Dung aus: ſo ergibt ſich aus der Gleichſtellung der Aus - ſaugung und des Erſatzes, fuͤr wie viele Scheffel Rocken Nahrung in einem Fuder Dung enthalten iſt, oder was daſſelbe iſt, durch wie viele Scheffel Rocken dem Boden ein Fuder Dung entzogen wird.

Die Anwendung dieſer Rechnung auf verſchiedene Bodenarten hat ergeben, daß dies Verhaͤltniß nach der Guͤte des Bodens verſchieden iſt. Die Produktion einer47 gleichen Ernte koſtet dem guten Boden weniger Dung als dem ſchlechten.

Bei unſern folgenden Berechnungen iſt ein Boden zum Grunde gelegt, der ſich in der ſiebenſchlaͤgigen Kop - pelwirthſchaft ohne aͤußern Zuſchuß in gleicher Dungkraft erhaͤlt und auf dieſem Boden, der mit dem Gerſten - boden 1ſte Klaſſe wahrſcheinlich zuſammenfaͤllt, koſtet die Produktion von 3,2 Schfl. Rocken dem Acker ein Fuder Dung, oder ein Fuder Dung iſt gleich 3,2°.

Herr von Wulffen hat in der Statik den ſo folgen - reichen Satz aufgeſtellt, daß die Fruchtbarkeit als das Pro - dukt zweier Faktoren, der Kraft des Bodens und des Reichthums, anzuſehen ſey.

Sobald wir nun verſchiedene Bodenarten gegen ein - ander ſtellen, duͤrfen wir nicht bloß den Reichthum in Betracht ziehen, ſondern wir muͤſſen auch den Faktor fuͤr die Einwirkung des Bodens in die Rechnung mitauf - nehmen.

Da wir hier aber nur einen und denſelben Boden vor Augen haben, ſo wird der Faktor der Bodeneinwir - kung eine beſtaͤndige Groͤße. Vergleicht man nun denſel - ben Boden unter verſchiedenen Graden des Reichthums mit einander, ſo wird der Faktor der Bodeneinwirkung durch ſich ſelbſt dividirt immer = 1, alſo indifferent fuͤr das Produkt. Fuͤr unſern ſpeziellen Zweck duͤrfen wir alſo dieſen beſtaͤndigen Faktor weglaſſen, und den Reichthum als den einzigen veraͤnderlichen Faktor auch allein in Rechnung bringen.

48

Fruchtbarkeitszuſtand einer ſiebenſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft, jeden Schlag zu 1000 R. gerechnet.

Fruchtbarkeitszuſtand einer Dreifelderwirthſchaft, jedes Feld zu 1000 R. gerechnet.

49

In der Koppelwirthſchaft war die Dungerzeugung ei - nes Weideſchlags 10,1 Fuder fuͤr einen Reichthum des Bodens von 265°. Ein Boden, deſſen Reichthum = 325°, wie der nach der Gerſtenernte iſt, wuͤrde zur Weide nie - dergelegt 〈…〉 × 10,1 = 12,4 Fuder Dung erzeugen. Da nun angenommen iſt, daß die Dungerzeugung einer Muͤrbebrache von der eines Weideſchlags betraͤgt: ſo ſind hier dafuͤr 〈…〉 = 4,1 Fuder in Rechnung gebracht.

§. 8. In welchem Verhaͤltniß muß bei der Dreifelderwirth - ſchaft Acker und Weide gegen einander ſtehen, wenn der Acker ſich in gleicher Dungkraft erhalten ſoll?

Die Dreifelderwirthſchaft, deren Reichthum zu An - fang des Umlaufs 500° war, hatte am Ende deſſelben noch 442,2° Reichthum, und verliert alſo in einem Um - laufe 57,8°.

Ein Fuder Dung iſt gleich 3,2°; zu 57,8° gehoͤren alſo 〈…〉 = 18 Fuder Dung, und eines ſolchen jaͤhrli - chen Zuſchuſſes bedarf die Dreifelderwirthſchaft, wenn ſie in gleicher Dungkraft bleiben ſoll.

Wenn nun dieſer Dungzuſchuß allein aus der mit dem Acker verbundenen Weide hervorgehen ſoll, ſo fragt es ſich, wie viele Quadratruthen Weide erforderlich ſind, um 18 Fuder Dung fuͤr das Ackerland zu liefern.

Da dieſe Weide nie aufgebrochen und verjuͤngt wird, ſo iſt ſie viel ſchlechter als die Weide in der Koppelwirth - ſchaft, und eine Kuh, oder eine dafuͤr zu ſubſtituirende Zahl Schafe, bedarf anſtatt 270 R. hier 405 R. zur Weide. In der Koppelwirthſchaft erzeugen 1000 R. Weide 10,1 Fuder Dung, hier aber, weil die Dunger -450zeugung mit der Grasproduktion im Verhaͤltniß ſteht, nur dieſes Quantums, alſo × 10,1 = Fuder.

Wird nun die Weide durch Schafe genutzt, ſo kann die Haͤlfte des Duͤngers, den die Weide gibt, fuͤr das Ackerland gewonnen werden, wenn die Schafe des Nachts auf der Brache in Huͤrden liegen. Unter dieſer Bedin - gung geben 1000 R. Weide × ½ = 3⅜ Fuder Dung fuͤr das Ackerland ab.

Der Dungbedarf des Ackerlandes iſt 18 Fuder; um dieſe zu gewinnen werden erfordert 〈…〉 × 1000 R. = 5333 R. Weide.

Wenn alſo die 3 F. W. ſich in ſich ſelbſt erhalten ſoll, ſo muͤſſen 3000 R. Ackerland mit 5333 R. Weide verbunden ſeyn; oder von 8333 R. muß der Acker 3000 R., die Weide 5333 R. betragen.

Fuͤr eine Flaͤche von 100000 R. wird unter die - ſem Verhaͤltniß der Acker betragen 8333: 3000 = 100000: 〈…〉 × 100000 = 36000 R. Die Weide betraͤgt alsdann 〈…〉 × 100000 = 64000 R.

Die reine Koppelwirthſchaft kann eben ſo wenig als die reine 3 F. W. ohne Wieſen beſtehen, weil zur Unter - haltung des Viehes im Winter das Heu unentbehrlich iſt, wenn dies nicht durch eine ſehr koſtbare Koͤrnerfuͤtterung erſetzt werden ſoll.

Der Zweck unſerer Unterſuchung fordert aber, daß wir das Ackerland, ſowohl in ſeinem Geldertrage als in ſeiner Dungproduktion, fuͤr ſich allein, alſo getrennt von den Wieſen betrachten, und es fragt ſich nun, wie aus dem Reinertrage eines aus Acker und Wieſen zuſammen - geſetzten Guts, der Reinertrag und die Dungproduktion jedes dieſer beiden Gegenſtaͤnde gefunden werden kann.

51

Der Werth des Heues zerfaͤllt in zwei Theile: 1ſtens in ſeinen Futterwerth, und 2tens in den Werth, den der aus dem Heu erfolgende Dung hat.

Der Futterwerth des Heues laͤßt ſich aus der reinen Nutzung, den das Milchvieh und die Schafe geben, be - rechnen.

Den Dungwerth des Heues habe ich nach folgendem Prinzip beſtimmt:

Man denke ſich das zu einem Gute gehoͤrende Acker - land, von gleicher Guͤte und gleichem Reichthum in zwei Abſchnitte getheilt. Der erſte Abſchnitt erhalte den ſaͤmmt - lichen aus den Wieſen erfolgenden Dungzuſchuß, und liege in einer Koppelwirthſchaft mit einer verhaͤltnißmaͤ - ßig ſo großen Kornausſaat, daß ſie ſich mit Huͤlfe des Dungzuſchuſſes nur grade in gleicher Dungkraft erhaͤlt. Der zweite Abſchnitt liege in einer Koppelwirthſchaft, bei welcher das Verhaͤltniß der Kornſaaten zu den Weiden - ſchlaͤgen von der Art iſt, daß ſie ſich in und durch ſich ſelbſt in derſelben Dungkraft, worin ſie einmal iſt, erhaͤlt. Der hoͤhere reine Geldertrag des erſten Abſchnittes von gleicher Flaͤche iſt dann allein dem Dungzuſchuß beizu - meſſen, und aus der Groͤße dieſes Zuſchuſſes, vergleichen mit dem Gelduͤberſchuß, ergiebt ſich dann der Geldwerth eines Fuders Dung.

Die Statik liefert die Data zu einer ſolchen Berech - nung.

Wie aber das Verhaͤltniß zwiſchen Acker und Weide in der 3 F. W. veraͤndert wird, wenn das Ackerland ei - nen Theil ſeines Dungbedarfs von den Wieſen erhaͤlt, mag folgendes Beiſpiel zeigen:

Geſetzt mit der Flaͤche von 100000 R. Acker und Weide ſeyen Wieſen verbunden, deren jaͤhrlicher Ertrag 100 Fuder Heu à 1800 ausmache.

Ein Fuder Heu von 1800 liefert durch Verfuͤtte -4*52rung 〈…〉 = 2,07 Fuder Dung; durch 100 Fuder Heu erhaͤlt das Ackerland einen Zuſchuß von 207 Fuder Dung.

Eine Ackerflaͤche von 3000 R. bedarf eines jaͤhrli - chen Zuſchuſſes von 18 Fuder Dung; 207 Fuder reichen alſo hin fuͤr 〈…〉 × 3000 = 34500 R. Ackerland. Zieht man dieſe 34500 R. von der ganzen Flaͤche = 100000 R. ab, ſo bleiben noch 65500 R., die keinen weitern Zuſchuß erhalten koͤnnen, und die ſich in ſich ſelbſt erhalten muͤſſen. Unter dieſer Bedingung be - traͤgt aber das Ackerland, wie wir oben gefunden haben, 〈…〉 der ganzen Flaͤche, und die Weide 〈…〉 derſelben, welches fuͤr eine Flaͤche von 65500 R. an Acker 65500 × 〈…〉 = 23580 R., und an Weide 65500 × 〈…〉 = 41920 R. ergibt.

Es betraͤgt demnach

  • 1) das Ackerland was ſich durch den Dung - zuſchuß aus den Wieſen erhaͤlt34500 R.
  • 2) das Ackerland was ſeinen Dungbedarf von der Weide erhaͤlt23580 R.
  • Summe des Ackers 58080 R.
  • 3) die Weide41920 R.

Auf Acker von einem niedrigern Koͤrnerertrag reicht derſelbe Dungzuſchuß fuͤr eine groͤßere Ackerflaͤche hin. Bei einem Ertrage von 5 Koͤrnern beduͤrfte die 3 F. W. nur eines Dungzuſchuſſes von 9 Fudern, um ſich in gleicher Kraft zu erhalten, 100 Fuder Heu wuͤrden hier alſo fuͤr 2 × 34500 = 69000 R. Ackerland hinreichen. Die ſich ſelbſt erhaltende Flaͤche bliebe dann nur 31000 R.,53 wovon nach dem oben angegebenen Verhaͤltniß 11160 R. Acker und 19840 R. Weide ſeyn wuͤrden.

Die Summe des Ackers betruͤge dann 80160 R., und die Weide nur19840 R.

§. 9. Wie verhaͤlt ſich der Koͤrnerertrag des Rockens in der Koppelwirthſchaft zu dem in der Dreifelderwirthſchaft, wenn die Ackerflaͤchen, auf denen beide Wirthſchaftsarten betrieben werden, im Ganzen gleichen Reichthum an Pflan - zennahrung enthalten?

Wenn man eine 3 F. W. in eine ſiebenſchlaͤgige Kop - pelwirthſchaft umlegt, ſo wird nun die ganze auf dem Hofe befindliche Dungmaſſe auf den 7ten Theil des Fel - des gebracht, anſtatt daß ſie bisher auf den 3ten Theil dieſes Feldes vertheilt wurde.

Aus dieſem Grunde muß alſo der Rocken ſchon im erſten Jahre nach der Umlegung einen hoͤhern Ertrag ge - ben als fruͤher in der 3 F. W.; aber dieſer erhoͤhte Ertrag beweiſet keinesweges einen erhoͤheten Reichthum des gan - zen Feldes welcher im erſten Jahre noch gar keine Veraͤnderung erlitten haben kann ſondern ruͤhrt bloß von der groͤßern Konzentrirung des Dungs auf einen Theil des Feldes her.

Wir duͤrfen alſo durchaus nicht Koppel - und Drei - felderwirthſchaften, die einen gleichen Koͤrnerertrag im Ro - cken geben, mit einander vergleichen; ſondern wir muͤſſen ausmitteln, wie bei gleichem Reichthum beider Ackerflaͤ - chen der Koͤrnerertrag ſich gegen einander verhalte.

Der Reichthum des ganzen Feldes ergibt ſich aus der Summe des Reichthums der einzelnen Schlaͤge. Waͤh - rend des Sommers iſt die im Boden befindliche Quan - titaͤt Pflanzennahrung einer ſteten Veraͤnderung unterwor - fen, indem durch den Pflanzenwachsthum auf den Ge -54 treidefeldern eine ſtete Ausſaugung, auf den Weideſchlaͤgen eine fortgehende Dungerzeugung bewirkt wird. Wir waͤhlen deshalb den Fruͤhling zum Zeitpunkt der Betrach - tung, wo die Vegetation noch nicht begonnen hat, und alle Schlaͤge noch den Grad von Reichthum haben, der fuͤr ihren Ertrag die Norm abgibt.

Um verſchiedene Wirthſchaftsſyſteme in dieſer Bezie - hung mit einander vergleichen zu koͤnnen, muͤſſen wir, außer dem im Acker wirklich befindlichen Reichthum, auch noch den auf dem Hofe befindlichen, aus der Ernte des vorigen Jahrs erzeugten oder noch zu erzeugenden Dung in Rechnung mit aufnehmen. Denn wenn in dem einen Wirthſchaftsſyſtem der Dung ſchon im Fruͤhjahr, in dem andern erſt nach vollendeter Saatbeſtellung abgefahren wird, und man nun bloß auf den im Acker befindlichen Reichthum Ruͤckſicht naͤhme: ſo wuͤrde dies nicht zu der Ueberſicht fuͤhren, wie viel Reichthum im Ganzen zur Hervorbringung einer gegebenen Ernte erforderlich iſt. Die letztere Wirthſchaft kann naͤmlich ohne das auf dem Hofe befindliche Dungkapital den angenommenen Ertrag nicht liefern.

Die Data zu einer ſolchen Berechnung koͤnnen wir aus den in §. 7. mitgetheilten Tabellen uͤber den Frucht - barkeitszuſtand der K. W. und der 3 F. W. entnehmen. Nur iſt noch zu bemerken, daß, da wir in der K. W. Weidegang vorausſetzen, der durch die Weide erzeugte Dung auf dem Felde ſelbſt bleibt, und nicht nach dem Hofe kommt; da nun die Dungerzeugung eines Weide - ſchlages 10,1 Fuder betraͤgt, ſo wird der Reichthum die - ſes Schlages mit jedem Jahr um 10,1 × 3,2 = 32,3° erhoͤht.

55

Reichthum einer ſiebenſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft beim Er - trage von 10 Koͤrnern.

  • Grade
  • 1ſter Schlag. Rocken enthaͤlt500°
  • 2ter Schlag. Gerſte400°
  • 3ter Schlag. Hafer325°
  • 4ter Schlag. Weide265°
  • 5ter Schlag. Weide297,3°
  • 6ter Schlag. Weide329,6°
  • 7ter Schlag. Brache361,9°

Duͤngung aus dem Stroh 41,4 Fuder à 3,2° 132,5°

  • In 7000 R. ſind enthalten2611,3°
  • dies macht auf 1000 R. 373°

Reichthum einer Dreifelderwirthſchaft beim Ertrage von 10 Koͤrnern.

  • Grade
  • 1ſtes Feld. Rocken500°
  • 2tes Feld. Gerſte400°
  • 3tes Feld. Brache325°

Duͤngung aus dem Stroh 32½ Fuder à 3,2°104°

  • 3000 R. enthalten1329°
  • dies macht auf 1000 R. 443°

Um einen Koͤrnerertrag = 10 im Rocken hervor zu - bringen, bedarf die Dreifelderwirthſchaft in 1000 R. Acker eines Reichthums von 443°, waͤhrend in der Kop - pelwirthſchaft ein Reichthum von 373° dazu hinreicht. Der Reichthum von 373° in 1000 R. wuͤrde dagegen in der Dreifelderwirthſchaft nur 8,4 Koͤrner hervorbrin - gen; denn 443°: 373° = 10: 〈…〉 × 10 = 8,4.

Derſelbe Acker, welcher in der 3 F. W. einen Ertrag von 8,4 Koͤrnern gab, wird alſo nach der Umlegung in56 eine ſiebenſchlaͤgige K. W. einen Ertrag von 10 Koͤrnern liefern, ohne daß der Reichthum des Feldes im Ganzen erhoͤht waͤre; oder, die Koppelwirthſchaft von 10 Koͤrnern und die Dreifelderwirthſchaft von 8,4 Koͤrnern Ertrag ſtehen auf gleicher Stuffe des Reichthums.

  • Reichthum einer ſechsſchlaͤgigen Fruchtwechſelwirthſchaft, wenn der Kartoffelſchlag und der Rockenſchlag nach Wicken jeder 500° enthalten.
  • Grade
  • 1ſter Schlag. Kartoffeln500°
  • 2ter Schlag. Gerſte400°
  • 3ter Schlag. Maͤhnklee325°
  • 4ter Schlag. Rocken299°
  • 5ter Schlag. Wicken zu Gruͤnfutter525°
  • 6ter Schlag. Rocken500°
  • 6000 R. enthalten2549°
  • dies macht fuͤr 1000 R. 425°

Wenn nun jemand den Geldertrag einer F. W. W. (Fruchtwechſelwirthſchaft) mit den einer K. W. vergleicht und fuͤr beide Wirthſchaftsarten denſelben Koͤrnerertrag im Rocken annimmt: ſo berechnet er in der erſten Wirthſchaft den Ertrag eines Ackers von 425° und in der zweiten den von 373° mittlerm Reichthum.

Die Nichtbeachtung dieſes Umſtandes gibt zu ſehr ge - faͤhrlichen Irrthuͤmern Anlaß.

Bei der Vergleichung zweier Wirthſchaftsſyſteme muß man unſtreitig Acker von gleichem Reichthum zum Grunde legen. Nun verhaͤlt ſich in der K. W. der mittlere Reich - thum zu dem des Rockenſchlages wie 373° zu 500°, in der F. W. W. aber wie 425° zu 500°. Fuͤr einen Acker von 373° mittlerm Reichthum wird der Rockenſchlag in der F. W. W. nur 439° erhalten; denn 425: 500 = 373: 439. Oder, mit andern Worten, wenn eine K.57 W. in eine F. W. W. umgelegt wird, ſo erhaͤlt der Ro - ckenſchlag ſtatt 500° jetzt 439° Reichthum, und der Koͤr - nerertrag muß ſchon aus dieſer Urſache von 10 auf 8, 8 zuruͤckſinken.

§. 10. Arbeitserſparung in der Dreifelderwirthſchaft im Verhaͤltniß zur Koppelwirthſchaft.

Meine auf Erfahrung beruhenden Berechnungen ge - ben nur die Koſten einer Dreeſchbrache an, und erſtrecken ſich nicht auf eine Muͤrbebrache. Die hier gegebene Ueber - ſicht der Minderkoſten einer Muͤrbebrache hat daher nicht aus der Wirklichkeit entnommen werden koͤnnen, ſondern beruht auf einer durch Beobachtung geleiteten Schaͤtzung.

58

§. 11. Ueber den Einfluß, den die Entfernung des Ackers vom Hofe auf die Arbeitskoſten hat.

In dieſer Hinſicht ſind die Arbeiten in folgende 4 Klaſſen zu theilen:

1ſte Klaſſe. Arbeiten, deren Groͤße ganz von der Ent - fernung abhaͤngt, z. B. Dungfahren und Einfahren des Korns.

2te Klaſſe. Arbeiten, die des Tags ein zweimaliges Hin - und Hergehen erfordern, die aber durch Regen haͤu - fig unterbrochen werden, z. B. Maͤhen, Binden und an - dere Erntearbeiten. Ich nehme an, daß dieſe Unterbre - chung im Durchſchnitt taͤglich einmal ſtatt findet, ſo daß fuͤr dieſe Klaſſe der dreifache Zeitverluſt, den das Hin - und Zuruͤckgehen verurſacht, in Rechnung kommt.

3te Klaſſe. Arbeiten, die ein zweimaliges Hin - und Zuruͤckgehen erfordern, durch den Regen aber nicht leicht, wenigſtens nicht ſo haͤufig als die Erntearbeiten unter - brochen werden. Dahin gehoͤren Haken, Eggen, Saͤen, Graben machen u. ſ. w.

Das Haken mit Ochſen ſcheint zwar nicht zu dieſer Klaſſe zu gehoͤren, da die Haͤker des Morgens nach dem Felde gehen und erſt des Abends zuruͤckkehren, alſo den Weg nach dem Orte der Arbeit nur einmal des Tags hin - und zuruͤck machen. Die Ochſen muͤſſen aber, da ſie taͤglich 3 mal gewechſelt werden, den Weg 4 mal zuruͤck - legen, wodurch ſie bei weiten Entfernungen ſehr ange - griffen werden. Man kann deshalb das Haken fuͤglich mit zu dieſer Klaſſe rechnen.

4te Klaſſe. Arbeiten, die auf dem Hofe ſelbſt geſche - hen, als Dreſchen, Dungaufladen, Kornabladen u. ſ. w. Dieſe bleiben immer gleich, die Entfernung des Ackers vom Hofe mag ſeyn, welche ſie wolle.

Die Koſten der Beduͤngung des Feldes, und das59 Einholen des Korns vom Felde gehoͤren zu verſchiedenen Klaſſen.

Bei der Beduͤngung des Feldes gehoͤrt die Geſpann - arbeit zur 1ſten Klaſſe, das Streuen des Dungs auf dem Felde zur 3ten, und das Aufladen auf dem Hofe zur 4ten Klaſſe der Arbeiten.

Die genauere Berechnung hat ergeben, daß von den geſammten Koſten der Beduͤngung des Feldes

  • zur 1ſten Klaſſe gehoͤren 7 / 10
  • 3ten » » 1 / 10
  • 4ten » » 2 / 10

Von den Arbeiten beim Einbringen des Korns ge - hoͤrt die Geſpannarbeit zur 1ſten Klaſſe, das Aufſtaken und Laden des Korns auf dem Felde zur 2ten, und das Abſtaken und Taſſen oder Banſen zur 4ten Klaſſe.

Von den in meinen Arbeitsrechnungen unter der Rubrik « Auf - und Abladen » zuſammengefaßten Arbeiten, betragen die Koſten der Arbeit auf dem Felde faſt ganz genau , und die der Arbeit auf dem Hofe des Ganzen.

Die mittlere Entfernung des Ackers vom Hofe be - traͤgt auf dem Gute T., welches bei einer nicht ganz re - gelmaͤßigen Figur 160000 R. Ackerland enthaͤlt, c c 210 Ruthen.

Wie aͤndern ſich nun die Arbeitskoſten, wenn dieſe Entfernung ſich aͤndert, und welcher Antheil der Arbeits - koſten bleibt dann noch, wenn die Entfernung des Ackers vom Hofe = 0 iſt?

Die Arbeitszeit der Leute betraͤgt hier vom 24ſten Maͤrz an bis zum 24ſten October, als in welcher Zeit die mehrſten Feldarbeiten geſchehen, im Durchſchnit 10⅔ Stunden.

Die Arbeiter gebrauchen, nach meiner Beobachtung, zum Hin - und Zuruͤckgehen von 210 Ruthen c c 32 Minuten.

60

Fuͤr die Arbeiten der 2ten Klaſſe, die ein dreimali - ges Hin - und Zuruͤckgehen erfordern, gehen alſo taͤglich 3 × 32 = 96 Minuten fuͤr die eigentliche Arbeit ver - loren, welches 3 / 20 der ganzen Arbeitszeit ausmacht.

Von den Arbeiten der 2ten Klaſſe erfordert das Hin - und Zuruͤckgehen 2 × 32 = 64 Minuten, und die Ar - beitszeit wird dadurch um 1 / 10 verkuͤrzt.

Nach den ſchon oͤfters angefuͤhrten Berechnungen vom Gute T. betragen auf 70000 R. Acker von 210 Ru - then mittlerer Entfernung

  • die Beſtellungskoſten 569,8 Thlr. N⅔
  • die Erntekoſten ....... 499,5 Thlr.

Nach einer ſpeziellen Berechnung, deren Mittheilung hier zu viel Raum einnehmen wuͤrde, gehoͤren zur

Von den Bearbeitungskoſten, welche 70000 R. Acker in der Entfernung von 210 Ruthen vom Hofe und beim Ertrage von 10 Koͤrnern erfordern, kommen (mit Weglaſſung der Bruͤche)

  • a. von den Beſtellungskoſten = 570 Thlr. N⅔
  • auf die Entfernung vom Hofe 57 Thlr. N⅔
  • oder 10 prct. vom Ganzen;
  • 61
  • unabhaͤngig von der Entfer - nung ſind513 Thlr.
  • b. von den Erntekoſten = 500 Thlr.
  • auf die Entfernung vom Hofe 176 Thlr.
  • oder 35,2 prct. vom Ganzen;
  • unabhaͤngig von der Entfer - nung ſind324 Thlr.
  • Die Ernte der hier angegebenen Acker - flaͤche liefert nach Abzug der Arbeitskoſten und der allgemeinen Kulturkoſten eine Landrente von954 Thlr. N⅔
  • Wenn wir nun die durch die Entfer - nung verurſachten Koſten einſtweilen bei Seite ſetzen, oder was daſſelbe iſt, die Ent - fernung = 0 annehmen, ſo werden von den in Ausgabe gebrachten
  • 570 Thlr. Beſtellungskoſten erſpart57 » »
  • 500 Thlr. Erntekoſten176 » »
  • Bei der Entfernung = 0 wird alſo die Landrente betragen1187 Thlr. N⅔
  • Mit jeden 210 Ruthen Entfernung aͤn - dert ſich die Landrente um233 » »
  • Es iſt demnach N⅔ Thaler
  • fuͤr 0 Entfernung die Landrente1187
  • 210 Ruthen954
  • 420 »721
  • 630 »488
  • 840 »255
  • 1050 »22
  • 1070 »0

Fuͤr Acker von niederem Koͤrnerertrag bleiben die Beſtellungskoſten dieſelben, und die Erntekoſten nehmen62 mit dem Ertrage ab. Daſſelbe Verhaͤltniß findet fuͤr die Koſten, die die Entfernung des Ackers vom Hofe verur - ſacht, ſtatt.

Fuͤr einen Ertrag von 9 Koͤrnern ge - hoͤren der Entfernung an:

  • a. von den Beſtellungskoſten57 Thlr. N⅔
  • b. von den Erntekoſten 176 × 9 / 10 = 158 » »
  • 215 » »

Die Landrente ſteigt oder faͤllt alſo mit jeden 210 Ruthen Entfernung um 215 Thaler.

Mit einem Korn-Ertrag vermindern ſich die Koſten der Entfernung um 18 Thlr. (genauer um 17,6 Thlr.) dieſe ſind alſo fuͤr den Ertrag von 8 Koͤrnern = 215 18 = 197 Thlr.

Hiernach iſt nun folgende Tabelle berechnet:

63

Zuſaͤtze.

A. Ueber die mittlere Entfernung des Ackers vom Hofe.

Der Ausdruck « mittlere Entfernung » bedarf, da er in einem andern als dem gewoͤhnlichen Sinn genommen iſt, einer Erklaͤrung.

Wenn man bei der Beduͤngung eines Schlags, der eine regelmaͤßige Figur, z. B. ein gleichſchenkliches Dreieck bildet, die Weite des Weges, die die Pferde mit dem 1ſten, 2ten, 3ten und allen folgenden, bis zur vollendeten Beduͤngung des ganzen Schlags, abgefahrnen Fuder ma - chen, ausmißt, aufzeichnet und ſummirt, und dann die ſo gefundene Summe durch die Zahl der abgefahrnen Fuder dividirt: ſo ergibt ſich die mittlere Entfernung, in dem Sinne wie wir dieſe hier genommen haben. Nimmt man nun auf einer Linie, die den Schlag, in der Richtung vom Hofe nach der Graͤnze zu, in zwei gleiche Theile theilt, einen Punkt, der ſo weit vom Hofe entfernt iſt, als die gefundene mittlere Entfernung ausweiſ’t: ſo iſt dieſer Punkt gleichſam der Repraͤſentant fuͤr die Entfer - nung aller Theile des ganzen Schlags, und es wuͤrde in Hinſicht der Weite des beim Dungfahren zu machenden Wegs ganz gleichguͤltig ſeyn, ob man den Dung nach allen Theilen des Schlags fuͤhre, oder ob man allen Dung nach dieſem Punkte auf einen Haufen braͤchte.

Mir iſt nicht bekannt, daß in der Mathematik ſchon eine Formel dargeſtellt ſey, wornach dieſe mittlere Ent - fernung zu berechnen waͤre; und alle meine Bemuͤhungen, ein allgemeines Geſetz dafuͤr aufzufinden, ſind bis jetzt immer vergeblich geweſen.

Fuͤr den praktiſchen Gebrauch muß es einſtweilen ge - nuͤgen, wenn man die Entfernung des Schwerpunkts welcher zwar nicht mit dem Punkte der mittlern Entfer - nung zuſammenfaͤllt, aber, bei regelmaͤßigen Dreiecken,64 auch nicht bedeutend davon abweicht bei Vergleichun - gen zum Maßſtab nimmt.

Einfacher wird die Aufgabe noch, wenn man fuͤr das Mergelfahren, ſtatt des Dungfahrens die mittlere Entfer - nung ſucht. Man kann ſich dann das zu befahrende Feld, welches aber regelmaͤßig z. B. ein rechtwinklichtes Viereck ſeyn muß, in lauter kleine Quadrate getheilt denken, wo auf jeden Durchſchnittspunkt eine Karre Mergel kommt. Die Summe aller Entfernungen, von jedem einzelnen Durchſchnittspunkt bis zur Spitze des Vierecks (der Mer - gelgrube) dividirt durch die Zahl der Durchſchnittspunkte, gibt dann die mittlere Entfernung.

B. Ueber die Lage der Hoͤfe in Mecklenburg.

Wenn man die Lage der Hoͤfe auf den mehrſten Guͤtern in Mecklenburg und Vorpommern betrachtet: ſo muß man uͤber die Widerſinnigkeit der Anlage erſtaunen.

Sichtlich tragen ſie die Spuren ihrer erſten Entſte - hung noch an ſich, und ſind als hiſtoriſche Denkmaͤler der erſten Anſiedelungen zu betrachten. Wo ein See, ein Fluß, ein Bach iſt, da lehnen ſich die Hoͤfe daran, und aller Acker liegt in einer oft unabſehbaren Strecke an ei - ner Seite des Hofes. Der erſte Kultivator einer wilden und bisher oͤden Gegend hatte ganz recht, wenn er ſeinen Wohnſitz an einem See, Fluß oder Bach aufſchlug, weil er ſich dadurch das erſte und nothwendigſte Beduͤrfniß, das Waſſer, auf die mindeſt koſtbarſte Weiſe verſchaffte, und weil er zuerſt nur ſo wenig Acker in Kultur nahm, daß die Entfernung deſſelben vom Hofe hoͤchſt unbedeu - tend blieb. Als aber in den folgenden Jahrhunderten Wohlſtand und Bevoͤlkerung ſtiegen, der Ackerbau ſich aus - dehnte, die Viehheerden vermehrt wurden da trieb der Beſitzer des Hofes ſein Vieh ſo weit, bis er auf ein na - tuͤrliches Hinderniß, einen Bach, einen Moraſt u. ſ. w.65 ſtieß, oder bis ein Graͤnznachbar ihn an der weitern Aus - breitung mit Gewalt hinderte. In der neuern Zeit ſind nun ſelbſt dieſe Viehweiden groͤßtentheils zu Acker gemacht worden, der aber wegen ſeiner großen Entfernung haͤufig einen negativen Reinertrag gibt.

So ſind unſere Guͤter entſtanden und im Lauf der Zeit verwandelt; aber die Hoͤfe der großen Guͤter ſtehen noch auf derſelben Stelle, wo einſt der erſte Anſiedler ſeine Huͤtte aufſchlug.

In Gegenden, wo es keine Fluͤſſe und Seen gibt, iſt zwar die Sache minder ſchlimm; aber auch hier laufen haͤufig die Gutsgraͤnzen geſchlungen oder mit ſte - ten Aus - und Einbiegungen neben einander hin, und zu - gleich iſt es nicht ſelten, daß von zwei benachbarten Guͤ - tern, der Acker des einen bis nahe an den Hof des an - dern reicht, waͤhrend dieſes Gut ſich mit ſeinem Acker wieder dem Hofe eines dritten Guts naͤhert.

Wir ſind durch unſere vorhergehenden Berechnungen in den Stand geſetzt, den Verluſt, der aus dieſer unre - gelmaͤßigen Lage der Hoͤfe entſpringt, fuͤr einen gegebenen Fall, in Zahlen auszuſprechen, und der Gegenſtand iſt wichtig genug, um noch einen Augenblick dabei zu ver - weilen.

Geſetzt das Gut A habe ein Stuͤck Acker von 70000 R. à 8 Koͤrner Ertrag, welches von dem Hofe des Guts A 400 Ruthen, von dem des benachbarten Guts B aber nur 100 Ruthen entfernt iſt. Das Gut B beſitze dagegen ein Stuͤck Acker von gleicher Groͤße und Guͤte, welches ebenfalls 400 Ruthen entfernt iſt, dem Hofe des Guts C aber bis auf 100 Ruthen nahe liegt.

Um wie viel wird nun die Landrente des Guts B ſteigen, wenn es das 400 Ruthen entfernte Stuͤck an C abtritt, und dagegen das 100 Ruthen entfernte Stuͤck von A wieder erhaͤlt?

566

Fuͤr das Gut B geben 70000 R. Acker à 8 Koͤr - ner Ertrag,

  • 1) auf 100 Ruthen Entfernung eine Land - rente von 763 ÷ 197 × 100 / 210 = 669 Thlr.
  • 2) auf 400 Ruthen Entfernung eine Land - rente von 763 ÷ 197 × 400 / 210 = 388 »
  • Durch den Umtauſch gewinnt das Gut B 281 Thlr. Landrente und an Kapitalwerth beim Zins - fuß von 5 prct. 5620 »
  • Das Gut C gewinnt durch die Erwerbung von 70000 R. Acker, welche nur 100 Ru - then vom Hofe entfernt ſind,
  • an Landrente669 »
  • an Kapitalwerth13380 »

Durch dieſe Veraͤnderung gewinnt alſo

  • das Gut B an Kapitalwerth5620 »
  • das Gut C » » »13380 »
  • zuſammen 19000 Thlr.
  • das Gut A verliert dagegen7760 »
  • bleiben 11240 Thlr.

Die drei Guͤter zuſammen haben alſo bloß durch die beſſere Vertheilung des Ackers 11240 Thlr. an Kapital - werth gewonnen.

Es iſt zu bemerken, daß der aus dieſem Umtauſch des Grundeigenthums hervorgehende Gewinn, nicht wie der Gewinn bei einem gewoͤhnlichen, ſo genannten guten Handel, wo der eine Kontrahent ſo viel verliert als der andere gewinnt, zu betrachten iſt; ſondern dieſer Gewinn iſt ein reiner Zuſchuß zum Nationaleinkommen und zum Nationalvermoͤgen.

67

Bedenkt man nun, daß faſt auf keinem Gute die Gebaͤude in der Mitte der Feldmark ſtehen, daß faſt jedes Gut durch Abrundung und Austauſch gewinnen kann: ſo muß man erſtaunen und trauern uͤber die Groͤße des Ka - pitals, das fuͤr den Nationalreichthum auf dieſe Weiſe ohne irgend einen Erſatz verloren geht. Wollte man die - ſen Verluſt an Nationalvermoͤgen fuͤr Mecklenburg in Geld anſchlagen: ſo wuͤrde bei den niedrigſten Anſaͤtzen die Rechnung doch immer einige Millionen Thaler ergeben.

Aber warum, kann und muß man fragen, ſind denn dieſe Gutsgraͤnzen ſo unveraͤnderlich, unveraͤnderlicher ſo - gar als die Graͤnzen der Staaten?

Dem Austauſch ſteht zuerſt die Anhaͤnglichkeit an dem bisher beſeſſenen Eigenthum entgegen. Man uͤber - ſchaͤtzt nur zu leicht den Werth des Grundſtuͤcks, das man ſchon lange in Beſitz gehabt, oder gar von den Vorfahren ererbt hat, und an deſſen Verbeſſerung man eigene Muͤhe und Koſten verwandt hat. Aber dieſe Anhaͤnglichkeit, im ſteten Widerſtreit mit der klaren Einſicht und dem wohl - verſtandenen Intereſſe, wuͤrde doch nicht Generationen und Jahrhunderte hindurch den Umtauſch verhindert haben, wenn nicht andere reellere Hinderniſſe mitgewirkt haͤtten.

Dieſe finden wir nun genuͤgend in Folgendem:

  • 1) In der Groͤße der Abgaben, die in Mecklenburg nicht bloß beim Verkauf ganzer Guͤter, ſondern auch beim Verkauf einzelner Gutspertinenzien erlegt werden, und die beim Umtauſch ſogar doppelt, d. h. von dem Werth jedes der beiden an einen andern Beſitzer uͤber - gegangenen Grundſtuͤcke, entrichtet werden muͤſſen;
  • 2) in den Koſten, welche die Vermeſſung des angekauf - ten oder verkauften Stuͤcks, die Umſchreibung im Steuerkataſter u. ſ. w. verurſacht;
  • 3) in den Schuldenverhaͤltniſſen der Guͤter, wodurch naͤmlich kein Stuͤck des Guts ohne ſpezielle Einwilli -5*68gung aller Gutsglaͤubiger weder verkauft noch ver - tauſcht werden kann.

Die hohe Abgabe beim Verkauf ganzer Guͤter iſt der Kultur des Bodens nicht hinderlich, ſondern vielmehr guͤn - ſtig, indem ſie das leichtſinnige Uebergehen der Guͤter von einer Hand in die andere hemmt und vermindert; aber ſicherlich iſt die Abgabe auf den Austauſch einzelner Guts - theile hoͤchſt nachtheilig fuͤr den Nationalwohlſtand.

Da dieſe Abgabe in Verbindung mit den andern Schwierigkeiten ſtark genug iſt, um faſt alle Austauſchun - gen zu verhindern: ſo wuͤrde auch die Aufhebung derſel - ben kein Opfer ſeyn, oder doch nur ein ſehr geringes De - fizit in den Staatsrevenuͤen hervorbringen. Wollte man auch dieſes Defizit decken: ſo koͤnnte dies durch eine ge - ringe Erhoͤhung der Abgabe beim Verkauf ganzer Guͤter ohne allen Nachtheil fuͤr die Landeskultur geſchehen.

Ob und wie nun aber die dritte, aus den Schuld - verhaͤltniſſen der Guͤter hervorgehende Schwierigkeit zu entfernen ſey daruͤber wage ich kein Urtheil zu faͤllen. Aber es iſt voraus zu ſehen, daß wenn wir, in unſerm alt gewordenen Welttheil, die Feſſeln, die die Zeit und das Herkommen um uns geſchlungen hat, nicht zu loͤſen wiſſen, wir dann im Ackerbau und an Nationalwohlſtand gegen die friſch aufbluͤhenden Staaten der neuen Welt gar bald zuruͤckſtehen werden.

Auf den Doͤrfern, wo die Bauern im Dorfe zuſam - menwohnen und ihren Acker nicht zuſammenhaͤngend, ſon - dern Stuͤck um Stuͤck liegen haben, und wo dieſe Stuͤcke dann vom Dorf bis zur Feldſcheide reichen, da iſt der Verluſt an Landrente noch ſehr viel groͤßer als bei den ſchlecht arrondirten, aber in großen Flaͤchen zuſammenhaͤn - genden Guͤtern. Dieſe Doͤrfer erleiden alle Nachtheile der großen Guͤter, ohne daß ſie irgend einen ihrer Vortheile genießen. Ein Staat der lauter ſolche Bauerdoͤrfer haͤtte,69 koͤnnte nur ein unbedeutendes Nationaleinkommen beſitzen, und wuͤrde deshalb in der Vertheidigung gegen einen aͤu - ßern Feind hoͤchſt ohnmaͤchtig ſeyn.

Die Kraft der Menſchen und der Zugthiere wird hier durch ein muͤſſiges Hin - und Hergehen auf dem Felde verſchwendet; und wenn ſonſt eine mit dem Landbau be - ſchaͤftigte Arbeiterfamilie, auf fruchtbarem Boden gar wohl die Lebensmittel fuͤr zwei Familien erzielen kann: ſo ver - zehrt ſie hier faſt alles wieder, was ſie durch ihre Arbeit dem Boden abgewonnen hat, und ſie kann zum Unterhalt der Stadtbewohner nur ſehr wenig an Lebensmitteln ab - geben.

Die Abhuͤlfe iſt hier aber ſchwierig, weil der entlegene Boden dieſer Doͤrfer gewoͤhnlich ſo mager iſt, daß er die Koſten des Aufbaues neuer Gebaͤude nicht bezahlen, und auch keine Familie ernaͤhren wuͤrde. Doch dieſer Gegen - ſtand gehoͤrt nicht weiter zu unſerer Unterſuchung.

§. 12. Beſtimmung der Landrente der Dreifelderwirthſchaft.

Da dieſe Beſtimmung ſich ganz auf die Berechnun - gen ſtuͤtzt, die ich aus den auf dem Gute T. gemachten Erfahrungen fuͤr eine Koppelwirthſchaft entworfen habe: ſo finde ich mich veranlaſſt, hier zuvor die Reſultate die - ſer Berechnungen mitzutheilen.

70

Siebenſchlaͤgige Koppelwirthſchaft auf 70000 R. Ackerland.

Dieſe Berechnung iſt dieſelbe, welche der in §. 5 gegebenen Beſtimmung der Landrente fuͤr die Koppelwirth - ſchaft zur Grundlage dient.

  • Die Bearbeitung einer Dreeſchbrache koſtet auf 10000 R. 274,5 Thlr. N⅔
  • Die Muͤrbebrache erſpart nach §. 10. an Koſten88,5 » »
  • Eine Muͤrbebrache von 10000 R. ko - ſtet alſo186 Thlr N⅔
  • dies macht fuͤr 12000 R. 223,2 » »

Die Beſtellungskoſten des Gerſtenſchlags, ſo wie die Erntekoſten des Rockens und der Gerſte ſind bei gleichem Koͤrnerertrage denen in der Koppelwirthſchaft gleich.

71
  • Dreifelderwirthſchaft auf 100000 R., wovon 12000 R. Brache, 12000 R. Rocken, 12000 R. Gerſte und 64000 R. Weide ſind.

§. 13. Einfluß der Entfernung des Ackers vom Hofe auf die Arbeits - koſten bei der Dreifelderwirthſchaft.

Fuͤr 3