PRIMS Full-text transcription (HTML)
[I]
Der iſolirte Staat in Beziehung auf Landwirthſchaft und Nationaloͤkonomie.
[II][III]
Der iſolirte Staat in Beziehung auf Landwirthſchaft und Nationaloͤkonomie,
oder Unterſuchungen uͤber den Einfluß, den die Getreidepreiſe, der Reichthum des Bodens und die Abgaben auf den Ackerbau ausuͤben,
Hamburg1826,beiFriedrich Perthes.
[IV][V]

Inhalt.

  • Erſter Abſchnitt. Geſtaltung des iſolirten Staats.
  • Seite
  • §. 1. Vorausſetzungen1
  • §. 2. Aufgabe1
  • §. 3. Erſter Kreis. Freie Wirthſchaft2
  • §. 4. Beſtimmung des Getreidepreiſes in den verſchiedenen Gegenden des iſolirten Staats5
  • §. 5. Einfluß der Getreidepreiſe auf die Landrente13
  • §. 6. Einfluß der Getreidepreiſe auf das Wirthſchaftsſyſtem37
  • §. 7. Einige Saͤtze aus der Statik des Landbaues42
  • §. 8. In welchem Verhaͤltniß muß bei der Dreifelderwirthſchaft Acker und Weide gegen einander ſtehen, wenn der Acker ſich in gleicher Dungkraft erhalten ſoll? 49
  • §. 9. Wie verhaͤlt ſich der Koͤrnerertrag des Rockens in der Koppel - wirthſchaft zu dem in der Dreifelderwirthſchaft, wenn die Ackerflaͤchen, auf denen beide Wirthſchaftsarten betrieben
  • VI
  • Seite
  • werden, im Ganzen gleichen Reichthum an Pflanzennah - rung enthalten? 53
  • §. 10. Arbeitserſparung in der Dreifelderwirthſchaft im Verhaͤltniß zur Koppelwirthſchaft57
  • §. 11. Ueber den Einfluß, den die Entfernung des Ackers vom Hofe auf die Arbeitskoſten hat58
  • Zuſaͤtze. A. Ueber die mittlere Entfernung des Ackers vom Hofe. 63
  • B. Ueber die Lage der Hoͤfe in Mecklenburg64
  • §. 12. Beſtimmung der Landrente der Dreifelderwirthſchaft69
  • §. 13. Einfluß der Entfernung des Ackers vom Hofe auf die Arbeits - koſten bei der Dreifelderwirthſchaft71
  • §. 14. Vergleichung der Landrente bei der Koppelwirthſchaft und der Dreifelderwirthſchaft75
  • §. 15. Vergleichung der Dungproduktion, und der mit Korn beſtellten Flaͤche, in der Koppel - und in der Dreifelderwirthſchaft81
  • §. 16. Wirthſchaftsſyſtem mit hoͤherer Dungproduktion82
  • §. 17. Reſultate einer Vergleichung zwiſchen der belgiſchen Wirthſchaft und der mecklenburgiſchen Wirthſchaft94
  • §. 18. Anfuͤhrung einiger andern Ruͤckſichten bei der Wahl eines Wirth - ſchaftsſyſtems112
  • §. 19. Zweiter Kreis. Forſtwirthſchaft128
  • §. 20. Ruͤckblick auf den erſten Kreis in beſonderer Beziehung auf den Bau der Kartoffeln152
  • VII
  • Seite
  • §. 21. Dritter Kreis. Fruchtwechſelwirthſchaft175
  • §. 22. Vierter Kreis. Koppelwirthſchaft176
  • §. 23. Fuͤnfter Kreis. Dreifelderwirthſchaft177
  • §. 24. Durch welches Geſetz wird der Preis des Getreides beſtimmt177
  • §. 25. Urſprung der Landrente181
  • §. 26. Sechster Kreis. Viehzucht183
  • Zweiter Abſchnitt. Vergleichung des iſolirten Staats mit der Wirklichkeit.
  • §. 27. Ruͤckblick auf den Gang unſerer Unterſuchung205
  • §. 28. Verſchiedenheiten zwiſchen dem iſolirten Staat und der Wirk - lichkeit209
  • §. 29. Branntweinbrennerei216
  • §. 30. Schaͤferei218
  • §. 31. Anbau der Handelsgewaͤchſe232
  • §. 32. Zu welchem Preiſe kann Flachs und Leinwand aus den verſchie - denen Gegenden des iſolirten Staats nach der Stadt ge - liefert werden? 241
  • §. 33. Ueber die Beſchraͤnkung der Handelsfreiheit247
  • VIII
  • Dritter Abſchnitt. Wirkung der Abgaben auf den Ackerbau.
  • Seite
  • §. 34. Abgaben die mit der Groͤße des Betriebs in Verhaͤltniß ſtehen255
  • A. In Beziehung auf den iſolirten Staat255
  • B. In Beziehung auf die Wirklichkeit259
  • §. 35. Wirkung der Abgabe, wenn die Konſumtion an Korn dieſelbe bleibt263
  • §. 36. Auflagen auf Gewerbe und Fabriken269
  • §. 37. Konſumtionsſteuern und Kopfſteuer274
  • §. 38. Auflagen auf die Landrente276
[1]

Erſter Abſchnitt. Geſtaltung des iſolirten Staats.

§. 1. Vorausſetzungen.

Man denke ſich eine ſehr große Stadt in der Mitte ei - ner fruchtbaren Ebene gelegen, die von keinem ſchiffbaren Fluſſe oder Kanal durchſtroͤmt wird. Die Ebene ſelbſt beſtehe aus einem durchaus gleichfoͤrmigen Boden, der uͤberall der Kultur faͤhig iſt. In großer Entfernung von der Stadt endige ſich die Ebene in eine unkultivirte Wild - niß, wodurch dieſer Staat von der uͤbrigen Welt gaͤnz - lich getrennt wird.

Die Ebene enthalte weiter keine Staͤdte, als die eine große Stadt, und dieſe muß alſo alle Produkte des Kunſt - fleißes fuͤr das Land liefern, ſo wie die Stadt einzig von der ſie umgebenden Landflaͤche mit Lebensmitteln verſorgt werden kann.

Die Bergwerke und Salinen, welche das Beduͤrfniß an Metallen und Salz fuͤr den ganzen Staat liefern, den - ken wir uns in der Naͤhe dieſer Zentralſtadt die wir, weil ſie die einzige iſt, kuͤnftig ſchlechthin die Stadt nen - nen werden gelegen.

§. 2. Aufgabe.

Es entſteht nun die Frage: wie wird ſich unter die - ſen Verhaͤltniſſen der Ackerbau geſtalten, und wie wird12die groͤßere oder geringere Entfernung von der Stadt auf den Landbau einwirken, wenn dieſer mit der hoͤchſten Konſequenz betrieben wird.

Es iſt im Allgemeinen klar, daß in der Naͤhe der Stadt ſolche Produkte gebauet werden muͤſſen, die im Verhaͤltniß zu ihrem Werth ein großes Gewicht haben, oder einen großen Raum einnehmen, und deren Trans - portkoſten nach der Stadt ſo bedeutend ſind, daß ſie aus entfernten Gegenden nicht mehr geliefert werden koͤnnen; ſo wie auch ſolche Produkte, die dem Verderben leicht unterworfen ſind und friſch verbraucht werden muͤſſen. Mit der groͤßern Entfernung von der Stadt wird aber das Land immer mehr und mehr auf die Erzeugung der - jenigen Produkte verwieſen, die im Verhaͤltniß zu ihrem Werth mindere Transportkoſten erfordern.

Aus dieſem Grunde allein, werden ſich um die Stadt ziemlich ſcharf geſchiedene konzentriſche Kreiſe bilden, in welchen dieſe oder jene Gewaͤchſe das Haupterzeugniß aus - machen.

Mit dem Anbau eines andern Gewaͤchſes, als Haupt - zweck betrachtet, aͤndert ſich aber die ganze Form der Wirthſchaft, und wir werden in den verſchiedenen Kreiſen ganz verſchiedene Wirthſchaftsſyſteme erblicken.

§. 3. Erſter Kreis. Freie Wirthſchaft.

Die feinern Gartengewaͤchſe, welche theils den Trans - port auf Wagen aus weiterer Ferne nicht ertragen koͤn - nen, wie Blumenkohl, Erdbeeren, Salat u. m. a., und deshalb nach der Stadt getragen werden muͤſſen, theils3 nur in kleinen Quantitaͤten und ganz friſch abzuſetzen ſind, koͤnnen nur in der Naͤhe der Stadt gebauet werden.

Die Gaͤrten werden alſo die naͤchſten Umgebungen der Stadt einnehmen.

Außer den feinern Gartengewaͤchſen iſt die friſche Milch eines der nothwendigen Beduͤrfniſſe der Stadt, de - ren Erzielung in dieſem erſten Kreiſe geſchehen muß: denn die Milch iſt nicht bloß ſehr ſchwierig und koſtbar zu transportiren, ſondern ſie wird auch, beſonders bei großer Hitze, nach wenigen Stunden ungenießbar, und kann deshalb aus groͤßern Entfernungen nicht zur Stadt gebracht werden.

Der Preis der Milch muß ſo hoch ſteigen, daß das Land, was zum Zweck der Milcherzeugung verwandt wird, durch kein andres Produkt ſo hoch genutzt werden kann. Da die Ackerpacht in dieſem Kreiſe ſehr hoch iſt, ſo kommt vermehrte Arbeit hier wenig in Betracht. Von der klein - ſten Flaͤche die groͤßte Menge Viehfutter zu gewinnen, iſt hier die Aufgabe. Man wird alſo moͤglichſt vielen Klee bauen und Stallfuͤtterung treiben: denn es iſt entſchie - den, daß man bei der Stallfuͤtterung, wo der Klee zur rechten Zeit gemaͤht werden kann, von derſelben Flaͤche weit mehr Vieh unterhalten kann, als bei der Beweidung, wo die jungen Pflanzen durch das Zertreten und Ab - beißen ſtets in ihrem Wachsthum geſtoͤrt werden. Oder, wenn man der groͤßern Reinlichkeit wegen die Weide den - noch vorziehen ſollte, ſo koͤnnen die Weideplaͤtze nur klein ſeyn, und das Vieh wird doch groͤßtentheils mit abge - maͤhtem gruͤnen Klee und mit dem Abfall von Kartoffeln, Kohl, Ruͤben u. ſ. w. unterhalten werden.

Der unterſcheidende Charakter dieſes Kreiſes iſt, daß hier der Dung aus der Stadt angekauft, und nicht wie in den entferntern Gegenden, auf den Guͤtern ſelbſt erzeugt wird.

1*4

Dies gibt dieſem Kreiſe das Uebergewicht uͤber die entferntern, und macht es moͤglich, daß hier Produkte ver - kauft werden koͤnnen, die die andern Kreiſe zur Erhal - tung der Fruchtbarkeit des Bodens ſelbſt behalten muͤſſen.

Verkauf von Heu und Stroh iſt hier Hauptzweck. Da die entferntern Gegenden hierbei nicht in Konkurrenz treten koͤnnen, ſo muß der Preis dieſer Produkte ſo hoch ſteigen, daß das Land dadurch am hoͤchſten genutzt wird. Das Korn iſt hier nur Nebenſache, denn dies kann we - gen minderer Landrente und geringern Arbeitslohns in den abgelegenen Kreiſen wohlfeiler gebauet werden. Man wuͤrde den Kornbau ganz aufgeben, wenn dieſer nicht zur Ge - winnung des Strohes nothwendig waͤre, und man opfert durch dickes Saͤen einen Theil der Kornernte auf, um nur mehr Stroh zu erhalten.

Außer dem Heu und Stroh muß dieſer Kreis die Stadt noch mit allen den Produkten verſehen, die durch den Transport aus einer weiten Entfernung zu koſtbar werden. Dieſe ſind: Kartoffeln, Kohl, Ruͤben, gruͤner Klee u. m. a.

Die kleinen, nicht verkaͤuflichen Kartoffeln, und der Abfall von Kohl, Ruͤben u. ſ. w. koͤnnen als Futter fuͤr die Milchkuͤhe hier ebenfalls am hoͤchſten benutzt werden.

Reine Brache findet in dieſem Diſtrikte aus zwei verſchiedenen Urſachen nicht ſtatt: erſtens, weil die Land - rente zu hoch iſt, um einen großen Theil des Feldes un - benutzt laſſen zu duͤrfen; zweitens, weil durch den unbe - ſchraͤnkten Ankauf des Dungs die Kraft des Bodens ſo hoch gehoben werden kann, daß die Gewaͤchſe, auch ohne die ſorgfaͤltige Bearbeitung des Bodens durch die Brache, dem Maximum ihres moͤglichen Ertrages nahe kommen.

Man wird die Fruͤchte ſo hintereinander folgen laſ - ſen, daß jedes Gewaͤchs den Boden in einem fuͤr daſſelbe guͤnſtigen Zuſtande vorfindet; aber man wird nicht, des5 bloßen Wechſels wegen, Fruͤchte bauen, die durch ihr Preisverhaͤltniß unvortheilhaft fuͤr dieſe Gegend ſind. Hier findet alſo die ſogenannte freie Wirthſchaft die in der Fruchtfolge keiner Vorausbeſtimmung unterworfen iſt ihren Platz.

Der Dungankauf aus der Stadt iſt am vortheilhaf - teſten fuͤr den Theil des Kreiſes, der der Stadt am naͤch - ſten liegt. Mit jeder Viertelmeile groͤßerer Entfernung nimmt dieſer Vortheil raſch ab, indem dadurch nicht al - lein die Anfuhr des Duͤngers, ſondern auch das Verfah - ren der erbaueten Produkte vertheuert wird. Bei zuneh - mender Entfernung von der Stadt kommen wir bald in eine Gegend, wo es ſchon zweifelhaft wird, ob man noch mit Vortheil Dung aus der Stadt holen kann, und wir muͤſſen dann bald die Gegend treffen, wo es entſchieden vortheilhafter iſt, den Dung ſelbſt zu produziren, als ihn zu kaufen und hier iſt dann die Graͤnze des erſten, und der Anfang des zweiten Kreiſes.

§. 4. Beſtimmung des Getreidepreiſes in den verſchiedenen Gegenden des iſolirten Staats.

Ehe wir nun zur Betrachtung der Wirthſchaft des zweiten und der folgenden Kreiſe uͤbergehen koͤnnen, muͤſ - ſen wir vorher zu beſtimmen ſuchen, wie der Preis des Getreides ſich mit der Entfernung von der Stadt aͤndert.

Wir haben angenommen:

  • 1) daß die Zentralſtadt der einzige Marktplatz fuͤr das Getreide ſey;
  • 2) daß in dem ganzen Staat kein ſchiffbarer Kanal ſey, und alles Getreide zu Wagen nach der Stadt gebracht werden muͤſſe.

Unter dieſen Umſtaͤnden normirt der Getreidepreis in der Stadt fuͤr das ganze Land. Auf dem Lande kann6 aber der Werth des Korns nicht ſo hoch ſeyn, als der Marktpreis in der Stadt iſt; denn um dieſen Preis zu erhalten, muß das Korn erſt nach der Stadt gefahren werden, und ſo viel, als dieſes koſtet, um ſo viel geringer iſt der Werth des Korns auf dem Lande, als in der Stadt.

Um das Verhaͤltniß der Werthsverminderung des Ge - treides in Zahlen auszuſprechen, iſt es nothwendig, einen Standpunkt aus der Wirklichkeit zu entnehmen, und die - ſen in den iſolirten Staat mit hinuͤber zu nehmen.

Auf dem Gute T. (Tellow), welches 5 Meilen von dem Marktplatz Roſtock entfernt iſt, haben die Transport - koſten fuͤr eine Fuhre Korn nach dieſer Stadt, im Durch - ſchnitt von 5 Jahren, betragen: 3 6 / 10 Roſtocker Scheffel Rocken und 1 52 / 100 Thaler N⅔ welches in Berliner Schef - feln und in Gold, den Ld’or zu 5 Thaler gerechnet, 2 57 / 100 Berliner Scheffel Rocken und 1 63 / 100 Thaler Gold ausmacht1)Der Roſtocker Scheffel iſt gleich 5 / 7 Berliner Scheffel; 14 Tha - ler N⅔ ſind bei dieſer und bei allen folgenden Reduktionen gleich 15 Thlr. Gold gerechnet. Wenn im Verfolg dieſer Schrift von Thalern und Scheffeln ohne weitern Beiſatz die Rede iſt, ſo ſind hierunter immer Thaler Gold und Berliner Scheffel zu verſtehen..

Die gewoͤhnliche Ladung fuͤr ein Geſpann von 4 Pfer - den betraͤgt 2400 . Das Futter, was fuͤr die Pferde auf 2 Tage mitgenommen werden muß, wiegt ungefaͤhr 150 ; an Korn kann alſo geladen werden 2400 150 = 2250 , welches 37½ Roſtocker oder 26,78 Berliner Scheffel ausmacht.

7
  • Annahme. In der Zentralſtadt des iſolirten Staats ſey der Mittelpreis des Rockens fuͤr den Berliner Scheffel Thlr. Gold, und der Maßſtab fuͤr die Transportkoſten des Getreides ſey derſelbe, den wir aus der Wirklichkeit fuͤr das Gut T. gefunden haben.

Wir fragen nun, wie hoch wird unter dieſen Vor - ausſetzungen der Werth des Getreides in dem iſolirten Staat, auf dem 5 Meilen von der Stadt entlegenen Gute ſeyn?

Fuͤr eine Fuhre von 26,78 Berl. Schfl. Rocken wer - den in der Stadt eingenommen 26,78 × = 40,17 Thlr. Gold. Die Transportkoſten betragen 1,63 Thlr. Gold und 2,57 Schfl. Rocken. Zieht man dieſe ab, ſo bleiben von der Einnahme 38,54 Thlr. minus 2,57 Schfl. Rocken. Oder fuͤr 26,78 Schfl. Rocken, die nach der Stadt gefah - ren ſind, und fuͤr 2,57 Schfl., die der Transport gekoſtet hat, zuſammen alſo fuͤr 29,35 Schfl. Rocken, betraͤgt die Geldeinnahme 38,54 Thlr. Dies macht fuͤr 1 Schfl. 1,313 Thlr.

Fuͤr 10 Meilen Entfernung von der Stadt erfordert die Fuhre hin und zuruͤck 4 Tagereiſen.

An Futter muß alsdann mitgenommen werden 300 . Die Kornladung betraͤgt alſo 2400 300 = 2100 .

Die Transportkoſten betragen 2 × 2,57 = 5,14 Schfl. Rocken und 2 × 1,63 = 3,26 Thlr.

Durch eine aͤhnliche Rechnung, wie oben, ergibt ſich dann, daß bei der Entfernung von 10 Meilen der Werth des Scheffels Rocken auf dem Gute ſelbſt 1,136 Thaler betraͤgt.

Aus der Anwendung dieſer Berechnung auf groͤßere Entfernungen geht nun folgende Tabelle hervor:

8
  • 1000 Berliner Schfl. Rocken ſind Gold
  • werth: Thaler
  • In der Stadt ſelbſt1500
  • Auf dem Gute 5 Meilen von der Stadt entfernt 1313
  • 10 »1136
  • 15 »968
  • 20 »809
  • 25 »656
  • 30 »512
  • 35 »374
  • 40 »242
  • 45 »116
  • 49,95 Meilen0

Unter dieſen Verhaͤltniſſen iſt alſo der Transport des Korns auf 50 Meilen unmoͤglich, weil die ganze Ladung oder deren Werth auf der Hin - und Zuruͤckreiſe von den Pferden und den dabei angeſtellten Menſchen verzehrt wird.

Aus dieſer Urſache muͤſſte in der Entfernung von 50 Meilen die Kultur des Bodens aufhoͤren, wenn auch die Hervorbringung des Korns gar keine Koſten verur - ſachte; da aber die Produktion des Getreides uͤberall Ar - beit und Koſten erfordert, ſo wird der Reinertrag des Land - baues ſchon in weit geringerer Entfernung von der Stadt aufhoͤren, und mit dem Reinertrag endet auch die Kul - tur des Bodens.

Es mag unrichtig erſcheinen, bei der Berechnung der Transportkoſten fuͤr große Entfernungen anzunehmen, daß der Wagen das Futter, welches die Pferde auf der Hin - und Zuruͤckreiſe gebrauchen, gleich mitnimmt, da doch das Futter auf der Ruͤckreiſe wohlfeiler zu kaufen ſey, als es hier durch die Verminderung der Ladung koſtet.

Das Futter, was unterwegs gekauft wird, iſt nicht fuͤr den Preis, den es an dem Orte wirklich gilt, zu ha - ben, ſondern es muß auch der Handelsvortheil, den der9 Wirth oder der Unterhaͤndler dafuͤr nimmt, mitbezahlt werden. Jedoch kann die Bezahlung dieſes Handelsprofits nicht ſo koſtbar werden, als die Mitnahme des Futters auf großen Reiſen.

Fuͤr weite Entfernungen kommt aber noch folgender Punkt in Betracht:

Die Transportkoſten ſind darnach berechnet, was ſie fuͤr eine Entfernung von 5 Meilen wirklich koſten. Die Pferde, welche im Sommer das Feld beſtellen, verfahren hier im Winter das Korn. Es brauchen alſo keine beſon - deren Pferde dazu gehalten zu werden, und auf das Konto des Kornverfahrens kommen bloß diejenigen Koſten, wel - che durch die verſtaͤrkte Arbeit der Pferde ſelbſt hervorge - bracht werden, als Hufbeſchlag, Abnutzung des Wagenge - raͤths, vermehrtes Futter u. ſ. w.; nicht aber die Zinſen vom Kapitalwerth der Pferde, und das Futter, was die Pferde im Winter zu ihrem Lebensunterhalt gebrauchen.

Fuͤr weite Entfernungen muͤſſen aber zum Kornver - fahren eigene Geſpanne gehalten werden, und dadurch vermehren ſich die Transportkoſten in Schfl. Rocken aus - gedruͤckt, fuͤr die entfernten Gegenden ſehr betraͤchtlich.

Dieſe erhoͤheten Koſten betragen wahrſcheinlich reich - lich ſo viel, als durch den Ankauf des Futters unterwegs erſpart werden kann; wenigſtens vermindern ſich die bei - den hier wiſſentlich gemachten Fehler gegenſeitig, und ich habe unter mehreren Verſuchen die Transportkoſten auf eine andere Art zu berechnen, der hier gewaͤhlten Methode, als der zutreffendſten, den Vorzug geben muͤſſen.

In der Folge kommen wir oft in die Lage, den Werth des Rockens auch fuͤr ſolche Entfernungen von der Stadt, die in obiger Tabelle nicht angefuͤhrt ſind, wiſſen zu muͤſſen. Wir beduͤrfen deshalb einer allgemeinen For -10 mel, und muͤſſen, ehe wir weiter gehen, folgende Frage loͤſen.

Wie hoch iſt der Werth des Rockens auf einem Gute, welches x Meilen vom Marktplatze entfernt iſt?

Die ganze Ladung eines Wagens betraͤgt 2400 , oder da wir den Schfl. Rocken zu 84 annehmen, 2400 / 84 Schfl. Rocken. Hiervon geht aber das mitzuneh - mende Pferdefutter ab, welches auf 5 Meilen 150 , auf x Meilen alſo 30x betraͤgt.

Zur Stadt gebracht werden alſo nur 2400 30x , oder 〈…〉 Schfl. Rocken; wofuͤr die Einnahme, den Schfl. Rocken zu Thlr. gerechnet 〈…〉 Thaler betraͤgt.

Die Transportkoſten betragen auf 5 Meilen 2,57 Schfl. Rocken und 1,63 Thaler; auf x Meilen alſo 〈…〉 Thaler.

Von der Einnahme = 〈…〉 Thaler muͤſſen abgezogen werden die Transportkoſten = 〈…〉 Dies gibt 〈…〉 Thlr. 〈…〉 oder 〈…〉 Thaler 〈…〉

Dies iſt die reine Einnahme fuͤr die nach der Stadt gebrachte Ladung von 〈…〉 Schfl. Rocken;11 〈…〉 Scheffel Rocken ſind alſo im Werth 〈…〉 Thaler 〈…〉 Schfl. Rocken, oder 〈…〉 Schfl. Rocken 〈…〉 Schfl. Rocken 〈…〉 Thlr., alſo 〈…〉 Sch. R. 〈…〉 Thlr., oder 12000 + 65, 88x Sch. R. = 18000 361,92x Thaler.

Hieraus ergibt ſich der Werth eines Scheffels Rocken 〈…〉 Thlr.

Dieſe Formel kann mit einer ſehr geringen Abwei - chung in folgende verkleinert werden: 1 Scheffel Rocken 〈…〉 Thaler.

Berechnung der Fracht, die es koſtet, eine volle Ladung von 2400 nach der Stadt zu bringen.

Soll die ganze Ladung nach der Stadt kommen, ſo muͤſſen den mit Waaren oder Produkten beladenen Wa - gen, andere Wagen, die das fuͤr die Pferde noͤthige Futter fahren, beygeſellt ſeyn.

Fuͤr 5 Meilen Entfernung von der Stadt beſteht ſonſt die Ladung eines Wagens aus 2250 Korn oder Waaren, und aus 150 Futter. Hier wird alſo um 15 volle Ladungen à 2400 nach der Stadt zu bringen, ein Wagen mit Futter fuͤr die Pferde erfordert.

16 Geſpann Pferde, deren Arbeit 16 × (2,57 Schfl. Rocken + 1,63 Thlr.) koſtet, bringen alſo nur 15 La -12 dungen nach der Stadt, welches an Fracht oder Trans - portkoſten fuͤr eine volle Ladung 16 / 15 (2,57 Schfl. Rocken + 1,63 Thlr.) ergibt.

Auf 10 Meilen Entfernung muß ſonſt ein Wagen 300 Futter mitnehmen, und die Ladung ſelbſt betraͤgt nur 2100 . Auf 7 Wagen mit voller Ladung kommt alſo 1 Wagen mit Futter, und die Fracht fuͤr eine volle Ladung die nach der Stadt gebracht wird, betraͤgt alſo 8 / 7 (2,57 Schfl. Rocken + 1,63 Thlr.)

Auf x Meilen Entfernung betraͤgt das mitzunehmende Futter fuͤr jeden Wagen 30x , und die Ladung bleibt 2400 30x . Sollen nun einige Wagen ganz mit Korn beladen werden, ſo muß fuͤr jeden 30x Futter auf einem andern Wagen mitgenommen werden. Ein Wa - gen kann alſo das Futter fuͤr 〈…〉 andere Wagen mitnehmen; oder auf 〈…〉 Wagen mit voller La - dung gehoͤrt ein Wagen mit Futter.

〈…〉 + 1 Wagen = 〈…〉 Wagen, wovon jeder 〈…〉 koſtet, die zu - ſammen alſo 〈…〉 koſten, bringen 〈…〉 volle Ladungen nach der Stadt.

Die Fracht fuͤr jede einzelne Ladung betraͤgt alſo 〈…〉 13= (2,57x Schfl. Rocken + 1,63x Thlr.) 〈…〉 Nun iſt der Preis eines Schfl. Rocken in der x Meilen von der Stadt entfernten Gegend = 〈…〉

Setzen wir nun in obiger Formel fuͤr den Rocken dieſen Preis, ſo erhalten wir 〈…〉 Dieſe Formel ſtimmt bis auf eine unbedeutende Kleinig - keit mit folgender uͤberein: 〈…〉 .

Ich nehme nun hiernach, in allen folgenden Berech - nungen, die Fracht oder die Transportkoſten fuͤr eine La - dung von 2400 zu 〈…〉 Thlr. an.

§. 5. Einfluß der Getreidepreiſe auf die Landrente.

Wir kommen nun zu dem Punkte, von wo die Un - terſuchungen des Verfaſſers eigentlich begonnen haben.

Er fuͤhlte, durch eine innere Nothwendigkeit getrie - ben, das Beduͤrfniß, uͤber den Einfluß der Getreidepreiſe auf den Landbau und uͤber die Geſetze, wodurch der Ge - treidepreis regulirt wird, zur klaren Anſicht zu gelangen.

14

Zur Loͤſung dieſer Aufgabe war eine genaue aus der Wirklichkeit ſelbſt geſchoͤpfte Berechnung, uͤber die mit dem Landbau und mit jedem einzelnen Zweige deſſelben ver - knuͤpften Koſten, unentbehrlich.

Dem Verfaſſer lagen zu dieſem Zwecke, die von ihm ſelbſt gefuͤhrten, ſehr ins Einzelne gehenden Rechnungen des Guts T. vor.

In dem Arbeitsjournal dieſes Guts wird jede auf dem ganzen Gute geſchehene Arbeit verzeichnet, und dies Journal wird am Ende des Jahrs in eine Ueberſicht zu - ſammengetragen, woraus ſich dann ergibt, wie viele Men - ſchen zum Hoken, Maͤhen u. ſ. w. erforderlich waren, und wie groß das Arbeitsquantum eines Arbeiters, eines Ge - ſpanns Pferde u. ſ. w. geweſen iſt.

Die Geld - und Kornrechnung, verbunden mit der Arbeitsrechnung, liefern die Data zu der Berechnung der Koſten der arbeitenden Kraͤfte, z. B. der Koſten einer Tageloͤhnerfamilie, eines Geſpanns Pferde, eines Wechſel - hakens u. ſ. w.

Aus der Quantitaͤt Arbeit, die die Beſtellung eines Feldes und die Einerntung einer Frucht erfordert, und aus den Koſten der Arbeiten ergeben ſich dann die Produk - tionskoſten dieſer Frucht; und endlich geht aus dem Roh - ertrage nach Abzug der Produktionskoſten, der reine Ueber - ſchuß, den der Anbau der Frucht liefert, hervor.

Eine ſolche Berechnung des Reinertrags jeder einzel - nen Frucht, der Hollaͤnderei, der Schaͤferei und jedes ein - zelnen Zweigs der Wirthſchaft, habe ich von dem Gute T. fuͤr die 5 Jahre von 1810 bis 1815 durchgefuͤhrt und dieſe ſpecielle Berechnung hat mit der Summe des Reiner - trags eine Uebereinſtimmung bis auf 29,8 Thaler gegeben.

Die Reſultate dieſer Rechnung ſind nun die Grund - lage fuͤr alle in dieſer Schrift weiterhin vorkommenden Berechnungen und Folgerungen.

15

Indem wir nun aber von den Erfahrungen, die ein einzelnes Gut in einem beſtimmten Zeitraum geliefert hat, ausgehen, wird die eigentliche Aufgabe fuͤr unſere naͤchſten Unterſuchungen folgende: wie muß ſich die Landrente und die Bewirth - ſchaftungsart des Guts T. aͤndern, wenn wir ſtuf - fenweiſe immer niedrigere Kornpreiſe annehmen.

Der iſolirte Staat iſt bei dieſer ganz auf der Wirk - lichkeit beruhenden Unterſuchung nur eine bildliche Dar - ſtellung, eine Form die den Ueberblick erleichtert und er - weitert2)Ein Freund, dem ich das Manuſcript mittheilte, machte zu die - ſer Stelle folgende Bemerkung, die ich, wie ich glaube, dem Le - ſer mittheilen darf. « Ein Spiegel, den die Theorie hinſtellt, um in ihm die ver - « worrenen und ſich kreuzenden Linien der Erſcheinung, in reiner « Perſpektive ſichtbar werden zu laſſen. »« Eine Form, mit der wir den Brennpunkt der Erſchei - « nung meinen getroffen zu haben, ſo daß wir faſt analytiſch « daraus die einzelnen vereinigten Richtungen entwickeln koͤnnen, « indem wir zugleich durch eine geiſtige Syntheſis das Ganze « naturgemaͤß erbauen. »« Was wir thun, iſt im Grunde dies, daß wir einen klei - « nen beſtimmten Punkt der Erfahrung, ein einzelnes Gut, zur « wiſſenſchaftlichen Hoͤhe, d. h. zur Allgemeinheit zu erheben ver - « ſucht haben; denn in der That muß jedes Glied eines organi - « ſchen Ganzen auch in dieſer vereinzelten Geſtalt den allgemei - « nen Typus an ſich hervortreten laſſen, und nur, indem wir das « allgemeine Geſetz an ſolchen beſtimmten Punkten nachzuweiſen, « oder das Vereinzelte unter ſeiner urbildlichen Form aufzuſtellen « im Stande ſind, koͤnnen wir ſagen, daß uns die erſcheinende « Welt und ihr Geſetz klar geworden ſey. Und zu ſolcher Auf - « faſſung ſind wir hier vollkommen berechtigt, ja aufgefordert; « denn die buͤrgerliche Geſellſchaft und der Staat ſind keine Ma - « ſchine, bei der Urſache und Wirkung ſich trennte, ſondern ein « wahrhaft organiſches Gebilde, daher hier eben ſo Alles bewirkt, « als ſelber wirkend wird, kurz es findet hier eine Wechſel - « wirkung ſtatt. »; die wir aber nicht aufgeben duͤrfen, weil ſie, wie die Folge ergeben wird, ſo reich an Reſultaten iſt.

16

In dem iſolirten Staat nehmen die Kornpreiſe im - mer mehr ab, je weiter ein Gut von der Stadt entfernt liegt. Wenn wir nun fuͤr das Gut T. berechnen, wie immer mehr verminderte Preiſe auf die Bewirthſchaftungs - art des Guts einwirken muͤſſen: ſo koͤnnen wir fuͤr jeden angenommenen Preis in dem iſolirten Staat einen Stand - punkt nachweiſen, wo derſelbe Preis ſtatt findet. Wir koͤn - nen uns dann das Gut nach dieſer Gegend verſetzt den - ken, und wir erhalten dadurch eine bildliche Vorſtellung, gleichſam eine Charte der Veraͤnderungen, die das Gut durch die verminderten Kornpreiſe erlitten hat.

Die Arbeiten, welche mit der Produktion des Getrei - des verbunden ſind, zerfallen in 2 Klaſſen:

  • 1) in ſolche, die ſich nach der Groͤße des Feldes richten;
  • 2) in ſolche, die mit der Groͤße der Ernte im Ver - haͤltniß ſtehen.

Zur erſten Klaſſe gehoͤren: das Pfluͤgen, Hoken, Eg - gen, Saͤen, Grabenaufraͤumen u. ſ. w.; denn fuͤr einen und denſelben Boden bleiben dieſe Arbeiten gleich, das Feld mag reiche oder kuͤmmerliche Ernten tragen. Die Groͤße dieſer Arbeiten wird durch die phyſiſche Beſchaffen - heit des Bodens bedingt, nicht durch den Ertrag. Ich nenne dieſe Arbeiten, Beſtellungsarbeiten, und die Koſten derſelben, Beſtellungskoſten.

2)« Bei einer Wechſelwirkung iſt aber klar, wie ſehr daſelbſt je - « der Punkt, jedes Moment, ſobald es im Ganzen thaͤtig iſt, auch « den ganzen Zuſammenhang muͤſſe in ſich aufgenommen haben, « um nur thaͤtig ſeyn zu koͤnnen. Solchen Zuſammenhang nach « ſeinem Beduͤrfniß einzuſehen, iſt die Aufgabe des denkenden « Landwirths, der aber eben durch dieſen Zuſammenhang in die « Sphaͤre der Nationaloͤkonomie wird verwieſen werden. Was « ihm dann fruͤher aͤußere Noth und Nothwendigkeit daͤuchte, « wird ihm nun als Geſetz innerer Belebung befriedigend ent - « gegen treten. »

17

In die zweite Klaſſe kommen: das Einfahren des Korns, das Dungfahren, das Dreſchen u. m. a. Das Einfahren und Dreſchen richtet ſich augenſcheinlich nach der Groͤße der Ernte, aber dies iſt nicht minder bei den Dungfuhren der Fall; denn der Boden wird im Verhaͤlt - niß der Groͤße der Ernten erſchoͤpft und bedarf in dem Maße, wie die Ausſaugung groͤßer wird, auch einen groͤ - ßern Dungerſatz. Die Koſten dieſer Arbeiten faſſe ich un - ter der gemeinſchaftlichen Benennung, der Erntekoſten, zuſammen.

Fuͤr einen und denſelben Boden haͤngt der groͤßere oder geringere Kornertrag wenn die Wirthſchaft und alle andere einwirkende Potenzen dieſelben bleiben al - lein von dem Reichthum des Bodens an Pflanzennah - rung ab3)Es iſt hier immer nur von einer und derſelben Bodenart die Rede, die aber auf verſchiedenen Stufen des Reichthums ſteht. Man kann unſtreitig durch eine ausſaugende Wirthſchaft einen Boden von 10 Koͤrnern Ertrag bis zu 4 Koͤrnern herunter - bringen, und bei dieſem niedern Ertrag erſpart man zwar an Erntekoſten, aber der Boden erfordert dennoch dieſelben Beſtel - lungskoſten, wie fruͤher bei dem hoͤhern Ertrage. Boden von verſchiedener phyſiſcher Beſchaffenheit koͤnnen bei gleichem Reichthum ebenfalls einen ſehr verſchiedenen Er - trag geben, der Thonboden vielleicht 10, der Sandboden nur 4 Koͤrner, und erſterer erfordert denn weit groͤßere Beſtellungs - koſten als letzterer. In dieſem Werke aber iſt die Einwirkung verſchiedener Bodenarten auf den Ertrag und auf die Bearbei - tungskoſten nirgends Gegenſtand der Unterſuchung. Ich muß bei dieſer Gelegenheit auf die bereits ausgeſprochene Bemerkung verweiſen: daß naͤmlich die hier vorkommenden Zahlenverhaͤlt - niſſe, von einem einzelnen Punkte der Erfahrung entnommen, auch nur fuͤr dieſen einzelnen Fall zutreffend ſind, daß von jedem an - dern Standpunkte aus die Berechnung mit andern Zahlen be - ginnen, und andere Reſultate in Zahlen liefern muß; daß dage - gen die hier beobachtete Methode allgemein anwendbar ſey, und daß das von jedem einzelnen Standpunkte aus Betrachtete im - mer dieſelben Folgerungen zulaſſe. Hier z. B., daß die Land -.

218

Da nun die Beſtellungskoſten immer gleich bleiben, die Erntekoſten aber mit dem Kornertrage im direkten Ver - haͤltniſſe zu oder abnehmen, ſo ſind wir, wenn dieſe beiden Klaſſen von Ausgaben genau und ſcharf geſchieden ſind, dadurch in den Stand geſetzt, den Geldertrag eines Guts fuͤr alle Grade der Fruchtbarkeit des Bodens zu berechnen.

Die aus den auf dem Gute T. gemachten Erfah - rungen entnommenen Daten, angewandt auf einen Ger - ſtenboden erſter Klaſſe, und auf die Mecklenburgiſche ſie - benſchlaͤgige Koppel-Wirthſchaft mit der Fruchtfolge:

  • 1) Brache,
  • 2) Rocken,
  • 3) Gerſte,
  • 4) Hafer,
  • 5) Weide,
  • 6) Weide,
  • 7) Weide,

geben uns nun die nachſtehenden Reſultate.

Eine Ackerflaͤche von 100000 Mecklenburgiſchen Qua - dratruthen4)Eine Mecklenburgiſche Ruthe haͤlt 16 Luͤbecker Fuͤße; 118 Meckl. R. ſind einem Magdeburger Morgen gleich. gibt, wenn der Kornertrag 10 Berliner Scheffel Rocken auf 100 R. iſt5)Da der Ausdruck: « der Boden gibt auf 100 R. ſo und ſo viele Berliner Schfl. Ertrag, » ſo lang und ſchleppend iſt, und doch ſo oft wiederkehren muͤßte, ſo habe ich es vorgezogen, in der Folge, den Ertrag in Koͤrnern anzugeben. Unter Koͤrner - ertrag verſtehe ich aber immer den Ertrag, den eine Flaͤche von 100 Meckl. R. in Berliner Scheffeln gibt wodurch denn alle Unbeſtimmtheit, die ſonſt mit der Angabe des Ertrags in Koͤrnern verbunden iſt, verſchwindet., und der Werth des3)rente jedes Bodens bloß durch Verminderung des Reichthums bis zu Null herabſinke.19 Rockens auf dem Gute ſelbſt alſo nach Abzug der Transportkoſten 1,291 Thaler Gold fuͤr den Berliner Scheffel betraͤgt, einen Rohertrag von5074 Thlr. Gold.

Die Ausgaben betragen:

  • 1) Der Werth der Ausſaat von den drei Halmfruͤchten und dem Klee 626 » »
  • 2) Beſtellungskoſten873 » »
  • 3) Erntekoſten765 » »
  • 4) Allgemeine Kulturkoſten, die ſich auf keinen ein - zelnen Zweig der Wirthſchaft repartiren laſſen, naͤmlich:
    • a) Adminiſtrationskoſten;
    • b) Unterhaltungskoſten der Gebaͤude;
    • c) Zinſen vom Werth der Gebaͤude, Einzaͤunungen u. ſ. w. beim Zinsfuß von 5 prct.;
    • d) Beitraͤge zu dem Brand - und Hagelaſſekuranz - Kompagnien;
    • e) Abgaben an Prediger und Schullehrer;
    • f) Zinſen des Betriebskapitals; (die Zinſen vom Werth des Inventarii ſind repartirt);
    • g) Unterſtuͤtzung der Armen auf dem Gute;
    • h) Unterhaltung des Nachtwaͤchters;
    • i) Unterhaltungskoſten der Wege und Bruͤcken, der Hauptabtheilungs - und Graͤnzgraͤben;
    • k) Vermiſchte Ausgaben, die das Ganze der Wirth - ſchaft betreffen.

Dieſe allgemeinen Kulturkoſten betragen zuſammen1350 Thlr. oder 26,6 prct. vom Rohertrage, mit welchem dieſe Ausgaben zwar nicht ganz genau, aber doch am mehrſten im Verhaͤltniß ſtehen.

Die Summe dieſer vier Ausgaben be - traͤgt3614 »2*20dieſe vom Rohertrage5074 Thlr. abgezogen, bleibt der voͤllig reine Ertrag des Bodens, oder die Landrente1460 »

Wir muͤſſen die Gutseinkuͤnfte von dem Bodener - trage, oder der Landrente, genau unterſcheiden. Ein Gut iſt ſtets mit Gebaͤuden, Einzaͤunungen und andern Gegen - ſtaͤnden von Werth, die vom Boden getrennt werden koͤn - nen, verſehn. Die Einkuͤnfte, die ein Gut gewaͤhrt, ent - ſpringen alſo nicht ganz aus dem Grund und Boden, ſondern ſind zum Theil nur Zinſen des in dieſen Werths - gegenſtaͤnden ſteckenden Kapitals. Was nach Abzug dieſer Zinſen von den Gutseinkuͤnften noch uͤbrig bleibt, ge - hoͤrt dem Grund und Boden an, und wird Landrente genannt.

Noch muß ich darauf aufmerkſam machen, daß un - ter den eben genannten, mit dem Landbau verbundenen Ausgaben, keine Abgaben an den Staat aufgefuͤhrt und auch nicht darunter begriffen ſind. Der Zweck unſerer Unterſuchung fordert naͤmlich, daß wir den iſolirten Staat im allgemeinen und den Landbau deſſelben insbeſondere zuerſt unter der Bedingung betrachten, daß gar keine Ab - gaben an den Staat ſtatt finden. Was wir Landrente nennen, iſt alſo der reine Geldertrag des Bodens, von dem noch keine Abgabe entnommen iſt.

Nach den obigen Saͤtzen koͤnnen wir nun auch die Landrente deſſelben Bodens, der wegen minderen Reich - thums an Pflanzennahrung auf einer niedrigern Stuffe der Fruchtbarkeit ſteht, berechnen.

Es ſey z. B. der Koͤrnerertrag des Rockens = 8 Schfl. Der Ertrag des Rockens iſt zugleich der Maßſtab fuͤr das Gedeihen der beiden nachfolgenden Halmfruͤchte und der Ergiebigkeit der Weide, und ſteht dadurch im direkten Verhaͤltniſſe mit dem geſammten Rohertrage.

21

Fuͤr 10 Koͤrner war der Rohertrag 5074 Thlr.; fuͤr

  • 8 Koͤrner alſo 8 / 10 × 5074 = 4059 Thlr.
  • Die Ausſaat bleibt unveraͤndert = 626 Thlr.
  • Die Beſtellungskoſten bleiben = 873 »
  • Die Erntekoſten richten ſich nach dem Ertrag und betragen 8 / 10 × 765 = 612 »
  • Die allgemeinen Kulturkoſten ſte - hen im Verhaͤltniß mit dem Rohertrage und ſind demnach = 8 / 10 × 1350 = 1080 »
    • Summe der Koſten 3191 »
    • Die Landrente betraͤgt 868 Thlr.

Dieſe Berechnungen, wo das Geld zum Maßſtab dient, koͤnnen aber nur fuͤr einen Standpunkt und fuͤr ei - nen gewiſſen Getreidepreis hier 1,291 Thlr. fuͤr den Scheffel zutreffend ſeyn, und das Reſultat aͤndert ſich mit der leiſeſten Aenderung des Getreidepreiſes. Da nun aber in unſerm iſolirten Staat der Rocken in den ver - ſchiedenen Kreiſen einen ſo ſehr verſchiedenen Geldpreis hat: ſo muͤſſen wir, um allgemeine Formeln zu entwer - fen, den Rocken ſelbſt zum Maßſtab nehmen, in ſo weit, als Ausgabe und Einnahme damit im Verhaͤltniß ſtehen und ſich dadurch meſſen laſſen.

Der Rohertrag einer reinen ſiebenſchlaͤgigen Koppelwirth - ſchaft, wie wir ſie eben angenommen haben, beſteht theils aus Getreide, theils aus Produkten der Viehzucht. Die außer dem Rocken noch erzeugten Getreidearten, Gerſte und Hafer koͤnnen nach Verhaͤltniß ihres innern Werths und ihrer Nahrhaftigkeit auf Rocken reduzirt werden, und ſo - mit laͤßt ſich die ganze Getreideernte in Scheffeln Rocken ausdruͤcken.

Im Preisverhaͤltniß zwiſchen dem Rocken und den22 animaliſchen Produkten Fleiſch, Butter, Wolle u. ſ. w. laſſen ſich zwei verſchiedene Faͤlle denken:

  • 1) In ſo fern das Fleiſch durch ſeine groͤßere Nahr - haftigkeit eine groͤßere Quantitaͤt Brot erſetzt, wird zwiſchen Fleiſch und Brot ein feſtſtehendes Preisverhaͤltniß ſtatt finden.
  • 2) In ſo fern die Erzeugung der animaliſchen Pro - dukte im Verhaͤltniß zu der Kornproduktion mehr oder minder koſtbar iſt, werden auch die anima - liſchen Produkte zu einem hoͤhern oder niedrigern Preiſe, im Verhaͤltniß gegen den Getreidepreis zu Markt gebracht werden koͤnnen.

Wir legen bei unſerer Unterſuchung den erſten Fall zum Grunde, und nehmen an: daß der Preis der anima - liſchen Produkte an jedem Orte des Staats mit dem Ge - treidepreis in demſelben Verhaͤltniß ſtehe.

Demnach kann auch der Werth der animaliſchen Pro - dukte, die der Landbau liefert, in Schfl. Rocken ausge - druͤckt, und ſomit der Rohertrag ganz in Rocken ange - geben werden.

Ob nun aber dieſe Annahme fuͤr unſern iſolirten Staat die richtige iſt, oder nicht, wird aus der Folge die - ſer Unterſuchung hervorgehen.

Unter den verſchiedenen Ausgaben beim Landbau be - ſteht die Ausſaat faſt ganz aus Getreide, und braucht nur ihrem wirklichen Betrage nach auf Rocken reduzirt zu werden.

Von den Beſtellungs -, Ernte - und allgemeinen Kultur - koſten beſteht ein Theil gradezu aus Korn, z. B. Dre - ſcherlohn, Speiſung des Geſindes, Futter fuͤr die Pferde u. m. a. Ein zweiter Theil wird durch Korn und Geld zuſammen bezahlt. So richten ſich z. B. der Tageloyn des gewoͤhnlichen Arbeiters und die Arbeitspreiſe der Hand - werker, nicht ganz und gar nach dem Kornpreiſe; aber ſie23 ſind theurer in der Gegend, wo der Mittelpreis des Korns hoch iſt, wohlfeiler, wo dieſer niedrig iſt. Dieſe Ausga - ben muͤſſen alſo durch Rocken und Geld zugleich, und zwar in dem Maße, als jedes in dem Preiſe der Arbeit enthalten iſt, ausgedruͤckt werden. Der dritte und letzte Theil dieſer Ausgaben iſt von dem Getreidepreiſe ganz und gar unabhaͤngig, z. B. Salz und alle Metalle; denn wenn dieſe auch an dem Orte, wo ſie gewonnen und ver - arbeitet werden, mit dem Getreidepreiſe der Gegend in einer gewiſſen Verbindung ſtehen: ſo gibt doch der Ro - ckenwerth derjenigen Gegend, wo ſie verbraucht werden, gar keinen Maßſtab ihres Preiſes ab; ja ſie koͤnnen ſo - gar in den Laͤndern, wo das Getreide am wohlfeilſten iſt, am theuerſten ſeyn, wenn ſie naͤmlich aus weiter Ferne dahin gebracht werden muͤſſen. Dieſer Theil der Ausga - ben muß alſo in Geld ausgedruͤckt bleiben.

Welcher Antheil der ganzen Ausgabe nun durch Geld und wie viel davon durch Korn zu bezahlen und auszu - druͤcken ſey dies muß nothwendig fuͤr jedes Land, ja fuͤr jede Provinz verſchieden ſeyn. Je mehr ein Staat ſeine Beduͤrfniſſe ſelbſt erzeugt, je mehr, durch eine gleich - maͤßige Verbreitung der Fabriken und des Bergbaues uͤber das ganze Land, die Transportkoſten beim Umtauſch der Waaren vermindert werden, um ſo mehr wird der Rocken Maßſtab des Werths der Dinge ſeyn, und ein um ſo groͤßerer Theil der den Landbau treffenden Ausga - ben kann in Rocken ausgedruͤckt werden. Je aͤrmer da - gegen ein Land an Fabriken iſt, je mehr das Land ſeine Beduͤrfniſſe durch Umtauſch von Waaren und durch den Handel aus weiter Ferne erhaͤlt, je entfernter alſo Kon - ſumenten und Produzenten von einander wohnen, um ſo groͤßer wird der Antheil ſeyn, der von obigen Ausgaben in Geld ausgedruͤckt werden muß.

So verſchieden nun auch fuͤr verſchiedene Stand -24 punkte, dieſes Verhaͤltniß in Zahlen ausgeſprochen, erſchei - nen muß, ſo gewiß iſt es doch, daß ein ſolches Verhaͤltniß uͤberhaupt an jedem Orte ſtatt findet, daß es z. B. kein einziges Land gibt, wo dieſe Ausgaben ganz in Geld, kein einziges, wo ſie ganz in Korn angegeben werden duͤrfen. Von jedem andern Standpunkt aus, wird man die Rech - nung mit andern Zahlen beginnen; aber die Methode bei der Entwickelung der Reſultate aus dieſem Verhaͤltniß wird uͤberall dieſelbe ſeyn.

Wir nehmen bei unſern fernern Berechnungen einen Standpunkt an, wo von den genannten Ausgaben ¼ in Geld und ¾ in Korn angegeben werden muß.

Die oben gegebene Berechnung des Ertrags von 100000 R. Ackerland erhaͤlt dann folgende Geſtalt:

Der Rohertrag war bei dem Ertrage von 10 Koͤr - nern 5074 Thlr. Dieſer Geldwerth des rohen Ertrags findet ſtatt, wenn der Schfl. Rocken auf dem Gute den Werth von 1,291 Thlr. hat.

In Rocken ausgedruͤckt iſt alſo der rohe Ertrag = 〈…〉 = 3930 Schfl. Rocken.

Der Werth der Ausſaat betraͤgt 626 Thaler, oder 〈…〉 = 485 Schfl. Rocken.

  • Die Beſtellungskoſten betragen873 Thlr.;
  • hievon ¼ in Geld218 »
  • in Korn muß angegeben werden655 Thlr.;
  • 655 Thlr. ſind gleich 〈…〉 = 507 Schfl. Rocken.
  • Die Erntekoſten betragen765 Thlr.;
  • hievon ¼ mit192 »
  • bleibt in Korn auszudruͤcken573 Thlr.;
25
  • 573 Thaler ſind gleich 〈…〉 = 444 Schfl. Rocken.
  • Der Betrag der allgemeinen Kultur - koſten iſt1350 Thlr.;
  • hievon ¼ in Geld337
    6)Um die Rechnung nicht zu ſehr zu erſchweren, ſind hier und in den folgenden aͤhnlichen Rechnungen die Bruͤche theils weggelaſ - ſen, theils ſind dafuͤr zur Ausgleichung ganze Zahlen geſetzt. Da wir hier mit ziemlich großen Zahlen rechnen, ſo kann die Richtigkeit der Reſultate dadurch nicht weſentlich verletzt werden.
    6) »
  • der Reſt von 1013 Thlr.
  • muß ebenfalls in Rocken angege - ben werden und betraͤgt 〈…〉 = 784 Schfl. Rocken.

Die vier genannten Ausgaben betragen zuſammen 2220 Schfl. Rocken und 747 Thlr. Zieht man dieſe Aus - gabe von dem Rohertrage = 3930 Schfl. Rocken ab, ſo bleibt ein Ueberſchuß an Korn von 1710 Schfl. Rocken, wovon dann noch die Geldausgabe von 747 Thlr. abge - zogen werden muß, um die reine Landrente zu finden. Da dieſer Abzug hier aber nicht wirklich geſchehen kann, ſo muß dies durch das Zeichen « ÷ » bloß angezeigt werden.

Die Landrente betraͤgt demnach 1710 S. R. ÷ 747 Thlr. Nachdem wir nun fuͤr die Groͤße der Landrente eine ſo einfache Formel gefunden haben, koͤnnen wir den Be - trag der Landrente fuͤr jeden beliebigen Kornpreis in Geld angeben.

a) Fuͤr den Preis von 2 Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken betraͤgt die Landrente 1710 Schfl. Rocken à 2 Thaler = 3420 Thlr. ÷ 747 Thlr. = 2673 Thlr.

b) Fuͤr den Preis von Thlr.

iſt die Landrente = 1710 × = 2565 747 = 1818 Thlr.

26

c) Fuͤr den Preis von 1 Thlr.

betraͤgt die Landrente 1710 à 1 = 1710 747 = 963 Thlr.

d) Fuͤr den Preis von ½ Thlr.

iſt die Landrente 1710 × ½ = 855 747 = 108 Thlr.

Es ergibt ſich hieraus, daß die Landrente in einem viel groͤßern Verhaͤltniſſe als die Kornpreiſe abnimmt. Die Landrente verſchwindet endlich gaͤnzlich, wenn 1710 Schfl. Rocken im Werth gleich 747 Thlr. ſind, und dies iſt der Fall, wenn der Scheffel Rocken 0,437 Thlr. oder 21 ßl. gilt.

Die Berechnung der Landrente fuͤr Boden von ver - ſchiedenen Graden der Fruchtbarkeit iſt nun in nachfol - gender Ueberſicht zuſammengeſtellt.

27
28
29

Es zeigt ſich hier allgemein folgendes Geſetz:

Je mehr die Fruchtbarkeit des Bodens abnimmt, deſto koſtbarer wird die Erzeugung des Korns und Boden von geringer Fruchtbarkeit kann nur bei hohen Getreide - preiſen angebauet werden.

Ehe wir weiter gehen, muͤſſen wir zuvor einen Blick auf das bisher beobachtete Verfahren zuruͤckwerfen, und fragen, ob aus den, von einem Stadpunkte aus, gemach - ten Beobachtungen, allgemein guͤltige Geſetze entwickelt werden koͤnnen.

Man kann und wird ſagen:

« Die Berechnungen uͤber die Koſten der Arbeit, uͤber « das Verhaͤltniß des rohen zum reinen Ertrag, moͤgen « mit noch ſo großer Genauigkeit aus der Wirklichkeit « entnommen ſeyn: ſo ſind ſie doch nur fuͤr den einen « Standpunkt, fuͤr dies eine Gut guͤltig. Schon auf dem « benachbarten Gute iſt alles anders: hier iſt nicht mehr « derſelbe Boden, hier ſind nicht mehr dieſelben Arbeiter. « Der Boden kann ſchwerer oder leichter zu bearbeiten « ſeyn, die Arbeiter koͤnnen mehr oder weniger thaͤtig und « kraͤftig ſeyn; der Boden ſelbſt erfordert alſo eine groͤßere « oder geringere Quantitaͤt Arbeit, und die Arbeit ſelbſt « kann nach Verſchiedenheit der arbeitenden Kraͤfte wohl - « feiler oder koſtbarer werden. Die von dem erſten Gute « entlehnten Berechnungen werden hier alſo nirgends genau « zutreffen, und die Richtigkeit derſelben iſt ganz an den « Ort gebunden, von dem ſie hervorgegangen ſind. Aus « dem, was nur an einem Orte und ſonſt nirgends guͤl - « tig iſt, koͤnnen aber auch keine allgemein guͤltigen Ge - « ſetze hervorgehen. »

Ich antworte hierauf:

Es iſt allerdings wahr, daß dieſe Berechnungen ſchon30 auf dem benachbarten Gute nicht mehr voͤllig zutreffen, vielweniger alſo noch auf ſehr entfernten Guͤtern, unter einem andern Himmelsſtrich, mit Arbeitern von einem andern Nationalcharakter. Aber ich frage: wird der Land - wirth, der lange auf einem Gute gewohnt, und der durch die moͤglichſt genaue Beachtung aller gemachten Erfahrun - gen ſich eine genaue Kenntniß der Koſten und des Rein - ertrags des Landbaues verſchafft hat, wird dieſer Land - wirth, nach einem andern Gute verſetzt, von ſeinen auf dem erſten Gute erworbenen Kenntniſſen nun nichts mehr gebrauchen koͤnnen? Waͤre dies der Fall, ſo wuͤrde jeder Landwirth mit einer Ortsveraͤnderung ſeine Lehrjahre von Neuem beginnen muͤſſen, ehe er die Wirthſchaft zu fuͤh - ren verſtaͤnde, ſo koͤnnte keiner die Landwirthſchaft anders als an dem Orte, wo er kuͤnftig wohnen ſollte, erlernen. Dies kann und wird man nicht zugeben wollen. Alſo muß auch in den, an einem Orte erworbenen Kennt - niſſen etwas liegen, was allgemein guͤltig und nicht an Zeit und Ort gebunden iſt. Und grade dies Allgemein - guͤltige iſt es, was wir hier zu erforſchen ſtreben.

In dem Vorhergehenden ſind hauptſaͤchlich drei Saͤtze ausgeſprochen, deren Allgemeinguͤltigkeit behauptet wird, und von deren Richtigkeit die Richtigkeit unſerer Unter - ſuchung abhaͤngig iſt, weshalb ich ſie hier zuſammenſtelle und wiederhole.

Erſter Satz. Der Werth des Getreides auf dem Gute ſelbſt nimmt ab mit der groͤßern Entfernung des Guts vom Marktplatze.

Je entfernter das Gut vom Marktplatze iſt, deſto groͤßer ſind die Transportkoſten des Getreides, folglich um ſo geringer der Werth deſſelben auf dem Gute ſelbſt.

Das Getreide hat eben ſo, wie jede andere Waare, gar keinen Werth, wenn ſich kein Konſument findet, der deſſen bedarf. In unſerm iſolirten Staat finden ſich fuͤr31 das Getreide, was mehr als zum eigenen Bedarf gebauet iſt, keine andere Konſumenten, als die Bewohner der Stadt. Wird nun aus ſo ſehr entfernten Gegenden Korn nach der Stadt gefahren, daß das Zugvieh waͤhrend der Reiſe die eine Haͤlfte der Ladung ſelbſt verzehrt, und nur die andere Haͤlfte zum Verkauf und zur Konſumtion nach der Stadt gelangt: ſo iſt es ſehr begreiflich, daß man auf dem Lande mit 2 Schfl. Rocken nicht mehr Geld er - kaufen kann, als mit einem Scheffel in der Stadt.

Doch dieſer Satz bedarf vielleicht ſo wenig einer Er - laͤuterung als eines Beweiſes.

Zweiter Satz. Die Preiſe der Beduͤrfniſſe des Landwirths ſtehen nicht alle im Verhaͤltniß mit dem Korn - preiſe; oder die Koſten, die die Kultur des Bodens erfor - dert, koͤnnen in verſchiedenen Gegenden nicht mit einer und derſelben Quantitaͤt Getreide bezahlt werden.

Dieſer Satz geht aus dem erſten Satze hervor; denn eine Waare, die in der Stadt mit einem Schfl. Rocken in gleichem Preiſe ſteht, muß in der entfernten Gegend, wo der Rocken nur den halben Werth hat, im Preiſe gleich 2 Schfl. Rocken ſeyn, vorausgeſetzt, daß dieſe Waare nicht anders als aus der Stadt zu haben iſt.

Wir haben oben Salz und Metalle als Waaren von dieſer Gattung genannt; daſſelbe gilt vom Tuch und von andern Waaren, die nicht auf dem Lande fabrizirt werden koͤnnen.

Dies erſtreckt ſich aber auch auf die Beſoldungen und Honorare der hoͤhern Staͤnde. Der Arzt, der Beamte u. m. a. koͤnnen ihre Bildung nur in der Stadt erhalten; das Ka - pital, was ſie auf ihre Ausbildung verwandt haben, rich - tet ſich nach den Preiſen in der Stadt, und um dies Kapital wieder verguͤtet zu erhalten, duͤrfen ihre Arbeiten nicht im Verhaͤltniß des Rockenpreiſes der Gegend, wo ſie wohnen, bezahlt werden.

32

Dritter Satz. Von den mit der Produktion des Getreides verbundenen Koſten, ſteht ein Theil im Ver - haͤltniß mit der Groͤße der beſtellten Flaͤche, ein anderer Theil mit der Groͤße der Ernten.

Zu jenem Theil habe ich die Ausſaat - und Beſtel - lungskoſten, zu dieſem die Erntekoſten und allgemeinen Kulturkoſten gerechnet.

Man kann die Richtigkeit der von mir gemachten Eintheilung in Zweifel ziehen; man kann ſagen, daß die Ausſaat und die Beſtellungskoſten nicht unveraͤndert blei - ben, wenn der Ertrag von derſelben Flaͤche ſich aͤndert; daß ferner die Erntekoſten nicht gleich bleiben, wenn die - ſelbe Ernte von einer groͤßern oder geringern Flaͤche ge - wonnen wird. Aber nimmermehr wird man behaupten koͤnnen, daß die Arbeit des Pfluͤgens ſich nach der Groͤße der Ernte, oder daß das Einfahren des Getreides ſich ganz nach der Groͤße des Feldes richte. Wie man nun auch die von mir gewaͤhlte Eintheilung modifiziren mag, immer wird man darauf zuruͤckkommen, daß irgend ein Antheil der Arbeit der Groͤße des beſtellten Feldes, ein anderer der Groͤße der Ernte proportional ſey, und hierin liegt ſchon die Anerkennung des oben ausgeſprochenen Satzes.

Wenn nun Jemand ein anderes Gut unter Ver - haͤltniſſen, die denen des Guts T. nicht aͤhnlich ſind zum Standpunkt ſeiner Betrachtung naͤhme, die Koſten der Arbeit, die Produktionskoſten des Getreides, die Land - rente u. ſ. w. nach den aus der Wirklichkeit entnommenen Daten berechnete, und nun auf der Baſis der obigen Saͤtze und nach derſelben hier beobachteten Methode die Rechnung fortfuͤhrte und Folgerungen daraus zoͤge: ſo wuͤrde ſich aus der Vergleichung beider Unterſuchungen33 ergeben, daß die Rechnungen mit ganz verſchiedenen Zah - len gefuͤhrt waͤren; aber es wuͤrde ſich finden, daß in manchen Endreſultaten und Folgerungen, wenn dieſe in Worten ausgeſprochen werden, wieder eine voͤllige Ueber - einſtimmung herrſche.

Was nun daſſelbe Verfahren, auf ein 3tes und 4tes Gut u. ſ. w. angewandt, als Gemeinſchaftliches, voͤllig Uebereinſtimmendes ergaͤbe, das wuͤrden wir als allge - meines Geſetz anerkennen muͤſſen: denn was, von jedem Standpunkt aus betrachtet, ſich immer gleich zeigt, das muß auch allgemeine, an Ort und Zeit nicht gebundene, Guͤltigkeit haben.

Wir koͤnnten mehrere in dieſer Schrift entwickelte Reſultate als Beiſpiele aufſtellen, wenn wir dieſe vorweg anfuͤhren duͤrften; aber wir koͤnnen uns auch ſchon auf das im Vorhergehenden dargeſtellte Geſetz, daß die Pro - duktion des Getreides immer koſtbarer wird, je aͤrmer der Boden iſt, beziehen.

Dieſe Geſetze muͤſſen, gerade weil ſie allgemein ſind, in jeder Wirthſchaft, auf jedem Gute wirkſam ſeyn. Die Groͤße der Ernte, des Reinertrags u. ſ. w., iſt der ſicht - bare Ausdruck dieſer Geſetze, modifizirt durch oͤrtliche Ein - wirkungen.

Wenn wir nun fuͤr einen einzelnen Standpunkt die Groͤßen, worin ſich die Natur ausſpricht, aus der Natur ſelbſt ſchoͤpfen (durchaus aber nicht willkuͤrlich annehmen) und nun mit Konſequenz aus den bekannten Groͤßen und den allgemeinen Grundſaͤtzen, Folgerungen und Reſultate ziehen: ſo koͤnnen wir demnach verſichert ſeyn, daß auch in dieſen nur aus einem Standpunkt entnommenen Reſultaten, ſich die allgemeinen Geſetze ausgeſprochen ha - ben. Aber ſicherlich iſt nicht jedes gefundene Reſultat ein allgemeines Geſetz, ſondern manches iſt nur eine bloß oͤrtlich guͤltige Regel.

334

Da nun der Einzelne nicht im Stande iſt, die Un - terſuchung von mehreren Standpunkten, viel weniger noch von jedem Standpunkt aus, anzuſtellen (wodurch nach Obigem das Allgemeinguͤltige von dem bloß Oertlichguͤlti - gen geſchieden wird): ſo iſt es ſehr wichtig, Merkmale aufzufinden, woran auch der einzelne Beobachter die Ge - ſetze von den oͤrtlichen Regeln unterſcheiden koͤnne.

Ein ſolches Huͤlfsmittel gewaͤhrt uns nun die Buch - ſtabenrechnung. Erlaubt naͤmlich die Natur des Gegen - ſtandes, daß man ſtatt der Zahlen, Buchſtaben ſetzt, und gibt dann die mit Buchſtaben durchgefuͤhrte Rechnung noch eben den Ausſpruch, den die Zahlen gaben: ſo iſt dieſer Ausſpruch ein allgemeines Geſetz und keine oͤrtliche Regel.

Als Beiſpiel, und um das Verfahren zu zeigen, wol - len wir hier die Landrente und den Preis des Rockens, wobei die Landrente = 0 wird, durch eine allgemeine Formel darſtellen.

  • Der Koͤrnerertrag ſey = x
  • Der Rohertrag = ax Thaler
  • Die Ausſaat koſte b »
  • Die Beſtellungskoſten ſeyen = c »

Zwiſchen dem Rohertrage und den Koſten, die mit der Groͤße der Ernten im Verhaͤltniß ſte - hen, naͤmlich den Erntekoſten und allgemeinen Kulturkoſten zuſammen, finde das Verhaͤltniß von 1: q ſtatt, wo q dann ein Bruch ſeyn muß, weil dieſe Koſten nur einen Theil der Ernte, niemals aber die ganze Ernte, hinweg - nehmen koͤnnen. Da nun 1: q = ax: aqx, ſo iſt der Betrag der mit dem Rohertrage im Verhaͤltniß ſtehenden Koſten = aqx Thaler

Der Theil von den Arbeits - und allgemeinen Kul - turkoſten, der in Geld angegeben werden muß, betrage35 p Theile; der, welcher in Korn ausgedruͤckt werden muß, iſt dann 1 p Theile; wo p ein Bruch iſt. Der Werth des Rockens auf dem Gute ſelbſt ſey = h Thaler.

Die Ausgaben in Korn und Geld zugleich und zwar in dem Maße, wie jeder Theil darin enthalten iſt, aus - gedruͤckt, gibt nun folgende Rechnung:

Der Zweck dieſer Rechnung war der, zu unterſuchen wie der vermehrte oder verminderte Koͤrnerertrag auf den Preis wirke, bei welchem die Landrente = 0 wird.

In der hier gefundenen Formel iſt aber, da x ſowohl im Zaͤhler als im Nenner vorkommt, noch nicht zu er - kennen, ob der Preis fuͤr den Rocken hoͤher oder niedriger wird, wenn x, oder der Koͤrnerertrag, ſteigt. Wir muͤſ - ſen deshalb mit dieſer Formel einige Verwandlungen vor - nehmen.

3*36

Der Preis fuͤr ein Schfl. iſt = 〈…〉 Thlr. alſo auch = 〈…〉 Nun ſetzen wir aqx + c = z; wo z waͤchſt wenn x waͤchſt und umgekehrt. Alsdann iſt x = 〈…〉 Dieſen Werth von x in obige Formel geſetzt, ergibt 〈…〉 . Nun wird 〈…〉 unſtreitig immer kleiner, je mehr z waͤchſt; je kleiner aber der negative Theil des Nenners wird, um ſo mehr waͤchſt der ganze Nenner. Da nun auch x waͤchſt wenn z groͤßer wird, und fuͤr ein wachſen - des x der Nenner immer kleiner wird, waͤhrend der Zaͤh - ler unveraͤndert bleibt: ſo nimmt auch die Groͤße des Bruchs, wodurch der Preis des Rockens ausgedruͤckt iſt, immer mehr ab, je groͤßer x wird; und umgekehrt, je kleiner x wird, um ſo mehr waͤchſt der Preis des Rockens.

Das Geſetz, « je mehr die Fruchtbarkeit des Bodens abnimmt, um deſto koſtbarer wird die Erzeugung des Korns », iſt hiedurch nun ganz allgemein erwieſen.

In der That haͤtte es nicht der Muͤhe gelohnt, einen einfachen, ſchon bekannten Satz, der auch durch bloßes Raͤſonnement uͤberzeugend dargethan werden kann, durch eine ausfuͤhrliche Rechnung zu erweiſen, wenn es hier nicht zugleich Zweck geweſen waͤre, die Methode, wie der Beweis gefuͤhrt werden kann, zu zeigen, und die Geſichts -37 punkte, wonach die folgenden Unterſuchungen zu betrach - ten ſind, ein fuͤr allemal feſtzuſtellen.

Aufgabe. Fuͤr ein Gut, deſſen Koͤrnerertrag = 8 iſt, die Landrente zu beſtimmen, wenn dies Gut x Mei - len von der Stadt entfernt iſt.

Fuͤr 100000 R. Ackerland iſt beim Ertrage von 8 Koͤrnern die Landrente = 1168 Schfl. Rocken ÷ 641 Thlr.

Der Scheffel Rocken hat nach §. 4. auf einem Gute, welches x Meilen von der Stadt entfernt liegt, den Werth von 〈…〉 Thaler. Die Landrente iſt alſo gleich 〈…〉 641 Thlr., = 〈…〉 Thaler.

§. 6. Einfluß der Getreidepreiſe auf das Wirthſchaftsſyſtem.

  • Annahme. In dem iſolirten Staat habe der Bo - den, mit alleiniger Ausnahme des erſten Kreiſes, uͤberall den Grad der Fruchtbarkeit, daß in der38 7ſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft der Rocken nach der Brache einen Ertrag von 8 Koͤrnern liefere (8 Schfl. von 100 R., oder 9,44 Schfl. vom Magdburger Morgen). Auch beſitze die noch unkul - tivirte Wildniß einen Boden von derſelben phyſi - ſchen Beſchaffenheit, von demſelben Reichthum an Pflanzennahrung, und folglich von derſelben Er - tragsfaͤhigkeit, wie die ſchon kultivirte Ebene.

Fuͤr einen Boden von dieſem Koͤrnerertrag betraͤgt die Landrente nach §. 5. auf 100000 R. 1168 Schfl. Rocken ÷ 641 Thaler.

Die Landrente verſchwindet, oder wird = 0, wenn 1168 Schfl. Rocken 641 Thaler gelten, welches fuͤr den Schfl. 0,549 Thaler oder 26,2 ßl. ausmacht.

Nach §. 4. iſt der Werth des Rockens auf dem 28,6 Meilen von der Stadt entlegenen Gute ebenfalls 0,549 Thaler pro Scheffel.

Alſo gibt ein Gut, unter den angenommenen Ver - haͤltniſſen in der Entfernung von 28,6 Meilen von der Stadt keine Landrente mehr.

In einer groͤßern Entfernung als 28,6 Meilen wird die Landrente negativ, d. h. der Landbau iſt mit Verluſt verbunden, und das Land kann deshalb hier nicht mehr bebauet werden.

Wenn nun hier die Graͤnze der Kultur fuͤr die Kop - pelwirthſchaft iſt, ſo folgt daraus noch nicht, daß dies die abſolute Graͤnze der Kultur ſey; denn wenn es irgend ein Wirthſchaftsſyſtem gaͤbe, bei welchem die Beſtellung des Ackers weniger Arbeit und folglich weniger Koſten verur - ſachte, als bei der Koppelwirthſchaft, ſo muß bei dem Preiſe von 0,549 Thalern fuͤr den Scheffel Rocken noch ein Ueberſchuß und eine Landrente bleiben, und alſo der Anbau des Landes in noch groͤßerer Entfernung von der Stadt moͤglich ſeyn.

39

Wir muͤſſen nun in Betracht ziehen, wie der zu ei - nem Gute gehoͤrende Acker, wenn dieſer auch von durch - aus gleicher Beſchaffenheit und gleicher Ertragsfaͤhigkeit iſt, doch einen ſehr verſchiedenen Werth hat, je nachdem er dem Hofe naͤher oder ferner liegt. Die Koſten der Dungfuhren und des Einfahrens der Produkte ſtehen in geradem Verhaͤltniß mit der Entfernung des Ackers vom Hofe. Fuͤr die uͤbrigen Arbeiten, die auf dem Felde ſelbſt geſchehen, geht der Theil der Zeit, den die Menſchen und Pferde zum Hin - und Zuruͤckgehen gebrauchen, verloren; und dieſer Theil waͤchſt ebenfalls mit der groͤßern Entfer - nung vom Hofe. Die Arbeitskoſten ſind alſo geringer fuͤr den nahe am Hofe liegenden Acker, als fuͤr den ent - fernteren; bei gleicher Fruchtbarkeit muß jener alſo einen hoͤhern Reinertrag geben als dieſer.

Wenn nun beim Preiſe von 0,549 Thalern fuͤr den Scheffel Rocken der Ertrag eines ganzen Guts in der Koppelwirthſchaft = 0 iſt, die vordere Haͤlfte des Ackers aber einen groͤßern Ertrag gibt, als die entferntere Haͤlfte: ſo folgt daraus, daß der Reinertrag der erſten Haͤlfte po - ſitiv, der Reinertrag der zweiten aber negativ ſeyn muͤſſe, und daß der Gewinn, den die Bebauung des naͤhern Ackers gibt, durch den Verluſt, den der Anbau des ent - ferntern bringt, wieder verſchlungen wird, und ſo der Reinertrag des Ganzen zu 0 herabſinkt.

Die Koppelwirthſchaft, deren Reinertrag im Ganzen = 0 iſt, wird alſo dann wieder zum Reinertrag gelan - gen, wenn der entferntere Acker unbebauet liegen bleibt, und nur der naͤhere kultivirt wird. Unter dieſer Bedin - gung endet[auch] die Kultur noch nicht bei der Entfer - nung von 28,6 Meilen von der Stadt.

Aber auch dieſe Koppelwirthſchaft, bloß auf den naͤ - hern Boden beſchraͤnkt, muß bei noch groͤßerer Entfernung vom Marktplatze, oder was daſſelbe iſt, bei noch niedri -40 gern Kornpreiſen endlich einen Punkt finden, wo ihr Rein - ertrag verſchwindet, und es wird eine zweite Arbeitserſpa - rung nothwendig, wenn der Anbau des Bodens daſelbſt nicht enden ſoll.

In der Koppelwirthſchaft iſt der Aufbruch des Dree - ſches und die Zubereitung deſſelben zur Winterſaat beſon - ders koſtbar. Bei einer Muͤrbebrache wird das Hoken der Dreeſchfurche und mindeſtens die Haͤlfte des Eggens, welches eine Dreeſchbrache erfordert, erſpart. Eine Wirth - ſchaft mit einer Muͤrbebrache kann alſo da noch rentiren, wo eine Koppelwirthſchaft keinen Reinertrag mehr gibt, vorausgeſetzt, daß der Koͤrnerertrag ſich gleich bleibe, wel - ches durch das Verhaͤltniß zwiſchen Ackerland und Weide immer zu erreichen iſt.

Eine Wirthſchaft mit einer Muͤrbebrache iſt aber nur dann moͤglich, wenn man den Acker nicht mehr abwech - ſelnd zur Weide niederlegt, ſondern ihn jedes Jahr be - ackert, wogegen dann der entferntere Theil des Feldes zur beſtaͤndigen Weide fuͤr das Vieh liegen bleibt. Dies bringt wieder eine neue Erſparung, indem nun die Ausſaat von Kleeſaamen wegfaͤllt.

Nach dieſen aus der Natur der Sache hervorgegan - genen nothwendigen Veraͤnderungen, ſtimmt nun unſere Wirthſchaft in den weſentlichſten Punkten mit der Drei - felderwirthſchaft uͤberein; und wir wenden uns jetzt zu der naͤhern Betrachtung dieſes ſo weit verbreiteten Wirth - ſchaftſyſtems.

Bei der Darſtellung des Verhaͤltniſſes zwiſchen der Koppelwirthſchaft und der Dreifelderwirthſchaft muͤſſen fol - gende 4 Fragen beantwortet werden:

1) Um wie viel wohlfeiler wird die Beſtellung der Muͤrbebrache, als die der Dreeſchbrache?

41

2) In welchem Verhaͤltniß ſtehen die Arbeitskoſten beim Landbau mit der Entfernung des Ackers vom Hofe?

3) In welchem Verhaͤltniß muͤſſen bei der Dreifel - derwirthſchaft Acker und Weide gegen einander ſtehen, wenn dieſe Wirthſchaft, eben ſo wie die Koppelwirthſchaft ſich in gleicher Dungkraft erhalten ſoll, ohne einen Dung - zuſchuß von Außen zu erhalten?

4) Wenn zwei Ackerflaͤchen im Ganzen gleichen Reich - thum an Pflanzennahrung enthalten, die eine aber in Koppelwirthſchaft, die andere in Dreifelderwirthſchaft liegt wie verhaͤlt ſich dann der Koͤrnerertrag des Ro - ckens in der erſten Wirthſchaft zu dem der zweiten Wirthſchaft?

Die Beantwortung der 3ten und 4ten Frage ſetzt die Kenntniß der Statik des Landbaues voraus, und kann ohne dieſe eben ſo wenig verſtanden, als dargeſtellt werden.

Ich ſehe mich deshalb genoͤthigt, einige Hauptſaͤtze der Statik des Landbaues vorangehen zu laſſen. Da aber eine ausfuͤhrliche Darſtellung dieſer Lehre hier einen unverhaͤlt - nißmaͤßigen Raum einnehmen wuͤrde: ſo kann ich dieſe Saͤtze nur hinſtellen, ohne auf Entwickelung der Gruͤnde und auf Erlaͤuterungen einzugehen. Ich muß deshalb die - jenigen meiner Leſer, denen dieſer neue Zweig unſers Wiſ - ſens noch unbekannt ſeyn ſollte, und die ſich eine genauere Kenntniß davon zu verſchaffen wuͤnſchen, auf die, dieſen Gegenſtand betreffenden Schriften des Herrn Staatsraths Thaer und des Herrn von Wulffen, und auf meine im 8ten Jahrgang der Mecklenburgiſchen Annalen befindliche Abhandlung verweiſen7)In der erſt kuͤrzlich erſchienenen ſo gehalt - als geiſtreichen.

42

§. 7. Einige Saͤtze aus der Statik des Landbaues.

Die Erzeugung der Getreideernten bewirkt eine Ver - minderung der im Acker enthaltenen Pflanzennahrung. Ein Acker, der 100 Schfl. Rocken getragen hat, iſt um dasje - nige Quantum Pflanzennahrung, was zur Erzeugung die - ſer 100 Schfl. verwandt iſt, aͤrmer geworden.

Keine Frucht vermag es, ſich des ganzen im Acker befindlichen Reichthums an Pflanzennahrung in einem Jahre anzueignen.

Das Verhaͤltniß zwiſchen dem, was die Ernte dem Acker in einem Jahre an Pflanzennahrung entzogen hat, und dem ganzen Reichthum des Ackers, nenne ich die re - lative Ausſaugung. Dieſe ergiebt ſich aus der Abnahme der Groͤße der nach einander folgenden Ernten: iſt z. B. der Ertrag des 1ſten Rocken 100 Schfl. geweſen, und eine 2te Rockenernte gibt dann bei gleicher Beſtellung, gleicher Witterung und gleichen ſonſt noch einwirkenden Umſtaͤn - den nur 80 Schfl.; ſo ſagen wir, daß die relative Aus - ſaugung des Rockens betragen habe.

Aus der relativen Ausſaugung ſchließen wir nun auf den ganzen Reichthum des Ackers: war z. B. der Ertrag des erſten Rockens 100 Schfl., die relative Ausſaugung , ſo enthielt der Acker vor der Ernte Pflanzennahrung7)Sammlung landwirthſchaftlicher Schriften des Freiherrn v. Voght zu Kleinflotbeck wird beſonders der Laye in der Statik des Ackerbaues einen aͤußerſt faßlichen Aufſatz unter der Rubrik vorfinden: Meine Anſicht der Statik des Landbaues im Jahre 1817, mit ange - haͤngten, in ſpaͤtern Jahren hinzugekommenen An - merkungen.43 fuͤr 500 Schfl. Rocken, nach der Ernte nur noch fuͤr 400 Schfl.

Das Quantum Pflanzennahrung, was dem Acker durch die Ernte von einem Berliner Scheffel Rocken ent - zogen wird, wird ein Grad genannt und durch « » be - zeichnet.

Die Ausſaugung der uͤbrigen Getreidearten wird durch das Verhaͤltniß, worin dieſe im Werth und in der Nahrhaftigkeit gegen den Rocken ſtehen, beſtimmt, und ich nehme an, daß die Ernte von

  • 1 Schfl. Weizen eine Ausſaugung bewirkt von. 1⅓°
  • 1 Schfl. zweizeiliger Gerſte¾°
  • 1 geſtrichnen Schfl. Hafer½°

Fuͤr eine ſiebenſchlaͤgige Koppelwirthſchaft auf einem Gerſtenboden 1ſte Klaſſe nehme ich nun nach den auf dem Gute T. gemachten Erfahrungen und Beobachtungen, fol - gendes Verhaͤltniß des Ertrags der verſchiedenen Schlaͤge an: wenn der 1ſte Schlag Ertrag 100 Sch. R. von 1000 R., ſo gibt der 2te Schlag100 Sch. Gerſte, und der 3te Schlag120 Sch. Hafer.

  • Der 4te, 5te und 6te Schlag liefern dann auf jede 270 R. den Weidebedarf fuͤr eine Kuh, die taͤg - lich 17 auf Heu reduzirtes Gras verzehrt, und 140 Tage auf dem Dreeſch ſelbſt (alſo mit Aus - ſchluß der Stoppel - und Wieſenbehuͤtung) ihre Nahrung findet.
  • Der 7te Schlag gibt in der Dreeſchbrache den fuͤnften Theil der Grasproduktion, den ein Weideſchlag liefert.

Nach den auf dem Gute T. in den Jahren 1811 und 1816 angeſtellten Probewiegungen uͤber das Verhaͤlt - niß des Korns zum Stroh, verglichen mit den, auf eini - gen andern Mecklenburgiſchen Guͤtern angeſtellten Wie -44 gungen, habe ich als Durchſchnittsverhaͤltniß angenommen, daß mit

  • 1 Schfl. Rocken an Stroh geerntet wird190
  • 1 Schfl. Weizen wenn der Weizen ſtehend war 190
  • 1 Schfl. Weizen wenn des Weizens aus Lagerkorn beſteht200
  • 1 Schfl. zweizeiliger Gerſte93
  • 1 Schfl. Hafer64,5

Der Weizen gibt bei gleichem Koͤrnerertrage eine geringere Strohmaſſe, als der Rocken; aber das Weizen - ſtroh hat ein ſpezifiſch groͤßeres Gewicht als das Rocken - ſtroh, und ich habe auch in ſpaͤtern Jahren das Gewicht des mit einem Schfl. Weizen geernteten Strohes nicht geringer gefunden, als beim Rocken; jedoch mag dies Ver - haͤltniß bei ſchwachem Weizen mit kurzem Stroh an - ders ſeyn.

Eine moͤglichſt ſorgfaͤltige Berechnung des auf dem Gute T. in den 5 Jahren von 1810 bis 15 verfuͤtterten und eingeſtreueten Strohes und des verfuͤtterten Heues und Korns, verglichen mit der Zahl der abgefahrnen Fuder Dung, ergibt als Reſultat, daß 1 Fuder Dung aus der Verfuͤtterung und Einſtreuung von 878 trockenem Fut - ter entſtanden iſt. Nimmt man nun, wie gewoͤhnlich, das Gewicht eines vierſpaͤnnigen Fuders Dung zu 200〈…〉〈…〉 an, ſo hat ein Pfund trockenes Futter 2,28 Dung gege - ben. Es ergibt ſich hier eine in der That uͤberraſchende Uebereinſtimmung mit der Annahme des Herrn Staats - raths Thaer, der, durch Beobachtungen im Großen gelei - tet, ſchon vor vielen Jahren den Faktor fuͤr die Dung - vermehrung zu 2,3 beſtimmte.

Fuͤr den Faktor 2,3 den ich nun bei den fernern Berechnungen zum Grunde lege, gehoͤren zu einem Fuder Dung von 2000 〈…〉 = 870 trockenes Futter,45 und ich werde in der Folge unter 1 Fuder Dung, immer diejenige Dungmaſſe verſtehen, die durch Verfuͤtterung und Einſtreuung von 870 trockenes Futter entſtan - den iſt.

Wir koͤnnen hiernach die Quantitaͤt Dung, welche die Kornernten durch das Stroh zuruͤckgeben, berechnen.

Fuͤr 100 Scheffel Rocken betraͤgt die Strohernte 100 × 190 = 19000 Stroh, und hieraus erfolgen 〈…〉 = 21,8 Fuder Dung.

Fuͤr 100 Schfl. Gerſte iſt der Strohgewinn 93 × 100 = 9300 , und der Dunggewinn 〈…〉 = 10,7 Fuder die Ernte von 120 Scheffel Hafer bringt 120 × 64,5 = 7740 Stroh und 〈…〉 = 8,9 Fuder Dung.

Es iſt allgemein bekannt, daß die Weide, oder das Dreeſchliegen den Boden bereichert.

Nach vieljaͤhrigen Beobachtungen hat es ſich mir als ſehr wahrſcheinlich ergeben, daß die Pflanzennahrung, wel - che von den auf der Weide wachſenden Graͤſern und Klee - arten konſumirt wird, durch die im Boden zuruͤckbleiben - den und beim Umbruch des Dreeſches in Verweſung uͤber - gehenden Wurzeln dieſer Gewaͤchſe wieder erſetzt werde, daß alſo aller waͤhrend der Beweidung auf den Dreeſch fallende Dung als eine Vermehrung des Dunggehalts des Bodens zu betrachten iſt jedoch unter der Bedingung, daß der Dreeſch nicht aͤlter als 3 Jahr werde.

Aus der Zahl der Kuͤhe, die die Weide ernaͤhrt, laͤßt ſich die Grasproduktion des Dreeſches berechnen. Eine Kuh verzehrt in 140 Tagen à 17 2380 auf Heu reducirtes Gras, welche auf 270 R., als dem Wei - debedarf einer Kuh, gewachſen ſind. Auf 1000 R. iſt46 die Produktion demnach 〈…〉 = 8815 Heu. Der aus der Weide in einem Jahre hervorgehende Dung - gewinn betraͤgt hiernach 〈…〉 = 10,1 Fuder, auf einem Gerſtenboden der einen Rockenertrag von 10 Koͤrnern ge - geben hat.

Der Brache meſſen wir eine doppelte Wirkung bei: naͤmlich erſtens, daß ſie die im Boden befindliche Pflan - zennahrung zu einem hoͤhern Grade von Wirkſamkeit bringt; und zweitens, daß ſie den Reichthum des Bodens durch die auf der Brache wachſenden Graͤſer und Kraͤuter, welche theils untergepfluͤgt, theils vom Vieh abgefreſſen und in Dung verwandelt werden, wirklich vermehrt.

In der Vermehrung des Reichthums ſchaͤtze ich die Dreeſchbrache gleich einer Dreeſchweide, und die Muͤr - bebrache in der Dreifelderwirthſchaft, wenn ſie erſt zu Jo - hannis umgebrochen wird, gleich einer Dreeſchweide.

In einer Wirthſchaft, die in einem beharrenden Zu - ſtande iſt, d. h. die im Ertrage und im Reichthum des Bodens ſich gleich bleibt, muß die Ausſaugung mit dem Erſatze im Gleichgewicht ſeyn. Reduziren wir nun den Ertrag, den die ausſaugenden Getreideſaaten gegeben ha - ben, auf Scheffel Rocken und druͤcken den Erſatz, den der Acker durch Duͤngung und Weide erhalten hat, in Fuder Dung aus: ſo ergibt ſich aus der Gleichſtellung der Aus - ſaugung und des Erſatzes, fuͤr wie viele Scheffel Rocken Nahrung in einem Fuder Dung enthalten iſt, oder was daſſelbe iſt, durch wie viele Scheffel Rocken dem Boden ein Fuder Dung entzogen wird.

Die Anwendung dieſer Rechnung auf verſchiedene Bodenarten hat ergeben, daß dies Verhaͤltniß nach der Guͤte des Bodens verſchieden iſt. Die Produktion einer47 gleichen Ernte koſtet dem guten Boden weniger Dung als dem ſchlechten.

Bei unſern folgenden Berechnungen iſt ein Boden zum Grunde gelegt, der ſich in der ſiebenſchlaͤgigen Kop - pelwirthſchaft ohne aͤußern Zuſchuß in gleicher Dungkraft erhaͤlt und auf dieſem Boden, der mit dem Gerſten - boden 1ſte Klaſſe wahrſcheinlich zuſammenfaͤllt, koſtet die Produktion von 3,2 Schfl. Rocken dem Acker ein Fuder Dung, oder ein Fuder Dung iſt gleich 3,2°.

Herr von Wulffen hat in der Statik den ſo folgen - reichen Satz aufgeſtellt, daß die Fruchtbarkeit als das Pro - dukt zweier Faktoren, der Kraft des Bodens und des Reichthums, anzuſehen ſey.

Sobald wir nun verſchiedene Bodenarten gegen ein - ander ſtellen, duͤrfen wir nicht bloß den Reichthum in Betracht ziehen, ſondern wir muͤſſen auch den Faktor fuͤr die Einwirkung des Bodens in die Rechnung mitauf - nehmen.

Da wir hier aber nur einen und denſelben Boden vor Augen haben, ſo wird der Faktor der Bodeneinwir - kung eine beſtaͤndige Groͤße. Vergleicht man nun denſel - ben Boden unter verſchiedenen Graden des Reichthums mit einander, ſo wird der Faktor der Bodeneinwirkung durch ſich ſelbſt dividirt immer = 1, alſo indifferent fuͤr das Produkt. Fuͤr unſern ſpeziellen Zweck duͤrfen wir alſo dieſen beſtaͤndigen Faktor weglaſſen, und den Reichthum als den einzigen veraͤnderlichen Faktor auch allein in Rechnung bringen.

48

Fruchtbarkeitszuſtand einer ſiebenſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft, jeden Schlag zu 1000 R. gerechnet.

Fruchtbarkeitszuſtand einer Dreifelderwirthſchaft, jedes Feld zu 1000 R. gerechnet.

49

In der Koppelwirthſchaft war die Dungerzeugung ei - nes Weideſchlags 10,1 Fuder fuͤr einen Reichthum des Bodens von 265°. Ein Boden, deſſen Reichthum = 325°, wie der nach der Gerſtenernte iſt, wuͤrde zur Weide nie - dergelegt 〈…〉 × 10,1 = 12,4 Fuder Dung erzeugen. Da nun angenommen iſt, daß die Dungerzeugung einer Muͤrbebrache von der eines Weideſchlags betraͤgt: ſo ſind hier dafuͤr 〈…〉 = 4,1 Fuder in Rechnung gebracht.

§. 8. In welchem Verhaͤltniß muß bei der Dreifelderwirth - ſchaft Acker und Weide gegen einander ſtehen, wenn der Acker ſich in gleicher Dungkraft erhalten ſoll?

Die Dreifelderwirthſchaft, deren Reichthum zu An - fang des Umlaufs 500° war, hatte am Ende deſſelben noch 442,2° Reichthum, und verliert alſo in einem Um - laufe 57,8°.

Ein Fuder Dung iſt gleich 3,2°; zu 57,8° gehoͤren alſo 〈…〉 = 18 Fuder Dung, und eines ſolchen jaͤhrli - chen Zuſchuſſes bedarf die Dreifelderwirthſchaft, wenn ſie in gleicher Dungkraft bleiben ſoll.

Wenn nun dieſer Dungzuſchuß allein aus der mit dem Acker verbundenen Weide hervorgehen ſoll, ſo fragt es ſich, wie viele Quadratruthen Weide erforderlich ſind, um 18 Fuder Dung fuͤr das Ackerland zu liefern.

Da dieſe Weide nie aufgebrochen und verjuͤngt wird, ſo iſt ſie viel ſchlechter als die Weide in der Koppelwirth - ſchaft, und eine Kuh, oder eine dafuͤr zu ſubſtituirende Zahl Schafe, bedarf anſtatt 270 R. hier 405 R. zur Weide. In der Koppelwirthſchaft erzeugen 1000 R. Weide 10,1 Fuder Dung, hier aber, weil die Dunger -450zeugung mit der Grasproduktion im Verhaͤltniß ſteht, nur dieſes Quantums, alſo × 10,1 = Fuder.

Wird nun die Weide durch Schafe genutzt, ſo kann die Haͤlfte des Duͤngers, den die Weide gibt, fuͤr das Ackerland gewonnen werden, wenn die Schafe des Nachts auf der Brache in Huͤrden liegen. Unter dieſer Bedin - gung geben 1000 R. Weide × ½ = 3⅜ Fuder Dung fuͤr das Ackerland ab.

Der Dungbedarf des Ackerlandes iſt 18 Fuder; um dieſe zu gewinnen werden erfordert 〈…〉 × 1000 R. = 5333 R. Weide.

Wenn alſo die 3 F. W. ſich in ſich ſelbſt erhalten ſoll, ſo muͤſſen 3000 R. Ackerland mit 5333 R. Weide verbunden ſeyn; oder von 8333 R. muß der Acker 3000 R., die Weide 5333 R. betragen.

Fuͤr eine Flaͤche von 100000 R. wird unter die - ſem Verhaͤltniß der Acker betragen 8333: 3000 = 100000: 〈…〉 × 100000 = 36000 R. Die Weide betraͤgt alsdann 〈…〉 × 100000 = 64000 R.

Die reine Koppelwirthſchaft kann eben ſo wenig als die reine 3 F. W. ohne Wieſen beſtehen, weil zur Unter - haltung des Viehes im Winter das Heu unentbehrlich iſt, wenn dies nicht durch eine ſehr koſtbare Koͤrnerfuͤtterung erſetzt werden ſoll.

Der Zweck unſerer Unterſuchung fordert aber, daß wir das Ackerland, ſowohl in ſeinem Geldertrage als in ſeiner Dungproduktion, fuͤr ſich allein, alſo getrennt von den Wieſen betrachten, und es fragt ſich nun, wie aus dem Reinertrage eines aus Acker und Wieſen zuſammen - geſetzten Guts, der Reinertrag und die Dungproduktion jedes dieſer beiden Gegenſtaͤnde gefunden werden kann.

51

Der Werth des Heues zerfaͤllt in zwei Theile: 1ſtens in ſeinen Futterwerth, und 2tens in den Werth, den der aus dem Heu erfolgende Dung hat.

Der Futterwerth des Heues laͤßt ſich aus der reinen Nutzung, den das Milchvieh und die Schafe geben, be - rechnen.

Den Dungwerth des Heues habe ich nach folgendem Prinzip beſtimmt:

Man denke ſich das zu einem Gute gehoͤrende Acker - land, von gleicher Guͤte und gleichem Reichthum in zwei Abſchnitte getheilt. Der erſte Abſchnitt erhalte den ſaͤmmt - lichen aus den Wieſen erfolgenden Dungzuſchuß, und liege in einer Koppelwirthſchaft mit einer verhaͤltnißmaͤ - ßig ſo großen Kornausſaat, daß ſie ſich mit Huͤlfe des Dungzuſchuſſes nur grade in gleicher Dungkraft erhaͤlt. Der zweite Abſchnitt liege in einer Koppelwirthſchaft, bei welcher das Verhaͤltniß der Kornſaaten zu den Weiden - ſchlaͤgen von der Art iſt, daß ſie ſich in und durch ſich ſelbſt in derſelben Dungkraft, worin ſie einmal iſt, erhaͤlt. Der hoͤhere reine Geldertrag des erſten Abſchnittes von gleicher Flaͤche iſt dann allein dem Dungzuſchuß beizu - meſſen, und aus der Groͤße dieſes Zuſchuſſes, vergleichen mit dem Gelduͤberſchuß, ergiebt ſich dann der Geldwerth eines Fuders Dung.

Die Statik liefert die Data zu einer ſolchen Berech - nung.

Wie aber das Verhaͤltniß zwiſchen Acker und Weide in der 3 F. W. veraͤndert wird, wenn das Ackerland ei - nen Theil ſeines Dungbedarfs von den Wieſen erhaͤlt, mag folgendes Beiſpiel zeigen:

Geſetzt mit der Flaͤche von 100000 R. Acker und Weide ſeyen Wieſen verbunden, deren jaͤhrlicher Ertrag 100 Fuder Heu à 1800 ausmache.

Ein Fuder Heu von 1800 liefert durch Verfuͤtte -4*52rung 〈…〉 = 2,07 Fuder Dung; durch 100 Fuder Heu erhaͤlt das Ackerland einen Zuſchuß von 207 Fuder Dung.

Eine Ackerflaͤche von 3000 R. bedarf eines jaͤhrli - chen Zuſchuſſes von 18 Fuder Dung; 207 Fuder reichen alſo hin fuͤr 〈…〉 × 3000 = 34500 R. Ackerland. Zieht man dieſe 34500 R. von der ganzen Flaͤche = 100000 R. ab, ſo bleiben noch 65500 R., die keinen weitern Zuſchuß erhalten koͤnnen, und die ſich in ſich ſelbſt erhalten muͤſſen. Unter dieſer Bedingung be - traͤgt aber das Ackerland, wie wir oben gefunden haben, 〈…〉 der ganzen Flaͤche, und die Weide 〈…〉 derſelben, welches fuͤr eine Flaͤche von 65500 R. an Acker 65500 × 〈…〉 = 23580 R., und an Weide 65500 × 〈…〉 = 41920 R. ergibt.

Es betraͤgt demnach

  • 1) das Ackerland was ſich durch den Dung - zuſchuß aus den Wieſen erhaͤlt34500 R.
  • 2) das Ackerland was ſeinen Dungbedarf von der Weide erhaͤlt23580 R.
  • Summe des Ackers 58080 R.
  • 3) die Weide41920 R.

Auf Acker von einem niedrigern Koͤrnerertrag reicht derſelbe Dungzuſchuß fuͤr eine groͤßere Ackerflaͤche hin. Bei einem Ertrage von 5 Koͤrnern beduͤrfte die 3 F. W. nur eines Dungzuſchuſſes von 9 Fudern, um ſich in gleicher Kraft zu erhalten, 100 Fuder Heu wuͤrden hier alſo fuͤr 2 × 34500 = 69000 R. Ackerland hinreichen. Die ſich ſelbſt erhaltende Flaͤche bliebe dann nur 31000 R.,53 wovon nach dem oben angegebenen Verhaͤltniß 11160 R. Acker und 19840 R. Weide ſeyn wuͤrden.

Die Summe des Ackers betruͤge dann 80160 R., und die Weide nur19840 R.

§. 9. Wie verhaͤlt ſich der Koͤrnerertrag des Rockens in der Koppelwirthſchaft zu dem in der Dreifelderwirthſchaft, wenn die Ackerflaͤchen, auf denen beide Wirthſchaftsarten betrieben werden, im Ganzen gleichen Reichthum an Pflan - zennahrung enthalten?

Wenn man eine 3 F. W. in eine ſiebenſchlaͤgige Kop - pelwirthſchaft umlegt, ſo wird nun die ganze auf dem Hofe befindliche Dungmaſſe auf den 7ten Theil des Fel - des gebracht, anſtatt daß ſie bisher auf den 3ten Theil dieſes Feldes vertheilt wurde.

Aus dieſem Grunde muß alſo der Rocken ſchon im erſten Jahre nach der Umlegung einen hoͤhern Ertrag ge - ben als fruͤher in der 3 F. W.; aber dieſer erhoͤhte Ertrag beweiſet keinesweges einen erhoͤheten Reichthum des gan - zen Feldes welcher im erſten Jahre noch gar keine Veraͤnderung erlitten haben kann ſondern ruͤhrt bloß von der groͤßern Konzentrirung des Dungs auf einen Theil des Feldes her.

Wir duͤrfen alſo durchaus nicht Koppel - und Drei - felderwirthſchaften, die einen gleichen Koͤrnerertrag im Ro - cken geben, mit einander vergleichen; ſondern wir muͤſſen ausmitteln, wie bei gleichem Reichthum beider Ackerflaͤ - chen der Koͤrnerertrag ſich gegen einander verhalte.

Der Reichthum des ganzen Feldes ergibt ſich aus der Summe des Reichthums der einzelnen Schlaͤge. Waͤh - rend des Sommers iſt die im Boden befindliche Quan - titaͤt Pflanzennahrung einer ſteten Veraͤnderung unterwor - fen, indem durch den Pflanzenwachsthum auf den Ge -54 treidefeldern eine ſtete Ausſaugung, auf den Weideſchlaͤgen eine fortgehende Dungerzeugung bewirkt wird. Wir waͤhlen deshalb den Fruͤhling zum Zeitpunkt der Betrach - tung, wo die Vegetation noch nicht begonnen hat, und alle Schlaͤge noch den Grad von Reichthum haben, der fuͤr ihren Ertrag die Norm abgibt.

Um verſchiedene Wirthſchaftsſyſteme in dieſer Bezie - hung mit einander vergleichen zu koͤnnen, muͤſſen wir, außer dem im Acker wirklich befindlichen Reichthum, auch noch den auf dem Hofe befindlichen, aus der Ernte des vorigen Jahrs erzeugten oder noch zu erzeugenden Dung in Rechnung mit aufnehmen. Denn wenn in dem einen Wirthſchaftsſyſtem der Dung ſchon im Fruͤhjahr, in dem andern erſt nach vollendeter Saatbeſtellung abgefahren wird, und man nun bloß auf den im Acker befindlichen Reichthum Ruͤckſicht naͤhme: ſo wuͤrde dies nicht zu der Ueberſicht fuͤhren, wie viel Reichthum im Ganzen zur Hervorbringung einer gegebenen Ernte erforderlich iſt. Die letztere Wirthſchaft kann naͤmlich ohne das auf dem Hofe befindliche Dungkapital den angenommenen Ertrag nicht liefern.

Die Data zu einer ſolchen Berechnung koͤnnen wir aus den in §. 7. mitgetheilten Tabellen uͤber den Frucht - barkeitszuſtand der K. W. und der 3 F. W. entnehmen. Nur iſt noch zu bemerken, daß, da wir in der K. W. Weidegang vorausſetzen, der durch die Weide erzeugte Dung auf dem Felde ſelbſt bleibt, und nicht nach dem Hofe kommt; da nun die Dungerzeugung eines Weide - ſchlages 10,1 Fuder betraͤgt, ſo wird der Reichthum die - ſes Schlages mit jedem Jahr um 10,1 × 3,2 = 32,3° erhoͤht.

55

Reichthum einer ſiebenſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft beim Er - trage von 10 Koͤrnern.

  • Grade
  • 1ſter Schlag. Rocken enthaͤlt500°
  • 2ter Schlag. Gerſte400°
  • 3ter Schlag. Hafer325°
  • 4ter Schlag. Weide265°
  • 5ter Schlag. Weide297,3°
  • 6ter Schlag. Weide329,6°
  • 7ter Schlag. Brache361,9°

Duͤngung aus dem Stroh 41,4 Fuder à 3,2° 132,5°

  • In 7000 R. ſind enthalten2611,3°
  • dies macht auf 1000 R. 373°

Reichthum einer Dreifelderwirthſchaft beim Ertrage von 10 Koͤrnern.

  • Grade
  • 1ſtes Feld. Rocken500°
  • 2tes Feld. Gerſte400°
  • 3tes Feld. Brache325°

Duͤngung aus dem Stroh 32½ Fuder à 3,2°104°

  • 3000 R. enthalten1329°
  • dies macht auf 1000 R. 443°

Um einen Koͤrnerertrag = 10 im Rocken hervor zu - bringen, bedarf die Dreifelderwirthſchaft in 1000 R. Acker eines Reichthums von 443°, waͤhrend in der Kop - pelwirthſchaft ein Reichthum von 373° dazu hinreicht. Der Reichthum von 373° in 1000 R. wuͤrde dagegen in der Dreifelderwirthſchaft nur 8,4 Koͤrner hervorbrin - gen; denn 443°: 373° = 10: 〈…〉 × 10 = 8,4.

Derſelbe Acker, welcher in der 3 F. W. einen Ertrag von 8,4 Koͤrnern gab, wird alſo nach der Umlegung in56 eine ſiebenſchlaͤgige K. W. einen Ertrag von 10 Koͤrnern liefern, ohne daß der Reichthum des Feldes im Ganzen erhoͤht waͤre; oder, die Koppelwirthſchaft von 10 Koͤrnern und die Dreifelderwirthſchaft von 8,4 Koͤrnern Ertrag ſtehen auf gleicher Stuffe des Reichthums.

  • Reichthum einer ſechsſchlaͤgigen Fruchtwechſelwirthſchaft, wenn der Kartoffelſchlag und der Rockenſchlag nach Wicken jeder 500° enthalten.
  • Grade
  • 1ſter Schlag. Kartoffeln500°
  • 2ter Schlag. Gerſte400°
  • 3ter Schlag. Maͤhnklee325°
  • 4ter Schlag. Rocken299°
  • 5ter Schlag. Wicken zu Gruͤnfutter525°
  • 6ter Schlag. Rocken500°
  • 6000 R. enthalten2549°
  • dies macht fuͤr 1000 R. 425°

Wenn nun jemand den Geldertrag einer F. W. W. (Fruchtwechſelwirthſchaft) mit den einer K. W. vergleicht und fuͤr beide Wirthſchaftsarten denſelben Koͤrnerertrag im Rocken annimmt: ſo berechnet er in der erſten Wirthſchaft den Ertrag eines Ackers von 425° und in der zweiten den von 373° mittlerm Reichthum.

Die Nichtbeachtung dieſes Umſtandes gibt zu ſehr ge - faͤhrlichen Irrthuͤmern Anlaß.

Bei der Vergleichung zweier Wirthſchaftsſyſteme muß man unſtreitig Acker von gleichem Reichthum zum Grunde legen. Nun verhaͤlt ſich in der K. W. der mittlere Reich - thum zu dem des Rockenſchlages wie 373° zu 500°, in der F. W. W. aber wie 425° zu 500°. Fuͤr einen Acker von 373° mittlerm Reichthum wird der Rockenſchlag in der F. W. W. nur 439° erhalten; denn 425: 500 = 373: 439. Oder, mit andern Worten, wenn eine K.57 W. in eine F. W. W. umgelegt wird, ſo erhaͤlt der Ro - ckenſchlag ſtatt 500° jetzt 439° Reichthum, und der Koͤr - nerertrag muß ſchon aus dieſer Urſache von 10 auf 8, 8 zuruͤckſinken.

§. 10. Arbeitserſparung in der Dreifelderwirthſchaft im Verhaͤltniß zur Koppelwirthſchaft.

Meine auf Erfahrung beruhenden Berechnungen ge - ben nur die Koſten einer Dreeſchbrache an, und erſtrecken ſich nicht auf eine Muͤrbebrache. Die hier gegebene Ueber - ſicht der Minderkoſten einer Muͤrbebrache hat daher nicht aus der Wirklichkeit entnommen werden koͤnnen, ſondern beruht auf einer durch Beobachtung geleiteten Schaͤtzung.

58

§. 11. Ueber den Einfluß, den die Entfernung des Ackers vom Hofe auf die Arbeitskoſten hat.

In dieſer Hinſicht ſind die Arbeiten in folgende 4 Klaſſen zu theilen:

1ſte Klaſſe. Arbeiten, deren Groͤße ganz von der Ent - fernung abhaͤngt, z. B. Dungfahren und Einfahren des Korns.

2te Klaſſe. Arbeiten, die des Tags ein zweimaliges Hin - und Hergehen erfordern, die aber durch Regen haͤu - fig unterbrochen werden, z. B. Maͤhen, Binden und an - dere Erntearbeiten. Ich nehme an, daß dieſe Unterbre - chung im Durchſchnitt taͤglich einmal ſtatt findet, ſo daß fuͤr dieſe Klaſſe der dreifache Zeitverluſt, den das Hin - und Zuruͤckgehen verurſacht, in Rechnung kommt.

3te Klaſſe. Arbeiten, die ein zweimaliges Hin - und Zuruͤckgehen erfordern, durch den Regen aber nicht leicht, wenigſtens nicht ſo haͤufig als die Erntearbeiten unter - brochen werden. Dahin gehoͤren Haken, Eggen, Saͤen, Graben machen u. ſ. w.

Das Haken mit Ochſen ſcheint zwar nicht zu dieſer Klaſſe zu gehoͤren, da die Haͤker des Morgens nach dem Felde gehen und erſt des Abends zuruͤckkehren, alſo den Weg nach dem Orte der Arbeit nur einmal des Tags hin - und zuruͤck machen. Die Ochſen muͤſſen aber, da ſie taͤglich 3 mal gewechſelt werden, den Weg 4 mal zuruͤck - legen, wodurch ſie bei weiten Entfernungen ſehr ange - griffen werden. Man kann deshalb das Haken fuͤglich mit zu dieſer Klaſſe rechnen.

4te Klaſſe. Arbeiten, die auf dem Hofe ſelbſt geſche - hen, als Dreſchen, Dungaufladen, Kornabladen u. ſ. w. Dieſe bleiben immer gleich, die Entfernung des Ackers vom Hofe mag ſeyn, welche ſie wolle.

Die Koſten der Beduͤngung des Feldes, und das59 Einholen des Korns vom Felde gehoͤren zu verſchiedenen Klaſſen.

Bei der Beduͤngung des Feldes gehoͤrt die Geſpann - arbeit zur 1ſten Klaſſe, das Streuen des Dungs auf dem Felde zur 3ten, und das Aufladen auf dem Hofe zur 4ten Klaſſe der Arbeiten.

Die genauere Berechnung hat ergeben, daß von den geſammten Koſten der Beduͤngung des Feldes

  • zur 1ſten Klaſſe gehoͤren 7 / 10
  • 3ten » » 1 / 10
  • 4ten » » 2 / 10

Von den Arbeiten beim Einbringen des Korns ge - hoͤrt die Geſpannarbeit zur 1ſten Klaſſe, das Aufſtaken und Laden des Korns auf dem Felde zur 2ten, und das Abſtaken und Taſſen oder Banſen zur 4ten Klaſſe.

Von den in meinen Arbeitsrechnungen unter der Rubrik « Auf - und Abladen » zuſammengefaßten Arbeiten, betragen die Koſten der Arbeit auf dem Felde faſt ganz genau , und die der Arbeit auf dem Hofe des Ganzen.

Die mittlere Entfernung des Ackers vom Hofe be - traͤgt auf dem Gute T., welches bei einer nicht ganz re - gelmaͤßigen Figur 160000 R. Ackerland enthaͤlt, c c 210 Ruthen.

Wie aͤndern ſich nun die Arbeitskoſten, wenn dieſe Entfernung ſich aͤndert, und welcher Antheil der Arbeits - koſten bleibt dann noch, wenn die Entfernung des Ackers vom Hofe = 0 iſt?

Die Arbeitszeit der Leute betraͤgt hier vom 24ſten Maͤrz an bis zum 24ſten October, als in welcher Zeit die mehrſten Feldarbeiten geſchehen, im Durchſchnit 10⅔ Stunden.

Die Arbeiter gebrauchen, nach meiner Beobachtung, zum Hin - und Zuruͤckgehen von 210 Ruthen c c 32 Minuten.

60

Fuͤr die Arbeiten der 2ten Klaſſe, die ein dreimali - ges Hin - und Zuruͤckgehen erfordern, gehen alſo taͤglich 3 × 32 = 96 Minuten fuͤr die eigentliche Arbeit ver - loren, welches 3 / 20 der ganzen Arbeitszeit ausmacht.

Von den Arbeiten der 2ten Klaſſe erfordert das Hin - und Zuruͤckgehen 2 × 32 = 64 Minuten, und die Ar - beitszeit wird dadurch um 1 / 10 verkuͤrzt.

Nach den ſchon oͤfters angefuͤhrten Berechnungen vom Gute T. betragen auf 70000 R. Acker von 210 Ru - then mittlerer Entfernung

  • die Beſtellungskoſten 569,8 Thlr. N⅔
  • die Erntekoſten ....... 499,5 Thlr.

Nach einer ſpeziellen Berechnung, deren Mittheilung hier zu viel Raum einnehmen wuͤrde, gehoͤren zur

Von den Bearbeitungskoſten, welche 70000 R. Acker in der Entfernung von 210 Ruthen vom Hofe und beim Ertrage von 10 Koͤrnern erfordern, kommen (mit Weglaſſung der Bruͤche)

  • a. von den Beſtellungskoſten = 570 Thlr. N⅔
  • auf die Entfernung vom Hofe 57 Thlr. N⅔
  • oder 10 prct. vom Ganzen;
  • 61
  • unabhaͤngig von der Entfer - nung ſind513 Thlr.
  • b. von den Erntekoſten = 500 Thlr.
  • auf die Entfernung vom Hofe 176 Thlr.
  • oder 35,2 prct. vom Ganzen;
  • unabhaͤngig von der Entfer - nung ſind324 Thlr.
  • Die Ernte der hier angegebenen Acker - flaͤche liefert nach Abzug der Arbeitskoſten und der allgemeinen Kulturkoſten eine Landrente von954 Thlr. N⅔
  • Wenn wir nun die durch die Entfer - nung verurſachten Koſten einſtweilen bei Seite ſetzen, oder was daſſelbe iſt, die Ent - fernung = 0 annehmen, ſo werden von den in Ausgabe gebrachten
  • 570 Thlr. Beſtellungskoſten erſpart57 » »
  • 500 Thlr. Erntekoſten176 » »
  • Bei der Entfernung = 0 wird alſo die Landrente betragen1187 Thlr. N⅔
  • Mit jeden 210 Ruthen Entfernung aͤn - dert ſich die Landrente um233 » »
  • Es iſt demnach N⅔ Thaler
  • fuͤr 0 Entfernung die Landrente1187
  • 210 Ruthen954
  • 420 »721
  • 630 »488
  • 840 »255
  • 1050 »22
  • 1070 »0

Fuͤr Acker von niederem Koͤrnerertrag bleiben die Beſtellungskoſten dieſelben, und die Erntekoſten nehmen62 mit dem Ertrage ab. Daſſelbe Verhaͤltniß findet fuͤr die Koſten, die die Entfernung des Ackers vom Hofe verur - ſacht, ſtatt.

Fuͤr einen Ertrag von 9 Koͤrnern ge - hoͤren der Entfernung an:

  • a. von den Beſtellungskoſten57 Thlr. N⅔
  • b. von den Erntekoſten 176 × 9 / 10 = 158 » »
  • 215 » »

Die Landrente ſteigt oder faͤllt alſo mit jeden 210 Ruthen Entfernung um 215 Thaler.

Mit einem Korn-Ertrag vermindern ſich die Koſten der Entfernung um 18 Thlr. (genauer um 17,6 Thlr.) dieſe ſind alſo fuͤr den Ertrag von 8 Koͤrnern = 215 18 = 197 Thlr.

Hiernach iſt nun folgende Tabelle berechnet:

63

Zuſaͤtze.

A. Ueber die mittlere Entfernung des Ackers vom Hofe.

Der Ausdruck « mittlere Entfernung » bedarf, da er in einem andern als dem gewoͤhnlichen Sinn genommen iſt, einer Erklaͤrung.

Wenn man bei der Beduͤngung eines Schlags, der eine regelmaͤßige Figur, z. B. ein gleichſchenkliches Dreieck bildet, die Weite des Weges, die die Pferde mit dem 1ſten, 2ten, 3ten und allen folgenden, bis zur vollendeten Beduͤngung des ganzen Schlags, abgefahrnen Fuder ma - chen, ausmißt, aufzeichnet und ſummirt, und dann die ſo gefundene Summe durch die Zahl der abgefahrnen Fuder dividirt: ſo ergibt ſich die mittlere Entfernung, in dem Sinne wie wir dieſe hier genommen haben. Nimmt man nun auf einer Linie, die den Schlag, in der Richtung vom Hofe nach der Graͤnze zu, in zwei gleiche Theile theilt, einen Punkt, der ſo weit vom Hofe entfernt iſt, als die gefundene mittlere Entfernung ausweiſ’t: ſo iſt dieſer Punkt gleichſam der Repraͤſentant fuͤr die Entfer - nung aller Theile des ganzen Schlags, und es wuͤrde in Hinſicht der Weite des beim Dungfahren zu machenden Wegs ganz gleichguͤltig ſeyn, ob man den Dung nach allen Theilen des Schlags fuͤhre, oder ob man allen Dung nach dieſem Punkte auf einen Haufen braͤchte.

Mir iſt nicht bekannt, daß in der Mathematik ſchon eine Formel dargeſtellt ſey, wornach dieſe mittlere Ent - fernung zu berechnen waͤre; und alle meine Bemuͤhungen, ein allgemeines Geſetz dafuͤr aufzufinden, ſind bis jetzt immer vergeblich geweſen.

Fuͤr den praktiſchen Gebrauch muß es einſtweilen ge - nuͤgen, wenn man die Entfernung des Schwerpunkts welcher zwar nicht mit dem Punkte der mittlern Entfer - nung zuſammenfaͤllt, aber, bei regelmaͤßigen Dreiecken,64 auch nicht bedeutend davon abweicht bei Vergleichun - gen zum Maßſtab nimmt.

Einfacher wird die Aufgabe noch, wenn man fuͤr das Mergelfahren, ſtatt des Dungfahrens die mittlere Entfer - nung ſucht. Man kann ſich dann das zu befahrende Feld, welches aber regelmaͤßig z. B. ein rechtwinklichtes Viereck ſeyn muß, in lauter kleine Quadrate getheilt denken, wo auf jeden Durchſchnittspunkt eine Karre Mergel kommt. Die Summe aller Entfernungen, von jedem einzelnen Durchſchnittspunkt bis zur Spitze des Vierecks (der Mer - gelgrube) dividirt durch die Zahl der Durchſchnittspunkte, gibt dann die mittlere Entfernung.

B. Ueber die Lage der Hoͤfe in Mecklenburg.

Wenn man die Lage der Hoͤfe auf den mehrſten Guͤtern in Mecklenburg und Vorpommern betrachtet: ſo muß man uͤber die Widerſinnigkeit der Anlage erſtaunen.

Sichtlich tragen ſie die Spuren ihrer erſten Entſte - hung noch an ſich, und ſind als hiſtoriſche Denkmaͤler der erſten Anſiedelungen zu betrachten. Wo ein See, ein Fluß, ein Bach iſt, da lehnen ſich die Hoͤfe daran, und aller Acker liegt in einer oft unabſehbaren Strecke an ei - ner Seite des Hofes. Der erſte Kultivator einer wilden und bisher oͤden Gegend hatte ganz recht, wenn er ſeinen Wohnſitz an einem See, Fluß oder Bach aufſchlug, weil er ſich dadurch das erſte und nothwendigſte Beduͤrfniß, das Waſſer, auf die mindeſt koſtbarſte Weiſe verſchaffte, und weil er zuerſt nur ſo wenig Acker in Kultur nahm, daß die Entfernung deſſelben vom Hofe hoͤchſt unbedeu - tend blieb. Als aber in den folgenden Jahrhunderten Wohlſtand und Bevoͤlkerung ſtiegen, der Ackerbau ſich aus - dehnte, die Viehheerden vermehrt wurden da trieb der Beſitzer des Hofes ſein Vieh ſo weit, bis er auf ein na - tuͤrliches Hinderniß, einen Bach, einen Moraſt u. ſ. w.65 ſtieß, oder bis ein Graͤnznachbar ihn an der weitern Aus - breitung mit Gewalt hinderte. In der neuern Zeit ſind nun ſelbſt dieſe Viehweiden groͤßtentheils zu Acker gemacht worden, der aber wegen ſeiner großen Entfernung haͤufig einen negativen Reinertrag gibt.

So ſind unſere Guͤter entſtanden und im Lauf der Zeit verwandelt; aber die Hoͤfe der großen Guͤter ſtehen noch auf derſelben Stelle, wo einſt der erſte Anſiedler ſeine Huͤtte aufſchlug.

In Gegenden, wo es keine Fluͤſſe und Seen gibt, iſt zwar die Sache minder ſchlimm; aber auch hier laufen haͤufig die Gutsgraͤnzen geſchlungen oder mit ſte - ten Aus - und Einbiegungen neben einander hin, und zu - gleich iſt es nicht ſelten, daß von zwei benachbarten Guͤ - tern, der Acker des einen bis nahe an den Hof des an - dern reicht, waͤhrend dieſes Gut ſich mit ſeinem Acker wieder dem Hofe eines dritten Guts naͤhert.

Wir ſind durch unſere vorhergehenden Berechnungen in den Stand geſetzt, den Verluſt, der aus dieſer unre - gelmaͤßigen Lage der Hoͤfe entſpringt, fuͤr einen gegebenen Fall, in Zahlen auszuſprechen, und der Gegenſtand iſt wichtig genug, um noch einen Augenblick dabei zu ver - weilen.

Geſetzt das Gut A habe ein Stuͤck Acker von 70000 R. à 8 Koͤrner Ertrag, welches von dem Hofe des Guts A 400 Ruthen, von dem des benachbarten Guts B aber nur 100 Ruthen entfernt iſt. Das Gut B beſitze dagegen ein Stuͤck Acker von gleicher Groͤße und Guͤte, welches ebenfalls 400 Ruthen entfernt iſt, dem Hofe des Guts C aber bis auf 100 Ruthen nahe liegt.

Um wie viel wird nun die Landrente des Guts B ſteigen, wenn es das 400 Ruthen entfernte Stuͤck an C abtritt, und dagegen das 100 Ruthen entfernte Stuͤck von A wieder erhaͤlt?

566

Fuͤr das Gut B geben 70000 R. Acker à 8 Koͤr - ner Ertrag,

  • 1) auf 100 Ruthen Entfernung eine Land - rente von 763 ÷ 197 × 100 / 210 = 669 Thlr.
  • 2) auf 400 Ruthen Entfernung eine Land - rente von 763 ÷ 197 × 400 / 210 = 388 »
  • Durch den Umtauſch gewinnt das Gut B 281 Thlr. Landrente und an Kapitalwerth beim Zins - fuß von 5 prct. 5620 »
  • Das Gut C gewinnt durch die Erwerbung von 70000 R. Acker, welche nur 100 Ru - then vom Hofe entfernt ſind,
  • an Landrente669 »
  • an Kapitalwerth13380 »

Durch dieſe Veraͤnderung gewinnt alſo

  • das Gut B an Kapitalwerth5620 »
  • das Gut C » » »13380 »
  • zuſammen 19000 Thlr.
  • das Gut A verliert dagegen7760 »
  • bleiben 11240 Thlr.

Die drei Guͤter zuſammen haben alſo bloß durch die beſſere Vertheilung des Ackers 11240 Thlr. an Kapital - werth gewonnen.

Es iſt zu bemerken, daß der aus dieſem Umtauſch des Grundeigenthums hervorgehende Gewinn, nicht wie der Gewinn bei einem gewoͤhnlichen, ſo genannten guten Handel, wo der eine Kontrahent ſo viel verliert als der andere gewinnt, zu betrachten iſt; ſondern dieſer Gewinn iſt ein reiner Zuſchuß zum Nationaleinkommen und zum Nationalvermoͤgen.

67

Bedenkt man nun, daß faſt auf keinem Gute die Gebaͤude in der Mitte der Feldmark ſtehen, daß faſt jedes Gut durch Abrundung und Austauſch gewinnen kann: ſo muß man erſtaunen und trauern uͤber die Groͤße des Ka - pitals, das fuͤr den Nationalreichthum auf dieſe Weiſe ohne irgend einen Erſatz verloren geht. Wollte man die - ſen Verluſt an Nationalvermoͤgen fuͤr Mecklenburg in Geld anſchlagen: ſo wuͤrde bei den niedrigſten Anſaͤtzen die Rechnung doch immer einige Millionen Thaler ergeben.

Aber warum, kann und muß man fragen, ſind denn dieſe Gutsgraͤnzen ſo unveraͤnderlich, unveraͤnderlicher ſo - gar als die Graͤnzen der Staaten?

Dem Austauſch ſteht zuerſt die Anhaͤnglichkeit an dem bisher beſeſſenen Eigenthum entgegen. Man uͤber - ſchaͤtzt nur zu leicht den Werth des Grundſtuͤcks, das man ſchon lange in Beſitz gehabt, oder gar von den Vorfahren ererbt hat, und an deſſen Verbeſſerung man eigene Muͤhe und Koſten verwandt hat. Aber dieſe Anhaͤnglichkeit, im ſteten Widerſtreit mit der klaren Einſicht und dem wohl - verſtandenen Intereſſe, wuͤrde doch nicht Generationen und Jahrhunderte hindurch den Umtauſch verhindert haben, wenn nicht andere reellere Hinderniſſe mitgewirkt haͤtten.

Dieſe finden wir nun genuͤgend in Folgendem:

  • 1) In der Groͤße der Abgaben, die in Mecklenburg nicht bloß beim Verkauf ganzer Guͤter, ſondern auch beim Verkauf einzelner Gutspertinenzien erlegt werden, und die beim Umtauſch ſogar doppelt, d. h. von dem Werth jedes der beiden an einen andern Beſitzer uͤber - gegangenen Grundſtuͤcke, entrichtet werden muͤſſen;
  • 2) in den Koſten, welche die Vermeſſung des angekauf - ten oder verkauften Stuͤcks, die Umſchreibung im Steuerkataſter u. ſ. w. verurſacht;
  • 3) in den Schuldenverhaͤltniſſen der Guͤter, wodurch naͤmlich kein Stuͤck des Guts ohne ſpezielle Einwilli -5*68gung aller Gutsglaͤubiger weder verkauft noch ver - tauſcht werden kann.

Die hohe Abgabe beim Verkauf ganzer Guͤter iſt der Kultur des Bodens nicht hinderlich, ſondern vielmehr guͤn - ſtig, indem ſie das leichtſinnige Uebergehen der Guͤter von einer Hand in die andere hemmt und vermindert; aber ſicherlich iſt die Abgabe auf den Austauſch einzelner Guts - theile hoͤchſt nachtheilig fuͤr den Nationalwohlſtand.

Da dieſe Abgabe in Verbindung mit den andern Schwierigkeiten ſtark genug iſt, um faſt alle Austauſchun - gen zu verhindern: ſo wuͤrde auch die Aufhebung derſel - ben kein Opfer ſeyn, oder doch nur ein ſehr geringes De - fizit in den Staatsrevenuͤen hervorbringen. Wollte man auch dieſes Defizit decken: ſo koͤnnte dies durch eine ge - ringe Erhoͤhung der Abgabe beim Verkauf ganzer Guͤter ohne allen Nachtheil fuͤr die Landeskultur geſchehen.

Ob und wie nun aber die dritte, aus den Schuld - verhaͤltniſſen der Guͤter hervorgehende Schwierigkeit zu entfernen ſey daruͤber wage ich kein Urtheil zu faͤllen. Aber es iſt voraus zu ſehen, daß wenn wir, in unſerm alt gewordenen Welttheil, die Feſſeln, die die Zeit und das Herkommen um uns geſchlungen hat, nicht zu loͤſen wiſſen, wir dann im Ackerbau und an Nationalwohlſtand gegen die friſch aufbluͤhenden Staaten der neuen Welt gar bald zuruͤckſtehen werden.

Auf den Doͤrfern, wo die Bauern im Dorfe zuſam - menwohnen und ihren Acker nicht zuſammenhaͤngend, ſon - dern Stuͤck um Stuͤck liegen haben, und wo dieſe Stuͤcke dann vom Dorf bis zur Feldſcheide reichen, da iſt der Verluſt an Landrente noch ſehr viel groͤßer als bei den ſchlecht arrondirten, aber in großen Flaͤchen zuſammenhaͤn - genden Guͤtern. Dieſe Doͤrfer erleiden alle Nachtheile der großen Guͤter, ohne daß ſie irgend einen ihrer Vortheile genießen. Ein Staat der lauter ſolche Bauerdoͤrfer haͤtte,69 koͤnnte nur ein unbedeutendes Nationaleinkommen beſitzen, und wuͤrde deshalb in der Vertheidigung gegen einen aͤu - ßern Feind hoͤchſt ohnmaͤchtig ſeyn.

Die Kraft der Menſchen und der Zugthiere wird hier durch ein muͤſſiges Hin - und Hergehen auf dem Felde verſchwendet; und wenn ſonſt eine mit dem Landbau be - ſchaͤftigte Arbeiterfamilie, auf fruchtbarem Boden gar wohl die Lebensmittel fuͤr zwei Familien erzielen kann: ſo ver - zehrt ſie hier faſt alles wieder, was ſie durch ihre Arbeit dem Boden abgewonnen hat, und ſie kann zum Unterhalt der Stadtbewohner nur ſehr wenig an Lebensmitteln ab - geben.

Die Abhuͤlfe iſt hier aber ſchwierig, weil der entlegene Boden dieſer Doͤrfer gewoͤhnlich ſo mager iſt, daß er die Koſten des Aufbaues neuer Gebaͤude nicht bezahlen, und auch keine Familie ernaͤhren wuͤrde. Doch dieſer Gegen - ſtand gehoͤrt nicht weiter zu unſerer Unterſuchung.

§. 12. Beſtimmung der Landrente der Dreifelderwirthſchaft.

Da dieſe Beſtimmung ſich ganz auf die Berechnun - gen ſtuͤtzt, die ich aus den auf dem Gute T. gemachten Erfahrungen fuͤr eine Koppelwirthſchaft entworfen habe: ſo finde ich mich veranlaſſt, hier zuvor die Reſultate die - ſer Berechnungen mitzutheilen.

70

Siebenſchlaͤgige Koppelwirthſchaft auf 70000 R. Ackerland.

Dieſe Berechnung iſt dieſelbe, welche der in §. 5 gegebenen Beſtimmung der Landrente fuͤr die Koppelwirth - ſchaft zur Grundlage dient.

  • Die Bearbeitung einer Dreeſchbrache koſtet auf 10000 R. 274,5 Thlr. N⅔
  • Die Muͤrbebrache erſpart nach §. 10. an Koſten88,5 » »
  • Eine Muͤrbebrache von 10000 R. ko - ſtet alſo186 Thlr N⅔
  • dies macht fuͤr 12000 R. 223,2 » »

Die Beſtellungskoſten des Gerſtenſchlags, ſo wie die Erntekoſten des Rockens und der Gerſte ſind bei gleichem Koͤrnerertrage denen in der Koppelwirthſchaft gleich.

71
  • Dreifelderwirthſchaft auf 100000 R., wovon 12000 R. Brache, 12000 R. Rocken, 12000 R. Gerſte und 64000 R. Weide ſind.

§. 13. Einfluß der Entfernung des Ackers vom Hofe auf die Arbeits - koſten bei der Dreifelderwirthſchaft.

Fuͤr 36000 R. Ackerland betragen nach dem vori - gen §. die Beſtellungskoſten423,4 Thlr. N⅔

  • die Erntekoſten451,3 » »

In Beziehung auf die in §. 11. gemachte Klaſſifika - tion gehoͤren zur

72
  • Mit jeden 210 Ruthen Entfernung vom Hofe aͤndern ſich alſo die Beſtellungs - koſten um42,3 Thlr. N⅔
  • die Erntekoſten um160,1 » »
  • zuſammen um 202,4 Thlr. N⅔
  • Bei dem Ertrage von 9 Koͤrnern be - tragen die durch die Entfernung her - vorgebrachten Beſtellungskoſten42,3 » »
  • Erntekoſten 160,1 × 9 / 10 = 144,1 » »
  • zuſammen 186,4 Thlr. N⅔

Die Koppelwirthſchaft verbreitet ihren Ackerbau uͤber die ganze ackerbare Flaͤche; die Dreifelderwirthſchaft benutzt dagegen von einer Flaͤche von 100000 R. nur 36000 R. als Acker.

Wenn nun in der Koppelwirthſchaft fuͤr 100000 R. Ackerland die mittlere Entfernung vom Hofe 210 Ruthen betraͤgt, wie groß wird dann in der Dreifelderwirthſchaft die mittlere Entfernung fuͤr 36000 R. zunaͤchſt am Hofe liegenden Ackers ſeyn?

Bei aͤhnlichen Figuren verhalten ſich die mittlern Entfernungen wie die Quadratwurzeln aus dem Flaͤchen - inhalt der Figuren;

  • alſo 100000: 36000 = 210: x
  • oder 316: 190 = 210: 190 / 316 × 210 = 126.

Bei gleichem Flaͤcheninhalt des Ganzen verhaͤlt ſich alſo die mittlere Entfernung des Ackers in der K. W. zu der in der D. F. W. wie 210: 126.

Die Koſten, welche der Entfernung angehoͤren, betra - gen in der D. F. W. fuͤr 36000 R. Acker von 10 Koͤr - nern Ertrag 202,4 Thlr. N⅔, wenn die mittlere Entfer - nung des Ackers vom Hofe = 210 Ruthen iſt.

Dieſe Koſten nehmen in gradem Verhaͤltniß mit der73 Entfernung ab oder zu; ſie ſind alſo fuͤr 126 Ruthen

  • Entfernung 210: 126 = 202,4: 126 / 210 × 202,4
  • = 121,5 Thlr. N⅔
  • Hievon betragen die Beſtellungskoſten 25,5 » »
  • die Erntekoſten96 » »

Die D. F. W. erſpart alſo dadurch, daß ſie bei glei - cher Landflaͤche ihren Acker ſo viel naͤher am Hofe hat, als die K. W.,

  • an Beſtellungskoſten 42,3 25,5 = 16,8 Thlr. N⅔
  • an Erntekoſten 160,1 96 = 64,1 » »
  • zuſammen 80,9 » »

Fuͤr einen Ertrag von 9 Koͤrnern iſt

  • die Erſparung an Beſtellungskoſten16,8 » »
  • an Erntekoſten 64,1 × 9 / 10 = 57,7 » »
  • 74,5 » »

In der Dreifelderwirthſchaft von 10 Koͤrnern Ertrag war

In Thaler Gold ausgedruͤckt macht dies

Wenn Ausſaat und Rohertrag ganz in Korn den Schfl. Rocken zu 1,291 Thlr. Gold gerechnet die Ar -74 beits - und allgemeinen Kulturkoſten aber zu ¾ in Korn und zu ¼ in Geld ausgedruͤckt werden; ſo entſpringt aus dem Vorſtehenden folgende Tabelle, in der die Bruͤche wegge - laſſen oder ausgeglichen ſind.

Dreifelderwirthſchaft auf 100000 R.

75

§. 14. Vergleichung der Landrente bei der Koppelwirthſchaft und der Dreifelderwirthſchaft.

Wollen wir die Landrente, welche dieſe beiden Wirth - ſchaftsarten geben, mit einander vergleichen: ſo muͤſſen wir fuͤr beide nicht bloß denſelben Boden und eine gleiche Landflaͤche, ſondern auch einen gleichen mittlern Reichthum des Ackers zum Grunde legen.

Nun haben wir in §. 9. geſehen, daß ein Feld, wel - ches in der K. W. 10 Koͤrner an Rocken gibt, bei gleich - bleibendem Reichthum, in der D. F. W. nur einen Rocken - ertrag von 8,4 Koͤrnern liefert.

Um zu erfahren, welches Wirthſchaftsſyſtem fuͤr ein gegebenes Verhaͤltniß am vortheilhafteſten ſey, muͤſſen wir alſo die Landrente der K. W. von 10 Koͤrnern, mit der Landrente der 3 F. W. von 8,4 Koͤrnern Ertrag ver - gleichen.

Nach §. 5. iſt die Landrente von 100000 R. Acker in der Koppelwirthſchaft bei

  • 10 Koͤrnern1710 Schfl. R. ÷ 747 Thlr., und nach dem vorigen §. in der Dreifelderwirthſchaft bei 8,4 K. 1000 » » ÷ 381 »
  • Es iſt naͤmlich fuͤr 8 Koͤrner die Landrente928 » » ÷ 368 »
  • Mit 1 Korn ſteigt oder faͤllt die Landrente um 181 Schfl. R. 32 Thlr. mit 4 / 10 Korn alſo um (181 Schfl. 32 Thlr.) × 4 / 10 = 72 » » ÷ 13 »
  • fuͤr 8 4 / 10 Koͤrner alſo 1000 Schfl. R. ÷ 381 Thlr.
76

Die Landrente betraͤgt demnach

  • a. beim Preiſe von Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken.
  • in der K. W. 1710 × 747 = 1818 Thlr.
  • in der D. F. W. 1000 × 381 = 1119 »
  • Die K. W. gibt mehr Landrente 699 Thlr.
  • b. beim Preiſe von 1 Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken.
  • in der K. W. 1710 × 1 747 = 963 Thlr.
  • in der D. F. W. 1000 × 1 381 = 619 »
  • Die K. W. gibt mehr 344 Thlr.
  • c. beim Preiſe von ½ Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken.
  • in der K. W. 1710 × ½ 747 = 108 Thlr.
  • in der D. F. W. 1000 × ½ 381 = 119 »
  • Die K. W. gibt weniger 11 Thlr.

Folgerung. Es findet alſo kein abſoluter Vorzug der Koppelwirthſchaft vor der Dreifelderwirthſchaft ſtatt; ſondern es wird durch die Getreidepreiſe bedingt, ob die - ſes oder jenes Wirthſchaftsſyſtem in der Anwendung vor - theilhafter ſey. Sehr niedrige Kornpreiſe fuͤhren zur Drei - felder -, hoͤhere Preiſe zur Koppelwirthſchaft.

Fuͤr den Preis des Rockens von 0,437 Thlr. pr. Schfl. iſt die Landrente der Koppelwirthſchaft 1710 × 0,437 747 = 0 Thlr.

Die Landrente der Dreifelderwirthſchaft iſt dann 1000 × 0,437 381 = 56 Thlr.

Folgerung. Bei einem Kornpreiſe, der ſo niedrig iſt, daß in der Koppelwirthſchaft die Koſten nicht mehr bezahlt werden, kann das Land durch die Dreifelderwirth - ſchaft noch mit Vortheil angebauet werden.

Es muß einen gewiſſen Getreidepreis geben, bei wel - chem das Land durch K. W. eben ſo hoch als durch die D. F. W. genutzt wird. Dieſen Preis findet man, wenn man die Landrente beider Wirthſchaftsarten ſich gleich ſetzt. Z. B. fuͤr den Ertrag von 10 Koͤrnern waͤren

77
  • 1710 Schfl. R. 747 Thlr. = 1000 Schfl. R. 381 Thlr.
  • 1000 + 747 1000 + 747
  • 710 Schfl. Rocken = 366 Thlr.
  • alſo 1 Schfl. Rocken = 0,516 Thlr.

Iſt nun der Rockenpreis hoͤher als 0,516 Thlr., ſo iſt fuͤr einen Acker von 10 Koͤrnern Ertrag die Koppelwirth - ſchaft vortheilhafter; iſt der Preis niedriger, ſo bringt die Dreifelderwirthſchaft einen hoͤhern Remertrag.

In unſerm iſolirten Staat, wo der Mittelpreis des Rockens in der Stadt ſelbſt Thlr. betraͤgt, hat nach §. 4. der Rocken auf dem Gute, welches 29,9 Meilen von der Stadt entfernt liegt, ebenfalls den Werth von 0,516 Thlr.

Haͤtte nun die Ebene des iſolirten Staats den Grad von Fruchtbarkeit, daß ſie ſtatt 8 Koͤrnern, wie wir ange - nommen haben, 10 Koͤrner truͤge: ſo wuͤrde die Koppel - wirthſchaft bis 29,9 Meilen von der Stadt reichen, dort aufhoͤren und der Dreifelderwirthſchaft Platz machen.

Bei noch mehr ſinkenden Preiſen wird aber auch die Landrente der Dreifelderwirthſchaft immer geringer, und wir muͤſſen zuletzt auf einen Punkt kommen, wo ſie = 0 wird.

  • Dies findet ſtatt, wenn 1000 Schfl. R. 381 Thlr. = 0
  • oder 1000 Schfl. R. = 381 Thlr. ſind,
  • alſo 1 Schfl. R. 0,381 Thlr. gilt.

Dieſer Preis findet ſtatt auf dem Gute, welches 34,7 Meilen von der Stadt entfernt iſt.

Fuͤr dieſen Grad von Fruchtbarkeit wuͤrde alſo das Land in der Dreifelderwirthſchaft bis auf 34,7 Meilen Entfer - nung von der Stadt bebauet werden koͤnnen, und der konzentriſche Kreis, den die Dreifelderwirthſchaft einnimmt, haͤtte dann eine Ausdehnung von 34,7 29,9 = 4,8 Meilen.

Die hier fuͤr den Ertrag von 10 Koͤrnern gegebenen78 Berechnungen auf Acker von niederm Grade der Frucht - barkeit angewandt, habe ich in den nachſtehenden Tabel - len zuſammengetragen.

79
80

Die Dreifelderwirthſchaft.

Die genauere Anſicht dieſer Tabellen zeigt uns, daß bei einem gegebenen Getreidepreiſe der reichere Boden durch Koppelwirthſchaft, der aͤrmere Boden durch Dreifel - derwirthſchaft hoͤher genutzt werde; daß es alſo voͤllig kon - ſequent ſeyn koͤnne, wenn in einer Gegend, die denſelben Getreidepreis, aber Boden von verſchiedener Fruchtbarkeit hat, Koppel - und Dreifelderwirthſchaften neben einander beſtehen. So iſt z. B. fuͤr den Preis von 1 Thaler fuͤr den Scheffel Rocken die Landrente beider Wirthſchaftsar - ten im Gleichgewicht, wenn der Acker den Reichthum hat, der in der K. W. 6,3 in der D. F. W. 5,3 Koͤrner her - vorbringt, und in dieſem Fall iſt es gleichguͤltig, welche Wirthſchaftsart hier betrieben wird; aber jeder Boden hoͤhern Ertrags muß durch K. W., jeder Boden niedern Ertrags durch D. F. W. genutzt werden. Nun iſt aber der Reichthum des Bodens eine veraͤnderliche Groͤße und ſteht mehr oder weniger in der Gewalt des Landwirths Es kann alſo auch dann, wenn die Getreidepreiſe ſich gleich bleiben, durch die Vermehrung des Bodenreichthums al -81 lein, ein hoͤheres Wirthſchaftsſyſtem auf demſelben Gute zweckmaͤßig und nuͤtzlich werden.

In unſerm iſolirten Staate haben wir es nur mit Boden von einer und derſelben Fruchtbarkeit zu thun, und hier wuͤrde fuͤr den Koͤrnerertrag von 5,4 welches aber gegen unſere Annahme iſt die K. W. durch die D. F. W. ſelbſt bei dem Preiſe von Thlr. gaͤnzlich verdraͤngt werden. In dieſem Fall wuͤrde naͤmlich die D. F. W. bis an die Thore der Stadt reichen, wenn der Boden des erſten Kreiſes durch den Dungankauf aus der Stadt nicht einen hoͤhern Reichthum erhalten haͤtte.

Folgerung. Niedrige Kornpreiſe und geringe Frucht - barkeit des Bodens haben auf die Bewirthſchaftungsart eine und dieſelbe Wirkung: beide fuͤhren zur Dreifelder - wirthſchaft.

§. 15. Verhaͤltniß der Dungproduktion, und der mit Korn beſtellten Flaͤche, in der Koppel - und in der Dreifelderwirthſchaft.

Es iſt ſchon fruͤher geſagt, und es erhellet auch aus dem ganzen Gang der Unterſuchung, daß hier nur von ſolchen Koppel - und Dreifelderwirthſchaften die Rede iſt, welche ſich in und durch ſich ſelbſt, alſo ohne aͤußern Dungzuſchuß, in gleichem Reichthum erhalten.

In der Dreifelderwirthſchaft geht die Haͤlfte des Dungs, den die Weide gibt, fuͤr den Acker, und alſo auch fuͤr den Getreidebau verloren, und dieſe Weide ſelbſt iſt wenig produktiv. Wegen dieſer geringen Dungerzeugung kann ſie von 100000 R. nur 24000 R. mit Korn beſtel - len, wenn ſie ſich in gleicher Dungkraft erhalten ſoll.

Die Koppelwirthſchaft benutzt dagegen den Dung, den die beſſere Weide gibt, ganz; und dies bewirkt, daß ſie 3 / 7 der Flaͤche, oder von 100000 R. c c 43000 R. 682mit Korn beſtellen kann, und ſich doch in gleicher Dung - kraft erhaͤlt.

Obgleich nun die Koppelwirthſchaft durch ihre ſtaͤr - kere Dungerzeugung eine ſo viel groͤßere Flaͤche mit Korn beſtellen kann, als die D. F. W., ſo wird dieſe bei nie - drigen Kornpreiſen doch vortheilhafter als jene, und ſie kann da noch fortdauern, wo die K. W. einen negativen Reinertrag gibt, und alſo aufhoͤren muß.

Bei ſehr niedrigen Kornpreiſen koͤnnen alſo die Ko - ſten, welche die groͤßere Dungerzeugung in der K. W. verurſacht, durch den Ertrag, den die groͤßere mit Korn beſaͤete Flaͤche bringt, nicht gedeckt werden; oder mit an - dern Worten, der Dung koſtet mehr als er werth iſt.

Im entgegengeſetzten Fall, wenn die Kornpreiſe hoch ſind, oder wenn die Fruchtbarkeit des Bodens ſehr groß iſt, und zumal wenn beide Urſachen zuſammenwirken, uͤber - wiegt die Landrente der K. W. die der D. F. W. bei weitem. So iſt z. B. fuͤr den Ertrag von 10 Koͤrnern und den Preis von Thlr. die Landrente von 100000 R.

  • durch Koppelwirthſchaft genutzt1818 Thlr.
  • durch Dreifelderwirthſchaft1119 »
  • der Mehrertrag der K. W. alſo699 Thlr.

Hier verſchwinden die Koſten, die die Dungerzeu - gung in der K. W. verurſacht, gegen den Nutzen, den die - ſer Dung durch einen vergroͤßerten Kornbau bringt.

§. 16. Wirthſchaftsſyſtem mit hoͤherer Dungproduktion.

Aus dem Vorhergehenden laͤßt ſich ſchon ſchließen, daß bei ſehr erhoͤhten Kornpreiſen, verbunden mit einer großen Fruchtbarkeit des Bodens, wir endlich auf einen Punkt kommen muͤſſen, wo eine noch ſtaͤrkere Dungerzeu - gung als in der Koppelwirthſchaft ſtatt findet, ſich reich - lich bezahlen wird.

83

Daß aber eine noch hoͤhere Dungproduktion moͤglich iſt, liegt klar vor Augen; denn

  • 1) hat die K. W. noch eine reine Brache, welche zwar in manchen andern Beziehungen ſehr nuͤtzlich iſt, zur Dungvermehrung ſelbſt aber ſehr wenig beitraͤgt, in - dem ſie nur den 5ten Theil des Dungs, den die Weide erzeugt, hervorbringt;
  • 2) iſt die Weide ſelbſt bei weitem nicht ſo produktiv, als ſie ſeyn koͤnnte, indem ſie immer in die Schlaͤge kommt, die ſchon drei Kornſaaten nach der Duͤngung getragen haben, und deshalb auf einer geringen Stuffe des Reichthums ſtehen.

Der Nutzen der Brache beſteht hauptſaͤchlich in Fol - gendem:

  • 1) wird der Dreeſch durch die Brache mit den gering - ſten Arbeitskoſten zur Aufnahme der Winterſaat taug - lich gemacht; denn man kann zwar den Dreeſch auch durch die Fruͤhjahrsbearbeitung muͤrbe machen, aber dies iſt mit einer großen Arbeitsvermehrung ver - bunden, und koſtet 30 bis 50 prct. mehr als die regelmaͤßige Brachbearbeitung im Sommer, wo die Raſenfaͤulniß der Bearbeitung zu Huͤlfe kommt;
  • 2) wird der Dung - und Humusgehalt des Bodens durch die Brache in eine ſo große Wirkſamkeit ge - ſetzt, daß dies durch keine Vorfrucht in dem Grade zu erreichen iſt.

So wird z. B. ein Boden, der nach der Brache 6 Koͤrner an Rocken traͤgt, nach gruͤn abgemaͤhten Wicken, nur ungefaͤhr 5 Koͤrner geben. Daß einzelne Jahre und gewiſſe Bodenarten hievon eine Ausnahme machen, kann die Regel nicht umſtoßen, daß die Brache die beſte Vor - bereitung zur Winterſaat iſt; wohl aber wird das Ver - haͤltniß in Zahlen ausgeſprochen (hier wie 6 zu 5 ange -6*84nommen) nach Verſchiedenheit des Bodens, der Bearbei - tung und des Klimas ſehr verſchieden ſeyn.

Dieſer Minderertrag des Rockens nach den Wicken ruͤhrt aber nicht bloß von einer durch dieſe Frucht be - wirkten Erſchoͤpfung des Bodens her, indem dieſer auch dann noch ſtatt findet, wenn der Acker nach der Aberntung der Wicken denſelben Dunggehalt wie die Brache hat; ſondern entſpringt daraus, daß die Bearbeitung des Bo - dens minder vollkommen geweſen iſt, und daß ein gerin - gerer Theil der ganzen, im Boden befindlichen Dung - und Humusmaſſe, zur Nahrung fuͤr die Pflanzen zube - reitet und geſchickt gemacht iſt, welches ich durch den Aus - druck « geringere Wirkſamkeit des Dungs » bezeichne.

Auf das Credit der Vorfrucht kommen zu ſtehen:

  • 1) Werth des gewonnenen Viehfutters;
  • 2) Werth des Dungs, den das Futter mehr gibt, als die Produktion deſſelben dem Acker koſtet wodurch dann eine groͤßere Ausdehnung des Kornbaues moͤg - lich wird.

Das Debet der Vorfrucht enthaͤlt:

  • 1) vermehrte Beſtellungskoſten,
  • 2) Koſten der Ausſaat,
  • 3) Verminderung des Ertrags der Winterſaat, welche der Vorfrucht unmittelbar folgt.

Es entſteht nun die Frage: bei welchem Getreide - preis und bei welchem Koͤrnerertrag des Ackers wird das Credit der Vorfrucht dem Debet derſelben gleich kommen?

Wenn die Data zu einer ſolchen Berechnung gege - ben ſind, ſo muß ſich dieſer Punkt unſtreitig eben ſo ſcharf darſtellen laſſen, als dies bei der Beſtimmung der Graͤnze zwiſchen der Koppelwirthſchaft und der Dreifelderwirth - ſchaft geſchehen iſt. Aber dieſe Rechnung wird doch ſehr verwickelt werden, und ich vermag ſie fuͤr jetzt noch nicht zu geben; weil uͤber die Ausſaugung des Gruͤnfutters85 und der Wurzelgewaͤchſe eine ſo große Meinungsverſchie - denheit ſtatt findet, und der Verfaſſer ſelbſt erſt die Re - ſultate ſeiner hieruͤber angeſtellten Verſuche abwarten muß, ehe er ſeine Anſichten dem Publikum ausfuͤhrlich vorlegen und eine Berechnung darauf gruͤnden kann. Er begnuͤgt ſich daher mit der Anfuͤhrung einzelner Grundzuͤge, die, wie ich glaube, aus der durchgefuͤhrten Berechnung her - vorgehen wuͤrden.

Bei einer mittelmaͤßigen Fruchtbarkeit des Ackers wird erſt bei einem ſehr hohen Kornpreis die Abſchaffung der Brache vortheilhaft ſeyn koͤnnen: denn wenn auch die vermehrte Arbeit durch hoͤhere Preiſe bald bezahlt wird, ſo iſt doch der verminderte Ertrag des Winterkorns von ſo großem Einfluß auf den Reinertrag, daß der vergroͤ - ßerte Kornbau, etwa bis zur Haͤlfte der ganzen Flaͤche, dieſen Verluſt nur ſchwer und nur bei ſehr hohen Korn - preiſen wird decken koͤnnen.

Der Werth des gewonnenen Viehfutters kann aber zur Deckung dieſes Verluſtes nicht ſehr viel beitragen, indem die gewoͤhnliche Viehzucht zwar ein bedeutendes, ſehr in die Augen fallendes, verkaͤufliches Produkt liefert, aber nur eine geringe, oder wie die Folge ergeben wird oft gar keine Landrente abwirft.

Fuͤr Boden von geringer Fruchtbarkeit, alſo von nie - derm Koͤrnerertrag, wird die Abſchaffung der Brache auch bei den hoͤchſten Kornpreiſen nicht mehr konſequent ſeyn.

Betrachten wir nun aber einen Boden von ſehr ho - her Fruchtbarkeit, ſo aͤndern ſich dieſe Verhaͤltniſſe gar ſehr.

Mit der ſteigenden Dungkraft des Ackers ſteigt der Koͤrnerertrag bis zu einem gewiſſen Punkt wahrſcheinlich in gradem Verhaͤltniſſe.

Die Steigerung des Kornertrags kann aber nicht wie die der Dungkraft unbegraͤnzt ſeyn; ſie findet dieſe Graͤnze vielmehr in der Natur der Pflanze, die auch beim groͤß -86 ten Ueberfluß an Nahrung ein gewiſſes Maß von Groͤße und Ertrag nicht uͤberſchreiten kann. Hat der Boden nun eine ſolche Dungkraft, daß die darauf geſaͤeten Pflan - zen zum Maximum ihres Ertrags gelangen koͤnnen: ſo iſt jeder fernere Zuſatz von Dung unwirkſam, ja er wird ſogar ſchaͤdlich, indem er das Lagern des Getreides und dadurch einen verminderten Ertrag hervorbringt.

Geſetzt das Maximum des Rockenertrags fuͤr einen gegebenen Boden ſey = 10 Koͤrner. Erhoͤhen wir nun die Dungkraft dieſes Bodens noch um , ſo daß er die Faͤhigkeit bekaͤme 12 Koͤrner zu produziren, wenn die Natur der Pflanze dies erlaubte: ſo wird auf dieſem Bo - den nach reiner Brache nur Lagerkorn gebauet werden. Wenn nun aber ſtatt der Brache gruͤne Wicken genom - men werden: ſo wird die Wirkſamkeit des im Boden be - findlichen Dungs und Dungruͤckſtandes ſo weit vermin - dert, daß der Boden nun wiederum 10 Koͤrner produzirt.

Unter dieſen Umſtaͤnden faͤllt alſo der Nachtheil der Vorfrucht auf die nachfolgende Winterung ganz weg; auf dem Debet der Vorfrucht bleiben bloß noch die vermehr - ten Beſtellungskoſten und die Koſten der Ausſaat, welche aber ſchon bei maͤßigen Kornpreiſen durch den vermehr - ten Dunggewinn und dadurch erweiterten Kornbau erſetzt werden.

Es leidet alſo keinen Zweifel, daß unter dieſen Ver - haͤltniſſen die Abſchaffung der Brache konſequent ſey vorausgeſetzt, daß die phyſiſche Beſchaffenheit des Bodens und das Klima nicht von der Art ſind, daß die Brache durchaus nothwendig iſt.

Mit der Abſchaffung der Brache aͤndert ſich nun aber die ganze Form der Koppelwirthſchaft. Um die Be - arbeitung des Dreeſches zur Vorfrucht zu erleichtern, wird man es vortheilhaft finden, den Dreeſch nicht mehr 3 Jahre, ſondern nur ein, hoͤchſtens zwei Jahre zur Weide87 liegen zu laſſen. Um die Verwilderung des Ackers, die wenn es keine reine Brache gibt, ſo leicht ſtatt findet, zu vermeiden, wird eine ausgezeichnete Aufmerkſamkeit auf die Folge, in welcher die Fruͤchte nach einander am be - ſten gedeihen, nothwendig. Man wird die Fruchtfolge ſo waͤhlen, daß fuͤr jede Frucht die moͤglichſt beſte Bear - beitung ſtatt finden kann, und daß die abgeerntete Frucht den Reichthum des Bodens in der groͤßten zu erreichen - den Wirkſamkeit fuͤr die folgende Saat hinterlaͤßt eine Vorſicht, die in der Koppelwirthſchaft auch nicht uͤberfluͤſ - ſig, aber nicht ſo nothwendig iſt, und die hier andern Ruͤckſichten weichen muß. Mit einem Wort: hohe Fruchtbarkeit des Bodens, verbunden mit guten Korn - preiſen, verwandelt die Koppelwirthſchaft in eine Frucht - wechſelwirthſchaft.

Wenn fuͤr einen gegebenen Boden das Maximum des Mittelertrags an Rocken = 10 Koͤrner iſt, welches in der 7ſchlaͤgigen K. W. einen mittlern Reichthum von 373° in 1000 R. vorausſetzt: ſo kann in dieſer Wirth - ſchaftsform ein Zuſatz von Reichthum keine Anwendung mehr finden, weil dieſer nur Lagerkorn und alſo vermin - derten Ertrag hervorbringen wuͤrde. Wer nun die Kop - pelwirthſchaft als die Graͤnze der Kultur anſieht, wird auf einem Boden von dieſem Reichthum die Schaͤtze, die ſich auf ſeinem Felde an Moder und Mergel finden, ent - weder gar nicht benutzen koͤnnen, oder er wird das, was er durch die Anwendung dieſer Mittel dem Acker gegeben hat, durch eine vergroͤßerte Kornausſaat augenblicklich wieder hinwegnehmen muͤſſen, und ſomit kein groͤ - ßeres produktives Kapital im Acker fundiren koͤnnen.

In der Fruchtwechſelwirthſchaft findet aber ein weit groͤßerer mittlerer Reichthum noch eine nuͤtzliche Anwen - dung: denn 1) iſt ſchon durch die gleichmaͤßigere Verthei - lung des Reichthums in allen Schlaͤgen ein groͤßerer mitt -88 lerer Reichthum erforderlich, um 10 Koͤrner an Rocken her - vorzubringen, und 2) muß wegen der durch die Vorfrucht verminderten Wirkſamkeit des Dungs, der Reichthum des Rockenſchlags ſelbſt bedeutend hoͤher ſeyn, wenn dieſer das Maximum von 10 Koͤrnern liefern ſoll.

Aus der erſten Urſache iſt nach §. 9. in der 6ſchlaͤgi - gen F. W. W. der mittlere Reichthum 425°, wenn der Rockenſchlag nach Wicken 500° enthalten ſoll; aus der zweiten Urſache gehoͤren aber zur Hervorbringung von 10 Koͤrnern 600° Reichthum.

Das Maximum des Ertrags der Kartoffeln und des Gruͤnfutters liegt nicht ſo nahe als beim Getreide, und ihr Anbau iſt grade auf ſolchem Boden, der uͤber 500° Reichthum enthaͤlt, am vortheilhafteſten. Sollen nun die Schlaͤge unter ſich in dem Verhaͤltniß des Reichthums bleiben, wie dies in §. 9. angegeben iſt, ſo wird fuͤr ei - nen Koͤrnerertrag an Rocken = 10, auch der Kartoffel - ſchlag 600° erhalten, und der mittlere Reichthum wird dann um erhoͤht, alſo von 425° auf 425 × 1⅕ = 510° gebracht.

Da nun in der F. W. W. der Reichthum nur fuͤr die Winterſaat, nicht aber fuͤr die Kartoffeln, das Sommer - korn und das Gruͤnfutter eine mindere Wirkſamkeit hat, als in der K. W.: ſo iſt auch der Reinertrag dieſer Wirth - ſchaft ſehr viel hoͤher, als der der Koppelwirthſchaft von 10 Koͤrnern Ertrag.

Es findet alſo in der F. W. W. ein mittlerer Reich - thum von 510° eine nuͤtzliche, produktive Anwendung, waͤhrend in der K. W. nur 373° mittlerer Reichthum nuͤtz - lich verwandt werden koͤnnen; oder die F. W. W. kann 510° mittleren Reichthum zinstragend im Boden fundiren, die K. W. nur 373°.

In Staaten, deren Konſumtion durch die Produktion grade gedeckt wird, die alſo weder Korn ausfuͤhren noch89 einfuͤhren, ſteht ſicherlich die Bevoͤlkerung mit der Summe der erzeugten Lebensmittel in irgend einem Verhaͤltniß. Nun erzeugt die K. W. von gleicher Flaͤche eine viel groͤ - ßere Maſſe von Lebensmitteln, als die D. F. W., aber eine viel geringere, als die F. W. W., wenn der Koͤrner - ertrag des Rockens in allen drei Wirthſchaftsarten gleich iſt; und wenn die K. W. von 10 Koͤrnern Ertrag etwa 3000 Menſchen auf der Quadratmeile ernaͤhrt ſo wird die D. F. W. nur ungefaͤhr fuͤr 2000, die F. W. W. aber vielleicht fuͤr 4000 Menſchen auf der Quadratmeile den Lebensunterhalt verſchaffen.

Die F. W. W. iſt ein herrliches Mittel, um einen reichen Boden hoch zu benutzen; aber fuͤr armen Boden iſt ſie ein Mittel, um den Reinertrag, den andre Wirth - ſchaftsarten hier gegeben haͤtten, zu vernichten.

Wenn man die Quantitaͤt Gras berechnet, die eine Dreeſchweide jaͤhrlich hervorbringt, und dieſe dann mit dem Heuertrag des rothen Maͤheklee’s vergleicht, ſo wird man, auch dann wenn man Boden von gleicher Dung - kraft nimmt, einen ſehr betraͤchtlichen Unterſchied in der Produktion zu Gunſten des Maͤheklee’s finden.

Da nun dieſer Vorzug des Maͤheklee’s auch dann noch ſtatt findet, wenn die Weidepflanzen ſelbſt groͤßten - theils aus rothem Klee beſtehen: ſo geht hieraus hervor, daß die beſtaͤndige Stoͤrung, welche die Weidepflanzen in in ihrer Vegetation durch das Abbeißen und Zertreten er - leiden, ſehr nachtheilig auf das Wachsthum des Graſes und des Klee’s wirkt.

Die Dungerzeugung, ſo wie der Futtergewinn werden alſo betraͤchtlich vermehrt, wenn man die Dreeſchweiden in Felder mit gruͤn gemaͤhten Futterkraͤutern verwandelt welches Stallfuͤtterung, ſtatt Weidegang herbeifuͤhrt.

90

Mit der durch die Stallfuͤtterung erhoͤhten Dunger - zeugung kann nun abermals der Kornbau erweitert wer - den, und wenn, nach einer oberflaͤchlichen Berechnung, die F. W. W. mit Weidegang c. c. 50 prct. der Ackerflaͤche mit Korn beſtellen kann; ſo wird die F. W. W. mit Stallfuͤtterung vielleicht 55 prct. der Ackerflaͤche dem Ge - treidebau widmen koͤnnen, und doch in demſelben Grad von Reichthum verbleiben8)Es iſt hier immer nur von einem vorzuͤglichen Hoͤheboden die Rede, der ſich in der 7ſchlaͤgigen K. W. ohne Dungzuſchuß er - halten kann. Fuͤr jeden minder guten Boden wuͤrde ein ſo aus - gedehnter Kornbau zum Verderben gereichen und dies wird ſelbſt auf dem vorzuͤglichen Boden der Fall ſeyn, wenn Weizen ſtatt Rocken gebauet wird.

In waͤrmern Klimaten kann auf fruchtbarem Boden in die Stoppel des abgeernteten Getreides noch eine zweite Frucht, als Ruͤben, Spoͤrgel u. ſ. w. gebauet werden. Dies iſt gleichſam ein beſchleunigter Umlauf: man bauet in einem Jahre zwei Fruͤchte, zu deren Hervorbringung in kaͤltern Klimaten zwei Jahre gehoͤren. Da die Stop - pelfrucht immer zum Viehfutter dient, und hiezu nur ſolche Gewaͤchſe genommen werden, die durch Verfuͤtte - rung mehr Dung wiedergeben, als die Produktion derſel - ben dem Acker gekoſtet hat: ſo hat die Ausſaugung der Getreidefrucht in der Dungerzeugung der Stoppelfrucht ein ſtetes Gegengewicht. Ein Theil der durch die Halm - frucht bewirkten Ausſaugung wird durch den Erſatz, den die Stoppelfrucht liefert, wieder aufgehoben, und ſo iſt es nicht zu verwundern, daß dieſe Wirthſchaften 60 bis 70 prct. der Ackerflaͤche mit Korn und Handelsgewaͤchſen be - ſtellen koͤnnen, ohne den Reichthum des Bodens zu er - ſchoͤpfen.

Allemal aber gehoͤrt neben einem ausgezeichnet frucht - baren Boden ein hoher Werth der Produkte dazu, wenn91 dieſe im Sturm gewonnenen Ernten (wie ſich ein ano - nymer Schriftſteller ausdruͤckt) die Koſten bezahlen ſollen.

Nach dem Zeugniß bewaͤhrter Schriftſteller bewirkt der rothe Klee, in manchen Gegenden, gar keine Ausſau - gung, ſondern vielmehr eine Bereicherung des Bodens.

In Mecklenburg ſprechen dagegen die Erfahrung und die uͤberwiegende Meinung den Satz aus, daß der rothe Klee als eine ausſaugende Frucht zu betrachten ſey.

Es iſt ferner in Mecklenburg und Neu-Pommern ſehr haͤufig bemerkt, daß Felder, welche aus der D. F. W. zur K. W. uͤbergegangen ſind, in den erſten Umlaͤufen ſehr uͤppigen Klee, ſowohl weißen als rothen getragen haben; daß aber in den ſpaͤtern Umlaͤufen dieſer Boden weder durch einen erhoͤhten Reichthum, noch durch den Mergel den erſten großen Klee-Ertrag wieder liefert.

Wie laͤßt ſich nun fuͤr dieſe anſcheinend widerſpre - chenden Thatſachen eine gemeinſchaftliche Urſache auffinden.

Mir ſcheint es, daß ſich dieſe Erfahrungen unter ei - nen Geſichtspunkt auffaſſen laſſen, wenn man annimmt, daß in dem Dung irgend ein Stoff gleichviel welcher es ſey und wie er genannt werde enthalten ſey, der von den Halmfruͤchten nicht ergriffen wird, dagegen aber dem Klee ganz vorzuͤglich zuſagt.

Kommt nun der Klee auf einen Boden, der ſchon lange kultivirt iſt, bisher aber bloß Korn getragen hat: ſo findet der Klee dieſen Stoff als Ruͤckſtand aller fruͤhern Duͤngungen im Boden vor, und gedeiht wegen der ihm grade angemeſſenen, im Uebermaß vorhandenen Nahrung in einem ungemeinen Grade. Der Boden verliert dann durch den Klee einen Stoff der fuͤr das Korn indifferent war, und erhaͤlt dagegen durch die Stoppeln und Wur - zeln des Klee’s eine Duͤngung zuruͤck, die fuͤr das Korn wirkſam iſt. Das Korn findet dann eine vermehrte Maſſe des demſelben zuſagenden Nahrungsſtoffes vor, und wenn92 man nun das Gedeihen des Korns, vor und nach dem Klee, zum Maßſtab der Ausſaugung nimmt, ſo muß der Klee weit mehr bereichernd als ausſaugend erſcheinen.

Sobald nun aber der Klee, in die regelmaͤßige Frucht - folge aufgenommen, ſo oft wiedergekehrt iſt, daß der ei - genthuͤmliche Nahrungsſtoff erſchoͤpft iſt: ſo findet derſelbe im naͤchſten und in allen folgenden Umlaͤufen von dieſem eigen - thuͤmlichen Stoff nur ſo viel vor, als in der friſchen Duͤngung davon enthalten war. Da aber dies Quantum zur Ernaͤhrung des Klee’s nicht hinreicht, ſo greift der - ſelbe den fuͤr das Korn geeigneten Nahrungsſtoff im ver - ſtaͤrkten Maß an, und ſo zeigt ſich der Klee nun nicht mehr bereichernd, ſondern ausſaugend.

Wahrſcheinlich iſt der fuͤr den rothen und der fuͤr den weißen Klee geeignete Stoff, wenn auch nicht iden - tiſch doch aͤhnlich, und da in der K. W. der weiße Klee in jedem Umlauf uͤber das ganze Feld kommt: ſo findet hier gar keine Anhaͤufung des Klee-Nahrungsſtoffs ſtatt. Bringt man nun zur Abwechſelung auf dieſen Boden einmal rothen Klee, ſo muß dieſer groͤßtentheils von den fuͤr das Korn geeigneten Stoffen leben, und zeigt ſich dann ausſaugend.

Mag nun aber dieſe Erklaͤrung begruͤndet oder un - begruͤndet ſeyn, ſo kann ich doch, nach meinen bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen, den gruͤn gemaͤhten Wicken und dem rothen Klee wenn dieſe in jedem Umlaufe regelmaͤßig wiederkehren keine bereichernde Kraft beimeſſen; ſondern ich muß vielmehr annehmen, daß dieſe Gewaͤchſe, welche eine ſo große Maſſe Futter liefern, und welche, bei der regelmaͤßigen Wiederkehr, nur in dem Maße wachſen, als ſie Reichthum im Boden vor - finden, eine ausſaugende Wirkung auf den Boden aus - uͤben. Es ſcheint mir aber gewiß, daß der rothe Klee, auch nach Abzug deſſen, was ſeine Produktion an Dung93 gekoſtet hat auf einem fuͤr denſelben geeigneten Bo - den einen betraͤchtlich groͤßern Dunguͤberſchuß liefert, als eine Dreeſchweide auf dieſem Boden zu geben vermag.

Das Credit der Stallfuͤtterung in Vergleichung mit dem Weidegang des Viehes enthaͤlt demnach:

  • 1) vermehrtes Futter,
  • 2) vergroͤßerte Dungerzeugung und dadurch bewirkte groͤßere Ausdehnung des Kornbaues.

Das Debet enthaͤlt:

  • 1) die koſtſpieligere Ausſaat von Wicken und rothem Kleeſaamen;
  • 2) die durch den Wickenbau vermehrten Beſtellungskoſten;
  • 3) die Anfahrungskoſten des Gruͤnfutters nach dem Hofe;
  • 4) die Koſten des Abfahrens des aus dem Gruͤnfutter erfolgten Dungs welche beim Weidegang ganz erſpart werden.

Die durch die Stallfuͤtterung verurſachten Koſten ſind nicht unbedeutend, und nur auf einem Boden von hohem Werth wird der erweiterte Kornbau und das ver - mehrte Viehfutter dieſe Koſten decken und uͤberwiegen koͤnnen.

Ein Boden von geringer Fruchtbarkeit kann dieſe Koſten nicht wieder bezahlen, und fuͤr einen ſolchen Bo - den wird dieſe Wirthſchaft um ſo verderblicher, als die erwartete Futter - und Dungvermehrung in eine Vermin - derung umſchlaͤgt; indem die Futterkraͤuter hier ganz ver - ſagen, einen noch geringern Ertrag als der Weideklee und die Weidegraͤſer geben, und kaum die Koſten des ver - wandten Saamens erſetzen.

In einer Koppelwirthſchaft von 10 Koͤrnern Ertrag hat der 535 Ruthen vom Hofe entfernte Acker nach §. 11 noch die Haͤlfte des Werths von dem am Hofe liegenden Acker.

94

In der mit Stallfuͤtterung verbundenen Fruchtwech - ſelwirthſchaft werden die Arbeiten, deren Groͤße in gradem Verhaͤltniß mit der Entfernung vom Hofe ſtehen, naͤm - lich das Einfahren der Feldfruͤchte und das Abfahren des Dungs, außerordentlich vermehrt. Wenn man hieruͤber eine eben ſo genaue Berechnung, als die fuͤr die Koppel - wirthſchaft gegebene, anſtellte: ſo wuͤrde man wahrſchein - lich finden, daß fuͤr dieſe Wirthſchaftsart, der 300 Ruthen vom Hofe entfernte Acker ſchon auf die Haͤlfte des Werths des am Hofe liegenden Ackers herabſinkt.

Es laͤßt ſich alſo wohl mit Sicherheit annehmen, daß F. W. W. mit Stallfuͤtterung ſich nur bei kleinen Guͤtern uͤber das ganze Feld ausbreiten kann; daß aber auf gro - ßen Guͤtern, auch beim hohen Werth des Bodens, dieſes Wirthſchaftsſyſtem nur auf dem vordern Theil des Ackers vortheilhaft und ausfuͤhrbar ſey, der entferntere Acker da - gegen durch K. W. hoͤher genutzt werde.

Da nun beim hohen Werth des Bodens der aus der Fruchtbarkeit des Bodens und aus dem Preiſe der Erzeugniſſe gemeinſchaftlich entſpringt die F. W. W. mit Stallfuͤtterung eintraͤglicher iſt, als die K. W., ſo koͤnnen wir umgekehrt ſchließen, daß mit dem ſteigenden Werth des Bodens die Guͤter von maͤßiger Groͤße mehr und mehr den Vorzug vor den großen Guͤtern erhalten; und in der That finden wir in allen Laͤndern, wo eine ſehr hohe Kultur des Bodens ſtatt findet, nur Guͤter von geringem oder maͤßigem Umfange.

§. 17. Reſultate einer Vergleichung zwiſchen der belgiſchen Wirthſchaft und der mecklenburgiſchen Wirthſchaft.

Wir legen hier fuͤr beide Wirthſchaftsarten einen Bo - den zum Grunde, auf welchem die relative Ausſaugung des Rockens betraͤgt.

95

Fruchtfolge der belgiſchen Wirthſchaft, die wir hier zum Gegenſtand der Betrachtung nehmen:

  • 1) Kartoffelln,
  • 2) Rocken und Stoppelruͤben,
  • 3) Hafer,
  • 4) Klee,
  • 5) Weizen und Stoppelruͤben.

Die Fruchtfolge der mecklenburgiſchen Wirthſchaft, welche wir bei dieſer Vergleichung zum Grunde legen, iſt die gewoͤhnliche in der ſiebenſchlaͤgigen Koppelwirth - ſchaft ſtatt findende Fruchtfolge, die wir oben ſchon an - gefuͤhrt haben.

Reichthum und Ertrag der belgiſchen Wirthſchaft.

  • (jeden Schlag zu 10000 R. den Reichthum
  • Ctr. zu 100 gerechnet.) Grade Ertrag
  • 1) Kartoffeln7680 11500 Schfl.
  • 2) Rocken6974 1056 Schfl.
  • Ruͤben 6500 Ctr.
  • 3) Hafer7650 1650 Schfl.
  • 4) Klee6910 3150 Ctr. Heu
  • 5) Weizen7349 1056 Schfl.
  • Ruͤben 6500 Ctr.
  • In 50000 R. ſind enthalten 36563°
  • dies macht fuͤr 10000 R. 7313°

Reichthum und Ertrag der mecklenburgiſchen Wirthſchaft.

  • 1) Rocken6336° 1056 Schfl.
  • 2) Gerſte5280 1056 Schfl.
  • 3) Hafer4488 1267 Schfl.
  • 4) Weide3854 898 Ctr. Heu
  • 5) Weide4145 898 Ctr. Heu
  • 6) Weide4435 898 Ctr. Heu
  • 7) Brache enthaͤlt im Fruͤh - jahr4726 180 Ctr. Heu
  • Hiezu die Duͤngung aus dem Stroh1552
  • In 70000 R. ſind enthalten 34816°
  • dies macht fuͤr 10000 R. 4973°
96

Bei gleichem Koͤrnerertrag an Winterkorn verhaͤlt ſich alſo der mittlere Reichthum des mecklenburgiſchen Ackers zu dem des belgiſchen wie 4973° zu 7313° oder wie 100 zu 147.

Meine Berechnungen liefern als endliches Reſultat folgende Ueberſicht der Koſten und der Landrente:

A. der belgiſchen Wirthſchaft, auf 100000 R.

97

B. der mecklenburgiſchen Wirthſchaft auf 100000 R.

1.

Es iſt zuvoͤrderſt zu bemerken, daß der Ertrag des Winterkorns in Belgien mit dem Ertrage, den Weizen zu T. im Durchſchnitt gegeben hat, faſt genau zuſammen - faͤllt. Der Verſuch, den Weizen zu T. zu einem noch hoͤhern Mittelertrag zu bringen, har aufgegeben werden798muͤſſen, weil der Weizen ſich dann lagerte und einen ver - minderten Ertrag lieferte. Wir koͤnnen alſo den belgiſchen Mittelertrag von 10,56 Koͤrnern zugleich als das Maxi - mum des Mittelertrags auf gutem Hoͤheboden anſehen.

2.

Mit dem Ertrage von 10,56 Koͤrnern iſt in der Koppelwirthſchaft eine Landrente von 1600 Thlr. N⅔ verbunden, und weil der Koͤrnerertrag nicht weiter geſtei - gert werden kann: ſo iſt auch in der reinen Koppelwirth - ſchaft, wo reine Brache gehalten und aller Dung derſelben zugefuͤhrt wird, eine hoͤhere Landrente nicht zu erreichen.

Dagegen liefert die belgiſche Wirthſchaft bei demſel - ben Koͤrnerertrage eine Landrente von 2779 Thlr. N⅔; oder bei dem Ertrage von 10,56 Koͤrnern verhaͤlt ſich die Landrente der mecklenburgiſchen Wirthſchaft zu der der bel - giſchen Wirthſchaft wie 100 zu 174.

Der Rohertrag beider Wirthſchaftsarten verhaͤlt ſich wie 5137 zu 11081, oder wie 100 zu 216.

Denken wir uns nun dieſe beiden verſchiedenen Wirthſchaften uͤber zwei Staaten von gleichem Umfange verbreitet: ſo muß in dem Reichthum, der Bevoͤlkerung und der Macht beider Staaten ein ungeheurer Unterſchied ſtatt finden.

Die Bevoͤlkerung ſteht wahrſcheinlich, wenn auch nicht im direkten doch im nahen Verhaͤltniß mit dem rohen Ertrage, und vor allem wird die Zahl der produktiven Arbeiter mit dem Rohertrage in naher Verbindung ſtehen. Wir haben oben, aber freilich als eine bloße Muthmaßung, angenommen, daß die Koppelwirthſchaft von 10 Koͤrnern Ertrag einer Bevoͤlkerung von 3000 Menſchen auf der Quadratmeile Nahrung verſchaffe. Hiernach wuͤrde eine K. W. von 10,56 Koͤrnern Ertrag c c 3200 Menſchen auf der Quadratmeile ernaͤhren; und da in dieſer Bezie - hung die K. W. ſich zur B. W. wie 100: 216 verhaͤlt:99 ſo wuͤrde der Staat, in welchem die belgiſche Wirthſchaft betrieben wird, c c 6900 Einwohner auf der Quadratmeile enthalten koͤnnen.

Es lohnt wohl der Muͤhe, dieſe hypothetiſche Berech - nung mit der Wirklichkeit zu vergleichen, und ſie dadurch zu berichtigen.

Nach Haſſels Handbuch der Erdbeſchreibung und Sta - tiſtik, enthielten im Jahr 1817

Dieſe 6 Provinzen, in welchen der belgiſche Ackerbau am vorzuͤglichſten betrieben wird, enthalten alſo auf 420,54 Meilen 3150299 Einwohner; dies macht fuͤr eine Quadratmeile 7491 Einwohner.

So viel ich weiß, bedarf Belgien in der Regel kei - ner Korneinfuhr. Iſt dies nun richtig, und ernaͤhrt alſo Belgien ſeine Bevoͤlkerung ſelbſt, ſo bleibt unſere Berech - nung noch hinter der Wirklichkeit zuruͤck.

Wenn der Reichthum eines Staats nicht weiter zu - nimmt, ſondern im beharrenden Zuſtande iſt; ſo wird die Landrente von der unproduktiven Klaſſe der Nation ver - zehrt. Die Zahl der unproduktiven Menſchen die ein Staat ernaͤhren kann, haͤngt alſo weſentlich mit der Groͤße der Landrente zuſammen.

7*100

Da auch das Militaͤr zu dieſer Klaſſe der Staats - buͤrger gehoͤrt: ſo wird der Staat ein um ſo groͤßeres Heer aufſtellen und unterhalten koͤnnen, alſo um ſo maͤch - tiger nach Außen ſeyn, je groͤßer die Landrente iſt.

3.

Welches iſt nun aber der Hebel, die eigentliche Grund - urſache des Uebergewichts des belgiſchen Ackerbaues? Iſt dies Uebergewicht an Klima, Boden und geographiſche Lage gebunden; oder ſteht es in der Macht des Landwirths, eine aͤhnliche wenn auch nicht gleiche hohe Kultur einzufuͤhren?

Um dieſe Fragen zu beantworten, muͤſſen wir den Reichthum, den der Acker bei der belgiſchen Wirthſchaft enthaͤlt, mit dem bei der mecklenburgiſchen Wirthſchaft vergleichen.

Nach der zu Anfang dieſes Paragraphen gelieferten Berechnung, erfordert die belgiſche Wirthſchaft einen mitt - lern Reichthum des Ackers von 731,3° in 1000 R.; die mecklenburgiſche Wirthſchaft aber nur 497,3° erſtere alſo mehr 234°

Die B. W. enthaͤlt auf gleichem Flaͤchenraum und bei gleichem Koͤrnerertrage einen um beinahe 50 prct. hoͤhern Reichthum des Ackers, als die M. W.

Alſo wird die groͤßere Landrente der B. W. zwar von gleichem Flaͤchenraum, aber nicht von gleichem Reich - thum des Ackers gewonnen; und welchen Antheil auch Klima, Boden, Fruchtfolge, Nationalcharakter der Belgen u. ſ. w. an dem hoͤhern Ertrag des belgiſchen Ackers ha - ben moͤgen, immer iſt der hohe Reichthum des Bodens die Grundbedingung, ohne welche alle andern guͤnſtigen Einwirkungen nicht den hohen Ertrag hervorbringen koͤnnen.

101

4.

Vergleichung beider Wirthſchaftsarten bei niedrigern Stuffen der Fruchtbarkeit des Ackers.

Betrachten wir die oben mitgetheilten Tableaux uͤber die Landrente beider Wirthſchaften genauer, ſo finden wir, daß der glaͤnzende Vorzug der B. W. immer mehr und mehr verſchwindet, je mehr der Koͤrnerertrag abnimmt; ja beim Ertrage von 6 Koͤrnern gibt die K. W. ſchon eine hoͤhere Landrente als die B. W., und die Landrente der letztern Wirthſchaft wird ſchon bei 5,68 Koͤrnern = 0, waͤhrend die Landrente der K. W. erſt bei dem Ertrage von 5,32 Koͤrnern verſchwindet.

Dieſes Reſultat wird noch auffallender, wenn man erwaͤgt, daß die belgiſche Wirthſchaft bei gleichem Koͤr - nerertrage einen viel groͤßern Reichthum enthaͤlt, als die mecklenburgiſche.

Die belgiſche Wirthſchaft bedarf zur Produktion von 10,56 Koͤrnern auf 100000 R. Acker eines Reichthums von 73130°; dies macht fuͤr den Ertrag von einem Korn 6925°.

Die mecklenburgiſche Wirthſchaft bedarf zur Hervor - bringung eines gleichen Koͤrnerertrags in 100000 R. Acker nur 49730° Reichthum, alſo fuͤr 1 Korn 4710°.

Beim Ertrage von 6 Koͤrnern enthaͤlt demnach die B. W. 6 × 6925 = 41550° die K. W. 6 × 4710 = 28260°

Die belgiſche Wirthſchaft gibt hier bei einem um 13290° hoͤhern Reichthum eine geringere Landrente als die Koppelwirthſchaft.

Bei dem Ertrage von 5,68 Koͤrnern, wo die Land - rente der belgiſchen Wirthſchaft = 0 wird, enthaͤlt der Acker noch 〈…〉 Reichthum.

Die Landrente der mecklenburgiſchen Wirthſchaft ver -102 ſchwindet dagegen erſt, wenn der Acker nur 5,32 Koͤrner traͤgt, und alſo einen Reichthum von 〈…〉 enthaͤlt.

Ein Acker, der in 100000 R. 39334° Reichthum enthaͤlt und der durch B. W. genutzt gar keine Landrente abwirft, wird durch K. W. genutzt einen Ertrag von 〈…〉 Koͤrnern geben, und eine Landrente von 〈…〉 Thlr. abwerfen. Wenn nun umgekehrt auf einem Boden von dieſer Fruchtbarkeit die B. W. eingefuͤhrt wird: ſo wird dadurch die ganze Landrente von 925,1 Thlr., welche die K. W. hier bisher gegeben hat, vernichtet.

Dies mag wohl zur Warnung dienen, keine Wirth - ſchaft aus fremden Laͤndern nachzuahmen und bei ſich ein - zufuͤhren, wenn man nicht alle Verhaͤltniſſe, worin dieſe ihre Begruͤndung findet, klar uͤberſchauet, und das innere Weſen des Landbaues zuvor erforſcht hat.

Dies mag ferner erklaͤren, warum die Anſetzung von Koloniſten aus Belgien und der Pfalz faſt immer un - gluͤckliche Reſultate geliefert hat: man gab ihnen in der Regel einen Boden, wo die Fortfuͤhrung ihrer heimathli - chen Wirthſchaft eine Thorheit war, wo ſie verderben muß - ten, wenn ſie nicht zur landuͤblichen Wirthſchaft uͤbergin - gen und ſo wurde ihr Beiſpiel, anſtatt zur Nacheife - rung zu reizen, eine Warnung gegen alle Neuerungen.

In dem noͤrdlichen Brabant liegen noch jetzt große mit Heide bewachſene Flaͤchen oͤde und wuͤſt. Da dieſer Boden in ſeiner phyſiſchen Beſchaffenheit nicht zu dem ganz ſchlechten gehoͤrt, indem er noch Heide und theilweiſe Eichen traͤgt, und in einer Ebene liegt, die nur wenig uͤber den Waſſerſpiegel des nahen Meers erhaben iſt; da103 ferner dieſe Flaͤche rings von großen Staͤdten umgeben iſt, in deren Naͤhe das Land einen hohen Werth hat: ſo muß es nothwendig befremden, daß ſelbſt die belgiſche Induſtrie an der Urbarmachung dieſes Bodens ſcheiterte.

Woher mag dies ruͤhren?

Daß der koſtſpielige belgiſche Landbau ſich auf einem Boden von dieſer Art nicht bezahlt macht, iſt gewiß; daß die belgiſchen Fruchtfolgen einen armen Boden nicht be - reichern, ſondern voͤllig erſchoͤpfen, iſt ebenfalls gewiß. Ha - ben nun die Belgen wie es der Fall zu ſeyn ſcheint hier eine aͤhnliche, wenn auch nicht gleiche Wirthſchaft als auf ihrem reichen Boden verſucht: ſo mußten dieſe Ver - ſuche nothwendig fehlſchlagen.

Vielleicht wuͤrde hier dem mecklenburgiſchen Land - wirth gelingen, was dem belgiſchen Landwirth bisher miß - lang; vielleicht, ich moͤchte ſagen, wahrſcheinlich waͤren dieſe Heiden laͤngſt in kultivirtes Land umgeſchaffen, wenn die Koppelwirthſchaft an den Ufern der Maas bekannt und landuͤblich geweſen waͤre.

Die K. W. von 10,56 Koͤrnern und die B. W. von 7,18 Koͤrnern Ertrag enthalten gleichen Reichthum, naͤm - lich 49730° in 100000 R.

  • Die K. W. gibt von dieſem Reichthum eine Landrente von1600 Thlr. N⅔
  • Die B. W. gibt von dieſem Reichthum eine Landrente von854,3 » »

Der Reichthum des Bodens wird alſo durch K. W. viel hoͤher genutzt als durch B. W., und dieſe wird erſt da vortheilhaft, wo der Reichthum des Bodens ſo hoch ſteigt, daß die K. W. denſelben wegen Lagern des Ge - treides nicht mehr nutzen kann.

5.

Die B. W. beſtellt von der ganzen Ackerflaͤche 60 prct. mit Getreide und erhaͤlt ſich dabei in gleicher Frucht -104 barkeit, waͤhrend die M. W. nur 43 prct. der Ackerflaͤche mit Getreide beſtellen darf, wenn ſie ſich in und durch ſich ſelbſt in gleicher Kraft erhalten ſoll.

Die Belgen erreichen dies Reſultat dadurch, daß ſie

  • 1) den Klee, als die wichtigſte dungerzeugende Frucht, in einen eben ſo reichen Boden bringen, als das Winterkorn ſelbſt, waͤhrend die Mecklenburger ihre Weide nur in ſolche Schlaͤge nehmen, die durch drei Kornſaaten bereits einen großen Theil ihres Reich - thums verloren haben;
  • 2) daß ſie den Klee nicht vom Vieh abweiden laſſen, wodurch ſonſt eine bis auf die Haͤlfte verminderte Kleeproduktion, und eine ungefaͤhr um ein Drittel verminderte Dungerzeugung entſtehen wuͤrde, ſondern ihn abmaͤhen und mit dem Vieh auf dem Stall ver - fuͤttern und dieſe beiden Urſachen zuſammen be - wirken, daß der einzige belgiſche Kleeſchlag = 20 prct. der Ackerflaͤche in der Dungerzeugung den drei mecklenburgiſchen Weideſchlaͤgen = 43 prct. der Acker - flaͤche faſt gleich kommt;
  • 3) daß ſie die Stoppel des Wintergetreides noch in demſelben Jahre mit Ruͤben beſtellen, und ſo von demſelben Felde nach der ausſaugenden Halmfrucht noch eine Frucht gewinnen, die mehr Dung wieder - gibt, als ſie dem Acker entnommen hat.

Meine Berechnungen uͤber den Geldertrag und die Koſten, ſo wie uͤber die Dungkonſumtion und den Dung - erſatz der einzelnen Schlaͤge die ich gerne vorgelegt haͤtte, um das pruͤfende und berichtigende Urtheil des Pub - likums daruͤber zu vernehmen, die ich hier aber nicht mit - theilen kann, weil ſie zu vieler Eroͤrterungen und Erklaͤ - rungen beduͤrften, und dadurch zu vielen Raum einneh - men wuͤrden ergeben, daß der Kartoffelnſchlag von 10000 R. durch den Werth, den die Kartoffeln als Vieh -105 futter haben, nach Abzug der verwandten Arbeitskoſten nur einen Gelduͤberſchuß von 25,5 Thlr. N⅔ liefern, und daß der Dungerſatz, den die Kartoffeln durch ihre Verfuͤtterung geben, die Dungkonſumtion, die ihre Ernte bewirkt hat, nur um 46,2° uͤberwiegt.

Hiernach waͤren alſo die Kartoffeln in beiden Bezie - hungen als eine neutrale Frucht zu betrachten; man koͤnnte die Brache an ihre Stelle ſetzen, ohne daß dadurch weder der Geldertrag noch die Dungerzeugung weſentlich veraͤn - dert wuͤrde. Aber der Kartoffelnbau erſpart die in der Koppelwirthſchaft ſo koſtſpielige Brachbearbeitung zum groͤßern Theil, indem nach den Kartoffeln nur einmal, bei der Brachbearbeitung aber viermal zum Rocken ge - pfluͤgt werden muß und dadurch wird der Kartoffeln - bau von großer Bedeutung fuͤr den Reinertrag der belgi - ſchen Wirthſchaft.

Der Anbau der Futtergewaͤchſe gibt in Belgien ſo wenig als anderswo einen bedeutenden Reinertrag; aber der Bau des Klees und der Ruͤben wird durch die Dung - erzeugung, die allein einen ausgedehnten Kornbau moͤg - lich macht, der Bau der Kartoffeln durch die Erſparung der Brachbearbeitung wichtig und nothwendig.

6.

Aus der zu Anfang dieſes Paragraphen gelieferten Gegeneinanderſtellung des Ertrags und des im Acker be - findlichen Reichthums geht hervor

106

Wenn man Weizen und Rocken zuſammen nimmt, ſo gehoͤren in Belgien zur Produktion von 1 Schfl. Win - terkorn 〈…〉 3,78° Reichthum. In Mecklenburg gehoͤren dagegen zu ei - nem Schfl. Winterkorn »

Alſo ſind Reichthum nach reiner Brache fuͤr den Pflanzenwachsthum eben ſo wirkſam als 6,78° nach einer Vorfrucht. Das Verhaͤltniß der Wirkſamkeit des Dungs nach reiner Brache zu der nach einer Vorfrucht iſt alſo wie 6,78: 100 = 11,3: 10; oder wo nach reiner Brache 11,3 Koͤrner wachſen koͤnnten, da wachſen nach der Vor - frucht nur 10 Koͤrner.

Wo die Bearbeitung des Bodens minder vollkom - men als in Belgien iſt, da wird auch der Nachtheil der107 Vorfrucht auf die Wirkſamkeit des Reichthums immer groͤßer, und fuͤr eine gewoͤhnliche Bearbeitung moͤchte das fruͤher angenommene Verhaͤltniß von 12: 10 ziemlich zu - treffend ſeyn.

Fuͤr den Hafer, der niemals nach der Brache koͤmmt, muͤßte der Reichthum des Bodens in Belgien eben ſo wirkſam ſeyn, als in Mecklenburg. Wir finden aber, daß in Belgien zu der Produktion von einem Schfl. Hafer 4,64°, in Mecklenburg nur 3,54° Reichthum gehoͤren. Die Erklaͤrung uͤber dieſe Abweichung finden wir in der verſchiedenen Beſtellung des Hafers. Die Belgen brin - gen naͤmlich die ſtarke Duͤngung zum Hafer, wenn unter dieſen Klee geſaͤet werden ſoll, erſt mit der Saatfurche unter. Bei dieſer Behandlung iſt nun die Duͤngung fuͤr den Hafer ſelbſt faſt ganz unwirkſam. Aber wahr - ſcheinlich wollen die Belgen grade dies, damit der Hafer ſich nicht lagere und den Klee erſticke, und damit dem Klee die ganze Duͤngung, ohne Abzug, zu Nutzen komme.

Daß der Klee in Belgien von demſelben Reichthum faſt den doppelten Ertrag gibt, liegt theils im belgiſchen Klima, welches dem Kleewuchs viel guͤnſtiger iſt, haupt - ſaͤchlich aber darin, daß wir ihn in Mecklenburg abweiden und zertreten laſſen, waͤhrend derſelbe in Belgien vom Viehtritt nicht geſtoͤrt, ſondern regelmaͤßig abgemaͤhet wird.

7.

Wenn man von dem Ertrage des Getreides und der Kartoffeln die Ausſaat abzieht, und den hieraus hervor - gehenden Ueberſchuß mit der Summe der auf die Pro - duktion derſelben verwandten Arbeitskoſten vergleicht: ſo ergibt ſich hieraus, wie viel ein Scheffel von jedem dieſer Gewaͤchſe an Arbeitskoſten (alſo mit Ausſchluß der allge - meinen Kulturkoſten) erfordert hat.

Meine Berechnungen geben hieruͤber folgende Re - ſultate:

108

Es iſt zu bemerken, daß bei dieſer Berechnung der Preis von 1 Thlr. 12 ß. N⅔ fuͤr den Berliner Schfl. Rocken zum Grunde liegt, und daß, da die Arbeitskoſten mit dem Preiſe des Getreides ſteigen oder fallen, dieſe Berechnung auch nur fuͤr dieſen einen Getreidepreis guͤltig iſt.

Die Arbeitskoſten zur Produktion eines Scheffels Rocken betragen in Mecklenburg 25,9 ß., in Belgien da - gegen nur 18,7 ß. Hier zeigt ſich der große Einfluß, den der Kartoffelnbau ſtatt der Brache auf die Erſparung der Arbeitskoſten hat.

Den Rocken nach Kartoffeln zu nehmen, iſt eine ſchlechte Fruchtfolge. Deſſen ungeachtet ernten die Belgen das Maximum, was dieſe Frucht im Durchſchnitt mehre -109 rer Jahre geben kann; es zeigt ſich hier alſo, daß ein Fehler in der Fruchtfolge auf einem reichen Boden und durch eine hoͤchſt ſorgfaͤltige Bearbeitung unſchaͤdlich ge - macht werden kann. Ein ſolcher Verſtoß gegen die Re - geln des Fruchtwechſels wuͤrde ſich dagegen auf aͤrmern Boden ſtrenge beſtrafen.

Bemerkungen und Erklaͤrungen.

Was den Verfaſſer zu der Vergleichung zwiſchen der belgiſchen und der mecklenburgiſchen Wirthſchaft bewog, war das genauere Studium von Schwerz herrlichem Werke uͤber die belgiſche Landwirthſchaft. Er fand in die - ſem Werke eine ſolche Menge ſchaͤtzbarer Data, er fand die Angaben mit ſolcher Vorſicht und Umſicht gewaͤhlt, und in denſelben einen ſolchen innern Zuſammenhang, daß er glaubte, durch die Zuſammenſtellung und Vergleichung derſelben mit ſeinen eigenen Erfahrungen, eine fuͤr ihn ſelbſt hoͤchſt lehrreiche Arbeit zu unternehmen und dieſe Erwartung hat ihn nicht getaͤuſcht.

Als der Verfaſſer dieſe Vergleichung unternahm, war es nicht ſeine Abſicht, ſie dieſer Schrift, welche zum groͤ - ßern Theil bereits vor 6 Jahren zum erſtenmal niederge - ſchrieben wurde, einzuverleiben; aber nach Vollendung derſelben fand er in den Reſultaten einen ſo nahen Zu - ſammenhang mit den in dieſer Schrift bereits entwickel - ten Saͤtzen, daß er glaubte die Reſultate ſelbſt dem Pu - blikum hier mittheilen zu duͤrfen obgleich er die Man - gelhaftigkeit dieſer Vergleichung, fuͤr welche die Einheit des Standpunktes fehlt, ſehr wohl erkennt, und deshalb dieſe Arbeit nur fuͤr einen Verſuch ausgeben kann und will.

Wo die Berechnungen auf Punkte kamen, die in dem110 Schwerzſchen Werke nicht angefuͤhrt ſind, da mußte die Luͤcke durch die fuͤr T. gefundenen Verhaͤltniſſe ergaͤnzt werden dies war zum Theil bei der Beſtimmung der Erntekoſten, beſonders aber bei der Beſtimmung der all - gemeinen Kulturkoſten unvermeidlich.

Wo, zur Fortfuͤhrung der Berechnung, Annahmen uͤber die Ausſaugung der Wurzelgewaͤchſe und des Gruͤn - futters, ſo wie uͤber Quantitaͤt und Werth des Erſatzes den ſie liefern, nicht zu vermeiden waren, da hat der Verfaſſer die Saͤtze angenommen, welche, nach ſeiner Er - fahrung und nach der Summe ſeiner Beobachtungen ihm als die richtigſten erſcheinen; aber er iſt weit entfernt dieſe Saͤtze ſchon fuͤr entſchieden zu halten, er ſieht viel - mehr der Zeit, wo ſeine Anſicht durch entſcheidende Ver - ſuche und durch Erfahrungen im Großen berichtigt wer - den wird, mit Verlangen entgegen.

Die große Abweichung, welche in den von Schwerz angefuͤhrten Marktpreiſen der Viehkartoffeln, des Klee’s, des Strohes und anderer zum Viehfutter beſtimmten Ge - waͤchſe, von dem Futterwerth, den ich dieſen Gewaͤchſen anrechne, ſtatt findet, macht hier eine Erklaͤrung noth - wendig.

In den Marktpreiſen dieſer Gewaͤchſe ſind enthalten:

  • a. der Futterwerth,
  • b. der Dungwerth,
  • c. die Transportkoſten dieſer Gewaͤchſe, von dem Orte ihrer Erzeugung bis zum Marktplatz.

Die ſorgfaͤltigſte Pruͤfung und vergleichende Berechnung hat mich nun uͤberzeugt, daß auch in Belgien der Rein - ertrag vom Vieh, und alſo auch der Futterwerth dieſer Gewaͤchſe nur geringe iſt, und daß der groͤßere Theil des hohen Marktpreiſes, den dieſe Gewaͤchſe in Belgien ha - ben, aus dem hohen Werth, den der Dung in dieſem Lande hat, entſpringt.

111

Meine Berechnungen ergeben fuͤr 100000 R. Acker in der belgiſchen Wirthſchaft einen Pachtpreis von 3797,2 Thlr. N⅔.

Die wirkliche Pacht des Ackers, fuͤr den dieſe Be - rechnung entworfen iſt, betraͤgt nach Herrn Dieroxens An - gabe im 2ten Theil S. 398 des Schwerzſchen Werks 54 Florins pr. Bunder, welches fuͤr 100000 R. Acker 3706 Thlr. N⅔ ausmacht.

Zwiſchen meiner Berechnung und der wirklich bezahl - ten Pacht findet alſo eine Differenz von 91,2 Thlr., oder von c c prct. ſtatt.

Die Kornpreiſe ſind in meiner Berechnung ſo ange - nommen, wie Herr Dieroxen ſie in ſeinen Notizen an - gibt, wornach der Berliner Schfl. Rocken auf 1 Thlr. 12 ß. N⅔ kommt. Bei der Vergleichung der belgiſchen mit der mecklenburgiſchen Wirthſchaft mußten nothwendig fuͤr beide Wirthſchaftsarten dieſelben Getreidepreiſe zum Grunde gelegt werden, und es iſt hier deshalb der meck - lenburgiſchen Wirthſchaft der Schfl. Rocken ebenfalls zu 1 Thlr. 12 ß. N⅔ angerechnet. Dieſer Preis ſtimmt zwar beinahe, aber doch nicht voͤllig genau mit dem Preiſe uͤberein, der in dem uͤbrigen Theil dieſer Schrift angenommen iſt. Aus dieſem Grunde, und auch weil in der Vertheilung der allgemeinen Kulturkoſten und in ei - nigen Anſaͤtzen der Statik, kleine Aenderungen getroffen ſind, kann nun die hier fuͤr die K. W. gefundene Land - rente nicht voͤllig mit der fruͤher fuͤr dieſe Wirthſchaft be - rechneten Landrente uͤbereinſtimmen.

Es kann ferner die Berechnung uͤber die belgiſche Wirthſchaft, weil ſie nicht von einem und demſelben Stand - punkt mit unſern fruͤhern Unterſuchungen ausgegangen iſt, nicht dazu dienen, den Platz, den die belgiſche Wirthſchaft in unſerm iſolirten Staat einnehmen koͤnnte, nachzuweiſen. Die hier gelieferte Vergleichung muß deshalb als eine112 eingeſchobene, fuͤr ſich beſtehende Abhandlung betrachtet werden.

§. 18. Anfuͤhrung einiger andern Ruͤckſichten bei der Wahl eines Wirthſchaftsſyſtems.

In dem Vorhergehenden haben wir unterſucht, wie die beiden Potenzen: Getreidepreis und Reichthum des Bodens das zu waͤhlende Wirthſchaftsſyſtem beſtimmen. Dieſe Potenzen ſind zwar die wichtigſten aber keineswe - ges die einzigen, die auf die Wahl eines Wirthſchaftsſy - ſtems einwirken. Um den Einfluß der genannten beiden Potenzen zu erforſchen, mußten wir ſie aus dem Konflikt, worin ſie in der Wirklichkeit mit den uͤbrigen Potenzen ſtehen, herausreißen, ſie gleichſam frei machen, damit das, was jede unter gegebenen Umſtaͤnden fuͤr ſich allein vermoͤge, ſichtbar werde. Wir haben zu dieſem Zweck alle uͤbrigen Potenzen als gleichbleibende, beſtaͤndige Groͤßen angenommen, und nun waren dieſe beiden Potenzen als die einzigen veraͤnderlichen, auch die einzigen, die bei un - ſerer Unterſuchung in Betracht kamen.

Unter andern Verhaͤltniſſen oder bei andern Geſichts - punkten kann aber eine oder koͤnnen mehrere der von uns als beſtaͤndige Groͤßen betrachteten Potenzen, als veraͤn - derliche erſcheinen oder gedacht werden; und dann wird der Einfluß, den das Wachſen oder Abnehmen dieſer Groͤ - ßen auf das Wirthſchaftsſyſtem ausuͤbt, zum Gegenſtand einer neuen Forſchung.

Die aus ſolchen veraͤnderten Suppoſitionen hervor - gehenden neuen Unterſuchungen gehoͤren zwar nicht we - ſentlich zum Zweck dieſer Schrift; aber ich glaube doch, um Mißverſtaͤndniſſen moͤglichſt vorzubeugen, einige der wichtigſten Ruͤckſichten dieſer Art anfuͤhren zu muͤſſen.

113

A. Wirthſchaften mit wachſendem Reichthum des Bodens.

Man pflegt bei der Vergleichung zweier Wirthſchafts - ſyſteme es als einen Vorzug des einen oder des andern anzufuͤhren, daß durch daſſelbe der Acker von Umlauf zu Umlauf an Reichthum und Ertrag zunehme.

Nun iſt es aber kein weſentliches Attribut des einen oder andern Wirthſchaftsſyſtems, daß es den Boden be - reichere oder erſchoͤpfe. Man kann den Acker eben ſo wohl durch Koppel - und Fruchtwechſelwirthſchaft, als durch Drei - felderwirthſchaft ausſaugen. Eine 6ſchlaͤgige F. W. W. mit 4 Kornſaten iſt, ſo wie die 7ſchlaͤgige K. W. mit 4 Halmfruͤchten eine ausſaugende Wirthſchaft; dagegen ſind die 7ſchlaͤgige F. W. W. mit 3 und die 6ſchlaͤgige K. W. mit 2 Kornſaaten bereichernde Wirthſchaften. Nicht in der Fruchtfolge, nicht in dem Wirthſchaftsſyſtem liegt es, ob eine Wirthſchaft eine bereichernde oder erſchoͤpfende ſey; ſondern lediglich in dem Verhaͤltniß zwiſchen den dunger - zeugenden und den erſchoͤpfenden Fruͤchten fuͤr welches Verhaͤltniß ich, der Kuͤrze wegen, mich kuͤnftig des Worts « Saatenverhaͤltniß » bedienen werde.

Stellt man nun zwei Guͤter mit zwei verſchiedenen Wirthſchaftsſyſtemen gegen einander, und nimmt fuͤr das eine ein bereicherndes, fuͤr das andere ein erſchoͤpfendes Saatenverhaͤltniß an, und will man nun aus dem endli - chen Erfolge gleichviel ob dieſer aus einer richtigen Berechnung, oder aus der wirklichen Erfahrung hervor - gehe darthun, welches Wirthſchaftsſyſtem den Vorzug verdiene: ſo beantwortet dieſe Unterſuchung nur die Frage, ob der, durch die ſchonende Wirthſchaft bereicherte Boden, am Ende einen hoͤhern Werth habe, als der in ſeinem vorigen Zuſtand gebliebene aͤrmere Boden eine Frage, uͤber deren Beantwortung an ſich gar kein Zweifel ſtatt finden kann.

Bei einer ſolchen Gegeneinanderſtellung muß ſtets8114dasjenige Wirthſchaftsſyſtem, dem man das am mehrſten bereichernde Saatenverhaͤltniß zutheilt, den Sieg davon tragen.

Soll nun die Vergleichung zweier Wirthſchaftsſyſteme nicht zur Begriffsverwirrung ſondern zur klaren Einſicht fuͤhren, ſo muͤſſen folgende Geſichtspunkte ſcharf geſchieden werden:

  • 1) Wenn der Zweck der Wirthſchaft iſt, den Boden in Hinſicht ſeines Reichthums in einem beharrenden Zu - ſtand zu erhalten, welches Wirthſchaftsſyſtem liefert dann den hoͤchſten Geldertrag?
  • 2) Unter welchen Verhaͤltniſſen iſt es vortheilhaft, den Reichthum des Bodens auf Koſten des Geldertrags zu erhoͤhen, und bis zu welchem Grad kann der Reich - thum des Bodens mit Vortheil vermehrt werden?
  • 3) Wenn der Zweck der Wirthſchaft nicht auf den hoͤch - ſten Geldertrag ſondern auf die Bereicherung des Bodens gerichtet iſt, durch welches Wirthſchaftsſyſtem wird dann die Vermehrung des Reichthums mit den mindeſten Koſten erreicht?

Die Loͤſung der erſten, aber nicht die der zweiten und dritten Aufgabe iſt Gegenſtand dieſer Schrift: wir haben zwar Acker von verſchiedenen Stuffen des Reich - thums neben einander geſtellt und mit einander vergli - chen; aber immer haben wir den Acker als im beharren - den Zuſtande befindlich betrachtet und betrachten muͤſſen. Die zweite und dritte Aufgabe, faſt noch wichtiger als die erſte, erwarten ihre Loͤſung vielmehr von den derein - ſtigen Fortſchritten der Statik des Landbaues.

B. Verhaͤltniß des Heuertrags aus den Wieſen zur Groͤße des Ackerlandes.

Wenn mit einem Gute, welches in Koppel - oder Dreifelderwirthſchaft liegt, keine Wieſen verbunden ſind,115 und das Nutzvieh nun im Winter mit bloßem Stroh un - terhalten wird: ſo magert das Vieh im Winter ſo weit ab, daß es den groͤßten Theil des auf der Weide verzehr - ten Graſes zu ſeiner Erholung und zur Herſtellung der Beleibtheit anwenden muß, und nur einen geringen Theil deſſelben auf die Erzeugung von Milch oder Wolle ver - wenden kann. Unter dieſen Umſtaͤnden iſt aber der Roh - ertrag des Viehes ſo geringe, daß dadurch die Koſten der Viehhaltung kaum gedeckt werden, daß folglich nicht bloß das verfutterte Stroh, ſondern auch die Weide ſelbſt gar keine Nutzung abwirft.

In einem ſolchen Verhaͤltniß wird es nothwendig dem Vieh im Winter durch Koͤrnerfutter zu Huͤlfe zu kommen ſey es nun, daß man das Korn rein gibt, oder daß man das Stroh nicht rein ausdreſchen laͤßt um daſſelbe in einem ſolchen Zuſtand zu erhalten, daß wenigſtens die Nutzung der Weide nicht ganz verloren gehe.

Das Zugvieh muß, wie es jedem einleuchtet, immer in dem Stande erhalten werden, daß es die geforderte Ar - beit vollbringen kann. Fehlt nun das Heu, ſo muß dies augenſcheinlich durch Koͤrnerfuͤtterung erſetzt werden.

Vergleichen wir aber die Produktionskoſten des Klee - heues und der Kartoffeln mit denen des Getreides, ſo finden wir daß dieſes ein weit theureres Futter iſt als Kleeheu und Kartoffeln.

Bei den Berechnungen uͤber die belgiſche Wirthſchaft fanden wir, daß die Hervorbringung

  • von 1 Schfl. Hafer an Arbeitskoſten erforderte 13,4 ß.
  • 1 » Kartoffeln3,3 ß.
  • 1 Ctnr. Kleeheu4,3 ß.

Nach andern Beobachtungen und Berechnungen die hier aber nicht mitgetheilt werden koͤnnen nehme ich ferner an, daß ein Schfl. Hafer incluſive des mit demſelben geernteten Strohes fuͤr das Nutzvieh, und zum8*116Theil auch fuͤr das Zugvieh bei welchem aber nicht das ganze Quantum der Koͤrner durch Heu erſetzt werden kann einen gleichen Futterwerth habe mit 117 Klee - heu, oder mit 2⅓ Schfl. Kartoffeln.

Die Hervorbringung

  • von 117 Heu koſtet an Arbeit 〈…〉 × 4,3 = 5⅓ ß,
  • von 2⅓ Schfl. Kartoffeln 2⅓ × 3,3 = 7,7 ß,
  • von 1 Schfl. Hafer 13,4 ß.

Die Koſten der Haferfuͤtterung verhalten ſich hiernach zu denen der Kartoffelnfuͤtterung wie 100: 58, und zu denen der Kleeheufuͤtterung wie 100: 40.

Oder, wenn man bisher fuͤr 100 Thlr. Hafer mit dem Nutzvieh verfuͤtterte, ſo erſpart man durch die Sub - ſtitution der Kartoffeln 42 Thlr., und durch die des Klee - heues 60 Thlr.

Es folgt hieraus, daß man in ſolchen Dreifelder - und Koppelwirthſchaften, wo das Heu entweder ganz fehlt, oder doch nicht in hinreichender Menge vorhanden iſt, ſeine Zuflucht nicht zur Koͤrnerfuͤtterung, ſondern zum An - bau der Futtergewaͤchſe nehmen muß. Da nun dieſe Fut - tergewaͤchſe in keinem andern Wirthſchaftsſyſtem ſo wohl - feil erzeugt werden koͤnnen, als in der Fruchtwechſelwirth - ſchaft; ſo folgt hieraus ferner, daß dieſe Guͤter einen ſol - chen Theil ihrer Ackerflaͤche, der hinreichend iſt, das noͤthige Winterfutter an Heu, Kartoffeln u. ſ. w. zu liefern, in F. W. W. legen muͤſſen, wenn auch der Getreidepreis nicht die Hoͤhe und der Acker nicht den Grad von Frucht - barkeit erlangt hat, wo dieſe Wirthſchaftsart fuͤr die ganze Ackerflaͤche zweckmaͤßig waͤre.

Aber nur auf reichem Boden wird die Produktion der Futtergewaͤchſe wohlfeil; auf armen Boden verſagt der Klee ganz, und die Kartoffeln geben einen ſo ge - ringen Ertrag, daß ihre Produktion leicht das Doppelte117 von dem koſtet, was wir hier dafuͤr berechnet haben.

Wir werden dadurch zu einer neuen intereſſanten Frage gefuͤhrt.

Wird naͤmlich bei mangelnden Wieſen auf Acker von mittlerm oder geringem Reichthum es zweckmaͤßig ſeyn, einen Theil des Ackers in hohe Dungkraft zu ſetzen und F. W. W. darauf einzufuͤhren, wenn die Bereicherung die - ſes Theils der Ackerflaͤche nur auf Koſten des andern groͤ - ßern Theils geſchehen kann?

Ich wage hieruͤber kein beſtimmtes Urtheil zu faͤllen; aber ich glaube, daß die genauere Unterſuchung dieſe Frage bejahend beantworten wuͤrde.

Je aͤrmer indeſſen der Acker im Ganzen iſt, je ſchlech - ter die phyſiſche Beſchaffenheit des Bodens iſt, um deſto groͤßer ſind die Schwierigkeiten beim Anbau der Futter - gewaͤchſe und es erklaͤrt ſich hieraus, warum in Ge - genden, wo ſolcher Boden vorherrſcht, die Wieſen einen ſo hohen Werth haben, daß ihr Beſitz faſt die Bedingung iſt, unter welcher man nur Ackerbau treiben kann.

Fuͤr unſern iſolirten Staat haben wir angenommen, daß mit dem Acker eine ſolche Wieſenflaͤche verbunden iſt, die das fuͤr die K. W. und fuͤr die D. W. noͤthige Heu liefert, und daß der aus dem Wieſenheu erfolgende Dung nicht der ganzen Ackerflaͤche, ſondern nur einem in einer beſondern Rotation liegenden Theil des Ackers zu Gute komme. Wir haben dieſen Theil dann nicht weiter be - achtet, ſondern unſere Unterſuchung allein auf die groͤßere Abtheilung der Ackerflaͤche die ſich in und durch ſich ſelbſt erhalten muß, und der das noͤthige Wieſenheu, gegen Bezahlung des Futterwerths und gegen Zuruͤckgabe des daraus erfolgenden Dungs geliefert wird gerichtet.

Wir haͤtten eben ſo gut annehmen koͤnnen und vielleicht waͤre die Sache dadurch noch klarer geworden daß gar keine Wieſen vorhanden waͤren, daß die Ackerflaͤche118 jedes Guts in zwei Abtheilungen laͤge, wovon die klei - nere der Gewinnung des noͤthigen Winterfutters gewid - met, durch F. W. W. genutzt wuͤrde, waͤhrend die groͤßere Abtheilung in der Bewirthſchaftungsart den Geſetzen folgte, die aus der Aenderung der Getreidepreiſe und des Boden - reichthums hervorgehen.

C. Stallfuͤtterung.

Die Erfahrung lehrt, daß eine reichlich und mit kraͤf - tigem Futter genaͤhrte Kuh das verzehrte Futter weit hoͤher bezahlt, als eine kaͤrglich unterhaltene Kuh.

Bei der Stallfuͤtterung erhalten die Kuͤhe in der Regel nicht bloß eine reichliche Sommerfuͤtterung, ſondern auch eine kraͤftige Winterfuͤtterung.

Stellt man nun den Ertrag einer im Sommer und Winter gleichmaͤßig reichlich gefuͤtterten Kuh, neben den Ertrag einer Weidekuh, die im Sommer gut, im Winter aber kaͤrglich genaͤhrt wird: ſo zeigt ſich nicht bloß im Rohertrag, ſondern auch im Reinertrag ein ſehr großer Unterſchied zu Gunſten der Stallfuͤtterung.

Nun iſt aber die kaͤrgliche Winterfuͤtterung keines - wegs nothwendig mit der Weidewirthſchaft verbunden; es iſt vielmehr gar kein Grund vorhanden, warum dieſe nicht eben ſo reichlich gegeben werden koͤnnte, als bei der Stall - fuͤtterung.

Bei der Vergleichung der Stallfuͤtterung mit der Weidewirthſchaft muͤſſen deshalb folgende zwei Geſichts - punkte genau unterſchieden werden.

  • 1) Welchen Antheil an dem hoͤhern Ertrag der Stallkuh hat die ſtaͤrkere und gleichmaͤßigere Fuͤtterung waͤh - rend des ganzen Jahrs?
  • 2) Wenn die Weidekuh eben ſo reichlich und gleichmaͤ - ßig ernaͤhrt wird als die Stallkuh, welche Vorzuͤge bleiben dann noch der Stallfuͤtterung?
119

Die gleichmaͤßig reichliche Unterhaltung des Viehes waͤhrend des ganzen Jahres iſt von der groͤßten Wichtig - keit. Bei der Sommerſtallfuͤtterung iſt dieſe Gleichmaͤ - ßigkeit, wenn nur Gruͤnfutter in hinreichender Menge vor - handen iſt, leicht zu erreichen. Bei der Weidewirthſchaft iſt dies aber mit groͤßern Schwierigkeiten verbunden: denn in den Monaten Mai und Juni iſt der Wachsthum des Graſes ſo lebhaft, daß das Vieh nicht alles verzehren kann, ſondern einen Theil deſſelben in Halme ſchießen laͤßt, waͤhrend in den Monaten Juli und Auguſt der Gras - wuchs nachlaͤßt, und das Vieh nun in der Regel Mangel leidet, wenn es auf die Dreeſchweiden allein an - gewieſen iſt.

Um dieſem Uebel abzuhelfen, muͤßte man in den Mo - naten Juli und Auguſt von Zeit zu Zeit friſche Weide auf einmal gemaͤhten Wieſen und auf der Kleeſtoppel ein - raͤumen koͤnnen; oder man muͤßte zur Aushuͤlfe einiges Gruͤnfutter nach der Weide fahren.

Iſt nun auf dieſe Weiſe die Gleichmaͤßigkeit in der Ernaͤhrung des Viehes geſichert, und erhalten die Weide - kuͤhe daſſelbe Winterfutter was die Stallkuͤhe bekommen: ſo iſt nun weiter kein Grund abzuſehen, warum die Wei - dekuͤhe von einer gleichen Quantitaͤt Futter nicht auch eben ſo viele Milch und Butter produziren ſollten, als die Stallkuͤhe.

Ich habe deshalb auch in §. 16., wo von der Stall - fuͤtterung die Rede iſt, keine hoͤhere Nutzung des Futters durch Stallkuͤhe als durch Weidekuͤhe angenommen, ſon - dern der Stallfuͤtterung nur die weſentlichen, von ihr unzertrennlichen Vorzuͤge und Nachtheile zu Gut und zur Laſt geſchrieben.

Ob nun aber der im Stall gewonnene Miſt einen hoͤhern oder geringern Werth hat, als der auf die Weide gefallene, dem auch die Wohlthat des Viehlagers beige -120 ſellt iſt, iſt ſo zweifelhaft und bis jetzt ſo wenig entſchie - den, daß wir darauf gar nicht eingehen koͤnnen.

Die Grundbedingung, unter der die Stallfuͤtterung uͤberhaupt nur moͤglich iſt, iſt die, daß der Boden reich genug ſey, um Maͤheklee ſtatt des Weideklee’s und der Graͤſer tragen zu koͤnnen.

Iſt nun dieſe Grundbedingung erfuͤllt, ſo beſteht der weſentliche Vortheil der Stallfuͤtterung darin, daß nun der Klee gemaͤhet, ſtatt abgeweidet wird, wodurch ein betraͤchtlich groͤßeres, faſt doppeltes Quantum an Futter, und eine groͤßere Dungerzeugung, d. i. ein groͤßerer Ueber - ſchuß des Erſatzes uͤber die Ausſaugung, von derſelben Flaͤche und demſelben Reichthum des Bodens gewonnen wird.

Andererſeits ſind nun aber mit der Stallfuͤtterung weſentlich und unzertrennlich Arbeiten und Koſten ver - bunden, die bei der Weidewirthſchaft nicht ſtatt finden, als Einholen des Gruͤnfutters, Abfahren des im Sommer auf dem Stall gemachten Dungs u. m. a.

Ob nun Stallfuͤtterung oder Weidewirthſchaft vor - theilhafter ſey, haͤngt ganz davon ab, ob der Werth des durch die Stallfuͤtterung mehr gewonnenen Futters und Dungs groͤßer oder geringer ſey, als der Betrag der Ko - ſten, die durch die Stallfuͤtterung verurſacht werden.

Dies iſt aber wieder abhaͤngig von dem groͤßern oder geringern Preis den das Futter und der Dung haben, und ſo ſehen wir auch hier, daß der Preis der landwirth - ſchaftlichen Produkte, neben dem Reichthum des Bodens am Ende daruͤber entſcheidet, ob, wann und wo die Stall - fuͤtterung den Vorzug vor der Weidewirthſchaft habe.

D. Modificationen der verſchiedenen Wirthſchaftsſyſteme.

Unſere Unterſuchungen haben ergeben, daß ſowohl durch den Uebergang von niedrigen zu hohen Getreide -121 preiſen, als auch durch die ſtuffenweiſe Erhoͤhung des Reichthums im Boden, drei verſchiedene Wirthſchaftsſy - ſteme, naͤmlich Dreifelder - Koppel - und Fruchtwechſel - wirthſchaft nothwendig werden.

Die charakteriſtiſchen Merkmale dieſer Wirthſchaftsſy - ſteme in der Beziehung, worin wir ſie hier betrachten, ſind:

a. Fuͤr die Dreifelderwirthſchaft,

  • 1) ein Theil des Feldes liegt beſtaͤndig zur Weide,
  • 2) der dritte Theil des Ackers iſt jaͤhrlich reine Brache,
  • 3) aller Dung wird nach der reinen Brache gebracht.

b. Fuͤr die Koppelwirthſchaft,

  • 1) die geſammte Ackerflaͤche wird wechſelsweiſe zum Ge - treidebau und zur Weide benutzt,
  • 2) in jedem Umlauf kommt eine reine Dreeſch - brache vor,
  • 3) aller Dung wird nach der Brache gebracht,
  • 4) die Kornſaaten werden ohne Unterbrechung nach ein - ander genommen, und die Weide kommt nach den Kornſaaten in die Schlaͤge, die den geringſten Reich - thum enthalten.

c. Fuͤr die Fruchtwechſelwirthſchaft,

  • 1) aller Acker traͤgt Fruͤchte und es findet keine reine Brache ſtatt,
  • 2) die Duͤngung wird zu Futtergewaͤchſen verwandt, und dieſe kommen in diejenigen Schlaͤge die den hoͤchſten Reichthum enthalten,
  • 3) Kornſaaten und Futtergewaͤchſe wechſeln mit ein - ander ab.

Dieſe Wirthſchaftsſyſteme ſind nun aber ſehr vieler Modificationen faͤhig, indem eine der charakteriſtiſchen Eigenſchaften des einen Syſtems aufgeopfert und dafuͤr eine Eigenſchaft des andern Syſtems aufgenommen wer - den kann. Es entſtehen dadurch gemiſchte Wirthſchaften, die in der Mitte zwiſchen den reinen Formen ſtehen, und122 den Uebergang von der einen zur andern Form bilden.

Da die gemiſchten Wirthſchaften in unzaͤhligen Ab - ſtuffungen ſich bald mehr bald minder dem Charakter der reinen Wirthſchaftsſyſteme naͤhern koͤnnen, ſo iſt es un - moͤglich ſie alle aufzufuͤhren, viel weniger noch moͤglich ſie alle in der Theorie zu beruͤckſichtigen. Es wird hier ge - nuͤgend ſeyn, in die Stuffenleiter der reinen Formen ei - nige der Hauptmodificationen, die ſie erleiden koͤnnen, mit aufzunehmen.

  • 1) Reine Dreifelderwirthſchaft.
  • 2) Dreifelderwirthſchaft, die ihre Weide von Zeit zu Zeit, etwa alle 9 Jahre einmal aufbricht, ohne Duͤn - gung ein paar Kornſaaten davon nimmt, und dann wieder zur Weide niederlegt.

Dieſe Wirthſchaft verwendet die Koſten der Dreeſch - bearbeitung die durch die Kornernten vielleicht nicht bezahlt werden um durch das geerntete Stroh einen Dungzuſchuß fuͤr das eigentliche Ackerland zu erhalten, und um die Weide zu verjuͤngen.

  • 3) Koppelwirthſchaften, die in einer Rotation neben der Dreeſchbrache noch eine Muͤrbebrache haben, und dann das Land laͤnger als drei Jahre zur Weide liegen laſſen. Eine ſolche Wirthſchaft iſt die 12 ſchlaͤgige K. W. mit folgender Fruchtfolge: 1) Dreeſchbrache, 2) Winterkorn, 3) Sommerkorn, 4) Muͤrbebrache, 5) Winterkorn, 6) Sommerkorn, 7) Sommerkorn, 8) bis 12) Weide. Dieſe Wirthſchaft traͤgt noch die Spu - ren des Uebergangs aus der D. W. an ſich, indem ſie die Muͤrbebrache beibehaͤlt und das Land ſo viele Jahre hintereinander zur Weide liegen laͤßt. Sie vermindert die Koſten der Dreeſchbearbeitung, indem ſie dieſe auf den 12ten Theil des Feldes beſchraͤnkt, und traͤgt dafuͤr den Nachtheil, daß ihre 4 und 5 jaͤhrige Weide wenig Gras und Dung erzeugt.
  • 123
  • 4) Reine Koppelwirthſchaft, die keine Muͤrbebrache, ſon - dern nur Dreeſchbrache haͤlt.
  • 5) Koppelwirthſchaft, die neben der Brache noch einen Theil des Nachſchlags oder des Vorſchlags duͤngt. Dieſe Wirthſchaft bleibt in der aͤußern Geſtalt der reinen Koppelwirthſchaft voͤllig aͤhnlich; aber ſie hat ſchon die weſentliche Eigenſchaft, daß die Weide nicht mehr in magern, ſondern wenigſtens zum Theil in reichen Acker kommt, mit der F. W. W. gemein, und iſt deshalb als ein Uebergang zu derſelben zu betrachten.
  • 6) Reine Fruchtwechſelwirthſchaft.

Die angefuͤhrten Modificationen ergeben ſich ſchon dann, wenn auch die geſammte Ackerflaͤche vom Hofe bis zur Scheide in gleichmaͤßiger Dungkraft iſt. Wenn nun aber der entfernte Acker, wie dies in der Wirklichkeit ge - woͤhnlich der Fall iſt, magerer iſt als der uͤbrige Theil des Ackers: ſo werden dadurch neue Modificationen begruͤndet.

Die groͤßern Koſten, die der Anbau des entfernten Ackers verurſacht, bringen allein ſchon die Tendenz her - vor, den entlegenen Acker in der Bewirthſchaftungsart von dem uͤbrigen Acker zu trennen. Vereinigt ſich hiemit nun noch Ungleichheit des Reichthums, fo iſt dieſe Trennung entſchieden zweckmaͤßig. Bei der Koppelwirthſchaft ent - ſteht dadurch ein ſogenanntes Binnenfeld, und ein Außen - feld. Beide unterſcheiden ſich dann in der Bewirthſchaf - tungsart dadurch, daß in dem Binnenfelde das Verhaͤlt - niß zwiſchen den korntragenden Schlaͤgen und den Weide - ſchlaͤgen groͤßer, in dem Außenfelde aber geringer iſt, als dies ſeyn wuͤrde, wenn die ganze Flaͤche in einer Rota - tion laͤge; daß alſo erſteres im groͤßern Verhaͤltniß dem Kornbau, letzteres im uͤberwiegenden Verhaͤltniß der Weide gewidmet iſt.

Wir haben in §. 14. geſehen, daß in unſerm iſolir -124 ten Staat, die D. W. ſchon bei dem Preiſe von 0,470 Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken betrieben werden kann, und daß erſt bei einem Preiſe, der hoͤher als 0,665 Thlr. fuͤr den Schfl. iſt, die K. W. einen groͤßern Reinertrag gibt, als die D. W. Gaͤbe es nun keine andern als die reinen Wirthſchaftsformen, ſo wuͤrde der Acker bei den Preiſen, die zwiſchen 0,470 Thlr. und 0,665 Thlr. liegen, nur durch D. W. genutzt werden koͤnnen, waͤhrend hier doch ſchon eine ſtaͤrkere Dungerzeugung, als die reine D. W. liefert, vortheilhaft wird, wenn dieſe nur mit mindern Koſten als bei der reinen K. W. ſtatt finden, bewirkt werden kann welches beides durch die gemiſchten Wirth - ſchaften geſchieht.

Wir haben ferner in §. 16. geſehen, daß in der rei - nen Koppelwirthſchaft nur ein mittlerer Reichthum von 373° in 1000 R. genutzt werden kann, waͤhrend die F. W. W. einen mittlern Reichthum von 510° nuͤtzlich verwendet. Sollte nun beim ſteigenden Reichthum die K. W. ploͤtzlich und auf einmal zur F. W. W. uͤberge - hen: ſo wuͤrde hier eine Wirthſchaft eingefuͤhrt werden, fuͤr die der Boden noch nicht reich genug iſt, und durch die deshalb der reine Geldertrag vermindert wuͤrde. Die K. W. mit geduͤngtem Nachſchlag kann einen hoͤhern mitt - lern Reichthum als 373° ſehr gut nutzen, ohne in ihrer Organiſation koſtbarer zu werden, als die reine K. W. und ſie wird dadurch zu einer nuͤtzlichen Stuffenleiter zwiſchen der reinen K. W. und der F. W. W.

Denken wir uns nun, ſtatt des beharrenden Zuſtan - des ein leiſes und allmaͤliges aber dauerndes Steigen des Getreidepreiſes und des Bodenreichthums wie dies auch in der Wirklichkeit in der Regel der Fall iſt ſo wuͤrden wir in einer einzelnen Wirthſchaft im Laufe der Zeit alle Formen erblicken, die wir hier als vereinzelt und neben einanderſtehend betrachtet haben.

125

Sind naͤmlich die beiden Potenzen Getreidepreis und Bodenreichthum ſo weit geſtiegen, daß eine etwas mehr Koſten erfordernde Wirthſchaft als die D. W. ſich bezahlen wuͤrde, aber noch nicht hoch genug um die reine K. W. vortheilhaft zu machen, ſo wird eine gemiſchte, aus beiden Formen zuſammengeſetzte Wirthſchaft einge - fuͤhrt werden. Da nun dieſe gemiſchte Wirthſchaft ſich in unzaͤhligen Modificationen bald mehr der einen, bald mehr der andern Form anſchließen kann: ſo wird auch fuͤr jede Stuffe des Getreidepreiſes und des Bodenreichthums eine dieſer Stuffe genau entſprechende Wirthſchaftsform gefun - den werden koͤnnen. Es wird die Konſequenz der Be - wirthſchaftung vorausgeſetzt das leiſe Steigen beider Potenzen ſtets von einer leiſen Veraͤnderung in der Wirth - ſchaftsform begleitet ſeyn, bis dieſe endlich zur reinen K. W. uͤbergeht.

Aber auch hier wird, wenn die beiden genannten Potenzen fortwaͤhrend wachſen, nur ein augenblickliches Verweilen, kein Ruhen und Beharren ſtatt finden.

Die Wirthſchaft zu der Dungkraft gelangt, daß die Brache keine ſtaͤrkere Duͤngung ertraͤgt, wird bei noch mehr ſteigendem Reichthum den entbehrlichen Dung zur Bedin - dung des Nachſchlags, d. i. des dritten Kornſchlages in welchen der Klee geſaͤet wird, verwenden. Der Klee, wel - cher ſonſt in den magerſten Acker kam, erhaͤlt nun einen reichen Boden, welcher nach vollendeten Weidejahren in der Brache entweder gar nicht oder doch nur ſchwach ge - duͤngt werden darf. Dadurch wird nun der Theil des Nachſchlags, der geduͤngt werden kann, in einem von Um - lauf zu Umlauf verſtaͤrkten Maaße vergroͤßert, bis auch dieſe Verwendung des Dungs ihr Ziel erreicht hat. Die fernere Steigerung des Reichthums fuͤhrt dann die Ab - ſchaffung der Brache herbei, und mit derſelben verſchwin -126 det zugleich die Koppelwirthſchaft, und die Fruchtwechſel - wirthſchaft tritt an ihre Stelle.

In den gebirgigen Gegenden dienen nur die Thaͤler zum Ackerbau und die Berge werden bloß zur Weide ge - nutzt. Hier iſt nun, wenn die Berge die Beackerung durchaus nicht geſtatten, eine Verbreitung der Koppel - wirthſchaft uͤber die ganze Feldmark unmoͤglich. Es kann alſo bei ſteigenden Getreidepreiſen und ſteigendem Reich - thum des Bodens der Uebergang von der D. W. zur F. W. W. nicht wie auf ebenem Boden, vermittelſt der K. W. geſchehen.

Wenn nun die Ebene im Verhaͤltniß zu den Gebirgs - weiden und den Wieſen ſo klein iſt, daß der Reichthum des Ackers, trotz der ausſaugenden D. W. anwaͤchſ’t, ſo entſteht die Frage: wie und bei welchem Grade des Reich - thums dieſe Wirthſchaft zur F. W. W. uͤbergehen muß.

Meine Berechnungen erſtrecken ſich nicht auf dieſen beſondern Fall, und ich kann deshalb theoretiſch hieruͤber nichts entſcheiden. Die Praxis hat dieſe Frage aber ſchon laͤngſt dahin geloͤſ’t, daß unter ſolchen Verhaͤltniſſen ein Theil der Brache, oder auch die ganze Brache mit Kar - toffeln, Klee, Erbſen, Flachs u. ſ. w. beſtellt wird. Eine beſtellte Brache hoͤrt aber auf Brache zu ſeyn, und die D. W. verliert unter dieſen Umſtaͤnden ihre weſentlichſten charakteriſtiſchen Merkmale. Sie kommt vielmehr in dem Hauptpunkt, der Abſchaffung der Brache und der Nutzung des ganzen Ackerlandes, mit der F. W. W. uͤberein; ent - behrt dagegen aber alle Vortheile, die aus einem richtigen Fruchtwechſel entſpringen. Es leidet daher wohl keinen Zweifel, daß unter ſolchen Umſtaͤnden die F. W. W. vor - theilhafter als die D. W. mit beſtellter Brache ſey; und in der That ſind, ſeitdem durch unſern Lehrer der wiſſen -127 ſchaftlichen Landwirthſchaft, durch Thaer die Fruchtwechſel - wirthſchaft unter uns bekannt, und ein Gegenſtand des Nachdenkens aller gebildeten Landwirthe geworden iſt, eine Menge ſolcher D. W. in den gebirgigen Theil von Schle - ſien, Maͤhren und Sachſen zur F. W. W. uͤbergegangen.

Wir haben bei unſern Unterſuchungen zwar Boden von verſchiedenen Stuffen des Reichthums, aber immer nur Boden von einer und derſelben phyſiſchen Beſchaffen - heit vor Augen gehabt. In der Wirklichkeit finden wir dagegen faſt auf jedem Gute Boden von verſchiedener Qualitaͤt vor. Der Zweck dieſer Schrift erlaubt es kei - neswegs hierauf weiter einzugehen; aber einleuchtend muß es ſeyn, wie komplizirt die Aufgabe der Wahl des Wirth - ſchaftsſyſtems wird, wenn Verſchiedenheit im Reichthum des Ackers, Verſchiedenheit in der Qualitaͤt des Bodens, neben der ungleichen Entfernung des Ackers vom Hofe auf einem und demſelben Gute zuſammentreffen; einleuch - tend muß es ſeyn, daß wie vollendet auch einſt die Theo - rie der Landwirthſchaft da ſtehen moͤge, dennoch das Ge - ſchaͤft des Landwirths, wenn er nicht blinder Nachahmer ſeyn, ſondern ſich der Gruͤnde, wornach er handelt, ſtets bewußt ſeyn will, niemals mechaniſch werden kann, ſon - dern immer ein ernſtes und tiefes Studium ſeines Stand - punktes und der Verhaͤltniſſe der buͤrgerlichen Geſellſchaft erfordern wird.

Nachdem nun die Unterſuchungen bis zu dieſem Punkt fortgefuͤhrt ſind, koͤnnen wir jetzt zu dem iſolirten Staat, und zwar zur Beſtimmung der ſich um die Stadt bildenden Kreiſe zuruͤckkehren.

128

§. 19. Zweiter Kreis. Forſtwirthſchaft.

Die Ebene des iſolirten Staats muß die Stadt nicht bloß mit Lebensmitteln verſorgen, ſondern auch den Be - darf derſelben an Brennholz, Bauholz, Nutzholz, Kohlen u. ſ. w. liefern.

Es entſteht nun die Frage, in welcher Gegend des iſolirten Staats die Erzeugung des Holzes ſtatt finden wird.

Nehmen wir den Preis, den das Holz in der Stadt hat als gegeben, z. B. 16 Thaler fuͤr den Faden Buͤchen - brennholz von 224 Kubikfuß, und rechnen die Transport - koſten eines Fadens pr. Meile zu 2 Thlr., ſo ergaͤbe ſich hieraus, daß aus einer groͤßern Entfernung als 8 Meilen gar kein Brennholz zur Stadt gebracht werden koͤnnte, wenn auch die Produktion des Holzes nichts koſtete und der Boden gar keine Landrente tragen ſollte.

Hieraus folgte dann, daß die entfernten Gegenden von der Produktion des Holzes zum Zweck des Verkaufs nach der Stadt ausgeſchloſſen waͤren, und daß die Holz - erzeugung in der Naͤhe der Stadt geſchehen muͤſſe.

Nehmen wir dagegen bloß den Preis des Getreides als bekannt an (zu 172 Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken) und fragen nun, wie hoch wird unter den gegebenen Verhaͤlt - niſſen der Preis des Holzes in der Stadt ſeyn, ſo wird dadurch die Aufgabe ſehr viel ſchwieriger.

Holz und Getreide haben keinen gemeinſchaftlichen Maßſtab ihres Gebrauchswerths: eins kann nicht durch das andre erſetzt werden.

« Warum, koͤnnte Jemand ſagen, ſollte der Faden « Holz nicht 40 Thlr. gelten koͤnnen, wenn auch der Schfl. « Rocken nur Thlr. gilt. Iſt dies aber moͤglich, ſo129 « ſind Eure Schluͤſſe, daß das Holz in der Naͤhe der Stadt « erzeugt werden muͤſſe, voͤllig unguͤltig; es kann vielmehr « aus großer Entfernung geliefert werden. Der Einwand « den Ihr macht, daß ein ſolches Preisverhaͤltniß nirgends « ſtatt finde, kann nichts entſcheiden: denn faſt uͤberall ſind « noch Reſte der alten Urwaͤlder vorhanden, und wo dieſe « ſich nicht mehr finden, wird der Markt doch mehr oder « minder von andern Gegenden mit Holz aus den Urwaͤl - « dern verſorgt. Die Erzeugung der Urwaͤlder hat dem « Menſchen aber keine Arbeit, Pflege und Kapitalanlage « gekoſtet, und ſie haben deshalb an dem Orte, wo ſie ſich « finden, kaum einen hoͤhern Tauſchwerth als das Waſſer, « ſo hoch auch der Gebrauchswerth ſeyn mag. In dem « iſolirten Staat aber, wo immer nur der endliche an « das Zeitmaß nicht gebundene Erfolg, Gegenſtand der « Unterſuchung iſt, muͤſſen alle Urwaͤlder als laͤngſt ver - « ſchwunden, und alle Waldungen als durch menſchliche « Arbeit hervorgebracht, betrachtet werden. Ihr muͤßt alſo « einen innern Zuſammenhang zwiſchen Getreide - und « Holzpreiſen nachweiſen, wenn Eure Schluͤſſe Guͤltigkeit « haben ſollen. »

Wir muͤſſen die Konſequenz dieſes Einwurfs einraͤu - men, und nun verſuchen, ob wir der gemachten Forderung Genuͤge leiſten koͤnnen.

Der Preis eines Faden Holzes in der Stadt ſey alſo unbekannt, oder gleich 9 Thaler.

Denken wir uns nun eine Buͤchenwaldung von 100000 R. in 100 Kaveln getheilt, wovon jaͤhrlich eine gehauen wird: ſo werden wir bei einer regelmaͤßigen Bewirthſchaftung eine Kavel mit einjaͤhrigen, eine Kavel mit zweijaͤhrigen u. ſ. w. bis zu hundertjaͤhrigen Baͤu - men haben.

9130
  • Der Ertrag der gefaͤllten Kavel ſey500 Faden
  • Die Zwiſchennutzungen, die dadurch entſtehen, daß aus den Kaveln mit juͤngerm Holz die zu dicht ſtehenden Baͤume weggenommen wer - den, moͤgen ebenfalls betragen500 Faden
  • Summe des Ertrags 1000 Faden.

Die mit der Bewirthſchaftung dieſer Forſt verbunde - nen Koſten, als Adminiſtrations - oder Aufſichtskoſten, Be - ſaamung oder Bepflanzung der abgeholzten Kavel, Nach - pflanzung der ausgegangenen Baͤume u. ſ. w., wollen wir nach Abzug der Nutzung, die die Maſt und die Jagd lie - fern, zu 500 Thlr. jaͤhrlich anſchlagen.

So wie wir beim Landbau nicht den ganzen Rein - ertrag eines Guts, ſondern nur den Theil deſſelben der nach Abzug der Zinſen des in den Gebaͤuden und andern Werthsgegenſtaͤnden ſteckenden Kapitals uͤbrig bleibt, als Landrente betrachtet haben: ſo duͤrfen wir auch bei der Forſtwirthſchaft nicht den ganzen Ertrag, ſondern nur den Theil, der nach Abzug der Zinſen des in dem Holzbeſtande ſteckenden Kapitals uͤbrig bleibt, als Landrente, oder als Ertrag des Grund und Bodens an und fuͤr ſich ſelbſt, betrachten.

Der Ackerbau kann nicht ohne die Anlegung eines in Gebaͤuden u. ſ. w. ſteckenden Kapitals betrieben wer - den; die Betreibung der Forſtwirthſchaft ſetzt voraus, daß Baͤume von einjaͤhrigem bis hundert - oder mehrjaͤhrigem Alter vorhanden ſind.

Man koͤnnte den ganzen Holzbeſtand aller 100 Ka - veln einen hinreichend großen Ma[rk]t vorausgeſetzt auf einmal niederſchlagen, verkaufen, und das daraus ge - loͤſ’te Geld auf Zinſen geben; und nur in ſo fern als der jaͤhrliche Reinertrag aus dem Holze, den Betrag der auf dieſe Weiſe zu erlangenden Zinſen uͤberſtiege, koͤnnte131 man dem Grund und Boden ſelbſt einen Werth beilegen.

Geſetzt nun, der Holzbeſtand aller 100 Kaveln ſey = 15000 Faden; ſo wuͤrden, beim Zinsfuß von 5 prct., die Zinſen des im Holzbeſtande ſteckenden Kapitals gleich dem Werthe von 750 Faden Holz ſeyn. Werden dieſe von dem jaͤhrlichen Ertrag der Waldung = 1000 Faden abgezogen, ſo bleibt die Nutzung des Grund und Bodens ſelbſt = 250 Faden.

Auf dieſe 250 Faden fallen nun alle mit der Forſt - wirthſchaft verbundenen Ausgaben: denn wenn jemand den ganzen Holzbeſtand niedergeſchlagen und zu einem Geldkapital gemacht haͤtte, ſo wuͤrden alle dieſe Ausgaben ihn nicht mehr treffen und nur um den Mehrertrag von 250 Faden zu erhalten, werden die mit der Forſtbe - wirthſchaftung verbundenen Koſten noch ferner verwandt.

Sind nun die jaͤhrlichen Ausgaben = 500 Thlr., ſo betragen die Produktionskoſten fuͤr einen Faden, auf dem Stamme ſelbſt alſo ohne Faͤll - und Schlaglohn 2 Thaler.

In den Produktionskoſten in dem Sinne, wie ich dieſen Ausdruck nehme iſt keine Landrente enthalten: denn nur aus dem Ueberſchuß des wirklichen Preiſes uͤber die Produktionskoſten geht erſt die Landrente hervor.

Koſtet nun das Faͤllen und Zerſchlagen des Holzes einen halben Thaler pr. Faden: ſo wird der Faden an Ort und Stelle ſelbſt Thaler koſten.

Dieſer Preis iſt aber, ſo wie jeder andere in Geld ausgedruͤckte Preis nur fuͤr einen Standpunkt guͤltig, und aͤndert ſich mit der Aenderung der Getreidepreiſe. Die Loͤſung unſerer Aufgabe fordert aber Anſaͤtze die fuͤr jeden Standpunkt in dem iſolirten Staat guͤltig ſind.

Wir muͤſſen hier deshalb, eben ſo wie dies bei den Berechnungen uͤber den Ackerbau geſchehen iſt, ¼ der Aus - gabe in Geld und ¾ derſelben in Rocken ausdruͤcken.

9*132

Von den Produktionskoſten eines Fadens = Thlr. bleiben alſo ¼ × = 0,62 Thlr. in Geld ausge - druͤckt, und in Korn muͤſſen ¾ × = 1,88 Thlr. an - gegeben werden. Iſt nun die Berechnung wornach der Faden Thlr. koſtet, fuͤr einen Standpunkt entworfen, wo der Schfl. Rocken 1,291 Thlr. gilt, ſo ſind 1,88 Thlr. im Werth gleich 〈…〉 = 1,46 Schfl. Rocken; und ſomit betragen die Produktionskoſten eines Faden Holzes, allge - mein ausgedruͤckt, 1,46 Schfl. Rocken × 0,62 Thlr.

Nun koͤnnen wir aber nach §. 4. den Preis des Ro - ckens fuͤr jeden Standpunkt in dem iſolirten Staate be - rechnen: der Schfl. Rocken gilt naͤmlich in der x Meilen von der Stadt entfernten Gegend 〈…〉 Thaler. Wird der Rocken zu dieſem Preiſe angerechnet, ſo ſind 1,88 Schfl. Rocken + 0,62 Thlr. = 〈…〉 Thlr.; oder die Produktionskoſten, in der x Meilen von der Stadt entfernten Gegend betragen fuͤr 1 Faden 〈…〉 Thaler.

Es fragt ſich ferner, wie hoch die Transportkoſten ei - nes Fadens zu ſtehen kommen, wenn dieſer aus einer x Meilen entfernten Gegend nach der Stadt geliefert wird.

Die Transportkoſten einer Ladung von 2400 be - tragen nach §. 4. auf x Meilen 〈…〉 Thaler.

Wenn nun der Faden 2 Ladungen ausmacht, ſo kom - men die Transportkoſten eines Fadens auf 〈…〉 Thlr. zu ſtehen.

Wird dann das Holz auf einem Boden erzeugt, der keine Landrente abwirft: ſo kann daſſelbe fuͤr einen Preis133 der hinreichend iſt, die Produktions - und Transportkoſten zu verguͤten, nach der Stadt geliefert werden.

In der Koppelwirthſchaft, deren Landrente wir hier zum Maßſtab nehmen muͤſſen, gibt die 28,6 Meilen von der Stadt entfernte Gegend keine Landrente mehr. Se - tzen wir nun die fuͤr die Produktions - und Transportko - ſten des Holzes gefundenen Formeln fuͤr x den Werth von 28,6: ſo ergibt ſich, daß der Preis eines Faden Hol - zes in der Stadt ſelbſt 55,6 Thlr. ſeyn muß.

Da nun das Holz fuͤr die Stadt ein unentbehrliches Beduͤrfniß iſt: ſo wird auch dieſer hohe Preis bezahlt werden muͤſſen, im Fall das Holz aus den naͤhern Ge - genden nicht wohlfeiler geliefert werden kann.

Fuͤr das in den der Stadt naͤher gelegenen Gegenden gebauete Holz vermindern ſich die Transportkoſten; aber das Holz muß hier auf einem Boden erzeugt werden, der eine Landrente abwirft, und durch den Preis des Holzes muͤſſen nicht bloß die Produktions - und Transportkoſten, ſondern auch die Landrente bezahlt werden.

Die Landrente fuͤr eine Ackerflaͤche von 100000 R., welche x Meilen von der Stadt entfernt iſt, betraͤgt nach §. 5. 〈…〉 Thaler. Der Ertrag des Grund und Bodens an Holz iſt auf 100000 R. 250 Faden; auf einen Faden faͤllt alſo (mit Weglaſſung der kleinen Bruͤche) an Landrente 〈…〉 Thaler.

Die drei Beſtandtheile, aus denen der Preis des Holzes in der Stadt zuſammengeſetzt iſt, betragen dann:

  • a. Produktionskoſten 〈…〉 Thaler
  • b. Transportkoſten 〈…〉 »
  • 134
  • c. Landrente 〈…〉 Thaler
  • zuſammen 〈…〉 Thlr.

Es muß alſo der Preis eines Faden Holzes in der Stadt 〈…〉 Thlr. betragen, und wenn wir nun fuͤr x nach und nach andre Werthe annehmen, ſo muß ſich hieraus ergeben, aus welcher Gegend des iſolir - ten Staats das Holz am wohlfeilſten nach der Stadt ge - liefert werden kann.

  • Wenn x oder die Entfer - nung von der Stadt be - traͤgt:
  • ſo iſt y oder der Preis ei - nes Faden Holzes in der Stadt:
  • 28,6 Meilen55,6 Thaler
  • 20 »42,5 »
  • 10 »25,8 »
  • 7 »20,4 »
  • 4 »14,9 »
  • 1 »9,2 »
  • 0 »7,2 »

Denken wir uns nun fuͤr einen Augenblick, daß die Erzeugung des Brennholzes in der Gegend geſchehe, wo der Boden keine Landrente gibt, ſo wuͤrde der Preis des Fadens in der Stadt ſelbſt 55,6 Thlr. betragen. Die Bewohner der naͤhern Gegenden wuͤrden dann aber bald bemerken, daß ſie ihren Boden durch die Holzkultur hoͤher nutzen koͤnnten, als durch den Getreidebau; ſie wuͤrden das Holz zu einem niedrigern Preiſe liefern und dadurch die entfernten Bewohner des iſolirten Staats mit ihrem Holz vom Markte verdraͤngen. Dies wuͤrde ſo fortgehen, bis am Ende die Holzkultur, zum Zweck des Verkaufs nach der Stadt, auf die der Stadt ganz nahe gelegene135 Gegend, von wo das Holz am wohlfeilſten geliefert wer - den kann, beſchraͤnkt waͤre.

Die Kultur eines Gewaͤchſes, welches erſt ein Jahr - hundert nach der Saat eine volle Ernte gibt, kann aber nicht ploͤtzlich und augenblicklich von einer Gegend zur andern wandern. Es iſt daher nicht zu verwundern, wenn wir in der Wirklichkeit, Gegenden, die durch ihren Boden ſowohl als durch ihre Lage auf die Holzkultur verwieſen ſind, jetzt noch von allem Holz entbloͤßt finden.

Um endlich den Preis, den das Holz in der Zentral - ſtadt unſers iſolirten Staats haben wird, beſtimmen zu koͤnnen, muͤßte die Groͤße des Bedarfs gegeben ſeyn. Das Quantum, deſſen die Stadt bedarf, beſtimmt die Groͤße der Flaͤche die der Holzkultur gewidmet werden muß, und der Preis, zu welchem das Holz von dem entfernteſten Punkte dieſer Flaͤche nach der Stadt geliefert werden kann, iſt die Norm fuͤr den Preis des Holzes in der Stadt. Muͤßte z. B. die Holzkultur bis auf 7 Meilen von der Stadt ausgedehnt werden, ſo wuͤrde der Preis eines Fa - dens in der Stadt 20,4 Thaler betragen.

Der am aͤußerſten Rande dieſes der Holzkultur ge - widmeten Kreiſes liegende Boden, gibt dann dieſelbe, oder vielmehr, eine ſehr wenig hoͤhere Landrente, als die - ſer Boden durch Ackerbau benutzt gegeben haͤtte. Eine gleiche Flaͤche, die der Stadt nur um eine Meile naͤher liegt, gibt aber durch Erſparung an den betraͤchtlichen Transportkoſten des Holzes, ſchon eine ſehr viel hoͤhere Landrente, und ſo muß die Landrente des durch die Holz - produktion benutzten Bodens mit der Annaͤherung zum Marktplatz in einem ſehr viel groͤßern Verhaͤltniß ſteigen, als bei der Nutzung des Bodens durch die Koppel - wirthſchaft.

Wir ſind nun alſo dahin gelangt, den innern Zu - ſammenhang in dem Preisverhaͤltniß zweier Produkte 136 Getreide und Brennholz die ſich eins durch das an - dere nicht erſetzen laſſen, nachweiſen zu koͤnnen.

Bei Produkten, die ſich eins durch das andre erſetzen laſſen, die alſo einen gemeinſchaftlichen Maßſtab ihres Ge - brauchswerths haben, wird das Steigen oder Fallen der Preiſe auch fuͤr beide gemeinſchaftlich ſeyn, und das Preis - verhaͤltniß ſelbſt zwiſchen beiden wird dadurch wenig oder gar nicht geaͤndert werden.

Bei Produkten aber, denen dieſer gemeinſchaftliche Maßſtab fehlt, kann eine Aenderung im Bedarf des einen oder andern Produkts eine große Veraͤnderung in dem Preisverhaͤltniß hervorbringen.

Wenn z. B. in unſerm iſolirten Staat, durch Erfin - dung der Sparoͤfen der Holzverbrauch in der Stadt ſo weit eingeſchraͤnkt wuͤrde, daß ein Kreis von 6 Meilen im Halbmeſſer anſtatt fruͤher von 7 Meilen um die Stadt zur Erzeugung des Holzbedarfs genuͤgte, ſo wuͤrde dadurch der Preis eines Faden um etwa 4 Thlr. oder um c c 20 prct. fallen.

Der hiedurch entbehrlich gewordene aͤußere Rand des Holzkreiſes, wuͤrde dann dem Ackerbau gewidmet werden und alſo Korn hervorbringen. Dieſer Theil iſt aber im Verhaͤltniß zu der ganzen dem Ackerbau gewidmeten Flaͤ - che ſo unbedeutend, daß dadurch nur ein geringes kaum merkliches Sinken des Getreidepreiſes hervorgebracht wer - den koͤnnte.

Stand fruͤher der Faden Brennholz in gleichem Preiſe mit 14 Schfl. Rocken, ſo wird derſelbe, nach dieſer Ver - aͤnderung, nur noch den Preis von c c 12 Schfl. Rocken behalten.

Erfindungen und Verbeſſerungen in der Produktion bringen eine aͤhnliche Wirkung wie die verminderte Kon - ſumtion hervor.

137

Der Verfaſſer hat bei den vorſtehenden Berechnun - gen uͤber die Forſtwirthſchaft die Angaben uͤber die Aus - gaben und den Ertrag nicht wie dies bei den Berech - nungen uͤber den Ackerbau der Fall war aus der Wirk - lichkeit entnehmen koͤnnen, ſondern er hat die Zahlen, um nur die Rechnung beginnen zu koͤnnen, nach einer Schaͤ - tzung annehmen muͤſſen. Eine Unterſuchung die mit Schaͤ - tzungen und Annahmen beginnt, kann aber, ſelbſt wenn ſie ſich in den Schluͤſſen und Folgerungen konſequent bleibt, nur zeigen, wie fuͤr ſolche Annahmen der Erfolg ſey, nicht wie derſelbe in der Wirklichkeit iſt.

Kann man aber die Graͤnze, innerhalb welcher die angenommenen Zahlen moͤglicher Weiſe von der Wirklich - keit abweichen koͤnnen, angeben; kann man nachweiſen, daß auch fuͤr dieſe moͤgliche Graͤnze die entwickelten Re - ſultate noch guͤltig ſind: ſo iſt dadurch auch die Richtig - keit derſelben dargethan.

Wir wollen nun dieſe Graͤnze moͤglichſt weit, weiter als irgend eine Wahrſcheinlichkeit dafuͤr vorhanden iſt, hinausſchieben, und annehmen, daß in dem einen Fall die Produktionskoſten des Holzes das achtfache unſerer Annahme, in dem andern Fall aber nur den achten Theil derſelben betragen.

Erſter Fall. Die Produktionskoſten ſollen das acht - fache der obigen Annahme betragen.

Die Erhoͤhung der Produktionskoſten kann aus zwei verſchiedenen Urſachen hervorgehen: entweder 1) aus der Erhoͤhung der mit der Forſtkultur im Ganzen verbunde - nen Ausgaben, bei gleichbleibendem Holzertrage; oder 2) aus der Verminderung des Holzertrags bei gleichbleiben - den Ausgaben.

a. Die mit der Forſtwirthſchaft im Ganzen verbun - denen Ausgaben ſollen auf das achtfache unſerer Annahme ſteigen, der Holzertrag aber derſelbe bleiben.

138

Alsdann betragen

  • die Produktionskoſten 〈…〉
  • die Transportkoſten 〈…〉
  • die Landrente 〈…〉
  • Summe 〈…〉

Der Preis eines Faden Holzes

  • iſt dann fuͤr x = 2055 Thlr.
  • x = 1042 »
  • x = 027 »

b. Der Holzertrag ſoll nur den 8ten Theil unſerer Annahme betragen, die Ausgaben ſollen aber dieſelben bleiben. Alsdann betragen

  • die Produktionskoſten 〈…〉
  • die Transportkoſten 〈…〉
  • die Landrente 〈…〉 8 = 〈…〉
  • Summe 〈…〉

Der Preis eines Faden

  • iſt dann fuͤr x = 2063 Thlr.
  • x = 1061 »
  • x = 058 »

Zweiter Fall. Die Produktionskoſten ſollen nur den 8ten Theil von dem, was wir dafuͤr angenommen ha - ben, betragen.

a. Die Ausgaben ſollen ſich bis auf den 8ten Theil139 vermindern, der Ertrag aber bleibe derſelbe. Alsdann er - geben ſich

  • die Produktionskoſten = 〈…〉 Thlr.
  • die Transportkoſten = 〈…〉
  • die Landrente = 〈…〉
  • Summe 〈…〉

Der Preis eines Fadens iſt dann fuͤr

  • x = 2041 Thlr.
  • x = 1024 »
  • x = 05 »

b. Die Ausgaben im Ganzen ſollen dieſelben bleiben, der Ertrag ſteige dagegen auf das achtfache. Alsdann betragen

  • die Produktionskoſten 〈…〉 Thlr.
  • die Transportkoſten 〈…〉
  • die Landrente 〈…〉 : 8 = 〈…〉
  • Summe 〈…〉

Der Preis eines Fadens iſt alſo fuͤr

  • x = 2040 Thlr.
  • x = 1021 »
  • x = 01 »

Die hier in Betracht gezogenen Faͤlle geben immer das Reſultat, daß das in der Naͤhe der Stadt erzeugte Holz zu einem niedrigern Preiſe nach der Stadt geliefert140 werden kann, als das in einer fernern Gegend erzeugte Holz. Da wir nun mit Gewißheit behaupten duͤrfen, daß bei einer konſequenten Bewirthſchaftung denn fuͤr die Inkonſequenz gibt es weder Regel noch Schranke Ertrag und Ausgaben bei der Forſtkultur nicht außerhalb der hier geſteckten Graͤnzen liegen koͤnnen: ſo iſt auch der Satz « daß die Holzproduktion in der Naͤhe der Stadt ge - ſchehen muͤſſe » hiedurch erwieſen.

Wir haben durch dieſe Unterſuchung eine Formel er - halten, die nicht bloß zur Beſtimmung des Holzpreiſes dient, ſondern in der That von einer ſolchen allgemeinen Guͤltigkeit iſt, daß wir dadurch fuͤr den iſolirten Staat den Preis jedes landwirthſchaftlichen Produkts beſtimmen, und die Gegend, wo der Anbau deſſelben geſchehen muß, nachweiſen koͤnnen wenn Produktionskoſten, Landrente und Bedarf bekannt ſind.

Um dieſes an einem Beiſpiel zu zeigen, wollen wir uns die Frage « zu welchem Preiſe kann der Schfl. Ro - cken zur Stadt geliefert werden, und in welcher Gegend iſt der Anbau deſſelben am vortheilhafteſten » vorlegen und zu beantworten ſuchen.

Nach §. 5. geben 100000 R. Ackerland einen Roh - ertrag von 3144 Schfl. Rocken; eine Ladung enthaͤlt 〈…〉 Schfl. Rocken; 3144 Schfl. ſind alſo gleich 〈…〉 Ladungen.

Die mit der Erzeugung dieſer Ernte verbundenen Ausgaben, oder die Produktionskoſten, betragen 1976 Schfl. Rocken + 641 Thlr., welche auf 110 Ladungen vertheilt, fuͤr eine Ladung 18 Schfl. Rocken + 5,83 Thlr. ausmachen.

141

Fuͤr den Schfl. Rocken den Preis von 〈…〉 Thaler geſetzt, ergeben ſich hieraus die Produktionskoſten fuͤr eine Ladung 〈…〉 Thaler. Die Landrente von 100000 R. Ackerland oder fuͤr 110 Ladungen Rocken betraͤgt 〈…〉 ; auf eine Ladung faͤllt alſo an Landrente 〈…〉 Fuͤr eine Ladung = 28,6 Schfl. Rocken betragen demnach

  • die Produktionskoſten 〈…〉
  • die Transportkoſten 〈…〉
  • die Landrente 〈…〉
  • Summe 〈…〉

Auf unſere Frage erhalten wir alſo die Antwort: daß aus allen Gegenden des iſolirten Staats (ſo weit der Bo - den durch Kornbau noch eine Landrente abwirft) der Schfl. Rocken zu Thaler nach der Stadt geliefert werden kann, und daß der Anbau des Getreides fuͤr alle Gegen - den des iſolirten Staats gleich vortheilhaft iſt.

Dies muß ſo ſeyn, denn die Berechnung der Groͤße der Landrente fuͤr die verſchiedenen Gegenden beruht grade auf der Vorausſetzung, daß der Schfl. Rocken in der142 Stadt Thaler gelte. Dieſe Berechnung konnte alſo zu keiner Erweiterung der Einſicht fuͤhren; aber ſie gibt eine intereſſante Beſtaͤtigung von der Richtigkeit des be - obachteten Verfahrens, und wird dadurch hoͤchſt wichtig, daß wir nun fuͤr alle Gewaͤchſe, wovon, im Verhaͤltniß zum Getreide, die Produktionskoſten und die auf daſſelbe fallende Landrente bekannt ſind, den Preis den daſſelbe in der Stadt haben muß, und die Gegend wo es erzeugt werden muß, beſtimmen koͤnnen.

Anwendung dieſer Formel auf verſchiedene andre Gewaͤchſe.

Erſtes Gewaͤchs, fuͤr welches die Landrente die - ſelbe wie beim Getreide iſt, die Produktionskoſten aber nur die Haͤlfte betragen.

  • Die Produktionskoſten betragen dann 〈…〉
  • die Transportkoſten fuͤr eine Ladung 〈…〉
  • die Landrente 〈…〉
  • Summe 〈…〉

Fuͤr x = 20 Meilen betraͤgt der Preis einer

  • Ladung32,7 Thlr.
  • x = 10 »29,7 »
  • x = 0 »26,5 »

Dieſes Gewaͤchs kann alſo wohlfeiler aus der Naͤhe der Stadt, als aus der Ferne geliefert werden, und der Preis den daſſelbe in der Stadt haben wird, laͤßt ſich an - geben, ſobald bekannt iſt, wie weit der Anbau deſſelben ſich ausdehnen muß, um den Bedarf der Stadt zu be - friedigen.

Zweites Gewaͤchs. Gleiche Landrente, doppelte Produktionskoſten.

143

Hier betraͤgt die Summe der Koſten 〈…〉

  • Fuͤr x = 20 Meilen betraͤgt der Preis einer Ladung63,2 Thlr.
  • x = 10 »69,2 »
  • x = 0 »75,7 »

Der Anbau dieſes Gewaͤchſes muß alſo in einer von der Stadt fernen Gegend ſtatt finden.

Drittes Gewaͤchs. Gleiche Produktionskoſten, halbe Landrente.

Fuͤr dieſes Gewaͤchs betraͤgt die Summe der Ko - ſten 〈…〉

  • Fuͤr x = 20 Meilen betraͤgt der Preis einer Ladung41,5 Thlr.
  • x = 10 »39,7 »
  • x = 0 »37,9 »

Der Anbau dieſes Gewaͤchſes geſchieht in der Naͤhe der Stadt.

Viertes Gewaͤchs. Gleiche Produktionskoſten, dop - pelte Landrente.

Summe der Koſten 〈…〉

  • Fuͤr x = 20 Meilen betraͤgt der Preis einer Ladung45,6 Thlr.
  • x = 10 »49,1 »
  • x = 0 »53,0 »

Der Anbau dieſes Gewaͤchſes gehoͤrt in die von der Stadt entfernte Gegend.

Aus der genauern Betrachtung der vier hier entwi - ckelten Faͤlle, ergeben ſich folgende allgemeine Geſetze:

  • 1) Bei gleichen Produktionskoſten fuͤr eine Ladung, muß dasjenige Gewaͤchs, auf welches die groͤßte Land - rente faͤllt, am fernſten von der Stadt gebauet werden.
  • 144
  • 2) Bei gleicher, auf eine Ladung fallender Landrente, muß dasjenige Gewaͤchs, was die groͤßten Produk - tionskoſten erfordert, in groͤßerer Entfernung von der Stadt gebauet werden.
    • Aufgabe. Zu welchem Preiſe kann ein Erzeugniß, welches bei gleichem Gewicht vierzehnmal ſo viele Produktionskoſten und die doppelten Transport - koſten, wie der Rocken erfordert, zur Stadt gelie - fert werden, wenn dieſes Erzeugniß gar keine Land - rente abwerfen ſoll.
  • Die Produktionskoſten betragen dann 〈…〉
  • die Transportkoſten 〈…〉
  • Summe der Koſten 〈…〉
  • Fuͤr x = 30 Meilen iſt der Preis einer Ladung 266 Thlr. eines Pfundes 5,3 ß
  • x = 10 » 388 » 7,8 ß
  • x = 0 » 460 » 9,2 ß

Dieſes Erzeugniß kann alſo aus der 30 Meilen ent - fernten Gegend faſt zur Haͤlfte des Preiſes, den die un - mittelbar an der Stadt gelegene Gegend dafuͤr haben mußte, nach der Stadt geliefert werden. Kann nun die entfernte Gegend den Bedarf der Stadt befriedigen: ſo muß die Hervorbringung dieſes Produkts fuͤr die der Stadt naͤhern Gegenden mit großem Verluſt verbunden ſeyn.

Nach dieſer Unterbrechung kehren wir jetzt zu der Betrachtung der Forſtkultur zuruͤck.

Wir haben bei unſern Berechnungen den jaͤhrlichen Holzertrag zu 1000 Faden, und den Holzbeſtand aller145 Kaveln zuſammen zu 15000 Faden angenommen. Hier - nach verhaͤlt ſich der Zuwachs zu dem Beſtande wie 1 zu 15; oder der jaͤhrliche Holzzuwachs betraͤgt 1 / 15 des Holz - beſtandes.

Die Erfahrung hat aber vielfach gelehrt, daß es beim Ankauf eines Guts hoͤchſt gefaͤhrlich iſt, die mit dem Gute verbundene Waldung nach der Quantitaͤt des Holzbeſtan - des abzuſchaͤtzen, und dann nach dieſer Schaͤtzung zu kau - fen. Manche Kaͤufer haben dadurch großen Schaden ge - litten, Einige ſogar ihr ganzes Vermoͤgen verloren. Es zeigte ſich naͤmlich ſpaͤter, daß das Holz keine volle Zin - ſen trug, d. h. daß der jaͤhrliche Holzertrag nicht 1 / 20, ſon - dern oft nur 1 / 30, oder gar nur 1 / 40 des Holzbeſtandes ausmachte, daß alſo auch das auf den Ankauf der Wal - dung verwandte Kapital nur 3⅓ oder gar nur prct. Zinſen brachte.

Auch beſitzen wir Abſchaͤtzungen von Waldungen, in welchen der jaͤhrliche Zuwachs, von Forſtkundigen ſelbſt, nur zu 1 / 40 des Holzbeſtandes angenommen wird.

Nehmen wir nun an, daß das was die Erfahrung lehrt, in der Natur des Baumes ſelbſt begruͤndet ſey, daß vermoͤge dieſer Natur der Baͤume die Waldungen nicht mehr als um 1 / 40 ihres Beſtandes jaͤhrlich zu - nehmen koͤnnen, und entwickeln wir dann die hierin lie - genden Folgen: ſo gelangen wir zu ſehr merkwuͤrdigen Reſultaten.

  • 1) Der mit Holz beſtandene Boden bringt nicht bloß keine Landrente, ſondern der Ertrag des Bodens iſt ſogar negativ, indem die Zinſen des im Holzbeſtande ſteckenden Kapitals ſchon das Doppelte des jaͤhrlichen Ertrags ausmachen.
  • 2) Jeder Waldbeſitzer, der ſein eigenes Intereſſe kennt, muß das ſaͤmmtliche Holz auf einmal niederſchlagen und verkaufen, indem er durch das, aus dem Holz -10146verkauf zu loͤſende Kapital die doppelten Zinſen be - zieht, und den Grund und Boden der Waldung noch oben ein erhaͤlt, den er ebenfalls verkaufen kann. Iſt der Markt zu beſchraͤnkt, um alles Holz auf einmal, verkaufen zu koͤnnen, ſo muß der Beſitzer das jaͤhr - lich gefaͤllte Revier nicht wieder mit Holz beſaamen und ſo wird er, zwar langſamer aber nicht min - der gewiß, mit der Ausrottung des Waldes zu Stande kommen.
  • 3) Ein ſolches allmaͤliges Ausrotten der Waͤlder muß den Preis des Holzes ſteigern; aber das iſt das Be - ſondere dieſes Falls, daß die hoͤchſten Holzpreiſe die Forſtkultur nicht vortheilhaft machen, und die Waͤl - der nicht vor der fernern Ausrottung ſchuͤtzen koͤn - nen: denn mit den erhoͤh’ten Holzpreiſen waͤchſt auch das in dem Holzbeſtande ſteckende Kapital, und die Zinſen von demſelben betragen immer doppelt ſo viel als die Einkuͤnfte aus der Waldung. Hohe Holz - preiſe machen alſo die Ausrottung der Waͤlder nur noch vortheilhafter und reizen um ſo mehr dazu an. Nur das Herabſinken des Zinsfußes bis unter prct. kann der Vernichtung der Waͤlder ein Ziel ſe - tzen. Tritt aber das Sinken des Zinsfußes nicht ein und ſoll ein ſo unentbehrliches Material, wie das Brennholz iſt, nicht gaͤnzlich von der Erde verſchwin - den: ſo muͤſſen die Regierungen allen Privatperſo - nen die freie Dispoſition uͤber ihre Waldungen neh - men und die Beſitzer mit Gewalt zwingen, von ih - rem Eigenthum nur den halben Nutzen zu ziehen, den ſie haben koͤnnten. Nach dieſer Verletzung des Eigenthumsrechts wird aber die Waldkultur mit der hoͤchſten Nachlaͤſſigkeit betrieben werden, und ſomit kann auch dieſe Maßregel nur auf eine kurze Zeit Huͤlfe gewaͤhren.
147

Betrachten wir nun dagegen den Wachsthum eines jungen Baumes, etwa den einer jungen Tanne, ſo finden wir, daß die zweijaͤhrige Tanne die einjaͤhrige an Maſſe vielleicht um das zehnfache uͤbertrifft, daß die dreijaͤhrige Tanne wiederum etwa das ſiebenfache der zweijaͤhrigen betraͤgt u. ſ. f., daß alſo der jaͤhrliche Zuwachs nicht bloß einen Theil der Maſſe, die der Baum ſchon hatte, aus - macht, ſondern dieſe Maſſe ſelbſt vielfach uͤbertrifft. In den folgenden Lebensjahren des Baumes ſteigt die abſo - lute Zunahme an Maſſe von Jahr zu Jahr, aber die re - lative Zunahme, d. h. der jaͤhrige Zuwachs im Verhaͤltniß zur Maſſe des Baumes, muß dennoch abnehmen, weil die Maſſe, mit der der Zuwachs verglichen wird, immer groͤ - ßer wird. Iſt nun etwa im fuͤnften Jahre der jaͤhrige Zuwachs der Maſſe, die der Baum ſchon hatte, gleich, ſo wird dann im ſechsten Jahre der Zuwachs etwa 9 / 10, im ſiebenten Jahre vielleicht 81 / 100 u. ſ. f. betragen.

Bei dieſer ſtuffenweiſen Abnahme des relativen Zu - wachſes muͤſſen wir unſtreitig zuletzt auf einen Punkt kommen, wo der jaͤhrige Zuwachs 1 / 20 der Maſſe des Bau - mes betraͤgt.

Denken wir uns nun ſtatt des einzelnen Baumes ein ganzes Holzrevier, oder eine Kavel, worin lauter Baͤu - me von gleichem Alter ſtehen: ſo muß auch fuͤr dieſe ganze Flaͤche ein Zeitpunkt eintreten, wo der Holzzuwachs grade 1 / 20 des ganzen auf dieſer Flaͤche befindlichen Holz - beſtandes ausmacht.

Wird nun die Kavel grade in dieſem Zeitpunkt ab - geholzt, und vergleicht man dann den Holzertrag mit der Summe des Holzbeſtandes aller der Kaveln, die mit Baͤu - men von einjaͤhrigem bis zum haubaren Alter beſetzt ſind, ſo wird ſich ergeben, daß der jaͤhrige Ertrag mehr als 1 / 20 des Holzbeſtandes ausmacht: denn da der Zuwachs in der haubaren Kavel noch 1 / 20 betraͤgt, in allen Kaveln10*148mit juͤngern Baͤumen aber bedeutend ſtaͤrker iſt, ſo muß auch der Zuwachs im Durchſchnitt, d. i. fuͤr alle Kaveln zuſammen, groͤßer als 1 / 20 ſeyn.

Iſt es alſo einerſeits voͤllig entſchieden, daß die Na - tur der Baͤume einen noch ſtaͤrkern relativen Zuwachs als 1 / 20 moͤglich macht, und iſt andererſeits die Erfahrung, daß in manchen Waͤldern der Zuwachs nur 1 / 40 betraͤgt, unbeſtreitbar: ſo folgt hieraus, daß die Bewirthſchaftung ſolcher Waldungen hoͤchſt unrichtig und fehlerhaft ſeyn muͤſſe.

In Waldungen, wo 100 und 200jaͤhrige Baͤume mit Baͤumen von 10 und 20jaͤhrigem Alter zuſammen - ſtehen und untermiſcht ſind, in welchen Baͤume vorhan - den ſind, die uͤberhaupt nicht mehr wachſen, die aber ei - nen großen Raum einnehmen und das junge Holz unter - druͤcken, wo folglich der abſolute Zuwachs ſelbſt ſehr ge - ringe iſt, und dieſer mit einem ſehr großen Holzbeſtand verglichen werden muß; da kann auch leicht der relative Zuwachs bis zu 1 / 40 und noch tiefer herabſinken.

Eine ſolche Forſtkultur oder vielmehr Unkultur kann nur da gerechtfertigt werden, wo das Holz nicht abzuſe - tzen iſt, und der Boden ſelbſt einen ſo geringen Werth hat, daß die Koſten des Ausrodens der Baumſtaͤmme und der Verwandlung des Forſtgrundes in Ackerland nicht be - zahlt werden.

In den fruͤhern Jahrhunderten mochte dies fuͤr einen großen Theil Deutſchlands der Fall ſeyn. Die Verhaͤlt - niſſe haben ſich ſeitdem ſehr geaͤndert; aber dieſe Aende - rung der Verhaͤltniſſe hat nicht uͤberall eine Aenderung in der Behandlung der Forſten hervorgebracht, und wir fin - den auch in unſern Tagen noch viele Waldungen, die auf die herkoͤmmliche aber jetzt hoͤchſt unkonſequente Weiſe behandelt werden.

Aber auch da, wo die richtige Einſicht ſchon vorwal -149 tet, koͤnnen die Waͤlder nur allmaͤlig aus ihrem Natur - zuſtande geriſſen werden: denn ſo wie das Lebensalter der Baͤume das des Menſchen weit uͤbertrifft, ſo gehoͤren auch mehrere Menſchenalter dazu, um die richtige Forſt - kultur uͤber eine ganze Waldflaͤche zu verbreiten.

Bei einer richtigen Forſtkultur werden nur Baͤume von gleichem Alter zuſammenſtehen duͤrfen, und dieſe wer - den gefaͤllt werden muͤſſen, ſo bald der relative Zuwachs bis auf 5 prct. heruntergeſunken iſt. Bei Hochwaldun - gen werden dann die Baͤume nicht auswachſen duͤrfen, die Umtriebszeit wird viel kuͤrzer, als das Lebensalter der Baͤume reicht, ſeyn muͤſſen; und es ſteht zur Frage, ob der Umtrieb der Buchenwaldung, den wir hier zu 100 Jahren angenommen haben, nach dieſen Grundſaͤtzen nicht noch kuͤrzer ſeyn muͤſſe.

Die Ruͤckſicht, daß das Holz von mehr ausgewach - ſenen Baͤumen als Brennmaterial einen hoͤhern Werth hat, und theurer bezahlt wird als das Holz von jungen Baͤumen, kann zwar den Umtrieb uͤber den Zeitpunkt hin - aus, wo der relative Zuwachs 5 prct. betraͤgt verlaͤngern; aber doch nur auf wenige Jahre: denn dieſe Werthszu - nahme des Holzes als Brennmaterial kann nicht lange im uͤberwiegenden, oder auch nur gleichen Verhaͤltniß mit den durch den Zinſenverluſt ſteigenden Produktionskoſten, wachſen.

Ganz anders verhaͤlt ſich dies mit dem Bauholz. Dieſes muß eine gewiſſe Staͤrke haben, wenn es uͤber - haupt brauchbar ſeyn ſoll, und die Baͤume duͤrfen nicht eher gefaͤllt werden, als bis ſie dieſe Staͤrke erreicht haben. Der Umtrieb wird alſo viel laͤnger ſeyn muͤſſen als bei der Brennholzerzielung. Die Produktionskoſten des Bau - holzes werden dadurch ſehr bedeutend vermehrt; da daſſelbe aber nicht entbehrt werden kann: ſo muß auch eine gleiche Maſſe, z. B. ein Kubikfuß, um ſo hoͤher bezahlt werden,150 je ſtaͤrker das Holz iſt, und zwar muß der Preis ſo hoch und in dem Maaße ſteigen, daß dadurch die Produktions - koſten des Bauholzes von jedem Grade der Staͤrke genau verguͤtigt werden.

Das Bauholz muß alſo bei gleichem Gewicht einen hoͤhern Preis haben als das Brennholz, und die Trans - portkoſten im Verhaͤltniß zum Werth betragen bei erſte - rem weniger als bei letzterem.

Aus dieſem Grunde muß auch in dem der Forſtkul - tur gewidmeten Kreiſe des iſolirten Staats die Erzeugung des Bauholzes in dem von der Stadt entfernteſten Theil dieſes Kreiſes geſchehen.

Der Abfall vom Bauholz wuͤrde als Brennholz be - nutzt die Transportkoſten nach der Stadt nicht tragen koͤnnen, aber durch das Verkohlen in ein Material von geringerm ſpezifiſchen Gewicht verwandelt, kann es noch mit Vortheil nach der Stadt gebracht werden; und ſo wird der aͤußere Rand des Holzkreiſes die Stadt nicht bloß mit Bauholz, ſondern auch noch mit Kohlen verſorgen.

An dem innern, der Stadt am naͤchſten liegenden Rand des Holzkreiſes wird es vielleicht vortheilhaft, ſchnell - wuͤchſige Baͤume zu kultiviren, deren Holz als Brennma - terial freilich keinen ſo hohen Werth hat, als das Buͤchen - holz, die aber von derſelben Flaͤche einen groͤßern jaͤhrli - chen Ertrag an Holz liefern; waͤhrend die mehr entfernte Gegend nur noch Brennholz vom hoͤchſten Werth nach der Stadt bringen kann.

So wuͤrden in dem der Forſtkultur gewidmeten Kreiſe ſelbſt wieder mehrere Abtheilungen oder konzentriſche Ringe entſtehen, in denen die Kultur auf Erzielung verſchieden - artiger Baͤume gerichtet waͤre.

Dieſer Kreis muß die Stadt und den Kreis der freien Wirthſchaft mit Holz verſorgen; aber nicht die ruͤck - waͤrts, oder von der Stadt mehr entfernten Kreiſe. Dieſe151 erzielen naͤmlich ihren Bedarf an Holz ſelbſt, koͤnnen aber nichts zur Stadt liefern, und ſind in dieſer Beziehung fuͤr die Stadt indifferent; weshalb denn auch bei der Be - trachtung der uͤbrigen Kreiſe der Holzkultur nicht weiter erwaͤhnt werden wird.

Geſetzt nun der Preis des Brennholzes ſey 21 Thlr. fuͤr den Faden, wie hoch wird dann die Landrente in den verſchiedenen Gegenden des Kreiſes der Forſtwirthſchaft ſeyn?

Die Einnahme fuͤr einen Faden betraͤgt 21 Thlr. oder 〈…〉 Thlr. Die Produktionskoſten betragen fuͤr einen Faden 〈…〉 Thlr. die Transportkoſten 〈…〉 Thlr.

Dieſe beiden Ausgaben von der Einnahme abgezogen, ergibt ſich eine Landrente fuͤr die Flaͤche, worauf ein Fa - den Holz waͤchſt von 〈…〉 Thlr.

Fuͤr eine Flaͤche von 100000 R., auf welcher 250 Fa - den wachſen, betraͤgt alſo die Landrente ( 〈…〉 ) 250

  • Fuͤr x = 0 betraͤgt die Landrente 4548 Thlr.
  • x = 14017 »
  • x = 23492 »
  • x = 42458 »
  • x = 7948 »

An dem aͤußern Rande des Holzkreiſes iſt die Land - rente, die die Forſtkultur gibt, der des angraͤnzenden Acker - landes gleich; aber dieſe Landrente ſteigt mit der Annaͤ - herung zu der Stadt, wegen der Erſparung der bedeuten - den Transportkoſten, ſehr raſch, und betraͤgt bei der Stadt152 ſelbſt 4548 Thlr.; waͤhrend die reine Koppelwirthſchaft, wenn ſie eben ſo wie in den entfernten Gegenden betrie - ben wuͤrde, hier nur eine Landrente von 1111 Thlr. ab - werfen koͤnnte.

§. 20. Ruͤckblick auf den erſten Kreis, in beſonderer Beziehung auf den Bau der Kartoffeln.

Die Unterſuchungen in den vorigen Paragraphen ha - ben ergeben, daß die Erzeugung des Brennholzes in der Naͤhe der Stadt geſchehen muͤſſe, und daß die Forſtkultur im Verhaͤltniß zum Ackerbau eine immer hoͤhere Landrente gewaͤhrt, je naͤher ſie bei der Stadt betrieben wird.

Wir haben aber fruͤher ſchon angenommen, daß der Kreis der freien Wirthſchaft die naͤchſte Umgebung der Stadt einnehmen werde. Wir haben dieſe Annahme zwar mit Gruͤnden unterſtuͤtzt; aber die Gruͤnde ſelbſt ſind nicht tief genug entwickelt, um die aufgeſtellte Behauptung be - weiſen zu koͤnnen, und wir muͤſſen deshalb dieſen Gegen - ſtand noch einmal zur Unterſuchung ziehen.

Die freie Wirthſchaft und die Forſtwirthſchaft kaͤm - pfen gleichſam um die Stelle, wo ſie betrieben werden ſollen: beide machen Anſpruch auf die naͤchſte Umgebung der Stadt. Da ſie nun aber nicht unter und nebeneinander betrieben werden koͤnnen, ſo entſteht die Frage, welche der beiden Wirthſchaftsarten den Sieg davon tragen und die andere verdraͤngen werde.

Nun muß konſequenterweiſe in jeder Gegend dieje - nige Wirthſchaft getrieben werden, durch welche der Bo - den am hoͤchſten benutzt wird, und die obige Frage wird alſo auf die Frage: « welche Wirthſchaftsart gibt in der naͤchſten Umgebung der Stadt die hoͤchſte Landrente? » zuruͤckgefuͤhrt.

Wir muͤſſen alſo unterſuchen, ob in der Naͤhe der153 Stadt die Kultur eines andern Gewaͤchſes eine noch hoͤ - here Landrente gewaͤhrt, als die Forſtwirthſchaft gibt; und wir wenden uns in dieſer Beziehung zu der Betrachtung des Anbaues der Kartoffel.

Preis der Kartoffeln in der Stadt.

Zwiſchen Kartoffeln und Rocken findet ein gemein - ſchaftliches Maaß, naͤmlich das ihrer Nahrungsfaͤhigkeit ſtatt, und wenn was hier vorausgeſetzt wird keine beſondere Vorliebe fuͤr die eine oder andere Frucht ſtatt hat: ſo wird der Preis beider genau in dem Verhaͤltniß ihrer Nahrungsfaͤhigkeit ſtehen.

Nun ſtimmen die chemiſchen Analyſen und die Er - fahrungen beim Branntweinbrennen faſt alle darin uͤber - ein, daß drei gehaͤufte Scheffel Kartoffeln im Mehlgehalt ſowohl als im Ertrage an Branntwein einem Scheffel Rocken gleich ſind; und wir nehmen hiernach den Preis eines Scheffels Kartoffeln in der Stadt ſelbſt zu des Rockenpreiſes, alſo zu ½ Thlr. pr. Schfl. an.

Bei den nachfolgenden Berechnungen uͤber den Er - trag der Kartoffeln und den mit dem Bau derſelben ver - bundenen Koſten liegen die in §. 17. mitgetheilten Un - terſuchungen uͤber die belgiſche Wirthſchaft zum Grunde.

Wir haben dort angenommen, daß bei gleichem Reich - thum des Bodens, auf derſelben Flaͤche wo 1 Schfl. Ro - cken waͤchſt, 9 Schfl. Kartoffeln wachſen, und wir haben dort gefunden, daß die Erzeugung von 5,7 Schfl. Kar - toffeln nicht mehr Arbeit koſtet, als die von 1 Schfl. Rocken.

Eine Frucht, die im Verhaͤltniß zum Rocken von derſelben Flaͤche das Dreifache an Nahrungsſtoff liefert, und die die Arbeit des Menſchen mit dem doppelten Quantum an Nahrungsſtoff belohnt, iſt in der That ſo merkwuͤrdig, und ihre allgemeine Verbreitung iſt ſo ſehr154 geeignet eine gaͤnzliche Revolution in dem Betrieb der Landwirthſchaft hervorzubringen, daß wir der Betrachtung dieſer Frucht nothwendig einen Platz in dieſer Schrift widmen mußten, wenn wir auch nicht durch die Beſtim - mung der Graͤnzen des erſten Kreiſes unſers iſolirten Staats dazu aufgefordert waͤren.

Wir haben ſchon fruͤher bei der Annahme, daß die Ebene des iſolirten Staats den Grad von Reichthum habe, daß der Boden nach reiner Brache uͤberall 8 Koͤr - ner an Rocken trage, den Kreis der freien Wirthſchaft hie - von ausgenommen, und dieſem wegen des Dungankaufs aus der Stadt einen viel hoͤhern Reichthum ertheilt. In den folgenden Berechnungen nehme ich nun fuͤr dieſen Kreis denſelben Bodenreichthum an, den wir in §. 17. fuͤr die belgiſche Wirthſchaft ausgemittelt haben.

Wenn die geernteten Kartoffeln mit dem Vieh ver - fuͤttert werden, ſo geben ſie durch die Verfuͤtterung reich - lich ſo viel Dung zuruͤck, als ihre Produktion dem Acker gekoſtet hat. Ganz anders verhaͤlt ſich dies aber wenn die Kartoffeln nicht verfuͤttert ſondern verkauft werden.

So wie beim Getreidebau nicht aller Acker mit Ge - treide beſtellt werden kann, ſondern ein Theil des Feldes Gewaͤchſe tragen muß, die mehr Dung wieder geben als ſie dem Acker entnommen haben, damit die durch das Getreide bewirkte Ausſaugung erſetzt werde, ſo kann auch beim Bau der Kartoffel zum Zweck des Verkaufs nicht die ganze Ackerflaͤche mit Kartoffeln beſtellt werden.

Will man nun berechnen wie viel eine gegebene Flaͤche z. B. von 100000 R., an Kartoffeln jaͤhrlich lie - fern kann, und will man den Ertrag an Nahrungsſtoff, den dieſe Flaͤche durch den Bau der Kartoffeln gibt, mit dem, den dieſelbe Flaͤche durch den Bau des Getreides bringen wuͤrde, vergleichen: ſo muß zuvor ausgemittelt werden, der wie vielſte Theil der ganzen Flaͤche Kartof -155 feln tragen kann, wenn der Acker ſich in und durch ſich ſelbſt in gleichem Reichthum erhalten ſoll.

Beim Getreidebau wird ſtets mit dem Korn zugleich Stroh geerntet, und dieſes Stroh erſetzt ſchon einen Theil der Ausſaugung; aber der Erſatz, den das Stroh liefert, iſt doch nicht hinreichend, um die ganze Ausſaugung zu decken. In einer 7 ſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft mit der Fruchtfolge: 1) Brache, 2) Rocken, 3) Gerſte, 4) Hafer, 5) Weide, 6) Weide, 7) Weide, finden wir eben ſo viele Weideſchlaͤge als Kornſchlaͤge; und wenn nun auf gutem Boden dieſe Wirthſchaft ſich in gleicher Kraft erhaͤlt, ſo folgt daraus, daß ein Schlag mit Getreide mit einem Weideſchlage verbunden ſeyn muß, wenn die Ausſaugung, die die Kornſaat, nach Abzug des Erſatzes aus dem mit - geernteten Stroh, bewirkt, erſetzt werden ſoll; oder die Ausſaugung eines Getreideſchlages iſt ſo groß, wie die Dungerzeugung eines Weideſchlages und der Erſatz aus dem Stroh zuſammen.

Die Kartoffeln geben kein Stroh zuruͤck, und ihre Ausſaugung muß alſo ganz durch den Anbau dungerzeu - gender Gewaͤchſe erſetzt werden.

Wenn wir nun, um zu einer leichtern Ueberſicht zu gelangen, einen Weideſchlag zur Einheit nehmen, ſo koͤn - nen wir fragen: wie viele Weideſchlaͤge werden mit ei - nem Kartoffelnſchlag verbunden ſeyn muͤſſen, wenn die Ausſaugung der Kartoffeln durch die Dungerzeugung der Weide gedeckt werden ſoll.

Nun iſt aber die abſolute Ausſaugung der Kartoffeln um ſo groͤßer, auf je reichern Boden ſie kommen, oder je groͤßer der Ertrag derſelben iſt; die Dungerzeugung der Weide iſt ebenfalls groͤßer auf reichem, geringer auf armen Boden. Um die Ausſaugung eines Kartoffelnſchlages von gegebenem Reichthum zu decken, wenn die Weide auf magern Boden, eine geringere Zahl wenn ſie auf reichen Boden kommt.

156

Meine hieruͤber angeſtellten Berechnungen ergeben Folgendes:

  • a. Wenn der Kartoffelnſchlag denſelben Reichthum wie der Gerſtenſchlag, die Weideſchlaͤge aber gleichen Reichthum mit den Weideſchlaͤgen in der Koppel - wirthſchaft haben: ſo gehoͤren zum Erſatz der durch die Kartoffeln bewirkten Ausſaugung (genauer 2,76) Weideſchlaͤge.
  • b. Wenn der Kartoffelnſchlag und die Weideſchlaͤge glei - chen Reichthum enthalten: ſo muß ein Kartoffelnſchlag mit 1⅚ Weideſchlaͤge verbunden ſeyn.
  • c. Werden die Kartoffeln auf ſehr reichem Boden er - zeugt, wo Kleebau mit Stallfuͤtterung ſtatt findet, und wo Klee und Kartoffeln in Boden von gleichem Reichthum kommen: ſo erſetzen (genauer 1,46) Kleeſchlaͤge die Ausſaugung eines Kartoffelnſchlages.

Wollen wir nun den Ertrag an Nahrungsſtoff, den der Kartoffelnbau im Verhaͤltniß zum Getreidebau liefert, vergleichen, ſo finden wir in dem unter a betrachteten Fall 1) daß 3 Getreideſchlaͤge à 1000 R. auf Boden, der in der Koppelwirthſchaft 10 Koͤrner liefert, einen Ertrag von 235 auf Rocken reduzirte Schfl. geben; 2) daß ein Kartoffelnſchlag von dem Reichthum des Gerſten - ſchlages dagegen 720 Schfl. Kartoffeln = 240 auf Ro - cken reduzirte Schfl. hervorbringt. Die 3 Getreideſchlaͤge muͤſſen um die Ausſaugung zu decken mit 3 Weideſchlaͤ - gen, der Kartoffelnſchlag mit Weideſchlaͤgen verbunden ſeyn. Zu der Hervorbringung von 235 Schfl. Rocken ge - hoͤren alſo 6 Schlaͤge, und zu der Produktion von 720 Schfl. Kartoffeln = 240 Schfl. Rocken gehoͤren Schlaͤge.

Beim Getreidebau bringt alſo ein Schlag von 1000 R. an Nahrungsmaſſe auf Rocken reduzirt 39 Schfl. hervor; beim Kartoffelnbau liefert aber ein Schlag 64 auf Rocken reduzirte Schfl. Das Verhaͤltniß des Ertrags157 zwiſchen Getreide und Kartoffeln iſt alſo wie 39 zu 64, oder wie 100 zu 164.

Das bei der erſten oberflaͤchlichen Anſicht ſich erge - bende Verhaͤltniß, nach welchem die Kartoffeln von glei - cher Flaͤche dreimal ſo viel Nahrungsſtoff liefern, als der Rocken, erleidet alſo bei genauerer Pruͤfung eine große Ermaͤßigung; deſſen ungeachtet bleibt aber das Ueberge - wicht der Kartoffeln noch immer hoͤchſt bedeutend.

Wo aber der Dung nicht auf dem Gute ſelbſt er - zeugt wird, wo die Ausſaugung der Kartoffeln durch den Ankauf von Dung erſetzt werden kann, da behaͤlt auch der Satz, daß die Kartoffeln im Verhaͤltniß zum Rocken von gleicher Flaͤche die dreifache Maſſe an Nahrungsſtoff fuͤr Menſchen liefern, ſeine voͤllige Richtigkeit.

Wir werden alſo auch den Kartoffelnbau in der zwie - fachen Beziehung, 1) wenn der Dung, deſſen der Kartof - felnbau bedarf, auf dem Gute ſelbſt erzeugt wird, und 2) wenn der Dung zu den Kartoffeln angekauft wird, unter - ſuchen muͤſſen.

A. Wenn der Kartoffelnbau in einer ſich in und durch ſich ſelbſt in gleicher Kraft erhaltenden Wirthſchaft betrie - ben wird, und ein Kartoffelnſchlag zu dieſem Zweck mit Kleeſchlaͤgen verbunden iſt.

Meine uͤber dieſe Wirthſchaft angeſtellten Berech - nungen ergeben fuͤr eine Ladung von 24 Schfl. Kar - toffeln.

  • 1) die Produktionskoſten 〈…〉
  • 2) die Transportkoſten 〈…〉
  • 3) die Einnahme 12 Thlr. oder 〈…〉

Zieht man nun von der Einnahme die Pro -158 duktions - und Transportkoſten ab, ſo bleibt eine Landrente von 〈…〉

Dies iſt die Landrente fuͤr eine Flaͤche, auf der jaͤhr - lich eine Ladung Kartoffeln zum Verkauf erzeugt wird. Nun kann aber, meinen Berechnungen zu Folge, eine Ackerflaͤche von 100000 R., wovon 40000 R. mit Kartoffeln und 60000 R. mit Klee beſtellt werden, nach Abzug der kleinen nur zum Viehfutter tauglichen Kartof - feln, jaͤhrlich 1440 Ladungen zum Verkauf liefern.

Die Landrente von 100000 R. betraͤgt demnach 〈…〉

B. Wenn der Dung, den der Kartoffelnbau erfordert, aus der Stadt angekauft wird.

Anſtatt daß in der erſtern Wirthſchaft nur 40 prct. der Ackerflaͤche dem Kartoffelnbau gewidmet werden durf - ten, kann hier die ganze Flaͤche mit dieſer Frucht beſtellt werden, und 100000 R. Acker koͤnnen ſtatt 1440 nun 3600 Ladungen Kartoffeln nach der Stadt liefern.

Dieſe Wirthſchaft hat dagegen folgende Ausgaben, die der erſten Wirthſchaft fremd waren;

  • 1) die Koſten der Anfuhr des Dungs von der Stadt nach dem Acker;
  • 2) den Ankauf des Dungs.

Die Produktion von 24 Scheffel Kartoffeln koſtet nach meinen Anſaͤtzen dem Acker 0,94 Fuder Dung,159 wofuͤr ich hier, zur Erleichterung der Rechnung, 1 Fuder annehme, ſo daß alſo fuͤr jede Ladung Kartoffeln die nach der Stadt geliefert wird, ein Fuder Dung zuruͤckgebracht werden muß.

Wenn nun jeder nach der Stadt fahrende Wagen mit Kartoffeln ein Fuder Duͤnger zuruͤckbringt: ſo erfordert die Anſchaffung des Dungs keine beſondere Fuhren; aber die Pferde haben nun auf der Hin - und Zuruͤckreiſe ſtets eine volle Ladung, und werden alſo ſtaͤrker angeſtrengt. In Ermangelung eines Maaßſtabes aus der Wirklichkeit neh - me ich nun an, daß die Fracht fuͤr eine auf der Ruͤck - reiſe mitgenommene Ladung halb ſo viel als die gewoͤhn - liche Fracht betrage, daß alſo die Anfuhrkoſten eines Fu - ders Dung auf 〈…〉 zu ſtehen kommen.

Welches iſt nun aber der Preis eines Fuders Dung in der Stadt, und nach welchen Prinzipien wird dieſer Preis regulirt?

Nach Adam Smith laͤßt ſich der Preis aller Waaren in die drei Elemente: Arbeitslohn, Kapitalgewinn und Landrente aufloͤſen. Wir ſind durch unſere Unterſuchun - gen darauf gefuͤhrt, den Preis der landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe in die drei Beſtandtheile: Produktionskoſten, Transportkoſten und Landrente zu zerlegen; und wenn auch Produktions - und Transportkoſten ſich unlaͤugbar wieder in Arbeitslohn und Kapitalgewinn aufloͤſen laſſen, ſo ſind wir doch durch den Gang unſerer Unterſuchung zu dieſer Trennung bis jetzt noch nicht aufgefordert worden.

Die Subſtanz von deren Preisbeſtimmung hier die Rede iſt, kann aber weder Waare noch Produkt genannt werden, und vergeblich werden wir fragen: wie viel Ar - beitslohn, Kapitalgewinn und Landrente ihre Hervorbrin - gung gekoſtet habe; oder wie groß die Produktionskoſten und Transportkoſten derſelben ſeyen, und wie viel die160 auf ihre Erzeugung fallende Landrente betrage. Dieſe Subſtanz, deren Hervorbringung unfreiwillig iſt, deren Quantitaͤt weder durch Vermehrung noch durch Vermin - derung der Nachfrage vergroͤßert oder verkleinert werden kann, und die der Beſitzer, ſey es auch mit noch ſo gro - ßen Koſten verbunden, wegſchaffen muß, die folglich fuͤr ihn einen nagativen Werth hat eine ſolche Subſtanz iſt in der That von ſo eigenthuͤmlicher Art, daß der Preis derſelben durch keins der vorhin genannten Geſetze be - ſtimmt werden kann, und die Frage, wie der Preis derſelben auszumitteln ſey, erhaͤlt dadurch ein eigenes Intereſſe.

Wir koͤnnen dieſe Frage hier aber noch nicht beant - worten, ſondern wir muͤſſen vorlaͤufig den Preis eines Fuders Straßenduͤnger als unbekannt oder gleich a Thlr. annehmen.

In dieſer Wirthſchaft, wo der Dung angekauft wird, betragen nun nach meiner Berechnung fuͤr eine Ladung Kartoffeln

  • 1) die Produktionskoſten 〈…〉 Thlr.
  • 2) die Transportkoſten der Kartoffeln 〈…〉 »
  • 3) die Koſten der Dungfuhre 〈…〉 »
  • 4) der Dungankaufa »
  • Summe der Koſten 〈…〉

Die Einnahme betraͤgt 12 Thlr. oder 〈…〉 Die Unkoſten von der Einnahme161 abgezogen, bleibt Landrente fuͤr eine Ladung 〈…〉 Fuͤr 100000 R., welche 3600 Ladungen Kartoffeln lie - fern, betraͤgt alſo die Landrente 〈…〉 3600 Thaler.

Die Landwirthe, die den Kreis der freien Wirthſchaft bewohnen, haben ſtets die Wahl, ob ſie ſie den Dung auf ihrem eigenen Felde erzeugen, oder denſelben aus der Stadt ankaufen wollen; und ſie werden letzteres nur dann thun, wenn der aus der Stadt gekaufte Dung ihnen wohl - feiler zu ſtehen kommt, als der in der eigenen Wirthſchaft erzielte Duͤnger.

Wir haben die Landrente beider Wirthſchaftsarten ge - funden, und wenn wir dieſe einander gleich ſetzen: ſo muß ſich ergeben zu welchem Preiſe das Fuder Dung bezahlt werden kann.

Es ſey demnach

162
  • Iſt nun die Entfernung von der Stadt, oder
  • ſo iſt a, oder der Preis ei - nes Fuders Dung
  • x = 0 Meilen5,4 Thlr.
  • x = 1 »4,2 »
  • x = 2 »3,1 »
  • x = 3 »1,9 »
  • x = 4 »0,83 »
  • x = 4,75 »0 »

Es ergibt ſich hieraus: daß der unmittelbar an der Stadt wohnende Landwirth das Fuder Duͤnger mit 5,4 Thlr. bezahlen koͤnnte, ohne daß es ihm theurer zu ſtehen kaͤme, als wenn er daſſelbe auf ſeinem eigenen Acker er - zeugen wollte; daß aber bei groͤßerer Entfernung von der Stadt der Preis, den die dort wohnenden Landwirthe fuͤr den Dung zahlen koͤnnen, raſch abnimmt; und daß end - lich der Meilen entfernt wohnende Landwirth auf die Erwerbung des Straßenduͤngers zwar noch die Koſten der Anfuhr verwenden, fuͤr den Dung ſelbſt aber gar nichts bezahlen kann.

Bei der Preisbeſtimmung des Straßenduͤngers ſind alſo gar ſehr verſchiedene Intereſſen im Spiel. Die Stadt - bewohner muͤſſen den Dung los ſeyn, wenn ſie auch nichts dafuͤr erhalten, ſondern ſogar noch fuͤr das Wegſchaffen deſſelben bezahlen ſollten; die der Stadt nahe wohnenden Landwirthe koͤnnen einen hohen, die ferner wohnenden Landwirthe dagegen nur einen niedrigen Preis dafuͤr zah - len. Welches dieſer verſchiedenen Intereſſen wird nun die Oberhand gewinnen, und den Preis beſtimmen?

Wir muͤſſen hier zwei Faͤlle unterſcheiden:

  • 1) wenn der Straßenduͤnger in ſo großer Menge vor - handen iſt, daß er auf allen bis zu Meilen von der Stadt entfernten Guͤtern nicht ganz verbraucht werden kann;
  • 2) wenn die Quantitaͤt des Straßenduͤngers nicht ſo163 groß iſt, daß dadurch der Dungbedarf aller bis zu Meilen entfernten Guͤter befriedigt werden kann.

Im erſten Fall wird, nachdem die ganze Gegend bis auf Meilen von der Stadt mit Dung verſorgt iſt, noch ein Theil uͤbrig bleiben, der auf Koſten der Stadt weggeſchafft werden muß. Wollte nun unter dieſen Um - ſtaͤnden die Stadt ſich den Dung, den die Landwirthe ab - holen, bezahlen laſſen, z. B. 0,83 Thlr. fuͤr das Fuder nehmen: ſo wuͤrden dadurch alle Landwirthe, die weiter als 4 Meilen von der Stadt wohnen, das Dungholen aufgeben, der uͤbrig bleibende Theil wuͤrde vergroͤßert, und die auf die Wegſchaffung deſſelben zu verwendenden Koſten wuͤrden bedeutend vermehrt werden. Die Stadt wird alſo, wenn ſie ihrem eigenen Intereſſe nicht entgegen handeln will, dem entfernt wohnenden Landwirthe den Dung um - ſonſt uͤberlaſſen muͤſſen. Wird aber dann die Stadt ſich den Kehricht oder Straßenduͤnger von dem nahe wohnen - den Landwirth bezahlen laſſen koͤnnen, wenn der ferne wohnende ihn umſonſt erhaͤlt? wird der Verkaͤufer einer Waare den Preis derſelben nach dem Nutzen den ſie dem Kaͤufer bringt, beſtimmen, und ſie dem Einen wohlfeil, dem Andern theuer verkaufen koͤnnen? Dies ſcheint ohne willkuͤhrliche Zwangsmaaßregeln nicht zu erreichen zu ſeyn; und ſo muͤſſen wir annehmen, daß unter den gegebenen Umſtaͤnden der Straßenkehricht uͤberall keinen Preis er - halten, ſondern umſonſt zu haben ſeyn wird.

Im zweiten Fall, wenn der Straßendung nicht in hinreichender Menge vorhanden iſt, um den Bedarf der ganzen Gegend, die denſelben nuͤtzlich verwenden kann, zu befriedigen, werden die naͤher und ferner wohnenden Land - wirthe mit einander in Konkurrenz treten. Waͤre z. B. der Dung anfaͤnglich umſonſt zu haben: ſo wuͤrde derſelbe zum Theil nach den entfernten Gegenden gebracht wer - den, und die naͤhern Gegenden, fuͤr die derſelbe doch einen11*164ſo hohen Werth hat, wuͤrden ihren Bedarf nicht erhalten. Um ſich dieſen Bedarf zu verſichern, wuͤrden die Bewoh - ner der naͤhern Gegend gezwungen werden, fuͤr den Dung einen Preis zu bezahlen, der hinreichend waͤre, das Ab - holen deſſelben nach fernen Gegenden unvortheilhaft zu machen. Geſetzt die Quantitaͤt Straßendung waͤre hin - reichend fuͤr den Bedarf eines Kreiſes von 4 Meilen um die Stadt herum, ſo werden ſie 0,83 Thlr. fuͤr das Fu - der zahlen muͤſſen: denn wollten ſie weniger, z. B. nur ½ Thlr. fuͤr das Fuder geben, ſo wuͤrde die hinter dieſem Kreiſe liegende Gegend den Dung noch mit Vortheil kau - fen und abholen koͤnnen, und die naͤhere Gegend erhielte dann nicht ihren Bedarf.

Wir legen nun bei unſerer Berechnung uͤber die Land - rente dieſen letzten Fall zum Grunde, und nehmen an, daß das Fuder Straßendung in der Stadt, oder vielmehr vor den Thoren derſelben, 0,83 Thlr. koſte.

Setzen wir nun in der oben gefundenen Formel fuͤr a den Werth von 0,83 Thlr., ſo betraͤgt die Landrente der Wirthſchaft B auf 100000 R. Ackerland 〈…〉 3600 Thaler.

In dieſem Kreiſe nimmt die Landrente des Bodens mit der Annaͤherung zu der Stadt von Meile zu Meile in einem ungewoͤhnlich großen Verhaͤltniß zu. Dies ruͤhrt von dem Zuſammenwirken zweier Urſachen her: erſtens165 werden hier Produkte gebauet, die im Verhaͤltniß zu ih - rem Preiſe große Transportkoſten erfordern, und zweitens vermindern ſich die Anfuhrkoſten des Dungs im direkten Verhaͤltniß mit der Abnahme der Entfernung von der Stadt.

Die Landrente, die unſere Berechnung fuͤr den Bo - den, der in der naͤchſten Umgebung der Stadt liegt, an - gibt, erſcheint aber ſo enorm hoch, daß wir veranlaßt wer - den zu fragen: ob in der Wirklichkeit irgendwo ein Bei - ſpiel von einer ſo hohen Landrente vorkomme.

Nun duͤrfte es uns aber nicht befremden, wenn in der Wirklichkeit kein ſolches Beiſpiel aufzuweiſen waͤre: denn erſtens gruͤnden ſich unſere Berechnungen auf einen Bo - den, der nicht bloß den hoͤchſten nuͤtzlich zu verwendenden Reichthum enthaͤlt, ſondern auch von einer vorzuͤglichen phyſiſchen Beſchaffenheit iſt, und ein ſolcher Boden mag in zuſammenhaͤngenden groͤßern Flaͤchen wohl nur ſelten vorkommen; zweitens gibt es in der Wirklichkeit keine betraͤchtliche, viel weniger eine ſehr große Stadt, die nicht an einem ſchiffbaren Fluß laͤge; durch den Fluß wird aber der Kreis, der die Stadt mit Kartoffeln verſorgt, gar ſehr erweitert, und dies hat, wie wir bald ſehen werden; die Folge, daß der Preis der Kartoffeln pr. Schfl. unter des Rockenpreiſes herunterſinkt.

Bei genauerer Nachforſchung finden wir aber nicht bloß Beiſpiele einer gleichen, ſondern einer noch hoͤhern Landrente vor.

In den erſten Dezennien dieſes Jahrhunderts gaben bei Hamburg die Viehweiden, die in der naͤchſten Umge - bung der Stadt liegen, eine Pacht von einer Mark pr. R., welches c c 37 Thlr. Gold fuͤr 100 R. betraͤgt.

Nach Sinclair (Grundgeſetze des Ackerbaues Seite 558) traͤgt ein Acre Gartenland in der Naͤhe von London166 an Pachtzins10 Pf. Sterling an Armentaxen, Zehnten und andern Ab - gaben8 Pf. » zuſammen alſo 18 Pf. Sterling; dies macht fuͤr 100 R. ungefaͤhr 58 Thaler.

Nun iſt der Pachtzins zwar noch keine reine Land - rente, ſondern von der Pacht muͤſſen die Zinſen des in den Glasfenſtern, den Bewehrungen u. ſ. w. ſteckenden Ka - pitals abgezogen werden, um die wirkliche Landrente zu finden; aber dieſe Zinſen koͤnnen ſehr betraͤchtlich ſeyn, und die reine Nutzung des Bodens uͤberwiegt doch noch die, welche wir fuͤr den iſolirten Staat gefunden haben.

So hoch nun auch durch die hohe Nutzung der Kauf - preis dieſes Bodens in der Naͤhe der großen Stadt ſtei - gen muß, ſo iſt dies doch nur das Vorſpiel einer ungleich hoͤhern Steigerung des Grundwerths in der Stadt ſelbſt. Wer außer den Thoren der Stadt ein neues Haus bauen und ſich eine Bauſtelle dazu kaufen will, wird dafuͤr nicht mehr als den Werth, den dieſe Stelle zur Produk - tion von Gartengewaͤchſen hatte, zu bezahlen brauchen. Nach der Erbauung des Hauſes verwandelt ſich die Land - rente, die dieſer Platz ſonſt gab, in Grundrente; aber der Betrag beider iſt an dieſer Stelle noch voͤllig gleich. Weiter nach der Stadt herein ſteigt aber dieſe Grund - rente immer hoͤher, bis am Ende in der Mitte der Stadt, oder an dem Hauptmarktplatz, die bloße Stelle, wo ein Haus ſtehen kann, mit mehr als 100 Thlr. fuͤr die R. bezahlt wird.

Forſchen wir den Urſachen, warum die Grundrente der Haͤuſer nach der Mitte der Stadt hin immer mehr ſteigt, genauer nach; ſo finden wir dieſe in der Arbeits - erſparung, der groͤßern Bequemlichkeit und der Vermin - derung des Zeitverluſtes, bei der Betreibung der Ge -167 ſchaͤfte; wir finden alſo, daß die Grundrente und die Land - rente durch ein und daſſelbe Prinzip regulirt werden.

Wir muͤſſen hier nun bemerken, daß wenn wir auch die Landrente, die der Bau der Kartoffeln abwirft, be - rechnet haben, ſich dadurch die Landrente, die der Boden in dieſem Kreiſe wirklich gibt, noch nicht beſtimmen laͤßt: denn erſtens erlaubt die Natur der Gewaͤchſe nicht, daß ſie, ohne Abwechſelung mit andern Gewaͤchſen, alle Jahr auf derſelben Stelle gebauet werden; und zweitens muß in dieſem Kreiſe noch eine Menge andrer Gewaͤchſe er - zeugt werden, die theils eine hoͤhere, theils eine gerin - gere Landrente als die Kartoffeln gewaͤhren.

Die Kartoffeln koͤnnen alſo auf jedem Gute nur ei - nen Theil des Feldes einnehmen, und die Landrente des ganzen Feldes ergibt ſich erſt aus dem Reinertrag aller in einer Rotation vorkommender Gewaͤchſe. Dieſe Be - rechnung kann aber nur von einem Landwirthe geliefert werden, der ſelbſt in der Naͤhe einer großen Stadt wohnt und die Data dazu aus ſeiner eigenen Wirthſchaft ent - nimmt. Eine ſolche Unterſuchung wuͤrde ſehr ſchwierig aber auch hoͤchſt inſtruktiv ſeyn, und ſie wuͤrde manche Dunkelheit in der Theorie der Landwirthſchaft zur Sprache bringen und aufhellen.

Allemal aber werden die Kartoffeln einen großen Theil des Ackers in dem Kreiſe der freien Wirthſchaft einnehmen, und wir koͤnnen aus der Kenntniß der Land - rente die der Kartoffelnbau gewaͤhrt genugſam auf die wirkliche Landrente ſchließen, um die Frage, welchen Platz die freie Wirthſchaft und die Forſtwirthſchaft in dem iſo - lirten Staat einnehmen werden, entſcheiden zu koͤnnen.

In der naͤchſten Umgebung der Stadt betraͤgt die Landrente

168
  • der Wirthſchaft A die den Dung zu den Kartoffeln ſelbſt produzirt13411 Thlr.
  • der Wirthſchaft B die den Dung zu den Kartoffeln ankauft29808 »
  • der Forſtwirthſchaft, wenn der Faden Holz in der Stadt 21 Thlr. gilt4548 »
  • Vier Meilen von der Stadt entfernt betraͤgt die Landrente
  • der Wirthſchaft A7462 »
  • der Wirthſchaft B7467 »
  • der Forſtwirthſchaft2458 »

Wenn nun auch wegen des nothwendigen Wechſels der Fruͤchte, in der Fruchtfolge ſolche Gewaͤchſe aufgenom - men werden muͤſſen, die eine mindere Nutzung von der - ſelben Flaͤche geben, als die Kartoffeln, wenn auch da - durch die Landrente des ganzen Feldes bis zur Haͤlfte deſſen, was der mit Kartoffeln beſtellte Theil bringt, her - abſinken ſollte: ſo uͤberwiegt deſſenungeachtet in der Naͤhe der Stadt die Landrente der freien Wirthſchaft die der Forſtwirthſchaft noch ſehr bedeutend.

Die Forſtkultur weicht hier vor der rohen Landrente die der Boden traͤgt zuruͤck und wird nach einem Boden von mindererer Landrente verwieſen.

Bis auf 4 Meilen von der Stadt, oder ſo weit als der Dungankauf aus der Stadt reicht, iſt das Ueberge - wicht der freien Wirthſchaft voͤllig entſchieden. Weiterhin traͤte die Forſtkultur in Kolliſion mit der Wirthſchaft A die den Dung zu den Kartoffeln ſelbſt produzirt, und wuͤrde auch von dieſer noch eine Strecke zuruͤckgedraͤngt werden, wenn der Boden hier noch denſelben Reichthum wie in der Naͤhe der Stadt haͤtte. Wir haben aber an - genommen, und wir muͤſſen dieſer Annahme treu bleiben, daß der Boden nur ſo weit, als der Dungankauf aus der169 Stadt reicht, einen hoͤhern Reichthum als der uͤbrige Theil der großen Ebene enthaͤlt.

Es bleibt alſo nur noch zu unterſuchen, ob auf Bo - den von minderm Reichthum, der nach reiner Brache 8 Koͤrner an Rocken traͤgt, durch den Anbau der Kartoffeln zum Zweck des Verkaufs, die Landrente ſo hoch ſteigt, daß dadurch die Forſtkultur zuruͤckgedraͤngt wird; wodurch ſich dann ein neuer Kreis mit einer eigenthuͤmlichen Wirth - ſchaftsart zwiſchen dem Kreiſe der freien Wirthſchaft und dem der Forſtwirthſchaft bilden wuͤrde.

Wir beduͤrfen zu dieſer Unterſuchung die Loͤſung der Frage: wie veraͤndern ſich die mit der Erzielung der Kar - toffeln verbundenen Arbeitskoſten auf Boden von verſchie - denem Ertrage.

Meine Berechnung die ſich auf die auf dem Gute T. gemachten Erfahrungen gruͤndet, ergibt hieruͤber Fol - gendes:

  • Wenn 100 R. einen Er - trag geben von
  • ſo betragen die Arbeitskoſten fuͤr 1 Schfl. Kartoffeln
  • 115 Schfl. Kartoffeln3,8 ß
  • 100 » »4,2 ß
  • 90 » »4,6 ß
  • 80 » »5,1 ß
  • 70 » »5,7 ß
  • 60 » »6,5 ß
  • 50 » »7,8 ß

Dieſe Berechnung iſt zwar nicht ſo genau wie die uͤber den Kornbau, theils weil der Kartoffelnbau nicht im Großen betrieben iſt, hauptſaͤchlich aber weil die bei den Kartoffeln vorkommenden Arbeiten zum Theil nur ſum - mariſch, nicht ſpeziell, in den Rechnungen aufgezeichnet ſind, wodurch denn bei der Trennung der Koſten in ſolche die mit dem Ertrage, und in ſolche die mit der Groͤße des Feldes im Verhaͤltniß ſtehen, einige Schaͤtzun -170 gen nicht vermieden werden konnten; aber ich glaube doch, daß das hier Mitgetheilte, von dem was eine voͤllig ge - naue Berechnung ergeben wuͤrde, ſich nicht weit entfer - nen wird.

Es muß bemerkt werden, daß die angefuͤhrten Arbeits - koſten nicht die ſaͤmmtlichen Produktionskoſten ausmachen; denn in dieſen ſind außer den Arbeitskoſten auch noch die allgemeinen Kulturkoſten enthalten.

Wir finden hier, daß beim Ertrage von 115 Schfl. auf 100 R. der Schfl. Kartoffeln 3,8 ß an Arbeit ko - ſtet; in der belgiſchen Wirthſchaft koſtet dagegen nach §. 17. bei gleichem Ertrage der Schfl. nur 3,3 ß an Arbeit. Dieſer Unterſchied liegt eines Theils darin, daß wir hier die Konſervationskoſten der Kartoffeln Umſtechen, Ab - keimen u. ſ. w. mit berechnet haben, dort aber nicht, daß alſo dieſe Berechnung angibt, was die Kartoffeln beim Verbrauch, jene aber, was ſie gleich nach der Ein - erntung koſten; andern Theils kann es aber gar wohl ſeyn, daß die Kartoffeln in Belgien, wo der Anbau der - ſelben im Großen ſtatt findet, und die Leute mit den da - bei vorkommenden Arbeiten und Handgriffen beſſer be - kannt ſind, wohlfeiler erzeugt werden als hier.

Aus der obigen Zuſammenſtellung ergibt ſich, daß die Arbeitskoſten, welche die Hervorbringung eines Schef - fels Kartoffeln verurſacht, bei dem abnehmenden Ertrag des Bodens ſehr ſtark zunehmen, daß dieſe auf einem Boden, der nur 50 Schfl. von 100 R. liefert, doppelt ſo viel betragen, als auf einem Boden von 115 Schfl. Ertrag auf gleicher Flaͤche. Wenn nun auf dem reichen Boden die Hervorbringung von 6 Schfl. Kartoffeln ungefaͤhr ſo viele Arbeit koſtet als die von 1 Schfl. Rocken, ſo wird dagegen auf aͤrmern Boden von 8 Koͤrnern Ertrag deſſen mittleren Reichthum 298° betraͤgt, und der von dieſem Reichthum nur 54 Schfl. Kartoffeln traͤgt die171 Erzielung von 3 Schfl. Kartoffeln beinahe ſo viel koſten als die von 1 Schfl. Rocken. Nehmen wir nun die Ar - beit ſelbſt zum Maaßſtab, ſo ergibt ſich hieraus das Re - ſultat, daß auf reichem Boden dieſelbe Arbeit durch den Kartoffelnbau die doppelte Nahrungsmaſſe fuͤr Menſchen hervorbringt, als durch den Getreidebau; daß aber auf aͤrmern Boden, die auf den Kartoffelnbau verwendete Ar - beit kein groͤßeres Produkt hervorbringt als die dem Ge - treidebau gewidmete Arbeit.

Wenn nun einerſeits auf Boden der nur 8 Koͤrner traͤgt, die Produktionskoſten der Kartoffeln ſo bedeutend geſteigert werden; wenn wir andernſeits erwaͤgen, daß auf Boden von dieſem Reichthum kein Kleebau mit Stallfuͤtterung ſtatt finden kann, daß dann aber zum Er - ſatz der Ausſaugung des Kartoffelnſchlages Weide - ſchlaͤge erforderlich ſind, daß folglich nur ein geringer Theil der Ackerflaͤche mit Kartoffeln beſtellt werden darf: ſo koͤnnen wir uns auch ohne genauere Berechnung davon uͤberzeugen, daß ein Boden von dieſem Reichthum 4 Mei - len von der Stadt gelegen, durch den Anbau der Kartof - feln zum Zweck des Verkaufs nicht bis zu einer Landrente von 2458 Thlr. gehoben werden kann, und daß folglich die Forſtkultur durch eine ſolche Wirthſchaft nicht zuruͤck - gedraͤngt werden kann.

Es wird alſo der Kreis der Forſtwirthſchaft ſich dem Kreiſe der freien Wirthſchaft unmittelbar anſchließen.

Wir haben immer den Preis der Kartoffeln als be - kannt angenommen, und daraus die Landrente, die der mit Kartoffeln beſtellte Boden bringt, berechnet; wir muͤſ - ſen nun auch umgekehrt fuͤr den Fall, daß die Landrente gegeben iſt, den Preis zu dem die Kartoffeln geliefert wer - den koͤnnen, beſtimmen.

172

Bei dieſer Unterſuchung lege ich wiederum die bel - giſche Wirthſchaft, die wir in §. 17. betrachtet haben, zum Grunde.

Die Landrente dieſer Wirthſchaft, die weder Kartof - feln noch Heu und Stroh verkauft, und ihre ganze Ein - nahme aus dem Verkauf von Getreide und Viehprodukten bezieht, iſt 3749 Schfl. Rocken ÷ 2044 Thlr.

Wenn nun der Schfl. Rocken 〈…〉 Thaler gilt, ſo betraͤgt die Landrente in Geld ausgedruͤckt 〈…〉 Thaler.

Wird nun auf einem Boden, der durch die gewoͤhn - liche Wirthſchaft dieſe Landrente abwirft, die vorhin be - trachtete, den Verkauf der Kartoffeln bezweckende Wirth - ſchaft A eingefuͤhrt; ſo kommt auf jede der 1440 Ladun - gen Kartoffeln die dieſe Wirthſchaft hervorbringt

  • an Landrente 〈…〉
  • die Produktionskoſten betragen wie in der Wirthſchaft A 〈…〉
  • die Transportkoſten 〈…〉
  • Summe der Koſten 〈…〉
  • Iſt nun die Entfernung von der Stadt, oder
  • ſo iſt der Preis einer Ladung
  • eines Scheffels
  • x = 0 Meilen5,2 Thlr. 10,4 ß
  • x = 1 »6,1 »12,2 »
  • x = 2 »7,1 »14,2 »
  • x = 3 »8 »16 »
  • x = 4 »8,9 »17,8 »
  • x = 7,5 »12 »24 »
173

Der Preis zu welchem die Kartoffeln zu Markt ge - bracht werden koͤnnen, haͤngt alſo gar ſehr ab von der Entfernung zwiſchen dem Orte wo ſie produzirt, und dem wo ſie konſumirt werden. Betraͤgt dieſe Entfernung nur 1 Meile, ſo iſt der Preis der Kartoffeln 12,2 ß pr. Schfl.; waͤchſt aber die Entfernung bis zu Meilen, ſo ſteigt der Preis bis auf 24 ß.

Nun wird der Anbau der Kartoffeln unſtreitig ſo nah als moͤglich bei dem Orte wo ſie konſumirt werden geſchehen, und nur in dem Fall, wenn der Bedarf einer Stadt ſo groß iſt, daß dieſer aus der nahe liegenden Ge - gend nicht befriedigt werden kann, muͤſſen die Kartoffeln aus weiterer Ferne zu Markt gebracht werden.

Die Groͤße des Bedarfs entſcheidet alſo uͤber den Preis der Kartoffeln, und dieſe werden deshalb in einer großen Stadt ſehr viel theurer ſeyn als in einer kleinen. Waͤre aber der Bedarf einer Stadt ſo groß, daß um die - ſen zu befriedigen der Preis der Kartoffeln mehr als des Rockenpreiſes betragen muͤßte, ſo wuͤrde das Getreide ein wohlfeileres Nahrungsmittel als die Kartoffeln werden, und dann wuͤrde der Verbrauch derſelben ſo weit einge - ſchraͤnkt werden, bis der Preis wieder auf des Rocken - preiſes herunterginge.

Das gemeinſchaftliche Maaß, das zwiſchen Rocken und Kartoffeln durch das Verhaͤltniß der Nahrhaftigkeit ſtatt findet, beſtimmt alſo das Maximum des Preiſes der Kartoffeln bei einem ſehr großen Bedarf; bei einem ge - ringern Bedarf wird aber der Preis der Kartoffeln nicht durch dieſes Verhaͤltniß der Nahrhaftigkeit, ſondern durch die Koſten, die es verurſacht ſie zu Markt zu bringen, regulirt.

Nun iſt die Stadt des iſolirten Staats von einem ſolchen Umfange, daß der Bedarf derſelben an Kartoffeln durch den Kreis der freien Wirthſchaft nicht ganz wird174 befriedigt werden koͤnnen; der Preis der Kartoffeln muß alſo bis zum Maximum ſteigen, und unſere obige An - nahme, daß die Kartoffeln in der Stadt ſelbſt des Ro - ckenpreiſes gelten werden, iſt dadurch gerechtfertigt.

Es verdient bemerkt zu werden, daß die Kartoffeln, obgleich ſie im Verhaͤltniß zum Getreide ein ſo großes Quantum Nahrungsſtoff von derſelben Flaͤche liefern, den - noch ſo wenig geeignet ſind, eine ſehr große Stadt ohne Beihuͤlfe des Getreides mit Lebensmitteln zu verſorgen.

In der Wirthſchaft A fanden wir, daß die Landrente beim Bau der Kartoffeln auf einem ſehr reichen Boden ſchon bei 9,3 Meilen Entfernung von der Stadt ver - ſchwindet, waͤhrend der Getreidebau auf Boden von weit minderm Reichthum bis 31,5 Meilen von der Stadt eine Landrente abwirft. Waͤren nun die Kartoffeln das ein - zige vegetabiliſche Nahrungsmittel, ſo muͤßte die Kultur des Bodens ſchon bei 9,3 Meilen von der Stadt enden, der iſolirte Staat wuͤrde alſo eine geringe Ausdehnung haben, und die Stadt ſelbſt wuͤrde eine ſehr viel gerin - gere Volksmenge enthalten muͤſſen.

Die Kartoffeln bieten noch Stoff zu manchen Fragen und Unterſuchungen dar. So koͤnnte man z. B. die Fra - gen aufwerfen:

  • 1) welche Einwirkung hat die Verbreitung des Kartof - felnbaues, wenn die Kartoffeln zur Nahrung fuͤr Menſchen verwandt werden, auf den Getreidepreis;
  • 2) welchen Einfluß hat die Einfuͤhrung des Kartoffeln - baues, wenn die Kartoffeln zum Viehfutter verwandt werden, auf den Preis der Viehprodukte und auf die Groͤße der Landrente, welche die Viehzucht gewaͤhrt?

Zu einer ſolchen Unterſuchung und zur Loͤſung der aufgeſtellten Fragen ſind wir aber, indem uns die dazu noͤthigen Vorderſaͤtze fehlen, hier noch nicht berechtigt. Nur folgende Bemerkung duͤrfte hier noch an ihrer Stelle ſein.

175

Die Kartoffeln koͤnnen, wie wir geſehen haben, in dem iſolirten Staat nach einer kleinen Stadt zu der Haͤlfte des Preiſes den ſie in der großen Stadt haben, geliefert werden. In der Wirklichkeit wird durch die Lage der Staͤdte an Fluͤſſen dieſer Unterſchied gemindert, aber nicht aufgehoben. So wie nun die Kartoffeln mehr und mehr ein Hauptnahrungsmittel werden und den Verbrauch des Getreides beſchraͤnken, ſo muß ſich auch der Unter - ſchied in dem Arbeitslohn der in beiden Staͤdten gezahlt wird, mehr und mehr vergroͤßern. Denn wenn auch der reelle Arbeitslohn, d. i. die Summe der Lebensbeduͤrfniſſe die ſich der Arbeiter fuͤr ſeinen Lohn verſchaffen kann, in beiden Staͤdten voͤllig gleich iſt; ſo muß doch dieſer Lohn in Geld ausgedruͤckt, nach der Verſchiedenheit des Preiſes der erſten Lebensbeduͤrfniſſe ſehr verſchieden ausfallen.

Nun koͤnnen Fabrik - und Manufakturwaaren an dem Orte, wo der Arbeitslohn am niedrigſten iſt, wenn alle uͤbrigen Umſtaͤnde gleich ſind, auch am wohlfeilſten fabri - zirt werden: und ſo liegt in der groͤßern Verwendung der Kartoffeln zur menſchlichen Nahrung ein Streben gegen die Anhaͤufung der Menſchen in ſehr große Staͤdte.

§. 21. Dritter Kreis. Fruchtwechſelwirthſchaft.

Wir haben in §. 16. geſehen, daß die Ausfuͤhrbarkeit dieſes Wirthſchaftsſyſtems und die Ausdehnung in welcher daſſelbe betrieben werden kann, durch die Groͤße des Koͤrner - ertrags und durch die Hoͤhe der Getreidepreiſe bedingt wird.

Wir haben fuͤr den iſolirten Staat den Getreidepreis in der Stadt zu Thlr. Gold fuͤr den Berliner Schfl. Rocken, und den Ertrag des Bodens fuͤr die ganze Ebene mit Ausſchluß des erſten Kreiſes uͤberall zu 8 Koͤr - nern angenommen.

176

Unter dieſen Verhaͤltniſſen iſt aber der Werth des Bo - dens noch zu geringe, um eine große Ausdehnung der Fruchtwechſelwirthſchaft vortheilhaft zu machen.

Dieſe Wirthſchaftsart wird hier nur einen engen Kreis, und nur den nahe um die Hoͤfe liegenden Acker einnehmen.

Fuͤr eine groͤßere Dungkraft des Ackers und fuͤr hoͤ - here Getreidepreiſe wuͤrde ſich der Kreis ſelbſt erweitern, und dieſe Wirthſchaftsart wuͤrde ſich auf einen groͤßern Theil der Ackers jedes Guts ausdehnen9)Dies iſt im Jahre 1819 geſchrieben. Alle ſpaͤtern Unterſuchun - gen, ſo wie die uͤber die belgiſche Wirthſchaft haben mich uͤber - zeugt, daß unter den angenommenen Verhaͤltniſſen die Frucht - wechſelwirthſchaft hier gar nicht alſo auch nicht in der ange - gebenen geringen Ausdehnung ſtatt finden koͤnne. Ich konnte deſſenungeachtet das hier Geſagte nicht wegſtreichen, ohne daß eine Luͤcke im Zuſammenhang des Ganzen entſtanden waͤre; und dann mußte doch auch fuͤr ein ſo wichtiges Wirthſchaftsſyſtem, was bei zunehmendem Reichthum der Nationen mehr und mehr das herrſchende werden wird, hier wenigſtens die Stelle bezeich - net ſeyn, die daſſelbe unter andern Verhaͤltniſſen einnehmen wuͤrde; und von der es in dem iſolirten Staat nur durch un - ſere Annahme einer gleichmaͤßigen und zwar geringen Fruchtbar - keit der ganzen Ebene, verdraͤngt wird..

§. 22. Vierter Kreis. Koppelwirthſchaft.

Die Koppelwirthſchaft beginnt hinter dem Kreiſe der Fruchtwechſelwirthſchaft und endet nach §. 14. in der Ent - fernung von 24,7 Meilen von der Stadt, wo ſie der Dreifelderwirthſchaft, die hier vortheilhafter wird, weichen muß.

Die Koppelwirthſchaft wird hier zwar uͤberall ſtatt finden, aber ſie wird nicht in allen Gegenden dieſes ſehr ausgedehnten Kreiſes eine und dieſelbe Form haben; ſon -177 dern vielmehr alle die Modificationen erleiden, deren ſie nach §. 18. faͤhig iſt.

In dem vordern Theil dieſes Kreiſes wird die K. W. in ihrer reinen Form erſcheinen, aber mit der zuneh - menden Entfernung von der Stadt und dem verminder - ten Werth des Getreides werden ſtete auf Arbeitserſpa - rung hinzielende Veraͤnderungen eintreten; an der aͤußern Graͤnze dieſes Kreiſes werden die Außenſchlaͤge vielleicht gar nicht mehr geduͤngt, ſondern nur dann und wann zum Kornbau aufgebrochen werden, und ſo wird beim Uebergang ſelbſt die K. W. der D. W. ſchon ſehr aͤhn - lich ſeyn.

§. 23. Fuͤnfter Kreis. Dreifelderwirthſchaft.

Die Dreifelderwirthſchaft faͤngt nach §. 14. in der Entfernung von 24,7 Meilen von der Stadt an, und endet in der Entfernung von 31,5 Meilen, wo die Land - rente derſelben, wenn die Wirthſchaft auf Kornverkauf be - gruͤndet iſt, gleich 0 wird.

Jenſeits dieſer Graͤnze kann bei dem Preiſe von Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken kein Korn zum Verkauf nach der Stadt mehr gebauet werden, und es muß alſo der Kornuͤberſchuß den dieſe fuͤnf Kreiſe liefern mit dem Korn - bedarf der Stadt im Gleichgewicht ſeyn.

§. 24. Durch welches Geſetz wird der Preis des Getreides beſtimmt?

Um dieſe Frage beantworten zu koͤnnen, muͤſſen wir fuͤr einen Augenblick annehmen, daß in dem iſolirten Staat, nachdem derſelbe die Geſtalt gewonnen hat, die wir in den vorhergehenden Unterſuchungen entwickelt ha - ben, der Preis des Rockens in der Stadt ſelbſt von 12178Thaler bis zu 1 Thaler fuͤr den Scheffel heruntergehe.

Dem 31,5 Meilen von der Stadt entfernten Gute koſtet die Produktion des Schfl. Rocken 0,47 Thlr., die Transportkoſten fuͤr Schfl. Rocken bis zur Stadt betra - gen 1,03 Thlr.

Dieſes Gut wird alſo, ſobald der Schfl. Rocken in der Stadt ſelbſt nur 1 Thlr. gilt, kein Korn mehr nach der Stadt liefern koͤnnen. In einer aͤhnlichen Lage ſind alle Guͤter, denen der Schfl. Rocken an Produktions - und Transportkoſten nach der Stadt mehr als einen Thaler koſtet, und dies iſt der Fall fuͤr alle Guͤter die weiter als 23½ Meilen von der Stadt entfernt liegen.

Indem nun die ganze Gegend, welche weiter als 23½ Meilen von der Stadt entfernt iſt, kein Korn mehr zur Stadt liefert, muß in der Stadt ſelbſt, vorausgeſetzt daß die Bevoͤlkerung und die Konſumtion unveraͤndert geblieben ſind, der groͤßte Mangel entſtehen, wodurch die Preiſe augenblicklich wieder ſteigen. Das heißt mit andern Worten: der Preis von 1 Thlr. iſt hier un - moͤglich.

Die Stadt kann ihren Kornbedarf nur dann geliefert erhalten, wenn ſie einen Preis dafuͤr bezahlt, der hinrei - chend iſt, dem entfernteſten Produzenten, deſſen Korn ſie noch bedarf, mindeſtens die Produktions - und Transport - koſten des Korns zu verguͤtigen.

Nun iſt aber der Kornbedarf der Stadt ſo groß, daß zur Hervorbringung deſſelben der Kornbau bis 31,5 Mei - len von der Stadt ausgedehnt werden muß; und weil in dieſer Entfernung nur dann Korn gebauet werden kann, wenn der Mittelpreis des Rockens Thlr. be - traͤgt, ſo kann auch kein niedrigerer Preis ſtatt finden.

Nicht bloß fuͤr unſern iſolirten Staat, ſondern auch in der Wirklichkeit, wird der Preis des Korns durch fol - gendes Geſetz beſtimmt:

179
  • Der Preis des Korns muß ſo hoch ſeyn, daß die Landrente desjenigen Guts, welchem die Lieferung des Getreides nach dem Markt weil es entweder ſo ſchlechten Boden hat, daß die Produktion des Korns ſehr theuer wird, oder weil es ſo weit entfernt liegt, daß die Transportkoſten ſehr hoch zu ſtehen kom - men am koſtſpieligſten wird, deſſen Anbau aber zur Befriedigung des Getreidebedarfs noch nothwen - dig iſt, nicht unter Null herabſinke.

Der Getreidepreis iſt alſo weder willkuͤhrlich noch zu - faͤllig, ſondern an feſte Regeln gebunden.

Faͤnde dagegen eine dauernde Veraͤnderung in dem Bedarf ſtatt, ſo bringt dies auch eine dauernde Aende - rung in dem Getreidepreis hervor.

Verminderte ſich z. B. die Konſumtion ſo weit, daß ein Kreis von einem Halbmeſſer von 23½ Meilen den Bedarf der Stadt befriedigen koͤnnte, ſo wuͤrde dadurch auch der Mittelpreis des Getreides bis zu 1 Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken herunterſinken.

Vermehrte ſich im Gegentheil die Konſumtion, ſo wuͤrde die bisher kultivirte Ebene den Bedarf der Stadt nicht mehr befriedigen koͤnnen, und die mangelhafte Ver - ſorgung des Markts wuͤrde hoͤhere Preiſe erzeugen. Durch die Erhoͤhung des Preiſes wuͤrden die entlegenſten Guͤter, welche bisher keine Landrente trugen, nun einen Ueber - ſchuß gewaͤhren, der eine Landrente begruͤndete; der hinter dieſen Guͤtern liegende Boden wuͤrde noch mit Vortheil angebauet werden, die kultivirte Ebene wuͤrde ſich ſo weit erweitern, als die Produktion des Korns noch eine Land - rente abwuͤrfe.

Sobald dies geſchehen waͤre, wuͤrden Produktion und Konſumtion wieder im Gleichgewicht ſeyn; aber der Ge - treidepreis bliebe fuͤr immer erhoͤhet.

Die Erhoͤhung der Produktion bringt aͤhnliche Wir -12*180kungen auf den Getreidepreis hervor, als die verminderte Konſumtion.

Wuͤrde z. B. der Ertrag des Bodens in dem iſolir - ten Staat von 8 auf 10 Koͤrner erhoͤht, und der Bedarf der Stadt bliebe derſelbe: ſo wuͤrde ein viel geringerer Theil der Ebene zur Verſorgung der Stadt mit Lebens - mitteln hinreichend ſeyn; der uͤbrige Theil der Ebene waͤre dann fuͤr die Stadt entbehrlich, und im Fall bei dieſer Fruchtbarkeit des Bodens ein Kreis, deſſen Halbmeſſer 23½ Meilen betraͤgt, den Bedarf der Stadt befriedigen koͤnnte, wuͤrde der Preis des Rockens bis zu 1 Thlr. fuͤr den Schfl. heruntergehen.

Waͤre dagegen die Erhoͤhung des Koͤrnerertrags von einer ſolchen Steigerung der Konſumtion begleitet, daß der Getreidepreis fortwaͤhrend derſelbe bliebe: ſo wuͤrde dies zu einer ungemein großen Zunahme der Bevoͤlke - rung und des Nationalreichthums fuͤhren.

Wenn das Gut, deſſen Boden 8 Koͤrner traͤgt, un - gefaͤhr 4 Koͤrner zur Verſorgung der Staͤdte abgeben kann, ſo wird dagegen das Gut mit einem Bodenertrage von 10 Koͤrnern mindeſtens Koͤrner abgeben koͤnnen. Zu - gleich erweitert ſich nach §. 14. mit dem ſteigenden Koͤrner - ertrag des Bodens der Anbau der Ebene von 31,5 bis zu 34,7 Meilen von der Stadt. Durch dieſe gleichzeitige Steigerung der intenſiven und der extenſiven Kultur, wuͤrde nun die Bevoͤlkerung des ganzen Staats um et - wa 50 prct. vermehrt werden koͤnnen; und dieſe groͤßere Volksmenge wuͤrde eben ſo reichlich ernaͤhrt werden als fruͤher die kleinere.

Die Groͤße der Konſumtion in der Stadt muß, wenn man nicht einzelne Jahre ſondern laͤngere Zeitraͤume uͤber - blickt, mit der Groͤße des Einkommens dieſer Stadt im Verhaͤltniß ſtehen. Bei einem gleichbleibenden Ertrage des Bodens wird alſo das Steigen oder Fallen der Ge -181 treidepreiſe von dem Zunehmen oder Abnehmen des Ein - kommens, welches die konſumirende Klaſſe der Staatsbuͤr - ger genießt, abhaͤngen.

Die Marktpreiſe des Getreides ſtimmen ſelten oder faſt nie mit dem Mittelpreiſe deſſelben uͤberein: ſie ſind vielmehr im ſteten Schwanken begriffen, ſtehen bald hoͤher bald niedriger als der Mittelpreis, und haͤngen von dem momentanen Ueberfluß oder Mangel ab.

So wie nun der Landbau Kapitalauslagen zur Er - richtung von Gebaͤuden u. ſ. w. erfordert, die erſt nach einer langen Reihe von Jahren wieder erſtattet werden: ſo entſcheidet auch der Marktpreis eines Jahrs und die daraus hervorgehende Gutseinnahme, nicht uͤber die rich - tige oder unrichtige Verwendung dieſes Kapitals.

Bei unſern Unterſuchungen, die bisher ſtets auf den letzten Erfolg, aber niemals auf die Erſcheinungen, die ſich bei dem Uebergange aus einem Zuſtande in den an - dern zeigen, gerichtet geweſen ſind, haben wir deshalb immer auch nur den Mittelpreis des Getreides, der ſich aus dem Durchſchnitt der Marktpreiſe einer großen Reihe von Jahren ergibt, zum Grunde legen koͤnnen.

§. 25. Urſprung der Landrente.

Wenn zu gleicher Zeit Rocken aus der weiteſten Ent - fernung und aus der naͤchſten Umgebung der Stadt zu Markt gebracht wird: ſo kann der in der Ferne gebauete Nocken nicht unter Thlr. pr. Scheffel verkauft werden, weil er den Produzenten ſo viel koſtet; dagegen koͤnnte der in der Naͤhe wohnende Produzent ſeinen Rocken un - gefaͤhr zu einem halben Thaler verkaufen, und er erhielte doch die ſaͤmmtlichen auf die Produktion und den Trans - port des Rockens verwandten Koſten wieder erſetzt.

Nun kann aber dieſer weder gezwungen, noch kann182 es ihm zugemuthet werden, ſeine Waare von gleicher Guͤte zu einem niedrigern Preiſe als dem, den jener da - fuͤr erhaͤlt, zu verkaufen.

Fuͤr den Kaͤufer hat der aus der Naͤhe zu Markt ge - brachte Rocken eben ſo vielen Werth als der aus der Ferne, und es kuͤmmert ihn nicht, ob dieſer oder jener mehr hervorzubringen gekoſtet habe.

Was nun der Produzent aus der Naͤhe der Stadt fuͤr ſeinen Rocken mehr erhaͤlt, als was er ihm koſtet, das iſt fuͤr ihn reiner Gewinn.

Da nun dieſer Gewinn dauernd iſt, und jaͤhrlich wiederkehrt, ſo gibt auch der Grund und Boden ſeines Guts eine jaͤhrliche Rente.

Die Landrente eines Guts entſpringt alſo aus dem Vorzug, den es vor dem, durch ſeine Lage oder durch ſei - nen Boden, ſchlechteſten Gut, welches noch Produkte her - vorbringen muß, um den Bedarf zu befriedigen, beſitzt.

Der Werth dieſes Vorzugs, in Geld oder Korn aus - gedruͤckt, bezeichnet die Groͤße der Landrente.

  • Anmerkung. Dieſe aus den bisherigen Unterſuchun - gen hervorgehende Definition iſt keinesweges vollſtaͤn - dig und umfaſſend: denn andre Unterſuchungen, die ich hier aber außer dem Zuſammenhang nicht mit - theilen kann, haben ergeben, daß Boden von gleicher Fruchtbarkeit, von gleicher Lage in Hinſicht des Ab - ſatzes der Produkte, und uͤberhaupt gleichem Werth dennoch eine Landrente abwerfen kann wenn die - ſer Boden ſaͤmmtlich vertheilt und das Eigenthum Einzelner geworden iſt.
  • Es bleibt aber immer merkwuͤrdig, daß die Land - rente aus zwei verſchiedenen Urſachen entſpringen kann, und es fragt fich, ob ſich in beiden ein ge - meinſchaftliches Prinzip auffinden laſſe.
  • Fuͤr die Wirklichkeit, wo Boden von ſehr verſchie -183 dener Qualitaͤt vorkommt, und wo in der Regel ſchon ſchlechter Boden, der keine Landrente abwirft in Kultur genommen iſt, wird die hier gegebene De - finition faſt immer ausreichen.

§. 26. Sechster Kreis. Viehzucht.

Wir haben zwar in §. 23. geſehen, daß die Kultur des Bodens, wenn die Wirthſchaft auf Kornverkauf be - gruͤndet iſt, bei 31,5 Meilen von der Stadt endet; aber hieraus folgt noch nicht, daß dies die abſolute Graͤnze der Kultur ſey: denn wenn es Produkte gibt, die im Verhaͤltniß ihres Werths mindere Transportkoſten erfor - dern als das Getreide, ſo koͤnnen dieſe hier noch mit Vortheil erzeugt werden.

Solche Produkte liefert nun die Viehzucht; und wir wenden uns jetzt zu der Berechnung des Ertrags, den eine ſogenannte Hollaͤnderei oder Kuherei hier geben wird. Zuvor muͤſſen wir aber die Koſten, die der Transport der Butter von hier nach der Stadt verurſacht, zu beſtim - men ſuchen.

Die Fracht fuͤr eine Ladung von 2400 betraͤgt nach §. 4. 〈…〉 Thaler. Setzen wir nun x = 31,5 ſo finden wir, daß fuͤr dieſe Entfernung von der Stadt die Transportkoſten 6 / 10 ß fuͤr ein Pfund betragen.

Der Transport der Butter kann aber aus mehreren Gruͤnden nicht ſo wohlfeil ſeyn als der des Getreides. Erſtens kann das Verfahren der Butter nicht wie das des Korns bis zum Winter, wo die Pferde doch oft unbe - ſchaͤftigt ſind, verſchoben werden, ſondern dieſe muß friſch und alſo in kleinen Quantitaͤten verkauft und verfahren werden. Es werden alſo oft halbe Ladungen zur Stadt184 geſchickt werden muͤſſen; oder der Transport wird durch Fuhrleute geſchehen, die, weil ſie aus dem Frachtfahren ein Gewerbe machen und davon leben, eine hoͤhere Fracht haben muͤſſen, als was der Transport durch eigene Pferde koſtet. Auch wird im letztern Fall der Verkauf der But - ter durch einen andern als den Produzenten geſchehen muͤſſen, und ſo geſellen ſich dann zu der Fracht noch die Koſten des Verkaufs der Butter hinzu. Zweitens muß die Butter bei der Verſendung in Faͤſſer geſchlagen werden, deren Anſchaffung mit Koſten verbunden iſt, und die durch ihr eigenes Gewicht die Fracht fuͤr die Butter vermehren.

Dieſen Gruͤnden zu Folge nehmen wir nun an, daß die Transport - und Verkaufskoſten fuͤr ein Pfund Butter auf 5 Meilen ß, auf 25 Meilen 1 ß und auf 30 Mei - len 1⅕ ß, alſo ungefaͤhr das Doppelte von dem, was wir fuͤr das Korn berechnet haben, koſten wird. Wir wollen dabei keine Ruͤckſicht darauf nehmen, daß die Transport - koſten pr. Meile mit der groͤßern oder geringern Entfer - nung von der Stadt ſich aͤndern, ſondern dieſe gleich ſtel - len; weil die Verfahrungskoſten der Butter im Verhaͤlt - niß zu dem Werth derſelben ſo geringe ſind, daß die Gleichſtellung kaum einen bemerkbaren Einfluß auf die Richtigkeit der Rechnung, die dadurch aber ſehr viel kla - rer und einfacher wird, aͤußern kann.

Wenn nun der Preis der Butter auf dem Marktplatz 9 ß N⅔ pr. Pfund betraͤgt,

185

Nach §. 4. betraͤgt der Werth eines Schfl. Rockens auf dem 30 Meilen von der Stadt entfernten Gut 0,512 Thlr., alſo nur ungefaͤhr des Marktpreiſes. Der Werth der Butter in dieſer Entfernung von der Stadt iſt da - gegen noch 7⅘ ß pr. , welches beinahe des Markt - preiſes ausmacht.

Das Uebergewicht der naͤhern Gegenden, welches beim Kornbau ſo bedeutend iſt, wird in Hinſicht der Viehpro - duktionen ſehr geringe; ja dieſem, aus den mindern Trans - portkoſten entſtehenden Uebergewicht treten die mindern Koſten, welche in den entfernten Gegenden mit der Her - vorbringung der Viehprodukte verbunden ſind, direkt ent - gegen.

Die Koſten des Unterhalts der Leute welche bei der Viehzucht gebraucht werden, die Erbauungs - und Erhal - tungskoſten der Gebaͤude welche fuͤr das Vieh nothwendig ſind, ſo wie die mehrſten andern Ausgaben bei der Vieh - zucht richten ſich zum groͤßern Theil nach dem Kornpreiſe, und muͤſſen da, wo der Schfl. Rocken einen halben Tha - ler werth iſt, ſehr viel geringer ſeyn als da wo der Ro - cken Thlr. gilt.

Ob nun aber die Erſparung an Produktionskoſten in den entfernten Gegenden die Vermehrung der Transport - koſten deckt, oder uͤberwiegt, werden wir aus der folgen - den Berechnung erſehen.

Den Rohertrag, oder den Werth ſaͤmmtlicher Pro - dukte die eine Kuh liefert, habe ich in T., wo eine Kuh in den Jahren 1810 bis 15 im Durchſchnitt jaͤhrlich 1185 Pott Milch gegeben hat, zu 87½ Butter berechnet.

Ich rechne naͤmlich den Butterertrag ſelbſt zu 70 und den Werth des Kalbes, der Kaͤſe, der But - termilch u. ſ. w. gleich17½ Summe 87½

186

Die Koſten der mit der Viehhaltung verbundenen Arbeit, die Werbungskoſten des Heues, die Zinſen vom Werth des Viehes u. ſ. w. betragen in Tellow, wo der Schfl. Rocken 1,205 Thlr. N⅔ oder 1,291 Thlr. Gold werth iſt, fuͤr eine Kuh10,13 Thlr. N⅔

Der Werth der Butter betrug in den genannten Jahren auf dem Gute ſelbſt 8⅗ ß N⅔ pr. Pfund. Der Ertrag einer Kuh alſo 87½ × 8⅗ ß = 15,67 Thlr. Die Kuh bezahlt das erhaltene Futter mit 5,54 Thlr.

Es entſteht nun die Frage, wie groß die allgemeinen Kulturkoſten einer reinen Viehwirthſchaft ſeyn werden.

Da mir in der Wirklichkeit keine reinen Viehwirth - ſchaften, ſondern nur ſolche Wirthſchaften, in welchen die Viehzucht mit Ackerbau verbunden iſt, bekannt ſind, ſo kann ich dieſe Frage aus der Erfahrung nicht loͤſen. Es iſt aber ſehr ſchwierig einen Theilungsgrundſatz aufzuſtel - len, nach welchem die allgemeinen Kulturkoſten einer aus Ackerbau und Viehzucht zuſammengeſetzten Wirthſchaft auf jeden dieſer beiden Zweige repartirt werden koͤnnen; oder wie viel von den allgemeinen Kulturkoſten eines ganzen Guts dem Ackerbau allein zur Laſt faͤllt, und wie viel davon auf die Viehzucht gehoͤrt.

So viel iſt klar, daß eine reine Viehwirthſchaft die - jenigen Gebaͤude haben muß, welche zum Stall fuͤr das Vieh, zur Aufbewahrung des Heues, und zu Wohnungen fuͤr die mit der Viehzucht beſchaͤftigten Menſchen dienen, und daß deshalb die Zinſen vom Werth dieſer Gebaͤude, ſo wie die Unterhaltungskoſten derſelben auf das Konto dieſer Wirthſchaft kommen.

Die uͤbrigen in §. 5. unter die allgemeinen Kultur - koſten gerechneten Ausgaben, als Adminiſtrationskoſten, Beitraͤge zu den Aſſekuranzkompagnien u. ſ. w., kommen187 auch in einer reinen Viehwirthſchaft vor; aber ſie find von einer gleichen Flaͤche nicht ſo bedeutend, als beim Ackerbau, weil die Viehzucht weniger Arbeit erfordert und ihr rohes Produkt ſelbſt nicht von ſo großem Werth iſt. Nach dem Werth des rohen Produkts und nach der Quan - titaͤt Arbeit richtet ſich aber die Groͤße der allgemeinen Kulturkoſten.

Fuͤr die Verhaͤltniſſe von T. habe ich nach einer ins Einzelne gehenden Schaͤtzung die allgemeinen Kulturkoſten einer Viehwirthſchaft zu 20 prct. vom Werth des rohen Produkts angenommen.

Der rohe Ertrag von einer Kuh iſt in T. 15,67 Thlr. N⅔

  • Die allgemeinen Kulturkoſten betragen hievon 20 prct., oder3,13 Thlr.
  • Die Arbeitskoſten betragen 10,13 » Dieſe beiden Ausgaben zuſammen 13,26 » »
  • Der voͤllig reine Ueberſchuß welcher eine Landrente begruͤndet, betraͤgt alſo fuͤr eine Kuh2,41 Thlr. N⅔

Wir wollen nun ſehen, wie ſich die Landrente, die der Boden durch die Betreibung der Viehzucht gewaͤhrt, in verſchiedenen Entfernungen von der Stadt verhaͤlt.

Nach §. 14. wird die Landrente gleich 0, wenn der Preis eines Schfl. Rockens = 0,47 Thlr. Gold, oder 〈…〉 Thlr. N⅔ betraͤgt. Da durch die - ſen Preis bloß die Arbeitskoſten und die andern auf den Kornbau zu verwendenden Ausgaben gedeckt werden, ſo kann auch in einer noch groͤßern Entfernung von der Stadt als 31,5 Meilen der Preis des Rockens nicht unter 0,45 Thlr. N⅔ ſinken; und wir nehmen deshalb fuͤr den ganzen Kreis dieſen Preis an.

Das Getreide iſt fuͤr dieſen Kreis kein Gegenſtand188 des Handels, weil kein Abſatz dafuͤr iſt, und der ganze Getreidebau beſchraͤnkt ſich deshalb bloß auf die Befrie - digung des eigenen Beduͤrfniſſes.

Wir haben oben fuͤr ein Verhaͤltniß, wo die Preiſe der Viehprodukte ſich nach den Preiſen des Getreides rich - ten, die Ausgaben zum Theil in Geld, zum Theil in Korn ausgedruͤckt. Fuͤr dieſen Kreis, in welchem Korn und Viehprodukte in einem ganz andern Werthsverhaͤlt - niß zu einander ſtehen, laͤßt ſich wenn man einen all - gemeinen Maaßſtab haben will die Wirthſchaftsaus - gabe nicht mehr durch Korn und Geld allein ausdruͤcken, ſondern man muß den Theil der Ausgabe, der in der Ver - wendung von Viehprodukten beſteht, auch in Viehproduk - ten angeben, und nicht auf Korn reduziren.

Eine voͤllig genaue Unterſcheidung und Berechnung iſt hier nicht zu erreichen; aber ich glaube, daß wir uns der Wahrheit ſehr naͤhern, wenn wir die allgemeinen Kul - turkoſten in Viehprodukte, die Arbeitskoſten aber wie bis - her zu ¾ in Korn und zu ¼ in Geld ausdruͤcken.

Der Ertrag einer Kuh iſt gleich 87½ Butter. Hievon ab fuͤr allgemeine Kulturkoſten 17½ bleiben 70 Butter Die Arbeitskoſten betragen fuͤr eine Kuh 10,13 Thlr. N⅔ Hievon ¼ in Geld macht 2,53 Thlr. ¾ in Korn7,60 » 7,60 Thlr. ſind in T., wo der Schfl. 1,205 Thlr. N⅔ werth iſt, gleich 6,3 Schfl. Rocken.

Allgemein ausgedruͤckt iſt demnach der Reinertrag einer Kuh = 70 Butter ÷ 2,53 Thlr. N⅔ ÷ 6,3 Schfl. Rocken.

Fuͤr eine Entfernung von 5 Meilen von der Stadt189 iſt der Werth von 70 Butter à 8⅘ ß 12,83 Thlr. N⅔

Die Ausgabe:

  • 6,3 Schfl. Rocken à 1,313 Thlr. Gold
  • oder 1,225 Thlr. N⅔ = 7,72
  • an Geld2,53
  • bleibt Reinertrag 2,58 Thlr. N⅔

Fuͤr 10 Meilen Entfernung.

Die Einnahme:

  • 70 Butter à 8⅗ ß12,54 Thlr. N⅔

Die Ausgabe:

  • 6,3 Schfl. Rocken à 1,136 Thlr. Gold
  • oder 1,06 Thlr. N⅔ = 6,78
  • an Geld2,53
  • der Reinertrag 3,23 Thlr. N⅔

Fuͤr 20 Meilen Entfernung.

Die Einnahme:

  • 70 Butter à 8⅕ ß11,96 Thlr. N⅔

Die Ausgabe:

  • 6,3 Schfl. Rocken à 0,809 Thlr. Gold
  • oder 0,755 Thlr. N⅔ = 4,76
  • an Geld2,53
  • der Reinertrag 4,67 Thlr. N⅔

Fuͤr 30 Meilen Entfernung.

Die Einnahme:

  • 70 Butter à 7⅘ ß11,38 Thlr. N⅔

Die Ausgabe:

  • 6,3 Schfl. Rocken à 0,512 Thlr. Gold
  • oder 0,478 Thlr. N⅔ = 3,01
  • an Geld2,53
  • der Reinertrag 5,84 Thlr. N⅔
190

Fuͤr 40 Meilen Entfernung.

Die Einnahme:

  • 70 Butter à 7⅖ ß = 10,80 Thlr. N⅔

Die Ausgabe:

  • 6,3 Schfl. Rocken à 0,47 Thlr. Gold
  • oder 0,45 Thlr. N⅔ = 2,83
  • an Geld2,53
  • der Reinertrag 5,44 Thlr. N⅔

Fuͤr 50 Meilen Entfernung.

Die Einnahme:

  • 70 Butter à 7 ß10,21 Thlr. N⅔

Die Ausgabe:

  • 6,3 Schfl. Rocken à 0,47 Thlr. Gold
  • oder 0,45 Thlr. N⅔ = 2,83
  • an Geld2,53
  • der Reinertrag 4,85 Thlr. N⅔

Die Landrente, die der durch Viehzucht benutzte Bo - den gewaͤhrt, iſt alſo am niedrigſten in der Naͤhe der Stadt, ſteigt allmaͤlig mit der groͤßern Entfernung, und iſt am hoͤchſten bei 30 Meilen Entfernung (eigentlich bei 31,5 Meilen). Von dieſem Punkt an ſinkt die Landrente wieder, aber nur ſo wenig, daß ſie bei 50 Meilen Ent - fernung noch 4,85 Thlr., alſo noch faſt doppelt ſo hoch, als in der Naͤhe der Stadt iſt.

Da die Viehzucht bei 50 Meilen Entfernung noch mit ſo großem Vortheil betrieben werden kann, ſo wird auch hier noch nicht die Graͤnze dieſer Wirthſchaft ſeyn; ſon - dern ſie muß ſich ſo weit ausdehnen bis die Transport - koſten am Ende den Ertrag verſchlingen, und die Land - rente = 0 wird.

Dieſer Kreis erhaͤlt dann aber eine ungemein große Ausdehnung, und es werden ſo viele animaliſche Produkte nach der Stadt gebracht werden, daß dieſe außer allem191 Verhaͤltniß mit dem zum Verkauf gebrachten Korn kom - men, und nicht mehr konſumirt werden koͤnnen.

Die Produktion kann wohl momentan, aber nie dauernd den Bedarf uͤberſteigen; denn das, was uͤber den Bedarf zu Markt gebracht wird, findet entweder gar kei - nen Kaͤufer, oder muß doch zu einem ſo niedrigen Preiſe verkauft werden, daß dadurch die Produktions - und Trans - portkoſten nicht verguͤtigt werden. Iſt nun die Preisver - minderung dauernd, und iſt die Hervorbringung eines Produkts oder einer Waare fortwaͤhrend mit Verluſt ver - bunden: ſo muͤſſen diejenigen Produzenten, denen die Her - vorbringung am koſtſpieligſten wird, zuerſt damit aufhoͤ - ren, und dieſe Einſchraͤnkung der Produktion muß ſo lange fortgehen, bis am Ende die Produktion mit dem Bedarf wieder im Gleichgewicht iſt. Von den Produzenten wer - den alsdann nur diejenigen uͤbrig bleiben, die durch ihre Lage, oder andre Umſtaͤnde am mehrſten beguͤnſtigt ſind, ſo daß ſie auch bei dem verminderten Preiſe noch beſte - hen koͤnnen.

Geſetzt nun, daß durch den großen Ueberfluß der zu Markt gebrachten Butter, der Preis derſelben von 9 ß bis zu 5⅔ ß fuͤr das Pfund herunter ginge; in welcher Ge - gend des iſolirten Staats wird dann die Produktion der Butter aufhoͤren muͤſſen?

Faͤllt der Mittelpreis der Butter um 3⅓ ß pr. , ſo vermindert dies die Einnahme von einer Kuh um 70 × 3⅓ = 233 ß = 4,88 Thlr., und dieſe Vermin - derung iſt fuͤr jede Gegend, ſie ſey 5 oder 50 Meilen von der Stadt entfernt, ganz gleich.

Die Arbeitskoſten und die allgemeinen Kulturkoſten werden durch die Preisverminderung der Butter nicht veraͤndert, ſondern bleiben ſo wie wir ſie fuͤr den Preis von 9 ß berechnet haben, und die Mindereinnahme geht alſo von dem Reinertrage ſelbſt ab.

192

Der Reinertrag von einer Kuh

  • war bei dem Preiſe von 9 ß
  • iſt bei dem Preiſe von 5⅔ ß
  • Bei 5 Meilen Entfernung 2,58 Thlr. ÷ 2,30 Thlr.
  • 10 » 3,23 » ÷ 1,65 »
  • 20 » 4,67 » ÷ 0,21 »
  • 30 » 5,84 » + 0,96 »
  • 40 » 5,44 » + 0,56 »
  • 50 » 4,85 » ÷ 0,03 »

Es ergibt ſich hieraus, daß bei dem Preiſe der But - ter von 5⅔ ß fuͤr das Pfund, in der Naͤhe der Stadt die Viehhaltung zum Zweck der Butterproduktion nicht bloß keinen Reinertrag gibt, ſondern mit einem wirkli - chen Verluſt verbunden iſt. Mit der groͤßern Entfernung von der Stadt wird dieſer Verluſt allmaͤlig geringer und verſchwindet endlich bei einer Entfernung von 21½ Mei - len. Von hier an geben die Kuͤhe einen Reinertrag der anfaͤnglich mit der zunehmenden Entfernung waͤchſ’t, bei 31,5 Meilen aber ſeinen hoͤchſten Punkt erreicht, dann wieder abnimmt und endlich bei 50 Meilen Entfernung ganz verſchwindet.

Das Reſultat, daß die Butterproduktion nur in den entfernten Gegenden mit Vortheil betrieben werden kann, haͤtten wir auch ſchon aus der in §. 19. mitgetheilten all - gemeinen Formel vermoͤge welcher ſich fuͤr jedes Ge - waͤchs, deſſen Produktionskoſten und deſſen Ertrag von ei - ner gegebenen Flaͤche bekannt ſind, die Stelle nachweiſen laͤßt, wo daſſelbe erzeugt werden muß entwickeln koͤn - nen. Nach dieſer Formel iſt in §. 19. fuͤr ein Produkt, welches in Hinſicht der Produktionskoſten ſich wie 14: 1 und in Hinſicht der Transportkoſten wie 2: 1 gegen Ro - cken verhaͤlt und ungefaͤhr in dieſem Verhaͤltniß wer - den Butter - und Getreideproduktion gegen einander ſte - hen berechnet worden, daß daſſelbe aus der Naͤhe der193 Stadt nur zu 9,2 ß, aus der 30 Meilen entfernten Ge - gend aber zu 5,3 ß das Pfund nach der Stadt geliefert werden koͤnne. Kann nun wie es hier der Fall iſt der ganze Bedarf durch die entlegene Gegend befriedigt werden, ſo beſtimmt der Preis, zu welchem dieſe Gegend ein ſolches Produkt nach der Stadt liefern kann, auch den Mittelpreis dieſes Produkts in der Stadt ſelbſt, und es geht hieraus hervor, daß die Erzeugung dieſes Produkts in der Naͤhe der Stadt mit Verluſt verbunden ſeyn muß.

Es ſcheint demnach, daß die der Stadt naͤher gele - genen Kreiſe die Viehzucht ganz aufgeben und ſich bloß dem weit eintraͤglichern Kornbau widmen muͤßten.

Dies wuͤrde auch unſtreitig der Fall ſeyn, wenn es nicht durch ein merkwuͤrdiges Geſetz der Natur verhindert und unmoͤglich gemacht wuͤrde.

Die Pflanzennahrung, die dem Boden durch die Her - vorbringung des Getreides entzogen wird, kann dem Acker nicht durch das Auffahren von Heu, Stroh oder Gras in dem natuͤrlichen Zuſtande erſetzt werden, ſondern dieſe Subſtanzen muͤſſen durch die Verfuͤtterung mit dem Vieh in Dung verwandelt werden, wenn ſie den Pflan - zen wieder zur Nahrung dienen ſollen.

Das Vieh iſt alſo als eine unentbehrliche Maſchine anzuſehen, wodurch Heu und Stroh in Dung verwandelt werden; und die Viehzucht muß mit dem Ackerbau ver - bunden bleiben, wenn ſie auch gar keine Einnahme ge - waͤhren ſollte.

Durch dieſen Umſtand erhaͤlt nun aber die Frage: « ob bei ſinkenden Preiſen der Viehprodukte die naͤhern oder entferntern Gegenden die Viehzucht aufgeben muͤſſen », eine andere Entſcheidung.

Die naͤhern Gegenden koͤnnen den Verluſt, der aus der Viehzucht entſteht, tragen, weil der Kornbau eine Landrente abwirft; die entferntern Gegenden, die keine13194andre Einnahme als aus dem Vieh haben, muͤſſen die Viehzucht aufgeben, ſobald ſie nicht mehr rentirt.

Um nun endlich den Preis, den die Butter in der Stadt haben wird, angeben zu koͤnnen, muͤßte die Quan - titaͤt die gebraucht wird, und die Groͤße der Flaͤche, die zu der Erzeugung dieſer Quantitaͤt erforderlich iſt, be - kannt ſeyn.

Der Preis muß naͤmlich ſo hoch ſeyn, daß das ent - legenſte Gut, deſſen Anbau aber zur Befriedigung des Bedarfs der Stadt noch nothwendig iſt, die ſaͤmmtlichen auf die Produktion und den Transport verwandten Ko - ſten erſetzt erhaͤlt.

Iſt z. B. zur Befriedigung des Beduͤrfniſſes der Stadt die Betreibung der Viehzucht bis auf 50 Meilen von der Stadt nothwendig: ſo muß der Preis der But - ter ſo hoch ſeyn, daß dem 50 Meilen entfernten Gut die Koſten der Viehzucht erſetzt werden; es muͤſſen alſo 70 an Ort und Stelle ſelbſt 5,36 Thlr. N⅔ werth ſeyn, das Pfund alſo 37 / 10 ß, und da die Transportkoſten 2 ß pr. Pfund betragen, ſo muß der Mittelpreis der Butter in der Stadt = 57 / 10 ß N⅔ ſeyn.

In der Entfernung von 40 Meilen von der Stadt koſtet das Pfund zu produziren ebenfalls3,7 ß N⅔ die Transportkoſten bis zur Stadt betragen 1,6 zuſammen 5,3 ß N⅔

Kann nun der Kreis von 40 Meilen um die Stadt herum den Bedarf der Stadt liefern, ſo wird der Mittel - preis der Butter 5,3 ß N⅔ pr. Pfund ſeyn. In die - ſem Fall verſchwindet aber die Landrente bei 40 Meilen Entfernung, anſtatt daß dieſe Gegend noch eine Land - rente abwirft, wenn die Kultur des Bodens ſich bis auf 50 Meilen von der Stadt ausdehnt.

In der Entfernung von 30 Meilen koſtet die Pro -195 duktion von 70 Butter 5,54 Thlr. N⅔, dies macht fuͤr ein Pfund 3,8 ß. Die Butter aus dieſer Gegend nach der Stadt zu fahren koſtet 1,2 ß. Reicht nun die - ſer Kreis fuͤr das Beduͤrfniß der Stadt hin, ſo kann das Pfund Butter zu 3,8 + 1,2 = 5 ß N⅔ gekauft werden.

Zwiſchen dem Fleiſch und dem Getreide findet ein gemeinſchaftliches Maaß, naͤmlich das der Ernaͤhrungsfaͤ - higkeit ſtatt, und wir muͤſſen uns die Frage vorlegen, ob denn der Preis des Fleiſches, der Butter u. ſ. w. allein durch die Koſten, die es verurſacht dieſe Erzeugniſſe zu Markt zu bringen, und nicht auch durch das Verhaͤltniß der Ernaͤhrungsfaͤhigkeit beſtimmt werde.

Nun finden wir in der Wirklichkeit bei allen zivili - ſirten Nationen alſo mit Ausſchluß der bloß Viehzucht treibenden Nomadenvoͤlker daß eine gleiche Nahrungs - maſſe im Fleiſch viel hoͤher bezahlt werde als im Brodte.

Dieſer hoͤhere Preis des Fleiſches entſpringt aus zwei Quellen,

  • 1) Es findet eine allgemeine Vorliebe fuͤr Fleiſchſpeiſen ſtatt, und jeder der nicht in der aͤußerſten Duͤrftigkeit lebt, verwendet einen Theil ſeiner Einnahme auf die Erlangung dieſes wohlſchmeckenden und kraͤftigen Nah - rungsmittels.
  • 2) Die Gemuͤſe und die Kartoffeln ſind mit allei - niger Ausnahme der ſehr großen Staͤdte uͤberall ein weit wohlfeileres Nahrungsmittel, als das Brodt und die aus dem Getreide bereiteten Mehlſpeiſen; aber die Nahrungsmaſſe iſt in ihnen zu wenig kon - zentrirt, als daß ſie das einzige Nahrungsmittel der arbeitenden Klaſſe ausmachen koͤnnten. Werden aber bei der Speiſung die Gemuͤſe mit Fleiſch, in wel - chem die Nahrungsmaſſe noch viel konzentrirter als im Getreide iſt, verbunden: ſo erſetzt dieſe Verbin -13*196dung das Brodt und die Mehlſpeiſen vollkommen, und der Arbeiter kann nun das, was er bei dem Ankauf der Gemuͤſe, ſtatt des Getreides erſpart hat, zur Bezahlung eines hoͤhern Preiſes fuͤr das Fleiſch verwenden.

Dies fuͤhrt uns noch einmal auf die Kartoffeln zuruͤck.

Geſetzt ein Pfund Fleiſch enthalte gleiche Nahrungs - maſſe mit dem Brodt, was aus zwei Pfund Rocken er - folgt: ſo ſind 14 Fleiſch + 2 Schfl. Kartoffeln gleich 1 Schfl. Rocken.

Gilt nun der Schfl. Rocken1 Thlr. 24 ß der Schfl. Kartoffeln 12 ß; 2 Schfl. alſo24 ß ſo erſpart der Arbeiter1 Thlr., welchen er zum Ankauf von 14 Fleiſch verwendet; er kann alſo, ohne daß hieraus ein Verluſt fuͤr ihn entſpraͤn - ge, das Pfund Fleiſch mit 3,4 ß bezahlen, obgleich er dieſelbe Nahrungsmaſſe im Brodt zu 1,7 ß erkaufen koͤnnte.

Nach Campbell (Siehe Thaers Grundſaͤtze der ratio - nellen Landwirthſchaft, Band 4 Seite 221) bewirkt bei der Ochſenmaſtung die Verfuͤtterung von 1 Schfl. Kartoffeln einen Fleiſchanſatz von 3 . Nach Thaer (Seite 369 des angefuͤhrten Werks) nimmt ein Maſtochſe, der taͤglich 40 gutes Heu bekoͤmmt, taͤglich 2 zu.

Nach Campbell’s Angabe wuͤrden zur Hervorbringung von 42 Fleiſch, die nach unſerer Annahme gleiche Nah - rungsmaſſe mit 1 Schfl. Rocken enthalten, die Verfuͤtte - rung von 14 Schfl. Kartoffeln erforderlich ſeyn, waͤhrend vor der Verfuͤtterung ſchon in 3 Schfl. Kartoffeln ſo viel Nahrungsſtoff enthalten war als in 1 Schfl. Rocken.

Es folgte hieraus alſo, daß durch die Verwandlung der Kartoffeln in Fleiſch die abſolute Nahrungsmaſſe faſt bis auf vermindert wuͤrde.

197

Kann nun 1 Schfl. Rocken durch 14 Fleiſch + 2 Schfl. Kartoffeln erſetzt werden, und ſind zur Hervorbrin - gung von 14 Fleiſch 4 Schfl. Kartoffeln erforderlich: ſo wuͤrden 4 + 2 = 6 Schfl. Kartoffeln einen Schfl. Rocken erſetzen.

Da nun von derſelben Flaͤche, wo 1 Schfl. Rocken waͤchſt, mehr als 6 Schfl. Kartoffeln geerntet werden, ſo kann auch nach dieſer Berechnung die aber keines - wegs Anſpruch auf Vollſtaͤndigkeit und Genauigkeit ma - chen ſoll durch die Verbreitung des Kartoffelnbaues eine groͤßere Zahl Menſchen, als fruͤher durch den Getrei - debau, ernaͤhrt werden; aber bei weitem keine ſo viel groͤßere Zahl als Manche behauptet haben.

Denken wir uns nun, daß in dem iſolirten Staate der bisher bloß Viehzucht treibende Kreis allmaͤlig, und zwar bis zur Graͤnze des kulturfaͤhigen Bodens, ange - bauet und dem Getreidebau gewidmet werde: ſo nimmt dadurch einerſeits die Menge der Viehprodukte, die nach der Stadt geliefert wird, betraͤchtlich ab, und andererſeits vermehrt ſich die Zahl der Konſumenten mit dem erwei - terten Anbau der Ebene. Die geringere Quantitaͤt von Viehprodukten muß dann unter eine groͤßere Zahl von Konſumenten vertheilt werden, und die auf jeden Einzel - nen fallende Portion muß alſo viel kleiner als fruͤher ſeyn.

Es entſteht nun die Frage, welchen Einfluß dieſe Veraͤnderung auf den Preis der animaliſchen Produkte haben wird, und wie nun die geringere Produktenmenge unter die verſchiedenen Klaſſen der Staatsbuͤrger vertheilt werden wird.

Bei der mangelhaften Verſorgung des Markts mit Fleiſch wird durch die Konkurrenz der Kaͤufer eine Stei - gerung des Preiſes hervorgebracht. Der Aermere kann fuͤr das Fleiſch nur den Preis zahlen, den es ihm in Verhaͤltniß zu andern Nahrungsmitteln werth iſt. Steigt198 der Preis hoͤher, ſo muß er den Verbrauch deſſelben auf - geben oder wenigſtens einſchraͤnken. Der Reiche dagegen kann und wird fuͤr die wohlſchmeckendere Fleiſchſpeiſe ei - nen hoͤhern Preis zahlen, als das Werthsverhaͤltniß zum Getreide angibt. Indem nun der Reiche grade durch die - ſen hoͤhern Preis den Armen von dem Ankauf des Flei - ſches abhaͤlt, kann ſein Tiſch noch eben ſo reichlich als fruͤher mit Fleiſch beſetzt ſeyn; waͤhrend die arbeitende Klaſſe ſich nun mit den wohlfeilern, aber minder kraͤfti - gen vegetabiliſchen Speiſen begnuͤgen muß.

So fuͤhrt alſo dieſer Uebergang zur hoͤhern Kultur zu einer fuͤr die Arbeiter ſehr unerfreulichen Beſchraͤnkung der gewohnten Beduͤrfniſſe.

Steigen nun aber bei weiterm Fortſchreiten des Reich - thums der Nation die Preiſe der animaliſchen Produkte ſo hoch, daß Kartoffeln zum Viehfutter mit Vortheil ge - bauet werden koͤnnen: ſo findet nun auf einmal eine große Vermehrung der Viehprodukte ſtatt, und die Portion die auf jeden Einzelnen faͤllt, kann nun wieder betraͤchtlich vergroͤßert werden.

Nach meinen Berechnungen ernaͤhrt ein Morgen mit Kartoffeln 2 mal ſo viel Vieh, als ein Morgen Dreeſch - weide auf Boden von gleichem Reichthum.

Iſt nun der Arbeitslohn ſo hoch, daß der Arbeiter den hoͤhern Preis fuͤr die animaliſchen Produkte bezahlen kann und dies muß man vorausſetzen, weil ohne die Konkurrenz der arbeitenden Klaſſe der Preis ſchwerlich ſo hoch haͤtte ſteigen koͤnnen ſo wird der Arbeiter nun den Verbrauch der Fleiſchſpeiſen vermehren und zu einer behaglichen Lebensweiſe uͤbergehen koͤnnen.

Ein ſolcher Zuſtand der buͤrgerlichen Geſellſchaft bie - tet aber noch eine andre ſehr erfreuliche Seite dar.

Wenn naͤmlich in einem Mißwachsjahr die Ernte fuͤr den Bedarf nicht ausreicht, ſo koͤnnen nun die zur Vieh -199 maſtung beſtimmten Kartoffeln direkt zur menſchlichen Nahrung verwandt, das Vieh aber mager geſchlachtet wer - den, und da hiedurch die ſonſt in Fleiſch verwandelte Nah - rungsmaſſe faſt verfuͤnffacht wird: ſo iſt es faſt unmoͤglich, daß eine Nation die dieſe Stuffe des Wohlſtandes ein - mal erſtiegen hat, jemals von einer Hungersnoth heimge - ſucht werden koͤnne.

Vermehrt ſich dagegen in einem Staat durch die Einfuͤhrung des Kartoffelnbaues die Volksmenge ſo ſehr, und ſinkt in Folge dieſer Vermehrung der Arbeitslohn ſo tief, daß der Arbeiter fuͤr ſeinen Lohn nur Kartoffeln er - kaufen kann, und ohne Beihuͤlfe animaliſcher Speiſen ganz oder groͤßtentheils von Kartoffeln leben muß: ſo iſt dieſer Zuſtand des Staats einer der bejammernswuͤrdigſten.

Die Kartoffeln koͤnnen nicht wie das Getreide von einem Jahr zum andern aufgehoben werden: es kann der Ueberfluß des einen Jahrs nicht den Mangel des andern erſetzen.

Mißrathen nun aber die Kartoffeln, ſo iſt keine Ret - tung durch den Uebergang von einem theuern zu einem wohlfeilen Nahrungsmittel wie der vom Fleiſch zu Kartoffeln moͤglich, und es tritt der Zuſtand ein, wo - von Malthus ſagt: « wenn aber das Volk in der Regel « vom allerniedrigſten Nahrungsmittel lebt, dann bleibt « gar keine Zuflucht uͤbrig, als vielleicht etwas Baum - « rinde, viele aber muͤſſen nothwendig des eigentlichen « Hungertodes ſterben. »

In dieſem Fall wird alſo, ſo paradox dies auch ſchei - nen mag, grade durch die Kartoffel die Geißel einer oͤf - ters wiederkehrenden Hungersnoth herbeigefuͤhrt. Irland bietet vielleicht ſchon jetzt das Beiſpiel eines ſolchen Zu - ſtandes dar.

So hat alſo auch hier die Natur es der Willkuͤhr des Menſchen uͤberlaſſen, ob er das herrliche Geſchenk, was200 ſie ihm gab, zu ſeinem Verderben oder zu ſeinem Heil benutzen will.

Viehmaſtung.

Das gemaͤſtete Vieh kann ohne bedeutende Koſten nach entfernten Marktplaͤtzen getrieben werden, und die Maſtung kann hier wohlfeiler als in den der Stadt naͤher gelegenen Gegenden, wo der Boden eine betraͤchtliche Land - rente abwirft, geſchehen. Da jedoch das Treiben des ſehr fetten Viehes auf weite Strecken mit vieler Beſchwerde und mit bedeutender Abmagerung des Viehes verbunden iſt: ſo kann es ſeyn, daß die Maſtung hier nur begonnen, aber erſt in einer der Stadt naͤhern Gegend vollendet wird.

Aufzucht von jungem Vieh.

Das Jungvieh kann mit geringer Muͤhe und unbe - deutenden Koſten von einem Orte zum andern getrieben werden. Da nun in dieſem Kreiſe die Landrente des Bodens und der Werth des Futters ſehr niedrig ſind: ſo kann auch von hieraus das Jungvieh ſo wohlfeil geliefert werden, daß keine andre Gegend des iſolirten Staats die Konkurrenz damit aushalten kann.

Der Kreis der Koppelwirthſchaft kann ſeinen Boden durch Kuherei zum Zweck der Butterproduktion viel hoͤher nutzen als durch Aufzucht; und dieſer Kreis wird ſeinen ganzen Bedarf an Jungvieh aus dem Kreiſe der Vieh - zucht kaufen.

In der Wirklichkeit kann in ſolchen Gegenden, wo der Lage und den uͤbrigen Verhaͤltniſſen nach die Aufzucht unvortheilhaft iſt, es doch zuweilen fuͤr einzelne Landwirthe zweckmaͤßig ſeyn, ihren Bedarf an Jungvieh ſelbſt aufzu - ziehen wenn ſie naͤmlich den Zweck haben, eine beſſere Race als die gewoͤhnliche zu erzielen. In dem iſolirten201 Staat aber, wo wir fuͤr alle Landwirthe gleiche Intelli - genz und alſo auch gleiche Kenntniß der guten Viehracen annehmen, entſcheidet die Lage des Guts allein uͤber die Zweckmaͤßigkeit oder Unzweckmaͤßigkeit der Aufzucht.

Wenn der Bedarf der Stadt an animaliſchen Pro - dukten eine Ausdehnung der Viehzucht bis 50 Meilen um die Stadt herum erfordert, ſo iſt, wie wir oben geſehen haben, der Mittelpreis der Butter in der Stadt = 5 ß N fuͤr das Pfund, und mit dieſem Preiſe der Butter wird der Preis der andern thieriſchen Erzeugniſſe, als Wolle, fettes Fleiſch u. ſ. w. im Verhaͤltniß ſtehen.

Der Reinertrag einer Kuh betraͤgt nach unſern obi - gen Unterſuchungen fuͤr die Gegend, welche von der Stadt entfernt iſt: 30 Meilen 0,96 Thlr. N 40 » 0,56 » 50 » 0 » Die Landrente iſt alſo in dieſem ganzen Kreiſe aͤußerſt geringe, und der Ertrag der Guͤter beſteht faſt nur aus den Zinſen des Kapitals, welches auf die Errichtung der Gebaͤude, auf die Anſchaffung des Inventarii u. ſ. w. verwandt iſt.

In dieſem Kreiſe wird nicht mehr Korn gebauet, als zur Ernaͤhrung der mit der Viehzucht beſchaͤftigten Men - ſchen erforderlich iſt. Der Gewinn an Stroh iſt alſo aͤu - ßerſt gering, und es darf nicht mehr Vieh gehalten wer - den, als mit dieſem wenigen Stroh und mit dem Heu von den natuͤrlichen Wieſen im Winter durchgefuͤttert werden kann.

Die Sommerweide fuͤr das Vieh iſt hingegen, da faſt der ſaͤmmtliche Acker der Guͤter zur Weide liegt, ſo reichlich, daß das Vieh nicht alles Gras verzehren kann, und daß ein Theil des Graſes ungenutzt verfault.

202

Durch den Anbau von Futterkraͤutern und Wurzel - gewaͤchſen laͤßt ſich aber die Winterfuͤtterung nicht ver - mehren, weil die dadurch verurſachten Koſten, durch den ſehr geringen Ertrag des Viehes gar nicht erſetzt werden koͤnnen.

Die Wieſen ſind alſo der einzige Maaßſtab fuͤr die Zahl des Viehes welches gehalten werden kann, und man wird die geringe Landrente, welche aus der Wirthſchaft hervorgeht, einzig und allein den Wieſen zuſchreiben, weil die Weide im Ueberfluß vorhanden iſt und nur durch die Wieſen genutzt werden kann.

Dieſer Kreis kann alſo im Verhaͤltniß zu ſeiner gro - ßen Ausdehnung nur eine geringe Quantitaͤt Viehpro - dukte zu Markte bringen.

Auch iſt die Bevoͤlkerung dieſes Kreiſes aͤußerſt ge - ring, und ein Gut von gleichem Umfange, welches in der Naͤhe der Stadt 30 Familien ernaͤhrt, wird hier kaum 3 Familien Beſchaͤftigung und Nahrung geben.

Mit 50 Meilen Entfernung von der Stadt hoͤrt end - lich die Landrente von der Viehzucht ganz auf, und weil in einer groͤßern Entfernung die Zinſen des auf die Wirth - ſchaft verwandten Kapitals nicht mehr bezahlt werden, muß auch dieſer letzte Kulturzweig hier enden.

Hinter dem Kreiſe der Viehzucht koͤnnen nun noch einige Jaͤger zerſtreut in den Waͤldern leben, welche mit der Beſchaͤftigung und der Lebensart der Wilden auch die Sitten derſelben annehmen werden. Die einzige Kom - munikation welche dieſe Jaͤger mit der Stadt haben, be - ſteht darin, daß ſie ihre wenigen Beduͤrfniſſe fuͤr die Felle wilder Thiere eintauſchen.

Dies iſt nun die letzte Einwirkung, welche die Stadt203 auf dieſe Ebene, die weiterhin zur Menſchenleeren Wild - niß wird, ausuͤbt.

Ein Reiſender, der den iſolirten Staat durchreiſ’te, wuͤrde in wenig Tagen alle jetzt bekannten Wirthſchafts - ſyſteme praktiſch angewandt erblicken. Die regelmaͤßige Folge, worin er die verſchiedenen Wirthſchaftsſyſteme nach einander wahrnaͤhme, wuͤrde ihn vor dem Irrthum bewah - ren, als laͤge es nur an der Unkenntniß der Landwirthe, daß die Kultur der entfernten Gegenden nicht ſo gut iſt, als die in der Naͤhe der Stadt.

Die hoͤheren Wirthſchaftsſyſteme haben dadurch daß ſie kuͤnſtlicher, komplizirter ſind, und zugleich hoͤhere Einſich - ten und Kenntniſſe erfordern, fuͤr das Auge etwas Blen - dendes und Verfuͤhreriſches.

Da nun dieſe hoͤhern Wirthſchaftsarten an den Or - ten, wo ſie landuͤblich ſind, unleugbar einen groͤßern Er - trag geben und den Boden hoͤher benutzen, ſo iſt der Irr - thum « daß man nur die noͤthigen Kenntniſſe zu beſitzen brauche, um ein hoͤheres Wirthſchaftsſyſtem in eine weni - ger kultivirte Gegend einzufuͤhren » leicht zu entſchuldigen, aber auch um ſo gefaͤhrlicher.

Unſere Unterſuchungen haben ergeben, daß eine Kop - pel - oder Fruchtwechſelwirthſchaft auf einem Gut in dem Kreiſe der Dreifelderwirthſchaft eingefuͤhrt, von der Zeit wieder hinweggeſpielt werden und ſpurlos verſchwinden muß.

Umgekehrt wird eine Dreifelderwirthſchaft in den Kreis der Koppel - oder Fruchtwechſelwirthſchaft verpflanzt, nicht beſtehen koͤnnen; aber ein ſolcher Verſuch iſt zu we - nig einladend, der Nachtheil zu ſehr in die Augen fallend, als daß er oft gemacht werden koͤnnte.

Der iſolirte Staat ſtellt in Hinſicht des Ackerbaues204 zugleich das Bild eines und deſſelben Staats in verſchie - denen Jahrhunderten dar.

Vor einem Jahrhundert wurde in Mecklenburg bloß Dreifelderwirthſchaft getrieben, und dieſe war den dama - ligen Verhaͤltniſſen allein angemeſſen. In den fruͤheſten Zeiten waren Jagd und Viehzucht wahrſcheinlich die ein - zigen Quellen der Ernaͤhrung. Dagegen wird im naͤch - ſten Jahrhundert die Fruchtwechſelwirthſchaft hier vielleicht eben ſo allgemein ſeyn, als jetzt die Koppelwirthſchaft.

So wie der Reichthum und die Bevoͤlkerung eines Staats ſteigen, ſo wird auch ein mehr intenſiver Land - bau vortheilhaft. Sind die Verhaͤltniſſe nun bis zu dem Punkt gereift, daß die Anwendung eines hoͤhern Wirth - ſchaftsſyſtems nuͤtzlich wird, ſo iſt auch das Werk des Landwirths, der dieſe neue Wirthſchaft zuerſt einfuͤhrt, der Vergaͤnglichkeit nicht unterworfen. Dieſe Wirthſchaft wird ſich nicht bloß auf ſeinem Gute erhalten, ſondern ſich, zwar langſam aber unwiderſtehlich, uͤber das ganze Land verbreiten und ſo die landuͤbliche Wirthſchaft werden.

Dies war in Mecklenburg der Fall, als die Koppel - wirthſchaft zuerſt eingefuͤhrt wurde; dies war in England der Fall, als die Koppel - und Dreifelderwirthſchaften der Fruchtwechſelwirthſchaft weichen mußten.

[205]

Zweiter Abſchnitt. Vergleichung des iſolirten Staats mit der Wirklichkeit.

§. 27. Ruͤckblick auf den Gang unſerer Unterſuchung.

In der vorhergehenden Darſtellung der Geſtaltung des iſolirten Staats ſind die Verhaͤltniſſe des Guts Tellow zum Grunde gelegt, indem wir entwickelt haben, wie die Wirthſchaft dieſes Guts ſich aͤndern wuͤrde, wenn daſſelbe dem Marktplatz fuͤr die landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe naͤher oder ferner gedacht wird.

Wir haben in §. 5. angenommen, daß der Rohertrag eines Guts ſich ganz in Korn angeben laſſe, und daß der Preis der animaliſchen Produkte mit dem Preiſe des Ge - treides im Verhaͤltniß ſtehe.

Dieſe Annahme iſt allerdings wahr und zutreffend, wenn wir die wirklichen Verhaͤltniſſe eines kultivirten Staats, der von keinen rohen, bloß Viehzucht treibenden Laͤndern umgeben iſt, vor Augen haben. Die durchge - fuͤhrte Darſtellung des iſolirten Staats zeigt uns aber ſelbſt, daß das Gut T. in einer Gegend liegt, wo die Einwirkung der rohen, bloß Viehzucht treibenden Laͤnder ſich ſchon ſehr vermindert hat; und daß in dem iſolirten Staat das Verhaͤltniß zwiſchen den Preiſen der Viehpro - dukte und des Korns, nicht daſſelbe ſeyn kann, was auf dem Gute T. ſtatt findet.

Wir muͤſſen deshalb unterſuchen, in wiefern ſich die Geſtaltung des iſolirten Staats aͤndert, wenn der Preis206 der animaliſchen Produkte von dem Preiſe des Getreides unabhaͤngig iſt.

Fuͤr T. iſt der Preis der Butter 9 ß, und nach Ab - zug der Transportkoſten 8 ß N pr. ; in dem iſo - lirten Staat kann der Marktpreis der Butter nach unſe - rer Berechnung nur 5 ß betragen, aber der Werth der - ſelben auf dem Gute ſelbſt nimmt mit der Entfernung des Guts von der Stadt nicht ſo raſch ab, als der des Getreides. Legen wir nun in unſerer Berechnung dieſen Preis ſtatt jenes zum Grunde, ſo werden wir in der Naͤhe der Stadt die Landrente geringer finden, aber dieſe Landrente nimmt mit der wachſenden Entfernung von der Stadt nicht ſo ſchnell ab, und ſie wird fuͤr das 25 Meilen entfernte Gut ſchon groͤßer ſeyn als wir ſie ange - geben haben weil die Butter ungeachtet des geringern Marktpreiſes hier doch ſchon einen hoͤhern Werth hat, als wenn ihr Preis ſich nach dem Getreidepreis dieſer Ge - gend richtete.

Wir haben ferner bei unſern Unterſuchungen einen Standpunkt zum Grunde gelegt, wo die mit dem Land - bau verbundenen Ausgaben zu ¼ in Geld und zu ¾ in Korn ausgedruͤckt werden muͤſſen und wir konnten dadurch fuͤr das gegebene Gut bei jedem Wechſel der Ge - treidepreiſe den Reinertrag und die Bewirthſchaftungsart beſtimmen.

Dann haben wir aber auch die Veraͤnderung in den Getreidepreiſen durch die groͤßere oder geringere Entfer - nung vom Marktplatz, alſo gleichſam raͤumlich dargeſtellt, und auf dieſe Weiſe den iſolirten Staat konſtruirt.

Nun iſt aber wie wir bereits in §. 5. erwaͤhnt ha - ben, das Verhaͤltniß in welchem die Ausgaben in Geld und in Korn auszudruͤcken ſind, keineswegs gleichbleibend207 ſondern mit dem Standpunkt ſelbſt veraͤnderlich, und dies laͤßt ſich in dem iſolirten Staat noch weit klarer uͤberſe - hen als in der Wirklichkeit.

Der Preis aller Waaren und Materialien, die der Landwirth des iſolirten Staats nur aus der Stadt erhal - ten kann, richtet ſich nicht nach dem Getreidepreis der Gegend wo der Landwirth wohnt, ſondern dieſer muß den Preis, den die Waaren in der Stadt haben und dann noch die Fracht von der Stadt bis zu ſeiner Gegend, da - fuͤr zahlen.

In dem Preiſe der Arbeitserzeugniſſe der Handwer - ker die auf dem Lande wohnen, ſind enthalten:

  • 1) die Auslage fuͤr Lebensmittel und andere Beduͤrf - niſſe, die ſie waͤhrend der Arbeit verbrauchen,
  • 2) die Auslage fuͤr das rohe Material.

Wird nun das Material, was der Handwerker ver - arbeitet, z. B. das Eiſen aus der Stadt bezogen, ſo rich - tet ſich der Preis ſeines Arbeitserzeugniſſes nur zum ge - ringern Theil nach dem Getreidepreis der Gegend wo der Handwerker wohnt; wird dagegen das rohe Material auf dem Lande ſelbſt erzeugt, z. B. Flachs, ſo ſtehen die Fa - brikationskoſten der Leinwand faſt ganz in Verhaͤltniß mit dem Getreidepreiſe, indem nur dasjenige was der Leinweber zu ſeiner Wohnung, ſeinen Geraͤthſchaften und ſeinem Unterhalt aus der Stadt kaufen muß, in Geld ausgedruͤckt werden darf.

Wir finden alſo, daß von den mit dem Landbau ver - bundenen Ausgaben, alles dasjenige was der Landwirth unmittelbar aus der Stadt bezieht, und alles was die auf dem Lande lebenden, fuͤr den Landwirth arbeitenden Handwerker aus der Stadt erkaufen, in Geld ausgedruͤckt bleiben muß.

Fuͤr Guͤter von gleich großem Betrieb iſt alſo auch die fuͤr Waaren und Materialien in der Stadt ſelbſt zu208 zahlende Summe gleich groß, dieſe Guͤter moͤgen der Stadt nahe oder ferne liegen. Aber dem Landwirth des iſolirten Staats koſten nur dieſe Waaren außer dem An - kaufspreis auch noch die Fracht fuͤr dieſelben von der Stadt bis zu ſeiner Gegend; oder der Preis dieſer Waa - ren iſt auf dem Lande um den Betrag der Fracht inclu - ſive der Handelskoſten hoͤher als in der Stadt. Die Fracht wovon nach §. 4. wieder ein Theil in Geld ausge - druͤckt werden muß ſteigt aber mit der groͤßern Ent - fernung von der Stadt, und ſo faͤllt auf die entfernter liegenden Guͤter eine erhoͤhte Ausgabe ſowohl an Geld als an Getreide.

Bei der Uebertragung unſerer von einem Standpunkt ausgegangenen Berechnung auf den iſolirten Staat fin - det alſo eine zwiefache Abweichung ſtatt:

  • 1) iſt der Ertrag aus der Viehzucht in den entfernten Gegenden groͤßer als unſere Berechnung angibt;
  • 2) kommt fuͤr die entfernten Gegenden noch die Fracht fuͤr die aus der Stadt zu kaufenden Beduͤrfniſſe in Ausgabe.

Beide Abweichungen wirken ſich einander entgegen und bringen dadurch wieder eine Annaͤherung zu dem Reſultat unſerer Berechnung hervor.

Wie nun aber auch die Landrente in Zahlen ausge - ſprochen ſich hiedurch aͤndern mag, ſo bleiben doch fol - gende Hauptreſultate unſere Unterſuchung ganz unver - aͤndert:

Die Koppelwirthſchaft muß bei ſehr niedrigen Korn - preiſen zu der Dreifelderwirthſchaft uͤbergehen, weil dieſe das Getreide mit geringern Arbeitskoſten produziren kann.

Bei noch mehr verringerten Getreidepreiſen hoͤrt auch die Landrente der Dreifelderwirthſchaft auf, und ſie kann kein Korn mehr nach der Stadt liefern.

209

Hinter dem Kreiſe der Dreifelderwirthſchaft bildet ſich dann der Kreis der Viehzucht.

Dieſe Hauptreſultate und mit ihnen alle daraus ge - zogene Folgerungen bleiben unveraͤndert, aber die Aus - dehnung der Kreiſe in Zahlen ausgeſprochen und die Graͤn - ze, wo zwei Wirthſchaftsarten ſich trennen, wird der Mei - lenzahl nach ſich aͤndern. Dieſe Zahlen dienen hier aber nur zur Verſinnlichung der Idee und ſind keines - wegs von einem weſentlichen Einfluß auf die entwickel - ten Hauptgeſetze: denn es iſt in dieſer Beziehung gleich - guͤltig, ob z. B. der Kreis der Dreifelderwirthſchaft einige Meilen naͤher oder entfernter von der Stadt anfaͤngt.

§. 28. Verſchiedenheiten zwiſchen dem iſolirten Staat und der Wirklichkeit.

Die wirklichen Staaten und Laͤnder ſind in folgen - den Punkten von dem iſolirten Staat weſentlich verſchie - den:

  • 1) Es gibt in der Wirklichkeit kein Land, wo der Bo - den uͤberall gleichen Reichthum enthielte, und durch weg von gleicher phyſiſcher Beſchaffenheit waͤre.
  • 2) Es gibt keine einzige große Stadt, die nicht an einem Fluß oder ſchiffbaren Kanal laͤge.
  • 3) Jeder Staat von bedeutendem Umfange, mit einer großen Hauptſtadt, hat außer dieſer Hauptſtadt noch viele kleinere Staͤdte, die zerſtreut uͤber das ganze Land liegen.

Ad. 1.

Unſere Unterſuchungen in §. 14. haben das Reſultat gegeben, daß niedrige Kornpreiſe in ihrer Wirkung mit einer geringen Dungkraft des Bodens darin uͤbereinſtim - men, daß beide die Koppelwirthſchaft in Dreifelderwirth - ſchaft verwandeln, und daß beide wenn ſie noch mehr ver -14210mindert werden, die Landrente am Ende bis zu 0 her - unter bringen.

Man koͤnnte nun eben ſo wie wir hier den Preis des Getreides veraͤnderlich, die Fruchtbarkeit des Bodens gleichbleibend angenommen haben, einen zweiten iſolirten Staat darſtellen, in welchem der Getreidepreis gleichblei - bend, die Fruchtbarkeit des Bodens dagegen veraͤnderlich waͤre, und dann dieſe zwiefache Darſtellung auf die Wirk - lichkeit anwenden.

Dieſe zwiefache Darſtellung iſt aber, wenigſtens in dieſer Beziehung entbehrlich, weil wir ſchon aus dem bis - herigen, den Standpunkt, den ein Gut von niedrigerm Grade der Fruchtbarkeit bei dem Getreidepreis von 1 ½ Thlr. fuͤr den Scheffel Rocken, einnehmen wuͤrde, nach - weiſen koͤnnen, wie aus der Loͤſung der nachfolgenden Aufgaben hervorgehen wird.

Erſte Aufgabe. Welche Landrente wird ein Gut, deſſen Acker 〈…〉 Koͤrner in der Dreifeldex - wirthſchaft traͤgt, gewaͤhren, wenn der Scheffel Rocken auf dem Gute ſelbſt 1 ½ Thlr. werth iſt; und in welcher Ge - gend des iſolirten Staats findet eine gleiche Landrente ſtatt?

Nach der in §. 14. gelieferten Tabelle betraͤgt die Land - rente der Dreifelderwirthſchaft von 〈…〉 Koͤr - nern Ertrag 240 Scheffel Rocken ÷ 246 Thlr. Bei dem Preiſe von 1 ½ Thlr. fuͤr den Scheffel ſind 240 Scheffel Rocken 360 Thlr. werth; die Landrente betraͤgt alſo 360 ÷ 246 = 114 Thlr.

In dem iſolirten Staat iſt bei dem Ertrage von 〈…〉 72 Koͤrnern die Landrente = 696 Scheffel ÷ 327 Thlr.

211

Die Landrente beider Wirthſchaften wird alſo gleich, wenn 696 Scheffel Rocken ÷ 327 Thlr. = 114 Thlr. ſind + 327 + 327 alſo 696 Scheffel Rocken441 Thlr. dieß macht fuͤr 1 Scheffel0,633 Thlr. und dieſen Preis hat der Rocken auf dem ungefaͤhr 26 Meilen von der Stadt entfernten Gute.

Es iſt alſo die Landrente eines Guts von 4, 2 Koͤr - nern bei dem Rockenpreiſe von 1 ½ Thlr. pr. Schffl. gleich der Landrente desjenigen Guts, welches in dem iſolirten Staat, 24 Meilen von der Stadt entfernt iſt.

Zweite Aufgabe. Bei welchem Koͤrnerertrag wird die Landrente der Dreifelderwirthſchaft = 0, wenn der Scheffel Rocken auf dem Gute 1 ½ Thlr. werth iſt?

Nach §. 14. iſt fuͤr (10 x) 〈…〉 Koͤrner die Land - rente 1000 Schffl. ÷ 152 x Schffl. ÷ 381 Thlr. + 27 x Thlr. den Scheffel zu 1 ½ Thlr. gerechnet, gibt dieß 1500 Thlr. ÷ 228 x Thlr. 381 Thlr. + 27 x Thlr. oder 1119 Thlr. ÷ 201 x Thlr.

Wenn nun die Landrente = 0 ſeyn ſoll, ſo ſind 201 x = 1119 alſox = 5,57

Der geſuchte Koͤrnerertrag, fuͤr welche die Landrente = 0 wird, iſt alſo 〈…〉 .

Dritte Aufgabe. Bei welchem Koͤrnerertrag iſt die Nutzung des Bodens durch Koppelwirthſchaft eben ſo hoch als die durch Dreifelderwirthſchaft, wenn fuͤr beide Wirth - ſchaftsarten der Werth des Schffl. Rocken auf dem Gute 1 ½ Thlr. betraͤgt?

Die Landrente beider Wirthſchaftsarten wird gleich, wenn nach §. 14.

14*212
213

Fuͤr einen Reichthum des Ackers, bei welchem die Koppelwirthſchaft 10 4, 58 = 5, 42 Koͤrner, die Dreifelderwirthſchaft aber (10 4, 58) 〈…〉 = 4, 55 Koͤrner gibt, iſt alſo bei dem Preiſe von 1 ½ Thlr. fuͤr den Scheffel Rocken die Landrente der Koppelwirthſchaft der der Dreifelderwirthſchaft gleich.

Ad. 2.

Wenn es ausgemittelt iſt, wie viel wohlfeiler der Transport des Korns zu Waſſer, als der zu Lande zu ſtehen koͤmmt, ſo hat es keine Schwierigkeit, den Stand - punkt eines Guts, welches ſein Korn zu Waſſer nach dem Markt ſchicken kann, zu beſtimmen.

Geſetzt, die Schiffsfracht betruͤge 1 / 10 der Landfracht, ſo iſt ein Gut, welches an einem Fluße liegend, 100 Meilen vom Marktplatz entfernt iſt, in Hinſicht des Werths des Getreides auf dem Gute, und der dar - aus entſpringenden Verhaͤltniße, dem Gute gleich, wel - ches in dem iſolirten Staat 10 Meilen von der Stadt entfernt iſt.

Ein Gut, welches 5 Meilen vom Fluße entfernt liegt, traͤgt dann die Koſten von 5 Meilen Landfracht und 100 Meilen Schiffsfracht, und waͤre dem Gute des iſolirten Staats gleich, welches 15 Meilen von der Stadt ent - fernt iſt.

Ad. 3.

Die kleinen Staͤdte, welche zerſtreuet uͤber dem gan - zen Lande liegen, muͤſſen eben ſowohl als die Haupt - ſtadt mit Lebensmitteln verſorgt werden, und diejenigen Guͤter, die in der Naͤhe einer ſolchen kleinen Stadt lie - gen, werden ihr Korn nach dieſer Stadt, ſo lange ſie noch etwas bedarf, und nicht nach der Hauptſtadt lie - fern. Die Zahl der Guͤter, oder die Flaͤche Landes, welche214 erforderlich iſt, um dieſe Stadt mit den noͤthigen Lebens - mitteln zu verſorgen, koͤnnte man das Gebiet der Stadt nennen. Der Hauptſtadt geht nun aber dieſes Gebiet verloren, indem ſie von dort keine Produkte mehr erhaͤlt, und die kleine Stadt wirkt auf die Hauptſtadt, in Hin - ſicht der Verſorgung mit Lebensmitteln eben ſo, als wenn jenes Gebiet in eine Sandwuͤſte verwandelt waͤre, die nichts hervorbringt. Denkt man ſich nun die große Ebene des iſolirten Staats mit vielen ſolchen Sandflaͤchen un - termiſcht, ſo muß offenbar der Bedarf der Hauptſtadt aus weiterer Ferne herbeigeſchafft werden, und die Kreiſe muͤſſen um den Bedarf zu liefern, ausgedehnt werden. Mit dieſer groͤßern Ausdehnung wachſen aber die Trans - portkoſten des Getreides, welches von dem aͤußern Rand der Ackerbau treibenden Ebene nach der Stadt geliefert wird, und eine ſolche Vermehrung der Transportkoſten hat, wie wir geſehen haben, eine Steigerung des Getrei - depreiſes in der Hauptſtadt zur Folge.

In den kleinen Staͤdten wird nun aber der Preis des Getreides nach ganz andern Geſetzen beſtimmt, als wenn dieſe Staͤdte mit ihrem Gebiet iſolirt laͤgen. Die Guͤter, welche in dieſem Gebiet liegen, haben die Wahl ihr Korn entweder nach dieſer kleinen Stadt zu liefern, oder es nach der Hauptſtadt zu fahren. Was nun der Marktpreis des Getreides in der Hauptſtadt, nach Abzug der Verfahrungskoſten ausmacht, d. h. was der Werth des Korns auf dem Gute iſt, das muß ihnen die kleine Stadt bezahlen, wenn ſie bewogen werden ſollen, ihr Korn die - ſer Stadt zu uͤberlaſſen.

Die Getreidepreiſe in den kleinen Staͤdten werden alſo durch den Marktpreis in der Hauptſtadt beſtimmt; ja ſie ſind ganz und gar davon abhaͤngig.

Wir koͤnnen uns ſtatt der kleinen Staͤdte eigene Staaten von betraͤchtlichem Umfange denken, und auch215 dieſe koͤnnen beim freien Handel ſich der Allgewalt, welche die große Stadt in der Beſtimmung der Getreidepreiſe ausuͤbt, nicht entziehen.

Das Princip, welches dem iſolirten Staat ſeine Ge - ſtaltung gab, iſt auch in der Wirklichkeit vorhanden, aber die Erſcheinungen die daſſelbe hier hervorbringt, zeigen ſich in veraͤnderten Formen, weil zugleich eine unendliche Menge anderer Verhaͤltniße und Umſtaͤnde mitwirket.

So wie der Geometer mit Punkten ohne Ausdeh - nung, mit Flaͤchen ohne Dicke rechnet, die doch beide in der Wirklichkeit nicht zu finden ſind; ſo duͤrfen auch wir eine wirkende Kraft von allen Nebenumſtaͤnden und al - lem Zufaͤlligen entkleiden, und nur ſo koͤnnen wir erken - nen, welchen Antheil ſie an den Erſcheinungen hat, die uns vorliegen.

Da es fuͤr ein einzelnes Gut moͤglich iſt, einen Stand - punkt in dem iſolirten Staat aufzufinden, der mit den Verhaͤltniſſen deſſelben uͤbereinſtimmt; ſo laͤßt ſich, abgeſehn von der Schwierigkeit der Ausfuͤhrung, die Moͤglichkeit nicht leugnen, fuͤr ein ganzes Land eine Charte zu ent - werfen, auf welcher der Kreis, wozu eine Gegend gehoͤrt, durch die Illumination angedeutet waͤre. Eine ſolche Charte wuͤrde eine hoͤchſt intereſſante und inſtruktive Ue - berſicht gewaͤhren. Die Kreiſe wuͤrden aber nicht, wie in unſerm iſolirten Staat regelmaͤßig auf einander folgen, ſondern bunt durch einander gemiſcht ſeyn: es koͤnnte z. B. das 100 Meilen von der Hauptſtadt entfernte, aber an einem Fluſſe liegende und mit einem ſehr fruchtbaren Bo - den verſehene Gut zum dritten Kreiſe gehoͤren, waͤhrend das 10 Meilen von der Stadt liegende Gut mit Sand - boden zum ſechsten Kreiſe gehoͤrte.

216

Wir wenden uns jetzt zu der Betrachtung eines mit der Landwirthſchaft natuͤrlich verbundenen Gewerbes und einiger Kulturzweige, deren im erſten Abſchnitt, um den Zuſammenhang nicht zu unterbrechen, keine Erwaͤhnung geſchehen iſt, und die wir jetzt mit Beziehung auf die Wirklichkeit durchgehen koͤnnen.

§. 29. Branntweinbrennerei.

Das Getreide kann, aus dem Kreiſe der Viehzucht nicht mehr nach der Stadt geliefert werden, weil die Trans - portkoſten deſſelben zu hoch zu ſtehen kommen; verwan - delt man aber das Getreide in ein Fabrikat, welches im Verhaͤltniß zu ſeinem Werth geringere Transportkoſten er - fordert: ſo kann der Ackerbau in dem naͤhern Theil dieſes Kreiſes noch mit Vortheil betrieben werden. Ein ſolches Fabrikat iſt nun der Branntwein, indem der Spiritus der aus 100 Schfl. Rocken gewonnen wird, kaum das Gewicht von 25 Schfl. Rocken hat.

Der Abfall der Brennerei, oder die Branntweins - ſchlempe, wird am zweckmaͤßigſten zur Viehmaſtung be - nutzt. Da nun der Kreis der Viehzucht ohnehin ſchon auf Viehmaſtung angewieſen iſt, und da hier das Getreide und das Brennholz den moͤglichſt niedrigſten Preis haben: ſo vereinigt ſich hier alles was Branntweinbrennerei vor - theilhaft machen kann.

Der Branntwein kann deshalb von hier aus auch ſo wohlfeil geliefert werden, daß keine andre Gegend des iſo - lirten Staats, viel weniger die Stadt ſelbſt, die Konkur - renz damit aushalten kann wenn vollkommne Gewerb - freiheit ſtatt findet: denn es iſt leicht einzuſehen, daß die Hervorbringung des Branntweins in der Stadt, wo Korn und Holz den dreifachen Preis haben und wo der Ar - beitslohn viel hoͤher iſt, auch mindeſtens 2 bis 3 mal ſo217 viel koſten muß, als wofuͤr dieſe Gegend den Brannt - wein liefern kann.

Wenn durch den Gewerbszwang die Branntwein - brennerei nur in den Staͤdten betrieben werden darf, ſo bewirkt dies eine Verminderung des Nationaleinkommens, indem eine große Menge Kraͤfte zum Transport des Korns und des Brennmaterials ohne allen Nutzen verſchwendet werden. Da nun aber die groͤßte Wohlfeilheit des Brannt - weins aus andern Ruͤckſichten nicht wuͤnſchenswerth iſt, ſo kann der Staat die Fabrikation deſſelben mit einer ſtarken Abgabe belegen, wodurch derſelbe den Preis wieder erhaͤlt, wofuͤr der Staͤdter ihn ſonſt geliefert hat; und dieſe Vertheurung des Branntweins wird fuͤr den Staat wohlthaͤtiger wirken, als jene durch unnuͤtze Verwendung von Kraͤften die nun auf andre nuͤtzliche Beſchaͤftigun - gen gerichtet, produktiv verwandt werden koͤnnen her - vorgebrachte Theurung.

Die Abtheilung des Kreiſes der Viehzucht, in welcher die Branntweinfabrikation ſtatt findet, wird Dreifelder - wirthſchaft treiben, weil durch dieſe das zum Branntwein - brennen erforderliche Korn am wohlfeilſten erzeugt wird.

Die Wirthſchaft, in welcher Branntweinbrennerei mit Viehmaſtung verbunden iſt, gibt einen viel groͤßern Dung - gewinn, als die auf Kornverkauf gerichtete Dreifelder - wirthſchaft; erſtere kann alſo auch einen groͤßern Theil des Ackers mit Getreide beſtellen, ohne denſelben zu erſchoͤpfen.

Sehen wir nun bloß auf die Feldeintheilung der Wirthſchaften, ſo werden wir die die Branntweinbrenne - rei betreibende Abtheilung und im Grunde auch den gan - zen Viehzucht treibenden Kreis wo aber der Ackerbau nur einen kleinen Theil des Feldes einnimmt zum Kreiſe der Dreifelderwirthſchaft rechnen muͤſſen. Sehen wir dagegen auf die Hauptprodukte, die die Wirthſchaft liefert und ich ziehe dieſen Theilungsgrund aus meh -218 reren Urſachen hier vor ſo muͤſſen wir die Gegend, welche Getreide nach der Stadt bringt, von der welche bloß Branntwein und Viehprodukte dahin liefert, trennen und ich nenne nun jene Gegend vorzugsweiſe, den Kreis der Dreifelderwirthſchaft.

Die Landrente der auf Kornverkauf gerichteten Drei - felderwirthſchaft wird bei 31,5 Meilen von der Stadt = 0. Branntweinbrennerei und Viehzucht geben an die - ſer Stelle aber noch eine Landrente. Die Kreiſe der Drei - felderwirthſchaft und der Viehzucht muͤſſen ſich da ſcheiden, wo die Landrente beider Wirthſchaftsarten gleich hoch iſt; der Kreis der Dreifelderwirthſchaft kann alſo nicht bis 31,5 Meilen von der Stadt reichen, ſondern muß ſchon in et - was geringerer Entfernung von der Stadt aufhoͤren. Wir ſind aber, da wir die Groͤße der Landrente, die der Bo - den durch Branntweinbrennerei und Viehzucht gibt, nicht kennen, auch nicht im Stande dieſe Entfernung in Zah - len anzugeben.

§. 30. Schaͤferei.

Seit der Einfuͤhrung der Merinos in Deutſchland haͤngt die Nutzung einer Schaͤferei faſt ganz von der Guͤte der Heerde ab, und iſt ſo wenig an Gegend und Boden gebunden, daß ſich ſchlechterdings nicht allgemein angeben laͤßt, welche Landrente der Boden, durch Schaͤferei benutzt, abwirft.

Sind einſt die feinen Heerden ſo allgemein gewor - den, und iſt einſt die Kenntniß der hoͤhern Schafzucht ſo verbreitet, daß Jeder, fuͤr die Bezahlung des Preiſes den die Aufzucht der Schafe koſtet, ſich in den Beſitz einer feinen Heerde ſetzen kann, und dieſe auch zu behandeln verſteht: ſo wird auch der Ertrag der Schaͤfereien, Ertrag des Grund und Bodens oder Landrente werden. Von dieſem Zuſtand ſind wir jetzt aber noch weit entfernt,219 und ſo lange dieſer nicht erreicht iſt, ſo lange iſt auch die hoͤhere Nutzung der feinen Schafzucht im Verhaͤltniß zur Rindviehzucht nicht als Landrente, ſondern als Zins des in der feinen Heerde ſteckenden Kapitals, und als Beloh - nung der Induſtrie des Schafzuͤchters zu betrachten.

Die Einfuͤhrung der feinen Schafe in Deutſchland und die almaͤlige Verdraͤngung der Schafe mit grober Wolle iſt von manchen intereſſanten Erſcheinungen begleitet geweſen.

Die groͤbern Schafe gaben noch vor 30 Jahren ſo geringen Ertrag, daß der Boden durch ſolche Schaͤfereien benutzt gar keine Landrente abwarf. Die feinſten Heer - den geben dagegen einen ſo hohen Reinertrag, daß ſelbſt der Kornbau oft minder eintraͤglich iſt als die Schafzucht, und dieſe iſt dadurch fuͤr den gegenwaͤrtigen Moment die Angel um welche ſich die ganze Wirthſchaftseinrichtung dreht. Um uͤber die Zweckmaͤßigkeit einer Wirthſchaft ein Urtheil faͤllen zu koͤnnen, muß man jetzt zuerſt die Schaͤ - ferei beſehen: denn die Guͤte der Heerde entſcheidet dar - uͤber welchen Aufwand man zur Gewinnung des Futters machen darf. Iſt die Heerde von der erſten Qualitaͤt, ſo bezahlt ſich ſelbſt die Koͤrnerfuͤtterung reichlich, viel mehr alſo noch die Kartoffeln - und Kleefuͤtterung; und ein Gut welches ſonſt durch ſeinen Bodenreichthum und durch ſeine Lage bei einer konſequenten Bewirthſchaftung auf Koppelwirthſchaft verwieſen waͤre, kann dann mit Vortheil zur Fruchtwechſelwirthſchaft uͤbergehen.

Die große Eintraͤglichkeit der feinen Schafzucht hat im oͤſtlichen Deutſchland faſt bei allen Landwirthen das Streben ſich feine Heerden zu verſchaffen, hervorgebracht. Da nun die Schafe ſich ziemlich ſchnell vermehren, und da außerdem noch betraͤchtliche Heerden von Merinos aus Spanien und Frankreich eingefuͤhrt ſind, die aͤchten Schafe ſelbſt ſich alſo betraͤchtlich vermehrt haben; und andern - ſeits faſt alle Schaͤfereien durch Zulaſſung von Merino -220 boͤcken veredelt worden ſind: ſo hat die Produktion der feinen Wolle im oͤſtlichen Deutſchland ſeit 30 Jahren in einem ganz außerordentlichen Grade zugenommen.

Man glaubte anfaͤnglich, daß mit dieſer exceſſiven Vermehrung der feinen Wolle der Preis derſelben ſehr bald fallen, und durch Ueberfuͤllung des Markts bald un - ter den Preis, der zur Deckung der Produktionskoſten er - forderlich iſt, ſinken wuͤrde.

Dieſe Furcht hat ſich bis jetzt aber ſo wenig beſtaͤtigt, daß vielmehr bei dem Sinken der Preiſe aller andern landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe der Preis der feinen Wolle faſt die vorige Hoͤhe behalten hat, und alſo relativ, d. i. im Verhaͤltniß zum Getreide, gar ſehr geſtiegen iſt. Die vermehrte Produktion iſt ſtets von einer gleichen Schritt haltenden vermehrten Nachfrage begleitet geweſen; und der Preis der feinen Wolle uͤberſteigt den Preis, wofuͤr ſie zu Markt gebracht werden kann, oder den natuͤrlichen Preis noch bei weitem.

Wie kann nun aber der Preis einer Waare oder ei - nes Erzeugniſſes ſo lange uͤber den natuͤrlichen Preis ſte - hen, und wie kann eine ſo außerordentlich vermehrte Pro - duktion noch immer Abnehmer finden und verbraucht werden?

Ich erklaͤre mir dies hauptſaͤchlich aus folgenden bei - den Urſachen:

  • 1) aus den Entdeckungen und Verbeſſerungen in den Tuchfabriken; und
  • 2) aus der Bildung eines neuen Schafſtammes in Sachſen, der die ſpaniſchen Staͤmme an Feinheit der Wolle weit uͤbertrifft.

In dem Preiſe des Tuchs und andrer Wollenwaaren machen die Fabrikationskoſten den groͤßern, die Koſten des rohen Materials, oder der Wolle, nur den kleinern Be - ſtandtheil aus. Wenn nun durch große und ausgezeich -221 nete Verbeſſerungen in den Fabriken die Fabrikationsko - ſten des Tuchs und andrer Wollenwaaren bedeutend ver - mindert werden, ſo hat dies die dreifache Wirkung:

  • 1) daß der Preis der Wollenwaaren abnimmt;
  • 2) daß der Verbrauch dieſer Waaren zunimmt; und
  • 3) daß das rohe Material, die Wolle, in groͤßerer Menge begehrt wird, und der Preis derſelben ſteigt.

Wenn der Kaͤufer zwiſchen Waaren, die eine durch die andere erſetzt werden koͤnnen, die Auswahl hat, ſo waͤhlt er diejenige, die bei gleicher Brauchbarkeit fuͤr ihn die wohlfeilſte iſt. Sinkt nun der Preis des Tuchs, waͤh - rend der Preis der andern Bekleidungsmittel derſelbe bleibt, ſo vermehrt ſich der Verbrauch des Tuchs, und der der andern Bekleidungsmittel wird eingeſchraͤnkt. Um den vermehrten Bedarf an Tuch zu liefern wird eine groͤßere Quantitaͤt Wolle als fruͤher erfordert, zu deren Hervorbringung der Produzent nur durch erhoͤhte Preiſe bewogen werden kann. Bei der ſteigenden Nachfrage nach Tuch wird auch der Fabrikant einen hoͤhern als den gewoͤhnlichen Gewinn ziehen und dadurch zur Erweite - rung ſeiner Fabrik aufgefordert werden. Die Vortheile der neuen Entdeckungen theilen ſich alſo anfangs zwiſchen dem Kaͤufer, dem Fabrikanten und dem Produzenten des rohes Materials. Die Fabriken koͤnnen aber in kurzer Zeit ſo weit vermehrt und erweitert werden, daß ſie das Begehr an Fabrikaten befriedigen koͤnnen, und dann hoͤrt der hoͤhere Gewinn in Unternehmungen dieſer Art auf; langſamer geht die Vermehrung des rohen Materials von ſtatten, und ſo wird auch der Gewinn des Produzenten bei der Erzeugung dieſes Materials laͤngere Zeit dauern; aber endlich muß auch hier die Hervorbringung mit dem Begehr ins Gleichgewicht treten, und dann koͤmmt zuletzt der ganze Vortheil der Entdeckung dem Kaͤufer oder Ver - braucher der Waare zu Nutze.

222

In Sachſen iſt durch ſorgfaͤltige Auswahl der Zucht - thiere, und vielleicht auch durch klimatiſche und oͤrtliche Einwirkungen, eine Schafrace von hoher Feinheit der Wolle entſtanden, wovon in Spanien ſelbſt nur Indivi - duen aber keine ganzen Staͤmme vorhanden find.

Die hochfeine, ſehr ſanfte und geſchmeidige Wolle der ſaͤchſiſchen Schafe Elektoralſchafe genannt iſt nun im hohen Grade zur Verfertigung der feinen Zeuge, die zur Bekleidung der Damen dienen, geeignet; waͤhrend die minder feine, kraͤftige aber barſche Wolle der ſpani - ſchen Schafe der Infantadorace hiezu nicht taug - lich iſt. Dieſe feinen Zeuge, welche fruͤher gar nicht aus Wolle verfertigt wurden, vertreten und verdraͤngen jetzt zum Theil die ſeidnen und baumwollnen Zeuge; und ſo ſchafft ſich die Elektoralwolle ſelbſt einen Markt der viel - leicht noch einer großen Ausdehnung faͤhig iſt.

Indem nun die Elektoralwolle zu Waaren verwandt wird, die fruͤher gar nicht exiſtirten, kann durch die Her - vorbringung dieſer Wolle der Bedarf an anderen Wollgat - tungen nicht abnehmen, und es kann deshalb die Pro - duktion der Wolle im Ganzen betraͤchtlich zunehmen, ohne daß dadurch ſogleich ein Ueberfluß entſteht.

Vor wenigen Jahren noch war in einem großen Theil des oͤſtlichen Deutſchlands das reichwollige Infan - tadoſchaf das Ziel des Strebens, und ein Schaf von die - ſer Race, was neben einer maͤßigen Feinheit der Wolle und dem Wollreichthum noch andre wuͤnſchenswerthe Qua - litaͤten zeigte, wurde als ein Muſter, als das Ideal eines Schafs betrachtet; und es ſind ſehr große Summen von den Landwirthen des noͤrdlichen Deutſchlands zur Anſchaf - fung ſolcher Heerden verwandt.

Jetzt bereuen Manche ihren Irrthum, indem man nun das Elektoralſchaf mit hochfeiner Wolle, als das223 Ideal eines Schafs, als dasjenige wodurch man Grund und Boden am hoͤchſten nutzen kann, anſieht.

Aber war denn dies wirklich ein Irrthum, giebt es hierin etwas abſolut Vollkommenes, gibt es eine Wolle die fuͤr alle Zeiten die geſuchteſte ſeyn wird, und von der man ſagen kann, daß die Schafe, die dieſe Wolle tragen, ſtets die eintraͤglichſten ſeyn werden; oder iſt ein ſolches Ideal mit dem Fortſchreiten der Schafzucht dem Wechſel unterworfen?

Das reichwollige Infantadoſchaf traͤgt eben ſo viele Wolle, als das Landſchaf mit grober Wolle. Der Ueber - gang von dieſem zu jenem, oder die Veredlung des Land - ſchafs bis zum Grade der Feinheit des Infantadoſchafs iſt alſo mit keiner Verminderung der Wollſchur verbunden, und bezahlt ſich hoch durch den ſteigenden Werth der Wolle.

Nun iſt es aber wohl ſchon allgemein anerkannt, daß die hoͤchſte Feinheit der Wolle nicht mit dem hoͤchſten Wollreichthum vertraͤglich iſt, daß von einem gewiſſen Punkt an, die hoͤhere Feinheit nur auf Koſten des Woll - ertrags erreicht werden kann.

War nun vor einigen Jahren der Preis der feinen Wolle, wie das Infantadoſchaf ſie traͤgt, 1 Thlr. pr. Pfund und trug dieſes Schaf 3 Wolle, ſo brachte jedes Schaf durch ſeine Wolle 3 Thlr. ein; gab dagegen das Elekto - ralſchaf Wolle à Thlr., ſo war der Werth des Vließes 2⅝ Thlr., alſo Thlr. weniger als beim Infantadoſchaf; und man hatte alſo recht, das Infantado - ſchaf dem Elektoralſchaf vorzuziehen.

Nun iſt aber grade aus der Urſache, daß es vortheil - hafter war, feine Wolle als hochfeine Wolle zu erzeugen, und dann auch weil durch die bloße Veredlung der Land - ſchafe ſchon jene aber nicht dieſe Wolle in betraͤchtlicher Menge hervorgebracht iſt, die Produktion der feinen Wolle ſo ſtark geworden, daß der Markt reichlich damit verſehen224 und der Preis derſelben geſunken iſt, waͤhrend der Preis der hochfeinen Wolle faſt unveraͤndert geblieben iſt. Gilt jetzt z. B. das Pfund feine Wolle noch 36 ß, ſo traͤgt das Infantadoſchaf fuͤr Thlr., das Elektoralſchaf aber noch immer fuͤr 2⅝ Thlr. Wolle.

Man hat alſo ganz recht das Elektoralſchaf jetzt dem Infantadoſchaf vorzuziehen; aber das allgemeine Streben, Elektoralwolle zu erzeugen, wird binnen wenigen Jahren eine ſo große Quantitaͤt davon hervorbringen, daß auch hiemit der Markt reichlich verſehn wird und der Preis derſelben faͤllt und man wird ſich dann wieder ein andres Ziel zum Gegenſtand des Strebens ſtecken muͤſſen.

Mit dem Fallen des Preiſes der hochfeinen Wolle werden auch die daraus verfertigten Waaren im Preiſe fallen, und dadurch aufhoͤren ein Gegenſtand des Luxus zu ſeyn. Bei der Vorliebe der Reichen, nur ſolche Waa - ren zur Bekleidung zu nehmen, die ſo theuer ſind, daß die Minderwohlhabenden von dem Gebrauch derſelben aus - geſchloſſen bleiben, koͤnnten die feinen wollenen Zeuge, grade durch ihre Wohlfeilheit wieder aus der Mode kom - men, und die ſeidnen und baumwollenen Zeuge ihre Stelle wieder einnehmen.

Zum Gluͤck fuͤr den Produzenten iſt aber noch eine weitere Steigerung der Wollfeinheit moͤglich: man findet naͤmlich in den hochfeinen Schaͤfereien einzelne Thiere von einer noch weit hervorragenden Wollfeinheit, die man aber nicht zu vermehren ſucht, weil ſie wegen des aͤußerſt geringen Wollertrags bis jetzt nicht eintraͤglich ſind.

Wahrſcheinlich wird nun aber einſt, wenn die hoch - feine Wolle erſt in hinreichender Menge vorhanden iſt, der Preis dieſer hoͤchſt feinen Wolle ſo ſehr ſteigen, daß es vortheilhaft wird, dieſe bis jetzt nicht beachteten Indi - viduen hervorzuſuchen und aus ihnen ganze Staͤmme zu bilden. Die Schafe die dieſe hoͤchſt feine Wolle tragen,225 liefern nur einen Wollertrag von 1 bis . Die Produktionskoſten derſelben kommen alſo ſehr hoch zu ſte - hen, und da die Verfertigung der Zeuge aus ſo feiner Wolle ebenfalls ſehr koſtſpielig iſt: ſo werden dieſe Waa - ren ſo theuer ſeyn, daß ſie ſtets ein Gegenſtand des Luxus der Reichen bleiben.

Vielleicht werden einſt aus der Wolle Fabrikate von eben ſo ungleichem Werth wie jetzt aus dem Flachs wel - ches zum Material fuͤr die grobe Leinwand und auch fuͤr die feinſten Bruͤſſeler Spitzen dient verfertigt werden.

Wenn nun aber zuletzt auch die hoͤchſt feine Wolle in hinreichender Menge produzirt wird, wenn Angebot und Begehr gleich geworden, und der beharrende Zuſtand, wo weder eine Einſchraͤnkung der Produktion noch eine Erweiterung derſelben vortheilhaft iſt, eingetreten iſt nach welchen Geſetzen wird dann der Preis der Wolle und der Preis der verſchiedenen Wollſorten unter ſich be - ſtimmt werden?

Mit dieſer Frage muͤſſen wir eine andre, naͤmlich die: « in welcher Gegend des iſolirten Staats wird die Wollproduktion ſtatt finden? » verbinden.

Wenn der beharrende Zuſtand eingetreten iſt, ſo fin - den die Geſetze welche wir fuͤr die Preisbeſtimmung an - derer Produkte entwickelt haben, auch auf die Wolle ihre volle Anwendung.

Aus den in §. 19. dargeſtellten Formeln hat ſich bei weiterer Entwickelung ergeben,

  • 1) daß von zwei Produkten, die dem Gewicht nach gleichen Ertrag von einer gegebenen Flaͤche liefern, dasjenige welches die mehrſten Produktionskoſten er - fordert, am fernſten von der Stadt gebauet wer - den muß;
  • 2) daß bei gleichen Produktionskoſten die Erzeugung desjenigen Produkts, welches dem Gewicht nach von15226derſelben Flaͤche den mindeſten Ertrag bringt, hinter dem andern, d. h. ferner von der der Stadt, geſche - hen muß.

Nun ſind die Produktionskoſten der Butter bei glei - chem Gewicht z. B. einer Ladung, geringer als die der Wolle, und von derſelben Flaͤche kann ungleich mehr But - ter als Wolle erzeugt werden: die Produktion der Wolle muß alſo hinter der der Butter ſtatt finden: oder in dem iſolirten Staat wird die Kuherei die naͤhere Gegend, die Schaͤferei die der Stadt fernere Gegend einnehmen.

Die feinen Schafe tragen weniger Wolle als die groͤbern, erfordern aber mindeſtens eben ſo viel Futter und Wartung. Da nun eine gegebene der Schafzucht gewidmete Flaͤche weniger feine als grobe Wolle liefert, und da zugleich die naͤmliche Quantitaͤt feiner Wolle mehr Produktionskoſten erfordert als die grobe: ſo muͤſſen auch, wenn keine andere Umſtaͤnde entgegenwirken, die feinern Schaͤfereien hinter den groͤbern, oder in groͤ - ßerer Entfernung von der Stadt betrieben werden.

Da nun ferner die entlegene Gegend eine geringere Landrente gibt als die naͤhere: ſo folgt hieraus, daß die minder feinen Schaͤfereien eine hoͤhere Landrente geben, alſo eintraͤglicher ſeyn werden als die feinen Schaͤfereien, obgleich der Preis der feinen Wolle, wegen der groͤßern Produktionskoſten, ſtets hoͤher bleiben wird als der der groͤbern Wolle.

Ich muß hier wiederholen, daß dieſer Satz auf den Vorausſetzungen:

  • 1) daß alle Schafzuͤchter gleiche Intelligenz und Kennt - niſſe beſitzen;
  • 2) daß die feinen Schafe in ſolcher Menge vorhanden ſind, daß man ſie eben ſowohl als die groben Schafe fuͤr die Aufzuchtkoſten erkaufen kann,

beruhet, und daß derſelbe alſo da, wo dieſe Vorausſe -227 tzungen nicht ſtatt finden, auch keine Anwendung fin - den kann.

Wenn wir in der Wirklichkeit von dieſem voraus - geſetzten Zuſtand auch noch ſehr weit entfernt ſind: ſo laͤßt ſich doch nicht leugnen, daß das Reſultat der fort - ſchreitenden Kultur eine ſtete Annaͤherung zu dieſem Zu - ſtande iſt, und daß ſchon in dem allgemeinen Streben nach hoͤherer Kultur die Tendenz liegt im Lauf der Zeit dieſen Zuſtand mehr und mehr herbeizufuͤhren.

In der Wirklichkeit ſind wir in Hinſicht der Schaͤ - ferei noch in der Periode des Uebergangs begriffen, in dem iſolirten Staat ſehen wir dieſen Uebergang als voll - endet an, und betrachten nur den letzten an das Zeitmaß nicht gebundenen Erfolg.

Ich habe oben geſagt: « wenn keine andern Umſtaͤnde entgegenwirken »; denn es koͤnnte z. B. ſeyn, daß das feine Schaf in den nie umgebrochenen, ſteppenaͤhnlichen Weiden des Kreiſes der Viehzucht ausartete und wieder grobe Wolle erzeugte. In dieſem Fall muͤßte die Erzielung der feinen Wolle in dem entlegenern Theil des Kreiſes der Koppelwirthſchaft geſchehen, und der Butterproduktion muͤßte ſo viel Land entzogen werden, als zur Hervor - bringung des Bedarfs an feiner Wolle nothwendig waͤre. Die Betreibung der feinen Schaͤfereien wuͤrde dann eine hoͤhere Landrente gewaͤhren, alſo eintraͤglicher ſeyn als die groben Schaͤfereien; aber immer wuͤrde in dem der Stadt zunaͤchſt gelegenen Theil des Kreiſes der Koppelwirthſchaft die Kuherei vortheilhafter ſeyn, und einen hoͤhern Ertrag gewaͤhren als die feinſte Schaͤferei.

Die Frage, ob Quantitaͤt und Qualitaͤt des dem Schaf gereichten Futters und der Weide auf die Guͤte und Feinheit der Wolle einwirke, iſt alſo, wenn wir auf den endlichen Erfolg den unſere Bemuͤhungen bei der Schafzucht haben werden, ſehen, von der aͤußerſten Wich -15*228tigkeit. Faͤnde es ſich z. B. daß die Produktion der Wolle von der hoͤchſten Qualitaͤt an gewiſſe Gegenden oder gar an einzelne Guͤter gebunden waͤre: ſo wuͤrden dieſe Gegenden oder dieſe Guͤter, eben ſo wie die Wein - berge, die einen ausgezeichnet ſchoͤnen Wein liefern, ſtets eine hohe Rente abwerfen, weil die Hervorbringung dieſer Wollgattung dann nicht willkuͤrlich vermehrt werden koͤnnte.

Obgleich unſere bisherigen Unterſuchungen das Re - ſultat gegeben haben, daß, wenn einſt die Seltenheit der feinen Heerden aufgehoͤrt hat, und die Wollproduktion mit dem Bedarf in Gleichgewicht getreten iſt, die feinen Schaͤfereien dann einen mindern Ertrag als die Kuͤhe und vielleicht gar einen geringern Ertrag als die groben Schaͤfereien geben werden: ſo darf uns dies, aus mehre - ren Gruͤnden, doch nicht von den fernern Beſtrebungen zur Veredlung und Verbeſſerung unſerer Heerden abhalten.

a. Wenn auch die jetzige hohe Nutzung der feinen Schaͤfereien nur waͤhrend der Uebergangsperiode ſtatt fin - det, und aufhoͤrt, ſo bald der beharrende Zuſtand einge - treten iſt: ſo erfordert doch, wie die Erfahrung bereits gelehrt hat, dieſer Uebergang einen ſehr langen Zeitraum. Sachſen hat nun ſchon ſeit 60 Jahren, das uͤbrige oͤſtliche Deutſchland ſeit ungefaͤhr 30 Jahren die Fruͤchte dieſes Uebergangs genoſſen, und leicht moͤglich koͤnnen noch 30 Jahre verfließen, ehe dieſer Uebergang ganz vollendet iſt. Denn eines Theils wird mit dem Sinken der Wollpreiſe der Verbrauch der wollenen Waaren noch immer zuneh - men, die Nachfrage nach feiner Wolle wird alſo noch wachſen, und wird ſelbſt durch die ſteigende Produktion noch nicht ſobald befriedigt werden; andern Theils wird durch die vielen Fehler, die bisher bei den Kreuzungen der Heerden gemacht ſind, und die auch ferner wohl nicht ausbleiben werden, die Vermehrung der hochfeinen Schafe gar ſehr verzoͤgert.

229

b. Das oͤſtliche Deutſchland allein kann ſchwerlich ſo viele feine Wolle horvorbringen, daß der Preis derſelben bis zu dem natuͤrlichen Preiſe herabſinkt. Dies wird vielmehr erſt dann geſchehen, wenn Polen und Rußland die feine Schafzucht im Großen und mit Erfolg betrei - ben. Polen und Rußland ſind in dieſer Beziehung fuͤr den europaͤiſchen Markt das, was der Kreis der Vieh - zucht fuͤr den iſolirten Staat iſt. Waͤre nun die Ver - muthung, daß das feine Schaf auf den Steppenweiden und auf den beſtaͤndigen Weiden der Dreifelderwirthſchaf - ten ansartet, begruͤndet; ſo wuͤrde auch das oͤſtliche Deutſchland noch lange Zeit vorzugsweiſe in dem Beſitz der feinen Schaͤfereien bleiben: denn die wirkſame Ver - pflanzung der feinen Heerden nach Polen und Rußland waͤre dann an die Erhoͤhung der Kultur des Bodens, an die Einfuͤhrung der Koppelwirthſchaft ſtatt der Drei - felderwirthſchaft gebunden, und koͤnnte nur langſamen Schritts vorwaͤrts gehen. Einſt, nach einem laͤngern Zeit - raum, werden aber unſtreitig auch dieſe Laͤnder hoͤher kultivirt ſeyn, und dann wird dort, wo der Boden eine noch geringere Landrente gibt als bei uns im oͤſtlichen Deutſchland, auch die feine Schafzucht eintraͤglicher ſeyn, als hier.

Aber ehe noch, durch den allmaͤligen Uebergang zu dieſem Zuſtand, die feine Wolle bis auf ihren natuͤrli - chen Preis herabgeſunken iſt, wird die feine Schafzucht in den reichern und hoͤher kultivirten Laͤndern des weſt - lichen Europas, namentlich in Frankreich, ſchon laͤngſt unvortheilhaft geworden ſeyn. Die Vermehrung der fei - nen Schafe in den oͤſtlichen Staaten iſt alſo mit einer Verminderung derſelben in den weſtlichen Laͤndern verbun - den, wodurch die Periode des Uebergangs nothwendig ſehr verlaͤngert werden muß.

c. Wenn aber dies alles auch nicht waͤre, wenn die230 Wolle auch ſchon jetzt zu dem Preiſe, den man beim voͤllig freien Handel durch ganz Europa den natuͤrlichen Preis nennen koͤnnte, herabgeſunken waͤre: ſo ſind wir doch bei den gegenwaͤrtig vorherrſchenden Sperrſyſtemen ſchlechthin auf die Erzeugung feiner Wolle verwieſen.

Der Weltmarkt von London iſt fuͤr alle unſere an - dern landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe verſchloſſen, und bloß fuͤr die Wolle offen. Durch dieſe Sperrungen ſind nun alle Bande, die die Nationen fruͤher an einander knuͤpften, zerriſſen; keins der Geſetze, wodurch beim freien Handel der Preis des Getreides beſtimmt wird, kann wirkſam werden; jeder Staat will fuͤr ſich ein iſo - lirter Staat ſeyn.

Die weſtlichen Staaten haben durch die Sperrung einen unnatuͤrlich hohen Getreidepreis erzwungen, waͤh - rend dieſer in den oͤſtlichen, ſonſt kornausfuͤhrenden Laͤn - dern unnatuͤrlich niedrig geworden iſt. Der Weltmarkt von London, der fruͤher den Preis aller unſerer land - wirthſchaftlichen Erzeugniſſe regulirte, beſtimmt jetzt nicht mehr den Preis unſers Getreides aber noch den der Wolle. Der Weizen gilt jetzt in London das dreifache von dem, was er in den Haͤfen der Oſtſee gilt, der Preis der Wolle iſt in London nur um den Betrag der Transportkoſten hoͤher als bei uns, und waͤhrend der Preis des Getreides, des Fleiſches, der Butter u. ſ. w. bei uns bis zum Unwerth geſunken iſt, iſt der Preis der Wolle geblieben, wie ihn der freie Welthandel regulirt.

Dies iſt nun der eigentliche Grund, warum die Schafzucht ſo außer allem Verhaͤltniß bei uns eintraͤg - licher iſt, als die Rindviehzucht und Pferdezucht. Wir werden dadurch nicht bloß aufgefordert, ſondern gezwun - gen, unſere ganze Kraft und Aufmerkſamkeit auf die Schafzucht zu richten.

231

Auch beim voͤllig freien Handel gilt, wegen der be - deutenden Transportkoſten, der Weizen in den Haͤfen der Oſtſee nur hoͤchſtens ¾ des Londoner Marktpreiſes. Fuͤr den engliſchen Landwirth iſt dadurch der Kornbau, auch ohne alle weitere Beguͤnſtigung, gar viel vortheil - hafter als fuͤr uns, und der Kornbau muß in England eine hohe Landrente gewaͤhren. Dieſes Uebergewicht des engliſchen Landbaues wird dagegen bei der Wollproduk - tion hoͤchſt unbedeutend: denn die rohe Einnahme von der Schaͤferei in ſo fern dieſe aus der Wolle erfolgt iſt in England nur ſo viel hoͤher als hier, als der Transport der Wolle nach dem Londoner Markt weniger koſtet. Wir koͤnnen alſo hier eine Weideflaͤche oder eine gegebene Quantitaͤt Futter durch Schaͤferei faſt eben ſo hoch nutzen, als die Englaͤnder. Der Reinertrag iſt aber bei uns aus eben den Gruͤnden, warum in dem iſolirten Staat die Landrente aus der Viehzucht in der Naͤhe der Stadt negativ, in der groͤßern Entfernung aber poſitiv iſt, bei uns ſehr viel hoͤher, und die Englaͤnder werden alſo beim freien Handel nie die Konkurrenz mit uns aushalten koͤnnen. Je groͤßer nun die Differenz in den Kornpreiſen wird, um ſo groͤßer wird der Verluſt, den die Schaͤferei in England bringt, um ſo hoͤher der Ge - winn, den ſie hier gibt, und ſo muß unfehlbar das Sperr - ſyſtem und die dadurch bewirkte, kuͤnſtliche Theurung des Getreides, das Sinken der Schafzucht in England, und das Emporbluͤhen derſelben bei uns zur Folge haben.

d) Die hoͤhere Schafzucht erhaͤlt dadurch noch einen beſondern Reiz, daß die Regeln, wornach hier verfahren werden muß, nicht ſo klar vorliegen, wie bei andern Kul - turzweigen der Landwirthſchaft, und zum Theil ſelbſt noch unerforſcht ſind. So wie der Ertrag, den die Schaͤferei liefert, von der Guͤte der Heerde abhaͤngt, ſo haͤngt wie - derum die Erhaltung und weitere Veredlung der Heerde232 von der Perſoͤnlichkeit des Landwirths, von ſeiner Auf - merkſamkeit und ſeiner mehr oder minder richtigen An - ſicht ab. Nun iſt es aber ſehr zu bezweifeln, ob die Kenntniſſe, welche zur hoͤhern Veredlung einer Heerde gehoͤren, jemals ein Gemeingut werden koͤnnen, und ob die mechaniſche Erlernung von Regeln und die Nachah - mung eines Vorbildes hier jemals ausreichen wird. Reicht dieß aber nicht zu, ſo wird auch der Ertrag der vorzuͤg - lichſten Schaͤfereien niemals ganz zur Landrente uͤberge - hen, ſondern ein Theil deſſelben wird Lohn der richtigern und tiefern Einſicht bleiben.

§. 31. Anbau der Handelsgewaͤchſe.

Wir haben, wie ſchon fruͤher angefuͤhrt iſt, ange - nommen, daß der Acker jedes Guts in zwei Abtheilungen getheilt ſei, wovon die erſtere, groͤßere Abtheilung ſich in und durch ſich ſelbſt in gleicher Kraft erhaͤlt, die zweite Abtheilung aber den Dung aus den Wieſen be - koͤmmt, und in der Bewirthſchaftungsart andern Regeln folgt, als die erſte.

In dem erſten Abſchnitt dieſer Schrift, wo von der Geſtaltung des iſolirten Staats die Rede war, und wo wir die verſchiedenen Wirthſchaftsſyſteme in ihrer reinen, einfachen Form betrachteten, durften wir nur die erſte Abtheilung des Ackers in Betracht ziehen, und konnten des Anbaues der Handelsgewaͤchſe gar nicht erwaͤhnen.

Nun iſt es aber mit unſern uͤbrigen Annahmen voll - kommen vertraͤglich, wenn wir uns denken, daß der An - bau der Handelsgewaͤchſe in der zweiten Abtheilung Statt findet, und wir muͤſſen jetzt unterſuchen, in welcher Ge - gend des iſolirten Staats die Kultur der verſchiedenen Arten von Handelsgewaͤchſen, deren die Stadt bedarf, be - trieben werden wird.

233

In §. 19. iſt der Satz, daß bei gleichen Produk - tionskoſten, dasjenige Gewaͤchs, auf welches eine groͤßere Landrente faͤllt, ferner von der Stadt gebauet werden muß, ausgeſprochen. Bei der Anwendung dieſes Satzes auf beſtimmte Gewaͤchſe muß aber nun die Frage: wie fuͤr ein gegebenes Gewaͤchs die auf daſſelbe fallende Land - rente ausgemittelt werden koͤnne? zur Sprache kommen.

In der 7ſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft muß jeder Ge - treideſchlag mit einem Weideſchlag verbunden ſeyn, um die durch den Getreidebau bewirkte Ausſaugung zu erſetzen. Nehmen wir nun um die Frage zu vereinfachen vorlaͤufig an, daß hier von derjenigen Gegend, wo die Viehhaltung, alſo auch der Weideſchlag gar keine Land - rente, aber auch keinen Verluſt bringt, die Rede ſei; ſo muß der Getreideſchlag die Landrente von 2 Schlaͤgen tragen; oder auf den Getreideſchlag faͤllt die doppelte Landrente von dem, was dieſer der Flaͤche nach tragen wuͤrde.

Vergleicht man nun mit dem Getreide ein Gewaͤchs, das den Boden noch ſtaͤrker erſchoͤpft, z. B. zwei Weideſchlaͤge ſtatt einen zum Erſatz der bewirkten Ausſaugung be - darf; ſo wird dieſem Gewaͤchs die dreifache Landrente von derjenigen Flaͤche, wo daſſelbe gebauet iſt, zur Laſt fallen. Bei gleichem Ertrage, dem Gewicht nach, wird alſo ſtets dasjenige Gewaͤchs, welches die groͤßte Ausſaugung be - wirkt, auch die groͤßte Landrente zu tragen haben, und dem oben erwaͤhnten Geſetz zu Folge wird alſo das den Boden am mehrſten erſchoͤpfende Gewaͤchs am fernſten von der Stadt erzeugt werden muͤſſen.

Findet dieß nun aber ſchon dann Statt, wenn die Landrente der Weideſchlaͤge = 0 iſt; ſo muß dieß noch um ſo mehr der Fall ſeyn, wenn die Weideſchlaͤge in der Naͤhe der Stadt eine negative, in groͤßerer Entfernung aber eine poſitive Landrente geben: denn das ſtaͤrker er -234 ſchoͤpfende Gewaͤchs, in der Naͤhe der Stadt gebauet, muß dann nicht bloß die dreifache Landrente von der Flaͤche, auf welcher es erzeugt wird, tragen, ſondern auch noch den Verluſt, den die zwei mit demſelben verbundenen Weideſchlaͤge bringen, mit uͤbernehmen; waͤhrend fuͤr daſ - ſelbe Gewaͤchs, in groͤßerer Entfernung von der Stadt gebauet, von der dreifachen Landrente der Ertrag, den die beiden Weideſchlaͤge geben, wieder in Abzug koͤmmt.

In Verbindung mit den in §. 19. aufgeſtellten Ge - ſetzen gehen nun hieraus, fuͤr die Beſtimmung der Rei - henfolge, in welcher die verſchiedenen Handelsgewaͤchſe nach einander gebauet werden muͤſſen, folgende Saͤtze hervor:

  • 1) bei gleichen Produktionskoſten, und demſelben Er - trag, dem Gewicht nach, muß dasjenige Gewaͤchs, welches den Boden am ſtaͤrkſten erſchoͤpft, am fern - ſten von der Stadt gebauet werden;
  • 2) bei gleichem Ertrage und gleicher Ausſaugung wird dasjenige Gewaͤchs, welches die mehrſten Produk - tionskoſten erfordert, in der entlegenern Gegend er - zeugt;
  • 3) bei gleicher Ausſaugung und gleichen Produktions - koſten muß das Gewaͤchs, was von einer gegebenen Flaͤche den kleinſten Ertrag an Gewicht liefert, in der groͤßern Entfernung von der Stadt erzielt werden.

Wir kommen jetzt zu der Anwendung dieſer Saͤtze auf einzelne Handelsgewaͤchſe. Ueber den Grad der Aus - ſaugung, den dieſe Gewaͤchſe bewirken, herrſcht aber unter den Landwirthen eine ſolche Meinungsverſchiedenheit, daß es faſt ſcheint, als ſei die Erfahrung von Jahrtauſenden, waͤhrend welcher die Landwirthſchaft ſchon betrieben iſt, rein verloren gegangen. Unter dieſen Umſtaͤnden darf man auch die Zahlen, wodurch ich in dem Folgenden den Grad der Ausſaugung der Handelsgewaͤchſe bezeichne, nur235 wie Zahlen, womit man eine Buchſtabenformel zu erlaͤu - tern pflegt, anſehen; jedoch muß ich hinzufuͤgen, daß ich ſie durch keine richtigern zu erſetzen weiß.

1) Raps.

Bei gleichem Reichthum des Bodens mag der Er - trag des Winterrapſes, auf einem fuͤr denſelben geeigne - ten Boden, dem des Rockens ziemlich gleich kommen.

Koſtet nun die Produktion von 1 Schfl. Raps dem Acker ⅓° Reichthum, und werden mit jedem Berliner Schfl. Raps 120 Stroh geerntet; ſo gehoͤren, nach meiner Be - rechnung, zum Erſatz fuͤr die durch einen Schlag mit Raps bewirkte Ausſaugung (genauer 2, 46) Weide - ſchlaͤge, wenn der Raps auf einen Boden kommt, deſſen Reichthum dem mittlern Reichthum der drei Kornſchlaͤge in der 7ſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft, gleich iſt.

Auf Boden, deſſen Reichthum um 50 prct. hoͤher iſt und nur auf ſo reichem Acker iſt der Rapsbau ein - traͤglich iſt der Ertrag und die Ausſaugung des Rap - ſes auch um 50 prct. hoͤher. Um fuͤr die Ausſaugung ei - ner ſolchen Rapsernte den Erſatz zu liefern, muß der Reichthum der Weide, wenn Schlaͤge genuͤgen ſollen, ebenfalls um 50 prct. erhoͤhet werden; behaͤlt aber die Weide ihren fruͤhern Reichthum, ſo muͤſſen dem Rapsſchlage ſtatt jetzt Weideſchlaͤge beigeſellt ſeyn.

Wenn nun in einer, bisher im beharrenden Zuſtande befindlichen Wirthſchaft ſtatt eines Getreideſchlages, ein Schlag mit Raps genommen, die Zahl der Weideſchlaͤge aber nicht vermehrt wird; ſo iſt es nicht zu verwundern, wenn ſich nach einigen Umlaͤufen zeigt, daß der Acker erſchoͤpft und verarmt iſt.

Die Produktionskoſten des Rapſes verhalten ſich zu denen des Rockens, nach meiner Erfahrung, wie 731: 638 oder wie 115: 100.

236

Da nun der Raps, im Verhaͤltniß zum Rocken 1) von gleicher Flaͤche gleichen Ertrag gibt; 2) etwas hoͤhere Produktionskoſten erfordert, und 3) den Boden bedeutend ſtaͤrker erſchoͤpft; ſo muß, den obigen Geſetzen zu Folge, der Anbau des Rapſes, hinter dem des Getreides, alſo in dem Kreiſe der Viehzucht ſtatt finden.

2) Taback.

Der Taback mag in Hinſicht der Ausſaugung dem Rocken ungefaͤhr gleich kommen, wenn von dem Taback die Struͤnke, von dem Rocken das Stroh dem Acker zu - ruͤckgegeben wird. Auch in Hinſicht des Ertrags dem Ge - wichte nach, wird zwiſchen beiden Gewaͤchſen kein bedeu - tender Unterſchied ſtatt finden. Die Produktionskoſten des Tabacks ſind aber ohne Vergleich hoͤher, und aus dieſem Grunde muß die Erzeugung des Tabacks hinter der des Getreides, oder in dem Kreiſe der Viehzucht geſchehen.

3) Zichorien.

Die Produktionskoſten und die Ausſaugung dieſes Gewaͤchſes ſind mir nicht bekannt; der Ertrag an Wur - zeln iſt aber dem Gewicht nach ſo groß, daß auf jede Ladung nur eine geringe Landrente faͤllt, und wahrſchein - lich auch nur geringe Produktionskoſten kommen; die Er - zeugung dieſes Gewaͤchſes geſchieht deshalb in der Naͤhe der Stadt.

4) Kleeſamen.

Die Produktionskoſten des Kleeſamens ſind, da das Abdreſchen und Enthuͤlſen des Samens viele Arbeit ko - ſtet, nicht unbedeutend. Die Ausſaugung, die der Sa - menklee bewirkt, ſcheint mir nicht betraͤchtlich zu ſeyn, und wird durch den Erſatz, den die mitgeernteten Klee - ſtengel geben, wahrſcheinlich reichlich gedeckt. Dagegen iſt der Ertrag von einer gegebenen Flaͤche ſo geringe, daß237 auf eine Ladung Kleeſamen dennoch eine ſehr bedeutende Landrente faͤllt. Aus dieſem Grunde wird die Erzielung des Samenklees in der entlegenern Gegend des Kreiſes der Koppelwirthſchaft geſchehen und der der Stadt naͤ - here Theil dieſes Kreiſes wird es vortheilhafter finden, den Kleeſamen zu kaufen, als ihn ſelbſt zu erzeugen.

5) Flachs.

Die Flachsernte von einer gegebenen Flaͤche, betraͤgt ungefaͤhr ¼ von dem, was der Rocken hier dem Gewicht nach gegeben haͤtte; oder der Ertrag des Flachſes verhaͤlt ſich zu dem des Rockens wie 1: 4.

Wenn eine Flachsernte den Boden eben ſo ſtark er - ſchoͤpft, als eine Gerſtenernte; ſo gehoͤren zum Erſatz der Ausſaugung eines Schlags mit Flachs 2 (genauer 2,07) Weideſchlaͤge, wenn der Flachs in der Koppelwirthſchaft auf Boden von dem Reichthum des Gerſtenſchlages ge - bauet wird.

Wenn von den Koſten, die mit dem Flachsbau ver - bunden ſind, der Werth der Ernte an Leinſamen abge - zogen wird; ſo finde ich nach meinen Berechnungen das Verhaͤltniß zwiſchen den Produktionskoſten des Flachſes und denen des Rockens wie 1352: 182, oder wie : 1.

Die Bedingungen, die jede einzeln ſchon im Stande ſind, den Anbau eines Gewaͤchſes hinter den des Getrei - des zu verweiſen, ſind alſo beim Flachs alle vereinigt, und der Flachsbau wird deshalb nicht bloß hinter dem Getreidebau, ſondern erſt hinter dem Tabacks - und Raps - bau ſeine Stelle finden.

Ich enthalte mich der Anfuͤhrung mehrerer Handels - gewaͤchſe, weil ich den Anbau derſelben zum Theil gar nicht, zum Theil nicht genuͤgend aus eigener Erfahrung kenne.

238

Wir finden alſo, daß die Mehrzahl der Handelsge - waͤchſe nicht in der Naͤhe der Stadt, ſondern in dem Kreiſe der Viehzucht gebauet wird. Dieſer Kreis, der, wenn er bloß auf Viehzucht beſchraͤnkt bliebe, aͤußerſt duͤnn be - voͤlkert ſeyn wuͤrde, erhaͤlt durch die Branntweinbrennerei und durch den Anbau der Handelsgewaͤchſe, einen gro - ßen Zuwachs an Erwerbsquellen und an Bevoͤlkerung. Beſonders kann der Flachsbau einer großen Menſchenzahl Beſchaͤftigung und Unterhalt geben. Nach einer hieruͤber angeſtellten Berechnung finde ich, daß eine Tageloͤhner - familie, die im Sommer den Flachs erzielt, im Winter verſpinnt und zu Leinwand verwebt, von 300 R. guten Acker mit Flachs ihren Unterhalt beziehen kann, wenn ſie auch fuͤr den Acker 25 Thlr. Pacht bezahlt. Durch den ausgedehnten Flachsbau iſt es auch allein erklaͤrlich, wie in der Provinz Oſtflandern, in welcher außer Gent doch keine bedeutende Stadt liegt, 12000 Menſchen auf der Quadratmeile ihren Unterhalt finden koͤnnen.

Der vordere Theil des Kreiſes der Viehzucht bietet das intereſſante Schauſpiel einer ziemlich gut kultivirten Gegend, die wenig oder faſt gar keine Landrente gibt, dar. Denn der Preis der hier erzeugten Gewaͤchſe kann nicht ſo hoch ſteigen, daß daraus eine irgend betraͤchtliche Landrente hervorginge, weil ſonſt der ruͤckwaͤrts liegende Theil dieſes ſehr ausgedehnten Kreiſes ebenfalls die Kul - tur dieſer Gewaͤchſe, die ſaͤmmtlich nur geringe Trans - portkoſten erfordern, betreiben und den Preis derſelben tiefer niederdruͤcken wuͤrde. Faſt die ſaͤmmtlichen Ein - kuͤnfte dieſes Landſtrichs beſtehen alſo aus Kapitalgewinn und Arbeitslohn.

Wir haben in §. 5. geſehen, daß auf Boden von 10 Koͤrnern Ertrag, die Produktionskoſten fuͤr einen Scheffel239 Rocken 0,437 Thlr., und auf Boden von 5 Koͤrnern Er - trag 1,358 Thlr. betragen, daß alſo die Produktion des Getreides auf reichem Boden um ſehr vieles wohlfeiler iſt als auf aͤrmern Boden. Dieſes iſt nun mit den Han - delsgewaͤchſen ebenfalls, aber in noch weit ſtaͤrkerm Maaß der Fall. Die mehrſten Handelsgewaͤchſe erfordern naͤm - lich durch eine ſorgfaͤltige Bearbeitung des Bodens, durch Behacken, Anhaͤufen, Jaͤten u. ſ. w. ſo viele Arbeiter, die mit der Groͤße des beſtellten Feldes und nicht mit der Groͤße der Ernte im Verhaͤltniß ſtehen, daß die groͤßere Ernte des reichen Bodens wenig mehr koſtet, als die ge - ringe des aͤrmern Bodens, und daß der Anbau dieſer Gewaͤchſe faſt nur auf ſolchem Boden, der fuͤr das Ge - treide weil dieſes ſich lagern wuͤrde zu reich iſt, mit Vortheil betrieben werden kann.

Wenn wir uns nun in Beziehung auf die Kultur der Handelsgewaͤchſe zu der Wirklichkeit wenden: ſo fin - den wir hier nicht den gleichen Reichthum des Bodens, wie in dem iſolirten Staat, ſondern wir finden in der Regel, daß in den hochkultivirten Laͤndern mit den hoͤhern Ge - treidepreiſen zugleich ein großer Reichthum des Bodens verbunden iſt, und daß umgekehrt in den minder kulti - virten Laͤndern niedrigere Kornpreiſe und geringer Reich - thum des Bodens gewoͤhnlich zuſammen treffen.

Legen wir uns nun die Frage vor: in welchem Lande die Kultur der Handelsgewaͤchſe beim freien Handel am vortheilhafteſten iſt? ſo tritt hier dem Vortheil, den das aͤrmere Land durch geringes Arbeitslohn und niedrige Landrente beſitzt, der Vorzug, den das reiche Land durch ſeinen reichen Boden hat, direkt entgegen. Der Vorzug des reichen Bodens beim Anbau der Handelsgewaͤchſe iſt aber ſo bedeutend, daß dadurch gar haͤufig die Erſparung an Arbeitslohn und Landrente in dem aͤrmern Lande, nicht bloß kompenſirt, ſondern auch uͤberwogen wird.

240

Dies iſt nun neben der hoͤhern Induͤſtrie des Volks und der beſſern Kenntniß der Behandlung dieſer Gewaͤchſe der eigentliche Grund, warum wir in den reichen Laͤndern noch einen ausgedehnten Anbau der Han - delsgewaͤchſe nicht bloß zum eigenen Bedarf, ſondern ſelbſt zur Ausfuhr nach andern Laͤndern erblicken. So finden wir noch jetzt, daß der Flachsbau, der in die minder kul - tivirten Gegenden des oͤſtlichen Europas gehoͤrt, den Hauptkulturzweig in Oſtflandern, dem Garten Europas, ausmacht. Sobald aber in den Laͤndern am baltiſchen Meer der Boden einen hoͤhern Grad von Reichthum er - langt hat und dies zu erreichen ſteht in der Macht des Landwirths wird dieſer Kulturzweig in Flandern un - vermeidlich ſinken, und dieſes Sinken wird um ſo raſcher herbeigefuͤhrt und um ſo mehr beſchleunigt werden, wenn die Niederlaͤndiſche Regierung fortfaͤhrt, durch hohe Ein - fuhrzoͤlle auf das Getreide die Differenz in den Korn - preiſen beider Gegenden zu ſteigern.

Auch in England wird trotz des hohen Arbeitslohns und der hohen Landrente der Anbau der Handelsgewaͤchſe betrieben, und durch Zoͤlle auf die Einfuhr derſelben be - guͤnſtigt. Durch die engliſche Kornbill iſt aber die Diffe - renz in den Kornpreiſen ſo hoch geſtiegen, daß die Eng - laͤnder es jetzt ſchon vortheilhaft finden, Dungmaterial (Knochen, Rapskuchen u. ſ. w.) ſtatt Korn von uns zu kaufen. Wenn nun England bei ſeiner Kornbill beharrt, ſo werden die dortigen Landwirthe gar bald gewahr wer - den, daß der Dung bei ihnen zu theuer iſt, um denſel - ben an die meiſtens ſehr ausſaugenden Handelsgewaͤchſe, namentlich an den Raps zu verwenden, und ſie werden gar bald den fernen Laͤndern mit niedrigen Kornpreiſen den Anbau dieſer Gewaͤchſe uͤberlaſſen und die Einfuhr derſelben geſtatten muͤſſen.

241

§. 32.

Zu welchem Preiſe kann Flachs und Leinwand aus den verſchiedenen Gegenden des iſolirten Staats nach der Stadt geliefert werden?

Nach den oben mitgetheilten Daten uͤber den Flachs - bau iſt die Ausſaugung eines Schlages mit Flachs gleich dem Erſatz, den zwei Weideſchlaͤge geben. Von 3000 R. Acker koͤnnen alſo nur 1000 R. Flachs tragen, wenn der Reichthum des Bodens erhalten werden ſoll, waͤhrend von dieſer Flaͤche 1500 R. mit Getreide beſtellt werden koͤnnen, ohne den Boden zu erſchoͤpfen.

In den Gegenden, wo die Landrente der Weide - ſchlaͤge = 0 iſt, faͤllt aus dieſem Grunde auf einen Schlag mit Flachs eine mal ſo hohe Landrente als auf das Getreide, und da auf derſelben Flaͤche dem Gewicht nach, nur ¼ ſo viel Flachs als Rocken waͤchſt; ſo koͤmmt auf eine Ladung Flachs von 2400 ſechsmal ſo viel Land - rente als auf eine Ladung Rocken.

Nun iſt aber in der Naͤhe der Stadt die Landrente der Weide negativ, in groͤßerer Entfernung poſitiv, und aus dieſem Grunde faͤllt auf den, in der Naͤhe der Stadt gebaueten Flachs mehr, auf den in der Ferne erzeugten Flachs weniger als die 6fache Landrente. Wir ſind aber durch die bisherigen Unterſuchungen nicht in den Stand geſetzt, den hieraus entſpringenden Unterſchied in Zahlen anzugeben, und wir muͤſſen uns deshalb damit begnuͤgen, fuͤr den ganzen iſolirten Staat dem Flachs die 6fache Landrente, von dem was das Getreide traͤgt, an - zurechnen. Unſere Rechnung muß dann aber den Preis, des in der Naͤhe der Stadt gebaueten Flachſes etwas zu niedrig, und den des in der Ferne erzeugten, etwas zu hoch angeben.

Nehmen wir nun die Produktionskoſten des Flachſes16242zu , die Landrente zu 6 im Verhaͤltniß zum Getreide an, ſo betragen fuͤr eine Ladung Flachs von 2400 .

  • die Produktionskoſten 〈…〉
  • die Transportkoſten 〈…〉
  • die Landrente 〈…〉
  • Summe 〈…〉
  • Fuͤr
  • iſt der Preis einer Ladung
  • eines Pfundes
  • x = 0 Meilen 307 Thlr. 6, 1 ß
  • x = 10 245 4, 9 ß
  • x = 28 148 3 ß

Das Pfund Flachs kann alſo aus der 28 Meilen ent - fernten Gegend um 3, 1 ß, oder um ungefaͤhr 52 prct. wohlfeiler geliefert werden, als aus der Naͤhe der Stadt.

Es iſt noch zu bemerken, daß bei allen dieſen Be - rechnungen die Landrente, die die Koppelwirthſchaft gibt, normirt. Wollte man die Landrente, die die freie Wirth - ſchaft gewaͤhrt zum Grunde legen; ſo wuͤrde der in der Naͤhe der Stadt erzeugte Flachs noch ungleich hoͤher zu ſtehen kommen.

Wenn aus dem Flachs grobe Leinwand gemacht wird, ſo betragen nach den Notizen die ich hieruͤber habe erhalten koͤnnen die Koſten des Spinnens von 2400 Flachs und die Koſten des Webens und des Bleichens der aus dieſem Flachs gemachten Leinwand zuſammen 413 Thlr. Vergleicht man dieſe mit den Produktions - koſten einer Ladung Rocken, welche hier 18, 2 Thlr. be - tragen; ſo ergibt ſich, daß die Koſten eine Ladung Flachs in Leinwand zu verwandeln, oder die Fabrikationskoſten243 der Leinwand, ſich zu den Produktionskoſten des Rockens wie 22, 7 zu 1 verhalten.

Nun koͤnnen aber die Fabrikationskoſten der Lein - wand, in Geld ausgedruͤckt, nicht allenthalben gleich hoch ſeyn, ſondern dieſe aͤndern ſich mit dem Geldpreis der Arbeit und des Getreides. Um alſo die Fabrikationsko - ſten der Leinwand fuͤr jede Gegend des iſolirten Staats angeben zu koͤnnen, muͤſſen wir ſie durch eine allgemeine Formel ausdruͤcken, und hiezu ſind wir durch das obige Verhaͤltniß in den Stand geſetzt.

Multiplizirt man naͤmlich dieſem Verhaͤltniß zu Folge die in §. 19. angegebenen Produktionskoſten fuͤr eine La - dung Rocken mit 22, 7, ſo ergibt ſich, daß die Fabrika - tionskoſten der Leinwand, die aus 2400 Flachs ge - macht wird, betragen 〈…〉 Thlr.

Hiernach fallen an Fabrikationskoſten

  • auf eine Ladung auf ein Pfund
  • fuͤr x = 0 Meilen 745 Thlr. 14, 9 ß
  • x = 10 596 11, 9 ß
  • x = 28 363 7, 3 ß

Aus dem ganzen Gang unſerer Unterſuchung erhellt, daß wir den reellen Arbeitslohn oder die Summe der Lebensbeduͤrfniſſe, die ſich der Arbeiter fuͤr ſeinen Lohn erkaufen kann, fuͤr alle Gegenden des iſolirten Staats gleich hoch annehmen; der Geldpreis der Arbeit iſt dage - gen nach der Verſchiedenheit des Preiſes des Getreides und der uͤbrigen Lebensbeduͤrfniſſe gar ſehr verſchieden, und dieſe Verſchiedenheit im Geldlohn bringt eine ſolche Verſchiedenheit in den Fabrikationskoſten der Leinwand hervor daß die Verwandlung von 2400 Flachs in Leinwand in der Naͤhe der Stadt 745, in der 28 Meilen16*244entfernten Gegend aber nur 363 Thlr., alſo noch etwas weniger als die Haͤlfte koſtet.

Bei der Verwandlung des Flachſes in gebleichte Lein - wand geht ungefaͤhr 25 prct. von dem Gewicht des Flach - ſes verloren; oder die Leinwand wiegt 25 prct. weniger als das Flachs wog, aus welchem es verfertigt iſt.

Die Transportkoſten einer Ladung Flachs betragen 〈…〉 Thaler. Die Transportkoſten der aus dieſem Flachs verfertigten Leinwand, betragen ¼ weniger, alſo nur 〈…〉 Thlr.

Wollen wir nun den Preis, zu welchem die Leinwand aus den verſchiedenen Gegenden des iſolirten Staats ge - liefert werden kann, beſtimmen; ſo muͤſſen wir ſowohl die Koſten, die der Flachsbau verurſacht, als auch die Fabrikationskoſten der Leinwand zuſammenſtellen.

Fuͤr 2400 Flachs betragen

  • die Produktionskoſten 〈…〉
  • die Landrente 〈…〉
  • die Fabrikationsk. der Leinwand 〈…〉
  • die Transportkoſten der Leinwand 〈…〉
  • Summe 〈…〉
245
  • Fuͤr iſt der Preis der Leinwand die gemacht iſt aus 2400 Flachs aus 1 Flachs
  • x = 0 Meilen1052 Thlr. 21 ß
  • x = 10 »838 »16,8 »
  • x = 28 »505 »10,1 »

Die Bewohner der Stadt wuͤrden alſo die Leinwand um mehr als doppelt ſo hoch bezahlen muͤſſen, wenn der Bau des Flachſes und die Fabrikation der Leinwand in der Naͤhe der Stadt geſchehen muͤßte, als wenn ſie dieſelbe aus der 28 Meilen entfernten Gegend beziehen koͤnnen.

Die Anwendung, die wir von der zur Preisbeſtim - mung der landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe entworfenen Formel auf die Ausmittelung der Fabrikationskoſten der Leinwand und auf die Preisbeſtimmung derſelben gemacht haben, muß auf den Gedanken leiten, ob es nicht moͤg - lich ſey, fuͤr die verſchiedenen Fabriken und Gewerbe die Gegend zu beſtimmen, wo ſie am vortheilhafteſten betrie - ben werden, und von wo aus die Fabrikate am wohlfeil - ſten geliefert werden koͤnnen.

Wer die Fabrikgeheimniſſe durchdringen koͤnnte, und eine ſo vollkommne Kenntniß aller Gewerbe beſaͤße, daß er von jedem einzelnen die auf eine gegebene Quantitaͤt fabrizirter Waare fallende Quote von Kapitalanlage, Ar - beitslohn und Gewerbsprofit angeben koͤnnte, wuͤrde aller - dings ein ſolches Tableau entwerfen koͤnnen.

Es wuͤrde ſich daraus ergeben, daß nicht alle Fabri - ken und Manufakturen in die Hauptſtadt zuſammenge - draͤngt wuͤrden, ſondern daß ein großer Theil derſelben ihren Sitz in der Gegend, wo das rohe Material am wohlfeilſten erzeugt wird, nehmen wuͤrde, daß alſo der246 iſolirte Staat nicht bloß die eine große Stadt, ſondern noch ſehr viele kleinere Staͤdte enthalten muͤſſe.

Dies ſtreitet wider unſre erſte Annahme; aber wir bedurften dieſer Annahme auch nur zuerſt um die Unter - ſuchung zu vereinfachen. Denn wir haben ſpaͤterhin in §. 28. geſehen, daß die kleinen Staͤdte auf die Preisbe - ſtimmung der landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe keinen Ein - fluß haben, ſondern hierin von der Hauptſtadt ganz und gar abhaͤngig ſind. Nur muß die Zentralſtadt der Haupt - marktplatz bleiben, und in ihr muͤſſen alle laͤndlichen Er - zeugniſſe den hoͤchſten Preis haben; daß dies aber ſtatt finde, iſt ſchon dadurch hinlaͤnglich motivirt, daß dieſe Stadt 1) in der Mitte der Ebene liegt, 2) der Sitz der Regierung iſt und 3) die ſaͤmmtlichen Bergwerke in ihrer Naͤhe hat.

Eine ſolche auf die Stellung der Fabriken gerichtete Unterſuchung wuͤrde aber, wenn ſie praktiſche Brauchbar - keit erlangen ſoll, zwei Geſichtspunkte, die bei der Preis - beſtimmung der landwirthſchaftlichen Produkte nicht zur Sprache gekommen ſind, mit aufnehmen muͤſſen.

  • 1) Wir finden in der Wirklichkeit, daß in allen reichen Laͤndern der Zinsfuß ſehr viel niedriger iſt als in den aͤrmern Laͤndern ob dies nun in der Natur und dem Weſen der Sache ſelbſt begruͤndet iſt, oder von der Spaltung in verſchiedene Staaten herruͤhrt, muß hier dahin geſtellt bleiben. Nun gibt es mehrere Fabriken und Manufakturen, in denen die Zinſen der Kapitalanlage einen Hauptbeſtandtheil, der Arbeits - lohn und die Auslage fuͤr das rohe Material einen verhaͤltnißmaͤßig minder bedeutenden Theil der jaͤhrli - chen Ausgabe ausmachen, und alle dieſe Fabriken werden in dem reichern Staat betrieben werden muͤſ - ſen, wenn auch das rohe Material und der Arbeitslohn daſelbſt viel hoͤher zu ſtehen kommen. Bei dieſer247 Unterſuchung wird alſo die Zerlegung des Preiſes der Waaren in die drei Beſtandtheile: Arbeitslohn, Kapitalgewinn und Landrente, nothwendig.
  • 2) Von der Groͤße des Markts oder des Abſatzes haͤngt der Umfang und die Ausdehnung die eine Fabrik an einem Orte erlangen kann ab, und von der Groͤße der Unternehmung iſt wiederum der Grad, bis zu welchem die Vertheilung der Arbeit und die Erſetzung der menſchlichen Kraͤfte durch Maſchinen getrieben wer - den kann, abhaͤngig. Dieſes hat aber, wie Adam Smith uͤberzeugend dargethan hat, auf den Preis zu welchem eine Waare geliefert werden kann, den entſcheidendſten Einfluß.

Aus dieſen beiden Urſachen werden manche Fabriken, die dem aͤrmern Lande anzugehoͤren ſcheinen, weil das rohe Material daſelbſt erzeugt wird, doch mit groͤßerm Vortheil in dem reichern Lande betrieben werden koͤnnen, und das aͤrmere Land wird dieſe Waaren von dort zu einem niedrigern Preis, als was ſie demſelben bei der eigenen Fabrikation koſten wuͤrde, beziehen koͤnnen.

§. 33. Ueber die Beſchraͤnkung der Handelsfreiheit.

Wie wird es auf den Reichthum des iſolirten Staats wirken, wenn durch gewaltſame Verfuͤgungen der Regie - rung der Flachsbau und die Leinwandfabrikation nach ei - ner der Stadt naͤhern Gegend verpflanzt werden?

Um uns einen ſolchen Fall nur als moͤglich zu den - ken, muͤſſen wir annehmen, daß der iſolirte Staat in zwei verſchiedene Staaten geſpalten werde.

Wir wollen nun, um die Folgen einer ſolchen Spal - tung unterſuchen zu koͤnnen, folgende Vorausſetzungen machen:

  • 1) die Zentralſtadt mit einem Kreis um die Stadt248 herum, der 15 Meilen im Halbmeſſer hat, bilde ei - nen eigenen Staat A;
  • 2) der uͤbrige Theil der Ebene, und zwar in der Aus - dehnung wie wir dieſe bisher betrachtet haben, bilde einen zweiten Staat B, den wir im Gegenſatz mit dem erſten den aͤrmern Staat nennen wollen;
  • 3) jeder Staat ſorge nur fuͤr ſein eigenes Intereſſe, ſelbſt dann, wenn der eigene Vortheil nur auf Ko - ſten des andern Staats zu erreichen iſt.

Geſetzt nun der reiche Staat A verbiete die Einfuhr des Flachſes und der Leinwand, um das Geld was ſonſt dafuͤr aus dem Lande ging zu erſparen, und um die ei - genen Unterthanen zur Erzeugung des Flachſes und zur Fabrikation der Leinwand zu bewegen; wie wird dies auf den Reichthum 1) des reichen die Einfuhr beſchraͤnkenden Staats A, und 2) des aͤrmern Staats B wirken?

Um die Beantwortung dieſer Frage moͤglichſt zu ver - einfachen, wollen wir annehmen, daß in allen uͤbrigen Punkten noch eine vollkommne Handelsfreiheit zwiſchen beiden Staaten ſtatt finde.

Nach dem Verbot der Einfuhr wird nun die Erzeu - gung des Flachſes und die Fabrikation der Leinwand an der Graͤnze des Staats A, alſo in der Entfernung von 15 Meilen von der Stadt geſchehen muͤſſen. Hier gibt der Boden aber ſchon eine betraͤchtliche Landrente, und der Arbeitslohn iſt wegen der hoͤhern Getreidepreiſe be - deutend hoͤher als in der 30 Meilen von der Stadt ent - fernten Gegend. Die Leinwand kann alſo von hier aus nur zu einem viel hoͤhern als dem fruͤhern Preis nach der Stadt geliefert werden. Da aber die Leinwand ein un - entbehrliches Beduͤrfniß iſt, ſo werden die Bewohner der Stadt dieſen hoͤhern Preis zahlen muͤſſen.

Dem Landwirth des Staats A der fruͤher Getreide, jetzt Flachs erzeugt, erwaͤchſt aber aus der Einfuͤhrung des249 Flachsbaues trotz dieſer Steigerung des Flachspreiſes kein Vortheil. Denn da 1) der Getreidepreis durch dieſe Ver - aͤnderung nicht ſteigt, ſondern wie wir weiterhin ſehen werden eher etwas faͤllt, ſo iſt auch die aus dem Ge - treidebau hervorgehende Landrente mindeſtens nicht geſtie - gen: und da 2) innerhalb der den Kornbau betreibenden Kreiſe die Groͤße der Landrente durch den Getreidebau beſtimmt wird welches aus allen fruͤhern Unterſuchun - gen, wie ich hoffe, uͤberzeugend hervorgeht ſo kann auch der Flachsbau auf der Stelle, wo er jetzt betrieben wird, keine hoͤhere Landrente geben, als der Getreidebau. Es wird alſo durch die Einfuͤhrung des Flachsbaues nur die Pflanze, wodurch der Boden genutzt wird, aber nicht die Nutzung des Bodens ſelbſt geaͤndert.

Der Bezirk, in welchem jetzt der Flachsbau betrieben wird, kann nun von dem Boden, der Flachs ſtatt Korn traͤgt, kein Getreide mehr nach der Stadt liefern; und da alles Korn, was dieſer Diſtrikt ſonſt erzeugte, zur Ver - ſorgung der Stadt nothwendig war: ſo entſteht jetzt in der Stadt Mangel an Getreide.

Woher ſoll nun das fehlende Getreide genommen werden?

Der ſonſt den Flachs erzeugende Diſtrikt in dem aͤrmern Staat B kann wegen der großen Transportkoſten bei dem Preiſe von Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken kein Getreide nach der Stadt liefern. Soll nun der Mangel erſetzt werden, ſo muß der Preis des Getreides ſteigen und zwar ſo hoch ſteigen, daß der ſonſt Flachsbau betrei - bende Diſtrikt oder eigentlich die Gegend, die Brannt - weinbrennerei und Rapsbau betreibt zum Kornbau uͤbergehen und daſſelbe nach der Stadt liefern kann.

Aber gibt es denn in der Stadt einen unerſchoͤpfli - chen Fond, aus dem hoͤhere und immer hoͤhere Getreide - preiſe bezahlt werden koͤnnen, und aus welcher Quelle250 fließt denn das Geld zur Bezahlung des theuern Getreides?

Es gibt in der Stadt eine große Menge Menſchen, deren ganzer Erwerb nur grade hinreicht, ſich bei den bis - herigen Mittelpreiſen die nothduͤrftigſten Lebensmittel zu verſchaffen. So wie der entfernteſte Produzent den Schfl. Rocken nicht unter Thlr. nach der Stadt liefern kann, ſo kann wiederum die arbeitende Klaſſe keinen hoͤhern Preis bezahlen. So wie das Fallen des Getreides unter den bisherigen Mittelpreis die Kultur des aͤußern Ran - des der kornbauenden Ebene unmoͤglich macht, den Acker wieder der Wildniß uͤberliefert, und die Menſchen zur Auswanderung zwingt: ſo bringt das Steigen des Mit - telpreiſes des Getreides Verarmung und Auswanderung unter der arbeitenden Klaſſe in der Stadt hervor wenn keine neuen Erwerbsquellen eroͤffnet werden.

Aber das Sperrſyſtem ſelbſt hat nirgends neue Er - werbsquellen geſchaffen, wodurch der Lohn des Arbeiters erhoͤht und dieſer zur Bezahlung eines hoͤhern Getreide - preiſes in den Stand geſetzt werden koͤnnte. Im Gegen - theil leidet durch die Vertheurung eines nothwendigen Beduͤrfniſſes der Leinwand der Wohlſtand Aller, und der Arbeiter insbeſondre behaͤlt, nachdem er einen groͤßern Theil ſeines Lohns fuͤr den Ankauf der Leinwand hat hingeben muͤſſen, einen geringern Theil zum Ankauf des Getreides; der Preis des Getreides wird alſo anſtatt zu ſteigen, fallen muͤſſen, wenn der Arbeiter noch ferner beſtehen ſoll.

Alſo keine Erhoͤhung des Getreidepreiſes und folglich keine Moͤglichkeit den kornbautreibenden Kreis zu erwei - tern. Der Diſtrikt, welcher fruͤher den Flachs erzeugte, kann ſich nicht zum Kornbau, nicht zur Kultur andrer Gewaͤchſe wenden, weil der Preis des Getreides und der Handelsgewaͤchſe den Anbau derſelben in dieſer Entfernung von der Stadt nicht lohnt. Der bisher kultivirte Boden251 muß unangebauet liegen bleiben und den Viehheerden eingeraͤumt werden, und alle Menſchen, die bisher vom Flachsbau lebten, verlieren ihren Erwerb und muͤſſen auswandern.

Mit der Verwuͤſtung des Diſtrikts, der bisher den Flachsbau betrieb, und mit dem Verſchwinden aller Men - ſchen, die bisher ihren Unterhalt davon zogen, hoͤren nun aber auch alle Beduͤrfniſſe, die dieſe Menſchen an Eiſen - waaren, Tuch, Geraͤthſchaften u. ſ. w. hatten, und die ſie bisher aus der Stadt bezogen, auf. Die Bergbearbeiter, die Fabrikanten, Handwerker u. ſ. w., welche die Waaren fuͤr dieſen Diſtrikt bisher lieferten, verlieren dadurch ihren ganzen Erwerb, und muͤſſen eben ſowohl als die Bewoh - ner des Diſtrikts ſelbſt auswandern oder umkommen.

Die endliche Folge dieſer Beſchraͤnkung der Handels - freiheit iſt alſo die:

  • 1) daß in dem aͤrmern Staat B der die Flachskultur betreibende Diſtrikt mit allen vom Flachsbau leben - den Menſchen gaͤnzlich verſchwindet;
  • 2) daß die Stadt des reichen Staats A alle Fabrikan - ten, Handwerker u. ſ. w., die bisher fuͤr dieſen Di - ſtrikt arbeiteten, verliert, und alſo an Groͤße, Reich - thum und Bevoͤlkerung abnimmt.

Indem alſo der reiche Staat durch die Beſchraͤnkung der Handelsfreiheit dem Wohlſtand des aͤrmern Staats unvermeidlich eine tiefe Wunde ſchlaͤgt, verwundet er ſich ſelbſt zugleich nicht minder tief.

Es verdient bemerkt zu werden, daß auch ohne alle Repreſſalien von Seiten des aͤrmern Staats, die Sper - rung dennoch nicht minder verderblich auf den reichen Staat zuruͤckwirkt.

Waͤhrend es in der Theorie der Nationaloͤkonomie ſchwierig iſt, eine richtige und vollſtaͤndige Definition von dem Nationalreichthum zu geben, und die Kennzei -252 chen von dem Wachsthum oder Sinken deſſelben mit Be - ſtimmtheit anzugeben, haben wir in dem iſolirten Staat an der Ausdehnung oder Verengung der kultivirten Ebene ein ſinnlich wahrnehmbares, untruͤgliches Kennzeichen von dem zu - oder abnehmenden Reichthum des Staats.

Wir haben hier die Wirkung der Beſchraͤnkung des freien Verkehrs zwar nur an einem einzigen landwirth - ſchaftlichen Erzeugniß, dem Flachs, gezeigt; wir werden aber, wenn wir jeden andern Kulturzweig der Landwirth - ſchaft zum Gegenſtand der Betrachtung nehmen, dieſelben Schluͤſſe wiederholen muͤſſen und dann auch daſſelbe Re - ſultat erhalten. So wird z. B. die gewaltſame Verpflan - zung der Schafzucht, oder des Rapsbaues nach einer der Stadt naͤhern Gegend ſtets ein und daſſelbe Reſultat: « Verengung der kultivirten Ebene und Abnahme der Groͤße der Stadt » hervorbringen.

Werfen wir nun einen Blick auf die europaͤiſchen Staaten, ſo finden wir zwiſchen den verſchiedenen Laͤndern Europas, in Hinſicht auf Kulturzuſtand, Bevoͤlkerung, Getreidepreis und Landrente einen nicht minder großen Unterſchied als zwiſchen, den verſchiedenen Gegenden des iſolirten Staats.

Zwiſchen der Umgebung von London und zwiſchen den Provinzen des oͤſtlichen Rußlands an den Ufern der Wolga und des Uralfluſſes findet in dieſer Beziehung vielleicht noch ein groͤßerer Unterſchied ſtatt, als in dem iſolirten Staat zwiſchen der Umgebung der Zentralſtadt und dem aͤußerſten Rand des Kreiſes der Viehzucht.

So wie nun in dem iſolirten Staat die Beſchraͤn - kung des Handels nicht bloß dem aͤrmern Staat einen Theil ſeiner Bewohner und ſeines Reichthums koſtet, ſon - dern auch auf den reichern Staat verderblich zuruͤckwirkt:253 ſo muß auch die Handelsbeſchraͤnkung zwiſchen den euro - paͤiſchen Staaten, die auf verſchiedenen Stuffen der Kul - tur ſtehen, nicht bloß den Ackerbau des aͤrmern Landes niederdruͤcken, ſondern auch dem reichen Staat einen Theil ſeiner Macht und ſeiner Groͤße entziehen.

Und dennoch ſehen wir jetzt in den europaͤiſchen Staa - ten Sperrungen und Handelsbeſchraͤnkungen uͤberall an - gewandt!

Man hat es aufgegeben, die Kultur der Gewaͤchſe, die dem Suͤden angehoͤren, im Norden erzwingen zu wol - len; man verſtattet den Austauſch der Produkte verſchie - dener Klimate, und glaubt daß dies dem Nationalwohl vortheilhaft ſey; man hat es aber leider in unſern Tagen verkannt, daß der Austauſch von Produkten zwiſchen Voͤl - kern, die unter einem Himmelsſtrich wohnen, aber auf verſchiedenen Stuffen der Kultur ſtehen, eben ſo wohl von der Natur geboten und eben ſo vortheilhaft fuͤr die Nationen ſey, als wenn die Verſchiedenheit der Erzeugniſſe durch die Verſchiedenheit des Klimas herbeigefuͤhrt wird.

Es verdient noch der Erwaͤhnung, daß der Landwirth des iſolirten Staats, der ſeinen Standpunkt richtig er - kennt, damit auch zugleich die Erkenntniß deſſen, was er zu thun hat, beſitzt.

Wir haben um die Bildung und Geſtaltung des iſo - lirten Staats zu entwickeln, keines andern Prinzips als der Annahme, daß Jeder ſein eigenes Intereſſe richtig er - kennen und darnach handle, bedurft. So wie nun aus dem Zuſammenwirken Aller, Jeder ſeinen eigenen richtig verſtandenen Vortheil erſtrebend, die Geſetze, wornach die Geſammtheit handelt, hervorgehen, ſo muß wiederum in der Befolgung dieſer Geſetze der Vortheil des Einzelnen enthalten ſeyn.

254

Waͤhrend der Menſch nur ſeinen eigenen Vortheil zu verfolgen waͤhnt, iſt er das Werkzeug in der Hand einer hoͤhern Macht, und arbeitet, ihm ſelbſt oft unbewußt, an dem großen und kuͤnſtlichen Bau des Staats und der buͤr - gerlichen Geſellſchaft und die Werke die die Menſchen, als Geſammtheit betrachtet, hervorbringen und ſchaffen, ſo wie die Geſetze wornach ſie dabei verfahren, ſind ge - wiß nicht weniger der Aufmerkſamkeit und Bewunderung wuͤrdig, als die Erſcheinungen und Geſetze der phyſiſchen Welt.

[255]

Dritter Abſchnitt. Wirkung der Abgaben auf den Ackerbau.

Der iſolirte Staat hat die im erſten Abſchnitt darge - ſtellte Geſtalt, unter der Bedingung, daß uͤberall gar keine Abgaben erhoben werden, gewonnen: denn es ſind in §. 5., wo der Reinertrag des Ackers nach einem aus der Wirklichkeit entnommenen Verhaͤltniß berechnet iſt, die Abgaben an den Staat nicht mit unter die Ausgaben ge - ſtellt, und was wir Landrente nennen, iſt der Reinertrag des Bodens, wenn keine Abgaben Statt finden.

Geſetzt dieſer Staat, der bisher keine Steuern kannte, werde nun mit den in den europaͤiſchen Staaten uͤblichen Abgaben belegt, wie wird dies auf den Acker - bau und auf den ganzen Zuſtand der Nation zuruͤckwir - ken?

§. 34. Abgaben, die mit der Groͤße des Betriebs im Verhaͤltniß ſtehen.

A. In Beziehung auf den iſolirten Staat.

Die Konſumtionsſteuer, inſoferne ſie die nothwendig - ſten Lebensbeduͤrfniſſe, als: Salz, Mehl u. ſ. w. mit ergreift, die Kopfſteuer, die Viehſteuer, die Zoͤlle, die Gewerbſteuer, die Stempeltaxe und ſo manche andere Steuern belaſten ſaͤmmtlich die Landguͤter im Verhaͤltniß der Groͤße, ihres Betriebs und ohne Ruͤckſicht auf den Reinertrag des Bodens.

256

Ein Gut in dem iſolirten Staat, welches 30 Mei - len von der Stadt entfernt iſt, wird zu dieſen Steuern eben ſo viel beitragen muͤſſen als das 10 Meilen entfern - te Gut, wenn der Betrieb auf beiden Guͤtern gleich groß iſt, d. h., wenn beide Guͤter zu ihrer Bewirth - ſchaftung gleiche arbeitende Kraͤfte und gleichen Kapital - aufwand erfodern.

Das 31, 5 Meilen von der Stadt entfernte Gut muß nach §. 14 Dreifelderwirthſchaft treiben, und dieſe kann (§. 8.) nur 24 prct. der Ackerflaͤche mit Getreide beſtellen; das 10 Meilen von der Stadt entfernte Gut treibt dagegen Koppelwirthſchaft, welche dem Getreidebau 43 prct der Ackerflaͤche widmet. Da nun eines Theils die Koppelwirthſchaft einen ſo viel groͤßern Theil des Fel - des mit Getreide beſtellt, und da andern Theils die Be - ſtellung des Ackers (§. 10.) in der Koppelwirthſchaft koſtſpieliger iſt, als in der Dreifelderwirthſchaft: ſo wird die Groͤße des Betriebs auf dem 31, 5 Meilen ent - fernten Gut nur ungefaͤhr halb ſo viel betragen, als auf dem 10 Meilen von der Stadt entfernten Gut, wenn beide Guͤter von gleichem Flaͤcheninhalt angenommen werden.

Iſt nun z. B. der Betrag der Steuern von dem naͤhern Gut 200 Thaler auf 100,000 Ruthen Flaͤchen - inhalt, ſo wird das entfernte Gut 100 Thaler Abgaben entrichten muͤſſen. Die Landrente des erſten Guts be - traͤgt (§. 5.) von 100,000 Ruthen 685 Thaler; nach Bezahlung der Abgaben bleiben alſo dem Gutsbeſitzer noch 485 Thaler uͤbrig.

Der Beſitzer des entfernteſten Guts, wovon die Land - rente = 0 iſt, deſſen ganzes Einkommen auf die Zinſen vom Kapitalwerth der Gutsgebaͤude und des Inventarii beſchraͤnkt iſt, muß die Abgabe von 100 Thalern von ſei - nem Kapital entnehmen.

Ein jaͤhrlich vermindertes Kapital hoͤrt aber ſehr257 bald auf Kapital zu ſeyn, und dann muß der Beſitzer die Kultur des Bodens aufgeben und den Acker unbe - bauet liegen laſſen.

Wollte man nun ſagen: der Beſitzer dieſes Guts hat zwar keine Landrente einzunehmen, aber er genießt die Zinſen des Kapitals, welches in den Gebaͤuden und dem Inventario ſteckt, und er kann die ihm aufgelegte Steuer von den Zinſen bezahlen; ſo muß man hierauf erwiedern: daß Niemand ſein Kapital in einem Gewerbe ſtecken laͤßt, wenn dies Kapital keine Zinſen traͤgt. Der Fabrikant hoͤrt auf Waaren zu fabriziren, wenn er ſein Kapital durch Ausleihen hoͤher nuͤtzen kann, als durch ſeine Arbeit; der Landwirth wird in dieſem Fall auf die Erhaltung der Gebaͤude keine Koſten mehr verwen - den, und wenn dieſe endlich den Einſturz drohen, wird er ſein Vieh verkaufen, das Gut verlaſſen, ein anderes Gewerbe ergreifen oder auswandern.

In einer aͤhnlichen Lage ſind alle Guͤter deren Land - rente dem Betrag der Abgabe nicht gleich kommt, und die Abgabe wird hier dieſelbe Wirkung, nur langſamer und ſpaͤter, hervorbringen.

Nun traͤgt aber in dem Kreiſe der Dreifelderwirth - ſchaft erſt dasjenige Gut, welches 26, 4 Meilen von der Stadt entfernt iſt, von der angegebenen Flaͤche eine Landrente von 100 Thaler; und bis ſo weit wird alſo die auf Kornproduktion gerichtete Kultur des Bodens durch die neue Steuer vernichtet werden. Dieſe Gegend wird nun zwar nicht ganz menſchenleer bleiben, ſondern es wird dort ſtatt des Kornbaues kuͤnftig Viehzucht ge - trieben werden; aber dafuͤr wird nun der aͤußere Rand des Kreiſes der Viehzucht ganz verlaſſen, und dieſer Theil des Staats wird durch die Abgabe in eine Wuͤſte ver - wandelt.

Alle in dieſer nun verlaſſenen Gegend bisher leben -17258den Menſchen werden brodtlos, weil ſie keine Arbeit fin - den, wodurch ſie ſich ernaͤhren koͤnnten: denn da der Staat in ſeinem bluͤhenden Zuſtande ſo viele Menſchen hatte, daß alle nuͤtzlichen Arbeiten verrichtet wurden, ſo koͤnnen die aus dem verlaſſenen Diſtrikt hinzukommenden Arbeiter nirgends mehr nuͤtzlich beſchaͤftigt werden, und alſo auch nirgends Erwerb und Unterhalt finden. Aber nicht bloß die mit dem Ackerbau beſchaͤftigten Menſchen, ſondern auch alle Bewohner der Stadt, die ſonſt fuͤr die - ſen nun veroͤdeten Diſtrikt arbeiteten, Handwerker, Fa - brikanten, Kraͤmer u. ſ. w. verlieren nun ebenfalls ih - ren Erwerb und ihren Unterhalt. Die ganze hiedurch uͤberfluͤßig gewordene Volksmenge muß, um der gaͤnz - lichen Verarmung und dem Elende zu entgehen, nun auswandern, und ſich ein anderes Vaterland aufſuchen.

Nachdem die Kultur des Bodens auf einen engern Kreis beſchraͤnkt iſt, und nachdem die Auswanderung der dadurch uͤberfluͤßig gewordenen Menſchen vollendet iſt, kehrt alles zu ſeinem vorigen Gleichgewicht zuruͤck; aber der Staat hat an Ausdehnung und Bevoͤlkerung verloren und hat zugleich einen Theil ſeines Kapitals und ſeiner Landrente eingebuͤßt.

Eine ſolche gewaltſame Wirkung uͤbt die Steuer nur da aus, wo ſie neu eingefuͤhrt wird; iſt hingegen das Abgabenſyſtem von der erſten Bildung des Staats an daſſelbe geblieben: ſo hat ſich die Kultur des Bodens nicht weiter ausgedehnt, die Bevoͤlkerung hat ſich nicht wei - ter vermehrt, als mit den Abgaben vertraͤglich war; und alles iſt hier in einem eben ſo vollkommenen Gleichge - wicht, als in dem Staat, der gar keine Abgaben erhebt.

Wuͤrden aber in einem ſolchen Staat die beſtehenden Abgaben auf einmal und fuͤr immer abgeſchafft, ſo muͤß - ten ſich hier die entgegengeſetzten Erſcheinungen zeigen: es wuͤrden Kapitalien geſammelt werden, die dadurch259 einen Werth erhalten, daß ſie mit Vortheil auf die Ur - barmachung des wuͤſten Bodens verwandt werden koͤn - nen, es wuͤrde ſich Beſchaͤftigung und Nahrung fuͤr eine groͤßere Menge Menſchen finden, und wo dies der Fall iſt, vermehrt ſich die Volksmenge ſehr ſchnell.

Die Wirkung der Abgabe iſt alſo die: daß ſie den Wachsthum des Staats hemmt, die Zunahme der Be - voͤlkerung und die Vermehrung des Kapitals der Nation beſchraͤnkt.

B. In Beziehung auf die Wirklichkeit.

So wie in dem iſolirten Staat die Abgabe die ſtaͤrkſte Wirkung auf das entfernteſte Gut ausuͤbt, ſo wird in der Wirklichkeit wo in der Regel die Ent - fernung vom Marktplatze nicht ſo groß iſt, daß dadurch die Landrente bis 0 herabſinkt das Gut mit dem ſchlechteſten Boden am erſten und ſtaͤrkſten bedruͤckt.

Nun findet ſich aber in der Wirklichkeit auf einem und demſelben Gut faſt nie die vollkommne Gleichheit, die wir in Hinſicht auf die Guͤte des Bodens fuͤr den iſolirten Staat angenommen haben. Faſt jedes Gut be - ſteht aus einem Gemiſch von gutem und ſchlechtem Bo - den, von Acker der zum Theil in hoher, zum Theil in niederer Dungkraft iſt.

Der Werth des Ackers kann aus verſchiedenen Urſa - chen und in mehreren Verhaͤltniſſen ſehr geringe ſeyn und ſich dem Nullwerth naͤhern.

Dahin gehoͤrt der Acker:

  • 1. von einer ſchlechten phyſiſchen Beſchaffenheit;
  • 2. von geringer Dungkraft;
  • 3. der ſehr weit vom Hofe entfernt liegt;
  • 4. der zu ſeiner Entwaͤſſerung vieler und tiefer Graͤ - ben bedarf;
  • 5. der nahe an Wieſen und mit dieſen faſt in einem17*260Niveau liegt indem dieſer Acker ſehr ſchwierig zu beſtellen iſt, und einen hoͤchſt mißlichen Ertrag giebt;
  • 6. der mit vielen in ſpitzen Winkeln zuſammenlaufen - den Graͤben durchſchnitten iſt, wodurch alle Beſtel - lungsarbeiten gar ſehr verzoͤgert werden;
  • 7. der viele Steine enthaͤlt;
  • 8. der von hohem Holz umgeben iſt, u. ſ. w.

Es moͤchte ſehr ſchwierig ſeyn, auch nur ein einzi - ges Gut von bedeutendem Umfange nachzuweiſen, in welchem ſich kein Acker findet, der den einen oder andern der angefuͤhrten Maͤngel traͤgt, und deshalb einen gerin - gen Werth hat. Auf den mehrſten Guͤtern koͤmmt der Acker von dieſer Art in bedeutender Menge vor; und in manchen Gegenden iſt dieſer Acker uͤberwiegend, und der von hoͤherm Werth zeigt ſich nur als Ausnahme, gewoͤhn - lich in der Naͤhe der Doͤrfer.

Durch eine neue Abgabe wird nun die Landrente ei - nes ſolchen Bodens, der bisher einen geringen Reinertrag gegeben hat, auf 0 oder unter 0 gebracht.

Jedes Gut muß oder ſollte doch dann die Kultur dieſes Bodens aufgeben und ſich auf den Anbau des beſ - ſern Ackers, der auch nach der Einfuͤhrung der Abgabe noch eine Landrente giebt, beſchraͤnken.

So wie in dem iſolirten Staat die Wirkung der Ab - gabe ſich dadurch im Großen zeigt, daß die ganze ent - fernte Gegend wuͤſt liegen bleibt; ſo aͤußert ſich dies hier im Kleinen auf jedem einzelnen Gut, wo der ent - fernteſte oder ſchlechteſte Acker unangebauet bleibt.

Ob nun aber der fuͤnfte Theil aller Guͤter eines Landes fuͤr die Kultur verſchwindet, oder ob von jedem Gut der fuͤnfte Theil aufgeopfert wird, kann auf die Verminderung der Bevoͤlkerung und des Nationalvermoͤ - gens nur eine und dieſelbe Wirkung aͤußern.

261

Es zeigen ſich hier aber dem Auge keine ganz ver - laſſenen Doͤrfer und die Verwuͤſtung, die die Abgabe an - gerichtet hat, kann dem Blick des Staatsmanns, dem der innere Zuſtand der Familien leicht verborgen bleibt, eher entgehen; aber er kann ſie erkennen an dem von Jahr zu Jahr abnehmenden Ertrag der Abgabe. Denn jede neue Auflage, die ſtark genug iſt, eine ſolche Wirkung hervorzubringen, muß im erſten Jahr den ſtaͤrkſten Ertrag geben, aber allmaͤhlig weniger bringen, weil ſich die Be - voͤlkerung und das Nationalvermoͤgen vermindern, von denen die Abgabe erhoben wird; und erſt dann, wann die Wirkung der Auflage vollendet iſt, d. h. wann die Kul - tur ſo weit beſchraͤnkt iſt, daß ſie bei dieſer Auflage be - ſtehen kann, wird der Ertrag der Steuer ſich gleich bleiben.

Noch unterſcheidet ſich der iſolirte Staat darin, daß wir angenommen haben, die Landwirthſchaft werde mit hoͤchſter Konſequenz betrieben, waͤhrend wir in der Wirk - lichkeit ein ſolche Konſequenz beſonders in der Ueber - gangsperiode von einem Zuſtand zum andern nur als Ausnahme, nicht als Regel vorfinden. Dem Landwirth des iſolirten Staats trauen wir es zu, daß er bei veraͤn - derten Verhaͤltniſſen ſeine Wirthſchaft aͤndere, und daß er den Anbau eines Ackers, deſſen Landrente jetzt negativ ſeyn wuͤrde, nicht fortſetzt, ſondern aufgibt.

In der Wirklichkeit iſt aber die landuͤbliche Wirth - ſchaft nicht das Produkt eines durchgreifenden, alle Ver - haͤltniſſe uͤberſchauenden Gedankens, ſondern das Werk mehrerer Geſchlechter und Jahrhunderte: durch langſame aber ſtete Verbeſſerungen, durch das Bemuͤhen dieſelbe den Zeit - und Ortsverhaͤltniſſen immer mehr anzupaſſen, iſt ſie das geworden, was ſie jetzt iſt, und in der Regel hat ſie ihr Ziel ſehr viel beſſer erreicht, als man gewoͤhnlich glaubt.

Die auf dieſe Weiſe ſo langſam entſtandene Wirth - ſchaftsform kann nun aber nicht raſch und augenblicklich262 zu neuen, großen Veraͤnderungen uͤbergehen. Wenn durch ein ploͤtzlich eintretendes neues Verhaͤltniß, z. B. durch eine neue Auflage, die alte Wirthſchaftsform zweckwidrig wird, ſo dauert es doch eine lange Zeit, ehe man ſich von der alten, ſonſt ſo bewaͤhrt gefundenen Form trennt, und die Wirthſchaft mit den neuen Verhaͤltniſſen in Ueberein - ſtimmung bringt.

In der Praxis wird deshalb die Einfuͤhrung der neuen Steuer die Kultur des ſchlechten Bodens nicht au - genblicklich aufheben, ſondern man wird dieſen nach wie vor beſtellen.

Hiedurch entſteht nun fuͤr den Landwirth eine dop - pelte Ausgabe; er muß erſtens die neue Steuer bezahlen, und zweitens den Verluſt tragen, den der Anbau des ſchlechten Ackers bringt; oder welches daſſelbe iſt, von dem Ertrage des guten Ackers muß nun nicht bloß die Steuer bezahlt werden, die auf dem Anbau deſſelben haf - tet, ſondern auch noch die Steuer von dem ſchlechten Acker.

Durch den hieraus hervorgehenden Ausfall in der Einnahme, kann nun der Paͤchter die Pacht, der ver - ſchuldete Eigenthuͤmer die Zinſen nicht mehr aus den Gutseinkuͤnften entnehmen und das Fehlende muß dann haͤufig durch Verminderung des Betriebskapitals und des Inventarii herbeigeſchafft werden. Mit dem verminderten Inventario iſt dann die gute Beſtellung des ganzen Fel - des unmoͤglich; aber die Macht der Gewohnheit iſt ſo groß, die Ueberzeugung, daß ſchlechter Acker, der noch einen bemerkbaren Rohertrag giebt, keinen Reinertrag, ſondern nur Verluſt bringt, ſo ſchwer zu gewinnen, daß man auch in einem ſolchen Fall gewoͤhnlich lieber das ganze Feld ſchlecht beſtellt, als einen Theil deſſelben liegen laͤßt, wodurch dann aber die Einkuͤnfte des ganzen Guts ver - nichtet werden.

Nur nach mehreren ſolchen Erfahrungen, und nach263 laͤngerer Zeit wird die landuͤbliche Wirthſchaft ſich den neuen Verhaͤltniſſen anpaſſen und die Kultur auf den Acker beſchraͤnken, der die Koſten bezahlt. Durch dieſen langſamen und ſchwankenden Uebergang geht aber der Nation ein weit groͤßeres Kapital verloren, als die Ab - gabe ſelbſt noͤthig machte.

§. 35. Wirkung der Abgabe, wenn die Konſumtion an Korn ſich gleich bleibt.

Das bisher Geſagte iſt nur fuͤr den Fall guͤltig, wenn durch die neue Steuer die Kornkonſumtion ab - nimmt. Wo aber das Volk reich genug iſt, um einen hoͤhern Preis fuͤr das Getreide bezahlen zu koͤnnen, und die Konſumtion ſelbſt ſich gleich bleibt, da iſt die Wir - kung der Auflagen ganz anders.

Wenn z. B. in dem iſolirten Staate die entfernten Gegenden in Folge der Abgabe aufhoͤren, Korn nach der Stadt zu liefern, ſo entſteht hieraus augenblicklich Man - gel in der Stadt; der Mangel erzeugt hoͤhere Preiſe, der hoͤhere Preis macht es den entfernten Gegenden wieder moͤglich, Korn fuͤr die Stadt zu bauen, und ſo iſt das Gleichgewicht wieder hergeſtellt. Da nun der Bedarf der Stadt nicht anders befriedigt werden kann, als wenn der Kornbau ſich bis auf 31, 5 Meilen von der Stadt ausdehnt: ſo muß der Preis des Korns auch ſo hoch ſtei - gen, daß dem entfernteſten Gut nicht bloß die Pro - duktions - und Transportkoſten des Getreides, ſondern auch die neu hinzugekommene Auflage erſetzt wird.

In dieſem Fall muß alſo der Konſument des Korns die ganze auf den Ackerbau gelegte Abgabe bezahlen.

Nach den Lehren des phyſiokratiſchen Syſtems fallen alle auf die Gewerbe gelegten Abgaben doch zuletzt auf den Landbau zuruͤck. Wenn ein Handwerker z. B. eine264 Gewerbeſteuer von 10 Thlr. bezahlen muß, ſo legt er dieſe 10 Thlr. zwar aus, aber um beſtehen zu koͤnnen, muß er den Preis ſeiner Waaren ſo weit erhoͤhen, daß er die gemachte Auslage wieder erſetzt erhaͤlt. Dieſen An - ſichten zu Folge waͤre es alſo viel zweckmaͤßiger die Ab - gabe direkt auf den Landbau zu legen, als ſie durch einen weiten Umweg von demſelben zu erheben.

Wir haben nun aber geſehen, daß die auf den Landwirth gelegte Abgabe nicht von ihm ſelbſt, ſondern von dem Konſumenten des Korns bezahlt wird wenn die Konſumtion dieſelbe bleibt.

Waͤhrend nun dieſe beiden Klaſſen von Staatsbuͤr - gern die ihnen aufgelegte Abgabe von ſich auf andere waͤlzen, koͤnnen dagegen die von Beſoldungen lebenden Staatsdiener den Preis ihrer Arbeit nicht eigenmaͤchtig erhoͤhen, und dieſe muͤſſen nun nicht bloß die ihnen ſelbſt aufgelegte Abgabe, ſondern auch den erhoͤhten Preis aller Lebensbeduͤrfniſſe bezahlen. Unter dieſen Umſtaͤnden werden ſich aber keine Konkurrenten zu den Staatsaͤm - tern mehr finden, und der Staat wird gezwungen wer - den, die Beſoldungen ſeiner Beamten ſo weit zu erhoͤ - hen, daß die Abgabe ſelbſt und die erhoͤhten Preiſe aller Beduͤrfniſſe dadurch verguͤtigt werden.

Es ſcheint demnach, daß, mit Ausnahme der von ihren Zinſen lebenden Kapitaliſten, jeder andere Stand fuͤr die Abgabe entſchaͤdigt wird, und daß der Staat die Abgaben bis aufs aͤußerſte erhoͤhen koͤnne, ohne daß dadurch das Wohl des Ganzen gefaͤhrdet wuͤrde, indem von allen ſeinen thaͤtigen Buͤrgern kein einziger da - durch bedruͤckt wird, weil jeder die Abgabe nur vor - ſchießt, nicht ſelbſt bezahlt.

265

Die Schluͤſſe, wodurch wir dieſes ſehr auffallende Reſultat erhalten, beruhen auf der Vorausſetzung, daß nach der Einfuͤhrung der Abgabe die Konſumtion dieſelbe bleibt, und wir haben nun zu unterſuchen ob dieſe Vor - ausſetzung richtig iſt oder nicht.

Wie wir bereits in §. 33. erwaͤhnt haben, wird der Preis des Getreides nicht einſeitig durch den Betrag der Koſten, den das Zumarktbringen deſſelben dem Landwirth verurſacht, ſondern zugleich auch durch das Vermoͤgen der Konſumenten, dieſen Preis zahlen zu koͤnnen, bedingt.

In der Stadt ſowohl als auf dem Lande gibt es eine große Menge Menſchen, deren Einkommen nur grade hinreicht, die nothwendigſten Beduͤrfniſſe zu er - kaufen. Steigt nun der Preis des Getreides, ſo reicht ihr Einkommen oder ihr Erwerb nicht hin, ſich daſſelbe in genuͤgender Menge zu verſchaffen. Wie unentbehrlich auch das Getreide ſeyn mag, immer kann der aͤrmere Konſument nicht mehr dafuͤr hingeben, als ſein Erwerb und ſein Vermoͤgen zuſammen betragen; reicht nun bei - des nicht aus, ſo muß er ſich mit kleinern Quantitaͤten behelfen, alſo hungern und zuletzt umkommen.

Geſetzt nun es ſtiege in dem iſolirten Staat, in Folge einer direkt oder indirekt auf den Ackerbau fallen - den Abgabe, der Preis des Getreides: ſo muß, weil die aͤrmeren Bewohner der Stadt dieſen Preis nicht zahlen koͤnnen, die Konſumtion abnehmen. Da aber in dem Augenblicke, wo die Abgabe eingefuͤhrt wird, die Pro - duktion noch nicht abgenommen hat, und alſo kein wirk - licher Mangel an Getreide ſtatt finden kann: ſo muß durch die verminderte Konſumtion Ueberfluß an Getreide entſtehen, der Preis deſſelben wieder fallen und zwar ſo tief fallen, daß auch die aͤrmere Klaſſe ſich daſſelbe wieder in genuͤgender Menge verſchaffen kann, d. h. das266 Getreide ſinkt wieder bis zu ſeinem vorigen Mittelpreiſe herunter.

Bei dieſem Mittelpreiſe kann aber der Ackerbau, nach - dem derſelbe mit einer Abgabe belaſtet iſt, nicht mehr in der bisherigen Ausdehnung betrieben werden, und es tre - ten nun alle im vorigen §. angefuͤhrten Wirkungen der Ab - gabe ein, als Verengung der kultivirten Ebene, Auswan - derung der Bewohner des verlaſſenen Diſtrikts und der Stadtbewohner, die fuͤr dieſen Diſtrikt arbeiteten.

Wenn der Staat im beharrenden Zuſtande iſt, und alle Verhaͤltniſſe im Gleichgewicht ſind, ſo faͤllt der Preis, den die Konſumenten zahlen koͤnnen, mit dem Preiſe, wo - zu die entfernteſten Produzenten das Getreide liefern koͤn - nen, genau zuſammen, und wir haben deshalb in dem erſten Abſchnitt dieſer Schrift dieſen zwiefachen Beſtim - mungsgrund des Getreidepreiſes nicht zu beruͤckſichtigen brauchen. So bald aber durch Einfuͤhrung von Abgaben oder durch andere Einwirkungen der Staatsgewalt das bisherige Gleichgewicht geſtoͤrt wird, entfernen ſich auch die beiden beſtimmenden Urſachen von einander.

Der Preis, den die Konſumenten zahlen koͤnnen, ſteht dann entweder unter oder uͤber dem Preiſe, wozu der entfernteſte Produzent das Korn liefern kann. Da erſte - rer auf keine Weiſe erhoͤhet werden kann wenn, wie hier vorausgeſetzt wird, keine neue Erwerbsquellen eroͤff - net werden ſo wird letzterer, im Fall er hoͤher iſt, ſin - ken muͤßen, bis er wieder mit dem erſtern zuſammenfaͤllt; und dies geſchieht dadurch, daß die Kultur ſich von dem Boden, der bei dieſem Preiſe nicht bebauet werden kann, zuruͤckzieht, und ſich auf den Boden beſchraͤnkt, der auch bei dieſem Preiſe die Abgabe tragen kann. Kann aber, im entgegengeſetzten Fall, das Volk einen hoͤhern Preis fuͤr das Getreide, als den wozu es geliefert werden kann, zahlen: ſo wird zwar anfangs dieſer Lieferungspreis nor -267 miren, aber Bevoͤlkerung und Konſumtion werden dann raſch zunehmen, die kultivirte Ebene muß ſich dann er - weitern, mit der Erweiterung ſteigt der Lieferungspreis und ſteigt bis dahin, daß er mit dem Preiſe, den das Volk zahlen kann, zuſammenfaͤllt.

Dieſem gemaͤß finden wir auch in der Wirklichkeit in allen reichen Laͤndern hohe, und in allen armen Laͤn - dern niedrige Kornpreiſe.

Ein Getreidemangel, ſelbſt eine Hungersnoth in dem noͤrdlichen Norwegen bringt keine hohen Kornpreiſe weder in den uͤbrigen europaͤiſchen Laͤndern, noch in Nor - wegen ſelbſt hervor, weil das Volk zu arm iſt um hohe Preiſe bezahlen zu koͤnnen. Dagegen ſteigert ein maͤßiger Kornbedarf in London den Getreidepreis durch ganz Eu - ropa, und aus allen Haͤfen des Kontinents eilen dann Schiffe mit Getreide nach dieſem Weltmarkt.

Wir finden in unſern Tagen bei allen europaͤiſchen Staaten ein Streben, durch hohe Zoͤlle oder durch gaͤnz - liche Einfuhrverbote, das fremde Getreide vom inlaͤn - diſchen Markt zu entfernen, um durch kuͤnſtlich erzeugte hohe Preiſe den inlaͤndiſchen Ackerbau zu heben.

Daß nun der Ackerbau durch hohe Getreidepreiſe intenſive und extenſive gehoben wird, iſt voͤllig begruͤndet und geht auch aus allen unſern bisherigen Unterſuchun - gen hervor; aber man hat es uͤberſehen, daß, wenn man hohe Getreidepreiſe erzwingen will, man auch zugleich das Volk reich machen muß, um dieſe hohen Preiſe zah - len zu koͤnnen. Geſchieht dies nicht gleichzeitig, ſo iſt die Erhoͤhung des Getreidepreiſes nur von kurzer Dauer, und der Preis ſinkt dann nach einigen Jahren wieder, ſo weit bis er mit den Zahlmitteln der Konſumenten im Gleichgewicht iſt. Durch die kuͤnſtliche Steigerung der268 Getreidepreiſe vertreibt man zugleich die Fabriken und Manufacturen, die fuͤr das Ausland arbeiten, indem dieſe nun nach den Laͤndern mit niedrigen Kornpreiſen wandern; dadurch werden aber die Zahlmittel der Na - tion nicht vermehrt, ſondern vermindert, und die endliche Folge dieſer Maßregel muß, ſtatt der beabſichtigten Er - hoͤhung, Verminderung der dauernden Getreidepreiſe ſeyn.

Die Wirkung, welche eine Abgabe bei ihrer erſten Einfuͤhrung aͤußert, muß von der, welche ſie in ihrem letzten Erfolg hervorbringt, genau geſchieden werden, weil zwiſchen beiden ein großer Unterſchied ſtatt findet.

Die erſte Einfuͤhrung einer Abgabe bringt Verar - mung und Ungluͤck unter das Volk, weil das um den Betrag der Abgabe verminderte Geſammteinkommen noch unter dieſelbe Menſchenzahl vertheilt werden ſoll, und weil die uͤberfluͤßig gewordenen, nicht mehr zu ernaͤhrenden Menſchen nicht freiwillig auswandern, ſondern erſt durch einen fuͤr Alle verderblichen Kampf um die Exiſtenz gleich - ſam ausgelooſet werden muͤſſen, indem diejenigen, die in dieſem Kampf unterliegen, zur Auswanderung gezwungen werden.

Iſt nun aber durch Auswanderung oder durch Ver - minderung der Ehen die Menſchenzahl mit dem Volks - einkommen wieder ins Gleichgewicht getreten: ſo iſt es keineswegs nothwendig, daß irgend ein Mitglied der aktiven Staͤnde (den Grundbeſitzer rechne ich nur in der Eigenſchaft als Adminiſtrator ſeines Guts, aber nicht in der Beziehung als Empfaͤnger der Landrente zu den ak - tiven Staͤnden) ſchlechter zu leben brauche, d. h. fuͤr ſeine Arbeit wenigere Genußmittel erhalte, als vor der Ein - fuͤhrung der Abgabe. Denn es haͤngt von dem Charakter des Volks ab, bis zu welchem Grade es Entbehrungen269 und Anſtrengungen ertragen will, ehe es ſich zur Auswan - derung oder zur Verminderung der Ehen entſchließt. Hat nun der Volkscharakter durch die Einfuͤhrung der Abgabe ſelbſt keine Aenderung die wenigſtens nicht nothwendig daraus hervorgeht erlitten: ſo werden auch die aktiven Staͤnde, als Handwerker, Tageloͤhner, Paͤchter u. ſ. w. nach Bezahlung der Abgabe zu ihrem Unterhalt nicht we - niger uͤbrig behalten als fruͤher.

Auch finden wir in der Wirklichkeit, daß in dem mit Steuern ſo hart belaſteten England alle dieſe Staͤnde gewiß nicht weniger gut leben, als in Rußland, wo die Abgaben geringe ſind.

Die ſchon lange beſtandenen Abgaben ſind alſo fuͤr die Individuen keineswegs ein Ungluͤck; aber die Zahl der Individuen iſt durch die Abgabe vermindert, und der Staat hat mit dieſen Individuen zugleich das Kapital, was ſie beſaßen und die Landrente, die ſie bezogen, ver - loren. Indem nun der Staat durch eine Steigerung der Abgaben ſeine Macht wie ſeinen Reichthum und ſeine Be - voͤlkerung vermindert, handelt er dadurch gegen ſich ſelbſt und gegen ſein eigenes Intereſſe, und ſo finden wir, daß der richtig verſtandene Vortheil des Staats oder des den Staat repraͤſentirenden Regenten genau und innig mit dem des Volks verknuͤpft iſt.

§. 36. Auflagen auf Gewerbe und Fabriken.

Wenn dem Handwerker oder Fabrikanten eine betraͤcht - liche Abgabe aufgelegt wird: ſo iſt er unſtreitig geneigt, ſich dieſe Abgabe durch Erhoͤhung des Preiſes ſeiner Waa - ren wieder erſetzen zu laſſen. Bei dem hoͤhern Preiſe muß aber eine Menge Menſchen den Verbrauch dieſer Waare aufgeben oder einſchraͤnken; der verminderte Ver - brauch bewirkt dann einen Ueberfluß an Waaren dieſer270 Art, welches wiederum ein Sinken des Preiſes derſelben zur Folge hat.

Koͤnnen nun die Fabrikanten und Handwerker bei dieſem Preiſe nicht beſtehen, ſo muß ein Theil derſelben ſein Gewerbe verlaſſen und einen andern Wohnort auf - ſuchen. Nachdem dies geſchehen iſt, wird der Markt ſparſamer verſorgt, der Preis der Waare ſteigt wieder, und muß, da die Arbeit in dieſem Gewerbe nicht fort - waͤhrend geringer bezahlt werden kann, als in andern Gewerben, zuletzt ſo hoch ſteigen, daß dadurch die auf - gelegte Abgabe erſetzt wird.

Indem nun hiedurch eine fuͤr den Landmann unent - behrliche Waare, z. B. verarbeitetes Eiſen theurer wird, ſteigen die Bearbeitungkoſten des Bodens, die Landrente des von der Stadt entfernteſten Guts ſinkt unter 0 herab, und es zeigen ſich dann dieſelben, ſchon oͤfters angefuͤhr - ten Erſcheinungen, die eine auf den Ackerbau gelegte Ab - gabe hervorbringt.

Sehen wir nun auf die Veraͤnderung, die der Preis der Waaren und der Producte durch die Einfuͤhrung der Abgabe zuletzt, d. h. nach vollendeter Uebergangsperiode erleidet: ſo finden wir, daß die Abgabe auf den Preis der Waaren und auf den des Getreides ganz verſchieden wirkt.

Der Handwerker und der Fabrikant erhalten die auf ſie gelegte Abgabe durch den erhoͤhten Preis ihrer Waa - ren zuruͤck, und in dem Preiſe der Waaren, die ſie lie - fern, ſtecken nun nicht bloß Arbeitslohn, Kapitalgewinn und Landrente, ſondern auch noch als vierter Beſtand - theil der Betrag der Abgabe. Dagegen wird wie die Betrachtungen im vorigen §. ergeben haben der Preis des Getreides durch eine Abgabe, ſey es, daß dieſe direkt auf den Landbau gelegt werde, oder daß ſie auf271 die Gewerbe gelegt zur Vermehrung der Produktionsko - ſten des Getreides beitraͤgt, nicht geſteigert.

Nun wiſſen wir aber ebenfalls aus den Betrachtun - gen im vorigen §., daß, wenn der Volkscharakter ſich nicht aͤndert, alle aktiven Staatsbuͤrger, alſo auch die Landbebauer, nach Einfuͤhrung der Abgabe und nach vollendeter Wirkung derſelben, noch eben ſo reichlich ih - ren Unterhalt ſich erwerben koͤnnen als fruͤher, und es fraͤgt ſich nun, woher denn die Landbebauer die Entſchaͤ - digung fuͤr die Abgabe nehmen, da dieſes nicht wie bei den Gewerbebetreibenden durch Erhoͤhung des Preiſes ihrer Arbeitsprodukte geſchehen kann.

Der Ackerbau unterſcheidet ſich darin ſehr weſentlich von den Gewerben, daß derſelbe auf verſchiedenen Boden - arten betrieben, die naͤmliche menſchliche Anſtrengung mit einer ſehr verſchiedenen Quantitaͤt von Erzeugniſſen be - lohnt, waͤhrend bei den Gewerben dieſelbe Thaͤtigkeit und Geſchicklichkeit auch immer ein gleiches Arbeitspro - dukt liefert.

Wenn eine Abgabe auf die Gewerbe gelegt werden koͤnnte, der ſich dieſe durch Erhoͤhung der Preiſe ihrer Waaren nicht entziehen koͤnnten, oder wenn durch kuͤnſt - liche Maaßregeln die Getreidepreiſe fortwaͤhrend uͤber ihren natuͤrlichen Stand erhalten werden koͤnnten: ſo wuͤrde dies alle Gewerbetreibenden gleich ſtark treffen, und die Gewerbe wuͤrden, wenn die Belaſtung ſtark genug waͤre, ſaͤmmtlich und auf einmal dadurch nie - dergedruͤckt werden.

Bei der Landwirthſchaft kann aber eine mit der Groͤße des Betriebs im Verhaͤltniß ſtehende Abgabe, nur den Anbau des ſchlechtern Guts in dem iſolirten Staat des entferntern Guts vernichten, aber nicht zugleich den des durch ſeinen Boden oder durch ſeine Lage beguͤnſtigten beſſern Guts; und das Raͤthſel, wie272 der Landbebauer auch nach Bezahlung der Abgabe noch eben ſo gut leben koͤnne, als fruͤher, loͤſ’t ſich dadurch, daß derſelbe ſich von dem ſchlechtern Boden zuruͤckzieht und ſeine Thaͤtigkeit nun auf den Anbau des beſſern Bodens beſchraͤnkt, der auch nach Entrichtung der Abgabe die Arbeit des Tageloͤhners, des Paͤchters oder des Ad - miniſtrators eben ſo gut lohnt, als fruͤher der ſchlech - tere Boden, der von keiner Abgabe belaſtet war.

Richten wir nun unſern Blick auf den Einfluß, den die Abgabe in dem iſolirten Staat auf den Umfang der Gewerbe und des Landbaues ausgeuͤbt hat, ſo finden wir, daß alle in gleichem Verhaͤltniß gelitten haben. Hat z. B. der Umfang des Landbaues um 1 / 10 abgenommen, ſo haben alle fuͤr den Landbau arbeitenden Gewerbe eben - falls um 1 / 10 an Umfang, Kapital und Menſchenzahl ab - genommen und dieſe Wirkung der Abgabe bleibt die - ſelbe, ſie mag auf ein einzelnes unentbehrliches Gewerbe, oder auf die geſammten Gewerbe oder auf den Landbau gelegt ſeyn.

So wie am menſchlichen Koͤrper kein Glied verletzt werden kann, ohne daß der ganze Koͤrper mit leidet, ſo kann auch in dem iſolirten Staat weder ein einzelnes Gewerbe, noch der Landbau mit einer Abgabe belaſtet werden, ohne daß alle andere Staͤnde davon mit ergrif - fen werden.

Ganz anders verhaͤlt ſich dies in der Wirklichkeit, wenn mehrere Staaten mit einander in Beruͤhrung kom - men.

Wenn in einem europaͤiſchen Staat mit freiem Handelsverkehr, ein Gewerbe zu ſtark mit Abgaben belegt wird, ſo kann der Gewerbetreibende ſich nicht durch eine Erhoͤhung des Preiſes ſeiner Waare entſchaͤdigen, weil dieſe Waare in andern Laͤndern, wo keine ſolche Abgabe exiſtirt, noch eben ſo wohlfeil, als fruͤher fabrizirt wird,273 und nun zu einem Preiſe eingefuͤhrt werden kann, wofuͤr das inlaͤndiſche Gewerbe ſie nicht zu liefern vermag. Hier kann alſo ein Gewerbe durch die demſelben aufgelegte Abgabe ganz niedergedruͤckt werden, waͤhrend die andern Staͤnde faſt unverletzt bleiben, und die durch die Abgabe bewirkte Abnahme an Reichthum und Volksmenge zeigt ſich hier an einem einzelnen Gliede der buͤrgerlichen Ge - ſellſchaft. Der Staat mag dadurch, in einzelnen Faͤllen, an abſolutem Reichthum und an Volksmenge vielleicht nicht mehr verlieren, als wenn die Abgabe unter alle Staͤnde gleich vertheilt waͤre; aber allemal wird dadurch die harmoniſche Gliederung des Ganzen zerſtoͤrt.

Auf dieſe Weiſe iſt nun aber der Wohlſtand der ein - zelnen Staͤnde eines Staats nicht bloß von den Abgaben, die in dieſem Staat aufgelegt werden, ſondern auch von dem Abgabenſyſtem anderer Staaten, mit denen dieſer im freien Handelsverkehr ſteht, abhaͤngig. Laſteten z. B. in zwei Staaten A. und B. auf einem Gewerbe bisher gleiche Abgaben, und der Staat A. hebt dieſe Abgabe auf; ſo muß der Staat B. ebenfalls die Abgabe aufhe - ben oder Einfuhrzoͤlle anlegen, wenn der Wohlſtand derer, die dies Gewerbe im Staat B. betreiben, nicht gefaͤhrdet werden ſoll.

Um die harmoniſche Gliederung des Ganzen zu er - halten, muß alſo der Staat B. das ſchwere Opfer bringen, die Abgaben oder die Zoͤlle ſtets nach den Launen des an - dern Staats zu aͤndern.

Ob nun die Erhaltung des Gleichgewichts in dem Wohlſtande der einzelnen Staͤnde dieſes Opfer werth ſey, ob der minder reiche Staat in ſeinem Abgabenſyſtem nie zur Unabhaͤngigkeit gelangen, ſondern ſtets der Spielball des reichen Staats bleiben ſoll dies zu beurtheilen ge - hoͤrt der praktiſchen Staatswirthſchaft an, die außer mei - nem Kreiſe liegt.

18274

§. 37. Konſumtionsſteuer und Kopfſteuer.

Konſumtionsſteuern auf ſolche Waaren gelegt, die nicht zu den nothwendigen Beduͤrfniſſen gehoͤren und die von den aͤrmern Klaſſen des Volks ganz entbehrt werden koͤnnen, beſchraͤnken den Luxus der Reichen und Wohlha - benden, ohne die Ausbreitung der Kultur des Bodens und die nuͤtzliche Anwendung von Kapitalien zu hindern. Sie ſind nur nachtheilig fuͤr diejenigen, die mit der Her - vorbringung und Verarbeitung der Luxuswaaren beſchaͤf - tigt ſind: denn die Steuer vermindert den Gebrauch die - ſer Waaren und ein Theil dieſer Menſchen verliert da - durch ihren Erwerb; aber dieſe Klaſſe von Arbeitern iſt weder ſo zahlreich noch ſo wichtig fuͤr den Staat, als diejenige Klaſſe, die ſich mit der Verarbeitung der noth - wendigen Lebensbeduͤrfniſſe beſchaͤftigt.

Wird die Steuer auf Luxuswaaren, die aus dem Auslande kommen, gelegt, ſo verlieren dadurch bloß die Kaufleute, Schiffer und Frachtfahrer, die den Transport dieſer Waaren beſorgen, ihren Erwerb.

Konſumtionsſteuern auf die unentbehrlichen Beduͤrf - niſſe des gemeinen Mannes gelegt, ſind weit nachtheili - ger, als die Kopfſteuern. Denn eines Theils iſt die Er - hebung der Konſumtionsſteuer ſo koſtſpielig, daß da - durch ein großer Theil der Einnahme wieder verſchlungen wird, weshalb denn den Unterthanen weit mehr entnom - men werden muß, als die Staatskaſſe bedarf und em - pfaͤngt; andern Theils trifft dieſe Steuer auch den wirk - lich Huͤlfsbeduͤrftigen, der nur von der Wohlthaͤtigkeit andrer Menſchen lebt; waͤhrend die Kopfſteuer doch nur von denjenigen Perſonen erhoben wird, die einen Erwerb und ein wirkliches Einkommen beſitzen.

Die Kopfſteuer, welche fuͤr die ungleichſte aller Ab - gaben gilt, weil ſie ohne Ruͤckſicht auf Einkommen und275 Vermoͤgen von dem Armen ſo viel nimmt als von dem Reichen, uͤbt doch, wenn ſie ſchon lange eingefuͤhrt ge - weſen iſt, keine fortdauernd ſtoͤrende Wirkungen auf das Gluͤck der Unterthanen aus: denn es liegt am Tage, daß der gemeine Arbeiter, ſo viel verdienen muß, daß er ſeine Familie nothduͤrftig ernaͤhren und zugleich die Kopf - ſteuer bezahlen kann. Dem Arbeiter muß alſo die Steuer durch ein erhoͤhtes Arbeitslohn erſetzt werden, und er lebt nicht minder gluͤcklich, als der Arbeiter in einem andern Staat, wo gar keine Kopfſteuer exiſtirt.

Ganz anders aber iſt die Wirkung der Steuer, wenn ſie erſt eingefuͤhrt wird, welches ſich am klarſten in dem iſolirten Staat uͤberſehen laͤßt.

Der Arbeiter, deſſen Verdienſt faſt uͤbervoll nur grade hinreicht, ſeine nothwendigſten Beduͤrfniſſe zu erkaufen, wird, wenn er eine Kopfſteuer bezahlen ſoll, einen groͤ - ßern Arbeitslohn als bisher haben muͤſſen. Die Erhoͤ - hung des Arbeitslohns bringt aber die Landrente des ent - fernteſten Guts unter 0 und hebt die Kultur dieſes Bo - dens auf. Dadurch verlieren nun aber alle Arbeiter, die bisher hier lebten, gaͤnzlich ihren Erwerb und ihren Un - terhalt: es muß alſo unter dieſer Menſchenklaſſe eine graͤn - zenloſe Noth entſtehen, die nur dadurch gehoben werden kann, daß alle durch die Beſchraͤnkung der Kultur des Bodens entbehrlich gewordene Menſchen auswandern.

Sobald dies geſchehen iſt, koͤnnen die im Lande ge - bliebenen Arbeiter ihren Lohn ſteigern, und die Guͤter, welche in Kultur geblieben ſind, koͤnnen, weil ſie eine Landrente geben, auf Koſten dieſer Landrente einen er - hoͤh’ten Arbeitslohn bezahlen.

Da nun auf dieſe Weiſe jede laͤnger beſtandene Auf - lage, wenn ſie nur nicht willkuͤrlich und unbeſtimmt iſt, mit den Verhaͤltniſſen des Staats in ein gewiſſes Gleich - gewicht getreten iſt, oder da vielmehr der Staat dieſer18*276Auflage gemaͤß ſich gebildet hat, und der Unterthan dann den Druck der Abgabe nicht mehr empfindet; wogegen andernſeits jede neue oder veraͤnderte Auflage, wie ein Eingriff in das Eigenthum wirkt, indem dadurch unfehl - bar einige Zweige der Kultur oder der Induͤſtrie beſchraͤnkt, und die damit beſchaͤftigt geweſenen Menſchen, wenigſtens ſo lange bis ſie zu einem andern Fach uͤbergegangen ſind, unverdienter Weiſe brodtlos werden: ſo moͤchte man hier - aus wohl ſchließen duͤrfen, daß die Ungleichheit der Ab - gaben, ein weit geringeres Uebel ſey, als die haͤufige Veraͤnderung derſelben.

§. 38. Auflagen auf die Landrente.

Wenn der Eigenthuͤmer eines Guts einen Theil der Landrente, die das Gut ihm bringt, an den Staat ab - geben muß, ſo aͤndert dies in der Form und der Aus - dehnung der Wirthſchaft gar nichts. Diejenigen Guͤter, deren Landrente nahe an 0 iſt, tragen zu dieſer Abgabe ſehr wenig bei, und das entfernteſte oder ſchlechteſte Gut, wird davon gar nicht ergriffen. Dieſe Abgabe kann alſo ſo wenig auf die Ausdehnung der Kultur, als auf die Bevoͤlkerung, die Anwendung des Kapitals und die Quantitaͤt der erzeugten Produkte einen nachtheiligen Einfluß aͤußern; ja, wenn die ganze Landrente von der Abgabe hinweggenommen wuͤrde, bliebe die Kultur des Bodens dennoch wie ſie geweſen iſt.

Auch in anderer Ruͤckſicht mag es fuͤr das Wohl der Nation gleichguͤltig ſeyn, ob die Landrente in den Haͤnden des Regenten oder des Eigenthuͤmers und Kapi - taliſten iſt; denn in beiden Faͤllen wird ſie gewoͤhnlich unproduktiv verwandt.

In der Regel iſt die Landrente weit mehr in den Haͤnden der Kapitaliſten als der Eigenthuͤmer, die zwar277 den Titel des Beſitzers fuͤhren, aber wenn ſie einiger - maßen verſchuldet ſind, den groͤßern Theil der Landrente als Zinſen an die Kapitaliſten abgeben muͤſſen.

Ob nun der Kapitaliſt und der reiche Landeigenthuͤ - mer durch die Unterhaltung vieler Bedienten und Luxus - pferde, und durch den Verbrauch von Luxuswaaren die Landrente verzehren, oder ob der Staat, wenn derſelbe im Beſitz der Landrente iſt, dieſe auf die Unterhaltung des Militairs verwendet, mag auf den Nationalreichthum keinen weſentlichen Unterſchied machen.

So wie die Landrente nicht durch Verwendung von Arbeit und Kapital, ſondern durch den zufaͤlligen Vor - zug in der Lage des Guts, oder der Beſchaffenheit des Bodens entſtanden iſt, ſo kann ſie auch wieder hinweg - genommen werden, ohne daß dadurch die Verwendung von Kapital und Arbeit geſtoͤrt oder vermindert wird.

In dem iſolirten Staat betrachten wir die Land - wirthſchaft in einem beharrenden oder gleichbleibenden Zu - ſtande, und ſetzen voraus, daß die Wirthſchaft auf allen Guͤtern mit gleicher Kenntniß und gleicher Konſequenz betrieben werde.

Beides iſt in der Wirklichkeit nicht der Fall, und es entſteht die Frage, was man hier Landrente nennen koͤnne, und wie ihre Groͤße auszumitteln ſey.

Bei der Verſchiedenheit von Thaͤtigkeit und Kennt - niß, womit die Landwirthſchaft betrieben wird, koͤnnen zwei Guͤter von gleicher Lage und gleichem Boden doch einen ſehr verſchiedenen Reinertrag geben; aber man kann deshalb dem ſchlecht bewirthſchafteten Gut keinen ge - ringern Werth und keine geringere Landrente beimeſſen, als dem andern Gut. Der Unterſchied ruͤhrt bloß von der Perſoͤnlichkeit des Bewirthſchafters her, und verſchwindet wieder, ſobald der Bewirthſchafter durch einen andern erſetzt wird. Nur das Dauernde an einem Gute, die278 Lage und der Boden, nicht das Zufaͤllige und Vergaͤng - liche, die Perſon des Landwirths, kann den Werth und die Landrente eines Guts beſtimmen.

Die Landrente des einzelnen Guts, kann alſo nicht durch den Reinertrag deſſelben beſtimmt werden; aber die Landrente entſpringt wiederum nur aus dem Reinertrag, weil die Landrente nichts anders iſt, als der Reinertrag nach Abzug der Zinſen des in den Gebaͤuden und andern ſich auf dem Gute befindenden Werthsgegenſtaͤnden ſtecken - den Kapitals.

Derjenige Reinertrag nun, den ein Gut in der landuͤblichen Wirthſchaft, bei einer gewoͤhnlichen, weder ausgezeichnet großen noch geringen Thaͤtigkeit und Kennt - niß des Bewirthſchafters gibt oder geben kann, dient zur Norm fuͤr die Beſtimmung der Landrente.

Die Wirkung einer gewoͤhnlichen Thaͤtigkeit und Kenntniß iſt aber nur zu beſtimmen aus der Groͤße des Produkts, welches durch die Bemuͤhung aller Landwirthe eines ganzen Landes oder einer Provinz hervorgebracht wird.

Die Totalſumme des Reinertrags aller Guͤter eines ganzen Landes nach Abzug der Zinſen vom Werth der Gebaͤude u. ſ. w. gibt die Summe der Landrente, und dieſe, nach Verhaͤltniß der Guͤte des Bodens und der Lage auf die einzelnen Guͤter vertheilt, gibt die Landrente des einzelnen Guts.

Es ergibt ſich hieraus, wie ſchwierig es ſeyn muß, die wirkliche Landrente eines Guts auszumitteln, und es waͤre ſchon deshalb nicht zu verwundern, wenn wir fin - den, daß in der Praxis faſt alle Verſuche dieſer Art hoͤchſt verfehlt ſind; aber gar ſehr verſchlimmert iſt die Sache dadurch, daß man in der Regel bei den Abſchaͤtzun - gen von ganz falſchen Grundſaͤtzen ausgegangen iſt. Man kann ſich nicht uͤberzeugen, daß es kultivirten Acker gibt,279 der gar keine Landrente abwirft, ſondern man glaubt ſchon viel zu thun, wenn man 4 oder 6 R. des ſchlech - teſten Ackers im Werth gleich einer Quadratruthe des be - ſten Ackers rechnet; ſo wenig aber aus 6 mal 0 Eins werden kann, ſo wenig koͤnnen auch 6 R. des ſchlech - teſten Bodens den Werth von 1 R. des beſten Bodens haben. Dann verwechſelt man ferner nur zu oft die Landrente mit den Zinſen des auf den Landbau gewand - ten Kapitals. Ein Gut, welches keinen groͤßern Ueberſchuß gewaͤhrt, als was die Zinſen vom Werth der Gebaͤude, vom Inventario, vom Betriebskapital u. ſ. w. ausma - chen, gibt gar keine Landrente, obgleich es ſeinem Be - ſitzer ein Einkommen verſchafft. Jede auf die vermeinte Landrente eines ſolchen Guts gelegte Abgabe wirkt eben ſo nachtheilig auf die Kultur des Bodens, als Kopfſteuer, Viehſteuer u. ſ. w.

Wenn die Landrente zum Zweck der Belegung mit Abgaben genau und richtig beſtimmt werden ſollte, ſo wuͤrden hiezu Maͤnner erfordert, die ſich eigends dem Studium dieſes Zweigs der Wiſſenſchaft gewidmet haͤt - ten, und die dann ihr ganzes Leben hindurch kein an - ders Geſchaͤft betrieben. Dadurch wuͤrde aber die Aus - mittelung der Landrente ſehr koſtſpielig werden, und dies wuͤrde den Vorzug, den die Auflage auf die Landrente durch ihre wenig koſtende Erhebung vor den meiſten an - dern Steuern hat, zum Theil wieder aufwiegen.

Die Landrente iſt aber keine beſtaͤndige, ſondern eine ſehr veraͤnderliche Groͤße: denn jede Aenderung in der landuͤblichen Wirthſchaft, in dem Preiſe der Produk - te, in dem Zinsfuß u. ſ. w., wirkt auf die Groͤße der Landrente in einem ungemein hohen Grade. Wird nun die Auflage auf die Landrente ein fuͤr allemal feſtgeſetzt, und ſteigt die Abgabe nicht, wenn die Landrente ſteigt: ſo iſt nach einem Jahrhundert der Ertrag dieſer Abgabe280 ſchon außer allem Verhaͤltniß mit der wirklichen Land - rente und mit den Beduͤrfniſſen des Staats. Soll aber die Steuer mit der Landrente ſteigen, ſo erfordert dies oft wiederholte ſehr koſtſpielige Abſchaͤtzungen der Guͤter, und was das Schlimmſte iſt, die Furcht vor der Erhoͤ - hung der Steuer haͤlt die Landwirthe von Verbeſſerungen ab, und laͤhmt die Fortſchritte der Kultur.

In dem iſolirten Staat nahmen wir an, daß der Ertrag des Bodens unveraͤndert bleibe, und dort konnte die ganze Landrente dem Staat angehoͤren, ohne daß dies auf die Kultur des Bodens einen nachtheiligen Einfluß hatte. In der Wirklichkeit findet aber mehr oder weniger ein ſtetes Streben nach einem hoͤhern Ertrag ſtatt, und die Moͤglichkeit denſelben zu erreichen laͤßt ſich faſt uͤberall nachweiſen. Die Verbeſſerung des Bodens und der da - durch zu bewirkende hoͤhere Ertrag, erfordert aber faſt immer bedeutende Koſten, und in manchen Faͤllen betra - gen die Zinſen des auf die Verbeſſerung verwandten Kapitals faſt eben ſo viel, als der Betrag, um welchen der Reinertrag des Guts geſtiegen iſt.

Iſt nun die Melioration von der Art, daß ihre Wirkung nicht wieder aufhoͤrt, ſondern ſtets fortdauert, ſo wird auch die Landrente des Guts dadurch fuͤr immer erhoͤhet. Dieſer Zuwachs zur Landrente iſt aber in der Entſtehung ſehr verſchieden von der aͤltern Landrente; an - ſtatt, daß dieſe ohne Muͤhe und ohne Zuthun des Be - ſitzers durch den bloßen Vorzug des Bodens oder der Lage des Guts entſtanden iſt, muß jener Zuwachs durch die Verwendung eines Kapitals erkauft werden; und es waͤre ſehr unbillig und hoͤchſt nachtheilig, hierauf eine Abgabe zu legen.

Es gibt manche Verbeſſerungen, die, wenn ſie ein - mal gemacht ſind, nicht wieder zuruͤckgenommen werden koͤnnen, und die ſich der Auflage eben ſo wenig ent -281 ziehen koͤnnen, als die aͤltere Landrente, z. B. die Ver - beſſerung der phyſiſchen Beſchaffenheit des Bodens durch Lehmauffahren, die Entwaͤſſerung von Suͤmpfen durch Kanaͤle u. ſ. w. In ſo fern als die Abgabe dieſe Werke nicht wieder zerſtoͤrt, iſt ſie alſo unſchaͤdlich; aber ſie wirkt hoͤchſt nachtheilig dadurch, daß ſie von allen fernern Verbeſſerungen dieſer Art abſchreckt und zuruͤckhaͤlt.

Nun gibt es aber wohl keine Verwendung des Ka - pitals, die wohlthaͤtiger auf den ganzen Staat wirkte, als die auf die Verbeſſerung des Bodens und auf die Erhoͤhung der Kultur deſſelben gerichtete: denn wir ha - ben oben geſehen, daß, wenn in dem iſolirten Staat die Produktion von 8 auf 10 Koͤrner ſteigt, dann die Volksmenge in der Stadt um ungefaͤhr 50 prct. ſteigen kann, ohne daß der Getreidepreis erhoͤht zu werden braucht.

Die Zunahme des Staats an Wohlſtand, Macht und Bevoͤlkerung ſteht alſo in unmittelbarer Verbindung mit der Zunahme der intenſiven Kultur des Bodens, und da eine Auflage auf die Landrente, deren Groͤße nicht ein fuͤr allemal beſtimmt iſt, ſondern mit der Groͤße der Landrente ſteigt und faͤllt, die Verbeſſerung des Bodens mit belaſtet und dieſe dadurch verhindert: ſo iſt die veraͤnderliche Auflage unter allen Abgaben viel - leicht diejenige, die Wachsthum des Staats am mehr - ſten hemmt.

[282]

Erklaͤrungen und Bemerkungen zu den nachfolgenden bildlichen Darſtellungen des iſolirten Staats.

Dieſe, von einem meiner Freunde gezeichneten, bildli - chen Darſtellungen ſind zwar zum Verſtaͤndniß der in die - ſer Schrift abgehandelten Gegenſtaͤnde nicht nothwendig, und ich habe mich auch nirgends darauf bezogen, aber ſie gewaͤhren einen leichten und bequemen Ueberblick der aus unſern Unterſuchungen hervorgegangenen Reſultate, und ich glaube deshalb, daß ſie dem Leſer, der dieſe Schrift mit Aufmerkſamkeit geleſen hat, nicht unwillkommen ſeyn werden.

Zugleich geben ſie Gelegenheit, einige Bemerkungen, die in der Schrift ſelbſt ohne den Zuſammenhang zu un - terbrechen keinen Platz fanden, mitzutheilen.

ad Tafel I.

Dieſe Tafel ſtellt den iſolirten Staat in der Geſtalt dar, die derſelbe, nach den im erſten Abſchnitt dieſer Schrift gemachten Vorausſetzungen und daraus gezogenen Folge - rungen, gewinnen muß.

Nach §. 26. dehnt ſich der Kreis der Viehzucht bis auf 50 Meilen von der Stadt aus; hier iſt derſelbe, um den Raum zu erſparen, nur bis 40 Meilen von der Stadt gezeichnet.

283

Auf dieſer Tafel, ſo wie auf allen folgenden Tafeln, iſt nur die eine Haͤlfte der ſich um die Stadt bildenden Kreiſe verzeichnet, weil die andre Haͤlfte dieſer nicht bloß aͤhnlich ſondern vollkommen gleich iſt, und man ſich dieſelbe leicht hinzudenken kann.

ad Tafel II.

Dieſe Tafel ſtellt die Geſtalt des iſolirten Staats dar, wenn derſelbe von einem ſchiffbaren Fluß durchſtroͤmt wird.

Bei dieſer Darſtellung liegt die Vorausſetzung zum Grunde, daß die Schiffsfracht 1 / 10 der Landfracht betraͤgt.

Die Fruchtwechſelwirthſchaft, welche auf der erſten Tafel nur einen ſchmalen Streifen. einnimmt, erweitert ſich hier ungemein, und erſtreckt ſich laͤngs des Fluſſes bis an die Graͤnze des Staats. Dagegen weicht der Kreis der Viehzucht zuruͤck, und verſchwindet in der Naͤhe des Fluſſes gaͤnzlich.

Eine aͤhnliche Wirkung, wenn gleich im mindern Maaße, bringt die Anlegung einer Kunſtſtraße hervor. Werden dieſe Kunſtſtraßen nach allen Gegenden der Ebene gezogen, ſo erweitern ſich alle Kreiſe mit hoͤherer Boden - kultur, aber ſie behalten dann die regelmaͤßige Form wie auf Tafel I.

Der nicht illuminirte Streifen bezeichnet das Gebiet einer kleinen Stadt. Unter Gebiet der Stadt wird nach §. 28. die Landflaͤche, welche die kleine Stadt mit Lebensmitteln verſorgt und welche nichts nach der Haupt - ſtadt liefert, verſtanden.

Wir koͤnnen uns dieſe kleine Stadt mit ihrem Ge - biet auch als einen eigenen unabhaͤngigen Staat denken. In §. 28. haben wir gezeigt, daß der Getreidepreis in dieſen kleinen Staaten ganz und gar abhaͤngig von dem Preiſe in der Zentralſtadt iſt.

284

Geſetzt nun, der Hauptſtaat verbiete die Getreideein - fuhr aus den Nebenſtaaten, wie wird dies auf den Ge - treidepreis in einem unfern von der Zentralſtadt liegen - den Nebenſtaat mit einem abgerundeten Gebiet wirken?

Nach der Sperrung wird der Getreidepreis in dem Nebenſtaat nicht weiter durch den Preis in der Zentral - ſtadt regulirt; der Nebenſtaat tritt nun in Beziehung auf den Getreidehandel in die Verhaͤltniſſe eines iſolirt liegenden Staats, und der Preis des Getreides wird nun nach eben den Geſetzen, die wir fuͤr den iſolirten Staat als Einheit betrachtet gefunden haben, beſtimmt, d. h. der Preis in der kleinen Stadt des Nebenſtaats muß ſo hoch ſeyn, daß dadurch dem entfernteſten Pro - duzenten die Produktions - und Transportkoſten erſetzt werden. Da aber das Gebiet der Stadt nur klein iſt und da das Getreide nicht aus weiter Ferne herbeige - ſchafft zu werden braucht, ſo kann auch der Getreidepreis in der kleinen Stadt ſich nur wenig uͤber die Produktions - koſten erheben, und die Landrente, die der Grund und Boden in dieſem Nebenſtaat ſonſt gab, verſchwindet dann faſt ganz.

Sehr merkwuͤrdig bleibt es, daß die Sperrung dieſe Wirkung auf einen Staat, der doch nur ſein eigenes Beduͤrfniß an Getreide erzielt, und der fruͤher eben ſo wenig Korn als jetzt nach der Zentralſtadt lieferte, aus - uͤben kann, und der Natur der Sache nach ausuͤben muß.

In einem aͤhnlichen Verhaͤltniß, wie die Nebenſtaa - ten zu der Zentralſtadt, ſtehen die europaͤiſchen Staaten zu dem reichen Staat, der den hoͤchſten Getreidepreis zah - len kann, zu England und namentlich zu deſſen Haupt - ſtadt, London.

Auch in dieſen europaͤiſchen Staaten wird, ſelbſt dann wenn ſie weder Korn einfuͤhren noch ausfuͤhren, der Getreidepreis durch den Weltmarkt von London beherrſcht,285 und wenn dieſer Markt geſchloſſen wird, ſinkt der Preis des Getreides durch ganz Europa.

ad Tafel III.

Hier iſt der Ertrag des Bodens zu 10 Koͤrnern, der Mittelpreis des Getreides in der Stadt ſelbſt aber verſchieden, von 1,5 Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken bis zu 0,6 Thlr. herunter, angenommen.

Dieſe Tafel zeigt nun bildlich, welchen Einfluß der Getreidepreis in der Stadt ſelbſt auf die Ausdehnung der kultivirten Ebene ausuͤbt. Auf dieſer Tafel iſt aber nur der Halbmeſſer der kultivirten Ebene und der einzelnen konzentriſchen Kreiſe angegeben. Will man nun hiernach fuͤr einen gegebenen Getreidepreis, z. B. fuͤr 1,05 Thlr., eine aͤhnliche Darſtellung wie auf Tafel I. von dem iſo - lirten Staat entwerfen, ſo muß man mit einem Zirkel die Entfernung von der Stadt bis zu dem Punkt, wo 1,05 Thlr. ſteht, meſſen, und mit dieſem Halbmeſſer ei - nen Kreis um die Stadt ziehen.

Auf gleiche Weiſe verfaͤhrt man bei der Aufzeichnung der einzelnen konzentriſchen Kreiſe, deren Halbmeſſer auf der von der Stadt nach dem Punkt « 1,05 Thlr. » gezo - genen graden Linie zu meſſen iſt.

Da in der vorliegenden Schrift des Einfluſſes, den die veraͤnderten Mittelpreiſe in der Stadt ſelbſt auf die Ebene des iſolirten Staats haben, gar nicht erwaͤhnt iſt, ſo iſt es nothwendig hier die Formel mitzutheilen, nach welcher die Dimenſionen auf dieſer Tafel berechnet ſind.

Wenn man den Preis des Rockens in der Stadt zu a Thlr. und auf dem Lande zu b Thlr. pr. Schfl. an - nimmt, und eben ſo verfaͤhrt wie in §. 4. fuͤr den Mit - telpreis von Thlr.: ſo ergibt ſich der Werth eines Scheffels Rocken auf dem Lande286 oder 〈…〉 ; oder abgekuͤrzt: 〈…〉 Hieraus folgt dann 〈…〉

Nun wird nach §. 14. die Landrente der Dreifelder - wirthſchaft bei dem Ertrage von 10 Koͤrnern = 0, wenn der Schfl. Rocken einen Werth von 0,38 Thlr. (genauer 0,381 Thlr.) auf dem Lande hat. Um die Graͤnze des Kreiſes der D. W. zu finden, muß alſo b zu 0,38 Thlr. angenommen werden.

Setzen wir nun fuͤr a nach einander die Werthe von 1,5, 1,35, 1,20 u. ſ. f., ſo finden wir nach obiger For - mel den Werth von x fuͤr jede verſchiedene Groͤße von a.

Es ergibt ſich hieraus, daß

  • bei dem Mittelpreiſe
  • der Halbmeſſer der kultivirten Ebene betraͤgt
  • von Thaler34,7 Meilen
  • 1,35 »31,7 »
  • 1,20 »28,6 »
  • 1,05 »25,0 »
  • 0,90 »20,9 »
  • 0,75 »16,1 »
  • 0,60 »10,4 »

Nach §. 14. ſcheiden ſich die Kreiſe der Koppel - und der Dreifelderwirthſchaft in der Gegend wo der Schfl. Rocken 0,51 Thlr. (genauer 0,516 Thlr.) gilt. Setzt man nun b = 0,51, ſo ergibt ſich durch eine aͤhnliche Berechnung die Graͤnze der Koppelwirthſchaft fuͤr die ver - ſchiedenen Werthe von a, oder fuͤr die verſchiedenen Mit - telpreiſe in der Hauptſtadt.

Mit der Groͤße der kultivirten Ebene und der Sum - me der erzeugten Lebensmittel ſteht nothwendig die Volks -287 menge in der Stadt im genaueſten Verhaͤltniß, ſo daß jede Verengung der kultivirten Ebene auch eine Vermin - derung der Groͤße der Stadt zur Folge hat.

Die Groͤße des Kreiſes der freien Wirthſchaft, ſo wie die der Forſtwirthſchaft ſteht in direktem Verhaͤltniß mit der Groͤße der Stadt und alſo auch mit der der kultivir - ten Ebene. Die Fruchtwechſelwirthſchaft wovon hier aber auch dasjenige gilt, was in der Anmerkung zu §. 21. daruͤber geſagt iſt hat bei dem Preiſe von Thlr. eine Ausdehnung von 9,4 Meilen; mit den fallen - den Preiſen nimmt dieſe Ausdehnung aber raſch ab, und wird ſchon bei dem Preiſe von 0,9 Thlr. = 0.

Nimmt man den Kreis der Koppel - und den der Fruchtwechſelwirthſchaft zuſammen, ſo haben dieſe Kreiſe

  • bei dem Preiſe
  • eine Ausdehnung
  • macht vom Halbmeſ - ſer der Ebene
  • von Thlr. von 21,4 Meilen = 62 prct.
  • 1,05 » 13,4 » = 54 »
  • 0,6 » 1,6 » = 15 »

Der Kreis der Dreifelderwirthſchaft hat

  • bei dem Preiſe
  • eine Ausdehnung
  • macht vom Halbmeſ - ſer der Ebene
  • von Thlr. von 4,5 Meilen = 13 prct.
  • 1,05 » 5,4 » = 21 »
  • 0,6 » 6,2 » = 60 »

Es zeigt ſich hier alſo dem Auge, wie die Abnahme der Getreidepreiſe nicht bloß eine Verengung der kulti - virten Ebene (in der Wirklichkeit ein Zuruͤckziehen der Kultur von den ſchlechtern Bodenarten) ſondern gleichzei - tig auch eine Abnahme der intenſiven Kultur des Bo - dens bewirkt.

Wenn man den Flaͤcheninhalt, den die kultivirte Ebene bei dem Preiſe von Thlr. hat, gleich 1000 ſetzt, ſo iſt nach den Dimenſionen auf dieſer Tafel

288
  • bei dem Preiſe der Flaͤcheninhalt der Ebene
  • von 1,35 Thlr. 844
  • 1,20 »687
  • 1,05 »525
  • 0,90 »367
  • 0,75 »217

Mit Ausnahme der letzten Zahl zeigt ſich in der den Flaͤcheninhalt bezeichnenden abnehmenden Reihe eine ge - wiſſe Regelmaͤßigkeit, indem ſich der Flaͤcheninhalt beinahe wie das Quadrat der Getreidepreiſe verhaͤlt.

Wenn wir annehmen

  • 1) daß von allem zum Verkauf nach der Stadt ge - brachten Korn eine Abgabe entrichtet wird;
  • 2) daß der Getreidepreis in der Stadt ſelbſt unveraͤn - dert, naͤmlich ſtets Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken bleibt;

ſo hat dies fuͤr den Landwirth eben die Folge, als wenn der Getreidepreis geſunken waͤre, und dieſe 3te Tafel dient dann zugleich, ein anſchauliches Bild von der Wirkung dieſer Abgabe zu geben.

Wird z. B. eine Abgabe ſey es, daß dieſe als Eingangszoll oder als Mahlſteuer erhoben wird von 0,3 Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken eingefuͤhrt, ſo erhaͤlt der Landwirth nur noch den Preis von 1,2 Thlr. fuͤr den Schfl., und die kultivirte Ebene verengt ſich dann von 34,7 bis zu 28,6 Meilen.

Denken wir uns nun eine fortgeſetzte Steigerung der Abgabe, ſo bewirkt dies eine ſtete Abnahme der Ausdeh - nung der kultivirten Ebene: ſteigt die Auflage bis zu 0,9 Thlr. pr. Schfl., ſo bleibt der Halbmeſſer dieſer Ebene nur noch 10,4 Meilen, und bei noch mehr erhoͤh - ter Abgabe muß endlich der ganze Staat verſchwinden. 289Es zeigt ſich hier alſo anſchaulich, wie bloß durch hohe Abgaben ein fruchtbarer Boden in eine Wuͤſte verwan - delt werden kann.

Da nun einerſeits bei der aͤußerſten Hoͤhe der Ab - gabe kein Objekt zur Beſteuerung mehr uͤbrig bleibt, und die Staatskaſſe dann keine Einnahme mehr hat; und da andernſeits, wenn gar keine Abgabe erhoben wird, der Staat zwar die groͤßte Ausdehnung erhaͤlt, die Staats - kaſſe aber ebenfalls ohne Einnahme bleibt: ſo muß es ei - nen Punkt geben, bei welchem die Abgabe das Maximum des Ertrags liefert, und es fragt ſich nun, bei welcher Hoͤhe der Abgabe dieſes Maximum in dem vorliegenden Fall ſtatt findet.

Unter den hier aufgefuͤhrten Faͤllen gewaͤhrt alſo die Abgabe von 0,45 Thlr. pr. Schfl. den hoͤchſten Ertrag fuͤr die Staatskaſſe. Jede fernere Steigerung der Abgabe vermindert den Ertrag derſelben, und was ſehr bemerkens - werth iſt, die Abgabe von 0,75 Thlr. pr. Schfl. gewaͤhrt keine hoͤhere Einnahme als die von 0,22 Thlr.

Es zeigt ſich hier alſo, daß wenn auch die Staats - gewalt ſich vom Volk losſagt und dieſes nur als Mittel um Abgaben zu erheben betrachtet, ſie dennoch durch eine unmaͤßige Steigerung der Abgaben ihren eigenen Zweck gaͤnzlich verfehlt.

19290

ad Tafel IV.

Dieſe Tafel ſtellt den Einfluß, den der veraͤnderte Ertrag des Bodens bei gleichbleibendem Getreidepreiſe naͤmlich Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken auf den iſolirten Staat ausuͤbt, dar.

So wie auf der vorigen Tafel fuͤr die verſchiedenen Abſtufungen der Getreidepreiſe, ſo iſt hier fuͤr jeden Koͤr - nerertrag von 10 bis zu 4 herunter nur der Halbmeſſer der kultivirten Ebene und der verſchiedenen konzentriſchen Kreiſe angegeben.

Die Dimenſionen auf dieſer Tafel gruͤnden ſich auf die Berechnungen in §. 14., und ſind fuͤr die Ausdeh - nung der kultivirten Ebene folgende:

Die Vergleichung dieſer Tafel mit der vorigen ergibt, daß die Verminderung des Bodenertrags eine noch ſtaͤr - kere Abnahme der intenſiven Kultur bewirkt als eine gleichmaͤßige Abnahme des Getreidepreiſes. So betraͤgt z. B. bei dem Preiſe von Thlr. × 5 / 10 = 0,75 Thlr. fuͤr den Schfl. Rocken die Ausdehnung der Koppelwirth - ſchaft noch 38 prct. vom Halbmeſſer der kultivirten Ebene, waͤhrend bei dem Ertrage von 10 × 5 / 10 = 5 Koͤrnern die Koppelwirthſchaft ſchon ganz verſchwunden iſt.

Sammlung
[figure]
[figure]

Druckfehler in der Schrift: « der iſolirte Staat. »

  • Seite 11. Zeile 3 von oben, ſtatt: × 〈…〉 Schfl. Rocken lies: + 〈…〉 Schfl. Rocken.
  • S. 85 Z. 7. von oben, ſtatt: ich glaube, lies: er glaubt.
  • S. 89 Z. 6. von unten, ſtatt: das Wachsthum lies: der Wachsthum.
  • S. 97 Z. 4. ſtatt: den Weizen lies: den der Weizen.
  • S. 108 Z. 16. von unten, ſtatt: abgehuͤthetes lies: abgehuͤtetes.
  • S. 125 Z. 12. ſtatt: Bedingung lies: Beduͤngung.
  • S. 128 Z. 10. ſtatt: 172 Thlr. lies: Thlr.
  • S. 129 Z. 7. ſtatt: 9 Thlr. lies: y Thlr.
  • S. 132 Z. 9. von oben, ſtatt: × 0,62 Thlr. lies: + 0,62 Thlr.
  • S. 155 Z. 2. von unten iſt zwiſchen den Woͤrtern « decken, wenn » folgendes ausgelaſſen: iſt eine groͤßere Zahl von Weide - ſchlaͤgen erfoderlich.
  • S. 168 Z. 13. von unten, ſtatt: rohen lies: hohen.
  • S. 195 u. 96 ſtatt: Brodt lies: Brod.
  • S. 203 Z. 8. von unten, ſtatt: hinweggeſpielt lies: hinweggeſpuͤlt.
  • S. 208 Z. 3. von oben, ſtatt: nur lies: nun.
  • S. 215 Z. 8. ſtatt: mitwirket lies: mitwirken.
  • S. 216 Z. 4. ſtatt: keine Erwaͤhnung lies: keiner Erwaͤh - nung.
  • S. 219 Z. 7. von oben, ſtatt: almaͤlige lies: allmaͤlige.
  • S. 235 Z. 9. ſtatt: ⅓° lies: 1⅓°.
  • S. 239 Z. 8. ſtatt: Arbeiter lies: Arbeiten.
  • S. 239 Z. 12. von unten, ſtatt: niedrigere lies: niedrige.

About this transcription

TextDer isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie
Author Johann Heinrich von Thünen
Extent317 images; 66438 tokens; 7028 types; 466056 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDer isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie oder Untersuchungen über den Einfluß, den die Getreidepreise, der Reichthum des Bodens und die Abgaben auf den Ackerbau ausüben Johann Heinrich von Thünen. . VIII, 290 S., [4] Bl., [2] gef. Bl., [1] Bl. PerthesHamburg1826.

Identification

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz SBB-PK, Fe 3196http://stabikat.de/DB=1/SET=12/TTL=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=709120575

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Ökonomie; Wissenschaft; Ökonomie; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:35:17Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.

Holding LibraryStaatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
ShelfmarkSBB-PK, Fe 3196
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.