PRIMS Full-text transcription (HTML)
[I]
Handbuch der Geſchichte des Europaͤiſchen Staatenſyſtems und ſeiner Colonien
von der Entdeckung beyder Indien bis zur Errichtung des Franzoͤſiſchen Kayſerthrons.
Und die Grenzen aller Laͤnder wanken, Und die alten Formen ſtuͤrzen ein!
(Schiller. )
Goͤttingen, beyJohann Friedrich Roͤwer. 1809.
[II][III]

Vorrede.

Unter den großen Erſcheinungen, welche uns die Weltgeſchichte aufſtellt, iſt die des Europaͤi - ſchen Staatenſyſtems oder Staatenvereins in den letzten drey Jahrhunderten bisher die groͤßte, und zugleich fuͤr uns die wichtigſte. Die Staatenſyſte - me, welche ſich in Griechenland im Alterthum, in Italien im Mittelalter bildeten, ſtehen an Macht und Umfang hinter dieſem zu weit zu - ruͤck; und wenn das aus der Theilung von Ale - xander's Weltmonarchie hervorgegangene Macedo - niſche in dieſer und in anderen Ruͤckſichten viel - leicht damit verglichen werden kann; ſo gelangte es doch nicht zu einem gleichen Grade von Reife* 2undIVVorrede. und Ausbildung. Es iſt aber auch zugleich fuͤr uns das wichtigſte; nicht nur wegen unſerer per - ſoͤnlichen Beziehungen; ſondern auch weil wir bey weitem auf das genaueſte von ſeiner Bildung, ſei - nen Veraͤnderungen und Schickſalen, unterrichtet ſind.

Wer es unternimmt die Geſchichte eines Staatenſyſtems (worunter wir einen Verein ſich begrenzender, durch Sitten, Religion und Cultur ſich aͤhnlicher, und unter einander durch wechſel - ſeitiges Intereſſe verflochtener, Staaten verſtehen;) darſtellen zu wollen, wird vor allem den allgemei - nen Character desſelben richtig auffaſſen muͤſſen. Bey dem von Europa zeigt es ſich leicht, daß dieſer in ſeiner inneren Freyheit, oder der wech - ſelſeitigen Unabhaͤngigkeit ſeiner Glieder, wie un - gleich ſich auch dieſe an Macht ſeyn mochten, zu ſuchen ſey. Dadurch unterſchied es ſich von der entgegengeſetzten Claſſe von Staatenſyſtemen, der - jenigen mit einem anerkannten Principat. Daß einzelne, mit groͤßerm oder geringerem Erfolge, gemachte Verſuche, jene Unabhaͤngigkeit theilweiſe aufzuheben, nicht ſofort den allgemeinen Charac - ter veraͤndern, bedarf keines Beweiſes. Der Ge -ſchicht -VVorrede. ſchichtforſcher, der den Wechſel der Verhaͤltniſſe zwiſchen dieſen Staaten darſtellen will, wird ſie alſo als eine Geſellſchaft unabhaͤngiger Perſonen anſehen muͤſſen, die unter einander in vielfacher Beziehung ſtehen. Ein neuerer Sprachgebrauch will zwar, daß man die Staaten nicht als ſolche, ſondern als Maſchinen betrachten ſoll; wenn es aber nicht mal moͤglich iſt ein Heer zu einer blo - ßen Maſchine zu machen, (ſonſt wuͤrde keines flie - hen); wie waͤre es mit der buͤrgerlichen Geſell - ſchaft moͤglich? Daß dieſe Vorſtellungsart aber am wenigſten auf die Europaͤiſchen Staaten paſ - ſen wuͤrde, zeigt ſchon allein die große Verſchie - denheit ihrer Verfaſſungen.

Indem der Verfaſſer von dieſen Grundideen ausging, mußte ſich ihm das Feld ſeiner Unter - ſuchungen nothwendig ſehr erweitern. Er durfte ſich nicht blos auf das aͤußere Spiel der Ver - haͤltniſſe beſchraͤnken; ſondern mußte ſuchen in ihr Inneres zu dringen; und die Triebfedern aufzu - ſpuͤren, wodurch es in Bewegung geſetzt und er - halten wurde. In jeder Geſellſchaft moraliſcher Perſonen werden aber erſtlich nothwendig gewiſſe allgemeine Ideen herrſchen, aus denen im Gan -* 3zenVIVorrede. zen die Maximen des Handelns hervorgehn; ohne daß man dabey an irgend ein angenommenes Sy - ſtem zu denken braucht. Dieſe Ideen koͤnnen aber unmoͤglich ihrer Natur nach unveraͤnderlich ſeyn, ſchon deshalb nicht, weil die Koͤpfe nicht dieſelben bleiben. Eben darum iſt es thoͤricht zu verlangen, daß Cabinette nach einem ſtets glei - chen Syſteme handeln ſollen, wenn gleich jede vernuͤnftige Regierung nach gewiſſen Maximen handeln muß. Jene, das jedesmalige Zeitalter leitenden, Ideen richtig aufzufaſſen, und die dar - aus geſchoͤpften Maximen darzuſtellen, wird alſo die erſte Aufgabe ſeyn. Allein auch die einzelnen Glieder eines ſolchen Vereins haben jedes ſeinen Character, ſeine Art zu ſeyn und zu handeln. Auch dieſe aber ſind der Veraͤnderung unterwor - fen; und wie ließe ſich die Geſchichte des Ver - eins im Ganzen richtig durchfuͤhren, wenn dieſe Veraͤnderungen nicht auch bey den einzelnen Haupt - gliedern wenigſtens angedeutet wuͤrden?

In dieſen Bemerkungen muß die Rechtferti - gung von dem Plan des Verfaſſers liegen. Er wollte nicht blos einen Abriß des Wechſels der Verhaͤltniſſe, und der daraus hervorgehenden Be -geben -VIIVorrede. gebenheiten geben, wenn gleich dieß allerdings ei - nen Haupttheil ſeiner Arbeit ausmachen mußte. Er wollte zugleich ihren Grund in den herrſchen - den Ideen des jedesmaligen Zeitalters, ſo wie bey den einzelnen Hauptſtaaten als handelnden Hauptperſonen in dieſem Verein, die Fortbil - dung ihrer Charactere und der daraus hervorge - henden Handelsweiſe darſtellen. Darauf bezie - hen ſich die, wo er es noͤthig fand, eingeſchalte - ten Abſchnitte uͤber die einzelnen Staaten. Man wuͤrde ihn gaͤnzlich mißverſtehen, wenn man dieſe fuͤr einen Verſuch anſehen wollte, neben der all - gemeinen Geſchichte auch die Special-Geſchichte von dieſen durchzufuͤhren. Er hatte vielmehr je - nen ſehr beſtimmten Zweck dabey vor Augen. Daß er aber auch die Colonien, ihre Fortbildung, und ihren Einfluß auf Europa ſelber mit hinein - ziehen mußte, liegt am Tage. Sie gehoͤren dem Staatenſyſtem von Europa an; an ſie knuͤpfte ſich der Gang des Welthandels, und ſein ganzer unermeßlicher Einfluß auf die Politik; wie be - ſchraͤnkt wuͤrde alſo ohne ſie die Anſicht geblieben ſeyn! Die auf ſie ſich beziehenden Abſchnitte duͤrfen aber um ſo mehr eine guͤnſtige Aufnahme erwarten, je weniger dieſer Gegenſtand bisher in* 4unſereVIIIVorrede. unſere Lehrbuͤcher der Geſchichte aufgenommen worden iſt.

Schon hieraus wird hervorgehen, daß der Vf. ſich ſein Geſchaͤft nicht zu leicht gemacht ha - be; die naͤhere Anſicht jedes einzelnen Abſchnittes wird dieſes hoffentlich deutlicher zeigen. Es war ſein Bemuͤhen jeden einzelnen Gegenſtand in dem Licht darzuſtellen, in welchem er ihm nach ſorg - faͤltigem Studium erſchien; denn, was er ſelber uͤber jeden derſelben gedacht hatte, in derjenigen Kuͤrze darzulegen, welche die Form ſeiner Arbeit erforderte, und ſo den Freunden der Geſchichte die leitenden Hauptideen zu geben, war ſein Wunſch. Daß dieſes bey der großen Menge nicht nur, ſondern auch der großen Mannichfal - tigkeit der Gegenſtaͤnde lange und vielfache Vor - arbeiten erforderte, (wer kann ohne vertraute Be - kanntſchaft mit dem ganzen Kreiſe der Staats - wiſſenſchaften neuere Geſchichte Europas behan - deln?) glaubt er ſagen zu duͤrfen. Was man dem bloßen Gelehrten bey der Beurtheilung der Cabinetspolitik vorzuwerfen pflegt, iſt ihm nicht unbekannt; er hat ſelber das Beduͤrfniß gefuͤhlt, ſich durch gaͤnzliche Entfernung von allem Syſte -mati -IXVorrede. matiſiren den Sinn fuͤr practiſche Politik leben - dig zu erhalten*)Als bereits der Schluß dieſes Handbuchs dem Druck uͤbergeben war, erhielt der Vf. das ſo eben in Paris erſchienene ſehr intereſſante Werk: Histoire generale et raisonnée de la diplomatie Française depuis la fondation de la Monarchie jusqu 'à la fin du regne de Louis XVI. par Msr. de Flassan. T. I VI. 1809. (Noch in dem erſten Theile beginnt ſchon die neuere Geſchichte.) Er geſteht gern, daß die Uebereinſtimmung der Anſichten bey ſo vielen der Haupt - gegenſtaͤnde mit denen dieſes practiſchen Diplomati - kers, nicht wenig dazu beytraͤgt das Vertrauen zu vermeh - ren, mit dem er ſeine Arbeit jetzt dem Publicum uͤbergiebt.; und wenn er gleich die an - ſtaͤndige Freymuͤthigkeit, welche die Beurtheilung des Vergangenen erlaubt, nicht verleugnet hat; ſo glaubt er doch nie die Achtung verleugnet zu haben, die man auch noch dem Schatten der Maͤnner ſchuldig iſt, welche in großen Wirkungs - kreiſen ſtanden. Bedarf es uͤbrigens noch der Erinnerung, daß er das, was er ſagte, ſtets in Beziehung auf die Zeit ſagte, wovon er ſprach? Nur argliſtige Verdrehung wuͤrde es auch auf andere Zeiten anwenden wollen.

Ueber menſchliche Verhaͤltniſſe menſchlich zu urtheilen war alſo das Streben des Verfaſſers. Zu* 5XVorrede. Zu jenem hoͤheren Standpunct aber ſich zu erhe - ben, von dem herunter unſre ſpeculativen Hiſtori - ker, das Europaͤiſche Staatenſyſtem nur als ein Glied in der Kette der Erſcheinungen betrachtend, die Fortſchritte der Menſchheit zu meſſen behaup - ten, lag nicht in ſeinem Plan. Maͤnner die da oben waren haben ihn verſichert, man ſaͤhe dort nicht weiter als hier unten; die Ausſicht nach der einen Seite, der der Vergangenheit, ſey beſchraͤnkt ſo wie hier; nach der andern, der der Zukunft, erblicke man nur Nebel, in denen man kaum ei - nige zweifelhafte Geſtalten zu erkennen glaube. Es ſey, meinten ſie, der Platz um Halbromane zu ſchreiben. Wenn alſo auch der Vf. zu be - merken glaubte, daß das Europaͤiſche Staatenſy - ſtem weder in die Periode der Unſchuld, noch der vollendeten Rechtfertigung falle, ſo bekennt er doch auch nicht zu wiſſen, ob es in die der an - hebenden oder vollendeten Suͤndhaftigkeit gehoͤre. Eben ſo wenig hat er auf die ſeynſollenden feſten Principien Ruͤckſicht nehmen koͤnnen, nach denen einige politiſche Sophiſten jetzt die Maßregeln der Cabinette beſtimmen wollen. Von ihrer neu ausgepraͤgten Phraſeologie und Terminologie iſt alſo gar kein Gebrauch gemacht. In der ThatſieXIVorrede. ſie moͤgen vielleicht Recht haben, daß ein Huhn richtiger eine Hahnin heißen ſolle; er aber nennt es dennoch ein Huhn. Es iſt beſſer ſich uͤber dieſe Dinge im voraus zu verſtaͤndigen, damit jeder wiſſe, was er zu ſuchen habe.

Waͤhrend der Vf. die Geſchichte des Europaͤi - ſchen Staatenſyſtems bearbeitete, ſah er dasſelbe in mehreren ſeiner weſentlichſten Theile zuſammen - ſtuͤrzen. Nie iſt daher wohl eine aͤhnliche Arbeit unter aͤhnlichen Umſtaͤnden ausgefuͤhrt. Indem er jedoch ſeinen Kreis ſo beſchraͤnkte, daß die naͤch - ſte Vergangenheit, noch nicht reif fuͤr die Ge - ſchichte, davon ausgeſchloſſen blieb; hofft er ſich eine freye Anſicht des Ganzen erhalten zu haben. Seine Achtung fuͤr die Nation der er angehoͤrt, hat er nicht verleugnet; uͤbrigens, nie Buͤrger ei - nes der Hauptſtaaten Europas, konnte er auch fuͤr keinen derſelben Parteylichkeit haben.

Eine zahlreiche Geſellſchaft von Staaten, in langen und vielfachen Verflechtungen, cultivirt und verdirbt ſich wie unter gleichen Umſtaͤnden eine große Menſchenmaſſe. Die Uebel, welche den Fall des Europaͤiſchen Staatenſyſtems herbeyfuͤhr -ten,XIIVorrede. ten, giengen alſo ſo wie ſein Gutes meiſt eben daraus hervor, daß es ein Syſtem war. Die Urſachen, welche die Cataſtrophe vorbereiteten, darzulegen, mußte alſo allerdings in dem Plan des Vf. liegen; er bleibt aber darum noch ſehr weit von der Anmaßung entfernt gezeigt haben zu wollen, daß es gerade ſo habe kommen muͤſ - ſen. Wer an der Hoffnung haͤngt, daß das Al - te wiederkehren werde, dem will er ſie nicht rau - ben; wer ihr entſagt, wird in der hier dargeſtell - ten Vergangenheit vielleicht die Ausſicht zu einer groͤßern und herrlichern Zukunft entdecken, wenn er, ſtatt des beſchraͤnkten Europaͤiſchen Staaten - ſyſtems der verfloſſenen Jahrhunderte, durch die Verbreitung Europaͤiſcher Cultur uͤber ferne Welt - theile und die aufbluͤhenden Anpflanzungen der Europaͤer jenſeit des Oceans, die Elemente zu einem freyern und groͤßern, ſich bereits mit Macht erhebenden, Weltſtaatenſyſtem erblickt; der Stoff fuͤr den Geſchichtſchreiber kommender Jahr - hunderte!

Goͤttingen den 5. Febr.

1809.

Inhalt. XIII

Inhalt.

  • EinleitungS. 1.
  • Neuere Geſchichte im Verhaͤltniß gegen mittlere und aͤl - tere §. 1. Gegen die außereuropaͤiſche 2. Europaͤiſches Staatenſyſtem 3. Sein monarchiſcher Character 4. Je - doch innere Mannichfaltigkeit 5. Seine Stuͤtzen; Voͤlker - recht 6. 7. Politiſches Gleichgewicht 8. Seemaͤchte 9. Fami - lienverbindungen 10. Verfaſſung der Staaten 11. Fuͤrſten - macht 12. Colonien 13. Perioden und Eintheilung 14. 15. Erſte Periode. Vom Ende des funfzehn - ten Jahrhunderts bis an das Zeitalter von Ludwig XIV. 1492 -- 1661. S. 16.
  • I. Erſter Theil. Geſchichte des ſuͤdlichen Eu - ropaͤiſchen Staatenſyſtems. Allgemeine VorerinnerungenS. 16.
  • XIV
  • Inhalt. Character beſtimmt durch die Reformation §. 1. Anſicht der einzelnen Hauptſtaaten, Spanien, Frankreich, England, Oeſtreich, das deutſche Reich, der Pabſt, die Pforte 2. A. Erſter Zeitraum 1492-1515. S. 20.
  • 1. Geſchichte der Haͤndel und Streitigkeiten uͤber Italien. Politiſcher Zuſtand Italiens §. 3. 4. Eroberungszug von Carl VIII. 5. 6. Deſſen Folgen 7. Unter Ludwig XII. 8. 9. Feſtſetzung Frankreichs und Spaniens in Italien 10. Pabſt Julius II. 11. Ligue zu Cambrai 12. 13. Entſte - hung der heil. Ligue 14. 15. Ihre Aufloͤſung 16. Cha - racter der Politik 17. der Staatswirthſchaft 18. der Kriegskunſt 19. 2. Geſchichte der Entſtehung des Colonialweſens von 1492-1515. S. 32.
  • Begriff und Claſſen von Colonien §. 1. Verhaͤltniß zu den Mutterlaͤndern 2. Ihre Folgen 3. Erſte Entdeckun - gen und Eroberungen der Spanier in America 4. der Portugiſen in Oſtindien 5. Umfang und Einrichtung ihrer Herrſchaft 6. ihres Handels 7. Braſilien 8. B. Zweyter Zeitraum von 1515-1556. S. 39.
  • Allgemeine Ideen §. 1. 1. Geſchichte der Rivalitaͤt zwiſchen Frankreich und Spanien in dieſem ZeitraumS. 40. Character jener Rivalitaͤt §. 2. Entſtehung. Tractat zu Noyon. Wechſelſeitige Macht 3-5. Erſter Krieg 6. Ver - gleich zu Madrit 7. Zweyter Krieg; Frieden zu Cambrai 8. Folgen fuͤr Italien 9. Verbindung der Pforte mit Frankreich 10. Ihre Seemacht. Malta. Gruͤndung der See - raͤuberſtaaten 11. Dritter Krieg 12. Waffenſtillſtand zu Nizza 13. Folgen 14. Vierter Krieg; Frieden zu Crespy 15. 16. Folgen 17.
  • XV
  • Inhalt. 2. Geſchichte der Reformation in politiſcher Ruͤck - ſicht von ihrem Anfange bis zum Religions - frieden von 1517-1555S. 54.
  • Allgemeiner Character der Reformation §. 1. Zuſtand von Deutſchland und der einzelnen Haͤuſer 2. Sie wird Staatsſache durch den Reichstag zu Worms 3. Den Bau - ernkrieg 4. Die Saͤculariſation von Preußen 5. Erſte Ver - bindung von Staͤnden zu Deſſau und Torgau 6. zu Schmalkalden 7. Urſachen des verzoͤgerten Ausbruchs des Kriegs; Concilien-Plaͤne 8. 9. Was der Kayſer wollte? 10. Ausbruch des Krieges 11. Vernichtung des Schmal - kalder Bundes 12. Moriz. Paſſauer Vertrag 13. Krieg mit Frankreich. Waffenſtillſtand zu Vaucelles 14. Reli - gionsfrieden zu Augsburg 15. Carl's Abdankung 16. Um - fang und Folgen der Reformation 17. Fuͤr Deutſchland 18. Fuͤr andre Laͤnder 19. Geſellſchaft der Jeſniten 20. Allgemeiner Character der Politik 21. der Staatswirth - ſchaft 22. der Kriegskunſt 23. 3. Geſchichte der Fortſchritte des Colonialweſens von 1517-1555. S. 78.
  • Allgemeine Anſicht §. 1. Spaniſche Continentalcolonien in America 2. Verfaſſung 3. Kirchlicher Zuſtand 5. Ge - ſellſchaftlicher Zuſtand 6. Benutzung 7. Sclaverey und Neger. Formen des Handels 8. Herrſchaft der Portugie - ſen in Oſtindien 9. Erweiterung 10. 11. Braſilien und Africa 12. Erſte Erdumſchiffung 13. C. Dritter Zeitraum von 1556-1618. S. 91. Allgemeine Anſicht. Religion §. 1. 2. Rivalitaͤt Spani - ens und Englands 3. Trennung der Spaniſchen und Kap - ſerkrone 4. Centralpunct der Politik, Niederlaͤndiſche Re - volution 5.
  • 1. Geſchichte der Entſtehung der Republik der vereinigten Niederlande und ihrer naͤchſtenFol -XVIInhalt. Folgen fuͤr Europa, bis zum 12 jaͤhrigen Waf - fenſtillſtande 1609S. 95.
  • Vorlaͤufige Notizen §. 1-4. Lage beym Antritt Phi - lipp's II. 5. Klagen der Niederlaͤnder 6. Philipp's Anſich - ten 7. Compromiß 8. Alba's Herrſchaft 9. Wilhelm von Oranien und ſeine Entwuͤrfe. Einnahme von Briel und Inſurrection 10-12. Fortgang waͤhrend der Statthalter - ſchaft von Zuniga 13. von D. Juan 14. von Alexander von Parma 15. Ermordung Wilhelm's und ihre Folgen 16. Theilnahme Eliſabeth's 17. Heinrich's IV. Frieden zu Vervins; 12 jaͤhriger Waffenſtillſtand 18. Folgen der Republik fuͤr Europa 19. 20.
  • 2. Ueberſicht der gleichzeitigen Veraͤnderungen in den uͤbrigen Hauptſtaaten des weſtlichen Eu - ropas, und ihrer ReſultateS. 112.
  • Allgemeine Anſichten §. 1. 2. Frankreich. Religions - kriege 3-6. Folgen fuͤr den Staatscharacter 7. fuͤr die auswaͤrtige Politik 8. Heinrich IV. und ſeine Europaͤiſche Republik 9. 10. Spanien. Bildung des Staatscharacters unter Philipp II. und III. 11. 12. 13. England. Bil - dung des Staatscharacters unter Eliſabeth. Proteſtantis - mus 14. Continentalverhaͤltniſſe 15. Das Deutſche Reich. Innere Gaͤhrung 16. 17. Verhaͤltniſſe des Oſtens in Ungarn und Siebenbuͤrgen 18. Allgemeiner Character der Politik 19. der Staatswirthſchaft: Sully; Holland 20. der Kriegskunſt 21.
  • 3. Geſchichte der Fortſchritte des Colonialweſens von 1558-1618. S. 129.Allgemeine Anſichten §. 1. 2. Portugiſen. Sinken ih - rer Herrſchaft in Oſtindien 2. 3. Beſitzungen in Braſilien und Africa 4. Spanier. Philippinen 5. Hollaͤnder. Erſte Fahrt nach Indien 6. Hollaͤndiſche Oſtindiſche Com - pagnie. Ihre Organiſation 7. Maximen 8. 9. Folgen 10. Englaͤnder. Anfang des Handels nach Aſien 12. Oſtindi -diſcheXVIIInhalt. diſche Compagnie 12. Erſte Verſuche in Nordamerica 13. Freyheit der Meere 14. Franzoſen. Erſte Verſuche in Canada 15.
  • D. Vierter Zeitraum von 1618-1660. S. 140.
  • Allgemeine Anſichten §. 1. 2. 1. Geſchichte des dreißigjaͤhrigen Krieges und ſei - ner Folgen, bis zum Weſtphaͤliſchen und Py - renaͤiſchen FriedenS. 142.
  • Allgemeiner Character des 30jaͤhrigen Krieges §. 3. Sein Urſprung und Ausbruch 4. Verbreitung 5. 6. Wallenſtein 7. 8. Verlaͤngerung durch das Reſtitutionsedict 9. Einmi - ſchung Richelieu's 10. Guſtav Adolph 11. Seine Rolle in Deutſchland 12. 13. Wallenſtein's Fall 14. Veraͤnder - ter Character 15. Frankreichs thaͤtige Theilnahme und Folgen 16. 17. Friedensausſichten 18. Weſtphaͤliſcher Friede 19. 20. 21. 22. Folgen 23. Fuͤr Deutſchland 24. Fuͤr das Europaͤiſche Staatenſyſtem 25. Franzoͤſiſch-Spa - niſcher Krieg und Pyrenaͤiſcher Frieden 26. 2. Ueberſicht der gleichzeitigen Veraͤnderungen in den uͤbrigen Hauptſtaaten des weſtlichen Eu - ropas, und ihre ReſultateS. 163. Spanien und Portugal §. 1. Frankreich: Riche - lieu 2. Mazarin; die Fronde 3. England: Die Stu - arts. Ihr Zwiſt mit der Nation 4. Folgen unter Carl I. und Cromwell. Seine Politik. Navigationsacte 5. 6. Re - ſtauration 7. Die vereinigten Niederlande: Er - neuerter Krieg mit Spanien. Folgen 8. Oeſtreich: Ver - haͤltniſſe mit Ungarn 9. Die Tuͤrken 10. Allgemeiner Character der Politik 11. Politiſche Grundſaͤtze in England und ihre Folgen 12. Der Staatswirthſchaft 13. Der Kriegskunſt 14.
  • XVIII
  • 3. Geſchichte des Europaͤiſchen Colonialweſens von 1618 bis 1660S. 176.
  • Allgemeine Anſichten §. 1. Hollaͤnder 2. In Oſtin - dien 3. Batavia. Portugieſiſche Eroberungen 4. Capcolo - nie 5. Weſtindiſche Compagnie 6. Fiſchereyen 7. Andere Handelszweige 8. Englaͤnder. Rivalitaͤt und Monopole 9. Oſtindiſcher Handel 10. Anſiedelungen in Weſtindien 11. In Nordamerica 12. Franzoſen. Verſuche in Weſt - indien 13. Spanier und Portugieſen 14. II. Zweyter Theil der erſten Periode. Geſchichte des noͤrdlichen Staatenſyſtems, von der Aufloͤſung der Calmariſchen Union bis zu den Frieden von Oliva und Copen - hagen 1523 -- 1660. S. 186.
  • Allgemeine Anſichten §. 1. Einfluß der Reformation auf den Norden 2. 3. Ueberſicht der einzelnen nordiſchen Staa - ten; Daͤnemark, Schweden, Polen, Preußen und Rußland 4. 1. Geſchichte der Haͤndel und Kriege uͤber Lief - land bis auf den Anfang des Schwediſch-Pol - niſchen Succeſſionsſtreits. 1553-1600. S. 190.
  • Verhaͤltniſſe Lieflands §. 5. Angriff von Iwan Baſile - witz II., und Folgen 6. Erloͤſchung der Ruriks in Ruß - land und der Jagellonen in Polen; und Folgen fuͤr den Nor - den und Europa 7. 2. Geſchichte des Schwediſch-Polniſchen Succeſ - ſionsſtreits und ſeine Folgen bis zu den Frieden von Oliva u. Copenhagen, 1600-1660. S. 193.
  • Urſprung des Succeſſionsſtreits §. 1. Folgen 2. Anar - chie und Kriege in Rußland bis zur Erhebung des HauſesRoma -XIXInhalt. Romanow 3. Guſtav Adolph in Liefland 4. Entſtehung der Eiferſucht zwiſchen Daͤnemark und Schweden im 30 jaͤhrigen Kriege und Folgen bis zum Frieden von Broͤmſebroe 5. Carl Guſtav und ſeine Plaͤne 6. 7. Frieden zu Copenhagen und Oliva 8. Folgen fuͤr Preußen 9. Fuͤr Daͤnemark; Einfuͤhrung der Souverainitaͤt 10.
  • Zweyte Periode. Von dem Anfang des Zeitalters Ludwig's XIV. bis auf den Tod Friedrich's des Großen, und den Anfang des revolutionairen Zeitalters, von 1661 bis 1786S. 203.
  • Allgemeiner Character. Ausbildung des Mercantilſyſtems, und ſeine Grundſaͤtze §. 1 6. Seine Folgen fuͤr die Po - litik 7. Stehende Heere 8. Politiſches Gleichgewicht 9. Geſandſchaftsweſen und ſeine Folgen 10.
  • A. Erſter Zeitraum von 1661-1700.
  • I. Geſchichte des ſuͤdlichen Europaͤiſchen Staatenſy - ſtems in dieſem ZeitraumS. 211.
  • Allgemeine Anſichten; von Frankreich §. 1. von den uͤbri - gen Staaten, Spanien, England, Oeſtreich und dem deut - ſchen Reich 2.
  • 1. Staatshaͤndel in Europa von 1661-1700S. 214. Einwirkung des Mercantilſyſtems auf Frankreich §. 1. Auf England und Holland 2. Entwuͤrfe Ludwig's XIV. 3. Krieg zwiſchen England und der Republik. Frieden zu Breda 4. Angriff Ludwig's auf die Spaniſchen Niederlan - de. Tripleallianz. Frieden zu Aachen 5. Folgen und neue Entwuͤrfe 6-9. Angriff auf die Republik in Verbindung mit England 10. Ausbreitung und Gang des Krieges. Wilhelm III. 11. Nimweger Frieden 12. Folgen der auf -** 2geloͤß -XXInhalt. geloͤßten Verbindungen 13. Geſammelter Stoff zu einem neuen Hauptkriege 14-20. Krieg von 1688 und ſein Gang 21. 22. Ryswiker Frieden 23. Folgen fuͤr die Erhaltung des politiſchen Gleichgewichts 24. Fuͤr die Gruͤndung der Brittiſchen Continentalpolitik durch Wilhelm III. 25. Gleichzeitige Tuͤrkenkriege beſonders durch Siebenbuͤrgen veranlaßt. Der erſte 1661-1664. 26. Der zweyte 1682 - 1699. Carlowitzer Frieden 27.
  • 2. Ueberſicht der gleichzeitigen Hauptveraͤnderun - gen in den einzelnen Hauptſtaaten des ſuͤd - lichen Europas und ihre Reſultate 1661 bis 1700S. 238.
  • Spanien und Portugal §. 1. Frankreich 2. In - nere Veraͤnderung des Staatscharacters. Urſprung des Jan - ſenismus 3. England. Revolution. Bildung des Staats - characters 4-7. Die V. Niederlande. Erbſtatthalter - ſchaft. Ihr Einfluß 8. Das Deutſche Reich. Beſtaͤn - diger Reichstag 9. Veraͤndertes Fuͤrſtenleben 10. 11. Oe - ſtreich. Verhaͤltniſſe mit Ungarn 12. 13. und Siebenbuͤr - gen 14. Die Pforte 15. Veraͤnderung der Politik 16. Mercantilſyſtem. Handelsbilanz 17. Formen der Staats - verwaltung. Departements 18. Staatswirthſchaft. Colbert 19. Brittiſches Fundirungsſyſtem 20. Idee von ſinkenden Fonds 21. Kriegskunſt 22. Marine 23.
  • 3. Geſchichte der Fortſchritte des Colonialweſens von 1661-1700S. 252. Theilnahme Frankreichs daran §. 1. Character und Maximen von Colbert's Colonialpolitik 2-4. Weſtindien 5. St Domingo. Flibuſtiers 6. Franzoͤſiſch-Weſtindiſche Com - pagnie 7. Canada 8. Franzoͤſiſch-Oſtindiſche Handelscom - pagnie 9. Englaͤnder. Weſtindien. Jamaica 10. Colo - nien von Nordamerica 11. Hudſonsbay 12. Oſtindiſche Compagnie und ihr Handel 13. Hollaͤnder. Ihre Oſtin - diſche Compagnie 14. In Weſtindien Surinam 15. Spa -niſcheXXIInhalt. niſche Colonien 16. Portugieſen. Braſilien; St. Sa - gramento 17. Daͤniſches Oſtindien 18. 19.
  • II. Geſchichte des noͤrdlichen Europaͤiſchen Staaten - ſyſtems 1661-1700S. 265.
  • Allgemeine Anſichten §. 1. 2. Schweden 3. Preuſ - ſen 4. Rußland 5. Daͤnemark. Familienſtreit mit Holſtein-Gottorp 6. Coſackenunrnhen 7. Unruhen in Po - len und Tuͤrkenkrieg 8. Johann Sobiesky 9. Schwedens Theilnahme am Deutſchen Kriege. Character ſeiner aus - waͤrtigen Politik 10. Verbindung Polens und Rußlands mit Oeſtreich im Tuͤrkenkriege 11. 12.
  • B. Zweyter Zeitraum von 1700 -- 1740.
  • I. Geſchichte des ſuͤdlichen Europaͤiſchen Staaten - ſyſtemsS. 275. Allgemeine Anſichten §. 1. Einfluß der Colonialproducte 2. des Papiergeldes 3.
  • 1. Geſchichte der Staatshaͤndel in Europa von 1700-1740. S. 277.Spaniſche Succeſſion §. 4. Unterhandlungen daruͤber 5 - 9. Philipp's V. Thronbeſteigung 10. Entſtehung und Gang des Krieges 11-17. Trennung der Verbindung und Con - greß und Frieden zu Utrecht 18. zu Raſtadt und Baden 19. 20. Unvollkommene Beendigung des Streits 20. Fol - gen: fuͤr das Gleichgewicht 21. Trennung der Spaniſchen Nebenlaͤnder in Europa 22. Vergroͤßerter Einfluß Eng - lands auf den Continent 23. Mercantilintereſſe 24. Ver - aͤnderungen in der Lage der einzelnen Staaten. Spaniens 25. Portugals 26. Frankreichs 27. Englands, beym An - tritt des Hauſes Hannover 28. der Republik; Barriere - tractat 29. der durch Nebenlaͤnder vergroͤßerten Oeſtreichi - ſchen Monarchie 30. des Deutſchen Reichs 31. Zwey neue Koͤnigsthrone in Preußen und Savoyen 32. Streben Eng -** 3landsXXIIInhalt. lands zur Erhaltung des Utrechter Friedens 33. 34. Ent - gegengeſetzte Abſichten in Spanien. Eliſabeth. Alberoni 35. Entwuͤrfe gegen Oeſtreich; erleichtert durch den Tuͤrkenkrieg bis zum Paſſarowitzer Frieden 36. Waͤhrend desſelben Weg - nahme Sardiniens und Siciliens 37. Quadrupleallianz 38. Fall von Alberoni und Frieden 39. Robert Walpole. Sei - ne Politik 40. Pragmatiſche Sanction 41. Oſtendiſche Handelscompagnie 42. Vergeblicher Congreß zu Cambrais 43. Unerwartete Ausſoͤhnung Oeſtreichs und Spaniens durch Riperda 44. Herrenhaͤuſer Gegenbuͤndniß 45. Cardi - nal Fleury. Seine Politik 46. Krieg uͤber die Polniſche Koͤ - nigswahl. Einfluß auf Frankreich und Spanien. Wiener Friedenspraͤliminarien 47. Koͤnigreich beyder Sicilien 48.
  • 2. Ueberſicht der gleichzeitigen Veraͤnderungen in den einzelnen Hauptſtaaten des weſtlichen Eu - ropas und ihre Reſultate 1700-1740S. 315. Allgemeine Bemerkungen §. 1. Spanien 2. Frank - reich. Bulle Unigenitus 3. Syſtem von Law 4. Eng - land. Seine hohe Achtung in Europa 5. Suͤdſeecompagnie 6. Republik der vereinigten Niederlande 7. Oeſtreich unter Carl VI. 8. Das Deutſche Reich 9. Allgemeiner Character der Politik. Ausbildung der Cabi - netspolitik 10. der Staatswirthſchaft 11. der Kriegskunſt 12.
  • 3. Geſchichte der Fortſchritte des Colonialweſens von 1700-1740S. 322. Wachſende Wichtigkeit der Colonien §. 1. 2. Zunehmende geographiſche Verflechtung 3. Englaͤnder 4. In Weſtin - dien 5. In Nordamerika 6. Wachsthum beſonders der ſuͤdli - chen Provinzen 7. In Neuſchottland 8. Brittiſch-Oſtindi - ſche Compagnie 9. Veraͤnderung der Brittiſchen Handels - politik unter dem Hauſe Hannover 10. Franzoſen 11. In Weſtindien 12. In Canada 13. In Oſtindien 14. Pon - dichery. Isle de France und Isle Bourbon 15. Hollaͤn -derXXIIIInhalt. der in Oſt - und Weſtindien 16. Spaniſche Colonien 17. Aſſiento, Veranlaſſung zum Kriege mit England 18. Por - tugal. Erhoͤhte Wichtigkeit Braſiliens durch Gold und Dia - manten, 19. Daͤniſche Colonien und Miſſionen; und Schwediſch-Oſtindiſche Compagnie 20.
  • II. Geſchichte des noͤrdlichen Europaͤiſchen Staaten - ſyſtems von 1700-1740. S. 335. Allgemeine Anſicht. Carl XII. Peter I. §. 1. Anſicht der einzelnen Staaten; Rußlands, Schwedens, Polens, Preu - ßens, Daͤnemarks 2. Urſprung des Nordiſchen Krieges 3. Ausbruch. Travendaler Frieden mit Daͤnemark 4. Kampf in Liefland 5. 6. in Polen. Frieden zu Altrannſtaͤdt 7. Er - oberung Petersburgs 8. Carl's Zug gegen Peter 9. 10. Folgen der Niederlage bey Pultawa 11-13. Tuͤrkenkrieg. Frieden am Pruth 14. 15. Theilnahme Preußens 16. Han - novers und Englands 17. Allianz der Gegner Schwedens 18. Freyherr v. Goͤrz 19. Fall von Carl XII. und Fol - gen. Friedensſchluͤſſe 20. Frieden mit Rußland zu N[y]ſ[t]adt 21. Zuſtand des Nordeus nach dem Kriege 22. Rußlands 23. 24. Schwedens 25. Polens 26. Preußens. Bildung dieſer Monarchie durch Friedrich Wilhelm I. Character 27 - 31. Daͤnemark 32. Iſolirung Rußlands[n]ach Peter I. 33. Veraͤnderte Politik unter Anna 34. Curland 35. Polni - ſcher Krieg nach dem Tode Auguſt II. 36. Polen unter den Saͤchſiſchen Koͤnigen 37. Tuͤrkenkrieg. Muͤnich 38. Theil - nahme Oeſtreichs. Belgrader Frieden 39. 40.
  • C. Dritter Zeitraum von 1740 -- 1786.
  • I. Geſchichte des ſuͤdlichen Europaͤiſchen Staaten - ſyſtemsS. 366. Allgemeine Anſichten §. 1. Vielſeitigkeit der Cultur 2. Anſehen von Schriftſtellern 3. 4. Einfluß auf die Politik 5. Character und Eigenthuͤmlichkeit 6. 7.
  • XXIV
  • 1. Staatshaͤndel in Europa von 1740-1786S. 370.
  • a. Bis zu der Verbindung zwiſchen Oeſtreich und Frank - reich 1756. Ausſterben des Habsburgiſchen Hauſes §. 8. Friedrich II. Erſter Schleſiſcher Krieg 9. Oeſtreichiſcher Succeſſionskrieg. Urſachen 10-13. Gang des Kriegs. Ruͤcktritt Friedrich's. Breslauer Friede 14-17. Theilnahme Englands 18. 19. Friedrich's zweyter Schleſiſcher Krieg 20. Bayerſcher Frie - de zu Fuͤſſen 21. Weiterer Gang des Krieges 22-25. Con - greß und Friede zu Aachen 26. Folgen 27-29. Brittiſcher Einfluß 30. Rußlands 31. Preußens Eintritt in die Rei - he der erſten Maͤchte 32-34. Folgen der Eroberung Schle - ſiens 35. Oeſtreichs Verbindungen gegen Preußen 36. 37. Kaunitz 38. Einleitung der Verbindung mit Frankreich 39-41.
  • b. Von der Verbindung Oeſtreichs und Frankreichs bis zu den Frieden zu Paris und Hubertsburg 1756 bis 1763S. 394.
  • Urſprung des ſiebenjaͤhrigen Kriegs §. 42. 43. Anfang des Franzoͤſiſch-Engliſchen Krieges 44. Allianz Preußens und Englands 45. 46. Ausbruch und Verbreitung des Krie - ges 47. 48. Hannoͤverſcher Krieg 49. Preußiſcher Krieg 50. 51. Seekrieg. 52. Frieden zwiſchen Preußen und Rußland; und Preußen und Schweden 53. Folgen 54. Hereinziehung Spaniens und Portugals; Familienpact 55. Trennung der Verbindung. Pariſer Frieden 56. Huberts - burger Frieden 57. Folgen. Conſolidirung des Syſtems von Friedrich 58. Bourboniſche Familienverbindung 59. Kaltſinn zwiſchen England und Preußen 60. Aufhoͤren des Brittiſchen Einfluſſes 61. Folgen der Brittiſchen Seeherr - ſchaft. Anfang der Bedruͤckungen der Neutralen. Brittiſches Seerecht 62.
  • c. Vom Pariſer und Hubertsburger Frieden bis auf den Tod Friedrich's des Großen 1763-1786S. 410.Allge -XXVInhalt. Allgemeine Bemerkungen 62. Große und vielſeitige Thaͤ - tigkeit der Regierungen 63. Der Staat will Alles ſeyn 64. Daher maſchinenmaͤßige Verwaltung 65. Daraus hervorge - hende Arrondirungspolitik 66. Uebertriebener Werth der materiellen Staatskraͤfte 67. Sucht nach Theorien 68. der Staatsverfaſſung. Montesquieu. Rouſſeau 69. Der Staatsverwaltung. Phyſiocraten. Ad. Smith 70. Herr - ſchend werdende Philoſophie 71. Großer Einfluß der Schrift - ſteller und der oͤffentlichen Meinung 72. Fall der Jeſuiten 73-75. Folgen 76. Wachſende Arrondirungsſucht Frie - drich's 77. Joſeph II. 78. Project gegen Bayern 79-81. Bayerſcher Krieg. Teſchner Friede 82. Joſeph's Projecte 83. 84. Erneuertes Bayerſches Tauſchproject 85. Verei - telt durch Friedrich. Fuͤrſtenbund 86.
  • 2. Ueberſicht der gleichzeitigen inneren Veraͤnderun - gen der Hauptſtaaten des weſtlichen Europas und ihre Reſultate 1740-1786S. 430.
  • Allgemeine Anſicht §. 1. Portugal. Pombal 2. Spa - nien. Aranda ꝛc. 3. Frankreich. Innere Zerruͤttung. Sinkendes Anſehen 4-8. England. Wachsthum der Macht der Krone 9-12. Creditſyſtem 13. Daraus entſtehende innere Feſtigkeit 14. Die vereinigten Niederlan - de. Erneuerte Erbſtatthalterſchaft. Haus Oranien. Folgen 15-18. Das Deutſche Reich 19. Politiſche Trennung 20. Aber doch bluͤhende innere Periode, und ihre Urſachen 21-23. Deutſche Cultur 24. 25. Preußen. Characteri - ſtik dieſes Staats unter Friedrich II. 26-33. Oeſtreich. Characteriſtik unter Maria Thereſia 34-38. Die Pfor - te 39. Allgemeiner Character der Politik 40. 41. Der practiſchen Staatswirthſchaft 42. Des Mercantilſyſtems und der Handelsvertraͤge 43. Der Kriegskunſt 44. 45.
  • 3. Geſchichte der Fortſchritte des Colonialweſens von 1740-1786S. 456. Allgemeine Anſicht §. 1. Brittiſches Colonialweſen 2. Nordamerica 3. 4. Entſtehender Zwiſt 5-7. Aufſtand** 58.XXVIInhalt. 8. Ausbruch des Kriegs 9-11. Waſhington 12. Unab - haͤngigkeitserklaͤrung 13. Beytritt Frankreichs 14. und Verbreitung des Krieges 15. Beendigung 16. Verſailler Friedensſchluͤſſe 17. Folgen fuͤr America. Unionsverfaſſung 18. Fuͤr den Handel und fuͤr England 19. 20. Bewaffne - te Neutralitaͤt 21. Noch uͤbriges Brittiſches Nordamerica in Canada und Neu-Schottland 22. Brittiſches Weſtindien 23. Africaniſche Beſitzungen 24. Brittiſches Oſtindien, und dort gegruͤndete Herrſchaft 25. Vorbereitung dazu 26. Rivalitaͤt mit Frankreich, und Behauptung auf Coromandel 27-29. Einnahme Bengalens 30. 31. Verkehrte Admini - ſtration 32. 33. Erſte Veraͤnderung der innern Organiſation der Compagnie. Act of regulation 34. Marattenkriege und mit Hyder Ali 35. Zweyte Veraͤnderung durch Pitt's Oſtin - diſche Bill 36. Folgen 37. 38. Erweiterung der Brittiſchen Schiffahrt ſeit Cook; und Niederlaſſung in Neuholland 39. Franzoͤſiſches Colonialweſen 40. In Oſtindien 41. 42. In Weſtindien. Domingo 43. Guiana und Louiſiana 44. Hollaͤndiſches Colonialweſen 45. In Oſtindien 46. In Weſtindien 47. Spaniſche Colonien 48. Veraͤnderte Eintheilung 49. und Handelseinrichtungen 50. Philippi - nen. Philippiniſche Compagnie. 51. 52. Portugieſiſche Colonien. Pombal's Einrichtungen 53. In Braſilien 54. Daͤniſche Colonien; in Weſtindien 55. In Oſtindien 56. Schwediſche Oſtindiſche Compagnie 57. Rußlands Handel nach N. W. America und China 58. Allgemeine Be - trachtungen 59.
  • II. Geſchichte des noͤrdlichen Europaͤiſchen Staaten - ſyſtems von 1740-1786S. 499. Allgemeine Anſichten §. 1. 2.
  • 1. Von 1740 bis auf Catharina II. 1740-1762 S. 500. Anſicht der einzelnen Staaten. Rußlands, Schwedens, Po - lens, Daͤnemarks §. 3. Schwediſch-Ruſſiſcher Krieg. Frie -denXXVIIInhalt. den zu Abo 4. Verhaͤltniſſe Rußlands unter Eliſabeth 5-8. unter Peter III. 9.
  • 2. Von der Thronbeſteigung Catharina's II. bis auf d. Verbindung mit Joſeph II. 1762-1787 S. 507. Politik Catharina's §. 10. 11. 12. Sie giebt Polen einen Koͤnig 13. 14. Benehmen Friedrich's. Seine Allianz mit Rußland 15. Folgen fuͤr Polen. Diſſidentenſtreit 16. Ge - neralconfoͤderation und neue Geſetze 17. Gegenconfoͤdera - tion zu Bar 18. Erſter Tuͤrkenkrieg 19. Gang desſelben 20-22. Schwediſche Revolution. Guſtav III. 23. 24. Fol - gen 25. Erſte Polniſche Theilung 26-28. Folgen fuͤr Eu - ropa 29. Friede mit den Tuͤrken zu Kainardge 30. Folgen 31. Potemkin 32. Griechiſches Project 33. Folgen 34. Erſchlaffung der Verbindung mit Preußen 35. Einnahme der Krimm 36. Anlage einer Seemacht auf dem ſchwarzen Meere 37. Handelstractate 38. Reiſe nach Taurien 39. Verbindung mit Joſeph II. 40. 41.
  • Dritte Periode. Von dem Tode Frie - drich's des Großen, und dem Anfange des revolutionairen Zeitalters bis zur Er - richtung des Franzoͤſiſchen Kayſerthrons von 1786 -- 1804S. 529. Allgemeine Anſichten §. 1. Anſcheinende Feſtigkeit, und doch innere Schwaͤche des Europaͤiſchen Staatenſyſtems 2. Wegen ſchlechter Verfaſſung der Hauptſtaaten 3. Uebertrei - bung der ſtehenden Heere 4. Mißverhaͤltniß der Geldkraͤfte 5. und Mangel der Moral in der Politik 6. 7. In den herr - ſchenden Volksideen 8. 9. Eintheilung und ihre Gruͤnde 10.
  • A. Erſter Zeitraum. Von 1786 bis auf den Frieden zu Campo Formio 1797.
  • XXVIII
  • I. Geſchichte des ſuͤdlichen Europaͤiſchen Staaten - ſyſtemsS. 535.
  • 1. Staatshaͤndel in Europa. Folgen von dem Tode Friedrich's §. 11. Hollaͤndiſche Re - volution 12. Folgen fuͤr Europa 13. Niederlaͤndiſche Unru - hen 14. Revolutionen in Luͤttich, Aachen, Genf 15. Fran - zoͤſiſche Revolution 16. Ihr allgemeiner Character 17. Ruͤckwirkung auf Europa 18. Auf das Deutſche Reich 19. Emigrirte. Vertrag zu Pilnitz 20. Scheinbar abgewandte Gefahr durch die neue Conſtitution 21. Benehmen der Ca - binette 22. 23. Verbindung Oeſtreichs und Preußens, und Zug nach Champagne 24. Eroberung der Oeſtreichiſchen Niederlande und ihre Folgen 25. Hinrichtung Ludwig's XVI. und ihre Folgen 26. Entſtehung der erſten Coalition. Urſachen ihrer inneren Schwaͤche 27-31. William Pitt 32. Ausbruch und Gang des Krieges 33. 34. Fall des Syſtems der ſtehenden Heere in Frankreich und Folgen 35. Erobe - rung Hollands 36. Und Folgen 37. Beſonders fuͤr Eng - land 38. Anfangende Aufloͤſung der Coalition 39. 40. Ruͤcktritt Preußens und Baſeler Frieden 41. Folgen. Ge - heimer Vertrag 42. Ruͤcktritt Spaniens und Frieden 43. Politik Englands und Folgen des Krieges fuͤr dasſelbe 44. 45. Seekrieg 46. Tripleallianz mit Oeſtreich und Rußland 47. 48. Directorialconſtitution 49. Bekriegung Oeſtreichs von drey Seiten; Mißlingen in Deutſchland 50. Italien Hauptſchauplatz unter Bonaparte 51. 52. Belagerung Man - tuas 53. Vordringen in Oeſtreich 54. Fall Venedigs 55. Praͤliminarien zu Leoben 56. Theilung Venedigs 57. Lage Italiens 58. Verbindung Spaniens mit Frankreich. Prin - cipe de la paz 59. Vergebliche Unterhandlungen mit Eng - land 60. Frieden zu Campo Formio 61. Folgen fuͤr Ve - nedig 62.
  • 2. Geſchichte der Fortſchritte des Colonialweſens von 1786-1804S. 573.Allge -XXIXInhalt. Allgemeine Anſicht §. 1. Freyes Nordamerica. Sein Handel. Handelsvertraͤge 2. Streitigkeiten mit England und ihre Urſachen 3. Ankauf von Louiſiana 4. Weſtindien. Abſchaffung des Sclavenhandels in Daͤnemark und England 5. Franzoͤſiſches Weſtindien. Negerkriege. Fall von Domingo 6. Staat von Hayti 7. Sinken Weſtindiens 8. Spaniſche Colonien; ihr Aufbluͤhen 9. Braſilien 10. Africa und Africaniſche Colonien 11. Oſtindien; Britti - ſche Herrſchaft 12. Neuer Krieg mit Tippo Saib 13. Letzter Krieg und Fall des Reichs 14. Folgen fuͤr die Brit - tiſche Politik 15. Neuer Krieg und Frieden von 1803 16. Folgen fuͤr das Gebiet 17. Die Territorialeinkuͤnfte 18. Den Handel 19. Hollaͤndiſche Oſtindiſche Compagnie. Ihr Aufhoͤren 20. Franzoͤſiſches Oſtindien. Isle de France und Bourbon 21. Niederlaſſung in Neuholland und auf dem großen Ocean 22. Allgemeine Entwickelung der Colonien 23.
  • II. Geſchichte des noͤrdlichen Europaͤiſchen Staaten - ſyſtems von 1787-1797S. 593. Allgemeine Anſicht §. 1. Ruſſiſch-Tuͤrkiſcher Krieg 2. Schwediſcher Krieg 3. Congreß zu Reichenbach 4. Frieden Oeſtreichs zu Sziſtové 5. Verhandlungen mit Rußland. Frieden zu Jaſſi 6. Folgen 7. Rußlands befeſtigte Herr - ſchaft in der Krimm und auf dem ſchwarzen Meere 8. Bil - dung von Feldherren. Coburg und Suwarow 9. Folgen fuͤr Schweden. Selbſtaͤndigkeit. Allianz mit Rußland. Ermor - dung Guſtav's III. 10. Fuͤr Polen 11. Antiruſſiſche Par - tei, Preuſſiſche Allianz 12. Conſtitution vom 3. Mai 13. 14. Targowitzer Confoͤderation 15. Preußens Ruͤcktritt 16. Zweyte Theilung Polens 17. Druck Rußlands 18. Inſur - rection unter Koſciusko 18. 19. Dritte und gaͤnzliche Thei - lung 20. 21.
  • XXX
  • B. Zweyter Zeitraum. Von dem Frieden zu Campo Formio bis zu der Errichtung d. Fran - zoͤſiſchen Kayſerthrons 1797 -- 1804 S. 609.

    Lage der Hauptmaͤchte §. 1. Zweifelhafter Friedenszu - ſtand 2. Congreß zu Raſtadt 3. Revolutionen in Italien 4. In der Schweiz 5. Aegyptiſche Expedition 6. 7. Bruch mit der Pforte 8. Zweyte Coalition 9. 10. 11. Losbrechen Neapels 12. Feldzug von 1799 13. 14. Ruͤckkunft Bona - parte's und Revolution vom 18. Bruͤmaire 15. Feldzug von 1800 16. Frieden zu Luͤneville mit Oeſtreich; zu Florenz mit Neapel 17. Seekrieg 18. Eroberung Maltas. Republik der ſieben Inſeln 19. Erneuerung der bewaffneten Neutra - litaͤt durch Paul I. und Folgen fuͤr den Norden 20. Raͤu - mung Aegyptens 21. Frieden zu Amiens 22. Entſchaͤdi - gungsſache in Deutſchland 23. Wiederausbruch des Krieges 24. Errichtung des Franzoͤſiſchen Kayſerthrons 25.

Hand -

Handbuch der Geſchichte des Europaͤiſchen Staatenſyſtems und ſeiner Colonien.

[1]

Einleitung.

I. Litteratur der Quellen: de Martens Guide diplomatique, ou Repertoire des principaux Loix, des Traités et autres Actes publics jusqu 'à la fin du 18me ſiécle. à Berlin. 1801. T. I. II. Ein kritiſches Verzeichniß der Staats-Urkunden, mit ſteter Nachweiſung der Sammlungen, wo ſie ſtehen. Es ſind die zwey erſten Theile des Cours diplomatique; ein unent - behrliches Handbuch fuͤr den Geſchichtforſcher.

II. Sammlungen der Quellen: A. Staatsſchrif - ten.

Eine kritiſche Ueberſicht der Sammlungen der - ſelben giebt: de Martens Discours ſur les recueils de traités vor dem: Supplement au Recueil des traités. Vol. I. Die wichtigſten hieher gehoͤrenden allgemeinen Sammlungen ſind:

Recueil des traités de paix, de trêve, de neutralité, d'allian - ce, de commerce etc. depuis la naiſſance de J. C. jusqu 'à preſent, à Amſterdam et à la Haye. 1700. T. I-IV. Fol. Gewoͤhnlich nach Einem der Buchhaͤndler, die ſie unternahmen, die Samm - lung von Moetjens genannt.

Corps univerſel diplomatique de droit des gens, contenant un Recueil des traités d' alliance, de paix, de trêve, de commer - ce etc. depuis le regne de l' Empereur Charle-Magne jusqu 'à préſent, par J. du Mont. à Amſterdam et la Haye 1726-1731. VIII Voll. Fol. Die Hauptſammlung! Sie enthaͤlt die Staats - ſchriften von 800-1731. Die fuͤr die letzten drei Jahrhunderte ſeit 1501. fangen an mit dem IV. Bde. Als Nachtraͤge undAFort -2Einleitung. Fortſetzung des Werks erſchienen: Supplements au Corps univer - ſel diplomatique avec le Cérémonial diplomatique par Mſr. Rous - set. à Amſterdam. T. I. V. 1739., ſo daß das ganze Werk 13 Baͤnde ausmacht. Die Supplemente enthalten in den drei er - ſten Baͤnden theils Nachholung der aͤltern Staatsurkunden vor 800; theils eigentliche Supplemente; theils eine Fortſetzung bis 1738. Die beiden letzten Baͤnde enthalten: Le Cérémonial poli - tique des Cours de l' Europe, mit den dahin gehoͤrigen Urkunden.

Eine brauchbare Handſammlung liefert Schmauss cor - pus juris gentium academicum. Lipſ. 1730. II Voll. 4. Die Sammlung umfaßt den Zeitraum von 1100 1730.

Als Fortſetzung jener Sammlungen kann man anſehen: Ferd. Aug. Wilh. Wenkii Codex juris gentium recentiſſimi, e tabulariorum exemplariumque ſide dignorum monumentis com - poſitus. Lipſiae. T. I. 1781. T. II. 1788. T. III. 1795. 8. Die Sammlung umfaßt den Zeitraum von 1735 1772.

Die Sammlungen fuͤr die neueſten Zeiten verdankt die Ge - ſchichte dem Herrn Hofrath von Martens. Es gehoͤrt hieher:

Recueil des principaux traités d' Alliance, de paix, de trêve, de Neutralité, de commerce etc. conclus par les puiſſances de l' Europe tant entre elles qu' avec les puiſſances et les états dans d' autres parties du Monde depuis 1761. jusqu 'à préſent par Mr. de Martens. à Goettingue 1791 1802. VII Voll. in 8.

Die Sammlung geht von 1761. bis auf den Frieden zu Luͤ - neville 1801. Dann erſchienen noch:

Supplement au Recueil de principaux traités depuis 1761. jusqu 'à préſent, precedé de traités du 18me ſiécle anterieurs à cet - te époque, et qui ne ſe trouvent pas dans le Corps univerſel di - plomatique de Mr. Dumont et Rouſſet et autres Recueils généraux de traités par Mr. de Martens. Vol. I. II. 8. Goettingue 1802. Vol. III. IV. et dernier 1808. Außer den Supplementen iſt die Sammlung zugleich fortgeſetzt bis auf das Ende des Jahrs 1807.

B. Mémoires. Die eignen Berichte von Staatsmaͤnnern und Feldherren uͤber Begebenheiten, woran ſie ſelbſt Antheil hatten, gehoͤren unſtreitig zu den wichtigſten hiſtoriſchen Quellen, undes3Einleitung. es iſt ein weſentlicher Vorzug der neuern Geſchichte durch die, beſonders in Frankreich ſeit Philippe de Comines, der eigent - lich die Reihe eroͤffnet (ſeine Memoires gehen von 1464 bis 1498.), in gewiſſen Perioden herrſchend gewordene Sitte bey Maͤnnern und Frauen, dergleichen zu ſchreiben, daran ſo reich zu ſeyn. Sie enthuͤllen den verborgenen pſychologiſchen Zuſam - menhang der Begebenheiten, und ſind zugleich die wahre Schu - le fuͤr den ſich bildenden Staatsmann. Aber der kritiſche For - ſcher wird bey ihrem Gebrauche nie vergeſſen, daß ihre Verfaſſer ſtets ihre Anſichten, nicht ſelten ihre Leidenſchaften mit dazu brachten; und nur zu oft mit ſich ſelber ver - ſtecken ſpielten. Die Haupt-Sammlungen derſelben ſind:

Collection univerſelle des Memoires particuliers relatifs à l' hiſtoire de France. à Londre et ſe trouve à Paris, Vol. 1 65. 1785 1791. Und die Fortſetzung: Vol. 66 68. Paris 1806. Sie geht aber erſt bis an's Ende des 16. Jahrhunderts.

Allgemeine Sammlung hiſtoriſcher Memoirs vom 12. Jahrhundert bis auf die neueſten Zeiten, durch meh - rere Verfaſſer uͤberſetzt, mit den noͤthigen Anmerkungen und jedesmal mit einer Univerſal-hiſtoriſchen Ueberſicht verſe - hen von Fr. Schiller. I. Abth. B. 1 4. II. Abth. B. 1 26. Jena 1790 1803. Die Sammlung enthaͤlt eine Auswahl der wichtigern Memoirs, bis herunter in die Zeiten des H. Regen - ten von Orleans.

III. Bearbeitungen der allgemeinen Geſchichte des neuern Europas.

J. J. Schmauß Einleitung zu der Staatswiſſen - ſchaft. I. II. Theil. Leipzig 1741. und 1747. Der erſte Theil enthaͤlt: Die Hiſtorie der Balance von Europa, (oder die Staatshaͤndel des weſtlichen Europas,) von 1484 bis 1740. Der zweyte: Die Hiſtorie aller zwiſchen den Nordiſchen Potenzen, Daͤnemark, Schweden, Rußland, Polen und Preußen geſchloſſe - nen Tractaten. Ein mit Plan und Sorgfalt gearbeitetes Werk, das ſeine Brauchbarkeit nie verlieren kann.

Le droit public de l' Europe, fondé ſur les traités; precedé de principes des négociations pour ſervir d'introduction par Mr. A 2l' Abbé4Einleitung. l' Abbé de Mably. Nouvelle édition continuée jusqu'à la paix de 1763; avec des Remarques hiſtoriques, politiques et critiques par Mr. Rousset; à Amſterdam et Leipſic 1773. III Vol. in 8. Man hoͤrt den geiſtvollen Verfaſſer immer gern uͤber Geſchichte ſprechen, wenn man auch nicht immer ſeiner Mei - nung iſt.

Abregé de l' Hiſtoire des traités de paix entre les puiſſances de l' Europe depuis la paix de Weſtphalie par Mr. Koch. II. Vol. 1796. 8. Das Werk umfaßt nur das weſtliche und ſuͤdliche Europa, und geht von 1648 bis 1785.

Tableau des Relations exterieurs des puiſſances de l' Europe tant d' entre elles qu' avec d' autres états dans les diverſes parties du globe par G. F.r. de Martens. à Berlin 1801. Der dritte Theil des Cours diplomatique. Schon die ſtete Ruͤck - ſicht, welche hier auf Handel und Colonien genommen iſt, wuͤr - de hinreichen, ihm einen ausgezeichneten Werth zuzuſichern.

Grundriß einer Geſchichte der merkwuͤrdigſten Welthaͤndel neuerer Zeit in einem erzaͤhlenden Vortrage von Joh. G. Buͤſch. Dritte Ausgabe. Hamburg 1796. 8. Die Geſchichte faͤngt an mit 1440. und gebt in der letzten Ausgabe bis 1795. Keine fortlaufende Erzaͤhlung; aber brauchbar fuͤr Anfaͤnger, um ſich mit den Materialien der neuern Geſchichte bekannt zu machen.

Geſchichte der drey letzten Jahrhunderte von Joh. Gottfr. Eichhorn. Goͤttingen 1803. VI. Th. 8. Es ge - hoͤren hierher beſonders der erſte Theil, der eine Ueberſicht der allgemeinen Geſchichte, und die beiden letzten, in ſo fern ſie die Geſchichte der Colonien enthalten.

Tableau des revolutions du ſyſtême politique de l' Europe; depuis la ſin du quinzième ſiècle par Mr. Ancillon. à Berlin Vol. I II. 1803. Vol. III. IV. 1805. (Deutſch uͤberſetzt durch Fr. Mann.) Eins der ſchaͤtzbarſten Werke, wenn es[voll - endet] ſeyn wird. Der 4te Theil geht herunter bis auf den Utrechter Frieden.

Geiſt des 18. Jahrhunderts von Jeniſch. Berlin 1801. Weder die Arbeit eines eigentlichen Geſchichtforſchers,noch5Einleitung. noch Diplomatikers; aber eines Mannes von Geiſt; und nicht blos fuͤr das 18. Jahrhundert wichtig.

Unter den Compendien hat Achenwall's Entwurf der allgemeinen Europaͤiſchen Staatshaͤndel des 17ten und 18ten Jahrhunderts, Goͤttingen 1756. (und nachher mehrmals), den verdienten Beyfall erhalten. Es umfaßt indeß nur den Zeitraum von 1600 bis 1748.

Grundriß einer diplomatiſchen Geſchichte der Europaͤiſchen Staatshaͤndel und Friedensſchluͤſſe, ſeit dem Ende des 15. Jahr - hunderts bis zum Frieden von Amiens. Zum Gebrauch acade - miſcher Vorleſungen von G. Fr. von Martens. Berlin 1807.

1. Die Geſchichte der drey letzten Jahrhunderte heißt die neuere, im Gegenſatz gegen die mittlere und aͤltere. Wenn gleich keine einzelne, allgemein Epoche machende, Begebenheit, wie zwiſchen der aͤltern und mittlern, hier die Grenzſcheidung macht, ſo ward doch durch einen Zuſammenfluß meh - rerer großer Begebenheiten eine ſolche Veraͤnderung vorbereitet, daß jene Abtheilung hinreichend dadurch gerechtfertigt wird.

Dieſe Begebenheiten ſind: 1. Die Eroberung von Conſtantinopel und Gruͤndung des Tuͤrkiſchen Reichs in Europa 1453. 2. Entdeckung von Amerika durch Chriſt. Columbus 1492. 3. Entdeckung der Schiffahrt nach Oſtin - dien durch Vaſco de Gama 1497., und durch beide ver - aͤnderter Gang des Welthandels. 4. Die durch den Ge - brauch des Schießgewehrs veraͤnderte Kriegskunſt. Zu zei - gen, wie ſie auf Europa politiſch gewirkt haben, iſt die Hauptaufgabe fuͤr das gegenwaͤrtige Buch.

A 32.6Einleitung.

2. Europa enthaͤlt in dieſem Zeitraum eine uni - verſalhiſtoriſche Wichtigkeit, wie es dieſelbe noch nie vorher gehabt hatte. Africa und America ent - hielten (letzteres bis auf die Freywerdung der Co - lonien), keinen einzigen einheimiſchen Staat von allgemeiner Wichtigkeit; und von den drey großen Reichen Aſiens, dem Perſiſchen unter den So - phis, dem Indiſchen unter den Moguls, und dem Chineſiſchen erhielt ſich nur das letztere, wiewohl auch nur unter einer fremden Dynaſtie. Dafuͤr aber gruͤnden die Europaͤer ihre Herrſchaft in den fremden Welttheilen, und mehr als halb Aſien und America ward dieſer unterworfen.

Das Perſiſche Reich der Sofis ward gegruͤndet durch Iſmael Sofi ſeit 1500. Es ward am maͤchtig - ſten unter Schach Abbas (1585 1628), ward geſtuͤrzt durch die Afgahnen 1722, und verfiel ſeit der Ermordung des darauf folgenden Tyrannen, Kuli Chan oder Na - dir Schach, 1747 in Anarchie. Das Mogoliſche Reich in Indien ward geſtiftet durch Sultan Babur, ei - nen Nachkommen Timur's, ſeit 1526. Es umfaßte all - maͤhlig die Laͤnder am Indus und Ganges und die dies - ſeitige Halbinſel; war am maͤchtigſten ſeit der Regierung von Acbar dem Großen 1556 1605, bis auf den Tod von Aureng Zeb 1707, nach welchem es bald in ſich ſelbſt zerfiel, und durch die Eroberung von Nadir Schach 1739, und durch die Politik der Europaͤer, meiſt aufgeloͤſt ward. Die Revolution in China, durch die Eroberung der Mantſchu Tartaren, deren Herrſchaft noch dauert, geſchah 1644.

3.7Einleitung.

3. In Europa ſelbſt blieben zwar meiſt die alten Staaten; aber es bildeten ſich unter ihnen ge - nauere und mannichfaltigere Verhaͤltniſſe, als vor - her ſtatt gefunden hatten; und in dieſem Sinne kann man Europa als ein Staatenſyſtem be - trachten, deſſen Geſchichte als ein Ganzes ſich fort - fuͤhren laͤßt.

Jene engeren Verhaͤltniſſe waren zwar im Ganzen eine Folge der fortſchreitenden Cultur, die zwiſchen benachbar - ten Staaten immer mehrere Beruͤhrungspuncte erzeugen wird; jedoch ſetzten ſie gewiſſe Centralpunkte eines gemein - ſchaftlichen Intereſſe voraus. Dieſe fanden ſich: a. In den Religionshaͤndeln ſeit der Reformation; b. in dem Beduͤrfniß der Vertheidigung gegen die Tuͤrken; c. in dem allmaͤhlig immer wichtiger werdenden Handel mit den Colonien und dem daraus hervorgehenden mercantiliſchen Intereſſe uͤberhaupt. Da auch zu dem Allen d. die ſo ſehr erleichterte Communication durch Buch - druckerey und Poſten kam, bildeten ſich die Voͤlker des chriſtlichen Europas gleichſam moraliſch zu Einer Na - tion, die nur politiſch getrennt war.

4. Das Europaͤiſche Staatenſyſtem war ungeach - tet ſeiner innern Verſchiedenheit bis auf die letzte Periode herunter doch ein Syſtem herrſchender Monarchien, worin die Republiken, ſelbſt die der vereinigten Niederlande kaum ausgenommen, die ſich allein zu einem betraͤchtlichen Grade von Macht erhob, gleichſam nur tolerirt wurden. Dieß herr - ſchende Uebergewicht der Monarchien beſtimmte am meiſten den Geiſt der Politik. Es hatte dieA 4Fol -8Einleitung. Folge, daß a. die Nationen ſelber wenigern Antheil an den oͤffentlichen Angelegenheiten nahmen. Maͤch - tige Volkspartien, und die durch ſie erregten Stuͤr - me, wie man ſie in den großen Republiken des Al - terthums ſieht, wuͤrden gaͤnzlich fremd geblieben ſeyn, wenn nicht die Religion ihnen aͤhnliche Erſchei - nungen erzeugt haͤtte. b. Dagegen concentrirte ſich die Leitung der Staatsangelegenheiten immer mehr in den Haͤnden der Fuͤrſten und ihrer Miniſter; und ſo bildete ſich jene Cabinetspolitik aus, welche das Europaͤiſche Staatenſyſtem beſonders charakteriſirt.

5. Bey dieſer unleugbaren Einfoͤrmigkeit, wodurch die neue Geſchichte der des Alterthums ſo ungleich wird, zeigt ſich doch aber zugleich eine ſolche Mannigfaltigkeit, als irgend damit beſtehen konnte. Alle Formen der Monarchie, des Erb - reichs wie des Wahlreichs, der unumſchraͤnkten, der conſtitutionellen, und ſelbſt der Schattengewalt der Koͤnige ſah man in Europa realiſirt. Sogar in den wenigen Republiken, die es enthielt, welche Abſtufung von der reinen Ariſtocratie Venedigs, bis zur reinen Democratie eines Hirten-Cantons? Gewiß war es dieſe Verſchiedenheit, die einen groͤßern Kreis politiſcher Ideen praktiſch im Umlaufe erhielt, der Europa ſeine politiſche, und mit ihr zugleich einen großen Theil ſeiner uͤbrigen Cultur verdankt.

6.9Einleitung.

6. Die Stuͤtzen, welche dieſes Syſtem auf - recht erhalten konnten und erhielten, und dem Schwa - chen ſeine Sicherheit und Selbſtſtaͤndigkeit vor dem Maͤchtigen ſicherten, waren von verſchiedener Art. Zwar fehlte ſehr viel daran, daß unter den ver - ſchiedenen Staaten dieſes Syſtems ein rechtlicher Zuſtand, wie er ſich in der Theorie entwerfen laͤßt, jemals foͤrmlich gegruͤndet waͤre, aber doch erzeugte ſich allmaͤhlig, als Frucht der fortſchreitenden Cul - tur, ein Voͤlkerrecht, das nicht bloß auf ausdruͤck - lichen Vertraͤgen, ſondern auch auf ſtillſchweigenden Conventionen beruhend, die Beobachtung gewiſ - ſer Maximen, ſowohl im Frieden als auch be - ſonders im Kriege, zur Pflicht machte, und, wenn auch oft verletzt, doch hoͤchſt wohlthaͤtig wurde. Selbſt das ſtrenge, zuweilen uͤbertriebene, Cere - moniel, das die Staaten wechſelſeitig gegen einan - der beobachteten, war nichts weniger als gleichguͤltig, wollte man es auch nur als wechſelſeitige Anerkennung der Unabhaͤngigkeit, oft bey den durch Macht und Verfaſſung ungleichartigſten, Staaten betrachten.

  • Sam. Pufendorf Jus naturae et gentium. Lugd. 1672.
  • Bourlamaquy droit de la nature et des gens. à Iverd. 1766.
  • de Vattel le droit des gens ou principes de la loi natu - relle appliqués à la conduite et aux affaires des nations et des ſouverains. Londr. 1758. 4. à Bâle 1777. 3 Voll. 8.
  • Précis du droit des gens par Mr. de Martens, à Goettin - gue 2te Ausgabe. 1801.
A 57.10Einleitung.

7. Die erſte und wichtigſte Frucht dieſes Voͤl - kerrechts, und zugleich die Hauptſtuͤtze des ganzen Syſtems, war die Heiligkeit des anerkannt rechtmaͤßigen Beſitzſtandes, ohne welche uͤberhaupt kein ſolches Syſtem beſtehen kann. Viel trug zu deſſen Aufrechthaltung bey, daß die mei - ſten Staaten Erbſtaaten waren. Auch war es ein Wahlreich, durch deſſen widerrechtliche Theilung zuerſt jener Grundſatz praktiſch zerſtoͤrt ward. Fruͤ - here Eingriffe von Einzelnen dienten nur, ihn mehr zu befeſtigen.

8. Die zweite Stuͤtze war der Grundſatz der Erhaltung des ſogenannten politiſchen Gleich - gewichts; d. i. der wechſelſeitigen Erhaltung der Freyheit und Unabhaͤngigkeit, durch Verhuͤtung der Uebermacht und Anmaßungen eines Einzelnen. Be - darf es mehr als dieſer Erklaͤrung um ſeinen wah - ren Werth zu zeigen? Weder vor Mißbrauch noch Umſturz geſichert, gewaͤhrt es zwar keine vollkom - mene, aber die moͤglichſte Sicherheit; weil es fuͤr menſchliche Inſtitute uͤberhaupt keine vollkom - mene giebt. Was aber ſeine Behauptung erfor - dert, iſt die jedesmalige Aufgabe fuͤr die hoͤhere Politik; nur die kurzſichtige Beſchraͤnktheit kann es blos in der gleichen Vertheilung materieller Staats - kraͤfte ſuchen. Seine Aufrechthaltung hatte zugleichzur11Einleitung. zur Folge: a. eine ſtets rege Aufmerkſamkeit der Staaten auf einander, und daraus entſpringende mannigfaltige Verbindungen durch Buͤndniſſe und Gegenbuͤndniſſe, beſonders der entferntern Staa - ten. b. Groͤßere Wichtigkeit der Staaten vom zweyten und dritten Range im politiſchen Syſtem. c. Ueberhaupt die Erhaltung des Gefuͤhls vom Werth der Selbſtſtaͤndigkeit; und Erhebung der Politik uͤber den platten Egoiſmus.

Die Idee des politiſchen Gleichgewichts bildete ſich in je - dem freyen Syſtem cultivirter Staaten in Griechen - land wie in Italien bis auf einen gewiſſen Grad aus, weil ſie in dem Innern ſeiner Natur liegt. Es war alſo die natuͤrliche Frucht der politiſchen Cultur; und ſeine Aufloͤſung fuͤhrt von ſelber zu der Vertilgung oder Abhaͤn - gigkeit der Schwaͤchern.

9. Eine dritte Stuͤtze fand das Europaͤiſche Staatenſyſtem in der Entſtehung von Seemaͤchten; die beſonders zu der Aufrechthaltung des politiſchen Gleichgewichts am meiſten beigetragen haben. Die Entſtehung von Seemaͤchten, und das Gewicht, das ſie auf eine ganz eigene Art in die politiſche Wag - ſchaale von Europa warfen, verhinderte, daß die bloße Landmacht, die ſich immer am leichteſten bildet, weil ſie faſt bloß von der Volksmenge abhaͤngt, nicht Alles allein entſcheiden konnte.

10.12Einleitung.

10. In einem Staatenſyſtem, das meiſt aus Erbſtaaten beſtand, mußten die Familienver - bindungen der herrſchenden Haͤuſer eine Wichtig - keit erhalten, die bald groͤßer bald geringer werden, aber nie gaͤnzlich aufhoͤren konnte. Der allgemein ge - wordene Grundſatz, daß Fuͤrſten nur Fuͤrſtentoͤch - ter heyrathen, ſicherte vor den Uebeln, die von Ver - maͤhlungen mit Unterthaninnen unzertrennlich ſind; allein den nicht geringern Gefahren, zu welchen die Verbindungen ſehr maͤchtiger Herrſcher-Familien fuͤh - ren, entgieng Europa nur durch den gluͤcklichen Um - ſtand, daß Deutſchland kleine Fuͤrſtenhaͤuſer enthielt, die den meiſten ſeiner Thronen Koͤniginnen gaben. So konnte ſich eine Verwandtſchaft der mehrſten regie - renden Haͤuſer bilden, die weder zu nahe war, um die Politik unmittelbar zu beſtimmen, noch zu ent - fernt, um nicht dennoch ein wichtiges Band zu werden, das ſelbſt da von unverkennbarer Wichtigkeit blieb, als faſt alle andere Bande ſich aufzuloͤſen ſchienen.

11. Die Verfaſſung der meiſten Reiche Eu - ropas, wenigſtens aller, die Deutſchen Urſprungs waren, hatte ſich aus dem Feudalweſen entwik - kelt; und mußte ſich daher in gewiſſen Hauptzuͤgen aͤhnlich ſeyn. Neben den Fuͤrſten ſtand zu Anfang dieſer Periode allenthalben ein Adel, der ſich meiſt wieder in einen hoͤhern und niedern theilte, undden13Einleitung. den Fuͤrſten bisher nicht viel weiter gehorcht hatte, als Zeitumſtaͤnde und perſoͤnliche Verhaͤltniſſe es mit ſich brachten. Mit ihm hatte durchgehends die Geiſt - lichkeit einen wichtigen Einfluß auf die Staatsan - gelegenheiten, und beyde bildeten die hoͤhern oder pri - vilegirten Staͤnde, weil ſie in Ruͤckſicht der Ab - gaben ſo große Vorrechte genoſſen, und auf den ſtaͤn - diſchen Verſammlungen die erſten Plaͤtze einnahmen. Aber in eben dieſen Staaten hatte ſich ein, der ſtren - gen Feudalverfaſſung gaͤnzlich fremder, Beſtandtheil gebildet, ein freyer Buͤrgerſtand; eine Frucht der, durch Handel aufgebluͤheten, Staͤdte. Auch ſeine Deputirten wurden zu den Verſammlungen ge - rufen, eigentlich um ſich von ihnen Steuern bewilligen zu laſſen, deren Laſt am meiſten auf ihn gewaͤlzt wurde. Die große Maſſe des Landvolks, groͤß - tentheils noch im Zuſtande der voͤlligen oder halben Leibeigenſchaft, wenn gleich ſehr verſchieden modifi - cirt, bildete nirgends politiſch einen Beſtandtheil der Nation. In den Verhaͤltniſſen der beiden letzten Staͤnde zu den erſten ſchien ein Keim zu nothwen - digen, ploͤtzlichen oder allmaͤhligen, Umformungen zu liegen; wovon freylich keiner zu berechnen ver - mochte, wann und wie er ſich entwickeln wuͤrde.

12. Fuͤrſtengewalt war daher in dieſen Reichen noch durchgehends ſehr beſchraͤnkt. OhneHuͤlfe14Einleitung. Huͤlfe des Adels konnte kein bedeutender Krieg ge - fuͤhrt; ohne Einwilligung der Staͤdte keine Steuern erhoben werden. Ohne ſtehende Armeen, (einen ge - ringen Anfang abgerechnet); ohne Staatswirthſchaft, (man kannte nur die Kunſt, Geld aufzubringen;) gab es damals noch keine Maͤchte, im jetzigen Sinne des Worts. Aber faſt allenthalben war Fuͤrſtenge - walt im Wachſen; Ferdinand Catholicus, Ludwig XI. und Heinrich VII. verſtanden die Kunſt, ſie zu gruͤnden.

13. Bey dem ſtets wachſenden Einfluſſe, den die Colonien auf die Politik erhalten, macht ihre Ge - ſchichte einen nothwendigen Beſtandtheil der des neuern Europas aus. Nicht nur der Europaͤiſche Welthandel, ſondern auch die Europaͤiſche Staatswirthſchaft ſind, der erſte ganz, die andere großentheils, an ſie ge - knuͤpft. Wenn aber beyde immer mehr die Politik Europas beſtimmten, wie ließe ſich, ohne ſtete Ruͤck - ſicht auf ſie, Licht in die politiſche Geſchichte bringen?

14. Die Geſchichte des neuern Europas zerfaͤllt von ſelbſt in drey Perioden, von denen die zwey er - ſten, dem Zeitraume nach, ſich aͤhnlich ſind; bey der dritten ſtehen wir erſt im Anfange. Die erſte geht vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Anfang der Selbſtregierung Ludwig's XIV. ; 1492 1661. Die zweyte von da bis zu dem Tode Friedrich'sdes15Einleitung. des Großen; 1661 1786. Die dritte von da bis auf unſere Zeiten. Der Grund dieſer Einthei - lung liegt in der Verſchiedenheit des Charak - ters der praktiſchen Politik in jeder Periode; der zufolge man die erſte die politiſch-religioͤſe; die zweyte die merkantiliſch-militaͤriſche; und die letzte die revolutionaͤre nennen kann. Die erſte war zugleich die Periode der Entſtehung, die zweyte die der Befeſtigung, und die dritte die der Aufloͤſung des politiſchen Gleichgewichts.

15. Die Natur der Dinge erfordert es, in den beiden erſten, und dem erſten Theile der letzten Pe - riode die Geſchichte des noͤrdlichen Europaͤiſchen Staatenſyſtems von der des ſuͤdlichen zu trennen. Das erſte umfaßt die Reiche von Rußland, Schwe - den, Polen und Daͤnemark; das andere die uͤbrigen. Die Preußiſche Monarchie, ſeit ihrer Groͤße das Vereinigungsglied der Kette beider Syſteme, gehoͤrt auch beiden an. Fand auch ſchon fruͤher in einzel - nen Zeitpunkten eine thaͤtige Theilnahme des Nor - dens an den Haͤndeln des Suͤdens ſtatt; ſo war doch dieſe, bis auf das Verſchwinden Polens, ſtets nur voruͤbergehend; daß aber darum der fort - dauernde wechſelſeitige Einfluß beider auf einander nicht uͤberſehen werden darf, verſteht ſich von ſelbſt.

Erſte16I. Periode. I. Theil.

Erſte Periode. Vom Ende des funfzehnten Jahrhunderts bis an das Zeitalter von Ludwig XIV. 1492 1661.

Erſter Theil. Geſchichte des ſuͤdlichen Europaͤiſchen Staatenſyſtems.

1. Den eigenthuͤmlichen Charakter dieſer Periode beſtimmt die, bald nach ihrem Anfange ausbrechende, Reformation. Indem das durch ſie aufgeregte religioͤſe Intereſſe auch in der Politik das herrſchende wird, werden Religionshaͤndel zugleich politiſche Haͤn - del; und Religionsparteien zugleich politiſche Par - teien. War auch dieſe Verbindung bald mehr bald weniger eng; ſo blieb ſie es doch, die dem Geiſt des Zeitalters ſeine Richtung gab.

2. Wenn gleich das ſuͤdliche Staatenſyſtem die ſaͤmmtlichen Staaten des ſuͤdlichen Europas umfaßt, ſo ſind doch Spanien, Frankreich, England, Oeſtreich, das deutſche Reich, der Pabſt und die Pforte, die Hauptglieder desſelben. Durch ſie wurden die politiſchen Verhaͤltniſſe beſtimmt; undman17Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. 1492 -- 1661. und man koͤnnte ſie vergleichungsweiſe gegen die uͤbri - gen, die paſſiv waren oder doch bald wurden, die activen Mitglieder nennen.

Spanien hatte unter Ferdinand und Iſabella unter jenen Reichen die glaͤnzendſte Zukunft vor ſich. Die vorbereitete Vereinigung Aragons, (wozu auch Sicilien und Sardinien gehoͤrte;) und Caſtiliens durch ihre Heyrath 1469 legte den Grund zu ſeiner innern Staͤrke; und die Ent - deckung Americas eroͤffnete ihm[unermeßliche] Ausſichten. Doch war es eigentlich die Eroberung Granadas 1492, welche den Nationalgeiſt weckte; aber auch den Koͤni - gen, hauptſaͤchlich durch ihre Inquiſition, den Weg zu der Allgewalt bahnte, ohne daß eben deßhalb die Form der ſtaͤndiſchen Verfaſſung (Cortes) ſo bald veraͤndert waͤre.

Nicht geringere Vortheile, (die Entdeckungen abgerech - net), genoß Frankreich. Wenn gleich damals noch um vieles beſchraͤnkter an Umfang, doch durch die Acquiſition von Bretagne durch die Heyrath Carl's VIII. 1491 arron - dirt, war durch die Politik Ludwig's XI., und den Fall des letzten uͤbermaͤchtigen Vaſallen Carl's des Kuͤhnen von Burgund 1477, die koͤnigliche Macht ſo feſt wie irgendwo gegruͤndet, und die Macht der Staͤnde (Etats généraux) bereits ſichtbar im Sinken. Aber welche Vortheile hatte Frankreich, als Hauptglied eines Staatenſyſtems betrachtet, nicht auch ſchon durch ſeine geographiſche Lage vor den uͤbri - gen voraus?

Auch in England hob ſich die koͤnigliche Macht unter Heinrich VII. 1483 1509. nach Beendigung der Kriege mit der weißen und rothen Roſe, planmaͤßig auf aͤhnliche Weiſe. War gleich das Parlament nach ſeinen Hauptfor - men gebildet, ſo war es und blieb es noch lange ein Koͤr - per ohne Geiſt; aber durch ſeine Organiſation mehr als andre ſtaͤndiſche Verſammlungen des Lebens faͤhig. Noch getrennt von Schottland, mit ſchwankender Herrſchaft in Irrland, und ohne eine Kriegsflotte wuͤrde England an denBConti -18I. Periode. I. Theil. Continentalhaͤndeln kaum Antheil haben nehmen koͤnnen, haͤtte ihm nicht der noch uͤbrige Beſitz von Calais gleichſam das Thor von Frankreich eroͤffnet; jedoch ein Thor, durch welches ſich nicht mehr weit vordringen ließ.

Die Oeſtreichiſche Monarchie war erſt im Wer - den; da die meiſten Beſitzungen nicht weniger zerſtreut als ungewiß waren. Zu dem alten Beſitze von Oeſtreich (ſeit 1276) kamen ſeit 1477 durch die Heyrath Maximi - lian's mit Maria von Burgund die Niederlande, und als auch die Anſpruͤche der Habsburger auf Ungarn und Boͤh - men ſeit 1527 einen dauernden Beſitz herbeyfuͤhrten, ward dieſer nicht nur durch die Wahlreichen eignen Factionen, ſondern auch beſonders in Ungarn durch die Tuͤrkenkriege beſchraͤnkt. Auch die Kayſerkrone gab wenig Kraft bey vielem Glanze. Ohne die eroͤffnete Ausſicht auf den Spa - niſchen Thron (ſ. unten) waͤre die Macht Oeſtreichs ſehr beſchraͤnkt geblieben.

Das deutſche Reich, voll Leben in ſeinen einzelnen Theilen, blieb dennoch ohnmaͤchtig als Ganzes, bis die Re - formation ſeine Kraͤfte aufregte, aber meiſt nur zum innern Zwiſt. Von allen Uebeln der innern Zerſtuͤckelung, und der Uebermacht der Nachbarn gedruͤckt, behauptete ſich doch die - ſer wunderbare Staat theils durch eigne Macht, theils durch einzelne gluͤckliche Verhaͤltniſſe, theils aber, und vor - zuͤglich, durch die bald allgemein werdende Ueberzeugung, daß an ſeine Erhaltung und Freyheit die des ganzen S[t]aa - tenſyſtems von Europa geknuͤpft ſey. Wie haͤtte auch ohne einen ſolchen Centralſtaat, Niemanden furchtbar, aber Allen wichtig, ein ſolches Syſtem ſich nur ausbilden moͤ - gen? War nicht auch an dieſe Form die Cultur deutſcher Nation, und mit ihr ein weſentlicher Theil der Cultur Europas geknuͤpft? Die endliche Aufloͤſung eines Staats giebt nicht den Maaßſtab ſeines Werths, und doch wird vielleicht gerade hier der Untergang dieſen fuͤr Europa erſt recht fuͤhlbar machen.

Die19Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. 1492 -- 1661.

Die Paͤbſte erſchienen in der doppelten Geſtalt, als Beherrſcher des Kirchenſtaats (ſ. unten), und als Ober - haͤupter der Chriſtenheit. Das Intereſſe des Einen war nicht daſſelbe mit dem Intereſſe des Andern. Aber auch abgeſehen von dieſen Colliſionen, wie ſchwer blieb nicht durch ihre politiſchen Beziehungen die letztre Rolle? Voll hoher Anſpruͤche, und doch ohne Waffen; nur geſtuͤtzt auf die oͤffentliche Meinung, und doch mit der oͤffentlichen Mei - nung in ſtetem und ſtets wachſendem Kampfe, behauptete ſich dieſe Macht, ohne etwas aufzugeben, auch wenn ſie es verloht durch Conſequenz; wohl wiſſend, daß man ihrer am Ende doch nicht entbehren koͤnne.

Die Pforte, damals weſentlich erobernde Macht, er - reichte den Gipfel ihrer Groͤße unter Soliman II. 1520 1566). Furchtbar durch ihr regelmaͤßiges Fußvolk, die Janitſcharen, drohte ſie es nicht weniger durch ihre See - macht zu werden, die mit der Herrſchaft des Mittelmeers zugleich die der Kuͤſtenlaͤnder ihr haͤtte ſichern koͤnnen. Dem chriſtlichen Europa feindlich gegenuͤber ſtehend, war ſie dieſem fremd; und nach dem Wunſche der Paͤbſte ſollte lange die Tuͤrkengefahr die Vereinigung der Chriſten - heit bewirken; aber ihre bald mit Frankreich angeknuͤpfte Verbindung vereitelte dieſe Hoffnung; und machte ſie zu einem wenn gleich immer fremdartigen Gliede des Europaͤiſchen Staatenſyſtems.

Von den uͤbrigen Staaten des ſuͤdlichen Europas war Portugal nur mit ſeinen Entdeckungen und Eroberungen beſchaͤftigt (ſ. unten); die Schweiz, anfangs furchtbar durch ihre Soͤldner, zog ſich bald in eine gluͤckliche Unthaͤ - tigkeit zuruͤck; und auch Venedig glich allmaͤhlig einem reichen Handelshauſe, das die meiſten ſeiner Geſchaͤfte auf - giebt, um ſich in Ruhe zu ſetzen.

B 2Erſter26[20]I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.

Erſter Zeitraum.

I. Geſchichte der Haͤndel und Streitigkeiten uͤber Italien. von 1494 bis 1515.
  • Iſtoria d'Italia di Francesco Guicciardini. II Vol. fol. Venezia 1738. Das Hauptwerk, da der Verfaſſer zugleich Zeitgenoſſe, Theilnehmer und unpartheyiſcher Erzaͤhler und Beurtheiler der Begebenheiten iſt. Das Werk geht von 1490 bis 1532.
  • Mémoires de Philippe de Comines. Vol. III. Sie endigen ſchon mit 1498.
  • Die Werke ſowohl uͤber allgemeine franzoͤſiſche Geſchichte, von Mezeray, Daniel, Meuſel u. a., als auch die Special - geſchichten von Carl VIII. (in Godefroi Hiſtoire de Char - les VIII. Paris 1684.) und Ludwig XII. Hiſtoire de Louis XII. par Varillas. Paris 1688. und die vom D. Gode - froy herausgegebenen Vies Louis XII. Paris 1615. 1620. enthalten auch die Erzaͤhlung dieſer Begebenheiten; jedoch natuͤrlich nur mit Ruͤckſicht auf Frankreich.

3. Italien ward gegen das Ende des 15. Jahrhunderts das Ziel der Eroberungen, und dadurch der Mittelpunct der Europaͤiſchen Politik. Wenn der innere Zuſtand dieſes Landes dazu geſchickt war, die Eroberer zu reizen; ſo war er es nicht weniger, die einmal angefangenen Haͤndel zu unterhalten. In einem ſo zertheilten Lande fehlte es nicht an Stoff zu innerm Streit: und wie konnte dieſer den Fremden es an Gelegenheit zur Einmiſchung fehlen laſſen, ſeit -dem21A. 1. Haͤnd. u. Streit. uͤb. Ital. 1494 -- 1515. dem ſie einmal Theil genommen hatten? Wie unbe - deutend daher auch oft die Haͤndel der Italiaͤniſchen Staaten fuͤr das Ganze ſcheinen moͤgen, ſo ſind ſie es doch keinesweges. Dieſe kleinen Raͤder waren es, die das große Triebwerk der Europaͤiſchen Politik da - mals am meiſten in Bewegung ſetzten und erhielten.

4. Schilderung des politiſchen Zuſtandes des durch Wiſſenſchaft und Kunſt herrlich aufbluͤhenden Italiens um dieſe Zeit. Schon ſeit mehr als Einem Jahrhundert war es gleichſam eine Welt fuͤr ſich, ſo - wohl in Ruͤckſicht ſeiner Politik als ſeiner Cultur. Im Genuß der Unabhaͤngigkeit bildeten ſeine Staaten ein Syſtem, in welchem ſich mit dem Streben zur Aufrechthaltung des Gleichgewichts auch eine verfei - nerte Politik ausgebildet hatte, die aber, beſonders ſeit dem Tode des großen Lorenzo von Medicis1492 immer mehr in einen bloß argliſtigen Egoiſmus aus - artend, bald ſich ſelber ſtuͤrzte. Die Hauptglieder dieſes Syſtems waren das Herzogthum Mayland und die Republik Venedig im Norden; die Repu - blik Florenz und der Kirchenſtaat in der Mitte; und das Koͤnigreich Neapel im Suͤden.

1. Das Herzogthum Mayland, zu dem damahls auch nicht nur Parma und Piacenza, ſondern auch Genua gehoͤrte, war deutſches Reichslehen; aber ſeit dem Ausſterben des Mannsſtamms des Hauſes Viſconti 1450 im Beſitz des Hauſes Sforza, aus dem nach dem Tode des Stifters Franz Sforza 1466, und der ErmordungB 3ſeines22I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. ſeines Sohns Galeazzo Maria 1476, deſſen Sohn, der ſchwache Johann Galeazzo, unter der Aufſicht ſeines herrſchſuͤchtigen Oheims Ludwig Morus regierte, der ihn endlich 1494 verdraͤngte.

2. Die Republik Venedig hatte auf dem Continent von Italien bereits alle ihre nachmaligen Beſitzungen acqui - rirt, ohne der Hoffnung zu entſagen, noch mehr zu erlan - gen. Ihre erblichen Vergroͤßerungsplaͤne waren gegen Romagna (das ſie meiſt inne hatte) und Mayland gerich - tet. Bis zum vollen Beſitze des letztern reichten kaum ſelbſt die kuͤhnſten Wuͤnſche des Senats; aber die einmal feſt ge - wurzelten Projecte wurden mit aller der Schlauheit und Beharrlichkeit verfolgt, deren nur eine ſolche Ariſtocraten - Politik faͤhig iſt. Wo galt damals nicht Venedig fuͤr den Meiſter in der Staatskunſt?

3. Das paͤbſtliche Gebiet war nicht nur im Norden noch ſehr unbeſtimmt, ſondern auch die, noch wenig ge - brochne, Macht der großen Familien in mehreren Staͤdten machte dieſe Herrſchaft noch ſchwankender. Die Paͤbſte ſelbſt ſtanden nicht ſelten ihrer Vergroͤßerung durch den Nepotis - mus entgegen, der ſie bewog, das Intereſſe ihrer Familien dem des R. Stuhls vorzuziehen; worin der damalige Pabſt Alexander VI. (1491 1503) nicht leicht von einem ſei - ner Vorgaͤnger oder Nachfolger uͤbertroffen wurde.

4. Die Florentiniſche Republik ſtand bey ihrer democratiſchen Form dennoch ſeit faſt Einem Jahrhundert unter dem Principat des Hauſes Medici, deſſen Chef ſeit dem Tode des großen Lorenzo ſein ihm ungleicher Sohn Pie - tro war. War gleich ſeit der Unterjochung Piſa's 1407 ihr Gebiet erweitert, ſo war doch noch der Geiſt der Piſa - ner nicht unterjocht. Sowohl darin, als in der Art des Principats der Mediceer, der, nur auf uͤberlegne Talente gebaut, wanken mußte, ſobald dieſe fehlten, lagen Keime zu Revolutionen, die nur zu reichliche Fruͤchte trugen.

5. Das Koͤnigreich Neapel (von Sicilien, das zu Ara - gon gehoͤrte, getrennt;) ſtand unter einer Nebenlinie dieſesHau -23A. 1. Haͤnd. u. Streit. uͤb. Ital. 1494 -- 1515. Hauſes. Alfons V. (I.) von Aragon ( 1458) hatte es ſeinem unaͤchten Sohn Ferdinand I. vermacht, dem zwar 1494 ſein aͤlterer Sohn Alfons II. folgte, der jedoch be - reits 1495 die Krone ſeinem Sohn Ferdinand II. uͤber - gab; welcher, da er bereits 1496 ſtarb, ſeinen Oheim Friedrich zum Nachfolger hatte, der 1501 ſein Reich an Ferdinand Catholicus verlohr. Der groͤßte Staat Italiens war dennoch der ſchwaͤchſte, weil die Koͤnige gehaßt, und die Nation ohne Charakter war.

5. Eroberungszug von Carl VIII. von1494 Frankreich gegen Neapel, um die ſchon von ſeinem Vater ererbten Anſpruͤche des juͤngern Hauſes Anjou auf dieſes Reich geltend zu machen. Die Aufhetzun - gen mißvergnuͤgter Emigranten, und die Einladung von Ludwig Morus, um ſich in Mayland zu behaup - ten, gaben den Ausſchlag; an die Eroberung Nea - pels knuͤpfte man aber ſelbſt ein noch groͤßeres Project, das Tuͤrkiſche Reich zu ſtuͤrzen. Weitausſehende Plaͤne gehoͤren fuͤr die Kindheit der Politik; die es noch nicht verſteht, die Mittel zur Ausfuͤhrung und die Schwierigkeiten zu meſſen.

Leichte und unblutige Einnahme Italiens und Neapels 1494. Sept. bis May 1495., indem Koͤnig Ferdinand II. nach Iſchia fluͤchtet, und ſowohl Florenz als Rom Carl'n die Thore geoͤffnet hatten. Bereits am 22. Febr. hielt Carl VIII. ſei - nen Einzug in Neapel; worauf die Unterwerfung des Lan - des folgte. Ein Heer von 30000 Mann mit 140 Stuͤcken Geſchuͤtz reichte hin, Italien zu betaͤuben und einzunehmen, aber nicht es zu behaupten.

B 46.24I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.

6. Allein ſchon waͤhrend des Zuges begannen die Unterhandlungen zu einem Buͤndniß, die Fremden aus Italien wieder zu vertreiben, deſſen Seele Ve - nedig wurde. Der Pabſt und ſelbſt Ludwig Morus verbanden ſich mit ihm; Ferdinand von Spanien und Maximilian waren zum Beytritte geneigt; und ſogar mit dem Erbfeind der Chriſtenheit trat man in aller Stille in Unterhandlungen. Schon im May mußte Carl VIII. Neapel wieder raͤumen, und ſich durch - ſchlagen, um wieder nach Hauſe zu kommen.

Abzug des Koͤnigs mit der halben Armee aus Neapel 20. May 1495. Treffen und Sieg bey Fornua uͤber die Ve - nezianer und ihre Verbuͤndeten 6. Jul. Die zuruͤckgebliebe - ne Haͤlfte in Neapel mußte capituliren, und Ferdinand II. gelangte wieder zum Beſitz ſeines Reichs.

7. Aber auch der mißlungene Verſuch war nicht ohne Folgen fuͤr Europa. Den Eroberungsplaͤnen war in Italien ein Ziel vorgeſteckt; ein Geiſt des Unterhandelns war aufgelebt; und was mehr als alles dieſes wirkte die Leidenſchaften waren aufgeregt; denn Carl VIII. wollte ſich raͤchen. Der aufgeregte Kampf zwiſchen Piſa und Florenz erhielt die Gaͤhrung in Italien, weil ſowohl Mayland als Venedig dabey zu gewinnen hofften; und erleichterte es den Auslaͤndern, hier Verbuͤndete zu finden. 1408 7. Apr.Doch erlebte es Carl VIII. nicht mehr, ſich raͤchen zu koͤnnen, da ein ploͤtzlicher Tod ihn wegraffte.

8. Er -25A. 1. Haͤnd. u. Streit. uͤb. Ital. 1494 -- 1515.

8. Erweiterung der Eroberungsplaͤne unter ſei - nem Nachfolger Ludwig XII. ; der außer den alten Anſpruͤchen auf Neapel, auch noch eigne auf May - land, von ſeiner Großmutter Valentina, aus dem Hauſe Viſconti, auf den Thron brachte. Venedig und dem Pabſt ward ein Theil von der Beute verſpro - chen; und waͤhrend man noch mit den fremden Maͤch - ten unterhandelte, war die leichte Eroberung ſchon gemacht.

Einnahme Maylands Aug. 1499. Flucht von Ludwig Morus, und, nach vereiteltem Verſuch zur Wiedereinnah - me, Gefangenſchaft, 10. Apr. 1500, worin er ſein Leben endigen mußte. Venedig erhaͤlt Cremona und Ghirar d'Ad - da; und fuͤr Alexander VI. ſchien endlich ſein Wunſch der Erfuͤllung nahe zu ſeyn, ſeinem Sohne Ceſar Borgia in Romagna ein unabhaͤngiges Fuͤrſtenthum zu verſchaffen.

9. Die Einnahme Maylands wuͤrde zu einem Angriff auf Neapel ſogleich den Weg gebahnt haben; wenn ohne eine vorlaͤufige Uebereinkunft mit Spanien dieſes moͤglich geweſen waͤre. Ferdinand Catholicus ſchloß im Geheim einen Vergleich, um an ſeinem Vetter Friedrich von Neapel, und demnaͤchſt an Ludwig XII. ſelber, zum Verraͤther zu werden; und der Pabſt verſprach die Inveſtitur.

Geheimer Theilungstractat zwiſchen Ferdinand und Lud - wig XII., 11. Nov. 1503. Leichte Ueberwaͤltigung des be - trogenen Koͤnigs Friedrich, (der in Frankreich in der Ge - fangenſchaft ſtarb;) und Einnahme des Reichs im Jul. 1501.

B 510.36[26]I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.

10. Entſtehender Zank, und demnaͤchſt Krieg uͤber die Theilung, weil jeder das Ganze haben wollte. Groͤßere Verbindungen im Innern, Hinter - liſt, und ein Feldherr wie Gonſalvo von Cordua, gaben Ferdinand das Uebergewicht; und bald bleibt Spanien im alleinigen Beſitz; der durch eine Heyrath ihm geſichert wird. So hatten ſich alſo zwey fremde Maͤchte in Italien feſtgeſetzt; Frankreich in May - land, und Spanien in Neapel.

Niederlage der Franzoſen bey Seminara am 21. April, und am Garigliano 27. Dec. 1503. Auf den ge - ſchloſſenen Waffenſtillſtand, 31. Maͤrz 1504, folgt die gaͤnz - liche Beylegung des Streits durch die Heyrath Ferdinand's mit Germaine de Foix, der Nichte Ludwig's XII., der er ſeine Anſpruͤche auf Neapel als Mitgift mitgab. 12. Oct. 1505.

11. Indem Italien ſo das gemeinſchaftliche Ziel der Politik blieb, wurden die Verhaͤltniſſe durch eine neue Pabſtwahl noch verwickelter; als Julius II.1503 den erkauften paͤbſtlichen Stuhl beſtieg. Mit kuͤhner, aber laͤngſt geuͤbter, Hand griff er in das Triebwerk der Europaͤiſchen Politik, und wußte es ein Decen - nium hindurch meiſt nach ſeinem Willen zu lenken. Selten hat wohl ein Schwaͤcherer das gefaͤhrliche Spiel mit den Maͤchtigern ſo dreiſt, ſo ſchlau und ſo gluͤcklich geſpielt! Freylich aber konnte kein Friede werden, ſo lange ein ſolcher Pabſt die Chriſtenheit regierte.

Erſtes27A. 1. Haͤnd. u. Streit. uͤb. Ital. 1494 -- 1515.

Erſtes Project von Julius II., den ſeit Alexan - der's VI. Tode von ſelbſt zerfallenden Staat des Ceſar Borgia, Romagna, Bologna und Ferrara, deſſen ſich aber meiſt die Venezianer bemaͤchtigt hatten, an den Roͤmiſchen Stuhl zu bringen. Die daraus entſtandenen Kriege fuͤhr - ten zu dem zweyten und groͤßeren Project der Vertreibung der Fremden, beſonders der Franzoſen, aus Italien.

12. Haͤndel mit Venedig uͤber Romagna, die zu dem Plan einer großen Allianz fuͤhren, die jedoch, beſonders wegen der innern Vorfaͤlle in Spanien nach dem Tode der Iſabella, nur langſam reifen konn -1504 ten. Die Frucht davon war die Ligue zu Cam -1508 brai, als[geheime] Verbindung gegen Venedig zwiſchen Ludwig XII., Maximilian, Ferdinand Ca - tholicus und dem Pabſt geſchloſſen. Die Verbin - dung war ſo leicht zu Stande gebracht, da ſie den Lei - denſchaften und dem Intereſſe von allen ſchmeichelte, daß es faſt dem Pabſt gereute, da er nicht den Fa - den in der Hand behalten konnte. Es war wenigſtens nicht ſeine Schuld, wenn die Venezianer ſich nicht warnen ließen. Die ſtolzen Republikaner ſchienen es nicht zu wiſſen, daß Koͤnige ſelten Freunde von Re - publiken ſind.

Abſchluß der Ligue zwiſchen Ludwig XII. und Maximi - lian I. 10. Dec. 1508. Die andern traten demnaͤchſt bey. Ihr Zweck: Demuͤthigung der Republik, und Wegnahme ihres Continentalgebiets, das ſchon vorlaͤufig getheilt war.

13. Doch war es weit mehr die leidenſchaftliche Raſchheit des maͤchtigſten der Verbuͤndeten, als dieGroͤße28I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. Groͤße der Verbindung, welche der Republik den Un - tergang drohte; und den Angriff von Ludwig XII. haͤt - te ſelbſt die Trennung der Ligue wohl nicht abgehalten. Nicht ihre Waffen, aber ihre Politik rettete die Re - publik. Es war nicht ſchwer, eine Verbindung auf - zuloͤſen, die ſo wenig in ſich ſelber zuſammenhieng.

Niederlage der Venezianer bey Agnadello 15. Apr. 1509, und Verluſt des feſten Landes, da auch der Pabſt Romagna wegnimmt, und ſie mit dem Bann belegt. Anfang des Zwiſts zwiſchen Ludwig und Maximilian, und nach der Wiedereinnahme Padua's angeknuͤpfte Unterhand - lung und Ausſoͤhnung der Republik mit dem Pabſt, dem die Staͤdte in Romagna bleiben (25. Febr. 1510); ſo wie Ferdinand die Haͤfen in Apulien.

14. Aus der aufgeloͤſten Verbindung geht aber durch Julius II., der wohl wußte, daß geweſene Freunde die erbittertſten Feinde werden, eine zwey -1511 te, noch groͤßere, gegen Frankreich hervor. Zum Schutz des Roͤmiſchen Stuhls gegen die An - maßungen Frankreichs beſtimmt, hieß ſie die heilige Ligue; gaͤnzliche Vertreibung der Franzoſen aus Italien war dabey der Wunſch des Pabſtes und der Venezianer; die Eroberung des Spaniſchen Na - varra's der von Ferdinand; und durch dieſen ward Heinrich VIII. von England gewonnen. Auch Maximilian I. ward wenigſtens durch einen Waf - fenſtillſtand mit Venedig unthaͤtig gemacht; aber das Meiſterſtuͤck der paͤbſtlichen Politik war es, dieSchwei -29A. 1. Haͤnd. u. Streit. uͤb. Ital. 1494 -- 1515. Schweizer zu gewinnen; denn nur durch ſie konnte Mayland Frankreich entriſſen werden.

Schließung der heil. Ligue 5. Oct. 1511. zwiſchen dem Pabſt, Ferdinand Cathol[icu]s und Venedig; dem Kay - ſer und Heinrich VIII. wird der Beytritt freygeſtellt. Ge - winnung der Schweizer ſeit 1510.

15. Der jetzt folgende Kampf, der durch den mißlungenen Verſuch Ludwig's zu einem Conci - lium zu Piſa, zur Abſetzung des Pabſtes, jetzt1511 ein wahrer Kampf gegen die Hierarchie ward, waͤre vielleicht gluͤcklich von Frankreich beſtanden, haͤtte nicht der junge Gaſton von Foix in der Schlacht bey Ravenna ſeine Heldenlaufbahn geendigt. Von allen Seiten angegriffen, aus Mayland durch die Schweizer vertrieben, von dem Pabſt in den Bann gethan, wuͤrde ſich Ludwig XII. kaum aus ſeiner Verlegenheit haben ziehen koͤnnen, waͤre ihm nicht der Tod des Pabſtes zu Huͤlfe gekommen.

Uebergewicht Frankreichs unter Guſtav von Foix bis auf ſeinen Tod in der Schlacht bey Ravenna, Nov. 1511. 11. April 1512. Einfall der Schweizer in May - land, May 1512; das von ihnen an Maximilian Sforza, aͤlterem Sohn von Ludwig Morus, gegeben wird. Er - neuerter Verſuch Ludwig's XII. zur Wiedereroberung verei - telt durch die Schlacht bey Novara 6. Jun. 1513. Folge dieſer Vertreibung der Franzoſen aus Italien war die Ruͤck - kehr der 1495 vertriebenen Mediceer nach Flo - renz, durch Huͤlfe der Ligue und einer Inſurrection, 31. Aug. 1512, mit einer Gewalt, die nur den Nahmen der Republik hier uͤbrig ließ. Florenz trat nun foͤrmlich der heiligen Ligue bey. Um30I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. Um eben die Zeit Eroberung des Spaniſchen Na - varras, als verbuͤndeten Staats von Frankreich durch Ferdinand Catholicus 1512. Einfall Heinrich's VIII. in Ar - tois, und der Schweizer in Burgund, Aug. 1513. Unter - deſſen Tod des Pabſt[es]Julius II. 21. Febr. 1513, dem Leo X. aus dem Hauſe Medici folgt.

16. Aufloͤſung der Ligue, da der neue Pabſt ſich mit Frankreich ausſoͤhnt, ſobald nur Ludwig XII. das Concilium zu Piſa verwarf. Mit Ferdinand wurde leicht Friede, als man ihm ſeine Beute Navarra ließ. Heinrich VIII., der als Schwie - gerſohn von ihm abhieng, ward durch Geld und eine Heyrath gewonnen, und die Schweizer betrog man. So blieben Frankreich, nach allen ſeinen Er - oberungen, nichts als ſeine Anſpruͤche; die viel - leicht Ludwig XII. noch mal wieder durchzuſetzen ver -1515 ſucht haͤtte, waͤre ihm nicht der Tod zuvorgekommen.

Vertrag mit Ludwig XII. 6. Oct. 1513. Mit Ferdi - nand von Aragon 1. Dec. 1513. Mit den Schweizern, in - dem man ſie durch falſche Geißeln hintergieng, ein Still - ſtand 13. Sept. 1513. Auch mit Maximilian 1. ein Stillſtand wegen Mayland, deſſen neuer Herzog von ihm war beſtaͤtigt worden. Der erkaufte Frieden mit Eng - land wird durch eine Heyrath Ludwig's XII. mit der Schwe - ſter Heinrich's VIII., Maria, befeſtigt 7. Aug. 1514. Aber ſchon am 1. Jan. 1515. ſtarb Ludwig XII.

17. Bey aller Thaͤtigkeit erſcheint die Politik dieſes Zeitraums doch in ihrer Kindheit. Die Ver - ſchlingung ihrer Faͤden wird faſt zum Gewirr. Keingro -31A. 1. Haͤnd. u. Streit. uͤb. Ital. 1494 -- 1515. großes Intereſſe, nicht das bleibende der Voͤlker, ſondern nur das augenblickliche der Herrſcher ſetzte ſie in Bewegung. Eben daher auch keine feſte Verbin - dungen, ſondern ewiger Wechſel! Wie konnten auch dergleichen entſtehen; wo man es kaum Hehl hatte, daß man ſich einander nur zu betriegen ſuchte?

18. Die Staatswirthſchaft ſchien zwar durch das gute Beyſpiel, das Ludwig XII. und ſein Miniſter, Cardinal Amboiſe, gaben, zu ge - winnen. Aber neue und große Ideen daruͤber wach - ten ſelbſt in Frankreich noch nicht auf; und das gute Beyſpiel blieb ohne Nachahmer. Geld zu den Kriegen zu haben, nur unter Ludwig XII. mit moͤglichſter Schonung der Unterthanen, (und auch das war viel werth!) blieb noch immer ihr einziges Ziel; und ſelbſt die Entdeckung der neuen Welt und die dadurch erregten Hoffnungen beſchraͤnkten den Geſichtskreis noch mehr darauf, als daß ſie ihn erweitert haͤtten.

19. Auch die Kriegskunſt machte weniger Fortſchritte, als man haͤtte erwarten moͤgen; und konnte ſie auch nicht wohl machen, ſo lange ein gutes Fußvolk nur bey den Schweizern zu miethen war, oder man ſich mit deutſchen Lanzknechten half. Auch war unter den Fuͤrſten des Zeitalters kei - ner, der als großes militaͤriſches Genie geglaͤnzt haͤtte.

II. Ge -32I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
II. Geſchichte der Entſtehung des Colonialweſens. von 1492 bis 1515.
  • Hiſtoire des Etabliſſements des Europeens dans les deux In - des; par Mr. l'abbé Raynal. à Geneve 1781. 10 Voll. Ein Werk, gleich reich an ſophiſtiſchen Declamationen, lehr - reichen Entwickelungen, und hoͤchſt wichtigen ſtatiſtiſchen Nachrichten.
  • Les trois ages des Colonies, ou de leur état paſſé, préſent st à venir; par Mr. de Pradt. 1801. 3 Voll. Der Verf. iſt Vertheidiger der Freyheit der Colonien; aber auch poli - tiſcher Projectmacher.
  • An Inquiry into the colonial policy of the European po - wers, in two volumes. By Henry Brougham. Edim - burg 1803. Viel Studium des Gegenſtandes: aber nur zu wenig praktiſche Kenntniß.
  • Den Theil der Colonialgeſchichte, der Oſtindien betrifft, enthaͤlt bis auf die Mitte des 18. Jahrhunderts ausfuͤhr - lich: Geſchichte der oſtindiſchen Handelsgeſell - ſchaften, in der Halliſchen Allgemeinen Weltge - ſchichte, B. 25. 26. 1763.
  • Die vorzuͤglichſte allgemeine hiſtoriſche Ueberſicht der Colonien der einzelnen Voͤlker giebt Eichhorn's Ge - ſchichte des neuern Europas, B. 5., der Aſien, und B. 6., der Africa und America umfaßt.

1. Unter dem Nahmen der Colonien begreift man alle Beſitzungen und Niederlaſſungen der Euro - paͤer in fremden Welttheilen. Sie zerfallen aber nach ihrem Zweck und ihrer Einrichtung in vier verſchie - dene Claſſen. Dieſe ſind 1. Ackerbau-Colo - nien. Ihr Zweck iſt Landwirthſchaft; die Coloni - ſten werden Landeigenthuͤmer und foͤrmlich einheimiſch;und33A. 2. Geſch. d. Entſt. d. Colon. 1492 -- 1515. und erwachſen bey dem Fortgange zu einer wahren Nation. 2. Pflanzungs-Colonien. Ihr Zweck iſt Erzeugung beſtimmter Naturproducte in Plantagen fuͤr Europa. Die Coloniſten, wenn gleich Landbeſitzer, werden doch weniger einheimiſch, und ihre Zahl bleibt auch meiſt zu gering, als daß ſie zu einer Nation erwachſen koͤnnten. In ihnen iſt Scla - verey vorzugsweiſe zu Hauſe. 3. Bergbau-Co - lonien. Ihr Zweck iſt die Gewinnung der Metalle. Die Coloniſten werden in ihnen einheimiſch. Sie koͤnnen ſehr ausgedehnt, aber als bloße Bergbau-Co - lonien nicht ſehr volkreich werden. 4. Handels - Colonien. Ihr Zweck iſt Handel mit den Natur - producten des Landes oder des Meers, (Fiſche - reyen), und den Kunſtproducten der einheimiſchen Voͤlker. Sie beſtanden anfangs nur aus Niederlaſ - ſungen zu Stapelplaͤtzen des Handels; aber durch Ge - walt und Liſt erweiterten ſich dieſe zu Eroberungen, ohne daß doch der Hauptzweck ſich aͤnderte. Die Fremden, wenn gleich Herren, werden doch in ihnen zu wenig Landbeſitzer, um einheimiſch zu werden. Wenn gleich mehrere dieſer Zwecke ſich bey denſelben Colonien vereinigen laſſen, ſo wird doch Einer derſel - ben immer Hauptzweck ſeyn; und nach dieſem der ganze Charakter der Colonie ſich beſtimmen.

2. Was Colonien jeder Art fuͤr den Mutter - ſtaat ſeyn koͤnnen, mußte erſt eine langſame Erfah -Crung34I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. rung lehren. Ohne ihren wahren Werth zu kennen, ging man aus von der Idee des abſoluten Beſitzes, und der Ausſchließung aller Fremden. Ob dieß Ver - fahren rechtlich ſey, ob es auch nur rathſam ſey? fiel Niemanden ein zu fragen. Wo haͤtte man auch andere Ideen ſchoͤpfen ſollen? Leider! aber wurde dadurch gleich anfangs dem Colonialweſen der Euro - paͤer eine Richtung gegeben, die zum Ungluͤck der Mutterlaͤnder, und noch mehr der Colonien, unver - aͤnderlich war. Doch entwickelte ſich gleich anfangs durch die verſchiedene Natur der Laͤnder und ihrer Bewohner eine weſentliche Verſchiedenheit der Colo - nien des weſtlichen und des oͤſtlichen Indiens in Anſe - hung der Benutzung.

3. Wie beſchraͤnkt aber auch immer der Ge - ſichtskreis blieb, ſo waren doch die Folgen uner - meßlich. Indem a. der ganze Gang, wie die ganze Einrichtung des Welthandels ſich aͤnderte, weil er aus Landhandel (was er bis dahin, ſeinem weſent - lichen Charakter nach, ſtets hatte bleiben muͤſſen,) in Seehandel umgeſchaffen ward. Ebendaher aber b. die geographiſche Lage der Laͤnder ihre Wichtigkeit oder Unwichtigkeit fuͤr den Handel nach einem ganz andern Maaßſtabe beſtimmte; da es in der Natur die - ſer Veraͤnderung lag, daß in Europa jetzt die weſt - lichen Laͤnder ſtatt derer am Mittelmeer die Sitzedes35A. 2. Geſch. d. Entſt. d. Colon. 1492 -- 1515. des Welthandels wurden. Auch waren es zuerſt die beyden weſtlichſten Voͤlker, Spanier und Portu - gieſen, welche daran Antheil nahmen. Doch leg - ten in dieſem Zeitraum die Spanier nur erſt den Grund zu dem Gebaͤude ihres Colonialſyſtems; die Portugieſen hingegen fuͤhrten das ihrige ſchon faſt gaͤnzlich auf. Beyde aber gruͤndeten ihre Anſpruͤche auf die Schenkungen des Pabſtes, als allge - meinen Oberherrn, zur Bekehrung der Heiden.

Bulle des Pabſtes Alexander VI. 1493; wodurch ein Meridian, 100 Meilen weſtlich von den Azoren, als Schei - dungslinie beſtimmt wurde; die jedoch, bereits 1494 durch den Tractat von Tordeſillas, durch eine Bulle 1506 beſtaͤ - tigt, bis auf 375 Meilen von jenen Inſeln hinausgeruͤckt ward.

4. Entdeckungen und Eroberungen der Spa - nier in dieſem Zeitraum. Die letzteren beſchraͤnkten ſich nur auf die Inſeln des Golfs von Mexico, unter denen jedoch Hiſpaniola (St. Domingo) durch die Goldgruben in dem Cibao-Gebirge bey weiten die wichtigſte wurde. Da die neue Welt nicht ſogleich andre wichtige Producte darbot, ſo wurde das Auf - ſuchen von Gold und Silber, zum Ungluͤck der Einge - bohrnen, hier das einzige Ziel.

Entdeckung Americas, zuerſt der Inſel St. Salva - dor (Guanahaini), durch Chriſt. Colomb, indem er den Weg nach Oſtindien ſucht, den II. Oct. 1492. Auf ſeinen drey folgenden Reiſen entdeckte er nicht nur die weſtindi -C 2ſche36I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. ſche Inſelwelt, ſondern auch einen Theil der Kuͤſten des Continents. Außer Hiſpaniola, der Hauptniederlaſſung, wurden noch auf Cuba, Portorico und Jamaica 1508 1510 von den Spaniern Anſiedelungen verſucht: der kleinern Inſeln achtete man nicht weiter, als um die Ein - wohner zu rauben. Entdeckung und Beſitznehmung des gro - ßen Oceans, und Nachrichten von Peru, durch Bilboa 1513. Der Gewinn, den die Spaniſche Regierung aus Weſtindien zog, blieb noch ſehr unbetraͤchtlich; ſo wie die Grundſaͤtze ihrer Colonialverwaltung noch unentwickelt.

  • Hiſtory of America by Robertson, London 1771. 2 Vol. 4.

5. Entdeckungen und Niederlaſſungen der Por - tugieſen in Oſtindien. Die Art des Entdeckens und die Beſchaffenheit der entdeckten Laͤnder erzeugte gleich den weſentlichſten Unterſchied zwiſchen dem Por - tugieſiſchen und Spaniſchen Colonialweſen. Das all - maͤhlige, planmaͤßige Fortſchreiten, das endlich nach Indien fuͤhrte, hatte ſchon manche Ideen durch die Erfahrung zur Reife gebracht; und die Beſchaffenheit Indiens ließ hier an keine Bergwerks -, ſondern nur an Handels-Colonien denken. Eben daher, bey aller Eroberungsluſt und Tyranney, doch keine große Laͤnderbeſitzungen, ſondern Feſtſetzung auf ein - zelnen Hauptpuncten, um den Handel ſich zuzueignen.

Anfang der Portugieſiſchen Schifffarthen, (erzeugt durch die Kriege mit den Mauren in Afrika, und geleitet durch Prinz Heinrich Navigator 1463) ſeit 1410. Entdeckung von Madeira 1419. Umſchiffung von Cap Bajador 1439 und des Cap Verde 1446. Entdeckung der Azoren 1448, der Inſeln des Cap Verde 1449, von St. Thomas nndAnno -37A. 2. Geſch. d. Entſt. d. Colon. 1492 -- 1515. Annobon 1471, von Congo 1484; wovon die Entdeckungs - reiſe uͤber Land nach Indien und Aethiopien von Covillan eine Folge war. Erreichung des Vorgebirgs der guten Hoff - nung durch Barth. Diaz 1486; und endliche Umſchiffung und Gelangung nach Indien uͤber Mozambique durch Vaſco de Gama 1498, unter Emanuel dem Großen. Landung in Calicut, und erſte Feſtſetzung in Cochin. Bereits 1481 waren durch eine Bulle von Sirt IV. alle jenſeit Cap Bojador im Namen der Portugieſen gemachte Entdek - kungen der Krone Portugal geſchenkt.

6. Umfang und Einrichtung der Portugieſiſchen Herrſchaft in Indien, von der Oſtkuͤſte von Afrika bis zu der Halbinſel Malacca und den Molucken, durch eine Kette von feſten Plaͤtzen und Factoreyen; ſo ſehr beguͤnſtigt durch die damalige Zerſtuͤckelung je - ner Laͤnder in viele kleine Staaten, leicht in Abhaͤn - gigkeit zu erhalten, und gegen einander aufzuhetzen. Der hohe Geiſt der erſten Vicekoͤnige, und ihre große Gewalt, als hoͤchſte Civil - und Militair - chefs, denen alle uͤbrige Gouverneurs untergeordnet wa - ren, eines Almeida (1505 1509), und vorzuͤg - lich des großen Albuquerque ( 1515) war es aber eigentlich, der die Gruͤndung einer ſolchen Herrſchaft moͤglich machte.

Mittelpunct ihrer Herrſchaft Goa, ſeit 1508; Sitz des Vicekoͤnigs. Die andern Hauptplaͤtze; Mozambique, Sofala und Melinda an der Kuͤſte von Afrika; Maſcate und Ormus im Perſiſchen Meerbuſen; Diu und Daman auf Malabar; welche Kuͤſte ganz von ihnen abhaͤngig war; Negapatam und Meliapur auf Coromandel; und Malacca ſeit 1511 auf derC 3Halb -38I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. Halbinſel gleiches Nahmens. In eben dem Jahr Entdeckung der Gewuͤrzinſeln; und ſeitdem Feſtſetzung auf Ternate und Tidor.

7. Der Handel mit Indien ward zwar bey den Portugieſen kein Monopol einer Compagnie, blieb aber mittelbarer Weiſe ein Monopol der Krone. Stand er gleich allen Portugieſen frey; ſo bedurften doch die Kaufleute der Erlaubniß der Regierung: und ſie hatte die Direction ſo wie den Schutz der Schifffahrt; auch behielt ſie einzelne Zweige des Handels ſich allein vor. In dieſen Formen lag ein Keim des Verderbens, der ſich bald entwickeln muß - te; aber ſo lange man Liſſabon zum alleinigen Haupt - markt der Indiſchen Waaren fuͤr Europa machen konn - te, war der Handel doch nicht weniger gewinnreich.

Der Portugieſiſche Oſtindiſche Handel begriff 1. den Zwi - ſchenhandel in Indien. Anknuͤpfung an einzelne Haupt - marktplaͤtze; Malacca fuͤr das jenſeitige Indien; Aden fuͤr Arabien und