PRIMS Full-text transcription (HTML)
[I][II][III]
Handbuch der Mineralogie
Mit vielen Holzſchnitten.
Tübingen,1855. Verlag der H. Laupp'ſchen Buchhandlung. Laupp & Siebeck.
[IV]

Druck von H. Laupp jr. in Tübingen.

[V]

Vorrede.

Nicht ohne Zögern habe ich mich an ein Werk gewagt, bei deſſen Entwurf ich mir ſchon geſtehen mußte, daß über einen in ſo vielen Lehr - und Handbüchern längſt durcharbeiteten Stoff ſonderlich Neues zu ſagen, wenigſtens unſer in mineralogiſcher Hinſicht ſo karge Ausbeute lieferndes Schwabenland nicht der Ort ſei. Dennoch bin ich als öffentlicher Lehrer der Mineralogie alljährlich berufen, mit der Entwickelung der Wiſſenſchaft Schritt zu halten, und einer Anzahl zum Theil eifriger Zuhörer den Weg zur Sache zu zeigen, was bekanntlich gerade in der Geſteinskunde ſeine eigenthümliche Schwierigkeit hat, wenn man nicht ganz auf der Oberfläche bleiben will, wie leider heutiges Tages eine Reihe von Büchern es ſich förmlich zur Aufgabe machen. Dazu kommt die übergroße Verſchiedenheit der Methoden: ſo daß ich mich vergeblich nach einem Buche umſah, welches ich meinen Vorleſungen hätte zu Grunde legen können.

Ich ſelbſt habe das Glück gehabt, den erſten mineralogiſchen Unter - richt aus der lauterſten Quelle zu ſchöpfen. Allein dieſe Quelle war nur den Zuhörern zugänglich, da es der Lehrer, wie einſt Werner, ſtets ab - lehnte, etwas Zuſammenhängendes über das ganze Gebiet durch den Druck zu veröffentlichen. Dieſer Umſtand hat weſentlich mit beigetragen, daß die ſcheinbar leichtere Methode von Mohs ſo ſchnellen Eingang fand: aber laſſe ich auch gern der Concinnität des Ausdrucks, der Schärfe der Be - ſtimmung und der Eleganz der Figuren alles Lob widerfahren, naturgemäß iſt die Darſtellung ſchon deshalb nicht, weil ſie auf Umwegen ſchwieriger Symbole ohne alle Deduction an die Sache tritt, welche durch die Weiß - ſche Methode ſo unmittelbar einleuchtet. Nun hat zwar Naumann gleich nach Mohs vieles Kryſtallographiſche zu verbeſſern und zu erleichtern ge - ſucht, es bleibt aber hier auch immer noch verſteckt, was unmittelbarer heraus gekehrt ſein ſollte.

VIVorrede.

Wir müſſen daher einfach zu den Axenausdrücken, zur Zonenlehre und ihrer Deduction zurückkehren. Letztere zu überſehen, iſt eine Projection nöthig, die öfter beigefügt wird, und woraus meiſt der Axenausdruck un - mittelbar folgt. Dieſe Projectionslehre iſt pag. 33 vollſtändig dargeſtellt. Wer mehr darüber will, muß meine Methode der Kryſtallographie leſen, welche 1840 bei Oſiander herausgekommen iſt. Auch die Art mit der Projection zu rechnen wird pag. 50 auseinander geſetzt. Eine akademiſche Broſchüre vom Jahr 1848 handelt darüber etwas weitläufiger, aber ſie iſt nicht in den Buchhandel gekommen. Doch ſtehen Freunden des Faches bei mir noch einige Exemplare zu Gebote. Neumann’s Projectionsmethode iſt am Ende pag. 662 kurz auseinander geſetzt. Uebrigens halte ich es auch für verfehlt, wenn Miller in England darauf abermals eine Bezeichnungs - weiſe gründete. Das gibt immer nur wieder neue Schwierigkeiten.

In dieſem Kampfe der Anſichten iſt mir der Muth gewachſen, mit Nachfolgendem hervorzutreten. Das Ziel, was ich mir in chemiſcher, phy - ſikaliſcher und mathematiſcher Rückſicht ſtellte, war folgendes:

1) Jedes Mineral muß mit dem geringſten Aufwande chemiſcher Verſuche und zwar ſchnell, erkannt werden.

Wenn die Mineralogie überhaupt eine wiſſenſchaftliche Diſciplin ſein ſoll, ſo darf ſie ſich nicht ganz in das Schlepptau der Chemie nehmen laſſen. Sie muß möglichſt ſelbſtſtändig ihren Weg verfolgen. Auch darf das nackte Wiſſen um den Stoff nicht ihr höchſtes Ziel ſein, wenn gleich - wohl es bei allen irdiſchen Dingen das letzte iſt. Der Mineraloge hat daher nicht nur den Reichthum der Stoffe in der Natur ſchlechthin auf - zuweiſen, ſondern vor Allem die Art der Anhäufung ins Auge zu faſſen, und durch kurze chemiſche Diagnoſen zu beſtimmen: welche letztern im Verein mit den übrigen Kennzeichen meiſt ebenſo wenig irre leiten, als die ſtrengſte chemiſche Analyſe. Die Ausführung der Analyſe ſelbſt gehört nicht in das mineralogiſche Gebiet. Doch iſt es umgekehrt ungründlich, wenn man zu ihr ſchreitet ohne die mineralogiſchen Hilfsmittel erſchöpft zu haben. Das macht ſo viele Analyſen gänzlich unbrauchbar.

2) Die phyſikaliſchen Kennzeichen ſollen von geſchärften Sinnen aufgenommen, höchſtens durch kleine Experimente unterſtützt, ſogleich zur naturhiſtoriſchen Erkennung führen.

Wir dürfen es zwar nicht verſchmähen, die genaueſten Beſtimmungen über Härte, Gewicht, optiſche, magnetiſche, elektriſche ꝛc. Eigenſchaften, die der Phyſiker vom Fach oft mit dem größten Aufwand von Apparaten mühſam herausbrachte, aufzunehmen, aber immer doch nur zu dem Zweck,VIIVorrede.um die Sinne dadurch zu ſchärfen, ein möglichſt treues naturhiſtoriſches Bild ſelbſtſtändig auffaſſen zu lernen. Erſt dadurch wird die Mineralogie zur beſten Lehrmeiſterin für die Beobachtungskunſt überhaupt. Sie iſt die nothwendige Schule, in welcher ſämmtliche anorganiſche Körper zum weiteren Experiment geiſtig vorbereitet werden, ja man ſieht es ſelbſt den tüchtigſten chemiſchen und phyſikaliſchen Verſuchen nicht ſelten zu ihrem Nachtheil gar zu deutlich an, wenn dieſe Vorſchule nicht durchgemacht iſt. Dabei kommt es nicht auf ein minutiöſes Mehr oder Weniger in dem Abwägen der Eigenſchaften an, ſondern vielmehr auf die ganze Art des Totaleindrucks. Die Eindrücke berühren uns aber nicht, wenn wir ihren Werth nicht vorher tüchtig würdigen gelernt haben: ſo kann der Schimmer an irgend einem Punkte des Kryſtalls, das Dunkel - oder Hellwerden bei der Wendung einer Fläche ꝛc. augenblicklich auf die richtige Spur leiten, während alle andern Hilfsmittel, wenn auch die Exactität ihrer Aus - führung noch ſo glänzend erſcheint, höchſtens auf Umwegen dahin führen. Es iſt wahrlich kein geringer Vortheil, ſogleich beim bloßen Anſchauen eines Körpers, um die Möglichkeiten den engſten Kreis ziehen zu können. Aber das iſt die Aufgabe der Mineralogie, die ſie bereits mit vielem Glück gelöst hat.

3) Die kryſtallographiſchen Hilfsmittel dürfen gerade keine tieferen mathematiſchen Kenntniſſe erfordern, die Zonenlehre und ein ſchnelles Winkelmeſſen mit dem Handgoniometer müſſen in den meiſten Fällen ausreichen.

Die Kryſtallographie könnte man eine verkörperte Mathematik nennen. Aber ſie iſt ohne Leben, wenn ſie nicht über die verknöcherten Symbole hinausgeht, und zur Zonenlehre fortſchreitet. Die Zonenlehre an der Hand der Projection gibt uns allein das tiefere Verſtändniß. Das iſt eine ſo einfache Wahrheit, daß es verwundert, warum ſie ſo lange um ihre allgemeine Anerkennung ringen muß. Es bedarf dabei nicht jener übermäßigen Genauigkeit im Winkelmeſſen, die vielen Arbeiten den Schein von Gründlichkeit gibt, ſondern Augenmaß und Anſchauung reichen hin, aber nur dann, wenn der Beobachter die für Manchen allerdings harte Uebungsſchule einer gründlichen Projektionslehre durchgemacht hat. Die dadurch erworbene Fertigkeit im Erkennen der Kryſtalle iſt der Segen, welcher die darauf verwendete Mühe reichlich lohnt. Und wenn überhaupt das Bewußtſein, eine Wiſſenſchaft ergründet zu haben, den Geiſt erhebt und veredelt, ſo läuft hier noch ein practiſches Intereſſe neben her. Denn es wird mit jedem Jahre klarer, daß nicht blos der chemiſche Gehalt,VIIIVorrede.ſondern auch die kryſtallographiſche Form bei der Analyſe der Stoffe eine weſentliche Rolle ſpielt.

Wie weit der Verfaſſer dieſem Ziele nahe gekommen iſt, hängt nicht blos vom Urtheil der Sachkenner, ſondern auch der Anfänger ab, welche dem Buche ſich zuwenden, um dadurch in das weitläufige mit vielen Schwierigkeiten durchwobene Gebiet eingeführt zu werden. Gar Manches wird als Ferment wirken, was endlich zu der Einſicht führen dürfte, wie Noth es thue, daß wir uns über eine gemeinſame Sprache einigen, die auch dem ferner ſtehenden Naturforſcher die Formenlehre genießbar mache. An Figuren, die öfter Copien bekannter Werke ſind, iſt nicht geſpart. Doch fehlt es auch nicht an neuen, wobei mir einer meiner jüngern Freunde, Hr. Dr. Oppel, behilflich war, deſſen Talente im Wiedergeben von Formen ich ſchätzen gelernt habe. Bei der Darſtellung wurde ſtets auf das Nütz - liche hingewieſen, und eine Form gewählt, die es dem Leſer ermöglicht, wenigſtens viele Capitel in laufender Rede zu genießen. Freilich kommen auch Punkte vor, die nicht ohne tieferes und wiederholtes Nachdenken ſelbſt Kopfbrechen überwunden werden dürften: der Geübte wird ſie hochſchätzen, und dem Ungeübten bringen ſie wenigſtens keine Nachtheile, da zwiſchen - hinein das Leichtere immer wieder ein Ganzes bildet.

Tübingen im November 1854.

Quenſtedt.

[1]

Die Minerale

haben ſich zwar dem Auge der Gelehrten des Alterthums nicht ganz ent - zogen, allein ihr Verſtändniß iſt uns erſt in heutiger Zeit geworden. Ariſtoteles (384 322 v. Chr.) wußte noch wenig davon. In ſeiner Metereologica III. 7 theilt er ſie in ὀρυκτά und μεταλλευτά (Steine und Erze), jene durch Dunſt, dieſe durch Rauch entſtanden. Das Wort ὀρυκτά gab ſeit Werner den geläufigen Ausdruck für die Wiſſenſchaft: Oryctognoſie. Aber gleich nach Ariſtoteles ſchrieb ſein Schüler Theo - phraſt (310 225 v. Chr.) ein beſonderes kleines Buch περὶ τῶν λίϑων, worin man viele Namen aus der Beſchreibung wieder erkennt, wie Gyps, Obſidian, Sapphir (Laſurſtein) ꝛc. Von beſonderem Intereſſe iſt die Frage, wann man zuerſt auf Kryſtalle merkte. Dr. Marx (Geſchichte der Kryſtallkunde. Karlsruhe 1825) zeigt, daß das Wort κρυστάλλος, bei Homer (Il. 22. 151, Od. 14. 477 ) Eis bedeutend, erſt im Zeitalter des Plato auch für unſern Bergkryſtall gebraucht wurde. Ohne Zweifel war die Waſſerklarheit dieſes Quarzes daran Schuld. Denn ſchon um Chriſti Geburt behauptet Diodorus Siculus (II, 52. pag. 163. Weſſ. ) von den Kryſtallen Arabiens, ſie beſtänden aus reinem Waſſer, das nicht durch Kälte, ſondern durch die Kraft eines göttlichen Feuers feſt geworden ſei. Seneca (Quaest. nat. 3. 25) ſagt uns, daß der Kryſtall aus Eis entſtehe. Wenn nämlich das himmliſche Waſſer, frei von allen erdigen Theilen, erhärte, ſo werde es durch die Hartnäckigkeit längerer Kälte immer dichter, bis es endlich nach Ausſchluß aller Luft gänzlich in ſich zuſammengepreßt, und was vorher Feuchtigkeit war, in Stein verwandelt ſei. Plinius der ältere ( 79 n. Chr.) wiederholt dieß in ſeiner Historia naturalis lib. 33 37, hebt ſogar einzelne Kryſtallformen etwas ſchärfer hervor. Doch ſind ſeine Mineralbeſchreibungen ſo unvollkommen, daß wir nur wenige mit Sicherheit deuten können. Der Namen aber ſind uns viele überliefert und in unſern Compendien aufs Neue verwendet.

Nun trat eine große Lücke ein; zwar theilte der Araber Avicenna (980 1036 n. Chr.) die Minerale in 4 Klaſſen: Steine, brennliche Foſſilien, Salze und Metalle. Allein er war Gelehrter und wurzelte nicht im Boden der Erfahrung. Dieſe mußte auf mühſamere Weiſe ge - wonnen werden. Der deutſche Bergbau brach dazu die Bahn.

Nach Keferſtein (Geſchichte und Litteratur der Geognoſie. Halle 1840) beginnt ſchon im 6ten Jahrhundert ein reger Bergbau der Slaven und Wenden in Böhmen und Mähren, 920 wurde bereits der Kupferſchiefer bei Frankenberg in Heſſen, 935 der Erzſtock des Rammelsberges bei Goslar entdeckt, im 12ten Jahrhundert das Erzgebirge von Sachſen inQuenſtedt, Mineralogie. 12Geſchichte: Agricola, Bartholin, Steno.Angriff genommen. Ohne mineralogiſche Kenntniß konnte ein ſolcher aus - gedehnter Bergbau gar nicht ſtattfinden, allein die Bergleute ſchrieben nichts nieder, ſie waren Männer vom Leder, und nicht von der Feder . Wenn auch einiges den Gelehrten zu Ohren und Augen kam, wie dem Schwaben Albertus Magnus (1193 1280), der 5 Bücher de mineralibus et rebus metallicis ſchrieb, ſo ſahen ſie es doch immer im Spiegel alter Autoren.

Das Bergbüchlein, die erſte deutſch geſchriebene Mineralogie, ſchöpfte zuerſt aus der reinen Quelle praktiſcher Erfahrung. Baſilius Valentin, den man weiter nicht kennt, ſoll der Verfaſſer ſein, aber wahrſcheinlich haben mehrere daran gearbeitet. Doch waren es jedenfalls nicht claſſiſch gebildete Bergleute, die etwa um das Jahr 1500 nieder - ſchrieben, was bis dahin die Erfahrung gelehrt hatte, denn ſonſt hätten ſie nicht deutſch geſchrieben! Neue, dem Alterthum unbekannte Namen, wie Quarz, Spath, Schiefer, Kies ꝛc. treten uns hier zum erſten Male entgegen, die wir dann wieder bei Agricola (1494 1555) de natura fossilium 1546 beſchrieben finden. Dieſer war Arzt zu Joachimsthal in Böhmen, wo er von Bergwerken rings umgeben reiche Kenntniſſe ſammeln konnte, die ihn beim Deuten alter Autoren leiteten. Werner nennt ihn den Vater aller metallurgiſchen Wiſſenſchaften und allerdings beſchäf - tigten ihn ſchon die Geſtalt, Blättrigkeit, Härte, Schwere, Farbe, Glanz ꝛc. der Minerale in einer Weiſe, wie vor ihm keinen. Johann Kenntmann zu Torgau (1518 1568) heißt der erſte Sammler in Deutſchland, wozu ihn wahrſcheinlich die Eislebiſchen Bergwerke veranlaßten und Conrad Gesner de rerum fossilium figuris Zürich 1565 liefert uns die erſten Abbildungen. Im 17ten Jahrhundert geſchah zwar nicht ſonderlich viel, doch verlor ſich der erwachte Sinn für das Fach nicht wieder. Boetius de Boot ſchreibt eine Gemmarum et Lapidum historia 1609, leitet die Form der Kryſtalle von beigemiſchten Salzen ab, und ſucht ſchon auf geometriſchem Wege die Sechseckigkeit des Quarzes zu erklären. Beſon - deres Aufſehen erregte der Doppelſpath, welchen der Däne Erasmus Bartholin (Experimenta Crystalli Islandici. 1669) auf Island entdeckte, durch ſeine doppelten Bilder. Bartholin beſtimmte die ebenen Winkel der Rhomboeder-Flächen durch Meſſung zu 101° und 79°, und fand die Kante durch Rechnung 103° 40′. Schon früher hatte er eine Abhandlung de figura nivis 1661 geſchrieben, worin er die Meinung des Carteſius vertheidigt: die Schneeſterne entſtänden dadurch, daß ſechs Waſſerbläschen genau ein ſiebentes central gelagertes umgäben. Die Formen wurden von nun an Gegenſtand gründlichern Nachdenkens. Der berühmte Huygens ( 1695) maß die Doppelſpathkante ſchon ſehr genau auf 105°, und ſuchte den blättrigen Bruch zu erklären. Boyle ( 1691) weist den blättrigen Bruch noch bei vielen andern Kryſtallen nach. Der Däne Steno, welcher in Italien lebte, hat durch ſein Werk de solido intra solidum naturaliter contento 1669 Epoche gemacht. Er ſpricht beim Bergkryſtall nicht blos von 6ſeitigen Säulen und 6ſeitigen Pyramiden an den Enden, ſondern behauptet auch, daß trotz der Verziehung der einzelnen Theile eine Con - ſtanz der Winkel ſtattfinde (non mutatis angulis). Er zeigt weiter, daß man durch Abſtumpfen eines Würfels ſämmtliche Flächen des Eiſenglanzes ableiten könnte, und weist die dreifache Streifung der Würfelflächen des3Geſchichte: Henkel, Linné, Lisle, Hauy.Schwefelkieſes nach. So eilen einzelne Männer ihrer Zeit voraus! In der erſten Hälfte des 18ten Jahrhunderts machte beſonders Henkels Pyrito - logia oder Kieß-Hiſtorie 1725 Aufſehen. Vielfache Erfahrungen hatten den praktiſchen Bergmann gelehrt, daß die Steine aus Waſſer kryſtalli - ſirten, die Metalle aber, und darunter beſonders der Kieß ( Hans in allen Gaſſen pag. 733), aus erzführenden Dünſten entſtünden. Allein es fehlt dem Werke noch weſentlich an ſyſtematiſcher Ordnung, ein Mangel, der auch bei Schröter (Vollſtändige Einleitung in die Kenntniß und Ge - ſchichte der Steine und Verſteinerungen 1774) noch zu rügen iſt, obgleich hierin vieles, was die Vorgänger über Steine wußten, in einer anziehen - den Weiſe zuſammengeſtellt wurde.

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts ſind bereits die Keime der - jenigen drei Richtungen zu finden, die noch heute neben einander fortlaufen. Die kryſtallographiſche iſt unter ihnen die älteſte und naturgemäßeſte. Zwar muß man ihre Anfänge in das 17te Jahrhundert ſetzen, doch war der berühmte Linné (1707 1778) der erſte, welcher die Kryſtalle zum Eintheilungsgrunde nahm, das iſt für jene Zeit kein geringer Ruhm, Systema naturae sive tria regna 1735. Imper. fol. Befangen in der alten Vorſtellung, daß die Salze die Kryſtallbildner ſeien, nannte er ſie geradezu die Väter, welche in den Gebirgsarten (Müttern) die Kryſtalle erzeugten. Er wählte nun unter den künſtlichen Salzen einige Haupt - formen heraus: Muria, das Kochſalz zeigte ihm den Würfel, deshalb ſetzte er die Würfel des Flußſpathes dahin; Alumen, der Alaun das Oktaeder, daher war der Diamant ein Alumen adamas, aber auch der oktaedriſche Flußſpath war ihm ein Alumen! Nitrum, der Salpeter zeigte eine ſechsſeitige Säule, und nun wurden die Säulen des Quarzes, Kalk - ſpathes ꝛc. dazu geſellt. Uebrigens unterſcheidet er ſehr gut drei Klaſſen: Petrae (Felſen), Minerae und Fossilia (Verſteinerungen). Jedenfalls wurde Romé de Lisle (Essai de Cristallographie 1772, pag. XII) durch dieſe originelle Betrachtungsweiſe auf die Wichtigkeit der Kryſtalle geleitet. Dieſer anſpruchsloſe Mann brachte ſich bald in den Beſitz der reichſten Kryſtallſammlung, welche damals exiſtirte. Er erkannte die Beſtändigkeit der Winkel, unterſchied ſchon Grundformen von den abgeleiteten, und ließ ſogar die Figuren in Thon und Holz modelliren, alſo Kryſtallmodelle machen. Ein Künſtler Carangeot führte das aus, und kam dabei auf die Idee des Anlegegoniometer, weil ohne Winkelmaß die Modelle nicht richtig wurden. Die gewaltigen Fortſchritte, welche de Lisle machte, zeigt ſeine Cristallographie ou déscription de formes propres à tous les corps du règne minéral. 1783. Aber um dieſe Zeit kam

René Juſt Hauy, geb. 1743 zu St. Juſt in der Picardie, 1. Juni 1822 zu Paris, einer der größten Naturforſcher ſeiner Zeit, der alle Minera - logen neben ſich verdunkelte. Sein Essai d’une théorie sur la structure des cristaux erſchien 1784. Schon der ſchwediſche Chemiker Torbern Bergmann ( 1784) hatte gefunden (Act. Upsal. 1773), daß man aus allen Kalkſpath - kryſtallen eine Primitivform (forma primitiva) herausſchälen könne, und lei - tete durch Aufſchichtung dann die andern Flächen ab. Ohne davon zu wiſſen, kam Hauy auf die gleiche Idee: Théorie de la structure des cristaux 1784. Als er eines Tages bei Defrance eine Kalkſpathdruſe beſichtigte, brach eine reguläre ſechsſeitige Säule mit Gradendfläche ab. Dieſe zeigte in1*4Geſchichte: Cronſtedt, Werner.einer Endkante einen Blätterbruch, und Hauy brachte durch Verſuche zu Hauſe glücklich ein Rhomboeder heraus. Jetzt lag der Gedanke nahe, daß durch Aufſchichtung kleiner Rhomboederchen auf die Flächen der Kerngeſtalt andere Formen abgeleitet werden könnten. So verfiel er auf das Geſetz der Decrescenzen und alle die glänzenden Entdeckungen, welche ſeinen Namen verewigt haben. Nun konnten die Winkel nicht blos mit dem Anlegegoniometer gemeſſen, ſondern auch berechnet werden, und dieſe Rechnungen führte er ſo ſcharfſinnig durch, daß in ſeinem Traité de mi - neralogie 1801 die Kryſtallographie ihrem Inhalte nach als eine feſt ab - geſchloſſene Wiſſenſchaft daſteht, wenn auch ihre Form in Deutſchland ſpäter ein ganz anderes Gewand bekam. Freilich waren nur talentvolle mathematiſche Köpfe befähigt, ſie zu leſen, aber dieſe legen noch heute das Buch nicht ohne Verwunderung aus den Händen. (Die 2te Auf - lage 1822 blieb ſchon gegen ihre Zeit zurück.) Daraus läßt ſich allein erklären, warum die Franzoſen bis heute die Methode nicht ganz ver - laſſen haben.

Die chemiſche Richtung ging ebenfalls von Schweden aus. Schon Wallerius (Mineral-Riket. 1747) ſtellt die Stoffe an die Spitze, vor allem aber brach Axel von Cronſtedt (1722 1765) Berghauptmann in Stockholm die Bahn. Sein Försök till Mineralogie erſchien 1758. Hier wurde das Löthrohr zuerſt angewendet, aber nicht genannt, doch beſchreibt es Engſtröm 1765 in der engliſchen Ueberſetzung. Von da an kam es dann durch Bergmann und Jahn in den weiteſten Gebrauch. Cronſtedt ſtellt jeder Klaſſe und Ordnung die chemiſchen Kennzeichen voran, überhaupt zeichnet ſich ſein Büchelchen ſo vortheilhaft durch Kürze und Schärfe aus, daß er ſich weit über ſein Zeitalter erhob. Nachdem nun durch Vauquelin und Klaproth (Beiträge zur chemiſchen Kenntniß der Mineralkörper. 6. Bd. 1795 1815) eine Menge trefflicher Analyſen ge - wonnen waren, trat die Wichtigkeit der Chemie für Mineralogie immer in ein helleres Licht.

Den naturhiſtoriſchen Weg, gegen deſſen Popularität die beiden genannten weit zurückblieben, eröffnete Abraham Gottlob Werner, 25. September 1750 zu Wehrau in der Oberlauſitz geboren, 30. Juni 1817 zu Dresden geſtorben (Lebensbeſchreibung A. G. Werner’s von Dr. Friſch 1825). Gleich ſeine erſte kleine Schrift von den äußer - lichen Kennzeichen der Foſſilien 1774 zeigt die Größe des aufgehenden Sternes. Welche Klarheit und Beſtimmtheit im Ausdruck, und welch feiner Sinn für Auffaſſung der Kennzeichen, verbunden mit logiſcher Ordnung! Die Kennzeichen ſelbſt werden in vier Abtheilungen gebracht: äußere, innere, phyſikaliſche und empiriſche, darunter ſpielen aber die äußern, welche zu ihrer Aufſuchung nur allein unſere Sinne nöthig haben , die Hauptrolle. Denn ein Meſſer, Feuerſtahl und Feile zur Prüfung der Härte, ein Magnet, ein Vergrößerungsglas und ein Fläſch - chen mit Scheidewaſſer bildeten ſein mineralogiſches Beſteck. Will man dazu noch ein Löthröhrgen thun, um damit in der Geſchwindigkeit einige kleine Feuerverſuche mit Foſſilien anſtellen zu können, ſo iſt man zum Ueberfluß verſehen. Die Farbe iſt das erſte, was in die Sinne fällt. 2) Der Zuſammenhang (cohaesio): hier wird dann auch der regelmäßigen Geſtalten oder Criſtalliſationen gedacht, ſie werden treulich5Geſchichte: Weiß.und oft ſehr naturgemäß beſchrieben, doch war Werner nicht Mathematiker und konnte daher auch zur tiefern Kenntniß nichts beitragen, dagegen wird der Glanz, Bruch, Strich, Härte, Klang ꝛc. in der beſten Weiſe hervorgehoben. Auch das Anfühlen, die Kälte, die Schwere, ſelbſt der Geruch und der Geſchmack müſſen zur Vervollſtändigung des Bildes bei - tragen. Oſtern 1775 bekam er ſchon einen Ruf als Lehrer der Minera - logie und Bergbaukunſt an die Bergakademie von Freiberg, wo er 42 Jahre mit einem Erfolg wirkte, wie ſich nur Wenige rühmen können. Anfangs wurden Mineralogie und Bergbaukunſt bei den Vorträgen vereinigt ge - laſſen, doch ſchon im nächſten Jahre trat das Bedürfniß der Trennung ein. Etwa um 1779 ſchied er auch die Gebirgslehre, welche er in einer erweiterten Form zum erſten Male 1785 unter dem Namen Geognoſie las, während ſchon 1780 die Mineralogie in ihrer Abgränzung gegen die Gebirgslehre vorgetragen wurde. Leider hat Werner wenig geſchrieben, bei ſeinen Vorleſungen legte er Cronſtedt’s Försök till Mineralogie zu Grunde, von der er 1780 den erſten Theil überſetzt und vermehrt herausgab. Sein vollſtändiges Syſtem ſchrieb zuerſt Emmerling (Lehrbuch der Mineralogie 1793), aber gegen ſeinen Willen, ſpäter mit ſeinem Willen Hoffmann (Handbuch der Mineralogie 1811 13), fortgeſetzt von Breithaupt 1815 17). Am Ende des 4ten Bandes findet ſich Werner’s letztes Mineralſyſtem 1817, das ſich nach ſeinem Tode unter ſeinen Schriften fand. Es enthält 317 meiſt wohl begründete Arten. Auf den Schultern dieſes berühmten Lehrers erhoben ſich die Mineralogen unſeres Jahrhunderts. Sein vorzüglichſter Schüler war

Chriſtian Samuel Weiß, geboren 26. Febr. 1780 zu Leipzig, alſo in demſelben Jahre, wo zum erſten Mal auf einem deutſchen Lehr - ſtuhle die Mineralogie in ihrem ſelbſtändigen Inhalte vorgetragen wurde. Er ging bald über Werner hinaus und Hauy zog ihn an, den er in Paris aufſuchte, und deſſen Lehrbuch er überſetzte (1804 1810) und mit einzelnen Anmerkungen verſah. Eine merkwürdige Abhandlung über die dynamiſche Anſicht der Kryſtalliſation finden wir I. pag. 365. Weiß polemiſirt hier gegen die atomiſtiſche Lehre Hauy’s, und weist nach, daß nicht blos den Flächen der Kerngeſtalt Blätterbrüche parallel gehen, ſondern daß auch den ſekundären ein verſteckter Durchgang der Blätter entſpreche, daß mit einem Worte die Blätterbrüche das ganze Innere des Kryſtalks beherrſchen. Die Blätterbrüche ſelbſt hiengen von gewiſſen Kryſtalliſa - tionsrichtungen ab, welche im Innern des Kryſtalls wirken. Der Feld - ſpath (Hauy Mineral. II, 711) wurde bereits 1804 in ſeiner richtigen Stellung erkannt, und der Zuſammenhang ſeiner Flächen nach Zonen gruppirt! Ja bei dem ſchon damals richtig gedeuteten Epidot (III, 141) ſteht klar ausgeſprochen, daß durch das Fallen einer Fläche in zwei Zonen ihre Lage geometriſch beſtimmt ſei (1806). Hierin liegen offenbar die Keime für die ſpätere Deductionslehre. 1808 zum ordentlichen Profeſſor der Phyſik nach Leipzig berufen, wird bereits in einer lateiniſchen Diſſer - tation, de indagando formarum crystallinarum charactere geometrico principali 1809, die neue Anordnung der Kryſtalle auseinander geſetzt. Wir finden nicht nur die Bedeutung der Axen hervorgehoben: axis vero linea est omnis figurae dominatrix, circa quam omnia aequabiliter sunt disposita. Eam omnia spectant, eaque quasi communi vinculo et com -6Geſchichte: Neumann, Berzelius, Mitſcherlich.muni inter se contactu tenentur, ſondern das ganze Syſtem in ſeinen Grundzügen angedeutet; die Hauy’ſchen Primitivformen werden auf das reguläre Oktaeder, Rhomboeder und Diheraeder, Quadrat - und Oblong - oktaeder zurückgeführt, nur Feldſpath, Epidot, Gyps ꝛc. nicht untergebracht, ſondern auf eine ſpätere Behandlung verwieſen, als zu den genannten vier Syſtemen nicht gehörig. Endlich erſchien die überſichtliche Darſtellung der verſchiedenen natürlichen Abtheilungen der Kryſtallſyſteme in den Ab - handlungen der Berliner Akademie der Wiſſenſchaften 1815: 1) reguläres, 2) viergliedriges, 3) zwei und zweigliedriges, 4) zwei und eingliedriges, 5) ein und eingliedriges, 6) ſechsgliedriges nebſt drei und dreigliedrigem Syſtem werden unterſchieden, und beim regulären das Tetraedriſche und Penta - gondodekaedriſche hervorgehoben. Damit war der wundervolle Bau der Kryſtalle in ſeinen Grundgeſetzen erkannt. Eine Reihe monographiſcher Abhandlungen, welche nun alljährlich in jenen akad. Schriften folgten, haben uns mit den tiefern Verhältniſſen bekannt gemacht. Prof. Neumann in Königsberg (Beiträge zur Kryſtallonomie 1823) trat in die Fußtapfen ſeines Lehrers, und zeigte, wie man die Zonen und Richtungen in einem Bilde durch eine beſondere Art von Projektion deutlich machen könne. Wie großen Werth der Lehrer ſelbſt auf ſolche Art der Darſtellung legte, dieß zeigen ſeine Arbeiten ſeit dem Jahre 1834, wo durch eine Projektions - figur der Darſtellung ſtets ihre letzte Vollendung gegeben wird. Es iſt dieß der einzige wahre Weg zur Erkenntniß der Sache. Das wird man um ſo mehr erkennen, je mehr wahre mineralogiſche Bildung überhaupt Wurzel ſchlägt.

Während ſo die mathematiſche Richtung, ich möchte ſagen, zum Ab - ſchluß kam, waren die Chemiker überaus thätig, auch ihrerſeits das Nöthige beizutragen. Genaue Unterſuchungen lehrten, daß die Stoffe nach beſtimmten Aequivalentzahlen ſich untereinander verbinden, Berzelius führte daher geradezu für jedes Element ein Symbol ein. So konnte dann die Zuſammenſetzung eines Minerals durch eine chemiſche Formel ausgedrückt werden. Dieſe Formeln werden freilich vielfach mißbraucht, daß aber im Ganzen die Sache dadurch gefördert wurde und wird, wer wollte das läugnen. Berzelius (Journ. Chem. et Phys. Bd. XV) ſelbſt ſtellte ſchon im Jahre 1815 ein vollſtändiges chemiſches Mineralſyſtem nach ſeinem electro-chemiſchen Princip auf, freilich auf Koſten aller natur - hiſtoriſchen Verwandtſchaften. Dem Chemiker, der die Minerale blos der Kenntniß der Stoffe wegen ſtudirt, mag eine ſolche Zuſammenſtellung willkommen ſein, der Mineralog ſehnt ſich aber immer wieder nach einem naturhiſtoriſchen Bande. Auch ſind die Chemiker trotz ihres feſten Princips unter ſich ebenſowenig einig geworden als die andern. Eines der letzten ſtammt von Guſtav Roſe (das cryſtallo-chemiſche Mineralſyſtem 1852), der ſich immer mit Vorliebe der chemiſchen Richtung zuwendet, worin er ſo viel geleiſtet hat. Die chemiſchen Formeln gewannen ſehr an Einfach - heit, ſeit Prof. Fuchs darauf aufmerkſam machte (Schweigger’s Journ. für Chem. 1815. XV, 382), daß gewiſſe Stoffe andere vertreten könnten. Daraus entſtand dann der Iſomorphismus von Prof. Mitſcherlich (Abh. der Berliner Akad. 1818. 428). Nimmt man dazu noch die Fortſchritte, welche durch die Anwendung des Löthrohrs in der Chemie und Minera - logie (1ſte Aufl. 1821, vierte 1844) von Berzelius gemacht ſind, ſo7Geſchichte: Mohs, Haidinger, Hausmann.kann man ſich nicht wundern, daß über die Mineralanalyſen allein umfang - reiche Werke erſcheinen, wie das Handwörterbuch des chemiſchen Theils der Mineralogie von Rammelsberg. 1841, mit 5 Nachträgen. Demunge - achtet darf der Mineraloge vom Fach, wenn er ſeinen Blick nicht trüben will, die Chemie nur als Helferin betrachten, die ihm beiſpringt, wenn ſeine andern Mittel nicht mehr ausreichen. Endlich iſt auch

die naturhiſtoriſche Richtung ſchärfer ausgebildet, inſonders von ſolchen, die weder mit chemiſchen noch mathematiſchen Kenntniſſen ausgerüſtet den populärſten Mittelweg ſuchten. Vor allem war es Mohs, deſſen Talent in dieſer Beziehung Bahn brach, der aber leider auch auf Nebendinge ein ungebührliches Gewicht legte. Schüler und Nachfolger Werner’s lieferte er ſchon 1804 van der Null’s Mineralienkabinet, ge - ordnet und beſchrieben in 3 Bänden, hält ſich darin aber durchaus auf dem Werner’ſchen Standpunkte. Wichtiger die Charakteriſtik des natur - hiſtoriſchen Mineralſyſtems. Dresden 1820 (2te Aufl. 1821) und be - ſonders der Grundriß der Mineralogie. 2 Bde. 1822 24, ins Engliſche überſetzt (Treatise on Mineralogie 1825) von Haidinger, woran die Kry - ſtallzeichnungen auch namentliches Verdienſt haben. Mohs vernachläßigt das Chemiſche und hält ſich mehr an äußere Kennzeichen, ſtellt unter andern eine Härteſkala auf, und bei den Kryſtallen faßt er Grundformen auf, legt ein Hauptgewicht auf die Reihen der ſtumpfern und ſchärfern Körper, die in ſeiner Bezeichnung eine Hauptrolle ſpielen. Doch iſt ſein Kryſtallſyſtem ganz dem von Weiß entnommen (Edinb. phil. Journ. 1823. VIII, pag. 103 u. 275), nur ſchloß er ſich den ſchärfern Meſſungen an, welche ſeit der Erfindung des Reflexionsgoniometer durch Malus 1809 möglich geworden waren. Bei den Meſſungen war ihm beſonders Hai - dinger behülflich, und es ſtellte ſich heraus, daß die zwei und eingliedrigen und ein und eingliedrigen Syſteme ſchiefwinklige Axen haben müßten, die Mohs zuerſt in ſeinem Grundriß (2ter Band pag. VI) anführt. Allein ſchon Kupfer (Pogg. Ann. 1826. Band 8. pag. 75) zeigte, daß man die Abweichung vom rechten Winkel öfter meiden könne, und jedenfalls verdienen wenigſtens die Axen, welche ſich den rechten möglichſt nähern, vor den willkührlich ſchief angenommenen den Vorzug. Denn die Einfachheit der Axenausdrücke kann in ſolchen Fällen doch nicht allein entſcheiden, ſonſt könnte man unter Umſtänden den allerſchiefſten Stel - lungen den Vorzug geben wollen, wie die Zonenlehre beweist. Haidinger, der berühmteſte Schüler von Mohs, wandte ſich mit Vorliebe und großem Glück auch dem phyſikaliſchen Theile zu, wie ſeine vielfachen intereſſanten Arbeiten über Dichroismus ꝛc. beweiſen (Poggendorf’s Annalen 65. 1 ; 68. 305 ; 71. 321). In ſeinem Handbuche der beſtimmenden Mineralogie, Wien 1845, iſt der allgemeine Theil ausführlich behandelt, der ſpecielle kommt aber zu mager weg, die übermäßige Concinnität führte Mohs und ſeine Schüler zu ſolchen Unbequemlichkeiten. Der Veteran unter den heutigen Mineralogen, Hausmann in Göttingen, hat den Reichthum ſeiner vieljährigen Erfahrungen in ſeinem Handbuch der Mineralogie, Göttingen 1828 u. 1847, auf eine intereſſante Weiſe niedergelegt, be - ſonders belehrend ſind die litterariſchen Ausweiſe, leider führt er aber auch wieder eine beſondere kryſtallographiſche Sprache. Reich an Litteratur iſt auch Leonhardt’s Handbuch der Oryktognoſie. Heidelberg 1826.

8Geſchichte: Naumann.

C. F. Naumann in Leipzig erwarb ſich durch ſein gediegenes Lehr - buch der Mineralogie, Berlin 1828, das freilich in Mohs eine weſent - liche Stütze fand, und durch ſein Lehrbuch der reinen und angewandten Kryſtallographie, Leipzig 1830, einen ſolchen mineralogiſchen Ruf, daß nicht blos ſeine Elemente der Mineralogie, Leipzig 1846, jetzt ſchon die dritte Auflage erlebten, ſondern auch die meiſten deutſchen Mineralogen ſich ſeiner Methode zuwenden. Leider iſt ſie zu abſtrakt mathematiſch, aber könnte man einiges unnöthige Beiwerk abſtreifen, ſo würde ſie der Methode des Meiſters in der Kryſtallographie ziemlich nahe treten. Daß dieſes baldigſt geſchehe, dazu möge Nachfolgendes mit beitragen helfen, denn Eines thut vor allem Noth: eine gemeinſame kryſtallo - graphiſche Sprache! Um dieſen Preis würde ich mich auch zu ver - beſſerten Symbolen verſtehen, aber nur zu ſolchen, die in den Axen unmittelbar ihren Grund finden.

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Structurlehre.

Das Mineralindividuum, wie es Pflanzen und Thieren gegenüber - ſteht, iſt der Kryſtall. Derſelbe wird nicht blos von Ebenen begränzt, ſondern den äußern Ebenen gehen immer mehr oder weniger deutliche Blätterdurchgänge (Blätterbrüche1Später hat man dieſe Eigenſchaft auch Theilbarkeit genannt, allein theil - bar iſt alle Materie und nicht blos der Stein; ebenſowenig paßt Spaltbarkeit, denn ſpalten kann man auch Holz. Wozu dieſe Verſchlechterung des Ausdrucks, wenn ſeit Jahrhunderten der beſſere ſchon gäng und gebe war.) parallel, welche das ganze Individuum beherrſchen. Die deutlichen Blätterbrüche geben ſich beim Schlage durch einen ſpiegelglatten Sprung kund, der für die Beſtimmung der Subſtanz von größter Wichtigkeit iſt, und zugleich das weſentlichſte Unterſcheidungs - merkmal von der organiſchen Schöpfung liefert. Mit ihrer Betrachtung muß umſomehr begonnen werden, als ſie uns in ein Gebiet führt, das der Anſchauung den reichſten Stoff bietet und das vernachläßigt bei vielen Zweigen der Naturwiſſenſchaften ſich bitter ſtraft.

Betrachtung eines Blätterbruchs.

Nimmt man ein Stück Glimmer oder Talk, ſo kann man durch ſchnelles Zerbrechen davon ſo dünne Scheiben ablöſen, daß ſie im reflectirten Lichte rothe, ſelbſt blaue Regenbogenfarben zurückwerfen, wie die feinſten Glasblaſen. Schon Hauy berechnete die Dicke dieſer Blättchen auf we - niger als $$\frac{1}{600000}$$ Zoll. Trotz der Leichtigkeit, mit welcher man die Blätter von einander trennt, bilden ſie doch zuſammen eine compakte ungeſonderte Maſſe, die Sonderung tritt erſt mit dem Schlage oder Drucke ein. Der Glimmer wird in dieſer Hinſicht von keinem andern Mineral an Deut - lichkeit übertroffen; man kann etwa folgende Stufen unterſcheiden:

a) Glimmerbruch, Maximum von Perlmutterglanz. Blätter - zeolith, Gyps nähern ſich ihm.

b) Topasbruch läßt ſich ſelbſt an dieſem harten Edelſtein noch leicht darſtellen, ſteht aber dem Gyps ſchon entſchieden nach. Kalkſpath, der erſte Feldſpathbruch zeigt gleiche Deutlichkeit.

c) Apatitbruch läßt ſich noch gut darſtellen und leicht durch ſeinen Glanz erkennen. Der Flußſpath, der 2te Feldſpathbruch, der Schwerſpath und andere ſind meiſt noch etwas deutlicher, ſtehen aber dem Topasbruch entſchieden nach.

d) Beryllbruch liegt ſchon recht verſteckt, er kann daher nicht mehr als wichtiges Merkmal genommen werden, obgleich man ihn zumal beim Kerzenlicht nicht überſehen kann.

10Structurlehre: zwei Blätterbrüche.

e) Quarzbruch iſt noch verſteckter, und kaum wahrzunehmen, durch Erhitzen und plötzliches Abkühlen läßt er ſich aber noch darſtellen. Von praktiſchem Nutzen iſt dieſe Eigenſchaft jedoch nicht mehr. Und wie wir ſchon angeführt haben, ſo geht wahrſcheinlich jeder Fläche eines Kryſtalls irgend ein Grad von Blätterdurchgang parallel.

Mathematiſch haben wir an ſolchen blättrigen Platten, wie Glim - mer, Gyps, Topas ꝛc. nichts feſtzuhalten, als daß rings um die Platte der Raum noch nicht geſchloſſen und nur nach einer Richtung eine der Dicke nach ſehr variable Gränze ſtattfindet. Ob dick oder dünn, der Parallelraum (Kryſtallraum) zwiſchen den beiden Spiegeln iſt für uns immer der gleiche. Dieſes veränderliche Element macht dem Anfänger viel zu ſchaffen, es muß gleich von vorn herein durch die Art der Dar - ſtellung beſiegt werden.

Betrachtung zweier Blätterbrüche.

Sie bilden ſtets eine vierſeitige Säule (Prisma) mit vier Flächen und vier Kanten. Die Kanten ſind alle untereinander parallel (bilden eine Zone), die Flächen zu je zwei liegen einander gegenüber. Auch von den Kanten ſtehen die abwechſelnden gleichen ſich gegenüber. Durch Ver - rücken der Blätterbrüche (wenn ſie dicker oder dünner werden) wird keine der Parallelitäten geſtört, auch die Neigung der Flächen in den Kanten (Kantenwinkel) nicht. Parallelität und Winkel bleiben alſo conſtant, nur die Flächenbreite variirt. Flächen und Kanten nennt man die Glieder der Säule. Die Säule iſt bereits nach zwei Dimenſionen geſchloſſen, aber variabel dick, nur nach einer noch offen. Die gegenüber liegenden Winkel (aa und bb) ſind einander gleich, und da a+b = 2R, ſo iſt die Säule durch einen gemeſſenen Winkel beſtimmt, die Meſſung muß aber bekannt - lich in einer Ebene ſtattfinden, die auf einer (und folglich auf allen vier) Kanten ſenkrecht ſteht (Querſchnitt).

Die Eintheilung kann nur nach dem Princip der Gleichheit und Un - gleichheit gemacht werden: Flächen ſind aber gleich, wenn ſie gleiche phyſikaliſche Beſchaffenheit haben: Blätterdurchgang, Glanz, Streifung, Härte, Elaſticität ꝛc. muß die gleiche ſein; Kanten ſind gleich, wenn ſie bei gleicher Zahl von Graden durch gleiche Flächen (und zwar in der - ſelben Ordnung) erzeugt werden. Nach dieſen Principen kann es nur viererlei vierſeitige Säulen geben:

a) Flächen und Kanten gleich: Quadratiſche Säule.

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Wenn man ſie in Holz ſchneidet, ſo macht man die Seiten congruent, dann iſt der Querſchnitt ein Quadrat, folg - lich ſind die Kanten ſämmtlich rechte Winkel. Es gibt unter den deutlich blättrigen Brüchen keine recht guten Beiſpiele: Rutil, Zirkon, Skapolith ꝛc. In der Natur iſt freilich die Säule auch meiſt verzogen.

b) Flächen gleich und Kanten ungleich: Rhombiſche

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Säule. Man ſchneidet die Flächen gewöhnlich con - gruent, dann iſt der Querſchnitt ein Rhombus mit zwei ſtumpfen und zwei ſcharfen Winkeln. Hornblende. Schwerſpath.

11Handgoniometer.

c) Flächen ungleich und Kanten gleich. Oblonge Säule. Die eine Fläche dehnt ſich mehr in die Breite als die andere, und da die Winkel rechte ſein müſſen, ſo iſt der Querſchnitt ein Oblongum: Feldſpath und Euklas liefern im 2+1gliedrigen, Strahl - zeolith und Olivin im 2+2gliedrigen Syſteme gute Beiſpiele.

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d) Flächen und Kanten ungleich: Rhom - boidiſche Säule. Hier iſt alles ungleich, folglich der Querſchnitt ein Rhomboid: Cyanit, Epidot, der mu - ſchelige und faſerige Bruch des Gyps liefern gute Bei - ſpiele. Uebrigens kommt dieſe Säule immer vor, wenn ſich zwei ungleiche Flächen irgendwo ſchneiden.

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Man macht ſich die Sache leicht an den beiſtehenden Querſchnitten klar: die quadratiſche Säule hat rechtwinklige und gleiche Axen (Dia - gonalen), die rhombiſche rechtwinklige und ungleiche Axen; die oblonge ſchiefwinklige und gleiche, doch kann man durch den Mittelpunkt auch rechtwinklige ungleiche ziehen; die rhomboidiſche ſchiefwinklige und ungleiche, auch ſind gar keine rechtwinkligen Axen möglich. In der Natur beobachtet man meiſt nur eine Kante der Säule: ſind in dieſer Kante die Flächen gleich und rechtwinklig, ſo iſt ſie quadratiſch; gleich und ſchiefwinklig, rhombiſch; ungleich und rechtwinklig, oblong; ungleich und ſchiefwinklig, rhomboidiſch.

Der Säulenwinkel kann auf zweierlei Weiſe gemeſſen werden: mit - telſt des Anlegegoniometer, hierbei kann man jedoch um mehrere Grade irren, dagegen nähert man ſich mittelſt des Reflexionsgoniometer der Wahrheit bis auf wenige Minuten.

Das Anlegegoniometer (Handgoniometer) fand der Künſtler Carangeot, welcher Modelle machte. Hauy hat es dann noch etwas verbeſſert. Das - ſelbe beſteht aus einem gra - dirten Halbkreiſe (Rapporteur), in deſſen Centrum C ſich zwei Alhidaden befinden. Die eine df iſt um C beweglich, die an - dere aF ſteht feſt. Will man nun einen Kantenwinkel meſ - ſen, ſo legt man die Kanten - linie ſenkrecht gegen die Ebene des gradirten Halbkreiſes, und

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liest nun den Winkel an der Linie fg der beweglichen Alhidade ab. Denn da die Linie fg über g hinaus verlängert genau in das Centrum C trifft, und da ao dem Durchmeſſer von Null nach 180° und do dem Radius fg parallel gehen, ſo muß der Kantenwinkel aod in unſerm Falle 46° haben, was die Alhidade zeigt. Der Nullpunkt liegt im Mittelpunkte der Schraube F, er iſt nicht angezeigt, da wegen der Breite der Alhidaden - arme überhaupt nur Winkel bis auf 15° Größe gemeſſen werden können. 12Reflexionsgoniometer.Um kleinen Kryſtallen leichter beizukommen, ſind beide Alhidaden in den Schrauben C und F verſchiebbar, auch hat der Halbkreis bei 90° ein Charnier, mittelſt welchem man die linke Hälfte von 90° 180° zurück - ſchlagen kann, um ſo in die Kryſtalldruſen hineinzulangen. Zur Be - feſtigung dieſer beweglichen Hälfte dient daher noch ein Arm Cr. Wenn es nöthig iſt, ſchnell an Kryſtallen ſich durch die Größe der Winkel zu orientiren, ſo liefert das Carangeot’ſche Goniometer ein ſehr gutes Hilfs - mittel, wofern die Winkel von einander wenigſtens einige Grade Unter - ſchied haben. Jedenfalls iſt es zur Verfertigung der Holzmodelle ſehr wichtig.

Das Reflexionsgoniometer erfand Wollaſton (Phil. Trans.

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1809. pag. 253). Es gehört einige Uebung dazu, ſich ſeiner zu bedienen, liefert dann aber auch viel ſchärfere Reſultate. Wir unterſcheiden viererlei:

1) Das Geſtell g iſt un - beweglich, kann bei complicirten auch wohl durch eine Schraube nivellirt werden. Oben vorn iſt daran ein Nonius n befeſtigt, welcher mit ſeinem Nullpunkt die Grade anzeigt.

2) Der getheilte Kreis c iſt am Geſtell vertikal befeſtigt und kann mittelſt der Scheibe d um ſeine Axe mit allem was daran hängt gedreht werden. Aber nur nach einer Richtung (nach vorn) hin, indem unten bei x eine Feder einſchnappt, den Kreis einſeitig arretirt und auf Null ſtellt.

3) Der Kryſtallträger krbamp durchbohrt mit ſeiner Axe kr die Axe des Theilkreiſes c, und iſt in ihr mittelſt der Scheibe k ſo leicht drehbar, daß dadurch die Ruhe des getheilten Kreiſes ſelbſt nicht geſtört werden kann. Links iſt an der Axe der erſte Bogen rb feſt, der zweite Bogen ab bewegt ſich dagegen bei b um eine Axe, die ſenkrecht auf Axe kr ſteht. Mittelſt dieſer Drehung nach zwei Zonen kann ich zwar der Kante eines Kryſtalls ſchon jede beliebige Richtung im Raume geben, dennoch iſt nochmals der Stift bei a in einem kurzen Gelenk parallel dem Charnier bei b, alſo auch ſenkrecht auf die Axe kr, beweglich. Senkrecht auf der Drehungsaxe von a iſt eine Hülſe befeſtigt, worin ein Stift m läuft, an deſſen Ende eine kleine Platte p haftet, die ſenkrecht gegen die Axe des Stiftes m ſteht, und worauf der Kryſtall mit Wachs geklebt wird. Daneben liegt ein kleiner Spiegel s, der Platte p parallel. Da dieſer ganze Apparat krbamps eine ſelbſtändige Bewegung hat, ſo kann ich den Kryſtall in jede Lage bringen.

4) Der Sextantenſpiegel qy (Degen, Pogg. Annal. 27. 687), am Hinterfuße des Geſtells befeſtigt, läßt ſich um eine Axe A parallel13Meſſen mit dem Reflexionsgoniometer.der des Theilkreiſes drehen; q iſt der ſchwarze Spiegel, in welchem man einen horizontalen Fenſterrahmen oder eine noch fernere Horizontallinie mit dem Auge fixirt, y die ſenkrecht neben dem Spiegel ſich erhebende Blendung, die das Auffinden der im Spiegel fixirten Linie auf der Fläche des Kryſtalls erleichtert.

Wer einmal mit dieſem vortrefflichen Inſtrumente gemeſſen hat, wird alle andern in den verſchiedenen Lehrbüchern beſchriebenen unpraktiſcher finden.

Das Meſſen. Die größte Schwierigkeit bildet das Einſtellen des Kryſtalles. Gewöhnlich geſchieht das durch Hin - und Herprobiren. Allein ſobald an unſerm Inſtrument der Spiegel s genau ſenkrecht gegen den Stift m ſteht, ſo darf ich nur den Kryſtall mit einer ſeiner Flächen parallel demſelben aufkleben, was bei herausgenommenem Stift durch Einſpiegeln mit s ſehr leicht bewerkſtelligt werden kann. Fixire ich jetzt den Fenſterrahmen auf der Kryſtallfläche, ſo wird er mit dem Bilde des Spiegels q im Allgemeinen nicht parallel gehen, dieſe Parallelität iſt aber ſogleich durch Bewegung des kurzen Charnieres a hergeſtellt, wovon man ſich durch Drehung an der Scheibe k überzeugt, indem man die Rahmen zum Decken bringt. Dieſes Einſpielen iſt der Beweis, daß Spiegel und Kryſtallfläche der Drehungsaxe kr parallel gehen. Da nun aber der Stift m bei dieſer Stellung ſenkrecht gegen die Kryſtallfläche ſteht, ſo muß er auch ſenkrecht gegen kr ſtehen, und wenn man jetzt den Kryſtall um die Axe des Stiftes m dreht, ſo wird die Parallelität der Fenſterrahmen nicht geſtört, was zu gleicher Zeit wieder ein Beweis iſt, daß der Spiegel s ſenkrecht gegen den Stift ſteht. Iſt dieß geſchehen, ſo drehe ich mit der Drehſcheibe k die zweite Fläche dem Auge zu, ſie wird das Bild des Rahmen nicht mit dem Spiegelbilde parallel ſtehen laſſen, allein durch die Drehung des Stiftes m iſt die Parallelität ſo - gleich hergeſtellt. Da nun durch dieſe Drehung die erſte Fläche nicht aus ihrer Parallelität mit der Axe kr der Drehſcheibe herauskommen kann, ſo iſt der Kryſtall mit mathematiſcher Sicherheit eingeſtellt. Ich darf jetzt nur das Inſtrument auf Null einſtellen, das Rahmenbild des Sextanten - ſpiegels mit dem einer Fläche des Kryſtalls zuſammenfallen laſſen, ſo - dann bei d drehen und auf der zweiten Kryſtallfläche wieder zuſammen - fallen laſſen, und auf dem Theilkreiſe die Grade ableſen.

Ueber verſchiedene Abänderungen von Mitſcherlich, Mohs, Babinet ꝛc. ſiehe Dufrenoy (Traité Minér. I, 192).

Für feinere Unterſuchungen, beſonders auch um die Brechungs - coefficienten der Lichtſtrahlen zu meſſen, bedient man ſich des Goniometer von Charles (Ann. chim. phys. 1850. 3 Ser. XXVIII, 177), oder eines Theodolithen mit excentriſchem Fernrohr, in deſſen Centrum das Prisma oder der Kryſtall aufrecht geſtellt wird. Heuſſer (Pogg. Annal. 87. 455) arbeitete mit einem ſolchen, deſſen horizontaler Kreis direkt bis 10 Minuten getheilt war, durch Nonien konnten 10 Sekunden noch abgeleſen, 5 mit ziemlicher Sicherheit geſchätzt werden. Da ferner mit dieſem Inſtrumente der doppelte Winkel gemeſſen wird, ſo wird dadurch der etwa gemachte Meſſungsfehler halbirt, und die Schärfe möglicher Weiſe auf $$\frac{5}{2}$$ = 2 $$\frac{1}{2}$$ Sek. geführt.

Hat man ſich nun durch Meſſung überzeugt, ob die Kante 90° oder nicht habe, ſo weiß ich erſt, ob die Säule gleichwinklig (quadratiſch oder14Symmetriegeſetze.oblong) oder ungleichwinklig (rhombiſch oder rhomboidiſch) war. Die weitere Beſtimmung folgt lediglich aus der phyſikaliſchen Beſchaffenheit der Flächen, die man entweder mit bloßem Auge beurtheilt, oder wozu man ſich folgender drei Sätze bedient:

Erſter Grundſatz. Tritt zu einer Säule eine dritte Fläche, ſo muß dieſe die gleichen Glieder in gleicher, und die ungleichen in ungleicher Weiſe treffen. Man kann den Satz auch umkehren, aber der rechte Winkel erleidet Ausnahmen. Habe

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ich z. B. eine quadratiſche Säule f / f, ſo muß die dritte hinzu - kommende Fläche s jede der f unter gleichen Winkeln treffen. Wäre die Säule eine oblonge f g, ſo muß nun die s die Fläche g unter anderer Neigung ſchneiden als die f, eben weil beide verſchieden ſind. Oft iſt der Unterſchied nur ſehr un -

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bedeutend, aber er ſcheint nach ſcharfen Meſſungen da zu ſein. So ſtumpft beim Feldſpath n die rechtwinklige Kante der Oblongſäule P / M zwar faſt unter gleichen Winkeln ab, doch haben genaue Meſſungen einen kleinen Unterſchied er - geben, beim glaſigen Feldſpath beträgt P / n 135° 16′ und M / n 134° 44′. Hauy legte ein großes Gewicht darauf, daß beim Kalkſpath der blättrige Bruch P die Endkante a1 / e2 der regulären ſechsſeitigen Säule unter gleichen Winkeln (gerade) abſtumpfe, obgleich die Gradendfläche a1 ſich weſentlich von e2 unterſcheidet. Allein er berechnete unter dieſer Annahme den Endkantenwinkel des Rhomboeders zu 104° 28′, während ſpäter ſchärfere Meſſungen entſchieden 105° 5′, alſo reichlich ½° mehr fanden, und auch Meſſungen den Winkel P / a1 135° 23′ und P / e2 134° 36′ ergaben. Der rechte Winkel macht eine Ausnahme. Beim Gyps ſchneidet der erſte Blätterbruch die einander ungleichen muſcheligen und faſerigen unter rechten Winkeln.

Zweiter Grundſatz. Wird ein Glied beſchnitten, ſo muß jedes ihm gleiche Glied in gleicher Weiſe beſchnitten werden, wenn keine hemiedriſchen Verhältniſſe obwalten. Iſt alſo bei der quadratiſchen und oblongen Säule ein k geſchnitten, ſo muß noth - wendig auch das andere ebenſo geſchnitten ſein. Wird dagegen bei der rhombiſchen und rhomboidiſchen die ſcharfe getroffen, ſo nicht nothwendig auch die ſtumpfe.

Dritter Corollarſatz. Trifft daher eine Fläche gleiche Glieder in verſchiedener Weiſe, ſo erfordert ſie noth - wendig eine Gegenfläche, welche dieſe Ungleichheit wieder hebt (Symmetriegeſetz). Wäre z. B. f / f1 die ſcharfe Kante einer rhom -

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biſchen Säule, und würde dieſe von einer Fläche s unter ungleichen Winkeln getroffen, ſo muß nothwendig eine Gegenfläche s1 kommen, welche ſie unter entgegengeſetzter Ungleichheit trifft, ſo daß s / f = s1 / f1, und s1 / f = s / f1 iſt. Dadurch iſt die Symmetrie vollſtändig hergeſtellt. Man ſagt, s und s1 ſchärfen die Kante k zu, obgleich die dadurch entſtandene neue Kante s / s1 ſtumpfer iſt, als die alte weggenommene k. Man hätte ebenſo gut zuſtumpfen ſagen können.

15Sechsſeitige Säulen, Parallelopipede.

Betrachtung dreier Blätterbrüche.

Hier gibt es nothwendig zwei Fälle:

a) Die drei Flächen ſchneiden ſich in einer Säule, die - ſelbe iſt ſechsſeitig (ſechsſeitige Säule) und hat ſechs parallele Kanten. Man kann ſie als eine vierſeitige Säule mit abgeſtumpfter Kante betrachten. Abgeſtumpft heißt alſo eine Kante T / r, wenn die dritte hinzutretende Fläche M dieſelbe ſo ſchneidet, daß die neu entſtehenden Kanten M / r und M / T einander parallel gehen. Die Säule hat im all - gemeinen dreierlei Winkel, ſind zwei davon gemeſſen, ſo läßt ſich der dritte durch Rechnung finden. Denn die Winkel im Querſchnitt liegen in einem Sechseck, deſſen Winkel (2 · 6 4) R = 8R betragen. Da nun Winkel w = w1, k = k1 und g = g1 ſein muß, ſo iſt w+k+g = 4R. Die qua - dratiſche und oblonge Säule ſind Einer Abſtumpfung nicht fähig (pag. 10), folglich kann es nur dreierlei ſechsſeitige Säulen geben:

1) Die unſymmetriſche oder rhomboidiſche Säule M / T mit ſchiefer Abſtumpfung, ſchief heißt ſie, weil Winkel r / M von Winkel r / T verſchieden iſt und ſein muß, da Flächen T und M ungleiche Glieder ſind. Der Epidot liefert ein gutes Beiſpiel: M / T macht 115° 41′, r / T da -

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gegen 129° 39′, folglich M / r = 360° 245° 20′ = 114° 40′

2) Die ſymmetriſche oder rhombiſche Säule M / M mit gerader Abſtumpfung s der ſcharfen Kante, gerade, weil die Winkel k und k gleich ſein müſſen. Ich brauche daher nur einen Winkel zu meſſen. Der Schwerſpath liefert ein

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gutes Beiſpiel, M / M bilden einen Winkel von 101° 42′, folglich iſt k+k = 360° 101° 42′ = 258 · 18, alſo k = 129° 9′.

3) Die reguläre ſechsſeitige Säule. Dieß iſt der intereſſante Fall, wo alle Flächen und folglich alle Kanten einander gleich werden, alſo 3w = 360°, w = 120°. Beim drei - und ſechsgliedrigen Syſteme ſehr häufig.

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Bei den vier - und ſechsſeitigen Säulen kommen wir blos auf die Gliederzahlen 1, 2 und 3, ſie ſind daher zur Syſtematik noch nicht geeignet. Das wird nun aber anders im Falle

b) Die drei Flächen ſchneiden ſich in drei Säulen, dann bekommen wir ein Parallelopiped (Hexaid) mit dreierlei Flächen (Parallelo - grammen), ſechserlei Kanten, und viererlei Ecken. Man verſchafft ſich dieſen Körper leicht, wenn man an die vierſeitigen Säulen ſich Endflächen ſchneidet.

Wir ſind hiermit bei den Hauy’ſchen Primitivformen angekommen, und können nichts Beſſeres thun, als dem alten Meiſter folgen. Greifen wir daher die ſechs folgenden heraus. Hauy bezeichnet die Flächen mit P M T (PriMiTivform), der Reihe nach die Ecken mit den Vokalen, und die Kanten mit den Konſonanten. Wie die Glieder nun einander gleich werden, ſo bezeichnete er ſie mit gleichen Buchſtaben. Man kann die Sache nicht klarer darſtellen.

16Mögliche Hexaide.

1) Würfel im Gleichgewicht hat drei congruente Flächen P (Qua -

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drate), ſechs rechtwinkliche Kanten B, und vier dreikantige Ecken A, alſo bezeichnen die Grundzahlen 3, 4 und 6 gleiche Glieder, daher gleichgliedriges oder regu - läres Syſtem Weiss. Auch ſphäroedriſches, weil man eine Kugel darum ſchreiben kann.

2) Quadratiſche Säule M / M mit Gradendfläche P. Im Gleich -

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gewicht iſt P ein Quadrat, MM ſind Rechtecke, doch bleibt die Länge GG unbeſtimmt. Die drei Flächen zerlegen ſich alſo in 2+1 Flächen; die rechtwinkligen Kanten werden 4B+2G, und die Ecken bleiben 4A. Es herrſcht die 4 vor, daher viergliedriges Syſtem Weiss. Weil man die Flächen MM ins Gleichgewicht bringen d. h. con - gruent machen kann, ſo iſt der Name quadratiſches Syſtem auch nicht unpaſſend.

3) Oblonge Säule M / T mit Gradendfläche P. Alle drei ſind ver -

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ſchiedene Rechtecke, das Gleichgewicht bleibt unbeſtimmt; die rechtwinkligen Kanten zerlegen ſich in 2B+2C+2G, die Ecken bleiben noch 4A. Es herrſcht die 2 vor, daher zwei und zweigliedriges Syſtem Weiss, oder kurzweg zweigliedriges Syſtem. Gewöhnlich ſchiebt man M und T ſo weit, daß ſie eine paſſende ungleiche Aus - dehnung haben, daher iſt ihr Querſchnitt ein Oblongum AAAA.

4) Rhomboeder im Gleichgewicht hat 3 congruente Flächen P

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(Rhomben), die ſchiefwinklichen Kanten zerlegen ſich in 3B+3D, und die Ecken in 3E+1A. In der Ecke A (Endung) laufen drei gleiche Kanten (dreikantige Ecke), und in den E (Seitenecken) 2D+B Kanten (2+1kantige Ecken) zuſammen. Es herrſcht die 3 vor, daher drei - gliedriges Syſtem Weiss.

5) Hendyoeder Weiss, d. h. rhombiſche Säule M / M mit Schiefend -

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fläche P, welche gerade auf die Säulenkante H aufgeſetzt, weil D = D, aber ſchief angeſetzt iſt, weil D keine rechten Winkel ſind. Die Kanten zerlegen ſich in 2D+2B+H+G, alſo in 2+2+1+1 Linien, und die Ecken in 2E+O+A, der Kryſtall iſt daher links wie rechts, aber vorn anders als hinten. Da weder 2 noch 1 herrſcht, heißt es zwei und eingliedriges Syſtem Weiss. Es iſt dieſes eines der intereſſanteſten. Feldſpath.

6) Henhenoeder d. h. rhomboidiſche Säule M / T mit doppelt ſchiefer

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Endfläche P, da Kante D von F verſchieden iſt: P iſt auf die Säulenkante H ſchief an - und aufgeſetzt. Kein Glied dem andern mehr gleich, daher ein und ein - gliedriges Syſtem Weiss, oder kurzweg eingliedriges Syſtem. Es kommt nicht häufig vor, und eine Gruppe darunter, die des Albits, lehnt ſich durch ihre ſcheinbare Symmetrie noch ganz an die des Feldſpaths an.

17Mögliche Hexaide.

Stellen wir in nachfolgender Rubrik die Zahlen überſichtlich zuſammen:

SyſtemFlächenKantenEcken
1) Gleichgliedriges364
2) Viergliedriges1+22+44
3) Zweigliedriges1+1+12+2+24
4) Dreigliedriges33+31+3
5) Zwei und eingliedriges2+12+2+1+12+1+1
6) Eingliedriges1+1+11+1+1+1+1+11+1+1+1

Außer 5 ſind alle Zahlen von 1 6 möglich. Es gibt jedoch noch mehrere andere Hexaide, ich habe nur dieſe 6 gewählt, weil zwei und drei mit dem Würfel in einem ähnlichen Zuſammenhange ſtehen, als 5 und 6 mit dem Rhomboeder, denn 2 iſt ein nach einer Richtung lang gezogener Würfel, wie 5 ein ebenſo lang gezogenes Rhomboeder; 3 da - gegen ein nach zwei Dimenſionen verzogener Würfel, wie 6 ein ebenſo verzogenes Rhomboeder. Nur mit dem Unterſchiede, daß man bei 5 und 6 die Kantenwinkel nicht gleich denken darf.

Ueberſchauen wir jetzt einmal die Möglichkeiten der Hexaide. Zu dem Ende müſſen wir auf die vier möglichen vierſeitigen Säulen zurück - gehen, eine dritte Fläche daran legen, dürfen dabei aber unſere oben aufgeſtellten drei Sätze pag. 14 nicht verletzen.

An die quadratiſche Säule kann man eine Gradendfläche legen, denn ſie trifft alle Säulenflächen in gleicher Weiſe, und dies gibt uns das gleich - und viergliedrige Syſtem (Nr. 1 und 2). Schief kann ich nicht mit einer Fläche ſchneiden.

An die oblonge Säule dürfen wir eine Gradend - fläche legen, weil der rechte Winkel eine Ausnahme macht, das gibt das zweigliedrige Syſtem Nr. 3. Da M und T verſchieden ſind, ſo kann ich ferner P gegen M rechtwinklig laſſen, aber P gegen T ſchiefwinklig denken, das gibt uns die Zahlen des 2+1gliedrigen Syſtemes Nr. 8, folglich nichts Neues. Endlich kann ſogar P gegen M und T verſchieden ſchief ſein. In dieſem Falle wird alles zu 1,

Nr. 8.

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alſo das Hexaid eingliedrig Nr. 6. Zwar kann es den Anſchein bekom - men, als wären die rechten Winkel G und G noch kryſtallographiſch gleich. Allein die Doppeltſchiefendfläche P iſt ein Rhomboid, welches in O einen andern Winkel haben muß, als in E, deshalb können auch die Kanten G und G unter den verſchiedenen Winkeln nicht mehr als gleichartig betrachtet werden. Der rechte Winkel zeigt ſich auch hier wieder als Ausnahme.

An die rhombiſche Säule kann ich eine Schiefendfläche legen, aber dieſe muß immer gerade auf die Säulenkante aufgeſetzt ſein, gleichviel ob auf die ſtumpfe oder ſcharfe, dadurch entſteht Nr. 4 und 5. Man kann ſich aber auch eine Gradendfläche denken, welche alle Säulenkanten und Säulenflächen unter rechten Winkeln ſchneidet Nr. 7. Hier haben wir dann 2+1 Fläche = 2M+P, ferner 4+1+1

Nr. 7.

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Kante, denn Kante P / M iſt viermal da, die Ecken werden 2+2. Aber 4+2+2+2+1+1+1 iſt zweigliedriges Syſtem.

Quenſtedt, Mineralogie. 218Stellung der Hexaide gegen einander.

An die rhomboidiſche Säule kann ich außer der doppeltſchiefen (Nr. 6) auch noch eine Gradendfläche ſetzen, das gibt aber wieder Nr. 8.

Die neun möglichen Hexaide bezeichnen alſo nicht mehr als ſechs Syſteme, und zwar gehört dem gleich -, vier - und dreigliedrigen je eins zu, dem zwei -, zwei und ein - und eingliedrigen dagegen je zwei. Wir wollen ſehen, wie dieſe je zwei zuſammenhängen.

Das zweigliedrige Syſtem hat das rechtwinklige Hexaid PMT Nr. 3 und die rhombiſche Säule mit Gradendfläche (gerade rhombiſche Säule) MMP Nr. 7 in ſich. Setzen wir ihre Zahlen hin: PMT hat: Flächen 1+1+1; Kanten 2+2+2; Ecken 4 MMP hat: Flächen 2+1; Kanten 4+1+1; Ecken 2+2 Da nun beide Hexaide in dem gleichen Syſteme ſtecken, ſo muß dieſes ſeine 1, 2 und 4 eben dahin legen, wo jenes die ſeinen hat, denn ſonſt gäbe es keine Symmetrie. Hüllen wir daher das eine in das andere, ſo mögen ſie z. B. die Gradendfläche P gemein haben, dann müſſen ſich aber die Säulen ſo gegen einander legen, daß die 1+1Kante der rhombiſchen in die 1+1Fläche der oblongen, die 2+2Ecken und 2Flächen jenes wie die 2+2+2Kanten von dieſem liegen, und die 4 Kanten ſich den 4 Ecken gegenüberſtellen, kurz es müſſen die Flächen der oblongen Säule die Kanten der rhombiſchen abſtumpfen. Der Schwer - ſpath liefert ein gutes Beiſpiel.

Das zwei und eingliedrige Syſtem hat die rhombiſche Säule mit Schiefendfläche (ſchiefe rhombiſche Säule) Nr. 5, und die oblonge mit Schiefendfläche Nr. 8 in ſich. Da wir hier nur 2+1 haben, ſo ſind verſchiedene Einſchachtelungen denkbar. Einen Fall ſieht man leicht ein, nämlich den: läßt man die Schiefendfläche P in beiden zuſammenfallen, ſo müſſen die Flächen der oblongen wie die Kanten der rhombiſchen liegen. So viel 1 wir aber auch haben, ſo liegt nur eine einzige links und rechts, nämlich G in Nr. 5 und M in Nr. 8, alle andern liegen in der Vertikal - zone von vorn nach hinten, alſo entweder vorn, oben oder hinten. Wenn nun beide zuſammentreten ſollen, ſo muß die ſeitliche 1 in beiden unter jeder Bedingung zuſammenfallen, die 1 in der Vertikalzone können ſich aber mehrfach gruppiren.

Beiſpiel. Der Feldſpath hat ein Hendyoeder MM, nur wenig blättrig, dagegen iſt die Schiefendfläche P außerordentlich blättrig. Die Ecke o könnte das Auge leicht für einen Rhomboeder A nehmen, denn D = 112° 16′ und H = 118° 48′, dieſen Unterſchied von reichlich be - merkt das Auge kaum, allein wegen des ausgezeichneten Blätterbruchs P muß die Ecke O nicht blos 2+1flächig, ſondern auch 2+1kantig ſein, alſo 2+1gliedrig. Wäre dieſe Strukturdifferenz nicht da, ſo könnte man ſich leicht im Syſteme irren. Der Eiſenvitriol bildet eine rhombiſche Säule H = 82° 21′, die Schiefendfläche P iſt auch blättrig, macht hinten einen Winkel B = 80° 37′. Da die Differenz nur 44′ beträgt, ſo ſcheint die hintere Ecke A einem ſcharfen Rhomboeder anzugehören. Daher beſchreiben Hauy und Mitſcherlich ihn rhomboedriſch, erſt ſcharfe Meſſungen von Mohs zeigten die 2+1kantige Ecke und mithin das 2+1gliedrige Syſtem.

Der Gyps bricht außerordentlich leicht in rhomboidiſchen Platten19Berechnung der Hexaide.(113° 46′) mit muſcheligem und faſerigem Bruch, gegen welche der Haupt - blätterbruch ſenkrecht ſteht. Die Glieder treten nur zu 2+1 auf. Neh - men wir in Nr. 8 M als den Hauptblätterbruch, T als den muſcheligen, und P als den faſerigen, ſo liegen alle 1 in der Vertikalzone P / T, näm - lich P, T, C, D, nur eine einzige M liegt links und rechts, wenn man die T oder irgend eine andere 1 der Vertikalzone vor ſich nimmt. Unter jeder Bedingung muß alſo der Hauptblätterbruch aufrecht links und rechts ſich erheben, er ſtumpft die ſcharfe Säulenkante des Hendyoeder des Feld - ſpaths ab, läßt man nun T die ſtumpfe wegnehmen, ſo kann die faſerige P noch auf der hintern oder vordern Seite eine Schiefendfläche bilden.

Das eingliedrige Syſtem hat die rhomboidiſche Säule mit doppeltſchiefer Endfläche Nr. 6, zuweilen ſogar eine oblonge mit doppelt ſchiefer Endfläche. Axinit und Kupfervitriol liefern für das Henhenoeder gute Beiſpiele. Profeſſor Mitſcherlich (Pogg. Annalen 8. 427) hat bei der unterſchwefligſauren Kalkerde ĊaS̶̈+6Ḣ̶ eine oblonge Säule mit dop - pelt-ſchiefer Endfläche nachgewieſen. Man hat daraus fälſchlich ein 7tes Kryſtallſyſtem gemacht, das jedoch keine Exiſtenz hat, da auch nicht ein - mal die rechtwinkligen Kanten der oblongen Säule wegen der doppelt - ſchiefen Endfläche darauf gleich ſein können.

Für den würflichen Blätterbruch bieten Steinſalz und Bleiglanz aus - gezeichnete Beiſpiele, für das Rhomboeder der Kalkſpath, man muß hier die 3kantigen und 2+1kantigen Ecken wohl von einander unterſcheiden. Die ſcheinbar würfligen Brüche des Anhydrits ſind alle drei phyſikaliſch verſchieden, und daher zweigliedrig. Ueberhaupt laufen alle Unterſuchungen der Hexaide auf die einer einzigen ihrer Ecken, eines körperlichen Dreiecks, hinaus, da den drei Flächen PMT und den drei Kanten dieſer Ecke alle andern Glieder parallel laufen.

Betrachtung des körperlichen Dreiecks.

Nennen wir in einem körperlichen Dreieck die Winkel in den Kanten α β γ, und die Winkel in den Ebenen (ſchlechthin Seiten) beziehungsweiſe a b c, ſo wird in der ſphäriſchen Trigonometrie bewieſen, daß wenn von dieſen 6 Stücken α β γ a b c drei beliebige bekannt ſind, ſich die übrigen drei durch Rechnung finden laſſen. Der Aſtronom kann die ebenen Winkel (Seiten) genauer meſſen als die in den Kanten, bei dem Kryſtallographen iſt es umgekehrt.

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Um die körperliche Ecke zu kennen, müſſen wir alſo drei Kanten - winkel α β γ gemeſſen haben, dann findet das Verhältniß ſtatt: 〈…〉 ferner iſt 〈…〉 2*20Formeln für Hexaide.oder beſſer für Logarithmen, wenn man ½ (α+β+γ) = S ſetzt:

1) 〈…〉 , bekannt α β γ.

Die übrigen zur Auflöſung einer körperlichen Ecke (ſphäriſchen Drei - ecks) nöthigen Formeln ſind:

2) 〈…〉 , bekannt a b c

〈…〉 geſetzt.

3) 〈…〉 〈…〉 , bekannt a β γ.

4) 〈…〉 〈…〉 , bekannt α b c.

5) 〈…〉 , bekannt α γ c.

6) 〈…〉 , bekannt als a c γ.

Die Formeln ſind vollkommen ſymmetriſch, können daher leicht um - geſtellt werden.

Iſt α = β = γ = R, ſo iſt cos a = cos b = cos c = 0, alſo a = b = c = 90°. Iſt β = γ = R, ſo iſt cos b = cos c = 0, alſo b = c = 90°; dagegen cos a = cos α.

Iſt γ = R, ſo iſt cos γ = 0, sin γ = 1, alſo

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  • 1) cos c = cot α cot β, nimm dazu
  • 2) cos c = cos a cos b
  • 3) tga = sin b tg α
  • 4) sin a = sin c sin α
  • 5) cos α = sin β cos a
  • 6) tg b = cos α tg c,

ſo iſt damit die Rechnung der bei γ rechtwinkligen körperlichen Ecke beendet.

Iſt α = β = γ, wie beim Rhomboeder, ſo iſt 〈…〉

21Vierzonenkörper. Oktaid. Tetraid.

Betrachtung von vier Blätterbrüchen.

Hier ſind drei Fälle möglich:

a) Die vier Ebenen liegen in einer Säule. Das gibt eine achtſeitige Säule. ff1 pag. 14 iſt der Querſchnitt einer geſchobenen Säule, ſtumpfen nun ſ und ſ1 die ſcharfe Kante k ab, ſo entſteht zwiſchen ſ / ſ1 eine neue Kante. Man ſagt, die Kante k iſt durch ſſ1 zugeſchärft, und die entſtandene Säule ff1 ſſ1 iſt 8ſeitig. So kann man 5, 6 n Blätterbrüche verbinden, das gibt dann 2nſeitige Säulen.

b) Die vier Ebenen ſchneiden ſich in vier Zonen, d. h. die vierte hinzukommende ſtumpft eine Kante des Hexaides ab. Dadurch entſteht eine ſechsſeitige Säule mit Endfläche, oder ein Vierzonenkörper. Eine Zone abc iſt ſechsſeitig, und die drei Zonen ad, bd und cd ſind vierſeitige. Da wir nun dreierlei ſechsſeitige Säulen haben pag. 15, ſo richten ſich darnach auch die Vierzonenkörper:

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Die reguläre ſechsſeitige Säule kann nur mit Gradend - fläche gedacht werden, da a = b = c ſein und d alle in gleicher Weiſe ſchneiden muß; d iſt ins Gleichgewicht gebracht ein reguläres Sechseck.

Die rhombiſche Säule mit gerader Abſtumpfung kann eine Grad - und eine Schiefendfläche haben, erſtere entſteht aus der geraden rhombiſchen Säule Nr. 7 pag. 17, letztere aus dem Hendyoeder Nr. 5 pag. 16.

Endlich die rhomboidiſche Säule mit ſchiefer Abſtumpfung kann auch eine gerade oder eine doppelt ſchiefe Endfläche haben. Erſtere gehört dem 2+1gliedrigen Syſteme an, wie man leicht ſieht.

Die Vierzonenkörper kommen alſo im drei -, zwei -, zwei und ein - und eingliedrigen Syſteme vor, und ergeben ſich aus den Hexaiden unmittelbar.

c) Die vier Ebenen ſchneiden ſich in 6 Zonen, und bilden folglich

das Oktaid.

Nimmt man eine Rübe oder Kartoffel, und macht vier beliebige Schnitte, von denen keiner dem andern parallel geht, ſo bekommt man ein Tetraid, jenen merkwürdigen Körper, der allein unter allen Kryſtallen ſich immer im Gleichgewicht befindet. Das Tetraid wird von 4 Dreiecken begränzt, hat 6 Kanten, von denen

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keine der andern parallel geht. Durch die Halbirungspunkte der Kanten laſſen ſich drei Linien ziehen, welche je zwei gegenüberliegende Kanten verbindend ſich in der Mitte des Körpers in einem Punkte halbiren (den Beweis unten). Wir haben alſo auch hier wieder die Grundzahlen 3, 6 und 4. Außerdem noch 4 Ecken, in welchen je drei Kanten und Flächen zuſammenlaufen.

Man kann in jedes Hexaid ein Tetraid einſchreiben. Seine Kanten bilden die Hälften der 12 Flächendiagonalen, in jeder Hexaidfläche liegt eine Tetraidkante; ſeine Flächen liegen wie die abwechſelnden Ecken, ſtumpfen alſo, wenn ſie zuſammen auftreten, dieſe ab. Da alles hälftig getheilt iſt, ſo folgt von

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22Oktaide.ſelbſt, daß es ein Gegentetraid gibt, deſſen Kanten mit der übrigen Hälfte der Diagonalen zuſammenfallen. Denkt man ſich jetzt das Hexaid weg, ſo hat man zwei durchwachſene (einander umgekehrt gleiche) Tetraide, deren Kanten ſich gerade ſo ſchneiden müſſen als die Hexaiddiagonalen. Das beiden gemeinſchaftliche Stück liefert das geſuchte Oktaid. Hieraus leuchtet unmittelbar der Zuſammenhang der Hexaide mit den Oktaiden hervor.

Oder einfacher: Haben wir ein beliebiges Tetraid geſchnitten und legen wir es auf eine ſeiner Flächen, ſo bildet es eine dreiſeitige Pyramide mit dreieckiger Baſis. Halbiren wir die drei Endkanten der Pyramide, legen durch die drei Halbirungspunkte eine Ebene, ſo geht dieſe der Baſis parallel, bildet alſo mit ihr den einen Kryſtallraum. Schneiden wir nun die Ecke über der Parallelfläche weg, und behandeln alle vier Ecken in gleicher Weiſe, ſo haben wir das Tetraid in ſein zu - gehöriges Oktaid verwandelt. Kurz wir halbiren ſämmtliche Kanten und verbinden die Halbirungspunkte, nehmen die Ecken weg, ſo iſt das Oktaid da, und immer im Gleichgewicht. Die Flächen des Oktaides und Tetraides ſind einander der Reihe nach ähnlich, nur iſt die Oktaidfläche viermal kleiner als die des Tetraides, weil ſie in dieſe eingeſchrieben iſt.

Das Oktaid hat 4 parallele Paare von Dreiecken abc, von denen

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je eines mit der Tetraidfläche zuſammenfällt; 6 (reſpective 3) vierkantige Ecken abc, die in den Mittelpunkten der Tetraidkanten liegen; und 6 parallele Paare Kanten ac, welche die eingeſchriebenen Dreiecke der Tetraide bilden, alſo vier, ſechs und drei Glieder. Die 12 Kanten gruppiren ſich zu drei Parallelo - grammen (Baſalſchnitten), die Diagonalen dieſer Parallelogramme müſſen ſich halbiren; alſo im Baſalſchnitte aba1b1 halbiren ſich aa1 und bb1, im Baſalſchnitte aca1c1, aa1 und cc1, folglich müſſen die Axen aa1, bb1 und cc1 ſämmtlich ſich im Mittelpunkte halbiren. Da die Punkte abc a1b1c1 in den Mittelpunkten der Kanten des zugehörigen Tetraides liegen, ſo müſſen auch für dieſes dieſelben Axen Statt haben, was oben nicht bewieſen war.

Die Axen, auf welche Hr. Prof. Weiß ſchon im Jahre 1809 auf - merkſam machte, liefern die naturgemäßſte Bezeichnungsweiſe. Wir rechnen ihre Längen vom Mittelpunkte an, kennen wir dieſe, und wiſſen wir, unter welchen Winkeln ſie ſich ſchneiden, ſo drückt das Zeichen einer Fläche a: b: c das weſentliche Verhältniß aus, die Fläche läßt ſich ihrer Lage nach im Raume beſtimmen.

Die Eintheilung der Oktaide hebt die Syſteme ſchärfer hervor, als die der Hexaide. In der Methode der Kryſtallographie habe ich ſie nach mehreren abſtrakten Principien eingetheilt. Hier bleiben wir jedoch nur bei den concreten Fällen ſtehen, welche uns der bisherige Gang der Unterſuchung an die Hand gibt. Darnach haben wir neunerlei auszu - zeichnen mit denſelben Zahlenverhältniſſen, als die 9 Hexaide.

23Oktaeder: regulär, viergliedrig, zweigliedrig.

1) Das reguläre Oktaeder hat drei gleiche rechtwinklige Axen a: a: a, folglich Quadrate zu Ba - ſalſchnitten; 4 gleichſeitige einander congruente Drei - ecke; 6 gleiche Kanten 109° 28′ 16″, und 3 vierkantige Ecken. Schreiben wir auf eine Fläche 0, und auf die drei anliegenden 1 ꝛc., ſo fallen auf 4 Flächen 0, auf die vier abwechſelnden 1. Läßt man z. B. die Eins wachſen, ſo bekommt man ein Tetraeder, und läßt

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man die Nullen, ein Gegentetraeder. Beide ſind congruent und regulär, ſie haben 4 gleichſeitige Dreiecke, 4 dreikantige Ecken, und 6 Kanten 70° 31′ 44″, das Supplement zum Oktaederwinkel. Schreiben wir in den Würfel ſein Tetraeder ein, ſo entſteht ein reguläres, weil alle Diagonalen der Würfelflächen einander gleich ſind,

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daraus folgt, daß das Oktaeder die Würfelecken ſo abſtumpfen muß, daß die Oktaederfläche o ein gleichſeitiges Dreieck bildet, und umgekehrt muß die Würfelfläche P die Oktaederecke ſo abſtumpfen, daß beim Oktaeder im Gleichgewicht ein Quadrat P entſteht.

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2) Das viergliedrige Oktaeder hat 2+1 rechtwinklige Axen a: a: c, folglich zwei einander con - gruente Rhomben acac, und ein Quadrat aaaa (daher Quadratoktaeder) zum Baſalſchnitt, 4 gleichſchenk - liche einander congruente Dreiecke, 4+2 Kanten, von denen 4 den rhombiſchen Baſalſchnitten (Endkanten) und 2 den quadratiſchen (Seitenkanten) angehören. 2+1 Ecke: die 1 iſt die aufrecht gedachte 4kantige Ecke, durch welche die Hauptaxe c geht; die 2 ſind die 2+2kantigen Seitenecken.

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Das viergliedrige Tetraeder machen wir aus dem vierglie - drigen Hexaide Nr. 2, pag. 16, indem wir das zugehörige Tetraid ein - ſchreiben, es hat 4+2 Kanten, folglich 2+1 kantige Ecken. Die Mittel - punkte der 2 Kanten werden durch die Axe c verbunden. Daraus geht hervor, daß das zugehörige Oktaeder die Ecken des viergliedrigen Hexaides ſo abſtumpft, daß ein gleichſeitiges Dreieck o entſteht, welches den Flächen des Oktaeders ähnlich iſt. Stumpft das Hexaid die Ecken des Oktaeders ab, ſo entſtehen Schnitte, die den Baſalſchnitten ähnlich ſind, alſo

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an den Ecken ein Quadrat, an den Seitenecken zwei congruente Rhomben

3) Von den zweigliedrigen Oktaedern hat das Rhombenoktaeder 1+1+1 rechtwinklige Axen a: b: c, folglich drei einander nicht congruente Rhomben abab, acac, bcbc zu Baſalſchnitten; 4 un - gleichſeitige einander congruente Dreiecke abc; 2+2+2 Kanten, und 1+1+1 Ecken, in welchen 2+2 Kanten zuſammenlaufen.

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Das zugehörige zweigliedrige Te - traeder machen wir aus dem 2gliedrigen Hexaide Nr. 3, pag. 16. Es iſt 2+2+2 - kantig, mit ungleichkantigen Ecken und muß die Hexaidecken ſo abſtumpfen, daß ein un -

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24Oblonges, dreigliedriges Oktaeder. Rhomboeder.gleichſeitiges Dreieck o entſteht, während die Hexaidflächen PMT an den Oktaederecken Rhomben bilden.

Vorſtehende drei Oktaeder und Tetraeder ſind die einzigen mit con - gruenten Flächen und rechtwinkligen Axen. Das gleichaxige a: a: a hat keine Hauptſtellung, man kann es nach jeder Axe a aufrecht ſtellen. Wird nun aber eine Axe a länger oder kürzer zu c gemacht, ſo entſtehen vier - gliedrige Oktaeder, mit einer Hauptſtellung, in dem c wegen der Symmetrie immer aufrecht genommen werden muß. Iſt c länger als a, ſo iſt der Seitenkantenwinkel größer als der Endkantenwinkel, und das Oktaeder ſchärfer als das reguläre; iſt dagegen c kürzer als a, ſo iſt der Seitenkantenwinkel kleiner als der Endkantenwinkel, und das Oktaeder ſtumpfer als das reguläre. Stellte man das viergliedrige Oktaeder nach einer Axe a aufrecht, ſo wären die Endkanten 2+2, und könnten dann für zweigliedrig gehalten werden. Sind endlich alle drei Axen verſchieden lang, ſo iſt die Stellung wieder dreideutig, weil ſich keine Axe vor der andern auszeichnet.

Das Oblongoktaeder hat 2+2 gleichſchenklige Dreiecke, daher

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muß ein Baſalſchnitt, auf welchem ſich die Baſen der Dreiecke erheben, ein Oblongum mit gleichen aber ſchiefwinkligen Axen xx ſein, die beiden übrigen Baſal - ſchnitte ſind congruente Rhomben, deren Diagonalen ſich rechtwinklig ſchneiden, daher ſteht die dritte Axe b auf den beiden ſchiefen ſenkrecht. Die Kanten ſind 4+1+1, und die Ecken 2+1, alſo zweigliedrig. Das zugehörige Tetraeder entſteht aus der geraden rhombiſchen Säule Nr. 7, pag. 17, es iſt gleichfalls 2+2flächig, 4+1+1 kantig, und 2+2eckig. Da man die ſchiefen Axen gerne meidet, ſo darf man im oblongen Baſalſchnitt nur die Seiten halbiren, und die Halbirungs - punkte durch aa und cc verbinden, die auf einander ſenkrecht ſtehen, bb nach den Spitzen der Dreiecke gezogen ſteht ohnehin ſenkrecht. Dadurch bekommen die Flächen nicht mehr den Ausdruck x: x: b, ſondern die zweierlei a: b: c und b: c: a, es ſind 2 rhombiſche Säulen, die man auch aus dem Rhombenoktaeder (und umgekehrt) ableiten kann, wie wir ſpäter ſehen werden.

4) Das dreigliedrige Oktaeder iſt 3+1flächig, die eine

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Fläche iſt gleichſeitig, und die drei Flächen ſind gleich - ſchenklig. Man macht es ſich leicht, indem man an irgend einem Rhomboeder im Gleichgewicht durch je 3 Seitenecken Flächen legt, welche die Endecke gerade abſtumpfen. Es muß dann dieſe neue Fläche ein gleichſeitiges Dreieck bilden, während die Rhom - boederflächen zu gleichſchenkligen werden. Die drei Baſalſchnitte ſind drei congruente Oblongen, daher haben wir 3+3 Kanten, und drei gleiche Axen a: a: a, die ſich aber unter gleichen ſchiefen Winkeln ſchneiden. Die drei gleichen Ecken ſind 2+2kantig und 2+1+1 flächig.

Wollen wir zu einem Rhomboeder das zugehörige Oktaeder ſuchen, ſo ſchreiben wir das dreigliedrige Tetraeder ein, daſſelbe iſt 3+3kantig,25Dihexaeder.denn es hat ein gleichſeitiges Dreieck zur Baſis, auf welchem ſich drei gleichſchenklige Dreiecke als Pyramide erheben, und aus dieſem ſchneidet man dann das Oktaeder. Wir verfolgen die Sache nicht, weil ſie zur Darſtellung des Syſtems nicht nothwendig iſt. Denn da das Rhom - boeder vermöge der Congruenz der Flächen ins Gleichgewicht gebracht werden kann, ſo reicht es zur Beſtimmung der drei gleichen und ſchiefen Axen a: a: a, welche von Mittelpunkt zu Mittelpunkt der Flächen gehen, wie die Axen der Würfel. Da aber durch dieſe Stellung die Symmetrie des Bildes geſtört wird, und da ferner im Rhomboeder eine einzige 1 ſteht, welche die Ecken A (Nr. 4, pag. 16) verbindet, ſo ſtellt man den Kryſtall nach dieſer Linie AA aufrecht, und nimmt dieſelbe als Hauptaxe cc, gegen welche die drei Flächen P und drei Endkanten B eine gleiche Neigung haben, die Seitenkanten mit den Seitenecken liegen dann im Zickzack. Durch die Mitte der Zickzackkanten kann man ein reguläres Sechseck legen, denn jede Seite aa deſſelben geht der Diagonale EE parallel, iſt alſo halb ſo groß, und da die drei hori - zontalen Diagonalen EE ein gleichſeitiges Drei - eck bilden, ſo muß das Sechseck regulär ſein. Die Diagonalen dieſes regulären Sechseckes aa ſind untereinander gleich, halbiren und ſchnei - den ſich im Mittelpunkt unter 60°. Die Rhom - boederfläche geht alſo von a: a: a: c. Die Axe c ſteht ſenkrecht gegen die Axenebene der a. Die Hauptaxe c iſt von a verſchieden, wenn jedoch das Rhomboeder einen Endkanten - winkel von 98° 12′ 48″ hätte, ſo müßte c = a ſein, ein nicht undenkbarer Fall.

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Macht man ſich ein Axengeſtell dieſes 3+1axigen Syſtems, ſo treten die Rhomboederflächen nur in den abwechſelnden Sextanten auf, die andere Hälfte bleibt leer, legt man darin ebenfalls noch Flächen, ſo kommt das

Dihexaeder mit 6 parallelen Paaren gleich - ſchenkliger Dreiecke, deren Baſen a: a in der Ebene der Axe a liegen; 6 Endkanten gehen von a: c, ſo daß die Hauptecke in der Axe c 6flächig und 6kantig iſt, die 6 Seitenecken ſind 2+2kantig.

Man kann daher das Rhomboeder als den Halbflächner des Dihexaeder anſehen, und deshalb iſt das dihexaedriſche Syſtem auch wohl dirhom - boedriſches genannt, da Prof. Weiß auf dieſe Eigenſchaft ſchon 1809 aufmerkſam machte. Schreibt man demnach auf eine Fläche 0, auf die anliegenden 1 ꝛc., ſo geben die wachſenden Nullen und Eins je

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ein Rhomboeder, beide unterſcheidet man in den Zeichen a: a: a: c und a1: a1: a: c. Da man den Würfel als ein Rhomboeder anſehen kann, deſſen Endkanten den Seitenkanten gleich geworden ſind, ſo darf man ihn nur nach einer Ecke cc aufrecht ſtellen, die Zickzackkanten in a halbiren, ſo ſind ca die Endkanten und aa die Seitenkanten des ein - geſchriebenen Dihexaeders. Dieſe gefällige Dihexaederform hat Endkante262+1gliedriges Oktaeder.131° 48′ 37″ (Winkel der gebrochenen Oktaederkante des Leucitoeder

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a: a: ½a) Seitenkante 109° 28′ 16″ (Winkel des regu - lären Oktaeder). Der Name Dihexaeder (Doppel - würfel) kann daher auch auf dieſen Urſprung anſpie - len, und jedenfalls iſt das die leichteſte Weiſe, ſich den Körper zu ſchneiden. Nach unſerm Gange der Entwicklung, den ich auch in der Methode der Kry - ſtallographie eingeſchlagen habe, ſollte man das Di - hexaeder als ein Dirhomboeder anſehen. Doch kom - men andererſeits beim Pyramidenwürfel a: ½a: a und bei mehreren 48flächnern dihexaedriſche Ecken vor, die ſelbſtſtändig auftreten. Auch ſind beim Quarz und andern die Flächen ſo gleichartig, daß Weiß den Namen Quarzoeder (Abh. Berl. Ak. 1814, pag. 324) für den Körper vorſchlug. Später iſt jedoch durch die Haidinger’ſchen Quarzzwillinge die Anſicht wieder ſo er - ſchüttert, daß G. Roſe (Abh. Berl. Ak. 1844) den Quarz entſchieden auf ein Dirhomboeder zurückführen zu können meint. Auch miſcht ſich anderer - ſeits das Rhomboeder ſo auffallend mit dem Dihexaeder (Eiſenglanz, Korund), daß zwiſchen dreigliedrigem und ſechsgliedrigem Syſteme keine ſcharfe Gränze gezogen werden kann.

5) Die zwei und eingliedrigen Oktaeder ſind auch wieder zweierlei Art, 2+2flächig oder 2+1+1flächig. Das 2+1+1 flächige (ſchiefes Oblongoktaeder) hat noch einen oblongen Baſalſchnitt, aber die Dreiecke darüber ſind dreierlei, die 1+1 ſind gleichſchenklig, ſie haben gleiche Baſen, aber die Schenkel des einen ſind länger als die des andern, die zwei dagegen ſind ungleichſeitig und congruent. Stellt man das Ob - longoktaeder nach ſeiner 4kantigen Ecke (a) aufrecht, und bewegt die Axe a in der Axenebene ac aus ihrer ſenkrechten Stellung ein wenig heraus, ſo kommt das verlangte Oktaeder. Wenn es ſich blos um die Exiſtenz und nicht um die Entwickelung deſſelben handelt, ſo darf man nur an der ſchiefen rhombiſchen Säule (Nr. 5) die hintere Ecke A durch x ſo ab -

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ſtumpfen, daß x / M = x / M, beide aber verſchieden von P / M = D ſind. Wir haben dann einen oblongen Baſal - ſchnitt EEee, in welchem ſich die Axen bb und cc recht - winklig ſchneiden, dagegen bilden die beiden andern Baſal - ſchnitte congruente Rhomboide. Daraus folgt die Sym - metrie des Kryſtalles von links und rechts, und eine Ebene aca1c muß ſenkrecht auf dem oblongen Baſalſchnitt ſtehen, folglich auch b auf die Axen a und c. Dagegen zeigt die Rechnung, daß a und c ſich unter ſchiefen Winkeln ſchneiden. Wir haben alſo drei verſchiedene Axen abc, von denen je zwei ab und bc auf einander rechtwinklig, ac dagegen ſchiefwinklig ſtehen. Den ſtumpfen Winkel kehrt man gewöhnlich auf die Vorderſeite a, und den ſcharfen auf die hintere a1. (In der Figur iſt Axe cc etwas aus der Lage gerückt, weil ſie ſonſt nicht ſichtbar würde, wenn man ſie parallel Ee zeichnete, wie ſie in der Natur geht).

Das 2+2flächige Oktaeder pag. 22 leitet man aus der recht - winkligen Säule mit Schiefendfläche Nr. 8, pag. 17 ab: da die vordern Ecken EE andere ſind als hintere AA, ſo können die vier Flächen nicht mehr congruent ſein, wie man leicht aus dem zugehörigen Tetraide ſieht. Jedes271gliedriges Oktaeder, Tetraide. Axen.Paar Ecken gibt ein Paar Flächen abc und a1bc (Augitartiges von Weiß, Diëder der l’Isle), und ſämmtliche Dreiecke ſind ungleichſeitig, weil die drei Kanten des Hexaides ungleich lang ſind. Die von Ecke zu Ecke gehenden Oktaederaxen ſind den Kanten des zugehörigen Hexaides parallel, ſchneiden ſich alſo wie dieſe unter zwei rechten und einem ſchiefen Winkel. Die Baſalſchnitte ſelbſt ſind zwei verſchiedene Rhomben aba1b und bcbc1, und ein Rhomboid aca1c1. Auch dieſes Oktaeder bleibt noch nach links und rechts ſymmetriſch, wird nur vorn anders als hinten, und jede zwei Augitpaare müſſen ein ſolches geben, wofern ſie nicht in einer Zone liegen.

6) Das eingliedrige Oktaeder hat weder zwei gleiche Flächen, noch zwei gleiche Kanten, alles tritt nur einzig auf, verſteht ſich immer, daß man das Parallele nicht mitzählt. Zwar läßt ſich aus der Oblong - ſäule mit doppeltſchiefer Endfläche noch ein Oktaeder ableiten, an dem die zwei der oblongen Säule entſprechenden Axenebenen ſenkrecht ſtehen, allein einen Einfluß kann das auf die Zahl nicht üben.

Betrachten wir die Tetraide für ſich, ſo zerfallen ſie in zwei merk - würdige Gruppen, in ſymmetriſche und unſymmetriſche. Zu den ſym - metriſchen gehören das reguläre, viergliedrige, dreigliedrige, und von den zwei - und zwei und eingliedrigen die aus dem geraden und ſchiefen Oblongoktaeder. Hier ſind beide das Tetraid und Gegentetraid einander congruent. Anders iſt es dagegen bei den unſymmetriſchen. Schneidet man ſich aus der Oblongſäule mit Gradendfläche (Nr. 3) beide Tetraide, ſo ſind ſie zwar von gleichen Flächen und Kanten begränzt, man kann ſie aber nicht parallel neben einander ſtellen, ſondern wenn man ſie auf eine Fläche neben einander legt, ſo ſchaut das eine mit ſeiner Spitze nach links, das andere nach rechts: das eine iſt alſo um - gekehrt dem andern gleich und congruent. Aehnliche Unſymmetrie findet ſich bei dem Tetraide der Oblong - ſäule mit Schiefendfläche (Nr. 8), es iſt 2+2flächig. Endlich auch bei den 1+1+1+1flächigen. Naumann

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nennt die nicht regulären Sphenoide, Haidinger das unſymmetriſch zweigliedrige Tartaroid, weil es beim Weinſtein (Tartarus) ſelbſt - ſtändig vorkommt.

Die Axen.

Nachdem wir uns überzeugt haben, daß aus je vier beliebigen ſich in 6 Zonen ſchneidenden Flächen ein Oktaid entſteht, in welchem drei Linien (Axen) ſich im Mittelpunkte halbiren, ſo können wir nun von dieſen Linien ſprechen. Die Axen gehen entweder alle drei von Ecke zu Ecke, oder nur eine von Ecke zu Ecke, die andern beiden den Seiten eines Baſalſchnittes parallel. Wie alles am Kryſtall beweg - lich gedacht werden muß, ſo auch dieſe Linien: es ſind Richtungen, die in jedem Punkte des Kryſtalls wirken. Von ihrer Kenntniß, die wir lediglich dem Herrn Prof. Weiß verdanken, datirt eine ganz neue Epoche der Kryſtallographie. Alles, was Spätere daran gemodelt haben, hat den Kern der Sache nur wieder verhüllt. Die Axenrichtungen allein ſind die wirkenden Kräfte, als deren Reſultanten die Flächen gedacht werden müſſen, namentlich darf man auch nicht Axenebenen an ihre Stelle ſetzen.

28Axen: rechtwinklige, ſchiefwinklige.

I. Alle drei Axen wirken auf einander rechtwinklig (orthometriſch):

1) Die gleichen Axen a: a: a beſtimmen uns das reguläre

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Oktaeder: man darf ſich nur zwei gleiche Linien aa und aa, die ſich in o halbiren, auf das Blatt zeichnen, und dann eine dritte gleich lange Linie oa in o ſenkrecht gegen das Blatt erheben, ſo hat man die einfachſte Anſchauung vom regulären Oktaeder. Das Zeichen a: a: a iſt ſo ein - fach, daß es weiter keiner Symbole bedarf, auch liegt darin von ſelbſt, wegen der vier gleichen Quadranten, die Vierdeutigkeit des Zeichens: Teſſulariſches S. Mohs, Iſometriſches S. Hausmann, Teſſeral-S. Naumann.

2) 2 + 1 Axe a: a: c beſtimmen uns das viergliedrige Oktae - der: man darf ſich nur die aufrechte Axe c (Hauptaxe) größer oder kleiner als a denken, ſo haben wir die Anſchauung. Das Zeichen deutet gleich an, daß die Seitenkanten a: a von den Endkanten a: c verſchieden ſeien, und daß die Dreiecke congruent und gleichſchenklig ſein müſſen. Pyra - midal-S. Mohs, monodimetriſches Hausmann, Tetragonal-S. Naumann.

3) 1 + 1 + 1 Axe a: b: c beſtimmen uns das zweigliedrige

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Oktaeder: die aufrechte Hauptaxe nennt Weiß immer c, die nach vorn gehende a und die ſeitliche b. Wir erſehen daraus, daß die dreierlei Kanten a: b (Seitenkante), a: c (vordere Endkante) und b: c (ſeitliche Endkante) von einander verſchieden, und folglich die vier Flächen ungleichſeitige congruente Dreiecke ſein müſſen. Orthotypes S. Mohs, rhom - biſches S. Naumann.

Anmerkung. Leider herrſcht in der Benennung der Axen bei den Kryſtallographen keine Uebereinſtimmung. Mohs und Naumann nennen die aufrechte Axe a (unſer c), dagegen ſtimmt b Naumann mit b Weiß, aber mit c Mohs, und c Naumann mit a Weiß und b Mohs. Der Mathematiker wird übrigens leichter die aufrechte Axe als c merken, weil ſie in der Coordinaten-Theorie der Axe der Z entſpricht. Abgeſehen da - von, daß beim viergliedrigen Syſtem die Symmetrie mit dem regulären verlangt, die beiden gleichen Axen noch a: a zu nennen und die aufrechte c. Und warum denn von der Bezeichnung des Begründers der Axen ab - weichen?

II. Nicht alle drei Axen wirken auf einander rechtwink - lig (klinometriſch). Die Frage, ob die unbedeutende Schiefe ein - zelner Axen auf einander, welche nach ſcharfen Meſſungen anzunehmen man öfter gezwungen iſt, nur von Störungen in der Ausbildung her - rühren oder im tiefern Innern des Kryſtalls ihren Grund haben, iſt noch nicht entſchieden. Jedenfalls erwächst mit ſchiefen Axen eine größere Mühe des Rechnens, wo man daher rechtwinklige Axen nehmen kann, verdienen ſie unbedingt den Vorzug. Wo man dagegen ſchiefe Winkel nehmen muß, da wähle man die Axen wenigſtens ſo, daß ſie den recht - winkligen möglichſt nahe kommen. So macht es Herr Prof. Weiß. Mohs und Naumann dagegen ſagen, da nun einmal ſchiefwinklige Axen29Axen: ſchiefwinklige. 3+1 Axe.gefunden werden, ſo nehmen wir ſie auch recht ſchief. Dadurch erleiden die Flächen eine ſehr verſchiedene Bezeichnung, was das Leſen verſchie - dener Lehrbücher außerordentlich erſchwert.

Von den ungleichen Axen a: b: c weicht die c in der Axenebene ac nur um Weniges vom rechten Winkel ab, zwei und eingliedriges Oktaeder. Man ſtellt das Oktaeder gern ſo, daß der ſtumpfe Winkel coa nach vorn ſchaut, dann liegt der ſcharfe coa1 hinten. Natürlich iſt nun Kante a: c vorn von a1: c hinten verſchieden, während die beiden ſeitlichen

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Endkanten b: c und die beiden Seitenkanten a: b links und rechts je einander noch gleich bleiben. Die Oktaederflächen theilen ſich daher in 2+2 ungleichſeitige Dreiecke, das Syſtem kann es nicht mehr zu vier gleichen Gliedern bringen. Da die Axe b ſenkrecht auf die Axenebene ac bleibt, ſo müſſen boc und boa noch rechte Winkel ſein. Behufs der Rechnung ziehe man eine Linie AA1 ſenkrecht gegen cc und Aa parallel cc, ſo kann man mit der rechtwinkligen Axe oA rechnen, in dem man das kleine Perpendikel aA = k als Correktion in die Formel einführt. Der Winkel aoA zeigt die Abweichung vom rechten an. Mohs fällt dagegen ein Per - pendikel cp auf aa1, und nennt den Winkel pco (= Aoa) die Abweichung. Hemiorthotypes S. Mohs, monoklinometriſches Naumann.

Man könnte ſich bei dieſem monoklinometriſchen Syſtem zwei Axen, ja ſelbſt alle drei einander gleich denken, und doch könnte es wegen der ſchiefen Axen zu keiner größern Gleichheit der Glieder als 2 kommen.

5) Von den ungleichen Axen a: b: c können je zwei ac und bc oder ſogar alle auf einander ſchief ſtehen, eingliedriges Oktaeder. Hier können nicht zwei Glieder mehr gleich ſein. Zwar könnte man meinen, wenn noch ein Axenpaar ab auf einander ſenkrecht ſtünde, müßten beide Kanten ab links und rechts einander noch gleich bleiben. Allein man ſieht ſogleich, daß ſie gegen die aufrechte c, welche auf Ebene a wind - ſchief ſteht, nicht mehr ſymmetriſch liegen, folglich auch nicht mehr gleich ſein können. Anorthotypes S. Mohs, triklinometriſches Naumann.

Naumann unterſcheidet noch ein diklinometriſches Syſtem, ſchiebt ſtatt der linearen Dimenſionen die Axenebenen unter: es muß dabei noch ein Paar Axenebenen z. B. Ebene ab auf bc ſenkrecht ſtehen. Auf die Symmetrie des Kryſtalls hat das gar keinen Einfluß, und merkwürdiger Weiſe kann bei dieſem Naumannſchen Syſtem von den drei Lineardimen - ſionen a: b: c keine auf der andern ſenkrecht ſtehen. Man macht ſich dieſes leicht an einer oblongen Säule mit doppelt ſchiefer Endfläche klar, an welcher keine der Kanten auf einander ſenkrecht ſtehen kann. Und umgekehrt, wenn ein Paar der Kanten auf einander rechtwinklig ſteht, ſo kann kein Paar der Axenebenen einen rechten Winkel bilden. Das iſt ein merkwürdiger Widerſpruch! Method. Kryſt. pag. 129.

III. Drei und einaxige Syſteme. Die eine Hauptaxe c ſteht aufrecht und ſenkrecht gegen die drei gleichen Nebenaxen aaa, welche ſich unter 60° ſchneiden.

6. a) Sechsgliedriges Syſtem. Denkt man ſich die[Axe] c auf - recht, ſo kann man durch c: a: a: a eine Fläche legen, die ſechsmal30Verfertigung der Oktaide.wiederkehrt, alſo ein Dihexaeder bilden muß. Die Seitenkanten a: a ſind von den Endkanten a: c verſchieden.

6. b) Dreigliedriges Syſtem. Denkt man ſich dagegen nur die

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abwechſelnden Sextanten ausgefüllt, ſo entſteht in c eine rhomboedriſche Ecke. Man ſieht leicht ein, daß die Ausfüllung der andern Hälfte ein Gegenrhomboeder rrr geben muß, das ſich nur durch ſeine Stellung vom erſten unter - ſcheidet. Bezeichnet man das eine mit ½ (c: a: a: a), ſo ſchreibt man das andere ½ (c: a1: a1: a). Die Sache wird klar, wenn man das vergleicht, was oben pag. 24 beim Rhomboeder geſagt wurde.

Verfertigung der Oktaide.

Da ſich in jedes Hexaid ein Tetraid einſchreiben läßt, aus dieſem aber das Oktaid folgt, ſo könnte man auf dieſe Weiſe ſich leicht alle Oktaide verſchaffen, wenn man dazu nicht zu viel Holz brauchte, abgeſehen davon, daß die Schnitte der Hexaide wieder alle genommen werden. Am beſten iſt es daher, man verfertigt ſie alle aus der Säule.

Das reguläre Oktaeder entſteht aus der geraden rhombiſchen

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Säule von 〈…〉 (1: 〈…〉 ), da dieß der Oktaederwinkel iſt. Zu dem Ende trage man die kurze Diagonale AA nach AH, mache EG = AH, halbire dieſe in C, ziehe von C nach den vier Punkten AAHH, ſo entſteht das Oktaeder CAAHHC. Der Beweis iſt leicht zu führen.

Die viergliedrigen Oktaeder entſtehen aus geraden rhombiſchen Säulen von einem Winkel, der den Seitenkanten des verlangten Oktaeders entſpricht. Man verfährt bei der Bereitung ganz wie vorhin. Legt man die kurze Diagonale AA nach AH, ſo entſteht ein ſcharfes, legt man dagegen die lange Diagonale EE nach EG, ſo entſteht ein ſtumpfes Oktaeder.

Würde man AH länger oder kürzer als AA machen, und EG = AH in C halbiren, ſo entſtünde ein Oblongoktaeder.

Die dreigliedrigen Oktaeder macht man aus dem Rhom -

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boeder. Das Rhomboeder aber am beſten aus der geraden rhombiſchen Säule: zu dem Ende trägt man EE nach EH, errichtet im Halbirungspunkt p ein Per - pendikel op, ſo iſt oEEH die Endecke eines Rhomboeders von dem Endkantenwinkel der Kante H. Da die Rhom - boederfläche oEE erſt durch den Mittelpunkt der Grad - endfläche AEAE geht, ſo kann man ſie leicht durch das hintere A legen, man macht nur vorn Ao = or = Eq, ſo geht die Rhomboederfläche durch Aqrq. Mache ich dann ferner Hs = Ao, und ziehe durch ſ Parallelen, ſo iſt stqrqtA das verlangte Rhomboeder.

31Zeichnung der Oktaide.

Das zweigliedrige Oktaeder macht man aus rhombiſchen Säulen mit Schiefendfläche. Wäre AEAE eine ſolche, ſo trüge man wieder AA nach AH, machte EG = AH, halbirte in C, und zöge das Oktaeder CAAHHC.

Ein zwei und eingliedriges käme, ſobald man AH größer oder kleiner als AA machte; das eingliedrige auf die gleiche Weiſe, nur muß ſtatt der ſchiefen eine doppelt ſchiefe Endfläche genommen werden.

Die Zeichnung der Oktaide

iſt gewöhnlich eine geometriſche d. h. eine orthographiſche Projektion: man fälle von den Ecken der Oktaide ſenkrechte auf die Zeichnungsebene, ver - binde die Orte durch die erforderlichen 12 Kanten, ſo iſt das Bild fertig. Denkt man das Auge im Unendlichen und ſo gegen Kryſtall - und Zeich - nungsebene geſtellt, daß ein Geſichtsſtrahl durch den Mittelpunkt des Kryſtalls ſenkrecht gegen die Zeichnungsebene ſteht, ſo ſieht man den Kryſtall in unſerm geometriſchen Bilde. Daſſelbe erſcheint zwar etwas verzogen, aber alle parallelen Kanten bleiben ſich parallel. Da die Ecken der Oktaide den Endpunkten der drei Axen entſprechen, ſo fällt die Aufgabe mit der Projektion der drei Axen abc zuſammen. Wir wollen den einfachſten Fall annehmen, wo dieſelben auf einander rechtwinklig ſtehen und gleich ſind. Die Zeichnungsebene denkt man ſich gewöhnlich durch den Mittelpunkt gelegt, ſie muß dann den Kryſtall hal - biren, die Kanten der vordern Hälfte zeichne man mit dickern, die der hintern Hälfte mit dünnern Linien, wodurch das Bild durchſichtig wird. Liegt die Zeichnungsebene in den Seitenaxen ab, ſo gibt das die Hori - zontalprojektion: in dieſem Falle erſcheint c als Mittelpunkt, weil alle Geſichtsſtrahlen (Perpendikel) der Axe c parallel gehen, und a und b erſcheinen in ihrer natürlichen Größe. Aehnlich die Bilder in den Axenebenen ac und bc (Vertikalprojektionen). Nicht ſo leicht bekommt man

die ſchiefe Projektion. Zu dem Ende lege Hauptaxe c in die Zeichnungsebene ZE, die in der Ebene des Papiers ge - dacht iſt, und drehe die Seiten - axen ab ſo lange um die Haupt - axe c, bis die Projektion von b um rmal länger iſt als die von a. Nennen wir den Drehungswinkel, welchen b dann mit der Zeich - nungsebene ZE macht, δ, ſo iſt die Projektion von a = oA = sin δ, von b = oB = cos δ, folglich r sin δ = cos δ, r = cotg δ. Jetzt drehen wir das ganze Axen - ſyſtem um die Linie ZE ſo lange,

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bis der Projektionspunkt der Axe a (α) von ZE um $$\frac{1}{s}$$ Länge der erſten Projektion (alſo $$\frac{1}{s}$$ OA = Aα) von ZE abſteht. Der Winkel, welchen die Axenebene ab mit der Zeichnungsebene macht, heiße dann e. Nennen32Zeichnung der Oktaide.

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wir den Ort von b mit β, ſo haben wir zwei ähnliche Dreiecke aAα und bBβ mit dem Winkel e. Da weiter die Axe c ſich um 90° e aus der Zeichnungsebene erhebt, ſo iſt ihre Projektion oγ = sin e, und das Dreieck ocγ ebenfalls den erſten beiden ähnlich. Es iſt aber aA = cos δ, bB = sin δ = 〈…〉 , ferner wurde Aα = 〈…〉 angenommen, da nun Aa: Aα = Bb: Bβ, ſo iſt cos δ: 〈…〉 : Bβ, Bβ = 〈…〉 . Ferner co: cγ = Aa: Aα, oder 1: cγ = cos δ: 〈…〉 , cγ = 〈…〉 , tg δ = 〈…〉 , alſo 〈…〉 〈…〉 .

Conſtruction: ſetzen wir r = s = 3, dann iſt δ = 18° 26′,

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e = 83° 37′. Ziehe eine beliebige Linie zB = 2 cos δ, theile ſie in 6 Theile, und errichte das Perpendikel ZP = ZB = sin δ, ziehe von P nach dem Mittelpunkte o, ſo iſt oα = oP die Axe a, weil αA = sin δ. Mache ferner zβ = Aα = $$\frac{1}{9}$$ sin δ1)Wir dürfen nur Aα auf zP von z oder P aus auftragen, und von dem neuen Punkte zum Mittelpunkte o ziehen, ſo ſchneidet dieſe von Aα ein Drittheil ab., ſo iſt oβ die zweite Seiten - axe. Da (oP) 2 = (oz) 2 + (zP) 2 = cos2 δ + sin2 δ = 1, die dritte Axe c = oγ = 〈…〉 iſt, ſo darf ich über oP nur einen Halbkreis beſchreiben, und Px = zβ = $$\frac{1}{9}$$ sin δ hineintragen, ſo iſt im rechtwinklichen Dreiecke oPx, (ox) 2 = (oP) 2 (Px) 2, ox = 〈…〉 , mache ich dann ox = oγ ſenkrecht auf zB, ſo ſind αβγ die verlangten Projektionslinien. Da ox immer nur $$\frac{1}{81}$$ von oP abweicht, ſo kann ich auch oP = oγ machen, ohne einen weſentlichen Fehler zu begehen. Wenn r = s = 2 wäre, ſo wäre ox = 〈…〉 ſchon viel weſentlicher unterſchieden.

Wir haben a = b = c angenommen. Wenn die Axen nun aber ungleich ſind, ſo ſetzen wir die Hauptaxe c = 1, und ſuchen für a und b die Proportionalen. Beim Schwefel z. B. iſt a: b = 0,427: 0,527, nehme ich alſo etwa a = 0,4α und b = 0,5β, ſo kommen die Axen des ver - langten Rhombenoktaeders.

33Projectionslehre.

Das Dihexaeder ſieht man als ein Rhom - benoktaeder a: b: c nebſt einem Paar c: ½ b: a an, b = a 〈…〉 . Man konſtruire erſt das Rhomben - oktaeder a: b: c, halbire dann die Kante ab in a', ſo ſind die Verbindungslinien a'a 'die geſuch - ten beiden andern Nebenaxen. Es iſt für dieſe

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Stellung nicht unvortheilhaft, wenn man r = 3 und s = 2 nimmt, dann iſt Winkel ε = 80° 25′.

Projektionslehre.

Wer von Kryſtallen ſchnell ein klares Bild bekommen will, muß ſich vor allem mit der Projektion vertraut machen. Ich habe ſie in meiner Methode der Kryſtallographie 1840″ weitläufig auseinander geſetzt. Sie beſteht darin, daß ich alle Flächen durch einen Punkt (Scheitel - punkt) lege, und dieſelben dann eine beliebige Ebene (Projektionsebene) ſchneiden laſſe. Wenn ich nun alle Flächen durch einen Punkt lege, ſo müſſen nothwendig die Parallelen zuſammenfallen. Jeder zwiſchen zwei Parallelebenen liegende Raum (Kryſtallraum, Parallelraum) wird alſo durch eine Ebene (Reduktionsebene) vertreten. Jede Reduktionsebene muß die Projektionsebene in einer geraden Linie (Sektionslinie) ſchneiden, nur die eine nicht, welche der Projektionsebene parallel geht. Alle Flächen, welche in einer Zone liegen, müſſen dann in einer gemeinſamen Linie (Zonenaxe) ſich ſchneiden. Die Zonenaxen ſelbſt ſtrahlen alle vom Scheitel - punkte aus, treffen die Projektionsebene unter Punkten (Zonenpunkten), in welchen ſich ſämmtliche Sektionslinien der zugehörigen Zone ſchneiden.

Beiſpiel. Legen wir durch die Baſis des Quadratoktaeders eine Ebene aaaa, und verlängern dann die Seiten des Quadrats ins Beliebige, ſo liefern die vier ſich kreuzenden Linien das Pro - jektionsbild auf der zugehörigen Hexaidfläche. Der Endpunkt c wird in der Mitte über der Projektions - ebene gedacht, von hier ſtrahlen die vier Endkanten ca aus, ſo daß aaaa ihre vier Zonenpunkte ſind. Die Punkte a'a 'liegen im Unendlichen, ihre Zonen - axe ca' geht alſo der Projektionsebene parallel.

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Denken wir jetzt die vier Oktaederflächen über ſich hinaus verlängert, aber feſt in ihrer Lage, und bewegen wir nun die Pro - jektionsebene beliebig dagegen, ſo muß im Allgemeinen das Projektionsbild aaaaa'a 'entſtehen, worin aaaa noch die Endkanten, und a'a' die Seitenkantenzonenpunkte bezeichnen. Man macht ſich dieſes leicht klar, wenn man vom Oktaeder die Endecke beliebig wegſchneidet, ohne daß

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eine Endkante der andern gleich getroffen wird. Dieſe Fläche wird dann das Trapezoid aaaa ſein, deſſen Seiten über ſich hinaus verlängert zuQuenſtedt, Mineralogie. 334Projektionslehre.den Zonenpunkten der Seitenkanten (a'a ') führen. Der Endpunkt c hat immer außerhalb der Projektionsebene irgendwo in einem feſten Punkte ſeine Lage, von dem dann alle Zonenaxen (in dieſem Falle Oktaeder - kanten) nach den 6 Zonenpunkten hinſtrahlen. Dieß eingeſehen können wir wieder einen ganz allgemeinen Gang einſchlagen.

Eine Fläche iſt durch eine Linie dargeſtellt, ſo lange ſie der Pro - jektionsebene P nicht parallel geht.

Zwei Flächen erzeugen ein Kreuz, ſolange die Projektionsebene

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die Zonenaxe ſchneidet; läuft dagegen die P der Zonenaxe parallel, ſo müſſen die Sektionslinien auch einander parallel gehen, der Zonenpunkt a muß im Unendlichen liegen. Geht endlich P einer der Flächen parallel, ſo bleibt nur noch eine Sektionslinie.

Drei Flächen bilden entweder eine

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ſechsſeitige Säule, und zeichnen ſich dann durch ein dreilinigtes Kreuz oder drei Parallelen aus, ſolange P eine vierte hinzutretende Ebene iſt; oder ein

Hexaid, dieſes muß im Allgemeinen drei Zonenpunkte haben, wovon einer im Unendlichen liegen kann, wenn die

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P einer Hexaidkante parallel läuft, wie das in der zweiten Figur der Fall iſt, woran der Pfeil den im Unendlichen liegenden dritten Punkt anzeigt. Wird dagegen eine Hexaidfläche zur Projektionsebene, d. h. geht P einer Hexaidfläche parallel, ſo bleibt für das Projektionsbild nur ein einfaches Kreuz, weil die dritte Ebene nicht zum Schnitt kommt.

Vier Flächen geben dreierlei:

a) eine 8ſeitige Säule, durch ein vierlinigtes Kreuz, oder auch durch 4 Parallelen dargeſtellt;

b) einen Vierzonenkörperaaab, worin die 4te Ebene ab die

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Kante des Hexaides aab abſtumpft. Es bezeichnet das offenbar nur eine ſechsſeitige Säule b mit Endfläche aaa. Endlich

c) ein Oktaid, den allgemeinſten Fall: die vier Linien müſſen ſich in 1+2+3 = 6 Punkten ſchneiden, weil nirgends drei in eine Zone fallen. Wir ſind damit bei unſerm obigen Projektionsbilde wieder angelangt, wo das Oktaid auf eine ganz beliebige Fläche projicirt wurde.

Fünf Flächen ſchneiden ſich im Allgemeinen in 1+2+3+4 = 10

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Punkten, wovon fünf aaaaa in einem Fünfeck, und fünf a'a'a'a'a 'außerhalb des Fünfecks liegen. Es würde uns das zu jenem merkwürdigen Pentagonal - ſyſteme führen, was zwar in der Kryſtallographie keine Exiſtenz hat, das aber bei der Gebirgslehre durch C. de Beaumont mit ſo vielem Scharfſinne Anwendung gefunden hat. Man kann dieſe Figur mit einem Feder - zuge (Druidenfuß) darſtellen. Es entwickelt ſich hier alles hauptſächlich nach der Zahl fünf.

35Projektionslehre. Deduktion.

Sechs Flächen ſchneiden ſich im Allgemeinen in 1 + 2 + 3 + 4 + 5 = 15 Punkten, wovon ſechs in einem Sechseck, ſechs (aaaaaa) ſymmetriſch außerhalb des Sechsecks liegen, und die übrigen drei a'a'a 'ſich ſymmetriſch auf dem andern Raume vertheilen. Hierin entwickelt ſich alles nach der Zahl 6, und man könnte es als den Ausgangspunkt des ſechsgliedrigen Syſtems nehmen wollen, wenn dieß nicht zweckmäßiger aus dem regulären Syſtem ſelbſt entwickelt würde. So ließe ſich ins Unendliche fortfahren, für jede nte Linie würde zugleich die Zahl n die Hauptrolle ſpielen. Doch ſind das nur abſtrakte mathematiſche Sätze, die höchſtens

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Schlaglichter auf das Weſen der Zahl in den Kryſtallen werfen.

Deduktion.

Darunter verſteht Herr Prof. Weiß das Ableiten von Flächen aus gegebenen Zonen. Ohne dieſe Entwickelung iſt gar kein tieferes Verſtänd - niß der Sache möglich. Die Flächen zeigen ſich hierdurch als Reſultanten von gegebenen Kräften. Die Säule, das Hexaid und der Vierzonen - körper laſſen keine weitere Ableitung zu, weil die Zonenpunkte durch ihre eigenen Flächen ſchon alle untereinander verbunden ſind. Erſt beim Oktaide wird die Ableitung möglich, und deshalb iſt damit auch das ganze kryſtallographiſche Syſtem gegeben, wir dürfen nicht zu fünf oder gar mehr Flächen fortſchreiten.

Das zugehörige Hexaid entſteht durch Verbindung der Oktaidkanten. Es gibt das die drei neuen punktirten Linien, welche ſich untereinander wieder in drei neuen Punkten, den Kantenpunkten des Hexaides, ſchneiden. Da wir oben geſehen haben, daß das Hexaid durch drei Linien, die ſich in drei Punkten ſchneiden, dargeſtellt iſt, ſo muß unſer neuer Körper ein Hexaid ſein. Da zwei der Hexaidflächen die im Viereck ſich gegenüber liegenden Kanten verbinden, ſo muß alſo jede dieſer Hexaidflächen zwei ſich gegenüber liegenden Endkanten parallel gehen, nur die dritte geht den Seiten -

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kanten parallel. Mit jedem beliebigen Oktaide iſt daher auch ein auf dieſe Weiſe zugehöriges Hexaid gegeben. Jede Hexaidfläche muß am Oktaide als ein Parallelogramm erſcheinen, weil es nur in zwei Oktaid - kanten liegt.

Das zugehörige Dodekaid verbindet die Hexaid - mit den Oktaidkanten, alſo die drei mit den ſechs. Es ſind nur ſechs ſolcher neuen Linien möglich, daher hat der neue Körper auch nur ſechs Kryſtallräume. Die ſechs Linien ſchneiden ſich in vier dreikantigen Zonenpunkten, daher müſſen die den Linien zugehörigen Flächen hier ſechsſeitige Säulen bilden. Außerdem ſchneidet jede Dodekaidlinie noch zwei Oktaidlinien in neuen noch nicht vorhandenen Punkten. Die Sektionslinien der drei Körper Hexaid, Oktaid und Dodekaid, zuſammen 3+4+6 = 13 Linien, ſchneiden ſich daher unter 3+6+4+12 = 25 Zonenpunkten: die drei entſprechen3*36Deduktion: Dodekaid.den Hexaidkanten, die ſechs den Oktaidkanten, die vier den Dodekaid -

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kanten, und die zwölf den Dia - gonalzonen des Oktaides, welche in jedem Oktaiddreiecke von der Spitze nach dem Halbirungspunkt der gegenüber liegenden Kante gezogen werden, und da jedes Dreieck drei ſolcher Diagonalen hat, ſo müſſen 3 4 = 12 vorhan - den ſein. Wir ſind damit bei den ſchon oben pag. 17 erwähnten Grundzahlen 3, 4, 6 der Kryſtall - ſyſteme angelangt, und man ſieht auf dieſe Weiſe zugleich ein, daß die Sache nicht anders ſein kann.

Verzeichnen wir das Dodekaid beſonders, ſo beſteht es aus einem Oktaid 4444 mit zwei zugehörigen Hexaidflächen, welche die Seitenecken

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abſtumpfen. Daraus folgen alle ſeine we - ſentlichen Eigenſchaften. Das nebenſtehende Dodekaid macht dieß deutlich. Will man endlich die Axenausdrücke finden, ſo darf man nur das ganze Dreikörperſyſtem auf eine der Hexaidflächen projiciren. Man ſieht dann ſogleich, daß die Sektionslinien der beiden zugehörigen Hexaidflächen hh 'zu Axen genommen das Oktaid o den Ausdruck a: b: c, das Dodekaid d den Ausdruck a: c: b, b: c: a

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hat. Nur über die Ausdrücke der Flächen h und d des Mittelpunktes könnte man im Zweifel ſein. Allein man darf die Flächen d z. B. nur parallel mit ſich verrücken, ſo muß ihre Sektionslinie, ſobald ſie durch a gelegt iſt, auch durch b gehen, und da d in der Axe c liegt, ſo muß ſie bei dieſer Verrückung der c parallel bleiben, alſo a: b: c ſein. h dagegen bekommt den Ausdruck a: b: c, und h' = b: a: c, wenn man jede parallel mit ſich verrückt und durch die Axeneinheiten a und b legt. Ehe wir weiter gehen, wird es gut ſein, auch

die Dodekaide

einer kurzen Betrachtung zu unterwerfen. Zunächſt muß das Dodekaid ins Gleichgewicht gebracht werden! Zu dem Ende dürfen wir nur das Oktaid ins Gleichgewicht bringen, ſo daß ſämmtliche Flächen Dreiecke ſind. Alsdann lege die beiden Hexaidflächen durch die Mitte der Seitenkanten des Oktaides, und das Dodekaid im Gleichgewicht iſt fertig. Hierauf beruht zu gleicher Zeit die Weiſe der Verfertigung. Beim Granatoeder z. B. iſt das Oktaid viergliedrig mit rechtwinkligen Seitenkanten: ich darf mir daher nach Anleitung von pag. 30 nur aus der quadratiſchen Säule ein viergliedriges Oktaeder machen, die Seitenecken durch zugehörige Hexaid - flächen abſtumpfen, und das Granatoeder im Gleichgewicht iſt gemacht.

37Deduktion: Granatoeder.

Das Dodekaid im Gleichgewicht wird von 6 Parallelogrammen be - gränzt (die parallelen nicht gezählt), die ſich in 3 vierkantigen Ecken, den Endpunkten der Axen entſprechend, und in 4 dreikantigen Ecken ſchneiden. Da jede Fläche in der Hexaid - und Oktaidkante zugleich liegt, ſo ent - ſpricht die Diagonale, welche die vierkantigen Ecken verbindet, den Oktaid - kanten, und die, welche die dreikantigen verbindet, den Hexaidkanten. Man kann alſo in jedes Dodekaid das zugehörige Hexaid und Oktaid einſchreiben. Daraus geht von ſelbſt hervor, daß das Oktaid die drei - kantigen und das Hexaid die vierkantigen Ecken abſtumpft. Und wieder kann es nur ſo vielerlei Dodekaide geben, als entſprechende Hexaide oder Oktaide möglich ſind.

Das reguläre Dodekaid oder Granatoeder iſt ein ſolches, in welches man einen Würfel und ein reguläres Oktaeder einſchreiben kann, die Diagonalen ſämmtlicher Flächen ſind daher einander gleich, und folglich die Flächen congruent. Da die Kanten in vier ſechsſeitigen Säulen liegen, ſo müſſen dieſe Säulen regulär ſein, und folglich Kanten von 120°. Der ſtumpfe ebene Winkel der Rhomben beträgt 109° 28′ 16″, iſt alſo ſo groß als die Kanten des Oktaeders. Die 4 Flächen, welche derſelben Axe parallel gehen, ſchneiden ſich unter rechten Winkeln, daher hat das Oktaeder des Granatoeder in den Seitenkanten rechte Winkel, worauf ſeine An - fertigung beruhte.

Oktaeder, Würfel und Granatoeder treten öfter zuſammen auf (Blei - glanz, Gold ꝛc. ): man mache einen Würfel h, ſtumpfe die Ecken durch das Oktaeder o ab, indem man gleiche Kantenlängen wegſchneidet, wodurch gleichſeitige Dreiecke werden. Nimmt man dann mit dem Granatoeder d die Würfelkanten ſo weg, daß in ihm Rechtecke entſtehen, was beweist, daß d in der Zone o / o und h / h liegt, ſo iſt der Körper gemacht. Es ſind in dieſem merkwürdigen Körper alle möglichen Zahlenverhältniſſe des regulären Syſtems gegeben. Die 3 bildet den Würfel h mit acht - eckigen Flächen; die 4 das Oktaeder o mit ſechseckigen Flächen; die 6 das Granatoeder d mit viereckigen Flächen. Die Kante h / d iſt 12mal da (die diametral gegenüber

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liegenden nicht mitgezählt), in ihnen liegen alle möglichen Pyramiden - würfel, d. h. ſie werden durch die Pyramidenwürfel abgeſtumpft; die Kante h / o nochmals 12mal, in ihnen liegen alle möglichen Leucitoide; die Kante o / d abermals 12mal, in ihnen liegen alle möglichen Pyramiden - oktaeder; endlich bleiben noch die 24 Ecken, jede von den drei Flächen hdo und von den dreimal 12 Kanten begränzt, auf ihrem Gipfel balanciren alle möglichen 48-Flächner. Eine andere Zahl und ein anderer Körper iſt nicht denkbar.

Das viergliedrige Dodekaid iſt ein ſolches, in welches man ein viergliedriges Oktaeder einſchreiben kann. Daher müſſen ſich die Flächen in 4+2 zerlegen: die 4 untereinander congruenten Rhomben bilden das nächſte ſtumpfere Oktaeder, und die 2 eine quadratiſche Säule, welche die Seitenecken des viergliedrigen Oktaeders abſtumpft. Weil die Flächen zweierlei ſind, ſo pflegt man nicht von einem viergliedrigen Dodekaide zu ſprechen, man denkt es immer in ſeine Theile zerlegt.

38Deduktion: Dodekaide.

Wir können nun ganz wie beim regulären Syſtem die drei Körper miteinander verbinden. Zu dem Ende nehme man eine quadratiſche Säule h mit Gradendfläche h', ſtumpfe die Ecken durch das Oktaid o ſo ab, daß

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die Flächen gleichſchenklige Dreiecke bilden pag. 23, und laſſe dann die Dodekaidflächen d die Kanten des Oktaides und Hexaides zugleich abſtumpfen. Dann haben wir das viergliedrige Hauptoktaeder o = a: a: c, an welchem das Oktaeder des Dodekaides die Endkanten abſtumpft, alſo das 1ſte ſtumpfere Oktaeder d = a: c: a bildet, wäh - rend d' = a: a: c die erſte quadratiſche Säule macht, welche die Seitenkanten von o, und h = a: a: c die zweite quadratiſche Säule, welche die Seitenecken von o abſtumpft, während h' = c: a: a nur ein einziges Mal vorhanden als Grad - endfläche auftritt.

Das zweigliedrige Dodekaid iſt ein ſolches, in welches man ein zweigliedriges Oktaeder einſchreiben kann. Es müſſen daher die Flächen ſich in drei Paare 2+2+2 zerlegen. Das vordere Paar d geht von a: c: b, das ſeitliche d' von b: c: a, das dritte (die rhom - biſche Säule) a: b: c. Wir könnten hier nun wieder ganz in derſelben Weiſe wie vorhin verfahren, und müßten dann von der Oblongſäule mit

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Gradenfläche ausgehen. Je zwei Paare zuſam - mengenommen bilden ein Oblongoktaeder pag. 24, an welchem das dritte zugehörige Paar die Seiten - ecken ſo abſtumpfen muß, daß die Flächen Pa - rallelogramme werden. Alles das leuchtet aus einer kleinen Projektionsfigur auf die Hexaidfläche ſogleich hervor, in welcher die Axe c aufrecht ge - dacht wird. Das Bild ſtimmt vollkommen mit dem des regulären und viergliedrigen Syſtems überein, nur daß die Axen ungleich geworden ſind.

Man kann übrigens zu einem zweigliedrigen Dodekaide noch in der Weiſe gelangen, daß man zwei beliebige Ecken eines zweigliedrigen Oktaeders durch eine Oblongſäule abſtumpft, weil in dieſelbe ſich ein Oblongoktaeder ein - ſchreiben läßt. Der Strahlzeolith, Kreuzſtein ꝛc. liefern dazu gute Beiſpiele.

Das dreigliedrige Dodekaid iſt ein ſolches, in welches man ein dreigliedriges Oktaeder einſchreiben kann. Es muß alſo eine der vier ſechsſeitigen Säulen regulär bleiben, während die andern drei untereinander gleiche rhombiſche Säulen mit gerader Abſtumpfung bilden. Denn da das dreigliedrige Oktaeder 3+3kantig iſt, ſo muß das zugehörige Dodekaid auch 3+3flächig ſein. Man macht ſich das leicht durch eine Projektion der Körper auf eine Oktaidfläche klar. Wir wollen dabei vom regulären

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Syſtem ausgehen. Wählen wir irgend eine Fläche des regulären Oktaeder als Projektionsebene, und denken uns die drei an dieſe Flächen anliegenden ausgedehnt, ſo müſſen ſich dieſelben in einem Punkte ſchneiden, dieſen Punkt nehmen wir als Scheitelpunkt der Projektion. Dann gibt das gleichſeitige Dreieck ooo die Sektionslinie der drei Oktaederflächen, während die vierte durch den Scheitelpunkt der Projektionsebene parallel39Deduktion: Dodekaide.gehen muß, weil wir ſie als Projektionsebene gewählt haben. Die ſechs Zonenaxen des Oktaeders ſtrahlen alſo zu drei vom Scheitelpunkte nach den Ecken des Dreiecks ooo, aber die andern drei treffen die Zonenaxe nicht, ſie liegen in der Richtung der Sektionslinien 666 im Unendlichen, was der Pfeil bezeichnen ſoll. Das Oktaeder kann man daher als ein Rhomboeder mit Gradendfläche betrachten. Das Hexaid hhh muß eine 6 des Dreiecks mit einer im Unendlichen liegenden 6 verbinden, alſo ein umſchriebenes Dreieck geben, was ein nächſtes ſtumpferes Rhomboeder bezeichnet. Endlich kommt das Granatoeder d, welches zunächſt durch ein weiter umſchriebenes Dreieck die Hexaidkante 3 mit der im Unendlichen liegenden 6 verbindet und ein zweites ſtumpferes Rhomboeder liefert: ſo - dann kommt die Verbindung der 3 mit der 6 des Oktaederdreiecks, was eine reguläre ſechsſeitige Säule gibt. Das ganze Syſtem zerlegt ſich alſo in dieſer Stellung in 1+3+3+3+3 Flächen. Denkt man ſich nun ſtatt des regulären Oktaeder ein dreigliedriges pag. 24, ſo werden drei Flächen gleichſchenklig, die vierte bleibt gleichſeitig, und nehmen wir dieſe als Projektionsebene, ſo bleibt das Projektionsbild ganz das Gleiche, und die Flächen ſind dennoch in drei Rhomboeder, eine reguläre ſechsſeitige Säule und eine Gradendfläche zerlegt. Das Ganze dieſer Behandlungs - weiſe iſt ſo elementar, und führt zugleich ſo tief in das Weſen der Sache ein, daß ein anderer leichterer Weg nicht wohl denkbar iſt.

Das zwei und eingliedrige Dodekaid iſt ein ſolches, in welches man ein 2+1gliedriges Oktaeder einſchreiben kann. Man be - kommt dieſes wieder auf zweierlei Weiſe: 1) Läßt man von den drei Paaren eines zweigliedrigen Dodekaides eins different werden, ſo haben wir noch eine geſchobene Säule mit einem ſeitlichen Augit - artigen Paare, nur das andere Paar zerlegt ſich in eine hintere Gegenfläche. Man kann darin ein 2+2flächiges Oktaeder einſchreiben. Das zweite Dodekaid hat ein ſchiefes Oblongoktaeder pag. 26 als eingeſchriebenen Körper. Es kommt unter andern ſchön bei Hornblende vor: dieſelbe bildet eine geſchobene Säule T / T, deren ſcharfe Kante durch M gerade abgeſtumpft wird. Das Ende in der 2+1 - flächigen Säule bildet die Schiefendfläche P mit dem Augit - artigen Paare o / o. Da P auf M ſenkrecht ſteht, ſo

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bilden ſie eine Oblongſäule, über welcher ein 2+2flächiges Oktaeder o / o und T / T ſich erhebt, man kann alſo in dieſer Stellung ein 2+1+1 - flächiges Oktaeder einſchreiben.

Die eingliedrigen Dodekaide kann man entweder nach zwei Paaren different denken, dann muß auch das dritte Paar different ſein; oder wenn man beim Hornblende-Dodekaid o links von o rechts verſchieden denkt, ſo kann auch T links nicht mehr T rechts gleich ſein.

Wenn die Dodekaide nach einer ihrer ſechsſeitigen Säulen ſich in die Länge ziehen, ſo entſtehen keine verſteckten Kanten, und doch iſt der Körper nicht im Gleichgewicht. Man ſieht das an je einem Oktaide des Dode - kaids, das gehörig ausgedehnt gedacht immer verſteckte Kanten hat. Ver - ſteckte Kanten ſind ſolche, die den drei Hauptaxen parallel gehen. Sorgt man dafür, daß die Oktaide keine verſteckten Kanten haben, ſo iſt auch das Gleichgewicht des Dodekaids vorhanden. An dieſen Fall habe ich Methode40Projektion auf die Dodekaidfläche.der Kryſtallogr. pag. 47, §. 55 nicht gedacht, denn man kann nicht ſagen, das Dodekaid iſt im Gleichgewicht, ſobald nur die Kanten der 4 ſechs - ſeitigen Säulen ſichtbar ſind.

Projektion der drei Körper auf die Dodekaidfläche.

Nehmen wir beiſpielsweiſe das Granatoeder, ſchreiben den Würfel

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und das Oktaeder ein, und legen es auf eine ſeiner Flächen P, die zur Projektionsebene dienen ſoll. Verlängere die vier anliegenden, ſo ſchneiden dieſelben ſich im Scheitel - punkte, dddd ſind alſo ihre Sektionslinien, die ein Pa - rallelogramm von 109° 28′ 16″ bilden. Die Axe a ent - ſpricht der 5ten d', während die 6te d (P) das Papier iſt, oder vielmehr dem Papiere parallel geht. Da die Hexaid - flächen h die vierkantigen Ecken abſtumpfen, ſo liegt jede in zwei vierſeitigen Säulen dd des Dodekaides. Von den 4 Oktaidflächen gehen zwei durch den Mittelpunkt und zwei ſchließen das äußere Viereck. Letzteres iſt ein wenig ſchwer einzuſehen, doch iſt dieſer Weg für die Projektion des Granatoeders der einleuchtendſte. Man kann nun umge - kehrt zuerſt das Oktaeder projiciren, wie in nebenſtehender Figur geſchehen. Zu dem Ende bezeichne man die vier Flächen mit abcd, ſtelle es nach der Säule bc aufrecht, ſo daß die Kante ad der Projektionsebene parallel geht. Wir haben dann eine geſchobene Säule bc, der ſcharfe Winkel vorn, mit einer Schiefendfläche a, und einer hintern Gegenfläche d, nur muß man dabei den gemeinſamen Scheitelpunkt immer feſt im Auge haben. Dieß eingeſehen folgt alles Andere von ſelbſt, denn die Hexaidflächen h müſſen nun von 6 zu 6 gehen, und gerade die beiden in den endlichen 6 einander parallel werden, weil die Projektionsebene der Granatoederfläche parallel gehen muß. Das Granatoeder verbindet endlich die 3 mit den 6, ganz wie in den frühern Figuren.

Nimmt man in der vorhergehenden Figur a und b als Axen, ſo gehen zwei o von a: c: b, und zwei im Mittelpunkt von a: b: c, vier Dodekaidflächen von ½ a: b: c, kurz man kann alles leicht ableſen.

Das Dodekaid kann in ſeiner Säulenſtellung auch auf drei Axen bezogen werden, je nachdem man aber dieſe wählt, werden ſie nicht immer auf einander rechtwinklig ſtehen. Würde ich z. B. das Rhom - boeder des Granatoeder durch ein gleichſeitiges Dreieck projicirt denken,

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wie pag. 38, ſo kann ich die Projektionsebene ſo um den Mittelpunkt o drehen, daß die neue Projektion ein gleichſchenkliges Dreieck a'pp bildet, in welchem der Mittelpunkt der Projektion die Linie aa 'halbirt. Der Zonenzuſammenhang bleibt dann immer der gleiche, wie unſere Figur zeigt. Nehme ich nun Axe bb parallel pp, ſo wird d = a: b: c, d' = a: b: c, = a': ½ b: c, und d'' = b: a: c. Nur ſtänden dann in dieſem Falle die Axen ac auf einander ſchief, c / b und a / b wären aber noch41Rechnung: Zonenpunktformel.rechte Winkel. Beim Hornblende-Dodekaid findet das beſondere Verhältniß Statt, daß die Dodekaidkante / d° ſich gegen die Axe c gerade ſo neigt, als d' auf der Vorderſeite, die Axen ſtehen daher bei ihm ſämmtlich auf einander rechtwinklig.

Durch die Projektion des Hexaides, Oktaides und Dodekaides ſind uns ſo viel Punkte gegeben, daß wir daraus eine beliebige Menge von neuen Flächen ableiten können. Bevor wir dazu ſchreiten, möge das Wichtigſte geſagt werden über die

Berechnung.

Einiges habe ich darüber in Poggendorf’s Annal. 1835, XXXIV. 503, XXXVI. 245 und in den Beiträgen zur rechnenden Kryſtallographie, 1848″ im Programme der philoſ. Fakultät zu Tübingen, das nicht im Buchhandel erſchienen iſt, geſagt.

I. Sind die Axenelemente ſammt den Flächenaus - drücken eines Kryſtalls bekannt, ſo werden daraus die Winkel auf folgende Weiſe berechnet:

Zonenpunktformel.

Sind die Sektionslinien 〈…〉 und 〈…〉 gegeben, ſo iſt ihr Zonen - punkt 〈…〉 .

Der Punkt p iſt durch die Coordinaten 〈…〉 gegeben, gleich - gültig, ob die Axen rechtwinklig oder ſchiefwink - lig ſind. Es verhält ſich aber 〈…〉 , folglich 〈…〉 〈…〉 〈…〉 〈…〉

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〈…〉 . Da nun nach oben ſich verhält 〈…〉 ; ſo iſt 〈…〉 .

42Rechnung: Zonenpunktformel.

Weil μμ1νν1 rationale Größen, ſo müſſen auch die Coordinaten der Zonenpunkte rationale Theile der Axen ſein.

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Beiſpiel. Suchen wir beim Feldſpath im hintern rechten Qua - dranten den Zonenpunkt o / u = p, ſo iſt 〈…〉 und 〈…〉 , alſo μ = 1, ν = 2, μ1 = 3, ν1 = 4, folglich 〈…〉 .

Beſonderer Fall. Gienge 〈…〉 der Axe b parallel, ſo wäre ν1 = 0, alſo 〈…〉 .

43Rechnung: Kantenzonengeſetz.

Zwiſchen dem Zonenpunkte 〈…〉 und der darin liegenden Sektions - linie 〈…〉 findet die Gleichung m · n = m · ν + nμ ſtatt, da ſich ver - halten muß: 〈…〉 .

Kantenzonengeſetz. Kantenzonenpunkte ſind die Punkte der Sektionslinie der Säule a: b: c, dieſe haben nämlich die Eigenſchaft, daß m = n wird. Gegeben iſt wieder die allgemeine Linie 〈…〉 , con - ſtruiren wir nun aus den als bekannt angenommenen Axeneinheiten a und b das Parallelogramm aobg, ſo iſt og die Sektionslinie der Säule, in welcher die Kantenzonen liegen, denn alle Punkte ſind hierin um gleiche Vorzeichen von den Axen a und b ent -

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fernt. 〈…〉 iſt jetzt 〈…〉 oder 〈…〉 geworden, wir müſſen daher μ1 = ± und ν1 = ſetzen, gibt 〈…〉 . Dieſes überraſchend einfache Parallelogrammgeſetz macht man ſich leicht auch durch einen geometriſchen Beweis klar.

Beiſpiel. In der erſten Kantenzone P / T = 〈…〉 des Feldſpathes pag. 42 iſt für P 1 0 = 1, für m 3 2 = 1, für u 4 3 = 1, für o 2 1 = 1. Fläche n = 〈…〉 ſchneidet die T zwiſchen den Axen a und b in 〈…〉 , weil 4 + 1 = 5, die zwiſchen b und a' in 〈…〉 , weil 4 1 = 3 ꝛc. Denn über die poſitiven und negativen Vorzeichen glaube ich hier nicht ſprechen zu dürfen, da ſie zu den Ele - menten der Mathematik gehören.

Für die Sektionslinien μa: νb und μ1a: ν1b wird p = ma + nb = 〈…〉 b = 〈…〉 b.

Sektionslinienformel.

Sind die Zonenpunkte 〈…〉 und 〈…〉 gegeben, ſo wird der Ausdruck der darin liegenden Flächen:44Rechnung: Sektionslinienformel. 〈…〉 . Denn es iſt 〈…〉 , 〈…〉 〈…〉 〈…〉 〈…〉 〈…〉 . Dieß ſubſtituirt in

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〈…〉 = 〈…〉

Beiſpiel. n Feldſpath liegt hinten rechts im Zonenpunkte x / u = p = 〈…〉 , und vorn rechts in m / z = p1 = 〈…〉 . Nehmen wir den hintern rechten Quadranten als den poſitiven, m = 1, n = 2, ſo iſt m1 = $$\frac{7}{3}$$ , n1 = 7, denn 〈…〉 , folglich 〈…〉 .

Beſondere Fälle. Läge p1 in der Kantenzone, ſo wäre m1 = n1, folglich 〈…〉 .

Läge ferner p in einer anliegenden Kantenzone, ſo wäre ±m = n, 〈…〉 〈…〉 .

Beiſpiel. m Feldſpath liegt links in der erſten Kantenzone 〈…〉 , rechts in der dritten Kantenzone 〈…〉 , folglich wird die zwiſchenliegende Axe a in 〈…〉 , und die außerhalb liegende b in 〈…〉 45Rechnung: Kantenzonengeſetz.geſchnitten. Es iſt der umgekehrte Kantenzonenſatz, und nicht minder wichtig.

Für die Zonenpunkte p = ma+nb und p1 = m1a+n1b, wird μa: νb 〈…〉 .

Anwendung des Kantenzonengeſetzes.

In den Abhandlungen der Berl. Akad. der Wiſſenſch. 1818, pag. 270 hat Herr Profeſſor Weiß nachſtehende ausführliche Bezeichnung der Kry - ſtallflächen bewieſen:

Wenn eine Fläche das allgemeine Zeichen 〈…〉 hat, bezogen auf die drei Hauptaxen des Oktaides, welche von Ecke zu Ecke gehen, ſo kann man ſich zwiſchen dieſen tetragonalen Hauptaxen 6 digonale Zwiſchenaxen ziehen, die, wenn ſie Kantenzonen ſind, in 〈…〉 , 〈…〉 , 〈…〉

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geſchnitten werden müſſen. Zieht man nun zwiſchen den tetragonalen und digonalen Axen die 4 trigonalen Zwiſchenaxen, ſo müſſen ſie als Kantenzonen in 〈…〉 , 〈…〉 geſchnitten werden. Wir haben alſo nur zu beweiſen, daß die digonalen und trigonalen Axen Kantenzonen ſind, ſo iſt die Richtigkeit des Satzes erſichtlich. Der Satz gilt ganz allgemein für recht - winklige und ſchiefwinklige, gleiche und ungleiche Axen. Wir wollen ihn aber hier nur für das reguläre Syſtem beweiſen, woraus dann die Allgemeinheit von ſelbſt folgt.

Am Würfel im Gleichgewicht gehen die 3 Hauptaxen (tetragonale) durch die Mittelpunkte der Flächen, die 6 digonalen durch die Mittelpunkte der Kanten, die 4 trigonalen durch die Ecken, und alle halbiren ſich im Mittelpunkte des Würfels. In jeder Ebene der Würfel - fläche liegen 2 digonale Axen d und zwei tetragonale a. Setzen wir oa = 1, ſo iſt od = 〈…〉 . Aus der Pro - jektion leuchtet unmittelbar ein, daß die Sektionslinien dd die Kantenzonen für a ſind. Eine Linie 〈…〉 muß alſo

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die zwiſchenliegende d in 〈…〉 , und die außerhalb liegende in 〈…〉 oder 〈…〉 ſchneiden, je nachdem ſie auf einer Seite liegt. Und dieß ſagt der46Rechnung: Kantenzonengeſetz.

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Weißiſche Satz. Projiciren wir jetzt den gleichen Würfel auf ſeine Dodekaidfläche, welche den Würfel halbirend durch zwei gegenüberliegende Kanten und Diagonalen des Würfels geht, ſo geht in dieſer Projektion dd der Dia - gonale und aa der Kante parallel. Für oa = 1 war od = 〈…〉 , folglich ot = 〈…〉 , tt die trigonalen Zwiſchen - axen bilden dann aber offenbar die Kantenzonen für die Axen aa und dd. Da nun jede allgemeine Fläche 〈…〉 die Kantenzone d mit der Summe oder Differenz im Nenner ſchneiden muß, ſo muß alſo auch unſer d z. B. unter einem Zeichen 〈…〉 oder irgend einem andern von der allge - meinen Fläche geſchnitten ſein, woraus die Addition der drei Zeichen folgt. Die tetragonalen Axen ſchneiden ſich unter 90°, die digonalen unter 60°, die trigonalen unter 109° 28′ 16″ (Oktaederwinkel). In der Würfelebene ſchneiden ſich zwei digonale mit zwei tetragonalen unter 45°, in der Oktaederfläche liegen blos drei digonale 60°, in der Granatoederfläche liegen alle drei: eine tetragonale und digonale 90° und 2 trigonale, die digonale unter 35° 15′ 52″ (¼ Oktaederwinkel) und die tetragonale unter 70° 31′ 44″ ſchneidend. Die tetragonale entſpricht der Würfelkante, die digonale der Oktaederkante, die trigonale der Granatoederkante.

Die drei Linien ſind inſofern auch gut für das allgemeine Zeichen gewählt, als ſie uns gleich die Orte am Oktaeder andeuten, wo ſie zum Schnitt kommen.

Beiſpiel. Das Oktaeder hat das Zeichen a: a: a, folglich iſt μ = ν = 1, die der Oktaederfläche anliegenden digonalen Axen werden daher in ½ geſchnitten, die drei übrigen aber in 〈…〉 , ſie gehen der Oktaederfläche daher parallel. Die zwiſchenliegende trigonale Axe wird in 〈…〉 geſchnitten, die drei außerhalb liegenden aber in 〈…〉 . Das Granatoeder a: a: a hat ν = 0, folglich die zwiſchenliegende digonale Axe (das Perpendikel auf die Fläche) ½, die der Fläche anliegenden trigonalen[Axen] 〈…〉 . Setzen wir die Zeichen der drei Körper neben einander:

Würfel.

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Oktaeder.

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Granatoeder.

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47Anwendung der Zonenpunkt - und Sektionslinienformeln.

Wenn die drei Körper an einander treten, ſo fallen ihre Axenrich - tungen zuſammen, wenn alſo beim Würfel die mittlere trigonale Axe in 1 geſchnitten wird, ſo beim Oktaeder in , d. h. das Perpendikel vom Mittelpunkte auf die Fläche beträgt nur den dritten Theil von der Linie, welche vom Mittelpunkte nach der Ecke des umſchriebenen Würfels gezogen wird; beim Granatoeder die Hälfte, die trigonale Axe geht hier vom Mittelpunkte nach den dreikantigen Ecken. Stellt man den Würfel nach einer ſeiner 4 trigonalen Axen aufrecht, und legt durch je drei der Zickzack - ecken eine Oktaederfläche, ſo müſſen dieſe die Axe in drei Theile theilen. Da die Sätze allgemein ſind, ſo muß eine ſolche Dreitheilung der Axe auch für das Rhomboeder gelten. Dieſer Satz iſt daher für Rechnung und Zeichnung der Kryſtalle von größter Wichtigkeit und Einfachheit. Denn hat der Anfänger die erſte Schwierigkeit überwunden, ſo iſt kein elementarerer Satz in ſeiner Anwendung denkbar.

Rechnung mit dem Mittelpunkt.

Liegt einer der beiden Zonenpunkte, z. B. p1, im Mittelpunkte, ſo iſt m1 = n1 = , denn es muß 〈…〉 0 werden, folglich 〈…〉 〈…〉 .

Beiſpiel. z Feldſpath pag. 42 geht durch den Mittelpunkt und durch Punkt n · m = $$\frac{3}{7}$$ a + $$\frac{1}{7}$$ b, folglich m = $$\frac{7}{3}$$ , n = 7, gibt 〈…〉 = 〈…〉 . Würde ich eine Fläche 2a: ⅔b an das Axenkreuz und dieſer die Fläche z parallel durch den Mittelpunkt legen, ſo wäre die Bedingung erfüllt. Statt 2a: ⅔b könnte ich aber auch die Fläche a: ⅓b wählen, die Parallele würde zu der gleichen z führen. Ich darf daher bei der Mittelpunktgleichung die 2 im Zähler, oder allgemein n m durch Diviſion entfernen. Das Minus deutet blos an, daß wenn beim Herausrücken von z die Axe b im poſitiven Quadranten liegt, a nothwendig ein negatives Vorzeichen haben müſſe.

Allgemeine Anwendung der Zonenpunkt - und Sektionslinien - formeln.

Haben wir die Flächen eines Syſtems auf eine beliebige Ebene pro - jicirt, ſo kann man ſämmtliche Sektionslinien und Zonenpunkte auf die Axen desjenigen Oktaides beziehen, aus welchem die Flächen deducirt ſind. Gehen wir von dem Oktaide 1 bis 4 aus, und ſetzen ganz allgemein 〈…〉 .

Der Orientirung wegen haben wir die Axen mit aa1bb1 bezeichnet, ſie ſind aber in der Rechnung durchaus nicht nothwendig und = 1 zu48Anwendung der Zonenpunkt - und Sektionslinienformeln.denken. Die Hexaidflächen 5 und 6 ſind die Axen, auf welchen 〈…〉 abgetragen ſind. Die dritte Hexaidfläche 7 fällt nun in die Zonenpunkte

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2 · 3 und 1 · 4. Für 2 · 3 iſt μ = μ, ν = ν; μ1 = μ1, ν1 = ν, das gibt den Zonenpunkt 2 · 3 = 〈…〉 b. Für 1 · 4 iſt μ = μ, ν = ν; μ1 = μ1, ν1 = ν1, das gibt den Zonenpunkt 1 · 4 = 〈…〉 b. Für die Fläche 7 wird alſo m = 〈…〉 , n = 〈…〉 ; m1 = 〈…〉 , n1 = 〈…〉 , worin N = μν μ1ν1 und N1 = μν1 μ1ν geſetzt iſt, das gibt 7 = 〈…〉 .

Für die Dodekaidfläche 8 im Punkte 2 · 3 und dem Mittelpunkte 5 · 6 gelegen iſt m' = n' = ; m = 〈…〉 , n = 〈…〉 , gibt 8 = 〈…〉 b = = 〈…〉 b, denn man darf bei Mittelpunktsrechnungen den gleichen Zähler in beiden Gliedern wegdividiren. Ebenſo findet man 9 = 〈…〉 . 49Anwendung der Zonenpunkt - und Sektionslinienformeln.Die übrigen Dodekaidflächen 10 13 kann man ableſen. In Punkt 1 · 6 und 8 · 12 liegt 14 = 〈…〉 ; im Punkt 8 · 12 und 1 · 4 liegt 15 = 〈…〉 ; im Punkt 1 · 4 und 2 · 11 liegt 16 = 〈…〉 ; im Punkte 1 · 8 und 2 · 4 liegt 17 = 〈…〉 ; im Punkte 1 · 8 und 6 · 7 liegt 18 = 〈…〉 ; im Punkte 2 · 3 und 9 · 12 liegt 19 = 〈…〉 ; im Punkte 3 · 13 und 1 · 4 liegt 20 = 〈…〉 ; im Punkte 3 · 9 und 2 · 10 liegt 21 = 〈…〉 ; im Punkt 3 · 13 u. 2 · 18 liegt 22 = 〈…〉 .

Faſſen wir alle dieſe Zeichen, welche verſchiedenen Körpern angehören, etwas näher ins Auge, ſo findet man darin bald ein merkwürdiges Geſetz: Fangen wir bei der Säule 8 = 〈…〉 an, ſo folgt dann 17 = 〈…〉 , 18 = 〈…〉 , 22 = 〈…〉 , 21 = 〈…〉 ...... 1 = 〈…〉 = 〈…〉 bildet die Gränze. Darüber hinaus ſchlägt das Geſetz um, und beginnt wieder mit 〈…〉 .... 19 = 〈…〉 , 20 = 〈…〉 , 18 = 〈…〉 . Unter unſern Zahlen iſt keine einzige, welche dieſem Geſetze erſter Ordnung nicht folgte, denn die Zeichen 21 = 〈…〉 ꝛc. ſind = 〈…〉 , machen alſo keine Ausnahme. Eine ſolche überraſchende Einfachheit hätte man bei der Complicität der Rechnung nicht erwartet. Setzt man μ = μ1 = ν = ν1 = 1, ſo bekommt man die gewöhnlichſten Zahlen, welche bei Axenſchnitten vorzukommen pflegen, c dabei immer in der Einheit geſchnitten gedacht.

Suchen wir jetzt die Flächen im Punkt 3 · 13 und 1 · 12 gibt 22 = 〈…〉 ; im Punkt 5 · 6 und 4 · 13 gibt 23 = 〈…〉 b; im Punkte 2 · 15 und 1 · 8 gibt 24 = 〈…〉 ꝛc., ſo erkennen wir darin weitere Ord - nungen, einzelne Glieder ſtimmen noch mit dem Geſetze erſter Ordnung. Das Geſetz zweiter Ordnung beginnt aber mit 〈…〉 ,Quenſtedt, Mineralogie. 450Winkelberechnung. 〈…〉 .... ; 〈…〉 . Die dritte Ordnung heißt 〈…〉 ....; 〈…〉 , 〈…〉 ꝛc.

Die Kantenwinkelformel

〈…〉 gilt bei ungleichen rechtwinkligen Axen ab für einen Zonenpunkt p = 〈…〉 und eine Sektionslinie 〈…〉 , und zwar iſt immer der Winkel gemeint,

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welchen die Ebene c: 〈…〉 mit der durch p ge - zogenen Mittelpunktsebene macht, deren Sektions - linie g iſt, c = 1 geſetzt. Offenbar iſt der Coſinus dieſes Winkels das Perpendikel vom Axenmittel - punkt o auf die Linie cp gefällt, folglich cos: oc = g: pc, oder cos: 1 = g: 〈…〉 , cos = 〈…〉 .

Der sin = oq muß dann ſenkrecht auf g ſtehen. Zieht man die Hilfslinie y parallel ao, und verlängert oq um das Stück x bis zum Schnitt mit y, ſo iſt sin: sin + x = 〈…〉 : y, folglich sin = 〈…〉 , worin y: 〈…〉 , y = 〈…〉 , und x: 〈…〉 , x = 〈…〉 ; folglich sin: cos = tg = 〈…〉 = mnab 〈…〉 : mμb2 nνa2, da nun g = 〈…〉 , ſo iſt 〈…〉 .

Beiſpiel. Nehmen wir mit Weiß die Axen des Feldſpathes pag. 42 rechtwinklig und a: b = 〈…〉 . Suchen wir jetzt den Winkel T / o in der erſten Kantenzone, ſo iſt p = 〈…〉 , folglich m = n = 1, und o = 〈…〉 , 1 weil die Sektionslinie in einen andern Quadranten greift als wo der Zonenpunkt liegt, folglich μ = 1 und ν = + 2, daher 〈…〉 = 〈…〉 .

51Winkelberechnung des zweigliedrigen Syſtems.

Für den Winkel T / m bleibt m = n = 1, aber es wird μ = 3 und ν = 2, folglich tg = 〈…〉 : 3 · 13 + 2 · 〈…〉 . Das + und iſt gar nicht weiter zu berückſichtigen, es zeigt blos an, daß die Winkel auf verſchiedenen Seiten der Mittelpunktsebene T liegen.

Für einen Zonenpunkt p = ma + nb und eine Sektionslinie μa: νb, wird tg = ab 〈…〉 = 〈…〉 .

In manchen Fällen iſt es wünſchenswerth, den ganzen Winkel zu rechnen. Da gibt es keinen nähern Weg, als mittelſt Coordinaten. Die Ebene 〈…〉 : c, durch den Mittelpunkt gelegt, hat die Coordinaten - gleichung 〈…〉 + z = o, ebenſo die zweite 〈…〉 die Gleichung 〈…〉 + y = o, daraus folgt nach der bekannten Coordinatenformel für die Winkel zweier Ebenen: cos = 〈…〉 (Coſinusformel)

Beiſpiel. Suche ich den Winkel P / g beim Feldſpath, ſo müßte ich, da T ihn nicht halbirt, zwei Winkel P / T und T / g rechnen und addiren. Der Umweg iſt zwar nicht groß, doch kann man für dieſes Oblong - oktaeder die Coſinusformel benützen. Für P = 〈…〉 und g = 〈…〉 iſt alſo μ = 1, ν = o und μ1 = o, ν1 = 1 zu ſetzen.

Folgt cos = 〈…〉 = 〈…〉 .

Zweigliedriges Syſtem.

〈…〉 .

Daraus laſſen ſich mit Leichtigkeit die beſondern Formeln ableiten. Für die Kantenzone iſt n = m, folglich tg = ab 〈…〉 : μb2 νa2

Oktaeder 〈…〉
  • vordere Endkante tg = b 〈…〉 : νa
  • ſeitliche Endkante tg1 = a 〈…〉 : μb
  • Seitenkante tg0 = 〈…〉 : ab

4*52Winkelberechnung des zweigliedrigen Syſtems.Denn iſt das Oktaeder 〈…〉 gegeben, ſo iſt für den Zonenpunkt der vordern Endkante 〈…〉 : c, m = μ, 〈…〉 = o oder n = ; für die ſeitliche Endkante 〈…〉 : c, 〈…〉 = o oder m = und n = ν.

Für die Neigung der Fläche 〈…〉 gegen die Axe c liegt der Zonenpunkt im Unendlichen, wir haben alſo, wenn wir uns den Zonenpunkt in dem linken vordern Quadranten denken m = m · o, und n = n · o. Suchen wir den Zonenpunkt nach der Zonenpunktformel, ſo iſt darin μ = μ, ν = ν, μ1 = μ, ν1 = ν zu ſetzen, gibt 〈…〉 , welches mit Rückſicht auf die Mittelpunktrechnung pag. 47 = 〈…〉 , woraus m = μ und n = ν folgt, dieß und μ = ± μ und ν = + ν in die Kantenwinkel - formel geſetzt, gibt die Seitenkante. Da der halbe Seitenkantenwinkel + der Neigung zur Axe c = 90° iſt, ſo iſt ctg = 〈…〉 : ab oder tg = ab: 〈…〉 die Neigung der Oktaederflächen zur Hauptaxe.

Das Oktaeder a: b hat daher μ = ν = 1 geſetzt in der vordern Endkante tg = 〈…〉 ; ſeitlichen Endkante tg1 = 〈…〉 ; Seitenkante tg0 = 〈…〉 . Aus je zweien können wir die Axe a und b beſtimmen, wir bekommen dann: a = 〈…〉 ; b = 〈…〉 .

Beiſpiel. Schwefel. Nach Prof. Mitſcherlich (Abh. Berl. Akad. 1822, pag. 45) iſt am zweigliedrigen Schwefel die vordere Endkante 106 · 38 (tg = tg 53 · 19), die ſeitliche Endkante 84 · 58 (tg1 = tg 42 · 29), die Seitenkante 143 · 16 (tg0 = tg 71 · 38).

  • ltg2 = 0,25577 .. num. 1,8021, ltg2 tg12 = 0,17937 .. num. 1,5114
  • ltg12 = 9,92360 .. 0,8387, ltg2 tg02 = 1,21347 .. 16,348
  • ltg02 = 0,95770 .. 9,0719, ltg12 tg02 = 0,88130 .. 7,6084.

Dieß in die Formeln geſetzt gibt la = 9,63064 und lb = 9,72213. Mitſcherlich hat den dritten Winkel aus zweien berechnet, würde man den dritten zur Kontrole meſſen und aus allen dreien das Mittel nehmen, ſo würde man damit der Wahrheit näher treten.

Die Paare 〈…〉 : b, 〈…〉 : a, und 〈…〉 : c laſſen ſich unmittel - bar ableſen. Das Paar 〈…〉 : b hat für die Neigung gegen die Axe c53Berechnung der ebenen Winkel.tg = 〈…〉 , für μ = 1, iſt tg = a, tg1 = 〈…〉 , für ν = 1, tg1 = b. Der leichteſte Weg, die Axen zu berechnen.

Das Oblongoktaeder 〈…〉 : b mit 〈…〉 : a hat nach der Co - ſinusformel in der Endkante cos = 〈…〉 , denn man darf nur μ = μ, ν = o; μ1 = o, ν1 = ν ſetzen.

Die ebenen Winkel laſſen ſich von der Projektion unmittelbar ableſen, denn ſie liegen alle im Scheitelpunkte. Hätte ich eine Fläche 〈…〉 , und ich ſuchte den Winkel der Ebene im Scheitelpunkte c, ſo fälle man das Perpendikel op, welches den Winkel in zwei Theile zerlegt, in den α und β correſpondirenden Theil. y = 〈…〉 . Setzen wir α + β = 〈…〉 = l,

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es iſt die Länge der Sektionslinie zwiſchen den Axenebenen, ſo iſt cp = cos = 〈…〉 . Es verhält ſich aber α: β = 〈…〉 , oder 〈…〉 , α und β ſind aber die Sin. des getheilten ebenen Winkels. Der cos iſt allen ebenen Winkeln auf der Sektionslinie 〈…〉 gemein.

Alle Stücke zwiſchen zwei Zonenpunkten ſind ratio - nale Multipla oder Submultipla vonl. Iſt wieder 〈…〉 gegeben, und wird dieſe von 〈…〉 in p1 geſchnitten, ſo iſt nach der Zonenpunktformel p1 = 〈…〉 . Es iſt aber das Stück p' 〈…〉 = 〈…〉 . Da der Faktor von l aus lauter rationalen Zahlen μμ1νν1 beſteht, ſo iſt der Satz bewieſen.

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Beiſpiel. Feldſpath. Wir ſuchen den ebenen Winkel der Rhomben - fläche o, welcher zwiſchen x und P liegt. Die Baſis des Winkels geht alſo von a' bis zum erſten Kantenzonenpunkte P / T. Da o = a': ½ b, ſo iſt54Winkelberechnung des viergliedrigen Syſtems. 〈…〉 , und cos = 〈…〉 = 〈…〉 . Der sin neben a' = 〈…〉 . Da nun das Stück der Sektionslinie zwiſchen 〈…〉 und PT = l iſt, ſo iſt der zweite sin = 〈…〉 , folgl. neben 〈…〉 u. neben 〈…〉 .

Viergliedriges Syſtem.

〈…〉 , denn wir dürfen in der zweigliedrigen Formel nur a = b ſetzen. 〈…〉 .

Kantenzone: tg = 〈…〉 : μ ν, denn darin wird n = m.

Oktaeder 〈…〉
  • Endkante tg = 〈…〉
  • Seitenkante tg0 = 〈…〉

denn ich darf nur für die Endkante μ = ν = m, und n = ſetzen, für die Seitenkante dagegen μo = m = n, und μ = μ, ν = μ. Im letztern Falle kommt tg = 〈…〉 = 〈…〉 als Neigung der Oktaederfläche gegen die Axe. Da dieſe den halben Seitenkantenwinkel zu 90° ergänzt, ſo muß ich den Bruch umkehren. Am unmittelbarſten folgt es aus der Formel der Seitenkante im zweigliedrigen Syſtem pag. 51.

Oktaedera: a hat 〈…〉 .

Oktaeder 〈…〉 : a
  • Endkante tg = 〈…〉 ; a2 = 〈…〉 .
  • Seitenkante tg0 = 〈…〉 ; a = 〈…〉 .

denn ich darf für die Endkante nur m = n = μ und μ = μ, ν = o ſetzen. Das erſte ſtumpfere Oktaeder a: a hat tg = 〈…〉 u. tg0 = 〈…〉 .

Neigung der Fläche 〈…〉 gegen die Axe c iſt tg = a: 〈…〉 , denn ich darf nur m = μ · o und n = ν · o ſetzen.

55Winkelberechnung des regulären und 3+1axigen Syſtems.

Beiſpiel. Zirkon nach Phillips 84° 20′ in den Seitenkanten des Oktaeders, daher 〈…〉 . Der Endkantenwinkel wird 123° 15′ angegeben, darnach a = 〈…〉 = 1,588 = 〈…〉 = l 0,19259. Nimmt man von beiden Axen das Mittel, ſo iſt a = 1,559. Nach dem erſten a würde der Endkantenwinkel 123° 19′ betragen, alſo um 4′ größer ſein.

Reguläres Syſtem.

〈…〉 , denn wir dürfen nur in der zweigliedrigen Formel a = b = 1 ſetzen. Eine Axe iſt hier nicht mehr zu beſtimmen.

Kantenzone 〈…〉 , denn m = n zu ſetzen.

Axenpunkte 〈…〉 , denn m = μ und n = zu ſetzen. Für die Granatoederkantenzone m = 1, folglich 〈…〉 . Für das Granatoeder ſelbſt μ = 1 und ν = o, folglich tg = 〈…〉 = 60°.

Für die Neigung der Flächen gegen die Axenebene iſt 〈…〉 , denn m = μ, und n = . Für das Oktaeder darin μ = ν = 1, gibt tg = 〈…〉 = 54° 44′.

Drei - und einaxiges Syſtem.

〈…〉 .

Es ſei uns ein Axenkreuz aa gegeben, das ſich unter 60° ſchneidet, konſtruire ich dazu durch Parallelogromme die Kanten - zonen ob und oa, ſo wird die Kantenzonenlinie oa im ſtumpfen Winkel gleich der Axe a ſein, im ſcharfen Winkel dagegen iſt ob = a 3. Ziehe ich nun eine beliebige 〈…〉 , ſo muß dieſe nach dem Kantenzonen - geſetz die dritte a des ſtumpfen Winkels in 〈…〉 ſchnei - den, die zwiſchenliegende b im ſcharfen Winkel in 〈…〉 .

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Das Zeichen der Linie iſt alſo 〈…〉 , und da ich nun zwiſchen je zwei a eine Zwiſchenaxe b, alſo im Ganzen dreimal, legen kann, ſo werde ich die Schnitte in b durch einfache Addition der Nenner von a finden. Zwiſchen 〈…〉 und 〈…〉 liegt daher 〈…〉 , und zwiſchen 〈…〉 und 〈…〉 liegt 〈…〉 , das vollſtändige Zeichen der Linie iſt alſo 〈…〉 . Bei der Rechnung haben wir nur eines der b mit einem der a auszuzeichnen, die aber wie die punktirten56Winkelberechnung der 3+1axigen Syſteme.Linien unſerer Figur auf einander ſenkrecht ſtehen müſſen. Die allgemeine Linie in unſerem Fall iſt alſo durch das Zeichen 〈…〉 gegeben. Wollen wir mit dieſem Zeichen rechnen, ſo iſt in der zweigliedrigen Formel b = 〈…〉 zu ſetzen, woraus obige allgemeine Formel hervorgeht. Die Hauptſache bei allen dieſen Betrachtungen bleibt immer die, daß man ſich eine gute Projektionsſigur macht. Für unſere gewählten recht - winkligen Axen bilden alsdann die zwiſchenliegenden a die Kantenzonen, will ich aber ihren Schnitt nach dem Kantenzonengeſetz finden, ſo muß ich den gefundenen Ausdruck mit 2 multipliciren, um ihn auf die Axe beziehen zu können: z. B. die Axe zwiſchen 〈…〉 und 〈…〉 hätte nach dem Kantenzonengeſetz 〈…〉 , auf die Axe a bezogen aber 〈…〉 .

Rhomboeder 〈…〉 : a
  • Endkante tg = 〈…〉
  • Neigung gegen die Axe tg = 〈…〉 .

Bei der Rechnung wählen wir am geſchickteſten immer diejenige

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Rhomboederkante, welche in der Axe b liegt, für dieſe iſt aber m = , n = μ. Da nun ferner eine Rhomboederfläche 〈…〉 : a die Axe b ebenfalls in 〈…〉 ſchneiden muß, ihr Zeichen auf recht - winklige Axen bezogen alſo 〈…〉 ſein muß, ſo iſt ν = μ zu ſetzen, woraus die Endkantenformel folgt. Für die Neigung gegen die Axe c, iſt der sin = 〈…〉 und cos = 1.

Beiſpiel. Der Bitterſpath von Snarum (ṀgC̈) mißt 107° 28 in der Endkante, folglich (bei μ = 1) 〈…〉 1,235 = lg 0,09155. Für die Neigung gegen die Axe 〈…〉 , lg 0,75 = 9,87506, tg = 46° 55′.

Dihexaeder 〈…〉 : a
  • Endkante 〈…〉 .
  • Seitenkante 〈…〉 .

Da eine Endkante in dem Axenpunkte 〈…〉 liegen muß, ſo iſt für dieſe m = μ, n = und μ = ν. Für die Seitenkante wird m = n = μo, μ = μ, ν = μ, woraus obige Formeln folgen.

Beiſpiel. Das Quarzdihexaeder hat nach Kupfer in der Seiten - kante 103° 35′ in der Endkante 133° 44′, folglich (für μ = 1) 57Winkelberechnung des 2+1gliedrigen Syſtems.a = 〈…〉 , 〈…〉 = 0,06247, a = 0,9089 = 〈…〉 , lg = 9,95853. Gibt tg = 〈…〉 = 66° 52′.

Dreikantner 〈…〉 〈…〉
  • ſtumpfe Endk. tg = 〈…〉 .
  • ſcharfe Endk. tg1 = 〈…〉 .
  • Seitenkante ctg0 = 〈…〉 .

Zu dem Ende projiciren wir den Dreikantner, ſo liegen die dreierlei Winkel in der Axe b. Die ſtumpfe Endkante tg dem Projektionsmittel - punkte am nächſten liegend hat m = , n = ν = μ; die ſcharfe Endkante tg1 vom Mittelpunkte etwas entfernter hat m = , n = ν = μ + ν und μ = ν μ; endlich die entfernteſte ſcharfe tg0 hat m = , n = ν = ν und μ = ν, doch finde ich durch dieſe Formel die Neigung der Fläche zur Hauptaxe, welche das Complement zum halben Seiten - kantenwinkel bildet, folglich die halbe Seitenkante ſelbſt 〈…〉 .

Beiſpiel. Kalkſpath a = 〈…〉 . Suchen wir die Winkel des gewöhnlichen Dreikantner c: a: ½ a: ½ a, ſo iſt μ = 1, ν = 3, ν μ = 2, μ + ν = 4, μ = 5, ν = 1, folglich

  • tg = 〈…〉 , lg tg = 0,49346 .... 72° 12′.
  • tg1 = 〈…〉 , lg tg1 = 0,11212 .... 52° 19′.
  • ctg0 = 〈…〉 , lg ctg0 = 9,63857 .... 66° 30′.

Die ebenen Winkel findet man mittelſt der Projektion ohne Mühe. Für die Rhomboeder 〈…〉 : a beträgt der halbe Winkel an der Endecke tg = 3a: 〈…〉 .

Zwei - und eingliedriges Syſtem.

〈…〉 .

Da die Axe b auf c und A ſenkrecht ſteht, und blos A gegen c ſich ſchief neigt, ſo wollen wir die Axenebene Ac zu Papier brin - gen, worin oA und oA 'die Ein - heiten der ſchiefen Axen bezeichnen, ſubſtituiren wir dafür eine andere Axeneinheit oa und oa', welche

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rechtwinklig gegen c ſteht, ſo möge eine beliebige Zonenaxe 〈…〉 die recht - winklige a in 〈…〉 ſchneiden. Setzen wir nun die Abweichung Aa = k, ſo iſt k = A · sin α. Ferner verhält ſich58Winkelberechnung des 2+1gliedrigen Syſtems. 〈…〉 oder 〈…〉 und hinten 〈…〉 .

Eine beliebige Fläche 〈…〉 hat alſo den neuen Ausdruck 〈…〉 , und 〈…〉 den Ausdruck 〈…〉 . Wenn man aber das Zeichen für rechtwinklige Axen hat, ſo könnte man mit der Winkelformel des zwei - gliedrigen Syſtems rechnen.

Beiſpiel. Feldſpath pag. 42. Suchen wir den Winkel o / T, ſo iſt o = 〈…〉 , folglich die erſte Kantenzone o / T = 〈…〉 , alſo m = n = 1 + k, μ = (1 k) = k 1, ν = 2, dieß in die zwei - gliedrige Kantenwinkelformel geſetzt, gibt 〈…〉 .

Suchten wir in der Diagonalzone von P den Winkel M / n, ſo wäre n = 〈…〉 , alſo m = 1 + k, n = , μ = 1+k, ν = 4, folglich tg = 〈…〉 .

Für den Anfänger iſt dieß der unmittelbarſte Weg zum Ziele, ein - facher wird es jedoch, wenn man ſich gleich die allgemeine Formel hinſtellt.

Ziehen wir nämlich vom Scheitelpunkte c eine Linie (Zonenaxe) nach einem beliebigen Punkte 〈…〉 in der ſchief gegen Axe c ſtehenden Pro - jektionsebene, ſo möge durch dieſe Linie die rechtwinklig gegen c gedachte Projektionsebene in einem Zonenpunkte 〈…〉 geſchnitten werden. 〈…〉 und 〈…〉 ſind die ſenkrechten Abſtände von b in den Axenebenen Ab und ab, daher muß, weil 〈…〉 zu 〈…〉 in der rechtwinklig gegen c gelegenen Ebene wird, 〈…〉 , oder x = m+k ſein. Ebenſo ſind 〈…〉 und 〈…〉 die ſenkrechten Abſtände von der Axenebene ac, weil beide der ebenfalls auf ac ſenk - rechten Axe b parallel gehen. Legt man daher durch Zonenaxe und ſenk - rechte Abſtände eine Ebene, ſo ſchneide dieſe die Axenebene ac in der Linie c .... 〈…〉 und aus der Proportion 〈…〉 folgt vorn 〈…〉 und hinten 〈…〉 . Eine Fläche 〈…〉 und59Winkelberechnung des 2+1gliedrigen Syſtems.ein Zonenpunkt 〈…〉 bekommen daher in der neuen rechtwinkligen Ebene den Ausdruck 〈…〉 und 〈…〉 ; ſubſtituiren wir daher in der Kantenwinkelformel des zweigliedrigen Syſtems μ = μ ± k, m = m ± k und 〈…〉 , ſo kommt obige tg = 〈…〉 . Suchen wir die Winkel der Kantenzonen 〈…〉 , ſo iſt m = n, folglich tg = 〈…〉 für m = 1 haben wir die erſte Kantenzone; für den Winkel o / T iſt dann μ = (1 k) = k 1 und ν = 2, folglich wie oben tg = 〈…〉 . Wir müſſen von m ± k das Zeichen + wählen, weil der Zonenpunkt vorn liegt. Für P / T wird μ = 1, ν = o, folglich tg = 〈…〉 .

Für die Diagonalzonen 〈…〉 der Schiefendflächen iſt m = μ, und n = , folglich tg = 〈…〉 .

Beiſpiel. Feldſpath hat: a: b: k = 2,128: 3,598: 0,04334 = 〈…〉 lga = 0,32800, lgb = 0,55612, lgk = 8,63689. Suchen wir den Winkel M / n, ſo iſt μ = 1, ν = 4, folglich tg = 〈…〉 gibt 45° 3 ', n ſtumpft alſo die rechtwinklige Kante zwiſchen P / M faſt gerade ab, indem ſie mit P den Winkel 180° 45° 3' = 134° 57 'macht.

Auf der Hinterſeite iſt für Winkel o / M μ = 1, ν = 2 zu ſetzen, und da hinten das Zeichen gilt, tg = 〈…〉 .

Die Zonenpunkte 〈…〉 geben die Neigung der Flächen gegen die Axenebene bc, für ſie iſt m = , n = n, alſo tg = 〈…〉 .

Neigung gegen Axec hat tg = 〈…〉 . Denn habe ich eine allgemeine Sektionslinie 〈…〉 , ſo iſt das Perpendikel vom Mittelpunkt darauf gefällt sin = 〈…〉 , und cos = c = 1. Oder ich kann auch in der allgemeinen Formel des zwei - gliedrigen Syſtems m = (μ ± k) o, n = ν o, μ = μ±k, ν = ν ſetzen. Für die Neigung der Schiefendflächen gegen die Axe iſt ν = o, folglich vorn tg = a: μ+k und hinten tg = a′: μ k.

60Berechnung der Axenelemente des 2+1gliedrigen Syſtems.

Neigung von g / M iſt tg = 〈…〉 . Denn da g = b: A = 〈…〉 , ſo wird dies in der rechtwinkligen Projektionsebene 〈…〉 , und das Perpendikel vom Mittelpunkt auf dieſe Linie iſt der sin für cos = c = 1. Oder allgemein für eine Linie 〈…〉 iſt tg = 〈…〉 .

Die Rechnung der Axenelemente a, b, k wird am einfachſten, wenn man den Säulenwinkel und die Winkel zweier Augitartigen Paare mißt. Hätten wir z. B. beim Feldſpath den Säulenwinkel T / T = 118° 48 ', n / n = 90° 6' und o / o = 126° 14 'gefunden, ſo heiße tg = tg 59° 24', tg1 = tg 45° 3 'und tg0 = tg 632 7'. Nun iſt aber tg 59°24 = tg M / T = 〈…〉 ; tg1 45° 3 '= tg1 M / n = 〈…〉 tg0 63° 7 '= tg0 M / o = 〈…〉 , folglich 〈…〉 , 〈…〉 〈…〉 , 〈…〉 〈…〉 , 〈…〉 〈…〉 , folglich a2 bekannt, und b = atg. Der ſtumpfe Winkel der Axen liegt bei einem + k auf der Seite des erſten Gliedes, alſo hier auf der Seite von tg1. ι4 = 0,60206 〈…〉 〈…〉 〈…〉 〈…〉 〈…〉 〈…〉 〈…〉 .

61Darſtellung des regulären Syſtems.

Hätte man in der Feldſpathprojektion T / T = 59°24 '= tg, P / T = 67° 44' = tg1 und x / T = 69° 20 '= tg0 gegeben, ſo bedient man ſich am beſten der ſphäriſchen Trigonometrie. Im rechtwinkligen ſphäriſchen Dreieck MPT findet man die Seite M = 63 53, da cos M = 〈…〉 , ebenſo im ſphäriſchen Dreieck MTx Seite M' = 65 47. Jetzt macht man von dem Satze tgω = 〈…〉 (Baſalformel)

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Gebrauch. Nach den eingeſchriebenen Buchſtaben iſt nämlich 〈…〉

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oder sinφ•sinω•cosφ1 sinφ cosω•sinφ1 = sinφ1 sinω•cosφ + sinφ1 cosω•sinφ sinφ•sinω•cosφ1 sinφ1sinω•cosφ = 2sinφ• sinφ1 cosω.

In unſerm Falle iſt φ = M = 63° 53 'und φ1 = M' = 65° 47', folglich tgω = 88° 50 ', und da φ1 größer als φ, ſo liegt der ſtumpfe Winkel ω = 91° 10' auf der Vorderſeite. Die Abweichung vom rechten Winkel beträgt alſo ω 90° = α = 10 '. Jetzt verhält ſich A: sin 63 53 = c: sin 25 57, alſo ιA = 0,32809, a = A cos 1 10 = 2,128, k = A •sin 1 10 = 0,0434; b = a tg 59 24 = 3,598.

Die Baſalformel läßt ſich leicht verallgemeinern: hätte man vorn eine Fläche c: a, hinten 〈…〉 , ſo wäre tgω = 〈…〉

Das eingliedrige Syſtem kommt ſelten vor, auch ſcheint es nicht ſonderlich praktiſch, hier anders als mit trigonometriſchen Formeln zu rechnen. Will man jedoch, ſo rechnet man am beſten mit rechtwink - ligen Axen, indem man die Axenzeichen irrational macht, wie ich das in den Beiträgen zur rechnenden. Kryſtallographie pag. 20 auseinander - geſetzt habe.

Kurze Darſtellung der Syſteme.

Das reguläre Syſtem.

1) Das Oktaeder mit 109° 28 '16' 'in den Kanten und gleich - ſeitigen Dreiecken;

2) den Würfel mit 90° in den Kanten und quadratiſchen Seiten;

3) das Granatoeder mit 120° in den Kanten und Rhomben von 109° 28 '16' 'haben wir pag. 37 kennen gelernt. Setzen wir im Würfel die Hauptaxe von Mittelpunkt zu Mittelpunkt der Flächen (= der Kante) = 1, ſo ſind die ſechs digonalen Axen zwiſchen den Mittelpunkten der Kanten = 〈…〉 , und die vier trigonalen = 〈…〉 . Im Oktaeder die Hauptaxen = 1, die digonalen zwiſchen den Mittelpunkten der Kanten = 〈…〉 , die trigonalen zwiſchen den Mittelpunkten der Flächen 〈…〉 . Im Granatoeder die Hauptaxen = 1, die digonalen zwiſchen den Mittel -62Darſtell. des regul. Syſt. : Leucitoeder, Pyramidenwürfel, Pyramidenoktaeder.punkten der Flächen = 〈…〉 , die trigonalen zwiſchen den dreikantigen Ecken = 〈…〉 .

4) Das Leucitoeder (Icoſitetraeder, Trapezoeder) a: a: ½ a mit

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12 Kryſtallräumen entſteht durch gerade Ab - ſtumpfung der Granatoederkanten. Man kann daher ein Granatoeder einſchreiben, deſſen Kanten den Längsdiagonalen entſprechen. Auf der Pro - jektion pag. 36 entſteht es durch Verbindung der Granatoederkanten (4) mit den Oktaederkanten (6). Die Flächen ſind ſymmetriſche Trapezoide (Del - toide), welche durch die Granatoederkante halbirt werden. Die Kanten zweierlei: gebrochene Oktae - derkanten o, 131° 48 '37' ', wie die Kanten des eingeſchriebenen Oktaeders, und gebrochene Würfelkanten ω, 146° 26' 34 '', wie die Kanten des eingeſchriebenen Würfels liegend. Setzt man die Hauptaxen = 1, welche die vierkantigen Ecken verbinden, ſo ſind die die 2+2kantigen Ecken verbindende digonalen = 〈…〉 , und die die drei - kantigen Ecken verbindenden trigonalen Axen = 〈…〉 .

Es gibt, wiewohl ſeltener, auch Leucitoide a: a: a, a: a: ¼ a ꝛc., ſie haben ganz die typiſche Form der Leucitoeder, aber andere Dimenſionen. Das Leucitoid a: a: a kommt ſehr ausgezeichnet beim Gold und Silber vor, die gebrochenen Oktaederkanten o 148° 54 ', die gebrochenen Würfel - kanten ω 129° 31', letztern Winkel machen auch die in einer Oktaederecke ſich gegenüber liegenden Flächen.

5) Die Pyramidenwürfel (Tetrakisheraeder) mit 12 Kryſtall -

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räumen haben einen eingeſchriebenen Würfel tttt, auf deſſen Flächen ſich je eine vierſeitige Pyra - mide mit gleichſchenkligen Dreiecken erhebt: daher acht Würfel - ω und 4 6 Pyramidenkanten p; ferner acht Würfel - t und 6 vierkantige Pyra - midenecken a. Der gewöhnlichſte Pyramiden - würfel a: 2a: a hat merkwürdiger Weiſe lauter gleiche Kantenwinkel von 143° 7 '48' ', die Würfel - ecken t bilden alſo eine dihexaedriſche Ecke, und man kann ihn als drei Dihexaeder anſehen, die ſich durchwachſen haben. Setzen wir die die Pyramidenecken verbindende Hauptaxe = 1, ſo iſt die die Mittelpunkte der Würfelkanten verbindende digonale Axe = 〈…〉 , die die Würfelecken verbindende trigonale Axe = 〈…〉 . Da die Hauptaxe die vierkantigen Endecken der Pyramiden miteinander verbindet, ſo beträgt die Höhe einer jeden Pyramide . Der Pyramidenwürfel entſteht durch Zuſchärfung der Würfelkanten. Der von a: 2a: a findet ſich ſelbſtſtändig beim Kupfer und Golde. Außerdem kommen noch vor mit $$\frac{3}{2}$$ a, $$\frac{5}{2}$$ a, 3a, 5a.

6) Die Pyramidenoktaeder (Triakisoktaeder) mit 12 Kryſtall - räumen haben ein eingeſchriebenes Oktaeder aaa, auf deſſen Flächen ſich je eine dreiſeitige Pyramide mit gleichſchenkligen Dreiecken erhebt, daher 12 Oktaeder - o und 3 8 Pyramidenkanten p; ferner ſechs 4+4kantige63Darſtellung des regulären Syſtems: 48-Flächner.Oktaederecken a und acht dreikantige Pyramidenecken t. Man führt dreierlei an: a: a: $$\frac{3}{2}$$ a, zu 2a und zu 3a, ſie kommen aber kaum anders als untergeordnet vor, indem ſie die Oktaederkanten zuſchärfen. Nehmen wir den mittlern a: a: 2a als Muſterform, ſo hat die Oktaederkante 141° 3 'und die Pyramiden - kante 152° 44'. Setzen wir an ihr die die 4+4kantigen Oktaederecken verbindende Haupt - axe a = 1, ſo iſt die die Mittelpunkte der Oktaederkante o verbindende digonale Axe = 〈…〉 , und die die Pyramidenecken t verbindende tri - gonale Axe = 〈…〉 . Da die trigonale Axe

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des Oktaeder = 〈…〉 iſt, ſo beträgt die Höhe der Pyramiden 〈…〉 .

7) Die Achtundvierzigflächner (Hexakisoktaeder) mit 24 Kryſtall - räumen werden von 48 ungleichſeitigen Drei - ecken begränzt. Der gewöhnliche darunter iſt das Pyramidengranatoeder a: ½a: ⅓a, was durch Zuſchärfung der Granatoederkanten entſteht, es erhebt ſich daher auf jeder Gra - natoederfläche atat eine 2+2kantige Pyramide von ungleichſeitigen Dreiecken. Sie haben dreierlei Kanten: 24 Granatoederkanten g 158° 13 ', dem eingeſchriebenen Granatoeder an - gehörig; 24 gebrochene Oktaederkanten o 149°, und 24 gebrochene Würfelkanten ω 158° 13'.

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Die dreierlei Ecken ſind: 4+4kantige Oktaederecken a, durch welche die Hauptaxen = 1 gehen; 2+2kantige Pyramidenecken d, in den digonalen Axen = 〈…〉 , und 3+3kantige Würfelecken t in den trigonalen Axen = 〈…〉 . Es kommt noch ein zweites Pyramidengranatoeder a: ⅓a: ¼ a vor, die übrigen bilden keine Pyramidengranatoeder.

Die 48-Flächner mit dreierlei Ecken und dreierlei Kanten bilden die größtmögliche Zahl von gleichen Flächen. Nennen wir die Hauptaxen a, die digonalen d, und die trigonalen t, ſo liegen die 4+4kantigen Ecken in den Endpunkten von a, die 2+2kantigen von d und die 3+3kantigen von t. Die Granatoederkanten gehen von a nach t, die gebrochenen Oktaederkanten von a nach d, und die gebrochenen Würfelkanten von d nach t. Beim Pyramidenoktaeder fehlen die gebrochenen Würfelkanten dt und folglich die Ecken in d; beim Pyramidenwürfel fehlen die gebrochenen Oktaederkanten ad und folglich auch die Ecken in d; beim Leucitoeder fehlen die Granatoederkanten at, aber alle drei Ecken bleiben. Beim Granatoeder fehlen die gebrochenen Würfel - und Oktaederkanten ad und dt, folglich die Ecken in d; beim Oktaeder fehlen die gebrochenen Würfelkanten und Granatoederkanten, folglich die Ecken in d und t; beim Würfel endlich fehlen die gebrochenen Oktaederkanten und Granatoederkanten, folglich die Ecken in a und d. Ein anderer Fall iſt nicht möglich.

Die ſieben Körper treten nun öfter an einander untergeordnet auf. Das läßt ſich am leichteſten in nachſtehendem Schema von 7 7 = 49 Figuren überſehen, worin die ſieben Körper die Diagonale bilden.

64Darſtell. des regul. Syſtems: Auftreten der Körper an einander.
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Gehen wir die untere Horizontalreihe I durch, ſo beginnt ſie mit dem Würfel I 1; dann kommt I 2 Würfel mit Oktaeder, das die Ecken wie 1: 1: 1 abſtumpft; dann I 3 Würfel mit Granatoeder, was die Kanten wie 1: 1 gerade abſtumpft; dann I 4 Würfel mit Leucitoeder, welches die Ecken wie 2: 2: 1 dreiflächig zuſchärft, und zwar Fläche auf Fläche aufgeſetzt; I 5 Würfel mit Pyramidenwürfel, welcher die Kanten im Verhältniß 1: 2 zweiflächig zuſchärft; I 6 Würfel mit Pyramiden - oktaeder, welches die Ecken dreiflächig im Verhältniß 2: 1: 1 zuſchärft, daher Fläche auf Kante aufgeſetzt; endlich I 7 Würfel mit Pyramiden - granatoeder, welches die Ecken im Verhältniß 1: $$\frac{3}{2}$$ : 3 ſechsflächig zuſchärft.

Nr. II 1 iſt Oktaeder mit Würfel, welcher die Oktaederecken wie 1: 1: 1 gerade abſtumpft; II 2 iſt das Oktaeder ſelbſt; II 3 Oktaeder mit Granatoeder, welches die Kanten wie 1: 1: gerade abſtumpft ꝛc. In der Reihe III herrſcht das Granatoeder, in IV das Leucitoeder, in V der Pyramidenwürfel, in VI das Pyramidenoktaeder, in VII das Pyra - midengranatoeder. Außerdem kommt jeder Körper noch untergeordnet in einer der Vertikalreihen vor, in der er ſelbſt liegt. Den Mittelpunkt nimmt das Leucitoeder IV 4 ein, einzig unter allen daſtehend.

65Theilung des Dreiecks.

Wenn zwei Körper ſich miteinander verbinden, ſo müſſen ihre dreierlei Axen zuſammenfallen, weitere Einſicht zu bekommen, muß man projiciren. Suchen wir VI 4, wie das Leucitoeder a: a: ½ a am Pyramidenoktaeder a: a: 2a auftritt. Wegen der Unterſcheidung haben wir die drei gleichen Axen mit cba bezeichnet, c iſt die aufrechte Axe. Wir brauchen nur einen Oktanten ins Auge zu faſſen: die Fläche 1 = c: a: 2b und 2 = c: b: 2a, beide müſſen ſich im Kantenzonenpunkte p = ſchneiden, folglich würde eine Fläche $$\frac{4}{3}$$ a: $$\frac{4}{3}$$ b: c die Kante p gerade abſtumpfen. Nun geht aber die Leucitoederfläche von c: 2a: 2b = ⅔c: $$\frac{4}{3}$$ a: $$\frac{4}{3}$$ b, folglich müſſen die Pyramidenkanten des Pyramidenoktaeders

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vom Leucitoeder unter Kanten geſchnitten werden, welche von der Axe t nach a divergiren. In IV 6 ſtumpft ein Pyramidenoktaeder die gebrochene Würfelkante des Leucitoeders a: a: ½a ab, die Kante geht von c nach 〈…〉 , folglich hat das Pyramidenoktaeder c: a: b = $$\frac{3}{2}$$ a: a: a, wie aus der Projektion ſogleich erſichtlich iſt.

Projiciren wir das Pyramidengranatoeder VII 7 = a: a: ½ a, und unterſcheiden wieder die Axen in abc, ſo iſt 1 = c: $$\frac{3}{2}$$ a: 3b = c: ½ a: b; 2 = c: $$\frac{3}{2}$$ b: 3a = c: a: ½b; 3 = a: $$\frac{3}{2}$$ c: 3b = a: c: 2b; 4 = b: $$\frac{3}{2}$$ c: 3a = b: c: 2a; 5 = a: $$\frac{3}{2}$$ b: 3c = a: ½ b: c; 6 = b: $$\frac{3}{2}$$ a: 3c = b: ½a: c, woraus ſich die darunter ſtehende Pro - jektion des betreffenden Oktanten ſogleich ergibt. Die Granatoederkante p liegt in der Kantenzone 1+1, weil ⅔+⅓ = 1 iſt, folglich wird ſie durch das Leucitoeder

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a: a: ½ a abgeſtumpft. Die gebrochene Würfelkante 5 / 6 liegt in der Kanten - zone , folglich wird ſie durch ein Pyramidenoktaeder a: b: c gerade abgeſtumpft. Da der gewöhnliche aber von ½a: ½b: c = ⅖a: ⅖b: ⅘c geht, ſo muß derſelbe die Kanten 5 / 6 unter Linien ſchneiden, die von d nach t convergiren. VII 6. Die gebrochene Oktaederkante, worin 1 liegt, geht von c: $$\frac{3}{2}$$ a, der Pyramidenwürfel aber von c: 2a, alſo müſſen die Kanten auch von d nach a convergiren VII 5.

Um dieſe Körper aus Holz modelliren zu können, müſſen wir einige Sätze vorausſchicken. Einen höchſt eleganten verdanken wir Hrn. Prof. Weiß über

die Theilung des Dreiecks. Haben wir ein beliebiges Dreieck AoB, ziehen vom Anfangspunkte o nach dem Halbirungspunkte der AB in 〈…〉 eine Linie, und wird dieſe von einer beliebigen A: 〈…〉 geſchnitten, ſo iſt das Stück 〈…〉 . Denn die Linie o nach 〈…〉 iſt die Kantenzone

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Quenſtedt, Mineralogie. 566Schneidung einer Zonenaxe.der Axen OA und oB, folglich 〈…〉 , und 〈…〉 . Nehmen wir 〈…〉 als Axeneinheit, ſo folgt 〈…〉 und 〈…〉 .

Anwendung. Wollen wir an das Oktaeder den Pyramidenwürfel

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a: ½a: a ſchneiden, ſo machen wir uns den Baſalſchnitt des Oktaeder aaa. Der Pyramidenwürfel geht von a: 〈…〉 , folglich muß er die gegenüberliegende Kante in 〈…〉 ſchneiden, die vier Oktaederkanten werden alſo im Verhältniß 1: ½: : ½ geſchnitten. Für den Pyramidenwürfel a: ⅓a: a iſt 〈…〉 , alſo ſchneidet dieſer die Kanten im Verhältniß 1: : ½: . Für das Leuci - toeder machen wir uns den Aufriß in der Granatoederfläche (Median - ebene des Oktaeder ſenkrecht auf die Kante), die Fläche a: a: ½a ſchneidet daher die Oktaederkanten 1: : : 1. Das Pyramidenoktaeder geht von a: a: 2a, folglich muß es die Kante zuſchärfen: wir ſtellen im Aufriß

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der Granatoederfläche die digonale Axe d nach oben, ſo wird die gegenüberliegende Kante wieder in , folglich die Seitenkante wie 1: ¼: : geſchnitten, denn 〈…〉 bezeich - net an der Kante ¼. Dieſe Sätze ſind ebenſo einfach wie elegant.

Allgemeine Löſung. Gegeben ſei eine Fläche c: 〈…〉 : 〈…〉 , und

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eine Zonenaxe c: p 〈…〉 . Legt man nun die Fläche durch den Mittelpunkt, ſo iſt das abgeſchnittene Stück der Zonenaxe ι = 〈…〉 , worin k die Länge der Zonenaxe von c bis p bezeichnet. Zum Beweiſe

verbindet man p mit dem Mittelpunkte o, und verlängert op bis p1, ſo iſt op = p = 〈…〉 , und ſetzen wir in der Zonenpunktformel pag. 41 μ1 = m, und ν1 = n, ſo iſt Zonenpunkt p1 = 〈…〉 , folglich p1 o = p1 = 〈…〉 .

Machen wir jetzt einen Aufriß durch copp ', legen die Fläche 〈…〉 : 〈…〉 durch den Mittelpunkt, ſo muß ſie die verlängerte Zonenaxe cp in ι ſchnei - den, ſobald die Zonenaxe innerhalb der Ebene liegt, welchen Fall wir nur zu betrachten haben. Es verhält ſich67Verfertigung der regulären Körper.x: p = k: p1 p, x = 〈…〉 ; cι = ι = x + k = 〈…〉 = 〈…〉 ; k = 〈…〉 .

Beiſpiele. Fragen wir, wie die Fläche a: ½a: ⅓a die Oktaederkanten ſchneidet, ſo betrachten wir die 4 Kanten als Zonenaxen k, die ſämmtlich untereinander gleich als Einheit genommen werden, da wir ja nur das Verhältniß des Schnittes finden wollen. Da die Fläche des 48-Flächner im kleinſten a (⅓a) zum Schnitt in der Ecke kommt, ſo müſſen wir das Zeichen in 3a: $$\frac{3}{2}$$ a: a umwandeln, alſo μ =

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und ν = ſetzen, gibt die Formel 〈…〉 . Läge die Fläche im vordern rechten Quadranten, ſo wäre für die erſte Kante m = 1, n = , gibt $$\frac{3}{2}$$ k; für die 3te n = , m = 1 gibt ¾ k; für die 2te n = 1, m = gibt 3 k; n = 1, m = gibt k, alſo werden die Kanten der Reihe nach geſchnitten $$\frac{3}{2}$$ : 3: ¾: = ½: 1: ¼: .

Um die Lage des Schnittes zu ermitteln, können wir nach pag. 45 zuvor die Ausdrücke in den dreierlei Axen adt ſuchen. So hat z. B. das Leucitoeder a: 2a: 2a in ſeinem Oktanten a: ⅔d: ½t, und der 48-Flächner a: 3a: $$\frac{3}{2}$$ a bekommt a: d: ½ t, alſo haben beide die Granatoederkante a: ½ t gemein, und da d kleiner iſt als d, ſo muß der 48-Flächner die 2+2kantige Ecke des Leucitoeders 4flächig zuſchärfen. Die Pyramide des 48-Flächner erhebt ſich auf der eingeſchriebenen Granatoederfläche ½ = $$\frac{1}{10}$$ , das Leucitoeder ½ = . Nehmen wir die Pyramidenhöhe als Ein - heit, ſo hat der 48-Flächner , folglich nach dem Satze der Theilung des Dreiecks 〈…〉 = ¼, alſo werden die Kanten über dem eingeſchriebenen Granatoeder im Leucitoeder wie 1: 1: ¼: ¼ geſchnitten.

Nach dieſen Vorbereitungen wird es leicht, die Körper zu machen. Der Pyramidenwürfel wird aus dem Würfel verfertigt, indem wir die Kante im Verhältniß von 2: 1 zuſchärfen, wir zeichnen die Linien alle vor, und legen den Schnitt von 2 durch den Mittelpunkt der Würfel - fläche, damit die Pyramidenecke dahin falle. Das Pyramidenoktaeder erhalten wir durch Zuſchärfung der Oktaederkanten, indem wir die Kante wie 1: ¼: : zuſchärfen, den Schnitt von 1 legen wir durch den Mittelpunkt der Oktaederfläche, damit die Pyramidenſpitze dort hinein falle. Das Pyramidengranatoeder machen wir aus dem Granatoeder, indem wir die Kanten des Granatoeders in dem Verhältniß von 1: ½: zuſchärfen, den Schnitt 1 legen wir durch den Mittelpunkt der Grana - toederfläche, damit die Pyramidenſpitze dorthin falle. Das Leucitoeder kann man durch gerade Abſtumpfung der Granatoederkanten erhalten, in - dem man die Abſtumpfungsflächen durch den Mittelpunkt zweier anliegenden Granatoederflächen legt. Am leichteſten und mit dem geringſten Holz - aufwande macht man es aus der regulären ſechsſeitigen Säule. Man5*68Hemiedrie des regulären Syſtems. Tetraeder.zeichnet darin die Deltoide nach ihrem diagonalen Verhältniß ein, dann hat man zu beiden Seiten die nothwendigen Punkte für den 3+3-Kantner, woran dann oben das Endrhomboeder abgemeſſen werden kann.

Hemiedrie.

Darunter verſteht man ein hälftiges Auftreten von Flächen, und zwar nach folgendem einfachen Geſetz: ſchreibe auf eine Fläche 0 und auf die anliegenden 1, auf die anliegenden von 1 wieder 0 ꝛc., ſo wird die eine Hälfte der Flächen mit 0, die andere mit 1 beſchrieben ſein, läßt man dann die 0 verſchwinden und die 1 wachſen, oder umgekehrt, ſo kommt der hälftflächige Körper. Würfel und Granatoeder ſind keiner Hemiedrie fähig, wie man aus dem Einſchreiben von 0 und 1 leicht er - ſieht. Es gibt dreierlei Hemiedrieen:

tetraedriſche, pyritoedriſche, gyroedriſche.

1) Tetraedriſche. Die Flächen gehen einander nicht parallel (geneigtflächige Hemiedrie). Das Tetraeder entſteht aus dem Oktaeder pag. 21, und zwar aus jedem zwei: eines den 1111, das andere (Gegen - tetraeder) den 0000 angehörig. Man kann es in den Würfel ſchreiben, weil ſeine Kanten mit den Diagonalen der Würfelflächen zuſammenfallen. Der Würfel ſtumpft daher die 6 Tetraederkanten ab, das Gegentetraeder die 4 Ecken. Das Granatoeder ſchärft die Ecken dreiflächig zu, Fläche auf Fläche aufgeſetzt, tritt daher wie der Würfel vollflächig auf. Der Pyramidenwürfel ſchärft die Ecken ſechsflächig zu, erſcheint daher auch vollflächig.

Das Leucitoeder gibt ein Pyramidentetraeder. Zu dem

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Ende muß man die drei Flächen eines Oktaeder mit 0 beſchreiben, die der anliegenden mit 1, daher müſſen in der Oktaederecke Tetraederkanten τ entſtehen, und über den verſchwindenden Oktanten 3+3kantige Ecken. Die Deltoide verwandeln ſich alſo in Dreiecke, deren End - ecken t den trigonalen Axen entſprechen, die Würfel - kanten ω bleiben. Man verfertigt ſich den Körper leicht durch Zu - ſchärfung der Tetraederkanten.

Das Pyramidenoktaeder gibt ein Deltoiddodekaeder (Deltoeder).

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Läßt man hier die drei Flächen der abwechſelnden Oktanten verſchwinden, ſo muß über jedem verſchwindenden eine dreikantige Ecke entſtehen, in jeder Oktaederecke dagegen entſteht eine gebrochene Tetraederkante τ. Die Flächen müſſen alſo die Tetraederecken dreiflächig zuſchärfen, wie das Granatoeder, nur in andern Winkeln. Die Pyra - midenkanten p bleiben, die gebrochenen Tetraederkanten τ entſtehen.

Der 48-Flächner gibt ein gebrochenes Pyramidentetraeder.

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Da wir die 48-Flächner als gebrochene Leucitoeder oder gebrochene Pyramidenoktaeder anſehen können, ſo muß bei gleicher Behandlung wie vorhin der allgemeinſte Körper dieſer Hemiedrie entſtehen. Er muß die Te - traederecken 6flächig zuſchärfen.

69Hemiedrie: pyritoedriſche, gyroedriſche.

Pyritoedriſche Hemiedrie. Die Flächen gehen einander parallel (parallelflächige Hemiedrie). Nur der Pyramidenwürfel und 48-Flächner iſt dieſer fähig, die 5 übrigen Körper treten daran vollflächig auf.

Das Pyritoeder (Pentagon - dodekaeder) entſteht aus dem Pyra - midenwürfel. Läßt man die 0 ver - ſchwinden, ſo liegen jeder 1 fünf andere 1 an, die Flächen müſſen daher zu ſymmetriſchen Fünfecken werden: ſymmetriſch, weil eine der fünf ſich von den übrigen durch ihre

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Lage unterſcheidet. Man ſieht es leicht ein, wenn man in das Pyritoeder den zugehörigen Pyramidenwürfel einſchreibt. Man kann überdieß in jedes Pyritoeder einen Würfel einſchreiben, was für die Orientirung ſehr wichtig iſt. Wir ſehen daraus, daß der Körper 6 Würfelkanten ω hat, die die Kanten des Daches, das ſich über jeder Würfelfläche erhebt, bilden; außerdem zählen wir 3 8 Kanten p in den Ecken t des Würfels. Die 8 Würfelecken ſind 3kantig, und die 12 Ecken an beiden Enden der Dachkanten 2+1kantig. Jedes Fünfeck iſt durch eine Diagonale halbirt, die von der Mitte der Würfelkante (Dachkante) nach der gegenüberliegen - den Ecke geht. Man macht es aus dem Würfel, wie beim Pyramiden - würfel, nur muß die Hälfte der Flächen weggelaſſen werden. Der Würfel ſtumpft die 6 Dachkanten ab, das Oktaeder die 8 dreikantigen Würfel - ecken, ſie bilden deshalb gleichſeitige Dreiecke, und verwandeln durch ihren Schnitt die Pyritoederflächen in gleichſchenklige Dreiecke. 12+8 Dreiecke ſehen dem Icoſaeder der Geometrie ähnlich. Das Granatoeder ſtumpft die zwölf 2+1kantigen Ecken ab. Leucitoeder und Pyramidenoktaeder kommen ſelten und dann immer vollflächig vor, ſie müſſen in den drei - kantigen Würfelecken auftreten.

Das gebrochene Pyritoeder entſteht aus dem 48-Flächner. Da man dieſen als einen gebrochenen Pyramidenwürfel anſehen kann, ſo muß man auf je zwei Flächen 0 und auf die drei anliegenden Paare 1 ꝛc. ſchreiben. Der Körper kommt ſehr ſchön ſelbſt - ſtändig und untergeordnet beim Schwefelkies vor. Die 8 Würfelecken t bleiben 3kantig, und da dieſe oft durch

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das Oktaeder abgeſtumpft werden, ſo kann man ſich nach dem gleich - ſeitigen Dreieck deſſelben leicht orientiren. Ueber der Mitte der Würfel - flächen entſteht eine 2+2kantige Ecke a, und die übrigen 12 Ecken ſind 2+1+1kantig. Sämmtliche Flächen ſind 2+1+1kantige Trapezoide, mit der gebrochenen Würfelkante ω, der Pyritoederkante p und der Median - kante o. Das gewöhnliche a: ⅓a: ½a macht man aus dem Granatoeder, indem man die gebrochene Pyramidenwürfelhälfte wegläßt.

3) Gedrehte Hemiedrie (gyroedriſche). Sie iſt noch nicht bekannt in der Natur. Der 48-Flächner iſt nicht blos der beiden genannten Hemi - edrieen fähig, ſondern auch (unter allen allein) noch dieſer: ſchreibt man nämlich auf ein beliebiges Dreieck 0, und auf die drei anliegenden 1 ꝛc., ſo werden, wenn wir das gewöhnliche Pyramidengranatoeder nehmen,70Zwillingsgeſetz.

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von den 4 Pyramidenflächen auf jeder Fläche des eingeſchriebenen Granatoeders zwei in der Ecke einander gegenüberliegende verſchwinden und die andern beiden wachſen. Die Hemiedrie iſt geneigtflächig. Wie in das Pyritoeder einen Würfel, ſo kann man hier zur bequemen Orientirung ein Granatoeder einſchreiben, wenn der Körper aus dem Pyramidengranatoeder entſtanden iſt. Die Flächen ſtehen gegen die des eingeſchriebenen Körpers etwas gedreht, und ſind unregelmäßige 2+2+1kantige Fünf - ecke. Von den Ecken ſind die 6 Oktaederecken a 4kantig, die 8 Würfel - ecken t 3kantig, die übrigen 24 e neben den Dachkanten 1+1+1kantig. An dem Körper iſt die Drehung intereſſant, welche bei den vier - und ſechsgliedrigen Syſtemen ſo ſchön beobachtet worden iſt.

Zwillingsgeſetz.

Es kann nur eins geben: zwei Oktaeder haben eine Fläche gemein, und liegen umge -

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kehrt. Halbire ich das Ok - taeder parallel einer Fläche, ſo bildet die Halbirungsfläche ein reguläres Sechseck, ver - drehe ich nun die beiden Hälften gegen einander um 60°, ſo entſteht der Zwilling. Es iſt das Folge des Geſetzes. Nehme ich nämlich zwei gleiche Oktaeder, und lege ſie mit zwei ihrer

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Flächen ſo gegen einander, daß ſich die Flächen decken, ſo finden ſich die Individuen in Zwillingsſtellung. Drehe ich ſie dagegen ſo weit, daß ſich die Dreiecke ſymmetriſch kreuzen, ſo liegen die Individuen einander parallel, bilden daher nur ein Ganzes und keine Zwillinge. Da dieß die beiden möglichen ſymmetriſchen Lagen ſind, ſo iſt das Wort umgekehrt unzwei - deutig, und drückt das Weſen beſſer aus als die Drehung. Die Oktaeder liegen meiſt aneinander, verkürzen ſich aber nach der ſogenannten Zwil - lingsaxe, d. h. nach einer trigonalen Axe t, die ſenkrecht auf der gemein - ſamen Ebene (Zwillingsebene) ſteht. Zuweilen kommen auch Durch - wachſungen vor. Das Tetraeder hat ſcheinbar zweierlei Zwillingsgeſetze:

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nach dem einen kreuzen ſich die Kanten rechtwinklig, und der gemeinſame Kern iſt ein Oktaeder. Das iſt aber nur die Wiederherſtellung des Gleich - gewichts (Fig. rechts). Dagegen können ſich zwei Tetraeder zu einem wirklichen Zwilling verbinden (Fig. links), indem ſie eine Fläche gemein haben, und die

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übrigen drei ſich kreuzen, dann iſt das eine um 60° gegen das andere verdreht.

Die Würfel durchwachſen ſich gewöhnlich, der gemeinſame Kern iſt dann ein Dihexaeder, und die Flächen des einen Individuums ſchneiden71Kryſtallnetze des regulären Syſtems.die Ecken des andern im Kantenverhältniß 1: 1: 2. Flußſpath und Salmiak liefern vorzügliche Beiſpiele. Man ſieht auch hier leicht ein, daß die gemeinſame Fläche die des Oktaeders iſt, in welcher ſich die Würfel gegen einander um 60° verdreht haben.

Die Granatoeder durchwachſen ſich vor - züglich bei der Blende. Beim Silber tritt ein Leucitoid als Zwilling auf. Oft wieder - holen ſich Individuen unzählige Mal, ſo daß die ungeraden Stücke dem einen, und die

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geraden Stücke dem andern Individuum angehören. Es können ſich auch Drillinge, Vierlinge und Fünflinge bilden, in letzterm Falle ſetzt ſich auf jede der 4 Oktaederflächen ein Individuum in Zwillingsſtellung. Alles dieß ſind aber nur Wiederholungen ein und deſſelben Geſetzes.

Netze.

Es iſt bequem, wenn auch nicht ſo lehrreich, ſich die regulären Körper aus Pappe oder Kartenpapier zu machen. Zu dem Ende muß man ſich die Flächen conſtruiren. Das Tetraeder aus 4 und das Oktaeder aus 8 gleichſeitigen Dreiecken ergibt ſich leicht.

Gleichſchenklige Dreiecke hat: der Pyramidenwürfel, der Endſpitzenwinkel ſeiner Flächen liegt zwiſchen 90° (Würfel - fläche) und 70° 31 $$\frac{1}{2}$$ '(Granatoederfläche). Conſtruiren wir uns alſo einen rechten Winkel sin: cos = 1: 1 = oa: oa, ſo iſt aa = 〈…〉 , machen wir ob = aa = 〈…〉 , ſo iſt

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Winkel b = 70° 31 $$\frac{1}{2}$$ 'der Winkel der Granatoederfläche. Alle Dreiecke zwiſchen dieſen beiden geben Pyramidenwürfel. Der ge - wöhnliche a: 2a: a hat Dreiecke, worin die halbe Baſis zur Höhe = 2: 〈…〉 , wie aus der Projektion leicht folgt. Mache ich alſo ein recht - winkliges Dreieck, worin die Katheten ſich wie 2: 1 verhalten, ſo iſt die Hypotenuſe 〈…〉 . Die Endſpitzenwinkel der Pyramidenoktaeder liegen zwiſchen 120° und 109° 28 $$\frac{1}{2}$$ '. Ziehe ich in einem gleichſeitigen Dreieck nach dem Mittelpunkt a, ſo hat das Dreieck cac 120, folglich sin: cos = co: ao = 1: 〈…〉 . Die eine Gränze macht man jetzt od = oc, ſo iſt cd = 〈…〉 , trägt man 〈…〉 = 〈…〉 nach ob, ſo iſt cbc die andere

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Gränze. Zwiſchen a und b liegen alſo die Spitzen ſämmtlicher möglichen Dreiecke. Die Kanten der Pyramidenoktaeder a: a: 2a haben das Verhältniß 5: 3, wie man aus der Projektion leicht abliest. Die Pyramidentetraeder liegen zwiſchen 120° und 90°, der halbe Endkantenwinkel hat sin: cos = 〈…〉 , ein leicht zu findendes Verhältniß.

Der Rhombus des Granatoeders hat 〈…〉 : 1. Die Deltoide des Leucitoeders a: a: ½a haben im ſcharfen Winkel der Oktaederecken 〈…〉 , und im ſtumpfen der Würfelecke 〈…〉 , eine leicht zu conſtruirende Größe. Die Flächen des Deltoidtetraeders a: a: 2a

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72Netze.haben einen ſtumpfen Winkel wie oben 5: 3, im ſcharfen Winkel dagegen 5: 5, folglich hat die 3kantige Tetraederecke rechte Winkel, wie die Rech - nung des Winkels lehrt. Ein etwas unerwartetes Verhältniß.

Die ungleichſeitigen Dreiecke des Pyramidengranatoeders a: ⅓a: ½a pag. 63 ſind durch drei Linien b: c: p = 1: ½: 〈…〉 gegeben, worin p das

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Perpendikel von der 2+2kantigen Pyramidenecke d auf die Baſis der Granatoederkante at iſt. Denn die Pyramide erhebt ſich 〈…〉 über der Granatoederflache, die Kante des Granatoeders at = 〈…〉 , die gebrochene Oktaederkante ad = 〈…〉 . Uebrigens liegen die Dreiecke ſämmtlicher Pyramidengranatoeder zwiſchen den Dreiecken der Granatoederfläche von der Höhe 〈…〉 , und der Leuci - toederfläche von der Höhe 〈…〉 . Da nun beide bekannt ſind, ſo darf man nur ein beliebiges Zwiſchenſtück wählen, um ein Pyramidengrana - toeder zu bekommen, da ein jedes für die Anſchauung genügt. Wenn die Zahlen für die Conſtruktion etwas unbequem werden, wie beim ge - brochenen Pyramidentetraeder a: ⅓a: ½a, ſo darf ich in dieſem Falle nur das Dreieck des zugehörigen 48-Flächners hinzeichnen, die gebrochene Würfel - kante daran verlängern, und den Winkel an der gebrochenen Oktaeder - kante ſuchen, er iſt tg = 〈…〉 = 68° 50 '. Trage ich dieſen mit dem Transporteur an das andere Ende der Granatoederkante an, ſo iſt das Dreieck gefunden.

Das gewöhnliche Pyritoeder a: ½a: a hat beiſtehende Diagonalen.

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2: 〈…〉 ſind bereits durch den zugehörigen Pyramiden - würfel beſtimmt, die übrigen Linien finde ich leicht, indem ich nur einen Aufriß durch 4 Pyramidenecken lege.

Die Fläche des gebrochenen Pyritoeder pag. 69 a: ⅓a: ½ ent -

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wickeln wir aus dem Dreieck des gleichnamigen 48-Flächners, was wir kennen, wir brauchen dann außer der gebrochenen Würfelkante ω nur die Me - diankante o des gebrochenen Pentagons zu kennen, welche durch Verlängerung der gebrochenen Oktae - derkante der 48-Flächner = 〈…〉 entſteht. Machen wir uns den Aufriß in der Würfelfläche, ſo geht die Mediankante o von a: $$\frac{3}{2}$$ a, ihr kommt von unten die Kante ω = a': 3a 'entgegen, daraus ergibt ſich der Zonenpunkt p = $$\frac{3}{7}$$ a + $$\frac{6}{7}$$ a, da Kante a $$\frac{3}{2}$$ a = 〈…〉 iſt, ſo muß ap: 〈…〉 , ap = 〈…〉 ſein. Ebenſo leicht findet man die gebrochene Würfelkante a' p = 〈…〉 . Verzeichnen wir uns alſo das Drei - eck adt des 48-Flächners, ſo iſt die Kante ad = 〈…〉 , der Punkt t in der Würfelecke bleibt, folglich ver - längern wir ad über d um das Stück 〈…〉 hinaus, beſchreiben wir nun mit ae = a' p um e und mit te um t Kreisbögen, ſo wird der Punkt ε beſtimmt, und das 2+1+1kantige Trapezoid a e t ε, worin te = tε = p iſt gefunden.

73Viergliedriges Syſtem.

Die 2+2+1 kantigen Fünfecke des Gyroeder a: ⅓a: ½a knüpfen wir ebenfalls an das Dreieck des zugehörigen 48-Flächner. Die Dachkante verhält ſich zur Granatoeder - kante wie 2: 5, denn die Flächen der Dachkante gehen nach d, und die quer gegen die Dachkante liegenden nach ¾ d, woraus das Verhältniß folgt. Zeichne nun das Dreieck adt, lege durch d die Dachkante eε = at und

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zwar ſo, daß ſie in d halbirt wird. Beſchreibe dann mit ae um a und tε um t Kreisbogen, ſo iſt ateεg das geſuchte Fünfeck.

Fortſchritt zu den folgenden Syſtemen. 1) Die Körper des regulären Syſtems haben nach ihren Hauptaxen eine dreifache Stellung; 2) ſtellen wir jetzt das Oktaeder nach Einer Axe aufrecht, d. h. legen wir es auf die Würfelfläche, ſo haben wir die 4gliedrige Ordnung; auf die Oktaederfläche gelegt kommt die 3gliedrige Ordnung; 4) auf die Granatoederfläche gelegt zeigt ſich zweigliedrige Ordnung; 5) auf Leucitoeder -, Pyramidenoktaeder - oder Pyramidenwürfelfläche gelegt kommt 2+1gliedrige Ordnung, endlich 6) auf eine Fläche der 48-Flächner gelegt iſt eingliedrige Ordnung. So führt uns jedes folgende Syſtem zugleich zur tiefern Ein - ſicht in das reguläre.

Viergliedriges Syſtem.

Pyramidales Syſtem Mohs, tetragonales Naumann, monodimetri - ſches Hausmann.

Die Hauptaxe c wird länger oder kürzer als die Nebenaxen aa, wir bekommen dann ſcharfe oder ſtumpfe Oktaeder pag 23. Das zugehörige Hexaid (viergliedriger Würfel) zerfällt in eine quadratiſche Säule (zweite Säule) a: a: c mit Gradendfläche c: a: a. Das zugehörige Dodekaid pag. 37 gibt eine weitere quadratiſche Säule a: a: c (erſte Säule) mit dem nächſten ſtumpfern Oktaeder a: c: a. Das Leuci - toeder gibt das zweite ſtumpfere Oktaeder c: 2a: 2a, darunter liegt ein Vierundvierkantner (ſchlechthin Vierkantner) c: a: ½a, daran gehen 4 Kanten von c: a und vier von c: d, jene die ſcharfen, dieſe die ſtumpfen Endkanten bildend. Acht ungleichſeitige Dreiecke bilden das Maximum gleicher Flächen in dieſem Syſtem. Selbſtſtändig kommt ein ſolcher Körper kaum vor, man kann ihn als ein gebrochenes Oktaeder an - ſehen. Das Pyramidenoktaeder zerfällt in einen obern Vierkantner c: a: 2a, und in ein zweites ſchärferes Oktaeder c: ½a: ½a. Der Pyramidenwürfel gibt ein drittes ſtumpferes Oktaeder c: 2a: a, ein nächſtes ſchärferes Oktaeder c: ½a: a, und eine vier und vierkantige Säule a: 2a: a, welche die quadratiſche Säule des Würfels zuſchärft. End -

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lich gibt der 48-Flächner dreierlei Vierkantner: zwei oberſte dem gebrochenen Leucitoide, zwei unterſte dem gebrochenen Pyramidenoktaeder entſprechend, und die zwiſchenliegenden beiden geben das dritte.

Häufig entwickeln ſich die Oktaeder in einer fortlaufenden Reihe von ſtumpfern und ſchärfern, wie die nebenſtehende Projektion zeigt, Mohs74Viergliedriges Syſtem: Bezeichnung.

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wählte daraus ein Grundoktaeder, und gründete darauf eine nicht ſonderlich zweckmäßige Bezeich - nung, indem er a: a: c = P ſetzt, mit + n das nte ſchärfere und mit n das nte ſtumpfere Oktaeder bezeichnet. Sein Schüler Haidinger gibt das unbequeme Zeichen wieder auf, und nähert ſich dem Naumann’ſchen Symbol. Beide legen die Oktaeder durch die Einheit a, und ſetzen der P den Axenſchnitt von c vor. So einfach die Sache auch ſein mag, ſo entſchwindet ſie doch immer wieder dem Gedächtniß. Hätte Naumann mit uns c = 1 geſetzt, da ſie die einzige Axe iſt, ſo wären die Zeichen viel leichter zu behalten. Ohne Zweifel wird man bei weiterer Entwickelung der Wiſſenſchaft dieſe Zeichen ganz der Vergeſſenheit über - geben. Schreiben wir indeß die Zeichen obiger Figur hin:

Sobald bei Mohs die Oktaeder nicht in dieſe Reihe gehören, ſo denkt er ebenfalls c verlängert und ſchreibt dann a: a: mc = Pm, ent - wickelt aber wieder darnach Reihen, ſo daß z. B. Pm 1 = mc: a: a, d. h. das nächſte ſtumpfere von Pm iſt!

Vierkantner bilden alle Ausdrücke, welche die Axen a ungleich

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ſchneiden. Da das, was der einen 2 geſchieht, auch der andern geſchehen muß, ſo gehören nothwendig jedem Quadranten zwei Sektionslinien an. Jede der vier gleichen Endkanten beſtimmen ein Oktaeder. Hätten wir z. B. ν = a: ½a, ſo läge in den End - kanten c: ½a das Oktaeder o = ½a: ½a, und in der Endkante c: ⅓d das Oktaeder n = ⅓a: a. Die abwechſelnden Flächen des Vierkantners haben ein Quadrat zur Baſis, ſchließen daher ein Oktaeder ein. Naumann nimmt

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½a: ½a = 2P als Grundoktaeder, und leitet daraus den Vierkantner ab, indem er dahinter das Vorzeichen der größern[Axe] a ſetzt, alſo c: a: ½a = 2c: 2a: a = 2P2. Die vier und vierkantige Säule c: a: ½a = c: 2a: a = P2. Viel unnatürlicher iſt das Zeichen von Mohs. Es beruht auf folgender Darſtellung: man habe ein be - liebiges Grundoktaeder c: a: a, conſtruire aus dem Dreieck der Oktaederfläche das Parallelogramm caad ', indem man ad' wechſelsweiſe der ac parallel zieht, dann iſt cd 'die75Viergliedriges Syſtem: Symbole, Hemiedrie.digonale Zwiſchenaxe d. Verlängert man die Axe oc bis 2c, ſo beſtimmt die Linie 2cd 'in der Ebene oaa einen Punkt d, welcher dem geſuchten Vierundvierkantner angehört. Es verhält ſich aber c'd': od = 3c: 2c, od = ⅔d, folglich muß nach dem Kantenzonengeſetz der Vierkantner a: 2a gehen, da 1 + ½ = $$\frac{3}{2}$$ iſt. Haidinger gibt dieſem Körper 2c: a: 2a das Zeichen Z2 und Mohs das allgemeine (P+n) 2, worin P+n allgemein das Oktaeder bezeichnet, und 2 die Zahl, um welche ich die Axe c verlängert habe.

Allgemein (P ± n) m = a: ma: 〈…〉 , qP ± n = a: a: 〈…〉 , (qP ± n) m = a: ma: m q 〈…〉 .

Beiſpiel. i Veſuvian = (P 2) 3, folglich nach erſter Formel m = 3 u. n = 2, oder i = a: 3a: 3 〈…〉 = a: 3a: $$\frac{3}{2}$$ c = ⅓a: a: ½c. z Veſuvian = (P 1) 3, folglich m = 3, n 1, oder z = a: 3a: 3 〈…〉 = 〈…〉 . Es iſt aber 〈…〉 die digonale Zwiſchenaxe d, daher z = d: d: c, woraus ſich leicht mittelſt der Sektionslinienformel pag. 44 die Axenſchnitte a berechnen laſſen, näml. 〈…〉 : c = ½a: a: c = z. Beim Anatas iſt r = P 4, folglich in der 2ten allgemeinen Formel q = , n 4 zu ſetzen, gibt r = a: a: 〈…〉 = a: a: ⅕c; für die kleine Vierkantnerfläche an braſilianiſchen Kryſtallen ſ = ( P 7) 4 iſt nach der dritten Formel q = , n = 7, m = 4, folglich s = a: 4a: 4 〈…〉 = a: 4a: 4 〈…〉 c = 〈…〉 = ½d: 2d: c = 〈…〉 a: 〈…〉 a: c = a: $$\frac{4}{3}$$ a: c.

Wollte man ein kurzes und unzweideutiges Symbol für die Flächen, ſo müßte c, da ſie einzig iſt, = 1 geſetzt werden, aber nicht eines der a. Dann könnten geſchrieben werden:

  • 1) Die Oktaeder erſter Ordnung c: ma: ma = mam; zweiter Ordnung c: ma: a = ma .
  • 2) Die Säulen: 1ſte Säule a: a: c = oa: oa: c = oao; 2te Säule a: a: c = oa: a: c = oa1.
  • 3) Die Gradendfläche c: a: a = a .
  • 4) Die vierundvierkantige Säule a: ma: c = oa: 〈…〉 : c = oa 〈…〉 .
  • 5) Die Vierundvierkantner c: ma: na = man.

Es iſt dabei ganz gleichgültig, welchen Buchſtaben man vor - oder hinterſetze, denn man darf nur c = 1 und a hinten hinzudenken, ſo hat man immer das volle Zeichen. Gerade ſo bezeichnet man die Flächen des regulären Syſtems. Wir benützen dieſe Symbole nicht, weil wir ſie überhaupt nicht für ſonderlich nothwendig halten. Wenn man aber ein - mal Symbole macht, ſo kann nur auf dieſe Weiſe dem Irrthume des Gedächtniſſes vorgebeugt werden.

Hemiedrie. Iſt zwar nicht mehr ſo wichtig, als im regulären Syſtem, doch kommen einige intereſſante Fälle vor:

76Viergliedriges Syſtem: Hemiedrie, Zwillinge.

a) Tetraedriſche Hemiedrie. Das viergliedrige Tetraeder (Sphenoid) haben wir ſchon oben pag. 23 kennen gelernt, es iſt 4+2kantig.

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Die Gradendfläche ſtumpft die 2 Kanten, und die 2te quadratiſche Säule die 4 Kanten ab, die erſte qua - dratiſche Säule ſtumpft die 4 Ecken ab. Der 4+4 - Kantner muß natürlich ein gebrochenes Tetraeder (Disphen, tetragonales Scalenoeder) geben. Es wird von 8 ungleichſeitigen Dreiecken eingeſchloſſen, hat daher 4+4+4 Kanten, von denen keine der andern parallel geht. Beim Kupferkies kommt dieſe Hemiedrie ſchön vor.

b) Pyritoedriſche Hemiedrie würde aus dem Vierkantner ein zweigliedriges Oktaeder machen, und aus den Oktaedern zweigliedrige Paare. Zweigliedrige Oktaeder, worin b ein rationales Multiplum von a iſt, könnten unter gewiſſen Umſtänden für hemiedriſch genommen werden.

c) Gyroedrie. Kommt ausgezeichnet bei Vierkantnern vor. Ich

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darf nur auf eine Fläche 0 ſchreiben, und auf die anliegende 1 ꝛc. Den Körper hat Naumann Trapezoeder genannt. Es ſind zwei Oktaederhälften, die an beiden Enden um 45° gegen einander verdreht ſind, ſo daß an den Seiten 8 Zickzackkanten entſtehen. Man kann übrigens den Vierkantner auch in zwei viergliedrige Oktaeder von Zwiſchenſtellung (die nicht zu den beiden Ordnungen von Oktaedern gehören) zerlegen, dieſe er - zeugen dann keine Drehung. Sowie auch die vierundvierkantige Säule in zwei quadratiſche Säulen von Zwiſchenſtellung zerfällt. Beiſpiele Tungſtein und Scheelbleierz.

Es kommen die Flächen nur ſelten untergeordnet vor. Man macht

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ſich die Sache am beſten am viergliedrigen Dodekaeder klar: ν zeigt die gedrehte Hemiedrie, und n die nicht gedrehte, letztere gibt ein Oktaeder von Zwi - ſchenſtellung.

Zwillinge. Nimmt man zwei gleiche Oktaeder und legt ſie mit

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ihren Endkanten in ſymmetriſcher Lage aneinander, ſo ſind zwei Stellungen möglich: entweder liegen die Oktaeder parallel (1), oder nicht parallel und umgekehrt (2), letzteres iſt der Zwil - ling. Man kann ſtatt der Endkante auch die Fläche des nächſten ſtumpferen Oktaeders denken. Mathematiſch aus - gedrückt: beide Individuen haben die Fläche des nächſten ſtumpferen Oktae - ders gemein, und ſind um 180° um eine Linie (Zwillingsaxe) verdreht, die ſenkrecht auf der gemeinſamen Fläche ſteht. Bei dieſen Zwillingen77Sechsgliedriges Syſtem.ſpiegeln zwei Flächen ein, welche eine geſchobene Säule bilden, die andern beiden Flächen bilden einen einſpringenden Winkel, wie die augitartigen Paare bei den Schwalbenſchwanzzwillingen des Gypſes. Beim Kupferkies, Scharfmanganerz ꝛc. kommen als Maximum Fünflinge vor, indem an jede der vier Endkanten des Hauptoktaeders ſich ein Individuum legt. Siehe Zinnſtein, Rutil.

Drei - und einaxige Syſteme.

Es gibt deren zwei: dreigliedriges und ſechsgliedriges Syſtem pag. 24. Beide gehen jedoch ineinander über, wie ihre Ent - wickelung aus dem regulären Syſtem beweist.

a) Sechsgliedriges Syſtem.

Es geht aus dem Dihexaeder P = a: a: a: c pag. 25 hervor. Die Endecke wird durch die Gradendfläche c: a: a: a gerade abgeſtumpft, welche wir zur Projektionsebene wählen. Die erſte ſechsſeitige Säule a: a: a: c ſtumpft die Seitenkanten gerade ab, ihre Sektionslinien fallen mit den Axen a zuſammen; die 2te ſechsſeitige Säule b = a: ½a: a: c ſtumpft die Seitenecken ab, und ihre Sektionslinien fallen mit den Zwiſchenaxen b zuſammen. Alle Zwiſchenlinien von a und b im Mittel - punkt gehören 6+6kantigen Säulen an, ſie ſchneiden die ſämmtlichen a ungleich, und

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gehen der Axe c parallel. Stumpft man die Endkanten des Dihexaeders durch das nächſte ſtumpfere Dihexaeder ab, ſo ergibt ſich der Flächenaus - druck d = 2a: a: 2a: c. Häufiger kommt das nächſte ſchärfere s = a: ½a: a: c vor, welches in drei abwechſelnde Endkanten des Dihexaeders fällt. Con - ſtruiren wir uns aus Pa und s beiſtehenden Körper, ſo leuchtet ein, daß die Kanten P / s und s / a an jedem Ende des Kryſtalls 12mal vorhanden ſind. Stumpfen wir die Kante s / a durch x = a: ⅓a: ½a: c ab, ſo muß dieſe Fläche in jedem Sextanten zweimal auftreten, alſo die größtmögliche Zahl von Flächen, einen

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6+6-Kantner, geben. Denſelben kann man als ein gebrochenes Dihexaeder anſehen, woran 6 Endkanten den Flächen und 6 den End - kanten des eingeſchriebenen Dihexaeders entſprechen. Beim Beryll kommt eine ſolche Vollzähligkeit der Flächen aber nur untergeordnet vor, man hat daher dieſe Körper mit 24 un - gleichſeitigen Dreiecken auch Berylloide genannt. Gewöhn - lich geht man von ihnen als dem allgemeinſten Flächenausdruck c: 〈…〉 aus, und gelangt durch Theilflächigkeit

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zu dem dreigliedrigen Syſtem. Zunächſt iſt wie bei dem 4+4Kantner beiſtehende doppelte Hemiedrie möglich. Schreibt man nämlich auf eine78Dreigliedriges Syſtem.Fläche des Sechskantners 1 und auf die anliegende 0, ſo bilden die wachſenden 1 eine Gyroedrie, wie beim Quarze, wo die Trapezflächen x oben und unten an einer Säulenkante nicht mit einander correſpondiren: die obere Dihexaederhälfte iſt gegen die untere um 60° verdreht. Oder

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es correſpondiren, wie beim Apatit, die Hälftfläch - ner u miteinander, dann iſt es ein einfaches Di - hexaeder von Zwiſchenſtellung, d. h. welches ſämmt - liche a ungleich ſchneidet. Denn aus der Pro - jektion des Sechskantners geht hervor, daß er aus zwei Dihexaedern von Zwiſchenſtellung beſteht, die ſich ſymmetriſch kreuzen. Siehe Apatit vom St. Gotthart.

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Theilen wir uns den Sechskantner nach dem eingeſchriebenen Dihexae - der, d. h. ſchreiben wir auf eine Dihexaederfläche 0, auf die anliegenden 1 ꝛc., ſo geben die wach - ſenden 1 einen Drei - unddreikantner oder gebrochenes Rhomboeder, und wie aus der Projektion folgt, ſo kann man jeden Sechskantner aus zwei durchwachſenen Dreikantnern 1 und 0 entſtanden denken: Dreikantner und Gegendreikantner, dieſer ergänzt jenen zu einem Sechsundſechskantner. Auf dieſelbe Weiſe kann man endlich das Rhomboeder als den Hälftflächner eines Dihexaeders anſehen pag. 25.

b) Dreigliedriges Syſtem.

Daſſelbe hat zum allgemeinſten Körper den Dreiunddreikantner (Scalenoeder) von 12 ungleichſeitigen Dreiecken begränzt, in der 3+3 - kantigen Endkante laufen die drei ſtumpfen und drei ſcharfen Endkanten

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zuſammen, während die ſechs 2+1+1 - kantigen Seitenecken im Zickzack durch die Seitenkanten verbunden werden. Projiciren wir uns z. B. den gewöhn - lichen Dreikantner des Kalkſpathes c: a: 〈…〉 : b, ſo geht die ſcharfe Endkante c: 〈…〉 , die ſtumpfe c: 〈…〉 , die Seitenkante c: b. Eine Fläche b: b durch die Seitenkanten gelegt gibt das Hauptrhomboeder a: a: a;79Dreigliedriges Syſtem: Dreikantner.eine weitere durch die ſcharfen Endkanten $$\frac{b}{4}$$ : $$\frac{b}{4}$$ gibt $$\frac{a}{4}$$ : $$\frac{a}{4}$$ : a; end - lich durch die ſtumpfen $$\frac{b}{5}$$ : $$\frac{b}{5}$$ gibt $$\frac{a}{5}$$ : $$\frac{a}{5}$$ : a. Würde man dieſe dreier - lei Kanten gerade abſtumpfen, ſo gäbe die Abſtumpfung der Seitenkanten die zweite ſechsſeitige Säule b = a: ½a: a c; die Abſtumpfung der ſcharfen Endkante $$\frac{b}{4}$$ gäbe $$\frac{a}{2}$$ : $$\frac{a}{2}$$ : a, und der ſtumpfen $$\frac{b}{5}$$ gebe a: a: a, ſo daß mit jedem Dreikantner außer der Säule und dem Hauptrhomboeder noch vier weitere Rhomboeder gegeben ſind, die ſich leicht aus dem Zeichen ableiten laſſen. Da nun aber die Axenausdrücke der Körper des drei - gliedrigen Syſtem nur die Hälfte der Sextanten ausfüllen, ſo ſetzen viele dem Ausdrucke ½ vor, ſo daß alſo der Dreikantner ½ (c: a: a: ½a) und das Rhomboeder ½ (c: a: a: a) geſchrieben werden müßte. Wir laſſen die Zahl ½, ſo oft keine Irrungen möglich ſind, weg, denn dieſe verſteht ſich im Syſteme meiſt von ſelbſt, dagegen muß die Lage im Sextanten mit Sorgfalt angedeutet werden. Zu dem Ende gibt man dem Rhomboeder in den Seitenkanten des Dreikantners das Zeichen a: a: a, und alle Rhomboeder, die ihre Fläche wie dieſes liegen haben, alſo a: a: a und $$\frac{a}{4}$$ : $$\frac{a}{4}$$ : a läßt man ungeſtrichelt. Davon muß man nun aber noth - wendig die zweite Ordnung der Rhomboeder unterſcheiden, welche ihre Fläche wie die Kanten des Hauptrhomboeders legen, dieſe ſtrichelt man, alſo: $$\frac{a'}{2}$$ : $$\frac{a'}{2}$$ : a und $$\frac{a'}{5}$$ : $$\frac{a'}{5}$$ : a.

Am ſchwierigſten iſt die Unterſcheidung der beiden Ordnungen von Dreikantnern: alle erſter Ordnung, welche ihren ſtumpfen Endkanten - winkel wie die Fläche des Hauptrhomboeders legen, werden nicht ge - ſtrichelt; dagegen bekommen diejenigen 2ter Ordnung Striche, welche ihren ſtumpfen Winkel, wie die Kanten des Hauptrhomboeders legen. Herr Prof. Weiß (Abhandl. Berliner Akad. Wiſſenſch. 1823, pag. 217) unterſcheidet außerdem an jedem Rhomboeder, alſo auch am Hauptrhom - boeder, 3 Abtheilungen. Die erſte Abtheilung ſchärft die Seiten - kanten des Rhomboeders zu, ſie müſſen alſo ihre Sektionslinien inner - halb des Dreiecks ω / ω haben, und alle dieſe ſind ungeſtrichelt, denn ihr ſtumpfer Endkantenwinkel liegt wie ω. Die beiden andern Abtheilungen ſchärfen die Endkanten des Hauptrhomboeders zu, unter dieſen bildet das Dihexaeder (mit gleichen Endkantenwinkeln), welches ebenfalls die Endkante von ω zuſchärft, den Wendepunkt: alle Dreikantner, deren Sektionslinien zwiſchen Rhomboeder ω und Dihexaeder p liegen, haben ihren ſtumpfen Winkel noch wie ω, ſie gehören alſo der ungeſtrichelten 2ten Abtheilung an. Dagegen müſſen alle außerhalb des Dihexaeders p gelegenen, welche alſo die in ω / ω liegenden drei Endkanten des Di - hexaeders zuſchärfen, ihren ſtumpfen Winkel wie die Kanten von ω legen, alſo der geſtrichelten 3ten Abtheilung angehören. Man ſagt alſo kurz: die beiden erſten Abtheilungen zwiſchen 2ter Säule und Dihexaeder ſind in Beziehung auf Rhomboeder ω erſter Ordnung, die zwiſchen Di - hexaeder und nächſten ſtumpfen Rhomboeder aber 2ter Ordnung. Es80Dreigliedrige Stellung des regulären Syſtems.verſteht ſich daraus von ſelbſt, daß am geſtrichelten Rhomboeder die Dreikantner der beiden erſten Abtheilungen ebenfalls geſtrichelt ſein müſſen, nur die dritte Abtheilung nicht geſtrichelt wird.

Man kann ſich das Verhältniß am beſten klar machen, wenn man wieder auf das reguläre Syſtem zurückgeht, und ſich die Hauptfläche in dreigliedriger Stellung projicirt:

1) Der Würfel gibt uns das Hauptrhomboeder ω = a: a: a mit

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rechten Winkeln in den Endkanten.

2) Das Oktaeder zerfällt in die Gradendfläche und das nächſte ſchärfere o = ½a ': ½a': a, denn ſein Rhomboeder hat die Endkanten - winkel des Tetraeders, muß alſo vom Würfel abgeſtumpft werden. Die Gradendfläche c: a: a: a haben wir zur Projektionsebene ge - wählt.

3) Das Granatoeder liefert das erſte ſtumpfere Rhomboeder d = 2a ': 2a': a, und die 2te ſechs - ſeitige Säule b = a: ½a: a: c, weil es die Kante des Würfels abſtumpft.

4) Das Leucitoeder, die Kanten des Granatoeders abſtumpfend, muß die erſte Säule a = a: a: a und das 2te ſtumpfere Rhomboeder l' = 4a: 4a: a geben. Außer dieſen bleibt aber noch der Dreikantner l = a': a ': 2a', geſtrichelt, weil er in der erſten Abtheilung der Kanten - zone des nächſten ſtumpferen Rhomboeders liegt.

5) Der Pyramidenwürfel a: ½a: a bildet oben an ſeiner Endecke ein Dihexaeder p = 3a: $$\frac{3}{2}$$ a: 3a, und darunter liegt der beim Kalkſpath ſo gewöhnliche Dreikantner p' = a: a: ½a, denn er ſchärft ja die Zickzackkanten des Würfels zu.

6) Das Pyramidenoktaeder a: a: a ſtumpft die gebrochenen Würfelkanten des Leucitoeders ab, daher muß das obere Rhomboeder t = 8a ': 8a': a, das darunter liegende t' = a ': a': a haben, denn dieſes ſtumpft die ſtumpfe Endkante c: $$\frac{2b}{5}$$ des Dreikantner 1 ab. Jetzt bleibt nur noch der Dreikantner = 2a ': a': a 'über, der z. B. beim Kalkſpath (Nro. 38) ſchon vorkommt.

7) Das Pyramidengranatoeder a: a: ½a gibt uns oben ein Dihexaeder g = 6a: 3a: 6a; darunter liegt der Dreikantner g' = 4a ': a': $$\frac{4}{3}$$ a'; dann folgt g' '= a': a': a '; endlich die 6+6kantige Säule = a: a: ¼a: c.

Denkt man ſich alſo am regulären Syſtem irgend eine der trigonalen Axen etwas länger oder kürzer als die übrigen drei, ſo muß ſogleich das Syſtem dreigliedrig werden, obgleich der Zonenzuſammenhang der gleiche bleibt. Jedenfalls gelangen wir auf dieſe Weiſe zu folgender Eintheilung:

1) Rhomboeder 1ſter Ordnung ma: ma: a: c = mam; 2ter Ordnung ma': ma': a': c = ma'm.

81Dreigliedriges Syſtem: Mohs’ſches Zeichen.

2) Sechsſeitige Säulen: 1ſte Säule a: a: a: c = oao; 2te Säule: a: ½a: a: c = oa ½o.

3) Gradendfläche c: a: a: a = a .

4) Sechsundſechskantige Säulen 〈…〉 .

5) Dreikantner: 1ſter Ordnung 〈…〉 ; 2ter Ordnung 〈…〉 .

6) Dihexaeder ma: ½ma: ma = ma ½m.

Blos der 6+6 Kantner kann aus dem regulären Syſtem nicht ab - geleitet werden. Man gelangt zu ihm nur durch ein dirhomboedriſches Syſtem. Die Behandlung dieſer Frage hat jedoch blos ein theoretiſches Intereſſe.

Das Rhomboeder. Legt man eine Horizontalebene durch je drei der Zickzackecken, ſo theilen dieſe die ganze Axe c in drei gleiche Theile pag. 47. Es gilt dieſe Dreitheilung übrigens ganz allgemein für jedes Parallelepiped. Häufig ſpricht man auch noch von ſeinen Hauptſchnitten, d. h. drei Ebenen, welche reſpektive den Flächen der zweiten ſechsſeitigen Säule parallel gehen, alſo in der Axe c, der Endkante B und der ſchiefen Dia - gonale d liegen. Die Linien dE und de bilden die Durch - ſchnitte obiger Horizontalebenen mit den Hauptſchnitten, theilen daher cc in drei gleiche Theile und werden ſelbſt im Verhältniß 1: 2 geſchnitten.

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Mohs und Naumann bezeichnen nun die Rhomboeder ſo, daß ſie alle in unſerer Projektion durch die Einheiten a: a gelegt denken, und dann das Verhältniß beiſchreiben, unter welchem Axe c geſchnitten wird. R bedeutet das Grundrhomboeder. Alſo mR = a: a: a: mc = 〈…〉 : a: c. Dies Zeichen iſt wenigſtens nur inſofern zweideutig, als man immer merken muß, daß die Axe c und nicht die a verlängert gedacht werde. Darnach wäre ein Zeichen $$\frac{1}{m}$$ a beſſer. Mohs hat nun aber unglücklicher - weiſe noch die Reihen hineinverwoben. Ein Rhomboeder 3c: a: a: a = 3R ſchreibt er ¾R + 2, das ſoll heißen, das 2te ſchärfere von einem Rhom - boeder ¾ R. R '= a': a': a: c bezeichnet er mit R, ſo iſt alſo ein Rhomboeder R 1 = ½ R = 2a: 2a: a: c, d. h. das nächſte ſtumpfere vom Gegenrhomboeder.

Der Dreikantner (Scalenoeder). Hier wird das Mohs’ſche Zeichen wahrhaft hieroglyphiſch, ſeine Schüler haben es daher verlaſſen, und ſich dem Naumann’ſchen zugewendet. Dieſer geht vom eingeſchrie - benen Rhomboeder der Seitenkanten des Dreikantners aus, er verlängert die Hauptaxe c, und legt durch dieſen Punkt und die Zickzackkanten Flächen. Das Symbol mRn bedeutet daher ein Rhomboeder mR = 〈…〉 : a: c,Quenſtedt, Mineralogie. 682Dreigliedriges Syſtem: Allgemeines Zeichen.deſſen Hauptaxe c bis nc verlängert iſt, und von dieſem Punkte nc wer - den 6 Flächen nach den Zickzackkanten des Rhomboeders mR gelegt. Leider ſind durch dieſes Zeichen für die Fläche nur zwei Axenpunkte nc: ma un -

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mittelbar feſtgeſtellt, wir müſſen alſo den dritten Ausdruck für die ſtumpfe Endkante nc: yb des Dreikantners ſuchen. Es verhält ſich x: $$\frac{b}{2m}$$ = pc: oc = $$\frac{4}{3}$$ c: c, x = $$\frac{2}{3m}$$ b; ferner $$\frac{2b}{3m}$$ : yb = pnc: onc = (n + ) c: nc, 〈…〉 . Wir haben alſo damit die drei Punkte nc: $$\frac{a}{m}$$ : 〈…〉 . Projiciren wir dies, ſo finden wir

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q = 〈…〉 , und p = 〈…〉 , folglich 〈…〉 .

Beiſpiel. Für R3 iſt m = 1, n = 3, folglich $$\frac{6}{2}$$ a: a: $$\frac{6}{4}$$ a: 3c = a: a: ½a: c, der gewöhnliche Dreikantner. Allerdings gerade keine einfache Anſchauungsweiſe! Da wäre ein Symbol 1a viel einfacher, woraus ſogleich das dritte 〈…〉 gefolgert werden könnte. Dabei hätte man den Vortheil, daß auch Dihexaeder und Sechskantner das gleiche Symbol hätten. Naumann bezeichnet ein Dihexaeder a: a: a: c = P, und 〈…〉 : a: c = mP. Den Sechskantner, welcher die Endkanten von mP zuſchärft, ſchreibt er mPn = mc: a: na: 〈…〉 . Dieſes Zeichen läßt uns doch wenigſtens den Axenausdruck ableſen, indem m die Ver - längerung von c, und n die Verlängerung des 2ten a bezeichnet. Der Ausdruck mP2 = mc: a: 2a: 2a = mc: 2a: a: 2a bezeichnet das nächſte ſtumpfe Dihexaeder von mP. Haidinger ſetzt ſtatt P den Buchſtaben Q (Quarzoid-Dihexaeder).

Der Zuſammenhang zwiſchen den allgemeinen Zeichen von Mohs und Weiß iſt einfach folgender: Das allgemeine Zeichen von Weiß iſt 〈…〉 worin b die Zwiſchenaxen pag. 55 bezeichnet. Wenn von dieſen Zeichen außer $$\frac{c}{λ}$$ zwei beliebige gegeben ſind, ſo kann man die übrigen vier durch einfache Addition oder Subtraktion der Nenner finden. Iſt z. B. $$\frac{a}{μ}$$ und $$\frac{a}{ν}$$ gegeben, ſo findet ſich der Nenner des dritten a daraus durch Subtraktion ν μ. 83Dreigliedriges Syſtem: Zwillinge.Der Nenner von je zwei einem a anliegenden b iſt ſtets der Summe, alſo ν = (μ + ν + μ), ν μ = ( μ + ν ), μ = (μ + ν (ν )). Die Nenner von b finden ſich durch Ad - dition der Nenner von den anliegenden a. Es iſt die Folge des Kanten - zonengeſetzes pag. 43.

Das allgemeine Mohs’ſche Zeichen iſt (P±n) m, und wenn man dieſes auf unſer Zeichen zurückführen will, ſo findet der Zuſammenhang Statt: 〈…〉 . Aus dem gegebenen c und beiden b kann man dann das volle Weiß’ſche Zeichen leicht ent - wickeln.

Beiſpiel. Im Dreikantner des Kalkſpathes b3 = (P 2) 3 iſt n = 2 und m = 3, gibt 〈…〉 . Zwiſchen den beiden b muß 〈…〉 liegen, folglich muß vor b ein ½ a ſtehen, weil 6 + 2 = 8 iſt, alſo folgt das Zeichen 〈…〉 . Für e2 = (P 1) 3 iſt n = 1 und m = 3, alſo ½ ( 2) 1 c = ¼c, daher iſt der Dreikantner ¼c: b: $$\frac{1}{10}$$ b zweiter Ordnung. Auf dieſes Vor - zeichen muß man deßhalb ſehr achten. Wenn alſo n = o iſt, wie in den Zeichen (P) 3 = ½c: b: $$\frac{1}{10}$$ b, ſo muß die Ordnung noch durch ein beſon - deres Vorzeichen angedeutet werden, es iſt daher (P) 3 der Gegendrei - kantner von denſelben Axenausdrücken.

Zwillinge.

Nimmt man zwei gleiche dreigliedrige Oktaeder pag. 24 und legt ſie mit ihrem gleichſeitigen Dreieck auf einander, ſo gibt das das erſte Hauptzwillingsgeſetz. Die Rhomboeder haben in dieſer Weiſe die Hauptaxe c gemein, und ſind gegen einander um 60° im Azimuth ver - dreht. Beim Kalkſpath ſind die beiden Zwillingsindividuen über einander gewachſen: es korreſpondiren dann beim Rhomboeder Flächen und Kanten an beiden Enden mit einander; beim Dreikantner die ſtumpfen mit den ſtumpfen, die ſcharfen mit den ſcharfen Endkanten. In den meiſten Fällen verrathen auch einſpringende Winkel die Zwillingsgränze. Durchwachſen ſich die Rhom - boeder, ſo ſtehen die Zickzackkanten des einen über die Flächen des andern hervor, die Kanten werden im Verhältniß 1: 1: 2 geſchnitten, und das gemeinſame Kernſtück iſt ein Dihexaeder. Würden ſich zwei Dreikantner durchwachſen (Dreikantner und Gegendreikantner), ſo entſtünde ein 6+6 Kantner. Legen wir obige dreigliedri - gen Oktaeder mit ihren gleichſchenkligen Dreiecken an einander, ſo kommt das 2te Zwillings -

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6*84Zweigliedriges Syſtem.geſetz. Man kann auch zwei gleiche Rhomboeder nehmen. Legt man dieſe mit ihren Endkanten in ſymmetriſcher Lage aneinander, ſo ſind

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nur zwei Stellungen möglich: entweder liegen ſie einander parallel, oder um 180° gegen einander verdreht (man ſagt umgekehrt). Letztere eindeutige Stellung gibt den Zwilling. Gewöhnlich ſind beide Rhomboeder verkürzt, man darf daher nur ein Rhomboeder parallel der Fläche des nächſten ſtumpfern Rhomboeders halbiren, und beide Stücke auf der Halbirungsebene um 180° gegen einander verdrehen, ſo iſt der Zwilling fertig. Es wird dadurch im Kryſtall eine zweigliedrige Ordnung hergeſtellt. Das ſteht in auffallender Analogie mit dem Zwilling des viergliedrigen Syſtems, der auch eine zwei - und eingliedrige Ordnung erzeugt, nur iſt ſtatt der Schiefendfläche ein Augitartiges Paar auf der gemeinſamen Säule pag. 76. Oft wiederholen ſich zahlloſe Platten über einander, die ungeraden gehören dem einen, die geraden dem andern In - dividuum an. Kalkſpath liefert ein gutes Beiſpiel. Das dihexaedriſche Syſtem iſt weniger zu Zwillingsbildungen geneigt. Das erſte Hauptgeſetz kann hier gar keinen Zwilling geben, weil die Sextanten durch die Flächen ſchon gleichmäßig ausgefüllt ſind. Nur wenn, wie bei manchen Quarzen, die abwechſelnden Dihexaederflächen glänzend und matt ſind, entſtehen jene höchſt eigenthümlichen Quarzzwillinge. Siehe Quarz.

Zweigliedriges Syſtem.

Prismatiſches oder orthotypes S. Mohs, rhombiſches S. Naumann.

Es hat drei ungleiche rechtwinklige Axen abc, daher auch einundeinaxiges Syſtem genannt. c wird immer aufrecht gedacht und Hauptaxe genannt, während von den Nebenaxen a uns zugekehrt von vorn nach hinten und b von links nach rechts geht. Es iſt hier nur von geringem Nutzen, aus dem regulären Syſtem die Körper abzuleiten, da wir es zu keiner vielſeitigern Form, als zum Oktaeder a: b: c pag. 23 bringen. Mögen wir die Axen auch ſchneiden, wie wir wollen, das allgemeinſte Zeichen ma: nb: c kann nur mit vier Linien projicirt werden. Allen Oktaedern iſt ein einziges rechtwinkliges Hexaid gemein: c: a: b, b: a: c und a: b: c, es ſind die dreierlei Flächen, welche die 2+2kantigen Ecken abſtumpfen. Nur dieſe drei Eins ſind im Syſteme möglich. Da - gegen hat jedes Oktaeder drei ihm zugehörige Paare, von denen nur eins verſchiedenen Oktaedern gemeinſam ſein kann. Jedes dieſer Paare bildet eine rhombiſche Säule, deren Kante einer der drei Axen parallel geht, daher muß es drei Syſteme von Paaren geben: 1ſtes Syſtem geht der Axe c parallel, alſo a: nb: c, und darunter bildet a: b: c die Säule, von der man ausgeht; das 2te Syſtem geht der b parallel, alſo c: ma: b, und iſt auf die vordere (ſtumpfe) Säulenkante gerade aufgeſetzt. Haben wir alſo ein Oktaeder a: b: c, ſo bilden a: b: c, a: c: b und b: c: a die drei zugehörigen Paare, die für ſich ein zweigliedriges Dodekaid pag. 38 mit dreierlei Parallelogrammen geben. Je zwei Paare davon bilden ein Oblongoktaeder pag. 24. Wir bringen es alſo blos zu drei einzel - nen Flächen, drei Syſtemen von Paaren (Säulen) und zahlreichen Oktaedern.

85Zweigliedriges Syſtem: Mohs’ſches Zeichen.

Das allgemeine Symbol einer Fläche könnte man man oder nbm ſchreiben, wo dort am Ende b und hier a nachgelaſſen gedacht würde, c ſtets = 1 geſetzt. Naumann und die Schüler von Mohs bezeichnen das Hauptoktaeder mit einem Buchſtaben z. B. P (Pyramide), ein Zeichen mP = mc: a: b, und P = c: a: b. Iſt nun eine ſolche mP feſt - geſtellt, ſo verlängern ſie die b (Macrodiagonale) bis nb, und zeigen dieß durch einen Querſtrich über P an, alſo mP̄n = mc: nb: a. Das andere Mal denken ſie die a (Brachydiagonale) bis na verlängert, und zeigen das durch ein Häckchen über P an, alſo mP̆n = mc: na: b. Freilich vergißt man die Bedeutung des Häckchens und Striches immer wieder, daher wäre es zu wünſchen, man verließe eine ſolche Bezeichnung ganz. Noch ungleich geſuchter iſt die Mohs’ſche Weiſe: dieſer geht auch vom Grundoktaeder P = a: b: c aus, denkt ſich dann als nächſtes ſtumpferes das zugehörige Oblongoktaeder d und D, und ſchreibt um dieſes wieder ein Oktaeder 2a: 2b: c, dem er das Symbol P 1 gibt, dann muß P 2 = 4a: 4b: c = a: b: 2 2 c, und P±n = a: b: 2±n c ſein. Die Paare bezeichnet er mit Pr = Prisma, ſo daß P̄r ± n = a: b: 2±n c und P̆r ± n = b: a: 2±n c die zwei zugehörigen Paare zum Oktaeder P ± n bilden.

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Zur Ableitung weiterer Oktaeder verfährt nun Mohs ganz wie beim viergliedrigen Syſtem pag. 75. Es ſei eine allgemeine Oktae - derfläche abc gegeben, wir conſtruiren das Parallelogramm cadb, ſo iſt c'd die digonale Zwiſchenaxe. Verlängert man nun die Axe oc bis mc, und zieht von dieſem Punkte aus nach d, ſo muß die Li - nie mc: d die Axenebene aob in einem Punkt y treffen, der durch die Proportion c'd: yo = (m+1) c: mc beſtimmt werden kann. Es iſt aber c'd gleich der digonalen Zwiſchenaxe d, folglich 〈…〉 y iſt aber ein Kanten - zonenpunkt, ziehen wir daher eine Linie von a nach 〈…〉 , ſo muß dieſe die Axe b in mb ſchneiden. Denn ſetzen wir den geſuchten Schnitt in 〈…〉 , ſo muß 〈…〉 , oder 〈…〉

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ſein. Das abgeleitete Oktaeder hat alſo den Ausdruck a: mb: mc = () m. Ganz auf dieſelbe Weiſe finden wir das andere Oktaeder ma: b: mc = () m, weil dort die lange und hier die kurze Nebenaxe verlängert iſt. Hätten wir ſtatt des Oktaeders P ein Oktaeder P±n gewählt, ſo wäre (P̄±n) m = a: mb: 2±n mc und (P̆±n) m = ma: b: 2±n mc (Charakter. pag. 33). Mohs geht aber noch weiter, er leitet auch aus den Kanten der Oblong - oktaeder andere Oktaeder ab. Haben wir demnach zwei Paare86Zweigliedriges Syſtem: Hemiedrie.P̄r ± n = a: b: 2±n c und P̆r ± n = b: a: 2±n c, und nehmen wir 2±n c als die Axeneinheit c, ſo werden die Endkanten dieſes Oblongoktaeders in der Kantenzone a+b liegen. Jetzt verlängern wir 2±n c um mmal, ſo müſſen die Projektionslinien dieſer Flächen durch $$\frac{a}{m}$$ und $$\frac{b}{m}$$ gehen für die aufrechte Axe 2±n c. Ziehen wir die Oktaeder - fläche $$\frac{2 a}{m}$$ : $$\frac{2b}{m}$$ , ſo muß die Linie 〈…〉 zwiſchen 〈…〉 und 〈…〉 gelegen die Axe b in 〈…〉 ſchneiden, weil 〈…〉 ſein muß, nach dem bekannten Kantenzonengeſetz, ſo daß ein Zeichen 〈…〉 , und 〈…〉 ſein muß. (Charakteriſtik pag. 35.)

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Beiſpiele. Zur Uebertragung der Mohs’ſchen in die Weiß’ſchen Formeln braucht man nur folgende 4 allgemeinſte Ausdrücke: 1) (qP̄ ± n) m = a: mb: mq2±n c. 2) (qP̆ ± n) m = ma: b: mq2±n c. 3) (qP̄r±n) m = 〈…〉 : q2±n c. 4) (qP̆r±n) m = 〈…〉 : q2±n c.

Am Braunmanganerz (Pogg. Ann. 7. 225) iſt g = ( $$\frac{4}{3}$$ 2) 3, folgl. q = $$\frac{4}{3}$$ , n = 2, m = 3, gibt nach (1) g = a: 3b: 3 $$\frac{4}{3}$$ 2 2 c = a: 3b: c. m = P + 1, folglich q = m = m = 1, deshalb geben Formel (1 u. 2) m = a: b: 2c. h = (P̄r 1) 3, folglich in Formel (3) q = 1, n = 1, m = 3, gibt h = 〈…〉 : 2 1 c = ½a: b: ½c. c = ( $$\frac{6}{5}$$ P̆r 1) 3, folglich in Formel (4) q = $$\frac{6}{5}$$ , n = 1, m = 3, gibt c = 〈…〉 : $$\frac{6}{5}$$ 2 1 c = a: ½b: c.

Hemiedrie kommt zwar ſelten im zweigliedrigen Syſteme vor, allein es gibt doch eine ausgezeichnete tetraedriſche beim weinſteinſauren Kali (Weinſtein, Tartarus), Haidinger nennt die zweigliedrigen Tetraeder pag. 23 daher Tartaroide, Naumann Rhombiſche Sphenoide. Vergleiche auch Zinkvitriol, Bitterſalz, Braunmanganerz ꝛc. Pyritoedriſche kann nicht vorkommen, weil überhaupt nur Paare parallel einer der Axen gehen.

Zwillinge ſpielen eine ſehr ausgezeichnete Rolle, ſie richten ſich gewöhnlich nach den rhombiſchen Säulen: die Kryſtalle haben ir - gend eine Säulenfläche gemein, und liegen umgekehrt, ſie wachſen in dieſer Stellung entweder aneinander, oder durcheinander. Man macht87Zweigliedriges Syſtem: Zwillinge.ſich am leichteſten die Sache mit zwei einfachen rhom - biſchen Säulen klar: Im Falle 1 liegen beide parallel nebeneinander, und das iſt kein Zwilling; im 2ten Falle haben ſie B gemein, und A liegt umgekehrt, oder man ſagt auch, das eine Individuum ſei um das andere um 180° verdreht; im dritten Falle haben ſie A gemein, d. h. dieſelben ſpiegeln, und die B liegen umgekehrt. Da aber im zweigliedrigen Syſtem A = B iſt, ſo ſind die Fälle 2 und 3 nicht von einander ver - ſchieden. Weil außer der parallelen Lage für jedes Individuum nur eine einzige ſymmetriſche möglich iſt,

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ſo liegt in der Ausdrucksweiſe umgekehrt nichts Zweideutiges.

Wachſen die Individuen in ihrer Zwillingsſtellung durch einander, ſo fallen die Unterſcheidungsmerkmale der beiden Fälle ganz weg, es iſt ein und daſſelbe Zwillingsgeſetz.

Häufig reihen ſich die Individuen in großer Zahl an einander, aber ſo daß die ungerader Zahl 1357 denen ge -

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rader Zahl 246 parallel gehen. Es ſind im Grunde nur zwei Individuen, welche ſich in einander ſchränken. Nicht ſelten verengen ſich die zwiſchenliegenden ſtark, ſind oft ſo fein, daß ſie nur an Streifungen erkannt

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werden, und zu der Meinung verleiten, man habe nur ein Individuum vor ſich. Der Arragonit liefert vortreffliche Beiſpiele.

Drillinge bilden nur eine einfache Fortſetzung des Hauptgeſetzes, und es hängt lediglich von der Größe des Säulenwinkels ab, wie viele ſich um einen Punkt ſchaaren können. Beim Arragonit beträgt z. B. der Säulenwinkel 116° und 64°: ſchaaren ſich alſo mit dem ſtumpfen Winkel drei Individuen, ſo bleibt noch ein Raum von 360 3 116 = 12°, in welches kein vollſtändiges viertes mehr geht; mit dem ſcharfen Winkel können ſich dagegen 5 an einander legen, und es bleibt noch ein Raum von 360 5 64 = 40°, in

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welchen kein vollſtändiges ſechstes hinein paßt. Siehe noch den Binarkies. Uebrigens brauchen die Individuen ſich nicht blos um einen Punkt zu legen, ſondern jedes kann wieder zu neuen Anlagerungen Anlaß geben, ſie durchwachſen ſich, und legen uns ſo eine Menge Schwierigkeiten in den Weg, die wir nicht immer zu durchſchauen im Stande ſind. Beträgt der ſtumpfe Säulenwinkel 120°, oder kommt er dieſem nahe, ſo füllen drei Individuen mit ihren ſtumpfen Winkeln den Raum vollkommen aus, und verwiſchen ſich die Zwillingsgränzen, ſo entſteht dann eine reguläre ſechsſeitige Säule, und eine vollſtändige ſechsgliedrige Entwickelung des Syſtems. So iſt es z. B. beim Silberkupferglanz, Arſenikkies, Chryſo - beryll. Es wird dann auch hier durch den Drilling eine höhere Sym - metrie hingeſtellt. Selten kommt es bei einem Syſteme vor, daß ſich nach verſchiedenen Säulen Zwillingsverwachſungen zeigen, wie z. B. beim Arſenikkies und Binarkies.

88Zwei - und eingliedriges Syſtem.

Eine eigenthümliche Bewandtniß hat es mit dem Kreuzſtein und Staurolith, die dort nachzuſehen ſind.

Zwei - und eingliedriges Syſtem.

Hemiorthotypes S. Mohs, Monoklinoedriſches S. Naumann.

Hier bleiben nur noch Paare und Einzelflächen, daher die paſſende Benennung des Hrn. Prof. Weiß. Wie wir pag. 29 ſahen, ſteht die Hauptaxe c häufig etwas ſchief gegen a, aber noch rechtwinklig auf b. Dreht man daher die Kryſtalle um die Axe b, ſo bleiben ſie links wie rechts, ſind aber vorn anders als hinten. Inſofern iſt die Richtung b einzig, dagegen können die Axen a und c in der Axenebene ac, welche den Kryſtall ſymmetriſch halbirt, verſchieden gewählt werden. Unter dieſen verſchiedenen finden ſich aber gewöhnlich zwei, welche vom ſenkrechten nur wenig abweichen, und dieſe wählte Hr. Prof. Weiß zuerſt als Axen, bis dann Spätere davon abwichen, und ganz ſchiefe an ihre Stelle ſetzten. Daher die Verſchiedenheit der Darſtellung, welche das Verſtändniß nicht wenig hemmt. Die Medianebene b: a: c (Längsfläche) ſteht bei allen Schriftſtellern feſt, und ſämmtliche gegen ſie ſenkrechte Flächen treten nur ein einziges Mal auf, ſie gehen der b parallel. Dazu gehören a: b: c, c: a: b, die vordern Schiefendflächen c: ma: b und die hintern Gegenflächen c: ma': b. Alles was die Medianebene unter ſchiefen Winkeln ſchneidet, alſo ſymmetriſch dagegen liegt, tritt doppelt auf, bildet augitartige Paare (kurz Augitpaare). Nur eines dieſer Paar-Syſteme geht der Hauptaxe parallel, daraus wird die Säule a: b: c genommen, von der man gewöhnlich ausgeht. Auch in der Wahl der Säule weichen die Schriftſteller ſelten von einander ab, weil in der Regel dieſelbe ſich vor allen andern Augitpaaren ausdehnt, doch liegt im All - gemeinen kein genügender Grund vor, welches Paar man zur Säule wählen ſoll. Steht alſo die Medianebene, welche den Kryſtall ſymmetriſch theilt, und die Säule feſt, ſo iſt damit die Richtung der Axe b (ſenkrecht auf die Medianebene) und der Axe c (der Säulenkante von a: b: c entſprechend) gegeben, nur in der dritten a iſt noch verſchiedene Wahl möglich. Dieſe a hängt lediglich von den Schnitten ab, in welchen die Schiefendflächen und Augitpaare die Medianebene treffen. Wir dürfen daher die Schnitte nur auf der Medianebene ziehen, um von der Sache eine klare Vorſtellung zu gewinnen. Wählen wir als Beiſpiel den Feldſpath. Derſelbe bildet eine geſchobene Säule T / T = a: b: c, deren Kante der Richtung von cc 'entſpricht; der zweite Blätterbruch M = b: a: c ſtumpft die ſcharfe Säulenkante gerade ab, folglich ſteht Axe b ſenkrecht auf M und Axe c. Die Schiefendfläche P = a: c: b entſpricht dem erſten Blätterbruch und iſt vorn, die hintere Gegenfläche x = a': c: b iſt hinten auf die ſtumpfe Säulenkante gerade aufgeſetzt. Macht man ſich nun den Aufriß in der Medianebene M, ſo muß die Axe

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cc 'der Säulenkante T / T parallel gehen. Die Linien P und x ſind die Schnitte der Endflächen mit der Medianebene, durch Rechnung findet man ihre Neigung gegen die Axe c pag. 61: P zu c macht 63° 53′ und x zu c 65° 47′. 89Zwei - und eingliedriges Syſtem: Zwillinge.Wären beide Neigungen gegen Axe c gleich, ſo würde a a' gegen c c 'ſenkrecht gezogen im Punkte o halbirt werden. Jetzt aber muß der Winkel a o c etwas größer ſein als c o a', ſonſt kann die Linie in o nicht halbirt ſein. Das ganze Problem läuft alſo auf folgenden einfachen Satz hinaus: ſind mir in der Medianebene zwei beliebige Linien a c und a'c gegeben, und ziehe ich im Winkel a c a' eine beliebige Hauptaxe c c', ſo kann ich durch einen beliebigen Punkt o eine Axe a a' d. h. eine Linie a a' legen, die in o halbirt wird. Naumann wählt beim Feldſpath das vordere Augitpaar m, und das hintere o, deren Mediankanten ſehr verſchieden gegen die Hauptaxe geneigt ſind, weßhalb die Axe a hinten mit c einen Winkel von 63° 53′ macht, alſo um 26° 7′ von einem rechten Winkel abweicht, während unſere Axenwahl hinten mit einem Winkel von 88° 50′ nur um 10′ vom rechten abweicht. Nun werden zwar bei der Naumann’ſchen Axenwahl die Ausdrücke der Flächen etwas einfacher, weil die Schiefendfläche P zur Baſis c: a: b wird, allein da das Feldſpathſyſtem ganz die gleiche Entwickelung wie Hornblende, Augit, Epidot zeigt, wo die Weiß’ſchen Axen, wenn etwa, ſo doch nur um ein Minimum von der Rechtwinkligkeit abweichen, ſo wird man den großen Vortheil, den rechte Winkel gewähren, nicht gegen die vagen ſchiefwink - ligen aufgeben wollen. Denn vag ſind die ſchiefwinkligen, weil ich mit demſelben Rechte und Vortheil auch ganz andere als Naumann genommen haben könnte, während die Weiß’ſche Wahl nur ein einziges Mal getroffen werden kann, und inſofern etwas Zwingendes hat. Von der Priorität und den zahlloſen lehrreichen Beziehungen gar nicht zu reden, welche Hr. Prof. Weiß gerade im Feldſpath mit ſo viel Genialität uns dargelegt hat.

Mohs nennt, wie wir pag. 29 ſahen, den Winkel, welchen das Perpendikel von c auf a gefällt mit der Axe c macht, die Abweichung. Das iſt nun zwar ganz gegen die gewöhnliche Vorſtellung, es iſt aber glücklicher Weiſe die gleiche Winkelgröße, um welche der Axenwinkel a c von einem rechten abweicht. Naumann nennt das 2+1gliedrige Oktaeder mit 2 Augitpaaren, klinometriſche Pyramide ± P, P bezeichnet das vordere und + P das hintere Paar. Man ſollte hier auch wieder nach Vorgängen von Hauy und Weiß die umgekehrte Bezeichnung erwarten. + mP = mc: a': b, und mP = mc: a: b; + mPn = mc: a': nb, mPn = mc: a: nb; + (mPn) = mc: na ': b und (mPn) = mc: na: b. Die Axen a b c ſind hier wie bei Weiß gedacht, nur mit dem Naumann - ſchen Axenwinkel a c. Wollen wir es daher auf die Weiß’ſchen Zeichen zurückführen, ſo müſſen wir uns in den einzelnen Fällen eine Projektion entwerfen, und darauf irgend einem Oktaeder, aus welchem man dedu - ciren kann, die Weiß’ſchen Axen unterlegen, woraus dann die andern Zeichen von ſelbſt folgen, und umgekehrt. Beiſpiele ſiehe beim Feldſpath, Titanit.

Zwillinge. Das Hauptgeſetz beruht darauf, daß die Zwillinge die zweigliedrige Symmetrie herſtellen: die Kryſtalle haben alſo die Säule gemein und liegen mit ihren Enden umgekehrt. Es ſpiegelt dann Alles ein, was in der Säulenzone liegt, namentlich auch die Medianebene beider Individuen, und es iſt dabei gleichgültig, ob die Individuen durch einander wachſen, oder ſich mit dieſer oder jener Fläche aus der Säulenzone an90Eingliedriges Syſtem. Kantenſchnittformel.einander legen. Feldſpath, Hornblende, Augit, Gyps. Beim Gyps ſpielt auch öfter ein Augitpaar nebſt der Medianebene ein (linſenförmige Kry - ſtalle von Mont Martre). Zuweilen haben die Individuen eine der Schiefendflächen gemein (Epidot, Cyanit, Titanit), es ſpielt dann aber immer noch die Medianebene ein. Blos bei dem Bavenoer Zwillings - geſetz des Feldſpaths ſpielt die Medianebene nicht ein, dieſe Verwachſungen haben aber immer eine Neigung zur Vierlingsbildung, wodurch ſogar eine viergliedrige Ordnung erreicht wird. Siehe Feldſpath, Schwefel.

Eingliedriges Syſtem.

Anorthotypes S. Mohs, Diklino - und Triklinoedriſches Naumann.

Hier bleibt nun keine Fläche der andern mehr gleich, und wir müſſen die Axen mit a a' b b' auszeichnen, um die Lage in den viererlei Oktanten ausdrücken zu können. Mit dem Worte Fläche iſt Alles bezeichnet, und es bedarf nicht der überflüſſigen Worte Tetartopyramiden, Hemidomen (Hemiprismen) ꝛc. Axinit und Kupfervitriol liefern die unſymmetriſchſten Beiſpiele, wiewohl man erſtern, weil M / P 90° 5′ bildet, als diklinometriſch nehmen könnte. Die eingliedrigen Feldſpäthe (Albit, Labrador ꝛc. ) haben durch ihre Analogie mit dem 2+1 gliedrigen Kalifeldſpath noch ein be - ſonderes Intereſſe, da ſie häufig als Zwillinge mit Wiederholung der Individuen vorkommen. Dieſelben ſtellen zunächſt eine 2+1 gliedrige Ordnung her. Letztere Ordnung verwächst dann wieder nach den Zwil - lingsgeſetzen des gewöhnlichen Feldſpaths, ſo gelangen wir zuletzt zur zweigliedrigen, ja ſelbſt viergliedrigen Ordnung. Die Subſtitution recht - winkliger Hilfsaxen iſt nicht mehr recht praktiſch, und es ſcheint am beſten, die Winkel mittelſt Trigonometrie auszurechnen.

Hauy’s Bezeichnungsweiſe.

Sie iſt noch heute in Frankreich und England die gangbarſte, und beruht auf der Eigenſchaft, daß ſämmtliche Kanten eines Kryſtalls von einer beliebigen Kryſtallfläche unter rationalen Verhältniſſen geſchnitten werden. Beweiſen wir dieſen Satz allgemein für rechtwinklige Axen.

Kantenſchnittformel. Gegeben ſei eine beliebige Linie μa: νb, dieſe werden von μ0a: ν0b und μ1a: ν1b in p und p1 geſchnitten, ſo iſt 〈…〉 Denn es iſt nach der Zonenpunktformel pag. 43

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〈…〉 91Vertauſchung der Projektionsebene. 〈…〉 , woraus ſich pp1 wie oben ergibt. Es iſt darin nur das Grundverhältniß μν irratio - nal, das Vorzeichen derſelben rational.

Gewöhnlich braucht man die Formel in dieſer Allgemeinheit nicht, ſondern man ſetzt ν0 = o, dann fällt p mit dem Punkte μ zuſammen, und 〈…〉 . Setzen wir darin μ = ν = 1, ν1 = 1, ſo iſt 〈…〉 , der bekannte Satz über die Theilung des Dreiecks pag. 65. Dieſe rationalen Schnitte ſind Folge der Deduktion.

Nimmt man nun z. B. ein beliebiges Hexaid, ſo wird das Oktaid die Kanten der Ecke unter irgend einem irrationalen Grundverhältniß A: B: C abſtumpfen, jede andere deducirte Fläche muß dieſe irrationalen unter rationalen Verhältniſſen ſchneiden. Die ganze Aufgabe läuft daher darauf hinaus, zu beſtimmen, wie eine Fläche, die drei bekannte Kanten unter bekannten Verhältniſſen ſchneidet, die den Kanten zugehörigen Axen ſchneidet. Zur Löſung bedient man ſich mit Vortheil folgenden Satzes über die Vertauſchung der Projektionsebene:

Wollen wir die Flächen eines Kryſtalls, die auf die Gradendfläche projicirt ſind, auf eine beliebige andere Fläche projiciren, ſo legen wir die neue Projektionsebene durch den Mittelpunkt des Kryſtalls, und verfahren wie beim 2 + 1gliedrigen Syſtem pag. 57. Soll die Kante c: $$\frac{a}{μ}$$ auf die Fläche c: $$\frac{a}{μ₁}$$ projicirt werden, ſo lege ſie durch den Mittelpunkt o nach oA, ziehe k der Axe c parallel, ſo iſt k = a sin α, $$\frac{k}{x}$$ : $$\frac{a}{x}$$ $$\frac{a}{μ}$$ = 1: $$\frac{a}{μ}$$ ; x = μ k, auf der Hinterſeite y = μ + k. Ebenſo

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findet man in der Axe b die x = ν λ. Eine Fläche $$\frac{a}{μ}$$ : $$\frac{b}{ν}$$ hat alſo in der neuen Projektionsebene 〈…〉 , und umgekehrt eine Fläche $$\frac{A}{μ}$$ : $$\frac{B}{ν}$$ wird 〈…〉 .

Beiſpiel. Feldſpath. Naumann nimmt den Blätterbruch P als Baſis, und ſetzt o = + P = A': B: C, folglich iſt k = ½ und o = 〈…〉 : b: c = 2a ': b: c; m = P = A: B: C, folg - lich m = 〈…〉 : b: c = ⅔a: b: c;

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92Ueberſetzung des Hauy’ſchen Symbols.n = (2P ) = C: ½B: A = 〈…〉 : c: ½b = 2a: c: ½b; x = P = C: A': B, folglich x = 〈…〉 : c: b = 2a ': c: b; y = 2P = 2C: A': B = C: ½A': B, folglich y = 〈…〉 : c: b = $$\frac{2a'}{3}$$ : c: b; t = 2P = 2C: A: B = C: ½A: B, folglich t = 〈…〉 : c: b = ⅖a: c: b; P = oP = C: A: B, folg - lich P = c: 〈…〉 : b = c: 2a: b. Daraus iſt erſichtlich, daß C Naumann = c Weiß, B N. = ½b W. und A N. = ½a W., wodurch ſich die bekannten Weiß’ſchen Axenausdrücke leicht ergeben.

Die neuern Franzoſen und Engländer gehen beim Feldſpath vom Hendyoeder MMP aus, und bezeichnen die Kanten und Ecken wie

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Hauy, aber mit kleinen Buchſtaben. Der Uebelſtand iſt nur der, daß man leicht vergißt, auf welche Kanten - ſchnitte ihr Symbol deute. Meiſt iſt die aufrechte Kante G unſerer Axe c entſprechend in der Einheit gedacht. Es bedeutet alſo a1 den Kantenſchnitt B: B: H in der Ecke A; a½ = ½B: ½B: H, a $$\frac{3}{2}$$ = $$\frac{3}{2}$$ B: $$\frac{3}{2}$$ B: H; g1 = B: D: G; g2 = D: ½B: G oder ½D: B: G, denn in dieſen Zeichen der Säule iſt keine Verwechſelung mög - lich; b½ = H: ½B: B, e½ = G: ½B: ½D ꝛc. Um nun dieſe Aus - drücke auf Axen zu beziehen, dürfen wir nur das Hendyoeder auf P pro - jiciren, wir bekommen dann ſofort die Naumann’ſchen Axenausdrücke.

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Denn in den Linien BD liegen jetzt die Kanten B und D, und in der aufrechten Axe c die G und H. Fläche x = a1 ſchneidet B: B; y = a½ ſchneidet ½B: ½B; q = a $$\frac{3}{2}$$ ſchneidet $$\frac{3}{2}$$ B: $$\frac{3}{2}$$ B; M = g1 hat Axe aa 'zur Sektionslinie; z = g2 ſchnei - det C: B: ½D; o = b½ ſchneidet ½B: B; n = e½ ſchneidet ½B: ½D ꝛc. Man ſieht leicht ein, es ſind ſtatt der Axen a und b die Linien BD, in welchen die Säulenflächen T die P ſchneiden, genommen. Die Sym - bole empfehlen ſich durch ihre Einfachheit, und ſind mindeſtens nicht ſchwie - riger zu verſtehen, als die Symbole mehrerer deutſchen Mineralogen. Ja

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wenn Einfachheit der Axen allein entſcheiden würde, ſo müßte man dieſe unbedingt den Naumann’ſchen vorziehen.

Hauy gieng übrigens nicht vom Hendyoeder, ſondern von den drei Blätterbrüchen PMT aus, welche ein Henhenoeder bilden, machte aber auf die Sym - metrie der Kryſtalle wohl aufmerkſam. Fläche y = 〈…〉 = C: F: G, Axe c entſpricht alſo den Kanten GH, Axe a fällt mit Kante PM zuſammen, und nur die Kante PT, der Sektionslinie von T entſprechend, fällt außerhalb der dritten Axe. Hauy nahm alſo c als Einheit, ½a für die Kantenlängen MP, und ½B für93Hauy’s Kryſtallographie.die von PT. Daher muß x = 〈…〉 = G: 2C: 2F durch Axe a' gehen; q = 〈…〉 = G: 3C: 3F durch $$\frac{3}{2}$$ a'; n = 〈…〉 = G: F: C. Verſteht man alſo das Zeichen, ſo iſt durch einen bloßen Linienzug auf der Pro - jektion die Aufgabe gelöst, mehr kann man nicht wünſchen. Nur das Zeichen macht einige Schwierigkeiten. Doch ſind wir es dem Gründer der Kryſtallographie ſchuldig, der Auseinanderſetzung ein Wort zu widmen.

Hauy unterſcheidet zweierlei Formen. 1) Formes primitives (Kernformen), es waren ſechs: Parallelepipedon pag. 16, Oktaeder, Tetraeder, reguläre ſechsſeitige Säule, Granatoeder und Dihexaeder. Beſonders ſpielten die erſten beiden mit ihren verſchiedenen Winkeln eine Hauptrolle. Er wurde in der Wahl hauptſächlich durch den Blätterbruch geleitet: ſo gieng er beim Flußſpath nicht vom Würfel, ſondern vom Oktaeder, bei der Blende vom Granatoeder aus, blos wegen der Blätt - rigkeit. 2) Integrirende Molecule (M. intégrantes) ſind dreierlei: die 4flächigen Tetraeder; das 5flächig dreiſeitige Prisma mit Gradend - fläche; die ſechsflächigen Parallelepipeda. Es ſind die einfachſten Raum umſchließenden Körper, auf welche man durch weitere Theilung der Pri - mitivformen kommt. So zerfällt z. B. das Rhomboeder durch die drei Hauptſchnitte, welche der 2ten ſechsſeitigen Säule parallel gehen, in 6 Tetraeder. Das Granatoeder durch 6 von den vierkantigen Ecken aus bis zum Mittelpunkt geführte Spalte in 4 congruente Rhomboeder. Die Spalte müſſen den 6 Kryſtallräumen parallel geführt werden. Die Molé - cules intégrantes haben übrigens nur eine theoretiſche Bedeutung. Da - gegen iſt noch eine weitere Benennung, die Molécules soustractives, von praktiſcher Wichtigkeit, es ſind Parallelepipede meiſt der Primitivform ähnlich, oder doch darin ſteckend, durch deren Aufthürmung auf die Flächen der Primitivform die ſecundären Flächen entſtehen.

Hauy ſah nun den Kryſtall als einen Complex von lauter unter ſich gleichen integrirenden Moleculen an, die ſich zu ſubtractiven gruppiren. Letztere liegen alle unter einander parallel, und erzeugen ſo den Blätter - bruch. Die integrirenden müſſen außerordentlich klein gedacht werden, in ihnen haben nur noch die Molécules élémentaires Platz, aus welchen die chemiſchen Stoffe beſtehen. Den Keim eines Kryſtalls bildet ein einziges M. soustractive, ſein Fortwachſen iſt nur ein paralleles Anhäufen ſolcher unter ſich gleichen Atome. Die Beſtimmung dieſes ſubtractiven Moleculs und die Weiſe, wie ſie ſich an einander reihen, iſt Aufgabe der Kryſtallo - graphie. Machen wir es an einigen Beiſpielen klar.

Der Bleiglanz, das Steinſalz ꝛc. haben einen dreifach blätt - rigen Bruch von gleicher Beſchaffenheit, die ſich unter rechten Winkeln ſchneiden, daher die Primitivform ein Würfel, und die ſubtractiven Molecule Würfelchen. Durch Decrescenzen (décroissemens) auf den Kan - ten entſtehen alle Körper der Kantenzonen (Gra - natoeder und Pyramidenwürfel). Hauy dachte ſich lauter kleine Würfelchen parallel der Kernform aufgethürmt, wie man aus dem Aufriß beiſtehender Würfelfläche leicht erſieht. Durch Decrescenzen um eine Reihe in die Höhe und Breite 〈…〉 entſteht

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94Hauy’s Kryſtallographie.die Granatoederfläche BG. Er dachte ſich dabei in jeder höhern Schicht eine Reihe weniger, der Effekt iſt offenbar derſelbe, als wenn ich die Würfelkanten im Verhältniß B: B: B ſchneide; durch Decrescenzen um 2 Reihen in die Breite und eine in der Höhe B2 entſtehen die Pyrami - denwürfel Fläche BC = 2B: B: B; durch Decrescenzen um 3 Reihen in die Breite und 2 in der Höhe entſteht die Fläche 3B: 2B: B ꝛc. Die Decrescenzen auf den Ecken kann man doppelt nehmen: ſymmetriſch oder unſymmetriſch gegen eine Kante. Hauy dachte ſich die Sache auch durch Aufthürmen, doch macht man es ſich beſſer durch Weg -

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nahme der Würfelchen klar. Das Zeichen 〈…〉 bedeutet, daß man ein Würfelchen von der Ecke wegzunehmen habe, der Effekt wird die Oktaederfläche B: B: B ſein, ſie be - rührt die drei Ecken der folgenden Würfelſchicht, nehme ich dieſe drei, ſo ruht die Fläche auf 6, dann auf 10, 15 ꝛc. auf, immer behält ſie aber die gleiche Lage. 2A bedeutet eine Leucitoederfläche 2B: 2B: B, und zwar wer - den die zwei Kanten links in 2 geſchnitten; A3 bedeutet B: 3B: 3B und zwar 3B in den zwei Kanten rechts. Für die unſymmetriſchen Flächen mußten drei Buchſtaben in der Klammer genommen werden (A2 1B B3), bezeichnet 2B: B: 3B. Beim regulären Syſtem kann man nicht leicht irren, bei den übrigen muß man ſich jedoch vorſichtig vor Kantenver - wechſelungen hüten. Wiederholen wir daher am allgemeinen Hexaid nochmals kurz die Zeichen:

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An den Kanten BCDF können die Decrescenzen dar - über (auf P) oder darunter (auf M und T) ſtattfinden, auf den Kanten G und H nur links oder rechts, daher die vier Stellungen der Zahlen an den Conſonanten oben, unten, links oder rechts: 〈…〉 heißt eine Decrescenz um m Reihen in die Breite auf P, alſo mF: H: D. Bei Brüchen bezieht ſich der Zähler auf die Reihen der Breite, der Nenner auf die der Höhe, das liegt ſchon im allge - meinen Zeichen, da m ganze Zahlen wie Brüche bedeutet; Hn = nF: D: H. An die Vokale der Ecken kann ich die Zahlen oben links und rechts ſetzen, man denkt ſich dabei den Kryſtall ſo geſtellt, daß die in Rede ſtehende Ecke unmittelbar vor mir ſteht: 〈…〉 = mD: mF: H; Om = mF: mH: D; mO = mD: mH: F, die Decrescenz um m Reihen in der Breite findet alſo auf derjenigen Fläche der Ecke ſtatt, wohin der Buchſtabe m an O geſtellt iſt. Ein Symbol Am bedeutet mB: mH: C, denn man muß ſich den Kryſtall ſo lange herumgedreht denken, bis A vor uns ſteht, deßhalb iſt mE = mB: mG: D. Intermediäre Decrescenzen ſind ſolche, worin alle drei Kanten der Ecke ungleich geſchnitten werden, oder wenn die Decrescenz über die Kanten hinüber neigt, dazu wurden drei Buchſtaben mit Klammer genommen: ( 〈…〉 D1 F2) = H: D: 2F; ( 〈…〉 D4 F1) = H: 4D: F = H: ¾D: 3F.

Hauy legte auf die Entwickelung des rhomboedriſchen Syſtems ein beſonderes Gewicht, wir wollen daher zum Schluß noch einige Erläute - rungen darüber geben, namentlich erweist ſich darin auch die Wichtigkeit95Hauy’s Kryſtallographie.der Projektion in ihrer großartigen Einfachheit. Zu dem Ende projicire ſämmtliche Flächen auf die Fläche P des blättrigen Bruchs, dann kann man die Kanten des Rhomboeders als Axeneinheiten AAA nehmen, welche ſich unter gleichen ſchiefen Winkeln von 101° 55′ und 78° 5′ ſchnei - den. Denken wir uns die aufrechte dritte A nach vorn geneigt, ſo bildet a1 = A': A' die Gradendfläche und die drei e1 = A: A und A: A' bilden das erſte ſchärfere Rhomboeder; b1 = A': A' und A': A': A gehören dem erſten ſtumpfern Rhomboeder, d1 = A: A und A: A': A der zweiten ſechsſeitigen Säule an. Die Flächen P bilden alſo das dreigliedrige Hexaid, a1 und e1 das zugehörige Oktaid, und b1 mit d1 das zugehörige Dodekaid.

Das Leucitoeder e2 = A': ½A und 2A: 2A führt uns zur erſten ſechsſeitigen Säule, durch welche auf der Gradend - fläche a1 die dreigliedrigen Axen beſtimmt werden, ich habe ſie deßhalb punktirt; a2 = 2A ': 2A' und A': ½A 'liefert das zweite ſtumpfere Rhomboeder. Der Drei - kantner e2 = A: ½A, A: ½A' und 2A: 2A 'iſt zweiter Ordnung ½c: a': ⅓a': ½a ', weil er ſeine ſtumpfen Endkanten wie die Kanten des Hauptrhomboeders legt. Nehmen wir, um die Figur nicht zu überladen, noch

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das Pyramidenrhomboeder, ſo liefert uns das den Dreikantner d2 = ½A: A, A': ½A: A und 2A: A und das Dihexaeder b2 = ½A ': A, A': ½A': A und 2A ': A. So können wir mit Leichtigkeit alle Hauy’ſchen Zeichen eintragen, ſie führen uns alle zu den Zeichen des regulären Syſtems, und liefern den Beweis, daß der einfachſte Flächenausdruck nicht immer der beſte ſei. Wir müſſen vielmehr die Zeichen auf 3 und 1 Axe zurück - führen, auf aaac. Die punktirten Linien e2 geben in ihren Durchſchnitten mit a' die drei neuen Axen a. Legen wir daher die a' durch den neuen Axenmittelpunkt o, ſo fällt dieſelbe mit der Linie 3 $$\frac{a}{2}$$ , a, $$\frac{a}{2}$$ zuſammen, von ihr kann man alſo die neuen Axenausdrücke unmittelbar ableſen, ſie braucht man nicht zu beſtimmen. Auch die Axe c, welche auf a1 ſenk - recht ſteht, iſt allen gemein. Wir brauchen alſo nur noch eines der beiden andern a zu finden, welche in der gegen Axe c ſenkrechten Ebene a1 den gleichen Linien oA 'und oA' correſpondiren. Nach unſerem obigen Satze pag. 91 muß aber eine Zonenaxe c: $$\frac{a}{μ}$$ die ſchiefe Axe oA 'in 〈…〉 ſchneiden, das + gilt, wenn die ſchiefe Axe A unter der rechtwinkligen a liegt. Aus der Betrachtung des Kalkſpathrhomboeders folgt, daß die Kante des Rhomboeders mA = 〈…〉 , die Querdiagonale AA = 2a, die ſchiefe Diagonale om = 〈…〉 , folglich oA '= 〈…〉 . 96Levy’s Bezeichnung: reguläres Syſtem.Wir müſſen uns nun erinnern, daß unſere neue Axe co = c die ganze Hauptaxe von Ecke zu Ecke bezeichnet, folglich muß als a auch das dop - pelte a genommen werden. Wählen wir nun die von c zur Hälfte der

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oA 'gehende Linie als die, welche die Axe a zu beſtimmen hat, ſo iſt k = 1, wie beiſtehender Aufriß durch coA' zeigt.

Nennen wir jetzt in unſerer Projektion oa = a, oA '= A', und ſuchen aus ihren Ausdrücken die neuen für die Axen a, ſo muß das Rhomboeder P = a: ½A': A' = a: 〈…〉 = a: a: a ſein. Die Gradendfläche a1 = A': A': a = 〈…〉 : a = a: a: a; b1 = 2a: A': 2A '= 2a: 〈…〉 = 2a ': 2a': a; d2 = a: ½A: A = a: 〈…〉 = a: ⅓a: ½a der gewöhnliche Dreikantner. Alſo auch dieſe Uebertragung iſt nicht mehr als ein Ableſen. Die Beſtimmung von k bedarf übrigens gar keiner Rechnung. Denn wenn a1 zur Projektionsebene werden ſoll, ſo muß ihr Ausdruck A': A': a zu a: a: a werden, dieß kann aber nur ſein, wenn die Bedingungsgleichung 1 k = o, d. h. k = 1 iſt. Eben ſo einfach iſt der Satz umgedreht, aus dem drei - und einarigen Flächen - ausdruck die Kantenſchnitte zu finden, was wir dem Leſer überlaſſen.

Levy’s Bezeichnung.

Die neuern Franzoſen und Engländer ſind im Ganzen zwar bei der Bezeichnung Hauy’s ſtehen geblieben, doch bedient man ſich jetzt allgemein der einfachern Symbole von Levy. Es wird das Leſen der Schriften er - leichtern, wenn ich hier kurz die Zeichen zuſammenſtelle.

1) Reguläres Syſtem.
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Wenn daſſelbe auf die Kanten des Würfels BBB baſirt iſt, ſo iſt mit dem Verſtändniß des Zeichens auch der Weiß’ſche Axenausdruck gegeben. Die Würfelfläche ſelbſt hat den Buchſtaben P als Zeichen.

Oktaeder a1 = B: B: B = a: a: a; Granatoeder b1 = B: B: B = a: a: a. Leucitoeder a2 = B: 2B: 2B = a: 2a: 2a, Leucitoide an = B: nB: nB. Pyramidenoktaeder a½ = B: ½B: ½B = a: ½a: ½a, a $$\frac{1}{n}$$ = B: 〈…〉 . Pyramidenwürfel b2 = B: 2B: B = a: 2a: a, bn = B: nB: B. 48flächner b1 b½ b = a: ½a: ⅓a, 〈…〉 .

Wenn man vom Oktaeder (Flußſpath, Diamant) oder Granatoeder (Blende) ausgeht, iſt die Sache gar nicht ſo einfach, jedoch reicht unſer Kantenſchnittſatz pag. 90 dazu völlig aus. Ich gehe daher gleich zum folgenden.

97Levy’s Bezeichnung: viergliedr., zweigliedr. S.
2) Viergliedriges Syſtem.

Wenn die Zeichen ſo gewählt ſind, daß die quadra - tiſche Säule MM in der Primitivform unſerer zweiten quadratiſchen Säule entſpricht, wie z. B. Dufrénoy beim Veſuvian angenommen hat, ſo ſtimmt die Auslegung des Zeichens mit den Axen. Correſpondirt dagegen M / M der zweiten Säule, wie z. B. beim Zirkon, dann muß der Kantenzonenſatz zu Hilfe genommen werden.

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g1 = B: B: G gibt a: a: c oder a: a: c. g2 = 2B: B: G 2a: a: c ⅓a: a: c. g3 = 3B: B: G 3a: a: c ½a: a: c. gn = B: $$\frac{1}{n}$$ B: G a: $$\frac{1}{n}$$ a: c 〈…〉 : c.

b1 = B: G: B a: c: a a: a: c. b½ = ½B: G: B ½a: c: a ½a: ½a: c. b2 = 2B: G: B 2a: c: a 2a: 2a: c. bn = nB: G: B na: c: a na: na: c.

a1 = B: B: G a: a: c ½a: a: c. a2 = 2B: 2B: G 2a: 2a: c a: a: c. an = nB: nB: G na: na: c $$\frac{n}{2}$$ a: a: c.

a2 = B: 2B: 2G ½a: a: c ⅓a: a: c. a3 = B: 3B: 3G ⅓a: a: c ¼a: ½a: c. an = B: nB: nG $$\frac{1}{n}$$ a: a: c 〈…〉 : c.

b½ b g1 = ½B: ⅓B: G ½a: ⅓a: c $$\frac{a}{5}$$ : a: c. b $$\frac{1}{m}$$ b $$\frac{1}{n}$$ gp = $$\frac{1}{m}$$ B: $$\frac{1}{n}$$ B: pG $$\frac{1}{m}$$ a: $$\frac{1}{n}$$ a: pc 〈…〉 : pc.

3) Zweigliedriges Syſtem.

Wenn die Oblongſäule mit Gradendfläche PMT die Primitivform iſt, ſo ſtimmen die Zeichen mit unſern Axen. Wenn dagegen die beiſtehende gerade rhombiſche Säule MMP den Ausgang bildet, ſo muß man, wie im zweiten Fall des viergliedrigen Syſtems, das Kantenzonengeſetz zur Beſtimmung der Axen zu Hilfe nehmen.

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  • g1 = B: B: G gibt b: a: c
  • g2 = B: ½B: G ⅓b: a: c
  • gn = B: $$\frac{1}{n}$$ B: G 〈…〉 : c
in der ſcharfen Säulen - kante gelegen.
Quenſtedt, Mineralogie. 798Levy’s Bezeichnung: zwei - und eingliedr. S.
  • h1 = B: B: H gibt a: b: c
  • h3 = B: ⅓B: H ½a: b: c
  • hn = B: $$\frac{1}{n}$$ B: H 〈…〉 : c
in der ſtumpfen Säulen - kante gelegen.

b1 = B: G: B a: b: c b2 = 2B: G: B 2a: 2b: c b3 = 3B: G: B 3a: 3b: c bn = nB: G: B na: nb: c

Topas liefert ein gutes Bei - ſpiel. Man muß ſtets vorſichtig unterſuchen, was als Einheit von c anzunehmen iſt.

a1 = B: B: H ½a: b: c a2 = 2B: 2B: H a: b: c an = nB: nB: H $$\frac{n}{2}$$ a: b: c

Bilden Paare auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt.

e1 = B: B: G ½b: a: c e2 = 2B: 2B: G b: a: c en = nB: nB: G $$\frac{n}{2}$$ b: a: c

Bilden Paare auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzt.

e2 = ½B: B: G ⅓b: a: c e3 = ⅓B: B: G ¼b: ½a: c en = $$\frac{1}{n}$$ B: B: G = 〈…〉 : c

Es ſind Oktaeder, die in der Diagonalzone des Hauptoktae - ders liegen.

a2 = ½B: B: H = ⅓a: b: c an = $$\frac{1}{n}$$ B: B: H = 〈…〉 : c

x Topas = b1 b3 g½ = B: 3B: ½G = 3a: $$\frac{3}{2}$$ b: c, allgemein b $$\frac{1}{m}$$ b $$\frac{1}{n}$$ gp = $$\frac{1}{m}$$ B: $$\frac{1}{n}$$ B: pG = 〈…〉 : pc, b $$\frac{1}{m}$$ b $$\frac{1}{n}$$ hp = $$\frac{1}{m}$$ B: $$\frac{1}{n}$$ B: pH = 〈…〉 : pc.

4) Zwei - und eingliedriges Syſtem.
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Iſt vollkommen analog, nur bekommt man auf dieſe Weiſe die ſchiefen Mohs’ſchen und Naumann’ſchen Axen, die man dann weiter auf die Weiß’ſchen nach pag. 91 zurückführt, wenn man es nicht vorzieht, ſie gleich nach der Projektion zu deduciren.

Feldſpath: z = g2 = D: ½B: G = B: ½D: G = a: ⅓b: c; x = a1 = B: B: H = a': c: b; y = a½ = ½B: ½B: H = ½a ': c: b; q = a $$\frac{3}{2}$$ = $$\frac{3}{2}$$ B: $$\frac{3}{2}$$ B: H = $$\frac{3}{2}$$ a': c: b; o = b½ = ½B: H: B = a': b: c; n = e½ = ½B: ½D: G = ½b: c: a ꝛc.

99Levy’s Bezeichnung: dreigliedriges S.
5) Dreigliedriges Syſtem.

Die Rhomboeder entſtehen durch Decrescenzen auf den Ecken E und A, Gränzfälle bilden die Gradendfläche, erſte ſechsſeitige Säule und das nächſte ſtumpfere Rhom - boeder:

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e½ = ½D: ½D: B = a': a' e1 = D: D: B = ½a ': ½a' e2 = 2D: 2D: B = oa: oa e3 = 3D: 3D: B = ¼a: ¼a e4 = 4D: 4D: B = a: a en = nD: nD: B = 〈…〉

So oft n > 2, wird das allge - meine Zeichen poſitiv, es ſind dann Rhomboeder erſter Ordnung ohne Strich; iſt dagegen n < 2, ſo wird es negativ, und die Rhomboeder ſind zweiter Ordnung mit einem Strich. e½ iſt das Gegen-Rhom - boeder.

a½ = ½B: ½B: B = 5a ': 5a' a1 = B: B: B = a: a a2 = 2B: 2B: B = 4a: 4a an = nB: nB: B = 〈…〉

Iſt n > 1, ſo bedeutet das po - ſitive Zeichen Rhomboeder 1ſter Ordnung, im Gegentheil zweiter Ordnung. a1 iſt die Gradendfläche, und für n = o erhalten wir das erſte ſtumpfere Rhomboeder.

b1 = B: B: B = 2a ': 2a' b2 = 2B: B: B = 3a: $$\frac{3}{2}$$ a b3 = 3B: B: B = 4a: a b $$\frac{5}{3}$$ = $$\frac{5}{3}$$ B: B: B = $$\frac{8}{3}$$ a': $$\frac{8}{5}$$ a' bn = (n + 1) 〈…〉

Die Dreikantner liegen in den End - kanten des Rhomboeders und ſind zweiter Ordnung, ſobald n < 2 und > 1 iſt. b2 iſt Dihexaeder. Da ferner 2 B: B = B: ½B: B, ſo iſt b½ = b2 oder allgemein b $$\frac{1}{n}$$ = bn.

d1 = D: D: B = oa: oa d2 = 2D: D: B = a: a d3 = 3D: D: B = 2a: a dn = (n 1) 〈…〉

iſt die zweite Säule. Auch hier iſt Zeichen d $$\frac{m}{n}$$ = d $$\frac{m}{n}$$ . Die Dreikantner ſind ſämmt - lich 1ſter Ordnung und gehören der Seitenkantenzone des Rhomboeders an.

e½ = B: D: 2D = ¼a ': a' e2 = B: D: ½D = a': a 'e3 = B: D: D = $$\frac{3}{2}$$ a: ¾a e4 = B: D: ¼D = 2a: a en = 〈…〉

Dreikantner aus der Diagonalzone, n < 3 gibt geſtrichelte, n = 3 ein Dihe - xaeder, folglich n > 3 ungeſtrichelte. Das volle Zeichen von e½ = ¼a ': a': a' = a': ¼a ': a'. Dieſe Umſetzung eines Axenausdrucks mit auf die andere Seite mit + leuchtet aus pag. 82 ein. Man muß die Zeichen en oben wohl von en unten unterſcheiden!

〈…〉

Siehe über dieſe allgemeinen Zeichen Weiß Abh. Berl. Akad. Wiſſenſch. 1840 pag. 32 und 1822 pag. 261.

7*[100]

Optiſche Eigenſchaften.

Da dieſelben ſich der Strukturlehre eng anknüpfen, ſo wollen wir gleich hier das Wichtigſte darüber ſagen. Hauptquellen ſind: Herſchel, Vom Licht. Aus dem Engliſchen überſetzt von Dr. Schmidt. 1831. Dr. Beer, Einleitung in die höhere Optik. 1853. Beſonders klar Pouillet’s Lehrbuch der Phyſik und Meteorologie, überarbeitet von Dr. Müller. Braunſchweig 1843. 4te Aufl. 1853. Brewster, a Treatise on Optics. London 1853.

Einfache Strahlenbrechung.

Tritt das Licht aus einem Medium in ein anderes, ſo wird es auf der Gränze plötzlich von ſeinem Wege abgelenkt, gebrochen, im dichtern Medium dem Perpendikel zu. Einfallswinkel heißt der, welchen der Strahl r mit dem Perpendikel p macht. Einfallender, reflektirter und gebrochener

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Strahl liegen mit dem Perpendikel in einer Ebene. Der Einfallswinkel iſt dem Reflexionswinkel gleich. Auf dieſem Geſetz beruht das Reflexionsgoniometer pag. 12. Macht man r des einfallenden Strahls = r1 am ge - brochenen, und fällt von r und r1 die Sinus s und s1 auf as Perpendikel p, ſo iſt der Brechungsexponent s: s1 = sin. Einfallswinkel: sin. Brechungswinkel eine conſtante Größe (Brechungsexponent): beim Waſſer = 4: 3 = 1,336; Crownglas = 1,533; Quarz = 1,548; Flintglas = 1,6; Sapphir = 1,768; Granat = 1,815; Diamant = 2,47; Roth - bleierz = 2,926. Je größer der Brechungsexponent, deſto bedeutender iſt auch die Vergrößerungskraft des Minerals, daher wurden von eng - liſchen Optikern früher Granat - und Diamantlinſen ſehr empfohlen. Letzterer zeigt auch eine viel geringere ſphäriſche und chromatiſche Aberra - tion als ihm gleiche Linſen von Glas, was den Werth noch ſehr erhöhen würde, wenn nur die Verfertigung nicht ſo außerordentlichen Schwierig - keiten unterworfen wäre.

Wenn beim Waſſer der Einfallswinkel 90° beträgt, ſo iſt der Bre - chungswinkel erſt 48 $$\frac{1}{2}$$ °, alles Licht, was unter einem größern Winkel aus Waſſer in die Luft heraus will, wird im Waſſerſpiegel total reflectirt. Daher nennt man 48 $$\frac{1}{2}$$ ° den Gränzwinkel. Der Diamant hat ſogar einen Gränzwinkel von 23° 53′, daher kann kaum mehr als der vierte Theil des Lichtes direkt heraus, das übrige wird zuvor an der Oberfläche zurück - und im Steine hin und hergeworfen, in Farben zerlegt, worauf vorzugsweiſe die Pracht ſeines Anblicks beruht.

Wenn ſchon durch parallele Flächen geſehen der Gegenſtand etwas von ſeinem Orte verrückt wird, ſo iſt das noch in höherm Grad durch101Optik: Prisma, Lichtzerſtreuung.geneigte Flächen (Prisma) der Fall. Die Kante k heißt die brechende Kante, und ſie verſchiebt die Sachen um ſo mehr, je größer ihr Winkel iſt, und zwar nach der Gegend hin, wo ſie liegt. Fällt z. B. ein Lichtſtrahl O auf die Fläche des Pris - ma’s, ſo muß er beim Eintritt dem Perpendikel p zu, beim Austritt von p' ab gebrochen werden, alſo eine doppelte Ablenkung erfahren, und das Auge O

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meint nun den Gegenſtand a in a' zu ſehen: bei horizontaler nach oben gerichteter Kante k wird das a bedeutend gehoben, bei vertikaler bedeu - tend zur Seite geſchoben.

Anwendung. Nimm einen Axinitkryſtall in die linke Hand und lege eine ſeiner ſcharfen Kanten aufrecht gegen einen Finger der rechten Hand: ſiehſt du nun direkt gegen das Fenſterlicht, ſo iſt das Prisma dunkel, ſo wie du aber rechts um vom Fenſter weg ſiehſt, ſo wird es plötzlich ganz durchleuchtet, weil erſt bei dieſer ſchiefen Stellung zum Fen - ſter das Licht direkt ins Auge treten kann. Oder ſieh durch die End - flächen eines brillantirten Quarzes ſenkrecht gegen ein Licht, ſo kannſt du den Brillant leicht ſo ſtellen, daß in der Mitte nur ein einziges Licht wahrgenommen wird, bei jeder Wendung des Kopfes treten dann erſt Reihen von Lichtern ins Auge. Zwillingskanten ſind oft ſo ſtumpf ein - ſpringend oder ausſpringend, daß man ſie ſehr vorſichtig im Lichtreflex unterſuchen muß, man legt dann die brechende Kante horizontal, geht in den Hintergrund des Zimmers, und ſieht nun gegen die Helle. Auch das Kerzenlicht iſt dazu ſehr günſtig.

Zerſtreuung des Lichtes findet ſtets Statt, ſobald es durch das Prisma gegangen iſt. Es entſteht ein Spectrum mit den bekannten ſieben Farben, aus welchen das weiße Sonnenlicht beſteht. Man ſieht dieſe Farben nicht blos durch das Prisma, ſondern man kann ſie auch auf eine Wand fallen laſſen. Das Lichtbündel zeigt ſich dann in die Länge gezogen. Das Spectrum wird um ſo länger, je größer der Einfalls - und Brechungswinkel und je ferner die Wand vom Prisma iſt. Dann iſt aber auch die Mineralſubſtanz noch von weſentlichem Einfluß.

Das Roth, unter allen die brennendſte Farbe, wird am wenigſten gebrochen, muß alſo allemal der brechenden Kante zu liegen. Die ſtärkſte Brechung widerfährt dem Violett am entgegengeſetzten Ende, dazwiſchen liegen vom rothen zum violetten Pole Orange, Gelb, Grün, Blau, In - digo. Grün und Blau ſtechen darunter am ſtärkſten hervor. Dieſe prismatiſchen Farben ſind einfache (homo - gene) Farben, und werden durch ein zweites Prisma

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angeſehen nicht wieder zerlegt. Das Prisma iſt daher ein treffliches In - ſtrument, um zu unterſuchen, welche Farben der Minerale homogene ſind oder nicht. Auch die Wärmeſtrahlen ſind im Spectrum ſehr ungleich vertheilt, die meiſte Wärme liegt noch über dem Rothen, wo das Auge keine Farbe mehr ſieht. Die geringſte Wärme liegt dagegen unter dem Violett, wo jedoch die unſichtbaren Strahlen noch chemiſch wirken (chemiſche Strahlen). Aus der Länge des Spectrums geht hervor, daß die Farben der Lichtſtrahlen verſchieden gebrochen werden. Da nun aber die verſchie -102Optik: Doppelte Strahlenbrechung.denen Subſtanzen in dieſer Beziehung ſehr verſchieden ſich verhalten, ſo gibt man immer die Differenz der Brechungsexponenten für rothes und violettes Licht an, und bekommt damit die totale Diſperſion, die man wohl von der partiellen unterſcheiden muß, welche einzelne ſich näher liegende Farben haben. So hat Waſſer für Violett 1,3309, für Roth 1,3441, alſo 0,0132 tot. Diſp., Flintglas 0,04, Diamant 0,056, Roth - bleierz ſogar 0,388 0,57. Dieſe ſtarke Diſperſion erhöht daher noch das ſchöne Farbenſpiel geſchliffener Gemmen. Die Verſchiedenheit der totalen und partiellen Diſperſion in verſchiedenen Körpern hat den Achro - matismus möglich gemacht: man kann zwei Prismen von Flint - und Crownglas ſo conſtruiren, daß ſie den Lichtſtrahl blos ablenken und nicht zerſtreuen.

Doppelte Strahlenbrechung.

Alle Minerale, welche nicht im regulären Syſtem kryſtalliſiren, zeigen dieſelbe, d. h. man ſieht durch ſie ſtatt eines zwei Bilder. Dieſe Bilder (Strahlen) ſind beim 1gl., 2+1gl. und 2gl. Syſteme beide außerordent - lich (extraordinär), beim 4gl., 3gl. und 6gl. dagegen bleibt eines ordent - lich (ordinär). Die merkwürdige Eigenſchaft der Doppeltbrechung entdeckte Bartholinus 1669 am durchſichtigen Kalkſpath von Island, welcher dar - nach Doppelſpath genannt wurde. Derſelbe bildet noch heute das wich - tigſte Hilfsmittel zum Studium. Lege ein ſolches Rhomboeder mit ſeiner Fläche c 'ε e' ε auf einen mit einem Punkt verſehenen Strich ST, dann

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wirſt du im Allgemeinen 2 Bilder ſehen: ein ordinäres o, was höher liegt, als das extraordinäre e. Bringe ich das Auge ſenkrecht über die Fläche, ſo fällt das ordinäre Bild o genau in die Ver - längerung der äußern unbedeckten Linie ST. Halte das Auge in dieſer ſenk - rechten Lage und drehe das Mineral im Azimuth, ſo bewegt ſich das tiefer liegende extraordinäre Bild gegen das feſtſtehende ordinäre. Geht Linie ST der langen Diagonale εε der Rhom - boederfläche parallel, ſo iſt die Entfernung der beiden Linien ein Maximum, bei der Drehung des Kryſtalls nähern ſie ſich und decken ſich in dem Augenblicke, wo die ST der kurzen Diagonale c 'e' parallel geht. In dieſem ſogenannten Hauptſchnitte pag. 81 liegen alſo o und e in einer und derſelben Ebene, eine vollkommene Deckung der Bilder findet aber noch nicht Statt, weil die kleinen Querſtriche der Linien noch auseinander fallen. Soll auch dieß geſchehen, ſo muß ich den Kryſtall heben und die Ecke c ſo gegen das Auge herauf drehen, daß ich parallel der Hauptaxe cc 'durchſehe, dann fallen auch die Striche und folglich beide Bilder o und e genau zuſammen. Dieſe Richtung cc', welche der Hauptaxe des Kry - ſtalls entſpricht, iſt nur ein einziges Mal zu finden, es iſt die Richtung der optiſchen Axe, welche alſo genau mit der kryſtallographiſchen zuſammen - fällt. Senkrecht gegen dieſe Axe, alſo in der Ebene der kryſtallographi - ſchen Axen a, geſehen treten die Bilder am weiteſten auseinander: hier103Optiſche Axen.wird der außerordentliche Strahl e = 1,483 und der ordentliche o = 1,654 (Differenz = 0,171) gebrochen. Je größer bei einem Mineral dieſe Differenz, und je dicker der Kryſtall, deſto weiter treten die Bilder aus - einander. Aus beiden Gründen iſt der Kalkſpath beſonders geſchickt. Beim Bergkryſtall iſt o = 1,548, und e = 1,548 bis 1,558, alſo die Diffe - renz = 0,01 nur 1 / 17 von der des Kalkſpathes. Die Stücke müſſen 17mal dicker ſein, wenn ſie gleiche Wirkung wie beim Kalkſpath hervorbringen ſollen.

Das Prisma läßt die Bilder weiter auseinander treten, um ſo mehr, je größer der brechende Winkel und je entfernter der zu betrachtende Gegenſtand. Es beruht dieß auf denſelben Gründen, wie die Erzeugung des Spectrums pag. 101 auf der verſchiedenen Brechbarkeit der ſieben Farben. Das gewährt ein treffliches Mittel, Gläſer von Gemmen zu unterſcheiden. Nimmt man z. B. einen geſchliffenen Bergkryſtall und ſieht damit nach einem entfernten Lichte, ſo zeigt jede Facette eine doppelte Flamme, das Glas aber nur eine einfache.

Optiſche Axen.

Darunter verſteht man diejenigen Richtungen im Kryſtall, nach welchen geſehen die beiden Bilder ſich decken. Da nun im regulären Syſtem über - haupt keine doppelte Brechung vorkommt, ſo kann man hier auch von keiner optiſchen Axe reden. Brewſter (Gilberts Ann. 69. 1) hat zuerſt den Zuſammenhang mit der Kryſtallform nachgewieſen:

Optiſch einaxige Kryſtalle

ſind alle im 4gl., 3 - und 6gl. Syſteme. Die optiſche Axe fällt hier mit der Hauptaxe c des Kryſtalls zuſammen. Man kann zweierlei Fälle unterſcheiden:

1) Kalkſpathgeſetz (repulſiv oder negativ), der ordentliche Strahl wird ſtärker gebrochen, als der außerordentliche. Be - trachte ich einen Punkt P im Hauptſchnitte cEcE des Kalkſpaths, ſo gehe der ordinäre Strahl Po ſenkrecht hinauf ins Auge, dann macht der außerordentliche e den Weg Pq, geht aber bei ſeinem Heraustreten mit o pa - rallel, und das Auge meint ihn in p zu ſehen. Zieht man nun durch P die Axe des Kryſtalls PQ parallel cc, ſo

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leuchtet ein, daß der ordentliche Strahl o ſtärker gebrochen wird, als der außerordentliche e. Zu dieſer Gruppe gehört Turmalin, Corund, Apatit, Veſuvian, Anatas, Honigſtein ꝛc.

2) Quarzgeſetz (attraktiv oder poſitiv), hier wird umgekehrt der außerordentliche Strahl e ſtärker gebrochen, als der ordentliche o, er muß alſo innerhalb des Winkels QPo fallen, wird daher von der Axe PQ ſtärker angezogen, und nicht zurückgeſtoßen, wie vorhin. Zu dieſer Gruppe gehört Rothgülden, Eiſenglanz, Zirkon, Ichthyophthalm, Zinnſtein, Rutil, Eis ꝛc.

104Optiſche Axen.

Optiſch zweiaxige Kryſtalle

ſind alle im 2gliedrigen, 2+1gliedrigen und 1gliedrigen Syſteme. Die optiſchen Axen fallen mit den kryſtallographiſchen nicht zuſammen, ſtehen aber zu zweien derſelben ſymmetriſch. Fresnel unterſcheidet die drei Elaſti - citätsaxen mit folgenden Namen: 1) die optiſche Mittellinie hal - birt den ſcharfen Winkel der optiſchen Axen; 2) die optiſche Senk - rechte halbirt den ſtumpfen und ſteht in der Ebene der optiſchen Axen ſenkrecht auf der Mittellinie; 3) die optiſche Queraxe ſteht ſenk - recht auf die Ebene der optiſchen Axen.

Beim 2gliedrigen Syſtem iſt die Erſcheinung am einfachſten. Die Elaſticitätsaxen fallen mit den kryſtallographiſchen zuſammen, die optiſchen Axen müſſen daher in einer der drei Axenebenen liegen, und ſind unter einander phyſikaliſch gleich, das heißt, ſie zeigen gleiche Far - benringe. Ich brauche alſo dieſe nebſt der optiſchen Mittellinie nur zu nennen, um ſcharf orientirt zu ſein. Am Weißbleierz bilden die optiſchen Axen 15′, ſie liegen in der Axenebene a c, und c iſt die Mittellinie, folglich b die Queraxe; bei dem damit iſomorphen Arragonit mit 20° liegen ſie in der Axenebene b c, c bleibt zwar die Mittellinie, allein a wird zur Queraxe; beim Schwerſpath mit 38° halbirt a den Winkel, iſt daher Mittellinie und b Queraxe. Da die Farben verſchieden gebrochen werden, ſo variirt der Winkel: bald iſt der Winkel der ſtärker brechbaren (violetten) größer, als der der minder brechbaren (rothen), bald umgekehrt, doch hat dieß auf die Lage der Mittellinie keinen Einfluß. Beim 2+1 gliedrigen Syſtem kommen zwei Hauptfälle vor (Pogg. Ann. 81. 151).

a) Die optiſchen Axen liegen in der Medianebene b: a: c, welche den Kryſtall halbirt, daher muß die optiſche Queraxe mit b zuſammen fallen. Die optiſchen Axen ſelbſt haben aber in der Axenebene a c zu den kryſtallographiſchen eine unſymmetriſche Lage, ſind daher phyſikaliſch von einander verſchieden, wie Nörrenberg am Gyps zuerſt zeigte (Pogg. Ann. 35. 81), auch bleibt die optiſche Mittellinie für die verſchiedenen Farben nicht mehr die gleiche. Augit, Gyps, Eiſenvitriol.

b) Die optiſchen Axen liegen in einer der Schiefendflächen, welche der Axe b parallel gehen, alſo auf der Medianebene ſenkrecht ſtehen (Pogg. Ann. 82. 46). Die Ebene der beiden optiſchen Axen hat hier für ver - ſchiedene Farben eine verſchiedene Lage. Borax, Feldſpath.

Die Beziehung der Lage der optiſchen Axen zur Kryſtallform iſt alſo unverkennbar, die Axen finden ſich nur in Ebenen, die ein einzig Mal am Kryſtall auftreten. Damit würde denn auch ſtimmen, daß ſie beim 1gliedrigen Syſtem nach den verſchiedenſten Flächenrichtungen auftreten können.

Merkwürdiger Weiſe fallen beim Erwärmen des Gypſes um 70° R. beide optiſche Axen zuſammen, ſo daß der Kryſtall optiſch einaxig wird Pogg. Ann. 8. 520). Aber die Geſchwindigkeit, mit welcher ſie ſich gegen einander bewegen, iſt bei beiden ſehr verſchieden (Pogg. Ann. 35. 85). Ueber 70° hinaus treten die Axen wieder auseinander aber in der Axen - ebene b c, welche gegen die Medianebene ſenkrecht ſteht.

105Polariſirtes Licht.

Polariſirtes Licht.

Licht iſt hauptſächlich in 2 Fällen polariſirt:

1) Wenn ein Lichtſtrahl S ſo einfällt und von einem durchſichtigen Mittel nach s0 ſo zurückgeworfen wird, daß der Strahl des durchgehenden Lichts s1 auf den reflectirten s0 ſenkrecht ſteht. Für Quarz beträgt der Einfallswinkel 33°, Glas 35° 25′, Kalkſpath 31° 9′, Diamant 21° 59′. Der Lichtſtrahl s iſt alſo dann in zwei polariſirte Strahlen s0 und s1 zerlegt.

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2) Wenn der Lichtſtrahl durch ein kryſtalliſirtes Mittel von doppelt - brechender Kraft geht. Daher ſind die beiden Strahlen der optiſch ein - axigen und zweiaxigen Kryſtalle polariſirt.

Mittel, das polariſirte Licht vom unpolariſirten zu unterſcheiden, gibt es vorzüglich drei:

a) In gewiſſen Lagen der Einfallsebene wird bei einem beſtimmten Einfallswinkel der Strahl von einem polirten Mittel nicht reflectirt. Man macht ſich das am beſten durch zwei Brettchen (Spiegel) b b klar, die mittelſt eines Stabes a, welcher den Strahl vorſtellt, verbunden ſind. Schneidet man den Stab ſenkrecht gegen ſeine Axe

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bei a durch, und hülſt das eine Stück in das andere ein, ſo gehen die Bretter bei der Drehung der Hülſe a im Azimuth aus ihrer Parallelität. Nur in zwei Fällen, bei der Parallelität und bei einer Drehung um 180° wird das Licht s vollkommen auf beiden Spiegeln nach s' reflectirt; bei einer Drehung um 90° und 270° dagegen auf dem einen Spiegel nicht, und in allen Zwiſchenſtellungen unvollkommen.

Nörrenberg’ſcher Polariſationsapparat: auf dem Fuß - geſtellt a a befindet ſich ein horizontaler Spiegel C, darauf erheben ſich zwei ſenkrechte Stäbe, zwiſchen welchen eine Glasplatte g (am beſten von geſchlif - fenem Spiegelglaſe) um zwei horizontale Zapfen b b beweglich iſt. Oben befindet ſich ein Ring c, welcher mit einer Glasplatte bedeckt, den zu betrach - tenden Mineralen als Unterlage dient. Drehe ich nun das Glas g ſo, daß es verlängert den horizon - talen Spiegel unter 54° 35′ (dem Complement des Polariſationswinkels) ſchneiden würde, ſo wird ein Lichtſtrahl s, der unter dem Polariſationswinkel von 35° 25′ auffällt, ſenkrecht gegen den Spiegel C re - flectirt. Der Spiegel wird alſo von polariſirtem Licht erleuchtet, und da nun die Gläſer g und c durchlaſſen, ſo kann ein Mineral bei c im polari - ſirten Lichte beſchaut werden. Das nähere Pouillet

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Müller Lehrb. Phys. II. 266. Die Buchſtaben a a, b b und c C ſind orien - tirt, wie die gleichnamigen Axen eines Kryſtalls.

b) Der polariſirte Strahl wird in gewiſſen Lagen, wo der unpola - riſirte zerlegt wird, nicht mehr durch doppelt brechende Minerale zerlegt.

106Polariſationsapparat.

Lege auf das Glas c des eingeſtellten Polariſationsapparates ein durchſtochenes Kartenblatt, betrachte es durch die Fläche eines Kalkſpath - rhomboeders, ſo wird im Allgemeinen der Punkt zwar doppelt erſcheinen, allein in vier Lagen einfach, und zwar ſo oft die Ebene der langen und kurzen Diagonalen des Kalkſpaths ſenkrecht gegen die Glasplatte g ſteht.

c) Der polariſirte Strahl iſt unfähig, in einer beſtimmten Lage durch eine Turmalinplatte oder ein Nicol’ſches Prisma zu gehen.

Schleift man nämlich aus grünem oder braunem Turmalin eine Platte längs der Säulenaxe c, und ſieht damit nach jenem Punkte polariſirten Lichtes im Kartenblatt, ſo wird der Punkt dunkel, ſo bald die Axe der Turma - linplatte in der Längsrichtung der Glasplatte g, d. h. in der Median - ebene a a des Apparats, liegt, drehe ich dagegen Turmalinaxe c in die Queraxe b b des Apparats, ſo iſt der Punkt am hellſten. Zwei ſolcher gegen einander verdrehbarer Platten bilden die bekannte Turmalin - zange. Mit parallelen Axen c gegen einander gelegt ſind ſie durch - ſichtig, mit ſenkrecht gekreuzten Axen dagegen undurchſichtig, vorausgeſetzt daß die Platten die gehörige Dicke haben.

Nicol’ſches Prisma. Nimm einen länglichen Isländiſchen Dop -

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pelſpath, woran c die gleichkantige Endecke, durch welche die Hauptaxe geht, bezeichnet, B und b ſind die ſtumpfen Kanten von 105° 5′ der beiden ausgedehnten Blätterbrüche, bringt man ſie durch Spaltung ins Gleichgewicht, ſo bildet davon der dritte Bruch P eine auf die ſtumpfe Kante B aufgeſetzte Schiefendfläche. Dann iſt Fläche l c B E c b ein Hauptſchnitt des Rhomboeders mit dem ſtumpfen Winkel P / B = l c γ = 109° 4′ und dem ſcharfen P / b = 70° 56′. Statt P muß eine neue Schiefend - fläche in der Richtung lγ und E g geſchliffen werden, welche ſenkrecht gegen den Hauptſchnitt gelegen mit b 68° folglich mit B 112° macht, alſo von dem Blätterbruch P um nicht ganz abweicht. Jetzt durchſäge den Kryſtall ſo, daß die Schnittfläche ſenkrecht auf dem Hauptſchnitt und zugleich ſenkrecht auf der Linie lγ ſteht, ſoll dieß mittelſt eines Schnittes γg geſchehen, ſo muß der Kryſtall ſo weit geſpalten werden, daß lγ: lg = 1: 2,67. Man kittet beide Stücke wieder mit canadiſchem Balſam zuſammen, wie nebenſtehender Hauptſchnitt zeigt. Kommt nun ein Strahl s, ſo wird derſelbe in zwei Strahlen o und e zerlegt. So lange s die ungefähre Richtung der Rhomboederkanten b und B hat iſt der Winkel soγ kleiner als 22°, für die Parallelität beträgt er ſogar 14½°, und in dieſem Falle wird der ordentliche Strahl mit 1,654 Brechungsquotient von der Balſamſchicht mit 1,536 Brechungsquotient total nach s' reflectirt und von der ſchwarzen Firnißdecke, womit man die Seitenflächen überzieht, ver - ſchluckt. Der außerordentliche Strahl e dagegen, der 1,483 Brechungsquotient haben kann, geht durch die Balſamſchicht durch, und mit dieſem beobachtet man. Durch ſeine Farbloſigkeit hat das Prisma Vorzug vor den Tur - malinplatten.

107Schwingung der Aethertheilchen.

Erklärung. Man denkt ſich, daß die Aethertheilchen eines unpo - lariſirten Lichtſtrahles s ſenkrecht gegen den Strahl nach allen Richtungen, bei den polariſirten s' und s0 dagegen entweder nach der einen Richtung r0 r0 oder nach der andern r 'r' zu ſchwingen gezwungen ſeien. Beide Richtungen r0 und r 'ſtehen auf ein -

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ander ſenkrecht, man ſagt, die Strahlen s0 und s' ſeien ſenkrecht zu ein - ander polariſirt. Wenden wir dieß an:

Bei optiſch einaxigen Kryſtallen conſtruirte Fresnel um die beiden Elaſticitätsaxen c a, die ihrer Richtung nach mit den gleichnamigen kryſtallographiſchen zuſammenfallen, eine Ellipſe, und drehte dieſe Ellipſe um die Axe c c. Sie gränzt ein Revolutionsellipſoid ab, deſſen Querſchnitt a a a a ein Kreis iſt, parallel welchem die Elaſticität im Kry - ſtall nach allen Richtungen die gleiche iſt. Da der ordinäre Strahl o überall nach dem gleichen Geſetz gebrochen wird, ſo müſſen ſeine Aether - theilchen parallel dem Querſchnitte des Revolutionsellipſoides ſchwingen, denn nur ſo finden ſie gleichen Widerſtand, während die Ungleichartigkeit des Widerſtandes nach den andern Richtungen das variable Geſetz des außerordentlichen Strahles bedingt. Nur wenn das Licht parallel der Axe c geht, liegen die Aetherſchwingungen beider Strahlen o und e der Axenebene a a a a parallel, dieß gibt daher die Richtung der optiſchen Axen.

Bei optiſch zweiaxigen Kryſtallen ſind drei verſchiedene Elaſticitätsaxen a b c vorhanden. Conſtruirt man damit die drei auf einander ſenkrechten elliptiſchen Ebenen a b, a c und b c, ſo kann man in dieſem elliptiſchen Sphäroid mit der mittlern Elaſticitätsaxe (d. h. der Axe von mittlerer Länge, die a ſein mag) zwei Kreiſe a A a conſtruiren. Nur zwei ſolcher Kreiſe ſind möglich, welche durch die Axe a gehen und ſymmetriſch gegen b und c liegen, ſenkrecht auf dieſe Kreisebenen ſtehen die beiden opti - ſchen Axen o o. Ihr ſcharfer Winkel wird entweder durch die kürzeſte a (poſitiv) oder die längſte Elaſticitätsaxe b (negativ) halbirt, je nach der Beſchaffenheit der Ellipſen. Jeder Kreis mit ſeiner ſenkrechten Axe o o bildet das Analogon eines optiſch einaxigen Kry -

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ſtalls. Daher muß die optiſche Queraxe die Axe mittlerer Elaſticität ſein, während die Mittellinie die kürzeſte oder längſte Elaſticitätsaxe ſein kann.

Sehe ich durch eine Turmalinplatte gegen das Doppelbild im Kalk - ſpath, ſo ſchwindet bei aufrechter Turmalinaxe c das ordentliche Bild, und nur das außerordentliche bleibt ſichtbar, folglich gehen in dieſer Stellung die außerordentlichen Strahlen, welche im Sinne der Axe c ſchwingen, durch. Lege ich dagegen c horizontal und die Axenebene a a aufrecht, ſo ſchwindet das außerordentliche Bild, es können nur die Strahlen, welche parallel a a ſchwingen, durch. Das iſt nun auch der Grund, warum in der Turmalinzange mit gekreuzten Axen Dunkelheit entſteht: die eine108Ringſyſteme in Kryſtallen.Platte läßt nur die ordentlichen, die andere die außerordentlichen durch folglich kann keines von beiden durch beide Platten zugleich gehen.

Ringſyſteme in geſchliffenen Kryſtallen.

Optiſch einaxige Kryſtalle. Schleift man einen Kalkſpath

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ſenkrecht gegen die Hauptaxe c, und nimmt das Stück in eine Turmalinzange mit gekreuzten Axen, ſo er - ſcheinen gegen das Tageslicht geſehen ſchönfarbige Kreiſe mit einem dunkeln Kreuz. Das ſchwarze Kreuz entſpricht den Schwingungsebenen der Aethertheilchen im Turmalin. Bei parallelen Turmalinaxen iſt die Er - ſcheinung nicht ſo ſchön, das Kreuz wird hell und die Farben ſchlagen in Complementärfarben um. Je dicker die Platte und je ſtärker die Differenz der Brechungsexponenten beider Strahlen, deſto ſchmäler die Ringe. Daher ſieht man bei dünnen Plat - ten, namentlich wenn die Maſſe nicht ſtark doppelt bricht, wie z. B. das Eis, die Ringe nicht oder doch ſehr breit. Im homogenen Lichte (Wein - geiſt mit Steinſalz auf den Docht geſtreut) ſchwinden die Farben, die Ringe ſind blos dunkel und hell. Wenn die Minerale nach der Gradend - fläche einen blättrigen Bruch zeigen, wie z. B. der prachtvoll bei einer Temperatur von 15° 20° kryſtalliſirte viergliedrige Nickelvitriol (ṄiS⃛ + 7 Ḣ̶ Pogg. Ann. 12. 144), ſo darf man ſie nur ſpalten und zwiſchen die Turmalinzange nehmen.

Circularpolariſation. Der Bergkryſtall zeigt zwar in ganz dünnen Platten ein ſchwarzes Kreuz, allein bei dicken verſchwindet das Kreuz gänzlich, wir ſehen in der Mitte einen gefärbten Kreis von

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den Ringen außen umgeben. Dreht man eine Turma - linplatte in der Turmalinzange, ſo durchläuft bei gehö - riger Dicke der innere Kreis alle prismatiſchen Farben. Bringt man den Quarz auf den Polariſationsapparat, wo ihn nur Strahlen, die parallel der optiſchen Axe gehen, treffen, alſo keine Ringe erſcheinen, ſo zeigt er durch ein Nicol’ſches Prisma angeſehen eine prachtvolle gleichartige Fär - bung, doch müſſen die Flächen gut parallel geſchliffen ſein. Gehen dieſe Farben bei einer rechten Drehung des Nicol’ſchen Prismas oder der Tur - malinplatte von Roth durch Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett, ſo heißen ſie rechts gedreht, und zeigen ſie dieſelbe Farbenfolge bei linker Drehung, links gedreht. Auffallender Weiſe richtet ſich das nach den Tra - pezflächen x, l iſt ein links und r ein rechts drehender Kryſtall. Solche Circularpolariſation hat Paſteur (Pogg. Ann. 80. 127) auch bei Löſungen von Kryſtallen nachgewieſen, wie z. B. der rechts - und links Traubenſäure, deren Flächen man es ſchon anſieht, wohin ihre Flüſſigkeiten drehen werden!

Optiſch zweiaxige Kryſtalle zeigen ſenkrecht zu einer der opti -

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ſchen Axen geſchnitten etwas elliptiſche Farbenringe mit einem ſchwarzen Strich, z. B. Arragonit. Bei der Dre - hung der Kryſtallplatte dreht ſich auch der Strich, aber nach der entgegengeſetzten Seite hin. Oft braucht man nicht ein Mal zu ſchleifen, z. B. bei blättrigen Topasſtücken, man darf dieſelben nur in der Richtung einer optiſchen Axe zwi -109Ringe optiſch 2axiger Kryſtalle.ſchen die Turmalinzange bringen, um die ſchöne Erſcheinung zu ſehen. Wenn der Winkel der optiſchen Axen ſcharf iſt, wie beim Weißbleierz 15′, Salpeter 20′ ꝛc., ſo ſieht man ſenkrecht gegen die optiſche Mittellinie geſchnitten, zwei Cur - venſyſteme, welche die Eigenſchaf - ten der Lemniscaten haben, und deren Form ſich bei Drehung der Kryſtallplatte nicht ändert, wohl aber wird die Lage der beiden ſchwarzen Curven gegen die Lem - niscaten ſtets eine andere. Wenn die Axenlinie a a der Salpeter - platte in der Turmalinzange 45°

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ſchief nach links oder rechts liegt, ſo iſt die Mitte ſchön gefärbt, und die ſchwarzen Striche bilden nach außen offene Hyperbeln, ſo wie dagegen die Linie a a aufrecht ſteht, ſo erzeugt ſich ein ſchwarzes Kreuz, was die Mitte gänzlich verdunkelt.

Hierin liegt ein praktiſches Mittel, optiſch einaxige Minerale von op - tiſch zweiaxigen zu unterſcheiden. Denn einaxige bleiben zwiſchen gekreuzten Turmalinplatten bei jeder Drehung dunkel, zweiaxige werden dagegen bei einer Kreisdrehung zwei Mal dunkel und zwei Mal hell. Noch bequemer hat man es auf dem Polariſationsapparate. Glimmer, To - pas ꝛc. liefern gute Beiſpiele. Beſonders intereſſant iſt der Glimmer, weil darunter ſich zuweilen auch optiſch einaxige Blätter finden.

Den Charakter der optiſchen Axen, ob ſelbe poſitiv oder negativ ſeien, findet man durch Kreuzung mit einer Platte von bekanntem Cha - rakter. Werden die Ringe kleiner, ſo beſitzen beide Subſtanzen gleichen Charakter, denn das Plattenpaar wirkt wie eine einzige dickere Platte. Werden die Ringe größer, ſo beſitzen ſie verſchiedene Charaktere, denn das Plattenpaar wirkt wie eine dünnere Platte.

Die Betrachtung der Farben in den Ringen führt zu den feinern optiſchen Unterſchieden, die wir nur kurz erwähnen können. Beim Sal - peter iſt der Winkel der rothen Axen kleiner als der blauen, beim Weiß - bleierz iſt es umgekehrt, aber da ſie dem 2gliedrigen Syſteme angehören, ſo ſind die Farben rings gleich vertheilt, wofern der Schliff nur ſenk - recht gegen die optiſche Axe geführt iſt. Bei den 2+1gliedrigen Syſte - men, wie z. B. beim weinſteinſauren Kalinatron (Seignetteſalz), deſſen optiſche Axen für die rothen Strahlen 76°, für die violetten 56° haben, fällt der Mittelpunkt der verſchiedenfarbigen Ringe nicht mehr zuſammen, dadurch entſteht dann eine Verſchiedenheit der Farben zwiſchen vorn und hinten, die der Unregelmäßigkeit des Kryſtallſyſtemes entſpricht.

Farben dünner Kryſtallblätter. Schleift man optiſch ein - axige Kryſtalle parallel der optiſchen Axen, oder optiſch zweiaxige parallel mit der Ebene der optiſchen Axen in dünne Blättchen, ſo zeigen ſie im polariſirten Licht prachtvolle Farbenerſcheinungen. Am beſten eig - net ſich in dieſer Beziehung Gyps, weil ſein ſehr deutlich blättriger Bruch parallel der optiſchen Axenebene liegt. Gleich dicke Blättchen erſcheinen einfarbig, ungleich dicke mehrfarbig, Beweis daß die Farbe von der Dicke abhängt. Bei ſenkrecht gekreuzten Schwingungsebenen des Polariſations -110Dichroismus.apparates ſind die Blättchen farblos, ſobald die optiſche Mittellinie des Blättchens mit einer der Schwingungsebenen zuſammenfällt. Dreht man das Gypsblatt im Azimuth aus dieſer Stellung nach der einen oder an - dern Seite hin, ſo werden die Farben immer lebhafter, am lebhafteſten bei 45°. Iſt auf dieſe Weiſe die lebhafteſte Farbe eingeſtellt, ſo entſtehen dann bei der Drehung des Nicol’ſchen Prismas um 45° die Complemen - tärfarben. Kreuzt man zwei gleichfarbige Gypsblättchen ſo, daß die un - gleichnamigen Axen zuſammenfallen, ſo wird die gedeckte Stelle entfärbt. Dickere Gypsplatten werden beim Drehen nur hell und dunkel, zeigen aber gegen homogenes Licht geſehen dunkele hyperboliſche Streifen, in der Lage, wo dünne Blättchen die ſchönſten Farben ſehen laſſen.

Dichroismus.

Schon im bloßen Lichte zeigen manche Minerale Zweifarbigkeit, der

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Dichroit hat ſogar ſeinen Namen dar - nach bekommen. Merkwürdiger jedoch iſt die Verſchiedenheit der Farben beider Bilder doppeltbrechender Mittel. Schon Brewſter hat gezeigt, daß von den beiden Kalkſpathbildern das außerordentliche eine tiefere weniger leuchtende Farbe habe, als das ordentliche. Sieht man nun vollends durch Kalkſpath einen Rubin an, ſo wird für gewiſſe Stellungen das eine Bild auf Koſten des andern rother. Im Maximum findet der Unterſchied ſenkrecht gegen die Axe geſehen Statt, wo bekanntlich die Bilder am weiteſten auseinan - der treten. Haidinger über Pleochroismus (Pogg. Ann. 65. 1) hat zu dieſem Zwecke ein kleines Inſtrument, Dichroſkop, conſtruirt. In ſeiner einfachſten Geſtalt bedeckt man zwei Rhomboederflächen des Islän - diſchen Doppelſpathes mit ſchwarzem Firniß, ſchleift vorn und hinten eine Fläche H an, welche ſenkrecht gegen die Endkanten P / P des Rhomboeders ſteht. Vorn klebt man mit Canadabalſam eine Vergrößerungslinſe L auf, damit beide Bilder durch ſchwache Vergrößerung etwas deutlicher werden, hinten ein Spiegelglas s. Außerdem verſieht man die Hinterſeite mit einer Blendung, worin eine kleine oblonge Lichtöffnung geſchnitten wird, damit bei Beſchauung größerer Kryſtalle zwei Farbenfelder ſcharf getrennt ſind, und die Farben deutlicher hervortreten. Die lange Seite des Ob - longums legt man der langen Diagonale der Schnittfläche H parallel, und die kurze Seite macht man ſo lang, daß die beiden Bilder mit ihrer lan -

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gen Seite an einander ſtoßen. Durchſehend gewahren wir zwei Bilder: ein ordinäres o nach der langen Seite, und ein extraordi - näres nach der kurzen Seite ſchwingend. Um zu ſehen, welches Bild e oder o ſei, dürfen wir nur einen ſchwarzen Fleck auf weißes Pa - pier machen, o iſt dann glatt, ohne ſichtbare Papierfaſern, an e ſieht man nicht blos die Papierfaſer, ſondern es hat auch einen ſehr deutlichen gelben und blauen Saum, die beide einander gegenüber liegen.

Nehmen wir jetzt einen kleinen Rubin von Ceylon, der in regu - lären ſechsſeitigen Säulen mit 3 - und 6gliedrigen Endflächen kryſtalliſirt,

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und kleben ihn horizontal der Axe c mit Wachs auf einen Nadel - knopf: parallel der Axe c durchgeſehen, alſo ſenkrecht gegen die Gradendfläche (Farbe der Baſis), bleiben beide Bilder unverändert pur -111Dichroſkop.purroth, ihre Schwingungen gehen ſenkrecht gegen die Axe c, die Farben ſind daher nicht verſchieden, von Kleinigkeiten abgeſehen. Legen wir jetzt die Rubin - axe c der Schwingungsebene von o parallel, ſo wird o ganz bleich, e bleibt aber intenſiv roth (Axenfarbe), wie vorher, die Schwingungen parallel der Rubinaxenebene a a fallen hier mit denen von e zuſam -

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men. Stellen wir daher die Rubinaxe c aufrecht, ſo muß ſich umgekehrt e entfärben, und o roth bleiben. Eine Folge davon iſt, daß bei ſchiefer Stellung der Rubinaxe c gegen die lange Oblongſeite, wenn

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die Drehung 45° beträgt, beide Bilder gleich ausſehen, aber bleicher. Es macht ſich bei dieſer Drehung aus der horizontalen oder ver - ticalen Axenſtellung in die ſchiefe gerade ſo, als wenn das eine

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Bild ſich auf Koſten des andern färbte, daher erſcheinen im Gleichgewicht vou 45° beide blaſſer. Die Farbe der Baſis und Axenfarbe ſind bei den potiſch einaxigen Mineralen ſehr wenig von der Farbe im bloßen Licht verſchieden. Das Intereſſe liegt mehr in der Differenz der Farben beider Bilder, in welcher Beziehung ſich die einzelnen Minerale nicht gleich verhalten. Man ſagt daher, ſie wirken mehr oder weniger auf das Dichroſkop.

Nehmen wir jetzt einen braſilianiſchen Topas, wo möglich lilafar - bigen, der 2gliedrig in geſchobenen Säulen von 124° mit ſehr blättriger Gradendfläche kryſtalliſirt. Die Säulenkante geht der Axe c parallel, die kurze Diagonale des Blätterbruchs entſpricht der Axe a, und die lange der b. Sehen wir jetzt mit dem Dichroſkop parallel der Axe c ſenkrecht gegen den blättrigen Bruch, ſo iſt o ſchön lilafarbig, e lichtweingelb, vorausgeſetzt daß die Axe b der lan - gen Oblongſeite parallel liegt; umgekehrt iſt aber e lila und o

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gelb, ſobald die kurze[Axe] a der langen Oblongſeite parallel geht. Gleich - farbig werden dagegen beide Bilder für die Zwiſchenſtellung, ſobald eine der Säulenflächen ungefähr der langen Oblong - kante parallel geht, und in dieſem Falle ſchwächt ſich das Lila ab, indem es ſich unter beide Bilder gleichmäßig vertheilt. Gegen die ſcharfe Säulenkante geſehen iſt bei horizontaler Lage der

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langen Oblongkante o gelb und e roth, bei verticaler dagegen o roth und e gelb. Gegen die ſtumpfe Säulenkante geſehen tritt zwar der Unter - ſchied nicht ſo ſcharf hervor, allein im richtigen Lichte betrachtet iſt doch das obere Bild entſchieden blaſſer, als das untere, und beim Anſchleifen möchte vielleicht der Unterſchied noch ſtärker hervortreten. Zur Verſinnli - chung dieſer 6 Fälle mache man ſich eine Oblongſäule mit Gradendfläche, deren Kanten reſpective den drei Axen a b c entſprechen, trage die Schwingungsrichtungen durch Striche ein. Dann ſieht man, daß auf den Säulenflächen A B alle rothen Bil - der r parallel der Axe c ſchwingen; auf B C alle gelben g parallel der Axe a ꝛc. Will man jedoch kleine Unterſchiede feſthalten, ſo ſind auf jeder Fläche für die verticale und horizontale Stellung des dichroſkopiſchen Sehlochs zwei Farben zu unterſcheiden auf A gelb parallel b und roth parallel c ſchwingend; auf B gelb parallel a und roth parallel c ſchwingend; auf C roth

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parallel b und gelb parallel a ſchwingend. Für die Zwiſchenſtellung des112Iriſiren, Anlaufen.Sehlochs ändern aber die Farben, jedoch gehört das Detail davon in die feineren Unterſuchungen der Optik.

Iriſiren finden wir beſonders bei blättrigen Mineralien: auf Klüften zeigen ſich ſehr ſchönfarbige Ringſyſteme (Neutonianiſche Farbenringe), ihr Daſein blos einer dünnen Luftſchicht dankend, die Interferenzen der Lichtwellen erzeugt. Am blättrigen Gyps zeigen ſie ſich häufig, bewegen ſich ſogar beim Druck, ſind im reflectirten Lichte am ſichtbarſten, und bleichen beim durchgehenden. Die brillanten Farben dünner Blättchen, wie ſie ſich beſonders beim Zerreißen des Talkes zeigen, finden auch durch Interferenz ihre Erklärung. Die Regenbogenachate von Oberſtein iriſiren beim durchfallenden Lichte, da hängt es weſentlich mit der Ge - ſteinſtruktur zuſammen. Granaten von Piemont zeigen nach der Entdeckung von Sismonda auf ihren Flächen feine Streifen, welche Regenbogenfarben erzeugen, taucht man ſie ins Waſſer, ſo ſchwindet die Farbe ſo lange, bis ſie wieder trocken ſind.

Das Anlaufen erzeugt ebenfalls nicht ſelten Regenbogenfarben, die in einem dünnen Niederſchlage oder einer dünnen Zerſetzungsſchicht ihre Erklärung finden. Prachtvoll bunt angelaufen und zwar pfauen - ſchweifig findet ſich: Steinkohle, Eiſenglanz, Brauneiſenſtein, Kupfer - kies ꝛc. ; taubenhälſig gediegen Wismuth; regenbogenfarbig Grauſpießglanz ꝛc. Man kann die Urſache oft leicht verfolgen. Wenn man z. B. einen glänzenden Schwefelkies wiederholt befeuchtet und trocknen läßt, ſo überzieht er ſich bald mit einer iriſirenden Schicht in Folge chemi - ſcher Zerſetzung. Vergleiche hier die künſtlichen Nobili’ſchen und Böttcher - ſchen Farben auf Metallplatten, die Färbung des Wismuths (Pogg. Ann. 74. 586 ), Kupferkies ꝛc. Die Schicht kann auch einfarbig ſein, ſo läuft Silber gelb an ꝛc.

Ein einfaches Verſchießen der Oberflächenfarbe kommt beſonders bei opaken Erzen vor, Magneteiſen hat auf alten Bruchflächen eine etwas andere Farbe als innen, Buntkupfererz läuft an friſcher Bruchfläche ſchon nach wenigen Tagen mehr roth an ꝛc.

Ein inneres eigenthümliches von der Struktur herrührendes Farben - ſpiel kommt noch bei vielen Mineralen vor: das blaue Licht des Adular; die Regenbogenfarben des Feldſpath und Labrador; die brennenden Far - bentinten im Innern edler Opale; der Lichtſchein der Faſerſtruktur des Gypſes und Katzenauges; das wogende Licht mehrerer Edelſteine des Sternſapphirs und Chryſoberylls; die prangenden Farben foſſiler Perl - mutter (Muſchelmarmor von Kärnthen). Man hat dieſe Erſcheinungen noch nicht alle genügend erklären können, namentlich räthſelhaft iſt die Pracht des Labradoriſirens: nach Brewſter gehen die Farbenreflexe unter dem Mikroſkop von kleinen viereckigen Blättchen aus, die entweder leer oder mit Materie geringerer Brechkraft erfüllt ſein müſſen. Fluoriren nennt man die eigenthümliche blaue Färbung, die beſonders ſchön bei Cumberländiſchen Flußſpathen beobachtet wird. Auch rohes Schieferöl, ſchwefelſaures Chinin, Aufgüſſe von Kaſtanienrinde ꝛc. zeigen ſie. Stockes (Philos. Transact. 1852) meint, daß die unſichtbaren Strahlen jen - ſeits des äußerſten Violett, durch eine im Innern dieſer Körper vor ſich gehende Zerſtreuung, in andere Strahlen verwandelt werden, welche in die Gränze der Brechbarkeit fallen, für welche die Netzhaut empfindlich iſt.

113Glanz, Durchſichtigkeit.

Glanz

wird durch Reflexion der Lichtſtrahlen hervorgebracht. Bildet übrigens eine complicirte optiſche Erſcheinung. Haidinger Sitzungsberichte der Kaiſ. Akad. Wiſſenſch. 1849. Heft IV. pag. 137.

Der Grad des Glanzes: ob ſtark glänzend, glänzend, wenig glänzend, ſchimmernd (Feuerſtein), oder matt (Kreide), hängt meiſt von der Ebenheit der Oberfläche und bei Gemengen von der Größe des Korns ab. Wichtiger iſt

die Art des Glanzes, welche von der Strahlenbrechung und Polariſation abhängen ſoll: 1) Metallglanz iſt der intenſivſte und ſtets mit völliger Undurchſichtigkeit des Körpers verbunden. Gold, Silber, Kupfer, Blei - glanz ꝛc. 2) Diamantglanz tritt mit der Durchſcheinenheit ein. So - wie Blende, Zinnſtein, Rothgülden ꝛc. durchſichtig werden, geht ihr zweifelhafter Metallglanz in Diamantglanz über. Diamant und Weißblei - erz die ſchönſten Beiſpiele. 3) Fettglanz gleicht Körpern mit fetten Oelen beſtrichen. Eläolith und Pechſtein liefern Muſter. 4) Glas - glanz, der Glanz des Glaſes und Bergkryſtalls, findet ſich bei den bei weitem meiſten Mineralen, die nicht metalliſch ſind. Perlmutterglanz, von entfernter Aehnlichkeit mit Perlmutter, wird beim Blätterzeolith, Gyps, Glimmer ꝛc. durch die Lagerung der Blätter, und Seidenglanz beim Weißbleierz, Faſergyps, ſchillernden Asbeſt ꝛc. durch die Faſerſtruktur er - zeugt. Subſtanzen mit geringer Strahlenbrechung zeigen Glasglanz, mit ſtärkerer Diamantglanz, mit ſtärkſter Metallglanz! Vom Glanze der Flächen hängt die Deutlichkeit der Bilder ab, welche man im reflectirten Lichte darauf ſieht. Dieſe Bilder werden in eigenthümlicher Weiſe verändert, ſobald man z. B. einen Alaunkryſtall ins Waſſer taucht, abtrocknet und wieder darauf ſieht, oder wenn man Flußſpath mit Schwefelſäure, Kalk - ſpath mit verdünnter Salpeterſäure behandelt, Brewſter in Fechners Cen - tralblatt für Nat. und Anthropol. 1853. Nro. 42.

Durchſichtigkeit

hängt von der Menge durchgehender Lichtſtrahlen ab. Dabei muß die Gleichartigkeit der Maſſe wohl berückſichtigt werden, denn durch Riſſe und Sprünge können ſelbſt die klarſten Minerale ſich trüben. Wenn der Körper Lichtſtrahlen zerſtreut und verſchluckt, ſo ſpielt natürlich auch die Dicke ein weſentliches Moment. Durchſichtig heißen Minerale, wenn man durch ſie ſcharfe Umriſſe erkennt, z. B. leſen kann: Edelſteine, Bergkryſtall, Kalkſpath, Gyps. Eine rauhe Oberfläche hindert dieſe Durch - ſichtigkeit zwar leicht, allein will man ſie nicht durch Schleifen und Poli - ren entfernen, ſo darf man nur an gegenüberſtehenden Enden Glasplatten mit kanadiſchem Balſam aufkleben. Für optiſche Verſuche ein wichtiges Hilfsmittel. Halbdurchſichtige Minerale dürfen polirt nur verwa - ſchene Umriſſe zeigen, Durchſcheinende laſſen nur noch in dünnern Stücken einen Lichteindruck wahrnehmen, dieß endigt endlich mit der Durchſcheinenheit an den Kanten, wie im Hornſtein, Kalkſtein. Undurchſichtig heißen die Erze und Metalle, welche ſelbſt an den kan - tigen Bruchſtücken keinen Lichtſchimmer mehr zeigen. Zwar weiß man,Quenſtedt, Mineralogie. 8114Optiſche Eigenſchaften: Farbe.daß ſelbſt die opakſten Körper, wie z. B. Gold, als dünner Schaum von wenigſtens $$\frac{1}{200,000}$$ Zoll Dicke zwiſchen Glasplatten gelegt ein grün - liches Licht durchfallen laſſen, feine Eiſenglanzblättchen ſcheinen blutroth durch ꝛc., doch nennt der Mineralog das alles undurchſichtig.

Farbe

ſpricht das Auge am unmittelbarſten an, daher legte auch Werner ein großes Gewicht darauf. Die Körper ſcheinen einen Theil der farbigen Lichtſtrahlen zu verſchlucken, und die übrigen müſſen dann ebenfalls far - big zurückgeworfen werden. Das Studium der feinern Farbenſchatti - rungen macht zwar große Mühe, wer jedoch mit Farbenmiſchungen über - haupt ſich abgegeben hat, findet ſich leicht durch. Bekanntlich nimmt der Künſtler nur drei Grundfarben an: Roth, Gelb und Blau, weil er dar - aus alle andern miſchen, und durch Zuſatz von Weiß und Schwarz auch alle Töne hervorbringen kann. Braun iſt nur ein dunkler Ton von Gelb, denn das ziemlich reine Gelb der Gummigutt ſieht auf trockner Oberfläche braun aus. Stellt man die drei Hauptfarben in einen Kreis, ſo liegen dazwiſchen die drei Hauptmiſchfarben Orange (gelbroth), Violet (blau - roth), und Grün, ein ſo vollkommen Gemiſch von Blau und Gelb, daß darin das Auge keine der Grundfarben wieder erkennt, alſo:

[figure]

Das ſind, wie ſchon Göthe bemerkt, im Grunde die Farben des Spectrums, Newton nahm zwar ſieben an (Indigo), allein mehr aus theoretiſchen Gründen, um in der Zahl Uebereinſtimmung mit den 7 Tönen der Oktave zu bekommen. Da nun ferner zwiſchen Weiß und Schwarz das Grau liegt, ſo ſollte man 9 Charakterfarben unterſcheiden, nämlich 5 Grundfarben (Weiß, Schwarz, Blau, Gelb, Roth) und 4 Hauptmiſch - farben (Grau, Grün, Violet, Orange). Die Sprache hat aber auf Violet und Orange kein Gewicht gelegt, ſtatt deſſen hebt ſie Braun hervor, und ſo kam Werner zu folgenden 8 Charakterfarben:

  • 1) Schneeweiß, carrariſcher Marmor;
  • 2) Aſchgrau, Kalkepidot vom Fichtelgebirge;
  • 3) Sammtſchwarz, Obſidian;
  • 4) Berlinerblau, Sapphir, Cyanit;
  • 5) Smaragdgrün, Smaragd, Malachit;
  • 6) Zitronengelb, Rauſchgelb;
  • 7) Carminroth, Rubin;
  • 8) Kaſtanienbraun, Nilkieſel.

Jede Farbe hat nun ihre Schattirungen (Varietäten), dieſer wird es natürlich ſo viele geben, als man überhaupt miſchen kann, und da treten dann die Schwierigkeiten der ſichern Beſtimmung ein. Werner unterſcheidet beim

1. Weiß: ſchnee -, röthlich -, gelblich -, grünlich -, blaulich - (milch - weiß), graulich weiß. Aber eben ſo gut kann man von violettig -115Optiſche Eigenſchaften: Farbe.und orangeweiß ſprechen, die beim Quarz ſchön vorkommen. Das Schneeweiß hängt weſentlich von der Struktur ab: farbloſe Kryſtalle zu Pulver geſtoßen geben undurchſichtiges Weiß, wie ſich alſo Schnee zum klaren Eiſe, ſo verhält ſich weißer Statuenmarmor zum waſſerhellen Dop - pelſpath, Alabaſter zum Fraueneis. Auch durch Verwitterung entſtehen bei dem waſſerhellen Zeolith Schneefarben, indem durch Waſſerver - luſt ihre Atome gelockert werden. Am

2. Grau hebe ich nur das Perlgrau, ein violettiges Grau (Por - zellanjaſpis) und Rauchgrau, ein bräunlich Grau (Feuerſtein) hervor.

3. Schwarz verdanken die Steine häufig kohligen und bituminöſen Theilen oder Beimengungen von Magneteiſen. Rabenſchwarz hat einen Stich ins Grün, Pechſchwarz einen Stich ins Gelb, was be - ſonders am Pulver hervortritt.

4. Blau ſteht dem Schwarz am nächſten, beſonders durch Kobalt, Eiſen ꝛc. erzeugt. Da es neben Roth und Grün ſteht, ſo bilden dieſe hauptſächlich ſeine Nüancen. Das Laſurblau des Laſurſteins hat einen Stich ins Roth, und beim Violblau des Amethyſtes und Flußſpathes iſt Roth und Blau ins Gleichgewicht getreten. Im Lavendelblau des Porzellanjaſpis erkennt man Violblau mit viel Aſchgrau. Pflau - menblau im Zirkon, Spinell ꝛc. iſt ein röthlich Violblau. Smalte - blau am Achydrit ein reines Blau mit Weiß. Indigblau ein ſchwarzes Blau mit einem Stich ins Grün, Vivianit. Entenblau ein ſchwarzes Blau mit viel Grün im dunkelfarbigen Talk. Himmelblau ein weißes Blau mit Grün, Linſenerz, Türkis.

5. Grün hauptſächlich durch Chrom, Nickel, Kupfer, Eiſen erzeugt. Aus Blau und Gelb beſtehend ſtreift es beſonders nach dieſen Seiten hin. Spangrün hat viel Blau in der Kupferfärbung des Amazonen - ſteins. Seladongrün iſt in der Grünerde von Monte Baldo ſpangrün mit Grau. Berggrün ein blaſſes Spangrün mit viel Grau, Farbe der grünen Keupermergel. Lauchgrün im Praſem von Breitenbrunn hat viel Schwarz. Apfelgrün im nickelgefärbten Chryſopras von Ko - ſemütz ein reines weißes Grün, kaum mit einem Stich ins Gelb. Gras - grün ein reines Grün mit wenig Gelb, Strahlſtein, Diopſid, Buntbleierz. Geht leicht ins Spargelgrün, Blaßgrün mit viel Gelb, Apatit im Talk von Tyrol. Piſtaziengrün, im Epidot von Arendal, das ächte Sanftgrün der Maler, ein ſchwarzes Grün mit viel Gelb. Oliven - grün im Olivin iſt nicht ſo dicht, und hat auch Grau. Oelgrün im Pechſtein hat auch viel Grau und Gelb. Zeiſiggrün ein reines lichtes ſtark gelbliches Grün, Kalkuranglimmer.

6. Gelb beſonders durch Eiſenoxydhydrat erzeugt, Grün und Roth als Nebenfarben. Schwefelgelb ein lichtes Gelb mit einem entſchie - denen Stich ins Grün. Strohgelb blaſſes Gelb mit Grau, Karpholith. Wachsgelb iſt graubraun, Gelbbleierz. Honiggelb iſt dunkel mit einem Stich ins Roth, Honigſtein, Bernſtein, Flußſpath. Ochergelb iſt röthlichbraun. Weingelb iſt blos mit einem Stich ins Roth, Topas vom Schneckenſtein. Iſabellgelb hat viel Grau, Natrolith von Ho - hentwiel. Oraniengelb die Farbe der reifen Pommeranzen, Strich des Realgar.

8*116Optiſche Eigenſchaften: Charakterfarbe.

7. Roth rührt häufig von Eiſenoxyd her. Gelb und Blau als Ne - benfarben. Morgenroth ein hohes Feuerroth mit Gelb, Realgar, Rothbleierz. Hyacinthroth iſt das reine Gemiſch von Gelb und Roth, hat aber im Hyacinth ſchon etwas Schwarz. Ziegelroth hat viel Schmutziggrau, Farbe des Eiſenoxyds in den gebrannten Ziegeln. Schar - lachroth iſt hochroth mit einem ſtarken Stich ins Gelb, Zinnober. Fleiſchroth iſt blaß gelbroth am Feldſpath. Blutroth die Farbe des Pyrop’s mit Gelb. Roſenroth ein blaſſes reines Roth, Roſen - quarz. Pfirſichblüthroth im Lepidolith von Mähren hat viel Blau. Kolombinroth im edlen Granat iſt dunkel mit deutlichem Blau. Kirſchroth neigt ins Schwarze beim Rothſpießglanz.

8. Braun. Das Nelkenbraun im Rauchtopas und Axinit zieht ſich ins Violblau, das Haarbraun im Holzzinn ins Gelblichgrau, das Leberbraun im Granat von Orawitza ins Grün ꝛc.

Die Wichtigkeit der Farben iſt bei verſchiedenen Mineralen ſehr ver - ſchieden, und namentlich muß man wohl unterſcheiden, ob die Maſſe als ſolche farbig oder gefärbt ſei. Die Maſſe der gefärbten (wie die meiſten Silicate und Saliniſchen Steine) iſt an ſich farblos oder weiß, und bekommt erſt ihre Tinten durch eine fremdartige (metalliſche) Beimiſchung, die mehr oder weniger zufällig wegen ihrer Kleinheit noch nicht einmal überall beſtimmt ermittelt werden konnte. Wegen des zufälligen Färbemittels pflegen dann auch die ver - ſchiedenſten Farben vorzukommen: ſo möchte beim Quarz, Flußſpath, bei den Edelſteinen ꝛc. keine Farbe fehlen, und wenn ſie noch nicht gefunden iſt, ſo darf man ſie in Zukunft erwarten. Ganz anders verhalten ſich die farbigen Maſſen mit ihrer

Charakterfarbe, die Farbe iſt da nicht blos in ihren Nüanci - rungen enger begränzt, ſondern die Maſſe als ſolche kann gar nicht an - ders, als beſtimmtfarbig erſcheinen: Kupferlaſur iſt immer blau, Malachit grün, Bleiglanz grau ꝛc. Hier hat dann die Farbe eine ganz andere Bedeu - tung, und ihr genaues Studium iſt für das Erkennen unerläßlich.

Die Qualität der Farbe muß noch ganz beſonders hervorgehoben wer - den, denn ſie zeichnet ſich trotz aller Zufälligkeiten doch nicht ſelten in ſo ſpecifi - ſchen Unterſchieden aus, daß der Scharfblick eines Kenners mit Takt zu ſondern weiß, was der Ungeübte kaum für möglich halten würde. Vor allem übt der Glanz einen Einfluß: ſo wird durch den feuchten Glasglanz des Flußſpathes die bunte Farbe in einer Weiſe modificirt, daß man ſie überall wieder herauserkennt; der halbmetalliſche Schimmer des Diallag’s und ſeiner Verwandten läßt die Mannigfaltigkeit der Farben in einem allen gemeinſamen Schiller leuchten, der freilich oft ſehr verſteckt liegt. Beſonders aber verdienen vor den nicht - und halb-metalliſchen Farben

die Metallfarben Auszeichnung, deren eigenthümlicher Eindruck offenbar durch den Glanz bedingt iſt. Es ſind alles Charakterfarben, und wenn auch das Brennende und Extreme fehlt, ſo ſind ſelbſt die feinſten Abſtufungen wichtig, da ſie in unabänderter Schärfe der Subſtanz in - wohnen, vorausgeſetzt, daß ihr Gefüge keine Veränderung erleidet.

1. Roth. Kupferroth, die Farbe des Kupfers auf friſchem Strich, enthält bedeutend Gelb, aber nur wenig Grau. Weniger Roth117Optiſche Eigenſchaften: Metallfarben.ſind die glimmerartigen Blätter des Antimonnickel von Andreasberg, bleicher mit mehr Gelb und Grau der Kupfernickel. Das Roth im Buntkupfererz iſt ſchon ſo gelbgrau, daß man es tombakbraun nennen kann. Das ſchönſte

Tombakbraun kommt halbmetalliſch bei verwitterten Glimmern (Katzengold) vor, es iſt die Farbe der Meſſinglegirung mit viel Kupfer und wenig Zink, wobei alſo neben Graugelb immer noch ein Stich ins Roth bleibt. Der Sternbergit ſoll nach Zippe ausgezeichnet tombakbraun ſein. Der Magnetkies hat zwar ſchon viel Gelb, aber doch immer noch einen ſolchen Stich ins Roth, daß man ihn noch zum Tombakbraun ſtellen darf. Blende, Hauerit ꝛc. haben zwar auch viel Roth, ſind aber kaum halbmetalliſch.

2. Gelb. Speisgelb, Gelb mit Grau, ausgezeichnet beim Schwe - felkies; der Binarkies ſcheint ſchon etwas lichter. Meſſinggelb, die ausgezeichnete Farbe des Kupferkieſes, hat gegen Schwefelkies gehalten einen entſchiedenen Stich ins Grün. Goldgelb iſt das reinſte metalliſche Gelb, in ſeiner intenſivſten Farbe erinnert es mehr an Ocher - als Zitro - nengelb. Da dünne Goldblättchen grün durchſcheinen, ſo mag daraus zum Theil die meſſinggelbe Farbe der Siebenbürgiſchen Goldblättchen ſich erklären. Durch Legirung mit Silber folgen dann alle Stufen der Ver - blaſſung.

3. Weiß. Silberweiß, die Farbe des Silbers auf friſchem Strich, hat einen entſchiedenen Stich ins Gelb. Der Arſenikkies ſteht ihm zwar nahe, hat aber mehr Grau ſtatt Gelb. Wismuth und Glanz - kobald von Tunaberg ſind dagegen röthlichſilberweiß; Zinnweiß hat einen Stich ins Blau, Queckſilber, Antimon, Speiskobalt.

4. Grau hält die Mitte zwiſchen Weiß und Schwarz, und die Grän - zen ſind unſicher, ſo nennen Einige das Platin noch Weiß, Andere ſchon Grau. Das normale Grau iſt

Bleigrau, die Farbe des friſchen Bleies, ſie iſt bei den Erzen ſo verbreitet und ſelbſt in ihren feinern Abſtufungen ſo wichtig, daß man es nicht unterlaſſen muß, die Hauptabänderung zur Vergleichung ſich zu - ſammen zu ſtellen:

Weißlichbleigrau iſt das gediegene Arſenik auf friſcher Bruchfläche.

Gemeinbleigrau iſt das Grauſpießglanz, es hat einen Stich ins Blau, und unterſcheidet ſich dadurch von Stahlgrau.

Friſchbleigrau, die brennende Farbe des Bleiglanzes, zeigt einen entſchiedenen Stich ins Roth, noch rother iſt Molybdän.

Schwärzlichbleigrau iſt das gemeine Bleigrau mit viel Schwarz, Glaserz, Kupferglas.

Stahlgrau ein fahles Grau ohne Blau: Zinckenit, Schrifterz, Wismuthglanz, die lichten Fahlerze.

5. Schwarz. Eiſenſchwarz mit viel Grau, Magneteiſen, Ei - ſenglanz.

Das entſchiedene Blau und Grün fehlt alſo, beide treten aber häufig beim Anlaufen der Metallfarben auf.

Farbenzeichnung. Die Farben ſind nicht immer im Minerale gleichmäßig vertheilt. Ausdrücke wie punktirt, gefleckt, gewolkt, geflammt,118Specifiſches Gewicht.geſtreift, marmorirt ſind von ſelbſt verſtändlich. Höchſt eigenthümlich ſind die dendritiſchen Zeichnungen in Achaten und Kalkſteinen, deren ſchwarze Manganſuperoxydfärbung ſich wie Bäumchen verzweigt, welche namentlich in den Solnhofer Schiefern den alten Petrefactologen viel zu ſchaffen machten. Die Färbung vertheilt ſich darin nach dem Geſetz der Haarröhrchen. Aber auch in Kryſtallen ſind öfter ungleiche Färbungen am Diopſid, Turmalin von Elba ꝛc. ſehr auffallend, ſie verſchwimmen gegenſeitig in unregel - mäßigen Gränzen, beim Smaragd ſcheiden ſie ſich dagegen zuweilen genau nach der Gradendfläche der ſechsſeitigen Säule.

Strich. Die Farbe des Pulvers iſt namentlich bei Erzen nicht ſelten auffallend anders als die des unverletzten Minerals. Man nimmt das ſchon wahr, wenn man das Mineral einfach mit dem Meſſer ritzt. Deut - licher wird die Sache, ſobald man über die rauhe Fläche einer Porzellan - Biscuit-Platte hinfährt, wozu man die Hinterſeite einer porzellanenen Abdampfſchüſſel benützen kann.

Specifiſches Gewicht.

Darunter verſteht man das Verhältniß des Gewichts zum Volumen. Als Einheit nimmt man das Waſſer an, dann iſt ein Cubikzoll Quarz 2,65mal ſchwerer als ein Cubikzoll Waſſer.

Das abſolute Gewicht g durch das Gewicht eines gleichen Volu - mens Waſſers g γ dividirt gibt das ſpecifiſche Gewicht. Man bedient ſich dabei der gewöhnlichen Wage der Chemiker, die bei 100 Gramm Belaſtung noch 0,5 Milligramm, alſo $$\frac{1}{200,000}$$ Theil, angibt. Zu Löthrohr - proben hat man feine Hebelwagen, die bei 2 Decigrammen Belaſtung 0,1 Milligramm noch deutlich anzeigen. 1 Quentchen = 3,6 Gramm. Beiſpiel. Ein Topas wog in der Luft 8,75 Grm. = g; jetzt befeſtige man ihn an einem Coconfaden oder einem andern feinen Haar und wiege ihn unter Waſſer, er wird dann um ſo viel leichter ſein, als er Waſſer ver - drängt, alſo 6,25 Grm. = γ wiegen. Das Gewicht des gleichen Volu - men Waſſer muß daher g γ = 2,5 Grm. betragen, folglich das ſpecifi - ſche Gewicht 〈…〉 = 3,5.

Klaproth wog auch in einem Fläſchchen mit eingeriebenem Stöpſel, der oben ein Loch hat: zuerſt bringe das mit Waſſer gefüllte Fläſchchen auf der Wage ins Gleichgewicht, wirf das Mineralſtück in die Flaſche, ſo wird es gerade ſo viel Waſſer verdrängen als es groß iſt, alſo γ wie - gen. In der Luft gewogen war es aber g, woraus das Reſultat erwächſt.

Iſt das Mineral im Waſſer löslich, ſo wiegt man z. B. Steinſalz in Terpentinöl (0,872), Gyps in Alkohol. Man muß dann aber die gefundene Zahl mit dem ſpecifiſchen Gewicht der Flüſſigkeit, in welcher man gewo - gen hat, multipliciren.

So einfach das Verfahren auch ſein mag, ſo ſtellen ſich der genauen Ausführung doch Hinderniſſe aller Art entgegen. Namentlich ſpielt die Adhäſion des Waſſers eine Rolle, ſie macht fein vertheilte Niederſchläge bald ſchwerer bald leichter als derbe Stücke (Oſann Pogg. Ann. 73. 605). Wenn Minerale ein ſehr hohes ſpecifiſches Gewicht zeigen, ſo muß man119Cohäſionsverhältniſſe.möglichſt große Stücke wiegen, weil Fehler im Wiegen dann geringern Einfluß haben.

Beim Merken des ſpecifiſchen Gewichtes iſt es gut, an das der Erde zu denken. Laplace ſetzt die mittlere Dichtigkeit der Erde 4,76, Reich 5,5. Nehmen wir im Mittel 5fach, ſo wäre es das der gewöhn - lichſten Eiſenerze: Eiſenglanz, Magneteiſen, Schwefelkies ꝛc.

Am ſchwerſten ſind die gediegenen Metalle: Iridium 23,6, Osmiri - dium 21,12, Platin gemünzt 22,1 und Gold 19,3, beide letztere in ihrem natürlichen Vorkommen aber immer leichter.

Wolfram 17,6, Queckſilber 13,6, Blei 11,39, Silber kryſtalliſirt 10,8, Kupfer 8,96, Meteoreiſen 7,79.

Hier ſchließen ſich ſchon Erze an: Zinnober 8, Bleiglanz 7,5, Glaserz 7,2, Wolfram, Zinnſtein 7, Weißbleierz 6,5 ꝛc., die alſo alle über das Ge - wicht der Erde hinausreichen.

Das hohe Steingewicht bleibt dagegen immer unter dem 5fachen: Schwerſpath 4,5, Zirkon 4,4, Granat 4,3, Korund 4, Diamant 3,5.

Das gemeine Steingewicht ſinkt auf die Hälfte des Erdge - wichtes herab: Kalkſpath 2,7, Quarz 2,7, Feldſpath 2,6. Was darunter geht, ſind ſchon

leichte Steine, wie Gyps 2,3, Blätterzeolith 2,2, Schwefel 2, Stein - kohle 1,7 und leichter, Bernſtein 1,1.

Eichenholz 0,93, Tannenholz 0,55, Kork 0,24.

Schwefelſäure 1,85, Steinöl 0,75.

Atmoſphäriſche Luft 0,001299, Waſſerſtoff 0,00008937. Folglich Irid: Waſſerſtoff = 1: 0,0000038. Gediegen Iridium wäre alſo faſt drei - hunderttauſendmal ſchwerer als Waſſerſtoff.

Cohäſionsverhältniſſe.

Die Atome (Molecule) hängen unter einander auf verſchiedene Art zuſammen, namentlich unterſcheidet der Phyſiker drei Aggregatszuſtände a) Gasförmig oder elaſtiſchflüſſig. Atmoſphäriſche Luft dringt in alle Räume der Erde. Kohlenſäure bricht beſonders mit Quellen und Vulkanen hervor. Kohlenwaſſerſtoff, Schwefelwaſſerſtoff ꝛc. fehlen der Erde zwar nicht, allein ſie fallen mehr dem Gebiete der Chemie anheim.

b) tropfbarflüſſig. Meer, Seen und Flüſſe mit ihren Quellen, die unter Umſtänden eine feſte Form annehmen, fallen ſchon mehr in unſer Gebiet. Queckſilber und Steinöl, als von feſten Theilen der Erde ein - geſchloſſen, ſind nie beſtritten worden.

c) feſt, die Theile fließen nicht von ſelbſt auseinander, ſondern ihre Verſchiebung ſetzt einen Widerſtand entgegen, der bei verſchiedenen Körpern ſehr verſchieden ausfällt, und ein weſentliches Kennzeichen ab - gibt. Man nennt es Härtegrade, die mittelſt gegenſeitiger Ritzung geprüft werden, das Härtere ritzt das Weichere. Gewöhnlich bedient man ſich blos einfach des Federmeſſers. Mohs wendete auch eine Feile an, andere haben den Druck gemeſſen, welchen man ausüben muß, um den Körper zum Eindringen in das Mineral zu bringen (Franz Pogg. Ann. 80. 37). Für Ermittelung feiner phyſikaliſchen Eigenſchaften ſind ſolche120Härte.complicirten Inſtrumente allerdings wichtig, für den praktiſchen Minera - logen haben ſie jedoch nicht die Bedeutung, die man ihnen wohl hin und wieder beilegt. Für die Vergleichung der verſchiedenen Härtegrade iſt die Mohs’ſche

Härteſcala allgemein eingeführt:

  • 1) Talk, der grünlich weiße aus den Alpen.
  • 2) Steinſalz, blättriges, hat genau die Härte des Fingernagels, während der blättrige Gyps noch deutlich mit dem Nagel geritzt werden kann.
  • 3) Kalkſpath, beſonders der blättrige von Erzgängen, läßt ſich ſehr leicht mit dem Meſſer ritzen.
  • 4) Flußſpath.
  • 5) Apatit hat ungefähr Glashärte, läßt ſich daher mit dem Meſſer nur noch ſchwer beſchädigen.
  • 6) Feldſpath, beſonders der klare aus den Alpen, gibt mit dem Stahle noch keine ſtark glühenden Funken.
  • 7) Quarz mit dem Stahle gute Funken gebend.
  • 8) Topas, mit ihm beginnt die Edelſteinhärte.
  • 9) Korund iſt der härteſte unter den Gemmen, nur weit davon folgt der
  • 10) Diamant, der daher blos in ſeinem eigenen Pulver geſchliffen werden kann.

Gewöhnlich ſetzt man bei der Härteangabe blos die Zahl hin, doch darf man darin keine mathematiſchen Abſtufungen vermuthen, wozu die Deci - malbrüche mancher Schriftſteller verleiten könnten. Zwiſchen Korund und Diamant ſoll bei weitem der größte Abſtand ſein, was der Schleifer vor allem aus der Art wie er beim Schleifen angegriffen wird wahrnimmt. Der ächte Smirgel iſt Korund, und deshalb findet er beim Schleifen harter Steine hauptſächlich Anwendung. Quarz iſt unter den gemeinen Steinen der härteſte, was über ihn hinausgeht, zählt ſchon zur Edelſtein - härte. Unter dem Quarze ſtellt ſich Zinnſtein 7 6, Eiſenglanz 6, Eiſen 6 5 ꝛc. ein. Die meiſten gediegenen Metalle ſind unter Kalkſpathhärte, werden aber durch Legiren etwas härter.

Wenn man die Härte mit der Feile prüft, ſo wird vom Feldſpath = 6 die Feile zwar ſchon polirt, allein aus Ton, Pulvermenge und Politur der Feile kann man dennoch auf die Härte zurückſchließen.

Härteverſchiedenheiten kommen öfter an ein und demſelben Minerale vor, wie das in ſo auffallender Weiſe der Cyanit zeigt, der auf dem Blätterbruch 5 und auf den Säulenkanten 7 hat. Auf dem blätt - rigen Bruche des Gypſes kann man die Unterſchiede ſchon mit der Feder wahrnehmen. Wenn man damit über die Spiegelfläche hinfährt, ſo dringt ſie am leichteſten ſenkrecht gegen den Faſerbruch ein. Beim Kalkſpath fällt es gar mit dem Federmeſſer auf, was bereits Huyghens wußte: ritzt man nemlich den blättrigen Bruch längs der kurzen Diagonale von ſtum - pfem Winkel zu ſtumpfem Winkel, ſo bekommt man kein rechtes Pulver, wenn man an der Endecke c anſetzt, und hinabfährt, entgegengeſetzt von der Seitenecke aus umgibt ſich der Strich dagegen ſogleich mit viel Pulver. Beim Bleiglanz kann man die Sache mit bloßer Hand nicht mehr wahr - nehmen, doch ſoll die Maſſe parallel den Würfelkanten etwas härter ſein, als parallel den Diagonalen. Franz ſtellt als allgemeines Geſetz auf,121Tenacität, Bruch.daß die härteſte Richtung im Kryſtall den Blätterbrüchen parallel gehe, die weichſte aber darauf ſenkrecht ſtehe. Frankenheim de crystallorum cohaesione 1829 und Baumgärtners Zeitſchrift für Phyſik. 9. 94. See - beck in Hartmann’s Jahrbüchern der Mineral. und Geol. 1. 123.

Qualitative Härte (Tenacität).

1) Spröde, laſſen ſich ſchwer beugen, aber leicht zerreißen. Will man von dem Mineral mit dem Meſſer etwas trennen, ſo fliegen die Theilchen mit Geräuſch fort. Edle und halbedle Steine, Kalkſpath ꝛc.

2) Biegſam, laſſen ſich leicht beugen, aber ſchwer zerreißen: ela - ſtiſchbiegſam der Glimmer, welcher in ſeine vorige Lage zurückſpringt, gemeinbiegſam der Talk, welcher das nicht thut.

3) Milde, die Minerale laſſen ſich zu Staube oder Blättchen kratzen, die Stückchen bleiben aber auf dem Meſſer liegen. Gyps, Talk, Grau - ſpießglanz ꝛc.

4) Geſchmeidig, es laſſen ſich zerbrechliche Späne abſchneiden, Wismuth, Glaserz, Hornſilber.

5) Dehnbar, die abgeſchnittenen Späne ſind ſtreckbar (laſſen ſich zu Draht ziehen) und hämmerbar (laſſen ſich zu Blech ausplatten): Gold, Silber, Platin, Eiſen, Kupfer (Zink, Zinn), Blei. Vergoldete Silber - münzen ſcheinen auf friſcher Schnittfläche vergoldet zu ſein, weil ſich eine Goldhaut über den Schnitt legt. Platindraht innerhalb eines Silber - barren ausgedehnt, das Silber alsdann mit Salpeterſäure gelöſt, gibt Platinfäden, die das bloße Auge nicht ſieht, und wovon 140 auf einen Coconfaden gehen.

Zerſprengbarkeit iſt ſehr ſchwer, ſchwer, leicht oder ſehr leicht. Dehnbare Metalle laſſen ſich gar nicht zerſchlagen, ſondern nur zerreißen. Hornblendegeſteine, Gyps, Talk laſſen ſich ſchwer zerſchlagen, Obſidian dagegen ſehr leicht. Die Trennungsfläche heißt Bruch. Vom blättri - gen Bruch haben wir ſchon pag. 9 geredet. Ihm ſteht der dichte Bruch gegenüber, welcher ſein kann

1) muſchelig, vom Schlagpunkte gehen regelmäßige concentriſche Wellen aus, welche man nicht unpaſſend mit einer Muſchel verglichen hat. Nach der Art des Glanzes kann er Glas -, Opal - oder Feuerſtein - bruch ſein.

2) ſplittrig, auf der mehr oder weniger muſcheligen Schlagfläche reißen ſich grobe oder feine Splitter los: Serpentin, Hornſtein, Chalcedon. Meiſt nur bei unkryſtalliniſcher Maſſe.

3) Eben. Große Continuität, aber die Subſtanz ſchlammig, ge - wiſſe Kalkſteine.

4) Uneben, bei erdigen Maſſen.

5) Hackig, kommt nur durch Zerreißen geſchmeidiger Metalle zum Vorſchein, es ziehen ſich dabei Fäden, welche am gebrochenen Ende etwas einbiegen.

Zerreißbarkeit wird mit Stangen oder Drähten mittelſt Ge - wicht geprüft. Eiſen am haltbarſten.

Tragkraft beſonders für Bauſteine wichtig. Ein Porphyrcylinder122Elaſticität, Magnetismus.von einem Quadratfuß Fläche kann 5000 Ctr. tragen, Granit 1800, Marmor 450, Bimſtein 71.

Poroſität. Die Subſtanz enthält Zwiſchenräume, ſogar Blaſen mit Flüſſigkeiten und Gas gefüllt. Manche Minerale kleben an der Zunge, entwickeln unter der Luftpumpe Gas, nehmen färbende Mittel auf (Achat). Eine Goldkugel mit Waſſer angefüllt bekommt bei ſtarkem Druck auf der Oberfläche thauähnliche Tropfen (Acad. zu Florenz 1661).

Zuſammendrückbarkeit. Fundamente großer Gebäude drücken ſich zuſammen. Münzen erhalten durch den Stoß des Stempels ein Ge - präge, wobei das Volumen kleiner, folglich das ſpecifiſche Gewicht größer wird.

Elaſticität, der zuſammengedrückte Körper nimmt ſein urſprüng - liches Volumen wieder ein. Die Elaſticitätsaxen ergeben ſich beſonders durch den Klang und die Klangfiguren. Höchſt intereſſant iſt in dieſer Beziehung eine Abhandlung von Savart (Pogg. Ann. 16. 227) über den Bergkryſtall mittelſt Schallſchwingungen. Er ſchnitt kreisförmige Platten von einer Linie Dicke und 23 bis 27 Linien Durchmeſſer. Wären dieſe homogen wie Glas, ſo müßten ſie alle unter gleichen Bedingungen gleiche Knotenlinien und gleiche Töne geben. Das war aber nicht der Fall, ſon - dern die Töne auf den verſchiedenen Flächen konnten um eine Quinte von einander abweichen. Alle Flächen mit gleichem kryſtallographiſchen Ausdruck verhalten ſich gleich, nur mit der Ausnahme, daß am Dihexaeder die drei des einen Rhomboeder anders tönen, als die drei des andern, woraus hervorgehen würde, daß der Bergkryſtall rhomboedriſch genommen werden müßte. Auch Kalkſpath und Spatheiſenſtein wurden in die Unterſuchung hineingezogen.

Magnetismus.

Die Hauptrolle ſpielt in der Natur das Magneteiſen, von den Alten ausſchließlich Magnet genannt. Wenn derſelbe einige Zeit der Ver - witterung ausgeſetzt war, ſo zieht er Eiſenfeilſpäne an, bekommt einen Bart, wirkt alſo polariſch (attraktoriſch), aber immerhin nur ſchwach. Stark wirkt er dagegen auf die Magnetnadel und andere künſtliche Magnete (retraktoriſch), er kann damit z. B. aus dem Sande in großen Men - gen herausgezogen werden. Schwächer iſt der Magnetkies, das ein - fache Schwefeleiſen. Wenn man daher eiſenhaltige Minerale in der Deſoxydationsflamme des Löthrohrs zu kleinen Kugeln ſchmilzt, ſo werden dieſe magnetiſch, weil ſich Magneteiſen oder Magnetkies bildet. Unter den künſtlich gewonnenen gediegenen Metallen zeichnen die Phyſiker außer Eiſen noch Nickel, Mangan, Kobalt, Chrom aus.

Schwachen Magnetismus zeigen noch eine Menge von Mineralen. Dieſe zu erkennen fand Hauy ein ingeniöſes Mittel in der Methode des doppelten Magnetismus. Nähert man nämlich im magneti - ſchen Meridian einer Magnetnadelſpitze den gleichnamigen Pol eines Mag - netſtabes ſehr vorſichtig, ſo ſtellt ſich die Nadel ſenkrecht gegen den mag - netiſchen Meridian. In dieſer Nadelſtellung bewirkt die Nähe eines nur wenig magnetiſchen Körpers am Pole ſogleich ein Umſchlagen der Nadel. Fournet und Deleſſe (Ann. de Chimie et Phys. 1849. 3 sér. 25. 194) haben ſehr genaue Unterſuchungen angeſtellt, und beſtätigt, daß auch Eiſenglanz und rother Glaskopf polarmagnetiſch werden, wenn man ſie123Diamagnetismus. Electricität.mit ſtarken Magneten in Berührung bringt. Eiſenglanz von Elba fein pulveriſirt kann man mit einem ſtarken Magnet bis auf das letzte Körnchen wegnehmen, Beweis, daß das etwa beigemengte Magneteiſen nicht der Grund ſein kann. Plücker (Pogg. Ann. 74. 343) hat ſogar die Inten - ſität verſchiedener Eiſen -, Nickel - und Manganerze in Zahlen auszudrücken geſucht. Wenn ſelbſt Felſen, wie Baſalt, Serpentin, Thoneiſenſtein von Aalen ꝛc. ſich magnetiſch zeigen, ſo verdanken ſie dieß entweder dem bei - gemiſchten Magneteiſen, oder der Einwirkung des Erdmagnetismus. De - leſſe behauptet, daß dieſer polare Magnetismus von den Kryſtallaxen un - abhängig ſei.

Diamagnetismus. Obgleich Brugmans ſchon 1778 erkannte, daß eine Wismuthnadel zwiſchen die Pole eines Magnets gebracht ſo abgeſtoßen wird, daß ſie ſenkrecht gegen die Verbindungslinie beider Pole ſteht, ſo fand doch erſt Faraday (Pogg. Ann. 69. 289), daß alle Körper an einem Coconfaden zwiſchen die kräftigen Pole eines Elektromagneten gebracht entweder angezogen (axial) oder abgeſtoßen (aequatorial) werden. Körper die ſich axial ſtellen, heißen Magnetiſch, und die ſich äquato - rial diamagnetiſch. Für dieſe iſt Wismuth, was für jene Eiſen. Plücker (Pogg. Ann. 81. 115) zeigte weiter, daß dieſe Einwirkung bei Kryſtallen in eigenthümlicher Weiſe modificirt werde: es zeigen ſich mag - netiſche Axen, die im Allgemeinen mit den optiſchen zuſammenfallen. Wis - muth, Antimon, Arſenik ſtellen ſich mit ihrer rhomboedriſchen Hauptaxe als diamagnetiſche Körper äquatorial, ebenſo isländiſcher Doppelſpath. Andere Kalkſpathe verhielten ſich freilich entgegengeſetzt, Beweis genug für die Schwierigkeit dieſer feinen Unterſuchungen, welche hier zu verfolgen zu weit gehen würde. Schon der Erdmagnetismus kann beim Cyanit öfter eine Axenſtellung der Säule nach Norden bewirken.

Electricität.

Hat ihren Namen vom Bernſtein (ἤλεκτϱον), der gerieben kleine Körper anzieht und abſtoßt, was ſchon die ſyriſchen Frauen wußten, aber erſt im 17ten Jahrhundert erfuhr man, daß auch andere Harze, Schwefel, Glas ꝛc. dieſe Eigenſchaft haben.

Elektroſkope dienen zur Wahrnehmung der Elektricität. Das ein - fachſte iſt das elektriſche Pendel, Hollundermark an einem Seiden - faden aufgehängt. Empfindlicher iſt Hauy’s elektriſche Nadel, ein Meſſingdrath an beiden Enden zu einer Kugel verdickt ſchwingt horizon - tal in einem Glashütchen auf einer feinen Stahlſpitze nach Art der Mag - netnadel. Behrens Goldblatt-Elektrometer (Gilbert’s Annal. 23. 24) verbeſſert von Bohnenberger (daſelbſt 51. 190) und Fechner (Pogg. Ann. 41. 230) benutzte Rieß zu ſeinen Unterſuchungen, auch Coulombs Drehwage kann zu einem ſehr empfindlichen Apparat gemacht werden.

Leiter und Nichtleiter. Metalle und geſchwefelte Erze ſind gute Leiter, auch ſaliniſche Erze iſoliren nur unvollkommen. Saliniſche Steine und Silikate iſoliren dagegen im Allgemeinen gut, wie auch Glas, Schwefel und Harze. Seide und trockne Luft iſoliren, Waſſer und Waſſer - dampf leiten. Daher ein feuchter Zuſtand der Luft dem Experiment hin - derlich. Uebrigens weist Wiedemann (Pogg. Ann. 76. 404) auf ſinnreiche124Elektricität.Weiſe nach, daß die Kryſtalle die Electricität nach verſchiedenen Richtungen verſchieden leiten: beſtreut man eine Glas - oder Harzfläche mit ſchlecht - leitendem Pulver (Lycopodium), befeſtigt ſenkrecht darauf eine feine Nadel, ſo wird bei Annäherung mit einer Leidener Flaſche das Pulver von der elektriſirten Nadelſpitze aus nach allen Seiten hin gleichmäßig zerſtreut. Wendet man ſtatt des Glaſes z. B. ein Gyps - oder andres Kryſtallblatt an, ſo zerſtreut ſich das Pulver ungleich, am meiſten nach zwei diametral einander entgegengeſetzten Richtungen, am wenigſten ſenkrecht darauf. Es bildet ſich um die Nadelſpitze nicht ein Kreis, ſondern eine Ellipſe, deren lange Axe ſenkrecht gegen den muſcheligen Bruch ſteht. Es ſoll die Elek - tricität ſich nach der Richtung am ſchnellſten verbreiten, in welcher das Licht ſich relativ am ſchnellſten fortpflanzt.

Reibungselektricität iſt poſitiv (Glaselektr. ) oder negativ (Harz - elektr.). Schwefel, Bernſtein, Honigſtein, Asphalt iſoliren, zeigen daher in bloßer Hand gerieben Harzelektricität. Edelſteine nebſt Diamant, Quarz, Glimmer, Feldſpath, Hornblende und Augit, Zeolithe, Granat, Kalkſpath, Gyps, Flußſpath, Schwerſpath, Weißbleierz, Steinſalz ꝛc. iſoliren eben - falls, zeigen aber Harzelektricität. Malachit, Kupferlaſur, Buntbleierz, Eiſen - und Kupfervitriol, Rutil, Rothkupfererz ꝛc. iſoliren nur unvollkom - men und zeigen gerieben Harzelektricität. Graphit, Steinkohle, Magnet - eiſen, Wolfram, Schwefelkies, Kupferkies, Bleiglanz, Fahlerz müſſen iſo - lirt gerieben werden, um Harzelektricität zu zeigen, weil die bloße Hand leitet, und die erregte Elektricität ſogleich zur Erde fährt.

Da gleiche Elektricitäten ſich abſtoßen, ungleiche ſich anziehen, ſo darf man die Elektroſkope nur mit bekannter Elektricität laden, um ſo - gleich die Art der Elektricität zu erkennen. Beim Erfolge des Reibens kommt es freilich auch weſentlich auf die Beſchaffenheit der geriebenen Fläche an: an ein und demſelben Kryſtalle werden matte Flächen nega - tiv, glatte poſitiv elektriſch. Beim Cyanit zeigen ſich ſogar einige Kryſtalle poſitiv, andere negativ, ohne daß man einen äußern Grund in dem Aus - ſehen der Flächen angeben könnte. Das führt dann zu feinen Diſtinctio - nen. Der Kalkſpath wird ſogar ſchon durch Druck zwiſchen den Fin - gern poſitiv elektriſch, und zeigt dieſe Electricität noch nach vielen (11) Tagen, ebenſo Arragonit, Flußſpath, Topas. Am Glimmer zeigt bei der Spaltung die eine Hälfte ſich poſitiv, die andere negativ elektriſch.

Thermoelektricität (Pyroelektricität). Wenn man edle Tur - malinkryſtalle erhitzt, ſo bekommen ſie die merkwürdige Eigenſchaft, kleine Körper anzuziehen und abzuſtoßen, was ſchon die Indier lange wiſſen ſollen, von denen es die Holländer in Erfahrung brachten. Hauy hat ſich beſonders Verdienſte darum erworben. Er führt Turmalin, Boracit, Topas, Kieſelzinkerz, Faſerzeolith, Prehnit, Axinit, Sphen als thermoelek - triſch auf. Brewſter (Pogg. Ann. 2. 297) fügte noch mehrere hinzu, wor - unter beſonders Zucker und Weinſäure zu erwähnen iſt. Dieſer experimen - tirte ſehr einfach, indem er blos kleine Stücke der innern Membran von Arundo Phragmites die gewärmten Kryſtalle anziehen ließ. Später haben Köhler (Pogg. Ann. 17. 1616 ), G. Roſe (Pogg. Ann. 39. 285 und 59. 353) und Hankel (Pogg. Ann. 49. 493 ; 50. 237 und 61. 281) die Sache mit vollkommnern Inſtrumenten begründet.

Die Elektricität häuft ſich beſonders auf den Ecken und Kanten an,125Phosphorescenz.und bei Aenderung der Temperatur treten beide Elektricitäten am ent - gegengeſetzten Ende auf. Die Linie, welche dieſe Pole verbindet, heißt elektriſche Axe, ſie fällt mit einer kryſtallographiſchen meiſt zuſammen. Aber nicht die Wärme als ſolche, ſondern die Veränderung der Wärme erregt die Elektricität. Man kann daher einen ſolchen Kryſtall erwärmen, hält man ihn aber immer auf gleicher Temperaturhöhe, ſo zeigt ſich nichts, erſt bei zu - oder abnehmender Wärme tritt die Wirkung ein. Gewöhnlich unterſucht man bei abnehmender Wärme, und nennt dann den Pol mit Harzelektricität negativ (), mit Glaselektricität poſitiv (+); bei zunehmender ſchlagen dagegen beide um, der + wird und der wird +. Roſe und Rieß haben daher den negativen Pol auch analog genannt, weil bei abnehmender Temperatur Pol und Wärme das gleiche Vorzeichen () bekommen, der poſitive heißt dann antilog, weil die Elektricität ein anderes Zeichen (+) hat, als die abnehmende Wärme (). Gewöhnlich faßt man die Kryſtalle in einer iſolirenden Zange und erhitzt ſie in der Weingeiſtlampe.

1) Terminalpolar mit 1 Axe, die Kryſtalle zeigen nur eine elek - triſche Axe, welche mit der Kryſtallaxe c zuſammenfällt: Turmalin, Kieſel - zinkerz, Faſerzeolith. Beide erſtere ſind zugleich hemiedriſch, und meiſt kann man ſchon aus der Gruppirung der Flächen auf die Art des Poles ſchließen. Kieſelzinkerz zeigt ſich ſogar ſchon bei gewöhnlicher Temperatur elektriſch.

2) Terminalpolar mit 4 Axen: Boracit, die glänzenden Tetrae - derflächen + (antilog). Vielleicht auch Helvin.

2) Terminalpolar mit 2 Linien, davon die eine an beiden Enden analog, die andere antilog iſt: Axinit.

4) Centralpolar, die Enden der Axe a ſind beide + (antilog), das Centrum aber (analog); Topas und Prehnit.

Galvanismus heißt die Elektricität, welche bei der Berührung verſchiedener Körper rege wird. Es zeigt ſich beſonders bei Metallen, und im Gebirge mögen gar manche chemiſche Prozeſſe dadurch Erklärung finden. Berzelius hat darauf ſeine berühmte elektromagnetiſche Theorie ge - gründet, und die Stoffe nach dieſem Gegenſatze aneinander gereiht, wobei Sauerſtoff den negativen und Kalium den poſitiven Pol bildet.

Phosphorescenz.

Hat ihren Namen von einem Leuchten, was an das des Phosphors erinnert, aber auf keine bekannte Lichtquelle zurückgeführt werden kann. Placidus Heinrich, die Phosphorescenz der Körper, Nürnberg 1811, hat ſich um die Kenntniß verdient gemacht. Die Verſuche gehörig anſtellen zu können, iſt ein finſteres Zimmer nothwendig, in welchem man ſich ½ 1 Stunde und noch länger aufhalten muß, um die Netzhaut für ſolche Licht - eindrücke empfänglich zu machen. Albertus Magnus wußte ſchon um das Leuchten des Diamants, Aufſehen erregte jedoch erſt die Entdeckung eines Schuſters von Bologna 1604, welcher die dortigen Schwerſpathknollen (Bologneſer-Spath) durch Glühen mit Tragantſchleim leuchtend machte.

126Phosphorescenz. Wärme.

1) Durch mechaniſche Gewalt. Wenn man zwei Bergkryſtalle an einander reibt, oder Glimmerblätter heftig zerreißt, ſo zeigen ſich Funken. Zerklopft man Abends Zucker, ſo kann man die Erſcheinung kaum über - ſehen, ebenſo beim Dolomit und Marmor. Die gelbe Blende von Kapnik mit dem Meſſer geſchabt leuchtet außerordentlich ſchön, und die Sache iſt um ſo merkwürdiger, als andere ganz ähnliche Blenden von Ungarn das Phänomen nicht zeigen, es muß hier alſo ein ganz beſonderes Verhältniß Statt finden.

2) Durch Inſolation. Man darf gewiſſe Diamanten nur kurz dem Sonnenlicht ausſetzen, ſo leuchten ſie im Finſtern. Beſonders auch der grüne Flußſpath, Kalkſpath, Arragonit, Schwerſpath. Silikate leuchten dagegen nicht. Brennen erhöht die Eigenſchaft noch, wie namentlich die Auſterſchalen beweiſen.

Auch durch ſtarke elektriſche Funken kann das Leuchten, an den Stellen, wo der Funken durchging, erzeugt werden.

3) Durch Erwärmen. Flußſpath (grüner) und gewiſſe farbige Apatite (Phosphorit von Spanien) ſind hier von hohem Intereſſe. Die eiſenoxyd-rothen Apatittafeln von Schlackenwald entwickeln ſchon am Tage vor dem Löthrohr eine prachtvolle grüne Farbe, die bei zu ſtarker Feuerung über den Splitter hinzieht und verlöſcht. Die Erſcheinung hat mit dem ſogenannten Aufglühen des Gadolinites große Aehnlichkeit. Am grünen Flußſpath kann man eigenthümliches Leuchten in gleicher Weiſe wahr - nehmen, auch er verliert mit der Farbe die phosphorescirende Eigenſchaft. Auffallenderweiſe ſoll er aber durch elektriſche Schläge theilweis ſeine Farbe und damit ſeine phosphorescirende Kraft wieder bekommen (Pogg. Ann. 22. 583). Wenn man übrigens nur ſchwach erhitzt, ſo geht die phosphoresci - rende Eigenſchaft nicht verloren. Bei ſehr hoher Temperatur fangen Kalk - ſpathe und andere Minerale ſtark zu leuchten an, doch dürfte das wieder eine etwas andere Erſcheinung ſein.

So eigenthümlich und intereſſant auch dieſes Leuchten im Dunkeln ſein mag, ſo gehört doch eine große Geduld und Aufmerkſamkeit dazu, nament - lich wenn die Erſcheinung ſich nur ſchwach zeigt, auch mögen nicht alle Augen dazu gleich organiſirt ſein.

Wärme.

1. Wärmeſtrahlung. Die Wärmeſtrahlen werden wie die Licht - ſtrahlen von kryſtalliſirten Mitteln reflektirt, gebrochen und polariſirt. Beim Brechen durch ein Prisma werden die Wärmeſtrahlen ebenfalls zerſtreut, der Punkt größter Wärme liegt bei verſchiedenen Mitteln verſchieden, häufig noch außerhalb des Spectrum jenſeits dem violetten Licht, ſo z. B. beim Steinſalzprisma, ein Beweis, daß die Wärmeſtrahlen im Sonnenlicht ſtärker gebrochen werden, als Farben. Die Polariſation hat Melloni mit 2 Glimmerblättchen nachgewieſen: er ließ mittelſt einer Steinſalzlinſe darauf Wärmeſtrahlen fallen, es gingen dann immer bei gekreuzten Polariſations - ebenen der Blättchen weniger Wärmeſtrahlen durch, als bei parallelen. Höchſt eigenthümlich iſt die Verſchiedenheit in Rückſicht auf das Durch - laſſen der Wärmeſtrahlen. Das Steinſalz läßt die Wärmeſtrahlen bei127Wärme.weitem beſſer durch, als der klarſte Bergkryſtall, es iſt für die Wärme - ſtrahlen faſt vollkommen durchſichtig (diatherman), Alaun und Eis laſſen dagegen nur äußerſt wenige durch, ſie ſind für Wärmeſtrahlen undurch - ſichtig (atherman). Auch Analogie mit der Färbung, alſo Wärmefärbung (Thermanismus), läßt ſich nicht verkennen. Das Steinſalz hat keine Wärmefärbung, denn es läßt alle Strahlen mit gleicher Intenſität durch, der Alaun dagegen läßt zwar die durch eine Glasplatte gegangenen Wärme - ſtrahlen nicht durch, die durch eine Platte von Citronenſäure gefallenen aber vollkommen. Wie alſo grüne Farben von grünen Gläſern durch - gelaſſen, von rothen abſorbirt werden, ähnlich hier mit der Wärme.

2. Wärmeleitung. Die durch Berührung mitgetheilte Wärme wird von verſchiedenen Körpern verſchieden geleitet. Metalle ſind gute Wärmeleiter, ſie fühlen ſich daher auch kalt an: Gold kälter als Eiſen, dieſes kälter als Blei. Noch ſchlechter leiten die Steine, aber unter dieſen ſind die Edelſteine kälter als Quarz. Die Juweliere hauchen daher die geſchliffenen Gemmen an, die edlern davon nehmen den Hauch (Waſſer - niederſchlag) nicht nur ſchwerer an (weil ſie ſchneller warm werden), ſon - dern verlieren ihn auch ſchneller. Gyps fühlt ſich entſchieden weniger kalt an als Marmor, noch weniger kalt Harze und Kohle, was einen auf den erſten Griff z. B. Bernſtein von ähnlich ausſehenden Chalcedonen unter - ſcheiden läßt.

Die Wärmeleitungsfähigkeit iſt ſogar auch nach den ver - ſchiedenen Kryſtallaxen verſchieden. Senarmont (Pogg. Ann. 73. 191 ; 74. 190 und 75. 50) überzog einfach eine homogene Glasplatte mit einer dünnen Wachsſchicht, durchbohrte ſie mit einem Loch, in welches ein ſchwach koni - ſches Silberrohr eingetrieben wurde. Wurde nun dieſes Silberrohr er - wärmt, ſo gab das Schmelzen des Wachſes graphiſch den Gang der Wärme an, beim Glaſe war es ein Kreis. Nimmt man eine Gypsplatte, welche als ſchlechter Wärmeleiter beſonders ſcharfe Schmelzkurven gibt, ſo bekommt man Ellipſen, deren längſte Axe etwa 50° mit dem faſrigen Bruch macht, Große Axe: Kleinen Axe = 125: 100. Der Verſuch gelingt ganz roh angeſtellt: man mache einen dicken Eiſendraht glühend und drücke ihn mit ſeinem gerade gefeilten Ende in Wachs, ſo bekommt man leicht Ellipſen von 1 Decimeter Durchmeſſer. Senarmont behauptet, daß der Kalkſpath auf der Gradendfläche c: a: a: a nur Wachskreiſe gebe, auf dem Blätterbruch dagegen Ellipſen die lange Axe parallel der kurzen Dia - gonale des Rhombus geſtellt. Der Quarz hat auf der Säulenfläche El - lipſen von 10: 13 in den Axen, die lange Ellipſenaxe ſteht parallel der Hauptaxe des Quarzes. An regulären Kryſtallen, wie z. B. beim Fluß - ſpath, konnten keine Unterſchiede in der Wachskurve bemerkt werden.

3. Wärmecapacität (ſpecifiſche Wärme). Um einen gewiſſen Temperaturgrad zu erlangen, bedürfen die einen Körper weniger zuſtrö - mende Wärme als die andern: 1 Waſſer von 36° gemiſcht mit 1 Waſſer von geben 2 Waſſer von 18°; aber 1 Eiſen von 36° mit 1 Waſſer von , 2 von , das Waſſer entzieht dem Eiſen 32°, um ſich auf zu erhöhen, alſo 8mal mehr, daher Eiſen nur der ſpecifiſchen Wärme des Waſſers. Gyps 0,272, Topas 0,203, Feldſpath 0,191, Quarz 0,188, Eiſenglanz 0,169, Schwefelkies 0,128, Zinnſtein128Schmelzbarkeit.0,093, Grauſpießglanz 0,087. Neumann Pogg. Ann. 23. 1 ; Regnault Pogg. Ann. 51. 44 u. 213; 53. 60 u. 243.

4. Latente Wärme. Wenn ein feſter Körper in einen andern Aggregatszuſtand übergeht, ſo bindet er Wärme, welche für das Gefühl förmlich verſchwindet; und umgekehrt wird Wärme frei. Wenn Eis thaut, braucht es Wärme, wenn aber Waſſer friert, gibt es Wärme. Beim Kryſtalliſiren der Körper wird daher immer Wärme frei, und wenn man 1 Schnee mit 1 Waſſer von 75°C. miſcht, ſo bekommt man 2 Waſſer von , alle Wärme des heißen Waſſers iſt alſo für das Ther - mometer ſpurlos verſchwunden.

5. Wärme dehnt die Körper aus und ſchmilzt ſie end - lich. Auf der gleichmäßigen Ausdehnung des Queckſilbers beruht bekannt - lich das Thermometer, das von 35° bis + 350° einen richtigen Gang hat, weiter kann man nicht gehen, weil bei 40° das Queckſilber er - ſtarrt, und bei 400° ſiedet. Die Ausdehnung beträgt beim Queckſilber zwiſchen bis 100° $$\frac{1}{55}$$ , Zink $$\frac{1}{340}$$ , Blei $$\frac{1}{350}$$ , Silber $$\frac{1}{524}$$ , Kupfer $$\frac{1}{645}$$ , Gold $$\frac{1}{682}$$ , Platin $$\frac{1}{1167}$$ . Trotz dieſer geringen Dimenſionsveränderungen hat Mit - ſcherlich dennoch mit Hilfe der Winkel an Kryſtallen nachgewieſen, daß die Ausdehnung nach verſchiedenen Axen verſchieden iſt. Beim Kalkſpath (Pogg. Ann. 10. 137) fand ſich bei 100°C. eine Volumensvergrößerung von 0,00196. Ein Kryſtall wurde in einem Queckſilberbade mit einem Reflexionsgoniometer in Verbindung gebracht, ſo daß er gemeſſen werden konnte, und hier fand ſich bei 100° eine Verminderung des Endkanten - winkels um 8 $$\frac{1}{2}$$ Minute, er mußte ſich alſo in Richtung der Hauptaxe c ſchneller ausdehnen, als in den Nebenaxen a. Die Rechnung würde eine Ausdehnung von 0,0034 nach der Hauptaxe geben. Da dieß mit der Volumensvergrößerung nicht ſtimmt, ſo zeigten direkte Meſſungen, daß die Kryſtalle, während ſie ſich nach c ausdehnen, nach a ſogar zuſammen - ziehen. Beim Gyps wird der Winkel des Augitpaares 1 / 1 um 8 $$\frac{1}{2}$$ ', und die Säule f / f um 11 Minuten ſtumpfer. Am Schwalbenſchwanz-Zwilling (Pogg. Ann. 41. 213) konnte Mitſcherlich ſenkrecht gegen die Axe ge - ſchliffen die Veränderung ſogar von 10° zu 10° mit bloßem Auge ver - folgen, indem die geſchliffenen Gradendflächen je 1 $$\frac{1}{2}$$ Minuten aus ihrem horizontalen Niveau wichen, was nur Folge einer ungleichen Ausdeh - nung ſein kann.

Schmelzbarkeit.

Durch die Wärme kann wahrſcheinlich jeder Körper aus dem feſten in den flüſſigen Zuſtand überführt werden. Viele Subſtanzen bleiben bis zu einem gewiſſen Temperaturgrade feſt, und gehen dann plötzlich in den tropfbarflüſſigen Zuſtand über. Andere aber, wie Glas, Eiſen ꝛc., zeigen noch einen Mittelzuſtand, in welchem ſie ſich knetbar wie Wachs zeigen, alſo leicht gemiſcht (geſchweißt) werden können. Zerſetzen ſich die Körper beim Schmelzen, wie der Kalkſpath, ſo kann auch hier die Schmelzung in verſchloſſenem Gefäße bewerkſtelligt werden. In Beziehung auf die Höhe der Temperatur findet jedoch eine große Verſchiedenheit Statt: um zu129Schmelzbarkeit.ſchmelzen braucht Kohlenſäure 100°, Queckſilber 39°, Eis , Phos - phor 43°, Schwefel 109°, Zinn 230°, Wismuth 256°, Blei, 334°, Zink 360°, Antimon 432°, Silber 1000°, graues Gußeiſen 1200°, Gold 1250°, weiches Eiſen 1500°, gehämmertes Eiſen 1600°, Platin 2500° Cels. Ge - diegen Eiſen und Platin nennt der Mineraloge ſchon unſchmelzbar, weil er es in gewöhnlicher Luft kaum zum Schmelzen bringen kann, obgleich im Knallgebläſe von Sauerſtoff und Waſſerſtoff Thonerde und Kieſelerde noch ſchmilzt, Platin ſogar verdampft.

Zum Schmelzen der Minerale bedient man ſich des Löthrohrs, was durch Berzelius, die Anwendung des Löthrohrs in der Chemie und Mineralogie, 4te Aufl. 1844, und Plattner, die Probierkunſt mit dem Löthrohre, 3te Aufl. 1853, ſo bekannt geworden iſt. Plattner bringt da - mit eine Oxydationsflamme hervor, die ein Platindraht von 0,1 Milli - meter Dicke am vordern Ende zum Kügelchen ſchmelzt. Zu kleinen Ver - ſuchen, die auch Handlanger leicht anſtellen können, iſt es nicht unpraktiſch, einen gewöhnlichen Glasblaſetiſch mittelſt Anſchrauben einer paſſenden feinen Spitze zur Erzeugung der Flamme zu benützen. Die Flamme iſt an der vordern Spitze, wo Reductions - und Oxydationsflamme ſich trennen, am heißeſten. Man erkennt dieſen Punkt an dem ſtärkſten Erleuchten der Löthrohrprobe. Wenn man z. B. ein feines Platindraht hinein hält, ſo iſt nur eine kleine Stelle, wo es weiß glüht. Die Probe legt man auf Fichtenkohle, oder faßt ſie mit der Platinpincette. Plattner unterſcheidet dreierlei Schmelzbarkeiten:

  • 1) zu Kugeln ſchmelzbar, und zwar a) leicht, b) ſchwer;
  • 2) an den Kanten ſchmelzbar, und zwar a) leicht, b) ſchwer.
  • 3) unſchmelzbar.
  • Freilich kommt es bei dieſen Unterſcheidungen weſentlich auch auf die Größe der Probe an. Kobell (Grundzüge der Mineralogie pag. 104) nimmt 6 Grade an:
  • 1) Grauſpießglanz, ſchmilzt ſehr leicht in der bloßen Lichtflamme.
  • 2) Natrolith vom Hohentwiel ſchmilzt in feinen Nadeln noch an dem untern hellblauen Saume der Lichtflamme. Vor der Löthrohrflamme kann man ihn dagegen in großen ſtumpfen Stücken noch zu Kugeln ſchmelzen.
  • 3) Rother Granat aus dem Zillerthal ſchmilzt ſelbſt in feinen Stücken nicht mehr an der Lichtflamme, aber kugelt ſich noch vor dem Löthrohr.
  • 4) Strahlſtein vom Zillerthal iſt nicht mehr zur Kugelung zu bringen, doch ſchmilzt an dünne Splitter ein rundes Köpfchen.
  • 5) Feldſpath kann noch an den Kanten kleiner Stücke deutlich zur Schmelzung gebracht werden.
  • 6) Bronzit vom Kupferberg im Fichtelgebirge läßt ſich zu haar - feinen Splittern ſpalten, die noch eine Schmelzung zulaſſen. Wäre dieß nicht der Fall, ſo würde man ihn ſchon zu folgendem zählen.
  • 7) Quarz unſchmelzbar.
Quenſtedt, Mineralogie. 9130Chemiſche Kennzeichen: Stöchiometrie.

Chemiſche Kennzeichen.

Sie ſind für das Erkennen der Minerale am wichtigſten, ohne ſie könnte vieles nicht getrennt werden, was getrennt worden iſt. Der Mi - neraloge kann daher nicht umhin, ſich der chemiſchen Hilfsmittel zu be - dienen, nur muß er dabei eingedenk ſein, daß das Erkennen der Stoffe als ſolche ihm nicht Selbſtzweck, ſondern nur Beimittel zur Beſtimmung ſein ſoll. Dann wird er von ſelbſt die gebührende Gränze ſich ſtecken.

Stöchiometrie (στοιχεῖον Element, μετρεῖν meſſen). Das wich - tigſte chemiſche Geſetz iſt, daß die Stoffe ſich mit einander nach beſtimmten Zahlenverhältniſſen, die man Atomgewicht (Miſchungsgewicht) nennt, ver - binden. Dieſelben ſind durch Verſuche in folgender Weiſe ermittelt:

  • 1) O Sauerſtoff 100,0 8 negativer Pol.
  • 2) S Schwefel 200,7 16 S⃛ = 40
  • 3) Se Selen 494,6 39 S⃛e
  • 4) Stickſtoff 175,1 14 Nˈˈˈˈˈ̶ = 54
  • 5) F̶l Fluor 233,8 19
  • 6) C̶l Chlor 443,3 36
  • 7) B̶r Brom 999,6 80
  • 8) Jod 1586,0 127
  • 9) Phosphor 392,3 31 Pˈˈˈˈˈ̶
  • 10) A̶s Arſenik 940,1 75 Aˈˈˈˈˈ̶s, A̶⃛s, ˈˈˈs
  • 11) Cr Chrom 328,6 26 C̶⃛r, C⃛r
  • 12) V Vanadin 855,8 68 V⃛
  • 13) Mo Molybdaen 575,8 46 M⃛o, Mˈˈo
  • 14) W Wolfram 1150,8 92 W⃛
  • 15) B Bor 136,2 11 B⃛
  • 16) C Kohlenſtoff 75,4 6 , C̶⃛
  • 17) S̶b Antimon 1612,9 129 S̶⃛b, ˈˈˈb
  • 18) Te Tellur 802,1 64
  • 19) Ta Tantal 185 T⃛a
  • 20) Ti Titan 303,7 24 , T̶⃛i
  • 21) Si Kieſel 277,3 22 S⃛i = 46
  • 22) Waſſerſtoff 12,5 1 Ḣ̶ = 9
  • 23) A̶u Gold 2458,3 197 A̶⃛u
  • 24) Os Osmium 1244,2 99
  • 25) Jr Iridium 1233,3 99
  • 26) Pt Platin 1233,3 99
  • 27) R Rhodium 651,4 52
  • 28) Pd Palladium 665,8 53
  • 29) Hg Queckſilber 1250,0 100 H̍g
  • 30) Ag Silber 1349,7 108 Ȧg, A̍g
  • 31) Cu Kupfer 395,7 32 Ċu, Ċ̶u, C̶̍u, C̍u
131Stöchiometrie. Bildung chemiſcher Formeln.
  • 32) B̶i Wismuth 2600 206 ˈˈˈi, B̶⃛i
  • 33) Sn Zinn 735,3 59 S̈n, S̍n, Sˈˈn
  • 34) Pb Blei 1294,5 104 Ṗb, P̍b
  • 35) Cd Kadmium 696,7 56 Ċd, C̍d
  • 36) Co Kobalt 369,0 29 Ċo, C̶⃛o, C̍o ˈˈˈo Cˈˈo.
  • 37) Ni Nickel 369,7 29 Ṅi, N̍i, ˈˈˈi, Nˈˈi
  • 38) Fe Eiſen 350,5 28 Ḟe, F̶⃛e, Fˈˈe, F̍e, ˈˈˈe
  • 39) Zn Zink 406,6 32 Żn
  • 40) Mn Mangan 345,9 28 Ṁn, M̶⃛n, M̈n, M̍n, Mˈˈn
  • 41) U Uran 746,4 60 , U⃛
  • 42) Ce Cerium 575,0 46 Ċe, C̶⃛e oxyd.
  • 43) Th Thorium 744,9 60 Ṫh
  • 44) Zr Zirkonium 840,4 67 Z̶⃛r
  • 45) A̶l Aluminium 342,3 27 A̶⃛l = 51
  • 46) Y Yttrium 402,5 32
  • 47) B̶e Beryllium 116,1 9 B̶⃛e = 33
  • 48) Mg Magneſium 150,0 12 Ṁg
  • 49) Ca Calcium 251,5 20 Ċa
  • 50) Sr Strontium 547,3 44 Ṡr
  • 51) Ba Baryum 856,9 68 Ḃa
  • 52) Li Lithium 82,0 6,5 L̇i
  • 53) Na Natrium 290,9 23 Ṅa
  • 54) K Kalium 488,8 39 poſitiver Pol.

Neuerlich ſind noch dazu gekommen: Lanthan und Didym; Niobium und (Pelopium); Erbium und Therbium; Ruthenium nebſt einem Radical im Eudyalit.

In der erſten Zahlenreihe iſt der Sauerſtoff = 100 geſetzt, in der zweiten der Waſſerſtoff = 1. Hier habe ich nur die Näherungswerthe hingeſetzt, welche für die Rechnung jedoch meiſt hinreichen, da von einem genauen Stimmen der Analyſe mit der chemiſchen Formel in den meiſten Fällen nicht die Rede iſt. Der Strich durch das Symbol bedeutet ein Doppelatom. Manche haben ſich in neuern Zeiten daran gewöhnt, den - ſelben wegzulaſſen, das kann aber leicht zu Verwechſelungen in der Atom - zahl führen. Der Sauerſtoff wird durch Punkte, der Schwefel durch Striche bezeichnet.

Chemiſche Formel.

Der Feldſpath enthält nach Berthier: 64,2 S⃛i, 18,4 A̶⃛l, 16,95 .

Die Atomzahlen ſind von: S⃛i = 22 + 3 · 8 = 46; A̶⃛l = 27 + 3 · 8 = 51; = 39 + 8 = 47.

Da ſich die Stoffe nur proportional ihrer Atomzahl verbinden können, ſo muß der Feldſpath enthalten:9*132Bildung chemiſcher Formeln. $$\frac{64,2}{46}$$ = 1,4 S⃛i; $$\frac{18,4}{51}$$ = 0,36 A̶⃛l; $$\frac{16,95}{47}$$ = 0,36 . Oder 0,36 = 1 geſetzt, und da 4 · 0,36 = 1, 4: 1 + 1 A̶⃛l + 4 S⃛i = A̶⃛l S⃛i4 = S⃛i + A̶⃛l S⃛i3. Man liebt es nämlich, nicht die Atome blos neben einander zu ſetzen, ſondern ſie auch als muthmaßliche Salze zu gruppiren.

Der Kupferkies enthält nach H. Roſe: 35,87 S, 34,4 Cu, 30,47 Fe; folglich $$\frac{35,87}{16}$$ = 2,24 S + $$\frac{34,4}{32}$$ = 1,07 Cu + $$\frac{30,47}{28}$$ = 1,08 Fe, oder 1 Fe + 1 Cu + 2 S = F̍e + C̍u = 2 Fe + 2 Cu + 4 S = C̶̍u ˈˈˈe.

Da die Symbole bloße Zahlen bedeuten, ſo kann man aus ihnen leicht auf die procentiſche Zuſammenſetzung zurück ſchließen. Denn der Kupferkies = Fe Cu S2 = 28 + 32 + 32 = 92, alſo 92 Kupferkies enthalten 28 Fe, folgl. 100 Kupf. 30,4 Fe ꝛc. Zu allen dieſen einfachen Rechnungen ſind die ganzen Zahlen = 1 ge - ſetzt bequemer, als die Decimalbrüche O = 100, und dabei wenigſtens zur ſchnellen Controle vollkommen ausreichend. Denn es liegt in der Natur der Sache, daß ſelbſt die genaueſten Wägungen nur Näherungs - werthe bieten.

Zur Ermittlung der Formel benützt man auch den Sauerſtoff, und wenn man ſich ein für allemal die Sauerſtoffprocente der wichtigſten Baſen und Säuren ausrechnet, ſo iſt die Ausführung nur wenig unbequemer. Im obigen Feldſpath K̇a A̶⃛l S⃛i4 hat die S⃛i 51,96 p. C., die A̶⃛l 46,7 p. C. und das 16,98 p. C. Sauerſtoff, das gibt die Proportionen: 100: 51,96 = 64,2: x, x = 33,35; 100: 46,7 = 18,4: y, y = 8,59; 100: 16,9 = 16,9: z, z = 2,85;

x: y: z = 11,7: 3: 1. Wenn alſo 1 Sauerſtoff hat, ſo kom - men auf Thonerde 3, gibt 1 Atom A̶⃛l, und Kieſelerde 11,7 = 12 oder 4 Atome S⃛i.

Sind in dem Minerale vicarirende Beſtandtheile, ſo darf man die - ſelben bei der Rechnung nur alle zuſammen addiren. Enthält z. B. ein Bitterſpath 45,4 , 34,8 Ċa, 12,4 Ṁg, 7,4 Ḟe, ſo beträgt ſeine atomiſtiſche Zuſammenſetzung: $$\frac{45,4}{22}$$ = 2,06 ; $$\frac{34,8}{28}$$ = 1,24 Ċa; $$\frac{12,4}{20}$$ = 0,62 Ṁg; $$\frac{7,4}{36}$$ = 0,2 Ḟe. Es kommen alſo auf 2,06 Säure 1,24 + 0,62 + 0,2 = 2,06 Baſis, das Salz beſteht daher aus , worin bedeutet Ċa, Ṁg oder Ḟe. Wollte ſtatt des Ḟe mehr Ṁg auftreten, ſo müßten es $$\frac{20}{36}$$ · 7,4 = 4 p. C. Ṁg ſein, weil $$\frac{4}{20}$$ = 0,2 iſt, oder in Ċa 5,6 p. C. Je kleiner die Atomzahl, deſto weniger vicarirender Maſſe bedarf es. Es iſt leicht einzuſehen, daß die Rechnung auch mit dem Sauerſtoff ausgeführt werden kann, wir dürfen ihn blos von ſämmtlichen addiren.

Die Deutung der Symbole iſt einfach: 3 S⃛i2 = 3 + 2 S⃛i; 3 A̶⃛l S⃛i2 = 3 A̶⃛l + 3 S⃛i2, der Leucit mit 3 A̶⃛l3 S⃛i8 iſt alſo = 3 S⃛i2 + 3 A̶⃛l S⃛i2, und enthält 3 + 9 + 24 = 36 Atome Sauerſtoff.

133Chemiſche Conſtitution.

Der Bournonit beſteht aus P̍b2 C̶̍u ˈˈˈb, man conſtruirt daraus die weitläufigere Salzformel P̍b4 ˈˈˈb + C̶̍u2 ˈˈˈb, indem man ſämmtliche Sym - bole mit 2 multiplicirt, welche Pb4 Cu4 S̶b2 S12 enthalten.

Die vicarirenden Symbole ſtellt man wohl übereinander, das gibt aber ein großes Geſperr, daher iſt es zweckmäßig, ſie durch ein Komma getrennt neben einander zu ſetzen. Der Braunſpath z. B. hat neben der Ċa einen weſentlichen Gehalt an Bittererde, Eiſen - und Manganoxydul, die ſich in den mannigfaltigſten Verhältniſſen vertreten, man ſchreibt ihn daher (Ċa, Ṁg, Ḟe, Ṁn) . Oefter vertreten ſich die einzelnen Stoffe unter beſtimmten Verhältniſſen, z. B. beim ächten Dolomit findet ſich Ċa + Ṁg , hier kann man die , wie in der Mathematik mittelſt Klammer herausziehen, alſo (Ċa + Ṁg) ſchreiben. Die Klammern behandelt man ganz wie mathematiſche Zeichen. So ſchreibt G. Roſe den Bournonit (2 P̍b + C̍u) 3 ˈˈˈb. Löst man die Klammer, ſo kommt 2 P̍b3 ˈˈˈb + C̶̍u3 ˈˈˈb = P̍b6 C̶̍u3 ˈˈˈb3 = P̍b2 C̶̍u ˈˈˈb, wie oben. Wenn For - meln einfache Verhältniſſe ſo verſtecken, ſo ſcheint es zweckmäßiger, die bloßen Atomſymbole neben einander zu ſtellen.

Chemiſche Conſtitution.

Nur wenige Minerale ſind einfache Stoffe, wie die Klaſſe der gediegenen Metalle, welche mit Gold, Silber, Platin ꝛc. beginnt, oder ausnahmsweiſe der Diamant. Häufiger trifft man dagegen ſchon

Verbindungen erſter Ordnung (binäre), worin ſich zwei Stoffe, ein elektropoſitiver und elektronegativer, chemiſch durchdrungen haben. Es entſtehen dadurch Baſen und Säuren. Der elektronegative Beſtandtheil iſt in den meiſten Fällen Sauerſtoff oder Schwefel, daher hat Berzelius mit Recht für jenen Punkte (·), für dieſen Striche (,) als Zeichen einge - führt, die man über die Symbole ſetzt. Unter den Sauerſtoffver - bindungen zeichnen ſich aus: A̶⃛l, F̶⃛e, M̶⃛n, S̶⃛b, A̶⃛s, S⃛i, S̈n, T̈i, M̈n, ſeltener Ṗb, Ċu Żn, Ṁg, weil dieſe zu ſtarke Baſen ſind. Noch wichtiger ſind die ſelbſtſtändigen Schwefelverbindungen P̍b, Z̍n, H̍g, A̍s, M̍n, C̍d, N̍i, C̍u, C̶̍u, Fˈˈe, Mˈˈn, Mˈˈo, ˈˈˈb, ˈˈˈs, ˈˈˈi.

Wie Schwefel, ſo verhalten ſich merkwürdiger Weiſe auch Selen, Tellur, Arſenik und Antimon, die vollkommen die Stelle des Schwefels zu vertreten ſcheinen. Beiſpiele liefern: Pb Se, Ag Se, C̶u Se; Pb Te, Ag Te; Fe As2, Ni As, Ni As2, Co As2, Mn As; Ni Sb. Wenn ſich Metalle mit Metallen verbinden, wie Au mit Ag, Pt mit Fe, Ag mit Hg ꝛc., ſo pflegt dieß in den verſchiedenſten, nicht ſtöchiometriſchen Verhältniſſen zu geſchehen, und man unterſcheidet das als Legirungen.

Endlich erzeugen die ſogenannten Salzbilder C̶l, F̶l, B̶r, binäre Ver - bindungen, die in ihren Eigenſchaften bereits den Salzen gleichen: Na Ċ̶l, Hg2 C̶l, Pb C̶l, Ag C̶l, Ca F̶l; Ag B̶r; Ag .

Verbindungen zweiter Ordnung (doppeltbinäre, einfache Salze). Zwei binäre Verbindungen, wovon die eine elektropoſitiv und die134Iſomorphismus.andere elektronegativ, vereinigen ſich zu einem Salze, z. B. Ċa . Das - ſelbe hat alſo immer dreierlei Stoffe: das baſiſche Radical Ca, das Säure - Radical C und die beiden gemeinſame Subſtanz Sauerſtoff. Beiſpiele ſind Ṁg A̶⃛l, Ḟe F̶⃛e, Ḣ̶ M̶⃛n ꝛc. Wegen der ſie verbindenden Subſtanz heißen ſie Sauerſtoffſalze. Ganz ähnlich conſtituiren ſich die Schwefelſalze Ȧg3 ˈˈˈs, P̍b ˈˈˈb, C̶̍u ˈˈˈe mit einer Sulphobaſe und Sulphoſäure, worin der Schwefel das verbindende Glied macht. Im Kryolith 3 Na F̶l + A̶l F̶l3 ſpielt ſogar das Fluor den Vermittler. Nur ausnahmsweiſe iſt das Ra - dical gemeinſam, wie im Rothſpießglanz ˈˈˈb S̶⃛b, Matlockit Pb C̶l Ṗb.

Verbindungen dritter Ordnung (Doppelſalze). Ein normales Doppelſalz iſt der Feldſpath S⃛i + A̶⃛l S⃛i3, worin das erſte Salz S⃛i ohne Zweifel mehr baſiſch, das zweite A̶⃛l S⃛i3 mehr ſauer iſt. Zu einfachen und Doppelſalzen geſellt ſich nicht ſelten noch Waſſer. Freilich kann es dann der Iſomorphismus theilweis zweifelhaft machen, wie man die Sache anſehen ſoll.

Iſomorphismus.

Ueber den Zuſammenhang von Form und Inhalt wiſſen wir zwar wenig, doch ſcheint durch die Unterſuchungen von Mitſcherlich (Abhandl. Berl. Akad. Wiſſenſch. 1819 pag. 427) wenigſtens ein Anfang gemacht zu ſein. Hauy behauptet noch, daß Subſtanzen verſchiedener Natur nie dieſelbe Form annehmen, das reguläre Syſtem ausgenommen. Später hatte Bernhardi (Gehlen’s Journ. Chem. Phyſ. VIII. 2) gefunden, daß, wenn nur wenig Eiſenvitriol zum Zinkvitriol gemiſcht werde, ein Salz entſtehe von der Form des Eiſenvitriols, wenn Kupfervitriol ſo die Form des Kupfervitriols. Man war daher der Meinung, daß eine Subſtanz ſo bedeutende Kryſtalliſationskraft beſitzen könne, um ſelbſt bei geringer Quantität dem Ganzen die Form vorzuſchreiben. Auf dieſe Weiſe ſuchte man ſogar die rhomboedriſchen Formen des Spatheiſens, Galmei’s ꝛc. zu erklären, weil ſie alle nicht ganz frei ſind von Ċa . Mitſcherlich leitete dagegen die Anſichten darüber auf ein ganz anderes Feld. Er zeigte, daß bei den Vitriolen der Waſſergehalt der Grund ſei, und daß überhaupt Verbindungen von gleicher chemiſcher Conſtitution geneigt ſeien, in gleicher Form aufzutreten. Ausgezeichnete Beiſpiele ſind folgende:

Korund A̶⃛l, Eiſenglanz F̶⃛e, Chromoxyd C̶⃛r, Beryllerde B̶⃛e, ſämmt - liche im rhomboedriſchen Syſtem von nahe gleichen Winkeln.

Antimon Sb, Arſenik As, Tellur Te, Wismuth Bi, zum Theil aus - gezeichnet rhomboedriſch blättrig.

Kalkſpath Ċa , Bitterſpath Ṁg , Spatheiſen Ḟe ̈, Manganſpath Ṁn , Galmei Żn von der rhomboedriſchen Form des Kalkſpaths.

Arragonit Ċa , Weißbleierz Ṗb , Witherit Ḃa , Strontianit Ṡr zweigliedrig mit häufiger Zwillingsbildung.

Schwerſpath Ḃa S⃛, Cöleſtin Ṡr S⃛, Bleivitriol Ṗb S⃛ zweigliedrig ohne Zwillingsbildung.

135Vicarirende Beſtandtheile. Atomvolumen.

Magneteiſen Ḟe F̶⃛e, Chromeiſen Ḟe C̶⃛r, Spinell Ṁg A̶⃛l ꝛc. dem regu - lären Syſtem angehörig.

Wenn auch die Uebereinſtimmung der Form keine abſolute ſein mag, ſo liegen doch nicht blos die Winkel nahe, ſondern auch das ganze An - ſehen iſt gewöhnlich ein ſo verwandtes, daß man über die Deutung nicht zweifelhaft ſein kann.

Etwas weiter greift ſchon das Syſtem der vicarirenden Be - ſtandtheile, worauf bereits Fuchs (Schweigger’s Journ. Chem. Phyſ. 1815. XV. 382) bei Gelegenheit des Gehlenits aufmerkſam macht. Bei Salzen kommt nämlich häufig eine ganze Reihe von Stoffen vor, die ſich gegenſeitig proportional ihrer Atomzahl erſetzen, ohne in der Form weſent - liche Veränderung herbeizuführen. Vor allem paſſiv beweiſen ſich die Baſen. Die Kalkerde Ċa kann nicht blos durch Ṁg, Ḟe, Ṁn, Żn Ṗb er - ſetzt werden, ſondern man nimmt es auch nicht ſchwer, Ḃa, Ṡr, Ċu, Ċo, Ċe, an ihre Stelle zu ſetzen, ſo daß unter Umſtänden ſämmtliche baſi - ſche Radicale von der Form ſich vertreten könnten. In dieſer Allge - meinheit verliert das Geſetz offenbar an Bedeutung, denn die Subſtanz wird dadurch für die Form immer wirkungsloſer. Aktiver greifen dagegen die Säuren ein: ˙˙˙˙˙ und ˈˈˈs liefern bei natürlichen und künſtlichen Salzen viele Beiſpiele; für S⃛, S⃛e und C⃛r hat Mitſcherlich (Pogg. Ann. 12. 137 und 18. 168) ganze Reihen von Salzen nachgewieſen. Unter den Sulpho - ſäuren zeichnen ſich ˈˈˈb, ˈˈˈs und ˈˈˈi vor allen aus, die nicht blos für ſich iſomorph kryſtalliſiren, ſondern auch für einander häufig vicariren.

Moſander meinte ſchon im Jahr 1829 (Pogg. Ann. 19. 219) beim Titaneiſen das F̶⃛e mit Ḟe T̈i iſomorph ſetzen zu dürfen, wo im Radical ſtatt ein Atom Fe ſich ein Atom Ti abgelagert habe. Damit war die mit ſo vieler Vorſicht begründete Mitſcherlich’ſche Hypotheſe auf ein viel un - ſichereres Feld geſpielt, die dann conſequent zu Scheerer’s polymeren Iſomorphismus führte (Pogg. Ann. 68. 319), wornach 3 Ḣ̶ mit Ṁg iſomorph ſein ſollen. Dieſe Vermuthung wird nun durch Beiſpiele aus der Gruppe der Serpentine und verwitterten Dichroite belegt, die als Afterkryſtalle gar nicht zu Beweiſen geeignet ſein dürften.

Unter Atomvolumen verſteht man das Atomgewicht dividirt durch das ſpecifiſche Gewicht des Körpers. Fe = 350 Atomg., 7,8 ſpec. Gew., alſo $$\frac{350}{7,8}$$ = 44 Atomvolumen. Kopp glaubte nun (Pogg. Ann. 52. 262) zwiſchen Kryſtallformen und Atomvolumen bei iſomorphen Mineralen einen entſchiedenen Zuſammenhang gefunden zu haben.

Mit der Größe der Hauptaxe c nimmt das Atomvolumen ziemlich regelmäßig ab, ſo iſt es auch bei der iſomorphen Schwerſpathreihe.

136Atomvolumen.

Da es nun aber oft vorkommt, daß Minerale von ungleicher Zuſam - menſetzung dennoch ähnliche Kryſtallformen zeigen, ſo ſind die Zahlen der Atomvolumen zwar nicht gleich, aber doch ſtehen ſie öfter in einem ein - fachen Zahlenverhältniß, und dieß ſind viele Chemiker geneigt, als Grund der ähnlichen Formen zu nehmen. Dana (Silliman American Journal 2 ser. 1850. IX. 220. 407) dividirte ſogar in ſolchen Fällen die Atom - volumenzahl entweder mit der Zahl der Säuren und Baſen, oder mit der Anzahl der Elementaratome, und erhielt ſo allerdings öfter nahe liegende Zahlen, z. B. der zweigliedrige

  • Olivin Ṁg3 S⃛i = 1327 Atg., 3,35 Spg., $$\frac{390}{10}$$ = 39
  • Chryſoberyll B̶⃛e A̶⃛l3 = 2284 3,9 $$\frac{617}{16}$$ = 39.
  • Eine auffallende Formverwandtſchaft findet Statt zwiſchen
  • Arragonit Ċa 626 Atg., 2,93 Spg., $$\frac{214}{5}$$ = 43
  • K Salpeter ˙˙˙˙˙ 1264 1,94 $$\frac{651}{8}$$ = 81
  • Bournonit P̍b2 C̶̍u ˈˈˈb 5996 5,77 $$\frac{1037}{11}$$ = 94.
  • Es verhält ſich 43: 81: 94 = 1: 2: 2. Die rhomboedriſche Reihe
  • Kalkſpath Ċa 626 Atg., 2,72 Spg. $$\frac{230}{5}$$ = 46
  • N Salpeter Ṅa ˙˙˙˙˙ 1066 2,2 $$\frac{485}{8}$$ = 61
  • Rothgülden A̍g3 ˈˈˈb 6866 5,82 $$\frac{1180}{10}$$ = 118.

Die Zahlen verhalten ſich etwa wie 2: 3: 5.

Es haben ferner Schwefel 97, Skorodit 48; Cöleſtin 52, Binarkies 53; Zirkon 46, Rutil 39; Anatas 43, Veſuvian 47; Quarz 54, Beryll 52, Chabaſit 52, Feldſpath 63, Albit 58, Oligoklas 57, Labrador 57, Anorthit 60.

Wenn nun ſchon bei dieſen einfachern Fällen die Thatſache nicht ſchlagend iſt, ſo verliert ſie vollends an Bedeutung, ſobald man fremd - artige Minerale mit einander vergleicht: ſo haben Quarz und Schwer - ſpath genau die Zahl 54, Staurolith und Zinkvitriol 44, Turmalin und Skorodit 48. Ueberhaupt liegen nach Dana’s Methode die gewonnenen Zahlen unter einander ſo nahe, daß man ſie bei der Complication der Rechnung eher als ein Spiel des Zufalls als für etwas anderes anſehen kann. Dennoch wagt ſich Herrmann noch weiter (Erdmann’s Journal prakt. Chem. 43. 35. 81 ): er meint, daß namentlich bei complicirten Silicaten, wie Turmalin, Glimmer, Epidot ꝛc. eine Heteromerie Statt finde, d. h. es ſeien darin Verbindungen von gleicher Form, aber verſchiedener chemiſcher Conſtitution zuſammen kryſtalliſirt. Das wird ihm ſchwer wer - den, nachzuweiſen!

Im Ganzen ſcheinen demnach über den Iſomorphismus noch keine wichtigen Aufſchlüſſe gewonnen zu ſein, die uns erlaubten weiter fortzu - ſchreiten. Daß dieſer Iſomorphismus keine vollkommene Uebereinſtimmung in den Winkeln nach ſich zieht, liegt in der Natur der Sache. Hier bleibt vielmehr für die einzelnen Subſtanzen ein Spielraum. Aber gerade dieſer Spielraum erlaubt bei den Rhomboedern der Kalkſpathgruppe einen Rück -137Dimorphismus.ſchluß auf den Inhalt, wie das am Ende des Kalkſpaths auseinander geſetzt iſt.

Dimorphismus

iſt die Eigenſchaft einer Mineralmaſſe in zweierlei Syſtemen zu kryſtalli - ſiren. Lange wußte man, daß Kalkſpath und Arragonit aus der gleichen Maſſe Ċa beſtehen, und doch waren ſie in Beziehung auf ihre minera - logiſchen Eigenſchaften ſo verſchieden, daß Thenard (Gilbert’s Ann. 31. 297) den Arragonit als den einzigen Körper anſah, in welchem ein wirk - licher Widerſpruch zwiſchen der chemiſchen Analyſe und der Kryſtallform beſtehe. Der Triumph Stromeyers im Februar 1813 (Gilbert’s Ann. 43. 231) war daher kein geringer, als derſelbe in den Kryſtallen von Dax und Molina 4 p. C. Ṡr nachwies, und dieſen nach damaliger Anſicht für den Kryſtallbilder hielt, welcher die übrige Maſſe gleichſam zwingen kann , die gleiche Kryſtallform anzunehmen. Erſt Mitſcherlich zeigte 1823 am Schwefel beſſere Gründe (Ann. de Chim. XIV. 264, Abh. Berl. Akad. Wiſſ. 1823. pag. 43). Der Schwefel nämlich kryſtalliſirt bei der Sublimation 2gliedrig, bei der Schmelzung 2 + 1gliedrig, iſt alſo ohne Widerrede zweiförmig (dimorph). Nun war der Widerſpruch gelöst. G. Roſe zeigte ſogar ſpäter, daß Arragonit ſich aus warmen, Kalkſpath aus kalten Löſungen bilde, und man ſieht jetzt allgemein als Grund der verſchiedenen Kryſtalliſation die verſchiedenen chemiſchen Umſtände an, unter welchen ſie wachſen. Gute Beiſpiele für Dimorphismus ſind außer Schwefel und Kalkſpath:

Kohlenſtoff (Diamant und Graphit), arſenige A̶⃛s und Antimonoxyd S̶⃛b, beide iſomorph und dimorph regulär und zweigliedrig; Kupferglas C̶̍u zweigliedrig und regulär; Schwefel - und Binarkies Fˈˈe; Salpeter ˙˙˙˙˙ zweigliedrig und rhomboedriſch. Vielleicht auch Kalkgranat und Veſu - vian, aber auf ſo complicirte Silikate ausgedehnt muß die Sache mehr als hypothetiſch bleiben. Sogar

Trimorphie ſcheint bei der Titanſäure T̈i vorzukommen, wo der viergliedrige Rutil mit dem viergliedrigen Anatas nicht gut in Ueberein - ſtimmung gebracht werden kann, und außer dem der Brookit ausgezeichnet zweigliedrig iſt. Vergleiche auch Rauſchgelb ˈˈˈs.

Der Nickelvitriol Ṅi S⃛ + 7 Ḣ̶ iſt viergliedrig und zweigliedrig, mit Eiſenvitriol zuſammen fügt er ſich ſogar in die 2 + 1gliedrige Form. Allein wenn man die vicarirenden Subſtanzen zu Hilfe nehmen will, dann greift das Geſetz wieder weit über die Grenzen. Mit dem Dimorphismus ſcheint

Das Umſtehen der Subſtanzen (Paramorphoſe) in engſter Ver - bindung zu ſtehen. Bekannt iſt die Erſcheinung beim Zucker: die friſchen Bon - bons ſind amorph, zeigen einen glasartigen Bruch, nach einigen Wochen werden ſie kryſtalliniſch-faſrig, bröckeln und löſen ſich leichter. Aus denſelben Gründen wird die glaſige arſenige Säure durch längeres Stehen porcellan - artig trüb. Die durch Schmelzung erhaltenen 2 + 1gliedrigen Schwefel - kryſtalle verlieren bald (nach wenigen Stunden) ihre Durchſichtigkeit, man138Umſtehen. Chemiſche Analyſe.meint, daß ſie zu einem Aggregat von 2gliedrigen Kryſtallen umſtehen. Der zweigliedrige Nickelvitriol wird am Licht (beſonders an direktem Sonnenlicht) trübe, verwandelt ſich in ein Aggregat von Quadratoktaedern. Beſonders ſchön iſt die Erſcheinung beim Queckſilberjodid (Pogg. Ann. 28. 116), die gelben zweigliedrigen durch Sublimation erhaltenen Kryſtalle werden vorſichtig be - handelt beim Erwärmen, ja ſogar bei Berührung, ruckweis ſchön roth, indem ſie zur viergliedrigen Form umſtehen. Der Arragonit zerfällt im Glaskolben erhitzt zu Pulver, da das Pulver einen größern Raum ein - nimmt, ſo ſcheint es aus kleinen Kalkſpathrhomboedern zu beſtehen.

Chemiſche Analyſe.

Der Mineraloge darf chemiſche Hilfsmittel allerdings erſt dann an - wenden, wenn er mit den mineralogiſchen nicht zum Ziele kommt, und je virtueller er in ſeinem Fache ſich ausbildet, deſto weniger wird er ihrer bedürfen. Ja in vielen Fällen iſt es um das Wiſſen, ob dieſer oder jener Stoff dem Minerale beigemiſcht ſei, eine faſt gleichgültige Sache. Jedenfalls dürfen wir nie vergeſſen, daß in dem Augenblicke, wo wir das Feuer und die Säure zur Hand nehmen, wir in ein fremdes Gebiet hinüberſtreichen, und wenn dieſes voreilig geſchieht, ſo können wir leicht und nicht unge - ſtraft in Wege gerathen, die der tüchtige Mann des Faches nicht gehen ſollte.

Indeß iſt praktiſch genommen der Stoff wieder überaus wichtig und inniger mit den Eigenſchaften der Minerale verwoben, als es bei Pflanzen und Thieren zu ſein ſcheint. Man wird ſich daher um ſo lieber mit den Mitteln vertraut machen, welche zu dieſer Kenntniß führen, als wir ge - hörig mineralogiſch vorbereitet meiſt nur der kleinſten Apparate bedürfen. Von dieſen kann daher auch nur hier die Rede ſein, das weitere muß dem Chemiker von Fach überlaſſen bleiben. Denn wenn es ſich ein Mal nicht mehr um die Kenntniſſe der Minerale, ſondern um ihre letzten Stoffe handelt, ſo kann der Chemiker allein mit allen Mitteln ſeiner Wiſſen - ſchaft uns Hilfe bringen, deren Reſultate wir hiſtoriſch aufzunehmen haben.

Beide, Mineralogen und Chemiker, werden um ſo mehr von einander lernen, je beſſer ſie es verſtehen, ihre Gebiete zu ſondern.

Unterſuchung auf trockenem Wege. Ohne Zuſchläge.

Dazu gebraucht man das allbekannte Löthrohr pag. 129 und die Weingeiſtlampe. Als beſten Führer nehmen wir Plattner. Kleine Proben erhitze über der Weingeiſtlampe, was man auch durch Blaſen mit dem Löthrohr noch verſtärken kann:

1) In einerſeits verſchloſſener Glasröhre: das Waſſer entweicht, und ſetzt ſich im Halſe wieder ab; flüchtige Säuren geben ſich namentlich bei ſtärkerer Hitze durch Röthen des Lackmuspapieres zu er - kennen; Schwefel - und Kupferkies geben Schwefel ab, heiß braun, kalt gelb ausſehend; Arſenikkies, Speiskobalt ſublimiren Arſenik unter Knob - lauchgeruch; viele Minerale decrepitiren ſehr ſtark, wie Spatheiſenſtein, was ſich dabei in Magneteiſen verwandelt; Zinnober ſublimirt ꝛc.

139Chem. Analyſe auf trockenem Wege.

2) In beiderſeits offener Glasröhre. Lege die Probe hart an den Feuerrand, und wenn ſie decrepitirt, pulveriſire. Durch Neigen der Röhre hat man den Luftzug ganz in der Hand. Der Schwefel in den Schwefelmetallen verflüchtigt ſich als ſchweflige Säure; Selen - metalle riechen nach Rettig; Arſenmetalle geben meiſt ein Sublimat von arſenichter Säure in kleinen Oktaedern; Antimonverbindungen geben ſich durch einen weißen Rauch, Antimonoxyd, zu erkennen; ebenſo Tellur. Queckſilber ſetzt ſich in Kügelchen an die Röhrenwand. Erhitzt man mit der Löthrohrflamme

3) auf Kohle, ſo geben ſich Schwefel, Selen und Arſen meiſt durch den Geruch zu erkennen. Achte beſonders auf die Beſchläge! An - timon und Arſenik geben einen weißen Beſchlag von Antimonoxyd und ar - ſeniger Säure; erſterer iſt weniger flüchtig als letzterer, legt ſich daher näher bei der Probe nieder, der ähnliche Tallurbeſchlag färbt die Reduc - tionsflamme grün; Wismuth beſchlägt mit Oxyd, heiß oraniengelb; der Beſchlag des Bleies iſt ſchwefelgelb und verflüchtigt ſich in der Reduktions - flamme mit blauem Schein; der Zinkbeſchlag iſt heiß gelb, wird beim Er - kalten weiß und leuchtet beim Daraufblaſen; Cadmium iſt flüchtiger und gibt weiter von Zinkoxyd weg einen gelben bis braunen Beſchlag; ja an der äußerſten Gränze kann die Kohle davon bunt anlaufen.

4) In der Platinzange oder am Platindraht unterſucht man kleine Splitter, die man ſich durch Zerſchlagen in Papier oder Erhitzen im Kolben verſchafft. Decrepitiren ſie zu Pulver, ſo reibt Berzelius daſſelbe mit Waſſer an, tröpfelt etwas auf die Kohle, woraus ſich beim Daraufblaſen eine dünne Platte bildet, die man in die Pincette nehmen kann. Noch einfacher bedeckt man die Probe blos mit dicker Gummilöſung. Dabei hat man vor allem auf die

Färbung der Flamme zu ſehen. Natronſalze färben ſie gelb, wenn man damit die Spitze der blauen Flamme berührt, Kaliſalze violett, doch darf weder Natron noch Lithion zugegen ſein. Lithion, Strontian und Kalk geben rothe Flammen. Das ſchöne Purpurroth der Lithion - glimmer und Lithionfeldſpathe iſt eine ſehr ausgezeichnete Reaktion, aber das Natron kann auch hier, wie beim Amblygonit, die Farbe decken. Strontianit und Cöleſtin färben auch gut, zu viel Baryt hindert aber. Die Farbe der Kalke iſt minder ſchön roth, kommt aber bei Kalkſpath, Flußſpath, Gyps, Tafelſpath vor. Gelblichgrün färbt der Schwer - ſpath und Witherit, ähnlich Molybdän . Prachtvoll iſt die ſmaragdgrüne Flamme von Kupferſalzen, Malachit, Dioptas, ſelbſt wenn Kupfer unwe - ſentlich iſt, wie im Türkis. Phosphorſaure Salze erzeugen öfter ſchon für ſich eine blaßblaugrüne Färbung, beſonders wenn man ſie in Schwefel - ſäure taucht, oder gar gepulvert mit Schwefelſäure einen Taig anrührt und in das Ohr eines Platindrahts ſtreicht. Den etwaigen Waſſergehalt entfernt man vorher durch Röſten. Borſäure im Oehre eines Platin - drahts gibt eine zeiſiggrüne Flamme, ſelbſt der natronhaltige Borax gibt auf Kohle entwäſſert, dann fein gepulvert und ſtark mit Schwefel - ſäure befeuchtet auf Platindraht noch intenſive grüne Färbung, ſo lange freie Schwefelſäure vorhanden. Azurblau färbt Chlorkupfer in der äußern Flamme, wird aber dann grün von gebildetem Kupferoxyd. Selen140Löthrohrprüfung mit Zuſchlägen.auf Kohle verflüchtigt ſich auch mit azurblauem Schein, Bleiſalze auf Platin - draht oder in der Pincette geben ein ſchön blaues Licht, mit bläulichem Licht entweichen die Beſchläge von Bleioxyd, Antimonoxyd und arſeniger Säure.

Die Veränderungen der Proben im Feuer ſind verſchie - den: Granat ſchmilzt ruhig zu einer Kugel; Zeolithe ſchäumen und krüm - men ſich. Borax bläht ſich Blumenkohlartig, eben ſo Epidot, es ſcheint von der Entwickelung eines Gaſes zu kommen, was man jedoch nicht kennt; Roheiſen und oxydiſche Eiſenerze ſprühen Funken, Salpeter auf Kohle verpufft. Das Schmelzprodukt wird ein durchſichtiges Glas, ein porcellanartiger Email oder eine Schlacke, ſo heißt der poröſe löcherige Körper. Durch Reduction auf Kohle erzeugt ſich bei Blei, Zinn, Wis - muth, Kupfer, Silber eine Metallkugel (Regulus). Am Phosphorſauren Blei, Steinſalz ꝛc. bedecken ſich die Perlen mit Facetten (kryſtalliſiren). Der Schmelzproceß hängt bei Eiſenerzen weſentlich mit der Oxydation zu - ſammen. Bringt man z. B. eine feine Nadel von rothem Glaskopf (F̶⃛e) in die äußere Flamme, ſo iſt ſie unſchmelzbar, in der innern dagegen fängt ſie an zu ſchmelzen und Funken zu ſprühen, weil ſich das Eiſen in der Reduktionsflamme in Magneteiſen F̶⃛e Ḟe verwandelt. Schwefel - und Arſenmetalle in der äußern Flamme beſonders in Pulverform auf Kohle behandelt röſten, d. h. ſie geben etwas Schwefel und Arſen ab und ver - wandeln ſich in ſchwefelſaure und arſenikſaure Metalloxyde, die dann in der innern Flamme öfter gänzlich von Schwefel - und Arſenikgehalt redu - cirt werden können. Bei Gegenwart von Eiſen folgen die Kugeln dem Magnet. Wenn ſo die Prüfung im bloßen Feuer beendigt iſt, ſo ſchreitet man zur

Prüfung mit Zuſchlägen. Borax, Phosphorſalz, Soda, Kobaltſolution

ſind die wichtigſten Löthröhrreagentien. Borax und Phosphorſalz nimmt man gewöhnlich mit dem Hacken eines Platindrathes, ſeltener auf Kohle. Man darf das Drath nur erhitzen und in die Salze tauchen, ſo hängt ſich ſogleich die gehörige Menge an, die erhitzt zu einem farbloſen Glaſe ſchmilzt, welches bei der Unterſuchung die Dienſte leiſtet. Hat man zu viel färbendes Mittel hinzugethan, ſo ſtößt man den größten Theil der Perle ab und taucht das Draht von Neuem ins Salz, wonach dann lichtere Farbe kommt. Auch kann man die Perle leicht mit der Pincette preſſen, um ſo die dünnere Maſſe durchſichtiger zu machen. Durch ſtoß - weiſes Daraufblaſen (Flattern) werden die Perlen öfter unklar. Auch muß man vorſichtig zwiſchen Reductions - und[Oxydationsflamme] unter - ſcheiden.

BoraxṄa B⃛2 + 10 Ḣ̶ erhitzt bläht ſich wurmförmig, das Waſſer ent - weicht und die überſchüſſige Borſäure wirkt löſend, indem ſie ſchwache Säuren austreibt, ſich mit Oxyden verbindet und mit dem Ṅa 2 klare Doppelſalze bildet. Wenn ſich leicht reducirbare Oxyde von Zink, Cad - mium, Blei, Wismuth, Nickel, Kupfer, Silber ꝛc. darin befinden, deren Metalle ſich mit Platin legiren könnten, ſo muß die Reduction auf Kohle vorgenommen werden.

Phosphorſalz (Ḣ̶ Am Ṅa) ˙˙˙˙˙ + 8 , bei der Hitze entweicht Waſſer und Ammoniak, es bleibt metaphosphorſaures Natron ṄaP̶˙˙˙˙˙, die freie feuer -141Löthrohrprüfung mit Zuſchlägen.beſtändige ˙˙˙˙˙ hat eine ſtark löſende Kraft, nur die Kieſelerde bleibt als ungelöſtes Skelett zurück, und die Farben ſind meiſt etwas anders als mit Borax, öfter ſogar deutlicher.

SodaṄaC̈ ein weißes Pulver, das man mit Speichel anfeuchtet, und im Ballen der Hand mit der Probe miſcht. Vorzüglich dient es auf Kohle zur Reduction der Metalloxyde von Molybdän, Wolfram, Antimon, Arſen, Tellur, Kupfer, Wismuth, Zinn, Blei, Zink, Kadmium, Nickel, Kobald, Eiſen ſammt den edlen Metallen. Die Maſſe zieht ſich zwar in die Kohle, allein man bricht das Stück aus, zerſtoßt und ſchlämmt es, und ſucht dann die Metallblättchen mit der Lupe. Die Reduction ge - ſchieht erſt in der Kohle, durch Kohlenoxydgas, was daſelbſt entwickelt wird. Noch leichter reduciren neutrales Oxalſaures Kali und Cyankalium, letzteres breitet ſich aber zu ſtark auf der Kohle aus, und zerſtreut daher die Metallkörner zu ſehr. Ferner wichtig iſt Soda als Schmelzmittel: die Kieſelerde ſchmilzt unter Brauſen damit zuſammen, und bildet über der Kohle eine klare Perle, wenn nicht zu viel Soda zugeſetzt wird. Der Rutil T̈i gibt zwar auch eine Perle, die aber undurchſichtig wird. Die Verbindungen von Wolfram - und Molybdänſäure gehen in die Kohle. Ebenſo die Salze von Baryt - und Strontianerde, welche auch mit Soda zuſammen ſchmelzen. Die meiſten Kalkerdeſalze dagegen werden, ſo fern ihre Säure ſtärker als Kohlenſäure iſt, zerſetzt, das gebildete Natronſalz zieht ſich in die Kohle, und die Kalkerde bleibt auf der Kohle zurück. Als Aufſchließungsmittel der Silicate gibt die Soda an die Kieſel - ſäure Natron ab, es entſtehen klare Gläſer, ſo lange es einfache Sili - kate ſind, aber bei größerm Zuſatz von Soda werden die ſchwächern Baſen durch das Ṅa ausgeſchieden, die Maſſe wird unſchmelzbar und unklar. Will man z. B. Feldſpath auf Kali unterſuchen, ſo miſcht man den ge - pulverten Feldſpath mit 1 Theil Soda und 1 Theil Borax, ſchüttet ihn in eine kleine Kapſel von Filtrirpapier, das man mit Soda getränkt hat, und erhitzt das in einer Grube auf Kohle, bis es im Oxydationsfeuer zu einer durchſichtigen blaſenfreien Kugel geſchmolzen iſt, dieſe gibt dann ge - hörig behandelt auf naſſem Wege mit Platinchlorid die Reaktion auf Kali.

KobaltſolutionĊoN̶˙˙˙˙˙ eine nicht zu concentrirte Auflöſung von Salpeterſaurem Kobaltoxydul in Waſſer. Befeuchtet man damit die er - hitzte Probe, und bläst wieder darauf, ſo zeigt ſich Thonerde durch eine ſchöne blaue, Talkerde durch roſenrothe Farbe an. Beryllerde wird hellbläulichgrau, Zirkonerde ſchmutzig violett, das Zinkoxyd in den meiſten ſeiner Salze nicht zu heftig geglüht und auch als Beſchlag auf Kohle grün.

In einzelnen Fällen iſt es gut bei der Hand zu haben:

SalpeterK̇N̶˙˙˙˙˙ in dünnen Säulen um in Glasflüſſen Metalloxyde auf höchſte Stufe der Oxydation zu bringen, man berührt die ſchmelzende Perle mit einer Salpeternadel.

Doppeltſchwefelſaures Kali zur Entdeckung von Lithion und Borſäure. Man pulvert das Mineral und mengt es mit 1 Theil Fluß - ſpath und 1 $$\frac{1}{2}$$ K̇S⃛2 mit wenig Waſſer zum Teige und ſtreicht davon auf das Oehr eines Platindrathes. Auch Brom, Jod, Fluor ꝛc. läßt ſich da - mit erkennen.

142Chemiſche Analyſe auf naſſem Wege.

Verglaſte Borſäure zur Auffindung von Phosphorſäure. Man löſt darin die Probe auf Kohle und ſchiebt ein feines Eiſendrath hinein. Das Eiſen oxydirt ſich auf Koſten der Phosphorſäure, es entſteht phosphor - ſaures Eiſenoxydul und Phosphoreiſen, welch letzteres zu einer brüchigen Kugel ſchmilzt. Freilich dürfen in der Probe keine Beſtandtheile ſein, die das Eiſen reduciren könnten.

Zinn in Form von Stanniolſtreifen, um das Reduciren von Me - talloxyden zu erleichtern, man darf die glühende Perle nur damit berüh - ren, aber dann nicht mehr zu lange darauf blaſen.

Zuletzt wachſen freilich die Hilfsmittel zu einem förmlichen Labora - torium an, denn wer möchte die Gränzen ziehen, wenn man vollends noch weiter ſchreitet, zur

Unterſuchung auf naſſem Wege.

In Beziehung auf Löslichkeit kann man dreierlei unterſcheiden:

1) In Waſſer lösliche Minerale, dahin gehören außer dem Steinſalz eine Menge Salze, die gewöhnlich Kunſt beſſer darzuſtellen ver - mag als Natur, wie z. B. die Vitriole. Ja wenn ſie ſich auch irgendwo im Schoße der Erde einmal erzeugt haben ſollten, ſo waren ſie wegen der Circulation des Waſſers überall den größten Gefahren ausgeſetzt.

Selbſt Maſſen, wie Steinſalz, konnten vor ſolcher Gefahr nicht immer ſchützen. Auch Saſſolin und Arſenikblüthe ſind löslich.

2) In Säuren lösliche. Gewöhnlich verſucht man es mit Stücken, bei ſchwer löslichen iſt aber Pulveriſiren und ſogar Schlämmen nothwen - dig, damit das Löſungsmittel möglichſt viele Angriffspunkte bekomme, auch muß mit Erwärmen nachgeholfen werden. Für Erden, Eiſen - und Manganverbindungen nimmt man Salzſäure. Zuweilen darf die Säure nicht concentrirt ſein, wie beim Witherit. Löſt ſich die Subſtanz mit Brauſen und ohne Geruch, ſo iſt Kohlenſäure darin. Bei M̶⃛n oder M̈n kann aber auch Chlor frei werden. Schwefelwaſſerſtoff gibt ſich durch ſeinen Geruch kund, und ſchwärzt ein mit Bleizuckerauflöſung befeuch - tetes Streifchen Papier. Metalliſche Verbindungen löſen ſich leichter in Salpeterſäure. Bei manchen Silicaten findet ſich nur ein Theil löslich, der Rückſtand muß dann behandelt werden wie

3) In Säuren unlösliche. Gewöhnlich Silicate. Dieſelben müſſen auf Kohlen in Sodapapier pag. 141 oder beſſer in einem Platin - tiegel mittelſt ſtarkem Feuer aufgeſchloſſen werden. Zu dem Ende wird die Probe fein gerieben und mit dem 3 4fachen Gewicht von Koh - lenſaurem Kali oder Natron oder 5 6fachen von Kohlenſaurem Baryt gemiſcht. Das Kali tritt dann an die S⃛i, die entweicht unter Brauſen, es entſteht ein baſenreicheres Salz, was ſich nur in Salzſäure aufſchließen läßt. Die S⃛i läßt ſich an der Gallertbildung erkennen, welche bei lang - ſamem Abdampfen der Flüſſigkeit entſteht. Bei Thonerdereichen Edelſteinen wird ſaures ſchwefelſaures Kali zum Aufſchließen empfohlen.

Iſt das Mineral nun aufgeſchloſſen, ſo iſt der Gang der Unter - ſuchung der gleiche, welchen H. Roſe (Ausführliches Handbuch der analy - tiſchen Chemie 1851) zuerſt für die analytiſche Chemie überhaupt aufge -143Wichtigſte Reaktionen.ſtellt hat. Ein kleineres Werk ſchrieb Freſenius, Anleitung zur qualita - tiven chemiſchen Analyſe. Braunſchweig 1853. 8te Auflage).

Wichtigſte Reaktionen.

Kali = . Blaue Flamme auf Platindraht, aber Natron und Li - thion verdecken die Farbe. Schmilzt man Borax mit etwas Borſäure verſetzt am Draht und ſetzt ſo viel Nickeloxydul hinzu, daß das Glas beim Erkalten bräunlich erſcheint, ſo bekommt es durch Kaliſalz einen blauen Schein. Platinchlorid erzeugt in neutralen und ſauren Löſungen einen gelben kryſtalliniſchen ſchweren Niederſchlag von Kaliumplatinchlorid.

Natron = Ṅa färbt die Löthrohrflamme gelb, ſelbſt bei Gegenwart von Kali und Lithion, allein die Flamme iſt dem gewöhnlichen Lampen - licht ſo ähnlich, daß man ſich vor Täuſchung hüten muß. Auf naſſem Wege ſuche man ſich kleine Salzwürfel (NaC̶l) zu verſchaffen.

Lithion = Li färbt die Löthrohrflamme purpurroth, nur hindert das Natron. Schwaches Feuer beſſer als ſtarkes. Das gepulverte Li - thionſilicat mit 1 Theil Ca F̶l und 1 $$\frac{1}{2}$$ Theile K̇S⃛2 zu einem Teige angemacht und auf das Platinohr geſtrichen zeigt bei Lithionturmalin und Skapo - lith noch rothe Flamme.

Baryterde = Ḃa. Schwefelſäure und alle löslichen ſchwefelſauren Salze (Gypsſolution) erzeugen in den verdünnteſten Barytlöſungen ſo - gleich einen feinen weißen Niederſchlag von Schwerſpath, der in Säuren und Alkalien unlöslich. Baryterde färbt die Löthrohrflamme gelblich grün.

Strontianerde = Ṡr. Gibt langſamer einen Niederſchlag von Cöle - ſtin, aber färbt die Löthrohrflamme ſehr ſchön roth. Chlorſtrontium löſt ſich in abſolutem Alkohol, Chlorbaryum nicht.

Kalkerde = Ċa. Oxalſäure bringt ſelbſt in verdünnten neutralen Kalklöſungen einen weißen Niederſchlag von oxalſaurem Kalk hervor. Man muß aber Ḃa und Ṡr zuvor durch ſchwefelſaures Kali getrennt haben. Viele Kalkerdeſalze leuchten vor dem Löthrohr ſtark; zerſetzen die Soda und Kalkerde bleibt auf der Kohle pag. 141.

Talkerde = Ṁg wird weder durch Schwefelſäure noch Oxalſäure ge - fällt, wohl aber bei Gegenwart von Ammoniak durch Phosphorſaures Natron, indem ſich baſiſch phosphorſaure Ammoniak-Talkerde (Struvit) als weißes kryſtalliniſches Pulver ausſcheidet. Kobaltſolution erzeugt öfter rothe Farbe im Feuer pag. 141.

Thonerde = A̶⃛l läßt ſich in ihren Verbindungen häufig daran er - kennen, daß ſie mit Kobaltſolution eine ſehr ſchöne Berlinerblaue Farbe annimmt. Kali fällt aus Auflöſungen der Thonerde voluminöſes Thon - erdehydrat, das im Ueberſchuß des Fällungsmittels leicht löslich. Ammo - niak oder Salmiak fällen ſie wieder.

Beryllerde = B̶⃛e löſt ſich in großer Menge im Borax zu klarem Glaſe, das bei völliger Sättigung durch Flattern milchweis wird. Koh - lenſaures Ammoniak fällt die Beryllerde, löſt ſie aber wieder im Ueber - ſchuß zugeſetzt, die Thonerde dagegen nicht. Aus der verdünnten Auflö - ſung von Kali fällt ſie durchs Kochen, kann alſo ſo von der Thon - erde getrennt werden.

144Wichtigſte Reaktionen.

Yttererde = , Erbiumoxyd = und Terbiumoxyd = Ṫr verhalten ſich vor dem Löthrohr unter einander gleich und wie Beryllerde. Kali fällt ſie, löſt ſie aber nicht wieder im Ueberſchuß.

Zirkonerde = Z̶⃛r auf Kohle leuchtet ſie ſtärker, als irgend ein anderer Körper, mit Kobaldſulution wird ſie ſchmutzig violet.

Thorerde = Ṫh im Borax in geringer Menge zu klarem Glaſe lös - lich, das unter der Abkühlung milchweiß wird.

Ceroxydul = Ċe, Lanthanoxyd = L̇a, Didymoxyd = kom - men meiſt zuſammen vor, im Borax und Phosphorſalz außen rothe oder dunkelgelbe Gläſer, je nach dem man mehr oder weniger zuſetzt; in der innern Flamme wird die Phosphorſalzperle farblos, und die Boraxperle kann emailweiß geflattert werden.

Mangan = M n färbt Boraxglas intenſiv violet, was ſich kalt mehr röthet, in der Reduktionsflamme kann es auf Kohle (beſonders auf Zu - ſatz von Zinn) farblos geblaſen werden (Ṁn). Phosphorſalz wird nicht ſo ſtark gefärbt. Auf Platindrath oder Platinblech mit Soda zuſammen ſchmelzbar, heiß grün und durchſichtig, kalt blangrün und undurchſichtig Ṅa M⃛n). Die kleinſten Mengen werden ſo erkannt, beſonders auf Zuſatz von Salpeter.

Eiſen = Fe gibt mit Borax in der äußeren Flamme dunkelrothe Gläſer, die kalt gelb werden, in der innern grüne (Oxyd-Oxydul). Die Oxyde reduciren ſich auf Kohle zu magnetiſchem Pulver. Schwefel - und Arſeneiſen muß vorher geröſtet werden, ſie geben ebenfalls eine magneti - ſche Schlacke. F̶⃛e wird von Kali gefällt und im Ueberſchuß nicht gelöſt und dadurch leicht von A̶⃛l getrennt.

Kobalt = Co gibt in beiden Salzen ſmalteblaue Gläſer. Ge - ringe Mengen ſchmelzen mit Soda zu ſchwach roſenrother Maſſe, die kalt grau wird. Arſen - und ſchwefelhaltige Kobalterze muß man vorher röſten.

Nickel = Ni ſtark magnetiſch. Borax im Oxydationsfeuer erhält heiß violette Farbe, die unter der Abkühlung rothbraun wird (Ṅi). Im Reduktionsfeuer wird das Glas vom fein vertheilten Nickelmetall dunkel, die Theilchen ballen ſich endlich, und das Glas wird klar.

Zink = Zn gibt auf Kohle einen Beſchlag von Zinkoxyd, heiß gelb und kalt weiß ausſehend, derſelbe leuchtet ſtark beim Glühen. Kobalt - ſolution färbt den Beſchlag grün. Mit Borax im Oxydationsfeuer heiß eine gelbe Perle, die kalt farblos wird, aber emailartig geflattert wer - den kann.

Kadmium = Cd iſt flüchtiger als Zink, beſchlägt die Kohle roth - braun in dünnen Lagen orangenfarbig, beſonders wenn man das Pulver mit Soda mengt, und kurze Zeit reducirt.

Blei = Pb. Reducirt ſich aus ſeinen Verbindungen leicht unter Brauſen auf Kohle, und bedeckt dieſelbe mit einem ſchwefelgelben Beſchlag von Oxyd, der immer nahe der Probe liegt. Schwefelſäure gibt in den Löſungen einen weißen Niederſchlag von Bleivitriol, Ammoniakſalze hin - dern die Fällung.

Zinn = Zn auf Platindraht im Oxydationsfeuer mit Soda unter Brauſen zu einer unſchmelzbaren Maſſe anſchwellend, auf Kohle reducir - bar, gibt einen weißen Beſchlag, der ſich nicht vertreiben läßt.

145Wichtigſte Reaktionen.

Wismuth = Bi gibt auf Kohle einen Beſchlag von Oxyd, der heiß oraniengelb, kalt citronengelb, ohne farbigen Schein kann man ihn von einer Stelle zur andern treiben. Außerhalb des gelben befindet ſich ein weißer Beſchlag von kohlenſaurem Wismuth. Mit Borax in der Oxydationsflamme ein opalartiges Glas.

Uran = U gibt mit Phosphorſalz im Oxydationsfeuer ein gelb - lichgrünes Glas, im Reductionsfeuer ein rein grünes.

Kupfer = Cu im Oxydationsfeuer mit Borax grünes Glas, das kalt ins blaue ſich zieht, im Reductionsfeuer (beſonders mit Zinn) wird es farblos, nimmt aber unter der Abkühlung eine rothe Farbe an (Cu). Auf Kohle kann das Kupfer metalliſch ausgefällt und das Glas farblos werden. Die Verbindungen geben auf Kohle häufig ein Kupferkorn.

Queckſilber = Hg reducirt und verflüchtigt ſich leicht auf Kohle, ſchon im Kolben ſublimiren die Erze mit Soda oder Zinn gemiſcht Metall.

Silber = Ag reducirt ſich aus vielen ſeiner Verbindungen leicht auf Kohle. Mit Borax in der Oxydationsflamme zum Theil reducirt, zum Theil macht es das Glas opalartig. Enthalten die Proben nur wenig, ſo wird es mit Boraxglas und Blei aufgenommen und dann auf Knochenaſche im Oxydationsfeuer abgetrieben.

Platin = Pt, Palladium = Pd. Rhodium = R, Iri - dium = Ir, Ruthenium = Ru, Osmium = Os kommen zuſammen mit gediegenem Platin oder auf deſſen Lagerſtätten vor. Das Osmium greift die Augen an, gibt ſich durch ſeinen Geruch zu erkennen, und macht ſchon die Weingeiſtflamme leuchtend wie ölbildendes Gas.

Gold = Au reducirt ſich leicht, bildet aber mit Kupfer und Silber oft Legirungen, die ſeine Farben etwas ändern.

Titan = Ti, das Oxyd T̈i mit Soda auf Kohle unter Brauſen zum dunkelgelben Glaſe löslich, welches aufglüht und unter der Abkühlung kryſtalliſirt. Mit Phosphorſalz im Reductionsfeuer gelbes Glas, das kalt ſchön violett wird. Bei Gegenwart von Eiſen tritt das Violett erſt mittelſt Zinn hervor.

Tantal = Ta, Niobium = Nb, (Pelopium = Pp.). Ihre Säu - ren in Borax gelöſt geben ein Glas, das nach Behandlung im Reductions - feuer unklar geflattert werden kann. Schmilzt man die fein gepulverte Maſſe mit doppeltſchwefelſaurem Kali, ſo ſcheiden ſich bei der Behandlung im Waſſer Tantal -, Niob - und Pelopſäure aus. Das Tantal -, Niob - und Pelopſaure Kali in Waſſer gelöſt, mit Salzſäure angeſäuert und Gall - äpfeltinktur verſetzt gibt für T̶⃛a hellgelben, P̶⃛p orangengelben und N̶⃛b dunkelorangenrothen Niederſchlag.

Antimon = Sb ſchmilzt und verdampft leicht auf Kohle und um - gibt ſich dabei mit weißem kryſtalliniſchem Antimonoxyd S̶⃛b. In der Glas - röhre bildet ſich Antimonrauch, der ſich an die Röhre anſetzt und durch Anwärmen von einer Stelle zur andern getrieben werden kann.

Arſen = As verflüchtigt ſich auf Kohle mit Knoblauchgeruch, und beſchlägt die Kohle mit arſeniger Säure. Der Beſchlag iſt weiß und liegt ferner von der Probe als der Antimonbeſchlag.

Wolfram = W. Die Wolframſäure gibt mit Phosphorſalz im Oxydationsfeuer ein gelblich Glas, im Reductionsfeuer wird es beim Ab - kühlen ſchön blau, aber Gegenwart von Eiſen macht die Probe braunroth.

Quenſtedt, Mineralogie. 10146Wichtigſte Reaktionen.

Molybdän = Mo mit Borax im Oxydationsfeuer ein braunes Glas, mit Phosphorſalz ein grünes. Verpufft mit Salpeter auf Platinblech.

Vanadin = V mit Borax oder Phosphorſalz im Oxydationsfeuer ein gelbes, im Reductionsfeuer ein grünes Glas.

Chrom = Cr gibt ein prachtvolles ſmaragdgrünes Glas. Mit Salpeter zuſammengeſchmolzen bildet ſich Chromſaures Kali, was mit eſſigſaurem Blei einen gelben Niederſchlag von chromſaurem Blei gibt.

Tellur = Te ſchmilzt und verflüchtigt ſich leicht, beſchlägt die Kohle in weiter Entfernung mit telluriger Säure. Der Beſchlag iſt weiß, hat aber einen rothen Saum, mit der Oxydationsflamme läßt er ſich von einer Stelle zur andern blaſen, in der Reductionsflamme verſchwindet er mit grünem Schein. Der Beſchlag in offener Glasröhre ändert ſich bei ſtarkem Erhitzen zu telluriger Säure, die ſich zu durchſichtigen Tröpfchen ballt.

Sauerſtoff = O und Waſſerſtoff = H geben zuſammen Waſſer Ḣ̶, was ſich beim Erhitzen im Glaskolben am obern Ende als Beſchlag zu erkennen gibt.

Stickſtoff = N kommt beſonders in der Salpeterſäure und im Am - moniak vor. Erſtere im Kolben erhitzt gibt ſalpetrige Säure, leicht am Geruch erkennbar, oder verpufft in ſchmelzbaren Salzen auf Kohle; dieſes verräth ſich beim Erhitzen durch ſeinen Geruch beſonders im Kolben mit Soda behandelt, es ſublimirt ſich dann kohlenſaures Ammoniak, welches geröthetes Lackmuspapier bläut.

Kohle = C gepulvert verpufft mit Salpeter gemiſcht im Feuer. Die kohlenſauren Salze brauſen in Salz - oder Salpeterſäure. Die entwei - chende Kohlenſäure trübt Kalkwaſſer.

Bor = B. Borſäure färbt die Löthrohrflamme grün, beſonders wenn die Perle mit Schwefelſäure befeuchtet wird. Bei kleinen Mengen muß man das Pulver mit Flußſpath und ſaurem ſchwefelſauren Kali zu einem Teige gemiſcht aufs Ohr des Platindrahtes ſtreichen.

Silicium = Si. Die Kieſelſäure gibt auf Kohle mit Soda eine klare Perle von Kieſelſaurem Natron. Phosphorſalz kann dagegen die Kieſelerde nicht löſen, ſie zieht nur die Baſen aus, und die Kieſelerde bleibt als ein Skelet zurück, was man heiß in der Perle ſchwimmen ſieht, wobei man jedoch öfters die Loupe zur Hand nehmen muß.

Schwefel = S gibt ſich beim Erhitzen häufig durch ſeinen Geruch nach ſchwefeliger Säure zu erkennen. Ein kleiner Schwefelgehalt kann durch Zuſammenſchmelzen mit Soda und Kieſelerde erkannt werden, wobei ſich die Perle gelb oder braun durch Schwefelnatrium färbt. Das Pulver der Probe mit 2 Soda und 1 Borax auf Kohle im Reductionsfeuer geſchmolzen und auf blankem Silber mit Waſſer befeuchtet, beſchlägt das Silber gelb von Schwefelſilber.

Selen = Se. Selenverbindungen auf Kohle mit der Oxydations - flamme zur Rothglühhitze gebracht und ſogleich unter die Naſe gehalten riechen nach verfaultem Rettig. Auf Kohle ein ſtahlgrauer Beſchlag. In offner Glasröhre geröſtet ſetzt ſich das Selen in rother Farbe ab.

Phosphor = P. Die Phosphorſäure färbt die Löthrohrflamme grün, beſonders wenn das Salz in Schwefelſäure getaucht wird. Am empfindlichſten iſt auf naſſem Wege die Reaktion mit molybdänſaurem Ammoniak.

147Kryſtallbildung.

Chlor = Cl. Löſt man in Phosphorſalz Kupferoxyd und ſetzt die Probe zu, ſo kommt eine Laſurblaue Flamme von Chlorkupfer. Brom zeigt dieſelbe Reaktion. Chlorſalze in Salpeterſäure gelöſt geben mit Salpeterſaurem Silber einen Niederſchlag von Chlorſilber.

Brom = Br unterſcheidet ſich vom Chlor, wenn man ſeine Salze im Glaskolben mit doppelt ſchwefelſaurem Kali zuſammenſchmilzt, der Kolben füllt ſich ſodann mit ſtinkenden rothgelben Dämpfen.

Jod = J mit Phosphorſalz und Kupferoxyd behandelt erzeugt eine ſchön grüne Farbe, mit K̇S⃛2 im Glaskolben erhitzt violette Dämpfe. Die blaue Farbe des Jod-Amylums iſt bekanntlich das empfindlichſte Mittel.

Fluor = Fl greift wegen ſeiner ſtarken Verwandtſchaft zur Kieſel - erde das Glas an. Manche Glimmer und Hornblenden darf man nur in Glaskolben erhitzen, ſo entweicht Fluorkieſel, der durch Waſſerdämpfe zerſetzt einen Ring Kieſelerde ablagert und Fernambukpapier ſtrohgelb färbt. Uebergießt man die pulveriſirte Probe im Platintiegel mit concen - trirter Schwefelſäure, ſo wird beim Erwärmen Glas geätzt.

Kryſtallbildung.

Die Kryſtalle ſind chemiſche Produkte, welche ſich im Schoße der Erde auf natürlichem Wege gebildet haben. Dabei nimmt es freilich oft Wunder, wie in dem Complex ſo vieler Zufälligkeiten ſich dennoch Formen bilden konnten, die keine chemiſche Kunſt bis jetzt auch nur an - nähernd nachzubilden vermag. Wer ſtaunt nicht über die Pracht der Bergkryſtalle und Feldſpäthe in den Klüften der Schneealpen, über die Reinheit der Granaten, Staurolithe, Cyanite ꝛc. mitten im Schiefer, über den Formenreichthum der Druſenräume auf Erzgängen, ja ſelbſt in den Kalk - und Thonſchlamm der jüngſten Flözgebirge fanden die ſchönſten Individuen von Schwefelkies, Kalkſpath, Schwerſpath, Cöleſtin ꝛc. ihre Wege. Die Natur zeigt ſich auch hier als eine Lehrmeiſterin, welcher zu folgen wir kaum die erſten Spuren gefunden haben. Daher der unauf - hörliche Streit und die widerſprechendſten Theorien, zum Glück iſt aber davon die Kenntniß der Sache bis auf einen gewiſſen Grad unabhängig. Wir haben daher nur wenige Hauptpunkte zu berühren.

1) Bei der Bildung auf naſſem Wege darf nicht überſehen werden, daß im Grunde kein Stoff als abſolut unlöslich im Waſſer an - geſehen werden kann, und daß die Kryſtalliſation um ſo vollkommner vor ſich geht, je langſamer der Ausſcheidungsproceß ſtattfindet. Maſſe und Zeit konnten daher Produkte liefern, die unſern beſchränkten Mitteln beim erſten Anblick unglaublich erſcheinen.

a) Durch Löſung und Verdunſten pflegen ſich die in Waſſer löslichen Minerale gebildet zu haben, welche in der Erde keine ſonderliche Rolle ſpielen, und die man künſtlich häufig viel ſchöner machen kann. Löſt man z. B. Kupfervitriol, Eiſenvitriol, Alaun ꝛc. in reinem Waſſer, und läßt es verdunſten, ſo bleibt ein kryſtalliſirter Rückſtand. Freilich ſpielt dabei die Temperatur eine wichtige Rolle. Kryſtalle, die ſich in einer Sommernacht vergrößert haben, werden am Tage zum Theil wieder gelöſt, weil das wärmere Waſſer mehr löſt, als das kältere. Daher iſt vor allem eine gleichmäßige Wärme nöthig, und ein Keller für kältere Prozeſſe10*148Kryſtallbildung.ſehr geeignet. Zu dem Ende wähle man einzelne wohlgebildete Individuen aus, und lege oder hänge ſie an einem Faden in die Löſung. Die lie - genden muß man öfter umwenden, damit ſich die Flächen alle möglichſt gleichmäßig ausdehnen. Je langſamer das Waſſer verdunſtet, deſto mehr gelingt der Prozeß, daher ein Vortheil für chemiſche Fabriken, wo man mit großen Maſſen arbeitet. Mulder empfiehlt ſehr hohe Gefäße, weil das Wachſen auf einem herunterfallenden Strom beruhe, welcher ſeinen Ueberſchuß auf die Kryſtalle abſetze, und dann wieder ſteige. Daher be - komme man in flachen Gefäßen viele aber kleine Kryſtalle. Payen (Compt. rend. 34. 518) einen Circulirapparat.

Nimmt man einen Tropfen ſolcher Löſung unter das Mikroſkop (Pogg. Ann. 36. 238), ſo entſteht plötzlich ein feſter Punkt, welcher ſchnell wächſt, ohne daß man in der Nähe des Kryſtalls eine Bewegung oder Trübung erkennt, ſeine Umriſſe bleiben immer ſcharf, von etwaigen Ato - men, die ſich hinzu bewegten, iſt nirgends etwas erkennbar. Doch hat Knop (Erdmanns Journ. 1847. 41. 81 ) gezeigt, daß bei heiß geſättigten Alaunlöſungen an den Gefäßrändern die größern Oktaeder kleine als Stäubchen erſcheinende anziehen, die ſich aber alle parallel an einander lagern. Es kann dieß wohl nur Folge der Anziehungskraft des Größern ſein.

Die Form hängt weſentlich von der Temperatur ab, aber wie es ſcheint nur deshalb, weil der Kryſtall bei höherer Wärme genöthigt iſt, weniger Kryſtalliſationswaſſer aufzunehmen als bei niederer, wie das Haidinger zuerſt am ſchwefelſauren Natron nachgewieſen hat, der von 33°C an ohne Waſſer kryſtalliſirt. Mitſcherlich hat dieß dann (Pogg. Ann. 11. 323) bei einer großen Menge namentlich von ſchwefel - und ſelenſauren Salzen wieder erkannt. Die Kryſtalle ſetzen ſich auch lieber an rauhen als glatten Flächen an, daher legt man unter Umſtänden Fäden, Stäbe ꝛc. hinein.

b) Durch Löſung und Ausſcheidung mittelſt Wahlver - wandtſchaft ſind ohne Zweifel mehr Minerale entſtanden, als man bislang gewöhnlich annahm. In der Erde circuliren Waſſer nach allen Seiten, ſie führen hauptſächlich diejenigen Subſtanzen, welche ſie auf ihrem Wege zur Löſung vorfinden. Wenn nun zwei oder mehrere ſolcher Strömungen von verſchiedenen Seiten her mit verſchiedenem Ge - halt in einem hohlen Raume zuſammen kommen, ſo müſſen dieſelben ihre Stoffe gemäß der Verwandtſchaft gegenſeitig austauſchen. Es fällt z. B. immer auf, daß der Gyps niemals auf Gängen oder Druſenräumen eine Rolle ſpielt, oder wenn er vorkommt, ſo iſt er ein entſchieden ſecundäres Produkt durch Zerſetzung von Schwefelmetallen entſtanden. Und doch iſt keine Löſung in den Flötzformationen gewöhnlicher, als Gypswaſſer. Nun kann man in manchen Schichten der Juraformation keinen Ammoniten durch - ſchlagen, der nicht in ſeinen Kammern kryſtalliſirten Kalkſpath Ċa und Schwerſpath Ḃa führte. Auf naſſem Wege müſſen die Sachen hinein - geführt ſein, denn ſie liegen mitten im unveränderten Schlammgebirge, aber der ſchwefelſaure Baryt iſt das unlöslichſte aller Salze. Nehmen wir an, daß von einer Seite Gyps -, von anderer kohlenſaure Waſſer mit Baryterde kamen, ſo mußten dieſe beim Zuſammenfluß Schwerſpath fallen laſſen; wenn Gypswaſſer mit Löſungen von kohlenſauren Alkalien ſich miſchen, entſteht Kalkſpath ꝛc. Biſchoff (Leonhardts Jahrb. 1844. 257) 149Kryſtallbildung.hat auf ſolche Weiſe die Erfüllung der Erzgänge, jener Hauptfundgrube von Kryſtallen, zu erklären geſucht. Fließen Bicarbonate von Eiſen, Mangan, Talk und Kalk mit Kieſelſauren Alkalien zuſammen, ſo geht kohlenſaures Alkali in Löſung fort, Quarz, Spatheiſen, Manganſpath, Bitterſpath und Kalkſpath ſcheiden ſich aus. Da in allen Schwefelquellen ſich Schwefelalkalien finden, und in dieſen ſich Schwefelantimon und Schwefelarſenik ꝛc. löſen, ſo könnte das der Weg ſein, auf welchem dieſelben ſo häufig in die Erzgänge geführt wurden.

Glücklicher Weiſe iſt es in neuerer Zeit auch gelungen, die Sache zum Theil auf künſtlichem Wege nachzuweiſen: Maſé (Compt. rend. XXXVI. 825) machte Schwerſpath, Bleivitriol ꝛc. durch doppelte Zerſetzung, in - dem er ſehr verdünnte Löſungen auf einander einwirken ließ, z. B. in Salpeterſaures Blei ließ er an einem Faden langſam ſchwefelſaures Eiſen - oxydul eindringen ꝛc. Noch einfacher gelangte Drevermann (Liebig, Ann. Chem. Pharm. 1853. 87. 120 ) zu ſeinem Zweck: er brachte je ein pul - verförmiges Salz (neutrales chromſaures Kali und ſalpeterſaures Bleioxyd) auf den Boden zweier ziemlich langer Glascylinder, füllte ſie ſorgfältig mit Waſſer, und ſtellte ſie neben einander in ein größeres Becherglas, in welches ſoviel Waſſer geſchüttet wurde, daß dieſes über beide Cylinder hinaus ſtand. Durch die nach oben ſtattfindende Diffuſion war nach einigen Monaten das ſalpeterſaure Bleioxyd in das Becherglas gelangt, und es bildeten ſich am Rande des mit chromſaurem Kali gefüllten Cylin - ders ſchöne Kryſtalle von Rothbleierz, Melanochroit, Weißbleierz. Auf ähnliche Weiſe wurde Kalkſpath gemacht. Ja er hofft ſogar durch Diffuſion zweier Löſungen von Kieſel - und Thonerde in Kali zu einander Feldſpath zu erhalten! Nicht ſo einfach iſt das Verfahren von Vohl (l. c. 88. 114).

c) Auch der Einfluß ſchwacher Galvaniſcher Ströme ſcheint nach Becquerel’s vielfachen Verſuchen die Kryſtalliſationskraft weſentlich zu unterſtützen (Compt. rend. 20. 1509 ; 34. 29 und 573). Aus einer concentrirten Löſung von Kupfervitriol und Steinſalz, mit 3 Volu - men Waſſer verdünnt, worin er ein mit Platindraht umwundenes Stück Bleiglanz eintauchte, hatte ſich nach 7 Jahren Chlorblei in Würfeln ab - geſchieden. Wenn Bleiglanz allein auf die Löſung einwirkte, ſo erzeugten ſich große Steinſalzkryſtalle, Chlorblei in Würfeln, Bleivitriol ꝛc. In der den Chemikern wohlbekannten Zerlegungszelle von Bird (Grahams Lehrb. Chem. I. 412) kann aus einer Auflöſung der Chloride von Eiſen, Kupfer, Zinn, Zink, Wismuth, Antimon, Blei, Silber das Metall mit voll - kommenem Metallglanze und meiſt ſchön kryſtalliſirt ausgeſchieden werden, ſelbſt die Kieſelerde erſcheint aus den wäſſerigen Löſungen des Fluorkieſels in kryſtalliniſchen Anfängen, ja Despretz glaubt mit einer ſchwachen gal - vaniſchen Batterie von Platindraht kleine Diamantkryſtalle erzeugt zu haben.

Bei dieſen Bildungen auf naſſem Wege iſt nicht zu überſehen, daß unter einem höhern Druck die chemiſchen Prozeſſe anders werden können, wie das Morlot am Dolomit nachzuweiſen verſucht hat.

2) Durch Sublimation entſtehen in Vulkanen fortwährend noch viele Kryſtalle. Nicht blos einfache Stoffe wie Schwefel, Arſenik, Queck - ſilber, Jod ꝛc. können ſich verflüchtigen, und in den Höhlen der kalten Geſteine wieder verdichten, ſondern vor allen ſind die ſo ſehr verbreiteten Chlorverbindungen ins Auge zu faſſen. Chlornatrium, Chlorkalium und150Kryſtallbildung.Chlorammonium verflüchtigen ſich bekanntlich in allen Vulkanen, und ſetzen ſich in den Kratern, nicht ſelten in großen Mengen, kryſtalliniſch ab. Eiſenglanz und Magneteiſen erſcheinen nicht blos in Vulkanen, ſon - dern in Töpferöfen und Salzſiedereien: ſie ſind als Chlorverbindungen verflüchtigt und dann durch heiße Waſſerdämpfe zerſetzt. Aehnlich könnte man aus Zinnchlorid und Titanchlorid den Zinnſtein und Rutil entſtan - den denken. Selbſt die Kieſelerde wird von heißen Waſſerdämpfen fort - geriſſen, wie der Verſuch von Jeffreys beweiſt: derſelbe ließ durch einen Fayence-Ofen eine große Menge Waſſerdämpfe ſtreichen, die am Aus - gangsloch mehrere Pfunde Kieſelerde in Geſtalt von Schnee abſetzten. Be - weis dafür bildet auch die ſchneeweiße, ſeidenglänzende, mehlartige Kieſel - erde (Eiſenamianth) der Hochöfen.

3) Durch Schmelzung laſſen ſich mit Leichtigkeit viele Stoffe kryſtalliniſch darſtellen. Schon längſt bekannt iſt das Verfahren beim gediegenen Schwefel und Wismuth: man ſchmilzt wo möglich größere Mengen, und läßt ſie langſam erkalten, es ſetzt ſich ſofort die Maſſe ringsum kryſtalliniſch ab. Man ſtößt alsdann in die Decke ein Loch, gießt das noch Flüſſige ab, und bekommt ſo beim Wismuth eine pracht - volle Druſe, beim Schwefel ein zelliges Gewebe.

Manroß (Liebigs Ann. Pharm. 82. 348) ſchmolz 12 Theile ſchwefel - ſaures Kali mit 52 Chlorbaryum zuſammen, und bekam ſo Kryſtalle von Schwerſpath, ebenſo konnte er Cöleſtin und dreifachblättrigen Anhydrit erzeugen; Wolframſaures Natron mit Chlorcalcium oder Chlorblei geben Kryſtalle von Tungſtein und Scheelbleierz; Molybdänſaures Natron mit Chlorblei die ſchönſten durchſichtigen 2 Millimeter großen Tafeln von Gelbbleierz ꝛc.

Ingenieus iſt das Verfahren von Ebelmen (Compt. rendus 1851. XXXII. 330): derſelbe wählte Borax als Löſungsmittel, und ſetzte die Maſſe wochen - ja monatelang dem Feuer des Porzellanofens aus, der Borax verflüchtigt ſich dann zum großen Theil, und die unverflüchtbare Maſſe bleibt kryſtalliſirt zurück. So konnte er die werthvollſten Edelſteine, Korund und Sapphir, Spinell, Chryſoberyll ꝛc. in meßbaren Kryſtallen darſtellen.

Durch dieſe und andere Mittel iſt der Chemiker im Stande, immer mehr Licht über die Kryſtallbildung zu verbreiten, und kann er auch bis jetzt nur geringe Nachahmungen zeigen, ſo könnte doch vielleicht dereinſt die Zeit kommen, wo die Natur in den meiſten Formen von der Kunſt er - reicht, ja übertroffen würde. Dann wird man zwiſchen Mineralien und Chemikalien keine ſo bedeutende Scheidewand mehr ziehen wollen, als Mancher bis jetzt noch zu meinen ſcheint.

Die Ausbildung der Kryſtalle

zeigt ſich im Gebirge und an Handſtücken ſehr verſchieden. Zu den voll - kommenſten gehören die eingeſprengten Kryſtalle. Sie liegen in einer nachgiebigen Grundmaſſe, in welcher ſie ſich ringsum ausbilden konnten. Zerſchlägt man dieſe Grundmaſſe oder verwittert ſie, ſo fallen die Individuen heraus. Die ſogenannten porphyriſchen Granite mit den grauen Feldſpäthen, welche in allen Granitgebirgen eine ſo wichtige Rolle151Ausbildung der Kryſtalle.ſpielen; der Gyps mit den rothen Quarzen von Spanien oder mit den Boraciten von Lüneburg; die alten Laven vom Veſuv mit den Leuciten liefern unter den maſſigen Feuergeſteinen gute Beiſpiele. In den Alpen zeichnen ſich beſonders die Talk - und Chloritſchiefer mit Granaten, Mag - neteiſen, Staurolith, Turmalin ꝛc. aus. So oft ein Kryſtall ringsum gebildet iſt und keine Anſatzſtelle zeigt, muß er in einem Muttergeſtein ſeine Ausbildung erlangt haben. Die ältern Mineralogen, unter ihnen Linné, legten auf dieſe Erſcheinung ein übergroßes Gewicht, ſie betrach - teten die Gebirge geradezu als die Mütter (matres), welche von den männlichen Salzen (patres) befruchtet wären. Man kann die Sache auch künſtlich nachbilden: wenn man eine Alaunlöſung mit Thon miſcht, ſo iſt derſelbe nachgiebig genug, um die Ausbildung der Oktaeder in ihrem ganzen Umfange nicht zu ſtören.

Die Kryſtalldruſen ſetzen ſich dagegen in Höhlen und Spalten des Muttergeſteins ab. Sie haben gewöhnlich eine Unterlage, die aus gleicher Subſtanz wie der Kryſtall beſteht, gleichſam eine Wurzel, worauf die Individuen frei auswuchſen. Das anſitzende Ende kann daher gar nicht oder doch unvollkommener ausgebildet ſein, als die freie Spitze. Die Bergkryſtalle in den Alpen und die vielen Kryſtalliſationen auf Erzgängen ſind zu bekannt, als daß wir darüber viel ſagen dürften. Zuweilen kann der Anſatzpunkt ſo unbedeutend ſein, daß man Mühe hat ihn zu finden, wie einzelne Bleiglanz - und Bournonitkryſtalle von Neudorf auf dem Unterharz, oder Adulare in dem Alpengebirge. Aber ſchon die Rein - heit ihrer Oberfläche deutet die Bildung im freien Raume entſchieden an. Es war das oft nicht ohne Einfluß auf die Form. So findet man z. B. die Feldſpäthe des Bavenoer Geſetzes immer auf Druſen, die des Karls - bader ſtets nur eingeſprengt; die Titanite in Druſen neigen zur Zwillings - bildung, bei den eingeſprengten im Sienit findet ſich nie ein ſolcher Zwilling.

Geſtörte Bildung findet Statt bei eingeſprengten, wenn die Mutter nicht nachgiebig genug war, bei Druſen, wenn es an hohlem Raum fehlte. Die Kryſtalle konnten dann zwar nicht zur gehörigen äußern Ausbildung kommen, allein die innere Struktur hat darunter nicht ge - litten, wie man das beſonders deutlich an ſpäthigen Mineralen erkennt, man ſagt die Maſſe iſt kryſtalliniſch. Hauptſächlich gibt es zweier - lei: das körnige und ſtrahlige. Für das körnige bietet der Cara - riſche Marmor, der Dolomit, das Magneteiſengeſtein, der Granit ꝛc. die ſchönſten Beiſpiele. Es haben ſich die zahlloſen Individuen ſo gedrängt, daß jedes dem andern den Platz ſtreitig macht, und da es gänzlich am Muttergeſtein fehlt, ſo konnte keines zur Form gelangen, obgleich alle kryſtalliniſch wurden. Doch können die Körner ſo klein werden, daß die Frage entſteht, ob man die Maſſe noch kryſtalliniſch anſehen ſolle oder nicht. Wenn das Körnige dem Eingeſprengten entſpricht, ſo das Strah - lige der Druſenform. Die Kryſtalle drängten ſich in ihrem Streben nach freier Ausbildung ſo, daß ſie ſich gegenſeitig der Länge nach drückten: der ſtrahlige Kalkſpath in Spalten der Kalkgebirge, die ſtrahligen Quarze und Gypſe in Gangtrümmern, viele Zeolithe ꝛc. erläutern das Geſagte. Endlich werden die Strahlen zur feinſten Faſer. Mit dem Faſrigen iſt gar häufig eine halbkugelförmig gekrümmte Oberfläche verbunden, gegen152Afterkryſtalle.welche die Faſern vom Centrum aus ſenkrecht ſtrahlen. Unter den Eiſen - erzen zeigen der braune und rothe Glaskopf treffliche Beiſpiele. Kleinere Rundflächen nannte Werner traubig, größere nierenförmig. Es iſt in dieſer Glaskopfſtruktur, ſo wie in dem Faſrigen überhaupt ein letztes Verkümmern der Kryſtallbildung gar nicht zu verkennen, die dann durch zahlloſe Uebergänge von kugeligen, knolligen, garbenförmigen, roſetten - förmigen und anders verkommenen Kryſtallhaufen ſich an das deutlich Kryſtalliniſche anſchließen.

Bei Metallen und Erzen, welche in Dendriten, Blechen, zahn - und drahtförmig, in Platten und Klumpen anſchießen, kann die Entſcheidung, ob kryſtalliniſch oder unkryſtalliniſch, öfter unmöglich werden. Werner war in Beſchreibung aller dieſer zufälligen äußern Geſtalten ſehr genau, indeſſen ergeben ſie ſich bei Beſchreibung des Einzelnen ſo un - mittelbar, daß wir darüber uns nicht weitläufig auszuſprechen haben.

Die Afterkryſtalle,

ſogenannte Pſeudomorphoſen, zerfallen hauptſächlich in zwei weſentlich ver - ſchiedene Klaſſen: in chemiſch veränderte und mechaniſch erfüllte Formen. Da nun aber der Erfüllung ſtets eine chemiſche Veränderung vorausgehen muß, ſo ſind Mittelformen nothwendig.

Die chemiſche Veränderung kann bei dimorphen Körpern zu - nächſt ein einfaches Abſterben ſein, wobei weder Stoff zu noch hin - wegkommt, die chemiſchen Atome gruppiren ſich blos anders. Leicht kann man es bei amorphem Zucker (Bonbon) beobachten, derſelbe wird nach wenigen Wochen ſtrahlig und bröcklig, die Strahlen gehen von außen nach innen, werden alſo in der Mitte getrennt. Aehnlich die arſenichte Säure. Die Kryſtalle des durch Schmelzen erhaltenen Schwefels werden beim Stehen ſchnell trüb, weil ſie ſich bei gewöhnlicher Temperatur in die Sublimationsform umſetzen. Ebenſo verändert ſich das 2gliedrige ſchwefel - ſaure und ſelenſaure Nickeloxyd am Licht in lauter kleine Quadratoktaeder. Das gelbe Queckſilberjodid wird durch Berührung roth. Im Baſalte von Schlackenwerth in Böhmen kommen Arragonite vor, die den Blätterbruch des Kalkſpaths zeigen.

Gewöhnlicher iſt ein Verluſt an Stoff: haben die Minerale Waſſer, ſo geben ſie leicht einen Theil dieſes Waſſers ab, und trüben ſich. So ſind z. B. die Zeolithe waſſerhell, allein ein geringer Waſſerverluſt macht ſie ſchneeweiß. Laumonit zerfällt zu Mehl. Eine Menge künſt - licher Kryſtalle werden durch Waſſerverluſt unbrauchbar. Die Tagewaſſer laugen die Salze aus: ſo ſind wenige Feldſpäthe friſch und wohl erhalten, ſie haben meiſt eine Trübung in Folge von Verluſt des am leichteſten löslichen Kaliſalzes, endlich zerfallen ſie ganz zu Mehl (Porzellanerde). Einer der extremſten Fälle iſt der, wo Rothgülden in Glaserz verwandelt wird, wie Marx ein Beiſpiel von der Grube Junger Lazarus bei Marienberg, Blum von der Grube Churprinz bei Freiberg anführt, doch ſcheint dieß ſchon kein reiner Fall mehr zu ſein.

Veränderung durch Aufnahme von Stoffen zeigt ſich vor - trefflich beim Anhydrit, der durch Verbindung mit Waſſer zu Gyps wird. 153Afterkryſtalle.Gediegene Metalle können ſich leicht oxydiren, wie Kupfer zu Kupferoxydul, und dieß kann dann weiter zum Malachit fortſchreiten, wie ſo häufig bei den Kupfermaſſen im Ural geſchieht. Der Martit von Braſilien ſcheint nichts weiter als Magneteiſen zu ſein, das ſich vollkommen zu Eiſenoxyd oxydirt hat. Eiſenglanz wird leicht zu Brauneiſenſtein, die Manganerze haben meiſt eine Tendenz mehr Sauerſtoff aufzunehmen. Wenn Blei - vitriol die Stelle von Bleiglanz einnimmt, ſo ſcheint dieß zunächſt nur eine einfache Aufnahme von Sauerſtoff zu ſein, die freilich nicht unver - mittelt vor ſich gehen konnte.

Ein Austauſch von Stoffen fand am häufigſten Statt. Kann auch der Weg der Veränderung nicht immer ſicher angedeutet werden, ſo kann man doch häufig eine Möglichkeit conſtruiren. Sind die Stoffe gar zu heterogen, ſo iſt es immer gerathener, die Sache für mechaniſche Erfüllung zu halten. Außerordentlich häufig findet man Schwefelkies - kryſtalle in Brauneiſenſtein verwandelt. Das Doppeltſchwefeleiſen F̎e, verwandelt ſich dabei immer erſt in Eiſenvitriol S⃛ + 6 ; das Ḟe wird dann zu F̶⃛e, wie das ſo häufig bei Vitriollöſungen geſchieht. Eiſenoxyd iſt aber eine ſchwächere Baſis als Oxydul, kann daher durch Kalk leicht ſeiner Schwefelſäure beraubt werden, wodurch dann F̶⃛e Ḣ̶ = Brauneiſen - ſtein entſteht. Beſonders leicht verwandelt ſich auch der Spatheiſenſtein Ḟe an der bloßen Atmoſphäre zu F̶⃛e Ḣ̶, die Löſungskraft des Waſſers ſcheint hier allein das gelöste kohlenſaure Eiſen zur höhern Oxydation zu diſponiren. Die verſchiedenen Manganerze, beſonders M̶⃛n Ḣ̶, ſind immer zu höhern Oxydationen auf Koſten des Waſſers diſponirt. Complicirter werden die Verhältniſſe ſchon bei Verwandlung des Olivins Ṁg3 S⃛i in Serpentin Ṁg9 S⃛i4 Ḣ̶6, und doch kann dieſe Veränderung nicht mehr ge - läugnet werden, denn wie ſollte ein ſo normal amorpher Körper, wie Serpentin, die Fähigkeit zum Kryſtalliſiren erlangt haben. Bei Verglei - chung der Formeln ſieht man leicht, daß 4 Atome Olivin = Ṁg12 S⃛4 zu Serpentin werden können, wenn dazu 6 Ḣ̶ treten, und 3 Ṁg ausgeſchieden werden, die als Ṁg ſich zwiſchen den Afterkryſtallen abgeſetzt haben. Waſſer - dämpfe reichen alſo zur Verwandlung hin, aber trotz der Einfachheit iſt dieſer Weg wohl nicht eher bewieſen, als bis Verſuche ihn nachgeahmt haben werden. Die kieſelſaure Magneſia ſpielt überhaupt eine große Rolle bei der Afterbildung. Da ſie unter den alkaliſchen Erden die am ſchwerſten lösliche iſt, ſo wurde ſie überall fallen gelaſſen, wo die Waſſer andere Stoffe aufzunehmen die Gelegenheit hatten. Bei Göpfersgrün iſt ſelbſt der Quarz verſchwunden, und Speckſtein an die Stelle der deutlichen Kryſtalle getreten. Noch auffälliger als alles dieſes iſt jedoch in vielen Fällen

Die mechaniſche Ausfüllung. Der aus Hornſtein beſtehende Haytorit kommt in einer Schönheit und Größe vor, die Verwunderung erregt, ſeine Form iſt die des Datoliths, und da auf denſelben Gängen zugleich Kalkſpath und andere Minerale in Hornſtein verändert ſind, ſo kann man hier kaum an einen chemiſchen Proceß mehr denken. Auch auf ſächſiſchen Gängen kommen zuweilen glattflächige Kalkſpathafterkryſtalle unter einer rauhen Kruſte vor, unter der erſt der Glanz der Fläche ein - tritt. Hier wurde offenbar durch Umhüllung des urſprünglichen Kry -154Syſtematik.ſtalles eine Form gebildet, welche die ſpäter folgende Kieſelſubſtanz me - chaniſch ausfüllte. In ähnlicher Weiſe füllt bei Ilmenau das Grauman - ganerz M̈n, oder im Uebergangskalk von Sundwig Quarz und Rotheiſen - ſtein die Formen von Dreikantnern des Kalkſpaths. Am letztern Orte kann man die Formen, welche ausgefüllt wurden, noch abheben. Fremd - artige Ueberzüge auf Kryſtallen ſind auf Gängen eine ſo gewöhnliche Er - ſcheinung, daß auf dieſe Weiſe Matrizen von den verſchiedenſten Kryſtall - formen erzeugt werden konnten, man hat ſie ſogar Umhüllungs - pſeudomorphoſen genannt, was nicht paſſend iſt. Sind es dünne Hüllen, ſo zeigen ſie freilich die Form des unterſtützenden Kryſtalls, wie z. B. kleine Braunſpathrhomboeder häufig die Oberfläche großer Drei - kantner von Kalkſpath decken. Mannigmal ſcheint die Hülle auch Folge der Zerſetzung zu ſein, wie z. B. die Kupferkiesſchicht über dem Fahlerz von Zellerfeld angeſehen werden könnte; das ſind aber Ausnahmen. Uebrigens kann man häufig in Verlegenheit kommen, ob man eine Bil - dung als mechaniſche oder chemiſche Ausfüllung anſehen ſoll. Könnte man die Zinnſteinkörner in den Feldſpathen von Cornwall nicht gar zu ſicher von dem beigemiſchten Quarz unterſcheiden, zwiſchen welchen das Erz eindrang, ſo würde man hier eine Vermiſchung beider Geſetze ver - muthen. Andererſeits muß man wieder die Sicherheit bewundern, mit welcher Formen ſelbſt der löslichſten Subſtanzen ſich ausfüllten. Einzig in dieſer Art iſt der ſogenannte kryſtalliſirte Sandſtein auf der Unterſeite der Sandſteinplatten und Steinmergel des Keuper, jene bekannten Würfel mit ihren eingedrückten Seiten ſind ohne Zweifel Steinſalz geweſen, aber wie konnte in einem Schlamme die Ausfüllung mit ſolcher Beſtimmtheit vollendet werden?

Eintheilung.

Leider hat man ſich über die Eintheilung der Minerale noch weniger vereinigen können, als über die der Pflanzen und Thiere. Das Syſtem hat hier aber auch geringere Bedeutung. Die ältern Mineralogen grup - pirten mehr nach äußern Kennzeichen, und dieſes Princip werden wir wohl nicht aufgeben können, wenn die Mineralogie mehr ſein ſoll, als eine bloße Domaine der Chemie. Den Umſang betreffend, ſo rechnete Mohs zum Mineralreich alles, was nicht Pflanzen und Thiere iſt, na - mentlich alſo die Luft und Gaſe. Doch was kann der Mineraloge weiter darüber ſagen, als was der Phyſiker und Chemiker lehrt, zumal da man ſie nicht ſieht. Werner ſchloß ſogar auch das Waſſer aus. Dann bliebe alſo weiter nichts als der feſte Theil der Erde über. Darin ſind vor allen die eigentlichen Steine von den figurirten Steinen (Petrefakten) zu trennen, welch letztere in der Petrefaktenkunde (ſiehe mein Handbuch der Petrefaktenkunde. Tübingen 1852) abgehandelt werden. Die alte Klaſſe der Inflammabilien (brennlichen Foſſilien), wenn man davon den ächt mineraliſchen Schwefel abzieht, iſt eigentlich auch ein Fremdling, denn Kohle, Harze, Oele ſind Produkte des Pflanzen - und Thierreichs. Man kann ſie ſich höchſtens als unwichtigen Anhang gefallen laſſen. Das Uebrige bilden dann die Gebirgsarten und Mineralſpecies: erſtere handelt die Petrographie, letztere die Mineralogie ab. Freilich kommt155Syſtematik.man dabei oft in den Fall des Zweifels, was man Felſen, was Mineral nennen ſoll, doch ſei dabei nicht ſo engherzig, was thut’s, wenn du etwas beiläufig beſchreibſt, das ſtreng genommen nicht hingehört. Das ächte Mineral ſoll eine chemiſche Verbindung ſein, die in allen ihren Punkten gleichartig iſt. Die Gleichartigkeit gibt ſich am ſicherſten durch den Kryſtall kund, und daher bilden die Kryſtalle den hauptſäch - lichen Gegenſtand. Freilich kommen neben den Kryſtallen auch faſrige und dichte Maſſen von ſolcher Gleichartigkeit vor, daß man nicht umhin kann, ſie als Species aufzuführen, doch leidet hier die Sicherheit der Be - ſtimmung nicht ſelten, und ohne chemiſche Hilfe kommt man dann nicht zum Ziele des unterſcheidenden Erkennens.

Bei der Eintheilung darf vor allem auch das Pädagogiſche nicht aus den Augen gelaſſen werden, denn das Syſtem ſoll uns hauptſächlich in die Sache auf dem beſten Wege einführen. Wenn man daher mit dem Un - wichtigſten unter allen, mit den Gaſen oder mit dem Waſſer anfängt, ſo ſcheint mir das ſehr unpädagogiſch. Da machte es Werner beſſer, er ſtellte gleich den König der Edelſteine, den Diamant, an die Spitze.

Werner

ſchied überhaupt vier Klaſſen:

I. Erdige Foſſilien. 1) Demant. 2) Zirkon. 3) Kieſelgeſchlecht. Hierunter handelt er die wichtigſten Silicate, wie Augit, Granat, Spinell, Korund, Beril, Piſtazit, Quarz, Zeolith, Feldſpath ꝛc. ab. 4) Thon. 5) Talk. 6) Kalkgeſchlecht, worunter Kalkſpath, Apatit, Flus, Gips, Barazit ꝛc. begriffen wird. 7) Barit. 8) Stronthian. 9) Kryolith.

II. Salzige Foſſilien, begreift nur Soda, Salpeter, Steinſalz, Salmiak, Vitriol, Glauberſalz, Bitterſalz.

III. Brennliche Foſſilien. Schwefel, Erdöl, Kohlen, Graphit, Bernſtein.

IV. Metalliſche Foſſilien, werden nach ihrem Metallgehalt klaſſificirt. 1) Platin. 2) Gold. 3) Queckſilber. 4) Silber. 5) Kupfer. 6) Eiſen. 7) Blei. 8) Zinn. 9) Wismuth. 10) Zink. 11) Spiesglas. 12) Silvan. 13) Mangan. 14) Nickel. 15) Kobold. 16) Arſenik. 17) Molybdän. 18) Scheel. 19) Menak. 20) Uran. 21) Chrom. 22) Cerin. Auch

Hauy

hat in ſeinem Lehrbuche der Mineralogie, überſetzt von Karſten und Weiß 1804, im Weſentlichen daſſelbe Syſtem mit 4 Klaſſen.

I. Säurehaltige Körper. 1) Kalk, und zwar wird mit dem Kalkſpath begonnen, welcher Hauy mitten in ſein Syſtem führt. 2) Baryt. 3) Strontianit ꝛc.

II. Erdartige Foſſilien: Quarz, Zirkon, Teleſin, Cymophan ꝛc.

III. Metalliſche brennbare Körper: Schwefel, Diamant, Bitumen, Kohle, Bernſtein, Honigſtein.

IV. Metalliſche Subſtanzen, ähnlich wie bei Werner nach den Metallen zuſammengeſtellt.

Den Syſtemen dieſer beiden Meiſter ſchließt ſich das von

156Syſtematik.

Weiß

am engſten an, Karſten’s Archiv für Min. Geogn. Bergb. u. Hüttenk. 1829, Bd. I. pag. 5. Es werden 7 Ordnungen unterſchieden.

1) Oxydiſche Steine oder Silicate, denn hier ſpielt die Kieſel - erde die Hauptrolle. Sie gehören unbedingt an die Spitze des Reiches, nicht blos weil ſie auf der Erde die wichtigſte Rolle ſpielen, ſondern weil ſie ſich auch am meiſten von den chemiſchen Kunſtprodukten entfernen, und der Nachahmung die größte Schwierigkeit in den Weg legen. Obenan der Quarz, die reine Kieſelerde, denn durch kein anderes kann uns der Begriff eines Minerals deutlicher vorgeführt werden, als durch dieſen. Feldſpath, Glimmer, Hornblende führen uns ſogleich zu den wichtigſten Felsgeſteinen, während Granat den Uebergang zu den Edelſteinen ver - mittelt.

2) Saliniſche Steine und

3) Saliniſche Erze umfaſſen beide ſämmtliche Baſen mit Säuren, welche nicht Kieſelſäuren ſind. Erz (Metallbaſis) und Stein (Erdbaſis) kann wegen des Iſomorphismus nicht gut auseinander gehalten werden, daher muß man in vielen Fällen beide mit einander vermiſchen. Am Ende finden das Waſſer und die künſtlichen Salze ihren beſten Platz.

4) Gediegene Metalle ſind die einzigen einfachen Stoffe, welche in der Natur vorkommen.

5) Oxydiſche Erze begreifen Metalle mit Sauerſtoff und Waſſer, ohne eine Säure.

6) Geſchwefelte Metalle haben ſtatt des Sauerſtoffs Schwefel, es ſind alſo Verbindungen von Sulphoſäuren mit Sulphobaſen. Statt des Schwefels kann aber auch Selen, Antimon, Tellur auftreten.

7) Inflammabilien. Es iſt gut, hierin nur das zuſammenzu - ſtellen, was entſchieden organiſchen Urſprungs iſt. Namentlich ſcheide ich den Schwefel und Diamant davon. In dieſer Weiſe bilden ſie eine ſehr natürliche Ordnung, die aber mehr der Geognoſie als der Mineralogie angehört.

Im Ganzen kommen alle naturhiſtoriſchen Syſteme wenigſtens in vielen Gliedern immer wieder auf dieſe Eintheilung zurück. Denn Ein - zelnes iſt darin zu natürlich, als daß davon abgewichen werden könnte. Wo aber abgewichen wird, da trifft es meiſt gleichgültige Sachen. Am wenigſten zu billigen ſind diejenigen Anordnungen, worin durch eine Menge neugeſchaffener Worte das Gedächtniß beſchwert wird.

Von rein chemiſchen Syſtemen ſind die von Berzelius am be - währteſten. Sein erſtes wurde 1816 durch Schweigger’s Journal XV. 427 in Deutſchland bekannt. Es iſt nach dem elektropoſitiven Beſtandtheile in zwei ſehr ungleiche Klaſſen geordnet. 1ſte Klaſſe enthält ſämmtliche Mineralien, 2te Klaſſe die Inflammabilien nebſt den Ammoniakſalzen. Das Syſtem beginnt:

A. Sauerſtoff.

B. Brennbare Körper.

  • 1ſte Ordnung. Metalloide: Schwefel und ſeine Verbindungen mit Sauerſtoff; .... Kohlenſtoff und Kohlenſäure ꝛc.
157Syſtematik.
  • 2te Ordnung. Elektronegative Metalle: Arſenik nebſt Oxyden und Sulphureten; .... Antimon, Rutil ....
  • 3te Ordnung. Elektropoſitive Metalle: Iridium, Platin, Gold nebſt ſeinen Tellureten Silber nebſt Sulphureten, Antimonieten ꝛc.
    • Blei: Sulphurete, Tellurete, Oxyde ꝛc.
    • Alumium: Sulphate, Silicate, Hydrate. ....
    • Magneſium: Sulphate, Carbonate, Borate, Silicate…
    • Calcium: Sulphate, Phosphate, Fluate, Carbonate, Silicate.
    • Zuletzt Kalium mit Sulphaten, Nitraten und Silicaten.

Berzelius fühlte bald, daß durch den Iſomorphismus der Baſen ſich doch trotz der ſcheinbar großen Conſequenz ein ſehr unangenehmer Spiel - raum der Stellung ergab. Er fügt daher gleich den Vorſchlag zu fol - gendem andern bei, welches nach der elektronegativen Subſtanz eintheilt:

  • 1ſte Ordnung. Nichtoxydirte Körper:
    • 1) Gediegene; 2) Sulphureta; 3) Arſenieta; 4) Stibieta; 5) Tel - lureta; 6) Osmieta; 7) Aureta; 8) Hydrargyreta.
  • 2te Ordnung. Oxydirte Körper:
    • 1) Oxyde mit oder ohne Waſſer, a) Säuren, b) Baſen; 2) Sul - phate; 3) Nitrate; 4) Muriate und Muriocarbonate; 5) Phos - phate; 6) Fluate und Fluoſilicate; 7) Borate und Boroſilicate; 8) Carbonate; 9) Arſeniate; 10) Molybdate; 11) Chromate; 12) Wolframiate; 13) Tantalate; 14) Titanate; 15) Silicate; 16) Aluminate.

Die Sache wurde ſpäter in Poggendorfs Annalen 1828. XII. 1 weiter ausgeführt, und neuerlich iſt Rammelsberg (Pogg. Ann. 1847. 71. 477 ) wieder darauf zurückgekommen. Dennoch hat es bei den Mineralogen von Fach keine Wurzel ſchlagen können, weil die äußern Aehnlichkeiten doch zu wenig hervortreten.

Eben ſo wenig iſt eine Eintheilung nach der bloßen Form natur - gemäß, ſo angenehm ſie für die Ueberſicht der Kryſtalle auch ſein mag. G. Roſe, das kryſtallochemiſche Mineralſyſtem, Leipzig 1852, ſucht zwar beides zu verbinden, aber doch nur ſo weit, als der Iſomorphismus zur Zuſammenſtellung nöthigt. Im Ganzen ſtimmt deſſen Anlage mit dem zweiten Syſtem von Berzelius überein:

  • I. Einfache Körper, 30 Nummern.
  • II. Schwefel -, Selen -, Tellur -, Arſenik -, Antimon-Verbindungen, die in 51 Binäre und 36 Doppeltbinäre gruppirt werden.
  • III. Chlor -, Fluor -, Jod - und Brom-Verbindungen, 13 Nummern.
  • IV. Sauerſtoffverbindungen, dieſe zerfallen nun zwar in 26 Binäre und Doppeltbinäre, allein für letztere bleiben mehr als 400 Nummern, alſo mehr als 2 $$\frac{1}{2}$$ fach aller übrigen. Das iſt eine große Ungleich - heit. Aber noch ungleicher iſt die Eintheilung von

Mohs

  • I. Klaſſe: Gaſe, Waſſer, Säuren, Salze (Soda, Glauberſalz, Sal - peter, Steinſalz, Vitriol ꝛc.).
  • II. Klaſſe: Haloide (Gyps, Kryolith, Flußſpath, Kalkſpath); Ba - ryte (Spatheiſen, Schwerſpath, Weißbleierz ꝛc.); Kerate (Horn -158Syſtematik.erz); Malachite; Glimmer (Kupferglimmer, Vivianit, Graphit, Talk, Glimmer); Spathe (Schillerſpath, Cyanit, Spodumen, Zeo - lithe, Feldſpath, Augit, Laſurſtein); Gemmen (Andaluſit, Corund, Demant, Topas, Smaragd, Quarz, Borazit, Granat, Gadolinit); Erze (Titanit, Rothkupfererz, Zinnſtein, Magneteiſen, Brauneiſen - ſtein, Manganerze); Metalle; Kieſe; Glanze (Glaserz, Blei - glanz); Blenden (Blenden, Rothgülden); Schwefel.
  • III. Klaſſe: Harze, Kohlen.

Im Ganzen gehen die Syſteme nicht ſo weit auseinander, daß nicht eine Vereinigung aller auf eines in endlicher Ausſicht ſtände. Das wird aber nicht eher geſchehen, bis irgend eines bei weitem die größte Anhänger - zahl gefunden haben wird. Freilich können dazu nur innere Gründe führen. Allein wenn man einmal erkannt hat, daß in der Anordnung allein nicht das Weſen beruht, ſo wird man gern dem Vortheil nicht entgegen ſein, welchen es gewähren muß, wenn alle Lehrer und Lehrbücher den gleichen Gang befolgen. Möge das bald kommen.

[159]

Erſte Klaſſe. Silicate oder eigentliche Steine.

Die Verbindungen mit Kieſelerde ſpielen unbedingt auf der Erdober - fläche die erſte Rolle, daher kann man mit keinem Minerale wohl paſſender anfangen, als mit der Kieſelerde ſelbſt (Quarz). Auf zweiter Linie ſteht die Thonerde A̶⃛l, iſomorph mit F̶⃛e, M̶⃛n, C̶⃛r. Im Feuer bildet dieſe gegen S⃛i immer die Baſe, wenn es aber an Kieſelerde fehlt, ſo mag ſie auch wohl die Rolle der Säure übernehmen. Auf dritter Linie folgen: K̇a, Ṅa, L̇i, Ṁg, Ċa, Ḟe, Ṁn ꝛc., die nur als Baſen erſcheinen. Alle dieſe Stoffe verbinden ſich mit der Kieſelerde in ſo mannigfaltigen Verhält - niſſen, daß letztere darin alle anorganiſchen Säuren weit übertrifft (Ram - melsberg Pogg. Ann. 72. 95), und da es bis jetzt von den wenigſten ge - lungen iſt, die Bedingungen ihrer Erzeugung künſtlich herbeizuführen, ſo entfernen ſie ſich von den gewöhnlichen Chemikalien am weiteſten, und mahnen uns mehr an organiſche Produkte, welche gleichfalls chemiſche Kunſt nicht wachſen laſſen kann. Auch das haben ſie mit dem organiſchen Körper gemein, daß nur wenige Stoffe zur wunderbaren Mannigfaltigkeit ihrer Kryſtalle beitrugen.

Die Kieſelerde kennt man in zwei Modificationen: die eine iſt im Waſſer und in Säuren unlöslich, nur Flußſäure wirkt kräftig darauf ein. Dieſe findet ſich in der Natur bei weitem am häufigſten; die lösliche Modification läßt ſich in Quellen, Flüſſen und Meeren nachweiſen: die Geyſerquelle auf Island hat $$\frac{1}{1850}$$ , das Meer 3 Hundert - tauſendtel, der Rhein ein 4 Hunderttauſendtel. Heißes Waſſer löst mehr als kaltes, und die Gegenwart von Säuren und Alkalien be - fördert ihre Löſung. Die Zeolithe enthalten ſie im feſten Zuſtande. Merk - würdiger Weiſe kann ſie aber leicht durch Glühen in die unlösliche Modifi - cation übergeführt werden. Da nun die S⃛i auf naſſem Wege nur die Rolle einer ſchwachen Säure ſpielt, auf trockenem dagegen alle übrigen Säuren austreibt, ſo hat man wohl Grund zu vermuthen, daß die Maſſe der Silicate unſerer Erdrinde dem Feuer ihren Urſprung verdanken, alſo primär ſeien, während die ſecundären Erzeugniſſe dagegen ſehr zu - rücktreten. So feuerbeſtändig aber auch die Kieſelerde ſein mag, ſo ver - flüchtigt ſie ſich doch, ähnlich der Borſäure, mit heißen Waſſerdämpfen, das beweist der Verſuch von Jeffreys deutlich: Derſelbe ließ durch einen Fayence-Ofen, deſſen Glut die des ſchmelzenden Gußeiſen über - ſteigt, Waſſerdämpfe in größerer Menge ſtreichen, und wo dieſe160I. Cl. 1ſte Fam. : Quarz, Kryſtalle.aus dem Ofen heraustraten, ſetzten ſich mehrere Pfunde Kieſelerde in Ge - ſtalt von Schnee ab. Bei Hüttenprozeſſen, z. B. wenn die Hochöfen ausgeblaſen werden, kommt nicht ſelten ein ähnliches Kieſelmehl in größerer Menge vor (Pogg. Ann. 85. 462), das auf dieſe Weiſe ſeine genügende Erklärung findet. Kocht man die unlösliche Modification mit kohlenſauren Alkalien, ſo geht ſie allmählig in die lösliche über, ohne daß ſie Kohlen - ſäure austreibt. Daraus läßt ſich dann leicht einſehen, daß bei Verwit - terungsprozeſſen die Tagewaſſer, wenn ſie in langer Berührung mit der unlöslichen Modification ſind, dieſelbe in die lösliche umſetzen und auf - nehmen können. Die Natur zeigt ſich hier nachgiebiger, als man nach unſern künſtlichen Geſetzen erwarten ſollte.

Von den natürlichen Silicaten iſt keines in Waſſer löslich, nur künſt - liche mit viel Alkali löſen ſich. Dagegen kann man mehrere in Salz - ſäure aufſchließen, das geht um ſo leichter, je feiner man ſie pulveriſirt. Die Kieſelerde ſcheidet ſich dabei aus, oder iſt doch nur in ſehr vielem Waſſer löslich, während die Baſen als Chlormetalle gelöst bleiben. Oft kann man auch anderer Säuren mit Vortheil ſich bedienen. Läßt ſich auf dieſe Weiſe nur ein Theil löſen, ſo muß man den Rückſtand wie die un - löslichen behandeln. Zu dem Ende ſchmilzt man das Pulver mit dem 3fachen (oder , Ḃa ꝛc. ) zuſammen, es entweicht dann , das zurückbleibende Glas läßt ſich wegen des ſtärkern baſiſchen Gehalts mit Säure aufſchließen. Für Aluminate ohne Kieſelerde führt ein Zuſammen - ſchmelzen mit S⃛2 zum Zweck; Zirkon und Cyanit können durch Kali - hydrat im Silbertiegel aufgeſchloſſen werden. Um die Baſen zu beſtim - men, bedient man ſich mit Vortheil der Flußſäure, aus Flußſpath darge - ſtellt. Beim Zuſatz von Schwefelſäure verflüchtigt ſich dann der größte Theil der Kieſelerde als Fluorkieſel Si F̶l3.

Mit Hr. Prof. Weiß unterſchieden wir folgende zehn zum Theil ſehr natürliche Familien: 1) Quarz; 2) Feldſpath; 3) Glimmer; 4) Horn - blende; 5) Granat; 6) Edelſteine; 7) Zeolith; 8) Skapolithe; 9) Ha - loidſteine; 10) Metallſteine.

I. Quarze.

Das Wort Quarz (Querz, vielleicht aus Gewarz?) kommt bei Grie - chen und Römern nicht vor, es iſt ein bergmänniſcher Ausdruck des Mittel - alters (Agricola Bermannus pag. 695 u. 701), womit der gemeine Quarz auf den Erzgängen bezeichnet wurde. Gegenwärtig nimmt man das Wort im weitern Sinn, und begreift darunter Kryſtalle, Chalcedone und Opale. Dann kann ihnen aber an Mannigfaltigkeit kein zweites zur Seite geſetzt werden, welches ſo viel Licht über das Weſen eines Minerals verbreitete. In ſofern wird man vergeblich nach einem beſſern Ausgangspunkte des Syſtems ſuchen.

Kryſtallſyſtem 3 + 1axig mit entſchiedener Neigung zum di - hexaedriſchen. Das Dihexaeder P = a: a: a: c hat 133° 44′ Endk. und 103° 34′ Seitenkanten, gibt 〈…〉 . Der ebene Winkel an der Spitze der gleichſchenklichen Dreiecke 78°. Die161I. Cl. 1ſte Fam. : Quarze, Kryſtalle.Flächen meiſt ſehr verzogen und mit allerlei unregelmäßigen Zeichnungen verſehen, ihr Blätterbruch ſehr verſteckt und kaum bemerkbar. Dazu geſellt ſich beſtändig die erſte reguläre ſechsſeitige Säule r = a: a: a: c, welche ſich an ihrer Querſtreifung pa - rallel der Axe a ſtets leicht erkennen läßt. Dieſe Streifen ſtehen immer ſenkrecht gegen r / r, der Richtung der Axe c. Auch dieſen Säulenflächen entſpricht kein ſonderlich wahrnehmbarer

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Blätterbruch.

Hauy nahm das Dihexaeder als Dirhomboeder: einmal war es ihm für ſeine Decrescenzen bequemer; dann findet man aber auch z. B. bei den ſogenannten Scepterquarzen von Ungarn ein Rhomboeder (mit 94° 15′ in den Endkanten) gegen das andere vorherrſchend. Beiſtehende kleine gelbe Bergkryſtalle im Eiſen - glanz von Elba zeigen auf der Säule nur rhomboedriſche En - digung, ja in der Dauphiné kommen ſogar Dihexaeder vor, deren

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abwechſelnde Flächen mit einiger Beſtimmtheit matt und glänzend erſcheinen. Da nun auch die Klangfiguren von Savart auf einen Unterſchied beider Rhomboeder hinweiſen, ſo verdient die Sache nicht aus den Augen ge - laſſen zu werden, wollte man auch auf Hauys Behauptung, daß das Rhomboeder P blättriger ſei, als das Gegenrhomboeder z, bei der Undeut - lichkeit ſeiner Blätterbrüche überhaupt kein ſonderliches Gewicht legen. Aber auch die Zwillinge ſprechen für Rhomboeder. Schon Hr. Prof. Weiß machte 1816 (Magazin Geſellſch. naturf. Freunde zu Berlin VII. 164) auf merkwürdige Durchkreuzungszwillinge aus den Mandelſteinen der Fa - röerniſeln aufmerkſam, woran die Flächen des Hauptrhomboeders P von den Ecken eines andern durchbrochen werden: es haben beide Kryſtalle die Säulen gemein, und ihre Rhomboeder ſind um 60° gegen einander im Azimuth verdreht. Dieſes Geſetz fand eine erfreuliche Beſtätigung durch die Dauphinéer Zwillinge (Haidinger in Brewster’s Journal of science 1824. Vol. I. pag. 322), welche in ihrer Art zu den merkwür - digſten kryſtallographiſchen Erſcheinungen gehören, die wir kennen. Sie finden ſich gern mit Epidot. Es ſind Dihexaeder mit Säulen, auf den Dihexaederflächen findet man aber ſehr ausgezeichnete matte Platten, welche mit glänzenden zwar ſehr unregelmäßig abwechſeln, allein in den Kanten entſpricht ohne Ausnahme der matten Stelle einer - eine glänzende andererſeits. Bei dieſer großen Ge - ſetzmäßigkeit kann man die Sache kaum anders als durch Zwilling erklären: denke man ſich ein Dihe - xaeder mit drei glänzenden Flächen P und drei matten z, aber beliebig durchlöchert; in die Löcher lege ſich nun ein zweites Individuum P' und z 'doch ſo hin - ein, daß dieſes ſeine matte Fläche z' habe, wo jenes ſeine glänzende P hatte, ſo iſt das das gewöhnliche Weißiſche Zwillingsgeſetz. Einmal aufmerkſam ge - macht fanden ſich die Zwillinge obgleich undeutlicher auch andern Orts, namentlich zahlreich in einem Quarzgange des Granits von Järiſchau bei Strie -

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gau im Rieſengebirge. Hierauf fußend glaubt nun G. Roſe (Kryſtall - ſyſtem des Quarzes Abh. Berl. Akad. der Wiſſenſch. 1844) das unregel -Quenſtedt, Mineralogie. 11162I. Cl. 1ſte Fam. : Quarz, Kryſtalle.mäßige Auftreten der Rhomben - und Trapezflächen durch allgemeine Zwillingsbildung erklären zu können.

Die Rhombenflächen s = a: ½a: a: c liegen in zwei abwech -

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ſelnden Endkantenzonen des Dihexaeders, ſtumpfen alſo die Kanten zwiſchen der Säule und dem Dihexaeder ab. Häufig zeigen dieſelben eine Streifung, und dieſe ſoll nach G. Roſe nur der Kante P / r, und niemals der z / r parallel gehen, was freilich ſicher zu beweiſen bis jetzt nicht möglich iſt. In der Dauphiné finden ſich öfter Exemplare, wovon die s abwechſelnde Ecken von rr Pz abſtumpfen, alſo wirkliche Rhomboeder bilden, darnach müßte man ſie für rhomboedriſche Ordnung halten. Allein unter den klaren ringsum ausgebildeten aus dem Marmaroſcher Komitat in Oberungarn, beſonders aber unter den noch ſchönern aus dem Uebergangskalk von

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New-York trifft man einzelne Exemplare, wo die Rhom - benfläche an den beiden Enden der abwechſelnden Säulenkanten ſich wiederholt, wie in beiſtehenden Fi - guren. Dieſes nimmt nun Roſe als Normalfall. Wenn die Streifen der Rhombenflächen beobachtbar ſind, ſo kann man ſogar rechte und linke unterſcheiden: die s der rechten ſind von oben rechts nach links unten (wie beiſtehende Figur) und die der linken von oben links nach rechts unten geſtreift (wie die vorhergehende Fi - gur). Alle Exemplare, wo die Rhombenflächen nicht in dieſer Ordnung folgen, hält Roſe für Zwillinge, worüber dann freilich in den meiſten Fällen der Be - weis nicht geführt werden kann, und zwar verwachſen immer nur zwei rechte, oder zwei linke mit einander, wie aus der Streifung der Rhomben - fläche folgt. Denn wenn das eine Zwillingsindividuum ſeine abgeſtumpfte Ecke hinlegt, wo das andere die nicht abgeſtumpfte hat, ſo können bei Verſchiedenheit der Ausdehnung möglicher Weiſe alle Ecken, einige oder auch keine abgeſtumpft erſcheinen. Auffallend iſt bei dieſer Annahme, daß die Rhomboederhälften s oben und unten um 60° gegen einander verdreht ſind (ein Trigonoeder bilden), und daß beim Zwilling zwei Indivi - duen gleicher Drehung ſich durchdringen ſollen. Das hat von vornherein wenig innere Wahrſcheinlichkeit. Uebrigens könnte man die s auch in rhomboedriſcher Ordnung nehmen, da es gleichfalls hierfür nicht an Bei - ſpielen fehlt, und der Zwilling die Erſcheinung eben ſo gut erklären würde.

Die Trapezflächen x = a: ⅙a: ⅕a: c neigen ſich ſtark zum Matten und ſtumpfen eine der untern Kanten zwiſchen s / r ab, liegen alſo nur in einer Kantenzone des Dihexaeder, in welcher ſie die Kante x / r = 168° machen. Mit wunderbarer Geſetzmäßigkeit ſtumpfen dieſe Flächen entweder nur die linke oder die rechte Rhombenflächenkante ab, und dar -

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nach zerfallen die Kryſtalle in rechts - (r) und links - gewundene (l) (Weiß): rechtsgewundene, wenn man von der Rhombenfläche oben rechts quer über die Kantenzone der Trapezfläche zur Säule gelangt, oder wenn der Beobachter ſich in den Mittelpunkt des Kryſtalls163I. Cl. 1ſte Fam. : Quarz, Kryſtalle.denkt und auf die Rhombenfläche ſieht, ſo wird die Kante der rechten Seite abgeſtumpft. x kommt häufig ohne Rhombenfläche vor, und folgt auffallender Weiſe nicht der Streifung der Rhombenfläche. Darüber findet ſich öfter eine zweite u = a: ¼a: ⅓a: c rauh punktirt und matter als x, die Säulenfläche r unten 161° 31′ ſchneidend, öfter auch ſelbſtſtändig. Man hat ſogar zwiſchen u und x noch eine ſchmale Abſtumpfung y = a: ⅕a: ¼a: c, und zwiſchen x und der darunter folgenden Säulenfläche eine v = a: a: $$\frac{1}{7}$$ a: c unterſchieden. Von ſcharfer Beſtimmung kann aber bei ſolchen Flächen wohl kaum noch die Rede ſein. Zuweilen be - merkt man auch eine obere Trapezfläche, eine der obern Rhomben - flächenkanten s / P abſtumpfend, nämlich t = a: ⅗a: $$\frac{3}{2}$$ a: c. Es fehlt nun keineswegs an Kryſtallen, woran auch auf der andern Seite der Rhom - benfläche (im Sinne der Streifung) Trapezflächen auftreten, allein dieſe haben meiſt einen andern Ausdruck, und ſind gern parallel der Rhomben - flächenkante geſtreift, ſo führt Haidinger eine o' = a: ⅓a: ½a: c an, es kommt eine ω '= a: $$\frac{3}{10}$$ a: $$\frac{3}{7}$$ a: c, eine u '= a: ¼a: ⅓a: c vor, G. Roſe beſtimmte ſogar n' = a: $$\frac{1}{13}$$ a: $$\frac{1}{12}$$ a: c ꝛc. Die geſtrichelten Buch - ſtaben liegen auf den Säulenflächen unter z, allein wenn die Streifungen der Rhombenflächen nicht deutlich ſind, ſo kann man in der Orientirung ſich leicht irren.

Das Zahlengeſetz der Trapezflächen iſt eben ſo ſchwierig als das der Rhombenflächen zu beſtimmen. G. Roſe glaubt auch hier wieder, wie bei den Rhombenflächen, nur drei an jedem Ende des einfachen Kryſtalls annehmen zu ſollen, die an den Enden der abwechſelnden Säulenkanten auftreten, und allerdings findet man z. B. bei den Rauchtopaſen der Grimſel und des Chamounithales dieſe Anordnung in auffallender Weiſe beſtätigt. Frei - lich kommen dann immer wieder Individuen vor, die dem Geſetze ſich nicht fügen, die aber dann zur Er - klärung doch wenigſtens zwillingsartige Gränzen zeigen. Auch hier muß es auffallen, daß immer nur Individuen der gleichen Drehung mit einander verwachſen, ſelten kommen auch Kryſtalle mit linken und rechten Trapez - flächen vor. Intereſſant iſt in dieſer Beziehung ein braſilianiſcher Amethyſt, der unter den Flächen P einen vollſtändigen Dreiunddreikantner x hat, nur konnte

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G. Roſe daran nicht die Spur einer Zwillingsgränze wahrnehmen, anderer ſchwierigen Einwürfe nicht zu gedenken.

Schärfere Dihexaeder kommen eine ganze Reihe vor, und an ihnen läßt ſich die rhomboedriſche Ordnung noch am erſten nachweiſen, wiewohl auch hier wieder die geringe Deut - lichkeit der Flächenausbildung ſich hinderlich in den Weg ſtellt. Bei den Schweizern iſt die Fläche m = ⅓a: ⅓a: c: a unterhalb P ziemlich glänzend, ſie fällt mit der Trapez - fläche y in eine Zone, unter z liegt dagegen eine m' mit feinen aber markirten Horizontalſtreifen, ſie ſoll $$\frac{2}{7}$$ a': $$\frac{2}{7}$$ a': a: c ſein, mag daher, da ſie ſich wenig zu Meſſungen eignet,

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der m ſehr nahe ſtehen, iſt aber an ihrem phyſikaliſchen Ausſehen oft ganz entſchieden erkennbar. Freilich kommen dann wieder andere vor, wo11*164I. Cl. 1ſte Fam. : Quarz, Kryſtalle.der Unterſchied nicht in die Augen tritt, daher nahmen Hauy und viele Spätere es geradezu für Dihexaeder. Manchmal gewinnen dieſe ſchärfern Flächen bedeutende Ausdehnung, dann kann ein förmliches Rhomboeder entſtehen: wie am St. Gotthardt mehrere quergeſtreifte, von G. Roſe als $$\frac{1}{7}$$ a': $$\frac{1}{7}$$ a': a: c und $$\frac{1}{11}$$ a': $$\frac{1}{11}$$ a': a: c beſtimmte, ge - ſtrichelt, da ſie immer unter z liegen. An den ſo komplicirten mit Sphen

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bei Diſſentis vorkommenden Kryſtallen hat ſchon Hai - dinger a = ¼a: ¼a: a: c beſtimmt, G. Roſe noch b = $$\frac{2}{11}$$ a: $$\frac{2}{11}$$ a: a: c. Es ſollen ferner unter P ½a: ½a: a, a: ⅙a: a, unter z ½a ': ½a': a an andern Orten vorkommen, ſo daß es an Menge nicht fehlt, obgleich es an Zonenverhältniſſen man - gelt. Daß dieſe Flächen alle rhomboedriſch auftreten, geht zuweilen aus den Zwillingen hervor. Denn man findet öfter die Rhomboederfläche plötzlich durch eine Gränze unterbrochen, über welche hinaus ſie nicht fortgeht, was ſich namentlich zwiſchen m und m' öfter ziemlich ſicher entſcheiden läßt. G. Roſe geht

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aber noch weiter: bei Schweizerkryſtallen iſt oft die dreifach ſchärfere m (oder wenigſtens in ihrer Region) mit matten fein quergeſtreiften Flecken bedeckt, die durch ihr Ausſehen an das von m' = $$\frac{2}{7}$$ a': $$\frac{2}{7}$$ a' lebhaft erinnern. Dies ſollen daher Zwillinge ſein, woran das eine Indi - viduum ſeine m' in den Sextanten vom m des andern legt. Nur ſpricht die zu große Verbreitung dieſer Streifen m', welche ſich namentlich auch auf die Säule r erſtrecken, der Sache nicht ſonderlich das Wort, und Meſſungen können nicht ent - ſcheiden, da man wegen der vielen Streifen gar kein ſicheres Bild bekommt.

Uebergehen wir die ſeltenen Flächen, welche Wackernagel (Pogg. Ann. 29. 507) beſtimmt hat, ſo fällt es auf, daß alle Modificationen immer nur zwiſchen Säule und Dihexaeder auftreten. Denn eine Gradendfläche wird zwar bei Dauphinéern angegeben, iſt aber ſo matt, daß man daran noch zweifeln kann. Ein nächſtes ſtumpferes Dihexaeder f = 2a: a: 2a: c erwähnt ſchon Hauy an den Amethyſten der Achatkugeln von Oberſtein, aber klein und als größte Seltenheit. So findet ſich zuweilen auch die zweite ſechsſeitige Säule a: ½a: a: a, merkwürdiger Weiſe hemiedriſch im Marmor von Carrara. Ebenſo hemiedriſch zeichnet Haidinger die 6 + 6kantige Säule d = a: ⅓a: ½a: a.

Zwillinge. Am häufigſten die ſchon genannten Dauphinéer, und wenn das unvollzählige Auftreten der Rhomben - und Trapezflächen Folge von Zwillingsbildung wäre, ſo würde nur der geringſte Theil der edlen Quarze zu den einfachen Kryſtallen gehören. Als große Seltenheit hat Hr. Prof. Weiß (Abh. Berl. Akad. 1829. 31) aus der Dauphiné einen Zwilling beſchrieben, woran die Individuen das nächſte ſtumpfere Di - hexaeder f = 2a: a: 2a: c gemein hatten und umgekehrt lagen, es ſpiegelt alſo von den Säulenflächen r nur eine ein, und die Hauptaxen c mußten ſich unter 84° 33′ ſchneiden. Neuerlich wurde G. Roſe (Pogg. Ann. 83. 461) durch eine unſcheinbare Quarzdruſe aus dem Serpentin von Reichen - ſtein in Schleſien überraſcht, worauf ſich Vierlinge fanden, an welchen165I. Cl. 1ſte Fam. : Quarz, Zwillinge, Bildung.die Dihexaederflächen P P, P' P' und P' 'P'' einſpiegel - ten, und zwar hatten ſich in rhomboedriſcher Ordnung drei Nebenindividuen an ein viertes Centralindividuum P P' P' 'gelegt, außer der Spiegelung einer P würde noch eine Fläche der zweiten ſechsſeitigen Säule einſpiegeln, wenn ſie vorhanden wäre. Die Axen c müſſen ſich unter 103° 34′ ſchneiden.

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Optiſch einaxig, attraktiv + d. h. der ordentliche Strahl wird ſchwächer gebrochen als der außerordentliche, o = 1,5484 und e = 1,5582. Circularpolariſation pag. 108, nur ganz dünne Platten geben ein Kreuz, dickere blos farbige Platten, die bei der Drehung die Farben des Spectrums durchlaufen. Die Folge der Farbe bei einer Drehung der Platten im Azimuth (ob von Roth nach Violett oder umgekehrt von Violett nach Roth) hängt von der Lage der Trapezflächen ab, wie Herſchel zuerſt bemerkte. Die höchſt ſeltenen Kryſtalle mit linken und rechten Trapez - flächen derſelben Art zeigen an einzelnen Stellen die Airyſchen Spiralen (Dove Pogg. Ann. 40. 614), was den Beweis liefert, daß ſie Zwillinge von links und rechts gedrehten Individuen ſind. Die fortificationsartig geſtreiften Quarze zeigen wie die Amethyſte unregelmäßig concentriſche Platten, welche abwechſelnd zu den links und rechts drehenden gehören. Brewster Treatise on Optik pag. 286. Klare Bergkryſtalle finden in der Optik mehrfache Anwendung.

Härte 7, Gew. 2,65, aber bei fremdartiger Beimiſchung darüber oder auch darunter gehend. Viele ſchöne Farben und beſondere Klarheit zeich - nen ihn aus. Reibt man Bergkryſtalle leicht an einander, ſo geben ſie in der Finſterniß leuchtende Funken. Gerieben zeigen ſie Glaselektricität.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, allein im Knallgebläſe kann man ihn leicht zu Tropfen ſchmelzen, die ins Waſſer fallend nicht zerſpringen, durchſichtig bleiben, dem Hammer großen Widerſtand leiſten, und ihre op - tiſchen Eigenſchaften verlieren. Man hat ſie zu mikroſkopiſchen Linſen vorgeſchlagen (Gaudin Compt. rend. 1839. 711). Mit Soda (Ṅa ) auf Kohle unter Brauſen eine klare Glasperle, wenn man genug Quarz hin - zuſetzte (T̈i verhält ſich zwar ähnlich, gibt aber eine unklare Perle). Setzt man nicht genug hinzu, ſo wird die Kohlenſäure nicht vollſtändig ausge - trieben und die Perle deßhalb nicht klar. Kieſelerde im Ueberſchuß wird dagegen gelöst, falls man die Maſſe nur noch ſchmelzen kann. Das Glas iſt in Waſſer löslich, erſt wenn man noch eine andere Baſis Ċa, Ṗb ꝛc. hinzuſetzt, wird es unlöslich. Von Phosphorſalz wird Kieſelerde nicht angegriffen, dieſe ſchwimmt unverändert in der Phosphorſalzperle.

S⃛i = 277 Si + 300 O = 48 Si + 52 O.

Bildung findet auf dreierlei Weiſe Statt: 1) auf organiſchem Wege. Die Aſche von Fahnen der Vogelfedern beſteht mehr als aus Kieſelerde (Pogg. Ann. 70. 336), in den Seeſchwämmen findet man oft große Mengen eigenthümlicher Kieſelnadeln, die ſich im Gebirge vortreff - lich erhalten haben (Handbuch der Petrefaktenk. pag. 667). Unter den Pflanzen erzeugen beſonders die Gräſer Mengen, die ſich in den Knoten einiger Bambusrohre in poröſen kryſtalliniſchen Klumpen anſammeln (Ta - baſheer Poggendorf Ann. 13. 522). Beſondere Bedeutung haben jedoch die kleinen Kieſelpanzer, welche Ehrenberg zu den Thieren, Andere aber166I. Cl. 1ſte Fam. : Bergkryſtall.zu den Diatomeen unter den Pflanzen ſtellen. Wenn dieſe Maſſen coa - guliren, ſo könnten ſie allerdings zu Kieſelknollen Veranlaſſung geben. 2) Auf naſſem Wege haben ſich nicht blos Kieſelmaſſen angehäuft, ſondern auch die ſchönſten Kryſtalle gebildet: dafür liefern z. B. die Berg - kryſtalle in den Kammern von Ammoniten des Lias den ſchönſten Beweis. Man findet nicht ſelten Kryſtalle mitten im Knollen des Feuerſteins, der in der weißen Kreide ſein Lager hat, wo von Feuereinwirkung gewiß nicht die Rede ſein kann. Da aber künſtlich unſern Chemikern auf ſolche Art noch nicht die Bildung des kleinſten Kryſtalls gelungen iſt, ſo zeigt ſich auch hier die Natur wieder als Lehrmeiſterin. Denn es iſt mehr als wahrſcheinlich, daß jene prachtvollen, zum Theil rieſenhaften Kryſtalle auf den Spalten der Hochalpen ein Niederſchlag aus wäſſriger Löſung ſind. 3) Auf heißem Wege kann man zwar kryſtalliniſche Bildung nicht ganz läug - nen, wie unter andern die Quarzpartikeln in den Graniten und Porphyren, wenn anders dieſelben heiße Laven bildeten, nur Feuerprodukte ſein können, indeſſen die Maſſe der Kryſtalle verdankt dem Feuer keineswegs ihr Da - ſein. Ohne Zweifel haben auch die Waſſerdämpfe beim Abſatz in Spalten der Vulkane eine Rolle geſpielt, wie noch in unſern Hochöfen Kieſelerde in mehlartigen Maſſen, oder in kleinen dendritiſchen Anflügen, aber nicht in größern Kryſtallen vorkommt. Vergleiche den ſchneeweißen, ſeiden - glänzenden Eiſenamianth (Pogg. Ann. 85. 462).

Die Verbreitung der Quarze von verſchiedenſtem Ausſehen iſt außer - ordentlich, namentlich im Urgebirge und den nachbarlichen Flözgebirgen. Da er unter den gewöhnlichen Geſteinen der härteſte iſt, und ſich allen chemiſchen Zerſetzungen auf das hartnäckigſte widerſetzt, ſo tritt er als Geſchiebe, Kies und Sand nicht ſelten maſſenhaft in dem jüngern Ge - birge auf. Seiner großen Härte wegen wird er als Reib - und Glätt - ſtein, Mühlſtein, Poliermittel ꝛc. geſucht. Bei Schmelzproceſſen bildet er mit Ḟe und Ċa eine Schlacke, die leicht vom Metall abfließt. Porcellan und Steingut, Glas und Smalte hängen in ihrem Werth von der Be - ſchaffenheit des Quarzes weſentlich ab, der Anwendung als Halbedelſteine nicht zu gedenken.

Fuchs (Pogg. Ann. 31. 577) theilt die Quarze chemiſch in drei Theile: In Kalilauge unlösliche, dahin gehört der kryſtalliſirte, nebſtdem Horn - ſtein und Kieſelſchiefer, man hat dieſe beiden auch wohl für verſteckt kry - ſtalliniſch (kryptokryſtalliniſch) gehalten, was übrigens wenig Wahrſchein - lichkeit hat; in Kalilauge lösliche, das iſt der Opal; endlich die Miſchung aus löslicher und unlöslicher Kieſelerde, Chalcedon, Feuerſtein.

A. Kryſtalliſirte Quarze.

Sie haben innerlich Glasglanz und einen glasartigen (muſcheligen) Bruch, woran man ſie auch verunreinigt leicht erkennt.

1. Bergkryſtall, κρύσταλλος, Eis, Plinius hist. nat. 37. 9 gelu vehementiore concreto; non alibi certe reperitur quam ubi maxume hi - bernae nives rigent: glaciemque esse certum est .... laudata in Europae alpium jugis E caelesti humore puraque nive id fieri necesse est; ideo caloris inpatiens, nisi in frigido potu abdicatur. Quare sexangulis167I. Cl. 1. Fam. : Bergkryſtall.nascatur lateribus non facile ratio inveniri potest .... ita absolutus la - terum laevor est ut nulla id arte possit aequari .... nos liquido adfirmare possumus in cautibus Alpium nasci adeo inviis plerumque ut fune pen - dentes eam extrahant .... (Scheuchzer Naturg. Schweizerland. III. 80. Sauſ - ſure Alpenreiſe III. 167). Dieſe und andere merkwürdige Worte des Pli - nius beweiſen deutlich, daß die Römer mit dem Alpiniſchen Vorkommen ſehr bekannt waren, und großen Luxus damit trieben. Als Nero vom Verluſte ſeiner Herrſchaft hörte, zerbrach er im Zorn ſeine zwei Kryſtall - becher, um ſein Jahrhundert damit zu ſtrafen, daß nicht ein anderer daraus trinken könnte. Die römiſchen Aerzte bedienten ſich der Kryſtall - kugeln nach Art der Brenngläſer, um damit die Wunden auszubrennen. In den Alpen ſind beſonders zweierlei auszuzeichnen: waſſerklare und ſchwarzbraune (ſogenannter Rauchtopas, Morion Plin. 37. 63). Die gelben heißen ſchon beim Agricola (704) Citrin, ſind aber nicht häufig (Cairngorm auf Arran), im Handel kommen ſie zwar oft von ſchönſter weingelber Farbe vor, doch mögen das meiſt gebrannte Amethyſte ſein.

Merkwürdig ſind die häufigen Einſchlüſſe von Chlorit, Asbeſt, Rutil, Strahlſteine ꝛc. Die grüne Farbe des letztern gleicht oft einem ins Eis eingeſchloſſenen Graſe (Scheuchzer Naturg. Schweizerlandes III. 69), was die Alten in ihrer Vorſtellung vom Eiſe ſehr beſtärken mußte; die von New-York enthalten ſogar Stücke bituminöſer Kohle.

Noch merkwürdiger als die feſten ſind die flüſſigen und gasförmigen Einſchlüſſe. Die Flüſſigkeit läßt ſich gewöhnlich an einer Luftblaſe er - kennen, welche ſich beim Drehen des Kryſtalls hin und her bewegt, und beſteht aus Waſſer oder aus einer ölartigen Subſtanz, 15 20mal expan - ſibeler als Waſſer. Erwärmt man daher die Kryſtalle ein wenig, ſo kann die Blaſe verſchwinden. Auf Madagaskar kommen Stücke vor, die auf einem Quadratzoll Fläche wohl an Tauſend feiner Blaſen zeigen, dieſelben könnten den empyreumatiſchen Geruch erklären, welchen man beim Aneinanderreiben wahrnimmt (Dufrénoy Trait. Minér. II. 98).

Die klaren werden zu Kronenleuchtern, Ringſteinen (Mayländer, Böhmiſche Steine), Brillengläſern ꝛc. verſchliffen, unter letztern im Handel vorkommenden ſollen immer viel mehr links-als rechtsdrehende ſein (Pogg. Ann. 40. 619). Jene mit eingeſchloſſenen grauen faſrigen Kryſtallen (Haar - ſteine) machen einen beſonders ſchönen Effekt, und wenn auf den Sprüngen Regenbogenfarben vorkommen, ſo heißen ſie iriſirender Quarz, während Plinius 37. 52 unter dem Namen Iris Bergkryſtallſäulen verſteht, durch welche man wie durch ein Glasprisma ein Spectrum erzeugen könne. Früher ſtand der Bergkryſtall in bedeutend höherem Werth als jetzt. Beſonders ſollen die Bergkryſtalle von Madagaskar die Preiſe herabgedrückt haben, wo man im Gebirge Béfoure waſſerhelle Blöcke von 20 Fuß im Um - fange findet (Annales des voyages 1809. II. pag. 38)! Auch in Ober - ſtein trifft man bei den Steinſchleifern Fäſſer voll der klarſten Geſchiebe aus Braſilien. Da klingt es heute ganz fabelhaft, wenn im Jahre 1735 ein Kryſtallkeller am Zinkenſtock im Berner Oberlande für 45,000 fl. 1000 Ctr. Kryſtalle lieferte. Bei Fiſchbach im Rieſengebirge fand ſich ein Keller von 100′ Tiefe, darin ſaßen Kryſtalle von 3′ Länge und 7′ Umfang, und noch heute ſtellen die zahlreichen Händler im Chamouni am Mont Blanc die prachtvollſten Kryſtalle zum Verkauf aus, die aber immerhin168I. Cl. 1ſte Fam. : Amethyſt.zu hohen Preiſen weggehen. Denn ſie pflegen in den unwegſamſten Ge - genden der Hochgebirge vorzukommen, wo ſie nur mit großer Mühe und Lebensgefahr gewonnen werden können. Quarzgänge, wulſtförmige Her - vorragungen und hohler Klang deuten die Keller im Innern an. Kleinere Kryſtalle bringen die Gletſcher in großer Zahl mit herab. Erwähnung verdienen die klaren Druſen im ſchneeweißen Marmor von Carrara. Außer dem Rieſengebirge ſind unſere niedern deutſchen Urgebirge arm an ſolchen Bildungen, nur daß man ſie hin und wieder ſelbſt von großer Klarheit in den Kalkſteinen und Mergeln der Flözgebirge findet, und zwar meiſt um und um kryſtalliſirt.

2. Amethyſt, Plinius 37. 40, ἀμέϑυστος nicht trunken, causam nominis afferunt, quod usque ad vini colorem accedens priusquam eum degustet in violam desinit fulgor .... Man muß bei dieſer blauen Färbung aber an die rothen italieniſchen Weine denken. Es werden dann fünferlei aufgezählt, quintum ad viciniam crystalli descendit.

Die ſchöne blaue Farbe des Amethyſtes muß man wohl als das weſentlichſte Kennzeichen anſehen, man leitet ſie von ½M̶⃛n ab, was nebſt etwas F̶⃛e, A̶⃛l ꝛc. ihn verunreinigt. Im Feuer verliert er ſeine ſchöne Farbe, geht durchs Gelbe und Grüne ins Farbloſe. Von dieſer merk - würdigen Eigenſchaft machen die Steinſchneider Gebrauch, ſo daß viele der geſchliffenen Aquamarine und Topaſe nichts weiter als entfärbte Amethyſte ſind, denn in Oberſtein kann man große Fäſſer mit ſolchen bunt durcheinander geworfenen Bruchſtücken gefüllt ſehen. Weil eiſen - ſaures Kali F̶⃛e ſatt amethyſtblau gefärbt iſt und ſich der Amethyſt ſehr leicht farblos brennt, ſo hat man auch wohl an Eiſenfärbung gedacht. Indeß da Mangan nur in der äußern Flamme violblaue, in der innern dagegen farbloſe Gläſer gibt, das Eiſen aber außen gelbe, innen grüne, und da ferner die Farbe des Mangans ſchon verſchwunden iſt, wenn die gelbe Eiſenfarbe ſich noch zeigt, ſo iſt obiger Farbenwechſel auch bei Mangan - färbung chemiſch leicht erklärlich. Freilich behauptet Heintz (Pogg. Ann. 60. 525) in einem intenſiv gefärbten Braſilianiſchen nur $$\frac{1}{100}$$ p. C. Mangan gefunden zu haben, was zur Färbung nicht hinreichen könnte.

Der Amethyſt gehört ſeiner Klarheit nach noch zu den halbedeln Gemmen, auch ſind die Säulen gewöhnlich kurz und ihr Ende einfache Dihexaederſpitzen. Eigenthümlich ſind fortificationsartige Streifungen, die

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bei Braſilianiſchen beſonders deutlich hervortreten, und welche nach Brewſter wechſelnde links und rechts drehende Platten anzeigen ſollen (Schweigger-Seidel Journ. Chem. 1831. LXI. 1), ſo daß derſelbe optiſch alle diejenigen Quarze zu den Amethyſten ſtellen wollte, welche dieſe Eigenſchaft haben, mögen ſie gefärbt oder nicht gefärbt ſein, was mineralogiſch aber nicht angeht. Schon auf den Kryſtallflächen werden die Kapſeln durch lichtere und dunklere Streifen angedeutet, die auf den Rhom - boederflächen P den Endkanten P / P parallel gehen. Außer dieſer Oberflächenſtreifung ſieht man auch im Innern noch dunklere und lichtere Streifen, welche alle dieſer Richtung folgen. Das Dichroſkop zerlegt zwar die Farben nach vielen Richtungen des Kryſtalls in Blau und Roth169I. Cl. 1ſte Fam. : Gem. Quarz.(Pogg. Ann. 70. 531), doch iſt die Erſcheinung nicht bei allen in gleicher Weiſe auffallend. Bemerkenswerth ſind die linken und rechten Trapez - flächen x, welche in Braſilien und auf den Faröer Inſeln ſehr regelmäßig wie bei Dreikantnern auftreten.

Früher ſtanden Amethyſte in bedeutendem Anſehen, allein in unſerm Jahrhundert hat ſie Braſilien in zu großer Menge geliefert, als daß ſich die Preiſe hätten halten können, es mögen daher ihnen auch nur wenig Glasflüſſe untergeſchoben werden. Hauptfundorte liefern in Achatkugeln: Oberſtein, Theiß in Tyrol, im Schwarzwalde bei Baden, auch die Bra - ſilianiſchen gehören großen Achatkugeln an, und die von Nertſchinsk finden ſich wenigſtens mit Chalcedon. Sehr blaß ſind die von Murſinsk aus Quarzgängen im Granit, bei Chemnitz in Ungarn kommen ſie häufig auf Erzgängen vor. Am ſchönſten gefärbt ſind die Geſchiebe von Ceylon, ſehr blaß dagegen die Haaramethyſte von Botanybay in Neuholland. Ueberhaupt verbreitet ſich die Farbe meiſt unregelmäßig in der Maſſe, ſo daß ganz dunkele Stellen an faſt farbloſen abſetzen.

3. Gemeiner Quarz. Halb durchſichtig, kurze Säulen, aber ſcharfe dihexaedriſche Enden. Die ungefärbten ſchaaren ſich zu prächtigen Druſen, welche auf Erzgängen ein gewöhnliches Gangmittel bilden. Bekannt ſind die ſchönen Gersdorfer, welche die dortigen Flußſpäthe wie überzuckern, ähnlich kommen ſie auf der Grube Clara bei Schappach auf Schwerſpath vor, der Bunteſandſtein iſt in manchen Gegenden des Schwarzwaldes (Bulach) von den Druſen ganz durchzogen, in der prachtvollſten Schnee - weiße kommen ſie in Chalcedonhöhlen des Mühlſteins von Waldshut im ſüdlichen Schwarzwalde vor. Wie coloſſal die Bildungen auch hier noch werden, zeigen die Quarzgänge in der Grauwacke am Streitfelde bei Eſchach ohnweit Uſingen in Naſſau, die Köpfe der einzelnen Dihexaeder erreichen hier wohl einen Fuß Dicke, ſtatt der Säule ſind die Abſonde - rungen mit fortificationsartigen Streifen da, einzelne ſehr unreine Lagen zeigen das allmählige Wachſen deutlich an. Wenn der gemeine Quarz ſich färbt, ſo hat er allerlei Namen bekommen, die wir hier kurz erwähnen:

Praſem (πράσιος lauchgrün) Plinius 37. 34 vilioris est turbae Pra - sius. Werner glaubte ihn in einem durch Strahlſtein gefärbten Quarz mit Fettglanz von Breitenbrunn zwiſchen Schwarzenberg und Johann - georgenſtadt wieder zu erkennen. Man findet ihn als Laubwerk am Moſaik.

Rother Eiſenkieſel, beſonders im Gyps von Südfrankreich und Spanien eingeſprengt, daher um und um kryſtalliſirt, außer Säule und Dihexaeder kommt gar keine Fläche vor, dieſe aber in außerordentlicher Regelmäßigkeit. Wegen ihrer durch Eiſenoxyd ziegelrothen Farbe von den ältern Mineralogen fälſchlich Hyacinthen von Compoſtella genannt, weil ſie zu St. Jago de Compostella in beſonderer Schönheit vorkommen.

Gelber Eiſenkieſel, durch Eiſenoxydhydrat intenſiv ochergelb, am ſchönſten in den Salbändern eines Kalkſpathganges im Uebergangs - kalk von Iſerlohn, wo er dreifingerdicke Platten von beliebiger Größe bildet. Die derben und unkryſtalliſirten können kaum noch wegen der Zufälligkeit ihrer Miſchung Gegenſtand mineralogiſcher Unterſuchung ſein.

Rauchquarz hat man wohl die rauchgrauen Kryſtalle aus dem mittlern Muſchelkalk des Schwarzwaldrandes genannt, wo ſie ringsum170I. Cl. 1ſte Fam. : Katzenauge, Faſerquarz.gebildet bei Oeſchelbronn ohnweit Pforzheim ſparſam auf den Aeckern aufgeleſen werden. Derbe meiſt nicht auskryſtalliſirte aber doch noch kryſtalliniſche Quarze finden ſich beſonders eingeſprengt im Granit. Dieſe Körner können ſtellenweis ſehr groß werden, namentlich wenn der (Gang -) Granit überhaupt ſehr grobkörnig wird, wie z. B. bei Zwieſel ohnweit Bodenmais im Baierſchen Walde, wo ſich der bekannte Roſenquarz von ſchönſter roſenrother Farbe ausſcheidet, die Farbe ſoll nach Berthier vom Bitumen, nach Fuchs von einem Titangehalt 1 1,5 T̈i herrühren. Katharinenburg. Der Milchquarz hat viel Trübes und einen ſtarken Stich ins Blau. Der Sapphirquarz (Siderit) von Golling (Salzburg) bildet indigblaue Adern in einem unreinen Kalkſtein, und iſt von einer matten, graublauen erdigfaſrigen Subſtanz durchzogen. Der Avan - turin wird viel genannt, aber findet ſich höchſt ſelten ſchön: es iſt ein durch Sprünge zum Körnigen ſich neigender Quarz, meiſt röthlich. Von den Sprüngen her zeigen ſich leuchtende Punkte. Er kommt in Geſchie - ben in Spanien vor, in Katharinenburg wird ein ſolcher Quarzfelſen von Koliwansk im Altai zu großen Vaſen verſchliffen. Der Name kommt aus dem Franzöſiſchen aventure, weil man durch Zufall ähnliche Glas - flüſſe fand. Berühmt unter den künſtlichen iſt der röthliche von der Inſel Murano bei Venedig, der neuerlich wieder viel in den Handel kam, deſſen Darſtellungsweiſe man aber nicht mehr kennt (Wöhler in Pogg. Ann. 58. 286). Es flimmern daraus zahlreiche kleine Oktaeder von Kupfer hervor, welche ſich im Glasfluſſe gebildet haben. Mit der Lupe erkennt man ſehr deutlich gleichſeitige Dreiecke an den kleinen Kryſtällchen.

Katzenauge hat man einen kryſtalliniſchen Quarz inwendig mit parallelen (Amianth -) Faſern durchzogen genannt. Dieſe Faſern zeigen einen ſchönen Seidenglanz, der aus dem Innern der kryſtalliniſchen Maſſe gut reflectirt. Am liebſten gibt man dem Steine einen muggelichen Schliff von der Form einer Kaffeebohne. Bei der Bewegung ſpielt das Licht nach Art des Lichts im Auge der Katzen. Beſonders geſchätzt ſind die gelben Ceylaniſchen. Auch kommen allerlei trübe rothe, braune, grünliche Farben vor. Es mag wohl ſein, daß ihn Plinius 37. 47 ſchon unter Asteria (inclusam lucem pupilla quadam continet) begreift. Dem Indiſchen ähn - liche ſchillernde Quarze werden aus dem Serpentin von Treſeburg im Bodethal und einem Hornblendegeſtein von Hof angeführt. Doch hat hier der Charakter ſchon ſehr verloren, es ſind nur gemeine Quarze, worin etwas Asbeſt ſteckt oder geradezu Asbeſt, den etwas Quarz durch - zieht.

Faſerquarz. Zu ſtrahligen und faſrigen Bildungen zeigt zwar der Quarz gar keine beſondere Neigung, doch kommen zu Iſſoir (Auvergne) faſrige Amethyſte vor. Die Steinkohle von Lobejun bei Halle durch - ziehen ſtellenweis weiße faſrige Schnüre, die wie Faſergyps ausſehen, aber aus Kieſelerde beſtehen. Am ausgezeichnetſten ſind die lichtgelb - lichen Quarzſchnüre im kieſeligen Brauneiſenſtein von Latakos am Oranje River: fingerbreite Schnüre, die Faſer ſenkrecht gegen das Salband, wie der ſchönſte Faſergyps. Werners Faſerkieſel (Fibrolith) gehört hier nicht hin, denn er enthält weſentlich kieſelſaure Thonerde.

171I. Cl. 1ſte Fam. : Chalcedon.

B. Chalcedone (Glaskopfquarz).

Chalcedonier Luther Off. Joh. 21, 19. Der Name ſtammt im Mit - telalter von Chalcedon in Kleinaſien (Byzanz gegenüber), von wo er in den Handel kam, da er am Fuße des Olympus bei Bruſſa gefunden wird. Der Stein ſelbſt war ſchon den älteſten Völkern unter verſchiede - nen Namen bekannt.

Eine dichte trüb durchſcheinende Quarzmaſſe mit fein ſplittrigem Bruch und ſchönen wenn auch getrübten Farben. Er verbindet die Hornſteine mit den Opalen, und ſoll daher nach Fuchs ein Gemiſch aus beiden ſein, indem ſich mit Kalilauge Opalmaſſe ausſcheiden laſſe. Dafür ſcheint auch die Art ſeiner Verwitterung zu ſprechen, indem er Schichtenweis ganz matt werden kann, ſogar an der Zunge klebt, das kann nur durch Ver - luſt von Subſtanz geſchehen. Aber gerade dieſe Stücke ſind für die Stein - ſchleifer am Wichtigſten, denn ſie können auf das ſchönſte mit färbenden Mitteln getränkt werden, was ihren Werth erhöht, den Mineralogen aber auch täuſcht. Die meiſten Chalcedone in Vulkanen und Mandelſteinen mögen wohl nur ein Produkt des Waſſers ſein.

Ungeſtreifter Chalcedon bildet die ausgezeichnetſten nieren - förmigen, traubigen und zapfenförmigen Geſtalten, eine Neigung zur un - deutlichen Faſerſtruktur iſt oft zu erkennen, während die concentriſche Schichtung ganz zurücktritt. Von beſonders zartem etwas graulichweißem Anſehen finden ſie ſich in Druſenräumen der Vulkaniſchen Geſteine von Island und den Faröer Inſeln, auf Ungariſchen Erzgängen überſintern ſie die feinſten Nadeln von Grauſpießglanz, deſſen leichte Schmelzbarkeit an eine Bildung auf heißem Wege gar nicht denken läßt. Ausgezeichnet ſmalteblaue kennt man von Treſztyan in Siebenbürgen, dabei kommen auch ſehr ſchöne ſcheinbar würfelförmige Kryſtalle vor, die man ziemlich allgemein für Afterkryſtalle hält. Allein wenn man bedenkt, wie gern gerade in Chalcedonkugeln der Amethyſt ſich rhomboedriſch ausbildet, wo über die Deutung der würfelig ſcheinenden Kryſtalle gar kein Zweifel ſein kann, ſo iſt es mehr als wahrſcheinlich, daß auch die blauen das Rhom - boeder des Quarzes ſeien, um ſo mehr als ſchon der Bruch eher auf kryſtalliniſchen Quarz als Chalcedon deutet.

Geſtreifter Chalcedon, der berühmte Achates, Plinius 37. 54, in magna fuit auctoritate nunc in nulla. Reperta primum in Sicilia juxta flumen ejusdem nominis, postea plurumis in terris numerosa varie - tatibus; vocatur enim jaspachates, cerachates, zmaragdachates, haema - chates, leucachates, dendrachates.

Große öfter mehrere Centner ſchwere Kugeln beſtehen aus concen - triſchen Schichten, die wie die Anwachsſtreifen von Holz mit bloßem Auge leicht erkannt werden. Zwiſchen dieſen Schichten gewahrt man bei dünn - geſchliffenen Platten ſchon mit bloßem Auge äußerſt gedrängte wellige Linien, die offenbar nichts als Niederſchläge bedeuten. Daher verhält ſich auch Achat nicht indifferent gegen das Licht, und Brewſter zählte 17,000 Schichten auf 1 Zoll Dicke (Pogg. Ann. 61. 136). Viele dieſer Achatkugeln haben nach Innen eine große Anhäufung von Amethyſt, der aber niemals in die Miſchung der Achatmaſſe als ſolche eingeht, und172I. Cl. 1ſte Fam. : Achat, Onyx.außerdem zeigen ſie noch hohle Räume. Die Kieſelerde muß ſich daher im Innern der Kugel allmählig dergeſtalt niedergeſchlagen haben, daß der Raum ſich von außen nach innen füllte, und die innern Schichten jünger ſind als die äußern. So lange die Kugelwand dünn war, kann man ſich das Eindringen von Quarzſubſtanz wohl erklären, allein je dicker die Wände, deſto ſchwieriger die Sache, doch findet man häufig einen röhren - förmigen Zugang, der gewöhnlich zuletzt durch Amethyſt verſtopft wird, als dem letzten der Niederſchläge. Große Kugeln haben viele ſolcher Zu - gänge (Einſprützlöcher). Die Kugeln waren urſprünglich (wahrſcheinlich durch Gasblaſen gebildete) hohle Räume, gern an einer Seite ſchneidig, oder zu zwei und mehreren zuſammengefloſſen. Solche hohlen Kugeln mit einer papierdicken Achatwand und einer innern Amethyſtdruſe finden ſich bei Oberſtein in ungeheurer Menge. Je nachdem die Ausfüllung nun vor ſich ging, hat man den Abänderungen Namen gegeben, womit ſeit alter Zeit viel Spielerei getrieben worden. Die Phantaſie erkannte darin allerlei Figuren: ſo ſpricht ſchon Plinius 37. 3 von einem im Alterthum hochberühmten Stein des Pyrrhus, in qua novem Musae et Apollo citharam tenens spectarentur. Im Mittelalter wurden es Hei - ligenbilder (Athan. Kircher Mundus subterraneus II. pag. 31) und heute beſchäftigt uns wenigſtens noch ihr feiner wunderbarer Bau: die pracht - vollen Regenbogenachate vom Weiſſelberge bei Oberkirchen ohnweit St. Wendel zeigen in dünnen Platten gegen das Licht geſehen die ſchön - ſten Regenbogenfarben, indem jeder Anwachsſtreifen beſondere Farben durchläßt, darin ſchwimmen ſchichtenweis zahlloſe rothe Punkte von Eiſenkieſel. Da eine durchgeſchnittene Kugel geſtreift erſcheint, wie das Bild einer Baſtion, ſo nannte Werner dieſelben Fortificationsachat. Be - ſonders grellfarbig mit Weiß und Roth ſetzen die Streifen auf jenem be - rühmten ſächſiſchen Achatgange bei Kunnersdorf und Schlottwitz ohnweit Glashütte ab, daher heißt derſelbe Bandachat, zumal da in kleinen Stücken die Streifen wenig Krümmung zeigen. Wo dieſer Gang zer - trümmert wird, haben ſich zahlloſe ſcharfeckige Bruchſtücke gebildet, die von ſchönem blauem kryſtalliniſchen Amethyſt wieder zuſammengekittet ſind, Trümmerachat. Die Muſcheln des Quaderſandſteins von Blackdown (Devonſhire) ſind oft in den feinſten, ſelbſt geſtreiften, Chalcedon ver - wandelt.

Onyx (ὄνυξ Nagel) heißt Plinius 37. 24 geſchnittene Steine, die aus zwei bis drei Lagen beſtehen, was die Vergleichung mit dem Nagel auf dem Fleiſche liegend veranlaßte. Die Schönheit ihrer Farbe iſt jedoch lediglich Kunſtprodukt. Daher ſind gerade die matten und verwitterten Kugeln für die Steinſchneider am werthvollſten. Arabiſcher Onyx Plinius 37. 24. Eine kohlſchwarze Schicht wird von einer ſchneeweißen gedeckt. Sie dienen hauptſächlich zu Cameen, d. h. aus der weißen Lage wird eine erhabene Figur geſchnitten, die ſich prachtvoll auf der ſchwarzen Unterlage ausnimmt. Es ſind uns viele davon aus dem Altherthume überkommen. Braſilien führt ſie neuerlich in großer Menge aus, der Centner Cameenſtein wird davon in Oberſtein roh ſchon mit 2500 fl. be - zahlt. Zugeſchnittene Steine werden in mit Waſſer verdünnten Honig gelegt, mehrere Wochen lang auf dem Ofen warm erhalten und dann in Schwefel - ſäure auf glühende Kohlen geſtellt. Nach wenigen Stunden wird eine Lage173I. Cl. 1ſte Fam. : Onyx, Carneol.ſchwarz, ohne Zweifel in Folge von Ausſcheidung von Kohle des Honigs, die andere ſchneeweiß: ein ſchlagender Beweis von der innern Verſchie - denheit der Lagen. Freilich iſt in Beziehung auf Reinheit der Werth der einzelnen außerordentlich verſchieden. Die ſchönſten macht man aus dem Braſilianiſchen

Carneol (caro Fleiſch) nach ſeiner gelblichrothen Farbe genannt, die durch Glühen bedeutend erhöht wird, wahrſcheinlich weil ſich das fär - bende Eiſenoxydhydrat in Eiſenoxyd verwandelt. Uebrigens gehören nicht alle Carneole zu den geſtreiften. Der Name entſtand im Mittelalter (Agricola 624), die Alten nannten ihn Sarda Plinius 37. 31: primum Sardibus reperta .... laudatissima circa Babyloniam, cum lapicidinae quedam aperirentur, haerens in saxo cordis modo. Das erinnert leb - haft an die ſchneidige Form der Kugeln. Auch die Alten behandelten ihn ſchon mit Oelen und Säuren. Sardonyx Plinius 37. 23 Romanis hanc gemmam fuisse celeberrimam .... veluti carne ungui hominis inposita, er beſtand alſo aus einer rothen und weißen Lage. Der be - rühmte Ring des Polycrates war ein ſolcher, Plinius 37. 2, Auguſtus legte ihn in einem goldnen Horn auf dem Altar der Concordia nieder. Beſonders ſchön ſind die vom Weiſſelberge, welche aus drei Lagen beſtehen: oben ziegelroth, in der Mitte ſchneeweiß, unten milchweiß mit feinen Punkten von Eiſenkieſel. Auch dieſe Färbung wird künſtlich erzeugt oder doch verſchönert. Die dritte Lage wurde häufig zum Haare der Camee verwendet. Gegenwärtig ſchleift man einfarbigen Carneol häufig zu Petſchaften. Das Hebräiſche Odem roth 2 Moſ. 28, 17 überſetzt Luther durch Sarder, ſo ausgezeichnet war der Stein im Alterthum!

Zwiſchen geſtreiften und ungeſtreiften Chalcedonen iſt zwar kein ſcharfer Gegenſatz, doch nähern ſich letztere durch die Feuerſteine leichter dem Horn - ſtein, und nehmen dabei allerlei bunte Farben an. Mochhaſteine (nach dem Arabiſchen Hafen, von wo man ſie früher bezog) oder Moos - chat nennt man die Stücke mit ſchwarzen Dendriten, von eingedrungenem Manganoxyd herrührend, dieſe ſind aber Algen und Mooſen oft ſo täuſchend ähnlich, daß die Frage noch gar nicht entſchieden iſt, ob nicht organiſche Einſchlüſſe ſich darunter befinden. Im Carneol hielt man ſogar lange das Färbende für organiſche Subſtanz (Pogg. Ann. 26. 562). Heintz wider - legt das zwar, allein es finden ſich doch viele Achate unter Verhältniſſen im Gebirge, wo organiſche Einſchlüſſe leicht denkbar wären.

Plasma nannte Werner nach Vorgang der Antiquare lauch - bis berggrüne Gemmen aus den Ruinen Roms. Solche Maſſen kommen heute noch aus Calcutta nach Oberſtein, auch hat man mehrere grüne Chalcedone z. B. die bekannten vom Hauskopf bei Oppenau im nördlichen Schwarzwalde ſo genannt. Heliotrop iſt ein Plasma mit rothen Chalce - don-Punkten, die durchſichtiger ſind als die grüne Maſſe. Die orientali - ſchen nehmen eine ſehr ſchöne Politur an. Die Schottiſchen haben ſchon einen halbmatten Jaſpisbruch. Heliotropum Plinius 37. 60 porraceo colore, sanguineis venis distincta konnte freilich ein ganz anderer Stein ſein. Achatjaſpis (oder ſchlechthin ſchon Jaſpis) nennen die Stein - ſchneider die unreinern ſtark gefärbten Achatmaſſen. Solcher (rother) Jaſpis kommt unter andern ausgezeichnet in den grauen Dolomiten unter174I. Cl. 1ſte Fam. : Enhydros, Färbung der Chalcedone.dem Buntenſandſtein des Schwarzwaldes vor (Schramberg, Alpirsbach). Cacholong (der Name ſoll mongoliſcher Abſtammung ſein, Cacholonius Wallerius Miner. 272) heißt der veränderte, welcher ſchichtenweis ganz matt wie Steinmark wird. Es iſt Folge von Verwitterung, denn Fuchs (Pogg. Ann. 31. 577) hat gezeigt, daß geſtreifter Chalcedon durch Kali - lauge ähnliche matte Schichten bekomme. Faröer Inſeln, Hüttenberg auf verwittertem Spatheiſenſtein. Sie kleben an der Zunge. Schröter Ein - leitung Geſchichte der Steine I. 304.

Enhydros Plinius 37. 73 semper rotunditatis absolutae in can - dore est laevis, sed ad motum fluctuat intus in ea veluti in ovis liquor. Hier ſind ohne Zweifel die kleinen Nußgroßen grauweißen Chalcedon - kugeln von Monte Berico im Vicentiniſchen verſtanden, deren innere Höhle mit Flüſſigkeit erfüllt iſt, die durch die Wände durchſcheint. Solche Flüſ - ſigkeit kommt zwar auch in den größern hohlen Achatkugeln vor, allein ſie kann wegen der Undurchſichtigkeit der Wände darin äußerlich nicht ſicht - bar gemacht werden.

Künſtliche Färbung der Chalcedone. Dieſe Kunſt ſcheint uralt zu ſein (Nöggerath, Leonhardts Jahrb. 1847. 473). Plinius 37. 54 ſagt von einem Achat in ollam plenam olei conjectu cum pigmentis intra duas horas subfervefacta unum colorem ex omnibus faciat mini. Noch auffallender lib. 37. 74 Cochlides (ohne Zweifel Achatkugeln) .... fiunt verius quam nascuntur, in Arabia repertis ingentibus glaebis, quas melle excoqui tradunt septenis diebus noctibusque sine intermissione. Dabei kämen dann ſo viel Zufälligkeiten zum Vorſchein, daß man ſie Na - turſpiel (physes) hieße, weil man nicht allen Namen geben könne. In Italien mag ſich dieſe Kunſt durch Tradition forterhalten haben, denn früher kamen die ſogenannten Romaner nach Oberſtein und kauften die geſtreiften ungefärbten aber zugeſchnittenen Steine auf, um ihnen in Rom erſt die gehörige Färbung zu geben, bis endlich vor etwa 25 30 Jahren ein Achathändler von Idar hinter das Geheimniß kam. Die matten, welche zum Theil die Feuchtigkeit ſo ſtark aufſaugen, daß ſie etwas an feuchter Lippe kleben, ſollen am geeignetſten ſein. Wie der arabiſche Onyr durch Honig und Schwefelſäure ſchwarz und weiß wird, ſo kann man den ungeſtreiften durch bloße Salzſäure ſchön Citronengelb machen. Beſonders gelingt das Blaufärben vom reinſten Sapphirblau bis zu allen Schattirungen des Türkis hinab. Dadurch haben die Schleife - reien zu Oberſtein und Idar im Oldenburgiſchen Fürſtenthum Birkenfeld, wo längs des Flüßchens Idar mehr als 100 Achatmühlen ſtehen, jede mit 4 5 Rädern, ein Rad ſchon eine Familie nährend, großen Aufſchwung bekommen. Eine der merkwürdigſten Induſtrien Deutſchlands. Alles was zur Familie des Quarzes gehört: Bergkryſtall, Amethyſt, Achat, Jaſpis ꝛc., wird hier geſchliffen, polirt, gefärbt, und durch Handelsleute über die ganze Erde verbreitet. Beſonders bildet die Schweiz einen wichti - gen Markt: in den ärmlichſten Sennhütten (Col de Balm ꝛc. ) findet man davon reiche Niederlagen, die von unwiſſenden Luſtreiſenden als Produkte des Chamounithales und Berner Oberlandes fleißig ausgekauft werden. Die allein zu Cameen brauchbaren Onyxe, womit das Alter - thum ſo ungeheuren Luxus trieb, und wovon uns ſo herrliche Ueberbleibſel überliefert ſind, wurden früher blos in einem faſt pechſteinartigen Ge -175I. Cl. 1ſte Fam. : Jaſpis.birge des Weiſſelberges bei Oberkirchen gewonnen. Neuerlich kommen ſie aber aus Braſilien (Monte Video) in ſolchen Mengen, daß 1846 allein für 200,000 fl. rohe Steine in Oberſtein verſteigert ſind. Die Alten machten auch Gefäße daraus, wie die berühmte Mantuaniſche Vaſe aus Onyx beſteht, und mir ſcheint auch die ältere Meinung begründeter, daß die Vasa murrhina des Plinius hist. nat. 37. 8 eher in dieſe Sippſchaft ge - hörten, als wo anders hin, beſonders wenn man an die Regenbogen - achate denkt, die in den ſchönſten Farben ſchillern.

Jaſpis ein uraltes Wort, denn 2 Moſ. 28, 20 heißt der 12te Stein im Amtsſchildlein des Hohenprieſters Jaſchphe. Plinius hist. nat. 37. 37 zählt eine ganze Menge ſchönfarbiger auf, darunter den Türkis (aeri similem), aber ohne Zweifel auch Quarze. Auch Werners Jaſpis begriff ſehr verſchiedene Dinge. Daher geht man am beſten vom

Kugeljaſpis Steffens aus. Dieß ſind offenbar feuerſteinartige Kugelbildungen, aber durch Eiſenoxyd intenſiv ziegelroth, durch Eiſenoxyd - hydrat ochergelb bis Kaſtanienbraun gefärbt. Die Farben bilden Streifen und Flammen als Folge von Oberflächenzerſetzung. Der vollkommen muſchelige Bruch hat einen eigenthümlichen matten Schimmer (der ächte Jaſpisbruch), und die Analyſe gibt außer Eiſenoxyd und Thonerde im - merhin reichlich 95 Proc. Kieſelerde an. Der braune Jaſpis mit concentriſch lichtern und dunkeln Streifen, die ungefähr der Kugeloberfläche parallel gehen, findet ſich in großer Menge als Kieſel im Nil und im Sande der Wüſte. Bei Kairo bildet er ein Conglomerat, das wahr - ſcheinlich der Kreideformation angehört. Seine große Politurfähigkeit und Menge im Geburtslande des Moſes mußte früh die Aufmerkſamkeit auf ſich ziehen, und daher könnten die Juden unter Jaſchphe wohl dieſen Stein verſtanden haben, wenn es vielleicht nicht edler Opal war. Der rothe Jaſpis kommt auf dem Aldinger Stollen zu Auggen bei Mühl - heim im Breisgau in großer Menge vor, er liegt in den dortigen Bohnen - erzen, und ſchon die Menge eingeſprengter Polythalamien deutet entſchie - den auf einen Urſprung, wie der Feuerſtein hin.

Gemeiner Jaſpis meiſt roth und braun, findet ſich auf Erz -, beſonders aber auf Eiſenſteingängen. Man findet darunter zwar noch mit ächtem Jaſpisbruch, doch kann man häufig die Gränze einerſeits zu dem Hornſtein andererſeits zum ungeſtreiften Chalcedon nicht ſicher ziehen. Der Achatjaſpis pag. 173 und Opaljaſpis unterſcheiden ſich dagegen durch ihr Vorkommen.

Bandjaſpis entbehrt gänzlich des Glanzes im Bruch. Wenn er mit Porphyr vorkommt, wie bei Gnandſtein in Sachſen, ſo beſteht er aus kieſelreichem Thonſtein, wenn er dagegen zur obern Thonſchiefer - und Grauwackenformation gehört, wie am Ural und auf dem Oberharz, ſo nähert er ſich den Kieſelſchiefern. Auf Schichtung deutet ſchon die Strei - fung von Roth und Berggrün hin. Der Wernerſche Porzellanjaſpis von lavendelblauer Farbe iſt ein gebrannter Schieferthon im Steinkohlen - gebirge, oder ein gebrannter Thon in der Braunkohlenformation. Die Maſſe iſt mehr gefrittet als geſchmolzen.

Feuerſtein (Flint) lagert in Knollen im Kalkgebirge. Sein ſehr gleichartiger Bruch iſt wie Jaſpis, aber ſchimmert bei den guten etwas176I. Cl. 1ſte Fam. : Feuerſtein, Chryſopras.ſtärker. Die graue bis ſchwarze Farbe rührt in der Kreide blos von organiſchen Stoffen her, denn ſie geben mit Kupferoxyd geglüht Kohlen - ſäure und Waſſer, und ſind nach dem Brennen vollkommen weiß. Ehren - berg will ſie ſogar für coagulirte Kieſelpanzer von Infuſionsthieren an - ſehen, und hat ihre Spuren auch darin nachgewieſen. Doch muß man dabei nicht vergeſſen, daß die Kieſelerde überhaupt ſich gern zu Kugeln zuſammenzieht, und fremde Gegenſtände durchdringt. Daher wickelt auch der Feuerſtein allerlei Petrefakten ein, und wenn man erwägt, wie mannig - faltig die Abänderungen der Kieſelknollen in den verſchiedenen Formationen ſich zeigen, ſo hat im Allgemeinen die Bildung auf chemiſchem Wege größere Wahrſcheinlichkeit. Verwitterung erzeugt auf der Oberfläche ein Kieſel - mehl. Die feinſten Feuerſteine liefert die weiße Kreide. So lange dieſe ihre Bergfeuchtigkeit haben, kann man ſie durch geſchickte Hammerſchläge in beliebige Formen bringen, eine Kunſt, die ſchon die alten Deutſchen trefflich verſtanden, da ſie bei Unkenntniß paſſender Metalle ihre Pfeile und andere Waffen blos aus Feuerſtein ſchlugen, die man in ihren Grä - bern ( Stein - und Beinformation ) findet. Daraus läßt ſich der niedrige Preis erklären, denn ein geſchickter Arbeiter konnte in drei Tagen 1000 Flintenſteine ſchlagen. Da er 98 Proc. Kieſelerde enthält, ſo wird er namentlich in England zu einem vortrefflichen Glaſe (Flintglas) und Stein - gut (Flintware) verwendet. Der engliſche Pudding-Stone beſteht aus ſchwarzen Feuerſteingeſchieben, die durch einen ſtark gefritteten Kieſelſand - ſtein mit einander verbunden ſind. Das Geſtein nimmt eine ſchöne Poli - tur an und wird daher häufig geſchliffen. Einzelne Geſchiebe darunter gehen ſchon in den Kugeljaſpis über. Dies zeigt ſich noch mehr beim Feuerſtein des obern weißen Jura. Bei Kehlheimwinzer unter - halb der Einmündung der Altmühl in die Donau findet ſich derſelbe in den ausgezeichnetſten Kugeln von der Größe und Rundung einer Ka - nonenkugel, außen ſchneeweiß von Kieſelmehl. Dabei finden ſich Stücke mit ſehr regelmäßig concentriſchen grauen und weißen Streifen, nament - lich ſchön in der Fränkiſchen Schweiz bei Gailenreuth, die nur zu deut - lich beweiſen, wie nahe der Kugeljaſpis mit Feuerſtein verwandt ſei.

Chryſopras aus dem Serpentin von Schleſien, wo er am ſchönſten bei Gläſendorf ohnweit Frankenſtein vorkommt, von apfelgrüner durch 1 Proc. Nickeloxyd erzeugter Farbe, der ſplittrige Bruch namentlich der weißen ungefärbten Maſſe hält die Mitte zwiſchen Chalcedon und Horn - ſtein. Er nimmt eine ſchöne Politur an, doch leidet die Farbe wenn man ihn nicht in feuchter Baumwolle aufbewahrt. Der Name kommt Offenb. Joh. 21, 20, auch bei Plinius 37. 73 nach einer Lesart vor. Leh - mann (Mémoires Acad. Berlin 1755. 202) hat den Namen auf den Schleſiſchen übergetragen. In der St. Wenzelskapelle (14. Jahrh. ) von Prag findet man ſchon große geſchliffene Platten, 1740 wurde ein Preußi - ſcher Officier bei der Windmühle von Koſemütz wieder auf ihn aufmerk - ſam, ſeinen Ruf bekam er durch Friedrich den Großen, welcher Sanſouci damit ſchmückte. Da im Frankenſteiner Serpentingebirge zugleich Chalcedon und Opal vorkommt, ſo wird auch dieſer durch Nickel apfelgrün gefärbt. Die Steine liegen ſehr oberflächlich, werden ſogar durch den Pflug zu Tage gefördert, und verwittern hier zu einer ſteinmarkartigen Maſſe (Chryſo - praserde, Pimelith), welche nach Klaproth 35 S⃛i, 38 Ḣ̶, 5 A̶⃛l, 15,6 Ṅi177I. Cl. 1ſte Fam. : Hornſtein.enthält. Fühlt ſich etwas fettig an, und kann faſt mit dem Nagel geritzt werden. Die Zufälligkeit der Zerſetzung nimmt den Analyſen ihre Bedeutung.

Der Uebergang vom Chalcedon durch den Feuerſtein in den Horn - ſtein läßt ſich in ausgezeichneter Weiſe unter andern im Muſchelkalk des ſüdlichen Schwarzwaldes (Adelshofen) erkennen: es ſcheiden ſich dort im Kalke mehr als Kopfdicke ſehr regelmäßige Feuerſtein-Knollen aus, dieſelben gleichen ſtellenweis dem ſchönſten Chalcedon, innen aber einem muſterhaften grauen

Hornſtein. Ein alter bergmänniſcher Name Agricola pag. 701: longe durissimum est, quod ex cornu cujus colorem non raro referre videtur nominatum, Latini silicem appellant. Doch verſteht Plinius 36. 49 unter silex die verſchiedenſten Quarze. Werner unterſchied zweierlei: einen ſplittrigen Hornſtein durch ſeine todte einfache Farbe, den ſplittrigen Bruch und die Art der Durchſcheinenheit dem Horn gleichend. So findet er ſich auch zuweilen auf Erzgängen, hauptſächlich bildet er die Grund - maſſe gewiſſer Porphyre, Hornſteinporphyre, die freilich nicht immer frei vom Feldſpath ſind. Endlich rechnete Werner noch ausdrücklich die Feuer - ſteine des obern Jura dahin, die in Franken und Schwaben ſich in großer Menge finden. Doch ſcheint es naturgemäßer, ſolche Kieſelconcretionen beim Feuerſtein zu laſſen, die Gruppen werden dadurch natürlicher. Der muſchelige Hornſtein führt zum Jaſpis, und läßt ſich kaum feſtſtellen. Holzſtein hieß Werner die verkieſelten Hölzer, welche nicht in Opal verwandelt ſind. Sie finden ſich in den Sandſteinen aller Flötz - gebirge, auch hier iſt die Holzſtruktur wichtiger als die Quarzſubſtanz für die Beſtimmung. Nach Fuchs enthält der Hornſtein keine lösliche Kieſel - erde (Opal).

Afterkryſtalle. Wie die Kieſelerde Pflanzen und Thierreſte durchdringt, ſo bildet ſie auch ausgezeichnete Afterkryſtalle, und darunter ſpielt der Hornſtein eine Rolle. Der Haytorit von Devonſhire hat die Form des Datoliths, mit ſo glänzenden Flächen, daß die Winkel meßbar ſind. Die Gypslinſen aus den tertiären Süßwaſſermergeln von Paſſy bei Paris haben ſich zu großen Haufen in Quarz verwandelt, bricht man ſie von einander, ſo ſind ſie innen zwar häufig hohl, aber die äußere Gränze hat ſich vollkommen erhalten. Im Rotheiſenſtein von Schwarzen - berg in Sachſen ſind ausgezeichnete Würfel eingeſprengt, ſie beſtehen durch und durch aus Quarz, der ſeine Form dem Flußſpath dankt. Beſonders war früher das Schneeberger Revier durch ſeine Hornſteinafterkryſtalle von Kalkſpath berühmt: manche darunter ſind nur roh überrindet, innen hohl oder ſchlecht ausgebildet; bei andern aber ſteckt unter einer leicht weg - nehmbaren Kruſte ein ſo wohlgebildeter Kryſtall mit glänzenden Flächen, daß es uns recht klar wird, wie ſchwierig in einzelnen Fällen die Ent - ſcheidung werden kann, ob Afterkryſtall oder nicht. Die Afterbildung be - ginnt bei den Quarzen meiſt mit Ueberſinterung, welche der Verwitterung ſtärker widerſteht, als der eingehüllte Kryſtall. Wird letzterer dann ganz oder theilweis weggeführt, ſo entſtehen hohle Räume in der Quarzmutter, und dieſe geben die ſcharfe Form des Kryſtalls, während die Ueberſinte - rung nur rohe Umriſſe erzeugt, und eigentlich nicht als Afterkryſtall an - geſehen werden ſollte, wie ſo häufig geſchieht. Freilich läßt ſich nicht im - mer ſicher unterſcheiden, was der Ueberſinterung und was der AusfüllungQuenſtedt, Mineralogie. 12178I. Cl. 1ſte Fam. : Kieſelſchiefer, Opale.genau angehöre. Beſonders ſind die Erzgänge reich an Beiſpielen, doch finden wir auch in den Kieſelconcretionen, ſie ſind hier noch am ſchwer - ſten zu deuten: ſo findet man in dem rothen Kugeljaſpis von Auggen ſehr deutliche hohle Würfel (Würfeleindrücke); im Feuerſtein des Mu - ſchelkalkes auf dem Aiſchfelde zwiſchen Alpirsbach und Dornhan finden ſich theils Eindrücke theils wirkliche Würfel von Feuerſtein im Feuerſtein, was war das? ob Kalkſpath?

Kieſelſchiefer heißen die dichten gemeinen Quarze, welche ganze Lager im obern Thonſchiefergebirge und untern Kohlenkalkſteine machen. Der gemeine graue iſt ganz hornſteinartig, aber plattet ſich gut nach der Schichtung. Der edlere durch Kohle ſchwarz gefärbte, gern mit weißen Quarzadern durchzogene, ſoll der coticula (Probierſtein) oder Lapis Lydius ſein, weil er nach Theophraſt (Cap. 78 80) im Fluß Tmolus in Lydien als Geſchiebe gefunden wurde, auch lapis Heraclius genannnt. Plinius hist. nat. 33. 43. Die Probierſteine waren früher wichtiger als heute, wo die chemiſche Kunſt ſie theilweis erſetzt: ſie müſſen hart und dunkelfarbig ſein, durch den Schliff zubereitet ſich ſammtartig anfühlen, und von Säuren nicht angegriffen werden: his coticulis periti, cum e vena ut lima rapuerunt experimentum, protinus dicunt quantum auri sit in ea, quantum argenti vel aeris, scripulari differentia mirabili ratione non fal - lente. Freilich liefen hier auch viele Verwechſelungen unter, namentlich mit Basalt (βάσανος), den Agricola bei Stolpe in Sachſen wiederfand, und den Kentmann duritie adamantina beſchreibt!

Mühlſtein (Meulière) hat man vorzugsweiſe in Frankreich die unregelmäßigen Quarzlager im Süßwaſſerkalk des Tertiärgebirges bei Ferté-sous-Jouarre und Montmirail genannt, ſie ſind porös, die Poren öfter mit Quarz erfüllt, und es ſoll keinen beſſeren Mühlſtein als dieſen geben.

C. Opale (von ὄψ Auge).

Ganz unkryſtalliniſch, der vollkommen muſchelige Bruch glänzt wie Gallerte oder Harz, daher Quarz résinite von Hauy genannt. Spröde, trübe Farben, und alle Grade der Durchſcheinenheit, mit einem zwiſchen 3 12 Proc. ſchwankenden Waſſergehalt, daher ein wenig weicher (Feldſpath - härte) und leichter (2,1 Gew. ) als Quarz. In Kalilauge löslich. Sind beſonders in Vulkaniſchen Geſteinen zu finden, man ſieht ſie als eine erſtarrte Kieſelgallerte an, die zufällig mehr oder weniger Waſſer beibehielt.

1) Edler Opal Plinius 37. 21 India sola et horum mater est enim in his carbunculi tenuior ignis, est amethysti fulgens purpura, est zmaragdi virens mare, cuncta pariter incredibili mixtura lucentia. Möglich, daß auch der Name Jaſpis Off. Johann. 4, 3 auf dieſen man möchte ſagen ſchönſten aller Steine zu deuten iſt.

Die Farbe iſt milchblau, aber aus der trüb durchſcheinenden Maſſe leuchten ſpielend die brennendſten Regenbogenfarben, worunter ſich beſonders Grün, Roth und Blau auszeichnen. Nach Klaproth 10 Proc. Ḣ̶. Die milchige Trübe und das Farbenſpiel iſt offenbar erſt Folge von Veränderung, denn es gibt Stücke von großer Klarheit, die ſich dann allmählig trüben und zuletzt undurch - ſichtig (gemeiner Opal) werden. Hauy ſuchte den Farbenreflex durch kleine Sprünge, Brewſter durch Zwiſchenräume von regelmäßigerer Geſtalt zu179I. Cl. 1ſte Fam. : gemeiner Opal.erklären. Der Werth hängt von der Reinheit der Maſſe und von der Schönheit des Farbenſpieles ab. Plinius erzählt uns von dem im Alter - thum ſo hochgeſchätzten Opal des Nonius, der zwar nur von der Größe einer Haſelnuß dennoch nach einer Lesart auf 800,000 Rthlr. ge - ſchätzt wurde. Im Kaiſerlichen Schatze zu Wien findet ſich ein ganz reiner von der Größe einer Mannesfauſt (34 Loth). Man ſchleift ihn mit gerundeter Oberfläche. Die berühmteſten Opalbrüche finden ſich beim Dorfe Czerwenitza zwiſchen Kaſchau und Eperies, wo ſie in Schnüren und Neſtern auf einem grauen ſehr unanſehnlichen Trachyt-Tuff (Opal - mutter genannt) vorkommen. Sie werden dort bergmänniſch gewonnen, in den Orient ausgeführt, von wo ſie unter dem Namen Orientaliſcher Opal wieder zu uns gelangen. Auch bei Hubertsburg in Sachſen findet er ſich in einem ſchieferigen Thongeſtein, derſelbe iſt aber durch ſtarken Waſſerverluſt ganz matt und undurchſichtig geworden, klebt an der Zunge und zeigt nur geringes Farbenſpiel. Legt man ihn aber ins Waſſer, ſo wird er nicht blos vollkommen durchſcheinend, ſondern gewinnt auch an Farbenſpiel. Daher nannten ihn die ältern Mineralogen Lapis mutabilis oder oculus mundi (Weltauge), während die ohne Farbenſpiel Hydro - phan heißen. Das eingeſogene Waſſer verdunſtet aber ſehr bald wieder, und dann nehmen ſie ſofort ihre matte Undurchſichtigkeit an. In Oel gekocht ſollen ſie jahrelang das Farbenſpiel zeigen, und mit Wachs oder Wallrath getränkt werden ſie im Feuer durchſichtig (Pyrophan), weil dann das Wachs ſchmilzt. Die Erſcheinung läßt ſich optiſch leicht erklären.

2) Gemeiner Opal iſt durch alle Uebergangsſtufen auf das Engſte mit dem Edlen verbunden, aber er nimmt außer der Milchbläue allerlei andere trübe Farben an, und beſitzt in vielen Abänderungen noch bedeutende Durchſcheinenheit. Das Farbenſpiel verſchwindet gänzlich. Zu den bekannteren Vorkommniſſen gehören der Feueropal von Zimapan in Mexico von blaßtrüber hyacinthrother Farbe, die bei durchſcheinenden Stücken ſtark in das Feuergelbe ſpielt, woher der Name. Der wachs - gelbe Opal von Telkebanya läßt in zolldicken Stücken noch viel Licht durch, ein Muſter für Opal. Wie der Feuerſtein überzieht er ſich an der Oberfläche in Folge von Verwitterung mit einer dicken weißen Rinde, dieſelbe klebt ſtark an der Zunge und nimmt mit Ziſchen Waſſer auf, wird aber nicht durchſichtig, verhält ſich alſo ganz anders als der Hydro - phan. Solche matten Rinden finden ſich noch bei andern gemeinen und Halb-Opalen, man nennt ſie auch wohl Cacholong pag. 174. Pracht - voll iſt zuweilen die apfelgrüne Farbe des Prasopal von Koſemütz und Pernſtein in Mähren, er verdankt ſeine Farbe wie der mitvorkom - mende Chryſopras dem Nickel. Ueberhaupt iſt das Serpentingebirge von Frankenſtein in Schleſien reich an ſchönen Opalen, worunter der bläulich bis grünlich weiße Milchopal von Koſemütz hervorſticht. Schön roſen - roth iſt der Opal von Mehun und Quincy, er liegt im dortigen Süß - waſſerkalk, und ſoll ſeine Farbe organiſcher Subſtanz verdanken. Die bittererdehaltigen hat man Quincyt genannt.

3) Halbopal nannte Werner die zwiſchen Kugeljaſpis und ge - meinem Opal mitten inne ſtehenden Abänderungen, nur an den Kanten durchſcheinend, wenig Glanz und trübe Farbe meiſt von weiß, grau und braun. Schon 1803 wurde durch Jordan der weiß und braungeſtreifte12*180I. Cl. 1ſte Fam. : Halbopal.Halbopal von Steinheim bei Hanau bekannt, der nach Leonhardt auf Gängen im dichten Grünſtein (Anameſit) vorkommen ſoll. Er kann zwar als Muſter dienen und doch geht er öfter in einem einzigen Handſtück in Chalcedon und Hornſtein über, Beweis genug, wie unſicher die Unter - ſcheidung werden muß. Im Klingſteintuff von Hohentwiel am Bodenſee kommen Blöcke von leberbrauner Farbe vor, die an Holzſtruktur erinnern. Vor allem reich ſind jedoch die Trachyt - und Porphyrtuffe von Ungarn, namentlich in der Gegend von Tokay und Telkebanya. Sie kommen hier von intenſivem Grün, Wachsgelb, Braun ꝛc. vor. Namentlich geben dieſe Opale auch das Mittel zu den verſteinerten Hölzern, welche Werner daher

Holzopal nannte, in demſelben findet ſich meiſt ein Gemiſch von gemeinem und Halb-Opal, und die Holzſtruktur hat nicht ſelten auf die ungleiche Vertheilung der Maſſe weſentlich eingewirkt. Beſonders intereſ - ſant durch das intenſive Braun ihrer Farbe ſind die Hölzer von Schaiba, die gemeine Opalmaſſe gleicht hier im Ausſehen der erſtarrten Brühe von ſtark gebratenem Kalbfleiſch.

Wenn Halbopale ſtark durch Eiſen gefärbt ſind und dabei zum Matten neigen, ſo nannte ſie Werner Opaljaſpis. Wie die Opale nun auch wirk - lich zum Feuerſtein überſpielen, zeigt der

4. Menilit Wr. vom Ménilmontant bei Paris, wo er Knollen (Knollenſtein) im Klebſchiefer bildet. Es ſind offenbar allerlei unförmliche Kieſelconcretionen, die ſich nach Art des Feuerſtein gebildet haben. Sie neigen etwas zur Schieferung, haben aber im Querbruch ganz den Glanz eines ausgezeichneten Halbopals, von welchen ſie ſich jedoch durch ihr geo - gnoſtiſches Vorkommen leicht unterſcheiden. Am ſchönſten ſind die leber - braunen der Pariſer Gegend, namentlich auch ausgezeichnet durch ihre ſonderbar verworrene Knotung. Klaproth gibt darin 85,5 S⃛i, 11 Ḣ̶ ꝛc. an. Zu Argenteuil ſind die Knollen grau, brauſen aber nicht mit Säure. Bei St. Ouen liegen dagegen Süßwaſſer-Muſcheln darin, dieſe werden dann nicht blos matt, ſondern brauſen auch, es ſind Kieſelmergel. Der bekannte und früher ſo berühmte Schwimmſtein von St. Ouen iſt nichts weiter als das Kieſelſkelet dieſer Muſchelmenilite, denn der Bu - limus pusillus ſitzt noch unverändert darin. Wirft man ihn auf das Waſſer, ſo ziſcht er ſtark und ſinkt nach wenigen Minuten unter. Es gibt zwar auch nicht ziſchende, die gar nicht unterſinken, dieſe ſcheinen aber künſtlich mit einem fetten Thon überſchmiert zu ſein, der die Ober - fläche der Poren verſtopft hat. Die Kieſelmergelknollen bilden die Ver - mittelungsſtufe zwiſchen ächtem Feuerſtein und Menilit. Auch die Quarz - concretionen im Süßwaſſerkalk zeigen eine entſchiedene Annäherung zum opalartigen Glanz, und doch ſind ſie oft ganz von Planorbis - und Palu - dinenſpecies durchwoben. Von höchſt regelmäßiger Runzelung und auf - fallender Formenbildung ſind die Kieſelmergel aus dem Muſchelkalk von Leufelfingen in der Schweiz, die dann weiter ſich an die Mergelknollen anſchließen, worin die Kieſelſäure ſchon ſtärker zurücktritt. Wer hier blos nach mineralogiſchen Kennzeichen ſcheidet, geht in der Irre.

Ehrenberg (Pogg. Ann. 38. 455) ſucht den Beweis zu führen, daß alle dieſe Kieſel (er nennt ſie Halbopale) aus dem Polirſchiefer, nament - lich die von Bilin und Luſchiz in Böhmen, durch formloſe Kieſelmaſſe181I. Cl. 1ſte Fam. : Tripel, Hyalith.cämentirte Infuſorienſchalen ſeien. Kieſelpanzer von Gaillonella varians, Navicula viridis etc. kommen wenigſtens in großer Menge im Tripel, und Polirſchiefer vor, ſo daß dieſe Kieſelerde förmliche Infuſorienlager (Hand - buch der Petrefaktenk. pag. 691) bildet. Tripel (terra Tripolitana), eine gelbe magere Erde mit 90 S⃛i, kommt über Tripoli aus Nordafrika in den Handel.

Polirſchiefer kommen beſonders ausgezeichnet im Tertiärgebirge bei Paris, in der Nachbarſchaft der Baſalte bei Bilin in Böhmen, am Habichtswalde bei Caſſel ꝛc. vor. Sie haben einen thonigen Geruch, man könnte ſie ihrem Ausſehen nach für graue Mergel halten, allein mit Säure brauſen ſie durchaus nicht. Die compakten kleben ſo ſtark an der Zunge (Klebſchiefer von Paris), daß ſie beim Wegreißen ſchmerzen. Die deut - ſchen zerfallen leicht zu Mehl, nur kommen rauhe Platten darin vor (Saugſchiefer), die zuletzt zu Menilitartigen Opalen werden. Der mehlige Schiefer fühlt ſich ſehr ſanft an. Bei Randan am Puy de Dôme kommt eine gelbliche Erde vor (Randanit), die ſich in Säuren löst (lösliche Kieſelerde), ſie hat ungefähr die Conſiſtenz der Kreide, läßt ſich aber mit dem Finger zu einem unausſprechlich feinen Mehl zerdrücken, welches bei der geringſten Bewegung die Luft mit feinen Staubwolken erfüllt: das ſind Panzer von Infuſionsthieren, wie ſie ſich an vielen Hundert Orten bis in die jüngſten Formationen herauf gefunden haben. Mit $$\frac{1}{20}$$ Thon gemiſcht und gebrannt geben ſie die bei den Alten ſo berühmten ſchwimmenden Ziegeln, die 1791 Fabroni aus dem Bergmehl von Santa Fiora in Toscana wieder herſtellte (Pogg. Ann. 26. 505). Sie ſchwimmen wie Kork auf Waſſer!

5. Hyalith Wr. wurde von Dr. Müller in den Höhlen baſaltiſcher Geſteine der Umgegend von Frankfurt a. M. gefunden (Erlenbach) und daher lange Müller’ſches Glas genannt, wegen ſeines glasartigen Aus - ſehens. Er bildet ſehr leicht erkennbare kleintraubige Ueberzüge, die man wegen ihrer Klarheit nicht zum Opal ſtellen würde, wenn Buchholz nicht 6,3 Ḣ̶ darin gefunden hätte, Gew. 2,1. Im Baſalt von Walſch in Böhmen, im Serpentin von Schleſien (Zobten, Jordansmühle), auch in den Laven von Iſchia ꝛc. findet er ſich. Wahrſcheinlich hat er einen ähnlichen Urſprung, wie der Kieſelſinter mit perlartiger Oberfläche, die aber ganz matt weiß ausſieht. An den heißen Quellen Islands. Kieſelguhr nennt man die weißen oder die Eiſenoxydrothgefärbten Maſſen von Reikianes in Südisland, welche noch Wellenſchläge zeigen, wie der Karlsbader Sprudel - ſtein. Kieſeltuff ſind dagegen die unregelmäßigen Kieſelmaſſen, welche ſich um die Mündung des Geyſer, der ein 1850tel Kieſelerde gelöst ent - hält, abgelagert haben, Moos, Blätter, Thierreſte ꝛc. einwickelnd.

Gefritteter und geſchmolzener Quarz kommt auf mannig - fache Weiſe vor. Im Tertiärgebirge von Paris, im Braunkohlengebirge Norddeutſchlands ꝛc. nehmen die Sandſteine oft ein Ausſehen an, als wären die Quarzkörner zuſammengeſchmolzen. Wo der Baſalt glühend heiß den Buntenſandſtein in Heſſen (Wildenſtein) durchbrach, hat er den - ſelben nicht blos entfärbt und zu Säulen abgeſondert, ſondern förmlich angeſchmolzen, wie die Geſtellſteine im Hochofen. Das merkwürdigſte jedoch ſind die Blitzröhren, die ſich im Quaderſandſtein auf der Sennerhaide182I. Cl. 2te Fam. : Feldſpäthe.in Weſtphalen, bei Dresden, Blankenburg am Harz ꝛc. finden. Der einſchla - gende Blitz hat lange verzweigte Röhren gebildet, die außen rauh von anbackenden Sandkörnern, innen aber einen ſpiegelnden Glanz von einer ausgezeichneten Quarzfritte haben. Man kennt ſie ſchon ſeit 1761 von Maſſel bei Breslau, Dr. Fiedler hat ſie über 16 Fuß tief in die Erde verfolgt, Gilbert’s Ann. 1822. Bd. 61. 301.

II. Feldſpäthe.

Der Feldſpath gehört zwar zu den verbreitetſten Mineralen im Urgebirge, dennoch finden wir im Alterthum keinen Namen dafür. Agricola ſcheint ihn auf der letzten Seite ſeiner Werke unter Spatum saxum zu begreifen. Erſt ſeit Denſo 1750 in der Ueberſetzung von Wallerius Mineral. pag. 87 wird der Name Feldſpath gebräuchlich. Unter den Späthen der härteſte, daher Spathum scintillans, die Härte leitete Linné von ein wenig Eiſen - beimiſchung her. Während die andern Späthe auf Gängen im Gebirge verſteckt liegen, findet ſich dieſer in allen Urgebirgsfelſen und auf deren Feldern. Seine Kryſtalliſation hat zwar Hauy ſchon richtig erkannt, doch verdanken wir Hrn. Prof. Weiß in den Abh. der Berl. Akad. 1816. 1820, 1835 und 1838 eine Reihe von Abhandlungen, die uns mit den Funda - mentalverhältniſſen der Zonenlehre bekannt machen und die ganze Sache in dieſer Beziehung zum Abſchluß bringen. Nur rúckſichtlich der Winkel und Zuſammenſetzung fand G. Roſe 1823 (Gilb. Ann. 73. 173 ) Abwei - chungen, und Kupfer bewies 1828, daß auch der Adular ſchiefe Axen habe. (Pogg. Ann. 13. 209).

1. Feldſpath.

Darunter verſteht man vorzugsweiſe den Kalifeldſpath, ein ausge - zeichnetes 2 + 1gliedriges Kryſtallſyſtem, aber mit manchen

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Eigenthümlichkeiten. Der erſte Blätterbruch P = a: c: b macht mit dem etwas weniger deutlichen 2ten M = b: a: c 90° (daher auch Orthoklas genannt), das iſt das weſentlichſte Kennzeichen, P gibt ſich häufig durch Sprünge und Neuto - nianiſche Farben zu erkennen. P gegen[Axe] c 63° 53′. Die geſchobene Säule T = a: b: c macht 118° 48′, M ſtumpft nicht blos ihre ſcharfe Kante gerade ab, ſondern P iſt auch

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gerade auf die ſtumpfe Kante aufgeſetzt, denn P / T beträgt vorn links und rechts 112° 16′. Und doch hatte der ſcharfſinnige Hauy ſchon richtig erkannt, daß von den beiden Säulenflächen T die eine blättriger ſei als die andere, man ſieht es bei dem Amazonenſtein vom Ural ſehr deutlich, deßhalb nannte er die

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blättrigſte von beiden T, die andere weniger blättrige l, wodurch jene einundeinkantige Primitivform P M T pag. 92 entſtand. Doch da man ſich nicht bei allen Feldſpäthen von dieſem Unterſchiede überzeugen kann, ſo muß man wohl bei dem Weißiſchen Symmetriebilde ſtehen bleiben, was auch die ſtreng - ſten Meſſungen fordern. Die hintere Gegenfläche x = a': c: b183I. Cl. 2te Fam. : Feldſpathkryſtalliſation.dehnt ſich zwar gern aus, iſt aber gänzlich unblättrig, und macht die Winkel x zur Axe c = 65° 47′, x / T = 110° 40′, woraus nach pag. 60 folgt: a: b: k 4,529: 12,949: 0,001878, der Axenwinkel A / c = 91° 10′. Weiß nimmt k = o (folglich fällt A mit a zu rechtwinklichen Axen zuſammen), T / T = 120° und P / T = P / x = 112°, woraus ſich das ſchöne Axenverhältniß a: b: c = 13: 3 13: 3 fand, das zu ſo vielen intereſſanten Betrachtungen ihm Veranlaſſung gab.

Aus den 5 Flächen P M T T x (Projectionsfigur pag. 42) wurden ſodann alle deducirt: das hintere Augitpaar o = a': ½b: c fällt in die Diagonalzone von x, d. h. in Kante M / x und in die erſte Kantenzone P / T. Das vordere Augitpaar n = a: c: ¼b liegt in der Diagonalzone von P und der Zone T / o. Dieſe für das Syſtem ſo wichtigen Flächen ſtumpfen nach Weißiſcher Annahme die rechtwinkliche Kante P / M gerade ab, machen alſo unter ſich eine wirkliche quadratiſche Säule n / n. Nach den Kupfer’ſchen Meſſungen würde n / n über P 90° 6′ und P / n 135° 3′ betragen, eine höchſt unbedeutende Abweichung. Die dreifach ſchärfere y = ⅓a ': c: b fällt kreuzweis in die Zone T / o und bildet gewöhnlich ein faſt rechtwinkliches Dreieck (89° 18′). Sehr häufig iſt die Säule zehnſeitig durch z = a: ⅓b: c, die Kante M / T und n / o abſtumpfend, und zwar diejenigen n und o, welche der Kante M / T oben und unten anliegen. Dieſe ſo häufig erſcheinende z iſt immer matt und daran leicht zu erkennen. Viel ſeltener findet ſich k = a: b: c, welche die ſtumpfe Säulenkante gerade abſtumpft, und

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die zehnſeitige Säule zwölfſeitig macht. Beim Adular kommt ſie ſchön vor. q = 3a ': c: b findet man oft beim Adular, ſelten vorn t = ⅕a: c: b, hinten r = ⅗a': c: b. Ein zu Px TT zugehöriges Paar g = b: c: a kommt zuweilen beim Adular vor, u = ⅓a ': ¼b: c liegt in der Dia - gonalzone von y, darunter v = ⅓a': ⅛b: c, m = ⅓a: ½b: c ſtumpft die vordere Kante P / T ab. Große Seltenheiten ſind s = a': ⅙b: c hinten, vorn i = a: $$\frac{1}{12}$$ b: c, h = a: ¾b: c und d = ⅕a: ⅛b: c. Beim Adular vom St. Gotthardt erwähnt ſogar v. d. Borne eines Flächen - paares a: b: c, das wie das 2gliedrige Oktaeder auf die Säule T gerade auf - geſetzt ſein würde. Tragen wir dieſe Flächen in ein Projektionsbild pag. 42 ein, ſo zeigt ſich die wunderbare Harmonie aller mit einem Blick.

Der Feldſpath kommt übrigens häufiger in Zwillingsform als einfach vor, und zwar nach folgenden zwei Geſetzen.

1. Karlsbader Zwillinge: zwei Individuen haben die ſechs - ſeitige Säule TTM gemein und liegen mit ihren Endflächen P und x (y) umgekehrt, ſo daß das x des einen mit P im andern Individuum faſt ſpiegelt. Es iſt dadurch eine völlige zweigliedrige Ordnung in den Flächen eingetreten. Ge - wöhnlich legen ſie ſich mit dem 2ten Blätterbruch M an einander, und nach ihm werden auch die Säulen tafel - artig zuſammengedrückt. Da am Ende P / y = 99° 38′

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184I. Cl. 2te Fam. : Feldſpathzwillinge.zu herrſchen pflegt, ſo dringt dieſer Kopf des einen durch den Blätterbruch des andern durch, doch ſo, daß entweder auf der linken (linke) oder auf der rechten Seite (rechte Zwillinge) das P ſpiegelt. Die Sache wird be - ſonders klar, wenn man die Zwillinge parallel von P quer durchſchlägt. Dieſe Zwillinge ſind in den porphyriſchen Graniten aller Gegenden in Menge eingeſprengt und kommen nie in Druſen vor. Wenn die Grund - maſſe verwittert, ſo fallen die Kryſtalle heraus und man kann ſie in großer Menge auf den Feldern (Karlsbad und Elnbogen) zuſammen - leſen. Aehneln die Granite dem Porphyr, wie bei Neubau und Fichtel - berg an der Südoſtſeite des Ochſenkopfes im Fichtelgebirge, oder am Berge Four-Labroux in der Auvergne, ſo kann man ſie nicht blos herausſchlagen, ſondern ſie ſind auch noch viel ſchärfer und ſchöner als im Granit. Auch der Trachyt, beſonders vom Drachenfels am Rhein, Bonn gegenüber, liefert treffliche von glaſigem Feldſpath. Afterkryſtalle mit Glimmer, ſogar mit feinkörnigem Zinnſtein und Quarz erfüllt kommen zu St. Agnes ꝛc. in Cornwall vor, die fahlfarbigen im verwitterten Por - phyr von Ilmenau im Thüringer Wald haben faſt genau die Hälfte Ċa , ſo daß von Feldſpathmaſſe wenig zurückblieb. Wenn P gegen Axe c 63° 53′, und x gegen c 65° 47′ machen würde, ſo könnte x des einen mit

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P' im andern Individuum nicht einſpiegeln, ſondern beide müßten ſich parallel der Axe b unter einem Winkel von 181° 54′ ſchneiden. Nun kommen aber bei St. Pietro auf Elba ſehr glänzende ſchneeweiße Zwillinge mit T M P x y vor, an denen x mit P' einſpiegelt, jedenfalls eine Differenz von 54° anzunehmen nicht erlaubt. Das ſind Einwürfe, die man bei ſcharfen Meſſungen immer wieder beherzigen muß.

Wenn an den einfachen Kryſtallen P und M zu einer langen Oblong - ſäule ſich ausdehnen, ſo pflegen ſie einfach zu ſein, obgleich ſie in den - ſelben Felſen ſowohl im Porphyr als auch Granit und Trachyt neben obigen Zwillingen ſich eingeſprengt findet. Das iſt eine ſehr auffallende Thatſache. Wenn dagegen dieſe Oblongſäulen in Druſenräumen vorkom - men, ſo bilden ſie

2. Bavenoer Zwillinge, nie eingeſprengt, ſondern ſtets in Druſen, beſonders ſchön zu Baveno am Südende des Lago Maggiore und beim Adular der Alpen. Dieſe Zwillinge haben n gemein und liegen umge - kehrt, d. h. es ſpiegelt die faſt quadratiſche Säule n / n bei beiden ein,

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nur legt der eine ſein P hin, wo der andere ſein M hat. Die Individuen 1 und 2 ſind dann im Azi - muth der Gradendfläche von der quadratiſchen Säule n / n um 90° gegen einander verdreht. Sie fordern zu ihrer Vollſtändigkeit noch zwei andere 3 und 4, welche den ganzen Kreis zu einer vollkommen vier - gliedrigen Ordnung ſchließen (Weiß Abhandl. Berl. Akad. 1835). Von dieſem Vierlinge ſtehen immer je zwei anliegende in Zwillingsſtellung, Folge davon iſt, daß je zwei gegenüberſtehende (1 und 3, 2 und 4) den erſten Blätter - bruch P gemein haben und umgekehrt liegen. Einige nehmen dieß als ein drittes Zwillingsgeſetz. Im Vierlinge legen daher immer je zwei In -185I. Cl. 2te Fam. : Feldſpath.dividuen ihr M wie die andern zwei ihr P haben, und wenn das erſte ſeine Säulenkante T / T nach Nord richtet, ſo das 2te nach Weſt, das 3te nach Süd und das 4te nach Oſt. Man kann dieſe Individuen nun durch - einanderſchieben, wie man will, wenn ſie nur mit

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ſich parallel bewegt werden, ſo bleibt es der unverän - derte Vierling. Ja unter den Adularvierlingen am St. Gotthardt kommt nicht ſelten ein ganzes Gewirr von Individuen vor, aber man darf nur eines davon nach der Himmelsgegend orientiren, ſo ergeben ſich die an - dern ſogleich von ſelbſt: mehr als ein Vierling kann es unmöglich werden.

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Daß die Ordnung viergliedrig ſei, ſieht man leicht ein. Denn n / n geben die erſte, und P mit M die 2te quadratiſche Säule, alle übrigen im 2 + 1 gliedrigen Syſtem ein Mal auftretenden Flächen (y, x, k ꝛc. ) bilden ein Quadratoktaeder, und alle Paare (T, o, n ꝛc.) Vierundvierkantner.

Die Ausdehnung der Flächen iſt freilich ſo verſchiedenartig, daß der Feldſpath dadurch zu einem der lehrreichſten Syſteme wird. So zeigt z. B. beiſtehender Adular in ſeinem Hauptumriß das Individuum 3 mit P T M x z, allein an allen Seiten und in unſerer Figur auch auf P brechen die grau geſtreiften M des 2ten und 4ten Individuums heraus, die vollkommen mit P einſpiegeln, und ſich untereinander mit ihrem P be - gränzen, das ſenkrecht gegen P des Individuums 3 ſteht. Das 1ſte Individuum pflegt man auf der Fläche der quadra - tiſchen Säule nicht wahrzunehmen. Wenn blos zwei In - dividuen zum Zwilling an einandertreten, wie das bei Baveno

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und in den Alpen ſo häufig der Fall iſt, ſo pflegt eine der n ſich ſtark auszudehnen: man ſtellt die Sache ſo dar, als wenn ein Kryſtall diagonal der Oblongſäule PM durchgeſchnitten und beide Hälften um 180° gegen einander verdreht wären, obgleich auch hier die Natur freier und erfinderiſcher in ihren Formen ſich zeigt als die Kunſt. Bei Baveno erſcheint P wie gewaſchen, M dagegen mit Chlorit beſchmutzt. Mit Chlorit bedeckt ſind ferner T, z, o, die hintere Gegenfläche x erſcheint dagegen auch ſchmuck. Häufig orientirt der Albit, der ſich nur auf die Flächen z T M lagert, und zwar immer parallel den Säulenkanten. Afterkryſtalle mit feinkörnigem Glimmer erfüllt finden ſich im grünen Buſch im Hirſch - berger Thal (Pogg. Ann. 80. 122), der Glimmer ſoll ſich hier auf naſſem Wege gebildet haben.

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Optiſch ſpielt der Feldſpath keine Rolle: die optiſchen Axen liegen nach Miller in der Ebene des erſten Blätterbruchs P, machen mit Axe b einen Winkel von 57°, und da der Rhombus auf P zwiſchen den Kanten P / T und P / T 113° 16′ macht, ſo würden die Perpendikel vom Mittelpunkt auf die Kante P / T gefällt faſt genau den optiſchen Axen entſprechen. Sehr bemerkenswerth iſt ein innerer

Lichtſchein von bläulicher Farbe. Derſelbe wird auf der Gradend - fläche der Oblongſäule von P und M ſichtbar, wenn man ſich daher Würfel186I. Cl. 2te Fam. : Feldſpath.mit den Flächen P und M ſchleift, ſo iſt die dritte gegen jene beiden Blätterbrüche ſenkrechte Würfelfläche für die Beobachtung der Farbe am günſtigſten.

Härte 6, Gew. 2,58, aber durch Verwitterung leichter werdend, weil ſie Stoffe verlieren und ſtatt deſſen Waſſer aufnehmen. Trübe Farbe bis farblos. Glasglanz, auf dem erſten Blätterbruch aber Perlmutter - glanz und viele Newtonianiſche Farben. S⃛i + A̶⃛l S⃛i3 mit etwa 16,6 ; 18,1 A̶⃛l und 65,2 S⃛i, doch iſt ein Theil des Kali durch Natron oder Kalkerde erſetzt. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſchwer zu einem blaſigen Glaſe, und gibt mit Kobald - ſolution blaue Kanten an den Proben. In Soda löſen die gebildeten Silicate den Ueberſchuß der Thonerde. Das Kali färbt (wenn kein Na - tron zugegen iſt) die innere Löthrohrflamme violet, in Folge einer Re - duction und Wiederoxydation des gebildeten Kaliums. Löst man im Borarglaſe Nickeloxyd und ſetzt Kalifeldſpath zu, ſo wird die Perle blau - lich, bei Natronfeldſpath behält ſie ihre braune Farbe. Man ſchließt ihn mit oder Ḃa auf. Der Fluß löst ſich in Salzſäure, indem ſich die Kieſelerde in Gallertform ausſcheidet. Aus der abfiltrirten Flüſſigkeit fällt Ammoniak Thonerdehydrat, das bei Gegenwart von Kali - und Natron - ſalzen im Fällungsmittel ganz unlöslich iſt. Etwas Kieſelerde fällt zu - gleich mit der Thonerde. Die Flüſſigkeit mit oxalſaurem Ammoniak be - handelt gibt häufig etwas Ċa C̶⃛. Das Uebrige iſt Kali - und Natronſalz. Valentin Roſe wies zuerſt das Kali im Feldſpath nach.

Künſtlicher Feldſpath. Einfache Ċa S⃛i oder Ḟe S⃛i kryſtalliſiren leicht, ſetzt man aber Kaliſilikat hinzu, ſo verlieren ſie die Eigenſchaft zu kryſtalliſiren gänzlich, Thonerdeſilicat vermindert dieſe noch mehr, man be - kommt nur ein Glas, das andere Silicate im Ueberſchuß löst. Ja Sili - cate von Kali und Thonerde ſind ſo zähflüſſig, daß beim Erkalten weder die Maſſe noch der darin gelöste Körper kryſtalliſirt. Daher glaubte auch Werner, Feldſpath könne nur auf naſſem Wege entſtanden ſein. Doch hatte ſchon Reaumur 1739 gefunden, daß Glas langſam erkaltet kryſtal - liniſch werde (entglaſe) und ſteinartige Eigenſchaften bekomme: es wird nämlich 1) ſchwerer ſchmelzbar; 2) härter; 3) ſchwerer; 4) Leiter der Elektricität; 5) bildet es mit Säure eine Gallerte. Hall hat dargethan, daß alle Silicate geſchmolzen Gläſer geben, langſam erkaltet aber wieder Minerale. Die Verſchiedenheit des Gewichtes iſt ſo groß, daß ein Feld - ſpathkryſtall von 2,55 Gew. als Glas nur 1,92, alſo 0,63 Differenz gibt. Demungeachtet wollte es Mitſcherlich nach den umfaſſendſten Ver - ſuchen (Pogg. Ann. 33. 340) nicht gelingen, Kryſtalle aus dem Feldſpath - glaſe zu bekommen. Endlich fand Hr. Heine 1834 beim Ausblaſen eines Kupferrohofens zu Sangerhauſen auf Ofenbruch von ſchwarzer Blende kleine glaſige farbloſe bis amethyſtblaue Kryſtalle von mehreren Linien Größe. Sie bilden ſehr deutliche ſechsſeitige Säulen TTM, an welchen der erſte Blätterbruch P allein herrſcht. Beide Blätterbrüche P und M, auch Zwil - linge, die P gemein haben, laſſen ſich erkennen. Die Analyſe wies Kieſel - erde, Thonerde und Kali nach. Hausmann Hdb. Miner. 631 führt ein zweites Vorkommen aus dem Eiſenhochofen zu Joſephshütte bei Stolberg auf dem Unterharz an, ſo daß an einer Bildung auf heißem Wege kaum gezweifelt werden kann.

187I. Cl. 2te Fam. : Feldſpathvarietäten.

Verwitterung findet beim Feldſpath leicht ſtatt, er entfärbt ſich, wird matt, weich, leicht, und zerfällt endlich zu Porzellanerde, die in ihrem reinſten Zuſtande ein ſchneeweißes mehlartiges Pulver bildet von A̶⃛l3 S⃛i4 + 6 Ḣ̶. Würde man ſtatt des Waſſers 3 S⃛i8 ſetzen, ſo hätte man wieder 3 + 3 A̶⃛l + 12 S⃛i = 3 Feldſpath, daher ſcheint das Waſſer blos das lösliche Kaliſilicat auszulaugen: Seilitz bei Meiſſen, Aue bei Schneeberg, Morl und Trotha bei Halle, St. Yrieux bei Limoges.

A. Friſcher Feldſpath, hat nicht das Rauhe des Glaſigen, trübe Farben, ein friſchfeuchtes Ausſehen. Bildet im Urgebirge die Hauptmaſſe der Granite, Gneuſe und rothen Porphyre. Auf Klüften ſchießt er nicht ſelten zu rieſigen Kryſtallen an.

1. Adular. Pater Pini in Mailand entdeckte ihn auf der Stella am St. Gotthardt (Bergm. Journal 1790. III. 1. pag. 269), den er fälſch - lich für den Mons Adula gehalten haben ſoll. Es iſt der klarſte unter allen, der in prachtvollen Zwillingen, Drillingen und Vierlingen in Be - gleitung von Bergkryſtallen bricht. Oft ſind die Flächen z und M mit Chlorit bedeckt, matt iſt namentlich z immer. Ganz klare und meßbare Kryſtalle aber dennoch ſelten. Ein innerer bläulicher Lichtſchein öfter be - merkbar, ſolche Stücke rundlich geſchliffen kommen im Handel als Mond - ſtein vor. Sie ſollen von Ceylon in Geſchieben ſchon den Alten bekannt geweſen ſein, doch zeigt ſich bei dieſen nicht das innere bläuliche Licht, ſondern überhaupt ein innerer Silberſchein, im Gegenſatz von dem Sonnen - ſtein, deſſen Farbenſpiel zwiſchen gelb und roth fällt. Letztern glaubt Dr. Fiedler an der Selenga in Sibirien (Pogg. Ann. 46. 189) wieder entdeckt zu haben, Scheerer (Pogg. Ann. 64. 153) beſchreibt darunter einen Oligoklas von Tvedeſtrand. Jedenfalls iſt das blaue Licht bei den alpi - niſchen Adularen ſenkrecht gegen die Quadratſäule n / n geſchliffen eine prachtvolle Erſcheinung, die uns aber nur bei einer Richtung überraſcht, ſonſt gar nicht bemerkt wird.

2. Labradoriſirender Feldſpath kommt in ausgezeichneter Weiſe im Zirkonſienit von Friedrichswärn im ſüdlichen Norwegen vor. Der Feldſpath iſt graulich, röthlich ꝛc., der innere Farbenſchein brennend grün und blau, ähnlich dem Labrador. Da beide Blätterbrüche P und M in hohem Grade ausgezeichnet ſind, ſo kann man ſich bei den kleinſten Bruchſtücken leicht überzeugen, daß der Schein immer nur in einer unge - fähr gegen die Blätterbrüche ſenkrechten Ebene liege. Es kann darnach kein Zweifel ſein, daß er weſentlich durch die Kryſtallſtruktur bedingt ſei.

3. Amazonenſtein fand ſich zuerſt in Geſchieben vom Amazonen - ſtrom in Braſilien, dann lernte man ihn an der Oſtſeite des Ilmenſees bei Miask in ausgezeichneten Kryſtallen kennen. Er hat eine ſchöne ſpan - grüne Farbe, die von einer zufälligen Spur von Kupferoxyd herrührt, was ſich beim Schmelzen mit Soda auf Kohle reducirt. Pulveriſirt man die Perle, ſo findet ſich im Pulver eine kleine Kupferplatte. Der ſchönen Farbe wegen wird er in Katharinenburg vielfach verſchliffen. Auffallend iſt an ihm, daß eines der T entſchieden blättriger iſt, als das andere, trotzdem daß Dufrénoy fälſchlich verſichert (Traité Minér. III. 337), es exi - ſtire bei den Kalifeldſpathen ein ſolcher Unterſchied gar nicht. Freilich iſt der Beweis des Gegentheils nicht ſo leicht, 2,8 p. C. Ṅa.

188I. Cl. 2te Fam. : Feldſpathvarietäten.

4. Gemeiner Feldſpath mit allerlei trüben Farben, worunter hauptſächlich das Roth vorherrſcht. Aber ſelbſt bei dieſen fleiſchrothen gewahrt man zuweilen einen Lichtſchein, ſofern ſie nur einigermaßen Durch - ſcheinenheit beſitzen. Als ein Gemengtheil des Granites iſt er außer - ordentlich verbreitet. Wird der Granit in Gängen oder andern Ausſchei - dungen grobkörnig, ſo wachſen die Feldſpäthe nicht ſelten zu rieſiger Größe an, ſo zu Rabenſtein bei Bodenmais; die wohlausgebildeten Kryſtalle von Alabaſchka bei Murſinsk erreichen über 1 Fuß im Durchmeſſer; bei Miask ſetzt die Flucht der Blätterbrüche P und M ſo regelmäßig und weit fort, daß ein ganzer Steinbruch in einem einzigen Kryſtall ſtehen ſoll. Zwillinge, welche die Säule MT gemein haben, finden ſich im Granit vom mittlern Korn immer eingeſprengt, dagegen bilden ſich die mit ge - meinſamer Säule n / n immer auf Druſenräumen aus. Baveno am Süd - ende des Lago Maggiore, das Krötenloch bei Schwarzbach im Hirſchberger Thal des Rieſengebirges ſind Hauptpunkte. Die Säulenflächen an beiden Orten mit glasklaren Albitkryſtallen bedeckt, die wie aus der Feldſpath - maſſe herausgeſchwitzt erſcheinen, und doch hatte der Hirſchberger noch 5 p. C. Natron, der Bavenoer 1,25 Ṅa (G. Roſe Pogg. Ann. 80. 124). Letzterm ſieht man namentlich die Verwitterung an, er iſt matt und leichter (Gew. 2,39) geworden. Der reine gemeine Feldſpath, wo er in größern Mengen vorkommt, bildet einen Gegenſtand des Bergbaues, beſonders für die Glaſur des Porzellans wichtig. Bei Siebenlehn in Sachſen ſehr ſchön blumigblättrig.

B. Glaſiger Feldſpath (Sanidin) iſt ſpröder und meiſt ungefärbt, man findet ihn nur in vulkaniſchen Geſteinen, und ſeine Uebereinſtimmung mit dem künſtlichen in Hochöfen gebildeten fällt auf. Der reinſte iſt Werner’s Eisſpath, der ſich beſonders ſchön mit kohlſchwarzen Hornblend-Nadeln in körnigen Blöcken an der Somma des Veſuvs findet. Einzelne Kry - ſtalle in kleinen Druſenräumen haben wahrhafte Edelſteinklarheit, daher ſieht die Maſſe auch ſchneeweiß aus. Am Lacher See ſind die Auswürf - linge zwar ſehr deutlich, aber nicht ſo klar. Ihre Zuſammenſetzung ſtimmt mit den reinſten faſt gänzlich natronfreien Adularabänderungen (G. Roſe Pogg. Ann. 28. 147). Dagegen enthalten die großen im Trachyt von Drachenfels am Rhein eingeſprengten Kryſtalle 8 und 4 Ṅa, und trotz - dem iſt der Winkel der beiden Blätterbrüche ein rechter. G. Roſe l. c. 151 hat ſogar bei Eisſpathen vom Veſuv, die mit ſchwarzem Augit und Glim - mer nebſt derben Nephelin brachen, 10,5 Ṅa auf 5,9 gefunden, und ſchlug dafür den Namen Ryacolith (ῥύαξ Lavaſtrom) vor, weil der Säulenwinkel T / T 119° 21′, alſo 32′ größer war als beim Adular, doch ſtehen die Blätterbrüche P und M noch auf einander ſenkrecht, und das ſcheint das entſcheidende Moment zu ſein. Zwar gaben die Analyſen weniger Kieſelerde, doch zweifelt G. Roſe (Kryſtallochem. Mineralſ. pag. 88) neuerlich ſelbſt an der Richtigkeit dieſer Angabe. Bei Duckweiler in der Eifel kommen ſpäthige Stücke von vielen Pfund Schwere vor, ſolche könnte man leicht mit Adular verwechſeln, doch zeigen ſie niemals chlori - tiſchen Anflug.

Dichter Feldſpath (Feldſtein). Hat den ſplittrigen Bruch und das Ausſehen eines ächten Hornſteins, pag. 177, allein er ſchmilzt an den Kanten, was der reine Quarz nicht thut. Durch Verwitterung erzeugt189I. Cl. 2te Fam. : Albit.ſich matter Thonſtein. Die Analyſen geben 70 80 p. C. und noch mehr Kieſelerde an. Daher hat man vielleicht mit Recht den Feldſtein nicht ſowohl für einen dichten Feldſpath, als vielmehr für einen dichten Granit gehalten, worin die freie Kieſelerde den höhern Gehalt derſelben erklären würde. Da nun Feldſtein häufig die Grundmaſſe der rothen Porphyre bildet, ſo würden Feldſtein, rothe Porphyre und Granit aus gleicher chemiſcher Subſtanz beſtehen und nur durch ihre Structur ſich von einander unterſcheiden. In Schweden iſt er unter dem Namen Hälle - flinta bekannt, ſo kommt er ausgezeichnet neben den Magneteiſenſtein - lagern von Damnemora ꝛc. vor.

Ebenſo gleicht Obſidian einem geſchmolzenen und ſchnell erkalteten Trachyt, wie wir am Ende des Werkes bei den Gläſern ſehen werden.

2. Natronfeldſpath.

Lange war nur ein ſolcher bekannt, den G. Roſe nach der weißen Farbe Albit (Cleavelandit Brooke) nannte (Gilbert’s Ann. 73. 186). Er hat ganz die Feldſpathformel, nur Statt enthält er Ṅa. 1824 machte Breithaupt den Periklin von Zöblitz bekannt, in welchem Ch. Gmelin 10 Ṅa und 2,4 K̇a fand, und da er bald darauf auch ſo vortrefflich kry - ſtalliſirt in den Alpen vorkam (Pogg. Ann. 8. 88), ſo war man über dieſe Mittelſpecies zwiſchen Albit und Feldſpath ſehr erfreut. Mochten auch ſpätere Analyſen das Kali für unweſentlich halten, ſo verdient er doch wegen ſeines ſo verſchiedenen Ausſehens immerhin neben dem Albit genannt zu werden. 1826 geſellte Breithaupt (Pogg. Ann. 8. 238) den Oligoklas von Arendal hinzu, den Berzelius ſchon vorher aus dem Granit von Stockholm als Natronſpodumen unterſucht hatte, und der einige Procent Kieſelerde weniger gab als Albit. Uebergehen wir außer - dem die vielen kleinlichen Unterſcheidungen, welche man verſucht hat, ſo iſt vielleicht noch Abich’s Andeſin (Pogg. Ann. 51. 125) zu erwähnen, in den Trachyten (Buch’s Andeſit) der Anden in Amerika die Hauptrolle ſpielend, und zu der glaſigen Abänderung gehörend. Uebrigens iſt es ſehr merkwürdig, daß alle dieſe theilweis ſchon von ältern Mineralogen ausgezeichneten Minerale dem

1 + 1 gliedrigen Syſtem angehören, aber mit ihrer Form ent - ſchieden dem Feldſpath analog bleiben. Der gut meßbare Albit hat eine rhomboidiſche Säule T / l = 122° 15′, T = a: b: c iſt beim trüben Periklin nach ſeinem Perlmutterglanz zu ſchließen mindeſtens ſo blättrig als M = b: a: c, während l = a: b': c blos Glasglanz hat. Beim Albit hat zwar T nicht den Perlmutterglanz, aber einen Unterſchied von l kann man auch nachweiſen. Dieſer Ungleichheit der Säulenflächen entſprechend ſtumpft nun M die ſcharfe Säulenkante ungleich ab, indem M / T = 117° 53′, und M / l = 119° 52′ beträgt. Der erſte Blätterbruch P = a: c: b iſt doppelt ſchief, P / T = 115° 5′ und P / l = 110° 51′, folglich ſtehen auch die beiden Blätter - brüche P / M = 93° 36′ nicht mehr auf einander ſenk - recht, worin das weſentlichſte Kennzeichen beſteht. Will man dieſe Winkel auf ein Modell eintragen, ſo muß man ſie ſo ſchreiben, daß die ſtumpfere Endkante P / T

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190I. Cl. 2te Fam. : Albitkryſtalle, Albitzwillinge.an die ſtumpfe Kante P / M ſtößt, wie in nebenſtehender Figur. Schon Breithaupt weist einen 4ten Blätterbruch o' = a': ½b ': c nach und gründet darauf ſeinen Namen Tetartin PMTo' (ſind blättrig), und allerdings läßt ſich das bei etwas größern Kryſtallen, wie z. B. von Schmirn im Zillerthal, wo o' mindeſtens ſo blättrig iſt als T, erkennen. Es liegen PTo 'in einer Zone, ſo daß T den ſcharfen Winkel von P / o' = 57° 37′ abſtumpft. Hiermit iſt auch die Streifung auf P erklärt, die ſchief darüber hingeht, ſtets der Kante P / T und nie der P / l parallel, da in letztern keine blättrige o' liegt. Wohl kommen öfter P / l parallel ſehr eigenthümlich feine ſchwarze Furchen vor, die man aber nicht mit der Strei - fung verwechſeln darf. Häufig ſtumpft g' = b': c: a die Kante P / o' ab; x = a': c: b, y = ⅓a': c: b, vorn n' = a: ¼b ': c, und von der zehnſeitigen iſt ſowohl z = a: b: c als z' = a: b': c vorhanden. Kurz wenn man die Flächen des Feldſpaths kennt, ſo kann man auch dieſe eingliedrigen Kryſtalle leicht entziffern. Was die Rech - nung betrifft, ſo verfährt man am beſten nach der ſphäriſchen Trigono - metrie, nur findet hier der Uebelſtand ſtatt, daß man ſchrittweis triangu - liren muß, und nicht jeden beliebigen Winkel ſogleich finden kann. Wer dieß will, muß den Weg einſchlagen, welchen ich (Beiträge zur rechnenden Kryſtallogr, Tübingen 1848. Univerſitätsprogramm pag. 21) ausgeführt habe. Man kann da ganz allgemein nach den Geſetzen der Zonenlehre ſämmtliche Flächen auf rechtwinkliche Axen (A = B = C = 1), aber mit irrationalen Ausdrücken beziehen. Stricheln wir wie oben die[Axe] A hinten und die B links, ſo iſt 〈…〉 ; 〈…〉 = 〈…〉 ; 〈…〉 = 〈…〉 . Wir haben die Buchſtaben A B C blos geſetzt, um zu orientiren. Das Rechnen geſchieht nun mit der Winkelformel des regu - lären Syſtems pag. 55.

Zwillinge ſind faſt ſämmtliche Kryſtalle. Wir danken darüber Hrn. Dr. Kayſer (Pogg. Ann. 34. 109) eine ſcharfſinnige Auseinander - ſetzung. Man ſpricht dabei viel von den Diagonalen der Schiefendfläche P im Henhenoeder PTl: die lange entſpricht der Axe b, die kurze dagegen der Naumann’ſchen Axe a, die wir α oder kurzweg ſchiefe Diagonale nennen wollen, ſie geht der Kante P / M parallel.

1. Albitzwilling. Zwei Individuen haben M (c und α) gemein und liegen umgekehrt. Zu dem Ende mache man ſich zwei gleiche Modelle PTlM aus Holz. Daran bildet M ein Parallelogramm. Beider M decken ſich dann auf zweierlei Weiſe: ein Mal ſpiegeln alle 4 Kryſtallräume, die Individuen liegen alſo parallel; das andere Mal ſpiegelt blos M ein und P / P' machen einen aus - oder einſpringenden Winkel von 172° 48′ = 2 86° 24′. Eine Folge davon iſt, daß in den191I. Cl. 2te Fam. : Albit -, Periklinzwilling.Zwillingsindividuen die Axe c und ſchiefe Diagonale α ein - ander parallel gehen. Derſelbe Zweck wird erreicht, wenn man ein Individuum in der Mitte parallel M durchſägt, und die Hälften um 180° gegen einander verdreht. Durch den Zwilling iſt jetzt eine höhere 2 + 1gliedrige Ordnung hingeſtellt. Beim Oligoklas ſetzen ſich ganze Reihen von In - dividuen (8) aneinander, woran je die P aller geraden und

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und aller ungeraden mit einander einſpiegeln. Es wird das durch Streifungen auf P angedeutet, die der ſchiefen Diagonale α parallel gehen, aber oft ſo fein ſind, daß ſie nur der höchſten Aufmerkſam - keit nicht entgehen.

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2. Albit analog dem Karlsbader Zwillingsgeſetz: Die Individuen haben die Säule MTl gemein, und liegen umgekehrt, d. h. der eine hat ſeinen Blätterbruch P hinten, der andere vorn. Liegen die In - dividuen wie gewöhnlich mit M aneinander, ſo kreuzen ſich entweder die ſtumpfen Winkel P / M (rechte, weil der Blätterbruch P rechts liegt), oder die ſcharfen, linke. Alſo ganz die Abtheilungen wie beim Feldſpath. Man kommt zu der Stellung, wenn man den einen um die[Axe] c (Säulenkante) 180° dreht.

Kayſer macht noch auf einen zweiten Fall aufmerkſam: ſie drehen ſich 180° um eine Linie, die im M ſenkrecht auf Axe c ſteht, dann hätten die Individuen nur M aus der Säule gemein (c parallel und α gekreuzt), die andern Säulenflächen T und l würden widerſinnig liegen und nicht einſpiegeln, auch würden ſich die ungleichnamigen Kanten P / M in M kreuzen. Die Streifung P / T ſcheint zu beweiſen, daß dieß beim einfachen Zwilling nicht vorkommt.

Vierling. Oft ſind ſolche Zwillingsindividuen ſchon Zwillinge nach dem erſten Geſetz. Man kann die Sache einfach ſo anſehen, daß ſich an dem Karlsbader Albitzwilling (2 und 3) jederſeits noch ein Individuum (1 und 4) nach dem gewöhn - lichen Albitgeſetz angelagert habe. Statt P haben wir dann an einem Ende einſpringende, am andern ausſpringende Winkel. Wie die Individuen 2 und 3, ſo haben auch 1 und 4 die Säule MTl gemein, und nur die Enden liegen umgekehrt. Folge davon iſt, daß Individuum 1 3 und

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2 4 ihre Säulen widerſinnig legen, wenn dann aber z. B. zwiſchen 1 und 3 das zwiſchenliegende 2 verſchwindend klein werden würde, welche Art Drillinge allerdings vorkommen, ſo würde das obigen 2ten Fall Kayſers vom Karlsbader Albit-Zwillingsgeſetz geben.

Es kommt z. B. bei Schmirner Vierlingen ſehr ſchön vor, daß die Individuen 1 3 und 2 4 ihre Säulen gemein haben, dann liegen in den Säulen vorn alle T und hinten alle l, und die beiden Individuen 1 und 2 haben oben vorn ihren ausſpringenden Winkel P / P, 3 und 4 aber hinten ihren einſpringenden. Auf dieſe Weiſe iſt die zweigliedrige Ord - nung am vollkommenſten erreicht, indem auch beide Enden des Vierlings gleich ſind, und ſich nicht ein Mal durch Aus - ſpringen und Einſpringen mehr unterſcheiden.

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192I. Cl. 2te Fam. ; Periklinzwilling, Albit.

3. Periklinzwilling: die Individuen legen ſich mit P ſo anein - ander, daß die ſchiefe Diagonale α beiden gemein iſt, und auf M aus - und einſpringende Winkel entſtehen. Die Säulenflächen liegen dabei

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widerſinnig. Mathematiſch kommt man dazu, wenn man ein Individuum 180° um eine Linie dreht, die in P ſenkrecht auf α ſteht. Der Periklin kommt dem Albit entgegen im - mer in ſo kurzen Säulen vor, daß ſich ſtatt der ſtumpfen Säulenkante T / l die Schiefend - flächen P / x in einer ſcharfen horizontalen Kante ſchneiden. Es findet ſich kaum ein einfacher Kryſtall, ſondern alle zeigen M aus - oder einſpringend nach Querlinien geknickt, die ungefähr der Kante P / M = α parallel gehen. Oft klemmen ſich blos Zwillingsſtücke ein, ſo daß auch hier wieder eine Reihenentwicklung Statt findet, worin alle geraden und ungeraden Zahlen einander parallel gehen. Daß bei ſo eingeklemmten Stücken die Säulen - flächen widerſinnig liegen, kann man deutlich beobachten, da T ſehr blättrig iſt.

4. Periklin analog dem Bavenoer Zwillingsgeſetze. Zu Pfunders

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in Tyrol kommen weiße Kryſtalle von ½ Fuß Länge mit Chlorit bedeckt vor, dieſelben zeigen viele Knicke und Streifen, was ent - ſchieden auf Zwillingsbildung deutet. Solche Zwillinge legen ſich nun zu zwei mit ihrem P aneinander und ſo gegenüber, wie die Individuen 1 und 3 beim Bave - noer Geſetz. Es ſcheint P beiden ſo gemein zu ſein, daß ſowohl b als α aufeinander fallen, es müſſen daher in ihrer umgekehrten Lage T und l beide mit einander correſpondiren. Dann entſteht auf M hüben ein aus - ſpringender und drüben ein einſpringender Winkel. Man drehe alſo blos ein Individuum auf P um 180°. Würden T und l nicht correſpondiren, d. h. würde man ein Individuum 180° um α drehen, ſo gäbe es auf M weder aus - noch einſpringende Winkel, was nicht der Fall. Nun legt ſich da - gegen ein dritter Zwilling (2), welcher ſeinen erſten Blätterbruch unge - fähr ſo legt, wie die beiden erſten (1 und 3) ihren 2ten hatten. Wenn dazu nun ein 4tes käme, ſo wäre der Achtling geſchloſſen. Die Kryſtalle ſind durch den Chlorit zu undeutlich, als daß man ihre Lage genau er - mitteln könnte. Auch ſind im Ganzen derartige Unterſuchungen ſo mi - nutiös, daß von einer mathematiſchen Sicherheit überhaupt nicht die Rede ſein kann. Aber aus der ganzen Gruppirung geht hervor, daß hier durch den Achtling eine vollkommene viergliedrige Ordnung hergeſtellt iſt.

Hauptvarietäten ſind etwa:

a) Albit mit obigen Winkeln, Härte 6, Gew. 2,63. Von großer Klarheit mit Bergkryſtall am St. Gotthardt, in der Dauphinée, im Ziller - thal ꝛc. Aus dem Feldſpath von Hirſchberg, Baveno, Mähren ꝛc. ſchwitzt er kryſtalliniſch heraus. Eingeſprengt findet er ſich in den Graniten mitten zwiſchen Kalifeldſpath, dieſer hat dann auch eine trübe Farbe, ſo z. B. im Bavenoer Granit, nimmt auch fleiſchrothe Farbe an, wie in193I. Cl. 2. Fam. : Periklin, Oligoklas, Andeſin, Labrador.Sachſen. Es iſt in ſolchen Fällen aber um die mineralogiſche Unter - ſcheidung eine mißliche Sache. Ṅa S⃛i + A̶⃛l S⃛i3, ſchwer ſchmelzbar wie Feldſpath, färbt aber die Flamme gelb, das Gelb eines ruhig brennenden Kerzenlichtes. 69,3 S⃛i, 19,1 A̶⃛l, 11,6 Ṅa.

b) Periklin in den Alpen leicht durch ſeine Farbe und ſeine conſtante eigenthümliche Kryſtalliſation vom Albit zu unterſcheiden, wenn man auch auf die kleinen Winkelunterſchiede (T / l = 120° 37′, P / M = 86° 41′) gar kein Gewicht legen will. Der Kaligehalt von 2,5 p. C. kann freilich nichts beweiſen, da man heute weiß, wie leicht ſich Natron und Kali aus - tauſchen.

c) Oligoklas (ὀλίγος wenig), weil Breithaupt T und o weniger blättrig als beim Albit fand. In Norwegen und Schweden kommt er in weißen großblättrigen Parthien vor, welche auf P eine große Menge Zwillingsſtreifen zeigen. Er ſteht übrigens dem Albit ſo nahe, daß man ihn mineralogiſch kaum trennen kann, daher wurde er auch lange nach Breithaupts Beſtimmung immer noch für Albit angeſprochen. Doch iſt er etwas kieſelerdeärmer und kalkreicher als Albit, vielleicht auch etwas ſchwerer 2,68 Gew., und jedenfalls etwas ſchmelzbarer. Scheerer fand im Sonnenſtein von Tvedeſtrand 61,3 S⃛i, 23,8 A̶⃛l, 4,8 Ċa, 8,5 Ṅa, 1,3 K̇a, darnach (Ṅa, Ċa) S⃛i + A̶⃛l S⃛i2. So daß die Formel im 2ten Gliede abweicht. Im Granite vom Rieſengebirge ſoll er ganz gewöhnlich ſein (Pogg. Ann. 56. 617), beſonders auch in dem zum Bauen viel ver - wendeten Granit von Finnland, Rapakivi genannt, der bekannte grüne antike Porphyr (Lapis Lacedaemonius) enthält ihn. Jedenfalls begeht man aber keinen bedeutenden Fehler, wenn man ſolche Minerale noch zum Albit ſtellt.

d) Andeſin nannte Abich den glaſigen Albit aus den Trachyten der Anden, die L. v. Buch mit ſo vielem Nachdruck als ein beſonderes Ge - ſtein (Andeſit) von unſern europäiſchen Trachyten, die nur glaſigen Feld - ſpath enthielten, geſchieden wiſſen wollte (Pogg. Ann. 37 189). Allein auch dieſer Albit wurde heutiges Tages ein Pſeudo-Albit von der Formel (Ṅa, Ċa) 3 S⃛i2 + 3 A̶⃛l S⃛i2 mit 59,6 S⃛i, 24,3 A̶⃛l, 1,6 F̶⃛e, 5,8 Ċa, 1,1 Ṁg, 1,1 , 6,5 Ṅa. Mineralogiſch hielt man ihn früher allgemein für ächten Albit. Andere Chemiker haben darüber wieder anders geurtheilt, und aller - dings kann bei ſo verwandten Dingen die Analyſe allein kaum entſcheiden.

3. Kalkfeldſpäthe.

Die Kieſelerdeärmſten kommen meiſt mit Augit zuſammen in glaſigen wie friſchen Geſteinen vor. Zwar ſind ſie nicht ganz frei von Natron und Kali, wie umgekehrt auch die Kali - und Natronfeldſpäthe nicht ganz der Kalkerde entbehrten, allein die Kalkerde herrſcht entſchieden vor. Können durch bloße Säuren aufgeſchloſſen werden. Denkt man ſie ſich mit Waſſer verbunden, ſo entſtehen die Formeln einiger ausgezeichneten Zeolithe, was zu manchen Wechſelwirkungen dieſer beiden Mineralabtheilungen führte.

Labrador. Wegen ſeines ſchönen Farbenſpiels wurden die Miſ - ſionäre der deutſchen Brüdergemeinde auf der St. Paulsinſel an der La - bradorküſte ſchon im vorigen Jahrhundert auf ihn aufmerkſam. Er findetQuenſtedt, Mineralogie. 13194I. Cl. 2te Fam. : Anorthit.ſich daſelbſt in Geſchieben, auf ganz gleiche Weiſe fand man ihn dann auch unter den nordiſchen Geſchieben der germaniſch-ſarmatiſchen Ebene. Obgleich ſchon Klaproth darin 11 p. C. Kalkerde nachwies, ſo ver - wechſelte ihn Werner doch noch mit dem labradoriſirenden Feldſpath von Norwegen, erſt ſeit G. Roſe (Gilbert’s Ann. 73. 194) wird dieſe Verwechſelung allgemein vermieden. Kryſtalliſirt wie Albit, auch der Winkel P / M ſcheint der gleiche (ungefähr 86 $$\frac{1}{2}$$ °), aber der dritte Blätter - bruch T liegt nicht wie beim Albit an der ſtumpfen, ſondern an der ſcharfen Kante P / M, doch iſt er ſo undeutlich, daß ich ihn an gut geſchla - genen Stücken nicht mit Sicherheit von l zu unterſcheiden wagen möchte. Das ſchöne Farbenſpiel von Blau, Grün und Roth findet auf M Statt, wodurch ſich die Stücke leicht vom labradoriſirenden Feldſpath pag. 187 unterſcheiden, auch iſt M viel undeutlicher blättrig. Auf P findet man häufig zahlloſe Zwillingsſtreifen parallel der ſchiefen Diagonale a: c. Dünne Blätter ſcheinen ſtark durch, Farbe gewöhnlich ſchwarzgrau. Gew. 2,7 und Feldſpathhärte. Er ſchmilzt etwas leichter als Feldſpath, und beſteht aus (Ċa, Ṅa) S⃛i + A̶⃛l S⃛i, etwa 54,6 S⃛i, 27,9 A̶⃛l, 12 Ċa, 5,4 Ṅa. Die ſchönſten ſtark farbeſpielenden kommen zum Theil in großen Blöcken von der nordamerikaniſchen Küſte Labrador. Dann bildet er aber auch einen weſentlichen Gemengtheil augitiſcher Gebirgsarten, friſch in der Gabbro von Le Preſe im Veltlin mit vielen Streifen auf P und Zwillingen analog dem Karlsbadergeſetz; glaſig in den Augitlaven, von beſonderer Schönheit im Val del Bove am Aetna. Freilich kann man den glaſigen äußerlich nicht unterſcheiden von

Anorthit (ἄνορϑος nicht rechtwinklig) G. Roſe Gilbert’s Ann. 73. 197, Christianite und Biotina Monticelli 1825 Mineralogia Vesuviana 438, aus den Kalkblöcken oder den ihnen anhängenden Glimmerfelſen mit grünem Augit, welche zerſtreut an den Abhängen der Somma liegen. Kleine aber wohl gebildete glaſige Kryſtalle mit großem Glanz und vielen Flächen. P / M 85° 48′, T / l 120° 30′, M / T 117° 28′, M / T 110° 57, P / l = 114° 22′. Die Flächen der P ſind blättrig, dagegen iſt T glän - zender als l, obgleich über die Blättrigkeit derſelben nicht entſchieden werden kann. Da der Winkel P / T kleiner iſt als P / l, ſo läge T, umge - kehrt wie beim Albit, der ſcharfen Kante der Blätterbrüche P / M an. Das

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ſcheint unwahrſcheinlich, daher wäre es paſſender geweſen, G. Roſe hätte die Buchſtaben T und l vertauſcht, und nicht gegenſinnig mit den Albit - winkeln genommen. Mit der Formkenntniß des Feldſpaths ſind dieſe überaus zierlichen Kryſtalle oft leichter als die Natronfeldſpäthe zu erkennen. Außer P M T l kommen die Schiefendflächen x y q und vorn die beim Feldſpath ſo ſeltene t = ⅕a: c: b vor; ferner die Augitpaare iſt oo ', nn', u ', vv' und die Säule zz '. Vorn ſieht man auch öfter eine m = ⅓a: ½b: c, kurz alles wie beim Feldſpath. Es fehlen auch die Zwillinge nicht, namentlich häufig der Albitzwilling mit einſpringenden Winkeln von 171° 36′ auf P. Gew. 2′76. Die chemiſche Formel Ċa3 S⃛i + 3 A̶⃛l S⃛i weicht freilich von den gewöhnlichen Feldſpathformeln weſentlich ab, was bei ſeiner Formenähn - lichkeit unangenehm auffällt, doch fand Abich (Pogg. Ann. 51. 522 ) 44 S⃛i,195I. Cl. 2te Fam. : Lithionminerale.35 A̶⃛l, 19 Ċa, aber bemerkt auch ausdrücklich, wie ſchwer es halte, reine Subſtanz zu bekommen. Shepard in Südcarolina (Silliman’s Amerc. Journ. 2 ser. II. 381) beweist, daß das weiße Mineral mit Feldſpathform und einſpringenden Winkeln auf P im Meteorſtein von Juvenas Anorthit ſei. Bournon’s Indianit (Phil. Transact. 1802. 233) nach Brooke eine blättrige Säule von 95° 15′, in Indien das Muttergeſtein des Korunds bildend, ſcheint auch nach der Analyſe hierhin zu gehören.

Sauſſurit wurde von dem berühmten Alpenreiſenden in Geſchieben am Genferſee, bei Turin ꝛc. gefunden. Er hieß es Jade, die ſich leicht an dem grünen mitvorkommenden Diallag erkennen läßt. Eine graue, ſehr zähe, hornſteinartige Subſtanz, 3,2 Gew. und Feldſpathhärte. Schmilzt ſchwer an feinen Kanten. Klaproth gab darin 44 S⃛i, 30 A̶⃛l, 6 Ṅa, 4 Ċa an. Gewöhnlich belegt man die dichte Feldſpathmaſſe in den Gabbro - geſteinen mit dieſem Namen, vielleicht verhält ſie ſich zum Labrador, wie der Feldſtein zum Feldſpath.

4. Lithionminerale.

Das Lithion findet ſich in nicht ſonderlicher Menge, und läßt ſich häufig ſchon durch purpurrothe Färbung der Flamme erkennen, beſonders wenn man an glühende Splitter in der Pincette ſaures ſchwefelſaures Kali anſchmilzt und weiter darauf bläst. Auch ſcheint es keine eigent - lichen Lithionfeldſpäthe zu geben. Doch nennen wir hier vor allem den

Petalit (πέταλον Blatt). Andrada (Scherers Journ. Chem. IV. 36) beſchreibt ihn ſchon 1800 von der Inſel Utö ſüdlich Stockholm, aber man blieb darüber lange ungewiß, bis endlich wieder gefunden Arfedſon darin 1818 das Lithium (λιϑείον ſteinern), ein dem Steinreich ausſchließlich angehöriges Alkali, entdeckte.

Kryſtallſyſtem unbekannt: Zwei ungleiche Blätterbrüche bilden ungefähr einen Winkel von 141°, der erſte davon iſt deutlich, der zweite davon kann im dunkeln Zimmer noch zum ungefähren Meſſen benützt werden. Ein dritter freilich oft kaum bemerkbarer ſtumpft die ſcharfe Säulenkante der rhomboidiſchen Säule ſchief ab, und ſoll mit 1 etwa 170°, folglich mit 2 etwa 102° bilden. Der Querbruch eigenthümlich matt erinnert an den Querbruch vom Diallag. Milchweiß, öfter ein Stich ins röthliche durch Mangan, wie der mitvorkommende Lithionglimmer. Feldſpathhärte. Gewicht aber nur 2,43.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er leichter als Feldſpath und färbt dabei die innere Flamme ſehr ſchön purpurroth. Von Säuren wird er nicht angegriffen. 3 (L̇i, Ṅa) S⃛i2 + 4 A̶⃛l S⃛i3, etwa 77 S⃛i, 18 A̶⃛l, ältere Ana - lyſen gaben reichlich 5 L̇i an, allein Hagen (Pogg. Ann. 48. 361) hat bewieſen, daß daſſelbe aus 2,7 L̇i und 2,3 Ṅa beſtehe. Das Mineral kommt in großen körnigen Maſſen auf den Magneteiſen-Lagerſtätten von Utö mit andern Lithionmineralen vor. Breithaupt’s Kaſtor aus Druſen - räumen des Albits von Elba, von quarzartigem Ausſehen, ſcheint nach G. Roſe (Pogg. Ann. 79. 162 ) Petalit zu ſein, aber ohne Natron, 2,7 L̇i. Vergl. auch Zygadit (Pogg. Ann. 69. 441) von Katharina Neufang bei Andreasberg mit albitartigen Zwillingen.

13*196I. Cl. 3te Fam. : Glimmer.

Spodumēn Andrada (von σποδύω?) Hauy’s Triphan nach ſeinem 3fachen Blätterbruch, zwei undeutliche Blätterbrüche ſchneiden ſich unter 87° und 93°, die ſcharfe Kante ſtumpft der erſte blättrige Bruch gerade ab, nach welchem das Mineral gern ſtrahlig und ſchaalig wird. Dieſe Winkel ſtimmen mit Augit, und neuerlich entdeckte Hartwall in den Quarz - adern des Glimmerſchiefers von Norwich in Maſſachuſets fußlange Strahlen und 1 $$\frac{1}{2}$$ Zoll dicke Kryſtalle, deren Bildung dem Augit vollkommen zu ent - ſprechen ſcheint (Silliman Amer. Journ. 2 ser 10. 119 und 265). Berg - grüne Farbe. Härte 6 7, Gew. 3,2. Man kann die Strahlen nament - lich auch wegen ihrer ſchaaligen Abſonderung leicht mit gewiſſem Diopſid und Epidot verwechſeln, aber vor dem Löthrohr färbt er die Flamme purpurroth, da kleine Splitter ſehr leicht ſchmelzen.

(L̇i, Ṅa) 3 S⃛i2 + 4 A̶⃛l S⃛i2, 65 S⃛i, 29 A̶⃛l, 5,5 L̇i, 0,46 Ṅa.

Eine ſolche Zuſammenſetzung läßt ſich mit Augit ſchwer vereinigen, und doch bringt Rammelsberg (Pogg. Ann. 85. 552) das Atomvolumen 44 heraus, was genau das doppelte von Augit ſei, wodurch man den Iſomorphismus erklären will. Auf Utö kommt er in einem granitiſchen Gemenge mit rothem Feldſpath vor, in Tyrol zu Valtigl bei Sterzing, Liſens ꝛc.

Hauptmineral für Gewinnung des Lithion iſt der Lithionglimmer von Rozena 3,6 L̇i. Es haben der ſeltene Amblygonit 6 L̇i, Triphylin 3,4 L̇i, Lithionturmalin, Rhodizit.

III. Glimmer.

Glimmer, iſt ohne Zweifel von den Alten gekannt, aber man findet den Namen nicht, Agricola 696 begreift ihn unter mica et felium argen - tum, Katzenſilber, weil ſeit alter Zeit in den glitzernden Blättchen der gemeine Mann Silber vermuthete. Von dieſem Glänzen (Glimmern) ſtammt auch der alte Bergmänniſche Name (mica Krume, micare Glitzen). Mineralogiſch iſt man ſelten im Zweifel, was man zur Glimmergruppe ſtellen ſoll, denn alle haben einen ſo ausgezeichneten Blätter - bruch mit Perlmutterglanz, daß ſie in dieſer Beziehung von keinem an - dern Minerale erreicht geſchweige denn übertroffen werden. Ueber

das Kryſtallſyſtem herrſchen noch Zweifel. Hauy beſchreibt ſie als rhombiſche Tafeln M = a: b: c von 120°, deren ſcharfe Kante

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durch r = b: a: c abgeſtumpft wird. Die Gradend - fläche P = c: a: b bildet den Blätterbruch. Solche ausgezeichneten rhombiſchen Tafeln finden ſich im Granit von Zwieſel und Lam in Bayern, man kann hier an der Rechtwinklichkeit der Säule zum Blätterbruch gar nicht zweifeln. Dufrénoy erwähnt vom Baikalſee Rhombenoktaeder b' = a: b: c, welche mit P ungefähr 95° machen, dazu kommt eine Zuſchärfung e '= ½b: c: a, die folglich auch gegen P 95° bilden muß, was zu einem dihexaedriſchen Ausſehen verleitet. Dagegen hat G. Roſe (Pogg. Ann. 61. 383) ſchwärz - lich grüne Glimmer aus den Somma-Auswürflingen gemeſſen, deren Säule M / M 120° 46′ betrug, deren Blätterbruch P aber ſchief gegen die Säulenflächen ſtand, und zwar P / M 98° 40′ und P / r 90°. Darnach müßte,197I. Cl. 3te Fam. : Glimmer.wenn die vermeintliche Säule M nicht Oktaeder e 'iſt, der Glimmer 2+1gliedrig ſein. Dieſe Winkel ſtimmen mit den alten Meſſungen von Phillips ganz genau, der außerdem noch angibt: vorn zwei Augitpaare m und f mit den Winkeln P / f = 135° 16′ und P / m = 121° 45′, hinten ebenfalls zwei g und h mit P / g = 107° 5′ und P / h = 83° 2′. Ferner zwiſchen P und der Abſtumpfung der ſcharfen Säulenkante r, alſo aus der Diagonalzone von P, drei Paare e n o, P / e = 114° 30′, P / n = 94° 30′, P / o = 92° 55′. Endlich noch ein eigenthümliches Paar l, ſcheinbar zwiſchen h und o gelegen, doch ſoll P / l 100° 20′ ſein. Die Kryſtalle ſtammten wahrſcheinlich auch vom Veſuv. Kenngott (Pogg. Ann. 73. 602) beſchreibt eine große Glimmerplatte von Monroe in New-York mit rhombiſcher Säule von 68°, und auf dieſe ſcharfe Kante ſetzt ſich der blätt - rige Bruch als Schiefendfläche mit P / M = 109° auf. Kobell beſchreibt ſogar ähnliche Tafeln mit doppeltſchiefer Endfläche, ſo daß das Syſtem eingliedrig wäre. Dazu kommt der ausgezeichnete

rhomboedriſche Glimmer von Monte Roſa mit einem Rhom - boeder von 63° 15′ in den Endkanten, ſiehe unten.

Optiſch unterſcheidet man einaxigen Glimmer, dieſer müßte nach den gewöhnlichen Regeln rhomboedriſch oder ſechsgliedrig ſein. Legt man ein Blättchen zwiſchen gekreuzte Turmalinplatten, ſo bleibt es bei jeder beliebigen Drehung des Blättchens dunkel. Das ſchwarze Kreuz nimmt das Centrum ein. Häufiger findet ſich der zweiaxige, welcher bei einer Kreisdrehung vier Mal dunkel und vier Mal hell wird: dunkel ſo oft eine Polariſationsebene des Glimmerblättchens mit einer des Apparats zuſammenfällt. Aber der Winkel der optiſchen Axen weicht bei den ein - zelnen Varietäten ſo ab, daß hier noch weniger Sicherheit als bei der Kryſtallform ſtattfindet, beſonders ſeitdem Senarmont (Ann. Chim. et Phys. 3 ser. 1852. tom. 34.) gezeigt hat, daß ſich gar kein conſtantes Winkelverhältniß vorfinde, ja ſogar zwiſchen zwei - und einaxigen ein Uebergang daſei: Selbſt die Ebene der Optiſchen Axen falle bald mit b c bald mit a c zuſammen! Letzteres könnte übrigens nur auf die Symme - trie der Säule hindeuten, ob der Blätterbruch auf den ſtumpfen oder ſcharfen Säulenwinkel aufgeſetzt iſt. Endlich hat Blacke (Silliman Amer. Journ. 2 ser 12. 6) eine Vorrichtung gefunden, wodurch man erkennt, daß die ſogenannten optiſch einaxigen in der That auch optiſch zweiaxig ſind, nur iſt der Winkel der Axen ein ſehr kleiner. Dann könnte es keinen rhomboedriſchen Glimmer geben. Es kommen ſogar Blätter vor, die an einer Stelle 2axig, an der andern 1axig ſich verhalten! Vergleiche auch Dove Pogg. Ann. 89. 322. H. = 1 3, Gew. 2,78 3. Starker Perl - mutterglanz auf dem blättrigen Bruch, quer kann man ihn gar nicht brechen. Trübe Farbe aber viel Durchſcheinenheit bis zur Farbloſigkeit. Durch - ſichtige Blättchen zwiſchen den Fingern gerieben werden leicht elektriſch, und behalten die Elektricität lange.

Vor dem Löthrohr leicht und ſchwer ſchmelzbar bis faſt zum un - ſchmelzbaren. Von Säuren bald wenig, bald ſtark angegriffen. S⃛i, A̶⃛l, K̇a, Ṁg, L̇i, Ḟe, Ḣ̶. Ein Fluorgehalt nimmt mit dem Eiſengehalt zu und ab, und ſoll die Stelle des Sauerſtoffs vertreten.

Der Glimmer ſpielt eine wichtige Rolle ſeit den älteſten Urgebirgs -198I. Cl. 3te Fam. : Kaliglimmer.geſteinen bis in unſere brennenden Vulkane hinein. Die neuern ſind ein wenig ſpröder und nicht ſo friſch als die ältern. Mitſcherlich (Abh. Berl. Akad. Wiſſ. 1822) hat ſogar eine glimmerartige Subſtanz nachgewieſen, die ſich früher in den Kupferſchlacken von Garpenberg in Schweden ge - bildet hat. Deshalb müſſen wohl die meiſten Glimmerarten auf heißem Wege entſtanden ſein, wenngleich Andeutungen für naſſe Bildung pag. 185 vorkommen, und namentlich die Talke auf eine großartige Metamor - phoſe durch cirkulirende Gewäſſer hinzuweiſen ſcheinen.

Nur wenige Minerale bilden eine ſo natürliche Gruppe durch ihr Ausſehen, als die Glimmer, woran beſonders der ausgezeichnete blättrige Bruch die Schuld trägt. Man kann die Blättermaſſe ſchon mit dem bloßen Finger und nicht ſelten in ſo feine Blättchen theilen, daß ſie wie die Oberfläche der Seifenblaſen die brennendſten Regenbogenfarben reflek - tiren. Und doch ſind dieſe Blättchen ihrem Inhalte nach ſo verſchieden, daß man alle möglichen Hypotheſen verſucht hat, um ſie in ein Geſammtbild zu bringen. Chemiker, denen dieß nicht gelang, haben die einzelnen Arten, in ſehr unnatürlicher Weiſe, an verſchiedenen Stellen untergebracht. Das heißt aber der Sache Gewalt anthun. Während andererſeits die an dem Rande eines Abgrundes zu ſtehen ſcheinen, welche durch hetero - mere Formeln (Herrmann in Erdmanns Journ. prakt. Chem. 1851. Bd. 53 pag. 1) ein Licht aufzuſtecken meinen.

1. Kaliglimmer, optiſch 2axig, unter allen bei weitem der verbreitetſte, daher Mica Agricola 608 in lapidibus, marmoribus, arenis lucet .... metallici nostri nominant vocabulo ex fele et argento composito. Unter Marmor muß man hier den Granit verſtehen. Plinius 36. 46 ſagt: in Arabia quoque esse lapidem vitri modo translucidum, quo utantur pro specularibus, das mag wohl der Glimmer ſein, obgleich man vor der Verwechſelung mit Gyps nicht ſicher iſt, wie noch heute das Volk beide unter dem Namen Marienglas begreift.

In hohem Grade elaſtiſch biegſam. Härte 2 3, Gew. 2,8 3. Graue, gelbe, grüne, braune, röthliche ꝛc. Farben. Häufig ſcheinbar ganz undurchſichtig, aber mache man die Blätter nur dünne genug, ſo laſſen ſie Licht durch. Durch Verwitterung oder künſtliches Glühen nehmen die ſchwarzen öfter ein tombackbraunes halbmetalliſches Anſehen an (Katzen - gold).

Wird weder von Schwefel - noch Salzſäure angegriffen, ſchmilzt im allgemeinen ſchwer, doch täuſcht die Dünne der Blättchen leicht. Als ein weſentlicher Beſtandtheil der Granite und Gneuſe nähert er ſich unter allen Glimmerarten am meiſten dem Feldſpath, daher hat H. Roſe ſchon in Schweiggers Journ. 21. 282 die Formel S⃛i + 4 A̶⃛l S⃛i aufgeſtellt, die Analyſe gab im Glimmer von Utö 47,5 S⃛i, 37,2 A̶⃛l, 3,2 F̶⃛e, 9,6 , 0,56 Fl, 2,6 Ḣ̶. Ein brauner von Cornwall enthält ſogar nach Turner 2,7 Fl. Freilich kommen einzelne Analyſen vor, die einen viel geringern Thonerdegehalt angeben.

In Sibirien kommen ſo große und klare Abänderungen vor, daß man dieſelben in Rußland als Fenſterglas benutzt, daher Ruſſiſches Glas genannt. Man kann ſie ſchneiden und nähen, ſie überfrieren im Winter nicht, zerſpringen nicht bei ſtarken Lufterſchütterungen. Die grobkörnigen199I. Cl. 3te Fam. : Lithion - Magneſiaglimmer.Granite von Bodenmais, Aſchaffenburg, Schweden liefern auch große Platten. Meiſtens ſind jedoch die Blätter klein, nehmen in derben Stücken zuweilen ein blumig blättriges Gefüge an (Preßburg). Eigenthümlich ſind die Glimmerkugeln von Hermanſchlag in Mähren, woran brauner Glimmer mit faſrigem Strahlſtein concentriſch wechſellagert.

2) Lithionglimmer ſchmilzt mit Aufwallen und färbt dabei die Flamme ſchön purpurroth. Die pfirſichblüthrothen optiſch 2axigen Blätter aus dem Granit von Chursdorf ſchmelzen ſchon im bloßen Kerzenlicht. Ch. Gmelin machte zuerſt auf das Lithion in dem Glimmer aufmerkſam (Gilberts Ann. 64. 371), zugleich ſind es die Fluorreichſten, das bei denen von Murſinsk auf 10,4 Proc. ſteigen ſoll. Ueber die Formel ſchwebt man noch im Unſichern. Für die Fluorreichſten ſchlägt Rammelsberg vor, (Li, Na, Ka) F̶l + (A̶⃛l, M̶⃛n) S⃛i2. Concentrirte Schwefelſäure greift ihn ſchon an. Man kann hauptſächlich zweierlei Varietäten unterſcheiden

a) Lepidolith, pfirſichblüthroth durch etwas Manganoxyd, bildet Lager oder eingeſprengte Maſſen von derbem körnigem Gefüge im Urge - birge. Der erſte für die Darſtellung des Lithion ſo wichtige kam vom Berge Hradisko bei Rozena (ſprich Roſchna) in Mähren (Bergmänn. Journ. VI. 1. pag. 285), und wurde nach ſeiner Farbe auch wohl Lilalith genannt, ſehr ſchön großblättrig findet er ſich optiſch 2axig zu Chursdorf, Scheitansk und Murſinsk am ſüdlichen Ural, Paris im Staate Maine mit grünem Turmalin, Utö. Ueberall mit Lithionmineralen zuſammen.

b) Zinnwaldit nannte Haidinger die grauen auf den Zinnſtein - gängen von Sachſen, ſie ſind optiſch 2axig, und kommen in ſechsſeitigen Tafeln vor, welche mit den Kanten aufwachſen. Der blättrige Bruch zeigt öfter eine federartige Streifung, was man mit Zwillings - verhältniſſen in Verbindung zu bringen ſucht. Ob mit Recht? Intereſſant ſind die grünſchuppigen Säulen zwiſchen weißen Quarzkryſtallen von Rozena, dieſelben gleichen innen auf dem Blätterbruch einem Perlglimmer mit ſcharfen Umriſſen der ſechsſeitigen Säule, um welche ſich ein Kranz von ſchup -

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pigen Strahlen angeſetzt hat.

3) Magneſiaglimmer, meiſt optiſch einaxig (Biotit), derſelbe iſt zwar viel ſeltener, doch iſt der lauchgrüne, im reflektirten Lichte ganz ſchwarze, aus dem Granit (Miascit) des Ilmengebirges am Südural ſehr bekannt. Roſe gibt davon Kryſtalle von 6″ Höhe und 9″ Breite an, es kommen Platten von 3 $$\frac{1}{2}$$ Durchmeſſer vor, ja Hauy erwähnt ſchon ſolche von 25 Quadratfuß. Merkwürdiger Weiſe ſtimmen chemiſch die ſchwarz - grünen Kryſtalle in den Auswürflingen der Somma mit dem beſten Magneſiaglimmer (Chodnew Pogg. Ann. 61. 381), und doch ſind es mi - neralogiſch die einzig meßbaren, welche entſchieden dem 2+1gliedrigen Syſteme angehören, und darnach nicht optiſch 1axig ſein könnten. Dennoch ſind die Veſuviſchen 1axig, ob auch die meßbaren? Einaxig ſind ferner die dun - kelfarbigen Glimmer aus den Baſaltiſchen Tuffen von Bilin, vom Lacherſee, der ſchwäbiſchen Alp ꝛc., denn die kleinſten durchſichtigen Splitter genügen zur Unterſuchung im Nörrenbergiſchen Polariſationsapparat. Da ſie nun auch im Kalkſtein von Pargas, bei Sala, Monroe, in Grönland vor -200I. Cl. 3te Fam. : Chlorit.kommen, ſo fehlt es grade nicht an ihrer Verbreitung. Aeußerlich kann man ſie von den vorigen nicht unterſcheiden, allein von concentrirter Schwefelſäure werden ſie zerſetzt, nur die Kieſelerde bleibt in dünnen Blätt - chen zurück. (Ṁg, Ḟe, K̇a) 3 S⃛i + (A̶⃛l, F̶⃛e) S⃛i, etwa 40 S⃛i, 19 F̶⃛e, 12,6 A̶⃛l, 15,7 Ṁg, 5,6 , Flußſäure, die alpiniſchen häufig etwas Titanhaltig. Die Veſuviſchen haben 24,5 Ṁg, von Baikalſee ſogar 26 Ṁg. Der große Talkerdegehalt führt uns zum

4) Chlorit, χλωρός grün, nach ſeiner ſchwärzlich grünen (Berg - grünen) Farbe paſſend genannt. Da er in den Alpengegenden ſo aus - gezeichnet auftritt, ſo wurde hauptſächlich von Sauſſure auf ihn hinge - wieſen. In Beziehung auf ſeine äußern Kennzeichen hält er durchaus die Mitte zwiſchen dem eigentlichen Glimmer und Talk, daher iſt die

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Entſcheidung öfter nach einer der beiden Seiten hin nicht mög - lich. Durch ſein Vorkommen neigt er ſich mehr zum Talk. Die ſchönſten ſcheinbar rhomboedriſchen und daher optiſch einaxigen Kryſtalle von entenblauer Farbe ſtammen aus den Penniniſchen Alpen von Zermatt im Hintergrunde des Matterthales am Fuße des Monte Roſa (Fröbel’s Pennin. Pogg. Ann. 50. 523). Ihre ſcharfen Rhomboeder 63° 15′ in den Endkanten bilden öfter Zwillinge, welche den blättrigen Bruch gemein haben. Die dunkelgrünen garben - und fächerförmigen Säulen vom St. Gotthart krüm - men ſich ſo in einander, daß man mit Mühe den Blätterbruch daran freilegen kann. Deutliche Kryſtalle kommen am Schwarzenſtein im Ziller - thal und zu Achmatowſk im Ural (G. Roſe Reiſe Ural II. 125) vor, die

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Kobell als Ripidolith (ῥιπίς Fächer) ſchied. Ja die ſchönen grünen Säulen mit Granat und Diopſid im Alathal zeigen eine ausgezeichnet wurmförmige Krümmung, woran der Blätterbruch immer ein ziemlich deutliches Sechseck bildet. Die Kryſtalle, zumal die ruſſiſchen, zeigen einen ſchönen Dichroismus, indem ſie längs der Axe lauchgrün, quer dagen hyazinthroth durchſcheinen. Die Elaſticität der Blätter ſteht zwiſchen Talk und Glimmer Kokſcharow (Pogg. Ann. 85. 519) ſucht darzuthun, daß kryſtallographiſch Chlorit, Ripidolith, Pennin, Kämmererit ꝛc. nicht verſchieden ſeien, und fand das Rhomboeder des Ripidoliths von Achmatowſk 75° 22′ in den Endkanten, davon ausgehend hätte das Rhomboeder des Pennins den Ausdruck c: $$\frac{5}{12}$$ a: $$\frac{5}{12}$$ a: a. Derſelbe zeigt viele Flächen an den Ruſſi - ſchen nach, die aber leider meiſt ſehr unwahrſcheinliche Ausdrücke haben.

Dieſelbe und vielleicht noch größere Schwierigkeit tritt chemiſch ein. Vor dem Löthrohr brennen ſie ſich weiß oder doch lichter, ſchmelzen aber ſehr ſchwer. Im weſentlichen ſind es waſſerhaltige Talkglimmer, die ihre Färbung Eiſen verdanken. Die Oxydationsſtufe des Eiſens läßt ſich jedoch nicht mit Sicherheit beſtimmen. Nach Rammelsberg (Pogg. Ann. 77. 426) gehört zu den eiſenärmern daher lichtfarbigern Kobell’s Ripidolith (nicht Roſes) 3 Ṁg3 S⃛i + A̶⃛l2 S⃛i + 9 Ḣ̶ mit 31,5 S⃛i, 16,7 A̶⃛l, 3,4 F̶⃛e, 3 Ḟe, 32,6 Ṁg, 12,4 Ḣ̶, wovon ſich der Pennin und Leuchtenbergit bei Slatouſt im Ural nicht unterſcheidet. Der eiſenreichere und daher dunkelfarbigere Chlorit, den G. Roſe umgekehrt Ripidolith zu nennen vorſchlug, 3 (Ṁg, Ḟe) 3 S⃛i + (A̶⃛l, F̶⃛e) 3 S⃛i + 9 , unterſcheidet ſich nur durch den größern201I. Cl. 3te Fam. ; Talk, Pyrophyllit.Gehalt an R̶⃛: 25,4 S⃛i, 18,5 A̶⃛l, 13,2 F̶⃛e, 16,9 Ḟe, 17,1 Ṁg, 8,9 Ḣ̶. Der Chlorit von Mauléon in den Pyrenäen iſt ganz eiſenfrei, daher ſehr hellgrün, wie die wurmförmigen Säulen im Alathal, und enthält nach Deleſſe 32,1 S⃛i, 18,5 A̶⃛l, 36,7 Ṁg, 12,1 Ḣ̶. Werner’s entenblauer Talk von Taberg (Tabergit) iſt im weſentlichen 2 Ṁg3 S⃛i + A̶⃛l S⃛i + 5 Ḣ̶. Auch der durch Chromoxyd ſmaragdgrün gefärbte Fuchſit, welcher am Greiner im Zillerthal ganz feinkörnigen Schiefer bildet, muß hier ver - glichen werden.

Der ſchuppigkörnige Chlorit mit Magneteiſen im Zillerthal und als Chloritſchiefer an ſo vielen Orten der Hochalpen, wo ſie beſonders in gewaltigen Blöcken durch die Gletſcher herabgeſchoben werden, iſt ſeinem Ausſehen nach ein ausgezeichneter Chlorit, obgleich auch hier die Analyſen abweichen. Ebenſo der erdige Chlorit, ſo häufig auf Bergkryſtallen und Adularen einen ſtaubartigen Anflug bildend. Hier kann man auch der Grünerde erwähnen, die in den Mandelſteinen des Monte Baldo bei Verona als Handelsartikel (Veroneſiſche Erde), bereits den Römern be - kannt, gewonnen wird. Schon Vauquelin erkannte ſehr richtig darin 52 S⃛i, 7 A̶⃛l, 23 F̶⃛e, 6 Ṁg, 7,5 K̇a, 4 Ḣ̶. Sie erſcheint häufig als ein thoniges Verwitterungsprodukt, das dem kieſelſauren[Eiſenoxydul] ſeine Farbe dankt. So muß man auch das färbende Princip der grünen Keupermergel, beſonders aber der ſogenannten chloritiſchen Punkte im Qua - derſandſtein (Grünſand) und Grobkalk anſehen. Berthier gibt in denen des Grünſands von Havre 49,7 S⃛i, 6,9 A̶⃛l, 19,5 F̶⃛e, 10,6 , 12 Ḣ̶ an.

5. Talk. Das Wort ſoll aus dem Arabiſchen Tallz ſtammen, und ſchon bei Avicenna vorkommen (Schröter Einleitung II. 255). Jedenfalls ſpielt das Mineral in der Medicin eine uralte Rolle. Agricola 705 ſchreibt es Talk oder Magnetis 605: non lapis ille, qui ferrum ad se trahit, sed similis argenti, etenim ex crustis, lapidum specularium (Gyps) modo constat, verum tenuissimis. Plinius hist. nat. 36. 25: quintum in Magne - sia Asiae .... deterrimus autem, candidus, neque attrahens ferrum. In der That iſt der ſilberglänzende apfelgrüne bis entenblaue blättrige Talk vom Greiner im Zillerthal, Briançon ꝛc. zwar krummblättrig und ge - mein biegſam, allein wenn man ihn zwiſchen den Fingern zerknickt, ſo trennen ſich die Flimmern ſo fein ab, daß ſie rothe und grüne Regenbogen - farben reflektiren. Er iſt optiſch 2axig (Axenwinkel 24′), fühlt ſich mild und fettig an, läßt ſich mit dem Nagel ritzen, Gew. 2,74. Mit Siegel - lack gerieben theilt er demſelben ſogar Glaselektricität (+) mit. Vor dem Löthrohr bringt man zwar dünne Splitter leicht zum Schmelzen, aber etwas dickere widerſtehen gleich, mit Kobaldſolution bei ſtarkem Feuer röthlich. Merkwürdiger Weiſe iſt er frei von Thonerde, was ſchon Klaproth bewies.

Ṁg6 S⃛i5 + 2 Ḣ̶, mit 61,7 S⃛i, 31,7 Ṁg, 1,7 Ḟe, 4,8 Ḣ̶.

Pyrophyllit Hermann Pogg. Ann. 15. 592 in Quarzgängen des Granits von Bereſowsk, Spaa, Weſtana Eiſengrube in Schonen. Gleicht vollkommen einem apfelgrünen excentriſchſtrahligen ſehr blättrigen Talk, blättert ſich aber vor dem Löthrohr außerordentlich auf und wird mit Kobaldſolution blau.

Ṁg3 S⃛i2 + 9 A̶⃛l S⃛i2 + 9 Ḣ̶, 59,7 S⃛i, 29,5 A̶⃛l, 1,8 F̶⃛e, 4 Ṁg, 5,6 Ḣ̶.

202I. Cl. 3te Fam. : Topfſtein, Meerſchaum.

Eine auffallende Thatſache, daß zwei ſo gleichſehende Subſtanzen doch chemiſch in dem Maaße bedeutend abweichen können!

Der Talk kommt in ſchiefrigen Geſteinen der Hochalpen vor, blättert ſich krummflächig, oder geht ins Schuppigblättrige und Dichte über. Im - mer fühlen ſich jedoch die Stücke außerordentlich fettig an, ſo daß man das zu Mehl geriebene Material zum Schmieren von Holzmaſchinen, Glätten des Leders ꝛc. anwenden kann. Beſonders wohlthuend wirkt dieſer erdige Talk auf die Haut, er dient daher zur Schminke, früher als Nerven - ſtärkungsmittel. Sobald jedoch die kieſelſaure Magneſia zu größern Ge - birgsſtücken ſich anhäuft, nennt man ſie zwar auch noch Talkſchiefer, die in den Alpen durch eingeſprengten Strahlſtein, Asbeſt, Cyanit, Stauro - lith ꝛc. ſich ſo auszeichnen, allein dieſe ſind dann nicht mehr rein, und es bleibt gewagt, wenn man ſolchen Sachen chemiſche Formeln gibt: wie Damourit das Muttergeſtein des Cyanits zu Morbihan oder Paragonit das des Cyanits vom St. Gotthardt. Oft kann man nicht entſcheiden, ob man die Sache zum Chlorit oder Talk ſtellen ſoll, ein ſolches Geſtein iſt der berühmte

Topfſtein, lapis Comensis Plinius 44 cavatur tornaturque in vasa coquendis cibis utilia, quod et in Comensi Italiae lapide viridi acci - dere scimus. Plinius ſpielt hier vielleicht auf die Stadt Plurs nörd - lich vom Comerſee an, die aus den Erträgen ihrer Topfſteinbrüche alljähr - lich 60,000 Dukaten einnahm. 1618 ſtürzte der unterwühlte Berg ein und begrub die Stadt mit Mann und Maus. Der feinkörnige Stein iſt grünlich, mit grauem Strich, aber wegen ſeiner Milde nicht Politur - fähig. Wird zu feuerfeſten Töpfen gedreht. Im Wallis heißt er Gilt - ſtein, der ſich beſonders zu Platten eignet.

Agalmatolith (Bildſtein) Klaproth Beiträge II. 184 wegen ſeines fetten Anfühlens chineſiſcher Speckſtein genannt. Er hat einen feinſplitt - rigen Bruch, und iſt härter als Talk. Klaproth unterſcheidet einen grün - lichen an den Kanten ſtark durchſcheinenden mit 54,5 S⃛i, 34 A̶⃛l, 6,2 , 4 Ḣ̶, das würde ihn alſo trotz ſeiner Serpentinartigen Beſchaffenheit ganz vom Talkgeſchlecht entfernen. Der andere iſt röthlich, und ſo ſtark fettig, daß der Mangel an Talkerde ſehr auffällt. Allein es ſind Gebirgsarten, und ohnehin läuft in den Sammlungen vieles unter dem Namen Bild - ſtein, was ächte Talke ſind. Die Chineſen verfertigen beſonders Götzen - bilder daraus. Umgekehrt verhält es ſich mit dem

Meerſchaum (vielleicht aus dem Natoliſchen Wort Myrſen ent - ſtanden), eine magere faſt erdige Ṁg S⃛i + Ḣ̶, die aber in engſter Be - ziehung mit Magneſit ſteht: Verwitterungsprodukte, die Formeln wider - ſtreiten. Er hängt an feuchter Lippe, iſt ſchwer zerſprengbar, aber nicht hart und ſchwimmend leicht, ſo lange ſich die Poren nicht mit Waſſer ge - füllt haben. Griechenland und Kleinaſien das Hauptvaterland. Die be - rühmten Samiſchen Gefäße der Römer ſcheinen ſchon aus ihm gemacht zu ſein. Dieſe Kunſt ſetzte ſich ſodann auf die Türken fort, beſonders in Beziehung auf die Pfeifenköpfe. Zu dem Ende wird die Maſſe ge - ſtoßen, und mit Waſſer digerirt läßt man ſie in Gruben gähren. Sie kann dann geformt werden. Damit ſie aber beim Anrauchen Farbe be -203I. Cl. 3te Fam. : Speckſtein, Serpentin.komme, muß man die fertige Waare in Milch, Leinöl oder Wachs ſieden. Vergleiche auch den Meerſchaumähnlichen Aphrodit von Längsbanshytta 4 Ṁg3 S⃛i2 + 9 Ḣ̶.

Speckſtein (Steatit). Der weiße welliggeſchichtete von Briançon gleicht vollkommen einem dichten erdigen Talk. Davon verſchieden iſt der Engliſche Seifenſtein, der auf Klüften des Serpentins von Cap Lizard brechend zur Bereitung des Engliſchen Porzellans benutzt wird und nach Klaproth neben 20,5 Ṁg auch 14 A̶⃛l enthält. Eine ſolche aber durch Nickel gefärbte Maſſe iſt der ſchön apfelgrüne Pimelith von Koſemütz. Werner rechnet auch zum Speckſtein die ſich fett anfühlenden ſteinmarkartigen Maſſen aus den alten Zinnſteingängen. Bei Altenberg kommen dieſe in Afterkryſtallen (Proſopit Pogg. Ann. 90. 315) vor, die nach Scheerer die Zuſammenſetzung normaler Porzellanerde haben ſollen. Aeußerlich hält es ſchwer zwiſchen ihnen und den Talkerdehaltigen eine ſcharfe Gränze zu ziehen. In Deutſchland trifft man die merkwürdigſten Speckſteine in einem Lager auf der Gränze zwiſchen Glimmerſchiefer und Granit bei Göpfersgrün, öſtlich Wunſiedel im Fichtelgebirge (Nauck Pogg. Ann. 75. 129). Schon nach Klaproth enthält er etwa 59,5 S⃛i, 30,5 Ṁg, 5,5 Ḣ̶, iſt daher im weſentlichen kieſelſaure Talkerde, obgleich manche Parthieen ſchon thonigen Bruch und Geruch nebſt matter weißer Farbe zeigen. Auf Klüften glänzt jedoch häufig der fette Glanz des Talkes hervor. Beſon - ders interreſſant in dieſem Speckſteingebirge ſind die Afterkryſtalle von Bergkryſtall: kleine federdicke quergeſtreifte Säulen oben mit dihexaederi - ſcher Endung ſtecken mitten im Speckſtein, und ſpringen beim Zerſchlagen heraus. Niemals beobachtet man ſie in Druſenräumen. Seltener und nicht ſo auffallend finden ſich kleine ſattelförmige Rhomboeder vom Aus - ſehen des Braunſpathes. Ja der grauliche von ſchwarzen Dendriten durch - zogene Speckſtein liegt ſo mitten zwiſchen Glimmerſchiefer, Thonſchiefer, Grünſtein und Dolomit und frißt denſelben ſo allſeitig an, daß das Ganze dem Laien als ein großartiger Faulungsprozeß erſcheint, der das Gebirge allmählig ergriffen hat. Der chemiſche Grund ſoll nach Biſchoff darin liegen, daß das Magneſiaſilikat unter den alkaliſchen Erden die ſchwerlöslichſte und ſchwerzerſetzbarſte ſei. Magneſiaſilikathaltige Waſſer müſſen daher von den durch ſie durchdrungenen Geſteinen Subſtanz auf - nehmen, und ſtatt deſſen Speckſteinmaſſe abſetzen. Dann wird auch das häufige Vorkommen anderer Speckſteinafterkryſtalle: wie des Topaſes auf Zinnſteingängen von Ehrenfriedersdorf, des Spinelles vom Faſſathale ꝛc., chemiſch erklärlich. Am großartigſten zeigen ſich jedoch dieſe Afterbil - dungen im

Serpentin. Agricola 632 ſagt: in Misena non longe ab arce Lau - tersteina juxta Zeblicium oppidulum effoditur marmor subcinereum, .... hoc nostri appellant Serpentariam, und hält ihn mit dem Griechiſchen Ophites Plinius 36. 11 cum sit serpentium maculis simile identiſch. Fettigkeit und Milde, ein durchaus unkryſtalliniſcher feinſplittriger Bruch, wie beim Hornſtein, Durchſcheinenheit an den Kanten, allerlei trübe Farben von Gelb, Roth, Grün, Weiß, aber ſelten einfarbig, ſondern geflammt und geadert, daher der alte Vergleich mit einer Schlangenhaut. H = 3, Gew. = 2,6. Werner unterſchied einen edlen, wozu der Pikrolith von Zöblitz, und einen gemeinen Serpentin. Jener war ſeltner, mehr ein -204I. Cl. 3te Fam. : Serpentin.farbig und durchſcheinender und beſonders von zeiſiggrüner Farbe. Der Williamſit von Penſylvanien iſt ſogar ein apfelgrüner edler Serpentin.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſehr ſchwer und brennt ſich weiß, 2 Ṁg3 S⃛i2 + 3 Ṁg Ḣ̶2, ein kleiner Chromgehalt pflegt ihn auszuzeichnen, daher auch die gewöhnliche Lagerſtätte des Chromeiſenſteins.

Der Serpentin bildet ſehr eigenthümliche iſolirte Bergkuppen, die auf der ganzen Erde im kryſtalliniſchen Gebirge zerſtreut liegen, in den Alpen namentlich in Begleitung von Talk - und Chloritgeſteinen vorkom - men. Im Serpentinfels von Erbendorf im Fichtelgebirge iſt ſo viel Mag - neteiſen fein vertheilt, daß er wie die Baſalttuffe polariſchen Magnetis - mus zeigt; zu Reichenſtein in Schleſien bildet Serpentin das Muttergeſtein vom dortigen goldhaltigen Arſenikalkies, ja das Platin im Ural ſoll in ihm eingeſprengt ſein. Der Pyrop in Böhmen hauptſächlich im Serpentin. Zu Zöblitz im Erzgebirge wird er vielfach verarbeitet, früher beſonders zu Reibſchalen für Apotheken, weil er gegen das Gift wirken ſollte, ja noch Milius behauptet, in Serpentinbrüchen gäbe es nie eine Kröte oder ein anderes giftiges Thier. Im beſondern Grade nehmen die Afterkryſtalle des edlen Serpentins von Snarum bei Modum weſtlich Chriſtiania die Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Daß die Maſſe des Serpentins als ſolche nicht zu kryſtalliſiren im Stande ſei, ſcheint ſo gewiß als beim Speck - ſtein, und doch kommen daſelbſt unmittelbar unter der Dammerde After - kryſtalle von Armdicke und 1 $$\frac{1}{2}$$ Länge (Tamnau Pogg. Ann. 42. 466) vor, welche genau mit der des Olivins ſtimmen, ſogar innen noch unzer - ſetzten Olivin haben! (Pogg. Ann. 36. 370). So viel nun auch an dieſer Thatſache gedeutelt ſein mag, auch die chemiſche Unterſuchung hat es beſtätigt (G. Roſe Pogg. Ann. 82. 511). Am Monzoniberge im Faſſathal kommen ſie gleichfalls recht deutlich zuweilen von faſt Zollgröße vor, ebenſo könnte der ſerpentinartige Villarſit Dufrénoys aus den Mag - neteiſengruben von Traverſella hier hingehören, wenn es nicht Dichroit war, wie der Säulenwinkel von 120° anzudeuten ſcheint. Auch auf die grünen milden Afterbildungen, welche ſich in Granit eingeſprengt finden, muß das Augenmerk gelenkt werden. Aber da Olivin hier nicht zu Hauſe iſt, ſo wird die Vorſtellung eher auf Dichroit geleitet. Uebrigens zeigt G. Roſe, daß auch Augit, Hornblende, Pyrop, ꝛc. in Serpentin übergehen, ſo daß der Serpentin, mag er auch in noch ſo großen Maſſen vorkommen, gerade wie der Speckſtein keine urſprüngliche Bildung ſein dürfte. Wenn nun aber die Gewäſſer mit ihrem Talkerdegehalt ſo ſtark auf die Ver - änderung der Gebirge einwirken können, ſo verlieren dadurch die Analyſen ſehr an Bedeutung, man darf wenigſtens nicht aus jeder Kleinigkeit ein beſonderes Mineral machen. Scheerer (Pogg. Ann. 71. 285) hat gezeigt, daß auf der Eiſengrube Aslak bei Arendal ſowohl talkartige ſchuppige als dichte Subſtanzen, die er Neolith nennt, ſich noch aus den Gruben - waſſern in Spalten des Gebirges bilden. Eine Analyſe gab 52,3 S⃛i, 31,2 Ṁg, 7,3 A̶⃛l, 4 Ḣ̶ ꝛc.

Schillernder Asbeſt (Chrysotil, τίλος Faſer) bildet Schnüre im Serpentin, beſonders von Reichenſtein. Die ſehr feine Faſer ſteht ſenk - recht gegen das Salband, die Maſſe iſt aber ſo compact, daß ſie einen ſtarken Seidenglanz zeigt, und ſogar ſtellenweis bedeutende Durchſcheinen -205I. Cl. 3te Fam. : Schillerſpath, Gymnit.heit beſitzt. Bewährte Chemiker behaupten, er habe genau die Zuſammen - ſetzung des Serpentins, und der ſtarke Glanz der Faſer ſcheint anzudeuten, daß wir es hier mit wirklichen kryſtalliniſchen Anfängen zu thun haben, daher fehlt dann aber auch der Maſſe das ſerpentinartige Anſehen durch - aus. Nicht minder bemerkenswerth iſt der

Schillerſpath von der Baſte bei Harzburg, auf den ſchon Trebra 1783 die Aufmerkſamkeit lenkte, und den Apotheker Heyer in Braunſchweig benannte (Köhler Pogg. Ann. 11. 192). Grüne glimmerartige Blätter mit einem meſſingfarbigen Schiller liegen in einem dunkelgrünen ſerpentin - artigen Geſtein (Schillerfels) eingeſprengt, ja die Blätter werden vielfach vom Schillerfels durchdrungen, und ſind wie beim Diallag mit Augit regel - mäßig verwachſen. Der Querbruch der Blättchen iſt durchaus ohne Glanz, feinſplittrig, und gleicht daher vollkommen dem Muttergeſtein. Man möchte daraus um ſo mehr mit Beſtimmtheit vermuthen, daß es kryſtalli - ſirter Schillerfels ſei, als auch die Analyſe beider ſehr nahe die gleichen Beſtandtheile gab. 3 (Ṁg, Ḟe) S⃛i + 2 (Ṁg, Ḟe) Ḣ̶2. Auch weicht die Formel ſo wenig von der des Serpentins ab, daß man ſie ohne einen weſentlichen Fehler zu begehen für gleich halten könnte. Wenn man aber bedenkt, wie an der Baſte der Schillerfels mit den dortigen Gabbroge - ſteinen in engſter Beziehung ſteht, ſo gewinnt es auch hier ſehr an Wahrſcheinlichkeit, daß wir es blos mit einem veränderten Geſtein zu thun haben. Andern Orts kehren ähnliche Erſcheinungen wieder. So treten z. B. im Schwarzwalde ſüdlich vom Feldberge in den Umgebungen von Todtmoos viele Schillerfelskuppen mit bronzefarbigem Diallag hervor, manche erinnern durch ihre Härte und Schwärze an den Baſalt, auf den Verwitterungsklüften werden ſie aber milder, ja bei Altenſtein kommt ein kleiner Punkt vor, der wie der mildeſte Serpentin von Zöblitz zum Ver - ſchleifen eine Zeit lang gewonnen wurde. Auch der Marmolith von Ho - boken wird als ein blättriger Serpentin beſchrieben.

Es gibt übrigens noch ein ganzes Heer von Namen:

Kerolith 2 Ṁg3 S⃛i2 + 9 Ḣ̶ vom Gumberge bei Frankenſtein in Schleſien gleicht einem verwitterten Opal, der daſelbſt vorkommt.

Pikrosmin Haidinger (πικρὸς bitter, ὀσμή Geruch) von der Eiſen - grube Engelsburg bei Presniz in Böhmen gleicht dem dichten gemeinen grünen Asbeſt. 2 Ṁg3 S⃛i2 + 3 Ḣ̶. Haidinger gibt eine blättrige Säule von 126° 52′ und ein blättriges Paar auf die ſtumpfe Kante aufgeſetzt von 117° 49′ an, doch ſticht die asbeſtartige Faſer ſtärker als der Blätter - bruch hervor.

Der Pikrophyll von Sala Ṁg3 S⃛i2 + 2 Ḣ̶ gleicht im Ausſehen dem Salit, aber weich und verändert.

Antigorit aus Piemont könnte auch an den dichten Asbeſt ſich anſchließen. Pogg. Ann. 49. 595.

Hydrophit Pogg. Ann. 51. 537 eine ſerpentinartige Bergmaſſe von Taberg in Smaland, hat einen kleinen Gehalt von Vanadium, und ſoll etwas waſſerreicher als Serpentin ſein (daher Waſſer-Ophit).

Monradit 4 (Ṁg, Ḟe) 3 S⃛i2 + 3 Ḣ̶ von Bergensſtift, eine fein - körnige Maſſe, aber H = 6, Gew. 3,27.

Gymnit von Baltimore Ṁg S⃛i + Ṁg Ḣ̶3 oraniengelb ſteht dem206I. Cl. 3te Fam. : Brucit, Margarit.Dermatin (Ṁg, Ḟe) 3 S⃛i2 + 6 Ḣ̶ aus dem Serpentin von Waldheim in Sachſen nahe.

Retinalith Ṁg3 S⃛i + 2 Ṅa S⃛i + 7 Ḣ̶ von Granville in Unter - canada.

Spadait 4 Ṁg S⃛i + Ṁg Ḣ̶4 ein mildes röthliches weiches Foiſil mit Wollastonit von Capo di Bove bei Rom.

6. Brucit Beudant, Native Magnesia Bruce American mineralogical Journ. I. 26. Einen ausgezeichneten blättrigen Bruch, ſchneeweiß bis farblos, daher anfangs für Gyps gehalten. Optiſch einaxig, deshalb wahrſcheinlich in regulären ſechsſeitigen Tafeln kryſtalliſirend. Härte = 2, Gew. 2,4, fettig. Vor dem Löthrohr ſchmilzt es nicht, lößt ſich aber in Säuren vollkommen, Ṁg Ḣ̶, 70 Ṁg, 30 Ḣ̶, zieht auch wohl etwas Kohlen - ſäure an. Im Serpentin von Hoboken (New-Yerſey), zuweilen auch as - beſtartig zartfaſrig (Nemalith), zu Swinaneß auf der Schottiſchen Inſel Unſt, Piſchminsk bei Bereſowsk. Durch Aufnahme von Kohlenſäure würde Magneſit entſtehen. Der

Hydrotalkit gelblichweiße krummblättrige ſich fettig anfühlende Maſſe aus dem Serpentin von Snarum hat neben 34 Ḣ̶ und 39 Ṁg noch 16 A̶⃛l und 10 . Vergleiche hier auch den Völknerit von Slatouſt. Periklas von der Somma iſt reine Talkerde.

7. Margarit (Perlglimmer) Fuchs, bei Sterzing am Ausgang des Pfitſchthals, ein faſt ſchneeweißer Glimmer vom ſtärkſten Perlmutterglanz in Chlorit eingeſprengt. Optiſch 2axig mit ausgezeichneten Farben im polariſirten Lichte, etwas härter und ſpröder als der gewöhnliche Glimmer. Hermann fand 32,5 S⃛i, 49,2 A̶⃛l, 1,3 F⃛e, 7.4 Ċa, 3,2 Ṁg, 1,7 Ṅa, 4,9 Ḣ̶, was etwa zur Formel (Ċa, Ṁg) 2 S⃛i + 2 A̶⃛l2 S⃛i + 2 Ḣ̶ paßt. Auch der

Diphanit aus den Smaragdgruben am Ural ſcheint das gleiche zu ſein, ſowie der Emerylith mit Smirgel in Kleinaſien vorkommend, der Corundellith mit Corund bei Unionville in Penſylvanien und der Euphyllit von dort. Hermann nimmt dieſe als Typus ſeiner Margarite, und ſtellt dazu den

Chloritoid von Koſoibrod im Ural, wo er mit Diaspor in groß - blättrigen Maſſen vorkommt, die dem Chlorit durch ihre dunkelgrüne Farbe zwar ſehr gleichen, aber faſt Feldſpathhärte und ein Gewicht 3,5 haben. 24,5 S⃛i, 30,7 A̶⃛l, 17,3 F⃛e, 3,7 Ṁg, 6,4 Ḣ̶. Im Anſehen und Härte gleicht ihm der

Sismondin aus dem granathaltigen Chloritſchiefer von St. Marcel in Piemont vollkommen, etwas weniger der dunkel grünlich graue Ma - ſonit aus dem Chloritſchiefer von Rhode-Island. Der

Ottrelit von Ottrez ſüdlich Stavelot (Lüttich) bildet dunkelgrüne glänzende Blättchen von ½ bis 1 Linien Durchmeſſer, die in zahlloſer Menge in einen fettigen aber ganz unkryſtalliniſchen grünlichgrauen Thon - ſchiefer eingeſprengt ſind. Hat auch Feldſpathhärte. Der lichte lauchgrüne

Brandiſit vom Monzoniberge, wo er mit grünem Augit und ſchwarzem Spinell bricht, bildet Druſen von glimmerartigen ſechsſeitigen Tafeln, die nicht viel über Flußſpathhärte haben. Ṁg S⃛i + 2 Ṁg3 A̶⃛l2 + Ḣ̶. Sein Ausſehen mahnt in jeder Weiſe an Glimmer. Der röthlichbraune

207I. Cl. 3te Fam. : Seybertit, Nephrit.

Seybertit aus dem Kalkſtein im Serpentin von Amity (New - York) hat einen glimmerartigen Bruch Ṁg S⃛i + Ṁg3 A̶⃛l2 + Ḣ̶, die Magneſia durch Ċa und Ḟe vertreten. G. Roſes wachsgelber

Xanthophyllit aus dem Talkſchiefer von Slatouſt mit Magnet - eiſen, hat Glashärte und bei ſeinem glimmerartigen Ausſehen nur 16,3 S⃛i, 44 Ä̶l, 19,3 Ṁg, 13,3 Ċa, 4,3 Ḣ̶, was ſehr an den vorigen erinnert.

Melanglimmer nennt Haidinger paſſend folgende drei:

Cronſtedtit Steinmann, von dem Silbererzgange Adalbert zu Przibram in Böhmen. Es ſind kleine rabenſchwarze Kryſtalle, die zuweilen nach einem Ende ſich rhomboedriſch (P) endigen, wäh - rend der deutlich blättrige Bruch o von der ganzen Rhom - boederlänge wegſchneidet. Gewöhnlich lagern ſie ſich excentriſch ſtrahlig, Härte = 2 3, Gew. 3,3. Sehr eiſenreich. Kobell

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ſchlägt die Formel Ḟe3 S⃛i + F̶⃛e3 Ḣ̶ vor. Wernekinks

Sideroſchiſolith von Conghonas da Campo in Braſilien iſt zwar Sammtſchwarz aber hat doch noch einen grünen Strich, und ſoll nach Hausmann von Cronſtedtit kaum verſchieden ſein.

Stilpnomelan von Glocker wegen ſeines ſtarken ſchwarzen Glanzes ſo genannt. Meiſt krummblättrig oder ſtrahlig, mit grünlichem Strich. Härte = 3 4, Gew. 3,4. 2 Ḟe3 S⃛i2 + A̶⃛l S⃛i2 + 6 Ḣ̶. Von Obergrund bei Zuckmantel in Oeſterreichiſch-Schleſien mit Kalkſpath in einem Baſaltähnlichen Thonſchiefer. Auch der olivengrüne

Thuringit von Saalfeld könnte wegen ſeines deutlichen Blätter - bruchs hierher geſtellt werden. Rammelsberg beſtimmte ihn chemiſch als einen waſſerhaltigen Ilvait 3 Ḟe3 S⃛i + F̶⃛e2 S⃛i + 9 Ḣ̶.

Pyrosmalith Hausmann (ὀσμή Geruch, weil es auf Kohle erhitzt einen ſauren Geruch verbreitet, obgleich nicht ſonderlich auffallend). Längere reguläre ſechsſeitige Säulen, deren Gradendfläche faſt glimmer - artigblättrig. Brooke gibt zwei Dihexaeder übereinander an (Pogg. Ann. 42. 583 ), Leberbraun. Härte 4, Gew. 3. Vor dem Löthrohr brennt er ſich ſchwarz, ſchmilzt in kleinen Stücken ziemlich leicht zu einer magnetiſchen Kugel. 35,4 S⃛i, 32,6 F̶⃛e, 23 M̶⃛n 6,5 Waſſer und Chlor. Mit Kalk - ſpath und Hornblende im Magneteiſenlager auf Bjelkesgrube bei Philipſtad.

Nephrit (νεφρός Niere) oder beſſer vielleicht von einem Nerven - ſtärkenden Stein νευρις, der bereits in den Lydicis des Orpheus vorkommt. Schon 1627 ſchrieb ein H. Clutus in Roſtock eine Dissertatio lapidis nephritici. Man theilte ihm viele Heilkräfte zu, beſonders auch gegen Hüftweh, daher lapis ischiaticus, pietra ischada, woraus das franzöſiſche Wort Jade entſtand. Freilich vermiſchte man vieles damit, aber im All - gemeinen verſtand man darunter einen grünlichen ſerpentinartigen Stein, der durch ſein fettiges Anfühlen wohlthätig auf die Haut wirkt. Er kommt als Gebirgsart vor, und ſchon deshalb dürfte eine feſte chemiſche Formel nicht zu erwarten ſein. Sein Anſehen iſt zwar Serpentinartig, aber er iſt zäher, härter (Feldſpath). Berühmt iſt der Türkiſche, zu Säbel - griffen, Amuletten ꝛc. verſchliffen, Rammelsberg gibt darin 54,7 S⃛i, 26 Ṁg, 16 Ċa, 2,1 Ḟe, 1,4 Ṁn an, iſt alſo Waſſerfrei. Die Neuſeeländer ver - fertigen ſich, wie das durch Forſters Reiſe um die Welt bekannt wurde, aus einem ähnlichen grünen ſehr klangvollen Steine Waffen, wie unſere Vorfahren aus dem Feuerſtein.

208I. Cl. 4te Fam. : Hornblendekryſtalle.

IV. Hornblenden.

Alkalien treten zurück, auch die Thonerde ſpielt nur eine Nebenrolle. Dagegen haben wir gern beide Baſen Ṁg und Ċa nebeneinander. Horn - blende fehlt zwar in den ältern kryſtalliniſchen Geſteinen nicht, ſpielt aber erſt in den neuern (Plutoniſchen und Vulkaniſchen) ihre Hauptrolle.

1. Hornblende.

Der Name iſt nicht deutſch, ſondern Cronstedt (Miner. §. 88) nennt ihn zuerſt. In Deutſchland gebrauchte man dafür Hornfels, Schörl, Ba - ſalt ꝛc., Hauy’s Amphibol (ἀμφίβολος zweideutig) d. h. mit Turmalin zu verwechſeln.

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2 + 1 gliedrig mit Feldſpathartiger Entwickelung: T = a: b: c bildete eine ſehr deutlich blättrige geſchobene Säule von 124° 30′. M = b: a: c ſtumpft ihren ſcharfen Winkel gerade ab, hat aber nur undeutlichen Blätterbruch und daher auch keinen innern Glanz, wie T. Die Schief - endfläche P = a: c: b iſt gerade auf die ſtumpfe Kante aufgeſetzt, und da P / T = 103° 1′, ſo iſt ſie 75° 10′ gegen die Axe c geneigt. Statt der hintern Gegenfläche findet ſich immer das Augitpaar o = a': ½b: c von 148° 30′ unter einander, folglich P / o = 145° 23′, und die Kante o / o neigt ſich auf der Hinterſeite 73° 37′ gegen Axe c, hieraus findet ſich a: b: k = 3,579: 6,803: 0,052 lga = 0,55378, lgb = 0,83269, lgk = 8,71641.

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Der Axenwinkel A / c beträgt vorn 89° 10′, alſo neigt ſich A dem Feldſpath entgegen hinten etwas hinab. Dieſe einfachen Dodekaide P M T o kommen ausge - zeichnet ringsum ausgebildet in den Baſalttuffen vor. Daran treten untergeordnet

  • n = a: c: ¼b in Zone P / M und o / T;
  • s = a': b in Zone o / M und n / T;
  • m = a: ½b in Zone P / T und n / T;
  • d = a: b in Zone m / M und n / T liegend.

Zwillinge nach dem Feldſpathgeſetz der Karlsbader kommen aus -

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gezeichnet vor, die Kryſtalle haben die Fläche k = a: b: c gemein und liegen umgekehrt. Häufig läßt ſich auch nicht die Spur eines einſpringenden Winkels, nicht einmal der Zwillingsgränze entdecken, allein an einem Ende findet ſich ein Paar P und P', am andern aber ein Oktaeder o o o' o'. Im letztern ſind merkwürdiger Weiſe alle vier Winkel gleich, alſo o / o = o' / o = 148° 30′.

Da es an klaren Hornblenden fehlt, ſo ſind ſie optiſch noch nicht unterſucht. Härte = 5 6, Gew. 2,8 3,2. Schwarze, grüne und weiße Farbe. Vor dem Löthrohr ſchmelzen ſie nicht ſonderlich ſchwer, die eiſen -209I. Cl. 4te Fam. : Hornblende.haltigen jedoch leichter. Man nimmt ſie als ¾ Silicate 4 S⃛i3, worin die Baſis hauptſächlich aus Ċa, Ṁg, Ḟe beſteht. Sehr ſchwierig läßt ſich jedoch gerade bei den verbreitetſten ein bedeutender Gehalt von Thonerde erklären, mit deren Zunahme die Kieſelerde abzunehmen pflegt. Daher hat Bonsdorf die Vermuthung geäußert, A̶⃛l möchte in der Formel die S⃛i iſomorph erſetzen. Ziemlich unerwartet kommt ein Gehalt an Flußſäure, der beim Pargaſit auf 1,5 Proc. ſteigt.

Nach dem Vorkommen im Großen kann man vornehmlich dreierlei unterſcheiden 1) im Vulkan - und Baſaltgeſtein; 2) im granitiſchen Urge - birge; 3) im Alpiniſchen Serpentin und Talkſchiefer. Vorzügliche Ab - änderungen ſind etwa folgende:

1) Baſaltiſche Hornblende, pechſchwarz, d. h. Lamellen zeigen einen Stich ins Braun, häufig mit gerundeten Kanten. Umundum aus - kryſtalliſirt bildet das 2 + 1gliedrige Dodekaid gewöhnlich die Haupt - form (daher Amphibol dodécaèdre), und da hieran die drei Endkanten von o o P nicht weſentlich von einander abweichen, ſo ſahe ſie Romé de l’Isle noch für rhomboedriſchen Schörl an, indeß die beiden Blätter - brüche in der ſechsſeitigen Säule orientiren leicht. Beim Anhauchen zeigen ſie einen bittern Thongeruch. Gew. 3,27. Struve fand in denen aus dem Baſalttuff von Bilin 40 S⃛i, 11 Ċa, 13,5 Ṁg, 13,7 F̶⃛e, (aber als Oxydul darin enthalten), 17,6 A̶⃛l, 1,9 , 1 Ṅa, 1,1 Fl, Klaproth gibt ſogar bei einer Fuldaiſchen 26 A̶⃛l an. Es will zu dieſen und andern Analyſen keine Formel recht paſſen. Die Schwäbiſchen Baſalttuffe z. B. bei Eningen, der Klingſtein im Höhgau, der Trachyt des Siebengebirges, die vulkaniſchen Geſteine der Auvergne ſind bekannte Fundorte. In den Auswürflingen des Veſuvs und Lacher Sees kommt ſie in feinen ſchwarzen Nadeln vor.

2) Gemeine Hornblende, rabenſchwarz, d. h. mit einem Stich ins Grün, die Farbe der Eiſenoxydulſalze. Die kry - ſtalliniſche Maſſe zeigt Neigung zum Faſrigen. Den Säulen fehlt häufig die Abſtumpfungsfläche der ſcharfen Kante (M), ſtatt deſſen kommt die der ſtumpfen k = a: b: c vor, wodurch die Strahlen ein ſchilfar - tiges ſtark längs geſtreiftes Anſehen gewinnen. Als Endigung herrſcht ein Paar l = a: c: ½b aus der

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Diagonalzone von P, welche letztere auch wohl ihre Median-Kante von 148° 16′ abſtumpft. Kryſtalle beſonders ſchön bei Arendal. Die im Ur - gebirge eingeſprengte Hornblende, welche zur Bildung von Sienit, Horn - blendeſchiefer, Grünſtein, grünen Porphyren ꝛc. beiträgt, gehört alle dieſer Abänderung an. Höchſt eigenthümlich ſind die gefloſſenen Kryſtalle im Kalkſpath von Pargas in Finnland (Pargaſit) eingeſprengt, ihre Ober - fläche erſcheint wie angeſchmolzen, und ihre Farbenänderungen gehen vom hellſten bis ins ſchwarzeſte Grün. Auch in Amerika kommen ähnliche Körner vor. Bonsdorf gibt darin 45,7 S⃛i, 13,8 Ċa, 18,8 Ṁg, 7,3 Ḟe, 12,2 A̶⃛l, 1,5 Fl an, ebenſo haben ſich auch die Vorkommen anderer[Gegenden] Thonerdehaltig erwieſen, eine gute Formel hat man daher noch nicht auf - ſtellen können.

Uralit nannte G. Roſe (Pogg. Ann. 22. 342) die grünlichen Augit - kryſtalle aus den Augitporphyren (Grünſtein) vom Ural. Sie haben dieQuenſtedt, Mineralogie. 14210I. Cl. 4te Fam. : Strahlſtein.Form des Augits aber den blättrigen Bruch der Hornblende, ja bei dem tartariſchen Dorfe Muldakajewsk ohnweit Miask führen die ringsumgebil - deten Kryſtalle noch einen unveränderten Kern von Augit. Roſe nahm es anfangs als Beweis, daß Hornblende und Augit identiſch ſeien. Sie

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fanden ſich darauf bald ſehr verbreitet, namentlich auch in großen aufgewachſenen Kryſtallen von Arendal in Norwegen, die mit Säure aus dem mitbrechenden Kalkſpath herausgeätzt zu werden pflegen. Dieſelben haben die 8ſeitige Säule T T k M des Au - gits, T / T = 87° 6′, endigen aber mit der Schiefendfläche P und dem bei der gemeinen Hornblende ſo gewöhnlichen Paare l. Die Flächen der Augitſäule ſpiegeln nicht, dreht man ſie aber ein wenig um die Axe c, ſo tritt aus dem Innern ein lebhaftes Licht heraus, was die Blätterbrüche der Hornblendeſäule zwiſchen k und T anzeigt. Die Unterbrechung des Lichtes deutet vielleicht an, daß die Ausfüllung der Augitform durch lauter kleine einander parallelliegende Hornblendekryſtalle geſchah, beide Hornblende und Augitform haben ſich genau ſymmetriſch in einander gefügt. Der Kryſtall müßte darnach zuerſt als Augit ge - wachſen ſein, deſſen Atome ſich ſpäter in Hornblende umgelagert haben (Paramorphoſe pag. 137). Dann wären es Afterkryſtalle der Hornblende nach Augit. Am einfachſten könnte die Sache freilich ſcheinen, wenn man ſie geradezu für Hornblendekryſtalle hielte, an welchen die Augitſäule T T zur Ausbildung gekommen wäre. Aber es kommen daſelbſt zugleich Augite von derſelben Farbe vor, welche den Hornblendebruch nicht zeigen. So daß an Afterbildung wohl nicht gezweifelt werden kann.

3) Strahlſtein Wr., Actinote Hy. Langſtrahlige Säulen mit T T M, welche meiſt ohne Ende im Alpiniſchen Talkſchiefer liegen, auf - fallend ſpröden Querbruch zeigen, weshalb Werner die Alpiniſchen mit ihrer lichtgrünen Farbe und 3fachen Gew. glaſigen Strahlſtein nannte, im Gegenſatz von den gemeinen excentriſchſtrahligen auf den Sächſiſchen Erzgängen (Breitenbrunn und Ehrenfriedersdorf). Werners körniger Strahlſtein iſt meiſt augitiſch. Die ſchöngrüne Farbe rührt von etwas Eiſenoxydulſalz her, doch fand Klaproth ſchon bei den faſt ſmaragdgrünen von Teinach in Steyermark 1 Proc. Chromoxyd. Sie ſind entweder ganz frei von Thonerde, oder haben doch nur unbedeutende Procente, daher Ċa S⃛i + Ṁg3 S⃛i2. Nach Laugier enthält der Zillerthäler 50 S⃛i, 19 Ṁg, 9,7 Ċa, 11 Ḟe, 5 C̶⃛r (?) ꝛc. G. Roſe (Reiſe Ural II. 363) ſchmolz ſolche, ließ ſie langſam erkalten, und bekam dann ſtatt der Hornblende kleine Augitnadeln! Zu ähnlichen Reſultaten war Mitſcherlich ſchon mit dem Tremolith gekommen. Da auch dieſe Kryſtalle einen kleinen Gehalt an Flußſäure haben, ſo ſind Verluſte beim Schmelzen nicht ganz zu vermei - den, doch würde man ein ſolches Reſultat nicht erwarten.

Tremolith nannte Pater Pini die grauen bis ſchneeweißen, faſt gänzlich eiſenfreien Strahlen im Dolomit von Campolongo am St. Gotthardt. Pini wollte ſie im Tremolathale gefunden haben, was man nicht direkt beſtreiten kann, wenn ſie auch ſpäter da nicht wieder gefunden wurden. Die grauen bilden lange ſchilfartige Säulen, und wenn man ſie quer durchbricht, ſo nimmt man nicht ſelten eine Zwillingsgränze wahr, welche der Axe b entſpricht, daher nannte ſie Hauy Grammatit. Viele211I. Cl. 4te Fam. : Augitkryſtalle.derſelben ſind hohl und mit Dolomit erfüllt. Die ſchneeweißen excentriſch ſtrahligen werden zuletzt ganz Asbeſtartig. Schon Sauſſure erwähnt ihre Phosphorescenz beim Reiben mit einem Stahl ꝛc. Sie ſind übrigens durch alle Grade mit dem grünfarbigen Strahlſtein verbunden.

Anthophyllit (Anthophyllum Gewürznelke) nach ihrer nelken - braunen Farbe genannt, ſehr ſchön mit Kupferkies bei Snarum. Den blättrigen Bruch von M = b: a: c kann man auch noch darſtellen. Nicht zu verwechſeln mit Broncit. Keine Kalkerde, ein wenig ſchwerer ſchmelzbar als Strahlſtein, Ḟe S⃛i + Ṁg3 S⃛i2, alſo eine ausgezeichnete Hornblende.

Arfvedſonit Brooke kommt mit Eudyalit in Grönland vor. Trotz ſeiner eigenthümlichen Zuſammenſetzung hat er den deutlichen Blätter - bruch der Hornblende, aber die Säule T / T bildet nur 123° 55′, raben - ſchwarz, H = 6, Gew. 3,44. Schmilzt ſchon im bloßen Kerzenlicht, ent - hält Ṅa S⃛i + Ḟe3 S⃛i, 49,3 S⃛i, 36 Ḟe, 8 Ṅa ꝛc. Später wird er auch im Zirkonſienit von Frederiksvärn und in dem Magneteiſenſteinlager von Arendal angegeben. Auch der

Aegyrin (nach einem Meergott) aus dem Zirkonſienit der äußerſten Klippen des Brevig-Fiords hat Natron, ſoll aber nach Breithaupt die Augitſäule zeigen.

Babingtonit Levy (Pogg. Ann. 5. 159) von Arendal, gleicht einer rabenſchwarzen Hornblende, an der Oberfläche aber glänzend wie ſchwarzer Turmalin, H = 6, Gew. 3,4. Eingliedrig: eine Säule M / T bildet 112° 30′, den Blätterbruch von T kann man in Splittern darſtellen. Die ſcharfe Kante wird durch b ſehr ungleich abgeſtumpft, ſo daß b mit dem Blätterbruch T etwa 160° bildet. Die ſtumpfe Kante nicht abgeſtumpft. Die

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Endfläche P ſehr deutlich blättrig, daher brechen die Kryſtalle leicht nach ihr ab, P / M = 92° 34′, P / T = 92°. Niemals fehlt eine einſeitige End - fläche d mit P 150 $$\frac{1}{2}$$ ° bildend. (Ċa + Ḟe) 6 S⃛i5.

2. Augit Wr.

Nach Augites des Plinius 37. 54 genannt, Hauys Pyroxen (dem Feuer fremd), weil man ihn in jener Zeit auf naſſem Wege entſtanden dachte. Schon Romé de l’Isle unterſchied ihn richtig als Schorl noire en prisme octaèdre II. 398, was auf das Weſen ſeiner Form deutet.

2 + 1 gliedrig mit hornblendartiger Entwickelung. Eine geſchobene Säule T = a: b: c wendet ihren ſcharfen Winkel 87° 6′ nach vorn, ſie iſt zwar blättrig, aber viel undeutlicher als bei der Hornblende. Ihre ſcharfe vordere Kante pflegt immer durch k = a: b: c und ihre ſtumpfe durch M = b: a: c gerade abgeſtumpft zu ſein, wodurch eine ſehr charakteriſtiſche achtſeitige Säule entſteht, an deren Ende auf der Hinterſeite

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ein Paar o = a': c: ½b herrſcht, das ſich unter 120° 39′ ſchneidet, wor - nach Hr. Prof. Weiß den ſchief gegen die Axe c geneigten Paaren überhaupt ( $$\frac{a}{m}$$ : $$\frac{b}{n}$$ : c) im allgemeinen den paſſenden Namen augitartige14*212I. Cl. 4. Fam. : Augit.Paare (kurz Augitpaare) gab. Die Schiefendfläche P = a: c: b macht 74° gegen die Axe c, die hintere Gegenfläche x = a': c: b dagegen 74° 37′ gegen c, es muß ſich daher die Axe A nicht wie bei der Horn - blende hinten, ſondern wie beim Feldſpath vorn etwas hinab neigen, und A / c vorn 90° 20′ machen. Daraus findet ſich a: b: k = 3,559: 3,384: 0,0207 lga = 0,55137, lgb = 0,52938, lgk = 8,31613.

Der Augit iſt an Flächen viel reicher als die Hornblende, beſonders

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zeichnet ſich der lauchgrüne Faſſait aus dem Faſſa - und Broſſothale und der Diopſid aus. Es herrſcht darin die Fläche n = a: c: ¼b, 82° 43′ über P bildend, in deren Diagonalzone ſie fällt. Vorn ſtumpft m = a: ½b: c die Kante P / T ab, m / m ſchneiden ſie unter 131½°. Hinten herrſcht da - gegen außer o das untere Augitpaar u '= a': ¼b: c mit 96° 36′ in der Mediankante, der zuweilen auch vorn ein Paar u = a: ¼b: c entſprechen ſoll, welche die Kante zwiſchen m und e = a: b: c abſtumpfen würde. Ein noch ſchärferes Paar auf

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der Hinterſeite bildet λ = a ': b: c 88° 34′. Dieſe drei unter einander liegenden Flächenpaare o u' λ ſind wichtig für die Orientirung in Hinten, indem ihre Kante mit T die ſcharfe Säulenkante T / T unter ſcharfem Winkel ſchneidet. Selten entſpricht der n vorn hinten eine n' = a': c: ¼b. Zuweilen zeigen ſich auch undeutliche Anfänge von einer Gradendfläche c: a: b. In der Säule ſtumpft z = a: b: c die Kante M / T und z '= a: b: c die Kante k / T ab. Auch die drei - fach ſchärfere y = a': c: b findet ſich zu - weilen.

Die Zwillinge verdienen beſondere Aufmerkſamkeit. Ihre In -

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dividuen ſetzen ſich mit k = a: b: c an einander und liegen umgekehrt. Die baſaltiſchen ringsum ausgebildeten zeigen dann an einem Ende einſpringende Winkel. Bei den Alpiniſchen greift nicht ſelten dieſe Zwillingsbildung ſo durch, daß man äußerſt vorſichtig in der Deutung der Kryſtalle des Diopſides und Faſſaits ſein muß. Die Flächen m o u λ aus der erſten Kantenzone leiſten hier durch ihre Winkel an der medianen Säulenkante, der vorn ſtumpf, hinten ſcharf iſt, die beſten Dienſte. Die Zwillingsgränze iſt nicht ſelten ſo verſteckt, daß die Optiker lange dadurch irre geführt wurden. Uebrigens kommen bei Hoch - öfen ſtrahlig kryſtalliſirte Schlacken vor, die ſehr an Strahlſtein erinnern pag. 213.

Die optiſchen Axen α β liegen in der Axenebene a c parallel der Fläche

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M = b: a: c, machen unter ſich einen Winkel von 58° 56′, der durch Axe c nicht halbirt wird, ſondern die optiſche Axe α macht mit c auf der Hinterſeite 26′, β daſelbſt213I. Cl. 4te Fam. : Augit.68° 22′, und da die Diagonale von P = a: c mit Axe c 74° macht, ſo fällt β faſt damit zuſammen, d. h. geht ihr faſt parallel. Da man nun die Unterſuchung gewöhnlich an den Diopſidſäulen des Zillerthales anſtellt, welche ſämmtlich Zwillinge ſind, ſo zeigt eine ſenkrecht gegen Axe c geſchliffene Platte vorn dieſelben Farben als hinten, was ein 2 - gliedriges Kryſtallſyſtem bezeugen würde. Dr. Ewald hat nun aber ge - zeigt (Pogg. Ann. 56 174), daß dieſe Ausnahme im Zwillinge ihren Grund habe, denn trennt man eines der Individuen los, ſo verhalten ſich beide Ringſyſteme in Beziehung auf ihre Farben unſymmetriſch, wie bei allen 2 + 1gliedrigen Syſtemen.

H = 4 6, Gew. 3,2 3,5. Wird durchſichtiger als Hornblende, aber zeigt ſonſt die gleichen Varietäten. Mehr Neigung zu körnigen als ſtrahligen Bildungen, wodurch ſie ſich äußerlich von der Hornblende öfter leicht unterſcheiden laſſen.

Chemiſch läßt ſich ein ſicherer Unterſchied von Hornblende und Augit kaum feſtſetzen, namentlich gibt es auch Thonerdefreie und Thonerdehaltige Varietäten, Flußſäure konnte jedoch G. Roſe darin nicht nachweiſen. Da ſie aber im Allgemeinen etwas weniger Kieſelerde als Hornblende ent - halten, ſo gibt man ihnen wohl die Formel 3 S⃛i2, worin die Baſis vor - züglich in Ċa, Ṁg und Ḟe beſteht. Nur darf man nicht vergeſſen, daß dieſen hypothetiſchen Annahmen thatſächlich die Analyſen oft durchaus nicht entſprechen (Rammelsberg Pogg. Ann. 83. 458).

Das Vorkommen iſt faſt nie in Gebirgsarten, die freien Quarz oder mit Kieſelerde geſättigte Feldſpäthe enthalten, ſondern ſie bilden vielmehr mit Labrador, Olivin, Leucit ꝛc. Augitporphyr, Gabbro, Leucitophyre, Nephelingeſteine ꝛc. Noch beſonders bemerkenswerth iſt ihr Vorkommen in den Hochofenſchlacken: die ſchönſten grauen Kryſtalle mit Winkeln von ungefähr 87° hat ſchon Nöggerath von der Olsberger Eiſenhütte bei Bigge in Weſtphalen beſchrieben und Rammelsberg analyſirt (Pogg. Ann. 74. 108). Auch der ſchönen lavendelblauen Schlacken von Eiſen - hütten, die mit Coaks heitzen (Neukirchen bei Saarbrücken), kann man hier erwähnen: in ihren Druſenräumen finden ſich die ſchönſten acht - ſeitigen Säulen mit Gradendfläche. Obgleich das Matte und Bau - chige der Flächen keine genaue Meſſung zuläßt, ſo ſcheint doch der Winkel der Hauptſäule nicht weſentlich vom rechten abzuweichen, deren Kanten gerade abgeſtumpft werden. Man hat die Säule

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wohl für quadratiſch gehalten und zum Humboldtilit Covelli’s geſtellt. Nach Biſchoff auf dem Mägdeſprung (Zeitſchrift deutſch. Geol. Geſellſch. V. 609) bilden ſich die Kryſtalle hauptſächlich bei hitzigem Ofengange. Wenn man deſſen glühende Schlacke plötzlich durch kaltes Waſſer abkühlt, ſo entſteht ein leichter zerreiblicher Bimmſtein; beim Abkühlen auf trockener Unterlage ein durchſichtiges Glas; unter einer ſchützenden Decke von trockenem Sande obige Kryſtalle; in einer Grube mit warmen Kohlen - geſtübbe kommt ein feinſtrahliges Gefüge, woran Säulen von 87°, 124° und andere Winkel erkennbar waren, was an Hornblende und Augit er - innert pag. 212. Die Analyſe der 8ſeitigen Säulen gab 41,1 S⃛i, 10,9 A̶⃛l, 20,6 Ṁn, 1,7 Ḟe, 23,7 Ċa (Pogg. Ann. 74. 101).

1. Baſaltiſcher Augit (blättriger Augit Wr.) kommt mit der baſaltiſchen Hornblende zuſammen in ringsum gebildeten ſchwarzen Kry -214I. Cl. 4te Fam. : Diopſid.ſtallen mit TMko in Baſalttuffen, Laven ꝛc. ſehr ausgezeichnet vor. Die Bergmaſſe pflegt in der Regel leichter zu verwittern, als die Kryſtalle, und dann kann man letztere in allen vulkaniſchen Gegenden leicht in großer Menge ſammeln. Sie liefern zugleich einen weſentlichen Beſtand - theil der Baſalte, Mandelſteine und baſaltiſchen Laven ſelbſt. Der Gehalt an Thonerde ſteigt zwar nicht ſo hoch als bei der gleichnamigen Horn - blende, doch ſteigt er immerhin auf 5 6,6 p. C. Sie bilden ſich noch ausgezeichnet ſchön in den heutigen Laven, und haben daſelbſt meiſt eine grünliche Farbe. Die aus dem Mandelſtein des Faſſathales zeigen eine Gradendfläche, ſonſt findet ſich außer der 8ſeitigen Säule als Endigung ſelten mehr als das Augitpaar o. Intereſſant die Kryſtalle im Meteor - ſtein von Juvenas.

2. Gemeiner Augit mit dunkelgrüner bis rabenſchwarzer Farbe. Die Zuſammenſetzung entſpricht häufig der Formel (Ċa, Ṁg, Ḟe) 3 S⃛i2, dunkele enthalten nicht ſelten noch etwas Thonerde, wie die körnigen aus den Eiſenſteingruben von Arendal. Dieſen ſehr verwandt iſt der raben - ſchwarze Jefferſonit von Sparta in New-Jerſey, ein ausgezeichneter Augit, aber mit 4 p. C. Zinkoxyd. Dem ſchwärzlichgrünen Hedenbergit von Tuna - berg fehlt die Talkerde, er hat dagegen 28 Ḟe, daher auch das hohe Ge - wicht von 3,5 erklärlich. Gruner hat ſogar einen asbeſtartigen Augit mit 52,2 Ḟe analyſirt, was faſt genau einen Eiſen-Augit Fe3 S⃛i2 von 3,7 Gew. geben würde. Mit dem Lichterwerden der Farbe nimmt der Eiſengehalt ab. So enthält der lauchgrüne, körnig abgeſonderte

Kokkolith Andrada (κόκκος Kern) nach Vauquelin 7 F̶⃛e. Er bildet in Südſchweden Lager mit Kalkſpath im Magneteiſen. Kudernatſch gibt dagegen in dem dunkelgrünen

Faſſait neben 4,4 A̶⃛l 12 Ḟe an. Beſonders ſchön kryſtalliſirt kommen ſie bei Traverſella in den Piemonteſiſchen Alpen vor, ſie gleichen hier quadratiſchen Säulen mit ſcharfen Endigungen. Die lichtern vom Mon - zoniberg im Kalkſpath mit ſchwarzem Spinell ſtreifen ſchon an den Diopſid, ebenſo der Baikalit an den Quellen der Sljudenka am Baikalſee.

3. Diopſid Ċa3 S⃛i2 + Ṁg3 S⃛i2, grün aber klar und durchſichtig, obgleich Exemplare, zu optiſchen Verſuchen brauchbar, nicht zu den ge - wöhnlichen gehören. Der Hauy’ſche Name ſoll nicht an die Durchſichtig - keit erinnern, ſondern kommt von δίς doppelt und ὄψις Anſicht, weil man über die Kernform doppelte Anſicht haben könne. Es pflegt die Oblong - ſäule k M zu herrſchen, während die Säulenflächen T deren Kanten nur ſchwach abſtumpfen, k iſt bauchig geſtreift. Die matten Schiefendflächen P und x fehlen nie, ſind aber klein, die Paare m und u 'dagegen ſtark ausgedehnt. Mit einem Ende aufgewachſen, welches blaſſer gefärbt zu ſein pflegt, als das freie. Schönſte Kryſtalle mit Granat in Spalten des Serpentins der Alp de la Mussa in Piemont. Armlange und dicke Säulen im Chlorit vom Schwarzenſtein im Zillerthal. Geht wie der Strahlſtein in Asbeſt über. Auch als Hüttenprodukt aus dem Eiſen - hochofen zu Gammelbo (Weſtmannland).

4. Sahlit d’Andrada Scheerer Journ. IV. 31 von der Salaſilbergrube in Weſtermannland, berggrüne trübe ſtrahlige Maſſen von der Zuſammen - ſetzung des Diopſides, aber in der Oblongſäule iſt k = a: b: c215I. Cl. 4te Fam. : Akmit, Diallag.entſchieden blättrig, und dazu kommt eine noch deutlicher blättrige Schief - endfläche P = a: c: b, welche auf M ſenkrecht ſteht. Man hatte daher das Mineral lange mit Feldſpath verwechſelt, allein da es entſchieden weicher iſt, ſo nannte es Abilgaard

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Malacolith (μάλακος weich). Die blättrige k könnte man ſich gefallen laſſen, ſie führt zum Diallag, aber die blättrige P überraſcht, und doch darf man ſie wegen ihres Glanzes kaum für Abſonderungsfläche halten. Nicht blos in Schweden, ſondern auch die berggrünen Strahlen in der Muſſa-Alp (Muſſit) und von Gefrees im Fichtelgebirge zeigen dieſen merkwürdigen Querbruch.

5. Akmit Berz. (nicht Achmit von ἀκμή Spitze) wurde von Ström im Quarz bei Eger ohnweit Kongsberg in fußlangen Strahlen eingewachſen gefunden (Pogg. Ann. V. 158), die dort ſehr gemein ſind. Schon die übermäßig geſtreckten 8ſeitigen Säulen mit ihren Winkeln ſtimmen voll - kommen mit Augit, k breiter als M, am Ende herrſcht (außer o = a': c: ½b) ein ſehr ſcharfes Paar μ = $$\frac{1}{7}$$ a': b: c, und da die Kryſtalle vorn wie hinten ſind, ſo müſſen es Zwillinge ſein, die Zwillingsgränze in einer feinen Linie parallel der breiten k im Querbruch leicht verfolgbar. Durch das Zerſchlagen des Quarzes bekommt man leicht Endflächen. Die bräunlich ſchwarzen Kryſtalle haben außen einen ſtarken Flächenglanz, innen ſind ſie dagegen gänzlich matt, wie ſtark veränderte Afterkryſtalle. Daraus mag ſich auch theilweis die von Augit abweichende Zuſammen - ſetzung Ṅa S⃛i + F̶⃛e S⃛i2 erklären laſſen. Berzelius fand 55,2 S⃛i, 31,2 F̶⃛e, 10,4 Ṅa. Schmilzt leicht zu einer magnetiſchen Perle. Vergleiche mit der Form auch den Spodumen pag. 196.

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6. Rother Mangankieſel (Rhodonit, ῥόδον Roſe) nach ſeiner Roſenfarbe, übrigens nicht mit Ṁn zu verwechſeln. Man findet ihn meiſt in derben feinkörnigen, hornſteinartigen Maſſen, doch kommt er zu Läng - banshytta in Wermeland blättrig in dem dortigen körnigen Eiſenglanz eingeſprengt vor mit dem Winkel der Augitſäule, auch gab die Analyſe von Berzelius Ṁn3 S⃛i2. Der von Schabrowa bei Katharinenberg wird verſchliffen, auch hier konnte G. Roſe den Säulenwinkel meſſen. Durch Verwitterung verlieren ſie ihre Farbe, und bilden im Kieſelſchiefer am Schebenholze bei Elbingerode ein ſchwarz, grün und roth gefärbtes Ge - ſtein, faſt mit Jaſpisbruch, woraus man ſogar gewagt hat, verſchiedene Mineralſpecies zu machen. Der

Buſtamit aus Mexiko 2 Ṁn3 S⃛i2 + Ċa3 S⃛i2 von ſtrahliger Struktur und röthlicher Farbe könnte auch hierhin gehören. Auch Shepard’s röth - lich brauner

Fowlerit von Stirling in New-Yerſey, 3,6 Gew. iſt ein Mangan - augit (Ṁn, Ḟe, Żn, Ċa) 3 S⃛i2 mit 5,8 Żn, er kommt in großen Kryſtallen vor.

3. Diallag.

Augite, woran k = a: b: c blättriger iſt als die Säule T = a: b: c. Man hat mehrere Varietäten unterſchieden. Sie216I. Cl. 4te Fam. : Diallag.ſpielen in dem Gabbrogeſtein eine auffallende Rolle, ſtets in Verbindung mit Labrador. Dahin gehören beſonders folgende drei:

Hyperſthen Hauy ὑπέρ über, σϑένος Kraft, weil er ſich durch ſtärkern Glanz und ſtärkere Härte von Hornblende unterſcheiden ſollte, wozu ihn Werner (labradoriſche Hornblende) ſtellte. Als Hauy den Un - terſchied von Hornblende nachgewieſen hatte, nannte ihn Werner Paulit von der St. Paulsinſel bei Labrador, von wo er damals einzig und allein bekannt wurde und zwar in Begleitung des prachtvoll farbeſpielenden La - brador’s, welches Geſtein den Namen Hyperſthenfels führt (Pogg. Ann. 34. 10). Der Blätterbruch k iſt ſehr deutlich mit einem halbmetalliſchen ins Kupferroth ſich neigenden Glanz, ſenkrecht dagegen ſteht der faſrige Bruch M = b: a: c. Verſteckt liegen die Brüche der Augitiſchen Säule T. Braune Farbe gewöhnlich. Härte 6, Gew. 3,4. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſchwer, Ṁg3 S⃛i2 + Ḟe3 S⃛i2. Verwächſt gern mit Hornblende und enthält meiſt Titaneiſen. Außer der St. Paulsinſel iſt der Hyperſthenfels von Elfdalen berühmt, welcher verſchliffen wird, Nadeln von Apatit und Olivin enthält. Prachtvoll ſind die großen Blätter von Volpersdorf bei Neurode in Schleſien, der von Penig in Sachſen neigt ſchon zum krummblättrigen, iſt aber noch Kupferroth, im Geſtein von La Preſe (Veltlin) iſt er bereits ſo blättrig, daß dieſen G. Roſe ſchon zum Diallag im engern Sinn ſtellt, obgleich die braune Farbe ſtark an Hy - perſthen erinnert. Harz, Hebriden, Amerika. Doch muß man nicht meinen, daß ſich jedes einzelne dieſer Geſteine feſt deuten ließe.

Bronzit Karſten Klaproths Beitr. V. 32 aus dem Serpentin von Kraubat in Steiermark, und ſpäter noch ausgezeichneter von Kupferberg auf dem Fichtelgebirge, in den Olivinmaſſen am Stempel bei Marburg ꝛc. Nach ſeiner lichten tombakbraunen Farbe genannt, da dieſe ins Nelken - braune geht, ſo nannte ihn Werner blättrigen Anthophyllit. Die Fläche k bildet zwar noch den deutlichſten unter den Blätterbrüchen, allein ſie iſt eigenthümlich krummflächig und faſrig, daher zeigt ſich auch bei der Bewegung ein innerer Lichtſchein, Gew. 3,27. Er ſteht an der Gränze der Schmelzbarkeit, aber da man von ihm leicht die feinſten Faſern ſpalten kann, ſo läßt ſich an dieſelben ein Köpfchen ſchmelzen. 3 Ṁg3 S⃛i2 + Ḟe3 Si2, doch wird der Eiſengehalt wechſelnd angegeben. Der aus dem Serpentin von Kupferberg wird durch Verwitterung ſo weich wie Talk, (Phäſtin), fühlt ſich auch fettig an, ohne Lichtſchein und Faſerſtruktur aufzugeben. Eine höchſt eigenthümliche Veränderung!

Diallag Hauy (διαλλαγή Veränderung, eine ſehr geſuchte Benen - nung, die auf die Ungleichheit der Blätterbrüche anſpielen ſoll). Haupt - ſächlich mit Labrador in der Gabbro. Der blättrige Bruch k = a: b: c wird ſo ausgezeichnet, daß er häufig an Glimmer erinnert, der Säulen - bruch T nicht mehr erkennbar, aber nach M = b: a: , ſpringt er faſrig weg. Gern grüne Farbe, H = 4 5, Gew. 3,2 3,4. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er leichter als Bronzit, aber ſchwerer als Augit. Man gibt ihm die Formel des Augits (3 Ṁg + 2 Ċa + Ḟe) 3 S⃛i2, obgleich der Winkel der Säule noch nicht nachgewieſen wurde. Es iſt hier auch der Schillerſpath pag. 205 zu vergleichen. Als Normalſpecies ſieht man den Bronzefarbigen von La Preſe im Veltlin an, kleinblättriger217I. Cl. 4te Fam. : Wollastonit.ſind die berggrünen von der Baſte im Harzeburger Forſt, am Rande mit nelkenbrauner Hornblende verwachſen (Pogg. Ann. 13. 101). Die grünen ſind meiſt verdächtig, denn gerade die ſchönſten faſt ſmaragdgrünen im Sauſſurit von Turin und Corſika (Saussure’s Smaragdit) ſollen nach Hai - dinger Gemiſche von Hornblende und Augit ſein (Gilbert’s Ann. 1823, Band 75. 365). Beide nicht ſelten mit einander ſo verwachſen, daß ihre Achſen a b c reſpective zuſammenfallen. Es erinnert an die Afterbildung des Uralits pag. 209 und iſt um ſo merkwürdiger, da ſich ſolche Ver - wachſungen bei der ganzen Diallaggruppe wiederholen. Gewöhnlich dringt die Hornblende in etwas anderer Farbe vom Rande herein. Werner’s

Omphacit (ὀμφαξ unreife Traube) nach der grünen Farbe ge - nannt, kommt körnig in Begleitung von rothem Granat und blauem Cyanit beſonders ſchön bei Hof im Fichtelgebirge und am Bacher in Unter - Steyermark vor. Auch hier iſt Hornblende mit Augit unregelmäßig durch - einander gemiſcht. Am Bacher ſoll das zum Smaragdgrünen ſich neigende Foſſil Augit und das braunere Hornblende ſein.

Wollastonit Hauy. Schon 1793 entdeckte ihn Stütz im Wiener Muſeum in den blauen Kalken mit braunen Granaten und Buntkupfer - erz von Cziklowa im Banat und nannte ihn Tafelſpath, Werner Schal - ſtein und Klaproth Beitr. III. 289 lieferte die Analyſe, welche auf Ċa3 S⃛i2 alſo augitiſche Zuſammenſetzung führte, allein das Kryſtallſyſtem kann damit nicht recht in Uebereinſtimmung gebracht werden. Es ſcheint wie beim Epidot gewendet 2 + 1 gliedrig. Die ſchneeweißen Strahlen von Finnland und dem Banat zeigen 4blättrige Brüche, denen auch nicht ſelten ſehr deutliche Kryſtallflächen entſprechen. Die beiden deutlichſten aber einander ungleichen Blätterbrüche M / T ſchneiden ſich nach Phillips unter 95° 20′, nach der deutlicher blätt - rigen T werden die Maſſen breitſtrahlig. Ein dritter Blätterbruch i ſtumpft die ſtumpfe Säulenkante ungleich ab, i / T = 135° 30′ und i / M = 139° 45′. Auch ein 4ter, welcher die ſcharfe Säulenkante von 84° 40′ ab - ſtumpft, ſchimmert öfter deutlich. Phillips gibt auch die

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Enden unſymmetriſch an h / T = 126°, e / T = 139° 45′. Später hat Brooke (Pogg. Ann. 23. 363) einen Kryſtall aus den Auswürflingen des Veſuvs gemeſſen, der ebenfalls 4 Blätterbrüche in einer Zone hatte, die Winkel ſind aber (theils aus unvollkommener Angabe) mit den Banater nicht in Uebereinſtimmung zu bringen. Darnach ſcheint aber das Syſtem 2 + 1gliedrig. Eine Säule von 95° 38′ wird angegeben, deren vordere ſtumpfe Kante der erſte Blätterbruch gerade abſtumpft. Eine blättrige Schiefendfläche P macht mit den Säulenflächen 104° 48′ und mit der Axe c 69° 48′.

Kobell gibt (Münchener Gelehrte Anzeigen 1843. II. 948) bei dem mit röthlichen ſerpentinartigen Spadait am Capo di Bove vorkommenden Kryſtallen eine Säule von 140° an, deren vordere ſtumpfe Kante der blättrige Bruch T gerade abſtumpft, worauf M ſich unter 95½° gerade aufſetzt, dieſe Winkel würden in Beziehung auf die Blätterbrüche mit denen von Phillip’s ſtimmen.

Härte 4 5, Gew. 2,8. Weiße bis ſchneeweiße Farbe, durch Rei - bung und Erwärmen phosphorescirend. Sehr brüchig.

218I. Cl. 4te Fam. : Olivin.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ziemlich ſchwer zu einer klaren Perle, zeigt dabei eine von Kalk herrührende ſchwache rothe Färbung der Flamme. Salzſäure zerlegt ihn und bildet eine Gallerte: 51,4 S⃛i, 47,4 Ċa ſtimmt gut mit der Formel C̈a3 S⃛i2. Im körnigen Kalkſpath im Banat und Finn - land (Perhenieni). Bei Auerbach an der Bergſtraße im ſpäthigen Kalke mit Granat. Verſchieden davon iſt das Vorkommen im Mandelſtein von Dumbarton, in der Lava von Capo di Bove, in den Auswürflingen des Veſuvs von Granat und Leucit begleitet.

Dana’s Danburit (Silliman’s Amer. Journ. 1850. IX. 286) von Dan - bury in Conecticut im Feldſpath mit Dolomit. Gelbliche Chondrodit - artige Kryſtalle mit 2 blättrigen Brüchen von 110°, ſcheinbar eingliedrig. H = 7, Gew. 2,95. 9,2 Borſäure, 49,7 S⃛i, 22,8 Ċa, 9,8 Ṅa, 4,3 K̇a ꝛc.

4. Olivin.

Werner ſchrieb 1790 im Bergmänniſchen Journal III. 2. pag. 54 eine beſondere Abhandlung darüber, und hieß ihn nach ſeiner olivengrünen Farbe, ſchied aber den edlen Olivin als Chryſolith ab, doch vereinigte ſie Hauy wieder unter dem in Frankreich bei den Steinſchleifern gebräuch - lichen Namen Peridot. Chrysolythus beſchreibt Plinius 37. 42 als einen goldgelben Stein (aureo fulgore), daher nimmt es Wunder, daß die Mineralogen vor Werner alle harten durchſichtigen gelblich grünen Steine, wie Olivin, Turmalin, Chryſoberyll, Beryll, Prehnit, Apatit, Zirkon, Flußſpath ꝛc. darunter begriffen, während derſelbe beſſer auf die gelbe Farbe des Topaſes gepaßt hätte. Man ſcheint hauptſächlich durch Wallerius Mineralogie in dieſen Fehler gefallen zu ſein.

Zweigliedriges Kryſtallſyſtem: eine geſchobene Säule n =

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a: b: c bildet vorn den ſtumpfen Winkel von 130° 2′. Dieſelbe wird aber meiſt tafelartig durch die längsgeſtreifte Fläche M = a: b: c. Die matte T = b: a: c iſt nur ſehr verſteckt blättrig. Die Gradendfläche P = c: a: b gewinnt ſelten an Ausdehnung. Ein auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetztes Paar d = a: c: b 76° 54′ (in c) iſt wegen des ſtarken Glanzes leicht meßbar. Aus den Win - keln von n / n und d / d ergibt ſich a: b = 0,794: 1,704 = 〈…〉 lga = 9,89983, lgb = 0,23148. Die glänzenden Oktaederflächen e = a: b: c fehlen ſelten, ihre ſeitliche Endkante wird durch die rauhe h = b: c: a gerade abgeſtumpft, die ſich unter 119° 12′ ſchneiden, rauh iſt ferner k = ½b: c: a 80° 53, da nun auch in derſelben Zone P und T matt war, ſo kann man ſich dar -

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nach leicht in die Stellung der Kryſtalle finden. Schöne deutliche Formen gehören übrigens zu den Seltenheiten, um ſo überraſchender war es, als G. Roſe (Pogg. Ann. 4. 185) aus dem Pallaſiſchen Meteoreiſen die flächenreichſten Kryſtalle beſchrieb, welche außer n PT, d, e, k noch i = ¼b: a: c, f = a: c: ½b, l = a: c: b, s = a: ½b: c und r = a: b: c hatten. P war daran ſtärker219I. Cl. 4te Fam. : Olivin.als gewöhnlich ausgedehnt und parallel der Axe a geſtreift. Die Form des Olivins hat große Aehnlichkeit mit der des Chryſoberylls, aber Zwillinge kennt man kaum (am Veſuv), dieſe kommen jedoch bei den Afterkryſtallen des Serpentins nach Olivin häufig vor pag. 204, ſie haben h = b: c: a gemein. Ja bei dieſen Afterkryſtallen finden ſich noch die Flächen δ = ½a: c: b, ε = ½a: b: c, φ = ½a: ½b: c und λ = ½a: ⅓b: c, welcher Reichthum an Humit erinnert. Härte 7, Gew. 3,35, Glasglanz, große Durchſcheinenheit und gelblichgrüne Farbe.

Im Feuer bleibt er faſt unverändert und ſchmilzt namentlich nicht vor dem Löthrohr, nur die mit ſtarkem Eiſengehalt werden angegriffen. Die Kalkerde iſt ihm fremd, Ṁg3 S⃛i, dagegen enthalten alle einen bedeu - tenden Gehalt an Ḟe3, auch etwas Nickeloxyd und Berzelius gibt bei den Pallaſiſchen und Böhmiſchen bis 0,2 Kupfer - und Zinnoxyd an. Salz - ſäure greift ihn nicht merklich an, dagegen wird das Pulver von Schwefel - ſäure vollkommen zur Gallerte zerſetzt. 41,2 S⃛i, 50,3 Ṁg, 8,5 Ḟe. Der Baſalt nebſt Verwandten bildet faſt die einzige Fundſtätte, hier kommt er nicht blos in einzelnen Körnern eingeſprengt vor, ſondern auch in kugelförmigen Haufen von ½′ bis über 2′ Durchmeſſer, wie am Dreiſer Weiher bei Dockweiler in der Eifel, zu Naurod bei Wiesbaden ꝛc. Solche Haufwerke ſind ſchwer erklärlich, und erſcheinen zumal bei der Unſchmelz - barkeit wie fremdartige Einſchlüſſe. Im Hyperſthenfels von Elfdalen er - kannte G. Roſe zuerſt gelblichen Olivin, ſpäter fand er ſich im Talk - ſchiefer am Berge Itkul ſüdlich Syßerck bei Katharinenburg in oliven - grünen durchſichtigen Stücken, bis Fauſtgröße (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 1849. Bd. 46. pag. 222). Auf die ſchönen Olivine in den Höh - lungen des Pallaſiſchen Meteoreiſens wurde oben aufmerkſam gemacht, ſchon Biot zeigte, daß es keine glaſige Maſſe, ſondern eine kryſtalliniſche Subſtanz mit zwei optiſchen Axen ſei, und neuerlich beweist Ebelmen (Erdmann’s J. p. C. 1851. Bd. 54. pag. 162), daß man leicht gelbe durchſichtige Kryſtalle bekomme, wenn man in einem offenen Gefäß auf Platindraht 4,5 S⃛i + 6,1 Ṁg + 6 B⃛ mit einander ſchmelze, woraus die leichte Bildung in Baſalten erklärlich erſcheint.

Der Chrylolith (edle Olivin) wird vielfach verſchliffen, und ſoll beſonders aus Egypten und Braſilien in rohen Körnern eingeführt werden. Die geſchliffenen kann man leicht mit Veſuvian verwechſeln.

Hyaloſiderit Walchner (ὕαλος Glas) aus dem Mandelſtein der Limburg bei Sasbach am Kaiſerſtuhl unmittelbar am Rhein. Ein Eiſen - olivin mit 29,7 Ḟe. Freilich haben die meiſten ſtark durch Verwitterung gelitten, ſie laufen dann ziegelroth an. Kleine Oktaeder mit den Flächen k s T n. Schmilzt zu einer magnetiſchen Schlacke.

Monticellit Brooke aus den Sommaauswürflingen ſcheint ein farbloſer Chryſolith zu ſein, und nach Scacchi aus Ṁg3 S⃛i + Ċa3 S⃛i zu beſtehen. Der nach ſeiner Froſchlaichähnlichen Farbe genannte Batra - chit Breithaupts vom Rizoniberge in Südtirol ſoll die gleiche Zuſammen - ſetzung haben, nur noch 3 p. C. Ḟe enthalten, obgleich er als rhombiſche Säule von 115° mit ſchwachem Blätterbruch beſchrieben wird. Breit - haupt’s Tephroit von Sparta in New-Yerſey mit Franklinit und Roth - zinkerz könnte ein Manganchryſolith ſein, (Ṁn, Ḟe) 3 S⃛i, allein die aſch -220I. Cl. 4te Fam. : Eiſenfriſchſchlacke, Humit.graue körnige Subſtanz kennt man nicht kryſtalliſirt. Vergleiche auch Knebelit.

Eiſenfriſchſchlacke (Fayalit). Bei dem Friſchprozeſſe des Eiſens bilden ſich ſehr blättrige kryſtalliniſche Schlacken von eiſenſchwarzer Farbe mit einem Stich ins Gelbe. Mitſcherlich (Abh. Berl. Akad. 1822 pag. 29) hat davon zuerſt nachgewieſen, daß ſie nicht blos die Formel eines aus -

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gezeichneten Eiſenolivins (Ḟe3 S⃛i), ſondern auch die Form haben. Es ſind treppenförmige Oblongoktaeder mit n = a: b: c 130° 28′ und k = ½b: c: a 81° 17′, deren eine Ecke durch T = b: a: c nicht ſelten ſo ſtark abgeſtumpft wird, daß es papier - dünne Tafeln gibt. Solche Tafeln haben aber immer Neigung, ſich zu zelligen Oblongoktaedern zu grup - piren, weßhalb ſie auch eine ausgezeichnete doppelte Streifung parallel T / n und T / k zeigen. Ein deutlicher Blätterbruch P = c: a: b ſtumpft die ſcharfe Kante k / k gerade ab, auf demſelben erkennt man öfter in ausgezeichneter Weiſe die Abſonderungsſtreifen der Tafeln, ſo daß derbe körnige Stücke auf ihren Bruchflächen Figuren zeigen ähnlich den Widmannſtätten’ſchen an geätzten Meteoreiſen. Da man dieſe Struktur auch an Hochſtetter’s

Fayalit von der Azoriſchen Inſel Fayal findet, wo es an der Küſte in Blöcken lag, die oberflächlich ganz wie Schlacken ausſehen, ſo ſind auch dieſe ohne Zweifel Kunſtprodukte, wahrſcheinlich Ballaſt von Schiffen. Die Farbe mancher ſolcher Schlacken gleicht dem Eiſenglanz, ihre Kryſtalle haben auch wohl einen gelblichen Schmelzüberzug, was leb - haft an den rothen Ueberzug des Hyaloſiderits erinnert.

Humit aus den Sommablöcken (1817 von Graf v. Bournon nach dem damaligen Vicepräſidenten der Londoner geol. Geſellſch. genannt), wo er in kleinen braungelben mit viel Flächen überladenen Kryſtallen vorkommt, die man leicht mit Veſuvian verwechſelt, Härte 6 7, Gew. 3,2. Die Formen laſſen ſich zwar nicht leicht mit Olivin in Uebereinſtimmung bringen, allein einen Theil der Schuld ſcheint das außerordentlich flächen - reiche Syſtem zu tragen. Wir verdanken dem Franzoſen Marignac, be - ſonders aber dem Hrn. Scacchi in Neapel eine äußerſt mühſame und gründliche Abhandlung (Pogg. Ann. Ergänzungsband III. 1853 pag. 161). Darnach iſt das Syſtem wie beim Olivin 2 gliedrig, auch Phillips be - ſchrieb es ſo: eine geſchobene Säule M = a: b: c 120° (120° 20′ Sc.), deren ſtumpfe Kante durch f = a: b: c, und deren ſcharfe durch

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h = b: a: c gerade abgeſtumpft wird, außerdem kommt eine Gradend - fläche P = c: a: b vor. Ein vorderes Paar a = a: c: b macht in c 129° 40′ (130° 24′ Sc.). Dieſer Winkel würde zwar gut mit der Säule n des Olivins ſtimmen, allein man kann M nicht für h des Olivins nehmen, da M / M ihren ſtumpfen Winkel von 120° hinlegt, wo h / h ihren221I. Cl. 4te Fam. : Humit.ſcharfen hat. Iſt nun ſchon bei Phillips die Ueberladung der Flächen außerordentlich, ſo geht Scacchi noch weiter: er unterſcheidet dreierlei Typen, deren Winkel etwas von einander abweichen. Im erſten Typus geht der - ſelbe von der Säule e5 = a: b: c aus, die vorn 152° 26′ macht, und von o2 = c: 2a: b in c ſich unter 130° 24′ ſchneidend, daraus folgt für Typus I. a: b: c = 0,2453: 1: 0,2271. Unter dieſer Vorausſetzung iſt i3 = b: c: a, i2 = b: 3c: a, i = b: 5c: a, n2 = a: b: c, n = a: c: ⅓b ꝛc.

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Im 2ten Typus geht Scacchi von e2 = a: b: c 142° 4′ und i = b: 2c: a 115° 2′ aus, daraus folgt für Typus II. a: b: c = 0,3438: 1: 0,3184. In dieſem Falle iſt n2 = a: b c, n = a: c: ⅓b, r4 = a: b: ½c, r3 = a: ⅓b: ½c, m = ⅓a: ⅕b: ½c, m2 = b: ⅓a: ½c ꝛc.

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Im dritten Typus, der ſeines Flächenreichthums wegen wahr - ſcheinlich mit Phillips ſchöner Fi - gur ſtimmt, geht man von e4 = a: b: c 158° 24′ und i3 = b: 2c: a 141° aus, dann folgt für Typus III. a: b: c = 0,1907: 1: 0,1765. Jetzt iſt nun n4 = a: b: c, n3 = a: c: ⅓b, n2 = a: c: ⅕b, n = a: c: $$\frac{1}{7}$$ b; r8 = a: ½c: b, r7 = a: ½c: ⅓b, r6 = a: ½c: ⅕b, r5 = a: ½c: $$\frac{1}{7}$$ b, r4 = a: ½c: $$\frac{1}{9}$$ b, r3 = a: ½c: $$\frac{1}{11}$$ b, r2 = a: ½c: $$\frac{1}{13}$$ b, r = a: ½c: $$\frac{1}{15}$$ b; i2 = b: 4c: a, i = b: 6c: a; e3 = a: ⅓b: c,

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e2 = a: ⅕b: c, e = a: $$\frac{1}{7}$$ b: c; m = a: $$\frac{3}{2}$$ c: ⅓b, m2 = a: $$\frac{3}{2}$$ c: 3b. Merkwürdig iſt an dieſen Axen, daß bei gleicher b = 1 die a und c ſich der Reihe nach wie die Zahlen 7: 5: 9 verhalten. Denn a = 0,245 · 7 = 0,343 · 5 = 0,19 · 9 = 1,717 c = 0,227 · 7 = 0,318 · 5 = 0,176 · 9 = 1,59. Würde man daher von den Axen a: b: c = 1,717: 1: 1,59 ausgehen, ſo blieben in allen Typen die Ausdrücke von b gleich, die a und c des222I. Cl. 4te Fam. : Chondrodit, Dichroit.erſten Typus müßte man aber mit 7, des zweiten mit 5 und des dritten mit 9 dividiren. Da alle Ausdrücke rational bleiben, ſo ſollte man aller - dings ſämmtliche, als einem Syſtem angehörig betrachten können. Dann hätte der Humit 50 verſchiedene Flächenzeichen mit 3 Einzelflächen, 20 Paaren und 27 Oktaedern, Summa 151 Kryſtallräume.

Vergleichen wir nun dieſe Axen mit denen des Olivins, wo a: b = 0,794: 1,704 oder 2a: b = 1,59: 1,704 war, ſo ſtimmen ſie vollkommen mit Humit, wenn man 2a (Ol.) = c (Hum. ) und b (Ol.) = a (Hum. ) ſetzt.

Scacchi weist nun auch Zwillinge und Drillinge nach, die ſich ganz wie beim Chryſoberyll mit den Axen b unter 60° (ungefähr) durchwachſen, ein weiterer Beweis, daß b Humit = c Chryſoberyll ſei. Oefter zeigt ſich auch eine Neigung zu Hemiedrie, indem von den Oktaederflächen ſich 2 zu einer rhombiſchen Säule ausdehnen, daher wurden ſie längere Zeit als 2 + 1gliedrig angeſehen, wie ſie Miller Mineral. pag. 352 noch beſchreibt.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, im Weſentlichen Ṁg4 S⃛i aber mit einem Gehalt an Fluor. Nach Rammelsberg

  • 1ſter Typus 27 Ṁg4 S⃛i + 4 Mg F̶l + Si F̶l3
  • 2ter Typus 18 Ṁg4 S⃛i + 4 Mg F̶l + Si F̶l3
  • 3ter Typus 36 Ṁg4 S⃛i + 4 Mg F̶l + Si F̶l3

Chondrodit 12 Ṁg4 S⃛i + 4 Mg F̶l + Si F̶l3 (χόνδρος Korn) Graf d’Ohsson Kongl. Vet. Acad. Handl. 1817. pag. 206. Wachsgelbe Körner eingeſprengt in den körnigen Kalk mit Graphit von Sparta in New - Yerſey, mit Pargaſit von Pargas in Finnland ꝛc. Gute Kryſtalle ſelten. Nach Dana 2 + 1gliedrig. Eine geſchobene Säule von 68°, darauf ein vorderes Augitpaar von 89° und ein hinteres von 80° (in der Median - kante) aufgeſetzt. Wegen der Zuſammenſetzung dennoch wahrſcheinlich mit Humit ſtimmend. Auch Maclureit und Brucit genannt.

5. Dichroit Cord.

Man fand ihn zuerſt am Cabo de Gata in Südſpanien in Fünd - lingen mit rothen edlen Granaten, die von baſaltiſcher Lava eingeſchloſſen werden, Werner nannte dieſe Jolith (ἴον Veilchen). Freilich kannten ſchon längſt die Steinſchleifer den Saphir d’eau (Luchsſaphir) von Ceylon, welchen Werner als Peliom (πελιωμα Farbe des unterlaufenen Bluts) unterſchied. Cordier machte zuerſt auf Kryſtallform und Dichroismus auf - merkſam, daher nannte ihn Hauy Cordierit. Tamnau Pogg. Ann. 12. 495 hat die Kryſtallform am beſten auseinander geſetzt. Sie ſind ohne Zweifel

Zweigliedrig, aber die Kryſtalle nicht mit dem Goniometer meß - bar. Die rhombiſche Säule M = a: b: c iſt ungefähr 120°, und das Oktaeder d = a: b: c macht mit der Säule M etwa einen Winkel M / d = 140°. Daraus ergibt ſich a: b = 〈…〉 = 0,969: 1,678, lga = 9,98628, lgb = 0,22484.

Die Gradendfläche P = c: a: b dehnt ſich immer ſtark aus; l = b: a: c fehlt ſelten und iſt etwas blättrig, ſie bildet mit M den223I. Cl. 4te Fam. : Dichroit.Winkeln nach eine reguläre ſechsſeitige Säule, da nun auch ſämmtliche gerade Abſtumpfungen ihrer Kanten, k = a: b: c und e = a: ⅓b: c, nicht fehlen, ſo nahm Hauy das Syſtem für 6gliedrig. Dazu kam nun noch, daß öfter das Oktaeder s = a: b: ½c mit n = b: c: a auftritt, welche auf der ſechsſeitigen Säule eine förmliche dihexaedriſche

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Endigung bilden, s / M = 120° 48′. Die zweigliedrige Entwickelung ſpricht ſich aber beſonders durch o = a: c: ½b, und durch den Mangel von Flächen über l aus, ſo daß, wenn auch die optiſchen Kennzeichen uns nicht zu Hilfe kämen, wir über das Syſtem heute nicht mehr

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in Zweifel ſein würden.

Durch ſeinen ſogenannten Dichroismus iſt das Mineral ſeit Cordier berühmt geworden. Beſonders geeignet ſind dazu jene ſchön blauen Geſchiebe von Ceylon, die man unmittel - bar unterſuchen kann. Will man jedoch die Sache gründlich nehmen, ſo ſchleift man daraus einen nach den Axen orientirten Würfel, deſſen Flächen den Pk und l parallel gehen. Sieht man nun quer durch P, alſo pa - ralell der Axe c, ſo haben wir das ſtärkſte Blau, dunkel

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Indigoblau; quer durch k, alſo parallel der Axe a, wird das Blau ent - ſchieden blaſſer; endlich quer durch l, alſo parallel der Axe b, ſchwindet das Blau oft gänzlich, der Kryſtall erſcheint ſchmutzig gelb oder farblos. Das dunkelſte Blau tritt in der Richtung der optiſchen Mittellinie, welche mit c zuſammenfällt, hervor, und der Mangel an Farbe in der Richtung der mit c zuſammenfallenden optiſchen Senkrechte. Die optiſchen Axen liegen nämlich nach Haidinger in der Axenebene b c und machen mit c einen Winkel von 31° 25′, Beer vermuthet in a c (Pogg. Ann. 82. 432), derſelbe gibt auch die Farbe anders an. Wie Turmalin abſorbirt Dichroit polariſirtes Licht gänzlich, kann alſo ebenſo benützt werden, allein da letz - terer optiſch 2axig iſt, ſo wirken die Platten ſowohl längs als quer der Hauptaxe c geſchliffen (Pogg. Annal. 1820. V. 10).

Gewicht 2,56, Härte 7 8, Violblau, Grün, bis farblos, muſcheligen Bruch, wie Quarz, aber zum Fettglanz geneigt.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſchwierig an den Kanten. Ṁg3 S⃛i2 + 3 A̶⃛l S⃛i, aber meiſt ein bedeutender Gehalt an Ḟe vorhanden.

Die meiſten kommen uns von Bodenmais im baieriſchen Walde zu, wo ſie mit Magnetkies in großen derben Maſſen im Granit brechen. Hier auch die ſchönſten Kryſtalle von grüner und blauer Farbe, aber außen ſchwärzlich. Beſonders ſchön blau iſt der von Orijärfvi bei Abo in Finnland im Kupferkies, er ſoll 2,6 wiegen und iſt Steinheilit ge - nannt, ähnlicher auch zu Tvedeſtrand bei Brevig. In den Kupferkies - lagern von Fahlun, dem Magneteiſen von Arendal, im Granit von Grön - land und Haddam. Aber nur die Ceyloniſchen Geſchiebe eignen ſich vorzugsweiſe zum Schleifen.

Der Dichroit zog in neuern Zeiten noch in hohem Grade die Auf - merkſamkeit auf ſich durch die Leichtigkeit, mit welcher er verwittert und in Folge deſſen Waſſer aufnimmt. Da ſeine Zuſammenſetzung nichts224I. Cl. 4te Fam. : Dichroit.Ausgezeichnetes hat, und die Säulen mit Gradendfläche immer an 6glied - rige Kryſtalle mahnen, ſo erklärt das die Schwierigkeit der richtigen Deu - tung. Siehe Biſchof Lehrb. chem. phyſ. Geologie II. 369.

Fahlunit Hiſinger aus dem Talkſchiefer der Kupfergruben von Fahlun. Eine Serpentinartige ölgrüne Maſſe mit ſplittrigem Bruch bis auf Kalkſpathhärte hinabgehend. Nach Haidinger überzieht er öfter noch unzerſetzten Dichroit, der in denſelben Gruben vorkommt. Einige davon ſollen Blätterdurchgänge zeigen (Triclaſit Wallmann’s), aber ſchimmern auch nur wachsglänzend, Hausmann beſchreibt auch dieſen zweigliedrig, nennt einen Säulenwinkel von 120° 32′, ſo wenig auch Hauy’s Beſchrei - bung zum Dichroit paſſen mag. So ſoll auch der Weiſſit von dort 2 + 1gliedrig ſein, ſich aber ſonſt nicht unterſcheiden laſſen. Dagegen ſteht der harte Fahlunit dem unveränderten Dichroit ſchon näher, ſo daß in jenen berühmten Kupfergruben durch Aufnahme von Waſſer (bis 14 Ḣ̶) eine ganze Reihe von Afterkryſtallen ſich zu bilden ſcheint. Der

Pinit Werner’s fand ſich zuerſt im verwitterten Granit des Pini - Stollens zu Schneeberg, der nach dem Pater Pini ſeinen Namen bekom - men hatte, weil Bergmeiſter Bauer im Granit dieſelben Feldſpathe wie

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bei Baveno fand. Die ſchwärzlichgrüne durch Eiſenocker roth - gefärbte Maſſe iſt um und um kryſtalliſirt, und bildet eine 12 - ſeitige Säule mit Gradendfläche. Die Winkel der Säule ſind etwa 150°, daher nahm ſie Hauy für die beiden regulären ſechs - ſeitigen Säulen. Dufrénoy will zwar die Sache anders beſtimmt wiſſen, indeſſen ſcharfe Meſſungen ſind nicht möglich, denn der Bruch und Glanz iſt durchaus nur Serpentinartig. Die Gradendfläche ſondert ſich öfter ſchalig ab, und oft ſo deutlich, daß man es für Blätterbruch halten könnte, daher wurden ſie auch lange zum Glimmer geſtellt. Die Analyſen geben zwar S⃛i und A̶⃛l etwa wie beim Dichroit, aber ſtatt der Kalkerde finden wir 6 12 Kali, welches in Verbindung mit 4 8 Ḣ̶ die Veränderung bewirkt zu haben ſcheint. Analyſen haben bei ſolchen ver - änderten Mineralen nur ein ſehr bedingtes Gewicht. Beſonders ausge - zeichnet findet man die Kryſtalle zu Morat und andern Orten der Au - vergne in feinkörnigem Granit eingeſprengt. Hier herrſcht öfter eine oblonge Säule, und ihr ganzer Habitus erinnert in auffallendem Grade an Dichroit, ja es kommen auch oktaedriſche Abſtumpfungen vor. Im Granit von Haddam in Connecticut findet ſich Pinit mit Dichroit unter Verhältniſſen zuſammen, daß nach Shepard der eine aus dem andern entſtanden zu ſein ſcheint. Steht dieß einmal feſt, ſo ſind dann auch eine Menge Serpentinartiger derber und kryſtalliſirter Stücke erklärlich, welche ſich an ſo vielen Stellen des Urgebirges namentlich in verwitterten Gra - niten finden, bei Forbach im Murgthal (grün), im Gneus am Schloß - berge bei Freiburg, im Thonporphyr von Geroldsau ſüdlich Baden - Baden an der Oos (Ooſit). Nordenſkiold’s Gigantolith aus dem Granit von Tammella in Finnland, Pyrargillit von Helſingfors, Thomſon’s Bonsdorffit von Abo, Erdmann’s Praſeolith im Gneus von Brâkke bei Brevig, der Esmarckit ebendaher, Scheerer’s Aspa - ſiolith von Krageroe, noch einen Kern von Dichroit enthaltend, der Chlorophyllit von Haddam in Connecticut, der Iberit von Mon - toval bei Toledo ꝛc., alle ſind im allgemeinen 12ſeitig, grün und Ser -225I. Cl. 4te Fam. : Asbeſt.pentinartig, und kommen häufig noch in der Nähe vom Dichroit vor, um - hüllen ihn ſogar. Biſchof findet den Grund dieſer merkwürdigen Zerſetzung in der ſchaaligen Bildung der Kryſtalle, zwiſchen deren Fugen das Waſſer leicht eindringe, Kieſelſäure und Magneſia entführe, und ſtatt deſſen Waſſer, Kali, Kalk ꝛc. abſetze; nur A̶⃛l und F̶⃛e werden gewöhnlich nicht alterirt. Von chemiſchen Formeln kann bei ſolchen Veränderungen wohl kaum die Rede ſein.

Die gelblichgrünen Kryſtalle des Gieſekit’s von Grönland und des Libenerit’s von Predrazzo, beide in einem rothen Feldſpathporphyr, bilden reguläre ſechsſeitige Säulen mit Gradendfläche, das ſtimmt mit Nephelin beſſer als mit Cordierit. Da jedoch jener mehr in vulkaniſchen Geſteinen zu Hauſe iſt, ſo hat man auch an dieſen gedacht. Der Gehalt iſt etwa 50 S⃛i, 30 A̶⃛l, 9 K̇a, 5 Ḣ̶, Entſcheidung iſt hier nur durch Forſchungen auf der Lagerſtätte möglich.

Nach dem Geſagten ſcheint der Dichroit für das Urgebirge das zu ſein, was der Olivin für vulkaniſche Geſteine iſt, beide gehen durch Verwitterung in eine Serpentinartige Maſſe über. Daher ſtellt man Di - chroit auch beſſer hier hin, als an das Ende der Edelſteine.

Asbeſt.

Ἄσβεστος unzerſtörbar, der Name aus dem Alterthum überliefert, in der goldenen Laterne der Minerva zu Athen war ein ſolcher Docht. Plinius 19. 4 handelt ihn als Linum vivum bei den Pflanzen ab: nascitur in desertis adustisque sole Indiae, ubi non cadunt imbres, inter diras serpentes, assuecitque vivere ardendo. Agricola 703 Federwis, pliant, ſalamanderhar.

Man begreift darunter verſchiedene faſrige Foſſile, die beſonders mit Hornblende und Augit, aber auch mit Glimmern und andern in Beziehung ſtehen. Die Faſer iſt bald ſpröde bald gemein biegſam, weiß mit einem Stich ins Grün. Vor dem Löthrohr ſchmelzen einzelne Faſern nicht ſon - derlich ſchwer, größere Mengen widerſtehen aber dem gewöhnlichen Feuer.

Amiant (ἀμίαντος unbefleckt, ſchon von Dioscorides gebraucht). Plinius 36. 31 Amiantus alumini similis nihil igni deperdit. Agricola 609: quod ignis adeo non inquinet ipsius splendorem, ut etiamsi in eum conjicitur sordidus, nihil deperdens, nitidus et splendens extrahatur. Höchſt zartfaſrig häufig mit einem ſeidenartigen Schiller. Im Waſſer gehen die Faſern ſo leicht auseinander und zeigen ſich ſo biegſam, daß ſie der ſchönſten weißen Seide gleichen. Ihr Hauptlager iſt wie beim Strahlſtein und Diopſid im Talkſchiefer, von dem ſie auch die Milde an - genommen haben mögen. Ein Asbeſt aus der Tarantaiſe hatte nach Bonsdorf Strahlſteinbeſtandtheile 58,2 S⃛i, 22,1 Ṁg, 15,5 C̈a, 3,1 Ḟe; ein anderer von Schwarzenſtein Diopſidmaſſe 55,9 S⃛i, 20,3 Ṁg, 17,8 Ċa, 4,3 Ḟe, freilich mit unweſentlichen Unterſchieden.

Der feine Asbeſt (Bergflachs) kann mit Flachs zuſammen geſponnen und gewoben werden. Im Feuer brennt dann blos der Flachs heraus, das Gewebe wird nicht zerſtört. Die Alten ſollen ſich daher nach Plinius 19. 4 deſſelben zu Leichengewändern bedient haben, um beim Verbrennen die Aſche der Todten von der des Holzes zu ſondern. Die GewänderQuenſtedt, Mineralogie. 15226I. Cl. 4te Fam. : Asbeſt.waren aber ſo koſtbar als Perlen. Kaiſer Karl V. hatte davon ein Tiſchzeug, das er zur Beluſtigung ſeiner Gäſte nach eingenommener Mahlzeit ins Feuer werfen ließ. Heutiges Tages gehört Amiant in den Hochgebirgen zu den gewöhnlichen Erfunden, ſchon Dolomieu ſammelte auf Corſika ſo viel, daß er ſich deſſelben ſtatt Heu zum Verpacken der Minerale bedienen konnte.

Bergkork entſteht, wenn die Faſer ſich verfilzt. Manche davon fühlen ſich fett und kalt an, ſie miſchen ſich mit Talk (Bergfleiſch); andere mager und warm, werden ſchwimmend leicht, und könnten mit Meerſchaum verwechſelt werden. Auf Erzgängen und in den Hochalpen. Oft After - bildungen.

Gemeiner Asbeſt, darunter verſteht man die Abänderungen mit ſpröderer Faſer, die Farbe meiſt grün, weil ſie von Strahlſtein herkommt. Einige dieſer Maſſen werden feſt und brechen zu langen geſtreiften, krummſchaligen oder geraden Splittern, dieſelben gehen in Serpentinartige Maſſen über. Am Schneeberge bei Stertzing ohnweit Clauſen in Tyrol werden dieſelben in Folge von Verwitterung holzbraun, und da krumm - blättrige Stellen wie Aeſte darin vorkommen, ſo nannte ſie Werner Berg - holz, aber trotz ihrer auffallenden Holzähnlichkeit beſteht die Faſer unter dem Mikroſkop nur aus Kügelchen, die organiſche Zelle fehlt.

Es liegt in der Natur der Sache, daß der faſrige und asbeſtartige Zuſtand einer Menge von Mineralien zukommen muß: denn die faſrige Bildung beim Gyps, Arragonit, Weißbleierz ꝛc. hat offenbar dieſelbe Be - deutung. Nur liefert bei Silicaten die Analyſe keinen ſo ſichern Anhalts - punkt, daher die Zweifel in einzelnen Fällen. Oft aber können nachbar - liche Minerale entſcheiden: ſo kommt in der Dauphiné Epidot asbeſtartig vor. Der ſogenannte

Byſſolith gleicht grauen und blondfarbigen Menſchenhaaren, aber trotz dieſer Feinheit bleibt er glaſig ſpröde, weil er auf Spalten der Feldſpathgeſteine mit Adular und Bergkryſtall in den Hochalpen vorkommt. Ein ähnliches aber noch viel feinhaarigeres Foſſil bildet der Breislakit, röthliche verworrene Faſern liegen in Druſenlöchern der Lava von Capo di Bove bei Rom und in der Lava della Scala am Veſuv. Nach Chap - man’s Meſſungen hat er die Winkel des Augits.

Krokydolith Hausmann (κροκύς Flocke) durchzieht zu Latakoo am Cap das Magnet - und Brauneiſen, wie der ſchillernde Asbeſt pag. 204 den Serpentin. Indigblau, wie Vivianit, und viel zäher als Amiant, man kann ihn zu den feinſten Faſern zerſpalten, ſelbſt feine Fäden ver - langen zum Zerreißen noch einer merklichen Kraft, und die Rißfläche zaſert ſich gerade wie Pflanzenfaſer. Vor dem Löthrohr ſchmelzen die Stücke zwar leicht, kommen aber nicht ſo ſtark zum Fluß, daß ſie ſich kugeln. Wenn daher irgend ein Mineral auf die dem Alterthum ſo wich - tige Eigenſchaft des Asbeſtes Anſpruch machen kann, ſo dieſes. 50,3 S⃛i, 35 Ḟe, 6,7 Ṅa, 2,2 Ṁg, 5,8 Ḣ̶, 3 Ḟe S⃛i + S⃛i2 + 2 Ḣ̶. Eine erdige Abänderung brachte Lichtenſtein von der roode gebroken Klip an den Ufern des Oranje River mit. Auch blaue Beſchläge am Sapphirquarz pag. 170 hat man dafür gehalten, daher nannte es Leonhardt faſrigen Siderit, Klaproth Blaueiſenſtein. Im Zirkonſinnit von Stavern227I. Cl. 5te Fam. : Granat.im ſüdlichen Norwegen verwachſen blaue Faſern innig mit Arfvedsonit pag. 211, der ihm durch ſeine Zuſammenſetzung gleicht.

V. Granat.

Die Thonerde ſpielt in ihnen eine wichtige Rolle. Die Härte und Schönheit ihrer Farben nähert ſie den Edelſteinen, als welche ſie auch häufig verſchliffen werden. Sie ſind ſchon ſparſamer im Gebirge zu finden, als die Hauptglieder der bisher abgehandelten 4 Familien.

1. Granat.

Die Alten kannten ihn unter dem Namen Ἄνϑραξ Theophrast 31, Carbunculus Plinius 37. 25. Bei Albertus Magnus de mineral. II. 7 ſoll das Wort Granatus zuerſt vorkommen, auch Agricola 625 erwähnt Car - bunculi nigrioris aspectus, quos juniores vocarunt granatos, veteres Carchedonios. Durch Wallerius wird der Name geläufiger, man leitet ihn von der Farbe der Blüthe und Körner der Granatäpfel ab. Grénat Franz., Garnet Engl.

Reguläres Syſtem. Rhombendodekaeder vorherrſchend, daſſelbe daher paſſend Granatoeder genannt. Um und um kryſtalliſirt, beſonders ausgezeichnet eingeſprengt in die Chloritſchiefer am St. Gotthardt, Zillerthal, Fahlun. Niemals eine Ecke abgeſtumpft, daher Würfel und Oktaeder gänzlich unbekannt, was das Erkennen ſehr erleichtert. Deſto gewöhnlicher werden die Kanten durch das Leucitoeder a: a: ½a gerade abgeſtumpft. Sehr wohlgebildete Kryſtalle kommen im Glimmerſchiefer von Zimataſta in Südtyrol, Acading in Connecticut, beim Groſſular vom Wilui ꝛc. vor. Nach der langen Diagonale der Leucitoederfläche häufig geſtreift, wodurch die Granatflächen eingeſetzt werden. Die Verbindung von beiden findet ſich in ausgezeichneter Weiſe bei den prachtvollen Kryſtallen der Muſſa - Alp in Piemont, am St. Gotthardt, beim Melanit von Frascati ꝛc. Dazu geſellt ſich häufig das ſehr geſtreifte Pyramidengranatoeder a: ½a: ⅓a, die Kante zwiſchen Leucitoeder und Granatoeder abſtumpfend. Bei den braunen Kryſtallen von Orawicza im Banat ſoll es a: ⅓a: ¼a ſein, welche ähnlich liegt. Hauy’s Aplom (ἁπλόος einfach) ſind Kalkgranaten mit Streifung nach der kurzen Diagonale der Flächen, was auf Würfel deuten würde (eine einfache Primitivform). An der Maſſa-Alp ſoll auch zuweilen ein Leucitoid a: a: ⅓a in Verbindung mit dem Würfel brechen. Daſelbſt fand Hr. Sismonda Kryſtalle, die auf ihren nach der Grana - toederkante geſtreiften Leucitoederflächen ſtark iriſiren, die Farben verſchwin - den beim Naßmachen, und kommen nach dem Trocknen ſogleich wieder zum Vorſchein, Beweis, daß ſie von der Interferenz des Lichtes durch die Streifung herrühren.

Härte 7 8, Gew. 3,1 4,3. Sehr ſchöne Farben, ſtarker Glanz, aber meiſt geringe Durchſcheinenheit.

Vor dem Löthrohr ſchmelzen ſie im Durchſchnitt nicht ſonderlich ſchwer, die große Mannigfaltigkeit ihrer Zuſammenſetzung faßt man unter der Formel15*228I. Cl. 5te Fam. : Granat.3 S⃛i + R̶⃛ S⃛i zuſammen, worin Ṙa = Ċa, Ṁg, Ḟe, Ṁn und R̶⃛ = A̶⃛l, F̶⃛e, C̶⃛r bedeutet. Einige Arten werden bereits durch Kochen mit Salzſäure zerſetzt, wobei ſich Kieſelerde pulverförmig abſcheidet. Die Kalkreichen müſſen jedoch vorher einer ſtarken Rothglühhitze ausgeſetzt werden, dann aber bilden ſie mit Säuren eine Gallerte; die übrigen müſſen zu dieſem Zwecke bis zum anfangenden Schmelzen geglüht, oder ſelbſt geſchmolzen werden.

Ihre Fundſtätte bildet hauptſächlich das kryſtalliniſche Urgebirge, Urkalke, vulkaniſche Geſteine. Erzgänge lieben ſie nicht, wohl aber bilden ſie Platten in Erzlagern und Erzſtöcken.

A. Edler Granat.

Almandin, Eiſenthongranat Ḟe3 S⃛i + A̶⃛l S⃛i, der von Fahlun enthält 39,7 S⃛i, 19,7 A̶⃛l, 39,7 Ḟe, 1,8 Ṁn, Klaproth fand im orien - taliſchen ſogar 27,2 A̶⃛l. Dunkelrothe Farbe häufig mit einem Stich ins Blau (Kolombinroth), oder ins Gelb (Blutroth). Ueber Quarzhärte, Gewicht der Zillerthaler 4,1, von Haddam 4,2. Vorzugsweiſe im Glim - merſchiefer, bei Fahlun und im Zillerthal bis zu Kopfgröße und darüber; klein im Gneuſe der Farbemühle bei Wittichen im Schwarzwalde. Be - ſonders geſchätzt ſind die orientaliſchen oder ſiriſchen (nach einer frühern Stadt Sirian in Pegu), der Carbunculus des Plinius 37. 25 optumos vero amethystizontas hoc est quorum extremus igniculus in amethysti violam exeat. Neuere heißen ſie Almandin (Agricola 625 corrupto vocabulo Almandini nominatur, quondam Alabandici, quod per - ficerentur Alabandis). In den Römiſchen Ruinen hat man viele antike Granaten gefunden, theils rund, theils vertieft geſchnitten. Letzteres ſind die ſogenannten Granatſchüſſeln, die man auf der Unterſeite rundlich auszuſchleifen pflegt, damit ſie mehr Durchſcheinenheit bekommen.

Pyrop blutroth, bei der Granatenſchencke (Bergm. Journ. V. 1 pag. 252) und bei Meronitz in Böhmen bergmänniſch gewonnen, wo ſie wie Erbſen im verwitterten Serpentin liegen, ebenſo bei Zöblitz. Agricola 625 (quos Graeci, ut etiam Ovidius, quia valde ardent, ab ignis aspectu pyropos appellant) kennt bereits dieſe Fundorte. Rundliche Körner, ohne deutliche Kryſtallflächen, auffallender Weiſe ſollen zuweilen bauchige Würfelflächen vorkommen. Gew. 3,7. Schmilzt entſchieden ſchwerer als der Almandin, erhitzt wird er ſchwarz und undurchſichtig, nimmt aber beim Erkalten ſeine Farbe und Durchſcheinenheit wieder an. Auffallend iſt ein Talkerde - und Chromgehalt, welchen er ohne Zweifel von dem Muttergeſtein aufnahm. Nach Moberg (Erdmanns Journ. 1848. 43. 122 ) 41,3 S⃛i, 22,3 A̶⃛l, 9,9 Ḟe, 15 Ṁg, 5,3 Ċa, 4,2 Ċr (Oxydul), 2,6 Ṁn, alſo etwa die Formel (Ṁg, Ḟe, Ṁn, Ċr) 3 S⃛i + A̶⃛l S⃛i. Die Pyrope bil - den einen nicht unwichtigen Handelsartikel. Sie werden nach ihrer Größe ſortirt, 32er, 40er, 70er, 100er, 165er und 400er, je nachdem ſo viel auf ein Loth gehen. Nicht häufig findet man Stücke von 16 24 auf ein Loth und Exemplare von Loth gehören ſchon zu den großen Selten - heiten.

Kaneelſtein, Kalkthongranat Ċa3 S⃛i + A̶⃛l S⃛i, 40 S⃛i, 23 A̶⃛l, 30,6 Ċa, 3,7 F̶⃛e. Hyacinthroth bis honiggelb, daher der Name (Kaneel229I. Cl. 5te Fam. : Granat.heißt Zimmt). Lange wurde er mit Zirkon (Hyacinth) verwechſelt, Hauy nannte ihn daher Heſſonit (ἥσσων weniger, nämlich als Hyacinth). Er wird in eckigen mit viel Riſſen durchzogenen Bruchſtücken von 3,6 Gew., Kandiszucker gleichend, aus Ceylon eingeführt. Sehr ſchön kommt die gleiche Farbe bei Granaten der Auswürflinge des Veſuvs vor. Schon Kobell bewies, daß die gelbrothen Kryſtalle mit Diopſid von Piemont und vom St. Gotthardt auch Ċa als weſentlichen Gemengtheil enthalten, ſie gehören in Beziehung auf Glanz und Durchſcheinenheit noch zu den edlen Sorten. Im Dolomit von Mexico kommen ſie von ſchön roſenrother Farbe vor faſt verwechſelbar mit Spinell. So gelangen wir allmählig zum folgenden:

B. Gemeiner Granat.

Groſſular, nach ſeiner grünen Stachelbeerfarbe genannt Ċa3 S⃛i + A̶⃛l S⃛i, meiſt ein ausgezeichneter Kalkthongranat, und häufig in Geſell - ſchaft von Veſuvian, mit dem er gleiche Zuſammenſetzung hat. Sehr wohl gebildete Leucitoeder und Granatoeder fand Laxmann am Bach Ach - taragda in den Wiluifluß bei Irkutsk, Klaproth Beitr. IV. 319 fand darin 44 S⃛i, 33,5 Ċa 8,5 A̶⃛l, 12 F̶⃛e. Häufig bildet der grüne Granat größere Maſſen in Erzlagern, Serpentinen und andern Gebirgen. Im Serpentin von Dobſchaw in Oberungarn findet man wohlgebildete piſtaciengrüne Kryſtalle, bei Miask bildet er den Kern eines ganzen Serpentinhügels. Die grüne Farbe geht zuletzt ganz ins Weiße, wie bei Slatouſt (G. Roſe Reiſe Ural II. 132) oder am Monzoniberge. Die dichte Maſſe dieſer Lager nannte d’Andrada (Scheerers Journ. IV. 34) Allochroit (ἄλλος und χρόα Hautfarbe), weil mit Phosphorſalz geſchmolzen die Perle eine emailartige Oberfläche bekomme, welche beim Erkalten röthlichgelb, ſpäter grün, zu - letzt gelblichweiß würde. Das gelblichgraue Geſtein fand ſich in der Wi - rumsgrube bei Drammen.

Kolophonit nannte man die gelblichbraunen körnigen Maſſen, welche von Kalkſpath durchdrungen Neſter in den Magneteiſenlagern von Arendal bilden. Farbe und firnißartiger Glanz erinnern allerdings auf - fallend an Colophonium. Gew. 3,4. Sie enthalten bis 29 Ċa. Die ſchönen leberbraunen Kryſtalle im blauen Kalkſpath im Banat und viele andere ſchließen ſich hier unmittelbar an.

Melanit Karſten (μέλας ſchwarz) aus den vulkaniſchen Tuffen von Frascati bei Rom, wo man die ſchönen Granatoeder mit abge - ſtumpften Kanten auf den Feldern ſammelt, Ċa3 S⃛i + F̶⃛e S⃛i, alſo ein Kalkeiſengranat. Ihre ſchwarze Farbe erinnert an Spinell und Magnet - eiſen. Ausgezeichnet glänzend finden ſie ſich in Druſenräumen der Somma - blöcke, in Tuffgeſteinen von Oberbergen am Kaiſerſtuhl: 34,6 S⃛i, 28,1 F⃛e, 31,8 Ċa ꝛc. Die ſchwarze Farbe rührt wahrſcheinlich von Ḟe F̶⃛e her, denn es gibt auch braune und grüne Granaten mit einem gleichen Ge - halt an Eiſenoxyd, wie es überhaupt nicht möglich iſt, aus der Farbe allein ſicher auf die Zuſammenſetzung zu ſchließen. Auch haben Afterbil - dungen nicht ſelten auf die glänzendſten Kryſtalle ihren Einfluß geübt. So finden ſich bei Arendal prächtige rothbraune Leucitoeder mit Pyrami - dengranatoeder, welche innen ganz hohl und mit den fremdartigſten Mine -230I. Cl 5te Fam. : Veſuvian.ralen locker erfüllt ſind, ohne daß man außen etwas merkt. Die Form ſteht hier über dem Inhalt, welch letzterer bei der Mannigfaltigkeit iſo - morpher Subſtanzen an Bedeutung durchaus einbüßt.

Mangangranat Ṁn3 S⃛i + A̶⃛l S⃛i aus dem Granit des Speſſarts bei Aſchaffenburg, den Klaproth Beitr. II. 239 unter dem Namen granat - förmiges Braunſteinerz analyſirte, dunkel hyacinthroth, Gew. 3,6. Klap - roth gibt 35 Manganoxyd an. Später fand er ſich auch im Granit von Haddam und Broddbo.

Talkgranat vorwaltend Ṁg3 S⃛i + A̶⃛l S⃛i, 13,4 Ṁg, Gew. 3,16, ſchwarz von Arendal.

Uwarowit Heß Pogg. Ann. 24. 388 auf Chromeiſenſtein von Biſſersk, ein ausgezeichneter Chromgranat Ċa3 S⃛i + C̶⃛r S⃛i, Gew. 3,4. Smaragdgrün, dem Dioptas gleichend. In wohlgebildeten kleinen Gra - natoedern. Wegen des Chromoxyds unſchmelzbar, 22,5 C̶⃛r, 30,3 Ċa.

2. Veſuvian Wr.

Wurde längſt in Neapel als veſuviſcher Edelſtein verſchliffen, und Romé de l’Isle Criſtall. II. 291 zählte ihn wegen ſeiner Form zum Hyacinth, und da derſelbe auch mit Mejonit, Kreuzſtein ꝛc. Aehnlichkeit hat, ſo nannte ihn Hauy Idokras (εἰδος Geſtalt, κρᾶσις Miſchung).

Viergliedrig, Oktaeder c = a: b: c 129° 31′ Endkanten und 74° 29′ Seitenkanten, gibt a = 1,861 = 〈…〉 , lga = 0,26987. Die Gradendfläche P = c: a: b nebſt den beiden quadratiſchen Säulen

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d = a: a c und M = a: a: c fehlen nie, und wie die Hauy’ſchen Buchſtaben andeuten, iſt die 2te Säule M zwar nicht deutlich blättrig, aber entſchieden blättriger als die erſte d, die zwar vorzuherrſchen pflegt, aber immer mit ſtarker Längsſtreifung bedeckt iſt. o = a: c: a, h = a: ⅓a: c und s = a: c ⅓a findet man nicht ſelten untergeordnet. Beſonders reich mit Flä - chen bedeckt ſind die Kryſtalle des Veſuvs. Schon Hauy zeichnete von dort ein ennéacontaèdre (Neunzigflach)

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aus, woran außer den genannten noch die Vier - kantner z = a: c: ½a und x = a: c: ¼a, und das Oktaeder r = ¼a: ¼a: c vorkommen. Oftmals findet man die Kante P / c durch n = 3a: 3a: c abgeſtumpft, auch eine m = 2a: 2a: c kommt vor, Phillips führt ſogar noch weitere unter c an und namentlich p = c: ⅓a: ⅓a, nebſt einem Vierkantner aus der Diagonalzone von o aber zwiſchen z und o

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gelegen. Levy maß an den Veſuvſchen noch h3 = a: ½a: c, i = b' b h½ = a: ⅓a: ½c und i' = b½ b h' = c: ½a: ⅓a, e = c: ¼a: ½a, ſo daß es an Flächenreich - thum nicht fehlt. Zwillinge kennt man nicht. Die Säulen ſind oft ganz cylindriſch durch eine Menge von Längs -231I. Cl. 5te Fam. : Veſuvian.ſtreifen, dann iſt eine Verwechslung mit Turmalin leicht möglich, auch ſondern ſich ſolche Kryſtalle gern ſchalig ab.

Härte 6 7, Gew. 3,4. Grüne, gelbe, braune Farben herrſchen vor.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er leicht unter Blaſenwerfen und verhält ſich wie ein gemeiner Kalkthongranat Ċa3 S⃛i + A̶⃛l S⃛i, worin ein Theil der Thonerde durch F̶⃛e vertreten iſt. Man war früher der Granatgleichen Zuſammenſetzung ſo gewiß, daß man den gemeinen Kalkgranat ſogar mit Veſuvian für dimorph hielt. Sind ſolche Behauptungen bei complicirten Silicaten immer nur mit größter Zweifelhaftigkeit auszuſprechen, ſo hat Rammelsberg (Handwörterbuch IV. Supplem. 252) gezeigt, daß die Sache nur dann gelte, wenn man alles Eiſen als[Oxyd] nehme, ſonſt würde man beſſer 3 3 S⃛i + 2 R̶⃛ S⃛i ſetzen. Die große Verwandtſchaft der Mi - ſchung wird namentlich auch durch das häufige Zuſammenvorkommen am Veſuv, im Faſſathal, in Sibirien ꝛc. mit Kalkgranat wahrſcheinlich gemacht. Bemerkenswerth iſt der Verſuch von Magnus (Pogg. Ann. 20. 477), daß der kryſtalliſirte Veſuvian von 3,4 Gewicht zu Glas geſchmolzen nur 2,9 wiegt, Magnus hatte ſich ausdrücklich überzeugt, daß kein Verluſt dabei Statt gefunden, auch etwaige gebildete Blaſen der Grund nicht ſein konnten. Das Glas des Sibiriſchen vom Wilui war ſo ſchön gefloſſen, daß es ſeine Farbe durchaus nicht verändert hatte und noch zu Ring - ſteinen brauchbar blieb. Granat, Veſuvian und Epidot ſind zu dieſen Verſuchen, wegen ihres Waſſermangels und leichter Schmelzbarkeit, be - ſonders geeignet. Nach Fuchs wird das Glas von Salzſäure ſogleich an - gegriffen und geſteht zu einer feſten Gallerte, während das Pulver des ungeſchmolzenen der Säure vollkommen widerſteht.

Die Varietäten ſind zwar nicht ſo mannigfach als beim Granat, doch gibt es allerlei Farben. Vom Schwarzbraun bis ins Honiggelbe kommen ſie am Veſuv vor, braungrün ſind die prachtvollen ringsum aus - gebildeten Kryſtalle vom Wiluifluß, wo ſie mit Groſſular entdeckt wurden, durchſcheinender zu Eger bei Kongsberg zuweilen in vollſtändiger quadra - tiſcher Säule mit Gradendfläche. Grasgrüne kommen häufig aus dem Serpentin der Muſſa-Alp in Piemont, ſie werden in Turin verſchliffen, und können dann leicht mit Diopſid, Olivin, Epidot verwechſelt werden. Wachsgelbe mehr als zollgroße mit vorherrſchenden Oktaederflächen brechen am Monzoniberge im Faſſathal. An andern Punkten des Faſſathals finden ſich auch ringsum gebildete Kryſtalle von Zirkonartiger Farbe, die wegen der Verziehung ihrer Flächen ſchwer zu ſtellen ſind. Egeran nannte Werner die braunen ſtark geſtreiften Strahlen von Haßlau bei Eger in Böhmen, ähnliche Strahlen, aber mehr in dicken rieſigen Kry - ſtallen finden ſich zu Egg bei Chriſtianſand. Cyprin des Berzelius mit rothen Thulit im Quarz von Souland bei Tellemarken hat durch Kupfer - oxyd eine ſchöne himmelblaue Farbe bekommen. Zu St. Marcel kommt ein ſchwefelgelber Manganepidot vor. Der Frugardit vom Frugård in Finnland hat 10,6 Talkerde, iſt aber ſonſt wie der von Gökum in Ros - lagen in Schweden Veſuvian. Thomſon’s graulichgelber Xanthit körnig im Kalkſtein von Amity ſoll drei blättrige Brüche und die Formel 2 Ċa3 S⃛i + (A̶⃛l, F̶⃛e) 2 S⃛i haben, nach Dana ſtimmt dagegen die Form mit Ve - ſuvian.

232I. Cl. 5te Fam. : Epidot.

3. Epidot Hy.

Von ἐπιδίδωμι zugeben, weil Hauy nicht die rhombiſche, ſondern die rhomboidiſche Säule mit Gradendfläche als Primitivform fand, alſo in der rhombiſchen Säule auf einer Seite zugeben mußte. De l’Isle Crist. II. 401 beſchreibt und bildet ihn ſehr deutlich ab als Schorl vert du Dauphiné, Sauſſure unterſchied ihn als Delphinite, Werner vermiſchte ihn mit dem Strahlſtein, und Andrada (Scherer Journ. Chem. IV. 29) beſchreibt ſchon 5 ſchwere Kryſtalle aus den Eiſenſteingruben von Arendal unter dem Namen Akanthikone.

Die Kryſtallform gewendet 2 + 1gliedrig, Weiß hat ihn be - reits 1806 (Hauy’s Lehrb. der Miner. III. 132) richtig erkannt, und in den Abh. Berl. Akad. 1818 pag. 242 ausführlich beſchrieben. Aus dieſer für alle Zeiten klaſſiſchen Darſtellung geht hervor, daß die Kryſtalle nach ihren Schiefendflächen in die Länge gezogen ſind, und daß dieſe alſo quer der Axe b parallel gelegt (gewendet) werden müſſen, um ſie mit dem Feldſpath vergleichen zu können. Von dieſen Schiefendflächen iſt hinten M = ⅓a ': b oft ſehr deutlich blättrig und darſtellbar, während vorn T = ⅕a: b weniger deutlich bleibt, r = a: b: c iſt gegen M ſchärfer geneigt als gegen T: wir haben alſo eine rhomboidiſche Säule M / T von 114 $$\frac{1}{2}$$ 0, deren ſcharfe Kante durch r ſchief abgeſtumpft wird. Auf die Säule iſt meiſt ein vorherrſchendes Paar n = a: b: c auf - geſetzt, das ſich unter dem Oktaederwinkel 109 $$\frac{1}{2}$$ 0 ſchneidet. Die Winkel - angaben weichen etwas von einander ab, nach

  • Mohs M / T = 115 · 24, M / r = 116 · 17, T / r = 128 · 19, n / n = 109 · 27
  • Phillips .... 115 · 41, .... 114 · 40, .... 129 · 39, .... 109 · 10
  • Kupfer .... 114 · 26, .... 116 · 12, .... 129 · 22, .... 109 · 20
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Das Axenverhältniß nach Weiß a: b: c = 〈…〉 . Legen wir der Rechnung die Kupferſchen Meſſungen zu Grunde, ſo beträgt der Unterſchied von rechtwinkligen Axen a / c nicht eine volle halbe Minute, die Axen kann man alſo im ſchärfſten Sinne des Worts rechtwinklig nehmen, und a: b = 6,097: 4322 = 〈…〉 , lga = 0,78510, lgb = 0,63569. Die Flächen M T r n treten gern ſelbſtſtändig auf bei Kryſtallen von Arendal, die ſcharfe Säulenkante von n / n = 70° 33′ liegt dann vorn, und auf ſie ſind die Schiefendflächen gerade aufgeſetzt. In der Dauphiné herrſcht am Ende der gewendeten Säule P = b: a: c vor, ſie ſtumpft die ſtumpfe Säulenkante von n / n gerade ab, man kann daran die Strahlen leicht von Hornblende unterſcheiden, muß ſich aber vor Verwechſelung mit Veſuvian in Acht nehmen. In der Methode der Kryſtallographie pag. 348. Tab. VII. Fig. 26 28 habe ich außer dieſen fünf noch folgende in das Bild gebracht:

  • g = a: b, d = a: ¼b, u = ⅕a: ¼b, z = ⅕a: ⅛b,
  • h = ⅓a ': ¼b, o = ⅓a': ⅛b, x = $$\frac{1}{11}$$ a': ⅛b, y = $$\frac{1}{13}$$ a: ⅛b,
  • q = $$\frac{1}{13}$$ a: $$\frac{1}{16}$$ b, l = $$\frac{1}{13}$$ a: b, s = $$\frac{1}{11}$$ a': b, e = a: 2b, c.
233I. Cl. 5te Fam. : Epidot.

Die Rechtwinkligkeit der Axen, und die Verwandtſchaft der Aus - drücke mit denen des Feldſpaths ſpricht für eine ſolche Stellung. Da - gegen gehen

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Mohs und Naumann davon aus, daß T / r eine rhomboidiſche Säule bilden, deren Kante durch M faſt gerade abgeſtumpft wird. Setzt man r = a: c: b und T = a': c: b, wie die vorſtehende Pro - jektion, ſo bilden die Axen c / a vorn einen Winkel von 91° 5′, und nimmt man die Flächen n = a: b: c, ſo iſt A: b = 2,1135: 0,6362 = 〈…〉 a = 2,1138, lga = 0,32508, lgb = 9,80357, lgk = 8,60169.

Es bilden von obigen fünf Flächen T M n n ein Oktaid, und r in den Zonen n / n und M / T nebſt dem Paare d = ⅓a ': b in T / y und M / n die drei zugehörigen Hexaidflächen. P = b: a: c und g = ⅓a': b ſind zugehörige Dodekaidflächen. o = a: 2b: c geht durch den Mittel - punkt P / M und durch die Oktaidkante T / n; y = 2b: a liegt ebenfalls in T / n und ferner in o / r; z = a': b liegt in der Diagonalzone T / P und in o / r; u = a': 2b abermals in T / P und weiter in d / r; l = c: a: b iſt die Gradendfläche, auf welche alle projicirt ſind, denn ſie liegt in den beiden Zonen u / o; q = b: a liegt in P / y und M / n; x = ⅓a: b in M / n und o / r; h = a: 4b: c geht vom Mittelpunkte nach d / r; s = ⅓a: b liegt in T / r und n / o; e = a: 2b in P / r und s / z. Die Ausdrücke werden hier zwar viel einfacher, aber die Einfachheit allein iſt keine Bürgſchaft für gute Axenwahl. Denn wollte man z. B. von den Axen a: b: c des Oktaeders M T n n ausgehen, ſo würden die Flächenausdrücke noch etwas einfacher werden, aber darum nicht natur - gemäßer ſein.

Zwillinge haben den 2ten Blätterbruch T = ⅕a: c: b gemein und liegen umgekehrt, und da die Kante n / n = 109° 20′ gewöhnlich das Dach bildet, ſo zeigt ſich dann ein einſpringender Winkel n / n = 131° 8′ und der aus - und einſpringende M / M' = 129° 12′, dem Zwillingsgeſetz234I. Cl. 5te Fam. : Epidotvarietäten.des Cyanits pag. 237 ſehr ähnlich, zumal wenn die Kryſtalle ſtrahlig - blättrig werden.

Die Kryſtalle haben große Neigung zu ſchaaliger Abſonderung, ſo daß man bei den Arendalern Kappe auf Kappe abnehmen kann, woran jede Kappe die gleiche Kryſtallfläche hat. In den Alpen, dem Fichtel - gebirge werden ſie gern ſchilfartig ſtrahlig.

Härte 6 7, Gewicht 3,2 3,5, die größere Schwere hängt vom größern Eiſengehalt ab. Farbe meiſt trübe: piſtaciengrün, braun, aſch - grau ꝛc.

Vor dem Löthrohr ſchmelzen ſie unter Brauſen und Krümmen, allein die Schlacke erſtarrt gleich, daher nannte ſie Klaproth unſchmelzbar. Ihre Formel 3 S⃛i + 2 R̶⃛ S⃛i ſoll mit Skapolith ſtimmen. Glühverluſt 2 p. C., kein Ḟe (Pogg. Ann. 76. 95).

Epidot gehört zu den ſehr verbreiteten Mineralen, beſonders in ſchmalen Gängen des Hochgebirges der Alpen. Hin und wieder ſpielt er auch in den Mandelſteinen eine Rolle.

a) Piſtazit Wr. nach der ſaftgrünen Farbe der Piſtaciennüſſe ge - nannt. Kurſten’s Thallit. Dieſes dunkele Piſtaciengrün mit einem ſtarken Stich ins Gelbe iſt in der That auch ſo charakteriſtiſch, daß man die feinſten Nadeln in den Mandelgeſteinen an der Farbe wiedererkennt. Die ſchönſten Kryſtalle finden ſich in den Magneteiſengruben von Arendal (Akanthikone) und hier mit den meiſten Flächen begabt. Dann kommen die feinſtrahligen von Bourg d’Oiſans mit Gradendfläche P an der ge - wendeten Säule (Delphinit). Die Scorza der Wallachen in den Gold - wäſchen von Muska in Siebenbürgen iſt ſandig. Dieſe grünen verdanken ihre Farbe wohl dem Reichthum an Eiſenoxyd Ċa3 S⃛i + 2 (A̶⃛l, F̶⃛e) S⃛i. Vauquelin fand 24 F̶⃛e. Er ſchmilzt leicht zu einer blaſigen Schlacke, die ſchnell unſchmelzbar wird, und krümmt ſich dabei etwas. Merkwürdig ein Gehalt an Zinnoxyd, bei Finnländiſchen nahe 1 pr. C. betragend. Atomvolumen 1268.

b) Kalkepidot Ċa3 S⃛i + 2 A̶⃛l S⃛i. Zu ihm gehören unter den Kry - ſtallen die braunen vom Montblancgebirge und die ſehr klaren und durchſichtigen aus dem Zillerthal. Sie ſind im Hochgebirge vereinzelt gar häufig zu finden. Aber noch verbreiteter iſt der aſchgraue ſtrahlige, der in derben Stücken zu Weiſſenſtein im Fichtelgebirge im Granit lagert, in den Alpen im Quarz ꝛc. Sein erſter Blätterbruch ſondert ſich ſchalig ab. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er in großen Blättern viel leichter als Piſtazit, bläht ſich dabei blumenkohlartig auf, allein die poröſe Schlacke wird eben ſo ſchnell unſchmelzbar. Werner nannte dieſe Zoiſit, da Baron v. Zois ſie zuerſt auf der Saualpe in Kärnthen (daher Saualpit) entdeckte. Klap - roth (Beitr. IV. 180) fand darin 21 Ċa neben 3 F̶⃛e.

c) Manganepidot, Werner’s piemonteſiſcher Braunſtein, von kirſchrother Farbe. Cordier fand ihn bei St. Marcel im Aoſtathal. Seine Struktur gleicht der vom Zoiſit, aber er ſchmilzt noch leichter, ſchwellt nicht auf, und die Schlacke hält ſich lange im Fluß, doch erſtarrt ſie zu - letzt auch. Cordier fand 12 M̶⃛n und 19,5 F̶⃛e, ſpätere Analyſen ſogar 19 M̶⃛n, daher geben ſie mit Borax, der ſie löst, in der äußern Flamme235I. Cl. 5te Fam. : Staurolith.ein amethyſtfarbiges Glas, das man in der innern leicht farblos bläst. Ċa3 S⃛i + 2 (A̶⃛l, M̶⃛n, F̶⃛e) S⃛i, 0,4 kupferhaltiges Zinn.

Brooke’s roſenrother Thulit, im Quarz mit ſpangrünem Veſu - vian zu Tellemarken (Norwegen), hat die Blätterbrüche und Zwillinge des Epidot’s, ſeine Farbe verdankt er 1,6 M̶⃛n, ein derber roſenrother von Arendal enthielt 0,22 Vanadinſäure. Brewſter’s Withamit in gelb - rothen Kryſtallen aus den Mandelſteinen von Glencoe bildet unſymmetri - ſche ſechsſeitige Säulen M / T = 116° 14′ und T / r = 128° 20′ mit dem Säulenpaare n / n aufgeſetzt, entſpricht daher ganz der gewöhnlichen Form.

Nach neuern Unterſuchungen ſollen auch Bucklandit, Orthit (Allanit, Cerin ꝛc. ) die Kryſtallform des Epidots zeigen, und man hat ſich daher bemüht, dieſen complicirten Miſchungen die einfache Formel des Epidots zu geben. Ihrem Ausſehen nach gehören ſie aber zu den Metallſteinen.

4. Staurolith.

Σταυρός auf die kreuzförmigen Zwillinge anſpielend, Aldrovand und ſpäter de la Methérie bedienen ſich bereits dieſes Namens, welchen Hauy in Staurotide änderte. L’Isle Cristall. II. 434 heißt ihn Schorl cruci - forme ou pierres de croix, Cronstedt Miner. §. 75 Basler Taufſtein. Er gleichet einem Kreuze, und wird deßwegen von den Katholiken ge - tragen, und lateiniſch lapis crucifer genennet. Wegen der rothen Granat - farbe hat man die vom St. Gotthardt auch Granatoid genannt.

Zweigliedrig mit Winkeln, wie ſie bei regulären Kryſtallen vor - kommen, woraus Hr. Prof. Weiß (Abh. Berl. Akadem. 1831 pag. 313) die ungewöhnlichen Zwillingsbildungen begreifen gelehrt hat. Einfache Kryſtalle machen eine geſchobene Säule M = a: b: c 129° 20′, deren ſcharfe Kante durch den ziemlich deutlich blätt - rigen Bruch o = b: a: c gerade abgeſtumpft wird. Eine Gradendfläche P = c: a: b fehlt nie. Solche M P o kommen in ungeheurer Zahl im glimmerigen Thonſchiefer von Quimper in der Bretagne vor. Bei denen aus der Schweiz pflegt noch

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das Paar r = a: c: b zu ſein, die ſich über P unter 70° 32′, dem Winkel des regulären Tetraeder, ſchneiden. Daraus würden die Axen a: b: c = 〈…〉 folgen. Nähme man o als Granatoederfläche, ſo würde P eine zweite, aber von o differente ſein, ſtellt man dieſe o P einem rechtwinkligen Paare am Granatoeder parallel, ſo kann man ſtatt den vordern Endkanten des Oktaeders am Granatoeder die M als Leucitoidflächen a: a: ⅓a (129° 31′) und die r als Leucitoederflächen a: a: ½a (über P 70° 31′ 44″) nehmen*)Bekanntlich ſchneiden ſich zwei in einer Axenecke gegenüberliegende Leucitoeder - flächen unter 70° 31′ 44″, deren Complement der Oktaederwinkel 109° 28′ 16″ iſt., dann wären von den 12 Kryſtallräumen dieſer Körper je vorhanden, alſo würde eine Hektoedrie entſtanden ſein. Halten wir alſo den Staurolithſäulenwinkel als 129° 31′ 16″ und die Zuſchärfung als 70° 31′ 44″, feſt, ſo haben wir

1 ſten Zwilling: die Individuen kreuzen ſich rechtwinklig, die ſtumpfen Säulenkanten liegen im obern Niveau und würden beide durch236I. Cl. 5te Fam. : Staurolith.

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a: b: c abgeſtumpft. Es ſpiegelt alſo der Blätter - bruch o' des einen mit der Gradendfläche des andern und umgekehrt ein. Die Blätterbrüche o / o bilden jetzt eine quadratiſche Säule, und ſtellt man dieſe einer der quadra - tiſchen Säulen des Granatoeders parallel, ſo bilden M M M' M' das daraufſtehende Oktaeder der zugehörigen Leuci - toidfläche a: a: ⅓a, daher muß der einſpringende Winkel M / M' = 144° 54′ 11″ der Winkel der Oktaederkanten dieſes Leucitoides ſein. Die beiden Gränzebenen ſind Würfelflächen, welche ſich daher unter rechten Winkeln ſchneiden: am Staurolith würden ſie den Ausdruck b: $$\frac{3}{2}$$ c: a bekommen, darum ſagt man auch, die Zwillingsindividuen haben dieſe Fläche gemein, und liegen umgekehrt. Da nun das Granatoeder drei rechtwinklige Säulen hat, ſo kann ich in dreierlei Weiſe die quadratiſche (o / o oder P / P) des Zwillings denſelben parallel ſtellen. Drei Zwillinge in dieſer Stellung durchdrungen gedacht müßte daher ein vollſtändiges Leucitoid mit Granatoederflächen bilden.

Dieſes klar einzuſehen lege man kleine Staurolithe mit ihrer Fläche

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o dergeſtalt auf die Granatoederflächen, daß noch P auf 1 mit 3, auf 2 mit 5, auf 3 mit 1, auf 4 mit 6, auf 5 mit 2 und auf 6 mit 4 ſpiegeln. Es haben dann die Staurolithindi - viduen eine ſolche Lage, daß wenn man In - dividuum auf 1 mit dem auf 3, auf 2 mit 5 und auf 4 mit 6 zuſammengewachſen denkt, der erſte Zwilling mit rechtwinkligem Kreuz entſteht; denkt man dagegen zwei in einer Granatoederkante anliegende Kryſtalle, z. B. 1 und 2, 2 und 3, 3 und 5 ꝛc. mit einander verwachſen, ſo kommt der 2te Zwilling: die Individuen kreuzen ſich unter 60°, es liegen

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aber die Kanten M / o im obern Niveau. Aus der Stel - lung am Granatoeder folgt, daß die Gränzebene G im ſcharfen Winkel Granatoederfläche ſein muß, welche am Staurolith den Ausdruck c: a: ⅔b hat, die Zwillings - individuen haben alſo dieſe Fläche gemein und liegen um - gekehrt. Die zweite Gränzebene G', von welcher ſchon Hauy bewieſen hat, daß ſie ein reguläres Sechseck bildet, gehört der Oktaederfläche an. Man überzeugt ſich davon

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am leichteſten, wenn man den Zwilling auf die Würfelfläche projicirt, wie in neben - ſtehender Figur. Auch überſieht man dann alle dieſe verwickelten Verhältniſſe mit einem Blicke. P / P' und o / o bilden den Granatoeder - kantenwinkel von 120°, er wird durch G halbirt; G halbirt ferner den einſpringenden M / M' 129° 31′ 16″ (oben neben G), und den darunter liegenden M / M' 62° 57′ 51′, das Complement zum ſtumpfen ebenen Winkel des Leucitkörpers (117° 2′ 9″) bildend. An der Gränzebene G' iſt M / o' = M' / o = 148° 31′ 4″ = ½ (117° 2′ 9″) + 90. Dieſe G' hat am Staurolith den Ausdruck237I. Cl. 5te Fam. : Cyanit.a: ½c: b, iſt alſo gerade auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt, und da ſie ein reguläres Sechseck von 120° an der Staurolithſäule M M o bildet, ſo darf man auf ihr die Stücke nur um 120° gegen einander ver - drehen, um auch zur Zwillingsſtellung zu gelangen.

Die optiſchen Axen liegen in der Ebene a: b: c, ihre Ebene halbirt alſo den ſcharfen Säulenwinkel, ſie bilden unter ſich einen Winkel von 85°, welchen die Mittellinie c halbirt.

Härte 7 8, Gew. 3,7, röthlich braun, die Farbe erinnert ſehr an blutrothen Granat, nur iſt ſie etwas dunkeler.

Blos im feinen Pulver kann er an den Kanten zu einer Schlacke geſchmolzen werden, mit Soda unter Brauſen eine gelbe Schlacke. Die Analyſe führt zu verſchiedenen Reſultaten: vom St. Gotthardt 3,74 Gew. R̶⃛2 S⃛i, 29 S⃛i, 52 A̶⃛l, 17,6 F̶⃛e; von Airolo 3,66 Gew. R̶⃛3 S⃛i, 33,4 Si, 47,2 A̶⃛l, 16,5 F̶⃛e; aus der Bretagne 3,53 Gew. R̶⃛5 S⃛i4, 39,2 S⃛i, 44,9 A̶⃛l, 15,1 F̶⃛e. Man hat dieſe Schwierigkeit unter anderm dadurch zu erklären geſucht, daß S⃛i mit A̶⃛l iſomorph ſei. Ein kleiner Talkerdegehalt fehlt nie.

5. Cyanit Wr.

Κύανος blau. Sauſſure der jüngere beſchreibt ihn 1789 als Sap - pare, welcher Name ſchon unter Jacob VI. (1600) in Schottland für ihn geläufig war. Vor Werner (Bergm. Journ. 1790. III. 1, pag. 149) hieß er gewöhnlich blauer Schörl, Hauy nannte ihn Diſthen (σϑένος Kraft), doppeltkräftig, weil manche Kryſtalle gerieben auf Flächen von gleicher Glätte poſitiv, andere negativ elektriſch würden.

Die Kryſtalle bilden lange Strahlen, nach Phillips Meſſungen: in der geſchobenen Säule T / M 106° 15′, die breitere M ſehr deutlich blättrig und glänzend, T zwar auch blättrig aber matt. Die ſcharfe Kante wird durch o ſchief abgeſtumpft, ſo daß M / o 131° 25′ und T / o 122° 20′ bildet. Untergeordnet und unſicher durch ſtarke Längsſtreifung pflegen die Ab - ſtumpfungen der ſtumpfen Säulenkante T / M zu ſein, deren Hauy zwei k und I angibt. Das Syſtem muß alſo zum gewendet 2 + 1 glied - rigen oder ein - und eingliedrigen gehören. Eine blättrige Endfläche kommt zwar vor, ſie ſoll in P / M 100° 50′ und in P / T 93° 15′ machen. Leider ſpiegelt ſie aber ſelten gut, jedoch erzeugt ſie auf M eine ausge - zeichnete Querſtreifung, welche die Kante M / o unter 90° 15′ ſchneiden müßte, alſo faſt ſenkrecht gegen die Säulenaxe ſtünde. Darnach ſcheint alſo das Syſtem ein - und eingliedrig und die von Hauy ange - gebenen Abſtumpfungen von P / T zu beiden Seiten müßten dann ungleich - werthig ſein.

Zwillinge kommen häufig vor, ſie haben den Blätterbruch M ge - mein, und liegen umgekehrt. Nach Mohs gewöhnlich der, woran ſowohl T / T' als P / P' einſpringende Winkel bilden. In dieſem Falle müſſen die Flächen M und M' ſo anein - ander liegen, daß die Kante T / M mit T' / M' und die Kante P / M mit Kante P' / M' parallel geht, es iſt alſo ein Gemein - haben von M im vollſten Sinne des Wortes: der Zwil - ling entſteht, wenn man beide Individuen auf M um 180°

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238I. Cl. 5te Fam. : Cyanit.gegen einander verdreht. Dagegen behauptet nun G. Rofe (Kryſt. chem. Mineral. pag. 79), daß eine

zweite Art, wo zwar T und T' auch einſpringende Winkel bilden, aber P und P' ſcheinbar mit einander einſpiegeln, gewöhnlicher ſei. In dieſem Falle muß man das eine Zwillingsindividuum 180° um die Axe P / M drehen. Da Kanten P / M und o / M auf M ein Parallelogramm von 90° 15′ bilden, ſo müſſen ſich, entweder wenn M / P M' / P' gedacht würde, die Säulenkanten M / o mit M' / o' unter 30′ ſchneiden; oder wenn M / o M' / o', die Kanten P / M und P' / M' unter 30′. Die Unterſchiede beider möglichen Fälle ſind ſo gering, daß ſich nicht leicht die Wahrheit wird ermitteln laſſen. Endlich iſt auch eine

dritte Art möglich: ein Individuum dreht ſich 180′ um die Säulen - kante M / T, dann werden alle Säulenflächen einſpiegeln, nur die End - flächen P unter 30′ Kreuzung der Kanten P / M mit P' / M' einen einſprin - genden Winkel bilden. Da nun das Ende gewöhnlich fehlt, ſo erſcheinen dem Auge ſolche Kryſtalle einfach, Plücker weist aber (Pogg. Ann. 82. 58) ein optiſches Mittel nach, ſie zu erkennen: es zeigen ſich nämlich zwiſchen gekreuzten Turmalinplatten eigenthümliche hyperboliſche Linien, welche ſich bei einfachen Individuen niemals finden.

Die optiſche Mittellinie ſteht ſenkrecht gegen den Blätterbruch M, die Ebene dex optiſchen Axe geht durch den ſtumpfen Winkel des Parallelo - gramms von 90° 15′ und ſchneidet die Kante M / T unter 30°. Die Axen ſelbſt ſchneiden ſich unter 81° 48′.

Auf das Dichroſkop wirken die Kryſtalle ſehr ſtark: ſenkrecht gegen den Blätterbruch ſind die Bilder zwar kaum von einander verſchieden, allein gegen T geſehen wird das eine Bild auf Koſten des andern pracht - voll blau, und zwar bei aufrechter Säulenaxe das ordinäre, bei liegender das extraordinäre.

Hängt man den Kryſtall an einem Coconfaden in einer Papier - ſchleife auf, ſo ſtellt er ſich mit Declination und Inclination wie eine Magnetnadel (Plücker Pogg. Ann. 77. 448), er iſt eine wahre Compaß - nadel , und richtet dabei immer daſſelbe Ende nach Norden! Zu dieſem intereſſanten Experiment gehört jedoch eine vorſichtige Wahl der Indivi - duen, bei allen glückt es nicht.

Nicht minder auffallend ſind die großen Verſchiedenheiten der Härte: auf dem Blätterbruch M läßt er ſich parallel der Säulenkante M / T, alſo ſenkrecht gegen die Faſerſtreifung, mit einem gewöhnlichen Meſſer noch gut ritzen (H = 4 5), parallel der Faſer, alſo ſenkrecht gegen die Kante, kommt man dagegen beim ſtärkſten Druck nicht mehr hinein (H = 6), auf den übrigen Säulenflächen erreicht er dagegen, beſonders gegen die Säulenkante, die Härte des Quarzes = 7! Gew. 3,5 3,7. Blaue Farbe, ins Weißliche bis Farbloſe, ſeltener graulich.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, brennt ſich aber weiß, mit Kobald - ſolution ſtark geglüht ſchön blau. Zum Aufſchließen eignet ſich Aetzkali - hydrat am beſten.

A̶⃛l3 S⃛i2 mit etwa 62,6 A̶⃛l, 37 S⃛i, 1 F̶⃛e, doch ſchwanken die Angaben etwas. Jedenfalls iſt die Zuſammenſetzung Staurolithartig, daher verwachſen beide häufig der Länge nach mit ein -239I. Cl. 5te Fam. : Andaluſit.ander, und zwar ſpiegelt gewöhnlich der blättrige Bruch M mit der Ab - ſtumpfungsfläche der ſcharfen Säulenkante o am Staurolith: ſo bei den ſchönen Kryſtallen von Cheronico am St. Gotthardt, die im weißen Glimmerſchiefer liegen. Im Pfitſcher Thal bei Sterzing in Tyrol kommen breite blaue Strahlen im Quarz vor, die oft in auffallender Weiſe krumm - ſchalig werden. Sie zerſplittern ſich zu ſchmalen Strahlen von weißer, rother, grauer und ſchwarzer Farbe, was Werner Rhäticit nannte.

Sillimanit Boven A̶⃛l3 S⃛i2, von der Zuſammenſetzung des Cyanit’s, wird von vielen dafür gehalten. Die langſtrahligen gelblichen Kryſtalle bilden Säulen von 98°, die mit o / l = 97° 6′ beim Cyanit ſtimmen, auch wird ihr ſtumpfer Winkel durch einen deutlichen Blätterbruch abge - ſtumpft, aber die andern Blätterbrüche ſcheinen zu fehlen. Sonſt ſtimmt alles gut, nur das Gewicht beträgt blos 3,24. Auf Gängen im Gneuſe bei Saybrook (Connecticut). Auch der Wörthit Heß Pogg. Ann. 21. 73 aus Geſchieben bei Petersburg hat ein feinſtrahliges Cyanitartiges Aus - ſehen, und ſcheint trotz ſeines geringen Waſſergehalts (4,8 p. C.) nicht davon verſchieden.

6. Andaluſit.

Von Bournon 1789 Spath adamantin d’un rouge violet genannt, die Stücke ſtammten vom Gebirge Forez, Lamétherie ſoll ihn von Andaluſien in Spanien erhalten haben, woher der Name.

Zweigliedrige wenig blättrige Säulen M = a: b: c von 90° 50′ nach Haidinger (Pogg. Ann. 61. 295) mit Gradendfläche P = c: a: b, die ein quadratiſches Ausſehen haben, und von beſonderer Schönheit meh - rere Zoll dick und mehrfach länger im Quarzgeſtein von Liſens ſüdweſtlich Innspruck brechen. Hin und wieder findet ſich eine kleine Abſtumpfung der Ecken über der ſtumpfen Säulenkante a: c: b 109° 4′ wornach a: b = 〈…〉 ſich verhalten würde. Auch Zuſchärfungen b: c: a auf die ſcharfe Säulenkante, ſo wie Abſtumpfungs - und Zuſchärfungsflächen der ſtumpfen Säulenkante ꝛc. werden angegeben.

Gewöhnlich ſtark mit Glimmer bedeckt, welcher auch die Kryſtalle durchdringt, ihnen talkartige Weichheit gibt ꝛc. Die friſchen gehen etwas über Quarzhärte hinaus, 3,17 Gewicht. Meiſt trübe grüne, röthliche, graue Farbe mit geringer Durchſcheinenheit. Trotzdem wirken namentlich die rothen auf das Dichroſkop. Beſonders aber die grünen durchſichtigen aus Braſilien, welche grüne und rothe Bilder geben.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, wird mit Kobaltſolution ſchön blau, A̶⃛l4 S⃛i3, Thonerde ſteigt bis auf 60 p. C., ältere Analyſen geben einen bedeutenden Gehalt von Kali, nach Vauquelin bei den ſpaniſchen ſogar 8 p. C. Er kommt beſonders in Quarzgeſteinen vor, nicht blos in den Alpen, ſondern von rother Farbe mit Fettglanz und großer Härte zu Gol - denſtein in Mähren. Auffallend iſt es, daß die trüben ſo häufig ſtein - markartig weich werden.

Wahrſcheinlich iſt der Buchholzit im Quarz von Liſens ein fein - faſriger Andaluſit, der ſehr an Katzenauge erinnert. Auch Bournon’s240I. Cl. 5te Fam. : Chiaſtolith.Fibrolit mit Korund zu Carnatik in Oſtindien wird dahin gerechnet. Im Quarz kommt ferner der Xenolith A̶⃛l S⃛i von Peterhoff in Finnland und der Bamlit A̶⃛l2 S⃛i3 von Bamle in Norwegen vor, beide ſcheinen ohnedieß wegen ihrer faſrigen Bildung dem Buchholzit ſehr nahe ſtehend. Ein viel höheres Intereſſe gewährt dagegen der

Chiaſtolith Karſten Mineral. Tabell. pag. 73, ſo genannt, weil im Innern der Thonſchiefer den griechiſchen Buchſtaben X bildet, Macle R. de l’Isle Crist. II. 440, Aldrovand im Museum metall. 1648 pag. 881 bildet bereits die Spaniſchen von Santiago di Compostella in Galizien als Lapis crucifer ab, und Werner gab ihm den nicht unpaſſenden Namen Hohlſpath.

Er findet ſich nur im Thonſchiefer in Andaluſitartigen Säulen von

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91° 50′, die beim Zerſchlagen einen ziemlich deutlichen Blätterbruch wahrnehmen laſſen. Auf dem Querbruch nimmt man in günſtigen Fällen ein Kreuz von Thon - ſchiefer wahr (crucem Domini salutis humanae symbo - lum, Mercati Metallotheca vaticana 1717 pag. 237), das ſich in der Mitte und in den 4 Kanten verdickt. Daher ſehen die Kanten außen gewöhnlich ſchwarz aus. An ein und derſelben Säule vermehrt ſich dann nicht ſelten die Thonſchiefermaſſe ſo, daß ſie das ganze In - nere eckig ausfüllt. Die Oberfläche glänzt bei den Franzöſiſchen mit einer dünnen Glimmerſchicht. Feld - ſpathhärte, Gew. 3, halbdurchſichtig mit einem Stich ins Gelbe. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er nicht. Arfvedſon fand bei dem Bretagner ſogar 11,3 K̇a, deßhalb war man früher geneigt 3 S⃛i2 in die Formel aufzu - nehmen, einen Theil der Schuld mag der niemals ganz Kalifreie Thon - ſchiefer tragen, denn Bunſen (Pogg. Ann. 47. 188) fand A̶⃛l4 S⃛i3, 39,1 S⃛i, 58,7 A̶⃛l und keine Spur von Kali in der reinen Maſſe.

In den Thonſchiefern findet ſich das Mineral öfters: in Deutſchland ſind beſonders die dünnen Säulen von Gefrees im Fichtelgebirge bekannt, Leonhardt gibt ihn auch im Thonſchiefer bei Baden am Schwarzwalde an, Germar am Unterharze bei Bräunrode und Greifenhagen ꝛc. Ebenſo fein ſind ſie in einem röthlichen Thonſchiefer vom Cap der guten Hoff - nung eingeſprengt. Viel dicker enthält ſie der Thonſchiefer der Bretagne von Salles de Rohan bei St. Brieux. In den Pyrenäen erreichen ſie ſogar faſt Fußlänge und 2 Zoll Dicke, ſie werden dort verſchliffen und wegen ihrer Kreuzfigur ſeit langer Zeit als Amulette getragen.

Vergleiche wegen ſeines Ausſehens auch Charpentier’s Couzeranit aus den grauen kryſtalliniſchen Kalken der Pyrenäen, deſſen lange vier - ſeitige faſt quadratiſche Säulen innen öfter ebenfalls hohl und mit dem Muttergeſtein ausgefüllt ſind. Freiesleben’s Talkſteinmark aus dem Porphyr von Rochlitz in Sachſen hat zwar die Zuſammenſetzung des Cyanits A̶⃛l3 S⃛i2, gehört aber ſeines Ausſehens nach zu den Thonen. G. Roſe führt hier auch den Agalmatolith pag. 202 als A̶⃛l S⃛i3 auf.

241I. Cl. 6te Fam. : Diamant.

VI. Edelſteine.

Die Gemmen bilden eine gute Gruppe unter den Silicaten, welche man nicht zerreißen ſollte, wenn auch ihre Gränzglieder nur ſchwach ver - bunden ſein mögen. Große Härte (es ſind die härteſten irdiſchen Stoffe), hohes Steingewicht, prächtige Farben und Klarheit, verbunden mit ſtarkem Glanz, eine nicht gewöhnliche Zuſammenſetzung zeichnen ſie aus. Den edlern unter ihnen fehlt die gemeinere Kieſelerde ganz, und die Thonerde bekommt das Uebergewicht. Ja die Krone derſelben, der Diamant, beſteht aus Kohlenſtoff, und dennoch iſt hier ſein natürlicher Platz. Trotz ihres ſparſamen Vorkommens ſind die Edelſteine ſchon den älteſten Völkern be - kannt, ihre Namen ſind uns überliefert, obgleich wir nicht immer wiſſen, was darunter verſtanden wurde. Auch konnten die Alten bei dem mangel - haften Stande der Wiſſenſchaft ſich ſelbſt über die Sachen nicht klar ſein.

1. Diamant.

Bei den Griechen ἀδάμας (unbezwingbar δαμάω), wie alles harte, arabiſch mas, Jahalom Demant Luther 2 Moſ. 28, 18. Plinius hist. nat. 37. 15 ſpricht über adamas ſehr ausführlich: den größten Preis unter den menſchlichen Dingen hat der Diamant, lange nur den Königen und auch unter dieſen blos wenigen bekannt. Nur im feinſten Golde erzeugt er ſich Sechs Arten ſind bekannt Darunter die Indiſchen und Arabiſchen, von unausſprechlicher Härte, auf den Ambos gelegt, ſtoßen ſie den Schlag ſo zurück, daß Eiſen und Ambos in Stücke zerſpringt, auch das Feuer beſiegen ſie, denn man hat ihn noch nicht verbrennen können (numquam incalescens) ..... Dieſe Macht über Stahl und Feuer wird durch Bocksblut gebrochen, aber nur wenn ſie durch friſches und warmes gebeizt ſind, und auch ſo erſt nach vielen Schlägen, und immer noch Amboſe und Hammer ſprengend ..... Nur ein Gott kann dieſes unermeßliche Geheimniß dem Menſchen mitgetheilt haben ..... Und wenn er nun glücklich zum Reißen gebracht wird, ſo zerſpringt er in ſo kleine Stücke, daß man ſie kaum ſehen kann. Das war der Standpunkt des Alterthums.

Reguläres Kryſtallſyſtem, deutlich oktaedriſch blättrig, wovon die Steinſchneider profitiren, indem es dadurch allein möglich gemacht iſt, rauhe Stellen ſchnell wegzuſpalten. Oktaeder a: a: a bei den Oſtindiſchen oft, doch werden ſie in Paris ſehr ſchön nachgemacht. Granatoeder a: a: a bei den Braſilianiſchen gewöhnlich, aber ſtark ge - rundet und kaum meßbar. Die meiſten nach der kurzen Dia - gonale (Kante des eingeſchriebenen Würfels) der Rhomben geknickt, wodurch ein ſehr verzogener Pyramidenwürfel ent - ſteht. Seltener herrſcht die Knickung nach der Längsdiago - nale, was ein bauchiges Pyramidenoktaeder gibt. Die Knickung

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nach beiden Diagonalen gibt ein Pyramidengranatoeder, das wegen der Flächenrundung ſich der Kugel - und Eiform nähert. Eine gleiche Deut - lichkeit beider der gebrochenen Würfel - und Oktaederkanten iſt aber durch - aus nicht gewöhnlich, in der Kugel prägt ſich alſo das Oktaeder oderQuenſtedt, Mineralogie. 16242I. Cl. 6te Fam. : Diamant.Granatoeder vorherrſchend aus, jenes der Oſtindiſche, dieſer der Braſi - lianiſche Typus. Würfel kommt ſelten vor, und Leucitoeder wird gar

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nicht angeführt. Dagegen trifft man häufig Zwillinge, ſtark nach der trigonalen Zwillingsaxe verkürzt. Kommt daran der blättrige Bruch vor, ſo macht er einſpringende Winkel auf den Seiten, während drei der Zwillingsaxe pa - rallel gehende Granatoederflächen in beiden Individuen ein - ſpiegeln, aber ſich doch durch die verſchiedene Streifung unterſcheiden laſſen. Mag daher auch, wie häufig geſchieht, die Zwillingsgränze noch ſo ſtark verwachſen, ſo wird man doch leicht auf die Spur geführt. Geſchliffene Platten zeigen öfter zahlloſe Zwillingsſtreifen, wie der Labrador, es ſcheint das von zahlloſen neben einander gelagerten Lamellen herzukommen. Denn in gewiſſen Richtungen leuchten nach Brewſter die einen Lamellen, die andern nicht; ohne Zweifel wird bei den leuchtenden der Blätterbruch ſpiegeln. Unter den erſten Diamantlinſen gaben daher einige doppelte und dreifache Bilder.

Härte 10, und zwar von allen Steinen bei weitem der härteſte. Daher konnte man ihn früher nur etwas poliren (Spitzſteine), wobei man von der natürlichen Kryſtallform Nutzen zog. Die Agraffe des kaiſerlichen Mantels Karls des Großen iſt noch mit ſolchen ungeſchliffenen Steinen beſetzt. Erſt Ludwig van Berquen aus Brügge in Flandern fand 1456, daß man ihn in ſeinem eigenen Pulver (Demantbort) ſchleifen könne. Anfangs machte man Dick - und Tafelſteine, d. h. man ſtumpfte die Oſt - indiſchen Oktaeder an zwei entgegengeſetzten Ecken mehr oder weniger ab. 1520 kamen Roſetten (Rauthenſteine) auf: der Schnitt richtet ſich nach

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der rhomboedriſchen Stellung, die untere flache Baſis entſpricht dem blättrigen Bruch, und die Spitze endigt mit 6 Sternfacetten, außer dem ſind noch 18 Querfacetten da, die ſich zu 6 + 12 gruppiren. Liegen die 6 unter den Flächen der Sternfacetten, ſo folgen im Rande 12, liegen aber die 6 unter den Kanten, ſo fallen die 12 zwiſchen die beiden 6. Beſonders ſind die Zwillinge zu ſolchen Roſetten brauchbar, man ſpaltet ſie nur nach der Zwillingsebene durch, dann gibt die nach der kurzen Diagonale gebrochene Granatoederfläche den Anhalts - punkt für die 6 Sternfacetten. Cardinal Mazarin ließ zuerſt Brillanten

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ſchleifen. Ihr Schliff richtet ſich nach der oktaedriſchen Stellung: der flachere Obertheil (Krone) endigt mit einer Gradendfläche (Würfelfl. ), darunter folgen 8 + 8 + 8, oder 8 + 8 + 16 Facetten; der ſpitzere Untertheil iſt dem obern ähnlich, aber am Unterende nur durch eine ganz feine Endfläche (Kalette) abgeſtumpft; der Gürtel (Rand) trennt beide Theile von einander. Ein guter Brillantenſchliff weicht nie vom Zahlen - geſetz 8 ab. Die Brillanten faßt man meiſt à jour, d. h. man gibt ihnen keine Unterlage, wie den Roſetten. Das Schleifen iſt ſehr zeitraubend, und wenn man ſie nicht mit feinen Meißeln durch einen ſchnellen aber ſtarken Schlag ſpalten kann, ſo muß man ſie mit einem feinen Stahl - draht mittelſt Diamantpulver und Oel durchſchleifen. Der Regent in der Krone Frankreichs wiegt 136 Karat, roh wog er 410 Karat, er hat alſo durch den Schliff, der 2 Jahre gewährt haben ſoll, an Größe verloren. Daß Diamanten Glas ſchneiden, daran iſt die doppelte Krümmung der243I. Cl. 6te Fam. : Diamant.Kryſtallkanten ſchuld, die einen einzigen Punkt zum Schnitt kommen läßt (Wollaſton in Gilbert’s Ann. 58. 92).

Gewicht 3,55, genau das des Topaſes, daher ſind auch Braſilianiſche Topasgeſchiebe damit verwechſelt worden.

Farblos, doch nehmen ſie eine ſchwarze, nelkenbraune, graue, gelbliche, grünliche ꝛc. Färbung an. Juweliere theilen ſie daher in Klaſſen von 1ſtem, 2tem und 3tem Waſſer. Selten kommen entſchiedene Färbungen vor, doch werden gelbe, roſenrothe, grüne ꝛc. erwähnt, und dieſe dann ſehr theuer gezahlt.

Diamantglanz und ſtarke Farbenzerſtreuung, deßhalb zeigen die geſchliffenen Facetten das lebhafteſte Farbenſpiel. Starke Strahlen - brechung 2,487, d. h. die vergrößernde Kraft der Diamant - zur Glas - linſe wie 8: 4, daher iſt er auch zu mikroſkopiſchen Linſen benützt worden, die aber ſehr ſchwer vollkommen zu machen ſind, ſo daß nur wenige gute exiſtiren. Newton ſchloß 1675 daraus, daß er eine brennbare Subſtanz ſein müſſe. Er machte nämlich zwei Klaſſen von Körpern: feuerbeſtän - dige und brennbare, bei beiden folgt die Brechungskraft einem eigenen Geſetze, aber ſo ziemlich nach dem Verhältniß zur Dichtigkeit. Nun ver - hält ſich die Dichtigkeit vom Quarz zum Diamant = 3: 4, aber die Brechungskraft = 3: 8, daher konnte Diamant kein feuerbeſtändiger Stein ſein.

Bricht das Licht zwar nicht doppelt, polariſirt es alſo auch nicht. Allein nach Brewſter finden ſich im Innern Luftblaſen, um welche herum wie im Bernſtein das Licht etwas verändert wird. Da nun außerhalb dieſer Blaſenſphäre das Licht vollkommen unpolariſirt durchgeht, ſo ſcheint die Maſſe urſprünglich weich geweſen zu ſein, ſo daß eingeſchloſſene Luft durch Expanſion die ihr nächſtliegenden Theile verändern konnte, wie man etwa durch Druck auf Glas und Harz ähnliche Erſcheinungen hervor - bringt! Die Höhlen haben öfter ſehr bizarre Formen, ſie ſind ſogar, wie ſchon Tavernier erzählt, mit einer ſchwarzen Materie (boue végétale) er - füllt. Manche ſollen durch Inſolation (Pogg. Ann. 64 334) oder Bürſten phosphoresciren. Durch Reiben ſtets + elektriſch.

Reiner KohlenſtoffC, ſeine Oberfläche wird in der Oxydations - flamme matt, durch langes Glühen ſchwarz und undurchſichtig, was nur von einem Uebergange in den amorphen Zuſtand herrühren kann. Ob - gleich das Pulver ſchon bei Anwendung einer Spirituslampe brennt, ſo kann er doch in Kohlenpulver verpackt der größten Hitze ausgeſetzt werden, wie das die Pariſer Steinſchleifer ſchon 1771 wußten. Sobald aber Sauerſtoff hinzutritt, ſo ſtößt er Gas aus (Boyle), und 1694 wurden auf Veranlaſſung Cosmus III von Florenzer Akademikern die erſten Dia - manten in einem großen Tſchirnhauſiſchen Brennſpiegel verflüchtigt; ſie behielten zwar ihre Form bei, wurden aber immer kleiner, und verſchwan - den zuletzt ganz. Schon Lavoiſier fand, daß ſie dabei Kohlenſäure ent - wickeln; Guyton, daß ſie mit Eiſen zuſammengeſchmolzen (cämentirt) Stahl erzeugen. In Wien wollte Kaiſer Franz I 1750 im Ofenfeuer kleine zu einem großen zuſammenſchmelzen, aber die Sache gelang nicht. Petzhold glaubte in kleinen Rückſtänden Kieſelerde mit Pflanzenzellen ge - funden zu haben, aber Wöhler konnte das nicht beſtätigen. Der Aſchen -16*244I. Cl. 6te Fam. : Diamantvorkommen.gehalt beträgt zuweilen bis 2 p. C. Vergleiche auch den Graphit, welcher es wahrſcheinlich macht, daß die Kohle dimorph ſei.

Bildung. Einige haben gemeint, er könne ſich auf organiſchem Wege gebildet haben, wie etwa Tabaſher im Bambus, worauf auch die Polariſationserſcheinungen hinweiſen könnten, ganz abgeſehen von den Zellen Petzholdt’s. Andere ſuchten auf organiſchem Wege durch Schmelzen von Kohle ihn darzuſtellen. Silliman und Cagniart de Latour bekamen ſo auch wirklich farbloſe Kügelchen, welche Glas ritzten, es war aber nach Thenard geſchmolzene Kieſelerde. Auch die Liebig’ſche Anſicht, ſie als Verweſungsprodukt anzuſehen, ſoll nicht Stich halten. Dagegen ver - flüchtigte Despretz (Compt. rend. Sept. 1853. pag. 369) Kohlen mittelſt eines elektriſchen Stroms über einen Monat hindurch. Es ſetzten ſich an den Platindrähten kleine ſchwarze mikroſkopiſche Oktaeder an, die Rubin polirten, was bekanntlich nur mit Diamantpulver geſchieht pag. 149.

Vorkommen. Lange kannte man ihn nur auf ſekundären Lager - ſtätten, in lockerm oder hartem Diluvialgebirge (ſogenannte Diamantſaifen). Neuerlich hat man ihn jedoch nördlich Tejuco in Braſilien in einem glim - merhaltigen Quarzgeſtein (Itacolumit) gefunden, und da das Geſtein dem Glimmerſchiefer ſehr ähnlich ſehen ſoll, ſo ſcheint das Urgebirge die Bil - dungsſtätte zu ſein (Girard Leonhardt’s Jahrb. 1843 pag. 308). Edle Metalle, wie Gold ꝛc. ſind häufig Begleiter.

Vorderindien der älteſte und berühmteſte Fundort. Nach Ritter (Aſien 6, pag. 343) gibt es daſelbſt fünf Hauptpunkte: 1) Cuddapah am Pennar bis Gandicotta, die ſüdlichſte Gruppe; 2) die Nandial - Gruppe auf der Weſtſeite der Nalla Malla-Berge, welche ſich von Cud - dapah nördlich bis zur Kiſtna ziehen. Hier ſollen die größten Indiſchen vorgekommen ſein; 3) die Golconda-Gruppe (eine Bergfeſte ¾ Stunde WNW von Hyderabad), ſie hat keine Gruben, ſondern iſt nur der Markt, welcher durch den Franzoſen Tavernier (Six voyages en Turquie 1669) ſo berühmt geworden iſt. In der Gegend von Elore an der untern Kiſtna waren allein 60,000 Menſchen mit Pochen und Waſchen eines harten eiſenſchüſſigen Sandſteins beſchäftigt, der bis zu 14′ tief ausgebeutet wurde. Zu Raolconda war es ein Sandſtein, wie bei Fontainebleau, in deſſen kaum fingerbreiten Spalten ein feiner Sand ſich findet, worin die Diamanten lagen. Da der Stein hart iſt, ſo mußte der Sand mittelſt zugeſpitzter Eiſenſtangen mühſam herausgeholt werden. Voyages II. 327. 4 ) Die Sumbhulpur-Gruppe am mittlern Mahanadi, wo man ſie hauptſächlich im Schlammbette der Nebenflüſſe auf der nördlichen Seite ſammelt; 5) die Panna-Gruppe in Bundelkhund zwiſchen Sonar und Sone (25° N. Br.) in eiſenhaltigem Kieſe über Buntenſandſtein bildet die nördlichſte Gruppe. Schon Ptolemäus erwähnt hier einen Adamas - fluß. In heutiger Zeit hat das Suchen ſehr abgenommen. Ceylon liefert trotz ſeines Edelſteinreichthums keine Diamanten, dagegen findet man ſie an der Südoſtſpitze von Borneo, Tanah Laut (Seeland) genannt, in einem rothen Thone von Gold und Platin begleitet. Der Thon ruht auf Ser - pentin - und Hornblendegeſtein (Poggendorf’s Annal. 55. 526). Das Vor - kommen in der alten Welt iſt durch

Braſilien überflügelt. In der Provinz Minas Geraes iſt beſon - ders die unwirthliche Serro do Frio mit dem Hauptort Tejuco, von welcher245I. Cl. 6te Fam. : Diamant.Stadt ſüdöſtlich ſich der 5600′ hohe Itambé erhebt, woran der Fluß Jequetin - honha in 2 Armen entſpringt. Hier liegt die Hauptgrube Mandanga, in einem eiſenſchüſſigen Kies (Cascalho) mit großen Quarzgeſchieben und Goldblättchen. Dieſes ſecundäre Geſtein ruht auf Itacolumit. 1727 er - kannte ein Spanier die glänzenden Steine, während die Neger ſie ſchon längſt als Spielmarken benützt hatten. Später fand man ſie tiefer im Innern im Flußgebiete des Rio San Franzisco, aber erſt 1839 auf der älteſten Lagerſtätte in einem glimmerhaltigen Sandſteine am linken Ufer der Corrego dos Rois in der Serra de Santo Antonio de Gram - magoa, 36 Meilen nördlich Tejuco. Da dieſes Geſtein nach Clauſſen über der dortigen Grauwacke liegen ſoll (Leonhardt’s Jahrb. 1842, pag. 459), ſo wäre auch hiermit das urſprüngliche Lager nicht gefunden, ſo ähnlich nach Girard das Geſtein auch dem Glimmerſchiefer ſein mag. Martius hat berechnet, daß in den 46 Jahren von 1772 1818 3 Millionen Karat = 1300 im Werthe von 70 Millionen Gulden nach Europa gekommen ſeien. Neuerlich werden auch die Sierra Madre ſüdweſtlich Acapulco in Mexico, die Itacolumitregion der Goldwäſchen des Hrn. Twitty in Nordcarolina als Fundgruben angegeben (Pogg. Ann. 70. 544).

Der Ural lieferte 1829 auf den Ländereien der Eiſenwerke von Biſſersk in den Goldſaifen Kreſtowosdwiſchenskoi unter dem 59° N. Br. auf der Europäiſchen Uralſeite die erſten Diamanten (G. Roſe, Reiſe Ural. I. 352). Roſe vermuthet, daß das Muttergeſtein Dolomit ſei. Der Fund iſt aber nur von wiſſenſchaftlichem Intereſſe, da man bis 1848 blos 72 Stück von bis 7 $$\frac{7}{16}$$ Karat gefunden hat (Dr. Zerenner Erdkunde Gouv. Perm. 1852. pag. 220).

Preis. Größe, Reinheit, Farbe und Art des Schliffes beſtimmen den Werth. Man rechnet nach Karat, deren 72 auf 1 Loth gehen. Roh kauft man das Karat für 48 fl., über ein Karat ſteigt der Werth nach der Quadratzahl. Brillanten koſten 1 Karat 216 bis 288 Franken, im Mittel 192 · k2. Neuerlich hat der Vicekönig von Egypten einen von 49 Karat gekauft, derſelbe ſollte demnach 492 · 192 = 460,992 Fr. koſten, er wurde aber mit 760,000 Fr. bezahlt.

Größe. Steine von 12 20 Karat gehören ſchon zu den ſchönen, darüber bereits zu den Seltenheiten: ſo findet man im grünen Gewölbe von Dresden Diamanten von 38, 40 und 48 Karat. Ueber 100 Karat kennt man nur wenige. Der größte Braſilianiſche war lange einer von 120 Karat, es iſt ein rohes ungeſchliffenes Oktaeder, neuerlich wurde jedoch zu Bagayern in Minas Geraes einer von 247 $$\frac{1}{2}$$ k gefunden (Leon - hardt’s Jahrb. 1853. 697), er ſoll vom reinſten Waſſer ſein. Die Be - rühmteſten ſtammen alle aus Oſtindien.

Die franzöſiſche Krone beſitzt den Regent von 136 $$\frac{3}{4}$$ Karat, den ſchönſten unter allen großen, namentlich auch wegen ſeines Brillantenſchliffs. Der unter dem Namen Regent bekannte Herzog von Orleans kaufte ihn von einem Engl. Gouverneur Pitt für Ludwig XV um 2 $$\frac{1}{2}$$ Million Franken. Zur Re - volutionszeit wurde er in Berlin beim Kaufmann Treskow verſetzt, ſchmückte dann aber wieder den Degenknopf des Kaiſers Napoleon I.

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246I. Cl. 6te Fam. : Diamanten.

Der Oeſtreichiſche Schatz enthält einen gut geformten von 139 $$\frac{1}{2}$$ Karat, derſelbe fällt aber ſtark in das Zitronengelbe. Er ſoll von Karl dem Kühnen ſtammen, der in der Schlacht bei Nancy 1477 blieb. Ein Soldat fand ihn im Helme des Herzogs und ſoll ihn für 1 Kronenthaler an einen Geiſtlichen verkauft haben, bis er endlich für 20,000 Dukaten in die Hände Pabſt Julius II kam.

Ein beſonderes Intereſſe bietet der Sançy 53 $$\frac{1}{2}$$ Karat, in der Run -

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dung und Ausbildung einem Pyramidengranatoeder glei - chend, vom reinſten Waſſer. Er ſoll wie der Oeſtreichi - ſche ebenfalls Karl dem Kühnen gehört haben, kam aber ſchon früh in die Hände eines franzöſiſchen Grafen Ni - colaus de Sançy, der 1589 ſich in Werbungsangele - genheiten in Solothurn befand, zu einer Zeit, wo König Heinrich III von Frankreich Unterpfänder zu einer An - leihe bedurfte. Sançy ſchickte einen Boten mit dem Juwel nach Paris, derſelbe wurde aber von Räubern im Juragebirge erſchlagen. Da nun Sançy keine Antwort bekam, und von einem Er - mordeten gehört hatte, ſo ſchöpfte er Verdacht: der Erſchlagene war richtig ſein treuer Diener, der aber zum Glück den Diamant verſchluckt hatte, ſo daß er ſich im Magen noch vorfand (?). Später war er unter den Edelſteinen Ludwigs XIV, verſchwand jedoch bei der Revolution 1789, kam aber bei den Napoleoniden wieder zum Vorſchein, und wurde von dieſen 1830 für 500,000 Franken an den Kaiſer von Rußland verkauft. Schriften Kaiſ. Ruſſ. Geſellſch. für Mineral. I. pag. LXIII.

Der Rajah von Mattan auf Borneo ſoll den größten beſitzen, er wurde auf dieſer Inſel gefunden, eiförmig, von erſtem Waſſer, über 2 Unzen ſchwer, Blum ſagt 363 Karat. Den größten Ruf genoß jedoch

der Diamant des Groß-Moguls in Delhi, der als Koh-i-noor (Berg des Lichtes) auf der Londoner Induſtrieausſtellung eine Rolle ſpielte. Nach dem Official Catalogue of the Great Exhibition III. 685 geht bei den Indern die Legende, daß ihn bereits vor 5000 Jahren der Held Karna in dem großen Kriege trug, welchen das Epos Maha-Bharata beſingt. Jedenfalls erbeutete ihn der kühne Abenteurer Alaeddin 1306 vom Rajah von Malwa. Als 1665 Tavernier, Ecuyer Baron d’Aubonne (Six Vo - yages en Turquie, en Perse et aux Indes, Paris 1679. II. pag. 278), der 40 Jahre im Orient reiste, um Diamanten und Edelſteine zu kaufen, die Schätze des Groß-Moguls beſichtigte, war das erſte, was ihm ſeine goldflüſſige Majeſtät höchſteigenhändig überreichte, der große Diamant von

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280 Karat Gewicht, und von der Form eines in der Mitte durchſchnittenen Eies. Er ſoll aber früher 793 $$\frac{5}{8}$$ Karat gewogen haben, ein ungeſchickter venetianiſcher Steinſchleifer verſtümmelte und verklei - nerte ihn. Zwar ſtimmt die Abbildung von Tavernier l. c. II. 372. Nr. 1 nicht ganz mit der unſrigen, wie er in London ausgeſtellt war, doch ſeine Länge 1″ 6 $$\frac{1}{2}$$ iſt die gleiche, die Höhe 7‴ geringer, und 1″ 2 $$\frac{1}{2}$$ die Breite. Nadir Schach,247I. Cl. 6te Fam. : Korund.der Eroberer von Delhi 1739, kam in ſeinen Beſitz und gab ihm den heutigen Namen. Später gieng er wieder in Beſitz des Herrſchers von Lahore, und als dieſer Staat der engliſchen Companie einverleibt wurde, beſchloß dieſelbe, den Diamanten der Königin als Geſchenk zu über - reichen, was am 3. Juni 1850 geſchah. Er wog damals noch 186 Karat. Nach der Ausſtellung iſt er abermals einem Schliff unter - worfen. Seine Unterſeite iſt eben, und entſpricht ohne Zweifel einem Blätterbruch, desgleichen die entſtellende Fläche o, obgleich der Winkel beider untereinander am Modell etwas kleiner als 109 $$\frac{1}{2}$$ ° iſt. Auffallender Weiſe hat der große Ruſſiſche Diamant, welcher 194 $$\frac{3}{4}$$ Karat ſchwer die Spitze des ruſſiſchen Scepters ſchmückt (G. Roſe Reiſe Ural I. pag. 50), gleichfalls unten eine ebene Fläche. Dieſer ſoll nach der Sage das Auge eines Indiſchen Götzen gebildet haben, iſt 10‴ hoch und 1″ 3 $$\frac{1}{2}$$ lang, und fand ſich mit einem andern großen im Thronſeſſel des Schach Nadir von Perſien, fiel bei deſſen Ermordung in die Hände eines Armeniſchen Kaufmanns, der ihn in Amſterdam feil bot, und 1772 an Kaiſerin Ka - tharina für 450,000 Silberrubel, 4000 Rubel jährliche Leibrente und einen Adelsbrief verkaufte! Dr. Beke (Athenaeum 1851. 718) erzählt uns, daß 1832 bei der Eroberung von Coocha in Khoraſſan durch Abbas Mirza ein Diamantſtück von 132 Karat erbeutet wurde, was früher ein armer Bewohner in ſeiner Familie als Feuerſtein benützt hatte. Dabei wird die Vermuthung geäußert, daß er vermöge ſeiner Form ein Stück vom Koh-i-noor ſein könnte. Tennant (Athenaeum 1852. 1042) wurde dadurch zu der Anſicht geleitet, daß nicht blos dieſer, ſondern auch der Ruſſiſche ein Stück des vielgenannten Groß-Moguls ſein könnte, was er durch eine ſorgfältige Nachahmung in Flußſpath, der die gleichen Blätter - brüche als Diamant hat, zu beweiſen ſuchte. Dann hätte dieſer gewaltige Diamant die Form eines eiförmigen Granatoeders gehabt, etwa von einer Größe, wie ſie Tavernier angibt. Wäre er ſchon ſo viele Jahrtauſende in den Händen der Menſchen geweſen, wie die Legende ſagt, ſo würde das der beſte Beweis ſeiner Außerordentlichkeit ſein, da es bis jetzt, trotz des vielen Suchens, nicht gelungen iſt, einen zweiten auch nur von an - nähernder Größe zu finden.

Verworrene kryſtalliniſche Maſſen von dunkeler Farbe kommen von La Chapada (Provinz Bahia) bis zu ½ Kilogramm im Handel mit Namen Carbonate vor (Leonhardt’s Jahrb. 1853. 597).

In Paris macht man gegenwärtig aus Straß die Diamanten täu - ſchend nach, namentlich auch geſchliffene Oktaeder, ſo daß man leicht irre geleitet wird. Man kann ihnen aber blos den Glanz und das Gewicht geben, die Härte nicht.

2. Korund.

Graf Bournon Philos. Transact. 1802 vereinigte unter dieſem Indi - ſchen Worte alle Minerale, die unter dem Namen Sapphir, Rubin, De - mantſpath, Smirgel ꝛc. zerſtreut waren. Es ſind darunter die werthvollſten Edelſteine begriffen, welche die Juweliere mit dem Beinamen Orientaliſche auszuzeichnen pflegen. Nach der Intenſität ihrer Farben theilt man ſie ſeit älteſter Zeit in männliche und weibliche, jene dunkeler, dieſe lichter248I. Cl. 6te Fam. : Korund.gefärbt. Hauy verſuchte ſogar für die edlen einen neuen Namen Télésie (vollkommener Körper) einzuführen.

Dreigliedriges Kryſtallſyſtem, mit ſtark diheraedriſcher Ausbildung, ganz wie der mit ihm iſomorphe Eiſenglanz: deutlich blätt - riges Rhomboeder P 86° 6′ in den Endkanten, daher a = 0,7344 = 〈…〉 , lga = 9,86591. Auffallender Weiſe ſind von den drei Blätterbrüchen zwei meiſt deutlicher, als der dritte, oft kann man den dritten kaum finden, was ſchon Hauy wußte. Die Stücke ſehen dann Feldſpathartig aus, haben aber auf den beiden deutlichern Brüchen eine Streifung, ſo daß ſie einem Complex von kleinen rhombiſchen Säulen gleichen. Bei manchen kann man ſich ent - ſchieden überzeugen, daß die Streifung mit Zwillingsbildung zuſammen - hängt. Die edlen ſollen den Blätterbruch nicht haben. Dagegen zeigen ſämmtliche nach der Gradendfläche c = c: a: a: a gern eine

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blättrige Abſonderung ebenfalls mit Streifung, aber auch hier ſucht man die dem dritten rhomboedriſchen Blätterbruch entſprechende häufig vergebens. Sehr ſchöne dreigliedrige Oktaeder kommen beim Rubin vor, die man nicht mit Spinell verwechſeln darf. Immer nur die 2te ſechsſeitige Säule s = a: ½a: a: c, ſie kommt ſehr ſchön mit Gradendfläche vor, woran das Rhomboeder die abwechſelnden Ecken abſtumpft, wird aber leicht ſtark bauchig. Sehr ſchön durch Zonen beſtimmbar iſt das Dihexaeder r = c: $$\frac{3}{2}$$ a: ¾a: $$\frac{3}{2}$$ a (128° 3′ in den Endkanten), welches in der Diagonal - zone des Rhomboeders liegt und zugleich die End - kante der 2ten Säule abſtumpft. Die Rubine von Ceylon leicht daran zu erkennen. Wenn das Di - hexaeder ſich ausdehnt, ſo ſtumpft daran das Rhom - boeder die abwechſelnden Kanten ab. Auch Dihexaeder c: ¾a: a: ¾a und c: ½a: ¼a: ½a kommen vor.

Zwillinge. Beim grünlichen Korund von China kommen Stücke vor, die nach einer Flächenrichtung c deutliche Blättchen bilden, welche quer dagegen geſpalten aus lauter lichten und dunkeln Streifen beſtehen. Offenbar Zwillinge, doch kann ich die Stücke nicht ſo gegen das Licht drehen, daß die dunkeln Streifen licht, und die lichten dunkel werden.

Härte 9, alſo nur vom Diamante übertroffen, und von keinem an - dern erreicht. Darauf beruht die Anwendung der ſchlechtern Sorten als Schleifmaterial. Gewicht 4 (blaue 3,98, rothe 3,91, weiße 3,98). Allerlei Farben und allerlei Grade von Durchſcheinenheit, wovon ihr Werth ab - hängt. Strahlenbrechung 1,77, alſo ſtärker als bei Glas, daher auch wohl zu mikroſkopiſchen Linſen vorgeſchlagen, allein dann muß die Axe der Linſe genau mit der optiſchen Axe zuſammenfallen, weil ſie nach andern Richtungen doppeltbrechend wirken würde. Die Farbe hat etwas Einfluß auf die Strahlenbrechung.

A̶⃛l = 53,3 Al und 46,7 Ox. Die ältern Analyſen gaben etwas Kieſelerde an, allein H. Roſe hat gezeigt, daß er mit S⃛2 zu einer im249I. Cl. 6te Fam. : Rubin, Sapphir.Waſſer vollkommen löslichen Maſſe ſchmilzt, was bei Gegenwart von Kieſelerde nicht der Fall ſein könnte. Man muß ihn aber zu dem Ende in eiſernen Mörſern ſtoßen, denn in Achatſchalen reibt er Kieſelerde ab, auch iſt das angewandte Kalihydrat leicht Kieſelerdehaltig. Das feine Pulver wird mit Kobaldſolution blau. Da A̶⃛l in Kalilauge ſich löst, und das mit ihr iſomorphe F̶⃛e nicht, ſo kann man beide dadurch leicht trennen. Brewſter fand zuweilen Flüſſigkeiten darin.

Vorkommen. Die gemeinen findet man vorzugsweiſe in Talk - und Hornblendgeſteinen, die edlen in Vulkangeſteinen, durch deren Ver - witterung ſie erſt in das Schuttland kommen. So daß ſie wohl aus - ſchließlich Feuerprodukte ſind. Dieſe Anſicht wird durch die Bereitung auf künſtlichem Wege ſehr geſtützt. Gaudin (Compt. rend. 1837. 999) bereitete ſich aus Ammoniakalaun zunächſt ein weißes Pulver von reiner Thonerde, ſchmolz es in einem Kienrußtiegel im Knallgebläſe mit 2 3 p. C. ſaurem chromſaurem Kali: es floß anfangs zu grüner Maſſe, dann zu rubinrothen Kügelchen, die blättrigen Bruch zeigten und Topas ritzten. Wegen der Schnelligkeit der Kryſtalliſation verloren ſie aber alle Durch - ſichtigkeit.

Glücklicher war daher das Verfahren von Ebelmen (Compt. rend. 1851. XXXII. 330): derſelbe miſchte Thonerde mit Borax, und um der Maſſe mehr Feſtigkeit zu geben, ſetzte er Kieſelerde oder Kohlenſauren Baryt zu. Das Ganze wurde mehrere Monate lang der Hitze des Porcellan - oder Stein - gutofens ausgeſetzt, und es erzeugten ſich nun meßbare Kryſtalle, von großer Klarheit und ſchöner Edelſteinfarbe, roth, blau ꝛc. !

Rubin, karmeſinroth, aber gern mit weißen Flecken, die man jedoch durch vorſichtiges Glühen nehmen kann. Wirkt ſtark auf das Dichroſkop pag. 110. Vor dem Löthrohr zeigt er eine höchſt merkwürdige Farben - wandlung, die beſonders bei klaren Stücken ſehr auffällt: macht man nämlich kleine Kryſtalle glühend, was man dreiſt thun kann, da ſie nicht zerſpringen, ſo werden beim Erkalten dieſelben farblos, dann grün, und zuletzt wieder ſchön roth. Der Spinell zeigt die grüne Farbe nicht. Un - ſtreitig der werthvollſte aller Edelſteine, und ohne Zweifel von Theophraſt unter Anthrax inbegriffen, der vollkommen unverbrennbar gegen die Sonne gehalten einer glühenden Kohle gleiche, bei Plinius Indiſcher Car - bunculus. Die dunkelfarbigen (männlichen) theurer als Diamanten, wenn ſie vollkommen rein ſind. Auf der Auktion des Marquis de Drée in Paris wurde einer von 2 $$\frac{1}{2}$$ Karat für 14,000 Franken verkauft! Pegu in Hinterindien das Land der Rubine. Die Bewohner glauben, er reife in der Erde: anfangs ſei er farblos und unreif, werde dann gelb, grün, blau und zuletzt roth, als dem höchſten Punkt der Reife. Die kleinen von Ceylon ſind blos roſenroth (weiblich), man bekommt dieſe leicht in größern Mengen aus alten Sammlungen, weil ſie früher officinel waren. Viele darunter ſind ſo deutlich kryſtalliſirt, daß man ſie leicht von den mitvorkommenden Spinellen unterſcheiden kann. Alle liegen im Schutt - lande. Rubinglas findet man ſchon in Celtengräbern, und Gläſer laſſen ſich mit Goldpurpur ganz ſo färben.

Sapphir 2 B. Moſis 24, 10. Das Wort ohne Zweifel hebräi - ſchen Urſprungs, doch wurde von Griechen und Römern darunter der250I. Cl. 6te Fam. : Korund.Laſurſtein begriffen. Unſern nennt Plinius 37. 38 wegen ſeiner Farbe von Kornblumen Cyanos, und unterſcheidet ſchon mares und feminas. Seine Farbe kann ihm leicht durch Feuer entzogen werden, und dann ſteht er im Glanz den geſchliffenen Diamanten am nächſten. Die blaue Farbe kommt wahrſcheinlich von einem kleinen Eiſengehalt, den ſchon Klaproth auf 1 p. C. F̶⃛e angab. Wir machen gegenwärtig die Farbe mit Kobalt täuſchend nach. Die Alten wußten das aber nicht, und doch iſt das dunkelblaue Glas der antiken Vaſe im brittiſchen Muſeum mit ſeinen blendendweißen Basreliefs von unübertrefflicher Schönheit weltbekannt, auch ſagt Plinius ausdrücklich adulteratur maxime tinctura, und ſchreibt dieſe Kunſt des Nachmachens einem Egyptiſchen König zu.

Sternſapphir (Katzenſapphir) zeigt ſymmetriſch über die Axe c rundgeſchliffen einen ſechsſtrahligen Lichtſtern, der nach Verſuchen von Babinet offenbar mit einer dreifachen Streifung der Gradendfläche im Zuſammenhang ſtehen muß. Es kommen auch Rhomboeder vor, deren Endkanten leuchten. Mit einfachem Lichtſchein auf der Gradendfläche ſind häufig, deutliche Sterne aber ſehr ſelten. Doch ſcheint ſchon Plinius hist. nat. 37. 48 ihn unter Astrios zu begreifen, denn die Worte in India nas - cens intus a centro ceu stella lucet paſſen vortrefflich auf ihn und Haus - mann ſucht es wahrſcheinlich zu machen, daß der Meou-pho-lo-kiu-la-pho der Buddiſten, welcher ſich in den Topen der Indo-Baktriſchen Königs - ſtraße findet, nicht Katzenauge, ſondern Sternſapphir ſei.

Der Sapphir ſpielt leicht in andere Farben über. Zuweilen kommen auch andere intenſive Farben vor: ſo unterſcheidet man orientaliſchen Amethyſt, or. Topas, or. Hyacinth; der ſeltenſte aller Steine, beſonders mit geſättigter Farbe, iſt der orientaliſche Smaragd 3,95 Gewicht.

Unter den trübfarbigen zeichnen ſich beſonders die rothen und blauen aus dem Dolomit von Campo longo ſüdlich vom St. Gotthardt aus, ſind gut kryſtalliſirt, und nicht ſelten findet man an einem Kryſtall beide Farben. Eine Seltenheit iſt der blaue Sapphir aus der Mühl - ſteinlava von Niedermendig, Glanz und Härte unterſcheidet ihn leicht vom dortigen Hauyn. Bläuliche faſt zum Verſchleifen taugliche Säulen von 2 3 Zoll Größe kommen im Ural an verſchiedenen Punkten beſon - ders in den Umgebungen des Ilmenſees bei Miask vor. Blöcke von einem dichten bis feinkörnigen Geſtein, das weiß und feldſpathartig ausſieht, aber mit Säure gelatinirt und eine Scapolithartige Zuſammenſetzung hat, liegen in den Goldſaifen von Barſowskoi bei Kyſchtimsk ſüdlich Katharinen - burg. G. Roſe (Reiſe Ural II. 150) nannte ſie Barſowit. Darin ſind lange ſechsſeitige Säulen von Korund in großer Menge eingeſprengt.

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Beſonders berühmt ſeit Greville (Philos. Transact. 1798) ſind die ſchönen einfachen Kryſtalle aus Oſtindien und China. Werner begriff dieſe vorzugsweiſe unter dem einheimiſchen Namen

Korund. Es ſind ſehr ſcharf ausgebildete ſechs - ſeitige Säulen mit Gradendfläche, woran der Blätter - bruch die Ecken abſtumpft. Röthliche und blauliche Farben bei den Oſtindiſchen von Carnatik und Myſore, grünliche mit der bekannten Streifung von Kanton. Letztere liegen in einem Syenit mit ſchwarzer Horn -251I. Cl. 6te Fam. : Smirgel, Diaspor.blende und ſind ſehr blättrig. Oft werden die Säulen auch bauchig, was ſich theilweis durch über einander liegende Dihexaeder erklärt. Phillips bildet nicht weniger als 8 ſolche an einem Kryſtalle ab. Die über ein - ander gelagerten Blätter der Gradendflächen ſtehen nach Mohs öfter in abwechſelnder Zwillingsſtellung.

Demantſpath hieß Werner die haarbraunen Varietäten von China, die ſich beſonders auf der Gradendfläche durch Streifen nach 2 bis 3 Richtungen auszeichnen.

Smirgel (σμύρις) heißt das feinkörnige bis dichte Vorkommen, was zu Pulver geſtoßen ſeit uralter Zeit als Schleifmittel dient. Das hebräiſche Wort Schamir Jerem. 18, 1 (Judas Sünde ſei in ſeines Her - zenstafeln mit einer Schamirſpitze eingegraben) ſcheint ſchon auf dieſen Stein zu deuten. Gewöhnlich verunreinigt durch Magneteiſen ꝛc. Die Inſel Naxos war beſonders berühmt, der Pflug fördert ihn dort zu Tage, und noch heute führt man die Blöcke als Ballaſt ein (Geminis scalpendis atque limandis Naxium diu placuit ante alia, Plinius hist. nat. 36. 10). Am Ochſenkopf bei Schwarzenberg im Erzgebirge findet er ſich in einen harten Talkſchiefer eingeſprengt; den ſehr durch Eiſenglanz verunreinigten von der Inſel Guerneſey, in Paris zur Spiegelfabrikation benützt, kann man noch kaum für Korund erkennen, wie es überhaupt mit vielen Smirgelſorten im Handel der Fall iſt. Der beſte Smirgel wird aus dem Korund gemacht, doch iſt auch dieſer durch Verwitterung öfter weicher geworden, wie die ſchmutzig grünlich grauen oft fauſtgroßen Kryſtalle in einem verwitterten Feldſpathgeſtein von Biella in Piemont. Dieſelben zeigen nicht die Spur von Structur mehr, ſind alſo ganz im Afterbildungsprozeß begriffene Korunde.

Anhangsweiſe erwähnen wir hier auch der Hydrate von Thonerde:

a) Diaspor Hauy, A̶⃛l Ḣ̶, iſomorph mit Brauneiſenſtein. Von διασπείρω zerſtreuen, weil das Hauy’ſche grünlich graue Exemplar unbe - kannten Fundortes vor dem Löthrohr in feine Stücke zerſprang, die flim - mernd in der Luft herum flogen. Dieſes Stück des Pariſer Muſeums war lange das einzige, bis ſich gelblich blättrige Maſſen 1830 bei Ka - tharinenburg in kleinen Gängen eines ſmirgelhaltigen Chloritſchiefers fanden. Davon ſehr verſchieden ſcheinen zwar die klaren grünlich weißen Kryſtalle vom Kronprinz Ferdinand Erbſtollen bei Schemnitz zu ſein, die im polari - ſirten Lichte Trichroismus zeigen (Pogg. Ann. 61, 311), allein auch hier ſtimmt die Analyſe.

Hauy beſchreibt ſie als eine geſchobene Säule p / p von 130°, deren ſcharfe Kante durch den deutlich blättrigen Bruch M gerade abgeſtumpft wird. Letzterer iſt gern krummſchalig, und gibt der Maſſe große Aehnlichkeit mit breitſchaligem Cyanit. Damit ſtimmt der Schemnitzer Winkel 129° 54′ (Haidinger) ſehr gut, obgleich die Kryſtalle auffallend ſphäriſch gekrümmt ſind. Ueber Säule p / p liegt ein Oktaeder n = a: b: c, vorn in der Kante a: c 151° 54. Eine Zuſchärfung der ſcharfen Säulenkante s = a: b: c macht über dem Blätterbruch M 109° 6′, und darüber krümmt ſich ein zweites Oktaeder o. Darnach würde das Syſtem 2 - gliedrig ſein.

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252I. Cl. 6te Fam. : Hydrargillit, Chryſoberyll.

Härte 5 6, Gew. 3,4. Die Ruſſiſchen durch Brauneiſenocker braun gefärbt, derſelbe läßt ſich aber mit Säuren wegnehmen.

Vor dem Löthrohr anfangs zerſplitternd, dann aber widerſteht er, und ſchmilzt kaum an den feinſten Spitzen, die ſich mit Kobaldſolution blau färben. Im Mittel 86 A̶⃛l und 15 Ḣ̶. Die Schemnitzer theilweis ganz klar liegen in einer weißen Steinmarkartigen Gebirgsart, die man Dillnit nach dem Fundorte Dilln genannt hat (Pogg. Ann. 78. 577).

b) Hydrargillit G. Roſe Reiſe Ural II. 122, im Talkſchiefer mit Magneteiſen und Chloroſpinell bei Slatouſt am Ural. A̶⃛l Ḣ̶3, 65,5 A̶⃛l und 34,5 Ḣ̶. Dihexaedriſche reguläre ſechsſeitige Säulen, mit blättriger perlmutterglänzender Gradendfläche. Ein Dihexaeder ſtumpft die End - kanten der Säule ab. Die Kryſtalle aber nur 1 2 Linien groß. Röth - lich weiß, in dünnen Blättchen durchſichtig. Härte 2 3, Gew. 2,35. Der Gibbſit Emmons aus einer verlaſſenen Brauneiſenſteingrube von Rich - mond kommt in 3 Zoll langen Stalaktitiſchen Maſſen vor. Edinburgh phil. Journ. 1822. VII, 388. Er enthält nach Torrey’s ausdrücklicher Unterſuchung keine Phosphorſäure, ſondern 34,7 Ḣ̶. Der Name von ὕδωρ Waſſer und ἄργιλλος Thon iſt indeſſen bezeichnender. Freilich wurde er ſchon von Davy (Phil. Transact. 1805. 162) für Wavellit vorgeſchlagen.

3. Chryſoberyll Wr.

Der Name kommt zwar ſchon bei Plinius hist. nat. 37, 20 vor, allein das war nicht der unſrige. Hauy nannte ihn nach ſeinem innern Licht - ſchein Cymophane (κῦμα Welle). Die ältern hielten ihn für Chryſolith, aber es iſt der dritthärteſte Stein.

2gliedriges Kryſtallſyſtem. Geſchobene Säule z = a: b: c

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129° 38′, der ſcharfe und ſtumpfe Säulenwinkel ge - rade abgeſtumpft, beſonders wird die Fläche der ſtumpfen Säulenkante M = a: b: c ſtark längs - geſtreift, weil eine ganze Reihe von Säulenflächen auftreten, T = b: a: c nur ſehr wenig blättrig. Sehr beſtimmt iſt das Paar i = b: c: a 119° 46′ in der Axe c bildend. Legt man die Säulen - winkel z und i zu Grunde, ſo iſt a: b = 〈…〉 , la = 9,90881, lb = 0,23652. Zwei Oktaeder o = a: b: c und n = a: ½b: c kommen beſonders bei den Sibiriſchen gewöhnlich vor, zu letzterm bildet s = a: ½b: c die zugehörige Säule. Schon Hauy erwähnt einer Fläche f = a: b: ½c, auch kommt ein vorderes Paar a: c: b vor, ſo daß zum Oktaeder alle drei Paare vorhanden ſind.

Drillinge fanden ſich in den Smaragdgruben an der Takowaja von ausgezeichneter Schönheit. Dieſelben haben i = b: c: a gemein und liegen umgekehrt. Wäre der Winkel i / i genau 120°, wie Hauy an - nahm, ſo würde beim Durchwachſen durch die Oktaederflächen oo o ein vollkommenes Dihexaeder von 86° 16′ in den Seiten - und 139° 53′ in den Endkanten entſtehen. Die kleine Differenz von 22′ macht aber, daß253I. Cl. 6te Fam. : Chryſoberyll.zwei anſtoßende Flächen o / o' nicht genau ein - ſpiegeln, ſondern einen Winkel 179° 31′ bilden, ebenſo knickt ſich die Seitenkante des Dihexae - ders um 179° 18′ heraus, was aber das Auge bei der Rauhigkeit der Flächen nicht wahrnehmen ſoll (G. Roſe Reiſe Ural II. 379). Die optiſchen Axen liegen in T = b: a: c, und machen mit der Hauptaxe c einen Winkel von 14°. Ueber den Trichroismus ſiehe Pogg. Ann. 77. 228).

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Härte 8 9, folgt auf Korund, Gew. 3,7. Strahlenbrechung 1,76.

B̶⃛e A̶⃛l3 mit 78 A̶⃛l, 18 B̶⃛e, 4,5 F̶⃛e. Ebenfalls gänzliche Abweſenheit von Kieſelerde. B̶⃛e ſcheint nach H. Roſe (Pogg. Ann. 1848. Bd. 74, 433) mit A̶⃛l iſomorph zu ſein, denn ſetzt man Kohlenſaure Beryllerde dem Feuer des Porzellanofens aus, ſo bildet ſich eine zerdrückbare Maſſe, die unter dem Mikroſkop aus kleinen regulären ſechsſeitigen Säulen beſteht, und Ebelmen (Compt. rend. 1851. XIX. 712 und XX. 526) hat ſie ſogar in Dihexaedern mit Säule und Gradendfläche dargeſtellt, indem er Kieſel - ſaure Beryllerde längere Zeit mit kohlenſaurem Kali ſchmolz. Die Seiten - kanten der Dihexaeder maßen 122° 44′ (beim Korund 122° 22′). Schmilzt man dagegen Thonerde und Beryllerde mit Borſäure, ſo kommt zwei - gliedriger Chryſoberyll ſowohl einfach als in Zwillingen. Darnach wären alſo die Erden iſomorph und dimorph. Da die Beryllerde mit Pulver von Kohlenſaurem Baryt in der Kälte nicht gefällt wird, ſo wollte man ſie eine Zeit lang für eine einatomige Baſis (Ḃe) anſehen. Sie löst ſich in kalter concentrirter Kalilauge, wie die Thonerde, ſcheidet ſich aber in verdünnter durch Kochen aus, wodurch man ſie von der A̶⃛l trennt.

a) Spargelgrüner (bis Olivengrüner) als Geſchiebe von Ceylon und Braſilien längſt bekannt. Viele darunter zeigen ein bläuliches, wo - gendes Licht, beſonders wenn man von der Axe b nach c hinauf ſieht. Brewſter fand auf $$\frac{1}{7}$$ Quadratzoll 30,000 feine Höhlungen, die wohl die Urſache ſein könnten. Später fand er ſich zu Haddam in Connecticut im Urgebirge eingeſprengt, und ſehr ſchön auch zu Marſchendorf in Mähren mit Faſerkieſel und Granat in einem Gneusartigen Granit.

b) Grasgrüner (bis Smaragdgrüner), am Tage der Volljährigkeit des ruſſiſchen Thronfolgers in den Smaragdgruben an der Takowaja 180 Werſte öſtlich Katharinenburg gefunden, und da er auch die beiden militäri - ſchen Hauptfarben des ruſſiſchen Reichs roth und grün zeigt, Alexan - drit genannt. Stets in Drillingen bis zu 2 $$\frac{1}{2}$$ Zoll Durchmeſſer. Durch - ſcheinend, aber wegen der vielen Sprünge nicht zum Schleifen geeignet. Einem geringen Gehalt von 0,36 C̶⃛r verdankt er ſeine grüne am Tage ſehr gefällige Farbe, beim Lichte Abends ſieht er dagegen dunkelroth wie Pyrop aus, beſonders wenn man parallel der Axe a durchſieht. Das Mineral läßt nämlich nur rothe und grüne Lichtſtrahlen durch, die ſenk - recht auf einander polariſirt ſind. Im Tageslicht miſchen ſich die Farben, und das Grün bleibt überwiegend. Gegen die Flamme oder die unter - gehende Sonne gehalten, worin die rothen Strahlen vorherrſchen, über - wiegt dagegen das Roth.

254I. Cl. 6te Fam. : Spinell.

4. Spinell.

Der Name dieſes geſchätzten Edelſteins ſtammt aus dem Mittelalter, bei Agricola pag. 625 finden wir ihn bereits.

Reguläres Kryſtallſyſtem wie Magneteiſen. Kleine Oktaeder

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mit abgeſtumpften Kanten herrſchen bei den edlen, namentlich häufig auch die Zwillinge, welche ſich nach einer trigonalen Axe oft auf - fallend verkürzen. Beim ſchwarzen Ceylanit kommt das Leucitoid a: a: a vor, welches die Oktaederecken vierflächig zuſchärft, Fläche auf Fläche aufgeſetzt.

Härte 8, Gewicht 3,5, Strahlenbrechung 1,8. In der Farbe und der Edelkeit findet eine ſolche Mannigfaltigkeit Statt, daß man die Sache nur nach ihren Varietäten feſthalten kann.

Chemiſch ſteht auf einem Pol die edle Ṁg A̶⃛l, auf dem andern das unedle Magneteiſen Ḟe F̶⃛e. Trotz dieſes namentlich auch durch die Zwillinge begründeten Iſomorphismus müſſen wir letzteres doch bei den oxydiſchen Eiſenerzen abhandeln. Die chemiſche Formel in ihrer ganzen Allgemeinheit wäre (Ṁg, Ḟe, Ṁn, Żn, Ċu) (A̶⃛l, F̶⃛e, M̶⃛n, C̶⃛r)

a) Edler Spinell, Ṁg A̶⃛l, Vauquelin gab 5,2 C⃛r an, und Abich hat wenigſtens 1,1 C̶⃛r nachgewieſen, woraus die rothe Farbe erklärt werden könnte. Die Kieſelerde ſoll auch hier nach H. Roſe durchaus fehlen. Die ältern Analyſen ſind ſehr ungenau, weil das Mineral den Reagentien ſtarken Widerſtand leiſtet. Klaproth mußte es durch zweimaliges Glühen mit der 10fachen Menge von kauſtiſchem und kohlenſaurem Kali auf - ſchließen, Profeſſor Abich wandte zuerſt kohlenſauren Baryt mit Glück dazu an, und fand 69 A̶⃛l und 26 Ṁg. Die rothen Kryſtalle erhitzt werden zwar farblos, aber nicht grün, wie der Rubin, erkaltet nehmen ſie ihre Farbe wieder an, bekommen jedoch leicht Riſſe.

Farbloſe Oktaeder können leicht mit Diamanten verwechſelt werden, haben aber nicht den ſtarken Glanz, wohl aber das Gewicht 3,52.

Rubin-Spinell ſteht in Farbe dem Rubin nahe, kann zwar ganz dunkel werden, aber das Feuer erreicht er nicht, abgeſehen von der ge - ringern Härte.

Balas-Rubin (rubis balais) iſt blaß roth, hat gern einen Stich ins Blau, was namentlich an den Kanten der Oktaeder hervortritt. Schon Marco Polo ſammelte auf ſeiner Reiſe zum Großchan am Ende des 13ten Jahrhunderts in der Provinz Balascia am obern Oxus, wo ſie in der Erde geſucht wurden. Freilich mögen dabei auch Rubine geweſen ſein.

Almandin-Spinell einen ſtarken Stich ins Violette, aber blaß.

Rubicell hyacinthroth, verläuft ſich nicht ſelten ganz ins Strohgelbe.

Man bekommt beſonders die rothen ſehr leicht, da ſie früher officinel waren. Sie ſollen meiſt aus dem Sande von Ceylon ſtammen, der mit - vorkommende Rubin kann oft kaum von ihnen unterſchieden werden. Die Oktaeder von allen Graden der Durchſcheinenheit haben meiſt nur 1 3‴ Größe.

255I. Cl. 6te Fam. : Spinell.

b) Blauer Spinell, nur halbedel, man kann an ihm den blätt - rigen Bruch des Oktaeders gut erkennen. Es iſt ein mattes Blau. Er wurde zuerſt bei Åkers Eiſenwerk in Södermannland gefunden, wo er in Kalkſpath eingeſprengt vorkommt. Berzelius gab darin 5,5 S⃛i an. Nicht minder ſchön findet er ſich in Suſſex-Connty (New-York) ebenfalls in Kalkſpath eingeſprengt. Seine oktaedriſche Form mit Zwillingen läßt keinen Zweifel über. Dagegen iſt Gieſecke’s

Sapphirin aus dem Glimmerſchiefer von Fiskenaes in Grönland unſicherer, denn er ſoll nach Stromeyer 14,5 S⃛i enthalten. Er iſt auch mehr ſtrahlig, was nicht für reguläres Syſtem ſpricht. Hausmann ſtellt ihn aber hier hin. 3 Ṁg A̶⃛l + A̶⃛l S⃛i.

c) Schwarzer Spinell (Ṁg, Ḟe) A̶⃛l (Ceylanit Wr., Pleonaſt Hy.). Der Gehalt an Eiſenoxydul ſteigt zuweilen auf 20 p. C. Im reflektirten Licht ſammtſchwarz, Splitter zeigen aber oft einen Stich ins Grün. Das Gewicht ſteigt auf 3,8, und die Härte nimmt ein wenig ab. Zuerſt lernte man mehr als Zollgroße Kryſtalle mit löcheriger Oberfläche aus dem Sande von Candy auf Ceylon (daher Candit) kennen. Bei uns ſind die Faſſathaler vom Monzoniberg am bekannteſten, wo ſie auf Druſen - räumen und eingeſprengt in grünem Augit vorkommen. Die Oktaeder haben meiſt die Flächen a: a: a. Es kommen hier Afterkryſtalle von einer grauen Meerſchaumartigen Maſſe vor, die 2 Zoll, während die friſchen meiſt nur wenige Linien Durchmeſſer erreichen.

Das Faſſageſtein hat außerordentliche Aehnlichkeit mit den mehr glaſigen Augitblöcken von der Somma am Veſuv, worin die ganz gleichen ſchwarzen Oktaeder ſitzen. Klein kommen ſie in den glaſigen Feldſpathblöcken am Laacher See vor. Als Geſchiebe auf der Iſerwieſe im Rieſengebirge. Ceylanitoktaeder von Amity in New-York erreichen 3 $$\frac{1}{2}$$ Zoll Durchmeſſer.

Chloroſpinell G. Roſe ſind grasgrüne an den Kanten durch - ſcheinende Oktaeder aus dem Talkſchiefer mit Magneteiſen von Slatouſt im Ural. Härte 8, Ṁg (A̶⃛l, F̶⃛e), kann bis 14,7 F̶⃛e enthalten, welches die A̶⃛l vertritt, unweſentlich ein kleiner Gehalt an Kupferoxyd bis 0,62 Ċu. Grüne Spinelle kommen in Mähren ꝛc. vor.

d) Zinkſpinell (Żn, Ḟe, Ṁg) A̶⃛l mit 30 Żn, 5,8 Ḟe, 3,8 Ṁg, 55 A̶⃛l. Ekeberg entdeckte ihn auf der Eric Matts-Grube bei Fahlun, wo er in grünen Talkſchiefer neben Blende und Bleiglanz eingeſprengt iſt, und nannte ihn Automolit (αὐτόμολος Ueberläufer), weil er zu den oxydiſchen Erzen führt, Gahnit Hausmann. Die grünlich ſchwarzen Oktaeder zeigen einen gut erkennbaren Blätterbruch, ſind der Härte nach (7 8) noch vollkommene Spinelle, das Gewicht geht bis auf 4,6. Sein Pulver mit Soda auf Kohle behandelt gibt einen Zinkrauch.

In Nordamerika ſind zu Haddam, Franklin ꝛc. ähnliche gefunden. Den grünlich ſchwarzen von Sterling (New-Yerſey) mit gelblich braunem Granat und Hornblende im Kalkſpath hat Thomſon Dysluit (δυσλίω ſchwerlöſen) genannt. Er enthält 16,8 Żn nebſt Mangan und Eiſen, alſo (Żn, Ḟe, Ṁn) (A̶⃛l, F̶⃛e, M̶⃛n). Kobell’s grünlich ſchwarzer

Kreittonit von Bodenmais iſt (Żn, Ḟe, Ṁn, Ṁg) (A̶⃛l, F̶⃛e) mit 26,7 Żn. Da wird es wohl nicht möglich, eine feſte Gränze zu ziehen. Man darf das nur als Lokalnamen betrachten.

256I. Cl. 6te Fam. : Zirkon.

Zippe’s grünlich ſchwarzer Hercinit von Hoslau ohnweit Rons - berg im Böhmerwald ſoll Ḟe A̶⃛l ſein. Blöcke von Trapp in der Dammerde enthalten ihn wie Smirgel eingeſprengt, als ſolcher wird er auch verkauft. Alle dieſe Oktaedriſchen Minerale haben eine Edelſteinhärte, die über Quarz liegt, während das Magneteiſen weit darunter bleibt.

In neuern Zeiten hat Ebelmen den Weg gezeigt, wie man dieſe Varietäten künſtlich noch bis ins Endloſe vermehren könne (Compt. rend. 1851. XXXII. 330): derſelbe ſetzte A̶⃛l und Ṁg mit Borſäure mehrere Tage in Platinkapſeln dem Porzellanfeuer aus, und erhielt deutliche Spinelle. Den Zinkſpinell Żn A̶⃛l konnte er auf dieſe Weiſe ganz rein, farblos und durchſcheinend darſtellen und durch etwas C̶⃛r ſchön rubinroth machen. Kein Zweifel über die Möglichkeit, den Rubinſpinell für den Handel zu fabriciren.

Die Leichtigkeit, mit welcher dieſer Edelſtein zu einer meerſchaum - artigen Maſſe verwittert, fällt auf: Herrmann’s Völknerit von Slatouſt, Shepard’s Houghite mit 24 A̶⃛l, 44 Ṁg, 26 ſollen ſolche After - kryſtalle ſein, Silliman Amer. Journ. 12. 361.

5. Zirkon.

Verſtümmelt aus dem franzöſiſchen Jargon (ein falſcher Edelſtein), weil ſie ſich leicht farblos brennen, und dann Diamanten fälſchlich unter - geſchoben werden. Werner machte zwei Species Zirkon und Hyacinth daraus. Hyacinthos Plinius hist. nat. 37. 41 war jedoch ein amethyſt - farbiger Stein.

4gliedriges Kryſtallſyſtem. Das Quadratoktaeder P = a: a: c hat 123° 19′ Endkanten - und 84° 20′ Seitenkantenwinkel, gibt a = 1,561 = 〈…〉 , lg 0,19354.

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Die Zirkonſäule l = a: a: c herrſcht beſon - ders bei den gemeinen Varietäten, während die Hyacinthſäule s = a: a: c die edlen Oktaeder dem Granatoeder ähnlich macht. Meiſt kommen beide Säulen an einem Ok - taeder vor. Dazu tritt bei den gemeinen vom Ilmengebirge, Friedrichwärn ꝛc. noch das dreifach

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ſchärfere Oktaeder u = c: a: a, P / u = 153° 15′. Hat man dieſe durch Meſſung beſtimmt, ſo läßt ſich der Vierkantner x = c: a: a leicht de - duciren, weil er die Endkante des Oktaeders u zu - ſchärft und zugleich in der Endkante des Haupt - oktaeders liegt. Seltener ſind die Vierkantner a: ¼a und a: a, auch das nächſte ſtumpfere Ok - taeder c: a: a wird angegeben.

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Härte 7 8, Gewicht 4,68. Es kommen die verſchiedenſten trüben Färbungen vor, am gewöhn - lichſten aber braungelb und hyacinthroth.

Z̶⃛r S⃛i mit 66,4 Z̶⃛r und 33,6 S⃛i. Klaproth ent - deckte darin 1789 die Zirkonerde, welche nach dem257I. Cl. 6te Fam. : Zirkon, Hyacinth.Mineral benannt wurde. Unſchmelzbar, und ſelbſt von wäſſriger Fluß - ſäure nur wenig angegriffen. Auffallend iſt die Leichtigkeit, mit welcher ſich manche edle und unedle weiß brennen. Ceyloniſche Hyacinthen darf man nur aus der Ferne der Löthrohrflamme nahe bringen, ſo ſind ſie mit einem Ruck weiß, es ſieht faſt aus wie ein leichtes Aufglühen, und Henneberg behauptet, ihr Gewicht ſteige dann von 4,61 auf 4,71.

a) Hyacinth (wahrſcheinlich Lynkurion des Theophraſt). Der orangenfarbige Edelſtein, vom Granat durch ſtärkern Glanz und höheres Gewicht unterſcheidbar. Im Feuer wird er ſtärker glänzend, verliert aber auch die Farbe, daher Jargon de Ceylon, weil ſolche gern Diamanten untergeſchoben werden. Im Flußſande von Ceylon mit Spinell und Rubin, und beſonders auch in einem Bache bei Expailly ohnweit Puy in der Auvergne, wo ſie in einem vulkaniſchen Muttergeſtein liegen, doch ſchließt das Geſtein auch Granitbrocken ein, worin Kryſtalle liegen. Gil - bert’s Ann. 69. 33. Auch im Baſalt von Unkel und des Siebengebirges ohnweit Bonn findet man Hyacinthkryſtalle eingeſprengt.

b) Trübfarbige Geſchiebe von Ceylon: gelblich, grünlich, bläu - lich, röthlich bis ins ſchwärzliche. Die gerundeten ſind zwar ſchwer er - kennbar, allein es finden ſich darunter immer noch deutliche 1ſte quadra - tiſche Säulen, auch wohl mit oktaedriſcher Endigung, die uns in den Stand ſetzen, auch das gänzlich Abgerollte glücklich zu ſondern. Beſonders ſchön kommen ähnliche eingeſprengt im Kalkſpath des Granit - und Gneus - gebirges von New-York vor.

c) Gemeiner Zirkon von gelblich brauner Farbe, die zweite Säule von eigenthümlicher Rauhigkeit. Eingeſprengt in den Sienit von Fried - richswärn, und im Eläolithgeſtein von Laurwig und des Ilmenſees bei Miask, die um und um gebildeten Kryſtalle können über 1 $$\frac{1}{2}$$ groß werden. Im Ural ſehr verbreitet, daher auch in vielen dortigen Goldſaifen, zwar meiſt nur mikroſkopiſch, aber wegen ihres großen Glanzes doch leicht er - kennbar. Ein höchſt bemerkenswerthes Vorkommen bilden die blaßbläu - lichen Oktaeder im glaſigen Feldſpathgeſtein mit Nephelin von der Somma am Veſuv, ähnlich auch am Lacherſee.

Oerſtedtit Forchhammer Pogg. Ann. 35, 630 auf Augit mit Ti - tanit von Arendal ſcheint ein in der Zerſtörung begriffener gemeiner Zirkon, da Form, Glanz und gelbbraune Farbe ganz mit Zirkon ſtimmt, nur gibt er 5,5 Ḣ̶ und hält neben 2 Ṁg, 2,6 Ċa, 69 mit Titanſäure gemiſchte Zirkonerde. Daher auch nur 3,6 Gewicht, und knapp Feldſpath - härte. Scheerer’s

Malakon Pogg. Ann. 62, 436 aus Granitgängen von Hitteröen mit Gadolinit hat nur 3 Ḣ̶, daher Gew. 3,9, Härte 6 (deshalb μαλακος weich genannt). Nach dem Glühen ſteigt das Gewicht auf 4,2. Innen die Farbe milchblau. Solche Thatſachen ſcheinen eben zu beweiſen, daß auch der Zirkon nicht den äußern Einflüſſen überall gehörigen Widerſtand leiſten konnte. Vergleiche auch den gelblichbraunen Katapleiit Pogg. Ann. 79. 300 von Lamö mit 30 Z̶⃛r, 10,8 Ṅa ꝛc. ; den Tachyaphaltit Pogg. Ann. 88. 160 mit 39 Żr, 12,3 Thorerde?

Quenſtedt, Mineralogie. 17258I. Cl. 6te Fam. : Topas.

Die Zirkonerde kommt außerdem gern in Begleitung von Titanſäure vor. Die wichtigſten Minerale ſind etwa: Aeſchinit 17,5 Z̶⃛r, Wöhlerit 17,6 Z̶⃛r, Eudialyt 17 Z̶⃛r, Polymignit 14 Z̶⃛r, Polykras.

Svanberg Pogg. Ann. 65, 317 glaubt, daß Z̶⃛r aus mehreren Erden beſtehe, eine davon nennt er Norerde (Nore der alte Name für Norwegen).

6. Topas.

Der Name ſtammt aus dem Alterthum, allein Plinius hist. nat. 37, 32 verſteht darunter einen grünen Stein, der auf einer von Nebel eingehüllten Inſel Topazos im Rothen Meer gefunden werde, und davon ſeinen Namen habe; Topazin heiße in der Sprache jener Inſulaner ſuchen. Man hat nun gemeint, dieſe Edelſteine (suo virenti genere, cum reperta est, pra - latae omnibus) ſeien unſer Chryſolith geweſen, während der Chrysolithus des Plinius (hist. nat. 37, 42 aureo fulgore translucentes .... in col - latione aurum albicare quadam argenti facie cogunt) unſer heutiger Topas ſei. Indeß verſtand ſchon Dionyſus Periegetes unter Topas einen gold - glänzenden Stein, und auch Agricola nat. foss. 623 ſagt auri autem fulgor topazion a callaide pallidius virente separat. Die Hauptfarbe des To - paſes iſt weingelb.

Zweigliedriges Kryſtallſyſtem von ausgezeichneter Entwicke - lung. Rhombiſche Säule M = a: b: c 124° 20′ durch Längsſtreifung oft ſehr entſtellt. Der Gradendfläche P = c: a: b entſpricht ein Blätterbruch noch deutlicher als beim Kalkſpath, derſelbe verräth ſich ge - wöhnlich durch Querſprünge in der Säule, und wenn er wie gewöhnlich als Kryſtallfläche auftritt, ſo zeigt er eine auffallende Rauhigkeit. Noch ausgedehnter als M / M iſt häufig die Zuſchärfungsfläche ihrer ſcharfen Kante l = a: ½b: c mit 86° 52′ vorn. Wegen dieſer Winkel nennt Hr. Prof. Weiß paſſend jene M / M die Hornblendſäule, dieſe l / l die Augitſäule. Da die Gipfel von den Kryſtallen wegen des Blätterbruchs gern weg - ſpalten, ſo trifft man in Braſilien, Mukla in Kleinaſien ꝛc. gar gewöhn - lich dieſe einfachen Formen. Bei den Schneckenſteinern und Murſinsk’ſchen herrſcht am Ende ein Paar auf die ſcharfe Kante aufgeſetzt n = b: c: a 92° 45′ in der Kante über c, das etwas blättrig iſt. Legt man das Oblongoktaeder M n der Axenrechnung zu Grunde, ſo kommt a: b = 0,5539: 1,0492 = 〈…〉 , lga = 9,74347, lgb = 0,02085.

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Unter n findet ſich meiſt noch das Paar y = ½b: c: a. Wenn man von dieſen Achſen ausgeht, ſo bekommt freilich von den zwei die Kante P / M abſtumpfenden Oktaedern das untere gewöhnliche, bei den Säulen von Braſilien, Mukla ꝛc. ſogar oft blos die einzige Endigung bildend, den Ausdruck o = c: 2a: 2a, doch ſchließen ſich daran das obere Oktaeder s = c: 3a: 3a, und das untere k = c: a: a gut an, obgleich letzteres Hauptoktaeder nur ſelten beobachtet wird, ausgezeichnet am Ilmenſee. Jene Mohſiſche Grundform o hat in der vordern Endkante 141° 7′, in der ſeitlichen Endkante 101° 52′, in259I. Cl. 6te Fam. : Topasvarietäten.

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der Seitenkante 90° 55′. Bei den Säch - ſiſchen iſt x = c: 3a: $$\frac{3}{2}$$ b häufig, ſie ſtumpft die Kanten zwiſchen P / l und n / o ab. Außer dieſen M P n y o s k x ſind etwa noch folgende zu erwähnen:

a: ⅔b: c, a: ⅓b: c, a: ¼b: c; c: $$\frac{3}{2}$$ b: a, g = c: ¼b: a; i = a: c: b, p = c: 3a: b; b: a: c; r = a: ½b: c, t = 5a: $$\frac{5}{3}$$ b: c. Die Kryſtalle ſind gewöhn - lich mit dem einen Ende aufgewachſen, daher gehören um und um kryſtalliſirte zu den größten Seltenheiten. Zwillinge unbekannt.

Topashärte 8, Gewicht 3,5, man ſagt genau das des Diamantes, deßhalb ſind auch die klaren damit verwechſelt worden, allein der Glanz entſchieden geringer.

Die Reibungselektricität iſt beſonders bei einigen ſächſiſchen Topaſen ſo beträchtlich, daß die geringſte Reibung mit dem Finger ſchon hinreicht, eine kleine kupferne Nadel merklich anzuziehen. Thermo - electriſch und terminalpolar nach c ſind die Ruſſiſchen (Hankel Pogg. Ann. 61. 289), centralpolar nach a die Braſilianiſchen, und zwar liegen die antilogen Pole am Ende von a in dem ſtumpfen Kantenwinkel der Säule, die analogen in der Mitte des Blätterbruchs.

Doppelte Strahlenbrechung erkannte ſchon Hauy: er benutzte die Fläche n = b: c: a und ſchliff die gegenüberliegende ſcharfe Säulen - kante durch b: a: c ab, dadurch bekam er ein Prisma mit dem un - gefähren Brechungswinkel von 46°, das eine Nadel bei einigen Zoll Ent - fernung verdoppelte. Die Ebene der optiſchen Axen liegt in a c, Axe c würde die optiſche Mittellinie ſein: bei den Braſilianiſchen machen die optiſchen Axen mit c etwa 28°, bei den Schottiſchen (Aberdeenſhire) 32°. Elaſticitätsaxen a: b: c = 1,00922: 1,01186: 1. (Rudberg Pogg. Ann. 17. 1). An den blättrigen farbloſen von Braſilien kann man an geſpal - tenen Stücken in der Turmalinzange die Farbenringe erkennen.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, nur in ſtrengem Feuer ſich mit kleinen Blaſen überziehend. Analyſen ſchwierig, weil man wegen eines ſtarken Fluorgehaltes leicht Verluſte bekommt. Nach Forchhammer 5 A̶⃛l S⃛i + 2 A̶l F̶l3 gibt, wenn man das Aluminium als Thonerde in Rechnung bringt, 55 A̶⃛l, 35,5 S⃛i, 17 Fl (Summa 107,5). Rammelsberg ſchreibt die Formel 6 A̶⃛l3 S⃛i2 + (3 A̶l F̶l3 + 2 Si F̶l3), worin im 2ten Theile der Formel der Sauerſtoff von Aluminium und Silicium blos durch Fluor vertreten iſt.

Mit dem Topas beginnen wegen der Häufigkeit ſeines Vorkommens die Edelſteine mittlerer Sorte. Man kennt klare Kryſtalle von vielen Pfund ſchwer. Im kryſtalliniſchen Urgebirge, auf Erzgängen und in vulkaniſchen Geſteinen wird er gefunden, und iſt von hier auch in das Schuttland gerathen. Nach Farbe und Klarheit macht man etwa folgende Unter - abtheilungen:

1) Farbloſe, Pingos d’agoa (Waſſertropfen), von einer Klarheit und Politurfähigkeit, wie ſie der Bergkryſtall nicht erreicht, finden ſich als17*260I. Cl. 6te Fam. : Topasvarietäten.Geſchiebe im mittlern Gebiet des Rio Belmonte (Minas novas), und man weiß nicht wo ſie anſtehen. Sie haben häufig einen Stich ins Grün. Uebrigens muß man ſie vorſichtig von ähnlichen Quarzgeſchieben unter - ſcheiden, der Blätterbruch leitet dabei öfter unmittelbar. Es gibt nichts Klareres als ſolche Waſſertropfen, man hat ſie daher auch zu Brillen - gläſern zerſpalten und geſchliffen. Der öfter genannte Diamant im Schatze des Königs von Portugal von Hühnereigröße (1680 Karat) und auf 57 Mill. Pfund Sterling geſchätzt ſoll nichts weiter als ein ſolches Topasgeſchiebe ſein. Auch in Neuholland kommen Geſchiebe von grün - licher und gelblicher Farbe vor. Unterſucht man Splitter von letztern, ſo zeigen ſie bei ſtarker Vergrößerung vielerlei Höhlen, aus welchen Flüſſig - keiten über die Ebene der Bruchflächen fließen, Brewſter Pogg. Ann. 7. 493. Die kleinen waſſerhellen Topaſe des Ilmengebirges übertreffen durch ihren Flächenreichthum alle andern bekannten.

2. Sibiriſche Topaſe von grünlicher Farbe (Aquamarin) und großer Klarheit. Je grüner, deſto deutlicher wirken ſie auf das Dichroſkop. Sie werden in der Umgebung des Dorfes Murſinsk (13 Meil. nördlich Katharinenburg) im Granit gebrochen und in Katharinenburg verſchliffen. Die Pracht und Größe iſt unübertroffen. In der Sammlung des Berg - korps von Petersburg findet ſich ein 31 ſchwerer Kryſtall von 4 $$\frac{3}{4}$$ Länge und 4 $$\frac{1}{2}$$ Breite.

3. Braſilianiſcher Topas, braungelbe Säule von verſchiedener Klarheit, vorſichtig in Aſche geglüht werden ſie blaß lilafarbig und roth (Braſilianiſche Rubine), das färbende Eiſenoxydhydrat könnte ſich dabei in Eiſenoxyd färben, doch iſt Brewſter (Gilbert’s Ann. 65. 14) gegen dieſe Erklärungsweiſe. Sie ſind wegen ihres angenehmen Lichtes ſehr geſchätzt. Für das Dichroſkop von hohem Intereſſe, wie wir pag. 111 geſehen haben. Sie liegen in Steinmarkſchnüren der Meiereien von Carâo do Lana und Boa Viſta bei Villa Ricca, wo jährlich an 18 Ctr. bergmänniſch gewonnen und in Rio Janeiro und Bahia verſchliffen werden.

4. Sächſiſcher Topas, blaß weingelb, aber ſehr politurfähig. In einem Walde auf dem Voigtlande bei Auerbach erhebt ſich eine 80′ hohe Gneusnadel, der Schneckenſtein, worin Henkel (Acta physico-medica 1737. IV. pag. 316) zuerſt den Schneckentopas entdeckte. Das Geſtein iſt ganz von Topasmaſſe durchdrungen, und Kryſtalle von wenigen Linien Größe liegen in Menge herum. Doch haben ſich auch einzelne Individuen von 4″ Länge und 2″ Breite darunter gefunden. Im grünen Gewölbe von Dresden zeigt man davon die prachtvollſten Garnituren. Schon in gelindem Feuer brennen ſie ſich weiß, in ſtarkem verlieren ſie Glanz und Durchſichtigkeit, und mehrmals in kaltem Waſſer abgelöſcht werden ſie ganz mürbe. Werner nannte die flaſrige Gebirgsart von körnigem Quarz und wenig ſchwarzem Turmalin durchzogen Topasfelſen. Wie ſchon Plinius von ſeinem Chryſolith ſagt: funda includuntur perspicuae (à jour gefaßt), ceteris subjicitur aurichalcum, ſo legt man noch heute ſäch - ſiſchen Topaſen eine Goldfolie unter. In Indien kommen ſaffrangelbe vor. Vergleiche auch die ſchönen Topaſe von Mukla in Kleinaſien.

5. Bemerkenswerthe Vorkommen, aber zum Schliff unbrauchbar, finden ſich auf den Zinnſteinſtöcken des Erzgebirges und Cornwallis, im Lithion -261I. Cl. 6te Fam. : Topas, Beryll.glimmer von Roſchna in Mähren, und mit Zinnſtein ſogar in Auswürf - lingen des Verſuvs. Sie haben meiſt ſchmutzigweiße Farbe. Nordamerika, Schottland ꝛc.

6. Gemeiner Topas. Verliert Klarheit und Schönheit der Farbe, aber der Blätterbruch bleibt immer noch deutlich, und derbe Maſſen ge - winnen dann nicht ſelten ein Feldſpathartiges Anſehen. Am bekannteſten ſind die graulich weißen derben Maſſen mit Andeutungen von rohen Kry - ſtallflächen, welche Gahn im Ganggranit des Gneuſes von Finbo und im großen Blocke Broddbo bei Fahlun entdeckte. Es ſind daſelbſt Stücke 27 ſchwer gefunden. Die feinſten Splitter bedecken ſich bei ſehr ſtarkem Feuer mit feinen Blaſen, welche zerplatzen, daher auch Pyro - phyſalith genannt.

Daubrée (Compt. rend. 1851. XXXII, 625) glückte es, künſtliche Topaſe darzuſtellen.

Pyknit Hauy (πυκνός dicht) wurde lange mit Beryll verwechſelt (daher ſchörlartiger Beryll Werner). Er kommt in derben ſtrahligen Maſſen mit grauen Lithionglimmern gemengt auf Zinnſteinſtöcken beſonders zu Altenberg auf dem Erzgebirge vor. Derſelbe iſt grünlich gelb und ſtellenweis von Eiſenoxyd roth geflammt. Den Blätterbruch, ſenkrecht gegen die ſtrahligen Säulen kann man zwar darſtellen, allein er iſt durch ſchiefe Querſprünge ſehr unkenntlich gemacht, und die ſpröde Maſſe läßt ſich auf Härte nicht ſicher prüfen. Er zeigt dabei faſt genau die Zuſam - menſetzung des Topaſes, nur gibt er vor dem Löthrohr leichter Blaſen, wahrſcheinlich wegen ſeines etwas größern Fluorgehaltes (18,5 Fl).

7. Beryll.

Beryllus Plinius hist. nat. 37. 20 poliuntur omnes sexangula figura artificum ingenio .. probatissimi ex iis sunt qui viriditatem maris puri imitantur. Daher nennen ihn die Steinſchleifer noch heute vorzugsweiſe Aquamarin.

Sechsgliedriges Kryſtallſyſtem mit vollkommener Vollzählig - keit der Flächen, wie es ſelten vorkommt. Die erſte ſechsſeitige Säule M = a: a: a: c herrſcht immer vor, mit ſtarken Längsſtreifen. Die zweite Säule n = a: ½a: a: c ſtumpft öfter die Kanten der erſten bei den ſmaragdgrünen ab. Dagegen kommt eine 6 + 6kantige Säule a: ⅓a: ½a: a nur ſelten bei ſibiriſchen vor, doch gibt ſie Dufrenoy an. Durch die Fülle dieſer Flächen werden die nicht ſelten armdicken Säulen förmlich cylindriſch. Dagegen fehlt es meiſt an guten Endflächen. Der Gradenfläche P = c: a: a: a entſpricht ein ſchwacher, aber doch gut erkennbarer Blätterbruch. Wenn außerdem Endflächen vorkommen, ſo iſt es das Dihexaeder t = a: a: a: c mit den Rhomben - flächen s = a: ½a: a: c, die freilich auch nicht immer voll - zählig auftreten. Da das Dihexaeder t 151° 5′ Endkanten und 59° 53′ Seitenkanten hat, ſo iſt

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a = 2,0057 = 〈…〉 , lga = 0,30205. Ein zweites Dihexaeder u = ⅔a: ⅔a: a: c liegt unter t in der Diagonalzone von s. Selten aber vollſtändig kommt der 6kantner a: ⅓a: ½a: c vor, welcher die Kanten M / s an jedem Ende 12mal abſtumpft.

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262I. Cl. 6te Fam. : Smaragd.

Seine Härte ſtreift ſchon an die Quarzhärte 7 8, auch leichtes Gewicht 2,7, und Glasglanz, und ob er gleich noch gemeiner als Topas iſt, ſo nimmt er doch klare Färbungen an, die öfter auf das Dichroſkop gut wirken.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſchon wenn auch ſchwierig zu trübem Glaſe, Vauquelin entdeckte 1797 in ihm die Beryllerde. Nach vielem Schwanken gibt man ihm jetzt die Formel B̶⃛e S⃛i2 + A̶⃛l S⃛2 = (B̶⃛e, A̶⃛l) S⃛i2, da beide Baſen mit einander iſomorph ſind. Etwa 13,4 B̶⃛e, 16,8 A̶⃛l, 69,7 S⃛i. Die Beryllerde trennt ſich nach der Entdeckung des Hrn. Prof. Chr. Gmelin aus ihrer verdünnten Auflöſung in Kali durchs Kochen von der Thonerde.

Häufiger Begleiter des Topaſes, aber auch ſonſt in großen Mengen im kryſtalliniſchen Urgebirge.

1. Smaragd, σμάραγδος Herodot, Theophraſt, Plinius. Zamarrut der Araber. Emeraude Franz., Emerald Engl. Verdankt ſeine ſmaragd - grüne Farbe einem Chromgehalt, der bis auf 3,5 C̶⃛r ſteigen kann. Daß die Alten den wirklichen Smaragd kannten, beweiſen die in den Ruinen Roms gefundenen Zierrathen, auch kommen ſie als Schmuck Aegyptiſcher Mumien vor, und Plinius ſagt eruuntur circa Copton oppidum The - baidis collibus excavatis, wo Caillaud im Gebirge Zabarab ſüdlich Coſ - ſeir ſogar die alten Gruben wieder gefunden haben wollte. Doch ſcheint ſich die Sache nicht ganz zu beſtätigen (Beilage Allg. Zeitung 1844, Nro. 347). Im Alterthum ſtand er nach Plinius hist. nat. 37. 16 im höchſten Anſehen: tertia auctoritas (1 Diamant, 2 Perlen) zmaragdis perhibetur pluribus de causis, quippe nullius coloris adspectus jucundior est nihil omnino viridius comparatum illis viret. Praeterea soli gem - marum contuitu implent oculos nec satiant non sole mutati, non umbra, non lucernis Nero princeps gladiatorum pugnas spectabat in zmaragdo. Nun werden aber eine Reihe grüner Steine angeführt, die offenbar nicht Smaragde waren, darunter auch die ſchon von Herodot genannten Obelisken in einem Aegyptiſchen Tempel, welche aus 4 Sma - ragden von 40 Ellen Länge und 2 4 Ellen Breite beſtanden!

Im Mittelalter findet man ihn ſchon in alten Kirchenſchätzen des 8ten Jahrhunderts, auch findet ſich in der Tiara des Pabſtes eine Sma - ragdſäule von 1 Zoll Länge und $$\frac{5}{4}$$ Zoll Dicke, die bereits zur Zeit Pabſt Julius des zweiten ſich zu Rom befand. Erſt durch die Entdeckung von Peru wurden ſie häufiger, daher gewöhnlich Peruaniſcher Smaragd genannt. Die Incas verehrten einen in der Größe eines Straußeneis. Die Hauptgruben finden ſich heutiges Tages im Tunka-Thal (Quindiu - kette zwiſchen Cauca und Magdalena ohnweit Cartago), wo er im Kalk - ſpath bricht, der Gänge im Thonſchiefer bildet. Eine Handgroße Druſe mit noch nicht Fingerdicken Kryſtallen bedeckt wurde 1818 noch für 22,000 Rubel in Petersburg ausgeboten. Säulen von 22 Linien Länge und 20 Linien Dicke gehören ſchon zu den bedeutendſten. Daher war die Freude groß, als die Bauern 1831 im Walddiſtrikt 12 Meilen nordöſtlich von Katharinenburg beim Ausgraben von Baumwurzeln im Glimmerſchiefer an der Takowaja Smaragde entdeckten, die bei tiefern Schürfen in dem263I. Cl. 6te Fam. : Edler Beryll.ſchönſten Grün zum Vorſchein kamen. Nun ſchienen die Worte des Pli - nius hist. nat. 37, 17 wahr: nobilissimi Scythici nullis major auste - ritas, nec minus vitii. Quantum zmaragdi a gemmis distant, tantum Scythicus a ceteris zmaragdis. In der Sammlung des Kaiſerl. Bergkorps findet ſich ein Kryſtall von 8 Zoll Länge und 5 Zoll Dicke! Schmilzt man ihn mit Feldſpath zu einer Kugel, ſo wird dieſe beim Erkalten ſchwach chromgrün, Beweis, daß ſie mit Peruaniſchen übereinſtimmen, die wenigſtens auch eine deutliche chromgrüne Perle zeigen. Es ſtimmt das Uraliſche Vorkommen vollkommen mit jenem im Heubachthale des obern Pinzgau im Salzburgiſchen, doch ſind die Kryſtalle hier meiſt unrein und klein.

Das Dichroſkop zerlegt die Farbe deutlich in Smaragdgrün und Meergrün, wodurch man ſie leicht von gefärbten Gläſern unterſcheidet Auch iſt die Farbe in den Säulen oftmals ſchichtenförmig parallel der Gradendfläche ſo vertheilt, daß verſchiedene Schichten weit ſchöner gefärbt ſind, als die übrigen Stücke, und die Farben gränzen in ſcharfer Ebene ab. Der Werth hängt weſentlich mit von der

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Reinheit der Kryſtalle ab. Namentlich leiden ſie ſehr an Trübe und Sprüngen.

2. Der edle Beryll, hauptſächlich von Meergrüner Farbe (daher Aquamarin von den Steinſchleifern genannt) verläuft einerſeits ſtark ins Blau, andererſeits ſtark ins Gelb. Pallas machte beſonders auf die prachtvollen Kryſtallſäulen des Gebirges Adontſchelon bei Nertſchinsk an der chineſiſch-ruſſiſchen Gränze aufmerkſam, von woher ihn vielleicht ſchon die Alten über Bactrien bezogen. Außerdem kommen klare Kryſtalle noch an mehreren andern Stellen des Urals, namentlich auch bei Murſinsk mit Topas, vor. Sie ſitzen nicht ſelten mitten im ſchwarzen Bergkryſtall, im Wolfram ꝛc., und werden in Katharinenburg vielfach verſchliffen. Die Gemmen ſind gewöhnlich länglich, indem man von der größern Aus - dehnung der Säule profitirt. Bereits viel gemeiner als Topas. In Braſilien hat man eine durchſichtige Säule von 15 Schwere gefunden. Dufrénoy rühmt beſonders die Grube Cangayum, im Diſtrikt Coimbatoor von Oſtindien. Ein geſchliffener Stein von 184 Grammen habe 12,500 Franken gekoſtet, laſſe aber in Beziehung auf Klarheit nichts zu wünſchen über. Allerdings muß man oft ihre große Politurfähigkeit bewundern. Die ſtärker gefärbten wirken auch ſichtlich auf das Dichroſkop, und man kann mittelſt deſſelben die Richtung der Hauptaxe ſelbſt an geſchliffenen Steinen noch beſtimmen.

3. Gemeiner Beryll, zwar noch kryſtalliſirt in einfachen Säulen mit Gradendfläche, aber vollkommen trüb, von ſchmutziger Farbe und häufig ſehr ſpröde. In Deutſchland ſind beſonders die grauen und öl - grünen Säulen im Quarz von Rabenſtein bei Bodenmais bekannt, die ſchon Flurl beſchreibt. Aehnlich zu Langenbielau in Schleſien. Zu Limoges in Centralfrankreich ſind armdicke Kryſtalle, man benutzt ſie vorzugsweiſe zur Darſtellung der Beryllerde, ihre Streifung läßt ſie leicht mit Pyknit verwechſeln. Zu Ponferada in Gallicien ſollen ſie ſo koloſſal ſein, daß man die Kryſtalle wie Baſaltſäulen zu Thürpfoſten benutze, ja in den Granit - adern von Grafton (N. Hampſhire) finden ſich Säulen mit Dihexaeder - enden von 6′ Länge, reichlich 1′ Dicke und gegen 3000 Schwere!

264I. Cl. 6te Fam. : Euklas.

Euklas Hauy, εὐκλάω leichtbrechen, weil er wegen ſeines ausge - zeichneten Blätterbruchs leicht zerſpringt. Wir verdanken Hrn. Prof. Weiß eine ausführliche Darſtellung dieſes verwickelten 2 + 1 gliedrigen Kryſtallſyſtem’s (Abh. Berl. Akad. 1841. 249). Derſelbe entwirft un - abhängig von allen Winkeln eine Projektionsfigur, entwickelt ganz allge - mein die Ausdrücke der Flächen mit Buchſtaben blos aus den Zonenver - hältniſſen, und zeigt dann, welchen Werth μ und ν haben müſſe, um zu den einfachſten Axenausdrücken zu kommen. Damit iſt der Beweis geführt, daß nicht Grundformen, ſondern der Zonenzuſammenhang der Flächen das Weſen bilden. Schabus (Denkſchriften Wien. Akad. Wiſſ. 1852, Band VI. 57) liefert eine Monographie. Seine gefundenen Winkel weichen nur wenig von den bekannten ab.

Eine Säule s = a: b: c macht 114° 50′, ihr ſtumpfer Winkel vorn iſt zwar durch viele Flächen abgeſtumpft, Phillips gibt allein 12 an, aber keine ſchärft den ſcharfen zu, dieſer iſt ſelbſt mit dem Handgoniometer gut meßbar. Nur ein Blätterbruch T = b: a: c, deutlicher als beim Topas, ſtumpft die ſcharfe Säulenkante gerade ab. Hauy läßt ihn in Hinſicht auf Deutlichkeit auf Gyps folgen. Derſelbe erzeugt einen

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265I. Cl. 6te Fam. : Phenakit.ſtarken innern Lichtſchein. M = a: b: c ſtumpft die ſtumpfe Säulen - kante ab, allein die Neigung von Flächenbildung zwiſchen s und M iſt ſo groß, daß man öfter auf ihr auch noch eine Knickung längs der Axe c findet. Von den 12 Flächen zwiſchen M und s zeichnet ſich h3 = ½a: b: c öfter durch Größe und etwas rauhe Längsſtreifung aus, ſie macht vorn 144° 33′ in der Säule; h = ⅔a: b: c 133° 50′ ꝛc.

Am Ende zeichnet ſich auf der Hinterſeite (nach Hauy die vordere) ein meiſt ſehr ausgedehntes augitartiges Paar f = ⅕a: $$\frac{1}{9}$$ b: c aus, ſeine ſchiefe Kante c: ⅕a von 160° wird durch den nicht ſonderlich deutlichen 2ten Blätterbruch P = c: ⅕a: b gerade abgeſtumpft. Meiſt kommt auf dieſer Seite nichts weiter vor, nur ſelten findet ſich eine Zuſchärfung der ſcharfen Kante d = c: ⅕a: ⅓b, oder wohl gar e = $$\frac{1}{11}$$ a: $$\frac{1}{9}$$ b: c die Kante M / f abſtumpfend. Auf der Vorderſeite herrſchen dagegen zwei Reihen Paare über einander, die untere Reihe: r = $$\frac{1}{7}$$ a: ⅓b: c (156° 12′), u = $$\frac{1}{7}$$ a: ⅙b: c, i = $$\frac{1}{7}$$ a: $$\frac{1}{12}$$ b: c; die obere n = a: ⅓b: c (143° 50′), o = a: ⅙b: c, q = a: $$\frac{1}{9}$$ b: c.

Legen wir bei der Berechnung der Axenelemente den Säulenwinkel s / s = 114° 50′, und die ſtumpfen Winkel der Augitpaare f / f = 106° und n / n = 143° 50′ zu Grunde, ſo iſt tg 57° 25′ = $$\frac{b}{a}$$ ; tg0 53 = 〈…〉 ; tg1 71° 55′ = 〈…〉 . Hieraus nach Anleitung von pag. 〈…〉 , 〈…〉 , b = a tg. Folglich a: b: k = 5,789: 9,058: 0,0178 = 〈…〉 : 〈…〉 : 〈…〉 lga = 0,76262, lgb = 0,95704, lgk = 8,25042. Da k poſitiv iſt, ſo liegt der ſtumpfe Axenwinkel a' / c = 90° 10 $$\frac{1}{2}$$ auf der Hinterſeite. Eine ſo unbedeutende Abweichung kann man auch ganz ver - nachläſſigen.

Härte 7 8, Gew. 3, Strahlenbrechung: gewöhnl. Strahl 1,64, ungewöhnl. 1,66. Farbe iſt Meergrün, Werner ſagt leicht Berggrün. Wirkt ziemlich auf das Dichroſkop.

Die optiſchen Axen liegen nach Biot im 1ſten Blätterbruch, die Mittel - linie geht der Kante P / T, alſo dem 2ten Blätterbruch P parallel. Da Euklas nun faſt ſo leicht als Gyps ſpringt, ſo kann man ſich die dünn - ſten Blätter verſchaffen, welche die Farbe dünner Gypsblätter zeigen.

Vor dem Löthrohr wird er in ſtarkem Feuer weiß, ſchwillt an dünnen Kanten etwas blumenkohlartig an und ſchmilzt. (B̶⃛e + A̶⃛l) 4 S⃛i3, 24 B̶⃛e, 32,4 A̶⃛l, 43,7 S⃛i. Merkwürdig 0,7 Zinnoxyd. Dombey brachte ihn aus Peru mit, wußte aber über ſeinen Fundort ſich durchaus nicht mehr zu erinnern, daher meint man, daß auch dieſer aus der Gegend von Villaricca in Braſilien ſtammte, wo er in der Nachbarſchaft der Topaſe, aber auf beſondern Steinmark - ſchnüren vorkommt. Trumbull in Connecticut.

Phenakit (φέναξ Lügner, weil man ihn anfangs für Quarz ge - halten). Nordenſkjöld (Pogg. Ann. 31. 57) erkannte ihn in den Smaragd -266I. Cl. 6te Fam. : Turmalin.gruben an der Takowaja im Ural, und Prof. Beyrich (Pogg. Ann. 34. 519 und 41. 323) zu Framont im obern Breuſchthal im Brauneiſenſtein der Grube Mine jaune.

3 und 6gliedriges Kryſtallſyſtem. Ein etwas blättriges Rhomboeder s = a: a: a von 116° 40′ in den Endkanten würde a = 〈…〉 = 1,515, lga = 0,18040 geben. Daran ſtumpft ſtets die 2te Säule r = a: ½a: a: c die Zick - zackkanten ab, während die erſte a: a: a: c nur ausnahmsweiſe

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und ſchwach auftritt. Solche einfachen Kryſtalle kommen von mehr als Fauſtgröße und rings ausgebildet im Glim - merſchiefer des Urals vor. Bei den viel kleinern Vogeſi - ſchen herrſcht als Ende der Säulen ein mattes Diheraeder P = 3a: $$\frac{3}{2}$$ a: 3a: c mit 156° 46′ in den Endkanten, welches die Endkanten des Rhomboeders zuſchärft. Nie - mals eine Gradendfläche vorgekommen, und da ſich s zu P wie die Rhombenfläche zum Diheraeder beim Quarz verhält, ſo iſt eine auffallende Analogie zwiſchen beiden nicht zu verkennen. Beyrich glaubt ſogar Trapezflächen beobachtet zu haben, dann müßte er Circularpolariſation zeigen. Weiter ſtimmen damit auch die

Zwillinge: zwei Individuen haben die Axe c gemein und durch - wachſen ſich. Das Dihexaeder kann zwar in dieſem Falle keinen Zwilling geben, aber die Rhomboeder zeigen einſpringende Winkel. Zwillinge bei Framont häufig. Wollte man P = a: a: a und s = a: ½a: a wie beim Quarz ſchreiben, ſo müßte die Dihexaederaxe A = a 〈…〉 = 〈…〉 ſein, wie man leicht aus einer Projektion ſieht.

Härte 8, Gewicht 3, gewöhnlich trübfarbig, und bei Framont mit Brauneiſen oder gefärbt, die waſſerhellen haben jedoch einen ſtarken Glanz.

B̶⃛e S⃛i mit etwa 55 S⃛i und 45 B̶⃛e, daher das an Beryllerde reichſte Mineral.

Beryllerde (Awdejew Pogg. Ann. 56. 101) ſpielt außer in vor - ſtehenden 3 Edelſteinen und dem Chryſoberyll mit 18 B̶⃛e noch im Leu - cophan 11,5 B̶⃛e, Helvin 10 B̶⃛e, Gadolinit 9,6 B̶⃛e eine Rolle.

8. Turmalin.

Sein Name ſoll Ceylaniſch ſein. In einem merkwürdigen Buche (Curiöse Speculationes bey Schlafloſen Nächten zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufgezeichnet von einem Liebhaber, der Immer Gern Speculiret. Leipzig 1708) wird erzählt, daß Anno 1703 die Holländer einen von Zeilan kommenden Edelſtein, Turmalin oder Turmale genannt, nach Holland brachten, welcher die Eigenſchaft habe, daß er die Turffaſche auf der heißen Turfkohle nicht allein, wie ein Magnet das Eiſen, an ſich ziehe, ſondern auch ſolche Aſche zu gleicher Zeit wieder von ſich ſtoße er wurde deßwegen von den Holländern Aſchentrecker genannt. Schörl iſt der alte bergmänniſche Name, doch verſtand man darunter auch Baſalt, Hornblende ꝛc.

267I. Cl. 6te Fam. : Turmalin.

Rhomboedriſch. P = a: a: a 133° 26′ in den Endkanten nach Hauy gibt a = 〈…〉 . Da aber die neuern Angaben zwiſchen 132° 50′ und 133° 50′ ſchwanken, ſo könnte man a = 〈…〉 ſetzen, was 133° 10′ geben würde. Blättriger Bruch kaum wahrnehmbar. Das nächſte ſtumpfere und ſchärfere Rhom - boeder n = 2a ': 2a': a und o = ½a ': ½a': a häufig. Seltener das 2te ſchärfere r = ¼a: ¼a: a. Noch ſeltener kommen aber die Gegen - rhomboeder z = a': a': a, und deſſen ſtumpferes g = 2a: 2a: a vor, doch gibt ſie Hauy bei grünen Braſilianiſchen an. Bei einem Bra - ſilianiſchen maß G. Roſe $$\frac{2}{7}$$ a': $$\frac{2}{7}$$ a': a, und einem hyacinthrothen von Gouverneur in New-York ⅕a ': ⅕a': a.

Die Gradendfläche k = c: a: a: a findet ſich beſonders ausgezeichnet bei den großen Kryſtallen von Zwieſel und Hörlberg im Baieriſchen Walde. Die beiden Säulen l = a: a: a: c und s = a: ½a: a: c fehlen nie, allein ſie werden häufig durch Streifung ent - ſtellt und cylinderförmig. Selten iſt eine 6 + 6kantige Säule meßbar, wie a: ⅕a: ¼a: c an norwegiſchen Turmalinen (Aphrizit). Dagegen kommen mehrere ausgezeichnete Dreikantner vor: t = a: ⅓a: ½a, u = ⅓a: ⅕a: ½a, beide die Kante P / s abſtumpfend und erſter Abtheilung an - gehörend: x = a': ⅔a ': 2a', v = a': ¼a ': ⅓a', beide aus der Diagonal - zone des Hauptrhomboeders P und zweiter Abtheilung angehörend.

Die Hemiedrie, ſchon von Hauy erkannt, bildet eine der merk - würdigſten Erſcheinungen am Turmalin, und ſteht ohne Zweifel mit der Pyroelektricität in engſtem Zuſammenhange. Zunächſt wird die 1ſte ſechs - ſeitige Säule l gern dreiſeitig, indem die parallelen fehlen und die 2te Säule nur untergeordnet auftritt. Kommt dazu dann das Hauptrhomboeder, ſo bildet daſſelbe am analogen () Ende gleichſchenk - lige Dreiecke, am antilogen (+) ſymmetriſche Trapeze. Einen ſolchen Kryſtall beſchreibt G.

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Roſe von Ceylon. Häufig kommen ſchwarze von der gleichen einfachen Form zu Haddam in Connecticut und auf Rhode Island vor. Indeß gilt das Geſetz nicht durchgreifend, wie die kleinen ringsum ausgebildeten Kryſtalle im Granit am

Sonnenberge bei Andreasberg beweiſen. Man hat früher Bergbau darauf getrieben, weil man ſie fälſch - lich für Zinnſtein hielt. Hier herrſcht nun zwax die 2te ſechsſeitige Säule s, allein bei vielen ſind nur die abwechſelnden Kanten durch l abgeſtumpft, welche in der Deutung

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der Pole leiten ſollten. Aber hier liegt umgekehrt der analoge Pol an dem Ende des druſigen Hauptrhomboeders P, während der antiloge dem flächenreichern Ende mit o und P, wozu öfter auch noch r kommt, ange - hört. Sobald nun Kryſtalle dieſem ähnlich ſind, wie die von Haddam in Connecticut, beſonders aber die prachtvollen über Zoll großen von Bovey Tracy in Devonſhire, ſo findet man leicht, unbekümmert um die dreiſeitige Säule, das druſige Ende mit P als dasjenige, welches dem negativen Pole entſpricht.

268I. Cl. 6te Fam. : Turmalin.

Je complicirter die Kryſtalle, deſto auffallender werden häufig

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die Unterſchiede an beiden Enden. Beiſtehende Horizon - talprojektion gehört zu kleinen grünen Kryſtallen von Churs - dorf in Sachſen. Das ana - loge () Ende zeigt vorherr - ſchend die Gradendfläche, welche ſogar ſchon ein anderes Ausſehen hat, als die von + Pol a. Die ſcharfe Aus - bildung der dreiſeitigen Säule l leitet uns auch hier zur richtigen Beur - theilung der Enden. Hauy meint, daß das flächenreichere Ende ſtets + ſei, und das trifft hier wie oben zu. Faſt nur kryſtalliniſch bekannt, aber mit der größten Neigung zum Strahligen und Faſrigen. Härte 7 8, Gewicht 3 3,3. Farblos bis Sammtſchwarz, dazwiſchen allerlei bunte Farben, und ſelbſt an verſchiedenen Theilen eines und deſſelben Kryſtalls verſchieden gefärbt.

Gewiſſe Turmaline polariſiren das Licht vollkommen, daher die Turmalinzange pag. 106 ſo wichtig. Mit dem Dichroſcop kann man die gut polariſirenden ſogleich erkennen, von den gelben und grünen wird das eine Bild ganz dunkel und ſelbſt undurchſichtig, bei farbloſen und lichtgefärbten tritt nur eine lichtere Trübung ein, dabei werden die Bilder verſchieden farbig. Auffallend iſt auch der verſchiedene Grad der Durchſichtigkeit ſchon mit bloßem Auge: quer gegen die Hauptaxe c ſind die Kryſtalle am durchſichtigſten, ſchief oder parallel der Hauptaxe werden ſie trüb. Nimmt man z. B. eine Platte aus der Turmalinzange, und dreht ſie während des Durchſehens um die Axe c, ſo bleibt ſie immer gleich durchſichtig, dreht man ſie aber um eine Linie ſenkrecht darauf, wo man dann allmählig nach der Richtung c durchſieht, ſo wird ſie ſchnell dunkel. Es iſt dieß das einfachſte Mittel, um ſogleich die ungefähre Richtung der optiſchen Axe zu finden.

Pyroelectricitätpag. 124. Turmalin wird zwar auch durch Reiben poſitiv elektriſch, allein wichtiger als dieß iſt die ſtarke polare Electricität des edlen, die bereits viele Phyſiker beſchäftigt hat. Schon Theophraſt 50 ſpricht von einem Lynx, der wie der Bernſtein Stroh und kleine Spähne anziehen ſolle. Ob das Turmalin war? Wenigſtens wird er auch feuerfarbig genannt, ganz wie die erſten Ceylaniſchen be - ſchrieben wurden. Erſt die Holländer hießen ihn 1703 Aſchentrecker. Lémery (Histoire Acad. roy. scienc. 1717. pag. 7) nennt ihn zwar Magnet, hebt aber die Unterſchiede von gewöhnlichem Magnet ſchon richtig hervor, Linné gab ihm 1747 zuerſt den Namen Lapis electricus, und Aepinus (Brewſter Pogg. Ann. 2. pag. 297) wies 1756 die Richtigkeit der Linnéi - ſchen Benennung durch genauere Verſuche nach. Hauy deutete bereits auf den Zuſammenhang der Kryſtallform mit dieſer Eigenſchaft hin. In neuern Zeiten haben ſich Köhler, Hankel und G. Roſe (Pogg. Ann. 39. 285, Abh. Berl. Akad. Wiſſ. 1843. 65) der Unterſuchung zugewendet, und im allgemeinen beſtätigte ſich der Hauyſche Satz, daß am flächen - reichern Ende ſich + Elektricität zeige, am flächenärmern269I. Cl. 6te Fam. : Turmalin.negative, woraus denn auch hervorgeht, daß die elektriſche Axe mit der kryſtallographiſchen c zuſammenfällt. Uebrigens ſind die farbigen, riſſefreien, beſonders die klaren (von Elba) viel ſtärker elektriſch, als die ſchwarzen riſſigen. Werner unterſchied daher gemeinen und elektri - ſchen Schörl. Nach Hauy iſt zwiſchen 30° 80° R. die Elektricität am ſtärkſten, weiter erhitzt hört alle Elektricität auf, was man leicht wahrnimmt. Natürlich muß, wie ſchon Bergman und Becquerel gezeigt haben, die Temperatur im Stein ſich verändern, alſo entweder abnehmen oder zunehmen. Bricht man ihn während des Experiments entzwei, ſo iſt jedes Stück gleich wieder polarelektriſch.

Vor dem Löthrohr verhalten ſich die Varietäten verſchieden: die ſchwarzen ſchmelzen leicht an, blähen ſich aber zu einer unſchmelzbaren Schlacke auf, die farbigen ſind ſtreng flüſſig und ſelbſt unſchmelzbar. Schmilzt man Flußſpath mit K̇a S⃛2 zuſammen, und bedeckt die Oberfläche des Fluſſes mit Turmalinpulver, ſo wird beim erſten Zuſammenſchmelzen die Flamme grün, Reaktion von Borſäure, die in allen ſich findet und von 1 8,5 B⃛ ſteigt. Thonerde 31 44 A̶⃛l und Kieſelerde 33 42 S⃛i halten ſich meiſt das Gleichgewicht. Dazu kommt aber ein Gehalt an Eiſenoxydoxydul, der bis auf 23,5 Ḟe F̶⃛e ſteigend die Sammtſchwarze Farbe erklärt, die Talk - erde kann auf 14,9 Ṁg ſteigen, außerdem , Ṅa, L̇i, ein Fluorgehalt bis auf 2,5 Fl, der die Glühverluſte erklärt. Wägbare Spuren von Phos - phorſäure, die mit der Thonerde fällt, und durch Molybdſaures Ammoniak ſich leicht nachweiſen läßt. Es gibt Turmaline mit 14 verſchiedenen Be - ſtandtheilen, daher iſt auch wie beim Glimmer eine chemiſche Deutung lange nicht geglückt. Schon Bergman und Wiegleb haben ſich an ihm verſucht, aber erſt 1818 fand Lampadius die B⃛ und 1820 Arfvedſon das L̇i. Lange gelten die Unterſuchungen von Chr. Gmelin 1815 1827 als Muſter, und Rammelsberg (Pogg. Ann. 80. 449 und 81. 1) glaubt jetzt, geſtützt auf Hundert eigene Analyſen von 30 verſchiedenen Fundorten, zu Formeln gelangt zu ſein. Er fand, daß nach ſtarkem Glühen das feine Turmalinpulver durch Flußſäure vollkommen gelöst werde, was die Ana - lyſe weſentlich erleichterte. Freilich konnten nicht alle unter eine Formel gebracht werden, doch richtet ſich ihre Zuſammenſetzung im Ganzen nach den Farben. Nur ein durchgreifendes Geſetz glaubt er zu finden: daß ſich nämlich der Sauerſtoff der Baſen und Borſäure + R̶⃛ + B⃛ zum Sauerſtoff der S⃛i verhalte = 4: 3. Doch läßt ſich nach den heutigen Theorien der Chemie von dieſer Eigenſchaft kein Gebrauch bei den For - meln machen. Dana zeigte (Erdmann Journ. prakt. Chem. 45. 290), daß das Atomvolumen durch die Atomenanzahl dividirt bei allen Formeln 44,2 gibt. Anderer Anſicht iſt R. Herrmann Erdmann, Journ. prakt. Chem. 55. 451.

Vorkommen. Der edle findet ſich im Flußſande der Tropen, ganz nach Art anderer Edelſteine, daher können wir ihn auch von den Edel - ſteinen nicht gut trennen. Der gemeine bildet oftmals einen untergeord - neten Gemengtheil der Granite, Gneuſe, Glimmer -, Chlorit - und Talk - ſchiefer, beſonders in den Alpen. Dagegen ſcheint er gänzlich in Augitiſchen und Vulkangeſteinen überhaupt zu fehlen. Ein Verſuch ſie künſtlich dar - zuſtellen, wie die andern Edelſteine, iſt daher auch noch nicht gelungen.

Nach ihren Farben und Werth zeichnen ſich etwa folgende aus:

270I. Cl. 6te Fam. : Turmalin.

1. Farbloſe von St. Pietro auf Elba, im jüngern Ganggranit mit weißem Feldſpath, Lithionglimmer, Beryll ꝛc. Die Kryſtalle haben außerordentlich mannigfaltige Farben, vom Schwarz, durchs Braun, Grün, Blau, Violett ins Roth. Im reflektirten Licht nicht ſelten anders farbig als im durchfallenden. Sehr auffallend iſt die Vertheilung der Farben längs der Säule: man kann an einem Kryſtalle oft drei - bis viererlei unterſcheiden, die entweder wolkig in einander verſchwimmen, oder ſcharf parallel der Gradendfläche abſetzen, oft gehen die klarſten plötzlich faſt ins Undurchſichtige über. Die klaren hat Herrmann Achroit nennen wollen. Sie haben ein ſehr edles Ausſehen, doch wirken ſie trotz der Klarheit immer deutlich auf das Dichroſkop, indem das eine Bild wenig - ſtens dunkeler wird, auch treten dann die verſchiedenen Farbenſtreifungen deutlicher hervor. Er iſt ſehr ſtark elektriſch, ſchmilzt vor dem Löthrohr nicht, ſondern brennt ſich nur weiß. (Ṅa, L̇i, ) S⃛i + 4 (A̶⃛l, M̶⃛n) (S⃛i, B⃛), 7,8 B⃛, 1,2 L̇i. Sehr verwandt, aber nicht ſo edel iſt

2. der Rubellit, nach ſeiner rothen Farbe genannt, die er einem Gehalte von Mangan verdankt. Am bekannteſten iſt der vom Berge Hradisko bei Rozna, Herrſchaft Pernſtein in Mähren. Bildet Pyknit - artige Strahlen im Fettquarz mit Lepidolith. Die Strahlen fangen auch hier öfter unten blau an, werden in der Mitte roth, und am obern Ende grün. Zuweilen findet ſich ein blauer Kern, der von einer rothen Hülle umgeben wird. Aber die Maſſe iſt trüb mit vielen Querſprüngen, Folge anfangender Verwitterung. Schaitansk im Ural, Paris im Maine ꝛc. haben auch ſehr klare geliefert.

3. Der Grüne. Vor allem gehört hierhin der ſogenannte Braſilia - niſche Smaragd, der beſonders aus der Gegend von Villaricca in großer Menge eingeführt und verarbeitet wird, ſein dunkeles Grasgrün, gibt im Dichroſkop bei aufrechter Axe ein ganz opakes ord. Bild. Hat neben etwas Mangan ſchon einen Gehalt von 7 F̶⃛e, aber auch noch Lithion. Trotzdem gibt ihm Rammelsberg die etwas andere Formel (Ṅa, L̇i, ) S⃛i + 3 (A̶⃛l, F̶⃛e, M̶⃛n) (S⃛i, B⃛). Sie ſchmelzen zwar ſchwer, blähen ſich aber ſchon ſtärker auf als die vorigen. Der Lithiongehalt iſt auch hier aus dem Vorkommen erklärlich. Bekannt ſind die ſchönen grünen Kryſtalle von Cheſterfield (Massachusets), die einen rothen Kern haben, welchen man herausſchlagen kann, und umgekehrt. Ein ſehr merkwürdiges Vorkommen bilden die grasgrünen aus dem Dolomit von Campo longo ſüdlich vom St. Gotthardt. Die - ſelben ſcheinen faſt gar nicht auf das Dichroſkop zu wirken.

In Braſilien gibt es auch blaue (Braſilianiſcher Sapphir). Manche Kryſtalle ſollen ſogar längs der Axe geſehen ſchön purpurroth, und quer ſapphirblau ausſehen. Am bekannteſten iſt der Indicolith, Indigo - blau, mit Lithionmineralien auf der Schwediſchen Inſel Utön vorkommend, daher fand Arfvedſon 4,3 Lithionhaltige Alkalien darin.

4. Die Braunen. Dazu ſcheinen die erſten Ceylaniſchen gehört zu haben, denn die Curiöſe Speculationes ſagen, ihre Coleur ſei Pome - ranzenroth, mit Feuerfarbe erhöht, und gerade ſo war der Lynx des Theo - phraſt. Zu Turmalinzangen ſind es die beſten, denn ſelbſt ſehr klare271I. Cl. 6te Fam. : Axinit.geben im Dichroſkop ſchon ein opakes Bild. Sie finden ſich auch ſehr ausgezeichnet in den Talk - und Chloritſchiefern der Alpen (Zillerthal), worauf ſchon Müller 1779 aufmerkſam machte. Dieſelben ſehen öfter im reflektirten Licht ganz ſchwarz und opak aus, indeß gegen das Sonnen - licht gehalten, oder mit dem Dichroſkop unterſucht bekommt man ein durch - ſichtiges braunes Bild. Splitter parallel der Axe ſehen ſchmutzig Bou - teillengrün aus, ein auffallender Dichroismus, und da die Stücke ſehr bröckeln, ſo kann man ſich davon leicht überzeugen. Rammelsberg fand in dieſen 11 Ṁg, und nennt ſie daher Magneſia-Turmalin = Ṁg3 S⃛i2 + 3 A̶⃛l (S⃛i, B⃛). Der Talkgehalt ließe ſich leicht aus der umgebenden Gebirgsmaſſe erklären. Auch die Nordamerikaniſchen braunen gehören hierhin, einer von Gouver - neur (New-York) mit Strahlſtein vorkommend hatte ſogar gegen 15 Ṁg.

5. Der gemeine Schörl, Sammtſchwarz, nur in den dünnſten Splittern noch an den Kanten durchſcheinend, leicht ſchmelzend und ſich dabei wurmförmig krümmend, doch wird die Schlacke wie beim Epidot ſchnell hart. Rammelsberg gibt ihm zweierlei Formeln: einen Magneſia-Eiſen-Turmalin = Ṁg3 S⃛i2 + 4 (A̶⃛l, F̶⃛e) (S⃛i, B⃛), zu ihm gehört beſonders der Grönländiſche im Glimmerſchiefer, von Ha - vredal bei Krageroe, Haddam ꝛc. ; einen Eiſen-Turmalin = Ḟe3 S⃛i2 + 6 (A̶⃛l, F̶⃛e) (S⃛i, B⃛), das Ḟe F̶⃛e ſteigt bei denen von Bovey Tracy und dem Sonnenberge bei Andreasberg auf 19 p. C. Wahrſcheinlich gehören zu ihm die meiſten ſchwarzen, namentlich auch die in den Granit eingeſprengten, deren Fund - orte unzählbar ſind, unter andern kamen Kryſtalle von mehr als Fuß Länge und drei Zoll Dicke im Quarz von Hörlberg im Baieriſchen Walde vor. Auch im Granite des Schwarzwaldes bei Alpirsbach, des Oden - waldes bei Heidelberg ꝛc. zu finden.

9. Axinit Hy.

Ἀξίνη Beil, wegen ſeiner ſchneidenden Kanten. Sauſſure entdeckte ihn 1781 in Gängen der Hornblendeſchiefer an der Balme d’Auris bei Bourg d’Oiſan ſüdöſtlich von Grenoble, und Romé de l’Isle nannte ihn Schorl lenticulaire, weil er ſeine Kryſtalle fälſchlich für rhomboedriſch hielt. Werner fand ihn bei Thum in Sachſen, und nannte ihn eine Zeit lang Thumerſtein, Bergmänn. Journ. I. 1. 261.

Eingliedriges Kryſtallſyſtem, verwandt mit dem des Kupfer - vitriols. Neumann (Poggend. Ann. IV. 63) hat es zwar verſucht, das verwickelte Syſtem auf rechtwinklige Axen zurückzuführen, allein für die gemeine Vorſtellung ſcheint es bequemer, die Flächen blos nach ihrem Zonenverhältniß aufzufaſſen. Darnach haben wir eine rhomboidiſche Säule P / u von 135° 24′, beide Flächen ſind (ſtark) geſtreift parallel ihrer Kante, was vortrefflich zur Orientirung dient. Auch iſt ihre ſcharfe Kante durch einen blättrigen Bruch abgeſtumpft, mit P ungefähr 103° machend. Derſelbe gibt durch einen innern Lichtſchein ſich deutlich zu erkennen. Die Doppeltſchiefendfläche r iſt parallel der Kante P / r geſtreift, Winkel r / P = 134° 48′, und r / u = 115° 39′. Dieſes eingliedrige Hexaid Pur bildet272I. Cl. 6te Fam. : Axinit.die vorherrſchenden Flächen, und da die ſtumpfe Kante P / r niemals, die u / r aber immer durch eine ſehr glänzende ungeſtreifte Fläche s abgeſtumpft iſt, ſo erleichtert das die Erkennung der Kryſtalle außerordentlich. Häufig findet ſich auch noch x, welche die ſcharfe Kante P / s ſehr ſchief abſtumpft. Ueber die Stellung ſind die Schriftſteller nicht in Uebereinſtimmung. Folgen wir Naumann, ſo bilden P / u die Säule, was deshalb praktiſch iſt, weil beide die gleiche Streifung haben. Nehmen wir dazu die Einzel - flächen r und x, ſo können wir von dem eingliedrigen Oktaid Purx ausgehen. Zu dieſen ſind zwar die drei zugehörigen Heraidflächen Mvs vorhanden, Naumann nimmt aber nur M und v als Axenebenen, zur dritten wählt er die Dodekaidfläche l. Projiciren wir nun das Syſtem auf M, ſo ſteht M auf P ſenkrecht, denn M / P = 90° 5′ und M / u =

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97° 46′. Zur Anlegung der Figur müſſen wir noch P / l = 151° und v / u = 147° kennen, dann ziehen wir die Sektionslinien P / u 135° gegen einander, machen P / l = 151° und u / v = 147°. Nehmen wir nun einen beliebigen Axenpunkt b an, und ziehen dadurch r parallel P, ſo beſtimmt die Linie die Länge von a. Wir haben dann die Sektionslinie v als Axe der a, und l als Axe der b gewählt. Folglich P = a: b: c; u = a: b': c; r = a: b: c; x = a: b': c; M = c: a: b die Projektionsebene; v = b: a: c ſtumpft die ſcharfe Kante deutlich ab, und fällt zugleich in die Zone r / x. Die ausgezeichnet glänzende 〈…〉 , denn ſie liegt in r / u und P / x; l = a: b: c fällt in M / s und ſtumpft die ſtumpfe273I. Cl. 6te Fam. : Axinit.Säulenkante P / u ab, iſt aber gewöhnlich durch viele Längsſtreifen entſtellt, Phillips gibt daher in ihrer Region allein fünf verſchiedene Abſtumpfungs - flächen an:

  • y = ½b ': c: a in Zone x / s und M / v;
  • w = a: ⅓b: c in Zone P / u und y / r;
  • n = a: ⅓b: c in Zone M / w und v / r;
  • o = 2a ': ⅔b': c in Zone M / w und u / y;
  • r '= a': b': c in Zone P / r und l / x;
  • 〈…〉 : a' in Zone v / r 'und P / s;
  • 〈…〉 : c in Zone v / r 'und y / r;
  • 〈…〉 : c in Zone P / s und l / r;
  • z = 2a: 2b: c in Zone P / r und n / y.

Die Axen ſind ganz willkührlich gewählt, wie man ſogleich aus der Pro - jektion ſieht, das Weſen iſt blos der Zonenzuſammenhang. Man würde viel beſſer die w als die[Axen] der a nehmen.

Neumann hat ſogar vorgeſchlagen, dem Syſteme rechtwinklige Axen unterzulegen. Denn da P / M nur 5′ vom rechten Winkel abweicht, ſo nimmt er denſelben rechtwinklig. Wählt man nun die Säulenkante P / u als Axe c; die Senkrechte auf P als Axe b: ſo wird, a ſenkrecht gegen b und c gedacht,

P = b: a: c, u = a: b': c, M = a: c: b und y = ⅛a ': ½b: c. Aus P u y M kann ich aber leicht deduciren, denn v x r' ſind die zugehörigen Dodekaidflächen ꝛc. 〈…〉 . Die Flächen werden dann v = $$\frac{1}{9}$$ a: ½b ': c; w = $$\frac{1}{9}$$ a: ⅕b: c; l = $$\frac{1}{9}$$ a: $$\frac{1}{16}$$ b': c, r = a: $$\frac{1}{7}$$ b: c; r '= a: $$\frac{1}{7}$$ b': c, o = $$\frac{1}{7}$$ a': ⅕b ': ½c, n' = ⅛a': ⅕b ': c, x = ⅛a': $$\frac{1}{9}$$ b: c, s = ⅛a ': $$\frac{1}{16}$$ b: c, σ = ⅛a ': $$\frac{1}{23}$$ b: c, n = $$\frac{1}{10}$$ a: ⅕b: c, m = $$\frac{1}{17}$$ a': ⅓b ': c.

Faſt Quarzhärte, Gew. 3,2. Rauchgrau bis Violblau, die Alpiniſchen oft zufällig durch Chlorit gefärbt. Die Dauphinéer zeigen einen ziemlich deutlichen Trichroismus: ſtellt man die ſcharfe Säulenkante P / u aufrecht, und hält dieſes Prisma ſchief gegen das Licht, damit das abgelenkte Licht gerade ins Auge falle, ſo iſt der Kryſtall bis zur Kante r / u hin ſchön violblau; ſtellt man dagegen die ſcharfe Kante P / r aufrecht, ſo iſt bis zur Kante r / u kein Violblau zu finden. Das Dichroſkop gibt ein prachtvolles violettes Bild, parallel mit Kante P / r ſchwingend, beſonders ſenkrecht gegen Fläche r gerichtet. Auch die optiſche Mittellinie ſoll ſenkrecht gegen r ſtehen.

Pyroelektriſch, aber nicht ſonderlich ſtark, und merkwürdiger Weiſe mit zweierlei Axen; die an beiden Enden antiloge Axe (+) geht von n zu n (ſtumpfe Ecke), die analoge () trifft in die ſcharfe Ecke des Kryſtalls, etwa wo u und x mit dem hintern P zuſammen ſtoßen.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er leicht unter Aufblähen zu einem dunkel - grünen Glaſe, das in der äußern Flamme durch das M̈n ſchwarz wird. Die geſchmolzene Maſſe wird durch Salzſäure zerſetzt, wobei ſich S⃛i gallert -Quenſtedt, Mineralogie. 18274I. Cl. 7te Fam. : Zeolithe.artig ausſcheidet. Zeigt deutlich Reaktion auf Borſäure 5 B⃛. Rammels - berg gibt ihm die zweifelhafte Formel (Ċa, Ṁg) 3 (S⃛i, B⃛) 2 + 2 (A̶⃛l, F̶⃛e, M̶⃛n) (S⃛i, B⃛).

In den Alpen ſehr verbreitet beſonders mit Bergkryſtall, Adular ꝛc. Die ſchönſten brechen zu Oiſans mit den Zwillingen von Bergkryſtall, Epidot und Prehnit. In Sachſen und auf dem Harze finden wir ſie auch in derben kryſtalliniſchen Maſſen, die mit Prehnit Gänge im Grün - ſtein bilden.

VII. Zeolithe.

Cronſtedt erkannte ſie ſchon 1756 (Abh. Schwed. Akad. der Wiſſ. ), nannte ſie von ζέω ſieden, weil ſie für ſich leicht unter Aufſchäumen zu einem Glaſe ſchmelzen, das aber wegen der Menge von Luftblaſen ſchwer zur Klarheit zu bringen iſt. Sie zeigen dabei eine eigenthümliche Phos - phorescenz. Eine Feldſpathartige Zuſammenſetzung aber mit Waſſer, deſſen Entweichen jedoch nicht die Veranlaſſung zum Schäumen ſein ſoll (Ber - zelius), wie die ältern Mineralogen annehmen (Hoffmann Miner. II. a. pag. 245). Von Salzſäure werden ſie vollkommen zerſetzt, wobei ſich die Kieſelerde als Gallerte oder ſchleimiges Pulver ausſcheidet, was ihre Unterſuchung auf naſſem Wege ſehr erleichtert. Unverwitterte Kryſtalle beſitzen Edelſteinartige Klarheit, allein es tritt leicht eine Trübung ein, wahrſcheinlich in Folge eines kleinen Waſſerverluſtes, und dann werden ſie ſchneeweiß. Ueberhaupt ſcheint ihre Maſſe zur Aufnahme von Farbe - ſtoffen im höchſten Grade ungeeignet: denn wenn z. B. Eiſenfärbung vorkommt, ſo ſieht man nicht ſelten, wie dieſe die Subſtanz nur ſtellen - weis durchtünchen konnte, und wenn der Kryſtall ſich weiter von ſeiner durch Farbe getrübten Baſis entfernt, ſo kann er an ſeinem Oberende wieder ganz Waſſerklar werden. Leider ſind die Kryſtalle ſelten groß, auch überſteigen ſie gewöhnlich nicht einmal die Glashärte, doch ſind ſie entſchieden härter als Kalkſpath. Sie gehören zu den leichteſten Steinen, denn ſie bleiben wegen ihres Waſſergehalts um das 2fache herum. Da - her nannte ſie Mohs Kuphonſpathe (κοῦφος leicht). Die ältern Vulkan - heerde, vor allem die Höhlen der Mandelſteine und Baſalte, bilden ihre Hauptfundſtätte. Von Island erhielt ſie ſchon Cronſtedt, nicht minder berühmt die Faröer Inſeln nördlich Schottland, in Deutſchland Oberſtein an der Nahe und das Faſſathal in Südtyrol. Bemerkenswerth das Vorkommen auf den Silbererzgängen von Andreasberg, wo ſie ſelbſt bis auf die größten Teufen des Samſon hinabgehen. Wegen ihres Waſſer - gehaltes wird man ſehr verſucht, ſie für ſecundäre Bildungen auf naſſem Wege zu halten, zumal da ſie gern in verwittertem Gebirge liegen, dem durch langjährige Auslaugung Stoffe mittelſt Waſſer entzogen ſind, wie aus der Art des zerfallenden Tuff - und Wackengeſteins deutlich hervor - leuchtet. Auch Biſchof hat dieß mehrfach zu begründen geſucht. Dagegen behauptet Bunſen (Leonhard’s Jahrb. 1851. pag. 861), daß den Zeolith - bildungen Islands weder rein neptuniſche, noch rein plutoniſche Vorgänge zu Grunde liegen. Vielmehr erlitten rein plutoniſche Geſteine von über - baſiſcher (augitiſcher) Zuſammenſetzung eine neptuniſche Metamorphoſe zu275I. Cl. 7te Fam. Zeolithe: Faſerzeolith.Palagonit*)So nannte Sartorius von Waltershauſen eine amorphe braune Subſtanz von Palagonia im Val di Noto am Aetna, die Bunſen auch auf Island wieder fand (Ann. Chem. und Pharm. 61 265). Die leicht zerſprengbare Maſſe hat faſt Glashärte, 2,43 Gew., und beſteht aus 3 + 2 R̶⃛ + 4 S⃛i + 9 Ḣ̶ = 37,42 S⃛i, 14,16 F̶⃛e, 11,17 A̶⃛l, 8,76 Ċa, 6,04 Ṁg, 17,15 Ḣ̶, 4,12 unlöslicher Rückſtand, woraus man die Formel des Scapolith’s mit Waſſer, nämlich Ċa3 S⃛i2 + 2 A̶⃛l S⃛i + 9 Ḣ̶ konſtruiren kann. Die vulkaniſchen (augitiſchen) Tuffe ſollen oft von dieſer Subſtanz durchdrungen ſein. und palagonitiſchen Tuffen. Dieſe wurden nun abermals von Feuergeſteinen durchbrochen, und dadurch in zeolithiſche Mandelſteine verändert. Räthſelhaft ſcheint es dabei, wie Hydrate ſich bei ſo hoher Temperatur bilden konnten. Allein Bunſen glaubt auch das Räthſel löſen zu können: Läßt man nämlich 0,2 Theile Ċa, 1 Theil S⃛i und 9 Aetzkali in einer Silberſchale eine Zeit lang roth glühen und dann langſam er - kalten, ſo findet ſich darin nach dem Auflöſen im Waſſer ein Netzwerk von 4 5‴ langen Kryſtallnadeln eines waſſerhaltigen Silicats Ċa3 S⃛i2 + Aq, das in der Glühhitze entſtand und ſich erhielt, das aber nach dem Abſcheiden aus ſeiner Umgebung ſchon bei 109° vier Fünftel ſeines Waſſers abgibt, und noch unter der Glühhitze alles Waſſer wieder verliert.

1. Faſerzeolith Wr.

Weil die excentriſchen Strahlen ſich zu den feinſten Faſern zertheilen. Auch ſchlechthin Zeolith genannt, weil er als der gewöhnlichſte zuerſt die Aufmerkſamkeit Cronſtedt’s auf ſich zog. Er kommt meiſt in excentriſch ſtrahligen Maſſen vor, die an ihrem ſchmalen Ende ganz dicht werden, und bei Verwitterung zu Mehl zerfallen, daher Mehlzeolith Wr. Die freien Kryſtallnadeln hieß Werner Nadelzeolith, Hauy Meſotyp (Mittel - geſtalt), weil er in denſelben die quadratiſche Säule mit Gradendfläche als Kernform nahm, die zwiſchen dem Würfel des Analcims und der Oblongſäule des Strahlzeoliths gleichſam mitten inne ſteht. Nach ihm wäre alſo das

Kryſtallſyſtem 4gliedrig, und zwar meiſt eine einfache quadra - tiſche wenig blättrige Säule s mit oktaedriſcher Endigung o. Später fand

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Gehlen, daß die Säule nicht quadratiſch, ſondern zweigliedrig und ein wenig geſchoben ſei 91° (vorn), daraus folgen für das Oktaeder ebenfalls 2 + 2 Endkanten, die nach Haidingers Meſ - ſungen über der ſtumpfen Säulenkante 143° 20′ und über der ſcharfen 142° 40′ betragen, gibt die Axen a: b = 2,79214: 2,84108. Zu dieſem Syſteme ſcheinen die Federkieldicken Kryſtalle aus der Auvergne, von Auſſig und Hohentwiel ꝛc. zu gehören. Ihre ſcharfe Säulenkante iſt gewöhnlich nicht abgeſtumpft, auch kennt man ſie nicht als Zwillinge. Merkwürdiger Weiſe ſcheinen damit die klaren Nadeln von Berefiord auf Island nicht zu ſtimmen, welche Fuchs als Scolezit und Meſolith getrennt hat. G. Roſe zeigt (Pogg. Ann. 28. 424), daß hier die ſeit - lichen Endkanten 143° 29′ nur noch einander gleich bleiben, die vordere18*276I. Cl. 7te Fam. : Faſerzeolith.Endkante o / o 144° 40′ ſich dagegen von der hintern 144° 20′ um 20′ unterſcheidet. Der vordere Säulenwinkel 91° 35′. Wir hätten alſo ein 2 + 1gl. Syſtem vorn mit einem ſtumpfen Winkel 90° 54′ der Axe c gegen a, und a: b = 2,87: 2,95.

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Die ſcharfe Säulenkante iſt gewöhnlich ſtark ab - geſtumpft durch b: a: c, und auf dieſer Ab - ſtumpfungsfläche gewahrt man öfter eine zarte Längslinie in der Richtung von c, welche eine Zwillingsgränze andeutet. Es iſt das Geſetz der Karlsbader Feldſpathzwillinge pag. 183: die beiden Individuen haben die Säule gemein und liegen umgekehrt. Geht die Zwillingsgränze genau durch die ſeitlichen Endkanten des Oktaeders, dann wird eine förmliche 2 + 2gliedrige Ordnung hergeſtellt, indem das eine Individuum ſeine Vorderſeite hinlegt, wo das andere ſeine hintere hat. Oefter geht aber die Zwillingsgränze über die Fläche weg, und dann ſieht man in der Zone der ſeitlichen Endkanten auf dem hintern Paare einen ausſpringenden Winkel von 178° 28′, am gegenüberliegenden Ende müßte der gleiche Winkel einſpringen, allein dieß iſt immer angewachſen. Um - gekehrt iſt die Sache am vordern Paare, hier wird oben der Winkel ein - ſpringend. Die Abſtumpfungsfläche b zeigt häufig am abgebrochenen Ende der Kryſtalle eine federartige Streifung, welche beiderſeits von der Zwil - lingslinie ausgeht und ſich in ſcharfem Winkel nach oben kehrt. Davon muß man ein zweites viel ſchwerer ſichtbares Syſtem von Federſtreifen unterſcheiden, was oben am auskryſtalliſirten Ende beginnt und den vor - dern Endkanten der Oktaeder parallel geht. Der blättrige Bruch der Säule nicht ausgezeichnet. Spec. Gew. 2,2; Härte 5. Glasglanz auf dem kleinmuſcheligen Bruch ſich etwas ins Fette neigend. In den Ba - ſalten finden ſich die Kryſtalle bis zu den feinſten Nadeln, welche meiſtens aus einer dichten Maſſe von Glaskopfſtruktur entſpringen.

Pyroelectriſch. Schon Hauy fand, daß das freie Kryſtallende Glas - und das aufgewachſene Harzelektricität nach gelindem Erwärmen zeige, aber nicht bei allen Kryſtallen. Rieß und Roſe (Abh. Berl. Ak. Wiſſ. 1843. pag. 75) zeigen, daß nur die Zwillinge (Scolezit) elektriſch werden, und zwar antilog am freien, analog am verwachſenen Ende.

Die chemiſche Zuſammenſetzung variirt zwar außerordentlich, doch ſind ſie im Weſentlichen Labrador mit Waſſer. Kleine Abweichungen in der Form und Analyſe haben zu vielen Zerſplitterungen und lokalen Be - nennungen geführt.

a) Natrolith Klaproth Beitr. 5. 44 (vorzugsweiſe Meſotyp ge - nannt) Ṅa S⃛i + A̶⃛l S⃛i + 2 Ḣ̶, 47,2 S⃛i, 25,6 A̶⃛l, 16,1 Ṅa, 8,9 Ḣ̶, 1,3 F̶⃛e, zuweilen erſetzt ein wenig Ċa das Ṅa. Er ſchmilzt ruhig zu einem Glaſe, ohne ſich dabei aufzublähen, und bildet mit Salzſäure nach etwa 24 Stunden eine ſteife Gallerte. Vor allem bekannt ſind die iſabell-gelben daumendicken Platten, welche den unreinen Klingſtein des Hohentwiel am Bodenſee vielfach durchſchwärmen. Die Platten zeigen ausgezeichnete Glaskopfſtruktur mit fein concentriſcher Streifung und excentriſcher Faſe - rung, zerſpringen daher zu keilförmigen Stücken. Da ſie eine gute Politur277I. Cl. 7te Fam. : Faſerzeolith.annehmen, ſo ſind ſie zur Täfelung von Zimmern im Königl. Schloß zu Stuttgart benutzt. Die Anwendung iſt aber nur vereinzelt, wie einſt Friedrich der Große ſeine beſondere Freude am Schleſiſchen Chryſopras hatte, ſo der König Friedrich an dieſem württembergiſchen Produkte. Schon im vorigen Jahrhundert erregten ſie die Aufmerkſamkeit (Bergm. Journ. 1792. VI. 1. 189).

Der Brevicit von Brevig; der Bergmannit von Laurvig und Fredrikswärn, der Spreuſtein und Radiolith, ſämmtlich in den dor - tigen Zirkonſieniten von Südnorwegen ſtrahlige Maſſen bildend, ſcheinen nach den neuern Analyſen vollkommen mit Natrolith zu ſtimmen. Von Brevicit zeichnet G. Roſe Kryſtalle von 1 $$\frac{1}{2}$$ Länge und ½″ Dicke mit den Oktaedern a: b: c und a: ⅓b: c, deren Winkel gut ſtimmen.

b) Scolezit Fuchs, σκωληκίτης wurmähnlich, weil er vor dem Schmelzen ſich ziemlich bläht. Ein Kalkmeſotyp Ċa S⃛i + A̶⃛l S⃛i + 3 Ḣ̶, was durch einen kleinen Verſuch mit Oxalſäure leicht nachzuweiſen iſt. Ein kleiner Natrongehalt zeigt ſich durch kleine Würfel von N C̶l, welche ſich nach einiger Zeit in der Gallerte der Löſung finden. Nur dieſer ſoll pyroelektriſch und 2 + 1gliedrig ſein, was im höchſten Grade auffällt. Schneeweiße excentriſch-ſtrahlige Maſſen füllen beſonders die Mandeln der vulkaniſchen Geſteine von Island und der Faröer-Inſeln. Wo die Strahlen fein ſchneeweiß beginnen, zeigt ſich die negative Elektricität, aber erſt dann, wenn ſie etwas dicker und getrennter werden. Die dichte Maſſe iſt vollkommen unelektriſch. Je weiter die Strahlen zum poſitiven Ende fortlaufen, deſto dicker werden ſie, ſie verlieren an Schneefarbe, und endigen nicht ſelten waſſerhell. Brooke’s Poonahlit von Poonah in Oſtindien, Thomſon’s Antrimolith aus den Baſalten der Grafſchaft Antrim haben wenigſtens ein ähnliches Ausſehen und ſind vorherrſchend kalkig.

c) Meſolith Fuchs Schweigger’s Journ. Chem. XVIII. ſteht chemiſch zwiſchen Natrolith und Scolezit mitten inne, denn der aus dem Baſalt von Hauenſtein in Böhmen hat 7,1 Ċa und 7,7 Ṅa. Berzelius Meſole von den Faröer-Inſeln und andere zeigen ebenfalls dieſe zwei Baſen, welche ſich in den verſchiedenſten Verhältniſſen gegen einander vertreten.

d) Comptonit Brewſter Edinburg. phil. Journ. IV. 131. Compton brachte ihn 1817 nach England, er fand ſich in Höhlen Veſuviſcher Mandelſteine und ſcheint dem von Seeberg bei Kaden in Böhmen ſehr ähnlich. Letzterer, in deutſchen Sammlungen ſehr verbreitet, bildet 1 2‴ lange Oblongſäulen mit Gradendfläche, die häufig etwas bauchig wird. Die ſchmale Fläche der Oblongſäule glatt und ſchön, die breite aber garbenförmig aufgeblättert, ihr entſpricht ein nicht ſonderlich deutlicher Blätterbruch. Die Kanten der Oblongſäule durch eine rhombiſche Säule von 90° 40′ abgeſtumpft. Vor dem Löthrohr blättert er ſich ſtark auf, und enthält 12 Ċa neben 6,5 Ṅa. Einſtimmig wird der Thomſonit, welchen Brooke in den ſchönſten faſerzeolithiſchen Varietäten im Mandel - ſtein der Kilpatrikhügel bei Dumbarton im ſüdweſtlichen Schottland fand, für das gleiche Mineral gehalten.

278I. Cl. 7te Fam. : Strahlzeolith.

2. Strahlzeolith.

Die excentriſchen Strahlen haben einen ausgezeichneten Längsblätter - bruch, bleiben breiter und werden daher nicht ſo faſrig, als der vorige. 2 + 2gliedrig, mit ausgezeichnetem Blätterbruch, der ſich in den derben kryſtalliniſchen Varietäten zum ſtrahligen neigt, was der eigentliche Blätterzeolith, mit dem er ſo oft verwechſelt wird, nicht thut. Hauy nannte ihn dodekaedriſchen Stilbit (στίλβος glänzend), weil das 2glied - rige Dodekaeder vorherrſcht: denkt man ſich nämlich das Granatoeder nach einer ſeiner drei rechtwinkligen Säulen in die Länge gezogen und breit tafelartig werdend, ſo hat man die richtige Vorſtellung der gewöhnlichſten unter den Kryſtallen. Die Oblongſäule wird oft ganz dünnblättrig und hat ſtets auf der breiten Fläche ihren deutlichen Blätterbruch M mit ſtar - kem Perlmutterglanz, die ſchmale Fläche T mit Glasglanz blättert ſich garbenförmig auf, einzelne Kryſtalle, namentlich auf den Erzgängen von Andreasberg, in den Mandelſteinen von Island ꝛc., gleichen dann Bün - deln, worauf der Breithaupt’ſche Name Desmin (δεσμίς Bündel) an - ſpielt. Wenn die Kryſtalle (durch Waſſerverluſt?) matt werden, ſo beginnt die Mattigkeit vom Blätterbruch aus, denn bei den Andreasbergern ſieht man auf der Mitte der ſchmalen Oblongſäulenfläche T einen dunkeln glaſigen Streifen, der ſeine Durchſichtigkeit noch bewahrt hat. Auch vor dem Löthrohr geſchieht das Blättern immer garbenförmig, wobei der Blätterbruch unverkennbar eine Rolle ſpielt. Trotz der dicken Köpfe kann man am Oberende der Säule immer noch das Oktaeder r erkennen, die ſeitlichen Endkanten meſſen 114°, die andern über dem blättrigen Bruche 119° 15′ (nicht weſentlich vom Granatoederwinkel verſchieden) nach Brooke Edinb. Phil. Journ. VI. 114. Das gäbe die Axen a: b = 1,2285: 1,3232*)Es gelten dieſe Axen nur annäherungsweiſe, denn Brooke maß T / r = 120° 30′, den die Rechnung 120° 22′ gibt. Ja Köhler (Pogg. Ann. 37. 572) gibt umgekehrt die Endkante über dem Blätterbruch M 116° und über der ſchmalen T 119° 15′ an Kry - ſtallen von den Faröer Inſeln. Dieſer Irrthum iſt um ſo auffallender, als Köhler darauf Analogien mit dem Kreuzſtein ſtützt. Schon Hauy gab den Winkel über M (123° 32′) größer als über T (112° 14′), und allerdings kann man den Unterſchied durch einen aus Papier geſchnittenen Winkel auf den Flächen M und T nachweiſen. Man findet den ebenen Winkel oben unter der Endkante auf der breiten M etwas größer als auf der ſchmalen.. Oftmals findet ſich die Gradendfläche c: a: b, dagegen die Säulen - flächen a: b: c (94° 15′) äußerſt ſelten. Auffallender Weiſe beſchreibt

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ſie Dufrénoy (Traité Minéral. III. pag. 433) faſt beſtändig. Flußſpathhärte 4, alſo entſchieden weicher als der Faſer - zeolith, dagegen ebenfalls ſo ſchwer, Gew. 2,2. Vor dem Löthrohr blättert er ſich ſtark auf, krümmt ſich wurmförmig und viel ſtärker als Scolezit. Berzelius gibt ihm die Formel Ċa S⃛i + A̶⃛l S⃛i3 + 6 Ḣ̶, was etwa 60 S⃛i, 17 A̶⃛l, 9 Ċa, 17 Ḣ̶ gäbe. In Salzſäure wird die S⃛i als ſchleimiges Pulver ausgeſchieden. Mit Faſerzeolith zuſammen. Unge - wöhnlich iſt ein Vorkommen auf Bergkryſtall mit Chlorit auf dem St. Gotthardt.

279I. Cl. 7te Fam. : Blätterzeolith.

3. Blätterzeolith Wr.

Noch ſtärker blättrig als Strahlzeolith, gruppirt ſich aber nur körnig, was ihn leicht unterſcheiden läßt. Man wird durch den ausgezeichneten Perlmutterglanz an Glimmer erinnert, Werner konnte daher keinen beſſern Namen wählen. Man hat ihn deshalb auch wohl Euzeolith, Eu - ſtilbit genannt, was wenigſtens mehr bezeichnet als der Engliſche Heu - landit (Brooke Edinb. Phil. Journ. VI. 113). Hauy nannte ihn Stilbite anamorphique ꝛc., und wegen des ſtärkſten Perlmutterglanzes, der über - haupt bei Zeolithen vorkommt, hat man ſich in Deutſchland daran ge - wöhnt, ihn vorzugsweiſe Stilbit (Glänzer) zu nennen (G. Roſe, Nau - mann, Hausmann), während man in Frankreich und England umgekehrt den Strahlzeolith ſo heißt (Dufrénoy, Phillips). Dieſe Namenverwirrung iſt um ſo ſtörender, je näher ſich beide chemiſch und phyſikaliſch ſtehen.

Hauy beſchreibt ihn 2 + 2 gliedrig: Die geſchobene Säule s / s' mit Glasglanz mißt 130° in der vordern ſtumpfen Kante; die Gradendfläche M der Hauptblätterbruch; die vordere ſtumpfe Ecke durch ein Paar z ab - geſtumpft, welche den blättrigen Bruch unter 112° 15′ ſchneiden; die ſcharfe Säulenkante durch T abgeſtumpft. Dieſe einfachen Kryſtalle mit s M T z kommen nach der Säule s langgezogen ausgezeichnet auf den An - dreasberger Erzgänzen vor. Die bekannten ziegelrothen vom Faſſathal ſind tafelartig, da ſich der blättrige Bruch ſehr ausdehnt, allein es geſellt ſich noch ein drittes Paar p dazu, welches mit z und s parallele Kanten bildet. Daher ſind s z p drei zuge - hörige Paare s = a: b: c, z = a: c: b und p = b: c: a ein zweigliedriges Dodekaeder, an wel - chem M und T je eine oktaedriſche Ecke in c und b ab - ſtumpfen, nur die Ecke a zeigt ſich nie abgeſtumpft.

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So weit wäre die Ordnung der Flächen durchaus zweigliedrig. Nun kommt aber bei Isländiſchen Exemplaren eine Fläche u = c: ½b: a vor, ſie ſtumpft die Kante p / s ab, und läßt ſich zuweilen auch deutlich durch die Zone T / z verfolgen. Dieſe Fläche kommt an vielen Tauſenden von Exemplaren an einem Ende ſtets nur zwei ſtatt vier Mal vor, und zwar wenn vorn links, ſo rechts hinten, das iſt entſchieden 2 + 1 gliedrige Ordnung. Scharfe Meſſungen haben dieß nun auch beſtätigt: T ſtumpft nicht die ſcharfe Kante s / s' gerade ab, ſondern ſchneidet s unter 119 $$\frac{1}{2}$$ ° und s' unter 109°. Eben ſo wenig bildet z ein gleichſchenkliges auf die ſtumpfe Säulenkante ge - rade aufgeſetztes Dreieck, ſondern die beiden Schenkel ſind etwas verſchieden, weil der Kanten - winkel mit s (148°) etwas anders iſt als mit s' (146° 30′). Das Syſtem iſt daher, wie der Epidot, gewendet 2 + 1gliedrig. Wir müſſen das Paar z = a: b: c zur Säule (135° 30′) nehmen, dann ſtumpft der blättrige Bruch M = b: a die ſcharfe Säulenkante gerade ab; s = a: b vorn macht 23° 36′ 46″ und s' = a': b hinten 25° 43′ 10″ gegen die Axe c, ſofern man die drei

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280I. Cl. 7te Fam. : Epiſtilbit, Brewſterit.Brooke’ſchen Winkel z / s = 148°, z / s' = 146° 30′ und z / M = 112° 15′ der Rechnung zu Grunde legt, welche a: b: k = 0,45844: 1,1206: 0,0484 geben. Der ſtumpfe Winkel der Axen A / c beträgt vorn 96° 2′ 10″. Dann ſchneidet aber Fläche T = c: a: b die s vorn unter 119° 38′ 56″ und die s hinten unter 109 · 41*)Brooke Edinb. Phil. Journ. VI. 115 fand durch Meſſung den Winkel T / s = 116° und T / s' = 114°. Das weicht freilich bedeutend ab. Allein das Bauchige von T mag an dieſem Fehler Schuld ſein. Jedenfalls ſind z s s' M die glänzendſten und zum Meſſen geeignetſten Flächen.; p = b: a und das Augitartige Paar u = 2a ': 2b liegt auf der Hinterſeite des Kryſtalls. Härte = 4 und Gew. 2,2 ſtimmen vollkommen mit Strahlzeolith. Auch die chemiſche Zuſammenſetzung weicht unweſentlich ab: die Formel Ċa S⃛i + A̶⃛l S⃛i3 + 5 Ḣ̶ hat nur ein Atom Ḣ̶ weniger.

Epiſtilbit G. Roſe Pogg. Ann. VI. 183 aus den Mandelſteinen von Island und den Faröer Inſeln mit Blätterzeolith in ein und demſelben Blaſenraume. Es könnten dieß wohl Blätterzeolithkryſtalle ſein, welche ſich nach der Säule z / z ausgedehnt haben. G. Roſe gibt z / z = 135° 10′, was von Brooke nur 20′ abweicht, der erſte Blätterbruch ſtumpft auch hier die ſcharfe Kante ab. Allein das Ende der Säule wird be - ſtimmt 2 + 2gliedrig beſchrieben: ein Paar t = a: b auf die ſtumpfe Kante, und ein anderes v = b: a auf die ſcharfe Kante aufgeſetzt, und dann noch ein Oktaeder n = a: ½b aus der Diagonalzone des vor - dern Paares. Einfache Kryſtalle ſelten, gewöhnlich Zwillinge, welche wie beim Weißbleierz die Fläche z gemein haben und umgekehrt liegen. Das iſt zwar ſehr ungewöhnlich, allein die Winkel der Endflächen paſſen zu gut, als daß man die Vereinigung läugnen möchte. Nimmt man nämlich v = 3b: a als die dreifach ſtumpfere von p am Blätterzeolith, ſo gibt das einen Winkel v / o = 147° 2′, der von der Roſe’ſchen Meſſung nur um 38′ abweicht. Ebenſo gibt t = 3a: b mit t' = 3a ': b einen Winkel von 108 · 21, den Roſe 109° · 46 fand, n = 3a: $$\frac{3}{2}$$ b. Beiſtehende Projektion zeigt uns alle dieſe Flächen, die des Epiſtilbits ſind punktirt. Die chemiſche Formel iſt (Ċa, Ṅa) S⃛i + A̶⃛l S⃛i3 + 5 Ḣ̶, zeichnet ſich nur durch etwas Ṅa aus.

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BrewſteritBrooke Edinb. Phil. Journ. VI. 112 vom Strontian im weſtlichen Schottland. Hat ein Comptonit-artiges Anſehen, allein es iſt ausgezeichneter Blätterbruch da, ſo deutlich als beim Strahlzeolith mit einem bläulichen Lichtſchein. Brooke gibt viererlei Säulenflächen an, deren ſcharfe Kanten ſämmtlich durch den Blätterbruch gerade abgeſtumpft werden,281I. Cl. 7te Fam. : Brewſterit, Chabaſit.darunter iſt eine von 136° in den ſtumpfen Kanten, ſie kann man als z / z nehmen. Eine Endfläche, etwa ſo ſchief wie T, iſt nach ihrer Dia - gonale unter einem Winkel von 172° geknickt, aber ſie neigt ſich oft zum bauchigen Anſehen. Im Ganzen dürfte das Kryſtallſyſtem nicht weſent - lich vom Blätterzeolith abweichen. Dafür ſcheint auch die chemiſche Formel zu ſprechen (Ṡr, Ḃa) S⃛i + A̶⃛l S⃛i3 + 5 G. Roſe Kryſt. Chem. Miner. pag. 40, Thomſon gibt 9 Ṡr, 6 Ḃa an, und nur 0,8 Ċa. Er bläht ſich vor dem Löthrohr ſtark auf, und blättert dabei nach der Richtung des Hauptblätterbruchs.

Levy’s gelblicher Beaumontit (Inſt. 1839. 455) mit Haydenit zuſam - men in Baltimore vorkommend, ſcheint ein Blätterzeolith. Zwar wird er als ein ſtumpfes Quadratoktaeder von 147° 28′ in den Endkanten beſchrieben, deſſen Seitenkanten durch die erſte quadratiſche Säule a: a: c abgeſtumpft würden, allein es

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wird auffallender Weiſe hinzugeſetzt, daß die eine Säulenfläche viel blätt - riger ſei, als die andere. Wenn man nun bedenkt, wie nahe die Winkel des Blätterzeolith’s z / s = 148° und z / s' = 146° · 30′ jenem Oktaeder - winkel ſtehen, ſo ließe ſich der Irrthum leicht erklären. Die zierlich kleinen Kryſtalle ſind um und um ausgebildet, was die Täuſchung noch vermehrt. Hier ſteht auch Haidingers Edingtonit (Pogg. Ann. V. 193) aus dem Mandelſtein der Kilpatrikhügel bei Dumbarton in Schott - land. Kaum 2‴ große Kryſtalle liegen auf Thomſonit pag. 277. Auf einer blättrigen quadratiſchen Säule m = a: a: c erheben ſich zweierlei Flächen: P = a: a: c

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und n = 2a: 2a: c. Man könnte dieſe als Oblongoktaeder nehmen, und ſo beſchreibt ſie auch Decloizeaux. Allein die Meſſungen geben dann m / P = 133° 34′ und m / n = 115° 26′, daraus folgt a: b = 1,05: 2,1, b iſt alſo genau 2a. Haidinger nahm daher P als ein viergliedriges Tetraeder vom Oktaeder a: a: c, das wegen der Axe a = 1,05 in den Endkanten 121° 40′ mißt, während dann n das Tetraeder vom zweiten ſtumpferen Oktaeder 2a: 2a: c ſein muß. Die Sache würde ausgemacht ſein, wenn das Unterende wirklich die andere Hälfte der Tetraeder zeigen würde, wie das Haidinger beſchreibt. Hätte das Oktaeder 120° in den Endkanten, ſo wäre es das Oktaeder des Granatoeder’s, und würde dann mit dem regulären Syſtem in engſter Verbindung ſtehen.

4. Chabaſit.

Der Rhomboedriſche Zeolith wurde in den Mandelſteinen bei Oberſtein von einem Franzoſen Bosc d’Antic gefunden und nach einem Steinnamen des Orpheus (χαβασιον Lithica 752) genannt. Dr. Tamnau (Leonhard’s Jahrb. 1836. 635) hat eine Monographie davon geliefert, die von ſeiner großen Verbreitung zeugt. Das wenig blättrige Rhom - boeder mit 94° 46′ (Phill.) in den Endkanten gibt a = 0,92083 = 〈…〉 , ſtimmt faſt mit Quarz pag. 161. Kleine waſſerklare Kry - ſtalle kommen in poröſen Laven von Sicilien vor, man kann die einfachen Rhomboeder leicht für Würfel halten, daher auch der Name Cuboicit. Bei Oberſtein und beſonders zu Rübendörfel bei Auſſig in Böhmen, wo282I. Cl. 7te Fam. : Phakolith, Gmelinit.Kryſtalle von ½″ 1″ Größe in Druſen eines Klingſteintuffs liegen, kommt noch das nächſte ſtumpfere und nächſte ſchärfere Rhomboeder vor, es iſt das die ſchöne Hauy’ſche Trirhomboidale Varietät mit P = a: a: a, n = 2a ': 2a': a und r = ½a: ½a: a. Höchſt ſelten ſind die Seitenkanten des Rhomboeders durch die 2te Säule c: 2a: a: 2a abgeſtumpft. Auch Dreiunddreikantner erſcheinen ungewöhnlich, doch führt ſchon Hauy einen an B4 = x = ¼c: a: ⅕a: ¼a; Tamnau Böhmiſche mit o = ¼c: a ⅓a: ½a und vom Weſterwalde mit einem Dihexaeder t = ⅓c: a: ½a: a. Alle liegen in der Endkantenzone des Rhomboeders. Bei den Kryſtallen von Oberſtein zeigen die Rhomboederflächen eine ausge - zeichnete Federſtreifung, die einen ſehr ſtumpfwinkligen Dreikantner an - deutet. Phillips maß einen ſehr ſtumpfen Winkel von 173° 46′ an Kry - ſtallen von Giants Cauſeway in Nordirland, das entſpräche ungefähr einem Dreikantner B12 = $$\frac{1}{13}$$ c: a: $$\frac{1}{12}$$ a: $$\frac{1}{11}$$ a (173° 14′).

Zwillinge die Axe c gemein und um 60° im Azimuth verdreht kommen ganz gewöhnlich vor. Beide Individuen durchwachſen ſich in

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größter Unregelmäßigkeit. Gewöhnlich ſticht aus der Fläche des einen Individuums die Seitenecke des andern hervor, deſſen Kanten wie 2: 1 ge - ſchnitten werden, d. h. nennen wir die Stücke der beiden ſcharfen Kanten 1, ſo iſt die Länge der ſtumpfen doppelt ſo groß. Im Uebrigen ein aus - gezeichneter Zeolith mit reichlich Flußſpathhärte = 4 und Gew. 2,2.

Vor dem Löthrohr bläht er ſich äußerſt wenig, weil es ihm an deutlichem Blätterbruch fehlt. Ueber ſeine chemiſche Formel iſt man noch nicht ganz einig, ich wähle die einfachere Ċa S⃛i + A̶⃛l S⃛i2 + 6 Ḣ̶, was etwa 50 S⃛i und 10 Ċa gibt, gewöhnlich enthalten ſie auch etwas Ṅa und K̇a, was die Kalkerde in der Formel erſetzt.

Phakolith Breith. (Linſenſtein, φακός), aus den Baſalten von Leipa und Loboſiz in Böhmen, bildet kleine linſenförmige Zwillinge von der Trirhomboidalen Varietät. Hat ſonſt auch ganz das Ausſehen nor - malen Chabaſits. Doch gibt Rammelsberg’s Analyſe 2 S⃛i + A̶⃛l2 S⃛i3 + 10 Ḣ̶, was ein wenig abweicht. Dieſe Zuſammenſetzung nähert ihn dem Levyn von den Faröer Inſeln, die ebenfalls Zwillinge bilden, aber eine ausgezeichnete Gradendfläche haben. Auch zeigt das Rhomboeder einen Endkantenwinkel von 79 $$\frac{1}{2}$$ °, was ſich mit dem Chabaſit nicht gut vereinigen ließe.

Gmelinit Brewſter (Leman’s Hydrolith, Thomſon’s Sarkolith) aus dem Mandelſtein im Vicentiniſchen und von Glenarm in Nordirland, von fleiſchrother Farbe, bildet reguläre ſechsſeitige Säulen mit Gradend - fläche, deren Endkanten durch ein Dihexaeder von 80° 54′ in den Seiten - kanten abgeſtumpft werden. Das gäbe a = 1,3543. Breithaupt fand ſogar nur 79° 44′ alſo a = 1,3826 genau gleich ⅔a vom Chabaſit, ſo daß alſo ⅔a: ⅔a: a des Chabaſits genau dieſen Winkel geben würde. Nach G. Roſe ſoll ein ſehr deutlicher Blätterbruch parallel der 6ſeitigen Säule gehen, was beim Chabaſit nicht der Fall iſt. Dagegen ſtimmt283I. Cl. 7te Fam. : Herſchelit, Analcim.die Analyſe von Rammelsberg, nur daß er blos 3,9 Ċa, dagegen 7,1 Ṅa, und 1,8 hat.

Herſchelit Levy Ann. of phil. X. 361 aus Laven von Aci-Reale am Aetna ſoll dem Gmelinit ſehr gleichen, namentlich auch nach Damour’s Analyſe Ann. Chim. et phys. 3 sér. XIV. 97. Es ſind kleine Dihexaeder mit bauchiger Gradendfläche. Die Dihexaederflächen ſollen ſtark glänzen, und Levy fand ihre Endkante 124° 45′, das gäbe a = 0,465, alſo faſt genau halb ſo groß als beim Chabaſit, folglich mögen die Flächen ½a: ½a: a ſein. Freilich gibt Levy die Gradendfläche gegen die Di - hexaederfläche 132° an, während ſie nach dieſer Rechnung nur 112° be - tragen könnte.

Cleaveland’s Haydenit aus dem Gneus von Baltimore ſoll nach Dana mit Chabaſit ſtimmen. Die ſpatheiſenfarbigen Rhomboeder ſollen aber nach Levy einen Winkel von 98° 22′ und zwei von 95° 5′ haben, alſo Hendyoeder ſein.

5. Analcim Hy.

Ἄναλκις kraftlos, weil er durch Reiben nur ſchwach elektriſch wird. Kubizit Wr. Reguläres Kryſtallſyſtem vorherrſchend das Leucitoeder a: a: ½a, beſonders ausgezeichnet in den augitiſchen Mandelſteinen des Faſſathales (Seißer Alp), wo Kryſtalle von mehr als Fauſtgröße vor - kommen. Wenn die Leucitoeder in vulkaniſchen Geſteinen eingeſprengt ſind, muß man ſich vor Verwechſelung mit Leucit hüten. Gewöhnlich kommt aber noch die Würfelfläche vor, welche die vierkantigen Ecken des Leucitoeders abſtumpft und ſich leicht an ihren rechten Winkeln unter - ſcheiden läßt. Emmerling nannte daher das Mineral Würfelzeolith. Doch iſt der Würfel kaum ſelbſtſtändig zu finden, immer ſind ſeine Ecken durch Dreiecke zugeſchärft. Beſonders ſchön in dieſer Beziehung die waſſer - hellen Kryſtalle in alten Laven der Cyclopiſchen Inſeln bei Catania, wo ſie ſchon Dolomien ſammelte, oder in den Mandelſteinen von Montecchio - Maggiore bei Vicenza.

Die klaren haben die Aufmerkſamkeit der Optiker in hohem Grade auf ſich gezogen. Legt man nämlich durch die Axe und durch 4 Längs - diagonalen eine Fläche, ſo geht dieſe einem Parallel - paare von Granatoederflächen parallel, und die Grana - toederebene halbirt den Kryſtall. 6 ſolcher Ebenen ſind bekanntlich möglich. Parallel dieſen Ebenen ſoll nach Brewſter (Edinb. phil. Journ. 10. 255) die brechende und polariſirende Kraft faſt Null ſein, die gebrochenen Würfel - kanten und langen Diagonalen erſcheinen daher ganz

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ſchwarz. Allein je mehr ich das Auge von dieſen Ebenen im Winkel ent - ferne, deſto ſtärker polariſiren und brechen ſie doppelt. In der Mitte der gebrochenen Oktaederkanten erſcheinen die feinſten Farbentinten. Das wäre eine merkwürdige Ausnahme, die Biot durch Lamellarpolariſation zu erklären ſucht.

Härte 6, wird kaum noch mit dem Meſſer angegriffen, deshalb nannte ihn ſchon Dolomieu Zéolithe dure; Gew. 2,2.

284I. Cl. 7te Fam. : Kreuzſtein.

Vor dem Löthrohr bläht er ſich nur wenig auf, wie gewöhnlich bei Zeolithen mit undeutlich blättrigem Bruch. Die Formel Ṅa3 S⃛i2 + 3 A̶⃛l S⃛i2 + 6 Ḣ̶ ſtimmt vortrefflich mit H. Roſe’s Analyſe von Faſſa - thälern: 55,1 S⃛i, 23 A̶⃛l, 13,5 Ṅa, 8,2 Ḣ̶. In der Gabbroroſſo von Toscana kommt ein Magneſiaanalcim vor. Kryſtalle finden ſich auch auf den Silbererzgängen von Andreasberg, in Druſen des Zirkonſienits, auf Magneteiſenſteinlagern in Schweden. Die grünlichen Maſſen mit ziem - lich deutlichem Würfelbruch im Magneteiſenerz vom Berge Blagodat im Ural hat Breithaupt zwar Kuboit genannt, ſind aber nach G. Roſe (Reiſe Ural I. pag. 347) ausgezeichnete Analcime. Weybie’s Eudnophit aus dem Sienit von Lamö im ſüdlichen Norwegen (59 Breite-Grad) ſoll ganz Analcimzuſammenſetzung haben, aber zweigliedrige Säulen mit blätt - riger Gradendfläche bilden! Die Winkelangaben ſind fehlerhaft. Pogg. Ann. 79. 303.

6. Kreuzſtein Wr.

Nach den ſich kreuzenden Kryſtallen genannt. Harmotom Hy. (ἁρμός Fuge), was ſich parallel der Zwillingsfuge ſchneiden läßt. R. de

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l’Isle (Cristall. II. 299) nannte die Andreasberger Hya - cinthe blanche cruciforme, und Gillot (Journal de Phy - sique, Auguſt 1793) zeigte zuerſt den Unterſchied vom Hyacinth. 1794 ſchrieb L. v. Buch Beobachtungen über den Kreuzſtein und 1831 Köhler über die Naturgeſchichte des Kreuzſteins. Born hielt ihn noch für Kalkſpath.

Die Kryſtallform ſcheint 2 + 2gliedrig mit man - chen Merkwürdigkeiten. Die einfachen Kryſtalle, wie ſie ſich auf Kalkſpath mit Brewſterit pag. 280 zu Stron - tian finden (Morvenit Thompſon’s), bilden ein Grana - toeder zu einer Oblongſäule mit aufgeſetztem Oktaeder ausgedehnt, wie beim Strahlzeolith. Die Oblongſäule o / q nur wenig blättrig, doch hat die breite q etwas ſtär - kern Perlmutterglanz als die ſchmale Fläche o, obgleich dieſe etwas ſtärker blättrig ſcheint, als jene. Die Endkantenwinkel des Oktaeders P fand Köhler beim Barytkreuzſtein über der breiten Säulenfläche q 120° 1′, über der ſchmalen o 121° 27′ (Poggend. Ann. 37. 561), das gäbe a: b = 1,43: 1,462; a2 = 2,045, b2 = 2,137; lga = 10,1553389, lgb = 10,1648971. Darnach würde b ſenkrecht gegen die breite Säulenfläche q ſtehen. Die ſcharfe ſeitliche auf die breite Säulenfläche aufgeſetzte Endkante iſt ge - wöhnlich durch s = b: a gerade abgeſtumpft, die ſtumpfe vordere da - gegen nie, das deutet entſchieden auf 2gliedrige Ordnung. Nach dieſem Paare (s / s = 111° 15′) richtet ſich die Streifung ſämmtlicher Flächen: die deutlichſte geht parallel der Kante P / s über die Oktaederflächen P und die ſchmalen Oblongſäulenflächen weg, auf dieſer o entſteht daher eine federartige Streifung mit einem Rhombus von 111° 15′ in der Mitte. Wenn die breite Säulenfläche Streifung hat, ſo iſt ſie horizontal parallel der Axe a. Die Flächen s ſind öfter nach einer deutlichen Linie gebrochen, als wären es Zwillingsartige ſtumpfe Winkel. Die Schottiſchen Kryſtalle ſind ſtark verzogen, doch findet man die Oblongſäule leicht, weil darauf285I. Cl. 7te Fam. : Kreuzſtein.Neutonianiſche Farben gut hervortreten, obgleich der blättrige Bruch nicht ſtark iſt. Levy und Dufrénoy haben die Kryſtalle daher auch nach der Säule s / s aufrecht geſtellt, doch iſt das gleichgültig, und ſpricht ganz gegen die bisher übliche Anſchauung.

Zwillinge finden ſich beſonders auf den Erzgängen von Andreas - berg, wo man ſie zuerſt kennen lernte: zwei Individuen kreuzen ſich ſo, daß das eine ſeine ſchmale hinlegt, wo das andere ſeine breite Fläche hat. Dadurch entſteht ein ausgezeichnetes Kreuz. Spiegelt man die Oktaederflächen im Licht oder in der Sonne, ſo kommt nie von zwei anliegenden Zwillingsflächen zugleich ein Bild ins Auge, was ſein müßte, wenn die Oktaeder viergliedrig wären, wie ſie Hauy nahm. Es zeigt ſich vielmehr in der Zwillingskante ein ein - oder ausſpringender Winkel von 179° · 23′ (Phillips maß 178° 45′). Man ſieht dieß leicht durch eine kleine Projektion ein, worin

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a: b das eine, und a': b' das andere Oktaeder bezeichnet, beide ſchneiden ſich in p. Der Zonenpunkt 〈…〉 dieß in die Winkelformel der Kantenzone des regulären Syſtems pag. 55 ge - ſetzt, gibt 〈…〉 . Der einſpringende Winkel häufig auf der angewachſenen Seite. Füllen die Fugen der gekreuzten Säulen ſich aus, ſo entſteht ein ſcheinbar einfacher Kryſtall mit einer Federſtreifung auf den Oktaederflächen: wir haben eine quadratiſche Säule mit einem ſehr ſtumpfwinkligen 4 + 4kantner, wenn die ausſpringenden Winkel zum Vorſchein kommen. Uebrigens ſind dieſe kleinen Winkel - unterſchiede durch Streifung ſo verſteckt, daß man noch gegründete Zweifel haben kann, ob die Form des ein -

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fachen Kryſtalls nicht doch ein Granatoeder ſei, deſſen Flächen P o q nur unbeſchadet der Winkel phyſikaliſch different geworden ſind, und die nun ein Beſtreben zeigen, durch den Zwilling dieſe Differenz wieder auszu - gleichen.

Vierlinge und Sechslinge entſtehen, wenn ſich Zwillinge zwei oder dreifach rechtwinklig wie das Axen - kreuz unter einander kreuzen, die P ſo ge - ſtellt, daß je zwei möglichſt einſpiegeln. Beim Sechsling ſind dann auf dieſe Weiſe die Differenzen vollkommen wieder ausge - glichen. Würden ſich die Fugen ausfüllen, ſo entſtände ein vollkommenes Granatoeder, woran jede Fläche blos einen ſtumpfen Knick nach den beiden Diagonalen zeigte. So ſehen wir, wie aus einer zweigliedrigen

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286I. Cl. 7te Fam. : Kreuzſtein, Ichthyophthalm.Ordnung die reguläre durch Vermehrung der Zwillinge hergeſtellt werden kann. Beiſtehenden ſchönen Sechsling bildet Köhler von Andreasberg ab. Weiß. Abh. Berl. Akad. 1831. pag. 328.

Farblos oder ſchneeweiß, zuweilen auch blaß roſenroth, wie das neuere Vorkommen zu Andreasberg, Härte zwiſchen Flußſpath und Apatit (4,5). Gewicht 2,4 bei dem Barytkreuzſtein, die Kalkkreuzſteine leichter.

a) BarytkreuzſteinḂa S⃛i + A̶⃛l S⃛i2 + 5 Ḣ̶, nach Köhler etwa 46,1 S⃛i, 16,4 A̶⃛l, 20,8 Ḃa, 15,1 Ḣ̶, Spuren von Ċa fehlen nicht. Vor dem Löthrohr fällt er mehlartig auseinander, und läßt ſich ſchwer ſchmelzen. Die gewöhnlichſte und ſchönſte Abänderung. Vorzugsweiſe auf Erzgängen, wahrſcheinlich weil hier die Schwererde eine Hauptrolle ſpielt, ſelten in vulkaniſchen Geſteinen.

b) Kalkkreuzſtein (Phillipſit) (Ċa, ) S⃛i + A̶⃛l S⃛i2 + 5 Ḣ̶, nach L. Gmelin vom Stempel bei Marburg 48 S⃛i, 22,6 A̶⃛l, 6,5 Ċa, 7,5 , 16,7 Ḣ̶. Findet ſich nicht auf Erzgängen, ſondern gewöhnlich in Druſen vulkaniſcher Geſteine, zeigt große Neigung zu Sechslingskryſtallen, die aber ſelten klar, ſondern meiſt ſchneeweiß ſind. Wegen des Mangels an Baryterde haben ſie ein Gewicht von 2,2. Die Endkantenwinkel des Oktaeders betragen nach Haidinger 123° 30′ und 117° 30′. In den Baſaltiſchen Laven von Capo di Bove bei Rom kommen Zwillinge vor

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(Credner Leonh. Jahrb. 1847. 559), an denen ſich nur die eine Hälfte der Oktaederflächen P und P' ausdehnt, während die Säule o ſehr zurück bleibt. Es entſteht dann das Oktaeder des Granatoeders mit faſt recht - winkligen Seitenkanten, deſſen Ecken kaum abgeſtumpft werden. In den Kanten ſieht man aber noch die Zwillingsfugen. Zuletzt ſollen auch dieſe nebſt den Abſtumpfungsflächen ganz verſchwinden und ein glänzendes Oktaeder überbleiben, an dem man nicht mehr die Spur eines Zwillings wahrnehme.

G. Roſe (Kr. Ch. Minerſ. pag. 93) glaubt jedoch, daß dieſe Oktaeder ein anderes Mineral, als der auf andern Druſen des Fundorts vorkom - mende Kalkkreuzſtein ſei, und beſchränkt darauf den vielfach verwechſelten Gismondin (Abrazit, Zeagonit), zumal da die Zuſammenſetzung (Ċa, K̇a) 2 S⃛i + 2 A̶⃛l S⃛i + 9 Ḣ̶ etwas abzuweichen ſcheint. Kengott (Leonhard’s Jahrb. 1853. 183) glaubt ſogar, daß Zeagonit und Gismondin von einander verſchieden ſeien. Der ähnliche Berzelin mit Hauyn am Albaner-See kryſtalliſirt regulär mit Zwillingen wie Spinell. Dufrénoy (Traité Min. III. 478) hat dem König von Dänemark zu Ehren den Kalk - kreuzſtein von Marburg und Island Chriſtianite genannt, und meint ihn von dem Veſuv’ſchen Phillipſit unterſcheiden zu können. Das geht wohl zu weit.

7. Ichthyophthalm.

Der Portugieſe d’Andrada gab ihm dieſen auffallenden Namen (Scherer’s Journ. IV. 32), weil der blättrige Bruch ſilberartig wie Fiſch - augen glänzt. Er fand ihn auf Utön. Doch iſt Rinman’s Zeolith von Hälleſtad in Schweden ſchon das Gleiche. Hauy ſich an dem Namen ſtoßend nannte ihn Apophyllit (ἀποφνλλίζειν abblättern).

287I. Cl. 7te Fam. : Ichthyophthalm.

Der 4gliedrige Zeolith findet ſich in ausgezeichneten farbloſen und blaß roſenrothen Oktaedern auf den Erzgängen des Sam - ſon von Andreasberg in größten Teufen. Die Oktaeder s = a: a: c ſind ſehr ſcharf, und ſchon Hauy gab den Seitenkantenwinkel 121°, folglich den Endkantenwinkel 140° 2′ an, gibt a = 0,80012, a2 = 0,6402; lga = 9,9031570. Sieht man ſchief gegen die Endſpitze dieſes Oktaeders, ſo kommt ein Adularartiger Lichtſchein heraus, welcher mit der

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Stärke des Blätterbruchs der Gradendfläche P = c: a: a zuſammen - hängt. Nie iſt die erſte quadratiſche Säule da, und nie fehlt die 2te M = a: a, welche die Seitenecken des Oktaeders abſtumpft. Eine 4 und 4kantige Säule l = a: ½a gern angedeutet. Dehnt ſich die quadra - tiſche Säule M mit der Gradendfläche P aus, ſo entſteht häufig ein 2 + 1 flächiger Würfel (Orawitza im Banat), deſſen Kanten den Axen parallel gehen. Wenn nun das Oktaeder die Ecken abſtumpft, ſo bilden die Abſtumpfungsflächen gleichſchenklige Dreiecke, weil die Würfelkanten in dem Verhältniß 4: 4: 5 geſchnitten werden, da ſich a: c = 0,8: 1 = 4: 5 verhält. Oft wer - den die Kryſtalle durch Ausdehnung des Blätterbruchs tafel - artig (Faſſathal mit Analcim), dann ſchärft das Oktaeder die

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Ecken der rechtwinkligen Tafeln zu. Seltenere Flächen finden ſich beſon - ders an Kryſtallen von Utön. Es kommen dort neben den genannten die Oktaeder 3a: 3a, 5a: 5a, 2a: a, 5a: a vor. Hauy gab noch ½a: a, $$\frac{5}{4}$$ a: a an, auch eine vierundvierkantige Säule a: ¼a: c, und unter mehreren 4 + 4kantnern einen = a: 2a, der ein ſehr ein - faches Zeichen hat.

Die derben Ichthyophthalme (Faſſathal) haben große Neigung zu ſchaligen Abſonderungen, wenn ſie dann mit rothem Eiſenoxyd durchzogen ſind, ſo kann man die trüben beim erſten Anblick für Schwerſpath halten, allein es fehlt der blättrige Querbruch. Die klaren in Hornblendgeſtein eingeſprengten Stücke von Utön haben viel Aehnlichkeit mit Adular. Allein geringere Härte = 4 5 und geringeres Gewicht = 2,4 laſſen ſie kaum verwechſeln.

Die optiſchen Eigenſchaften haben die Aufmerkſamkeit Brew - ſters in hohem Grade auf ſich gezogen (Edinb. Transact. 1816 und 1821). Seiner Form nach muß er optiſch einarig ſein, und ſolche kommen vor, ſie ſind attraktiv (+). Die Durchmeſſer der Ringe ſind für alle Farben faſt gleich, durch eine Turmalinſcheere geſehen zeigen ſie daher ſehr zahl - reiche ſchwarze und weiße Ringe. Andere zeigen Erſcheinungen von optiſch zweiaxigen Kryſtallen, Teſſelit Br. von Nalſöe unter den Faröer Inſeln: es ſind dieß kleine quadratiſche Säulen mit Gradendfläche und kaum ab - geſtumpften Ecken. Sie zeigen eine äußere klare Hülle, innen aber ſehr complicirte Streifung und Flächenartige Durchgänge, die offenbar der Grund für die Lichtveränderung ſind: einzelne Stellen ſcheinen einaxig, andere zweiaxig. Sieht man im polariſirten Lichte ſenkrecht auf die quadra - tiſche Säule, und dreht in dieſer Lage den Kryſtall ſo, daß die Axe c 45° mit der Polariſationsebene macht, ſo ſieht man höchſt eigenthümlich ſym - metriſch gruppirte Farbenerſcheinungen. Biot (Mémoir. de l’Institut. 1842. 288I. Cl. 7te Fam. : Faujaſit, Lomonit.XVIII. 673) erklärt die ſcheinbare Doppelaxigkeit aus der Lamellarpolari - ſation. Er behauptet, daß die Oktaeder aus lauter feinen Schichten be - ſtänden, welche ſich parallel den Oktaederflächen auflagerten. Und aller - dings ſcheint die fortificationsartige Streifung abgebrochener Kryſtalle dafür zu ſprechen. Da nun das Mineral ein ſehr ſchwach polariſirender Körper iſt, ſo ließe ſich daraus die Erſcheinung erklären.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſehr leicht, noch etwas leichter als Na - trolith, er blättert ſich dabei wenig auf, und färbt die Flamme etwas violett, Reaktion des Kali. Im ſchwachen Feuer wird er trüb weiß, wie Werner’s Albin von Mariaberg an der Elbe bei Auſſig, der alſo ohne Zweifel hierhin gehört. (Ċa6, ) S⃛i + 2 Ḣ̶, von Utön gibt Berzelius 52,13 S⃛i, 24,71 Ċa, 5,27 , 16,2 Ḣ̶ und 0,82 Flußſäure, deren Reaktion ſich beim Blaſen in offener Glasröhre zeigt. Die Blaſenräume der Mandelſteine, die Magneteiſenlager Schwedens und die Erzgänge des Samſon ſind Hauptfundgruben.

FaujaſitDamour. Ann. des mines 1842. 4 ser. I. 395 in Höhlen der augitiſchen Mandelſteine von Sasbach am Rhein. 4gliedrige Oktaeder. Endkanten 111° 30′, Seitenkanten 105° 30′. Zwillinge die Oktaeder - fläche gemein und umgekehrt, alſo ganz wie beim regulären Oktaeder, dem ſie ſehr ähnlich ſehen. H. = 5, G. = 1,92. Merkwürdiger Weiſe kommen auf ein und demſelben Handſtück Kryſtalle von zweierlei Aus - ſehen vor: die häufigern farblos und glasglänzend und die ſeltenern braun - gelb mit Diamantglanz. Die Kryſtalle haben innen ähnliche Streifen - bündel mit ſtarkem Lichtſchein, wie der Ichthyophthalm, an den ſie auch ſonſt ſehr erinnern. Allein vor dem Löthrohr ſchmelzen ſie zwar, aber viel ſchwerer als Ichthyophthalm, (Ċa, Ṅa) S⃛i + A̶⃛l S⃛i2 + 9 Ḣ̶. Die 16,7 A̶⃛l entfremdet das Mineral dem Ichthyophthalm.

Der Okenit Kobell Kaſtner’s Archiv XIV. 333 aus dem Mandel - ſtein von der Inſel Disko an der weſtgrönländiſchen Küſte bildet Faſer - zeolithartige Maſſen. Breithaupt beſchreibt 2gliedrige Säulen von 122° 19′, auch ſeine übrigen Kennzeichen ſtimmen gut mit Faſerzeolith, allein der Mangel an Thonerde fällt auf, und gibt ihm mit Ichthyophthalm Verwandtſchaft, C̈a3 S⃛i4 + 6 Ḣ̶. Connel’s Disclaſit von den Faröer Inſeln hat ganz die gleiche Formel. Der mattweiße Pektolith vom Mon - zoniberge im Faſſathal mit Ṅa und Ċa möchte vielleicht das gleiche nur mehr verwitterte Mineral ſein. Es bricht zwiſchen langſtrahligem Faſer - zeolith. Anderſons Gyrolit (γυρός gerundet, Erdmann’s Journ. 52. 382) bildet kleine Kugeln im Mandelſtein von Sky, nicht ſelten auf Ichthyoph - thalm ſitzend 2 Ċa S⃛i3 + 3 Ḣ̶.

8. Lomonit Wr.

Eigentlich Laumontit, nach Gillet Laumont, der ihn 1785 in den Bleierzgängen von Huelgoët in der Bretagne entdeckte. Wegen ſeiner großen Verwitterbarkeit (man muß ihn ſchon in den Gruben mit Firniß überziehen) nannte ihn Hauy anfangs Zéolithe efflorescente.

289I. Cl. 7te Fam. : Lomonit, Prehnit.

2 + 1gliedrige Säule M / M von 84° 30′ (Dufrénoy) mit einer auf die ſcharfe Kante aufgeſetzten Schiefendfläche P, welche mit M 114° 54′ macht, eine hintere Gegenfläche x = a': c: b macht eine Kante P / x = 88° 21′.

Die Säule deutlich blättrig mit einem eigenthümlichen Seidenglanz, die Abſtumpfungsfläche der ſcharfen Säulenkante b: a: c ſoll auch noch etwas blättrig ſein. Eine dreifach ſchärfere y = ⅓a ': b. Gewöhnlich finden ſich nur die einfachen Hendyoeder, aber dieſe in großer Schönheit. Leonhardit Blum Pogg. Ann. 59. 336 mit den Hendyoederwinkeln 96° 30 und 114° von Schemnitz iſt ohne Zweifel das Gleiche. Kommt dort in ſchönen Zwillingen in Schwalbenſchwanzform

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vor. Verwittern leicht und werden brüchig, weich und mehlartig, friſch mögen ſie wohl Flußſpathhärte und darüber erreichen, Gew. 2,34. Sie haben einen eigenthümlichen Seidenglanz. Das leichte Zerfallen an der Luft ſoll von hygroſcopiſchem Waſſer herrühren, was ſie in trockener Luft abgeben. In feuchter Luft ſollen ſie nicht zerfallen, am ſchnellſten aber im luftleeren Raum. Ann. des min. 4 ser. IX. 325.

Vor dem Löthrohr blättern ſie ſich etwas nach der Säule auf, und ſchmelzen ſchwerer als Faſerzeolith, mit dem ihre Zuſammenſetzung Ċa3 S⃛i2 + 3 A̶⃛l S⃛i2 + 12 Ḣ̶ große Verwandtſchaft hat. Es kann daher in einzelnen Fällen ſchwer werden, ſie richtig zu trennen! Wenn die Kryſtalle die ſcharfe Schiefend - fläche P haben, dann iſt es leicht. Wenn ſie aber langſtrahlig werden, wie gewiſſe Abänderungen aus dem Faſſathal, ſo kann man ſie leicht mit den dortigen Faſerzeolithen verwechſeln, die namentlich wegen der Deut - lichkeit ihres Blätterbruchs einen Seidenglanz annehmen. Bekannt ſind die ſchneeweißen Nadeln zwiſchen den farbloſen Apatiten auf körnigem Feldſpath vom St. Gotthardt, ihre Schiefendfläche läßt ſie mit Faſer - zeolith nicht verwechſeln. Röthliche ſehr verwitterte Kryſtalle kommen in großen Maſſen im Grünſteine von Dillenburg vor.

9. Prehnit Wr.

Werner (Bergm. Journ. 1790. III. 1. pag. 69) nannte ihn nach dem Holländiſchen Gouverneur am Cap Obriſten v. Prehn, der ihn von Südafrika mitbrachte. Er war den Franzoſen ſchon ſeit 1774 von dort bekannt, nur wegen ſeiner grünen Farbe von Sage und Delisle Chry - solithe du Cap genannt. Hat nicht mehr das Ausſehen eines ächten Zeolithes.

2 + 2gliedrige rhombiſche Tafeln M / M von 100°, die Gradendfläche P recht blättrig, aber immer krummſchalig, unregelmäßig ge - knickt und muldenförmig. Von M her geſehen haben ſie daher ein garbenförmiges aufgeblättertes Ausſehen, wie der Strahl - zeolith, und wenn die Säulen hoch ſind, ſo können ſie eine vollkommene Linſenform (Hahnenkammform) annehmen, in

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welcher man ſich aber immer leicht mittelſt des blättrigen Bruchs orientirt. Längs der ſtumpfen Säulenkante blättern ſie ſich leichter auf als längs der ſcharfen. Die ſcharfe Säulenkante durch b: a häufig abgeſtumpft,Quenſtedt, Mineralogie. 19290I. Cl. 7te Fam. : Prehnit.

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das gibt zu Barèges in den Pyrenäen öfter äußerſt dünne Täfelchen (Koupholit). Zu Ratſchinges bei Sterzing in Tyrol kommt auch ein Paar auf die ſcharfe Kante e = ½b: c: a, und n = a: b und ½a: b auf die ſtumpfe Säulenkante aufge - ſetzt vor. Selten ein Oktaeder o = a: b: c, was die Kanten P / M abſtumpft.

Pyroelektriſch und zwar centralpolar (Abh. Berl. Akad. Wiſſ. 1843. 88). Erwärmt man ſie bis 130° 140° R., ſo ſind die ſtumpfen Säulenkanten antilog, die Mitte der Tafel aber analog elektriſch, die ſcharfen Seitenkanten ſind unelektriſch. Es gehen alſo gewiſſer Maſſen längs a zwei Axen, deren analoge Pole ſich zu - und deren antiloge ſich abkehren. Eine Fläche a: b trifft den analogen Pol nur dann, wenn ſie durch die Mitte geht, dagegen b: a denſelben immer d. h. ſie iſt bei abnehmender Temperatur immer in der Mitte elektriſch.

Farbe gewöhnlich lichtgrün, wie bei Eiſenoxydulſalzen, Feldſpathhärte 6, Gew. 2,9. Das ſtimmt wenig mit Zeolithen. Doch gibt ſeine

Chemiſche ZuſammenſetzungĊa2 S⃛i + A̶⃛l S⃛i + Ḣ̶, alſo etwa 4,2 Ḣ̶, 44 S⃛i, 24,2 A̶⃛l, 26,4 Ċa. Einem geringen Eiſengehalt verdankt er wohl ſeine Farbe. Vor dem Löthrohr kann man ihn ſehr leicht von andern Zeolithen unterſcheiden, er ſchmilzt nämlich noch leichter als Na - trolith, bläht ſich dabei auf, und bildet eine Menge kleiner Blaſen gerade wie ein Saifenſchaum. Das entweichende Waſſer muß daran ſchuld ſein, wenn nicht noch irgend ein anderer flüchtiger Stoff darin ſtecken ſollte.

Faſriger Prehnit wie er z. B. ſo ausgezeichnet im Mandelſtein von Reichenbach (ſüdlich Oberſtein an der Nahe) mit gediegenem Kupfer vorkommt, wird dem Faſerzeolith ſo ähnlich im Ausſehen, daß außer der grünlichen Farbe und der größern Härte das Löthrohrverhalten ein willkommenes Unterſcheidungsmittel iſt. Häufig bildet er nierenförmige Maſſen, auf deren Kugelrundung die Säulenflächen liegen, der blättrige Bruch geht längs der Strahlen, es ſind daher nichts weiter als ſtark ausgebildete Hahnenkämme. Schon bei den Kryſtallen ſieht man auf dem Blätterbruch Streifen vom Centrum nach den Kanten P / M ſtrahlen, wenn ſich die Kryſtalle nun an einander verſchränken und die Säulenflächen krümmen, wie man das ſo ſchön bei den faſt ſmaragdgrünen Druſen vom Cap findet, ſo entſteht nach und nach der nierenförmige Bau.

Kryſtalle wenn auch meiſt gekrümmt finden ſich beſonders ſchön zu St. Chriſtoph und Armentières unfern Bourg d’Oiſans in der Dauphiné mit Epidot und Axinit zuſammen. In Klüften des Hornblendegeſteines von Ratſchinges bei Sterzing und in andern Gegenden der Alpen.

Afterkryſtalle nach Lomonit beſchreibt Blum (Pſeudom. pag. 104) aus Spalten eines Diorits von Niederkirchen bei Wolfſtein in Rhein - baiern. Die Kryſtalle ſind ſehr ſchöne Nadeln mit Schiefendfläche, und zeigen das Schäumen gut. Eben daſelbſt kommen ſie nach Analcim vor, wie im Trapp von Dumbarton (Pogg. Ann. 11. 380). Vielleicht ſteht hier auch der

Karpholith Wr. (κἀρφος Stroh) nach ſeiner ſtrohgelben Farbe genannt, im Greiſen von Schlackenwald in Böhmen mit amethyſtfarbigem Flußſpath. Excentriſch ſtrahlig, H. = 5, Gew. = 2,9. Schäumt nur291I. Cl. 7te Fam. : Datolith.wenig vor dem Löthrohr, gibt mit Borax ein amethyſtfarbenes Glas, denn Stromeyer fand 19,1 M̶⃛n neben 2,3 F̶⃛e, 10,7 Ḣ̶, 1,5 Flußſäure ꝛc., woraus Berzelius die zweifelhafte Formel (Ṁn, Ḟe) 3 S⃛i + 3 Ä̶l S⃛i + 6 Ḣ̶ ableitet. Man muß ſich hüten, ihn nicht mit verwittertem Wavellit zu verwechſeln.

Thomſon’s Glottalith von Glotta am Clyde ſoll kleine regu - läre Oktaeder bilden.

10. Datolith.

Esmark fand matte grünliche Kryſtalle 1806 auf den Magneteiſen - lagern bei Arendal, und nannte ſie nach ihrer körnigen Abſonderung (δατέομαι abſondern), Werner ſchrieb Datholith. Man hat ihn daher auch wohl als Esmarkit aufgeführt. Die klaren ſpäter bei Theiß gefun - denen nannte Levy Humboldtit. Eine ausführliche Berechnung ſiehe in Pogg. Ann. 36. 245.

2 + 1gliedriges Kryſtallſyſtem, aber mit beſondern Eigen - thümlichkeiten. Gehen wir von der Säule M = a: b: c, vorn 77° 30′, aus, ſo macht P = c: a: b mit M 91° 3′ woraus folgt, daß P gegen Axe c vorn 88° 19′ bildet, folglich der Axenwinkel a / c vorn 91° 41′. Nimmt man dazu noch die Schiefendfläche x = a: c: b, welche x / P = 135° 37′ macht, ſo finden ſich daraus die Axen a: b: k = 0,9916: 0,7958: 0,0291 = 0,9833: 0,6333: 〈…〉 ; lga = 9,99635, lgb = 9,90082, lgk = 8,46452. Die ſchönen Formen aus dem Grünſtein des Wäſchgrundes von Andreasberg zeigen außer M P x noch die deducirbaren Flächen r = 2a: 2b: c, die Kanten P / M abſtumpfend, die entſprechenden Flächen hinten r '= 2a': 2b: c kommen zwar vor, aber nur ausnahmsweiſe. Dagegen findet ſich immer das Augitpaar s = a': 2b: c, das

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gibt ihnen den entſchiedenen 2 + 1gliedrigen Typus, obgleich dann wieder ein Paar n = c: 2b: a in deren Diagonalzone r und s fallen, an 2gliedriges Anſehen erinnert. Projiciren wir die Flächen auf P, indem wir die Figur mit der vor - kommenden Medianebene a = b: a: c abſchneiden, ſo können wir mit Leichtigkeit folgende Flächen eintragen: b = a: b: c; g = a: 2b: c fehlt faſt nie; v = b: c: a; y = c: ½a: b; x '= a': c: b; ρ = a: b: c; σ = ½a': b: c; π = 2a: b: c; p = 4a: 2b: c; μ = ⅔a: b: c; μ '= ⅔a': b: c; m' = $$\frac{4}{3}$$ a': 2b: c; l = ⅔a ': 2b: c.

Die Kryſtalle von Andreasberg

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292I. Cl. 7te Fam. : Haytorit.zeigen ſehr entwickelte Säulen und ſind darnach leicht zu erkennen. Die in den Achatkugeln von Theiß bei Klauſen in Tyrol haben dagegen ſehr kurze Säulen und eine druſige Schiefendfläche, am leichteſten orientirt man ſich durch das Paar n. Mit dieſen haben die prachtvollen Quarz - kryſtalle, die Tripe (Pogg. Ann. 10. 331)

Haytorit nannte, weil ſie ſich bis jetzt einzig in den Magneteiſen - gruben in der Nähe der Hay-Tor-Granitbrüche in Devonſhire fanden, die größte Aehnlichkeit. Es iſt ein Hornſteinartiger Quarz, durch Eiſen - ocker braun gefärbt, mit einem Gehalt von 98,6 S⃛i. Die oft mehr als Zollgroßen Kryſtalle ſind in mächtigen Druſen verſammelt, und zeigen abgebrochene ſtarke Fortificationsartige Streifung. Hr. Prof. Weiß (Ab -

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handl. Berl. Akad. Wiſſ. 1829. pag. 63) hat die - ſelben ausführlich beſchrieben, ihr Flächenreichthum iſt wo möglich noch größer, als beim unveränderten Datolith: die Fläche b = a: b: c bildet wegen der Kürze der Säulen gewöhnlich nur ein gleich - ſeitiges Dreieck; die ausgedehnte Schiefendfläche x läßt ſich an der Rauhigkeit ihres Ausſehens leicht erkennen; o = ⅔a: 2b: c ſtumpft die ſtumpfe Kante M / x ab, und iſt beim Datolith nicht bekannt, die y unter der Schiefendfläche und über dem kleinen Dreieck b iſt gewölbt, gleichſam mit geringerem Erfolg den allgemeinen Gravitationskräften abgewonnen. Hinten noch ein Paar u = ½a ': 2b: c. Das Syſtem hat Aehnlichkeit mit dem des Wolframs, da Axe a = 0,99, alſo faſt 1 = c iſt. Daher muß denn auch der Winkel der Schiefendfläche a: c: b gegen die Axe faſt genau 45° be - tragen, und weiter hängt damit die Gleichheit der Winkel zwiſchen M / M und v / v zuſammen. Würde man alſo dieſe vier Flächen M = a: b: c und v = b: c: a verlängern, ſo ſchlößen ſie ein nahezu viergliedriges Oktaeder ein, mit ſeiner Endecke in b und den Seitenkantenwinkeln von 77°. Der ſtumpfe Säulenwinkel M / M von 103° ſteht dem Seitenkanten - winkel des Quarzdihexaeders (103° 35′) ſo nahe, daß Hr. Prof. Weiß ſich des Gedankens nicht entſchlagen konnte, hier möchten irgend Bezie - hungen mit dem Quarz vorhanden ſein. Jedenfalls ſeien es keine After - kryſtalle. Auch iſt die Friſche des Ausſehens ſammt dem Glanz der Flä - chen ſo groß, daß man ſich ſträubt, ſie für Afterbildungen zu halten, und doch kommen auf den gleichen Gruben z. B. Kalkſpathkryſtalle vor, die in nicht minder ſchönen Chalcedon ſich verwandelt haben. Daher iſt man jetzt der Anſicht geworden, daß es trotz ihrer Schönheit dennoch nur After - kryſtalle ſein dürften, die ihre Form dem Datolith verdanken.

Der Datolith hat nur ſehr verſteckte Blätterbrüche, ſeine Klarheit iſt am Ende der Kryſtalle oft außerordentlich groß, nach unten und durch Verwitterung wird er trüb. Glashärte 5, Gewicht 3.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſehr leicht unter geringem Schäumen zu einer klaren Perle, und färbt dabei die Flamme etwas grün, ein Zei - chen der Borſäure. Ċa3 S⃛i4 + 3 Ċa B⃛ + 3 Ḣ̶ mit 21 B⃛, 38 S⃛i, 35 Ċa, 5,6 . Mit Salzſäure gelatinirt er, wie die übrigen Zeolithe, er zeigt mit Al - kohol behandelt die bekannte grüne Flamme.

Wegen ſeines großen Borſäuregehaltes könnte man ihn auch zu den293I. Cl. 8te Fam. : Skapolith.Boraten ſtellen. Indeß ſein Kieſelerdegehalt, und auch die Art ſeines Vorkommens in den Achatkugeln vom Faſſathal, im Grünſteine von An - dreasberg ꝛc., ſo wie ſein ganzes chemiſches Verhalten erinnern an Zeolith. Zu Toggiana im Modeneſiſchen (Pogg. Ann. 78. 75) kommt er im Ser - pentin vor, in Nordamerika hat er ſich an mehreren Punkten um New - York gefunden ꝛc.

Botryolith Hausmann (βότρυς Traube) bildet dünne kleintraubige Ueberzüge auf Kalkſpath, Quarz ꝛc. in dem Magneteiſenlager der Grube Oeſtre-Kjenlie bei Arendal. Dickere Lager ſind deutlich concentriſch ſchalig und feinfaſrig. Fahle, perlgraue, gelbliche ꝛc. Farbe. Ein Datolith mit Glaskopfſtruktur, aber nach Rammelsberg etwas waſſerreicher 6 Ḣ̶, was vielleicht in einer Veränderung ſchon ſeinen Grund hat. Vor dem Löth - rohr wirft er ſtarke Blaſen und gibt gelbliche Gläſer.

VIII. Skapolithe.

Sie haben häufig ein feldſpathartiges Ausſehen und ähnliche Zu - ſammenſetzung, kommen glaſig und friſch vor, gehören aber immer zu den ſeltneren Foſſilien. Es iſt nicht viel Gemeinſames darüber feſtzuſtellen, doch lieben ſie Feuergeſteine. Scheerer (Pogg. Ann. 89. 15) ſucht ſogar nachzuweiſen, daß Skapolith häufig in Feldſpath umgeſtanden ſei (Paramor - phose). Bei Krageröe finden ſich im Gneuſe Skapolithkryſtalle, die inner - lich in körnigen Feldſpath umgewandelt ſind. Er wagt ſogar die Behauptung, daß Feldſpathſubſtanz dimorph ſei.

1. Skapolith Andr.

Von σκᾶπος Stab, auf die ſäulenförmigen Kryſtalle anſpielend. Die glaſigen kannte ſchon Delisle, die friſchen unterſchied zuerſt Andrada (Scherer’s Journ. 1800. IV. 35. 38) als Skapolith und Wernerit aus den Arendaler Magneteiſengruben. Werner hat jedoch letztern immer abge - lehnt, und da man gleich frühzeitig zu viel Species machte, Paranthin Hy., Rapidolith Abilgaard, Arktizit Wr., ſo hat der Name Wernerit in Deutſch - land nicht durchgeſchlagen. Gerhard vom Rath (Pogg. Ann. 99. 288) gibt eine umfaſſende Analyſe.

Viergliedriges Kryſtallſyſtem, ein ſtumpfes Oktaeder o = a: a von 136° 7′ in der Endkante (Mohs), andere geben bis 136° 38′ an, folglich Axe a = 2,273. Meiſtens kommt die 1ſte und 2te quadra - tiſche Säule vor, beiden entſpricht ein blättriger Bruch, eine davon kann man in großen Arendaler Stücken noch gut darſtellen. Zuweilen findet ſich auch die 4 + 4kantige Säule f = a: ⅓a: c, und ein Vierkantner v = a: c: ⅓a. Am Flüßchen Slüdjanka in Daurien kommen prachtvolle Kryſtalle von Zolldicke vor mit allen genannten Flächen nebſt d = a: c: a und s = c: ⅓a: ⅓a. Die Kryſtalle zeigen große Neigung zu langen Säulenbildungen, die ſtrahlig durcheinander liegen, und denen meiſtens die Endkryſtalliſation fehlt, oder wenn ſie da iſt, ſo zeigt

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294I. Cl. 8te Fam. : Skapolith.ſie ſich nicht ſcharf ausgebildet. Man muß ſich übrigens durch die künſt - lich angefreſſenen nicht täuſchen laſſen, denn da ſie im Norden häufig in Kalkſpath liegen, ſo nimmt man den Kalkſpath mit Salzſäure weg, welche auch die Silikate angreift. Die Oberfläche bekommt dadurch, wie auch durch Verwitterung einen eigenthümlich ſeidenartigen Glanz, an was der Hauy’ſche Name Paranthine (παρανϑέω verblühen) erinnern ſoll.

Gew. 2,6, Härte 5 6. Trübe Farben, Querbruch etwas Fettglanz.

Chemiſch macht der Skapolith viel zu ſchaffen, wegen der großen Abweichungen der Analyſen von einander. Biſchoff (Chem. Phyſ. Geol. II. 403) ſucht den Grund in einer ſpätern Zerſetzung, in dem durch Kohlen - ſäurehaltige Waſſer Kalkerde und Alkalien in Carbonate zerſetzt und fortgeführt werden, ſo daß die Kieſelſäure auf 62 p. C. (Arendal), ja ſogar 93 p. C. (Pargas) ſteigen könne. In New-Jerſey kommen daher auch Afterkryſtalle nach Speckſtein und bei Arendal nach Epidot und Glimmer vor, der Glimmer ſteckt körnig darin. G. Roſe bleibt bei der Formel 3 S⃛i + 2 R̶⃛ S⃛i ſtehen, die zugleich die des Epidotes wäre. Gerhard vom Rath nimmt drei verſchiedene chemiſche Species mit Entſchiedenheit an: 1) Me - jonit Ċa3 A̶⃛l2 S⃛i3; 2) Skapolith 3 A̶⃛l2 S⃛i4; 3) Wernerit von Gouverneur 3 Ä̶l2 S⃛i5. Doch darf man ſolche künſtliche Deutungen nicht etwa als Beweis für Dimorphismus nehmen. Das Pulver wird von Salz - ſäure vollkommen zerſetzt, ohne zu gelatiniren, vor dem Löthrohr ſchmelzen ſie leicht mit Schäumen.

1. Mejonit Hy. aus den Marmorblöcken der Somma, waſſerklar, aber häufig mit einer oberflächlichen Trübung. R. de L’Isle nannte ihn weißen Hyacinth, Hauy zeigt jedoch, daß die Hauptaxe viel kürzer ſei, daher der Name (μεῖον kleiner). Er ſchäumt vor dem Löthrohr auffallend, und iſt der reine Kalkſkapolith Ċa3 S⃛i + 2 A̶⃛l S⃛i. Die Art des Quer - bruchs erinnert an Leucitbruch. Der Mizzonit kommt im Feldſpath - geſtein vor.

In den Somma-Auswürflingen brechen noch eine ganze Reihe vier - gliedriger Kryſtalle, die ihrer Zuſammenſetzung nach zwar etwas von Mejonit abweichen, in ihren Winkeln aber auffallend ſtimmen, nur daß eine Gradendfläche c: a: a herrſcht, die dem Mejonit fehlt, und an Veſuvian erinnert:

Humboldtilit Covelli und Monticelli Miner. Veſuv. pag. 375. 2 Ċa3 S⃛i + A̶⃛l S⃛i, aber etwas Ṁg und Ṅa enthaltend. Die etwas blätt - rige Gradendfläche herrſcht ſtark, Oktaeder a: a 135° in den Endkanten. Gern gelbliche Farbe. Thomſon’s fleiſchrother Sarkolith von der Somma ſoll nach Breithaupt ihm angehören, die Stoffe (Ċa, Ṅa) 3 S⃛i + A̶⃛l S⃛i ſtimmen jedoch nicht ganz. Die kleinen, ſchmutziggelben Melilithe aus dem Nephelingeſtein vom Capo di Bove bei Rom, welchen ſchon Fleriau de Bellevue (Journal de Physique II. 459) entdeckte, mögen wohl damit zu vereinigen ſein, ſie bilden einfache quadratiſche Säulen mit Gradend - fläche.

2. Skapolith, darunter verſteht man mehr die trüben kaum an den Kanten durchſcheinenden Vorkommniſſe, namentlich des nordiſchen Ur - gebirges, neben Ċa iſt ihnen ein Gehalt an Ṅa weſentlich, alſo (Ċa, Ṅa) 3 S⃛i + 2 A̶⃛l S⃛i, in einer offenen Röhre reagirt er etwas auf Flußſäure. 295I. Cl. 8te Fam. : Skapolith, Gehlenit, Nephelin.Doch ſtimmen die Analyſen ſehr wenig unter einander überein, man muß ſich daher mehr auf die naturhiſtoriſchen Kennzeichen verlaſſen. Sein Ausſehen iſt Feldſpathartig, aber er ſchmilzt leicht unter Schäumen zu Glaſe. Hauy legt ein Gewicht darauf, daß ſein Pulver auf Kohlen ge - worfen ein wenig leuchte. Dieß thut namentlich auch der

Dipyr Hy., welchen Gillet-Laumont bereits 1786 in einem fetten Steinmark von Mauleon in den Pyrenäen entdeckte. Hauy zeigte, daß er ganz die Struktur des Skapoliths habe, und konnte ſo wenig Ausge - zeichnetes daran finden, daß er mit dem Namen nur auf die doppelte Wir - kung des Feuers hinweiſen wollte, welches ihn ſchmilzt und phosphores - cirend macht. Deleſſe gibt ihm nun zwar die Formel 4 (Ċa + Ṅa) S⃛i + 3 Ä̶l S⃛i, allein bei ſo veränderbaren Mineralen gilt offenbar die Struktur mehr als die Formel. Der Eckebergit von Pargas, der Nut - talith S⃛i + A̶⃛l S⃛i aus Maſſachuſetts und andere gehören ihrer Struktur nach hierhin. Die Eiſenſteinlager von Arendal im ſüdlichen Norwegen, und von Pargas in Finnland ſind vorzügliche Fundorte. Er liegt gern in Kalkſpath. Der ſpangrüne Atheriaſtit Weibye (Pogg. Ann. 1850. 303, ſollte heißen Atheriſtit) (ἀϑέριστος nicht beachtet) aus der aufläſ - ſigen Näsgrube bei Arendal ſoll Hauy’s Wernerit ſein, er hat die Kry - ſtallform des Skapoliths, aber 7 p. C. Ḣ̶ und daher ein etwas anderes Löthrohrverhalten. Die gleiche Form iſt auch hier wieder die Hauptſache.

Gehlenit Fuchs Schweigger’s Journ. XV. 377 bei Vigo am Mon - zoniberg in Südtyrol. Kommt in derben Maſſen vor, die mit Kalkſpath bedeckt ſind. Im Spathe ſtecken würfelige Kryſtalle von 3‴ 6‴ Durch - meſſer, da ſie aber weiter keine Fläche haben, auch die Blätterbrüche außerordentlich verſteckt liegen, ſo läßt ſich über das Syſtem nicht beſtimmt entſcheiden. Hauy nahm es als quadratiſche Säule mit Gradendfläche, die man durch ihren etwas ſtärkern Blätterbruch von den beiden Säulen - flächen unterſcheiden zu können meint. Schwacher Fettglanz, dunkel öl - grün, H. = 6, Gew. 3. 3 (Ċa, Ṁg, Ḟe) 3 S⃛i + A̶⃛l3 S⃛i, doch ſtimmen die verſchiedenen Analyſen nicht ſonderlich. Salzſäure zerſetzt ihn ſelbſt noch nach dem Glühen, und ſcheidet S⃛i gallertartig aus. Man muß ſehr kleine Splitter wählen, wenn man ſie vor dem Löthrohr an den Kanten zum Schmelzen bringen will. Man hat den Melilith wohl auch für glaſigen Gehlenit gehalten.

Ueber Skapolithe lies Herrmann in Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 1851. Bd. 54. 410.

2. Nephelin Hy.

Von νεφέλη Nebel, weil glaſige klare Stücke in Salpeterſäure im innern trübe werden. Lametherie entdeckte ihn an der Somma, und nannte ihn daher Sommit.

Kryſtallſyſtem 6gliedrig. Gewöhnlich eine reguläre ſechsſeitige Säule mit Gradendfläche. Die zweite ſechsſeitige Säule macht ſie zwölf - ſeitig. Das Diheraeder a: a: a hat Seitenkanten 88° 40′ Phill., 88° 20′ Dufrén., 88° 6′ Haid., gibt nach Phillips a = 1,182 = 〈…〉 . Es kommt nicht häufig vor, und ſtumpft die Endkante der296I. Cl. 8te Fam. : Nephelin, Leucit.Säule ab; noch ſeltener ein zweites ½a: ½a: a (dieſe Kryſtalle Davyn genannt).

Er kommt friſch (Elaeolith) und glaſig vor, Härte 5 6, Gew. 2,5 2,7. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſchwer aber ruhig zu einem Glaſe, gelatinirt mit Salzſäure (Ṅa, K̇a) 2 S⃛i + 2 A̶⃛l S⃛i.

1. Glaſiger Nephelin. Am ausgezeichnetſten in den Somma - Auswürflingen (Sommit) mit ſchwarzer Hornblende, Granat und glaſigem Feldſpath, dieſer gleicht ihm außerordentlich, doch iſt er blättrig und ſchmilzt noch ſchwerer. In den Druſenräumen der Laven von Copo di Bove mit Melilith läßt er ſich leichter erkennen, weil darin der glaſige Feldſpath nicht herrſcht. Nach Scheerer 44 S⃛i, 33,3 A̶⃛l, 15,4 Ṅa, 4,9 K̇a. Man hüte ſich vor Verwechſelung mit Apatit. Cavolinit und Beudantit die gleichen.

Nephelingeſtein. Auf dem Gipfel des Odenwaldes (Katzen - buckel) kommt ein baſaltiſches Geſtein vor, in welches röthliche und grün - liche Kryſtalle von trüber Farbe und Fettglanz in größter Menge einge - ſprengt ſind. Am Rande beginnt gewöhnlich Verwitterung, in der Mitte haben ſie dagegen mehr friſches als glaſiges Ausſehen, nähern ſich daher den friſcheſten Eläolithen. Die Kryſtalle wittern ſchwierig heraus, ihr Durchſchnitt auf der Bruchfläche des Geſteins iſt ein Sechseck oder Viereck, ſie müſſen alſo reguläre ſechsſeitige Säulen mit Gradendfläche ſein. Später haben ſich verwandte Geſteine am Vogelsgebirge, im Böhmiſchen Mittelgebirge, in Italien ꝛc. wieder gefunden.

2. Friſcher Nephelin, nach ſeinem ausgezeichneten Fettglanz Eläolith (ἔλαιον Oel) genannt, von grün-blauer Farbe mit einem eigenthümlichen Lichtſchein wurde er 1808 in einem ſehr grobkörnigen Zirkonſienit von Laurvig in fauſtgroßen Klumpen eingeſprengt gefunden. Der rothe von Friedrichsvärn iſt ſeltener. G. Roſe (Reiſe Ural II. 47) fand das Mineral in ähnlicher Schönheit im Miascit in den Um - gebungen des Ilmenſees bei Miask, und zwar gab es dort Eläolith - haltige und Eläolith-freie Miascite, die beide durch ihre eingeſprengten Minerale ſo berühmt geworden ſind. Die Analyſe weicht nicht weſentlich von den glaſigen ab. Siehe Stromeyer’s Gieſeckit pag. 225.

3. Leucit Wr.

Λευκός weiß, Ferber’s weißer Granat, denn man hielt ihn früher allgemein für durch vulkaniſches Feuer gebleichten Granat, Romé de l’Isle (Cristall. II. 335) glaubte ſogar noch Exemplare mit rothen Flecken zu beſitzen.

Er kryſtalliſirt nur im Leucitoeder a: a ½a, das nach ihm den Namen bekommen hat, ohne Spuren einer andern Fläche, wodurch er ſich von Analcim unterſcheidet, der gewöhnlich Würfelflächen hat. Hauy glaubte daran die Entdeckung zu machen, daß man dieſen Körper mit ſeinen ſymmetriſchen Trapezen aus dem Würfel und aus dem Granatoeder ableiten könne, und nannte das Mineral daher Amphigen (doppelten Urſprungs). So wenig durchſchaute er damals noch den Zuſammenhang der Körper!

297I. Cl. 9te Fam. : Laſurſtein.

Härte 6, Gew. 2,5. Der Bruch hat einen opalartigen Glanz, das läßt ſelbſt Bruchſtücke leicht unterſcheiden. Weiße trübe Farbe.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, das feine Pulver wird von Salzſäure zerſetzt, wobei ſich S⃛i pulverig ausſcheidet. Mit Kobaldſolution blau. 3 S⃛i2 + 3 A̶⃛l S⃛i2. Klaproth (Beitr. II. 39) entdeckte darin 21,3 Kali, das erſte was im Steinreich aufgefunden wurde, da man es bis dahin blos für Pflanzen - alkali gehalten hatte, das mußte natürlich ein ganz neues Licht verbreiten!

Die um und um kryſtalliſirten Kryſtalle ſpielen in ältern vulkaniſchen Laven eine ſolche Rolle, daß man die Geſteine wohl Leucitophyre genannt hat. Die alten ſchlackigen Laven am Veſuv, im Albanergebirge ꝛc. enthalten ſie in zahlloſer Menge von der kleinſten Form bis zu Fauſt - größe. Sie ſondern ſich ſcharf aus der Grundmaſſe ab, daher hielt man ſie früher für fremde von der Lava nur eingewickelte Körper (Dolomieu). Aber L. v. Buch zeigte, daß die Kryſtalle ſelbſt nicht ſelten Lavatheile einſchlößen, weßhalb ſie in der Lava gebildet ſein müßten. Die Straßen von Pompeji wurden mit Leucitlaven gepflaſtert, aber auch in den heu - tigen Laven (1822, 1832) fehlen ſie nicht. In einem Tuffartigen Geſtein vom Rietberg am Laacher See liegen erbſengroße und kleinere in Menge, gelbliche von analcimartigem Ausſehen am Eichelberg bei Rothweil am Kaiſerſtuhl.

IX. Haloidſteine.

Sie haben A̶⃛l und neben der S⃛i noch eine beſondere Säure, wie Chlor, Schwefelſäure. Sie nähern ſich dadurch den Saliniſchen Steinen.

1. Laſurſtein.

Nach ſeiner Farbe genannt, ohne Zweifel der Σάπφειρος des Theo - phraſt, Sapphirus des Plinius hist. nat. 37. 39: in sapphiris aurum punctis collucet coeruleis similis est coelo sereno, propter aurea puncta stellis ornato, d. h. in den blauen Saphiren leuchtet Gold in Punkten, .... er gleicht dem heitern Himmel, aber wegen der Goldpunkte dem mit Sternen geſchmückten. Die Araber nannten ihn Azul (blau), darnach Lapis Lazuli, Lazulith Hauy, doch verſteht man in Deutſchland darunter den Blauſpath. Wegen ſeines Verhaltens im Feuer ſtellt ihn Cronſtedt zu den Zeolithen.

Er ſoll in Granatoedern kryſtalliſiren (Dufrénoy Tract. Min. III. 675), deren Flächen ein 6fach blättriger Bruch entſpricht (Hoffmann Miner. II. a. 276). Gewöhnlich findet man ihn nur in derben Stücken von fein - körniger Struktur, prachtvoll laſurblau in allen Graden der Höhe. Härte 5 6, Gewicht 2,96, das Pulver nur 2,76.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er nicht ſonderlich ſchwer zu einem Glas - knöpfchen, und entfärbt ſich dabei. Cronſtedt ſtellte ihn deßhalb zu den Zeolithen. In Salzſäure entwickelt ſich etwas Schwefelwaſſerſtoff, der Schwefelgehalt gibt ſich auch durch eine Hepar mit Soda zu erkennen. Die Analyſe nach Varrentrapp 45,5 S⃛i, 31,7 A̶⃛l, 9,1 Ṅa, 3,5 Ċa, 5,9 Schwefelſäure, 0,86 Eiſen und 0,95 Schwefel. Das Waſſer zieht Gyps aus.

298I. Cl. 9te Fam. : Hauyn, Ittnerit.

Marco Paolo auf ſeiner berühmten Reiſe zum großen Tartarenfürſten (1271) fand am Weſtrande des Belur-Tag (Nebelgebirge) im obern Fluß - gebiet des Oxus (Badakſchan) dieſen merkwürdigen Stein, welcher wie das Eiſen in Bergwerken gewonnen wurde. Die Armeniſchen Kaufleute bringen ihn von hier in den Handel (Orenburg). Er wird beſonders zu Tafeln geſchnitten, in Italien zum Schmuck der Kirchen verwendet. Im kaiſerlichen Schloß von Zarskojeſelo ſüdweſtlich Petersburg findet ſich ein Zimmer mit Bernſtein und Laſurſtein getäfelt. Bei Moſaikarbeiten wird die ſchöne Bläue zum Himmel verwendet. Unter den Alterthümern findet man ſie mit vertieften Figuren. Neuerlich auch in den Cordilleren in großer Menge gefunden. Beſonders wichtig war früher ihre Anwendung als Ultramarin: ſo heißt das feingeſchlämmte Pulver deſſelben, wovon das Loth des feinſten auf 12 Thaler kam. Durch Hrn. Chr. Gmelin (Ueber die künſtliche Darſtellung einer dem Ultramarin ähnlichen Farbe, ſiehe naturwiſſenſchaftliche Abhandlungen, herausgegeben von einer Geſell - ſchaft in Württemberg 1828. II. 191) ſcheint man auf die künſtliche Be - reitung dieſer ſchönſten aller blauen Farben geführt zu ſein, die jetzt in Paris, Meißen und Nürnberg außerordentlich billig dargeſtellt wird. Nach Varentrapp (Pogg. Ann. 49. 521) ſcheint die blaue Farbe von einer Schwefelverbindung, wahrſcheinlich des Eiſens, herzurühren, denn je mehr Schwefeleiſen, deſto blauer.

Hauyn nannte Bruun Neergaard das lichtblaue 6fach blättrige Foſſil, welches ſich in den Auswürflingen des Veſuvs und den vulkaniſchen Tuffen des Albaner Gebirges findet. Gew. 2,8. In Salzſäure entwickelt es ebenfalls Schwefelwaſſerſtoff, hat aber einen weſentlichen Gehalt von 15,4 Kali, Whitney gibt ihm die Formel 3 S⃛i + 3 A̶⃛l S⃛i + 2 Ċa S⃛, denn L. Gmelin fand darin 12,4 Schwefelſäure und 12 Ċa. Die blauen im glaſigen Feldſpathgeſtein mit gelben Titaniten vom Lacherſee und be - ſonders aus den berühmten Mühlſteinlaven von Niedermendig ſind dagegen Natronhaltig (9,1 Ṅa). An letztern kann man den 6fach blättrigen Bruch faſt ſo leicht darſtellen als beim Flußſpath. Die Stücke ſehen außen wie angeſchmolzen aus. Gew. 2,5. Whitney ſieht die aus den Mühlſteinen für 1 Atom Noſean + 2 Atom Albaner Hauyn an, was auch das ſpecifiſche Gewicht anzudeuten ſcheint.

Noſean Klaproth. Noſe, Nöggerath Mineral. Studien pag. 109 und 162, entdeckte ihn in den Fündlingen des glaſigen Feldſpathgeſteins am Lacherſee. Die granatoedriſchen Kryſtalle haben eine graue Farbe, viel - leicht weil ihnen das Schwefeleiſen fehlt. Weil am Granatoeder auch Oktaeder und Würfel vorkommt, ſo nannte ſie Noſe Spinellan. Auf - fallender Weiſe beträgt das ſpecifiſche Gewicht nur 2,26. Varrentrapp gibt 17,8 Ṅa bei 1,1 Ċa an, darnach die zweifelhafte Formel Ṅa3 S⃛i + 3 A̶⃛l S⃛i + Ṅa S⃛. Auch ſie ſind außen wie angeſchmolzen.

Ittnerit Ch. Gmelin Schweigg. Journ. VI. 74. Fand ſich derb neſter - weis mit eingeſprengtem ſchlackigem Magneteiſen im Melaphyr bei Ober - Bergen am Kaiſerſtuhl. Die fauſtgroßen Stücke zeigen eine körnige Struktur mit einem vielfach (6fach) blättrigen Bruch, der die Körner ſehr299I. Cl. 9te Fam. : Sodalith, Cancrinit.hervorhebt. Gew. 2,37 und graue Farbe erinnern ſehr an Noſean, die Analyſe gab 34 S⃛i, 28,4 A̶⃛l, 12,1 Ṅa, 1,6 K̇a, 7,3 Ċa, 2,9 S⃛, 10 Ḣ̶, etwas Schwefel und Chlorwaſſerſtoff. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er nicht ſehr ſchwer zu einem Perlſteinartigen Glaſe. Er gab 1822 den Anſtoß zu einer Entdeckung des künſtlichen Ultramarins. Chr. Gmelin (Schweigg. Journ. 36. 74) bemerkte nämlich, daß das Mineral nach dem Glühen an den meiſten Stellen eine ſchöne blaue Farbe angenommen hatte, und da daſſelbe mit Säuren unter augenblicklichem Verluſt der Farbe Schwefelwaſſerſtoff entwickelte, was auch beim Ultramarin Statt findet, ſo wurde es ihm ſehr wahrſcheinlich, daß Schwefel das färbende Princip des Ultramarins ſei.

2. Sodalith.

Gieſeke entdeckte das grüne etwas fettglänzende Mineral in einem Feldſpathgeſtein mit Eudialyt und Arfvedſonit zu Kangerdluarſuk in Grön - land. Die Chemiker hielten es anfangs für Natrolith pag. 276, ſpäter fanden ſich aber farbloſe Granatoeder in den Somma-Auswürflingen, nun gab ihnen Thomſon den Namen Sodalith, um dadurch an den Na - trongehalt zu erinnern.

Regulär. Den Granatoederflächen entſpricht ein 6fach blättriger Bruch, das hält ſie in großer Verwandtſchaft mit Laſurſtein. Härte 6, Gew. 2,3.

Vor dem Löthrohr ſoll der Grönländiſche leichter ſchmelzen als der Veſuv’ſche. Sie beſtehen aus Eläolithartiger Maſſe + Steinſalz = Ṅa3 S⃛i + 3 A̶⃛l S⃛i + Na C̶l. In Säure bilden ſie eine Gallerte.

Am Ilmengebirge bei Miask findet ſich in dem Eläolithhaltigen Miascit ein laſurblaues ſechsfachblättriges Foſſil eingeſprengt, von 2,29 Gew., das man früher Cancrinit nannte, nach G. Roſe (Reiſe Ural. II. 52) aber ganz die Zuſammenſetzung des Sodaliths hat. Es entwickelt in Salzſäure durchaus keinen Geruch nach Schwefelwaſſerſtoff, daher leitet Roſe wie im blauen Steinſalz die Farbe von organiſcher Materie her. In einem ähnlich blauen von Litchfield (Maine), in allen Säuren mit größter Leichtigkeit löslich, vermuthet Whitney Eiſenſäure als Färbendes. Pogg. Ann. 70. 436.

3. Cancrinit.

Zu Ehren des Ruſſiſchen Finanzminiſters Grafen von Cancrin. G. Roſe (Reiſe Ural II. 55) trägt den für den blauen uraliſchen Sodalith gebrauchten Namen auf dieſes licht roſenrothe Mineral über, welches ebenfalls im Eläolithhaltigen Miascit des Ilmengebirges ſich findet, und aus Eläolith + Kalkſpath = Ṅa2 S⃛i + A̶⃛l S⃛i + Ċa zu beſtehen ſcheint. Ein dreifach blättriger Bruch bildet eine reguläre ſechsſeitige Säule, mit ſtarkem Perlmutterglanz, im Querbruch Fettglanz.

Härte 5 6, Gew. 2,45. Vor dem Löthrohr ſchmelzen ſie mit Schäumen, und mit Salzſäure brauſen ſie. Der Gehalt an Ċa iſt um300I. Cl. 10te Fam. : Titanit.ſo merkwürdiger, als derſelbe frei im Miascit nicht vorkommt. Struve (Pogg. Ann. 91. 613) gibt bei den gelben vom Tunkinskiſchen Gebirge weſtlich Irkutsk noch ein Atom Waſſer an.

Hermann’s Stroganowit aus Geſchieben der Slüdänka in Dau - rien, von lichtgrüner Farbe, H. = 5, Gew. 2,79, ſoll Ċa2 S⃛i + 2 A̶⃛l S⃛i + Ċa ſein, worin die 20,2 Ċa durch 3,5 Ṅa erſetzt werden. Trotz der gleichen chemiſchen Formation ſoll er nur 2 Blätterbrüche haben, die ſich faſt rechtwinklig ſchneiden.

X. Metallſteine.

Haben neben der Kieſelſäure einen metalliſchen Gehalt, folglich - heres Gewicht, dunkele Farbe und ſind ihrem Anſehen nach mit mehreren Oxydiſchen Erzen leicht verwechſelbar.

1. Titanit.

Klaproth Beitr. I. 245 nannte ihn nach dem Titangehalt. Werner ſchied ihn nach der Farbe in Braun - und Gelb-Menakerz. Hauy nannte die gelbgrünen Alpiniſchen Sphen (σφήν Keil), ſpäter Titane siliceo-calcaire. Ihre Form hat G. Roſe 1820 in ſeiner Doktordiſſer - tation (de Sphenis atque Titanitae systemate crystallino) feſtgeſtellt.

2 + 1 gliedriges Kryſtallſyſtem. Eine geſchobene ſchief - geſtreifte Säule l = a: 3b: c macht vorn einen Winkel von 133° 48′. Die Schiefendfläche P = a: c: b ſcheint etwas, aber doch nicht bedeutend blättrig; P / l = 94° 38′, daraus ergibt ſich die Neigung von P gegen die Axe c 84° 58′*)G. Roſe gibt fälſchlich 85° 6′ an.. Hinten liegt x = $$\frac{1}{9}$$ a': b: c, ſie iſt meiſt bauchig gekrümmt und läßt ſich daran ſehr leicht erkennen; x / l = 124° 12′. Legt man dieſe drei Winkel zu Grunde, ſo macht der Axen - winkel a / c auf der Seite von P 89° 53′, weicht alſo nur um 7′ vom rechten Winkel ab, was offenbar vernachläßigt werden kann. Wir haben daher die rechtwinkligen Axen a: b = 11,354: 8,873 = 〈…〉 = lg 1,05514: lg 0,94807 y = $$\frac{1}{17}$$ a': b: c ſehr glänzend, macht mit der darunter liegenden P 60° 27′. Ein augitartiges Paar n = a ': ¼b macht mit der anliegenden l 79° 5′ (l / n) und der anliegenden P 144° 53′ (P / n).

Dieſe fünferlei Flächen l P x y n bilden in den Spalten des Schweizer Urgebirges die gewöhnlichſten Zwillinge, ſtatt n tritt auch s = $$\frac{1}{17}$$ a': $$\frac{1}{24}$$ b: c auf, s / s = 112° 14′ in der Diagonalzone von y liegend. Dieſe Kryſtalle ziehen ſich gern nach der Vertikalzone P x y in die Länge. Hat man dieſe Flächen einmal erkannt, dann bleibt für die Beſtimmung der übrigen wenig Schwierigkeit: q = b: a = c ſtumpft die ſcharfe Kante der Säule l gerade ab, und in der Zone von q nach l ſieht man öfter eine kleine Abſtum - pfungsfläche M = a: b: c (von welcher G. Roſe als Säule ausgeht), die vorn einen ſcharfen Winkel M / M = 76° 2′ machen. Die Flächen M erſcheinen ſo untergeordnet, daß Andere l / l als Säule genommen haben,301I. Cl. 10te Fam. : Titanit.dann darf man die Roſe’ſchen Axenzeichen b nur mit multipliciren. Bei Tyroler Kryſtallen findet ſich oft in der Diagonalzone von P die Fläche r = a: b: c, ſie ſtumpft außerdem die Kante l / n ab. Da ferner vorn auch öfter die Kante l / r durch t = $$\frac{1}{19}$$ a: $$\frac{1}{12}$$ b: c abgeſtumpft iſt, ſo bilden y l t r n eine der wichtigſten Zonen des Titanitſyſtems, welche ſich namentlich auch durch die ihr folgenden Streifung auf l und r leicht ver - räth. Auch unter P kommt vorn öfter eine ſehr deutliche Schiefendfläche vor, welche meiſt v = $$\frac{1}{19}$$ a: c: b zu ſein ſcheint, ſie wird durch das Augitpaar i = $$\frac{1}{10}$$ a: b: c beſtimmt, welches die Kanten P / l abſtumpft. Es liegen folglich l v i r in einer Zone.

Projicirt auf die Gradendflächec: a: b.

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Roſe zeichnet noch mehrere Flächen aus. Unter andern liegen: f = a ': c: b, g = $$\frac{1}{7}$$ a: c: b, z = $$\frac{1}{27}$$ a': c: b, h = $$\frac{1}{55}$$ a: c: b in der Verticalzone. Das Augitpaar o = a: ½b: c in der Diagonal - zone von P; u = a ': ½b: c, d = a': $$\frac{1}{12}$$ b: c, w = $$\frac{1}{7}$$ a: b: c, k = $$\frac{1}{11}$$ a': ½b: c.

Die Alpiniſchen Kryſtalle bilden immer Zwillinge: gekreuzte Blätter, in denen P einſpiegelt. Sie haben alſo P gemein und liegen umgekehrt. Dieſes Zwillingsgeſetz erleichtert das Erkennen außerordentlich. Wenn die Kryſtalle ſich kreuzen, ſo entſtehen zweierlei Rinnen: die Rinne y / y' hat einen einſpringenden Winkel 120° 54′, den man leicht mittelſt einer regu - lären ſechsſeitigen Säule controlirt; die Rinne zwiſchen den einſpiegelnden P und P' macht durch die bauchigen x / x '= 94° 36′, ſo daß langgezogene Kryſtalle ſich faſt rechtwinklig zu kreuzen ſcheinen. Manchmal ſind es nur die unſcheinbarſten tafelartigen Splitter, wie die von Diſſentis, und doch kann man ſie an dem Spiegel von P und P' leicht erkennen. Wenn die Kryſtalle tafelartig werden, ſo kreuzen ſie ſich nicht, und die Rinne302I. Cl 10te Fam. : Titanit.x / x 'fällt weg, wohl aber bleibt der einſpringende Winkel zwiſchen y / y', der dann orientirt. Die Fläche q ſpiegelt bei beiden ein, aber die ſchief - geſtreiften l / l' machen einen ſtumpfen Winkel von 170° 12′. Sauſſure hat zuerſt dieſe Rinnen beobachtet, und nannte die ſo leicht vereinzelt ge - fundenen Rayonnante en gouttière. Dagegen bildet Werners

Braun-Menakerz, eingeſprengt in den Sienit von Sachſen, Paſſau, Norwegen ꝛc. nie Zwillinge: es herrſcht n / n = 136° 6′ als Säule, auf welcher P und y eine Zuſchärfung von 60° 27′ bilden, die Hauy für zweigliedrig nahm, da P / n = 144° 53′ und y / n = 141° 35′ nur um von einander abweichen. Es geſellt ſich dazu gern das kleine Dreieck x, auch pflegen öfter die Flächen r aus der Diagonalzone von P ſammt t und l nicht zu fehlen. Auch die in vulkaniſche Geſteine eingeſprengten, wie die kleinen gelben vom Lacherſee, ſchließen ſich dieſem Geſetz an.

Welches Ende man für das vordere oder hintere anſehen wolle, ſcheint ziemlich gleichgültig. Ich habe die Schiefendfläche P als vorn ge - nommen, Roſe nimmt ſie als hinten. Letztere Anſicht hat Analogieen beim Epidot und Feldſpath für ſich, wo auch vorn und $$\frac{1}{7}$$ hinten liegt, doch ſcheint ſich die Sache nicht ganz durchführen zu laſſen. Bringt man übrigens die Flächen zu Papier, wie in obiger Projektion geſchehen, ſo tritt das Ganze in ſeiner wundervollen Harmonie klar zu Tage. Mit Hilfe der Kantenzonen kann man die ſchwierigſten Ausdrücke durch bloße Addition finden: die Fläche y geht z. B. durch $$\frac{1}{17}$$ a', weil 12 + 5 = 17, die Fläche s ſchneidet in $$\frac{1}{24}$$ b, weil ſie durch $$\frac{1}{19}$$ a' und durch die Kanten - zone $$\frac{1}{7}$$ geht, denn 7 + 19 = 24.

Nachdem dieß nun einmal geſchehen und alle Zonen controlirt und richtig befunden ſind, kann man leicht jede beliebige andere Fläche zur Projektionsebene wählen. Naumann nimmt P = c: a: b an, und beſtimmt die Axen aus dem Oktaeder y v r r. Damit iſt dann aber der Vortheil der rechtwinkligen Axen aufgegeben, denn jetzt ſchneiden ſich die Axen a / c unter 95° 2′, und der Willkühr Thor und Thür geöffnet: ſo viele Oktaide, ſo viele Ausgangspunkte ſind möglich, mit gleichem Rechte könnte man y g r r und andere wählen. Naumann’s Zeichen ſind:

Projicirt auf die SchiefendflächeP.

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303I. Cl. 10te Fam. : Titanit.P = oP = c: a: b; u = P = c: b: a; l = P = c: b: a; x = $$\frac{5}{9}$$ P = $$\frac{5}{9}$$ c: a: b; y = P = c: a: b; v = P = c: a': b; z = $$\frac{14}{9}$$ P = $$\frac{14}{9}$$ c: a: b; o = (P) = c: b: a; r = (P ) = c: b: a; q = ( P ) = c: b: a; n = (P2) = c: b: 2a; t = (2P2) = 2c: b: 2a '; s = (4P4) = 4c: b: 4a; M = ( P3) = c: b: 3a.

Die Zeichen ſind allerdings einfacher, weil ſie ſich mehr dem allge - meinen Deduktionsgange vom Oktaide y v r r, zum Hexaide P l l, und Dodekaide q i i fügen; beſſer wäre noch das Oktaid y g r r geweſen, weil ſeine Kantenzonen reicher entwickelt ſind: aber die Entwickelung iſt, möchte ich ſagen, nicht ſo intereſſant, und der Vortheil der rechtwinkligen Axen muß entſcheiden.

Härte 5 6, Gew. 3,4 3,6. Zuweilen ſtark glänzend, grüne Farben bei den Alpiniſchen vorherrſchend, dunkelbraune bei den im Urgebirge ein - geſprengten. Pyroelektricität.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſchwer, wallt und ſprüht dabei etwas auf, mit Phosphorſalz kann man auf Kohle im guten Reduktionsfeuer (beſonders auf Zuſatz von Zinn) Titanreaktion bekommen.

S⃛i2 Ċa3 T̈i3, was Berzelius als 2 Ċa S⃛i + Ċa T̈i3, H. Roſe als Ċa3 S⃛i + T̈i3 S⃛i deutet. Der Zillerthaler hat 32,3 S⃛i, 41,6 T̈i, 26,6 Ċa, 1 Ḟe.

Der Alpiniſche oder edle Titanit (Sphen) mit Chlorit in der ganzen Alpenkette als Zwilling verbreitet, hat öfter Farbe und Klarheit des Chryſoliths, und kann dann verſchliffen werden. Die Kryſtalle von den verſchiedenſten Fundorten des St. Gotthardt ſind ringsum kryſtalliſirt, weil ſie oft kaum auf dem Muttergeſtein haften, erreichen aber ſelten Zolllänge.

Der Sienitiſche oder gemeine Titanit findet ſich in braunen einfachen Kryſtallen im weißen Feldſpathgeſteine mit Hornblende bei Paſſau, im Plauiſchen Grunde, bei Weinheim im Odenwalde ꝛc. Der Granit der Normandie, welcher in Paris zum Straßenpflaſter dient, und der Obeliſk von Luxor enthält ihn in zahlloſer Menge. Beſonders groß werden die von Arendal, wo ſie mit Skapolith, Eläolith, Epidot ꝛc. oder auch im dortigen Zirkonſienit brechen. Sie ſind aber dunkelfarbiger als die Zirkone. Daran ſchließen ſich die Vorkommen in vulkaniſchen Ge - ſteinen: wie die kleinen weingelben aus dem Feldſpathgeſtein vom Lacher See (Noſe’s Spinellin, Fleuriau’s Sémeline) und aus dem Kling - ſtein des Mariaberges bei Auſſig.

Gelbmenakerz nannte Werner die grüngelben ſpäthigen Maſſen im Magneteiſenerz von Arendal, aus den Hornblendegeſchieben von Viller - ſpitz im Stubaythal. Ihr Ausſehen erinnert an Spatheiſenſtein, allein wir haben nur zwei blättrige Brüche, die ſich etwa unter 125° ſchneiden, aber mehr ſchaligen Abſonderungen gleichen.

Greenovit Dufrén. roſenroth, von St. Marcel, iſt ein ausgezeich - neter Titanit, der ſeine Farbe 0,76 M̶⃛n verdankt.

304I. Cl. 10te Fam. : Ilvait.

Als Silicate mit Titanoxyd merke etwa folgende ſeltene Sachen:

a) Schorlamit Shephard von Magnet-Cove in Arkanſas, glänzend ſchwarz, 6gliedrig, aber meiſt derb. Ċa3 S⃛i + Ċa T̈i + F̶⃛e S⃛i.

b) Moſandrit Erdmann im Sienit auf Lamansſkäret bei Brevig eingeſprengt. Ein deutlich blättriger Bruch, Augitähnliche Form, dunkel - roth braun, Gew. 2,9, H. = 4. S⃛i, T̈i, Ċa, L̇a, Ċe, Ṁn, , Ḣ̶.

c) Tſchewkinit G. Roſe Pogg. Ann. 48. 551 im Miascit des Ilmen - gebirges. Gadolinitartig ſchwarz. Gew. 4, 5. Härte = 5. Mit 21 S⃛i, 20,2 T̈i, 47,3 Ċe L̇a Ḋi, welche nicht von einander getrennt wurden, 11,2 Ḟe, 3,5 Ċa.

d) Yttrotitanit Scheerer Pogg. Ann. 63. 459 (Keilhauit) im Gneuſe von Buön bei Arendal eingeſprengt. Ein blättriger Bruch, braun - roth, G. = 3,7, H. = 6 7. 30 S⃛i, 29 T̈i, 18,9 Ċa, 9,6 , 6,3 F̶⃛e, 6,1 A̶⃛l.

2. Ilvait Steffens.

Lelievre unterſuchte es 1806 zuerſt, nannte es Yenit nach der Stadt Jena, um dadurch auf jene unglückliche Schlacht anzuſpielen! Steffens Oryctogn. I. 356 ſchlug daher den paſſenderen Namen nach ſeinem Fund - orte Elba vor, den Werner mit Liëvrit vertauſchte.

2gliedrige durch Längsſtreifen entſtellte Säulen, mit einem Paare

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P = a: c: b auf die vordere Säulenkante aufgeſetzt P / P = 112° 40′; von der Säule nimmt man M = a: b: c 111° 12′ gewöhnlich als Ausgangspunkt, obgleich dieſe meiſt durch s = a: ½b: c verdrängt iſt, welche vorn in a 72° 16′ macht. Hauy ging vom Oblongoktaeder P P M M als Primitivform aus, das gibt die Axen a: b = 1,501: 2,193 = 〈…〉 = lg 0,17647: lg 0,34097. Das Oktaeder o = a: b: c hat 138° 26′ und 117° 34′ in den End - kanten; die drei zugehörigen Hexaidflächen p = a: b: c, q = b: a: c und r = c: a: b kommen vor. Außerdem noch e = c: ½b: a, h = ½a: b: a. Die Säulen immer durch viele Streifungen entſtellt, doch orientirt man ſich leicht entweder durch das ausgedehnte Paar P, oder durch die nicht abgeſtumpfte ſeitliche Endkante des Oktaeders, die ſich gut mit dem Handgoniometer auf 117° meſſen läßt. Die Blätterbrüche nicht ſonderlich deutlich, aber die Kryſtalle zeigen nach der Gradendfläche öfter einen eigenthümlichen gelblichen Schiller.

Schwarz, mit halbmetalliſchem Fettglanz im Querbruch. H. 5 6, Gew. 4. Er gibt. ſich leicht durch einen Brauneiſenocker-Beſchlag zu erkennen, wodurch er ſich ſchnell vom Turmalin unterſcheidet.

Ċa3 S⃛i + 4 Ḟe3 S⃛i (Fer calcaréo-siliceux) war die älteſte Formel von Berzelius. Löst man indeſſen das Mineral in Salzſäure, wobei die Kieſelerde ſich als Gallerte ausſcheidet, ſo wird mit Kohlenſaurem Baryt nur ein Theil des Eiſens, das Ḟe gefällt,305I. Cl. 10te Fam. : Gadolinit.während noch viel F̶⃛e in der Löſung bleibt; auch gibt die Behandlung mit Schwefelwaſſerſtoff einen weißen Niederſchlag von Schwefel, was auf Eiſenoxyd deutet (F̶⃛e + H̶S = F̶̈ + Ḣ̶ + S). Daher änderte Berze - lius ſpäter die Formel in Ċa3 S⃛i + 3 F̶⃛e S⃛i, wobei ein Theil der Ċa durch Ḟe vertreten wird. Aber auch dieſe Formel iſt jetzt aufgegeben, denn Rammelsberg fand S⃛i4 = 29, F̶⃛e2 = 24,6, Ḟe6 = 331, Ċa3 = 13,4, abgeſchen von dem geringen Gehalt an Manganoxydul, das gäbe die Formel 3 (Ḟe2, Ċa) 3 S⃛i + F̶⃛e2 S⃛i. Wegen des bedeutenden Eiſengehaltes ſchmilzt er leicht zu einer magne - tiſchen Kugel. Hauptfundort Elba, wo er ſüdlich von Rio im Strahl - ſtein der dortigen auf Marmor ruhenden Glimmerſchiefer Druſenräume füllt. Auch zu Kupferberg in Schleſien kam er vor. Schneeberg, Schwe - den, Rhode-Island, Grönland.

Hiſingerit Berzelius von Riddarhyttan bildet derbe Ueberzüge mit muſcheligem Bruch, H. = 3 4, Gew. 3. Fettglanz, pechſchwarz mit grünlich braunem Strich. Nach Rammelsberg. Pogg. Ann. 75. 398 Ḟe3 S⃛i + 2 F̶⃛e S⃛i + 6 Ḣ̶. Der von der Gillinger Grube hat 9 Ḣ̶. Kobell’s

Thraulit von Bodenmais, wo er Ueberzüge auf Magnetkies mit Dichroit und Vivianit bildet, iſt außerordentlich ſpröde, hat einen Opal - bruch, pechſchwarz mit auffallend ochergelbem Strich. Breithaupt’s Thu - ringit ſoll ein waſſerhaltiger Ilvait 3 Ḟe3 S⃛i + F̶⃛e2 S⃛i + 9 Ḣ̶ ſein. Der faſrige Anthoſiderit aus dem Magneteiſen von Braſilien ꝛc. hier zu vergleichen.

Chlorophäit Macculloch (Ḟe, Ṁg) S⃛i3 + 6 Ḣ̶, derbe Punkte in Mandelſteinen bildend auf den Faröer Inſeln, zu Gill in Maſſachuſetts, ſchwarz, ſerpentinartig mild, Härte 3, Gew. 2. Soll friſch piſtaciengrün ausſehen, aber ſchon nach wenigen Stunden ſchwarz werden. Manche auch ſtrahlig blättrig. Wahrſcheinlich zu den Afterbildungen der Serpen - tine gehörig. Den Krokydolith ſiehe beim Asbeſt pag. 226.

3. Gadolinit Eckeb.

Arrhenius entdeckte ihn im Granit von Ytterby bei Stockholm und Geyer (Crells Annal. 1788) machte ihn zuerſt bekannt. Wegen ſeines ſchwachen Anſchwellens vor dem Löthrohr hielt man ihn im Cronſtedt’ſchen Sinne für ſchwarzen Zeolith. Gadolin fand (K. Vet. Acad. Handl. 1794) aber eine neue Erde darin, welche Eckeberg nach dem Fundorte des Mi - nerals Yttererde nannte. Die erſte jener merkwürdigen Erden der nor - diſchen Minerale. Daher auch Ytterit, Ytterbyt genannt.

Kryſtalle zwar ſehr ſelten, doch gibt ſchon Hauy einen Oktaederwinkel von 109° 28′, und Phillips einen Säulenwinkel von 115° an, beide ſtimmen auffallender Weiſe mit Epidot, und haben auch die gleiche Lage am Kryſtall.

Schwarz, Obſidianartiger Bruch, die Splitter grünlich, daher auch mit grünlich grauem Strich. Härte 6 7, Gew. 4,35.

Vor dem Löthrohr nur in den feinſten Splittern ſchmelzbar. Nimmt man etwas größere Stücke in die Platinzange, und nähert ſich ausQuenſtedt, Mineralogie. 20306I. Cl. 10te Fam. : Orthit.größerer Ferne ganz allmählig der Flamme, ſo überziehen ſie ſich ſchnell mit einem hellen Schein (Aufglühen). Der Lichtſchein geht aber ſchnell vorüber, und dann zeigen es die Stücke nicht wieder. Man erklärt es als ein Abgeben latenter Wärme. Es tritt kein Unterſchied im abſoluten, wohl aber im ſpecifiſchen Gewicht ein, in dem ſich letzteres von 4,35 auf 4,63 erhöht (Pogg. Ann. 51. 493). Die Stücke brennen ſich gelblich. Die mehr unreinen Varietäten mit ſplittrigem Bruch ſollen das Aufglühen nicht zeigen, dafür aber blumenkohlartig anſchwellen. Man gibt ihm die Formel (, Ċe, Ḟe) 3 S⃛i2. Berzelius fand in dem glaſigen von Finbo 25,8 S⃛i, 45 Yttererde, 16,7 Ceroxydul, 10,3 Ḟe, und 2,2 Verluſt; Scheerer im glaſigen von Hitteröe 9,6 Beryllerde, und nach Moſander Pogg. Ann. 60. 311 beſteht die Yttererde aus dreierlei Baſen: Yttererde, Terbiumoxyd und Erbiumoxyd. Das Ceroxydul enthält Lanthan und wahrſcheinlich auch Didym.

Vorkommen in grobkörnigen Graniten Schwedens, die unregelmäßige Gänge im Gneuſe bilden: Ytterby, Finbo und Broddbo bei Fahlun, Inſel Hitteröe an der Südküſte Norwegens. Letzterer wird durch das Aufglühen ſchwerer 4,63, während er friſch 4,35 wiegt. Bei Fahlun erreichen die Stücke Fauſtgröße, ſind gewöhnlich gerundet und von einer unreinern Rinde umhüllt. Yttererdehaltig ſind außerdem: Phosphorſaure Yttererde 62 , Ferguſonit 42 , Yttrotantalit 30 , Yttrotitanit 9,6 , Yttro - cerit 9 , Samarskit 11 .

4. Orthit Berz.

Berzelius analyſirte ihn 1815 von Finbo, wo er in denſelben Blöcken als der Gadolinit vorkommt. Er bildet lange ſchmale plattige Strahlen, wornach er den paſſenden Namen bekam (ὀρϑός grad).

Epidotkryſtalliſationpag. 235, was nicht blos der Winkel M / T = 115° beweist, ſondern bei Helſingfors beſtehen auch die wahren Epidote innen häufig noch aus Orthit. Daher ſetzt man ihn neuerlich geradezu zum Epidot, was aber wohl etwas zu weit geht.

Sein Anſehen hat große Aehnlichkeit mit Gadolinit, aber leichter 3,6, doch hat er auch Feldſpathhärte.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er dagegen leicht und wirft dabei lange Zeit hindurch Blaſen, ohne ſich wie der Epidot in eine unſchmelzbare Schlacke zu verwandeln. Berzelius fand in denen von Finbo 36,2 S⃛i, 14 A̶⃛l, 17,4 Ċe, 3,8 , 11,4 Ḟe, 1,3 Ṁn, 4,8 Ċa, 8,7 Ḣ̶. Das Cer hat ſich auch hier Lanthanhaltig gezeigt. Lange taſtete man nach paſſenden Formeln, bis endlich die Verwandtſchaft der Form mit Epidot, wie es ſcheint, auf den richtigen Weg geleiten möchte. Th. Scheerer (Dissertatio de fossilium Allanit, Orthit, Cerit, Gadolinitque natura et indole. Berlin 1840. pag. 27) nimmt zwar noch die Formel an: 2 (A̶⃛l, F̶⃛e) S⃛i + 3 (Ċe, Ḟe, Ċa, , L̇a) 3 S⃛i, doch da man Lanthan und didym von Cer noch nicht quantitativ trennen konnte, auch die beiden Oxydationsſtufen des Eiſens noch nicht genau beſtimmt ſind, ſo könnte wohl die 3 vor dem zweiten Gliede wegfallen, und wir hätten dann genau die Epidotformel pag. 234. Rammelsberg307I. Cl. 10te Fam. : Allanit.Pogg. Ann. 76. 98 nimmt dagegen die Granatformel 3 S⃛i + R̶⃛ S⃛i an, außerdem ſcheint ihm ein Atom Ḣ̶ weſentlich, und im Orthit von Hitte - röe mit 1017 Atomvolumen fand ſich 8 F̶⃛e und 8 Ḟe. Der Orthit vom Ural (1921 Atomvolumen) mit dem Arendaler Epidot pag. 234 verglichen haben wir folgende Atomvolumina: 1017: 1268: 1921 = 3: 4: 6, woraus man den Iſomorphismus erklären will!

Die Verbreitung iſt viel größer, als die vom Gadolinit. In der Skandinaviſchen Halbinſel gibt Scheerer allein 60 Stellen an, und dar - unter die koloſſalen Exemplare von Hitteröe, die mehrere Fuß im Granit fortſetzen. Die Strahlen gehen druſenartig von einem Punkte aus, und ſie mögen eher erhärtet ſein, als der ſie umgebende Granit, da dieſer ſich abermals in ſtrahliger Anordnung auf ſie als Unterlage anſetzt (Zſchau, Leonhard’s Jahrb. 1852. pag. 656). Lange glaubte man, daß nur der Norden (Nordamerika, Grönland, Finnland) jene merkwürdigen Cerhaltigen Foſſile liefere. Dann fand aber Breithaupt im Oligoklas von Boden bei Marienberg im Erzgebirge (Bodenit Leonhard’s Jahrb. 1849. pag. 558) ein ſtrahliges dunkelfarbiges Foſſil mit 10,5 Ċe, 17,4 , 10,3 A̶⃛l, 26 S⃛i, was alſo allem Anſchein nach mit dem nordiſchen Foſſile übereinſtimmt. Credner (Leonh. Jahrb. 1848. pag. 199) glaubt ihn im Thüringer Wald bei Brotterode und an andern Punkten im Granit ge - funden zu haben und Zſchau (Leonh. Jahrb. 1852. pag. 652) beſchreibt ihn ausführlich in zolllangen Strahlen aus den Titanit-Sieniten des Plaui - ſchen Grundes bei Dresden. Sehr ähnlich in Granitgängen der Sienite von Sulzbach bei Weinheim im Odenwald.

Allanit Thomſon. Allan fand ihn in einer Grönländiſchen Samm - lung, die ohne Zweifel von Gieſecke ſtammt, der das Mineral im Grön - ländiſchen Granit von Iglorſoit ꝛc. entdeckte. Die ſchwarzen dicken un - reinen Säulen zeigen ziemlich genau einen Winkel von 115°, und da ſchon Thomſon 31,5 Ċe und 4,1 A̶⃛l, Stromeyer dagegen 21,6 Ċe und 15,2 A̶⃛l darin fanden, ſo hält man ihn trotz ſeines verſchiedenen Aus - ſehens für Orthit, und ſucht ſo gut es eben geht die Analyſen anzu - paſſen. Der ſchwarze

Cerin Hiſingers mit Cerit zuſammen von Riddarhyttan hat 26,2 Lanthanhaltiges Ceroxydul, die Yttererde ſoll ihm fehlen, und die 6,5 Ä̶l werden durch 25 F̶⃛e Ḟe verſtärkt. So wenig die Analyſe ſtimmt, ſo ſcheinen doch die kleinen tafelartigen Kryſtalle, die ſich beſonders im Kupferkieſe finden, genau Epidot zu ſein, nur erſcheinen ſie ge - wöhnlich als Zwillinge, die T gemein haben, und umgekehrt liegen, weß - halb ſie anfangs zweigliedrig beſchrieben wurden, doch ſollen ſie nach G. Roſe (Kryſt. Chem. Miner. pag. 85) vollkommen mit Epidot ſtim - men! Nach Kokſcharow (Verhandl. Ruſſiſch. Kaiſ. Mineral. Geſ. 1847 pag. 174) iſt Herrmann’s

Ural-Orthit vom Ilmengebirge bei Miask, der vor dem Löthrohr blumenkohlartig aufſchwellt, namentlich aber der mit ſo vielen Flächen verſehene und mit dem Reflexionsgoniometer meßbare

Bagrationit (Pogg. Ann. 73. pag. 182) von Achmatowsk im Ural ein Cerhaltiger Epidot.

20*308I. Cl. 10te Fam. : Cerit.

Ein Grund warum dieſe Cerhaltigen Epidote ſich ſo hartnäckig der wahren Deutung entzogen haben, liegt theilweis auch in ihrer leichten Verwitterung: ſie nehmen Waſſer auf, ja Berzelius unterſuchte einen Pyr - orthit von Kärarfvet bei Fahlun, der obgleich ſehr dem Orthit jener Gegend gleichend, weicher als Kalkſpath war, nicht blos 26,5 Ḣ̶, ſondern ſogar 31,4 Kohle und Verluſt zeigte, daher auf Kohle förmlich Feuer fing und fortglimmte.

5. Cerit Berz.

Schon von Cronſtedt als Baſtnäs-Tungſten gekannt. Hiſinger und Berzelius entdeckten darin 1804 ein neues Metall, was ſie nach dem Planeten Ceres Cerium nannten, und darnach das Mineral Cerit, was Klaproth (Beitr. IV. 140) in Cererit veränderte. Werner nannte es Cerinſtein, was man mit Cerin nicht verwechſeln darf.

Die Kryſtalle ſollen zwar nach Haidinger niedrige reguläre ſechs - ſeitige Säulen ſein, allein er findet ſich gewöhnlich nur in derben fein - körnigen röthlichen Maſſen, die an dichten Granat erinnern. Obgleich im Ganzen matt, ſo zeigen doch gute Stücke einen ſtarken innern Glanz. Knapp Feldſpathhärte und Gew. 5.

Das Geſtein brach früher auf der neuen Baſtnäs-Grube bei der Riddarhytta in Weſtmannland auf einem Kupferkieslager mit Strahlſtein im Gneus. Feine Erzpunkte von Molybdän ſind vielfach eingeſprengt, die man wegen ihrer Feinheit leicht mit Bleiglanz verwechſeln kann. Außerdem ziehen ſich zwiſchen dem rothen Cerit ſchwarze Wolken durch, die mehr Cerinhaltig ſcheinen, und ſtellenweis ganz zu ſchwarzem Cerin werden. Gerade aus dieſen Maſſen, rothen wie ſchwarzen, kann der Chemiker ſich Cerium am leichteſten in größern Portionen verſchaffen. In ihnen wurde daher nicht blos das Cerium, deſſen rothbraunes Oxyd Klaproth Ochroiterde nannte, entdeckt, ſondern 1839 fand Moſander, daß ſich im Ceriumoxyd etwa eines neuen Metalls verſtecke, welches die Eigenſchaften des Ceriums nur wenig abänderte. Er nannte es daher Lanthan (λανϑάνω verborgen ſein). 1842 entdeckte derſelbe ſogar, daß das Ceroxyd und Lanthanoxyd ſtets noch ein anderes Oxyd enthalte, für deſſen Metall er deshalb den Namen Didym (δίδυμοι Zwillinge) wählte.

(Ċe, L̇a, Ḋi) 3 S⃛i + 3 Ḣ̶, ein Gehalt an Ḟe und Ċa unbedeutend. 18 S⃛i, 68,6 , 9,6 Ḣ̶ ꝛc. Un - ſchmelzbar, brennt ſich aber gelb, löst ſich nicht ſonderlich ſchwer im Borax, gibt dunkelgelbe Gläſer, die kalt lichter werden.

Durch Zerſetzung bildet ſich ein Cerhaltiges Mineral L̇a3 + 3 Ḣ̶ (Lanthanit Haid. ), was Berzelius früher für Kohlenſaures Ceroxydul hielt. Es ſoll ein gelblich weißes blättriges Foſſil ſein, unter Kalkſpathhärte. Baſtnäs-Grube.

Tritomit Weibye (Pogg. Ann. 79. 299) aus dem Sienit von Lamö, wahrſcheinlich tetraedriſch, weil es beim Zerſchlagen immer dreiſeitige Durchſchnitte bildet. Dunkelbraun, Härte 6 7, Gew. 4 5. Enthält 20 S⃛i, 40,3 Ċe, 15 L̇a.

309I. Cl. 10te Fam. : Thorit, Kieſelzinkerz.

Der Pariſit, aus den Smaragdgruben des Hrn. Paris im Muſſo - Thale von Neugranada, wird als ſcharfes Dihexaeder von 120° 34′ in den Endkanten beſchrieben, die Gradendfläche ſehr blättrig. Bräunlich gelb, Gew. 4,3, Flußſpathhärte. 8 + Ḣ̶2 + 2 Ca F̶l, worin = Ċe, L̇a, Ḋi. Nehmen wir dazu Fluorcerium 82 Ċe, Monazit 50 Ċe L̇a, Tſchewkinit 47 Ċe L̇a Ḋi, Yttrocerit 18 Ċe, Aeſchinit 11 Ċe L̇a, ſo haben wir die wichtigſten Cerfoſſilien beiſammen.

6. Thorit Berz.

Wurde von Paſtor Esmark 1828 in einem bräunlichen Faſerzeolith (Bergmannit), der im Zirkon-Sienit auf der Inſel Lövön bei Brevig im ſüdlichen Norwegen bricht, entdeckt. Berzelius fand darin die ſeltene Thorerde, welche er nach dem nordiſchen Gott Thor nannte (Pogg. Ann. 15. 633 und 16. 385). Wie der Gadolinit gleichen die kleinen derben Stücke einem ſchwarzen Obſidian, mit roſtfarbenem Ueberzuge, graulich - rothem Strich, Gew. 4,6, vom Meſſer leicht geritzt.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, und ſich gelb brennend, Ṫh3 S⃛i + 3 Ḣ̶ mit 19 S⃛i, 58 Ṫh, 2,6 Ċa, 3,4 F̶⃛e, 2,4 M̶⃛n, 1,6 Uranoxyd, 9,5 Ḣ̶, etwas Blei, Zinn, Kali, Natron ꝛc.

Orangit Krantz (Pogg. Ann. 82. 586), nach ſeiner Pommeranzen - gelben Farbe genannt, in der gleichen Gegend des Langeſundfjord, öfter ganz von Thorit umgeben, ſo daß er damit in engſter Beziehung zu ſtehen ſcheint. Splittriger Bruch, Härte 4 5, Gew. 5,3. Bergemann wollte darin ein neues Metall Donarium gefunden haben, es hat ſich aber bald gezeigt, daß es nur durch Uran, Vanadin, Zinn ꝛc. vereinigte Thorerde war (Pogg. Ann. 85. pag. 555) Ṫh3 S⃛i + 2 Ḣ̶.

Die der Yttererde ſo verwandte Thorerde iſt außerdem bekannt im Pyrochlor 13 Ṫh Ċe, Monazit 18 Ṫh.

7. Kieſelzinkerz.

Werner hatte es vorzugsweiſe beim Galmei, wo man es auch ab - handeln könnte, wegen der Zinkiſchen Baſis. Sein Ausſehen iſt ſchwer - ſpathartig, daher Zinkbaryt Mohs, unpaſſender iſt Zinkglas Hausmann.

Ausgezeichnetes zweigliedriges Syſtem, aber meiſt nur in wenige Linien großen Kryſtallen, nur bei Nertſchinsk erreichen ſie 1 $$\frac{1}{2}$$ Länge. Es ſind gewöhnlich oblonge Tafeln, woran die lange Seite eine deutlich blättrige Säule M = a: b: c von 103° 56′ bildet, die Zu - ſchärfung auf die ſcharfe Kante f = b: c: a hat 128 28 nach den Meſſungen von Levy, das gibt a: b = 1,62: 2,072 = 〈…〉 = lg 0,20965: lg 0,31632. Die Fläche b = b: a: c gewöhnlich übermäßig ausgedehnt, und nach ihr breiten ſich die Kryſtallgruppen fächerförmig aus, ſo daß man ſie leicht entziffern kann. Das dritte zugehörige Paar d = a: c: b mit der dreifach ſchärfern m = a: 3c: b fehlen faſt nie, und auf die ſtumpfe Kante findet ſich kein anderes Paar aufgeſetzt. Dagegen kommen auf die ſcharfe eine ganze Reihe vor 2b: a, ½b: a, p = ⅓b: a,310I. Cl. 10te Fam. : Kieſelzinkerz.b: a, $$\frac{1}{7}$$ b: a, und da nun auch P = c: a: b nicht fehlt, ſo ſcheint dieſe Zone nicht ſelten ganz gerundet. In der Säulenzone liegen

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a = a: b: c, a: ⅓b: c und a: ⅕b: c. Oktaeder finden ſich ſelten, doch kommen am Alten - berg bei Achen kleine ringsum ausgebildete Kry - ſtalle vor, welche am untern ſonſt immer aufge - wachſenen Ende das vollſtändige Oktaeder s = a: ½b: c zeigen ohne P und alle andern Neben - flächen, während oben P oder die Paare herrſchen, und die s entweder ganz fehlen, oder doch nur untergeordnet auftreten. Das nicht ſelten ſehr complicirte Oberende zeigt öfter noch z = ½a: b: c, x = a: ¼b: c und n = ¼a: ⅓b: c, ſo daß alſo das Hauptoktaeder nicht vorkommen würde (G. Roſe Abh. Berl. Akad. 1843. pag. 70). Mit dieſer merkwürdigen po - laren Hemiedrie ſcheint auch die Pyroelektricität im Zuſammenhange zu ſtehen, denn die (untere) Oktaederſpitze zeigt ſich immer antilog, und das freie Oberende analog elektriſch. Es kommen auch Zwillinge vor, welche die Gradendflächen P ihrer Oktaederſpitzen gegen einander kehren, ſonſt aber ganz parallel ſtehen, wenn hier die einſpringenden Winkel von s / s' ſich ausfüllen, ſo ſind es einfache an beiden Enden gleich ausgebildete Kryſtalle, die an ihren Arenpolen c nur analoge Elektricität zeigen, wäh - rend in der Mitte die antilogen Pole liegen.

Es wird ſehr leicht und ſtark durch Erwärmen elektriſch. Rieß er - hitzte es bis auf 40°, nach Hauy zeigte es ſogar noch bei eine bemerkbare Einwirkung auf die Magnetnadel von Coulombs Drehwage. Farblos bis weiß, oder doch nur mit zufälligen Farben, etwas ſtark glän - zend, H. = 5, Gew. 3,38. Durch Reibung phosphorescirend.

Vor dem Löthrohr zerſpringt es ſtark, beſonders nach der Gradend - fläche, auch kann man es kaum zum Schmelzen bringen, doch leuchten die Proben mit grünlichem Lichte, auf Kohle bekommt man einen ſchwachen Zinkbeſchlag, beſonders mit Soda behandelt. Mit Säure gelatinirt es ſtark. Daher wurde der lamellenförmige des Breisgau lange mit Faſer - zeolith verwechſelt.

2 Żn3 S⃛i + 3 Ḣ̶ mit 67 Żn, 25,6 S⃛i, 7,5 Ḣ̶.

Das Kieſelzinkerz kommt mit Galmei zuſammen auf Spalten im Kalkgebirge vor, der Uebergangskalk von Lüttich, Aachen, Iſerlohn ꝛc., der Muſchelkalk von Tarnowitz in Schleſien und Wiesloch am Südabhange des Odenwaldes, der Jurakalk von Bleiberg und Raibel ohnweit Villach und Kärnthen ſind berühmte Punkte. Gewöhnlich von Bleiglanz begleitet. Auch auf Bleiglanzgängen, wie z. B. zu Matlok in Derbyſhire oder Hofsgrund auf dem Schwarzwalde zeigt es ſich. Es ſoll zuweilen auch traubig ſein, doch die meiſten traubigen gehören zum Galmei. Uebrigens muß man ſich bei der Säureprobe in Acht nehmen, denn das Kieſelzinkerz löst ſich auch leicht und bildet dabei viel Bläschen, die man leicht als Brauſen auslegen könnte, ſo wie man jedoch mit etwas größern Proben Verſuche anſtellt, ſo bekommt man gleich eine ſteife Gallerte, die man nicht aus dem Glaſe ſchütten kann. Derbe Maſſen pflegen viel mit Gal - mei verunreinigt zu ſein.

311I. Cl. 10te Fam. : Dioptas.

Willemit Levy, fand ſich am Altenberg bei Aachen, wo er in kleinen gelben regulären ſechsſeitigen Säulen mit einem ſtumpfen Rhom - boeder von 128° 30′ in den Endkanten vorkommt. Ein deutlicher Blätter - bruch nach der Gradendfläche. Die Kryſtalle ſind aber ſo klein, daß man Mühe hat, ſie zu erkennen. Gew. 4,1, denn er iſt waſſerfrei und Żn3 S⃛i. Shepard’s gelblicher

Trooſtit mit Franklinit zu Sterling vorkommend, ſoll ein Rhom - boeder von 124° haben, und aus (Żn, Ṁn, Ṁg) 3 S⃛i beſtehen.

Hopeit Brewſter, ebenfalls vom Altenberge, aber noch ſeltener. Er wird 2gliedrig beſchrieben. Nach Levy eine geſchobene Säule M = a: b: c von 120° 26′; ein Paar auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt s = a: c: b macht 101° in c, dieſer Winkel ſteht dem Säulenwinkel M / M des Kieſelzinkerzes nahe. Doch ſoll das zugehörige Ok - taeder o = a: b: c eine vordere Endkante von 140° und eine ſeitliche von 106° 22′ haben, was ſich mit

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Kieſelzinkerz nicht in Uebereinſtimmung bringen läßt. Von den drei He - xaidflächen c: a: b, b = b: a: c und a = a: b: c iſt letztere ſo blättrig, daß der Perlmutterglanz an Strahlzeolith erinnert. Immer an beiden Enden gleich ausgebildet. Kalkſpathhärte, Gew. 2,7. Żn, Ḣ̶ und eine unbekannte Mineralſäure. Jacquot’s Mancinit von Man - cino bei Livorno ſoll zwei ungleiche Blätterbrüche von 92° haben, aber chemiſch mit Willemit ſtimmen.

8. Dioptas Hauy.

Werner’s Kupfer-Smaragd, wegen ſeines prachtvollen dunkeln Sma - ragdgrüns ſo genannt. Er kommt faſt nur in einem dreigliedrigen Dodekaid vor, mit 3 + 3 + 6 Kanten: die 3 Endkanten des Rhomboeders r = a: a: a meſſen 95° 33′, was einem Würfel nahe kommt, daher die 6 Zickzackkanten, welche die 2te Säule s = a: ½a: a: c mit dem Rhomboeder macht, 132° 14′. Folglich

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a = 0,9385 = 〈…〉 = lg 9,97243. Wenn man gegen die Endkanten des Rhomboeders ſieht, ſo bemerkt man in der Richtung des nächſten ſtumpfern Rhomboeders ein ſtarkes Licht, was auf einen blättrigen Bruch hinweist, der ſich mit dem Feder - meſſer darſtellen läßt, aber noch nicht ganz ſo deutlich als beim Flußſpath iſt. Hauy gründete auf dieſes innere Licht den Namen Dioptas. Das Rhomboeder des blättrigen Bruchs hat in den Endkanten 126° 1′. Berg - meiſter Credner (Leonhard’s Jahrb. 1839. pag. 404) fand von den 6 Zickzackkanten r / s die eine abgeſtumpft, die andere nicht, was auf eine merkwürdige Hemiedrie (Rhomboeder von Zwiſchenſtellung) hinweiſen würde. Man findet dieß allerdings zuweilen, und die Sache ſcheint da - durch noch ein Gewicht zu bekommen, daß ihr eine wenn auch undeutliche Streifung auf der Rhomboederfläche parallel geht. Es fällt übrigens auf, daß man ſo ſelten untergeordnete Flächen an dieſem merkwürdigen Dodekaide zu Geſicht bekommt.

312I. Cl. 10te Fam. : Kupfergrün.

Dunkel ſmaragdgrün, mit geringer Durchſichtigkeit, Härte 5, Gew. 3,2. Vor dem Löthrohr färben ſie die Flamme grün, beſonders wenn man ſie in Borax löst, das deutet auf Kupfer - und nicht auf Chromfärbung. Mit Soda auf Kohle kann man das Kupferkorn auch darſtellen. Sie ſchmelzen nicht, färben ſich aber ſchnell ſchwarz. Säure läßt ein Kieſel - ſkelett zurück.

Ċu3 S⃛i2 + 3 Ḣ̶ mit 38,7 S⃛i, 49,9 Ċu, 11,3 Ḣ̶.

Einziger Fundort das Land der mittleren Kirgiſenhorde zwiſchen Ural und Altai, die Kirgiſen nennen die Hügel Altyn-Tubeh am Flüßchen Altyn-Szu. Die fetten über ½ '' großen Kryſtalle brechen in einem dichten Kalkſtein mit Kalkſpath, und bröckeln gern von ihrer Unterlage ab. Herr - mann erſtattete am 23. Januar 1800 der Petersburger Akademie den erſten ausführlichen Bericht darüber und nannte ihn Achirit, nach einem Buchariſchen Kaufmann Achir Mahméd, welcher 1785 einen ganzen Sack voll aus der Steppe nach Semipalatinsk am Irtyſch brachte, und für Eiſenvitriol hielt, während Ferber darin Smaragde erkennen wollte. Nova Acta Acad. Petropolitanae XIII. pag. 339.

Das Kupfergrün Wr. Ċu3 S⃛i2 + 6 Ḣ̶ (Kieſelkupfer) bildet fein traubige Maſſen, mit opalartigem Bruch und ſpangrüner Farbe. Härte 2 3, Gew. 2,2. Verhält ſich chemiſch wie Dioptas. Stücke in heiße Salzſäure geworfen werden bald an den Kanten durchſcheinend, weil die Kieſelerde zurückbleibt, die zwiſchen den Zähnen noch knirſcht. Ausge - zeichnet kam das ſpangrüne auf dem Herrenſeegen im Schwarzwalde mit Ziegelerz und Kupferkies vor, nicht minder ſchön das von Poloma in Ungarn. Wenn ſie Eiſen aufnehmen, ſo werden ſie piſtacien - und dunkel olivengrün (Werner’s Eiſenſchüſſiges Kupfergrün). Höchſt intereſſant in dieſer Beziehung iſt das Kupfergrün und Kupferblau aus den Turjinſchen Kupfergruben bei Bogoslowsk zwiſchen dem 59° und 60° Breitengrade im Ural. Die laſurblaue dichte Subſtanz iſt matt, und erinnert nicht blos durch ihre Farbe an erdige Kupferlaſur, ſondern ſie braust auch noch ſtark in kalter Säure, läßt aber bereits ein Kieſelſkelett zurück. Dieſes ſchöne Blau wird nun rings von lauchgrünem eiſenſchüſſigem Kupfer - grün umgeben, das Opalglanz hat, und mit Salzſäure durchaus nicht mehr braust. Grün und Blau ſetzen ſcharf an einander ab, ſind nur durch einen engen lichtern Streif von einander getrennt. Das ſo gebil - dete Lauchgrün wird dann wieder zerſetzt, und nimmt ein erdiges himmelblaues Ausſehen an. Man ſieht hier alſo ganz klar, wie die grüne Maſſe durch Umwandlung aus der blauen entſteht. Das Kupfer - grün kommt noch in, wie es ſcheint, 2gliedrigen Afterkryſtallen von 112° vor, die Säulen ſind lang, aber durch die ſtark ausgedehnten Abſtumpfungs - flächen der ſcharfen Kanten ſehr breit gedrückt (G. Roſe Reiſ. Ural. I. pag. 412). Dieſelben kommen auch beim dortigen Malachit vor, und man weiß nicht, welchem Mineral ſie angehören. Hauy ſcheint ſchon dieſelben gekannt zu haben, hielt ſie aber fälſchlich für wirkliche Kryſtalle des Ku - pfergrüns. Die Gränze nach den Saliniſchen Kupfererzen iſt nicht genau feſt zu ſtellen.

313I. Cl. 10te Fam. : Helvin, Wismuthblende.

9. Helvin Wr.

Von Mohs in Null’s Mineralien-Kabinet I. 92 als Anhang zum ge - meinen Granat von Annaberg beſchrieben. Später gab ihm Werner den Namen nach ſeiner gelben Farbe (ἥλιος Sonne). Hoffmann Mineral. VI. b. pag. 112.

Tetraedriſch, die kleinen nur wenige Linien großen Kryſtalle zeigen faſt immer das einfache reguläre Tetraeder. Spuren von Gegen - tetraeder bringen das Oktaeder nie ins Gleichgewicht. Sie liefern daher für die nicht gewöhnliche Tetraederform ein vortreffliches Beiſpiel. Nicht ſonderlich blättrig. Wachsgelb. Härte 6, Gew. 3,2. Erinnert wohl durch ſein Ausſehen an Granat, daher von Mohs tetraedriſcher Granat genannt.

Höchſt merkwürdige chemiſche Zuſammenſetzung von Ch. Gmelin (Chemiſche Unterſuchungen des Helvins. Tübingen 1825) nachgewieſen. In Salzſäure erhitzt entwickelt er einen ſehr deutlichen Geruch nach Schwefelwaſſerſtoff, was auf eine Schwefelverbindung hinweist, bildet dabei aber auch eine Kieſelgallerte. Vor dem Löthrohr auf Kohle ſchmilzt er in der innern Flamme zu einer gelben Perle. Mit Borax Mangan - reaktion. Die zwei Analyſen ergaben: 33,2 und 35,3 S⃛i, 12 und 9,5 Thonerdehaltige Beryllerde, 31,8 und 29,3 Ṁn, 14 M̍n, 5,6 und 8 Ḟe. G. Roſe conſtruirt daraus die Formel (Ṁn, Ḟe) 3 S⃛i2 + B̶⃛e S⃛i + M̍n Ṁn.

Kam früher auf einem Lager im Gneuſe von Schwarzenberg im Sächſiſchen Erzgebirge vor: das Geſtein, worin er eingeſprengt iſt, ſieht ſehr unrein und verwittert aus. Dieſe Gegend des durch ſeinen Smirgel bekannten Ochſenkopfs ſcheint bis jetzt die Haupt-Fundſtätte zu ſein, wie auch die Verbindung eines Schwefelmetalls mit Silicaten einzig iſt. Breit - haupt vermuthet, daß der tetraedriſche

Achtarandit mit dem Wilui-Groſſular an der Achtaranda vor - kommend Afterkryſtall vom Helvin ſei, weil er dem Helvin auf Unver - hofft-Glück an der Achte bei Johann-Georgenſtadt gleiche (Leonhard’s Jahrb. 1853. 569).

Anhang.

Zum Schluſſe gibt es noch eine ganze Reihe von Silicaten, gemiſcht mit andern Salzen, die man nicht gut unterbringen kann.

Wismuthblende Breithaupt (Kieſelwismuth) könnte man bei der Blende abhandeln. Denn die kleinen braungelben Kryſtalle haben ebenfalls einen ſechsfachen Blätterbruch, und Breithaupt fand ein Pyramidentetraeder a: a: ½a mit 146 $$\frac{1}{2}$$ ° in den Pyramidenkanten. Die Tetraederkanten durch die Würfelflächen gerade abgeſtumpft. Ausgezeichnete Zwillinge, worin die Tetraederkanten ſich rechtwinklig kreuzen. Darunter ſonderbarer Weiſe auch Drillinge, worin die Tetraederkanten ſich unter 60° ſchneiden, und von der Würfelfläche her geſehen einen ſehr regelmäßigen ſechsſtrahligen Stern bilden. Demantglanz. H. = 5, Gew. 6. Von Blende unter - ſcheidet ſie ſich ſchnell durch ihre leichte Schmelzbarkeit (daher auch Eu -314I. Cl. 10te Fam. : Eudialyt, Leukophan.lytin genannt), wobei ſich auf Kohle der gelblichbraune Wismuthbeſchlag um die Probe abſetzt. 22,2 S⃛i, 69,4 B̶⃛i, 3,3 ˙˙˙˙˙, etwas Flußſäure, F̶⃛e ꝛc. Man gibt ihr daher die Formel 2 B̶⃛i2 S⃛i5 + B̶⃛i2 ˙˙˙˙˙. Auf Kobaldgängen zu Schneeberg mit gediegenem Wismuth und Wis - muthocker. Rein ſchwefelgelbe ſphenartige Kryſtalle dabei nannte Breit - haupt Ateleſtit.

Eudialyt Weiß Verh. Berl. Geſ. Nat. Freunde I. 197 (εὐδιάλυτος wohllöslich, weil er in Salzſäure ſich aufſchließen läßt). Kryſtalle ſelten. Nach Levy (Edinb. phil. Journ. 1825. XII. 81) ein ſcharfes Rhomboeder P mit 73° 40′ in den Endkanten gibt a = 0,477 = 〈…〉 = lg 9,67865. Die Gradendfläche a' deutlich blättrig. Außerdem die

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beiden ſechsſeitigen Säulen, die 1ſte e2 = a: a: a: c, und die zweite d' = a: ½a: a: c, und noch drei Rhomboeder: das nächſte ſchärfere e '= ½a': ½a ': a, das nächſte ſtumpfere b' = 2a': 2a ': a und das 2te ſtumpfere a2 = 4a: 4a: a.

Granatartige Farbe mit einem ſtärkern Stich ins Blau als Colombinroth, daher von Mohs auch rhom - boedriſcher Almandinſpath genannt. H. = 5, Gew. 2,9.

Schmilzt zu einem lichtgrünen Email. Wenn man 1,2 Cl vernachläſſigt, ſo kommt etwa die Formel 2 (Ċa, Ṅa, Ḟe) 3 S⃛i2 + Z̶⃛r S⃛i2. Die 16,9 Zirkonerde erklärte ſchon Hauy aus dem beibrechenden Zirkon, und wegen des 13 Ṅa, das etwas Kalihaltig iſt, hielt er das Mineral für Sodalit, mit welchem es zuſammen im Zirkonſienit von Kangerd - luarſuk in Grönland bricht, wo es Gieſeke fand. Siehe auch L. Svan - berg Pogg. Ann. 66. 309.

Leukophan Esmark aus dem Sienit von Lamö im Langeſundsfjord ſoll nach Weybie (Leonh. Jahrb. 1849. pag. 773) eingliedrig ähnlich dem Kupfervitriol kryſtalliſiren. Zwei ungleich blättrige Brüche M / T ſchneiden ſich unter 115°, gegen dieſe neigt ſich unter verſchiedenen Winkeln eine ſehr deutlich blättrige doppelt ſchiefe Endfläche. Grünlich gelbe Farbe, in gewiſſen Richtungen mit einem weißen Lichtſchein, Härte 4, Gew. 3. Schmilzt zu einer ſchwach violblauen Perle Ċa3 S⃛i2 + B̶⃛e S⃛i + Na F̶l mit 11,5 B̶⃛e, 6,1 Fl. Vergleiche auch Scheerer’s

Melinophan, gelb, im Zirkonſienit von Fredriksvärn, Erdmann Journ. prakt. Chem. 55. 449.

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Zweite Claſſe. Saliniſche Steine und Erze.

Die Silikate ſind freilich auch Salze, und folglich ſaliniſch. Allein da die Kieſelſäure jene auffallenden Unterſcheidungsmerkmale hat, ſo ſcheint es nicht unpaſſend, unter dem Namen ſaliniſch vorzugsweis alle diejenigen Verbindungen zuſammenzufaſſen, deren Sauerſtoffſäure nicht Kieſelerde iſt. Zu weitern Unterabtheilungen bieten ſich dann die Säuren oder die Baſen dar. Leider vertreten viele Baſen ſich ſo leicht unter einander, daß es nicht möglich iſt, ihnen allſeitig ſichere Gränzen zu ziehen. So angenehm es auf der andern Seite auch wieder ſein mag, beſonders bei den techniſch wichtigen Subſtanzen, die Baſen nicht zu trennen: ſo würden die Kalke, die Baryte, die Eiſen -, Kupfer - und Bleierze ꝛc. gute Gruppen bilden, und Hr. Profeſſor Weiß hat in ſeinen Vorträgen die ſaliniſchen Steine von den ſaliniſchen Erzen ſcharf getrennt gehalten. Andererſeits ſind die Säuren, wenn gleich von geringem techniſchen Nutzen, für die Formbildung der Kryſtalle von größter Bedeutung, oft ſcheint es, als wenn die Baſis ſich blos paſſiv und nur die Säure aktiv verhalte. Dazu kommt, daß in Beziehung auf Baſen ſich dieſe Klaſſe von der vorigen kaum unterſcheidet. Zwar kommt die A̶⃛l und ihre Verwandten nicht häufig, Ċa, Ḃa, Ṡr herr - ſchen mehr, allein das ſind Sachen von ſehr untergeordneter Bedeutung. Dagegen treten die Säuren, kaum bei den Silikaten angedeutet, in ge - ſchloſſenen Reihen hier und nicht wieder auf. Oben an

1. die Kohlenſäure . Sie dringt als ſchweres erſtickendes Gas aus unzähligen Spalten der Erde hervor, ſpielt bei Vulkanen eine merkwürdige Rolle, und war in den Säuerlingen ſchon lange Zeit als Luftſäure den Mineralogen bekannt, ehe man ihre Eigenſchaften kannte. Durch die Kalkgebirge wird ſie in ungeheuren Mengen gebunden, und gibt ſich hier leicht mit Brauſen durch Säure zu erkennen, was ſchon Agricola als Kennzeichen anführt. Trotz ihrer Gasform frißt ſie die verſchiedenſten Steine und Erze an, und wirkt zerſetzend ein. In den obern Teufen der Gänge ſpielen daher Carbonate der verſchiedenſten Art eine Hauptrolle.

2. Die Schwefelſäure S⃛ findet ſich in größerm Vorrath immer an den Kalk gebunden und trägt ſo zur Bildung von Gyps - und Anhydrit - gebirgen weſentlich bei. Dieſe ſcheint meiſt aus dem Urmeere zu ſtammen. Vereinzelt aber ſehr verbreitet bindet ſie der Schwer - und Strontſpath. Außerdem entſteht ſie durch Zerſetzung der Schwefelmetalle in Bergwerken, als Sublimationsprodukt der Vulkane ꝛc.

316II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.

3. Die Phosphorſäure ˙˙˙˙˙, merkwürdig durch ihren Iſomorphismus mit ˈˈˈs, die man daher auch neben einander aufführen muß, iſt in Hin - ſicht auf Maſſe den beiden genannten weit untergeordnet. Sie nimmt aber wegen ihrer Rolle, welche ſie im thieriſchen Organismus ſpielt, un - ſere Aufmerkſamkeit in doppelten Anſpruch.

4. Die Salzbilder Fluor F̶l, Chlor C̶l, Jod und Brom B̶r ſpielen eine ſehr ungleiche Rolle. Das Fluor ſchon bei vielen Silicaten wichtig, lagert ſich im Flußſpath in größern Mengen ab, während das Chlor hauptſächlich ſich an das Steinſalz bindet.

5. Die Borſäure B⃛ bildet zwar nur eine kleine, aber ganz intereſſante Gruppe.

Von Metallſäuren ſind Chromſäure C⃛r, Wolframſäure W⃛, Molybdän - ſäure M⃛o inſonders wegen der Bleiſalze hier aufzuführen, während ihre Oxyde wohl bei den Oxydiſchen Erzen die beſſere Stelle finden, wenn gleich über Oxyd oder Säure eine richtige chemiſche Deutung nicht immer möglich iſt. Das ſind Schwierigkeiten, wovon keine Syſtematik ſich be - freien kann.

Uebrigens darf man auch hier das Beſtreben nicht aufgeben, ſo viel als möglich das Aehnliche zuſammen zu bringen. Dieß gelingt nament - lich bei den künſtlichen Salzen am wenigſten, denen im Grunde genommen unter den Mineralen ihr Platz nicht verſagt werden kann.

Weil es dieſer Klaſſe an Kieſelerde fehlt, ſo ſind die dahin gehö - rigen Minerale im Allgemeinen leicht aufſchließbar, das erleichtert die chemiſche Unterſuchung beſonders auf naſſem Wege außerordentlich.

Kohlenſaure ſaliniſche Steine.

1. Kalkſpath.

Calx (χάλιξ) hieß bei den Lateinern im Allgemeinen Stein, Plinius hist. nat. 36. 53 braucht es dann ausdrücklich für unſern Kalkſtein: mirum, aliquid poslquam arserit accendi aquis (wunderbar, daß etwas, nachdem es gebrannt, durch Waſſer angezündet werden kann). Die kryſtalliniſchen hießen bei den Bergleuten ſchlechthin Spath, Spatum lapis Agricola pag. 518, und es nimmt Wunder, daß wir dieſen bei den Alten nicht ſicher wieder erkennen. Scheuchzer glaubt, es ſei Androdamas (quadrata semperque tessulis similis Plinius hist. nat. 37. 54 ), Agricola nennt ihn Rhombites, und ſeit Bartholin am Crystallus Islandicus 1669 die doppelte Strahlenbrechung erkannte, beſchäftigten ſich die ausgezeichnetſten Phyſiker mit der Beſtimmung ſeiner Winkel. Seine Figuren haben das Auge der Bergverſtändigen auf ſich gezogen, und obgleich Cronſtedt noch 1758 keine große Hoffnung hegte, daß etwas Weſentliches daraus werde, ſo hatte doch Bergmann 1773 ſchon den Schlüſſel gefunden, welcher Hauy zu ſeinen bewunderungswürdigen Entdeckungen führte. Dieſer begann ſein Mineralſyſtem nicht nur mit dem Chaux carbonatée, ſondern ſetzte daran auch ſeine ganze Theorie auseinander: ohne Kalkſpath würde die Kryſtallo - graphie vielleicht noch lange verborgen geblieben ſein.

317II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.

Kryſtallſyſtem rhomboedriſch. Das RhomboederP = a: a: a: c ſehr blättrig, und ſo leicht darſtellbar, daß der Spath nur in Parallelepipede von 105° 5′ in den Endkanten zerſpringt, daraus folgt a = 1,1705 = 〈…〉 = lg 0,06839. Gibt Neigung P gegen die Axe c 45° 20′; der Endkante P / P gegen die Axe c 63° 44′, alſo der ſtumpfe Winkel des Hauptſchnitts 109° 4′ (faſt Oktaederwinkel), der ſtumpfe Flächenwinkel 101° 55′. Schon Huygens fand die Rhomboederkante zu 105°, Romé de l’Isle nahm den ebenen Winkel zu 102° 30′, Hauy rechnete die Kante zu 104° 28′ 40″, und die Ebene zu 101° 32′ 13″, von der Vorausſetzung ausgehend, daß P mit der ſechsſeitigen Säule und Gradendfläche gleiche Winkel mache, ſich alſo unter 45° zur Axe c neige, woraus c: s = 1: 1 folgt, während dieß Verhältniß 1: 1,0137 iſt, wie Wollaſton 1809 bewies, indem er am Ende der Description of a reflective Goniometer als einziges Beiſpiel den Kalkſpath anführt, für welchen er 45° 20′ als Neigung der Fläche P gegen Axe c feſtſetzte, was jetzt allgemein angenommen wird. Das Rhom - boeder tritt ſelten ſelbſtändig auf, und wenn es vorkommt, ſind ſeine Flächen matt. Man findet es am St. Gotthardt, bei Neudorf auf dem Unterharz auf Bleiglanzgängen, in 3″ großen Kryſtallen im Siluriſchen Kalk von Slichow bei Prag. Sehr merkwürdig iſt das Gegenrhomboeder e½ = a': a': a: c, das rauhflächig bei Andreasberg vorkommt. Der blättrige Bruch durch c gelegt, halbirt die Zickzackkanten. Durch die Ver - bindung des Haupt - und Gegenrhomboeders entſteht ein Dihexaeder von 138° 53′ in den Endkanten.

Die Gradendfläche a' = c: a: a: a ſtumpft die End - ecke mit gleichſeitigem Dreieck ab, ſie hat gewöhnlich ein mattweißes ſchief - riges Ausſehen, iſt ſogar nicht ſelten weicher als die übrigen Flächen. Hauy nahm ſie für blättrig, und im Schieferſpath von Norwegen, ſchnee - weiß und krummblättrig, meint man wirklich einen blättrigen Bruch an - nehmen zu ſollen. Auch die Andreasberger Säulen werden recht ſchilferich. Während der zerreibliche Schaumkalk (Karſten’s Aphrit) aus dem Zechſtein von Gera und Eisleben nichts als in Ċa verwandelter Gyps iſt. Wenn ſich die Gradendfläche mit dem Rhomboeder verbindet, wie am St. Gott - hardt, ſo entſtehen ausgezeichnete dreigliedrige Oktaeder.

Die erſte ſechsſeitige Säule e2 = a: a: a: c ſtumpft die Seitenecken des Rhomboeders ab, indem es die 2 Zickzackkanten in 1 und die Endkante in ½ ſchneidet. Mit Gradendfläche kommen ſie ausge - zeichnet bei Andreasberg vor, dieſelben werden zuweilen papierdünn, und haben in der Gradendfläche eine weiße wie durch Verwitterung erzeugte Farbe, die nicht ganz zur Mitte der Säule vordringt. Der blättrige Bruch ſtumpft daran die Endkanten abwechſelnd ab. Viel ſeltener findet man die 2te ſechsſeitige Säule d1 = a: ½a: a: c in Ausdehnung, Dufrénoy bildet ſie von Cumberland mit dem Hauptrhomboeder ab, da ſie die Zickzackkanten deſſelben gerade abſtumpft, ſo entſteht dadurch ein ausgezeichnetes dreigliedriges Dodekaid. Der blättrige Bruch ſtumpft dann die Endecken abwechſelnd ab. 6 + 6kantige Säulen ſind ſelten, doch findet man an den Dreikantnern von Andreasberg und Cumberland hin und wieder a: a: ½a: c, ſelten die Hauy’ſche Fläche a: ¼a: a: c. 318II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.Sie runden die Seitenkanten der Rhomboeder und Dreikantner oft ganz cylindriſch, und ſind daher gewöhnlich keiner ſcharfen Beſtimmung fähig.

Von den Rhomboedern zieht vor allem die ſogenannte Haupt - reihe das Augenmerk auf ſich. Dahin gehört das erſte ſtumpfere b' = 2a ': 2a': a (134° 57′), welches gewöhnlich in ſymmetriſchen Pentagonen die Enden der erſten ſechsſeitigen Säule bildet. Man erkennt es ſehr leicht an der Lage des Blätterbruchs, welcher in die Diagonalzonen fällt, denen gewöhnlich eine auffallende Streifung entſpricht, wodurch die Pentagone bauchig werden. Schon Linné war auf dieſe Pentagone aufmerkſam, denn ſie gehören mit zu den verbreitetſten Vorkommniſſen auf Erzgängen, in Spalten des Kalk - gebirges, in Achatdruſen von Oberſtein, Waldshut am ſüdlichen Schwarz - walde ꝛc. Zu Druſen gruppirt kommen die Rhomboeder auch ſelbſtſtändig vor, unter andern ſehr ſchön zu Neudorf auf dem Unterharz. Bei mitt - lerer Ausdehnung bilden auch die Säulenflächen ſymmetriſche Pentagone, wir haben dann ein 3 + 3flächiges Pentagondodekaeder.

Das 2te ſtumpfere Rhomboeder 4a: 4a: a wird zwar erwähnt, gehört aber zu den Seltenheiten.

Das erſte ſchärfere e '= ½a': ½a ': a fällt in die Diagonalzone des blättrigen Bruchs, derſelbe muß alſo ſeine Endkanten gerade abſtumpfen, woran man es leicht erkennt. Man findet es häufig aufgewachſen, beſonders in Kalkgebirgen der Jura - und Muſchel - kalkformation. Am merkwürdigſten ſind aber die ſogenannten kryſtalli - ſirten Sandſteine von Fontainebleau, worin der Kalkſpath nur , der Quarzſand dagegen beträgt, dennoch kommen die Rhomboeder in größter Regelmäßigkeit vor, auch verräth der Spiegel in den Kanten das Weſen der Form. Es ſind eigentlich Kalkconcretionen in einem Tertiärſande, daher bilden ſie große Knollen aus verwachſenen Rhomboedern, worunter ſich auch viele Einzelkryſtalle, regelmäßig wie Modelle, zeigen. Hauy nannte es Rhomboèdre inverse (Invertirungsrhomboeder), weil es nach ſeiner Rechnung den ſtumpfen Flächenwinkel von 104° 28′ 40″ und den ſtumpfen Seitenkantenwinkel von 101° 32′ 13″ mit den Winkeln, Kanten - und Flächenwinkeln, des Hauptrhomboeders vertauſche. Auch der Hauptſchnitt hat die gleichen Winkel von 108° 26′ 6″, nur fällt jetzt der ſtumpfe Winkel nicht in die End - ſondern in die Seitenecke. In gleicher Verwandtſchaft ſteht das 1ſte ſtumpfere mit dem 2ten ſchärfern, überhaupt das nte ſtumpfere mit dem n + 1ten ſchärfern. Dieſes ſchöne Verhältniß fällt aber, ſobald P gegen c nicht mehr 45° geneigt iſt: denn nach Wollaſton beträgt die Endkante des Rh. inverse 78° 51′, während der ſcharfe Flächenwinkel des blättrigen Bruchs nur 78° 5′ macht, ſo daß eine kleine Differenz bleibt.

Das 2te ſchärfere e3 = ¼a: ¼a: a (65° 50′) bindet ſich hauptſächlich an den gewöhnlichen Dreikantner d2, in deſſen ſcharfen Endkanten es liegt, der Dreikantner muß folglich die Endkanten zuſchärfen. In unſern ſchwäbiſchen Muſchelkalken (beſonders an der Wutach) findet man häufig dieſes Rhomboeder vorherrſchen. Da es mit dem erſten ſtumpfen Rhomboeder die Winkel vertauſcht, ſo beträgt der ebene Winkel in der Endecke ungefähr einen halben rechten, was das Auge leicht be - urtheilt. Das319II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.3te ſchärferee $$\frac{5}{3}$$ = a ': a': a (61° 33′) findet ſich nur untergeordnet meiſt am erſten ſchärfern, woran es die Seitenecken abſtumpft. Dagegen iſt das 4te ſchärferee $$\frac{11}{5}$$ = $$\frac{1}{16}$$ a: $$\frac{1}{16}$$ a: a (60° 20′) in Verbindung mit dem erſten ſtumpfern 2a ': 2a' gar nicht ungewöhnlich in Spalten des ſchwäbiſchen Jurakalkes ꝛc. Beim erſten Anblick kann man es für eine Säule halten, allein die Kanten convergi - ren, obgleich ſie vom Winkel der regulären ſechs - ſeitigen Säule nur ¼° abweichen (119° 40′). Hauy unterſchied zwei Rhomboeder dieſer Art: ein

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dilaté Blaubeuren.

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contracté Waldshut.

contracté e $$\frac{9}{4}$$ = $$\frac{1}{13}$$ a: $$\frac{1}{13}$$ a: a (60° 36′), weil die Flächen ſich unter der Baſis des Endpentagons verengen, und ein dilaté e $$\frac{9}{5}$$ = $$\frac{1}{14}$$ a': $$\frac{1}{14}$$ a': a (60° 31′), weil die Flächen ſich unter der Baſis erweitern. Wenn dieſe Convergenz oder Divergenz ſich immer ſo deutlich beobachten ließe, als ſie gezeichnet wird, ſo folgte daraus, daß beide Rhomboeder verſchiedenen Ordnungen angehören müßten. Hauy konnte die Sache nicht durch Meſſung beſtä - tigen, ſondern er ſchloß es nur, weil hierauf die einfachſten Ausdrücke $$\frac{9}{4}$$ und $$\frac{9}{5}$$ führten. Bei Seitenkantenwinkeln, die ſich ſo nahe liegen, wie 119° 24′, 119° 29′ und 119° 40, kann auch heute das Reflexionsgonio - meter um ſo weniger entſcheiden, als der Glanz der Flächen ſich gewöhn - lich nicht ſonderlich zum Meſſen eignet. Man könnte daher alle unter dem 4ten ſchärfern vereinigen, das vermöge ſeiner Ableitung die Wahr - ſcheinlichkeit für ſich hat. Das dilaté e $$\frac{9}{5}$$ könnte dann das Gegenrhom - boeder e $$\frac{17}{31}$$ = $$\frac{1}{16}$$ a': $$\frac{1}{16}$$ a': a ſein. Prof. Zippe geht ſogar noch weiter, er unterſcheidet ein e $$\frac{19}{9}$$ = $$\frac{1}{28}$$ a: $$\frac{1}{28}$$ a: a mit 60° 9′ in den Endkanten, und folglich 119° 51′ in den Seitenkanten.

Von Rhomboedern außer der Hauptreihe führe ich nur noch zwei als wichtig an: Hauy’s mixte e $$\frac{3}{2}$$ = a ': a': a (63° 51′). Da es die ſtumpfen Kanten des gewöhnlichen Dreikantner’s abſtumpft, ſo findet es ſich öfter. Von dem 2ten ſchärfern ¼a unterſcheidet man es leicht durch die Lage des blättrigen Bruchs, der wie die Kanten liegt. Das cuboide e $$\frac{4}{5}$$ = a ': a': a hat 88° 18′ in den Endkanten, unterſcheidet ſich daher nur um 42′ vom Würfel. Es kommt bei Andreasberg, mit Ichthyophthalm auf den Faröer Inſeln ꝛc. vor. Letztere kann man wegen ihrer röthlichen Farbe leicht mit Flußſpath verwechſeln. Von genauer Beſtimmung kann aber wegen der bauchigen Flächen kaum die Rede ſein.

Die Dreikantner ſpielen ſelbſtſtändig und untergeordnet eine überaus wichtige Rolle, vor allem Hauy’s mélastatique b2 = a: a: ½a: c. Er ſchärft die Zickzackkanten des Hauptrhomboeders im Verhältniß 2: 1 zu. 320II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.Daher fällt der blättrige Bruch in die Zickzackkanten von 132° 58′; die ſtumpfen Endkanten 144° 24′, die ſcharfen 104° 38′. Nach Hauy’ſcher Rechnung ſtimmte der Winkel der Zickzackkanten mit den Endkanten des Hauptrhomboeders und der ſtumpfe ebene Winkel der Flächen mit dem ſtumpfen des Hauptrhomboeders, dieſes ſchönen Verhältniſſes wegen nannte er den Körper métastatique winkelübertragen.

Sehen wir auf die unterſte Projektionsfigur auf pag. 78, ſo tritt das Verhältniß der Rhomboeder zum Dreikantner ſogleich in die Augen: mit jedem ſind uns zugleich noch vier weitere Rhomboeder gegeben: zwei davon ſtumpfen die abwechſelnden Endkanten gerade ab, und zwei gehen den abwechſelnden Endkanten parallel (liegen auf der Projektion in den abwechſelnden Endkanten). Nehmen wir den Hauptdreikantner 〈…〉 , ſo wird die ſcharfe Endkante in 〈…〉 durch das nächſte ſchärfere Rhomboeder 〈…〉 , und die ſtumpfe in 〈…〉 durch a: a: a gerade abgeſtumpft, man darf alſo den Coefficienten von b nur mit 2 multipliciren. Dagegen liegt in den abwechſelnden ſcharfen Endkanten das 2te ſchärfere 〈…〉 , und in den abwechſelnden ſtumpfen 〈…〉 , beider Zei - chen entſprechen daher den Coefficienten von b. Da nun ferner in den Seitenkanten das Hauptrhomboeder liegt, von der 2ten ſechsſeitigen Säule nicht zu ſprechen, ſo haben wir die Reihe 〈…〉 und außerdem 〈…〉 mit dem zugehörigen ſtumpferen 〈…〉 . Hr. Profeſſor Zippe hat dieſe Rhomboeder nicht unpaſſend die verhüllten genannt, und da er 85 verſchiedene Dreikantner zuſammenbringt, ſo kann man daraus auf den Reichthum ſchließen, wenn auch darunter gar manche unſicher ſein mögen. Uebrigens kommen die genannten des Hauptdrei - kantners auch häufig (enthüllt) vor, und je häufiger ein Dreikantner, deſto wahrſcheinlicher auch ſeine enthüllten Rhomboeder. Wir wollen nach der Methode des Hrn. Prof. Weiß einmal die wichtigſten Dreikantner aus der Kantenzone des Hauptrhomboeders zuſammenſtellen. Die Sache iſt jetzt ſehr erleichtert durch die gelehrte Abhandlung des Hrn. Prof. Zippe im III. Bande der Denkſchriften der Kaiſerl. Akad. der Wiſſen - ſchaften: Ueberſicht der Kryſtallgeſtalten des rhomboedriſchen Kalk-Haloides, worin 700 Varietäten dieſes Minerals mit 42 verſchiedenen Rhomboedern, 85 Dreikantnern, 7 Dihexaedern und mehreren Säulen mathematiſch be - ſtimmt ſind. Dr. Ferd. Hochſtetter hat dann im VI. Bande derſelben Denkſchriften den ganzen Reichthum von Flächen in einer großen Projek - tionsfigur zuſammengefaßt, die dem Manne vom Fach um ſo willkommener ſein muß, als derartige Arbeiten bei tiefer Sachkenntniß auch eine nicht gewöhnliche techniſche Fertigkeit verlangen. Uebrigens genügt zum ſchnellen321II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.Verſtändniß auch eine kleine Figur, wie nachfolgendes Stück zeigt, worin nur eine Kantenzone etwas vollſtändiger ausgeführt wurde.

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Quenſtedt, Mineralogie. 21322II. Saliniſche Steine: Kalkſpath.

Die Zeichen haben folgende Bedeutung: Alles, was in der Projek - tionsfigur zwiſchen die 2te Säulenfläche bb und das Hauptrhomboeder baa fällt, ſchärft die Seitenkanten des Hauptrhomboeders zu. Nächſt der Säule liegen die Linien $$\frac{1}{7}$$ bis ¼ (Nro. 1 4) ſehr gedrängt, ihre zuge - hörigen Flächen können daher leicht mit einander verwechſelt werden; von bis 4 (Nro. 5 10) bleibt dagegen größerer Zwiſchenraum, die Kanten -323II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.winkel weichen folglich bedeutender von einander ab. Auf dieſen Flächen ruht alſo das Hauptintereſſe für den Beobachter in der Natur. Weiter hinaus drängen ſie ſich wieder mehr zuſammen, und werden folglich ver - wechſelbarer. Die Projektion aller dieſer Flächen Nro. 1 bis Nro. 12 geht aber höchſt leicht von Statten, in dem man nur das vorderſte und letzte Glied, welches in allen b iſt, ins Auge faßt, und dann auf der von b entfernteſten Axe die a der Reihe nach aufträgt. Da durch zwei Punkte der Ausdruck der ganzen Linie gegeben iſt, ſo müſſen die gewon - nenen Sektionslinien die Axen gemäß der Formel ſchneiden. So entſtehen nun in höchſt eleganter Weiſe die Brüche der Primzahlen. Der Drei - kantner Nro. 7 hat 1, 2, 3 und 5, jede darüberſtehende Nummer gibt eine Primzahl weiter, Nro. 6 gibt 7, Nro. 5 11, Nro. 4 13 ꝛc., ſo daß alſo die Länge der Linien ſich von ſelbſt findet. Gehen wir über die Rhom - boederflächen baa hinaus zur

zweiten Abtheilung, ſo liegen zwiſchen ihm und dem Dihexaeder Nro. 19 die Flächen von Nro. 13 Nro. 19 gleichfalls im ſchönſten Geſetz: wir gehen jetzt wieder von b aus, müſſen nun aber entweder un - mittelbar links neben b die vorderſten Glieder 10a 3a auf der über a' hinaus verlängerten aa 'abtragen, woraus ſich dann auf a rechts die Stücke ergeben, oder da wir bereits alle Zahlen in der Figur haben, die Stücke $$\frac{10}{9}$$ a bis $$\frac{3}{2}$$ a unmittelbar auftragen. Die

dritte Abtheilung zwiſchen Dihexaeder und nächſtem ſtumpferen Rhomboeder Nro. 20 Nro. 23 zählt nur wenige, und alle gehören der 2ten Ordnung an, denn ſie legen ihre ſtumpfen Endkanten wie die ſcharfen der erſten Ordnung. Die Zahlenreihe ſchließt ſich unmittelbar an die des Diheraeders an, denn ſetzt man $$\frac{3}{2}$$ a = $$\frac{6}{4}$$ a, ſo folgt Nro. 20 mit $$\frac{8}{5}$$ a', Nro. 21 mit $$\frac{10}{6}$$ a', .... $$\frac{12}{7}$$ , $$\frac{14}{8}$$ .... Nro. 22 mit $$\frac{16}{9}$$ a', Nro. 23 mit $$\frac{18}{10}$$ a', aber zuletzt drängen ſich die Glieder außerordentlich.

Während nun Nro. 1 Nro. 23 offenbar der einfachſten Zahlen - entwickelung angehören, bilden Nro. 24 Nro. 34 noch mehrfache Zwi - ſchenglieder. Ich habe einige davon links hingetragen: $$\frac{3}{2}$$ a und $$\frac{5}{2}$$ a bilden mit ½, $$\frac{2}{2}$$ und $$\frac{4}{2}$$ eine Reihe, und ſie fallen gerade in größere Zwiſchen - räume. Viel ſchlechter fügen ſich ſchon die Drittel, ſo liegt z. B. $$\frac{8}{3}$$ a der $$\frac{5}{2}$$ a ſo nahe, daß man ſie kaum neben einander zeichnen kann: hier begeht man keinen Fehler, wenn man das eine für das andere ſetzt. Auch laſſen ſich dieſe Fälle nicht durch Beobachtung ſondern nur durch ſolche allge - meine Erwägung zur wahrſcheinlichen Entſcheidung bringen.

Haben wir auf dieſe Weiſe die Dreikantner feſtgeſtellt, ſo wollen wir zur tiefern Einſicht die zugehörigen Rhomboeder neben einander ſtellen, der Kürze wegen aber nur eine Axe aufführen, welche zur Bezeichnung vollkommen genügt:

21*324II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.

Stellen wir einige dieſer Rhomboeder zuſammen! So fällt gleich die Hauptreihe 〈…〉 , a, 2a ', 4a, 8a', 16a in die Augen, a und 2a 'ſind zwar nicht verzeichnet, allein es ſind dieſe das 5 und 6te allen gemein - ſame Rhomboeder. Zu gleicher Zeit finden ſich auch die Gegenrhomboeder325II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath. 〈…〉 , a', 2a, 4a 'vor. Eine zweite Reihe bilden 〈…〉 , die ſchon beim Hauptdreikantner Nro. 7 durch 〈…〉 eingeleitet iſt. Dann folgt an Wichtigkeit die Reihe 〈…〉 , durch die Dreikantner Nro. 6 und Nro. 8 eingeſetzt. Die kleine Reihe 〈…〉 mit den Gegenrhomboedern 〈…〉 und 〈…〉 führt uns zu dem würfel - artigen Rhomboeder. Anderer nicht zu gedenken.

Von nächſter Wichtigkeit zeigt ſich die Diagonalzone des Hauptrhom - boeders, d. i. die Kantenzone des nächſten ſchärfern 〈…〉 . Da das nächſte ſchärfere Rhomboeder 〈…〉 geſtrichelt iſt, ſo müſſen die Dreikantner 1ſter und 2ter Abtheilung auch geſtrichelt ſein. Es gehören dahin

Weitere Glieder der Reihe nicht bekannt. Mit Nro. 5 bis Nro. 7 ver - glichen gibt die Reihe im mittlern a gerade diejenigen Coefficienten , , ¼, welche zwiſchen $$\frac{1}{9}$$ , $$\frac{1}{7}$$ , liegen. Einige Zwiſchenglieder

fügen ſich gut.

Aus der Endkantenzone ſind etwa bekannt:

Projicirt man dieſe Körper wieder, ſo kann man leicht das Wahrſchein - lichere vom Unwahrſcheinlichern unterſcheiden. Eine der ſchönſten Lagen hat Nro. 45, ſie führt uns zum Wendepunkte, zum Dihexaeder 〈…〉 , das Levy angibt. Zwiſchen Dihexaeder und Rhomboeder beginnt die 3te326II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.Abtheilung, wieder mit ungeſtrichelten a, weil ſie ihre ſcharfen Endkanten wie die Endkanten des Hauptrhomboeders legen.

Man erkennt darin gleich wieder das Reihengeſetz ¾a, a, a ꝛc.

Die Kantenzone des nächſten ſtumpfern Rhomboeders 2b hat ebenfalls eine Reihe aufzuweiſen: 49) 〈…〉 . 50) 〈…〉 . 51) 〈…〉 . 45) 〈…〉 . 52) 〈…〉 . Dabei ereignet es ſich zuweilen, daß Dreikantner der einen Reihe auch zu denen einer andern Reihe gehören, ſo liegt Nro. 45 ſowohl in der Kantenzone des ſtumpfern 2b, als in der Kantenzone des nächſten ſchärfern 〈…〉 .

Auffallender Weiſe ſtellen ſich darunter auch Gegendreikantner ein, ſo iſt Nro. 44 der Gegendreikantner von Nro. 9, denn beider gleiches Zeichen unterſcheidet ſich nur durch die Striche. Unter andern merkwür - digen Gegendreikantnern erwähne ich nur: 53) 〈…〉 , dieſer entſpricht dem Hauptdreikantner Nro. 7, der Nro. 6 dagegen 54) 〈…〉 Ebenſo haben Nro. 24, Nro. 29, Nro. 36 ꝛc. ihren Gegendreikantner.

Hat man auf dieſe Weiſe eine Ueberſicht der Dreikantner gewonnen, ſo iſt es nicht unintereſſant, ſich alle diejenigen herauszuſuchen, welche parallele Sektionslinien auf der Projektionsfigur bekommen. Nehmen wir die Sektionslinien des Dreikantners Nro. 7 = a: a: ½a des Gegen - dreikantners Nro. 53 a': a ': ½a', ſo gehen dieſen Sektionslinien die von Nro. 45 = ½c: a': a ': ½a', Nro. 18 = ¼c: a: a: ½a, Nro. 36 = 2c: a': a ': ½a', 4c: a: a: ½a parallel, ſo daß bei gleicher Baſis die Axe c in der Progreſſion ¼c, ½c, c, 2c 4c geſchnitten wird.

Was endlich das Vorkommen in der Natur betrifft, ſo iſt ein ſcharfes Erkennen ohne Winkelmeſſung häufig nicht möglich, und gerade die com - plicirteſten und lehrreichſten Kryſtalle entziehen ſich nicht ſelten auch den ſcharfen Winkelmeſſungen, doch kann man mit einem Handgoniometer ſich leicht im Großen orientiren. Das ſoll an einzelnen Beiſpielen klar ge - macht werden.

1. Reguläre 1ſte ſechsſeitige Säule e2 von Andreasberg.

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Sie herrſcht durchaus vor, zeichnet ſich durch Glanz und geringe Querſtreifung aus. Der blättrige Bruch P ſtumpft die abwechſelnden Endkanten ab, und erzeugt eine markirte Streifung auf dem nächſten ſtumpfern Rhomboeder b', die ſenkrecht327II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.gegen die Endkante der Säule ſteht, und eine ſchiefe Streifung auf der 2ten Säule d', die dem Durchſchnitt der Säule mit dem Blätterbruch entſpricht, folglich auf den abwechſelnden Flächen d' ſich abwechſelnd neigt.

2. Hauptrhomboeder vom St. Gotthardt. An einem Ende (Unterende) herrſcht die Gradendfläche vor, und dieſe hat an kleinen Kryſtallen eine Querſtreifung, was An - deutung eines vierten Blätterbruchs zu ſein ſcheint, der die Endecke gerade abſtumpft. Sonſt iſt die Oberfläche des

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Rhomboeders matt, und wegen der zarten Streifung mit dem Fingernagel ritzbar. Bei größern Kryſtallen bemerkt man eine ſehr regelmäßige Bo - genſtreifung, die Seitenarme der Bogen gehen der Rhomboederkante pa - rallel, in der Mitte längs der ſchiefen Diagonale gewahrt man eine breite Einknickung: der erſte Anfang einer Dreikantnerbildung, der aber der Hauptrhomboderfläche möglichſt nahe liegt, alſo über unſeren ſtumpfſten Nro. 13 = 10a: $$\frac{10}{9}$$ a noch hinaus geht. Es kommen auch ſehr complicirte Formen vor, woran aber meiſt die Gradendfläche einer Seite ſich auszeichnet.

3. Im Muſchelkalke findet man gar häufig das zweite ſchärfere Rhomboeder 〈…〉 , deſſen ſcharfe Endkanten der Haupt - dreikantner a: a zuſchärft. An der Endſpitze fehlt gewöhnlich das nächſte ſtumpfere Rhomboeder 〈…〉 nicht. Dehnt ſich der

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Dreikantner aus, ſo wird er nicht ſelten bauchig, es treten zwar noch allerlei Abſtumpfungen hinzu, im Ganzen bleibt ſich aber der Typus ſehr gleich, und da er im Kalkgebirge der verſchiedenſten Formationen ſich häufig findet, ſo verdient er hervorgehoben zu werden.

4. Kalkſpathe von Andreasberg gehören mit zu den lehrreichſten, aber auch ſie bilden eine große Familie. Schon oben bei der ſechsſeitigen Säule (1) iſt dieſe Familie angedeutet. Hier haben wir auf der zum Theil langen 1ſten Säule das würfelartige Rhomboeder 〈…〉 vorherrſchend, aber mit matter druſiger Fläche. Es kann daher kaum genau gemeſſen werden. Die Endkante erſcheint gerade ab - geſtumpft durch eine federartig geſtreifte Fläche, was auf einen Dreikantner hinweist. Wenn die Fläche

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gerade abſtumpfte, ſo müßte ſie einem Rhomboeder $$\frac{4}{3}$$ a: $$\frac{4}{3}$$ a: a: c an - gehören, doch iſt ſie ſo eng mit dem Blätterbruch ver - bunden, daß man ſie häufig anzweifelt. Sie ſetzt offenbar den Dreikantner ein, der bei jenen großen mit Rauſchroth übertünchten Kryſtallen deutlich hervortritt. Hier macht das matte Rhomboeder a 'mit dem Blät - terbruch 80°, das nächſte ſtumpfere läßt ſich darüber leicht an der ſtarken diagonalen Streifung erkennen. In der Diagonalzone des letzteren liegt ein Dreikantner, der ſich aber im weitern Verlaufe ganz abrundet, ſo daß man ihn nicht ſicher deuten kann. Zippe beſtimmt

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ihn $$\frac{10}{3}$$ a: $$\frac{10}{7}$$ a: $$\frac{5}{2}$$ a (Nro. 34). Gerade die Menge ganz flacher Dreikantner328II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.aus der Endkantenzone des Hauptrhomboeders ſind für die Erzgänge von Bedeutung. Wir wollen nur als ein Beiſpiel anführen:

5. Hauys Quintidodécaèdre von Andreasberg iſt zwar

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außerordentlich verzogen, allein man orientirt ſich leicht an der Endecke, die dem Hauptrhomboeder gleicht, nur daß ſich ein Dreikantner flach aus der Ebene des Blätterbruchs erhebt. Derſelbe hat in der ſcharfen Endkante ungefähr 116°, was etwa auf ein Zeichen 10a: $$\frac{10}{9}$$ : $$\frac{10}{8}$$ a (Nro. 13) oder gar 11a: $$\frac{11}{10}$$ a: $$\frac{11}{9}$$ hindeuten würde. Das flache iſt gewöhnlich, aber außerdem kommt in der ſcharfen Endkante eine weitere Zuſchärfung vor, die Hauy als b4 = 5a: $$\frac{5}{4}$$ a (Nro. 17) beſtimmte. In der Seitenkante erhebt ſich ein Dreikantner nur wenig ſteiler, als der erſte, Hauy nannte ihn d5 = 4a: a (Nro. 10), allein dem Augenmaß nach muß er der Rhomboederfläche viel näher liegen, er muß zwiſchen Nro. 12 und das Rhomboeder P fallen, alſo etwa 8a: $$\frac{8}{7}$$ a haben. Beide, das erſte und dieſes, bilden öfter ein ganz flaches Pyra - midenrhomboeder, die Pyramidenſpitze durch das Rhomboeder P abge - ſtumpft, wodurch die Zonen ſcharf in die Augen treten. Darunter tritt dann oft ſehr vorherrſchend ein Dreikantner, Hauy’s d $$\frac{5}{4}$$ = ¼a: $$\frac{1}{9}$$ a Nro. 4, auf, der der Kante des blättrigen Bruches parallel geht. Der Winkel der ſcharfen Endkante beträgt etwa 114°, daraus folgt, daß er innerhalb des Dreikantners Nro. 7 liegt, deſſen ſcharfe Endkante reichlich 104° macht. Dem Winkel zufolge könnte es auch Nro. 3 oder eine dem Mittelpunkte noch näher ſtehende ſein. Die untergeordneten Abſtumpfun - gen beider Säulen und des Rhomboeders, worunter auch das würfelartige nicht fehlt, übergehen wir.

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6. Kalkſpath von Derbyſhire, bildet mehr als Fußgroße Dreikantner Nro. 7 = a: a: ½a, die man ſcharf meſſen kann. Uebergehen wir die kleinen Abſtumpfungen der Seitenecken, und lenken die Aufmerkſamkeit auf die End - ecken, ſo kann man durch Wegſprengen des Blätterbruchs ſich bald überzeugen, daß der Dreikantner der Kantenzone deſſelben angehört (Unterende), denn der Blätterbruch bildet mit den Dreikantnerflächen Rhomben. Am Ende findet ſich der matte Dreikantner b3 = 4a: $$\frac{4}{3}$$ a (Nro. 18) mit etwa 138° in den ſcharfen Endkanten, vierfach-ſtumpfer (¼c: a: a: ½a) als der Hauptdreikantner. Bei andern noch mattern Flächen wird der ſcharfe Endkantenwinkel ſogar 145°, was etwa auf

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$$\frac{10}{3}$$ a: $$\frac{10}{7}$$ a: $$\frac{5}{2}$$ a ſchließen ließe. Gewöhnlich Zwillinge.

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7. Kalkſpath aus dem Teufelsgrunde im Münſterthal bei Staufen. Hier herrſcht das Hauptrhomboeder mit dem nächſten ſtumpferen vor, allein die Kryſtalle ſind durch Drei - kantner aus der Endkantenzone nicht ſelten ganz linſenförmig zugerundet, was die Kryſtalle der Erzgänge ſo bezeichnet. Auch der gewöhnliche Dreikantner mit dem Rhomboeder am Ende kommt vor. Man findet auf letzterm aber immer An -329II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.deutungen von Dreikantnern, die ſich dem Blätterbruch möglichſt nahe an - legen. Die Säulen machen die Ränder oft ganz cylindriſch, wie man es ſo ſchön auch bei Neudorf auf dem Unterharze findet.

8. Das Hauptrhomboeder kommt zwar auch in Spalten des Kalkgebirges vor, allein hier finde ich die Flächen ſehr glänzend, ohne Spur eines Dreikantners. Ein ſchönes Beiſpiel findet ſich auf der ſchwäbiſchen Alp in den Kalk - höhlen. Das Hauptrhomboeder mit glänzenden Flächen, das eine Ende eines ſcharfen Rhomboeder bildend, das an

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Hauy’s dilatée erinnert, aber nicht ſehr deutlich iſt. Die Kanten der drei breiten Flächen convergiren deutlich nach unten, ſehen aber phyſika - liſch anders aus als die drei ſchmalen, welche nicht ſo deutlich conver - giren. Sämmtliche 6 Flächen ſcheinen aber auffallender Weiſe die Axe c unten zu ſchneiden, allein daran iſt wohl nur Mißbildung Schuld.

9. Kalkſpath von Alſton in Cumberland zeigt uns an der regulären ſechsſeitigen Säule einen Dreikantner aus der Diagonalzone des Hauptrhomboeder. Derſelbe ſtumpft die Kante zwiſchen Hauptrhomboeder und erſter ſechsſeitiger Säule ab, muß alſo auf der Projection zwiſchen den Sek - tionslinien dieſer beiden liegen d. i. Nro. 37. Sprengt man nun von einem die Spitze ab, ſo ſtumpft der blättrige Bruch die Kante zweier gegenüberliegender Flächen ab, folglich muß der Körper in der Diago - nalzone liegen, es iſt alſo der Dreikantner a: ¼a ': a'. Oefter kommt daran auch der Dreikantner ½a ': a': ¼a 'Nro. 36 vor.

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Zwillinge. Das gewöhnlichſte Geſetz: Die Rhomboeder haben die Gradendfläche gemein und liegen umgekehrt. Sie ſind daher um 60° gegeneinander verdreht. Beſonders findet man es bei Dreikantnern von Derbyſhire, ſehr ſchön auch in einem Thonletten des Muſchelkalkes bei Cannſtadt ohnweit der Ziegelhütte in den erſten Kalk - wänden, welche der Fluß auf dem rechten Ufer trifft. Die Kryſtalle ſind um und um ausgebildet, an den Seiten kommen drei Mal einſpringende Winkel, und wenn dieſe ſich auch ausfüllen, ſo paſſen ſcharfe Kanten unten und oben aufeinander, welche bei einfachen Formen bekanntlich abwechſeln. Bei Auerbach an der Bergſtraße in Heſſen - darmſtadt kann man ſpäthige Stücke von Fuß Durchmeſſer ſchlagen, die zwei dreiſeitigen Pyramiden mit einander zu - gekehrten Baſen gleichen. Natürlich kann man auch hier an die drei Seitenecken einſpringende Winkel ſchlagen.

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Das 2te Zwillingsgeſetz: die Kryſtalle haben die Fläche des nächſten ſtumpfern Rhomboeder gemein und liegen um - gekehrt, iſt ſeltener. Man darf nur das Rhomboeder parallel der Fläche des nächſten ſtumpfern halbiren, und die Stücke gegeneinander um 180° verdrehen. Zwei blättrige Brüche machen dann eine rhombiſche Säule von 105° 5′, während der dritte beider Individuen ein Paar einerſeits mit ausſprin - gendem, andererſeits mit einſpringendem Winkel von 141° 52′

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330II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.bildet. Die ſpäthigen Stücke finden ſich bei Auerbach ſehr ſchön, auch verrathen oft Streifungen das Geſetz, wie unter andern die prachtvollen Stücke vom Sigmundsſtollen im Rathhausberge bei Gaſtein: letztere

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erſcheinen in Rhombiſchen Säulen mit Schiefendfläche. Die ſtumpfe Kante der Säule iſt durch eine matte Fläche des Rhomboeder 2a ': 2a': a: c ſtark abge - ſtumpft, und parallel ihnen ſondert ſich die ſpäthige Maſſe in zahlreiche Blättchen von ⅓‴ 1‴ Dicke. Alle dieſe Blättchen 1 bis 13 gehören zwar ein und demſelben Individuum, allein zwiſchen je zwei der - ſelben ſchieben ſich papierdünne Blättchen des andern Individuum’s ein, ſo daß in den der Querdiagonale des Rhomboeders parallelgehenden Streifen auf der Schiefendfläche ein - und ausſpringende Winkel erkenntlich ſind, und da man die Streifen auch längs der Säule deutlich verfolgen kann, ſo ſieht man, daß dem einſpringenden Winkel des einen Endes ein ausſpringender des andern entſpricht. Stücke von 1 Zoll Dicke beſtehen etwa aus 20 und mehr Lamellen von dem einen und eben ſo viel von dem andern In - dividuum. Die Anhäufung findet alſo in ähnlicher Menge Statt, wie beim Labrador. Eine geringe Krümmung ſtört die Meßbarkeit der Winkel. Zu Andreasberg und Derbyſhire kommen auch Zwillinge vor, welche den blättrigen Bruch P gemein haben und umgekehrt liegen. Die Kryſtalle durchkreuzen ſich oder lagern ſich knieförmig aneinander.

Das Fortwachſen der Kryſtalle dürfte ſich kaum irgendwo ſchöner finden, als beim Kalkſpath: alle verwitterte rauhflächige Kryſtalle haben zumal auf Erzgängen (Samſon) ſich mit einer klaren glänzenden Hülle umgeben, woran nur ſtellenweis das alte Kleid noch frei liegt. Häufig ſetzt das neue Kleid das alte nur fort, es können aber auch neue Flächen eintreten und alte verſchwinden. Doch ordnet ſich alles ſo ſicher, daß man deutlich ſieht, der alte Kryſtall hat ſeine vollkommene Anziehungskraft auf die Subſtanz bewahrt. Gewiſſe Anziehungskraft üben öfter auch andere Unterlagen, wie z. B. die Aſſeln der hohlen Spatangen und Ananchiten der Kreideformation (Weiß Verh. Geſellſch. nat. Freunde zu Berlin 1836 pag. 12), oder die Eichinoſphäriten des Uebergangsgebirges ꝛc. : jede Aſſel hat auf der Innenſeite ihren Kryſtall, deſſen Axe ſenkrecht gegen ſie ſteht und deſſen Größe genau mit ihr ſtimmt. Da die Aſſel ſelbſt aus ſpäthigem Kalk beſteht, deſſen Axe mit dem des Kryſtalls zuſammenfällt, ſo mag darin der theilweiſe Grund zur Anziehung gelegen haben.

Zu ſpäthigem Kalk bilden ſich oftmals die foſſilen Muſchel - ſchalen um, vor Allem aber die Echinodermen, und wenn dieſe Theile in die Länge geſtreckt ſind, ſo fällt die Axe des Blätterbruchs mit der Längslinie zuſammen. Sehr ſchön findet man das bei den Cidaritenſtacheln, die innerlich den vollkommenſten Blätterbruch eines einzigen Kalkſpath - rhomboeders haben. Bei den gegliederten Stengeln, wie z. B. den Stielen der Krinoiden, ſcheint die Hauptaxe zwar der Richtung des Stieles zu folgen, aber die Blätterbrüche der einzelnen Glieder ſind gegen einander verdreht, doch kann die Drehung durch kein Geſetz feſtgeſtellt werden. Ich habe z. B. ein 10gliedriges Stück von Pentacrinites basaltiformis331II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.aus dem mittleren Lias genau präparirt: laſſe ich das erſte Glied ſpie - geln, ſo muß ich das zweite etwa um 20° im Horizontalkreiſe mir zudre - hen, um den Spiegel zu haben; das dritte noch mir zu; das 4te 25° ab; das 5te wieder mir zu; das 6te wieder ab; das 7te zu, 8 ſpie - gelt damit faſt; 9 noch weiter mir zu. Nro. 1, 4, 7 und 8 weichen nur wenig von einander ab; ebenſo Nro. 2, 3, 5 und 9. Beim Encrinites liliiformis des Muſchelkalkes ſpiegeln öfter drei folgende genau ein, aber der Drehwinkel weicht ſehr bei den einzelnen ab.

Aeußere Kennzeichen. Härte 3, Normalhärte; Gew. 2,7. Selten ſchön gefärbt, und dann meiſt gelbbraun von Eiſenoxydhydrat. Seine ausgezeichnete doppelte Strahlenbrechung iſt bekannt pag. 102. Dünne Scheiben ſollen ſchon durch den Fingerdruck elektriſch werden. In der Temperatur des kochenden Waſſers wird nach Mitſcherlich der Endkantenwinkel 8 $$\frac{1}{2}$$ Minute kleiner (von 105° 5′ geht er auf 104° 56 $$\frac{1}{2}$$ ), er muß ſich alſo beim Erwärmen nach der Hauptaxe ſtärker ausdehnen, als nach den Nebenaxen. Optiſche Wichtigkeit pag. 103.

Chemiſche Eigenſchaften. Ċa , Stromeyer fand im islän - diſchen Doppelſpath 43,7 , 56,15 Ċa, 0,15 M̶⃛n und F̶⃛e, was genau den Atomzahlen 356 Ċa + 256 entſpricht. Große Stücke brauſen ſtark mit Salz - ſäure, indem Kohlenſäure entweicht und Ca C̶l ſich löst. Vor dem Löth - rohr brennt er ſich kauſtiſch, indem die entweicht und Aetzkalk Ċa zurück - bleibt, der bei fortgeſetztem Glühen blendend leuchtet. In einer Atmoſphäre von Kohlenſäure gibt er aber ſeine nicht ab, daher hört in geſchloſſenen Gefäſſen die Zerſetzung gleich auf, ſobald ſich das Gefäß mit Kohlen - ſäure gefüllt hat. Auf dieſe Weiſe iſt er ſchmelzbar und kryſtalliſir - bar. Aetzkalk ſoll ſogar in der Weißglühhitze aus einem Strome von ſo viel aufnehmen, daß er wieder mit Säuren braust. Daher muß beim Brennen vorzüglich darauf geſehen werden, durch guten Zug die freie möglichſt zu entfernen. Der gebrannte Kalk mit Waſſer übergoſſen er - hitzt ſich, und wird zu Kalkhydrat Ċa . Dieß iſt eine im Waſſer wenig lösliche ſtark ätzende Baſis, daher für die Technik ſo wichtig, namentlich in der Baukunſt. Der Luftmörtel findet ſich bei den älteſten Bau - denkmalen (cyclopiſchen Mauern, Aegyptiſchen Tempeln, Cloaca maxima in Rom) noch nicht, die Babylonier bedienten ſich des Erdpechs, ſpäter hatten aber die Römer ſo vorzüglichen Mörtel, daß er den unſrigen zu übertreffen ſcheint. Das Alter mag dazu viel beitragen. Das Ċa zieht nämlich aus der Luft an, und verwandelt ſich außen in Ċa , während das Innere bei dicken Wänden Jahrhunderte lang kauſtiſch bleibt. Aber nur dünne Lagen haften, daher muß er mit fremdartigen Maſſen ſtark gemiſcht werden. Schon Klaproth (Beiträge V. 91) unter - ſuchte einen blauen Kalk vom Veſuv, der 11 Ḣ̶ und nur 28,5 ent - hielt, alſo etwa 2 Ċa + Ċa Ḣ̶2 war, es mögen gebrannte Kalkblöcke des Vulkanes ſein, die an der Luft wieder anzogen. Nach Fuchs ſoll auch der Mörtel an der Luft zu ſolcher Verbindung werden, cf. Dufrénoy Trait. Min. II. 266. Pelouze’s künſtlich darſtellbarer rhomboedriſcher

Hydroconit (Ċa + 5 Ḣ̶) erzeugt ſich dagegen auf naſſem Wege, und wurde in kupfernen Pumpen, auf dem Grunde von Norwegiſchen Bächen (Pogg. Ann. 68. 381) gefunden. Der von Syenit durchbrochene332II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.Muſchelkalk von Predazzo (Predazzit) im Fleimſerthal enthält ſogar ½ bis 1 Atom Ṁg Ḣ̶ (Erdmann Journ. pr. Chem. 52. 346).

In den Mörteln ſpielt auch die Kieſelerde und Talkerde noch eine bedeutende Rolle, vor Allem iſt hier der Waſſermörtel der Römer zu erwähnen, von dem ſchon Plinius hist. nat. 35. 47 ſagt: Selbſt die reine Erde hat bemerkenswerthe Eigenſchaften ...., quis enim satis miretur pessimam ejus partem, ideoque pulverem appellatum in Puteolanis collibus, opponi maris fluctibus: mersumque protinus fieri lapidem unum inexpugnabilem undis, et fortiorem quotidie, utique si Cumano misceatur caemento? Das iſt die berühmte Puzzolanerde von Puzzuoli bei Neapel und der Traß des Brohlthales an der Eifel (den ebenfalls die Römer ſchon fanden), welcher dem gelöſchten Kalke hälftig beigemiſcht, eine Maſſe erzeugt, die unter Waſſer getaucht ſogleich hart wird. Jetzt weiß man, daß auch thonige und bittererdehaltige Kalkſteine, wie ſie im weißen Jura der Alp, im untern Lias und Muſchelkalke vorkommen, für ſich gebrannt, ſchon hydrauliſchen Kalk geben. Löst man die gebrannte Maſſe in Säure, ſo ſcheidet ſich die Kieſelerde gallertartig aus, ſie findet ſich alſo wie bei den Zeolithen in ihrer löslichen Modification darin, die S⃛i mag daher beim Zutritt des Waſſers auf Ċa und Ṁg wie bei der Zeolithbildung wirken.

Vorkommen. Der kohlenſaure Kalk findet ſich auf der Erdober - fläche in ungeheuren Maſſen verbreitet. Er fehlt dem Urgebirge zwar nicht, doch iſt er hier nur ſparſam, und mag auch ein Theil auf trockenem Wege gebildet ſein, was unter einem ſtarken Drucke möglich iſt, ſo ver - dankt doch der Meiſte dem Waſſer ſeinen Urſprung. Das mit Kohlenſäure geſchwängerte Waſſer löst das Kalkſalz, man ſagt gewöhnlich, es ſei als doppelt kohlenſaurer Kalk (Ċa 2) im Waſſer löslich. Wenn nun die Waſſer verdunſten oder unter geringerem Druck ihre abgeben müſſen, ſo ſcheidet ſich der Ċa wieder aus. Auf dieſe Weiſe haben ſich Kry - ſtalle in den verſchiedenſten Spalten und hohlen Räumen der Geſteine erzeugt. Beſonders häufig aber in den Kalkgebirgen. Namentlich gern kryſtalliſirt er, wenn die Waſſer durch fremde Gegenſtände, wie durch ein Filtrum durch mußten: ſo findet man in gewiſſen Kalkſchlammen keine unverletzte Ammonitenkammer, die nicht innen mit Kryſtallen tapezirt wäre, aber nur ſo weit, als die unverletzte Kammer die hohlen Räume von außen abſonderte, die Schale wirkte hier offenbar wie ein Filtrum. Der Kalkſchlamm ſelbſt mag wegen ſeiner vielen Schalenreſte der Haupt - ſache nach ein thieriſches Produkt ſein.

Erwähnen wir einige ſeiner Hauptvarietäten:

1. Kryſtalle. Die ſchönſten findet man auf Erzgängen: ſo wurde unter andern 1785 auf der Grube fünf Bücher Moſis bei Andreasberg ein 5 Lachter großes Druſenloch mit den wichtigſten Kryſtallen eröffnet, ſeit der Zeit wird dieſer Fundort immer erwähnt. Nicht minder ſchön und mehr als Fuß groß kommen ſie in Derbyſhire vor. Die großen ſpäthigen Stücke von mehr als Quadratfuß Oberfläche bei Auerbach ſind nichts als innere Theile verdrückter Kryſtalle. Damit können ſich die Kryſtalle in Spalten des Kalkgebirges ſelten meſſen.

2. Späthige Maſſen nennt man ſolche, an welchen man keine äußere Flächenumriſſe mehr bemerkt, obgleich viele derſelben in Samm - lungen nur von zerſchlagenen Kryſtallindividuen ſtammen. Am berühm -333II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.teſten iſt der Isländiſche Doppelſpath, weil man dadurch, nach Bar - tholinus Entdeckung 1670, die Gegenſtände doppelt ſieht. Er kommt in einer 3′ breiten und 25′ langen Spalte am nördlichen Ufer des Ro - defiordes auf der Oſtküſte von Island vor, die Spalte ſetzt im Dolerit zu unbekannter Tiefe fort. Ein Bach fließt darüber hin, und verun - reinigt die ſchöne Maſſe, welche ein grobkörniges compaktes Gemiſch bil - det, worin für Kryſtalliſationen kein Raum blieb, und zierliche Kryſtalle von Blätterzeolith ſind eingeſchloſſen. Halbklare Kryſtalle kommen zwar auch in manchen andern Gegenden vor. Allein für Stücke von ſolcher abſoluten Klarheit war Island bis jetzt der einzige Fundort.

Die ſpäthige Kalkmaſſe wird öfter ausgezeichnet krummſchalig, die Kryſtalle bekommen dann eine glaskopfartige Oberfläche von höchſt eigen - thümlichem Ausſehen. Vergleiche auch die ſogenannten Krähenaugen von Andreasberg. Die ſchwarzen krummſchaligen nennt man Anthra - conit, beſonders ſchön in der Abtenau bei Salzburg.

3. Strahliger Kalkſpath kommt häufig im Kalkgebirge vor, wie z. B. in den Bohnenerzſpalten der Alp. Das ſtrahlige Gefüge hängt mit der Kryſtallbildung auf das Engſte zuſammen: es ſind nichts anders als parallel gelagerte Säulen, die ſich in ihrer Ausbildung gegenſeitig ſtörten. Die fortificationsartig geſtreiften Stücke fallen leicht auseinander, und die Endecke des blättrigen Rhomboeders liegt nie anders, als am Ende dieſer Strahlen. Werden die Strahlen zu feineren Faſern, ſo muß man ſich vor Verwechslung mit Arragonit hüten. Man nennt das feinere auch Faſerkalk. Beſonders intereſſant ſind in dieſer Beziehung die Be - lemnitenſcheiden: die Strahlen entſpringen fein im Mittelpunkte, und werden nach außen immer breiter. Auch hier fällt die Axe des blättrigen Bruchs genau mit der Strahlenaxe zuſammen. Ebenſo werden die Mu - ſchelſchalen, wie von Inoceramus, Pinna etc., oft faſrig, die Faſer ſteht ſenkrecht gegen die Fläche, aber auch bei dieſen vermißt man trotz der Feinheit das ſpäthige Gefüge niemals.

Die Dutenmergel (Nagelkalke) bilden Platten in dem Schiefer - thone der verſchiedenſten Formationen, beſonders aber im Steinkohlenge - birge und im Lias und braunen Jura. Der ſpäthige Bruch iſt bei ihnen unverkennbar, allein es ſcheiden ſich zahlreiche kleine Kegel aus, die ihre Baſis in der Plattenwand haben, und ihre Spitzen gegeneiander ver - ſchränken. Längsſtreifen und wellige Querſtreifen gehen durch die ganze, theilweis ſehr unregelmäßig abgeſonderte Maſſe: eine Bildung, die man noch nicht hat erklären können. Concretionen waren es jedenfalls.

4. Körnigblättriger Kalkſtein, das kryſtalliniſche Gefüge der einzelnen Körner ſehr deutlich, aber die Individuen verſchränken ſich ſo ineinander, daß ſie compakte feſte Geſteine bilden. Es gehören dahin

die Stalaktiten und Kalkſinter, welche die Wände der Höh - len und Spalten im Kalk - und Dolomitgebirge überziehen, und die in frühern Zeiten in ſo hohem Grade die Aufmerkſamkeit auf ſich lenkten. Sie hängen oft wie Eiszapfen von den Wänden herab, zeichnen ſich durch concentriſche Schichtung aus, zeigen ſich aber beim Zerſchlagen häufig ſehr deutlich körnig, während bei andern das Excentriſchſtrahlige herrſcht. Wie ſchnell ſolche Zapfen gebildet werden können, ſieht man334II. Cl. Saliniſche Steine: Marmor.unter neuen Brückengewölben. Die dünnen ſind öfter röhrenförmig hohl, haben aber eine ſehr ſpäthige Hülle. Durch die Höhle lief das Waſſer herab. Auch bei compakten Stalaktiten findet man am Ende öfter eine Grube, wo die Waſſertropfen hängen bleiben und wieder etwas von der Maſſe auflöſen. Wells (Silliman Amer. Journ. 1852. XIII. 11) hat im Widerſpruch mit Liebig darin Quellſäure nachgewieſen, wovon er ſogar die gelbe Farbe ableitet, da ſelbſt bei ganz dunkeln die Löſung kein Eiſen zeigte!

Marmor.

Schon bei Homer heißt μάρμαρος jeder glitzende (beſonders bearbeitete) Stein, daher begreifen ſpätere, wie Plinius und andere, unter marmor die verſchiedenſten Felsarten, namentlich auch Granite. Gegenwärtig jedoch hat man den Namen blos auf Kalkſteine beſchränkt. Obenan ſteht

der Statuen-Marmor. Der Saliniſche Marmor der älteren Mineralogen. Wie der Schnee zum Eiſe, ſo verhält ſich dieſer Marmor zum klaren Doppelſpath. Die reinſten ſind vollkommen ſchneeweiß, nur in großen Stücken häufig durch Flecken und flammige Streifen verun - reinigt. Der blättrige Bruch des feinen Korns glänzt aus dem Innern heraus, die geſchliffene Oberfläche hat daher nicht das matte Ausſehen des Alabaſters. Mit der Zeit vergilben ſie, wie das die antiken Statuen, und die Marmorpalläſte von Venedig, Genua, Florenz und Rom zeigen. Dieſes zuckerkörnige Geſtein ſpielt zwar in den kryſtalliniſchen Gebirgen Nordeuropas, der Alpen und Pyrenäen eine bedeutende Rolle, allein un - erreicht ſtehen noch heute Italien und Griechenland da. Seit der römi - ſchen Kaiſerzeit übertrifft der Lunenſiſche (Carrariſche) Marmor an blendender Weiße, Fleckenloſigkeit, Gleichheit und Härte des Korns alle bekannten. Er bricht auf der Weſtſeite der Apuaniſchen Alpen (6300′), die im Golf von Spezzia ſteil an das Meer treten. Viele Geologen halten ihn für metamorphoſirten Kalkſtein der Kreideformation. Er enthält 0,4 Ṁg. Künſtler aller Nationen haben hier ihre Werkſtätte aufge - ſchlagen, um gleich an Ort und Stelle durch Bearbeitung im Rohen ſich von der Brauchbarkeit und Fehlerloſigkeit der Blöcke überzeugen zu können. Große Magazine davon ſind in Florenz, und man wird keine ſelbſt der kleinern Hauptſtädte Deutſchlands beſuchen, wo man nicht mehrere Denk - male aus dieſem merkwürdigen Geſteine fände. Die Waterloo-Vaſe auf dem Trafalgar Platze iſt 16′ hoch und 10′ breit, Napoleon ſahe die rieſigen Blöcke vor dem Ruſſiſchen Feldzuge, und beſtimmte ſie zu einem Siegesdenkmale! Der Pariſche Marmor, das Material der griechi - ſchen Künſtler in ihrer höchſten Blüthe, iſt etwas grobkörniger, und (wohl nur in Folge deſſen) nicht ſo blendend weiß. Er bricht auf der Inſel Paros, die außer Gneus und Glimmerſchiefer wohl zu drei Vier - theilen aus dieſem koſtbaren Material beſteht. Die Brüche waren meiſt unterirdiſch, und ſind jetzt durch König Otto wieder eröffnet. Hohen Ruf genoßen auch die Brüche von Pentelicon nördlich Athen, aber Adern von grünem Talk durchziehen ihn. Solche Streifen von glimmerigem Talk findet man häufig im Marmor der Hochgebirge, die Alten wählten ihn gern zu Säulen, wie den Cipolino unſerer Künſtler, deſſen Streifen335II. Cl. Saliniſche Steine: Marmor.mit den Häuten einer Zwiebel verglichen werden. Noch viel größer iſt die Mannigfaltigkeit der freilich weniger koſtbaren

5. bunten Marmore. Dieß ſind nichts weiter als dichte Kalk - ſteine mit flachmuſcheligem ſplittrigem Bruch. Doch nennt man nicht jeden Kalkſtein Marmor, er muß ſich entweder durch ſchöne Farben aus - zeichnen, oder doch einen höheren Grad von Reinheit haben. Letzterer bildet, wie die Dolomite, plumpe Felſen, und findet ſich beſonders im Hochgebirge oder doch in den ältern Formationen. Die Künſtler bezeichnen ihn gern nach der Farbe: Marmo bianco (weiß), nero (ſchwarz), rosso (roth), verdello (grün), giallo (iſabellgelb); ſetzen auch wohl den Fundort zu, giallo de Siena. Wenn dieſer aber nicht bekannt iſt, wie das bei den Alterthümern Griechenlands und Italiens häufig vorkommt, ſo ſetzt man noch antico hinzu, was in Italien freilich häufig, wie ſchon Ferber (Briefe aus Welſchland) bemerkt, betrügeriſch geſchieht, um dadurch den Werth der Sache zu erhöhen. Es gibt auch vielfarbige, bei denen die Farben ſich meiſt flammig zertheilen, und wovon die Techniker das Wort mar - morirt entlehnt haben. In Deutſchland iſt der rothe Marmor von - beland bei Elbingerode auf dem Harz, und der von Bayreuth bekannt. Sonderlich ſtark braun - und gelbgeflammte kommen an den Gränzen der Bohnenerze auf der Alp vor, ſie werden zu Briefbeſchwerern, Pfeifen - köpfen ꝛc. benützt (Mineralogiſche Beluſtigungen 1770. V. pag. 202).

Muſchelmarmor (Lumachelle) nennt man die Kalkſteine, worin die organiſchen Einſchlüſſe, worunter hauptſächlich Muſcheln, ſcharf her - vortreten. Einen der ſchönſten darunter bildet der Muſchelmarmor von Bleiberg in Kärnthen. Zwiſchen zahlloſen Muſcheln des ſchwärzlichen Geſteins liegen Schalentrümmer von Ammonites, die in den prachtvollſten Regenbogenfarben ſtrahlen, beſonders nach gewiſſer Richtung, wie die Perlmutterſchale. In der Gegend von Iſchl werden Ammoniten polirt, woran die Loben auf das Zierlichſte hervortreten. Der Alttorfer Muſchel - marmor iſt ein bituminöſer Liaskalk mit Ammonites communis, deſſen Kammern ſich mit Kalkſpath erfüllt haben. Ueberhaupt wird der Effekt dieſer Geſteine durch das ſpäthige Gefüge der darin eingeſprengten Mu - ſcheln erzeugt. Die Alten kannten ſie von Megara.

6. Die dichten Kalkſteine nehmen Thon auf, verlieren dann zwar an Schönheit, gewinnen aber gewöhnlich an Schichtung. Der berühm - teſte aller geſchichteten Kalke heutiges Tages findet ſich zu Solnhofen an der Altmühl in Baiern. Hier finden ſich in den plattigen Kalken des obern Weißen Jura Bänke von einer bewundernswürdigen Gleichartigkeit: es iſt ein homogener Kalkſchlamm mit ebenem Bruche, der auf Schuh - weite dem Schlage folgt, man kann Platten von mehreren Quadratfuß gewinnen, die nicht den geringſten Fehler haben, die Bruchfläche mit der Hand überfahren erregt das ſanfteſte Gefühl. Am feinſten ſind die blauen von Mörnsheim. Die feinen dienen zur Lithographie, kleine Fehler ſchaden nicht; die gröbern zu Fußplatten, Dachziegeln ꝛc. Die Ziegelplatten ſind oft durch ſchwarze Dendriten, welche von einer Spalte aus ſich blumig ins Geſtein verbreiten, geſchmückt. Dieſe Manganfär - bungen hielt man früher irrthümlich für Pflanzen, ſie zogen daher in ungebührlichem Grade die Aufmerkſamkeit der Geologen auf ſich. Noch heute betrachtet ſie der Laie mit beſonderm Wohlgefallen.

336II. Cl. Saliniſche Steine: Mergel.

7. Mergelkalk bis Mergel. Nimmt der Kalk immer mehr Thon auf, ſo verwittert und verfriert er um ſo leichter, das Produkt iſt eine Mergelerde. Wir kommen ſo durch alle möglichen Abſtufungen über den Lehm hinweg zu den Thonen. Von einer mineralogiſchen Klaſſificirung kann hier nicht mehr die Rede ſein, man kann ſie nur chemiſch feſthalten. Viele derſelben ſind bituminös, namentlich wenn ſie Petrefakten zum Bett dienten: ſo der berühmte Mannsfeldiſche Bituminöſe Mergel - ſchiefer der Zechſteinformation, von ſchwarzer Farbe, die er im Feuer verliert, und wegen ſeines Gehalts von Schwefelkupfer und Silber ein wichtiger Gegenſtand des Bergbaues; der Poſidonienſchiefer des Lias mit ſeinen harten Stinkſteinplatten, der wegen ſeines Oeles mit loher Flamme brennt, und in manchen Gegenden, wie zu Seefeld in Tyrol techniſch gewonnen wird; die Süßwaſſerkalke der Tertiärfor - mation (Bolca, Oeningen, Aix ꝛc. ) geben gerieben oder geſchlagen we - nigſtens noch einen ſtarken ammoniakaliſchen Geruch aber mit ſpecifiſcher Eigenthümlichkeit von ſich.

Noch ein beſonderes Wort verdienen die Mergelknollen: rund - liche Concretionen in allerlei beſonders mergeligen Gebirgsarten lie - gend. Viele erinnern an Kieſelknollen, und bahnen den Weg zu den eigentlichen Feuerſteinen. Andere ſind aber wahre Mergel, wie die Imatraſteine, nach den Stromſchnellen des Wuoxen in Finnland benannt (Parrot, Bulletin Acad. Petersb. 1839, VI. 183), die in einem Lehm liegen, und wegen der welligen Petrefakten nachahmenden Form fälſch - lich für Petrefakten gehalten ſind. Ehrenberg beſchreibt ähnliche Dinge aus den Mergeln von Dendera in Aegypten (Abhandl. Berlin. Akad. 1840) und nennt ſie Kryſtalloide, ſo wenig ſie auch mit Kryſtallen gemein haben. Von beſonderer Regelmäßigkeit ſind noch die Schwe - diſchen Marlekor (Leonhard’s Jahrb. 1850. pag. 34), die ſchon Linné als Tophus Ludus kannte. In deutſchen Lehmbildungen fehlen ſie nicht, z. B. bei Cannſtadt, ſind hier aber viel erdiger. Etwas eigenthüm - licher Art iſt der bekannte Florentiner Ruinenmarmor, der ebenfalls Nieren im tertiären Mergel des Arnothales bilden ſoll. Man darf ſolchen Concretionen doch nicht zu große Wichtigkeit beilegen, und ſie bis in alle Einzelnheiten verfolgen wollen. Auch der chemiſche Gehalt hat nur ein untergeordnetes Intereſſe, denn im Grunde gehören auch die Sandzapfen aus der Molaſſe Oberſchwabens und Oberbayerns hierhin, die in den wunderbarſten zizenförmigen Auszackungen ſich im Sande ver - breiten. Wie die Stalaktiten, die runzeligen Wülſte gefrorenen Waſſers ſich bilden, ſo mögen auch dieſe Figuren im Erdinnern zuſammengefloſſen ſein, ohne daß dabei beſondere Attraktionsgeſetze im Spiele waren.

8. Kreide, erdig und von ſchneeweißer Farbe, bildet im Norden ganze Felſenmaſſen. Sie beſteht bei 300maliger Vergrößerung aus Kör - nern von elyptiſchem Umriß, wozwiſchen mikroſkopiſche Schalen von Foraminiferen liegen (Ehrenberg Abhandl. Berlin. Akad. 1838 und 1839). Die Körner unorganiſchen Urſprungs ſind wohl nichts weiter als ein feiner Kalkſchlik des Urmeers. Die Montmilch (Bergmilch) kommt neſterförmig vor, ſie iſt kreideartig, aber weicher und zarter im Anfühlen. Manchmal erſcheint ſie als ein beſonderer Niederſchlag, dann aber auch337II. Cl. Saliniſche Steine: Kalktuff, Oolith.wieder als ein Zerſetzungsprodukt. Man muß ſich hüten, ſie nicht mit Infuſorienerde zu verwechſeln.

9. Kalktuff (Travertino, tofus Plin. hist. nat. 36. 48), ein grauer poröſer erdiger Kalk, ſecundäres Produkt der Kalkgebirge, in deren Thal - ſohlen und Quellenabhängen er ſich abſetzt. In der ſchwäbiſchen Alp iſt er öfter nichts als lebendig begrabenes Moos, daher das Zackige und unregelmäßig Löcherige. Feucht läßt er ſich ſägen (dentata serra secatur), und liefert unter Dach (sub tecto dumtaxat) ein leichtes, feſtes und trockenes Baumaterial. Auch die von den Alten ſo viel genannte Osteocolla (Beinbruch), meiſt Pflanzenwurzeln, die im tiefen Mergel oder Sand - grunde verfault und erdigen Kalk aufgeſogen haben, möge man hier ver - gleichen. Dieſer tuff - und bergmilchartige Kalk ſpielte in den Officinen früher eine wichtige Rolle.

10. Oolith (Rogenſtein), Hammitis ovis piscium similis Plin. hist. nat. 37. 60, bildet kleine regelmäßige Kügelchen von Hirſekorn - bis Erbſen - größe, ſieht daher verſteinerten Fiſchrogen ſehr ähnlich, wofür man ihn früher ziemlich allgemein hielt. Allein die Körner ſind häufig concentriſch ſchalig und excentriſch faſrig, und ihre Aehnlichkeit mit Erbſenſteinen iſt zu groß, als daß man ſie nicht für unorganiſche Bildungen halten müßte. Die mächtigſten Lager kommen im Braunen und Weißen Jura vor, oft von außerordentlicher Regelmäßigkeit der Körner, wie z. B. am Warten - berge ſüdöſtlich Baſel. Sie liefern gute Bauſteine. Ein anderes weniger mächtiges aber meiſt von größerem Korn findet ſich im Bunten Sand - ſteine am Fuße des Harzes, die größern löſen ſich bei der Verwitterung in kleinere Körner, auch gehen die Bänke ſtellenweis geradezu in Faſer - kalk über, ſo daß man ſie für ein Produkt heißer Quellen halten möchte.

Der Erbſenſtein, beſonders im Thale des Karlsbader Sprudels mächtige Lager bildend, glänzt an der Oberfläche wie Erbſen, iſt ſehr deutlich concentriſch ſchalig, und beim Zerſchlagen findet man innen ein fremdartiges Korn, was ohne Zweifel zur Bildung die erſte Veran - laſſung gab: der heftige Sprudel ſpielte mit dem Sande, um welchen ſich der Kalk ſo lange concentriſch ablagerte, bis die Erbſe, zu ſchwer, ſank und ſich zur Seite lagerte. Der Erbſenſtein iſt übrigens Arragonit. Eigenthümlich ſind die Piselli de Vesuvio aus der Fossa Grande, anein - der gebackene Kugeln von der Größe einer Erbſe. Eine der räthſelhafteſten Bildungen kommt in unſern Kalkhöhlen vor: 1838 fand ich bei Nachgrabungen von Bärenknochen in der Erpfinger Höhle (Oberamts Reutlingen) mitten im Knochenhaltigen braunen Lehm mit Kalkſinter überzogene Druſenräume, die ganz erfüllt ſind von 50 60 äußerſt glatten glänzenden Kalkſteinen, von eckiger Form, ähnlich den Gallenſteinen. Die Steine liegen meiſt frei darin, ſind verſchieden gefärbt, namentlich ziehen einige blaß pfirſichblüthrothe das Auge beſonders auf ſich. Wie kann man ſolche Kalkbildungen in einem rings geſchloſſenen Raume mitten im Lehm erklären. Die Contenta eines Bärenmagens kann es doch wohl nicht ſein?

Der kryſtalliniſche und dichte Kalk hat in hohem Grade die Eigen - ſchaft, ſich mit fremden Subſtanzen zu miſchen. Vor allem durchdringt ihn die Kieſelerde, und die Kieſelerde ſcheidet ſich in Knollen oder in den Schalen der Thierreſte aus, mit Säure behandelt gelatiniren ſolche Kalke. Quenſtedt, Mineralogie. 22338II. Cl. Saliniſche Steine: Rhomboederwinkel aus der Form erſchloſſen.So führt Hausmann einen Braunſteinkalk von Ihlefeld an, krumm - blättrig und kohlſchwarz von Braunſtein; einen Hämatokonit blutroth von Eiſenoxyd, und körnig blättrig, wie der dichte Marmo rosso antico; einen Siderokonit ochergelb von Eiſenoxydhydrat, wie der Numidiſche Marmo giallo antico.

Verſchieden von ſolchen fremden Beimiſchungen ſind dann diejenigen, welche als kohlenſaure Verbindungen hinzutreten, und verändernd auf die Form einwirken. Dieſe haben noch darum ein wiſſenſchaftliches Intereſſe, da es bei den rhomboedriſchen öfter den Anſchein gewinnt, als könnte man aus der Form auf den Inhalt und umgekehrt ſchließen. Wir wollen dieſen

Einfluß des Inhalts auf die Form

etwas näher auseinanderſetzen. Man weiß, daß die reine Ċa einen Endkantenwinkel von 105° 5′, und die reine Ṁg von 107° 25′ hat. Nun zeigt aber der Dolomitſpath = Ċa + Ṁg einen Endkantenwinkel von 106° 15′ = ½ (105° 5′ + 107° 25′), der alſo genau in der Mitte von beiden liegt. Darnach ſcheint es, daß beide gemäß ihrer Atomzahl in der Mitte zuſammentreffen.

Sind mir daher die Winkel w und w' zweier Stoffe bekannt, und weiß ich, welchen Winkel w' 'das Doppelſalz macht, ſo kann ich daraus den Atomiſchen Gehalt berechnen. Denn es iſt x w + y w' = w''; x + y = 1 oder y = 1 x, folglich x w + (1 x) w' = w' ', 〈…〉 .

Beiſpiel. Beim Dolomitſpath habe ich w' '= 106 · 5 gefunden, und weiß aus qualitativer Analyſe, daß nur Ċa = w = 105 · 5 und Ṁg = w' = 107 · 25 darin iſt, folglich iſt 〈…〉 , folglich ½ Ċa + ½ Ṁg vorhanden.

Wäre w' '= 106 · 29 gefunden, ſo gäbe 〈…〉 , folglich muß Ṁg dabei ſein.

Der reine Spatheiſenſtein hat 107° 6 = w, der Manganſpath 106 · 51 = w'. Es zeigte aber der Spatheiſenſtein von Ehrenfriedersdorf 107° = w' ', und hatte außer Ṁg keinen andern Beſtandtheil, folg - lich iſt 〈…〉 , und es bleibt Ṁg .

Man könnte hiernach ſogar vorausſagen, unter welchem Winkel eine bis jetzt noch nicht ſelbſtſtändig kryſtalliſirte Geſtalt kryſtalliſiren müßte. So ſoll Johnston’s Plumbocalcit aus den alten Grubenhalden von339II. Cl. Saliniſche Steine: Bitterſpath.Wanlockhead in Dumfriesſhire zwar einem blättrigen Kalkſpath durchaus gleichen, aber neben 92,2 Ċa noch 7,8 Ṗb enthalten, von der Formel 31 Ċa + Ṗb . Nun fand Brewſter, trotz des geringen Bleigehaltes, einen Endkantenwinkel von 104° 53′ 30′, wäre dieß richtig, ſo müßte $$\frac{31 · 105 · 5 + x}{32}$$ = 104° 53 $$\frac{1}{2}$$ , x = 98° 57′ ſein. Das Ṗb , würde es dereinſt rhomboedriſch gefunden, müßte alſo etwa 99° in den Endkanten haben.

Der kohlenſaure Kalk iſt dimorph: rhomboedriſch als Kalkſpath, und zweigliedrig mit beſonderer Neigung zu Zwillingsbildungen als Arra - gonit, und dieſen beiden Typen folgt eine ganze Reihe Salze, deren Hauptglieder folgende ſind.

  • Rhomboedriſch.
  • 1. Ċa 105 · 5 Kalkſpath;
  • 2. Ṁg 107 · 25 Bitterſpath;
  • 3. Ċa + Ṁg Dolomitſpath;
  • 4. Ḟe 107° 6′ Spatheiſen;
  • 5. Ṁn 106° 51′ Manganſpath;
  • 6. Żn 107° 40′ Zinkſpath;
  • Zweigliedrig.
  • Ċa 116° 16′ Arragonit.
  • Ṗb 117° 14′ Weißbleierz.
  • Ḃa 118° 30′ Witherit.
  • Ṡr 117° 19′ Strontianit.

2. Bitterſpath Hausm.

Die reine Ṁg ohne Kalk, aber mit Ḟe , von Werner unter dem Rautenſpath mit inbegriffen; wegen des ſtumpfen Winkels nannte es Mohs Brachytypes Kalkhaloid, Haidinger Breunnerit Pogg. Ann. 11. 167, Stromeyer Magneſitſpath. Ohne chemiſche Analyſe und genaue Lokal - kenntniß iſt ein ſicheres Erkennen nicht mehr möglich, und wir halten ſie blos der Theorie wegen ſcharf auseinander.

Nimmt man den Endkantenwinkel zu 107° 25′, ſo iſt a = 1,233 = 〈…〉 , lga = 0,09107. Er wächst nur in glatten Rhomboedern mit deutlich blättrigem Bruch, zu Hall meiſt das 2te ſchärfere Rhomboeder $$\frac{a}{4}$$ : $$\frac{a}{4}$$ mit Gradendfläche. Härte = 4, Gew. 2,9, Glanz ſtärker als bei Kalkſpath, die aus dem Alpiniſchen Talkgebirge ſind ſtark gelb

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gefärbt durch Eiſenoxydhydrat.

Hauptſächlich zwei Vorkommen zu unterſcheiden: der am leichteſten erkennbare findet ſich im Steinſalzgebirge von Hall in Tyrol in Anhydrit eingeſprengt: kleine ſchwarze ſcharfe Rhomboeder mit Gradendfläche, aber auch in großen ſpäthigen Maſſen, die durch ihre Schwärze dem Anthra - konit gleichen, aber mit Säuren nicht brauſen, und durch ihre Gradend - fläche ſich verrathen. Stromeyer fand darin 89,7 Ṁg , 8 Ḟe , 2,4 Ṁn , 0,11 Kohle. Schwerer zu unterſcheiden ſind die aus dem Alpiniſchen Hochgebirge, eingeſprengt in Talk - und Chloritſchiefer, es ſind die um und um gebildeten einfachen Hauptrhomboeder, gewöhnlich von weingelber22*340II. Cl. Saliniſche Steine: Meſitinſpath, Magneſit.Farbe, durch das oxydirte Eiſen, welches bei den Faſſathälern auf 17 Ḟe ſteigt. Die Ṁg fällt dann zwar auf 83 pC., allein der Kalk ſoll gänzlich fehlen, während die ganz gleich vorkommenden Dolomitſpathe wieder bedeutende Mengen davon haben. Breithaupt (Pogg. Ann. 80. 313) beſtimmte einen aus dem Serpentin vom Hofe Lofthuus bei Snarum von 107° · 28′, der nur 0,78 Ḟe neben 47,3 Ṁg enthielt.

In kochender Salzſäure löſen ſie ſich leicht, und wenn man die Löſung mit Ammoniak neutraliſirt, ſo gibt Oxalſäure keinen Niederſchlag, wegen Mangel an Kalkerde. Das ſchwankende des Eiſengehaltes fällt ſehr auf und führt uns unmittelbar zum

Meſitinſpath Breith., welcher in Druſenräumen mit Bergkryſtall und weißem Dolomitſpath zu Traverſella in

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Piemont bricht. Es ſind linſenförmige Kryſtalle, indem zum Blätterbruch P noch das nächſte ſtumpfere Rhomboeder mit ſtarker Diagonal - ſtreifung kommt. Die gelblich braune Farbe nähert ihn ſchon dem Spatheiſenſtein. Das höhere Gewicht 3,4 rührt von Eiſen. Stromeyer gab darin Ṁg + Ḟe an, was 56 Ḟe geben würde, Fritzſche fand nur 48 Ḟe , was die Formel 2 Ṁg + Ḟe gäbe, immer aber bleibt er der Vermittler zwiſchen Bitterſpath und Spath - eiſenſtein (μεσίτης). Dagegen fand ſich zu Thunberg bei Flachau im Salzburgiſchen ein ſtark gebräuntes Foſſil mit 107° 18′ in den Endkan - ten, was nun Ṁg + Ḟe ſein ſoll, nnd daher von Breithaupt Car - bonites Pistomesites (Pogg. Ann. 70. 846) (πιστός gewiß) genannt wird. Es ſind dieß alles Eiſenbitterſpäthe, die geglüht dem Magnete folgſam werden, aber ſtark verkniſtern. Die Salpeterſäure-Löſung gibt mit Ammoniak einen ſtarken Niederſchlag von F̶⃛e, Oxalſäure keinen wegen des Mangels an Kalk, dagegen Phosphorſaures Natron beim Zuſatz von Ammoniak einen weißen kryſtalliniſchen Niederſchlag von baſiſch - phosphorſaurer Ammoniak-Talkerde (Struvit).

Magneſit hat man die dichte Ṁg genannt, mager, nicht ſelten von ſchneeweißer Farbe, erdig oder homogen wie Kalkſtein, Gew. 2,8 3, Härte 0 5. Ohne Zweifel ſteht er mit Meerſchaum und Serpentin in engſter Beziehung, wenigſtens ſcheint er durchgängig ein Verwitterungs - produkt aus Silikaten zu ſein. Daher enthalten ſie meiſtens neben Koh - lenſäure auch noch Kieſelerde: man darf die opaken Stücke nur in Säuren werfen, ſo werden dieſelben unter Entwickelung von gallertartig durch - ſichtig, indem die Kieſelerde (in Verbindung mit etwas Talkerde) zurück - bleibt. Hier hat ſich die noch nicht der ganzen Baſe bemächtigt. Doch findet man an demſelben Fundorte Stücke, die in heißer Säure plötzlich auseinanderfahren und ſich endlich vollkommen löſen, in ſolchen von Baumgarten in Schleſien fand Stromeyer 50,2 , 47,3 Ṁg, 1,4 . Da nun auch der Serpentin und Meerſchaum Kohlenſäure aufnimmt, ſo iſt ein vollkommener Uebergang unläugbar, zumal da das Serpentingebirge von Schleſien (Baumgarten), Mähren (Hrubſchitz), Steiermark (Krau - bat) ꝛc. das Muttergeſtein bildet. Die Mähriſchen gleichen theils einem dichten Kalkſtein von gelblicher Farbe, aber brauſen nicht in kalter Säure. 341II. Cl. Saliniſche Steine: Dolomit.Der Kieſelmagneſit aus dem Serpentin von Baldiſſero und Caſtel - lamento in Piemont ſoll 12 Ḣ̶, 14,2 S⃛i, 26,3 Ṁg und 46 haben. In ſchneeweißen ausgezeichneten Knollen findet man ihn in den Spalten des Baſaltes von Sasbach am Kaiſerſtuhl.

3. Dolomitſpath.

Ċa + Ṁg iſt ſeine ideale Formel, bildet alſo eine Mitte zwiſchen Kalk - und Bitterſpath, Hausmann nennt ihn daher nicht unpaſſend Bitterkalk. Urſprünglich wurde der Name zu Ehren Dolomieu’s in Sauſſures Alpenreiſe für Geſteine gebraucht, allein da ſich in deren Druſenhöhlen unſere Kryſtalle finden, ſo iſt eine Uebertragung des Na - mens nothwendig geworden. Uebrigens miſcht ſich die Bittererde mit der Kalkerde in ſo mannigfachen Graden, daß auch hier eine ſcharfe Trennung unmöglich ſcheint.

Rhomboederwinkel 106° 15′, alſo genau die Mitte zwiſchen Kalk - und Bitterſpath, daher a = 1,2016 = 〈…〉 , lga = 0,07975. Die einfachen Rhomboeder kommen eingeſprengt im Chloritſchiefer der Alpen vor, und ſind dann ſchwer von den gleich gelagerten Bitterſpathen zu unterſcheiden, nur pflegen ſie wegen geringeren Eiſengehalts ungefärbter zu ſein. Werner vermiſchte alle unter dem Namen Rautenſpath, auch Bitterſpath wird für ſie gebraucht. Leichter zu unterſcheiden ſind dagegen die Exemplare von Druſenräumen, wie die prachtvollen einfachen und Zwillingskryſtalle von Traverſella in Piemont. Das Hauptrhomboeder hat ſehr glänzende Flächen, was beim Kalkſpath nicht leicht vorkommt, dazu geſellt ſich an den Kanten die 2te Säule und der gewöhnliche Drei - kantner a: a: ½a. Dufrénoy will auch das nächſte ſtumpfere Rhom - boeder 2a: 2 a: a 135° 37′ und das nächſte ſchärfere ½a: ½a: a 77° 22′ gemeſſen haben, was genau mit dem Hauptrhomboederwinkel ſtimmen würde. Auch manche andere Fläche wird noch angegeben, ſo daß der Dolomitſpath auch in dieſer Beziehung dem Kalkſpath näher ſteht, als irgend ein anderes Foſſil. Doch iſt er etwas härter 3 4, und wiegt etwas mehr, Gew. 2,85 2,9.

In kalter Salzſäure entwickeln größere Stücke nur wenige Blaſen, das unterſcheidet ihn leicht vom Kalkſpath, während die ammoniakaliſch gemachte Löſung ſowohl mit Oxalſäure (Kalk), als mit phosphorſaurem Natron (Magneſia) einen Niederſchlag gibt. Auch fehlt es gewöhnlich nicht an etwas Ḟe und Ṁn. Je nach dem Vorkommen hat man viele Varietäten zu machen.

Die glattflächigen Rhomboeder kommen eingeſprengt in dem Talk - und Chloritſchiefer des Alpiniſchen Hochgebirges, oder auf Gang - klüften mit Bergkryſtall in Tyrol, der Schweiz, Piemont ꝛc. vor. Zu Traverſella brechen ſie mit Meſitinſpath. Beſonders wichtig ſind die kleinen Kryſtalle in Druſenräumen der Dolomitfelſen. Lokalnamen wie Tharandit von Tharand in Sachſen, und der ältere Miemit von Miemo in Toskana erregen kein Intereſſe.

342II. Cl. Saliniſche Steine: Dolomit.

Dolomitfelſen, zuerſt in der Schweiz von Dolomieu (Journ. phys. 1791) ausgezeichnet. Er verſtand darunter jene weißen Gebirgs - arten von feinem ſandartigem Korn, das gleich dem Cipollino pag. 334 von Streifen grünen Talkes durchzogen wird. Die Körner hängen nur wenig zuſammen, und das Geſtein biegt ſich daher in dünnen Platten. Vieler ſogenannter Urkalk iſt mehr oder weniger dolomitiſch. Beſonderes Intereſſe bekam der Dolomit des Flözgebirges durch die klaſſiſche Arbeit L. v. Buch’s (Abh. Berliner Akad. 1824), dieſe Felſen pflegen mehr gelblich durch Eiſenocker (Faſſathal), oder grau und dunkelfarbig durch Bitumen (Muggendorf) zu ſein. Sie haben ebenfalls ein feines Zuckerkorn, und ſind von Druſenräumen durchzogen, in welchen kleine aber ſehr deutliche Rhomboeder liegen. Wegen ihres magern Anfühlens hat ſie der Bergmann Rauhkalk genannt, und in England heißen ſie nach ihrem Gehalt Magnesia-Limestone. Sie ſind häufig von Höhlen durchzogen, denn viele werden durch Verwitterung ſo mürde, daß man ſie mit dem Finger zerdrücken kann. Dadurch entſteht dann Dolomitſand. Kein Geſtein iſt zu kühnen Felſenbildungen geneigter, als dieſes: im Faſſathal finden ſich 2000′ hohe Steinwände. Hiſtoriſch berühmt iſt der Dolomitpaß von Pancorbo nordöſtlich Burgos, der aus dem Ebro - in das Duerogebiet führt, und im kleinen aber kühnen Maßſtabe finden wir es in der fränkiſchen Schweiz (Wieſenthal).

Dichter Dolomit vom Ausſehen des Kalkſteins theils mit ebenem, theils mit ſplittrigem Bruch, aber braust nicht ſtark mit Säure und iſt ſchwerer als Kalk. Zu Aggsbach ohnweit Gurhof (Land unter der Ems) und Hrubſchiz kommt er im Serpentingebirge vor (Gurhofian 30 Ċa, 22 Ṁg, 16 ). Die dichten Steinmergel des Keuper mit fein ſplittrigem Bruch enthalten 41 Ċa , 25 Ṁg und Quarzſand, ja die Bittererde ſcheint ſo verbreitet, daß man ähnliche Geſteinsreihen, wie beim Kalkſtein, aufſtellen könnte. Noch in den jüngſten Kalkbildungen, den tertiären Süßwaſſerkalken, fehlt die Bittererde nicht: bei Dächingen (Oberamt Ehingen) auf der Alp findet ſich ein zerreibliches Geſtein, aus welchem eine ſchneeweiße Kreide abgeſchlämmt wird, die nach Dr. Leube (Leonhard’s Jahrb. 1840. pag. 373) 45 Ṁg auf 54 Ċa enthält, alſo ein normaler Dolomit iſt. Man merkt dieß auch ſchon mit Säure, da ſie nicht ſo ſtark als Kreide braust. Es kommen in dem Zechſtein auch oolithiſche Bitterkalke vor und was dergleichen mehr.

Der Bittererdegehalt der Kalkſteine wechſelt außerordentlich, und man kann das durch chemiſche Formeln nicht feſthalten. Die meiſte dieſer Bittererde hat das Gebirge wohl gleich aus dem Urmeer bekommen, welche die Niederſchläge erzeugten. Andere Male gewinnt die Sache je - doch den Anſchein, als wäre Bittererde dem Gebirge erſt durch irgend eine Weiſe zugeführt: ältere Hypotheſen ſagten, aus dem Innern der Erde, wo das Centralfeuer wahrſcheinlich ſo heiß ſei, daß mit Hilfe glü - hender Waſſerdämpfe die Bittererde verflüchtigt werden könnte, was di - rekten chemiſchen Verſuchen gerade nicht widerſpricht, denn Durocher (Compt. rend. 33. 64) konnte Chlormagneſium in glühendem Flintenlauf verflüchtigen und aus Kalkſtein eine Art Dolomit erzeugen. Dagegen hat neuerlich Morlot (Haidinger, Naturwiſſ. Abhandl. Wien 1847) geltend343II. Cl. Saliniſche Steine: Braunſpath.gemacht, daß wenn man unter einem Druck von 15 Atmoſphären Bitter - ſalzhaltiges Waſſer (Ṁg S⃛) über Kalkſpath gieße, ſo bilde ſich Gyps (Ċa S⃛), alſo auch Ṁg , die dann mit Ċa zuſammen kryſtalliſiren könnte. Das Experiment iſt ſehr auffallend, da bei gewöhnlichem Luftdruck der Prozeß bekanntlich umgekehrt iſt: der Dolomit wird durch Gypswaſſer zerſetzt, es bildet ſich Ċa und Bitterwaſſer geht fort, weil Bitterſalz löslicher als Gyps iſt.

Braunſpath Werner, eines der merkwürdigſten Minerale der Erzgänge, ein Bitterkalk, der wegen eines bedeutenden Gehaltes an Eiſen und Man - gan den Uebergang zum Spatheiſenſtein bildet, daher durch Verwittern auch leicht braun und ſchwarz wird, was der Name andeutet.

Die Rhomboeder gewöhnlich ſattelförmig gekrümmt, weil ſie trotz

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ihrer geringen Größe aus lauter kleinen unge - fähr parallel nebeneinander gelagerten Indivi - duen beſtehen. Sie ſind daher ſelten meßbar. Wenn andere Formen vorkommen, ſo krümmen ſich auch dieſe zu Nieren - und Garbenförmigen Geſtalten. Der Glanz iſt häufig ſtark perl -

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mutterartig (Perlſpath). Härte und Gewicht weicht nicht we - ſentlich vom vorigen ab, nur was der größere Erzgehalt mit ſich bringt.

Auf Erzgängen überkruſten ſie alles, was ihnen im Wege liegt, be - ſonders Kalkſpath, Quarz und Flußſpath, aber mit ſo dünner Rinde, daß die Kryſtallform darunter noch kenntlich bleibt. Beſonders intereſſant ſind in dieſer Beziehung die Kalkſpäthe: die kleinen Braunſpathrhomboeder reihen ſich immer ſo, daß der Spiegel des blättrigen Bruchs mit denen des Kalkſpathes faſt zuſammenfällt. So kamen ſie außerordentlich ſchön auf der Silbergrube Wenzel im Schwarzwalde vor. Häufig widerſteht nun der Braunſpath den Zerſetzungsprozeſſen mehr als die Unterlage, ſo entſtehen dann Kryſtallhöhlen, die zu den ſogenannten Verdrängungs - Pſeudomorphoſen den Anlaß geben, aber kein ſonderliches Intereſſe weiter bieten. Auffallend ſind außerdem die verſchiedenen Niederſchläge auf einer Stufe: man kann nicht ſelten dreierlei beſtimmt von ein - ander geſonderte Varietäten erkennen, dazu nimmt denn wohl noch der Kalkſpath etwas im Anſehen von ihnen an, ſo daß eine ganze Gang - formation im Kleinen uns vor Augen gelegt iſt. Dieſe Bildung mit ſo ſchlagenden Kennzeichen zeigt ſich auch in Druſenräumen des Flötzgebirges, beſonders in Kammern von Ammoniten, die nur auf naſſem Wege erzeugt ſein können, was ein bedeutendes Licht auf die Entſtehung der Erzgänge wirft.

Vor dem Löthrohr brennen ſie ſich ſchwarz, auch die weißen thun dieß, obgleich im mindern Grade. Es gehört aber ein nicht gewöhnlicher Eiſengehalt dazu, wenn die gebrannten Stücke dem Magnete folgſam werden ſollen. Man gibt ihm die Formel (Ċa, Ṁg, Ḟe, Ṁn) . In kalter Salzſäure braust er nicht, neutraliſirt man die Löſung mit Am - moniak, ſo fällt Schwefelammonium das Eiſen und Mangan als F̍e und M̍n. Der Eiſen - und Mangangehalt iſt ſehr verſchieden, denn manche344II. Cl. Saliniſche Erze: Spatheiſenſtein.werden durch Verwitterung ganz ſchwarz, wie Spatheiſenſtein. Von feſten Gränzen kann hier nicht die Rede ſein. Einige Namen:

Sattelförmige Kryſtalle unter allen die verbreitetſten und gewöhnlichſten.

Faſriger und ſtänglicher Braunſpath hat gern nieren - und trauben - förmige Oberfläche. Zu Kapnik und Schemnitz kommen eigenthümliche Faſerbildungen vor.

Blättriger Braunſpath, in derben blättrigen etwas krumm - flächigen Stücken, die zwar Kalkſpath auffallend gleichen, aber viel ſchwä - cher brauſen. Hier gehören beſonders die rothen von Freiberg hin. Hai - dingers Ankerit, auf den Lagern des Spatheiſenſteins von Steiermark (Eiſenerz) hat ſchon 35,3 Ḟe , 3 Ṁn , 11,8 Ṁg , 50 Ċa . Der dortige Bergmann nennt den oft kaum gefärbten Spath Rohwand, Wand - ſtein. Hier kann nur von lokalen Unterſchieden die Rede ſein, Mineral - ſpecies darf man aus dieſen Dingen wohl nicht machen.

4. Spatheiſenſtein Wr.

Eiſenſpath, Siderit (σίδηρος Eiſen), Sphäroſiderit.

Das Rhomboeder nach Wollaſton 107° 6′, alſo a = 1,2246 = 〈…〉 , lga = 0,08800. Selten etwas anderes als das Hauptrhomboeder c: a: a: a und das nächſte ſtumpfere c: 2a′: 2a′: a, und auch dieſe gern krummflächig. Die reguläre ſechsſeitige Säule mit Gradendfläche, der Dreikantner c: a: a: ½a ſind ſelten, Levy beſchreibt von Cornwallis ſogar ein ſcharfes Rhomboeder e $$\frac{3}{2}$$ = c: $$\frac{a′}{5}$$ : $$\frac{a′}{5}$$ : a, Breithaupt an Lobenſteinern ein Dihexaeder c: ¾a: a: ¾a. Das unveränderte Erz ſieht zwar ſehr lichtfarbig aus, allein durch die leichteſte Verwitterung tritt gleich ein opakes Gelb und Braun ein, das ſich bis ins Braunſchwarze ſteigert, was in der Erkennung ſehr leitet. Der Glanz und Härte 4 nicht bedeu - tender als bei den bittererdehaltigen Rhomboedern, dagegen deutet das höhere Gewicht 3,8 auf eine ſchwerere Baſis.

Vor dem Löthrohr brennen ſie ſich daher nicht blos ſchwarz, ſondern folgen auch bald dem Magnete, und faſt alle zeigen eine ſtarke Reaktion auf Mangan, das ſich in den ſeltenen Vorkommen von den Zinnſtein - gängen von Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge auf 25,3 Ṁn ſteigert, was etwa zur Formel 3 Ḟe + 2 Ṁn führt. Im Durchſchnitt haben ſie aber viel weniger wie z. B. das berühmte Erz von Stahlberg bei Müſen im Siegenſchen. Man gibt denen vom mittlern Gehalt die Formel 4 Ḟe + Ṁn , während der Sphäroſiderit von Steinheim bei Hanau nur 1,9 Ṁn hat, alſo faſt reines Ḟe iſt. Außer Mangan kommt auch Ċa und Ṁg vor. Die ſchönen Kryſtalle von Neudorf auf dem Unterharze haben 7,6 Ṁg und 5,4 Ċa . Rolle ſpielt die Talkerde in den Spatheiſenſteinen des Hochgebirges, die von Allevard Dep. Iſère haben 15,4 Ṁg, dieſe führen dann zum Meſitinſpath pag. 340. Kalkerde wird meiſt in geringern Portionen angegeben. Wenn man nun bedenkt, wie345II. Cl. Saliniſche Erze: Spatheiſenſtein.oft Analyſen, ſelbſt bewährter Chemiker, zu auffallend andern Reſultaten führen, ſo kann von einer ſichern Feſtſtellung nicht die Rede ſein.

Das Hauptgewicht beruht auf dem Mangangehalt, und da ſich das Mineral in kochender Salzſäure leicht löst, ſo darf man die Löſung nur ſchwach ammoniakaliſch machen, ſo fällt Schwefelammonium, Schwefeleiſen und Schwefelmangan. Das friſche Erz ſieht immer lichtfarbig aus, allein durch Verwitterung und beſonders durch den Einfluß von Regen und Sonnenſchein wird es bald braun, und zuletzt bei bedeutendem Mangan - gehalt ganz ſchwarz: es werden Afterkryſtalle von Manganhaltigem Braun - eiſenſtein. Die Arbeiter nennen es in dieſem Zuſtande reif, und die mächtigſten Gänge ſind auf ſolche Weiſe zerſetzt worden. Bei Gängen, wo die Erze noch nicht reif ſind, ſchüttet man dieſelben auf Haufen und läßt ſie Jahrelang verwittern.

Die Späthige Abänderung kommt in ſparſamer Menge auf Erz - gängen vor, wie die ſchönen Kryſtalle von Neudorf, Stolberg, Loben - ſtein ꝛc. Dieſelben haben jedoch gewöhnlich eine ſpäthigkörnige Erzmutter, die den Gang in größern Maſſen erfüllt, und die dann zu mächtigen Bergſtöcken anſchwellen kann, wie das weiße unreife Erz vom Stahlberge bei Müſen im Grauwackengebirge und das reife Erz vom Knappenberge bei Hüttenberg in Kärnthen. Der Erzberg bei Eiſenerz in Steiermark, 2,600′ ſich über die Thalſohle erhebend, beſteht faſt ganz aus dieſem wichtigen Erz, daher rühmt ſchon Plinius das Noriſche Eiſen, und noch heute genießt Steiermark in der Eiſenhüttenkunde eines hohen Rufes. Da es in Deutſchland kein beſſeres Eiſenerz gibt, ſo wird es allgemein als Stahlerz ausgezeichnet. Bei mächtigen Stöcken wird das Korn oft fein, wie Marmor.

Sphäroſiderit hat Hausmann die ſchwarzen feinkörnigen Maſſen von Steinheim bei Hanau genannt, Blaſenräume im Baſalte erfüllend. Darin bilden ſich ſtrahlig faſrige und krummblättrige Parthieen mit halb - kugeliger Oberfläche aus, die zu dem Namen veranlaßten.

Thoneiſenſtein (thoniger Sphäroſiderit) heißt die dichte homogene durch Thon verunreinigte Maſſe, welche plattig und in Geoden in die Schieferthone der verſchiedenſten Formationen eingelagert iſt. Unverwit - terte gleichen einem fahlgrauen Steinmergel, durch Verwitterung werden ſie aber braun und roth.

Schon das höhere Gewicht, was meiſt über 3fach hinausgeht, läßt ihren Werth vermuthen. Die Geoden pflegen reicher zu ſein, als die zuſammenhängenden Platten. Im Durchſchnitt geben ſie 33 p. C. Eiſen, das nur zur Stahlbereitung nicht brauchbar iſt. Dieſem unſcheinbaren Stein verdankt England in Verbindung mit dem reichen Brennmaterial einen weſentlichen Theil ſeines induſtriellen Uebergewichts. Der Thon - eiſenſtein kommt in dem Kohlengebirge von Südwallis, Dudley und Glasgow gerade nicht im Uebermaß, aber doch in genügender Menge vor, ſo daß England mehr Eiſen erzeugen kann als die ganze übrige Welt. 1853 gewann es in 400 Hochöfen 50 Millionen Centner Roheiſen im Werth von 8 Millionen Pfund Sterling. In Schottland allein wurden 1852 in 143 Oefen über 15 Mill. Centner producirt, der Centner koſtete 1851 ungefähr Thlr. oder 1 fl. 11 kr. In Deutſchland iſt beſonders346II. Cl. Saliniſche Erze: Manganſpath, Galmei.Lebach und Börſchweiler im Saarbrück’ſchen mit Thoneiſenſtein verſehen. Auch die Thonſchichten der Jura - und Kreideformation enthalten manche Lager und Geoden. Mit Säure brauſen die Geſteine noch, laſſen aber einen bedeutenden Rückſtand an Thon, und da andere wieder mit Kalk ſich in den verſchiedenſten Verhältniſſen miſchen, ſo iſt ein vielſeitiger Anſchluß an andere Gebirgsarten gegeben.

5. Manganſpath.

, nicht zu verwechſeln mit Mangankieſel pag. 215, nach ſeiner roſenrothen Farbe Rhodochroſit, Roſenſpath, Rother Braunſtein genannt.

Der Endkantenwinkel des Rhomboeder nach Phillips 106° 51′, nach Levy 107° 20′. Nach erſterm a = 1,204 = 〈…〉 , lga = 0,08057. Das nächſte ſtumpfere Rhomboeder c: 2a′: 2a′: a nicht ſelten, auch ein Dreikantner c: a: a: ½a wird angeführt.

Je roſenrother die Farbe, deſto reiner mögen ſie ſein, doch kommen auch roſenrothe Kalkſpathe vor, die aber ſtark brauſen. Härte 4, Gew. 3,5.

Findet ſich nicht häufig, am ſchönſten auf den Goldgängen von Kapnik und Nagyag in der nördlichen Gebirgsgränze von Siebenbürgen, ſie können hier 90 Ṁn enthalten, die Freiberger erreichen nicht ſo viel. Nicht blos die Farbe, ſondern auch die ſattelförmigen Kryſtalle ſpielen in den Braunſpath über, wozu an letzterm Orte die Beimiſchungen an Ḟe, Ċa und Ṁg beitragen. Auffallender Weiſe wird in den Ungariſchen gar kein Ḟe angegeben, wohl aber an 10 Ċa , daher pflegt man ſie auch (Ṁn, Ċa) zu ſchreiben, während die Freiberger mehr ſtark Manganhaltige Braun - ſpäthe ſein dürften. Wie dieſe zeigen ſie dann auch Neigung, nieren - förmig ſich auszubilden. Solche Sachen ſondern ſich ſchalig ab, auch miſchen ſie ſich, wie z. B. am Büchenberge bei Elbingerode, mit Kieſel - ſaurem Manganoxydul, welchen Werner urſprünglich Manganſpath nannte.

6. Galmei.

Calamine, Gialla mina gelbes Erz. Zinkſpath, Żn . Man darf ihn nicht mit dem Kieſelzinkerz pag. 309 verwechſeln, das Werner auch zum Galmei rechnete.

Das Rhomboeder nach Wollaſton 107° 40′ in den Endkanten, daher a = 1,24 = 〈…〉 , lga = 0,09348.

Schwer meßbar, weil der blättrige Bruch ſelten große Ausdehnung hat, auch ſind die Kryſtalle gewöhnlich rauhflächig. Es kommen ſchärfere und ſtumpfere Rhomboeder vor nebſt der 2ten Säule, welche die Seiten - kanten des Rhomboeder abſtumpft. Dieſe Kryſtalle ſammeln ſich in kleinen Druſenräumen der Zinkhaltigen Gebirgsmaſſe. Der Glanz iſt ſtark, Härte 5 und Gewicht 4,45, ſo daß die Hauptkennzeichen das Maximum der ganzen rhomboedriſchen Gruppe erreichen. Farbe nicht lebhaft.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es nicht, der Zinkgehalt läßt ſich aber ſogleich an dem ſchönen grünlichen Lichte erkennen, und die Kohle zeigt einen Zinkbeſchlag, der kalt wie weißgraue Aſche ausſieht, warm aber347II. Cl. Saliniſche Erze: Galmei.gelblich iſt, und beim Daraufblaſen leuchtet. Schon in kalter Salzſäure werfen ſie viele Blaſen, wodurch ſie ſich von Kieſelzinkerz leicht unter - ſcheiden. Die reinen Abänderungen haben 65 Żn und 35 . Allein es kommt öfter etwas Ḟe, Ṁn und Ṗb, da Bleiglanz die Erze gern begleitet. Selten ein kleiner Gehalt an Cadmiumgehalt.

Die Kryſtalle bilden kleine glänzende Druſenräume im Galmei - geſtein. Am charakteriſtiſchſten jedoch iſt die traubige Varietät von weißlicher und grünlicher Farbe, welche das Geſtein zellig macht. Durch die traubige Ober - fläche ſcheint der Blätterbruch durch und da der Quer - bruch feine Faſern zeigt, ſo mag auch hier, wie beim ſtrahligen Kalkſpath, die Faſer der Säulenrichtung ent - ſprechen. Die edlen kryſtalliniſchen und traubigen Aus -

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ſcheidungen werden vom feinkörnigen und dichten Galmeigeſtein um - hüllt. Daſſelbe hat häufig ein dolomitiſches, aber ſtärker glänzendes Aus - ſehen, iſt nicht ſelten durch Eiſenocker braun und roth gefärbt, kann aber ſtellenweis ſchneeweiß wie Magneſit werden (Kärnthen, Tyrol). Dieſes dichte durch Beſchreibung wegen ſeiner vielen Modificationen kaum feſt - zuſtellende Geſtein liefert in Verbindung mit Kieſelzink das wichtigſte Zinkerz. Das berühmteſte bricht im Muſchelkalkgebirge von Tarnowitz in Oberſchleſien, der daher das meiſte Zink in Europa liefert: der Galmei bildet ein 40′ bis 55′ mächtiges Lager zwiſchen Sohlen - und Dachgeſtein, letzteres iſt dolomitiſch. Preußen gewinnt hier allein gegen Millionen Centner Schmelzerz, im Werthe von 8 Silbergroſchen den Centner, die im Durchſchnitt 18 19 p. C. Rohzink geben. Bei guten Zinkpreiſen (pro Centner 6 Thlr.) können noch Erze von 6 p. C. Gehalt mit Vor - theil verſchmolzen werden, während der beſte Stückgalmei 40 p. C. gibt. Im Uebergangsgebirge von Aachen (der Altenberg) bildet das Erz eine große Linſe, vereinzelte Lager kommen noch längs der Maas tief nach Belgien hinein vor. Zu Wiesloch in Baden erſcheint er als Umwand - lungsprodukt des Muſchelkalkes, wie namentlich die in Galmei verwan - delten Muſcheln beweiſen. In England ſind beſonders die Mendip-Hill’s ſüdlich Briſtol berühmt, anderer Punkte wie Raibl und Bleiberg in Kärn - then ꝛc. nicht zu erwähnen. Die Alten ſollen es unter cadmia (καδμία) verſtanden haben. Früher benutzte man das eiſenfreie geröſtete Erz gleich zur Meſſingfabrikation, gegenwärtig ſtellt man aus dem geröſteten Erz erſt das reguliniſche Zink dar. Durch die Röſtung wird und Waſſer ausgetrieben, das Geſtein mürbe gemacht, ſetzt man nun Kohle zu, ſo reducirt dieſelbe das Żn. Da aber Zink in der Hitze flüchtig iſt, und ſich leicht an der Luft wieder oxydirt (lana philosophica bildet), ſo muß die Deſtillation in verſchloſſenen Gefäßen vor ſich gehen. Die erſten Portionen ſetzen ein braunes Oxyd ab (braun durch den größern Cadmium - gehalt), weil das Cadmium flüchtiger als Zink iſt. In Schleſien werden dieſe beſonders auf Cadmium gewonnen.

Zinkblüthe Żn3 + 3 Ḣ̶ mit 71 Żn, 13 , 16 Ḣ̶ ſcheint ein Zerſetzungsprodukt, das ſchneeweiße Kügelchen auf dem Geſtein bildet. Die von Orawitza im Banate haben einen ſeidenglänzenden Faſerbruch,348II. Cl. Saliniſche Steine: Arragonit.und bilden ſtellenweis kleine Strahlen und Faſern, welche an Pharma - colith erinnern.

Kapnit nannte Breithaupt einen Eiſenzinkſpath (Żn, Ḟe) , der am Altenberge bei Aachen vorkommt, oft mit Brauneiſen überzogen iſt, und 107° 7′ in den Endkanten haben ſoll.

Vergleiche hier am Ende auch Herrerit, Aurichalcit 35,8 Zn.

Merkwürdiger Weiſe enthalten auch mehrere Pflanzen der Galmei - gebirge Zink (Pogg. Ann. 92. 175): das Galmeiveilchen (Viola calami - naria) bei Aachen iſt conſtant an den Galmeiboden geknüpft, daß ſelbſt bergmänniſche Verſuche auf die bloße Anzeige dieſes Veilchens mit Erfolg unternommen worden ſind.

7. Arragonit.

Werner nannte ihn Arragon, weil die erſten Kryſtalle aus dem Gypſe und den rothen Mergeln von Arragonien am Südabhange der Pyrenäen kamen, die bereits Romé de l’Isle 1772 unter dem Kalk - ſpath aufführt. Klaproth wies darin 1788 den Ċa nach, zwar fand Stromeyer 1813 noch einen kleinen Gehalt an Ṡr , allein nicht in allen, und das Mineral wurde daher bald ein Hauptbeweis für Dimorphismus.

Zweigliedriges Kryſtallſyſtem mit vorwiegender Zwillings - bildung. Geſchobene Säule M = a: b: c 116° 16′ herrſcht vor, daran fehlt ſelten die Abſtumpfung der ſcharfen Kante h = b: a: c, an ihren Querſtreifen erkennbar. Ein Paar auf die ſcharfe Säulenkante auf - geſetzt P = b: c: a 108° 28′ (Hauy nahm für dieſen genau den Winkel des regulären Oktaeders 109° 28′), daraus findet man a: b = 0,863: 1,388 = 〈…〉 : 〈…〉 ; lga = 9,93600, lgb = 0,14246.

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Dem Böhmiſchen fehlt das Oktaeder o = a: b: c ſelten, iſt aber etwas rauh; s = a: c: ½b, n = b: c: 2a; häufig x = c: 2b: a. Bei den Spaniſchen gibt Hauy ein Paar i = c: ½b: a, welche mit M zuſammen ein einfaches Oblongoktaeder machen. Gewöhnlich herrſcht aber bei den ſpaniſchen Zwillingen die Gradendfläche r = c: a: b, welche alle andern Endflächen verdrängt. Sehr eigenthüm -

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lich ſind die ſpießigen Kryſtalle (Hauy’s Var. apotome), beſonders ſchön auf dem Spatheiſenſteinlager des Iberges bei Grund am Oberharz, in der Serpentinbreccie des Aoſtathales. Hauy nahm ſie als ſcharfe Oktaeder a: b: 6c, mit dem Paare c: $$\frac{1}{12}$$ b: a, allein von ſcharfen Meſſungen wird kaum die Rede ſein können: es ſind vielleicht nichts weiter als bauchige Säulen, daher ſieht man öfter auch Zwillinge darunter.

Zwillinge haben die Säule gemein, und liegen umgekehrt. Am leichteſten kann man ſie bei den blaß weingelben von Bilin ſtudiren, die für den Optiker ſo wichtig geworden ſind. Wir nehmen dabei den Säulen -349II. Cl. Saliniſche Steine: Arragonit.winkel 116°. Durch das Hinzutreten von h auf der Oberſeite hat ſich die Lücke zwiſchen den beiden Individuen ausgefüllt, und es iſt eine Eigenſchaft der Paralleltrapezoide h M M h' M' M', daß h h' wieder den Säulenwinkel einſchließen. In der ſechsſeitigen Säule gehen nur die gemeinſamen M und M' einander parallel, dagegen bilden h' M und h M' ein Prisma von , die Convergenz findet über dem Säulenwinkel von 116° ſtatt, da 128° + 116° + 122° = 366° beträgt. Sehe ich daher durch zwei ſolche nicht parallele Flächen gegen ein Licht, ſo treten die beiden Bilder um ſo mehr auseinander, je weiter ich mich davon entferne. Da die Zwillingsgränze nur ſelten genau durch die Säulenkanten geht, ſo findet ſich

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auf einer der Säulenflächen öfter ein einſpringender Winkel von 180° = 174°.

Oefter legen ſich ganze Reihen von Individuen an einander, aber ſo, daß die ungeraden und geraden Zahlen einander parallel gehen, es iſt das einfache Folge des gleichen Geſetzes, und man kann ſolche Reihen nur als Zwillinge betrachten.

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Die Zwillingsſtreifen werden nicht ſelten ſo fein, daß man ſie kaum mit der Lupe zählen kann. Es kommen gar häufig ſcheinbar ganz einfache Individuen vor, und genau unterſucht findet man doch einen Strich 2 2 durchgehen, dem die beiden Enden 1 und 3 das Ein - ſpiegeln ihrer gleichnamigen Flächen verdanken, da 2

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ſowohl gegen 1 als gegen 3 die Zwillingsſtellung einnimmt. Selbſt die Drillinge von Bilin len - ken meiſt gleich wieder zum Zwilling ein: denn in nebenſtehender Figur bilden 122′ einen Drilling, aber die ungeraden 3 und 3 ꝛc. ſtehen mit 1 pa - rallel, es müſſen alſo alle übrigen Individuen links und rechts dem Zwillingsgeſetz folgen. Die Flügel ſind Zwillinge, der Kern Drilling.

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Vierlinge von Leogang und Herrengrund. Bei dieſen ſchneeweißen bis waſſerhellen Kryſtallen herrſchen die Flächen Mhr, nebſt den Zuſchärfungen o und i = c: ½b: a, welche auf r eine ausgezeichnete Streifung parallel der Axe a erzeugen, nach der man ſich leicht in die Zwillingsverwachſungen orien - tirt. Bei Leogang kommen treffliche Durchwachſungen vor, darunter zeichnet ſich ein Individuum gern durch Größe aus (2), 1 legt ſich daran als Zwilling. 3 und 4 ſind zu -

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weilen klein und haben dann auf den Säulenflächen von 1 und 2 Platz, ihre Flächen h ſchneiden ſich unter 12°. Gewöhnlich füllen ſich jedoch die einſpringenden Winkel aus, und man muß dann vorſichtig nach der Streifung der Gradendfläche ſich orientiren, die ſo vortrefflich bei den Kryſtallen von Herrengrund aus -

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350II. Cl. Saliniſche Steine: Arragonit.

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gedrückt iſt. Am klarſten wird die Sache, wenn wir in den Zeichnungen auf der Gradendfläche die Zwillings - gränze zweier anliegenden Individuen durch zwei Linien angeben, um ſie von den Gränzen der Ausfüllungen zu unterſcheiden. Nebenſtehende Figur (Hauy’s symétrique basé) wird ſogleich klar: die Hauptindividuen ſind 1 und 2, ſie ſetzen ſich unten in den parallelen Stücken gleicher Zahl fort. Dazwiſchen haben ſich zwei Streifen 3 und

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4 eingeſchoben, die man ſich hüten muß für parallele In - dividuen anzuſehen, da ihre Streifen ſich unter 12° ſchneiden. Der nebenſtehende weitere Vierling weicht zwar nur wenig ab, allein er iſt nicht mehr ſo ſymme - triſch gebaut, indem drei Individuen (1, 2, 4) ſehr groß werden. Die Säule ſchließt ſich nicht immer in allen ihren Theilen gut, und man muß in Beurtheilung der

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Streifen äußerſt vorſichtig ſein. Zuweilen ſind auch nur drei Individuen vorhanden, wie beiſte - hende Figur (Hauy’s contourné basé) zu bewei - ſen ſcheint. So viel verſchiedene Streifen ſich darauf auch finden mögen, ſo bilden doch 1 mit 2 und 1 mit 3 blos Zwillingsſtellungen, alles Uebrige iſt Fortſetzung. Man ſieht daraus deut - lich, zu welcher Mannigfaltigkeit das einfache Geſetz führen kann. Dieſe Mannigfaltigkeit iſt bei den

Spaniſchen Zwillingen häufig gar nicht mit Gewißheit zu ergründen, weil wir hier neben M und h nur noch eine matte unge - ſtreifte Gradendfläche haben. Es bleiben zum Erkennen blos die Säulen - winkel, aber dieſe zum Glück ſelbſt mit dem Reflexionsgoniometer gut meßbar. Hauy maß dieſe Winkel und konſtruirte dann die Rhomben hinein. Natürlich waren dabei Irrthümer unvermeid -

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lich. Neuerlich hat Senarmont (Ann. Chim. Phys. 3 sér. 41. 60) gezeigt, daß Querſchliffe im polariſirten Licht die Gränzen gut erkennen laſſen. Eine der häu - figen Formen (Hauy’s symétrique basé) bildet Säulen von 128° mit abgeſtumpften ſcharfen Säulenkanten, wodurch vier Mal 116° entſtehen müſſen. Hauy nahm ſie als einfachen Zwilling von nebenſtehender Deutung, wovon 1 ſich in 1 und 2 in 2 fortſetzt, die Zwiſchen - maſſe z dachte er ſich dann beliebig ausgefüllt. Allein

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ſo einfach war die Sache gewiß nicht, wie uns ſchon das erſte Herrengrunder Exemplar beweist, was bei ganz gleichen Winkeln einen Vierling bildet. Wenden wir uns jetzt zum contourné basé mit einem Winkel von 128° und fünf von 116°. Da die Summe der Winkel nur 708° ſtatt 720° beträgt, ſo muß eine Seite nach innen um 12° geknickt ſein. Dieſe geknickte liegt übrigens nicht immer auf der gleichen Fläche. Hauy dachte ſich dieſen als Drilling, indem er an der351II. Cl. Saliniſche Steine: Arragonit.Stelle ſeines Winkels von 128° am symétrique basé ein drittes Indivi - duum einflickte. Auch hier hat die Natur es freier und ſchöner zu Stande gebracht, wie obiger Herrengrunder Drilling beweist. Endlich noch die prachtvollen dicken mit 6 gleichen Winkeln von 116°, die folglich 2 nach innen geknickte Flächen haben müſſen. Es ſind dreierlei Fälle möglich, je nachdem die geknickten Flächen einander an -, gegenüber oder zwiſchenliegend vor - kommen. Im erſten Fall (émergent basé) flickte Hauy im symmétrique basé ſtatt der 128° zwei Rhomben ein, er bekam dann, da die geknickte Fläche von ihm ſtets durch einen Drilling erklärt wird, ſcheinbar einen Achtling, der

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aber, wie die eingeſchriebenen Zahlen zeigen, ſich auf einen Fünfling zurückführen läßt. Fünf iſt zugleich das Maximum von Säulen, welche um einen Punkt möglich ſind, und es mag daher nicht zu - fällig ſein, daß man gerade mit dieſer Zahl die ſchwierigſten Formen er - klären kann. Nur zeigen die Kryſtalle ſelbſt, daß mehr eine ſtrahlige Anordnung vom Mittelpunkt aus Statt findet: ſo iſt das

mésotome basé mit gegenüberliegenden geknick - ten Seiten ein einfacher Drilling von Individuen, die ſich durchwachſen haben. Daß die Flächen h eine Rolle mitſpielen, ſieht man an den Streifungen auf der Grad - endfläche. Das

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meïogene basé mit zwiſchenliegenden geknickten Flächen können wir nur mit 4 Individuen hinſtellen. So läßt ſich z. B. im Herrengrunder Drilling der Winkel von 128° durch ein viertes Individuum wegſchaffen, und dann liegen die geknickten Flächen meïogene. Aber wir können auch die Sache ſo machen, daß wir noch die Individuen 1 und 2 durchwachſen laſſen, dagegen müſſen wir den drei gegenüber ein viertes einſchieben, weil wir ſonſt den Winkel von 128° nicht wegbringen. Endlich beim

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émergent basé bleibt nur noch ein Hauptindi - viduum 1, während auch der 2 noch ein fünftes gegen - übertritt. Dieſe Beiſpiele werden zur Genüge zeigen, bis zu welchen Complicationen ein einfaches Geſetz führen kann. Senarmont (Ann. Chim. Phys. 3 sér. 41. 62. Tab. I. Fig. 2 13) führt nach optiſchen Unterſuchungen ſämmtliche ſpaniſche Zwillinge (von Molina und Ba - ſtennes) auf 6 Individuen zurück, wie im obenſtehenden

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Herrengrunder Drilling: 1 und 6 gehen parallel und liegen ſich gegen - über wie 1 und 1; zwiſchen beide legen ſich dann 2 und 3 als Zwilling an die Seiten von 1 und 4 und 5 an die Seiten von 6. Durch ver - ſchiedene Ausdehnung von 2 3 4 5 oder durch Verſchwinden mehrerer der - ſelben laſſen ſich dann alle ableiten. Und alles das bringt Senarmont durch Beſtimmung von der Lage der Axe zu Stande. Die Kryſtalle von Baſtennes zeigen eine innere faſrige Struktur, welche von dem Centrum nach den Seiten ſtrahlt.

352II. Cl. Saliniſche Steine: Arragonit.

Afterkryſtalle des Arragonits nach Kalkſpath fand Mitſcherlich in Veſuv’ſchen Laven, Haidinger im Baſalttuff von Schlackenwerth und zu Herrengrund. Am merkwürdigſten ſcheinen die von der Emericus - Grube von Offenbanya, wo die Zwillingsſäulen nach Fichtel 1 Fuß lang und ½′ dick werden. Nach G. Roſe (Pogg. Ann. 91. 147) erkennt man dann noch deutlich die Zwillingsgränzen, auch der Blätterbruch behält im Ganzen eine beſtimmte Lage bei.

Härte 3, härter als Kalkſpath, Gewicht 2,9, alſo auch um 0,2 den Kalkſpath übertreffend. Ein ſchwacher Blätterbruch wird zwar parallel h = b: a: c angegeben, allein man hat große Mühe, ſich nur von ſeinem Daſein zu überzeugen, geſchweige daß er ſich darſtellen ließe. Fett - glanz, Farben zufällig wie beim Kalkſpath. Starke doppelte Strahlen - brechung, ordentl. Strahl 1,69, außerordentl. St. 1,53, alſo dem Kalk - ſpath in Stärke kaum nachſtehend. Die beiden optiſchen Axen machen mit c 10° und mit b 80°, liegen alſo in den Arenebenen b c, und ihre Ebene halbirt den ſcharfen Säulenwinkel. Ein Paar c: 4b: a gegen Axe c 79° 48′ geneigt, ſteht ſenkrecht gegen die optiſchen Axen. Um die coniſche Refraktion zu zeigen, ſchleift man die Böhmiſchen Kryſtalle nach dieſer Richtung an. Von Rudberg Pogg. Ann. 17. 1 genau unterſucht.

In einer Glasröhre über Weingeiſt lange erhitzt ſchwillt er etwas an und fällt plötzlich zu einem weißen Pulver auseinander, ohne dabei vorher Kohlenſäure abzugeben, denn ein daneben gelegtes Stück Kalkſpath wird bei dieſer Temperatur noch gar nicht verändert: er ſoll zu Kalkſpath - rhomboedern zerfallen (Haidinger Pogg. Annal. 11. 177). Ċa ganz wie Kalkſpath, denn ein kleiner Gehalt an Strontianerde, die ſpaniſchen haben nach Stromeyer 4 p. C. Ṡr , welchen Hauy für weſentlich hielt, muß unweſentlich ſein, da die böhmiſchen nur 1 p. C., die von Gex (Dep. l’Ain) und Herrengrund keinen mehr zeigen. Obgleich der geſchmolzene Ċa zu Kalkſpath geſteht, ſo ſoll doch aus heißen Löſungen im Waſſer ſich nicht Kalkſpath, ſondern Arragonit niederſchlagen, G. Roſe Pogg. Ann. 42. pag. 353, während es bekannt iſt, daß kalte Quellen nur Kalk - ſpath erzeugen. Läßt man die heißen Niederſchläge jedoch im Waſſer kalt werden, ſo ſteht die Maſſe wieder zu Kalkſpath um, man muß daher den Niederſchlag gleich trocknen. Am beſten bildet ſich der künſtliche, wenn man Chlorcalcium in kohlenſaures Ammoniak gießt. Daraus ſcheint nun leicht erklärlich, daß die Kalkſteine heißer Sprudel Arragonit wurden, und daß beſonders in vulkaniſchen Geſteinen ihre Kryſtalle zu finden ſind (ſiehe dagegen Biſchof Lehrb. chem. phyſ. Geol. II. 1039).

Kryſtalle beſonders ſchön in den Baſaltgebirgen des böhmiſchen Mittelgebirges ſüdlich Bilin (Liebshauſen, Koſel, Luſchiz, Sedlitz, Seid - ſchütz ꝛc. ), für den Optiker die wichtigſten Fundorte, nicht ſelten in arm - dicken Strahlen, aber dann unklar; auch die Auvergne bietet in ihren vulkaniſchen Geſteinen viele ſchöne Fundorte. Beſonders bekannt ſind die einfachen Zwillingsformen aus dem Gyps von Baſtennes ohnweit Dax am nördlichen und aus Arragonien am ſüdlichen Abhange der Pyrenäen. Hier könnten freilich auch heiße Quellen die Urſache geweſen ſein, wie bei den Rogenſteinbildungen des Bunten Sandſteins am Harz. Doch be - weist Becquerel (Compt. rend. XXXIV. 574), daß Arragonit entſtehe, wenn353II. Cl. Saliniſche Steine: Arragonit, Sprudelſtein.eine 5 bis 6gradige Löſung von doppelt kohlenſaurem Natron auf Gyps wirke, Kalkſpath dagegen, wenn die Löſung ſchwächer (zweigrädig) ſei. Zu Leogang öſtlich Saalfelden im Salzburgiſchen finden ſich klare Zwil - linge auf Erzgängen im Gneus, ebenſo und wegen der Deutlichkeit ihrer Zwillingsformen beſonders wichtig iſt das Vorkommen zu Herrengrund nördlich Neuſohl in Ungarn. Dieſe ſind von Kalkſpath überzogen, und unten ſchwefelgelb gefärbt, was ihnen beim erſten Anblick Aehnlichkeit mit den bekannten Cöleſtindruſen von Sicilien gewährt.

Nadelförmige Kryſtalle finden ſich in der Serpentinbreccie des Aoſta - Thales, auf Erzgängen von Iglo in Ungarn (Igloit), beſonders aber in verwitterten Spatheiſenſteinlagern des Harzes (Iberg) und Thüringens (Saalfeld), als Seltenheit im Liaskalk (Neunheim bei Ellwangen). Be - ſonders aber bilden die vulkaniſchen Geſteine am Hohenhöwen am Boden - ſee, Sasbach am Kaiſerſtuhl, die alten Laven vom Veſuv, und viele Baſalte das Muttergeſtein, und man muß ſich hüten, es hier nicht mit Faſerzeolith zu verwechſeln.

Der ſtrahlige Arragonit iſt außerordentlich verbreitet, wird aber häufig in Sammlungen mit Kalkſpath verwechſelt. Hauptunterſcheidungs - merkmal bleibt der Mangel der Blätterbrüche am Ende der Strahlen, denn erwärmt zerfallen ſie nicht mehr ſo auffallend zu Pulver als die kryſtalliniſchen Maſſen. Zuletzt wird der Strahl zur feinſten Faſer.

Faſriger Arragonit. Dahin gehören beſonders die ſchneeweißen Platten in den ſogenannten Schatzkammern (Klüften) der zerſetzten Spatheiſenſteine des Erzberges bei Eiſenerz in Steiermark. Buchholz gibt darin 99 Ċa und 1 Ḣ̶ ohne Spur von Eiſenmiſchung an, ob ſie gleich ohne Zweifel ein Produkt der in den Erzen cirkulirenden Waſſer ſind. Von den Platten gehen dann zackige, korallen - und baumförmige Verzweigungen aus (Eiſenblüthe, flos ferri), die zwar nach Art der Stalaktiten ſich ge - bildet haben mögen, aber auffallender Weiſe wie bei Korallenſtöcken gegen das Geſetz der Schwere verlaufen. Von der innern Axe zieht ſich die zarte Faſer excentriſch ſchief nach oben. Auf andern Eiſenerzſpalten, wie z. B. zu Waſſeralfingen, findet man oft den baumartig verzweigten Kalk - ſpath von gleicher Schneeweiße. Auf den Malachitgängen von Ringen - wechſel in Tyrol ſind ſie ſchön ſpangrün gefärbt. Der Satin-Spar (Atlas-Spath) im Schieferthon von Alſton-Moor Schnüre bildend wurde zu Seidenglänzenden Perlen verſchliffen, enthält 4 Ṁn . Fein faſrige Platten findet man öfter mitten im Kalkgebirge: im braunen Jura der Porta Westphalica oberhalb preußiſch Minden, im Lias von Kemnath, mit traubiger Oberfläche im Süßwaſſerkalk von Steinheim, Cannſtadt ꝛc., doch iſt der Beweis für Arragonit nicht immer zu führen. Dagegen ſind die

Karlsbader Sprudelſteine, obgleich durch Eiſenocker roth, braun bis ſchwärzlich gefärbt, entſchieden Arragonit. Sie beſtehen aus concentriſchen Lagen häufig mit traubiger Oberfläche. Zwiſchen der fein - ſten Faſer finden ſich zuweilen gröbere Strahlen, an denen man deutlich den Mangel des Blätterbruchs nachweiſen kann. Der heiße Sprudel von 60° 74° R. ſcheint hier offenbar der Grund zu ſein. Daher wird auch der dortige Erbſenſtein pag. 337 Arragonit ſein. Wo der Urſprung nichtQuenſtedt, Mineralogie. 23354II. Cl. Saliniſche Steine: Witherit.ſo ſicher iſt, wie z. B. bei dem Rogenſteine aus dem Buntenſandſteine von Thüringen, läßt ſich die Frage, ob Kalkſpath oder Arragonit, kaum entſcheiden.

Bei Tarnowitz in Schleſien kommt mit Bleiglanz verwachſen ein ſtrahliger grünlich grauer Arragonit vor (Tarnowitzit), der 2,98 wiegt, und 2 3,8 Ṗb enthält (Böttger Pogg. Ann. 47. 497). Manga - nocalcit nannte Breithaupt (Pogg. Ann. 69. 429) den nierenförmigen röthlich weißen Braunſpath von Schemnitz in Ungarn, 3,04 Gewicht, er ſoll ſeinem Blätterbruch nach 2gliedrig ſein, und Werner zählte ihn zum faſrigen Braunſpath, der freilich öfter ſich mehr zur Arragonit -, als zur Kalkſpathgruppe zu neigen ſcheint.

Dufrénoy’s Junckerit von Poullaouen in der Bretagne wurde länger für einen zweigliedrigen Spatheiſenſtein gehalten, bis Breithaupt (Pogg. Annal. 58. 279) bewies, daß es rhomboedriſcher Spatheiſenſtein ſei, doch hat Dufrénoy (Traité minér. II. 507) davon keine Notiz genom - men. G. Roſe glaubt, daß neutrale kohlenſaure Talkerde abgedampft auch eine arragonitartige Struktur beſitze.

8. Witherit Wr.

In der Umgegend von Angleſark (Lancaſhire) benutzen die Bewohner ſchon längſt einen gelblichen Stein als Rattengift, in welchem Dr. Wi - thering (Phil. Transact. 1784. pag. 296) zuerſt luftſaure Baryterde nach - wies, daher gab ihm Werner den Namen, Bergm. Journ. 1790. III. 2 pag. 216.

Zweigliedrig, aber von ſechsgliedrigem Ausſehen, wie es Hauy auch wirklich nahm. Die rhombiſche Säule M = a: b: c bildet 118° 30′, durch die Abſtumpfungsfläche der ſcharfen Säulenkante h = b: a: c entſteht daher eine faſt reguläre ſechsſeitige Säule mit Querſtreifen auf allen Flächen, i = c: ½b: a macht über c einen leicht meßbaren Winkel von 69°, wornach a: b = 0,818: 1,375 = 〈…〉 : 〈…〉 , lga = 9,91263, lgb = 0,13816. Tritt zu i das Rhombenoktaeder o = a: b: c mit 130½° in der vordern

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Endkante, ſo bekommen wir eine ſcheinbar dihexae - driſche Endigung, die mit der des gemeinen Quarzes große Aehnlichkeit hat. Doch findet man am Ende gewöhnlich Spuren eines weitern Oktaeders. Vor - züglich zu Alſton in Cumberland. Die Aehnlichkeit mit dem ſechsgliedrigen Syſtem ſetzt ſich noch weiter

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in Hauy’s Triannulaire fort. Hier tritt zu M, h, o, i noch f = 2a: 2b: c, d = 4a: 4b: c, P = b: c: a, x = c: 2b: a und r = c: a: b. Bei Alſton kommen ſechsſeitige Tafeln vor, über welchen ſich x und d zu einer Halbkugel wölben. Da ſich nun auch Zwillinge wie beim Arragonit finden, ſo iſt der Iſomorphismus voll - kommen, obgleich Kryſtalle bei uns nicht häufig getroffen werden. Nach Senarmont (Ann. Chim. Phys. 3 sér. 41. 64) ſind die ſcheinbar einfachen355II. Cl. Saliniſche Steine: Barytocalcit.Kryſtalle Sechslinge, welche ſich mit ihrem ſcharfen Säulenwinkel um einen Mittelpunkt legen, wie man im polariſirten Lichte beobachten kann. Blättriger Bruch wird parallel M ꝛc. angegeben, iſt aber kaum zu be - merken. Die optiſchen Axen ſchneiden ſich unter , liegen aber in der Axenebene a c, alſo nicht wie beim Arragonit.

Härte 3 4, Gewicht 4,3, etwas zum Fettglanz ſich neigend. Gelb - lich grüne Flamme vor dem Löthrohr, ſchmilzt nicht ſchwer, auf Kohle zu einer klaren Perle. Dieſe fängt plötzlich an ſtark zu brauſen, weil die Kohlenſäure jetzt erſt entweicht, und die Maſſe ſich dann als kauſtiſche Baryterde ausbreitet. Dieſes merkwürdige Verhalten brachte Black auf die Vermuthung, daß beim Kalkſtein auch wohl etwas Aehnliches Statt finden könnte. Ḃa mit 77,6 Ḃa, 22,4 . Das Pulver fällt in der Kälte die dreiatomigen Baſen R̶⃛, dagegen die einatomigen nicht. In kalter concentrirter Salzſäure braust er nicht, ſobald man aber die Säure (ſogar ſehr ſtark) verdünnt, ſo fängt er außerordentlich heftig an zu brauſen. Das ſich bildende Chlorbarium iſt nämlich in Salzſäure unlöslich, im Waſſer dagegen löslich. Die Zer - ſetzung beginnt daher erſt dann, wenn gehörige Waſſermenge zur Auf - nahme des ſich bildenden Salzes vorhanden iſt.

Die Bleierzgänge des nördlichen England, welche im Bergkalk und Steinkohlengebirge aufſetzen, ſind theilweis reich an dieſem bei uns ſeltenen Mineral. Beſonders ſchön ſind die halbtrüben weißen Kryſtalle von Alſton-Moor in Cumberland, dann die grünlich weißen derben Maſſen mit feinſtrahligem Bruch, welche in großen Maſſen in Shropſhire ꝛc. vor - kommen. Das excentriſch ſtrahlige des Längsbruchs erinnert in etwas an den muſcheligen Bruch des Gypſes. Unbedeutend ſind die Fundorte von Leogang, in den Schwefelgruben Siciliens, zu Schlangenberg am Altai ꝛc.

Der reine kohlenſaure Baryt findet ſich in allen Stufen der Zer - ſetzung durch Schwefelſäure bis zum völligen Uebergange in Schwerſpath. Thomſon’s Sulphato-Carbonate of Barytes von Brownley-Hill in Cumber - land gehört zu ſolchen Afterbildungen.

BarytocalcitḂa + Ċa . Kommt zu Alſton-Moor mit Witherit vor. In concentrirter Säure brauſen ſie anfangs, hören dann aber auf, und wenn man darauf verdünnt, ſo fangen ſie nochmals ſtark an zu brauſen. Die Subſtanz ſcheint dimorph:

1) zweigliedriger Barytocalcit (Alſtonit Breithaupt), ſieht dem Witherit ſehr ähnlich, und zeigt namentlich keinen ausgezeichneten Blätterbruch. Die Säule M = a: b: c 118° 50′, würde alſo ganz unweſentlich vom Witherit abweichen. Intereſſant ſind Dril - linge, die zu Alſton mit den Witherittafeln vorkommen, ſchein - bar ſcharfe Dihexaeder, deren Querſtreifen in der Mitte durch eine Diagonale unterbrochen iſt. Nach den Meſſungen von Descloizeaux ſind es drei Oblongoktaeder ½a: ½b: c, die ſich parallel der Hauptaxe dem Zwillingsgeſetze gemäß durch - drungen haben. Die optiſchen Axen liegen ſehr genähert und wie beim Arragonit in der Axenebene b c. Flußſpathhärte,

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23*356II. Cl. Saliniſche Steine: Strontianit.Gew. 3,6. Bromley-Hill bei Alſton-Moor, daher Bromlite Dana. Thomſon glaubte anfangs 2 Ċa + Ḃa gefunden zu haben, und nannte ihn daher Bicalcareo-Carbonate of Barytes, Johnſton (Pogg. Ann. 34. 668) weist dagegen vollkommene[Uebereinſtimmung] nach mit dem folgenden, nämlich

2) zwei - und eingliedrigem Barytocalcit Brooke. Die kleinen Kryſtalle zeigen beim erſten Anblick einen Gypsartigen Habitus. Eine geſchobene Säule i = a: b: c hat vorn ihren ſcharfen Winkel von 84° 45′, die Säule iſt ſtark längsgeſtreift, und mit ihrem Unterende aufgewachſen. Brooke (Pogg. Ann. 5. pag. 160) ſetzt den ſtumpfen Säulenwinkel von 95° 15′ vorn hin. Es kommen noch Zuſchärfungen der ſeitlichen Kante vor, die häufig herrſchend werden und die ſichere Be - ſtimmung der Säule ſehr erſchweren. Eine matte Schiefendfläche h =

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a: c: b gegen die Axe c 61°, in ihrer Diagonalzone ein Augitpaar M / M 106° 54′ mit einem Blätterbruch ſo deutlich als beim Kalkſpath. h und M nehmen gewöhnlich das ganze Ende ein, und bilden hinten eine ſcharfe Ecke, dieſe Ecke läßt ſich leicht wegſprengen, und dann glänzt ein dritter ebenfalls deutlicher Blätterbruch P hervor, 45° gegen Axe c geneigt. Da P / M 102° 54′ machen, ſo kann man die drei Blätterbrüche ihrem Glanze und Winkeln nach mit Kalkſpath verwechſeln. Härte 4, Gew. 3,7. Durchaus von Kalkſpathartigem Ausſehen. Alſton-Moor, die Kryſtalle oft mit Kalkſpath wie überzuckert, wodurch ihr Glanz nicht gelitten hat. Wenn aber Schwer - ſpath darauf ſitzt, ſo ſollen ſie trübe ſein, weil derſelbe ſich auf Koſten ihrer Subſtanz gebildet hat.

9. Strontianit Sulzer.

Hat ſeinen Namen von Strontian in Schottland (Argyleſhire), wurde mit Witherit verwechſelt, doch vermuthete Crawford ſchon 1790 eine neue Erde darin, die ſich auch bald fand (Strontium). Bergmänn. Journ. 1791. IV. 1. pag. 433. Durch Schmeißer Philos. Transact. 1794. pag. 418 wurde das intereſſante Mineral zuerſt genauer beſtimmt.

Zweigliedrige Säule M = a: b: c 117° 19′ und P = b: c: a 108° 12′ daraus folgt a: b = 〈…〉 : 〈…〉 . Die Kryſtalle gewöhnlich unbeſtimmbar nadelförmig, doch führt ſchon Hauy von Leogang die Flächen h = b: a: c, o = a: b: c und f = 2a: 2b: c, alſo ganz wie beim Witherit an, und da nun auch die Zwil - linge nicht fehlen, ſo iſt der Iſomorphismus mit Arragonit vollkommen. Der blättrige Bruch der Säule M vielleicht etwas deutlicher als beim Witherit, im übrigen ein ſehr ähnliches Ausſehen, Härte die gleiche 3 4, aber etwas leichter Gew. 3,6. Die optiſchen Axen ſchneiden ſich unter 56′.

Vor dem Löthrohr vortrefflich erkennbar: er ſchmilzt kaum, die Probe verliert ihre Kohlenſäure, es ſchießen kurze blendend weiße Stäbe daraus hervor, ſtärker leuchtend als Kalkſpath, und die Flamme purpurroth färbend. 357II. Cl. Saliniſche Erze: Weißbleierz.Ṡr mit 70 Ṡr, 30 , gewöhnlich etwas Ċa dabei, bis 6,5 p. C. Er braust ſelbſt in concen - trirter Säure ſehr ſtark. Zu Braünsdorf bei Freiberg mit Braunſpath auf Quarz mit ſchönen Kryſtallnadeln, auf Bergwerkswohlfahrt zu Klaus - thal in garbenförmigen Kryſtallen auf Schwerſpath angeflogen, die ſchön - ſten Kryſtalle auf den Erzgängen von Leogang (Salzburg). Auf den Erzgängen von Strontian kommen ſie in derben ſtrahligen Maſſen vor, von grünlicher Farbe, andere ſind gelblich, aber nicht ſo faſrig als Wi - therit. Sehr merkwürdig ſind die 1″ bis 2 Fuß mächtigen Gänge in der Kreideformation von Hamm in Weſtphalen (Pogg. Ann. 50. 189), wohl die größten bis jetzt bekannten Maſſen. Am Monte Paterno bei Bologna finden ſich Mergelkugeln mit feinen Kryſtallnadeln im Innern. Auch in den Kammern von Ammonites angulatus des Lias α kommen ſie in meh - ligen Halbkugeln vor, doch hüte man ſich, ihn nicht mit faſrigem Cöleſtin zu verwechſeln.

Stromnit Traill von der Inſel Stromneß in den Orkaden hat 68,6 Ṡr und 27,5 Ḃa . Da Baryt - und Strontianerde gewöhnlich zuſammen vorkommen, ſo ſind ſolche Gemiſche leicht erklärlich, nur die Schwierigkeit bleibt die, wo die neue Species anfängt.

10. Weißbleierz.

Die Bergleute aus der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts kennen es bereits unter dem Namen Bleiſpath, obgleich nicht ſonderlich ſpäthig, ſo zerſpringet er doch im Feuer wie Spath. Wallerius 1747 hat beide Namen, Cronſtedt heißt es Cerussa indurata (verhärteter Bleyocher), wo - her der Name Ceruſſit. Romé de l’Isle kennt ſchon 1772 die Ueberein - ſtimmung der Kryſtalliſation der la Mine de Plomb-blanche mit Salpeter. Kirwan wies darin die Luftſäure nach.

Zweigliedrig mit arragonitartiger Zwillingsbildung. Geſchobene etwas blättrige Säule M = a: b: c 117° 14′, ein Paar auf die ſcharfe Kante aufgeſetzt P = b: c: a macht unter ſich 108° 14′ gibt a: b = 0,8432: 1,382 = 〈…〉 : 〈…〉 , lga = 9,92593, lgb = 0,14060. Gewöhnlich herrſcht die längs - und quergeſtreifte Fläche h = b: a: c und das Oktaeder o = a: b: c mit dem vordern Endkantenwinkel von 130°. Wenn zum Oktaeder die Zuſchärfung i = c: ½b: a tritt, ſo entſtehen dihexaederartige Endigungen. h wird durch Querſtreifen häufig bauchig, weil außer P und i noch x = c: 2b: a, y = c: b: a und z = c: ¼b: a ſich einzuſetzen ſtreben. Wenn o zurücktritt, ſo entſtehen vierſeitige Tafeln. Die Gradendfläche r = c: a: b und die Abſtumpfungsfläche der ſtumpfen Säulenkante b = a: b: c kommen auch häufig vor. b mit h bilden bei Badenweiler eine Oblong - ſäule, die ſenkrecht gegen die Axe c geſehen einen auffallenden Seiden - glanz zeigt. Ein vorderes Paar d = c: 2a: b etwas druſig trifft man oft bei Lacroix und Przibram. Beſonders flächenreich ſind die ſchönen Kryſtalle von Leadhills und Nertſchinsk, woran nicht blos alle genannten, ſondern auch noch die Flächen e = a: b: c, f = c: 2a: 2b, q =358II. Cl. Saliniſche Erze: Weißbleierz.c: 3a: 3b, s = a: c: ½b. Faſſen wir alle auf nachſtehender Projektion zuſammen, ſo kann ſie uns als ein Muſter dieſer merkwürdigen zwei - gliedrigen Gruppe (Arragonit, Witherit, Strontianit) dienen:

Weißbleierz projicirt auf die Gradendfläche r.

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Zwillinge ſo vorherrſchend, daß nur ſelten einfache Kryſtalle ge - funden werden. Bei Lacroir in den Vogeſen fanden ſich früher einfache Zwillinge in Säulen von 117° und 121 $$\frac{1}{2}$$ ° mit den Endigungen d und x, die Flächen x und x 'unten zwiſchen den Rhombenflächen d bilden einen einſpringenden Winkel. Scheinbar einfache Individuen haben öfter Zwil - lingslinien. Die meiſten Zwillinge zeigen jedoch ſtark einſpringende Winkel in der Säule, der häufig jede Ausfüllung fehlt. Gar gern bilden ſie ſtumpfe Haken von 117°, an denen nichts einſpiegeln will, weil an der

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Zwillingsgränze ſich alles ausfüllt. Wenn jedoch dieſe Haken ſich durchwachſen, ſo ſpiegeln im ſcharfen Zwillingswinkel von 63° Säule (M mit M') und Oktaederflächen (o mit o') ein, weil für dieſen die gemeinſame Zwillingsebene nicht dazwiſchen, ſondern quer (M und M') liegt. Gewöhnlich iſt ein Individuum kräftiger, und das dient den andern zur Stütze. Kommt ein drittes hinzu, ſo ſetzt ſich das in den

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ſtumpfen Winkel dem einen oder dem andern als Zwil - ling an, und nun entſteht wie beim Arragonit méso - tome pag. 351 beim Durchwachſen im Querſchnitt der Säule ein Sechseck mit 6 Winkeln von 117°, deren eines Paar gegenüber liegender Flächen 171° einſpringt. Wenn in den Drillingen die Oktaeder herrſchen, wie bei mehreren Schwarzwäldern, ſo entſtehen förmliche Dihexaeder, bei denen man nicht ſelten Mühe hat, den einſpringenden Winkel zweier gegenüber liegender Dihexaeder -359II. Cl. Saliniſche Erze: Weißbleierz.flächen zu finden, weil der Einknick durch Verkümmern einer Fläche genau in die Endkante des Diheraeder ge - rückt ſein kann. Durchwachſen die Individuen ſich nicht, ſo hat bei der Ausfüllung der Querſchnitt der Säule 4mal 1170 und 2mal 126 Grad. Die beiden Indivi - duen 2 und 3 ſind in den Kryſtallen von Mies öfter ſchwach gegen 1, da ſich nun der Winkel von 90 aus -

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füllt, ſo ſcheinen die quergeſtreiften Flächen h ſich unter 1260, ſtatt unter 1170 zu ſchneiden.

Kaum härter als Kalkſpath 3 4; Gew. 6,4 6,7. Farblos bis weiß, nur zufällig ſchwarz oder laſurblau. Diamantglanz oft in ausgezeichnetem Grade. Starke Strahlenbrechung 2. Optiſche Axen liegen (dem Arragonit nicht entſprechend) in der Axenebene a c und machen mit c einen Winkel von 20 37′, unter ſich alſo 5 $$\frac{1}{4}$$ 0.

Vor dem Löthrohr decrepitirt es ſehr ſtark, wenn man ſich aber auf Kohle aus großer Entfernung nähert, ſo wird es anfangs roth (Mennige), etwas ſtärker erhitzt bleibt zwar die Maſſe auch roth, wird aber beim Er - kalten gelb (Ṗb), erſt dann fängt es an zu ſchmelzen und reducirt ſich gleich zu Blei, das verflüchtigt die Kohle mit gelber Bleiglätte beſchlägt. Ṗb mit 83,5 Ṗb, 16,5 . Ein kleiner Gehalt an kohlenſaurem Silberoxyd bis 0,1 p. C. rührt ohne Zweifel vom Bleiglanz. Intereſſant iſt ein Gehalt von 7 p. C. kohlen - ſaurem Zinkoxyd (Zinkbleiſpath) (Ṗb, Żn) vom Berge Pori bei Igle - ſias auf Sardinien. In kalter Salpeterſäure wirft es nur wenige Blaſen, löst ſich aber vollkommen.

Weißbleierz iſt ohne Zweifel ein Zerſetzungsprodukt von Blei - glanz. Die Kryſtalle ſitzen daher nicht blos auf angefreſſenem Bleiglanz auf, ſind durch Bleimulm noch ſchwarz gefärbt (ſogenanntes Schwarz - bleierz), ſondern die ganze Gangmaſſe zeigt ein zerfreſſenes Anſehen, iſt durch Mangan - und Brauneiſenocker dunkel gefärbt, wo dieſe Färbung fehlt, liegt häufig ein ſtrohgelber Ocker (zerreibliche Bleierde), es iſt Blei - oxyd, das zur Salzbildung nicht Kohlenſäure genug fand. Nur der Quarz leiſtete der Zerſetzung Widerſtand, ſo zerfreſſen er auch ausſehen mag. Einige meinen, die rührte von zerſetztem Kalkſpath her, doch ſind gewiß auch kohlenſäurehaltige Waſſer nicht ohne Einfluß geweſen.

Kryſtalle finden ſich beſonders ſchön auf ockerfarbigem Quarz bei Freiberg (Iſaak, Komm Sieg mit Freuden), früher auf der Grube Haus - baden bei Badenweiler, Friedrich Chriſtian in der Schappach, Mies und Przibram in Böhmen auf Bleiglanz ſitzend.

Stangenförmiges Weißbleierz iſt beſonders auf dem Ober - Harze bei Clausthal und Zellerfeld zu Hauſe: cylinderförmige Säulen mit kleinmuſcheligem Querbruch und faſriger Längsſtruktur, die Faſer hat oft Seidenglanz und entſpricht der Hauptaxe c der Kryſtalle. Auf der Grube Glücksrad im Schulenburger Zug bei Zellerfeld kamen ſie vormals mit Malachit überzogen vor, doch dringt die Smaragdgrüne Farbe nicht ein.

Bleierde iſt nichts weiter, als eine von Weißbleierz durchdrungene Thon - oder andere Gebirgsart: ſolche wird im rothen Letten und Sand -360II. Cl. Saliniſche Steine: Gyps.ſtein von Kall an der Röhr in der Eifel gewonnen, auf dem Harze wird die Grauwacke durchdrungen, auf der Grube Hausbaden kam das Erz im rothen Thon vor, der förmlich glänzt. Davon iſt das ſchon oben ge - nannte ſtrohgelbe Pulver zu unterſcheiden (zerreibliche Bleierde), welches neben Kryſtallen auf dem zerfreſſenen Quarz liegt, und nichts als Blei - oxyd zu ſein ſcheint, das etwas Kohlenſäure angezogen hat.

Sehr bemerkenswerth ſind die Doppelſalze mit und S⃛ von Lead - hills, die wir unten nach dem Bleivitriol anführen werden.

Carbonate überhaupt finden wir mit Hydraten nochmals bei den ſa - liniſchen Kupfererzen, dann beſonders bei den in Waſſer löslichen Salzen, die alle zu dieſer Reihe nicht gehören.

Kryſtallographiſch erinnert an die Kalkſpathreihe noch der Natron - ſalpeter Ṅa ˙˙˙˙˙ und das Rothgülden A̍g3 ˈˈˈb; an die Arragonitreihe der Kaliſalpeter ˙˙˙˙˙ und Bournonit (P̍b2 + C̶̍u) ˈˈˈb.

Als ſeltene unwichtige Carbonate nenne ich hier kohlenſaures Silber Ȧg ? (Grauſilber) von der Grube Wenzel; kohlenſaures Wismuth (Bismutit) Breithaupt Pogg. Ann. 53. 628 von Ullersreuth im Voigtlande, Afterkryſtalle von ſchmutzig zeiſiggrüner Farbe im ver - witterten Spatheiſenſtein. Es ſcheint aus Wismuthglanz entſtanden zu ſein.

Schwefelſaure ſaliniſche Steine.

1. Gyps.

Γύψος Theophrast. περι λιϑ. 110, gypsum. Plin. hist. nat. 36. 59 wird gebrannt und aus der Erde gegraben, angefeuchtet muß er ſogleich benutzt werden, weil er ſchnell geſteht (coit). Ueber die Gleichheit des Steines mit unſerm kann daher kein Zweifel ſein.

Zwei - und eingliedriges Kryſtallſyſtem. Die ſpäthigen Stücke zeigen dreierlei blättrige Brüche: der erſte Blätterbruch

P = b: a: c mit Perlmutterglanz, gibt an Deutlichkeit nur dem Glimmer nach und entſpricht der Medianebene des Syſtems, daher ſtehen beide andere auf ihm ſenkrecht, nämlich 2) der muſchelige

M = a: b: c leicht erkennbar an dem Glasglanz, an der Sprö - digkeit und den excentriſchen Strahlen, welche von unregelmäßig zerſtreuten Punkten ausgehen; 3) der faſrige

T = ⅓a ': c: b mit Seidenglanz und gemeiner Biegſamkeit, und deßhalb unter allen dreien am ſchwerſten darzuſtellen. M und T ſchneiden ſich nach Hauy unter 1130 8′, Neumann berechnet 1130 46′. Die fetten Thonmergel der Juraformation (Oxford) ſchließen um und um gebildete Kryſtalle, Hauy’s Trapézienne ein, von außerordentlicher Schönheit, P bildet daran rhomboidiſche Tafeln von 1270 44′, deren ſcharfe Zuſchärfung f = a: b: c den Säulenwinkel 1110 26′ macht, von dem man auszugehen pflegt, und deren ſtumpfe l = c: ⅕a: ¼b ſich unter 1430 42′ ſchneiden (Weiß Abh. Berl. Akad. Wiſſ. 1821. 195 und 1834). An dieſen Kry -361II. Cl. Saliniſche Steine: Gyps.ſtallen liegen die drei Blätterbrüche, wie beiſtehende Zeich - nung und ihre Arenausdrücke ſagen: der muſchelige M ſtumpft den vordern ſtumpfen Säulenkantenwinkel f / f ab, und der faſrige T nimmt hinten die ſcharfe Ecke weg. Häufig iſt außerdem ein hinteres Augitpaar n = ⅓a ': ¼b: c, deren ſtumpfer Winkel von 1380 28′ durch den faſrigen Bruch T abgeſtumpft wird. Gehen wir von den Winkeln

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f / M = 550 43′; $$\frac{a}{b}$$ = tg 55 · 43; l / M = 710 51′; $$\frac{b}{4a}$$ 〈…〉 = tg0 71 · 51; n / M = 690 14′; $$\frac{b}{4a}$$ 〈…〉 = tg1 69 · 14 aus: ſo findet ſich 〈…〉 k = 1 + 〈…〉 = 0,092, der ſtumpfe Winkel $$\frac{c}{a}$$ = 900 48′ 20″ liegt daher auf der Vorderſeite, und weicht kaum vom rechten ab. a: b: k = 6,577: 9,648: 0,0925 = 43,26: 93,09: 0,0085. lga = 0,81805, lgb = 0,9844, lgk = 8,96614. Die Kryſtalle aus den Salzgebirgen von Ber im Untern Wallis zeichnen ſich nicht blos durch beſondere Klarheit aus, ſondern zeigen auch in der Säulenzone eine ganze Reihe meßbarer Flächen: o = a: ½b: c, r = a: ⅓b: c, m = a: ¼b: c, zwiſchen r / o noch i = a: ⅖b: c ꝛc. Bei verkürzten Säulen (Dürrenberg) entſteht eine förm - liche geſtreifte Kreislinie in dieſer Zone. Dazu kommt auf der Hinterſeite eine eigenthümlich gerundete Fläche E = c: 3a ': b, die ſich am Mont Martre, bei Berch - tesgaden ꝛc. zeigt, und die erſte Veranlaſſung zur Linſenbildung gibt. In ihrer Diagonalzone liegen ſelten u = 3a': ¼b: c und ω = 3a ': ¾b: c. In der Diagonalzone von T werden außer n noch x = ⅓a': ⅛b: c

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und ſ = ⅓a ': $$\frac{1}{12}$$ b: c angegeben. Nehmen wir dazu r = a: ¼b: c, k = ⅕a: $$\frac{1}{12}$$ b: c und die ſeltene Schiefendfläche q = a: c: b, ſo ſind das die wichtigſten bekannten Flächen. Die Bildung der

Linſenförmigen Kryſtalle läßt ſich häufig ſehr deutlich ver - folgen. Zunächſt verkürzt ſich die Säule, man er - kennt aber noch ſehr deutlich P f l n, wiewohl die Augitpaare l und n ſchon eine ſtarke Rundung an -

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genommen haben, ſo findet man ſie am Mont Martre bei Paris.

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Dann aber verſchwindet jede Spur von Säulenfläche, kaum bleibt in der Gegend von P bei unverletzten noch ein Schiller, die Buckel von c zeichnen ſich aus, und von hier fällt dann die Linſe nach allen Seiten hin ſchön gerundet ab. Sie kommen beſonders inſtruktiv in den Mergeln der Baculitenſchichten von Leneſchitz an der Eger vor.

362II. Cl. Saliniſche Steine: Gyps.

Zwillinge gibt es zweierlei, bei beiden ſpielt aber der Perlmutter - bruch P ein. Am verbreitetſten finden ſich

1. Die Zwillinge des Salzgebirges auf Druſenräumen: ſie haben die Säule f f gemein und liegen umgekehrt. Gewöhnlich legen ſie

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ſich ſehr regelmäßig mit dem muſcheligen Bruch M an einander, und da ſie nun mit einem Ende aufwachſen, ſo ragt bald ein zweigliedriges Oktaeder, oder eine Gabel hinaus, die man gern mit einem Schwalbenſchwanz vergleicht (Schwalben - ſchwanzzwillinge). Wenn man auch die feine Linie der Zwillingsgränze auf P leicht überſehen könnte, ſo leitet uns doch der faſrige Bruch T, welcher durch P durchſcheint, und in beiden Individuen an der Zwillingsgränze plötzlich aufhört. Man findet häufig handgroße Platten, worin die Faſerbrüche durch ihren Schnitt unter 1320 28′ noch deutlich die Zwillingsverwachſung anzeigen. Mitſcherlich bediente ſich dieſer Kryſtalle auf ingeniöſe Art (Pogg. Ann. 41. 213), um zu beweiſen, daß ſie durch die Wärme nach verſchiedenen

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Richtungen ſich verſchieden ausdehnen: Er ſchliff eine Grad - endfläche c daran, die ſenkrecht gegen P und f ſteht, erwärmt oder erkältet man nun, ſo kommt einerſeits ein einſpringender und andererſeits ein ausſpringender Winkel c c '. Wo? ſagt die Abhandlung nicht. Bei 80 R. Temperaturdifferenz ändert ſich der Winkel um 1 $$\frac{1}{2}$$ . Dieß könnte nicht der Fall ſein, wenn die Kryſtallſubſtanz ſich nach allen Richtungen gleich aus - dehnte.

2. Pariſer Zwillinge eingewachſen und nicht in Druſenräumen: es ſind jene großen dem Optiker ſowohl bekannten weingelben Linſen.

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Bei ihnen ſpiegelt auch P ein, allein im Uebrigen haben ſie nicht f / f, ſondern das Augitpaar l / l gemein, die Ab - ſtumpfungsfläche z der ſtumpfen Kante dieſes Paares bildet immer die ſcharf erkennbare Zwillingsgränze. f iſt der zur Schneide gewordene Säulenrand, l und n die Region der Augitpaare. Das Hauptkriterium liefern jedoch die Lagen des muſcheligen und faſrigen Bruchs, die man ſich leicht an einem abgeſpaltenen Zwillingsblatt durch Querbruch verſchaffen kann: der faſrige Bruch T ſchneidet die Zwil - lingsebene z unter einem Winkel von 1180 29′ oder 610 31′, der muſchelige M' dagegen unter 1270 44′ oder 520 16′, und zwar ſo oft der eine ſtumpf muß der andere ſcharf ſchneiden und umgekehrt, der Winkel zwiſchen M' und T (oder M T') beträgt alſo 1890 15′ oder 1700 45′, daher liegen M und T' oder M' und T in einer Flucht, die nur um 90 15′ auf der Zwillings - gränze geknickt iſt. Es kommen nun freilich in Beziehung auf die Zwillings - gränze und Größe der Individuen gar manche Modificationen vor, doch kommt man ſelten in Schwierigkeiten. Lehrreich ſind in dieſer Beziehung die Zwillinge von

Morl bei Halle an der Sale, wahrſcheinlich in die dortige Por - zellanerde eingeſprengt, die um und um ausgebildeten Individuen durch - wachſen ſich ſo, daß an beiden Enden ein ſchönes Oblongoktaeder f f f 'f' 363II. Cl. Saliniſche Steine: Gyps.entſteht. Nur mit Mühe finden ſich die vollſtändigen Zwillings - gränzen. An der Stelle des Paares l lagert ſich eine druſige Schiefendfläche z = a: c: b, die mit P eine Oblongſäule bildet.

Die optiſchen Axen liegen im Blätterbruch P. Neumann (Pogg. Ann. 27. 240) ſuchte zu beweiſen, daß die thermiſchen, op - tiſchen und kryſtallographiſchen Axen rechtwinklig ſeien und zuſam -

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menfallen; unter optiſchen die Fresnel’ſchen Elaſticitätsaxen verſtanden. Aber dann muß man die drei neuen kryſtallographiſchen Axen A b C auf folgende Weiſe wählen:

Die Axe b bleibt wie vorhin, und ſteht wie im - mer ſenkrecht auf die Medianebene P, in welcher wie vorhin auch A und C liegen. Verzeichnen wir uns nun die Tafel der drei Brüche von 1130 46′, ſo macht die Kante l / l = z = a: 5c mit M 1270 44′; die Schiefendfläche q = a: c mit M 990 28′ und halbirt man dieſen Winkel, ſo gibt das die optiſche Mittel - linie C, welche Neumann als ſeine kryſtallographiſche Hauptaxe nimmt. Sie liegt im ſcharfen Winkel des Rhombus MT, und macht mit dem muſcheligen Bruche M 490 44′ und mit dem faſrigen T 160 30′. Zieht man nun A auf C ſenkrecht, ſo ſind für f = A: b: C die neuen Axen A: b: C = 1,18: 1,12: 1. M = A: C: b, T = ¼A ': C: b ꝛc.

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Der Winkel der optiſchen Axen beträgt 600, ſie ſchneiden alſo C unter 300. Beim Erwärmen nähern ſich jedoch beide gegen einander in ungleichem Schritt pag. 104. Mittelſt dieſes Schemas kann man leicht die optiſchen Axen auf dem Blätterbruche P finden, man darf die Blätter nur auf unſere Figur legen. Prachtvoll ſind die Farben dünner Blättchen im po - lariſirten Licht pag. 109, einfarbig, wenn gleich dick, mehrfarbig bei un - gleicher Dicke. Die Newtonianiſchen Farbenringe zwiſchen dem Blätter - bruch P, nicht ſelten beweglich beim geringſten Druck, ſieht man oft.

Härte noch nicht 2. Nimmt man eine geſchnittene Schreibfeder leicht in die Hand, ſo bemerkt man deutlich, daß auf P parallel dem Faſerbruch T die Feder nicht ſo ſtark wirkt als ſenkrecht dagegen. Gemein biegſam parallel dem faſrigen Bruch, und da er außerdem milde iſt, ſo ſind die Kryſtalle nach dieſer Richtung oft auffallend gekrümmt. Parallel dem muſcheligen Bruch iſt er ſpröder, was man beim Zerbrechen dünner Blätter ſehr deutlich merkt. Fühlt ſich wenig kalt an. Gew. 2,3. Oft ganz waſſerhell, Farben ſtets von ſehr zufälligen Beimiſchungen.

Ċa S⃛ + 2 Ḣ̶ mit 46,5 S⃛, 32,6 Ċa, 20,9 Ḣ̶. Gibt 18,6 Schwefel, ſo daß die Natur im Gyps den meiſten Schwefel niedergelegt haben dürfte. Auf Kohle in der innern Flamme reducirt er ſich zu Schwefelcalcium. Schmilzt wegen der dünnen Blättchen nicht ſonderlich ſchwer zu einem weißen Email. In 450 Theilen Waſſer löslich, daher Quellen der Gypsformation ſtets gypshaltig. In Alkohol unlöslich. Säuren, namentlich auch etwas Kochſalz, vermehren die Lös - lichkeit, dagegen iſt Gyps in concentriter Sole nicht löslich, daraus werden die prachtvollen Kryſtalle in Höhlen des Steinſalzgebirges erklärlich: gyps -364II. Cl. Saliniſche Steine: Gyps.haltige Waſſer lösten das Salz, und die dadurch entſtehende Sole konnte den Gyps nicht halten. Schon bei 1090 R. gibt der Gyps alles Waſſer ab, und erhitzt man ihn darüber, ſo brennt er ſich todt, d. h. er nimmt kein Waſſer wieder auf. Erhitzt man ihn darunter, etwa bis 900, wo er noch ½ Atom Waſſer hält, ſo nimmt er, mit Waſſer gemiſcht, ſchnell das Waſſer wieder auf, erhärtet und erwärmt ſich dabei. Darauf be - ruht ſeine vielfache techniſche Anwendung. Die feinſten beſonders zu Statuen brauchbaren Sorten liefert der blättrige farbloſe Gyps (omnium autem optimum fieri compertum est e lapide speculari Plin.), dieſer kommt daher auch ungebrannt in den Handel. Man brennt ihn ſo lange, als das Aufwallen dauert. Neuerlich iſt Gyps auch in der Oekonomie wichtig geworden: man ſtreut ihn gepulvert roh oder beſſer gebrannt ſparſam auf Futterkräuter (Klee, Lucerne, Eſparſette), Lein und Hülſenfrüchte. Hanf und ſumpfige Wieſen vertragen ihn nicht.

Seine Bildung findet ſowohl auf trockenem als naſſem Wege ſtatt, Dr. Schacht fand ſogar, daß in den Zellen, welche die Baſtbündel un - mittelbar umgeben, die häufigen Kryſtalle gewöhnlich Gyps ſeien. In vulkaniſchen Gegenden, wo Schwefelwaſſerſtoff und ſchweflichte Säure fortwährend entweichen, kann es an Zerſetzung der Kalkfelſen nicht fehlen, und wo Schwefelmetalle auf Erzgängen, beſonders aber Schwefelkies in den Thonmergeln verwittern, tritt gern Gyps als Nebenprodukt auf. Doch ſpielt er auf Erzgängen als Ganggeſtein niemals eine Rolle, ſo ſchön andererſeits die Kryſtalle in den Thonmergeln der Jura - und Kreide - formation vorkommen, die lediglich dem dortigen Schwefelkies ihr Daſein verdanken dürften. Aber alles dieſes ſind verſchwindende Mengen gegen die Stöcke und Lager ſonderlich des Flözgebirges, könnten wir auch für den Urgyps mit eingeſprengtem Glimmer im Glimmerſchiefer der Alpen (Val Canaria) oder für die mit Serpentin vorkommenden Stöcke der Py - renäen die Schwefelſäurequelle im Innern der Erde ſuchen, ſo muß doch wohl die große Menge der folgenden Lager gleich aus dem Meerwaſſer, woraus ſie ſich niederſchlugen, ihren Schwefelſäuregehalt bezogen haben. In Amerika finden ſich Gypslager mit Salz ſchon unter der Steinkohlen - formation, bei uns iſt der von großen Schlotten durchzogene Zechſtein - gyps am Rande des Harzes der älteſte, dann hat aber auch der Bunte - ſandſtein, Muſchelkalk und Keuper bedeutende Lager. In den Alpen und den Karpathen läßt ſich das Alter nicht immer mit Sicherheit nachweiſen, dagegen ſtellt ſich im Tertiärgebirge nochmals eine ausgezeichnete, wenn auch ſporadiſche Entwickelung ein.

Das Gypsgebirge iſt nicht blos durch den Einſchluß von Thierreſten, beſonders der Wirbelthiere, merkwürdig: Säugethierknochen bei Paris, Schildkröten am Hohenhöwen, Fiſchſchuppen im Keupergyps ꝛc., woher auch der nicht ſeltene Gehalt an Bitumen erklärt werden könnte, ſondern es bildet auch eine Fundgrube für ganz eigenthümliche Minerale: Boracit von Lüneburg, Arragonit und rothe Quarzkryſtalle in Spanien und Süd - frankreich, Bitterſpath bei Hall, Schwefel, Cöleſtin ꝛc., und noch unbe - antwortet iſt die Frage, in welchem innern Zuſammenhang er mit An - hydrit ſtehe.

Gypskryſtalle ſchließen öfter bewegliche Waſſertropfen ein. Sie tapeziren vor allem die Wände größerer und kleinerer Höhlen im Gyps -365II. Cl. Saliniſche Steine: Gyps.gebirge aus, Wölbungen von mehreren Hundert Fußen Durchmeſſer findet man in den Alpen überkleidet, der kleinſte Spalt reicht zu ihrer Bildung hin. Viele dieſer Kryſtalle ſind offenbar ganz neuern Urſprungs, denn in Bohrlöchern zu Wilhelmglück bei Hall am Kocher, die noch nicht über 30 Jahr alt ſind, finden ſich in den Räumen, wo die Sole im Gebirge ſtand, die ſchönſten Kryſtalle unter Verhältniſſen, die es ganz außer Zweifel ſetzen, daß die Salzſole ſelbſt erſt die Veranlaſſung zu dieſen Kryſtallbildungen gegeben hat. In den Dornſteinen der Saline Rehme oberhalb Preußiſch-Minden kann man die Gypskryſtalle von mehr als ½ Zoll Größe ſehr deutlich erkennen. Rieſige Kryſtalle füllen nicht ſelten große Spalten aus, prachtvoll ſind in dieſer Beziehung die ſchenkeldicken waſſerhellen Zwillinge von Friedrichroda im Zechſtein am Nordrande des Thüringer Waldes, die Flächen ſind hier trotz der Größe ſcharf und meß - bar, die Kryſtalle durch Druck oft auffallend gekrümmt. Dann nimmt aber die Deutlichkeit der Kryſtallflächen ab, höchſtens zeigt die Oberfläche linſenförmige Rundung, ſo findet man ſie in rieſenhafter Größe in einer Muſchelkalkſpalte des Siweckenberges bei Quedlinburg, weingelb oder waſſerhell erfüllen ſie in verworrener Maſſe Theile der Spalten, man kann hier Blätter von mehr als Fuß Durchmeſſer bekommen, ſie ſind aber nicht ganz ſo hart und glaſig, als die Pariſer Zwillingslinſen, welche im Klebſchiefer oder dichten Gypsgebirge eingeſprengt vorkommen.

Fraueneis (Marienglas) heißen in der Volksſprache ſchon längſt dieſe ſpäthigen Maſſen. Da das Klare derſelben ein Sinnbild der Keuſch - heit bot, ſo liebt man es, die Marienbilder damit zu ſchmücken, wie ſchon bei den Circenſiſchen Spielen der Boden damit beſtreut wurde ut sit in commendatione candor. Ohne Zweifel das Fenſterglas, lapis specu - laris (faciliore multo natura finditur in quamlibet tenues crustas Plinius hist. nat. 36. 45), das vorzugsweiſe aus Spanien kam, und 5′ Durchmeſſer haben konnte. Auch von ihm glaubten die Alten, daß es wie der Berg - kryſtall gefrorenes Waſſer ſein könnte, denn wenn Thiere in ſolche Quellen fielen, ſo ſei ſchon nach einem Jahre das Mark ihrer Knochen in den gleichen Stein verwandelt (hier ſchwebten dem Schriftſteller viel - leicht die Kalkſpäthe vor, welche man z. B. in den Markröhren bei Ma - rathon findet) jetzt ertragen ſie die ſtärkſten Sonnenſtrahlen. Er diente zu Bienenkörben, um die Bienen darin arbeiten zu ſehen, l. c. 21. 47. Uebrigens verwechſelten die Alten nicht blos den Glimmer damit, ſondern alles was klar und blättrig war, namentlich Kalkſpath und Schwerſpath. So ſcheint Plinius l. c. 36. 45 ſchon den Schwerſpath von Bologna (in Bononiensi Italiae etc.) als Gyps gekannt zu haben. Agricola deutet das griechiſche σεληνίτης (Mondſtein) auf Gyps, und Plinius hist. nat. 37. 67 ſagt: Selinitis ex candido tranlucet melleo fulgore, das könnte wohl auf die beim Gyps ſo häufige weingelbe Eiſenfärbung anſpielen, aber von einer Sicherheit kann bei ſolchen Deutungen entfernt nicht die Rede ſein. Doch haben ſich Viele über die Deutung des Namens den Kopf zerbrochen.

Faſergyps kommt beſonders gern plattig vor, die Platten durch - ſchwärmen das Geſtein auch wohl nach verſchiedenen Richtungen. Parallel der Faſer ſieht man oft noch den erſten Blätterbruch P, ja in der Dau - phiné finden ſich handhohe Platten, woran der muſchelige Bruch noch366II. Cl. Saliniſche Steine: Anhydrit.ſchief die Faſer ſchneidet, ſo daß die Faſer ohne Zweifel mit der Bildung des faſrigen Bruchs T in engſter Beziehung ſteht. Wird die Faſer fein, ſo nimmt ſie den ſchönſten Seidenglanz an (Nordhauſen, der Keuper der Schweiz ꝛc. ), zu Perlen geſchliffen zeigen dieſe wie das Katzenauge einen innern beim Drehen beweglichen Lichtſchein. Der Querbruch ſenkrecht gegen die Faſer iſt matt. Uebrigens findet man in denen von ſchnee - weißem Schiller blättriges farbloſes Fraueneis, das ſeine Hauptaxe gern der Faſer parallel ſtellt, und in dieſen Fällen werden auch die Kryſtalle mit vom Schiller ergriffen. Als Federweiß im gemeinen Leben häufig mit Asbeſt verwechſelt.

Alabaſter (ἀλαβαστρίτης Theophrast.). Darunter verſteht man heutiges Tages hauptſächlich jene ſchneeweißen feinkörnigen bis dichten Gypsmaſſen, die beſonders ſchön am Fuße der Schweizerberge vorkommen, noch heute werden ſie in Italien vielfach verſchliffen, vorzüglich der Ge - nueſiſche. Im Alterthum diente er vorzugsweiſe zu Salbenbüchſen. Be - ſonders ſchön ſind die durch Eiſenoxyd blaßroth gefärbten. Viel weicher als Marmor, aber auch zerbrechlicher. Hier ſchließen ſich dann die dichten Gypsfelſen aller Art an, durch Thon und Bitumen (im Zechſtein) dunkel gefärbt, auch wohl mit Säuren brauſend, wie der feinkörnige Pierre à plâtre von Paris mit 7,6 Ċa , 3,2 Thon, der aber gerade wegen dieſes Gehaltes ein ſo vortreffliches techniſches Material gibt. Uebrigens iſt mit dieſen Gebirgsmaſſen der Anhydrit auf das Mannigfaltigſte verbunden.

Schaumkalkpag. 317 aus dem Zechſtein gleicht einem gebrannten blättrigen Gypſe, beſteht aber aus reinem kohlenſaurem Kalk, und iſt wohl ohne Zweifel eine Afterbildung.

In den Salzpfannen von Wilhelmsglück ſondert ſich der Gyps (und Anhydrit) körnig ab. Auch kommt er erdig, gekrösförmig, in Kugeln ꝛc. vor.

2. Anhydrit.

Der Name waſſerfrei iſt im Gegenſatz von Gyps ſehr bezeichnend. Nach Fichtel (Mineral. Aufſätze. Wien 1794. pag. 228) kannte ſchon der Abt Poda die ſpäthigen Sorten von Hall in Tyrol. Mit Salz zuſammen dort vorkommend, hielt man ſie deshalb für ſalzſauren Kalk, daher Mu - riacit. Wegen des Würfelbruchs nannte ſie Werner anfangs Würfel - ſpath, Hausmann Karſtenit.

Zweigliedriges Kryſtallſyſtem, denn die Stücke zeigen deut - lich dreierlei blättrige Brüche, die ſich unter rechten Winkeln ſchneiden. Bei aufmerkſamem Studium kann man dieſe ſelbſt von Bruchſtücken mit Sicherheit unterſcheiden. Folgen wir Hauy (und nicht Miller Pogg. Ann. 55. 525), ſo iſt der

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1ſte BlätterbruchT = b: a: c durch ſeinen ſchwachen Perlmutterglanz und die Menge Neuton’ſcher Far - ben leicht zu erkennen, er iſt ſo deutlich als beim Cyanit und hat auch ähnliche Querſtreifen parallel Axe a. Der

2te BlätterbruchP = c: a: b, die Gradend - fläche, iſt ebenfalls parallel a geſtreift, hat aber nur Glas - glanz. Man kann zwar bei kleinen Stücken in augenblicklichen Zweifel367II. Cl. Saliniſche Steine: Anhydrit.gerathen, allein im Ganzen gewinnt er beim Zerſchlagen nicht die Breite, wie der erſte. Der

3te BlätterbruchM = a: b: c tritt in den Kryſtallen immer als matte Fläche auf, was ihn ſehr auszeichnet, ſpringt auch noch ſehr platt weg, zeigt aber keine Streifung. Schon der feine Beob - achter Hauy bemerkt auf dem 2ten Blätterbruch P, wenn man quer durchſieht, öfter ſehr deutliche Streifen, die ſich ungefähr unter 1000 und 800 ſchneiden, ſie entſprechen ohne Zweifel ver - ſteckten blättrigen Brüchen der rhombiſchen Säule r = a: b: c, deren vorderer ſtumpfer Winkel durch die matte M, und deren

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ſcharfer durch den 1ſten Blätterbruch T gerade abgeſtumpft wird. Man findet dieſe Säule recht ausgezeichnet bei den oft mehr als Zollgroßen blaurothen Kryſtallen von Hallein (?), dort geben ſie mit dem Handgonio - meter den Winkel 1040, Hausmann Pogg. Ann. 83. 572 gibt ſogar bei Andreasbergern 1500 an, und Miller will nur 960 36′ gemeſſen haben. Doch dürften ohne Zweifel alle nur dieſe Haupt - fläche bei ihren Meſſungen gemeint haben. Hauy beſchreibt nun außerdem eine ſeltene Varietät progressive mit P M T und 3 Oktaedern o = a: b: c, n = b: c: ½a, f = b: c: ⅓a*)Es kommt bei der Darſtellung nicht auf die Winkel, ſondern auf die richtige Orientirung der Flächen an. Miller orientirt die Flächen anders als Hauy, denn es ſcheinen (Pogg. Ann. 55. Tab. 2. Fig. 33) ſeine Buchſtaben o n f die gleichen Oktaeder wie bei Hauy bedeuten zu ſollen, ebenſo auch p m und f, dann aber hält er m für den 1ſten und p für den dritten, das widerſpricht dem Hauy. Entweder hat alſo Hauy oder Miller in der Orientirung geirrt. Mir ſcheint der Irrthum auf Millers Seite zu liegen. Die Kryſtalle dehnen ſich häufig nach der Axe a ſtrahlenförmig aus (Berchtesgaden), ſo daß die matte M als Gradendfläche erſcheint.

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Die optiſchen Axen liegen nach Miller im erſten blättrigen Bruch (T) und machen mit der Normale auf die matte M einen Winkel von 210 460, das würde mit der Lage beim Schwerſpath ſtimmen, wo auch a c die Ebene der optiſchen Axe und a die Mittellinie bezeichnen. Nach Soret ſoll P / M die Mittellinie und P die Ebene der optiſchen Axen ſein. Stark diamagnetiſch.

Reichlich Kalkſpathhärte, Gew. 2,9. Etwas feuchten Glasglanz und trübe zufällige Farben, worunter ſich beſonders die licht ſmalteblaue Farbe auszeichnet, die von einem kleinen Bitumengehalt herzurühren ſcheint.

Vor dem Löthrohr wird er nicht ſchnell weiß wie Gyps, ſchmilzt aber zuletzt ebenfalls zu Email, denn er beſteht aus Ċa S⃛ mit 58,5 S⃛, worin 23,4 Schwefel enthalten. Anhydrit, beſonders pulveriſirt, hat Nei - gung Waſſer aufzunehmen, ſich alſo in Gyps zu verwandeln. Man iſt daher ziemlich allgemein der Anſicht, daß der meiſte Gyps im Gebirge durch Aufnahme von Waſſer aus Anhydrit entſtanden ſei. Der Anhydrit ſelbſt ſei gerade wegen ſeines Waſſermangels auf heißem Wege entſtanden. Erweiſen läßt ſich das aber nicht, denn wenn im Innern des Salzge - birges das Gypsgeſtein häufig in Anhydrit übergeht und ſich damit auf das mannigfachſte miſcht, ſo könnte man eben ſo gut die Erklärungsweiſe368II. Cl. Saliniſche Steine: Anhydrit.umdrehen, und den Gyps als das urſprüngliche Waſſergebilde anſehen, welcher durch das lange Lagern in der früher viel höhern Erdwärme lang - ſam ſich gebrannt und Waſſer abgegeben hat. Uebrigens ſcheint es noch gar nicht ſo ausgemacht, ob der ſchwefelſaure Kalk ſich aus dem Waſſer unter allen Umſtänden waſſerhaltig niederſchlagen müſſe, denn Johnſton fand, daß in einem Dampfkeſſel, der unter einem Druck von 2 Atmo - ſphären arbeitete, ſich ſchon Kryſtalle von Ċa S⃛ + ½Ḣ̶ bildeten, und in der Chemie gibt es gar manche Beiſpiele, wo Nebenumſtände auf den Waſſergehalt eines Salzes den weſentlichſten Einfluß haben. Merkwür - diger Weiſe ſcheint auch der Pfannenſtein, welcher ſich beim Salzſieden niederſchlägt, Anhydrit zu ſein, denn Prof. Fehling (Württ. Jahresh. 1849. 37) fand in den Sudpfannen von Hall bei einem Gehalt von 63 S⃛ noch nicht 3 p. C. Ḣ̶, und da zugleich 14,3 Ṅa S⃛ darin vorkommt, das zu ſeiner kryſtalliniſchen Conſtituirung auch des Waſſers bedarf, ſo kann das kein Gyps ſein.

Zuweilen, wie am Harze, iſt der Gyps mit Anhydrit gemengt, wenn jedoch die Beimengung gewiſſe Portionen nicht überſteigt, ſo kann er ebenfalls gebrannt und ohne ſonderlichen Nachtheil benutzt werden. Der reine Anhydrit iſt unbrauchbar.

Blättriger Anhydrit, grau, ſchneeweiß, röthlich, bläulich, aber ſtets mattfarbig. So wie ſie jedoch nur einigermaßen ſtark gefärbt ſind, ſo wirken ſie gleich auf das Dichroſkop. Beſonders reich ſind die Alpini - ſchen Salzwerke: Ber, Berchtesgaden, Hallein ꝛc., wo ſie der Bergmann lange vor den Gelehrten als ſchuppigen Gyps unterſchied. Auf Erzgängen finden ſie ſich nur ſelten (Andreasberg, Kapnik), zuweilen ſogar in den Somma-Auswürflingen.

Körniger Anhydrit zeigt einen eigenthümlichen feuchten Glas - glanz, und ſelbſt in dicken Stücken noch Durchſcheinenheit, wie z. B. die grauen von Tiede bei Braunſchweig, Bex, Vulpino öſtlich Bergamo (Vul - pinit). Dieſelben haben ganz das Korn des Statuenmarmors, und werden noch heute in Italien von Künſtlern als Marmo bardiglio di Bergamo verbraucht. Plinius hist. natur. 37. 46 erwähnt eines Phengites (Leucht - ſtein), von der Härte des Marmor, weiß und durchſcheinend, woraus Nero der Fortuna einen Tempel bauen ließ, der bei verſchloſſenen Thüren durch die Mauerſteine Licht fallen ließ. Schon Agricola nat. foss. VII. 631 ſcheint dieſen für körnigen Anhydrit gehalten zu haben, und die Anſicht hat allerdings große Wahrſcheinlichkeit. Werner nannte blos den ſmalte - blauen Anhydrit, und hier genoßen die aus den Salzbergwerken von Sulz am obern Neckar, auf welche Rösler 1801 die Aufmerkſamkeit lenkte, eines beſondern Rufes (Dr. Lebret, dissert. inaug. syst. examen phys. chem. gypsi caerulei Sulzae ad Nicrum nuper detecti. Tubingae 1803). Sie kommen im dortigen Salzthon in Platten von mehreren Fuß Durchmeſſer vor, aber nur neſterweis. Die ſchöne blaue Farbe ſchießt leider leicht ab, kommt aber in vielen Gegenden neſterweis vor, und er - innert ſehr an die gleiche Farbe des Cöleſtins.

Dichter Anhydrit, in derben Maſſen, matt mit feinſplittrigem Bruch, meiſt grau und mit dichtem Fluß verwechſelbar. Sehr eigenthüm - lich iſt der Gekrösſtein von Wieliçka und Bochnia, im reinen Steinſalze369II. Cl. Saliniſche Steine: Schwerſpath.oder Salzthone ſich ausſcheidend. Eine blaß - blaue dichte Subſtanz, die ſich entweder kugelig zuſammenzieht, oder faltige ſchnirkelförmig ge - krümmte Platten bildet. Sie erinnern an den ſogenannten Schlangenalabaſter im Zechſtein - gyps des Harzes, der vielleicht urſprünglich auch Anhydrit war. Eine Spur von Faſerung iſt zwar da, aber dieſelbe ſpricht ſich doch nicht

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ſicher aus, wie überhaupt faſrige Anhydrite zu den größten Seltenheiten gehören, denn die rothen von Berchtesgaden und Iſchl ſind mehr ſtrahlige Kryſtalle, als eigentliche faſrige Bildungen.

3. Schwerſpath.

Iſt ein alter paſſender bergmänniſcher Name, denn das Mineral iſt auf Erzgängen ſo häufig, daß es nicht überſehen werden konnte, daher ſagt ſchon Henkel in ſeiner Pyritologia, es gebe ſo ſchweren Spat, daß man einen metalliſchen Cörper faſt gewiß darinnen vermuthen ſollte. Wie Plinius ſo ſtellte Wallerius ihn wegen ſeiner Blättrigkeit zum Gyps, Cronſtedt um ſo mehr, weil er darin die Schwefelſäure bereits erkannte. Als nun aber Bergmann 1781 die Baryterde darin entdeckte, ſo wurde er von Romé de l’Isle als Spath pesant ou séléniteux ſchon gut beſchrieben. Häufig heißt er kurz Baryt.

Zweigliedriges Kryſtallſyſtem mit großer Neigung zur Tafel - bildung, immer leicht erkennbar an ſeinem dreifach blättrigen Bruch. Der 2te und 3te Blätterbruch M = a: b: c bilden eine rhombiſche Säule von 1010 42′, gegen welche der 1ſte Blätterbruch P = c: a: b rechtwinklig ſteht. Dieſer ſondert ſich häufig ſchaalig ab, was ſeine Er - kennung erſchwert, und dadurch entſtehen auf dem 2ten und 3ten Blätter - bruch oft Sprünge, die nicht einander parallel gehen. Die einfachen Ta - feln PM, Hauy’s Primitivform, finden ſich beſonders ausgezeichnet zu Ungarn, Schemnitz, Felſöbanya, ohne Spur einer andern Fläche. Durch gerade Abſtumpfung der ſcharfen Kante k = b: a: c entſtehen auf dem Pacherſtollen bei Schemnitz einfache ſechsſeitige Tafeln, ebenſo wird durch die Abſtumpfung der ſtumpfen Kante ſ = a: b: c eine

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andere ſechsſeitige Tafel erzeugt. Aeußerſt ſelten herrſchen k und s mit P allein, dann entſtänden Oblongtafeln. Fläche k findet ſich häufiger als s, aber beide gewöhnlich untergeordnet. Dazu treten dann Paare: auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzt o = b: c: a bildet in b den ſtum - pfen Winkel 1050 30′, auf die ſtumpfe d = 2a: c: b bildet in a 770 51′, auch ſtumpft das

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Oktaeder z = a: b: c nicht ſelten, wenn auch ganz fein, die Kanten P / M ab. Aber trotz aller Abſtumpfungen bleiben die Tafeln M M P noch ſo vorherrſchend, daß man ſich leicht zurecht findet. Legt man die Winkel M / M = 1010 42′ und o / o = 740 30′ in c zu Grunde, ſo kommt a: b = 0,3832: 0,5782, la = 9,79174, lgb = 9,88105. Quenſtedt, Mineralogie. 24370II. Cl. Saliniſche Steine: Schwerſpath.Die Flächen M bekommen nur ſelten eine etwas größere Ausdehnung, doch findet man zuweilen ſolche im Jurakalke der ſchwäbiſchen Alp. Da -

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gegen dehnen ſich oftmals die Paare o und d zu Oblongoktae - dern, wie z. B. die großen gelben Kryſtalle von Roure (Puy - de-Dôme), die Flächen P ſtumpfen daran die Endecken, und MM die Seitenecken ab, und der ſtumpfe Säulenwinkel liegt wie die ſcharfe Seitenkante d / d des Oblongoktaeders. Fläche o hat meiſt das Uebergewicht über d, und daher entſteht eine geſcho - bene Säule o / o von 740 30′, auf deren ſcharfe Kante das Paar d aufgeſetzt iſt. Doch kann auch umgekehrt d ſich zu langer Säule entwickeln. Wenn P herrſcht, wie auf der Grube Fabian bei Marienberg, Schriesheim im Odenwald, oder wie in den prachtvollen fußlangen und breiten Kryſtallen von Dufton ꝛc., ſo entſtehen Oblongtafeln, worin durch Sprünge ſich die Blätterbrüche M verrathen, wornach man ſich orientirt.

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Eine andere ſeltenere Art Oblongoktaeder (Horzewitz in Böhmen) entſteht durch Ausdehnung von d und M, es macht ſich vorzugsweiſe d als Säule von 1020 9′ gel - tend, auf deren ſcharfe Säulenkante der Blätterbruch M aufgeſetzt iſt, die Sprünge verrathen M gleich, P ſtumpft die ſtumpfe Säulenkante d / d ab. Dagegen herrſchen o und M, wie beim Cöleſtin, ſelten beim Schwerſpath.

In der Zone der Axe b herrſchen häufig außer d noch mehrere Paare

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m = 4a: c: b, r = 5a: c: b, endlich auch das zugehörige Paar u = a: c: b 1160 28′, welches ſich bei den waſſer - hellen Kryſtallen von Weſtphalen zu langen Arragonitartigen Säulen entwickelt, deſſen ſcharfe Kanten P abſtumpfen würde, woraus die Lage von M auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt folgt. Trotz der kleinen Oktaederflächen z bemerkt man doch ſehr deutlich, daß u M o in eine Zone fallen, alſo ein zweigliedriges Dodekaid bilden.

In der Zone der Axe a herrſcht meiſt blos das zugehörige Paar o, ſelten ſind die Flächen ε = 2b: c: a und p = ½b: c: a.

In der Zone der Axe c kommen mehrere Säulen vor: t = a: ½b: c, l = a: ⅓b: c, b: ⅓a: c, 2a: 3b: c.

Außer dem Hauptoktaeder z findet ſich häufig y = 2a: b: c, die

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Kante zwiſchen o und z abſtumpfend, wie beiſtehender kleiner Kryſtall aus der Kam - mer eines Ammonites amaltheus gigas des mittlern Lias beweist. Ueber z gibt außer - dem Hauy ϑ = a: b: ½c und f = a: b: ⅔c an, anderer ſeltener nicht zu erwähnen. Uebrigens iſt die Gruppirung der Flächen ganz wie bei Cöleſtin und Vi - triolblei, die man zur gegenſeitigen Erläuterung benutzen kann.

Die optiſchen Axen (Pogg. Ann. 82. 435) liegen (ſchon nach Biot) in der Ebene a c, doch iſt nicht Axe c, ſondern die kurze vordere Seitenaxe a die optiſche Mittellinie, mit welcher ſie 190, alſo unter ſich 380 machen. Genaueſte Unterſuchungen ſtellte Heuſſer an, Pogg. Ann. 87. 458. Po - ſitive Doppelbrechung. Auf das Dichroſkop wirken namentlich die gelben aus der Auvergne, das eine Bild wird auf Koſten des andern ganz371II. Cl. Saliniſche Steine: Schwerſpath.ſaffrangelb, die himmelblauen von Naurod bei Wiesbaden ſollen auch ſtark wirken.

Gew. 4,48, Härte 3 4. Glasglanz und farblos, weiß, grau, gelb, fleiſchroth, ſmalteblau, aber ſtets nur blaſſe Farben. Die Fleiſchrothen kann man leicht mit Feldſpath verwechſeln.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſchwer, leuchtet ſtark, färbt die Flamme gelblich grün, und reducirt ſich zu Schwefelbarium.

Ḃa S⃛ mit 65,6 Baryterde, 34,4 S⃛. In Waſſer, Säuren und Alkalien gänzlich unlöslich, daher bildet Chlor - baryum ein ſo empfindlich Reagenzmittel auf Schwefelſäure, und doch haben wohl alle Schwerſpäthe ſich nur auf naſſem Wege gebildet. Man findet ſie hauptſächlich als Gangmittel von großer Mächtigkeit. Die Grube Clara im Rankachthal (Nebenbach der Kinzig) auf dem Schwarz - walde baut auf einem Gange von 20′ 24′ Mächtigkeit, der durch Gneus in den Bunten Sandſtein aufſetzt. Das ſchneeweiße Mineral wird zur Verſetzung des Bleiweiß benutzt. Beſonders lieben die Kobald -, Manganerze, und das gediegene Silber dieſes Ganggeſtein. Zu Schemnitz in Ungarn durchdringt das ſo leicht ſchmelzbare Grauſpießglanz und Rauſch - roth die ſchönſten Schwerſpathafeln, ſo daß dort eine Bildung auf heißem Wege zur Unmöglichkeit wird. Dazu kommt noch das häufige Auftreten von kryſtalliniſchen Maſſen in Kammern von Ammoniten, man zerſchlägt wenige Ammonites angulatus, arietis, amalthei etc. des Lias vergeblich nach ihnen, ſelbſt in den Terebrateln des braunen Jura habe ich die ſchönſten Kryſtalle gefunden. Baryterdehaltig ſind ferner ganze Schichten - ſyſteme des Keuper und Buntenſandſtein, ſo daß wir nach der Quelle der Schwererde nicht weit zu ſuchen haben. Eigentliches Verſteinerungsmittel von Petrefakten iſt Schwerſpath ſelten, er tritt meiſt wohl nur in die hohlen Räume, welche die Petrefakten früher einnahmen. Auch bei After - kryſtallen ſpielt er keine ſonderliche Rolle, obgleich beſchrieben werden. Wie man ſich den Abſatz chemiſch zu denken habe, iſt noch Problem, vielleicht iſt er gleich als Schwefelſaures Salz hingeführt, denn abſolut unlöslich iſt wohl keine Subſtanz.

Kryſtalle bildeten ſich überall, wo die Maſſe nur Platz hatte zum freien Anſchuß, wenigſtens iſt die Maſſe ſpäthig, doch zeigt der erſte Blätterbruch häufig Neigung zum Krummen, was vielleicht auch mit der vorherrſchenden Tendenz, Tafeln zu bilden, in innerm Zuſammenhange ſteht. Je dünner die Tafeln, deſto lieber ſtellen ſie ſich auf die Kante, dieß hat auch wohl Naumann bewogen, von der Hauy’ſchen Stellung ab - zuweichen, und u als die Säule, folglich b als die Hauptaxe zu wählen. Allein wenn man einmal abweichen will, ſo ſcheint es beſſer a als Haupt - axe zu wählen, damit die optiſche Mittellinie (wie gewöhnlich) damit zu - ſammenfalle. Die Tafeln gruppiren ſich zu halbkugeligen Roſetten, die ſich auf das Mannigfaltigſte in einander verſchränken, aber in dieſen Ver - ſchränkungen immer Buckel erzeugen. Es war dieß Werner’s krumm - ſchaliger Schwerſpath , kammförmiger des l’Isle, linſenförmiger des Linné. Oft nur von Papierdicke gruppiren ſie ſich wie Tropfen auf Flußſpath, kommen auch leicht ziegelroth gefärbt in den dolomitiſchen Steinmergeln des Keuper vor.

Der graue Bologneſer Spath aus dem Thone des Monte Pa -24*372II. Cl. Saliniſche Steine: Schwerſpath.terno bei Bologna hatte bei den ältern Mineralogen einen gewiſſen Ruf erhalten, ſeit ein Schuſter 1604 daſelbſt entdeckte, daß er mit brenzlichen Subſtanzen geglüht in der Finſterniß leuchte, beſonders wenn er vorher vom Sonnenlichte beſchienen iſt. Man ſetzt das Pulver mit Tragant - ſchleim gemiſcht einer ſchwachen Rothglühhitze aus. Der berühmte Da - guerre füllte geſtoßenen Schwerſpath in vorher entfettete Markröhren und glühte ſie mehrmals in ſtarker anhaltender Hitze. Er bekam dann eine ſchwefelfarbige Maſſe, die das ganze Zimmer erhellte, leider verminderte ſich die Empfindlichkeit ſchon nach 48 Stunden ſehr bedeutend (Pogg. Ann. 46. 612). Es ſind geodenförmige Ausſcheidungen, einige ſehr ſpäthig, doch neigen ſie ſich meiſtens in auffallender Weiſe zum Faſrigen, die Faſer ſtrahlt vom Innern der Kugel nach allen Seiten, ſenkrecht gegen die Faſer ſcheint meiſtens der blättrige Bruch P zu liegen, gern krummſchalig wer - dend, und die beiden blättrigen Brüche M gehen der Faſer parallel. Ein kleiner Gehalt an ſchwefelſaurem Kalk (3 4 p. C.) iſt wohl unweſentlich. Von dieſer Faſer verſchieden iſt

der Stangenſpath Werner’s von Lorenz Gegentrum an der Hals - brücke bei Freiberg. Dieß ſind geſtreifte Säulen nach der Axe a ausge - dehnt, den Streifen geht P parallel, und die Blätterbrüche M bilden am Ende ihre ſtumpfe Kante. Sie haben manchmal ſtarken Seidenglanz, und könnten dann leicht für ſtangenförmiges Weißbleierz pag. 359 gehalten werden.

Wenn die Maſſe ganz feinfaſrig wird (faſriger Schwerſpath), ſo nimmt ſie eine ausgezeichnete Glaskopfſtruktur an (Chaude-fontaine bei Lüttich, Neu-Leiningen in der Rheinpfalz), aber ſelbſt in dieſen iſt der Blätterbruch oft noch gut zu erkennen, er ſcheint die Lage wie beim Stangen - ſpath zu haben. Die Farbe gewöhnlich nelkenbraun wird durch Verwit - terung an der Oberfläche weiß, und zerfällt dann leicht zu

Schwerſpatherde, die wie Bergmilch ausſieht, aber durchaus nicht braust. Sie kommt gern auf Erzgängen vor (Freiberg, Derbyſhire, auf dem Silberekel bei Hohengeroldseck ꝛc. ), und läßt trotz des Erdigen ihre concentriſch ſchalige und fein faſrige Struktur oft noch deutlich er - kennen. Andere Erde entſteht aus dem dichten Schwerſpath mit ſplittrigem Bruch. Zuweilen kommt er auch in zuckerkörnigen Maſſen vor (Aſchaffenburg) von feinem Korn wie carrariſcher Marmor, aber nicht von der Weiße. Gewöhnlich zeigen ſich jedoch die derben Maſſen etwas krummblättrig auf P und ſtrahlig nach M: ſo kommen ſie beſonders von ſchöner fleiſchrother Farbe auf den Kobaltgängen des Schwarzwaldes vor, ziehen ſich zuweilen auch ins blumig blättrige.

Hepatit hat man dunkelfarbige bituminöſe von den Kongsberger Silbergängen und aus dem Alaunſchiefer von Andrarum in Schonen genannt.

Dreelit Dufrénoy von der verlaſſenen Grube Nuſſière bei Beaujeu Dep. Saône-et-Loire hat 9,7 S⃛i, 8 Ċa , 14,3 Ċa S⃛, 61,7 Ḃa S⃛, hält man die erſtern Subſtanzen für unweſentlich, ſo kann man ihn für 3 Ḃa S⃛ + Ċa S⃛ anſehen. Er hat nach den Sprüngen zu urtheilen drei Blätterbrüche, die ſich unter 930 940 ſchneiden ſollen, alſo auf ein Rhomboeder hin - weiſen würden, was mindeſtens ſehr unwahrſcheinlich iſt. Wenn man be -373II. Cl. Saliniſche Steine: Cöleſtin.denkt, wie leicht man Schwerſpath im Anſehen mit Kalkſpath verwechſelt, ſo warte man beſſere Stücke ab. Die Sache könnte auch hier wieder wie beim Junckerit gehen, pag. 354.

4. Cöleſtin Wr.

wurde von Werner nach ſeiner himmelblauen Farbe benannt, welche die erſten faſrigen Abänderungen aus dem Kalkſtein von Frankstown in Pen - ſylvanien zeigten, auch Schützit nach dem Entdecker Schütz (Beſchreibung einiger nordamerikaniſcher Foſſilien, Leipzig 1791. 85). Zwar kannte ſchon Dolomien die ſchönen farbloſen aus dem Schwefelgebirge von Sicilien, doch verwechſelte dieſe Romé de l’Isle noch mit Schwerſpath.

Zweigliedrig und ganz Schwerſpathartig. Der zweite und dritte Blätterbruch M = a: b: c machen 1040, gegen welche der erſte P = c: a: b ſenkrecht ſteht. Das auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzte Paar o = b: c: a macht in Axe b 1030, daraus folgt: a: b = 0,3862: 0,6326, lga = 9,79341, lgb = 9,90060.

Die farbloſen Kryſtalle von Girgenti dehnen o zu einer langen Säule aus, deren ſcharfe Kante von 770 der erſte Blätterbruch P abſtumpft, die ſtumpfe Kante M / M ſchließt die Säule, denn das nicht zugehörige Paar d = 2a: c: b tritt nur klein auf, macht aber die Fläche P zu einem Rechteck, wornach man ſich leicht orientirt. Der erſte Blätterbruch P iſt ausgezeichneter als beim Schwerſpath, während der 2te und 3te M ſich nicht ſo leicht darſtellen laſſen.

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Die blauen Kryſtalle von Leogang bilden Tafeln, deren breite Tafelfläche nicht P, ſondern T = a: b: c (s), ſie iſt bauchig matt und parallel der Axe c geſtreift. o = b: c: a und das Oktaeder z = a: b: c nebſt P bilden die Randflächen.

Die ſmalteblauen Kryſtalle aus den Kammern des Am - monites Parkinsonii und ſeiner Begleiter haben eine ſtark quer -

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geſtreifte Säule M / M, P und o herrſchen, letztere aber iſt matt. Ueber d liegt noch l = 4a: c: b, und wenn dieſe richtig iſt, ſo kommt außer dem gewöhnlichen Oktaeder z noch ein Oktaeder v = 2b: $$\frac{4}{3}$$ a: c vor, da es in den Zonen z / d und M / l liegt. Im Uebrigen ſind die verſchiedenen Kryſtalle dem Schwerſpath ſo ähnlich, daß man äußerſt vorſichtig in der Unterſcheidung ſein muß. Wir erwähnen daher nur noch der Hauy’ſchen Varietät Apotome: es iſt die Säule o = b: c: a, auf welche ein ſpitzes Oktaeder n = b: c: 3a gerade aufgeſetzt iſt. Kleine Kryſtalle kommen in den Mergellagern des Tertiärgypſes von Paris vor, wo ſie auf Sprüngen und Klüften der dortigen Cöleſtinkugeln ſitzen. Auch bei Jena fand Suckow n öfter (Pogg. Ann. 29. 504). Descloizeaux hat da - her gemeint, daß der Calcit von Sangerhauſen Afterkryſtalle von ihm ſeien.

Gew. 3,9, Härte 3 4. Die blaß ſmalteblaue Farbe verräth ihn öfter, dieſelbe verſchießt am Lichte ſehr leicht, und iſt wohl bituminös.

Vor dem Löthrohr verkniſtert er ſtark, ſchmilzt leichter als Schwer - ſpath, und färbt die Flamme purpurroth, wodurch man ihn leicht von374II. Cl. Saliniſche Erze: Vitriolblei.Schwerſpath unterſcheidet. Kalkſalze färben zwar ähnlich, aber nicht ſo ſchön. Mit Lithion kommt man nicht ſo leicht in den Fall ſie zu ver - wechſeln. Der Rückſtand auf Kohle iſt Schwefelſtrontium, welches in Salzſäure gelöst, abgedampft und mit Alkohol übergoſſen eine ſchönrothe Flamme gibt.

Ṡr S⃛ mit 56,5 Strontianerde und 43,5 Schwefelſäure. Freilich oft verunreinigt. Dient in der Feuerwerkerei zu den bekannten Strontianerdepräparaten.

Dem Vorkommen nach iſt er zwar bei weitem nicht in den Mengen als Schwerſpath zu finden, namentlich ſelten auf Erzgängen, doch trifft man ihn im Flötzgebirge an den verſchiedenſten Orten. Die blauen Kry - ſtalle von Leogang und Herrengrund auf Erzgängen ſind ſehr bekannt, dann die farbloſen mit Schwefel, Kalkſpath und Gyps im Tertiärgebirge von Sicilien (Schwefelgruben von Girgenti, Cattolica ꝛc.). In Kammern der Ammoniten des ſchwäbiſchen Jura ſehr ſchöne blaue Kryſtalle, ſtrahlig blättrige Maſſen im Muſchelkalke und Jurakalke (Aarau), im Alpenkalke des Faſſathales, ſelbſt in Höhlen der Mandelſteine von Montechio Mag - giore bei Vicenza.

Der faſrige Cöleſtin findet ſich vorzüglich ſchön in den merge - ligen Lagen des untern Muſchelkalkes von Dornburg bei Jena, wo er Platten von blauer Farbe wie Faſergyps bildet, aber die Faſer iſt wellig gekrümmt. Man findet Stücke, woran der erſte Blätterbruch ſenkrecht gegen die Faſer in der Richtung der Platte ſteht, auch ſieht man auf der Platte ſelbſt, daß ſie aus in einander verſchränkten Kryſtallen beſteht. Aehnliche Platten zu Bouvron bei Toul, Frankstown in Penſylvanien im Kalkſtein. Excentriſch faſrig findet man ihn zuweilen in den Ammoniten - kammern des untern Lias. Bemerkenswerth iſt der friſche und verwitterte von Nörten bei Hannover, welcher den dortigen Jurakalk in 3 Trummen von 2 Zoll Mächtigkeit durchſetzt. Gruner (Gilbert’s Ann. 1819. Bd. 60. 72) hat gezeigt, daß dieſer neben 73 Ṡr S⃛ 26 Ḃa S⃛ enthalte. Die meiſten werden durch Verwitterung ganz mehlig, dann ſteigt umgekehrt die ſchwefelſaure Baryterde auf 75 p. C., wahrſcheinlich weil der etwas löslichere Cöleſtin vorzugsweiſe von dem Tagewaſſer ausgelaugt wird. Thomſon hat aus einem ſolchen von Kingstown in Ober-Canada eine be - ſondere Species Barytocöleſtin machen wollen.

Die Cöleſtinknollen von Paris ſehen zuckerkörnig wie Dolomit aus, und brauſen etwas mit Säuren, weil ſie bis 17 p. C. Ċa ent - halten. Andere gehen ins Dichte über. Ihr ſtarkes Gewicht läßt ſie ziemlich ſicher erkennen. Bei Briſtol kommt auch eine Abänderung mit 16,7 p. C. Ċa vor, und was dergleichen Verunreinigungen mehr ſind.

5. Vitriolblei Wr.

Andere drehten den Namen in Bleivitriol um, was nicht ſo paſſend ſcheint, denn zu den wahren Vitriolen würde Waſſer gehören, Vitriol de Plomb Proust Journ. phys. 1787. pag. 394. Man überſah ihn lange, bis Withering ihn auf der Inſel Angleſea erkannte, daher von Beudant auch Angleſite genannt.

375II. Cl. Saliniſche Erze: Vitriolblei.

Zweigliedriges Kryſtallſyſtem mit großem Flächenreichthum, aber ganz nach Art der vorigen gebildet. P = c: a: b oft ſehr deutlich blättrig, und die wenn gleich ſchwachen Blätterbrüche der Säulen M = a: b: c 1030 42′ verrathen ſich auch nicht ſelten durch Sprünge. Das auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzte Paar o = b: c: a macht in der Axe b 1040 30′, daraus ergibt ſich a: b = 0,608: 0,774 = 0,37: 0,6, lga = 9,78405, lgb = 9,88890.

Kokſcharow (Pogg. Ann. 91. 156) fand M / M = 1030 43′ 30″, o / o = 1040 24′ 30″.

Vitriolblei zeigt unter den ſchwerſpathartigen Kryſtalliſationen den größten Flächenreichthum. Die kleinen mit Flächen überladenen waſſer - hellen Kryſtalle von Hausbaden und dem Herrenſeegen auf dem Schwarz - walde gleichen brilliantirten Diamanten, wir machen daher die wichtigſten Flächen in nachfolgender Projektion auf P überſichtlich, ſtets die Buch - ſtaben wie beim Schwerſpath und Cöleſtin brauchend:

Vitriolblei aufP = c: a: b projicirt.

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Bei Müſen findet ſich die Säule M mit Gradendfläche P, und in den großen Stücken vom Herrenſeegen kann man namentlich den erſten blättrigen Bruch ſo deutlich erkennen, daß man ſich nach ihm häufig leicht orientirt. Das Paar d = 2a: c: b auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt, macht in d / P 1400 34′. Daſſelbe dehnt ſich häufig zur Säule von 780 48′ aus, deren ſtumpfe Kante der Blätterbruch P gerade abſtumpft. Bei complicirten Kryſtallen des Schwarzwaldes findet ſich die Säulenzone M / M gewöhnlich ſtark ausgebildet, darunter erkennt man s = a: b: c und k = b: a: c leicht. Die Säule M muß man ſich durch Meſ - ſung beſtimmen, zwiſchen ihr und k liegen dann noch zwei gut ſpiegelnde Flächen t = a: ½b: c und q = a: ⅓b: c. Das Oktaeder z =376II. Cl. Saliniſche Erze: Bleilaſur.a: b: c ſcheint bei Müſen ſelbſtſtändig mit der Säule M vorzukommen. Dufrénoy gibt es ſelbſtſtändig von der Grube Hausbaden an, ich kenne von dort nur das ſelbſtſtändige ϑ = c: 2a: 2b mit s = a: b: c, was man freilich leicht damit verwechſeln kann, allein man kennt es an den Streifen, die ſich auf den Kryſtallen jener eingegangenen Grube zwi - ſchen M / s finden. Ueberhaupt herrſcht in den Schwarzwälder Kryſtallen ſelten z, ſondern außer ϑ noch y = 2a: b: c, beide aus der Diagonal - zone von d. Eine kleine Oktaederfläche, die Kante d / o abſtumpfend, wird ohne Zweifel Naumann’s v = 2b: $$\frac{4}{3}$$ a: c ſein. Unter z kommt noch eine kleine Abſtumpfung vor, ſie muß a: b: x c gehen, während Naumann darüber eine a: b:: ⅙c angibt. Nehmen wir dazu nun x = a: c: 2b, die geſtreifte n = a: 2b: c, m = 4a: c: b, p = ½b: c: a und andere Paare, ſo übertrifft das Vitriolblei trotz der Kleinheit ſeiner Kry - ſtalle die vorigen. Daher hält es auch ſchwer, ſich darein zu finden, und man kommt gewöhnlich nicht ohne Meſſung mit dem Reflexionsgoniometer zum Ziele, was aber durch den ausgezeichneten Flächenglanz erleichtert wird.

Diamantglanz, muſcheliger Bruch ohne Neigung zum Seidenglanz, wodurch man es gewöhnlich vom Weißbleierz unterſcheiden kann. Härte 3, Gew. 6,4.

Vor dem Löthrohr verkniſtert es bei weitem nicht ſo ſtark als Weiß - bleierz, weil es ſchon in mehreren Zollen Entfernung von der Flamme ſchmilzt und ſich reducirt.

Ṗb S⃛ mit 26,4 S⃛, 73,6 Ṗb. In Salpeterſäure nur wenig löslich, und dadurch vom Weißbleierz unter - ſcheidbar.

Kommt wie das Weißbleierz auf zerfreſſenen Bleiglanzgängen vor. Auf den Schwarzwälder Gängen haben ſich die Kryſtalle nicht ſelten Gruben in den friſchen Bleiglanz gefreſſen, man kann wohl gar das Vitriolblei herausnehmen, es zeigt ſich dann ein mit Bleimulm austape - zirtes unregelmäßiges Loch, wie wenn Säure lokal auf die Stücke gewirkt hätte. Bei Müſen, Zellerfeld, in der Parys-Grube auf Angleſea iſt das Gebirge ſo ſtark zerfreſſen, daß vom Kupferkies nur ockeriger Brauneiſen - ſtein überblieb. Leadhills und Wanlockhead in Schottland. Fällt auch als wohlfeiles Nebenprodukt bei Kattunfärbereien.

Bleilaſur Breith. von Leadhills und Linares in Spanien (Linarit), auch im Kinzigthal von Herrenſeegen, zeichnet ſich durch ſeine prachtvolle laſurblaue Farbe aus. Uebrigens im weſentlichen Ṗb S⃛ mit Ċu Ḣ̶, 20 Ċu, 4,5 Ḣ̶. Von Brooke 2 + 1gl. beſchrieben: eine geſchobene Säule M / M macht vorn 610, die blättrige Schiefendfläche P macht mit M 960 25′. Den deutlichſten Blätterbruch ſoll jedoch die Abſtumpfungsfläche der vordern ſcharfen Kante a = a: b: c bilden, und die beiden Blätterbrüche a / P ſchneiden ſich vorn unter 1020 45′. Auf der hintern Ecke mehrere Abſtumpfungen. Mit Soda auf Kohle reducirt es ſich leicht, das Blei verflüchtigt ſich, und eine kleine Kupferkugel bleibt zurück.

Zu Leadhills in Schottland kommen ausgezeichnete Verbindungen von Ṗb und Ṗb S⃛ vor. Beſonders ſind es drei: Sulphato-carbonate of lead, Sulphatotricarbonate of lead und Cupreous sulphato-carbonate of lead. Sie wurden lange mit Weißbleierz verwechſelt, bis Brooke (Edinburgh377II. Cl. Salin. Erze: Bleiſulphocarbonat, Ternaerbleierz.Phil. Journ. 1820. III. 117) bei Behandlung mit Salpeterſäure auf den weißen Rückſtand achtete, der das ſchwefelſaure Blei andeutet. Gehen wir dieſe drei durch:

Bleiſulphocarbonat (Lanarkit) Ṗb S⃛ + Ṗb , daher auch paſſend Halbvitriolblei genannt. Es iſt ſo ſtark blättrig, daß man die klaren derben Stücke, welche auf der Grube Herrenſeegen im Kinzigthal vorkamen, für Gyps hält, auch iſt die Härte kaum etwas größer, aber der Diamant - glanz im Querbruch, und das hohe Gewicht 6,5 7 unterſcheidet es. Man kann auch mit dem Meſſer ſo dünne Blätter abſpalten, daß ſie im polariſirten Lichte blaue und ſchmutzig gelbe Farben zeigen, daher müſſen die optiſchen Axen im blättrigen Bruch liegen. Mir ſteht nur ein einziger ſchlechter Kryſtall zur Verfügung, derſelbe könnte wohl 2gliedrig ſein: eine geſchobene Säule M = a: b: c macht vorn 1300, der ausgezeichnete Blätterbruch P = b: a: c ſtumpft die ſcharfe Kante ab. Eine Gradendfläche c = c: a: b weicht höchſtens um wenige Minuten vom rechten Winkel gegen Axe c ab. Ein Paar p = a: c: b auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt ſchneidet ſich in c unter 1200 30′, ein anderes Paar d = b: c: a ſtumpft die Kante P / c ab, daher die Gradendfläche c ein Rechteck. Anderer kleinerer Ab -

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ſtumpfungen nicht zu erwähnen, die allerdings eine 2 + 1 gliedrige Ord - nung haben könnten. Er ſtammt von Leadhills, dieſe Schottiſchen ſind häufig grünlich und zeigen ſich meiſt in dünnen perlmutterglänzenden Tafeln, in Salpeterſäure entwickeln ſie Luftblaſen, zerfallen und hinterlaſſen einen weißen Rückſtand.

Ternaerbleierz (Bleiſulphatotricarbonat, Leadhillit) Ṗb S⃛ + 3 Ṗb . Es iſt im äußern dem Halbvitriolblei ſehr ähnlich, erſcheint ebenfalls in dünnen ſehr blättrigen Tafeln, die nach Brooke rhomboedriſch ſein ſollen. Ein ſcharfes Rhomboeder P = a: a: a: c mißt 720 30′ in den End - kanten. Der ausgezeichnete Blätterbruch c = c: a: a: c ſtumpft die Endecke ab. Dazu kommt ein Gegenrhomboeder d = a': a': a: c, und da nun der blättrige Bruch c ſich gewöhnlich ſtark ausdehnt, ſo bilden P und d an dieſen 6ſeitigen Tafeln Zuſchärfungen, auch die erſte ſechs - ſeitige Säule e = a: a: a: c kommt vor, anderer Flächen nicht zu gedenken.

Haidinger glaubt durch ſchärfere Meſſungen nachgewieſen zu haben, daß das Brook’ſche Rhomboeder P nicht gleich - ſondern 2 + 1 flächig ſei, dann muß das Syſtem 2 + 1gliedrig ſein: wir hätten eine rhomboidiſche Säule e = a: b: c von 590 40′, durch e '= a: b: c an ihrer ſcharfen Kante gerade abgeſtumpft. Das Hauptrhomboeder zer - fiele in P = ½a: b: c, und P' = a': b: c in der hintern Kante 720 10′, der blättrige Bruch c macht mit e' = vorn 900 29′, der Winkel, unter welchem ſich die Axen a / c vorn ſchneiden würden. Das Gegen - rhomboeder d = a: b: c macht daher vorn eine et - was größere Kante 720 37′ als P' / P' hinten, d' =

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½a ': b: c. Sehr auffallend ſind die bei 2 + 1gliedrigen Syſtemen ungewöhnlichen Drillinge: dieſelben haben die Säulenfläche z =378II. Cl. Saliniſche Steine: Flußſpath.b: ⅓a: c gemein, welche 3gliedrig genommen der 2ten ſechsſeitigen Säule entſpricht. Da dieſelbe in ihrem ſtumpfen Winkel 1190 40′ macht, ſo füllen drei Individuen mit ihrem ſtumpfen Winkel einen Raum von 3590, und die ganze Anordnung ſieht auffallend dreigliedrig aus. Der Blätterbruch ſoll aber in drei Felder getheilt ſein, die ſich unter 1790 10′ ſchneiden. Nach Brewſter wäre auch das Mineral optiſch zweiaxig. End - lich das

Halblaſurblei (Caledonit Beudant’s), 3 Ṗb S⃛ + 2 Ṗb + Ċu , wegen des Kupfers ſpangrün. Wird 2gliedrig beſchrieben: eine blätt - rige rhombiſche Säule von 950 mit Gradendfläche und abgeſtumpfter ſcharfer Säulenkante. Entwickelt ſich daher ſchwerſpathartig.

Selenichtſaures Bleioxyd (Ṗb S̈e?) führt C. Kerſten von Tannen - glasbach bei Gabel ohnweit Hildburghauſen an (Pogg. Ann. 46. 265). Es ſcheint durch Verwitterung des mitvorkommenden Selenkupferblei ent - ſtanden zu ſein. Kleine ſchwefelgelbe faſrige Kugeln mit einem deutlich blättrigen Bruch, Kalkſpathhärte. Schmilzt ſehr leicht unter ſtarkem Selen - geruch.

Uebergehen wir vorerſt die löslichen ſchwefelſauren Salze, und wenden uns zum Flußſpath, an der Spitze der

Fluoride.

Das Fluor iſt zwar hauptſächlich im Flußſpath niedergelegt, allein es gibt namentlich unter den Silicaten mehrere mit einem nicht unwich - tigen Flußſäuregehalt: die verſchiedenen Glimmerſorten pag. 198 0,1 10,4 Fl, Hornblende pag. 209 1,5 Fl, Chondrodit pag. 222 7 10 Fl, Topas pag. 259 14 Fl, Ichthyophthalm pag. 288 ¼ 1,5 Fl, Karpholit pag. 290 1,5 Fl, Pariſit pag. 309 2,5 Fl, Leucophan pag. 314 6,2 Fl. Unter den ſaliniſchen Steinen hat Fluorapatit 1,25 Fl, Wagnerit 6,2 Fl, Wavellit 3 Fl, Amblygonit 8,1 Fl, unter den oxydiſchen Erzen Pyrochlor 3,23 ꝛc. Seine Gegenwart durch das Löthrohr zu erforſchen, iſt minder leicht bei ſolchen Verbindungen, wo es einen weſentlichen Beſtandtheil ausmacht, z. B. beim Flußſpath, Kryolith ꝛc., weil die Fluorwaſſerſtoff - ſäure hier von der Hitze nicht ſo ausgejagt wird, wie da, wo ſie blos ein zufälliger Beſtandtheil zu ſein ſcheint, wie z. B. im Glimmer, in der Hornblende ꝛc., bei welchen zufolge der veränderten relativen Lage der Beſtandtheile die Fluorwaſſerſtoffſäure gewöhnlich mit Kieſelerde entweicht. In dieſem Falle braucht man blos die Probe in einer zugeblaſenen Glasröhre zu erhitzen, in deren offenes Ende man ein befeuchtetes Fer - nambukpapier einſchiebt, das gelb wird. Im erſten Falle mengt man die Probe mit vorher geſchmolzenem Phosphorſalz, und erhitzt ſie am Ende einer offenen Glasröhre, ſo daß ein Theil von dem Luftſtrome der Flamme in die Röhre getrieben wird. Dadurch wird waſſerhaltige Fluor - waſſerſtoffſäure gebildet, die das Glas angreift.

1. Flußſpath.

Gekannt, ſo alt der Bergbau iſt. Denn Agricola Bermannus pag. 701 heißt ihn Fluores Flüſſe (fluor das Fließen): lapides sunt gem -379II. Cl. Saliniſche Steine: Flußſpath.marum similes, sed minus duri fluores (ut nostri metallici appellant), varii autem et jucundi colores eis insident. Wegen ſeiner ſchönen Farben nannten ihn die alten Bergleute Erzblume oder auch marmor metallicum, Marmor der Erz bringt. Boetius de Boot 1647 kennt bereits ſeine Phosphorescenz igne admotu noctulucens, und ſchon Schwanhard in Nürnberg benutzte ihn 1670 zum Glasätzen, aber erſt Scheele wies 1771 darin eine beſondere Säure, die Flußſpathſäure, nach. Werner nannte die dichte Abänderung ſchlechthin Fluß, und nur die ſpäthigen Flußſpath. Chaux fluatée.

Reguläres Kryſtallſyſtem mit vorherrſchenden Würfeln, aber oktaedriſch blättrig ſo deutlich, daß man die Körper leicht herausſchlagen kann. Am leichteſten bekommt man Tetraeder, in dem die parallelen fehlen, und Rhomboeder mit den Winkeln des Tetraeder, worin ein blätt - riger Bruch zurücktritt.

Würfel treten am häufigſten auf, im Teufelsgrunde des Münſter - thales am Belchen erreichen ſie über 1 Fuß Durchmeſſer. Daran ſtumpft der Blätterbruch die Ecken gerade ab, ſo daß gleichſeitige Dreiecke ent - ſtehen.

Oktaeder kommen zwar ſehr ſchön ſelbſtſtändig vor (grün zu Moldawa, Andreasberg; rothe Baveno, St. Gotthardt, Derbyſhire, Gua - naxuato ꝛc. ), ſind aber ſelten, und gewöhnlich mattflächig, mattflächig zeigen ſie ſich auch, wenn ſie untergeordnet an den Würfelecken auftreten, Cu - booktaeder von Derbyſhire, Hall, Zinnwalde. Zu Ehrenfriedersdorf findet man auch kleine blaue treppenförmige Oktaeder, welche aus lauter Würfelchen zuſammengeſetzt ſind, die ihre Ecken zur Oktaederfläche kehren, namentlich endigen die Ecken mit einem großen Würfel. Es iſt das Hauy’ſche Decrescenzgeſetz.

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Granatoeder ſtumpfen die Würfelkanten gerade ab, kommen bei Engliſchen ſehr ſchön vor. Selbſtſtändig erwähnt ſie Hauy von Chalucey (Dep. Saône et Loire), Werner von Marienberg. Dieſe grünen ſächſiſchen haben öfter auf der Oktaederecke einen kleinen blauen Würfel, was ein Fortwachſen bezeichnet. Zinnwalder, Bavenoer ꝛc. zeigen alle drei Körper.

Pyramidenwürfel ſchärfen die Würfelkanten zu, ſie gehören ge - rade nicht zu den gewöhnlichen Erſcheinungen, doch findet man ſie auf den Zinnſteingruben von St. Agnes in Cornwall ganz ſelbſtſtändig, daher hat auch Haidinger den Körper Fluorid genannt: gewöhnlich a: ⅓a: a, höchſt ſelten a: ½a: a.

Leucitoedera: a: ½a ſelten, etwas häufiger noch das Leuci - toid a: a: ⅓a, ſie ſchärfen Würfelecken dreiflächig zu, Fläche auf Fläche aufgeſetzt.

Pyramidenoktaedera: a: 2a kommt bei Kongsberg vor. Am häufigſten unter allen Abſtumpfungen der Würfelecken finden ſich jedoch

Achtundvierzigflächner, welche die Würfelecken ſechsflächig zu - ſchärfen. Auf der Grube Friedrich Chriſtian im Schappachthal brechen fauſt - große Würfel mit ganz kleinen, aber ſehr glänzenden Eckenflächen. Die be - kannten Kryſtalle aus dem Teufelsgrunde ſind dagegen ſehr druſig, zuweilen380II. Cl. Saliniſche Steine: Flußſpath.tritt der Würfel bedeutend zurück, wie bei den honiggelben von der Grube Hausbaden: a: ½a: ¼a ſoll ihr Ausdruck ſein. G. Roſe (Pogg. Ann.

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12. 483) beſtimmt an den blauen Cumberländiſchen Wür - feln a: ⅓a: $$\frac{1}{7}$$ a, an einem weißen Würfel ⅓a: ⅕a: $$\frac{1}{11}$$ a. Wie complicirt die Abſtumpfungen der Ecken werden können, zeigt die ſchöne Modification, die Levy von Kongsberg ab - bildet: Würfel w, Granatoeder g, Leucitoid l = a: a: ⅓a, Pyramidenoktaeder p = a: a: 2a und ein 48flächner mit dem ſeltſamen Ausdruck a = ¼a: $$\frac{1}{7}$$ a: $$\frac{1}{16}$$ a wird angegeben. Noch viel flächenreichere bildet Phillips von Devonſhire ab.

Zwillinge kommen beſonders ſchön unter den amethyſtblauen und

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grünblauen von Cumberland vor: zwei Würfel durch - dringen ſich, und die Ecke des einen tritt aus der Fläche des andern ſo heraus, daß ihre drei Kanten im Verhält - niß 1: 1: 2 geſchnitten werden, was den Beweis für den Zwilling liefert. Auch ſpiegelt ein blättriger Bruch in beiden ein. Von einem Durchſtoßungspunkte der Kante gehen vier ganz flache Kanten aus, die Andeutungen eines ſehr flachen Pyramidenwürfels ſind, wie auch die Streifung parallel den Würfel - kanten zeigt. Wo ſolche Ecken nicht durchſtoßen (wie Fläche w), ſind die Flächen häufig außerordentlich ſpiegelflächig ohne Spur einer Streifung. So daß man vermuthen muß, das Durchſtoßen der Ecken habe den Im - puls zur Streifung gegeben.

Mißbildungen. Im Teufelsgrunde werden einzelne Würfelflächen in auffallender Weiſe bauchig, was eine Verziehung der Würfelkanten

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zur Folge hat. Beſonders intereſſant ſind die grünen vom Drei - faltigkeits-Erbſtollen bei Zſchopau in Sachſen: dieſelben verziehen ſich zu ſcharfen Rhomboedern, auf deren Flächen ſich ein bauchiges Paar erhebt, wodurch Dreiunddreikantner öfter in ſolcher Regel - mäßigkeit entſtehen, daß man ſie für Hälftflächner eines Pyra - midenwürfels um ſo mehr anſehen muß, als die Blätterbrüche vortrefflich einſpiegeln. Stellt man ſich alſo den Pyramidenwürfel nach einer tetragonalen Axe aufrecht, ſo wachſen nicht die ſechs um die Arenecke, ſondern die darunter gelagerten. Die ſtumpfen Endkanten des Dreikantners öfter etwas abgeſtumpft.

Afterkryſt alle nach Kalkſpath. Im Teufelsgrunde kommen

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Flußſpathhüllen des Kalkſpathdreikantners mit dem Hauptrhomboeder vor. Dieſe Hüllen be - ſtehen aus zwei Lagen kleiner Flußſpathwürfel - chen, die innere hat ſich daher wahrſcheinlich erſt gebildet, als der Kalkſpath ſchon weg war. In die Hüllen drangen dann größere Würfel von Flußſpath, die dem Raume ſich möglichſt accom - modiren. Wir haben alſo 5 Formationen: 1) Bil - dung von Kalkſpath; 2) Niederſchlag einer dün - nen Haut auf den Kryſtallen; 3) Wegführung des Kalkſpaths; 4) Bildung der kleinen Würfel auf beiden Seiten der Haut Nro. 2; 5) Ausfüllung des hohlen Raumes durch große Flußſpath - würfel.

381II. Cl. Saliniſche Steine: Flußſpath.

Flußſpathhärte = 4; Gew. 3,1 3,2, ein eigenthümlicher feuchter Glasglanz, und die Schönheit der Farbenreihe ſo groß, daß er an Man - nigfaltigkeit unter den ſaliniſchen Steinen obenan ſteht, ja vielleicht von keinem Minerale übertroffen wird, daher auch der alte bergmänniſche Name Erzblume ſo bezeichnend. Farbloſe von großer Klarheit finden ſich in den Druſenräumen des Buntenſandſteins von Waldshut; roth roſenfarbig und intenſiv beſonders in den Hochalpen am St. Gotthardt bis zum Mt. Blanc; gelb in allen Tönen, beſonders wein - und honig - gelb bis gelblichbraun von Gersdorf und Annaberg in Sachſen, Grube Hausbaden bei Badenweiler; grün in allen Tönen, faſt in das Sma - ragdgrün verlaufend, Derbyſhire, Herrenſeegen auf dem Schwarzwalde, am Sentis im Canton Appenzell ꝛc. ; blau vom Ton des Sapphir kom - men ſie im Salzgebirge von Hall in Tyrol vor, auf Zinnſtein - und Kobald - gängen nicht ſelten ganz in das ſchwarz übergehend; die amethyſt - blauen gleichen durch ihre Farbe den Quarzamethyſten in auffallender Weiſe, und kommen beſonders klar aus Cumberland.

Gewiſſe Cumberländiſche zeigen eine eigenthümliche Art von Di - chroismus: im reflektirten Lichte erſcheint die Oberfläche amethyſtblau, im durchfallenden meergrün. Man hat daher dieſe Erſcheinung bei andern Körpern nicht unpaſſend Fluoriren genannt, pag. 112. Zuweilen ſchließen ſie Flüſſigkeiten ein.

Vor dem Löthrohr phosphoresciren anfangs beſonders die grünen und rothen, mit einem ſchönen bläulichen Schein, und ſchmelzen dann ſchwer. Legt man aber Gyps oder einen andern ſchwefelſauren Stein daneben, ſo ſchmelzen ſie flugs damit zuſammen.

Ca F̶l enthält 52,3 Calcium und 47,7 Fluor, meiſt nicht viel verunreinigt. In concentrirter erhitzter Schwefelſäure wird er vollkommen zerſetzt, entwickelt Fluorwaſſerſtoff, was Glas ätzt. Da Flußſäure die Kieſelerde leicht angreift und fortnimmt, ſo bildet er bei Hüttenproceſſen ein wichtiges Flußmittel, das ſchon den älteſten Hütten - leuten bekannt war.

Flußſpath kommt beſonders mit Schwerſpath auf Erzgängen vor, iſt aber der Maſſe nach ſeltener als dieſer. Eine der mächtigſten Ablagerungen bildet der grünlichweiße von Stollberg auf dem Unterharz, der eine ſtock - artige Erweiterung von 14 16 Lachter erreicht und für den Zuſchlag auf den Mannsfelder Kupferhütten von Wichtigkeit iſt. Die Gewerkſchaft gewinnt dort jährlich 50,000 Ctr. à 3 Sgr. im Werth. Untergeordnet finden wir ihn auf den verſchiedenſten Erzgängen Deutſchlands, Harz, Thüringerwald, beſonders aber auf dem Erzgebirge und Schwarzwalde. Die im Bergkalk aufſetzenden Bleierzgänge von Nordengland ſind aus - nehmend reich. Aus Derbyſhire erwähnt ſchon Bournon eines Crinoideen - ſtieles, der auf der einen Hälfte aus Kalkſpath, auf der andern aus blauem Flußſpath beſtand, doch iſt es auch dort ungewöhnlich, ihn als Verſteinerungsmaſſe von organiſchen Reſten zu finden, obwohl einzelne Vorkommen bis in das Tertiärgebirge reichen, wie z. B. beim Jardin des Plantes zu Paris.

Kryſtalle herrſchen überall vor, oder wenigſtens die körnige kry - ſtalliniſche Struktur. In Derbyſhire werden ſolche derbe Maſſen ſtrahlig, die Strahlen gehen von einem Centrum aus und ſind concentriſch382II. Cl. Salin. Steine: Yttrocerit, Kryolith.violblau und weiß gezeichnet. Solche derbe Stücke werden in England wegen ihrer ſchönen Farben verſchliffen. Dieß hat denn wohl zu der Vermuthung verleitet, die im Alterthum ſo hoch geſchätzten vasa murrhina hätten aus Flußſpath beſtanden, doch geben dafür die Worte des Plinius hist. nat. 37. 8 keine Handhabe. Im Granit von Welſenberg bei Schwarzenfeld in der Oberpfalz findet man ganz ähnliche ſtrahlige Maſſen, die blauen werden ſtellenweis ganz ſchwarz, brennen ſich aber wie die Engliſchen ſehr leicht farblos, ſind daher durch Bitumen gefärbt, welches Schafhäutl auch chemiſch nachgewieſen hat (Stinkflußſpath). Zuweilen kommen Ku - geln wie Erbſen auf Quarz aufgewachſen vor, und concentriſch ſchaalig, dieſe gehen dann in den

dichten Fluß über. Derſelbe hat einen feinſplittrigen ſehr matten Bruch, trübe Farben, aber wie der Phengit pag. 368 in großen Hand - ſtücken oft noch Durchſcheinenheit. Derbe Handſtücke von Stolberg auf dem Unterharz. Im verwitterten Gebirge wird er auch erdig. Bei Buxton in Derbyſhire finden ſich Kryſtalle mit 40 50 p. C. Thon, die aber ſeine Kryſtalliſationskraft nicht behindert haben. Manche ſind auch durch Schwerſpath verunreinigt, der bis zur Hälfte ſteigen kann. Zu ſolchen Gemengen gehört wahrſcheinlich der

Yttrocerit Berzelius (Ytterſpath) aus dem Granit von Finbo und Broddbo bei Fahlun, eine violblaue ſich gewöhnlich ins Erdige nei - gende Maſſe. Die derben Stücke ſcheinen den blättrigen Bruch des Fluß - ſpathes beizubehalten. Berzelius hielt es für ein Gemiſch von Ca F̶l mit Ce F̶l und Y F̶l. Es fanden ſich blaue Oktaeder im Goldſand von Geor - gia und Nordcarolina.

Fluocerit Berz. von dem gleichen Fundort, ſoll reguläre ſechsſeitige Tafeln mit Gradendfläche bilden. Blaß ziegelroth ins Gelbliche, Gew. 4,7. Im weſentlichen Ce F̶l.

Fluocerin eben daher, iſt waſſerhaltig.

2. Kryolith.

Ein däniſcher Grönlandsfahrer brachte ein großes Stück nach Kopen - hagen, wovon 1795 die erſte Kunde kam, da er vor dem Löthrohr wie gefrorne Salzlauge ſchmilzt, ſo nannte ihn Abilgaard (Scheerer’s Journ. Chem. 2. 502) nach dem griechiſchen Wort κρύος Eis.

Drei rechtwinklige Blätterbrüche erzeugen würfelige Stücke wie beim Anhydrit, aber die Brüche ſind nicht ſo deutlich, einer zeichnet ſich etwas vor den übrigen aus, die übrigen beiden ſcheinen faſt gleich. Daher mag das Syſtem 2gliedrig ſein. Gew. 2,95, Härte 3, Schneeweiß, mit einem feuchten Glasglanz, der an Eis erinnert.

Schmilzt leicht zu einer klaren Perle, die ſich aber bald auf der Kohle zu einer ſchneeweißen unſchmelzbaren Schlacke ausbreitet: 3 Na F̶l + A̶l F̶l3 = 53,6 F̶l, 33,3 Na, 13,1 A̶l. Gieſecke war ſo glücklich, 30 Meilen von Julianeshaab an der Südſeite des Arkſud Fiord vom Meere beſpült das dünne Lager im Gneus mit Schwefelmetallen aufzufinden.

383II. Cl. Saliniſche Steine: Phosphate.

Im Schriftgranit der Topasgruben von Miask mit Amazonenſtein bemerkte Herrmann (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 1846. 37. 188 ) einen Gang eines weißen Minerals, worin ſich ſpäter dreierlei Fluoride aus - zeichneten, Pogg. Ann. 83. 587, die äußerlich von einander kaum unter - ſchieden werden können: eines iſt wahrhafter Kryolith, das andere aber

Chiolith Herrmann (χιών Schnee) 3 Na F̶l + 2 A̶l F̶l3, nach Kok - ſcharow viergliedrige Oktaeder mit einem Endkantenwinkel von 107° 32′, Flußſpathhärte, Gew. 2,7 2,9. Die ganze Maſſe ſieht einem Schnee - klumpen nicht unähnlich. Herrmann erwähnt zweier Blätterbrüche, die ſich unter 114° ſchneiden, das erinnert an die Seitenkanten der Oktaeder von 113° 25′.

Das dritte hat 3,07 Gew. und die Formel 2 Na F̶l + A̶l F̶l3.

Wollaſton’s Fluelit von Stenna-gwyn in Cornwallis, kleine glän - zende Rhombenoktaeder auf Quarz mit Wavellit und Uranglimmer ſollen im weſentlichen Fluoraluminium ſein. Sheppard’s Warwickit ſoll 27,3 F̶l enthalten.

Phosphorſäure und Arſenikſäure.

Phosphorſäure˙˙˙˙˙ kommt auf primärer Lagerſtätte im Steinreiche nur ſehr untergeordnet vor. Das iſt um ſo merkwürdiger, da ſie in der Aſche der Pflanzen, und in den Knochen und Exkrementen der Thiere eine ſo wichtige Rolle ſpielt. Deshalb als Düngungsmittel von großer praktiſcher Bedeutung, haben die Chemiker ihr längſt die gebührende Auf - merkſamkeit zugewendet. Schon ehe Svanberg und Struve (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 44. 291) das empfindliche Reagens von Molybdänſaurem Ammoniak kennen gelehrt, war ein geringer Gehalt von ˙˙˙˙˙ in den Gra - niten, Gneiſen, Porphyren, Mandelſteinen, Baſalten, Laven ꝛc. nachge - wieſen, ſpäter gaben ſelbſt die Meteorſteine von Juvenas (Rammelsberg) 0,28 ˙˙˙˙˙. Da die Phosphorſäure von den höchſten Wirbelthieren bis zu den niedrigſten Korallenſtöcken (½ 2 p. C.) nirgends fehlt, und die Aſche der Fucusarten noch über 1 p. C. phosphorſaure Kalkerde enthält, ſo kann uns ihr Vorkommen auf ſecundärer Lagerſtätte im Flözgebirge nicht ver - wundern, wo beſonders Knochen und Koprolithen nicht ſelten noch 65 85 p. C. phosphorſauren Kalk zeigen. Forchhammer hat Phosphorſäure im Meerwaſſer nachgewieſen, das Selterswaſſer enthält ein Zehntauſendſtel Ṅa2 ˙˙˙˙˙, die Pyrmonter Quelle 2 Millionentel phosphorſaure Thonerde, und die Karlsbader könnte jährlich nach Berechnung von Biſchoff 55 Apatit erzeugen. Wenn man nun bedenkt, daß die Phosphate in den Gängen vorzugsweiſe in den obern Teufen vorkommen oder daß ſie ſich gern auf Spalten der ſecundären Gebirge ſammeln, ſo mögen die organi - ſchen Weſen viel zu ihrer Anhäufung beigetragen haben. Zu einer der merkwürdigſten Erſcheinungen gehören die drei iſomeren Modificationen (Pogg. Ann. 76. 1): die gewöhnliche

c Phosphorſäure, in welche beide andere bei Behandlung mit Säuren übergehen, iſt dreibaſiſch, und gibt mit ſalpeterſaurem Silberoxyd einen gelben Niederſchlag von Ȧg3 ˙˙˙˙˙. Dahin gehört das vom Löthrohr her bekannte Phosphorſalz (Ḣ̶ + Ȧm + Ṅa) ˙˙˙˙˙ + 8 . Das c phos -384II. Cl. Salin. Steine: Phosphate und Arſeniate.phorſaure Natron (Ḣ̶ + 2 Ṅa) ˙˙˙˙˙ + 24 Ḣ̶ wird durch Glühen zwei - baſiſch, es entſteht

b phosphorſaures NatronṄa2 ˙˙˙˙˙ (Pyrophosphorſäure). Löst man das Salz in Waſſer, ſo kryſtalliſirt pyrophosphorſaures Na - tron heraus, Ṅa2 ˙˙˙˙˙ + 10 Ḣ̶, das mit ſalpeterſaurem Silberoxyd einen weißen Niederſchlag von Ag2 ˙˙˙˙˙ gibt. Glüht man dagegen das Phos - phorſalz, ſo entweicht Waſſer und Ammoniak und eine einbaſiſche Maſſe Ṅa ˙˙˙˙˙ bleibt zurück, dieß iſt die

a ˙˙˙˙˙ oder Metaphosphorſäure, ihre Auflöſung im Waſſer fällt das Eiweiß, was die andern beiden nicht thun.

Phosphorſäure ſteht bei gewöhnlicher Temperatur der Schwefel -, Salz - und Salpeterſäure zwar nach, allein wegen ihrer großen Feuer - beſtändigkeit treibt ſie in der Hitze dieſelben aus. Darauf beruht ihre Wichtigkeit als Löthrohrreagens. Phosphorſaure Verbindungen mit Schwefelſäure befeuchtet färben die Löthrohrflamme blaßgrün. Eſſig - ſaures Bleioxyd gibt einen Niederſchlag von Ṗb3 ˙˙˙˙˙, das vor dem Löthrohr mit polyedriſchen Flächen erſtarrt.

Arſenikſäureˈˈˈs. Arſenik ſpielt beſonders bei den Schwefel - metallen auf Erzgängen eine wichtige Rolle, wo Phosphor gar nicht vor - kommt. Im oxydiſchen Zuſtande iſt dagegen das Arſenik weniger ver - breitet als Phosphor. Doch machte Walchner im Ocker der Cannſtadter Heilquelle 1844 einen merkwürdigen wenn auch geringen Fund von arſe - niger Säure A̶⃛s (0,8 p. C. nach Fehling, was etwa auf 10 Millionen Theile Waſſer 1 $$\frac{1}{2}$$ A̶⃛s betragen würde), ſeit der Zeit fand ſich dieſes ſtarke Gift in den verſchiedenſten Quellenniederſchlägen, aber in ſo ge - ringer Menge, daß der Genuß des Waſſers nicht nachtheilig wirken kann. Daubrée will im Meerwaſſer Arſenik nachgewieſen haben, ſelbſt aus Pflanzen und Thieren wird er angegeben. Jedenfalls liefert er aber ein wichtiges Beiſpiel für die große Verbreitung der Stoffe überhaupt. Vor dem Löthrohr iſt die Säure ſehr flüchtig, ſie entwickelt auf Kohle im Re - ductionsfeuer einen graulich weißen Rauch, welcher knoblauchartig riecht.

Der Iſomorphismus von ˙˙˙˙˙ und ˈˈˈs iſt außer den natürlichen Salzen noch durch folgende künſtliche erwieſen:

1. Viergliedrig: (2 Ḣ̶ + Ȧm) ˙˙˙˙˙ und (2 Ḣ̶ + Ȧm) ˈˈˈs; das phosphorſaure Ammoniak bildet quadratiſche Säulen a: a: c mit Oktaeder a: a: c, 90° 25′ in den Seitenkanten. (2 Ḣ̶ + ) ˙˙˙˙˙ und (2 Ḣ̶ + ) ˈˈˈs; das phosphorſaure Kali hat 86° 24′ in den Seitenkanten des Oktaeders.

2. Zweigliedrig: (2 Ḣ̶ + Ṅa) ˙˙˙˙˙ + 2 Ḣ̶ und (2 Ḣ̶ + Ṅa) ˈˈˈs + 2 Ḣ̶, Oblongoktaeder mit 106° 26′ in den Endkanten, und 101° 30′ in den Seitenkanten; a: b: c, b: 2c: a. Das phosphorſaure Natron iſt jedoch dimorph, und kryſtalliſirt gewöhnlich in zweigliedrigen Säulen von 93° 54′, das zweigliedrige Oktaeder mit Seitenkante von 109° 10′ ſteht dem regulären ausnehmend nahe.

385II. Cl. Saliniſche Steine: Apatit.

3 Zweiundeingliedrig: (Ḣ̶ + 2 Ȧm) ˙˙˙˙˙ und (Ḣ̶ + 2 Ȧm) ˈˈˈs. Säulen von 84° 30′ und 85° 54′; Schiefendfläche zur Säule 105° 22′ und 105° 46′.

4. Zweiundeingliedrig: (Ḣ̶ + 2 Ṅa) ˙˙˙˙˙ + 14 Ḣ̶ und (Ḣ̶ + 2 Ṅa) ˈˈˈs + 14 Ḣ̶. Siehe Pogg. Ann. 16. 609.

5. Zweiundeingliedrig: (Ḣ̶ + 2 Ṅa) ˙˙˙˙˙ + 24 Ḣ̶ und ( + 2 Ṅa) ˈˈˈs + 24 Ḣ̶. Das gewöhnliche Phosphorſalz bildet Säulen von 67° 50′, Schiefendfläche gegen Axe c 58° 30′ und mit der Säule 106° 57′. Hintere Gegenfläche, vorderes Augitpaar aus der Diagonalzone ꝛc.

Anderer Salze nicht zu erwähnen.

1. Apatit Wr.

Ἀπατάω täuſchen, weil die Ehrenfriedersdorfer lange mit Schörl, Beryll, Chryſolith ꝛc. verwechſelt wurden, bis Werner 1788 (Bergmän - niſches Journal I. 76) ſie feſtſtellte, und Phosphorſäure darin vermuthete, die Klaproth auch ſofort fand, l. c. 294.

Sechsgliedrig: Vorherrſchend erſte ſechsſeitige Säule M = a: a: a: c mit einer ziemlich blättrigen Gradendfläche P = c: a: a. Die Endkanten P / M durch das Dihexaeder x = a: a: a, abgeſtumpft, mit 80° 25′ in den Seiten - und 142° 20′ in den Endkanten, gibt a = 1,366 = 〈…〉 , lga = 0,13545.

Die Spargelſteine von Jumilla und der Moroxit von Arendal zeigen auf der Säule eine vollkommene dihexaedriſche Endigung, dazu geſellt ſich häufig die Rhombenfläche s = a: ½a: a: c und die 2te ſechsſeitige Säule e = a: ½a: a: c.

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Auf Zinnſteingängen herrſchen die beiden ſechsſeitigen Säulen mit Gradendfläche gewöhnlich, die Kryſtalle werden tafelartig, und wenn die Endkanten der Tafeln ab - geſtumpft werden, ſo kommt zunächſt das Dihexae - der r = 2a: 2a: a: c vor, wie man am leich - teſten aus der Rhombenfläche s ſieht. Oder es findet ſich z = ½a: ½a: a: c, zu welchem die Rhombenfläche s das nächſte ſtumpfere Dihexaeder bildet. Das Dihexaeder x iſt nicht gewöhnlich, aber es kommt namentlich bei den grünen von Jo - hann Georgenſtadt mit a = 2a: a: 2a: c vor, eine obere Rhombenfläche, die ſeine End - kanten abſtumpft, und ſich zu r verhält wie s zur x. a gewöhnlich matt. Selten d = ½a: ¼a: ½a: c.

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Am St. Gotthardt zeichnen ſich die farbloſen in Spalten des körnigen Feldſpaths durch ihren übermäßigen Flächenreichthum aus. Im Ganzen herrſcht die Säule (Hai - dinger Edinburgh phil. Journ. 10. 140 ) M öfter mit einem eigenthümlichen Seidenglanz,Quenſtedt, Mineralogie. 25386II. Cl. Saliniſche Steine: Apatit.die Gradendfläche P verräth ſich wegen ihres ziemlich deutlichen Blätter - bruchs durch Querſprünge. Häufig drei Dihexaeder z, x und r über ein - ander, dazu die beiden Rhombenflächen a und s, aber ſelten vollzählig, doch herrſcht darin kein Geſetz, dagegen treten die 6 + 6kantner u = c: a: ⅓a: ½a aus der Kantenzone M / s mit großer Geſetzlichkeit parallel - flächig hemiedriſch auf, wodurch Dihexaeder von Zwiſchenſtellung entſtehen. Eine ganz kleine Abſtumpfungsfläche b = c: a: ¼a: ⅓a liegt oft noch unter u. Die Hemiedrie ſetzt ſich auch auf die Säulen fort: wir finden die Kanten zwiſchen den beiden ſechsſeitigen Säulen M und e häufig fein abgeſtumpft, aber immer auf der Seite der Kante, wo die hemiedriſchen Sechskantner nicht liegen: c = a: ⅓a: ½a: c, f = a: ⅕a: ¼a: c.

Apatithärte = 5, Gew. = 3,2. Fett - bis Glasglanz, und ſchöne zum Theil flußſpathartige Farben, wornach man den verſchiedenen Varie - täten beſondere Namen gegeben hat. Farbloſe und trübweiße findet man ſehr häufig in den Alpen; Spargelſtein hieß Werner den gelben (ſpargelgrünen) aus dem Talkſchiefer des Zillerthales und dem Vulkan - geſtein von Jumilla; Moroxit hieß man früher die entenblauen von Arendal mit gerundeten Kanten; ausgezeichnet amethyſtblau kommen ſie auf den Zinnſteingängen von Ehrenfriedersdorf in Sachſen vor, anderer grüner, rother aber meiſt trüber Farben nicht zu erwähnen.

Nähert man ſich mit Splittern der Löthrohrflamme, ſo phosphores - ciren mehrere mit einer prachtvollen grünen Farbe; in höchſtem Grade zeigen dieß die durch Eiſenoxyd roth gefärbten ſechsſeitigen Tafeln aus dem Granit von Schlackenwalde in Böhmen. Der Lichtſchein weicht über die Probe hin, und ſchwindet nach ſtärkerem Erhitzen, ohne wiederzukehren. Daraus iſt es vielleicht erklärlich, warum viele Varietäten ſchwächer, oder gar nicht phosphoresciren. Man könnte nämlich meinen, ſie hätten durch Hitze dieſe Eigenſchaft verloren. Schmilzt ziemlich ſchwer. In Salz - und Salpeterſäure leicht auflöslich, nach Liebig löst er ſich ſogar im Waſſer mit ſchwefelſaurem Ammoniak ſo leicht als Gyps. Schwefelſäure gibt einen Niederſchlag von Ċa S⃛, beſonders bei Verdünnung mit Alkohol, ſalpeterſaures Silber gibt Chlorſilber, und das Mineral mit Schwefelſäure übergoſſen und erwärmt ätzt häufig Glas. Arſenikſäure fehlt. Klaproth hielt ihn für bloßen phosphorſauren Kalk, bis G. Roſe (Pogg. Ann. 9. 185) zeigte, daß analog dem Buntbleierz noch ein zweites Glied mit Cl und Fl vorhanden ſei, daher 3 Ċa3 ˙˙˙˙˙ + Ca (F̶l, Ċ̶l), etwa 45 ˙˙˙˙˙ und 55 Ċa. Roſe unterſcheidet nach dieſem 2ten Gliede zwei Varietäten:

Fluorapatit enthält gegen 7,7 Ca F̶l mit 2,1 Fl, und nur unbe - deutenden Chlorkalk, dahin gehört der von Werner zuerſt erkannte Apatit von Ehrenfriedersdorf, wo er in Geſellſchaft von andern Fluoriden (Fluß - ſpath, Topas, Glimmer) auf Zinnſteingängen vorkommt, und die farbloſen vom St. Gotthardt. Beide zeichnen ſich durch großen Flächenreichthum aus. Aber auch die einfachern zeigen gewöhnlich mehr Fluor als Chlor. Als Muſter eines

Fluorchlorapatit gilt der grünlich gelbe derbe aus dem Glimmer - ſchiefer von Snarum in Norwegen, welcher etwa 2,6 Cl und 1,2 Fl d. h. 387II. Cl. Salin. Steine: Phosphorit, Wirbelthierknochen.40 Chlor - und 60 Fluorapatit enthält. Reine Chlorapatite ſind in der Natur nicht bekannt, auch iſt die Maſſe, welche man beim Anrühren der friſchgefällten phosphorſauren Kalkerde mit Chlorcalcium in der Glüh - hitze bekommt Ċa3 ˙˙˙˙˙ + Ca C̶l, alſo für Apatit zu reich an Chlor. Da - gegen will Daubrée (Compt. rend. 32. 625)

künſtlichen Apatit dargeſtellt haben: er leitete über dunkelroth glühenden Aetzkalk Chlorphosphordämpfe, wodurch ein Theil zu kleinen mikroſkopiſchen Apatitſäulen wurde, das müßten reine Chlorapatite mit 10,6 Ca C̶l ſein. Verunreinigungen der Apatite ſind nicht bedeutend, Biſchoff wies einen kleinen Magneſiagehalt nach, Weber etwas Cer und Yttererde in denen von Snarum, das erinnert an Wöhlers Kryptolith in den röthlich grünen Apatiten von Arendal.

Kryſtalliniſcher Apatit bricht hauptſächlich ſchön auf den Zinn - ſteingängen des Erzgebirges und Cornwallis. Die einfachen Säulen von Bovey Tracey mit Turmalin, Rozna, Marſchendorf ꝛc. könnte man leicht mit Beryll verwechſeln. Die prachtvollen grünlichen Kryſtalle von Gou - verneur in New-York liegen im Kalkſpath wie die von Arendal, Pargas ꝛc., zu Hammond ſollen ſogar fußgroße Kryſtalle vorkommen. Im Ural ſind beſonders im Ilmengebirge bei Miask mehrere ausgezeichnete Fundorte bekannt. In den Alpen ſind es die klaren von St. Gotthardt, der Spargel - ſtein aus dem Talkſchiefer des Zillerthales, die grünlich weißen trüben aus dem Glimmerſchiefer von Faltigl. Die Auswürflinge des Lacherſees und der Somma zeigen ſtellenweis viele lange Säulen, ähnlich am Kaiſer - ſtuhl, ſogar aus dem Meteorſtein von Richmond führt ſie Shepard (Sil - liman Amer. Journ. 2. 379) wenn auch etwas zweifelhaft an.

Phosphorit nannte Werner den blumigſtrahligen, etwas ſchaligen, erdig matten von Logroſan ſüdöſtlich Truxillo. Es herrſcht darin deutlich ein blättriger Bruch, und auf der Oberfläche kryſtalliſiren (ſcheinbar) ſechsſeitige Tafeln aus, welche wie beim ſchaligen Schwerſpath pag. 371 auf der ſchmalen Kante ſtehen. Vor dem Löthrohr kann man ſie leicht erkennen, da die Splitter trotz ihrer Undurchſcheinenheit mit prachtvollem grünem Lichte phosphoresciren. Die Maſſe hat offenbar ſchon durch Zer - ſetzungsproceſſe gelitten, daher mag denn auch der größere Gehalt von 14 p. C. Ca F̶l rühren. Er bildet Lager von 7′ Mächtigkeit auf Granit bedeckt von Thonſchiefer, aber nur die mittlern 3′ enthalten 81 p. C. phosphorſaure Kalkerde, daher haben es engliſche Speculanten nicht der Mühe werth gehalten, ihn für Landwirthſchaft zu benützen. Der traubige von Amberg liegt in Knollen auf der Oberfläche der Eiſenerze des braunen Jura von Amberg, aber phosphorescirt nicht, doch zeigen Proben in Schwefelſäure getaucht die grüne Flamme. Einen erdigen Apatit unterſuchte ſchon Klaproth von Szigeth in Ungarn.

Die Knochen der Wirbelthiere beſtehen zwar im Weſentlichen aus phosphorſaurem Kalk, aber im Verhältniß Ċa8 ˙˙˙˙˙3, ſo daß Atom Kalkerde weniger vorhanden ſein würde (v. Bibra Chemiſche Unterſuchungen über Knochen und Zähne. Schweinfurt 1844). Ein kleiner Gehalt an phosphorſaurer Talkerde, bis 2,5 p. C. fehlt faſt nie, und dazu kommt kohlenſaurer Kalk, der ſelbſt bei Säugethieren 10 p. C. überſteigen kann. Dagegen findet ſich in den Knochen ſo wenig Fluor, daß ihn manche25*388II. Cl. Saliniſche Erze: Buntbleierz.Chemiker geläugnet haben, und wenn Chlor vorkommt, ſo ſcheint es an Natron gebunden. In den Zähnen iſt zwar die Fluorreaktion entſchie - dener, aber zur Conſtitution eines Apatit ſcheint Fluor auch hier nicht hinzureichen. Dagegen ſind die foſſilen Knochen oft übermäßig reich an Ca F̶l (Erdmann Journ. prakt. Chem. 29. 314). Girardin und Preiſſer behaupten, daß unter dem Einfluſſe der Fäulniß ſich Ċa8 ˙˙˙˙˙3 in Ca2 ˙˙˙˙˙ + 2 Ċa3 ˙˙˙˙˙ zerſetze, ohne eine Zu - oder Abnahme an Stoffen, und letzteres Salz bilde dann mit Ca F̶l Apatit, der ſich an der Oberfläche ſolcher veränderten Knochen ſogar in kleinen ſechsſeitigen Säulen noch erkennen laſſe. Laſſaigne fand in den Zähnen von Anoplotherium 37 Ċa3 ˙˙˙˙˙ und 15 Ca F̶l, und man hat wohl behauptet, je älter die Knochen, deſto fluorreicher. Dieſes Fluor kann offenbar nur von außen her hinein gekommen ſein, und allerdings hat ſich auch gezeigt, daß in dem Boden und in dem Tagewaſſer ein ge - ringer Fluorgehalt nicht fehlt.

Talkapatit mit 7,7 Ṁg unterſuchte Herrmann (Erdmann Journ. prakt. Chem. 31. 101) in kleinen matten erdartigen Kryſtallen aus Gängen im Talkſchiefer von Slatouſt, wo er mit Chloroſpinell und Apatit zuſammen vorkommt. Es möchte aber wohl nur Verwitterungsprodukt ſein. Denn auch der

Wagnerit Fuchs Schweigger’s Journ. 33. 269 Mg3 ˙˙˙˙˙ + Mg F̶l ent - hält nach Rammelsberg Pogg. Ann. 64. 252 40,6 ˙˙˙˙˙, 46,3 Ṁg, 4,6 Ḟe, 2,4 Ċa, 9,4 Fl, wozu freilich die Formel nicht recht ſtimmt. Es ſind kleine weingelbe, dem Braſilianiſchen Topas gleichende Kryſtalle von 3 Gew. und Härte 5, welche zuſammen mit verwittertem Bitterſpath und ſchön blauem Lazulith auf Klüften eines glimmerigen Thonſchiefers im Rädelgraben bei Werfen (Salzburg) vorkommen. Levy (Pogg. Ann. 10. 326) hat die Kryſtalle 2 + 1gliedrig beſchrieben: die Säule M = a: b: c bildet 95° 25′, eine Schiefendfläche P = a: c: b macht mit M 109° 20′. Die Fläche a: b: c etwas blättrig. Ein hinteres Augitartiges Paar a': c: ½b macht in der Mediankante 138° 53′, außer - dem kommt aber noch ein großer Flächenreichthum vor.

Eiſenapatit 3 (Ḟe3, Ṁg3) ˙˙˙˙˙ + Fe F̶l nannte Fuchs (Journ. prakt. Chem. 18. 499) eine derbe blättrige nelkenbraune fettglänzende Maſſe, von 3,9 Gew. und Härte 5, welche zuweilen in 2gliedrigen Säulen von 129°, woran der blättrige Bruch die Gradendfläche bilden ſoll, gefunden wird. Aeußerlich große Aehnlichkeit mit dem Triplit von Limoges. Fand ſich im Granit von Zwieſel, hat im Uebrigen mit dem Apatit gar keine Verwandtſchaft.

2. Buntbleierz Weiß.

Daß es unter den Bleiſpathen einen ſchön grünfarbigen gebe, weiß ſchon Henkel in ſeiner Pyritologia, der Bergmann konnte es kaum über - ſehen, daher nannte es Linné plumbum virens, woraus dann die Werner - ſche Benennung Grünbleierz entſtand. Da ſich aber auch andere Farben, gelb, braun ꝛc. finden, ſo iſt der Weißiſche Name paſſender. Als Klaproth 1785 darin die Phosphorſäure nachgewieſen hatte, nannte es Karſten Phosphorblei, aber erſt Wöhler (Pogg. Ann. 4. 161) zeigte389II. Cl. Saliniſche Erze: Buntbleierz.die Beſtändigkeit des Chlorgehalts, und Hausmann ſchlug darauf den Namen Pyromorphit vor, der auf das Verhalten vor dem Löthrohr anſpielen ſoll. Plomb phosphaté, Phosphate of Lead.

Sechsgliedrig und vollkommen iſomorph mit Apatit, in dieſer Hinſicht ein höchſt merkwürdiges Beiſpiel. Gewöhnlich herrſchen die ein - fachen ſechsſeitigen Säulen mit Gradendfläche, die Säulen werden durch Querſtreifen gern bauchig, aber ein Blätterbruch nach der Gradendfläche läßt ſich nicht wie beim Apatit wahrnehmen. Das Dihexaeder, die End - kanten der Säule abſtumpfend, x = a: a: a: c hat nach Haidinger 80° 44′ in den Seitenkanten, darnach a = 1,358. Bei den Arſenik - ſäurehaltigen geht der Winkel bis auf 81° 47′ hinauf, alſo a = 1,333. Auch die 2te ſechsſeitige Säule kommt zu Huelgoat und Johann Georgen - ſtadt vor. Von letzterm Orte kommen die ſchönſten Kryſtalle, ſie zeigen ſogar die drei Dihexaeder r x z des Apatits, allein von den hemiedriſchen Flächen (u) wurde noch nichts beobachtet.

Härte 3 4, Gew. 7, Diamantglanz mit geringer Durchſcheinenheit, doch wirken feine Kryſtalle ſichtlich auf das Dichroſkop. Unter den Farben herrſchen vorzugsweiſe Grün und Gelb, ſeltener Braun, was zuletzt ganz ins Weiße übergeht.

Vor dem Löthrohr ſchmelzen ſie ſehr leicht, geben in der innern Flamme einen Bleirauch, und was an arſenikſaurem Bleioxyd vorhanden, reducirt ſich, zuletzt bleibt eine Kugel von Ṗb3 ˙˙˙˙˙, die beim Erkalten poly - edriſche, aber auf keine beſtimmte Kryſtallformen zurückführbare Facetten bekommt. Wenn man in die ſchmelzende Perle Eiſendraht ſteckt, ſo bildet ſich brüchiges Phosphoreiſen, und metalliſches Blei wird in Gruben des - ſelben niedergeſchlagen. Schmelzt man eine Perle von Phosphorſalz, und ſetzt eine kleine Probe zu, ſo entweicht die Salzſäure unter Brauſen und Geruch. In Salpeterſäure und Kalilauge löslich. Das Chlor erkennt man durch Ȧg ˙˙˙˙˙, und wenn blos Blei vorhanden, ſo fehlt Fluor, weil dieſes ſich immer an Kalk bindet, und bei Gegenwart von Ca F̶l fehlt gewöhnlich ˈˈˈs. Obgleich der Centner Grünbleierz oft nur Lth. Silber enthält, ſo kann man dieß doch durch Cupellation entdecken. Zu Bereſow, wo es mit Rothbleierz vorkommt, hat es einen Chromgehalt, denn es gibt mit Phosphorſalz außen eine ſmaragdgrüne Perle. Die allgemeinſte Formel würde ſein: 3 (Ṗb, Ċa) 3 (˙˙˙˙˙, ˈˈˈs) + (Pb, Ca) (C̶l, F̶l). Buntbleierz hat ſich aus dem Bleiglanz in den obern Teufen der Gänge gebildet, auf dem Herrenſeegen fraß es förmliche Löcher in den Bleiglanz, zu Mies in Böhmen bildet es Afterkryſtalle nach Bleiglanz, bei Markirch in den Vogeſen ſogar nach Weißbleierz, das ſelbſt erſt aus Bleiglanz entſtanden ſein muß. Die Phosphorſäure muß daher wohl von außen in den Gang gerathen ſein. Das Beſtreben dieſes Bleiſalzes, ſich zu conſti - tuiren, iſt ſo groß, daß es Heintz (Pogg. Ann. 72. 113) einmal als das beſte Mittel vorgeſchlagen hat, um Phosphorſäure aus ihren Ver - bindungen von Alkalien und alkaliſchen Erden zu trennen. So mag es auch in die Spalten des Buntenſandſteins am Commerſchen Bleiberge, zu Jägerthal in den Vogeſen, Sulzbach bei Amberg ꝛc. gekommen ſein. Als Hauptvarietäten ſind etwa folgende zu merken:

390II. Cl. Saliniſche Erze: Buntbleierz.

1. Grünbleierz von Zſchopau in Sachſen und Hofsgrund auf dem ſüdlichen Schwarzwalde von Smaragd -, Gras - und Zeiſiggrüner Farbe. An jenem Orte zuerſt gekannt, an dieſem ſo mächtig gefunden, daß es längere Zeit verhüttet wurde.

3 Ṗb3 ˙˙˙˙˙ + Pb C̶l, etwa 87,7 Ṗb3 ˙˙˙˙˙ und 10,3 Pb C̶l. Klaproth erkannte darin die Phosphorſäure zuerſt, hielt die Salzſäure aber für unweſentlich. Ganz frei von Arſenikſäure. Von Kransberg bei Uſingen in Naſſau kennt man es ebenfalls in derben ſchweren Stücken mit bauchigen Säulen. Im Augenblicke des Kryſtalliſirens glüht die Kugel ſehr deutlich auf. Auf dem Herrenſeegen kommt es trauben - förmig vor mit einem ſchimmernden Jaſpisbruch. Nach Nöggerath (Leonhard’s Jahrb. 1847. 37) fanden ſich auf der Asbacher Eiſenhütte in den Ofenbrüchen künſtliche Kryſtalle ſo ſchön als von Hofsgrund.

2. Braunbleierz Werner. Von nelkenbrauner bis weißer Farbe. Ein Theil derſelben enthält keine Arſenikſäure, wie die bekannten von Poullaouen und Huelgoët in der Bretagne, Ems, Rheinbreitenbach ꝛc. Andere aber, darunter das weiße von Zſchopau, breiten ſich auf der Kohle aus, riechen nach Arſenik, dabei zeigen ſich kleine Bleireguli, allein es bleibt noch eine anſehnliche Perle zurück. Wöhler gibt beim Zſchopauer 2,3 ˈˈˈs auf 14,1 ˙˙˙˙˙ an, alſo 3 Ṗb3 (˙˙˙˙˙, ˈˈˈs) + Pb C̶l.

Blaubleierz Werner, brach ehemals auf der Dreifaltigkeit zu Zſchopau, Farbe zwiſchen indigblau und bleigrau (Bergm. Journ. II. 1. pag. 347). Nach Haidinger ſind die regulären ſechsſeitigen Säulen After - kryſtalle der dortigen Grünbleierze nach Bleiglanz, die auch zu Huelgoët vorkommen (Pogg. Ann. 11. 371).

3. Arſenikſaures Bleierz von Johann-Georgenſtadt (Mimeteſit Breit - haupt’s), von wachsgelber Farbe in den ausgezeichnetſten Kryſtallen, worin ſchon Valentin Roſe die ˈˈˈs erkannte, und Wöhler 21,2 ˈˈˈs neben nur 1,3 ˙˙˙˙˙ nachwies, daher 3 Ṗb3 (ˈˈˈs, ˙˙˙˙˙) + Pb C̶l. Vor dem Löthrohr re - ducirt es ſich ſchon in Entfernung von der Desoxydationsflamme zu kleinen Bleireguli, und ſo wie man nur einigermaßen der innern Flamme ſich nähert, zerſtäubt die Probe plötzlich zu kleinen Bleikügelchen. Bei ſorg - fältiger Behandlung bemerkt man aber einen kleinen Rückſtand. Zu Kes - wich in Cumberland krümmen ſich die wachsgelben Säulen wurmförmig, und auf der Grube Hausbaden bei Badenweiler kommen garbenförmig eingeſchnürte Säulen vor, welche ſich dann zu ſtrohgelben Trauben grup - piren. Die Trauben ſind mit lauter kleinen Warzen bedeckt, und ſolche Wärzchen überziehen auch die Quarze. Vor dem Löthrohr hinterlaſſen ſie übrigens ſchon einen bedeutendern Rückſtand. In Cumberland kommen auch oraniengelbe bauchige Säulen vor (Kampylit, καμπύλος gekrümmt), ſie ſollen ihre Farbe einem kleinen Chromgehalt verdanken. Rammelsberg (Pogg. Ann. 91. 316) fand darin 3,3 ˙˙˙˙˙, 18,5 ˈˈˈs, 2,4 Cl, 76,5 Ṗb. Traubige findet man auch bei Badenweiler, die ſich durch ihre oranien - gelbe Farbe gut von den dortigen ſtrohgelben unterſcheiden, ſie laſſen vor dem Löthrohr auch einen viel geringern Rückſtand. Ein kleiner Kalkgehalt ſchließt ſie übrigens an

4. Polyſphärit Breithaupt (Pogg. Ann. 26. 489) von den Gruben Sonnenwirbel und St. Niclas bei Freiberg. Kugeln und Tropfen von391II. Cl. Saliniſche Erze: Buntbleierz, Amblygonit.nelkenbrauner bis iſabellgelber Farbe gruppiren ſich traubig. Ihr ſpecifiſches Gewicht nur 6,1, wegen einer Beimiſchung von 12 p. C. Fluorapatit, folglich ohne Arſenikſäure: 3 (Ṗb, Ċa) 3 ˙˙˙˙˙ + (Pb, Ca) (C̶l, F̶l). Die Löthrohrperle kryſtalliſirt nicht. Die grauen Trauben von Mies in Böhmen haben nach Kerſten nur 7,7 Apatit, daher heißt ſie Breithaupt Mieſit.

Traubige Bleierze ſind überhaupt leicht verunreinigt. Schon Romé de l’Isle erwähnt eines Plomb rouge en stalactites von Huelgoët, was Gillet-Laumont Plomb gomme (Bleigummi) nennt, weil es das Anſehen von Arabiſchem Gummi hat. Berzelius fand darin 37 A̶⃛l, darnach wäre die Formel Ṗb A̶⃛l2 + 6 Ḣ̶. Andere fanden auch wahrhaft Buntbleierz eingemengt 3 Ṗb3 ˙˙˙˙˙ + Pb C̶l + 18 Ḣ̶3 A̶⃛l. Kobaltſolution färbt die Perle ſchön blau. Solche ſchöne blauen Perlen gibt auch der

Nuſſierit von den Halden der Grube Nuſſière bei Beaujeu im Dep. Rhone, hier bekommt man ſelbſt von den kryſtalliſirten ſechsſeitigen Säulen ſchöne blaue Farben, ein Beweis, daß die Thonerde nur Bei - miſchung ſein dürfte. Breithaupt’s

Hedyphan (ἡδυφανής lieblich glänzend, da es Diamantglanz be - ſitzt) von Långbanshytta in Wärmeland, eine derbe graulichweiße ſchwach kryſtalliniſche Maſſe, von nur 5,5 Gew., bildet fingerbreite Trümmer im braunen Granate und Mangankieſel aus den dortigen Eiſenerzgruben. Nach Kerſten 3 (Ṗb, Ċa) 3 (ˈˈˈs, ˙˙˙˙˙) + Pb C̶l. An derſelben Stelle kommt auch Kühn’s Berzeliit vor, eine derbe gelblichweiße durchſcheinende fettglänzende Maſſe, Härte 5 6, Gew. 2,5. Ċa3 ˈˈˈs + (Ṁg, Ṁn) 3 ˈˈˈs.

3. Amblygonit Breith.

Ἀμβλυγόνιος ſtumpfwinklig, weil man ihn anfangs für rechtwinklig hielt und mit Skapolith verwechſelte, Hoffmann Handb. Mineral. IV. b. 159.

Man kennt nur 2 gleiche Blätterbrüche, die ſich unter 106° 10′ ſchneiden, folglich 2gliedrig und 2 und 1gliedrig ſein können. Härte 6, Gew. 3, trüb und Feldſpathartig ausſehend, auch ſind die Blätterbrüche etwa ſo deutlich wie M Feldſpath. Allein vor dem Löthrohr ſchmilzt das Mineral außerordentlich leicht, und in günſtigen Fällen nimmt man dabei eine grünliche Phosphorescenz wahr. Berzelius wies darin ˙˙˙˙˙, A̶⃛l, L̇i und Fl nach und gab ihm darnach die ungefähre Formel L̇i2 ˙˙˙˙˙ + A̶⃛l4 ˙˙˙˙˙3, da es aber die Flamme nicht roth ſondern gelb färbt, ſo läßt das auch auf einen Natrongehalt ſchließen. Rammelsberg Pogg. Ann. 64. 265 ſchreibt ihm 5 ˙˙˙˙˙3 + A̶⃛l5 ˙˙˙˙˙3 + R F̶l + A̶l F̶l3 mit 5,7 L̇i, 0,5 Li, 5 Ṅa, 0,7 Na 47,8 ˙˙˙˙˙ ꝛc. Das ſeltene Foſſil kommt zu Chursdorf und Arns - dorf ohnweit Penig in Sachſen in Steinbrüchen des Granits mit Topas, Turmalin, grünem Talkglimmer vor. Noch ſeltener iſt Haidinger’s

Herderit, welchen Breithaupt ſchon im Jahre 1813 im Flußſpath der Zinnſteingruben von Ehrenfriedersdorf entdeckte, und an Werner ver - ſchenkte. Lange war dieß das einzige Stück, welches Werner ſelbſt für Apatit hielt, weil es namentlich dem Spargelſtein vom Zillerthal ſehr392II. Cl. Saliniſche Steine: Amblygonit, Türkis.gleichen ſoll. Allein Haidinger’s (Pogg. Ann. 13. 502 ) Meſſungen zeigten, daß es 2gliedrig ſei. Eine rhombiſche Säule M = a: b: c 115° 53′ iſt

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blättrig, darauf iſt ein Oktaeder p = a: b: c mit 141° 16′ und 77° 20′ in den Endkanten aufgeſetzt, eine Fläche t = c: ⅔b: a macht dieſe Endigung ſcheinbar dihexaedriſch, und da nun auch die Gradendfläche P = c: a: b nicht fehlt, ſo konnte man dabei wohl an Apatit denken, Härte 5, Gew. 3. Mit Kobaltſolution ſchön blau, und der weſentliche Gehalt iſt Ċa, A̶⃛l, ˙˙˙˙˙ und Fl.

4. Türkis.

Ein alter Edelſteinname, wahrſcheinlich weil er aus Perſien durch die Türken zu uns kam. Agricola 626 ſagt von ihm: alii boream, juniores Turcicam nominant. Ohne Zweifel Jaspis Persae Perſiſcher Jaspis Plin. hist. nat. 37. 37 aeri similem. Dagegen hat Fiſcher in Moskau ihn auf den Callais Plinius 37. 33 und 56 mit ſolcher Beſtimmtheit bezogen, daß ihn viele Mineralogen ſeitdem Callais nennen.

Man kennt ihn nur derb und unkryſtalliniſch, höchſtens in traubigen Ueberzügen. Wachsglanz. Himmelblau bis berggrün. Gew. 2,7 3, Härte 6. Vor dem Löthrohr ſchwärzt er ſich und iſt unſchmelzbar, einem Kupferoxydgehalt von 1,5 2 p. C. ſcheint er ſeine ſchöne Farbe zu danken, färbt daher ſchon für ſich die Flamme grün. Herrmann in Erd - mann’s Journ. prakt. Chem. 33 284 gibt dem orientaliſchen die Formel A̶⃛l6 ˙˙˙˙˙3 + 15 Ḣ̶, er fand im ſchönſten blauen 47,4 A̶⃛l, 27,3 ˙˙˙˙˙, 18,2 Ḣ̶, 2 Ċu, 3,4 Ċa3 ˙˙˙˙˙.

Der ächte orientaliſche Türkis (de la vieille roche) kommt als Geſchiebe und anſtehend zwiſchen Niſchabur und Meſchhed im nord - öſtlichen Perſien vor. Die Bucharen bringen ihn aus dem Muttergeſtein herausgeſchlagen nach Moskau in den Handel: er bildet dünne Adern im Kieſelſchiefer, und wenn er in dickern Maſſen vorkommt, ſo iſt er unrein. Major Macdonald hatte auf der Londoner Induſtrieausſtellung 1851 die feinſten Türkiſe aus den Wüſten Arabiens vorgelegt, wo ſie in reinſter Maſſe bis zur Haſelnußgröße in einem weichen gelben Sandſtein brechen. Die grüne Farbe herrſcht vor, aber nur die blauen werden geſchätzt, unter Erbſengröße haben ſie geringen Werth, allein darüber ſteigen ſie ſchnell im Preiſe, doch kommt es dabei wie beim edeln Opal weſentlich auf die Schönheit der Farbe an. Muggelich geſchliffen, benützt man ihn hauptſächlich zum Einfaſſen werthvoller Edelſteine. Auch in Hochaſien ſoll er vorkommen. 1850 fand Glocker ſpangrüne traubige dünne Ueberzüge auf Klüften des Thonſchiefers von Steine bei Jordans - mühle (Pogg. Ann. 64. 633) und an andern Punkten Schleſiens. Breit - haupt’s

Variscit (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 10. 506) aus dem Kieſel - ſchiefer von Meßbach bei Plauen im Voigtlande wird apfelgrün und zuletzt ganz mattfarbig, ſoll aber nach Plattner im weſentlichen auch aus Phosphorſaurer Thonerde beſtehen.

Zahntürkis, Turquoise de nouvelle roche. Darunter begreift393II. Cl. Saliniſche Steine: Blauſpath, Wavellit.man beſonders den Schmelz von Maſtodon - und Dinotheriumzähnen, welche die Härte des edlen Türkiſes haben. Im ſüdlichen Frankreich (Simorre) wurde früher ein förmlicher Bergbau darauf getrieben, der Schmelz war zwar nur graublau, etwa wie man ihn hin und wieder in den Bohnenerzen der Schwäbiſchen Alp findet, allein durch Erhitzen wurde er ſchöner. In Sibirien werden auch Mammuthszähne, welche durch Blaueiſenerde gefärbt ſein ſollen, verwendet.

Blauſpath Wern., Lazulith Karſten (nicht mit Laſurſtein pag. 297 zu verwechſeln, den die Franzoſen auch Lazulite nennen), Klaprothin Beudant. Derſelbe wurde zuerſt von Widenmann (Bergmänn. Journ. 1791. Bd. 1. 345) im Freſchnitzgraben, welcher ſich in das Mürzthal ohnweit Krieglach in Oberſteiermark öffnet, bemerkt, wo er derb in einem ſchnee - weißen Quarz mit ſilberfarbigem Glimmer vorkommt, weshalb ihn Werner anfangs für Feldſpath hielt; blaß ſmalteblau bis in’s Berggrün, mit ſplitterigem Hornſteinartigem Bruch und wenig innerm Glanz, Härte 5 6, Gew. 3. Klaproth überſah die Phosphorſäure, doch geben ſie mit Schwefel - ſäure befeuchtet eine ſchwachgrüne Flamme, mit Kobaltſolution ein ſchönes Blau, Brandes wies 43,3 ˙˙˙˙˙, 34,5 A̶⃛l, 13,5 Ṁg, 6,5 S⃛i und 0,5 Ḣ̶ nach. Schon im Anfange des Jahrhunderts fand ſich die Laſurblaue Ab - änderung im glimmerhaltigen Thonſchiefer vom Rädelgraben bei Werfen (Klaproth Beitr. IV. 288), ſie kommt dort zwar ſelten aber ſchön kry - ſtalliſirt vor, und ſoll 2 + 1gliedrig ſein:

Eine geſchobene Säule M = a: b: c 91° 30′; b = a: b: c ſtumpft die vordere ſtumpfe Säulenkante gerade ab; P = c: a: b macht 88° 2′ gegen die Axe c, daher können o = a: b: c vorn in Kante a: c 100° 20′ und o' = a': b: c hinten in Kante a': c 99° 40′ kein Rhombenoktaeder bilden, wie man es früher anſah, obgleich der Typus häufig ein zweigliedriges Anſehen hat. Dann kommen auch d = a: c: b, e = a': c: b, f = b: c: a, g = a: b: ½c, g' = a': b: ½c, h = b: ⅓c:

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a vor. Meiſt derb mit Glasglanz. Nach Fuchs find ſie A̶⃛l4 ˙˙˙˙˙3 + 2 Ṁg3 ˙˙˙˙˙ + 6 Ḣ̶ mit 41,8 ˙˙˙˙˙, 35,7 A̶⃛l, 9,3 Ṁg, 6 Ḣ̶, 2,6 Ḟe, 2 S⃛i.

5. Wavellit

wurde von Dr. Wavel im Uebergangsgebirge von Barnſtaple in Devonſhire entdeckt, und von Babington nach ihm benannt. Davy (Philosoph. Transact. 1805 pag. 155) ſammt ſeinen Nachfolgern überſah darin die Phosphor - ſäure, und nannte es Hydrargillite. Erſt 1816 fand Fuchs im Laſionit von Amberg ˙˙˙˙˙, und vermuthete, daß ſie auch im Wavellit ſein möchte, was er 1818 beſtätigte, wodurch ſich beide als gleich erwieſen.

Zweigliedriges Syſtem. Kryſtalle bilden gewöhnlich nur ſehr kleine Nadeln, nach Phillips und Dufrénoy ſollen die von Huelgayec in Südamerika meßbar ſein: eine blättrige Säule M = a: b: c macht 122° 15′, deren ſcharfe Kante durch l = b: a: c gerade abgeſtumpft394II. Cl. Saliniſche Steine: Wavellit, Kakoxen.

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wird. Ein Paar P = a: c: b ſoll nach Phil - lips in der Axe c ſich unter 107° 26′, nach Du - frénoy unter 94° 10′ ſchneiden. Mehrere Zu - ſchärfungen der ſtumpfen Säulenkante. Senff (Pogg. Ann. 18. 474) hat Nadeln von höchſtens Linie Dicke von Frankenberg in Sachſen unter dem Mi - kroſcop gemeſſen, er fand M / M = 126° 25′, P / P = 106 · 46, und beſtimmte darnach a: b: c = 1: 1,98: 0,743; s = a: b: c, o = a': c: ½b. Kommt meiſt nur excentriſch faſerig vor, die Faſern begränzen ſich nicht ſelten unter markirten Linien, und werden ſo den Zellen gewiſſer Sternkorallen nicht unähnlich. Wo die Maſſe

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Platz hatte zum Kryſtalliſiren, endigen die Faſern nach außen immer breiter werdend auf der kugeligen Ober - fläche gewöhnlich mit dem Paare P, das herausragt, und dann an Schwerſpathtafeln erinnert, oder ſich kugel - förmig rundet.

Härte 3 4, Gew. 2,3 2,5. Weiße Farbe herrſcht vor, geht aber nicht ſelten auch in’s Grün und Blau. Glasglanz.

Vor dem Löthrohr ſelbſt in feinen Splittern unſchmelzbar, färbt aber für ſich ſchon die Flamme deutlich grün, daran mag ein kleiner Flußſäure - gehalt Schuld ſein, der nach Berzelius 2 p. C. beträgt: 3 (A̶⃛l4 ˙˙˙˙˙3 + 18 Ḣ̶) + A̶l F̶l3.

Zu den ſchönſten Vorkommen gehören die zuerſt gekannten aus dem Thonſchiefer von Barnſtaple, aus dem Kieſelſchiefer von Langenſtriegis bei Freiberg, und aus einer ſehr ſandigen Grauwacke des ältern Ueber - gangsgebirges von Zbirow bei Beraun. Auch zu Diensberg bei Gieſſen kommt er auf Klüften des Thonſchiefers vor. Dieſes Auftreten im Thon - ſchiefergebirge hat große Verwandtſchaft mit dem des Türkiſes. Zu Am - berg findet er ſich in weißen Kugeln mitten im Eiſenerz des braunen Jura (Laſionit). Am Veſuv kommt er ſogar auf ausgeworfenen Marmor - blöcken vor, doch ſind die Anflüge hier ſehr zart. Breithaupt’s Strie - giſan, grünliche hellzerſetzte Kugeln in Klüften des Kieſelſchiefers von Langenſtriegis, ſoll chemiſch nicht verſchieden ſein. Eine eigenthümliche Abänderung bildet der

Kakoxen. Von Steinmann 1825 in den Brauneiſenerzen von St. Benigna im Berauner Kreiſe gefunden, wo es wavellitartige Ueber - züge von ockergelber Farbe bildet, und die Erze verſchlechtert (κακός ſchlecht ξένος Gaſt). Die Ueberzüge oft ſo zart, daß ſie Seidenglanz zeigen. Der größte Theil der Thonerde durch F̶⃛e vertreten, und da auch Fluor angegeben wird, ſo möchte er wohl hier ſeinen beſten Platz haben. An dem gleichen Fundorte kommt auch Breithaupt’s Beraunit vor, der wohl nur das gleiche ſein dürfte.

Peganit Breithaupt (Schweigger Journ. 60. 308) mit Wavellit auf der Höhe zwiſchen Langenſtriegis und Frankenberg bei Freiberg, geht bis ins Smaragdgrüne. Soll nach Hermann (Erdmann Journ. prakt. Chem. 33. 287 ) A̶⃛l6 ˙˙˙˙˙3 + 18 Ḣ̶ ſein, doch weicht die Kryſtalliſation395II. Cl. Saliniſche Erze: Vivianit.wohl nicht weſentlich ab, da M / M = 127° iſt. Dieſem ſehr verwandt iſt der

Fiſcherit. Hermann l. c. 33. 285 von Grasgrüner Farbe, rinden - artige Ueberzüge auf Klüften von Sand - und Thoneiſenſtein zu Niſchnei Tagilsk bildend, zuweilen auch feine kryſtalliniſche Säulen. Apatithärte, Gew. 2,46. A̶⃛l6 ˙˙˙˙˙3 + 24 Ḣ̶.

Childrenit Lévy Pogg. Ann. V. 163 iſt auf einem Spatheiſen - ſteingange zu Taviſtock in Devonshire vorgekommen, worauf die kleinen Kryſtalle Druſen bilden. Zweigliedrige Oktaeder e = a: b: c, Kante a: c 130° 20′, b: c 102° 30′ und a: b 97° 50′, daraus folgt a: b = 〈…〉 : 〈…〉 . Ein ſtumpferes Oktaeder b = a: b: ⅘c ſchärft die Endecke zu; P = b: a: c etwas blättrig, a = b: 3c: a.

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H = 5, Gew. = 3,26. Durchſichtige glasglänzende gelblichbraune bis ſchwarze Kryſtalle, die zuweilen nur kryſtalliniſche Häutchen auf Spath - eiſenſtein bilden. Nach Rammelsberg Pogg. Ann. 85. 435 : 2 (Ḟe, Ṁn) 4 ˙˙˙˙˙ + A̶⃛l2 ˙˙˙˙˙ + 15 mit 29 ˙˙˙˙˙, 14 A̶⃛l, 30 Ḟe, 9 Ṁn, 17 Ḣ̶. Es werden in England noch mehrere Fundorte angegeben.

Amblygonit, Türkis und Wavellit bilden wegen ihres großen Thon - erdegehaltes eine beſondere Gruppe, die H. Prof. Weiß deshalb auch unter die Haloidſteine pag. 297 ſtellt, ob ſie gleich keine Kieſelerde enthalten.

6. Vivianit Wern.

Werner bekam die erſte kryſtalliſirte Blaueiſenerde durch Vivian aus Cornwall, wo ſie auf der Grube Huelkind zu St. Agnes mit Magnetkies vorkommt. Die Franzoſen (Laugier Ann. du Muséum 1804. III. 405) kannten das Phosphate de fer ſchon früher von Isle de France und Braſilien. Uttinger erkannte bereits 1807, daß das von Bodenmais kein Cyanit ſei (Denkſchrift. Münchner Akad. Wiſſenſch. 1817. 233). Das erdige Eiſenblau kannte man längſt vorher, denn ſchon Wallerius nannte es Coeruleum Berolinense nativum. Iſomorph mit Kobaltblüthe und Pharmacolith.

2 + 1gliedrig, und ſo genau Gypsartig, daß Breithaupt ſchon 1818 den Namen Eiſengyps in Vorſchlag brachte. f = a: b: c 111° 6′; P = b: a: c ſo deutlich blättrig als Gyps; M = a: b: c ſtumpft die ſtumpfe Säulenkante f / f ab, und würde dem muſcheligen Bruche des Gypſes entſprechen, der aber nicht vorhanden zu ſein ſcheint. Die beim Gyps ſeltene z = ⅕a: c: b iſt gewöhnlich und z / M bilden eine rhomboidiſche Säule von 125° 18′, gegen welche P rechtwinklig ſteht. Ein faſeriger Bruch auf der Hinterſeite iſt vorhanden, er macht aber gegen Axe c einen Winkel, der nur wenige Grade kleiner iſt als der rechte. Entſpräche er der Fläche T = ⅓a ': c: b, welche Dufrénoy 109° 5′ gegen M angibt, ſo wäre das eine auffallende Analogie. Sein Vor -

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handenſein merkt man beſonders in der verſchiedenen Härte auf P, denn mit einer feinen Nadel ſpürt man, daß das Mineral ſenkrecht gegen die396II. Cl. Saliniſche Erze: Vivianit, Grüneiſenſtein.Faſer entſchieden ritzbarer iſt, als parallel derſelben. Außerdem ein Paar

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aus der Diagonalzone von z, wahrſcheinlich i = c: ⅕a: ⅛b 119° 4′ in der Mediankante, ein Paar b aus der Diagonalzone von T gibt ſchon Phillips an. In der Säulenzone zwiſchen f und M die r = a: ⅓b: c, und eine ſeltene Fläche a ſcheint nach Phillips die Kanten i / M abzuſtumpfen. Dünne Blätter geben im polariſirten Licht ſo ſchöne Farben, als der Gyps, daher müſſen die optiſchen Axen im blättrigen Bruch P liegen.

H = 2, Gew. 2,6. An ſich farblos und ſehr durch - ſichtig, durch Verwitterung wird er aber ſmalte - bis indig - blau, und verliert dann ſehr an Durchſichtigkeit. Milde und etwas biegſam.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er leicht zu einer magnetiſchen Kugel, und färbt mit Schwefelſäure befeuchtet die Flamme grün. Das urſprüngliche farbloſe Salz ſoll Ḟe3 ˙˙˙˙˙ + 8 Ḣ̶ ſein, allein nach Rammelsberg tauſchen von je 8 Atomen des Salzes 2 Atome die Hälfte ihres Waſſers gegen 3 Sauerſtoff aus, wodurch die blaue Farbe und die complicirtere Formel 6 (Ḟe3 ˙˙˙˙˙ + 8 Ḣ̶) + (F̶⃛e3 ˙˙˙˙˙2 + 8 Ḣ̶) entſteht. Der Vivianit iſt im Waſſer unlöslicher, als der phosphorſaure Kalk, wenn daher kohlenſaures Eiſenoxydul zu Löſungen des letztern kommt, ſo bildet ſich Vivianit. Daher läßt ſich das Eiſenblau in Torfmooren, in Markröhren lange gelegener Leichname ꝛc. leicht erklären.

Der kryſtalliſirte kommt auf Gängen des Thonſchiefers von Cornwallis und des Granites von Bodenmais, an beiden Orten mit Magnetkies, vor. Höchſt eigenthümlich iſt das prachtvolle Vorkommen in Höhlen von Steinkohlenſchlacken eines unterirdiſchen Brandes von la Bouiche (Allier.) Zu Schunguleck bei Kertſch in der Krimm kommen in einem tertiären Thoneiſenſteinflötz weißſchalige Muſcheln von Mytilus Brardii vor, die im Innern gänzlich mit Blaueiſenerde erfüllt ſind, in welcher kry - ſtalliſirte Strahlen von Vivianit liegen. Aehnlich das Vorkommen des

Mullicit’s in den Mullica-Hills von New-Jerſey, wo die Blau - eiſenerde in fingersgroßen Röhren ſich ablagert.

Auf der Lava von Isle de France kommt er faſrig wie der Faſergyps vor, und der Faſer geht auch der blättrige Bruch P parallel (Dufrénoy Trait. Minér. II. 534.). Der Anglarit von Anglar Dep. Haut Vienne iſt ſtrahlig.

Den erdigen findet man am häufigſten, beſonders in Torfmooren und Tertiären Thonen. Friſch gegraben verräth er ſich gewöhnlich noch nicht durch blaue Farbe, dieſe tritt erſt an der Luft ein. Neſterweis ein - geſprengt, aber auf mannigfache Weiſe verunreinigt. Macht die Sumpf - erze kaltbrüchig.

Es gibt noch eine ganze Reihe phosphorſaurer Eiſenerze theils waſſer - haltig, theils waſſerfrei, ſind aber ſelten:

a) Grüneiſenſtein (Kraurit, Dufrenit), zuweilen in kleinen Oblongoktaedern, gewöhnlich aber von ausgezeichneter Glaskopfſtruktur (ein grüner Glaskopf), die Faſer ſcheint blättrig, dunkel lauchgrün, aber mit zeiſiggrünem Strich, H = 3 4, Gew. 3,3. Schmilzt leicht397II. Cl. Saliniſche Erze: Grüneiſenſtein, Hureaulit, Triphylin.zu einer ſchwarzen Schlacke. Kerſten unterſuchte den vom Hollerter Zuge im Siegenſchen, er fand 63,4 F̶⃛e, 27,7 ˙˙˙˙˙, 8,5 Ḣ̶, das gäbe 2 F̶⃛e2 ˙˙˙˙˙ + 5 Ḣ̶. Andere fanden aber auch Ḟe, daher könnte er ſchon oxydirt ſein. Aus - gezeichnet zu Göritz im Fürſtenthum Reuß. Werner’s

Grüneiſenerde (Hypochlorit Schüler) von zeiſiggrüner Farbe gleicht in ihrem dichten Zuſtande edlem Serpentin, iſt aber viel härter H = 6, Gew. 3. Verwittert zum Erdigen. Iſt ein Zerſetzungsprodukt mit 50 Kieſelerde, 14,6 A̶⃛l, 13 Wismuthoxyd und 10,5 Ḟe mit 9,6 ˙˙˙˙˙. Schmilzt daher nicht. Schneeberg, Ullersreuth, Schindelloh in der Oberpfalz. Durch Verwitterung wird ſie Serpentinartig und weich. Zu Bodin bei Neuſohl ſcheint ſie durch Zerſetzung des Eiſenpecherzes zu entſtehen.

b) Hureaulit Alluaud, phosphorſaures Eiſenmangan, kleine Gänge im Granit von Hureault bei Limoges in Centralfrankreich bildend. Dufrénoy beſchreibt die Kryſtalle 2 + 1gliedrig, eine Säule M / M macht vorn einen ſcharfen Winkel 62° 30′, die ſcharfe Kante gerade abgeſtumpft durch h, ein Augitpaar e macht 88° unter - einander, ihre Mediankante 68° gegen die Axe c geneigt. Glas - artiger Bruch, hell hyacinthroth und ſehr durchſichtig, daher Hyacinthen gleichend, aber nur Apatithärte und Gew. 2,3. Leicht

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zu einer ſchwarzen Kugel ſchmelzend. (Ṁn, Ḟe) 5 ˙˙˙˙˙ + 8 Ḣ̶. Mit ihm kommt der

Heteroſit vor, in derben blättrigen Maſſen, zwei Blätterbrüche ſchneiden ſich unter 100°. Ihre bläulichgrüne Farbe erinnert ſehr an Triphylin, allein dieſe verſchießt an der Luft ins Violett. Fuchs hält ſie daher für ſeinen

c) Triphylin Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 1834. III. 98, φυλή Stamm, alſo dreiſtämmig, weil er aus drei Phosphaten beſteht. Am Rabenſtein bei Zwieſel in Neſtern des Granits mit Albit und gemeinem Beryll vorkommend. In großen derben Feldſpathartigen Stücken, die man nicht für das halten ſollte, was ſie ſind. Zwar kommt mit ihnen ſehr ähnlich ausſehender Albit vor, allein derſelbe hat Zwillingsſtreifen auf P, und ſchmilzt ſehr ſchwer, während Triphylin außerordentlich leicht ſchmilzt.

Zwei ungleiche Blätterbrüche, wenn auch lange nicht ſo deutlich als beim Feldſpath, laſſen ſich mit ziemlicher Sicherheit erkennen, ſie ſchneiden ſich unter rechten Winkeln. Fuchs gibt ſogar noch zwei andere an, die ſich ungefähr unter 132° in einer rhombiſchen Säule ſchneiden ſollen, allein man kann ſich an derben Stücken kaum von ihrer Exiſtenz über - zeugen, der 2te Blätterbruch wird dann die ſcharfe Säulenkante dieſer Säule abſtumpfen, und der erſte ungefähr gegen ſämmtliche ſenkrecht ſtehen. Grünlichgraue Farbe, aber vielfach von ganz ſchmalen dunkel - blauen Trümmern durchzogen, die ihrer Farbe nach Vivianit ſein mögen, und einzelnen Stellen auch ihre blaue Farbe mittheilen. Härte 4 5, Gew. 3,6. Schwacher Fettglanz. Durch Verwitterung wird es eine ſchwarze bröckliche Maſſe. (Ḟe, Ṁn, L̇i) 3 ˙˙˙˙˙ mit 41,5 ˙˙˙˙˙, 48,6 Ḟe, 4,7 Ṁn, 3,4 Lithion. In Salzſäure leicht löslich, wird dieſe abgedampft und dann mit Wein -398II. Cl. Saliniſche Steine: Monacit.geiſt digerirt, ſo brennt der Weingeiſt mit purpurrother Flamme (Lithion - reaction). Die Lithionflamme, mit dem Grün der Phosphorſäure gemiſcht, zeigt ſich auch, wenn man eine kleine Menge Pulver im Oehre des Platindrahts an der blauen Flamme ſchmilzt. Das Lithion geht durch die Verwitterung leicht verloren, es oxydirt ſich Ḟe und Ṁn zu F̶⃛e und M̶⃛n, die Maſſe nimmt dabei Waſſer auf, wird ſchwarz und es entſteht (F̶⃛e, M̶⃛n) 3 ˙˙˙˙˙2 + 3 Ḣ̶.

Berzelius (Pogg. Ann. 36. 474) erwähnt von Keiti bei Tammela in Finnland eines gelben Tetraphylin, der auch leicht ſchwarz wird, und vier Baſen Ḟe, Ṁn, Ṁg und L̇i hatte.

d) Triplit Hausmann mit gemeinem Beryll aus einem Quarz - gange des Granites von Limoges. Bräunlich ſchwarze Maſſe mit Fett - glanz, die Splitter ſcheinen lichtbraun durch. Es werden öfter auch dreierlei auf einander rechtwinklige Blätterbrüche angegeben. Härte 5, Gew. 3,7. Schmilzt leicht zu einer magnetiſchen Perle, und beſteht aus Ḟe4 ˙˙˙˙˙ + Ṁn4 ˙˙˙˙˙. Den

DelvauxitF̶⃛e ˙˙˙˙˙ + 24 Ḣ̶ fand Delvaux auf den Halden von Berneau bei Viſé, eine bräunlich ſchwarze Maſſe von Wachsglanz, Gew. 1,8, Härte 2, zerſpringt wie Bol im Waſſer mit Geräuſch, daher wohl nur Verwitterungsprodukt.

Als Mineralogiſche Seltenheiten verdient etwa noch genannt zu werden

Kryptolith (κρυπτός verborgen) Wöhler fand ihn 1846 in feinen Nadeln im rothen Apatit der Magneteiſengruben von Arendal. Die Nadeln traten erſt zum Vorſchein, wenn man Stücke von Apatit in ver - dünnter Salpeterſäure löſte, 27,4 ˙˙˙˙˙ und 73,7 Ceroxydul.

Phosphorſaure Yttererde wurde 1824 von Berzelius unter - ſucht (Pogg. Ann. 3. 203 und 60. 591) und findet ſich mit Orthit in einem Gange von grobkörnigem Granit von Hitteröe. Man kennt nur viergliedrige Oktaeder mit 82° in den Seitenkanten, etwa Linienlang. Deutlich blättrig nach der erſten Quadratiſchen Säule a: a: c. Choco - ladenbraun, dünne Splitter bräunlichroth, durchſcheinend, Fettglanz, reichlich Flußſpathhärte, Gew. 4,5. Unſchmelzbar. 62,6 , 33,5 ˙˙˙˙˙ alſo 3 ˙˙˙˙˙.

Monacit (μονας Einzelweſen) Breithaupt Schweiggr’s Journ. 55. 301, Mengit Brooke Pogg. Ann. 23. 362. aus dem Granit des Ilmen - gebirges. Die Flächen laſſen ſich wegen ihrer Mattigkeit nur annäherungs -

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weiſe meſſen, ſind aber 2 + 1gliedrig. M = a: b: c 95° 30′, die blättrige P = c: a: b macht 100° mit M; k = b: a: c ſtumpft die ſcharfe Kante gerade ab; die vordere Schief - endfläche d = a: c: b macht mit P 140° 30, die hintere d' = a': c: b macht mit P 129°; e = b: c: a, o = a': b: c tritt nur hinten auf, i = a: ½b: c. Röthlichbraun, bis hyacinthroth, etwas Fettglanz, H = 5, Gew. 5. Unſchmelzbar, nach Kerſten 3 ˙˙˙˙˙, 28,5 ˙˙˙˙˙, 26 Ceroxyd, 23,4 Lauthanoxyd, 17,9 Thorerde, 2,1 Zinnoxyd ꝛc. Den Gehalt von Thorerde hat Wöhler beſtätigt, Hermann (Journ. prakt. Chem. 33. 90) nicht. Nach G. Roſe (Pogg. 49. 223) iſt Shepard’s Edwardſit aus dem Gneis von Norwich in Connecticut das Gleiche. Ebenſo der Eremit.

399II. Cl. Saliniſche Erze: Kobaltblüthe.

7. Kobaltblüthe.

Ein alter Bergmänniſcher Name. Unter Blüthe und Ausblühungen verſteht der Bergmann gewöhnlich Minerale, die ſtrahlig und haarförmig auf Gebirgen (nicht ſelten unter ſeinen Augen) entſtehen.

2 + 1gliedrig iſomorph mit Vivianit. Säule f = a: b: c 111° 8′, P = b: a: c ſehr blättrig und der Länge nach weicher als quer; M = a: b: c macht mit z = a: c: b vorn 124° 51′, i = c: a: b macht in der Mediankante 118° 23′ und ſtumpft die Kante P / z ab. Meiſt ſtarke Streifung parallel dem blättrigen Bruch auf allen Flächen. Dünne Platten geben im polariſirten Licht ſchöne Farben. Härte 2, Gew. 3, pfirſichblüth - roth mit Durchſcheinenheit und Milde.

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Vor dem Löthrohr entfärben ſie ſich bei der geringſten An - näherung augenblicklich, und ſchmelzen gerade nicht ſonderlich leicht. Ċo3 ˈˈˈs + 8 Ḣ̶, auf Kohle daher einen deutlichen Arſenikgeruch, und die feinſten Splitter geben ſchon ſehr deutlich blaue Gläſer. Erzeugt ſich hauptſächlich auf Kobaltgängen durch Zerſetzung arſenikhaltiger Kobalterze, die durch ihren rothen Beſchlag oft verrathen werden.

Kryſtalle nadelförmig und excentriſch ſtrahlig, beſonders ſchön zu Schneeberg auf Quarz; zu Wittichen im Schwarzwalde auf Schwerſpath; zu Riechelsdorf in Heſſen bildet er Schnüre im grauen Sandſtein des Todtliegenden; zu Gaier in Tyrol auf Kalkſtein mit Kupferſchaum. Die Faſern werden endlich ſo fein, daß ſie ein ſammtartiges Ausſehen er - halten, wie zu Wittichen, doch pflegen dann Nadeln von Pharmakolith ſich beizumiſchen, die man nicht leicht mineralogiſch trennen kann.

Kobaltbeſchlag nennen die Bergleute den rothen Erdkobalt, welcher in ſtaubartigen Ueberzügen ſich meiſt da einfindet, wo ſchwarzer Erdkobalt verwittert. In einzelnen Fällen, beſonders wenn Pharmakolith zugegen iſt, bilden ſich auch feintraubige Ueberzüge mit einer brennenden blaurothen Farbe, innen aber ſind die Kügelchen excentriſch ſtrahlig und weißlich, auch wird der Strich, welchen man durch die ſchönrothe Farbe der Oberfläche macht, auffallend weiß. Man möchte ſie demnach für Pharmakolith halten, welche blos von einer dünnen Haut Kobaltbeſchlag übertüncht wurde, allein mit Borax geben ſie ſehr intenſiv blaue Gläſer, und erhitzt man ſie nur ſchwach, z. B. auf einem Blech, ſo nehmen ſie eine prachtvoll blaue Farbe an. Kerſten (Pogg. Ann. 60. 258) wies in den Schneebergern 29,2 Ċo, 8 Ċa nach, ſo daß ſie die Formel (Ċo3, Ċa3) ˈˈˈs + 8 Ḣ̶ zu haben ſcheinen, und machte darauf aufmerkſam, wie wenig conſtant die Miſchung ſei, glaubt auch Levy’s

Roſelit (Pogg. Ann. 5. 171) hier hinſtellen zu ſollen, der zu Ehren von Guſtav Roſe benannt zu Schneeberg äußerſt ſelten kryſtalliſirt vorkommt. Auf der Grube Sophie zu Wittichen im Schwarzwalde ſind die traubigen in großer Schönheit vorgekommen, ſie ſitzen meiſt auf einer braunen riſſigen Borke von braunem Erdkobalt, doch ſcheint bei vielen die Borke auf den rothen Schwerſpath und verwitterten Granit künſtlich400II. Cl. Saliniſche Steine: Pharmakolith.bereitet und aufgeſchmiert. Denn noch jetzt läßt ein dortiger Bergmann das Mineral in einem feuchten Keller wachſen. Der rothe erdige Beſchlag iſt auf Kobaltgruben viel verbreiteter, aber nur Zerſetzungsprodukt des Spieskobalts, wo nicht des Glanzkobalts. Sie beſtehen aber nach Kerſten l. c. 264 oft aus mehr als der Hälfte arſeniger Säure, die man mit Waſſer ausziehen kann.

Nickelocker Wr. Nach Kerſten l. c. 270 Ṅi3 ˈˈˈs + 8 Ḣ̶, kommt häufig als apfelgrüner Beſchlag auf Weißnickelerz und Kupfernickel vor, namentlich wenn man ſie an feuchte Orte ſtellt. Beim Schmelzen des Smalteglaſes erzeugen ſich ſogar kryſtalliniſche Nadeln von Nickelblüthe (Hausmann Hdb. Mineral. II. 1013), die iſomorph mit Kobaltblüthe ſein könnten. Der

Köttigit von der Grube Daniel bei Schneeberg iſt Żn3 ˈˈˈs + 8 Ḣ̶, weiße bis pfirſichblüthrothe Nadeln, letztere Farbe erſcheint, weil ein kleiner Gehalt an Ċo das Żn erſetzt.

8. Pharmakolith Karſten.

Φάρμακον Gift, wegen ſeines Gehaltes an Arſenikſäure, Werner nannte es ſehr paſſend Arſenikblüthe. Bergrath Selb erkannte ſie zuerſt auf der Grube Sophie zu Wittichen (Scherer Journ. Chem. 1800, IV. pag. 537). Es kommen daſelbſt auf ein und derſelben Stufe zweierlei vor: das eine iſt ſchneeweiß, kugelig. Die kaum erbſengroßen Kugeln ſind innen excentriſch faſerig, und blühen oft in mehreren Linien langen höchſt zarten Faſern aus. Das iſt das bekannteſte Vorkommen, aber ſecundären Urſprungs, da es ſich nach Selb meiſt erſt auf dem alten Manne in den Gruben erzeugt; das andere iſt das primäre aber leichter überſehbare Erzeugniß, welches in kleinen Gypsartigen Strahlen zwiſchen den Haaren zerſtreut liegt, und zu dieſen wahrſcheinlich erſt Veranlaſſung gegeben hat. Dieſe Kryſtalle ſind halb durchſichtig, Gypshart und milde, Gew. 2,7. Einen deutlich blättrigen Bruch nimmt man wohl daran wahr. Haidinger hatte ſogar Gelegenheit, in der Sammlung des H. Ferguſon zu Raith ½ Zoll lange und 1 Linie dicke Kryſtalle unbe - kannten Fundortes (Joachimsthal?) zu meſſen und zu zeichnen (Hemi - prismatiſches Gypshaloid Pogg. Ann. 5. 181). Darnach ſind es 2 +

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1gliedrige Kryſtalle, die Säule f = a: b: c 117° 24′, die ſehr blättrige P = b: a: c ſtumpft ihre ſcharfe Kante ab; g = a: b: c ſchärft die ſtumpfe Säulenkante zu, und macht 157° 5′. Das vordere Augitpaar l = c: a: ¼b macht in der Mediankante 139° 17′. Die Schiefendfläche q = a: c: b dehnt ſich ſehr aus, und iſt gegen Axe c 65° 4′ geneigt, in ihrer Diagonalzone liegt v = a: ¼b: c mit 141° 8′ in der Mediankante. Wenn auch die Winkel etwas abweichen, ſo iſt doch eine Gypsartige Entwickelung unverkennbar.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er nicht ſonderlich ſchwer auf Kohle unter Arſenikgeruch, die zurückbleibende Glasperle leuchtet ſtark. In Säure leicht löslich. Nach Rammelsberg401II. Cl. Saliniſche Erze: Skorodit.Ċa3 ˈˈˈs + 6 Ḣ̶, doch könnte bei der Gypsähnlichkeit die Frage entſtehen, ob nicht 8 Ḣ̶ vorhanden ſeien. Denn die ſchneeweißen Nadeln, wovon die Analyſen meiſt ausgehen, haben ganz den Anſchein, als hätten ſie durch Afterbildung Waſſer verloren, oder ſtimmten ſie gar nicht im Waſſergehalt mit den durchſcheinenden Kryſtallen. Kommt mit Kobaltbeſchlag beſonders auf Kobaltgängen vor: Wittichen, Markirch, Riechelsdorf, Joachimsthal, Andreasberg ꝛc.

Haidingerit Turner (Diatomes Gypshaloid Haidinger Pogg. Ann. 5. 182), ſcheint im Aeußern dem kryſtalliniſchen Pharmakolith ſehr zu gleichen, ſoll aber weniger Waſſer enthalten Ċa3 ˈˈˈs + 3 Ḣ̶ und zwei - gliedrig kryſtalliſiren: Säule e = a: b: c bildet 100°, d = b: a: c ſtumpft ihre ſcharfe Kante ab und war ſehr blättrig, ein Paar a = b: c: a auf dieſe ſcharfe Säulenkante aufgeſetzt macht in c den Winkel 126° 58′, g = 2a: c: b, h = a: 2c: b, i = a: 4c: b, f = a: b: c, m = ¼a: ½b: c und n = a: ½b: c. Das Mineral kam mit vorſtehendem Hemiprismatiſchen auf der Fergu - ſon’ſchen Stufe zuſammen vor. Daran würde ſich dann der waſſerfreie Berzeliit (Ċa3, Ṁg3, Ṁn3) ˈˈˈs pag. 391 anſchließen. Vergleiche auch den Pikropharmakolith Stromeyers (Ċa, Ṁg) 5 ˈˈˈs2 + 12 Ḣ̶.

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9. Skorodit.

σκορόδιον Knoblauch, auf den Arſenikgeruch vor dem Löthrohr an - ſpielend. Breithaupt beſtimmte ihn (Hoffmann Handb. Miner. 1814. Band IV. b. pag. 182) nach einem Vorkommen auf Stamm Aſſer am Graul bei Schwarzenberg im Schneeberger Revier. Doch hat ihn Graf Bournon ſchon viel früher als Cupreous Arseniate of Iron aus den Zinn - ſteingängen von St. Auſtle beſchrieben (Philos. Transact. 1801. 192), wo er mit Arſenikſaurem Kupfer vorkommt. Die ſchönen Kryſtalle von San - Antonio-Pereira in Braſilien nannte Beudant Néoctèse.

2gliedrig, das Oktaeder P = a: b: c hat in Kante a: c 115°, in Kante b: c 103°, die zugehörige Säule M = a: b: c 99° 30′ kommt nur untergeordnet vor, dagegen herrſcht bei Braſi - lianiſchen die etwas blättrige d = a: ½b: c, die ihren ſcharfen Winkel von 59° 50′ vorn hat. Dieſe ſcharfe Kante wird durch die ziemlich blättrige h = a: b: c gerade abgeſtumpft; g = b: a: c, ſelten o = c: 2a: 2b, und a = c: ½a: b. Am Graul kommen öfter einfache Dodekaide Phg vor. Zuweilen geht die Maſſe ins faſerige und dichte, wird dann aber unrein. Härte 3 4, Gew. 3,2, Glasglanz mit der gras - bis lauchgrünen Farbe der

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Eiſenoxydulſalze, durch Verwitterung aber leicht ockerig werdend. VorQuenſtedt, Mineralogie. 26402II. Cl. Saliniſche Erze: Würfelerz.dem Löthrohr leicht ſchmelzbar, auf der Kohle nach Knoblauch riechend und ſich zu einer magnetiſchen Kugel reducirend: F̶⃛ ˈˈˈs + 4 Ḣ̶, ohne alles Eiſenoxydul, da die Löſung mit Kaliumgoldchlorid keinen Nieder - ſchlag gibt. Scheint hauptſächlich durch Zerſetzung des Arſenikkieſes zu entſtehen. Hermann’s

Arſenikſinter (Erdmann’s Journ. pr. Chem. 33. 95), der zu Nertſchinsk Berylle, Topaſe und Bergkryſtalle überſintert, ſcheint nicht weſentlich verſchieden zu ſein.

10. Würfelerz.

Wurde auf den Kupfererzgängen von Cornwallis entdeckt, von Graf Bournon als Arseniate of Iron beſchrieben (Philos. Transact. 1801. 188), und nach ſeinen ſchönen Würfeln von Werner benannt, Hausmann’s Pharmakoſiderit.

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Regulär mit vorherrſchenden wenig blättrigen Würfeln, das Granatoeder g ſtumpft die Kanten ſchwach ab, die Oktaederflächen treten aber nur zur Hälfte auf, wie beim Boracit die abwechſelnden Ecken abſtumpfend, nach Levy ſoll es daher auch Pyroelectriſch ſein. Das Gegentetraeder kommt auch vor, aber phyſikaliſch verſchieden. Phillips zeichnet ein Pyramidentetraeder b, welches in ſeinen Tetra - ederkanten 176° 30′, in ſeinen Pyramidenkanten 93° 40′ hat, alſo ſich dem Würfel ſehr nähert: es iſt ein Würfel mit hälftigen Diagonalen, der aber gerade für das Durch - greifen der tetraedriſchen Hemiedrie ſpricht.

Härte 2 3, Gew. 3, lauchgrün, im Brauneiſenſtein von Göriz im Reußiſchen ſogar honiggelb. Die kleinen Würfel haben ein Flußſpath - artiges Anſehen. Schmilzt leichter als Skorodit und zu einer ſtärker magnetiſchen Schlacke, (Ḟe F̶⃛e) ˈˈˈs + 6 Ḣ̶, Kali zieht etwas Arſenikſäure heraus unter Ausſcheidung von ſchwarzem Eiſenoxydoxydul. Sie entſtanden wohl auch durch Verwitterung des Ar - ſenikkieſes, am ſchönſten und in Menge auf den Kupfergruben von Huel Gorland und Huel Unity in Cornwall, auch am Graul mit Skorodit, ſelten auf den Halden von Neu-Bulach und Freudenſtadt auf dem Schwarz - walde, die aus dem Brauneiſenſtein von Horhauſen im Naſſauiſchen ſind ſchwarz und krummflächig, Levy nannte ſie daher Beudantit. St. Leonard Dep. Ht. Vienne, Nordamerika. Durch Verwitterung gehen ſie leicht in braunen Eiſenocker über, wie ſchon Bournon beſchreibt.

Eiſenſinter Wr. (Pittizit Hausm., Eiſenpecherz Karſten. Schon Freiesleben, Ferber und Andere beobachteten auf Grubenbauen eine braune ſyrupartige Flüſſigkeit, die durch Zerſetzung von Eiſenerzen entſtand, und allmählig zu einer braunen, halbdurchſichtigen Maſſe erſtarrte mit ſehr vollkommen opalartigem Bruch. Von einer beſtimmten Zuſammenſetzung kann man bei ſo zufällig zuſammenfließenden Sachen wohl kaum noch403II. Cl. Saliniſche Steine: Struvit.reden. In den Freiberger Gruben enthält er 26 ˈˈˈs, 10 S⃛, 33 F̶⃛e, 29 Ḣ̶. Am Graul bei Schwarzenberg ſieht er ganz Kolophoniumartig aus. Er - innert an Diadochit und Piſſophan der Braunkohlengebirge.

Arſenioſiderit Dufrénoy 2 Ċa3 ˈˈˈs + 3 F̶⃛e2 ˈˈˈs + 12 Ḣ̶ + F̶⃛e Ḣ̶ auf Manganerzen von Romanêche bei Mâcon, ockerfarbig, wie dichter Asbeſt ſich ſchuppig faſerig theilend, weich, Gew. 3,8.

Sympleſit mit Spatheiſen und Nickelglanz bei Klein-Frieſa bei Lobenſtein im Voigtlande, ſoll 2 + 1gliedrig und Gypsähnlich blättrig ſein, blaß indigoblau bis grün, Gew. 2,9, Härte 2 3. ˈˈˈs, Ḟe, F̶⃛e, Ḣ̶.

11. Struvit. Ulex.

Nach dem großen Brande in Hamburg fanden ſich 1845 beim Grund - bau der dortigen Nicolaikirche in einer aus Viehmiſt gebildeten 10′ 12′ mächtigen Moorerde, die bei 26′ Tiefe auf Sand ruht, ſchöne gelbe bis farbloſe oft ſehr durchſichtige Kryſtalle, die bis 1 Zoll Größe erreichten. Die Analyſe gab die bekannte Phosphorſaure Ammoniak-Talkerde ( Ḣ̶4 + Ṁg2) ˙˙˙˙˙ + 12 Ḣ̶, welche die Chemiker zwar als feines Pulver, das nur in 1000 Theilen Waſſer löslich, ſchon längſt dargeſtellt hatten, man kannte die Verbindung auch aus Kloaken ꝛc. : aber ſolche prachtvollen Kryſtalle kamen unerwartet. Der Miſt konnte wohl höchſtens 1000 Jahr alt ſein, in dieſer Zeit mußten ſie ſich gebildet haben. Es entſpann ſich darüber ein Streit, ob es ein Mineral ſei (C. Marx, zur Charakteriſtik des Struvits) oder nicht. Wir nehmen daſſelbe als eine Bereicherung der Kryſtalle mit Freuden auf.

Zweigliedrig mit einer an die des Kieſel - zinkerzes pag. 309 erinnernden Hemiedrie. Das Oberende wird durch ein glattflächiges meßbares Oblongoktaeder gebildet, worin s = a: c: b in Axe c 63° 30′ und m = b: c: a daſelbſt 95° machen, daraus folgt a: b = 0,6188: 1,0913.

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Den Flächen s fehlen unten zwar die Parallelen s' nicht, allein ſie ſind gewölbt und unmeßbar, oft meint man ſogar, daß ſie einem ſtumpfern Paare a: ½c oder a: c angehören. Ihre Kante iſt immer ſtark durch die ebenfalls unebene Fläche r = c ': a: b abgeſtumpft, die oben gewöhnlich fehlt, und wenn ſie vorkommt, glatter iſt als unten. Endlich noch eine bauchige Fläche o = b: a: c, die immer links und rechts gleich auftritt, die einzige von allen, und ſenkrecht gegen ſie ſteht die optiſche Mittellinie, daher hat Marx b als aufrechte Hauptaxe genommen, allein beim ſtarken Erhitzen im Licht werden die Kryſtalle pyroelektriſch, wobei die Elektriſche Axe mit Axe c zuſammenfällt und die druſige Fläche r unten ſich analog zeigt. Die Kryſtalle ſind alſo oben anders als unten, dagegen vorn wie hinten und links wie rechts ausgebildet. Auch Zwillinge werden angeführt, ſie haben r = b: a: c gemein und liegen umgekehrt.

Leider verwittern dieſe ſchönen Kryſtalle, ſie überziehen ſich mit einer weißen Hülle, die zuletzt die ganze Maſſe durchdringt. H. = 2, Gew. 1,7.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es unter ſtark ammoniakaliſchem Geruch. 26*404II. Cl. Saliniſche Erze: Kupferlaſur.Man hat auch Kryſtalle in den Kloaken von Dresden, Kopenhagen ꝛc., beſonders im Guano auf der Weſtafricaniſchen Küſte gefunden. Da phosphorſaure Magneſia ſich im Samen der Getreidearten findet, ſo iſt ihre Bildung um ſo leichter erklärt, als Ammoniak, Phosphorſäure und Talkerde bekanntlich eine große chemiſche Verwandtſchaft zu einander haben.

Kupferſalze.

Das Kupfer läßt ſich meiſt leicht durch Behandlung auf Kohle re - duciren, gewöhnlich leitet ſchon die Flamme und die grüne Farbe des Minerals zum Erkennen , ˙˙˙˙˙ und ˈˈˈs ſind die wichtigſten Säuren, davon gibt ſich die Kohlenſäure durch Brauſen zu erkennen.

1. Kupferlaſur.

Die ſchöne blaue Farbe konnte den Alten nicht entgehen, Theophraſt §. 97 und Plinius 37. 38 begreifen ſie unter Cyanus. Wallerius nannte es ſchon Lazur. Cuivre carbonaté bleu. Blue carbonate of Copper.

2 + 1gliedriges Kryſtallſyſtem. Am ſchönſten die Kryſtalle von Cheſſy, welche Zippe (Pogg. Ann. 22. 393) unterſuchte: Eine ge -

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ſchobene Säule M = a: b: c bildet in der vordern Kante 99° 32′; die Endfläche h = c: a: b neigt ſich 87° 39′ gegen die Axe c, alſo ſchließen die Axen ac vorn einen Winkel von 92° 21′ = h / s ein. Da eine große Zahl von Flächen in ihrer Diagonalzone a zu liegen pflegen, ſo iſt ſie nach dieſer geſtreift, und gewöhnlich am ſtärkſten durch Malachit grün gefärbt. Die vordere ſtumpfe Kante M / h dieſes Hendyo - eders iſt häufig durch ein augitartiges Paar k = a: b: c abgeſtumpft, 106° 14′ in der Mediankante k / k bildend. Doch iſt es für die Rechnung bequemer, von dem blättrigen Bruche P = b: c: a mit 59° 14′ in der Mediankante auszugehen, denn wir haben dann tg 49° 46′ = 〈…〉 , tg 21′ = 〈…〉 und tg 29° 37′ = 〈…〉 , woraus 〈…〉 folgt, folglich a: b: k 〈…〉 lga = 9,68174, lgb = 9,75434, lgk = 8,29493.

Der einfache Körper Mhk kommt ausgezeichnet vor, man muß ſich aber hüten, k nicht für die Säule zu nehmen. Aber in der Säule fehlt ſelten s = a: b: c, während als Schiefendfläche die glänzende a = a:

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½c: b in der Mediankante k / k nach oben diver - girende Kanten macht. Auf der Hinterſeite iſt a' = a': ½c: b trefflich erkennbar durch ihre Mattigkeit, und auch x = a': b: ½c aus ihrer Diagonalzone iſt noch bauchig. Beſonders leitend für das Erkennen ſind noch die Flächen aus der Diagonalzone von h. Da die Abſtumpfung der ſcharfen Seitenkante405II. Cl. Saliniſche Erze: Kupferlaſur.o = b: a: c ſelten, ſo bildet die blättrige P = b: c: a ge - wöhnlich ein kleines Dreieck zwiſchen M und k, darüber l = b: c: a 119° 18′.

Zippe hat an beiſtehendem Kryſtall ſämmtliche bekannte Flächen vereinigt, er iſt von der Seite gezeichnet. In der Säulen - zone M, s, o = b: a: c, p = 2a: b: c, i = a: b: c, g = ½a: b: c. In der Zone der Schiefendfläche sh liegen: v = a: c: b vorn und v 'hinten; a = a: ½c: b, und a' hinten; n = a: ¼c: b vorn, und n' hinten; r = a': $$\frac{1}{20}$$ c: b. G. Roſe (Reiſe Ural I. 541) gibt in der prachtvollen Kupferlaſur vom Altai noch a': $$\frac{1}{10}$$ c: b, a': ¾c: b und a': $$\frac{3}{2}$$ c: b an. In der Diagonalzone oh liegen außer dem Blätterbruch P noch f = b: ½c: a, l = b: c: a und q = b: c: a. Augitpaare in der Kantenzone Mh

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ſind vorn k = a: b: c und x = a: b: ½c, hinten außer k 'und x' noch u = a': b: c und t = a': b: c. Zwiſchen ph vorn: c = 2a: b: c und d = 2a: b: c, hinten dagegen d' = 2a ': b: c, b = 2a': b: 2c und e = 2a ': b: c. Endlich hinten noch die Paare y = a': c: 2b und z = ¼a': b: ½c, bei Schlangenberg fand Roſe λ = a': $$\frac{1}{9}$$ b: c.

Laſurblaue Farbe (mit einem Stich ins Roth), Strich ſmalteblau, H. = 4, Gew. 3,6. Undurchſichtig und dann zuweilen ins ſchwärzlich blau gehend, manche werden an den Kanten durchſcheinend, und dann wird Farbe und Glanz höher.

Vor dem Löthrohr reducirt ſie ſich leicht zu einem Kupferregulus, in Salzſäure brauſt ſie, indem Kohlenſäure entweicht.

Ċu3 2 Ḣ̶ = 2 Ċu + Ċu Ḣ̶. Klaproth Beiträge 4. 31 fand 56 Cu, 14 Sauerſtoff, 24 , 6 Ḣ̶.

Vorkommen iſt nicht ſonderlich häufig. Die ſchönſte wurde 1812 zu Cheſſy bei Lyon im rothen Sandſteine bekannt, nur die vom Altai kann mit ihr wetteifern, einzelne Kryſtalle erreichen 1 Zoll Größe. Dieſelben ſind häufig in Malachit verwandelt. Am reinſten ſind daſelbſt die kuge - ligen Congregationen von Wallnußgröße, aus einem Haufwerk von Kry - ſtallen mit den vorherrſchenden Flächen Mh, an ihnen kann man den Blätterbruch P durch Wegſprengen der ſcharfen Ecken leicht darſtellen. Cornwall, Bannat, Tyrol, Zinnwald. Vordem war das Vorkommen von Bulach auf dem Württembergiſchen Schwarzwalde berühmt, wo ſie hauptſächlich auf den Schichtflächen des oberſten Buntenſandſtein in ſtrahlig blättrigen Maſſen, zum kugeligen geneigt, ſich abgelagert hat. An den ſeltenen Kryſtallen treten die Säulenflächen zurück, und durch Vorherrſchen mehrerer Schiefendflächen (h, a) werden ſie länglich tafelartig. Feinfaſerige von Orawitza mit Neigung zur Glaskopfſtruktur nannte Werner Kupfer -406II. Cl. Saliniſche Erze: Malachit.ſammterz. Es enthält aber keine Kohlenſäure, ſondern Schwefelſäure. Endlich die

erdige Kupferlaſur (Bergblau) mit ihrer viel lichtern Farbe, die man nicht mit dem erdigen Vivianit pag. 396 verwechſeln darf. Früher war die Bereitung des Bergblau’s aus Kryſtallen wichtig, weil man keine andere feine blaue Farbe hatte, Plinius 33. 57 nennt ſie ſchon Caeruleum. Man war an das Vorkommen in der Natur gebunden, da man noch heute es nicht künſtlich bereiten kann.

2. Malachit.

Molochites Plinius 37. 36. Χρυσοκόλλα Theophrast 70. Soll nach ſeiner grünen Farbe (μαλαχη Malve) benannt ſein. Die alten Bergleute hießen es Berggrün. Cuivre carbonaté vert.

Kryſtalle ſehr ſelten, doch ſoll man an den feinen Nadeln zuweilen

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Flächen beobachten. Phillips beſchreibt ſie zweigliedrig: eine blättrige Säule M = a: b: c bildet 123° 35′, dagegen ſteht der deutliche Blätterbruch P = c: a: b rechtwink - lig. Auch T = b: a: c ſoll etwas blättrig ſein, und das auf die ſcharfe Kante aufgeſetzte Paar c = b: c: a

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107° 16′ in der Axe b haben. Nun kommen aber bei Terruel in Arragonien Zwillinge mit einſpringenden Winkeln vor, die T gemein haben und umgekehrt liegen, darnach würde das Syſtem 2 + 1gl. ſein, c c würde die Säule von 107° bilden, M die Schiefendfläche ſein, und die Gegenfläche M durch den Zwilling zu erklären ſein. Gewöhnlich bekommt man im günſtigſten Falle nur grobe excentriſche Strahlen zu Geſicht mit dem pracht - vollſten Seidenglanz, wie z. B. auf den Kupferkiesgängen von Herren - ſeegen in der wilden Schappach oder von Nanzenbach bei Dillenburg. Hebt man ſolche ſmaragdgrünen Strahlenbüſchel ab, ſo zeigen ſie auf dem Querbruch einen ſchwarzen Schimmer, in welchem das Grün faſt ganz verſchwindet. Das iſt ein ſehr auffallender und unerwarteter Di - chroismus! Der Querbruch iſt deutlich blättrig, aber concav nach der Seite der convergirenden Strahlen, was auf Glaskopfſtruktur hinweist, welche bei den derben Maſſen ſo gewöhnlich gefunden wird

Im Dichroſkop zeigen feine Strahlen im extraordinären Bilde einen äußern gelben und innern blauen Rand, die grüne Farbe wird alſo in ihre Elemente zerlegt, der blättrige Querbruch iſt dagegen im ordentlichen Bilde ſchwarz, im außerordentlichen indigblau.

H. = 3 4, Gew. 4. Smaragd - bis Spangrün. Die Glasköpfe concentriſch ſchaalig, fein faſrig und in den grünen Farben vom licht Spangrün bis zum Lauchgrün wechſelnd.

Vor dem Löthrohr reduciren ſie ſich wie Kupferlaſur, in Säure brauſen ſie ſtärker.

Ċu2 Ḣ̶ = Ċu + Ċu Ḣ̶. Klaproth Beiträge II. 287 fand im Sibiriſchen 58 Cu, 12,5 Sauerſtoff, 18 , 11,5 Ḣ̶.

407II. Cl. Saliniſche Erze: Malachit.

Der Malachit iſt bei weitem das gewöhnlichſte unter den ſaliniſchen Kupfererzen. Als erdiger Beſchlag (Kupfergrün) kommt er gar häufig im Flözgebirge vor: die Keupermergel, der Muſchelkalk, Bunteſandſtein, zeigen ihn. Im Gouv. Perm iſt die Zechſteinformation ſtellenweis grün da - von gefärbt. In Bergwerken, auf alten Waffen (aerugo nobilis) erzeugt er ſich unter unſern Augen. Auf Erzgängen kommt er beſonders in den obern Teufen vor, wo er durch Zerſetzung der geſchwefelten Kupfer - erze (Kupferkies, Buntkupfer und Fahlerz) entſtanden iſt: an verwit - terten Kupferkiesſtufen (Herrenſeegen, Nanzenbach) kann man den Zer - ſetzungsprozeß mit großer Beſtimmtheit verfolgen, der Kupferkies wird zu Ziegelerz, zwiſchen welchem die ſmaragdgrünen Büſchel liegen. Ein ſehr ſchönes Vorkommen findet ſich im Kalkſtein von Ringenwechſel bei Schwaz in Tyrol, daſſelbe zeigt keine Spur von Faſer und hat einen jaſpisartigen Bruch wie Kieſelkupfer pag. 312, löst ſich aber in Säuren vollkommen. Unübertroffen ſind dagegen die glaskopfartigen Malachitmaſſen vom Ural: ſie kommen dort klumpenweis in Klüften des Kalkſteins vor, und ſind aus gediegenem Kupfer, das ſich mit Rothkupfererz überzog, entſtanden. Die Sammlung des Bergkorps in Petersburg bewahrt aus der Gume - ſchewſkiſchen Grube ein Stück von 3 $$\frac{1}{2}$$ Länge und Breite vom ſchönſten Smaragdgrün, deſſen Werth, 90 Pfund ſchwer, auf 525,000 Rubel ge - ſchätzt wird. Auf den Demidow’ſchen Gruben von Niſchne-Tagilſk hat man ſogar einen reinen Block von 16′ Länge, 7 $$\frac{1}{2}$$ Breite, 8 $$\frac{1}{2}$$ Höhe bloßgelegt. Wegen der prachtvollen Farbe und Politurfähigkeit iſt das Mineral außer - ordentlich geſchätzt zu Fournierarbeiten, indem man Vaſen, Toiletten, Tiſchplatten, Zimmer ꝛc. damit täfelt. Geſtoßen dient es auch als grüne Farbe (Berggrün), die haltbarer iſt als Bergblau, denn der blaue Him - mel auf alten Gemälden ſoll grün werden, indem ſich die Kupferlaſur in Malachit verwandelt. Darauf beruht auch die Bildung von

Afterkryſtallen. Die Kupferlaſurkryſtalle von Cheſſy beſtehen häufig im Innern aus ſtrahligem Malachit, nicht ſelten hat der Angriff ſtellenweis ſtattgefunden, als hätte ſich nicht alle Subſtanz zur Verände - rung gleich geeignet. Es beſteht aber

  • Kupferlaſur aus Ċu3 2 Ḣ̶ = 6 Ċu + 4 + 2 Ḣ̶;
  • Malachit aus Ċu2 Ḣ̶ = 6 Ċu + 3 + 3 Ḣ̶:

es darf daher die Kupferlaſur gegen ein Atom ein Atom Ḣ̶ austauſchen, ſo muß ſie in Malachit übergehen. Vergleiche auch die Umwandlung des Rothkupfererzes Ċ̶u in Malachit. Becquerel machte auch künſtlichen Ma - lachit Pogg. Ann. 37. 239.

Malachit und Kupferlaſur gehören zu den geſchätzteſten Kupfererzen, namentlich weil ſie von Schwefel und Eiſen frei ſind, welche den Schmelz - und Reinigungsprozeß ſehr erſchweren. Zu Cheſſy wird die Kupferlaſur zu gute gemacht.

Aurichalcit nannte Böttcher Pogg. Ann. 78. 495 die ſpangrünen nadelförmigen Kryſtalle von Lotewsk am Altai, ſie geben auf Kohle einen Zinkbeſchlag, 2 (Żn, Ċu) + 3 (Żn, Ċu) Ḣ̶ mit 45,6 Żn, 28,3 Ċu, 16 , 9,9 Ḣ̶.

MyſorinPhil. Trans. 1814. 45 von Myſore in Oſtindien ſoll Ċu2 mit 60 Ċu, 19 Ḟe, 16,7 ſein.

408II. Cl. Salin. Erze: Phosphor-Kupfererz, Olivenerz.

Phosphor - und arſenikſaure Kupfererze

gibt es eine ganze Reihe, die man unter einander zuweilen ſchwer vom Malachit, womit ſie wegen ihrer grünen Farbe allein verwechſelt werden können, aber ſchon dadurch unterſcheiden kann, daß ſie ſich in Säuren zwar löſen, aber nicht brauſen. Die Phosphorſäure lehrte Berzelius durch Zuſammenſchmelzen mit Blei erkennen, es bildet ſich dann phosphorſaures Blei, was den Kupferregulus einſchließt, und ſich an den Facetten beim Erkalten erkennen läßt pag. 389.

3. Phosphorkupfererz Wr.

Von Virneberg. Wurde von Roſe für Malachit gehalten, daher nennt es Hausmann Pſeudomalachit. Klaproth entdeckte darin die Phos - phorſäure. Phosphorochalcit Kobell’s. Cuivre hydro-phosphaté, Hydrous Phosphate of copper.

Die Kryſtalle von Virneberg bei Rheinbreitenbach ſollen 2 + 1gl. ſein: eine geſchobene Säule M = a: b: c bildet vorn den ſcharfen Winkel von 39°, der durch a = a: b: c gerade abgeſtumpft wird.

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Die Gradendfläche c = c: a: b ſteht rechtwinklig gegen M. Das Augitpaar P = a: 2b: c macht in der Median - kante a: c 117° 49′, und die Schiefendfläche t = 2a: c: b liegt mit P M in einer Zone. Natürlich könnte bei der Seltenheit guter Kryſtalle ein ſolches Syſtem auch 2gliedrig ſein, wenn die hintere Gegenfläche ſich einmal zeigen ſollte.

In der Regel findet man nur malachitartige Ueberzüge, deren ſma - ragdgrüne Farbe aber eigenthümlich ſchwarzgrün geſprenkelt iſt. H. = 4, Gew. 4,2.

Vor dem Löthrohr kugelt es ſich leicht, darin ſchwimmt ein kleiner Regulus von unreinem Kupfer. Die Kugel zeigt beim Erkalten eine eigenthümliche Rinde, während die innere Maſſe noch längere Zeit flüſſig iſt. Ċu6 ˙˙˙˙˙ + 3 Ḣ̶ mit 68,7 Ċu, 21,5 ˙˙˙˙˙, 8,6 Ḣ̶.

Die Kupfererzlagerſtätte des Virneberges bei Rheinbreitenbach, wo es Roſe zuerſt fand, iſt noch heute der Hauptfundort. Niſchne-Tagilsk, Libethen.

Breithaupt’s Ehlit von Ehl bei Linz am Rhein ſieht wegen eines deutlichen Blätterbruchs dem Kupferſchaum ähnlich, hat ſonſt aber eine höchſt nahe Zuſammenſetzung Ċu3 ˙˙˙˙˙ + 2 Ċu Ḣ̶.

Der Thrombolith auf Kalkſtein von Rezbanya, amorph, ſoll Ċu3 ˙˙˙˙˙ + 6 Ḣ̶ ſein.

Herrmann’s Tagilit von Niſchne Tagil wird als Ċu4 ˙˙˙˙˙ + 3 Ḣ̶ gedeutet.

4. Olivenerz Wr.

Olivenit nach ſeiner Farbe. Werner begriff darunter zwar verſchie - dene Dinge, hatte aber doch hauptſächlich dieſes im Auge, Hoffmann Mineral. III. b. 170.

409II. Cl. Saliniſche Erze: Kupferglimmer.

1. Phosphorſaures (Libethkupfer, blättriges Olivenerz) Ċu3 ˙˙˙˙˙ + Ċu Ḣ̶ mit wenig ˈˈˈs. Dunkel olivengrün bis ſchwärzlich grün von Libethen bei Neuſohl in Ober - ungarn auf quarzigem Glimmerſchiefer.

2gliedrige Oblongoktaeder, die man beim erſten Anblick für regulär hält. Eine geſchobene Säule M = a: b: c macht vorn 109° 52′, ſie iſt häufig etwas gekrümmter als das auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzte Paar c = b: c: a mit 92° 20′ in der Kante über Axe c, hin und wieder gewahrt man in den 4 gleichen Ecken die ganz kleine Oktaederfläche o = a: b: c. Härte = 4, Gew. 3,7.

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Kühn’s Analyſe gibt 29,4 ˙˙˙˙˙, 66,9 Ċu, 4 Ḣ̶. Vor dem Löthrohr kugeln ſie ſich, ſie ſollen in der Pincette geſchmolzen Facetten bekommen, doch ſind die jedenfalls undeutlich.

Hauptfundort Libethen, meiſt kryſtalliſirt, doch kommen auch nieren - förmige (Praſin Breith. ) daſelbſt vor, die von dem dortigen dunkelgrünen Malachit äußerlich nicht unterſchieden werden können.

2. Arſenikſaures (Olivenit, Pharmakochalcit, faſriges Olivenerz, dritte Species des Arseniate of Copper bei Bournon Phil. Transact. 1801. 177 ) Ċu3 ˈˈˈs + Ċu Ḣ̶, aber nie ohne ˙˙˙˙˙, welche die ˈˈˈs in allen Verhältniſſen vertritt. Piſtaziengrüne Nadeln von Cornwallis. Phillips beſchreibt ſie als blättrige Säulen M = a: b: c 110° 50′ mit dem Paare c = b: c: a 92° 30′, P = c: a: b, T = b: a: c. Sehr ſelten die Fläche a = ½a: b: c. M unter 132° 7′ ſchneidend.

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H. = 3. Gew. 4,4. Strich lichter, ſpröde.

Die Analyſe von Kobell (Pogg. Ann. 18. 249) gab 36,7 ˈˈˈs, 3,3 ˙˙˙˙˙, 564,4 Ċu, 3,5 Ḣ̶. In der Pincette ſchmilzt es leicht, und kryſtalliſirt beim Abkühlen eben ſo ſchön, wie das phosphorſaure Bleioxyd. Man erhält aber keine Perle mit größern Facetten, ſondern eine ſtrahlige Maſſe, deren Oberfläche mit prismatiſchen Kryſtallen netzförmig bedeckt iſt. Auf Kohle reducirt er ſich mit Detonation zu einem unreinen Kupferkorn.

Er bildet meiſtens feine Nadeln, die man für Piſtazit halten könnte, manche werden faſrig wie der feinſte Amianth mit nierenförmiger Ober - fläche ꝛc., im Quarz der Gruben von Cornwall. Schwaz, Zinnwald, Niſchne-Tagilsk.

5. Kupferglimmer Wr.

Chalcophyllit, Cuivre arseniaté lamellifaire, 2te Species von Bour - non’s Arseniate of Copper Phil. Transact. 1801. 176, ausgezeichnet in Cornwallis.

Rhomboeder P 69° 12′ im Endkantenwinkel, aber die Endkante iſt durch einen deutlichen glimmerartigen Blätterbruch c = c: a: a: a ſo ſtark abgeſtumpft, daß dünne ſechs - ſeitige Tafeln entſtehen, woran die P abwechſelnd convergi -

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rende Kanten bilden. Auch ſtumpfere Rhomboeder kommen vor.

410II. Cl. Saliniſche Erze: Linſenerz, Strahlerz.

Bläulich ſmaragdgrün ins Spangrüne ſich neigend, und vorſichtig vom Uranglimmer zu unterſcheiden, der aber nicht ſo viel Blau hat. Starker Perlmutterglanz auf dem Blätterbruch, Härte = 2,3, Gew. 2,6.

Vor dem Löthrohr Arſenikgeruch, allein er verkniſtert ſtark zu kleinen Flimmerchen, doch gelingt es durch langſames Erhitzen aus Stücken ein Kupferkorn zu bekommen.

Ċu6 ˈˈˈs + 12 Ḣ̶ mit 52,9 Ċu, 19,3 ˈˈˈs, 23,9 Ḣ̶, nach Damour kommt zuweilen auch etwas ˙˙˙˙˙ vor.

Hauptfundort Cornwallis, Saida im Erzgebirge, bei Bulach mit Kupferlaſur.

Kupferſchaum Wern. iſt durch ſeinen Blätterbruch dem Kupfer - glimmer ſehr ähnlich, geht aber mehr ins Spangrün, und ſoll 2gliedrig ſein. Die aus der Gegend von Schwaz in Tyrol (Tyrolit) bilden ſtrahlig - blättrige Halbkugeln; in Ungarn, zu Bulach auf dem Schwarzwalde ꝛc. einen blättrigen Anflug. Chemiſch ſind nach Kobell (Pogg. Ann. 18. 253) die von Falkenſtein bei Schwaz durch 13,6 Ċa verunreinigt, auf Kohle geben ſie daher eine ſtrengflüſſige Schlacke. Mit Aetzammoniak und kohlen - ſaurem Ammoniak digerirt löst ſich das Kupferſalz, und der kohlenſaure Kalk bleibt zurück. Sie ſcheinen darnach ein Gemeng zu ſein von Ċu5 ˈˈˈs + 10 Ḣ̶ + Ċa mit 43,9 Ċu, 25 ˈˈˈs, 17,5 Ḣ̶.

6. Linſenerz Wr.

Erſte Species von Graf Bournons Arseniate of Copper Phil. Transact. 1801. 174. in Begleitung des Kupferglimmer von Cornwallis.

Kleine himmelblaue niedrige Oblongoktaeder, s = a: b: c

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119° 45′, mit einem auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzten Paar o = a: c: b 71° 50′.

H. = 2 3, Gew. 2,9. Herrmann fand 36,4 Ċu, 23 ˈˈˈs, 3,7 ˙˙˙˙˙, 10,8 A̶⃛l, 25 Ḣ̶, was keine ſchöne Formel gibt: Ċu8 ˈˈˈs + A̶⃛l ˈˈˈs + 24 Ḣ̶. Redruth, Herrengrund, Ullersreuth im Voigtlande mit andern verwandten Kupferſalzen zuſammen. Haidinger’s (Pogg. Ann. 14. 228)

Erinit von Limerick in Irland (Erin), ſmaragdgrün, H. = 4 5, Gew. 4, nicht kryſtalliſirt in Geſellſchaft von Linſenerz, Ċu5 ˈˈˈs + 2 Ḣ̶.

7. Strahlerz Wr.

Vierte Species des Arseniate of Copper Bournon Phil. Trans. 1801. 181, Klinoklas, Abichit. Kleine ſchwärzliche Kryſtalle zuſammen mit Linſen -

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erz in Cornwallis vorkommend. Mit der Nadel geritzt, werden ſie faſt ſo ſchön himmelblau, als das Linſenerz, woran man ſie leicht erkennt. 2 + 1gliedrige Säule M = a: b: c vorn 56°, die auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzte Schiefendfläche P = a: c: b ſoll ſehr blättrig ſein, P / M 95°, eine hintere Gegenfläche x ꝛc.

Härte = 3, Gew. 4,3, ſchwärzlich grün an der Oberfläche, im durchſcheinenden Licht heller.

411II. Cl. Saliniſche Erze: Euchroit, Brochantit.

Ċu6 ˈˈˈs + 3 Ḣ̶, alſo von der Zuſammenſetzung des Phosphorkupfererzes, auffallender Weiſe erinnert auch das 2 + 1gliedrige Syſtem mit dem ſcharfen Säulenwinkel daran.

8. Euchroit Breith.

Paſſend nach ſeiner ſchönen dioptasartigen Farbe genannt. Gehört zu den ausgezeichneten, ſchon wegen ſeiner mehrere Linien großen

2gliedrigen Kryſtalle. Eine Säule M = a: b: c bildet vorn 117° 20′, die Gradendfläche P = c: a: b, beide nicht blättrig; dagegen ſchimmert n = b: c: a 87° 52′ deutlich und noch deutlicher b = b: a: c vom inneren Lichte des Blätterbruchs. In der Säule M / M kommen noch mehrere Zuſchärfungen der ſcharfen Kante vor. Smaragdgrün, H. = 3 4, Gew. = 3,4. Vor dem Löthrohr reducirt er ſich mit

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Detonation zu röthlich weißem Arſenikkupfer, das bei längerm Behandeln in der Oxydationsflamme ein Kupferkorn wird: Ċu4 ˈˈˈs + 7 Ḣ̶ mit 48 Ċu, 33 ˈˈˈs, 19 Ḣ̶. Einzig zu Liebethen mit feintraubigem Erdkobalt auf Glimmerſchiefer.

9. Brochantit Heuland.

Von Levy Ann. of Phil. 1824. 241 aus dem Ural beſchrieben worden. 2gliedrig: g = a: b: c 104° 10′ hat nur Spuren von Blättrigkeit, dagegen iſt b = b: a: c die Abſtumpfungsfläche der ſcharfen Säulen - kante deutlich blättrig und glänzend, f = b: c: a macht die ſtumpfe Kante von 151° 52′, h = a: ½b: c.

Smaragdgrün, zuweilen ins Schwärzliche gehend, Gew. 3,9, H. = 3 4. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er und gibt ein Kupferkorn.

Ċu4 S⃛ Ḣ̶3 mit 70 Ċu, 18 S⃛, 12 Ḣ̶. Er löst ſich in Säuren, aber nicht im Waſſer, wie der Kupfervitriol.

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Ein ſeltenes Foſſil. Zu Rezbanya in Siebenbürgen bricht es mit Kupferlaſur und Malachit (Pogg. Ann. 14. 141) und gleicht dem Mala - chite nur etwas dunkeler und glänzender. G. Roſe (Reiſ. Ural I. 267) beſchreibt kleine Kryſtalle von den Gumeſchewskiſchen Kupfergruben, wo ſie mit Malachit und Rothkupfererz brechen. Forchhammer’s Kriſuvigit von Kriſuvig auf Island bildet daſelbſt ein kleines Lager.

Kupferſammterz (Lettſomit) nannte ſchon Werner die pracht - vollen himmelblauen ſammtartigfaſrigen Halbkugeln, welche mit Malachit in Druſen von Brauneiſenſtein zu Moldawa im Banat vorkommen. Percy zeigte, daß ſo ſehr ihr Ausſehen auch an Kupferlaſur erinnert, ſie doch nur Spuren von Kohlenſäure haben, ſondern vielmehr 15,4 Schwefelſäure, 48,2 Ċu, 11,7 Eiſenoxyd und Thonerde, 23 Ḣ̶, alſo etwa (Ċu6 S⃛ + 3 Ḣ̶) + (A̶⃛l S⃛ + 9 Ḣ̶).

412II. Cl. Saliniſche Erze: Uranglimmer, Rothbleierz.

10. Uranglimmer Wr.

Der ſogenannte Grünglimmer von Johann-Georgenſtadt Klaproth Beitr. II. 216, Uranit.

Kleine viergliedrige Tafeln, deren Gradendfläche P = c: a: a

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ſehr blättrig iſt, während das Oktaeder o = a: a: c die Seiten der rechtwinkeligen Tafeln unter 143° zuſchärft. Dieſe einfache Form Po iſt am häufigſten, es kommt aber auch die erſte M = a: a: a und 2te quadratiſche Säule h = a: a: c, das nächſte ſtumpfe Oktaeder g = a: c: a vor. Schon Phillips bildete noch viele andere Flächen ab.

Die prachtvoll ſmaragdgrünen bis ſchwefelgelben Kryſtalle ſind faſt ſo deutlich blättrig als Glimmer, ſo daß ſie quer gar keinen muſcheligen Bruch zeigen. H. = 2, Gew. 3,2 3,6. Nach der Zuſammenſetzung unterſcheidet Berzelius (Pogg. Ann. 1. 374) zweierlei:

a) Kupferuranglimmer (Chalcolith) Ċu3 ˙˙˙˙˙ + 2 U̶⃛3 ˙˙˙˙˙ + 24 Ḣ̶ mit 60 Uranoxyd, 9 Ċu, 16 ˙˙˙˙˙, 14,5 Ḣ̶, mit Salzſäure befeuchtet färbt er die Flamme blau, und gibt mit Soda auf Kohle ein Kupferkorn. Smaragdgrün. Das gewöhnliche von Jo - hann-Georgenſtadt, Schneeberg, Joachimsthal, Grube St. Anton auf dem Schwarzwalde, Redruth, Nordamerika, häufig in Geſellſchaft mit Uran - pecherz.

b) Kalkuranglimmer (Uranit) Ċa3 ˙˙˙˙˙ + 2 U̶⃛3 ˙˙˙˙˙ + 24 Ḣ̶, ſtatt Kupfer 6,2 Ċa, zeiſiggrün bis citronengelb. Seltener. Beſonders bei Autun und St. Yrieux ohnweit Limoges.

Bleiſalze.

Das Bleioxyd verbindet ſich außer mit ˙˙˙˙˙ und ˈˈˈs noch mit einer Reihe anderer Säuren zu ſchönfarbigen Salzen, die wir hier folgen laſſen, indem wir an jede Säure die wichtigſten iſomorphen Baſen anſchließen.

1. Rothbleierz Wr.

Chromſaures Blei, wegen ſeiner ſchönen Farbe von Hausmann Kallochrom genannt. Aus den Goldgängen von Bereſow 1766 von Leh - mann de nova minerae plumbi specie crystallina rubra erwähnt.

2 + 1gliedrig, Säule M = a: b: c bildet vorn 93° 30′,

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iſt erkennbar blättrig und fein längsgeſtreift. Gewöhnlich auf der Vorderſeite nur ein Augitpaar f = a: ½b: c in der Mediankante 119°. Intereſſant iſt hinten eine matte Schiefendfläche s = $$\frac{1}{7}$$ a': c: b. Eine Zuſchärfung der ſcharfen und ſtumpfen Säulenkante ſieht man öfter, auch wohl eine Schiefendfläche P = a: b: c in die erſte Kantenzone f / M fallend. Die Hauptaxe c halbirt den Winkel der optiſchen Axen (Pogg. Ann. 37. 374).

Wirkt ziemlich ſtark auf das Dichroſkop, das extraordinäre Bild färbt ſich mit einem gelben und blauen Saume. De -413II. Cl. Saliniſche Erze: Vanadinbleierz.mantglanz inſonders auf dem Querbruch der Säule. Schöne morgenrothe Farbe mit oraniengelbem Strich. Härte 2 3, Gew. 6.

Auf Kohle decrepitirt es zu ſtark, man muß es daher erſt im Kolben erhitzen, das Pulver ſchmilzt dann leicht und reducirt ſich mit Detonation zu einer Schlacke, unter welcher die Bleireguli verborgen liegen. Die Schlacke gibt wie das Erz ſelbſt die prachtvollſten grünen Gläſer.

Ṗb C⃛r mit 31,7 Chromſäure und 68,3 Ṗb. Es kann leicht künſtlich dargeſtellt werden, indem man ſchwefelſaures Blei mit chromſaurem Kali übergießt. Es gibt das prachtvolle Chromgelb, wozu man auch das natürliche im Ural benützt. Es kommt daſelbſt bei Bereſow ohnweit Katharinenburg in den dortigen Goldgängen auf Quarz im verwitterten Granit (Bereſit) vor, und iſt durch Verwitterung von Bleiglanz entſtanden. Vauquelin entdeckte darin 1797 das Chrom. Ein zweiter wichtiger Fundort iſt Minas Geraes in Braſilien auf Quarz im Talkſchiefer. Rezbanya.

Melanochroit Herrmann Pogg. Ann. 28. 162 von Bereſow iſt baſiſcher: Ṗb3 C⃛r2 mit 23,3 C⃛r und 76,7 Ṗb, fächerförmig gruppirte faſt rechtwinklige Tafeln, metalliſcher Diamantglanz, dunkelfarbig bis kirſchroth, und ziegelrother Strich, Gew. 5,75, H. = 3 4. Er decrepitirt nicht ſo ſtark. Findet ſich mit dem vorigen bei Bereſow in kleinen derben Parthieen ſonderlich auf Bleiglanz. Roth - bleierz bedeckt oder umhüllt ihn gewöhnlich. Die derben Parthien ſind nach einer Richtung ſpaltbar. Noch baſiſcher als dieſes iſt

das Chromroth Ṗb2 C⃛r, jene prachtvolle Zinnoberähnliche Farbe, welche man durch Zuſammenſchmelzen des Chromgelbs mit Salpeter erhält (Pogg. Ann. 21. 580).

Vauquelinit Berzelius Afhandl. i Fys. VI. 253, der ſtetige Be - gleiter des Rothbleierzes von Bereſow. (2 Ṗb + Ċu) 3 C⃛r2, alſo ein durch 10,8 Ċu verunreinigter Melanochroit. Haidinger (Pogg. Ann. 5. 173) beſchreibt die kleinen Kryſtalle 2 + 1gliedrig: eine geſchobene Säule f = a: b: c, deren vordere Kante durch g = a: b: c gerade abgeſtumpft wird. Die Schiefendfläche P = a: c: b macht nach Levy mit g einen Winkel von 120°. Gewöhn - lich unregelmäßig durcheinander gewachſen oder Zwillinge g gemein und umgekehrt liegend. Schwarzgrün, aber zeiſig - grüner Strich, daran leicht erkennbar.

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H. = 2 3, Gew. 6. Dreierlei Vorkommen: a) kleine ſchwarzgrüne Kryſtalle haufenweis durcheinander gewachſen; b) kleine Kugeln von Hirſekorngröße aus Kryſtallnadeln beſtehend; c) dichte erdige zeiſiggrüne Maſſen. Auch in Braſilien und andern Orten ſoll er mit Rothblei ein - brechen.

2. Vanadinbleierz.

Vanadinit. 1801 von Del Rio zu Zimapan in Mexiko entdeckt, ſchon er glaubte darin ein neues Metall, Erythronium zu erkennen, was aber in Frankreich fälſchlich für Chrom ausgegeben wurde. Als nun414II. Cl. Saliniſche Erze: Vanadinbleierz.Sefſtröm 1830 im Stabeiſen von Taberg das Vanadin entdeckt hatte (Pogg. Ann. 21. 43), zeigte Wöhler, daß es die Säure in unſerm Blei - erze ſei.

Bildet wie Buntbleierz reguläre ſechsſeitige Säulen mit Gradendfläche. Die Säule gern bauchig. Gelblich braune Kryſtalle mit Fettglanz, H. = 3, Gew. 7. Berzelius fand in dem von Zimapan 10 Pb C̶l, 70 Ṗb, 22 V⃛, was die Formel Pb C̶l Ṗb2 + 3 Ṗb2 V⃛ gäbe, nähme man ein Atom Ṗb mehr, ſo käme 3 Ṗb3 V⃛ + Pb C̶l, die Conſtitution des Buntbleierzes. Schmilzt leicht und reducirt ſich unter einem Rückſtande zu Blei, der Rückſtand gibt ſmaragdgrüne Gläſer, kann daher leicht mit Chrom verwechſelt werden, allein mit 3 bis 4 Theilen doppelt ſchwefelſaurem Kali im Platinlöffel geſchmolzen, bekommt man eine pommeranzengelbe Maſſe, während Buntbleierz weiß, Roth - bleierz grünlich weiß wird. Außer Zimapan fand es G. Roſe bei Bereſow (Pogg. Ann. 29. 455) mit Buntbleierz zuſammen in bräunlicher Farbe, die größern Kryſtalle enthalten daſelbſt öfter einen Kern von grünem Buntbleierz, was auf Iſomorphismus deuten könnte. Zu Wan - lockhead in Dumfriesſhire bildet es kleintraubige Maſſen auf Galmei, die man lange für arſenikſaures Blei gehalten hat, bis Thomſon darin 23,4 V⃛ nachwies.

Dechenit Bergmann Pogg. Ann. 80. 393 aus dem Buntenſandſtein von Nieder-Schlettenbach bei Weißenburg (Pfalz) in Brauneiſenſteinlagern: Ṗb V⃛ mit 52,9 Ṗb, 47 V⃛. Die kryſtalliniſche Maſſe hat Aehnlichkeit mit dem Sibiriſchen Rothbleierz, gelber Strich, Fettglanz, H. = 3, Gew. 5,8. Vergleiche auch Kobell’s Aräoxen von Dahn in Rheinbaiern, ein Vanadinzinkblei. Ein Vanadin - kupferblei erwähnt Domeyko von Chili.

DescloiziteDamour Ann. Chim. Phys. 3 sér. 41. 71 aus den Gruben von La Plata, Ṗb2 V⃛, 2gliedrige Säulen von 116° 25′ mit einem Paar auf die ſcharfen Kanten aufgeſetzt, und kleine Oktaederflächen. Kleine glänzende ſchwarze Kryſtalle mit einem Stich ins olivengrün.

VolborthitBulletin Acad. Imp. St. Petersburg IV. 2 Ċu, V⃛ auf den Kupfergruben am Ural, höchſt ſeltene olivengrüne ſechsſeitige Tafeln, die ſich kugelig häufen, gelber Strich, H. = 3, Gew. 3,5. Zu Friedrich - rode am Nordrande des Thüringer Waldes fand Credner im Manganerz ein zeiſiggrünes Salz von (Ċu, Ċa, Ṁg, Ṁn) 4 V⃛ + Ḣ̶ mit 39 V⃛, wie es ſcheint einen Kalkvolborthit. In der Zechſteinformation von Perm ſollen Sandſteine und Holzſtämme von Volborthit gelbgrün gefärbt ſein. Der Malachitähnliche Konichalcit (Pogg. Ann. 77. 139) von Andalu - ſien enthält 1,8 V⃛, die Bohnenerze Norddeutſchland’s und der Alp (Bronn’s Jahrb. 1853. 64 und 463), die Hochofenſchlacken von Steiermark, der Kupferſchiefer von Mannsfeld, das unreine Uranpecherz ꝛc. geben Reak - tionen auf Vanadin.

415II. Cl. Saliniſche Erze: Gelbbleierz.

3. Gelbbleierz Wr.

Bleigelb, Wulfenit, nach Wulfen, der 1781 auf das Kärnthiſche Vorkommen aufmerkſam machte, das man bis auf Klaproth (Beitr. II. 265) fälſchlich für Wolframkalk hielt. Molybdate of Lead, Plomb molybdaté.

4gliedrig. Ein etwas blättriges Oktaeder P = a: a: c 99° 40′ in den Endkanten, und 131° 55′ in den Seitenkanten, gibt für Hauptaxe c = 1 die Seitenaxen a = 0,636. Gewöhnlich herrſcht die Gradend - fläche c = c: a: b ſo vor, daß die Kryſtalle tafelartig erſcheinen, ſelbſt zu den dünnſten Blättchen werden, auf welchen ſich auch wohl ein ganz flaches Oktaeder mit unendlich kurzer Axe erhebt. Kommt zur Grad - endfläche die 1ſte quadratiſche Säule m = a: a: c, ſo entſtehen einfache

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quadratiſche Tafeln, wie man ſie bei den wachsgelben häufig findet. Doch wird m gern bauchig, es geſellt ſich eine 8ſeitige Säule r = a: ½a: c dazu, und ſtatt P tritt gar häufig b = a: a: c, 73° 7′ in den Seiten - kanten mit glänzenden Flächen auf. Die 2te quadratiſche Säule n = a: a: c iſt übermäßig rauh, aber inneres Licht deutet auf Blättrig - keit. Matt iſt auch o = ½c: a: a, welche oftmals mit b die Tafeln zuſchärft. Oefter gewahrt man auf der Gradendfläche ein kleines glän - zendes Viereck, es wird durch ein mattes ganz flaches Oktaeder a: a: c erzeugt. Am flächenreichſten ſind die kleinen citronengelben Kryſtalle, welche ſcheinbar als eine jüngere Bildung zwiſchen den wachsgelben zer - ſtreut liegen, daran kommt namentlich das nächſte ſtumpfere von P vor, e = a: c: a, und das nächſte ſchärfere von b, d = a: a: $$\frac{3}{2}$$ c. Die wachsgelben Tafeln wachſen ſogar durch die neue Maſſe fort, indem ſich lauter Spitze vom Oktaeder P regelrecht darauf ſetzen.

Wachs -, Honig - bis Citronengelb, bei Retzbanya und in der Kirgiſen - ſteppe (Pogg. Ann. 46. 639) auch morgenroth von einem kleinen Chrom - gehalt. Diamantglanz beſonders im Innern. H. = 3, Gew. 6,9.

Vor dem Löthrohr verkniſtert es außerordentlich ſtark, ſchmilzt aber leicht, ein Theil zieht ſich ſchnell in die Kohle, und kleine Bleireguli bleiben zurück. Die äußere Flamme mit Borax gibt gelbliche Gläſer, die aber beim Erkalten ſchnell farblos werden, die Reduktionsflamme macht das Glas ſogleich ſchwarz, hält man das einen Augenblick in die Oxydations - flamme, ſo gewahrt man darin ſchwarze Flocken von Molybdänſäure, die aber bei weiterem Blaſen ſchnell verſchwinden. Phosphorſalz gibt ein grünes Glas, was kalt ſtark bleicht.

Ṗb M⃛o mit 60 Ṗb und 40 M⃛o. Das Pulver in concentrirter Schwefelſäure gelöst und ein wenig Alkohol hinzugeſetzt, gibt eine prachtvolle laſurblaue Farbe von M̈o M⃛o. Molybdän - ſaures Ammoniak gibt bei Gegenwart von Phosphorſäure einen gelben Niederſchlag. Man ſtellt es neuerlich aus dem Gelbbleierz von Garmiſch416II. Cl. Saliniſche Erze: Scheelbleierz, Tungſtein.in Baiern dar, wovon das Pfund 48 kr. koſtet, Pogg. Ann. 1852. 450. Die ſchönſten Varietäten kommen im Kalkſtein von Bleiberg und Win - diſchkappel in Kärnthen, Rezbanya, Mexiko, Maſſachuſets. Seltenheit bei Badenweiler am ſüdlichen Schwarzwalde.

4. Scheelbleierz Breith.

Wolframbleierz, Bleiſcheelat, Tungstate of Lead, Stolzit, nach Dr. Stolz, der zuerſt die Zuſammenſetzung erkannte. Iſomorph mit Gelbbleierz (Pogg. Ann. 8. 513), aber mit einer eigenthümlichen Hemiedrie.

Die kleinen grauen Kryſtalle auf Quarz von Zinnwalde bilden langgezogene

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Oktaeder P = a: a: c mit 90° 43′ in den Endkanten, und 131° 30′ in den Seitenkanten. Säule m = a: a: c, Oktaeder e = a: c: a und unter P a: a: 2c kommen daran vor, auch eine He - miedrie wie beim Tungſtein hat Naumann (Pogg. Ann. 34. 373) beobachtet. Dieſe ſehr glänzenden Kry - ſtalle kamen 1832 auf dem Zwieſeler Stollen bei Berggießhübel vor. Schon die einfachen Oktaeder zeigten eine eigenthümliche feine einſeitige Streifung parallel der Oktaederkante. Hauptſächlich aber iſt die 4 + 4 - kantige Säule r = a: ½a: c nur hälftig da, das wäre alſo eine quadratiſche Säule von Zwiſchenſtellung. Dem entſprechend ſtumpft dann der Vierkantner v = c: ½a: a blos einſeitig die ſtumpfe Kante P / r ab, bildet daher ein Quadratoktaeder von Zwiſchenſtellung. Die drei Flächen r, P und v dehnen ſich öfter ſtark aus. Es kommen ſogar Kryſtalle vor am einen Ende mit dem glänzenden Hauptoktaeder P, am andern mit dem nächſten ſtumpfern matten e, dazwiſchen liegen dann r, v und s = a: c: a aus der Kantenzone P / r des Hauptoktaeder.

Gewöhnlich garbenförmig und kugelig. Etwas Fettglanz, und vor - herrſchend grau oder bräunlich. H. = 3, Gew. 8,1.

Ṗb W⃛ mit 51,7 Wolframſäure, 48,3 Bleioxyd, ſchmilzt leicht und erſtarrt bei der Abkühlung zu einem kryſtalliniſchen Korn, dabei beſchlägt ſich die Kohle mit Bleioxyd; zeigt Reaktion der Wolframſäure. Die Zinnſteingänge von Zinnwalde der Hauptfundort, man darf ſie aber nicht verwechſeln mit dem dortigen

5. Tungſtein.

Im perlfarbigen Tungſteen (Schwerſtein) der ſchwediſchen Magnet - eiſenlager von Riddarhytta und Biſperg entdeckte Scheele 1781 die Wol - framſäure, daher heißt er auch Scheelit. Die Bergleute kannten ihn ſchon längſt als weiße Zinngraupen , die Cronſtedt §. 208 noch zu dem Eiſenkalk ſtellt. Chaux tungstatée.

4gliedrig und iſomorph mit Scheelbleierz. Das Oktaeder P = a: a: c mit 100° 40′ in den Endkanten und 129° 2′ in den Seitenkanten iſt in den großen Stücken von Schlackenwalde in Böhmen zwar gut erkennbar,417II. Cl. Saliniſche Erze: Tungſtein.aber nicht mehr recht darſtellbar. Das nächſte ſtumpfere ebenfalls blättrige Oktaeder e = a: c: a mit 108° 12′ in den End - kanten und 112° 2′ in den Seitenkanten herrſcht gewöhnlich vor, und ſieht bei den kleinen Kryſtallen von Zinnwalde dem regu - lären Oktaeder ſehr ähnlich. Die Gradendfläche c = c: a: b

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ſcheint am blättrigſten zu ſein, ſie macht mit P 115 $$\frac{1}{2}$$ °. Schon Levy (Pogg. Ann. 8. 516) erwähnt der Flächen b = a: a: c, o = a: a: ½c und des Vierkantners s = a: c: a, welcher aber nur, gerade wie beim Scheelblei - erz, auf der einen Seite des Quadranten vorkommt, auf der andern nicht; ebenſo g = a: c: 2a, die Kante zwiſchen P / e abſtumpfend, es ſind Quadratoktaeder von Zwiſchenſtellung,

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wie beiſtehende Projektion deut - lich zeigt. Die andere Hälfte des 4kantners g würde Kante P / s abſtumpfen, die Hemiedrie der beiden Vierkantner ſind folglich entgegengeſetzter Ord - nung. Die kryſtallographiſche Uebereinſtimmung dieſer drei - und viergliedrigen Minerale iſt folglich unverkennbar. Auffal - lender Weiſe wird beim Tung - ſtein keine quadratiſche Säule gefunden.

Höchſt eigenthümlich iſt ferner die Art, wie ſich die He - miedrie ausgleicht: zwei Indi - viduen, ein linkes und ein rechtes, durchdringen ſich pa -

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rallel der Axe c, ſo daß die Vierkantner s und g die abwechſelnden Quadranten vollſtändig erfüllen, auch die Streifung von e beſtättigt das Geſetz. Würden in dieſer Stellung s und g ſich ausdehnen, ſo bildeten ſie Rhombenoktaeder.

Fettglanz, meiſt weiß oder braun, durchſcheinend. Härte 4 5, Gew. 6.

Ċa W⃛ nach Klaproth Beiträge III. 47 enthält es 77,7 W⃛ und 17,6 Ċa. Die Formel verlangt 80,6 W⃛. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er nur an den Kanten, und gibt keinen Bleibeſchlag, wodurch er ſich leicht vom Scheelbleierz unterſcheidet. Die Wolframſäure er -

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kennt man leicht auf naſſem Wege: das Pulver mit Salzſäure behandelt gibt einen citronengelben Niederſchlag von W⃛, die durch Lichteinwir - kung grün wird. Wirft man einen Eiſendraht hinein, ſo erzeugt ſich blaues W⃛.

Quenſtedt, Mineralogie. 27418II. Cl. Saliniſche Steine: Boracit.

Auf dem Quarz von Zinnwalde finden ſich mehrere Linien lange diamantglänzende braune Kryſtalle. Schön weiß ſind die derben bis fauſt - großen ſpäthigen und kryſtalliſirten Stücke von Schlackenwalde; bei Neu - dorf auf dem Unterharz kommen kleine oraniengelbe Oktaeder e P mit Wolfram in den Spatheiſenſtein eingeſprengt vor, auf den Zinngruben von Cornwallis, Monroe-Grube in Nordamerika, hier in ſolcher Menge, daß man die Wolframſäure als ſchöne gelbe Farbe in den Handel zu bringen verſucht hat.

Romeït Pogg. Ann. 56. 124 von St. Marcel in Piemont in Ge - ſellſchaft des Manganepidot iſt Ċa4 S̶⃛b3. Romé de l’Isle zu Ehren. Hya - cinthrothe viergliedrige Oktaeder mit 110° 50′ in den Seitenkanten.

Borſaure Salze.

Die Borſäure B⃛ haben wir ſchon oben beim Datolith pag. 291, Turmalin pag. 266 und Axinit pag. 271 kennen gelernt, wo ſie neben Kieſelſäure auftrat, mit der ſie in merkwürdiger chemiſcher Verwandtſchaft ſteht. Die grüne Farbe, welche ſie der Löthrohrflamme ertheilt, läßt ſie im Allgemeinen leicht erkennen.

1. Boracit Wr.

Zu Lüneburg waren ſie längſt unter dem Namen Würfelſteine bekannt, und Laſius beſchrieb ſie 1787 als cubiſchen Quarz, worauf dann Weſtrumb die Borſäure darin nachwies. Magnésie boratée, Borate of Magnesia.

Reguläres Kryſtallſyſtem mit tetraedriſcher Hemiedrie. Im Allgemeinen herrſcht der Würfel vor, doch finden ſich auch vollſtändige Granatoeder, ſo ſchön als irgend wo. Dagegen kommt das Oktaeder nur untergeordnet und zwar hälftflächig (tetraedriſch) vor, die eine Hälfte der Würfelecken abſtumpfend, die andere nicht, oder wenn die andere auch abgeſtumpft, ſo ſind dieſelben phyſikaliſch verſchieden (matt) von den erſten. Meiſt verbinden ſich alle drei Körper mit einander. Andere Flächen ſind immerhin ſelten und klein. Doch findet man oftmals eine feine Abſtum - pfung der abwechſelnden Granatoederkanten, welche dem hälftflächigen Leucitoeder a: a: ½a angehört. Haidinger (Pogg. Ann. 8. 511) fand auch die tetraedriſche Hälfte des 48flächner a: a: a.

Für den Phyſiker ſind die Lüneburger Würfel ſeit Hauy beſonders intereſſant, weil ſie vier thermoelektriſche Axen haben, welche den 4 Dimenſionen von Würfel - ecke zu Würfelecke entſprechen, und zwar ſind die Ecken mit großen glänzenden Flächen an - tilog (+), die ohne oder mit kleinen matten Flä - chen analog (). Beim Erwärmen werden alle Ecken zugleich erregt. Nach Henkel ſollen wäh - rend ununterbrochen ſteigender wie ſinkender Tem - peratur die Pole wechſeln (Pogg. Ann. 74. 231).

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Farblos, graulich, grünlich ꝛc., aber nie in -419II. Cl. Saliniſche Steine: Borax.tenſiv gefärbt, Härte = 7, Gew. 3. Glasglanz. Die verwitterten werden innen excentriſch ſtrahlig, beſonders bei matten Granatoedern. Dieſe Strahlen ſollen waſſerhaltig ſein, und werden von Volger (Pogg. Ann. 92. 86 ) Paraſit genannt. Sie ſind zugleich der Grund, daß die Kry - ſtalle das Licht polariſiren.

Ṁg3 B⃛4 mit 69,2 Borſäure, 30,7 Talkerde. In der Pincette färbt er die Flamme deutlich grün. Auf Kohle kugelt er ſich unter Schäumen zu einer kryſtalliniſch ſtrahligen Maſſe.

Um und um kryſtalliſirt im Gypſe von Lüneburg (am Kalkberge und Schildſteine) und des Seegeberges in Holſtein, für Kryſtalle die einzigen Fundorte. Strahlig faſrige Maſſen, ſeidenglänzend und rundlich gruppirt im Keupergyps von Luneville. Bei Staßfurth (Provinz Sachſen) hat ſich in einem Bohrloche des Salzgebirges ein faſt ſchneeweißes Lager von derbem Borazit gefunden (Pogg. Ann. 70. 562).

Rhodizit G. Roſe (Pogg. Ann. 33. 253), kleine weiße Granatoeder mit Tetraeder auf rothem Lithionturmalin von Schaitansk und Sara - pulsk am Ural, färben die Löthrohrflamme grün (B⃛) und ſpäter roth (L̇i), in Salzſäure gelöst und mit Ammoniak und Oralſäure verſetzt, erfolgt ein Niederſchlag von Kalkerde. Härte 8, Gew. 3,4. (ῥοδίξειν rothfärben). Sie ſind auch thermoelektriſch (Pogg. Ann. 59. 382), daher ein Kalkboracit.

2. Borax.

Agricola 587, ſoll aus dem arabiſchen Wort Baurach entſtanden ſein. Die Inder nennen es Tincal (Tincar Agricola 587), unter welchem Namen es Wallerius aufführt. Ein uralter Handelsartikel aus Hochaſien. Soude boratée.

2 + 1gliedriges Kryſtallſyſtem von augitiſchem Habitus: eine geſchobene Säule T = a: b: c, die vorn einen ſcharfen Winkel von 87° hat, ein geringer Perlmutterglanz deutet blätt - rigen Bruch an. Durch die etwas blättrige Abſtum - pfung der ſcharfen k = a: b: c und der ſtumpfen Kante M = b: a: c, ebenfalls blättrig, wird die Säule achtſeitig, k herrſcht in der achtſeitigen Säule ſtets vor. Am Ende auf der Hinterſeite herrſcht das Augitpaar o = a': c: ½b mit 122° 34′ in der Me -

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diankante. Die vordere Schiefendfläche P = a: c: b macht mit den Säulenflächen T 101° 20′ = P / T, mit o 139° 30′ = P / o und iſt daher 73° 25′ gegen Hauptaxe c geneigt. Darnach finden ſich die Axen a: b: k = 〈…〉 lga = 0,57328, lgb = 0,55053, lgk = 9,06009. Wir ſetzen nämlich tg 〈…〉 , tg1 〈…〉 , tg0 61 17 = 〈…〉 . Daraus folgt, wenn wir a = tg1 (1 + k) ſetzen 〈…〉 . 27*420II. Cl. Saliniſche Steine: Borax.daß die Axe A ſich nach vorn neige, folgt aus der Vergleichung mit Augit pag. 212 ſogleich, A / c macht 91° 45′. Oefter wird die Kante o / T durch ein unteres Augitpaar u = ⅓a ': ¼b: c abgeſtumpft, und in der Diagonal - zone von P liegt die ſteile Fläche r = a: c: ⅛b, die Kante u / T ab - ſtumpfend.

Dieſe Flächen, welche man bei vieler tübetaniſcher Handelswaare

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findet, kommen ebenfalls bei den raffinirten in Apotheken käuf - lichen vor, allein ihnen fehlt häufig die Säule T, ſtatt deſſen dehnen ſich k und M zur Oblongſäule aus, worauf o / o und P das Ende bilden. Da wird man dann leicht verſucht, o / o als die Säule zu nehmen, gegen welche k eine vordere Schiefendfläche und P eine hintere ſchärfer laufende Gegenfläche bilden, analog den Flä - chen T P x beim Feldſpath, und das würde ganz wohl gehen, wenn die Aehnlichkeit mit Augit nicht auch durch die

Zwillinge unterſtützt würde, welche die Säulenflächen k T M ge -

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mein haben und umgekehrt liegen. Sie kommen in großer Schönheit vor.

Optiſch hat der raffinirte Borax ein hohes Inter - eſſe: die Ebene der optiſchen Axen (Pogg. Ann. 82. 50) entſpricht nicht der Medianebene M, ſondern einer vor - dern unter P gelegenen Schiefendfläche, welche mit der Hauptaxe c 55° macht, folglich wird Axe b, welche die ſtumpfen Säulenkantenwinkel T / T verbindet, zur optiſchen Mittellinie, die den Winkel der optiſchen Axen von 28° 42′ halbirt. Aber merkwürdiger Weiſe haben die Axenebenen der verſchiedenen Farben eine verſchiedene Neigung gegen c (Pogg. Ann. 26. 308).

Graulich weiß, oft etwas ins Grünliche, durchſcheinend. H. = 2 3, Gew. 1,7. Ṅa B⃛2 + 10 Ḣ̶, Klaproth (Beiträge IV. 350) fand 37 Bor - ſäure, 14,5 Natron und 47 Waſſer.

Vor dem Löthrohr gibt er mit Schwefelſäure befeuchtet eine deutlich grüne Flamme. Löst ſich in 10 Theilen kalten und 6 Theilen warmen Waſſers.

Früher kam er in großen Mengen aus Centralaſien in den europäi - ſchen Handel. Er ſetzt ſich daſelbſt beſonders am Rande tübetaniſcher Seen (Teſchu Lumbu) mit Steinſalz ab. Die rohe Waare beſteht aus Kryſtallen und Kryſtallgeſchieben, welche in einer mit Fett gemiſchten Erde liegen, und in Venedig und Amſterdam raffinirt wurden. Seit je - doch die Borſäure in den Lagunen von Toskana gewonnen wird, bezieht man ſie von dort. Der geſchmolzene Borax löst viele Metalloxyde, dar - auf beruht ſeine Anwendung beim Löthrohr und Löthen: zwei Metallſtücke laſſen ſich nämlich durch Löthen nicht vereinigen, wenn die Löthflächen mit Oxyd bedeckt ſind, Borax nimmt dieſes weg. Auch in der Arznei - kunde, Färberei, in der Gegend von Potoſi ſogar als Flußmittel von Kupfererzen angewendet. 1 Ctr. 60 65 Thlr.

Zwiſchen 79° 56° C erhält man oktaedriſchen Borax Ṅa B⃛ + 5 Ḣ̶ (Pogg. Ann. 12. 462) in regulären Oktaedern.

BorocalcitĊa B⃛2 + 6 Ḣ̶ (Hydroborocalcit) mit Natronſalpeter von Iquique, ſchneeweiße Kryſtallnadeln mit 46 Borſäure.

421II. Cl. Saliniſche Steine: Saſſolin.

BoronatrocalcitṄa B⃛2 + Ċa2 B⃛3 + 10 Ḣ̶ von Iquique, bildet weiße knollige Maſſen (Tiza genannt), welche große Glauberitkryſtalle einhüllen.

Hydroboracit Heß Pogg. Ann. 31. 49 vom Kaukaſus, ſtrahlig blättrigem Gyps ähnlich und auch ſo hart, Gew. 1,9. (Ċa, Ṁg) 3 B⃛4 + 9 Ḣ̶.

3. Saſſolin.

Ḣ̶3 B⃛. Höfer in Florenz gab 1778 ſchon Nachricht davon, da er ſich an den Rändern der heißen Quellen von Saſſo bei Siena in Toscana bildet. Karſten nannte ſie nach dem Fundorte.

Der vulkaniſche bildet kleine kryſtalliniſche Schüppchen von Perl - mutterglanz, ſchneeweißer Farbe, Talkhärte, und Gew. 1,5. Fühlt ſich fettig an. Hat einen deutlichen Blätterbruch, aber die Form iſt noch nicht ſicher geſtellt. Die künſtlichen Kryſtalle von Saſſo, welche in den Handel kommen, beſtehen aus kleinen körnigen Kryſtallen, die wegen ihres deutlichen Blätterbruchs ein auffallend gypsartiges Anſehen haben. Es ſchimmert noch ein zweiter Blätterbruch heraus, aber die Kryſtallflächen ſind durchaus undeutlich. Vergleiche übrigens Miller (Pogg. Ann. 23. 557), der künſtliche Kryſtalle in ſechsſeitigen Säulen mit Gradendfläche und dihexaedriſchen Abſtumpfungen bekam, die aber eingliedrig ſein ſollen.

Klaproth (Beiträge III. 95) wies darin 86 waſſerhaltige Borſäure nach, welche ſich vor dem Löthrohr an der grünen Flamme leicht kenntlich macht. Die Borſäure verflüchtigt ſich unter Mitwirkung der Waſſerdämpfe ein wenig, daher bedecken im Krater von Vulcano die ſeidenartig glän - zenden Schüppchen wie friſchgefallener Schnee den rothgelben Selen - Schwefel auf den dortigen Laven. Techniſch wichtig ſind die 100° C. heißen Waſſerdämpfe und Gasſtröme von Saſſo (Suffioni), welche in weißlichen Wirbeln ſich in die Luft erheben (Pogg. Ann. 57. 601). Man errichtet darüber künſtliche Waſſerbecken (Lagoni), die durch die Dämpfe mit Borſäure angeſchwängert werden. Die Waſſer dampft man dann wieder mittelſt der heißen Gaſe ab, und erhält ſo jährlich 750,000 Kilo - gramm kryſtalliſirter Säure, die der Hafen von Livorno ausführt. Das wirft ein Licht auf die Bildung von Borax in den hochaſiatiſchen Seen.

Chloride.

Nebſt Bromiden und Jodiden. Das Hauptlager von Chlor bildet das Steinſalz, auch ſpielt es in den Fumarolen der Vulkane eine Rolle. Direkte Verſuche haben es zwar in Graniten und Laven nachgewieſen, aber doch nur in geringen Portionen, obwohl das Salz mit dem Waſſer alle Klüfte und Fugen des Erdkörpers durchdringt. Im Buntbleierz, Apatit pag. 385 und Sodalith pag. 299 war es ein wichtiger Beigehalt, der unwichtigen nicht zu gedenken. Auf trockenem Wege ſucht man es durch die blaue Flamme des Kupfers kennbar zu machen pag. 147.

422II. Cl. Saliniſche Erze: Hornerz, Jodſilber.

1. Hornerz.

Ag C̶l. Ein reiches Silbererz, was ſchon Fabricius 1566 nur meinen konnte, wenn er von einem leberfarbenen Silbererze ſpricht, was in Stücken gegen das Licht einen Schein als Horn hat. Mattheſius 1585 nennt es Glaserz, es iſt durchſichtig wie ein Horn in einer Laterne und ſchmilzt am Lichte. Pabſt von Ohain nannte es daher und wegen der Aehnlichkeit mit dem künſtlichen Hornſilber Hornerz. Argent muriaté.

Regulär in kleinen grauen Würfeln zu Johann-Georgenſtadt. Schöner ſind die künſtlichen Oktaeder und Granatoeder aus einer Löſung von Am - moniak. Geſchmeidig, durchſcheinend, friſch farblos, wird aber am Lichte gelb, violett und zuletzt ſchwarz. Fettiger Diamantglanz. H. = 1, Gew. 5,5.

Klaproth (Beiträge IV. 10) wies bei dem muſcheligen Hornerz von Peru 76 Ag und 24 Cl nach, was mit dem künſtlichen vollkommen ſtimmt. Verunreinigungen an Thon, Eiſenoxyd ꝛc. fehlen bei dem natürlichen nicht. Schmilzt ſehr leicht, und reducirt (in der innern Flamme) ſich leicht zu Silber.

Mit gediegenem Silber hauptſächlich in den obern Teufen der Gänge, daher kam es dann auch im 16ten Jahrhundert auf dem Erzgebirge in reichen Anbrüchen vor. Im Mineralienkabinet von Dresden bewahrt man ein würflich geſchnittenes Stück von mehreren Pfunden auf, was aus jener guten Zeit ſtammen mag. Ebenſo liefern Mexiko, Peru und Chili Mengen zum Verhütten. Zu Schlangenberg im Altai bildet es blechartige Anflüge auf Hornſtein. Die große Verwandtſchaft von Chlor zum Silber iſt davon die Urſache. Silbermünzen im Erdboden, auf dem Meeres - grunde ꝛc. ſollen häufig Chlor anziehen. Salpeterſaures Silber bildet daher ein ſo wichtiges Reagenzmittel für Chlor, Ammoniak löst das Chlor - ſilber. Es ſchmilzt bei 260° C., und liefert erkaltet eine ganz ähnliche Maſſe, als das derbe natürliche Vorkommen.

Das Buttermilchſilber (Klaproth Beitr. I. 128) iſt ein mit Thon gemengtes Erz von 33 p. C. Hornerzgehalt, von bläulichgrauer Farbe und glänzendem Strich. Es kam ſchon 1576 und 1617 auf der Grube St. Georg zu Andreasberg mit Kalkſpath und Kreuzſtein vor.

2. Jodſilber.

Ag . Vauquelin (Pogg. Ann. 4. 365) fand das Jod zuerſt im Silber - erz der Provinz Zacatecas in Mexiko, nachdem es vorher ſchon Fuchs (Schweigger’s Journal 37. 445) im Steinſalz von Hall in Tyrol und Angelini in der Soole von Sales in Piemont nachgewieſen hatten. Denn nach Stromeyer zeigt Stärkmehl noch einen Gehalt von $$\frac{1}{450000}$$ Jod an, ja nach Chatin läßt ſich ſelbſt ein Zehnmilliontel Jodkalium im Waſſer nach - weiſen. Jod fand ſich ſeit der Zeit nicht nur in den verſchiedenſten Quellen, in Gebirgsarten (Poſidonienſchiefer des Lias in Schwaben), ſondern ſelbſt in der Luft. Auch das Silber iſt ein empfindliches Reagenz für den merkwürdigen Stoff, der wegen ſeiner Veränderung gegen Licht in der Daguerrotypie eine ſo wichtige Rolle ſpielt.

423II. Cl. Saliniſche Erze: Bromſilber.

Nach Descloizeaux (Ann. Chim. phys. 3 sér. 40. 85) dihexaedriſche Tafeln, ſehr deutlich blättrig nach der Gradendfläche. Ein Dihexaeder mit 118° in den Endkanten ſtumpft die Endkanten in der regulären ſechs - ſeitigen Säule ab. Von der Form des Greenockit.

Die Farbe des Jodſilbers iſt gelblich, durchſcheinend, mit Geſchmeidigkeit und glänzendem Strich, Härte = 1, Gew. 5,5. Ertheilt der Flamme Purpurfarbe, und ſchmilzt ſehr leicht unter Entwickelung von Joddämpfen. Vauquelin fand im Mexikaniſchen 18,5 Jod, es kommt daſelbſt im Ser - pentin vor; Domeyko fand im Chileniſchen 46,9 Jod (Ann. des mines 4 sér. 1844 tom. VI. 160), daſſelbe verändert am Licht nicht ſeine Farbe, wie das künſtliche, iſt nicht ſo geſchmeidig, und von blättriger Struktur. Guadalaxara in Spanien.

Jodqueckſilber wurde von del Rio zu Caſas Viejas in Mexiko gefunden, es ſoll daſelbſt als rothe Farbe benützt werden. Das künſt - liche Queckſilberjodid Hg zeigt nach Mitſcherlich (Pogg. Ann. 28. 116) einen intereſſanten Dimorphismus und Farbenwechſel: ſublimirt man nämlich Queckſilberjodid, ſo bekommt man zweigliedrige rhombiſche Tafeln von 114°, warm ſind ſie ſchön gelb, kalt werden ſie aber plötzlich und ruckweiſe intenſiv roth. Einige Blätter, die gelb zurück bleiben, nehmen auch bei geringer Erſchütterung die rothe Farbe an. Die rothen Kry - ſtalle bekommt man, wenn man in einer nicht zu concentrirten Auflöſung von Jodkalium Queckſilberjodid beim Kochpunkt deſſelben auflöst. Es ſind viergliedrige Tafeln von 141° in den Seitenkanten.

3. Bromſilber

wird als Plata verde (grünes Silber) im Diſtrikt von Plateros bei Za - catecas verhüttet (Pogg. Ann. 54. 585). Nach Berthier ſoll es reines Ag B̶r mit 42,5 Brom ſein. Iſomorph mit Hornerz, und auch in kleinen Würfeln und Oktaedern bekannt. Stark glänzend, olivengrün bis gelb, H. = 1 2, Gew. 6,3. Auch im Hornerz von Huelgoeth in der Bre - tagne verrathen kleine grünliche Körner den Bromgehalt. Nach Domeyko kommt in den Pacos von Chanaveillo bei Coquimbo in Chili reines Bromſilber vor, gewöhnlich ſind es aber Chlorobromure, und eines davon nannte Breithaupt

Embolit (Ἐμβόλιον Einſchiebſel Pogg. Ann. 77. 134), das nach Plattner aus 2 Ag B̶r + 3 Ag C̶l mit 20 Br und 13 Cl beſteht.

Die Verbreitung des Broms knüpft ſich eng an die des Jod’s und Chlor’s, namentlich kommt es auch in dem Meere und Steinſalzbildungen vor. Brüel fand in alten griechiſchen, römiſchen und ſächſiſchen Münzen des 13ten Jahrhunderts neben Chlor auch einen Bromgehalt. Bekannt - lich nennen die mexikaniſchen Bergleute die obern Teufen der Silbergänge Colorados (Pacos der Peruaner), wo die Erze in Folge von Zerſetzung gefärbt ſind, im Gegenſatz von den tiefern Negros, wo die geſchwefelten Erze (Bleiglanz, Blende, Glaserz ꝛc. ) noch unzerſetzt liegen. Aber gerade in den veränderten Colorados ſpielen neben gediegenem Silber die Chlor -, Brom - und Jodverbindungen ihre Rolle. Es iſt daher mehr als wahr - ſcheinlich, daß dieſe im heutigen Meere noch ihre Hauptrolle ſpielenden424II. Cl. Saliniſche Erze: Hornqueckſilber, Hornblei.Subſtanzen auch den Gängen von außen zugeführt wurden. Hier kommt auch das Grauſilber Ȧg pag. 360 vor.

4. Hornqueckſilber.

Queckſilber-Hornerz Werner’s, Mercure muriaté, Queckſilberchlorür Hg2 C̶l von der Zuſammenſetzung des künſtlichen Kalomel.

4gliedrig. Die künſtlichen bilden lange quadratiſche Säulen mit einem Oktaeder von 136° in den Seitenkanten. Die Kryſtalle haben Aehnlichkeit mit dem Zirkon. Am Landsberge bei Moſchel (Heſſenberg Abh. Senck. Nat. Geſ. 1854. I. pag. 24) in der Rheinpfalz kommen ſie mit ge - diegenem Queckſilber in kleinen Druſenhöhlen von Brauneiſenſteinhaltigem Kalkſtein vor, die kurzen kleinen perlgrauen Kryſtalle gleichen dem Hornerz, laſſen ſich aber zu Pulver zerbrechen, obgleich ſie mild ſind. H. = 1 2, Gew. 6,5.

85,1 Queckſilber, 14,9 Chlor. Vor dem Löthrohr ſchmelzen ſie leicht und verflüchtigen ſich, indem ſie die Kohle mit Sublimat ſtark weiß be - ſchlagen. Die complicirten Kryſtalle, welche Brooke maß, ſtammten von Almaden. Ein wichtiges pharmaceutiſches Präparat.

Das giftige künſtliche Queckſilberchlorid Hg C̶l iſt dimorph (Pogg. Ann. 28. 119): das aus einer Alkohollöſung kryſtalliſirte hat 2gliedrige Tafeln M = a: b: c 108° 5′, Oktaeder a: b: c, Zuſchärfung auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzt, A = b: c: a mit 93° 48′ im Axen - punkte c, Gradendfläche P = c: a: b. Das ſublimirte iſt zwar auch zweigliedrig, aber in andern Winkeln.

5. Hornblei Karſt.

Bleihornerz. Es wurde zu Matlock in Derbyſhire gefunden, und ſchon von Klaproth Beitr. III. 141 analyſirt, Murio-carbonate of Lead.

Viergliedrig. Die quadratiſche Säule M = a: a: c iſt blättrig, auch die Gradendfläche P = c: a: a, und dieſe beiden herr - ſchen vor. Das Oktaeder a = a: a: c mit 113° 48′ in den Seiten - kanten ſtumpft die Ecken ab; d = a: a: c, e = a: ½a: a, b = a: c: ½a, n = a: a: 8c, r = a: a: $$\frac{3}{2}$$ c, a: a: $$\frac{5}{2}$$ c. Selten.

Diamantglanz, grau, gelblich und grünlich, milde, H. = 2 3, G. 6,3.

Pb C̶l + Ṗb mit 51 Chlorblei und 49 kohlenſaurem Blei. Auf der Galmeigrube Eliſabeth bei Tarnowitz kommen nach Krug v. Nidda (Zeitſchr. deutſch. Geol. Geſ. II. 126) bis 3 Zoll große Kryſtalle vor, die ſich theilweis oder ganz in kohlenſaures Blei verwandelt haben. Dufrénoy bildet ſie auch von der Grube Hausbaden am ſüdlichen Schwarzwalde ab. In den Laven des Veſuvs.

Das reine Chlorblei Pb C̶l, künſtlich, iſt neuerlich von Schabus (Sitzungsbericht Kaiſ. Akad. Wiſſ. Wien 1850, April pag. 456) 2gliedrig beſchrieben worden. In den Laven des Veſuvs kommen kleine weiße Kryſtalle vor (Cotunnia Monticelli Miner. Ves. 47, Cotunnit), die vor dem Löthrohr leicht ſchmelzen, die Kohle weiß beſchlagen, aber zugleich einen Bleirauch geben. Wahrſcheinlich Sublimation von Chlorblei, das ſich bei dem großen Ausbruch 1822 am Veſuv erzeugt, aber mit dem dortigen Hornblei nicht zu verwechſeln iſt.

425II. Cl. Saliniſche Erze: Salzkupfererz.

Mendipit aus den Mendip-Hügeln bei Churchile in Sommerſetſhire iſt Pb C̶l + Ṗb2. Strohgelbe derbe Stücke mit zwei deutlich blättrigen Brüchen, welche eine rhombiſche Säule von 102° 27′ bilden, Demant - glanz, Gew. 7, H. = 2 3. Kommt auch neuerlich in weißen derben blättrigen Stücken zu Brilon in Weſtphalen vor. Davon verſchieden iſt der

MatlockitPb C̶l + Ṗb (Rammelsberg Pogg. Ann. 85. 144) auf alten Halden von Cromfort bei Matlock ſparſam gefunden. Er hat nur einen deutlich blättrigen Bruch, und es könnten nach G. Roſe reguläre ſechsſeitige Tafeln ſein.

Das Chlorblei ſchmilzt bekanntlich leicht mit Bleioxyd zuſammen, und zwar in den verſchiedenſten Verhältniſſen, dahin gehört unter anderen das Caſſeler Gelb Pb C̶l + Ṗb7, eine ſtrahlig blättrige gelbe Maſſe.

6. Salzkupfererz Wr.

Dombey brachte aus den Bergwerken von Copiapo einen grünen Streuſand mit, welchen Blumenbach Atacamit nannte, weil ihn die Indianer in der Wüſte Atacama gefunden haben wollten (Mémoir. de l’Academ. des Sc. Par. 1786 pag. 153). Schon Vauquelin wieß darin die Salzſäure nach, daher Cuivre muriaté. Smaragdochalcit Hausmann. Beſonders ſchön und kryſtalliſirt ſind die mit Ziegelerz vorkommenden von Los Remolinos, es ſind 2gliedrige Oblongoktaeder ooll mit 112° 20′ und 105° 40′ in der rhombiſchen Baſis, die Endecke durch einen etwas blätt - rigen Bruch P abgeſtumpft.

Die Farbe der Kryſtalle öfter innen eigenthümlich ſchwärzlich grün, während die Oberfläche eine Kruſte von prachtvollſtem Smaragdgrün überzieht, das auch ſtellen - weis durch das Schwärzliche in’s Innere zieht. H. = 3 4, Gew. 4,4.

Vor dem Löthrohr färbt es die Flamme prachtvoll

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blau und grün, das Blaufärben iſt Folge von Chlorgehalt. 3 Ċu Ḣ̶ + Cu C̶l, nach Klaproth Beitr. III. 196 73 Ċu, 17 Ḣ̶, 10 Salzſäure. In der Algodon Bai (Bolivia) bricht es in ſolcher Menge, daß es von dort nach England und Hamburg eingeführt und verhüttet wird. Denn an jener Küſte, wo es nie regnet, fehlt es gänzlich an Holz. Die Grube Atakamia ſteht 200′ tief faſt ganz in dieſem Erz. Das Meerwaſſer hat ohne Zweifel zur Bildung beigetragen. Der aerugo nobilis auf Aegyptiſchen Antiken ſoll öfter Chlorkupfer enthalten. In den Laven des Veſuv’s und Aetna findet man öfter ſmaragdgrüne Nadeln und Anflüge.

Das künſtliche Kupferchlorür Cu2 C̶l iſt weiß, Mitſcherlich ſtellte es in beſtimmbaren Tetraedern dar, die ſich im Sonnenlicht bläulich färben (Pogg. Ann. 49. 401).

EiſenchloridFe2 C̶l3 kommt öfter in den Vulkanen vor, es hat eine braunrothe Farbe. Gewöhnlich ſoll es mit Salmiak verbunden ſein, die Farbe verläuft dann in’s Pommeranzen - bis Schwefelgelbe. Wo am Veſuv und Aetna Fumarolen hervorbrechen, finden ſich dieſe Farben häufig, welche man nicht mit Schwefel verwechſeln darf.

426II. Cl. Saliniſche Steine: Steinſalz.

7. Steinſalz.

Sal Plinius 31. 39, Strabo’s ἅλσ ὀρυκτός; Muria Plin. 31. 40, Na - türliches Kochſalz Wr. Soude mouriateé, Sel gemme. Vorzugsweis Salz genannt.

Reguläres Kryſtallſyſtem: der Würfel zeigt darin deutliche und darſtellbare Blätterbrüche. Solche ſpäthige Salzblöcke kommen in bedeutender Größe vor. Die Würfelform ſelbſt findet ſich ausgezeichnet ſchön (Hallein) und groß (Wieliçka), allein andere Flächen ſind ſelten. Schon Hauy erwähnt, daß wenn man es in friſchem Urin kryſtalliſiren läßt, Oktaeder entſtänden, ich habe auf dieſe Weiſe ſchöne Granatoeder bekommen, die aber verwittern. Eigenthümlich ſind die trichter - oder treppenförmigen Kryſtalle, welche in den Salzpfannen bei ſtarkem Exwärmen entſtehen: es ſind lauter kleine Würfel, die ſich parallel über einander lagern. Die Trichter gleichen zwar einem halben Oktaeder, das aber gegen die Würfelkanten die Lage der Granatoederflächen hat, daher nicht mit dem regulären Oktaeder verglichen werden kann. Bei Berchtes - gaden kommen in den rothen Thonmergeln des Salzgebirges ringsum ge - bildete verſchobene Würfel mit eingedrückten Flächen vor, die in allen ihren Einzelnheiten den Würfeln unſerer Keuperſandſteine (kryſtalliſirter Sandſtein, Dr. Jäger Denkſchriften Aerzt. Naturf. Schwabens I. 293) und Keupermergel gleichen. Letztere mögen daher wohl Afterkryſtalle von Steinſalz ſein (Haidinger Pogg. Ann. 71. 247).

Süß ſalziger Geſchmack, etwas ſpröde, Härte = 2, Gewicht 2,25. An der Luft wird es leicht feucht, wegen eines Gehaltes an Chlor - magneſium und Chlorcalcium, die aus der Luft Waſſer anziehen. Das reine Salz iſt farblos, kommt aber häufig grau durch Thon, oder roth durch Eiſenoxyd vor. Ja im Salze von Cordona ſoll die rothe Farbe von Monaden und Bacillarien herrühren, die auch den unterliegenden Thon erfüllen (Pogg. Ann. Ergänzungsb. 51. 525). Selbſt das faſrige violette (Hallein) und das prachtvolle blaue, welches in ſchönen Wolken das farbloſe und weiße Salz durchzieht (Hallſtadt, Hall in Tyrol), ſoll ſeine Farbe dem Bitumen danken.

Diatherman pag. 127, von 100 Wärmeſtrahlen läßt es 92 durch, und da man es wegen ſeines Blätterbruchs leicht in großen Platten ge - winnen kann, ſo iſt es in dieſer Hinſicht von hohem Intereſſe, namentlich auch wichtig für Linſen, um ſchwache Wärmeſtrahlen zu ſammeln.

Das kryſtalliniſch ziemlich grobkörnige Kniſterſalz von Wieliçka enthält nach Dumas (Pogg. Ann. 18. 601 ) Waſſerſtoff eingepreßt, was ſich in kleinen Höhlungen befindet. Wirft man nur ganz kleine Stücke davon in eine große Schüſſel mit Waſſer, ſo entſteht von Zeit zu Zeit ein ganz unerwartet ſtarkes Knacken: das gepreßte Gas entweicht, und erzeugt zuweilen auch Bewegungen im Waſſer. Beim Zerſchlagen riecht es ſtark bituminös, weil auch Kohlenwaſſerſtoff ſich dabei findet. Auch bei Hallſtadt ſoll vorkommen.

Vor dem Löthrohr in der Pincette ſchmilzt es ſehr leicht und hängt in großen Proben wie Waſſertropfen hinab, die beim Erkalten zu vielen kleinen Würfeln kryſtalliſiren. Es decrepitirt nicht, während das treppen -427II. Cl. Saliniſche Steine: Steinſalz.förmig gebildete Kochſalz ſtark verkniſtert, weil daſſelbe viele Bläschen von Mutterlange einſchließt. H. Roſe (Pogg. Ann. 48. 354) folgert daraus, daß das Steinſalz nicht auf naſſem Wege ſich gebildet habe. Kryſtalliniſches Salz zeigt Lamellarpolariſation. Da es im Waſſer leicht löslich iſt, ſo kann es ſich in kleinen Mengen nur halten, wo Waſſer - zutritt fehlt. An der Amerikaniſchen Weſtküſte z. B. in der Algodon-Bai, wo es nie regnet, verkittet Salz die Dolomit und Porphyrbreccien. Es ſcheint hier noch vom Meeresrückzuge ſich erhalten zu haben, v. Bibra, Reiſe in Südamerika II. 185.

Na C̶l mit 60,34 C̶l, 39,66 Natrium. Das Salz verflüchtigt ſich bei der Rothglühhitze, doch nicht ſo leicht als Chlorkalium. Daher pflegt das Vulkaniſche Salz Kaliumreicher zu ſein, als Meer - und Steinſalz. Vogel fand zuerſt das Kalium im Steinſalz von Berchtesgaden (Gilberts Ann. 64. 159). Chlormagneſium und Chlor - calcium häuft ſich in unregelmäßigen Höhlungen im Salze von Cheshire (Pogg. Ann. 18. 606) an. Das Jod hat Fuchs im Steinſalz von Hall in Tyrol erkannt, außerdem ſind die Quellen von Sales, Halle, Rehme, Kreuznach ꝛc. durch ihren Jodgehalt berühmt. Brom findet ſich noch häufiger, namentlich auch in den Württembergiſchen Solen (Fehling, Württ. Jahreshefte 1848. 18), im Engliſchen Steinſalz ꝛc. Des Salz - thones, Gypſes und anderer ſchwefelſaurer Salze nicht zu gedenken. Alle dieſe fremdartigen Beimiſchungen geben dem Steinſalz einen Nebenge - ſchmack, beim Sieden bleiben ſie jedoch in der Mutterlauge zurück, da - runter auch Brom und Jod.

Das Salz iſt in kaltem wie in warmem Waſſer gleich löslich, bildet inſofern eine merkwürdige Ausnahme von der Regel. 3,7 Waſſer nehmen 1 Theil Salz auf. 100 Theile Sole können daher 27 Theile Salz enthalten. So reich ſind die Waſſer unſerer Bohrlöcher auf Salz, die natürlichen Salzquellen pflegen ärmer zu ſein, ſie haben weniger Grade, wie man zu ſagen pflegt: Halle in Sachſen 21 Grad, Schönebeck 11,5°, Kreuznach an der Nahe 1,5°, was man kaum noch ſchmeckt. Die ſchwachen Solen müſſen daher der Holzerſparniß wegen durch Luftverdunſtung gradirt werden: die Schönnebecker Gradierwerke, aus Dornen aufgerichtet, waren früher 6000′ lang, 50′ hoch und 8′ breit. Bei gewöhnlicher Temperatur kryſtalliſirt das Chlornatrium ohne Waſſer, es unterſcheidet ſich dadurch vom Na B̶r, welches bei + 30°, und vom Na , das bei 40° 50° ſich ohne Waſſer in regulären Würfeln ausbildet. Beide letztere Salze nehmen viel - mehr bei gewöhnlicher Temperatur 4 Atom. Ḣ̶ auf, was das Chlornatrium erſt unter 10° thut (Mitſcherlich Pogg. Ann. 17. 385), es bilden ſich dann 2 + 1gliedrige Kryſtalle von Na C̶l + 4 Ḣ̶ (Hy - drohalit) in Tafeln M = a: b: c 118° 32′, Schiefendfläche P = a: c: b macht vorn in P / M 109° 48′, ein hinteres Augitpaar b = a': c: ½b in der Mediankante 123° 45′, g = b: a: c ſtumpft die ſcharfe Säulenkante ab, ein vorderes Augitpaar e = a: c: ½b in der Diagonalzone von

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P bildet in P / e 149° 47′. In ſtrengen Wintern bilden ſich ſolche Kry - ſtalle in den großartigen Solenleitungen, welche im Salzburgiſchen über Berg und Thal ſetzen, um die Sole in holzreichere Gegenden zu führen. 428II. Cl. Saliniſche Steine: Steinſalz.Soll das Seewaſſer gefrieren, ſo muß ſich das Salz vorher ausſcheiden, darauf beruht die Gewinnung des Seeſalzes in kalten Zonen (Bottniſchen Meerbuſen), hier muß alſo das Salz unter Umſtänden auch 2 + 1gliedrig werden. Wrangel fand Meerſalz (Raſſòl) auf dem Polareis in der Ge - gend von Neu-Sibirien ausgeſchieden (Reiſe längs der Nordküſte von Sibirien und auf dem Eismeer, herausgegeben von Engelhardt II. 256), das ſollte füglich dieſe Form haben.

Vorkommen. Das Salz findet ſich ſtets in Geſellſchaft von Salz - thon und Gyps (Anhydrit) unter Verhältniſſen, die es faſt außer Zweifel ſetzen, daß es Niederſchläge ausgetrockneter Meere waren. Denn be - kanntlich verſalzen alle Meere und Seen ohne Abfluß. Ein Beiſpiel iſt das Todte Meer, und der durch viele Reiſende bekannt geworden Elton - ſee (Altan Nor goldne See) auf der linken Seite der untern Wolga. Dieſer obgleich nur 3 Meilen lang, 2 $$\frac{1}{4}$$ Meile breit, und ſo flach, daß man überall durchwaten kann, liefert dennoch den Ruſſen alljährlich 4 Millionen Pud des beſten Salzes. Die Chariſacha Sommer’s mit 4 p. C. Na C̶l bildet den Hauptzufluß, und ſpeißt den See hauptſächlich mit Salz: die oberſte 1 2 Zoll mächtige Schicht beſteht aus ſchneeweißen Würfeln, im innern des Sees wird dieſe Schicht oft 5 Zoll dick, man hebt ſie mit langen Stangen auf, wäſcht ſie ab und führt ſie auf Kanälen an’s Ufer. Aber nur Sommer’s erzeugen ſich dieſe Niederſchläge, im Herbſt und Winter tritt dagegen Chlormagneſium an die Stelle. Dieſes iſt namentlich im warmen Waſſer viel löslicher als im kalten, während Wärme auf die Kochſalzlöſung keinen Einfluß übt. Sommer’s wird alſo alles Chlormagneſium gelöſt, nur Steinſalz ſchlägt ſich nieder, im Herbſt und Winter dagegen ſchlagen ſich die Magneſiaſalze nieder, und es iſt mehr Salz im Waſſer, das überhaupt einer förmlichen Salzlake mit 30 p. C. feſten Theilen gleicht. So iſt es möglich, daß das gewonnene Salz 98,8 p. C. reines Na C̶l und nur 0,13 p. C. Mg C̶l enthalten kann. Und wenn man dann bedenkt, daß in dieſem kleinen See die über einander geſchich - teten Salzlager, von einander durch dünne Schlammniederſchläge getrennt, ſich 14 Fuß tief in den Boden verfolgen laſſen (G. Roſe Ural. Reiſ. II. 261), ſo ſind das ſchlagende Analogien für die Bildung unſerer Salz - gebirge.

An die Tagesoberfläche tritt der Salzſtock nur ſelten. Der berühm - teſte Punkt in Europa, welchen ſchon Plinius 31. 39 erwähnt, liegt bei Cardona in Catalonien: jener Salzfelſen iſt 550′ hoch, hat eine Stunde Umfang, und gleicht einem Gletſcher mit ſeinen Pyramiden und Hörnern des reinſten Salzes. Obgleich vegetationsleer, ſo dürften dennoch nach Cordier die Berge in 100 Jahren durch den Regen kaum 4⅔ Fuß er - niedrigt werden (Leonhard Taſchenb. Min. 1821. 80). Die Salzbrüche am Ilek bei Orenburg, welche den Ruſſen jährlich 700,000 Pud liefern, liegen ſchon jenſeits des Uralfluſſes auf Aſiatiſcher Seite. Zu den groß - artigſten unterirdiſchen Strecken gehören die von Wieliçka am Rande der Karpathen ohnweit Krakau, eine wahrhaft unterirdiſche Stadt, zu welcher eine breite Wendeltreppe führt. Wollte man die Baue alle durchſchreiten, ſo müßte man 86 deutſche Meilen machen. Das Salz ſtellenweis 1200′ mächtig. Davon wird jährlich 1 Million Centner gewonnen, theils ſo reines, daß es kaum Spuren von Chlormagneſium zeigt, und geſtoßen429II. Cl. Saliniſche Steine: Steinſalz.als beſtes Tafelſalz dient. Der Reichthum ſetzt nicht blos den Karpathen entlang, nach Siebenbürgen bis nach Okna in der Wallachei fort, ſon - dern wiederholt ſich auch in den öſtlichen Alpen, woher Salzburg ſeinen Namen hat (Hallſtadt, Iſchl, Hallein), Hall in Tyrol, Berchtesgaden in Oberbayern und endigt bei Bex im Canton Waadt. Ueberall wird es zum Theil durch großartigen Bergbau gewonnen. Der vielen Salz - quellen wie Reichenhall, wo die reichſte Sole in Strömen hervorfließt, nicht zu gedenken. Die Formation dieſes Alpiniſchen Salzes läßt ſich zwar nicht ſicher beſtimmen, allein ſie ſcheint doch wenigſtens unter dem Lias zu liegen. In den nördlichen Vorlanden der Alpen gehört das Salz mit Sicherheit der großen rothen Sandſteinformation zwiſchen Steinkohlen - und Liasgebirgen an. Lange hat man zu Sulz am Neckar einen ärmlichen Bergbau darauf getrieben, bis die reichen Lager im Frühjahr 1816 am untern Neckar bei Friedrichshall in 475′ Tiefe mitten im Muſchelkalke erbohrt und 1826 oberhalb Hall am Kocher (Wilhelmsglück) durch Berg - bau aufgedeckt wurden, darunter ſehr ſchöne cubiſch blättrige Stücke, mit noch nicht ½ p. C. fremdartiger Theile. An der Seille bei Vic in Lo - thringen lagert das Salz in der Lettenkohlenformation. Reich und alt ſind die Salzwerke von Halle an der Saale, die ganze Umgegend über Muſchelkalk gelegen hat kaum einen Brunnen, der nicht ſalzig ſchmeckte, ein einziger von Salza bei Schönebeck liefert ſoviel Sole, daß daraus jährlich 600,000 Ctr. Salz gewonnen wurden, ja bei Frankenhauſen dringen aus den Gypsbergen Thüringens der Salzquellen ſo viele hervor, daß man glaubt, ganz Deutſchland laſſe ſich aus ihnen mit Salz ver - ſehen. Dennoch wurde erſt am 25ten November 1837 in 986′ Tiefe im Zechſtein von Artern das erſte Stück Salz im Preußiſchen Staate erbohrt. England hat ſeinen großen Salzſchatz zu Nortwich bei Liverpool ebenfalls im Newredsandston über der Steinkohle, die zahlreichen Gruben ſtehen über 60′ im reinen Salzfelſen, und das ſpäthige hält 98,3 Chlornatrium. In Nordamerika haben die Salzquellen am Ohio, die Onondaga Salt Group zwiſchen Michigan - und Huron-See mit Gyps und Solquellen, die ſalzführenden Schichten von New-York mit den hohlen vierſeitigen Pyramiden (ſogenannte hoppers) ꝛc., merkwürdiger Weiſe ihren Sitz unter der Steinkohlenformation im Uebergangsgebirge. Am Huallaga in Süd - amerika hat Pöppig (Reiſe in Chili, Peru und auf dem Amazonenſtrom II. 311) die prachtvollen Salinas de Pilluana beſchrieben und abgebildet: in - digoblaue, roſenrothe und weißliche wohlgeſchichtete Salzfelſen ſteigen in Pyramiden und Kugeln unmittelbar neben dem Spiegel des gewaltigen Stromes empor. In Aſien ſind die obern Gegenden des Indus (Plinius 31. 39) berühmt, wo bei Karabagh der ſüße Strom die Salzkette durch - bricht (Ritter Aſien 7. 95), große Steinbrüche im rothen Boden geben hier gewaltige Blöcke von Steinſalz.

Varietäten, 1) Blättrig bricht es in großen Cubiſchen Stücken, worin man öfters Blaſen ſieht; 2) körnig ſind bei weitem die meiſten Maſſen, das Korn iſt häufig grob; 3) faſrig, erinnert an die Faſer des Gypſes, und durchſchwärmt in ganz ähnlicher Weiſe den Salzthon. Unkryſtalliniſch dicht und mehlig pflegt es nur in Folge ſecundärer Nieder - ſchläge zu ſein.

Sylvin (Sal Sylvii) nannte Beudant das Salz, welches ſich in430II. Cl. Saliniſche Steine: Salmiak.Vulkanen ſublimirt, es ſoll am Veſuv öfter aus reinem K C̶l beſtehen, was bekanntlich flüchtiger und iſomorph mit Steinſalz iſt. 1822 warf der Veſuv eine ſolche Menge aus, daß die benachbarten Dörfer damit ihren Hausbedarf befriedigten, bis die Zollbehörde es in Beſitz nahm. Laugier fand darin 62,9 Na C̶l und 10,5 K C̶l, Biſchof in einem vom 5. Febr. 1850 53,8 K C̶l und 46,2 Na C̶l. Auch in Hochöfen ſoll es ſich bilden. Woraus folgt, daß keine ſcharfe Trennung zwiſchen dem Kalium - und Natriumſalze ſtattfindet, aber daß man auch das Steinſalz wegen ſeines geringen Gehaltes an Kalium nicht als Feuerprodukt anſehen darf.

ChlorcalciumCa C̶l bildet ſich nach Hausmann als mehliger Beſchlag auf dem Gypſe von Lüneburg, dem Muttergeſteine der Boracite.

8. Salmiak.

Soll zuerſt durch Armeniſche Kaufleute aus der Hohen Bucharei in den Handel gebracht ſein, daher Sal ammoniacum (verſtümmelt aus Sal armeniacum) genannt. Bei Agricola Salarmoniak. Indeß nennt Plinius 31. 39 ſchon ein Hammoniacum nach dem Tempel des Jupiter Ammon, und da in Aegypten die Salmiakbereitung aus Kameelmiſt uralt iſt, ſo könnte das den Namen erzeugt haben. Bergſalmiak Wallerius, Ammoniaque muriatée.

Regulär und ſcheinbar iſomorph mit Steinſalz. Der rohe Salmiak, welcher bei der Blutlaugenfabrication aus thieriſchen Subſtanzen gewonnen wird, iſt ſtark braun durch Brenzöl gefärbt, kryſtalliſirt aber in den pracht -

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vollſten Würfelzwillingen, die man überhaupt kennt. Ihre Subſtanz beſteht aus lauter Blättchen, die den Würfelflächen parallel gehen, daraus entſteht ein Perl - mutterglanz auf den Flächen, welchen man für den Blätterbruch halten möchte. Schleift man ſie ſenkrecht gegen die Zwillingsaxe, ſo zeigt ſich ein dunkeles Kreuz, welches den drei Granatoederflächen entſpricht, die in der Zone der Zwillingsaxe liegen. Oft wiederholen ſich 6 8 Zwillings - individuen in einer Reihe übereinander, die aber alle parallel ſtehen.

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Bei der Sublimation der Steinkohlenbrände zu St. Etienne, Duttweiler ꝛc. entſtehen waſſerhelle Leucitoeder l = a: a: ½a, die man mit dem Amalcim der Cyclopiſchen Inſeln pag. 283 verwechſeln könnte. Auf - fallender Weiſe zeigen dieſelben Neigung zur Hemiedrie, indem ſich von den Granatoeder -

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flächen g nur Zwei mit einer Quadratiſchen Säule hinzu - geſellen. Ja Nöllner in Hamburg (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 50. 11) hat neben der Darſtellung des Leuchtgaſes Salmiakkryſtalle erhalten, die eine höchſt merkwürdige hemie - driſche Gyroedrie pag. 69 und 76 haben. Es ſind lange Trapezoeder, in ihren Endkantenwinkeln von 35° 8′, da dieſe das Supplement von 144° 52′ bilden, welcher Winkel dem gebrochenen Oktaederwinkel des Leucitoeders a: a: ⅓a an -431II. Cl. Saliniſche Steine: Salmiak.gehört, ſo wird der Körper daraus entſtanden ſein. Stellen wir nämlich ein Leucitoeder nach ſeiner 4gliedrigen Axe cc aufrecht, und denken das obere Oktaeder o uns verſchwinden, ſo bilden die übrigen 8 einen 4kantner, deſſen geſtrichelte Flächen einem Trapezoeder angehören. Neu - mann hat die Sache genau unterſucht, auch noch ein Trape - zoeder von a: a: ⅖a nachgewieſen, und zwar ſo, daß an einem Ende das Trapezoeder a: a: ⅓a = t, am andern das a: a: ⅖a = q herrſcht. Auch Abſtumpfungen der Endkanten des Trapezoeders t / t kommen vor, welche einem Trapezoeder vom Leucitoeder l = a: a: ½a entſprechen. Eine Oktaedriſche Zuſchär -

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fung des Endes gehört ebenfalls dem gewöhnlichen Leucitoeder o = a: a: ½a an, was weſentlich dafür zu ſprechen ſcheint, daß dieſe merk - würdigen Körper nicht dem wirklich 4gliedrigen Syſteme, ſondern einer Theilflächigkeit des regulären Syſtems angehören, welche ſich gyroedriſch gruppirt. Ja Wöhler hat einmal (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 50. 310) ſcharfe meßbare Rhomboeder von 67° 7′ bekommen, die dem untern Rhom - boeder des Leucitoeder a: a: ¼a in ſeiner 3gliedrigen Stellung angehören, deren Endkanten durch einen Dreikantner zugeſchärft werden, welche vom Pyramidenwürfel a: ⅓a: a abzuleiten ſind. Eine kleine Projektion macht die Sache ſogleich klar.

Für ein ſo klares Salz auffallend mild, ſtechend ſalziger Ge - ſchmack, H. = 1 2, Gew. 1,6. 4 C̶l in Waſſer leicht löslich, und verflüchtigt ſich vollſtändig im Kolben, ſetzt ſich aber unverändert wieder ab. Mit Soda ſtarken Ammoniakgeruch. Concentrirte Löſungen von Salmiak löſen heiß die Beryllerde, worauf das beſte Trennungsmittel von der Thonerde beruhen ſoll (Dr. Weeren Pogg. Ann. 92. 101) pag. 262.

Wegen ſeiner Löslichkeit hält es ſich im Freien nicht, obgleich es ſich bei Kohlen - und Erdbränden durch Sublimation leicht bildet, da Ammoniak beſonders in den Steinen des Flözgebirges ſehr verbreitet iſt, wie der Geruch der Stinkſteine, Belemniten, Solnhoferſchiefer ꝛc. deutlich genug zeigt. Wahrſcheinlich haben die Sublimationen in Vulkanen auch nicht einmal im Erdinnern ihre Ammoniakquelle, Bunſen meint ſogar (Erd - mann’s Journ. prakt. Chem. 56. 55), daß der Salmiak erſt außerhalb der Vulkane erzeugt werde, indem die Salzſäure auf die Vegetation einwirke. Doch entſteht am Veſuv und Aetna öfter ſoviel, daß ein kleiner Handel damit getrieben wird, und die Umwohner des Vulkans von Turfan (Hot - ſcheou) und Kutſche (Pe-Schan) in Hochaſien müſſen ſogar dem Kaiſer von China ihren Tribut damit zahlen. Es ſollen rauchende Solfataren von mehreren Stunden Durchmeſſer ſein, welche das weiße Salz fortwährend bilden. Mit Eiſenchlorid pag. 425 gefärbt färbt er die Laven pommeranzengelb. Früher verſah Aegypten, wo er ſeit alter Zeit aus Kameelmiſt bereitet wird, ganz Europa mit dieſem wichtigen Arzneimittel, gegenwärtig hat man viel Mittel ihn darzuſtellen, doch da er auch in der Färberei, beim Löthen und Verzinnen, beim Goldſchmelzen ꝛc. An - wendung findet, ſo koſtet der Ctr. immerhin noch über 80 fl. Vergleiche auch den Mascagnin.

Die Würfelform der Kryſtalle kommt bei einer Reihe von künſtlichen Salzen vor, die in ihrer Conſtitution große Aehnlichkeit haben. Wie Salz, Salmiak, Chlorkalium, hat auch Chlorlithium L C̶l Würfel vom Geſchmack432II. Cl. Saliniſche Steine: Salpeter.des Kochſalzes. Jodnatrium, Jodkalium, Bromnatrium, Bromkalium, Fluornatrium, Fluorkalium, Cyankalium, Jodammonium ꝛc. treten alle würfelig auf. Platinſalmiak und Iridſalmiak ſind wenigſtens regulär. So ließe ſich die Sache noch weiter ausdehnen.

Nitrate.

Das Radical der Salpeterſäure (˙˙˙˙˙) iſt Stickſtoff. Wenn es ſchon beim Salmiak unwahrſcheinlich war, daß der Stickſtoff aus dem Erdinnern ſtamme, ſo iſt es bei der Salpeterſäure noch unwahrſcheinlicher, da ihre Salze immer nur als Ausblühungen oder in oberflächlichen Erdſchichten eine Rolle ſpielen. Nicht blos Pflanzen und Thiere erzeugen Stickſtoff - verbindungen, ſondern auch der Blitz kann auf direktem Wege den Sauer - ſtoff und Stickſtoff der Luft miteinander verbinden. Zwar fördern auch die heißen Quellen (Aachen, Wildbad, Wisbaden ꝛc.) Stickſtoff als Gas, oder gar in Verbindungen, die man nach einer Quelle bei Barège in den Pyrenäen Barègine genannt hat, wodurch heiße Quellen überhaupt etwas nach Fleiſchbrühe riechen und ſchmecken ſollen. Allein das ließe ſich leicht durch Eindringen der Tagewaſſer erklären.

1. Salpeter.

Darunter verſteht man vorzugsweiſe den Kaliſalpeter ˙˙˙˙˙. Die Alten und noch Agricola begreifen ihn unter Nitrum, Potasse nitratée. Den künſtlichen bekommt man aus ſchönen Kryſtallen, daher legte ſchon Linné ein beſonderes Gewicht auf ſeine Kryſtalliſationskraft, und nannte den Quarz Nitrum quartzosum.

Zweigliedrig wie Arragonit pag. 348. Eine geſchobene Säule M = a: b: c macht 119°, deren ſcharfe Kante durch h = b: a: c gerade abgeſtumpft wird. Beide ſind etwas blättrig, und gleichen regulären ſechsſeitigen Säulen, wie ſie Hauy und ſeine Vorgänger nahmen. Als Zuſchärfung herrſcht gewöhnlich i = c: ½b: a 71° in der obern Kante, kommt dazu noch das Oktaeder o = a: b: c, ſo hat die ſcheinbar reguläre ſechsſeitige Säule auch noch ein ſcheinbares Dihexaeder io zur Endigung aber mit 4 + 2 Endkanten: i / o = 132° 28′, und o / o = 131° 27′. Daraus folgen die Axen 〈…〉 , lga = 9,92445, lgb = 0,15430. P = b: c: a 109° 56′ liegt gewöhnlich klein über i, x = b: ½c: a, z = b: 4c: a, f = a: b: ½c. Auch die Zwillinge haben die Säulenfläche M gemein und liegen umgekehrt.

Die optiſchen Axen (Pogg. Ann. 50. 376) liegen wie beim Arragonit in der Axenebene b c, machen einen Winkel von 20′, welchen die Hauptaxe c halbirt. Schneidet man die Säulen ſenkrecht gegen die Axen, ſo bekommt man in der Turmalinſcheere Lemniscaten zu Geſicht. Da durchſichtige Stücke ſehr leicht zu erwerben und zu ſchleifen ſind, ſo iſt Salpeter in dieſer Beziehung vortrefflich.

Der Querbruch der Säulen zeigt einen eigenthümlichen ſtarken Fett -433II. Cl. Saliniſche Steine: Salpeter.glanz, Härte = 2, Gew. 1,9. Geſchmack ſcharf bitterlich kühlend. Kryſtalle in die Hand genommen zeigen am Ohr ein auffallendes Kniſtern. Auf Kohle ſchmilzt er anfangs wie Eis, ſo bald aber die Kohle glühend wird, verpufft er wie Pulver. In 2 Theilen heißen und 3 Theilen kalten Waſſers löslich. Die Kryſtalle haben viele Höhlungen, welche Mutter - lauge einſchließen. Durch Schmelzen nimmt die Maſſe daher auch ein kleineres Volumen ein.

Der Salpeter erzeugt ſich blos auf der Erdoberfläche in flockigen oder mehligen Anflügen, in warmen Gegenden mehr als in kalten, beſonders wenn der Boden mit organiſchen Theilen angeſchwängert iſt (Kuh - und Pferdeſtälle). Man legt daher auch künſtliche Salpeterplantagen an. In den Gangesebenen kann der Boden ſtellenweis bis auf 150′ Tiefe aus - gelangt werden, im Tirhut, am Norduferlande der Ganges-Mittelſtufe bis zu der Vorkette des Himalajah zerfrißt der wollige Mauerſalpeter alle Häuſer bis zum Dach hinauf, ſo daß die Ausfuhr von Indien jährlich über 2 Mill. Centner betragen haben ſoll. Die Ebenen der untern Wolga, von Ungarn, Arragonien ſind nicht ſo reich. Doch finden ſich namentlich in Ungarn und Siebenbürgen Salpeterquellen, die bei ihrem Heraustreten alle Vegetation vertilgen, und in Pfützen zur trocknen Jahreszeit Salpeter auskryſtalliſiren. Der Salpeter frißt wie ein Schorf in die Wände der Felſen und Mauern, anfangs zeigt ſich nur ein runder Fleck, der immer weiter um ſich greift, die Maſſe lockert, und endlich zuſammengekehrt werden kann (Kehrſalpeter). Ein zweites eigenthümliches Vorkommen bilden die

Salpeterhöhlen, die faſt ausſchließlich dem Kalk - und Dolomit - gebirge angehören. Das erſte Aufſehen unter den Gelehrten erregte der Pulo bei Molfetta in Apulien, welchen Fortis 1783 entdeckte (Klaproth Beitr. I. 317). Dort bildet der Salpeter eine mehrere Linien dicke Kruſte auf weißem Kalkſtein, die abgenommen nach einigen Monaten ſich wieder erſetzt. Ceylon, Tejuco in Braſilien, und die Kalkſteine im Miſſuri und Miſiſippi Gebiet haben ähnliche Vorräthe. Bernhardushöhle bei Homburg in Franken.

Die Schwierigkeit der Frage dreht ſich allein darum, woher kommt die Salpeterſäure, und man muß hier noch mit Humboldt (Gilbert’s Ann. I. 513) die Vermuthung hegen, daß die Hauptquelle in der atmos - phäriſchen Luft liege. Daher iſt denn auch beſonders an Mauern und in Aeckern der Kaliſalpeter gemiſcht mit

KalkſalpeterĊa ˙˙˙˙˙ + Ḣ̶ (Mauerſalpeter) beſonders an Mauern von Viehſtällen, zuweilen in kleinen haarförmigen Kryſtallen Shepard fand in den Höhlen von Kentucky 10 p. C. Waſſer darin, und

MagneſiaſalpeterṀg ˙˙˙˙˙ + Ḣ̶, die aber dann beide zur Dar - ſtellung des ächten Salpeter’s benützt werden können.

75 Theile Salpeter, 13 Kohle und 12 Schwefel geben das Schieß - pulver, mittelſt der Deſtillation mit Schwefelſäure erhält man die Salpeter - ſäure daraus. Gebrauch in der Arzneikunde, als Beizmittel von Schnupf - tabak, in der Färberei. Der Ctr. gereinigten Salzes koſtet 16 20 fl.

Quenſtedt, Mineralogie. 28434II. Cl. Saliniſche Steine: Natronſalpeter.

2. Natronſalpeter.

Im Handel nach ſeinem Fundort Chiliſalpeter genannt.

Rhomboedriſch wie Kalkſpath, die ſchönen künſtlichen Kryſtalle haben einen Endkantenwinkel von 106° 33′, ſie ſind deutlich blättrig, und zeigen ſtarke doppelte Strahlenbrechung, können alſo optiſch wie Kalkſpath an - gewendet werden. Gew. 2,1, Härte = 2. Gewöhnlich farblos.

Auf glühender Kohle weniger lebhaft verpuffend als Kaliſalpeter, wird von der Luft leicht feucht, iſt daher zur Pulverfabrikation nicht brauchbar. Beſonders ſchön in Körnern mit Sand gemiſcht am Chileniſchen Küſtenſtrich ſüdlich Tarapaca. In einer ganz oberflächlichen bis 8 Fuß mächtigen Schicht zwiſchen Thon mit gefärbten Muſcheln erſtreckt er ſich wohl 30 Meilen weit fort, und wird im Hafen von Iquique ausgeführt, hauptſächlich nach England und Frankreich für mehr als 1 Mill. Gulden jährlich. Da es an dieſer tropiſchen Küſte nie regnet, ſo iſt die Bildung aus dem Meere erklärlich (Leonhard’s Jahrb. 1853. 835).

An den ſcheinbaren Iſomorphismus unter Dimorphismus verſteckt zwiſchen ĊaC̈, ṄaN̶˙˙˙˙˙ und ˙˙˙˙˙, Bournonit und Rothgülden wurde oben ſchon erinnert pag. 136. Nach Frankenheim (Pogg. Ann. 40. 447) ſoll auch der Kaliſalpeter, beſonders aus der Weingeiſtlöſung in Rhomboedern von 106 · 36′ ſich bilden, die Rhomboeder liegen zwiſchen den zweigliedrigen Nadeln, und die Nadeln verzehren gewöhnlich die Rhomboeder.

Salpeterſaures BleiṖb ˙˙˙˙˙, Salpeterſaurer BarytḂaN̶˙˙˙˙˙, Salpeterſaurer StrontianṠr ˙˙˙˙˙, bilden ſich in ſehr ſchönen regulären Kryſtallen mit Oktaeder, Würfel und Pyritoeder. Das Pyritoeder tritt ſehr beſtimmt untergeordnet am Oktaeder in gleichſchenkligen Dreiecken auf.

Unter den künſtlichen Stickſtoffverbindungen zeichne ich nur die zwei ſo gewöhnlichen Blutlaugenſalze aus:

Das gelbe Blutlaugenſalz, Kalium Eiſencyanür 3 K Cy + Fe Cy, bildet ausgezeichnete 4gliedrige Tafeln, der blättrige Bruch der Gradendfläche c: a: a iſt ſo deutlich als beim Uranglimmer, das Oktaeder a: a: c hat nach Bunſen (Pogg. Ann. 36. 404) 97° 56′ in den Endkanten, und 136° 24′ in den Seitenkanten. Das nächſte ſtumpfere Oktaeder a: c: a iſt ſeltener und nicht ganz ſicher, ebenſo die 2te Säule a: a: c. Daher trifft man meiſt nur einfache Tafeln des Blätter - bruchs, an welchen das Oktaeder die Seiten unter gleichen Winkeln zu - ſchärft. Sehr leicht in den ſchönſten Kryſtallen aus Fabriken zu erlangen. Statt Kalium Ammonium geſetzt gibt dieſelben Formen.

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Das rothe Blutlaugenſalz, Kaliumeiſencyanid 3 KCy + Fe2 Cy3, kann man 2gliedrig ſtellen. Es bildet ganz eigenthümlich bauchige Säulen M = a: b: c von etwa 105° in der vordern Kante, die man an allen Kryſtallen wegen ihres eigenthümlich rundlichen Anſehens ſogleich wieder erkennt. Durch die etwas blättrige Abſtumpfung der ſcharfen Säulenkante b = b: a: c werden die Kryſtalle zuweilen tafelartig. Das Oktaeder o = a: b: c fehlt nie, auch iſt gern der Anfang eines Paares a: c: b vor - handen, ebenfalls mit ungefähr 105° in der Axe c. Kopp. (Einleit. §. 357) nimmt das Oktaeder o als zwei augitartige Paare, von denen435II. Cl. Saliniſche Steine: Blutlaugenſalz, Soda.der Winkel in der Mediankante vorn bei o 119° 28′, hinten bei o' 105° 4′ betragen ſoll. Das Anlegegoniometer zeigt keine ſolche bedeutenden Differenzen. Für die Orientirung iſt dieſer Unterſchied übrigens gleichgültig. Das Vorherrſchen der bauchigen Säule M findet zuweilen ſo Statt, daß ſich die Säulenflächen an beiden Enden allmählig zuſpitzen, und ſcheinbar ein bauchiges zweigliedriges Oktaeder bilden, wie der Calcit von Sangerhauſen. Wenn ſtatt Eiſen Mangan, Kobalt und Chrom kommt, ſo ändert das die Form nicht.

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Carbonate.

Vergleiche oben pag. 316 360. Hier nur die im Waſſer löslichen, welche künſtlich ſchöner gemacht werden können, als ſie in der Natur vorkommen.

Soda.

Ṅa + 10 Ḣ̶. War das Nitron des Herodot, womit die Aegyptier Monate lang ihre Leichen beizten, das Hebräiſche Neter, unſer Natron. Plinius 31. 46 beſchreibt die Gewinnung aus den Aegyptiſchen Natronſeen.

Die großen künſtlichen Kryſtalle der Fabriken bilden ſcheinbare Rhombenoktaeder PPMM, ähnlich dem Schwefel, mit abgeſtumpfter ſtumpfer Ecke l, allein nur die Kante P / P iſt durch die Schiefendfläche t abgeſtumpft, daher iſt es 2 + 1gliedrig (Pogg. Ann. 5. 369). Die Säule M / M = 79° 41′ hat vorn ihren ſcharfen Winkel, und der Medianwinkel der Augitpaare P / P = 76° 28′ iſt durch die Schiefendfläche t gerade abgeſtumpft, welche gegen Axe c ſich unter 57° 40′ neigt. Leider zerfallen die Kryſtalle ſehr leicht zu Mehl in Folge von Waſſerverluſt. H. = 1 2, Gew. 1,4.

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Vor dem Löthrohr ſchmilzt es in ſchwachem Feuer in ſeinem Kryſtall - waſſer, in dem zuletzt ein Sodamehl Ṅa + Ḣ̶, zurückbleibt. Die zu Mehl verwitterten Kryſtalle liefern die bekannte Soda zu Löthrohrverſuchen. Als waſſerfreie Efflorescenz wird ſie aus dem Thonſchiefer der Grube Neue Margarethe bei Clausthal aufgeführt.

Daher kommt ſie auch in der Natur meiſt nur als mehliger Beſchlag vor. Der altbekannte Fundort des Natrons ſind die Natronſeen in Unter - ägypten (Ritter Erdkunde I. 860) in einem ausgetrockneten Nilarm im Weſten des Deltalandes (Thal der Natronſeen), ein etwa 4 Stunde langer und ¼ Stunde breiter Winters 6′ tiefer Graben mit violettem Waſſer (großer Natronſee), das Waſſer verdunſtet und läßt die Soda in 4′ 5′ mächtigen Schichten fallen, gemiſcht mit 36 Na C̶l und 16 Ṅa S⃛. Der kleine Natronſee liegt eine Tagereiſe weſtlich Alexandrien. Aegypten führte 1820 gegen 200,000 Ctr. Soda aus. In Ungarn bedeckt ſich während der heißen Jahreszeit die Ebene von Debretzin mit blendend weißen Kryſtallnadeln, man glaubt ein Schneefeld zu ſehen. Auch in Vulkaniſchen Produkten finden ſich zuweilen. Wie die Aſche der Binnen -28*436II. Cl. Saliniſche Steine: Trona, Gayluſſit.pflanzen Kali, ſo liefert die der Strand - und Seepflanzen Soda. Gegen - wärtig wird viel aus Kochſalz und Glauberſalz dargeſtellt. In der Seifen - ſiederei und Glasfabrikation wichtig, Plinius 36. 65 erzählt: appulsa nave mercatorum nitri, cum sparsi per litus epulas pararent .... glebas nitri e nave subdidisse. Quibus accensis permixta arena litoris, translucentes novi liquoris fluxisse rivos, et hanc fuisse originem vitri.

2. Trona.

Ṅa2 3 + 4 Ḣ̶. Kommt unter dieſem arabiſchen Namen von Fezzan in den Handel, in Columbien heißt es Uroa, Klaproth Beitr. III. 83 nannte es ſtrahliges Natrum. Nach Haidinger (Pogg. Ann. 5. 367)

2 + 1gliedrig: eine geſchobene Säule n / n von 132° 30′, auf deren

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ſcharfe Kante der deutlich blättrige Bruch M gerade auf - geſetzt iſt, gegen Axe c 49° 25′ geneigt, T / n = 103° 45′, die rhomboidiſche Säule M / T 103° 15′.

Härte = 2 3, Gew. 2,1. Weiß, der Blätterbruch neigt zum Perlmutterglanz. Kommt in Platten vor, gegen welche die ex - centriſch ſtrahligen Blättchen quer ſtehen. Braust ſtark mit Säure, hält ſich aber an der Luft. In der Provinz Suckena zwei Tagereiſen von Fezzan als jüngeres Gebilde, ebenſo zu Lagunilla bei Merida in Colum - bien. Auch die Natronſeen in Aegypten erzeugen daſſelbe meiſt mit Zwi - ſchenlagen von Steinſalz, aus welchen die Mauern eines alten Kaſtells Quaſſer erbaut ſein ſollen, wozu ſich Soda unmöglich eignen würde. Schon Plinius 31. 39 ſagt, Gerrhis Arabiae oppido muros domosque massis salis faciunt, aqua ferruminantes. Die Darſtellung der künſtlichen Kryſtalle gelingt nicht immer, man bekommt ſie in Sodafabriken mehr durch Zufall (Pogg. Ann. 34. 160), auch kann man die natürlichen nicht umkryſtalliſiren laſſen.

Der Waſſergehalt der kohlenſauren Natronſalze iſt ſehr verſchieden, je nach der Temperatur, unter welcher ſie kryſtalliſiren:

Thermonitrit, prismatiſches Natronſalz Haidinger (Pogg. Ann. 5. 369 ) Ṅa + Ḣ̶, bildet ſich beim Abdampfen der geſättigten Löſung zwiſchen 25° 37° C (Pogg. Ann. 6. 87) in 2gliedrigen Tafeln M = a: b: c 96° 10′, die ſcharfe Kante durch b = b: a: c gerade abgeſtumpft, d = c: ½b: a 72° 10′ in Axe c, das Oktaeder o = a: b: c, auf M gerade aufgeſetzt. Soll ſich auch in warmen Gegenden bilden.

Ṅa + 5 Ḣ̶ (Pogg. 32. 303) bildete ſich in der Alaunfabrik zu Buxweiler im Elſaß zufällig, in hemiprismatiſchen Oktaedern .

Ṅa + 7 Ḣ̶ ſind luftbeſtändige 2gliedrige Oblongtafeln, kryſtalliſiren aus einer Löſung, die Natronhydrat enthält. Sind luftbeſtändig.

3. Gayluſſit Bouſſingault.

Natrocalcit. Findet ſich in großer Menge zu Lagunilla ſüdöſtlich Merida in Columbien über der Trona im Thon um und um kryſtalliſirt, Pogg. Ann. 7. 97.

Nach Phillips (Pogg. Ann. 17. 556) 2 + 1gliedrig: eine geſchobene437II. Cl. Saliniſche Steine: Schwefelſaures Kali.Säule M = a: b c bildet vorn 68° 50′, ſie ſoll etwas blättrig ſein; die Schiefendfläche P = a: c: b dehnt ſich gewöhnlich lang aus, macht vorn in P / M 96° 30′ und iſt 78° 27′ gegen die Axe c geneigt. Ein Augitartiges Paar o = a': c: ½b 110° 30′ in der Mediankante auf der Hinter - ſeite; ein Paar n = a: c: ¼b aus der Diagonalzone von P bildet über P 70° 30′; eine dreifach ſchärfere y = a': 3c: b. Alle dieſe Flächen ſtehen in einem ſchönen Deduktionsverhältniß, wie beim Feldſpath. H. = 2 3,

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Gew. 1,9. Friſch ſind ſie klar, nach ein Paar Monaten verlieren ſie aber Kryſtallwaſſer und werden trüb.

Ṅa + Ċa + 5 Ḣ̶ mit 33,8 kohlenſaurem Kalk.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er leicht zu trüber Perle, im Waſſer löst ſich das Natronſalz, und der Kalk bleibt zurück, daher iſt er zu After - kryſtallen beſonders geeignet.

Calcit von Oberndorf bei Sangerhauſen in Thüringen beſteht aus trüben weißen Kryſtallen, die man für blättrige Rhombenoktaeder nehmen kann, ähnlich den Mißbildungen des rothen Blutlaugen - ſalzes pag. 435. Sie ſind auch in Unaarn und Schleswig vor - gekommen und enthalten nach Karſten 94,4 Ċa . Man ſah ſie als Gayluſſit an, der ſein kohlenſaures Natron und Kryſtallwaſſer abgegeben hat.

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Sulphate.

Die waſſerbeſtändigen ſchwefelſauren Salze haben wir pag. 360 378 aufgeführt. Die ſchweflige Säure und Schwefelſäure ſpielt aber in Vulkanen und bei Zerſetzungsprozeſſen der Schwefelmetalle noch eine be - deutende Rolle, wodurch eine Reihe von Salzen erzeugt wird, die jedoch meiſtens die Schönheit der künſtlichen nicht erreichen. Mitſcherlich (Pogg. Ann. 18. 168) hat gezeigt, daß beſonders die Selenſäure S⃛e, Chromſäure C⃛r und Manganſäure M⃛n iſomorph mit Schwefelſäure ſei.

1. Schwefelſaures Kali, S⃛.

Arcanit und Glaſerit, denn es iſt das Arcanum duplicatum oder das Sal polychrestum Glaseri der alten Chemiker, was man in ſo ſchönen künſtlichen luftbeſtändigen Kryſtallen bekommt, und das als große Selten - heit in dünnen Kruſten die Laven des Veſuvs von Zeit zu Zeit überzieht, Potassa Solfata Covelli Miner. Vesuv. 316. Bei der Bereitung der Sal - peterſäure, Eſſigſäure und engliſchen Schwefelſäure wird es als Neben - produkt bekommen.

2gliedrig mit auffallend diheraedriſchem Typus, wie der Witherit: M = a: b: c 120° 24′, h = b: a: c ſtumpft die ſcharfe Säulenkante ab, und iſt blättrig, was ſich beim Zerſprengen mit dem Meſſer erkennen läßt. Das Oktaeder o = a: b: c nebſt dem Paare i = c: ½b: a, mit 67° 38′ in Axe c, bilden eine ſcheinbar dihexaedriſche Endigung. Daraus

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438II. Cl. Salin. Steine: Schwefelſaures Natron.folgt a: b = 0,7674: 1,34. Verſchwinden die Säulen, ſo entſtehen förmliche ringsum gebildete Dihexaeder. Ja die Täuſchung geht noch weiter: es kommt noch ein oberes Oktaeder f = 2a: 2b: c mit der Zu - ſchärfung P = b: c: a, die unter ſich wieder ein ſcheinbares Dihexaeder bilden, ganz wie beim Witherit pag. 354. Ebenſo eine ſcheinbar 2te ſechsſeitige Säule e = a: ⅓b: c und b = a: b: c. Dieß alles kann zu Mißdeutungen verführen, aber ſchon die Zwillinge weiſen zur

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richtigen Erkenntniß, ſie haben die Säulenfläche M gemein und liegen umgekehrt. Schließen ſich alſo auch in dieſer Beziehung an die Arragonitgruppe an pag. 348. Es iſt in ſolchen Fällen immer gut, genau die einmal gewählten Buchſtaben für die Flächen beizubehalten! Vergleiche daher auch die Projection des Weißbleierzes pag. 358.

Die Ebene der optiſchen Axen iſt b c, ſie machen 67 $$\frac{1}{2}$$ °, welcher Winkel durch die Hauptaxe c halbirt wird.

H. = 2 3, Gew. 2,7. Es leuchtet, wenn es aus dem glasartigen Zuſtand in den kryſtalliniſchen übergeht, Pogg. Ann. 52. 451. Enthält 54 K̇a, verkniſtert leicht, ſchmilzt, und zieht ſich in die Kohle, wo ſich Schwefelkalium reducirt, wie man mit dem Pulver auf befeuchtetem Silber - blech erkennt.

Selenſaures Kali hat eine Säule von 120° 25′, Chromſaures Kali 120° 41′, Manganſaures Kali 121° 10′.

Das ſchwefelſaure Kali kommt auch rhomboedriſch vor, Mit -

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ſcherlich Pogg. Ann. 58. 468: wie der Kupferglimmer und Eiſenglanz bildet er Tafeln durch Ausdehnung der Gradend - fläche c, gegen welche die Rhomboederflächen P einen Winkel P / c = 124° machen. Sind optiſch einaxig, und bilden ſich in Seifen - ſiederlauge.

Miſenit Scacchi Erdmann’s Journ. 55. 55. S⃛2 + Ḣ̶, bildet ſich als ſeidenglänzende Faſern im vulkaniſchen Tuff der Grotte von Miſene. Es iſt das bekannte ſaure ſchwefelſaure Kali, welches aus der wäſſrigen Löſung 2gliedrig wie Schwefel, beim Erkalten nach dem Schmelzen 2 + 1gliedrig ähnlich dem Feldſpath kryſtalliſirt.

2. Schwefelſaures Natron.

Ṅa S⃛, Thenardit, Casaseca (Ann. chim. phys. XXXII. 308) fand es in den Salinas d’Espartinas bei Aranjuez, wo es ſich Sommers in den aus dem Boden quellenden Salzwaſſern bildet.

Die künſtlichen Kryſtalle ſind nach Mitſcherlich (Pogg. Ann. 12. 138)

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2gliedrig, vorherrſchend ein blättriges Rhombenoktaeder P = a: b: c, in der vordern Endkante a: c = 135° 41′, ſeitlichen Endkante b: c = 104° 18′; die rhombi - ſche Säule n = a: b: c macht vorn 129° 21′; die Abſtumpfung der ſcharfen Säulenkante b = b: a: c ſehr deutlich blättrig; Oktaeder o = a: b: ⅓c ſchärft die Endecke zu.

Härte 3, Gew. = 2,7. Zieht aus der Luft Waſſer an, und überdeckt ſich mit einem mehligen Beſchlag, welcher die weitere Veränderung hindert. 439II. Cl. Saliniſche Steine: Glauberſalz, Bitterſalz.Wenn man dann die Kryſtalle bürſtet, ſo werden ſie wieder für eine Zeit lang glänzend. Waſſerfreies Ṅa S⃛.

Schwefelſaures Silberoxyd Ȧg S⃛, waſſerfreies ſelenſaures Natron Ṅa S⃛e und ſelenſaures Silberoxyd Ȧg S⃛e ſind damit iſomorph. Auch der übermanganſaure Baryt hat die gleiche Form.

Schwefel - und Selenſaures Natron haben die merkwürdige Eigen - ſchaft, daß ſie bei 33° C. am löslichſten ſind, erhitzt man ſtärker, ſo kry - ſtalliſiren ſie waſſerfrei heraus, daher muß in Spanien das Waſſer Som - mers über 33° C. warm ſein, denn unter dieſer Temperatur erhält man waſſerhaltiges

GlauberſalzṄa S⃛ + 10 Ḣ̶, Sal mirabile Glauberi, daher Mirabilit Haidinger. Man bekommt ihn in ausgezeichneten künſtlichen Kryſtallen, die aber durch 8 Atom Waſſerverluſt zu Mehl von Ṅa S⃛ + 2 Ḣ̶ zerfallen. Wie das Chromſaure Natron Ṅa C⃛r + 10 Ḣ̶ kryſtalliſirt es

2 + 1gliedrig: Säule T = a: b: c bildet vorn den ſcharfen

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Säulenwinkel von 86° 31′, der deutliche Blätter - bruch M = b: a: c ſtumpft die ſtumpfe ſeitliche Säulenkante gerade ab, am größten pflegt k = a: b: c zu ſein, welche die[ſcharfe] vordere Säulenkante gerade abſtumpft. Die vordere Schiefendfläche P = a: c: b neigt 72° 15′, und die hintere Gegenfläche x = a': c: b 75° 19′ gegen die Axe c; das hintere Augitpaar o = a': c: ½b fällt in die Diagonalzone von x und die Kantenzone T, P, y = ⅓a ': c: b, n = a: c: ¼b, u = ⅓a': ¼b: c, alles Ausdrücke wie die gleichnamigen Buchſtaben beim Feld - ſpath; w = ⅓a: c: b, p = ⅕a: ¼b: c, r = a: c: ⅛b.

Härte = 2, Gew. 1,5. Man muß es in feuchten Gläſern be - wahren, wenn die Kryſtalle nicht zerfallen ſollen. Als mehliger Beſchlag von bitter kühlem Geſchmack auf Gyps und Steinſalz häufig. Meer - waſſer und Salzſolen enthalten es. Ṁg S⃛ und Na C̶l zerſetzen ſich bei ſo, daß Glauberſalz entſteht, und Mg C̶l in der Flüſſigkeit bleibt (Elton - See), daher läßt man es Winters aus der Mutterlauge auskryſtalliſiren. In einer Höhle von New-Albany (Indiana) iſt es in großer Menge gefunden. Als Arzneimittel und für Glasbereitung wichtig.

MascagninȦm S⃛ + Ḣ̶, Schwefelſaures Ammoniak mit einem Atom Waſſer, kommt wie Salmiak als Sublimat bei Steinkohlenbränden und in Vulkanen hin und wieder vor. Die künſtlichen Kryſtalle ſind 2gliedrig, rhombiſche Säule a: b: c 107° 40′, b: a: c etwas blättrig, Oktaeder a: b: c, und Abſtumpfung der vordern Endkante des Oktaeders a: c: b.

3. Bitterſalz.

Ṁg S⃛ + 7 Ḣ̶, Haarſalz, Epſomit. Es iſt ſchon lange gekannt, aber ſchwer bei Schriftſtellern des Alterthums von andern Salzen zu ſcheiden.

2gliedrig mit ſcheinbar tetraedriſcher Hemiedrie. Säule M = a: b: c440II. Cl. Saliniſche Steine: Bitterſalz.

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macht vorn 90° 38′, die ſcharfe Kante durch B = b: a: c abgeſtumpft, ſie iſt etwas blättrig, und da ſie geſetzmäßig er - ſcheint, ſo geht ſchon daraus hervor, daß die Säule nicht quadratiſch iſt, wie Hauy nahm. Das Oktaeder o = a: b: c dehnt ſich gar gern tetraedriſch aus, wie aus der Dachkante o / o an beiden Enden folgt, die kreuzweis einander gegenüber ſtehen. Es ſind rechte und linke Kryſtalle möglich pag. 27. Klein ſind übrigens auch die Flächen des Gegentetraeders vorhanden, und da dieſelben das gleiche phyſikaliſche Ausſehen haben, ſo erſcheint die He - miedrie nicht recht durchgreifend; a: c: b und andere Flächen kommen vor.

Die optiſchen Axen liegen ungewöhnlicher Weiſe in der Gradend - fläche c: a: b, die ſenkrecht auf den Blätterbruch B ſteht, Axe b fällt mit der optiſchen Mittellinie zuſammen, welche den Winkel der Axen von 37° 24′ halbirt (Pogg. Ann. 82. 71).

Härte = 2 3, Gew. 1,8. Salzig bitter, von anhängendem Chlor - magneſium feucht. Auf glühende Kohlen geworfen, ſchmilzt es zu einer weißen ſchwammigen Maſſe, darauf geblaſen ſchmilzt der Schwamm zu einer Kugel, die ſehr ſchön leuchtet. Künſtlich kann man ſehr große wohl - gebildete Kryſtalle haben, in der Natur aber kommen ſie meiſt nur als haarige Ausblühungen vor. Das Haarſalz aus dem Alaunſchiefer der Queckſilbergruben von Idria (Klaproth Beiträge III. 104), die ſchneeweißen Nadeln aus den Gypsbrüchen von Calatayud in Arragonien, die fafrig derben von Szamobar in Kroatien ꝛc. ſind bekannt. Stalaktitiſch zu Herrengrund bei Neuſohl von ſchöner blaß roſenrother Farbe, die von Kobaltvitriol herrührt. Beim Reiben wird es naß von eingeſchloſſener Mutterlauge. Die Steppen von Sibirien decken ſich damit nach Regen wie mit Schnee. In den Talkſchiefern von Oberitalien entſteht das Salz durch Zerſetzung von Schwefelkies. Gypslöſungen im Dolomit erzeugen Bitterſalz, ebenſo die Seen ohne Abfluß, beſonders bei Kälte, weil das Salz dann viel unlöslicher im Waſſer iſt. Die Schweizer ſammeln es daher auch an den Gletſchern (Gletſcherſalz). Beſondern Ruf haben die Bitterſalzquellen von Epsham in England (daher Epſomſalz), Saidſchütz und Seidlitz in Böhmen ꝛc. Als Arzneimittel wichtig.

Zinkvitriol (weißer Vitriol) Żn S⃛ + 7 Ḣ̶ kryſtalliſirt genau wie Bitterſalz. Die Säule 90° 42′. Aeußerlich dem Bitterſalz vollkommen gleichend, vor dem Löthrohr auf Kohle leuchtet die Probe grünlich. Miſcht ſich leicht mit Bitterſalz. In der Natur entſteht er durch Verwitterung der Blende, beſonders wo die Erze durch Feuerſetzen gewonnen werden, wie zu Fahlun, Goslar, Schemnitz.

Nickelvitriol S⃛ + 7 Ḣ̶ nur künſtlich bekannt, 2gliedrig in ſchön grünen Säulen von 91° 10′, wie die vorigen. Er bildet ſich bei 15° C. noch 2gliedrig, bei höherer Temperatur aber in ſcharfen viergliedrigen Oktaedern mit einem Seitenkantenwinkel von 139° 18′. Setzt man daher 2gliedrige Kryſtalle in verſchloſſenen Gefäßen der Sonnenwärme aus, ſo ſtehen ſie um, indem ſich innen lauter kleine Quadratoktaeder bilden, und werden dadurch matt und brüchig (Pogg. Ann. 12. 146).

Zweigliedrig und iſomorph mit Bitterſalz ſind Selenſaure Bittererde, Chromſaure Bittererde, Selenſaures Zinkoxyd, Chromſaures Zinkoxyd ꝛc. 441II. Cl. Saliniſche Erze: Eiſenvitriol.verſteht ſich alle mit 7 Atom Waſſer. Nach Haidinger (Pogg. Ann. 6. 191) bilden ſich Bitterſalz und Zinkvitriol aus concentrirten Löſungen bei höherer Temperatur in 2 + 1gliedrigen boraxartigen Kryſtallen.

Es ſind hier neben Bitterſalz noch eine ganze Reihe zuſammengeſetzter Salze zu nennen. Darunter zeichnen ſich folgende drei aus:

a) GlauberitBrongniart Journ. min. 1808. XXIII. 5, Brongniartin Leonhard. Ṅa S⃛ + Ċa S⃛. 2 + 1gliedrige ringsum gebildete Kryſtalle:

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M = a: b: c bildet eine kurze Säule vorn mit 83° 20′. Die Schiefendfläche P = a: c: b iſt blättrig und 68° 16′ gegen die Axe c geneigt. Die Kante P / M wird durch ein Augitpaar m abgeſtumpft, 116° 36′ in der Mediankante machend, und ſtark geſtreift parallel der Kante P, M. An der kurzen Säule liegt häufig k = a: b: c.

Die Kryſtalle ſind klar und gelblich weiß, überziehen ſich aber an der feuchten Luft mit einer mehligen Rinde von Glauberſalz. Härte = 2 3, Gew. 2,8.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht, im Waſſer verliert es ſeine Durchſichtigkeit, weil die 51 p. C. Ṅa S⃛ ausgezogen werden und die 49 Ċa S⃛ ſich zum größten Theil ausſcheiden. Beſonders ſchöne Kryſtalle im Steinſalz von Villarubia bei Ocaña, Provinz Toledo. Zu Vic bildet es unreine knotige Concretionen im Salz, zu Auſſee fleiſchrothe blättrige Maſſen.

b) PolyhalitStromeyer Commentiones Sog. Reg. Götting. rec. 1820. IV. 139, πολύ viel, ἅλς Salz, weil er aus drei Salzen S⃛ + Ṁg S⃛ + 2 Ċa S⃛ + 2 Ḣ̶ beſteht. Er bildet im rothen Steinſalz von Iſchl, Auſſee, Berchtesgaden derbe rothe Maſſen von gelblich grauen Strahlen durch - zogen, die äußerlich an undeutlichen Faſergyps erinnern. Allein vor dem Löthrohr ſchmilzt die Maſſe leicht zu einer Perle, und nach längerm Blaſen bleibt eine weiße Schlacke zurück. Haidinger (Pogg. Ann. 11. 466) wies darin zwei gleiche Blätterbrüche nach, die ſich unter 115° ſchneiden, und deren ſcharfe Kante durch eine dritte Fläche gerade abgeſtumpft wird. Härte 3, Gew. 2,8. Vergleiche hier den Blödit von Iſchl.

c) Aſtrakanit G. Roſe Reiſe Ural II. 270, Ṅa S⃛ + Ṁg S⃛ + 4 Ḣ̶, von unbekannter Kryſtallform, bildet ſich auf dem Boden der Karrduani - ſchen Seen an der untern Wolga unter einer Kochſalzſchicht, und war früher Handelsartikel. Aehnliche Bildungen ſcheinen zu Seidlitz und Said - ſchütz (Reuſſin) vorzukommen.

4. Eiſenvitriol.

Ḟe S⃛ + 7 Ḣ̶, grüner Vitriol, in künſtlichen Kryſtallen vorzüglich zu haben.

2 + 1gliedriges Kryſtallſyſtem, von rhomboedriſchem Ha - bitus, Hauy und Mitſcherlich nahmen ihn daher noch rhomboedriſch, was für die Orientirung oftmals auch gar nicht unzweckmäßig iſt. T = a: b: c bildet vorn die ſcharfe Kante von 82° 21′, die Schiefendfläche P = a: c: b iſt 75° 40′ gegen[Axe] c geneigt, und bildet hinten mit T die ſcharfen Kanten 80° 37′ = P / T, die nur 44′ vom vordern442II. Cl. Saliniſche Erze: Eiſenvitriol.Säulenwinkel T / T abweichen. Nun iſt P zwar blättriger als TT, allein bei künſtlichen Foſſilen iſt die ſcharfe Unterſcheidung der Blätterbrüche immerhin eine mißliche Sache. Daher konnte T T P wohl für ein Rhom -

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boeder gehalten wexden. Die hintere Gegen - fläche x = a: c: b, 43° 32′ gegen Axe c, bil et zum Rhomboeder die Gradendfläche. Eine vordere Schiefendfläche w = ⅓a: c: b, und das Augitpaar p = a: c: ½b 69° 17′ in der Mediankante, bilden das nächſte ſchärfere Rhom - boeder. M = b: a: c ſtumpft die ſtumpfe Säulenkante gerade ab, auch fehlt m = ⅓a: ½b: c die ſtumpfe Kante P / T abſtumpfend gewöhnlich nicht, und eine kleine Schiefendfläche g = ⅗a: c: b Kante P / w vorn abſtumpfend, iſt höchſt wichtig für die Orientirung. Oft iſt die hintere Kante T / p durch s = a': ¼b: c abgeſtumpft. Selten ſtumpft n = a: c: ¼b die Kante M / p ab.

Wenn wir hinten x = a': c: b ſetzen, ſo ſchneiden ſich die Axen

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a c vorn unter dem ſehr ſchiefen Winkel von 68° 25′. Setzten wir dagegen die Fläche x = ⅓a ': c: b, und führten in dieſer Weiſe eine Projek - tion aus, ſo bekämen die Vitriol - flächen

P T M x p w s die Ausdrücke

P T M y n t v vom Feldſpath. Allein auch in dieſem Falle iſt der Axenwinkel a / c vorn immer noch 85° 30′. Setzen wir dagegen x = ¼a ': c: b, ſo kommt nach der Baſalformel pag. 61 Axenwinkel a / c vorn 89° 43′, der alſo kaum vom rechten abweicht. Darnach würde p = a: c: ⅕b, m = ⅙a: ⅕b: c, s = ¼a': $$\frac{1}{10}$$ b: c, n = a: $$\frac{1}{10}$$ b: c, w = a: c: b und g = ⅜a: c: b.

Geht man dagegen mit Naumann von P = a: b: c als Grad - endfläche aus, ſo iſt x = a': c: b, m = a: b: c, w = a: c: b, p = b: c: a, s = a': c: ½b, g = 3a: c: b, n = c: ½b: a, freilich einfachere Ausdrücke, die aber doch den Vortheil rechtwinkeliger Axen nicht aufwiegen. So iſt es alſo immer nur der Zuſammenhang der Zonen, wovon das Weſen des Verſtändniſſes abhängt. Denn dieſer bleibt für jede Anſicht gleich.

Die optiſchen Axen liegen in der Symmetrieebene M = b: a: c auf einander ſenkrecht, und zwar macht, durch den Mittelpunkt gelegt, die vordere etwa 75° mit c, die hintere 15° mit c.

Grün die charakteriſtiſche Farbe der Eiſenoxydulſalze, Härte = 2, Gew. 1,8. Ein zuſammenziehender Dintengeſchmack. Beſchlägt ſich an der Luft mit einer Schicht von ſchwefelſaurem Eiſenoxyd, die ihn vor weiterer Verwitterung ſchützt.

Vor dem Löthrohr gibt er ſchnell ſein Waſſer unter Kochen ab, und reducirt ſich dann zu einer ſchwarzen magnetiſchen Schlacke. In Kolben gibt er, ſo lange Eiſenoxydul vorhanden, ſchweflige Säure.

Auf Erzgruben ein häufiges Zerſetzungsprodukt, wo er ſich zu Goslar, Fahlun ꝛc. nicht ſelten in großen Stalaktiten bildet. Berühmt wegen ihrer mit dicker Kruſte überzogenen Kryſtalle iſt die Grube Gießhübel bei Bo -443II. Cl. Salin. Erze: Botryogen, Coquimbit.denmais, wo ſie ſich durch Zerſetzung des Magnetkieſes erzeugt haben. Wo fein vertheiltes Schwefeleiſen den Boden durchzieht (Alaunſchiefer), da erzeugen ſich immer weißgrün haarige Auswüchſe, die ſchon durch ihren Dintengeſchmack ſich als Eiſenvitriol zu erkennen geben, namentlich er - zeugen ſich ſolche unangenehme Kryſtalliſationen auch noch in unſern Mineralienſammlungen, zerfreſſen die Schachteln, und diſponiren neben - liegende Schwefelkieſe ebenfalls zur Zerſetzung. Wegen ſeiner Anwendung in der Färberei wird er ſonderlich aus Schwefelkies im Großen dargeſtellt, und hier kann man daher die vortrefflichſten Kryſtalle bekommen, die luft - beſtändig ſich blos an der Oberfläche braun beſchlagen.

KobaltvitriolĊo S⃛ + 7 Ḣ̶ bildet ſich in roſenrothen traubigen Ueber - zügen zu Biber in Heſſen, als Seltenheit auch zu Wittichen, ſelbſt in alten Mineralienſammlungen auf Speiskobald (Pogg. Ann. 60. 265). Die künſtlichen haben eine Säule von 82° 25′, ſind folglich iſomorph mit Eiſenvitriol.

ManganvitriolṀn S⃛ + 7 Ḣ̶ kryſtalliſirt bei einer Temperatur unter in denſelben Kryſtallen, wie Eiſenvitriol, bei höherer jedoch werden ſie eingliedrig, aber von anderer Form als Kupfervitriol, Mitſcher - lich Pogg. Ann. 11. 330.

Beſonders leicht miſcht ſich der Eiſenvitriol mit Kupfervitriol, ohne dabei ſeine Form einzubüßen. Es bilden ſich dann ſchöne große ſchein - bare Rhomboeder P T T, die beſonders ſchön zu Buxweiler im Elſaß dar - geſtellt werden. Mallet gibt bei Irländiſchen 65,7 Kupfervitriol an. Sie haben eine blaue Färbung, und man darf ſie nur in Waſſer löſen, ſo beſchlägt ſich Eiſen mit Kupfer.

Mitſcherlich Pogg. Ann. 11. 330 hat bei 80° zweigliedrige Kryſtalle bekommen, die nur halb ſo viel Waſſer als der Eiſenvitriol hatten. Durch Auflöſen von Eiſenvitriolkryſtallen in Schwefelſäure will er ſogar gyps - artige Kryſtalle mit 2 Ḣ̶ dargeſtellt haben.

Botryogen Haidinger Pogg. Ann. 12. 491, in der großen Kupfer - grube von Fahlun als rother Eiſenvitriol bekannt. Ḟe3 S⃛2 + 3 F̶⃛e2 S⃛2 + 36 Ḣ̶ gemengt mit Ṁg S⃛. Hat große Neigung, kleine Kugeln zu bilden, die ſich wie Traubenbeeren an einander häufen. Die kleinen 2 + 1glied -

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rigen Kryſtalle zeigen kurze Säulenflächen T = a: b: c 119° 56′, die etwas blättrig ſein ſollen, die Schiefendfläche P = a: c: b macht mit T 113° 37′ = P, T, das hintere Augitpaar o = a': ½b: c in der Mediankante 125° 22′, alles Winkel, die dem Feldſpath nahe ſtehen: aber es iſt q = a: b: c, f = a: ½b: c und y = a': $$\frac{3}{2}$$ c: b. Dunkel hyacinthroth ins Ochergelbe mit Durchſcheinenheit. Härte = 2, Gew. = 2.

In der Provinz Coquimbo im Diſtrikt Copiapo, der nördlichſten der Republik Chili, kommen in einer Gegend, wo es niemals regnet, dem Granit nachbarlich Vitriolſalze vor, die H. Roſe analyſirt hat (Pogg. Ann. 27. 309), am häufigſten darunter ein neutrales ſchwefelſaures Eiſenoxyd

CoquimbitF̶⃛e S⃛3 + 9 Ḣ̶, feinkörnige Maſſe von weißer Farbe mit einem Stich ins Violett: reguläre ſechsſeitige Säulen mit einem Di - hexaeder von 128° in den Endkanten und einer Gradendfläche, auch eine Rhombenfläche kommt hin und wieder vor. Das Salz bedeckt ſich mit

444II. Cl. Salin. Erze: Kupfervitriol.

Baſiſchſchwefelſaurem EiſenoxydF̶⃛e2 S⃛5 + 18 Ḣ̶ (Copia - pit), gelbe durchſcheinende Kryſtalle, von ſechsſeitigen Tafeln, die wahr - ſcheinlich nicht regulär ſind, aber einen Blätterbruch mit Perlmutterglanz wie Gyps haben. Dazwiſchen lagert der

Stypticit 2 F̶⃛e S⃛2 + 21 Ḣ̶, in gelblichgrünen ſeidenglänzenden Faſern, die ſich zu Kugeln gruppiren. Vergleiche hier auch den Fibro - ferrit von dort.

Wäſſrige Löſungen von Eiſenvitriol laſſen bekanntlich einen gelben ockerigen Niederſchlag von baſiſchſchwefelſaurem Eiſenoxyd fallen. Aehn - liche Vitriolocker bilden ſich in Gruben von Goslar und Fahlun. Berzelius unterſuchte einen von F̶⃛e2 S⃛ + 6 Ḣ̶. Solche ockerartige Maſſen kommen in der Natur unter den verſchiedenſten Verhältniſſen, namentlich auch als Zerſetzungsprodukt von Schwefelkies vor, und wenn die Säure durch Baſen genommen wird, ſo entſteht Brauneiſenſtein. Der ſogenannte

Miſy Plinius 34. 31, Agricola 589 (Gel Atrament), noch heute von den Bergleuten ſo genannt, gelber Atramentſtein Wallerius Spec. 178, bildet ein ſchwefelgelbes öfter kryſtalliniſches Mehl, das im Waſſer ſich nicht löst. Nach Hausmann kommt es in kleinen vierſeitigen Tafeln im Rammelsberge bei Goslar vor. Soll im Weſentlichen ſchwefelſaures Eiſen - oxyd ſein (F̶⃛e2 S⃛5 + 6 ), mit etwas Zinkvitriol und Bitterſalz gemiſcht. Auch bei der Verwitterung von Schwefelkies bildet ſich ein ähnliches gelbes Mehl, das aber nicht kryſtalliniſch iſt.

Uranvitriol (Johannit) lebhaftes Grasgrün, Gew. 3,2, H. = 2, 2 + 1gliedrig, ähnlich der Trona pag. 436. Meiſt nierenförmig auf Uranpecherz von Joachimsthal und Johann-Georgenſtadt.

5. Kupfervitriol.

Ċu S⃛ + 5 Ḣ̶, blauer Vitriol, Chalcanthum Plin. 34. 32.

Eingliedriges Kryſtallſyſtem, Kupfer Pogg. Ann. 8. 218, vom Typus des Axinit pag. 271. Künſtlich kann man die ſchönſten Kryſtalle leicht haben: T = a: b: c bildet nahezu ein Rechteck, weßhalb man ſie

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leicht findet, ſie macht mit M = a: b': c eine rhomboidiſche Säule von 123° 10′ = M / T. Eine Doppeltſchiefendfläche P = a: c: b bildet in Kante P / T 127° 40′, in P / M 109° 15′; eine hintere Gegenfläche p = a': c: b liegt mit P und n = a: b: c, welche die ſtumpfe Säulenkante T / M abſtumpft, in einer Zone. Die Abſtumpfungsfläche der ſcharfen Säulenkante r = b: a: c beſtimmt in P und p die Diagonalzone. Daraus ergibt ſich in Zone p / r und P / T die o = a': ½b ': c und in Zone P / r und P / M die v = a': ½b: c. Vorn dagegen in P / r und v / n die s = a: ½b: c. Die Säulenfläche l = a': ½b': c ſtumpft die Kante T / r ab und liegt zugleich in o / s. Daraus ergibt ſich dann q = a': c: ¼b 'in P / l und r / p gelegen. Fläche i = a: c: ⅙b' ſtumpft P / r und q / M ab, endlich ſtumpft w =445II. Cl. Saliniſche Steine: Alaun.a': ⅙b ': c die Kante q / r ab, und fällt dabei in Zone i / n. Stellen wir alſo die Säule M / T aufrecht, P nach vorn, und s nach rechts, ſo iſt die Diagonalzone von p hinten links am reichſten entwickelt, aber alle Flächen laſſen ſich leicht aus den Zonen beſtimmen. Die Größe der Axen und Axenwinkel haben kein Intereſſe, denn am leichteſten kommt man durch Triangulation zur Kenntniß der Winkel, wobei einem die Projection faſt unentbehrlich wird. Von den

Optiſchen Axen (Pogg. Ann. 82. 63) geht eine der Kante P / T parallel, die andere liegt in n = a: b: c, und halbirt faſt genau den ſtumpfen Winkel, welchen Kante P / n und n / T mit einander machen. Die Axen ſchneiden ſich unter 45° und ihre Ebene ſteht ſenkrecht auf P. Laſurblau bis Spangrün, Gew. = 2,25, Härte 3. Bildet ſich auf Grubenbauen durch Zerſetzung des Kupferkieſes, doch bedarf man derſelben wegen der Pracht der künſtlichen nicht. Da er ſich im Waſſer leicht löst, und ſich auf hineingehaltenem Eiſen das Kupfer gediegen niederſchlägt, ſo werden die Vitriolwaſſer auf den Gruben in Goslar, Fahlun ꝛc. auf Cämentkupfer (Kupfer, was ſich auf Eiſen niederſchlägt) benutzt. Findet beſonders in der Färberei Anwendung. Schon Plinius 34. 32 er - zählt ſeine Bereitung in Spanien ausführlich, und ſagt, daß man die Lauge in Bottige ſchütte und Stricke hineingehängt würden, quibus ad - haerens limus, vitreis acinis imaginem quandam uvae reddit ...., color est caeruleus, vitrumque esse creditus, woher der Name vitriolum Agri - cola 589 ſeinen Urſprung hat.

6. Alaun.

Alumen Plinius 35. 52, Alaun Agricola 703, engliſch Alum, franzö - ſiſch Alun.

Reguläre Oktaeder mit abgeſtumpften Ecken und Kanten, Oktaeder und Würfel kommen jedes für ſich ſelbſtſtändig vor, das Granatoktaeder aber nicht. Schon Hauy kannte Zwillinge, ſie ſind aber nicht gewöhnlich. Gew. 1,7 2, H. = 2 3, Geſchmack ſüßlich zuſammenziehend. Da Kalialaun in heißem Waſſer 25mal löslicher als im kalten iſt, ſo eignet er ſich ganz beſonders zur Bereitung künſtlicher Kryſtalle. Gewöhnlich kryſtalliſiren Oktaeder, allein von Tolfa und Beglückte Hoffnung im Bay - reutiſchen bekommt man vollſtändige Würfel. Gießt man nämlich zur Löſung Soda, ſo bildet ſich ein Niederſchlag, der wieder gelöst wird, wenn man nicht zu viel Soda hinzuſetzt, man nennt das neutralen Alaun, der baſiſch ſchwefelſaure Thonerde enthält (A̶⃛l2 S⃛3), und läßt man dieſen verdampfen, ſo kryſtalliſiren Würfel. Schon Dr. Leblanc beſchäftigte ſich mit Verfertigung von Kryſtallen (Annales phys. 1788. XXIII. 375): läßt man ſie mehrmals umkryſtalliſiren, ſo kommen Oktaeder mit abgeſtumpften Kanten; ſetzt man aber phosphorſaures oder ſalpeterſaures Natron zu, ſo kommen vollkommene Oktaeder ohne abgeſtumpfte Kanten; auf Zuſatz von ſalpeterſaurem Kupfer kommen Oktaeder mit Würfel. Macht man die Löſung durch baſiſch, ſo kryſtalliſiren Würfel heraus. Und für Hauy war es kein geringer Triumph, daß ein Alaunoktaeder in eine Flüſſigkeit gelegt, welche Würfelflächen liefert, die Würfelflächen gemäß ſeiner De - crescenzgeſetze bekam. Beudant (Annal. chim. phys. VIII. 5) ſuchte zu446II. Cl. Saliniſche Steine: Alaun.zeigen, daß die Kryſtalle einfach würden, wenn in der Lauge feine fremd - artige Theile ſuſpendirt ſind. In verſchloſſenen Gefäßen über 100° C. erhitzt, bekam er einfache Granatoeder, ſelbſt Leucitoeder! Schon Leblanc brachte es durch Umwenden der Kryſtalle dahin, ganz beliebige Ausdeh - nungen einzelner Flächen zu erlangen. Lamellarpolariſation.

(, Ṅa, Ȧm, Ṁg, Ḟe, Ṁn) S⃛ + A̶⃛l, F̶⃛e, M̶⃛n, C̶⃛r) S⃛3 + 24 Ḣ̶ Die Formel ohne Waſſer hat die Form des Feldſpaths, und liefert ein wichtiges Beiſpiel für Iſomorphismus. Vor dem Löthrohr entweicht das Waſſer, es bildet ſich gleich eine weiße aufgeblähte Schlacke, die mit blen - dendem Lichte leuchtet, und mit Kobaltlöſung blau wird, was die Thon - erde anzeigt.

Bildet ſich in der Natur in Schieferthonen und Kohlengebirgen, welche von fein vertheiltem Schwefelkies durchdrungen ſind (Alaunſchiefer), bei Andrarum in Norwegen iſt es Uebergangsgebirge, zu Oedendorf bei Hall Lettenkohle, zu Whitby Lias, bei Freienwald und Buxweiler Braunkohlen - gebirge ꝛc. Friſch gegraben zeigt der Schiefer oft nicht die Spnr von Alaun, allein an der Luft, namentlich durch Feuer unterſtützt, erzeugt der Schwefelkies Schwefelſäure, die an , Ḟe und A̶⃛l tritt; das ſchwefelſaure Eiſenoxydul wird leicht zu baſiſchem Oxydſalze, wodurch wieder verwend - bare Schwefelſäure entſteht. Kalkreichthum wird nicht gern geſehen, weil ſich daraus auf Koſten des Alauns Gyps bildet. Gewöhnlich iſt Mangel an Alkali, was durch Zuſatz verbeſſert wird. Vergleiche auch den Alaunſtein.

Hauptanwendung in der Färberei als Beizmittel. Man macht dar - aus einen neutralen Alaun, der beim Erhitzen ſeine Thonerde leicht an vegetabiliſche Faſer oder thieriſche Kohle abgibt.

Kalialaun S⃛ + A̶⃛l S⃛3 + 24 Ḣ̶. Weil Kali die ſtärkſte Baſis, ſo iſt er auch in der Natur der gewöhnlichſte, im Flözgebirge und in Vulkanen. In ¾ Theilen heißem Waſſer löslich. Berühmt der römiſche Alaun von Tolfa, welcher zwar trüb und röthlich von Eiſenoxyd iſt, allein die Unreinigkeit iſt nur mechaniſch darinnen enthalten, und ſchlägt ſich in den Waſchgefäßen zu Boden. Der Kalialaun der Solfatara von Poz - zuoli bei Neapel und in der Grotte Capo di Miſeno führte, ehe man etwas von der Gegenwart des Kali im Steinreich wußte, zu der damals ſchwierigen Frage, woher bekommen die Vulkane dieſes Gewächsalkali ? Klaproth Beitr. I. 315.

NatronalaunṄa S⃛ + A̶⃛l S⃛3 + 24 Ḣ̶, iſt im Waſſer viel löslicher, man kann ihn daher nur aus ſehr concentrirten Löſungen, am beſten unter einer Weingeiſtſchicht, die der Löſung Waſſer entzieht, darſtellen. Deshalb muß auch Kali - und Ammoniakalaun frei von Natron ſein. Obgleich eben ſo brauchbar, ſo verwittern doch ſeine Kryſtalle. Weiße Seidenartige Faſern kommen in der Solfatara auf Milo bei Mendoza 30° S. B. auf der Oſtſeite der Anden vor.

AmmoniakalaunȦm S⃛ + A̶⃛l S⃛ + 24 Ḣ̶ im Braunkohlengebirge von Tſchermig an der Eger bei Kaden in Böhmen bildet er fettglänzende quer - ſtrahlige Platten, die das Braunkohlenlager nach Art des Faſergypſes durchſchwärmen. Streut man das Pulver mit Soda gemiſcht auf glü - hende Kohlen, ſo zeigt ſich ein ausgezeichneter Ammoniakgeruch. Künſtlich bekommt man ihn durch Zuſatz von gefaultem Urin, wie er zu Buxweiler447II. Cl. Saliniſche Steine: Aluminit.gemacht wird. Der Ammoniakalaun, und nur dieſer, zeigt nach Biot Lamellarpolariſation. Der Böhmiſche hat ſchon einen Talkerdegehalt, welcher das Ammoniak erſetzt, die Analyſen geben bis 6,6 p. C. Ammoniak.

Unter den künſtlichen kann man etwa erwähnen:

Lithionalaun S⃛ + A̶⃛l S⃛3 + 24 Ḣ̶;

Manganalaun S⃛ + M̶⃛n S⃛3 + 24 Ḣ̶;

Chromalaun S⃛ + C̶⃛r S⃛3 + 24 Ḣ̶ von tief purpurrother Farbe;

Eiſenalaun S⃛ + F̶⃛e S⃛3 + 24 Ḣ̶, in farbloſen Oktaedern, noch leichter kryſtalliſirt

EiſenammoniakalaunȦm S⃛ + F̶⃛e S⃛3 + 24 Ḣ̶, der im Großen für Färbereien dargeſtellt wird, wo man ein vollkommen neutrales Eiſenoxyd in Anwendung bringen muß. Der

Voltait bildet ſich in ſchwarzen Oktaedern mit grünlichem Strich in der Solfatara und ſoll nach Scacchi Ḟe S⃛ + F̶⃛e S⃛3 + 24 Ḣ̶ ſein, während Abich andere Verhältniſſe fand.

Unter den natürlichen zeichnen ſich beſonders noch einige faſrige Vor - kommen zum Theil in auffallender Schönheit aus:

Federalaun findet ſich in ſehr feinen gelblich weißen ſeidenglänzenden Faſern, welche ſehr an Asbeſt erinnern, aber auf der Zunge zergehen. Beſonders ausgezeichnet auf den Queckſilbergruben von Mörsfeld bei Zweibrücken, wo die Analyſe von Rammelsberg (Pogg. Ann. 43. 404 ) Ḟe S⃛ + A̶⃛l S⃛3 + 24 Ḣ̶ gab. Noch ſchöner iſt die ſchneeweiße ½ Fuß lange Faſer aus einer Höhle am Bosjesmans River, welche ein 1 $$\frac{1}{2}$$ Zoll dickes Lager von Bitterſalz deckt, und die nach Stromeyers Analyſe (Pogg. Ann. 31. 137 ) (Ṁg, Ṁn) S⃛ + A̶⃛l S⃛3 + 24 Ḣ̶ alſo ein Mangantalkalaun iſt. Ein reiner Manganalaun ohne Magneſia kommt in der Algoa-Bay vor. Traubig und nadelförmig iſt auch das

Hverſalz von Kriſuvig auf Island an der Oberfläche vulkaniſcher Geſteine, nach Forchhammer’s Analyſe (Ḟe, Ṁg) S⃛ + (A̶⃛l, F̶⃛e) S⃛3 + 24 Ḣ̶.

Halolrichit (Thonerde-Sulphat) hat man die fafrigen Salze genannt, welche ſich in den Braunkohlengebirgen und beſonders in den Fumarolen bilden, wenn Schwefelſäure auf Thonerde wirkt. Sie gleichen dem Feder - alaun vollkommen, namentlich auch in Beziehung auf die gelbliche Farbe, allein ſie beſtehen nur aus ſchwefelſaurer Thonerde A̶⃛l S⃛3 + 18 Ḣ̶, die man künſtlich durch Auflöſen von Thonerde in Schwefelſäure und Ab - dampfen in dünnen biegſamen Blättchen mit Perlmutterglanz gewinnen kann, wie ſie H. Roſe (Pogg. Ann. 27. 317) von Copiapo nachgewieſen hat. Bei ihrer Aehnlichkeit mit Federalaun können ſie leicht damit ver - wechſelt, auch verunreinigt ſein. Werner begriff ſie unter ſeinem Haar - ſalz. Fällt man die künſtliche ſchwefelſaure Thonerde mit Ammoniak, ſo erhält man

AluminitA̶⃛l S⃛ + 9 Ḣ̶, ſchneeweiße Knollen, mit unebener Ober - fläche, die kreideartig abfärben. Sie fanden ſich zuerſt in großer Menge im botaniſchen Garten von Halle, von wo ſie Lerche in der Oryctographia Halensis 1730 bereits als Lac lunae erwähnt. Lange hielt man ſie für reine Thonerde, ſelbſt Klaproth, bis Simon die Schwefelſäure darin fand, die448II. Cl. Saliniſche Steine: Alaunſtein.auf 23,6 p. C. geht. Werner ſprach ſogar die Vermuthung aus, daß es ein Kunſtprodukt der dortigen Waiſenhausapotheke ſein könne. Doch fand ſich das Mineral weiter zu Morl, 1 $$\frac{1}{2}$$ Stunde von Halle, zu Newhaven in England (Webſterit), in der Lettenkohlenformation von Friedrichshall am Neckar, im Tertiärkalke von Auteuil bei Paris ꝛc. Löst ſich in Waſſer nicht, wohl aber in Salpeterſäure, und leuchtet vor dem Löthrohr faſt ſo ſtark, als die Schlacke des Alauns. Freilich häufig verunreinigt durch Thon.

Im Alaunſchiefer kommen noch allerlei unwichtige Verbindungen vor, die kaum ein chemiſches Intereſſe haben, wie die von Werner ſo genannte Bergbutter, welche aus dem Alaunſchiefer in butterartiger Conſiſtenz hervortritt, und erſt ſpäter rigid wird; der Piſſophan, Tecticit; der Dia - dochit iſt ſogar phosphorſäurehaltig. Sie können alle zur Alaunbereitung verwerthet werden. Den beſten Alaun liefert jedoch der

Alaunſtein.

Alunit. Darunter verſtand man ſeit langer Zeit grauliche poröſe trachytiſche Geſteine, welche durch Schwefelſäure zerſetzt die Beſtandtheile des Alauns erlangt haben. Die Felſenmaſſen enthalten daher immer einen bedeutenden Gehalt an Kieſelerde, bis auf 50 p. C., neben den Beſtandtheilen des Kalialauns. Aus dem derben Stein ſelbſt würde man keine Mineralſpecies zu machen wagen, denn jedes Feldſpathgeſtein, mehr oder weniger lang von Schwefelſäure angegriffen, kann Gelegenheit zu Alaunbildung geben. Allein es finden ſich kleine Druſenräume darin, deren Wände mit kleinen Rhomboedern von 92° 50′ in der Endkante aus - gekleidet ſind, oft geſellt ſich die Gradendfläche hinzu, dann kann man ſie leicht für Oktaeder halten. Nach Breithaupt (Leonhard’s Jahrb. 1853. 476) haben die Ungariſchen Rhomboeder in der Endkante 89° 10′, würden alſo dem Würfel ſehr nahe ſtehen. Er glaubt auch das ſechſte ſtumpfere Rhomboeder $$\frac{1}{64}$$ a: $$\frac{1}{64}$$ a: a: c mit 177° 46′ in den Endkanten noch be - ſtimmen zu können! Von den Kryſtallen konnte man noch nicht genug zur Analyſe bekommen, und das Geſtein ſelbſt aber, deſſen Gewicht etwa 2,7 und deſſen Härte von 3 6 wechſelt, iſt zu ſehr gemengt, als daß man auf die Formel S⃛ + 3 A̶⃛l S⃛ + 6 Ḣ̶, welche man nach Abzug der Kieſelerde bekommt, einen ſonderlichen Werth legen dürfte. Vor dem Löthrohr zerkniſtern die kleinen Kryſtalle ſehr ſtark, der Stein jedoch nicht, beide ſchmelzen nicht, werden aber mit Kobalt - ſolution blau. Erſt nach dem Brennen kann man Alaun ausziehen. Die berühmteſten Gruben finden ſich zu Tolfa bei Civitavecchia im Kirchen - ſtaate. Der Stein wird gebrannt und 40 Tage lang mit Waſſer über - goſſen, wobei er zerfällt und dann erſt ausgeſiedet wird. In Oberungarn bei Muſay und Beregszaz wurde er lange als Mühlſtein verwendet, bis man 1795 den Alaungehalt erkannte, auch am Mont Dore (Gilbert’s Ann. 68. 33) hat ſich gefunden.

Waſſer Ḣ̶.

Das tropfbare und feſte Waſſer wird zwar von vielen Mineralogen nicht abgehandelt. Indeß wenn irgend eine chemiſche Verbindung die449II. Cl. Saliniſche Steine: Eis.Aufmerkſamkeit des Mineralogen in Anſpruch nehmen muß, ſo iſt es dieſe.

Eis. Das homogenſte iſt dennoch kryſtalliniſch, denn man darf nur eine Eisplatte von 3 4 Linien Dicke in die Turmalinzange bringen, ſo erkennt man ein ſchwarzes Kreuz, und entfernt davon Ringe, je dicker die Platten, deſto mehr Ringe treten ins Feld. Daher muß es optiſch ein - axig ſein, und die Hauptaxe ſenkrecht gegen die Waſſerfläche ſtehen. An flachen Waſſertümpeln, in Fahrwegen ꝛc., wo der Waſſervorrath bis auf den Grund ausgefroren iſt, findet man häufig reguläre ſechsſeitige Säulen mit Gradendflächen. Die Maſſe beſteht aus zarten Fäden, die ſich auf dem regulären Sechseck der Gradendfläche unter 60°, auf dem Viereck der Seiten unter 90° ſchneiden. Die Säulenflächen verjüngen ſich auch hin und wieder treppenförmig zu einer Art von Dihexaeder, deſſen Winkel verſchieden angegeben werden nach Smithſon 80°, nach Galle (Pogg. Ann. 49. 242) 59° 21′ in den Seitenkanten. Auch Leydolt (Sitzungsber. Kaiſ.

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Akad. Wiſſenſch. Wien VII. 477) beobachtete im Eiſe Höh - len, die einer regulären ſechsſeitigen Säule mit Gradend - fläche entſprechen, und zuweilen an den Endkanten noch dihexaedriſche Abſtumpfungen hatten. Auch beim Quarze von Schemnitz und bei Topasgeſchieben von Braſilien kom - men ſolche hohlen Räume vor, die genau der Form des Minerals ent - ſprechen ſollen. Clarke will Rhomboeder mit 120° in den Endkanten geſehen haben.

Jedenfalls gehört das Eis dem 3 + 1axigen Syſteme an, und in Eis - platten ſtehen ſämmtliche Hauptaxen c einander parallel. Beim Schmelzen zeigt ſich daher auch eine Neigung parallel dieſer Axe, in ſtängliche Stücke zu zerfallen. Bei Eiszapfen ſtehen die Axen c ſenkrecht gegen die Längs - richtung des Zapfens.

Farblos in kleinen Stücken, in großen grünlich blau, wie das Gletſchereis zeigt. Gew. = 0,9268, es ſetzt ſich daher glücklicher Weiſe meiſt an der Oberfläche ab, und ſchützt als ſchlechter Wärmer das dar - unter fließende Waſſer vor dem Ausfrieren. Doch kommt auch

Grundeis vor, welches ſich beſonders an rauhen Gegenſtänden der Tiefe abſetzt, und Steine, Anker, ſelbſt große Laſten vom Boden empor hebt (Pogg. Ann. 28. 204).

Das Waſſer gefriert bei , beſonders wenn eine kleine Erſchütterung eintritt, ganz ruhiges Waſſer kann viel kälter werden. Es ſcheidet dabei alle gelösten Salze aus, daher laſſen ſich Wein, Bier, Salzſolen durch Froſt concentriren. Doch ſchließt das Eis immer kleine Blaſen unge - frornen Waſſers ein, beſonders wenn es ſchnell gefriert, und nach Brew - ſter ſoll dieſer Einſchluß ſelbſt bei der ſtärkſten Kälte flüſſig bleiben (Pogg. Ann. 7. 509). Daraus läßt ſich ein kleiner Salzgehalt des Meereiſes erklären.

Die hohe See gefriert ſelbſt in den kälteſten Gegenden nur an den Küſten des Feſtlandes und der Inſeln. Tiefe Waſſer gebrauchen über - haupt längere Zeit zum Gefrieren als flache, weil die ganze Maſſe erſt auf einen niedern Temperaturgrad gebracht werden muß, ehe die Ober - fläche ſich verdichten kann. Das Maximum der Dichtigkeit des Süßwaſſers tritt bei + C. ein, alle kältern Mengen ſchwimmen daher oben. DasQuenſtedt, Mineralogie. 29450II. Cl. Saliniſche Steine: Hagel, Schnee.Meerwaſſer hat dagegen bis an das Eis hin ( 3,1 R.) kein Maximum, Ermann Pogg. Ann. 12. 463. Die Mächtigkeit des Gletſchereiſes erreicht in den Alpen bis 1000 Fuß.

Hagel. Bei ſtarkem Hagelwetter fällt er in regelmäßigen Kugeln, die einen Durchmeſſer von ½″ 1″ haben, und viel Durchſcheinenheit be -

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ſitzen. Schneeweiße Stellen geben ihm öfter ein wolkiges auch concentriſchſchaaliges Ausſehen. Gewöhnlich fällt er jedoch in pyramidenförmigen Stücken, deren Baſis ſich kugelförmig rundet, deren Spitze wie es ſcheint von undeutlichen Flächen begränzt wird. Ihre Zahl möchte man zwar gern auf ſechs beſtimmen, weil man beim Eiſe überhaupt an dihexaedriſche Bildungen denkt, doch gelingt ein ſcharfes Zählen nicht. Es mag dieſe Zuſpitzung zur falſchen Vorſtellung, als ſeien ſie birnförmig oder pilzartig (L. v. Buch Abh. Berl. Akad. Wiſſ. 1814. 75) geführt haben. Cap. Delcroß (Gilbert’s Ann. 68. 323) hat die vielleicht begründete Vermuthung ausgeſprochen, es ſeien dieſe Pyramiden Theile geſprengter Kugeln. Jedenfalls ſchwebt über der Sache noch ein Dunkel. Die Oberfläche iſt bei friſchfallendem auch wohl wie bepudert, aber der Schneepuder ſchmilzt ſchnell ab. Hagelkörner von Fauſt - größe und darüber mögen immer Conglomerate von mehreren an einander gebackenen Kugeln und Pyramiden ſein, daher iſt auch ihre Oberfläche nicht rund, ſondern unregelmäßig höckerig. Arrago (Pogg. Ann. 13. 347) erwähnt Klumpen von 4″ Durchmeſſer und 14″ Umfang. Zu Tippoo Saheb’s Zeit ſoll bei Seringopatam in Indien eine Maſſe von Elephanten - größe herabgefallen ſein! Nach dem Berichte der Officiere wirkte ſie auf die Haut wie Feuer! (Eis iſt nämlich in Indien ein ſehr unbekanntes Ding.) Wenn aber Knollen zerſprengt würden und ſich ballen könnten, ſo könnte das die Anſicht von Volta unterſtützen, welcher meinte, daß die Hagelkörner zwiſchen zwei elektriſchen Wolken lange Zeit ſich ſchwebend zu erhalten vermöchten. Große Hagelkörner fallen nur zur heißen Jahres - zeit, und zwar geht ihre Bildung in den tiefſten Regionen der Atmoſphäre vor ſich. Die Graupeln (franzöſiſch Gresil), kleinere Körner, aber häufig auch noch von pyramidaler Form, fallen zur kältern Jahreszeit. Ver - gleiche auch Nov. Act. Leop. 1823. XI. 2. Bericht Leipz. Soc. 1853. pag. 133.

Schnee iſt gefrorener Waſſerdunſt, der in feinen ſechsſeitigen Stern -

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chen aus der Luft zu Boden fällt. Je trockener die Luft, deſto kleiner, aber auch deſto zierlicher ſind die Figuren. Der Reif hat dieſelbe Form, und auch am blumigen Beſchlage ge - frorner Fenſterſcheiben findet man nicht ſelten wenigſtens An - fänge ſolcher Sterne. So habe ich im Winter 1853 / 54 meh - rere Male mit großer Deutlichkeit beiſtehende Sterne an den Fenſter - ſcheiben der hieſigen mineralogiſchen Sammlung beobachtet. Im Sterne zeichnen ſich gewöhnlich die drei Hauptaxen durch Dicke aus. Davon gehen dann feinere Nebenlinien in großer Zahl ab, aber alle ſchneiden ſich in der Ebene der Axen unter 60° und 120°. Die Mannigfaltigkeit, welche aus ſo einfacher Lineation entſtehen kann, hat ſeit Olaus Magnus, Kepler (de nive sexangula), Cartesius, E. Bartholinus (de figura nivis 1661) etc. die verſchiedenſten Köpfe angezogen. Kryſtallographiſch bieten ſie wenig Schwierigkeit. Vielleicht kann man zweierlei etwas weſentlichere451II. Cl. Saliniſche Steine: Schnee, Waſſer.Unterſchiede feſthalten: gepuderte und eiſige. Die eiſigen bilden Eis -

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platten mit gezackten Rändern, die 6zahl iſt dann vorherrſchend, doch kommen auch 12ſtrahlige, ganzrandige ꝛc. vor, aber keine Linie iſt daran, die nicht einer der Hauptaxen parallel ginge. Sie ſcheinen ſo homogen, daß man[ſie] wohl durch polariſirtes Licht dürfte prüfen können, zumal da ſie glasartig durchſcheinend ſind. Die gepu - derten ſind durch die Menge der Linien und Schneeflocken, welche auf ihnen haften, viel complicirter und häufig dadurch undeutlich. So lange

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man aber Lineationen deutlich verfolgen kann, gehen ſie im - mer den Hauptaxen parallel. Alle dieſe Sterne ſind tafel - artig und äußerſt ſelten anders. In Größe überſteigen ſie wenige Linien nicht, und je kleiner, deſto beſtimmter und zierlicher. Die großen Schneeflocken ſind immer Haufwerke von kleinern, und zur Beobachtung der Formen gar nicht geeignet. Merk - würdiger Weiſe finden ſich bei ein und demſelben Schneefall nicht blos verſchiedene Formen, ſondern auch gepuderte und eiſige kommen durchein - ander herab. Sie kommen offenbar aus verſchiedenen Regionen, die eiſigen vielleicht aus den höhern Luftſchichten. Zeichnungen verdankt man dem Prediger Scoresby, der als Capitain eines Walfiſchfänger in dem Polar - meer zur Beobachtung vielfache Gelegenheit hatte. Neben vielerlei Sternen

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hat derſelbe auch einmal halbe Diheraeder, wie beim Hagel, ge - ſehen (vielleicht waren es Graupeln), und einmal bedeckte ſich das Schiff mit eigenthümlichen ſechsſeitigen Prismen, die ſich an den Enden, und zuweilen auch in der Mitte zu ſechsſeitigen Platten ausbreiteten, Kämtz, Vorleſungen über Mineralogie. 1840. pag. 154. Dr. Schuhmacher, die Kryſtalliſation des Eiſes 1844, hat den Gegenſtand monographiſch behandelt.

G. Roſe (Ural. Reiſe I. 405) macht bei Beſchreibung der dendritiſchen Zwillinge des Kupfers auf die Aehnlichkeit mit Schneekryſtallen aufmerkſam, und hält es für ſehr wahrſcheinlich, daß auch ſie zum regulären Kryſtallſyſteme gehören. Unmöglich iſt eine ſolche Anſicht der Sache nicht. Auch könnte man von chemiſcher Seite geltend machen, daß ein Kryſtalliſiren durch Sublimation gar wohl eine andere Form erzeugen dürfte, als das Kryſtalliſiren durch Erkalten. Aber direkt beweiſen kann man es für den Schnee nicht.

Waſſer. Ob das reine Waſſer eine Farbe habe oder nicht, iſt nicht ſo leicht ausgemacht. Das Caraibiſche Meer ſoll ſo klar ſein, daß das Hinabſchauen Schwindel erregt. Sieht man durch eine enge Oeffnung auf das tiefe klare Meer, ſo erſcheint es geſättigt Ultramarinblau, mit der Taucherglocke kann man bemerken, daß es rothe Strahlen durchläßt, und grüne zurückwirft. Die ſchöne blaugrüne Farbe der Rhone bei Genf, des Rheins bei Schaffhauſen, des Doubs im Jura, des Blautopfs bei Blaubeuren ꝛc. ſind bekannt. Flüſſe der Moorgegenden ſind braun: die Schuſſen in Oberſchwaben. In den Urwäldern des Orinocco führen die Waſſer ſo viel humusſaure Salze, daß ſie eine Kaffeebraune Farbe annehmen, im Glaſe goldgelb, im Schatten tintenſchwarz ausſehen.

Das Waſſer abſorbirt Luftarten, und zwar um ſo mehr, je ſtärker der Druck. Bei gewöhnlichem Druck nimmt 1 Volumen Waſſer 1,06 Volumen Kohlenſäure auf, bei 7 Atmoſphäre Druck (gleich einer Waſſer - ſäule von 32′ · 7 = 224′) dagegen ſchon 5mal ſo viel, alſo 5,3 Vol. . 29*452II. Cl. Saliniſche Steine: Waſſer, Meerwaſſer.Läßt dieſer Druck nach, tritt z. B. ſolches Waſſer aus dem Erdinnern an die Oberfläche, ſo muß die Kohlenſäure entweichen, was meiſt mit ſtarkem Brodeln geſchieht. Es enthalten die Quellen von Niedernau, Cannſtadt, Selters 1 Vol. , Imnau 1 $$\frac{1}{2}$$ Vol., Gailnau 1,6 Vol., Burgbrohl in der Eifel 5,3 Vol., ungefähr das bekannte Maximum.

Beſtandtheile: Natron (Ṅa , Na C̶l, Ṅa S⃛) gehört bei weitem zu den gewöhnlichſten, ſeltener ſchon Kali an Chlor gebunden z. B. in der Soole von Berchtesgaden. Lithion im Karlsbader Sprudel, der Kreuz - brunnen zu Marienbad enthält $$\frac{1}{70000}$$ L̇i . Kalkerde und Talkerde ſehr verbreitet. Strontianerde iſt zwar ſelten, doch kommt ſie im Karlsbader -, Pyrmonter -, Selters-Waſſer vor, noch ſeltener Baryterde, wie zu Ems und Pyrmont. Thonerde an Alaun gebunden zu Bath in England, Halle an der Saale. Unter den Metallen finden ſich nicht blos die ganz gewöhnlichen Eiſenoxydul, Manganoxydul, Zink - oxyd ꝛc. häufig, ſondern auch ſeltenere ſind beſonders in den Quellen - abſätzen gefunden worden: Arſenik und Kupfer in den Schwarzwald - quellen, Antimon in den Thermen von Wiesbaden, Zinn in dem Said - ſchützer Bitterwaſſer, ohne Zweifel aus dem dortigen Olivin pag. 219 ſtammend, Blei im Säuerlinge von Rippoldsau. Von den Säuren ſpielen beſonders Kohlenſäure, Phosphorſäure, Kieſelſäure, Borſäure, Chlor, Brom, Jod, Fluor eine Rolle, Quellſäure, Stickſtoffverbindungen (Barègine). Ja man wird bald ſagen können, es kommen mit Wahrſcheinlichkeit alle Subſtanzen gelöst im Waſſer vor.

Meerwaſſer

nimmt an der Erdoberfläche den größten Antheil, denn es verhält ſich Land: Meer = 10: 27, und das Senkblei iſt im atlantiſchen Ocean auf 43,000′ hinabgelaſſen, welche ungeheure Tiefe die Höhe der Berge noch ein Bedeutendes übertrifft. Unter den Tropen beträgt in der Tiefe die Temperatur nur Reaum., während die Oberfläche 22° zeigt, der kalte Polarſtrom iſt daran ſchuld. Wegen des Salzgehaltes iſt ſein Ge - wicht 1,028. Mulder (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 55. 499) fand in 5000 Theilen Flußwaſſer aus den Niederlanden 1 Theil Salze, während in derſelben Menge Meerwaſſer 185 Theile vorkamen, und wo die Nordſee 3,187 feſte Theile hat, hat das Mittelmeer 4,1. Das Salz des atlantiſchen Oceans beſteht in 100 Theilen aus 78,5 Chlornatrium, 9,4 Chlormagne - ſium, 6,4 ſchwefelſaurer Magneſia, 4,4 ſchwefelſaurem Kalk, 1 Chlor - kalium, 0,17 Brommagneſium, 0,04 kohlenſaurem Kalk, 0,009 Kieſelſäure, 0,13 Ammoniak. Das Meerwaſſer ſchmeckt daher bitter.

Meere und Seen ohne Abfluß zeigen gewöhnlich einen großen Ge - halt an Chlormagneſium. Chr. Gmelin (Pogg. Ann. 9. 177) fand im Waſſer des Todten Meeres von 1,21 ſpecifiſchem Gewicht 11,77 Mg C̶l, 7,07 Na C̶l, 3,21 Ca C̶l, 0,44 Mg B̶r im Ganzen 24,54 Salz und 75,46 Waſſer. Es iſt alſo eine wahre Salzlake. Aebnlich der Eltonſee mit 19,7 Mg C̶l, 5,3 Ṁg S⃛, 3,8 Na C̶l, zuſammen 29,2 feſter Beſtandtheile! Vergleiche pag. 428.

Die Soolquellen, meiſt im Steinſalzgebirge entſpringend, haben mit dem Meerwaſſer Aehnlichkeit, nur herrſcht das Chlornatrium ſtärker453II. Cl. Saliniſche Steine: Quellwaſſer.vor, während Bitterſalz zurücktritt. Dagegen findet ſich gern ein größerer Gypsgehalt.

Das Fundbohrloch zu Friedrichshall am untern Neckar, ſeit 1816 im Betrieb, hat eine 26gradige Soole mit 25,56 Na C̶l, 0,437 Ċa S⃛, 0,01 Ċa , 0,006 Mg C̶l, 0,002 Ṁg S⃛. Die beim Salzſieden gewonnene Mutter - lauge enthält:

24,5 Na C̶l, 0,025 Na B̶r, 0,23 Ca C̶l, 0,52 Mg C̶l, 0.42 Ca S⃛. Für mediciniſche Zwecke hat man ſie durch Eindampfen concentrirt, wobei ſich vorzugsweiſe Na C̶l ausſcheidet, und eine Lauge mit 10 Na C̶l, 0,75 Na B̶r, 9,8 Mg C̶l, 4,9 Ca C̶l, 1,23 K C̶l bleibt. Es entſteht auf dieſe Weiſe wie in den Bitterſeen eine an Chlormagneſium reiche Miſchung.

Quellwaſſer

ſind alle hart, d. h. ſie zerſetzen die Seife, weil ſie nämlich Salze gelöst halten. Die gewöhnlichſten Beſtandtheile ſind Kohlenſäure, entweder frei oder an Kalkerde gebunden, als ſogenannte doppeltkohlenſaure Kalkerde. Bei Verluſt der Kohlenſäure laſſen ſie den Kalk fallen (incruſtirende Quellen). Kommen ſolche zufällig heiß aus der Erde, ſo geht die Ueber - ſinterung fremder Gegenſtände mit Kalkſtein ſchnell von Statten. Das Waſſer bekommt durch den kehlenſauren Kalk einen angenehmen Geſchmack, wie an der ſchwäbiſchen Alp. Die reinſten Quellen findet man im Ur - gebirge, Buntenſandſtein ꝛc., aber dieſe ſchmecken etwas fade, wie z. B. auf dem Schwarzwalde. Herrſcht die Kohlenſäure ſo weit vor, daß ſie beim Einſchenken ſtark perlen, ſo heißt man ſie

Säuerlinge (Sauerwaſſer). Es iſt dieß die größte Klaſſe der Heil - quellen. Die einen ſchmecken äußerſt angenehm, und werden mit großer Vorſicht gefüllt und verſendet. Das Selterswaſſer füllt man Nachts, weil es dann die meiſte Kohlenſäure haben ſoll. Wenn ſie nur wenige feſte Beſtandtheile haben, ſo heißen ſie ächte Säuerlinge, ſie trüben Kalkwaſſer ſtark, löſen aber im Ueberſchuß den Niederſchlag wieder, in - dem ſich ſaurer kohlenſaurer Kalk bildet. Nach ihren feſten Beſtandtheilen hat man ſie in verſchiedene Unterabtheilungen gebracht, am erkennbarſten darunter ſind die ſogenannten Stahlwaſſer oder Eiſenſäuerlinge, weil ein unbedeutender Gehalt an Ḟe der Quelle einen Dintenaeſchmack gibt: Struve fand in der Pyrmonter Trinkquelle in 1 = 7680 Gran nur 0,49 Gr. Ḟe , die Dintenquelle von Teinach im Schwarzwalde ent - hält in der gleichen Menge ¾ Gran. Wie weſentlich der Gehalt der Waſſer von dem Boden abhängt, aus welchem die Quelle hervorkommt, das zeigen in auffallendem Grade die

Schwefelwaſſer (aquae hepaticae). Sie verbreiten einen Geruch nach faulen Eiern, haben einen widrigen Geſchmack, hineingeworfene Silbermünzen werden ſchwarz. Am ſtärkſten ſind die kalten, welche in 100 Maß Waſſer 4 Maß Schwefelwaſſerſtoff enthalten können. Am Fuße der ſchwäbiſchen Alp treten aus dem obern Liasſchiefer eine ganze Reihe ſolcher Quellen, worunter Boll die berühmteſte: zunächſt zerſetzt ſich der fein vertheilte Schwefelkies des Gebirges zu ſchwefelſauren Salzen. Da nun aber zugleich viel Bitumen vorkommt, ſo wirkt derſelbe desoxydi -454II. Cl. Saliniſche Steine: Quellen.rend, erzeugt Schwefellebern, durch deren Zuſatz Schwefelwaſſerſtoff ent - ſteht, was die Quellen aufnehmen. Selbſt der Gyps kann ſolchen des - oxydirenden Einwirkungen nicht widerſtehen. Die heißen Schwefelwaſſer von Aachen und in den Pyrenäen ſind zwar nicht ſo ſtark als die kalten, aber auch hier ſcheinen organiſche Stoffe auf ſchwefelſaure Salze einge - wirkt zu haben, wie ſchon der Gehalt an Barègine in den Pyrenäen - bädern beweist. Selbſt das H̶S in Vulkanen könnte in den mit organi - ſchen Subſtanzen geſchwängerten Meerwaſſern ſeinen Grund haben. Auch die

Gypshaltigen Waſſer, welche ſich auf Zuſatz von Alkohol trüben, haben ihren Sitz vor allen im Gypsgebirge, man findet ſie be - ſonders in der Unterregion des Keupers von Schwaben, wo das anſte - hende Gypsgebirge über den Urſprung gar keinen Zweifel läßt.

Es gibt noch eine Menge mineraliſcher Waſſer, welche in unmittel - barem Zuſammenhange mit chemiſchen Proceſſen im Erdinnern ſtehen, ſo die Eiſenvitriolwaſſer von[Alexisbad] am Unterharze, welche aus einem alten verlaſſenen Stollen kommen; die Cementwaſſer in großen Grubenbauen von Goslar, Fahlun, Neuſohl ꝛc., welche Kupfer - und Eiſen - vitriol enthalten, daher auf Eiſen Kupfer abſetzen; Waſſer mit freier Salzſäure (Rio Vinagre) kommt in einem gewaltigen Strome von der Höhe des Vulkans von Purace bei Popayan herab: in ſeinen weit - berühmten Waſſerfällen wird der Waſſerſtaub dem Auge beſchwerlich, und beim Eintritt in den Rio Cauca vertreibt er auf 4 Meilen alle Fiſche, obgleich 1000 Theile Waſſer nur 6,8 freie Salzſäure enthalten.

Das Waſſer enthält außer den Beſtandtheilen, welche ſich durch di - rekte Analyſe nachweiſen laſſen, noch andere Beimiſchungen, aber in ſo kleinen Mengen, daß man lange von ihrer Exiſtenz darin nichts wußte. Prüft man dagegen die Quellenabſätze, ſo kommen ſie zum Vorſchein! Walchner fand 1844, daß eine große Reihe von Mineralquellen Arſenik und Kupfer in ihrem Quellenſchlamm bergen (Cannſtadt, Rippoldsau, Ems, Wiesbaden, Pyrmont ꝛc.). Der Ocker von Cannſtadt (Jahreshefte vaterl. Naturk. Württemb. III. 257) enthält 60,9 Eiſenoxydhydrat, 9,4 kohlenſauren Kalk, 5,4 Kieſelſäure ꝛc. und 0,8 p. C. arſenige Säure. Der Sprudelſtein von Karlsbad 0,27 Arſenik. Nähme man an, daß im Waſſer Arſenik und Eiſen in demſelben Verhältniß enthalten ſeien, wie im Abſatz, ſo kämen bei Cannſtadt auf 10 Millionen Theile Waſſer 1,5 Arſenik, oder auf 220 Maas 1 Gran. Will berechnete im Waſſer der Joſephsquelle von Rippoldsau auf 1000 Millionen Theile Waſſer 600 A̶⃛s, 104 Ċu, 25 S̈n, 16 S̶⃛b; der Ocker enthält 50,6 F̶⃛e und 1,13 p. C. Me - talle, im metalliſchen Zuſtand berechnet.

Derartige Unterſuchungen zeigen zu deutlich, wie durch die Waſſer ſeltene Stoffe nach den verſchiedenſten Gegenden hingeführt werden können. Sie werfen in ſofern Licht auf die Möglichkeit der Bildung ſelbſt ſeltener Mineralſtoffe im Schooße der Erde auf naſſem Wege pag. 147. Deshalb durften wir auch das Waſſer überhaupt nicht unerwähnt laſſen.

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Anhang. Künſtliche Kryſtalle

(chemiſche Präparate) ſollten im Grunde genommen, wenigſtens was ihre Form und äußere Beſchreibung betrifft, auch in der Mineralogie erwähnt werden. Doch fehlt es dazu an ſyſtematiſchen Vorarbeiten, auch würde man hier nicht gut anders als an der Hand eines ſtrengen chemiſchen Syſtems gehen können. Ja, da die Chemikalien für die Kryſtallographie theilweis ſo vortreffliche Beiſpiele liefern, ſo iſt es zu bedauern, daß man die Scheidewand zwiſchen Kunſt und Natur hier ſo nachdrücklich feſt zu halten ſtrebt, eine Scheidewand, die eigentlich gar nicht da iſt. Ich will im Nachfolgenden nur beiſpielsweiſe Einiges hervorheben, da es mir im Ganzen ſehr an Material dazu gebricht. Es bedarf zum Erkennen ſolcher Sachen gerade nicht immer genauer mühſamer Meſſungen: denn was thut es, ob ein Winkel ein Paar Grade größer oder kleiner iſt, das Weſen bleibt immer das Erkennen des Syſtems. Ja ich kann mit einer Kryſtallbildung vortrefflich vertraut ſein, ohne auch nur ein Mal an eine Winkelgröße gedacht zu haben. Das iſt der Standpunkt der Weißiſchen Zonenlehre. Vieles findet man in Dr. Herrmann Kopp’s Einleitung in die Kryſtallographie. Braunſchweig 1849.

1. Zucker C12 H11 O11.

Den bekannten Kandis-Zucker (Rohrzucker), welcher braun bis farblos käuflich zu haben iſt, kann man ſich leicht in Kryſtallen verſchaffen. Schon

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Brewſter entdeckte daran die Thermoelektricität, Prof. Hankel (Pogg. Ann. 49. 495) hat ſie be - ſchrieben und Kopp (Kryſtallogr. §. 358) mit dem Reflexionsgoniometer gemeſſen. Oberflächlich ange - ſehen erſcheinen ſie als Oblongoktaeder T P x, mit abgeſtumpfter Endecke k. Allein nimmt man freie tafelförmige Kryſtalle, ſo ſind das faſt immer Zwil - linge, welche die Säule T / T gemein haben, und deren Endflächen (y mit x ') nicht einſpiegeln. Damit iſt ſogleich ohne irgend eine Meſſung das

2 + 1gliedrige Syſtem bewieſen (ſiehe Weinſäure): eine geſchobene Säule T = a: b: c macht vorn über k 78° 30′, ihr ſeit - licher Winkel von 101° 30′ kann wegen ſeiner guten Ausbildung mit dem456Anhang. Künſtliche Kryſtalle: Weinſäure.Anlegegoniometer leicht controlirt werden. Die vordere Säulenkante k = a: b: c macht durch vorherrſchende Ausdehnung die Kryſtalle häufig tafelartig. Dieſe k iſt ziemlich deutlich blättrig, und läßt ſich mit dem Meſſer ſpalten. Von den Schiefendflächen iſt die etwas druſige P = a: c: b, 76° 44′ gegen Axe c, häufig etwas ſtärker ausgedehnt, als die glattere hintere Gegenfläche x = a': c: b, 64° 12 gegen Axe c. Da alſo P / k = 103° 22′ und P / x = 115° 48′ iſt, ſo kann man beide mit dem Anlegegoniometer nicht verwechſeln. Bei guten Kryſtallen findet ſich unter P noch eine deutliche Abſtumpfung y = c: ⅓a: b, welche auf der Hinterſeite nicht iſt, und daher die Zwillinge ſo augenfällig macht. Höchſt eigenthümlich iſt eine Fläche aus der Diagonalzone von P die zugleich T / x abſtumpft, folglich o = a: c: ½b. Nach Hankel kommt ſie nur einſeitig vor: und zwar liegt ſie nur rechts unten und oben, weshalb die Parallelen fehlen, gerade wie bei der Weinſäure. Nach dieſen Flächen richtet ſich nun auch die Thermoelektricität: Axe b bildet die Thermoelektriſche Axe, und da nur an einem Ende von b die Flächen o auftreten, ſo zeigt ſich dieſes bei abnehmender Wärme als das antiloge (negative).

Die Zwillinge legen ſich gewöhnlich mit der ſtumpfen Säulen - kante am Ende b aneinander, und zwar ſo, daß die beiden gleichnamigen Pole ſich einander zu - und abwenden. Es legen ſich alſo die Zwillings - individuen entweder mit ihren poſitiven oder negativen Polen aneinander. Durchwachſen ſie ſich in dieſer Lage, ſo heben ſich die Elektricitäten auf.

Der kryſtalliſirte Zucker ſteht nicht um, wie die unkryſtalliniſchen Bonbons pag. 152. Die optiſchen Axen orientirt man nach dem blättrigen Bruch k: die Ebene der optiſchen Axen mit der Medianebene zuſammen - fallend ſteht ſenkrecht auf k, und die eine optiſche Axe ſteht auch faſt ſenkrecht auf dieſem Blätterbruch. Nach Miller (Pogg. Ann. 55. 630) weicht ſie von der ſenkrechten auf k nur 26′ nach unten ab, die andere optiſche Axe liegt ungefähr 50° darüber.

Zuckerlöſungen haben rechts drehende Circularpolariſation (Pogg. Ann. 28. 165), was ſich ſogar ſchon beim friſchen Safte zuckerbildender Pflanzen zeigt. Das geht ſelbſt ſoweit, daß man aus der Größe der Drehung auf den procentiſchen Zuckergehalt ſchließen kann, was für die Runkel - rübenzuckerfabrication von großer praktiſcher Wichtigkeit iſt. Der Trauben - zucker dreht dagegen links.

2. Weinſäure C4 2 O5 + H̶O.

Rechtstraubenſäure, iſt durch die Unterſuchungen von Paſteur (Pogg. Ann. 80. 127) höchſt intereſſant geworden. Ihre Form gleicht auffallend dem Zucker, dabei iſt ſie beſſer ausgebildet. Hankel (Pogg. Ann. 49. 500) beſchreibt ſie bereits richtig. Wir haben eine Säule T = a: b: c ſeitlich in Axe b 102° 54′, alſo nur unweſentlich vom Zucker abweichend; ihre vordere ſcharfe Kante von 77° 6′ wird durch die blättrige k = a: b: c gerade abgeſtumpft. Die Schiefendfläche P = a: c: b iſt 79° 28′ gegen Axe c geneigt, und ſteht rechtwinklig gegen die457Anhang. Künſtliche Kryſtalle: Weinſaure Salze.

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ſtumpfe Säulenkante T / T. Die hintere Ge - genfläche x = a': c: b 57° 30′ gegen Axe c, und vorn unter P noch eine Fläche y = c: ⅓a: b 45° gegen Axe c. Oefter dehnen ſich x und y ſo ſtark aus, daß P kaum ſichtbar wird. In ſolchen Fällen läßt uns jedoch das Handgoniometer nicht irren, da k / x = 122° 30′ und k / y = 135° be - trägt. Das Augitpaar o = a: ½b: c tritt nur auf der rechten Seite auf, es liegt außer der Diagonalzone von P in den Zonen T x und T y, daher bilden x und y meiſt Rhombenflächen. Schwindet P, ſo bilden ko eine wenig geſchobene Säule, worauf xy TT Rhomben bilden würden, wenn die Parallele von o da wäre.

Zuweilen kommen die Flächen o auf der linken und rechten Seite zugleich vor. Man ſieht dann gewöhnlich Grenzlinien durchgehen, die auf die Vermuthung führen können, daß ſich ein linkes mit einem rechten Individuum verbunden habe. Indeß iſt die rechte o ſtärker ausgedehnt, daher mögen die beiden o wohl phyſikaliſch ungleich ſein.

Die Linkstraubenſäure iſt chemiſch mit der Rechtstraubenſäure (Weinſäure) vollkommen gleich, nur daß die Kryſtalle ihre o auf der linken Seite haben, alſo Spiegelbilder von denen der Rechtstraubenſäure ſind.

Zwillinge ſtimmen genau mit denen vom Zucker: zwei Individuen, gewöhnlich ſehr regelmäßige an der Ecke durch k ſtark abgeſtumpfte Ob - longoktaeder T T x y bildend, legen ſich mit dem ſtumpfen Säulenwinkel von 120° 54′ neben einander und liegen umgekehrt. Da P fehlt, ſo ſtumpfen die o als kleine Rhomben die äußern Seitenecken ab, was Folge des Geſetzes iſt. Thermoelektriſch wie der Zucker.

Löſt man Weinſäure in Waſſer, ſo zeigt die Flüſſigkeit rechte Cir - cularpolariſation, die linke Traubenſäure dagegen linke.

Die Traubenſäure wurde zuerſt zu Thann in den Vogeſen bei der fabrikmäßigen Bereitung der Weinſäure bekannt (Pogg. Ann. 19. 319), und man war bis in die neueſte Zeit nicht im Stande, ſie künſtlich dar - zuſtellen. Sie ſoll 1 + 1gliedrig ſein. Die Säulenförmigen Kryſtalle

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in nebenſtehender Horizontalprojektion könnte man als eine ge - ſchobene Säule d / e nehmen, deren ſcharfe Kante g abſtumpft. Am Ende zeigt ſich ein Augitartiges Paar b / c, das mit g in eine Zone fällt. Die Fläche a iſt blättrig und ſteht ſchief gegen die Kante b / c. Man erkennt die Blättrigkeit leicht, ſobald man die Säule von den Druſen herunterbricht. Da nun in der Säule öfter noch f die Kante g / e abſtumpft und mit Kante a / c in einer Zone liegt, und ferner b ſich verkleinert oder ganz fehlt, ſo kann man die Kryſtalle beim erſten Anblick für eine achtſeitige Säule d e f g mit einem aufgeſetzten Augitpaar c / a, ähnlich wie bei der Augit - kryſtalliſation, nehmen.

Traubenſaures Natron-Ammoniak. Sättigt man gleiche Theile Traubenſäure durch Natron und durch Ammoniak, und miſcht die beiden458Anhang. Künſtliche Kryſtalle: Weinſaure Salze.

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Flüſſigkeiten mit einander, ſo ſetzen ſich beim Erkalten nach mehreren Tagen große 2gliedrige Kryſtalle ab, theils mit rechts -, theils mit links-hemiedriſchen Flächen: rechts - und links-traubenſaures Natronammoniak. Es ſind oblonge Säulen P / M mit Gradendfläche T. Die geſchobene Säule ſ ſtumpft die Kanten P / M ab. Das Oktaeder o = a: b: c am Ende iſt aber nur zur tetraedriſchen Hälfte da. Bei unſerm rechten Kryſtalle iſt die Kante T / s rechts abge - ſtumpft, bei den linken muß es die linke T / s ſein.

Behandelt man nun ſolches rechtstraubenſaure Natronammoniak mit ſalpeterſaurem Bleioxyd, ſo ſchlägt ſich rechtstraubenſaures Bleioxyd nieder, aus welchem man dann mit Schwefelſäure die Rechtstraubenſäure dar - ſtellen kann. Ebenſo ſtellt man ſich die Linkstraubenſäure aus den linken Kryſtallen dar. Die Traubenſäure iſt auf dieſe Weiſe in eine rechte und linke zerlegt. Daß die Säure in den ſich wie Bild und Spiegelbild gleichenden Kryſtallen verſchieden ſei von der Traubenſäure, davon kann man ſich leicht durch chemiſche Reaktion überzeugen: man löſe einen linken oder rechten Kryſtall und behandle ihn mit der Löſung eines Kalkſalzes, ſo bekommt man nach einiger Zeit iſolirte glänzende Kryſtalle von links - traubenſaurem oder rechtstraubenſaurem Kalke, je nachdem man Kryſtalle wählt. Löſt man dagegen beide Kryſtallarten, die rechts - und die links - hemiedriſchen, gemeinſchaftlich auf, ſo iſt der Niederſchlag verſchieden und hat die Kennzeichen des traubenſauren Kalkes.

Neuerlich hat auch Paſteur (Pogg. Ann. 90. 504) den Weg gefunden, Weinſäure in Traubenſäure umzuwandeln. Weinſaures Cinchonin wird langſam einer Temperatur von 170° C ausgeſetzt, es bildet ſich theilweis Traubenſäure, die durch Chlorcalcium fixirt werden kann.

Das Links und Rechts der Säuren trägt ſich auch auf die Kryſtalle der Salze über, wie das linkstraubenſaure und weinſaure Ammoniak; das links - und rechtstraubenſaure Antimonoxyd-Kali (Brechweinſtein); der links - und rechtstraubenſaure Kalk ꝛc. beweiſen. Letztern den

Weinſauren Kalk bekommt man ſehr ſchön kryſtalliſirt aus alten Weinfäſſern, wo glänzende Kryſtalle auf einer Kruſte von Weinſtein ſitzen. Es ſind ausgezeichnete 2gliedrige Dodekaide pag. 38 aus drei zugehörigen Paaren a: b: c, b: c: a und a: c: b beſtehend. Die zwei matten Paare ſchneiden ſich als Oblongoktaeder genommen in ihren Seiten - kanten unter 77° 78°, man könnte ſie für ein viergliedriges Oktaeder halten, woran das glänzende dritte Paar Rhomben bildet, und die Seiten - ecken abſtumpft. Da dieſe ſich unter 91 $$\frac{1}{2}$$ ° ſchneiden, ſo kann das Syſtem nicht viergliedrig ſein. Nun ſind aber die Dodekaidflächen keiner Hemiedrie fähig pag. 68, und da andere hemiedriſche Flächen nicht vorkommen, ſo kann man den weinſauren Kalk (rechtstraubenſauren) vom linkstrauben - ſauren an den Kryſtallen nicht unterſcheiden. Dennoch iſt gewiß, daß der linkstraubenſaure Kalk vom rechtstraubenſauren verſchieden iſt, denn mit dieſem gemiſcht bildet ſich ſogleich traubenſaurer Kalk, der ſich von beiden leicht und wohl unterſcheiden läßt.

Das Seignetteſalz, weinſteinſaures Kalinatron = + Ṅa + 8 Ḣ̶, iſomorph mit dem traubenſauren und weinſteinſauren Natron-Am -459Anhang. Künſtliche Kryſtalle: Weinſtein, Grünſpan.moniak, zeichnet ſich durch die Größe und Klarheit ſeiner luftbeſtändigen Kryſtalle aus, iſt daher von Optikern geſucht. Die Säule s / s mißt 100° 30′, ihre ſcharfe Kante wird durch P = b: a: c gerade abgeſtumpft, dieſe Abſtumpfung herrſcht meiſt auf einer Seite ſo vor, daß der Kryſtall dadurch wie halbirt erſcheint. Nicht weniger herrſcht die Gradendfläche T = c: a: b; M = a: b: c klein, aber zwiſchen M und s liegt noch eine zweite Säulenfläche a: 2b: c. An den Enden ſind zwiſchen P und T zwei Paare b: c: a und b: 2c: a, das Oktaeder o = a: b: c iſt häufig hemiedriſch. Die optiſchen Axen liegen in der Ebene P, welche die ſcharfe Säulenkante abſtumpft.

Der Weinſtein (Tartarus), zweifach weinſaures Kali T2 + Ḣ̶. Hier iſt das 2gliedrige Tetraeder (Tetraid) öfter ganz vorherrſchend, daher ſchlug Haidinger vor, es Tartaroid zu nennen. Wir haben pag. 27 geſehen, daß die zwei Tetraide einer und derſelben Oblongſäule mit Grad - endfläche einander nicht congruent ſein können, ſondern ſich wie Bild und Spiegelbild verhalten. Dr. Hankel Pogg. Ann. 53. 620 hat die Kryſtalle beſchrieben. Man erhält bei der Verdunſtung einer nicht ſehr concentrirten Löſung von käuflichem Weinſtein an der Luft leicht Kryſtalle, die mehr als einen Zoll in der Länge, und die Hälfte in der Breite betragen: geſchobene Säule M = a: b: c 106°, a = a: b: c, und b = b: a: c, nebſt einem Tetraeder o = a: b: c mit 135° in der Endkante.

Zweifach weinſaures Ammoniak iſt damit iſomorph.

Der Brechweinſtein, weinſaures Antimonoxyd-Kali, kryſtalliſirt zwar deutlich, allein die Kryſtalle ſind nicht luftbeſtändig. Scheinbar vier - gliedrige Oktaeder, zwei Oktaeder a: b: c und a: b: 2c übereinander. Die Gradendfläche c = c: a: b ſtark ausgedehnt, eine gewöhnlich ſtärker als die andere, wodurch die Kryſtalle wie halbirt erſcheinen. Der Baſalſchnitt der Oktaeder ein ſehr wenig verſchobener Rhombus, daher können die Kryſtalle nicht 4gliedrig, ſondern nur 2gliedrig ſein.

3. Saures Aepfelſaures Ammoniumoxyd.

Ḣ̶4 + 2C4 H2 O4 + Ḣ̶. Die zweigliedrigen luftbeſtändigen Kryſtalle ſind außerordentlich ſchöne Oblongoktaeder mit abgeſtumpfter Endecke. Nimmt man die längere Seitenkante als Säule p = a: b: c 108° 16″ ſo hat das Paar q = b: c: a in Axe c 104° 20′, b = b: a: c iſt etwas blättrig, die Gradendfläche c = c: a: b iſt an - gedeutet, und zwiſchen b und c liegt c: 2b: a. Pogg. Ann. 90. 38.

4. Grünſpan.

Eſſigſaures Kupferoxyd Ċu ̅ A + Ḣ̶. Span - grün. 2 + 1gliedrige Kryſtalle: die Säule T = a: b: c bildet nach Kopp vorn 72°, ſie iſt ziemlich deutlich blättrig. Die Schiefend - fläche P = a: c: b macht 63° gegen die Axe c, hinten die dreifach ſchärfere y = 3a ': c: b 56° gegen Axe c, endlich noch das Augitpaar o = a': c: ½b, die mit Ty und PT Zonen bildet.

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460Anhang. Künſtliche Kryſtalle: Schwefelſaures Nickelorydkali.Intereſſant ſind die häufigen Zwillinge, welche die Schiefendfläche P gemein haben, und umgekehrt liegen; ſie haben alſo die analoge Lage, wie die Individuen 1 und 3 oder 2 und 4 beim Feldſpathvierling pag. 184.

Wöhler Pogg. Ann. 37. 166 lehrte auch einen zweigliedrigen Grünſpan Ċu + 5 Ḣ̶ kennen, er bildet 2gliedrige Dodekaide, die durch Waſſer - verluſt in den gewöhnlichen Grünſpan umſtehen.

Eſſigſaures NatronṄa + 6 Ḣ̶, was in den ſchönſten wein - gelben 2 + 1gliedrigen Säulen kryſtalliſirt, die Säule T = a: b: c macht vorn 84° 30′, ihre ſtumpre Seitenkante wird durch M = b: a: c gerade abgeſtumpft. Am Ende herrſcht die Schiefendfläche P = a: c: b, 68° 16′ gegen Axe c; meiſt noch die vordere ſtumpfe Kante P / T durch m = ⅓a: ½b: c abgeſtumpft.

Bleizucker, Eſſigſaures Bleioxyd = Ṗb + 3 Ḣ̶ iſomorph mit Ḃa + 3 Ḣ̶. Ebenfalls 2 + 1gliedrig. Die Säule T = a: b: c macht vorn 52°. Ihre ſcharfe Kante iſt durch k = a: b: c gerade abgeſtumpft. Dieſe nebſt der Schiefendfläche P = a: c: b ſind blättrig und ſtark ausgedehnt, wodurch die Kryſtalle ein gewendet 2 + 1gliedriges Ausſehen haben. Die Blätterbrüche k / P ſchneiden ſich unter 109° 48′. Ihre ſcharfe Kante ſtumpft die hintere Gegenfläche x = a': c: b ab. Ueber eſſigſauren Baryt ſiehe Pogg. Ann. 90. 25.

5. Doppelſalze Ṁe S⃛ + Ȧk S⃛ + 6 Ḣ̶.

Wo in Ṁe die Metalloxyde Eiſenoxydul, Manganoxydul, Zinkoxyd, Cadmiumoxyd, Kobaltoxydul, Nickeloxydul, Kupferoxyd, Magneſia; und Ȧk das Kali und Ammoniak bedeuten. Dieſe bilden unſtreitig eine der merkwürdigſten Gruppen iſomorpher Kryſtalle, und da ſie ſo leicht kry - ſtalliſirt zu bekommen ſind, ſo liefern ſie ein vortreffliches Uebungsbeiſpiel.

Nach Graham zerfallen die einbaſiſchen Salze in Beziehung auf Waſſer - gehalt in zwei Gruppen. Unter den ſchwefelſauren Salzen ſind es die

1) Gypsgruppe mit graden Atomen Waſſers, im Waſſer wenig löslich und nicht geneigt zur Bildung von Doppelſalzen: Ċa S⃛ + 2 Ḣ̶, Ċu S⃛ + 4 Ḣ̶, Ṁg S⃛ + 6 Ḣ̶ gehören dazu;

2) die Eiſenvitriolgruppe mit ungraden Atomen Waſſers, wie Eiſen - und Kupfervitriol pag. 444. Alle ſind im Waſſer ſehr löslich, und bilden mit ſchwefelſaurem Kali oder ſchwefelſaurem Ammoniak leicht Doppelſalze. Bei ſolchen Doppelſalzen vertritt das S⃛ ein Atom Waſſer, ohne daß dadurch die Form weſentlich verändert würde. Daher haben ſie die 2 + 1gliedrige Form des Eiſenvitriols mit 7 Atom Waſſer. Die Winkel der verſchiedenen Salze weichen zwar untereinander ab, der Typus iſt aber bei allen unverkennbar: z. B.

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Schwefelſaures Nickeloxyd-Kali S⃛ + Ṅi S⃛ + 7 Ḣ̶; ſchön grünfarbig. Eine etwas blättrige Säule T = a: b: c macht vorn etwa 109°. Die Schiefend - fläche P = a: c: b herrſcht daran, macht die Kryſtalle nicht ſelten tafelartig, und dann pflegen ſie parallel der Diagonale a: c geſtreift zu ſein. Ungefähr 73° gegen die Axe c geneigt. Die hintere Ecke PTT iſt durch ein kleines glänzendes Dreieck y = a':461Anhang. Künſtliche Kryſtalle: Asparagin, Unterſchwefelſaures Natron.3c: b abgeſtumpft. Daraus deducirt ſich o = a': ½b: c in der Zone P / T und T / y liegend. Die Fläche r = a: ½b: c liegt in der Diagonal - zone von P, und da die Kante o / r rechtwinklig gegen P / r ſteht, ſo folgt aus dieſem rechten Winkel ihr Ausdruck. Die Fläche M = b: a: c iſt immer nur klein vorhanden, und zwiſchen M / T eine Fläche b: 2a: c.

Schwefelſaures Kobaltoxydul-Ammoniak. Ḣ̶4 S⃛ + Ċo S⃛ + 6 Ḣ̶ gibt hochrothe Kryſtalle; ſchwefelſaures Kupferoxyd-Kali blaue; beſonders groß und ſchön wird das blaß roſenrothe Salz von Schwefelſaurem Manganoxyd-Ammoniak; das ſchwefelſaure Zinkoxydkali iſt dagegen ganz farblos ꝛc. Alle dieſe Kryſtalle haben noch die vortreff - liche Eigenſchaft, daß man ſie wie Minerale aufbewahren kann, ohne daß ſie ſich veränderten. Ob Ammoniak oder Kali darin ſei, macht äußerlich keinen weſentlichen Unterſchied, vor dem Löthrohr auf Kohle erhitzt er - kennt man das Ammoniak leicht, wenn man die Probe ſchnell unter die Naſe bringt.

6. Asparagin.

C8 2 Ḣ̶10 O8 wurde ſchon 1805 von Robiquet in jungen Spargel - trieben entdeckt (Pogg. Ann. 28. 184), dann in allen Kartoffelarten ꝛc. gefunden. Die Nettigkeit ſeiner klaren luftbeſtändigen Kryſtalle fällt in hohem Grad auf. Miller (Pogg. Ann. 36. 477) hat ſie zweigliedrig, Kopp (Einl. Kryſt. 312) 2 + 1gliedrig beſchrieben. Und allerdings iſt auch ihr Habitus oft 2 + 1glie - drig, erinnert ſogar auffallend an Feldſpath. Die Säule T = a: b: c macht vorn 116° 50′; die Schiefendfläche P = a: c: b 64° 29′ gegen Axe c läßt ſich von der hintern Gegenfläche x = a': c:

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b 64° 46′ gegen Axe c nicht unterſcheiden. T T P x bilden nicht ſelten ausgezeichnete Oblongoktaeder. Dazu kommt noch, daß auch die Augit - paare o = a': c: ½b und r = a: c: ½b vorn wie hinten erſcheinen. M = b: a: c gewöhnlich nur klein, auch b: 2a: c iſt angedeutet. Nun iſt zwar meiſt eine Schiefendfläche ausgedehnt, allein man weiß nicht, ohne vorherige genaue Meſſung mit dem Reflexionsgoniometer, ob die ausgedehnte P oder x ſei. Das Auftreten von r, die dem Feldſpath ſo fremd iſt, erinnert an die vorige Gruppe, dagegen trifft man ſtatt y dort hier ſtets x.

Für die äußerliche Orientirung in die Form iſt es unter ſolchen Um - ſtänden ganz gleichgültig, ob man ſich die Kryſtalle 2gliedrig, oder 2 + 1gliedrig denken wolle. Selbſt die Arenzeichen bleiben die gleichen, es fällt blos der Unterſchied zwiſchen vorn und hinten weg. Solche Bei - ſpiele weiſen aber auch evident genug nach, wie unzweckmäßig die Moh - ſiſche und Naumannſche Bezeichnung ſein muß, wenn es auf einmal beliebt, von der Fläche P oder x eine zur Endfläche zu nehmen: ſo bequem es auch vielen Kryſtallographen beim erſten Anblick ſcheinen mag.

7. Unterſchwefelſaures Natron.

Ṅa ˈˈˈˈˈ + 2 Ḣ̶. Iſomorph mit unterſchwefelſaurem Silberoxyd. Schon Dr. Heeren hat ſie unterſucht und beſchrieben (Pogg. Ann. 7. 76). Es462Anhang. Künſtliche Kryſtalle: Oxalſaures Chromoxydkali.ſind zweigliedrige waſſerhelle Kryſtalle, die den klarſten Bergkryſtallen gleichkommen. Ihre Luftbeſtändigkeit iſt groß. Ich behandle ſchon ſeit mehr als 10 Jahren ſolche ganz wie Minerale, demonſtrire daran in den Vorleſungen, ſo daß derartige Sachen vollſtändigen Erſatz für natürliche Kryſtalle bieten.

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Die geſchobene Säule s = a: b: c macht 90° 38′, gleicht daher einer quadratiſchen, allein der vordere ſtumpfe Winkel iſt ſtets durch b = a: b: c gerade abgeſtumpft. Ein Paar d = a: c: b auf die vordere ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt macht 118° in Axe c. In ihrer Diagonalzone liegen zwei Oktaeder: P = a: c: b und darunter o = a: c: ½b. Die Endflächen ſind zwar etwas verzogen, aber ſo conſtant vorhanden, daß über die Deutung des Syſtems, auch wenn man die Winkel nicht kennt, kein Zweifel herrſchen kann.

Das Unterſchwefelſaure Silberoxyd hält ſich an der Luft ebenfalls vollkommen, nur daß es am Lichte ein wenig grau anläuft. Es hat eine Fläche a = b: a: c mehr. Das unterſchwefelſaure Strontian Ṡr ˈˈˈˈˈ + 4 Ḣ̶ iſt iſomorph mit unterſchwefelſaurem Kalk. Heeren bekam es in 6gliedrigen Tafeln: ein Dihexaeder a: a: a: c hatte in den Seitenkanten etwa 120°, die Endecke durch c: a: a: a ſtark ab - geſtumpft. Es werden außerdem noch eine Reihe anderer unterſchwefel - ſaurer Salze beſchrieben, die meiſt aus heißen Löſungen in einem Glas - kolben dargeſtellt wurden, welcher leicht verkorkt in einem Kaſten mit Baumwolle umhüllt ſchon nach 12 Stunden die ſchönſten Kryſtalle gab (Pogg. Ann. 7. 71).

8. Salpeterſaures Uranoxyd

U̶⃛ ˙˙˙˙˙ + 6 Ḣ̶ gibt prachtvolle gelbe an den Kanten ins Grüne ſchillernde Kryſtalle. An der Luft überziehen ſie ſich mit gelbem Ocker, halten ſich aber dann. Es ſind ausgezeichnete 2gliedrige Dodekaide mit einem Paar abgeſtumpfter Kanten, doch halbiren ſie ſich in der Regel mittelſt der Anſatzfläche, welche dem blättrigen Bruche P = b: a:

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c parallel geht. Senkrecht dagegen ſteht a = a: b: c. Das Oktaeder o = a: b: c bildet Rhomben, deren Kante b: c durch d = b: c: a abgeſtumpft wird, d / d macht über P in Axe b 62 $$\frac{1}{2}$$ °, welchen man leicht mit dem Handgoniometer controliren kann. Es iſt na - türlich in ſolchen Fällen meiſt gleichgültig, welche Axe man als aufrechte c nehmen will. Ich bin Kopp in voriger Bezeichnung gefolgt. Man könnte füglich auch in dieſem Falle von der Säule d = a: b: c ausgehen, dann wäre P = b: a: c, da ſie die ſcharfe Säulenkante d / d abſtumpft. Fläche a = c: a: b würde zur Gradendfläche, und o behielte ihren Ausdruck.

9. Oxalſaures Chromoxydkali.

C̶⃛ 3 + 3 + 6 Ḣ̶. Dieſes Doppelſalz bildet den Ausgangs - punkt einer ganzen Reihe, worin die Baſe Chromoxyd durch Eiſenoxyd463Anhang. Künſtliche Kryſtalle: Chlorſaures Natron.oder Thonerde, und das Kali durch Ammoniak vertreten werden kann. Die nadelförmigen Kryſtalle ſind 2 + 1gliedrig. Eine geſchobene Säule T = a: b: c macht vorn 70°, ihre ſtumpfe Kante iſt durch M = b: a: c gerade abgeſtumpft. Am vordern Ende herrſcht die Schiefend - fläche P = a: c: b 70° gegen Axe c geneigt. Die hintere Gegen - fläche x = a': c: b macht einen kleinern Winkel. Augitpaare o = a': c: ½b und r = a: c: ½b kommen zwar vorn und hinten vor, allein meiſt nur einſeitig. Die allereigenthümlichſten Flächen bilden jedoch die bauchigen Paare v = a: c: $$\frac{1}{x}$$ b, wo x eine ſehr große Zahl iſt. Dieſelbe verſchwimmt ſo gleichartig mit M, daß man ihr kaum einen feſten Ausdruck wird geben dürfen. Für die Orientirung iſt ſie außerordentlich wichtig und macht, daß die Kryſtalle an ihrem Ober - ende ſchneidig und dünn werden. Das liefert wieder für ihr intereſſantes optiſches Verhalten eine will - kommene Bequemlichkeit (Pogg. Ann. 76. 107).

Die Kryſtalle ſehen nämlich im reflektirten Lichte

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ganz dunkel ſchwarzgrün aus und haben wenig Durchſcheinenheit. Auch das Pulver bleibt Berggrün. Im durchfallenden Licht nehmen ſie dagegen ein brennendes Laſurblau an, wie die ſchönſte Kupferlaſur. Bei der geringen Durchſcheinenheit ſieht man den Farbenwechſel jedoch nur an den Kanten, und beſonders quer durch das Augitpaar v, weil an dieſer Stelle die Kryſtalle am dünnſten ſind. Im Dichroſkop bekommt man ein blaues und grünes Bild: rein blau iſt dasjenige, was parallel der Axe c ſchwingt, alſo bei aufrechter Axe c das extraordinäre, bei horizontaler das ordinäre; das grüne ſchwingt ſenkrecht gegen Axe c, es ſpielt ſtark in das Smaragdgrün beſonders an der untern Kante, dazwiſchen liegen rothe Streifen und Flecken, welche bei kleinen Drehungen lebhafter her - vortreten. Und dieſer Gegenſatz der farbigen Bilder ſchwindet gänzlich in der Zwiſchenſtellung, d. h. ſobald die Axe c 45° gegen die längere Linie des Lichtoblongums macht pag. 110. Beide Bilder ſind dann rein blau nur etwas blaſſer, als das Blau der differenten Bilder.

10. Chlorſaures Natron.

Ṅa ˙˙˙˙˙l iſomorph mit Ṅa ˙˙˙˙˙r. Mitſcherlich (Pogg. Ann. 17. 388) be - kam ſie in Tetraedern, deren Kanten durch die Würfelflächen abgeſtumpft, und deren Ecken durch die Granatoederflächen je dreiflächig zugeſchärft waren. Würfel und Granatoeder müſſen ja bei allen hemiedriſchen Syſtemen vollflächig auftreten. Rammelsberg (Pogg. Ann. 90. 15) beſchreibt einfache Würfel ohne weitere Flächen. Dann aber fanden ſich auch Würfel w, woran die abwechſelnden Ecken durch das Te - traeder o abgeſtumpft waren, und neben dieſem Tetraeder zeigten ſich noch einſeitige Abſtumpfungs - flächen der Würfelkanten durch eine Fläche, die gegen die anliegenden Würfelflächen ſich unter 116° 20′ und 153° 20′ neigte. Da nun das

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464Anhang. Künſtliche Kryſtalle: Magneſium Platin Cyanür.Pyritoeder p = 2a: a: a mit den Würfelflächen 116° 34′ und 153° 26′ machen muß, ſo konnte das keine andere Fläche ſein. Zwar kam in den ſchief abgeſtumpften Würfelkanten noch eine zweite Fläche zuweilen vor, allein dieſe neigte ſich 135° gegen w, mußte alſo dem Granatoeder angehören. Rammelsberg fährt nun fort:

Die Beobachtung des Pentagondodecaëders an einer künſtlichen Ver - bindung iſt zwar an ſich nicht neu (pag. 434) aber deswegen beſonders in - tereſſant, weil dieſe Form hier in Combination mit dem Tetraeder vor - kommt, während man bisher niemals eine geneigtflächige (tetraedriſche) und eine parallelflächige (pyritoedriſche) Form zuſammengefunden hat.

Man muß übrigens bei künſtlichen Salzen, wo die phyſikaliſchen Unterſchiede und die gleichmäßige Ausbildung der Flächen nicht ſo regel - recht als bei natürlichen aufzutreten pflegen, ſich vor ſchnellen Schlüſſen hüten. Es könnte leicht ſein, daß die andere Pyritoedriſche Hälfte ſich doch noch untergeordnet zeigte. Es kommt in ſolchen Fällen auch auf die Ausdehnung der Flächen an: bei einem ächten Pyritoedriſchen Syſtem ſoll auch das ſelbſtſtändige Pyritoeder nicht fehlen!

Chlorſaures KaliK̇a ˙˙˙˙˙l, welches fabrikmäßig dargeſtellt wird, weil es zu den allbekannten Zündhölzern dient, ſollte iſomorph mit chlor - ſaurem Natron ſein. Allein ſeine luftbeſtändigen Tafeln gehören dem 2 + 1gliedrigen Syſteme an, haben jedoch mit Rhomboedern ſo auf - fallende Aehnlichkeit, daß ſie einen vortrefflichen Beweis liefern, wie nahe überhaupt beide Syſteme einander werden können. Nach Miller (Pogg. Ann. 55. 631) bilden die niedrigen Hendyoeder eine geſchobene Säule T = a: b: c von 104° in der vordern Säulenkante, und die Schiefendfläche P = a: c: b macht 105° 30′ in der vordern Kante P / T, ſo daß ſie von der Säulenkante nur 30′ abweichen, was das bloße Auge nicht unterſcheidet. Dazu kommt noch, daß alle drei Flächen blättrig ſind. Kopp erwähnt auch Zwillinge, welche P gemein haben und umgekehrt liegen, auch dieſes iſt dem Rhomboedriſchen Zwillingsgeſetz analog. Indeß bemerkt doch ſchon das bloße Auge Unterſchiede: nicht blos ſind die Säulenflächen häufig klein und die P tafelartig ausgedehnt, ſondern P hat auch häufig eine federartige Streifung parallel den Hendy - oederkanten, welche man auf T vergeblich ſucht.

11. Magneſium Platin Cyanür.

Pt5 Mg6 C̶y11. Dies iſt das prachtvoll grünſchillernde rothe Salz, was zu dichroscopiſchen Unterſuchungen ſich vor allem trefflich eignet, Haidinger Pogg. Ann. 68. 302. Daſſelbe iſt luftbeſtändig, und verändert ſich jahrelang in offenen Kapſeln aufbewahrt nicht. Die Kryſtalliſation bildet quadratiſche Säulen mit Gradendfläche. Die Säulenflächen zeigen im reflectirten Licht einen grünen metalliſchen Schimmer, die Gradenfläche hat dagegen dieſen Schiller nicht, ſondern ihre rothe Farbe nimmt blos im reflectirten Lichte einen ſtarken Stich in’s Blau an, im durchfallenden verſchwindet der Schiller und das Blau gänzlich, die Farbe iſt hochroth. Im Dichroscop bekommt man bei aufrechter oder horizontaler Axenſtellung von c ſtets ein ſchillerndes Bild: das ſchillernde ſchwingt parallel der Axe465Anhang. Künſtl. Kryſtalle: Doppeltchromſaures Kali.c, das nicht ſchillernde ſenkrecht darauf. Schief gegen die Endfläche des ſchillernden Bildes geſehen, nimmt dieſelbe eine prachtvolle Schattirung von Blau an. Nur wenn ich ſenkrecht gegen die Gradendfläche ſehe, ſind beide Bilder gleich. Es bilden dieſe Salze die ſchönſten Beiſpiele für phyſikaliſche Flächendifferenz.

Sehr ähnlich iſt das einfachere Salz Pt C̶y + Mg C̶y von hochmorgen - rother Farbe wie das bekannte doppeltchromſaure Blei. Es ſcheint zwei - gliedrig: geſchobene Säulen von 127° 40′, deren ſcharfe Kanten gerade abgeſtumpft werden. Die Seitenflächen ſehen im reflektirten Lichte laſur - blau aus.

Kalium-Platin-CyanürK C̶y + Pt C̶y + 3 Ḣ̶ iſt gelb durch - ſichtig, ſchillert aber im reflektirten Licht blau. Die Säulen mit Gradend - fläche werden auch quadratiſch beſchrieben (Pogg. Ann. 71. 324).

Baryum-Platin-CyanürPt5 Ba6 C̶y11 mit Waſſer bildet pracht - volle ſchwefelgelbe Kryſtalle mit einem bläulichen Schiller im reflektirten Lichte. Scheint 2 + 1gliedrig zu ſein.

12. Doppeltchromſaures Kali.

K̇a C⃛r2. Jenes prachtvolle morgenrothe Salz, was fabrikmäßig aus dem Chromeiſenſtein dargeſtellt wird, und die Quelle aller übrigen Chrom - verbindungen abgibt. Das Syſtem iſt 1 + 1gliedrig, aber von ganz beſonderm Intereſſe wegen ſeiner Verwandtſchaft mit Cyanitkryſtalliſation pag. 237. Die meiſten Kryſtalle ſind Zwillinge, und zwar nach dem dritten Cyanitzwillingsgeſetz pag. 238: ſie haben nämlich trotz der Eingliedrigkeit alle Flächen der Säule M T o gemein, nur ihre Enden liegen umgekehrt. Man kommt zu dieſer Stellung, wenn man das eine Individuum 180° gegen das andere um die Kante M / T dreht. Der 1ſte Blätterbruch M läßt ſich leicht an ſeinem Perlmutterglanz er - kennen, nach ihm werden die Kryſtalle meiſt tafelartig, und ſein ebener Winkel iſt faſt ein Rechter. Der 2te Blätterbruch T ſchneidet ihn unter 98° = M / T. Der 3te Blätterbruch P gibt ſich zwar nicht immer durch eine Kryſtallfläche zu erkennen, allein man kann auch nach ihm die Kryſtalle leicht zerbrechen, zumal da er den kürzeſten Dimenſionen der Individuen zu folgen pflegt: P / M = 84°, P / T = 91 $$\frac{1}{2}$$ . Der ſcharfe Säulen - winkel M / T wird durch o abgeſtumpft, und zwar macht o / M 114 $$\frac{1}{2}$$ °, folglich o / T 149 $$\frac{1}{2}$$ °. Ausnahmsweiſe wird auch die ſtumpfe Säulenkante M / T durch p abgeſtumpft. Am Ende herrſcht meiſt die Fläche t mit 67° gegen den hintern Blätterbruch M, ſie ſtumpft die ſcharfe Kante der Blätter - brüche P / M ab, während die ſtumpfe hinten durch zweierlei Fläche x und y abgeſtumpft wird, was die Zwillinge leicht

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erkennen läßt. In der Diagonalzone von t findet ſich links und rechts r, in der erſten Kantenzone hinten dagen s. Würde man o = a: b': c, und p = a: b: c, ferner t = a: c: b, P = a': c: b ſetzen, ſo iſt M = a: b: c, T = b: a: c, r = a: ½b: c, s = a': c: ½b. Häufig findet man die Flächen r.

Quenſtedt, Mineralogie. 30466Anhang. Künſtl. Kryſtalle: Oxalſäure.

Einfaches Chromſaures Kali C⃛r pag. 438 iſt das ſchöne ſchwefelgelbe Salz, was nach Mitſcherlich mit S⃛, S⃛e und ſchwefel - ſaurem Ammoniak iſomorph iſt (Pogg. Ann. 18. 168). Es bildet lange rhombiſche Säulen a: b: c von 120° 41′, worauf das 2gliedrige Ok - taeder a: b: c aufgeſetzt iſt. Mit beſonderer Zierlichkeit zeigt ſich vorn ein kleiner matter Rhombus, welcher wechſelsweiſe mit Säule und Oktaeder in Zonen fällt, daher den Ausdruck ½a: c: b hat.

13. Oxalſäure C̶⃛ Ḣ̶3.

Gewendet 2 + 1gliedrig, wie Epidot pag. 232. Die Kryſtalle ver - wittern zwar an freier Luft etwas, zerfallen aber nicht, und da man ſie leicht von außerordentlicher Schönheit bekommt, ſo ſind ſie ein willkom - menes Beiſpiel für jenes von Hr. Prof. Weiß ſo glücklich gelöste ver - wickelte Kryſtallſyſtem. Gewöhnlich bilden ſie lange rhomboidiſche Säulen M / T von etwa 102°, deren ſcharfe Kante durch x ungefähr gerade ab - geſtumpft wird. T iſt deutlich blättrig, und nach M werden die Kryſtalle oft tafelartig, und dieſe iſt in vielen Fällen auch nicht rein ausgebildet. Am Ende herrſcht ein Augitpaar n / n von 117° in der Kante, es iſt ziem - lich blättrig, aber wird ſchief auf ſämmtliche Säulenflächen aufgeſetzt. Weſentlich für die Orientirung iſt öfter noch ein kleines Flächenpaar r, welches die n in Rhomben verwandelt, woraus folgt, daß n n r r T x ein Dodekaid bilden. Nimmt man ſchiefe Axen, ſo kann man dann ſchreiben: n = a: b: c vorn eine ſcharfe Säule von 63° bildend. Dazu

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bildet die blättrige T = a: b: c die Schief - endfläche, die häufig verſchwindende x = a': c: b die hintere Gegenfläche, r = b: c: a ein Paar auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt. Da nun ferner M in Zone T / x und r / r liegt, ſo muß M = c: a: b ſein, obwohl man die Zone r / r ſelten gut beobachten kann.

So genügt ein einziger Blick zur vollkommenen Orientirung. Ich breche hier mit den Beiſpielen ab, da es nur mein Zweck war, die Art zu zeigen, wie man ſolche ſcheinbar oft ſchwierige Sachen zu behandeln habe. Die Kryſtalle können erkannt werden, oft ohne nur einen Winkel zu meſſen, rein nach den Geſetzen der Zonenlehre an der Hand der Pro - jektion.

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Dritte Claſſe. Gediegene Metalle.

Man ſtelle zu dieſer nicht eben umfangreichen Klaſſe alle Stoffe, die ſich in der Natur frei, d. h. chemiſch unverbunden, vorfinden. Es hat das immerhin ein beſoderes Intereſſe, wenn gleich eigentlich dahin nur die Metalle gehören, die ſich durch ihr hohes Gewicht, ihre Metallfarbe und ihren Metallglanz auszeichnen. Letztere zerfallen in edle und unedle.

Die edlen Metalle Gold, Silber, Platin roſten nicht, weil ſie nur ungern chemiſche Verbindungen eingehen, oder wenn ſie ſolche einge - gangen ſind, ſich leicht wieder ſcheiden laſſen. Sie beſitzen dabei einen hohen Grad von Dehnbarkeit.

Die unedlen Metalle gehen zwar leicht Verbindungen ein, ſind ſie aber einmal iſolirt, ſo leiſten ſie den atmoſphäriſchen Einflüſſen Wider - ſtand. Einige derſelben, wie Kupfer, Eiſen, Blei, Zinn (Cadmium, Nickel, Kobalt, Zink), ſind noch geſchmeidig und dehnbar; andere, wie Antimon, Arſenik, Tellur, Wismuth, ſpröde, aber leicht ſchmelz - und verdampfbar.

Viele Metalle haben die bemerkenswerthe Eigenſchaft, ſich in allen Verhältniſſen mit einander miſchen (legiren) zu laſſen. Die Legirungen nehmen auffallende Eigenſchaften an, die häufig ihren techniſchen Werth erhöhen.

1. Gold.

Der König der Metalle, und den älteſten Völkern bekannt. Das lateiniſche Aurum erinnert an das hebräiſche Wort Or Licht, weil ſeine Farbe und Glanz mit der Sonne () verglichen wird, dem alten alche - miſtiſchen Zeichen. Nach der Edda ſind die Menſchen zuerſt in Hader gerathen, als ſie Gullweig (Goldmaterie) gruben, und in der hohen Halle brannten.

Reguläres Kryſtallſyſtem (G. Roſe Pogg. Ann. 23. 166), wie Silber und Kupfer, aber die Formen meiſt nicht recht ſcharfkantig. Oktaeder o, Würfel h und Granatoeder d kommen gut ausgebildet vor. Californiſche Oktaeder erreichen 10 Linien Durchmeſſer, Silliman Amer. Journ. 2 ser. X. 102! Hauy’s Cristaux triformes von Matto Groſſo zeigen alle drei Körper im Gleichgewicht, ob ſie gleich auch nach einer Würfel -30*468III. Cl. Gediegene Metalle: Gold.fläche tafelartig werden. G. Roſe führt aus dem Waſchgolde vom Ural ſelbſtſtändige Pyramidenwürfel a: ½a: a an, Dufrénoy von der Provinz Goyaz in Braſilien, wo nach ihm auch das Leucitoeder a: a: ½a vorkom - men ſoll, gewöhnlicher iſt aber das Leucitoid a: a: ⅓a. Ja an einem ura - liſchen Kryſtalle finden ſich an einem Oktaeder neben untergeordneter Granatoeder und Würfelfläche, das Leucitoid a: a: ⅓a, und zwei 48fläch - ner, wovon einer a: ½a: ¼a gut meßbar war, der andere vielleicht 3a: ⅕a: ⅓a ſein könnte, deſſen eine Kante c: $$\frac{3}{2}$$ d durch das Leucitoid a: a: ⅓a gerade abgeſtumpft würde. Am bekannteſten in Deutſchland ſind die kleinen blaßfarbigen rauhflächigen Kryſtalle von Vöröſpatak in Siebenbürgen, meiſt Oktaeder mit Würfel, woran aber auch der Pyra - midenwürfel und das Leucitoid nicht fehlt. Beſonders ſchön trifft man in dieſer Gegend

Zwillinge, ſie haben wie immer die Oktaederfläche gemein, und

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liegen umgekehrt: ſchön am ſelbſtſtändigen Leu - citoide l = a: a: ⅓a von Vöröſpalak, deren Zwillingsgränze oft ſehr regelmäßig durch die Mitte des Individuums geht. Beim Pyramiden - würfel p = a: ½a: a, deſſen ſämmtliche Kanten 143° 8′ meſſen (pag. 62), kann ſich die Zwillingsgruppe ſo verkürzen, daß ein förm - liches Dihexaeder entſteht, und da die Zwil - lingsgränze ſich bis zur Unkenntlichkeit verwiſcht, entſteht leicht Täuſchung. Gewöhnlich tritt das Oktaeder untergeordnet hinzu, und gibt man

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dem Pyramidenwürfel das Zeichen p = a: a: a: c, ſo bildet die Oktaederfläche der Zwillingsgränze die Gradendfläche c = c: a: a: a, während die drei andern einem Rhomboederzwilling o = ½a: ¼a: ½a: c angehören würden, wie die Projektion pag. 80 ſo - gleich ergibt. Zu Britza iſt ſogar ein Fünfling vor - gekommen, indem ſich 5 Oktaeder wie beim Binarkies mit ihrem ſcharfen Säulenwinkel von 70° 32′ im Kreiſe an einander legten, ſämmtliche In - dividuen hatten daher in der Gradendfläche eine Granatoederfläche gemein, nur zwiſchen dem erſten und fünften Individuum mußte eine Lücke von 20′ bleiben, die ſich ausfüllte.

Dieſe Herrlichkeiten findet man freilich nur in großen Sammlungen, aber ſchon das Wiſſen um das Geſetz erfreut, und wir würden es viel - leicht nicht kennen, wenn nicht der Werth des Goldes auch auf das Su - chen ſolcher Dinge ſeine Macht ausgeübt hätte. Gewöhnlich kommt dieß edle Metall in Blechen, in draht - und zahnförmigen, ſeltener in den - dritiſchen Geſtalten vor. Ja im Sande wird es meiſt in Körnern und Flittern gefunden.

Goldgelb, in dünnen Lamellen aber grün durchſcheinend (Newton), wie das ächte Blattgold zeigt, auch geſchmolzen hat es einen grünlichen Lichtſchein. Das Ungariſche Gold iſt meſſinggelb, und je mehr es in der Natur Silber enthält, deſto bleicher wird ſeine Farbe.

Härte 2 3, geſchmeidig, mit glänzendem Strich und größter Dehn - barkeit. Einen Dukaten kann man zu 20 Quadratfuß ausſchlagen, feines469III. Cl. Gediegene Metalle: Gold, Electrum.Blattgold iſt nur $$\frac{1}{200000}$$ Zoll dick, auf vergoldetem Silberdraht kann man es bis auf ein zwolfmilliontel Zoll bringen! Ja ſchneidet man eine vergoldete Silbermünze durch, ſo ſcheint ſie auch auf der Schnittfläche vergoldet, indem ſelbſt das ſchärfſte Meſſer eine Goldhaut darüber zieht.

Das Gewicht wechſelt in der Natur je nach dem Grade der Reinheit zwiſchen 12 19. G. Roſe Pogg. Ann. 73. 6 fand das geſchmolzene Gold 19,28 und das geſtempelte 19,33.

Vor dem Löthrohr läßt ſich das natürliche Gold nicht ſonderlich ſchwer zu einer Kugel ſchmelzen, obgleich das reine Gold erſt bei 1200° C. fließt. Das reine Gold in Salpeterſalzſäure (Königswaſſer) löslich, indem ſich Goldchlorid bildet, was Nägel und Haut purpurroth färbt, aber ſchon am Lichte ſcheidet ſich wieder metalliſches Gold aus, namentlich entzieht ihm auch Eiſenvitriol das Chlor, es werden 6 Ḟe S⃛ + A̶u C̶l3 + Ḣ̶3 zu 3 F̶⃛e S⃛ + 3 Ḣ̶ C̶l + 3 S⃛ + 2 Au, indem die 3 Orygen des Waſſers die 6 Ḟe zu 3 F̶⃛e machen. Gold färbt das Glas purpurroth.

Das natürliche Gold iſt durch Silber in allen Verhältniſſen verun - reinigt, es wird dadurch lichter, leichter und härter (Pogg. Ann. 23. 161). Unbedeutend iſt der Gehalt an Kupfer und Eiſen. Das Gold aus dem Goldſande von Schabrowski bei Katharinenburg hielt 98,96 Au, 0,16 Ag, 0,35 Cu, 0,05 Fe. Gewöhnlich beträgt aber das Kupfer bei den Urali - ſchen viel weniger bis 0,02 p. C. Bouſſingault fand 98 Au, 2 Ag von Bucaramanga in Südamerika; Kerl 95,48 Au, 3,59 Ag im Auſtraliſchen; Oswald 93 Au, 6,7 Ag im beſten Californiſchen Golde. Aber von dieſem Maximum im Feingoldgehalt ſcheinen nun alle möglichen Abſtufungen vorzukommen, ſchon Klaproth (Beiträge IV. 1) nannte eine

Electrum mit 64 Au und 36 Ag, es kommt auf Silbergängen bei Schlangenberg am Altai vor, und iſt viel blaſſer, als das goldreichere Metall. Plinius 33. 23 ſagt ausdrücklich: omni auro inest argentum vario pondere. Ubicunque quinta argenti portio est, electrum vocatur. Hero - dot I. 50 heißt es λευκὸς χρυσὸς weißes Gold. Im Golde von Vörö - ſpatak fand G. Roſe ſogar 38,74 Ag. Das ſchließt ſich dann an das Güldiſche Silber von Kongsberg an. Schon mit 40 p. C. Silber legirt ſieht die Miſchung weiß aus. Es fand ſich im Alterthum vorzüglich in Gallicien.

Den Silbergehalt des Goldes kann man vor dem Löthrohr mittelſt Phosphorſalz prüfen: die Glasperle opaliſirt unter der Abkühlung in Folge von aufgenommenem Silberoxyd. Beträgt das Silber nicht über 15 p. C., ſo kann man aus Blechen mittelſt Salpeterſalzſäure das Gold löſen; iſt jedoch mehr Silber, ſo umhüllt das entſtehende Chlorſilber die Goldtheile, und bewahrt ſie vor Löſung. Steigt dagegen das Silber auf 80 p. C., ſo zieht reine Salpeterſäure es vollkommen heraus, das Gold bleibt metalliſch zurück. Legirungen von 15 80 p. C. Silber können mit 3 Theilen reinem Blei (geglühtem eſſigſaurem Blei) zuſammengeſchmolzen, und dann mit Salpeterſäure behandelt werden. Die Praktiker bedienen ſich des Probier - ſteins pag. 178. Sie haben bekannte Legirungen von Silber und Gold (goldene Probiernadeln), machen auf den Stein einen Strich, und können ſchon aus der Färbung auf den Goldgehalt ſchließen. Tröpfelt man dann Salpeterſäure darauf, ſo löst dieſe das Silber, und läßt das Gold zurück.

470III. Cl. Gediegene Metalle: Goldſeifen.

Das Gold hat ſo wenig Verwandtſchaft zum Sauerſtoff, daß man es im Knallgebläſe, mit Brenngläſern ꝛc. verdampfen, und im Dampfe Silber vergolden kann.

Die Goldmacherkunſt (Alchemie) wird ſeit alter Zeit vergeblich getrieben. Im Mittelalter trachtete man hauptſächlich nach dem Stein der Weiſen, dem großen Elixir oder Magiſterium (Meiſterſtück), der die Eigenſchaft hatte, ſchmelzendes Metall in Gold zu verwandeln (Kopp, Geſchichte der Chemie). Vielleicht daß die große

Verbreitung des Golds zuerſt zu ſolchen Vermuthungen geführt hat. So enthalten z. B. die Erze des Rammelsberges bei Goslar nach Hausmann in 5,200,000 Theilen 1 Theil Gold, der gewonnen wird, weil er mit dem Silber fällt. Alle alten Silbermünzen enthalten noch Gold, aber ſeitdem man weiß, daß Silber in concentrirter Schwefelſäure gelöst werden kann, lohnt es ſich ſelbſt noch $$\frac{1}{5000}$$ Gold abzuſcheiden, ſo viel ſollen die werthloſen Koburger Sechſer enthalten, die in München geſchieden werden. Die Kronenthaler haben ſogar $$\frac{1}{1200}$$ Gold enthalten, d. h. 12,000 fl. in der Million fl. (Pogg. Ann. 74. 316). Das Silber ſchlägt man aus der ſchwefelſauren Löſung durch Kupferplatten nieder. Die Schwefelkieſe auf den Gängen und Lagern von Freiberg haben bis ein 400 Milliontheil Gold; die von Marmato bei la Vega de Supia (Provinz Popayan) nach Bouſſingault $$\frac{1}{5000}$$ ; auch der Arſenikalkies von Reichenſtein in Schleſien wurde früher einmal auf Gold ausgebeutet (Abh. Berl. Akad. 1814. 28). Auf der Südſeite der Karpathen ſind die Brec - cien der Syenit-Porphyre ſo vom Golde durchdrungen, daß jeder Stein auf der Kapelle ein Goldkorn hinterläßt . Zu Vöröſpatak liegt es in dem Karpathenſandſteine zerſtreut. Hier in dem Ungariſch-Siebenbürgiſchen Gränzgebirge ſetzen ſich die einzig bekannten Golderze mit Tellur verbunden an: Schrifterz mit 30 Au und Blättererz mit 9 Au. Alles übrige Gold kommt auf urſprünglicher Lagerſtätte hauptſächlich eingeſprengt, in kryſtal - liniſchen Silikatgeſteinen vor, aber ſo fein vertheilt, daß die Arbeit darauf nicht lohnt. In den Dauphinéer Alpen bei la Gardette hat man es bis 1835 zu wiederholten Malen vergeblich verſucht. Am Rathhausberg bei Gaſtein, am Hainzenberge im Zillerthal ꝛc. iſt der Ertrag auch nur un - bedeutend. Beſonders gern ſammelt ſich das Gold auf Quarzgängen: ſo wird es zu Bereſow nördlich Katharinenburg, dem einzigen Goldbergbau im Ural, in kleinen Mengen gewonnen. In Ungarn zu Nagyag, Offen - banya, Kremnitz, iſt es mehr Erz, als gediegen Gold, was man aus - beutet. Werden nun aber dieſe goldhaltigen Geſteine zertrümmert, wie das zur Diluvialzeit vielfach der Fall geweſen ſein muß, und wie es jetzt noch durch unſere Flüſſe in kleinem Maßſtabe geſchieht, ſo wird das ſchwere Gold ausgewaſchen und zurück bleiben, es bilden ſich

Goldſeifen, lockere Gebirge, die mit Waſſer behandelt einen kleinen Theil ihres Goldgehaltes fallen laſſen, was in Tüchern oder haarigen Fellen (das goldene Fließ des Jaſon) aufgefangen wird. So unvollkommen dieſe Methode auch ſein mag, denn im Ural kann man damit höchſtens $$\frac{1}{25}$$ Theil, gewöhnlich nur $$\frac{1}{80}$$ $$\frac{1}{100}$$ des ganzen Gehaltes gewinnen, ſo weiß man doch bis jetzt nichts beſſeres. Durch Schmelzen ließe ſich freilich viel mehr heraus bringen, aber das lohnt die Koſten nicht, da im Durchſchnitt der471III. Cl. Gediegene Metalle: Goldwerth.Uraliſche Goldſand nur $$\frac{1}{400000}$$ enthält. Und das iſt erſt noch viel. Am Rhein, wo der Mann mit Waſchen einen kärglichen Tagelohn verdienen kann, iſt er 7 8mal ſchlechter, es würde ſich hier gar nicht lohnen, wenn nicht das Gold mehr in Blättchen, die ſich leichter anhängen, vorkäme, als das im Ural der Fall iſt. Im Ural und in den meiſten goldreichen Gegenden ſind es vielmehr Körner mit rundlichen Oberflächen und allerlei Unebenheiten. Das ruſſiſche Rieſenſtück, welches 1842 in den Gold - wäſchen bei Miask gefunden wurde, wiegt 88 ruſſiſch, iſt 15 Zoll lang, und 10 Zoll hoch, gleicht dem geſchmolzenen ſchnell erkalteten Metall, mit großen wulſtigen Unebenheiten, in deren Tiefen Spuren von Kryſtal - liſation ſichtbar werden. Quarz und Titaneiſen ſitzt ſtellenweis daran (Verhandl. Kaiſ. Ruſſ. Mineral. Geſellſchaft 1843 pag. 70). Das Mu - ſeum des Berginſtituts bewahrte damals aus dem Ural 236 Goldklumpen von 463 Schwere und 168000 Silberrubel Werth! Das größte Stück in Deutſchland fand ſich im Mühlbach bei Enkirch an der Moſel ohnweit Bernkaſtel 3 $$\frac{7}{8}$$ Loth, und wird im Berliner Muſeum aufbewahrt (Poggen - dorf’s Ann. 10. 136).

Der Goldwerth iſt immer etwas ſchwankend, je nach dem Gewinn und den politiſchen Zuſtänden. Feines Gold war ſchon zur Zeit des Meſes in vielen Centnerſchweren Maſſen das Hauptſchmuckwerk beim jüdiſchen Cultus (2 Moſes 38, 24), der Gnadenſtuhl und die Cherubim waren aus maſſivem Gold. David vermachte dem Tempel 3000 Talent Goldes (1 B. Chron. 30, 4), und Salomo holte auf eigenen Schiffen 420 Ta - lente (nach Weſton’s Berechnung 3 Millionen Pfund Sterling) aus Ophir 1 Kön. 9, 28, und bekam überhaupt in einem Jahr 666 Talente Gold, 1 Kön. 10, 14. Schon zu Plato’s Zeit wurde der Werth auf das 12fache des Silbers geſetzt, wie es etwa noch heute in der Türkei iſt. Die Römer trieben einen ungeheuern Goldluxus beſonders mit Ringen, Plin. 33. 5. Dennoch hatte Cäſar in Gallien ſo viel erbeutet, daß es plötzlich nur 7 $$\frac{1}{2}$$ mal theurer als Silber wurde, während es unter Juſtinian wieder auf 22 ſtieg. Zu unſern Zeiten ſchwankt die Goldwährung zwiſchen 14 15, d. h. 14 $$\frac{1}{2}$$ Silber gelten ſo viel als 1 Gold, und da das Silber reichlich ein Halbmal ſo ſchwer als Gold iſt, ſo haben Goldſtücke von gleicher Größe mit Silberſtücken ungefähr einen 27fachen Werth. Die feine Mark 360 fl.

Aſien war nach alten Angaben das goldreichſte Land der Erde, und ſchon Herodot ſagt, daß im Lande der Dardi (Kaſchmir) Ameiſen größer als Füchſe goldhaltigen Sand aus der Erde werfen. Noch heute ſind alle Zuflüſſe des obern Indus ſo goldhaltig, daß Ritter (Erdkunde 14. 410) dahin das Land Ophir verſetzt. Verſchiedene aſiatiſche Völker bedienen ſich der rohen Goldkörner als Tauſchmittel. Beſonders viel Gold - ſtaub liefern die großen Inſeln Celebes, Borneo, Sumatra ꝛc. Es ſcheint bis jetzt noch wenig ausgebeutet, denn ein Fürſt von Celebes verſprach einem amerikaniſchen Kaufmann, binnen Jahresfriſt eine beliebige Menge in Stücken von 6 12 zu liefern. In Perſien ſollen nach den dortigen Sagen die Gräſer der hohen Elwend die gemeinſten Metalle in Gold verwandeln. Aehnlichen Reichthum birgt das noch unbekanntere

Afrika. Südlich den Katarakten des Nil, noch ſüdlich von dem alten Meroe (Sennaar), wird das Gold im Strom gefunden, Fazoglo,472III. Cl. Gediegene Metalle: Verbreitung des Goldes.Scheibom und das Mondsgebirge iſt den Sagen nach ſo reich, daß Meh - met Ali Expeditionen dorthin ausrüſtete. Weiter ſüdlich im Reich Batua ſollen Madagaskar gegenüber in der goldreichen Ebene von Manica die Goldkörner aus flacher Erde gegraben werden. Ja ein Theil der Weſt - küſte hat von den Kaufleuten den Namen Goldküſte erhalten, weil die Mandingo-Neger den Goldſtaub aus dem Quelllande des Senegal und Gambia hier abſetzen. Man hat daher wohl gemeint, daß Ophir die Küſtenländer von Afrika oder des glücklichen Arabien waren. Doch hat die alte Welt in unſern Zeiten nie mehr die Schätze in dem Maße ge - liefert, wie es im hohen Alterthum der Fall geweſen zu ſein ſcheint. Zwar haben die

Ruſſiſchen Beſitzungen von Nordaſien am Ural und Altai in unſerm Jahrhundert große Ausbeute geliefert, aber nicht ohne Anſtrengung. Der Ural ſcheint darnach das Land der Scythen Herodots zu ſein, wo die einäugigen Arimaſpen das Gold unter den Greifen hervorziehen. Noch heute iſt es dort ein einträglich Geſchäft, den Goldſchmuck zu ſuchen, welchen die alten Tſchuden ihren Todten mit ins Grab gaben. Dennoch wurden erſt 1819 die Goldwäſchen im Ural wieder eröffnet. Die Gold - ſeifen, unſern Lehmbildungen überaus ähnlich, ziehen ſich auf der Oſtſeite des von Nord nach Süd ſtreichenden Gebirges wohl 150 Meilen weit in gerader Linie fort, die größten Stücke kommen im Süden, in der Gegend von Miask (Werchno-Uralsk das ſüdlichſte Werk) vor, je weiter nach Nord, deſto feiner das Goldkorn. Die Koſten betragen des Goldwerthes. 1843 gewannen Privaten und Krone 1342 Pud im Werth von 16 Mill. Silberrubel (à 1 fl. 50 kr.). 1847 1722 Pud, und von 1819 1851 etwa 18,400 Pud oder 460 Mill. Gulden. Nördlich vom Altai, in den mittlern Flußgebieten des Obi, Tom, Jeniſſei bis zur Lena, wird das Gold durch Verbrecher gewonnen. 1841 und 42 zogen 350 Expeditionen im Gouvernement Jeneſeisk in die Taigas (finſtere Wälder) und fanden nichts, ſolche Mühe koſtet das Aufſuchen neuer reicher Lager! Dennoch ſtieg dort der Goldertrag ſo ſchnell, daß er den am Ural bald zu über - flügeln drohte, allein ſchon 1847 erreichte er ſeinen Höhenpunkt 1396 Pud, 1850 nur noch 1031, 1852 blos 818. 1844 ſollen im Gouvern. Jeneſeisk 150,000 Bouteillen Champagner getrunken ſein! Das gibt uns das beſte Bild von den Goldſuchern.

In der Neuen Welt war es zuerſt Braſilien, was die Goldgier in Aufregung brachte. 1590 ſah man beim Sklavenfang Indianiſche Weiber und Kinder mit Goldblättchen geſchmückt und nun drangen ganze Karawanen in die Urwälder, die in den Bächen von St. Paulo pfund - ſchwere Stücke fanden. In Minas Geraes fiſchten 1680 die Indianer mit goldnen Angelhaken, und noch heute iſt daſelbſt die Stadt Villaricca der Hauptort. Ein ſchieferiger Quarzfelſen mit Eiſenglimmer (Icu - tinga) enthält das Gold in Blättchen, die zuweilen ¾ Fuß lang werden, aber immer ſehr dünn bleiben. Man treibt Verſuchsörter in das 60′ mächtige Lager, und leitet Waſſer hinein, welches das Gebirge zernagt und Gold auswäſcht (Gilbert’s Ann. 59. 130). Eine einzige Mine (Gongo - Socco) hat in 12 Jahren den Engländern 20 Millionen Gulden Goldes geliefert. 1785 fand ſich bei Bahia ein Goldklumpen von 2560 Pfund im Werth von 1 $$\frac{1}{4}$$ Mill. Gulden! Die ganze Cordillere von Chili bis zur473III. Cl. Gediegene Metalle: Verbreitung des Goldes.Landenge von Panama liefert theils in Quarzgängen auf Thonſchiefer und Gneis, theils in Seifen und im Flußſande viel Gold. In La Paz am Titicacaſee ſtürzte im vorigen Jahrhundert ein Thonſchieferfels herab, worin Goldſtücke von 50 ſteckten, und der Felsſturz brachte in wenigen Tagen 80,000 Piaſter ein. Erſt im Sommer 1852 kam die Bevölkerung Perus in Aufregung, es hatte ſich nördlich Lima in der Cerro de Sanu an der Küſte von Huacho in Quarzadern des Porphyr ein ungeheurer Reichthum an feinſtem Gold gefunden, muß aber bergmänniſch gewonnen werden. Wenn aber die Küſtenketten ſo viel Gold bergen, ſo läßt ſich daraus auch der Reichthum weiter nördlich im Schuttlande von Choco wohl erklären. Großes Aufſehen machte in unſern Tagen der Goldreich - thum von

Californien. Schon lange war der Goldreichthum des nördlichen Mexiko’s bekannt, denn in den Gruben von Villa pondo enthält nach Humboldt der thonige Schlamm der Goldgänge eine ſolche Menge un - ſichtbarer Goldtheilchen, daß die nackt arbeitenden Grubenleute nach ge - thaner Arbeit gezwungen ſind, ſich in großen Gefäßen zu baden, damit der koſtbare Staub ihres Leibes nicht verloren gehe. In der nördlichen Provinz Sonora entdeckte man 1836 nördlich Ariſpe am Fluſſe Gil einen Sand, der täglich 16 Gold lieferte. Die Arbeiter durchwühlten mit einem Stock den Boden, um die ſichtbaren Körner aufzuſuchen. Aber was war das gegen den Reichthum am Rio Sacramento in Obercalifor - nien, wo man im Frühjahr 1848 beim Graben eines Mühlbachs das erſte Goldkorn fand, Silliman American. Journ. 1849. 2 ser. VII. 125. Nach 3 Monaten ſammelten ſich ſchon 4000 Menſchen, von denen der Mann täglich gegen 2000 fl. erbeuten konnte, obgleich nur Nägel, Taſchen - meſſer ꝛc. die rohen Werkzeuge bildeten. Schon im Jahre 1848 ſollen 5 Mill. Dollar, 1849 aber 40 Mill., 1850 50 Mill. 1851 56 Mill. aus - geführt ſein. Genaue Angaben ſind bei der Gewinnungsart nicht möglich. Doch ſcheint die Furcht, als würde das Gold plötzlich entwerthet, auch dießmal nicht begründet. Die Vereinigten Staaten haben außerdem im Oſten längs des Alleghani-Gebirges in Virginien, Nordcarolina über die Weſtecke von Südcarolina hinweg bis Georgien hinein, auf einer Längen - erſtreckung von 100 Meilen Goldſeifen und Goldgänge auf Quarz im Talkſchiefer. Beim Graben von Brunnen ſind in Nordcarolina Stücke bis 53 ſchwer gefunden worden. Endlich wurde auch in

Auſtralien (Athenaeum 1849. Nro. 1132) im Gebirge des Bat - hurſt-Diſtriktes weſtlich von Sydnei das Gold von einem Schäfer in ſol - cher Menge entdeckt, daß es noch Californien in Schatten zu ſtellen droht. In der Victoria-Colonie fand ſich bereits ein Goldklumpen von 11″ Engl. Länge und 5″ Breite im Werth von 5500 Dollar (Leonhard’s Jahrb. 1853. 72), bei Bathurſt von 106 und 48,000 fl. Werth! 1852 ſollen in der Provinz Sidney und Victoria für 75 Mill. Gulden gewonnen ſein. Clarke (Silliman’s Amer. Journ. XIII. 118) macht darauf aufmerkſam, daß das Auſtraliſche Gold genau im Meridian von 149° öſtlich Greenwich liege, während 90° weſtlich davon das Uraliſche und 90° öſtlich das Cali - forniſche ſich aufgehäuft habe. Auch Neu-Seeland und Van Dimensland führen Goldſeifen. Arm ſind dagegen unſere

474III. Cl. Gediegene Metalle: Verbreitung des Goldes.

Europäiſchen Länder, aber vielleicht nur, weil die Ausbeute ſchon längſt gemacht wurde. So ſpricht Plinius 33. 21 von einem Gold - reichthum Spaniens, ganze Berge wurden in Gallicien, Luſitanien und Aſturien mit Feuer und Waſſer zerſtört, heute iſt Gold dort unbekannt. In Italien verbot ein Geſetz, daß nicht mehr als 5000 Arbeiter aufge - ſtellt werden dürften. In Frankreich werden die Ariège in den öſtlichen Pyrenäen, die obere Garonne bei St. Beat, der Gardon in den Sevennen, die Rhone ꝛc. als goldführend zum Theil noch ausgebeutet. In Deutſch - land gibt der Rhein allein noch eine kleine Ausbeute von Waſchgold, bei Wittenweier und Philippsburg, woraus die badiſche Regierung alljährlich etwa 4000 Ducaten ſchlägt, obgleich Daubrée ausgerechnet hat, daß zwi - ſchen Baſel und Mannheim 80 Millionen Gulden im Rheinbett liegen (Bullet. geol. Franc. 1846. 458). Das Gold ſcheint aus der Molaſſe zu ſtammen. Zwar führt auch die Moſel in den Vogeſen Gold, aber ſo wenig, daß ein Tagewerk nur 3 Centimen liefert. Auch in Württemberg hat man es aus dem weißen Keuperſandſteine von Sternenfels (Ob. Maulbronn) verſucht, Gold zu gewinnen, aber die Koſten konnten nicht gedeckt werden. Iſar, Donau, der Diluvialboden bei Bodenmais, der Schwarza-Grund am Thüringer Wald, die Edder im Waldeckiſchen, alles liefert keine Ausbeute mehr. Vereinzelt ſteht auf dem Unterharze der Fund von gediegen Gold bei Tilkerode in den Eiſenerzen auf der Gränze zwi - ſchen Grünſtein und Thonſchiefer. Nur Oeſtreich gewinnt in Ungarn und Siebenbürgen jährlich 6 7000 Mark, aber meiſt aus Erzen. Die Gold - produktion während der 5 Jahre von 1848 53 ergibt einen Werth von 2 Milliarden Franken. Davon kamen im Jahre 1852 etwa 300 Mil - lionen auf die Californiſchen Wäſchereien, 160 Mill. auf Auſtralien, 90 Mill. auf Ural und Altai, und die übrigen 50 Mill. auf ſämmtliche an - dere Länder. Wenn ſich das ſo ſteigern würde, ſo müßte es den Gold - werth allerdings herabdrücken. Indeß es iſt eine alte Erfahrung, daß die erſten Bearbeitungen der Goldwäſchen ſtets große Ausbeute lieferten, der Gewinn nimmt aber ſchnell ab, ſo bald der erſte Anlauf auf die reichen Seifen gemacht iſt. Die Förderung durch Bergbau hat noch nie über - mäßigen Ertrag gebracht.

Man darf aus dieſer großen Verbreitung nicht etwa voreilig ſchließen, daß das Gold in dieſer Beziehung ſich vor andern Stoffen auszeichne. Nur ſein Werth hat zu der Entdeckung geführt, und ſeine ungeheure Dehn - barkeit in Verbindung mit ſeinem Glanz macht, daß es wie das Sonnen - licht ſelbſt bis in die Hütte der Armuth dringt (v. Kobell, Skizzen aus dem Steinreiche. 1850. pag. 138), und aller Augen auf ſich zieht. Ber - thollet wies es ſogar in der Pflanzenaſche nach.

Anwendung. Feines (reines) Gold kann weder zu Münzen, noch zu Geräthſchaften angewendet werden, weil es zu weich iſt, aber ſchon $$\frac{1}{12}$$ Blei macht es glasartig ſpröde, ſelbſt ſchon $$\frac{1}{2000}$$ Wismuth wirkt deutlich ein. Mit Silber und Kupfer bleibt es dagegen geſchmeidig. Zu dem Ende theilt man die Mark = 16 Loth in 24 Karat, nimmt man nun z. B. 22 Karat Feingold und miſcht dazu 2 Karat Silber, ſo nennt man ſolche Legirung 22karätig. Die rothe Karatirung geſchieht mit Ku - pfer, $$\frac{1}{7}$$ Kupfer gibt die härteſte Maſſe, und die Farbe wird dabei röthlich gelb, alſo höher, und die Dichtigkeit etwas größer. Die weiße Karati -475III. Cl. Gediegene Metalle: Silber.rung geſchieht mit Silber, aber die Farbe wird blaſſer, daher iſt das nicht gewöhnlich. Am leichteſten ſchmilzt die gemiſchte Karatirung mit Kupfer und Silber.

2. Silber.

Schon bei Ulfilas findet man Silubr, bei Ottfried Silabar, lateiniſch Argentum, mit dem Zeichen des Mondes , iſt aber ſo lange als Gold gekannt. Native Silver, Argent natif.

Es hat die reguläre Kryſtallform des Goldes. Würfel, Oktaeder und Granatoeder kommen in Sachſen bis zu ½ Zoll Durchmeſſer vor, na - mentlich aber auch das Leucitoid a: a: ⅓a Pogg. Ann. 64. 533. Nau - mann gibt noch Pyramidenwürfel a: ½a: a und a: ¼a: a bei ſäch - ſiſchen Kryſtallen an, wo auch das Granatoeder keine ſeltene Erſcheinung iſt. Beſonders ſchöne Kryſtalle ſind zu Kongsberg vorgekommen, nebſt Zwillingen von einfachen Würfeln und Leucitoiden, wie beim Golde pag. 468. Daſelbſt dehnen ſich zuweilen die Leucitoidzwillinge l, parallel einer Oktaederſäule o / o in zweigliedriger Stellung übermäßig aus. Die Zwillingsebene iſt bei unſern Figuren die Ebene des Papiers, und die unbezeichneten Flächen oben ſind weggefallen. Von den zweigliedrigen Axen geht die Hauptaxe c der Oktaederkante parallel, und die Nebenaxen liegen in der Granatoederfläche, welche die Endecke gerade abſtumpft. Sehen wir zunächſt von dem Zwillinge ab, und gehen von dem 2gliedrigen Oktaeder l l'

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aus, ſo iſt

a: b: c = 〈…〉 1, wie ſich nach pag. 45 leicht ergibt. Folglich iſt auf dieſe Axen bezogen l' = a: b: c, in der vordern Endkante 148° 54′; das Paar l' '= c: ⅓b: a ſchneidet l' unter 117° 2′. Die Oktaederflächen o / o bilden die Säule o = 2a: b: c vorn mit dem Oktaederwinkel 109° 28′, deren ſcharfe Kante das zweite Paar von Leucitoidflächen l = 6a: b: c zuſchärft, folglich iſt l / l = 129° 31′ und l / o =

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150° 20 $$\frac{1}{2}$$ . Wenn nun dieſe 2gliedrigen Kryſtalle einen Zwilling bilden, wie der Fall iſt, ſo haben ſie die Säule o gemein, und liegen umgekehrt. Aber dieſer Zwilling der zweigliedrigen Stellung iſt zugleich auch der der regulären. Beiſtehende Horinzontal-Projektion der Säulen macht dieß ſogleich klar: wo ſich l und L in der Zwillingsgränze begegnen, entſteht ein aus - ſpringender Winkel 160° 18′; l / l = L / L ſind 129° 31′; o / o = O / O = 109° 28′; o / O = 141° 4′, doch kann an dieſer Stelle auch der ein -

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ſpringende L / l = 160° 18′ ſich einſtellen.

Keine Kryſtalle haben ſo entſchiedene Neigung, dendritiſche Formen zu bilden, als das gediegene Silber, man hat daher den deutſchen Namen ſogar von Silviger ableiten wollen. Dieſe Dendriten ſind z. B. im Schwer -476III. Cl. Gediegene Metalle: Silber.

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ſpath der Grube Sophie zu Wittichen auf dem Schwarz - walde nichts weiter als ein Proliferiren des Oktaeders nach allen Seiten: es ſetzt ſich immer ein Oktaederchen auf das andere, und jeder Nebenſtrahl kann wieder zu einem Hauptſtrahl werden. Im Querſchnitt (untere Fi - gur) haben daher die Aeſte 4 Arme. Aber denke man ſich auch noch ſo viele Verzweigungen, alle ſchneiden ſich in der Richtung der Oktaederaxen unter rechten Winkeln,

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und das Ganze bildet ein einziges Oktaeder. An - ders iſt es, wenn die Strahlen ſich unter 60° ſchnei - den (Farrenkrautartiges Silber), wie es auch auf der Sophie vorkommt. Dann ſind es Zwillings - verzweigungen, wie beim Kupfer, ſiehe unten.

Sehr ausgezeichnet ſind die Haar -, Draht -, und Zahnförmigen Bildungen, beſonders ſchön bei Schneeberg und Kongsberg vorkommend. Die Zahn - förmigen ſind wegen ihrer Aehnlichkeit mit Stoß - zähnen von Elephanten benannt. Zu Kongsberg brach 1834 ein ſolcher Zahn von 7 $$\frac{1}{4}$$ Ctr. Gewicht! Dieſe äußern Geſtalten ſind auffallend gedreht und gekrümmt, und es iſt ſehr gemein, daß weiß Silber auss gediegen Glassertz ſpreißet. So daß letzteres wahrſcheinlich aus erſterm entſtand. Bleche und Platten, letztere mit unregelmäßigen Eindrücken und zackigen Auswüchſen, kommen vor. Silberweiß, rein iſt es das weißeſte Metall, hat aber doch einen Stich ins Gelb und läuft an der Oberfläche gelb, roth, braun bis ſchwarz an, in Folge einer Aufnahme von Schwefel oder Chlor. Härte 2 3, etwas härter als Gold, geſchmeidig mit ſehr glän - zendem Strich und hakigem Bruch. Durch Hämmern wird es härter und ſpröder, und läßt ſich zu Blattſilber von $$\frac{1}{100000}$$ Zoll ausdehnen. Ge - goſſenes wiegt 10,478, gehämmertes 10,6.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht zu einer Kugel. Bei langſamem Erkalten kryſtalliſirt es in Oktaedern. Das feine Silber nimmt beim Schmelzen Sauerſtoff auf, und gibt dieſen beim Erkalten unter Spratzen ab, treibt dabei mehrere Zoll lange Bäumchen, ſogar kryſtalliſirt, heraus. In Salpeterſäure löst es ſich bei der Wärme zu ſalpeterſaurem Silber - oxyd, was kalt in gläuzenden weißen 2gliedrigen Tafeln ſich ausſcheidet. Auch in concentrirter Schwefelſäure löst es ſich unter Bildung von ſchwef - lichter Säure. Salzſäure gibt einen käſigen Niederſchlag von Ag C̶l, der am Lichte violet und ſchwarz wird. Ammoniak löst den Niederſchlag leicht, indem ſich Chlorſilber-Ammoniak bildet.

Goldhaltig iſt das meiſte Silber, bei Kongsberg kommt eines mit 72 Ag und 28 Au vor, Fordyce Phil. Trans. 1776. 523, man hat es wohl als güldiſch Silber unterſchieden. Gewöhnlich iſt aber der Gold - gehalt viel geringer, pag. 469. Kupfer gibt Berthier 10 p. C. neben 90 Ag von Curcy Dep. Calvados an. Das Silber von Johann-Georgen - ſtadt enthält 99 p. C. fein. Außerdem kommt es aber meiſt

vererzt vor. Dieſe Silbererze (Gültigerze) brechen auf ſchmalen Gängen, wie ſchon Hiob 28, 1 weiß, die ſeit alter Zeit den Bergbau angeregt haben: Glaserz enthält 87 Ag, Antimonſilber 84 Ag, Hornerz 75,2 Ag, Sprödglaserz 70,4, Polybaſit 72, Rothgülden 65, Silberkupfer -477III. Cl. Gediegene Metalle: Silber.glas 53, Amalgam, Wismuthſilber 60, Tellurſilber 61, Selenſilber 73, Bromſilber 58, Jodſilber 46, Myargyrit 35,9, Sternbergit 33, Schilfglas - erz 24, Silberfahlerz 31,8. Beſonders aber ſind es die in größern Mengen brechenden Blei - und Kupfererze, welche durch einen kleinen Silbergehalt angereichert werden. Der Hüttenmann hat ſich im Abſcheiden dieſes edlen Metalls eine ſolche Fertigkeit erworben, daß er weniger als $$\frac{1}{10}$$ Loth im Centner, alſo $$\frac{1}{32000}$$ tel, nachweiſen kann (Plattner’s Probierkunſt 37), und zwar mit dem Löthrohr! Da man aber mit dem Löthrohr nicht leicht mehr als 1 Decigramm ( $$\frac{1}{36}$$ Quentchen) bewältigt, ſo läßt ſich weniger als 1 Milliontel Quentchen Silbers nachweiſen. Eine Wage reicht da nicht mehr hin, und Harkort kam auf den ingenieuſen Gedanken, die kleine ab - getriebene Silberkugel zwiſchen zwei feinen convergenten Linien auf Elfen - bein zu meſſen, was vollkommen gelang. Silber iſt ſogar in Meerwaſſer neuerlich nachgewieſen, da Chlorſilber im Salzwaſſer löslich iſt (Pogg. Ann. 79. 480).

Die Verbreitung des Silbers iſt in Beziehung auf Menge 24mal ſtärker als die des Goldes. Das edle Metall würde aber in ſeinen ſchmalen Gängen lange verborgen geblieben ſein, wenn nicht gerade die oberſten Teufen, die bis über den Boden in früherer Zeit emporragten, am reichſten wären. So fanden ſchon die Phönicier bei ihren erſten Fahrten nach Spanien ſo viel Silber, daß nach der Sage ihre Schiffe es nicht faſſen konnten, ſelbſt Anker machten ſie aus Silber. Auch Hannibal hat mit ſpaniſchem Silber ſeinen zweiten Puniſchen Krieg geführt, die Grube Bebulo in Aquitanien lieferte ihm täglich 300 , Plinius hist. nat. 33. 31. In Griechenland waren beſonders die Silberbergwerke von Laurion bei Athen berühmt, welche durch Sklaven betrieben wurden. So kam es, daß ſchon zu Plinius Zeit bei reichen Römern Bildſäulen, Wagen, Bettſtellen, Kochgeſchirre ꝛc. von gediegenem Silber waren, ja in Rom gab es 500 ſilberne Becken à 100 , und Druſillanus hatte eines von 550 .

Im Mittelalter ging der Silberbergbau in Deutſchland hauptſächlich vom Rammelsberge bei Goslar 960 aus, die Silberausbeute erreichte aber vor der Entdeckung von Amerika im ſächſiſchen Erzgebirge ihren Höhen - punkt. Beſonders bei Schneeberg. Schon 1471 wurde hier ein mächtig Erz gefunden, 1477 auf der St. Georgenzeche ein Stück von 7 Ellen hoch und 3 $$\frac{1}{2}$$ Ellen breit (es war Glaserz mit gediegenem Silber), woraus 400 Centner Silber geſchmolzen wurden. Herzog Albert ſtieg ſelbſt in die Grube hinab, ſpeiste darauf mit ſeinen Begleitern, und ſoll nach Agricola Bermannus pag. 693 ausgerufen haben: Fridericus imperator potens et dives est, ejusmodi tamen mensam hodie non habet. Albinus (Meißniſche Bergchr. pag. 27) weiß nicht genug von dem Silberreichthum des Schneebergs zu rühmen. Er rechnet uns vor, daß in den erſten 79 Jahren von 1471 bis 1550 über zehn Millionen Centner Silber gewonnen ſeien. Das ſcheint nun zwar unmöglich (Bergmänniſches Journal 1794. VI. 1, pag. 151), doch entſtand in Schneeberg ein ſo unſinniger Luxus, daß beſondere Geſetze dagegen gegeben werden mußten. Zum anderm, iſt dieſes in gemeinen Geſchrey, und von vielen alten Gewercken und Bergleuten auffgeſchrieben, und bericht geſchehen, das man in der blüet des Schnebergiſchen Bergwercks nicht gnug müntzen können, und478III. Cl. Gediegene Metalle: Silber. derhalben nicht allein müntze, Sondern auch Silberküchen ausgetheilet, wie denn auch Matheſius in ſeiner Sarepta ſchreibt, daß man auf S. Georgen auf einmal hundert marck Silbers, und 600 fl. auf einen Kucks ausgetheilet. Ja nicht blos ungemünztes Silber, ſondern ſelbſt rohes ungeſchmolzenes Erz hat man anfänglich ausgetheilt! Und als Simon Rößler die Werke von S. Marienberg, die 1540 um Trinitatis 113,000 fl. Ausbeute geliefert hatten, vor allen ſächſiſchen Werken rühmt, ſetzt er hinzu:

Den Schneeberg laſſen wir bleiben,
Da brach’s gewaltiglich,
Gott thue ſein gnad verleihen,
Das es hie auch ſo bricht.

Auf Neu-Morgenſtern kamen Lachterlange Druſen vor, woraus Haar - ſilber kübelweis gewonnen wurde. Silber bleibt in Sachſen überall die neueſte Bildung, es ſollen in mehreren Revieren Silberzähne ſogar über dem Raſen abgehauen ſein. Heute iſt der Himmelsfürſt bei Frei - berg die berühmteſte Grube.

Der Schwarzwald im Gebiete der Kinzig ſtand beſonders im vorigen Jahrhundert in großem Ruf, Grube Sophia bei Wittichen lieferte dendri - tiſches Silber im Schwerſpath, der im verwitterten Granit aufſetzt. Die Grube Anton im Heubachthale hat noch vor wenigen Jahren auf einem Schuß 50 gediegen Silber geliefert, und als ein Bauer 1845 die ver - laſſene württembergiſche Grube Dreikönigsſtern wieder auszubeuten begann, erſchürfte er unter dem Raſen 14 gediegen Silber. Aber alles bricht nur ſporadiſch: ſo brachte auch die Grube Wenzel im Schappacher Thal in ihrer beſten Zeit monatlich 24 Ctr. Silber, meiſt an Antimon und Schwefel gebunden.

Die Ungariſchen Werke ſind nicht minder ſilberreich, man rechnet den jährlichen Ertrag gegen 100,000 Mark, während der Harz jetzt nur noch 50,000, und eben ſo viel Sachſen liefert. In Preußen iſt es beſonders der Seegen des Mansfelder Bergbau’s , wo bei Eisleben ſich gediegen Silber ſogar auf den Schuppen der Zechſteinfiſche niedergeſchlagen hat. In Norwegen blüht Kongsberg, was früher ſehr herunter gekommen war, und jetzt zu den reichſten Fundorten gediegenen Silbers gehört. In Ruß - land iſt es beſonders die Ausbeute bei Schlangenberg am Altai, auffal - lend arm iſt Frankreich und England, ſo daß man die ganze europäiſche Ausbeute nebſt Sibirien nicht über 300,000 Mark ſchätzen kann. Die Neue Welt liefert dagegen davon mehr als den zehnfachen Betrag. Vor allem

Mexiko, daſſelbe gewann 1803 allein 2,340,000 Mark. Denn obgleich die Gruben ſeit 1584 Eigenthum des Entdeckers ſind, ſo iſt doch die Ausbeute wegen der Abgaben genau controlirt. Ein einziger Gang, die Veta grande bei Zacatecas, lieferte jährlich 172,000 Mark, und doch ſind die meiſt in Quarz eingeſprengten Erze ſo fein vertheilt, daß der Silbergehalt im Durchſchnitt nur $$\frac{1}{666}$$ beträgt, ſelten enthalten ſie $$\frac{1}{333}$$ , und bei $$\frac{1}{1111}$$ decken ſie die Koſten nicht mehr. Aber die Gänge halten gleichmäßig aus, was allein die große Ausbeute erklärlich macht. 1841 wurden 74 Mill. Franken gemünzt, die beſonders auf die Diſtrikte Zata - tecas und Guanaxuato kommen. Peru liefert 600,000 Mark, die Gruben von Huantayaya, Pasco ꝛc. liegen 12,000′ über dem Meer, wohin Holz479III. Cl. Gediegene Metalle: Silber.und alle Bedürfniſſe nur auf dem Rücken der Saumthiere hingeſchafft werden können. Pöppig (Reiſe Chil. Peru Amazonenſt. II. 91) gibt uns ein vortreffliches Bild von der Unvollkommenheit dortiger Gewinnungsart: wie Maulwürfe wühlen die ärmlichen Bewohner in der Oberfläche herum, denn wenn man den kurzen Raſen wegnimmt, ſo hängen auf Flächen von ½ Quadratlinien überall Glaserz und Haarſilber an den Graswurzeln. Der Reichthum von Potoſi iſt ſprüchwörtlich geworden, wo nach Acoſta’s Bericht ein Hirt eine 9′ hohe, 13′ breite und 102′ lange Erzmauer ent - deckte, die über das Gebirge hinausragte. Und Helm hat daher wohl mit einiger Uebertreibung behauptet, daß wenn der Silberreichthum der Cordillere gehörig ausgebeutet würde, das edle Metall ſo gemein als Kupfer ſein würde. In Chili brechen in der Provinz Copiapo, welche 1850 gegen 335,000 Mark lieferte, die Silbergänge mit Hornerz hervor, darunter folgt erſt das gediegene Silber, und tiefer die geſchwefelten Erze. Humboldt hat ausgerechnet, daß das Silber der Neuen Welt in 300 Jahren eine Kugel von 63 Fuß Durchmeſſer gegeben hat. Wunderbar ſchön ſind auch die Klumpen und Knollen gediegenen Silbers, welche mit Kupfer auf der Grube Eagle River am Lake Superior vorkommen und auffallender Weiſe ſich ganz rein vom Kupfer ausſcheiden.

Faucher nimmt den Geſammtwerth der Silberproduktion im Jahre 1851 auf 230 Mill. Franken an: Mexiko 133 Mill., Peru 25 Mill., Chile 22 Mill., Spanien 16 Mill., Neu-Granada 12 Mill., Ungarn 7 Mill., Böhmen und Sachſen 5 Mill., Rußland 5 Mill., und das übrige Europa 5 Mill. 1852 ſoll ſich der Betrag auf 250 Mill. geſteigert haben. So daß im Jahre 1852 der Gold - und Silberwerth 850 Mill. betrug. Wenn man dagegen bedenkt, daß die 30 Milliarden, welche das ſpaniſche Amerika bis zum Anfange des 19ten Jahrhunderts nach Europa lieferte, ſchon heute faſt gänzlich aus dem Umlauf verſchwunden iſt, ſo erklärt das das Stationäre des Werthes hinlänglich.

Der Werth des Silbers iſt 24 25 fl. die feine Mark = 16 Loth. Wegen ſeiner Weiße und großen Politurfähigkeit eignet es ſich beſonders zu Geräthſchaften. Zu dem Ende legirt man es mit Kupfer, wodurch es härter und klingender wird. Es heißt das Löthigkeit. Iſt die rauhe Mark 14löthig, wie die Kronenthaler, ſo hat ſie 14 Loth Feinſilber und 2 Loth Kupfer; das zwölflöthige der preußiſchen Thaler 12 Loth Silber und 4 Loth Kupfer, dieſe Miſchung wird hauptſächlich verarbeitet. Schon dem Newton fiel es auf, daß das Silber dabei ſo wenig von ſeiner Farbe verliere. Die öſtreichiſchen Zwanzigkreuzerſtücke ſollen nicht viel über 9 - löthig ſein, dieſe nehmen dann bedeutend Roth an, was aber durch Weiß - ſieden im Waſſer mit Weinſtein und Kochſalz an neuen Münzen nicht ſichtbar iſt. Das ſpecifiſche Gewicht fällt niedriger aus, als es nach der Rechnung ſein ſollte. Zur Prüfung bedient man ſich der Probiernadeln: man macht einen Strich auf den Probierſtein, und tröpfelt Salzſäure dar - auf, welche das Kupfer und die unedlen Metalle nimmt, das Silber aber nicht angreift. Merkwürdig iſt die Beobachtung, daß 0,0035 Eiſen, 0,002 Kobalt und 0,0005 Nickel das Silber ſo hart machen, daß man es zu Meſſerklingen und Feilen benützen kann. Pogg. Ann. 88. 176.

480III. Cl. Gediegene Metalle: Queckſilber.

3. Queckſilber.

Quicken oder Verquicken heißt der Bergmann das Amalgamiren, ὑδράργυρος, argentum vivum Plinius 33. 32, Mercure, Quiksilver.

Es haftet in kleinen zinnweißen Kugeln meiſt zwiſchen Zinnober auf dem Geſtein. Dünne Schichten auf Waſſertropfen ſcheinen blau durch mit einem Stich ins Violett. Gewicht 13,54. Bei 32° R. erſtarrt es zu einer wie Blei geſchmeidigen Maſſe, die auf der Haut Brandblaſen erregt. Es zieht ſich dabei plötzlich zuſammen und wiegt 15,6. Die Pe - tersburger Akademiker machten am 25. December 1759 dieſe merkwürdige Entdeckung. Es ſoll dann in regulären Oktaedern kryſtalliſiren. Bei 288° R. ſiedet und verdampft es ſtark. Von 32° bis + 80° dehnt es ſich vollkommen gleichförmig aus, = $$\frac{1}{4440}$$ . Reines Queckſilber oxydirt ſich nicht an der Luft, allein das verunreinigte bezieht ſich mit einer grauen Haut. Von den mechaniſch beigemengten Theilen wird es mittelſt Preſſen durch Leder gereinigt.

Amalgamation. Das Queckſilber löst gediegene Metalle, und da es ſich beim Ausglühen verflüchtigt, ſo bleibt das Metall zurück. Da - her iſt das Queckſilber für das Ausbringen von Gold und Silber von der höchſten Wichtigkeit. Der gewaſchene Goldſand wird mit Queckſilber angequickt. Da das Silber meiſt vererzt vorkommt, ſo müſſen die Erze mit Salz ge - miſcht werden, damit ſich Chlorſilber bilde, dieß geſchieht in Amerika nach 2 Monaten an der Luft, in Europa durch Röſten in wenigen Stunden am Feuer. Wird die ſo beſchickte Maſſe mit Eiſen und Waſſer behandelt, ſo bildet ſich Chloreiſen, Silber wird gediegen ausgeſchieden, und kann ſo vom Queckſilber aufgenommen werden. Zu Potoſi wurden von 1570 bis 1830 7000 Mill. Gulden vermünzt, dabei gingen 280 Mill. Pfund Queckſilber im Werthe von 700 Mill. Gulden verloren, die im Schlamme des Pilcomayor liegen. Der Queckſilberverluſt beträgt daſelbſt das andert - halbfache Gewicht des Silbers, 11mal mehr als auf dem Halsbrückner Werk bei Freiberg.

Zinnober mit 86,2 Hg iſt das einzig wichtige Queckſilbererz, denn Horn -, Jod - und Selenqueckſilber ſind nur Seltenheiten. Queckſilberfahlerz von Ungarn und Schwaz 15,6 Hg.

Almaden (22,000 Ctr. jährlich liefernd) in der Sierra Morena, Provinz la Mancha, und Almadenejos (5000 Ctr.) ſind die unerſchöpf - lichen Quellen, wo ſchon 700 Jahre v. Ch. die Griechen ihr Minium (Plinius hist. nat. 33. 37) holten: es ſind ſenkrechte Gänge von Quarz, die 24′ 50′ mächtig mit Zinnober erfüllt im Thonſchiefergebirge aufſetzen. Idria im Krainſchen Kalkgebirge, ein 2800′ langes und 280′ mächtiges gehobenes Lager der Kohlenformation. Eine Quelle ſoll gediegenes Queck - ſilber heraus gebracht haben, 1497 trieben ſchon die Venetianer dort Raubbau. Zu Kaiſer Joſephs Zeit 1786 lieferten ſie an Spanien kon - tractmäßig jährlich 9000 Ctr. à 98 fl., gegenwärtig ſoll der Ertrag auf 1500 Ctr. herabgeſunken ſein. In manchen Bauen kann gediegenes Me - tall geſchöpft werden. Die Rheinpfalz (Stahlberg und Landsberg bei Moſchel) liefert uns die beſten Queckſilberſtufen, der Bergbau ſchon ſeit 1410 im Betrieb, aber unzuverläßig. Die Gänge ſetzen im Kohlengebirge auf, ſelbſt die Steinkohlen und die Fiſche im Schiefer ſind mit Zinnober481III. Cl. Gediegene Metalle: Amalgam, Kupfer.bedeckt. 1836 haben die Engländer die meiſten Gruben an ſich gebracht, der Ertrag war aber auf 130 Ctr. geſunken. Gering der Ertrag von Horzewitz in Böhmen. Huanca Velica in Peru lieferte 1802 an 3300 Ctr. Auch in Californien bei St. Joſe iſt ein New-Almaden etablirt, Silliman’s Amer. Journ. VII. 270, mit einem 42′ mächtigen Zinnoberlager. Auffallend iſt das Vorkommen von gediegenem Queckſilber in der Dilu - vialformation: am Tajo bei Liſſabon, und neuerlich im Lehm von Sülbeck bei Lüneburg in bedeutenden Mengen, Hausmann Pogg. Ann. 92. 168.

Amalgam nennt man vorzugsweiſe die Verbindung mit Queckſilber. Reguläre Kryſtalle finden ſich ausgezeichnet zu Moſchel-Landsberg. Es herrſcht daran meiſt das Granatoeder, deſſen Kanten das Leucitoeder a: a: ½a gerade abſtumpft. Oktaeder und Würfel untergeordnet. Gar nicht ſelten iſt der Pyramidenwürfel a: ⅓a: a, am ſeltenſten das Py - ramidengranatoeder a: ½a: ⅓a, die Kanten zwiſchen Granatoeder und Leu - citoeder abſtumpfend. Man findet oftmals alle dieſe 6 Körper an einem Kryſtall, den ſchon Hauy deßwegen Sextiforme nannte. Es kommen Granatoeder von faſt 1 Zoll Größe vor. Ausgezeichnet ſind auch die Bleche, welche wie Platinblech ausſehen.

Silberweiß, Härte 4, auffallender Weiſe ſpröde, erregt auf der Haut ein angenehm ſchlüpfriges Gefühl. Gewicht 14,1; die Maſſe muß ſich daher ſtark verdichten, da das Silber nur 10,5, das Queckſilber 13,5 wiegt.

Vor dem Löthrohr entweicht das Queckſilber leicht, es bleibt ein Silberſchwamm, der ſofort zur Kugel ſchmilzt. Klaproth Beitr. I. 182 fand 64 Hg und 36 Ag ungefähr der Formel Ag Hg2 entſprechend. Mehr Silber kann das Queckſilber nicht aufnehmen, und dieß ſcheint ein feſte Verbindung zu ſein, die ſich auch bei überſchüſſigem Queckſilber zuweilen erzeugen ſoll. Darunter nimmt das Queckſilber das Silber in allen Ver - hältniſſen auf, es wird nur dickflüſſiger. Auf der Amalgamationshütte zu Joachimsthal haben ſich auch künſtliche Kryſtalle ausgebildet (Leonhard’s Jahrb. 1849. 317). Moſchellandsberg, Almaden, Szlana in Ungarn.

ArqueritCompt. rend. XIV. 567, Haupterz der reichen Silbergrube Arqueros in Coquimbo, gleicht ganz dem gediegenen Silber in Form, Farbe und Geſchmeidigkeit, wurde deshalb lange dafür gehalten, bis Do - meyko 13,5 Hg nachwies, was der Formel Ag6 Hg entſpricht.

Goldamalgam kommt in kleinen zerdrückbaren Kugeln mit Co - lumbiſchem Platin vor, und enthält 57,4 Hg, 38,4 Au, 5 Ag.

4. Kupfer.

Aes cyprium, das Cypriſche Erz Plinius 34, nach der Inſel Cypern, wo es ſchon die Phönicier herholten. Χαλκός, bei Agricola 643 ſchlecht - hin aes genannt. Cuivre, Copper. Altdeutſch Kuphar.

Regulär wie Gold und Silber in Oktaedern, Würfeln und Gra - natoedern. Am Lake Superior kommen die prachtvollſten Granatoeder von mehr als Zoll Durchmeſſer vor, ſie übertreffen alles, was man bis - her von Formen aus den reichen Kupfergruben von Cornwallis und am Ural kannte. Beſonders groß iſt die Neigung zu Zwillingen. G. Roſe beſchreibt von Niſchne-Tagilsk den einfachen Zwilling des Leucitoeders a: a: ⅓a wie beim Silber von Kongsberg und Elektrum von Vöröſpatak. Quenſtedt, Mineralogie. 31482III. Cl. Gediegene Metalle: Kupfer.Aber vor allen berühmt wurden durch Pallas (Reiſe 2. 144) die ſchönen Kryſtalle der Turjinſchen Gruben bei Bogoslowsk am nördlichen Ural, die G. Roſe ſo trefflich beſchrieben hat (Reiſ. Ural I. 401). Sie liegen im Kalkſpath, der durch reine Salzſäure aufgelöst werden kann. Ein Würfel w pflegt daran wenigſtens auf einer Seite vorzuherrſchen, Ok - taeder o und Granatoeder g ſtumpfen Ecken und Kanten ſehr ungleich ab, und hin und wieder ſieht man zwiſchen Granatoeder und Würfel noch eine Pyramidenwürfelfläche, die Roſe als a: ⅖a: a beſtimmt, parallel

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der Würfelkante geſtreift ſpiegelt ſie nicht ſcharf, und ſie könnte daher wohl mit den gewöhnlichen beim Gold und Silber be - kannten a: ½a: a übereinſtimmen. Häu - fig bilden ſie Zwillinge, und ſolche Zwil - linge lagern ſich in den ſchönſten dendriti - ſchen Formen an einander, ſie werden dabei zwar ſehr verzogen, allein ſämmtliche Arme ſchneiden ſich unter 60°, wie bei den Schneeſternen. Sie müſſen daher drei Gra - natoederflächen mit einander gemein haben, denn Granatoeder kann man in ſechsſeiti - gen Sternen an einander reihen, wie die Bienenwaben zeigen. Der ganze Stern bildet alſo im Grunde genommen ein einziges Zwillingsindivi - duum, die allen gemeinſame Ebene iſt die Oktaederfläche, zugleich die Fläche des Sterns, in welches die Individuen ſich gegenſeitig um 60° verdrehen. Die Arme des Sternes gehen daher den Oktaederkanten parallel, und in der Zone der Oktaeder -

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kante liegen wod (Würfel, Oktaeder, Granatoder), d läßt ſich ſtets durch die rechten Winkel erkennen, unter welchen ſich die Kanten d / o und d / w unter einander ſchneiden. Schwieriger iſt der Beweis, daß es Zwillinge ſeien: allein man ſieht es ſchon an den Hauptſtrahlen, die ſich gewöhn - lich in ſchmalen Lamellen erheben. Wenn die Lamellenfläche oberhalb der Sternfläche w iſt, ſo iſt ſie auch unterhalb w', w / w' bilden aber keinen rechten Winkel, ſondern den Oktaederwinkel 109° 28′, das kann nur Zwilling ſein. Oder wenn man die äußern Endſpitzen der Sternarme genau unterſucht, ſo findet man öfter einſpringende Winkel von 109° 28′, unter welchen ſich die Würfelflächen w / w' des Zwillings ſchneiden. Oft findet man aber auch ein ſcheinbar 2gliedriges Oktaeder ww w'w 'mit Endkantenwinkel w / w = 90° und w / w' = 109° 28′, was man ſogar gut mit dem Anlegegoniometer meſſen kann. Das iſt der Würfelzwilling in zweigliedriger Stellung, woran durch Vergrößerung der Flächen die einſpringenden Winkel verſchwanden. Es kommen Stücke vor, woran die Unterſeite des Sterns ein einfacher viel zerhackter Würfel iſt, während die Oberſeite ſich ſternförmig gruppirt.

Zahn -, draht -, haarförmige Geſtalten, Bleche und Platten, ganz wie beim Silber.

Kupferroth und Metallglanz, aber meiſt angelaufen durch Kupfer -483III. Cl. Gediegene Metalle: Kupfer.oxydul und Kupferoxyd. Härte 3, an Geſchmeidigkeit und Dehnbarkeit das Eiſen übertreffend, daher mit hackigem Bruch. Gew. 8,58, bearbeitetes Kupfer 8,89. Nach Berzelius gegoſſenes 8,83, gewalztes 8,95. Nach Becquerel der beſte Leiter der Elektricität, daher Kupferdraht für Tele - graphen ſo wichtig.

Schmelzbarkeit 3, es verflüchtigt ſich in gutem Löthrohrfeuer mit grüner Flamme. Größere Kupfermaſſen ſpratzen vor dem Erſtarren: es bildet ſich ein feiner Kupferregen, der kleine Körner mit großer Gewalt umherſtreut (Spritzkupfer). Fremde Metalle und Kupferoxydul verhindern das. Die geſchmolzene Kugel überzieht ſich beim Erkalten mit Kupfer - oxyd, im ſchwächern Feuer mit Kupferoxydul. Salpeterſäure wirkt ſchon kalt auf Kupfer, es bildet ſich eine himmelblaue Flüſſigkeit von Ċu ˙˙˙˙˙. Auch ſchwächere organiſche Säuren z. B. Eſſigſäure wirken, wenn Luft hinzukann, unter Bildung von Grünſpan. Man kann daher ſaure Speiſen in blanken Kupfergefäßen kochen, weil der Dampf die Luft nicht zutreten läßt, nur nicht kalt werden laſſen. Kupfer lange feuchter Luft ausgeſetzt, oder in die Erde verſcharrt bedeckt ſich mit einem ſpangrünen Ueberzug von Malachit (Ċu2 + Ḣ̶), der durch Alter gleichförmiger und dichter wird. Es iſt der edle Roſt (aerugo nobilis), welcher die Aechtheit alter eherner Waffen beweiſt.

Das in der Natur vorkommende gediegene Kupfer pflegt nur wenig verunreinigt zu ſein. Nicht nur ſehr verbreitet in der Aſche der Pflanzen und im Blute des Menſchen, ſondern man findet es auch in viele Centner ſchweren Maſſen, und nimmt man dazu noch den Reichthum an Kupfererzen, ſo wird es erklärlich, wie man in Europa (den Ural miteingerechnet) allein jährlich gegen 500,000 Ctr. gewinnt. Dabei iſt es nächſt Eiſen das paſſendſte Metall für ſchneidende Geräthſchaften: es erſcheint in der Kulturgeſchichte als der Vorläufer des Eiſens. Die Bibel erwähnt ſchon dritthalbtauſend Jahr vor Chriſti Geburt kupferner Gefäſſe. Die Phönicier machten aus Legirungen mit Zinn Schneideinſtrumente, die Trojaniſchen Helden kämpften mit ehernen Waffen, die Sabiner hatten kupferne Meſſer, und auch in unſern Celtengräbern findet man allerlei Kupfergeräthſchaften. Aber noch im 10ten Jahrhundert konnte man für 7 Kupferpfennige (reichlich 2 Kreuzer Werth) 60 Waizen kaufen, und die Maurer am Straßburger Münſter begnügten ſich noch mit 1 $$\frac{1}{2}$$ 2 Pfennige Tagelohn.

England hat in Cornwallis einen ungeheuren Schatz an Kupfer - erzen aller Art, wobei gewöhnlich auch das gediegene Kupfer nicht fehlt, ſie liegen in Gängen der Granite und Thonſchiefer. Außerdem führt es noch (wie auch Hamburg) Erze aus fremden Welttheilen ein (Chili), um ſie mittelſt Steinkohlen zu verhütten: in Südwallis zwiſchen Swanſea und Neath liegen über 20 Kupferhütten. Jährlicher Ertrag 300,000 Ctr.

Der Mansfeldiſche Kupferbergbau, ſeit Jahrhunderten blühend, zieht ſeine Erze aus dem 8 16 Zoll mächtigen Flöze bituminöſen Mergel - ſchiefers der Zechſteinformation. Das Kupfer iſt daſelbſt meiſt an Schwefel gebunden, aber dabei Silberreich. H. v. Carnall (Zeitſchrift für das Berg -, Hütten - und Salinenweſen in dem Preußiſchen Staate 1853. I. pag. 106) berechnet die Kupferplatte in dem ganzen Lager auf 0,3‴ Dicke,31*484III. Cl. Gediegene Metalle: Kupfer.und doch gewann man 1852 gegen 27,000 Ctr. Gaarkupfer und 31,800 Mark Silber, und könnte noch mehr gewinnen, wenn man geſchickte Leute genug hätte, die in den niedrigen Bauen von 22″ 28″ Strebhöhe im Stande wären zu arbeiten.

In Deutſchland iſt ſonſt gediegen Kupfer nicht häufig, es kam zu Virneberg bei Rheinbreitenbach auf Gängen in Grauwacke mit dem bekannten haarförmigen Rothkupfererz vor, auch auf dem Schwarzwalde bei Rippoldsau fand es ſich ein Mal. Die Kupferklippen ¼ Stunde nördlich Helgoland (Gilberts Ann. 70. 435) liefern größere Geſchiebe freilich durch Oxydul angefreſſen. Beſonders hervorzuheben iſt das Vorkommen im Prehnit (pag. 290) des Mandelſteins von Reichenbach, ähnlich auf den Faröer Inſeln mit Chabaſit.

Am Ural kommt das gediegene Kupfer mit Malachit pag. 407 in großen Neſtern im Thon vor, ſchon Pallas erwähnt von der Turja Maſſen von 4000 Schwere. Die Demidowſchen Gruben von Niſchne Tagilsk lieferten 1849 allein 170,000 Pud. Nördlich von Bogoslowk kommt es im Trapp vor, wie auf der Bären-Inſel und den Kuriliſchen Inſeln, wo es als Geſchiebe am Strande aufgeleſen wird. Schon längſt haben die Kupfer-Indianer am Kupferminenfluß in Nordamerika ihren Namen von dem Metall erhalten, was ſie auf der Oberfläche auflaſen, und nach Quebeck auf den Markt brachten, und lange konnte der berühmte Kupfer - block (2200 ſchwer, Henry ſchätzt ihn ſogar auf 10,000 ) auf dem weſtlichen Ufer des Ontonagon von 11 Cubikfuß Inhalt (Gilbert’s Ann. 70. 342) aus der Wildniß der Südufer des Lake Superior nicht heim - geführt werden, bis endlich in unſern Zeiten am Vorgebirge Keweenaw ein Bergbau auf gediegen Kupfer eröffnet iſt, der alles übertrifft, was man bislang erfahren hat (Silliman Amer. Journ. X. 65). Das reine Kupfer, an welchem öfter Klumpen von gediegenem Silber hangen, kommt wie auf Nova Scotia und bei Reichenbach, mit Prehnit im Mandelſtein - gebirge vor, Platten bis 3′ dick ſetzen gediegen in die Tiefe. Die un - bedeutendſten Anzeichen von Prehnit auf der Oberfläche führen innen zu gewaltigen Ellipſoiden, die an einem Stück gediegene Maſſen von 80 Tonnen (160,000 ) des feinſten Metalles liefern! Die überſpannteſten Erwartungen der Bergleute und Geologen wurden durch die Cliff Mine in der Tiefe weit übertroffen. Und wie kam dieſer Reichthum in den Mandelſtein? Man hat kaum eine andere Antwort, als durch Galvaniſche Prozeſſe oder durch Desoxydation des Cu C̶l durch Waſſerſtoff. Da iſt der Kupferblock von Cochoeira (Provinz Serro do Frio) 2616 ſchwer, in der Sammlung zu Ajuda bei Liſſabon, nur noch ein kleines Stück.

Auch Neuholland droht uns mit ſeiner Ausbeute zu überſchütten, 1845 zog die Bergwerksgeſellſchaft Adelaide mit einem Kupferblock von 24 Ctr. ein, und ſchon wird die jährliche Maſſe auf 200,000 Ctr. taxirt. Beſonders geſchätzt iſt das Japaniſche Kupfer, ſoll wegen eines kleinen Goldgehalts ſtreckbarer ſein.

Cämentkupfer wird aus den Kupfervitriolhaltigen Grubenwaſſern gewonnen, indem man alt Eiſen hineinwirft, wodurch ſich Kupfer ver - möge der Wahlverwandtſchaft niederſchlägt. Dieſer Niederſchlag iſt öfter kryſtalliniſch: Rammelsberg bei Goslar, Fahlun in Schweden, Neuſohl485III. Cl. Gediegene Metalle: Platin.in Ungarn ꝛc. Die Vitriole erzeugen ſich beſonders durch das Feuerſetzen in den Gruben.

Der Werth von 1 Ctr. Kupfer wird etwa auf 2 $$\frac{3}{4}$$ Loth Gold oder 2 $$\frac{1}{2}$$ Mark (35 Rthlr.) Silber geſetzt. Doch hängt im Techniſchen viel von der Beſchaffenheit ab. Im Großen dient es beſonders zum Beſchlagen der hölzernen Schiffe, die ſonſt ſehr von Seethieren aller Art, beſonders Teredo navalis, zerſtört würden. Da nun Seewaſſer Kupfer leicht an - greift, ſo fand Davy das ſinnreiche Mittel, es durch eiſerne Nägel gal - vaniſch zu ſchützen. Wenn man Silberdraht in Kupfervitriollöſung bringt, ſo geſchieht nichts, verbindet man aber Zink damit, ſo überzieht ſich das Silber mit Kupfer. Jakobi zeigte 1840, daß ein ſolcher Kupferniederſchlag genau die Unterlage kopirt (Galvanoplaſtik).

Meſſing = 25 Cu + 75 Zink, meſſinggelb, zwar weniger dehnbar, aber deſto leichter ſchmelzbar, läßt ſich alſo beſſer in Formen gießen, nimmt ſtärkere Politur an, und roſtet weniger. Phyſikaliſche und Aſtronomiſche Inſtrumente, Dampfmaſchinen ꝛc. Weniger Zink gibt goldgelbe Leguren, z. B. das Mannheimer Gold iſt 4 Cu + 1 Zn.

Bronze iſt die ſeit alter Zeit berühmte Compoſition von Kupfer und Zinn, die wegen ihrer bedeutenden Härte eine Zeit lang das Eiſen erſetzte. Die Zähigkeit empfiehlt ſie zu Kanonen, und das Klangvolle zu Glocken.

Kupfererze liefern bei Weitem das meiſte Metall. Vor allem die Schwefelverbindungen des Kupferkieſes 34,4 Cu, Buntkupfererzes 55 Cu, Kupferglaſes 80 Cu und was ſich daran anſchließt. Dann folgen die verſchiedenen Fahlerze, die bis 40 p. C. Kupfer haben. Selen - und Ar - ſenkupfer ſind nur Seltenheiten. Das oxydirte Kupfer beſonders Roth - kupfererz 88,7 Cu und die Saliniſchen Kupfererze Malachit pag. 406, Kupfer - laſur, ſtehen bergmänniſch auf zweiter Linie, obgleich die Erze beſſer ſind. Phosphor - und Arſenikſaure Verbindungen pag. 408 erſcheinen ſelten in Menge. Dioptas pag. 311, Kupfervitriol pag. 444. Nicht zu überſehen iſt auch das Kupfer in Quellen, im Boden, im Meteoreiſen ꝛc. Pogg. Ann. 69. 557.

5. Platin.

Hat von dem Spaniſchen Wort platinja (ſilberähnlich) ſeinen Namen bekommen. Wegen ſeiner edlen Eigenſchaften nannten es die Chemiker weißes Gold. Der Spanier Ulloa, Mitglied der berühmten Gradmeſſung am Aequator 1735, brachte es vom Fluß Pinto in Choco bei Popayan mit. Gleichzeitig bekam Wood 1741 etwas von Jamaica Philos. Transact. 1750. 584. Der Schwede Scheffer erkannte es 1752 als ein eigenes Metall, während Buffon es als ein Gemiſch von Eiſen und Gold be - trachtete. Da das natürliche Vorkommen namentlich durch Eiſen, Iridium ꝛc. verunreinigt iſt, ſo wollte das Hausmann Polyxen nennen. Berzelius Pogg. Ann. 13. 435 und 527.

Bei dem Uraliſchen kommen kleine Würfel vor (Pogg. Ann. 8. 502), allein Kryſtalle ſind äußerſt ſelten. Die Farbe iſt mehr ſtahlgrau als ſilberweiß, und daher unanſehnlich, namentlich fehlt auch der Glanz. 486III. Cl. Gediegene Metalle: Platin.Härte 5 6, ſeine Dehnbarkeit gibt der des Goldes nur wenig nach. Das Gewicht des rohen Platins bleibt gewöhnlich unter dem des Goldes 17,5 18, allein verarbeitet geht es darüber hinaus 21 21,7. Ein kleiner Theil des Platins iſt magnetiſch, ſogar attraktoriſch, denn es bleibt am unmagnetiſchen Federmeſſer hängen.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, doch konnte es Plattner in feinſten Drähten ſchmelzen pag. 129, dagegen ſchweißbar wie Eiſen, ſo daß es in der Weißglühhitze ſich kneten läßt. Wie das Gold im Königswaſſer löslich, doch bleibt ein Rückſtand vorzugsweis von Osmiridium. Die gelbliche Löſung von Pt C̶l2 gibt mit K̇a einen gelben im Ueberſchuß unlöslichen Niederſchlag von Kaliumplatinchlorid, Ka C̶l + Pt C̶l2. Ebenſo Ammoniak das bekannte Ammoniumplatinchlorid, erhitzt man dieſes, ſo erhält man fein vertheiltes Platin (Platinſchwamm), das in ſtarkem Feuer gepreßt und geſchweißt werden kann (Wollaſton Pogg. Ann. 16. 158). Früher ſchmolz man das Platin mit Arſenik zuſammen, was leicht ge - ſchieht, und verſchaffte ſich dann durch Röſten den Platinſchwamm.

Verunreinigt iſt das rohe Platin meiſt durch Eiſen, nach Berzelins bis 13 p. C. gehend. Man könnte davon den Magnetismus einiger Stücke ableiten wollen, allein es finden ſich auch nicht magnetiſche mit 11,04 Fe. Die eiſenreichen ſind leichter, gehen bis 14,6 Gew. herab, und Breithaupt nannte ſie Eiſenplatin. Oſann (Pogg. Ann. 11. 318) fand ſogar magnetiſche Körner, die 86,3 Eiſen und 8,1 Platin hatten. Der Iridiumgehalt geht bis 4,97 p. C., Rhodium bis 3,46, Palladium bis 1,66, Osmium bis 1,03. Spuren von Kupfer fehlen nicht, die bei dem Magnetiſchen ſogar auf 5,2 p. C. Cu ſteigen. Silber und Gold iſt ihm mehr fremd, ob es gleich mit letzterem zuſammen vorkommt. Dagegen hat Claus in den Rückſtänden ein neues Metall Ruthenium (Pogg. Ann. 64. 192 und 65. 220) entdeckt.

Auch das Platin ſcheint verbreiteter, als man lange vermuthete, denn Pettenkofer hat im Scheidegolde der Kronenthaler 0,2 p. C. nachgewieſen, alſo etwa $$\frac{1}{100000}$$ im Silber (Pogg. Ann. 74. 316). Vauquelin (Gilbert’s Ann. 24. 406) fand es im Graugültigerz von Guadalcanal. Die Braun - eiſenſteine im Dep. Charente enthalten $$\frac{1}{100000}$$ (Pogg. Ann. 31. 590) im Golde von Tilkerode auf dem Unterharz, in Erzen und Geſteinen der Alpen. Roh kommt es in Geſchieben mit unregelmäßigen Eindrücken in den Platin - ſeifen vor. Zuerſt wurden die Spanier in den Goldwäſchen von Choco und Barbacoas an der Columbiſchen Weſtküſte bei Popayan damit bekannt, allein es wurde öffentlich vernichtet, weil die Spaniſche Regierung eine Entwerthung des Goldes dadurch befürchtete. Auf dem rechten Gehänge des Rio Cauca ſcheint es ſogar auf Gängen im Grünſtein mit Gold zu brechen (Pogg. Ann. 7. 523). Die Seifengebirge nehmen etwa eine Fläche von 350 Quadcatmeilen ein, Gold, Magneteiſen und Zirkon die Begleiter. 1800 erhielt Humbold ein Zoll großes Geſchiebe, das damals größte Stück, aus den Seifenwerken von Taddo 1088,8 Gran (gegen 4 Loth) ſchwer. Von 18,94 ſpecifiſchem Gewicht, mit blank geſchliffener Oberfläche iſt es noch heute eines der ſchönſten Stücke des Berliner Muſeums. 20 Jahre ſpäter erhielten die Spanier ein Stück von 40 Loth. Es kam weiter im Sande des Jakifluſſes auf der Oſtſeite von St. Domingo und in ſehr487III. Cl. Gediegene Metalle: Palladium.ſchwammigen Stücken in den Braſilianiſchen Goldgruben vor. 1808 fing man in Paris an, Geräthſchaften daraus zu machen, doch betrug die ganze Amerikaniſche Ausbeute nicht viel über 8 Ctr. jährlich. Platin im Goldſande von Nordcarolina, Californien. 1822 fanden ſich Stücke in den Goldwäſchen des Ural, und als man 1825 auf den Hütten von Niſchne - Tagilsk (15 Meilen nördlich Katharinenburg) nach Goldſand ſuchte, fand ſich ſtatt deſſen Platin auf Europäiſcher Uralſeite. Dieß iſt noch heute die Hauptfundſtätte am Ural, obgleich es in allen Goldwäſchen in geringer Menge vorkommt. Der geringe Goldgehalt der Platinwäſche fällt auf. Man gewann früher jährlich 6 7000 Mark, und in den erſten 10 Jahren von 1824 1834 etwa 230 Ctr., darunter waren Stücke von mehr als 20 Schwere (Pogg. Ann. 33. 101), die an ihrer Oberfläche ſchwarze Eindrücke von Chromeiſenſtein, zuweilen ſogar Serpentin anhängen haben, und da der reichſte Sand am Ausgange der Serpentinthäler mit Serpentin - geſchieben ſich abgelagert hat, ſo iſt Serpentin wohl ohne Zweifel das Muttergeſtein. Fein eingeſprengt kommt es auch im Dioritporphyr von Laja vor (Pogg. Ann. 20. 532). Bis 1850 ſind 2050 Pud (683 Ctr.) gewonnen, als aber 1845 die Ruſſiſche Krone die Annahme des rohen Platins zur Vermünzung verweigerte, iſt der Waſchbetrieb faſt ganz ein - geſtellt.

Im Goldſande von Ava (Pogg. Ann. 34. 381). In den durch Chi - neſen bearbeiteten Diamant - und Goldwäſchen von Borneo (Pogg. Ann. 55. 526) ſollen jährlich 625 Platin weggeworfen werden.

Das rohe Platin iſt etwa dreimal theurer als Silber, das gereinigte aber 8mal, ſo daß Silber: Platin: Gold = 1: 8: 15 ſich im Werth verhält. Die Münzen und Schmuckſachen ſind wieder ab - gekommen, aber zu chemiſchen Geräthſchaften iſt es unerſetzlich. Auch Legirungen könnten von Wichtigkeit ſein, 1 $$\frac{1}{2}$$ p. C. Platin ſoll den Stahl ſehr veredeln; 16 Kupfer mit 7 Platin und 1 Zink gleicht dem Golde ꝛc.

6. Palladium.

Nach dem kleinen Planeten Pallas benannt. Das Metall entdeckte Wollaſton 1803 im rohen Platin von Choco, was 1,66 p. C. enthält. Dann fand er es gediegen in excentriſch faſrigen Stückchen im Goldſande Bra - ſiliens zu Cornego das Lagens (Philos. Transact. 1809. 192). Es ſoll daſelbſt regulär kryſtalliſiren. Dagegen liegen auf den Goldblättchen in Trümmern von Bitterſpath des Grünſteins von Tilkerode kleine mi - kroſkopiſche Kryſtalle, die G. Roſe (Pogg. Ann. 55. 300) für 6gliedrig hält, wie das Osmiridium. Darnach wäre Palladium dimorph. Das Metall hat die Farbe des Platin, Härte = 5, aber nur 11,3 Gewicht, geſchmiedet 11,8 Gewicht.

Faſt eben ſo ſtreng flüſſig als Platin, läßt ſich aber leichter ſchweißen. Wird ſchon von Salpeterſäure zu einer braunrothen Flüſſigkeit, Salpeter - ſaures Palladoxydul aufgelöſt. Im Icutinga-Geſtein von Gongo-Socco in Minas Geraes wird ein blaſſes Pallad-Gold gewonnen, das 25 p. C. Palladium enthält. Das Ouro poudre (faules Gold) von Porpez enthält488III. Cl. Gediegene Metalle: Iridium.9,85 Pd. In Paris wurde im Großen aus 1 Ctr. Platin wenig über ½ Loth Palladium geſchieden, es kam daher 6mal theurer als Gold. Die Meßinſtrumente für den Seedienſt werden mit Palladblech verſehen; mit Silber legirt ſoll es ein zum Einſetzen der Zähne vortreffliches Draht geben.

7. Iridium.

Tennant entdeckte 1803 das Metall, und benannte es nach den bunten Farben ſeiner Salze. Wenn man nämlich das rohe Platin mit Königswaſſer digerirt, ſo bleibt ein unlösliches ſchwarzes Pulver, das hauptſächlich aus Osmium und Iridium beſteht. Endlich fand Breithaupt (Schweigger Jahrb. Chem. Phyſ. IX. pag. 1 und 90) gediegene Körner im Platinſande des Urals.

Reguläre Oktaeder mit Würfelflächen, die Spuren von Blättrigkeit zeigen. Silberweiß und faſt Quarzhärte, Gewicht 22,8 (G. Roſe), nach Breithaupt ſogar 23,46. Alſo das härteſte Metall, und der ſchwerſte aller bekannten Körper. Die Analyſe gab jedoch nur 76,85 Iridium mit 19,64 Pt, 0,89 Pd und 1,78 Kupfer, daher müßte ſich das Gewicht des feinen Iridiums, wenn anders die Legirung ſich nicht verdichtet, dem 25fachen nähern.

Noch ſtrengflüſſiger als Platin, doch kann man durch Druck des Iridiumſchwamms und ſtarke Weißglühhitze eine politurfähige Maſſe er - langen. Selbſt in Königswaſſer nicht löslich, daher bleibt es bei den Löſungen des Platins in ſchwarzen Schuppen zurück. Die Platinkörner des Ural enthalten zum Theil 5 p. C. Es iſt unter allen Platinerzen das ſeltenſte. Niſchne-Tagilsk, Newjansk.

Osmiridium. Osmium kommt nicht gediegen vor, deſto häufiger findet es ſich aber an Iridium gebunden im Platinſande, in manchen Seifengebirgen ſogar häufiger als das Platin ſelbſt. Daher war es auch das erſte neue Metall, was dem franzöſiſchen Chemiker Descotils im rohen Platin auffiel, und was Vauquelin Ptene nannte (Ann. du Mus. III. 149), in welchem dann gleichzeitig Tennant die zwei nachwies. Auf das Mineral war ſchon Wollaſton (Gilbert’s Ann. 24. 234) aufmerkſam. Beide Metalle halten mit einer Feſtigkeit zuſammen, über die man ſich mit Recht verwundern muß (Pogg. Ann. 13. 464). Die kryſtallogra - phiſche Kenntniß verdanken wir G. Roſe, Pogg. Ann. 29. 452.

a) Lichtes OsmiridiumJr Os 46,7 Jr, 49,3 Os, 3,1 Rhodium, 0,7 Fe, das gewöhnlichſte. Dihexaedriſche Tafeln: die reguläre ſechs - ſeitige Säule g = a: a: a: c mit einer deutlich blättrigen Grad - endfläche c = c: a: a: a. Ihre Endkanten g / c werden durch das Dihexaeder r = a: a: a: c abgeſtumpft, mit 124° in den Seiten - und 127° 36′ in den Endkanten. Ein Rhomboeder, was die abwechſelnden Endkanten des Dihexaeders abſtumpfte, würde 84° 52′ in den Endkanten haben.

Zinnweiß, etwas dunkeler als gediegen Antimon, Metallglanz, ſpröde, ſo daß man es pulveriſiren kann. Quarzhärte, Gew. 19,47. Vor dem Löthrohr auf Kohle unveränderlich und entwickelt keinen Osmium -489III. Cl. Gediegene Metalle: Telluriſches Eiſen.Geruch. Selbſt mit Salpeter im Glaskolben geſchmolzen entwickelt ſich nur wenig Osmiumgeruch. Letzteres bildet nach dem Erkalten eine grüne Maſſe. In Königswaſſer unlöslich. Das Uraliſche ſchön blättrig, die Braſilianiſchen mehr körnig. Seltener iſt

2) dunkeles Osmiridium (Iridosmium), Osmiumreicher. Kommt mit dem lichten zuſammen vor, hat dieſelbe Form, den gleichen Blätter - bruch, aber bleigraue Farbe, und etwas höheres Gewicht 21,2. Vor dem Löthrohr in der Platinzange erkennt man es gleich an den durch - dringenden Osmiumdämpfen, die beſonders die Augen angreifen. Es wird dabei etwas dunkeler. Die Weingeiſtflamme macht es leuchtend. Berzelius (Pogg. Ann. 32. 236) fand zweierlei Jr Os3 mit 25 Jr, 75 Os und Jr Os4 mit 20 Jr, 80 Os. Das Osmiumreichere zerlegt ſich leichter und ſchneller.

Iridplatin in Körnern von Braſilien, ſilberweiß, enthält 55,4 Pt, 28,8 Jr, 6,8 Rhodium, 4,1 Fe, 3 Cu, 0,5 Pd.

Das Iridiumoxyd erzeugt auf Porzellan eine tiefe und reine ſchwarze Farbe, wie Tuſch auf Papier (Pogg. Ann. 31. 17). 1843 wurden in Petersburg zu dieſem Behuf aus alten Platinrückſtänden 122 Iridium - oxyd gewonnen, die Drachme zu 80 Franken.

Rhodium hat ſeinen Namen nach den ſchönen rothen Salzen. Kommt dem rohen Platin beigemengt vor, 3 p. C. in den von Barbacoas. Del Rio erwähnt auch von Mexico ein Rhodiumgold mit 34 43 p. C. Rhodium (Pogg. Ann. 10. 322). Da es ſich im Königswaſſer löſt, ſo findet es ſich nicht in den Rückſtänden, ſondern in den Löſungen. Ru - thenium iſt ihm ſehr verwandt, Pogg. Ann. 65. 220.

Daß Platin, Palladium, Iridium und Osmium iſomorph ſeien, beweiſen die regulären Oktaeder von K C̶l + R C̶l2, worin R dieſe vier Stoffe bedeutet. Iridium, Osmium und Palladium ſind außerdem auch 6gliedrig, alſo dimorph.

8. Eiſen.

Telluriſches und Sideriſches.

a) Telluriſches Eiſen. So wichtig es techniſch iſt, ſo ſelten findet man es gediegen in der Erde. Das künſtliche Eiſen ſcheint nach Wöhler (Pogg. Ann. 26. 182) regulär zu kryſtalliſiren: beim Gießen ſtarker Walzen entſtehen innen Höhlen mit Skeletten von regulären Oktaedern. Halbverbranntes Eiſen, was im Hochofen lange Zeit hindurch einer Weiß - glühhitze ausgeſetzt war, bekommt einen würflig blättrigen Bruch ſo deutlich wie Bleiglanz. Auch das Meteoreiſen von Seeläsgen und Braunau iſt ausgezeichnet würfelig blättrig. Angaben von oktaedriſcher Blättrigkeit finden meiſt ihren Grund in Abſonderungsverhältniſſen, wie das Haidinger vom Meteoreiſen von Braunau ſo ſchön nachweiſt (Pogg. Ann. 72. 582). Merkwürdiger Weiſe wird auch das beſte zähe faſrige Schmiedeeiſen durch fortwährende Torſionen und Erſchütterungen körnig und blättrig, in Folge deſſen es leicht bricht (Erdmann’s Journ. pr. Chem. 54. 25). Die Theile ſtehen alſo kryſtalliniſch um, ohne daß man außen etwas merkt, was für490III. Cl. Gediegene Metalle: Telluriſches Eiſen.Eiſenbahnen von größter Gefahr iſt. Fuchs (Pogg. Ann. 86. 159) hält das Eiſen für dimorph: das geſchmeidige Stabeiſen ſei wie die geſchmei - digen Metalle regulär, das ſpröde Roheiſen dagegen 3 + 1axig, und allerdings ſcheint das weiße Spiegeleiſen nur einen blättrigen Bruch (Abſonderungsfläche?) zu haben. Iſt es aber nicht etwas gewagt, daraus die Eigenſchaften des Stahles ꝛc. erklären zu wollen?

Härte 5 6, Gew. 7 8. Geſchmeidig, daher hackiger Bruch. Das reine Eiſen iſt ſtahlgrau mit viel Weiß. Magnetiſch. Merkwürdig ſeine Paſſivität (Pogg. Ann. 55. 437) d. h. es wird durch dunkele Roth - glühhitze oder Eintauchen in ſehr concentrirte Salpeterſäure unangreifbar durch gewöhnliche rauchende Salpeterſäure.

Sehr ſtreng flüſſig, läßt ſich aber ſchweißen wie Platin. Die Ory - diſchen Eiſenerze werden nämlich bei hoher Temperatur durch brennende Körper (Kohle) desoxydirt, die befreiten Eiſentheile bilden einen unſchmelz - baren Eiſenſchwamm, der ſich aber durch Hämmern compact machen läßt. Dieß iſt die älteſte Methode das Eiſen zu gewinnen, ſogenannte Renn - arbeit. Davon verſchieden iſt die Roheiſenproduction, wovon die erſten Spuren erſt am Ende des 15ten Jahrhunderts im Elſaß ſich finden. Das glühende Eiſen geht nämlich mit Kohle, Silicium ꝛc. ſchmelz - bare Verbindungen ein. Man miſcht daher in Hochöfen Kohle, Kieſelerde, Kalk und Eiſenerz in gehörigem Verhältniß. In der Hitze bemächtigt ſich die S⃛i des Kalkes und anderer verunreinigenden Erden, bildet leicht - fließbare Schlacke, und das reducirte kohlenſtoffreiche Roheiſen ſinkt zu Boden. Man ſammelt es im unterſten Theile des Heerdes, und ſticht es da von Zeit zu Zeit ab, während die leichtere Schlacke ſtetig darüber herausfließt.

a) Roheiſen oder Gußeiſen kann 5 p. C. Kohle haben, iſt körnig und ſpröde. Das weiße Roheiſen iſt ſilberweiß, bricht ſpiegel - flächig (daher Spiegeleiſen), und gibt einen vorzüglichen Stahl, wozu beſonders auch Manganreichthum beitragen ſoll. Das graue Roheiſen iſt kohlenſtoffärmer, entſteht aus dem weißen, fließt aber leichter, und eignet ſich daher am Beſten zu Gußwaaren.

b) Stabeiſen oder Schmiedeiſen hat am Wenigſten Kohlen - ſtoff, das weiche nur 0,02 p. C., iſt ſehnig und zähe, läßt ſich zu Draht ziehen, Blech walzen. Heiß abgelöſcht wird es nicht ſpröde. Läßt ſich ſchmieden, wenn auch nicht ſchmelzen. 1 p. C. Phosphor macht es in der Kälte brüchig (kaltbrüchig), 0,03 p. C. Schwefel in der Hitze (roth - brüchig), ſo daß es ſich im letztern Falle nicht ſchweißen will. Ueberhaupt machen es unedle Metalle ſchlechter, edle aber beſſer.

c) Stahl iſt Schmiedeeiſen mit 0,9 1,9 p. C. Kohle, wird durch raſches Abkühlen hart und ſpröde, aber durch Erhitzen wieder weich. Da - bei läuft es von einer dünnen Oxydſchicht anfangs blaßgelb, dann gold - gelb, braun, purpurfarbig, hell - bis dunkelblau an. Je dunkeler deſto mehr hat es die Sprödigkeit wieder verloren. Daher ſind die Uhrfedern blau. Da nun Stahl in Beziehung auf Kohlengehalt in der Mitte ſteht, ſo bekommt man durch entkohltes Gußeiſen ſogenannten Rohſtahl, und durch längeres Glühen von Stabeiſen in kohligen Subſtanzen Cäment -491III. Cl. Gediegene Metalle: Sideriſches Eiſen.ſtahl. Die Ausbringung des Eiſens im Großen hängt hauptſächlich vom Brennmaterial ab, daher kann England in’s Unendliche produciren.

Die wichtigſten Erze zur Gewinnung des Eiſens ſind die Oxydiſchen: Magneteiſen, Eiſenglanz und Brauneiſenſtein; unter den Saliniſchen der Spatheiſenſtein pag. 344. Die geſchwefelten wie Schwefelkies ꝛc. kann man nicht brauchen. Vererzung des Eiſens findet ſich auf der Erdoberfläche ſo gewöhnlich, daß Eiſen unter den Metallen einzig daſteht. Gerade in dieſer Verwandtſchaft namentlich zum Sauerſtoff und Schwefel liegt auch der Grund, warum es reguliniſch zur Seltenheit gehört.

Das gediegene Eiſen von Kamsdorf (Klaproth Beitr. IV. 102) in Sachſen mit[Eiſenoxyd] überzogen enthielt 92,5 Fe, 6 Blei und 1,5 Cu. Breithaupt (Hoffmann’s Miner. III. b 190) hält es für Kunſtprodukt. Gegen dieſe Anſicht erklären ſich Hausmann (Handb. Miner. 39) und Karſten (Eiſenhüttenkunde II. 14) mit Entſchiedenheit. Schreiber (Journal de physique 1792. XLI. 3) führt es in ſtalaktitiſcher Form aus dem Gebirge von Ouille bei Grenoble auf, wo es 12′ tief auf einem Gange von oxydiſchen Eiſenerzen im Gneiſe brach, doch war dabei auch fer hépatique d. h. zerſetzter Schwefelkies. Das gediegene Eiſen von Labouiche (Allier) und la Salle (Aveyron) läßt ſich durch Steinkohlen - brände erklären, da es im Steinkohlengebirge liegt. Die Eiſenſchüppchen im Platinſande rühren von den gebrauchten Werkzeugen her, wenn ſie nicht Eiſenplatin ſind pag. 486. In Nordamerika hat ſich im Canaan - gebirge bei South-Meetinghouſe in Connecticut ein einzigmal ein Stück gefunden (Silliman Amer. Journ. V. 292), wie es ſcheint im Glimmer - ſchiefer. Es wurde vom Finder für Graphit gehalten, allein die Analyſe wies 91,8 Fe und 7 Kohle nach und da Quarz daran hängt, kann es nicht meteoriſch oder künſtlich ſein. Minas Geraes im Eiſenglimmerſchiefer ꝛc. In feinen Theilen findet es ſich im Baſalt (Pogg. Ann. 88. 321): wenn man denſelben pulveriſirt und mit Kupfervitriollöſung übergießt, ſo ſchlägt das Metalliſche Eiſen gediegen Kupfer in Blättchen nieder. Magnet - eiſen kann auf die Weiſe nicht wirken. Jedenfalls geht daraus hervor, daß telluriſches gediegenes Eiſen den Menſchen nicht auf ſeinen Werth geführt hat, ſondern

b) Sideriſches Eiſen (Meteoreiſen), das Eiſen iſt alſo auch in dieſem Sinne ein Geſchenk des Himmels. Hr. v. Hammer behauptet, daß die erſten Damascenerklingen aus Meteoreiſen geſchmiedet ſeien: Schwerter der Kaliphen werden als ſolche beſungen (Gilberts Ann. 50. 279). Agricola 526 erzählt, zu Zeiten Avicenna’s ſei in Perſien eine Eiſenmaſſe 50 ſchwer niedergefallen, aus welcher der König ſich Schwerter machen ließ, Arabes autem dicunt, enses Alemannicos, qui optimi sunt, ex ejusmodi ferro fieri. Agricola fügt nun zwar hinzu, die Araber würden in dieſem Punkte von den Kaufleuten belogen, denn den Germanen fiel das Eiſen nicht vom Himmel, aber immerhin iſt es auffallend, daß um das Jahr 1000 bei den Arabern noch ſolche Sagen giengen. Als Roß auf ſeiner berühmten Polarreiſe 1818 mit den Eskimo’s in der Baffinsbay zu - ſammenkam, hatten ſie Meſſer aus Meteoreiſen, wie der Nickelgehalt bewies. Sie erzählten, daß auf der Weſtküſte von Grönland 76° N. Br. Blöcke gediegenen Eiſens herumlägen, von welchen ſie es mit zähen Grün -492III. Cl. Gediegene Metalle: Sideriſches Eiſen.ſteinen losgeſchlagen und bearbeitet hatten! Aus dem Eiſen am Senegal, was Adanſon mitbrachte, machten ſich die Mauren Gefäſſe, (R. de l’Isle Criſtallographie III. 165).

Daß eigenthümliche Geſteine aus der Luft (vom Himmel) fallen, davon war man ſeit alter Zeit, mit Ausnahme des vorigen Jahrhunderts, überzeugt. Die Namen Brontia, Ceraunia, Baetilia ꝛc. bezeichneten ſie, nur wurde vieles falſche damit vermiſcht. Der Jakobsſtein im Krönungsſtuhle der Könige von England ſoll ſchon dem Erzvater Jakob (1 Moſ. 28, 11) als Ruhekiſſen bei ſeinem Traume gedient haben. In Thracien fiel am Fluß Aegos 465 Jahr vor Chriſti Geburt ein Stein nieder, den Plutarch im Leben des Lyſander und Plinius hist. nat. II. 59 erwähnen, qui lapis etiamnunc ostenditur magnitudine vehis, colore adusto, comete quoque illis noctibus flagrante ..... Ego ipse vidi in Vocontiorum agro (Vaiſon im ſüdl. Gallien) paulo ante delatum. Daß ſolche Bätilien verehrt wurden, hat Münter (Gilbert’s Ann. 21. 51) hinlänglich bewieſen, auch könnte nach Seetzen der ſchwarze Stein im Thurme (Kaaba) des Tempels von Mekka, welchen der Engel Gabriel hineingetragen haben ſoll, ein ſolcher ſein (Gilbert’s Ann. 54. 332). Wenn man die ſchmuckloſe Er - zählung über den Stein von Enſisheim lieſt (Gilbert’s Ann. 18. 280), welcher 1492 am 7ten November mit großem Donnerklapff von den Lüften herabfiel, 260 wog, und in der Kirche aufbewahrt wurde, ſo muß es verwundern, daß Naturforſcher nicht ſchon früher der Sache ernſt - lich nachforſchten. Erſt die berühmte 40 Pud (1600 ) ſchwere Eiſen - maſſe ſüdlich Krasnojarsk am Jeniſei, worauf Pallas (Reiſe durch ver - ſchiedene Provinzen des Ruſſiſchen Reichs III. 411) 1772 die Aufmerkſamkeit lenkte, gab dazu den Impuls. Sie lag auf der Höhe eines Bergrückens zwiſchen den Gebirgsflüſſen Ubei und Siſim wenige Meilen rechts vom Strom. Die ganze Wacke ſcheint eine rohe eiſenſteinartige Schwarte gehabt zu haben, das innere Weſen derſelben iſt ein geſchmeidiges, weiß - brüchiges, wie ein grober Seeſchwamm löchericht ausgewebtes Eiſen, deſſen Zwiſchenräume mit runden und länglichten Tropfen des ſchönſten, flächenreichſten Olivins erfüllt ſind, welchen man kennt. Obgleich die Tartaren es als ein vom Himmel gefallenes Heiligthum betrachteten, ſo dachte doch Pallas nicht entfernt an meteoriſchen Urſprung, er hielt es nur mit Entſchiedenheit für ein merkwürdiges Naturprodukt, und ſchickte daher die ganze Maſſe der Petersburger Akademie. Chladni war der erſte, welcher 1794 daſſelbe für meteoriſchen Urſprungs erklärte, und obgleich Naturforſcher dennoch an Meteorſteine glaubte. Lichtenberg ſagte darüber: es ſei ihm bei dem Leſen dieſer Schrift ſo zu Muthe geweſen, als wenn ihn ſelbſt ein ſolcher Stein an Kopf getroffen hätte, und habe gewünſcht, daß ſie nicht geſchrieben wäre. Beſonders eiferten die Ge - brüder de Luc dagegen, und Franzoſen erklärten es für ein phénomène physiquement impossible! Nach Chladni’s Bericht ſollen die Gelehrten in Dresden, Wien, Kopenhagen, Bern ꝛc., aus Beſchämung ſolche Steine in aller Stille weggeworfen haben. Aber noch in demſelben Jahr 1794 am 16ten Juni Abends 7 Uhr ereignete ſich der merkwürdige Steinregen von Siena in Toskana aus heiterem Himmel (Gilbert’s Ann. 6. 156), von dem die ganze Provinz Zeuge war, denn die Steine fielen unter ſchreck - barem Ziſchen zur Erde. Doch erklärte ſie Hamilton für Auswürflinge493III. Cl. Gediegene Metalle: Sideriſches Eiſen.des 50 Meilen entfernten Veſuv’s, der zufällig 18 Stunden vorher einen fürchterlichen Ausbruch erlitten hatte. Als nun aber am 13. Dec. 1795 bei Woldcottage in Yorkſhire ein 56 ſchwerer Block niederfiel, der von dem 170 Meilen entfernten Hekla hätte kommen müſſen, ſo wurde glück - licher Weiſe Howard zu einer genauen Prüfung veranlaßt (Phil. Transact. 1802). Er fand überall nickelhaltiges gediegen Eiſen darin. Jetzt wagte auch Klaproth (Abh. Berl. Akad. Wiſſ. 3. Januar 1803) mit ſeinen Ana - lyſen hervorzutreten: in der Eiſenmaſſe, welche 1751 am 26ten Mai Abends 6 Uhr unter ſtarkem Krachen in einer feurigen Kugel bei Hra - ſchina ohnweit Agram an der Sau in Croatien 71 ſchwer hernieder - fuhr, war 96,5 Fe und 3,5 Ni enthalten. Sie findet ſich im Kaiſerl. Mineral. Kabinet zu Wien. Auch La Place (Zach, Monatl. Correspond. 1802. 277) warf die Frage auf, ob es nicht vielleicht Producte von Monds - vulkanen ſein könnten, die mit einer Geſchwindigkeit von 7800′ (5 mal größer als ein 24 Pfünder) in die Höhe geworfen nicht wieder auf den Mond zurückfallen könnten, eine Anſicht, die Olbers ſchon 1795 gelegentlich ausſprach (Gilbert’s Ann. 14. 38). Endlich machte der große Steinfall von L’Aigle in der Normandie 1803 den 26ten April Nachmittags gegen 1 Uhr allem Zweifel ein Ende: eine 30 Meilen weit ſichtbare Feuerkugel erſchien aus heiterem Himmel, geſtaltete ſich zu einer kleinen Wolke, die 5 6 Minuten ein ſchreckliches Getöſe wie Kanonendonner und Gewehr - feuer erzeugte, und 2000 3000 ziſchende Steine, der größte bekannt - gewordene 17 $$\frac{1}{2}$$ , fielen auf einer Ellipſe von 2 $$\frac{1}{2}$$ Lieu Länge und 1 Lieu Breite nieder (Memoires de l’Institut nat. scienc. math. et phys. 1806, VII.). Der Mineralienhändler Lambotin ließ ſogleich ſo viel als möglich aufkaufen, und machte gute Geſchäfte, während die Zeitungen ſich über den Maire des Ortes, der es officiell nach Paris meldete, beluſtigten, und der Miniſter der Aufklärung erſt nach 2 Monaten am 26ten Juni den Phyſiker Biot an Ort und Stelle ſandte. Die Sache war wahr. Ein Verzeichniß ſiehe Pogg. Ann. 91. 384.

Vom gediegenen Eiſen war lange Zeit das von Klaproth ana - lyſirte Agramer mit 3,5 Nickel das einzig conſtatirte. Alle andern wurden wegen ihrer Aehnlichkeit mit dieſem für meteoriſch gehalten. Der ver - wünſchte Burggraf (Gilbert’s Ann. 42. 197) 191 ſchwer, ſcheint am Ende des 14ten Jahrhunderts bei Ellbogen in Böhmen, wo er auf dem Rathhauſe aufbewahrt wurde, gefallen zu ſein. Es herrſchten darüber im Volke auffallende Sagen, 1811 wurde Prof. Neumann in Prag darauf aufmerkſam, und jetzt liegt das größte Stück davon in Wien. 88,2 Fe, 8,5 Ni, 0,7 Co, 2,2 Phosphormetalle. 1814 fanden Ruſſniakiſche Bauern auf einem granitiſchen Gipfel der Karpathen bei Lénarto (Saroſſer Co - mitat) eine 194 ſchwere Maſſe, welche das Nationalmuſeum von Peſth bewahrt, ſie zeigt außen tafelförmige Struktur, ähnlich der 103 ſchweren Maſſe im Nationalmuſeum von Prag, welche 1829 beim Schloſſe Bo - humilitz im Prachiner Kreiſe auf einem Acker gefunden wurde. Auch bei Arva in Ungarn fand ſich. Im Dorfe La Caille bei Graſſe (Dep. Var) lag am Eingange der Pfarrkirche eine gegen 12 Ctr. ſchwere Eiſenmaſſe, die den Einwohnern als Sitz diente, und die nach einer Tradition des Volks aus der Luft gefallen ſei, ſie findet ſich ſeit 1828 in der Pariſer Sammlung und ſoll 17,3 Ni enthalten. 1805 fand ſich in der Eifel bei494III. Cl. Gediegene Metalle: Sideriſches Eiſen.Bittburg nördlich Trier eine 3400 ſchwere Maſſe, die ein nachbarlicher Eiſenhüttenbeſitzer verfriſchen wollte, allein die Kuchen konnten nicht ge - ſchweißt werden, und zur Verhinderung von Unterſchleif wurden ſie ver - graben (Pogg. Ann. 2. 224), der Nickelgehalt ſtellt den meteoriſchen Ur - ſprung außer Zweifel. Dagegen ſoll die 10,000 ſchwere Maſſe von Aachen (Gilbert’s Ann. 48. 410) nicht meteoriſch ſein. Neuerlich hat ſich bei Seeläsgen ohnweit Schwiebus (in Brandenburg) eine 218 ſchwere Eiſenmaſſe auf einer feuchten Wieſe gefunden (Pogg. Ann. 73. 329) mit 5,3 Ṅi und 0,4 Co, liegt in Breslau. Eine andere beim Eiſenbahnbau bei Schwetz an der Weichſel 43 ſchwer, liegt in Berlin (Pogg. Ann. 83. 594).

Großartiger ſind die Maſſen fremder Welttheile, namentlich in Ame - rika, wo Sonnenſchmidt in der Straße von Zacatecas in Mexico Stücke von 2000 fand, Humbold bei Durango von 40,000 (Klaproth Beiträge IV. 101). Bei St. Jago del Eſtero mitten in der großen Ebene von Südamerika fand Don Rubin de Celis 1783 eine Maſſe von 30,000 (Phil. Transact. 1788), 1784 entdeckte man am Flüßchen Bendego 50 Meilen von Bahia in Braſilien ein 7′ langes Stück von etwa 14,000 (Gilbert’s Ann. 56. 355). Bouſſingault traf 1825 zu Santa Roſa nördlich St. Fe de Bagota einen Grobſchmidt, der ſich eines Amboſes von 1500 aus Meteoreiſen bediente, es fanden ſich in der Gegend noch mehrere Klumpen, ſogar 12 Meilen davon bei Rasgata ganz die gleichen Maſſen, ſo daß man glauben muß, hier habe ein förmlicher Eiſenregen ſtattgefunden (Sitzungsber. Wien. Akad. Math. Claſſ. 1852. VIII. 496). Ein Stück von 171 findet ſich im Muſeum von Harlem, das 1793 im öſtlichen Theile der Cap-Colonie aufgehoben wurde, und urſprünglich 300 wog.

In Nordamerika werden allein von Shepard (Silliman Amer. Journ. 2 ser. II. 390) aus 22 verſchiedenen Fundorten angeführt, darunter findet ſich ein 1700 ſchweres von den Indianern verehrtes Stück von Red River in Texas, was man für Platin hielt. Daher wurden zwei koſt - ſpielige Expeditionen in die von feindlichen Indianern bedrohte Wildniß geſandt, die es endlich auf einem 400 deutſche Meilen langen Landweg zum Miſſiſippi brachten. Jetzt wird es in New-York aufbewahrt, es iſt ein förmlicher Magnet, deſſen größter Durchmeſſer in der Meridianlinie liegt. Der blättrige Bruch ſoll oktaedriſch ſein (Sill. Amer. Journ. 2 ser. II. 370). Das von Cocke in Tenneſſee wiegt 2000 , und ein kleines 9 ſchweres fiel ſogar 1835 Ende Juli oder Anfangs Auguſt auf den Feldern von Dickſon im Staate Tenneſſee (Silliman’s Amer. Journ. 1845 tom. 49 pag. 336) vor den Augen mehrerer Arbeiter aus einem explo - direnden Meteor auf ein Baumwollenfeld nieder, wurde aber erſt ſpäter durch den Pflug gefunden. Es wäre dies ſeit Agram das zweite Mal, daß Zuſchauer dem Niederfall beigewohnt hätten. Der dritte und unter allen der conſtatirteſte Eiſenfall ereignete ſich bei Hauptmannsdorf und Braunau auf der Böhmiſch-Schleſiſchen Grenze 1847 den 14ten Juli Morgens 3 $$\frac{3}{4}$$ Uhr (Pogg. Ann. 72. 170): es bildete ſich eine Wolke, die mit einem Male erglühte, Blitze zuckten nach allen Richtungen, und zwei Feuerſtreifen fielen von ihr zur Erde, unter zwei heftigen Kanonenſchüſſen, die alle Bewohner weckten. In einem 3 Fuß tiefen Loch fand ſich das eine 42 6 Loth ſchwere Stück, das nach 6 Stunden noch ſo heiß war,495III. Cl. Gediegene Metalle: Sideriſches Eiſen.daß es Niemand anfaſſen konnte. Es iſt zerſchnitten. Das zweite 30 16 Loth ſchwere fiel dagegen durch das Schindeldach eines armen Mannes und das Schlafzimmer ſeiner Kinder, ohne zu zünden. Der Mann meinte der Blitz habe eingeſchlagen, und ahnete nichts von der Sache, erſt nach fleißigem Suchen wurde das Stück den folgenden Tag am 15ten Juli unter den Trümmern der Kammerwand gefunden! Es iſt von dem Prä - laten für 6000 fl. zu einer frommen Stiftung verkauft. Die rundlichen Stücke zeigen eine groblöcherige Oberfläche, und würfelig blättrigen Bruch, ſo deutlich als beim Bleiglanz. Das Wiener Muſeum erhielt ein Stück von 4 , was faſt aus einem einzigen Würfel beſteht! Es kommen daran auch Trennungsflächen nach dem Oktaeder vor, das ſind aber mehr Abſonderungen. Es iſt härter als die beſten Stahlmeißel, und läßt ſich leicht ſtrecken und ſchmieden. Gew. 7,7. Unter den

Eigenſchaften des Meteoreiſens ver - dienen noch die Widmanſtätten’ſchen Figuren beſonders erwähnt zu werden. Wenn man nämlich Flächen polirt und mit Säure ätzt (Erdmann’s Journ. pr. Ch. 12. 304), ſo entſteht eine eigen - thümliche Damaſtbildung von Strahlen, die ſich öfter ungefähr unter Winkeln von 60° aber auch ſchärfer und ſtumpfer ſchneiden. Die dunkeln Stellen wurden ſtärker von der Säure angegriffen, als die

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lichtern Streifen, und die Aetzung iſt ſo vollkommen, daß Sheppard, Roſe ꝛc. die ſchönſten Bilder davon unmittelbar abklatſchten. Unſere neben - ſtehende Figur iſt ein Stück eines ſolchen abgeklatſchten Bildes des Meteor - eiſens von Texas, was Silliman (Amer. Journ. 2 ser. II. pag. 376) abgebildet hat. Nach Partſch entſpricht die Lage der Strahlen den Flächen von Oktaedern. Früher ſah man die Zeichnung als Folge des Nickeleiſens an, zumal da ſich auch künſtliche Legirung von Nickel und Eiſen beſonders zur Damascirung eignen ſoll. Allein Berzelius fand im Eiſen von Bohu - miliz (Pogg. Ann. 27. 128) ſchwarze unlösliche Schüppchen von Phosphor - Nickel-Eiſen (Dyslytit), welche ſich parallel an die Oktaederflächen an - lagern, und zu den Streifen die Veranlaſſung geben ſollen. Vieles Meteoreiſen (Braunau, Bohumiliz, Krasnojarsk, Red River) verhält ſich gegen Kupfervitriollöſung paſſiv, das Kupfer ſchlägt ſich erſt darauf nieder, wenn man etwas Säure zuſetzt, oder gewöhnliches Eiſen unter der Flüſſigkeit damit in Berührung bringt. Durch ihre

Zuſammenſetzung ſchließen ſich die Meteoreiſen faſt in einer zuſammenhängenden Reihe an die Meteorſteine an. Vor allem fällt ſelbſt im reinſten Eiſen der große Nickelgehalt auf: Bohumiliz 5,6 Ni, Ellbogen 8,5 Ni, Krasnojarsk 10,7, ja Jackſon gibt in einem von Alabama 27,7 Ni an, Sill. Amer. Journ. 34. 334. Den Nickelgehalt erkennt man ſchon durch bloßes Auflöſen in Salzſäure, indem ſich eine ſchöne gelblich grüne Flüſſigkeit bildet, während bloßes Eiſen nur wenig färbt. Un - wichtiger iſt Kobalt, doch fehlt es ſelten, 0,2 Co Bohumiliz, 0,76 Co Ellbogen. Mangan nur wenig, noch weniger Kupfer und Zinn. Auf - fallend iſt der Mangel an Kohle, doch gibt Berzelius von Krasnojarsk 0,04 C und Rammelsberg von Seeläsgen ſogar 0,5 C an. Ebenſo kommt496Meteorſteine.auch etwas Silicium vor. Daraus leuchtet allein ſchon ein, daß es kein geſchmolzenes Kunſtprodukt ſein kann.

In allen Fällen bleibt ein Rückſtand, in welchem Phosphor-Nickel - Eiſen vorwaltet, das metalliſch glänzende grauweiße magnetiſche Schuppen bildet. Der Rückſtand betrug bei Braunau 1,3 p. C., worin 56,4 Fe, 25 Ni, 11,7 Phosphor, 1,1 Kohle, 1 S⃛i, 2,8 Chrom. Wöhler glaubte im Rückſtande des Eiſens von Rasgatá kleine Kryſtalle von Olivin, ſelbſt zweifelhaft Rubin und Saphir zu erkennen!

Das poröſe Eiſen ſchließt in ſeinen Zwiſchenräumen Minerale ein. Obenan ſteht das Pallaſiſche von Krasnojarsk mit dem ſchön gelben Olivin pag. 219. Die Kryſtalle haben ſich ganz in die rundlichen Räume eingefügt, und ſehen daher auf der Oberfläche öfter wie angeſchmolzen aus. Bei Brahin Gouv. Minsk (Pogg. Ann. II. 161) und in der Wüſte Atacama in Peru (Pogg. Ann. 14. 469) ſollen ganz ähnliche Maſſen gefunden ſein.

Schwefeleiſen ſammelt ſich öfter in Höhlen und Klüften, bei Bohumiliz bis zu Haſelnußgröße, ebenſo zu Lockport. Bei Seeläsgen bildet es zum Theil cylindriſche Kerne, die in der Eiſenmaſſe ſtecken. Hier iſt ihr Gewicht 4,78, und dem Gehalte nach ſoll es nach Rammels - berg nicht Magnetkies, ſondern einfaches Schwefeleiſen F̍e ſein. Da die Dinge zum Theil lange in der Erde gelegen haben, ſo muß man vor - ſichtig das Urſprüngliche vom Veränderten unterſcheiden. Zum Schwefel - eiſen geſellen ſich Graphitblättchen (Bohumiliz, Cocke in Tenneſſee) ꝛc. So werden es dann unverſehens wahre

Meteorſteine.

Dieſe fallen ungleich häufiger, und ſo ähnlich ſie auch manchen vul - kaniſchen Geſteinen ſehen mögen, ſo machte doch ſchon Werner gleich bei ihrem erſten Anblick die Bemerkung, daß es auf Erden keine ſolche Steine gebe. Vor allem fällt darin das gediegene Eiſen auf, was körnig ein - geſprengt ſich leicht an Roſtflecken erkennen läßt. Daſſelbe iſt ebenfalls nickelhaltig, und bildet inſofern das Vermittelungsglied des Meteoreiſens mit den Meteorſteinen. Bei den eiſenreichen Steinen, wie z. B. von Aigle, bildet das Eiſen ſogar ſtellenweis noch ein vollſtändiges Skelett, zwiſchen welches die Steinmaſſe ſich eingelagert hat, zuletzt kann jedoch auch das Eiſen ganz zurücktreten und ſogar gänzlich fehlen. Bei der Analyſe pflegt man daher den Stein zu pulveriſiren, und mit dem Magnet herauszuziehen, was ihm folgt, um beides Magnetiſches und Unmagne - tiſches getrennt zu analyſiren.

Eine andere Eigenſchaft iſt die dunkle oft nur kaum papierdicke Rinde, welche bei den Meteorſteinen von Stannern wie der ſchwärzeſte Firniß glänzt. Durch bloße Schmelzung kann die Kruſte wohl nicht entſtanden ſein, und da ſie bei friſchen ſogar noch ſchmierig gefunden worden iſt, ſo erſcheint ſie öfter als ein fremdartiger Niederſchlag, deſſen eigenthüm - liche feine Runzelung für die Beurtheilung der Aechtheit großen Werth hat.

Schon G. Roſe (Pogg. Ann. 4. 173) brachte die erdigen Meteor - maſſen in 2 Abtheilungen:

497Meteorſteine.

1) die gewöhnlichen beſtehen aus einer grauen trachytiſchen Haupt - maſſe, in welcher man außer dem gediegenen Eiſen mit bloßen Augen keine weitern Gemengtheile erkennen kann. Hin und wieder ſind kleine Kugeln eingeſprengt, die man mit dem Meſſer herausnehmen kann, die aber im Ganzen aus der Grundmaſſe beſtehen, nur etwas härter ſind, auch wohl einen etwas andern Farbenton haben: erbſengroße Kugeln, wie ſie nur größer in Trachyttuffen, Grünſteinen ſich oftmals zeigen. Die Steine von Aigle, Enſisheim, Maurkirchen, Blansko gehören dahin. Letzterer fiel in Mähren 1833 den 25. November Abends 6 $$\frac{1}{4}$$ Uhr, und iſt beſonders durch die Analyſe von Berzelius (Pogg. Ann. 33. 7) be - rühmt geworden, ſpecif. Gew. 3,7. Mit dem Magnet konnten 17,1 p. C. aus dem Pulver ausgezogen werden, dieſe beſtanden hauptſächlich aus Nickeleiſen und magnetiſchem Schwefeleiſen, nämlich 93,8 Fe, 5 Ni, 0,3 Co, 0,3 S, 0,4 Zinn und Kupfer. Die 82,9 p. C. unmagnetiſche Grundmaſſe gelatinirte theilweis mit Salzſäure, und zerfiel in 51,5 p. C. zerſetzbare und in 48,5 p. C. unzerſetzbare Silikate. Der zerſetzbare nicht magnetiſche Theil enthielt 33 S⃛i, 36,1 Ṁg, 26,9 Ḟe, 0,5 Ṁn, 0,5 Ṅi, 0,3 A̶⃛l, 0,8 Ṅa, 0,4 . Verluſt 1,3 p. C. iſt hauptſächlich Schwefel. Der Sauerſtoff der Baſen zur Kieſelerde = 20,5: 17,2. Man nimmt das Silicat 3 als Olivin und das Schwefeleiſen als Magnetkies. Der unzerſetzbare Theil wurde mit Ḃa geglüht und lieferte dann 57,1 S⃛i, 21,8 Ṁg, 3,1 Ċa, 8,6 Ḟe, 0,7 Ṁn, 0,02 Ṅi, 5,6 A̶⃛l, 0,9 Ṅa, 1,5 zinnhaltiges Chrom - eiſen, Ḟe C̶⃛r. Die Thonerde darin könnte verleiten, es zum Theil für eine feldſpathartige Maſſe, vielleicht für Labrador mit Augit, zu nehmen. Im ganzen Stein wäre alſo 17,1 Nickeleiſen mit Kobalt -, Zinn -, Kupfer -, Schwefel - und Phosphorgehalt, 42,7 Olivinartige - 3 S⃛i, 39,4 augitartige Subſtanz 3 S⃛i2 und 0,75 Chromeiſen mit Zinnſtein verunreinigt. Das wird freilich immer Deutung bleiben. Jedenfalls machen Talkerdeſalze einen weſentlichen Beſtandtheil in der ſteinigen Maſſe (29 p. C. Ṁg).

2) die ungewöhnlichen haben kein metalliſches Eiſen, Talkerde fehlt zwar nicht, herrſcht aber nicht ſo vor, und in der wenn auch feinkörnigen Maſſe laſſen ſich einzelne Mineralſpecies mit Beſtimmtheit erkennen. Hier verdient vor allem der Meteorſtein von

Juvenas (Dep. Ardèche) genannt zu werden, welcher 1821 am 15. Juni Nachmittags 4 Uhr unter gewaltigem Donner vor den Augen zweier Bauern in ein Kartoffelfeld fiel. Die Bauern hielten die Erſchei - nung für eine Rotte von Teufeln, welche in die Erde gefahren, und faßten erſt nach 8 Tagen den Entſchluß, das Wunderding auszugraben. Es fand ſich nun 5 $$\frac{1}{2′}$$ tief unter lockerer Erde ein 220 ſchwerer runder Stein, der zerſchlagen verkauft wurde (Gilbert’s Ann. 69. 414). Es iſt ein körniges ziemlich bröckliges Gemenge, das Mohs mit dem Dolerit am Meißner in Heſſen vergleicht, und das hauptſächlich aus brauner (Augit) und weißer Subſtanz (Anorthit) beſteht. In kleinen Höhlungen iſt der gründlich braune Augit in Kryſtallen ausgebildet, mit den meßbaren Flächen T M k o u 'pag. 194. Der weiße Gemengtheil, die größere Häfte ein - nehmend, zeigt einen Blätterbruch deutlich, allein die Kryſtalle in den Höhlen ſind zum Meſſen zu klein, doch ſah G. Roſe deutlich einſpringende Winkel, daher kann es kein gewöhnlicher Feldſpath ſein, wie Hauy an -Quenſtedt, Mineralogie. 32498Meteorſteine.nahm, dabei weiſt der große Kalkerdegehalt eher auf Anorthit oder La - brador. Auch gibt Shepard den Winkel P / M 94° an. Kleine Körner und Kryſtalle von ſtahlgrauer bis kupferrother Farbe, obgleich nicht mag - netiſch, zeigen ſich doch nach ihrem chemiſchen Verhalten und ihrer Form als Magnetkies, mit meßbaren dihexaedriſchen Endkanten von 126° 29′, und einem Flächenreichthum, wie man ihn ſonſt nicht kennt. Shepard

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bildet ſie auch aus einem grobkörnigen Stein von Richmond (Silliman Amer. Journ. 2 ser. II. 383) ab, der 4 ſchwer am 4. Juni 1828 fiel. Kleine ſtrohgelbe Blättchen (Sphe - nomit Shepard’s), die an den Kanten zu einem magnetiſchen ſchwarzen Glaſe ſchmelzen, konnten kryſtallographiſch nicht beſtimmt werden, ob Titanit? Nach Rammelsberg (Pogg. Ann. 73. 585) enthalten die Steine 36,8 p. C., durch Säuren zerſetzbare und 63,2 unzerſetzbare Theile, zuſammen mit 49,2 S⃛i, 12,5 A̶⃛l, 1,2 F̶⃛e, 20,3 Ḟe, 0,16 Fe, 10,2 Ċa, 6,4 Ṁg, 0,6 Ṅa, 0,1 , 0,28 ˙˙˙˙˙, 0,1 Titanſäure, 0,24 Chromoxyd, 0,09 Schwefel. Daraus leitet der Chemiker 36 Anorthit, 60 Augit, 1,5 Chromeiſen, ¼ Magnetkies und vielleicht kleine Mengen von Apatit und Titanit ab. Der Steinfall bei

Stannern, 2 Meilen ſüdlich Iglau auf der Mähriſch-Böhmiſchen Grenze. Eines Sonntagmorgens gegen 6 Uhr am 22. Mai 1808 hörten die Leute, welche nach Stannern in die Kirche giengen, einen heftigen Kanonenſchuß, und darauf ein Geraſſel wie von einem kleinen Gewehr - feuer, das 8 Minuten anhielt. In einem Radius von 3 Stunden um Stannern wurden mehr als 100 Steine aufgeleſen, im Mittel 1 3 ſchwer. Sie wurden zum Theil noch warm aufgenommen, und fielen mit Ziſchen in’s Waſſer. Sehr auffallend an ihnen iſt die glänzend ſchwarze Rinde, welche nach Ausſage eines Mannes heiß noch ſchmierig geweſen ſein ſoll. Darunter findet ſich eine weißgraue feinkörnige Gebirgsmaſſe, zwiſchen welcher ſtellenweis Magnetkies ſich durchzieht. Die weißen ſchmalen Strahlen ſcheinen auch hier Anorthit, und die ſchwarzen Stellen dazwiſchen Augit zu ſein. Merkwürdig großkörnig iſt der Stein von

Bishopville in Südcarolina, im März 1843 gefallen. Unvoll - kommene ſchneeweiße Kryſtalle mit rhomboidiſcher Säule, die aber ſehr rauh ſind. Die zuweilen Zollgroßen Kryſtalle werden von zwei deutlichen Blätterbrüchen durchſchnitten, die ſich unter 120° ſchneiden, H. = 6, Gew. 3,1. Schmilzt ſchwer zu einem weißen Email, und beſteht im we - ſentlichen aus Ṁg S⃛i, 67,1 S⃛i und 27,1 Ṁg. Man wird dabei an Wol - laſtonit erinnert, Shepard nennt das Mineral Chladnit. Der Stein von Alais (Dep. Gard), 15. Mai 1806 gefallen, gleicht einem ſchwarzen Thone mit glänzendem Strich, und zerfällt im Waſſer zu einem grau - grünen Brei (Pogg. Ann. 33. 113). Einer ähnlichen ſchwarzen Bol - artigen Maſſe gleicht der Aerolith vom kalten Bokkeveld bei Tulbagh am Cap. Man würde ihn nicht für das halten, was er iſt, wenn er nicht den 13. Oktober 1838 Morgens 9 Uhr mit furchtbarer Exploſion herab - gefallen wäre, auch zeigen die Stücke die bekannte runzelige Kruſte. Ob - gleich er beim Anhauchen den bittern Thongeruch zeigt, ſo hat er doch nur 5,2 A̶⃛l, dagegen 33,2 Ḟe, 19,2 Ṁg, 28,9 S⃛i.

Die Menge der herabgefallenen Steine iſt gegen die des Eiſens499Meteorſteine.außerordentlich groß, auch nur die wichtigſten davon anzugeben, würde zu weit führen. Für ältere Niederfälle iſt beſonders wichtig: Chladni über Feuermeteore und über die mit denſelben herabgefallenen Maſſen. Wien 1819; und von Schreiber, Beiträge zur Geſchichte und Kenntniß meteor. Steine und Metallmaſſen. Wien 1820, worin auch mehrere gute Abbildungen ſich finden. Nicht blos haben ſich, ſeitdem man daran glaubt, faſt jährlich vor Augenzeugen ſolche Steinfälle ereignet, ſondern ſind auch äußerſt ſorgfältig geſammelt. Nach Partſch (die Meteoriten oder vom Himmel gefallene Steine und Eiſenmaſſen im k. k. Hof-Mineralien - Kabinette in Wien. Wien 1843) bewahrt die Wiener Sammlung allein aus 94 verſchiedenen Lokalitäten, die Berliner 1852 aus 97, es findet ſich dabei die berühmte Chladni’ſche Sammlung. Nach Shepard und Ram - melsberg ſind folgende Verbindungen aus den Meteoren bekannt:

1. Nickeleiſen etwa 9 Theile Eiſen mit 1 Theil Nickel, was frei - lich dann bei verſchiedenen ſehr variirt. Shepard glaubt, daß eine 165 ſchwere Eiſenmaſſe von Walker ohne Zweifel meteoriſch ſei, obgleich das Nickel gänzlich fehle.

2. Phosphornickeleiſen, zuweilen mit Magneſium. Die Ver - bindung bleibt bei der Löſung des Eiſens als Rückſtand.

3. Schwefeleiſen, als Kryſtalle von Magnetkies bei Juvenas ꝛc. Doch ſcheint das in andern Steinen nur einfaches Schwefeleiſen zu ſein Ḟe, da ſich beim Löſen in Salzſäure kein Schwefel ausſcheidet.

4. Magneteiſen Ḟe F̶⃛e fand Berzelius in den Steinen von Alais und Lontalax in Finnland. Das damit iſomorphe Chromeiſen Ḟe C̶⃛r iſt ebenfalls ſehr im Meteoreiſen verbreitet, Shepard bildet ſogar kleine Kry - ſtalle davon ab.

5. Olivin enthält gleich dem telluriſchen eine kleine Menge von Nickel - und Zinnoxyd. Im Eiſen von Krasnojarsk und Olumba ſind 8 At. Ṁg gegen 1 At. Ḟe, wie beim baſaltiſchen Olivin, im Stein von Lonta - lax hat er die Zuſammenſetzung des Hyaloſiderits pag. 219 ꝛc. Theile der Meteorſteine kann man mechaniſch öfter als Olivin deuten.

6. Feldſpäthe. Nur der Anorthit von Juvenas ſcheint außer Zweifel. Bei andern iſt man noch nicht ſicher, doch da man es mit einem durch Säuren ſchwer zerlegbaren Feldſpath zu thun hat, ſo ſcheint es nur Labrador oder Oligoklas ſein zu können. Eben ſo zweifelhaft iſt

7. Augit oder Hornblende, nur bei Juvenas ſind Augitkryſtalle. Sonſt bleibt es immer zweifelhaft, ob Augit oder Hornblende. Im Stein von Kl. Wenden bei Nordhauſen, gefallen 16. September 1843, ſcheint ſogar mit einiger Sicherheit die Analyſe auf Labrador und Augit zu deuten, ſo meint wenigſtens Rammelsberg.

Shepard führt außerdem noch eine Menge Minerale in nordameri - kaniſchen Aerolithen an, die man in der alten Welt nicht kennt. Apatit, Glimmer, Granat, Schwefel, eine Reihe ſchwefelſaurer Salze, auch neue Minerale Apatoid, Jodolith, Chantonnit, Schreiberſit ꝛc. werden gemacht. Als unzweifelhaft kann man folgende 18 Elemente annehmen: Alumium, Calcium, Chrom, Eiſen, Kalium, Kieſel, Kobalt, Kohlenſtoff, Kupfer,32*500III. Cl. Gediegene Metalle: Blei, Zinn.Magneſium, Mangan, Natrium, Nickel, Phosphor, Sauerſtoff, Schwefel, Titan, Zinn. Zweifelhafter ſind ſchon Antimon, Arſenik und Chlor. Auffallend iſt der Mangel an Waſſerſtoff, denn das Waſſer im Steine von Alais kann terreſtriſchen Urſprungs ſein. Man könnte daraus den Schluß ziehen, daß ſie aus einem Geſtirn kommen, das kein Waſſer ent - hält, wie man das vom Monde glaubt. Immerhin iſt es auffallend, daß die Zeolithe in unſern vulkaniſchen Geſteinen eine ſo große Rolle ſpielen. Konnten ſie ſich wegen des fehlenden Waſſers wirklich nicht bilden?

Blei und Zinn.

Gehören beide noch zu den geſchmeidigen Metallen, und ſcheinen da - her auch regulär zu kryſtalliſiren, obgleich ihr Vorkommen als gediegen in der Natur noch bezweifelt werden kann. Nach Hausmann ſoll das

Blei bei Hüttenprozeſſen zuweilen in regulären Oktaedern kryſtalli - ſiren. Auch iſt der Bleibaum ſeit alter Zeit bekannt, welcher ſich aus eſſigſaurem Blei auf Zinkſtäben niederſchlägt. Was Wallerius von Mas - lau in Schleſien, Hauy aus den Vivarais anführen, ſcheinen Kunſtpro - dukte. Dagegen erwähnt Rathke kleine krummſchalige Maſſen aus weichen Laven von Madera, doch mögen auch dieſe nur durch das Feuer in irgend einer Weiſe reducirt ſein. Zu Alſton Moor in Cumberland kam es ein - geſprengt im Quarz mit Bleiglanz am Ausgehenden eines Ganges vor, aber zugleich mit Schlacke und Bleiglätte, was die Sache auch wieder verdächtigt.

Das Blei iſt rein bleigrau, mit ſtarkem Metallglanz, Härte kaum 2, Gew. 11,4. Schmilzt bei 322° und verdampft, beim Erſtarren zieht es ſich beträchtlich zuſammen, ſo daß gegoſſene Kugeln nicht vollkommen rund bleiben. Es überzieht ſich leicht mit einer grauen Oxydationshaut, welche es vor weiterm Angriff ſchützt.

Die Bleipreiſe haben ſich in neuerer Zeit wieder bedeutend gehoben, der Centner koſtet etwa 12 fl.

Zinn ſoll geſchmolzen unter günſtigen Umſtänden auch in regulären

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Oktaedern (?) kryſtalliſiren. Dagegen ſind die Kryſtalle, welche man auf galvaniſchem Wege aus Zinnchlorür dar - ſtellt, viergliedrig (Pogg. Ann. 58. 660): das Oktaeder o = a: a: c mit 57° 13′ in den Seiten - und 140° 25′ in den Endkanten herrſcht vor, daher a = 6,723. Die erſte quadratiſche Säule q = a: a: c fehlt auch ſelten. Miller gibt noch das nächſte ſtumpfere Oktaeder a: c: a, denn a: a: 3c, a: 3c: a und a: a: c an. Auf - fallender Weiſe bilden ſie lange Stäbe nach Art der dendri - tiſchen Metallbäume, aber die Nebenſtrahlen fehlen, es ſind nur einfache Strahlen, die aber aus aneinander gereihten Zwillingen beſtehen. Die Reihen kleiner Oktaeder haben o gemein und liegen umgekehrt, nicht ſelten geht wie beim gediegenen Kupfer eine Hauptlamelle ganz durch.

Zinnweiß, die Farbe läuft nicht an. Beim Biegen zeigen Zinn - ſtangen einen eigenthümlich knirſchenden Ton (Zinngeſchrei), H. = 2,501III. Cl. Gediegene Metalle: Titan, Wismuth.Gew. 7,29. Es wird einzig und allein aus Zinnſtein gewonnen, hier wurde auch von den ältern Mineralogen gediegenes Vorkommen angegeben.

Titan. Dafür hat man lange die kleinen kupferrothen Würfel ge - halten, welche ſich in der ſogenannten Sau der Hochöfen bilden, und welche Wollaſton (Phil. Transact. 1823) zuerſt in den Schlacken von Merthyr - Tydvil in Südwallis erkannte. Sie haben über Feldſpathhärte, Gew. 5,3. Nach Wöhler (Pogg. Ann. 78. 401) enthalten ſie jedoch neben 78 Ti noch 18,1 Stickſtoff und 3,9 Kohle, beſtehen daher aus 16,2 Titancyanür und 83,8 Stickſtofftitan, Ti Cy + 3 Ti3 .

Die ſpröden Metalle gehören nicht mehr dem regulären, ſondern dem 3 + 1axigen, rhomboedriſchen, Syſteme an. Schon oben haben wir dieß beim ſpröden Osmiridium pag. 488 geſehen. Auffallender noch iſt es beim gediegenen Wismuth, Antimon, Arſenik und Tellur, die rhomboedriſch und zugleich iſomorph ſind, G. Roſe Pogg. Ann. 77. 143.

9. Wismuth.

Bisemutum Agricola Bermannus pag. 693; Plumbum cinereum vero Snebergi effoditur e fodina, cui nomen inde Bisemutaria, de natura foss. 644. Bismuth natif. Es wurde früher als regulär beſchrieben. Be - ſonders ſchön bekommt man die künſtlichen Kryſtalle in zelligen ſcheinbaren Würfeln, deren ſämmtliche Ecken durch vier ſehr deutlich blättrige Brüche abgeſtumpft werden, die einem regulären Oktaeder von 109° 28′ entſprechen würden, wenn die genannten Kryſtalle wirklich Würfel wären. Zu Schnee - berg kommt auch das ſcheinbare Granatoeder vor. G. Roſe zeigt aber, daß jener Würfel ein etwas ſcharfes Rhomboeder mit 87° 40′ in den Endkanten ſei, alſo für c = 1 iſt die Nebenaxe a = 0,588. Dem zufolge ſoll der blätterige Bruch c = c: a: a: a in der Gradendfläche etwas deutlicher ſein, als die drei andern des nächſten ſchärfern Rhomboeders o = ½a′: ½a′: a: c, die Seitenkante o / o = 110° 33′ und die Kanten o / c = 108° 23′ liegen den Winkeln des re - gulären Oktaeders ſo nahe, daß ſie leicht zu verwechſeln waren. Auch das nächſte ſtumpfere Rhomboeder d = 2a′: 2a′: a: c, was dem Rhomboeder des Granatoeder nahe ſteht, iſt etwas blättrig, wie man bei den ſächſiſchen Kryſtallen ſieht. Den wichtigſten Beweis für das rhom - boedriſche Syſtem bilden jedoch die Zwillinge: zwei Hauptrhomboeder haben die Fläche des nächſten ſtumpfen Rhomboeders d gemein, und liegen umge - kehrt. Wir haben dann rhombiſche Säulen von 87° 40′ mit einem Paare auf die ſcharfen Kanten aufgeſetzt, das ſich unter 173° 16′ ſchneidet. Wären dieſe Hauptrhomboeder Würfel, ſo könnte dieſes Geſetz gar keinen Zwilling geben, denn es würden alle Flächen einſpiegeln. Die kryſtalli - niſche Maſſe findet ſich in der Natur häufig in geſtrickten, ſchmalſtrahligen Maſſen im Geſtein eingeſprengt.

Röthlich ſilberweiß, aber gern grün, roth d. h. taubenhälſig angelaufen, woher es ſogar ſeinen Namen haben ſoll, bunt wie eine Wieſenmatte . Härte 2 3, milde wie Glaserz, aber nicht mehr dehn - bar, Gew. 9,8. Es iſt am ſtärkſten diamagnetiſch pag. 123.

502III. Cl. Gediegene Metalle: Antimon.

Schmilzt ſehr leicht, ſchon auf einem ſtark geheizten Ofen, brennt aber nicht fort, und beſchlägt die Kohle gelb, pag. 143. In Salpeter - ſäure löslich, aber die Löſung gibt durch Zuſatz von viel Waſſer einen weißen Niederſchlag, weil ſie ſich in ein baſiſches Salz zerlegt, das nieder - fällt, und in freie Säure, welche einen Theil des Salzes in Löſung er - hält. Man kann Rhomboeder von Zollgröße in den prachtvollſten ſtahl - grauen, purpurrothen oder ſmaragdgrünen Farben kryſtalliſiren laſſen (Pogg. Ann. 31, 432), wenn man das käufliche Metall mehrere Stunden mit Salpeter ſchmilzt, bis die Probe nicht mehr roth oder blau, ſondern grün oder gelb anläuft. Gießt man es dann in einen erwärmten Röſt - ſcherben, läßt es langſam erkalten, ſtößt die obere erſtarrte Kruſte mit einer glühenden Kohle durch, gießt das innere flüſſige Metall ab, und zerbricht nach einer halben Stunde, ſo kommt die ſchönſte Kryſtalldruſe zum Vorſchein. Newtons leichtflüſſiges Metall, bei 94½° C. ſchmelzbar, beſteht aus 8 Theilen Wismuth mit 5 Theilen Blei und 3 Theilen Zinn. Man kann ſolchen Legirungen verſchiedene Schmelzpunkte geben, und als Sicherheitsventile bei Dampfkeſſeln benutzen, die ſchmelzen, ſo bald der Dampf zu heiß wird. Statuenmetall beſteht aus Kupfer, Zinn und Wismuth.

Im ſächſiſchen Erzgebirge werden 800 Ctr. durch Ausſaigern gewon - nen, und zwar nur aus dem gediegenen Vorkommen. Es bricht zuſam - men mit Speiskobalt und Kupfernickel auf den ſilberhaltigen Kobaltgängen, und iſt daher der Aufmerkſamkeit der älteſten Bergleute nicht entgangen. Beſonders reich iſt Sachſen: Schneeberg, Annaberg, Johann-Georgenſtadt, ſehr ſchön blättrig auf den Zinnſtockwerken zu Altenberg. Die Fürſten - bergiſchen Gruben auf dem Schwarzwalde, zu Bieber in Heſſen im Zech - ſtein ꝛc.

Vererzt kommt es beſonders als Wismuthglanz B̶⃛i vor, im Tetra - dymit mit Tellur, als Wismuthocker nimmt es auch wohl Kohlenſäure auf. Bismutit pag. 360, Wismuthblende pag. 313.

10. Antimon.

Der Name Antimonium kommt ſchon um das Jahr 1100 bei den Alchemiſten vor, nebenbei lief aber auch στίμμι, στίβι, Stibium, doch wurde unter letztern mehr Grauſpießglanz verſtanden, woraus Basilius Valentinus den regulus Antimonii (curriculus triumphalis antimonii, Amſterdam 1685) darſtellte. Gediegen wird es zuerſt von Swab im Kalkſpath der Silber - gruben von Sala in Schweden erwähnt (Abhandl. Schwed. Akad. 1748), 1780 kam es Arſenikhaltig zu Allemont in der Dauphiné vor (Mémoires de l’Acad. Sc. Par. 1781), und Klaproth (Beitr. III. 169) analyſirte es von Catharine Neufang bei Andreasberg.

Rhomboeder 87° 36′ in den Endkanten, a = 0,586, künſtlich kann dieſes dargeſtellt werden. Der deutlichſte Blätterbruch c = c: a: a: a ſtumpft die Endecke ab, er herrſcht entſchieden vor, wie man beim Zerſchlagen wahrnimmt. Etwas weniger blättrig ſind ferner die Flächen des nächſten ſtumpfern Rhomboeder d = 2a′: 2a′: a′: c, welche Streifen auf dem erſten Blätterbruch erzeugen. Mohs fand bei503III. Cl. Gediegene Metalle: Antimonſilber.den körnigen Stücken von Allemont den Endkantenwinkel 117° 15′. Das nächſte ſchärfere Rhomboeder o = ½a′: ½a′: a: c iſt dagegen nur wenig blättrig, ebenſo die zweite ſechsſeitige Säule. Die Sache verhält ſich daher anders als beim Wismuth, wo o am deutlichſten blättrig iſt. Bei Andreasberg kommt auch das zweite ſtumpfere Rhomboeder 4a: 4a: a: c vor. Häufig Zwillinge: zwei Individuen haben die Fläche des nächſten ſtumpferen Rhomboeder d gemein und liegen umgekehrt. G. Roſe (Pogg. Ann. 77. 145) bildet nach dieſem Zwillingsgeſetz Sechslinge von Andreas - berg ab, darin legen ſich je zwei Rhomboeder ſo an einander, daß ihre gemeinſamen Endkanten (k k in 1 und 2) in eine Flucht fallen, ihre Angränzungsfläche aber ſenkrecht gegen dieſe gemeinſame Kante ſteht. Haben ſich nun ſo die Individuen 1 und 2 zu einander geſtellt, ſo bleiben von jedem noch zwei freie Kanten für die übrigen vier über: 3 liegt gegen 1, wie 4 gegen 2. Da der ebene Winkel der Rhomboederfläche 87° 28′ beträgt, ſo bleibt in der Ebene der Flächen 1 2 3 4 rechts, wie in der 1 2 5 6 links zwi - ſchen den Kanten angränzender Indivi -

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duen ein Winkelraum von 4′, der ſich ausfüllt. Wenn links und rechts vier Individuen 1 2 3 4 und 1 2 5 6 einſpiegeln, ſo ſpiegeln vorn und hinten quer gegen die gemeinſame Kante k k nur drei: 1 3 5 und 2 4 6. Der Winkel zwiſchen 3 / 5 und 4 / 6 beträgt in letztern 87° 28′. Es iſt uns dadurch eine förmliche zweigliedrige Ordnung geworden. Man kann dieſelbe aus zwei Vierlingen 1 2 3 5 und 2 1 4 6 entſtanden denken, die ſich zwillingsartig an einander lagerten. Jeder Vierling bildet eine dreigliedrige Ordnung, z. B. das Hauptindividuum 1 nimmt die Mitte ein, in deſſen Endkanten-Verlängerung die Zwillingskanten von 2 3 5 liegen. Alles aber iſt nur Folge des einen einfachen gewöhnlichen Zwil - lingsgeſetzes.

Zinnweiß, in derben körnigen Stücken. Härte 3 4, wenig ſpröde, Gew. 6,6.

Vor dem Löthrohr geſchmolzen glüht es fort, raucht ſtark und bedeckt ſich dabei mit weißen Kryſtallnadeln von Antimonoxyd. Arſenikgeruch fehlt nicht. Ein kleiner Silbergehalt läßt ſich mit Blei abtreiben.

Arſenantimon von Allemont (Allemontit) iſt dunkelfarbiger als das reine, ſoll nach Rammelsberg 37,8 Sb und 62,2 As haben, könnte alſo Sb As3 ſein.

AntimonſilberAg2 Sb mit 77 Ag, 23 Sb. Zweigliedrig. Die grobblättrigen bilden vielfach geſtreifte Säulen, deren Gradendfläche B deutlich blättrig wegbricht. Es ſcheint dieß der am leichteſten darſtell - bare Blätterbruch. Die geſtreiften Säulen ſchneiden ſich öfter in Drillingen unter ungefähr 60°. Wenn man daher die Stellung mit Mohs Arragonitartig pag. 348 nimmt, ſo würden die Individuen die Säulenfläche M = a: b: c gemein haben, und umgekehrt liegen. Die Streifen der Säule würden der Axe a parallel gehen, und es müßte der blättrige Bruch B =

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504III. Cl. Gediegene Metalle: Arſenik.a: b: c die ſtumpfe Säulenkante von M / M gerade abſtumpfen. Die Gradendfläche c: a: b von der Säule M / M iſt auch blättrig. Schon Hauy glaubte am Ende der geſtreiften Säule den blättrigen Bruch eines ſtumpfen Rhomboeders beobachtet zu haben, und allerdings kommen außer der Säule M noch mehrere ſchiefe vor, doch hält es ſchwer, ſie darzuſtellen. Nach Hausmann ſoll b: c: a 112° 14′ deutlich blättrig ſein, derſelbe gibt von Andreasberg noch mehrere andere Flächen an, Handb. Mineral. 58.

Die Farbe ſteht zwiſchen Zinnweiß und Bleigrau in der Mitte, auf der Oberfläche laufen die Kryſtalle aber ſilberweiß an, ſo daß man ſie mit Silber verwechſeln würde, allein beim Schlage zerſpringen ſie längs der Blätterbrüche, obgleich der Strich milde iſt. Eigenthümlich iſt an manchen Stellen, beſonders wenn ſich Bleiglanz daran legt, ein meſſing - bis goldgelber Anflug, der nach Hausmann von Manganoxyd herrühren ſoll. Härte 3 4, Gew. 9,8.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht, und reducirt ſich nach einigem Blaſen zu einem Silberkorn.

Im vorigen Jahrhundert kam es auf der Grube Wenzel bei Wolfach im Schwarzwalde in centnerſchweren Blöcken vor, mit Bleiglanz, Fahlerz und gediegenem Silber, die eine große Silberausbeute gaben. Schon Klaproth (Beiträge II. 298) unterſchied ein feinkörniges mit 84 Ag und 16 Sb und ein grobkörniges mit 76 Ag und 24 Sb. Letzteres iſt das kryſtalliſirte und daher wahrſcheinlich die beſtimmtere chemiſche Ver - bindung, während erſteres ſich ſo eng an das mitvorkommende gediegene Silber anſchließt, daß man öfter an ein und demſelben Stücke die Gränzen nicht ziehen kann. Am ausgezeichnetſten kommen ſie aber auf Katharina Neufang und Samſon bei Andreasberg vor. Manche ſind auch mit Arſenik gemiſcht.

Das Antimon wird meiſt aus Grauſpießglanz dargeſtellt, und dient in 4 Theilen Blei mit 1 Antimon zu Buchdruckerlettern. Wichtig in der Arzneikunde ꝛc. Antimoniete werden wir bei den geſchwefelten Metallen kennen lernen, wo nicht blos ˈˈˈb die Stelle der Säure vertritt, ſondern auch im Nickelantimonglanz, Antimonnickel ꝛc. geradezu an die Stelle des Schwefels das Antimonmetall kommt. Das oxydiſche Vorkommen (Weiß - ſpießglanz) iſt unwichtig.

11. Arſenik.

Kurz Arſen. Stammt vom Griechiſchen ἀρσενικόν. In der Natur findet man ſelten meßbare Kryſtalle, dagegen kann man ſie durch Subli - mation erhalten, der Endkantenwinkel des Hauptrhomboeder beträgt 85° 4′, daher a = 0,508, doch iſt dieſes nicht blättrig, ſondern wie beim Antimon das nächſte ſtum - pfere d = 2a′: 2a′: a: c (113° 56′). Aber auch dieſe Winkel konnte G. Roſe nicht meſſen. Dagegen ſind die Gradendflächen c = c: a: a: a noch blättriger und glänzender als beim Antimon, und da dieſe Blättchen ſich immer zu Zwillingen, die d gemein haben und umgekehrt liegen, ver - binden, ſo wurde aus dem leicht meßbaren Zwillingswinkel c / c = 77° 1′505III. Cl. Gediegene Metalle: Tellur.der Winkel des Hauptrhomboeders berechnet. Auch ein Rhomboeder a′: a′: a: c kommt bei künſtlichen Tafeln vor.

In der Natur findet gediegen Arſenik ſich gewöhnlich in feinkörnigen Maſſen mit nierenförmiger Oberfläche und ſchaaliger Abſonderung, daher von den Bergleuten Scherbenkobalt genannt. Die Oberfläche ſchwärzt ſich ſchnell mit Suboxyd, ſchlägt man jedoch ein Stück ab, ſo tritt eine licht bleigraue Farbe vor, die ſich in trockener Luft hält, in feuchter aber bald wieder anläuft. Härte 3 4, zwar ſpröde, aber doch noch mit glän - zendem Strich. Gew. 5,8. Man hüte ſich, den eingeſprengten Bleiglanz von Joachimsthal und Andreasberg nicht für blättrigen Arſenik zu nehmen.

Auf Kohle verflüchtigt es ſich, ohne vorher zu ſchmelzen unter einem unangenehmen knoblauchartigen Geruch. Nur unter einem Luftdruck iſt es ſchmelzbar. Da die arſenige Säure A̶⃛s geruchlos iſt, ſo kommt der Geruch von flüchtigem gediegenem Arſenik, was durch Kohle und Metall immer wieder aus A̶⃛s reducirt wird. Er findet ſich hauptſächlich auf Ko - balt - und Silbergängen in Sachſen, auf dem Harz bei Andreasberg, auf dem Schwarzwalde bei Wittichen ꝛc. Die derben Maſſen kommen auch als Fliegenſtein roh in den Handel. Antimon iſt ſein gewöhnlicher Begleiter, der ſich daher auch mit ihm legirt. Breithaupt’s

Arſenikglanz von der Grube Palmbaum bei Marienberg im Gneis hat 3 p. C. Wismuth, dunkelbleigrau, mit einem deutlichen Blätter - bruch.

Die Verbreitung des Arſenik (und Antimons) iſt nicht blos von Walchner (Pogg. Ann. 69. 557) in den Niederſchlägen der Quellen aller Orte nach - gewieſen, ſondern Daubrée weist Arſenik mittelſt des Marſh’ſchen Appa - rates im Baſalt, ſelbſt im Meerwaſſer nach. Unter den Erzen iſt be - ſonders der Arſenikkies hervorzuheben, die Arſenikſäure haben wir ſchon bei der Phosphorſäure pag. 384 kennen gelernt, unwichtiger iſt die arſenige Säure A̶⃛s, dagegen ſpielt das Schwefelarſenik ˈˈˈs unter den Sulphoſäuren neben Schwefelantimon (ˈˈˈb) eine wichtige Rolle.

12. Tellur.

Man kannte es ſchon längſt als Aurum paradoxum oder Metallum problematicum von der Grube Mariahilf zu Facebay bei Zalathna in Siebenbürgen, aber erſt Klaproth (Beitr. III. 1) entſchied im Jahre 1798 über ſeine chemiſchen Eigenſchaften. Phillips beſchrieb es als ein Di - hexaeder von 130° 4′ in den End - und 115° 12′ in den Seitenkanten, deſſen Seitenkanten durch die erſte ſechsſeitige Säule abgeſtumpft ſind: kleine glänzende Kryſtalle, in Druſenräumen von Quarz, G. Roſe fand den Seitenwinkel 113° 32′, und nimmt man das Dihexaeder als ein Di - rhomboeder, ſo würde das Rhomboeder 86° 57′ in den Endkanten haben, folglich a = 0,5656 ſein. Die Struktur kann wegen der Kleinheit nicht beobachtet werden. Mohs gibt auch ein Rhomboeder von 71° 51′ in den Endkanten an, welches einer Rhombenfläche a: ½a: a: c entſpricht, und mit ſeinen Flächen auf die Seitenkanten der ſechsſeitigen Säule auf - geſetzt iſt. Auch das Tellur erhält man durch Schmelzen wie das Anti -506III. Cl. Gediegene Metalle: Tellurwismuth.mon in Rhomboedern von 85° 86°, allein der Blätterbruch entſpricht daran der erſten ſechsſeitigen Säule a: a: a: c, auch die Gradend - fläche c: a: a: a iſt etwas blättrig. Das ſind bei Gleichheit der Form immerhin merkwürdige Unterſchiede von Antimon und Arſen.

Zinnweiß bis Stahlgrau, Härte 2 3, milde, Gew. 6,3.

Auf Kohle ſchmilzt es ſo leicht als Antimon, brennt aber mit grün - licher Flamme, pag. 146. Ein Rettiggeruch kommt vom beigemiſchten Selen. Nach Petz 97,2 Te und 2,8 Gold. Auf Gängen im Grauwacken - gebirge von Facebay.

Tellurwismuth (Pogg. Ann. 21. 595) aus einer Lettenkluft der Grün - ſteinformation von Schoubkau bei Schemnitz in Ungarn, wird von G. Roſe wegen ſeiner rhomboedriſchen Form hierhin geſetzt. Die Kry - ſtalle ſind nur mit ihrem ausgezeichneten Blätterbruch o = c: a: a: a in Zwillingen meßbar. Darnach berechnet hat das gewöhnlich vorkom -

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mende Rhomboeder f = ½a′: ½a′: a: c 66° 40′ in den Endkanten, mit ihm verbindet ſich m = ¼a: ¼a: a: c, doch ſind m und f häufig ſo krumm, daß man ſie für Säulen - flächen nehmen könnte. Das Hauptrhomboeder a: a: a: c 81° 2′ in den Endkanten kommt nicht vor, allein es beſtimmt die Zwillinge: in denſelben legen ſich, wie beim

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Antimon pag. 503, die Endkanten der Hauptrhom - boeder in eine Flucht, die Gränze der Zwillingsindi - viduen ſtehen folglich ſenkrecht gegen die Endkante. Zwei Rhomboederflächen f und f′ kehren ſich folglich gegen einander, und die meßbaren Blätterbrüche o / o′ ſchneiden ſich unter 95°. Häufig bilden ſich Vierlinge, indem an ein Hauptindividuum f ſich drei Individuen f1 f2 f3 anlegen. Man darf ſich nur das Hauptrhomboeder, welches das nächſte ſtumpfere je von f f′ f2 f3 bilden, hinzudenken, ſo liegen mit den Endkanten des Hauptindividuums je eine Endkante der drei Nebenindividuen in einer Flucht. Damit iſt eine dreigliedrige Ordnung geſchloſſen. Haidinger, dem wir die Beſtimmung danken, hat wegen der Häufigkeit von Vierlingen (τετράδυμος) das Mineral Tetrady mit genannt.

Licht bleigraue Farbe mit ſtarkem Glanz auf dem friſchen Blätter - bruch, die Oberfläche matt wie Blei. H. = 2 und milde, Gew. 7,5.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht, verbreitet einen ſchwachen Selen - geruch, und beſchlägt innen die Kohle gelb (Wismuth), außen weiß. Da - bei glänzt ein Metallkorn, was immer kleiner wird. 58,3 Bi, 36 Te, 4,3 S, was vielleicht zu der Formel Bi2 Te2 S führt. Auf den Gold - lagern von Virginien kommen Blätter im Glimmerſchiefer vor (Silliman Amer. Journ. 2 ser. 10. 78). Dagegen weicht Werner’s

Molybdänſilber von alten Halden zu Deutſch-Pilſen ohnweit Gran im Gehalte etwas ab: 61,1 Bi, 29,7 Te, 2 Ag, 2,3 S. Zu San Jozé bei Villaricca in Braſilien kommt im Marmor der Goldlager etwas ganz ähnliches vor, man könnte es mit glimmerigem Eiſenglanz verwech - ſeln (Hausmann Leonhard’s Jahrbuch 1852. 698), es ſind blättrige ſechs -507III. Cl. Gediegene Metalle: Tellurſilber, Zink, Schwefel.ſeitige Tafeln. Die Analyſe von Damour gab aber 79,1 Bi, 15,9 Te, 3,1 S, 1,5 Se.

TellurſilberAg Te, G. Roſe Pogg. Ann. 18. 64, kommt neſter - weis im Talkſchiefer auf der Grube Sawodinski bei Barnaul am Altai in Centnerſchweren Blöcken vor, iſt körnig, Gew. 8,5, lichter und etwas weniger geſchmeidig als Glaserz, 62,4 Ag, 36,9 Te. Petz (Pogg. Ann. 57. 471) führt es auch von den Goldgängen bei Nagyag in Siebenbürgen auf, wo es in Begleitung von

Tellurſilbergold (Ag, Au) Te ſich fand, dieſes hat 46,7 Ag, 18,3 Au, 35 Te. Gew. 8,8, Farbe dunkeler, Geſchmeidigkeit noch geringer als bei Ag Te. Wegen ihrer Aehnlichkeit mit Glaserz könnten ſie regu - lär ſein.

Tellurblei, Pb Te, auf der Grube Sawodinski dem Tellurſilber beigemiſcht, hat einen dreifachen Blätterbruch, wie Bleiglanz. Läßt ſich zu Pulver reiben, gelblich zinnweiß, Härte 3.

Das Tellur ſteht zum Golde in einer merkwürdigen Beziehung, wie Schrifterz und Blättererz beweiſen, worin neben Gold Tellur einen weſentlichen Beſtandtheil bildet. Auch ſoll zuweilen Tellurige Säure (T̈e) das gediegene Tellur begleiten. Zur Gewinnung des Tellur dient vor - züglich das Tellurwismuth, welches in Beziehung auf Menge das wohl - feilſte iſt.

Das Zink, bläulich weiß, ſteht zwar zwiſchen Spröde und Ge - ſchmeidig in der Mitte. Allein ſein deutlich blättriger Bruch ſtellt es zu den Rhomboedriſchen. Nach Nöggerath kommen auf der Zinkhütte bei Aachen reguläre ſechsſeitige Säulen mit Gradendfläche vor. Auf den Zinkhütten von Oberſchleſien erzeugen ſich dagegen durch Sublimation Formen, die Niklès für pentagondodekaedriſch hielt. Nach G. Roſe ſollen es jedoch Polyeder ſein, wie ſie beim Erkalten der Perle des phosphor - ſauren Bleies pag. 389 ſich bilden. Auch Cadmium verhält ſich ſo (Erd - mann’s Journ. prakt. Chem. 55. 292). Als Anhang erwähnen wir auch hier die gediegenen Metalloide, um alle einfachen Körper zuſammengeſtellt zu haben. Doch ſind es nur zwei freilich ſehr ungleiche, Schwefel und Graphit, welche außer dem Diamant pag. 241 mineralogiſche Bedeutung erlangen.

13. Schwefel.

Swibla Ulfilas, ϑεῖον göttliches Räucherwerk, weil man bei Opfern dem angezündeten Schwefel reinigende Kraft zuſchrieb. Sulphur Plinius 35. 50.

Dimorph 2gliedrig und 2 + 1gliedrig. In der Natur findet ſich nur der 2gliedrige, welcher durch Sublimation aus Schwefelgas in Spalten der Vulkane, brennender Steinkohlen oder in den Röſthaufen der Schwefelerze ſich bildet. Beſonders ſchön erhält man die künſtlichen aus Auflöſungen im Schwefelkohlenſtoff (C S2). Dieſe farbloſe Flüſſigkeit löst5082 + 1gliedriger Schwefel.das Doppelte ihres Gewichts vom Schwefel auf, und läßt, da ſie ſchnell verdampft, den gelösten Schwefel in ſchönen 2gliedrigen Kryſtallen fallen. Es herrſcht das 2gliedrige Oktaeder P = a: b: c, vordere Endkante a: c 106° 38′, ſeitliche Endkante b: c 84° 58′, Seitenkante a: b 143° 16′, gibt a: b = 0,1825: 0,2781, lga = 9,63065, lgb = 9,72213.

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Die Flächen P ſehr undeutlich blättrig. Die ge - rade Abſtumpfung der ſeitlichen Endkante n = b: c: a findet ſich faſt immer, viel ſeltener da - gegen die Abſtumpfung der Seitenkante m = a: b: c 101° 56′, welche auch etwas blättrig ſein ſoll. Die Gradendfläche r = c: a: b hat die Winkel der Säule, ſie dehnt ſich zuweilen ſehr ſtark aus. Aber ſelten fehlt zwiſchen P und r das ſtumpfere Oktaeder s = a: b: c mit 90° 15′ in den Seitenkanten. Durch ſeine Ausdeh - nung werden die Kryſtalle ſehr verzogen; a = b: a: c findet ſich öfter. Selten v = a: b: c, o = a: b: ½c, x = b: c: a, w = b: c: 3a, b: c: a, i = a: c: b. Auch Zwillinge, welche m = a: b: c gemein haben und umgekehrt liegen, kommen in ſeltenen Fällen vor (Solfatara), ſiehe Zeitſchrift deutſch. Geol. Geſellſch. IV. 167.

2 + 1gliedriger Schwefel entſteht nach Mitſcherlich (Abh. Berl. Akad. Wiſſ. 1822. pag. 45), wenn man größere Mengen ſchmilzt, lang - ſam erkalten läßt, die Kruſte nach einiger Zeit durchſchlägt, und den flüſ -

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ſigen abgießt. Es zeigt ſich dann im Innern ein Gewirr von Strahlen M, längs welchen ſich dünne Tafeln P ſägeförmig anlagern, die mit den Strahlen ſich in Zwillingsſtellung befinden nach dem Geſetz der Bavenoer Zwillinge des Feldſpaths. Eine geſchobene Säule M = a: b: c bildet vorn 90° 32′. Die Schiefendfläche (bei den Tafeln die breite Fläche bildend) P = a: c: b 84° 14′ gegen Axe c macht vorn die ſtumpfe Kante P / M = 94° 6′. Blätt - rige Brüche ſollen vorhanden ſein, aber ſie ſind nicht deutlich. Setzen wir aus der Diagonalzone von P die Fläche n = a: c: ½b, 90° 18′ über P bildend, ſo iſt die Abſtumpfungsfläche der vordern ſtum - pfen Hendyoederkante t = c: a: ½b. Häufig iſt auch Fläche d = a: b: c, die vordere Säulenkante abſtumpfend. Flächen d t n liegen in einer Zone.

Die Zwillinge haben n gemein und liegen umgekehrt (aber nicht wie

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bei Mitſcherlich l. c. Fig. 11), d. h. legt man zwei Individuen mit n parallel, und verdreht ſenkrecht auf n das eine um 90° gegen das andere, ſo kommt das Bavenoer Zwillingsgeſetz des Feldſpaths pag. 184. Die beiden nicht einſpringenden n müſſen ſich dann unter 179° 24′ ſchneiden. Es fanden ſich bis jetzt noch keine Vierlinge. Die Zwillinge dagegen bilden nicht ſelten ein ganzes Getäfel, an dem die Strahlen der einen Seite quer gegen die der andern ſtehen. 5092 + 1gliedriger Schwefel.Aus den Strahlen erheben ſich dann Täfelchen, welche ſenkrecht gegen die Strahlen ſtehen. An den Täfelchen, die durch Ausdehnung von P geworden ſind, beob - achtet man ſämmtliche Flächen leicht. Auch iſt die Richtung der Tafeln auf beiden Seiten gegen einander ſenkrecht, wenn man von wenigen Minuten abſieht.

Friſch ſind dieſe Kryſtalle klar, ſie werden aber

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ſchnell undurchſichtig, wie der geſchmolzene Schwefel, weil ſelbſt im feſten Zuſtande die einzelnen Atome ſich noch zu der Form gruppiren, welche ihrem Temperaturzuſtande entſpricht. Daher ſcheint auch der 2gliedrige Schwefel undurchſichtig zu werden, wenn man ihn in einer Salzlauge (111°) kocht, denn 111° iſt der Schmelzpunkt, worin die 2gliedrige Form zur 2 + 1 - gliedrigen wird. Indeß will Paſteur (Pogg. Ann. 74. 94) auch aus Schwefelkohlenſtoff 2 + 1gliedrige Kryſtalle erhalten haben. Und Brame (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 55. 106) behauptet, daß auch der ge - ſchmolzene Schwefel beſtändig 2gliedrig kryſtalliſire, und nur dann 2 + 1 - gliedrig, wenn flüſſiger im Ueberſchuß vorhanden ſei. Beim Uebergang aus einer Form in die andere wird Wärme frei.

Härte 2, milde, Gew. 2. Vollkommen muſcheliger Bruch mit Fett - glanz, und fettig, denn es haftet kein Waſſer darauf. Beim Reiben ent - wickelt er einen eigenthümlichen Geruch, beſonders bei großen Vorräthen merklich, und das Silber läuft von ihm an. In der warmen Hand an das Ohr gehalten erregt er ein ſtarkes Kniſtern und Knacken. Gelbe Farbe (Schwefelgelb) mit einem Stich ins Grün, der geſchmolzene wird oraniengelb bis braun, und nach Schönbein erſcheint der kryſtalliſirte gelbe Schwefel bei 50° faſt farblos. Durchſcheinenheit iſt ſehr ver - ſchieden, die klaren zeigen eine ſtarke Strahlenbrechung, Brechungsexponent = 2.

Brennt mit blauer Flamme unter Geruch von ſchwefliger Säure SO2. Bei 111° C. ſchmilzt er zu einer klaren bernſteingelben Flüſſigkeit; bei 160° C. fängt er an dickflüſſig und braun zu werden. Gießt man ſolchen dickflüſſigen ins Waſſer, ſo bildet er einen elaſtiſchen Teig, der ſich nach Art des Gutta Percha in Fäden ziehen läßt, nach einigen Tagen iſt er aber wieder ſpröde, wie Stangenſchwefel. Bei 200° fließt er nicht mehr aus dem Gefäß, bei 250° wird er wieder flüſſiger, bis er endlich bei 420° C. mit orangenfarbigem Dampf kocht, der in geſchloſſenen Gefäßen unverändert überdeſtillirt. Es ſcheint, daß in den Vulkanen die Schwefel - kryſtalle aus ſolchen Schwefeldämpfen entſtehen. Läßt man ihn von hier ab erkalten, ſo geht er wieder die verſchiedenen Grade der Flüſſigkeit hin - durch bis zum Schmelzpunkte. Bei der ganzen Operation dehnt er ſich gleichmäßig aus.

Fundorte des gediegenen Schwefels ſind hauptſächlich zweierlei:

1) mit Gyps und Bitumen beſonders der tertiären Formation. Hier durchdringt der Schwefel gewöhnlich in amorpher Geſtalt die Thonſchichten, aus welchen er abgeſaigert wird. Sicilien, was allein jährlich 1 $$\frac{1}{2}$$ Mil - lionen Centner liefert, iſt beſonders damit bedacht. Der alttertiäre Thon - ſchlamm ruht auf Hippuritenkalk in Nachbarſchaft von Gypsgebirgen, und wenn Klüfte darin entſtehen, ſo ſind ſie mit Kryſtallen von Cöleſtin pag. 473, Gyps, Kalkſpath und Schwefel ausgekleidet, letztere können5102gliedriger Schwefel.eine Größe von 5 Zoll erreichen. In Spanien wiederholt ſich dieſe Lage - rung in ähnlicher Weiſe: die Kryſtalle von Conil bei Cadix ſind berühmt, und bei Teruel in Arragonien ſind Myriaden von Lymnäen, Paludinen und Planorben mit Schwefel erfüllt, ohne daß man den Faden zur Tiefe der Erde fände. Zu Radoboj in Croatien iſt der durch ſeine Pflanzen und Inſekten ſo berühmte Tertiärſchlamm von braunem und graugelbem Schwefel durchdrungen. Noch bekannter ſind die Schwefellager von Swos - zowice bei Krakau über Jurakalk und Karpathenſandſtein zwiſchen Pflanzen - und Thierreſten, Leonhard’s Jahrb. 1851. 732. Gemmellaro (Leonhard’s Jahrb. 1835. 1) hat behauptet, daß dieſer Schwefel verfaulten Seethieren ſeinen Urſprung verdanke. Theilweis mag das wahr ſein, vorzüglich ge - ſchah es aber durch Vermittlung von Schwefelwaſſerſtoff der in ſo vielen Quellen ſich findet, und bei Berührung mit dem Sauerſtoff der Luft Schwefel ausſcheidet. Daher das Vorkommen von Schwefel in alten Kloaken, an ſchlammigen Seeküſten. Da nun ferner das Bitumen auf Gyps (ſo wie überhaupt auf ſchwefelſaure Salze) zerſetzend einwirkt, es bilden ſich und Ca S, welche bei Gegenwart des Waſſers zu Ċa und H S werden, ſo mögen dem viele Vorkommen ihren Urſprung danken, wie z. B. die derben kryſtalliniſchen Ueberzüge im Kalkſpath des Salz - gebirges von Sublin bei Bex. Der gediegene Schwefel dringt auf dieſe Weiſe in die verſteckteſten Fugen der Berge.

2) Vulkaniſcher Schwefel, der ſich in Vulkanen und bei Erd - bränden aller Art erzeugt, kann zwar zum Theil im Schwefelwaſſerſtoff und der ſchwefligen Säure ſeinen Grund haben, welche bekanntlich einen Gehalt der Fumarolen bilden, allein einiger ſcheint ſich entſchieden durch Sublimation des gediegenen Schwefels gebildet zu haben, doch folgt dar - aus keineswegs ſein Sitz im Erdinnern, tief unter allem Flözgebirge. Nach 25 bis 30 Jahren iſt der deſtillirte Sand der Solfatara bei Poz - zuoli wieder voll und zu gebrauchen. Als Unterarten kann man etwa auszeichnen:

a) Kryſtalliniſchen Schwefel. Der Glanz im Maximum, und die ſchöne ſchwefelgelbe Farbe. Girgenti, Conil, Czarkow in Gallicien, Bex.

b) Muſcheliger Schwefel iſt amorph, von ſtrohgelber bis brauner Farbe, die bei bituminöſen ſich ins Schwarze zieht (Radoboj). Der Glanz hat ſehr abgenommen. Bildet auf Schwefellagern das weſentlichſte Ma - terial. Er verbrennt nicht ohne Rückſtand.

c) Mehlſchwefel, eine zerreibliche Maſſe, die wie die Schwefel - blumen aus lauter kleinen Kryſtallen beſteht. Der meiſte vulkaniſche Schwefel, beſonders von Island, gehört dahin. Im Braunkohlengebirge von Artern, ſogar in den Feuerſteinen von Poligny (Dep. Jura). Von ganz beſonderer Schönheit mit einem ſtarken Stich ins Grün iſt der von Ignazi - Stollen zu Chotta, Tunſtadter Herrſchaft in Mähren. Auf der Inſel Vulcano ſchmilzt er wieder zu einer orangenfarbigen Maſſe (Stalaktitiſcher Schwefel). In Schwefelquellen (Aachen, Bex) hängen ſolche Stalaktiten von weißer Farbe in die Waſſerleitungen hinab. Und was dergleichen Abänderungen mehr ſind.

Obgleich auf den Erzgängen die Metalle der Tiefe hauptſächlich an Schwefel gebunden ſind, ſo findet er ſich daſelbſt doch nur äußerſt ſelten511Graphit.gediegen, und auch dieſer wohl nur in Folge ſpäterer Zerſetzung: mit Kupferkies und Bleiglanz auf Gängen im Grauwackengebirge bei Siegen, früher bei Rippoldsau mit Kupferkies im Granit. Die Schwefelmetalle (Schwefelkies) werden auf den Hütten auch hin und wieder zur Gewin - nung des Schwefels benutzt. Anwendung findet beſonders zur Berei - tung der Schwefelſäure und des Schießpulvers ſtatt. Zündmaterial für Schwefelhölzer.

Selenſchwefel Stromeyer Pogg. Ann. 2. 410 färbt den Salmiak der Inſel Vulcano oraniengelb. Del Rio will ſogar gediegen Selen zu Culebras in Mexiko gefunden haben. Nach Mitſcherlich ſollen die ſtark glänzenden roth durchſcheinenden Kryſtalle 2 + 1gliedrig ſein.

14. Graphit.

Werner gab ihm den Namen. Früher wurde er mit Waſſerblei (Molybdän) verwechſelt, bis Scheele 1779 zeigte, daß er ein brennbarer Körper ſei. Die Engländer nennen ihn noch heute Plumbago (Blei - ſchweif) und Hauy hielt ihn anfangs für fer carburé, Reißblei.

Reguläre ſechsſeitige Säulen, mit ſtark blättriger Endfläche, wornach er ein glimmerartiges Ausſehen bekommt. Mohs gibt ein Dihexaeder an. Kryſtalle ſehr ſelten: in Geſchieben von Grönland mit Granat, Quarz und Adular; im labradoriſirenden Feldſpath von Friedrichswärn, auf dem Magneteiſenlager des Gneiſes von Arendal. Eiſenſchwarz bis dunkel ſtahlgrau, milde, fettig, abfärbend. Opak mit Metallglanz. Härte 2, Gew. 2,4, aber meiſt leichter wegen innerer Luftblaſen. Leiter der Elec - tricität.

Vor dem Löthrohr brennt er außerordentlich ſchwer, verpufft aber mit Salpeter. Wird allgemein als reiner Kohlenſtoff angeſehen, alſo dimorph mit Diamant pag. 241, auch hat der Barrowdaler in den beſten Sorten 96 p. C. Kohle, der aus dem körnigen Marmor von Wun - ſiedel gibt ſogar nur 0,33 p. C. Aſche, andere ſcheinbar ſehr reine haben dagegen 20 und mehr p. C. Aſche. Sehr merkwürdig iſt die Leichtigkeit, mit welcher die ſchwarzen Graphitblättchen bei Hochöfen aus der Schlacke wie aus dem Roheiſen kryſtalliſiren. Aeltere Chemiker hielten dieſe für Carburete des Eiſens, da ſie viele Eiſenſchüppchen enthalten. Allein Karſten hat gezeigt, daß man ihnen mit Salzſäure das Eiſen entziehen kann, ohne Gasblaſen zu entwickeln. Es iſt daher ohne Zweifel kryſtal - liſirte Kohle, nur nicht ſo krummblättrig, als der natürliche Graphit.

Wir finden Graphitpartikel eingeſprengt in den Gneis von Paſſau, in den Feldſpathporphyren von Elbingerode, in den Marmor von Unter - ſteiermark ꝛc. Dagegen kommt Graphit in lagerartigen Maſſen vor, die an Steinkohlenbildungen erinnern, ja am Col du Chardonnet bei Briançon iſt das Lager ſogar von Pflanzenabdrücken begleitet, ſo daß Dufrénoy ſämmt - lichen Graphit für durch Feuer veränderte Kohle anſieht. Die unreinen Lager in dem verwitterten Granit von Pfaffenreuth nördlich Griesbach bei Paſſau ſind in Deutſchland beſonders bekannt, ſie liefern das Material zu den Paſ - ſauer Tiegeln. Hoch berühmt für die feinſten Bleiſtifte und ſeit 1667 im Gange waren die Gruben aus dem Thonſchiefergebirge von Barrow - dale bei Keswick in Cumberland. Sie wurden nur einmal jährlich geöffnet,512Graphit.und für 3000 Sterling auf den Londoner Markt geworfen. Allein der jetzige iſt ſchlecht (Pogg. Ann. 72. Ergänzungsband pag. 362). In neuern Zeiten ſteht beſonders der Ceylaniſche im hohen Anſehen, derſelbe iſt kryſtalliniſch blättrig, die Blätter gemein biegſam wie Talk. Unſere deutſchen ſind in Lagern ſchuppig und feinkörnig, der gute Engliſche iſt dagegen ganz dicht. Durch ſtarken Druck (von 20,000 Ctr.) kann das Pulver in dichte ſägbare Maſſen verdichtet werden. Bleiſtifte, Ofenanſtrich, Friktionsſchmiere, Schmelztiegel.

Den Phosphor erhielt Mitſcherlich aus einer Löſung in Phosphor - ſchwefel in Granatoedern (Abh. Berl. Akad. 1822. 47).

Jod bildet 2gliedrige Dodekaide wie Strahlzeolith pag. 278, nach Wollaſton a: b: c = 4: 3: 2. Marchand Pogg. Ann. 31. 540 gibt es auch 2gliedrig an.

Kalium kryſtalliſirt bei der Sublimation in Würfeln, auch die Schnittflächen zeigen Würfelzeichnungen.

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Vierte Claſſe. Oxydiſche Erze.

Es zählen dahin die verſchiedenen Oxydationsſtufen der Metalle ent - weder für ſich allein, oder mit Waſſer (Hydrate).

Die Alkalien (, Ṅa, L̇i) und alkaliſchen Erden (Ċa, Ṁg, Ḃa, Ṡr) ſind zu ſtarke Baſen, als daß ſie ohne Säure in der Natur ſich halten könnten. Nur als Seltenheit findet ſich Magneſia ohne und mit Waſſer pag. 206. Selbſt die eigentlichen Erden (Z̶⃛r, B̶⃛e, Ṫh, ) ſind mit Aus - nahme der A̶⃛l (Korund) nicht indifferent genug gegen Säuren und Baſen. Alle dieſe Stoffe zeichnen ſich dadurch aus, daß ſie ſich in ſehr be - ſchränkten Gränzen mit Sauerſtoff verbinden.

Anders verhalten ſich die Metalle. Zwar lieben die edlen (Au, Ag, Hg, Pt, Pd, Jr, Os, R) auch die Verbindung mit Sauerſtoff nicht, ſchon ſchwacher Temperaturwechſel desoxydirt ſie, oft unter ſtarker Detonation. Deſto gewöhnlicher treffen wir gewiſſe Oxydationsſtufen der unedlen Me - talle, namentlich wenn ſie ſchwache Baſen oder Säuren vertreten können, oder wenn der Sauerſtoff ſich ſo vertheilen läßt, daß man einen Theil als Säure, den andern als Baſe anſehen darf, z. B. Fe3 O4 = Ḟe F̶⃛e Ṁn3 O4 = Ṁn M̶⃛n.

Die oxydiſchen Erze haben faſt alle Charakterfarben pag. 116, aber dunkele und metalliſche, auch iſt die Farbe des Striches nicht zu überſehen. Das Gewicht hoch. Die techniſche Wichtigkeit des Gehaltes macht ſie zum Gegenſtand des Bergbaues. Nach ihrem Metall laſſen ſie ſich ſehr bequem unterabtheilen.

a) Ciſenerze.

Mit und ohne Waſſer. Unter allen Erzen der Erde die verbreitet - ſten, und für Eiſengewinnung die beſten. Im Feuer - und Waſſergebirge, beim Zerſetzen und beim Entſtehen der Felſen ſpielen ſie eine Rolle, we - nigſtens verdankt ihnen die größte Zahl der Minerale ihre Farbe. Denn Eiſen färbt ſchwarz, braun, gelb, roth, ſelbſt blau: die antike Vaſe im brittiſchen Muſeum, 36,000 Sterling geſchätzt, beſteht aus dunkelblauem Glaſe, worauf ſich blendend weiße Reliefs erheben von unübertrefflicher Schönheit. Kupferfärbung iſt es nicht, Kobalt kannten die Alten nicht, folglich wird es Eiſen ſein, wie im Sapphir. Eiſen färbt auch das Blut der Thiere.

Quenſtedt, Mineralogie. 33514IV. Cl. Oxydiſche Erze: Magneteiſen.

1. Magneteiſen.

Der berühmte Magnes oder Magnetis der Alten Plinius hist. nat. 36. 25, nach einem Hirten genannt, der ihn auf dem Berge Ida entdeckte: clavis crepidarum et baculi cuspide haerentibus, cum armenta pasceret (weil die Nägel ſeiner Schuhe und die Spitze ſeines Stabes hängen blieben). Nach Ariſtoteles ſoll der Name von Magneſia am Berge Sipylus nordöſtlich Smyrna ſtammen, allein hier kam Talk pag. 201 vor, daher die häufige Verwechſelung beider. Die Griechen nannten ihn ἡράκλεια, was wieder an den Probierſtein pag. 178 erinnert. Agricola 603 beginnt damit ſein 5tes Buch de natura fossilium. Fer oxydulé, oxydulated Iron.

Eiſenoxydoxydul Ḟe F̶⃛e, reguläres Syſtem, iſomorph mit Spi - nell pag. 254. Einfaches Oktaeder nebſt Zwilling gewöhnlich im Chlorit - ſchiefer der Alpen eingeſprengt. Das Granatoeder a: a: a ſtark

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nach der langen Diagonale geſtreift mit ſehr glänzenden kleinen Oktaederflächen, welche die dreikantigen Ecken, auch wohl rauhe Leucitoederflächen = a: a: ½a, welche ſchwach die Kanten, abſtumpfen, kommen ausgezeichnet bei Traverſella nordweſtlich Ivrea in Druſenräumen vor. Die Streifen deuten zwar auf eine Blättrigkeit der Oktaeder - flächen, doch iſt dieſelbe ſehr undeutlich. Zuweilen tritt daran auch der Würfel auf, Graubath in Steiermark. Bei Schwediſchen ſchärft nach Dufrénoy am Granatoeder auch das Leucitoid = a: a: a die vier - kantigen Ecken zu, Flächen auf Granatoederkanten aufgeſetzt. Pyra - midenoktaeder = a: a: 2a und Pyramidenwürfel = a: ½a: a ſind ſelten. Breithaupt (Pogg. Ann. 54. 153) gibt bei Schwarzenberg ſogar ein Leucitoid a: a: $$\frac{1}{10}$$ a ꝛc. an, was faſt einem Würfel gleicht, auf deſſen Flächen ſich die Diagonalen parallel den Würfelkanten etwas erheben.

Dimagnetit Shepard (Silliman Amer. Journ. 13. 392) von Monroe in Orange Co. ſoll dieſelbe Zuſammenſetzung wie Magneteiſen haben, aber zweigliedrig ſein, Säulen von 130° erreichen 1 $$\frac{1}{2}$$ Zoll Länge und liegen auf Magneteiſen. Darnach wäre Eiſenoxydoxydul dimorph?

Eiſenſchwarz mit ſchwarzem Strich, die Oberfläche beſonders auf friſchem Bruch gern etwas bräunlich anlaufend. Metallglanz unvollkom - men, nur die Oktaederflächen der Granatoeder von Traverſella glänzen ſehr ſtark. Härte 6, Gew. 5, die reinſten Zillerthaler ſogar 5,18, die im Kalkſpath gehen auf 4,9 herab.

Stark magnetiſchpag. 122, die friſchen Kryſtalle ſind es aber weniger, als die derben roſtigen Maſſen. Es iſt der natürliche Magnet, aus welchem bereits die ägyptiſchen Prieſter ihren Götzenbildern myſtiſche Augen machten, die ſo befeſtigt waren, daß ſie vermöge ihrer Polarität nach Oſten, dem aſtrologiſchen Paradieſe, blickten (Pogg. Ann. 76. 302). Im 12ten Jahrhundert wird in einem provençaliſchen Gedichte von Guyot eine Nadel beſchrieben, die auf Stroh im Waſſer ſchwimmend ſich gegen den Polarſtern wende, und Marco Polo ſah bei den Chineſen ſchon Mag - netnadeln.

Vor dem Löthrohr ſehr ſchwer ſchmelzbar, mit Borax im Oxydations - feuer wird das Glas gelblich oder farblos, im Reductionsfeuer bouteillen -515IV. Cl. Oxydiſche Erze: Magneteiſen.grün. Eiſenoxydoxydul Ḟe F̶⃛e, die Analyſen der Magneteiſenſteine von Norra durch Berzelius lieferten 71,86 Fe und 28,14 O oder 31 Ḟe und 69 F̶⃛e, was ſehr genau mit der Formel ſtimmt. Die ſchaligen von Arendal hatten 2 p. C. Ṁn. Daß es keine feſte Verbindung von Fe3 O4 ſei, zeigt ſchon die Auflöſung des ſchwarzen Pulvers in wenig Salzſäure, wodurch vorzugsweiſe Ḟe ausgezogen wird und F̶⃛e als bräunlicher Rück - ſtand bleibt, der ſich erſt in mehr Säure löst. Es bildet ſich dann Fe C̶l + Fe2 C̶l3, und erhitzt man mit ein wenig Salpeterſäure, ſo wird das Ganze zu Eiſenchlorid, welches durch Ammoniak als F̶⃛e Ḣ̶ gefällt und durch Waſchen und Glühen in F̶⃛e verwandelt wird. Aus der Zunahme des Sauerſtoff’s kann man dann berechnen, wie viel Ḟe vorhanden war. Löst man es unter einer Atmoſphäre von Kohlenſäure, damit ſich nichts oxydire, und digerirt die Flüſſigkeit bei 100° C. mit Silberpulver, ſo gibt das Eiſenchlorid an das Silber Chlor ab, es muß alſo[Eiſenoxyd] ent - halten. Gießt man umgekehrt zur gleichen Löſung Kaliumgoldchlorid K C̶l + A̶u C̶l3), ſo verwandelt ſich das Eiſenchlorür auf Koſten des Goldchlorids in Eiſenchlorid, und metalliſches Gold wird ausgeſchieden. Es muß alſo Oxydul enthalten. Auch kohlenſaurer Kalk fällt aus der Löſung nur die dreiatomigen Baſen, alſo Eiſenoxyd, die einatomigen da - gegen, alſo Ḟe, nicht, Pogg. Ann. 23. 348.

Beim Röſten ſchwediſcher Eiſenerze und beim Schmelzen franzöſiſcher, überhaupt bei Hüttenproceſſen, erzeugen ſich öfter Oktaeder von Magnet - eiſen. Die Backſteine im Feuergewölbe der Sudpfannen bei Salinen (Friedrichshall) überkleiden ſich mit den ſchönſten Oktaedern. Dieſe Ver - flüchtigung des Eiſens erinnert lebhaft an die Bildung in Laven des Veſuv und Aetna. Das Eiſenchlorid verflüchtigt ſich nämlich, und wird beim Zutritt von Waſſerdämpfen zerſetzt. Es bildet ſich Eiſenoxyd, was bei ſtarker Hitze Sauerſtoff fahren läßt. Denn in der Weißglühhitze fallen vom Eiſen Tropfen von Ḟe F̶⃛e herab, die man nicht für geſchmolzenes Eiſen halten darf. Der Eiſenhammerſchlag enthält aber um ſo mehr F̶⃛e, je weniger er erhitzt wird.

Darnach ſollte man das Magneteiſen weſentlich für ein Feuerprodukt halten, auch danken die ſchwarzen Laven und Baſalte ihm die Farbe.

Kryſtalle findet man beſonders ſchön im Chloritſchiefer und in andern talkigen Geſteinen der Alpen. Im Gneiſe und Glimmerſchiefer bildet er nicht blos Lager, ſondern ganze Stückgebirge. Unſere deutſchen Urgebirge ſind daran nicht reich, Hofgut des Küchlesbauer im Höllenthal bei Freiburg, derbe Stücke im Gneis. Deſto reicher iſt Schweden. Aus dem überall zu Tage tretenden Gneiſe der ſkandinaviſchen Halbinſel beißen nicht blos Lager, ſondern ganze Magnetberge hervor, an ihren Gränzen reich von Mineralien durchzogen, wie z. B. bei Arendal. Das Erz iſt körnig bis dicht, zwiſchen die Körner liegen ſtellenweis blättrige Oktaeder von dunkelerer Farbe eingeſprengt (Taberg), auch miſcht ſich die Erzmaſſe mit faſrigem Strahlſtein, wie beim ſogenannten faſrigen Mag - neteiſen von Bitsberg und Taberg, doch gibt die Hornblende eine gute Schlacke. Weite Löcher (Pingen) von ſchauerlicher Tiefe führen vom Tage aus hinab, in deren Tiefe der Bergmann mit Gletſcherbildungen zu kämpfen hat! So ſtehen die altberühmten Gruben (25) von Danne - mora nördlich Upſala auf einem 180′ breiten Stock, den Chlorit und33*516IV. Cl. Oxydiſche Erze: Magneteiſenſand.Kalkſpath durchſchwärmen. Einzelne derſelben haben ¼ Stunde Umfang bei 400′ Tiefe! Die Persberger Gruben ſind ſogar über 600′ tief, 500′ reicht das Tageslicht, auf dem Grunde häuft ſich das Eis zu 90′ Mäch - tigkeit an, was herausgeſchafft werden muß! In Norbotten 67° 68° N. Br. finden wir die Lager von Svappavara, von Kerunavara (800′ dick und 8000′ lang), am Berge Gellivara ſogar 10,000′ breit und 16,000′ lang mit Eiſenglanz. Dieſes ſchwediſche Erz liefert das beſte Eiſen zur Stahlbereitung, daher wird es auch von den Engländern in großer Menge ausgeführt. Schon Agricola 526 ſagt: ferrum Suedorum praestans.

Auch im Ural finden wir Magnetberge: der Wiſſokaja Gora erhebt ſich weſtlich Niſchne-Tagilsk aus der Ebene eines tauben Porphyrgeſteines, ſein löcheriges Erz iſt über dem Hüttenteiche 1800′ lang, 1500′ breit und 250′ hoch. Mehrere Meilen nördlicher der Berg Blagodat (Seegen). Der Ural liefert 2 $$\frac{1}{2}$$ Mill. Centner Eiſen. Kleine Mengen finden ſich am Harze, im Naſſauiſchen ꝛc., der Vorkommen in Nord - und Südamerika zu geſchweigen, wo ſich z. B. in der Kupferregion am Lake Superior pag. 484 ebenfalls mehrere Tauſend Fuß mächtige Eiſenberge im Glim - merſchiefer finden, welche aus Magneteiſen beſtehen, das in Rotheiſenſtein verwandelt iſt.

Martit von Braſilien, Gew. 4,8, gleicht vollkommen den Magnet - eiſenoktaedern vom Zillerthal, hat aber einen rothen Strich, iſt folglich F̶⃛e, ohne Zweifel aber in Folge von Afterbildung durch Aufnahme von Sauer - ſtoff. Auch bei Framont und am Puy-de-Dôme kommen ſolche After - kryſtalle nach Dufrénoy vor. Daher mögen auch die von Monroe in New-York dahin gehören.

Magneteiſenſand.

Magnetiſcher Eiſenſand, fer oxydulé titanifère, wohl zu unterſcheiden vom ſchwach magnetiſchen rhomboedriſchen Titaneiſen.

Man findet es hauptſächlich im Sande der Flüſſe, aber hier auch außerordentlich verbreitet. Das Muttergeſtein ſind Baſalte und Laven. Die Körner haben einen ſtark glänzenden muſcheligen Bruch, an Obſidianbruch erinnernd, daher auch ſchlackiges Magneteiſen genannt. Zeigen ſelten Kryſtallflächen, doch gibt ſchon Cordier in den Bächen von Expailly bei le Puy Oktaeder und Granatoeder an. Haupt - unterſcheidungsmerkmal vom Titaneiſenſand bleibt der ſtarke Magne - tismus. Vor dem Löthrohr verhalten ſie ſich wie Magneteiſen, mit Borax und Phosphorſalz bekommt man im Reduktionsfeuer beſonders auf Zuſatz von Zinn ein unter dem Abkühlen rothes Glas. Cordier fand 12 16 p. C. Titanoxyd. Klaproth zog mit dem Magnet kleine Körner aus dem Sande der Oſtſeeküſte und fand 14 T̈i. Rammelsberg wies im ſchlackigen Magneteiſen aus dem Baſalte von Unkel bei Bonn 11,5 T̈i, 39 Ḟe, 48 F̶⃛e nach, es iſt ſtark magnetiſch. Ganz gleiches findet man im Baſalttuff der Alp (Metzinger Weinberg), das bei der Verwitterung her - ausfällt. Der Sand zahlloſer Flüſſe, darunter auch der Goldſand, gibt beim Waſchen einen ſchwarzen Reſt ſolchen Eiſenerzes, beſonders wenn die Flüſſe aus vulkaniſchen oder baſaltiſchen Gebirgen herkommen.

517IV. Cl. Oxydiſche Erze: Franklinit, Chromeiſen.

Iſerin nannte Werner die Körner, welche im aufgeſchwemmten Lande auf der Iſerwieſe bei Markliſſa und Flinsberg auf dem Böhmiſchen Gehänge des Rieſengebirges mit Korund, Granat, Rutil ꝛc. zuſammen gefunden werden. Schon Klaproth (Beiträge V. 206) hat ihn analyſirt, und 28 T̈i angegeben. Ein Theil davon iſt ſtark magnetiſch, und in dieſem gibt H. Roſe (Pogg. Ann. 3. 168) ſogar 50 T̈i. Ein anderer Theil iſt nur ſehr ſchwach magnetiſch, und doch gleichen beide einander ſehr, und unterſcheiden ſich namentlich auch durch den innern Glanz nicht vom ſchlackigen Magneteiſen. Auch werden Würfel und Granatoeder an - gegeben. Den ſchwach magnetiſchen Menakanit rechnet man dagegen beſſer zum Titaneiſen.

Franklinit.

Wurde von Berthier (Ann. des mines IV. 489) in der Franklin - Grube zu New-Yerſey mit Rothzinkerz gefunden. Kryſtalliſirt regulär, Oktaeder, Granatoeder und Leucitoeder kommen vor. Fettglanz, Eiſen - ſchwarz aber mit röthlich grauem Strich. Härte 6, Gew. 5,1. Faſt gar nicht magnetiſch.

(Żn, Ḟe, Ṁn) (F̶⃛e, M̶⃛n) nach Abich (Pogg. Ann. 23. 342) etwa 10,8 Żn, 18,2 M̶⃛n. Salzſäure zerſetzt das Pulver zu einer grünlich gelben Flüſſigkeit unter Entwickelung von etwas Chlor, Beweis, daß ein Theil des Mangans höher oxydirt ſein muß als Oxydul. Kleine Splitter im ſtarken Feuer leuchten ſtark und ſprühen kleine Funken, wie das Roheiſen. Mit Soda im Reduktionsfeuer einen ſchwachen Zinkbeſchlag auf Kohle. Hier würde ſich dann weiter der Zinkſpinell pag. 255 anſchließen. Ebel - men ſtellte künſtlich kleine Oktaeder von Zinkferrit Żn F̶⃛e dar, Erd - mann’s Journ. prakt. Chem. 54. 155.

Chromeiſen.

Eiſenchrom, fer chromaté, Chromate of Iron. Nach Hauy kennt man es ſchon ſeit 1710 von den Barehills bei Baltimore, wo es derb und in regulären Oktaedern vorkommt. Später fand es ſich neſter - weis im Serpentin von Frejus Dep. Var, und Vauquelin wies darin das Chrom nach, Klaproth (Beiträge IV. 132) analyſirte es von Krieglach in Steiermark, was mit röthlichem Talk bricht. Dann hat es ſich in den verſchiedenſten Serpentinen gefunden. Es iſt das wichtigſte Chromerz.

Blättriger Bruch unvollkommen, nach Mohs ſoll am Oktaeder einer vorherrſchen, dann müßte es rhomboedriſch ſein, wozu die Zuſammenſetzung nicht ſtimmt. Neigt ſich etwas ins Pechſchwarze, und hat einen gelblich braunen Strich, aber mehr Fettglanz als Metallglanz. Härte 5, Gew. 4,5. Manche magnetiſch, andere faſt gar nicht, werden es aber nach dem Glühen in der innern Flamme.

Von Borax und Phosphorſalz langſam aufgelöst, heiß hat die Glas - perle die Farbe des Eiſens, kalt aber die ſmaragdgrüne des Chroms, die auf Zuſatz von Zinn lebhafter wird. Säuren löſen das feinſte Pulver nicht, ſondern ziehen nur etwas Eiſen aus.

518IV. Cl. Oxydiſche Erze: Eiſenglanz.

Ḟe C̶⃛r, reine Abänderungen haben bis 60 Chromoxyd, faſt alle einen Gehalt an A̶⃛l, auch Ṁg vom Muttergeſtein, alſo (Ḟe, Ṁg) (C̶⃛r, A̶⃛l). Das Chromeiſenerz von Texas und Pennſylvanien iſt öfter mit einer ſta - laktitiſchen Kruſte von Emerald-Nickel (Nickelſmaragd) Ṅi3 + 6 H⃛ (Silliman’s Americ. Journ. 2 ser. VI. 248) von ſmaragdgrüner Farbe be - deckt, und enthält ſelbſt 2,3 Ṅi.

Auffallend bindet ſich das Chromeiſen ſtets an Serpentin und die ihn begleitenden Gebirge, worin es eingeſprengt vorkommt. Auf dem Schwarzwalde bei Todtmoos, im Serpentin des Fichtelgebirges (Kupfer - berg), Schleſien, den Schottiſchen Inſeln, beſonders aber von Nordamerika (Hoboken) ꝛc. Die ſchwarze Rinde am Platin des Urals enthält nach Herrmann öfter 13,7 C̶⃛r, ſie ſondert ſich öfter in kleinen ſchwarzen graphit - artigen Schuppen (Irit Journ. prakt. Chem. 23. 276) ab, welche vielleicht eine Zuſammenſetzung von (J̇r, Ȯs, Ḟe) (J̶⃛r, O̶⃛s, C̶⃛r) haben könnten. Dieſe Rinde iſt daher ein wichtiges Moment, daß Serpentin das Mutter - geſtein des Platins ſein könnte. Ein Chromgehalt iſt überdieß nament - lich in den Bohnenerzen von Hannover, der ſchwäbiſchen Alp ꝛc., ſelbſt in den Meteorſteinen pag. 496 gefunden.

Obgleich Vauquelin das Chrom im Sibiriſchen Rothbleierz entdeckte pag. 412, ſo wurde ſeine ſchöne Farbe doch erſt techniſch wichtig durch das Chromeiſen. Man miſcht das feingeſchlämmte Pulver mit Pottaſche (K̇a ) und Salpeter, und erhitzt ſtark. Es oxydiren ſich dann Ḟe und C̶⃛r zu F̶⃛e und C⃛r, gebildet wird C⃛r, was durch Behandeln mit Eſſig - ſäure die ſchönrothen Kryſtalle von C⃛r2 liefert, das zur Darſtellung des Chromgelbs Ṗb C⃛r und Chromroths Ṗb2 C⃛r benutzt wird. Das Chrom - grün = C̶⃛r gibt mit Glasflüſſen die ſmaragdgrüne Farbe, die ſo feuer - beſtändig iſt, daß ſie ſelbſt im Feuer des Porcellanofens nicht verſchießt.

Das Chromoxyd C̶⃛r hat Wöhler aus der Chlorchromſäure (Ċr Ċ̶l) in kleinen harten Rhomboedern dargeſtellt, indem er dieſelbe langſam durch eine ſchwachglühende Glasröhre ſtreichen ließ, wobei ſie ſich in O, Cl und C̶⃛r zerſetzt. Svanberg (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 54. 188) ſetzte 18 Stunden lang ſaures chromſaures Kali der Hitze des Porcellan - ofens aus, dabei verflüchtigte ſich Kalium, und C⃛r reducirte ſich zu kleinen kryſtalliniſchen Flitterchen von C̶⃛r. Dadurch ſcheint es bewieſen, daß A̶⃛l, F̶⃛e, C̶⃛r (auch B̶⃛e) iſomorph kryſtalliſiren.

2. Eiſenglanz.

Ein altdeutſcher Name. Minera ferri specularis Wallerius, mine spéculaire de l’Isle, fer oligiste Hauy, Specular Iron. Dem Plinius hist. nat. 34. 41 iſt zwar der Eiſenglanz von Elba bekannt, allein er unter - ſcheidet die ferri metalla nicht von einander.

F̶⃛e rhomboedriſch und iſomorph mit Korund pag. 247.

Das Hauptrhomboeder P = a: a: a: c 85° 58′ in den Endkanten nach Mohs, gibt a = 0,7316 = 0,5352, la = 9,86427. 519IV. Cl. Oxydiſche Erze: Eiſenglanz.Es kommt ſchön auf den Zinnſteinſtöcken zu Altenberg in Sachſen vor, und iſt daſelbſt parallel der langen Diagonale geſtreift. Da es dem Würfel außerordentlich nahe ſteht, und auch bei den prachtvollen Kry - ſtallen von Elba herrſcht, ſo leitete ſchon Steno pag. 2 ſcharfſinnig die Flächen durch Abſtumpfungen eines Würfels ab. Der blättrige Bruch des Rhomboeders ſchwer wahrzunehmen, wodurch es ſich weſentlich vom Korund unterſcheidet.

Die Gradeudfläche c = c: a: a: a ſondert ſich dagegen ſo ſtark ab, daß man ſie für deutlich blättrig zu halten oft verſucht wird, doch gelingt es nicht, den Blätterbruch darzuſtellen. Beſonders vorherr - ſchend bei den Vulkaniſchen und mit Rutil bedeckten Alpiniſchen, ſie läßt ſich an ihrer Streifung, welche ein gleichſeitiges Dreieck gibt, leicht erkennen. Sehr ausgezeichnet iſt bei den Elbaern ein quergeſtreiftes Rhomboeder, welches für das 2te ſtumpfere z = 4a: 4a: a: gehalten wird, und das am meiſten zur Orientirung in die verzogenen Kryſtalle beiträgt, denn darunter liegt die glänzende P, in deren Diagonalzone

das Dihexaeder r = c: a: ½a: a mit 128° in den Endkanten fällt, welche das Hauptrhomboeder abwechſelnd abſtumpft. Daſſelbe dehnt ſich öfter bedeutend aus, und kommt mit der Gradendfläche ſelbſtſtändig vor (Framont). Auch bei den Elbaer Kryſtallen fehlt es ſelten, aber meiſt in Verbindung mit P und z. Dieſe rhomboedriſch dihexaedriſche Entwickelung hat daher der Eiſenglanz mit dem Korund gemein, was die Gränzen zwiſchen rhomboedriſch und dihexaedriſch bedeutend ver - wiſcht. Selten iſt g = a: $$\frac{2}{7}$$ a: a: c, die Kante zwi - ſchen P / r abſtumpfend, wenn alſo P nicht da wäre, ſo

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würde der Dreikantner die abwechſelnden Dihexaederkanten zuſchärfen. Nach Hauy kommt auch

das Gegenrhomboeder l = a': a': a: c bei den vulkaniſchen Tafeln vom Mont-Dore vor, daſſelbe tritt mit P vollkommen ins Gleich - gewicht, ſo daß ein Dihexaeder von 130° 2′ in den Endkanten entſteht, welches ſelbſtſtändig von dem Dihexaeder r freilich wenig abweicht.

Die zweite ſechsſeitige Säule s = a: ½a: a: c, die Seitenkante des Dihexaeders r gerade abſtumpfend, iſt häufig; bei den vulkaniſchen Dirhomboedern ſtumpft ſie die Seitenecken ab, auch die erſte ſechsſeitige Säule n = a: a: a: c kommt bei Framont ꝛc. vor. Am compli - cirteſten ſind

die Eiſenroſen der Alpen. Sie werden zwar durch die übermäßig ausgedehnte Endfläche tafelartig, allein am Rande prägen ſich die Flächen - zonen ſcharf aus. Auch hier orientirt die Streifung der Gradendfläche, aber das Hauptrhomboeder P liegt nicht wie bei den Elbaern unter den Seiten, ſondern unter den Ecken des geſtreiften Dreiecks c, unter den Seiten liegt das nächſte ſchärfere

Rhomboeder u = ½a ': ½a': a: c und das nächſte ſtumpfere v = 2a ': 2a': a: c, letzteres zwar ſehr klein, aber gerade durch ihren Conflict mit der Gradendfläche entſteht die Streifung auf ihr wie auf der Gradendfläche.

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520IV. Cl. Oxydiſche Erze: Eiſenglanz.Das Dihexaeder r ſtumpft die Kante P / u ab, und ein Rhombus P / P und und u / u gehört der 2ten Säule s, während die erſte Säule n zwiſchen P / u meiſt kaum durch eine feine Linie angedeutet wird. Auch der beim Kalkſpath gewöhnliche Dreikantner d2 = a: a: ½a: c ſtumpft die Kante P / s ab. Selten iſt die Kante u / s durch den Dreikantner zweiter Ordnung e = a': a ': ½a': 2c abgeſtumpft, und eben ſo ſelten kommt die ſechs - undſechskantige Säule i vor.

Linſenförmige Kryſtalle brechen recht ausgezeichnet auf Elba: das quergeſtreifte Rhomboeder z = 4a: 4a gibt dazu die erſte Veran - laſſung, die Rundung entſteht jedoch hauptſächlich durch das dritte ſtum - pfere Rhomboeder y = 8a ': 8a': a: c, welches oben ſehr deutlich die Endkanten von z abſtumpft, nach unten jedoch in continuirlicher Convexität in das Gegenrhomboeder 4a ': 4a': a: c übergeht.

Zwillinge haben die Axe c gemein und ſind gegen einander 60°

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verdreht, ſie durchwachſen ſich. Elba, Alten - berg. Das eine Dihexaeder legt dann ſeine abgeſtumpfte Kante hin, wo das andere die nicht abgeſtumpfte hat.

Eiſenſchwarz und ſtahlgrau, häufig bunt angelaufen (nur die Gradendfläche nicht). Kirſchrother Strich. Starker Metallglanz, nur ganz dünne Platten ſcheinen roth durch. Härte reichlich 6, ſpröde, Gew. 5,23, alſo trotz des geringern Eiſengehaltes doch ſchwerer als Magneteiſen pag. 514. Aeußerſt ſchwach magnetiſch.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es in der innern Flamme öfter unter Funkenſprühen und wird magnetiſch, von Salzſäure nur langſam gelöst. Reines Eiſen - oxyd F̶⃛e mit 69,34 Fe und 30,64 O.

In Vulkanen, in deren Laven man es ſo häufig in blättrigen Kry - ſtallen trifft, iſt es offenbar aus verflüchtigtem Eiſenchlorid entſtanden, was durch Waſſerdämpfe in Regionen zerſetzt wurde, wo es für Magnet - eiſen pag. 515 nicht mehr heiß genug war. Mitſcherlich wurde auf den Gedanken durch Kryſtalle geführt, welche ſich in einem Töpferofen von

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Oranienburg gebildet hatten (Pogg. Ann. 15. 630). Das Vorkommen in Maſſen, wie in Braſilien und auf Elba, kann man aber wohl nicht in gleicher Weiſe erklären. Hier be - gleitet der

Eiſenglanz häufig das Magneteiſen, wie z. B. am Eiſenſteinberge von Gellivara in Luleå-Lappmark. Ein Gemiſch von Eiſenglanz, Magnet - eiſen und eingeſprengtem Golde bildet der Eiſenglimmer von Braſilien (Minas Geraes). In vielen Gneiſen vertritt glimmeriger Eiſenglanz die Stelle des Glimmers. Der berühmteſte Fundort iſt jedoch ſeit Römerzeit Elba:

Insula in exhaustis chalybum generosa metallis Virgil Aen. X. 174. Noch heute wird an der Oſtküſte bei Rio in einer großen Pinge auf der Gränze zwiſchen Kalkſtein und Glimmerſchiefer das Erz gewonnen. Friſch521IV. Cl. Oxydiſche Erze: Eiſenglanzarten.iſt es aber ſchwer zu beſchicken, und nicht in dem Maße geſucht, als das zerſetzte. Allein ſtellenweis iſt das ganze Gebirge bis zur Tiefe in Braun - eiſenſtein umgeſetzt, und gerade hier baut man. Die ſchönen Kryſtalle finden ſich an der öſtlichen Wand jener Pinge, wo das Erz überdieß durch Quarz noch verſchlechtert wird. Als Napoleon König von Elba war, ließ er an dieſer Wand beſonders auf Stufen brechen, und machte damit bevorzugten Perſonen einen Geſchenk!

Als Varietäten kann man etwa auszeichnen:

1) kryſtalliſirten Eiſenglanz, wie er ſich findet auf Elba, zu Altenberg in Sachſen, Framont im obern Breuſchthal der Vogeſen in Druſenräumen des dortigen Rotheiſenſteins. Intereſſant ſind auch die kleinen Kryſtalle in den Achatkugeln von Oppenau, die ohne Zweifel auf naſſem Wege entſtanden. In den Alpen zeichnen ſich beſonders die

Eiſenroſen durch Glanz und Schönheit aus, ſie ſind gewöhnlich leicht an dem fuchsrothen Rutil erkennbar, welcher auf der Gradendfläche aus - ſchwitzte, Kobell hat ſogar darin 9,66 T̈i neben 5 Ḟe nachgewieſen, und ſie deshalb als Baſanomelan unterſchieden. Allein ſie haben noch einen rothen Strich. Sie gruppiren ſich öfter förmlich in Kreiſen wie Blumen. Capao in Braſilien. Für

Vulkaniſchen Eiſenglanz iſt beſonders die Auvergne berühmt. Es ſind häufig Tafeln, die an die Eiſenroſen erinnern. Am Veſuv ſind die neueſten Bildungen von Rhomboeder mit Gradendfläche zellig, und die Tafeln ſehen nicht ſelten wie gefloſſen aus. Schon Haidinger (Pogg. Ann. 11. 188) beſchreibt reguläre Oktaeder mit rauhen Flächen, die aus lauter kleinen Eiſenglanzkryſtallen beſtehen, und die Bildung des Martit pag. 516 erklären ſollen. Scacchi hat die Sache weiter verfolgt (Dufré - noy Traite Min. II. 478).

2) Eiſenglimmer nannte Werner die krummblättrigen ſtark glän - zenden Maſſen, welche lagerartig beſonders im Urgebirge vorkommen. Der blättrige Bruch kann nur von der Gradendfläche herrühren, da er blos einzig iſt. Es muß das ſehr auffallen, da man von einer Blätt - rigkeit der Gradendfläche an Kryſtallen nichts merkt. Man kann ſich leicht die dünnſten ſchuppenförmigen Blätter verſchaffen, welche in einzelnen Flittern von dem Magnet zwar angezogen werden, aber immer nur un - deutlich. Nimmt man dagegen ſolche Blättchen vor das Löthrohr, ſo ſprühen ſie in der innern Flamme Funken, und werden ſogleich ſtark magnetiſch. Ungarn (Dopſchau und Poratſch) und Mähren liefern ſchöne Vorkommen, vor allen aber Braſilien. Im Granit des Gleiſſinger Fels im Fichtelgebirge. Werden die Blätter ganz fein, ſo ſcheinen ſie roth durch, und beſchmutzen die Hand (ſchuppiger Eiſenglimmer, Rotheiſenrahm), ohne ihr metalliſches Ausſehen aufzugeben, Suhl, Murgthal bei Schön - münznach. Bei Altenberg in Sachſen, Bitsberg in Schweden ꝛc. wird er ausgezeichnet ſtrahlig blättrig. Der Eiſenglimmerſchiefer (Itabirit) vom Pic Itabira in Braſilien wird ganz derb; der von Kl. Mora in Oeſtreichiſch Schleſien, Blansko ꝛc. verliert ſich ſogar ganz in einem ſchief - rigen Ausſehen, und glänzt auf der Schieferfläche noch ſtark, nur ſein Querbruch wird matt.

522IV. Cl. Oxydiſche Erze: Rother Glaskopf.

3) Körniger Eiſenglanz, man ſieht ihn oft als Mutter der Kryſtalldruſen. In Schweden (Wärmeland) kommen Lager vor, die fein - körnig wie Magneteiſen ſind, aber einen rothen Strich zeigen, und nur als Staub vom Magnet bewegt werden. Das ſcheint wie der Martit oxydirtes Magneteiſen zu ſein. Schöne Afterkryſtalle bildet er auf Elba vom Schwefelkies. Noch bekannter ſind die aus den Eiſenſteingruben des Uebergangskalkes von Sundwig in Weſtphalen, rohe Dreikantner von Kalkſpath am Ende mit dem Hauptrhomboeder. Die Kryſtalle ſind häufig hohl, doch hat körniger Eiſenglanz (mit Quarz und Kalkſpath gemiſcht) weſentlich zur Ausfüllung beigetragen. Die Thalaſſiten des Lias α von Semur (Côte d’Or) ſind in körnigen Eiſenglanz verwandelt. Bei Alten - berg gruppiren ſich kleine Eiſenglanzrhomboeder nach der Form des Kalk - ſpathes (Pogg. Ann. 91. 152).

4) Rother Glaspkof.

Das Wort hängt entweder mit Glanzkopf oder Glatzkopf (Kahlkopf) zuſammen, ein altes bergmänniſches Wort (Henkel Pyritologia pag. 169), cerebri speciem prae se fert Agricola 606. Der berühmte Blutſtein, αἱματίτης Theophrast 66, weil man ihn aus geronnenem Blut entſtanden dachte, und ihm daher wieder blutſtillende Kraft zuſchrieb.

Ein excentriſch faſriges und concentriſch ſchaliges Erz, meiſt mit halbkugeliger (traubiger und nierenförmiger) Oberfläche, nach Art des Chalcedons pag. 171. Aber die Faſer iſt ſo ausgebildet, daß man die feinſten Nadeln abſpalten kann, an welche man leicht eine ſtark magne - tiſche Kugel ſchmilzt, und die Probe weiter in die Flamme gehalten ſprüht Funken. Im compakten Zuſtande ſind ſie noch ſtahlgrau, und die Stücke zeigen dann öfter an ihrem Unterende eigenthümliche Abſonderungsflächen, welche man nicht mit Kryſtallflächen verwechſeln darf. So wie die Faſer lockerer wird, tritt auch die kirſchrothe Farbe hervor, und gewöhnlich haben ſie noch einen rothen ockerigen Ueberzug. Der Glanz geht dann verloren, die Maſſe wird weicher (unter Feldſpathhärte) und leichter (unter 5). Beim Schlagen brechen ſie meiſt ſo gegen Willen, daß man ſchwer gute Handſtücke erhält. Er liefert ein gutes Eiſen, gehört aber ſchon zu den ſeltnern Eiſenerzen. Bildet Gänge im rothen Porphyr und Lager im Todtliegenden, welches überhaupt ſeine kirſchrothe Farbe dem beige - miſchten Eiſenoxyd dankt. Ihlefeld am Harz, Framont in den Vogeſen, in Sachſen iſt er der gemeinſte Eiſenſtein . Gibt deshalb zu After - kryſtallen viel Veranlaſſung, wie z. B. die ausgezeichneten Würfel vom Rothenberg bei Krahndorf, welche innen hohle Quarzdruſen bilden, die der ſchönfaſrige Glaskopf überzieht. Gepulvert dient er zum Poliren und Glätten von Metallarbeiten.

5) Dichter Rotheiſenſtein bildet gewöhnlich die Mutter des edlern Glaskopfs. Es gibt ſehr compakte reine Abänderungen mit mattem Bruch, der rothe Strich iſt ſehr lebhaft. Viele derſelben werden aber durch Quarz und Thon verunreinigt; jene in Jaſpis, dieſe in Thon über - gehend. Bildet gewöhnlich Flöze, die eine Anlage zum Schiefer haben. Es kommen darin die prachtvollſten Spiegelflächen vor, wie zu Reichmanns - dorf bei Saalfeld, zwei ſolcher Spiegel ſollen immer auf einander liegen. 523IV. Cl. Oxydiſche Erze: Thoneiſenſtein, Titaneiſen.Als die ausgezeichnetſte Varietät ſah Werner die von Schellerhau bei Altenberg an.

6) Rother Thoneiſenſtein geht ins Erdige über, doch gibt es noch ſehr eiſenreiche Abänderungen, ſo daß die Gränze zwiſchen Erz und Thon nicht gezogen werden kann. Unter vielen Abänderungen nenne ich den

Röthel, der durch Glühen ſchwarz und dem Magnete folgſam wird. Er ſchreibt, nimmt mit dem Finger gerieben Glanz an, und der Strich iſt viel lichter als ſein friſcher Bruch. Der vom Rothenberge bei Kauls - dorf ohnweit Saalfeld kommt viel in Handel, er wiegt 3,1 3,8. Der

ſtängliche Thoneiſenſte in iſt ein Produkt von Braunkohlen - bränden, beſonders im Leitmeritzer und Saatzer Kreiſe in Böhmen. Gleicht Baſaltſäulen im Kleinen, welche von der Dicke eines Nadelknopfs und darüber mit außerordentlicher Regelmäßigkeit ſich über einander lagern: Folge von Abſonderung durch Feuer. Der

körnige Thoneiſenſtein zeigt ähnliche runde Abſonderungs - körperchen, wie die Oolithe pag. 337. Im Uebergangsgebirge des Prager Beckens haben die Körner eine ausgezeichnete Linſenform, und ſind viel größer, als die im Brauen Jura Süddeutſchlands und Lothringens. Sie gleichen hier feinen runden Pulverkörnern, die Gegenſtand eines wichtigen Bergbaues ſind. Bei Waſſeralfingen in Württemberg werden alljährlich 240,000 Ctr. gewonnen, die ein Drittheil ſo viel Roheiſen liefern.

Die Farben in der großen Rothen Sandſteinformation vom Oldred bis zu den oberſten Gliedern des Keupers kommt von Eiſenoxyd, das ſich auch in Geoden und Lagern darin vielfach ausſcheidet. Obgleich dieſe Geſteine ein entſchiedenes Waſſerprodukt ſind, ſo hat ſich doch auffallender Weiſe das Eiſen nicht als Hydrat niedergeſchlagen, wie man billig er - warten ſollte. Nun kann man freilich ſagen, der färbende Erzſchlamm müſſe nur mechaniſch angeſchwemmt und nicht chemiſch gelöst geweſen ſein, allein das Tiefe der kirſchrothen Farbe ſelbſt in dem alleroberſten Gliede des Keupers, wo wenigſtens in Schwaben weit und breit keine Gebirge zu finden ſind, welche das Material hergeben konnten, fällt doch ſehr auf. Man kommt hier immer wieder auf die Meinung, das Roth könne in der Erde durch Veränderung herbeigeführt ſein. Man weiß ja, daß der gelbe Eiſenroſt mit dem Alter roth werde (Biſchof Geol. II. 1348), ja Volger behauptet, daß in der Kapelle von Kappel in der Schweiz ſelbſt die gelbe Ocherfarbe in den alten Freskogemälden ſich geröthet habe!

Titaneiſen.

Die Kenntniß eiſenhaltiger Titanerze datirt von Klaproth 1797 Beiträge II. 226, der im Menaccanit von Cornwallis 45,25 T̈i und 51 F⃛e nachwies. Es wurde dann weiter bei Aſchaffenburg, Ohlapian, Oiſans, Gaſtein ꝛc. gefunden. Hauy (Traité Min. 2 ed. 4. 98) erkannte zwar am Crichtonite von Oiſans die rhomboedriſche Form, indeſſen wies erſt Mohs (Grundriß II. 462) die Uebereinſtimmung der Form mit Eiſen - glanz nach. Kibdelophan, Hyſtatit, Ilmenit.

Rhomboedriſch und ſchwach magnetiſch dadurch vom regulären ſtark magnetiſchen pag. 516 wohl unterſchieden. P = a: a: a: c 85° 58′524IV. Cl. Oxydiſche Erze: Titaneiſen.wie beim Eiſenglanz pag. 518. Bei den Zollgroßen Kryſtallen aus dem edlen Serpentin von Modum geht der P ein erkennbarer Blätterbruch parallel. Daran iſt die Gradendfläche c = c: a: a: a mit P 122° 22′ machend, nicht geſtreift, was das Erkennen ſehr erſchwert. Sie iſt vielleicht noch etwas blättriger als P, daher Mohs Name Axotomes Eiſenerz. Die 2te ſechsſeitige Säule s = a: ½a: a: c iſt rauh, und ſtumpft die Zickzackkanten von P ziemlich ſtark ab. Rauh iſt auch das nächſte ſtumpfere Rhomboeder v = 2a ': 2a': a: c, leicht erkennbar

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an den rechten Winkeln, unter welchen die Kanten c / v und P / v auf den Flächen ſich ſchneiden. Das Dihexaeder r = c: a: ½a: a in der Diagonal - zone von P kommt vollflächig vor, allein wegen ihrer Kleinheit fehlt ſie öfter auf einer Seite. Bei denen von Gaſtein iſt die ſcheinbare Hemiedrie ſo gewöhnlich, daß ſie Mohs geradezu dafür nahm, allein die Kryſtalle von Modum und Miask be - weiſen, daß die Sache ſich ganz wie beim Eiſen - glanz und Korund verhält. Bei Miask kommt auch das nächſte ſchärfere Rhomboeder u = ½a ': ½a': a: c vor (Pogg. Ann. 9. 286). Mohs gibt bei Gaſtein Zwillinge an, die parallel ihrer Axe c ſo durchwachſen, daß das hemiedriſche Dihexaeder r wieder vollzählig wird.

Eiſenſchwarz, mit ſchwarzem Strich, wodurch es ſich ſo - gleich vom Eiſenglanz unterſcheidet. Auch iſt der Glanz ſehr ſchwach, ſchwacher als bei mattem Magneteiſen, deshalb kann es außerordentlich leicht mit Magneteiſen verwechſelt werden. Allein es iſt nur ſchwach magnetiſch. Härte reichlich 5 und ſpröde, Gewicht 4,8.

Unſchmelzbar, wird aber unter Funkenſprühen magnetiſch. Mit Phosphorſalz gibt es beim Abkühlen ein vorübergehend rothes Glas. Von Salzſäure und Königswaſſer wird es unter Zurücklaſſung von T̈i nur ſchwierig gelöſt.

Die Deutung des Titangehalts hat viel Schwierigkeit gemacht. Mo - ſander (Pogg. Ann. 19. 219) meint, da ſich neben F̶⃛e und T̈i auch ſtets Eiſenoxydul findet, daß Ḟe T̈i mit F̶⃛e iſomorph ſei, weil ſich darin auch 2 Atom Radical mit 3 Sauerſtoff wie im Eiſenoxyd fänden, allein ſolche Erweiterungen des Iſomorphismus ſind eine gewagte Sache. Fuchs hat dagegen wahrſcheinlich gemacht, daß es wie beim Zinn eine Verbindung von T̶⃛i gäbe, die beim Löſen in Salzſäure ſich auf Koſten des Eiſen - oxyds in T̈i verwandeln könnte, und dieſes nimmt man nach dem Vor - gange von H. Roſe (Pogg. Ann. 62. 128) jetzt an.

Einige wichtige Vorkommen ſind folgende:

1) Menaccanit von Menaccan in Cornwallis, worin Gregor 1791 ein neues Metall entdeckte, welches ſich ſpäter als identiſch mit Klaproth’s Titanium erwies. Es kommt im Sande der Bäche vor, ganz nach Art des Magneteiſenſandes pag. 516 in gerundeten Stücken, deren Form man daher auch nicht kennt, allein da ſie ſchwach magnetiſch ſind, ſo könnten ſie möglicher Weiſe hierher gehören. Klaproth fand darin 51 F̶⃛e, 42,2 T̈i. Vergleiche hier auch den ſchwach magnetiſchen Iſerin525IV. Cl. Oxydiſche Erze: Brauneiſen.von 4,68 Gew. = T̶⃛i + F̶⃛e und den ſtark magnetiſchen Iſerin von 4,76 Gew. = 3 T̶⃛i + 4 F̶⃛e.

2) Titaneiſen von Gaſtein (Kibdelophan) im Talkſchiefer, 4,66 Gew. = T̶⃛i + 4 F̶⃛e mit 53,7 Titanoxyd und 46,3 Eiſenoxyd nach Kobell. Von Mohs kryſtallographiſch beſchrieben, zeigt das Dihexaeder r hemiedriſch.

3) Titaneiſen vom Ilmenſee bei Miask, Kupfer beſchrieb ſie als Ilmenit 2 + 1gliedrig, aber G. Roſe zeigte, daß ihre Winkel vom Gaſteiner nicht abweichen. Gew. 4,8 = 4 T̶⃛i + 5 F̶⃛e mit 42,6 Titan - oxyd und 57,4 Eiſenoxyd. Sie kommen im dortigen Miascit bis zu 3 $$\frac{1}{2}$$ Zoll Größe vor, die Gradendfläche und der Querbruch glänzend.

4) Titaneiſen von Egerſund in Norwegen, in großen derben bräunlich ſchwarzen Stücken, iſt von H. Roſe (Pogg. Ann. 3. 169) zuerſt unterſucht. 4,7 Gew. = 2 T̶⃛i + 3 F̶⃛e 38,3 Titanoxyd und 61,7 Eiſen - oxyd. Das von Krageröe kommt im röthlichen ſchön geſtreiften Albit vor.

5) Titaneiſen von Tvedeſtrand bei Arendal (Hyſtatit), im rothen Granat eingeſprengt. Die kleinen Kryſtalle haben gerundete Kanten, doch fand G. Roſe ſämmtliche Kanten des Rhomboeders P durch v und s abgeſtumpft, und außer ihnen noch die Gradendfläche c. Einige wenige Körner werden vom Magnet angezogen und haben 4,74 Gew., die un - magnetiſchen 4,49 Gew. T̶⃛i + 3 F̶⃛e mit 23,6 Titanoxyd.

6) Titaneiſen von Aſchaffenburg im Quarz des dortigen Granits eingeſprengt, ſchon von Klaproth (Beiträge II. 232) unterſucht, nach Kobell 4,78 Gew. = T̶⃛i + 6 F̶⃛e mit 13,4 Titanoxyd.

Klaproth unterſuchte auch die Körner aus den Goldwäſchen von Oh - lapian in Siebenbürgen, wo ſie zwiſchen Quarzſand und Granat zu liegen pflegen. Die meiſten Körner ſind darunter ſtark magnetiſch. Die älteſten kryſtallographiſch bekannten ſtammen von Bourg d’Oiſans in der Dauphiné, welche Graf Bournon nach einem Ruſſiſchen Arzte

Crichtonit (Craitonite) nannte. Sie kommen daſelbſt mit Anatas und Bergkryſtallen in kleinen ſcharfen Rhomboedern vor, mit etwa 61 $$\frac{1}{2}$$ ° in den Endkanten, ſo daß es ein Rhomboeder a: a: a: 5 c ſein könnte, ihre Endecke iſt durch c = c: a: a: a gerade abgeſtumpft. Andere Kryſtalle bilden ganz dünne Blätter, und erinnern durch die Menge ihrer Flächen an die Eiſenroſen pag. 519, aber der Winkel P / P ſoll nach Levy 73° 43′ betragen, er heißt daher Mohſit. Vor dem Löthrohr zeigen ſie Reaktion von Titaneiſen.

3. Brauneiſen.

Ein wichtiges Eiſenerz beſonders in Glaskopfſtructur vorkommend, daher möchte Xanthus (Theophraſt 66), was braungelb bedeutet, dieſen Glaskopf bezeichnen, da er dem Blutſtein zur Seite geſtellt wird, während Plinius 36. 37 ihn Schiſtos heißt, schistos et haematites cognationem habent.

2gliedrig und iſomorph mit Diaspor pag. 251 und Braunmangan526IV. Cl. Oxydiſche Erze: Brauneiſen.M̶⃛n Ḣ̶, aber gute Kryſtalle ſind ſelten und haben verſchiedene Namen be - kommen. Die ſchönſten hat Phillips gemeſſen aus Druſenräumen des quarzigen dichten Brauneiſenſteins von der Grube Botallack in Cornwallis. Es ſind wenige Linien lange glänzende Individuen, welche ſtellenweis als die Enden von Glasköpfen erſcheinen, und durch ihre Schwärze an Braun -

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mangan erinnern. Die Säule r = a: 2b: c bildet vorn 130° 40′, ihre ſcharfe Kante iſt durch den Blätter - bruch b = b: a: c gerade abgeſtumpft, wodurch bei allen eine ſechsſeitige Säule entſteht. Das auf - geſetzte Oktaeder P = a: b: c bildet mit der Säulen - kante in r keine rechten Winkel, weil r kein zugehö - riges Paar iſt, das zugehörige Paar M = a: b: c 94° 51′ ſtumpft gewöhnlich die Kante b / r nur ſehr undeutlich ab. Die ſeitliche Endkante des Oktaeders P wird durch das zugehörige Paar e = b: c: a mit 117° 30′ in der Axe c gerade abgeſtumpft, daraus folgt a: b = 1,514: 1,648, lga = 0,18015, lgb = 0,21702. Außer dieſen kommen noch mehrere kleine Abſtumpfungen vor: a = a: b: c, d = a: c: b und eine ganze Reihe von Flächen zwiſchen P / d, worunter s = a: c: 2b. Unter P noch z = a: c: b. Zu Clifton bei Briſtol liegen Oblongtafeln von r e b gebildet in Quarzgeoden. G. Roſe (Kryſt. chem. Min. pag. 70) zeigt, daß auch die kleinen diamant - glänzenden hyacinthroth durchſcheinenden Blättchen (Göthit), welche am Brauneiſen vom Hollerterzug und von andern Orten im Siegenſchen haften, den blättrigen Bruch b zur Tafel haben, ſtatt der Säule kommt nur a

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vor, dagegen ſchneidet e die b unter 121° 20′, was für e / e in c 117° 20′ gibt, x gegen x etwa 42° 43°. Die meß - baren äußerſt ſeltenen Kryſtalle ſtammen von der Eiſenzeche bei Elberfeld ohnweit Siegen.

Nelkenbraun bis ſchwärzlich braun, ochergelben Strich. Glanz unvollkommen metalliſch, weil dünne Stücke durch - ſcheinen. Härte 5. Die reinſten Abänderungen ſollen bis auf 4,4 Gew. hinaufgehen, gewöhnlich ſtehen ſie aber unter dem 4fachen.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er an den Kanten mit Funkenſprühen in der innern Flamme und wird magnetiſch. Im Kolben hinterläßt er rothes Eiſenoxyd und gibt Waſſer. Schwer löslich in Salzſäure.

Chemiſch unterſcheidet v. Kobell (Journal prakt. Chem. 1. 181 und 319) zweierlei Varietäten:

F̶⃛e Ḣ̶ mit 89,7 F̶⃛e und 10,3 Ḣ̶. Dahin gehören alle kryſtalliſirten Varietäten und die meiſten Afterkryſtalle; zum

F̶⃛e2 Ḣ̶3 mit 85,3 F̶⃛e und 14,7 gehört der braune Glaskopf. Wenn man jedoch mit dieſen Normen den Waſſergehalt verſchiedener Analyſen vergleicht, ſo will eine Beſtimmtheit der Verbindung nicht immer ein - leuchten. Der Mangangehalt iſt in der Verbindung ſelbſt nicht groß, da ſich daſſelbe gern ſelbſtſtändig auf dem Erzlager ausſcheidet. Brauneiſen bildet ſich gar leicht an Quellen aus kohlenſaurem oder ſchwefelſaurem Eiſenoxydul, da ſich dieſes durch Aufnahme von Sauerſtoff in Oxyd ver -527IV. Cl. Oxydiſche Erze: Brauneiſen.wandelt. Daher iſt es in der Natur verbreiteter als irgend ein anderes Erz. Ganze Maſſen von Spatheiſen und Schwefelkies ſind darin ver - wandelt. Ehrenberg glaubt außerdem, daß häufig die Gallionella fer - ruginea, welche auf der Freiberger Grube Beſchert-Glück in 1106′ Tiefe noch lebend vorkommt, zur Bildung beitrage, wenigſtens ſpielt ſie bei Raſeneiſenſteinlagern eine nicht zu überſehende Rolle.

Brauneiſen von der Formel F̶⃛e Ḣ̶ (Pyrrhoſiderit).

1) Nadeleiſenerz findet ſich in kleinen ſchwarzbraunen Büſcheln in den Kammern des Ammonites macrocephalus, triplicatus ꝛc. des braunen Jura. Bei Oberſtein ſind die ſammtförmigen Büſcheln zum Theil mitten in den Amethyſt eingewachſen, ebenſo auf der Wolfsinſel im Onega-See (Onegit). Alle dieſe kryſtalliniſchen Vorkommen ſind jedoch nicht meßbar, wie die von Botallack.

2) Göthit (Rubinglimmer), bildet durch Vorherrſchen des blättrigen Bruchs Tafeln. Leider ſind die Kryſtalle vom Weſterwalde, Nadabula in Ungarn und Raſchau in Sachſen nur klein, ſonſt würde die prachtvolle hyacinthrothe Durchſcheinenheit ſie den ſchönſten Mineralen zur Seite ſtellen.

3) Lepidokrokit (λεπίς Schuppe, κροκίς flockig), bildet derbe Maſſen von röthlich braunen Schuppen, welche im innern der braunen Glasköpfe liegen, gewöhnlich mit Graumanganerz wechſelnd. Ausgezeichnet bei Neuenbürg auf dem Württembergiſchen Schwarzwalde, Harz, Weſter - wald, Bieber in Heſſen ꝛc. Kobell gibt bei dem vom Hollerter Zug auf dem Weſterwalde 2,5 M̶⃛n an. Theilweis finden ſie ſich locker und ſchmutzend.

4) Sammtblende hat man die Kaſtanien - bis Nußbraunen Glas - köpfe genannt. Nußbraun ſind z. B. die Anfänge der Strahlen, worauf die Kryſtalle von Botallack ſitzen. Zu Kl. Schmalkalden bei Gotha kommt dieſe Farbe an Erzen mit ausgezeichneter Glaskopfſtructur vor. Zart faſerig, ſeidenglänzend und von einer Byſſusfarbe, wie gewiſſe fahlfarbige Rutile, von Siebenbürgen mit Amethyſt. Przibram, Hüttenberg.

Der Xanthoſiderit Schmid Pogg. Ann. 84. 495 aus den Mangan - erzen von Ilmenau am Thüringer Walde mit goldig-gelbbrauner Faſer und Seidenglanz ſoll F̶⃛e Ḣ̶2 ſein.

5) Afterkryſtalle. Spatheiſenſtein und Schwefelkies verwittern gar leicht zu Brauneiſenſtein, und dieſelben ſollen dann nach Kobell F̶⃛e Ḣ̶ ſein. Bekannt ſind die Schwefelkieſe im Quarz der Goldgänge von Be - reſow, worin die Analyſe 86,9 F̶⃛e und 11,1 Ḣ̶ gab. Dagegen muß man dann wieder die Afterkryſtalle des Schwefelkieſes aus dem Keupermergel von Minden zum F̶⃛e2 Ḣ̶3 ſetzen, denn Kobell fand darin 82,2 F̶⃛e und 13,3 Ḣ̶. Und doch widerſtrebt es, dieſe gleichen Dinge an verſchiedenen Punkten aufzuführen. So enthalten die durch Verwitterung ſchwarz ge - wordenen Spatheiſenſteinrhomboeder von Hüttenberg in Kärnthen nach Karſten 77,5 F̶⃛e, 2,7 M̶⃛n, 14,5 Ḣ̶. Es iſt eben alles Brauneiſenſtein, der mehr nach dem äußern Anſehen, als nach ſeiner chemiſchen Con - ſtitution feſtgehalten werden muß. Afterkryſtalle von Brauneiſen nach Gyps ſiehe Pogg. Ann. 78. 82.

528IV. Cl. Oxydiſche Erze: Brauneiſenſtein.

6) Brauner Glaskopf F̶⃛e2 Ḣ̶3.

Sollte 85,3 F̶⃛e und 14,7 Ḣ̶ haben, wovon aber auch die meiſten Analyſen nicht unweſentlich abweichen. Unter den Glasköpfen der häu - figſte und ausgezeichnetſte. Er hat eine zarte dunkel nelkenbraune Faſer, deren traubige, nierenförmige, ſtalaktitiſche ꝛc. Oberfläche aber meiſt ſchwärzer gefärbt iſt, als das Innere, was wahrſcheinlich von einem etwas reichern Mangangehalt herrührt. Das Metalliſche verräth ſich auch durch ein ſtarkes Buntanlaufen, obgleich das Innere nur von einem ſchwachen Seidenglanz ſchimmert. Die feinen Splitter ſchmelzen unter Funkenſprühen in der innern Flamme zu einem magnetiſchen Korn. Es gibt ein reiches leichtflüſſiges Roheiſen, was namentlich zur Stabeiſenbereitung ſehr brauch - bar iſt. In Württemberg wird es in Gängen des Buntenſandſteins bei Neuenbürg auf dem nördlichen Schwarzwalde gewonnen, und als das beſte Erz des Landes Stahlerz genannt. Der Gehalt von 1,3 M̶⃛n wird gern darin geſehen. Ganze Stücke mehrere Tage in Salzſäure gelegt, hinterlaſſen öfter ein Kieſelſkelett, die Kieſelerde geht über 4 p. C. hinauf. Nicht gern geſehen iſt die Phosphorſäure. Der Glaskopf bildet ſtets den letzten Ueberzug auf der matten, poröſen, unreinern Erzmutter, und ver - hält ſich daher wie die Kryſtalle zu ihrer Unterlage auf Gängen. Reich iſt das Uebergangsgebirge, wo er häufig in breiten Klüften lagert: bei Grund und Elbingerode auf dem Harze, Schmalkalden und Camsdorf am Thüringer Walde, im Rheiniſchen Uebergangsgebirge auf dem Weſter - walde. Reich ſind die Pyrenäen und Baskiſchen Provinzen, ſchon Plinius hist. nat. 34. 43 erwähnt das. Da durch Verwitterung alles was Eiſen enthält, die Neigung zeigt, ſich mit Waſſer zu verbinden, ſo muß ſchon deshalb Eiſenoxydhydrat zu den verbreitetſten Eiſenerzen gehören. Auf Elba hat ſich der Eiſenglanz, in Steiermark der Spatheiſenſtein darin umgeſetzt.

7) Dichter Brauneiſenſtein. Der gewöhnliche iſt matt, mit unvollkommenem ſplittrigem und unebenem Bruch, und einer Farbe, die ſtellenweis ins Ochergelbe übergeht. So bildet er in unzähligen Abände - rungen die Wurzel der Glasköpfe. Zuweilen kommen auch Stücke vor, die ohne Spur von Faſer im Innern, doch äußerlich die Glaskopfober - fläche zeigen. Man könnte öfter verſucht ſein, ſie für Afterbildungen von wirklichen Glasköpfen zu halten. Seltener hat die Maſſe einen opalartigen Glanz und Bruch

Glanzeiſenſtein (Stilpnoſiderit), ſie iſt ſpröde, und zeichnet ſich auffallend von ihrer Umgebung aus. Einen Theil davon (Amberg) hat man

dichten Göthit genannt, weil er 86,2 F̶⃛e und 10,7 Ḣ̶ zeigte, der meiſte hat jedoch mehr Waſſer. Ein kleiner Phosphorſäuregehalt, bis 3 p. C., fällt darin auf, die Ungariſchen ſind auch von Grüneiſenerde durchzogen. Man muß ſie daher vorſichtig vom Triplit pag. 398 und andern ihnen ſehr ähnlichen phosphorſauren Eiſenerzen unterſcheiden. Uebrigens wiederholt ſich die ganz ähnliche Bildung im Wernerſchen Wieſen - erz, wo das ſogenannte muſchelige Wieſenerz ganz dem Glanz - eiſenſtein gleicht. Hausmann hat dieſe jüngſten Bildungen unter dem Namen Limonit zuſammengefaßt, Werner nannte ſie

529IV. Cl. Oxydiſche Erze: Thoneiſenſtein.

Raſeneiſenſteine (Sumpfeiſenſteine). Sie ſind entſchieden ockerig, aber in aller Weiſe verunreinigt. Man ſchreibt ſie F̶⃛e Ḣ̶2, was einen Waſſergehalt von 18,7 p. C. vorausſetzen würde. Werner unterſchied in der Ueberſetzung von Cronſtedt’s Mineralogie Wieſenerz, Sumpferz und Moraſterz, aber mehr nach ihrer Formation, als nach ihrer Be - ſchaffenheit, die unter Umſtänden bei allen dreien die gleiche ſein kann. Das Bruchwaſſer enthält eine Pflanzenſäure, welche es aus den nieder - gefallenen Holzblättern, Wurzeln ꝛc. in ſich aufnimmt. Dadurch wird das Waſſer geſchickt, die zerſtreuten Eiſentheile aus den Steinen, über welche es fließt, über denen es ſteht, auszulaugen. Es führt dieſelben in die niedrigſten Gegenden, wo das Bruchwaſſer meiſt ſtille ſteht, das Eiſenerz häuft ſich dort an, und fällt nach und nach nieder. Davon entſteht auf dem Boden der Brüche eine Schicht gelblich braunen Eiſen - ockers (Moraſterz), die anfangs ſehr ſchwach iſt, aber durch die Länge der Zeit immer ſtärker, wie auch feſter und feſter wird, und das Sumpf - erz ausmacht. Trocknen endlich die Brüche zu Wieſen aus, ſo erhärtet auch der Eiſenſtein noch mehr, und wird zu Wieſenerze. Daß Verunreinigungen aller Art darin vorkommen, namentlich Sand, das kann bei der Art der Ablagerung nicht anders ſein. Klaproth wies darin ſogar 8 p. C. Phosphorſäure nach, was das Stabeiſen kaltbrüchig macht, in - deſſen gibt es ein ſehr leicht flüſſiges zur Gießerei beſonders geſchicktes Eiſen. Linné glaubt daher, daß es wegen ſeiner leichten Gewinnungs - weiſe das erſte Eiſenerz geweſen ſei, woraus der Menſch es verſucht habe darzuſtellen, und nannte es Tophus Tubalcaini. Die große Nordeuropäiſche Niederung: Holland, das Münſterland, Pommern, die Niederlauſitz, Preuſſen, Polen, Rußland ꝛc. ſind reich an dieſem Er - zeugniß. Man gewinnt es nicht blos trocken als Wieſenerz, für deſſen ſchönſtes Vorkommen Werner’s Geburtsort Wehrau in der Niederlauſiz angeführt zu werden pflegt, ſondern man ſchöpft es als flüſſigen Moraſt aus dem Grunde der Brüche, wo es ſich dann immer wieder nach 8 10 Jahren in hinlänglicher Menge erzeugt. Nach Ehrenberg nimmt auch die Gallionella ferruginea einen weſentlichen Antheil an der Bildung.

Es würde zu weit gehen, wollten wir ſorgfältig, etwa wie Hausmann im Handbuche der Mineralogie pag. 354 387, alle die kleinen Abwei - chungen aufzählen, welche das ockerige Eiſenerz eingeht. Nur folgende wenige können wir nicht mit Stillſchweigen übergehen:

Der gelbe Thoneiſenſtein hat eine ockergelbe Farbe, und iſt in den verſchiedenſten Verhältniſſen durch Thon und Sand verunreinigt. Man findet ihn beſonders ſchön in verſchiedenen Lagern der Flözgebirge. Häufig zeigt er rundlich ellipſoidiſche Abſonderungen von Nuß - bis Kopfgröße (Eiſennieren), die gewöhnlich in großer Menge ſich finden, wo ſie vor - handen ſind (Brauner Jura). Der innere Kern iſt ſtets etwas lockerer, ſondert ſich auch wohl ganz ab, und dann klappern die Steine. Das ſind die im Alterthum ſo berühmten

Adlerſteine, Aetites Plinius 36. 39, magnam famam habent, re - periuntur in nidis aquilarum. Ajunt binos inveniri, marem et feminam. Im Bauche haben ſie einen harten Stein, oder einen zarten Thon, daß es klappert, wenn man ſie ſchüttelt. Noch heute hat die BildungsweiſeQuenſtedt, Mineralogie. 34530IV. Cl. Oxydiſche Erze: Bohnenerz.etwas Auffallendes. Die Dicke der Rinde beträgt nur wenige Linien, und beſteht bei denen jüngerer Formationen häufig aus Quarzſand, der durch eingeſickertes Brauneiſen cämentirt wurde. In den ſchaaligen Bohnen - erzen der Alp findet man ſtellenweis ſehr ſchöne.

Bohnenerz gleicht in ſeiner vollkommenſten Bildung runden Erbſen, die innen aus mehreren concentriſchen Lagen beſtehen, und zwar ſo regel - mäßig, daß beim Daraufſchlagen ſich immer kleinere Erbſenformen mit glänzender Oberfläche herausſchälen, nur der innerſte Kern iſt etwas ver - worren, und auch dieſer nicht bei allen. Nur die ſchlechten ſind innen hohl und locker, wie Adlerſteine, aber wahrſcheinlich auch nur in Folge von Umbildung. Solche regelmäßige Körner wachſen und fließen zwar zu compakten bis Centnerſchweren Erzklumpen mit unregelmäßiger Rundung zuſammen, allein man erkennt darin häufig die einzelnen concentriſch ſcha - ligen Körner wieder, woraus ſie entſtanden. Alles liegt in einem intenſiv - gefärbten oder gelben thonigen Lehm, der vor der Benutzung abgeſchlemmt werden muß. Das Ganze erinnert zu lebhaft an Erbſenſteinbildung pag. 337, als daß man ihre Entſtehung anders erklären dürfte, wenn es auch heute da, wo ſie lagern, an Quellen fehlt. Sie finden ſich beſonders aus - gezeichnet auf dem Jurakalk in Deutſchland und Frankreich, erfüllen hier entweder ſehr unregelmäßige Spalten, die erſt durch die Waſſer aus - gefreſſen ſind, in welchen ſie lagern, oder bilden Lager, die ſich in flachen Vertiefungen nach Art des Lehms ausbreiten. In den Spalten werden ſie gern von ſtrahligem Kalkſpath begleitet. Stellenweis ſind die Erze ſelbſt reiche Fundorte für foſſile Säugethiere. Schon länger iſt in Süd - wie Norddeutſchland ein kleiner Chromgehalt nachgewieſen (Pogg. Ann. 55. 633), ſeltener ein kleiner Gehalt an Vanadium. Daß auch Zink und Titan darin enthalten ſein muß, beweiſen die Hüttenprodukte. Schon Klaproth (Beitr. IV. 128) hat das Eiſen-Bohnenerz aus dem Högau analyſirt, was im obern weißen Jura lagert: 53 F̶⃛e, 14,5 Ḣ̶, 23 S⃛i, 6,5 A̶⃛l, 1 M̶⃛n. Meiſt bildet die Kieſelerde mit der vorhandenen Thonerde Thon, welcher mechaniſch hineingeführt ſein dürfte. Walchner (Schweig - ger’s Journ. 51. 209) hat gefunden, daß die Bohnenerze aus dem Al - dinger Stollen, in welchem der rothe Kugeljaſpis pag. 175 lagert, mit Säure gelatiniren, ein Theil der Kieſelerde müßte daher an Baſen ge - bunden ſein. Es iſt das übrigens ein ganz beſonderes Vorkommen, welches ſchon im Ausſehen der Bohnen von denen des Jurakalkes abweicht.

Sind die Bohnen innen hart und nicht ockerig, ſo liefern ſie 30 36 p. C. eines leicht flüſſigen Eiſens. In Württemberg gewinnt man allein 150,000 Ctr. alljährlich, beſonders in der Umgegend von Nattheim und Tuttlingen. Auch der franzöſiſche Jura, Haute Saone, Berry ꝛc. iſt reich daran.

Der gelbe Eiſenoolith im obern braunen Jura beſteht aus kleinen runden concentriſch ſchaaligen Kugeln oder zuſammengedrückten Linſen, welche in einen mergeligen Kalk eingeſprengt ſind. Manche Schichten ſind ſo reich (Schicht des Ammonites macrocephalus bei Geiſingen an der Donau), daß ſie verſchmolzen werden können. Es iſt das aber nicht ſo gewöhnlich, als bei dem rothen oolithiſchen Thoneiſenſtein. Im Tertiär - gebirge (am Kreſſenberge bei Traunſtein in den Bayeriſchen Alpen) ſind die Körner ſchwärzlichbraun, gehen ſogar in’s Grün, was von Ver -531IV. Cl. Oxydiſche Erze: Manganerze.unreinigung herrührt. In der Kreideformation der Alpen kommen grünlich ſchwarze bis grüne Oolithe vor, die mit Säure eine Kieſelgallerte geben. Am Berge Chamoiſon bei St. Maurice im Wallis werden dieſe auch auf Eiſen benutzt (Chamoiſit). Die Analyſe gab 60,5 Eiſenoxydul, 17,4 Waſſer, 14,6 S⃛i und 7,8 A̶⃛l. Es gibt noch andere ſolcher oolithiſchen Körner verſchiedener Zuſammenſetzung, aus denen man Eiſen gewinnt, und die wegen ihres Waſſergehaltes und ihrer Kornbildung hier ihre Stelle finden.

Brauneiſenocker iſt der erdige zerreibliche Zuſtand, von intenſiv gelber Farbe, aber meiſt verunreinigt durch Thon. Schließt ſich an die Gelberde an, dieſe brennt ſich aber roth, während der ächte Ocker ſich noch ſchwarz brennt in Folge des Eiſenreichthums.

b) Manganerze.

Ihr Vorkommen iſt viel beſchränkter, als das der Eiſenerze. Doch ſollen Geſchiebe Amerikaniſcher Flüſſe beſonders an Waſſerfällen ſich mit einer glänzenden Schicht von Braunſtein bedecken. Die Quell - und Hu - musſäure löſen das Ṁn, das ſich an der Luft dann oxydirt (Silliman’s Amer. Journ. 1852. XIII. 9). Der Hauptſache nach ſind ſie auf ſchmale Gänge und Neſter beſchränkt, welche im rothen Porphyr und deſſen Sand - ſteinen am liebſten mit Schwerſpath aufſetzen. Kleinere Mengen finden ſich häufig in Begleitung von Brauneiſenſtein. Die Farben aller oxydiſchen Manganerze ſind ſchwarz. Wenn die verſchiedenen Oxydationsſtufen lange den Einflüſſen der Luft ausgeſetzt ſind, ſo gehen ſie in ſchmutzendes Man - ganſuperoxyd (Ṁn) über, daher das Unbeſtimmte im Sauerſtoffgehalt. Sie ſind unſchmelzbar, und die höhern Oxydationsſtufen löſen ſich unter Entwickelung von Chlor in Salzſäure. Im Oxydationsfeuer bekommt man ein ſchönes amethyſtblaues Glas, das in der Reduktionsflamme farblos geblaſen werden kann, wenn man nur wenig Manganerz zugeſetzt hatte. Spuren entdeckt man mit Soda in der äußern Flamme: es ent - ſteht Manganſaures Natron, das grünlich ausſieht.

Der alte bergmänniſche Name für die Haupterze iſt Braunſtein, wahrſcheinlich weil ſie in der Töpferei eine braune Glaſur geben. Mag - nesia nigra iſt der alte chemiſche Name, und ſchon Plinius hist. nat. 36. 66 ſcheint die Anwendung zum Entfärben des Glaſes zu kennen, wenn er ſagt, daß der ſchlaue Scharfſinn bald nicht zufrieden war, nitrum zum Glasſatz zu miſchen, ſondern coeptus addi et magnes lapis. Auch das von manganizo (reinigen) abgeleitete Wort deutet darauf.

1. Braunmangan M̶⃛n Ḣ̶.

Nach ſeinem braunen Strich genannt. Dem Brauneiſen F̶⃛e Ḣ̶ genau entſprechend, wornach der Name leicht behalten wird. Werner vermiſchte die Sache noch, aber nannte dieſes vorzugsweis blättrigen grauen Braunſtein. Erſt Haidinger (Pogg. Ann. 7. 225 und 14. 199) unter - ſchied es richtig unter dem neuen Namen Manganit. Es iſt nicht nur das gewöhnlichſte, ſondern auch das ſchönſte unter den Manganerzen. Nimmt aber leicht Sauerſtoff auf, und verliert dadurch an Glanz.

34*532IV. Cl. Oxydiſche Erze: Braunmangan.

2gliedrig und iſomorph mit Brauneiſen, aber Kryſtalle ſchöner und immer vorhanden, wo es auftritt. Die geſchobene Säule M = a: b: c 99° 40′ in der vordern Kante, gewöhnlich durch Längsſtreifen ſtark entſtellt. Ihr blättriger Bruch tritt mehr oder weniger deutlich hervor. Dagegen ſtumpft ein leicht darſtellbarer Blätterbruch b: a: c die ſcharfe Säulenkante ab, alſo genau wie beim Brauneiſen. Am Ende

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herrſcht die Gradendfläche o = c: a: b mit Streifungen parallel der Axe b vor, was zu einem Paare d = a: c: b mit 114° 10′ in c führt, woraus a: b = 1,5489: 1,8354 = 〈…〉 lga = 0,19011, lgb = 0,26373. Auch ein drittes zugehöriges Paar e = b: c: a mit 122° 50′ in c kommt ſehr be - ſtimmt vor, nach ihm richten ſich die ſo häufigen Zwillinge, welche e gemein haben und umgekehrt liegen, ſich daher unter 122° 50′ mit den Säulenſtreifen ſchneiden. Oefter meint man zwar wegen der vielen un - beſtimmten Säulenflächen, das Paar ſei nicht gerade auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzt, aber wenn man vorſichtig den Blätterbruch B dar - ſtellt, ſo fällt er genau in die Kante e / e, alſo kann es nur ein Paar aus der Zone der Axe a ſein.

In der Säulenzone findet ſich öfter s = a: b: c mit 76° 37′ vorn, und ſo ſtark ausgedehnt, daß man leicht Axe a für b nehmen kann, allein die Streifung auf der Gradendfläche parallel b und der blättrige Bruch B leiten. Denn nach Haidinger ſoll zwar die Abſtumpfungsfläche der ſtumpfen Säulenkante a: b: c auch etwas blättrig ſein, aber jedenfalls undeutlich. r = a: 2b: c die ſtumpfe Säulenkante und l = a: ½b: c die ſcharfe zuſchärfend machen die Erkennung der Säulen - flächen unſicher. Als Endigung findet ſich in der Diagonalzone von

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d häufig ein ſehr ſtumpfkantiges Oktaeder g = a: c: 3b mit 162° 39′ in der vordern Endkante, durch ſein oscillatoriſches Auftreten erzeugt es ſtarke Streifen auf d. Daneben in der Ecke liegt in der gleichen Diagonalzone n = a: c: ½b, wie man leicht aus dem ſtumpfen Winkel ſieht, den ſie auf M mit der ſcharfen Säulenkante macht. Das ſogenannte Grundoktaeder P = a: b: c kommt faſt nicht vor, in günſtigen Fällen als eine feine Abſtumpfung der Kante g / n. Dagegen tritt m = ½a: ½b: c mit der ſeitlichen Endkante von n / n und der Seiten - kante von P / P in eine Zone fallend recht beſtimmt wenn auch klein auf. Am intereſſanteſten jedoch iſt eine hemiedriſche Fläche c = $$\frac{5}{3}$$ a: b: c, die mit der horizontalen Kante l / n in eine Zone fällt. Ihre Lage in den abwechſelnden Quadranten ergibt wie beim Bitterſalz pag. 440 ein zwei - gliedriges Tetraeder. Haidinger bildet ſogar Zwillinge ab, worin beide Individuen ſämmtliche Flächen gemein haben, nur in Beziehung auf die Tetraidflächen c liegen ſie dergeſtalt umgekehrt, daß dieſe c Flächen ſich zu einem vollſtändigen Oktaeder ergänzen. Alle dieſe ſchönen Kryſtalle533IV. Cl. Oxydiſche Erze: Graumangan.finden ſich zu Ihlefeld am Harz, wo ſie mit Schwerſpath Gänge im Porphyrgebirge bilden.

Eiſenſchwarz, je veränderter deſto ſtahlgrauer. Röthlich brauner Strich. Stärkſter Metallglanz unter den Manganerzen. Härte 4, Ge - wicht 4,3. M̶⃛n Ḣ̶ mit 89,8 M̶⃛n und 10,2 Ḣ̶. Unſchmelzbar, gibt aber 3 p. C. Sauerſtoff ab, indem es ſich in rothes Oxyd (Ṁn M̶⃛n) verwandelt. Ihlefeld, Ilmenau, Neukirchen im Elſaß, Neuenbürg auf dem Württembergiſchen Schwarzwalde, Graham bei Aber - deen ꝛc. Verwandelt ſich aber leicht durch Aufnahme von Sauerſtoff in

2. Graumangan M̈n.

Nach ſeinem ſchwarzgrauen Strich genannt, vorzugsweis unter Wer - ner’s ſtrahligem grauem Braunſtein begriffen, Hausmann’s Weich - braunſtein, weil er abfärbt. Von den Franzoſen Savon de verriers (de l’Isle Criſtall. III. 89) genannt, weil er wegen ſeines Sauerſtoffreichthums beſonders ſich eignet, das Glas von der durch kohlige Subſtanzen oder Eiſenoxydul erzeugten braunen oder grünen Farbe zu befreien. Haidinger (Pogg. Ann. 14. 204) nannte ihn deshalb Pyroluſit, von πῦρ Feuer, λούω waſche.

Afterkryſtalle nach Braunmangan häufig, ächte Kryſtalle finden ſich meiſt mit Brauneiſenſtein zuſammen in kurzen Säulen, deren Winkel ſich aber nicht ſcharf beſtimmen laſſen. Die erſten maß Haidinger aus dem Brauneiſen von Eiſerfeld bei Siegen, ſie finden ſich ferner ſchön bei Hirſchberg in Weſtphalen und Platten in Böhmen, beſonders aber zu Schimmel und Oſterfreude bei St. Georgenſtadt im Erzgebirge. Die an - nähernden Winkel betragen in der Säule M = a: b: c 93° 40′ (92° 52′ Breithaupt), deren ſtumpfe Kante durch a = a: b: c und deren ſcharfe durch b = b: a: c gerade abgeſtumpft wird, alle vier etwas blättrig aber ſtark faſerig. Außer der Gradendfläche P = c: a: b findet ſich auf die ſcharfe Kante aufgeſetzt ein Paar d = b: c: a 140° in c, was man zwar durch eine Annahme von 2b: c: a auch dem Braunmangan annähern könnte, doch ſcheint es

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eine beſondere Kryſtalliſation zu ſein. Namentlich ſcheint es auch aus der Eigenthümlichkeit der Blätterung und Verſchiedenheit der Farbe her - vorzugehen, mit welcher ſie ſich z. B. bei Elgersburg an ein und dem - ſelben Handſtücke von dem in Graumangan verwandelten Braunmangan unterſcheiden.

Eiſenſchwarz, aber lichter grau als Braunmangan, und mit gerin - gerem Glanz. Graulich ſchwarzer Strich. Härte 2, ſtark abfärbend, Gew. 4,9. M̈n, Manganſuperoxyd, unſchmelzbar, verwandelt ſich in der Hitze in Ṁn M̶⃛n, und gibt dabei 12 p. C. Sauerſtoff ab. Ein geringer Waſſergehalt 1 2 p. C. rührt wahrſcheinlich vom Braunmanganerz her.

Die langſtrahligen bis feinfaſrigen Abänderungen, wie man ſie z. B. 534IV. Cl. Oxydiſche Erze: Harimangan.zu Oehrenſtock und Elgersburg bei Ilmenau, Friedrichsrode, Reinwege ꝛc. am Thüringer Wald findet, ſind ohne Zweifel verändertes Braunmangan, nicht ſelten haben auch dicke Kryſtalle innen noch einen braunen, dagegen außen ſchon einen grauen Strich. Solches ſtrahliges Erz ſcheidet ſich in kleinen Mengen auch im Brauneiſenſtein (Neuenbürg, Siegen) oder ver - witterten Spatheiſen (Hüttenberg) aus. Beſonders intereſſant iſt das Vorkommen in Centralfrankreich (Dufrénoy Traité Miner. II. 415), wo Geſteine mit Pyroluſit und Pſilomelan einen Gürtel um das kryſtalliniſche Urgebirge machen, die Juraformation lagert ſich an, und beide werden durch einen Sandſtein (Arkoſe) getrennt. Die Manganerze ſchweifen nur neſterweis begleitet von Schwerſpath auf der Gränze herum, bald aus dem Urgebirge durch die Arkoſe ins Flözgebirge und umgekehrt tretend. Wie der Schwerſpath, ſo kann auch das Manganerz erſt ſpäter einge - drungen ſein. In den Eiſengruben von Beauregard (Dep. Yonne) ſind die Liasmuſcheln, beſonders die dickſchaligen Thalaſſiten, in Eiſenglanz verwandelt, der von Manganerz begleitet wird. Die Grube von Roma - nèche bei Mâcon iſt ein Tagebau im Porphyr, der 60′ tief mitten im Ort hinabgetrieben wird, und darauf lagert ſich dann der untere Lias. Zu St. Chriſtoph (Cher Dep. ) iſt die Arkoſe förmlich mit Manganerz geſchwängert. Zu St. Martin de Freſſengas bei Thiviers kommt das Erz in Knoten und kleinen Gängen im untern Oolith bis in den Gneis hinab vor. Delanoue glaubt daher, daß das Mangan in der Oolithen - formation abgelagert, und dann erſt durch Löſung und Schwemmung den tiefern Schichten zugeführt wurde. Das Manganerz von Nontron (Dor - dogne) auf Lias enthält etwas Kobalt, den man mit Nutzen herausziehen kann.

Graumangan iſt das gewöhnlichſte und techniſch wichtigſte, gerade weil es ſo leicht durch Oxydation entſteht. Phillips

Varvicit von Warwickſhire, ſpäter auch von Ihlefeld und Leyſa in Heſſen erinnert durch ſeine kurzſtrahlige Blättrigkeit zwar an das kry - ſtalliniſche Graumangan, allein nach der Analyſe will man M̈n + M̶⃛n annehmen, und nach Breithaupt (Pogg. Ann. 61. 187) ſoll es entſchieden nur verändertes Braunmangan ſein. Die ſehr deutlichen Afterkryſtalle von Oehrenſtock in Dreikantnern von Kalkſpath ſind durch mechaniſche Er - füllung von ſtrahligem Braunmangan entſtanden, das ſich dann ſpäter in Graumangan verwandelte. Um Verwechſelungen zu vermeiden, nannte Breithaupt die Kryſtalle von Platten Polianit (πολιίς grau).

3. Hartmangan M̶⃛n.

Brachytypes Manganerz Mohs Pogg. Ann. 7. 234, Braunit Hai - dinger Pogg. Ann. 14. 203. In großer Menge zu Oehrenſtock bei Ihle - feld im Porphyr brechend. Kleine viergliedrige Oktaeder, die man aber von regulären im Anſehen nicht unterſcheiden kann, Endkanten 109° 53′ und Seitenkanten 108° 39′, alſo nur wenig ſtumpfer als das reguläre Oktaeder. Die Flächen meiſt gekrümmt und etwas blättrig.

Schwarz und viel dunkeler als die genannten. Das Pulver ein Stich ins Roth. Unvollkommener Metallglanz. Härte 6 7, daher unter allen Manganerzen das härteſte, Gew. 4,8.

535IV. Cl. Oxyd. Erze: Scharfmangan.

Unſchmelzbar, beſteht aus Manganoxyd M̶⃛n, durch 2,6 Baryterde ver - unreinigt. Es fällt bei dieſer Zuſammenſetzung allerdings auf, daß es nicht mit Eiſenglanz iſomorph iſt, da Mangan das Eiſen doch ſo häufig vertritt, Herrmann will es daher als Ṁn M̈n betrachtet wiſſen. Ihlefeld, Leimbach, St. Marcel (Marcelline).

4. Scharfmangan Ṁn M̶⃛n.

Schwarzer Braunſtein Werner’s, die ſcharfe Form des Okta - eders ſchon von Hauy (Traité IV. 266) erkannt, daher von Mohs pyra - midales Manganerz genannt, Haidinger ſchlug den Namen Hausmannit vor, Hausmann ſelbſt nennt es aber Glanzbraunſtein.

Viergliedrige Oktaeder 105° 25′ in den Endkanten und 117° 54′ in den Seitenkanten, gibt a = 〈…〉 . Quer gegen die Hauptaxe, alſo parallel einer Grad - endfläche c: a: a iſt es deutlich blättrig. Auch das nächſte ſtumpfere Oktaeder a: c: a und ein drei - fach ſtumpferes a: a: c kommt untergeordnet vor. Häufig und höchſt auszeichnet ſind Zwillinge, welche die Fläche des nächſten ſtumpferen Oktaeders gemein haben

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und umgekehrt liegen. Man darf das Oktaeder nur in einer 2 + 1gliedrigen Säulenſtellung nehmen und parallel dieſer ſtumpfen Säulen - kante von 117° 54′ in der Mitte durchſägen, und die beiden Hälften um 180° gegeneinander verdrehen, ſo kommt ein Schwalbenſchwanz - zwilling ähnlich dem Gyps, nur daß die ſcharfe Säulenkante o1 / o2 nicht abgeſtumpft iſt, wohl aber ſind die ſämmtlichen Flächen dieſer Säule in beiden gemein, während die Augitpaare 1 / 2 unter 165° 38′ und ihre Mediankante oben

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unter 161° 38′ einſpringen. Eine förmliche 2 + 1gliedrige Ordnung. Gewöhnlich ſind es Fünflinge, indem an ein mittleres Hauptindividuum (1) ſich 4 Nebenindividuen lagern (2 5). Sie erſcheinen wie ein Ok - taeder mit eingeknickten Kanten von 161° 38′, und dreimal eingeknickten Flächen, wovon zwei an der Zwillingsgränze (12, 13, 14, 15) 165° 32′ betragen, während die Nebenindividuen 2 5 untereinander ſich nicht be - rühren, ſondern in der geknickten Oktaederfläche (23, 34, 45, 52) einen Winkel von 22 $$\frac{1}{2}$$ ° offen laſſen, der ſich aber mit Maſſe ausfüllt. Die ganze nicht gezeichnete Unterſeite geht reſpektive den Flächen von 1 parallel, da je zwei Flächen der Nebenindividuen mit zweien des Hauptindividuums parallel gehen müſſen, vermöge des Zwillingsgeſetzes.

Pechſchwarz mit röthlich braunem Strich und unvollkommenem Metall - glanz. Härte 5, Gew. 4,7, iſt alſo leichter als Hartmangan, obgleich es weniger Sauerſtoff hält.

Ṁn M̶⃛n von der Zuſammenſetzung des Magneteiſens, aber doch da - mit nicht iſomorph, deshalb wollte es Herrmann als 2 M̈n anſehen. Ilmenau und Ihlefeld. Daubrée hat es künſtlich aus Manganchlorür mit Waſſerdampf in der Rothglühhitze dargeſtellt.

536IV. Cl. Oxydiſche Erze: Schwarzer Glaskopf, Braunſtein.

5. Schwarzer Glaskopf.

Schwarzeiſenſtein Werner, untheilbares Manganerz Mohs, Pſilo - melan Haidinger, von ψιλός kahl, μελάς ſchwarz. Ein Manganglaskopf, mit traubiger und nierenförmiger Oberfläche, aber innen nicht faſerig, ſondern mit Jaſpisbruch. Der Strich hat etwas Glanz. Bläulichſchwarze Farbe, Härte 5 6, Gew. 4.

Unſchmelzbar. Es ſcheint keine beſtimmte chemiſche Verbindung zu ſein, was den dichten Zuſtand erklärlich macht. Nimmt man das Mangan als rothes Oxyd (Ṁn M̶⃛n), ſo bleibt noch ein Ueberſchuß an Sauerſtoff. Turner (Pogg. Ann. 14. 225) analyſirte den von Schneeberg und Roma - nèche und fand 69,8 rothes Oxyd, 7,3 Sauerſtoff, 16,4 Baryterde, 6,2 Ḣ̶, Rammelsberg (Pogg. Ann. 54. 556) möchte daraus die Formel (Ṁn, Ḃa) M̈n2 + Ḣ̶ konſtruiren. Auffallender Weiſe fand Fuchs in einem vom Fichtelgebirge keine Baryterde, ſondern 4,5 Kali, was nach dem Glühen mit Waſſer herausgezogen werden kann. Der von Horhauſen im Siegenſchen hat 3 K̇a.

Er gehört zu den verbreitetſten Manganerzen, namentlich gern mit Brauneiſenſtein (Neuenbürg), manche Abänderungen ſind vielfach von fa - ſerigem Graumangan durchzogen. Die Schneeberger zeichnen ſich durch beſondere Schönheit und Tiefe der Einſchnitte aus. Durch Verwitterung überziehen ſie ſich mit einer nelkenbraunen Schicht, die man unter dem Namen

Wad begreift. Die ganz verwitterten Stücke ſind färbend, aber ſchwimmend leicht. Turner wies in mehreren etwas Baryterde nach, was auf den Urſprung von ſchwarzem Glaskopf deutet, auch zeigen derbe Stücke noch die Glaskopfſtruktur. Er beſteht im weſentlichen aus M̈n Ḣ̶, wie Berthier’s Groroilit von Groroi (Dep. Mayenne). Der

Manganſchaum hat mehr Glanz und mehr Roth, er überzieht den Brauneiſenſtein (daher auch Brauneiſenrahm genannt). Schwarzes erdiges Manganerz findet man gar häufig in Eiſengruben, in den Bohnenerzen, als Zerſetzungsprodukt ſaliniſcher Eiſenerze ꝛc. Naß ſind ſie ſchmierig. Man vergleiche hier auch den ſchwarzen Erdkobalt und das Kupfermanganerz von Kamsdorf (Pogg. Ann. 54. 547), den Crednerit von Friedrichsrode Ċu3 M̶⃛n (Pogg. Ann. 74. 561).

Vorſtehende Manganerze kommen entweder als reine Erzſtufen oder auf Mühlen zu Pulver geſtoßen, als Braunſtein in den Handel. Ihr Werth hängt lediglich von dem Sauerſtoffgehalt ab. Doch ſollen die beſten Braunſteinſorten nur 89 92 p. C. M̈n enthalten. Der Ctr. koſtet etwa 1 Rthlr. Sie dienen zur

1) Darſtellung des unreinen Sauerſtoffs. Man glüht ſie, das reine Superoxyd gibt dann ein Drittel ſeines Sauerſtoffs ab, alſo Mn6 + O12 werden Mn6 + O8 = Mn3 + O4 = Ṁn M̶⃛n (rothes Oxyd). Daraus folgt, daß Scharfmangan gar keinen Sauerſtoff, Hart - und Braunmangan dagegen $$\frac{1}{9}$$ abgeben.

2) Darſtellung des Chlors. Man miſcht in Fabriken 2 Na C̶l + 2 S⃛ Ḣ̶ + M̈n, es bildet ſich dann 2 Ṅa S⃛ + 2 C̶l , letztere Salz -537IV. Cl. Oxydiſche Erze: Zinnſtein.ſäure zerſetzt das Manganſuperoxyd, es wird von 2 Ḣ̶ + Mn C̶l + C̶l das eine Atom Chlor frei.

3) Entfärbung des Glaſes. Eiſenoxydul färbt ſtärker als Eiſenoxyd, umgekehrt Manganoxyd ſtärker als Manganoxydul. Hat man daher im Glaſe Ḟe2 + M̶⃛n, ſo ſetzt ſich das in F̶⃛e + M̶̈n um, welche beide weniger färben. Ebenſo werden kohlige Theile, die braun färben, zerſtört.

Als Manganhaltige Foſſile hatten wir oben Manganepidot pag. 234, Mangangranat pag. 230, Mangankieſel pag. 215, Helvin pag. 313, Manganſpath pag. 346, Braunſpath ꝛc., Franklinit pag. 517. Auch Wolfram, Hauerit haben einen weſentlichen Mangangehalt.

c) Zinnerze.

Ihr Vorkommen iſt ſehr beſchränkt. Denn abgeſehen vom Zinnkies F̍e2 S̎n + C̶̍u2 S̎n, gibt es kaum noch etwas Wichtiges außer dem Oxy - diſchen Erz. Kleine Mengen im Olivin pag. 219, Euklas pag. 265, Manganepidot pag. 235, in den Tantalerzen, im Saidſchützer Bitter - waſſer und in Quellen-Niederſchlägen ſind zwar gefunden, doch beweist das nur, daß auch die Verbreitung des Zinns eine große iſt.

Zinnſtein.

Schlechthin Zinnerz, weil es das einzige iſt, woraus das Zinn ge - wonnen wird. Zinnzwitter, Zinngraupen der Bergleute. Schon von den Phöniciern und Römern gekannt. Étain oxidé, Oxyde of Tin.

Viergliedrig und iſomorph mit Rutil. Das Oktaeder s = a: a: c hat 121° 35′ in den End - und 87° 17′ in den Seitenkanten, folglich a = 〈…〉 . Das nächſte ſtumpfere Oktaeder P = a: c: a iſt gewöhnlich durch Streifung entſtellt, aber dennoch gieng Hauy von ihm aus, zumal da er meinte, Spuren von Blätterbrüchen daran entdeckt zu haben. Die erſte quadratiſche Säule g = a: a: c iſt immer da, und ihr entſprechen wenn auch undeutliche Blätterbrüche, ſchmaler pflegt die 2te Quadratiſche Säule l = a: a: c zu ſein. Eine Abſtumpfung zwiſchen beiden Säulen g / l iſt r = ½a: a: c, und ein Vierkantner zwiſchen P / g z = ½a: a: c kommt häufig in Cornwallis vor. Das ſogenannte Needle Tin von Polgooth im grünen Chlorit der dortigen Zinnſteingänge zeigt blos die achtſeitige Säule r mit dem Vierkantner z in der Endigung (Dufrénoy). Eine Fläche i = a: c: 3a ſtumpft die Kante P / s ab. Zu Monte del Rey in Spanien[findet] ſich ſogar die Gradendfläche c = c: a: a. Phillips gibt noch viele andere Flächen an. Namentlich iſt die Säulen - zone oft ſtark entwickelt. In England finden ſich zwar einfache Kryſtalle, aber vorherrſchend ſind, wie im Erz - gebirge, die Zwillinge, dieſelben haben eine Fläche des nächſten ſtumpfern Oktaeders gemein, und liegen umgekehrt. Die Hauptaxen c beider Individuen (alſo auch die Säulenkanten) ſchneiden ſich unter 112° 1′.

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538IV. Cl. Oxydiſche Erze: Zinnſtein.Eine Fläche l der 2ten Säule wird zur Medianebene, ſie ſpiegelt in beiden ein. Die erſte Säule herrſcht gewöhnlich, doch ſo daß die Oktaeder s und P noch einſpringende Winkel (Viſir) machen können, daher heißt ſie der ſächſiſche Bergmann Viſirgraupen, die Viſirkante s / s′ ſpringt 136° einwärts. Das Viſir kann jedoch auch ganz verſchwinden, namentlich wenn ſich die zweite Säule ſtark ausdehnt, höchſtens daß eine kurze Streifung die Stelle der einſpringenden Winkel noch andeutet. Es ent - ſtehen dann wie beim Rutil knieförmige Kryſtalle, das Knie macht mit ſeinen Kanten immer 112° 1′. Bei den Viſirgraupen wächſt gewöhnlich ein Individuum durch, man kann das leicht für Drillinge halten, allein das Einſpiegeln ſämmtlicher Flächen läßt das wahre Sachverhältniß bald erkennen. Es kommen freilich auch Drillinge, Vierlinge ꝛc. vor, es iſt aber in dieſer Mehrzahl nichts Geſetzliches.

Unvollkommener Metallglanz in den Fettglanz ſich neigend. Im reflektirten Licht ſind die Sächſiſchen ſchwarz, auf Sprüngen ſcheinen ſie aber gelblichroth, wie Colofonium, durch. Die Engliſchen zeigen häufig ganz die Colofoniumfarbe, welche ſich ſogar bis zum faſt farbloſen ſteigern kann. Daher geben ſelbſt die dunkelſten fein geſtoßen ein lichtaſchgraues Pulver. Kleinmuſcheliger Bruch. Härte 6 7, noch etwas härter als Hartmangan, daher unter den oxydiſchen Erzen das härteſte. Gew. 6,97, aber gewöhnlich etwas leichter. Zinnoxyd S̈n mit 78,6 Zinn und 21,4 Sauerſtoff, ſchon Klaproth Beitr. II. 245 kam zu dieſem Reſultate ſehr annähernd. Eiſenoxyd, Manganoxyd und etwas Kieſelerde ſind die gewöhnlichen Ver - unreinigungsmittel, zu Finbo auch Tantalſäure. Vor dem Löthrohr iſt er für ſich unveränderlich, auf Kohle in gutem Reductionsfeuer gibt er ein Zinnkorn, beſonders auf Zuſatz von Soda. Berzelius lehrte zwei iſomere Zuſtände des Zinnoxydes kennen (Pogg. Ann. 75. 1): eines iſt ſelbſt in kalter Salpeterſäure löslich, das andere aber unlöslich. Zur unlöslichen gehört der Zinnſtein, der hartnäckig allen Säuren widerſteht, Klaproth mußte ihn daher mit Aetzkali im Silbertiegel aufſchließen. Dau - brée will durch Zerſetzung des Zinnchlorids mittelſt Waſſerdampf 2gliedrige Kryſtalle erhalten haben. G. Roſe ſetzt dieſelben zur Form des Brookits.

Das Vorkommen des Zinnſteins gehört zu den älteſten, denn wenn mit ihm andere Erzgänge, wie z. B. in Cornwallis die Kupfererzgänge, zuſammen vorkommen, ſo durchſetzen und verwerfen ſie die Zinnſteingänge. Der Zinnſtein ſelbſt bricht meiſt nur auf ſchmalen Gängen, die kein be - ſtimmtes Streichen einhalten, ſondern das Gebirge in kleinen Trümmern netzförmig durchſchwärmen. Man muß daher das ganze Geſtein abbauen, was zuweilen nicht mehr als p. C. Erz enthält. Solche Baue, etagen - förmig übereinander geführt, heißen Stockwerke, daher Zinnſtockwerke. Da man jedoch, um den Einſturz zu hindern, große Mittel ſtehen laſſen muß, ſo gewinnt man z. B. auf der Carclaze-Grube bei St. Auſtle das Zinnerz gerade - zu in großen offenen Tagebauen (Pingen). Dieſe Art der Vertheilung hat der Zinnſtein mit dem Golde gemein, wo die Natur daher die Zertrüm - merung und Auswaſchung übernommen hat, da erzeugten ſich die ſoge - nannten Zinnſeifen, die ohne Zweifel zuerſt auf die Entdeckung des Erzes geführt haben. Schon Plinius 34. 47 ſagt ausdrücklich gigni in Gallaecia summa tellure arenosa, lavant eas arenas metallici, et quod539IV. Cl. Oxydiſche Erze: Zinnſtein.subsidit, coquunt in fornacibus. Begleiter des Zinnſteins ſind Quarz, Wolfram, Tungſtein, Topas, Apatit, Arſenikkies, Lithionglimmer, Turma - lin, Flußſpath ꝛc.

1. Kryſtalliniſcher Zinnſtein. Das iſt bei weitem der häu - figſte. Im Erzgebirge werden jährlich etwa 4000 Ctr. Zinn erzeugt. Die Hauptpunkte ſind a) Böhmiſch und Sächſiſch Zinnwalde, wo das Erz in ein körniges Quarzgeſtein (Greiſen) eingeſprengt iſt, nördlich dabei die berühmten Altenberger Stöcke, im Feldſpathporphyr, aber die Gänge zer - ſetzten das Geſtein zu einem harten Quarz. Am ſüdlichen Abhange des Erzgebirges Graupen (Zinngraupen) nordöſtlich Teplitz. b) Ehrenfrieders - dorf und Geyer zwiſchen Chemnitz und Annaberg liegen ſtark nördlich vom Kamme des Erzgebirges, hier Gänge im Gneiſe. c) Eybenſtock und Jo - hann-Georgenſtadt in Sachſen, Platten und Joachimsthal in Böhmen, vier Städte, welche in einer Linie von Nordweſt nach Südoſt quer über das Erzgebirge liegen. d) Die ſchönſten Kryſtalle brechen jedoch in gang - förmigen Zügen ſüdlich Elbogen an der Eger bei Schlaggenwalde und Schönfeld. Ungleich reicher als dieſes alles iſt die ſüdweſtliche Halbinſel Englands Cornwallis, wo jährlich allein an 90,000 Ctr. Zinn ge - wonnen werden. Es ſind hier wieder quarzige Zinnſteingänge, die Thon - ſchiefer und Granit nach allen Richtungen durchſchwärmen. Die äußere Anſicht gleicht einer zuſammenhängenden Kette von Ruinen, auf den Spitzen der Berge mit den ehrwürdigen Denkmälern alter Druiden. Eine einzige Grube nimmt mit ihren überſtürzten Halden, Erzhaufen, Pochhütten ꝛc. nicht ſelten eine halbe engliſche Quadratmeile ein (Bergmänniſches Journ. 1790. III. 2. pag. 21). St. Auſtle, St. Agnes, St. Juſt, Redruth, Polgooth und viele andere Gruben haben die ſchönſten Kryſtalle geliefert, worunter namentlich auch häufig einfache, die durch ihre Form an die Mannigfaltigkeit von Zirkon - und Hyacinthkryſtalliſation erinnern. In Spanien gedenkt ſchon Plinius des Vorkommens in Lusitania (Portugal) und Gallaecia (Gallicien, der nordweſtlichen Ecke der Halbinſel), auch fing man 1787 im Granit von Monte-del-Ray dieſelben wieder abzubauen an, und die Londoner Induſtrieausſtellung 1851 hatte Erzproben aus den Provinzen Orenſe, Lugo und Zamora. Beweiſe genug für ihr Vorhanden - ſein. Ebenſo kann man aus Frankreich, Schweden (Finbo mit Pyrophy - ſalit und Tantalit), Mexiko ꝛc. Punkte nennen, ſelbſt in den vom Aetna ausgeworfenen Granitbruchſtücken iſt zuweilen Zinnoxyd eingeſprengt. Allein reich iſt nur noch ein bekannter Punkt in Hinteraſien, die Halb - inſel Malacca, die mit Bangka und Junkceylon ſo viel Zinn liefert, als England und Sachſen zuſammen, auf den Bangka-Inſeln von Chi - neſen, auf Junkceylon von Siameſen betrieben. Der Reichthum iſt da - ſelbſt ſo ungeheuer, daß bis jetzt blos die Zinnſeifen ausgebeutet wurden, worin natürlich die Kryſtalle gelitten haben müſſen. Unter den Geſchieben gehören viele zu dem edelſten Erz, wie z. B. die faſt farbloſen aus den Seifenwerken von St. Agnes. Die Maſſe dagegen bildet dunkelfarbige Geſchiebe, die aus körnig kryſtalliniſcher Subſtanz (Granular-Tin) beſteht, welche auf reichen Gängen die Kryſtallmutter bildete.

2. Holzzinn (Wood-Tin), Korniſch-Zinnerz Werner. Nach ſeiner holzbraunen Farbe und faſrigen Structur genannt. Die Oberfläche geht nicht540IV. Cl. Oxydiſche Erze: Titanerze.ſelten ins ſchön Kaſtanienbraune, das Innere iſt jedoch matt. Das ex - centriſch Faſrige und concentriſch Schalige in Verbindung mit Anfängen von Glaskopfſtruktur erinnert an lichte Brauneiſenſteine. Das Gewicht geht auf 6,4 hinab, Härte 5 6. Verunreinigung von Eiſenoxyd geht bis auf 9 p. C. Es kommt in den Seifenwerken von St. Auſtle und bei Xeres in Mexiko vor.

Die Afterkryſtalle nach Feldſpath pag. 184 ſind auf der Grube Huel Coates bei St. Agnes Beacon auf einem Gange in verwit - terten Granit eingeſprengt. Es iſt eine feinkörnige mit Quarzſand ge - mengte Maſſe, welche die Räume vorher zerſetzter Carlsbader Zwillinge erfüllt.

Die Kenntniß des Zinn’s pag. 500 knüpft ſich durchaus an die des Zinnſteins. Kein Erz iſt daher ſeit dem grauen Alterthum ſo berühmt, als dieſes. Schon Homer (Ilias 18, 474, 612. 20, 271) nennt es κασσί - τερος, und die Phönicier holten es von den Kaſſiteriten. Da es die Eigenſchaft hat, Metalle (beſonders Kupfer) zu härten, ſo war es in einer Zeit, wo Eiſen fehlte, von beſonderer Wichtigkeit, und daher iſt auch Verwechſelung gar nicht möglich. Plinius nennt es Plumbum candidum im Gegenſatz von nigrum dem Blei, und Ariſtoteles wußte ſchon, daß es leichter als Blei ſchmilzt, pag. 129. Daher unterſcheidet Plinius weißes Blei vom ſchwarzen daran, daß das weiße in geſchmolzenem Zuſtande das Papier nicht durch ſeine Hitze, ſondern durch ſein Gewicht zerreiße. Zu - gleich erzählt er die merkwürdige Geſchichte, daß das pretiosissimum can - didum a Graecis appelatum cassiteron aus Inſeln des atlantiſchen Oceans geholt werde, und zwar auf geflochtenen mit Fellen umnähten Schiffen. Gedenkt aber nicht, wie Caesar de bello gall. V. 12, Englands, ſondern meint, daß ſie das ſpaniſche Gallicien geweſen. Während Spätere ſogar Malacca als das Land jenſeits der Säulen des Hercules angeſehen haben, wo die Phönicier das hochgeſchätzte Metall holten.

Das Zinn aus ſeinem Erze zu gewinnen, macht einige Mühe. Es muß geröſtet, gepocht und geſchlämmt werden. Beim Schlämmen fällt auch der Tungſtein pag. 416 mit, welcher daher lange für weiße Zinn - graupen gehalten wurde. Dann wird das reinere Erz in Hoch - oder Flammenöfen mit Kohle reducirt.

Abgeſehen von Bronze pag. 485 wird es beſonders mit Blei legirt (3 50 p. C.). Prouſt hat gezeigt, daß darin das Blei weniger ange - griffen werde, als das Zinn. Da Zinn von Luft und Waſſer nicht an - gegriffen wird, ſo dient es hauptſächlich zum Verzinnen von Eiſen - und Kupfergefäßen. Chlorzinn dient in der Färberei, und Zinnamalgam zu Spiegeln. Schon im Alterthum waren die Spiegel von Brunduſium ge - ſchätzt, bis ſilberne zu gebrauchen ſelbſt Mägde angefangen haben.

d) Titanerze.

Sind gerade nicht ſelten, aber doch meiſt nur in kleinen Mengen gefunden. Schon beim Titanit pag. 300 wurden eine ganze Reihe titan - haltiger Foſſile mit Kieſelerde verbunden genannt. Den Titangehalt der Eiſenerze beweist nicht blos das Titaneiſen pag. 523, worin der engliſche Geiſtliche Gregor 1791 zuerſt das Titan erkannte, ſondern vor allem auch541IV. Cl. Oxydiſche Erze: Rutil.das in der ſogenannten Eiſenſau der Hochöfen gefundene Stickſtofftitan pag. 501. Da geſchwefelte Verbindungen gar nicht vorkommen, ſo haben wir hier die letzten, aber auch wichtigſten. Das reine Titanoxyd T̈i iſt nicht blos intereſſant durch ſeinen Iſomorphismus mit Zinnſtein, ſondern es ſcheint ſogar als Rutil, Anatas und Brookit trimorph aufzutreten, das einzige Beiſpiel in ſeiner Art.

1. Rutil, T̈i.

Der paſſende Wernerſche Name bezieht ſich auf die rothe Farbe, rutilus. Da er ſo häufig und ausgezeichnet in den Alpen vorkommt, ſo konnte er den ältern Mineralogen nicht entgehen, ſie nannten ihn aber rothen Schörl oder ſchörlartigen Granat. Bis endlich Klaproth Beiträge I. 233 in den Ungariſchen von Poinik das Titanium entdeckte, welches ſich ſpäter als identiſch mit dem Stoffe im Menaccanit pag. 524 erwies. Titane oxidé.

4gliedrig, iſomorph mit Zinnſtein. Nach Miller (Pogg. Ann. 57. 479) mißt das Oktaeder s = a: a: c 123° 8′ in den End - und 84° 40′ in den Seitenkanten, folglich 〈…〉 . Kokſcharow Pogg. Ann. 91. 154 fand durch viele Meſſungen im Mittel 123° 7′ 30″. Das erſte ſtumpfere Oktaeder P = a: c: a gewöhnlich geſtreift. Die erſte quadratiſche Säule g = a: a: c zeichnet ſich vor allen durch ihren deutlich blättrigen Bruch aus, und liefert für die Blättrigkeit der quadratiſchen Säule das ausgezeichnetſte Beiſpiel im vier - gliedrigen Syſtem, die beiden gleichen blättrigen Brüche erreichen faſt die Deutlichkeit der Hornblende. Auch die zweite quadratiſche Säule l = a: a: c läßt ihre Blättrigkeit nicht verkennen, wenn auch nicht ſo deutlich als die erſte. Durch Einſtellung der 4 + 4kantigen Säule r = ½a: a: a wird die Schärfe der quadratiſchen Säule häufig ganz ent - ſtellt, und bildet ſich ein Syſtem von Streifen, welche die Säulenformen cylindriſch machen. Die kleinen zierlichen Kryſtalle auf den Eiſenroſen pag. 521 vom St. Gotthardt ſcheinen in ſehr unregelmäßiger Weiſe ein - zelne Flächen dieſer r zu haben, woran dann das nächſte ſtumpfe Oktaeder P die Endigung bildet, wie trotz des Glanzes eine feine Streifung zeigt. Jedoch da als Säulenflächen auch noch a: ½a: c, a: a: c, a: ¼a: c, a: $$\frac{1}{7}$$ a: c angegeben werden, ſo kann in dieſen unwichtigen Beſtimmungen meiſt nur Meſſung leiten. Dagegen kommt wie beim Zinnſtein der 4kantner i = a: c: 3a, die Kante P / s und z = ½a: a: c die Kante r / s

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abſtumpfend, ausgezeichnet vor. Da die Aus - bildung der Ecken aber oft fehlt, ſo bilden die Zwillinge, welche P gemein haben und um - gekehrt liegen, ein einfaches Knie von 114° 26′, oder bei Durchwachſung, wie es häufig ge - ſchieht, das Supplement 65° 34′. Dieſes Knie wiederholt ſich nicht ſelten mehrfach, indem ſich die Individuen gegenſeitig zu verdrängen ſuchen,

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542IV. Cl. Oxydiſche Erze: Rutil.was durch Ein - und Ausbiegung angedeutet iſt, die Strahlen können dann nur zwei Richtungen befolgen. Entſteht jedoch ein Drilling, ſo haben wir zwei Kniee und dreierlei Strahlenrichtungen.

Im Quarz und Bergkryſtall vom St. Gotthardt findet man zarte Fäden, die ſich nach drei Richtungen ſcheinbar unter 60° ſchneiden, allein es möchte doch wohl nur der Zwillingswinkel von 65° 34′ ſein. Miller nimmt zwar ein Geſetz an, nach welchem die Individuen ſich mit c: a: a an einander legen ſollen, und ſie würden dann einen Winkel von 54° 43′ bilden, allein auch dieſer Winkel kommt dem 60° nicht näher. Auch auf den Eiſenroſen kann man drei Richtungen in den Individuen wahrnehmen, und dieſe ſcheinen ſenkrecht gegen die dreiſeitige Streifung auf der Gradendfläche des Eiſenglanzes zu liegen, dann müßten ſich die Individuen unter 60° ſchneiden. Vielleicht kommt dieſe Ungleichheit von der Anziehung des Eiſenglanzes her.

Fuchsroth mit einem ſchönen innern Lichtſchein nach der Lage des Blätterbruchs. Einerſeits gehen die Fäden ins Strohgelbe, andererſeits ins Blutrothe, ſelbſt ins Schwärzliche, beſonders bei unreinen Varietäten. Das Pulver gelblich grau. Die edlen ſtark durchſcheinend, daher metall - ähnlicher Diamantglanz. Härte 6, Gew. 4,3.

Das Titanoxyd iſt vor dem Löthrohr unſchmelzbar, mit Soda ſchmilzt es wie die Kieſelerde unter Brauſen zuſammen, ſammelt ſich über der Kohle zu einer ſchmutzig braunen unklaren Perle, welche beim Abkühlen etwas aufglüht. Mit Phosphorſalz in der äußern Flamme ein gelblich grünes Glas, das kalt farblos wird, in der innern ändert ſich die Farbe heiß nicht, wird aber kalt ſchön violett. In concentrirter Schwefelſäure iſt das feinſte Pulver löslich, beſſer jedoch wird es mit zweifach ſchwefel - ſaurem Kali aufgeſchloſſen. T̈i nach der chemiſchen Form des Zinnoxyds S̈n, Heinrich Roſe fand in den großen äußerlich dunkelfarbigen Kryſtallen im Quarz von St. Yrieux (Haute-Vienne) 1,5 F̶⃛e (Pogg. Ann. 3. 166). Mit Soda auf Platinblech öfter eine Manganreaktion, der von Käring - Bricka in Weſtmanland hat neben 97 T̈i ſogar 3 C̶⃛r.

In den Hochalpen mit Quarz, öfter ſogar nadelförmig in den Berg - kryſtall eingewachſen, wobei man ſich dann vor Verwechſelung mit Tur - malin hüten muß. Außerordentlich ſchön in dem Bergkryſtall von Ver - mont in Nordamerika. Höchſt eigenthümlich iſt die ſo gewöhnliche Ablagerung auf den Eiſenroſen. Loſe Kryſtalle und Geſchiebe, oft von mehr als Zollgröße, finden ſich bei Roſenau in Ungarn, Villa Ricca in Braſilien, Schinzthal in Tyrol ꝛc., Aſchaffenburg, Arendal, Buitrago in Spanien. Im nordamerikaniſchen Urgebirge an zahlloſen Stellen. Immer wie der Zinnſtein eng an das kryſtalliniſche Urgebirge geknüpft. In der Porzellan - malerei dient es zur Bereitung einer gelben Farbe.

Nigrin nannte Werner eine Zeitlang die dunkelfarbigen Geſchiebe aus den Goldſeifen von Ohlápián in Siebenbürgen, worin Klaproth (Bei - träge II. 235) 14 F̶⃛e gefunden haben wollte. Da aber daſelbſt verſchie - dene Titaneiſen vorkommen, worunter auch ächter Rutil iſt, ſo muß man ſich vor Verwechſelungen hüten.

543IV. Cl. Oxydiſche Erze: Anatas, Brookit.

2. Anatas, T̈i.

R. de l’Isle Christ. II. 406 kennt ihn ſchon unter dem Namen schorl bleu, Saussure Voyages dans les Alpes Nro. 1901 nannte ihn Octae - drit, was Werner beibehielt. Nach ſeinem erſten Fundort Oiſans hießen ihn die Franzoſen auch Oiſanite, indeß iſt der Hauy’ſche Name von der geſtreckten Form der Oktaeder entnommen (ἀνάτασις Ausſtreckung) durchgeſchlagen. Hauy ſchloß ſchon aus der Leitungsfähigkeit der Elek - tricität, daß er eine metalliſche Subſtanz enthalten müſſe, was Vauquelin beſtätigte.

Viergliedrige OktaederP mit 97° 56′ in den End - und 136° 22′ in den Seitenkanten, daher a = 〈…〉 , lag = 9,75291. Seine Flächen zeigen ſich auf Bruchflächen deutlich blättrig, weniger deutlich blättrig ſcheint die Gradendfläche o = c: a: a, ſie dehnt ſich bei den braſilianiſchen ſtark aus, ſo daß viergliedrige Tafeln entſtehen. Die Oktaederflächen ſind fein quer geſtreift parallel der Seitenkante. Häufig kommt das nächſte ſchärfere Oktaeder q = ½a: c: a in den Diagonalzonen von P untergeordnet vor, viel ſeltener das nächſte ſtum - pfere z = a: c: a. Dagegen iſt bei den Braſilianiſchen die Kante P / o gar oft durch r = a: a: c abgeſtumpft. Am zierlichſten iſt aber ein faſt bei allen ſichtbarer niedriger Vierkantner s, den ſchon. Hauy kannte, und der nach Mohs das Zeichen s = a: $$\frac{4}{3}$$ a: c pag. 75 haben ſoll, wenigſtens wird ſeine Endkante (im Quadranten), welche von c: ½d geht, durch das Oktaeder r = a: a: c gerade abgeſtumpft. Als Seltenheit die 2te Säule a: a: c.

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Die Alpiniſchen haben im reflektirten Lichte zwar den Schein der ſchwarzen Blende, ſcheinen aber ſehr ſchön indigblau durch, daher der alte Name blauer Schörl. Sie wirken etwas auf das Dichroſcop. Die Braſilianiſchen ſcheinen ſtellenweis Kolophoniumartig durch. Jeden - falls haben alle nur ein halbmetalliſches Ausſehen, und neigen zum Dia - mantglanz. Härte 5 6, Gew. 3,89.

Vor dem Löthrohr verhält er ſich wie Rutil, da er ebenfalls aus reinem Titanoxyd beſteht.

Er iſt ſeltener als Rutil, und immer nur in kleinen Kryſtallen mit Bergkryſtall in den Hochgebirgen der Alpen, Oiſans, Tavetſch - und Ga - veradithal, hier öfter wie der Rutil in den Bergkryſtall eingeſprengt. Aſchaffenburg, auf Grünſtein bei Hof im Fichtelgebirge in kleinen faſt hyacinthrothen Kryſtallen. Die größten kommen in einem Bache von Itabira zu Minas Geraes in Braſilien vor, Tafeln und Oktaeder können gegen ½ Zoll im größten Durchmeſſer erreichen. In Nordamerika kennt man ſie nicht, ſollen aber in den Eiſenſchlacken der Hochöfen von Orange County (New-York) neben den Titanwürfeln pag. 501 ſich bilden.

3. Brookit, T̈i.

Iſt der ſeltenſte unter den dreien. Die Kryſtalle wurden von Soret bei Bourg d’Oiſans in Begleitung von Anatas gefunden, als ſie aber544IV. Cl. Oxydiſche Erze: Brookit.im Grünſtein des Snowdon von Nordwallis in Platten von mehr als ½ Zoll Durchmeſſer gefunden wurden, gab ihnen Levy (Pogg. Ann. 5. 162) den Namen. 1848 wurden ſie im goldhaltigen Sandlager der Atlians - kiſchen Grube bei Miask klein aber vortrefflich kryſtalliſirt gefunden. Hr. v. Kokſcharow (Pogg. Ann. 79. 454) hat ſie genau beſtimmt.

Ausgezeichnet 2gliedrig. M = a: b: c 99° 50′, parallel der

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Axe c ſtark geſtreift, die Abſtumpfungsfläche der vordern ſtumpfen Säulenkante h = a: b: c dehnt ſich bei den Engliſchen ſo übermäßig aus, daß ſie dünne Tafeln bilden, die bei Zolllänge gewöhnlich noch nicht die Dicke von ¾ Linien erreichen. Ihre Längsſtreifung dient zur leichten Orientirung. Am Ende dieſer Tafeln glitzen viele kleine ſchmale Flächen, darunter herrſcht e = 2a: b: c, welche auf der Säule M einen ſcharfen ebenen Winkel neben der Kante M / h macht, ihr vorderer Endkantenwinkel beträgt 101° 3′, ihr ſeitlicher 135° 37′, daraus folgt a: b = 0,891: 1,059. Das Hauptoktaeder o = a: b: c ſtumpft die Kante h / e ab, und wird bei den Engliſchen gar nicht angegeben. Ueber e in der Zone M / e liegt eine weitere Oktaederfläche k = c: $$\frac{3}{2}$$ b: 6a, welche nach Dufrénoy mit der unter ihr folgenden e den ſehr ſtumpfen Winkel k / e = 170° 45′ macht, ſie

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iſt parallel ihrer ſeitlichen Endkante geſtreift, und tritt durch dieſen ſtumpfen Knick immer ſehr be - ſtimmt hervor. Beſonders entwickelt iſt bei an - dern Kryſtallen die Zone in der vordern ſtum - pfen Endkante e / e, es kommt nicht nur das vordere Paar x = c: 2a: b vor, ſondern zwiſchen x / e die z = a: b: ½c, welche alſo aus der Zone M / o ſich leicht beſtimmen läßt. Levy gibt ſogar zwiſchen z / x eine Abſtumpfung an. Auch das Paar t = c: ½b: a auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzt, und y = a: ¼c: b über x gelegen, finden ſich bei Engliſchen und Ruſſiſchen. Kokſcharow führt außerdem noch die Ok - taeder r = a: b: 2c, n = a: ½b: c, u = a: b: c, m = a: b: c, u = $$\frac{4}{7}$$ a: ½b: c an. Außer h kommen auch die andern beiden Einzel - flächen P = c: a: b und c = b: a: c noch vor, ferner in der Säulenzone l = a: 2b: c, g = a: 8b: c, und das Paar auf der ſcharfen Säulenkante d = c: ¾b: a. Die Uraliſchen ſind ſtets zu 2 parallel einer Fläche h verwachſen, dieß könnte eine verſteckte Hinneigung zum 2 + 1gliedrigen Syſteme andeuten.

Fuchsrothe Farbe des Rutils, manche in dieſer Beziehung gar nicht unterſchieden. Diamantglanz. Härte 5 6, Gew. 4,19.

Vor dem Löthrohr verhält er ſich wie die übrigen.

Shepard’s Arkanſit bei den Hot Springs in Arkanſas (Pogg. Ann. 77. 302) hat zwar eine eiſenſchwarze Farbe, 3,9 Gew., und ein dihexaedriſches Ausſehen, indem ſich das Oktaeder e = 2a: b: c, nebſt einem ſonſt nicht bekannten Paare i = a: c: b, vor allem ausdehnt. Allein er beſteht nach Rammelsberg (Pogg. Ann. 78. 586) lediglich aus T̈i.

Nach H. Roſe (Pogg. Ann. 61. 507) gibt es chemiſch zweierlei Titan - ſäuren (T̈i): a) die mit Ammoniak gefällte und ſchwach getrocknete iſt im545IV. Cl. Oxydiſche Erze: Titanate.Waſſer löslich, allein jede Temperaturerhöhung erzeugt b) die unlös - liche Modifikation, man bekommt dieſe auch, wenn man die wäſſrige - ſung ſtark kocht, das Waſſer treibt dann die T̈i aus. Titanſäure durch Ammoniak gefällt und ſchwach geglüht bekommt Anatasgewicht 3,89, durch ſtärkeres Glühen ſteigt ſie durch das Brookitgewicht 4,19 zum Rutilgewicht 4,24, ſo daß die verſchiedenen Wärmegrade den Trimorphismus erzeugen könnten. Daubrée erhielt künſtlich Brookit, indem er Waſſerdampf über Titanchlorid oder Titanchlorid über Kalk leitete, und Ebelmen Rutilnadeln von 4 5 Linien Länge, indem er 5 Theile Phosphorſalz mit 1 Theil Titanſäure der Hitze des Porzellanofens ausſetzte (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 1851. 54. 173). Da das Anatasoktaeder ſich durchaus nicht recht auf das Rutiloktaeder zurückführen läßt, auch Anatas in ſeinen üb - rigen Kennzeichen von Rutil und Brookit ſich am meiſten entfernt, ſo mag ein Trimorphismus der Titanſäure wohl begründet ſein.

Titanate

haben wir außer den Kieſelerdehaltigen pag. 300 noch eine ganze Reihe, die wir hier kurz zuſammenſtellen:

1. Perowskit Ċa T̈i 58,9 T̈i und 41,1 Ċa G. Roſe Pogg. Ann. 48. 558 im Chloritſchiefer von Achmatowsk bei Slatouſt am Ural. Blätt - rige Würfel bis Fauſtgröße, an welchen untergeordnet zuweilen Oktaeder, Granatoeder und Pyramidenwürfel vorkommen. Descloizeaux (Ann. Chim. Phys. XII. 1845) beſchreibt Kryſtalle mit 7 Flächen in den Kanten, und 10 in den Ecken, zuſammen 164 Flächen. Dunkelröthlich braun bis ſchwarz, Härte 5 6, Gew. 4. Vor dem Löthrohr unſchmelzbar. Kleine Würfel, ähnlich verwittertem Schwefelkies, finden ſich im körnigen Kalk - ſpath von der Vogtsburg bei Oberbergen am Kaiſerſtuhl.

2. Polymignyt (μίγνυμι miſchen). Berzelius (Pogg. Ann. 3. 205) fand ihn im Zirkonſyenit von Frederiksvärn, bildet in dieſem ſchönen Ge - ſtein lange kryſtalliniſche Strahlen, die nach G. Roſe (Pogg. Ann. 6. 506) 2gliedrig ſind: eine geſchobene Säule n = a: b: c 109° 46′, deren ſcharfe und ſtumpfe Kante abgeſtumpft wird, s = a: ½b: c, t = a: ¼b: c, das Ende bildet dagegen ein einfaches Oktaeder P = a: b: c mit 136° 28′ in der vordern und 116° 22′ in der ſeitlichen Endkante, a: b = 〈…〉 : 〈…〉 . Ein ſehr glänzender kleinmuſcheliger Bruch, ſchwärzlich braune Farbe, halbmetalliſcher Glanz, Härte 6 7, Gew. 4,8. Vor dem Löthrohr unveränderlich, concentrirte Schwefelſäure löst das Pulver. 40,3 T̈i, 14,1 Z̶⃛r, 11,5 , 12,2 F̶⃛e, 5 Ċe, 4,2 Ċa, 2,7 M̶⃛n. Vergleiche hier Scheerer’s Polykras und Euxenit (Pogg. Ann. 72. 566), worin auch die Titanſäure aber neben N⃛b und P⃛e überwiegt. Da ſie eine dem Columbit ähnliche Form haben ſollen, ſo ſtellt ſie G. Roſe dahin.

3. Aeſchynit Berz. (Pogg. Ann. 23. 361) von αἰσχύνη Schaam, weil man es chemiſch nicht deuten konnte. Wurde in Menge im Eläo - lithfreien Granit von Miask entdeckt, und für Gadolinit gehalten. 2gliedrig. Die Säule g = a: b: c 127° 19′ herrſcht, b = b: a: c ſtumpft die ſcharfe Kante ab, und zwiſchen b / g liegt öfter eine ſchmale Fläche a: ½b: c, doch fehlen beide Flächen gewöhnlich. Das Ende der SäuleQuenſtedt, Mineralogie. 35546IV. Cl. Oxydiſche Erze: Wolfram.g ſchließt f = c: ½b: a 73° 44′ in Axe c. Zu dieſem Oblongoktaeder fg kommt zuweilen noch das Oktaeder o = a: b: c mit 136° 36′ in der vordern Endkante. a: b = 0,74: 1,5. Bräunlich ſchwarz, mit gelblich braunem Strich, ſchwach hyacinthroth an den äußerſten Kanten durch - ſcheinend, Fettglanz. Härte 6 7, Gew. 5,1. Vor dem Löthrohr ſchwillt er zwar auf und wird roſtbraun, ſchmilzt aber nicht. Hartwall gab 56 T̈i, 20 Z̶⃛r, 15 Ċe. Herrmann gibt dagegen nach mehreren ſchwankenden Analyſen als Endreſultat 25,9 T̈i, 33,2 Niobſäure, 22,2 Ceroxyd, 5,1 Ceroxydul, 6,2 Lanthanerde ꝛc., woraus er die Formel 2 (Ċe, L̇n, Ḟe) (N̈b, T̈i) + C̶⃛e (N̈b3, T̈i3) zu konſtruiren wagt. Er dürfte daher vielleicht beſſer bei den Tantalaten ſtehen. G. Roſe’s Mengit (Reiſe Ural II. 83) iſt Brooke’s Ilmenit (Pogg. Ann. 23. 360) mit Aeſchynit zuſammen. 2gliedrig, die rhombiſchen Säulen bilden 136° 20′. Eiſenſchwarz, kaſtanienbrauner Strich, Härte 5 6, Gew. 5,48. Im Weſentlichen T̈i, Z̶⃛r, F̶⃛e. G. Roſe (Kryſt. chem. Mineralſ. 44) ſchreibt ihn F̶⃛e Z̶⃛r, und iſomorph mit Columbit. Brooke’s Mengit iſt Breithaupt’s Monacit pag. 398.

Warwickit Shepard Pogg. Ann. 52. 242 in einem kryſtalliniſchen Dolomit von Warwick in New-York. Rhombiſche Säulen von 93° 94°, deren ſtumpfe Kante durch einen deutlich blättrigen Bruch abgeſtumpft wird. Splitter ſcheinen röthlichbraun durch. Die Analyſe gab 64,7 Ti, 7,1 Fe, 27,3 Fl. Berzelius hält das jedoch für ein wenig wahrſchein - liches Reſultat.

e) Wolframerze.

Für Gewinnung des Wolframmetalls bei weitem das wichtigſte Erz. Denn der Tungſtein pag. 416, worin 1781 Scheele die Wolframſäure entdeckte, iſt nicht nur auf Koſten des Wolframs entſtanden, ſondern kommt auch in viel geringerer Menge vor.

1. Wolfram.

Ein altes bergmänniſches Wort, Henkel Pyritologie 199, von frühern Mineralogen wörtlich Spuma lupi überſetzt. Agricola 260 gibt ihn zwar für einen ſehr leichten Stein aus, allein vergleicht ihn doch mit dem Zinn - ſtein, und Albinus nennt ihn Katzenzinn, was auf ſein ſtetiges Vorkom - men mit Zinnſtein hindeutet. Eine treffliche Monographie danken wir Dr. Schneider (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 49. 321). Schéelin fer - ruginé, Tungstate of Iron. Schörl Romé de l’Isle Crist. II. 311.

Hält eine merkwürdige Mitte zwiſchen dem 2 + 1gliedrigen und 2gliedrigen Syſtem (G. Roſe Pogg. Ann. 64. 171). Die gewöhnlichen

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Zinnwalder Kryſtalle zeigen ausgezeichnet 2 + 1gliedrige Ordnung. Eine geſchobene Säule r = a: b: c vorn 101° 5′ herrſcht, ihre ſcharfe Kante wird durch den aus - gezeichneten Blätterbruch T = b: a: c gerade ab - geſtumpft, tritt aber ſelten als Kryſtallfläche auf. Durch M = a: b: c und b = a: 2b: c wird die Säule gewöhnlich ſehr entſtellt. Die auf die ſcharfe Säulen - kante gerade aufgeſetzte Zuſchärfung u = b: c: a547IV. Cl. Oxydiſche Erze: Wolfram.macht in c 99° 12′. Hauy nahm beide Winkel r / r = u / u = 98° 12′ an, und da keine ganz ſcharfe Meſſungen wegen der Streifung und ſcha - ligen Abſonderung möglich ſind, ſo würden r r u u ein viergliedriges Ok - taeder bilden, deſſen ſcharfe Endecke der blättrige Bruch T gerade ab - ſtumpft. Die meiſt krummſchalige Schiefendfläche P = 2a: c: b bekommt gegen die hintere Gegenfläche n = 2a′: c: b meiſt entſchieden das Uebergewicht. Dem entſprechend treten die beiden augitartigen Paare o = a: b: c und s = a: c: ½b immer nur auf der Vorderſeite auf und zwar bildet o am viergliedrigen Oktaeder r r u u das halbe nächſte ſchär - fere und s das halbe nächſte ſtumpfere Oktaeder. Nimmt man dazu nun den ſo häufigen Schwalbenſchwanzzwilling, worin die Individuen M (ſammt den Säulenflächen) gemein haben und umgekehrt liegen, und zwar ſo, daß dann o und s in vollzähliger 2gliedriger Ordnung auftreten, ſo ſollte man an einem 2 + 1gliedrigen Syſteme mit rechtwinkeligen Axen a: b = 0,9671: 1,175 nicht zweifeln. Nun zeigt aber G. Roſe, daß bei Ehrenfriedersdorf nicht blos die bei 2 + 1gliedrigen Syſtemen ungewöhnliche Gradendfläche c = c: a: b vorkomme, ſondern daß bei Schlaggenwalde in Böhmen s und o als vollflächige Oktaeder auftreten. Eben - ſo vollzählig ſind die Kryſtalle, welche bei Nert - ſchinsk mit Beryll vorkommen. Damit würde dann auch das von Naumann beobachtete Zwil -

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lingsgeſetz ſich beſſer vertragen, nach welchem die Individuen die auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzte Fläche $$\frac{3}{2}$$ b: c: a gemein haben, die Axen, folglich auch die Streifen der einſpiegelnden M ſchneiden ſich unter 120° 52′, und die f bilden einerſeits einſpringende Winkel von 139° 56′. Ver - gleiche auch Columbit. Die Kryſtalle haben große Neigung zu ſchaligen Abſonderungen, was die Beobachtung der Flächen ſehr erſchwert.

Pechſchwarz mit röthlich braunem Strich, in dünnen Blättchen nicht ganz undurchſichtig, daher nur halbmetalliſchen Glanz, Härte 5 6, Gew. 7,3.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſchwer, bedeckt ſich undeutlich mit Kry - ſtallen und wird magnetiſch. Mangan - und Eiſenreaktion. Salzſäure zerſetzt ihn ſchwer, es ſcheidet ſich Wolframſäure als gelber Rückſtand aus. 1786 wurde von den Gebrüdern de Luyart bereits 65 p. C. gelber Stoff (Wolframſäure) nachgewieſen, nach Berzelius gibt man ihm die allge - meine Formel (Ḟe, Ṁn) W⃛, und zwar bewies Berzelius direkt, daß gelbe Wolframſäure (W⃛), und nicht blaues Wolframoxyd () darin ſei. Dem - ungeachtet kam Graf Schaffgotſch (Pogg. Ann 52. 475), geſtützt auf viele Analyſen, auf die ältere Anſicht von wieder zurück. Indeß da nach Ebelmen bei der Zerſetzung des Wolframs durch Salzſäure ſich kein Waſſer - ſtoff entwickelt, was bei Vorhandenſein von Wolframoxyd der Fall ſein müßte, da ſich Wolframſäure ausſcheidet, ſo bleibt man bei der Anſicht von Berzelius ſtehen, wornach etwa 75 p. C. W⃛ vorhanden iſt. Auch hat Dr. Lehmann direkt nachgewieſen, daß ein Gemiſch von Wolframſäure und Eiſenvitriol in Schwefelſäure erwärmt augenblicklich in blaues Wol - framoxyd umgewandelt werde, was ſich dann ſchnell wieder zu gelber Wolframſäure oxydirt. Doch variirt der Gehalt an Eiſen - und Mangan - oxydul, verbunden mit etwas Kalkerde, außerordentlich bei den verſchie -35*548IV. Cl. Oxydiſche Erze: Tantalerze.denen Fundorten. Die Kryſtalle von Ehrenfriedersdorf und Monte Video haben das meiſte Ḟe, nämlich 4 Ḟe W⃛ + Ṁn W⃛ mit 19,2 Ḟe und 4,9 Ṁn. Der in Sammlungen gewöhnliche von Zinnwalde hat dagegen mehr Man - gan als Eiſen 2 Ḟe W⃛ + 3 Ṁn W⃛ mit 76 W⃛, 9,6 Ḟe, 13,9 Ṁn. Der ſtrahlig blättrige Wolfram im Spatheiſenſtein von Neudorf ſcheint dagegen 5 Ḟe W⃛ + Ṁn W⃛, alſo noch mehr Ḟe als die Ehrenfriedersdorfer Kryſtalle zu haben, wäh - rend die bräunlichrothen Nadeln aus dem Steinmark der Zinnſteingänge von Schlaggenwalde nach Rammelsberg 23,1 Ṁn enthalten, alſo Ḟe W⃛ + 4 Ṁn W⃛ die Manganreichſten ſein würden.

Wolfram iſt der ſtete und ausgezeichnete Begleiter des Zinnſteins in Sachſen, Böhmen und Cornwallis. Ausnahmsweiſe findet er ſich in ſtrahligen Kryſtallen auf dem Unterharz bei Neudorf in Anhalt Bernburg auf den dortigen Bleiglanzgängen, zu Adontſchelon bei Nertſchinsk, Limoges auf Quarzgängen im Granit. Auf Lane’s Mine bei Monroe in Connec - ticut im Quarz mit gediegen Wismuth, auch häufig in Afterkryſtallen nach Tungſtein.

WolframockerW⃛ kommt als grünlichgelbes Verwitterungsprodukt in einem Quarzgange zu Huntington (Connecticut) vor.

f) Tantalerze.

Sind dem Wolframerze äußerlich ſehr ähnlich, nur fehlt der blättrige Bruch. G. Roſe (Pogg. Ann. 64. 171) hat ſogar zu beweiſen geſucht, daß der häufigſte unter allen, der Columbit, iſomorph mit Wolfram ſei, trotz dem Mangel des Blätterbruchs. Sie finden ſich ſeltener, und jeder Fundort zeigt einen etwas andern Gehalt. Hatchett 1801 im Amerikani - ſchen und Eckeberg 1802 im Finnländiſchen entdeckten darin den neuen Stoff Tantal, nach dem Phrygiſchen König Tantalus benannt, Vater des Pelops und der Niobe, 1844 H. Roſe (Pogg. Ann. 63. 317) in den Bayeriſchen nochmals ein zweites Niobium Nb, und bald darauf (Pogg. Ann. 69. 115) ein drittes Pelopium Pe. Neuerlich (Pogg. Ann. 90. 471) hat ſich nun zwar gezeigt, daß Niobium und Pelopium nur ein Metall ſind, immerhin iſt aber Pelopſäure eine höhere Oxydationsſtufe des Ra - dicals als Niobſäure. H. Roſe nennt jetzt die Pelopſäure Niobſäure, während er die Oxydationsſtufe der frühern Niobſäure noch nicht ſicher zu beſtimmen vermag. Pelopſäure iſt der Titanſäure außerordentlich ähn - lich, etwas verſchiedener von beiden iſt die Niobſäure, ihr Pulver wird durch Glühen ſtärker gelb, als das der Tantalſäure. Sämmtliche drei ſtehen in ihren Eigenſchaften dem Titan - und Zinnoxyd ſehr nahe, welch letzteres ſich gar häufig auch zugeſellt. Sie finden ſich im granitiſchen Urgebirge, aber nicht häufig.

549IV. Cl. Oxydiſche Erze: Columbit.

1. Columbit

nannte Hatchett das ſchwarze Mineral aus dem Granit von Connecticut (Haddam), worin er ſein neues Metall Columbium entdeckte, von welchem Wollaſton bewies, daß es mit Eckeberg’s Tantal identiſch ſei. Gehlen wies ihn bald darauf (Schweigger’s Journal VI. 256) im Ganggranit von Bodenmais nach, wo er ſich ſo häufig findet, daß dieſen Dufrénoy Baiérine nannte. Man pflegt ihn auch unter dem Eckeberg’ſchen Namen Tantalit zu begreifen, und nennt ihn dann zum Unterſchiede Bodenmais - Tantalit.

Ausgezeichnet 2gliedrig, von den Winkeln des Wolframs, aber mit größerm Flächenreichthum, jedoch gute Kryſtalle ſeltener. Vorherrſchend iſt die Fläche M = a: b: c, ſich durch Längsſtreifen auszeichnend, dazu kommt T = b: a: c. Keine Fläche dieſer Oblongſäule M / T zeigt ſich ſonderlich blättrig, daher hielt man auch anfangs die Bodenmaiſer für Pechblende, ſo

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ſehr die Streifung von M auch an Wolfram erinnern mag. Am Ende dehnt ſich die Gradendfläche c = c: a: b immer ſtark aus. Unter - geordnet finden ſich in der Oblongſäule r = a: b: c mit 100° 40′ im vordern Säulenwinkel, alſo vom Wolfram nur 25′ abweichend. b = a: 2b: c (134° 58′) und g = 3a: b: c. Am Ende findet ſich bei allen ein Oktaeder a = 3a: b: c, Fläche g zu einem Rechteck ma - chend, die von Haddam haben ſogar blos dieſes Oktaeder zur Endigung. Bei den Bodenmaiſern mit ſehr vorherrſchender Gradendfläche c findet ſich dagegen noch das Paar f = c: ½b: a, 59° 20′ in c, und zuweilen das Oktaeder m = 3a: ½b: c. Am ausgezeichnetſten ſind jedoch die Kryſtalle von Middletown (Connecticut), die nicht blos ein Gewicht von 14 erreichen, ſondern auch außer allen genannten glänzenden Flächen noch das Paar d = 3a: c: b, und ſelbſt das Oktaeder o = a: b: c, mit 117° 53′ in den vordern und 102° 58′ in den ſeitlichen Endkanten haben. a: b = 0,9447: 1,139 = 〈…〉 : 〈…〉 lga = 9,97529, lgb = 0,05661. Bei Bodenmais finden ſich auch Zwillinge, welche f = c: ½b gemein haben, und umgekehrt liegen, die Axenrichtungen c ſchneiden ſich daher unter 59° 20′, was man an den Streifungen der einſpiegelnden M an - nähernd meſſen kann.

Farbe iſt pechſchwarz mit ſchwarzem bis rothbraunem Strich, Fett - glanz auf dem kleinmuſcheligen Bruche. Härte 6, Gewicht variirt ſehr, im Mittel kann man 6 annehmen. Zu ſchaliger Abſonderung geneigt.

Vor dem Löthrohr unveränderlich, auch von Säuren werden ſie wenig angegriffen, man ſchließt ſie daher mit S⃛2 auf.

Columbit im Ganggranit von Bodenmais, Gew. 6,29, Strich ſchwarz, hätte nach Herrmann 78,2 Metallſäure, 14 Ḟe, 5,6 Ṁn, 0,26 W⃛, 0,4 S̈n. Nach H. Roſe enthalten ſie keine Tantalſäure, ſondern neben Niobſäure viel Pelopſäure, vielleicht zu gleichen Gewichtstheilen. Die Amerikaniſchen von Connecticut von 5,7 Gew., und dunkel rothbraunem Strich haben dagegen viel weniger Pelopſäure als Niobſäure. Die Uraliſchen im Granit550IV. Cl. Oxydiſche Erze: Samarskit, Tantalit.von Miask mit Samarskit vorkommenden haben dagegen reine Niobſäure, nur mit Spuren von Pelopſäure (Pogg. Ann. 71. 169). Da Pelopſäure ein höheres Gewicht als Niobſäure hat, ſo ſind die Bodenmaiſer ſchwerer, als die Amerikaner. Haidinger hat daher die Niobſäurehaltigen Niobit genannt. Wäre der Iſomorphismus mit Wolfram erwieſen, ſo müßte man ſie (Ḟe, Ṁn) (N⃛b, P⃛e) ſchreiben. Vergleiche auch den Columbit im Schriftgranit von Tirſchenreuth in der Oberpfalz, Leonhard’s Jahrb. 1853. 367.

Samarskit H. Roſe Pogg. Ann. 71. 157, Uranotantal H. Roſe (Pogg. Ann. 48. 555 ), Yttroilmenit Herrmann, mit Aeſchynit im Granit des Ilmengebirges bei Miask. Scheint die Kryſtallform des Columbit’s zu haben. Sammtſchwarz, dunkelröthlich brauner Strich, unvollkommener Metallglanz. Härte 5 6, Gew. 5,6. Schmilzt an den Kanten zu ſchwarzem Glaſe, und glüht auf wie Gadolinit pag. 305, wird aber umgekehrt nach dem Aufglühen ſpecifiſch leichter (Pogg. Ann. 72. 472). Die Analyſe gab 56 metalliſche Säure, die hauptſächlich aus Niobſäure mit einer ziemlich bedeutenden Menge von Wolframſäure beſtand, 15,9 Ḟe, 16,7 Uranoxyd, 11 Yttererde. Herrmann glaubte darin einen neuen Stoff Ilmenium entdeckt zu haben, was jedoch H. Roſe (Pogg. Ann. 73. 449) widerlegt.

2. Tantalit.

Der Eckeberg’ſche Name für den Finnländiſchen, wo er im Kirchſpiel Kimito und Tammela ꝛc. im Gang-Albit (Oligoklas) der dortigen Granite mit Turmalin und Smaragd vorkommt. Nordenſkiöld (Pogg. Ann. 50. 656) beſchreibt ihn zwar auch

2gliedrig, aber verſchieden von Columbit. Das Oktaeder P =

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a: b: c hat in der vordern 126° und in der ſeitlichen End - kante 112° 30′. Daraus folgt a: b = 1,253: 1,534. Die ſeitliche Endkante iſt durch m = b: c: a abgeſtumpft. Unter P liegt o = b: c: ½a, ſeltener zwiſchen P / o noch v = b: c: a. In der Säule herrſcht r = 9a: 4b: c mit 57° 6′ in der vordern Endkante, freilich ein nicht ſehr wahrſcheinlicher Ausdruck. s = a: b: c ſtumpft die vordere und t = b: a: c die ſeitliche Kante ab. Unter andern kommt auch noch q = c: b: a und darüber n = c: 6b: a vor. Die Kryſtalle ſind ſelten einfach, ſondern verwickelte Zwillinge. Beim Kimito-Tantalit herrſcht die Oblongſäule s / t, alſo wie beim Columbit.

Die beſchriebenen Kryſtalle ſtammen von Härkäſaari bei Torro im Kirchſpiel Tammela, wo ſie mit Roſenquarz und Gigantolith brechen. Gew. 7,26. Die von Kimito, wo bei Skogsböhle die reichſte finnländiſche Fundgrube iſt, wiegen 7,93. Eiſenſchwarz, brauner Strich, bei manchen Abänderungen bis ins Zimmtbraun gehend.

Bei den finnländiſchen hat H. Roſe den Tantalſäuregehalt beſtätigt, ſo daß ſie im Weſentlichen (Ḟe, Ṁn) T⃛a ſein könnten. Ein Tammela - Tantalit enthielt 83,4 T⃛a, 13,7 Ḟe, 1,1 Ṁn, Spuren von Zinnoxyd. Ein Kimito-Tantalit 83,2 T⃛a, 7,2 Ḟe, 7,4 Ṁn, 0,6 S̈n.

Der Finbo-Tantalit bei Finbo und in dem großen Granitblocke551IV. Cl. Oxydiſche Erze: Ferguſonit, Pyrochlor.Broddbo ohnweit Fahlun vorkommende iſt unkryſtalliniſch, Gew. 6,2 6,5. Der chemiſche Gehalt 67 T⃛a, 16,7 S̈n, 6,9 Ḟe, 7,1 Ṁn, 2,4 Ċa. Mit ihnen kommt dann ein Tantalſäurehaltiger Zinnſtein mit 93,6 S̈n und 2,4 T⃛a vor, ſo daß zwiſchen Zinnſtein und Tantalit ein förmlicher Ueber - gang Statt findet. Man hat daher auch die Vermuthung aufgeſtellt, daß Zinnoxyd mit Tantaloxyd iſomorph ſein dürfte.

Yttro-Tantalit wurde ſchon 1802 von Eckeberg (Kongl. Vetensk. Akad. Handl. 1802. XXIII. 80) aus dem rothen Granit von Ytterby un - fern Waxholms-Feſtung bei Stockholm entdeckt. Derb eingeſprengte Maſſen mit Fettglanz, Apatithärte. Schon Berzelius unterſchied Abänderungen von dreierlei Farben: ſchwarze, braune, gelbe. Alle drei finden ſich auf dem gleichen Stück. Der ſchwarze wiegt 5,39, der gelbe 5,88. Den ſchwarzen kann man leicht mit Gadolinit verwechſeln, allein er hat keine Kieſelſäure. Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, gibt aber einen Glühverluſt, und wird ſpecifiſch ſchwerer. H. Roſe (Pogg. Ann. 72. 155) weist darin 58,6 Tantalſäure, 21,2 Yttererde, 7,5 Ċa, 3,9 , 6,3 Ḟe, 0,6 W⃛, 0,4 Ċu nach.

Teſchemacher’s Azorit aus dem Trachyt von den Azoren, kleine grünlichgelbe Quadratoktaeder ſollen im Weſentlichen Tantalſaurer Kalk ſein.

3. Ferguſonit.

Haidinger Pogg. Ann. 5. 166. Iſt zu Kikertaurſack am Cap Fare - well in Grönland im Quarz gefunden. Er gleicht dem Yttro-Tantalit im Ausſehen, daher beſchreibt ihn Mohs Grundriß II. 688 unter dieſem Namen.

4gliedrig, aber mit jener merkwürdigen Hemiedrie des Scheelblei - erzes pag. 416. Geht man vom Oktaeder s = a: a: c aus mit 100° 28′ in den Endkanten, wornach a = 〈…〉 , ſo haben dazu die quadratiſche Säule r und das Quadratoktae - der z nicht die verlangte ſymmetriſche Lage. Man muß vielmehr beide als die Hälfte von der vierundvierkantigen Säule r = a: a: a und von dem Vierkantner z = c: a: a betrachten. Gradendfläche i = c: a: a.

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Pechſchwarz, blaßbrauner Strich, Härte 5 6, Gewicht 5,84. Vor dem Löthrohr unſchmelzbar. Nach Hartwall (Pogg. Ann. 16. 483 ) 47,7 Tantalſäure, 41,9 Yttererde, 4,7 Ceroxydul, 3 Zirkonerde, 1 Zinnoxyd.

4. Pyrochlor.

Im Zirkonſyenit von Fredriksvärn entdeckt, und da er im Feuer ſich gelb brennt, von Wöhler (Pogg. Ann. 7. 417) ſo benannt.

Reguläre Oktaeder, zuweilen Granatoeder und Leucitoeder a: a: ½a und a: a: a untergeordnet (Miask). Die Oktaeder ſehr ſcharf ausge - bildet, und dadurch meiſt leicht vom begleitenden Polymignyt unterſcheid - bar. Röthlichbraun durchſcheinend. Härte 5, Gew. 4,2.

Vor dem Löthrohr wird er gelb und ſchmilzt ſchwer zu einer ſchwarz - braunen Schlacke. Die Uraliſchen zeigen ein Aufglühen, und Wöhler552IV. Cl. Oxydiſche Erze: Uranpecherz.fand darin 13,1 cerhaltige Thorerde, 67,3 titanhaltige Tantalſäure, 11 Ċa, 3,9 Na, 3,2 Fluor, woraus er die Formel (Ṫh2, Ċe2, Ċa2) T̶⃛a + Na F̶l (Pogg. Ann. 48. 83) conſtruirte, die Kryſtalle erreichen im Ural bis ½ Zoll Größe. Die Säure ſoll nach H. Roſe (Pogg. Ann. 72. 475) haupt - ſächlich aus Niobſäure gemiſcht mit etwas Wolfram - und Pelopſäure und einer nicht unbeträchtlichen Menge Titanſäure beſtehen. Der Norwegiſche ſoll dagegen nach Hayes Tantal - und Titanſäure, und keine Thorerde enthalten. Der von Brevig hatte 5 Uranoxyd.

Shepard’s Microlith von Cheſterfield in Maſſachuſets ſoll Pyro - chlor ſein. Vergleiche auch die gelben Oktaeder des Pyrrhit (Pogg. Ann. 48. 562) auf Feldſpath von Alabaſchka. Auf den Azoren fanden ſich ſolche Oktaeder, die aus Niobſaurer Zirkonerde beſtehen ſollen. Schee - rer’s gelber

Wöhlerit (Pogg. Ann. 59. 327) aus dem Zirkonſyenit von Brevig enthielt 30,6 S⃛i, 15 Z̶⃛r, 14,4 Pelopſäure, 26,2 Ċa, 7,8 Ṅa ꝛc. Seine Form beſchreibt Descloizeaux (Ann. chim. phys. 3 sér. 40. 76) als zwei - gliedrige Oblongtafeln. Der mitvorkommende braune Eukolit enthält die - ſelben Beſtandtheile, aber 47,8 S⃛i, 3 Ċe.

g) Uranerze.

Sie ſind die einzigen, aus welchen das Uranmetall leicht in größerer Menge zu gewinnen iſt. Klaproth (Beiträge II. 197) entdeckte 1789 das neue Metall in der von den Bergleuten längſt bekannten Pechblende, die nun den neuen Namen

Uranpecherz

erhielt. Werner nannte ſie ſchlechthin Pecherz, Hausmann Pechuran. Es findet ſich meiſt in derben, aber großen unkryſtalliniſchen Maſſen, ohne Blätterbruch, daher nannte es Mohs untheilbares Uranerz. In Deutſchland ſind keine Kryſtalle bekannt. Dagegen glaubt Scheerer in Norwegen, wo er ſtets in Begleitung von Niob - und Pelopſaurem Uran-Manganoxydul vorkommt, reguläre Oktaeder mit Würfel deut - lich beobachtet zu haben (Pogg. Ann. 72. 571).

Ein halbopalartiger Bruch mit Fettglanz, zuweilen gerundete nieren - förmige Oberfläche. Pechſchwarz mit bräunlich ſchwarzem Strich. Härte 5 6, Gew. 6,46.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, in der Oxydationsflamme gelbe und in der Reductionsflamme grüne Gläſer. In Salpeterſäure löst es ſich leicht zu einer grünlich gelben Flüſſigkeit. Als weſentlichen Gehalt ſieht man nach Rammelsberg das Uranoxydoxydul an U̶⃛, derſelbe fand davon in der Pechblende von der Grube Tanne bei Joachimsthal 79,1 p. C. neben 6,2 Blei, 3 Eiſen, 1 Arſenik, 2,8 Kalkerde, 5,3 Kieſelſäure ꝛc. Darnach könnte man wähnen, daß ſie iſomorph mit Magneteiſen pag. 514 ſei. Karſten (Pogg. Ann. 26. 491) wies Spuren von Selen nach, das er bei der von Schneeberg mit dem Löthrohre noch erkannte, Wöhler (Pogg. 553IV. Cl. Oxydiſche Erze: Kupfererze.Ann. 54. 600) einen Vanadiumgehalt. Ueber Spuren von Kupfer, Wis - muth ꝛc. darf man ſich nicht verwundern, da ſie namentlich von kleinen Kupferkiestrümmern häufig durchzogen wird. Noch weniger fällt ein Ge - halt von Phosphorſäure auf, da ſich der Uranglimmer pag. 412 faſt aus - ſchließlich auf Koſten dieſes unkryſtalliniſchen Erzes gebildet hat. Das kryſtalliſirte Uranpecherz, was ſich bei Valle in Sätersdalen zuſammen mit Niob-pelopſaurem Uran-Manganoxydul (Pogg. Ann. 72. 569) findet, hatte ſogar einen bedeutenden Gehalt jener merkwürdigen Metallſäuren, neben denen Uranoxyd auch im Samarskit eine Rolle ſpielt, wie es über - haupt in der ganzen Gruppe der Tantalate vorkommt.

Breithaupt unterſcheidet Pechblende mit ſchwarzem, olivengrünem und pommeranzengelbem Strich. Letzteres (Uraniſches Gummierz) gleicht der Gummigutt, ſieht hyacinthroth aus, und hat nach Karſten die Formel 4 U̶⃛ Ḣ̶9 + Ċa3 ˙˙˙˙˙. Es kommt zu Johann-Georgenſtadt vor, und iſt wahr - ſcheinlich ſchon Zerſetzungsprodukt.

Vergleiche auch Haidingers Eliaſit von Joachimsthal, amorph, dunkel pechfarbig (Pogg. Ann. Ergänzb. IV. 348).

Uranocker, ein waſſerhaltiges Uranoxyd, das in Schnüren die Pech - blende durchzieht und in ſchmalen Bändern einhüllt, von gelber Farbe. In den Stücken von Johann-Georgenſtadt kann man den Prozeß von Pecherz, durch das Gummierz zum Ocker vollſtändig verfolgen. Der pracht - voll citronengelbe von Joachimsthal entſteht durch Zerſetzung des dortigen Uranvitriol, wie ſchon die mitvorkommenden kleinen Gypskryſtalle beweiſen.

Liebigit Smith (Liebig’s Ann. Chem. u. Pharm. 66. 254) mit Uranpecherz von Adrianopel, eine grüne Zerſetzungsſubſtanz, die aus U̶⃛2 + 2 Ċa + 36 Ḣ̶ beſtehen ſoll, mit 38 U̶⃛, 45,2 Ḣ̶, 8 Ċa, 10,2 . Der

Coracit vom Lake Superior (Silliman Amer. Journ. 2 ser. 7. 434) hat neben 59,3 U̶⃛, 14,4 Ċa, 7,4 und bricht auch mit Pechblende, iſt aber trotz ſeines Namens pechſchwarz. Es ſind dieß ohne Zweifel keine feſten chemiſchen Verbindungen, wie aus der ganzen Art ihres Vorkom - mens hervorgeht.

Da endlich auch der Uranvitriol pag. 444 ſich an das Uranpecherz anſchließt, ſo iſt in letzterm das ſämmtliche Uranvorkommen repräſentirt.

Das Uranpecherz bricht hauptſächlich im Erzgebirge: Johann-Georgen - ſtadt, Schneeberg, Annaberg. In Böhmen zu Joachimsthal, Przibram, bei Redruth in Cornwall. Es findet ſich in Sachſen in ſo großen derben Stücken, daß man es nicht nur in allen Sammlungen findet, ſondern auch in der Porzellanmalerei zum Schwarz und Gelb benutzt.

h) Kupfererze.

Sie gehören zwar zu den edelſten für die Gewinnung des Kupfers, haben aber gegenüber den geſchwefelten Kupfererzen eine geringe Bedeu - tung für den Bergbau. Mineralogiſch intereſſant iſt vor allem das

454[554]IV. Cl. Oxydiſche Erze: Rothkupfererz.

Rothkupfererz.

Kupferroth nach ſeiner Farbe. Aes sui coloris Rotkupfer Agricola 702. Als ſtetiger Begleiter des gediegenen Kupfers konnte ſeine Be - ſchaffenheit den ältern Mineralogen kaum entgehen. Ohne Zweifel iſt bei Theophraſt 70, wo er von einem Steine redet, der dem Carbunculus ähn - lich, aber ſchwerer ſei, unſer Rothkupfererz gemeint, da er zwiſchen andern ſaliniſchen Kupfererzen eingeſprengt war. Vielleicht auch Caldarius Plinius 34. 20. Cronſtedt §. 193 nannte es rothes Kupferglas, daher bei R. de l’Isle III. 331 Cuivre vitreuse rouge, Cuivre oxidulé, Red oxide of Copper.

Reguläres Syſtem in ausgezeichneten Formen. Das Oktaeder herrſcht vor, und zwar deutlich blättrig, ſeltener das ſelbſtſtändige Granatoeder, doch kommen beide von Zollgröße um und um gebildet bei Cheſſy und auf den Gumeſchewskiſchen Kupfergruben am Ural vor. Noch häufiger finden ſich beide Oktaeder und Granatoeder in Verbindung, woran bald das eine, bald das andere ſich mehr ausdehnt. Der Würfel iſt ſchon viel ungewöhnlicher, doch kommt am Ural der Würfel ſelbſt vor - herrſchend vor, mit untergeordnetem Oktaeder und Granatoeder und dem ſeltenen Pyramidenwürfel a: a: a, eine Form, die auffallend an dor - tige Kupferkryſtalle durch ihren ganzen Habitus erinnert. Kleine ſelbſt - ſtändige Würfel finden ſich auf den Kupfergruben von Cornwallis, und zu Moldawa im Banat. Das Leucitoeder a: a: ½a ſtumpft die Kanten des Granatoeders ab. G. Roſe erwähnt von den Gumeſchewskiſchen Gruben auch eine Abſtumpfung zwiſchen Granatoeder und Oktaeder, einem Pyramidenoktaeder a: a: 3a angehörend. Der Pyramidenwürfel a: ½a: a, das Pyramidengranatoeder a: ½a: a, alſo ſämmtliche 7 reguläre Körper ſind vertreten. Dagegen kommen Zwillinge nicht vor. Wohl aber ge - ſtrickte Formen (G. Roſe Reiſe Ural I. 264) von großer Schönheit und zart wie das haarförmige Rothkupfererz von Rheinbreitenbach: es ſollen aber blos dünne Würfel ſein, die ſich nach der oktaedriſchen Axe verlängert haben.

Dunkel Cochenillroth mit blutrothem Strich. Viele Kryſtalle ſcheinen ſtark durch, und zeigen dann Diamantglanz. Verräth ſich gewöhn - lich durch Malachit. Härte 3 4, Gew. 6.

Kupferoxydul Ċ̶u mit 88,8 Cu und 11,2 Sauerſtoff. Kupferhammer - ſchlag beſteht vorzugsweiſe daraus, man hat es auf naſſem und trockenem Wege kryſtalliſirt bekommen (Pogg. Ann. 49. 402). Die Löthrohrflamme färbt es deutlich grün, ſchmilzt und reducirt ſich zu Kupfer, was beim Erkalten von Kupferoxyd ſchwarz anläuft. Kupferoxydul gibt in der in - nern Flamme farbloſe Gläſer, die erſt beim Erkalten ſchmutzig ziegelroth werden, in der äußern dagegen ſmaragdgrüne von Kupferoxyd.

Rothkupfererz zeigt ſich häufig als Zerſetzungsprodukt von gediegenem Kupfer, das beim Zerſchlagen nicht ſelten noch unzerſetzt darin ſteckt. Man ſieht dieß nicht blos auf den verſchiedenſten Gruben, wo gediegen Kupfer vorkommt, ſondern auch an alten Geräthſchaften, die lange in der Erde begraben waren, wie z. B. die Waffen und Schmuckſachen der Celten, die entweder ganz aus Kupfer oder aus Bronze beſtehen. In beiden Fällen durchzieht das entſtandene Rothkupfererz die Maſſe. Schon R. de555IV. Cl. Oxydiſche Erze: Kupferblüthe, Ziegelerz.l’Isle (Crist. III. 333) erkannte in dem Pferdefuße einer antiken Bronzen - ſtatue, welche 1777 bei Lyon ausgegraben wurde, kleine Cubo-Oktaeder von Ċ̶u. Erſt aus ihm entſteht der Aerugo nobilis, ganz in derſelben Weiſe, wie am Ural die Malachite aus dem gediegenen Kupfer durch Verwitterung des Kupferoxyduls entſtanden ſind (G. Roſe Reiſ. Ural. I. 272). Dadurch ſind dann auch die ſchönen

Afterkryſtalle nach Malachit erklärt, welche zu Cheſſy bei Lyon und auf den Gumeſchewskiſchen Gruben am ſchönſten vorkommen. Schlechter kennt man ſie von der Grube Käuſerſteimel bei Sayn-Alten - kirch auf dem Weſterwalde, auch in den untern Keupermergeln bei Heil - bronn findet man kleine Oktaeder. Die wohlgebildeten Kryſtalle liegen im Letten oder anderm Muttergeſtein, ſind an der Oberfläche grün, auch faſrig, bald ganz bis zum Mittelpunkte, bald aber bleibt auch noch ein innerer unzerſetzter Kern.

Kryſtalliſirt oder doch blättrig kryſtalliniſch iſt das meiſte. So gewinnt man es in vielen centnerſchweren Blöcken am Ural, in deren innerſtem Kern die hohle Druſe ſich findet. Schon Pallas beſchreibt von dort 30 ſchwere Kryſtallſtücke: Gumeſchewskoi, Niſchne-Tagilsk und Bogoslowsk ſind die drei Hauptpunkte. Die Kupfergruben von Corn - wallis ſind längſt berühmt, wo es ebenfalls gern mit gediegenem Kupfer bricht. Erſt 1812 wurden die ſchönen Kryſtalle von Cheſſy bei Lyon ge - funden. Auch das Banat iſt reich. Auf dem Schwarzwalde kamen früher ſchöne Kryſtalle auf der Leopoldsgrube bei Rippoldsau mit gediegenem Kupfer vor. Am Veſuv zuweilen als Ueberzug ſchlackiger Auswürfe.

Kupferblüthe als haarförmiges Rothkupfererz bildet prachtvoll karmin - rothe Faſern, kurz und zart, von Haardicke, für reguläres Kryſtallſyſtem allerdings etwas ſehr Ungewöhnliches. Auch glaubte Suckow (Pogg. Ann. 34. 528) bei Rheinbreitenbach ein blättriges Rhomboeder von 99° 15′ in den Endkanten nachweiſen zu können. Gewöhnlich ſeien es aber reguläre ſechsſeitige Säulen mit Gradendfläche, woran das Rhomboeder die abwechſelnden Endecken abſtumpfen würde. Nun beſtehen aber die geſtrickten Formen vom Ural aus Würfeln, die ſich nach den oktaedriſchen Axen ausgedehnt haben. Um die Rheinbreitenbacher Nadeln zu erkennen, darf man ſie nur auf Wachs ſtecken, und mit der Lupe im reflektirten Lichte betrachten, ſie ſpiegeln dann im reflektirten Lichte nur vier und nicht ſechs Mal. Da nun auch die ſchönen Haare im Brauneiſenerz von Niſchne-Tagilsk (G. Roſe Kryſt. Chem. Miner. 63) deutlich verlängerte Würfel mit Oktaeder und Granatoeder ſind, ſo hat man wenigſtens bis auf weiteres keinen Grund, dieſes reine haarförmige Kupferoxydul für anders als regulär kryſtalliſirt zu halten. Moldawa, die Gruben von Cornwallis liefern Beiſpiele. Das Rheinbreitenbacher ſoll etwas Selen halten.

Das dichte Rothkupfererz wird gern unrein und geht dann in das

Ziegelerz über. Daſſelbe hat ſeinen Namen von der dunkel ziegel - rothen Farbe. Es kommt dicht und erdig vor, die Farbe des letztern iſt höher. Chemiſch beſteht es aus einem Gemiſch von F̶⃛e Ḣ̶ mit Ċ̶u. Es hat in ſofern einiges Intereſſe, als man häufig mit Entſchiedenheit nach - weiſen kann, daß es lediglich ein Verwitterungsprodukt des Kupferkieſes556IV. Cl. Oxydiſche Erze: Zinkerze.ſei, ſo zu Nanzenbach bei Dillenburg, auf der Grube Herrenſeegen im Schwarzwalde ꝛc. Der Kupferkies = C̶̍u ˈˈˈe durchzieht in unzerſetzten Fäden noch die Maſſe, auch durfte ja nur der Schwefel durch Sauerſtoff erſetzt werden um ſich in Ċ̶u F̶⃛e umzuwandeln. Ein Theil des Kupfer - oxydul wurde zum Malachit verwendet, der ſich auf gleichen Erzſtufen findet. Kommt das Ziegelerz in Geſellſchaft von Rothkupfererz vor, wie auf den Turjinſchen Gruben, ſo ſcheint das Eiſenoxydhydrat zum Roth - kupferocher hinzugetreten zu ſein. Das

Kupferpecherz oder Pechkupfer entſteht ebenfalls durch Zer - ſetzung des Kupferkieſes, hat aber ein ganz Pechartiges Ausſehen, Pech - glanz und Pechſchwarz mit braunem Strich. Härte 4 5. Im Sibiriſchen von den Turjinſchen Kupfergruben iſt 12 Ċu, 20,6 Ḣ̶, 17,7 S⃛i, 49 F̶⃛e. Das Kupfer iſt alſo ſtärker oxydirt. Auch der

Condurrit von der Condurra Grube in Cornwall iſt augenfällig ein Zerſetzungsprodukt von Kaffeebrauner Farbe, was bei Verwitterung ins Erdige übergeht. Nach Rammelsberg (Pogg. Ann. 71. 305) im We - ſentlichen ein durch Arſenik, Schwefel ꝛc. verunreinigtes Kupferoxydul.

Kupferſchwärze nannte Werner den ſchwarzen erdigen Beſchlag des Kupferkieſes. Man findet ſie häufig, zeigt aber neben Kupferoxyd auch Manganoxyd und Waſſer. Die von Herrenſeegen auf dem Schwarz - walde gibt die ausgezeichnetſte Reaktion von Kupferoxyd, ſie muß ſehr rein ſein. Auch das künſtliche Ċu iſt ein ſchwarzes Pulver. Uebrigens muß man es nicht mit dem blauen Kupferindig verwechſeln. Nach Ram - melsberg (Pogg. Ann. 80. 286) kommen in den reichen Kupfergruben am Lake Superior braunſchwarze, theils ſogar blättrige ſchwer zerſprengbare Maſſen von 5,9 Gew. vor, die 99,4 p. C. Kupferoxyd enthalten. Inte - reſſant iſt auch Semmola’s

Tenorit auf Lavenauswürflingen des Veſuvs. Es ſind ſtarkglän - zende äußerſt dünne ſchwarze Blättchen, mit ſchwarzem Strich, die mit Flüſſen ſmaragdgrüne Gläſer geben. Es ſoll kryſtalliſirtes reines Kupfer - oxyd ſein. Bulletin géol. de Franc. 1842. tom. 13. 206.

i) Zinkerze.

Sie ſind äußerſt unbedeutend. Das einzige intereſſante Vorkommen iſt das

Rothzinkerz oder beſſer Zinkoxyd. Red oxide of Zink Bruce Silliman Amer. Journ. 1. 96. Die rothe Farbe dankt es blos einem zufälligen Mangangehalt.

6gliedrig mit den Winkeln des Korundes pag. 247. Das natürliche findet ſich zwar nur in ſpäthigen Stücken, allein ſo groß, daß man deutlich eine reguläre ſechsſeitige Säule von 120° daraus ſpalten kann, ſo deutlich ſind die 3 Blätterbrüche der Säule, und noch etwas deutlicher iſt die Gradendfläche. Bei künſtlichen ſehr glänzenden Kryſtallen, welche ſich bei verſchiedenen Hüttenprozeſſen bilden, kommt die Säule mit Endfläche ſehr ſchön kryſtalliſirt vor, ihre Endkanten werden durch ein Dihexaeder a: a: a: c abgeſtumpft, und zeigen 127° 40′ in den Endkanten (23′ vom557IV. Cl. Oxydiſche Erze: Weißſpießglanz.Korund r abweichend), indeß ſtumpft das nächſte ſtumpfere Dihexaeder 2a: a: 2a: c ſämmtliche Endkanten ab, was beim Korund das blättrige Rhomboeder bildet.

Das natürliche Vorkommen iſt hoch morgenroth mit oraniengelbem Strich, ſtarker Glanz mit Durchſcheinenheit. Härte 4, Gew. 5,5.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es nicht, gibt aber einen deutlichen Zink - beſchlag. Nach Whitney (Pogg. Ann. 71. 169) enthält es 96,2 Żn, und 3,7 Manganoxyd, welchem es ſeine Farbe danken ſoll. Mit Franklinit pag. 517 bei Franklin und Sparta in New-Yerſey, zu Sterling in blättrigen Maſſen mit Magneteiſen. Es kommt daſelbſt in ſolchen Mengen vor, daß es zur Darſtellung des Zinkes benutzt wird. Der weiße Be - ſchlag auf dem Franklinit ſoll kohlenſaures Zinkoxyd ſein. Das reine Zinkoxyd iſt an ſich weiß, allein die künſtlichen Kryſtalle ſind auch ge - wöhnlich durch etwas Eiſenoxydul gelb gefärbt, und erinnern durch ihren Glanz an gelbes Buntbleierz. Am häufigſten ſieht man es in zolldicken Kruſten als unkryſtalliniſche gelbgrüne Maſſe, welche ſich an den Wänden des Hochofenſchachtes anſetzen (Gichtenſchwamm), z. B. zu Ludwigsthal, zu Tuttlingen. Denn das Zink findet ſich in den verſchmolzenen Eiſen - erzen ſehr verbreitet.

Kadmiumoxyd bildet ſich in Schleſien in Riſſen ſchadhafter De - ſtillationsgefäße des Zinkes in glänzend ſchwarzbraunen Oktaedern des regulären Syſtems, 8,1 Gew. Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 55. 118.

k) Antimonerze.

Sie finden ſich zwar auch nur ſparſam, ſind aber wegen ihres Iſo - dimorphismus mit den entſprechenden Arſenerzen von Bedeutung.

Weißſpießglanz S̶⃛b.

Dieſer alte Werner’ſche Name iſt gegenüber dem Roth - und Grau - ſpießglanz vortrefflich gewählt, daher ſollte man den umgekehrten Namen Spießglanzweiß oder Antimonblüthe nicht annehmen. Es wurde ſchon 1787 auf den Bleierzgruben von Przibram von Rößler in Prag beſchrieben, und Klaproth Beiträge III. 183 erkannte das reine Spießglanzoxyd darin. Antimonie oxidé.

2gliedrige Oblongtafeln, woran die Endfläche h ſich durch ſtarken Perlmutterglanz aus - zeichnet, man kann dieſe daher als den Haupt - blätterbruch betrachten, obgleich ſie ſich in Blätter abſondert. Die ſchmale Seite dieſer Tafeln ſchärft die Säule M = b: ½a: c mit Winkeln von 136° 58′ zu, dieſe Flächen werden gewöhnlich als die

[figure]

deutlichſten Blätterbrüche betrachtet, aber die Faſerung längs der Axe c entſtellt ſie ſehr. Der Hauptblätterbruch h = b: a: c ſtumpft die ſcharfe Säulenkante gerade ab. Am langen Ende der Tafel herrſcht ge - wöhnlich eine Endfläche c = c: a: b, doch gibt Mohs auch ein Paar p = c: 2b: a 70° 32′ an. Selten die Oktaederflächen o = a:558IV. Cl. Oxydiſche Erze: Weißſpießglanz.b: c, welche Rechtecke bilden, weil ſie in der Zone M / p liegen. Die Blätter auf dem Bleiglanz von Przibram mit kleinen rothen Blendekryſtallen fächern ſich häufig, indem die langen Axen a der Tafeln ſich unter verſchiedenen Winkeln von einander entfernen. Man muß ſich hüten, ſie nicht mit dem dortigen Weißbleierz pag. 357 zu verwechſeln, dem ſie im Demantglanz und weißer Farbe ſehr gleichen. Allein ſie haben Gypshärte, und nur 5,5 Gew.

Schmilzt ſchon im bloßen Kerzenlicht unter Bildung von ſchweren weißen Antimondämpfen, welche die Flamme grünlich färben. In Salz - ſäure leicht löslich, doch wird die Auflöſung mit Waſſer verdünnt milchig, weil das Waſſer S̶b C̶l3 theilweis wieder zu S̶⃛b zerſetzt, welches mit einem Theil des unzerſetzten Antimonchlorids ein unlösliches Salz bildet. Reines Antimonoxyd mit 84,3 Sb und 15,7 Sauerſtoff.

Das blättrige Weißſpießglanz findet ſich zu Przibram, Allemont ꝛc., das excentriſch ſtrahlige dagegen ausgezeichnet zu Malaczka in Ungarn und auf der neuen Hoffnung Gottes zu Bräunsdorf bei Freiberg. Hier liegt nicht ſelten auf einem einzigen Handſtück das graue (ˈˈˈb), weiße und rothe Spießglanz (2 ˈˈˈb + S̶⃛b) nebeneinander.

Oktaedriſches Antimonoxyd in regulären Oktaedern von 4 5 Linien Durchmeſſer fand Senarmont (Ann. chim. phys. 3 ser. 31. 504) bei Qued-Hamimim in der Provinz Conſtantine in einem mergeligen Ge - ſtein, worin es wahrſcheinlich durch giftige Quellen, wie das 2gliedrige bei Ain-el-Bebbuch abgeſetzt iſt. Die Oktaeder ſind etwas blättrig, ihre ſtark lichtbrechende Kraft mit lebhaftem fettartigem Diamantglanz macht ſie dem Weißbleierz ſehr ähnlich, aber ſie haben nur reichlich Gypshärte und 5,3 Gew. Vor dem Löthrohr verhält es ſich vollkommen wie das 2gliedrige. Es kommt in ſolcher Menge vor, daß man es bergmänniſch gewinnt und wie Bleiweiß zu Farbe benützt.

Schon lange wußte man, daß beim Saigern des Grauſpießglanzes von Wolfsberg auf dem Unterharze ſich neben dem 2gliedrigen auch oktae - driſche Kryſtalle von S̶⃛b bilden (Pogg. Ann. 26. 180). Mitſcherlich (Pogg. Ann. 49. 409) ſtellte ſogar beide auf naſſem Wege dar: löſt man S̶⃛b in wäſſrigem kochendem Natron, und läßt die Sache beim Ausſchluß der Luft erkalten, ſo erhält man zuweilen meßbare reguläre Oktaeder. Setzt man dagegen zur kochenden Auflöſung von Ṅa Antimonchlorid (S̶b C̶l3), ſo ſcheidet ſich S̶⃛b in 2gliedrigen Säulen aus.

Spießglanzocher.

Eine Werner’ſche Species. Bildet ſtrohgelbe Ueberzüge auf Grau - ſpießglanz, das ihn leicht verräth. Zuweilen füllt er, wie zu Kremnitz und Felſöbanya, ſogar die Stelle der Kryſtalle vollkommen aus (Stib - lith), und dieſe unkryſtalliniſche Maſſe kann ſogar Apatithärte erreichen. Das Gewicht variirt von 3,7 5,3. Dem ochrigen Vorkommen ſcheint neben Antimoniger Säure ˈˈˈb ein Waſſergehalt weſentlich. Die dichten haben zwar auch Waſſer, allein es ſcheint nicht immer nothwendig.

Bei Cervantes im Spaniſchen Galicien ſind durch Zerſetzung des559IV. Cl. Oxydiſche Erze: Arſenige Säure.Grauſpießglanzes helliſabellgelbe blättrige Maſſen von 3 4 Härte und 4 Gew. entſtanden, die aus reiner waſſerfreier Antimonigerſäure ˈˈˈb = S̶⃛b ˈˈˈb beſtehen. Zu Pereta in Toskana fand ſie ſich ſogar in dünnen Kryſtallnadeln, die Dana Cervantit nennt (Silliman Amer. Journ. 2 ser. 14. 61).

In der Provinz Conſtantine ſollen ſogar Verbindungen wie S̶⃛b2 ˈˈˈb3 + 15 Ḣ̶ ꝛc. vorkommen. Sonſt ſpielt die Antimonige - und Antimonſäure keine ſonderliche Rolle, ſie kommt in dem ſeltenen Romeit pag. 418 noch vor, der aus Ċa4 ˈˈˈb3 beſtehen ſoll. G. Roſe nimmt jedoch die Antimo - nige Säure (ˈˈˈb) als Antimonſäure (ˈˈˈb).

l) Arſenikerze.

Sind in der Natur noch ſeltener als die Antimonerze, weil ſie ſich ſchon im bloßen Waſſer wenn auch ſchwer löſen. Die künſtlichen nehmen jedoch durch ihre Parallele mit den genannten die Aufmerkſamkeit in An - ſpruch.

Arſenige Säure A̶⃛s.

Oder Weißarſenik, das unter dem Namen Rattengift wohlbekannte Gift. Man hat es auch Arſenikblüthe genannt, doch verſtand Werner darunter beſſer den Pharmakolith pag. 400, denn die Ausblühungen der Arſenigen Säuren auf Erzgängen ſind eine ſeltene Erſcheinung, ſie kommt höchſtens als mehliger Beſchlag oder in feinen Nadeln da vor, wo in alten Grubengebäuden gediegen Arſenik, Arſenikkies oder Speiskobalt ver - wittert. Doch kannte ſie ſchon Cronſtedt Mineral. §. 238 als Calx ar - senici nativa pura, Romé de l’Isle Criſt. III. 40 erwähnt die octaèdres aluminiformes, die auf den Gifthütten zu Andreasberg und in Sachſen zu bekannt ſind. Dieſe kleinen künſtlichen Oktaeder haben blättrige Brüche, und gehören dem regulären Syſtem an. Weiß, durchſichtig, mit ſtarkem Glanz, Härte 2 3, Gew. 3,6. Geſchmack herbe ſüßſalzig. In Kolben ſublimirt ſie ſich ſtets in kleinen Oktaedern. Indeß erwähnt Wöhler (Pogg. Ann. 26. 178) eines Sublimationsproduktes aus einem Kobalt-Röſtofen von Schwarzenfels in Kur-Heſſen mit Linien großen Kryſtallen von aus - gezeichnetem Perlmutterglanz wie beim Strahlzeolith. Das ſcheint mit Weißſpießglanz zu ſtimmen.

Demnach dürften S̶⃛b und A̶⃛s iſodimorph ſein, mit dem Unterſchiede, daß ſich beim Weißſpießglanz gewöhnlicher das 2gliedrige, bei der Arſe - nigen Säure dagegen das reguläre Syſtem ausbildet.

Wenn künſtliche Arſenige Säure nicht Zeit zum Kryſtalliſiren hat, ſo bildet ſie ein Opalartiges Glas (amorphe, glaſige), das nach einiger Zeit porzellanartig undurchſichtig und matt wird, ſie ſteht um, d. h. ſie geht aus dem unkryſtalliniſchen Zuſtande in den kryſtalliniſchen über. Löst man ſolche unkryſtalliniſche in verdünnter ſiedender Salzſäure, ſo ſetzen ſich beim langſamen Erkalten Kryſtalle unter Lichtſchein ab (H. Roſe Pogg. Ann. 35. 481). Der Lichtſchein findet nicht ſtatt, wenn man zur560IV. Cl. Oxydiſche Erze: Periklas, Ocher.Löſung kryſtalliniſche nimmt. Daher bleiben auch die Kryſtalle durchſichtig und glänzend.

Anhangsweiſe erwähnen wir hier noch:

Periklas fand Scacchi im Dolomit an der Somma. Kleine grüne reguläre Oktaeder, mit blättrigem Bruch der Würfelflächen, Härte 6, Gew. 3,7. Nach Damour beſteht er aus 93,8 Talkerde und 5,9 Ḟe. Ebelmen (Compt. rend. 33. 525) ſtellte künſtlich Ṁg in Kryſtallen dar, in - dem er große Stücke Kalk auf Borſaure Magneſia in der Hitze wirken ließ. Auf gleiche Weiſe kann man Ṅi, Ċo und Ṁn darſtellen. Noch erfolgreicher iſt das Verfahren von Daubrée (Comptes rendus XXXIX. 1), wornach man blos Kalk auf Dämpfe von Chlormagneſium wirken laſſen darf. Das Experiment, Chlorverbindungen auf Baſen wirken zu laſſen, lieferte ein ſo glückliches Reſultat, daß Chlorſilicium im Zuſtande des Dampfes oder bei Rothglühhitze auf Kalkerde, Bittererde, Thonerde, Be - ryllerde wirkend Kieſelerde in dihexaedriſchen Kryſtallen gab! Waren die Baſen Kali und Thonerde, ſo entſtanden ſogar Feldſpath - kryſtalle. Cyanit, Granat, Beryll, Euklas, Korund ꝛc., ſelbſt Turmalin entſtanden, wenn die Baſen gehörig gemiſcht wurden. Dieſe höchſt be - merkenswerthe Entdeckung kann nicht ohne die größten Folgen für unſere geologiſchen Theorien bleiben. Beſonders wirkſam zeigte ſich der Kalk: Chlormagneſium wurde ſtets durch Kalkerde niedergeſchlagen, und wenn dieſe beiden Baſen ſich in Gegenwart von Chloriden des Siliciums oder Aluminiums fanden, ſo trat der Kalk ſeinen Sauerſtoff an die Magneſia ab, und letztere mußte vorzugsweiſe in die Silicatverbindungen eingehen.

Ocher.

Unter Ochra verſtanden ſchon Griechen und Römer erdige Produkte, beſonders den Brauneiſenocher pag. 531. Nach Henkel Pyritologia 712 bedeutet es nach unſerer Materialiſten Verſtande niemals was anders, als eine gegrabene gelbe Erde. Wallerius definirt Ocher allgemein als terrae metallicae, in dieſem Sinne wird es heute genommen. Es ſind erdige Beſchläge, Zerſetzungsprodukte oxydiſcher Erze, wovon wir die meiſten an der betreffenden Stelle angeführt haben. Man ſchreibt auch Ocker.

Eiſenerze geben braune und rothe Ocher, jenes das Hydrat, dieſes die reine Miſchung von Eiſenoxyd.

Manganerze geben vorzugsweis ſchwarze Ocher, weil der gewöhn - liche höchſte Oxydationszuſtand, Manganſuperoxyd M̈n, ſchwarz iſt. Wenn ſolche ſchwarze Ocher kobalthaltig werden, ſo heißen ſie

Schwarzer Erdkobalt. Als Muſter galt Werner’n der von Saalfeld. Derſelbe kommt in derben Maſſen vor, hat die Conſiſtenz des trocknen plaſtiſchen Thons, bläulich ſchwarz mit einem glänzenden Strich, der an dichten Graphit erinnert. Rammelsberg wies darin 40 Ṁn nebſt 9,5 Sauerſtoff, 19,4 Ċo, 4,3 Ċu, 21 Ḣ̶ nach, und hält ihn deshalb (Ċo, Ċu) M̈n2 + 4 Ḣ̶. Das Kupfermanganerz von Kamsdorf ſieht auch bläulich ſchwarz aus, bildet öfter kleine traubige Ueberzüge, hält bis 14,6 Ċu, und ſoll M̈n2 + 2 Ḣ̶ ſein. Der Schwarzwälder ſchwarze Erdkobalt auf Silbergängen mit Schwerſpath iſt ein Verwitterungsprodukt561IV. Cl. Oxydiſche Erze: Ocher.des dortigen Speiskobaltes, und daher ſtark arſenikhaltig bei wenig Man - gan. Folglich ein ganz anderes Produkt. Werner unterſchied auch einen braunen und gelben Erdkobalt, was nur unreine Gemenge ſind, na - mentlich mit waſſerhaltigem Arſenikſaurem Eiſenoxyd. Den rothen Erd - kobalt haben wir pag. 399 genannt.

Chromocher von Creuzot bei Autun iſt ein durch C̶⃛r blaß apfel - grün gefärbtes Thongeſtein, was als Bindemittel von Quarz dient, es werden an 13 p. C. Chromoxyd darin gefunden. Der Wolchonskoit von Oſchansk Gouv. Perm iſt ein krautgrüner Thon, der an 34 p. C. C̶⃛r enthalten kann. Zwiſchen den Fingern gerieben wird er wie Bol glänzend, und dient als Farbe. Werner verſtand unter Chromocker fälſchlich das verwitterte Nadelerz.

Bleiocher, der Oxydationszuſtand des Bleis, findet ſich häufig auf Gängen, wo Bleiglanz in ſaliniſche Erze verwandelt worden iſt. Am häufigſten der gelbe Bleiocher Ṗb, ein blaßgelbes Mehl, was die Druſen von Weißbleierz zu Freiberg, Hausbaden ꝛc. bepudert. Wenn man es mit Gummi in der Hand anmacht, damit es auf der Kohle feſt - liege, ſo bekommt man ſogleich kleine Bleireguli und einen gelben Blei - beſchlag. Die künſtliche Bleiglätte kryſtalliſirt in rhombiſchen Tafeln des 2gliedrigen Syſtems (Pogg. Ann. 49. 403). Kryſtalle der Art ſollen ſich auch in Mexicaniſchen Vulkanen erzeugen. Seltener iſt die Mennige Ṗb2 P̈b von hoch morgenrother Farbe. Sie kommt auf alten Halden einer verlaſſenen Bleigrube zu Bleialf bei Trier vor, kann hier aber Kunſt - produkt ſein. Schlangenberg, Inſel Angleſea, Badenweiler in Baden ꝛc. werden angegeben. Gewöhnlich als Ocher. Bleiſuperoxyd P̈b (Platt - nerit) kommt in kleinen ſechsſeitigen Tafeln des ſechsgliedrigen Syſtems von 9,4 Gew. und Diamantglanz zu Leadhills in Schottland vor.

WismuthocherB̶⃛i mit 89,8 Bi findet ſich als gelbgrüner Beſchlag auf gediegenem Wismuth, beſonders ſchön zu Johann-Georgenſtadt. Manch - mal wird die Maſſe kohlenſauer, wie die grüngelben Nadeln im Thon - eiſenſtein von Ullersreuth (Fürſtenthum Reuß), die Afterkryſtalle von Schwefelwismuth ſein ſollen pag. 360.

TellurocherT̈e ſoll in kleinen gelblichweißen Halbkugeln zu Facebay mit Tellur vorkommen.

MolybdänocherM⃛o als ſchwefelgelbes Pulver mit Schwefel-Mo - lybdän, Linnås in Småland ꝛc.

Wolframocher pag. 548, Uranocker pag. 553, Ziegelerz pag. 555 ꝛc. haben wir ſchon oben erwähnt.

Quenſtedt, Mineralogie. 36[562]

Fünfte Claſſe. Geſchwefelte Metalle.

Dieſe letzte Claſſe iſt in Hinſicht auf Mannigfaltigkeit der Verbindungen den Silikaten an die Seite zu ſtellen. Sauerſtoff fehlt ganz, an ſeine Stelle tritt vorzugsweiſe Schwefel, welchen man durch einen über die Symbole geſtellten Strich bezeichnet pag. 131. Statt des Schwefels können nun zwar auch Selen, Arſenik, Antimon und Tellur auftreten, allein dieſe Selenete, Arſeniete, Antimoniete und Tellurete ſind ungleich ſeltener als die Sulphurete, daher darf man wohl nach dem Schwefel vorzugsweiſe den Namen der Klaſſe bezeichnen.

Was die Sulphobaſen (F̍e, Z̍n, P̍b, C̶̍u, A̍g ꝛc. ) und Sulpho - ſäuren (ˈˈˈb, ˈˈˈs, ˈˈˈi ꝛc. ) betrifft, ſo richten ſie ſich genau nach den ent - ſprechenden Sauerſtoffverbindungen, jedoch treten ſchon die einfachen (bi - nären) viel leichter ſelbſtſtändig auf, als das bei den einfachen Sauerſtoff - verbindungen der Fall iſt. Man könnte darnach verſucht ſein, ſie in zwei Gruppen zu bringen.

1) Einfach binäre Verbindungen, wie P̍b, Z̍n, F̎e, Pb Se, Ni As, Ni Sb ꝛc.

2) Doppelt binäre Verbindungen: C̶̍u ˈˈˈe, A̍g3 ˈˈˈb. Allein beide ſind einander ſo ähnlich, daß die Eintheilung naturhiſtoriſch nicht gerechtfertigt ſcheint. Es dürfte daher auch hier, wie bei den oxydiſchen Erzen angemeſſener ſein, ſie nach ihrem wichtigſten Metalle zu gruppiren.

Geſchwefelte Metalle ſpielen beſonders in den untern Teufen der Erzgänge eine Rolle, wo ſie der wichtigſte Gegenſtand des Bergbaues ſind. Die gewöhnlichen findet man auch eingeſprengt im Flözgebirge, wo beſonders der Bitumengehalt nicht blos zur ihrer Bildung, ſondern auch zu ihrer Erhaltung beigetragen hat.

Eiſenerze.

Das Eiſen vorzüglich mit Schwefel, ſeltener mit Arſenik verbunden. Sie gehören zu den gemeinſten, aber auch zu den ſchönſten. Das Eiſen darin kann kaum verwerthet werden, wohl aber der Schwefel und das Arſenik.

563V. Cl. Geſchwefelte Metalle: Schwefelkies.

1. Schwefelkies F̎e.

Weil man daraus mit Vortheil Schwefel darſtellen kann, daher iſt der andere Name Eiſenkies nicht ſo gut. Wird mit unter Pyrites des Plinius 36. 30 begriffen, und weil er ſtarke Funken mit dem Stahle gibt, auch Feuerſtein genannt. Schlechthin Kies, weil er unter den Kieſen der gemeinſte iſt. Das Wort Kisus gebraucht ſchon Agricola 689. Fer sulfuré, Marcassites.

Pyritoedriſche Kryſtalliſationpag. 69. Wie Glanzkobalt pag. 576. Das

Pyritoederp = a: ½a: a mit 126° 52′ in den 6 Würfel - kanten und 113° 34′ 41′ in den 24 Würfeleckenkanten am gewöhnlichſten. Die Flächen parallel den Würfelkanten geſtreift. Der

Würfela: a: a ebenfalls parallel ſeinen Kanten geſtreift, ſo daß auf je einen Kryſtallraum eine Streifenrichtung fällt. Die Streifen correſpondiren mit denen am Pyri - toeder. Beide Pyritoeder und Würfel treten nicht blos aneinander auf, ſondern finden ſich auch ſelbſtſtändig um und um kryſtalliſirt, eingeſprengt in Schieferthon und Mergel. Auch das

Oktaedera: a: a fehlt nicht (Gr. Allmerode) mit untergeordnetem Pyritoeder findet es ſich in den

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Alpen, gar häufig ſtumpft es die Ecken der Würfel ab (Cubooktaeder im Lias gewöhnlich), und wenn es am Pyritoeder mit den Pyritoederflächen ins Gleichgewicht tritt, ſo entſteht das ſogenannte

Icoſaeder mit 12 + 8 Flächen: die 8 dem Oktaeder angehörig bilden leicht erkennbare gleichſeitige Dreiecke, die 12 Pyritoederflächen dagegen gleichſchenklige, die parallel ihrer Baſis geſtreift zu ſein pflegen. Das Grana - toeder a: a: a ſtumpft die 2 + 1kantigen Ecken am Pyritoeder ab, und kommt im Banat, Piemont ꝛc. auch wohl ſelbſtſtändig vor. Im Banate bilden ſogar Würfel und Granatoeder 18 Rechtecke, woran

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auch das Leucitoeder a: a: ½a nicht fehlt. Letzteres gibt bereits Hauy ſelbſtſtändig aus einem Talkſchiefer von Corſica an. In den Piemonte - ſiſchen Alpen kommen Leucitoidflächen vor, die ſich kaum über den Oktaeder - flächen erheben, aber durch eine ganz beſtimmte Streifung angedeutet werden. Wenn das Oktaeder herrſcht, ſo findet man auch zuweilen An - deutungen von Zuſchärfungen der Kanten, die einem Pyramidenoktaeder a: a: 2a an - gehören.

Das gebrochene Pyritoeder f = a: ½a: ⅓a ſpielt beſonders an den ſchönen Kryſtallen von Elba eine Hauptrolle, es ſtumpft die Kante zwiſchen Pyritoeder und Oktaeder ab, und da letzteres ein gleichſeitiges Dreieck bildet, ſo findet man ſich leicht zurecht. Zuweilen iſt es ſogar ſelbſtſtändig (Tra -

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verſella). Die von Traverſella in Piemont zeigen ein gebrochenes Pyri -36*564V. Cl. Geſchwefelte Metalle: Schwefelkies.toeder aus der Diagonalzone vom gewöhnlichen Pyritoeder p, und da es zugleich die Kante zwiſchen Oktaeder und Würfel abſtumpft, ſo iſt ſein Ausdruck s = a: ½a: ¼a. Unter p liegt noch ein Pyritoeder y = a: $$\frac{3}{2}$$ a: a die Mediankanten und ein gebrochenes Pyritoeder r = ⅓a: ¼a: ⅕a die Würfeleckenkanten abſtumpfend. Letzteres fällt zugleich noch in die Diagonalzone des Oktaeders. Sämmtliche Flächenausdrücke folgen aus den Zonen.

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Es werden unter den Pyritoedern noch andere ſehr unwahrſcheinliche Ausdrücke aufgeführt ½a: $$\frac{1}{7}$$ a: a; $$\frac{1}{9}$$ a: $$\frac{1}{11}$$ a: a ꝛc. Der flächenreichſte Körper iſt jedoch die Var. parallélique von Petorka in Peru (Hauy Traité Minér IV. 57). Es herrſcht daran der Würfel w vor. Das kleine gleichſeitige Dreieck o gehört dem Oktaeder, und die Kante zwiſchen Okta - eder und Würfel ſtumpft das vollflächige Leucitoeder l = 2a: 2a: a ab. Alle andern Flächen ſind he - miedriſch: p = a: 2a: a ſtumpft die gebrochene Oktaederkante des Leucitoeders ab. In ſeiner Dia - gonalzone liegt das gebrochene Pyritoeder s = a: ½a: ¼a = a: 2a: 4a. Dann folgt l = a: 2a: 2a, darunter f = a: 2a: ⅔a = ½a: a: ⅓a. Zwi - ſchen f und w nochmals s = a: 2a: ½a = ½a: a: ¼a. Es liegen alſo p s l f s w der Reihe nach in einer Zone. y = a: $$\frac{3}{2}$$ a: a ſtumpft die Median - kante f / f ab. Endlich noch die kleine Fläche n = a: ⅓a: ⅕a, ſie liegt in der Zone p / f aber nicht in der Zone s / y, ſonſt würde ſie $$\frac{1}{7}$$ a: ¼a haben. Es iſt dieſes der aus der Deduction ſo wohl bekannte Körper (Methode der Kryſtallographie pag. 66).

Zwillinge des Eiſernen Kreuzes (Weiß, Magazin Berl.

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Geſellſch. Naturforſchender Freunde VIII. 24) aus dem Keupermergel von Vlotho bei Preußiſch Minden. Zwei Pyritoeder p = a: ½a: a durchwachſen einander voll - ſtändig, ſo daß die Würfelkanten ſich rechtwinklig kreuzen, welche Kreuzung mit dem Preußiſchen Orden des eiſernen Kreuzes Aehnlichkeit hat. Der gemeinſame Kern beider iſt dann ein vollſtändiger Pyramidenwürfel. Das ganze kann man als einen Pyramidenwürfel betrachten, indem bei der Vollkommenheit der Durchwachſung auf jeder Pycamidenwürfel - fläche eine 2 + 1flächige Pyramide entſteht. Auch die Elbaer complicirtern Kryſtalle durchkreuzen ſich auf gleiche Weiſe. Offenbar ein Beſtreben der Formen, ihre Hemiedrie wieder auszugleichen. Dana (Mineralogie pag. 424) bildet ſie auch von Scohary in New-York ab.

Der Blätterbruch nach Würfel und Oktaeder iſt ſehr verſteckt.

Farbe ſpeisgelb (zwiſchen metalliſchem Gelb und Grau), mit aus - gezeichnetem Metallglanz, aber häufig durch eingetretene Zerſetzung an - gelaufen. Opak. Bräunlichſchwarzer Strich. Nicht magnetiſch.

Härte 6, aber dennoch ſtarke Funken gebend, welche von dem ver -565V. Cl. Geſchwefelte Metalle: Binarkies.brennenden Schwefel herrühren. Daher bei Erfindung der Schießgewehre als Büchſenſtein benutzt. Gewicht 5.

Auf Kohle im Oxydationsfeuer brennt er mit blauer Flamme, unter Entwickelung und Geruch von ſchwefliger Säure (). Im Reductions - feuer ſchmilzt er leicht zu einer magnetiſchen Kugel, es entweicht ſchweflige Säure und Schwefeldampf, da er die Hälfte ſeines Schwefels abgibt und zu Magnetkies wird, der bei fortgeſetztem Röſten endlich in Eiſen - oxyd übergeht. Im Kolben gibt er Schwefel ab, und große Haufen ein - mal angezündet brennen fort. Man kann ihn daher zur Gewinnung von Schwefel benutzen. Salzſäure greift ihn nicht an, wohl aber Salpeter - ſäure unter Ausſcheidung von Schwefel.

Doppelt Schwefeleiſen F̎e mit 45,7 Fe und 54,3 S.

Eine Analyſe von Berzelius gab 53,9 Schwefel. Spuren von Selen, Arſenik, Kupfer. Auch Silber und Gold veredeln ihn. Schon Plinius 37. 54 ſpricht von einem Mineral Amphitane auro similis quadrata figura, das in Indien mit Gold vorkomme, und wohl unſer Mineral ſein könnte. Die Schwefelkieſe von Bereſow, Marmato pag. 470 enthalten gediegen Gold eingeſprengt.

Zur Pyritoedriſchen Formation gehören in der Natur außer dem Schwefelkies der Hauerit M̎n, Glanzkobalt Co S2 + Co As2, Nickelglanz Ni S2 + Ni As2, Nickelantimonglanz Ni S2 + Ni Sb2. Auch beim künſt - lichen Salpeterſauren Blei pag. 434 kann man das Pyritoeder ſchön beo - bachten.

Das doppelte Schwefeleiſen F̎e iſt dimorph, denn es kommt noch ausgezeichnet als

Binarkies

im 2gliedrigen Syſtem vor. Werner’s Spär - und Kammkies, Haus - mann’s Waſſerkies. Lange mit Schwefelkies verwechſelt, bis Hauy die Form Namens fer sulfuré blanc richtig erkannte. Haidinger will ihn unter dem arabiſchen Worte Marcaſit (Henkel Pyritol. 87) begreifen, weil er leichter verwittere als Schwefelkies.

M = a: b: c 106° 2′ (Phillips). Auf die ſcharfe Säulenkante das Paar r = b: ⅓c: a gerade aufgeſetzt, welches parallel der kurzen Säulen - axe a ſo ſtark geſtreift iſt, daß ſie ſich gewölbt in der Gradendfläche P = c: a: b allmählig ver -

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liert. Darunter liegt jedoch eine ſchärfer meßbare Fläche l = b: c: a in Axe b 100° bildend. Daraus folgt a: b = 0,6323: 0,839 = 〈…〉 . lga = 9,80093, lgb = 9,92381. Undeutlicher und ſeltener iſt das auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzte Paar g = a: c: b 115° 30′ in Axe a bildend. Auch die kleine Oktaederfläche o = a: b: c in der Diagonalzone von g und l ſieht man öfter bei denen aus dem Böhmiſchen Braunkohlengebirge. Da ſich im Oblongoktaeder g / l unter 110° 5′ ſchneiden (nach Hauy unter 110° 48′),566V. Cl. Geſchwefelte Metalle: Binarkies.ſo könnte dieſes mit dem regulären Oktaeder vermöge ſeiner Endkanten verwechſelt werden, allein die Seitenkanten laſſen keinen Zweifel über. Hauy ſah die regulären Oktaeder aus dem Braunkohlenthon von Groß Allmerode in Heſſen, weil ſie ſo ſtark verwittern, fälſchlich für Binarkies an. Da dieſe beſtimmt Schwefelkies ſind, ſo wird der Binarkies meiſt in

Zwillingen angetroffen: die Kryſtalle haben die Säule M gemein und liegen umgekehrt. Nach der Art der Ausdehnung entſteht aber ein verſchiedenes Ausſehen. An Werner’s

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Kammkies, der beſonders auf Bleierzgängen zu Clausthal und Zellerfeld auf dem Oberharz, Przibram, Freiberg, Derbyſhire ꝛc. bricht, herrſchen die verſchmälerten Säulenflächen, und ſtehen eckig mit ihrem ſcharfen Winkel hinaus. Da ſich nun häufig die Flächen runden und zackig wiederholen, ſo entſtehen nicht ſelten auffallend Hahnenkammähnliche Ta - feln, welche ſich in ſenkrechten Platten erheben. Die Zwillingsgränze der parallel nebeneinander gelagerten Individuen wird beſonders durch die Streifung auf P und r parallel der Axe a markirt, doch kann ſie auch ganz verwiſcht werden. Der

Speerkies geht auf Erzgängen aus dem Kammkies hervor, indem

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die Säulenflächen durch Ausdehnung der Paare l und r gänzlich verdrängt werden. Es entſteht dann durch l'r'l2r2 die Speerſpitze, welche durch das Auftreten von M zweiſpitzig wird. Am ſchönſten kommen dieſelben im Böhmiſchen Braunkohlengebirge (Liebnitz) vor. Hier legen ſich meiſt Vierlinge im Kreiſe aneinander, ſo daß drei Speerſpitzen ent - ſtehen. Solche Vierlinge wiederholen ſich in langen Reihen parallel hintereinander. Da 4. 74° = 296° machen, ſo blieben für ein etwaiges 5tes Individuum nur noch 64° Platz, was ſich daher nicht vollſtändig ausbilden kann. Sonderbarer Weiſe kreuzen ſich ſolche Böh - miſche Vierlingstafeln abermals zu je zwei, und zwar ſollen ſie nach

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Mohs eine Fläche g = a: c: b gemein haben und umgekehrt liegen. Da ſämmtliche Gradendflächen der Vierlinge einſpiegeln, ſo ſchneiden ſie ſich unter 115° 30′, dem Säulenwinkel des Paares g / g. Von den Vierlingsindividuen kann natürlich nur jederſeits eines ſich in dieſer Zwillingsſtellung befinden: und zwar die - jenigen, deren Kanten l / l ſich ebenfalls unter 115° 30′ ſchneiden und folglich in eine Ebene fallen, die ſenkrecht gegen die Zwillingsebene ſteht (in unſerer Figur die obern P und P'). Gerade das Fallen der Kanten in eine ſolche Ebene liefert den wichtigſten Beweis für die Richtigkeit des Geſetzes.

Hahnenkämme entſtehen auch durch Mißbildung der Säulen M / M mit der Gradendfläche P, indem ſämmtliche Flächen ſich krümmen, die Säulen mit ihren ſtumpfen Kanten parallel an einander wachſen und die ſcharfen Winkel zackig herausſtellen. Die Streifung auf P parallel der Axe a bildet dann nicht ſelten bogenförmige Linien.

Farbe zwar auch ſpeisgelb, aber öfter etwas grauer, wie man567V. Cl. Geſchwefelte Metalle: Schwefelkies.an den Böhmiſchen leicht erkennt, wo der gelbere Schwefelkies unmittelbar darauf liegt. Härte 7, Gew. 4,7 4,88. Folglich ein wenig leichter als Schwefelkies.

Die Analyſe von Berzelius gab 53,3 Schwefel, 45 Eiſen, 0,7 Mangan, alſo F̎e, Biſulfuret wie beim Schwefelkies, nur meint er, daß ihm etwas Eiſenſulfuret F̍e beigemiſcht ſein könnte, wodurch ſich die leichtere Verwitterbarkeit erklären ließe.

Allein dieſe vermeintliche leichtere Verwitterbarkeit iſt noch gar nicht ſicher erwieſen. Der Schwefelkies verwittert unter Umſtänden mindeſtens eben ſo leicht. Die Verwitterung beider ohne Unterſchied ſcheint haupt - ſächlich dann Statt zu haben, wenn dieſelben mit Bitumen gemengt ſind, oder wenn ihr feinvertheilter Zuſtand im Gebirge der Verwitterung mehr Angriffspunkte gibt. So z. B. verwittern die Oktaeder im tertiären Thon von Groß Allmerode oder in der Lettenkohle des weißen Keuper meiſt an ihrer ſtrahligen unreinen Anwachsſtelle, die compacten Oktaeder ſelbſt liegen lange unangegriffen und auf das ſchönſte glänzend zwiſchen der mit Eiſenvitriol überſchwängerten Maſſe. Ja wenn man die Oktaeder ſorgfältig auslieſt und reinigt, ſo verwittern ſie nicht weiter, und laſſen ſich wie andere Schwefelkieſe aufbewahren. Bei Pöllnitz kommt ein ſehr reinausſehender Schwefelkies in Milchquarz eingeſprengt vor, welcher eine ſolche auffallende Neigung zur Verwitterung zeigt, daß man faſt das Mit - vorkommen des Quarzes als Grund nehmen möchte. Bei der Verwitterung bildet ſich ſtets Eiſenvitriol, auf welchem ein gelbes Mehl von baſiſch ſchwefelſaurem Eiſenoxyd liegt, das an erdigen Miſy pag. 444 erinnert. Man darf daſſelbe ſeinem Ausſehen nach nicht mit Schwefel verwechſeln. Aus dem Eiſenvitriol erzeugt ſich Brauneiſenſtein pag. 527, indem nämlich das Eiſenoxydul durch Oxydation in die ſchwächere Baſis F̶⃛e übergeht, wird die Schwefelſäure leicht von ſtärkern Baſen, namentlich Ċa angezogen, und F̶⃛e Ḣ̶ muß zurückbleiben. Daher findet man den Verwitterungsprozeß ſo gern von kleinen Gypskryſtallen begleitet. Die verkieſten Petrefakten im Flözgebirge geben dafür den beſten Beweis: friſch gegraben ſind ſie gelb, nach wenigen Tagen an der Luft fangen ſie ſchon an zu roſten. Nach Berzelius ſoll ſich beim Verwittern auch Schwefel ausſcheiden können, und G. Roſe (Reiſe Ural I. 214) nimmt bei den bekannten Afterkryſtallen im Quarz der Goldgruben von Bereſow an, daß 2 Atome Schwefelkies durch 3 Atome Waſſer (Fe2 S4 + 3 O3) in 1 Atom Eiſenoxyd F̶⃛e, 3 Schwefelwaſſerſtoff 3 S und 1 Schwefel zerlegt wären. Der Schwefel ſitze noch in dem zelligen Quarze, und das Eiſenoxyd habe ſich mit Waſſer zu Hydrat verbunden. Wenn dieſer Prozeß überhaupt vorkommen ſollte, ſo iſt er wenigſtens ſehr ungewöhnlich.

Die Benutzung des Schwefelkieſes beruht hauptſächlich auf ſeiner leichten Verwitterbarkeit. Denn da er häufig in thonigen Geſteinen fein - vertheilt liegt, ſo erzeugt er Vitriolſchiefer, aus welchem man Eiſenvitriol, und Alaunſchiefer, aus welchem man Alaun gewinnen kann. Das Ueber - gangsgebirge (Andraram in Norwegen), die Lettenkohle (Gaildorf in Württemberg), der untere Jura (Whitby), beſonders aber das Braun - kohlengebirge (Buxweiler, Freienwalde) liefern Beweiſe. Im Steinkohlen -568V. Cl. Geſchwefelte Metalle: Schwefelkies.gebirge wird bei dem Zerſetzungsproceß ſo viel Wärme erzeugt, daß das Kohlenklein in Brand geräth und dem Bergbau Gefahr bringt. Zur Dar - ſtellung des Schwefels und der Schwefelſäure wird bis jetzt nur wenig Schwefelkies benutzt. Er gibt beim Deſtilliren die Hälfte ſeines Schwefels, alſo gegen 27 p. C. ab. Der Rückſtand kann durch Liegenlaſſen an der Luft zur Darſtellung von Eiſenvitriol oder rauchender Schwefelſäure be - nutzt werden. Im letztern Falle bleibt ein rothes Eiſenoxyd, das als Colcothar in den Handel kommt, und als Polirmittel für die Spiegel - ſchleifereien geſucht iſt. Auf Elba finden ſich Afterkryſtalle in ſolches Eiſenoxyd verwandelt.

Bildung und Verbreitung. Das Doppeltſchwefeleiſen gehört zu den verbreitetſten Schwefelmetallen, denn es findet ſich nicht blos auf Erzgängen im Hoch - und Niedergebirge, ſondern auch lagerartig und ein - geſprengt in den verſchiedenen Ur - und Flözgebirgen, im letztern beſonders, wenn ſie einen Bitumengehalt zeigen. Biſchoff (Lehrb. Geolog. I. 917) hat daher auseinandergeſetzt, daß bei Gegenwart von faulenden organiſchen Subſtanzen dem Eiſenvitriol der Sauerſtoff entzogen und Schwefelkies gebildet werden könne. Der Faulungs - und Verweſungsprozeß wirken ſo desoxydirend, daß nach Bakewel die Reſte von einigen Mäuſen, die zu - fällig in eine Löſung von Eiſenvitriol gefallen waren, zum Theil mit kleinen Schwefelkieskryſtallen bedeckt wurden. Die blaue Farbe des Mer - gels an Meeresküſten ſoll daher von Schwefelkies herrühren. In Sand - alluvionen geht das nicht, da hier das Eiſen leicht oxydirt. Wo in Schieferthonen und Mergeln hohle Räume beſonders gekammerte Cepha - lopodenſchalen ſind, da hat ſich der Schwefelkies innerhalb der Schalen - wände in dicken Kruſten abgeſetzt, die Schale ſelbſt wird dagegen nur in Ausnahmsfällen angegriffen. Auch zieht ſich der kryſtalliniſche Kies in mehr als fauſtdicke Knollen zuſammen, ſo daß der Einfluß des Bitumens nicht in unmittelbarer Nähe des Kieſes ſtattgehabt haben kann. Ueberdies geht Bonsdorf (Pogg. Ann. 40. 133) zuweit, wenn er an der Bildung der bekannten Helgoländer Schwefelkiespetrefakten noch heute das Meer theilnehmen laſſen will. Künſtlich hat Wöhler (Pogg. Ann. 37. 238) den Schwefelkies in kleinen glänzenden Oktaedern und Würfeln dargeſtellt, indem er Eiſenoxyd, Schwefel und Salmiak recht langſam miteinander glühte. Hauptabänderungen ſind etwa

Kryſtalliſirter. Beſonders ſchön auf Elba mit verwittertem Eiſenglanz, auf Gängen im Broſſothal in Piemont. Würfel ringsum ausgebildet finden ſich beſonders in den ſchwarzen Alpiniſchen Thonſchiefern. In der Letten - und Braunkohle bildet ſich häufig das einfache Oktaeder in Druſen aus, im Lias namentlich in deſſen Amaltheenthonen herrſcht das Cubooktaeder.

Strahlkies heißen vorzugsweiſe die ſtrahligen und faſerigen, die nicht ſelten auf der Oberfläche ſich glaskopfartig runden, und einen förm - lichen gelben Glaskopf bilden (Memmendorf bei Oederan). Ausgezeichnet im untern Lias der Gegend von Aalen und Ellwangen, im Braunkohlen - gebirge ꝛc. Solche ſtrahlige Maſſen verwittern leicht, und man ſah ſie früher fälſchlich für Binarkies an. Ihre Farbe wird zwar grauer, aber man findet nie eine zweigliedrige, wohl aber reguläre Formen häufig dabei.

569V. Cl. Geſchw. Metalle: Magnetkies.

Körnig bis dicht. Derſelbe geht ganz ins Weißgrau, und hat beſonders Neigung zur Kugel - und Knollenbildung. Man findet unzählige im ſchwarzen und braunen Jura. Im Braunkohlengebirge von Schraplau am Salzſee zwiſchen Halle und Eisleben kommt man zuweilen auf ganze Lager von der ſchönſten Citronen - und Pommeranzenform, ſo daß man ſich in der That hüten muß, dieſelben für Früchte zu halten. Verkieste Früchte von Sheppy im Londonthon, welche man vor Verwitterung zu ſchützen unter Waſſer aufbewahrt.

Dendritiſch bildet er ſich zuweilen auf bituminöſen Schiefern aus. Leberkies und Zellkies nannte Werner die unreinen Schwefelkieſe von den Erzgängen, erſterer dicht, letzterer zellig und ſehr unrein, beſon - ders in der Umgegend von Freiberg.

Da Schwefelkies auf Erzgängen ein häufiges Gangmittel iſt, ſo miſcht er ſich in verſchiedenen Verhältniſſen mit andern geſchwefelten Me - tallen, z. B. am Rammelsberge bei Goslar, zu Fahlun in Schweden. Im Kupferkieſe findet man ſchwefelkiesreiche Stellen und Schwefelkies auskryſtalliſirt auf dem Herrenſeegen im Schwarzwalde. Breithaupt’s

Kyroſit Pogg. Ann. 58. 281, derb von der Grube Briccius bei Annaberg, hat neben 45,6 Fe, 53 S, noch 1,4 Cu und 0,9 As, und doch iſt ſeine Farbe ſchon übermäßig grau geworden, trotz des ſtarken Glanzes. Der 2gliedrige

Kauſimkies auf Kupferkies von Kurprinz bei Freiberg hat ſogar ſchon 4 Arſenik, und iſt bereits zinnweiß.

Thomſon’s Crucit aus einem rothen Thonſchiefer von Clomnell in Irland ſoll nach Dufrénoy (Traité Minéralog. II. 457) zu Eiſenoxyd ver - witterter Schwefelkies ſein: Zwillinge kreuzen ſich unter 60°, was der Name andeutet. Es erinnert die Sache an die merkwürdigen Schwefel - kieskryſtalle auf Spatheiſenſtein von Lobenſtein, die mir unter dem Breit - haupt’ſchen Namen

Tombazit zugekommen ſind. Der Würfel a erſcheint daran in langer quadratiſcher Säule, ſchwach an den vier Kanten durch das Granatoeder abgeſtumpft, darauf iſt das Ok - taeder o aufgeſetzt. Oefter kreuzen ſich zwei ſolcher Kry - ſtalle rechtwinklig, da aber daran die quadratiſchen Säulen einſpiegeln, ſo kann es nur ein Fortwachſen und kein Zwilling ſein. Neben den rechtwinkligen kommen auch Winkel von ungefähr 60° vor, und öfter hat es wirklich

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den Anſchein, als könnten es Zwillinge ſein, und dieſe würden dann dem Crucit entſprechen. Verzerrungen anderer Art haben Köhler und G. Roſe bekannt gemacht, Pogg. Ann. 14. 91.

2. Magnetkies. Magnetiſcher Kies, fer sulfuré magnétique.

Sechsgliedrig, aber Kryſtalle ſelten. Es herrſcht meiſt blos die blättrige Gradendfläche o = c: a: a a, welche große Neigung zur ſchaligen Abſonderung zeigt. Dünne ſechsſeitige Tafeln r = a: a:570V. Cl. Geſchw. Metalle: Magnetkies.

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a: c, woran das Dihexaeder P = a: a: a: c die End - kanten fein abſtumpft, kommen zu Andreasberg und Kongs - berg vor. Die ſchönſten jedoch fand G. Roſe (Pogg. Ann. 4. 181) im Meteorſtein von Juvenas pag. 498 mit 126° 49′ in den Endkanten und 127° 6′ in den Seitenkanten P / P, das gibt a = 〈…〉 Würde a = 〈…〉 ſein, ſo wären am Dihexaeder ſämmtliche Kanten, alſo Seiten - und Endkanten, unter einander gleich und 126° 52′. v = c: 2a: a: 2a, s = c: 2a: 2a: a, t = 2a: a: 2a: c.

Farbe zwiſchen Tombakbraun und Speisgelb, aber meiſt dunkel an - gelaufen, wodurch der ſtarke Metallglanz getrübt wird. Härte 4, Gew. 4,6.

Magnetiſch, wenn auch nicht ſonderlich ſtark, manche gar nicht, wie der meteoriſche. Auch das künſtliche einfache Schwefeleiſen, was man durch Glühen des Eiſens mit Schwefel ſich ſo leicht verſchafft, iſt nicht magnetiſch, ſofern kein freies Eiſen mehr darin iſt.

Vor dem Löthrohr kugelt er ſich nicht ſonderlich ſchwer, in Salzſäure löst er ſich unter Entwickelung von Schwefelwaſſerſtoff und Ausſcheidung von Schwefel. Da nun Cl + F S ſich in Fe C̶l + S zerſetzt, ſo muß außer einfachem Schwefeleiſen noch ein kleiner Ueberſchuß von Schwefel da ſein. G. Roſe (Pogg. Ann. 74. 291) will ſämmtlichen Vorkommen die Formel F̍e5 ˈˈˈe = F̍e6 F̎e zugetheilt wiſſen, was 59,6 Fe und 40,4 S geben würde. Zwar weicht davon Stromeyer’s Analyſe von Barrèges mit 43,6 Schwefel, was auf F̍e Fˈˈˈe führen würde, nicht unbedeutend ab, allein da demſelben in Salzſäure unlöslicher Schwefelkies beigemiſcht iſt, ſo mag allerdings der höhere Schwefelgehalt darin ſeinen Grund haben. H. Roſe fand ſogar in denen von Bodenmais nur 39 Schwefel, woraus Graf Schafgotſch (Pogg. Ann. 50. 533) die Formel F̍e9 Fˈˈˈe ableitete, aber hier mag eine theilweiſe Zerſetzung zu Oxyd auf den ſchalig abgeſonderten Blättern der Grund ſein.

Breithaupt ſucht aus kryſtallographiſchen Gründen zu beweiſen, daß es einfaches Schwefeleiſen F̍e ſein könnte, weil folgende in ihrer dihexae - driſchen Form dem Magnetkies-Dihexaeder mit 126° 49′ in den Endkanten ſehr nahe ſtänden: Osmiridium Jr Os 127° 36′; Kupfernickel Ni As 127° 32′; Greenokit Cd S 127° 26′; Haarkies Ni S 127° 10′; Antimonnickel Ni Sb 126° 56′. Indeß die Sache beweist vielleicht zu viel, da auch Eiſenglanz mit 128° nebſt Korund 128° 3′, und Antimon pag. 502 mit ſeinen Verwandten genannt werden müßte.

Auch der Magnetkies zerſetzt ſich, wie die Eiſenvitriolkryſtalle von der Grube Gieshübel pag. 442 beweiſen. Findet ſich viel ſparſamer als der Schwefelkies. Er brach früher beſonders ſchön blättrig auf der Grube Gieshübel am Silberberge bei Bodenmais. Der dichte, gemiſcht mit Schwefelkies, wird noch heute dort auf Eiſenvitriol verwerthet (Wine - berger Gegn. Beſch. Bay. Waldgb. pag. 98). Bildet Lager im Gneis -571V. Cl. Geſchw. Metalle: Arſenikkies.Granit. Fahlun, Barèges, Treſeburg, Breitenbrunn ꝛc. Nach Hausmann kommt er im Andreasberger Erzgebirge ſo häufig eingeſprengt vor, daß beim markſcheideriſchen Gebrauche des Compaſſes Vorſicht nöthig werde. Der Magnetkies von Klefva in Småland wird auf Nickel verwerthet. Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 53. 242. Zu Gap Mine in Pennſyl - vanien enthält er 4,5 Ni. Scheerer (Pogg. Ann. 58. 315) erwähnt ſo - gar einen

Eiſennickelkies 2 F̍e + N̍i von Lillehammer im ſüdlichen Nor - wegen. Iſt bronzefarbig wie Magnetkies, hat aber einen 4fach blättrigen Bruch nach dem regulären Oktaeder. Nicht magnetiſch. Gew. 4,6. Ent - hält 22,3 Ni.

Am Veſuv ſoll auch ein ˈˈˈe kruſtenartige Uebergänge bilden.

3. Arſenikkies, F̎e + Faae.

Als Mispickel bei Freiberger Bergleuten bekannt, auch Giftkies, weil er ſeit alter Zeit hauptſächlich zur Darſtellung des weißen Arſeniks dient. Pyrite blanche arsenicale Romé de l’Isle Cristall. III. 27.

2gliedrig, die Form dem Binarkies verwandt. Die Säule M = a: b: c bildet 111° 53′, und iſt verſteckt blättrig, an ihrem Ende herrſcht gewöhnlich r = c: 4b: a 146° 52′, welche außerordentlich ſtark parallel der Axe a geſtreift iſt, daraus folgt a: b = 0,568: 0,84 = 〈…〉 ; la = 9,76442, lb = 9,92448. Solche zierlichen Oblongoktaeder M / r kommen gar häufig um und um kryſtalliſirt im erdigen Talk bei Freiberg vor, freilich mit großer Neigung zur Zwillingsbildung. Selten

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ſtumpft das Paar l = b: c: a 99° 54′ in b bildend die ſcharfe Ecke MrM ab. In den Oblongoktaedern vom Silberberg bei Fahlun, Tunaberg ꝛc. pflegt ſich das Paar l ſtärker auszudehnen, als M, doch iſt ihre ſcharfe Säulenkante häufig durch r zugeſchärft, wornach man ſich leicht orientirt. Selten iſt das für ihre Zwillingsbildung ſo wichtige vordere Paar g = a: c: b mit 120° 48′ in Axe a, und 59° 12′ in Axe c. Hauy gibt auch das zugehörige Oktaeder o = a: b: c an.

Zwillinge, wie beim Binarkies, aber das dort ungewöhnlichere iſt hier das gewöhnliche: die Zwillingsindividuen haben g = a: c: b gemein, und liegen um - gekehrt. Meiſt durchwachſen ſich die Individuen mehr oder weniger vollkommen. Die Axen b fallen alſo zuſammen, die Axen a bilden dagegen einſpringende Winkel von 120° 48′. Wenn wie

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bei ſchwediſchen blos das Oblongoktaeder Ml herrſcht, und daſſelbe parallel der Fläche g halbirt wird, ſo bilden beim Aneinanderwachſen die Zwillingshälften mit den Flächen l den dritten Theil eines Diheraeder - artigen Körpers, da ſich Kante l / l mit l' / l' unter 120° 48′ ſchneidet. Da nun nicht ſelten ſich auch noch ein drittes Individuum l' 'anlagert, und

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572V. Cl. Geſchw. Metalle: Arſenikalkies.die Drillinge durchwachſen, ſo können ſcheinbar förmliche Dihexaeder ent - ſtehen.

Das 2te Zwillingsgeſetz, M = a: b: c gemein und umgekehrt iſt nicht ſehr häufig. Es entſtehen dadurch Binarkiesartige Formen.

Silberweiß, aber meiſt grau und gelb angelaufen. Metallglanz, Härte 5 6, ſpröde, Gew. 6,1.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er unter Arſenikgeruch zu einer magneti - ſchen Kugel. Im Glaskolben gibt das Pulver anfangs ein rothes Su - blimat von Schwefelarſen, dem bald ein ſchwarzes kryſtalliniſches von Arſenik folgt. Salpeterſäure greift ihn ſtark an, unter Ausſcheiden von Schwefel und arſeniger Säure. Fe S2 + Fe As2 mit 46,6 Ar, 19,9 S, 33,5 Fe, alſo von der Formation des Schwefelkieſes. Da Arſenik gern auf Kobalt - gängen vorkommt, ſo geben die geröſteten Proben häufig blaue Gläſer. Am intereſſanteſten darunter iſt Scheerer’s

Kobaltarſenikkies (Pogg. Ann. 42. 546), der mit Glanzkobalt auf den Gruben von Skutterud in Norwegen bricht. Die Farbe gleicht

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vollkommen dem Arſenikkieſe, das Gew. 6,2 kaum bedeutender. An den Kryſtallen herrſcht die Säule M / M 111° 40′ 112° 2′, s / s iſt geſtreift, und g / g 58° 30′ ſcheint es etwas kleiner, als beim Kobalt - freien zu ſein. Auch eine Fläche p = a: b: c und x = b: ⅕a: ¼c kommt vor. Die Analyſe gab 9 p. C. Kobalt, welches das Eiſen erſetzt, alſo (Fe, Co) S2 + (Fe, Co) As2. Breithaupt’s

Glaukodot im Chloritſchiefer mit Glanzkobalt von Huasko in Chili hat eine blättrige Gradendfläche, dunkel zinnweiße Farbe, und nach Plattner ſogar 24,8 p. C. Kobalt neben 11,9 Fe, alſo (Fe S2 + Fe As2) + 2 (Co S2 + Co As2) = 1 Arſenikkies + 2 Glanzkobalt. Auch zu Orawicza und im Siegenſchen haben ſich ſolche Mittelverbindungen zwi - ſchen Arſenikkies und Glanzkobalt gefunden, wornach es den Anſchein gewinnen könnte, als ſei die Maſſe des Glanzkobaltes dimorph.

ArſenikalkiesFaae (Arſenikeiſen). Mohs unterſchied ihn zuerſt als oxotomen Arſenikkies vom gewöhnlichen Arſenikkies, mit dem er zuſammen vorkommt im Serpentin von Reichenſtein in Schleſien, auf Lagern des Spatheiſenſteins von Hüttenberg in Kärnthen, und Sladming in Steyer -

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mark. Seine Farbe iſt etwas lichter und glänzender als beim ſchwefelhaltigen. Gewicht entſchieden ſchwerer 7,3. Im Serpentin von Reichenſtein kommen kleine, ſehr glänzende ringsum ausgebildete Nadeln vor, welche leicht quer brechen, ohne daß der Gradendfläche ein ſonderlich deutlicher Blätterbruch entſpräche. Daran macht die lange Säule M = a: b: c einen Winkel von 122º 26′, und das vordere Paar g = a: c: b nur 51° 20′, woraus folgt a: b = 0,4805: 0,8747 = 〈…〉 lga = 9,68174, lgb = 9,94187 das Paar l = b: c: a noch nicht beobachtet.

Nach der Analyſe von Hoffmann (Pogg. Ann. 25. 489) hat das Reichenſteiner 66 Arſenik, 28 Eiſen, 2 Schwefel, was ungefähr zu der573V. Cl. Geſchw. Metalle: Hauerit.Formel von Fe As2 führt. Im ſenkrecht ſtehenden Gneiſe auf dem - tersberge beim Hofe Foſſum im Kirchſpiel Modum fand Scheerer (Pogg. Ann. 49. 533) einen Arſenikalkies mit 70,1 As, 1,3 S, 27,4 Fe. Den Schwefelgehalt leitet man von eingemengtem Arſenikkies ab. Die Formel Fe As2 erfordert 73,5 As und 26,5 Fe. Dagegen gaben die Analyſen vom Reichenſteiner ſtets weniger, was auf Fe2 As3 führen könnte. Wäh - rend die von Schladming mit 8,7 Gew. wie die vom Sätersberge zur Formel Fe As2 führen (G. Roſe Kryſt. chem. Miner. pag. 53).

Im Kolben gibt der Arſenikalkies kein rothes Sublimat. Die größte Menge der im Handel vorkommenden arſenichten Säure wird aus dem Reichenſteiner dargeſtellt. Derſelbe iſt auch noch durch ſeinen geringen Goldgehalt berühmt geworden, welcher ſeit 1587 eine Zeitlang gewonnen iſt (Klaproth Abh. Berl. Akad. Wiſſ. 1814. 28).

Auf Kobaltgängen ſcheinen Verbindungen von (Fe, Co, Ni) As2 vor - zukommen, wie auch das von Schladming 13,4 Ni, 5,1 Co nach der Ana - lyſe von Hoffmann (Pogg. Ann. 25. 491) enthält. Man muß dabei immer nur ſorgfältig unterſuchen, ob man es nicht mit regulären, ſondern mit wirklich 2gliedrigen zu thun habe. So ſoll auch ein Theil des

Weißnickelkieſes (Ni, Fe) As2 von Schneeberg mit 7,1 Gew. zweigliedrig ſein, während der leichtere (Chloanthit) von 6,5 Gew. regulär iſt. G. Roſe (Kryſt. Chem. Miner. 53) vermuthet ſogar, daß auch unter den faſrigen Abänderungen des Speiskobaltes von Schneeberg ein 2glied - riger (Co, Fe) As2 verborgen ſei. Dann wäre die Formation R As2 dimorph.

Abgeſehen von den feinern Unterſchieden iſt der Arſenikkies an ſeiner weißen Farbe leicht erkennbar. Er bricht beſonders auf Zinnſteingängen, auf Silbergängen der Umgegend von Freiberg, daſelbſt nannte Werner die kleinen im Quarz eingeſprengten Kryſtalle von Bräunsdorf Weiß - erz, dieſes enthält auf 1 Ctr. 6 Loth 1 Pfund Silber, und wird daher von den Bergleuten mit Recht edler Arſenikkies genannt. Häufig zeigen die größern Kryſtalle Neigung zum Krummen in der Gradendfläche, dabei wird die Säule M langſtrahlig. Solche ſtrahligen ſind viel grauer und leiden ſtark durch Verwitterung. Zuletzt erſcheinen förmliche Faſern mit Glaskopfſtruktur (Andreasberg). Der verunreinigte derbe geht in den Speiskobalt über.

Manganerze.

Das geſchwefelte Mangan ſpielt keine ſonderliche Rolle. Lange hat man es ſogar nicht einmal gekannt. Bis endlich in neuern Zeiten die Mineralogie eine höchſt intereſſante Bereicherung erhielt durch den

Hauerit M̎n.

Haidinger Pogg. Ann. 70. 148. Iſomorph mit dem pyritoedriſchen Schwefelkieſe pag. 563.

Meiſt Haufwerke von durcheinandergewachſenen regulären Oktaedern, deren Ecken durch einen ſehr deutlichen blättrigen Bruch abgeſtumpft wer -574V. Cl. Geſchw. Metalle: Manganblende.den, welchen man mit dem Meſſer faſt ſo leicht als bei der Blende dar - ſtellen kann. Außer dieſem dreifach blättrigen Bruch des Würfels kommt zuweilen das Granatoeder, namentlich aber auch das Pyritoeder (a: ½a: a) und das gebrochene Pyritoeder a: ½a: ⅓a vor.

Die Farbe iſt ſchwärzlich braun, bräunlich rother Strich, Härte 4 5, Gew. 3,46.

Vor dem Löthrohr brennt der Schwefel ſogleich ab, wie beim Schwefel - kies, allein die Probe iſt unſchmelzbar, verhält ſich aber gut abge - ſchwefelt mit Flüſſen wie Mangan. Im Glaskolben gibt die Probe Schwefel ab, in einer Glasröhre geröſtet wird ſie außen braun, innen aber grün. Das Grün verſchwindet jedoch mit dem ſtärkern Röſten. Nach der Analyſe von Patera 63,6 Schwefel, 43 Mangan, 1,3 Eiſen, 1,2 Kieſelſäure, woraus ein Maganbiſulfuret M̎n, analog dem Schwefel - kies, folgt.

Kommt mit gediegenem Schwefel auf dem Schwefelwerke zu Kalinka bei Végles unweit Altſohl in Ungarn eingeſprengt in Gyps vor. Letz - terer hat durch das darin vertheilte Schwefelmetall ein graues Ausſehen wie Trachyte.

Manganblende M̍n.

Von den Siebenbürgiſchen Bergleuten ſchon längſt unter dem Namen Schwarzerz bekannt (Klaproth Beitr. III. 35), aber erſt Gehlen (Schweig - ger’s Journ. II. 161) erkannte die richtige Zuſammenſetzung. Wegen ſeines deutlich blättrigen Bruchs gab ihm Blumenbach den Namen, Leonhard’s Manganglanz, Beudant’s Alabandine.

Regulär. Hat ebenfalls einen dreifach blättrigen Bruch, entſprechend dem Würfel, wie beim Hauerit, da nun auch die Farbe ſchwärzlich braun iſt, ſo findet allerdings eine große Aehnlichkeit zwiſchen beiden Statt, aber der Strich iſt grün, und im Kolben gibt es keinen Schwefel ab. Härte 4 und Gew. 4 ſtehen auch nahe.

Derb kryſtalliniſch eingeſprengt mit Manganſpath zu Nagyak und Kapnik, auch in Mexiko und Braſilien. Arfvedſon’s Analyſe gab 62,1 Mangan und 37,9 Schwefel bei dem mit Blättererz zu Nagyak brechenden. Einfaches Schwefelmangan M̍n erfordert aber 63,23 Mn, 36,77 S.

ArſenikmanganMn As erwähnt Kane (Pogg. Ann. 19. 145) aus Sachſen, es glich dem Manganſuperoxyd und ſaß auf Bleiglanz.

Kobalterze.

Der Name Kobalt (Cobaltum Agricola 701) oder Kobold ſoll ſchon im 14ten Jahrhundert vorkommen, ein Schimpfname für den Berggeiſt und derartige Erze, die zwar Arſenikrauch entwickeln, aber doch kein nütz - liches Metall geben. Schon ſeit dem 16ten Jahrhundert bedient man ſich der Kobalterze zur Bereitung der Smalte: obgleich Brandt erſt 1733 das Kobaltmetall, wenn auch unrein, darſtellte. Wir haben zwar des Kobaltes ſchon bei der Kobaltblüthe pag. 399, dem Kobaltvitriol pag. 443, Erd -575V. Cl. Geſchw. Metalle: Speiskobalt.kobalt pag. 560 Erwähnung gethan, allein hier finden ſich die Haupterze, aus denen faſt alle durch Verwitterung erſt geworden zu ſein ſcheinen. Da ſie ſchon in geringer Menge dem Boraxglaſe eine ſchön ſaphir - blaue Farbe mittheilen, ſo ſind ſie für die Blaufarbenwerke ſehr edle Erze. Aber ſeit das künſtliche Ultramarin pag. 298 ſo billig dargeſtellt wird, ſind die meiſten Blaufarbenwerke eingegangen, was namentlich den Schwarzwälder Bergbau ſehr drückt.

Speiskobalt Caao.

Speiſe iſt der hüttenmänniſche Ausdruck für jene grauweißen Ver - bindungen von Arſenik mit Kobalt, Nickel und Eiſen, die bei verſchiedenen Hüttenproceſſen fallen. Werner ſchrieb Speiskobold. Derſelbe iſt nicht nur durch ſeine Farbe der Speiſe ähnlich, ſondern gibt auch wegen ſeines Arſenikgehalts auf Blaufarbenwerken beſonders viele Speiſe.

Reguläres Syſtem. Bei Schneeberg in Sachſen, zu Wittichen auf dem Schwarzwalde, Riechelsdorf in Heſſen ꝛc. kommen ausgezeichnete Cubooktaeder vor, die Würfelflächen ſind aber gewöhnlich krumm. Oefter geſellt ſich noch die Granatoederfläche hinzu, dann entſteht die Hauy’ſche Varietät trimorphe. Bei Schneebergern iſt auch das Leucitoeder a: a: ½a beobachtet.

Naumann (Pogg. Ann. 31. 537) beſchreibt merkwürdige Zwillinge im ſtänglichen Kobaltkies von der Grube Daniel bei Schneeberg. Die Kryſtalle mit Würfel, Oktaeder und Leucitoeder haben ſich nach einer trigonalen Axe ausgedehnt, längs dieſer Axe herrſcht die reguläre ſechsſeitige Säule l. Die Zwillinge haben nun die Axe dieſer Säule ge - mein, durchwachſen ſich vollkommen, ſind aber im Azimuth ſtatt 60° nur um 38° 11′ 48″ gegen einander verdreht, ſie haben nämlich eine Fläche des Pyramidengranatoeders a: ½a: ⅓a, die auch in der Säulenzone von l ſind, mit einander gemein und liegen umgekehrt.

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Zinnweiß, aber meiſt angelaufen, je unreiner deſto grauer. Die friſchen haben ſtarken Metallglanz, dieſe nannte man früher Glanz - kobalt. Härte 5 6, Gew. 6,5.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er unter Arſenikgeruch zu einer magneti - ſchen Kugel, die blaue Gläſer gibt. In Salpeterſäure leicht zerſetzbar, mit Ausſcheidung von arſeniger Säure. Da Schwefel mangelt, ſo be - kommt man mit Chlorbaryum einen höchſt ſchwachen Niederſchlag. Die Formel Co As2 würde 28,2 Co und 71,8 As fordern. Gewöhnlich ent - hält er aber noch weniger Kobalt, bis 14 p. C., da Eiſen und Nickel ſeine Stelle vertritt. Kobell analyſirte kleine kugelig gruppirte Kryſtalle von Schneeberg, und fand darin 18,5 Fe mit 9,4 Co, alſo (Fe, Co) As2, er nannte ſie Eiſenkobaltkies. G. Roſe fand ferner in allen kryſtalliſirten Abänderungen von Schneeberg und Riechelsdorf Nickel, das im ſogenannten Stängelkobalt von Schneeberg von 6,5 Gew. ſogar auf 12 Ni, 3,3 Co, 6,5 Fe, 0,9 Cu, 75,8 As ſteigt. Wenn man nun erwägt, daß anderer -576V. Cl. Geſchw. Metalle: Glanzkobalt.ſeits Breithaupt’s Chloanthit von Schneeberg hauptſächlich Ni As2 ent - hält, ſo ſcheint zwiſchen Nickel - und Kobalterzen die Gränze kaum gezogen werden zu können.

Die Verbreitung iſt unter allen Kobalterzen bei weitem die größte. Es findet ſich hauptſächlich auf Gängen im ältern Gebirge, und iſt nicht blos wegen ſeines Kobalt -, ſondern auch wegen ſeines Nickel - gehalts werthvoll. Ein Beſchlag von rothem Erdkobalt pag. 399 verräth ihn häufig. Gediegen Arſenik, Wismuth und Silber nebſt Arſenikkies ſind die gewöhnlichen Begleiter. Varietäten unterſcheidet man etwa folgende:

1. Weißer Speiskobalt, meiſt kryſtalliſirt von ſtärkſtem Glanz und größter Reinheit. Er kommt ſo rein und derb vor, daß er auf den Salbändern der Gänge öfter zinnweiß glänzende Spiegelflächen (Kobalt - ſpiegel) zeigt. Schneeberg, Wittichen, Joachimsthal. Zu Riechelsdorf auf Gängen im Zechſtein. Die ältern Mineralogen und ſelbſt Werner an - fangs nannten ihn Glanzkobalt. Den ſtänglichen von der Grube Daniel bei Schneeberg beſchrieb Werner als ſtrahligen weißen Speis - kobold.

2. Grauer Speiskobalt. Darunter verſtand Werner mehr die unkryſtalliniſchen bis dichten Maſſen, deren Farbe ins Stahlgraue geht. Ein Eiſengehalt ſcheint an dieſer Farbenänderung die Urſache zu bilden, man pflegt ſie daher auch meiſt zum Eiſenkobaltkies zu ſtellen. Nach einer Analyſe von Jäckel enthalten ſie gar kein Nickel, ſondern 21,2 Co, 11,6 Fe, 1,9 Cu, 66 As. Der Kupfergehalt und die Nickelarmuth ſchließt den grauen Speiskobalt unmittelbar an den ſchwarzen Erdkobalt pag. 560 an, der im Schwarzwalde nur ein Zerſetzungsprodukt deſſelben iſt, wie man aus zahlloſen Uebergängen ſieht.

3. Geſtrickter Speiskobalt findet ſich dendritiſch unter recht - winklig gegen einander gerichteten Strahlen, wie das gediegene Silber. Die Dendriten ſind bald grau, bald glänzend. Oefter möchte man ver - muthen, daß es Afterbildungen von gediegenem Silber ſeien. Schwarzen - berg, Johann-Georgenſtadt. Der Schneeberger enthält nach Karſten 3,9 p. C. Wismuth (Wismuthkobaltkies), derſelbe iſt ſehr fein geſtrickt.

Arſenikkobaltkies Scheerer (Pogg. Ann. 42. 553 ), Breithaupt’s Teſſeralkies, Co As3 mit 77,8 As, 20 Co, 0,7 S, 1,5 Fe von zinnweißer Farbe, 6,78 Gew., findet ſich in regulären Kryſtallen mit Würfel, Ok - taeder, Granatoeder und Leucitoeder eingeſprengt im Gneiſe von Skutterud in Norwegen, zuſammen mit Glanzkobalt, ſogar damit verwachſen.

Glanzkobalt, C̎o + Caao.

Kommt ſchon bei Cronſtedt §. 249 unter dieſem Namen vor. Er wurde lange mit dem weißen Speiskobalt verwechſelt, bis ſich endlich Werner veranlaßt fand, den Namen ausſchließlich für dieſen umzutauſchen. Mohs nannte ihn Kobaltglanz, Hauy Cobalt gris. Noch Klaproth Bei - träge II. 302 überſah den Schwefel, erſt Stromeyer erkannte 1817 die richtige Zuſammenſetzung.

Pyritoedriſch wie Schwefelkies, und zwar das nächſt wichtige Beiſpiel für dieſe intereſſante Hemiedrie. Der Würfel (bei Tunaberg577V. Cl. Geſchw. Metalle: Kobaltkies.zuweilen 1 $$\frac{1}{2}$$ Zoll groß) iſt ziemlich deutlich blättrig, und hat ebenfalls die dreifache Streifung auf ſeinen Flächen. Dieſelbe deutet die Lage des Pyritoeder p = a: ½a: a an. Sehr ſchön glattflächig iſt das Oktaeder o, es fehlt faſt niemals, und wenn es mit dem Pyritoeder ins Gleichgewicht tritt, ſo bilden ſich ſogenannte Icoſaeder. Gewöhn - lich aber herrſcht das Oktaeder vor, deſſen Ecken das Pyritoeder zweiflächig zuſchärft, Zuſchärfungsfläche auf Oktaederkante auf -

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geſetzt. Nur ſelten kommt das gebrochene Pyritoeder a: ½a: ⅓a unter - geordnet vor.

Röthlich ſilberweiß mit ſtarkem Metallglanz, graulich ſchwarzer Strich. Härte 5 6, gibt mit dem Stahle Funken, Gew. 6,2.

Vor dem Löthrohr Arſenikgeruch, im Glaskolben erhitzt gibt er nur wenig Arſenik ab und kein rothes Sublimat, wie der Arſenikkies, aber die rothe Löſung in Salpeterſäure gibt mit Chlorbaryum einen ſtarken Niederſchlag von Ḃa S⃛, denn er beſteht aus Co S2 + Co As2 mit 33,1 Co, 43,5 As, 20 S, 3,2 Fe.

Am ſchönſten kommt er zu Tunaberg in Södermanland eingeſprengt in ſchwefelkiesreichen Kupferkies vor, der Lager im Gneiſe bildet. Zu Skutterud bei Modum in Norwegen ſtehen die quarzigen Gneisſchichten, worin er eingeſprengt iſt, ſenkrecht. Zu Querbach in Schleſien auf Glim - merſchiefer. Zu Orawicza mit gediegenem Gold und Wismuth. Im Siegenſchen kommen ſie derb und ſehr unrein vor. Das wichtigſte Kobalt - erz für Blaufarbenwerke. Wenn ſie durch Eiſen verunedelt werden, ſo muß man ſie ſorgfältig von dem 2gliedrigen Arſenikkies pag. 571 unter - ſcheiden. Der Danait von Franconia in Nordamerika von Form und Farbe des Glanzkobaltes, 6,2 Gew. hat 32,9 Fe, 6,4 Co.

Kobaltkies, ˈˈo.

Svafvelbunden-Kobalt Hiſinger. Cronſtedt §. 248 beſchreibt ihn bereits von der Baſtnäs-Grube bei der Ritterhütte, es zeiget derſelbe keine Spur von Arſenik.

Kryſtalliſirt zwar ebenfalls in regulären Oktaedern, Würfeln und Oktaederzwillingen, zeigt aber keine Spuren von Pyritoder. Ebenfalls von röthlich ſilberweißer Farbe, Härte 5 6, Gew. 4,9.

Der Schwediſche iſt in Kupferkies eingeſprengt, der mit Strahlſtein gemengt Lager im Gneiſe bildet. Hiſinger fand 38,5 S, 43,2 Co, 3,5 Fe, 14,4 Cu. Der Kupferkies ſchien nur beigemengt. Berzelius leitete dar - aus die Formel Co2 S3 ab. Da er wegen der Zwillinge Analogie mit den Spinellen zeigt, ſo möchte ihm Frankenheim gern die Formel C̍o ˈˈo zutheilen. Das andere bekannte Vorkommen auf der Grube Jungfer (und Schwabengrube) bei Müſen beſteht nach neuern Analyſen aus 42 S, 33,6 Ni, 22,1 Co, 2,3 Fe, woraus Rammelsberg die Formel (N̍i, C̍o, F̍e) (˙˙˙˙˙i, ˈˈo, ˈˈˈe) conſtruirt. Da es eher ein Nickelerz als Kobalterz iſt, ſo heißt man ihn auch Kobaltnickelkies.

Quenſtedt, Mineralogie. 37578V. Cl. Geſchw. Metalle: Kupfernickel.

Das einfache Kobaltſulfuret C̍o von ſtahlgrauer Farbe ſoll bei Rajpootanah in Hindoſtan vorkommen.

Alle dieſe Kobalterze dienen zur Darſtellung der ſchönen blauen Farbe, die auf den ſogenannten Blaufarbenwerken dargeſtellt wird. Man ſchmilzt die geröſteten Erze mit Quarz und Pottaſche, dann bildet Eiſenoxyd und Kobaltoxydul mit Kieſelerde und Kali ein blaues Glas (Smalte), wäh - rend Nickel an Arſen gebunden, nebſt Wismuth, Kupfer, Silber ꝛc. als ſogenannte Kobaltſpeiſe, die nicht ſelten über 50 p. C. Nickel enthält, zu Boden fällt. Auch die abgeröſteten Erze kommen unter dem Namen Zaffer (verſtümmelt aus Sapphir) in den Handel, ſie geben für Por - zellan -, Fayence - und Glasfabrikate die beſte feuerbeſtändige blaue Farbe. Da Speis - und Glanzkobalt faſt ganz Manganfrei ſind, ſo ſind ſie dazu beſonders brauchbar, der Erdkobalt aber nicht. Bis zum Jahr 1845 warfen die Kobaltgruben einen hohen Gewinn ab, ſeitdem hat aber der künſtliche Ultramarin die Preiſe ſehr herabgedrückt, ſo daß eine Menge Werke ein - gehen müſſen.

Das Kobaltmetall wurde 1733 von Brandt dargeſtellt. Es hat eine röthlich weiße Farbe, iſt hart und ſpröde, 8,5 Gew. Schmilzt nur in hoher Temperatur.

Nickelerze.

Nickel iſt ebenfalls noch heute bei den Harzbewohnern ein Schimpf - wort. Der Bergmann trug es auf den Kupfernickel über, der zwar kupferroth iſt, aber durchaus kein Kupfer gibt. 1754 entdeckte Cronſtedt das Nickelmetall darin. Kobalt und Nickel treten gewöhnlich zuſammen auf, beide ſind dem Eiſen ſehr verwandt, und finden ſich zuſammen im Meteoreiſen pag. 493. Das Nickel iſt von allen dreien das ſeltenere. Da es mit Platin leicht zuſammen ſchmilzt, ſo muß man die Glasflüſſe vorher auf Kohle behandeln, und dann erſt auf das Platindraht nehmen: Nickeloxydul ertheilt dem Boraxglaſe eine violette Farbe, die kalt roth - braun; dem Phosphorſalz eine rothe, die kalt gelb wird. Iſt Kobalt zugegen, ſo bekommt man zuerſt blaue Gläſer, während das Metallkorn im Fluſſe ſchwimmt. Trennt man daſſelbe und behandelt es weiter mit Flußmittel, ſo erhält man dann die Farbe des Nickelglaſes. In concen - trirter Salpeterſäure geben die Erze eine ſmaragdgrüne Löſung, und ge - röſtet reduciren ſie ſich leicht zu magnetiſchem Nickelmetall. Der grüne Nickelocker pag. 400, der Emerald-Nickel auf Chromeiſenſtein pag. 518, die Färbung im Pimelit und Chryſopras pag. 176, die kleine Menge im Olivin pag. 219, der weſentliche Gehalt im Meteoreiſen, Magnetkies pag. 571 ſind bekannt.

Kupfernickel Nai.

Cuprum Nicolai vel Niccoli Cronstedt §. 254, Nickel arsenical Hauy, Arſeniknickel, Rothnickelkies.

6gliedrig, aber Kryſtalle ſelten. Brooke wies darin eine reguläre ſechsſeitige Säule nach, und Hausmann fand bei Eisleben Dihexaeder mit579V. Cl. Geſchw. Metalle: Antimonnickel, Arſeniknickel.abgeſtumpften Endecken von 139° 48′ in den Endkanten und 86° 50′ in den Seitenkanten. Ohne blättrigen Bruch. Licht kupferroth, gern dunkel anlaufend, klein muſcheliger Bruch. Verräth ſich häufig durch mitvorkom - menden grünen Nickelocker. Härte 5, etwas milde, Gew. 7,6.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er unter Abgabe von Arſen zu einer grauen metalliſchen Kugel. Die geröſtete Kugel mit Flüſſen behandelt ſchwimmt im Glaſe herum, und gibt Reaktion auf Nickel. Mit dem Platindraht legirt ſie ſich ſogleich. Im Kolben gibt das Mineral kein Arſenik ab. Schon in kalter Salpeterſäure löst es ſich plötzlich zu einer ſmaragdgrünen Flüſſigkeit unter Ausſcheidung von Arſenik.

Ni As mit 44 Ni und 56 As.

Häufig etwas Antimon, der im Kupfernickel von Allemont und Balen in den Pyrenäen bis auf 28 Sb ſteigt (Allemontit).

Es iſt bei weitem das wichtigſte und verbreitetſte Nickelerz auf Arſenik - und Kobaltgängen: Schneeberg, Annaberg, Freiberg, Joachimsthal, Rie - chelsdorf, Saalfeld, Wittichen. Schladming, Cornwall ꝛc.

Antimonnickel Nsi.

Wurde 1833 in kupferrothen Blättchen zu Andreasberg im Kalkſpath mit Speiskobalt eingeſprengt gefunden (Pogg. Ann. 31. 134). Nach Breithaupt Dihexaeder von 112° 10′ in den Seitenkanten, und folglich 130° 58′ in den Endkanten. Die Farbe iſt lichter und reiner als beim Kupfernickel, aber Härte 5 und Gewicht 7,5 gleich. Der blättrige Bruch entſpricht der Gradendfläche, wird aber nur als Abſonderung angeſehen. Jedenfalls ſollten Ni As und Ni Sb iſomorph ſein, um ſo mehr, da der Allemontit Ni (As, Sb) als Verbindungsglied beider angeſehen werden kann. Vor dem Löthrohr verdampft das Antimon und das ſchwer ſchmelz - bare Nickel bleibt zurück. Nach der Analyſe von Stromeyer 31,2 Ni, 68,8 Sb. Auch durch Zuſammenſchmelzen gleicher Aequivalente von Nickel und Antimon erhält man eine dieſem Erze ſehr ähnliche rothe Legirung, bei größerm Zuſatz von Antimon wird die Legirung aber weiß und ſchmelzbarer.

Arſeniknickel Naai.

Wurde von Hoffmann (Pogg. Ann. 25. 491) benannt und analyſirt. Da es zu Schneeberg der ſtetige Begleiter von Kupfernickel (Rothnickel - kies) iſt, ſo nannte ihn Breithaupt nicht unpaſſend Weißnickelkies. Nur dieſer verwittert leicht zu grünem Nickelocker, nicht der Kupfernickel. Als nun ſpäter ſich zeigte, daß es auch einen zweigliedrigen, dem Arſenik - kies verwandten Weißnickelkies pag. 573 gebe, ſo machte Breithaupt für unſern den Namen Chloanthit (χλοανϑής aufgrünend), der an den grünen Beſchlag erinnern ſoll.

Regulär wie Speiskobalt, aber Kryſtalle ſelten. Doch kommen Würfel, Oktaeder und Granatoeder vor. Zinnweiß, läuft aber leicht grau und ſchwärzlich an. Härte 5, Gew. 7,1. Der grüne Beſchlag läßt ihn leicht von Speiskobalt unterſcheiden, dem er im Ausſehen ſehr gleicht.

37*580V. Cl. Geſchw. Metalle: Haarkies, Nickelglanz.

Im Kolben gibt er Arſenik ab, und die Probe bedeckt ſich mit grünem Ocker. Die Analyſe von 28,2 Ni und 71,8 As läßt auf die Formel Ni As2 ſchließen. Wie beim Speiskobalt das Nickel durch etwas Eiſen, auch Kobalt vertreten. Zu Schneeberg, Großkamsdorf, Sangerhauſen.

Haarkies N̍i.

Kam früher auf der Grube Adolphus zu Johann-Georgenſtadt vor, Werner hielt ihn anfangs für Schwefelkies, Klaproth Beitr. V. 231 für gediegen Nickel, aber Berzelius wies den Schwefel darin nach. Haus - mann nannte ihn daher Nickelkies. Millerit.

Kleine Nadeln, die reguläre ſechsſeitige Säulen zu bilden ſcheinen, alſo zur Formation des Kupfernickels gehören würden. Miller gibt ein Rhomboeder an, deſſen Seitenkanten durch die 2te ſechsſeitige Säule ab - geſtumpft werden (Pogg. Ann. 36. 476). Farbe zwiſchen Meſſing - und Speisgelb, daher mit faſrigem Schwefelkies leicht verwechſelbar. Metall - glanz, Gew. 5 $$\frac{1}{2}$$ , Härte 3 4.

Schmilzt unter Spritzen zu einer magnetiſchen Kugel. Enhält 64,8 Ni, 35,2 S, alſo N̍i. Joachimsthal, Przibram, Riechelsdorf, Kamsdorf, Corn - wallis.

Nickelglanz Nˈˈi + Naai.

Schon Cronſtedt §. 254 erwähnt ihn als ſchuppenartigen Kupfer - nickel von Loos in Helſingeland. Pfaff (Schweigger’s Journ. 22. 260) analyſirte ihn und gab den Namen. Nickelarſenikkies, Arſeniknickelglanz, Nickelarſenikglanz.

Regulär von der Formation des Glanzkobaltes, aber das Pyritoeder ſelten zu beobachten. Der Würfel ausgezeichnet blättrig, und daran leicht kenntlich. In der Kryſtalliſation herrſcht das Oktaeder vor, daran bildet das Pyritoeder a: ½a: a eine untergeordnete Zuſchärfung der Ecken. Pyritoederfläche auf Oktaederkante aufgeſetzt (Haueiſen).

Silberweiß ins Graue, durch Anlaufen dunkeler werdend. Schwacher Metallglanz. Härte 5 6, Gew. 6,1.

Im Glaskolben verkniſtert er ſtark und gibt rothes Schwefelarſenik, auf Kohle Schwefel und Arſen und ſchmilzt dann zu einer Kugel, welche mit Flüſſen behandelt anfangs Kobalt -, dann Nickelreaktion zeigt. Ber - zelius Analyſe des Schwediſchen von Loos gab 29,9 Ni, 0,9 Co, 4 Fe, 45,4 As, 19,3 S, woraus dieFormel (Ni, Co, Fe) As2 + (Ni, Co, Fe) S2 folgt. Ausgezeichnete Fundorte der Antimonfreien ſind Loos, Grube Al - bertine bei Harzgerode auf dem Unterharz, beſonders Haueiſen bei Loben - ſtein im Spatheiſenſtein, Grube Jungfer bei Müſen, Schladming ꝛc. Verräth ſich öfter durch Nickelocker.

Nickelantimonglanz (Antimon-Nickelglanz) Ni S2 + Ni Sb2 hat anſtatt Arſenik Antimon, im Uebrigen dem Nickelglanz ganz gleich, nur dunkelfarbiger (blei - und ſtahlgrau). Wurde zuerſt von der Grube Lands - krone im Siegen’ſchen (Weſterwald) bekannt, wo er wie gewöhnlich mit581V. Cl. Geſchw. Metalle: Nickelſpeiſe.Spatheiſen und Bleiglanz bricht. H. Roſe fand darin 27,4 Ni, 55,8 Sb, 16 S. Die etwas größere Schwefelmenge rührt vom eingeſprengten Blei - glanz her. Vor dem Löthrohr geben ſie blos Antimonrauch. Früher hatte Klaproth einen Nickelglanz von Freusburg auf dem Weſterwalde analyſirt, und 25,2 Ni, 47,7 Sb, 11,7 As, 15,2 S gefunden, was Ni S2 + Ni (Sb, As) 2 gibt. Wenn man nun bedenkt, daß auf gleichen Gruben bei Harzgerode, Lobenſtein ꝛc. Arſenik - und Antimonnickelglanz neben ein - ander vorkommen, ſo iſt bei der Gleichheit des Blätterbruchs kein Gewicht auf die Unterſchiede zu legen. Kobell’s

Amoebit von Lichtenberg bei Steben im Fichtelgebirge ſoll (Ni, Fe) 2 (As, S) 3 ſein, hat aber den gleichen Würfelbruch.

Nickelwismuthglanz Kobell (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. VI. 332) von Grünau, Grafſchaft Sayn-Altenkirchen in Weſtphalen. Kleine reguläre Oktaeder mit blättrigem Bruch. Stahlgrau, Härte 4 5, Gew. 5,1. Enthält 40,6 Ni, 14,1 Bi, 38,5 S, 3,5 Fe, 1,7 Cu, 1,6 Pb, wor - aus Kobell die Formel 10 ˙˙˙˙˙i + ˈˈˈi konſtruirt.

NickelſpeiſeNi3As2.

Ein Kunſtprodukt (Pogg. Ann. 25. 302 und 28. 433), das bei Blau - farbenwerken in ſehr glänzenden vierſeitigen Tafeln des viergliedrigen Syſtems kryſtalliſirt, beſtehend im Oktaeder o = a: a: c, mit ſehr aus - gedehnter Gradendfläche c = c: a: a. Der Seitenkantenwinkel be - trägt 115° 39′. Zuweilen noch ein ſchärferes Oktaeder a: a: 2c. Die Farbe licht tombakbraun, mit ſtarkem Glanz, im Ausſehen leicht mit einem natürlichen Mineral verwechſelbar. Wöhler’s Analyſe gab 54,1 Ni, 45,9 As. Nickelocker verräth den Nickelgehalt. Breithaupt’s Plakodin (Pogg. Ann. 53. 631) ſcheint das Gleiche. Vergleiche auch den licht kupferrothen An - timonnickel Leonhard’s Jahrb. 1853. 179.

Der Hüttenmann unterſcheidet Kobaltſpeiſe (Ni, Co) 3 As, Nickelſpeiſe (Ni, Co, Fe) 4 As, Bleiſpeiſe (Fe, Ni, Co) 4 As, Raffinatſpeiſe ((Ni, Co) 4 As (Plattner Probierkunſt 314), die als Hauptmaterial zur Gewinnung des

Nickels dienen. Daſſelbe hat Silberfarbe, iſt vollkommen dehnbar (zwiſchen Eiſen und Kupfer), roſtet viel ſchwerer als Eiſen, iſt aber eben ſo ſtark magnetiſch, liefert daher vortreffliche Magnetnadeln. Obgleich ſtreng flüſſig, ſo läßt es ſich doch in großen Parthien ſchmelzen. Gew. 9,2. Das Neuſilber von der Farbe des 12löthigen Silbers, aber weniger anlaufend, beſteht aus 53,4 Cu, 29,1 Zn, 17,5 Ni. Auch der chineſiſche Packfong enthält Nickel.

Die Nickelſpeiſe mit ungefähr 50 p. C. Nickel ſteht daher in hohem Werth, der Centner koſtet über 200 fl.

Molybdänerze.

Μολυβδαινα heißt Graphit pag. 511, weil das Molybdän lange da - mit verwechſelt wurde, bis endlich Scheele 1778 ein eigenthümliches Metall darin entdeckte. Molybdän ſpielt keine bedeutende Rolle, doch haben wir582V. Cl. Geſchw. Metalle: Molybdän.die Molybdänſäure M⃛o bei den Bleiſalzen pag. 415 und als Molybdän - ocker kennen gelernt. Das Hauptvorkommen bleibt immerhin das geſchwe - felte Molybdän. Von ihm ſtammen die geringen Mengen in Kupfer - und Zinnhüttenprodukten.

Molybdän M̎o.

Molybdänglanz, Waſſerblei.

6gliedrige Tafeln, zuweilen mit dihexaedriſchen Abſtumpfungen. Die Gradendfläche iſt krummblättrig, wie Talk pag. 201, daher auch von Romé de l’Isle damit zuſammengeſtellt.

Farbe friſch bleigrau, mit einem ſtarken Stich ins Roth, ſtärker als beim Bleiglanz. Doch muß man ſich bei denen vom Altenberger Zinn - ſtock durch das mitvorkommende erdige Eiſenoxyd nicht verführen laſſen, die Farbe für rother zu halten als ſie iſt. Härte 1 2, abfärbend und ſchreibend wie Graphit. Gew. 4,5. Auf der glatten Glaſur von weißem Porzellan gibt es einen grünlich grauen Strich. Gemein biegſam und etwas fettig ſich anfühlend. Iſolirt gerieben negativ elektriſch.

Vor dem Löthrohr in der Platinzange färbt es die Flamme deutlich gelbgrün, auf Kohle ſchmilzt es nicht, gibt ſchweflige Säure ab, und er - zeugt einen ſchwach kupferrothen Beſchlag von Molybdänoxyd, der ſich innerhalb des weißen Beſchlages findet. Mit Salpeter im Platinlöffel verpufft es zu Molybdänſaurem Kali. Schon Buchholz wies im Alten - berger 60 Mo und 40 Schwefel nach, was gut mit der Formel Mo S2 ſtimmt.

Kommt eingeſprengt in verſchiedenen Urgebirgsgeſteinen, Gneis, Granit, Porphyr, Syenit, Chloritſchiefer ꝛc. vor. Beſonders reich ſind die Zinn - ſteinſtöcke von Altenberg in Sachſen, Schlackenwalde und Cornwallis be - dacht, wo man es käuflich haben kann. Breithaupt’s

Silberphylinglanz, dem Molybdän ähnlich, aber etwas grauer ſcheint im Weſentlichen Selenmolybdän zu ſein, mit einem kleinen Gehalt an Silber und 4,9 Gold. Eingeſprengt im Gneis von Deutſch - Pilſen (Honther Comitat). Auch das Molybdän von Schlackenwalde ſoll etwas Selenhaltig ſein.

Bleierze

gehören zu den allergewöhnlichſten der Erzgänge, und ſind daher ein wich - tiger Gegenſtand des Bergbaues, wichtig nicht blos wegen ihres Blei - ſondern namentlich auch wegen ihres Silbergehaltes. Auch das Selen ſcheint in der Natur an Blei mehr gebunden vorzukommen, als an irgend ein anderes Metall. Wir haben zwar oben Weißbleierz pag. 357, Vitriol - blei pag. 374, Buntbleierz pag. 388, Bleiſalze pag. 412, Bleiocher pag. 561, gediegen Blei pag. 500, Tellurblei pag. 507 ſchon die Wichtigkeit und Verbreitung geſehen, aber die meiſten von dieſen ſcheinen lediglich durch Zerſetzungsproceſſe vom Bleiglanz erſt entſtanden zu ſein, von vielen läßt es ſich ſogar mit Gewißheit behaupten.

583V. Cl. Geſchw. Metalle: Bleiglanz.

Bleiglanz P̍h.

Bei Agricola 705 ſchlechthin Glantz lapis plumbarius genannt. Galena Plinius 33. 31 iſt ſilberhaltiger Bleiglanz, unter demſelben Namen führt ihn auch Agricola 705 Galena Glantz vnd plei ertz auf. Plomb sulfuré, Sulphuret of Lead.

Reguläres Kryſtallſyſtem. Der

Würfel hat einen ſo ausgezeichnet dreifach blättrigen Bruch, daß es kein zweites Beiſpiel gibt, was ihm gleichkommt. Daher bei Walle - rius auch Würfelerz genannt. Bei Freiberg die gewöhnlichſte Kryſtall - fläche. Das

Oktaeder ſtumpft die Ecken ab, dann entſtehen ausgezeichnete Cu - booktaeder, in Sachſen ſehr verbreitet. Auf der Albertine bei Harzgerode geſellt ſich noch das

Granatoeder hinzu. Außerdem werden daran die Kanten zwiſchen Granatoeder und Oktaeder durch das Pyrami - denoktaeder p = a: a: 2a abgeſtumpft, das - ſelbe kommt nirgends ausgezeichneter als am Blei - glanz vor, daher nennt Haidinger die Pyramiden - oktaeder Galenoide. Zuweilen faſt ſelbſtſtändig, Dufrénoy Tab. 97. Fig. 272. Viel ſeltener be - obachtet man eine Abſtumpfung zwiſchen Oktaeder und Würfel, meiſt dem Leucitoide a: a: ⅓a angehörend. Naumann (Poggendorf’s Ann. 16. 487) führt aus der Werner’ſchen Sammlung einen

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Würfel von der alten Hoffnung Gottes mit Würfel, Oktaeder, Granatoeder, Leucitoid und zwei Pyramidenoktaedern 7a: 4a: 4a und 5a: 4a: 4a auf. In Cumberland kommen ſogar Würfelflächen vor, auf welchen Leucitoidflächen a: 12a: 12a, ſelbſt a: 36a: 36a ſich kaum erheben, ſie laſſen ſich nur noch durch Er - höhungen längs der kurzen Diagonalen der Würfel - flächen erkennen, und um das ſcharfe Beſtimmen ſol - cher Flächen bleibt es immerhin eine mißliche Sache. Gefloſſene Kryſtalle, d. h. an der Oberfläche unregel -

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mäßig gerundete, nicht ſelten.

Zwillinge kommen ſehr ſchön in Sachſen, Windeck im Bergiſchen ꝛc. vor. Die Cubooktaeder haben eine Oktaederfläche gemein, und liegen um - gekehrt. Parallel der gemeinſamen Oktaederfläche werden die Zwillinge meiſt tafelartig, und beide Individuen greifen ſo weit in einander über, daß bei der Verziehung der Flächen das Erkennen Schwierigkeit macht. Indeß kann man nach der Lage des blättrigen Bruchs ſich leicht orientiren.

Friſchbleigrau mit einem Stich ins Roth. Stärkſter Me - tallglanz, der auf friſchem Bruch das Auge blendet, und in ſofern unerreicht, es iſt der Diamant der Erze. Strich graulich ſchwarz.

Härte 2 3, etwas milde, Gew. 7,5.

Vor dem Löthrohr verkniſtert er zwar ſtark, doch zwingt man ihn durch langſames Erwärmen bald zum Bleiben, er ſchmilzt dann leicht584V. Cl. Geſchw. Metalle: Bleiglanz.unter Ausſcheidung von Blei, während die Kohle einen weißen Beſchlag von ſchwefelſaurem Bleioxyd mit einem innern gelben Kranz von Blei - oxyd bekommt. Bei großen Proben ſchwimmt der Regulus bald in flüſ - ſiger Bleiglätte von gelber Farbe. Iſt er Antimonhaltig, ſo ſetzt ſich das Antimonoxyd mit dem weißen Kranze ab. Um geringere Mengen von Antimon zu erkennen, muß man den gepulverten Bleiglanz mit Soda miſchen und im Reductionsfeuer behandeln. Der Schwefel geht dann an das Natrium und zieht ſich in die Kohle, und kommt jetzt noch ein weißer Beſchlag, ſo rührt er vom Antimon her. Durch langes Blaſen auf die Probe verflüchtigt ſich alles Blei, und zuletzt bleibt ein kleines Silberkorn, was zum Wiegen zu klein, aber wohl zu meſſen iſt pag. 477. Nur zu - letzt muß man etwas vorſichtig ſein, weil die kleine ſilberreiche Probe leicht von der Kohle ſpringt. In concentrirter Salpeterſäure löslich, unter Ausſcheidung von Schwefel, Zink fällt aus der Löſung Blei.

Pb S mit 86,5 Pb und 13,5 S, der Silbergehalt geht in ſeltenen Fällen bis auf 1 p. C. Gewöhnlich ſchwankt er zwiſchen 0,01 und 0,1 p. C., d. h. 3 $$\frac{1}{2}$$ Lth. im Centner. 4 9löthige erklärt der Bergmann für ſilberreich. Zuweilen Goldhaltig (Kremnitz), Platinhaltig in der Cha - rente (Pogg. Ann. 31. 16). Antimon öfter in ſolcher Menge, daß eine bleigraue Abänderung von Przibram Steinmannit genannt wurde. Arſenik, Zink, Kupfer, Selen ꝛc.

Verbreitung. Hauptſächlich auf Gängen, die oft mit außer - ordentlicher Regelmäßigkeit zur Tiefe ſetzen, wie zu Huelgoat in der Bre - tagne. Im Gneiſe von Freiberg, auf dem Schwarzwalde in der wilden Schappach ſilberarm, im Teufelsgrunde ſilberreich. Im Uebergangsgebirge des Harzes Clausthal, Zellerfeld, Neudorf ꝛc. das wichtigſte Erz, im rheini - ſchen Schiefergebirge (Müſen, Siegen, Weſtphalen, Naſſau). Beſondern Ruf genießen die Bleierzgänge im Bergkalk des nördlichen England. Schon Plinius 34. 49 ſagt davon, sed in Britannia summo terrae corrio adeo large, ut lex ultro dicatur, ne plus certo modo fiat. Noch heute liefert England jährlich 900,000 Ctr. Blei, ſo viel als alle übrigen euro - päiſchen Staaten zuſammen genommen: Derbyſhire (Caſtleton, Cromford), Cumberland (Alſton-Moor) ꝛc. Das Ganggeſtein bilden die ſchönſten Kalkſpäthe, Flußſpäthe und Schwerſpäthe.

Ganz verſchieden davon iſt das Vorkommen im Flözgebirge, wo er ſich eingeſprengt findet. Knoten von kryſtalliniſchem Bleiglanz findet man öfter mitten im weißen Keuperſandſtein, im Buntenſandſtein der Eiffel (Bleiberg bei Commern, Bergamtbezirk Düren), wo die mächtigen Kno - tenerze theilweis im Tagebau gewonnen werden. Die Bleiglanzknoten von Commern, zum Theil mit Weißbleierz gemiſcht, liegen in dem weißen mürben Sandſtein in ſolcher unerſchöpflichen Maſſe, daß die einzige Grube Meinertzhagen in einem Jahre 340,000 Ctr. Knotenerz lieferte. Der Betrieb zum Theil über Tage nimmt ſo zu, daß er ſehr bald einer der bedeutendſten des Continents ſein dürfte. Im Muſchelkalk von Tarnowitz finden ſich Neſter von ſilberhaltigem Bleiglanz mit Galmei, ähnlich im Dolomite des Kärnthiſchen Bleiberges (Villach). Aber alle dieſe halten dennoch keinen Vergleich aus mit den Bleiglanzneſtern im Kalkgebirge der Alpujarras der ſüdlichen Vorkette der Sierra Nevada in Spanien, beſonders bei Berga und Gador. Es iſt ein alter Saifenbau, ein Erzfeld585V. Cl. Geſchw. Metalle: Bleiglanz.mißt ¼ Quadratſtunde, worin mehrere Ellen mächtige Erzwände in Lehm gehüllt zu Tage treten. 1822 ſtanden die Gruben wieder in ſchwunghaftem Betrieb, 1829 waren 80 Schachte und 1500 Schurfverſuche gemacht, worin 10,000 Bergleute 1 Mill. Ctr. Erze gewannen, das auf den Rücken von 2000 Maulthieren aus dem wilden Gebirge herabgeführt wurde, und woraus man über eine halbe Million Ctr. Blei gewann. Das drückte die deutſchen Werke gewaltig. Aber dennoch ſcheint der Reichthum in

Amerika noch bedeutender. Im Staat Miſſouri wurde er ſchon 1720 entdeckt, er erſtreckt ſich dann über einen Theil von Illenois, Jowa, beſonders aber nach Wisconſin. Der Bleiglanz in Begleitung von Blende und Galmei lagert in oberflächlichen Spalten des Bergkalkes (Cliff Lime - ſtone) und iſt wie die Bohnenerze in eiſenſchüſſigen Lehm gehüllt. Auf einer Strecke von 87 engl. Meilen von Oſt nach Weſt und 54 Meilen von Süd nach Nord ſoll kaum eine engliſche Quadratmeile ſein, wo nicht die Spuren von Bleiglanz ſich fänden. Die Werke gehen ſelten über 25 bis 30 Fuß Tiefe hinab. Es gibt Orte, wo der Mann täglich 8000 Erz gewinnen kann. Auf einem einzigen Flecke von 50 Quadrat-Yards wurden 3 Millionen Pfund gefördert, und die Gruben am obern Miſſi - ſippi liefern jährlich an 760,000 Pigs (Dana Miner. pag. 489).

Kryſtalliſirter Bleiglanz, nicht ſelten in mehreren Zoll großen Würfeln, findet ſich gewöhnlich in den obern Teufen der Gänge, wo Druſenräume Platz zum Kryſtalliſiren gaben.

Körniger Bleiglanz, füllt in derben Parthieen die Gänge. Sehr grobkörnig kommt er bei Freiberg, in der Schappach ꝛc. vor. Von mittlerm Korn auf dem Oberharze. Blumig blättrig zu Gersdorf. Bunt angelaufen in Derbyſhire. Das Korn wird zuletzt ſo fein und gleichartig wie beim ſchönſten Dolomit, ohne an friſcher Farbe einzubüßen. Endlich aber beim

Bleiſchweif erkennt man das Korn nicht mehr deutlich, die Farbe wird ſchwärzer, und mit dem dichten Bruch pflegt auch die Verunreini - gung durch Antimon, Zink, Eiſen ꝛc. zuzunehmen. Die Maſſe wird ſtriemig, ſchaalig, traubig, und geht gern in erdigen Bleimulm über. Bleiſchweif zeigt oft Spiegelflächen. Wenn das Schwefelantimon zu - nimmt, ſo läßt ſich die Gränze nach den Spießglanzbleierzen kaum ziehen. Vergleiche auch Weißgiltigerz.

Der ſilberarme Bleiglanz kommt viel roh in den Handel unter dem Namen Glaſurerz (Alquifoux), da ihn die Töpfer zur Glaſur ihrer Waare benutzen können. In der wilden Schappach koſtet der Ctr. 8 10 fl., am Commerſchen Bleiberge nur 4 fl. Am ſilberhaltigſten ſind nicht ſelten die feinkörnigſten, wie z. B. 12löthig auf dem Schindler Gang im Teu - felsgrunde im ſüdlichen Schwarzwalde: dieſe pflegen dann auf beſondern Poch - und Waſchwerken aufbereitet zu werden, das Erz ſcheidet ſich wegen ſeiner bedeutenden Schwere als feinſter Bleiglanzſand (Schliche) und man kann ſo die unbedeutendſten Mengen aus den Ganggeſteinen ge - winnen. Das Schmelzgut miſcht man nun entweder mit Eiſen und ſchmilzt, es bildet ſich dann Schwefeleiſen, und Blei wird frei (Nieder - ſchlagarbeit); oder man röſtet den Bleiglanz an der Luft, ein Theil bildet dann Ṗb, Ṗb S⃛ und ſchweflichte Säure entweicht. Man ſetzt die Arbeit586V. Cl. Geſchw. Metalle: Selenblei.ſo lange fort, bis es zu Pb + Ṗb + S⃛ geworden iſt, dieſe geſchmolzen wirken ſo auf einander ein, daß 2 Pb + 2 entſteht, welch letztere ent - weicht. Das fallende Werkblei enthält neben allem Silber noch Antimon, Arſenik, Kupfer, Zink ꝛc. Man bringt es nochmals in Fluß, und läßt es unter fortwährendem Umrühren erkalten. Es ſetzt ſich dann eine ſtets zunehmende Menge ſilberarmer Kryſtalle ab, die man abnimmt, ſo daß man die übrige flüſſige Maſſe auf den 10fachen Silbergehalt bringen kann. Dieſes ſilberreiche Blei bringt man auf einen Treibheerd, und läßt einen Luftſtrom über die ſchmelzende Maſſe fahren, es bildet ſich Bleiglätte, die abfließt, und zuletzt bleibt das Silber über. Anfangs hat es noch eine Regenbogenhaut unedler Metalle, mit einem Male zerreißt dieſe, und das Silber blickt zum Zeichen der Reinheit. Parkes ſcheidet das Silber durch Zink, Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 55. 506.

In den Ofenbrüchen erzeugen ſich die ſchönſten Bleiglanzwürfel, es ſind dieſelben zellig, aber außerordentlich ſcharfkantig, ſo daß ſie zu den ſchönſten kryſtalliniſchen Hüttenprodukten gehören.

Cuproplumbit 2 P̍b + C̶̍u Breithaupt (Pogg. Ann. 61. 672) von Chile. Der würflige Blätterbruch etwas undeutlicher als beim Bleiglanz, ſchwärzlich bleigrau, wie das ihn umhüllende Kupferglas, Gew. 6,4.

Johnſton führt von Dufton auch ein erdiges blaulich graues Super - sulfured of Lead (Ueberſchwefelblei) an, welches am bloßen Kerzenlichte ſich entzündet und mit blauer Flamme fortbrennt. Die Analyſe gab 90,4 P̍b und 8,7 Schwefel (Leonhard’s Jahrb. 1834. 55).

Selenblei Pb.

Berzelius entdeckte 1817 das Selen im Schwefel, der aus den Kieſen von Fahlun gewonnen wird. Als er ſich mit deſſen Eigenſchaften be - ſchäftigte, fand es ſich ſchon als Mineral im Selenkupfer und Eukairit des Serpentins von Skrickerum. 1825 wurde auf dem Harze (Pogg. Ann. 2. 403 und 5. 271) das Selenblei erkannt, ohne Zweifel das wich - tigſte unter allen Selenerzen.

Regulär, würfelig blättrig, wie Bleiglanz und äußerlich davon kaum zu unterſcheiden. Kommt meiſt nur in derben feinkörnigen Maſſen vor. Die Farbe ein wenig lichter, Härte 2 3, Gew. 8,2 8,8, alſo entſchieden ſchwerer.

Vor dem Löthrohr raucht es ſtark, verbreitet einen Rettiggeruch, die Kohle zeigt kalt einen röthlichen Beſchlag, auch reducirt ſich kein Blei, die Probe ſchmilzt daher nicht, ſondern wird nur allmählig kleiner. Sal - peterſäure greift es an, und Selen ſcheidet ſich mit röthlicher Farbe aus. Pb Se mit 72,4 Pb und 27,6 Se. Auf dem Harze in Eiſenſteingruben, wo die Thonſchiefer an den Grün - ſteinkuppen abſchneiden. Wurde zuerſt von der Grube Lorenz bei Claus - thal analyſirt (Pogg. Ann. 2. 403), und zeigte neben Blei einen geringen Kobaltgehalt. Auf der Grube Brummerjahn bei Zorge iſt es ſchon im Anfang des Jahrhunderts gewonnen, aber verkannt. Grube Carolina bei Lehrbach, Tilkerode auf dem Unterharze, obgleich nur neſterweiſe, ſo iſt587V. Cl. Geſchw. Metalle: Blende.doch durch die Bemühungen des Bergr. Zinken auf dem Mägdeſprunge letzter Fundort zu den wichtigſten geworden (Pogg. Ann. 3. 271). Ema - nuel Erbſtolln zu Reinsberg bei Freiberg (Pogg. Ann. 46. 279) ein 2 5 mächtiger Gang im Braunſpath. Auffallender Weiſe kommt es nie mit Bleiglanz vor. Bleiglanzartig ſind ferner noch folgende:

Selenqueckſilberblei (Hg, Pb) Se Pogg. Ann. 3. 297 von Til - kerode. Bleigrau und dreifach blättrig.

Selenkobaltblei 6 Pb Se + Co Se von Tilkerode und Claus - thal iſt nur durch 3 p. C. Kobalt verunreinigt, ſonſt hat es auch den dreifach blättrigen Bruch.

Selenkupferblei iſt nur in dichten unblättrigen Maſſen von Tilkerode und Tannenglasbach bekannt, letzteres ſcheint nach Naumann einen dreifach blättrigen Bruch zu haben. Blei - und Kupfergehalt variiren ſehr gegen einander. Man nimmt dreierlei an: Pb Se + C̶u Se 47,4 Pb, 15,4 Cu, 1,3 Ag, 34,3 Se, Tilkerode.

2 Pb Se + C̶u Se 59,7 Pb, 7,9 Cu, 0,3 Fe, 30 Se, Tilkerode und Tannenglasbach.

4 Pb Se + C̶u Se 63,8 Pb, 4 Cu, 2 Si, 29,3 Se, Tannenglasbach. Vielleicht entſprechen ſie dem Cuproplumbit.

Nehmen wir dazu noch Selenſilber, Eukairit, Selenkupfer, Selen - queckſilber, Selenſchwefel, ſo ſind damit die wichtigſten Selenfoſſilien zu - ſammengeſtellt.

Zinkerze.

Das geſchwefelte Zinkerz iſt unter den Zinkerzen bei weitem das ver - breitetſte, aber wegen ſeiner ſchweren Verhüttung wird es nur wenig auf Zink benutzt. Oben wurde bereits Kieſelzinkerz pag. 309, Galmei pag. 346, Zinkvitriol pag. 440, Franklinit pag. 517, Rothzinkerz pag. 556 kennen gelernt, außerdem ſpielt es noch bei den Fahlerzen eine Rolle.

Blende Z̍n.

Galena inanis Agricola 705. Wegen des Glanzes vermuthete der alte Bergmann ein brauchbares Metall darin, aber der Hüttenproceß ergab nichts, er nannte es eine zum Schmelzen höchſt verderbliche mine - raliſche Aftergeburt. Pseudogalena, Sterile nigrum. Erſt die neuern Syſtematiker nannten es zum Ueberfluß Zinkblende. Zinc sulphuré.

Reguläres Kryſtallſyſtem mit entſchiedener Neigung zur tetrae - driſchen Hemiedrie. 6fach blättriger Bruch des Granatoeders, faſt von der Deutlichkeit des Bleiglanzbruches, den Laſurſtein pag. 297 weit über - treffend, und daher einzig in ſeiner Art. Aus der ſchwarzen Blende von Holzappel kann man mit dem Meſſer die ſchönſten Granatoeder ſpalten. Dehnt man drei in einer Zone aus, ſo entſteht eine reguläre ſechsſeitige Säule mit Rhomboeder; dehnt man zwei in einer quadratiſchen Säule aus, ſo iſt wie bei der Hyacinthkryſtalliſation ein Oktaeder auf die Kanten aufgeſetzt. Verkürzt man dieſe quadratiſche Säule bis zum Verſchwinden, ſo dehnt ſich das Oktaeder des Granatoeder zu einem viergliedrigen Ok -588V. Cl. Geſchw. Metalle: Blende.taeder mit Endkanten von 120° und Seitenkanten von 90° aus. Läßt man eine ſechsſeitige Säule weg, ſo bleibt ein Rhomboeder mit 120° in End - und 60° in den Seitenkanten. Alles das ſind Uebungsaufgaben für Anfänger.

Trotz des einfachen Syſtems iſt es häufig ganz beſonders ſchwer, die Kryſtalle zu entziffern, wenn gleich die Zwillinge einen Theil der Schuld tragen. Im Ganzen genommen herrſcht das Granatoeder auch unter

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den Kryſtallflächen vor, aber die abwechſelnden drei - kantigen Ecken werden durch das geſtreifte Tetrae - der abgeſtumpft. Die Streifen gehen nicht wie beim Fahlerz den Tetraederkanten, ſondern entgegengeſetzt den Oktaederkanten parallel, das gleichſeitige Tetrae - der-Dreieck deutet alſo durch ſeine Streifung auf die Blätterbrüche des Granatoeders hin. Wenn das Granatoeder zurück tritt, ſo pflegt das glatte Gegen - tetraeder die Ecken des geſtreiften Tetraeders abzuſtumpfen (Pacherſtollen). Dieſer Gegenſatz von glatt und geſtreift an verſchiedenen Tetraedern iſt ſo ſchlagend, daß z. B. bei den ſcheinbaren Oktaedern von Rodna in Siebenbürgen man den Unterſchied leicht erkennt. Der Würfel tritt ebenfalls häufig und ſehr glattflächig auf. Am eigenthümlichſten unter allen

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iſt jedoch die Leucitoidfläche l = a: a: ⅓a, welche hälftflächig aber gewöhnlich bauchig oder parallel der Axe a geſtreift unter - geordnet die vierkantigen Ecken des Granatoeders zuſchärft. Man erkennt ſie ſehr leicht an den divergirenden Kanten, welche ſie mit den Granatoederflächen g macht. Da ſie am Tetraeder die Kanten zuſchärfen, ſo bilden ſie zuweilen auch ein Pyramidentetraeder.

Wie durchgreifend das tetraedriſche Geſetz ſei, das zeigt z. B. die

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ſchöne gelbrothe phosphorescirende Blende von Kapnik: bei derſelben herrſcht das Granatoeder g, dem der Würfel w ſich unterordnet; zwei Ecken gg w ſind durch l = a: a: ⅓a, die an - dern beiden zwar auch, aber durch das Pyra - midentetraeder x = a: a: ⅕a, wie die Zonen g x l deutlich beweiſen. Untergeordnet findet ſich zwiſchen w / g auch der Pyramidenwürfel p = a: 2a: a.

Zwillinge außerordentlich gewöhnlich, ſie haben wie immer die Oktaederfläche gemein und liegen umgekehrt. Die ſchwarze Blende von Rodna mit Schwefelkies und Kalkſpath iſt wegen der großen Menge von Individuen, welche ſich wiederholen, beſonders intereſſant. Es ſind Cubo -

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oktaeder, hin und wieder mit ganz untergeordneten Granatoederflächen. Nebenſtehende Zeichnung gibt einen der einfachern: jedes der beiden Hauptindividuen links und rechts beſteht aus verſchiedenen ungeraden Stücken, das linke aus 5, das rechte aus 3. Von den 5 ſind die graden 2 und 4 nur ſehr ſchmal, eben ſo rechts das mittlere. Solche Zwiſchenſtücke ſind oft ſo ſchmal, daß ſie zur feinſten Linie zuſammenſchrumpfen. Unter -589V. Cl. Geſchw. Metalle: Blende.ſuchen wir die Flächenſtreifung genauer, ſo ſind links die 3 Stücke der ungeraden Zahlen geſtreift, rechts die 2 ungeraden nicht, und umgekehrt. Betrachten wir das Ganze als einen einfachen Zwilling, ſo iſt die Lage der glatten und geſtreiften Tetraederflächen gerade ſo, als wenn man ein ſolches einfaches Ditetraeder halbirt und die Hälften um 60° gegen ein - ander verdreht hätte. Es kommen ganze Haufwerke vor, worin aber oft das Beſtreben erkenntlich, ein einziges Cubooktaeder zu bilden. Nicht ſelten durchwachſen ſich auch die Granatoeder, wie bei der ſchönen braunen Blende von der Albertine bei Neudorf auf dem Unterharze, die gemein - ſame ſechsſeitige Säule iſt daran verkürzt. Lehrreich für ſolche Durch - wachſung iſt auch die ſchwarze derbe Blende von Holzappel: die den Zwillingsindividuen gemeinſame ſechsſeitige Säule ſpringt glatt weg, wenn man jedoch das Rhomboeder daran ſchlagen will, ſo treten aus den Blätter - brüchen deſſelben dunklere Streifen hervor, die ſich nicht in der Flucht blättern, ſondern erſt bei einer Drehung um 60° einſpiegeln. Es ſind das eingewachſene Zwillingsſtücke.

Der blättrige Bruch ſo durchgreifend, daß man gar keinen muſche - ligen ſchlagen kann. Dunkele Farben, ſpielen ins Roth, Braun, Gelb, Grün. Oft große Durchſcheinenheit, daher unvollkommener Dia - mantglanz. Durch Reiben phosphorescirend, beſonders die von Kapnik pag. 126. Härte 3 4, ſpröde, Gew. 4. Leitet die Elektricität unvoll - kommen.

Vor dem Löthrohr verkniſtert ſie ſtark, doch bringt man ſie durch langſames Erhitzen leicht zum Stillſtand, ſie gibt dann in der äußern Flamme einen Zinkbeſchlag (Żn heiß gelb, kalt weiß), und ſchmilzt an den Kanten. Große Proben bedecken ſich mit einer dicken Schicht von Oxyd. Der Cadmiumgehalt iſt ſchwerer nachzuweiſen. Gut geröſtete Proben geben mit Flüſſen Reaktion auf Eiſen. In Salzſäure löslich unter Entwickelung von Schwefelwaſſerſtoff, in Salpeterſäure unter Aus - ſcheidung von Schwefel.

Zn S mit 66,7 Zink und 33,3 Schwefel.

Eiſen häufig das Verunreinigungsmittel. Die grüne und rothe von Ratieborzitz in Böhmen ſilberhaltig.

Blende iſt auf Erzgängen der alten und neuen Welt der ſtetige Be - gleiter des Bleiglanzes, daher erklärt ſich der alte bergmänniſche Name Galena inanis. Im Flözgebirge findet man ſie viel häufiger eingeſprengt als den Bleiglanz: im Muſchelkalk (Poltringen bei Tübingen, Crailsheim), in der Lettenkohle, in den Thoneiſenſteinen des Lias und braunen Jura, beſonders aber in den Kammern des Ammonites amaltheus, worein ſie nur auf naſſem Wege gekommen ſein kann. Alle dieſe Vorkommen ſind meiſt ausgezeichnet.

Blättrig, in körnigen derben Maſſen. Werner brachte dieſe nach der Farbe in Abtheilungen:

a) Gelbe Blende, reflectirt zwar in dicken Stücken dunkele Farbe, in dünnen oder an geſprungenen Stellen zeigt ſich eine helle Kolofonium - farbe, was ſich bis zum durchſichtigen Weißen (Cleiophan von Franklin in New-Yerſey, Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 52. 297) ſteigern kann. Einerſeits geht ſie bis ins Grasgrün (Gumerud in Norwegen, Böhmen),590V. Cl. Geſchw. Metalle: Greenockit.andererſeits ins Roth. Nicht ſelten umhüllt die grüne die rothe, und geht darin über, woraus die Unwichtigkeit der Unterſcheidung einleuchtet. Sie iſt die reinſte Abänderung. Die gelbe von Kapnik phosphorescirt ſtark beim Reiben.

b) Braune Blende. Ihre Farbe beginnt mit dem Hyacinthroth (Landskrone, Roſenkranz bei Freiberg), man kann ſie da faſt mit Granat verwechſeln. Gewöhnlich nimmt ſie aber viel Schwarz auf und geht ins tiefe Braun, wie die ſchön glänzenden Kryſtalle von Neudorf bei Harz - gerode.

c) Schwarze Blende iſt die häufigſte, aber auch unreinſte. Nur in dünnen Stücken gewahrt man noch etwas vom Braun, zuweilen aber auch das nicht, und man muß ſich dann vor Verwechſelung mit verwit - tertem Spatheiſenſtein hüten. Die ſchön kryſtalliſirte von Rodna in Sie - benbürgen zeichnet ſich durch ihre Schwärze aus. Eine Abänderung von Marmato bei Popayan (Marmatit) ſoll ſogar 23,2 F̍e enthalten, alſo 3 Z̍n + F̍e ſein.

Außer dieſen blättrigen Abänderungen ſind noch zwei andere Varie - täten auszuzeichnen:

Strahlenblende von Przibram in Böhmen. Bildet zwar diamant - glänzende blättrige Strahlen, doch kann man daran den 6fach blättrigen Bruch nicht mehr nachweiſen, auch ſcheint ſie ſenkrecht gegen die Strahlen noch einen undeutlichern Blätterbruch zu haben, dieſer krümmt ſich, und führt zur ſchaaligen Abſonderung. Dünne Splitter ſcheinen braun durch. Löwe wies darin neben Schwefelzink noch 1,5 1,8 Cadmium nach, was ſich auch durch einen braunen Kranz auf der Kohle, wiewohl undeutlich, zu erkennen gibt. Noch mehr von der Blendenatur entfernt ſich

Schaalenblende, kam früher ausgezeichnet auf der Grube Silbereckel bei Hohengeroldseck auf dem badiſchen Schwarzwalde vor. Es iſt eine dichte concentriſch ſchaalige Blende mit nirenförmiger Oberfläche, aber ob ſie gleich äußerlich dem Brauneiſenſtein gleicht, ſo zeigt ſie doch innen keine Faſer, ſondern einen matten Jaſpisbruch. Auch die körnigen derben Blenden gehen, zumal wenn ſie unreiner werden, zuletzt ins Dichte über (Holzappel).

Die Blende wird in neuern Zeiten auch auf Zink verhüttet. So gewinnt Preußen im Bezirk Siegen allein über 100,000 Ctr. à 4 $$\frac{1}{2}$$ Silber - groſchen im Werth. Um daraus das Zink zu gewinnen wird die gepochte Maſſe in einem Flammenofen unter fortwährendem Umwenden geröſtet. Das gebildete Zinkoxyd reducirt man durch Kohle (England, Davos in Graubündten) in Retorten, wie beim Galmei pag. 347. Der Cadmium - gehalt geht zuerſt über. Die Blende von Eaten (New-Hampſhire) ſoll 3,2 Cadmium halten, die braunen Varietäten vom Oberharz 0,3 0,6.

GreenockitC̍d, das reine Schwefelkadmium, kommt als Seltenheit eingeſprengt im Prehnit des Mandelſteins von Bishopton in Renfrew - ſhire (Pogg. Ann. 51. 274) vor: reguläre ſechsſeitige Säulen mit Grad - endfläche ſind blättrig. Drei Dihexaeder über einander ſtumpfen die End - kanten der ſechsſeitigen Säule ab, Pommeranzengelbe öfter ins Roth591V. Cl. Geſchw. Metalle: Zinnober.gehende Farbe mit ſtarkem Glanz und großer Durchſcheinenheit. Härte 3 4, Gew. 4,8. Im Glasrohre erhitzt nimmt er eine ſchöne karminrothe Farbe an, aber nur ſo lange er heiß iſt. Schwefelcadmium mit 77,7 Cd und 22,3 Schwefel.

Voltzit 4 Z̍n + Żn, Voltzine Fournet (Pogg. Ann. 31. 63), über - zieht in halbkugeligen Wärzchen die andern Erze von Roziers bei Pont - gibaud (Puy-de-Dôme). Schmutzig roſenroth, Härte 4 5, Gew. 3,6. Es ſcheint neuerer Bildung und ſtimmt mit dem Ofenbruch überein, welcher in den Freiberger Hütten beim Verſchmelzen zinkhaltiger Erze zuweilen in hohlen ſechsſeitigen Säulen kryſtalliſirt.

Queckſilbererze.

Sie ſind bei weitem die wichtigſten, und alle andern hängen damit auf das Engſte zuſammen. Aus ihnen entſtanden: Hornqueckſilber pag. 424, gediegen Queckſilber pag. 480. Eigenthümlich iſt das Vorkommen in ge - wiſſen Fahlerzen.

Zinnober H̍g.

Schon den Alten wohl bekannt. Theophraſt 103 und Plinius 33. 38 beſchreiben ihn, unterſchieden ſchon zwiſchen Minium und Cinnabaris. Agri - cola 706 überſetzt Minium nativum mit Bergzinnober, Cinnabaris dagegen mit minium facticium. Mercurblende, Mercure sulfuré, Sulphuret of Mercury. J. Schabus hat in den Sitzungsberichten der Kaiſ. Akad. Wiſſ. 1851. Band VI. pag. 63 eine Monographie ſeiner Formen geliefert.

Rhomboedriſch, aber Kryſtalle meiſt klein und ſelten ſchön. Ziemlich häufig kommt er jedoch in derben geſtreift blättrigen Stücken vor, aus welchen man eine reguläre ſechsſeitige Säule l = a: a: a: c ſpalten kann (Japan). Die Gradendfläche o = c: a: a: a iſt nicht blättrig. Hauy ging von dem Rhomboeder P = a: a: a: c mit 71° 48′ in den Endkanten aus, was er auch ein wenig blättrig fand. Schabus maß denſelben Winkel zu 71° 47′ 10″, gibt für c = 1, die Seitenaxe 〈…〉 . Selten kommt daran auch das Gegenrhomboeder P' = a': a': a: c vor, ziemlich ſelten das nächſte ſtum - pfere Rhomboeder a = 2a ': 2a': a: c mit 92° 37′

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in den Endkanten, alſo dem Würfel nahe ſtehend, wie das Hauptrhom - boeder dem Tetraederwinkel. Dazu kommt ebenfalls das Gegenrhomboeder a' = 2a: 2a: a: c. Die ganze Entwickelung des Syſtems beſteht in Rhomboedern, welche beſonders die Kanten zwiſchen P / o, weniger die zwi - ſchen a / o abſtumpfen, und die ſich nicht durch Zonen, ſondern durch Meſ - ſungen beſtimmen laſſen. u = 4a: 4a: a: c, k = $$\frac{5}{2}$$ a: $$\frac{5}{2}$$ a: a: c und z = 3a: 3a: a: c beſtimmte ſchon Hauy. Schabus weist q = ½a ': ½a': a: c, t = ¼a: ¼a: a: c und viele andere nach. Nur als592V. Cl. Geſchw. Metalle: Queckſilberlebererz.große Seltenheit findet ſich ein Dreiunddreikantner. Zwillinge haben die Gradendfläche gemein und ſind um 60° gegen einander verdreht.

Cochenillroth, aber leichter als Arſenikrothgülden, mit ſcharlach - rothem Strich. Durchſcheinend, daher Diamantglanz. Härte 2 3, Gew. 8.

Vor dem Löthrohr auf Kohle verflüchtigt er ſich vollkommen. In der offenen Glasröhre zerſetzt ſich der größere Theil zu gediegenem Queckſilber und ſchwefliger Säure. Von Säuren wird er nicht merklich angegriffen, in Königswaſſer löst er ſich dagegen ſchnell und vollkommen.

Hg S mit 86,3 Hg und 13,5 Schwefel.

Zinnober kommt auf Erzgängen nicht gewöhnlich oder doch nur in kleinen unbauwürdigen Mengen vor: Müſen, Schemnitz, Neumärktel in Krain ꝛc. Nur zuweilen werden dieſe Gänge mächtig, wie in den be - rühmten Gruben von Almaden pag. 480, die trotz ihres langjährigen Abbauens noch nicht 1000′ Tiefe erreichen. Die Erze ſollen im Mittel 10 p. C. Queckſilber geben. Verſchieden davon iſt das lagerartige Vor - kommen von Idria und in der Rheinpfalz. Man unterſcheidet mehrere Varietäten:

1. Blättriger und körniger Zinnober. Blättrige gerundete Stücke, woraus man Säulen ſchlagen kann, kommen beſonders aus Japan, wie ſchon Klaproth Beitr. IV. 14 berichtet. Dann gehören dahin die Kryſtalle, welche angeflogen auf den verſchiedenſten Erzgängen ſich finden. Beſon - ders ſchön ſind die hochrothen derben körnigen Maſſen von Almaden, St. Anna bei Klagenfurt, Schemnitz ꝛc. So bald das Korn undeutlich wird, ſo pflegt auch die Farbe dunkeler zu werden, es geht dann in den

2. dichten Zinnober. Doch bleibt der Strich noch hoch ſcharlachroth. Große Stücke davon brechen bei Almaden.

3. Erdiger Zinnober, Werner’s hochrother Zinnober, von bren - nend ſcharlachrother Farbe. Iſt nichts weiter als der erdige ockerige Zu - ſtand, der beſonders ſchön auf zerfreſſenen Geſteinen bei Wolfsſtein in der Pfalz vorkommt.

Queckſilberlebererz nennt der Bergmann die durch Bitumen dunkel gefärbten Erze beſonders in Idria. Die beſten ſind zwar noch ſehr ſchwer 7,1 Gew., allein ihre ſchwärzliche Farbe hat nur noch ein wenig Roth, erſt im Strich tritt das Roth wieder ſehr ſtark hervor. Klaproth wies darin noch 81,8 p. C. Queckſilber nach. Noch ſchwärzer iſt das ſchie - ferige Queckſilberlebererz, gewöhnlich mit ſchaaliger Abſonderung und glänzenden ſpiegeligen Druckflächen, ähnlich den Druckflächen in den Schieferthonen und Steinkohlen des Schwarzwaldes. Am aller eigen - thümlichſten ſind jedoch kleine ſchwarze geodenartige Formen, die im Quer - bruche wie Gagat ausſehen, und als fremdartige Maſſe ſich in Lebererz eingeſprengt finden.

Die Bergleute von Idria nennen das Korallenerz. Manche haben ſehr deutliche concentriſche Runzeln, wie die Anwachsſtreifen von Muſcheln. Die Korallen möchten daher wohl organiſchen Urſprungs ſein. Darauf deutet auch das Bitumen hin, was Dumas Idrialin genannt hat. Dieſe Kohlenwaſſerſtoffverbindung findet ſich beſonders im ſogenannten Branderze, welches vor dem Löthrohr mit rußender Flamme brennt, und auch mehr oder weniger mit Zinnober geſchwängert iſt.

593V. Cl. Geſchw. Metalle: Selenqueckſilber, Grauſpießglanz.

Schon die Alten wußten, daß durch Glühen des Zinnobers mit ge - branntem Kalk Queckſilber frei werde: es bildet ſich in der Retorte Schwefel - calcium und ſchwefelſaurer Kalk, und das Queckſilber deſtillirt über. Auch Eiſenhammerſchlag kann man anwenden. Beim andern Verfahren erhitzt man das Erz beim Zutritt der Luft, es bilden ſich ſchweflige Säure und Queckſilberdämpfe, dieſe läßt man in Kammern oder Vorlagen gehen, worin ſich das Queckſilber verdichtet.

Selenqueckſilber.

Wurde neuerlich von Hrn. Römer in Clausthal auf der dortigen Grube Charlotte entdeckt (Pogg. Ann. 88. 319). Es iſt derb feinkörnig, ſchwärzlich bleigrau mit Quarz und Rotheiſenſtein verwachſen. Gibt in offener Röhre einen ſtarken Selengeruch, und enthält nach Rammelsberg 74,5 Hg und 25,5 Se, was zu der Formel Hg6 Se5 führen würde, da die wahrſcheinlichere Formel Hg Se 28,4 Selen erfordert. Schon längſt bekannt iſt das

Selenqueckſilber von San Onofrio in Mexiko (H. Roſe Pogg. Ann. 46. 315). Gleicht in Farbe und Glanz dem Fahlerz, milde, Härte 2 3. Es verbreitet auf Kohle einen ſtarken Selengeruch, obgleich es nur 6,5 Se neben 10,3 S und 81,3 Hg enthält, alſo 4 H̍g + Hg Se iſt. Daſelbſt kommt auch der Onofrit ſelenigſaures Queckſilberoxydul Ḣ̶g S̈e vor.

Ehe wir jetzt zu den complicirtern Verbindungen ſchreiten, ſtellen wir die drei wichtigſten

Sulphoſäurenˈˈˈb, ˈˈˈi, ˈˈˈs

nebſt ihren einfachen Verbindungen voran. Sie ſind alle drei unter ein - ander iſomorph, und ſpielen als Säuren bei den geſchwefelten Metallen entſchieden die Hauptrolle, neben welchen etwa noch das Sesquiſulfid des Eiſens ˈˈˈe genannt werden kann. Man analyſirt ihre Salze meiſt mittelſt Chlorgas, wie z. B. die Fahlerze. Das wichtigſte unter den dreien iſt das

1. Grauſpießglanz ˈˈˈb.

Die alten Mineralogen nannten es ſchlechthin Spießglas, an die ſpießigen Kryſtalle erinnernd, Stibi Spiesglas Agricola 707. Wegen ſeiner Heilkräfte war es ſchon im Alterthum berühmt, als Στίβι, Στίμμι, Sti - bium Plinius 33. 33. Erſt ſpäter wurde der Name Spießglanz oder Sti - bium auf das Antimonmetall übergetragen pag. 502. Antimonglanz, Antimoine sulfuré, Sulphuret of Antimony.

Zweigliedriges Kryſtallſyſtem, aber gute Kryſtalle ſelten. Gewöhnlich in langſtrahligen Säulen s = a: b: c von 90° 45′, die aber durch Längsſtreifen entſtellt ſind. Das beſte Kennzeichen bildet der ſehr deutlich blättrige Bruch b = b: a: c, welcher die ſcharfe Säulen -Quenſtedt, Mineralogie. 38594V. Cl. Geſchw. Metalle: Grauſpießglanz.kante gerade abſtumpft, eine markirte Querſtreifung parallel der Axe a (Wolfsberg) deutet auf eine Gradendfläche c = c: a: b hin. In Ungarn kommen ausgezeichnete Flächen am Ende vor, darunter herrſcht das Oktaeder P = a: b: c mit 109° 16′ in der vordern Endkante, 108° 10′ in den ſeitlichen, und 110° 59′ in den Seitenkanten, folglich 〈…〉

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Darüber liegt ein ſtumpferes Oktaeder m = a: b: ⅓c zwar mit glänzenden, aber gekrümmten Flächen. Das auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzte Paar a = c: 2b: a iſt nur klein, und die Kante P / a durch e = a: ½b: ⅓c abgeſtumpft, ſo daß maeP in einer Zone liegen. Intereſſant iſt die Fläche o = a: c: ½b, in o / o die Kante 119° bildend. Bei Wolfsberg dehnen dieſe ſich allein zu einem ſpitzen Oktaeder aus, wodurch jene ausgezeichnet ſpießigen Kryſtalle entſtehen.

Bleigrau mit ſehr ſtarkem Metallglanz, der an den des Bleiglanzes heranſtreift. Milde und gemeinbiegſam, daher die Säulen häufig krumm (Wolfsberg), wie beim Gyps. Härte 2, Gew. 4,6. Gleicht dem Braun - mangan pag. 531 äußerlich, ſchon Agricola 657 (Stibi in Herciniis Ilfeldae) verwechſelt es damit. Allein vor dem

Löthrohr ſchmilzt es außerordentlich leicht, färbt die Flamme deut - lich grünlich, und beſchlägt die Kohle mit ſchwerem weißem Antimonoxyd. In offener Glasröhre gibt es anfangs antimonigte Säure (S̈b), ſpäter kommt dazu noch Antimonoxyd S̶⃛b, während der Schwefel als ſchweflichte Säure entweicht. Da die S̈b nicht flüchtig iſt, ſo läßt ſich das Sublimat nur theilweis verflüchtigen, was bemerkenswerth iſt, da gediegen Antimon in gleicher Weiſe behandelt nur flüchtiges Antimonoxyd (S̶⃛b) gibt.

Grauſpießglanz gehört gerade nicht zu den gewöhnlichen Erzen auf Gängen. Einige Hauptgruben ſind: Wolfsberg auf dem Unterharz bei Stollberg, Neue Hoffnung Gottes zu Bräunsdorf und Mobendorf bei Freiberg, Wintropp bei Arensberg in Weſtphalen in ſehr mächtigen reinen ſtrahligen Maſſen. Kremnitz und Schemnitz in Ungarn, zu Felſöbanya in; Siebenbürgen mit gediegenem Gold. Allemont in der Dauphiné, Cornwall in Gängen, welche die von Kupfer und Zinnſtein durchſetzen.

Kryſtalle und blättrige Maſſen beſonders in Ungarn und auf dem Unterharz. Die Kryſtalle gehen zuletzt in die feinſten Nadeln über, die ſich wegen ihrer Milde ähnlich wie Asbeſtnadeln verfilzen (Federerz). Doch ſind viele derſelben bleihaltig, und gehören zur Gruppe der Bleiſpieß - glanze. Zuletzt geht die Maſſe ins Feinkörnige bis Dichte über, wie zu Magurka im Liptauer Komitat und Goldkronach auf dem Fichtelgebirge. Doch iſt das meiſt nicht mehr rein.

Das Erz wird vom Geſtein ausgeſaigert, d. h. beim Erhitzen tröpfelt es von der Gebirgsart ab, und kommt als Antimonium crudum mit kry - ſtalliniſchem Gefüge in den Handel. Der Centner 6 7 fl. werth. Ar - ſenik, Kalium, Eiſen verunreinigen es. Die Römer färbten ſich mit Stibium die Augenbraunen ſchwarz, jetzt dient es hauptſächlich zu pharma -595V. Cl. Geſchw. Metalle: Rothſpießglanz, Federerz.ceutiſchen Präparaten. Wenn man Schwefelantimon ſchmilzt und plötzlich erkalten läßt (Pogg. Ann. 31. 579), ſo geht es in den amorphen Zuſtand mit röthlich braunem Strich über, von 4,28 Gew. Daſſelbe wird aber bei langſamem Erkalten kryſtalliniſch.

Das auf naſſem Wege erzeugte ˈˈˈb iſt rothbraun, man ſieht es daher als den amorphen Zuſtand an. Schmilzt man daſſelbe aber in einer At - moſphäre von Kohlenſäure, ſo wird es ſchwarz wie das wahre Grau - ſpießglanz. Schwefel mit Antimon zuſammengeſchmolzen gibt wahres Grauſpießglanz (Pogg. Ann. 89. 122).

Rothſpießglanz ˈˈˈb 2 S̶⃛b.

Natürlicher Mineralkermes, Antimonblende. Den ſächſiſchen Berg - leuten von Bräunsdorf längſt bekannt, wo es mit Grau - und Weißſpieß - glanz pag. 558 zuſammen vorkommt. Es ſind diamantglänzende kirſch - rothe Nadeln, die nach einer Längsrichtung blättrigen Bruch zeigen. Nach Mohs ſollen die Kryſtalle 2 + 1gliedrig ſein. Gypshärte, milde, 4,5 Gew. Schon Klaproth Beitr. III. 178 wies darin Schwefel und Sauer - ſtoff nach, und H. Roſe (Pogg. Ann. 3. 454) fand die Formel ˈˈˈb2 + S̶⃛b mit 69,86 ˈˈˈb und 30,14 S̶⃛b.

Das Spießglanzglas (Vitrum Antimonii), was durch Zuſammen - ſchmelzen von Antimonoxyd und Antimonſulfid entſteht, hat wenigſtens eine ähnliche rothe Farbe. Der künſtliche Mineralkermes ſoll jedoch nur ein Gemiſch von beiden ſein, H. Roſe Pogg. Ann. 47. 323.

Das nadelförmige Rothſpießglanz findet ſich beſonders ſchön auf der Neuen Hoffnung Gottes zu Bräunsdorf bei Freiberg, in Ungarn zu Ma - laczka, und zu Allemont in der Dauphiné.

Zundererz nannte Werner die verfilzte Faſer, welche allerdings lappig und leicht wie Zunder iſt. Die Farbe hat einen Stich ins Roth, und das erinnert an Rothſpießglanz, aber vor dem Löthrohr bekommt man neben Antimonrauch einen deutlichen Bleibeſchlag, ſo die von Neudorf. Die Oberhärzer von Andreasberg und Clausthal werden nach Hausmann ſogar zu den Silbererzen gezählt. Die von den Bleiglanzgängen von Clausthal ſind ſehr licht roth.

Bleiſpießglanzerze

kommen eine ganze Reihe vor. Sie beſtehen im Weſentlichen aus P̍b und ˈˈˈb, aber in dem mannigfachſten Verhältniſſe. Durch ihr Vorkommen ſchließen ſie ſich eng an Grauſpießglanz an, andererſeits an Bournonit, Fahlerz und Bleiglanz.

FedererzP̍b2ˈˈˈb mit 49,9 Pb, 30,9 Sb, 19,2 S. Meiſt in haar - förmigen Kryſtallen von ſchwärzlich bleigrauer Farbe. Aeußerlich gleichen ſie dem Grauſpießglanz, auch ſchmelzen ſie eben ſo leicht, aber geben einen Bleibeſchlag. Felſöbanya in Siebenbürgen, Wolfsberg auf dem Unterharz, von dieſem zeigte H. Roſe (Pogg. Ann. 15. 471) zuerſt, daß es weſentlich38*596V. Cl. Geſchw. Metalle: Querſpießglanz, Plagionit.Schwefelblei enthalte, während man es bis dahin für Grauſpießglanz gehalten hatte, mit dem es zuſammen bricht. Neuerlich hat Rammelsberg zu Wolfsberg auch dichtes unkryſtalliniſches gefunden von Kalkſpathhärte und 5,68 Gew. (Pogg. Ann. 77. 240). Im Selkethale unterhalb dem Mägdeſprung kam es auch in größern Kryſtallen vor, die Strahlen zeigten einen blättrigen Querbruch. Rammelsberg möchte es daher lieber He - teromorphit nennen. Von der gleichen Formation iſt Damour’s

DufrenoyſitP̍b2ˈˈˈs Ann. Chim. Phys. 3 ser. 379 im Dolomit des Binnenthales im Oberwallis mit Schwefelkies und Rauſchroth vorkommend. Wurde bisher für Fahlerz gehalten, dem es in Farbe und kleinmuſcheligem Bruch gleicht, wiewohl es mehrere undeutliche Blätterbrüche hat. Grana - toeder mit Leucitoeder 2a: 2a: a werden angegeben. Gypshärte, milde, der Strich fällt deutlich ins Roth. Gew. 5,55. Vor dem Löthrohr ſchmilzt es außerordentlich leicht unter Arſenikdämpfen, und zuletzt reducirt ſich ein Bleikorn mit gelbem Bleibeſchlag. P̍b2 ˈˈˈs mit 55,4 Blei, 20,7 As, 22,5 Schwefel, 0,2 Silber, 0,3 Kupfer. Ein intereſſantes und durch ſein Vor - kommen leicht erkennbares Mineral. Oefter in ſtrahligen Kryſtallen.

QuerſpießglanzP̍b3ˈˈˈb2 (Jameſonit Haidinger), 2gliedrige Säulen a: b: c mit 101° 20′, die ſcharfe Kante durch b: a: c gerade ab - geſtumpft. Die Gradendfläche c: a: b ſehr deutlich blättrig, daher der paſſende Weiß’ſche Name. Stahlgrau bis Bleigrau. Härte 2, Gew. 5,6. Metallglanz. Nach H. Roſe Pogg. Ann .8. 99 enthält es 40,7 Pb 22,1 S, 34,4 Sb, 2,3 Fe. Die Eiſenreaktion erkennt man an der zurück - bleibenden Schlacke, da alles Uebrige ſich verflüchtigt. In Cornwallis in großen Mengen, öfter von Bournonit begleitet. Nertſchinsk, Eſtremadura ꝛc.

ZinckenitP̍b ˈˈˈb G. Roſe (Pogg. Ann. 7. 91) mit Federerz zu

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Wolfsberg auf dem Unterharz. In ſtrahligen kryſtalliſirten Bündeln. Scheinbar dihexae - driſch. Stark geſtreifte reguläre ſechsſeitige Säulen M von ungefähr 120° endigen mit einem ſehr ſtumpfen Dihexaeder zweiter Ord - nung von 165° 26′ in den Endkanten. Die Dihexaederflächen ſind aber unterbrochen geſtreift. G. Roſe ſieht ſie da - her für Drillinge des 2gliedrigen Syſtems an, wofür das Aus - und Ein - ſpringen der Säulenwinkel allerdings zu ſprechen ſcheint. Kengott hält ſie für 2 + 1gliedrig. Farbe Stahlgrau, entſchieden lichter als das mit - vorkommende Federerz und Grauſpießglanz. Reichlich Kalkſpathhärte, Gew. 5,3. Vor dem Löthrohr verflüchtigt es ſich vollſtändig mit Antimon - und Bleirauch. Nach H. Roſe P̍b ˈˈˈb mit 31,8 Pb, 44,4 Sb, 22,6 S, 0,4 Cu. Die gleiche Formation haben der Myargyrit A̍g ˈˈˈb, Kupferantimonglanz C̶̍u ˈˈˈb und Berthierit F̍e ˈˈˈb.

PlagionitP̍b4ˈˈˈb3 G. Roſe Pogg. Ann. 28. 421, Zinken’s Roſenit, ebenfalls von Wolfsberg. Von πλάγιος ſchief, weil es ſehr ſchiefflächige597V. Cl. Geſchw. Metalle: Boulangerit, Berthierit.2 + 1gliedrige Kryſtalle hat. Geht man von den ſchiefen Axen der oo o'o 'aus, ſo iſt o = a: b: c vorn, und o' = a': b: c hinten, dann ſtumpft c = c: a: b die Endecke, a = a: a: c die vordere Seitenecke ab; r = a: b: 2c, die Winkel r / r = 120° 49′, o / o = 142° 3′, o' / o' = 134° 30′, c / a vorn = 107° 32′.

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a: b: c = 1: 0,88: 0,37. Nur Fläche c iſt ſtark glänzend, und r / r etwas blättrig, aber wie die an - dern Flächen rauh geſtreift. Stahlgrau, kaum lichter als Zinckenit, daher in derben Stücken davon nicht zu unterſcheiden. Kalkſpathhärte, Gew. 5,4. Vor dem Löthrohr verflüchtigt er ſich ebenfalls vollſtändig. Nach H. Roſe 40,5 Pb, 37,9 Sb, 21,5 S, was zur Formel P̍b4 ˈˈˈb3 führt.

Grauſpießglanz, Federerz, Zinckenit und Plagionit kommen zu Wolfs - berg zuſammen mit Bournonit vor. Letzterer verflüchtigt ſich nicht voll - ſtändig, woran man ihn leicht unterſcheidet.

BoulangeritP̍b3ˈˈˈb von Molières Dep. Gard (Pogg. Ann. 36. 484). Die derben Maſſen von ſchwärzlich bleigrauer Farbe neigen ſich zum ſei - denartigen Metallglanz. Kalkſpathhärte, Gew. 6. Die reinen Maſſen verflüchtigen ſich vollſtändig. Es kommt in bedeutenden Mengen vor 35 ˈˈˈb, 62,1 P̍b, 1,9 Schwefeleiſen, 1,1 Schwefelkupfer. Zincken fand ihn auch bei Wolfsberg in ſchwarzgrauen faſrigen Maſſen, Thaulow zu Naſafjeld in Lappland auch in bleigrauen faſerigen Maſſen, Pogg. Ann. 41. 216. Derſelbe ſchlug den Namen Boulangerit vor. Verworren faſerig wie Graubraunſtein zu Nertſchinsk (Pogg. Ann. 46. 281). Die chemiſche Formation ſtimmt mit Rothgülden A̍g3 ˈˈˈb.

Geokronit (γη Erde, χρονος Saturn, Pogg. Ann. 51. 535 ) P̍b5 (ˈˈˈb, ˈˈˈs) von Sala, auf den dortigen Silbergruben, wie Fahlerz ausſehend, Gew. 5,88. Kilbrickenit von Kilbricken in England P̍b6 ˈˈˈb. Der

Steinmannitpag. 584 von Przibram in krummflächigen regulären Oktaedern iſt dagegen nur ein von Antimonſulphür verunreinigter Blei - glanz.

Eiſenſpießglanzerze F̍e x ˈˈˈb y

kommen viel ſeltener vor. Man faßt ſie bis jetzt unter Haidinger’s Namen

Berthiexit (Pogg. Ann. 11. 478) zuſammen. Die erſten Anzeichen fanden ſich auf einem Gange von Chazelles in der Auvergne, verworren blättrig wurden ſie für Spießglanz gehalten, der in jenen Gegenden viel gewonnen wird, allein der matte Regulus wollte keinen Abſatz finden, woran das Schwefeleiſen die Schuld trug. Das Erz iſt dem Grauſpieß - glanz ſehr ähnlich, hat aber nach Berthier die Formel F̍e3 ˈˈˈb2. Später wies Berthier auf der Grube Marturet bei Chazelle eine zweite Verbindung598V. Cl. Geſchw. Metalle: Wismuthglanz.F̍e3 ˈˈˈb4 nach, dieſelbe war homogen und weniger lebhaft glänzend als Grauſpießglanz. Die dritte ſtammt von Anglar (Dep. la Creuſe), kommt auf einem Schwefelkiesgange vor, der nach innen reines Grauſpießglanz hat, und zwiſchen dieſem und dem Schwefelkies lagert unſer Mineral F̍e ˈˈˈb von der Formation des Zinckenits (Pogg. Ann. 29. 458). Später wieſen es Breithaupt und Rammelsberg (Pogg. Ann. 40. 153) auch auf der Grube Neue Hoffnung Gottes zu Bräunsdorf bei Freiberg und Pettko zu Arang-Idka in Oberungarn nach, ſo daß man ſich jetzt gewöhnt hat, den

Berthierit von BräunsdorfF̍e ˈˈˈb mit 58,5 Sb, 12,3 Fe, 29,2 S nebſt einem kleinen Mangan - und Zinkgehalt, die das Eiſen er - ſetzen, als die normale Species anzuſehen. Es ſind ſchmalſtrahlige bis faſerige Maſſen von dunkel ſtahlgrauer Farbe, wie beim Grauſpießglanz ſcheint ein blättriger Längsbruch zu herrſchen. Läuft gern etwas gelblich an. Härte 2 3, Gew. 4. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſehr leicht unter Antimonrauch und hinterläßt eine magnetiſche Schlacke.

Hier würden ſich dann weiter Kupferſpießglanzerze, Silberſpießglanz - erze anſchließen laſſen.

2. Wismuthglanz ˈˈˈi.

Zwar viel unwichtiger, als Grauſpießglanz, bildet aber dennoch eine Reihe ähnlicher Verbindungen. Für Wismuthgewinnung ſpielt er keine Rolle. Das Vismutum sulphure mineralisatum von Baſtnäs bei der Ritter - hütte kennt ſchon Cronſtedt §. 222. Wallerius nannte es Galena Wis - muthi, aber erſt Werner gab ihm den paſſenden Namen, doch wurde an - fangs viel darunter verwechſelt. Bismuth sulfuré, Sulphuret of Wismuth.

2gliedrig und iſomorph mit ˈˈˈb (Phillips Pogg. Ann. 11. 476). In Cornwall kommen kleine meßbare Kryſtalle in ſtark geſtreiften geſchobenen Säulen von 91° vor, deren ſcharfe Kante durch einen deutlichen blättrigen Bruch gerade abgeſtumpft wird, alſo wie beim Grauſpießglanz pag. 594. Durch Zuſammenſchmelzen von Schwefel und Wismuth kann es leicht künſtlich erhalten werden, Phillips maß auch ſolche künſtliche Kryſtalle, aber kaum von der Dicke eines Menſchenhaares, es waren 8ſeitige Säulen, die mit den natürlichen in ihren Winkeln übereinſtimmten.

Sehr licht bleigrau, aber leicht etwas gelblich anlaufend. Metall - glanz. Härte 2, milde, Gew. 6,5.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſehr leicht, die Kugel kocht und ſpritzt und gibt einen gelben Beſchlag von Wismuthoxyd. Die übrigbleibende Schlacke reagirt gewöhnlich auf Eiſen und Kupfer. Das von der Baſtnäs - grube mit Cerit vorkommende hat nach H. Roſe (Gilbert’s Ann. 72. 191 ) 81 Bi, 18,7 S, was ziemlich gut mit ˈˈˈi ſtimmt. In der Reinerzau (würt - tembergiſcher Schwarzwald) kam er früher in groben kryſtalliniſchen Strahlen eingeſprengt im grünen Flußſpath vor. Zu Biber in Heſſen finden ſich glänzende Nadeln haufenweis in kleinen Druſenräumen des Zechſteins. Uebrigens muß man ſehr vorſichtig ſein, das Mineral nicht mit Kupfer -599V. Cl. Geſchw. Metalle: Rauſchgelb.wismuth zu verwechſeln. So hielt man bisher die ſchmalen Strahlen im Hornſtein des Erzgebirges für einfaches Schwefelwismuth, bis Schneider (Pogg. Ann. 90. 171) bewieſen hat, daß es 18,7 Kupfer enthalte, alſo C̶̍u ˈˈˈb ſei. Als Schwefelwismuthhaltig erinnere ich an das Nadelerz C̶̍u3 ˈˈˈi + 2 P̍b3 ˈˈˈi aus den Goldgängen von Bereſow. An das undeut - liche Wismuthſilber und das ſeltene Kupferwismuth vom Schwarzwalde. Nickelwismuthglanz pag. 581. Siehe gediegen Wismuth pag. 501.

3. Rauſchgelb.

Von denen Krämern und Mahlern Rauſchgeel genennet. Risigal - lum Wallerius Mineralog. Species 222. Stammt aus der italieniſchen Benennung rosso gelo (rothes Glas), weil man vorzugsweiſe das rothe einfache Schwefelarſenik ArS darunter verſtand. Es iſt ſchon im hohen Alterthum gekannt. Das mineralogiſch intereſſantere iſt das

Gelbe Rauſchgelbˈˈˈs, ſchlechthin Rauſchgelb, Auripigmentum Plin. 33. 22 quod in Syria foditur pictoribus in summa tellura, auri colore, sed fragili, lapidum specularium (Gyps) modo. Daraus verſtümmelt Oper - ment. Arsenik sulfuré jaune.

Zweigliedrig, von Mohs zuerſt richtig erkannt. Kleine zum Linſenförmigen ſich neigende Kryſtalle kommen in einem dunkeln Thon, der Stücke von grauem Dolomitſande einwickelt, von Tajowa in Neuſohl in Niederungarn häufig vor. Man darf den Thon nur in das Waſſer legen, ſo fallen knollige Druſen heraus, die Streifung und der geringe Glanz der Fläche laſſen jedoch nur eine annähernde Beſtimmung zu. Gewöhnlich herrſcht eine ſtark längsgeſtreifte Säule s = a: b: c, die nach dem Augenmaß von einem rechten Winkel nicht ſtark ab -

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weicht. Am freien Ende iſt das Oktaeder P = a: b: c gerade aufgeſetzt, deſſen vordere Endkante durch o = a: c: b (83° 37′) ſtark, häufig bis zum Verſchwinden von P, abgeſtumpft wird. Dieſes zugehörige Paar iſt ebenfalls parallel der Kante a: c ſtark geſtreift, und da ſich auch zwi - ſchen P / o noch Abſtumpfungsflächen einſtellen, ſo erzeugt ſich ein Anfang von linſenförmiger Krümmung. In der Säulenzone gibt Mohs noch die Flächen u = a: 2b: c an, mit 117° 49′ in der vordern Säulenkante, daraus würde s / s 79° 20′ im vordern Säulenkantenwinkel folgen, was nicht ſehr vom Grauſpießglanzwinkel abweicht. Aber Mohs geſteht ſelbſt zu, daß es nur rohe Näherungswerthe ſeien. Am wichtigſten iſt der ausge - zeichnete Blätterbruch b = b: a: c, ſo deutlich als beim Gyps, und in den kleinen Kryſtallen einen ſtarken innern Lichtſchein erzeugend. Er iſt quer geſtreift (parallel der Axe a) wie beim Grauſpießglanz. Beſon - ders ſchön kann man dieſen Blätterbruch bei den derben Stücken, die aus Perſien ſtammen ſollen (Kurdeſtan, Ritter Erdkunde XI. 634), darſtellen.

Ausgezeichnet citronengelb, mit Perlmutterglanz, hochgelbem Strich, daher zu Malerfarbe tauglich. Blättchen und ſelbſt dickere Platten ſcheinen ſtark durch, aber wirken nicht ſonderlich auf das Dichroſkop. Härte 1 2, milde und gemein biegſam, Gew. 3,5.

600V. Cl. Geſchw. Metalle: Rauſchroth.

Vor dem Löthrohr entzündet er ſich leicht, und brennt mit weißlicher Flamme unter Entwickelung von ſchwefliger und arſeniger Säure fort. Die ältern Chemiker hielten ihn für das ſchwefelärmere, bis Klaproth (Beiträge V. 234) das Gegentheil bewies. Derſelbe fand 62 As und 38 S, was ungefähr der Formel ˈˈˈs entſpricht, welche 61 As und 39 S fordert. Es iſt ſeltener als das

Rothe RauſchgelbA̍s, Rauſchroth, Realgar, σανδαρακη ſchon von Ariſtoteles erwähnt, Plin. 35. 22, Rubinſchwefel, weil er faſt ſo leicht als Schwefel brennt.

Zwei - und eingliedrig, Schöne Kryſtalle brechen auf den Erz -

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gängen von Nagyag, Kapnik und Felſöbanya. Sie ſind öfter ſehr complicirt, aber ſchon von Hauy richtig erkannt, obgleich gute Exemplare nicht zu den gewöhnlichen Erfunden gehören. Die Säule M = a: b: c macht vorn 74° 26′, ſie iſt nur verſteckt blättrig. Die matte Schiefendfläche P = a: c: b vorn in P / M = 104° 12′, iſt folglich 66° 5′ gegen Axe c geneigt. Die hintere Gegenfläche x = a': c: b, hinten in x / M = 99° 52′, iſt folglich 73° 33′ gegen c geneigt. Daraus folgt vorn der Axenwinkel a / c = 94° 14′ und a: b: k = 2,7066: 2,0557: 0,2003 = 〈…〉 lga = 0,4324246, lgb = 0,3129523, lgk = 9,3017757. In der Säulenzone iſt die ſcharfe Säulenkante ſtets durch l = a: 2b: c zugeſchärft; o = a: b: c und r = b: a: c gewöhnlich nur untergeordnet die Säulenkanten abſtumpfend. Bei complicirten Kryſtallen entwickeln ſich vor allem die Diagonalzonen von P und x ſtark: vorn n = a: b: c und hinten n' = a': b: c: unter n folgt q = a: ½b: c und q' = a': ½b: c. Schon Phillips gibt noch ein drittes Paar p = a: ⅓b: c und p' = a': ⅓b: c an. Vorn in Kante P / l und n / n' liegt i = b: c: ⅓a, oft ſehr ausgedehnt. Hinten nicht ſelten eine dreifach ſchärfere y = a': 3c: b, in deren Diagonalzone i' = b: c: ⅓a ', das Gegenſtück von i, fällt, ſo daß zwiſchen Hinten und Vorn eine auffallende Symmetrie herrſchen würde, wenn alle Flächen da ſind.

Morgenrothe Farbe, ein wenig ins Gelbe gehend, pommeranzen - gelber Strich. Diamantglanz mit großer Durchſcheinenheit. Ausgezeich - neter kleinmuſcheliger Bruch, da die Blätterbrüche verſteckt liegen. Gyps - härte, Gew. 3,5.

Vor dem Löthrohr entzündet er ſich noch leichter als das gelbe Rauſch - gelb und brennt mit weißlicher Flamme fort. Einfaches Schwefelarſen A̍s mit 70 As und 30 S. Man ſchreibt es auch wohl A̶̎s. Die Kryſtalle zerfallen im Sonnenlicht nach längerer Zeit zu Pulver, man muß ſie daher im Finſtern aufbe - wahren.

Schmilzt man Arſenik mit Schwefel zuſammen, ſo bekommt man eine601V. Cl. Geſchw. Metalle: Rauſchroth.glaſige Maſſe, die dem derben Realgar zwar ähnlich ſiebt, aber ein ge - ringeres Gewicht (3,3 bis 3,2) und reichlich Kalkſpathhärte hat. An der Härte allein kann man das künſtliche ſchon leicht unterſcheiden (Haus - mann Pogg. Ann. 79. 315). Da es zum Entfärben des Glaſes dient und mit Salpeter und Schwefel gemiſcht zu dem blendenden indianiſchen Weißfeuer benützt wird, ſo kommt es in Handel. Das natürliche unter - ſcheidet ſich namentlich auch dadurch, daß es geſchmolzen ſehr leicht wieder kryſtalliſirt. Das gelbe Rauſchgelb ˈˈˈs geht dagegen in einen völlig amorphen Zuſtand über, und gleicht inſofern der arſenigen Säure A̶⃛s pag. 559.

Beide, gelbes und rothes Rauſchgelb, kommen in der Natur wohl zuſammen vor, wie z. B. im Thon von Tojawa in Ungarn. Das rothe findet man jedoch gewöhnlicher auf Erzgängen vereinzelt in Geſellſchaft von Grauſpießglanz: Nagyag, Kapnik, Felſöbanya, Joachimsthal ꝛc. Auch zu Wittichen und Markirchen kam es früher vor, zu Wolfsberg auf dem Unterharze in Grauſpießglanz eingeſprengt. Auffallend ſind die ſchön rothen Körner im ſchneeweißen Dolomit im Binnenthal (Wallis), wo auch das gelbe ſelten; im Gyps von Hall in Tyrol. Endlich iſt es auch ein Produkt der Vulkane, z. B. des Veſuv und Aetna. Die feinen Spalten der Fumarolen in der Solfatara der phlegräiſchen Felder ſind mit Realgarkryſtallen ausgekleidet, darauf finden ſich kleine, durchſichtige, gelbe, ſehr zerbrechliche Kryſtalle, die Scacchi

Dimorphin nennt (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 55. 54), ihr Strich iſt oraniengelb, aber es fehlt der blättrige Bruch des gelben Rauſch - gelbs, Gew. 3,58. Es ſind zweigliedrige Formen: Oktaeder m = a: b: c 111° 10′ in den vordern und 119° 14′ in den ſeitlichen Endkanten; o = a: b: c hat 83° 40′ in der vordern Säulenkante; e = a: c: b, u = a: 2b: c, c = c: a: b, a = a: b: c, b = b: a: c. Daraus folgt das Axenverhältniß a: b = 1,287: 1,153. Da - mit kommt noch eine ganz ähnliche Form vor, aber mit den Axen a: b = 1,658: 1,508, die

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reſpektive $$\frac{9}{7}$$ mal größer ſind bei gleicher Axe c. Das wäre ganz etwas Aehnliches als beim Humit pag. 220, doch bedarf das Ganze wohl noch ſehr der Beſtätigung. Jedenfalls iſt es eine ſehr ungewöhnliche Sache. Es ſoll ˈˈˈs ſein, aber auch das iſt noch nicht ſicher, die zweigliedrige Form würde eher für einfach Schwefelarſenik ſprechen.

Golderze.

Spielen nur eine ſehr untergeordnete Rolle pag. 470. Sie finden ſich auf Gängen mit gediegenem Golde auf dem Ungariſch-Siebenbürgi - ſchen Erzgebirge, wo ſie ſchon längſt auf Gold verwerthet, aber doch erſt durch Klaproth Beitr. III. 1 chemiſch näher bekannt geworden ſind. Petz in Peſth (Pogg. Ann. 57. 467) hat die Analyſen wiederholt.

602V. Cl. Geſchw. Metalle: Blättererz. Schrifterz.

Blättererz.

Klaproth Beitr. III. 26 von Nagyag in Siebenbürgen, daher auch von Werner ſchlechthin Nagyager-Erz genannt. Die Bergleute nennen es blättriges Graugolderz, Hausmann’s Blättertellur, Tellure natif auro - plumbifère, Black Tellurium.

4gliedrig, aber meßbare Kryſtalle ſelten. Es herrſcht ſtets der

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ausgezeichnete Blätterbruch P = c: a: a. Phil - lips bildet beiſtehenden Kryſtall ab, worin die Seiten - kanten des Oktaeder o = a: a: c 140°, folglich die Endkanten 96° 43′ machen. Dazu kommt noch das nächſte ſtumpfere Oktaeder d = a: c: a. Dieſelbe Combination hat auch Haidinger (Handbuch beſt. Miner. pag. 566) und Naumann aber mit Winkeln von 122° 44′ in den Seiten - und 103° 17′ in den Endkanten, was einem Oktaeder d: a: ⅔c entſprechen würde. Es wäre aber auffallend, daß die beiden gleichen Combinationen mit den Winkeln von Phillips und Haidinger neben einander ſtänden.

Farbe ſchwärzlich bleigrau, Metallglanz, aber nicht ſonderlich ſtark glänzend. Gemein biegſam, milde und ſchreibend, daher an Molybdän pag. 582 erinnernd, aber nicht ſo krummblättrig. Härte 1 2, Gew. 7,2.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es ſehr leicht, gibt einen ausgezeichneten gelben Bleibeſchlag, und hinterläßt ſogleich ein kleines Goldkügelchen, welches man mit dem Meſſer auf dem Ambos ausplatten und leicht er - kennen kann. Klaproth fand 54 Pb, 32,3 Te, 9 Au, 0,5 Ag, 1,3 Cu, 3 S. Berthier (Pogg. Ann. 28. 401) wies darin noch 4,5 Antimon nach. Nach Petz variirt der Goldgehalt zwiſchen 6,5 8,5 p. C., was im beige - miſchten Gelberz ſeinen Grund haben ſoll. Berzelius ſchlug die nicht ſonderlich wahrſcheinliche Formel P̍b9 ˈˈˈb + P̍b9 A̶u Te6 vor. Blätter, zuweilen von quadratiſchem oder 8ſeitigem Umriß, kommen zu Nagyag in Manganſpath eingeſprengt oder in deſſen Druſenräumen in freiſtehenden Blättchen vor. Seltener zu Offenbanya mit Grauſpießglanz. Unter den Golderzen bei weitem das häufigſte.

Gelberz Klaproth Beitr. III. 20, Weißſylvanerz oder Weißtellurerz, begreift das mit Blättererz zu Nagyag vorkommende Golderz von ſilber - weißer Farbe, aber gern gelb anlaufend. Es zeigt öfter einen deutlich blättrigen Bruch, wiegt in den reinſten Stücken 8,33. Klaproth fand 44,75 Te, 26,75 Au, 19,5 Pb, 8,5 Ag. Petz (Pogg. Ann. 57. 475) be - ſtätigt wenigſtens den größern Goldreichthum, macht aber auf die Schwie - rigkeit des ſichern Erkennens aufmerkſam, und glaubt, daß die reinſten Abänderungen geradezu Schrifterz ſeien. Cottonerz. Phillips beſchreibt 2gliedrige Kryſtalle von 105° 30′ in der Säule.

Schrifterz.

Das längſt bekannte aurum graphicum auf verwittertem Porphyr der Franciscus-Grube zu Offenbanya. Schrifttellur, Sylvanit.

2gliedrig. Gute Kryſtalle ſind zwar ſehr ſelten, doch beſchreibt Brooke603V. Cl. Geſchw. Metalle: Glaserz.Mineral. 135 beiſtehendes ausgezeichnetes Individuum. Eine geſchobene Säule M = a: b: c 110° 48′, ihre ſcharfe Kante wird durch den deutlichen Blätter - bruch b = b: a: c gerade abgeſtumpft; c = c: a: b, a = a: b: c; zwei Oktaeder über einander r = a: b: c und s = a: b: ½c; drei Paare d = a: c: b (mit 96° 56′ in c), e =

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b: c: a, f = b: 2c: a, i = a: ⅓b: ½c und n = 2a: b: c. Phillips gibt wieder andere Winkel an, weil die Kleinheit der Kryſtalle keine ſcharfe Beſtimmung zuläßt. Gewöhnlich finden ſich ſtrahlige Kry - ſtalle mit einem deutlichen Blätterbruch, welche ſich hin und wieder unge - fähr unter 120° ſchneiden. Häufig ſpiegeln die blättrigen Brüche der verſchiedenen Strahlen ein, man hat ſeine Ablagerung ſonderbarer Weiſe mit Schriftzügen verglichen.

Silberweiß ins Stahlgraue, beſonders auf dem blättrigen Bruch. Sonſt die Kryſtalle mit einem ſchwarzen Mulm bedeckt. Härte 2, etwas milde, Gew. 8,3.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es ſo leicht als Blättererz, gibt aber keinen gelben Bleibeſchlag, als Rückſtand bleibt ein bedeutendes Korn von Silber - gold. Klaproth fand 60 Tellur, 30 Au, 10 Ag. Petz in den reinſten 59,97 Te, 26,97 Au, 11,47 Ag, 0,76 Cu, 0,25 Pb, 0,58 Sb. Petz ſtellt die Formel Ag Te + 2 Au Te3 auf, welche ſich vielleicht in (Au, Ag) Te2 vereinfachen läßt, da Silber und Gold iſomorph zu ſein pflegen. Es würde dann mit Tellurſilbergold (Au, Ag) Te pag. 507 von Nagyag in einfachſter Beziehung ſtehen. Wie überhaupt die Tellurerze an die Gold - erze ſich auf das engſte chemiſch anſchließen.

Silbererze.

Sie ſind für den Bergbau nebſt dem gediegenen Silber pag. 475 und Hornerz pag. 422 die wichtigſten, und daher ſeit langer Zeit wohl gekannt. Der Bergmann gab ihnen längſt den Beinamen Gülden oder Giltigerz, rodt guldenertz bei Agricola 703, alſo Erze, die einen großen Werth haben. Vor dem Löthrohr ſind ſie in der Regel durch ein Silber - korn erkennbar, was man auf Kohle aus ihnen reducirt. Sie brechen meiſt in Geſellſchaft gediegenen Silbers. Andreasberg auf dem Harz, der Himmelsfürſt bei Freiberg, die alten Schwarzwälder Gruben im Kinzig - thale ꝛc. ſind berühmte Fundorte.

1. Glaserz A̍g.

Argentum rude plumbei coloris Glas ertz Agricola 692 und 703: cultro diffinditur perinde ac plumbum, atque dentibus compressum dila - tatur. Der Name läßt ſich nicht gut erklären, daher wollte ihn ſchon Henkel in den noch unpaſſenderen Glanzerz umgeändert wiſſen, und Klaproth Beitr. I. 158 nannte es Silberglanzerz. Weichgewächs der Ungariſchen Bergleute. Mine d’argent vitreuse R. de l’Isle Cristall. III. 440. Argent sulfuré, Sulphuret of Silver.

604V. Cl. Geſchw. Metalle: Glaserz.

Reguläres Kryſtallſyſtem, doch zeigt es wie das Silber keine vorherrſchende Neigung zum Kryſtalliſiren, Würfel, Oktaeder und Grana - toeder herrſchen vor, aber auch das Leucitoeder a: a: ½a trifft man an. Die Kryſtalle gefloſſen und gebogen, auch hebt ſich der blättrige Bruch, der nach Angaben dem Würfel und Granatoeder folgen ſoll, nicht hervor. Es wächst wie das gediegene Silber in Drähten, Zähnen, Blechen, Platten, ſeltener dendritiſch. Auch mögen dieſe nachahmenden Geſtalten öfter Afterbildungen von gediegenem Silber ſein.

Farbe ſchwärzlich bleigrau, oft durch Silberſchwärze noch ſchwarz an - laufend. Geſchmeidig wie Blei, hat daher einen glänzenden Strich, und läßt ſich ſchneiden, hämmern und prägen. König Auguſt von Polen ließ daher aus dem ſächſiſchen Glaserz Denkmünzen mit ſeinem Bildniſſe prägen. Härte 2 3, ſchneidet ſich daher etwas ſchwerer als Blei, Gew. 7,2.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht und reducirt ſich nach einiger Zeit zu einem Silberkorn, namentlich auf Zuſatz von Soda. Schon Klaproth gab darin 85 Silber und 15 Schwefel an, die Formel Ag S würde 87 Silber und 13 Schwefel verlangen.

Der Schwefel hat zum Silber eine große Verwandtſchaft, einfach durch Zuſammenſchmelzen des Schwefels mit Silber kann man ein Sul - furet bereiten, was ganz die Beſchaffenheit des Glaserzes hat, auch aus Silberoxydſalzen gibt Schwefelwaſſerſtoff einen ſchwarzen Niederſchlag von Silberſulfuret. Daraus iſt dann auch leicht das Vorkommen des gedie - genen Silbers mit Glaserz erklärlich pag. 476.

Auf Gängen und beſonders Gangkreuzen. Freiberg, Himmelsfürſt, Alte Hoffnung Gottes, Neuer Morgenſtern. Auf letzterer Grube die ſchönſten Kryſtalle und geſtrickten Formen. Schneeberg, Joachimsthal. In Ungarn in ausgezeichneten derben Maſſen mit einer dünnen Kupfer - kiesſchicht überzogen und Eindrücken von Bergkryſtall auf dem Stephans - ſchacht bei Schemnitz, zu Kremnitz mit gediegenem Gold. Auf der Grube Wenzel auf dem Schwarzwalde in Blechen und Platten zwiſchen Schwer - ſpath. Mexiko und Peru ꝛc. ꝛc.

Silberſchwärze heißt die erdige, zerreibliche, häufig ſchon durch Antimon und Arſenik (Sprödglaserz) verunreinigte Maſſe, ſie bepudert die Druſenräume oder ſchwärzt auch lichte Geſteine. Im 2gliedrigen Silberkupferglanz von Schlangenberg ſcheint Ag S das Cu2 S zu vertreten, darnach würde das einfache Schwefelſilber dimorph ſein. Was aber bei der Sache auffällt, iſt, daß 2 Atom Kupfer mit einem Atom Silber iſo - morph und iſodimorph ſein ſollen. Nun könnte man zwar das Atom - gewicht des Kupfers verdoppeln (alſo ſtatt 32 die Zahl 64 ſetzen pag. 130, oder was auf daſſelbe hinauskommt, die Zahl des Silbers halbiren (54 ſtatt 108 ſchreiben): im erſten Falle erhielte man Cu S = Ag S, im zweiten C̶u S = A̶g S. Allein das erlauben die Sauerſtoffverbindungen nicht: denn Silberoxyd Ȧg iſt mit Natron Ṅa iſomorph, wie die ſchönen zwei - gliedrigen luftbeſtändigen Kryſtalle von unterſchwefelſaurem Silberoxyd und unterſchwefelſaurem Natron (Pogg. Ann. 7. 191) beweiſen pag. 461. Ṅa iſt aber bei den Zeolithen mit Ċa und dieſe bei dem Uranglimmer pag. 412 und andere mit Ċu iſomorph, ſo daß alſo nach den bis heute angenommenen Atomzahlen Ċ̶u mit Ȧg iſomorph iſt.

605V. Cl. Geſchw. Metalle: Sprödglaserz, Polybaſit.

G. Roſe (Kryſt. chem. Mineral. pag. 21) ſetzt mit dem Glaserz noch Bleiglanz pag. 583, Selenblei pag. 586, Manganblende pag. 574, Tellur - ſilber und Tellurblei pag. 507 iſomorph, da ſie alle gleiche atomiſtiſche Zuſammenſetzung bei regulärer Kryſtallform haben. Der Bleiglanz und ſeine Verwandten entfernen ſich freilich durch ihren deutlich blättrigen Bruch, auch das

SelenſilberAg Se (Pogg. Ann. 14. 471), welches bei Tilkerode kleine ſchmale Gänge im Selenblei bildet, iſt nach drei auf einander fol - genden rechtwinkligen Richtungen vollkommen ſpaltbar. Eiſenſchwarz, Härte 2 3, Gew. 8. Weniger geſchmeidig als Glaserz. Die unvoll - ſtändige Analyſe gab 65,5 Ag, 4,9 Pb, 24 Se.

2. Sprödglaserz A̍g6 ˈˈˈb.

Die Bezeichnung ſächſiſcher Bergleute (Röſchgewächs). Denn es iſt zwar ſehr milde, aber viel weniger geſchmeidig als Glaserz, dem es äußer - lich ſehr gleicht und womit es gewöhnlich zuſammen vorkommt. Argen - tum rude nigrum Gedigen ſchwarz ertz Agricola 703, daher Argent noire Romé de l’Isle Crist. III. 467, Schwarzgülden (Melanglanz). Schon die alten Mineralogen ſahen es richtig als ein Mittelding zwiſchen Glaserz und Rothgülden an, was auch die Analyſe von Klaproth Beiträge I. 162 beſtätigte, der es ſprödes Silberglanzerz nennt.

2gliedrige Kryſtalle. Säule M = a: b: c 115° 39′, deren ſcharfe Kante h = b: a: c gerade abſtumpft. Durch Vor - herrſchen der Gradendfläche c = c: a: b werden die Kryſtalle tafelartig, und dem Kupferglas ähnlich. Das Oktaeder o = a: b: c in der vordern Endkante 130° 16′ mit dem Paare i = b: 2c: a (72° 12′ in c)

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gleichen einem Dihexaeder; f = 2a: 2b: c. Zwillinge haben die Säule M gemein und liegen umgekehrt. Kein deutlich blättriger Bruch.

Farbe und Strich eiſenſchwarz, opak, Metallglanz nicht ſonderlich ſtark. Härte 2 3, milde und gibt noch kein rechtes Pulver, Gew. 6,27.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht, gibt nur ſchwachen Antimon - rauch, und bald ein weißes Silberkorn. H. Roſe (Pogg. Ann. 15. 474) fand 68,5 Ag, 0,6 Cu, 14,7 Sb, 16,4 S, was der Formel 6 Ag S + Sb2 S3 entſpricht. Daſſelbe ſtammte von Schemnitz, wo es als Röſchgewächs nebſt Glaserz (Weichgewächs) das hauptſächlichſte Silbererz bildet. Freiberg, Joachimsthal, Przibram ꝛc. Wenn es nicht deutlich kryſtalliſirt iſt, ſo kann es leicht verkannt werden, weil es ſich oft innig mit Glaserz und Rothgülden verbindet.

Polybaſit Roſe Pogg. Ann. 15. 573 (Eugenglanz Brth.), wegen ſeiner Aehnlichkeit mit Sprödglaserz von jeher damit verwechſelt. Allein G. Roſe zeigte, daß die ſechsſeitigen Tafeln von Guanaxuato und Durango in Mexiko dem 3 + 1axigen Syſteme angehören, denn die Seitenflächen ſchneiden ſich unter 120°. Wie beim Eiſenglanz iſt die verſteckt blättrige Gradendfläche ſtark geſtreift parallel der Kanten eines gleichſeitigen Drei - ecks, was auf ein Rhomboeder deutet, das nach Breithaupt 84° 48′ in606V. Cl. Geſchw. Metalle: Rothgiltigerz.den Endkanten hat. Kommt das Gegenrhomboeder hinzu, ſo entſteht ein Dihexaeder mit 129° 32′ in den Endkanten.

Farbe und Strich eiſenſchwarz, milde. Im reflektirten Sonnenlicht ſcheinen die Blätter der Gradendfläche mit der Farbe des Rothgülden durch. Milde. Härte 2 3, Gew. 6,2.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es außerordentlich leicht, leichter als Sprödglaserz, und gibt zuletzt ein kupferhaltiges Silberkorn. Im Weſent - lichen iſt es 9 Ag S + Sb2 S3, allein ein Theil des Silbers wird durch Kupfer und ein Theil des Anti - mons durch Arſenik erſetzt, ſo daß die allgemeine Formel lautet: (A̍g, C̶̍u) 9 (ˈˈˈb, ˈˈˈs) Der Polybaſit von Schemnitz (Pogg. Ann. 28. 158) hatte 72,4 Ag, 3 Cu, 6,2 As, 0,25 Sb; von Freiberg 70 Ag, 4,1 Cu, 8,4 Sb, 1,2 As; von Mexiko 64,3 Ag, 9,9 Cu, 5,1 Sb, 3,7 As. Zink und Eiſen verunreinigen es.

3. Rothgiltigerz A̍g3 (ˈˈˈb, ˈˈˈs).

Rothgülden. Argentum rude rubrum rodt gulden ertz Agricola 692 und 703. Rubinblende, Silberblende, Pyrargyrit ꝛc. Mine d’argent rouge de l’Isle Cristall. III. 447. Argent antimonié sulfuré Hauy, Red Silver. Das ſchönſte aller Silbererze.

Rhomboedriſch, allein die Kryſtalle durch Streifung und Krüm - mung der Flächen häufig entſtellt, und die Winkel wegen des wechſelnden Antimon - und Arſenikgehalts nicht ganz conſtant. Die Formen erinnern ſehr an Kalkſpath. P = a: a: a: c in der Endkante beim dunkeln Rothgülden 180° 30′ gibt Seitenaxe a = 〈…〉 , lichten Rothgülden 107° 36′ a = 〈…〉 . Dieſes Hauptrhomboeder kommt als alleinige Endfläche ſchön zu Joachims - thal und auf dem Himmelsfürſt bei Freiberg vor. Es iſt zwar nur ſchwach blättrig, doch folgt ihm meiſt die Flächenſtreifung, ſo daß man ſich nach ihr am leichteſten orientirt, ſelbſt wo ſie fehlt, wie bei vielen Andreasbergern. Dazu geſellt ſich ſtets die 2te ſechsſeitige Säule n = a: ½a: a: c, die mit P ein dreigliedriges Dodekaid machen, wie es be - reits Romé de l’Isle gut abbildet. Die Gradendfläche o = c: a: a: a iſt ſelten, doch kommt ſie zu Johann-Georgenſtadt als alleinige Endigung der Säule n vor. Die ſeltenere erſte ſechsſeitige Säule k = a: a: a: c ſtellt ſich nach Mohs öfter, wie beim Turmalin, nur

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hälftflächig die abwechſelnden Kanten von n abſtum - pfend ein. Das nächſte ſtumpfere Rhomboeder z = 2a ': 2a': a: c iſt häufiger als P. Oftmals herrſcht es allein am Ende der 2ten Säule. Am häufigſten trifft man den Dreikantner l = a: ⅓a: ½a: ¼c mit 160° 28′ und 140° 20′ in den Endkanten, die Kante zwiſchen den beiden Rhomboedern P / z ab - ſtumpfend. Seine ſcharfe Endkante ſtumpft das nächſte ſtumpfere Rhomboeder z und ſeine ſtumpfe über P607V. Cl. Geſchw. Metalle: Rothgiltigerz.das Rhomboeder x = $$\frac{8}{5}$$ a: $$\frac{8}{5}$$ a: a: c ab, welches aber durch Diagonal - ſtreifung gewöhnlich entſtellt iſt. Hauy erwähnt noch eines ſehr ähnlichen b4 = c = a: ¼a: ⅓a: ⅕c in der Endkantenzone des Rhomboeder. In der Seitenkantenzone kommt der gewöhnliche Dreikantner h = a: ⅓a: ½a: c vor, außerordentlich ſtark geſtreift parallel der Seitenkante. Häufig auch f = ⅓a: $$\frac{1}{7}$$ a: ¼a: c, ihm gehören meiſt die vorherrſchend auftreten - den Dreikantner von Churprinz bei Freiberg und Andreasberg an, an den Enden durch Dreikantner l abgeſtumpft. Auch ein Dreikantner d $$\frac{3}{2}$$ = ½a: ⅕a: ⅓a: c wird noch angegeben, und in der Endkantenzone das Di - hexaeder b2 = 3a: $$\frac{3}{2}$$ a: 3a: c, welches bei Johann-Georgenſtadt mit beiden ſechsſeitigen Säulen und der Gradendfläche vorkommt, die End - kante n / o abſtumpfend, ſo daß alſo in der Kantenzone das Rhomboeder P die 8 Flächen n f d $$\frac{3}{2}$$ h c l b2 z beobachtet ſind. Bei Andreasberg kommt ſehr beſtimmt eine Abſtumpfungsfläche zwiſchen l und h vor, ſie gehört dem Dreikantner b = a: ⅓a: ½a: ⅝c an. Mohs beſtimmte auch einen Dreikantner 2ter Ordnung a = a': ⅓a ': ½a': c, er iſt durch die Zonen z / n und b / b beſtimmt, da er die ſcharfen Endkanten des Dreikantners b zu - ſchärft. Oefter ſtumpft das nächſte ſchärfere Rhomboeder i = ½a ': ½a': a: c die ſcharfe Endkante des Dreikantner h ab. Bei Markirch in den Vo - geſen iſt nach Dufrénoy früher auch das Gegenrhomboeder e '= a': a': a: c am Dreikantner d $$\frac{3}{2}$$ vorgekommen.

Zwillingsgeſetze gibt es drei; vergleiche auch Kalkſpath pag. 329:

1. Die Individuen haben die Gradendfläche gemein, und liegen um -

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gekehrt. Gewöhnlich verwachſen die Zwillings - individuen mit einer Fläche k der erſten Säule, die ohnehin nur zur Hälfte auftritt, und das eine Rhomboeder legt dann ſeine Kanten hin, wo das andere ſeine Fläche hat. Sie erſcheinen öfter ſo, als wenn man ein Individuum parallel k halbirt und die Hälften auf der Halbirungsfläche um 180° gegen ein - ander verdreht hätte, wie beiliegende Hori - zontalprojektion zeigt, eine ungewöhnliche Art von Zwillingsbildung.

2tes Geſetz. Die nächſten ſtumpfern Rhomboeder z haben eine Fläche gemein und liegen umgekehrt. Zuweilen ſoll es wie beim Kalkſpath vorkommen, daß die Zwil - lingsindividuen mit vielen Wiederholungen mit der Fläche z an einander gränzen. Viel gewöhnlicher als dieſe beiden iſt jedoch das 3te Geſetz. Die Individuen haben eine Fläche des 2ten ſtumpfern Rhomboeders 4a: 4a: a: c gemein und liegen umgekehrt. Dabei legen ſie ſich ſo an einander, daß die Zwillingsgränze ſenkrecht gegen die Kante des nächſten ſtumpfern Rhomboeders z ſteht.

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608V. Cl. Geſchw. Metalle: Rothgiltigerz.Denn Folge des Geſetzes iſt, daß die Endkanten des Rhomboeders z / z mit z '/ z' in einer Flucht liegen, und z / z mit z '/ z' ſpiegeln. Man darf ja nur die gemeinſame Fläche hinzu denken, welche beide Kanten z / z und z '/ z' zugleich abſtumpfen muß, um die Sache einzuſehen. Gewöhnlich wiederholt ſich der Zwilling dreimal, ſo daß ein Vierling entſteht mit dreigliedriger Ordnung, weil je ein z mit z 'z' ', z' z '' 'und z' 'z' '' ein - ſpiegelt. Die drei dick gezeichneten Kanten ſind die, welche von je zwei Individuen in einer Flucht liegen. Vergleiche auch Antimon pag. 503 und Tetradymit pag. 506. Viele der büſchelförmigen Gruppirungen haben in ſolchen Vierlingsbildungen ihren Grund.

Nach der Farbe unterſcheide man ein dunkeles oder Antimon-Rothgülden und lichtes oder Arſenik-Rothgülden.

Dunkel cochenillroth bis bleigrau, aber mit viel lichterm Strich. Halb durchſcheinend. Diamantglanz. Härte 2 3, milde. Gew. 5,85.

A̍g3 ˈˈˈb mit 59 Silber. Andreasberg, Himmelsfürſt.

Licht cochenillroth, faſt Realgar ähnlich, Strich lichtroth. Stark durch - ſcheinend. Diamantglanz. Härte 2 3, milde. Gew. 5,55.

A̍g3 ˈˈˈs mit 65 Silber. Joachimsthal, Wittichen.

Vor dem Löthrohr decrepitiren ſie, geben beide ein Silberkorn, auch re - ducirt ſich Antimonrothgülden leichter als Arſenikrothgülden. Beide kommen zuſammen vor, das dunkele iſt aber viel häufiger, als das lichte. Doch überziehen ſie ſich gegenſeitig, ſo daß nicht ſcharf geſchieden werden kann, wie das auch in der Natur der Sache liegt. Für den Bergmann iſt es ein wichtiges Silbererz, denn das lichte Rothgülden von Wolfach gab im Centner 125 Mark, das dunkele 116 Mark fein Silber. Daher hat man ſich auch über die Ermittelung der Zuſammenſetzung von jeher viel be - müht. Die alten Hüttenleute ſahen das lichte für arſenikhaltig an. Das hochrothe Rothgülden beſteht, nebſt dem Silber, pur aus Arſenicum. Zu dieſer falſchen Anſicht verleitete die rothe Farbe des Realgar pag. 600, was der Bergmann geradezu unreifes Rothgülden nannte. So kam man überhaupt zu der viel verbreiteten Anſicht, daß der Arſenik beſonders die Metalle zur Reife bringe, namentlich das Silber. Man war daher nicht wenig verwundert, als Klaproth (Beiträge I. 141) geſtützt auf Analyſen der Vorkommen von Katharina Neufang zu Andreasberg und vom Chur - prinz Friedrich Auguſt bei Freiberg keine Spur Arſenik, ſondern blos An - timon und Schwefel nebſt Schwefelſäure fand (ob er gleich hellfarbige gewählt hatte), und folglich das Arſenik ganz darin läugnete. Hauy nannte es daher Argent antimonié sulfuré. Doch zeigte Prouſt bald darauf, daß es allerdings ein Antimon - und ein Arſenikhaltiges gäbe, und letzteres nannte Beudant Prouſtit. Der Zufall hatte gewollt, daß allerdings das lichte von Andreasberg kein Arſenik enthält. Dagegen fand H. Roſe (Pogg. Ann. 15. 473) im lichten von Joachimsthal 15,1 As und nur 0,7 Sb, Bonsdorff im Andreasberger 22,8 Sb, und kaum Spuren von Arſenik. Nach den vorhandenen Analyſen halten ſich beide Arſenik - und Antimonrothgülden ziemlich ſcharf getrennt. Himmelsfürſt und Chur - prinz bei Freiberg, Andreasberg, Joachimsthal, Kongsberg, Schemnitz. Früher Markirch im Elſaß, die Grube Wenzel und Sophie bei Wittichen auf dem Schwarzwalde. Kongsberg, Mexiko, Gualdalcanal in Spanien.

609V. Cl. Geſchw. Metalle: Xanthokon, Miargyrit.

Xanthokon Breith. Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 20. 67 und Pogg. Ann. 64. 272 (ξανϑός gelb), von der Grube Himmelsfürſt zu Er - bisdorf bei Freiberg, dünne pommeranzengelbe Tafeln mit gelbem Strich in Kalkſpath eingeſprengt, von der Farbe des Greenockit, und von der Form des vulkaniſchen Eiſenglanzes: es herrſcht die Grad - endfläche vor, an deren Rändern das Rhomboeder P = a: a: a: c 71° 32′ in den Endkanten hat, auch das nächſte

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ſtumpfere 2a ': 2a': a: c wird gefunden. Härte 2 3, Gew. 5,1. Im Jahre 1797 iſt es von brauner Farbe in nierenförmigen Aggregaten vor - gekommen, hatte aber auch einen gelben Strich. Plattner fand in dieſem letztern 64,2 Ag, 21,3 S, 1 Fe, 13,5 As, und glaubt daraus die Formel 2 A̍g3 ˈˈˈs + A̍g3 ˈˈˈs ableiten zu dürfen, worin neben dem erſten Gliede von licht Rothgülden eine bis jetzt nicht gekannte Schwefelungsſtufe von As2 S5 vorkäme. Es wird alſo Ag: As: S = 9: 6: 20 ſein, während beim Arſenik-Roth - gülden das Verhältniß 9: 6: 18 iſt. Da nun von genauen Meſſungen wohl kaum die Rede ſein kann bei der Unvollkommenheit der Kryſtalle, ſo darf man dieſe Verwandtſchaft nicht aus den Augen laſſen.

Feuerblende vom Churprinz bei Freiberg und Andreasberg kommt in hyacinthrothen Kryſtallen mit Perlmutterglanz auf dem deutlich blätt - rigen Bruch vor. Die Tafeln ſollen ihrer Form nach mit dem Blätter - zeolith pag. 279 Aehnlichkeit haben. 62,3 Ag nebſt Antimon und Schwefel. Prof. Zippe beſchreibt vom Geiſtergang an der Eliaszeche zu Joachims - thal kleine tafelförmige ſchwärzlichbraune Kryſtalle mit oraniengelbem Strich, Rittingerit (Sitzungsber. Kaiſ. Akad. Wiſſ. IX. 345), die zwar keinen blättrigen Bruch haben, aber ſonſt ſehr nahe zu ſtehen ſcheinen.

Miargyrit H. Roſe Pogg. Ann. 15. 469 von der Grube Neue Hoff - nung Gottes bei Bräunsdorf (μεῖων weniger, ἄργυρος Silber), von Mohs (Grundriß Min. II. 606) zuerſt als hemiprismatiſche Rubinblende erkannt. Gleicht einem dunkeln Rothgiltigerz, iſt aber 2 + 1gliedrig, Naumann Pogg. Ann. 17. 142. Die ſeltenen und complicirten Kryſtalle beſchreibt Mohs als geſchobene Säulen 86° 4′ mit einer Schiefendfläche b 78° 54′ gegen Axe c geneigt, und einer hintern dreifach ſchärfern t = a': 3c: b 47° 26′ gegen die Axe. Aehnlich dem Eiſenvitriol. Naumann gibt dagegen andere Winkel an, ausgehend von a = c: a: b mit b = a: b: c vorn 98° 24′ machend; d = a: b: c in der Mediankante d / d = 96° 17′, welcher Winkel durch n = a: c: b gerade abgeſtumpft wird; m = 3a: c: b findet hinten die Gegenfläche o = 3a ': c: b, in deren Diagonalzone p = 3a': c: 6b und g = 3a ': c: 3b fällt. Die Augitpaare f

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= a: b: c, s = $$\frac{3}{2}$$ a: b: c und c = b: c a fallen ſämmtlich in die Zone b / d, und dieſer Zone folgt auf den Flächen b f d eine ſehr ausge - zeichnete und conſtante Streifung, während m, n und beſonders o eine horizontale Streifung parallel der Axe b haben. Ungewiß iſt e = c:Quenſtedt, Mineralogie. 39610V. Cl. Geſchw. Metalle: Weißgiltigerz, Kupferkies.4b: 5a 'und r = c: $$\frac{1}{x}$$ a: $$\frac{3}{2}$$ b. Oft werden die Kryſtalle durch Ausdeh - nung von a tafelartig, b und m ſind unvollkommen blättrig.

Eiſenſchwarz und halbmetalliſchen Glanz, aber dunkel kirſchrothen Strich, wodurch es ſich eng an das Rothgiltigerz anſchließt. Härte 2 3, milde, Gew. 5,3. A̍g ˈˈˈb mit 36,4 Ag, 1 Cu, 0,6 Fe, 39,1 Sb, 21,9 S. Sehr ſelten.

Weißgiltigerz iſt auf den Freiberger Gruben Himmelsfürſt und Hoff - nung Gottes ꝛc. ein altberühmtes Silbererz, das nur mit Bleiglanz vor - kommt, aber ſehr feinkörnig und dicht iſt, und mit Bleiſchweif pag. 585 große Aehnlichkeit hat. G. Roſe erwähnt unvollkommene Oblongoktaeder von 100° und 130° in den Seitenwinkeln. Licht bleigrau, milde, glän - zender Strich. Gew. 5,4. Man unterſcheidet ein lichtes oder ein dun - keles, im erſtern fand Klaproth 20,4 Ag, im letztern 9,25 Ag. Ram - melsberg hat im lichten von der Grube Hoffnung Gottes nur 5,8 Ag, 38,4 Pb, 6,8 Zn, 3,8 Fe, 22,4 Sb, 22,5 S gefunden, was zur Formel (P̍b, A̍g, Z̍n, F̍e) 4 ˈˈˈb führen würde, die mit Fahlerz ſtimmt. Aber dem ächten Fahlerz iſt das Blei fremd. Man hüte ſich, es mit dichtem Graugiltigerz zu verwechſeln, was zu den ächten Fahlerzen gehört, die bis 31,9 Ag haben können. Das ebenfalls bleihaltige Schilfglaserz mit 23 Ag hält G. Roſe für einen ſilberhaltigen Bournonit. Der ſeltene

Sternbergit Haid. Pogg. Ann. 11. 483, A̍g ˈˈˈe von Joachims - thal bricht in dünnen gemein biegſamen tombakbraunen blättrigen Tafeln, die dem 2gliedrigen Syſtem angehören. Der blättrige Bruch c = c: a: b herrſcht, das Oktaeder f = a: b: c hat 118° in der vordern Endkante. Die Säule a: b: c kommt nicht vor, ſie würde 119° 30′ meſſen, aber die Zwillinge haben dieſe Säulen gemein und liegen umge - kehrt. Gew. 4,2, Härte 1 2.

Auf Kohle ſchmilzt er zu einer mit Silber bedeckten magnetiſchen Kugel, nach Zippe Pogg. Ann. 27. 690 enthält er 33,2 Silber, 36 Eiſen, 30 Schwefel.

Kupfererze.

Wir dürfen dahin nur diejenigen rechnen, worin Kupfer die Haupt - rolle ſpielt. Denn dieſes wichtige Metall kommt außerdem noch unter - geordnet in einer Menge geſchwefelter Erze vor, und iſt dabei ſo gern in Geſellſchaft des Silbers und umgekehrt, daß es nicht möglich iſt, zwiſchen beiden zu trennen, wie Silberkupferglanz und Eukairit ꝛc. beweiſen.

1. Kupferkies C̶̍u ˈˈˈe.

Pyrites aureo colore Geelkis oder Kupferkis Agricola 706. Es iſt eines der gemeinſten Erze, das daher auch den Alten nicht entgehen konnte. Plinius 36. 30 begreift ihn mit unter Pyrites: sed est alius etiamnum pyrites, similitudine aeris colore aureo. Während die611V. Cl. Geſchw. Metalle: Kupferkies.Kupfererze überhaupt den griechiſchen Namen χαλκῖτις hatten, Plin. 34. 29 : Chalcitin vocant lapidem, ex quo ipsum aes (Kupfer) coquitur. Mine de cuivre jaune de l’Isle III. 309, Hauy’s Cuivre pyriteux, Copper Pyrites der Engländer.

4gliedrig mit einer Hinneigung zum Tetraedriſchen. Doch ſtehen die Winkel dem regulären Syſtem ſo nahe, daß es Hauy und ſelbſt noch Neuere für regulär nehmen. Erſt Haidinger fand den Endkantenwinkel mit dem Reflexionsgoniometer 109° 53′, alſo 25′ größer als beim regu - lären Oktaeder, woraus für c = 1 die Seitenaxe a = 〈…〉 = 1,015, lga = 0,00659, und der Seitenkantenwinkel 108° 40′ folgt. Von den 8 Flächen dehnen ſich vier gewöhnlich zu einem Tetraeder aus, ſie pflegen matt und durch Streifung entſtellt zu ſein, während das die Ecken abſtumpfende Gegentetraeder ſtark glänzt. Auch wenn die Flächen beider Tetraeder ins Gleichgewicht treten, kann man die phyſikaliſchen Unterſchiede oft noch gut erkennen. Daß ſie viergliedrig ſind, ſieht man häufig an der Abſtum - pfung der horizontalen Endkanten des Tetraeders von 71° 20′, während die Seitenkanten von 70° 7′ nicht abgeſtumpft erſcheinen, wie z. B. auf Friedrich Chriſtian im Schappacher Thal auf dem Schwarzwalde. Ge - wöhnlich erſcheinen dieſe differentflächigen Oktaeder als

Zwillinge (1): dieſelben haben eine matte Tetraederfläche ge - mein und liegen umgekehrt, oft mit vielen Wiederholungen. Dieſe Zwil - linge gleichen ganz denen des regulären Syſtems, wie bei der Blende pag. 587, dem Spinell pag. 254. Die Täuſchung geht noch weiter: bei Rodna kommen mit der dortigen ſchwarzen Blende pag. 588 die ausgezeichnetſten Deltoiddodekaeder pag. 68 vor, ſie ſind parallel ihrer unſymmetriſchen Diagonale geſtreift, und ein phyſikaliſcher Unterſchied iſt nicht wahrzunehmen. Solche dreifache Streifung findet ſich häufig auf den matten (nie auf den glänzenden) Tetraederflächen, wie z. B. zu Nanzenbach im Dillenburgiſchen, wodurch die

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Kryſtalle ſehr entſtellt werden. Trotzdem können nur die t = a: a: 2c ein viergliedriges Tetraeder, die p = a: c: 2a dagegen ein gebrochenes Tetraeder pag. 76 bilden. Dafür ſpricht auch eine zweite ſehr gewöhn - liche Art von

Zwillingen (2), die das nächſte ſtumpfere Oktaeder b = a: c: a gemein haben und umgekehrt liegen. Einmal ſind die Oktaederflächen hier nur parallel den Seitenkanten geſtreift, was die Zwillingsgränzen ſehr deutlich hervortreten macht, ſodann aber kommen zwiſchen den Zwil - lingsindividuen 1 und 2 einſpringende Winkel von 178° 34′ vor. Wären die Kryſtalle regulär, ſo müß - ten bei einer ſolchen Aneinanderlagerung die Flächen 1 und 2 in ein Niveau fallen, es könnte kein Zwil - ling entſtehen. Gewöhnlich wiederholt ſich das Geſetz. Analog dem Scharfmangan pag. 535 würden 5 In - dividuen (nicht ſechs) den Kreis ſchließen: es könnten dann nur auf der Oberhälfte die Oktaederflächen tra - pezartig geknickt ſein, wie in beiſtehender Figur, wäh -

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39*612V. Cl. Geſchw. Metalle: Kupferkies.rend unten die Flächen o mit p und o mit q in Folge der Zwillingslage in ein Niveau fallen müßten. So iſt es nun aber in der Regel nicht, ſondern es zeigen ſich überall Knicke, wo ſich Flächen von Zwillingsindi - viduen berühren, wie man das ſo ſchön bei den Kryſtallen von Neudorf am Unterharze ſieht. Es läßt ſich die Sache durch unregelmäßige An - häufung der Individuen meiſt erklären, indem nicht ein beſtimmtes, wie beim Scharfmangan, als Träger dient. Dieſe Zwillingsbildung bekundet das Beſtreben, die Ungleichheiten wieder auszugleichen. Auch kommen bei Neudorf ſolche Fünflinge vor, die zu je zweien wieder nach dem gewöhn - lichen Zwillingsgeſetz des regulären Oktaeders mit einander verwachſen.

Aus Cornwallis beſchreibt Phillips gar häufig das (ein wenig blätt - rige) Oktaeder c = a: 2c: a mit 101° 49′ in den Endkanten, von welchem daher auch die Engländer als Grundform ausgehen, deren End -

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kanten dann das gewöhnliche Oktaeder o und o' = a: a: c gerade abſtumpft. Kommt dazu die quadratiſche Säule m = a: a: c und die Gradendfläche, ſo iſt der Typus durchaus viergliedrig, wie ſo oft in England, Mohs führt auch wohl ein drittes Zwillingsgeſetz auf, wornach die Individuen die Endkante des Oktaeders c gemein haben und umgekehrt liegen. Da jedoch die Fläche, welche die Endkanten dieſes Oktaeders abſtumpft, dem Oktaeder o = a: a: c angehört, ſo fällt dieß vermeintliche Geſetz mit dem erſten zuſammen. Dagegen ſoll nach Naumann eines vorkommen, wornach die Individuen n = a: a: ½c gemein haben und umgekehrt liegen.

Complicirte oktaedriſche Kryſtalle bildet Haidinger Pogg. Ann. 5. 177 von oktaedriſchem aber viergliedrigem Typus, Phillips Miner. 3 edit. 1823 pag. 303 von tetraedriſchem Typus ab. Dieſe tetraedriſche Form greift ſo durch, daß nach Naumann auf der Grube Kurprinz bei Freiberg zwei Tetraeder o und o' ſich wie beim Fahlerz mit ihren Kanten rechtwinklig kreuzen.

Bekanntlich beſchreibt Hr. Prof. Weiß den Kupferkies in ſeinen Vor - leſungen als regulär, und nimmt mit als Beweis den merkwürdigen Ku - pferkiesüberzug, der ſich auf dem tetraedriſchen Fahlerz des Roſenhöfer Quarzzuges bei Clausthal findet, es erſcheint dort wie ein Fortwachſen. Nun iſt freilich unter der Kupferkieskruſte das Fahlerz gewöhnlich zerſetzt, ſo daß die Kieskruſte leicht abſpringt, und man verſucht wird, dieſelbe als ein Verwitterungsprodukt des Fahlerzes anzuſehen. Doch zeigt Oſann (Leonhard’s Jahrb. 1853. 180), daß ſich die Kruſte zuweilen auch auf dortigem Bleiglanz und Blende finde, auf denen nie Fahlerz angetroffen würde.

Meſſinggelb (hat einen Stich ins Grün, beſonders wenn man es gegen Schwefelkies hält), ſtarker Metallglanz, grünlich ſchwarzer Strich. Läuft häufig pfauenſchweifig, taubenhälſig bis blaulich ſchwarz an. Mangel an blättrigem Bruch.

Härte 3 4, ein wenig milde, gibt daher mit dem Stahle keinen Funken, was ihn leicht vom Schwefelkies unterſcheidet. Gew. 4,2.

Vor dem Löthrohr decrepitirt es, nimmt man große Stücke, ſo laufen dieſelben ſchnell roth an (es bildet ſich Ziegelerz pag. 555). Dieſelben zerſpringen nicht ſo ſtark, und brennen wie Schwefelkies fort. Kleine613V. Cl. Geſchw. Metalle: Kupferkies.Proben davon ſchmelzen leicht zu einer magnetiſchen dunkelfarbigen Kugel, die Blaſen wirft und endlich zur rauhen Schlacke wird. Die Schlacke mit Soda behandelt gibt Kupfer, da ſich Eiſen und Kupfer geſondert reduciren. Soll der Prozeß vollſtändig gelingen, ſo muß man gut abſchwefeln. Zu rohen Verſuchen iſt das aber nicht nothwendig, man nimmt da gleich die magnetiſche Schlacke. Am leichteſten jedoch weist man das Kupfer nach, wenn man die rohe Probe in Salzſäure taucht und in die Flamme bringt, wodurch die Flamme vorübergehend ſchön blau wird.

C̍u F̍e = C̶̍u ˈˈˈe mit 34,8 Cu, 35,4 S, 29,8 Fe. Beim Glühen im Kohlentiegel gibt er den vierten Theil (9 p. C.) ſeines Schwefels ab. Man zieht die zweite Formel der erſten vor, weil Cu S eine ſchwache, Cu2 S dagegen eine ſtarke Baſis iſt. Karſten (Pogg. Ann. 46. 279) fand im Kupferkies, der in das Selenblei von der Grube Ema - nuel pag. 587 eingeſprengt war, ebenfalls einen nicht unbeträchtlichen Selengehalt. Beim Röſten der Kupfererze entſtehen zuweilen künſtliche Kryſtalle, Leonhard’s Jahrb. 1853. 177.

Kupferkies iſt das gewöhnlichſte Erz auf Erzgängen und Erzlagern, in Verbindung mit Schwefelkies, Bleiglanz, Blende, Fahlerz. Die ſalini - ſchen Kupfererze ſind häufig erſt aus ihm entſtanden. Er bildet daher einen wichtigen Gegenſtand des Bergbaues. Oft brechen große Maſſen, wie im Uebergangsgebirge von Nanzenbach bei Dillenburg, im Gneiſe des Schwarzwaldes (Grube Herrenſeegen), Fahlun, Schemnitz, Goslar. Manns - felder Kupferſchiefer. Freilich gewöhnlich ſehr verunreinigt. Wenn die Verunreinigung durch Schwefelkies kommt, ſo iſt ſie äußerlich wenig er - kennbar, allein ſie verräth ſich nicht ſelten durch den auskryſtalliſirten Schwefelkies und durch die grauere Farbe. Je grüner deſto kupferreicher.

Kryſtalle finden ſich zwar in Druſenräumen des derben (Nanzen - bach), am ſchönſten aber angeflogen auf Quarz, Flußſpath, Braunſpath, Schwerſpath ꝛc.

Derbe Maſſen aber von kryſtalliniſchem Gefüge kommen rein in vielen centnerſchweren Stücken vor, der Glanz und kleinmuſchelige Bruch deuten den Grad der Reinheit an.

Dichte Maſſen ſind matter und haben einen ebenen Bruch, wie im Rammelsberge bei Goslar, zu Neuſohl in Ungarn ꝛc. Selten nieren - förmig und kleintraubig, Breithaupt’s Nierenkies von Freiberg und Corn - wallis, mit nur 3,9 Gew.

Der Kupferkies gehört zwar zu den ſchlechten Kupfererzen, doch hat er wegen ſeiner Menge große Bedeutung. Zu Redruth enthält er oft nur 3 4 p. C. Kupfer. Allein man gewinnt in den Corniſchen Gruben an 160,000 Tonnen à 20 Ctr., die an 12,000 Tonnen Metall liefern.

Weißkupfererz nannte Werner ein derbes Vorkommen, was ehe - mals auf Lorenz Gegentrum an der Halsbrücke bei Freiberg brach, blaß meſſinggelb und wenig glänzend war. Plattner gibt neben Schwefeleiſen bei einem Chileniſchen 12,9 Cu an. Vergleiche auch Kyroſit pag. 569.

Cuban Breithaupt Pogg. Ann. 59. 325 von Bacaranao auf Cuba. Derb und ziemlich deutlich würfelig blättrig. Blaß meſſinggelb, wie Weiß - kupfererz. Gew. 4. Die Analyſe von Scheidhauer gab 22,9 Cu, 42,5 Fe, 34,8 S, alſo614V. Cl. Geſchw. Metalle: Buntkupfer, Kupferglas.C̍u F̍e2 = C̶̍u ˈˈˈe + 2 F̍e = 1 Kupferkies + 2 Magnetkies. Würde F̍e das C̶̍u vertreten, ſo könnte man die Formel auch als ein eiſenreiches Buntkupfererz (C̶̍u, F̍e) 3 ˈˈˈe deuten, wofür der würfelig blättrige Bruch des regulären Syſtems ſprechen würde.

2. Buntkupfererz C̶̍u3 ˈˈˈe.

Buntkupferkies, Cuivre hépatique de l’Isle III. 339, Purple copper ore.

Regulär, aber gute Kryſtalle ſelten. Zu Redruth kommen bauchige Würfel zuweilen mit abgeſtumpften Ecken und Kanten vor, auch Zwil - linge werden angeführt.

Tombakbraun, aber nur auf ganz friſchem Bruch, ſchon nach wenigen Tagen läuft es blauroth an, woran nach Hausmann die Feuch - tigkeit der Luft ſchuld ſein ſoll. Ziehen ſich die Farben ins lebhafte Blau und Grün, ſo werden ſie taubenhälſig, aber ſtets viel dunkeler als beim Kupferkies. Schwarzer Strich und ſchwacher Metallglanz. Härte 3, milde, Gew. 5.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es nicht ganz ſo leicht als Kupferkies, enthält aber mehr Kupfer. Nach Berzelius iſt es C̶̍u2 F̍e. Allein da es in einem Strome von Waſſerſtoffgas geglüht Schwefel abgibt, ſo muß eine höhere Schwefelungsſtufe als C̶̍u oder F̍e darin ſein, deshalb ſchlug Plattner (Pogg. Ann. 47. 360) die Formel C̶̍u3 ˈˈˈe vor, ſeine Analyſe gab 56,7 Cu, 14,8 Fe, 28,2 S, es waren Kryſtalle von der Condorra Mine bei Camborne in Cornwallis. Andere Analyſen weichen davon zwar ab, allein da das derbe häufig gemiſcht mit Kupferglas vorkommt, ſo iſt die Sache daraus wohl ſehr natürlich erklärt.

Es iſt ſeltener als Kupferkies: Freiberg, Donatska im Banat, Corn - wallis. Beſonders ſchöne Schnüre im Zechſtein von Mannsfeld.

2. Kupferglas C̶̍u.

Aes rude plumbei coloris Kupferglasertz Agricola 702, Kupferglanz - erz Klaproth Beitr. II. 276, Cuivre sulfuré, Sulphuret of Copper.

Zweigliedrig mit dihexaedriſchem Typus, auf den Kupfergruben in Cornwallis häufig kryſtalliſirt, in Deutſchland nicht. Die Säule M = a: b: c 119° 35′ nach Mohs iſt höchſt unvollkommen blättrig, tritt dazu nun h = b: a: c und die Gradendfläche c = c: a: b, ſo entſtehen ſcheinbar reguläre ſechsſeitige Säulen, die auch lange dafür genommen wurden und noch werden. Die Säulen ſind gewöhnlich tafel - artig, und an ihren ſämmtlichen Endkanten durch das Oktaeder a = a: b: ⅓c, und das Paar e = ⅔c: b: a dihexaedriſch abgeſtumpft. Würde man wie Phillips und Dufrénoy, M / M = 120° ſetzen, ſo gäben a und e flache Dihexaeder von 148° 20′ in den Endkanten. Nach Phillips wieder - holen ſich vier ſolcher dihexaedriſchen Endigungen über einander. Mohs geht von dem untern o = a: b: c mit 126° 53′ in der vordern End -615V. Cl. Geſchw. Metalle: Kupferglas.kante, und i = 2c: b: a mit 63° 48′ in c, die beide zuſammen ein ſcheinbares Dihexaeder machen, aus, daraus folgen die Axen: a: b = 〈…〉 : 〈…〉 , lga = 9,77647, lgb = 0,01139. Zwiſchen a und o liegt noch f = a: b: ½c (91° 51′ Seitenkante) und zwiſchen i und e das Paar P = b: c: a (91° 30′ in c), die zuſam - men wieder ein Dihexaeder machen. Da nun k = a: b: c mit der Säule s = a: ⅓b: c wieder eine zweite ſechsſeitige Säule zu bilden ſcheinen, ſo wird man allerdings unwillkührlich an 6gliedrige Formen erinnert. Phillips gibt ſogar noch ein Dihexaeder x = a: b: ¼c mit y = b: ½c: a, ferner ein Dihexaeder 2ter Ordnung m = a: ½c: b die Kante f / f und n = a: ⅓b: ¼c die

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Kante P / f gerade abſtumpfend. Endlich ſogar eine 6 + 6kantige Säule zwiſchen M / k, M / s und h / s, die aber nach den Winkelangaben keinen ganz einfachen Ausdruck hat. Dennoch iſt das Mineral zweigliedrig, und das beweiſen hauptſächlich die

Drillinge, dieſelben haben die Säulenfläche M gemein und liegen umgekehrt. Da der Säulenwinkel faſt genau 120° beträgt, ſo füllen drei gerade den Raum um einen Punkt aus, und da ferner die Zwillings - gränzen ſich zu verwiſchen pflegen, ſo hält man ſie beim erſten Anblick für einfache Kryſtalle. Zu Redruth kommt häufig die Combination Mhae vor: im Drilling ſpiegelt nun e des einen mit einer a des andern und ſofort. Es iſt aber e horizontal der Axe a etwas geſtreift, und dieſe

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Streifen kommen nur ſtückweiſe auf den Oktaederflächen vor, in neben bezeichneter Weiſe. Noch auffallender iſt die

2te Art von Zwillingen, welche man ebenfalls häufig in Cornwallis findet. Hier kreuzen ſich die Zwillingstafeln ungefähr recht - winklig, und da es gewöhnlich dihexaedriſche Tafeln mit a e c ſind, in welchen die Zwillings - kante deutlich einer Seitenkante des Dihexaeders parallel geht, ſo haben ſie entweder die Fläche f oder P gemein. Iſt das Mineral 2gliedrig, ſo ſollten die Zwillingsindividuen allen Analogien nach P = b: c: a gemein haben und umge - kehrt liegen, ſie müßten ſich dann unter 91° 30′

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und 88° 30′ kreuzen. Dagegen behauptet Mohs ausdrücklich, daß ſie eine der f = a: b: ½c gemein haben, ſich folglich unter 91° 51′ und 88° 9′ ſchneiden, wie in beiſtehender Figur. Dieß ſcheint auch (z. B. bei den Exemplaren von St. Juſt) die Streifung auf c parallel der Axe a zu beweiſen. Da nun theoretiſch genommen zweigliedrige Oktaeder gar keine ſymmetriſche Lage gegenſeitig einnehmen können, wenn ſie eine Fläche ge - mein haben und ſich um 180° gegen einander verdrehen ſollten, wohl aber bei Dihexaedern, ſo könnte dieſes Ungewöhnliche in dem Dihexaeder - artigen möglicher Weiſe ſeinen Grund haben.

616V. Cl. Geſchw. Metalle: Kupferindig.

Das Kupferſulfür bildet ſich beim Erhitzen aus Kupfer und Schwefel unter lebhaftem Erglühen, es wird im Großen zur Fabrikation des Ku - pfervitriols dargeſtellt. Man erhält es dabei häufig in Kryſtallen (Ok - taedern), die aber auffallender Weiſe dem regulären Syſteme angehören. Selbſt das natürliche Kupferglas ſchießt geſchmolzen in regulären Oktae - dern an! Dieſe Oktaeder des C̶̍u würden alſo iſomorph mit denen des Glaserzes A̍g pag. 603 ſein. Während umgekehrt das Glaserz nicht zweigliedrig gekannt iſt, und nur im 2gliedrigen Silberkupferglanz das Kupferſulfür zu vertreten ſcheint.

Schwärzlich bleigrau, Fahlerzartig, aber milde, geringer Metallglanz, ſchwarzer Strich. Härte 2 3, Gewicht geht in reinen Abänderungen bis auf 5,8. Allein es verunreinigt ſich mit dem leichtern Kupferkies und Buntkupfererz in den verſchiedenſten Mengen. So kommt auf den Gruben von Cornwall ein Variegated Vitreous Copper von der Farbe des an - gelaufenen Stahles vor, was als ein inniges Gemiſch von Kupferkies und Kupferglas angeſehen wird, deren Theile man dazwiſchen oft noch gut erkennt.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht ohne Rauch und Beſchlag unter ſtarkem Kochen, und gibt nach längerem Blaſen auf Kohle für ſich ein Kupferkorn. Das Fahlerz dagegen raucht, und gibt für ſich kein Kupfer - korn, auch färbt es in Salzſäure getaucht die Flamme nicht ſo ſchön blau als das Kupferglas.

C̶̍u mit 79,7 Cu, 20,3 S, etwas Silber, Eiſen ꝛc. Kommt meiſt derb vor, mit andern Kupfererzen. Bekannt iſt das von den Gumeſchewkiſchen Gruben an der Turga, auf den Ablöſungsflächen mit Kupferlaſur und Malachit überzogen, worin Klaproth 78,5 Kupfer nachwies. Es hat einen vollkommen muſcheligen Bruch, und glänzt ſtärker als das gewöhnliche. Im Banat bei Moldawa und Donatska, zu Ku - pferberg und Rudelſtadt in Schleſien. Beſonders ausgezeichnet in Corn - wallis, wo hauptſächlich die Kryſtalle gefunden werden. Im Zechſtein von Mansfeld in kleinen Partieen eingeſprengt. Einen gewiſſen Ruf haben die ſogenannten Frankenberger Kornähren , welche früher im Zech - ſtein von Frankenberg in Heſſen brachen: Kleine Zweige und Zapfen von Coniferen (Cupressites Ullmanni), die zu Kupferglas vererzten. Zu Bri - ſtol in Connecticut kommt es in großen glänzenden Kryſtallen vor, die mit Vortheil bergmänniſch gewonnen werden.

KupferindigCu S beſchreibt Freiesleben (Geogn. Arbeiten. III. 129) aus einer rückenartigen Flözpartie im Kupferſchiefer von Sangerhauſen. Es iſt eine indigblaue bis ſchwarze Maſſe, mit glänzendem blauem Strich, ſehr weich, Gew. 3,8. Zu Leogang in Salzburg bricht er ſogar in bieg - ſamen regulären ſechsſeitigen Tafeln (Breithaupt).

Auf Kohle brennt er wie Kupferkies. Der Kupferkies von den Gruben Badenweiler und Herrenſeegen auf dem Schwarzwalde zeigt öfter einen blauen Ueberzug, der bei ſeltenen Stücken tief hineinfrißt. Derſelbe ſoll nach Walchner 32,6 Schwefel, 64,8 Cu, 1 Pb enthalten, das gäbe unge - fähr 1 Atom Kupfer auf 1 Atom Schwefel. 1826 fand ihn Covelli auch in den Schlacken des Veſuvs. Vergleiche auch die Kupferſchwärze.

617V. Cl. Geſchw. Metalle: Silberkupferglanz, Kupfergewinnung.

DigenitC̶̍u2 C̍u (Pogg. Ann. 61. 673) von Chile und Sanger - hauſen ſoll nach Plattner eine Verbindung von Kupferglas und Kupfer - indig ſein. Derbe ſchwärzlich bleigraue Maſſen von 4,6 Gew. und Härte 2 3.

SilberkupferglanzA̍g + C̶̍u wurde von Bournon zu Schlangenberg am Altai erkannt. Stromeyer wies darin 52,3 Ag, 30,5 Cu und 15,8 S nach. Gew. 6,2. Sonſt ſieht es dem Kupferglas ſehr ähnlich. G. Roſe (Pogg. Ann. 28. 427) fand bei Rudelſtadt in Schleſien Kryſtalle, die voll - kommen mit Kupferglas ſtimmen: ſcheinbar reguläre ſechsſeitige Säulen mit einem Dihexaeder x = a: a: a: ¼c. Dieß iſt der Beweis für den Iſodimorphismus des Ag S mit C̶u S.

Schon vor dem Löthrohr ſchwitzen nach Hausmann bei gutem Blaſen Silberkörner aus dem Kupfer. Löst man den Regulus in Salpeterſäure, ſo gibt Salzſäure einen ſtarken weißen Niederſchlag. In Chili miſcht ſich nach Domeyko Glaserz und Kupferglas in den verſchiedenſten Verhältniſſen.

Zwei ausgezeichnete wenn auch ſeltene Selenverbindungen, die erſt - bekannten dieſer Art, fand Berzelius auf den Kupfergruben im Serpentin zu Skrikerum in Småland, Berzelius Afhandl. i Fyſik VI. 136:

SelenkupferCu2 Se mit 61,5 Se, 38,5 Cu von ſilberweißer Farbe, weich und geſchmeidig, aber nicht kryſtalliſirt. Auch zu Lerbach und Tan - nenglasbach.

Eukairit (εὔκαιρος zur rechten Zeit) Cu2 Se + Ag Se mit 26 Se, 38,9 Ag, 23 Cu. Bleigrau, weich. Auch nicht kryſtalliſirt. Berzelius bekam es gerade zu Handen, als er ſich mit den Selenverbindungen be - ſchäftigte, woher der Name. Es ſind alſo genau die entſprechenden Selen - verbindungen von Kupferglas und Silberkupferglanz.

Kupferkies, Buntkupfererz und Kupferglas ſind die drei wichtigſten Erze für Kupfergewinnung, aber das Metall iſt viel ſchwerer abzuſcheiden, als aus den oxydiſchen Erzen pag. 454. Zu - erſt müſſen ſie gehörig gattirt und mit Quarz gemiſcht werden, ſo daß ſie etwa 3 10 p. C. Kupfer enthalten. Durch Röſten entfernt man dann einen Theil des Schwefels, und ſchmilzt in Schachtöfen. Es fließt nun eine Schlacke Ḟe3 S⃛i2 ab, und C̶̍u F̍e (Rohſtein) ſchmelzen abgeſon - dert zuſammen. So lange gehöriger Schwefel vorhanden, kann die Schlacke kein Kupfer mitnehmen, weil das Schwefeleiſen ſeinen Schwefel an das Kupferoxydul abgibt, wenn letzteres etwa beim Röſten ſich gebildet haben ſollte. Der Rohſtein wird wiederholt geröſtet, bis zuletzt beim Schmelzen ein Kupferſtein mit 96 p. C. Kupfer fällt (Schwarzkupfer). Die Bei - mengungen von Eiſen, Zink, Blei ꝛc. werden beim Schmelzen an der Luft oxydirt, die gereinigte Oberfläche begießt man mit Waſſer und hebt die erkaltete Kupferſcheibe ab (Roſettenkupfer). Bei dem Proceß geht natür - lich alles Silber in das Kupfer.

Hat das Schwarzkupfer ſo viel Silber, daß es die Scheidungskoſten trägt, ſo bringt man es auf die Saigerhütte, wo man es mit Blei zu - ſammen ſchmilzt, was das Silber aufnimmt, und durch Wärme vom ſchwer ſchmelzbaren bleihaltigen Kupfer getrennt werden kann. Neuerlich wendete man auch Steinſalzſole an: dieſelbe zieht aus dem gepochten618V. Cl. Geſchw. Metalle: Fahlerz.Kupferſtein das Silber, was durch Kupferplatten wieder der Lauge ent - zogen werden kann. Die Gegenwart von Blei und Wismuth erſchweren aber die Arbeit.

Fahlerze.

Fahl heißt ſo viel als Grau. Unter dieſem gemeinſamen Namen kann man eine Menge complicirter Verbindungen begreifen, die man nicht gut beſſer unterbringt. Bergmänniſch haben ſie ebenfalls wegen des Ku - pfergehaltes Werth. Doch ſind einige darunter noch ſo durch Silber an - gereichert, daß ſie bei den Bergleuten als Giltigerze curſiren. Es ſind verwickelte Schwefelſalze. Bei der Analyſe iſt eine der größten Schwie - rigkeiten die Beſtimmung der Menge des Schwefels und des Antimons, wenn in der Verbindung zugleich Silber oder auch Blei enthalten iſt. Am vortheilhafteſten iſt es, den Schwefel und die Metalle durch Chlorgas in Chlorverbindungen zu verwandeln, und die flüchtigen Chlorverbindungen von den nicht flüchtigen durch Deſtillation zu trennen (Pogg. Ann. 15. 455). Die Zerlegung durch Chlorgas geſchieht bei keinem Schwefelmetalle ſo leicht und in kürzerer Zeit, als bei denen, in welchen Schwefelantimon und Schwefelarſenik mit baſiſchen Schwefelmetallen verbunden ſind.

1. Fahlerz.

Ein alter bergmänniſcher Name. Nach Henkel verſtand man dar - unter hauptſächlich die ſilberreichen, Argentum nigrum cineraceum Ge - diegen grawertz Agricola 703. Dient hauptſächlich zur Kupfergewinnung, daher Cuivre gris von den Franzoſen, Grey Copper von den Engländern genannt.

Das ausgezeichnetſte unter den tetraedriſchen Kryſtallſyſte - men, und da es häufig kryſtalliſirt, ſo iſt es leicht an der Form erkenn - bar. Das Tetraeder o = a: a: a herrſcht bei weitem am meiſten vor, eine Streifung parallel den Kanten führt auf das Pyramidentetraeder l = a: a: ½a pag. 68. Es beſtimmt ſich daſſelbe durch das ſelten fehlende Granatoeder g = a: a: a, welches vollflächig die Tetraederecken zu - ſchärft. Die Kante g / l bildet eine Linie, ſenkrecht gegen die Richtung der Tetraederkante ſtehend. Außer dieſen dreierlei Flächen o g l ſtumpft öfter der Würfel w die Kanten, und das Gegentetraeder o' die Ecken des Tetraeders o ab. Letztere iſt zwar gar nicht gewöhnlich, und nur klein, ſo daß das tetraidiſche Ausſehen dadurch nicht geſtört wird.

Eine wichtige Rolle ſpielt auch das Granatoeder, welches ſich im Tennantit zur herrſchenden Form ausdehnt, daran ſtumpft dann das Te - traeder o die Hälfte der dreikantigen Ecken gerade ab, und das Pyra - midentetraeder l die Hälfte der Kanten. Letztere pflegen oft ſehr glänzend und ſcharf ausgebildet zu ſein (Kapnik, Müſen), und bilden dann einen Gegenſatz zum mattern Gegenpyramidentetraeder l', welches öfter (Kapnik) untergeordnet die zweite Gegenhälfte der Granatoederkanten abſtumpft. G. Roſe (Pogg. Ann. 12. 489) machte auf beiſtehende complicirte Kry - ſtalle auf einer Quarzdruſe von Oberſachſen bei Ilanz am Vorder-Rhein aufmerkſam. Daran herrſcht das Tetraeder o; Pyramidentetraeder l619V. Cl. Geſchw. Metalle: Fahlerz.ſchärft die Kanten o / o zu; Würfel - fläche w ſtumpft die Tetraederkante o / o (reſpective l / l) gerade ab; drei Granatoederflächen g ſchärfen die Te - traederecken zu, woran dann das Ge - genpyramidentetraeder l' l' l' diejeni - gen Granatoederkanten abſtumpft, welche l noch nicht abgeſtumpft haben. Zwiſchen g und l liegt das gebro - chene Pyramidentetraeder p = a: ½a: ⅓a, der Hälftflächner vom ge - wöhnlichen Pyramidengranatoeder. Kleine Abſtumpfungen in dieſer Art findet man auch bei Kapnik. Endlich

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der vollflächige Pyramidenwürfel π = a: ⅓a: a durch die Zonen g / ω und p / p beſtimmt. Derſelbe kommt zu Gersdorf, bei Dillenburg auf der Grube Aurora, zu Müſen ꝛc. vor. Wenn das Pyramidengranatoeder fehlt, ſo läßt ſich π dann aus der Zone g / l beſtimmen. Aeußerſt ſelten kommt eine gerade Abſtumpfung der Pyramidenkanten von l vor, dieſelben würden einem Deltoeder a: a: $$\frac{3}{2}$$ a angehören (Naumann).

Zwillinge kommen unter andern ſehr ſchön auf der Grube Aurora bei Dillenburg vor, es treten daſelbſt aus den Tetraederflächen Ecken heraus, die ihre Te - traederflächen lagern, wie das Hauptindivi - duum ſeine Gegentetraederflächen hat. Wenn die Zwillingsindividuen ins Gleichgewicht tre - ten, ſo bilden ſie die bekannte Form pag. 70, wo ſich die Tetraederkanten rechtwinklig kreu - zen, und der gemeinſame Kern ein Oktaeder iſt.

Stahlgraue bis eiſenſchwarze Farbe, die Kryſtallflächen außerordentlich ſtark glänzend, kleinmuſcheliger Bruch. Strich ſchwarz, häufig auch mit einem mehr oder weniger ſtarken

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Stich ins Roth. Härte 3 4, mäßig ſpröde, Gew. 4,5 5,2.

Vor dem Löthrohr raucht es ſtark und ſchmilzt leicht zu einer Kugel, die bei Gegenwart von Eiſen etwas magnetiſch wird. Die Kohle be - ſchlägt ſich dabei weiß von Antimonoxyd, nahe an der Probe häufig mit einem gelblichen Zinkbeſchlag, der kalt wieder weiß wird. Das Blei iſt ihm fremd, wenn es nicht zufällig durch den mitvorkommenden Bleiglanz verunreinigt iſt. Den Arſenikgehalt erkennt man am Geruch, beſonders wenn man das fein gepulverte Erz mit Soda auf Kohle in der Reduc - tionsflamme ſchmilzt: der Schwefel wird dadurch zurückgehalten und das Arſen allein verflüchtigt, der Geruch alſo nicht durch den Schwefelgehalt verdeckt. Reaktionen mit Flüſſen werden nur rein, wenn man es vorher gepulvert ſorgfältig röſtet.

Chemiſch bildet es ſo zahlreiche Varietäten, die ſo merklich von ein - ander abweichen, daß, wenn ſie nicht alle dieſelbe Kryſtallform hätten, man ſie nicht für eine Species gehalten haben würde. Denn das Ver - hältniß der Beſtandtheile in den Fahlerzen von verſchiedenen Fundorten620V. Cl. Geſchw. Metalle: Kupferfahlerze.wechſelt dergeſtalt, daß es nicht zwei Fahlerze von verſchiedenen Stellen gibt, welche ganz dieſelbe Zuſammenſetzung haben. Klaproth Beiträge IV. 40 gab zuerſt eine gründlichere Analyſe, wies wenigſtens den Mangel des Bleies nach, wodurch es ſo leicht von Spießglanz-Bleierz chemiſch unterſchieden werden kann. Durch H. Roſe (Pogg. Ann. 15. 576) iſt zuerſt die Formel feſtgeſtellt (F̍e, Z̍n) 4 (ˈˈˈb, ˈˈˈs) + 2 (C̶̍u, A̍g) 4 (ˈˈˈb, ˈˈˈs). Viel Eiſen (4 bis 27 Fe) ſetzt wenig Zink (0 bis 5 Zn), viel Silber (31 bis 0,5 Ag), wenig Kupfer (25 bis 48 Cu) und viel Arſenik (24 As), wenig Antimon voraus. Höchſt eigenthümlich iſt ein Queckſilbergehalt, der nach Klaproth bei Poratſch in Oberungarn 6,25 p. C. beträgt, Hauer fand ſogar bei dem von Guſtav-Friderici daſelbſt 16,7 Hg, Weidenbuſch bei dem von Schwatz in Tyrol 15,6 Hg. Solches wird daher auf Queck - ſilber verhüttet. Es gibt in offener Glasröhre einen Beſchlag kleiner Queckſilbertropfen.

Seiner Häufigkeit nach gehört Fahlerz zu den gewöhnlichſten Erzen, durch Zerſetzung ſind ebenfalls, wie aus den geſchwefelten Kupfererzen, ſaliniſche Kupfererze entſtanden, wie z. B. bei Bulach auf dem Schwarz - walde.

Nach ihren Sulphobaſen unterſcheidet man Kupfer - und Silberfahl - erze; nach den Sulphoſäuren aber Antimon -, Arſen - und gemiſchtes Fahl - erz. Indeß liegt es in der Natur der Sache, daß die Unterſchiede nicht ſtreng feſtgehalten werden können. Da ferner ſämmtliche Baſen ſich unter einander erſetzen können, und das Atomverhältniß von (Fe, Zn) S zum (C̶u, Ag) S nicht immer in dem Verhältniß von 1: 2 ſteht, ſo hat Fran - kenheim die einfachere Formel 4 ˈˈˈ = (C̶̍u, A̍g, F̍e, Z̍n, H̍g) 4 (ˈˈˈb, ˈˈˈs) in Vorſchlag gebracht.

Kupferfahlerze ſind bei weitem die gewöhnlichſten, ihr Silbergehalt geht meiſt unter 1 p. C. hinab, und man kann ſie ziemlich gut in drei Unterabtheilungen bringen:

a) Antimon-Fahlerz, Werner’s Schwarzerz, hauptſächlich ˈˈˈb enthaltend.

(C̶̍u, F̍e, Z̍n, H̍g) ˈˈˈb. Eiſenſchwarze Farbe. Nach Kerl enthält die derbe Maſſe im Rammels - berge bei Goslar gar kein Arſenik, ſondern 28,8 Sb, 37,9 Cu, und nur 0,67 Silber. Derbe Maſſe von Durango in Mexiko hatte ebenfalls kein Arſenik, und 1,1 Ag. H. Roſe analyſirte die bekannten mit Kupfer - kies überzogenen pag. 612 von Zilla bei Clausthal. Unter der Kupfer - kiesdecke iſt die Kryſtalloberfläche rauh. Die unzerſetzte Maſſe hat einen dunkelrothen Strich. Sie hatten kein Arſenik, 282, Sb, 34,5 Cu, aber ſchon 5 Ag. Die zu Zwillingen ſo geneigten prachtvollen Kryſtalle von der Grube Aurora bei Dillenburg haben bereits 2,3 As, 34,4 Cu und nur 0,8 Ag. Die mit gelber Blende brechenden Siebenbürgiſchen (Kap - nik) Kryſtalle 2,9 As, 38 Cu, 0,6 Ag. Die Queckſilber-Fahlerze von Toscana (2,7 Hg), Poratſch und Schwaz enthalten ebenfalls kein Arſenik.

621V. Cl. Geſchw. Metalle: Silberfahlerz.

b) Gemiſchtes Fahlerz, worin das Arſenik einen weſentlichen Antheil hat, ſind zwar nicht gewöhnlich, aber doch von mehreren Orten bekannt. So enthalten die Kryſtalle von Gersdorf bei Freiberg mit Fluß - ſpath brechend nach H. Roſe 7,2 As, 16,5 Sb, 38,6 Cu, 2,37 Ag. Ebel - men analyſirte ein reines derbes Vorkommen von Mouzaïa in Algerien, 4,7 Gew. ohne Silber mit 9,1 As, 14,7 Sb. Auf den verlaſſenen Gruben von Markirchen in den Vogeſen brachen früher Kryſtalle mit 10,2 As, 12,5 Sb, 0,6 Ag. So daß dieſes als Muſter dienen kann.

c) Arſenikfahlerz (Tennantit Phillips) kommt zu Redruth und St. Day in Cornwallis in kleinen Granatoedern vor, die blos Arſenik und kein Antimon enthalten, mit ſchwarzem Strich. Tetraederflächen ſind oft kaum daran merklich. Kudernatſch (Pogg. Ann. 38. 397) fand darin 19,1 As, 48,9 Cu, 3,6 Fe. Da die Formel F̍e4 ˈˈˈs + 2 C̶̍u4 ˈˈˈs nur 43 Cu erfordern würde, ſo glaubt er einen Theil des Kupfers als Cu S annehmen zu ſollen, welches das Fe S erſetzen würde, alſo (F̍e, C̍u) 4 ˈˈˈs + 2 C̶̍u4 ˈˈˈs. H. Roſe war auch bei den andern Fahlerzen ſchon zu einer ähnlichen An - ſicht gekommen. Indeß da Cu S eine ungewöhnliche Baſis iſt, ſo bleibt man gegenwärtig bei der einfachern (C̶̍u, F̍e) 4 ˈˈˈs ſtehen. Breithaupt’s

Kupferblende von der Grube Prophet Jonas bei Freiberg mit rothem Strich, 4,2 Gew., enthält nach Plattner (Pogg. Ann. 67. 422 ) 8,9 Zink, 2,2 Fe, 41,1 Cu, 18,9 As, und nur Spuren von Antimon und Silber, es iſt daher ein zinkiſcher Tennantit: (C̶̍u, Z̍n, F̍e) 4 ˈˈˈs.

Silberfahlerz bildet ſeit alter Zeit den wichtigſten Gegenſtand des Bergbaues, Werner begriff es hauptſächlich unter dem Namen Fahlerz, Klaproth (Beiträge I. 181 und IV. 54) nannte es Graugiltigerz, von Spätern wurde es dann auch Weiß - und Schwarzgiltigerz genannt. Klap - roth rechnete dahin übrigens alle Fahlerze, wenn ſie auch nur wenig Silber hatten, wie z. B. Kapnik, Poratſch, Annaberg, Zilla. Jetzt rechnet man dahin nur die reichen. Uebrigens iſt es bemerkenswerth, daß bei ſolchen der Arſenik faſt ganz fehlt. Auch variirt der Silbergehalt außeror - dentlich. So unterſuchte Rammelsberg (Pogg. Ann. 77. 247) die ſchönen Tetraeder vom Meiſeberge bei Harzgerode auf dem Unterharze, wo ſie öfter mitten im Bleiglanz ſtecken, ſie enthielten 7,3 bis 10,5 p. C. Silber und kein Arſenik. Berühmt waren im vorigen Jahrhundert die Kryſtalle und derben Maſſen von der Grube St. Wenzel bei Wolfach auf dem Schwarzwalde, die etliche und 20 Mark Silber per Centner gaben. Sie brachen mit Schwerſpath im kalkigen Gneis. Klaproth fand darin 13,25 Ag, 25,5 Cu, H. Roſe ſogar 17,7 Ag und 25,2 Cu nebſt 26,6 Antimon, aber kein Arſenik. Am ſilberreichſten ſind die Kryſtalle von der Habacht-Fundgrube bei Freiberg, welche dort unter dem Namen kryſtalliſirtes Weißgültigerz gewonnen werden, allein ſie enthalten kein Blei pag. 610, aber 31,3 Ag, 14,8 Cu, 24,6 Sb ꝛc. und kein Arſenik.

622V. Cl. Geſchw. Metalle: Bournonit.

2. Bournonit.

Graf Bournon beſchreibt es in den Philos. Transact. 1804 pag. 30 als Sulphuret of Lead, Antimony and Copper aus der Grube Huel Boys bei Endellion im nördlichen Cornwallis. Klaproth Beiträge IV. 82 ana - lyſirte es als Spießglanzbleierz, Werner nannte es in ſeinen letzten Jahren nochmals Schwarzſpießglanz, zu Kapnik nannten es die Berg - leute längſt Rädelerz. Antimoine sulfuré plumbo-cuprifère Hauy’s.

2gliedrig, aber die Kryſtalle oft ſchwierig zu entziffern. Schon

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Phillips gibt die Säule d = a: b: c 930 40′ an, ſie kommt häufig nur ſehr untergeordnet vor, was das Erkennen erſchwert. Das auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzte Paar n = b: 2c: a mit 830 29′ über T in b glänzt ſtark, und kann bei den großen Kryſtallen von Neudorf leicht mit dem Anlegegoniometer controllirt werden. Das auf die ſtumpfe Kante aufgeſetzte Paar p = a: 2c: b mit 870 8′ über M in a iſt meiſt matt und unförmlich, und daran öfter leicht zu erkennen. In den vorſtehenden Kryſtallen von Bräunsdorf dehnen ſich dann P = c: a: b, M = a: b: c, und die etwas blättrige T = b: a: c zum Tafelartigen aus. Wenn ſich dagegen die beiden Paare n und p vergrößern, wie bei Neudorf, ſo gleichen ſie einem viergliedrigen Oktaeder, an welchem das Hauptoktaeder o = a: b: c die Endkanten abſtumpft. Daſſelbe hat für c = 1 die Axen a: b = 〈…〉 ; lag = 0,32272, lgb = 0,35035. Die vordere Endkante mißt 1360 7′, die ſeitliche 1330 3′, die Differenz beider be -

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trägt nur 30. Darunter kommen gewöhnlich kleine Ok - taederflächen y = a: b: 2c vor. Faßt man dieſe Kry - ſtalle übrigens näher ins Auge, ſo ſieht man beſonders auf der matten p einſpringende Winkel und Ungleich - heiten: es zeigt das Zwillingsverhältniſſe an, indem zwei Individuen die Säulenfläche d = a: b: c ge - mein haben, und ſich durchkreuzen. Da die Säulenwinkel nur um 30 40′ vom Rechten abweichen, ſo verwechſelt man ſie leicht mit einfachen Individuen. In England dagegen durchkreuzen ſich die Individuen, wie das ſchon Bournon beſchreibt, und erinnern dann durch ihr Bild an Staurolith pag. 236.

Es kommen daſelbſt ſehr complicirte Kryſtalle vor, meiſt mit Neigung

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zur Tafelform. Beiſtehender von Haidinger abgebil - deter Kryſtall hat außer P M T n p o y, die Säule d = a: b: c nur ſehr klein, daneben kommt noch e = a: 2b: c, und f = 2a: b: c, q = a: c: b. Zwiſchen q / o liegt öfter a: c: 2b. Phil - lips gibt noch viele andere an, namentlich auch in der Verticalzone M / P.

G. Roſe (Pogg. Ann. 76. 291) ſucht die Form des Bournonit’s mit Arragonit in Beziehung zu bringen, man muß dann aber die Kryſtalle nach der Verticalzone p / p aufrecht ſtellen. Da nun eine beim Bournonit vorkommende Fläche t = ¾a: c: b in der Axe a den Winkel 1150 16′ macht, welcher vom Arragonit nur 10 abweicht, ſo müßte man623V. Cl. Geſchw. Metalle: Schilfglaserz.dieſer Säule die neuen Axen A: B: c geben, dann würde p = A: ⅔B: c. Eine beim Arragonit nicht häufige l = c: ⅔b: a macht in c 850 33′, und da die ſcharfe Säulenkante des Bournonit’s d / d 860 20′ beträgt, ſo wäre d = C: ⅔B: a zu ſetzen. Dann ließe ſich Ueberein - ſtimmung annähernd in den Winkeln herausbringen. Allein die Zwillinge paſſen nicht, das macht ſchon die ganze Sache unwahrſcheinlich, ſo inte - reſſant der Vergleich mit Rothgülden iſt.

Dunkel bleigrau, kaum dunkeler als Antimonfahlerz, innerlich einen ſtark glänzenden kleinmuſcheligen Bruch. Einzelne Kryſtallflächen haben einen ſehr ſtarken Glanz, während andere wieder auffallend matt ſind. Härte 2 3, ſpröde, namentlich Kryſtalle leicht zerſpringend, Gew. 5,8.

Vor dem Löthrohr ſtark verkniſternd, doch kann man ihn mit Gummi - löſung leicht halten, er ſchmilzt dann außerordentlich ſchnell, gibt ſogleich einen weißen Antimonbeſchlag, dem dann ſofort ein gelber von Bleioxyd folgt. Das Korn nimmt daher ſchnell an Größe ab, wird zuletzt ge - ſchmeidig, und gibt mit Soda ein kleines Kupferkorn.

C̶̍u P̍b2 ˈˈˈb = C̶̍u3 ˈˈˈb + 2 P̍b3 ˈˈˈb = (C̶̍u + 2 P̍b) 3 ˈˈˈb, mit 40,8 Blei, 12,6 Kupfer, 26,3 Antimon, 20,3 Schwefel von Neudorf, H. Roſe Pogg. Ann. 15. 573. Wie die Antimonfahlerze, ſo enthält auch er kein Silber, ſofern er frei vom beibrechenden Fahlerz iſt.

Da beim Cuproplumbit pag. 586 C̶̍u mit P̍b iſomorph zu ſein ſcheint, ſo ſtimmt ſeine Formel mit der des Rothgülden pag. 608. G. Roſe macht nun auf das intereſſante Verhältniß aufmerkſam, daß wie das Roth - gülden dem Kalkſpath, ſo der Bournonit dem Arragonit ähnlich kryſtal - liſiren.

Mit Fahlerz und Kupferkies zuſammen zu Neudorf auf dem Unter - harz bis zu fauſtgroßen Kryſtallen, Wolfsberg bei Stollberg, Bräunsdorf bei Freiberg, Andreasberg, Roſenhöferzug bei Clausthal. Das Rädelerz von Schemnitz bildet einfache Primitivformen PMT mit der Säule dd. Cornwall, Mexiko, Peru.

Der Prismatoidiſche Kupferglanz Mohs Grundr. Min. II. 559 auf Spatheiſenſtein von Wolfsberg in Kärnthen (Antimonkupferglanz) ſieht dem Bournonit ſehr ähnlich, 2gliedrig, Härte 3, Gew. 5,7. Ent - hält aber neben 17,6 Antimon, 10,3 Arſenik, 26,2 Schwefel, 28,4 Blei, 17,5 Kupfer.

Schilfglaserz Freiesleben’s vom Himmelsfürſt bei Freiberg, wird ſchon von Romé de l’Isle Cristall. III. 54 als mine d’argent grise anti - moniale deutlich beſchrieben. Ein ſeltenes Mineral. Phillips (Mineralogy 1823. pag. 290) hat die Kryſtalle zuerſt gemeſſen, darnach würden ſie 2gliedrig ſein: zwei meßbare blättrige Brüche M = a: b: c bilden eine geſchobene Säule von 1000. Ihre vordere ſtumpfe Kante wird durch eine Reihe unbeſtimmter Flächen abgeſtumpft, die den Säulen ein längsgeſtreiftes ſchilfartiges Ausſehen geben. Drei Paare ſind auf die ſcharfe Säulenkante aufgeſetzt, wovon das obere Paar in c den Winkel von 1300 8′ macht. Da dieſe Beſchreibung jedoch mit der von Haus - mann (Pogg. Ann. 46. 146) gar nicht ſtimmt, ſo meint G. Roſe, Phil - lips habe Kryſtalle von Weißgiltigerz pag. 610 vor ſich gehabt. Nach624V. Cl. Geſchw. Metalle: Nadelerz.Hausmann’s Angaben bilden die Kryſtalle Oblongoktaeder mit 910 und 680 in den Seitenkanten. Die Endecke gerade abgeſtumpft. Der Winkel 910 erinnert an d / d vom Bournonit. Wöhlers Analyſe gab 23,7 Ag, 30,1 Pb, 27 Sb, 18,7 S, alſo ungefähr 5 A̍g + 7 P̍b + ˈˈˈb; da eine andere Analyſe auch etwas Schwefelkupfer gab, ſo glaubt G. Roſe ihn als Silberbournonit, worin das Schwefelkupfer durch Schwefelſilber vertreten wäre, anſehen zu dürfen, alſo (A̍g, P̍b) 3 ˈˈˈb

Schwärzlich bleigrau, Härte 2 3, Gew. 6,19. Vor dem Löthrohr auf Kohle verhält es ſich wie Bournonit, hinterläßt aber ein Silberkorn.

Kupferantimonglanz Zincken von Wolfsberg auf dem Unter - harz (Pogg. Ann. 35. 357), bildet breitſtrahlige blättrige Maſſe von 2gliedriger Kryſtallform. Eine Säule g = a: b: c 1350 12′, b = b: a: c ſehr blättrig und längs geſtreift, die Gradendfläche c = c: a: b undeutlich blättrig, $$\frac{g}{2}$$ = a: ½b: c. Bleigrau, Härte 3 4, Gew. 4,7. Vor dem Löthrohr auf Kohle leicht ſchmelzbar, mit ſtarkem Antimonrauch, ohne Bleibeſchlag, zuletzt mit Soda ein kleines Kupferkorn: C̶̍u ˈˈˈb mit 24,5 Cu, 1,4 Fe, 46,4 Sb, 26,3 S, Spuren von Blei. Bricht auf Spießglanzgruben.

Enargit (ἐναργης deutlich) Breith. Pogg. Ann. 80. 383 bricht in großen derben Maſſen zu Morococha in Peru mit Tennantit und Kupfer - kies, 14,000′ hoch auf der Cordillere. 2gliedrige deutlich blättrige Säulen von 980 11′ mit Endfläche und beide Säulenkanten abgeſtumpft, die alle je - doch nur undeutlich blättrig ſchimmern. Eiſenſchwarz, Härte 3, Gew. 4,4. Die Blättrigkeit der Säulenflächen ſoll auffallend ſein, woher der Name. Plattner fand 32,2 S, 17,6 As, 1,6 Sb, 47,2 Cu. Daraus macht Plattner die Formel C̶̍u3 ˈˈˈˈˈs, woran die ungewöhnliche Schweflungsſtufe von As + 5 S wie beim Xanthokon pag. 609 auffällt. Lieferte in einem Jahre für 90,000 Thaler Schwarzkupfer.

3. Nadelerz.

Auf Goldgängen im Quarz von Katharinenburg eingeſprengt. Soll ſchon 1786 von Patrin für Wismuthglanz gehalten ſein, wurde aber dann für gediegen Chrom angeſehen, und von Werner zu den Chromerzen geſtellt, bis John (Gehlen Journ. Chem. V. 227) den Irrthum aufdeckte. Mohs (v. d. Null Mineral. Kab. III. 726) beſchreibt es 1805 unter die - ſem Namen ausführlich. Needle Ore, Bismuth sulfuré plumbo-cuprifère.

Scheinbar 2gliedrige längsgeſtreifte nadelförmige Kryſtalle ohne be - kannte Endflächen. Selten einige Linien dick, meiſt feiner bis haarfein. Schwärzlich bleigrau, aber faſt immer tombakbraun bis meſſing - gelb angelaufen, woran man es leicht erkennt. Härte 2 3, Gew. 6,7.

Nach Berzelius ſchmilzt es auf Kohle leicht, raucht und ſetzt einen weißen an den innern Kanten gelben Beſchlag ab, hinterläßt ein Wis -625V. Cl. Geſchw. Metalle: Nadelerz.muthähnliches Metallkorn. Mit Soda ein Kupferkorn. Frick (Pogg. Ann. 31. 529) fand 10,6 Cu, 36 Pb, 36,4 Bi, 16,6 S, was ungefähr zu der Formel des Bournonits C̶̍u P̍b2 ˈˈˈi = C̶̍u3 ˈˈˈi + 2 P̍b3 ˈˈˈi = (C̶̍u + 2P̍b) 3 ˈˈˈi führen würde, worin ſtatt Schwefelantimon Schwefelwismuth ſteht. Es wäre intereſſant, wenn das Kryſtallſyſtem dereinſt dieſe Anſicht beſtätigte. Der einzige ſichere Fundort iſt der Quarz auf den Goldgängen von Be - reſow, das gediegene Gold kommt ſogar in den Kryſtallen vor. Durch Ver - witterung entſteht Kupferlaſur und Malachit, welch letzterer fälſchlich für Chromocker ausgegeben wurde. Bei fortſchreitender Zerſetzung bleibt zu - letzt noch eine gelbe erdige Maſſe von unreinem Wismuthocker pag. 561 zurück.

Der Schwarzwald iſt am Ende des vorigen Jahrhunderts durch die Bemühungen des Bergraths Selb in Wolfach wegen einiger ſeltenen Wismutherze berühmt geworden.

Auf der verlaſſenen Grube Königswart unterhalb Schönmünznach an der Murg auf der badiſch-württembergiſchen Gränze kamen feine Na - deln in Quarz eingeſprengt vor, ihre Farbe iſt ſchwarz, doch laufen ſie an der Oberfläche ſchwach meſſinggelb an. Das erinnert an Nadelerz, als welches ſie auch Prof. Kurr (Grundzüge Mineral. 3te Aufl. pag. 310) aufführt. Der Gang ſetzt in der Arkoſe des Steinkohlengebirges auf. Chemiſch nahe ſteht ihm das

Wismuthiſche Silbererz Klaproth. Selb in Crell’s Chem. Ann. 1793. 1. B. pag. 10 (Wismuthſilber, Wismuthblei), was auf den nebenein - ander liegenden Gruben Friedrich-Chriſtian und Herrenſeegen in der wil - den Schappach ohnweit Wolfach auf dem Schwarzwalde noch bis in die neuere Zeit gewonnen und verhüttet wird. Es iſt eine kleinkörnige, fein - ſpeiſige, in Quarz eingeſprengte Maſſe, licht bleigrau, milde, Härte 2 3. Man kann es durchaus nicht recht rein bekommen. Selb ſah es nur ein einziges Mal fein nadelförmig kryſtalliſirt in einer Druſenhöhle von Quarz.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht, wobei dann aber ſogleich die ſchmelzende Probe von quarziger Bergmaſſe bedeckt wird. Nimmt man letztere mit Soda weg, ſo bleibt nach längerm Blaſen ein Wismuthähn - liches Metallkorn zurück, während die Kohle ſich mit Blei und Wismuth - oxyd beſchlägt. Auch Antimonrauch fehlt nicht. Wie es überhaupt ſchwer hält, auch nur kleine von Bleiglanz, Kupferkies oder Fahlerz freie Proben zu erhalten. Klaproth (Beiträge II. 291) fand darin 33 Blei, 27 Wis - muth, 15 Silber, 0,9 Kupfer, 4,3 Eiſen, 16,3 Schwefel. Obgleich Selb das beſte Material dazu geliefert hatte, ſo war die Probe doch noch bis gegen den 4ten Theil mit quarziger Gangart verunreinigt, die in Abzug gebracht werden mußte. Demnach ſcheinen A̍g, P̍b und ˈˈˈi die weſent - lichen Beſtandtheile zu ſein. Vielleicht ein Silbernadelerz. Wird im Schwarzwalde auf Silber verſchmolzen, ausgeſuchte Stücke halten wohl 20 Mark Silber per Centner. Der mitvorkommende Bleiglanz iſt auf - fallend ſilberarm, und wird an die Töpfer verkauft.

Wismuthkupfer, Selb Denkſchriften Aerzte und Nat. Schwabens I. 311 und 419 (Kupferwismutherz). Iſt auf der Kobaltgrube Neuglück bei Wittichen im Anfange dieſes Jahrhunderts vorgekommen. Bleigrau wieQuenſtedt, Mineralogie. 40626V. Cl. Geſchw. Metalle: Zinnkies.Fahlerz, aber röthlich anlaufend. Wenig glänzend. 4,9 Gew., Härte 3 4. Bildet Gänge von etwa 1 Zoll Dicke im verwitterten Granit. Selb legte ſelbſt nur wenige Stufen zurück, und meint daß es 1715 auf der dortigen Danielsgrube vorgekommen ſein möchte, wo aus mehreren Centnern Kupfer - und Wismuthhaltiger Erze 133 Gaarkupfer und 36 Wis - muth geſchmolzen ſein ſollen. Klaproth Beitr. IV. 91 fand darin 47,3 Wismuth, 34,7 Kupfer, 12,6 Schwefel, was alſo auf C̶̍u und ˈˈˈi ſchließen läßt.

Kobellit J. Setterberg Pogg. Ann. 55. 635 aus den Hvena-Kobalt - gruben in Nerike mit Glanzkobalt, Kupferkies und Arſenikkies brechend. Strahliger Bruch und von Grauſpießglanzartigem Anſehen, aber 6,3 Gew. Die Formel 4 P̍b3 ˈˈˈi + F̍e3 ˈˈˈb2, vielleicht (P̍b, F̍e) 3 (ˈˈˈi, ˈˈˈb) gäbe ein Nadelerz, welches ſtatt Kupfer Eiſen hätte, und ſtatt des Wis - muth etwas Antimon.

Chiviatit Pogg. Ann. 89. 320 von Chiviato in Peru, Gew. 6,9, bleigrau, ſtark metallglänzend, dem Wismuthglanz ähnlich, drei blättrige Brüche in einer Zone, wovon zwei mit 1530 und 1330 ſich gegen den dritten Hauptblätterbruch neigen. 60,9 Wismuth, 18 Schwefel, 16,7 Blei, 2,4 Kupfer, etwaige Formel (P̍b, C̶̍u) 2 ˈˈˈi3.

4. Zinnkies Wr.

Das Bell-metal ore (Glockenmetall) der engliſchen Bergleute bricht auf einem 9 Fuß mächtigen Gange zu Huel Rock im Kirchſpiel St. Agnes. Etain sulfuré, Tin Pyrites.

Regulär, aber äußerſt ſelten in Würfeln kryſtalliſirt. Die Farbe liegt zwiſchen licht ſtahlgrau und meſſinggelb. Schwarzer Strich. Nicht ſtark glänzend. Härte 4, Gew. 4,35. Gewöhnlich ſtark durch Kupfer - kies verunreinigt, deſſen Beimengung man zuweilen noch erkennt, das er - ſchwert auch die genaue Kenntniß der Zuſammenſetzung. Klaproth hat ihn zweimal analyſirt, Beiträge II. 257 und V. 228, und Kudernatſch (Pogg. Ann. 39. 146) ſchlägt die Formel vor (F̍e, Z̍n) 2 S̎n + C̶̍u2 S̎n. Letzterer fand 29,6 S, 25,5 Zinn, 39,4 Cu, 12,4 Fe, 1,8 Zn. Kenngott meint, es ſei blos ein Schwefelzinnhaltiger Kupferkies C̶̍u ˈˈˈ, worin das Schwefeleiſen durch Schwefelzinn (ˈˈˈn) vertreten wäre. Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht, und gibt einen Zinnbeſchlag, der in der Hitze leuchtet. Als das einzige Erz, worin das Zinn geſchwefelt vorkommt, hat es In - tereſſe. Es ſoll ſpäter auch bei Zinnwalde vorgekommen ſein.

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Sechſte Claſſe. Inflammabilien.

Von inflammare verbrennen. Eine Klaſſe, die ſchon von den älteſten Mineralogen (Avicenna) gemacht iſt, doch ſtellte man vieles dahin, was nicht dahin gehört, wie Schwefel, Diamant. Laſſen wir dieß hier weg, ſo bilden die Inflammabilien eine ſehr natürliche Gruppe, die aber keine Mineralien im Sinne der erſten 5 Klaſſen enthält, nämlich keine unor - ganiſche Verbindungen, die ſich blos nach chemiſchen Geſetzen bildeten: ſondern organiſche Produkte, die urſprünglich Pflanzen (ſeltener Thieren) angehörten, und die ſich im Schoße der Erde in ſcheinbar mineraliſche Subſtanz veränderten. Vor allem gehören dahin Kohle, Bitumen und Bernſtein. Auch Salze mit organiſchen Säuren kommen hin und wieder darin vor. Sie brechen deshalb auch nicht mehr (oder doch nur ſehr vereinzelt) im kryſtalliniſchen Urgebirge oder in vulkaniſchen Geſteinen, nicht auf Gängen, ſondern auf Lagern und eingeſprengt in das Flözgebirge.

Ihr chemiſcher Hauptgehalt iſt Kohlenſtoff, weil die Kohle allein unter den feſtern Theilen der Pflanze vorherrſcht. Ueberall wo Pflanzen ſo begraben wurden, daß der Kohlenſtoff nicht verweſen konnte, iſt der Reſt Kohle mit Sauerſtoff und Waſſerſtoff untergeordnet.

1. Kohlen.

Man verſteht darunter die ſchwarze und braune Kohle, die ſo viel zum Brennmaterial dient. Sie iſt mehr oder weniger reiner Kohlenſtoff, und knüpft nicht ſowohl an den Diamant pag. 241, als vielmehr an den Graphit pag. 511 unmittelbar an, deſſen organiſchen Urſprung man aber nicht mehr direkt nachweiſen kann, während er ſich auch auf chemiſchem Wege bei Hüttenproceſſen leicht bildet.

a) Steinkohle.

Werner nannte ſie Schwarzkohle. Houille. Common Coal.

Unkryſtalliniſch und dadurch im Gegenſatz mit Graphit ſtehend. Mu - ſcheliger Bruch. Vollkommen ſchwarz, ſammtſchwarz, mit ſchwarzem Strich. Halbmetalliſcher ſtarker Glanz bis matt. Oft bunt angelaufen. Gyps - bis Kalkſpathhärte, meiſt ſehr ſpröde. Gew. 1,3 bis 1,5. Durch Reiben40*628VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.negativ elektriſch. Fühlt ſich nicht kalt an. Das Pulver färbt Aetzkali nicht, oder doch nur unbedeutend.

Chemiſche Beſtandtheile ſind Kohlenſtoff, Sauerſtoff und Waſſerſtoff; Schwefelkies und Bergart unweſentlich. Allein das Verhältniß der drei Beſtandtheile wechſelt außerordentlich. Es gibt (magere) Kohlen, die faſt rein aus C beſtehen, andere (fette) haben außer C noch einen weſentlichen Gehalt an O und H, welche ſich zu einem Bitumen verbunden haben, das mit lichter Flamme brennt, und woher der beim Verbrennen ſo eigen - thümliche gerade nicht unangenehme Geruch kommt. Die Elementarana - lyſe geht aus Folgendem hervor:

Der Gehalt an Kohle nimmt von der Holzfaſer bis zur Steinkohle zu, Sauerſtoff dagegen ab. Die Entſtehung beruht ohne Zweifel auf einem einfachen Faulungsproceß, der unter dem Abſchluß der atmoſphäriſchen Luft vorgieng. Die Kohle fand nicht Sauerſtoff genug, um gänzlich ver - ſchwinden zu können. Ja Dr. Kremers (Pogg. Ann. 84. 74) weist den Zuſammenhang nach, in welchem die Holzfaſer mit der Kohlenbildung zu ſtehen ſcheint: die Holzfaſer veranlaßt nämlich bei der Deſtillation des Holzes weſentlich die Bildung von Eſſigſäure. Nun zeigt ſich, daß unter den Produkten der trockenen Deſtillation von Braunkohle, auch wenn ſie noch ſo zerſetzt ſein mag, entſchieden Eſſigſäure vorkommt, es ſcheint alſo noch unzerſetzte Holzfaſer darin zu ſein, während bei ächten Steinkohlen ſolche Anzeichen gänzlich fehlen. In der Steinkohle ſind alſo alle Spuren unverſehrter Holzfaſer geſchwunden, was direkte Unterſuchungen mit dem Mikroſkop auch beſtätigt haben. Der Druck der Waſſerſäule und des ſpäter darauf abgelagerten Gebirges trugen dann noch das ihrige bei, daß das Ganze ſich zu einer ſo homogenen Maſſe vereinigte. In Be - ziehung auf den Gehalt an Aſche muß man weſentlich zweierlei unter - ſcheiden: der größte Theil ſtammt vom Gebirge, und beſteht dann aus Thon und Schwefelkies; ein kleiner gehört dagegen ſchon der Pflanze als ſolcher an. Dieſer beträgt aber in der Aſche lebender Pflanzen meiſt unter p. C., und beſteht hauptſächlich in Kali - und Natronſalzen, mit etwas Phosphorſäure, Kieſelerde ꝛc., kann daher auch für die Steinkohlen keine große Bedeutung haben. Die Kohlen kommen übrigens ſo rein vor, daß die Aſche mancher Cannelkohle nur 0,5 p. C., von Commentry ſogar nur 0,24 p. C. beträgt. Dr. Kremers glaubt den Beweis führen zu können, daß die urſprünglichen Aſchenbeſtandtheile aus der Braun - und Steinkohle gänzlich entfernt ſeien: dieß zeigen nicht blos die ſehr ge - ringen Spuren von Phosphorſäure, ſondern die unlöslichen Silicate ſelbſt in der compacteſten Kohle.

Der Bitumengehalt iſt bei der Anwendung als Brennmaterial von dem größten Einfluß, denn derſelbe brennt mit rußiger Flamme, läßt ſich daher vor dem Löthrohr leicht nachweiſen. Der Rückſtand, engliſch Coaks genannt, verhält ſich verſchieden: bei den fetten glänzenden Kohlen bläht und krümmt er ſich, und backt zuletzt zu einer glänzenden poröſen Maſſe zuſammen; bei den fetten matten und bei den magern bleibt die629VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.Probe unverändert. Zwiſchen beiden Extremen kommen aber alle Mittel - ſtufen vor. In verſchloſſenen Gefäßen erhitzt geben beſonders dieſelben mehrere ausgezeichnete Deſtillationsprodukte: brennbare Gaſe (worunter auch Leuchtgas), bituminöſes Oel, ammoniakaliſche Waſſer, der Rückſtand iſt Coaks.

In der Praxis werden außerordentlich viele Unterſchiede gemacht. Bei der Eintheilung muß man beſonders auch die mineralogiſchen Kenn - zeichen nicht mit denen von der Structur hergenommenen vermiſchen, wie das ſeit Werner ſo viel geſchieht. Denn der Structur nach zählen ſie zu den Gebirgsarten.

Mineralogiſch kann man etwa folgende 5 Varietäten unterſcheiden:

1. Anthracit Hauy, Kohlenblende Karſten. Werner begriff ihn unter ſeiner Glanzkohle. Vollkommen muſcheliger Bruch.

Iſt am härteſten und ſchwerſten, Gew. 1,8. Die Farbe eigenthümlich graulich ſchwarz (Eiſenſchwarz), beſonders wenn man die Stücke neben Glanzkohle legt. Der Glanz neigt etwas zum Matten. Bitumen fehlt ihm, daher brennt er vor dem Löthrohr nicht, bedeckt ſich aber mit Aſche (S⃛i, A̶⃛l, F̶⃛e), die in Amerika als vorzügliches Dungmittel benutzt wird. Bei dem erſten Anwärmen verkniſtert er ſtark, das wirkt auf den Luftzug in Hochöfen ſehr nachtheilig. Der reine Kohlengehalt geht bei einigen weſtphäliſchen Abänderungen auf 96 p. C. Er ſchließt ſich durch dieſe Kennzeichen unmittelbar an den Graphit pag. 511 an. Hauy glaubte ſogar, daß er kryſtalliniſch ſei und blättrigen Bruch habe. Derſelbe beſchreibt reguläre ſechsſeitige Säulen und Oktaeder (Traité de Minér. IV. 441). Doch mögen wohl Abſonderungsverhältniſſe den großen Meiſter im Erkennen der Blätterbrüche getäuſcht haben. Die alpiniſche Kohle von La Mure, Hering in Tyrol, der Thonſchiefer von Ebersdorf im Voigtlande liefern gute Beiſpiele für die Charakterfarbe.

Gewöhnlich nimmt man jedoch den Begriff im weitern Sinne, und nennt auch die ſammtſchwarze Kohle noch Anthracit, wenn ſie nur mager genug iſt, und vor dem Löthrohr nicht brennt: ſo die 30′ 50′ mächtigen Schichten zwiſchen Susquehanna und Delaware mit Thonſchiefer und Grauwacke wechſelnd; die mächtige Kohle in Südwallis, Schottland ꝛc., die Becken von Mons und Anzin. Das kleine Lager am Hackebach bei Zunsweier an der untern Kinzig, was neuerlich wieder in Baden ſo große Hoffnungen erregt. Die Franzoſen nennen dieſe jedoch paſſender Houille sèche. In Südwallis iſt ſie ſo mager, daß ſie lange nicht ge - braucht werden konnte, weil ſie ſchwer brennt. Allein mit warmem Ge - bläſe gibt ſie ein vortreffliches Feuer, und kann direkt zur Hochofenfeue - rung angewendet werden. Sie raucht beim Brennen nicht.

Wenn Gänge von Porphyr und Baſalten Kohlenlager durchſetzen, ſo haben ſie öfter den nächſtgelegenen Kohlen das Bitumen entzogen. Auf dieſe Weiſe können ſelbſt Braunkohlen (am Meißner in Heſſen) in Anthracit verwandelt werden.

2. Glanzkohle. Zeigt ebenfalls vollkommen muſcheligen Bruch, iſt aber ſammtſchwarz (kaum einen Stich ins Grau), und mit dem ſtärkſten Glanz, der überhaupt bei Kohlen vorkommt. Sie iſt ſpröde und zerbrech - lich. Es gibt eine magere und fette. Die magere flammt nicht, bildet630VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.den Uebergang zum Anthracit, und wird, wie wir ſoeben ſahen, auch häufig ſchon ſo genannt. Die fette dagegen brennt wegen ihres großen Bitumengehaltes mit rußiger Flamme, dabei krümmt ſich die Probe nicht ſelten ganz wurmförmig, und verwandelt ſich in Coaks, der um ſo poröſer iſt, je mehr Bitumen entwich. Dieſe ſpielt im Kohlengebirge bei weitem die wichtigſte Rolle, beſonders in den Lagern, die man Schiefer - und Grobkohle nennt. Sie dient in Deutſchland vorzugsweiſe zur Gasberei - tung. Bei der Heitzung von Hochöfen iſt das Bitumen hinderlich, und wird vorher durch Brennen weggeſchafft, indem man aus ihr im Großen Coaks bereitet.

Eine ausgezeichnete Glanzkohle kommt auch hin und wieder unter - geordnet im Braunkohlengebirge vor, wie z. B. am Meißner in Heſſen. Ihr Strich iſt zwar nicht vollkommen ſchwarz, doch kann man ſie im Mörſer nicht braun reiben. Sie bildet Concretionen in der erdigen Braun - kohle, und geht dann über in die

3. Pechkohle. Dieſelbe hat ein durchaus pechartiges Anſehen, ſehr homogenen großmuſcheligen Bruch, die Farbe geht ins Braun, und der Glanz ins matte Halbopalartige. Sie iſt nicht ſehr ſpröde, kann daher verarbeitet werden. Wegen ihres großen Bitumengehaltes brennt ſie mit ſtarker Flamme. In der Steinkohlenformation iſt ſie noch nicht gewöhn - lich. Dagegen kommen ausgezeichnete Holzſtämme ſchon im weißen Keuper - ſandſtein vor. Die beſten Kohlenparthieen der Braunkohlenformation neigen ſich meiſt zur Pechkohle. Eine Pechkohle iſt ohne Zweifel auch der im Alterthume ſo berühmte

GagatPlinius hist. nat. 36. 34 : Gagates lapis nomen habet loci et amnis Gagis Lyciae niger est, planus, pumicosus, non multum a ligno differens. Zu Leucolla wurde er vom Meere ausgeworfen, wie der Bern - ſtein, daher auch ſchwarzer Bernſtein genannt. Wahrſcheinlich war es auch der ſchwarze Edelſtein bei Plin. hist. nat. 37. 67 : Samothracia insula ejusdem nominis gemmam dat nigram, ac sine pondere, ligno similem. Seit uralter Zeit knüpfte ſich beſonders in der Medicin viel Aberglaube daran.

Es iſt in ſolchen Fällen immer ſchwer, das rechte Ding für den Namen zu finden: Hausmann (Handb. Mineral. II. 1539) nimmt die Braunkohle dafür, allein dieſe hat gerade das am wenigſten edle Anſehen; Emmerling (Lehrbuch Mineral. II. 50) das Judenpech, doch das iſt zu bröcklich. Agricola de natur. foss. IV. pag. 596 hält ihn für Bitumen, was in der Erde hart und politurfähig geworden ſei. Seit Bauhin (Hist. font. Boll. pag. 23 succinum nigrum seu gagates, deutſch ſchwarzer Agſtein) begreift man in Schwaben ſehr paſſend unter Gagat die ſchwarzen Platten aus dem Poſidonienſchiefer des Lias, welche in der That nichts weiter zu ſein ſcheinen, als verhärtetes Bitumen. Auch das Jet der Eng - länder ſtammt aus der gleichen Formation von Whitby. Sie haben Bruch und matten Glanz der Pechkohle, und brennen faſt ſo lebhaft als As - phalt, aber tröpfeln nicht von der Pincette ab, und hinterlaſſen ſehr poröſe ſchaumige Coaks. Ein ſolcher Gagat iſt ſchon wegen der Selten - heit ſeines Vorkommens etwas Geſuchtes, und die Mitte zwiſchen Bitumen und Steinkohle haltend auch etwas Eigenthümliches. Nach Dufrénoy631VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.(Trait. Minér. III. 727) gewinnt man im Grünſand von St. Colombe Aude Dep. einen Jaïet , der zu allerlei kleinen Schmuckſachen verarbeitet wird: enthält 61,4 C, 38 Bitumen.

4. Cannelkohle hat einen matten Jaſpisbruch, matter als Pechkohle, mit glänzendem Strich, daher politurfähig. Da ſie zugleich ſchwer zer - ſprengbar iſt, ſo wird ſie verarbeitet. Im Großen ſchieferig, was man in Handſtücken gewöhnlich nicht wahrnimmt. Unter den Kohlen des Steinkohlengebirges die bituminöſeſte, daher ſehr leicht, Gew. 1,2, und mit loher Flamme brennend, woher der Name ſtammen ſoll (Candle Licht). Der Rückſtand bläht ſich vor dem Löthrohr nicht, oder doch nur wenig. Die Analyſe gibt 74,5 C, 5,4 H, 19,6 O. Ihr großer Reichthum an Waſſerſtoff deutet auf Reichthum an Bitumen, und beim Erhitzen geben ſie 44 p. C. flüchtige Theile ab. Trotz ihres dichten Zuſtandes gehören ſie doch zu den reinſten Abänderungen, denn der Aſchengehalt geht bis auf 0,5 hinab. Das macht ſie beſonders beliebt zum häuslichen Gebrauch. In England und Frankreich findet ſie ſich hauptſächlich in den obern Schichten zu Wigan in Lancaſhire, Cleehill in Shropſhire, bei Newcaſtle in Durham, Gilmeſton bei Edinburg, Nordamerika ꝛc. In Frankreich heißt ſie Houille maigre und bricht zu Epinac, Blanzy ꝛc. Doſen, Tinte - fäſſer, Leuchter, Knöpfe ꝛc. werden beſonders aus der Schottländiſchen ver - fertigt. Zur Gasbeleuchtung die beſte, aber die Coaks ſind ſchlecht.

5. Faſerkohle, Werner’s mineralogiſche Holzkohle, bildet die erdigen ſchmutzenden Schichten zwiſchen Glanzkohle, im Querbruch von grau - ſchwarzer matter Farbe. Blättert man aber die Glanzkohle ab, ſo treten faſrige, etwas ſeidenglänzende eckige Platten zum Vorſchein, die verdrückter Holzkohle gleichen. Zerrieben gleichen ſie Ruß, daher die damit reich an - geſchwängerten Kohlen auch wohl als Rußkohle angeführt werden. Eine ganz magere Subſtanz, deßhalb auch faſriger Anthracit ge - genannt, die Bergleute heißen ſie Rahm oder Giſch. Die Gluth des Hochofens, welche das Roheiſen flüſſig macht, reicht nicht hin, ſie zu ver - brennen, denn ſie kommt mit der Schlacke unverändert wieder heraus. In größerer Menge verhindert ſie das Zuſammenbacken der Glanzkohle bei der Verkohlung. Für das Erkennen der ächten Steinkohle iſt dieß die wichtigſte Subſtanz, und Göppert hat dargethan, daß ſie unter dem Mi - kroſkop die wohlerhaltene Structur von Araucarien zeige, die wegen ihres häufigen Vorkommens in der Steinkohlenformation den Namen Arauca - rites carbonarius trägt.

Geognoſtiſch, d. h. nach ihrer Struktur im Lager, unterſcheidet man folgende Abänderungen:

1. Schieferkohle, bei weitem die häufigſte Steinkohle. Sie bildet geſchichtete Kohlenflötze, in denen ſtrichweis die Faſerkohle mit der Glanz - kohle wechſelt, wie man beſonders auf dem Querbruche ſieht. Die Glanz - kohle hat dabei bei weitem das Uebergewicht. Die Schichtung iſt nicht ſelten ſo regelmäßig, daß man ſie mit Jahresringen der Bäume verglichen, auch ſogar in allem Ernſte dafür gehalten hat. Von dem Irrthum überzeugt man ſich jedoch leicht. Solche Anordnung kann nur Folge eines ſehr regelmäßigen Niederſchlags ſein.

632VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.

2. Grobkohle. Werner (Emmerling Mineral. II. 63) hat ſchon frühzeitig dieſen Unterſchied gemacht unter Widerſpruch von Voigt. Und ein Fehler war es allerdings, wenn man die Verſchiedenheit in der mine - ralogiſchen Beſchaffenheit ſuchte, da ſie doch einzig und allein in der Struktur liegen kann. Die Faſerkohle trägt hier nicht mehr zur Schichtung bei, die Stücke ſpringen vielmehr unbeſtimmt eckig und nach keiner geraden Flucht weg. Häufig zeigen ſie Spiegelflächen, welche durch Druck des Gebirges entſtanden ſind. Mit einem Worte: die ganze Kohlen - maſſe iſt verworren gelagert. Ein ganz vortreffliches Beiſpiel liefert die kleine Ablagerung magerer Kohle bei Zunsweier an der untern Kinzig im Schwarzwalde. Die 77 Meter mächtige Ablagerung von bald fetter, bald magerer Kohle zu Creuzot liegt ebenfalls ungeſchichtet und wirr durcheinander. Wenn man in dieſer Weiſe den Begriff der Grob - kohle feſthält, ſo ſteht ſie allerdings mit der Schieferkohle im Gegenſatz.

Stangenkohle nannte Werner die ſtangenförmig abgeſonderte Pechkohle aus dem Braunkohlengebirge vom Meißner. Der Baſalt, welcher das dortige Braunkohlengebirge überlagert, ſcheint ſeinen Antheil daran zu haben. Die Säulen, zuweilen von außerordentlicher Regelmäßigkeit, ſondern ſich gerade wie die Baſaltſäulen ab, ſind aber meiſt nur daumen - dick. Auch in dem Steinkohlengebirge kommen in der Nähe der durch - brechenden Porphyre ähnliche Abſonderungen vor.

Blätterkohle gehört ebenfalls mehr dem Braunkohlen - als dem Steinkohlengebirge an. Die Schichtung iſt hier ſo vollkommen und dünn - flächig, daß namentlich bei der Verwitterung das Ganze ſich in papierartige Blätter ſondert. Die Kohlen pflegen ſehr durch Thon und Schwefelkies verunreinigt zu ſein. Ueber

die Bildung der Steinkohlen iſt man zwar noch nicht ganz im Klaren, allein daß ſie lediglich Pflanzenprodukte ſeien, kann man kaum ſtreitig machen. Denn abgeſehen von der Faſerkohle, welche offenbar aus Trüm - mern untergegangener Coniferenwälder beſteht, die meiſt immer an der Schieferkohle Theil haben, zeigt nach Hutton ſelbſt die compakteſte Kohle Northumberlands ein Pflanzenartiges Zellgewebe, zwiſchen welchem eine zweite Art von Zellen bituminöſer Natur ſitze, die ſich beim Verbrennen ſchon verflüchtigen, noch ehe die übrige Kohle angegriffen wird. Ja ent - fernt man nach Göppert’s Beobachtung mit Salpeterſäure das Kali und ſeine Salze, damit ſie im Feuer behandelt mit der Kieſelerde nicht zuſam - men ſchmelzen können, ſo findet man in der Aſche ſelbſt der dichteſten Kohle Parenchym - und Proſenchymzellen. Es fällt freilich auf, daß in den Kohlen ſelbſt ſich ſo wenig Pflanzenabdrücke zeigen, allein ſie fehlen nicht ganz, auch mögen ſie durch den Verkohlungsprozeß verwiſcht ſein. Daß der Verkohlungsprozeß Pflanzenſtructur mit Leichtigkeit dem Auge entziehe, das zeigen die Pechkohlenſtämme des weißen Keuperſandſteins in Schwaben auf die deutlichſte Weiſe: ihr äußerer Umriß und die lenticellen - artigen Eindrücke ihrer Oberfläche deuten den Baumſtamm unwiderleglich an, aber innerlich iſt die ganze Maſſe ſo homogen, daß man mit der Loupe vergeblich nach den Spuren der Holzſtructur ſucht. Und doch iſt dieß nur Pechkohle, die Glanzkohle ſcheint noch mehr Zerſtörungskraft be - ſeſſen zu haben.

633VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.

Ueber den Kohlenſchichten liegen dagegen die Pflanzen in großen Maſſen angehäuft, unter ihnen herrſchen die Sigillarienſtämme, zu welchen die Stigmarien die Wurzel gebildet haben ſollen. Araucariten und Ca - lamiten ſtehen in Beziehung auf Menge in zweiter Linie. In dritter Linie Farren und Lepidodendren. Der Schieferthon, in welchen die Flötze eingebettet ſind, ſcheint häufig ſogar der Boden geweſen zu ſein, worauf die Pflanzen wuchſen: denn wenn die Beobachtung der engliſchen Berg - leute richtig iſt, daß die wurzelartig ausgebreitete Variolaria bei New - caſtle wiederholt unter den Kohlenflötzen unverletzt ausgebreitet liegt, und wenn ferner es keinem Zweifel unterliegt, daß ſie die Wurzeln von den Si - gillarien waren, ſo bildete der Schieferthon den alten Humusboden, worin die Pflanzen wuchſen. Die Stämme ſelbſt wurden zerſtört und gaben das Material zur Kohle, während die ſchwimmenden Blätter und Hölzer im Schieferthon über den Kohlen ihr Lager fanden, da es eine be - kannte Thatſache iſt, daß gerade im Hangenden der Kohlen die meiſten Pflanzenabdrücke gefunden werden. Jedenfalls weist die Schieferkohle auf ruhigen Abſatz hin. Nun hat zwar Chevandier ausgerechnet, daß unſere Wälder 9 Jahre an dem Kohlengehalt des Luftprismas der Atmoſphäre zu zehren hätten, und daß 100 Jahre dazu gehören würden, um auf der Waldfläche eine Steinkohlenſchicht von 7 Linien (16 Millimeter) zu er - zeugen: eine einzige Kohlenſchicht von 1 Fuß Mächtigkeit hätte nach ſolchen Daten ſchon 2000 Jahre Zeit verlangt. Allein mögen auch dieſe Vor - ausſetzungen nicht ganz richtig ſein, ſo kommt man bei der Mächtigkeit der Kohlen immerhin zu Zeitläufen von ſchwindelnder Größe. Um die Zeiträume doch nicht gar zu groß zu erhalten, nahm ſchon A. Brong - niart an, daß die Atmoſphäre der Steinkohlenzeit reicher mit Kohlenſäure geſchwängert war, als die heutige: ein feuchtes tropiſches Inſelklima mochte die Sache beſchleunigen. Auch iſt die Natur der Pflanzen ſehr in die Wagſchale zu legen: es ſind vorherrſchend kryptogamiſche Gefäßpflanzen mit Mangel an Holzgefäßen, die Hauptſache war ein ſchwammiges Zell - gewebe, was der Are nicht genug Feſtigkeit gewährte, ſchwere Zweige zu tragen. Solche Stangenwälder bedurften nicht wie unſere Hölzer Jahr - hunderte, ſondern wenige Monate reichten hin, um die Sumpffläche mit einem dichten Waldgrün zu decken. So ſchnell das empor ſchoß, eben ſo ſchnell ſank es in ſich wieder zuſammen, in kürzerer Zeit als heute konnten Pflanzenreſte ſich anhäufen, welche dann von Strömen tiefern Stellen zu - geführt und ausgebreitet wurden. Auch konnten Torfbildungen die Sache beſchleunigen.

Bei der Grobkohle, wie wir ſie oben feſtgeſtellt haben, wirkten ohne Zweifel Anſchwemmungen großer Ströme mit, darauf ſcheint ſchon das Durcheinander im Lager der Kohlenſubſtanz hinzuweiſen. Wie noch heute in dem Deltaland großer Ströme ſich Maſſen von Vegetabilien in den Grund verſenken, beſonders wenn ſie, wie der Miſſiſippi und die ſüd - amerikaniſchen Ströme, aus Urwäldern herkommen, ſo wird es auch bei jenen erſten Landbildungen nicht an fortführenden Kräften gefehlt haben. Wenn noch zur Diluvialzeit die ſogenannten Adamshölzer am Eismeer ihren Weg bis zu Gegenden fanden, wo heutiges Tages die Vegetation aufhört, ſo wäre es gegen alle Wahrſcheinlichkeit, wenn man nicht auch634VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.ſchon früher ſolche Anhäufungen annehmen ſollte. Die Dicke der Kohlen - ſchicht darf daher nur bedingt als Zeitmaß genommen werden.

Praktiſch unterſcheidet man die Kohlen blos nach ihrem Verhalten im Feuer. In England hauptſächlich vier Sorten:

1. Caking-Coal (Backkohle, Houille grasse) ſchmelzen und backen zu einem ſchwammigen Coak, welcher grauen metalliſchen Glanz hat. Das entweichende Bitumen benutzt man zur Gasbereitung. Da ſie durch ihr Schmelzen den Roſt verſtopfen, ſo wird der Coak gleich bei den Gruben im Großen dargeſtellt. Die Kohle wird dadurch leichter und die Brenn - kraft concentrirter. Meiſt von mittlerm Alter.

2. Splint-Coal (Houille sèche), ſie bläht ſich beim Erhitzen nicht, ſintert höchſtens zuſammen (Sinterkohle), es iſt die Kohlenſtoffreichſte und an Bitumen ärmſte, ſie wird daher nicht zur Gasbereitung benutzt, kann aber gleich direkt zur Schmelzung des Eiſens und Heizung von Dampf - maſchinen angewendet werden. Geognoſtiſch öfter die älteſte.

3. Cannel-Coal (Houille maigre), eine dichte Kohle mit mattem Bruch, ſchmutzt aber nicht. Sie iſt ſehr reich an Bitumen, und brennt mit der ſtärkſten Flamme. Dem Alter nach die jüngſte pag. 631.

4. Cherry-Coal iſt ſehr bröcklich, zerfällt beim Druck zu Sand, welcher die Luftwege ſtopft. Muß daher beim Gebrauch mit Splintkohle gemiſcht werden.

Techniſch und nationalökonomiſch iſt die Steinkohle nicht blos wichtig, weil ſie ein Brennmaterial gibt, was nicht auf der Erdober - fläche vorher zu wachſen brauchte: ſondern mit Steinkohlenfeuer kann auch der größte Effect erreicht werden.

Die Brennkraft guter Kohle iſt dreimal ſtärker als die von Bu - chenholz, und 1 Cubikfuß Kohle kommt 7 Cubikfuß Buchenholz gleich. Der Effect der Hitze hängt lediglich von der Menge Kohlenſtoff ab, welcher in einer gewiſſen Zeit verflüchtigt wird: nun brennen die Holzkohlen dem Volumen nach zwar ſchneller als Coaks, der Maſſe nach aber langſamer. Die vorherige Verkohlung hat den Zweck, ſchädliche Theile, z. B. Schwefel, wegzuſchaffen, dann die Gaſe zu entfernen, die bei ihrer Expanſion nicht blos Wärme binden, ſondern bei Hochöfen auch den Desoxydationsproceß ſtören.

Bei der Gewinnung vermeidet man es ſo viel als möglich, daß die Stücke zerbröckeln, denn im Handel unterſcheidet man zwiſchen Stückkohle und Kohlenklein. Das Kohlenklein iſt nicht blos für den Zug bei der Feuerung nachtheilig, ſondern bewirkt auch, daß die aufgehäuften Kohlen ſich erhitzen und ſogar entzünden. Denn da den Kohlen meiſt etwas Schwefelkies im fein vertheilten Zuſtande beigemiſcht iſt, ſo oxydirt ſich derſelbe beim Zutritt der Luft. Dabei wird Wärme frei, und wird dieſe nicht durch Luftwechſel entfernt, ſo ſteigert ſie ſich bis zum Anzünden. Die Kohlenbrände bilden einen der größten Feinde beim Abbau. Bei der Londoner Gewerbeausſtellung war ein Kohlenblock von 270 Ctr. aus Staffordſhire, einer von 325 Ctr. aus Südwales, ſogar einer von 500 Ctr. aus Derbyſhire ausgeſtellt.

Der Vorrath von Kohlen im Innern der Erde iſt unerſchöpflich. England ſteht in dieſer Beziehung oben an, und verdankt ihnen einen635VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.großen Theil ſeines induſtriellen Uebergewichts. Es gewann 1852 740 Millionen Ctr., am Ausgangsorte 10 Mill., am Conſumtionsorte 20 Mill. Pfund Sterling werth! Die Kohlenfelder nehmen über 500 Quadrat - meilen, alſo faſt den 10ten Theil des Landes ein. Das berühmteſte Feld von Northumberland und Durham, worauf Newcaſtle liegt, verſieht Lon - don, was allein über 70 Millionen Centner bedarf. An der Meeresküſte iſt es zur Ausfuhr beſonders günſtig gelegen, welche allein gegen 1400 Schiffe beſchäftigt. Ja in dieſen nördlichen Grafſchaften ſollen mehr Per - ſonen unter als über der Erde leben. Man zählt 40 Flötze von einer Geſammtmächtigkeit von 44′, worunter zwei Hauptflötze, das High Main - (6′) und Law Mainflötz (6 $$\frac{1}{2}$$ ), am meiſten in Angriff genommen ſind. In Centralengland verſammelt beſonders Dudley bei Birmingham die großen Eiſenwerke um ſich. Von 11 bauwürdigen Flötzen iſt das mittlere 30′ 40′ mächtig und erſtreckt ſich über einen Raum von 60 engl. Quadrat - meilen. Das erſt neuerlich bekannt gewordene Südwalliſer Kohlenbecken übertrifft an Reichthum noch alle, man rechnet auf 1 Morgen (Acre) 2 Millionen Ctr. Viele Schichten übereinander ſind 3′ bis 9′, das mäch - tigſte ſogar 20′. Im Südſchottiſchen Kohlengebirge bei Paisley weſtlich Glasgow haben 10 Lager übereinander eine Geſammtmächtigkeit von 100′.

Preußen hat in Deutſchland den wichtigſten Antheil an der Kohlen - gewinnung: 1852 wurden über 103 Mill. Ctr. gefördert (26 Mill. Tonnen à 4 Ctr. Preuß. ), der Ctr. 9 kr. am Gewinnungsort. Sie haben eine Brennkraft von 10 Mill. Klafter Kieferholz, deren nachhaltige Hervor - bringung 1200 Quadratmeilen, alſo mindeſtens der Monarchie, ver - langen würde. Nach Göppert iſt Oberſchleſien das reichſte Kohlenrevier in Europa, von Toſt bis Alvernia 14 Meilen lang, und von Hultſchin bis Lierwirz 12 Meilen breit. Die Kohlen liegen in der Ebene und gehen an vielen Stellen zu Tage aus. Das Xaveryflöz bei Bendzin in Polen 5 7 Lachter (ſogar bis 60′) mächtig, wird durch Tagebau getrieben. Die Königsgrube in Preußen förderte 1842 aus 4 Flötzen von 4′ 15′ Mächtigkeit 300,000 Tonnen Preuß. Das Niederſchleſiſche Kohlengebirge liegt auf dem Gebirgsſattel von Waldenburg zwiſchen dem Rieſengebirge und den Sudeten: die Fuchsgrube baut auf 19 Flötzen, hat einen ſchiff - baren Stollen und lieferte 1844 355,000 Tonnen Kohlen. Porphyre haben das Gebirge gehoben und zerriſſen.

Am Rhein liefert beſonders die Grafſchaft Mark (Dortmund) die für Südweſtdeutſchland ſo wichtige Ruhrkohle. Sie bildet die Fortſetzung der belgiſchen Kohlen auf der rechten Rheinſeite, nördlich des rheiniſchen Schiefergebirges, und ſetzt auf der linken Rheinſeite über Aachen, Eſch - weiler nach Belgien fort. Südlich vom Hundsrücken zeichnet ſich das Kohlenbecken von Saarbrücken durch ſeinen ungeheuern Reichthum aus. Unter mächtigen rothen Sandſteinen liegen zwiſchen Völklingen an der Saar und Bexbach in Rheinbaiern 5 Meilen lang 167 verſchiedene Flötze, darunter das Blücherflötz 14′ mächtig. 77 Flötze von 2′ 14′, zuſammen 238′ mächtig, werden abgebaut. Und würde man auch die kleinern mit - zählen, ſo käme eine Geſammtmächtigkeit von 375′ heraus. Der Preußi - ſche Antheil zwiſchen Saar und Blies beträgt allein über 800,000 Mil - lionen Ctr.! Davon werden jährlich 9 Millionen Ctr. gewonnen.

In Belgien, wo $$\frac{1}{22}$$ der Grundfläche den Steinkohlenfeldern ange -636VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohlenverbreitung.hört, woraus jährlich (1850) über 100 Mill. Centner gewonnen wurden, ſind die Flötze durch die Hebung des rheiniſchen Schiefergebirges ſehr zer - riſſen, ſelbſt zickzackförmig gebogen, was den Abbau ſehr erſchwert, und die Werke reichen über 1000′ unter den Meeresſpiegel. Bei Lüttich zählt man 61, bei Bergen ſogar 115 bauwürdiger Flötze von 1′ 3′ Mächtigkeit.

In Frankreich verdeckt die Kreideformation dieſen Kohlenzug, allein unter der Kreideformation wird das koſtbare Material noch gewonnen, in der Umgegend von Valencienne werden allein 4000 Hüttenwerke mit Kohlen betrieben. Das wichtigſte Kohlenbecken Frankreichs iſt jedoch das Revier der Loire (Rive de Gier und St. Etienne) ſüdweſtlich von Lyon, was allein der franzöſiſchen Kohlenausbeute liefert. Die 6,2 Meilen lange Mulde iſt zwiſchen kryſtalliniſches Urgebirge eingeklemmt. Auf der Loireſeite kommen 12 Flötze von 150′ Mächtigkeit vor, drei meſſen 18′, 30′ und 50′, das mittlere allein ſoll ſogar ſtellenweis 100′ erreicht haben. St. Etienne ſteht mitten auf dieſem Kohlenreichthum, aber unter der Stadt darf nicht gebaut werden. Die aufrechten Sigillarienſtämme in den dor - tigen Sandſteinbrüchen ſind längſt berühmt. Selbſtkoſten der Ctr. 7 kr. Das Revier des Centrumkanals (Creuzot und Blancy) liegt weſtlich Chalons sur Saone, wo der Kanal beginnt und zur Loire geht. Die Waſſerſcheide liegt im Kohlengebirge, wo in einem künſtlichen Baſſin ſich die Kohlen - ſchiffe ſammeln. Das große Eiſenwerk Creuzot ſichert allein eine jährliche Conſumtion von 1 $$\frac{1}{2}$$ Mill. Centner, und ob es gleich ſein Erz als Bohnen - erz aus der Juraformation und aus dem Alluvialboden des Berry bezieht, ſo liefert es doch die Anker und rieſigen Maſchinen für die Häfen von Marſeille und Toulon. Es iſt aber auch eine der mächtigſten Kohlen auf Erden. Das Flötz von Creuzot iſt in der Streichungslinie auf 1000 1700 Meter bekannt, und 20 bis 60 Meter mächtig. Bei Montchanin geht ſogar ein Querſchlag 110 Meter lang ununterbrochen in der Kohle fort, und da das Flötz ungefähr 450 einfällt, ſo iſt es 77 Met. = 237′ mächtig. Freilich verändert ſich das bald wieder, doch wird die durch - ſchnittliche Mächtigkeit immerhin 25 Met. = 77′ angegeben! Man hat dieſes Flötz über 1 Stunde weit (4000 Metr.) verfolgt. Nach der Breite der Mulde und dem Einfallswinkel der Schichten wurde der tiefſte Punkt auf 27,000′ berechnet, allein direkte Erfahrungen bei Saarbrück haben in neuern Zeiten gezeigt, wie trügeriſch ſolche Berechnungen ſind. Frankreich hat außerdem noch mehr als 40 kleinere Kohlenreviere, häufig zwiſchen Urgebirge eingeklemmt, iſt aber dennoch im Ganzen arm zu nennen. Auch das ſüdliche Deutſchland theilt dieſes Schickſal. Zwar tritt wie an den Vogeſen, ſo auch am Schwarzwalde Kohlengebirge in aus - gezeichneter Deutlichkeit zu Tage, wie an der untern Murg, im Gebiete der Kinzig bei Zunsweier und Schramberg, aber unter der Laſt des Bunten - ſandſtein können vielleicht die kohlenreichen Glieder nicht recht zu Tage treten. Nur auf badiſchem Gebiet im Hakenbach findet ſich ein kleiner Kohlen - bergbau. Das Kohlengebirge iſt etwa 480′ breit zwiſchen Gneus einge - klemmt, man zählt 6 Flötze, darunter Neſter von 18′ Mächtigkeit. Auch am Südrande des Frankenwaldes und längs des Böhmer - und Bayeriſchen Waldes tritt das Kohlengebirge an verſchiedenen Stellen zu Tage. Bei Stockheim im nördlichen Bayern und in dem anliegenden Meiningiſchen Gebiet Neuhaus wird ſeit neuerer Zeit Bergbau darauf getrieben (Leon -637VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohlenverbreitung.hard’s Jahrb. 1853. 1), die geringſte Mächtigkeit des Kohlenflötzes beträgt 6′, allein die Kohle hat ſo viel Schwefelkies, daß ſie erſt gewaſchen wer - den muß, bevor man ſie zu metallurgiſchen Prozeſſen verkokſen kann. Der kleinen Becken im Thüringer Wald (Manebach), am Harze (Wettin, Löbejin, Opperode, Meisdorf, Ihlefeld) nicht zu gedenken. Solche ver - einzelte Erſcheinungen des ächten Kohlengebirges führen zu der Vermu - thung, daß im kohlenarmen ſüdweſtl. Deutſchland das reichere Becken unter dem Buntenſandſteine verborgen liege.

Das Königreich Sachſen hat zwar nur drei kleine, aber ſehr ausgezeichnete Ablagerungen am nördlichen Rande des Erzgebirges: 1) bei Zwickau an der Mulde mit 8 9 Flötzen im Durchſchnitt je 6 8′ ſtark, das ſogenannte tiefe Planitzer Flötz iſt 20 24′, das Rußkohlenflötz ſogar 30′ mächtig. Der Erdbrand auf dem linken Muldeufer ſüdlich von Planitz bei Zwickau, wo der Erdboden ſo warm iſt, daß ein Treibhaus für exo - tiſche Pflanzen darauf angelegt werden konnte , ſteht bereits ſeit Agricola (de ortu et causis Sublerraneorum lib. II. pag. 505) in hohem Ruf: mons carbonum, qui abest a Zuicca oppido ad duo millia passuum, ardet. Cum enim suo tempore vireat, tamen semper continet in se ignem com - burentem saepe numero substructiones eorum qui id genus bitumen ef - fodiunt: interdum betullas, quibus mons est vestitus, me autem puero per aliquot dies magno arsit incendio. 2) Im Chemnitzer Revier unter - ſcheidet Naumann eine ältere Kohle bei Ebersdorf und Haynichen, und eine jüngere bei Flöha, Niederwieſa, Gickelsberg. 3) Das Döhlener Baſſin im Plauiſchen Grunde bei Dresden, zwar nur mit 4 Flötzen, das bedeu - tendſte aber in einer Mächtigkeit von 12′ 20′.

Oeſtreich gewann 1842 12 Mill. Centner Stein - und Braun - kohlen, worüber eine höchſt lehrreiche Ueberſicht in den Tafeln zur Sta - tiſtik der öſtreichiſchen Monarchie für das Jahr 1842 zuſammengeſtellt iſt. Das Hauptſteinkohlenfeld, durch Graf Caſpar von Sternberg ſo be - kannt geworden, liegt in Böhmen im Gebiet der Beraun zwiſchen Prag und Mies. Ein anderes Feld bei Brünn in Mähren. Im Banat zu Porkar ꝛc. kommt eine Kohle vor, welche man in Stücken von 3 4 Ctr. gewinnen kann, ſie iſt nicht backend, und ſoll an Heizkraft ſelbſt die beſte engliſche Steinkohle übertreffen, und ſich ganz beſonders zur Feuerung von Dampfſchiffen eignen, was der Entwickelung der Dampfſchifffahrt auf der Donau ſehr zu Statten kommt.

Rußland hat in ſeinem großen europäiſchen Centralbecken nicht blos ausgezeichneten Bergkalk, ſondern darin auch die beſte Kohle: am Donetz ſind ſchon 225 Flötze über einander nachgewieſen, die im Durch - ſchnitt eine Mächtigkeit je von 2′ haben. Es erinnert dieſer Reichthum an den Oberſchleſiſchen. Er ſetzt auch auf die Nordküſte von Kleinaſien über, wo die Türken an den Küſten des ſchwarzen Meeres bei Tyrla-Aſy Kohlen - flötze von 120 Zoll Mächtigkeit ausbeuten (Zeitſchrift deutſch. Geol. Ge - ſellſch. IV. 96).

In den Vereinigten Staaten von Nordamerika finden ſich hauptſächlich 4 gewaltige Kohlenfelder, die auf Uebergangsgebirge und Bergkalk lagern. Das größte unter allen, das

Appalachiſche Kohlenfeld in Penſylvanien, Ohio und Virginien ſchließt ſich mit ſeinem ſüdöſtlichen Flügel unmittelbar an das Alleghany -638VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohlenverbreitung.gebirge an, iſt hier gehoben, gefaltet und zerſchlagen, reicht dann aber nach Weſten in einer Breite von 36 Meilen über den Ohiokanal hinaus, ſeine Länge beträgt aus der Gegend von Bloßburg im nördlichen Penſyl - vanien bis Huntsville in Alabama gegen 150 Meilen, und das Ober - flächen-Areal über 2500 deutſche Quadratmeilen. In den Urwäldern der drei großen ſchiffbaren Ströme Alleghany und Monongahela, die bei Pittsburg den Ohio bilden, ſtreichen überall die horizontalen Kohlenflötze an den Abhängen der Ufer nahe am Rande des Waſſers zu Tage. Das berühmte Pittsburger Flötz am Ohio von 10′ Mächtigkeit mit den beſten bituminöſen Kohlen kann man auf 10 deutſche Meilen weit den Monon - gahela hinauf bis Brownsville verfolgen. Die Kohlenwagen können aus ihren horizontalen Gängen heraus die Ladung unmittelbar in die Barken liefern, welche am Flußufer vor Anker liegen. Bequemer konnte es die Natur nicht bieten. Die amerikaniſchen Geologen machen die intereſſante Bemerkung, daß die horizontal gelagerte Kohle im Weſten bituminös ſei, je näher aber den Bergen, deſto mehr nimmt der Bitumengehalt ab, in den Bergen ſelbſt kommt der ausgezeichnetſte Anthracit vor, wie z. B. Pottsville am Shylkill weſtlich Philadelphia: 13 Flötze folgen nach ein - ander in ſenkrechter Schichtenſtellung, worunter einige 8′ 10′ mächtig, die Kohle ſchmutzt nicht, und die Schornſteine der Fabriken rauchen nicht. Auf der Lehigh-Summit-Grube haben ſich ſogar mehrere Flötze zu einer 50′ dicken Maſſe geſchaart. Nicht minder bedeutend iſt das

Illinois-Kohlenfeld, bei St. Louis das Miſſiſippithal errei - chend, im Süden vom Ohio, im Norden vom Miſſiſippi durchſchnitten, gleicht es einer Ellipſe von 65 Meilen Länge und 50 Meilen Breite, ſo groß als die Inſel Brittannien. Owen zählt 7 gute und 10 12 ſchlechte Schichten. In den obern Schichten kommen Kohlen vor, woran man die Holzſtruktur noch ſo gut ſehen kann, als an Holzkohle. Mitten zwiſchen beiden Feldern liegt die Siluriſche Kalkſtein-Inſel von Cincinnati, mit ihren Gipfeln 1400′ über dem Meere, während genau nördlich von dieſer Centralinſel ſich das dritte

Michigan-Kohlenfeld zwiſchen Michigan - und Huronen-See gegenüberlegt. Alles iſt in dieſen großen Kohlenfeldern mit bewunderungs - würdiger Regelmäßigkeit abgelagert, gewöhnlich über dem Kohlenflötz die Blätter und Stämme, und unter ihm die Wurzeln (Variolarien). In dieſer Beziehung iſt beſonders das vierte, das Neuſchottiſche Kohlenfeld inſtruktiver, als irgend eines auf dem Kontinent, da in der durch ſeine Hochfluthen ſo berühmten Fundy Bay und nördlich von der Halbinſel Neuſchottland die Kohlenformation an das Meer ſtößt. Sydney, die Haupthafenſtadt von Cape Breton, liegt im Herzen der Steinkohlenflötze, die ſo gut ſind, als die beſten von Newcaſtle, viere davon von 4′ 7′ Mächtigkeit werden abgebaut. Lyell beobachtete 1842 in der Fundy-Bay zehn über einander ſtehende Wälder, Brown an der Küſte von Cap Breton ſogar 17 Stockwerke ſte - hender Bäume über einander. Man kann bei dem zerſchnittenen Terrain die Erſcheinung auf viele Stunden Entfernung verfolgen, ſo daß darüber kein Zweifel ſein kann. Die amerikaniſchen Geologen haben nun ſogar vermuthet, die drei Centralkohlenfelder hätten vielleicht einſt zuſammen -639VI. Cl. Inflammabilien: Braunkohle.gehangen, und wären erſt durch Fluthen von einander getrennt, dann hätte der alte Kohlenwald eine Fläche von 150 Meilen Breite, und am mindeſten 20,000 Quadratmeilen bedeckt. Immerhin beträgt in den 12 Staaten, welche hauptſächlich Kohlen produciren, das Kohlenareal 133,000 engliſche Quadratmeilen, oder ¼ der ganzen Fläche. Das können unmög - lich Anſchwemmungen ſein.

Uebergehen wir die Kohlen in Spanien, der Türkei, in Oſtindien bis nach Auſtralien, ſo drängt ſich am Schluß noch die Frage auf, was wir Steinkohlen und was wir Braunkohlen nennen ſollen. Che - miſch in der Behandlung mit dem Löthrohr oder mit Kali kann man in einzelnen Fällen zwar ſicher entſcheiden, aber im Ganzen nicht, ſo leicht es auch der Technik wird, das Brauchbare herauszufinden. Auch das Vorhandenſein von freier oder an Ammoniak gebundener Eſſigſäure pag. 628 in den Deſtillationsprodukten wird man nicht als abſolutes Merkmal nehmen wollen. Mineralogiſch ſtellte man früher alles zur Stein - kohle, was keine Holzſtruktur zeigte und ſchwarzen Strich hatte. Indeß da es auch ausgezeichnete Braunkohlen der Art gibt, ſo wurde vielfach confundirt. Daher hält man am beſten am geognoſtiſchen Unter - ſchiede feſt, und nennt alle Kohlen der ſecundären Formation bis zur Kreide Steinkohle, und alle der tertiären Braunkohle. Dann ſind die Steinkohlen zwar am ausgezeichnetſten in der Steinkohlenformation zu finden, allein man findet auch mehrere Lagen im Keuper, beſonders be - kannt die Lettenkohle zwiſchen Muſchelkalk und Keuper. Zwiſchen Keuper und Lias lagert in Franken ein kleines Kohlengebirge, welches an der Theta bei Bayreuth und bei Helmſtedt im Braunſchweigiſchen früher abgebaut wurde. In dieſe Region gehören auch die Kohlen in Oeſtreich unter der Enns, die ſich längs dem Nordſaume der Alpen bis nach Fünf - kirchen in Ungarn fortziehen: Waidhofen a. d. Yps, Großau, Lilienfeld, Grünbach. Die Kohle gleicht äußerlich der beſten Schieferkohle, iſt aber außerordentlich bituminös, und gibt daher ganz poröſe Coaks. So ſehr ſie daher in dieſer Beziehung von der Braunkohle abweicht, hat ſie doch ſchon einen etwas braunen Strich, wie man ihn bei der wahren Steinkohle nicht findet. In England bei Scarborough und Brora kommt eine brauchbare Kohle im braunen Jura vor. Geognoſtiſch bekannt ſind die Kohlen in der Wälderthonformation, welche zu Preußiſch-Minden, am Deiſter im Bückeburgiſchen, zu Neuſtadt am Rübenberge in Hannover ꝛc. abgebaut werden.

b) Braunkohle.

Der Name wurde von Werner paſſend nach der braunen Farbe ge - geben. Die Franzoſen begreifen ſie neuerlich unter Lignites, weil häufig die Holzſtruktur noch ſicher erkannt wird. Die engliſche Bovey Coal von Bovey Tracey in Devonſhire gehört dahin.

Es iſt die Kohle der Tertiärformation, welche im Pariſer Becken bereits im unterſten Tertiärgebirge unter dem Grobkalk beginnt, in Deutſch - land aber meiſt der mittlern Tertiärformation beigezählt werden muß. Die Pflanzenreſte ſind in ihr häufig in Menge angehäuft und erkennbar. Die braune Farbe deutet entſchieden einen geringern Veränderungsgrad640VI. Cl. Inflammabilien: Braunkohle.als bei der Steinkohle an. Braunkohlen enthalten meiſt weniger Bitumen als fette Steinkohlen, und geben keine guten Coaks. Uebrigens iſt wie beim Holz je nach der Feuerung das Ausbringen von Kohle ſehr ver - ſchieden: ſchnelles Feuern gibt weniger Kohlenrückſtand. Schon Klaproth vermuthete unter den Deſtillationsprodukten branſtige Holzſäure, was ſich ſpäter beſtätigt hat. Dr. Kremers glaubte in der Eſſigſäurebildung den ſcharfen Unterſchied von der Steinkohle zu finden pag. 628. Man kann ſie nur in ihren Varietäten einigermaßen feſthalten.

1. Muſchelige Braunkohle (Pechkohle, gemeine Braunkohle) hat noch ganz das Ausſehen einer ächten Steinkohle, doch iſt ſie nicht ſo bituminös, riecht beim Verbrennen unangenehmer, und hat einen braunen Strich, oder theilt doch wenigſtens der Kalilauge eine dunkelbraune Farbe mit. Gew. 1,2. Sie ſcheidet ſich in der gemeinen Braunkohle neſterweis aus, bildet dünne Flötze in der Molaſſe (St. Gallen mit Planorbis, Kauf - beuren), am Saume der Alpen (Heering in Tyrol). Ihr Glanz gleicht meiſt dem der Pech - oder Cannelkohle. Doch liegen auch Partien der deutlichſten Glanzkohle darin. Am Meißner, wo ſie mit Baſalt in Be - rührung kommt, wird ſie ſogar faſt noch ſtärker glänzend, als der Glanz der glänzendſten Steinkohle. Der Baſalt erzeugte dort auch die viel ge - nannte Stangenkohle pag. 632. Jene geſchichteten in den Alpen können beim erſten Anblick mit Schieferkohle des Steinkohlengebirgs ver - wechſelt werden, aber es fehlt bei näherer Anſicht die zwiſchenliegende Faſer - kohle. Auch haben ſie eine vorherrſchende Neigung, Blätterkohle zu werden, in welcher die Schichtung viel dünner und beſtimmter iſt (Molaſſe bei Ißny). Bemerkenswerth ſind die bituminöſen Hölzer (Rod im Sieben - gebirge bei Bonn), welche im Längsbruch matt ſchimmern und die deut - lichſte Holzſtruktur zeigen, im Querbruch dagegen einer Pech - bis Glanz - kohle gleichen. Dieſe ſcheinbar homogene Struktur ſtellt ſich öfter auch bei Früchten und andern Pflanzenreſten auf friſchen Bruchflächen ein. Die Analyſen weichen ſehr ab: Gräger gibt in der Glanzkohle vom Meißner 82 C, 4,2 H, 5,9 O an, in der Pechkohle dagegen über 62 C, 5,5 H, 18 O.

2. Moorkohle iſt die gemeinſte aller Braunkohlen. Derb mit ebenem Bruch und glänzendem Strich, hat aber ſo viel Feuchtigkeit, daß ſie in den Sammlungen aufberſtet. Die Farbe ſchwarz wie Moor (Buxweiler), häufig aber auch ſtark ins Braune (Salzhauſen). In ihren reinſten Ab - änderungen erſcheint ſie wie fein zermalmtes Holz, das ſchlammartig ver - theilt wieder zuſammenbackte. Sie dient den Hölzern, Blättern, Früchten ꝛc. als Lagerſtätte, und erinnert durch ihr Ausſehen lebhaft an Torfbildung. In den tiefern Seegegenden zwiſchen Halberſtadt und Aſchersleben wird ſie ſtellenweis als ſchwarzer fließender Schlamm aus dem Boden geſchla - gen; am höhern Ort fällt ſie dagegen an der Luft zur Erde (Erdkohle, erdige Braunkohle), wie z. B. zwiſchen Halle und Eisleben, ſie wird dann mit Waſſer angemacht, geknetet, in Formen geſtrichen, an der Luft ge - trocknet, und ſo zur Feuerung angewendet. Trotz dieſes erdigen Aus - ſehens iſt der Aſchengehalt, ſo lange ſie keine Schichtung zeigt, nicht übermäßig. Klaproth (Beiträge III. 319) bekam bei der erdigen Braun - kohle von Schraplau bei Eisleben 11,5 p. C. Aſche, gewöhnlich beträgt ſie aber noch weniger. Mit mäßig ſtarker Aetzlauge digerirt ſcheint ſich641VI. Cl. Inflammabilien: Braunkohle.faſt die ganze verbrennliche Subſtanz derſelben gleichſam zu einer flüſſigen ſchwarzen Kohle aufzulöſen, mit 16 Theilen Waſſer verdünnt und filtrirt erſcheint die Flüſſigkeit immer noch mit geſättigter dunkel ſchwarzbrauner Farbe.

3. Bituminöſes Holz kommt in ganzen Stämmen mit mehr oder weniger erhaltenen Veräſtelungen beſonders in die Moorkohle eingebettet vor. Stehen dieſe Stämme aufrecht, ſo ſind ſie weniger verdrückt, als wenn ſie liegen. Die Struktur des Holzes iſt meiſt noch ſo deutlich, als bei lebenden Hölzern, es läßt ſich ſägen und ſpalten, und wird in man - chen Gegenden zerſtückelt wie Holz zu Markte geführt (Rieſtedt). Die ſchwarzen Hölzer zeigen nicht ſelten auf dem Querbruch einen deutlichen Anſatz von Verkohlung, bei den nußbraunen (Salzhauſen) iſt es jedoch weniger der Fall. Letztere ſind ſchwimmend leicht, können wie Holz ge - hobelt und geglättet werden. Trotz dieſer Wohlerhaltenheit konnte doch ſchon Hattchet in den Hölzern von Bovey kein Kali mehr finden. Die zerreiblichen geben eine ſchöne braune Farbe (Cölniſche Umbra), und be - weiſen, daß der größte Theil der dichten Braunkohle nichts als ein ſolches Reibungsprodukt ſei, wie es bereits die ältern und neuere Naturforſcher (Hartig) anſehen. Es ſind darunter Laub - und beſonders Coniferenhölzer. Letztere gehören aber nicht mehr bei uns lebenden an, ſondern meiſt Thuja - und Cypreſſenarten von rieſenhafter Größe. Beſondern Ruf hat in dieſer Beziehung die Grube Bleibtreu an der Hardt im Siebengebirge, die Stämme liegen mitten in der dortigen Moorkohle. Hr. von Dechen er - wähnt eines liegenden Stammes (Pinites ponderosus) von 39 $$\frac{1}{2}$$ Länge, 14 15 Fuß Breite und 17 Zoll Dicke, ſo ſtark war derſelbe gepreßt. Seltener ſind aufrechte Stämme, wie ſie Nöggerath 1819 zuerſt vom Pützberge bei Friesdorf auf der linken Rheinſeite beſchreibt, es war dar - unter ein Stamm mit Wurzeln von 12 Fuß Durchmeſſer in der Bruſt - höhe. In neuerer Zeit fanden ſich auf Bleibtreu in einem Raume von 22 Morgen 35 ſolcher Baumſtämme von 2 $$\frac{1}{2}$$ bis 9 Fuß Durchmeſſer, ſie haben noch deutliche Wurzelausläufer, und ſind in einer Höhe von 12 16′ gewaltſam abgebrochen. Oefter findet man große Stämme daneben, als wenn dieß Stücke des abgebrochenen Baums wären. Dr. Hartig (Bo - taniſche Zeitung 1853. pag. 604) hat die Jahresringe eines ſolchen auf - recht ſtehenden Stammes (Campoxylon) genau gemeſſen, und da die durch - ſchnittliche Jahrringbreite $$\frac{1}{47}$$ Zoll betrug, das Alter auf mehr als 3000 Jahre geſchätzt. Solcher Braunkohlenflötze, wenn auch minder mächtig, finden ſich dort dreizehn über einander. Da nun ohne Zweifel die Bäume an Ort und Stelle wuchſen, ſo gibt uns das einen Maßſtab des Alters. Denn das einzige erdige Hauptflötz iſt ſchon 10′ 14′ mächtig, und in der Mitte findet ſich eine etwa 3′ dicke Lage, die faſt ganz aus bitumi - nöſem Holze in großen Stücken und ganzen Stämmen beſteht. Ein Theil deſſelben ſieht friſch hellbraun aus, trocken wird es aber öfter im Quer - bruch ſchwarz wie Pechkohle. Die Analyſe gab nur 1,24 Aſche, 64,3 C, 5,5 Waſſerſtoff und 29 Sauerſtoff. In den Spalten des Jura, in der Braunkohle von Uznach ꝛc. kommen äſtige Hölzer vor, die noch ganz zähe Holzfaſer zeigen.

Wie das Holz, ſo haben ſich nun auch die verſchiedenſten Pflanzen - theile erhalten: Baſt, Tannenzapfen, Früchte aller Art. Die ſogenanntenQuenſtedt, Mineralogie. 41642VI. Cl. Inflammabilien: Braunkohle. Kiefernadeln beſtehen in Thüringen aus ſehr deutlichen Gefäßbündeln von Palmenhölzern, die im Querbruch wie Pechkohle glänzen, und bei ihrer großen Verbreitung den beſten Beweis für ein wärmeres Klima in jenen Zeiten liefern. Beſonders reich an ſolchen Pflanzenreſten iſt die ſogenannte

4. Blätterkohle, eine dünngeſchichtete, biegſame, lederartige Sub - ſtanz, die ihre zähe Conſiſtenz hauptſächlich dem ſtarken Bitumengehalte verdankt. Die Schieferung ſelbſt rührt von der großen Beimiſchung von Thon her, ſo daß der Aſchenrückſtand oft mehr als die Hälfte beträgt. Zwar kommen in der obern Steinkohlenformation, im Poſidonienſchiefer des Lias ꝛc. Schiefer vor, die bei der Verwitterung ein höchſt verwandtes Anſehen annehmen, allein bis zu dem Grade der Feinheit, als die Braun - kohlenſchiefer, zertheilen ſie ſich nicht. Ueberdieß ſcheinen auch mehrere dieſer Blätterkohlen mit dem zarten Polir - und Klebſchiefer in Verwandt - ſchaft zu ſtehen, denn Ehrenberg wies in der Blätterkohle von Rott im Siebengebirge ebenfalls Kieſelinfuſorien nach. Wenn die Blätter ganz zart werden, heißt man ſie wohl Papierkohle (Pappendeckel), und da ſolche in die bloße Flamme gehalten ſchon mit Geſtank brennt, ſo belegte ſie Cordier mit dem Namen Dyſodil, der ſich in ganz dünnen grünlich grauen Blättchen im Kalkſtein von Melili bei Syracus auf Sicilien fand, wo ihn die Einwohner Merda di Diavolo nannten. Werner verſtand unter ſeiner Blätterkohle auch Steinkohlen. Jetzt verſtehen wir vorzugs - weiſe darunter dieſes allerdings ſehr merkwürdige Glied der Braunkohlen - formation, welches unter oder über der Moorkohle Platz greift. Es ent - hält nicht blos Inſekten, Fiſche, Fröſche, ſondern auch Krokodilreſte, Vogel - federn und Knochen von einem Moſchusthier ꝛc. Beſonders aber bilden ſie das ſanfte Bett für die Dicotyledonenblätter aller Art, Kätzchen mit Blüthenſtaub, in der Wetterau hat man ſogar Weintrauben von ſchönſter Form darin gefunden. Das Siebengebirge bei Bonn, die Wetterau bei Salzhauſen, der Weſterwald, Ménat in der Auvergne liefern ausgezeich - nete Beiſpiele dieſer merkwürdigen Kohle, welche bei Bonn auf Oel be - nutzt wird.

5. Alaunerde. Obgleich der Alaun auch aus den härtern Alaun - Schiefern dargeſtellt wird pag. 446, ſo iſt doch die weichere Alaunerde des Braunkohlengebirges auch ganz gut dazu geeignet. Buxweiler im Elſaß, Freienwalde an der Oder, Altſattel in Böhmen und viele andere deutſche Alaunwerke beziehen ihr Material aus der Braunkohlenformation. Es iſt eine grauſchwarze zum Schieferigen geneigte Erde, welche leicht an der Luft zerfällt und gewöhnlich die Braunkohlenflötze begleitet. Der fein vertheilte, dem bloßen Auge nicht ſichtbare Schwefelkies und auch der Mangel an kohlenſaurem Kalk, welcher die Schwefelſäure binden würde, machen ſie brauchbar. Durch jahrelange Verwitterung bildet ſich ſchwefel - ſaure Thonerde, Alkali iſt gewöhnlich nicht hinlänglich vorhanden, und muß daher zugeſetzt werden. Man braucht die ſo lockere Erde nicht wie den Alaunſchiefer vorher zu röſten. Es fehlt ihr an Bitumengehalt. Bei Freienwalde werden jährlich über 32,000 Tonnen à 2 Sgr. gefördert. 4 Tonnen geben 1 Ctr. Alaun. Klaproth (Beitr. IV. 286) fand darin 40 Kieſelerde, 16 Thonerde, 19,6 Kohle, 10,7 Waſſer, 1,5 ſchwefelſaures Kali, 2,8 Schwefel, 6,4 Eiſenoxyd ꝛc.

643VI. Cl. Inflammabilien: Bitumen.

Die Braunkohle iſt beſonders in dem norddeutſchen Schuttlande zu Hauſe, wo ſie an zahlloſen Punkten oft unmittelbar an der Oberfläche liegt, ſo daß ſie durch Tagebau gewonnen werden kann. Der preußiſche Staat allein gewinnt jährlich gegen 50 Mill. Ctr., der Centner 1 Sgr. Den vierten Theil davon liefert die Gegend von Halberſtadt, Theile die Gegend von Halle. In der Mark zwiſchen Elbe und Oder iſt ſie wohl an 20 Punkten durch Tiefbau aufgeſchloſſen. Ihre Schichten fallen ſteil ein, und ſie wird nicht blos vom Diluvium, ſondern auch vom Sep - tarienthon bedeckt, der der jüngern Aeocenformation angehören ſoll (Plettner, Zeitſchrift deutſch. Geol. Geſellſch. IV. 249). Von Bonn und Cöln, wo die berühmte Cölniſche Umbra 6 10′ mächtig durch Tagebau gewonnen wird, zieht ſich die Ablagerung über den Weſterwald bis in die Frank - furter Gegend. Beſonders reich und unerſchöpflich iſt auch das nördliche Böhmen, namentlich zwiſchen Eger und Teplitz, doch wird hier die Aus - beutung noch nicht ſo ſchwunghaft betrieben, als in Preußen. Reich ſind ferner die öſterreichiſchen Alpen, während das ſüdweſtliche Deutſchland auch in dieſer Beziehung keine Bedeutung hat. Es kommen in den Spalten der Juraformation, in der Molaſſe ꝛc. wohl Neſter und Flötze vor, aber nur ſehr untergeordnet. In Frankreich iſt Braunkohle öfter in den Süß - waſſerkalk eingelagert, wie bei Marſeille, wo ſie daher den Namen Houille des calcaire erhalten hat.

Die Nachbarſchaft der Baſalte zu den Braunkohlen fällt in den deutſchen Hügelländern, Böhmen, Heſſen und in Centralfrankreich oft ſehr auf. So kommen auch auf dem weſtlichen und nördlichen Island mächtige Lager dort unter dem Namen Surturbrand bekannt vor, worin nach Olavſen ganz gewaltige Baumſtämme liegen (Steffens vollſt. Handb. der Oryktognoſie II. 371), ſo wohl erhalten, daß in Kopenhagen daraus allerlei kleine Geräthſchaften gemacht werden.

Die Bildung der Braunkohle erinnert in auffallender Weiſe ſchon an unſern heutigen Torf, der dem Alluvium angehört, und ſich un - mittelbar an die jüngſten Braunkohlen anſchließen wird. Wenn man dabei an die Mächtigkeit der Torflager in Irland erinnert, die zuweilen aufbrechen und in Schlammfluthen die Gegend verwüſten und bedecken; an den Baggertorf niedriger Seeküſten in Holland; an die untermeeriſchen Wälder von Nordfrankreich und Großbrittannien (Handbuch der Geognoſie von de la Beche, überſetzt von Dechen pag. 158): ſo wird uns manches klar, was beim erſten Anblick zum Staunen erregt. Zeigte doch Hr. v. Carnall bei der Verſamml. der deutſchen Naturforſcher in Tübingen 1853 eine feinerdige kaffeebraune Maſſe vor, die ſich in einem Dampfkeſſel, der mit bituminöſen Waſſern geſpeist war, gebildet hatte, und in auffal - lender Weiſe einer feinen Cölniſchen Umbra glich.

2. Bitumen.

Das Bitumen, welches in ſeinem flüſſigen Zuſtande unter dem Na - men Steinöl bekannt iſt, kommt nicht blos untergeordnet in Kohlen und Schiefern der verſchiedenſten Art vor, ſondern hat ſich auch an vielen Punkten zum Theil in großer Menge ſelbſtſtändig ausgeſchieden. Da es ſehr kohlenſtoffreich iſt, ſo brennt es mit rußiger Flamme, und bei gutem41*644VI. Cl. Inflammabilien: Bitumen.Luftzuge leuchtet es ſehr ſtark. Man begreift oft nicht, wie das Oel in viele dieſer Schiefer kam. Nicht blos die ſogenannten Brandſchiefer in der Oberregion der Steinkohlenformation (Autun, England) enthalten es, ſondern auch einzelne Lager in den Blätterkohlen der Braunkohlenforma - tion, und zwar in ſolcher Menge, daß Selligue aus erſtern mit Vortheil Leuchtgas dargeſtellt hat (Dumas, Comptes rendus 1840. X. 861 und Traité de Chimie 1844. tom. VII. pag. 390). Das Oel der Blätterkohle des kleinen Braunkohlenbaſſins von Ménat in der Auvergne gab dazu den erſten Impuls. Dumas fand in den Schieferthonen der Steinkohlen - formation von Vouvant in der Vendée 14,5 p. C. Oel, 3,2 Waſſer, 7,7 Kohle, 17,5 flüchtige Materie und 61,6 Aſche. In Deutſchland benutzt man bei Bonn die Blätterkohle von Rott im Siebengebirge (Zeitſchrift deutſch. Geol. Geſellſch. II. 239). Dieſelbe liefert ein paraffinhaltiges Schieferöl, das Pflanzen und Thieren zugleich ſeinen Urſprung zu danken ſcheint. Wenn ſolche ölreichen Schichten in der Nachbarſchaft der Kohlen - lager vorkommen, ſo ließe ſich das noch erklären. Aber auffallend genug ſtellen ſich auch ähnliche Schiefer mitten zwiſchen Meeresformationen ein, wie der ſüddeutſche Lias mehrere Beiſpiele liefert. Hier kann von Pflanzenöl kaum die Rede ſein, da es rings an Pflanzenlagern fehlt, ausgenommen Fucoideen. Und doch hat Hr. Prof. Chr. Gmelin in den mergeligen Po - ſidonienſchiefern Württemberg’s 7 $$\frac{1}{4}$$ p. C. theeriges Schieferöl nachgewieſen. Daſſelbe konnte wenigſtens zum Theil mit Aether ausgezogen werden, muß ſich alſo im Schiefer ſchon fertig vorfinden. Es bleibt daher kaum eine andere Erklärungsweiſe über, als daß die Geſteine ſich mit dem Oel der geſtorbenen und dort verfaulten Thiere getränkt haben. Was die Kohle für die Heitzung iſt, das dürfte dieſes Oel einſt für die Beleuchtung werden, wenn man der Sache die gehörige Aufmerkſamkeit zuwendet, da es an Leuchtkraft das beſte Oel - und Wachslicht übertrifft. Blos der ſtark bituminöſe Geruch erregt noch einigen Anſtoß, doch auch dieß wird mit Hilfe der Chemie überwunden werden. Es iſt wirklich erſtaunlich, wie die Natur durch ſcheinbar Kleines ſo Großes zu Stande gebracht hat: in den Poſidonienſchiefern des Lias in Schwaben liegen auf einer Quadratmeile (zum großen Theil ganz oberflächlich), gering berechnet, über 200 Millionen Centner des feinſten Oeles, ja man übertreibt nicht, wenn man die Mächtigkeit der zu gewinnenden Oelſchicht auf ein Pariſer Fuß ſchätzt.

Man muß beim Bitumen überhaupt wohl unterſcheiden zwiſchen freiem und gebundenem. Das freie kann man durch einfaches Kochen im Waſſer, wie zu Lobſann im Elſaß, herausziehen, das gebundene dagegen nur zum Theil durch Aether. Erſt durch Erhitzen der Schiefer in Retorten deſtillirt Oel mit Waſſer, Ammoniak, Leuchtgas ꝛc. über, gerade wie bei den Kohlen. Das Oel ſelbſt ſcheint alſo vorzugsweiſe erſt ein Deſtilla - tionsprodukt zu ſein.

Dieſes Schieferöl hat einen ſtarken empirevmatiſchen Geruch, ſieht im reflectirten Licht mehr oder weniger dunkelfarbig vom beigemiſchten Theer aus, und zeigt das Fluoriren pag. 112 in ausgezeichneter Deut - lichkeit. Chemiſch beſteht es aus einer ganzen Menge leichterer und ſchwererer Oele, die man durch unterbrochene Deſtillation von einander trennen kann. Schon bei 60° Wärme gehen Oeldämpfe über, andere645VI. Cl. Inflammabilien: Idrialin, Naphtha.widerſtehen noch einer Temperatur von 400°, und dieſe erkalten zu einem ſchwarzen feinen Theer. Ueberhaupt ſind die flüchtigern Oele farblos, je weniger flüchtig, deſto gelber werden ſie, bis ſie ſich zuletzt im Braunen und Schwarzen verlieren.

Idrialin nannte Dumas (Pogg. Ann. 26. 526) ein Bitumen aus den Queckſilberbranderzen von Idria. Dieſe Branderze bilden in den dortigen Bergwerken dünne Handhohe Lager, von röthlich ſchwarzer Farbe und glänzendem Strich. In der Weingeiſtlampe fangen ſie ſchnell Feuer, und tröpfeln wie brennender Theer ab. Die Tropfen bedecken ſich ſogleich mit weißen Wallrathähnlichen Kryſtallflittern. Noch deutlicher bekommt man ſolche, wenn man kleine Proben in einer offenen Glasröhre ſo erhitzt, daß ſie nicht Feuer fangen. Probe und Röhre bedeckt ſich dann mit Flittern, welche das Idrialin C3 ſind. Bei größern Stücken wird die ganze Luft ſtetig mit den zierlichen Flimmern erfüllt. Kochende concentrirte Schwefel - ſäure färben ſie blau. Da ſiedendes Terpentinöl aus dem Branderze etwas herauszieht, ſo ſcheint es ſchon darin zu präexiſtiren.

Wie das Feuer ſchnell ſolche Produkte erzeugt, ſo mögen in der Erde ähnliche langſam entſtanden ſein. Obenan unter allen ſteht das

Steinöl.

Petroleum, Erdöl, Naphtha. Iſt eines der merkwürdigſten Produkte des Erdbodens, das zugleich in der Kulturgeſchichte des Menſchen eine nicht unwichtige Rolle ſpielt. Schon die Babylonier bedienten ſich des - ſelben als Mörtel zu Mauerwerk, und die alten Aegyptier balſamirten ihre Todten damit ein. Plinius erwähnt die Abänderungen an verſchie - denen Orten: bei den Quellen lib. II. cap. 109 ſpricht er vom Naphtha, ita appellatur circa Babyloniam; lib. 35. cap. 51 werden dagegen alle drei Varietäten vortrefflich beſchrieben: et bituminis vicina est natura, alibi limus, alibi terra: limus e Judaea lacu emergens (Asphalt) .... Est vero liquidum bitumen, sicut Zacynthium (Zante), et quod a Baby - lone invehitur. Ibi quidem et candidum gignitur (Naphtha). Liquidum est et Apolloniaticum: quae omnia Graeci pissaphalton appellant, ex ar - gumento picis et bituminis (Bergtheer).

Dieſe bituminöſen Oele ſind im Allgemeinen leichter als Waſſer, Gew. 0,7 1,2, beſtehen aus Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff. Sie brennen ſehr leicht mit einem nicht gerade unangenehmen Geruch, zumal beim erſten Anzünden. Mit Waſſer miſchen ſie ſich nicht. In Alkohol löſen ſie ſich nur wenig, dagegen in Aether, in flüchtigen und feſten Oelen. Eigentlich haben wir nur zwei feſte extreme Punkte: Naphtha und Asphalt, jenes das reinſte flüchtige und farbloſe Oel, dieſes das mög - lichſt entölte ſchwarze verhärtete Theer. Da nun das Theer vom Oele in allen Verhältniſſen gelöst wird, ſo entſtehen durch ſolche Miſchungen Zwiſchenſtufen. Auch verwandelt ſich das Oel durch Aufnahme von Sauer - ſtoff theilweis ſelbſt in Theer.

Naphtha (Bergbalſam) iſt das dünnflüſſige, im reinſten Zuſtande ganz farbloſe Oel, was man aus dem gefärbten Steinöl durch Deſtilla - tion darſtellen kann. Sie kocht ſchon bei 85°,5 C, und beſteht nach Sauſ - ſure (Pogg. Ann. 36. 417) aus C mit 85,9 C und 14,1 , was gegen -646VI. Cl. Inflammabilien: Steinöl, Asphalt.wärtig allgemein angenommen wird. Dagegen gibt Dumas (Pogg. Ann. 26. 541 ) 87,3 C, 12,3 H an, was etwa der Formel 3 C + 5 H ent - ſpräche. So rein kommt es aber in der Natur kaum vor, da es an der Luft ſich leicht (in Folge von Oxydation?) gelb, braun bis ſchwarz färbt. Je länger es ſteht, deſto dickflüſſiger wird es, ſo kommt man durch viele Modificationen hindurch zum

Steinöl. Bei gewöhnlicher Temperatur noch leicht flüſſig, aber gelb und braun gefärbt in Folge von Vertheerung. Gerade wie auch das Schieferöl an der Luft ſich bräunt. Das Gewicht 0,8 0,9, ſchwimmt daher noch leicht auf Waſſer, mit welchem es gewöhnlich aus der Erde hervorquillt. Bergtheer hat man das ganz dickflüſſige genannt, welches durch alle Stufen der Verhärtung mit dem Asphalt in Zuſammenhang ſteht.

Steinöl (und Naphtha) hat wie das Schieferöl keinen feſten Siede - punkt. Das gewöhnliche im Handel vorkommende Petroleum von Amiano im Herzogthum Parma und von Baku iſt bereits mit Waſſer überdeſtillirt, wodurch eine etwaige Zerſetzung in erhöhter Temperatur vermieden wird. Je reiner dieſes Oel iſt, deſto weniger rußt es beim Brennen. Ja Dr. Reichenbach (Pogg. Ann. 24. 173) hat ſogar nachgewieſen, daß ſich unter den verſchiedenen Deſtillationsprodukten auch Paraffin und Eupion befänden, die rußlos brennen. Erſteres zeichnet ſich durch eine merk - würdige Indifferenz gegen Säuren und Baſen aus (parum affinis). Aus dem Schieferöl zu Bonn gewinnt man es in großer Menge, macht Kerzen daraus, die Wachskerzen ähneln. Eupion (πιὸν Fett) iſt noch bei 20° C flüſſig, farblos, waſſerklar, geruch - und geſchmacklos. Wenn man das Paraffin mehr aus Pflanzentheer gewinnt, ſo das Eupion mehr aus thieriſchen Stoffen. Beide beſtehen merkwürdiger Weiſe wie das Steinöl aus C . Steinöl dient zur Aufbewahrung von Kalium und Natrium. Da es Harze löst, ſo dient es zur Bereitung von Firniſſen. Auch iſt es ſeit uralter Zeit officinel.

Asphalt (Erdpech, Judenpech) heißt der feſte Zuſtand, mit einem obſidianartigen Bruch, pechſchwarz, Gypshärte und ſchwerer als Waſſer bis 1,2 Gew. Durch Reiben ſtark negativ elektriſch. Iſt mit dem Berg - theer durch alle Uebergänge verbunden: es gibt Bergtheer, was Winters in der Kälte ganz ſtarr iſt, Sommers dagegen, wenn auch äußerſt lang - ſam, fließt. Andererſeits iſt er wieder mit Gagat verſchwiſtert pag. 630. Im Feuer ſchmilzt er nicht blos, ſondern tröpfelt auch von der Zange herab, und verbreitet dabei einen ziemlich angenehmen bituminöſen Geruch. Die Flamme rußt ſtark, und es bleibt nur wenig Aſche und Kohle als Rückſtand. In Steinöl löst er ſich leicht. Die Deſtillationsprodukte ent - halten bedeutende Portionen bituminöſen Oeles. Die Elementaranalyſe eines Asphaltes von Cuba gab 75,8 C, 7,2 , 13 ſtickſtoffhaltigen Sauer - ſtoff und 3,9 Aſche. Der Asphalt bildet förmliche Lager, wie die Stein - kohlen. Am berühmteſten iſt ſeit alter Zeit das Vorkommen im todten Meer, woher es bereits die Egyptier holten, und noch heute ſchwimmt es beſonders nach Erdbeben in großer Menge auf dem See, ſo daß es nach Trieſt auf den Markt kommt. Zu Strabo’s Zeiten ſahe man den See zuweilen ganz mit Erdpech erfüllt, nach Diodor ſchwammen Maſſen, kleinen Inſeln vergleichbar, auf dem Waſſer. Es iſt nämlich eine Salzlake pag. 452, nihil in Asphaltite Judaeae lacu, qui bitumen gignit, mergi potest Plinius647VI. Cl. Inflammabilien: Ozokerit.hist. nat. II. 106. Auf der Inſel Trinidad vor den Mündungen des Ori - noco in Südamerika kommt ein ganzer Pechſee von 1000 Schritt Länge und 120 Schritt Breite vor, an der Küſte erheben ſich Pechriffe, und auf Pech kaum von Erde bedeckt ſchreitet man zum See, der drei Viertelſtunden von der Weſtküſte, 7 Meilen ſüdlich vom ſpaniſchen Hafen, entfernt iſt. Am Rande des Sees iſt das Pech hart und kalt, nach und nach wird es warm und nimmt Fußeindrücke an, in der Mitte fließt und kocht es noch, doch zeigen ſich keine vulkaniſchen Ausbrüche mehr. Zur Regenzeit kann man den ganzen See überſchreiten. Admiral Cochrane ſandte 2 Schiffs - ladungen voll dieſes Pechs nach England, allein um es brauchbar zu machen, erfordert es einen Zuſatz von zu viel Oel (Leonhard’s Jahrb. 1833. 629). Asphalt dient vorzüglich zum Theeren der Schiffe, zu waſſer - feſten Bauten, Dächern, Trottoiren, ſchwarzem Siegellack ꝛc.

Dieſe drei Abänderungen bilden zwar die Hauptmaſſe, doch kommen außerdem noch eine Menge Abänderungen vor, ſo daß faſt jede Lokalität auch kleine Unterſchiede zeigt, wie das eine genauere chemiſche Analyſe, beſonders das Verhalten bei der Deſtillation, zeigt. Während z. B. beim gewöhnlichen Steinöl, mit Waſſer deſtillirt, der größte Theil ſich über - führen läßt, geht bei dem Bitumen visqueux (klebriges Bitumen) von Bechelbronn im Elſaß nördlich Straßburg nach Bouſſingault keine Spur von Naphtha über, erſt bei 230° C. bekommt man in der Vorlage etwas flüſſiges Oel von blaßgelber Farbe, was Bouſſingault Petrolen nennt, 250° längere Zeit erwärmt bleibt endlich ein feſter, ſchwarzer, ſehr glänzender Rückſtand, Asphalten = C40 16 O3 genannt. Bouſſingault glaubt, daß auch bei dem andern Steinöl Petrolen und Asphalten die Hauptmaſſe bilden (Dumas Traité de Chimie VII. 385). Hauy unter - ſchied ein Malthe ou Poix minérale, auch Bitumen glutineux ge - nannt, Traité minér. IV. 454. Von einem Maltha ſpricht ſchon Plinius hist. nat. II. 108: in Commagene urbe Samosata stagnum est, emittens limum (maltham vocant) flagrantem. Die Franzoſen verſtehen darunter eine zähe, klebrige Maſſe, deren feines Oel nie ganz trocknet. Das Bi - tumen von Puy-de-la-Poix im Baſalttuff macht den Boden ſo klebrig, daß er feſt an den Sohlen der Fußgänger ſitzen bleibt. Das klebrige Weſen zeigt auch der ſandige Bergtheer von Neufchatel in auffallender Weiſe, wenn man darin mit einem Stabe rührt, ſo bewegt ſich die ganze Maſſe eine Zeitlang fort, als wäre ſie durch Würmer belebt: und ſelbſt kleine Proben muß man ſehr genau anſehen, um ſich zu überzeugen, daß die Bewegung nicht von lebenden Geſchöpfen ausgehe.

Elaſtiſches Erdpech (Elaterit) wird ſchon von Born beſchrieben, war lange nur von der Odingrube bei Caſtleton in Derbyſhire bekannt, wo es im Bergkalk mit Bleiglanz, Blende, Kalkſpath und Flußſpath bricht. Neuerlich fand es ſich ausgezeichnet zu Newhaven in Connecticut. Hier in großen Stücken. Dieſelben ſind ſtark elaſtiſch biegſam nach Art des Kautſchuk, zerreißen aber ungleich leichter. Bei friſchem iſt die Farbe röthlich braun, durch Verwitterung wird ſie aber ſchwarz. Sie riechen ſehr ſtark bituminös, und ſind von einem ſchwarzen ſchmierigen Oele durchzogen. Zuſammenſetzung C mit nur wenig Sauerſtoff.

Ozokerit Glocker Schweigger-Seidel Journ. Phyſ. u. Chem. 9. 215,648VI. Cl. Inflammabilien: Steinölverbreitung.von ὄζω riechen und κηρός Wachs, findet ſich bei Slanik in der Moldau im Sandſtein in der Nähe von Kohlen - und Salzlagern.

Offenbar nichts anders als eine Asphaltartige Maſſe. Die friſchen Stücke haben einen Serpentinartigen Bruch, ſind bräunlich, gelblich, grün - lich, und ſcheinen an den Kanten ſtark durch. Ziemlich ſpröde, doch kneten ſie ſich zwiſchen den Zähnen etwas, nach Art ſehr ſpröden Wachſes, daher auch wohl Bergwachs genannt. Durch Verwitterung werden ſie ſchwarz, und dann auffallend wachsartig, man kann von ſolchen Stücken mit dem Nagel, wie vom Wachs, Späne mit glänzenden Schnittflächen abnehmen. H. = 1, Gew. 0,94 0,97. Durch Reiben ſtark negativ elektriſch. Im Feuer verhält er ſich wie Wachs, in der Pincette fließt er ab, ehe er zum Brennen kommt, und brennt dann mit nicht ſtark rußender Flamme. Wie überhaupt die ganze Maſſe etwas Edles hat, edler als beim Asphalt. Die Analyſe gibt ebenfalls C mit 85,7 C, 15,1 H. Er ſcheint alſo wie verhärtetes Naphtha. In Steinöl leicht löslich. Die Deſtillations - produkte ſind hauptſächlich Paraffin und ein Oel ähnlich dem Schieferöl. Wird in der Moldau zu Lichtern benutzt. Er kommt an mehreren Punkten im Wiener Sandſtein, und ſtets in der Nähe von Kohlen - und Stein - ſalzlagern vor. Das Nephatil oder Naphthachil (Steintalg) aus dem Sande der Naphthainſel Tſchileken im Caſpiſee ſoll nach Völkner eine ähnliche Subſtanz ſein. Es liegt ſtets nachbarlich den Naphthaquellen, und ſoll unmerkliche Uebergänge in den weißen Naphtha bilden (Leon - hard’s Jahrb. 1839. 459). Das

Hatchettin wurde von Conybeare in Spalten des Thoneiſenſteins von Merthyr Tydwil im Steinkohlengebirge von Südwallis entdeckt. Flockig wie Wallrath, oder feinkörnig derb wie Wachs, das flockige ſtark durchſcheinend, grünlich gelb, Gew. 0,6. Schmilzt unter der Siedhitze des Waſſers zu einem farbloſen Oel, das beim Erſtarren trübe wird. Aehn - liche Maſſen kommen auch im Steinkohlengebirge von Glammorganſhire vor, worin Johnſton 85,9 C und 14,6 nachwies, das würde alſo eben - falls C H ſein.

Bildung und Verbreitung des Steinöls.

Die Oelablagerungen ſtehen einerſeits ſo innig mit den Stein - und Braunkohlen des Flözgebirges in Beziehung, daß an einem Zuſammenhang mit demſelben gar nicht gezweifelt werden kann: ſie ſind ein Oel und Harz der Pflanzen, an welchen feuerige Prozeſſe nicht den geringſten An - theil haben. Entſchieden thieriſchen Urſprungs iſt es viel ſeltener. Doch findet man z. B. mitten in den bituminöſen Kalken des mittlern Lias, Muſchelkalkes ꝛc. in rings abgeſchloſſenen Druſen homogener Bänke beim Zerſchlagen ſchwarze theerige Ueberzüge, die, wenn nicht durch bituminöſe Tagewaſſer hingeführt, wohl thieriſchen Urſprungs ſein könnten. Anderer - ſeits hat ſich das Oel, Theer und Pech in manchen Gegenden (Trinidad, Cuba, Baku) in ſolchen Maſſen angehäuft, daß man die Sache nicht recht begreiflich finden könnte, wenn nicht Deſtillationsprozeſſe im Innern der Erde dazu mitgewirkt haben ſollten. Wegen der Wichtigkeit in der Anwen - dung wird Steinöl überall geſucht, wo es vorkommt. In Europa iſt es meiſt nur als Theer und Asphalt bekannt. In Frankreich hat das Bitumen649VI. Cl. Inflammabilien: Steinölverbreitung.von Seyſſel (an der Rhone unterhalb Genf) größten Ruf. Es erfüllt einen Molaſſeſand und Nagelflue, man kocht das Geſtein, und das Bi - tumen löst ſich davon und ſchwimmt auf dem Waſſer. Auch iſt daſelbſt der Jurakalk wie im Val de Travers (bei Neufchatel) ſo durchdrungen, daß er eine kaffeebraune Farbe bekommt. Man kann ihn zwar pulvern und ſieben, aber das Pulver ballt ſich wieder von ſelbſt. Das Bitumen von Bechelbronn und Lobſann im Elſaß nördlich Straßburg bildet im Braunkohlengebirge man kann ſagen einen ſandigen Theer, der ſich in ſeinen fetteſten Schichten wie Wachs ſchneiden läßt, und ebenfalls abge - kocht und dann weiter behandelt wird. Bei Darfeld weſtlich Münſter (Pogg. Ann. 47. 397) findet man im mergeligen Kalkſtein der Kreide - formation ein zähes honigſteifes Harz, was Spalten erfüllt. Man kann dort reine Stücke von 13 Schwere zu Tage fördern, die ganz dem ächten Asphalt gleichen, nur werden ſie bei warmer Witterung gleich pechartig weich, was der ächte Asphalt niemals zeigt. Zu Limme ohn - weit Hannover, Wietze, Häningſen, Oedeſſe, Verden, Braunſchweig kennt man ähnliche Vorkommen. Bei Seefeld ohnweit Innsbruck wird aus Alpenkalkſtein ein ſolcher Asphalt abdeſtillirt. Den dortigen Bitumenreichthum erwähnt ſchon Agricola de nat. foss. IV. pag. 595. Häufig fällt die Nach - barſchaft der Salzgebirge in hohem Grade auf, ja wir finden mitten im Steinſalz Neſter von dem deutlichſten Asphalt (Wilhelmsglück am Kocher). Der ſalzreiche Karpathenzug iſt beſonders in Siebenbürgen reich an Erd - ölquellen. Schon im Alterthume ſind auf der griechiſchen Halbinſel be - ſonders zwei Punkte durch Oel berühmt: Kudeſſi bei Avlona am Nord - fuße der Acrocerauniſchen Berge, Nachts tanzen bläuliche Flammen über dem Boden, wo das heilige Nymphäum von Apollonia lag. Klaproth Beiträge III. 315 analyſirte Asphalt von hier, der dem Kalkgebirge an - gehört, und in ſolcher Menge vorkommt, daß man ganz Europa mit dieſer zum Kalfatern ſo vortrefflichen Subſtanz verſehen könnte (Virlet Leon - hard’s Jahrb. 1837. 627). Auf Zanthe, dem alten Zakynthos, der ſüdlichſten unter den Joniſchen Inſeln, hatte ſchon Herodot 400 Jahr vor Chriſti Geburt die berühmten Quellen beſucht, die noch heute jährlich 100 Ctr. Oel liefern. Eines der Oelbecken hat 50′ Umfang, der Boden tönt hohl und wankt unter den Füßen.

Die Halbinſel Abſcheron am ſüdöſtlichen Ende des Kaukaſus iſt wegen ihres Oelquellenreichthums der bedeutendſte Punkt in der Alten Welt, zumal in der Umgebung von Baku. Der ſchwarze Boden liegt auf einer Erdpechſchicht, bis zu welcher man Brunnen hinabführt, worin ſich dann meiſtens ein dunkeles Oel anſammelt, das Sommers am dünnflüſſigſten iſt. Das Dorf Balaghan hat 25 Brunnen, wovon die beſten bis 1500 in einem Tage geben ſollen, die meiſten ſind aber viel ärmer, auch läßt man die Brunnen häufig verfallen, und macht an andern Stellen neue. Farbloſes Naphtha findet ſich jedoch nur an einer einzigen Stelle, wo es wahrſcheinlich durch eine unterirdiſche Deſtillation ſchon gereinigt wird. Man rechnet jährlich auf 100,000 Ctr. Steinöl in der Umgegend von Baku. Einige der Quellen dünſten zugleich viel Kohlenwaſſerſtoff aus, und bei warmem Herbſtregen ſoll das ganze Feld um Baku in weißblauen Flammen ſtehen, die aber nicht zünden. Das ewige Feuer der Parſen, welches ſchon ſeit dem Jahre 900 brennt, iſt ein ſolcher angezündeter650VI. Cl. Inflammabilien: Scheererit.Kohlenwaſſerſtoff, der wie das Oel mit dunkelrother Flamme brennt. Auf der Naphtha - oder Tſchileken-Inſel im Caſpiſee gewinnen die Turkomannen jährlich 60,000 Ctr., außerdem reichlichen Bergtheer, welcher zum Kal - fatern der Schiffe und zur Bereitung von Fackeln dient. Ueberall kommt hier Steinſalz, Gyps, Schwefel ꝛc. in der Nachbarſchaft vor. In Perſien iſt beſonders Schiras ohnweit der Ruinen des alten Perſepolis reich an Theer. In Hinterindien Pegu, auch China hat viel. Daß vulkaniſche Dämpfe oft nach Bitumen riechen, iſt eine allgemeine Erfahrung, auch ſind vulkaniſche Geſteine häufig mit Erdpech überfirnißt, wie der Baſalt - tuff von Pont du Chateau bei Clermont mit milchblauem Chalcedon.

Scheererit

nannte Stromeyer (Pogg. Ann. 12. 336) die weißen fettigen, wie Wall - rath krummblättrigen Kryſtallſchuppen, welche Könlein, Direktor der Braun - kohlenwerke von Utznach am Zürcher See, ſchon 1822 in jenen bekannten grauweißen Kieferſtämmen gefunden hatte (Pogg. Ann. 43. 141). Es erſcheint daſelbſt in Sprüngen der maſrigen Wurzeltheile öfter ganz wie aufgetrocknetes Terpentinöl. Bleibt das Holz, an dem Scheererit ſitzt, längere Zeit an der Luft liegen, ſo verſchwindet das Foſſil faſt gänzlich. Die Schüppchen ſind oft ſehr blättrig, haben einen Perlmutterglanz, und ſollen dem 2 + 1gliedrigen Kryſtallſyſtem angehören. Gewicht etwas größer als das des Waſſers. Auf Papier macht es Fettflecke. Schrötter (Pogg. Ann. 59. 60) will nach dem chemiſchen Verhalten zweierlei unter - ſchieden wiſſen:

Scheererit nach Macaire Prinſep C 2 mit 76 C und 24 H, alſo von der Zuſammenſetzung des Grubengaſes. Bei 40° C. wird er flüſſig und bei 92° deſtillirt er unverändert über, wobei ſich der weiße Rauch zu durchſichtigen Tröpfchen condenſirt, welche bei der Berührung mit einem kalten Körper augenblicklich zu einer feinſtrahligen Maſſe erſtarren. Ge - ſchmolzen bleibt er noch lange flüſſig, ſelbſt nachdem er vollkommen er - kaltet iſt. Nur bei Utznach bekannt.

Könlit nach Kraus C H mit 7,4 H, 92,5 C, von der Zuſammen - ſetzung des Benzin. Schmilzt bei 114°. Läßt ſich nicht unverändert über - deſtilliren. Trommsdorf fand eine ähnliche Subſtanz auf Fichtenſtämmen in einem Torflager von Redwitz am Fichtelgebirge. Daſelbſt unterſchied Bromeis noch einen

FichtelitC4 3 mit 88,9 C, 11,1 H, bei 46° ſchmelzend. Der mineralogiſch freilich ſehr ähnlich ſieht, und noch wie wenig verändertes Fichtenholz mit Harz riecht.

Hartit Haidinger Pogg. Ann. 54. 261 kommt in den Braunkohlen - hölzern von Oberhart bei Gloggnitz in Niederöſterreich unter ähnlichen Umſtänden wie der Scheererit vor. Die weißen Kryſtallſchuppen werden bis ½ Zoll groß, und ſind 2 + 1gl. rhomboidiſche Tafeln von 100° mit einer blättrigen Gradendfläche. Gew. 1,04. Nach Schrötter C6 5 mit 87,8 C und 12,2 H. Schmilzt bei 74°. Das Tekoretin aus Intercel - lulargängen von Fichtenſtämmen in däniſchen Sümpfen bei Holtegaard hat faſt die gleiche Zuſammenſetzung. Vergleiche auch Phylloretin C8 5 von dort. Schrötter (Pogg. Ann. 59. 45) beſchreibt einen

651VI. Cl. Inflammabilien: Bernſtein.

Hartin mit obigem Hartit in der öſterreichiſchen Braunkohle. Iſt zwar ebenfalls weiß, und dem Hartit ſehr ähnlich, ſchmilzt erſt bei 210°, und enthält 10,8 Sauerſtoff, 10,9 H, 78,3 C, alſo ein oxydirter Hartit, etwa C20 17 O2. Außerdem enthält die öſterreichiſche Braunkohle noch mehrere harzähnliche Subſtanzen, z. B. den hyacinthrothen Irolyt, Piauzit ꝛc.

In den Kohlengebirgen kommen noch mehrere bituminöſe Subſtanzen vor, die man äußerlich nicht ſcheiden kann, und die daher auch nur ein rein chemiſches Intereſſe bieten. Namentlich läßt ſich die Frage nicht ent - ſcheiden, ob man ſie zu den Harzen ſtellen ſolle, oder nicht. So unter - ſchied Johnſton in den Steinkohlenlagern von Middleton bei Leeds einen

Middletonit von Harzglanz. Durchſichtig, röthlich braun, aber tief roth durchſcheinend. An der Luft ſich ſchwärzend. Gew. 1,6. Dünne Lagen oder gerundete Maſſen zwiſchen Kohlen bildend. Die Analyſe gab 86,4 C, 8 H, 5,6 Sauerſtoff.

3. Harze

ſind nicht ſowohl oxydirte Bitumina, ſondern der Sauerſtoff iſt ihnen ſchon bei der urſprünglichen Bildung in der Pflanze weſentlich geworden, in der Erde ſind ſie nur bituminiſirt. Sie ſind ſpröde, haben einen ſehr vollkommen muſcheligen Bruch, und hellere Farbe. Da die Harze aber meiſt iſolirt von ihrer Mutterpflanze getrennt vorkommen, ſo liefert die für Chemiker und Naturhiſtoriker ſo wichtige botaniſche Beſtimmung gar keinen Anhaltspunkt. Das macht dann auch die äußere Beſtimmung ſehr unſicher. Bei weitem die meiſten gefundenen foſſilen Harze rechnet man zum

Bernſtein.

Vom altdeutſchen Wort börnen brennen, auf ſeine Entzündlichkeit hindeutend. Succinum Plinius hist. nat. 37. 11: nascitur autem defluente medulla pinei generis arboribus, ut gummi in cerasis, resina pinis. Ηλεκτρον Theophrast de lap. §. 53, ſchon Herodot 3, 115 ſagt, daß Zinn und Elektron aus dem äußerſten Weſten von Europa kämen. Nach Pli - nius ſtammt der griechiſche Name von der Farbe, die mit der der ſtrah - lenden Sonne (ἠλέκτωρ) verglichen wurde. Franzöſiſch und engliſch Amber, Schwediſch Raf (die Wurzel von Raffen), Perſiſch Karuba Strohräuber (ruba Räuber).

Nur wenige Minerale erfreuen ſich eines ſolchen Rufes, und mit wenigen wurde ein ſolcher Luxus getrieben. Plinius führt ihn neben Murrhiniſchen Gefäßen und Bergkryſtall auf. Lib. 37. cap. 11 beginnt mit den Worten: proximum locum in deliciis, feminarum adhuc tantum, succina obtinent.

Ein Harz, wie Gummi, Maſtix, Kirſchharz, Copal ꝛc., aber von einem vorweltlichen ausgeſtorbenen Baum der Diluvialzeit. Göppert’s Pinites succinifer und 8 andere Coniferen der Abietineen und Cupreſſi - neen ſollen das Produkt geliefert haben. So lange es weich war, ſchloß es Mücken, Ameiſen, Käfer, Spinngewebe mit Thautropfen ꝛc. ein, im Augenblicke des Todes der Inſekten erfolgte zuweilen der Abgang von Excrementen, und aus der Begattung kann man ſchließen, daß im Früh -652VI. Cl. Inflammabilien: Bernſtein.jahr zur Zeit der Blüthe das meiſte Harz floß. Plinius 37. 11: liquidum primo destillare, argumento sunt quaedam intus translucentia, ut formicae et culices, lacertaeque, quas adhaesisse musteo (friſch wie Moſt) non est dubium, et inclusas indurescenti. Uebrigens beruhen die Einſchlüſſe von Eidechſen, wie die von Fröſchen und Fiſchen, auf Betrug. Selten hängt noch Holz daran, es faulte ab, doch ſind deutliche Belegſtücke für die Bäume da. Berendt, die im Bernſtein befindlichen Reſte der Vorwelt. Berlin 1845.

Gelb bildet die Grundfarbe, feuerähnlich, wie gekochter Honig. In Rom waren die Falerner von der Farbe des Falerner Weins die geſchätzteſten. Alle Töne von Gelb, einerſeits ins Weiße, andererſeits ins Braune und Schwärzliche ſich ziehend. Grüne und Blaue ſind nie - mals rein. Uebrigens färbten ihn ſchon die Alten mit Bockstalg, Anchuſen - wurzel, Purpur.

Alle Grade der Durchſichtigkeit, wodurch namentlich auch geflammte Zeichnungen erzeugt werden. Der Weiße iſt gewöhnlich trüb wie Elfen - bein. Vollkommen muſcheliger Bruch, wenig ſpröde. Fettglanz, und in der Hand gerieben ſtark politurfähig. Zuweilen auch in zapfen -, tropfen - und birnförmigen Geſtalten.

Härte 2 3, Gew. 1,08, alſo gerade ſo ſchwer als Meerwaſſer, ita volubile, ut pendere videatur, atque considere in vado. Daher kann er in der Oſtſee ſo leicht mit Bernſteinkraut (Fucus vesiculosus und fasti - giatus) ans Land getrieben werden.

Harzelektricität durch Reiben in der Hand wie Asphalt: cete - rum attritu digitorum accepta caloris anima trahunt in se paleas ac folia arida, quae laevia sunt. Thales (640 a. Ch.) glaubte ſchon, daß er eine Seele habe, und Buttmann (Abh. Berl. Akad. 1818) leitet davon den griechiſchen Namen ab (ἕλκειν), ἕλκτρον, ἥλεκτρον der Zieher. In Syria quoque feminas verticillos inde facere, et vocare Harpaga, quia folia et paleas vestiumque fimbrias rapiat.

Die Lichtpolariſation iſt wie bei Harzen, Brewſter Gilbert’s Annalen 1820 tom. 65 pag. 20. In Stücken, welche voll Luftblaſen waren, wurde durch den Druck der in ihnen eingeſchloſſenen Luft eine polari - ſirende Struktur rund um die Blaſen hervorgebracht, welche ſich durch vier kleine Sectoren polariſirenden Lichtes zu erkennen gab.

Im Feuer brennt er mit heller weißer Flamme, man kann ihn in großen Stücken anzünden, ſetzt nur wenig Ruß an, und verbreitet dabei einen angenehmen Geruch: candidi odoris praestantissimi. Daher ein be - rühmtes Rauchwerk, Schechelet 2 Moſis 30, 34. Die Elementar - analyſe gibt C10 8 O mit etwa 79 C, 10,5 H, 10,5 Sauerſtoff. Auch 0,2 Stickſtoff und etwa eben ſo viel Aſche wird angegeben. Im Kolben ſchmilzt er bei 287°, zerſetzt ſich zu Waſſer, brenzlichem, widerlich ſtinkendem Oel und Bernſteinſäure, die ſich in weißen Kryſtallen am Rande der Retorte abſetzt. Die Bernſteinſäure beſteht aus C4 3 O4, gehört zu den ſtarken Säuren, und iſt auch im Terpentin enthalten, abgeſehen da - von, daß man ſie durch Oxydation von Wachs und Fetten ꝛc. erzeugen kann. Der Rückſtand iſt das Colophonium succini, was zur Bereitung des Bernſteinfirniſſes benutzt wird, da daſſelbe ſich in fetten Oelen und653VI. Cl. Inflammabilien: Bernſtein.Terpentinöl löst, was der ungeſchmolzene Bernſtein nicht thut. Aether zieht aus dem gepulverten Bernſtein einen hellgelben, ſtark riechenden, klebrigen Balſam, den Berzelius (Pogg. Ann. 12. 429) für das hält, was der Bernſtein urſprünglich war, aber vielleicht jetzt ärmer an flüchtigem Oel wie ehemals. Die unlöslichen Beſtandtheile des Bernſteins mögen ſich durch die Länge der Zeit aus dieſem Balſam gebildet, aber allmählig einen Theil deſſelben ſo umſchloſſen haben, daß deſſen weitere Verände - rung dadurch gehindert worden iſt.

Vorkommen. Bisher ſah man den Bernſtein als ein Produkt der tertiären Braunkohle, ſogar der älteſten Braunkohlenformation an. So werden Italien, Spanien, Frankreich, England ꝛc. als Fundorte an - gegeben. Man darf bei dieſen Angaben dann aber nicht vergeſſen, daß unter dem Namen alle bernſteinartigen Harze verſtanden werden, welche ſcharf von einander zu ſcheiden bis jetzt noch nicht gelungen iſt. So kommt bei Lemberg in der obern Kreideformation mit der rieſigen Gry - phaea vesicularis ein ausgezeichneter Bernſtein in fauſtgroßen Stücken vor: er iſt noch edler und glänzender als der Preußiſche, und duftet beim Anzünden auf das feinſte. In der Pechkohle des Plänerkalkes von Skutſch bei Riechenburg im Chrudimer Kreiſe von Böhmen führt Reuß einen ſchwefelhaltigen an. Derſelbe fand im Galliciſchen die Foraminiferen des Wiener Tertiärgebirges. Daubrée führt Bernſtein aus dem Braun - kohlengebirge von Lobſann im Elſaß auf (Retinit?). Dieß iſt nun jeden - falls nicht Produkt des Bernſteinbaums der Oſtſeeländer. Wenn es ſich daher um die Erklärung des Bernſteins handelt, ſo nennt man dabei immer das Hauptvaterland: die große norddeutſche Ebene, die Marken, beſonders die Oſtſeeländer von Danzig bis Memel. Auch der 2 $$\frac{1}{2}$$ Meilen lange Angernſee bei Riga lieferte beim Abgraben zum Austrocknen viel Bernſtein. Zu Gr. Schönebeck bei Zehdenick und bei Brandenburg fand man 1833 ein großes Lager, und grub Stücke bis 4 ſchwer aus. Von dieſem Bernſtein glaubt nun Göppert, daß er der Diluvialzeit, der Zeit der Mammuthe in der Alten und der Zeit der Maſtodonten in der Neuen Welt angehöre: von Holland über die germaniſch-ſarmatiſche Ebene hin durch Sibiren, Kamtſchatka bis nach Nordamerika erſtreckte ſich der Coniferenwald. Ihr Harzreichtum konnte ſich jedenfalls mit der Neuſee - ländiſchen Dammara australis meſſen, obgleich deren Zweige und Aeſte von weißen Harztropfen ſo ſtarren, daß ſie wie mit Eiszapfen bedeckt erſcheinen (Göppert Berl. Akad. 28. Juli 1853). Man hat im Magen des nordamerikaniſchen Maſtodon Reſte von Thuja occidentalis gefunden, die der im Bernſtein vollkommen gleichen ſoll. Dann wäre die Bildungs - zeit des Bernſteins ganz an die äußerſte Gränze der Schöpfungsgeſchichte heraufgerückt. Den berühmteſten Punkt bildet die Samländiſche Küſte von Pillau nördlich bis zum Dorfe Groß-Hubnicken, eine Länge von 3 Meilen. Die Küſte weſtlich Königsberg und zwiſchen dem Kuriſchen und Friſchen Haff geht von Nord nach Süd. In der rauhen Jahreszeit, beſonders gegen den Winter, peitſchen und unterwühlen die Winde die Küſte: die Bernſteinfiſcher waten hinein, und fangen mit Netzen das Bernſteinkraut, mit welchem eine Welle öfter mehrere Pfund Bernſtein auf einmal ins Netz wirft. Die Küſte iſt jährlich für 10,000 Rthlr. von der Regierung verpachtet, und von Strandreitern bewacht. Was an654VI. Cl. Inflammabilien: Bernſtein.Bernſtein in jener Gegend, ſelbſt von Bauern beim Pflügen, gefunden wird, muß bei Strafe abgeliefert werden, doch erhält der Finder $$\frac{1}{10}$$ des Werthes. Die ſandigen Ufer ſind ſtellenweis 100 150′ hoch, und an ihrem Fuße liegt ein ſchwarzer mit Stücken von Braunkohlen gemengter ſehr vitrioliſcher thonigter Sand, der den Bernſtein enthält. Landein - wärts bei Groß-Hubnicken und Kraxtepellen ſucht man die Schicht durch Grabarbeit zu erreichen: der Landbernſtein iſt größer als der Seebern - ſtein, an der Oberfläche rauher, und hat die meiſten organiſchen Einſchlüſſe. Als G. Roſe (Reiſe Ural pag. 4) 1829 durch Königsberg kam, ſah er bei dem Pächter Hr. Douglas einen Vorrath von 150,000 in einem maſſiven durch eiſerne Thüren verſchloſſenen Gewölbe aufgeſpeichert, und in Kiſten und Körbe nach der Größe der Stücke geordnet. Man hat Tabellen, die bis in das Jahr 1535 hinaufreichen, und nach dieſen iſt die alljährliche Ausbeute von 150 Tonnen à 80 Berliner Quart ſich gleich geblieben.

Die Größe und der Werth der Stücke iſt ſehr verſchieden: das größte befindet ſich im Berliner Muſeum von 13 $$\frac{3}{4}$$ Zoll Länge, 8 $$\frac{1}{2}$$ Breite und 3 6″ Dicke, es wiegt 13 15 ¾ Lth. und 8 Lth. wurden von dem Finder abgeſchlagen, derſelbe bekam 1000 Rthlr. Belohnung, ſo daß es auf 10,000 Rthlr. geſchätzt iſt. Es fand ſich 1803 in einem Waſſergraben auf dem Gute Schlappachen zwiſchen Gumbinnen und Inſterburg. Auch Plinius erwähnt eines Stückes von 13 (à 24 Lth.): maximum pon - dus is glebae attulit XIII librarum. Das Muſeum von Madrid ſoll eines von 8 beſitzen. Für den Handel werden ſie in 5 Klaſſen gebracht:

  • 1) Sortiment 0,8 p. C., Stücke von 5 Lth. und darüber;
  • 2) Tonnenſtein 9,6 p. C., 30 40 Stücke auf 1 gehend;
  • 3) Fernitz 6 p. C., kleine reine Stücke von 1 2 Cubikzoll;
  • 4) Sandſtein 64,7 p. C. bildet noch kleinere Stücke;
  • 5) Schluck 18,9 p. C. heißt der unreine Sandſtein.

Sandſtein und Schluck, ſo wie der Abgang beim Dreher dient größten - theils zur Deſtillation der Bernſteinſäure, welche officinell iſt, und der Rückſtand gibt das Colophonium succini zur Bereitung des Bernſtein - firniſſes. Aus dem Tonnenſtein und Fernitz werden hauptſächlich Perlen gemacht. Das Sortiment geht meiſt roh nach Conſtantinopel, wo es zu Pfeifenſpitzen verarbeitet wird, weil die Türken glauben, dieſelben nähmen keine anſteckenden Stoffe auf: eine große Spitze von milchweißem Bern - ſtein ohne Flecken und Adern ſoll daſelbſt mit 40 100 Rthlr. bezahlt werden.

Dieſer Handel mit Bernſtein iſt uralt, und geht noch heute nach Jahrtauſenden ſeinen Landweg über Breslau, Odeſſa nach Conſtan - tinopel. Jene kalten Gegenden Germaniens würden für die ſüdlichen Völker wenig Reiz gehabt haben, wenn ſie nicht mit dieſem koſtbaren Produkt bevorzugt wären. Und gerade der Bernſtein gibt uns einen der ſchönſten Beweiſe, wie weit ſchon alte Völker herum kamen. Bei den Griechen wird er bereits mit den Dichtungen und Mythen über die älte - ſten Nationalgötter in Verbindung gebracht. Die Mythe bezeichnet ihn als Thränen der Schweſtern des Phaeton, Sohn des Sonnengottes, der mit dem Wagen ſeines Vaters faſt die Erde verbrannt hätte. Im Weſten heruntergeſchleudert beweinten ihn ſeine Schweſtern, die Heliaden, und655VI. Cl. Inflammabilien: Retinit.von den mitleidigen Göttern endlich in Bäume verwandelt, hörte der Strom ihrer Thränen noch nicht auf, er wurde zu Bernſtein. Bei Homer Il. 15, 460 bietet ein Phöniziſcher Schiffer eine Goldkette, durchreiht mit ἠλέκτροις , zum Verkauf. Schon Pytheas von Maſſilia 340 a. Ch., der nach Brittannien und Thule kam, ſcheint auch dieſe Gegenden beſucht zu haben. Bei Plinius 37. 11 heißt es nach ihm, der Bernſtein werde gefunden bei den Guttonibus (Gothen) Germaniae genti accoli aestuarium Oceani, Men - tonomen nomine, spatio stadiorum sex millium: ab hoc diei navigatione insulam abesse Abalum (das Preußiſche Paradies, Fiſchhauſen, ein Ver - ſammlungsort ſeit Urzeit, weil es fruchtbar iſt gegen die öde Küſte): illuc vere fluctibus advehi, et esse concreti maris purgamentum: incolas pro ligno ad ignem uti eo, proximisque Teutonis vendere. Die Teutonen werden hier zum erſten Male erwähnt. Zu Plinius Zeit wußte man ganz gewiß, wo der Bernſtein herkam: certum est gigni in insulis sep - tentrionalis Oceani, et a Germanis appelari glessum (Glys ſchwediſch). Die Stelle lag 600,000 Schritte à 5′, alſo über 100 Meilen, nördlich von Carnutum in Pannonien (Gegend von Preßburg), was vortrefflich auf Königsberg ſtimmt. Julianus, der dem Nero ein Gladiatorenſpiel be - ſorgen ſollte, ſchickte einen römiſchen Ritter expreß hin, und dieſer brachte ſo ungeheuer viel mit: ut retia arcendis feris, podium protegentia suc - cino nodarentur: arma vero, et libitina (Todtenbahren), totusque unius diei apparatus esset e succino.

Die klaren ſind von der ſogenannten Kunſtfarbe und am geſchätzteſten: man ſchleift ſie mit Trippel auf Bleiſcheiben, und gibt ihnen durch Reiben in der Hand Glanz. Durch vorſichtiges Glühen und Kochen in Leinöl wird er beſſer gemacht. Das Pfund Sortiment koſtet 70 80 fl. In waſſerfreiem Alkohol löst er ſich, und das läßt ſich in Formen gießen. Der nachgemachte aus Terpentin, Gummi, Gummilak löst ſich ſchon in bloßem Waſſer.

Retinit.

Als eine gelbliche Erde häufig in der norddeutſchen Braunkohle, und wegen ihrer Aehnlichkeit mit Bernſtein Bernerde von Werner genannt. Hatchett (Philosophical Transact. 1804. 402) fand ihn in der Braunkohle (Boveykohle) von Bovey in Devonſhire und glaubte ihn aus Harz und Asphalt zuſammengeſetzt, nannte ihn daher Retinasphalt (ῥητίνη Harz), welchen Namen dann Breithaupt in Retinit verkürzte, Hauy’s Réſinit.

Sehr ſpröde Körner meiſt in Braunkohle eingeſprengt, außen gewöhn - lich erdig, innen aber noch ſehr glänzende Maſſe, muſchelig und glänzender als Bernſtein. Lichte gelblichweiße Farbe und auch das Gewicht 1,08 des Bernſteins, wenn er nicht verunreinigt iſt. Verbrennt mit aromati - ſchem Geruche, und wird vor dem Schmelzen erſt elaſtiſch wie Cautſchuk. Daß wir es hier mit bernſteinartigen Produkten zu thun haben, lehrt gleich der erſte Anblick. Aber Retinit iſt im Alkohol löslicher als Bern - ſtein. Hatchet gibt bei den Engliſchen 55 p. C. lösliches Harz, 41 un - lösliches und 3 erdige Theile. In der Braunkohle von Cap Sable an der weſtlichen Küſte von Maryland kommen Stücke bis zu 5 Zoll Durch - meſſer vor (Dr. Trooſt Gilbert’s Ann. 1822, Band 70. 297), undurchſichtig656VI. Cl. Inflammabilien: Retinit.gelb, graubraun, 1,07 Gew., wenn kein Schwefelkies darin iſt, der ihn ſchwerer macht. Mit 55,5 in Alkohol löslichen und 42,5 unlöslichen Theilen. Sehr häufig findet man in den Braunkohlenbrüchen im Stadt - graben von Halle an der Saale, bei Langenbogen, bei Altenburg ꝛc. klare braungelbe Harzſtücke eingeſprengt, wovon ſich nach Buchholz 91 p. C. in Alkohol löſen. Sie gleichen auffallend den Harzen in der Braunkohle von Meyersdorf in Niederöſtreich. Dagegen kommen in der Moorkohle des Grünſandes von Walchow und Obora bei Boskowitz nördlich Brünn in Mähren ſehr reine runde Klumpen von Fauſt - bis Kopfgröße vor, ſtellen - weis gelb, meiſt aber graulich gelb und geflammt wie Kugeljaſpis pag. 175, ſtärker glänzend als Bernſtein. Haidinger nennt ſie daher

Walchowit und Schrötter (Pogg. Ann. 59. 61) hat ſie genauer chemiſch unterſucht. Letzterer bekam unter den Deſtillationsprodukten Ameiſen - ſäure, welche Weppen auch beim Terpentinöl bekommen hat. Alkohol zieht nur 1,5 p. C. wohlriechendes Harz aus, Naphtha löst ſelbſt bei der Südhitze nur wenig, concentrirte Schwefelſäure löst ihn dagegen ſchon in der Kälte: C12 = 80,4, 9 = 10,7, O = 8,9 oder 3 C4 3 + O. In der Braunkohle kommt außerdem noch ſehr häufig eine gelberdige Sub - ſtanz vor, die in der Moorkohle Flecke bildet, und vorzugsweiſe unter dem Namen

Bernerde begriffen werden könnte, da ſie im Allgemeinen nichts anders zu ſein ſcheint, als ein verwitterter Retinit. Uebrigens muß man nicht vergeſſen, daß auch der Bernſtein durch Verwitterung an der Ober - fläche eine ſehr ſpröde Kruſte bekommen kann. Es kommen ſolche Stücke im Lehm der Mark (am Kreuzberge bei Berlin) vor: die Arbeiter kennen es gut, denn ſie lieben es auf ihrer Pfeife zu rauchen.

The Highgate Resin oder Foſſil-Copal (Copalin) findet ſich in bedeutenden Maſſen in den alttertiären Thonen der Highgate Hill bei London. In der berühmten Woodwardiſchen Sammlung, die mit großer Sorgfalt zu Cambridge aufbewahrt wird, findet ſich ſchon ein Stück aus den Thongruben bei Islington. Die amorphe, hellgelbe bis dunkelbraune Maſſe erinnert ſehr an Walchowit. Gew. 1,04. Erhitzt verbreitet es einen aromatiſchen Geruch, ſchmilzt ohne ſich zu zerſetzen. Alkohol löst wenig. Enthält nur 2,7 Sauerſtoff, dagegen 11,7 H und 85,4 C. Ein anderes aus einer alten Bleigrube von Settling-Stones in Northumber - land hatte nach Johnſton (London and Edinb. philos. Magaz. XIV. 87) eine ähnliche Zuſammenſetzung. Derſelbe analyſirte l. c. XIII. 329 einen

Guyaquillit aus Guayaquil in Columbien, wo er ein mächtiges Lager bilden ſoll. Von hellgelber Farbe, Gew. 1,09, in Alkohol mit gelber Farbe leicht löslich 15 Sauerſtoff, 8 Waſſerſtoff, 76,7 Kohlenſtoff. Vielleicht halbfoſſiler Copal?

Berengelit aus der Provinz St. Juan de Berengela, wo er in ſo großen Mengen vorkommt, daß er in dem Guano-Hafen von Arica in Süd-Peru zum Kalfatern der Schiffe gebraucht wird, da er die merk - würdige Eigenſchaft hat, daß er geſchmolzen ſchmierig bleibt. Dunkelbraun mit einem Stich ins Grün, gelber Strich. Im kalten Alkohol löslich C40 = 72, 31 = 9,1, O8 = 18,8. Scheint mehr zu den Weichharzen zu gehören.

657VI. Cl. Inflammabilien: Nichtfoſſile Harze.

Nichtfoſſile Harze

unterſcheidet der Botaniker dreierlei: Hart -, Weich - und Federharze. Die Federharze (Kautſchuck und Guttapercha) werden im Milchſafte ver - ſchiedener Pflanzen angetroffen, Kautſchuk in der Siphonia elastica, Gutta - percha ſtammt von Isonandra Gutta, und wird erſt durch Erwärmen ſtark elaſtiſch. Der foſſile Elaterit pag. 647 darf damit wohl nicht verglichen werden. Kautſchuk enthält keinen Sauerſtoff. Weichharze ſind ſchmierig, wie z. B. der Vogelleim. Zu den Hartharzen gehört vor allen das Fichtenharz, aus welchem durch Entfernung des flüchtigen Oels das Co - lofonium (Geigenharz) dargeſtellt wird. Der Maſtix von Pistacia lentis - cus ſoll die Zuſammenſetzung des Bernſteins haben. Beſonders aber ver - dient der Copal, hauptſächlich von Hymanäenarten in Guinea ſtammend, der in großen Mengen im Handel vorkommt, ins Auge gefaßt zu werden. Derſelbe hat ein auffallend bernſteinartiges Ausſehen, nur iſt er klarer und durchſichtiger. Er findet ſich oft in Flußanſchwemmungen, wie Bern - ſtein, und hat da ſchon Veränderungen erlitten. Nach Martius kommen an der Wurzel der Hymanaea curbaril einer braſilianiſchen Leguminoſe Klumpen von 6 8 Schwere vor, ſie ſollen aber nie Inſekten ent - halten. Dagegen trifft man an der ſüdafrikaniſchen Küſte Copale, die von Inſekten wimmeln. Manche davon ſehen ſogar nach der mitvorkom - menden rothen Erde halbfoſſil aus. Ich habe z. B. ein Stück von 1 Cubikzoll vor mir, worin wenigſtens 200 kleine Ameiſen ſitzen, ganz wie im Bernſtein. Wenn die Fundorte richtig ſind, ſo würde nicht blos der oſtindiſche Copal, der aus der Vateria indica fließt, Inſekten einſchließen. Jedenfalls zeigen dieſe Harze, die ebenfalls in Weingeiſt nicht oder doch nur ſchwer löslich ſind, wie leicht man durch das äußere Anſehen irre geführt werden kann. Schrötter (Pogg. Ann. 59. 73) hat die Analyſe mehrerer zuſammen geſtellt, um chemiſch darzulegen, daß Bernſtein und Retinit ebenfalls Harze ſeien, und daß die Veränderungen, welche ſie er - litten haben, ſich weit mehr auf ihre nähern Beſtandtheile, das iſt auf die Art und Weiſe, wie die Atome ihrer Elemente ſich unter einander verbunden haben, als auf die quantitativen Verhältniſſe derſelben erſtrecken:

Der Copalfirniß iſt ſehr wichtig, aber viele Copale muß man, ehe ſie in Alkohol und Terpentinöl gelöst werden können, vorher wie den Bernſtein ſchmelzen. Die Handelswaare zeigt gewöhnlich auf der Ober - fläche kleine ſechsſeitige Warzen, die nach dem Geſetz der Bienenwaben neben einander ſtehen, und deren Entſtehung ich mir nicht erklären kann.

Quenſtedt, Mineralogie. 42658VI. Cl. Inflammabilien: Honigſtein.

4. Organiſche Salze.

Außer den Kohlen, Bitumen und Harzen kommen endlich noch Salze mit organiſchen Säuren vor, die ebenfalls nicht dem Steinreiche als ſol - chem angehören, obgleich ſie im Schooße der Erde ſich theilweis erzeugt und erhalten haben. Wie leicht das möglich war, erklären nicht blos die An - häufung von Pflanzenſtoffen, ſondern auch die thieriſchen Reſte, wie ſie noch bis in die hiſtoriſche Zeit herauf beſonders an Meeresküſten ſich ab - lagern. Man darf nur das Guano anführen, worin Vauquelin und Klaproth (Beiträge IV. 299) nicht blos oxalſauren Kalk, ſondern auch concrete Harnſäure als weſentlichen Beſtandtheil angeben. Nach Alex. v. Humboldt bedeutet Huanu (die Europäer verwechſeln immer Hua mit Gua und u mit o), in der Sprache der Inca Miſt. Die Guanoinſeln und Klippen befinden ſich alle zwiſchen dem 13ten und 21ſten Grade ſüd - licher Breite, wo es nicht regnet, und wo ſich der Miſt der Pelicane, Flamingos ꝛc. bis zu 180′ Mächtigkeit anhäufen konnte. Bei Arica ver - breitet die kleine Isla di Guano einen ſolchen fürchterlichen Geſtank, daß die Schiffe deshalb ſich der Stadt nicht ganz zu nähern wagen, ja ſelbſt auf dem Meere muß man nieſen, wenn man einem Guanero (Guano - Fahrzeuge) begegnet. Seit der Regierung der Incas iſt Guano ein wich - tiges Objekt der Staatswirthſchaft, die Küſte von Peru wäre ohne dieſen Miſt unbewohnbar. Ja jetzt iſt ſogar die Bodenkultur Europa’s davon abhängig geworden. Welche Maſſen organiſcher Salze müſſen alſo da nicht aufgehäuft liegen. Solche Beiſpiele lehren zugleich, wie ſchwer es Mineralogen werden muß, zwiſchen Kunſt und Natur die Gränze zu ziehen.

Aber hiervon abgeſehen, kommen auch mitten in den Kohlenflötzen der Vorzeit Salze vor, die Säuren enthalten, welche auf unorganiſchem Wege nicht erzeugt werden konnten. Das merkwürdigſte Beiſpiel bietet der

Honigſtein.

Schon lange bekannt, Born hielt ihn für kryſtalliſirten Bernſtein, andere für Gyps mit Bergöl angeſchwängert. Werner gab ihm den paſ - ſenden Namen nach ſeiner honiggelben Farbe, Hoffmann Bergm. Journ. 1789. II. 1, pag. 395, den Hauy in Mellite überſetzt. Die Braunkohle von Artern in Thüringen iſt noch heute der einzige wichtige Fundort. So bernſteinartig ſie auch ausſehen mögen, ſo ſind ſie doch alle kryſtal - liſirt, und zwar im

4gliedrigen Kryſtallſyſtem. Die ſehr glänzenden um und um gebildeten Oktaeder haben nach Kupfer 93° 6′ in den Seiten - und 118° 14′ in den Endkanten, folglich 〈…〉 . Da die Flächen etwas gebogen ſind, ſo eignen ſie ſich nicht zu ſcharfen Meſſungen. Das Oktaeder hat einen verſteckten, jedoch gut erkennbaren Blätterbruch, iſt aber meiſt verletzt, zellig und mit fortificationsartigen Abſonderungsflächen bedeckt. Doch ſelbſt die zerfreſſenſten und mit Kohlen - mulm durchzogenen zeigen Spuren glänzender Kryſtallflächen. Auch kleine Abſtumpfungen der Ecken kommen hin und wieder vor: die zweite quadra - tiſche Säule a: a: c jedoch häufiger als die Gradendfläche c: a: a.

659VI. Cl. Inflammabilien: Honigſtein, Oxalit.

Honig - bis wachsgelb, halbdurchſichtig, Härte 2, Gew. 1,59. Harz - glanz. Wenig ſpröde, ſtarke doppelte Strahlenbrechung.

Vor dem Löthrohr brennt er nicht, ſondern wird ſchnell ſchneeweiß, darauf ſchwarz und brennt ſich zuletzt abermals weiß. Dieſer weiße Rück - ſtand wird mit Kobaltſolution ſchön blau, verhält ſich alſo wie reine Thonerde. Wegen dieſes Weißbrennens hielt man ihn anfangs für Gyps, bis Klaproth 1799 (Beiträge III. 114) die Pflanzenſäure darin nachwies, welcher er den Namen Honigſteinſäure (Acidum melilithicum) = C4 O3 gab, kurz Mellithſäure, die mit Oxalſäure in nächſter Verwandtſchaft ſteht. Nach Wöhler (Pogg. Ann. 7. 330) enthält ſie 41,4 , 14,5 A̶⃛l, 44,1 Ḣ̶, etwa A̶⃛l 3 + 18 Ḣ̶. Liebig nimmt die Honigſteinſäure als eine Waſſerſtoffſäure C4 O4 = C4 O3 + O, dann wird die Formel A̶⃛l 3 + 15 Ḣ̶.

Honigſtein löst ſich in kalter Salpeterſäure in großen Stücken, bleibt dabei durchſichtig, nur bleiben Flocken zurück, die ſich aber ſpäter vollkom - men löſen. Die Verbindung iſt ſo ſchwach, daß kochendes Waſſer nach mehreren Stunden aus dem Pulver einen bedeutenden Theil der Honig - ſteinſäure auszieht, ſo wurde Klaproth auf die Entdeckung der Säure ge - führt, die bis jetzt noch nie künſtlich erzeugt worden iſt. Gegen - wärtig behandelt man den Honigſtein mit Ammoniak, zerſetzt das gebildete honigſteinſaure Ammoniak durch ſalpeterſaures Silberoxyd, und das honig - ſteinſaure Silberoxyd durch Salzſäure. Die Honigſteinſäure kryſtalliſirt dann in farbloſen, luftbeſtändigen, ſcharfſauren Nadeln.

Hauptfundort iſt die Braunkohle von Artern am Kiffhäuſer, wo er gerade nicht ſelten und zwar bis zu zollgroßen Kryſtallen vorkommt. Volger gibt ihn auch als zarten honigfarbigen Anflug in der Braunkohle von Dransfeld an. Reuß (Leonhard’s Jahrb. 1841. 249) erwähnt ihn in rinden - und plattenförmigen Ueberzügen, ſelten in höchſt verzogenen Oktaedern aus der Braunkohle von Luſchitz ſüdlich Bilin in Böhmen. Derſelbe beſchlägt ſich an der Luft mit blaßgelbem Mehle, was man auch bei dem von Artern findet. Glocker (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 36. 52) hat Haufwerke kleiner Oktaeder in der Moorkohle von Walchow, wo der Retinit pag. 656 ſo ausgezeichnet vorkommt, gefunden.

Carolathin, Sonnenſchein Zeitſchrift Deut. Geol. Geſellſch. V. 223, aus den Steinkohlen zu Zabrze bei Gleiwitz in Oberſchleſien, honigſtein - ähnliche Trümmer in den Kohlen bildend, Härte 2 3, Gew. 1,5. Ver - glimmt vor dem Löthrohr ohne Flamme und läßt 47,25 A̶⃛l und 29,6 S⃛i zurück. Das Uebrige iſt eine Huminartige Subſtanz von 19,4 C, 2,4 H und 1,3 Sauerſtoff.

Oxalit

wurde von Hr. Sack in der Braunkohle von Gr. Almerode in Heſſen entdeckt, bald darauf aber deutlicher in der Moorkohle von Koloſeruk bei Bilin, und von Breithaupt (Gilbert’s Ann. 1822, Band 70, pag. 426) Eiſenreſin genannt, weil man ihn für honigſteinſaures Eiſen hielt. Doch zeigte Rivero (Ann. Chim. Phys. 1821 tom. 18. pag. 207), daß es oxal -42*660VI. Cl. Inflammabilien: Oxalſaurer Kalk.ſaures Eiſen ſei und nannte es Humboldtin, Leonhard Humboldtit, Hauy Fer oxalaté, Phillips Oxalate of Iron.

Es iſt das 2te Mineral, worin eine organiſche Säure nachgewieſen iſt, und nimmt deshalb unſere Aufmerkſamkeit in beſondern Anſpruch, obgleich das Mineral an ſich nicht blos zu den Seltenheiten gehört, ſon - dern auch wenig hervorſtechende Kennzeichen hat.

Es kommt in Böhmen höchſtens in nadelförmigen Kryſtallen vor, die Hauy für 4gliedrig hielt. Meiſtens bildet es nur traubige, plattige Ueberzüge, die ins Erdige übergehen, und dann wegen ihrer ockergelben Farbe leicht mit Brauneiſenocker verwechſelt werden können, aber das Ge - wicht beträgt nur 2,2.

In der Flamme ſchwärzt er ſich ſogleich und wird dann roth und magnetiſch. In Säuren iſt er leicht löslich, von Alkalien wird er zerlegt, indem ſich Eiſenoxydul mit grüner Farbe abſcheidet, welche bald ins Roth - braune übergeht. Nach der ſorgfältigen Analyſe von Rammelsberg (Pogg. Ann. 46. 283) beſteht er aus 2 Ḟe C̶⃛ + 3 Ḣ̶ mit 41,1 Ḟe, 42,4 C̶⃛ und 16,5 Ḣ̶. Dagegen hat Berzelius geltend zu machen geſucht (Pogg. Ann. 53. 633), daß der Oxalit kein bloßes Eiſenoxydulſalz ſein könne, ſondern wenigſtens einen Theil Eiſenoxyd enthalten müſſe, da Eiſenoxydulſalze, Jahrtauſende hindurch mit der Erdfeuchtigkeit in Berührung, nothwendig in Oxydſalze übergehen müßten. Indeß zeigte Rammelsberg, daß nicht blos das Ver - halten zu Alkalien auf Eiſenoxydul hinweiſe, ſondern er miſchte auch Pulver mit klarem friſchbereitetem Schwefelwaſſerſtoff, es entſtand durch - aus keine Trübung, was geſchehen müßte bei Gegenwart von Eiſenoxyd in Folge von ausgeſchiedenem Schwefel. Außerdem iſt der Oxalit ohne Zweifel eine ſehr neue Bildung in den Braunkohlen der Tertiärforma - tion des nördlichen Böhmens.

Die Oxalſäure pag. 466, durch ihre Zuſammenſetzung der Honig - ſteinſäure ſo nahe ſtehend, ſtammt jedenfalls hier aus dem Pflanzenreiche, ob ſie gleich auch bei der Kaliumbereitung als Nebenprodukt aus rein unorganiſchen Subſtanzen gewonnen wird, und ſie in ſofern zwi - ſchen organiſchen und unorganiſchen Säuren mitten inne ſteht. Sie iſt nicht blos die allgemeinſte Pflanzenſäure, die übrigens auch im Thierreiche vorkommt, ſondern auch wohl die ſtärkſte organiſche Säure überhaupt. Daher darf es uns nicht verwundern, ſie hier im Braunkohlengebirge noch anzutreffen.

Oxalſaurer Kalk (Whewellit) wird von Brooke (Phil. Mag. Juni -

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heft 1840) in kleinen meiſt Zwillingskryſtallen auf Cal - cit pag. 437 ſitzend, der wahrſcheinlich von Ungarn ſtammt, beſchrieben. Nach beiſtehender von Miller (Elem. introd. to Mineralogy pag. 626) entlehnten Ho - rizontalprojektion gehört er dem 2 + 1 gliedrigen Syſteme an: eine geſchobene Säule*)Da Millers Bezeichnungen in Poggendorfs Annalen 55. 624, in Beer’s höhere Optik ꝛc. vielfach vorkommen, ſo benütze ich hier zum Schluß die Gelegenheit, ſie zu erklären: Dieſelben ſchließen ſich glücklicher Weiſe eng an die Weißiſchen m = 110661VI. Cl. Inflammabilien: Oxalſaurer Kalk.= a: b: c macht vorn 100° 36′, ihre ſcharfe Kante wird durch b = 010 = a: b: c gerade abgeſtumpft; die vordere Schiefendfläche e = 101 = a: b: c, welche die Zwillinge gemein haben, macht vorn in Kante e / m = 128° 2′; die hintere Gegenfläche c = 001 = a: b: c macht in c / e = 109° 28′; s = 132 = a: ⅓b: ½c, x = 011 = a: b: c, f = 1̅12 = a': b: ½c, u = 120 = a: ½b: c. Flächen c m b ſind blättrig, m parallel der Axe c und f parallel der Mediankante geſtreift. Die Zwillinge haben e gemein und liegen umgekehrt, c / c '= 141° 4′. Kleine farbloſe ſtark glänzende Kryſtalle von 2 3 Härte und 1,8 Gew. Sie beſtehen aus Ċa C̶⃛ + Ḣ̶ mit 49,3 C̶⃛, 38,4 Ċa, 12,3 Ḣ̶.

Der kleeſaure Kalk fehlt vielleicht in keiner Pflanze, er iſt in Waſſer, ſelbſt in Eſſigſäure nicht löslich, durch Glühen verwandelt er ſich in kohlenſauren Kalk. Daher würde es nicht überraſchen, wenn er ſich der - einſt in größern Mengen wenigſtens im Braunkohlengebirge vorfinden ſollte.

*)Axen an, indem ein Symbol 〈…〉 von Weiß iſt, wie wir ſogleich pag. 662 beweiſen werden. Wegen dieſer Einfachheit verdienen ſie freilich vor vielen andern Symbolen den Vorzug, doch könnten die Axenausdrücke eben ſo kurz neben einander geſetzt werden.

[662]

Neumann’s graphiſche Methode.

Sie iſt in deſſen Beiträge zur Kryſtallonomie , Berlin und Poſen 1823, auseinander geſetzt. Leider erſchien davon nur das erſte Heft, ſo gering iſt die Theilnahme des größern Publikums an ſchwierigern kryſtallo - graphiſchen Unterſuchungen. Neumann hat uns zuerſt hier mit der Idee von Projektionen vertraut gemacht, die aber ſeit mehr als 30 Jahren in Deutſchland faſt ignorirt worden iſt. Dagegen hat der Engländer Miller die Sache nicht blos in ſeinem Treatise on Crystallography, Cambridge 1839 aufgenommen, ſondern auch in der neuen Ausgabe von der Ele - mentary introduction to Mineralogy by the late William Phillips. London 1852 die Symbole und Rechnung darauf gegründet.

Die Neumann’ſche Projektion beruht auf folgender Anſchauungsweiſe: Denken wir uns ein Syſtem von Flächen in ihrer Projektionslage, wie es pag. 33 auseinander geſetzt iſt, legen eine Fläche π durch den Scheitel - punkt c parallel unſerer Projektionsebene P, und fällen nun vom Mittel - punkt m des Syſtems je ein Perpendikel p auf die Flächen, ſo wird dieſes Perpendikel über die Fläche hinaus verlängert die Projektionsebene π in einem Punkte ſchneiden, dieſer Punkt iſt der Ort der Fläche (Flächenort), aus welchem die Zonenverhältniſſe hervorgehen. Was bei unſerer Pro - jektion durch eine Linie dargeſtellt iſt, wird hier einfacher durch einen Punkt gegeben. Alle Flächen, die in einer Zone liegen, haben dann auf der Projektionsebene π ihre Flächenorte ebenfalls in einer Linie. Habe ich

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alſo eine Kante 〈…〉 auf die Projektionsebene π nach der Neumann’ſchen Methode zu proji - ciren, ſo iſt ihr Ort 〈…〉 von c entfernt. Denn nennen wir den Ort x, ſo iſt nach der Aehn - lichkeit der Dreiecke 〈…〉 , alſo x = 〈…〉 . Setzen wir c = 1, ſo iſt der Ort des Ausdruckes 〈…〉 einfach zu 〈…〉 geworden. Haben wir alſo eine Fläche 〈…〉 , ſo iſt ihr Ort 〈…〉 . Daraus gibt ſich von ſelbſt, daß wenn ich die Projektionsebene π nicht durch die Einheit von c, ſondern durch 〈…〉 lege, eine Fläche 〈…〉 663Neumann’s graphiſche Methode.= 〈…〉 den Ort 〈…〉 haben muß. Miller ſetzt nun ſtatt des wirklichen Axenausdrucks 〈…〉 einfach die Symbole μνλ, und zwar immer in der gleichen Reihenfolge, ſo daß aus ihnen ſich die Axenausdrücke ſogleich ableſen laſſen, zumal da er glücklicher Weiſe in den Buchſtaben für die Axenrichtungen von Weiß nicht abweicht. Die Sache wird noch klarer, wenn wir auf die Entwickelung einer Projektion ſelbſt eingehen, wir wählen dazu das reguläre Syſtem, unterſcheiden aber des Verſtändniſſes wegen die Axen αβc, worin die griechiſchen αβ den a und b correſpondiren.

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Sämmtliche Flächen ſind auf die Würfelfläche w projicirt. Von den drei

Würfelflächen hat die horizontale ihren Ort im Mittelpunke c der Projektion, die beiden Vertikalen haben ihre Orte dagegen im Unend - lichen ww. Die Orte der

Granatoederflächeng = a: c: b ꝛc. ergeben ſich ebenfalls664Neumann’s graphiſche Methode.einfach, denn es ſind die Orte Perpendikel vom Mittelpunkt m auf die Kante c: a ꝛc. gefällt. Zwei g davon haben ihre Orte im Unendlichen, allein die Ermittlung ihrer Lage macht keine Schwierigkeit, da ſie in der Mitte zwiſchen den Unendlichen ww liegen müſſen. Die Orte der

Oktaederflächeo finde ich, indem ich die Punkte von g mit w verbinde, deren Durchſchnitt dann oooo gibt. Denn ziehe ich von dieſem o noch den Mittelpunkt m, der unter der Projektionsebene gedacht wird, ſo muß dieſe ſenkrecht auf a: b: c ſtehen, da ocgg die Ecken eines Würfels ſind, der ſeine o gegenüber liegende Ecke im Mittelpunkte m hat. Das Symbol der Fläche o = 111 bedeutet weiter nichts, als die Entfernung des Ortes o von den drei Axenebenen ab, ac, bc: ſo beſtimmt man die Wirkung dreier Kräfte im Raum. Um alſo ganz allgemein den Ort einer Fläche 〈…〉 zu beſtimmen, ſuche ich die Flächenorte von 〈…〉 und 〈…〉 errichte aus beiden Punkten Perpendikel gegen die reſpectiven Axen, ſo iſt der Durchſchnittspunkt der verlangte Flächenort. Das

Leucitoederl = a: a: ½a liegt mit gg und oc in einer Zone, daher geben die Durchſchnitte dieſer Linien den Ort l, die übrigen acht Flächen liegen ebenfalls im Durchſchnitt der Linien gg und ow. Den

Pyramidenwürfelh = a: ½a: a kann man zwar unmittel - bar durch Rechnung beſtimmen, allein er liegt auch in Zone ll und gc achtmal, und viermal in ll und der unendlichen gw. Das

Pyramidenoktaedert = a: a: 2a liegt in hl und go und der

Achtundvierzigflächnerx = a: ½a: ⅓a in gg und ll. Ver - möge ſeines Axenausdrucks muß das Symbol 1 2 3 ſein, und die 8 äußer - ſten x links und rechts ſind auch 1 von der Axenebene ab, 2 von der Axenebene bc, und 3 von der ac entfernt. Daſſelbe gilt für die übrigen x, wenn man je die kleinſte Diſtanz 1 nennt: denn z. B. das mittlere x unten rechts hat ½β $$\frac{3}{2}$$ α c = ½ $$\frac{3}{2}$$ 1 = 132.

Dieſe Neumann’ſche Punktmethode iſt zwar compendiöſer, als die Linearmethode, allein ſie liegt nicht ſo unmittelbar in der Anſchauung. Da die Flächen, deren Orte in eine Linie fallen, in einer Zone liegen, ſo gewährt ſie den Vortheil, daß man mit dem Lineal in der Hand die Zonen herausſuchen kann, ohne ſie vorher durch Linien verſinnlichen zu müſſen, aber man kann deshalb auch leicht etwas überſehen.

Um die Figuren weniger auszudehnen, hat Neumann auch die Punkte auf einer Kugeloberfläche gezeichnet, wo alle Flächenorte einer Zone in ein und denſelben größten Kreis fallen. Indeſſen entfernt man ſich da - mit immer von dem Zwecke, den die Projektionen eigentlich haben ſollen: nämlich die Anſchauung unmittelbar zu unterſtützen. Doch hat gerade Miller dieſer den Vorzug gegeben. Wenn ſolche Kreisfiguren etwas nützen ſollen, ſo müſſen möglichſt viel Zonen durch größte Kreiſe angedeutet ſein, denn hier kann man mit dem Lineal in der Hand nicht mehr forſchen.

Auch für die Rechnung bietet dieſe Projektion manche Bequemlichkeit: ſo ſieht man leicht ein, daß der Winkel zwiſchen den Perpendikeln den Kantenwinkel der beiden zugehörigen Flächen zu 180° ergänzt, Miller gibt daher auch immer dieſe Supplementwinkel an, was gerade nicht[anſchau - lich] iſt, doch kommt bei derartigen Betrachtungen viel auf Gewohnheit an.

[665]

Anhang über Gebirgsarten, Gläſer und Thone.

Unter Gebirgsarten verſteht man entweder Gemiſche einzelner Mineralſpecies oder Anhäufung eines Minerals in ſolcher Maſſe, daß dadurch förmliche Gebirge gebildet werden. Die Sache bringt es mit ſich, daß zwiſchen Gebirgsarten und Mineralen keine feſte Gränze gezogen werden kann. Ideal kann man freilich ſagen: Minerale ſind einfache chemiſche Verbindungen, Gebirgsarten dagegen Gemiſche ſolcher chemi - ſcher Verbindungen. In der Praxis ſtellen ſich dabei aber allerlei Schwierigkeiten ein, die man nicht immer gehörig überwinden kann. Man hilft ſich da, ſo gut es eben geht. Jedenfalls muß ein gebildeter Mineraloge auch mit dieſen Gebirgsarten vertraut ſein, zumal da ſie für die empyriſchen Kennzeichen der Minerale die größte Bedeutung haben. Da jedoch die Gebirgsartenlehre (Petrographie) heutiges Tages einen we - ſentlichen Theil der Geognoſie ausmacht, ſo will ich hier nur das Wich - tigſte andeuten, um dann von da aus die Gläſer und Thone kurz ab - handeln zu können.

Die Gebirgsarten

laſſen ſich nur ganz äußerlich gruppiren, und ſo vortreffliche Gruppen es auch geben mag, ſo verwiſchen ſich doch alle an ihren Gränzen. Eine ſehr fleißige und auf Sachkenntniß beruhende Zuſammenſtellung gibt Nau - mann Lehrbuch der Geognoſie I. pag. 537. Es dreht ſich dabei vorzüglich um folgende drei Hauptmerkmale:

1) Ob chemiſches Product oder mechaniſcher Niederſchlag.

Die chemiſchen Produkte ſind natürlich feſter beſtimmbar als das zu - fällig mechaniſch zuſammengeflözte oder durch Zertrümmerung und Ver - änderung entſtellte Schlamm -, Sand - und Schuttgebirge. Und von den chemiſchen Produkten ſind die auf heißem Wege gebildeten wieder viel wichtiger, als die auf naſſem Wege ausgeſchiedenen. Man hält in dieſer Hinſicht hauptſächlich dreierlei auseinander:

666Gebirgsarten: Granit.

Feuer -, Waſſer - und Metamorphiſche-Geſteine.

Die Luft hat nur wenig zur Felſenbildung beigetragen. Sie dient hauptſächlich zur Erzeugung der Gebirgskrume, die den Felſen vor weiterer Zerſtörung ſchützt. Kann man auch die dreierlei noch nicht ſcharf lociren, ſo iſt doch an den drei Arten der Bildungsweiſe nicht zu zweifeln. Die eigenthümlichſte Mittelſtellung nimmt das metamorphiſche Geſtein ein. Die Metamorphoſe iſt eine doppelte: Feuergeſteine wie der Granit zerfallen durch Einwirkung von Waſſer und Luft zu Grus, der durch Infiltrationen wieder feſt zuſammenbäckt; die Waſſerniederſchläge wurden durch Feuer erhitzt und nahmen ſo ein kryſtalliniſches Gefüge an, wie viele Schiefer der Alpen angeſehen werden.

2) Structurverhältniſſe. Die Structur iſt eine doppelte: Mineral - und Felsſtructur.

Mineralſtructur iſt körnig (Granitiſch), dicht, oder die Vermiſchung von beiden porphyriſch. Auch kommt es weſentlich darauf an, ob die Minerale ſich im glaſigen (vulkaniſchen) oder friſchen (urgebirgiſchen) Zuſtande befinden. Die Felsſtructur iſt maſſig oder geſchichtet; compact oder porös. Die poröſen haben eckige (Schlacken) oder runde hohle Räume (Mandelſteine). Dieſe Höhlungen ſind frei oder mit fremdartigen Sub - ſtanzen ausgefüllt. Alles das beſtimmt den Namen einer Felsart.

3) Mineralſpecies-Combination. In dieſer Hinſicht unter - ſcheidet man einfache und gemengte Geſteine. Die Mengung iſt will - kührlich und hat keine Gränze, doch pflegt man auch hier gern auf ein Mineral das Hauptgewicht zu legen.

Da man bei der Aufzählung kein rechtes Princip feſthalten kann, ſo iſt es gut, auf das Alter und die Bedeutung der Geſteine in Beziehung auf Häufigkeit Gewicht zu legen.

Im Urgebirge zeigt ſich hauptſächlich der Gegenſatz von Körnigen und Porphyrſchen Geſteinen. Unter Porphyren verſteht man eine dichte Grundmaſſe, worin ſich Kryſtalle ausgeſchieden haben.

A. Friſche körnige Geſteine.

Man kann darunter alle Silikate begreifen, geſchichtete und unge - ſchichtete, in denen ſich die einzelnen Mineraltheile ſicher von einander ſondern laſſen. Sie gehören hauptſächlich dem älteſten Gebirge an.

a) Feldſpath herrſcht vor.

1. Granit.

Enthält vorherrſchend Feldſpath, Glimmer iſt wenig aber ſichtbarer als der Quarz. Alle drei Minerale liegen körnig nebeneinander und können ſcharf von einander geſchieden werden. Es iſt das häufigſte, älteſte und kryſtalliniſchſte aller Gebirgsarten. Obgleich der Name von Granum667Gebirgsarten: Weißſtein.das Korn entlehnt iſt, ſo kommt er doch nicht bei den Alten, noch nicht ein - mal bei Agricola vor, der ihn vielleicht unter Grindſtein (saxum quod ex scabie nomen invenit Agric. Rerum metallicarum interpretatio pag. 707) begriffen hat. Nach Emmerling (Lehrb. Mineral. III. 24) erwähnt den Namen zuerſt Tournefort Voyage du Levante Paris 1698, indem Ita - lieniſche Künſtler ſich ſchon längſt der paſſenden Bezeichnung bedienten.

Der Feldſpath herrſcht bei weitem darin vor. Nach G. Roſe (Zeit - ſchrift der deutſchen Geol. Geſellſch. I. 352) kommt außer Kalifeldſpath noch Oligoklas pag. 193 von röthlicher, grünlicher, gelblichgrauer bis ſchneeweißer Farbe vor. Neben weißem Kaliglimmer ſtellt ſich auch ſchwarzer Magneſiaglimmer ein. Hornblende fehlt nicht ganz, doch ſo - bald ſie in größerer Menge eintritt, nennt man das Geſtein Syenit. Turmalin, Granat, Zirkon, Dichroit, Gadolinit, Orthit ꝛc. und viele andere Minerale bilden darin hin und wieder ſehr untergeordnete Gemeng - theile.

Man kann hauptſächlich zweierlei Granite unterſcheiden: porphy - riſchen Granit, worin ſich eine körnige Grundmaſſe zeigt, in welcher die großen weißen Karlsbader Zwillinge in Menge zerſtreut liegen. Man ſieht dieſen für den älteſten an. Seine kühnen plumpen Felſenmaſſen ſieht man beſonders ſchön auf der Badiſchen Seite des Schwarzwaldes. Die Sudeten, das Erz - und Fichtelgebirge, die Roßtrappe auf dem Harze ꝛc. zeigen ihn in beſonderer Schönheit. Schon Laſius vergleicht ſie mit großen Wollſäcken.

Noch verbreiteter iſt der gleichkörnige Granit (Granitit), das Korn iſt bald gröber, bald feiner. Es gehört mit zu den ſchönſten Geſteinen, welche wir kennen. Auf Gängen und in kleinen Stückgebirgen bilden ſich öfter ſehr grobkörnige feldſpathreiche Partieen aus (Ganggranit). Da zeigen ſich auch kryſtalliniſche Maſſen, wo die Blätterbrüche in großer Flucht aushalten, nehmen dieſelben hohle Quarzkryſtalle in paralleler Stellung auf (Murſinsk), ſo hat man das Schriftgranit (Pegmatit) genannt, weil ſenkrecht oder ſchief gegen die Quarzſäulen geſchnitten die hohlen Kryſtalle ſchriftartige Züge bilden.

Protogyne nannte Hauy (Traité Minér. IV. 538) den Granit der Alpen, beſonders des Mont-Blanc, worin der Glimmer durch chlori - tiſchen Talk vertreten iſt, der ſich krummſchichtig durch das Geſtein hin - durchzieht. Saussure’s Granite veiné. Am Monte Roſa bildet der Chlorit oft ſo regelmäßige Schichten, daß man das Geſtein mit gleichem Rechte Gneis nennen könnte.

Weißſtein Wr. (Granulit Weiß), ein feinkörniger Feldſpath mit Quarz, worin ganz kleine Granaten, öfter von Cyanit begleitet, eingeſprengt ſind. Streifungen erinnern an Schichtung, auch ſondert er ſich gern in Platten, die nach Dr. Hochſtetter der Schichtung nicht conform ſind. So kommt er am Nordrande des Sächſiſchen Erzgebirges und im Böhmerwalde zwiſchen Prachatitz, Krumau und Budweis in den Gneis eingelagert vor, mächtige elliptiſche Stückgebirge bildend. Davon verſchieden ſind die klein - körnigen Ganggranite in den Vogeſen und dem Schwarzwalde, die man fälſchlich auch ſo genannt hat, obgleich ihnen Quarz und Granaten fehlen.

668Gebirgsarten: Gneis, Glimmerſchiefer.

2. Gneis

nennt der ſächſiſche Bergmann ſeit alter Zeit ſein Erzführendes Geſtein. Es iſt ein geſchichteter Granit, in dem der dunkelfarbige Glimmer zunimmt und ſich ſchichtenweis lagert. Doch kann man den Feldſpath zwiſchen den Glimmerſchichten noch deutlich erkennen, auch der Quarz fehlt nicht. Alle ſind noch kryſtalliniſch, wenn gleich ſie an Schönheit gegen den Granit verloren haben. Einerſeits geht er in den Granit, andererſeits in den Glimmerſchiefer über. Bildet die Hauptmaſſe des geſchichteten Urgebirges von unergründeter Mächtigkeit, und da er vom Granit durchbrochen wird, ſo iſt er ſelbſt älter als viele Granite. Im Allgemeinen möchte er aber, ſchon wegen ſeines mehr unkryſtalliniſchen Weſens, jünger ſein.

Es iſt nicht unintereſſant, die Entſtehung des Gneiſes aus dem Granite zu verfolgen. Anfangs werden die Glimmerblättchen groß, und lagern ſich krummflächig zwiſchen Feldſpath und Quarz, ſind jedoch noch iſolirt. Die Blätter ziehen ſich in die Länge, reichen ſich nach dieſer Längsdimenſion einander die Hand, und umhüllen ſchönblättrige elliptiſche Feldſpathklumpen (Flaſiger Gneis). In den Alpen iſt es oft gar nicht möglich, ſolche flaſrigen Gneiſe vom Granite veiné zu trennen. Endlich wird der Feldſpath ſo feinkörnig, und die Glimmermaſſe nimmt ſo zu, daß im Querbruch ſehr regelmäßige Streifen entſtehen. Dieß iſt der normale Gneis, der über die weiteſten Strecken herrſcht. Er hat an der Zuſammen - ſetzung der Erde den weſentlichſten Antheil, und iſt von Erzen vielfach angereichert. In den Alpen wird der Glimmer häufig Chlorit und Talk, und dann entſtehen eine Reihe von Geſteinen, über deren Namen man in Verlegenheit kommt. Der Feldſpath wird endlich immer kleinkörniger, verliert an ſeinen markirten Kennzeichen, und ſo gelangen wir zu Ge - ſteinen, welche dem Glimmerſchiefer zum Verwechſeln ähnlich werden.

b) Glimmer herrſcht vor.

3. Glimmerſchiefer.

Folgt ſeinem Lager nach gewöhnlich über dem Gneiſe, und iſt daher jünger.

Nach Werner’s Definition ſoll ihm der Feldſpath fehlen und zwiſchen der herrſchenden Glimmermaſſe nur Quarz ſich lagern, der zuweilen ſehr ſichtbar körnig eingeſprengt oder in großen Ellipſoiden hervortritt. Ge - wöhnlich hat jedoch der Glimmer ſeine Form eingebüßt, er iſt noch mehr als bei den Zwiſchenlagern des Gneiſes zu dünnen continuirlichen Blättern gepreßt, und da dieſen alle Glimmerblättchen ihren Blätterbruch parallel legen, ſo iſt ein Geſtein entſtanden, deſſen regelmäßige Schichtung zu den ausgezeichnetſten gehört, welche wir überhaupt kennen. Bei den ächten Glimmerſchiefern glänzt der Blätterbruch noch ſo ſtark, daß über das kryſtalliniſche Gefüge kein Zweifel walten kann. Trotzdem ſcheint die ganze Maſſe wie der feinſte Schlamm nachgiebig, ſie biegt ſich nicht blos krummflächig, ſondern zeigt auch die zarteſte Fältelung: die kleinen Falten gehen gewöhnlich einander parallel.

In den niedern deutſchen Urgebirgen findet man ächte Glimmerſchiefer nicht häufig, ob ſie gleich nicht fehlen (Böhmen, Fichtelgebirge). Deſto669Gebirgsarten: Chloritſchiefer.größere Rollen ſpielen ſie in den Alpen, doch machen ſie hier die bunteſten Gemiſche und Uebergänge in

Chloritſchieferpag. 201 mit dunkelgrüner und Talkſchiefer pag. 202 mit lichtgrüner bis weißer Farbe. Das fettige Anfühlen läßt die letztern oft ſicher erkennen. Am allerſchwierigſten iſt jedoch die Gränze zum Thonſchiefer hin (Urthonſchiefer, über dem Glimmerſchiefer Platz greifend) feſtzuſtellen, doch hat letzterer ein mehr erdiges als kryſtalliniſches Gefüge. Auch hat der Thonſchiefer, mit Ausnahme des Chiaſtolith’s pag. 240, keine kryſtalliniſchen Silicate zu Einſchlüſſen, oder wo dieſe vorkommen, rechnet man die Geſteine beſſer zu der Glimmerſchiefergruppe, die in dieſer Beziehung am reichſten iſt: Granat, Staurolith, Cyanit, Turmalin, Smaragd, Rutil, Magneteiſen, Stahlſtein und viele andere Minerale werden darin gefunden.

c) Quarz herrſcht vor.

Da der Quarz nach pag. 166 ſich auch auf naſſem Wege kryſtalliniſch bilden kann, ſo führt er uns theilweis aus dem Urgebirge in das Flöz - gebirge hinaus. Indeſſen genügt bei dieſen ſogenannten einfachen Ge - birgsarten die Citirung des mineralogiſchen Namens. Auch iſt es geradezu falſch, wenn man Feuerſtein pag. 175, Opal pag. 178 ꝛc. bei den Gebirgsarten aufführt, da dieſe nie Gebirge bilden, ſelbſt Kieſelſchiefer pag. 178, Hornſtein pag. 177 ſind ein für allemal bei den Mineralien abgemacht, und wenn der reine Quarz, der in Gängen und Lagern das Ur - und Uebergangsgebirge, inſonders der Alpen, ſo häufig durchſchwärmt, und gern das Muttergeſtein des Goldes bildet, einmal als Gebirgs - quarz vorkommt, ſo hat man ihm den paſſenden Namen Quarzfels (Quarzit iſt ſchlechter) gegeben. Solche Quarzfelſen von mannigfachſtem Wechſel in der Maſſe trifft man beſonders ſchön im Granit des Bayer - ſchen - und Böhmer-Waldes, wo er ein vortreffliches Material zur Glas - bereitung bietet. Der ſogenannte Pfahl (Vallum) ſetzt 28 Stunden weit als zackiger oft abentheuerlich geformter Felſenkamm fort. Von Thierl - ſtein ſüdweſtlich Cham bis Bruck ſüdöſtlich Zwiſel beträgt der Weg im porphyriſchen Granit 18 Stunden*)Einen ähnlichen Zug hat Dr. Hochſtetter im Böhmer Walde nachgewieſen, der faſt in die nördliche Fortſetzung des Bayeriſchen fällt.. Der Ganggranit der Umgegend von Zwiſel verwandelt ſich ganz in kryſtalliniſchen Quarz, worunter der ſchöne Roſenquarz pag. 170 beſonders vom Hünerkobel bei Zwiſel. Beryll, Turmalin, Triphylin, Columbit kommen in den Quarzfels eingeſprengt vor, Wineberger Verſuch geogn. Beſch. Bayeriſchen Waldgebirges pag. 50. Bei Böhmiſch Neuſtadt und am Jeſchkengebirge im Bunzlauer Kreiſe nimmt er Blättchen von verhärtetem Talk auf, und zeigt große Neigung zum Schieferigen. Im

Greiſen der Zinnſteingänge von Altenberg und Zinnwald in Sachſen, Schlackenwalde in Böhmen und in Cornwallis herrſcht körniger hellgrauer Quarz, dem Blättchen von talkigem Glimmer beigemiſcht ſind. Der Feld - ſpath tritt zurück, doch läßt die Art des Auftretens noch erkennen, daß das Geſtein vom Granite herkommt. Wenn ſich dazu Turmalin geſellt, ſo hat man das Geſtein Schörlfels, und wenn es ſich ſchichtet, Schörl -670Gebirgsarten: Itacolumit, Syenit.ſchiefer genannt. Topasfels pag. 260 nannte Werner die zerſtörte Gneisnadel am Schneckenſtein bei Gottesberg auf dem ſächſiſchen Voigt - lande. Quarz herrſcht darin, Turmalin und Topas iſt eingeſprengt. Der Feldſpath verräth ſich durch Steinmark. Das Geſtein ſieht ſehr zer - trümmert aus. Wichtiger als verbreitete Gebirgsart, wenn auch nicht in Deutſchland, iſt Eſchwege’s

Itacolumit in Braſilien, der ſeinen Namen vom Berge Ita - columi bei Villa ricca bekommen hat. Es iſt ein feinkörniger weißer Quarz, zwiſchen welchem äußerſt ſparſam dünne Chloritblättchen liegen. Man würde ihn geradezu für einen Sandſtein halten können, wenn nicht die Körner eine eigenthümliche Rauhigkeit und Eckigkeit zeigten, wodurch ſie ſich wie die Kryſtalle des Statuenmarmors in einander fügen. Nach Eſchwege (Gilbert’s Ann. 1820. Band 65. 411) geht er einerſeits in Chloritſchiefer über, iſt aber in Thonſchiefer eingelagert. 1780 kam er zuerſt nach Portugal, und ſpäter in 4‴ 6‴ dicke Tafeln geſchnitten, die aus dem Innern heraus wie Statuenmarmor pag. 334 ſchimmern, und eine auffallende Biegſamkeit haben, in den Handel. Dieſe Bieg - ſamkeit machte ihn ſehr berühmt, man nannte ihn Gelenkquarz , weil Klaproth (Beiträge II. 115) unter dem Mikroſkop die Körner gelenkartig ausgeſchweift gefunden hatte. Die Biegſamkeit iſt wirklich ſo bedeutend, daß man ſie ſelbſt an kleinen Stücken beim Druck zwiſchen den Händen noch wahrnimmt, große Platten ſchwanken bei aufrechter Stellung mit Geräuſch wie dickes Sohlleder hin und her. Uebrigens iſt dieſe Bieg - ſamkeit gerade nicht ſtaunenerregend, man findet ſie bei Platten von unſern glimmerigen Sandſteinen, bei Statuenmarmor ꝛc. auch, wenn gleich nicht in ſo bedeutendem Grade. Als Muttergeſtein der Diamanten pag. 244 hat es in neuern Zeiten die Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen. In Bra - ſilien herrſcht das Geſtein über große Strecken, mit blättrigem Eiſenglanz pag. 521 gemiſcht hat man es Eiſenglimmerſchiefer genannt. Auch in Nordamerika, am Ural, und ſogar im Rheiniſchen Schiefer - gebirge wird neuerlich Itacolumit erwähnt. Man muß übrigens in Ueber - tragung ſolcher Namen ſehr vorſichtig ſein.

d) Hornblende ſtellt ſich ein und herrſcht zuletzt.

Sobald die Hornblende in den körnigen Feldſpathgeſteinen nur einiger - maßen ſichtbar wird, ſo hat man den Sachen beſondere Namen gegeben. Auffallender Weiſe tritt Hornblendereichthum mehr in den Umgebungen des Uebergangsthonſchiefer auf, ſo daß Hornblendegeſteine eine Stufe jünger, als der ächte hornblendefreie Granit zu ſein ſcheinen. Die Farbe dieſer Hornblende iſt faſt immer rabenſchwarz, Gemeine Hornblende pag. 209.

4. Syenit.

Werner begriff ihn anfangs mit unter Grünſtein, dann nannte er ihn in ſeinen Vorleſungen nach der Gränzſtadt Syene in Oberägypten, wo ſchon die alten Aegyptier ihre Obelisken und andere rieſigen Mono - lithe herholten, worunter freilich auch hornblendefreie Granite vorkommen,671Gebirgsarten: Diorit.die Plinius 36. 13 ohne Zweifel unter ſeinem Syenites mitinbegriffen hat. Da nun der Aegyptiſche mit rothem Feldſpath und ſchwarzem Glimmer nur ſehr wenig Hornblende hat, ſo daß ihn G. Roſe (Zeitſchrift deutſch. Geol. Geſ. I. 368) wieder zum Granitit ſtellt, ſo iſt der Name allerdings nicht gut gewählt. Rozière wollte ihn daher in Sinait verändern, weil der Berg Sinai aus ausgezeichneteren beſtehe, doch iſt die Sache mit Recht nicht angenommen.

Der Syenit gleicht einem Granit vollkommen, denn er enthält Feld - ſpath (nebſt Oligoklas), Quarz und gewöhnlich ſchwarzen Magneſiaglimmer. Dazwiſchen liegt aber immer etwas rabenſchwarze Hornblende, die ſich an ihrer faſrigen Säule leicht unterſcheiden läßt. Da das Geſtein vollkommen körnig iſt, und ſich die Hornblende nicht fein vertheilt, ſo bemerkt man von dem Grün letzterer wenig, allein man darf ſie nur zwiſchen Papier zu Pulver zerklopfen, um das auffallende Berggrün ſogleich zu gewahren. Die Geſteine gehören mit zu den ſchönſten, bei Todtmoos im ſüdlichen Schwarzwalde, zu St. Maurice an den Quellen der Moſel in den Vo - geſen ſind ſie porphyriſch. Am letztern Orte unterſcheiden ſich die großen rothen Feldſpathe auffallend von dem grünlich weißen geſtreiften Oligoklas. Beſonders reich iſt der Odenwald nördlich Weinheim: das Felſenmeer bei Auerbach an der Bergſtraße beſteht aus Syenitblöcken, und die vielbeſuchte Rieſenſäule und der Rieſenaltar ſind zugerichtete Steine, welche noch aus der Römerzeit herſtammen ſollen. Der Syenit wird zu ſolchen Arbeiten vorgezogen, weil er etwas zäher und unzerklüfteter zu ſein pflegt, als der eigentliche Granit. Das prachtvollſte Geſtein bildet der Zirkonſyenit von Laurvig und Friedrichswärn mit ſeinem Labradoriſirenden Feldſpathe pag. 187, worin Ch. Gmelin (Pogg. Ann. 81. 314) neben 7 p. C. Kali noch 7 Natron nachwies. Dafür enthalten ſie auch weder Oligoklas noch Quarz. Quarzfrei oder wenigſtens ſehr Quarzarm ſind auch die meiſten übrigen. G. Roſe’s

Miascit (Pogg. Ann. 47. 376) aus dem Ilmengebirge bei dem Hüttenwerke Miask mit weißem Feldſpath, dünnen Blättchen von lauch - grünem einaxigem Glimmer und Eläolith iſt ein quarzfreies ganz ähnliches Geſtein, dem wie dem eläolithhaltigen Syenit von Laurvig auch die Hornblende nicht ganz fehlt. Fußgroße Glimmerſäulen in den Druſen - räumen, Zirkon in großen gelben durchſcheinenden Kryſtallen, Titaneiſen (Ilmenit) von 3 $$\frac{1}{2}$$ Zoll Breite, Apatit, Flußſpath, Sodalith, Cancrinit ſind in den Eläolithhaltigen eingeſprengt; in den Eläolithfreien braune Zir - kone, Pyrochlor, Aeſchynit, Monazit, Titanit, Hornblende, Epidot, Graphit.

Kleine Titanitkryſtalle pag. 303 bezeichnen den Syenit ganz beſonders.

5. Diorit.

Die Hornblende wird hier herrſchender, und gibt dem Geſteine einen entſchiedenen Stich in’s Grün. Der Kalifeldſpath fehlt, ſtatt deſſen findet ſich Albit (Oligoklas?). Freier Quarz iſt jedenfalls unweſentlich. G. Roſe (Pogg. Ann. 34. 1) hat über die Grünſteine eine beſondere Ab - handlung geſchrieben. Grünſtein von Werner, nach dem ſeit alter Zeit in Schweden gebräuchlichen Namen Grönſteen (Cronſtedt, Mineral. §. 88 und §. 267) genannt, und in der That konnte auch keine beſſere Bezeich -672Gebirgsarten: Hornblendeſchiefer.nung gefunden werden. Werner ſchied dann den Syenit davon, und Hauy den Diorit, von διορίξειν unterſcheiden, weil man darin noch Feldſpath und Hornblende kryſtalliniſch unterſcheiden könne, obgleich die Theile ſich oft ſchon ſehr verwirren. Etwas Schwefelkies iſt außerdem ſehr bezeichnend. Derſelbe geht dann in den Aphanit, ἀφανίξειν verſchwinden, worin man die Theile nicht mehr unterſcheiden könne, wie in den grünen Por - phyren, Mandelſteinen ꝛc. Es iſt nicht möglich, die Gränzen nach allen Seiten hin auch nur einigermaßen ſicher zu ziehen. Man muß ſich mit idealen Bildern begnügen. Die ſüdlichen Vogeſen bei Giromagny ſind beſonders reich an hierher gehörigen Geſteinen, die Granitränder des Harzes, die Hodritſch bei Schemnitz und vor allem der Ural. Berühmt iſt der Kugeldiorit von Corſica, Hornblende und grünlich weißer Feld - ſpath treten faſt in’s Gleichgewicht, ein wahres Muſter für Diorit. Doch enthält der Feldſpath nach Deleſſe nur 48,6 Kieſelerde und 12 Kalkerde, ſcheint alſo Anorthit zu ſein. An einzelnen Stellen ſcheiden ſich darin kugelförmige Abſonderungen aus, die außen eine ſehr regelmäßige Hülle von concentriſch gelagerten Schichten von Hornblende und Feldſpath haben.

6. Hornblendeſchiefer.

Manche derſelben beſtehen blos aus rabenſchwarzer Hornblende, die man immer an ihrer Feinſtrahligkeit erkennt, auch wenn ſie noch ſo com - pact beim erſten Anblick erſcheint: ſolche Geſteine ſind jedoch nur ſehr untergeordnet. Dagegen kommen in den Alpen, und folglich auch unter den Oberſchwäbiſchen Geſchieben, ſehr häufig Geſteine vor, die ſich zum Diorit und Syenit gerade ſo verhalten, wie der Gneis zum Granit. Hier bedingt nicht der Glimmer, ſondern die rabenſchwarze Hornblende die Schichtung. Der Feldſpath dazwiſchen ſieht weiß aus, und ſcheint meiſt Natronfeldſpath. Das Gewicht ruht bei den Hornblende-Geſteinen überhaupt nicht mehr auf den Feldſpäthen, denn wenn ſie Orthoklas, Albit, Oligoklas und Anorthit ſein können, ja wenn in ein und dem - ſelben Stein verſchiedene vorkommen, dann dürfte man bald einſehen lernen, daß mit ſolchen minutiöſen chemiſchen Differenzen die Sache nicht getroffen iſt. Schon Werner unterſchied bei Gersdorf ohnweit Freiberg einen Syenitſchiefer. Auch die Strahlſteinſchiefer der Alpen kann man hier vergleichen, die jedoch meiſt nur als Beimengungen der Glimmer - und Talkſchiefer erſcheinen. Eines der ſchönſten aber ſehr untergeordneten Geſteine bildet Hauy’s

Eklogit, ἐκλογή Auswahl, rother Granat und ſmaragdgrüne Horn - blende, die ſich mit Augit (Omphacit pag. 217) miſchen. Cyanit, Glimmer, Quarz und andere Minerale fehlen nicht. So könnte man jedoch in den Alpen noch eine Menge Geſteine unterſcheiden.

e) Blättriger Augit ſtellt ſich ein.

Es iſt eine ſehr auffallende Erſcheinung, daß der ächte Augit pag. 213 bei Geſteinen, die nur einigermaßen eine Rolle ſpielen, ſich nie mit friſchem Feldſpath zuſammen findet, ſondern ſtets nur mit glaſigem. Auch die Diopſide in den Alpen ſind wie der Strahlſtein untergeordnet673Gebirgsarten: Gabbro, Porphyre.an Talk, Dolomit ꝛc. gebunden. Dagegen bilden die blättrigen Augite (Diallag pag. 215) mit friſchem Kalkfeldſpath die vortrefflichſten körnigen Geſteine. G. Roſe (Pogg. Ann. 34. 1) ſuchte zu beweiſen, daß der Augit nur mit Kieſelerdearmem Feldſpath (Labrador) vorkomme, die Horn - blende dagegen nur mit Kieſelerdereichem (Orthoklas und Albit). Später hat ſich dann gezeigt, daß beide Hornblende und Augit auch mit Oligoklas auftreten, und daß der vermeintliche Albit und Labrador gar nicht ſelten Oligoklas ſei. So iſt auch dieſe längere Zeit für ſo trefflich gehaltene Regel wieder gefallen.

7. Gabbro.

Leopold v. Buch hat im Magazin der Geſellſchaft der naturforſchenden Freunde zu Berlin 1810. IV. 128 und VII. 234 darüber zwei Abhandlungen geſchrieben, und ihren nahen Anſchluß an das Serpentingebirge bewieſen. Es iſt ein körniges Gemenge von Labrador und Diallag, der Diallag iſt häufig prachtvoll grün, darnach nannte Hauy das Geſtein Euphotid (ἐυ und φῶς Licht). Der Feldſpath iſt dagegen grau, nicht ſelten von zähem ſplittrigem Bruch (Sauſſurit). Seit lange berühmt iſt die Verde di Corsica, welche ſchon 1604 in Florenz zu prachtvollen Tiſchplatten ver - ſchliffen wurde: die breiten ſmaragdgrünen Blätter des Diallag ſtechen gegen das ſchäckige Grau des Sauſſurit vortheilhaft ab. Bei La Preſe im Veltlin iſt der Diallag tombakbraun mit metalliſchem Schimmer, ebenſo bei Volpersdorf in Schleſien, an der Baſte am Harz. Eine Unter - abtheilung bietet der Hyperſthenfels, worin ſtatt Diallag Hyperſthen liegt. Das grobkörnige Geſtein von der Pauls-Inſel bei Labrador, das feinkörnigere von Penig in Sachſen, vom Monzoniberge in Tyrol bilden Muſter. In Beziehung auf Lagerung ſchließt ſich Gabbro eng an Ser - pentin, und dieſer wieder an Hornblendegeſteine.

B. Porphyre.

Plinius hist. nat. 36. 11 ſagt: rubet porphyrites in Aegypto: ex eo candidis intervenientibus punctis Leptosephos vocatur, und Agricola (natura fossil. 631) weiß ſchon, daß in der berühmten Sophienkirche zu Conſtantinopel nicht wenige Säulen aus Porphyr beſtehen. Man ver - ſtand darunter nur den rothen Porphyr, während man die grünen und ſchwarzen Marmor nannte. Das Weſen eines ächten Porphyr macht die Grundmaſſe aus, welche durchaus homogen und unkryſtalliniſch ſein muß. Sie kann glaſig oder ſteinig ſein, doch ſtellt man die glaſigen beſſer zu den Gläſern. In der Grundmaſſe liegen alsdann Kryſtalle zerſtreut, welche das Ganze buntmachen, worauf der Name deutet. Die Porphyre als halbkryſtalliniſche Geſteine ſcheinen entſchieden jünger zu ſein, als die kryſtalliniſch körnigen Granite und Syenite, welche ſie in kegelförmigen Bergen durchbrechen. Werner unterſchied die Namen nach der Grundmaſſe: Hornſteinporphyr, Thonporphyr, Obſidianporphyr und Pechſteinporphyr.

Quenſtedt, Mineralogie. 43674Gebirgsarten: Rother Porphyr, Grüner Porphyr.

8. Rother Porphyr.

Hat meiſt eine durch Eiſenoxyd röthliche Grundmaſſe, die den ſplitt - rigen Bruch rauher Hornſteine zeigt. Da dieſe Maſſe feldſpathartig iſt, ſo ſchmilzt ſie vor dem Löthrohr und entfärbt ſich, daher auch Eurit - Porphyr genannt. Mehr oder weniger Feldſpath ſcheidet ſich in allen kryſtalliniſch aus, allein in Beziehung auf Kieſelerde gibt es einen Quarz - haltigen und Quarzfreien.

Der Quarzhaltige Porphyr, ſo ſchön im Thüringer Wald die höchſten Kuppen den Schneekopf und Inſelsberg bildend, der Auersberg auf dem Unterharze, der Petersberg bei Halle, viele Kuppen im Schwarz - walde namentlich bei Baden-Baden bilden Muſter. Der Quarz tritt außerordentlich hervor, iſt ſogar um und um kryſtalliſirt, ſo daß man Dihexaeder aus der Grundmaſſe herausſchlagen kann. Nach G. Roſe kommt neben dem Kalifeldſpath auch Oligoklas vor, und wenn Glimmer, ſo Magneſiaglimmer. So daß es alſo nichts weiter als ein unvollkommen kryſtalliſirter Granit ſein würde. Werner unterſchied noch einen Feld - ſpathporphyr (Emmerling Mineral. III. 68), der eine kleine und fein - körnige (theilweis ſchon dichte) Grundmaſſe von gemeinem Feldſpath hat, worin ſich dann größere gelblichweiße bis fleiſchrothe Feldſpathkryſtalle ausgeſchieden haben. Sie ſind ganz anders beſchaffen als der Porphyriſche Granit, und bilden in der That den vollkommenſten Uebergang zum ächt körnigen Geſtein. Sie treten daher z. B. im Schwarzwalde auf das Engſte mit Gneis und Granit in Beziehung, und gar oft kommt man in Verlegenheit, ob man die Geſteine Granit oder Porphyr nennen ſoll. Und ſobald in einem Granit auch nur Spuren dichter Grundmaſſe vor - kommen, ſo zeigt der Quarz gleich Dihexaederflächen, was bei ächtem Granite nie der Fall iſt.

Der Quarzfreie Porphyr ſcheint häufig jünger zu ſein, als der Quarzführende. Seine Grundmaſſe iſt zuweilen viel rother, als bei vorigem, ſelbſt mit einem Stich ins Schwarz, wie die geſchliffenen Stücke von Elfdalen und der Porfido rosso antico zeigen. G. Roſe nennt ihn neuerlich Syenitporphyr. Cotta’s Glimmerporphyr, Buch’s Rhomben - porphyr und viele anders benannten gehören in ſeine Nähe.

Wenn man nun aber auch alles dieſes glücklich beſtimmen könnte, ſo kommt dann die Verwitterung dazu, zu welcher der Porphyr ganz be - ſondere Neigung hat. Es bildet ſich dann ein grauer, rauher, unanſehn - licher Thonſtein aus der Grundmaſſe, und die Kryſtalle darin zerfallen zu mehlartiger Porzellanerde: das iſt Werner’s Thonporphyr, welchen andere Mineralogen vielleicht noch bezeichnender Porphyrartiges Ge - ſtein genannt haben. Denn in der That weiß man häufig nicht, ob man es für einen Porphyr halten ſolle, der von ſeiner Urſprünglichkeit an Ort und Stelle nur durch Verwitterung gelitten habe: oder ob es ſchon ein regenerirtes Gebilde ſei.

9. Grüner Porphyr.

Der grüne Porphyr ſchließt ſich zunächſt eng an den Diorit an (Dioritporphyr G. Roſe). Die Grundmaſſe iſt meiſt ſchwärzlichgrün, und675Gebirgsarten: Diabas, Gabbroporphyr.darin ſcheiden ſich dann die grünlichweißen Oligoklaskryſtalle aus. Die Menge der Hornblende iſt ſehr verſchieden, Quarz, Glimmer, Schwefel - kies und Magneteiſen gehören zu den mehr zufälligen Beſtandtheilen. Wo Syenite und Diorite ſich einſtellen, da pflegen auch dieſe ſchönen Porphyre nicht zu fehlen. Beſonders reich iſt die Gegend der ſüdlichen Vogeſen (Giromagny). Im Ural bildet der Dioritporphyr im Verein mit Diorit das hauptſächlichſte Plutoniſche Geſtein. Der Diorit iſt weniger im Süden entwickelt, nimmt aber im mittleren Ural an Menge zu, und bildet im Norden die höchſten Erhebungen. Der Dioritporphyr kommt meiſt in ſeiner Nähe vor, ſcheint aber noch verbreiteter am ſüdlichen als am nördlichen Ural zu ſein, wo er ſich auch nicht zu ſo großen Höhen als der Diorit erhebt. Auch die Amerikaniſchen Gebirge liefern die vortrefflichſten Ab - änderungen. Im Alterthum war beſonders der Lacedämoniſche berühmt, Plinius hist. nat. 36. 11: pretiosissimi quaedam generis, sicuti Lacedae - monium viride, cunctisque hilarius. Das heitere Grün tritt beſonders lebhaft bei Benetzung hervor, daher fand er auch bei Brunnen - und Waſſerbecken vorzugsweiſe Anwendung.

Diabas nannte Brongniart eine andere Gruppe grüner Porphyre, worin die grüne Farbe von Chlorit herkommen ſoll, und außerdem finden ſich Augitkryſtalle eingeſprengt, die zu den merkwürdigen Uralitkryſtallen pag. 209 gehören. G. Roſe nennt ſie Augitporphyr (Uralitporphyr), ſie ſollen unter allen ſogenannten Grünſteinen die häufigſten ſein. Beſonders häufig am Ural in Begleitung der dortigen Magneteiſenſteine. Die Uralit - porphyre charakteriſiren den Ural ganz beſonders, doch kommen ſie auch zu Travignolo bei Predazzo in Südtyrol, zu Myſore in Oſtindien ꝛc. vor. Am Harze findet ſich der Diabas vorzüglich an der Gränze, wo die Gra - nite vom Thonſchiefer abſetzen, an der Roßtrappe, im Mühlthal bei Elbingerode ꝛc. Ueberhaupt bildet der Thonſchiefer des Uebergangsgebirges die Mutter dieſer merkwürdigen Grünſteine, ſo namentlich auch im Dillen - burgiſchen. Einerſeits gehen dieſe Geſteine zu den ſchwarzen Porphyren und wahren Mandelſteinen, was namentlich auch das hohe Gewicht be - weiſt, was bei dem Uralitporphyr von Miask 3,1 Gew. erreicht; anderer - ſeits ſchiefern ſie ſich, und lagern ſich zwiſchen den Thonſchiefern ein, ſo daß man nicht weiß, ob man ſie für Waſſer - oder Feuerproduct halten ſoll.

10. Gabbroporphyr.

Schließt ſich eng an die Gabbro an, denn wo dieſe ausgezeichnet vorkommt, wie z. B. an der Baſte im Harzburger Forſt am nordweſtlichen Fuße des Brockengebirgs oder zu Todtmoos ſüdlich vom Feldberge im Schwarzwalde, da fehlen auch dieſe ſchönen Porphyre nicht. Die Grund - maſſe iſt außerordentlich homogen, hat einen feinſplittrigen Bruch wie Serpentin, iſt aber härter, bei dunkelfarbigem wird man auch wohl an Baſalt erinnert. Darin ſcheiden ſich dann die halbmetalliſch ſchillernden Flächen des Diallag aus, deren Blättrigkeit an Glimmer erinnert. Viele Serpentine ſind durch Verwitterung ſeiner Grundmaſſe entſtanden.

43*676Gebirgsarten: Serpentin, Melaphyr.

C. Dichte Maſſe.

Dichte unkryſtalliniſche Gebirge, die nicht das deutliche Gepräge eines Waſſer - oder Trümmergebirges an ſich tragen, kommen gerade nicht viel vor. Oder wenn ſie auch vorkämen, ſo ſteht bei dem Mangel an kryſtalli - niſcher Bildung immer für Zweifel ein großer Raum offen. Auch pflegt man die Sachen, wo es nur irgend angeht, immer zu den Porphyren mit überwiegender Grundmaſſe zu ſtellen. So hat z. B. Werner’s

Thonporphyr häufig das Anſehen eines Porphyrtuffes, der auf ſecundärem Wege ſich gebildet hat. Während andere wie der Hälleflinta pag. 189 von Dannemora ſo friſch ausſehen, daß ſie mit den friſcheſten kryſtalliniſchen Graniten wetteifern.

Der dichte Grünſtein, die Grundmaſſe von den grünen Porphyren bildend, nähert ſich in allen möglichen Uebergängen den ächten Porphyren, entfernt ſich dann aber durch Schichtung, Aufnahme von Kalkſpath (Schaal - ſtein) und kugelförmige bis erdige Abſonderung ſo weit von aller ächten chemiſchen Bildung, daß wir es hier offenbar oft mit Trümmergeſteinen zu thun haben. Nur der

Serpentinpag. 203 hat eine Gleichartigkeit des Bruchs und eine Friſche des Ausſehens, daß es freilich befremdet, wenn man ihn nicht zu den unmittelbaren chemiſchen Niederſchlägen zählen ſoll. Durch die Ausdehnung und Verbreitung ſeiner Bergkuppen, die übrigens zu den unfruchtbarſten gehören, welche wir kennen, ſpielt er eine nicht unwichtige Rolle auf der Erdoberfläche. Schließt in Schleſien und Böhmen Opale und Kieſelmaſſen verſchiedener Art ein.

D. Melaphyre und Mandelſteine.

Sie treten hauptſächlich in der Steinkohlenformation auf. Durch ihre ſchwarze Farbe erinnern ſie an den Baſalt, allein der Olivin iſt ihnen noch nicht weſentlich. Wenn Augit ſich ausſcheidet, ſo iſt es gemeiniglich der ſchwarze baſaltiſche Augit pag. 213. Daher ſchielen die Geſteine ſtets zu den Baſalten hinüber, und man hat ſeine Noth, ſie davon ge - hörig zu trennen. Die Schweden nennen ſie auch Trapp. Trappa heißt nämlich Treppe, der Name ſoll auf die kuppenförmigen Gebirge anſpielen, welche von den Schichten des Uebergangsgebirges treppenartig umgeben ſind, wie z. B. die Kinnekulle am Wenernſee. Werner machte eine be - ſondere Trappformation, die er paſſend dem Steinkohlengebirge unter - ordnete, und rechnete dahin den Grünſtein, Mandelſtein, Klingſtein und Baſalt. Der Name Melaphyr ſtammt von Alexander Brongniart (μέλας ſchwarz, und phyr die 2te Sylbe von Porphyr), daher überſetzte ihn L. v. Buch in ſchwarzen Porphyr, welcher nach ſeinen theoretiſchen Anſichten den Jura gehoben haben ſollte. Nicht ſelten bilden ſich in den Melaphyren runde Blaſenräume aus (ſogenannte Mandeln), die mit Chal - cedon und Amethyſt austapezirt zu ſein pflegen, worin ſich dann Kalk - ſpath und Zeolithe verſchiedener Art angehäuft haben. Verwittert das Geſtein, wozu es große Neigung zeigt, ſo fallen die kieſeligen Mandeln heraus. Dieſe ſind vortrefflich gerundet, höchſtens an einer Kante ſchneidig,677Gebirgsarten: Klingſtein.und ſcheinen Gasentwickelungen ihren Urſprung zu danken. Das Kohlen - gebirge von Oberſtein iſt beſonders reich. Mandeln können zwar auch in andern dichten und glaſigen Geſteinen ſich zeigen, beſonders zahlreich treten ſie jedoch nur in dieſen Augitiſchen Bildungen auf. Eine grüne Farbe der Grundmaſſe iſt nicht ſelten, ſie rührt aber von beigemengtem Chlorit, und weniger von Hornblende her. Ja kleinere Mandeln ſind zu - weilen ganz mit Chlorit erfüllt, ſo ſtammt z. B. die Veroneſiſche Erde aus den Mandelſteinen bei Verona. Auch beſtehen nicht ſelten After - kryſtalle von Augit aus ſolcher Grünerde. Alles das erſchwert die ſcharfe Beſtimmung außerordentlich. Auch hat es dann gar oft den Anſchein, als wenn die Natur ſich nicht ſo feſt an Regeln gebunden hätte, wie wir ſie gern in[unſerem] Kopfe wünſchten. Der Geognoſt darf hier nur wie Werner im Großen ſondern, und muß das Einzelne der Mineralo - giſchen Analyſe überlaſſen, die dann aber nicht aus jeder Kleinigkeit be - ſondere Felsnamen ſchaffen darf. Der Anſchluß an den quarzfreien Porphyr pag. 674 oft ſehr innig.

E. Baſaltiſche Gruppe.

Die Baſaltiſche Gruppe gehört vorzüglich dem Gebirge nach der Steinkohlenzeit an. Wie bei den heutigen Vulkaniſchen Geſteinen Trachyt - und Baſaltlaven, ſo gehen hier immer Baſalt und Klingſtein parallel. Der Feldſpath iſt ſchon glaſig, wo er vorkommt. Die chemiſche Analyſe unterſcheidet immer zwiſchen einem in Säure löslichen und einem in Säure unlöslichen Antheil. Letzterer iſt der Kieſelerdereichere.

Klingſtein,

Phonolith, bildet ein ausgezeichnet porphyriſches Geſtein mit einer hellfarbigen Grundmaſſe, worin ſich weiße glaſige Feldſpathkryſtalle aus - geſchieden haben. Und da er nicht ſelten eine Neigung zum Plattigen zeigt, ſo nannte ihn Werner Porphyrſchiefer. Die große Homogenität dieſer Platten beweiſt ihr Klang, worauf der Name des gemeinen Mannes hindeutet. Quarz findet ſich nicht mehr frei darin, auch ſoll er niemals Augit, wohl aber Hornblende beigemiſcht enthalten. Neuerlich hat ſich auch kleiner gelber Titanit darin gefunden. Gew. 2,57. Schon Klaproth (Beiträge III. 229) lieferte im Anfang dieſes Jahrhunderts eine Analyſe des Klingſtein’s vom Donnersberge bei Milleſchau, dem höchſten Berge im Böhmiſchen Mittelgebirge. Er wies 8,1 p. C. Natron darin nach, was Aufſehen erregte, da man bis dahin dieſes Alkali nur im Steinſalz gekannt hatte. Aber erſt Ch. Gmelin (Pogg. Ann. 14. 357) zeigte, daß die Grundmaſſe einen mit Säure gelatinirenden Beſtandtheil enthalte, denn das Pulver 24 Stunden mit Salzſäure übergoſſen, erzeugt bei manchen eine ſteife Gallerte, wie der Faſerzeolith pag. 275. Daraus läßt ſich nun leicht die große Menge von Natrolith erklären, wie er z. B. in den Felſen von Hohentwil vorkommt. Der unlösliche Rückſtand iſt Kalifeldſpath. Durch Verwitterung ſoll vorzugsweiſe die Zeolithmaſſe aus - gelaugt werden. Das quantitative Verhältniß zwiſchen Zeolith - und Feld - ſpathſubſtanz wechſelt aber außerordentlich. Der Klingſtein vom Hohen -678Gebirgsarten: Baſalt.Krähen am Bodenſee hatte 55 lösliche und 45 p. C. unlösliche Subſtanz; der von der Pferdekuppe in der Rhön dagegen nur 16 lösliche und 84 un - lösliche Theile. Klingſtein bildet häufig auffallend kühne Felſen, ſo im Höhgau der Hohentwil und Hohen-Krähen, welche neben dem Baſaltiſchen Hohen-Höwen und Hohenſtoffeln jäh aufſteigen. Der Biliner Stein in Böhmen, die Klingſteine im Velay ſind ausgezeichnet.

Das Nephelingeſtein pag. 296 wurde zuerſt von Leonhard auf dem Katzenbuckel, dem höchſten Gipfel des Odenwaldes, erkannt. Seiner Farbe nach ſteht die Grundmaſſe zwiſchen Baſalt und Klingſtein, es ſcheiden ſich darin aber viele Nephelinkryſtalle neben etwas Magneteiſen und Augit aus.

Baſalt.

Dieſes berühmte Geſtein war ſchon dem Agricola de natura fossilium 631 vortrefflich bekannt: quoddam marmor est ferrei coloris, qualis est basaltes ab Aegyptiis in Aethiopia repertus, cui non cedit Misenus, neque colore, quem eximie ferreum habet: neque duricia, quae tanta est, ut eo fabri ferrarii pro incude utantur .... super hunc basalten Stolpa arx episcopi Miseni est extructa. Plinius hist. nat. 36. 11 er - wähnt den Namen nur einmal, ſonſt heißt er Basanites Plinius 36. 38 (König Og von Baſan, Joſua 12, 4). Zu Werner’s Zeit war es der wichtigſte Streitpunkt, ob Baſalt auf heißem oder naſſem Wege entſtanden ſei. Seine außerordentliche Häufigkeit, wenn auch nur in iſolirten Berg - kegeln, macht ihn zumal bei ſeiner Lavenähnlichkeit zu einem der wichtigſten Geſteine.

Er bildet eine ſchwarze harte ſchwere Grundmaſſe, in welcher ſich klarer gelber Olivin pag. 218 kryſtalliniſch ausgeſchieden hat. Das Ge - wicht erreicht 3,1. Wenn Feldſpath vorkommt, ſo iſt es glaſiger Kalk - feldſpath. Gar häufig findet man auch Körner von ſchlackigem Magnet - eiſen darin, dem er theilweis auch ſeine Farbe dankt. Baſaltiſcher Augit iſt viel häufiger als Baſaltiſche Hornblende. Die Analyſe unterſcheidet ebenfalls einen in Säure löslichen und einen unlöslichen Theil, jener iſt zeolitiſch, dieſer augitiſch, ſo daß man wohl Augit, Faſerzeolith mit Magneteiſen als die weſentlichen Beſtandtheile der Grundmaſſe anſehen darf. Zum Verglaſen zeigt er keine ſonderliche Neigung, wohl aber zum Verſchlacken: d. h. es erzeugen ſich auf der Oberfläche allerlei gedrängte eckige Poren in ihm. Schneeweißer Faſerzeolith, kryſtalliſirt bis dicht, bricht öfter auf ſchmalen Gängen und Druſenräumen. Das merkwürdigſte Phänomen iſt jedoch die regelmäßige Zerklüftung zu Säulen, die alle parallel neben einander liegen, und die in früherer Zeit wegen ihrer vor - trefflichen Ausbildung allgemein für Kryſtalle gehalten wurden. Die Säulen ſelbſt ſteigen aus der Tiefe unter den verſchiedenſten Richtungen heraus, doch behalten ſie auf kleine Entfernung und bei kleinen Bergen gern die gleiche Lage bei. Bei dieſem Berge nur wenige Zoll dick, bei jenem mehrere Fuß, 1′ 2′ iſt mittlere Dicke. Durch Querſprünge ſind ſie gegliedert, ſo daß man leicht Stücke abheben kann. Schreitet die Ver - witterung weiter vor, ſo runden ſich die Kluftflächen, und wir bekommen dann Kugelformen. Mancher plattet ſich auch, wie der im Reiche des679Gebirgsarten: Trachyt und Lava.Königs Og. Werner unterſchied daher einen Säulen -, Kugel - und Tafel - baſalt. Bei vielen findet ſich jedoch nichts von ſolcher Zerklüftung.

Am vorherrſchendſten iſt der homogene Baſalt, er findet ſich an zahlloſen Punkten: in Deutſchland ſind das Böhmiſche Mittelgebirge, die Rhön, der Meißner, das Vogelsgebirge, der Weſterwald, das Sieben - gebirge, die Eifel, das Höhgau bekannt. An der Schwäbiſchen Alp zwiſchen Reutlingen und Boll verſteckt er ſich an zahlloſen Punkten unter den Baſalttuffen. Die regelmäßigen Baſaltſäulen der Burg bei Stolpen in Sachſen, mit 6 20 Zoll dicken und 30 40 Fuß langen Säulen, woraus man Werner’n zwiſchen Dresden und Keſſelsdorf ein Denkmal er - richtete, erwähnt ſchon Agricola, nicht minder ausgezeichnet finden ſie ſich bei Wittgendorf ohnweit Zittau, wovon Reichel (die Baſalte und Säulen - förmigen Sandſteine der Zittauer Gegend) ſo ſchöne Abbildungen gegeben hat. Am großartigſten trifft man ſie am Rieſendamm (Giants Causeway) an der nördlichen Küſte der Grafſchaft Antrien in Irland. Die Säulen der Fingalsgrotte auf Staffa ſollen mehr Grünſteinartig ſein.

Wenn die Baſalte an der Oberfläche verſchlacken, dann kann man ſie nicht von Augitiſchen Laven unterſcheiden. Oft werden ſie auch aus - gezeichnet porphyriſch, indem ſich die Augitkryſtalle in großer Regelmäßig - keit ausſcheiden, wie z. B. bei Sasbach am Kaiſerſtuhl im Breisgau, neben welchen kryſtalliniſch ausgebildeter Eiſenolivin pag. 219 liegt. Freilich kann man dieſen auch wegen der Mandeln zu den Mandelſteinen rechnen.

Dolerit (δολερός trügeriſch) nannte Hauy die kryſtalliniſch körnigen Geſteine, die untergeordnet im Baſalte des Meißner in Heſſen einbrechen, ſie beſtehen aus Augit und glaſigem Labrador mit ſchlackigem Magnet - eiſen, und können leicht in Handſtücken mit Diorit verwechſelt werden, worauf der Name deuten ſoll. Leonhard’s

Anameſit (ἀνάμεσος in der Mitte) ſoll die feinkörnigen Abände - rungen bezeichnen, die mitten zwiſchen dem Dolorit und dichten Baſalt inne ſtehen: dahin gehört z. B. der durch ſeinen Sphäroſiderit pag. 345 berühmte Baſaltſtrom auf der linken Seite des Mains unterhalb Hanau, das Straßenpflaſter von Frankfurt und das Straßenmaterial für die ganze Umgegend liefernd. Die ſchwärzliche Maſſe, in deren Druſen der braune Sphäroſiderit liegt, hat ein gleichmäßiges Korn wie Dolomit.

F. Trachyt und Lava.

Unter Lava verſteht man urſprünglich Geſteine, die in glühendem Strome aus der Mündung eines Kraters hervorgefloſſen ſind. Da aus dem Strome Gaſe entweichen, ſo pflegt nicht blos die Oberfläche, ſondern auch die Tiefe des Geſteins von unregelmäßigen Poren durchdrungen zu ſein. Daſſelbe iſt aber nicht nothwendig. Da nun an einem Vulkan - berge alles geſchmolzene Feuergeſtein hervorgefloſſen ſein muß, ſo nennt man dann auch alles Lava. So lange die Berge brennen, liefert der Brand ein vortreffliches Beſtimmungsmittel. Allein es kommen neben brennenden auch viele ausgebrannte Vulkane vor: Auvergne, Eifel, Kammerbühl bei Eger, in Italien die Rocca monfina, das Albanergebirge ꝛc. Da iſt dann eine680Gebirgsarten: Trachyt, Lava.Vermiſchung und Verwechſelung mit der Baſaltgruppe unvermeidlich. Wie umgekehrt die Baſaltgruppe auch viele ausgezeichnete Ströme zeigt.

Trachyt

(τραχύς rauh) nannte Hauy jene lichtfarbigen mit feinporöſer Grundmaſſe verſehenen Geſteine, worin ſich nicht ſelten glaſige Feldſpathkryſtalle in großer Schönheit ausſcheiden, neben Glimmer, Hornblende und andern Kryſtallen, nur Augit iſt fremd. Das Geſtein ſteht dem Klingſtein in der Baſaltgruppe parallel, und der Feldſpath gehört nach Abich (Geol. Beobacht. über die Vulkaniſchen Erſcheinungen und Bildungen in Unter - und Mittel-Italien) der kieſelreichen Abänderung S⃛i + R̶⃛ S⃛i3 an. Nach ihm kann ſogar zwiſchen Klingſtein und Trachyt keine Gränze geſteckt werden. Bimſtein, Obſidian und Perlſtein ſind weſentliche Begleiter ächter Trachyte. Der Trachyt vom Drachenfels im Siebengebirge am rechten Rheinufer kann in jeder Beziehung als eine wahre Normal - Felsart für den Begriff betrachtet werden. Es kommt darin großer Kali - und kleiner Natronfeldſpath wie im porphyriſchen Granit vor, dem er auch durch ſeine großen glaſigen Feldſpathzwillinge ſo auffallend gleicht. Freier Quarz iſt nicht vorhanden. Trachyt-Porphyr hat ſchon Beudant Ungariſche Geſteine mit freiem Quarz genannt, welche ältern Porphyren überaus gleichen, aber durch ihr Vorkommen mit Perlſtein ſich als vulkaniſch zu erkennen geben.

Domit hat man die erdigen zerreiblichen Trachyte genannt, in welchen aber kleine glänzende Feldſpathkryſtalle inne liegen. Das Geſtein findet ſich beſonders ausgezeichnet am Puy-de-Dôme. Nur untergeordnet findet ſich der Trachyt granitoide, der wie der Dolerit aus lauter Kryſtallen beſteht, hauptſächlich glaſigem Feldſpath und Nadeln ſchwarzer Hornblende: die Findlinge am Lacherſee mit Noſean, oder vom Veſuv ꝛc. ſind ſehr bekannt.

Andeſit nannte L. v. Buch (Pogg. Ann. 37. 189) die Trachytiſchen Geſteine, welche die gewaltigſten Vulkangipfel der Erde in der Cordilleren - kette bilden. Es ſind bald mehr bald weniger dichte, bisweilen beinahe zerreibliche Geſteine von grobkörnigem Bruch, welche in einer kryſtalli - niſchen Grundmaſſe von dunkelgrauer Färbung eine große Menge von kleinen, ſelten die Größe einer halben Linie erreichenden Kryſtallen, von Albit enthalten, wie ſie auch im Trachyt des Drachenfels vorkommen. Die Albite erkennt man an dem einſpringenden Winkel auf dem Blätter - bruch P. Hin und wieder kommen zwar kleine Feldſpäthe vor, aber dem Albit nur untergeordnet. Das Geſtein bildet den Dom des Chimboraſſo, die zerriſſenen Gipfel und zackigen Ränder eingeſtürzter ſo wie die Kegel - berge der noch thätigen Vulkane.

Trachy-Dolerit nennt Abich den Kranz von Felſen, der mit einer Höhe von 1000′ 1800′ den Pic von Teneriffa umgibt. Es iſt ein Gemiſch von Trachyt - und Augitlaven.

Lava.

Darunter verſteht man hauptſächlich Augitlaven, deren graulich ſchwarze Maſſe auffallend an Baſalt erinnert. Eine ſolche ausgezeichnete681Gebirgsarten: Lava.Lava bildet der Mühlſtein von Niedermending bei Meyen in Rheinpreußen, durch den Hauyn pag. 298 den Mineralogen ſo bekannt. Schon Theo - phraſt §. 40 nennt ſolche ſchwarzen Bimſteine von Sicilien lapis molaris, und Agricola 614 unterſcheidet ſie ſehr wohl von den quarzigen Mühl - ſteinen. Denn Laven mit ſolchen eckigen Poren eignen ſich beſonders zu Mühlſteinen. Wenn Feldſpath vorkommt, ſo iſt es Kieſelerdearmer Labrador oder Anorthit. An der Somma und im Albanergebirge ſpielen die Leucitlaven (Leucitophyre) eine bedeutende Rolle, ſehr rauhe poröſe Geſteine, in welchen die Leucitoeder ringsum gebildet in großer Menge zerſtreut liegen. Unendlich groß iſt die Zahl der Analyſen, und mannig - fach ihre Deutung, im Allgemeinen ſind die Augitlaven aber Kieſelerde - ärmer als die Trachytlaven.

Der Gegenſatz von Feldſpath - und Augitgeſteinen, welcher in der Baſalt - und Lavengruppe ſo deutlich hervortritt, hat in neueren Zeiten Bunſen (Pogg. Ann. 83. 197) zu einer Hypotheſe verleitet, die viel Lockendes hat, ſo ſchwer auch die Durchführung des Beweiſes werden mag. Der geiſtreiche Chemiker, geſtützt auf zahlreiche Analyſen Isländiſcher Geſteine behauptet, daß es auf jener großen Vulkaninſel troz der Mannig - faltigkeit der Laven nur zwei Hauptgruppen gebe, deren extreme Glieder ſeien

Die trachytiſchen entſprechen faſt genau einem zweifach ſauren Ge - menge von Thonerde - und Alkali-Silikaten, in denen Kalk, Magneſia und Eiſenoxydul bis zum Verſchwinden zurücktritt. Der Sauerſtoff der Säure verhält ſich zu dem der Baſen wie 3: 0,596, in den augitiſchen wie 3: 1,998, letztere ſind alſo entſchieden baſiſch. Durch Vermiſchung dieſer beiden Extreme ſollen nun ſämmtliche Laven Islands entſtanden ſein, was auf einen doppelten Heerd in der Tiefe hinweiſen würde, deren Spiel ſeit dem Hervortauchen der Inſel fortgedauert haben müßte. Ja die Gänge ſcheinen dieß ſogar handgreiflich zu machen: ſo ſetzt in einem der ſüdöſtlichen Thaleinſchnitte des Esjagebirges, Mosfell gegenüber, ein Trachytgang durch das dortige conglomeratiſche Augitgeſtein. Der Trachyt in der Mitte des Ganges gehört zum normal trachytiſchen Geſteine von weißer Farbe, nach der umſchließenden Gebirgsart hin wird er allmählig dunkeler und eiſenhaltig, und am Salbande beſteht er deutlich aus einem Gemiſch von trachytiſcher und pyroxeniſcher Maſſe, wie chemiſche Analyſe und Augenſchein bewies.

Würde dieſe Anſicht durchſchlagen, die Bunſen noch mit mehreren Beiſpielen anderer Orte (Ararat) beweiſt, ſo hätte in Zukunft die Ge - ſteinsbeſtimmung ganz andere Wege einzuſchlagen: es käme dann nicht mehr auf dieſe oder jene unbedeutende Verſchiedenheit in der Mengung an, die zu ſo vielen Namen die Veranlaſſung gegeben hat, ſondern man682Gebirgsarten: Obſidian.müßte nach möglichſt reinen Geſteinen ſuchen, die durch die Art ihres Auftretens z. B. im Centrum eines großen Gebirgsſtockes zugleich einige Bürgſchaft gäben, daß ſie den urſprünglichen Bildungen möglichſt nahe kämen, und von ihnen ausgehend müßte dann die Erklärung erſt die minder wichtigen Gebirgsmaſſen treffen. Indeß liegt hierin, wie in allen Hypotheſen, die ſich auf ſo ſchlüpfrigem Boden bewegen, auch wieder eine große Gefahr.

G. Gläſer.

Die Gläſer bilden eine amorphe ſpröde Maſſe mit vollkommen mu - ſcheligem Bruch. Beſonders homogen erſcheinen die künſtlichen Gläſer, und doch ſollen ſie nach Leydolt (Pogg. Ann. 86. 494) aus durchſichtigen Kryſtallen beſtehen, die wie beim Porphyr in eine amorphe Grundmaſſe eingeknetet ſind. Bei der Behandlung mit Flußſäure kommen die Kryſtalle zum Vorſchein. Glas entſteht durch Schmelzen und ſchnelles Erkalten der verſchiedenſten Minerale und Gebirgsarten. Schon Klaproth (Beiträge I. 5) hat darüber umfaſſende Verſuche angeſtellt. In der Natur im Großen ſind ganz beſonders die Trachyte und Feldſpathgeſteine zur Glasbildung geeignet. Das Glas hat die merkwürdige Eigenſchaft, daß es, ehe es in Fluß kommt, in der Rothglühhitze ſich formen, ſchweißen und kneten läßt wie Wachs. Das iſt für die Technik von ungemeiner Wichtigkeit. Der Glasfluß löft übrigens Baſen und Kieſelſäure im Ueberſchuß, ſo daß er keine beſtimmte chemiſche Verbindung zu ſein braucht.

Obſidian.

Lapis obsidianus Plinius 36. 67, quem in Aethiopia invenit Obsi - dius, nigerrimi coloris. Auguſt ſtellte 4 Elephanten von Obſidian im Tempel der Concordia auf. In Rom wurde überhaupt ein großer Luxus damit getrieben, man machte Trinkſchalen daraus, die ganz die Stelle unſeres Glaſes vertraten, Kugeln mit Waſſer gefüllt gebrauchte man als Brenngläſer und dergleichen mehr. Theophraſt §. 25 nennt ihn λιπαραῖος, weil er von den Lipariſchen Inſeln kam, und beſchreibt ſeinen Zuſammen - hang mit dem Bimſtein vortrefflich.

Obſidian bildet das vollkommenſte unter den natürlichen Gläſern, er zeigt den vollkommenſten muſcheligen Bruch, und iſt ſo ſpröde, daß man mit dem kleinſten Hammer die größten Blöcke zerſchlagen kann. Dieſe auffallende Sprödigkeit rührt vom ſchnellen Erkalten her: die Theilchen ſind gezwungen, an der Oberfläche ſchnell eine Lage einzunehmen, welche ſie vermöge ihrer Kryſtalliſation nicht nehmen würden, den inneren Schichten bleibt dagegen mehr Zeit zur Kryſtalliſation. Das erzeugt eine Spannung der äußern gegen die innern Theile, die man beim künſtlichen Glaſe durch möglichſt langſame Abkühlung ſorgfältig zu vermeiden ſucht. Glastropfen in kalt Waſſer getröpfelt (Glasthränen) bilden daher das allerſprödeſte Glas. Sammtſchwarze Farbe herrſcht vor, doch geht dieſelbe in’s Grüne und Farbloſe. Auch die Durchſcheinenheit iſt ſehr verſchieden, und hängt namentlich auch von der mehr oder weniger vollkommenen Glas - bildung ab. Manche Mexicaniſche haben einen eigenthümlichen gelb -683Gebirgsarten: Obſidian.lichen Schiller, der von innern Blaſen herzurühren ſcheint. Härte 6, Gew. 2,4.

Vor dem Löthrohr entfärbt er ſich und ſchmilzt zu einem ſchwammigen Glaſe, was bei größern Stücken an Bimſteinbildung erinnert. Da Knox (Philos. Transact. 1823 pag. 520) im Obſidian von der Inſel Ascenſion 0,2 p. C. bituminöſes Waſſer und im Feuer 1,75 p. C. Verluſt bekam, ſo hat man die ſchwarze Färbung und das Aufſchäumen wohl davon her - leiten wollen, Abich dagegen, der die vortrefflichſte Arbeit darüber geliefert hat (Geol. Beob. pag. 62), leitet das Aufblähen von einem Kaliverluſt her. Die Analyſe fällt natürlich ſehr verſchieden aus, je nachdem man Sorten vor ſich hat. Der Obſidian von

Lipari hat 74 Kieſelerde, 13 Thonerde, 2,7 Eiſenoxyd, 5,1 Kali, 4,1 Natron, 0,3 Chlor, 0,2 Waſſer, ſo daß man ihm die Formel S⃛i + R̶⃛ S⃛i3 + 5 S⃛i geben könnte. Der Ueberſchuß von 5 S⃛i über glaſigen Feldſpath deutet auf einen Kieſelerdereichen Trachyt (Trachyt - Porphyr) hin. Der Obſidian von Island, Ponza, Cerro del Quinche nördlich Quito gehören zu den gleichen, ſowie überhaupt diejenigen, welche das Phänomen der Entglaſung oder ſogenannte Kryſtalliten zeigen: das heißt graue umgeſchmolzene Flecken, welche in der glaſigen Grundmaſſe porphyrartig eingeſprengt ſind. Auf der nordöſtlichen Spitze von Lipari im Gebiete der kieſelreichen Trachytporphyre erheben ſich weiße Bimſtein - trümmer im Monte Campobianco zu einem der prachtvollſten Kratere, die es geben mag. Auf ſeinem Boden bricht 500′ über dem Meere in furchtbar ſchöner Rauheit ein Glaslavenſtrom hervor, der in 100′ betra - gender Mächtigkeit und Meile Breite dem Meere zuſtürzt. Ueber dieſen Strom, ſowie über einen kleinen zweiten ſchweigt die Geſchichte, obgleich die Glasnatur des Geſteins jedem atmosphäriſchen Angriff trotzgeboten hat, die Ströme überzogen ſich nur mit einer eigenthümlichen emailartigen Kruſte, welche ihre perenne Dauer noch mehr ſichern zu wollen ſcheint. Zur zweiten Sorte gehören die blaßgrünen von

Teneriffa und die dunkelbraunen von Procida und Iſchia. Erſterer hat 61,2 Kieſelerde mit etwas Titanſäure, 19 Thonerde, 4,2 Eiſenoxyd, 0,2 Talkerde, 10,6 Natron, 3,5 Kali, etwa mit der Formel S⃛i + R̶⃛ S⃛i2. Der Krater von Cahorra bildet einen Damm von Trachyten, der aus einem wahren Meere von Bimſtein emporſteigt. Ungeheure Ströme ver - glaſter Laven von Pechſtein - und Obſidiangrundlage umgeben den Pic.

Der Bouteillenſtein (Pſeudochryſolith) findet ſich zu Thein an der Moldau und Budweis in Böhmen auf den Feldern in einer Art von Geſchieben im Sande und in der Dammerde (Zippe, Leonhard’s Jahrb. 1841. pag. 115). Er ſcheint wie Bouteillengrünes Glas durch, iſt aber an der Oberfläche eigenthümlich rauh und zerhackt. Man hat ihn wohl für Kunſtprodukt gehalten. Die Analyſe gab 82,7 Kieſelerde, 9,4 Thon - erde, 2,6 Eiſenoxyd, 1,2 Kalkerde, 1,2 Talkerde, 2,4 Natron ꝛc.

Marekanit vom Berge Marekan bei Ochotſk in Oſtſibiren bildet dunkelfarbige Kugeln, von allen Graden der Durchſichtigkeit. Die un - durchſichtigen erinnern auffallend an Perlſtein, welcher zugleich ihr Lager bildet. Klaproth fand in den durchſichtigen 81 p. C. Kieſelerde. Aus Indien kommen Bouteillengrüne Kugeln, von 2 2 $$\frac{1}{2}$$ Zoll Durchmeſſer, die684Gebirgsarten: Bimſtein.ſo hart als Quarz ſind. Als ein Pariſer Steinſchleifer eine ſolche Kugel in Platten zerſchneiden wollte, zerſprang die eine unbefeſtigte Hälfte mit Ziſchen und Detonation. Das erinnert an das Zerſpringen der Glas - thränen. In der Mitte finden ſich Höhlungen von Erbſengröße. Stumpf - eckige Einſchlüſſe finden ſich in großer Menge im Ungariſchen Perlſtein (Telköbanya, Hlinicker Thal). In Nordisland kommen Obſidiane vor, welche den Ungariſchen in Beziehung auf Glanz und blauſchwarze Farbe gleichen: ſie halten offenbar die Mitte zwiſchen Pechſtein und ächtem Ob - ſidian, und ſchließen eigenthümlich excentriſch faſrige Kugeln ein (Aequi - nolith), die an Sphärulith erinnern.

Auch in den Baſalten lagern zuweilen Glasflüſſe: ſo erwähnt Haus - mann einen Tachylyt aus den Abſonderungsflächen des Baſaltes von Dransfeld bei Göttingen. Ein augitiſches Biſilicat mit 55,7 S⃛i, daher leichter ſchmelzbar als die Kieſelerdereichen, worauf der Name anſpielt. Zu Babenhauſen im Vogelsgebirge finden ſich bläulich ſchwarze Stücke, worin Ch. Gmelin (Pogg. Ann. 49. 235) nur 50,2 S⃛i, 17,8 A̶⃛l, 10,3 Ḟe, 8,2 Ċa, 5,2 Ṅa, 3,8 , 1,4 T̈i fand, was alſo noch nicht einmal Bi - ſilicat iſt 3 S⃛i2 + A̶⃛l S⃛i. So ſpricht Silliman von einem Obſidian von den Sandwichsinſeln, der 51,2 Kieſelerde, 30,3 Eiſenoxydul, 18,2 Mag - neſia hatte, alſo ganz die Zuſammenſetzung des Augites zeigt. Beſonders benennen ſollte man ſolche zufälligen Schmelzprodukte nicht. Denn ſonſt müßte man auch die überglaſten Bomben, welche z. B. ſo ausgezeichnet zu Bos in der Eifel vorkommen, müßte die ſchönen grünen Gläſer, welche aus Gneis, Granit, weißem Keuperſandſtein ꝛc. in unſern Hochöfen ſich bilden, beſonders benamen.

Den ächten glasartigen Obſidian, der nur mit Bimſtein zuſammen vorkommt, benützten ſchon die Griechen zu Pfeilſpitzen (Marathonſteine), die Römer zu Spiegeln und Gemmen, denn man trifft ihn nicht blos auf Lipari, ſondern auch auf den Griechiſchen Inſeln Milo und Santorin an, dagegen haben die berühmten Feuerberge Veſuv und Aetna keinen. Nach Humboldt verfertigten ſich die alten Mexicaner ſelbſt Raſiermeſſer daraus, was durch geſchickten Schlag geſchah. Blöcke von reinſter Beſchaffenheit ſind übrigens ſelbſt bei Strömen nicht gewöhnlich, und müſſen ſorgfältig ausgewählt werden.

Bimſtein.

Pumex Plinius hist. nat. 36. 42 probatio in candore minimoque pon - dere, et ut quam maxime spongiosi aridique sint, ac teri faciles, nec arenosi in fricando. Κὶσσηρις, Theophraſt §. 33 40 läßt ſich darüber weitläufiger als gewöhnlich aus, begreift aber alle poröſen Laven darunter und ſagt ausdrücklich, daß ſie nur um die Mündung brennender Berge vorkämen. Agricola natur. foss. pag. 614 kennt ſie bereits vom Rhein, und ſchließt daraus, daß es dort gebrannt haben müſſe. Erdbeben, Vul - kane, Bitumen und vor allem der Bimſtein waren auch für Leibnitz (Protogaea §. 19) der ſicherſte Beweis, daß im Erdinnern Feuer ſei. Ponce, Pumice Phillips.

Der Bimſtein iſt nichts weiter, als ein ſchaumig aufgeblähter Ob -685Künſtliches Glas.ſidian: es gibt einen glaſigen (ſchaumigen) mit mehr runden Poren, an deren Seitenwänden man auch die Glasnatur noch erkennt. Er iſt wie der Obſidian blaßgrün auf Teneriffa, und dunkelbraun auf Procida und Iſchia, und entſpricht der kieſelärmern Obſidianabänderung mit 61 62 p. C. Kieſelerde; der faſrige (gemeine Bimſtein) hat etwas Seidenglänzendes, beſonders wenn die Faſern parallel gehen, und hat am meiſten von ſeiner Glasnatur eingebüßt. Muſter iſt beſonders der von den Lipariſchen Inſeln, worin Klaproth (Beitr. II. 65) ſchon 77,5 Kieſelerde, Abich 73,7 S⃛i nachwieſen, neben 4,5 Natron und 4,7 Kali. Gehört alſo zur kieſelreichen Abänderung des Obſidians. Das Fadige iſt der Bildung der Fäden des ſogenannten geſponnenen Glaſes analog, und darf nicht mit faſriger Structur verwechſelt werden. Viele poröſe ſind ſchwimmend leicht, aber nur in Folge der Poren, denn das Pulver hat faſt das Gewicht des entſprechenden Obſidians.

Ein Licht auf die Bildung werfen manche Hochofenſchlacken, dieſelben nehmen mit Waſſer ſchnell abgekühlt ein poröſes Gefüge an, ganz dem des ſchaumigen Bimſteins ähnlich. Namen wie Bimſteinporphyr, Obſidian - porphyr ꝛc. erklären ſich von ſelbſt.

Es iſt mehr als wahrſcheinlich, daß die natürlichen Glasflüſſe auf das künſtliche Glas geführt haben. Plinius 36. 65 erzählt uns zwar die berühmte Geſchichte Phöniciſcher Kaufleute, die an den Ufern des Belus auf den Glasfluß kamen pag. 436, allein man weiß, daß offenes Feuer zur Erzeugung von Glasflüſſen nicht wirkſam genug iſt. Der Satz eines guten Glaſes iſt ſehr verſchieden. Gewöhnlich wendet man Sand an, weil damit das Pulvern des harten Quarzes erſpart iſt. Die Engländer führen ſogar einen ſolchen als Ballaſt und Rückfracht von Sidney in Neuholland ein. Das feinſte Glas gibt freilich der Feuerſtein und Bergkryſtall, die man glüht, ablöſcht und dann pulvert. Aber auch Feldſpath, Klingſtein, Trachyt, Bimſtein, Baſalt, Lava, Lehm, Mergel ꝛc. können gebraucht werden. Kali und Natron befördern die Flüſſigkeit; Kalkerde vermehrt die Härte; Thonerde erhöht die Strengflüſſigkeit; Blei - oxyd macht es weich (ſchleifbar), glänzend und ſtark lichtbrechend; Eiſen gibt ihm grüne nicht gern geſehene Färbung; daher ſind Thonerde und Eiſen die hauptſächlichſten Feinde eines guten Satzes. Zu dem gemeinſten Glaſe (Hohlglas) der Champagner-Flaſchen nimmt man 200 Feldſpath, 125 Hochofenſchlacken, 20 Kalkerde, 15 Kochſalz. Daſſelbe iſt zwar grün, kann aber durch Braunſtein pag. 537 entfärbt werden. Zum Fenſter - glaſe braucht man ſchon einen feinern Satz von der Formel 3 Ṅa + 5 Ċa + 12 S⃛i, mit etwa 69,6 Kieſelerde, 15,2 Natron, 13,3 Kalk, 1,8 Thonerde. Ohne Kalk würde es der Verwitterung nicht widerſtehen, und ohne Natron würde es zu leicht kryſtalliniſch und trüb. Das Doppel - ſalz iſt viel weniger zum Kryſtalliſiren alſo zum Entglaſen geneigt. Das iſt ſehr wichtig, da es wegen der Schwierigkeit der Bereitung öfter an - gewärmt werden muß. Spiegelglas beſteht aus der Formel 2 Ṅa + Ċa + 6 S⃛i, etwa mit 72 Kieſelerde, 17 Natron, 6,4 Kalk, 2,6 Thon - erde, iſt alſo ein Biſilikat. Das zu Luxuswaaren verſchliffene Kryſtall - glas enthält 3 K̇a S⃛3 + 4 Ṗb S̈i3 mit 59,2 Kieſelerde, 9 Kali, 28,2 Bleioxyd, 1 Manganoxydul, wegen des Bleies iſt es außerordentlich ſchwer. 686Künſtliches Glas.Als Entfärbungsmittel nimmt man nicht mehr Braunſtein, ſondern Sal - peter oder Arſenik. Das koſtbare Flintglas (ſo genannt, weil man früher dazu den Flint pag. 175 benützte), enthält 6 + 9 Ṗb + 20 S⃛i, der Bleigehalt erzeugt die ſtarke Strahlenbrechung, leider aber auch eine ſtarke Farbenzerſtreuung. Die reine Darſtellung hat große Schwierigkeit, es bilden ſich leicht Blaſen und Streifen, die Salze miſchen ſich auch un - gleich, müſſen daher vorſichtig gerührt werden, was mit der Zunahme der Größe des Schmelzgefäſſes immer ſchwieriger wird, da nicht in allen Theilen die Hitze gleich gemacht werden kann. Das Crownglas + Ċa + 3 S⃛i zerſtrent die Farben nicht ſo ſtark.

Straß heißt man das Material für künſtliche Edelſteine, 3 + 9 Ṗb + 16 S⃛i. Hier kommt es hauptſächlich noch darauf an, die Farbe der Edelſteine nachzuahmen, außerdem ſpielt die Färbung der Gläſer in der Glasmalerei eine wichtige Rolle:

Gelb erzeugt man unter anderem mit Silber: man miſcht Chlor - ſilber mit gepulvertem Thon, beſtreicht damit die Oberfläche der Waare, und wärmt wieder auf ohne zu ſchmelzen. Dann zieht ſich das Silber in das Glas, und ſchabt man den Thon ab, ſo kommt die ſchöne Farbe zum Vorſchein. Die gelbe Farbe der gemeinen Flaſchen rührt von Zuſatz von Birkenrinde, Ruß, Kohle ꝛc. her: die Maſſe kann in den bedeckten Glasgefäſſen nicht verbrennen und vertheilt ſich daher darin. So können Bitumina in Obſidianſtröme kommen, die über Pflanzen hinſtrömen.

Roth durch Kupferoxydul (Ċ̶u), iſt das ſeit älteſter Zeit bekannte prachtvolle Roth der Glasfenſter. Da Kupferoxyd (Ċu) grün färbt, ſo ſetzt man Desoxydationsmittel, wie Kohle, Zinn, Eiſenhammerſchlag zu. Nach der Schmelzung iſt das Oxydulglas farblos, wird aber beim Wieder - anwärmen tief roth, indem ſich das Kupferoxydul ausſcheidet. Die fär - bende Kraft iſt ſo ſtark, daß es ſelbſt in geringen Mengen bis zur Un - durchſichtigkeit röthet. Um daher die Töne in der Hand zu haben, überzieht (überfängt) man weiße Gläſer mit einer dünnen Schicht, und erzeugt dann durch Abſchleifen die gewünſchte Intenſität der Farbe. Gold - oxydul Ȧ̶u gibt rubinrothe Gläſer. Früher wendete man den ſchon von Caſſius entdeckten Goldpurpur an. Nach Fuß braucht man jedoch das Gold nur in Königswaſſer zu löſen, und zum Glasſatze zu gießen. Auch dieſes iſt nach dem erſten Schmelzen farblos, und wird erſt beim Wiedererhitzen das beliebte Rubinglas, indem ſich Goldoxydul ausſcheidet. Man darf es aber nicht zu ſchnell erkalten, ſonſt geht es durch, d. h. es bleibt ungefärbt.

Blau iſt die Farbe des Kobaltoxydul (Ċo) pag. 578, $$\frac{1}{1000}$$ Kobalt färbt ſchon ſehr merklich. Die Kobaltgläſer ſollen ſchon 1540 in Sachſen bekannt geweſen ſein. Der Smalteſatz darf weder Erden noch Natron haben, daher wendet man gereinigte Pottaſche mit gereinigtem Quarz an. Da das Kobalterz ſtets eiſenhaltig iſt, ſo muß Giftmehl (Arſenige Säure) hinzu, damit das Eiſenoxydul unſchädlich gemacht werde.

Amethyſtfarbe kann, da ſie rothblau iſt, durch Kobalt und Gold erzeugt werden. Doch nimmt man gewöhnlich Manganoxyd, man muß ſich aber vorſehen, daß durch einen Kohlengehalt des Satzes kein Mangan - oxydulſalz ſich bilde.

687Gebirgsarten: Perlſtein.

Grün iſt die Farbe des Kupferoxyds Ċu, doch darf kein Eiſenoxydul zugegen ſein, was ſich ſonſt auf Koſten des Kupferoxyds oxydirt. Die Bleigläſer werden am ſchönſten grün, weil ſie einen Stich in’s Gelb, und das Kupfer einen Stich in’s Blau hat. Eiſenxoydul liefert nur eine geringe Bouteillengrüne Farbe. Das ſchönſte aber theuerſte liefert Chrom - oxyd (C̶⃛r).

Braunſtein mit Zaffer gibt Granatfarbe; Eiſenoxyd mit Thonerde, beide durch Glühen eines Gemenges von Eiſenvitriol und Alaun erzeugt, geben fleiſchroth, ebenſo Gold mit Silber; Eiſenoxyd mit Silber gibt orange; ſchwarz erzeugt man aus je zwei ſehr färbenden Stoffen. In Böhmen ſchmilzt man aus Hochofenſchlacken und Baſalt ſchwarze Gläſer.

Schmelzglas (Email) entſteht, wenn ein Beſtandtheil des Glas - ſatzes unfähig iſt in den Fluß einzugehen, oder wenn er ſich im Verlaufe der Schmelzung ausſcheidet. Es wirkt ein in der Glasmaſſe ſchwebender Niederſchlag ſo eigenthümlich auf das Licht, daß das Glas milchig er - ſcheint, ſobald der Niederſchlag weiß iſt. Beinglas bildet man mit Knochenaſche: geſchmolzen iſt der Satz vollkommen klar, die Milchfarbe tritt erſt beim Anwärmen hervor. Mit Kupferoxyd nimmt das Beinglas merkwürdiger Weiſe keine grüne, ſondern eine türkisblaue Farbe an.

Email bildet alſo eine Zwiſchenſtufe zwiſchen Glas und Stein. In der Natur haben wir hauptſächlich zwei ſolche unvollkommene Gläſer, den Perlſtein und Pechſtein, die mehr den ältern vulkaniſchen Gebirgen an - gehören. Vergleiche Knapp, Chem. Technol. I. pag. 380.

Perlſtein.

Wurde ſchon 1791 von Fichtel als Vulkaniſcher Zeolith aus dem Telkebanyer Gebirge in Oberungarn beſchrieben, und richtig für ein Feuer - produkt gehalten. Nachdem aber erfahrnere Mineralogen jenes Gebirge unterſucht, und dieſe Behauptung als grundlos anerkannt haben, nannte es Werner Perlſtein.

Hält die Mitte zwiſchen Pechſtein und Obſidian, wie ein ausge - zeichnetes Emailglas meiſt von perlgrauer Farbe. Er ſondert ſich zu lauter rundeckigen Stücken ab, und fällt auch in ſolche auseinander. An dem ächten kann man gar keine ordentliche Bruchfläche darſtellen, es zeigt alles perlartige Abſonderung. Klaproth fand 75,2 S⃛i, 12 A̶⃛l, 4,5 , 4,5 Ḣ̶, 1,6 F̶⃛e. Auch nach neuern Analyſen zeigen ſie ſich kieſelreicher als Ob - ſidiane. Sie ſcheinen auch mehr Kali - als Natronhaltig. Auffallend ſind nicht blos dieſe gewöhnlichen rundeckigen bis runden Obſidiankugeln, die zu Ochotſk, von Cabo de Gala in Spanien ꝛc. ganz durchſichtig werden, ſondern in den Ungariſchen Perlſteinen kommen ſehr zierliche Kugeln vor, die Werner

Sphärulit nannte (Hoffmann Mineral IV. b. 151). Die Kugeln ſind innen dicht, zeigen kaum einen Anfang von excentriſcher Faſerung, auf der Oberfläche gewahrt man viele kleine blaſenförmige Erhöhungen, nach der Art der Glasköpfe. Im Mittelpunkt findet ſich zuweilen ein kleines Korn von blättrigem glaſigem Feldſpath. Ihre gelbe Farbe unter - ſcheidet ſie zwar ſehr von der Perlgrauen des Muttergeſteins, auch ſind688Gebirgsarten: Pechſtein.ſie härter, faſt Quarzhart, aber in der Zuſammenſetzung ſcheinen ſie nur unweſentlich abzuweichen. Erdmann fand 77,2 S⃛i, 12,5 Ä̶l, 4,3 , 3,3 Ċa, 0,7 Ṁg, 3,3 F̶⃛e. Beſonders ausgezeichnet in den Perlſteinen des Hlinicker Thales, worin Schmölniz nordweſtlich Kaſchau liegt. Tokay, Telkebanya.

Pechſtein.

Bekam von Werner wegen des ausgezeichneten Pechglanzes ſeinen Namen. Die grünliche Farbe herrſcht vor, dann gehen ſie ins Gelbe, Rothe. Die ſchwarzen treten dem Obſidian, die grauen dem Perlſtein nahe. Auch von Halbopalen ſind ſie äußerlich oft kaum zu unterſcheiden. Hauy nannte ſie Feldspath résinite, allein zur Feldſpathigen Zuſammen - ſetzung fehlt es bedeutend an Alkalien. Klaproth fand in dem von Gar - ſebach im Triebiſch-Thale bei Meiſſen (Beiträge III. 257) 73 Kieſelerde, 14,5 Thonerde, 1 Kalkerde, 1 Eiſenoxyd, 1,7 Natron und 8,5 Waſſer. Knox gibt zwar 2,8 Natron an, aber immer bleibt die Kieſelerde außer - ordentlich überwiegend. Hauptfundort iſt das Triebiſchthal, wo ſie in Geſellſchaft von Pechthonſtein den Porphyr durchbrechen, ſie kommen außer - dem noch an einigen andern Orten vor, ſind hier aber zuerſt 1759 durch einen Dresdener Mineralogen Schulze beſchrieben, und anfangs für Opale ge - halten, bis man die Schmelzbarkeit erkannte. Nach Naumann (Geogn. Beſchr. Königr. Sachſen V. 187) ſollen ſie ſchon in der mittlern Periode des Rothliegenden hervorgebrochen ſein. Die ächten ſcheinen daher dem jüngern Perlſtein - und Obſidiangebiet fremd zu ſein. Pechſtein ſteht ganz an der Gränze der Gläſer. Werner’s

Porzellanjaſpis, beſonders von Lavendelblauer Farbe, entſteht durch Brände im Braunkohlengebirge aus dem Plaſtiſchen Thone. Heſſen und Böhmen.

Die Entglaſung (Devitrification) kann man beſonders bei Hoch - ofenſchlacken ſtudiren, ſie findet bei langſamem Erkalten ſtatt pag. 213, weil Kalk - und Eiſenoxydulſalze leichter kryſtalliſiren, als wenn Kali oder Natron zugegen iſt, wie im künſtlichen und natürlichen Glaſe. Namentlich wirkt auch die Thonerde hindernd auf die Kryſtalliſation ein. Daher glaubten auch die alten Mineralogen, daß alles was aus einem Vulkan als Lava hervorfließe zu Glas erſtarren müſſe, ſelbſt Werner ließ ſich hier durch ſeine Sinne täuſchen. Indeß hatte ſchon Reaumur 1739 be - merkt, daß es Fälle gäbe, wo das gewöhnliche Glas einen ſteinartigen Charakter annehme: man erhielte es, wenn man Glasmaſſe in pulverigen Sand und Gyps hülle, erhitze und dann darin erkalten laſſe, man nannte das Reaumürſches Porcellan. Beim Ausblaſen der Glasöfen fand ſich, daß dieſe Erſcheinung lediglich von der langſamen Erkaltung herrühre, und nannte es Devitrification. Fleuriau de Bellevue ſchickte ſolche Stücke 1802 ohne Angabe des Fundortes nach Paris, und ſie wurden allgemein für Minerale gehalten, ſo ganz anders wird der Charakter des devitri - ficirten Glaſes, wie pag. 186 auseinandergeſetzt iſt. Man glaubte daher anfangs, es ſeien bei dem langſamen Erkalten Verluſte entſtanden, allein wenn man die Maſſe wieder einſchmilzt, ſo bekommt man bei ſchnellem689Gebirgsarten: Tuffe.Erkalten abermals das ſchönſte Glas, wie vorher. Daraus läßt ſich dann leicht erklären, warum manche natürlichen Gläſer trübe, porphyrartig ꝛc. werden. Das Porphyrartige ſcheint jedoch bei manchen Obſidianen auch ſeinen Grund darin zu haben, daß die eingeſprengten rundlichen Flecke wegen Mangel an Hitze nicht zum Schmelzen kamen.

H. Tuffe.

Das Wort Tuff wird doppeltſinnig gebraucht: einmal verſteht man Niederſchläge des Waſſers darunter, wie Kieſeltuff pag. 181, Kalktuff pag. 337; dann aber auch die ſogenannten Vulkaniſchen Tuffe, welche in ſo großer Menge und Mannigfaltigkeit auftreten. Die ſpeienden Vulkane ergießen nicht blos glühende Lavenſtröme, welche zu Stein oder Glas erhärten, ſondern ſie werfen auch Schlackenſtücke als Bomben, La - pilli, Aſche in ungeheuren Maſſen aus, die ſich um den Berg herum ab - lagern, und jene ganz eigenthümliche Art unkryſtalliniſcher Trümmergeſteine bilden, woran das Waſſer keinen unmittelbaren Antheil hat. Bunſen (Pogg. Ann. 83. 219) glaubt ſogar nachweiſen zu können, daß die Pala - gonittuffe pag. 275 metamorphiſche Bildungen ſeien, welche durch Ein - wirkung der glühenden Augitlaven auf Kalk - oder Alkalienreiche Geſteine gebildet würden. Denn man bekomme Palagonit, wenn man feingeriebenen Baſalt in einen großen Ueberſchuß von geſchmolzenem Kalihydrat einträgt, und das gebildete überſchüſſige Kaliſilikat mit Waſſer übergießt. Die ausgelaugte und durch Abſchlämmen erhaltene hydratiſche, nach dem Trocknen pulverförmige, ſchon mit der ſchwächſten Säure gelatinirende, durch Kohlen - ſäure und Schwefelwaſſerſtoff leicht zerſetzbare Subſtanz ſtimmt mit dem reinſten Isländiſchen Palagonit = 3 S⃛i2 + 2 (F̶⃛e, A̶⃛l) S⃛i + 9 Ḣ̶.

Dabei entwickelt ſich eine namhafte Menge reinen Waſſerſtoffs, deſſen Ausſcheidung auf der Oxydation der Eiſenoxydulſilikate zu Eiſenoxyd - ſilikaten beruht und die auf Koſten des im Kalihydrate enthaltenen Waſſer - atomes vor ſich geht. Folge davon iſt, daß in den Palagoniten jede Spur von Eiſenoxydul fehlt. Daraus ließe ſich das Vorkommen von gediegenem Kupfer pag. 484 in den Mandelſteinen erklären, was aus flüchtigem Chlorkupfer reducirt ſein würde. Wenn alſo blos durch Be - rührung der Augitlaven mit Kalkgebirgen ſich Tuffe erzeugen, ſo würde die Erklärung der mächtigen Baſalttuffe unſerer ſchwäbiſchen Alp nicht mehr ſo unüberſteigliche Schwierigkeiten darbieten.

Bunſen zeigt nun weiter, daß das Palagonitiſche Tuffgebirge we - ſentlich ein Gemenge von zweierlei Sachen ſei: das eine ſeien waſſerfreie Gebirgsbrocken, deren Zuſammenſetzung genau mit den normal pyroxe - niſchen Geſteinen pag. 681 übereinſtimmen, dieſelben wurden von der andern Subſtanz eingehüllt, die von amorpher Beſchaffenheit weſentlich aus zweierlei waſſerhaltigen Silikaten von der Form 3 S⃛i2 + aq und R̶⃛3 S⃛i + aq beſtünden. Beide Glieder ſcheinen ſich in verſchiedenen Verhältniſſen mit einander zu miſchen: der Palagonit beſteht aus 3 S⃛i2 + 2 R̶⃛3 S⃛i + aq und ein Tuff der Chatham-Inſeln aus 3 S⃛i2 + A̶⃛ S⃛i + aq. Sie ſindQuenſtedt, Mineralogie. 44690Gebirgsarten: Tuffe.aber alle zwei ohne Waſſer genommen nichts anderes als verändertes Pyroxengeſtein.

Wie die Baſalte und Baſaltiſchen Laven, ſo umgeben ſich auch die Melaphyre mit Tuffen, was namentlich die zeolithiſchen Mandelſtein - bildungen beweiſen. Dieſelben ſind auf Island lediglich durch glühende Laven erhitzte Tuffe, wobei ſich dieſelben in ein eiſenreiches Silikat - geſtein verwandelten, welches die Grundmaſſe der Mandelſteine bildet, und in ein eiſenfreies: nämlich die ſchönen farbloſen bis ſchneeweißen Zeolithe pag. 274. Die Spaltung in eiſenfreie und eiſenhaltige Silikate hat zwar etwas Auffallendes, läßt ſich aber auch künſtlich hervorbringen und verfolgen, wenn man Erbſen - bis Haſelnußgroße Stücke erhitzt bis ſie äußerlich glühen, und dann im Mikroſcop bei 40facher Vergrößerung unterſucht. Nimmt man dazu nun noch die zerſetzende Wirkung der Gaſe, ſo ſieht man wohl ein, wie Geſteine gänzlich ihren urſprünglichen Charakter aufgeben können, ohne daß Waſſer einen weſentlichen Einfluß darauf geübt hätte.

Was den augitiſchen Geſteinen, Aehnliches widerfährt nun auch den feldſpäthigen. Die Trachyte, die Klingſteine (Oberſchwaben) umgeben ſich ebenfalls mit ganzen Bergen von Trachyt - und Klingſteintuffen, ſelbſt bei den Gläſern ſpricht man von einem Pechthonſtein, Bimſteintuff ꝛc. Je älter jedoch das Gebirge wird, deſto mehr wachſen die Schwierigkeiten in der Erklärung, zumal da hier Anzeichen vulkaniſcher Thätigkeit nicht ausgeprägt ſind. Jedenfalls umgeben ſich die rothen und grünen Por - phyre mit einem ganz tuffartigen Geſtein. Die graulich weißen, graulich rothen ꝛc. Thonſteine und Thonporphyre ſind ſolche Dinge, über deren genaue Beſtimmung man ſo häufig in Verlegenheit iſt. Nicht minder lebhaft wird man bei den Grünſteinen pag. 676, welche ſich zu unförm - lichen Kugeln abſondern, erdig zerfallen, oder wohl gar geſchichtet mit Thonſchiefer wechſeln (Dillenburg), an ſolche metamorphiſchen Geſteine erinnert. Dieſelben werden ſogar auch porös, nehmen in ihre Poren Kalkſpath auf (Blatterſtein), und was dergleichen Modificationen mehr ſind.

In den Alpen, wo Glimmer und Talkſchiefer eine ſo große Rolle ſpielen, findet man eine Reihe ſogar Petrefakten führender Bildungen, welche einige für durch Feuer verändertes Sedimentgeſtein halten, andere aber für Gebirgstrümmergeſteine, die unter Einfluß von Waſſer ſich er - zeugt haben. Endlich erleidet auch der

Granit nicht ſelten ſehr großartige Zerſetzung: das ganze Gebirge löſt ſich zu Grus und Sand, der wie Schutt übereinanderfällt, ohne daß die einzelnen Mineraltheile weſentlich gelitten hätten, obgleich ſie dadurch ſich etwas aufſchließen, denn ein Theil wird bereits in Säure löslich, und kann zur Waſſermörtelbereitung benützt werden (Explic. Cart. géol. France I. 121). Wenn ſolche Trümmer vom Waſſer ergriffen aber ganz in der Nähe abgelagert werden, ſo bilden ſich Geſteine, die dem urſprüng - lichen Granit außerordentlich naheſtehen (Arcoſe), wie z. B. in Central - frankreich oder in der Steinkohlenformation des Schwarzwaldes. Das Auffallende bei ſolchen Verwitterungen iſt das, daß nicht ſelten einzelne Partieen der Zerſtörung widerſtehen, andere nicht, und in Folge deſſen die Granitberge ſich mit mächtigen Blöcken überdecken (Steinmeere), die691Gebirgsarten: Thone.man auch wohl als Trümmer des bei der Erhebung zerſplitterten Gebirges genommen hat.

Sobald die Feldſpaththeile des Granites ihren Kaligehalt verlieren, zerfallen ſie zu Porzellanerde, und ſind ſo die Urſache jener weit ver - breiteten Thonformation, die im Sedimentärgebirge eine der Hauptrollen ſpielt.

I. Sedimentärgebirge.

Daſſelbe iſt im weſentlichen ein Waſſerabſatz aus zertrümmerten und abgerollten Gebirgsſtücken, die oft weite Wege gemacht haben, ehe ſie zur Ruhe kamen, zumal wenn ſie als feiner Sand und Schlamm im Waſſer ſich ſuspendirt erhalten konnten. Sehen wir von den Blöcken, Geſchieben und Geröllen ab, die nur in einigen wenigen Formationen (Diluvium, Nagelfluhe, Todtliegendes) Bedeutung erlangen, ſo ſind es hauptſächlich dreierlei Sand, Kalk und Thon, welche herrſchen. Der Sand beſteht vorzugsweiſe aus kleinen abgerollten Quarzſtücken, und hin und wieder finden ſich Feldſpath, Glimmer, Magnet - eiſen und andere Mineralreſte darin zerſtreut. Da der Quarz das härteſte und unzerſetzbarſte unter den gewöhnlichen Geſteinen iſt, ſo war auch er am geeignetſten, ſich durch alle Revolutionen hindurch zu erhalten, und wenn er auch als der feinſte Staub in der Braunkohlenformation und als Flugſand an den Meeresküſten angekommen iſt, ſo bleibt er doch immer Quarz, der vielleicht zum größten Theil ſchon zur Urgebirgszeit kryſtalliſirte. Wenn bei den

Sandſteinen, die beſonders rein in der Quaderſandſteinformation und im Braunkohlengebirge auftreten, nicht Kieſelerde ſelbſt das Binde - mittel oder die Fritte bildet, ſo ſind die Körner durch Kalk oder Thon aneinander geheftet. Der Sandſtein wird dadurch kalkig, thonig, mer - gelig. Die

Kalkſteine haben wir ſchon oben pag. 334 weitläufiger erwähnt, ſie nehmen an der Bildung des Sedimentärgebirges einen weſentlichen An - theil, ſind dann aber mit den Thonen und Sandſteinen auf das mannig - fachſte gemengt. Es bleiben ſomit für unſere flüchtige Betrachtung als letztes übrig

die Thone.

Ein Verwitterungsprodukt der Silikatgeſteine: Granit, Gneis, Glimmer - ſchiefer, Hornblendegeſteine, Klingſtein, Baſalt, Trachyt, Laven ꝛc. haben das Material dazu hergegeben. Im Weſentlichen beſtehen ſie aus kieſel - ſaurer Thonerde mit Waſſer, ſind aber durch Eiſenoxyd, Kalk (Ċa ) ꝛc. nicht ſelten und ſtark verunreinigt. Auch kommen allerlei in Waſſer lös - liche Salze darin vor, das Kali (0,5 1 p. C.) fehlt niemals ganz. Sie kleben etwas an der Zunge, und zeigen beim Anhauchen einen eigen - thümlichen bitteren Thongeruch. Mit Waſſer geben ſie bald leicht bald44*692Gebirgsarten: Porzellanerde.ſchwer einen Teig, der geformt werden kann (plaſtiſch), und der im Feuer erhärtet, daher für die Töpferei ſeit uralter Zeit ein ſo wichtiges Material. Vieler Thon nimmt bis 75 p. C. Waſſer auf, und was da - rüber geht läßt er nicht durch, was techniſch und für den Lauf der Quellen von großer Wichtigkeit iſt. Ein kleiner Theil des Waſſers iſt nicht hy - groſcopiſch, ſondern geht erſt bei der Glühhitze fort, wobei der Thon ſich brennt, d. h. ſeine Plaſticität verliert. Die Thonerde wird dann leichter von Säure aufgenommen, als aus friſchem ungebranntem Thon, beſonders von Schwefelſäure, welche eine große Verwandtſchaft zu derſelben hat. Sind organiſche Subſtanzen färbend, ſo brennt er ſich nicht ſelten ganz weiß, ſobald aber Eiſen zugegen ziegelroth.

Nach ihrem Vorkommen kann man zweierlei unterſcheiden: ſolche, die noch auf urſprünglicher Lagerſtätte ſich finden, wie Kaolin, Steinmark, Grünerde; und ſolche, die angeſchwemmt wurden, und die dann nach dem Grade ihrer Erhärtung wieder viele Unterabtheilungen bilden. Die an - geſchwemmten Thone können auch durch Sickerwaſſer in die Poren der Geſteine geführt werden. So findet man z. B. auf naſſen Wieſen die eichenen Särge altdeutſcher Gräber ganz mit dem feinſten Thonſchlamm erfüllt, wie bei Oberflacht ſüdlich Spaichingen. Andere Thone ſind erſt in der Erde fett geworden, indem die circulirenden Waſſer die löslichen Salze wegnahmen und die unlösliche kieſelſaure Thonerde zurückließen.

Porzellanerde.

Die Chineſen nennen ſie Kaolin, und den Feldſpath, durch deſſen Verwitterung ſie entſteht, Pe-tun-ſe. Nach Ebelmen und Salvétat (Schnedermann, Polyt. Centralb. 1852. VI. 44) ſoll dieß ein dichter Feld - ſpath pag. 188 ſein, der fein gerieben und in Backſteinform gebracht iſt. In der Sprache der Chineſen gibt dieſer wegen ſeiner Schmelzbarkeit dem Porzellan das Fleiſch, das unſchmelzbare Kaolin dagegen das Gebein. Die reinſte Porzellanerde bildet ein ſchneeweißes Mehl, das man nicht ſelten erſt aus dem Felſen herausſchlemmen muß. Gew. 2,2.

Nach Forchhammer’s Unterſuchung (Pogg. Ann. 35. 331) beſteht die von Gebirgsart gereinigte aus A̶⃛l3 S⃛i4 + 6 Ḣ̶ mit 47 S⃛i, 39,2 A̶⃛l, 13,7 H̶⃛. In kochender Schwefelſäure löſt ſich die Thonerde, die Kieſelerde dagegen nicht. Daß Kaolin ein Produkt der Feldſpathzerſetzung ſei, das zeigt die von Aue bei Schneeberg in Sachſen, welche in Meißen verarbeitet wird, ganz entſchieden (Naumann, Geognoſt. Beſchr. Königr. Sachſen II. 163). Das dortige Kaolinlager iſt nichts anderes als eine den kleinkörnigen Granit umhüllende Schale ſehr großkörnigen Granits, deſſen Feldſpath ſich in einem mehr oder weniger aufgelöſten Zuſtande befindet. Die Schale iſt nur 1′ bis 2 Lachter mächtig. Es liegen noch Feldſpathkryſtalle darin, die alle Stadien der Zerſetzung von blättrigem Spath bis zur zähen Kaolinmaſſe durchgemacht haben. Forchhammer zeigte, daß wenn man von 3 Atomen Feldſpath = 3 + A̶⃛l3 + S⃛i12 $$\frac{K̇³ + S⃛i⁸}{A̶⃛l³ S⃛i⁴}$$ abziehe, ſo bleibe = Porzellanerde zurück. Nun693Porzellanſpath, Porzellan.hat aber bekanntlich das Fuchſiſche Kaliwaſſerglas, das ſich im Waſſer löſt, die Zuſammenſetzung 3 S⃛i8, ſo daß die Zerſetzung nichts Auffallendes haben würde. Auch manche Thone, wie z. B. der Thon von Groß-All - merode, woraus die bekannten Heſſiſchen Tiegel bereitet werden, der ſo - genannte Lenzin von Kall in der Eifel ꝛc. weichen in der Zuſammenſetzung von der Porzellanerde nicht ab. Zu St. Yrieux ſüdlich Limoges in Central - frankreich iſt der Gneis in Kaolin verwandelt, welcher die Porzellanfabrik von Sèvres bei Paris verſieht. Die Lager erreichen bis 20 Meter Mäch - tigkeit und liefern ſo viel Vorrath, daß er bis nach Amerika ausgeführt werden kann. Nach Alexander Brongniart (Archives du Museum 1839. I. 243 und 1841. II. 217) findet die Ablagerung ſtets ſehr unordentlich ſtatt, eine Menge Gebirgsarten: Schriftgranit, Diorit, rothe Porphyre mit Quarz und Eiſenerzgängen pflegen ſich zu durchdringen, wozwiſchen dann ſehr unregelmäßig die thonige Subſtanz ihre Stelle einnimmt, ſo daß die elektro-chemiſche Wirkung der ungleichen Felsarten auf einander nicht ohne Einfluß ſein dürfte. Die Umgegend von Paſſau (Unter-Gries - bach ꝛc. ) dankt ihre Porzellanerde nicht blos den verwitterten Granuliten, ſondern es kommt bei Obernzell ſogar ein beſonderes Mineral vor, durch deſſen Verwitterung das Material entſteht, woraus in München Porzellan bereitet wird. Fuchs, Denkſchriften der Akad. Wiſſenſchaft, München 1818 20, Band VII. pag. 65 hat daſſelbe

Porzellanſpath genannt. Er bricht in ſtets verwitterten ge - ſchobenen Säulen von ungefähr 92°, deren ſcharfe Kante durch einen ziemlich deutlich blättrigen Bruch abgeſtumpft wird, der in der ſtumpfen Kante iſt undeutlich. Von Skapolithartigem Ausſehen, Härte 5 6, Gew. 2,6. In der Wärme phosphorescirend. Schmilzt vor dem Löthrohr. Starke Säuren zerſetzen ihn, aber ohne Gallertbildung. Fuchs fand 49,3 Kieſelerde, 27,9 Thonerde, 14,4 Kalk, 5,5 Natron, 0,9 Waſſer. Schafhäutl gibt auch 0,9 Chlor an. Die daraus entſtandene Porzellan - erde hat nach Forchhammer A̶⃛l2 S⃛i3 + Ḣ̶6 mit 46,9 S⃛i, 34,8 A̶⃛l, 18,3 Ḣ̶.

Die Paſſauer Porzellanerde wurde ſchon um das Jahr 1735 bei Lemmersdorf gegraben, und gieng in bedeutenden Quantitäten nach Nord - Deutſchland. Der Hauptabſatz geht jetzt nach Nymphenburg und Regens - burg, die geſchlemmte auch nach Wien. Die Truhe von etwa 12 Ctr. koſtet 8 14 fl. In kleinen Mengen als erdiges Mehl iſt die aus Feld - ſpath entſtandene Porzellanerde außerordentlich verbreitet, nicht blos im Urgebirge, ſondern auch in den daraus entſtandenen Sandſteinen, z. B. im Kohlenſandſtein, im weißen Keuperſandſtein ꝛc. Allein ihre Maſſe iſt zu zerſtreut, um durch Schlemmen gewonnen werden zu können, oder auch häufig zu eiſenſchüſſig, ſo daß das Material zu feinem Porzellan immerhin ein koſtbares bleibt. Das

Porzellan iſt das feinſte unter den Thonwaaren, von den Chineſen erfunden, woher es die Portugieſen zuerſt in Europa einführten. Es wurde aber von einem Apotheker Böttcher 1706 beim Goldmachen, das ihn in Schulden und Gefängniß gebracht hatte, auf der Feſtung Königſtein nachentdeckt. Anfangs braun und roth. 1709 wurde das erſte weiße gemacht, und 1710 die Fabrik in Meißen angelegt. Das Porzellan bildet694Steinmark.keine geſchmolzene, ſondern nur eine gefrittete, hin und wieder mit kleinen Poren verſehene Maſſe mit ſchimmerndem Bruch. Seine Härte iſt ſo groß, daß es mit dem Stahl Funken gibt. Halbdurchſichtig, weiß und wenig ſpröde. Beim letzten Brennen ſchwindet das Porzellan, dem un - geachtet vermindert ſich ſein Gewicht (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 36. 168), ſtatt daß es höher werden ſollte. Nach dem Brennen ſollte es die Summe der Dichtigkeiten des Feldſpathglaſes und der Porzellanerde beſitzen, in der Berliner Fabrik alſo = 2,518 ſein, während ſie in Wirk - lichkeit = 2,452 iſt, eine Erſcheinung, die man noch nicht erklären kann (Pogg. Ann. 93. 74). Da nämlich die Porzellanerde weder ſchmilzt noch frittet, ſo muß ſie noch mit einer ſchmelzbaren Subſtanz verſetzt werden, dieß iſt entweder reiner farblofer Feldſpath oder Gyps, wozu man noch etwas Quarz thut. Dieſer Fluß durchdringt nun das unſchmelzbare Kaolin, wie Oel das Papier, und macht die Maſſe haltbar und durchſcheinend. Beide geſchmolzene und ungeſchmolzene Maſſe, von den Chineſen ſchon ſo ſchön als Fleiſch und Gebein bezeichnet, laſſen ſich unter dem Mi - kroſkop unterſcheiden. Außerdem verſieht man es noch mit einer Glaſur, die aus denſelben Subſtanzen wie der Fluß beſteht, nur mit mehr Gyps, weil die Glaſur in völligen Fluß kommen muß. Nur der Glaſur ver - dankt das Porzellan ſeinen Glanz, das unglaſirte (Biscuit) iſt matt. Wegen der geringen Bildſamkeit der Maſſe muß das Material auf das ſorgfältigſte geſchlemmt und Monate lang in feuchten Gruben abgelagert (gebeizt) werden. Dieß und die ſtarke Feuerung nebſt der ſorgfältigen und wiederholten Behandlung darin machen das Porzellan ſo theuer. Es kann zugleich mit den ſchönſten Farben verſehen werden, beſonders wichtig ſind die Scharffeuerfarben, welche die größte Hitze ertragen: dahin gehört das Blau des Kobalt, das Grün des Chroms, das Gelb des Titanoxyd, das Schwarz des Iridiumoxyds pag. 489. Die Muffelfarben ertragen das ſtarke Feuer nicht, ſie ſind viel mannigfaltiger und werden durch be - ſondere Flüſſe aufgetragen.

In England macht man nur Frittporzellan, dazu kommt Kaolin von Cornwallis, Plaſtiſcher Thon, ein halb verwitterter, glimmerfreier Granit (Corniſch Stone), Feuerſtein und gebrannte Knochen. Die Maſſe iſt viel plaſtiſcher, leicht flüſſig durch die Knochenaſche, aber weiß, klin - gend und gleichartig wie wirkliches Porzellan. Die Glaſur iſt Blei - und Boraxhaltig. Das Frittporzellan, was man in Frankreich vor dem Meißner Porzellan machte, enthielt gar keine Thonerde, und war ein vollkommenes Glas.

Steinmark,

Marga in saxis inclusa Agricola pag. 705, nennt der deutſche Berg - mann eine ganze Gruppe von Thonen, die nicht Schichtweis vorkommen, ſondern iſolirt im Felſen wie das Mark in den Knochen ſtecken. Sie laſſen nicht mehr ſo unmittelbar wie die Porzellanerde ihren Urſprung erkennen, ſind theils zerreiblich, theils feſt und homogen. Da auch einzelne Sorten von Speckſtein pag. 203 neſterartige Ablagerungen lieben, ſo iſt ein Verwechſeln damit gar nicht zu umgehen. Nur die chemiſche Analyſe kann dann unterſcheiden, die wenigſtens die Stoffe angibt, wenn auch695Bol.nicht die Art, wie die Stoffe ſich in dieſen durchaus unkryſtalliniſchen Maſſen vertheilen. Wir wollen einige Lokalitäten auszeichnen:

Das gelblich weiße Steinmark aus den Zinnſteingängen (am Sauberge bei Ehrenfriedersdorf), vom Schneckenſtein mit Topas ꝛc. fühlt ſich fettig an, läßt ſich mit dem Nagel zerdrücken, und erſcheint unter der Lupe feinſchuppig, wie dichter Talkſchiefer. Die Analyſe von Clark gab 47,3 Kieſelerde, 39 Thonerde, 13,5 Waſſer und nur 0,9 Talk - erde, was der Formel des Kaolins ſehr nahe kommt.

Fleiſchrothes Steinmark aus dem verwitterten Porphyr von Rochlitz an der Mulde, Breithaupt’s Carnat, läßt ſich mit dem Nagel nicht zerdrücken, Härte 2 3, Gew. 2,6. Fühlt ſich ſehr fein und zart an. Der Bruch erinnert an Kugeljaſpis, hat aber mehr Glanz. Es iſt wohl ohne Zweifel aus Quarz entſtanden. Klaproth’s Analyſe gab 45,2 Kieſelerde, 36,5 Thonerde, 14 Waſſer, 2,7 Eiſenoxyd. In demſelben Porphyr kommt auch Freiesleben’s

Talkſteinmark vor, es iſt mehr weißlich, und hat nach Karſtens Unterſuchung die Formel des Cyanit pag. 238, A̶⃛l3 S⃛2 mit 60,5 Thonerde, 37,6 Kieſelerde. Nach Breithaupt gibt es auch Waſſerhaltiges.

Collyrit Karſten Tabell. pag. 73, Collyrium nannte Plinius 35. 51 eine der beiden Samiſchen Erden: prioris laus, ut recens sit et levis, linguaeque glutinosa. Klebt alſo an der Zunge, wie vieles Steinmark. Auf dem Stephaniſchacht zu Schemnitz in Ungarn bildet der Schneeweiße mit Druckflächen verſehene Thon Trümmer und Neſter im Diorit-Porphyr. Klaproth Beitr. I. 258 fand darin 45 A̶⃛l, 14 S⃛i, 42 Ḣ̶. Was etwa die Formel A̶⃛l3 S⃛i + 15 Ḣ̶ gibt. Im weißen bunten Sandſteine von Weißen - fels an der Saale kommt auf einem Gange ein Thon vor, den Karſten dazuſtellte. Die Neſter und Gänge im Flözgebirge pflegen übrigens immer ſehr feingeſchlemmte Thone zu führen, und von ſolcher Mannigfaltigkeit, daß es gewagt erſcheint, denſelben beſondere Namen geben zu wollen.

Das Lavendelblaue Steinmark von Planiz bei Zwickau bildet Lager im Steinkohlengebirge. Härte 2. Es gleicht einem Thonſtein, fühlt ſich mager an, und enthält nach Schüler 41,7 S⃛i, 22,8 A̶⃛l, 13 F̶⃛e, 2,5 Ṁg, 3 Ċa, 1,7 M̶⃛n, 14,2 Ḣ̶. Wegen des Eiſenreichthums hat es Breithaupt Eiſenſteinmark genannt. Es iſt die berühmte ſächſiſche Wundererde, ſiehe Ch. Richter, Saxoniae electoralis miraculosa terra. Schneeberg 1732. Die Drechsler von Zöblitz poliren damit den Serpentin.

Bol.

Von βῶλος Scholle. Der Name kommt aber noch nicht einmal bei Agricola vor, dagegen ſpricht Wallerius von ſiebenerlei Bolus in Apotheken, die im Munde wie Butter ſchmelzen. Werner beſchränkte dagegen die Benennung auf die ſteinmarkartig vorkommenden Thone im Baſalt und Mandelſtein. Dieſelben haben einen vollkommen muſcheligen Bruch, ſchimmern ſtark auf der Bruchfläche, ſpringen ſehr ſcharfkantig, fühlen ſich fettig an, und hängen ſtark an der Zunge. Im Waſſer zerſpringen ſie mit Geräuſch zu eckigen Stücken. Gewöhnlich eine von Eiſenoxyd - hydrat herrührende braune Farbe. Bekannt ſind die iſabellgelben bis696Bol, Terra sigillata. ſchwarzbraunen, ſie ſcheinen verwitterter Opal zu ſein. Die von Säſebühl bei Dransfeld haben 41,9 S̈i, 20,9 A̶⃛l, 12,2 F̶⃛e, 24,9 Ḣ̶; die blaß roſen - rothen aus den Klüften zwiſchen den Baſaltſäulen von Stolpe mit 45,9 S⃛i, 22,1 A̶⃛l, 3,9 Ċa, 25,9 Ḣ̶, ſchmelzen unter Blaſenwerfen zu Email. Der kaſtanienbraune Bol von Siena in Toscana (terra de Siena) wird zu Frescomalereien benützt. Sehr berühmt iſt der Bol von Striegau weſtlich Breslau von lichtbrauner Farbe in der Baſaltwacke brechend. 1508 entdeckte ihn der Kaiſerl. Leibarzt Scultetus Montanus, und wurde zubereitet als terra sigillata Strigonensis von lehmgelber Farbe in den Handel gebracht: J. Montanus, breve, sed exquisitum, vereque philos. judicium de vera nativa sigillata Strigonii a se inventa. Norimb. 1585.

Terra sigillata Agricola Bermannus 699 nannten die alten Mediciner einen feinen Thon, der als Univerſalheilmittel ſeit Homer’s Zeiten in Brauch und Anſehen ſtand. Plinius 35. 14 führt ſie unter den rothen Erden an: palmam enim Lemniae dabant. Minio proxima haec est, multum antiquis celebrata, cum insula, in qua nascitur. Nec nisi signata, venundabantur: unde et sphragidem appellavere (σφραγίς Siegel). Nach Galen ſcheint es aber nicht die rothe, ſondern eine andere weißlich graue geweſen zu ſein, welche noch heute am Tage von Mariä Himmel - fahrt mit großer Feierlichkeit geſammelt wird und mit einem türkiſchen Siegel verſehen in den Handel kommt. Klaproth (Beiträge IV. 327) gab davon eine Analyſe, der Thon war mager, und zerfiel im Waſſer wie Walkererde: 66 S⃛i, 14,5 A̶⃛l, 6 F̶⃛e, 3,5 Ṅa, 8,5 Ḣ̶, war daher kein Bol im Werner’ſchen Sinne. Wie urſprünglich nur der Lemniſchen Erde ſo wurde ſpäter vielen andern Thonen eine Heilkraft beigeſchrieben, man ſchnitt ſie zu cylindriſchen Platten, und verſah ſie als Zeichen ihrer Aechtheit mit einem Siegel. Wallerius und Cronſtedt rechnen alle dieſe Siegelerden zum Bolus, klagen aber ſchon, daß ſie ſoviel verfälſcht würden. Die gelbe Siegelerde von Striegau hat drei Berge als Siegel, auf den Namen des Entdeckers Montanus anſpielend. Nach der Farbe hatte ſie den bedeutungsvollen Namen axungia solis (Sonnenſchmalz), die ſächſiſche Wundererde von bläulich grauer Farbe hieß dem entgegen axungia lunae. Die Weiße von Malta wurde in Form von Kugelkalotten mit dem Bildniß des Apoſtel Paulus verſendet. Beſonders häufig findet man auch die rothen, weil Plinius die ächte Lemniſche Erde als Rubrica beſchreibt. Von dieſen war die Württembergiſche in Apotheken beliebt, ſie findet ſich nicht blos in den rothgefärbten Keuperletten, ſondern kommt auch Neſter - weis von ausgezeichneter Feinheit und intenſiver Farbe auf den Braun - eiſenſteingängen von Neuenbürg vor. Cronſtedt §. 86 überſetzt daher Bolus geradezu in Eiſenthon, ein ſolcher ſcheint mir auch in der Medicin dienlicher zu ſein, als andere Thonarten. Im Alterthum genoß be - ſonders die

Sinopiſche Erde als rothe Malerfarbe großen Ruf. Theophraſt §. 94 unterſcheidet dreierlei, die beſten Sorten kamen von der Stadt Sinope mitten am ſüdlichen Ufer des Schwarzen Meeres. Plinius 35. 13 ſagt ausdrücklich Sinopis ..... in Cappadocia effossa e speluncis. Quae saxis adhaesit, excellit. Es war alſo ein neſterartiges Vorkommen. Klaproth (Beitr. IV. 345) fand darin 32 Kieſelerde, 26,5 Thonerde, 21697Bol.Eiſenoxyd, 17 Waſſer, 1,5 Kochſalz. Die prächtigen rothen Wände von Pompeji ſind damit gemalt. Hier würde ſich dann der Röthel pag. 523 anſchließen, wie andererſeits an den Brauneiſenocker pag. 531 die Gelb - erde. Ein Theil der letztern kommt neſterförmig vor, wie z. B. in den Bohnenerzen, andere iſt Zerſetzungsprodukt von Eiſenſäuerlingen, wie z. B. bei Cannſtadt. Die Sachen kommen geſchlemmt in den Handel. Die Wernerſche war ein Töpferthonflöz aus den jüngſten Formationen von Wehrau. Bei Amberg kommt im untern braunen Jura eine Erde vor, die nach Kuhn 33,2 S⃛i, 37,1 F̶⃛e, 14,2 A̶⃛l, 13,2 Ḣ̶, 1,4 Ṁg ent - hält. Von Formeln kann da nicht die Rede ſein. Durch Brennen wird ſie roth, durch Mangangehalt braun, wie die ſogenannte Cypriſche (türkiſche) Umbra von der Inſel Cypern, nach Klaproth (Beitr. III. 140) 48 F̶⃛e, 20 M̶⃛n, 13 S⃛i, 5 A̶⃛l, 14 Ḣ̶. Kaffeebraune Manganhaltige Thone kommen auch im Keuperlehm vom Vogelſang bei Stuttgart vor. Der Nontronit aus den Braunſteinlagerſtätten über Lias von St. Pardour bei Nontron (Dordogne) hat öfter eine gelbbraune Farbe (Andreasberg), und beſteht im weſentlichen aus (F̶⃛e, A̶⃛l) S⃛i2 + 3 Ḣ̶.

Intenſiv gefärbte Thone gibt es noch eine ganze Reihe, beſonders ſchön ſind darunter die grünen. Die Grünerde pag. 201 von Monte Baldo ohnweit Brentonico im Veroneſiſchen findet ſich im Mandelſtein. Sie hat ſeladongrüne Farbe, und ſchließt ſich an Chlorit an. Vauquelin und Klaproth (Beiträge IV. 239) haben ſie analyſirt. Letzterer gibt 53 S⃛i, 28 F̶⃛e, 2 Ṁg, 10 , 6 Ḣ̶ an. Aehnliche grüne Erden trifft man auch in Mandelſteinen anderer Gegenden. Durch Brocchi wurde 1811 die ſogenannte kryſtalliſirte Grünerde im Melaphyr des Gebirges Pozza im Faſſathal bekannt, aus den ſchönſten und ſchärfſten ringsum gebildeten Afterkryſtallen von Augit beſtehend. Rammelsberg (Pogg. Ann. 49. 391) fand darin 39,5 Kieſelerde, 10,3 Thonerde, 8,9[Eiſenoxyd], 15,7 Eiſenoxydul, 1,7 Magneſia, 8,7 Alkali nebſt Waſſer und Verluſt. Mehrere hatten ſogar bis 15,2 p. C. Ċa . Letzter Gehalt erinnert an die Feld - ſpathafterkryſtalle aus dem rothen Porphyr von Ilmenau pag. 184, in welchem Craſſo (Pogg. Ann. 49. 386) ſogar 49,5 Ċa neben 23,2 S⃛i, 12,5 F̶⃛e, 7,3 A̶⃛l, 2,1 , 0,2 Ṅa ꝛc. fand. Das Eiſenoxydul ſcheint in Faſſathalern die grüne Farbe zu erzeugen. Im Handel kommt auch eine Berggrüne Thonſteinartige Maſſe unter dem Namen Grünerde vor von Monte Paterno bei Bologna; oder aus den Alpen, woran der eingeſprengte Bergkryſtall öfter noch den chloritiſchen Urſprung verräth. Kämmerer’s

Wolchonskoitpag. 561 (Pogg. Ann. 29. 460) in Neſtern und ſchmalen Gängen des Kreiſes Ochanſk Gouv. Perm ſcheint ein krautgrüner Thon zu ſein, worin die Thonerde hauptſächlich durch 34 Chromoxyd und 7,2[Eiſenoxyd] vertreten iſt, neben 27,2 S⃛i und 23,2 Ḣ̶. Wird ebenfalls als Farbematerial von den Ruſſen benützt. Auch der Pimelith pag. 176 iſt hier wegen ſeiner ſchön grünen Farbe zu vergleichen, allem Anſchein nach verwitterter Chryſopras. Auffallender Weiſe gibt Schmidt (Pogg. Ann. 61. 388) in den Steinmarkartigen ſich fettig anfühlenden 32,7 p. C. Ṅi nebſt 54,6 S⃛i, 5,9 Ṁg, 5,2 Ḣ̶, ſo daß er im Weſentlichen 2 Ṅi S⃛i + Ḣ̶698Plaſtiſche Thone.ſein würde. Die Talkerde läßt ſich leicht aus dem Muttergeſtein, dem Serpentin, erklären. So hat auch der dortige

Kerolith (Wachsſtein, κηρος) von weißem wachsartigem Ausſehen, Härte 2, aus dem Serpentin von Baumgarten in Schleſien 36,8 S⃛i, 12,2 A̶⃛l, 19 Ṁg, 32 Ḣ̶. Er bildet ſchmale Gänge wie der dortige Opal, und iſt daher offenbar nur ein in Afterbildung begriffener Opal oder anderes Quarzgeſtein. Karſtens

Alumocalcit aus dem quarzigen Rotheiſenſteine von Eibenſtock in Sachſen, weiß, weich, ſpröde, iſt nicht ſowohl ein unreifer, als ein überreifer Opal mit 86,6 S⃛i, 2,2 A̶⃛l, 6,2 Ċa, 4 Ḣ̶. Hier hatte das Gebirge nur Kalkerde abzugeben. Stromeyer’s

Allophan (ἀλλοφανής andersſcheinend) von Gebersdorf bei Gräfen - thal im Salfeldiſchen bildet traubige himmelblaue Ueberzüge und Schnüre in einem eiſenſchüſſigen Thon. Die derbern Partieen zeigen einen aus - gezeichneten Glasglanz und Muſcheligen Bruch, Gew. 1,9, Härte 3. Seinem Ausſehen nach ſollte man es für lichten Kupfervitriol halten, dennoch fand Stromeyer 41,3 Ḣ̶, 21,9 S⃛i, 32,2 A̶⃛l, 0,7 Ċa und nur 3 p. C. kohlenſaures Kupfer darin. Auf alten verlaſſenen Kupfergruben, wie Herrenſegen, ſcheint er ſecundäres Gebilde.

Halloyſit nannte Berthier die wachsartigen aus den Galmeilagern von Angleure bei Lüttich mit 45 S⃛i, 39 A̶⃛l, 16 Ḣ̶. Dufrénoy vereinigt unter dieſen Namen eine ganze Reihe Steinmarkartiger Thone, die be - ſonders in der Arkoſe von Centralfrankreich, welche zwiſchen dem Granit und Secundärgebirge (Lias) ihr Lager hat, ſich eingeſprengt finden.

Plaſtiſche Thone.

Kommen in größerer Menge ſchichtenweis eingelagert vor. So lange ſie ihre Bergfeuchtigkeit enthalten, geben ſie einen mehr oder weniger knetbaren Thon, das macht ſie für die Töpferei wichtig (Töpferthon). Trocken haben ſie einen glänzenden Strich, ins Waſſer gelegt zerfallen ſie und werden wieder plaſtiſch. Zeigen eine große Neigung beſonders beim Trocknen Fett aufzunehmen. Die meiſten ſind zuſammengeflötzt, und finden ſich namentlich in jüngerer Zeit, im Braunkohlengebirge. Im Pariſer Becken hat A. Brongniart ſogar die ältere Tertiärformation unter dem Grobkalke, Formation des plaſtiſchen Thones genannt. Chemiſch weichen ſie kaum weſentlich von dem Kaolin ab, wenn man ihre mechaniſche Ver - unreinigung gehörig berückſichtigt, wie das z. B. Freſenius (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 57. 65) bei den Naſſauiſchen Thonen nachweiſt. 100 Theile lufttrockenen Thones von Hillſcheid enthielten 24,7 Streuſand, 11,3 Staubſand, 57,3 Thon und 6,2 Waſſer, und das ganze analyſirt gab 77 Kieſelerde, während der Thon nach Abzug des Sandes nur 45,3 Kieſelſäure, 34,1 Thonerde, 3,3 Eiſenoxyd, 3 Kali, 12,3 Waſſer ꝛc. enthielt, was der Zuſammenſetzung von Kaolin ſchon nahetritt. Auch ſieht man bei dem Verfahren ſogleich ein, welches bedingte Gewicht auf Analyſen ſolcher Sache zu legen iſt, wenn von der mechaniſchen Scheidung ſo viel abhängt, die bei vielen Analyſen früher faſt ganz vernachläſſigt699Töpferthon.wurde. Der ſtets vorhandene kleine Kaligehalt deutet den Urſprung aus Feldſpath an.

Töpferthon Wr., Argile glaise Hauy Traité IV. 557, Potter’s Clay. Eine ſehr plaſtiſche Maſſe, die vorzüglich zur Töpferei dient, und da faſt keine Stadt ohne Töpfer iſt, ſo muß natürlich das verſchiedenſte Material dazu angewendet werden. Die meiſten plaſtiſchen Töpferthone werden von der Oberfläche der mannigfachſten Formationen genommen, es ſcheint die Circulation des atmoſphäriſchen Waſſers zu ihrer Präparation weſentlich beigetragen zu haben. Die feinſte Abänderung nannte Werner erdigen Töpferthon meiſt von graulicher und weißlicher Farbe. Zwiſchen den Zähnen knirſcht er meiſt etwas von beigemengtem Sande. Gew. 2. Der Töpferthon von Bunzlau in Schleſien hatte nach Klaproth 61 S⃛i, 27 A̶⃛l, 1 F̶⃛e, 11 Ḣ̶. Der Thon von Gr. Allmerode, woraus die berühmten Heſſiſchen Tiegel gemacht werden, ein ausgezeichneter graulichweißer Braun - kohlenthon, hat nach Salvetat 47,5 S⃛i, 34,4 Ȧ̶l, 1,2 F̶⃛e, 0,5 Kalk, 1 Magneſia, 14,5 Ḣ̶. Die Analyſen verſchiedener Töpferthone ſchwanken zwiſchen 46 66 p. C. Kieſelerde und 18 38 Thonerde. Durch Salze verunreinigte Thone fangen im Feuer an zu ſchmelzen, aber auch die unſchmelzbaren verlieren ihre Plaſticität. Sie liefern das Material zur gröbern und feinern Töpferwaare. Oben an ſteht das

Steingut, deſſen harte Maſſe porzellanartig zuſammenbäckt, daher klingt. Vor der Erfindung des Porzellans diente es zu Luxusgegenſtänden, und der Stil iſt ein intereſſanter Beweis deutſchen Kunſtſinnes. Feines Steingut wird in unzähligen Varietäten hauptſächlich noch in England gemacht. Die Potteries in Staffordſhire und Newcaſtle an der Tyne be - ziehen einen Theil ihres Thones dazu von Teingnmouth in Devonſhire. Gewöhnlich färbt man die ganze Maſſe: grün mit Chrom, blau mit Kobalt ꝛc. Die Franzöſiſchen Fabricate von Saargmünd werden geſchliffen und polirt, ahmen Jaſpis und Porphyr nach ꝛc. Gemeines Steingut dient zu Töpfen, Sauerwaſſerkrügen und andern waſſerdichten Gefäſſen. Es beſteht aus verſchiedenen plaſtiſchen Thonen, die mit einem Cäment (geſtoßenen Steinſcherben, Sand) gemiſcht werden. Nächſt dem Porzellan bedürfen die Steingutöfen des ſtärkſten Feuers, zur Glaſur braucht man blos Salz in den Ofen zu werfen, das Natron bildet dann mit Kieſel - ſäure ein Glas. Das Steingut von Bunzlau in Schleſien, Vallendar ꝛc. (Coblenz gegenüber) iſt berühmt. In England benutzt man Steingut wie Glas, und verfertigt Gefäße bis zu 6 Ohm Größe. Die Scherben von Steingut und Porzellan kleben nicht an der Zunge, die nachfolgenden kleben: Kleben und nicht Kleben iſt das hauptſächlichſte Unterſcheidungs - merkmal der Praktiker.

Fayence (Majolica) ſchmilzt und ſintert nicht mehr zuſammen, ſon - dern iſt blos ſtark gedörrt, und wird dann mit einer bleihaltigen Glaſur überzogen, die von ganz anderer Beſchaffenheit als die Maſſe iſt. Was das Porzellan für die Malerei, das iſt heute die Fayence für den Farben - druck. Früher wurde ſie auch bemalt, die Malereien von Raphael, Titian, Michel Angelo verſchafften ihr großen Ruf. Die feine Fayence hat eine durchſichtige Glaſur, die gemeine dagegen eine undurchſichtige und gefärbte. In Württemberg wird zu Schramberg im Schwarzwalde der700Walkererde.ſchwarze Schieferthon der Steinkohlenformation dazu benützt, der ſich aber ganz weiß brennt. Zu Schrezheim bei Ellwangen gibt man ihm eine ſmalte-blaue Glaſur, ſo kommen wir durch zahlloſe Abſtufungen zur

Gemeinen Töpferwaare. Sie iſt uns aus dem Alterthume überliefert, ihre Form kam bei Griechen und Römern zwar zur größten Vollendung, allein die Scherben kleben an der Zunge. Die Alten führten die größten Werke aus, wie die ſogenannten Terracotten beweiſen: auf dem Capitol ſtand ein Jupiter ſammt Viergeſpann in Thon ausgeführt und mit Zinnober angeſtrichen. Kaiſer Vitellius ließ eine Schüſſel machen, welche 1 Million Seſterzien (über 33,000 fl.) koſtete. Die Hetruriſchen Vaſen mit ihren eigenthümlichen Malereien waren ſo geſchmackvoll und beliebt, daß ſie zur Zeit Auguſt’s den ſilbernen und goldenen Gefäſſen den Rang ſtreitig machten. Dieſe feine Töpferwaare des Alterthums, wovon wir ſo häufig Scherben auf unſern Feldern finden (Rottweil, Rottenburg), wurde von den Römern gern aus rothem Thon gemacht, man ſagt aus Terra sigillata. Der Thon iſt gut geſchlemmt, doch mag das Roth wohl durch Zuſatz von Eiſen erzielt worden ſein. Grobe ſchwarze Töpferwaare (Thränen - und Aſchenkrüge) wurde auch im Großen ausgeführt, wie das noch heute in warmen Ländern der Fall iſt. So war das bekannte Faß des Diogenes ein ſolcher Topf.

Unſere gemeine Töpferwaare verträgt den Temperaturwechſel, wie das Porzellan, um aber Flüſſigkeiten halten zu können, muß ſie mit einer Bleiglaſur, die gleich auf die lufttrockenen Gefäſſe aufgetragen wird, über - zogen werden. In warmen Gegenden macht man auch eigene Kühlkrüge ohne Glaſur, wo der Thon ſogar, um recht porös zu werden, noch mit einer verbrennbaren Subſtanz gemiſcht wird.

Pfeifenthon nennt man die weißen Thonabänderungen, welche dabei ſo rein ſind, daß ſie zwiſchen den Zähnen gar nicht knirſchen. Sie liefern das Material zu den bekannten Cöllniſchen Pfeifen.

Walkererde, Fouller’s earth, Argile smectique. Die ächte engliſche Walkererde von Nutfield bei Riegate in Surry iſt ein muſchelnführender blaßgrünlich bis gelblich grauer ſchiefriger Thon des mittlern braunen Jura. Sie war früher ſo berühmt, daß man die Güte engliſcher Tücher ihr zuſchrieb, und ſie durfte daher nicht ausgeführt werden. Nach Klaproth (Beitr. IV. 334) zerfällt ſie im Waſſer geräuſchlos und ſchnell wie Uhr - ſand auseinander. Sie fühlt ſich nur mäßig fett an: 53 S⃛i, 10 A̶⃛l, 9,7 F̶⃛e, 1,2 Ṁg, 24 Ḣ̶, Spuren von Kali. Sie iſt alſo weſentlich Thon - erdearm. Solche zuſammengeſchwemmte Gebirge unter allgemeine Begriffe bringen zu wollen, möchte vergebliche Mühe ſein, zumal da die verſchie - denſten Thone zum Entfetten benützt werden können. Die Alten bedienten ſich zum Entfetten der Kleider beſonders der γῆ κιμωλία Theophr. §. 110, Plinius 35. 57 nennt ſie Creta Cimolia, nach der Cycladiſchen Inſel Cimolus (Argentiera), benützten dazu aber auch viele andere Thone. Klaproth (Beiträge I. 291) beſchreibt den Cimolit perlgrau, er nimmt aber an der Luft eine röthliche Schattirung an (Cimolia ad purpurissum inclinans Plin.), gibt Späne wie Speckſtein, im Waſſer blättert er ſich krummſchiefrig, die Maſſe wird im Waſſer nicht recht ſchlüpfrig, gerade wie die Walkererde, was das Abwaſchen der damit befleckten Tücher701Gebirgsarten: Lehm, Schieferletten.offenbar ſehr erleichtert: die erſte Analyſe gab 63 S⃛i, 23 A̶⃛l, 1,2 F̶⃛e, 12 Ḣ̶. Eine zweite ſpätere (Beitr. VI. 284) dagegen 54 S⃛i, 26,5 A̶⃛l, 5,5 , 12 Ḣ̶. Zwiſchen den Schieferletten der braunen Juraformation kommen wiederholt ſolche zähen Thonſchichten vor, die im Waſſer nicht ſo ſchmierig ſich anfühlen, als feiner Töpferthon, und die wohl alle ſich zum Walken vorzüglich eignen werden.

Bergſeife nannte Werner den fetteſten aller Thone. Sie kam von Olkucz in Polen, und Werner hielt ſie für eine große Seltenheit. Sie iſt lichte pechſchwarz, ſehr glänzend im Strich, färbt nicht ab, aber ſchreibt wie ſchwarze Kreide. Später hat man dann Thone anderer Fund - orte dazu gezählt, ſonderlich den ſchwarzen von Waltershauſen bei Gotha, der ebenfalls ſchreibt und auf der ſchreibenden Spitze großen Glanz an - nimmt.

Bunte Thone hieß Werner die durch Eiſen intenſiv gefärbten, ſie verlieren dadurch an Plaſticität. Bei Wehrau kommt mit der dortigen Gelberde ein ſehr ausgezeichneter rother vor. Durch allerlei Verunreini - gungen kommt man endlich zum

Lehm. So heißt jener gelbe Thon, der beſonders ſtark durch Sand, Kalk und im Waſſer lösliche Salze verunreinigt iſt. Derſelbe enthält häufig Mammuthsknochen, und findet ſich wo nicht Flugſand vorhanden iſt, unmittelbar unter der Ackerkrume. Seine Zuſammenſetzung und Färbung hängt auch wohl in Gebirgsländern mit von dem Gebirge ab, auf welchem er liegt. Er hat eine außerordentliche Verbreitung. Da die gelbe Farbe von Eiſenoxydhydrat herrührt, ſo brennt er ſich im Feuer roth. Backſteine und Ziegeln werden aus Lehm gemacht. In ſüdlichen Ländern, oder da wo es keine Steine hat, trocknet man die geformten Stücke blos (Ninive, Babylon), ſie werden dann aber nicht ſo hart, wie die gebrannten.

Der Lehm iſt ein ſehr wichtiges Baumaterial. Der magere Lehm im Rheinthal heißt Löß. Derſelbe fällt leicht zu feinem Staub aus - einander, geht zuletzt vollkommen in den Tripel pag. 181 über. Der Lehm hat in vielen Gegenden auch den Namen

Letten, doch hat man ſich in der Wiſſenſchaft gewöhnt, darunter jene mächtigen Ablagerungen zu begreifen, welche im Flözgebirge mit Kalk und Sandſtein häufig abwechſeln. Da dieſelben ausgezeichnet ſchiefrig brechen, ſo heißt man ſie paſſend

Schieferletten.

Sie werden ins Waſſer geworfen nicht plaſtiſch, ſind im Gebirge ſteinhart, durch Verwitterung zerfallen ſie aber zu lauter kurzen Plättchen, welche ſchüttig an ſteilen Gehängen herunterrutſchen. Die meiſten brauſen mit Säuren ſtark, ſchmelzen vor dem Löthrohr, gehen alſo in den Mergel pag. 336 über. Indeß da ſie nach langer Verwitterung einen zähen plaſtiſchen Dreck geben, ſo pflegt man ſie nicht den Mergeln ſondern den Thonen zuzuſchreiben. Hausmann nennt ſie Mergelthon. Bei der Zu - fälligkeit der Bildung iſt es freilich nicht möglich, hier überall die richtige Gränze zu ſtecken. Werner ſcheint ſie hauptſächlich unter ſeinen verhärteten Mergeln begriffen zu haben. Während der eigentliche

702Gebirgsarten: Schieferthon, Thonſchiefer.

Schieferthon

faſt ausſchließlich dem Steinkohlengebirge angehört. Er iſt von kohligen Theilen ſchwarz gefärbt, ſeltener grau, hat aber einen grauen Strich. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er nicht, brennt ſich aber weiß, und wenn Eiſen da iſt, roth. Denn die ſchwarze Farbe rührt lediglich von Kohle her. Er iſt auch ſteinhart und gibt mit Waſſer angemacht keinen plaſtiſchen Thon, er müßte dann vorher fein geſtoßen, geſchlemmt und gebeizt ſein. An der Luft der Verwitterung von Regen und Sonnenſchein ausgeſetzt, zerfällt er bald zu eckigen Stücken. Die Analyſe einer Abänderung aus der Grafſchaft Mark von Brandes gab 67,5 S⃛i, 11,3 A̶⃛l, 4,2 F̶⃛e, 4,9 Ḣ̶, Schwefelkies, Kohle, Alaun, Ammoniak ꝛc. Wegen ſeiner häufigen Pflanzenabdrücke heißt er auch Kräuterſchiefer, welcher beſonders das Dach - geſtein der Steinkohlen bildet. Wie der Plaſtiſche Thon die Braunkohle, ſo begleitet der Schieferthon die Steinkohle. Wenn Schieferthon viel Bitumen enthält, ſo brennt er, dieſer heißt dann auch wohl Brand - ſchiefer Wr. Klaproth Beitr. V. 182 hat einen ſolchen von Wologda unterſucht. Mineralogiſch kann man die Sache kaum feſthalten. Zeichen - ſchiefer (ſchwarze Kreide) heißen die im Handel vorkommenden milden Schieferthone, welche ſo viel Kohle haben, daß ſie einen ſchwarzen Strich machen, und wegen der Milde des Schiefers auf Papier ſchreiben. Die beſte ſoll aus Spanien von Marvilla in Andaluſien und aus Italien ſtammen, daher auch pierre d’Italie genannt. In Deutſchland iſt beſonders Oberhüttendorf und Dünahof bei Ludwigſtadt im Bayreutiſchen als Fund - ort bekannt. Man präparirt auch künſtlich Schreibſtifte daraus.

Thonſchiefer

gehört vorzugsweiſe der Uebergangsformation an. Seine Farbe iſt ſchwarz, grau, röthlich ꝛc., er iſt hart und ſteinartig, und ſondert ſich in den aus - gezeichnetſten Platten ab. Die Platten ſind aber nicht Folge der Schichtung, da ſie nicht der Schichtung parallel gehen, ſondern Folge einer merkwürdigen Abſonderung. Eine andere Abänderung iſt der Griffelſchiefer von Sonneberg ſüdweſtlich Saalfeld, der ſich in ſtängliche Stücke ſpalten läßt, woraus die Griffel zu den Schiefertafeln geſchliffen werden. Er iſt etwas weicher als der Tafelſchiefer, und an der Luft ſondert er ſich von ſelbſt ſtänglich ab, wird aber dadurch auch brüchig. Daher muß er friſch ge - brochen gleich ſorgfältig in feuchten Kellern zur weitern Bearbeitung auf - bewahrt werden. Die Anwendung zu Schiefertafeln und zum Dachdecken kennt ſchon Agricola, er nennt ihn Saxum fissile Schiefer pag. 707, aber verſteht darunter die verſchiedenſten plattigen Steine, doch hebt er pag. 651 beſonders zwei hervor: sed pulcherrimae atri coloris tabulae aureis venis distinctae ex Norimberga Lipsiam apportantur. ex atro etiam, cum oleo fuerit imbutum et paginarum modo compactum, fiunt palimpsesti. Der alte Vater der Mineralogie erwähnt hier alſo der Schiefertafeln, und ſpielt ohne Zweifel auf die ſchön verkieſten Petrefakten an, welche zumal bei Wiſſenbach im Dillenburgiſchen darin vorkommen. Dann fährt er fort: at candidum ad Sallam (Kehlheimwinzer?) pagum in montibus, quorum radices Danubius alluit, effossum, quo Boji tegunt domos, in -703Gebirgsarten, Thonſchiefer.terdum exprimit ex utraque parte modo manum hominis à brachio avulsam, modo ranam, nunc vero piscem. pagus ille distat ab oppido Chelheimo (Kehlheim), prope quod Almo (Altmühl) in Danubium influit, ad duo millia passuum et quingentos, item in Danubii ripa Augustam Tyberii versus (Regensburg zu) situs. Das ſind alſo die berühmten Kehlheimer Platten mit ihren wundervollen Verſteinerungen.

Die Mannigfaltigkeit der Thonſchiefer iſt außerordentlich, und Staunen erregt ihre Mächtigkeit. Nach der Ablagerung des Urgebirges ſcheint alles in den feinſten Schlamm zerfahren zu ſein, um das Material zu dieſen feinen Schiefern zu bilden. Denn der ächte Thonſchiefer iſt ein Schlamm, mit Schimmer im Bruch. Obgleich die Gränze zum Glimmerſchiefer pag. 668 ſich nicht ſcharf ziehen läßt. Die Analyſe von Frick (Pogg. Ann. 35. 188) fand im Dachſchiefer von Goslar 60 S⃛i, 14,9 A̶⃛l, 8,9 F̶⃛e, 4,2 Ṁg, 2,1 Ċa, 0,3 Ċu, 5,7 Waſſer und Kohlenſäure, 3,9 Kali nebſt Verluſt.

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Kryſtallographiſche Ueberſicht.

Da die Form für den Mineralogen das weſentlichſte Kennzeichen bildet, ſo iſt es nicht unpraktiſch, die Minerale auch nach ihrem Kryſtallſyſtem zu klaſſificiren.

I. Reguläres Syſtem.

  • 1) Granat pg. 227. Das Granatoeder herrſcht vor. Uwarowit pg. 230.
  • 2) Diamant pg. 241, oktaedriſcher Blätterbruch, aber gerundete 48flächner herrſchen.
  • 3) Spinell pg. 254, Oktaeder mit häufiger Zwillingsbildung, ſchließt ſich daher eng an Magneteiſen pg. 514 an.
  • 4) Analcim pg. 283, das Leucitoeder herrſcht, aber Würfel fehlt nicht.
  • 5) Leucit pg. 296, wenn kryſtalliſirt nur im Leucitoeder bekannt.
  • 6) Laſurſtein pg. 297 nebſt Sodalith pg. 299 mit ſechsfach blättrigem Bruch im Granatoeder. Lehnt ſich dadurch an Blende pg. 587.
  • 7) Helvin pg. 313, ausgezeichnet tetraedriſch.
  • 8) Wismuthblende pg. 313, Pyramidentetraeder mit Zwillingen.
  • 9) Flußſpath pg. 378, der Würfel herrſcht zwar, aber es zeigt ſich daran das ausgezeichnetſte blättrige Oktaeder, was wir kennen. Yttrocerit pg. 382 ſchließt ſich an.
  • 10) Würfelerz pg. 402, der blättrige Würfel herrſcht.
  • 11) Boracit pg. 418, Würfel und Granatoeder, mit Anfängen tetraedriſcher Hemiedrie. Rhodizit pg. 419.
  • 12) Steinſalz pg. 426, Würfel mit deutlich blättrigem Bruch herrſcht. Daran lehnt ſich Salmiak pg. 430; Hornerz, Jod - und Bromſilber pg. 422; Embolit pg. 423.
  • 13) Alaun pg. 445, unter den künſtlichen Salzen wohl die wichtigſten Okta - eder. Oktaedriſcher Borax pg. 420.
  • 14) Gold pg. 467 (Electrum) nebſt Silber und Kupfer, ſich durch dendri - tiſche Zwillinge pg. 482 auszeichnend. Platina, Iridium und Palladium ſollen ebenfalls regulär ſein. Eiſen pg. 489.
  • 15) Amalgam pg. 481, ausgezeichnete Granatoeder mit vielen Flächen, daher auch ohne Zweifel das Queckſilber regulär. Arquerit pg. 481. Zweifel - hafter iſt Blei und Zinn pg. 500.
  • 16) Magneteiſen pg. 514 und deſſen Verwandte Franklinit, Chromeiſen ꝛc. kryſtalliſiren ſpinellartig.
  • 17) Pyrochlor pg. 551, ausgezeichnete Oktaeder. Pyrrhit pg. 552. Zweifel - haft iſt Uranpecherz pg. 552.
705Kryſtallograph. Ueberſicht: I. regulär, II. viergliedrig.
  • 18) Rothkupfererz pg. 554 mit blättrigen Oktaedern. Granatoederflächen auch häufig. Vergleiche damit den Periklas pg. 560.
  • 19) Arſenige Säure und Antimonoxyd pg. 558 geben ausgezeichnete Oktaeder.
  • 20) Schwefelkies pg. 563 bildet den ausgezeichneten Typus der Pyrito - eder, woran ſich
  • Glanzkobaltpg. 576, Hauerit pg. 573 (Manganglanz), Nickelglanz pg. 580 und Nickelantimonglanz pg. 580 anſchließen.
  • Vergleiche auch Salpeterſaures Blei pg. 434 und Chlorſaures Natron pg. 463.
  • 21) Speiskobalt pg. 575 nebſt Teſſeralkies pg. 576 vorherrſchend würflig.
  • Kobaltkiespg. 577 oktaedriſch. Arſeniknickel pg. 574 ſelten kryſtal - liſirt.
  • 22) Bleiglanz pg. 583, würfelig blättrig am ausgezeichnetſten unter allen Mineralen. Oktaeder und Würfel herrſchen. Cuproplumbit pg. 586.
  • Selenbleipg. 586, Selenqueckſilberblei pg. 587 ꝛc. ebenfalls würfelig blättrig.
  • Tellurblei pg. 507.
  • 23) Blende pg. 587. Sechsfach blättriger Bruch im Granatoeder, die große Deutlichkeit einzig in ihrer Art. Granatoeder, Oktaeder mit Neigung zum Tetraedriſchen herrſchen. Meiſt Zwillinge.
  • 24) Glaserz pg. 603, Oktaeder und Granatoeder rauhflächig. Selenſilber pg. 605 dreifach blättrig. Tellurſilber? pg. 507.
  • Kupferglas pg. 614, Selenkupfer? pg. 617, Eukairit? pg. 617.
  • 25) Buntkupfererz pg. 614, bauchige Würfel. Cuban pg. 613.
  • 26) Fahlerz pg. 618, das ausgezeichnetſte Tetraedriſche Beiſpiel. Häufig kryſtalliſirt.
  • Dufrénoyſit pg. 596, Zinnkies pg. 626.
  • Berzelin pg. 286, Glottalith pg. 291, Tritomit pg. 308, Voltait pg. 447, Perowskit pg. 545, Eiſennickelkies pg. 571, Nickelwismuthglanz pg. 581.

II. Viergliedriges Syſtem.

Findet ſich nicht beſonders häufig. Gewöhnlich gibt man den Endkanten - winkel eines Hauptoktaeders an.

  • 1) Veſuvian pg. 230, 129° 31′. Zweite quadratiſche Säule etwas blättrig. Niemals Zwillinge. Gehört zu den ausgezeichnetſten.
  • 2) Zirkon pg. 256, 123° 19′, der viergliedrige Edelſtein bildet das zweite wichtigſte Beiſpiel des Syſtems. Oerſtedtit pg. 257.
  • 3) Ichthyophthalm pg. 286, 121°, ſehr blättrige Gradendfläche, der viergliedrige Zeolith. Faujaſit pg. 288, 111° 30′ bildet blos Oktaeder, und Edingtonit pg. 281 ſoll tetraedriſch ſein.
  • 4) Skapolith pg. 293, 136° 7′, man ſieht ihn meiſt nur in etwas blätt - rigen Säulen ohne Ende. Humboldtilith, Sarkolith, Nuttalith, Mizzo - nit, Dipyr ſind ſelten ausgezeichnet, und Gehlenit pg. 295 bildet blos würfelartige Formen.
  • 5) Chiolith pg. 383, 107° 32′, darnach könnte auch Kryolith 4gliedrig ſein.
Quenſtedt, Mineralogie. 45706Kryſtallograph. Ueberſicht: II. viergliedrig, III. dreigliedrig.
  • 6) Uranglimmer pg. 412, 95° 46′, ausgezeichnet blättrige Tafeln.
  • 7) Gelbbleierz pg. 415, 99° 40′, meiſt Tafeln. Iſomorph mit Scheel - bleierz 99° 43′ und Tungſtein 100° 40′, welche ſich durch eine Hemiedrie ihrer Vierkantner auszeichnen.
  • 8) Hornqueckſilber pg. 424, 98° 8′, künſtliche Kryſtalle in deutlichen Säulen.
  • 9) Hornblei pg. 424, 67° 21′.
  • 10) Zinn pg. 500, 140° 25′, künſtliche Kryſtalle, deutliche Oktaeder. Einzig unter den gediegenen Metallen.
  • 11) Hartmangan pg. 534, 109° 53′, die kleinen Oktaeder den regulären ſehr ähnlich.
  • 12) Scharfmangan pg. 535, 105° 25′, blättriger Querbruch, ausgezeich - nete Fünflinge, einzig in ihrer Art.
  • 13) Zinnſtein pg. 537, 121° 35′, faſt ſtets Zwilling. Iſomorph mit Rutil pg. 541, 123° 8′, deſſen erſte quadratiſche Säule die am deutlichſten blättrige des ganzen Syſtems bildet. Titanoxyd trimorph.
  • 14) Anatas pg. 543, 97° 56′, Oktaeder herrſcht vor.
  • 15) Ferguſonit pg. 551, hemiedriſch, wie Scheelbleierz und Tungſtein, höchſt ſelten.
  • 16) Nickelſpeiſe pg. 581, viergliedrige Tafeln, Kunſtproduct.
  • 17) Blättererz pg. 602, ausgezeichnet blättrige Tafeln.
  • Die geſchwefelten Metalle haben kein ſonderlich deutliches viergliedriges Syſtem aufzuweiſen.
  • 18) Kupferkies pg. 610, 109° 53′, tetraedriſch, ſtreift aber an das regu - läre Syſtem übermäßig nahe heran.
  • 19) Honigſtein pg. 658, 118° 14′, ausgezeichnete Oktaeder; Oxalit? pg. 660.
  • Stroganowit pg. 300, Phosphorſaure Yttererde pg. 398, Romeit pg. 418, Azorit pg. 551 ſind unwichtig.

III. Drei - und einaxiges Syſtem.

Zerfällt in eine dreigliedrige (rhomboedriſche) und ſechsgliedrige (dihexae - driſche) Abtheilung, die freilich ſich beide nicht immer ſcharf von einander ſchei - den laſſen.

a) rhomboedriſch in ausgezeichnetem Grade ſind:

  • 1) Turmalin pg. 266, 133° 26′, mit einer merkwürdigen Hemiedrie. Es iſt der rhomboedriſche Edelſtein.
  • 2) Chabaſit pg. 281, 94° 46′, große Neigung zu Zwillingen, der rhom - boedriſche Zeolith. Vergleiche auch Levyn, Gmelinit, Herrſchelit.
  • 3) Dioptas pg. 311, 95° 33′, einfache dreigliedrige Dodekaide.
  • 4) Kalkſpath pg. 316, 105° 5′, das ausgezeichnetſte aller rhomboedriſchen Syſteme, mit ſicherer dreigliedriger Entwickelung. Iſomorph mit Bitter - ſpath, Spatheiſen, Zinkſpath ꝛc.
  • 5) Kupferglimmer pg. 409, 69° 12′, ſehr blättrige Gradendfläche (Kupfer - ſchaum).
  • 6) Natronſalpeter pg. 434, 106° 33′, ausgezeichnete künſtliche Rhomboeder.
707Kryſtallograph. Ueberſ. III. : drei - und ſechsgliedrig.
  • 7) Rhomboedriſche Metalle pg. 501: Wismuth, Antimon, Arſenik und Tellur. Vergleiche dabei auch Tellurwismuth pg. 506, Palladium pg. 487 und Osmiridium pg. 488.
  • 8) Zinnober pg. 591, 71° 47′, blättrige Säule, Rhomboeder herrſchen.
  • 9) Rothgiltigerz pg. 606, 107° 36′ 108° 30′, die Enden der Säulen häufig rundkantig. Xanthokon pg. 609.

b) Diheraedriſch in ausgezeichnetem Grade ſind:

  • 1) Quarz pg. 160, 133° 44′, neuerlich von Daubrée künſtlich in kleinen aber netten Kryſtallen dargeſtellt pg. 560. Die eigenthümliche Hemiedrie iſt ſtets durch das vollflächige Dihexaeder geſtützt, mag daſſelbe auch ſelbſt wieder ein Dirhomboeder ſein.
  • 2) Beryll pg. 261, 151° 5′, Säulen herrſchen, doch zeigen die Ecken öfter ausgezeichnete Vollflächigkeit.
  • 3) Nephelin pg. 295, 139° 19′, meiſt nur in Säulen bekannt.
  • 4) Apatit pg. 385, 142° 20′, bildet das entwickeltſte und unzweideutigſte ſechsgliedrige Syſtem, trotz der Anfänge von Hemiedrie. Daran ſchließt ſich das iſomorphe
  • Buntbleierzpg. 388, vielleicht auch Vanadinbleierz pg. 413.
  • 5) Magnetkies pg. 569, Kryſtalle höchſt ſelten pg. 498. Gradendfläche blättrig.

c) Eine Mitte zwiſchen Rhomboeder und Dihexaeder bilden:

  • 1) Korund pg. 247 mit blättrigem Rhomboeder, aber ſehr ausgebildetem Dihexaeder. Damit iſomorph
  • 2) Eiſenglanz pg. 518, woran das Rhomboeder zwar herrſcht, aber das Dihexaeder gewöhnlich nicht fehlt, ſo auch Titaneiſen pg. 523. Vergleiche auch das künſtliche Chromoxyd pg. 518.
  • 3) Phenakit pg. 266. Rhomboeder und Dihexaeder miſchen ſich in aus - gezeichneter Weiſe.

d) Zweifelhaft oder unwichtig ſind:

  • 1) einaxiger Glimmer pg. 196: Chlorit pg. 200 (Ripidolith, Kämmererit), Talk pg. 201 ſcheinen entſchieden rhomboedriſch. Margarit pg. 206, und was daran hängt: Diphanit, Cronſtedtit, Sideroſchiſolith, Pyros - malith ꝛc. Brucit pg. 206, Hydrargillit pg. 252.
  • 2) Cancrinit pg. 299, blättrige ſechsſeitige Säule.
  • 3) Willemit pg. 311 und Trooſtit ſind rhomboedriſch.
  • 4) Eudialyt pg. 314 rhomboedriſch.
  • 5) Fluocerit pg. 382 ſechsſeitige Tafeln.
  • 6) Coquimbit pg. 443, Säule mit Dihexaeder.
  • 7) Alaunſtein pg. 448, kleine Rhomboeder.
  • 8) Eis pg. 449 nebſt Hagel und Schnee.
  • 9) Graphit pg. 511 in talkartigen Blättern.
  • 10) Rothzinkerz pg. 556 blättrige Säule mit korundartigem Dihexaeder.
  • 11) Plattnerit pg. 561, ſechsſeitige Tafeln.
  • 12) Kupfernickel pg. 578, ſelten kryſtalliſirt, Antimonnickel pg. 579, Haarkies pg. 580.
45*708Kryſtallograph. Ueberſ. : IV. zweigliedrig.
  • 13) Molybdän pg. 582 krummblättrige Tafeln.
  • 14) Greenockit pg. 590, blättrige Säulen.
  • 15) Polybaſit pg. 605, dreigliedrige Tafeln, wie Eiſenglanz.
  • 16) Kupferindig pg. 616, ſechsſeitige Tafeln.
  • Schwefelſaures Kali pg. 438.

IV. Zweigliedriges Syſtem.

Zur ſchnellen wenn auch unvollkommenen Einſicht genügt es, blos den Säulenwinkel anzugeben. Ein weſentliches Beimerkmal liefern die Zwillinge. Das Syſtem, welches am häufigſten vorkommt.

  • 1) Olivin pg. 218, 130° 2′, meiſt geſtreifte Oblongtafeln. Hyaloſiderit, Monticellit, Eiſenfriſchſchlacke, Humit pg. 220. Afterkryſtalle von Serpentin pg. 204.
  • 2) Dichroit pg. 222, 120°, daher von dihexaedriſchem Ausſehen. Pinit pg. 224, Libenerit ꝛc.
  • 3) Staurolith pg. 235, 129° 20′, merkwürdige Durchkreuzungszwillinge herrſchen, daher vielleicht hektoedriſch.
  • 4) Andaluſit pg. 239, 90° 50′, die einfachen Säulen erinnern an das viergliedrige Syſtem. Chiaſtolith pg. 240.
  • 5) Chryſoberyll pg. 252, 129° 38′, auffallend Olivin ähnlich, Drillinge.
  • 6) Topas pg. 258, 124° 20′, der zweigliedrige Edelſtein, blättriger Quer - bruch, großer Flächenreichthum. Gehört daher zu den ausgezeichnetſten Beiſpielen. Nie Zwillinge.
  • 7) Faſerzeolith pg. 275, 91° (Natrolith, Meſolith, Comptonit), wohl von 2 + 1gliedrigem Scolezit pg. 277 zu unterſcheiden. Vergleiche auch Okenit pg. 288.
  • 8) Strahlzeolith pg. 278, 94° 15′, zweigliedrige Dodecaide, mit einem ausgezeichneten Blätterbruch, vorzugsweis der zweigliedrige Zeolith.
  • 9) Kreuzſtein pg. 284, Zwillinge bis Sechslinge und durch letztere mit dem regulären Syſtem in Verwandtſchaft tretend.
  • 10) Prehnit pg. 289, 100°, meiſt tafelförmig mit Hahnenkammbildung.
  • 11) Ilvait pg. 304, 111° 12′, langgeſtreifte Säulen mit oktaedriſchen Enden.
  • 12) Kieſelzinkerz pg. 309, 103° 56′, kleine hemiedriſche Kryſtalle. Siehe auch Hopeit pg. 311.
  • 13) Arragonit pg. 348, 116° 6′, Zwillinge bis Vierlinge herrſchen, ein ausgezeichnet typiſches Syſtem, woran ſich ſchließen: Tarnowitzit pg. 354, Manganocalcit pg. 354, Witherit pg. 354, Alſtonit pg. 355, Stron - tianit pg. 356, Weißbleierz pg. 357, Zinkbleiſpath pg. 359.
  • 14) Anhydrit pg. 366, würfelige Stücke mit dreierlei Blätterbrüchen. Ihm verwandt der
  • 15) Schwerſpath pg. 369, 101° 42′, tafelförmige Kryſtalle mit 2 + 1 - blättrigem Bruch, niemals Zwillinge. Ausgezeichneter Typus, woran ſich anſchließen: Cöleſtin pg. 373 und Vitriolblei pg. 374. Vergleiche auch Breithaupt’s zweigliedrigen Zinkoſit Żn S⃛?
  • 16) Amblygonit pg. 391, 106° 10′, blättrige Säule; Herderit pg. 392.
  • 17) Wavellit pg. 393, 122° 15′, nur excentriſch faſrig, Childrenit pg. 395.
709Kryſtallogr. Ueberſ. : IV. zweigliedrig.
  • 18) Skorodit pg. 401, 99° 30′, meiſt ſehr verzogen. Haidingerit pg. 401.
  • 19) Struvit pg. 403, mit auffallender Hemiedrie.
  • 20) Olivenerz pg. 408, Oblongoktaeder. Linſenerz pg. 410, Euchroit pg. 411, Brochantit pg. 411, Salzkupfererz pg. 425, Halblaſurblei pg. 378, Mendipit pg. 425.
  • 21) Salpeter pg. 432, 119°, Aragonitartige Zwillinge. Thermonitrit pg. 436.
  • 22) Schwefelſaures Kali pg. 437, 120° 24′, mit dihexaedriſchem Typus. Schwef. Natron pg. 438, chromſaures Kali pg. 466 ꝛc.
  • 23) Bitterſalz pg. 439, 90° 38′, tetraedriſche Hemiedrie, wie Zinkvitriol pg. 440. Nickelvitriol pg. 440, nach Mitſcherlich trimorph: 4gl., 2gl. und 2 + 1gliedrig! Polyhalit pg. 441, Aſtrakanit? pg. 441.
  • 24) Unterſchwefelſaures Natron pg. 461, 90° 38′. Salpeterſaures Uranoxyd pg. 462.
  • 25) Antimonſilber pg. 503, geſtreifte Säulen, öfter Drillinge.
  • 26) Schwefel pg. 507, 101° 56′, liefert die ausgezeichnetſten Rhomben - oktaeder; Jod pg. 512.
  • 27) Braunmangan pg. 531, 99° 40′, geſtreifte Säulen, iſomorph mit Brauneiſen pg. 525 und Diaſpor pg. 251. Vergleiche auch Graumangan pg. 533.
  • 28) Brookit pg. 543, 99° 50′, geſtreifte Tafeln. Arkanſit pg. 544. Zwei - gliedriger Zinnſtein pg. 538.
  • 29) Columbit pg. 549, 100° 40′, meiſt geſtreifte Oblongſäulen. Vielleicht iſomorph mit Wolfram pg. 546. Von gleicher Form ſcheint auch Samarskit pg. 550. Vergleiche Polykras pg. 545, Euxenit pg. 545, Mengit 546, Tantalit pg. 550, Aeſchynit pg. 545, Polymignyt pg. 545.
  • 30) Weißſpießglanz pg. 557, blättrige Tafeln, iſomorph mit 2gliedriger arſeniger Säure pg. 559.
  • 31) Binarkies pg. 565, 106° 2′, Zwillinge herrſchen. Iſomorph mit Arſenikkies pg. 511 (Kobaltarſenikkies, Glaukodot).
  • Arſenikalkiespg. 572, 122° 26′, Weißnickelkies pg. 573.
  • 32) Grauſpießglanz pg. 593, 90° 45, mit einem Hauptblätterbruch, und iſomorph mit
  • Wismuthglanzpg. 598 und Rauſchgelb pg. 599.
  • Dimorphin pg. 601, Zinckenit pg. 596, Querſpießglanz pg. 596, Geo - kronit pg. 597.
  • 33) Schrifterz pg. 602, 110° 48′, meiſt fehlen die Enden.
  • 34) Sprödglaserz pg. 605, 115° 39′, häufig Zwillinge.
  • 35) Weißgiltigerz pg. 610, Sternbergit pg. 610.
  • 36) Kupferglas pg. 614, 119° 15′, Zwillinge, iſomorph mit Silber - kupferglanz pg. 617. Scheerer vermuthet einen Trimorphismus, da das Kupferglas von Bygland in Tellemarken einen deutlichen Blätter - bruch hat.
  • 37) Bournonit pg. 622, 93° 40′, Zwillinge machen die Kryſtalle ſchwierig; Schilfglaserz pg. 623. Kupferantimonglanz pag. 624, Enargit pg. 624.
  • Fluellit pg. 383, Cotunnit pg. 424, Dimagnetit pg. 514 ſoll nach Blake Ilvait ſein, Bleiglätte pg. 561.
710Kryſtallogr. Ueberſ. : V. zwei und eingliedrig.

V. Zwei und eingliedriges Syſtem.

Iſt reich an ausgezeichneten Beiſpielen, und beſonders wichtig für das Verſtändniß der Zonenlehre.

  • 1) Feldſpath pg. 182. Die blättrigen Brüche der Säule ungleich, was dem 2+1gliedrigen Syſteme widerſpricht. Zwillinge und Vierlinge.
  • 2) Glimmer pg. 198, wahrſcheinlich beim Kali -, Lithion - und Magneſia - glimmer.
  • 3) Hornblende pg. 208, 124° 30′, ſehr blättrige Säule; Tremolith, Anthophyllit, Arfvedſonit.
  • 4) Augit pg. 211, 87° 6′. Akmit, Rhodonit, Buſtamit, Fowlerit ſchließen ſich vollkommen an. Weiter entfernt ſich Spodumen pg. 196, und noch weiter Diallag pg. 215.
  • Wollaſtonitpg. 217, Chondrodit pg. 222.
  • 5) Epidot pg. 232, gewendet 2+1gliedrig. Auch Gadolinit pg. 305, Orthit pg. 306 (Allanit, Cerin) ſollen ſich anſchließen.
  • 6) Euklas pg. 264, der 2+1gliedrige Edelſtein, mit einem ausgezeichneten Blätterbruch.
  • 7) Blätterzeolith pg. 279, der 2+1gliedrige Zeolith. Auch Epiſtilbit pg. 280 und Beaumontit pg. 281 zu vergleichen. Unter den Faſer - zeolithen iſt Scolezit pg. 277 wohl entſchieden 2+1gliedrig.
  • Brewſteritpg. 280, Haydenit pg. 283, Lomonit pg. 288, Katapleiit pg. 257.
  • 8) Datolith pg. 291, ein ausgezeichneter Typus, Haytorit pg. 292.
  • 9) Titanit pg. 300, der Alpiniſche ſtets in Zwillingen.
  • 10) Gyps pg. 360, 111° 26′, drei ausgezeichnete Blätterbrüche. Schwalben - ſchwanzzwillinge. Barytocalcit pg. 356, Monazit pg. 398.
  • Ternärbleierzpg. 377 von rhomboedriſchem Typus.
  • 11) Vivianit pg. 395, 111° 6′, iſomorph mit Kobaltblüthe pg. 399 und Nickelblüthe pg. 400. Alle drei Gypsartig. Aehnlich der Pharmakolith pg. 400. Triphylin pg. 397.
  • Wagneritpg. 388, Hureaulit pg. 397, Blauſpath pg. 393.
  • 12) Kupferlaſur pg. 404, 99° 32′, kurzſäulige verwickelte Kryſtalle.
  • Malachitpg. 406. Phosphorkupfer pg. 408, Strahlerz pg. 410.
  • 13) Rothbleierz pg. 412, 93° 30′, leicht erkennbare Kryſtalle.
  • Vauquelinit pg. 413.
  • 14) Borax pg. 419, 87°, auffallend augitartig.
  • 15) Soda pg. 435, Trona pg. 436, Gayluſſit pg. 436, rothes Blut - laugenſalz pg. 434, Glauberit pg. 441.
  • 16) Eiſenvitriol pg. 441, 82° 21′, von rhomboedriſchem Typus. Bo - tryogen pg. 443, Uranvitriol pg. 444.
  • 17) Zucker pg. 455 und Weinſäure pg. 456 mit ihrer eigenthümlichen Hemiedrie; Grünſpan pg. 459, Schwefelſaures Nickeloxydkali pg. 460, Asparagin pg. 461, Oxalſaures Chromoxydkali pg. 462, Oxalſäure pg. 466.
  • 18) Schwefel pg. 508 aus dem Fluß erſtarrt, Feldſpathartige Zwillinge. Selen pg. 511.
  • 19) Wolfram von Zinnwalde pg. 546, mit Verwandtſchaft zum Vier - gliedrigen.
711Kryſtallogr. Ueberſ. : VI. eingliedrig.
  • Crednerit pg. 536.
  • 20) Rothſpießglanz pg. 595, Plagionit pg. 596.
  • 21) Rauſchroth pg. 600, 74° 26′, Kryſtalle zerfallen am Licht.
  • 22) Miargyrit pg. 609, Feuerblende? pg. 609.
  • 23) Oxalſaurer Kalk pg. 660, 100° 36′, Seltenheit. Zwillinge.

VI. Eingliedriges Syſtem.

Es iſt bei weitem das ärmſte, vielleicht in Folge ſeiner großen Unſymmetrie.

  • 1) Natronfeldſpath pg. 189 und Kalkfeldſpath pg. 193 ſchließen ſich durch ihren Typus noch an Kalifeldſpath an.
  • Petalit und Kaſtor pg. 195 ſollen nach G. Roſe eingliedrig ſein, vielleicht auch Zygadit pg. 195.
  • 2) Axinit pg. 271 und Kupfervitriol pg. 444 bilden einen 2ten Typus. Babingtonit pg. 211, Pyrallolith?
  • 3) Cyanit pg. 237 und doppelt chromſaures Kali pg. 465 ſind durch einen ihrer Zwillinge eng verwandt. Sillimanit pg. 239.
  • 4) Saſſolin pg. 421. Auch der Borſäurehaltige Danburit (Dana Miner. 281) hat ein dreifach blättriges ungleichwinkliges Hexaid.
[712]

Litteratur.

  • Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin - Phyſikaliſche Abhandlungen. 1700 Leibnitz erſter Präſident der Akademie. Anfangs erſchienen die Abhandlungen als Miscellanea Berolinensia. Seit 1745 franzöſiſch: Histoire de l’Académie royale des Sciences et belles lettres de Berlin. Seit 1814 unentbehrlich durch die klaſſiſchen Abhand - lungen von Prof. Weiß. Davon die wichtigſten:
  • Jahrg. 1814 pg. 289. Ueberſichtliche Darſtellung der verſchiedenen natürlichen Abtheilungen der Kryſtallſyſteme.
  • Jahrg. 1816 pg. 231. Kryſtallographiſche Fundamentalbeſtimmung des Feld - ſpathes; pg. 286 Bezeichnung der verſchiedenen Flächen eines Kryſtallſyſtems.
  • Jahrg. 1818 pg. 242. Theorie des Epidotſyſtemes; pg. 270 über eine aus - führliche Bezeichnung der Kryſtallflächen.
  • Jahrg. 1821 pg. 145. Feldſpath; pg. 195 Kryſtallſyſtem des Gypſes.
  • Jahrg. 1823 pg. 261. Theorie der 6+6 und 3+3 Kantner. Fortſetzung im Jahrg. 1840 pg. 137.
  • Jahrg. 1826 pg. 93. Lehrſatz über die Theilung des Dreiecks.
  • Jahrg. 1829 pg. 63. Haytorit.
  • Jahrg. 1831 pg. 313. Staurolithſyſtem.
  • Jahrg. 1834 pg. 623. Projektion des Gypſes.
  • Jahrg. 1835 u. 1838 pg. 253. Feldſpath in verſchiedenen Stellungen projicirt.
  • Jahrg. 1837 pg. 139. Theorie des Hexakis-Oktaeders.
  • Jahrg. 1841 pg. 249. Kryſtallſyſtem des Euklaſes.
  • Agricola, de natura fossilium. Ich habe die Baſeler Ausgabe von 1657 citirt, worin ſämmtliche Werke des berühmten Verfaſſers, der 1494 1555 lebte, abgedruckt ſind, nämlich:
  • 1) de re metallica libri XII.
  • 2) de animantibus subterraneis liber I.
  • 3) de ortu et causis subterraneorum libri V.
  • 4) de natura eorum quae effluunt ex terra libri IV.
  • 5) de natura fossilium libri X.
  • 7) de veteribus et novis metallis libri II.
  • 8) Bermannus sive de re metallica dialogus liber I.
  • 6) Rerum metallicarum interpretatio. Dieſe iſt wegen der deutſchen Namen höchſt intereſſant.
  • Georg Agricola’s mineralogiſche Schriften, überſetzt und mit Anmerkungen be - gleitet von E. Lehmann. Freiberg 1806 12. 4 Theile.
713Litteratur.
  • Albinus, Meißniſche Bergkchronica: darinnen fürnämlich von den Bergwerken des Landes zu Meißen gehandelt wird. Dresden 1590.
  • Annalen der Chemie und Pharmacie von Wöhler und Liebig. Seit 1832. Jährlich 4 Bände in monatlichen Heften.
  • Annales de Chimie. Paris 1789. Sous le privilège de l’Académie. Bis 1815 erſchienen 96 Bände. Seit 1816 nehmen ſie den Titel an:
  • Annales de Chimie et de Physik von Gay-Luſſac und Arrago. Bis 1840 erſchienen 75 Bände. Seit 1841 folgt die Troisième Série. Jährlich 3 Bände in monatlichen Heften.
  • Annales des Mines. Paris 1816. 1827 erſchien die 2te sér. ; 1832 die 3te sér. ; 1842 die 4te sér.
  • Bauhinus, Historiae fontis Bollensis. Montisbeligardi 1598. Deutſche Aus - gabe 1602. Eine dritte lateiniſche 1612.
  • Berzelius, Jahresbericht über die Fortſchritte der Chemie und Mineralogie. 1844 erſchien der 23ſte Jahrgang. Fortſetzung ſiehe bei Liebig.
  • Blum, Lehrbuch der Oryktognoſie. Mit Holzſchnitten. 3te Auflage. Stutt - gart 1854.
  • Derſelbe, Taſchenbuch der Edelſteinkunde. Stuttgart 1832.
  • Derſelbe, die Pſeudomorphoſen des Mineralreichs. Stuttgart 1843. Zweiter Nachtrag 1852.
  • Derſelbe, Lithurgik oder Mineralien und Felsarten nach ihrer Anwendung in ökonomiſcher, artiſtiſcher und techniſcher Hinſicht. Stuttgart 1840.
  • Blumenbach, Handbuch der Naturgeſchichte. 12te Aufl. Göttingen 1830.
  • Breithaupt, Vollſtändige Charakteriſtik des Mineralſyſtem’s. 3te Auflage. Leipzig 1832.
  • Deſſen vollſtändiges Handbuch der Mineralogie. 1. Band. Allgemeiner Theil 1836. 3ter Band 1847. Siehe Hoffmann.
  • Brewster and Jameson, The Edinburgh Philosophical Journal ſeit 1819. Beim 11ten Bande 1824 trennten ſich die Schriftſteller: Brewſter ſchreibt The Edinburgh Journal of Science und Jameſon ſetzt die Schrift anfangs unter gleichem Titel, ſeit 1826 aber als Edinburgh new Philosophical Journal fort.
  • Comptes rendus hebdomaires des séances de l’Académie des Sciences. Jährlich 2 Bände. Größere Abhandlungen werden in den Mémoires de l’Académie royale des sciences de l’Institut de France bekannt gemacht. Sie ſind die Fortſetzung der Histoire de l’Académie royale des sciences 1666. Anfangs erſchienen ſie unregelmäßig, ſeit 1699 aber alljährlich 1 Band.
  • Crell, Chemiſches Journal 1778. Chemiſche Annalen. Helmſtädt 1784. Schließt 1804.
  • Dana, a System of Mineralogy, 3. edit. New-York 1850. Macht uns beſonders mit den Amerikaniſchen Vorkommen vertraut.
  • Denkſchriften der Kaiſerlichen Akademie der Wiſſenſchaften. Wien 1850. Nebſt Sitzungsberichten der Kaiſ. Akad. der Wiſſenſchaften. Wien 1848.
  • Dufrénoy, Traité de Minéralogie. 3 Bände nebſt einem Bande Kupfertafeln. Paris 1844 47.
  • Emmerling, Lehrbuch der Mineralogie. Gießen 1793 97. Ein Schüler Werner’s, und Lehrer der Bergwerkswiſſenſchaften auf der Univerſität Gießen. Für ſeine Zeit ſehr vollſtändig. Der 3te Theil handelt von den Gebirgsarten.
714Litteratur.
  • Erdmann, Journal für Techniſche und Oekonomiſche Chemie. Leipzig 1823. Jährlich 3 Bände. Seit 1834 mit Schweigger’s Journal für Chemie und Phyſik. Nürnberg 1811 1833 verbunden unter dem Titel:
  • Journal für praktiſche Chemie.
  • Gilbert, Annalen der Phyſik. Halle 1799 1824. Band 1 76, worüber ein vollſtändiges Sach - und Namenregiſter von Heinrich Müller exiſtirt. Sie bilden die Fortſetzung von Gren’s Annalen und ſind ſelbſt wieder von Poggendorf fortgeſetzt.
  • Glocker, Handbuch der Mineralogie. Nürnberg 1831.
  • Derſelbe, Grundriß der Mineralogie mit Einſchluß der Geognoſie und Petre - faktenkunde. Nürnberg 1839.
  • Haidinger, Anfangsgründe der Mineralogie. Leipzig 1829.
  • Derſelbe, Handbuch der beſtimmenden Mineralogie. Wien 1845.
  • Hartmann, Handbuch der Mineralogie zum Gebrauche für Jedermann. 2 Bde. Weimar 1843. 1850 erſchien ein Nachtrag. Nach den Vorleſungen von Prof. Weiß geordnet.
  • Hausmann, Entwurf eines Syſtems der unorganiſirten Naturkörper. Caſſel 1809.
  • Derſelbe, Handbuch der Mineralogie. Göttingen 1813. Von der 2ten gänzlich umgearbeiteten Auflage erſchien der 2te Theil mit 1660 Seiten 1847, und iſt wegen der vollſtändigen Litteratur geſchrieben mit der ausgezeich - netſten Sachkenntniß für den Mineralogen von Fach eine unentbehrliche Hilfsquelle.
  • Hill, Traité des pierres de Théophrast, traduit du Grec. Paris 1754.
  • Hoffmann, Handbuch der Mineralogie, 4 Bände 1811 1817. Doch ſtarb der Verfaſſer während der Herausgabe des 2ten Bandes den 15ten März 1813, und es wurde dann von Breithaupt fortgeſetzt. Am Ende iſt Werner’s letztes Mineral-Syſtem angefügt, was aus deſſen Nachlaſſe auf Ober-Bergamtliche Anordnung herausgegeben wurde. Werner’s Art der Darſtellung kann man daraus am vollſtändigſten erſehen.
  • Karſten, Mineralogiſche Tabellen mit Rückſicht auf die neueſten Entdeckungen. Berlin 1800. 2te Aufl. 1808.
  • Kayſer, Beſchreibung der Mineralien-Sammlung des H. Medicinalrath Berge - mann in Berlin. Berlin 1834.
  • Kengott, Ueberſicht der Reſultate mineralogiſcher Forſchungen in den Jahren 1844 49. Wien 1852; in den Jahren 1850 u. 51. Wien 1853; im Jahre 1852. Wien 1854. Bildet die Beilage zu dem Jahrbuch der K. K. geologiſchen Reichsanſtalt.
  • Klaproth, Beiträge zur chemiſchen Kenntniß der Mineralkörper. 6 Bändchen. Berlin 1795 1815. Nicht blos klaſſiſch wegen der erſten gründlichen Analyſen, ſondern auch für die Geſchichte der Mineralogie großes Intereſſe darbietend.
  • Kobell, Grundzüge der Mineralogie zum Gebrauche für Vorleſungen. Nürn - berg 1838.
  • Derſelbe, Skizzen aus dem Steinreich. Geſchrieben für die gebildete Geſellſchaft. München 1850.
  • Köhler, Bergmänniſches Journal 1788 1815. Werner nahm daran thätigen Antheil. Jährlich 2 Bände.
  • Kurr, Grundzüge der ökonomiſch-techniſchen Mineralogie. 3te Aufl. Leipz. 1851.
715Litteratur.
  • Leonhard, Taſchenbuch für die geſammte Mineralogie mit Hinſicht auf die neueſten Entdeckungen. Frankfurt a. M. 1807. Jährlich erſchien 1 Band. Die erſten 10 Jahrgänge wurden 1817 in einer 2ten Auflage nochmals unverändert abgedruckt. Nach Vollendung des 18ten Bandes nahmen 5 Bände von 1825 29 den neuen Titel Zeitſchrift für Mineralogie an. Seit 1830 hat ſich Bronn dabei betheiligt, und es hieß jetzt Jahr - buch für Mineralogie. Aber erſt ſeit 1833 nahm es ſeine heutige voll - endete Geſtalt an, und erſcheint jährlich in 6 7 zweimonatlichen Heften unter dem Titel: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognoſie, Geologie und Petrefaktenkunde. Stuttgardt 1833 1854. Zwei Repertorien von Lommel und Giebel reſpective über die Jahrgänge 1830 39 u. 1840 49 erleichtern den Gebrauch.
  • Leonhard, Handbuch der Oryctognoſie. Heidelberg 1826.
  • Derſelbe, Populäre Vorleſungen über Geologie. Stuttgart 1836 44.
  • G. Leonhard, Handwörterbuch der Topographiſchen Mineralogie. Heidel - berg 1843.
  • Lévy, Description d’une Collection des Minéraux, formée par M. Henri Heuland. Londres 1837. 3 Vol.
  • Liebig u. Kopp, Jahresbericht über die Fortſchritte der Chemie, Phyſik, Mineralogie und Geologie. Gießen 1848 53. Erſetzt die von Berzelius.
  • Mohs, Leichtfaßliche Anfangsgründe der Naturgeſchichte des Mineralreichs. 2te Aufl. Wien 1836. Der 2te Theil die Phyſiographie erſchien nach Mohs Tode 1839, bearbeitet von Zippe.
  • Monticelli e Covelli, Prodromo della Mineralogia Vesuviana. Napoli 1825.
  • Naumann u. Cotta, Geognoſtiſche Beſchreibung des Königreichs Sachſen und der angränzenden Länderabtheilungen. Zweite unveränderte Ausgabe. 5 Hefte. 1845.
  • Phillips, an elementary introduction to the knowledge of Mineralogy. Wegen den mit dem Reflexionsgoniometer ausgeführten Meſſungen wichtig. Ich habe die 3te Auflage von 1823 benützt. Die neueſte von Brooke und Miller. London 1852 hat eine ganz andere Geſtalt angenommen, als die frühere. Miller hat darin ſeine Bezeichnungsweiſe eingeführt.
  • Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Der erſte Band erſchien 1665 u. 1666. Jährlich ein Band.
  • Poggendorff, Annalen der Phyſik und Chemie ſchließen ſich an Gilbert an. Seit 1824 erſchienen 93 Bände. Ueber die erſten 60 Bände von 1824 1843 exiſtirt ein vollſtändiges Namen - und Sachregiſter, über die andern im 75ten und 84ten wenigſtens Namenregiſter. Außerdem ſind noch 4 Ergänzungsbände vorhanden. In monatlichen Heften. Dieſes ſo vortrefflich redigirte Journal bildet für den Mineralogen eine wahre Fundgrube.
  • G. Roſe, Mineralogiſch-geognoſtiſche Reiſe nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspiſchen Meere. 2 Bände. 1837 u. 42.
  • Schröder, Elemente der rechnenden Kryſtallographie. Klausthal 1851. Wendet die Projektionsmethode an.
  • Scheerer, Allgem. Journal der Chemie. Leipzig 1798. Von Gehlen, Berlin 1803 unter dem Titel: Neues allgemeines Journal der Chemie bis 1810 fortgeſetzt.
  • Silliman, The American Journal of Science and Arts. New-York 1818. Der 49ſte Band erſchien 1845. Der 50ſte bildet den General-Index. 716Litteratur.Mit 1846 erſchien die 2 series, wovon gegenwärtig der 17te Band vorliegt.
  • Schubert, Abriß der Mineralogie. Erlangen 1853. Populär. Für bib - liſche Steinnamen ausführlich.
  • Steffens, vollſtändiges Handbuch der Oryctognoſie. Halle 1811 24. 4 Bändchen. Für ſeine Zeit ſehr vollſtändig, und hebt manche intereſſante Seite der Wiſſenſchaft hervor.
  • Das Uebrige ſiehe in der Geſchichte der Mineralogie pg. 1 8.
[717]

Regiſter.

A

  • Abichit 410.
  • Abrazit 286.
  • Achat 171.
  • Achatjaſpis 173.
  • Achirit 312.
  • Achroit 270.
  • Achtarandit 313.
  • Actinot 210.
  • Adlerſteine 529.
  • Adular 187.
  • Aegyrin 211.
  • Aequinolith 684.
  • Aes 481.
  • Aeſchynit 545.
  • Aetites 529.
  • Afterkryſtalle 152.
  • Agalmatolith 202.
  • Agricola 2.
  • Akanthikone 234.
  • Akmit 215.
  • Alabandine 574.
  • Alabaſter 366.
  • Alaun 445.
  • Alaunerde 642.
  • Alaunſchiefer 446.
  • Alaunſtein 448.
  • Albin 288.
  • Albit 189. 192.
  • Alexandrit 253.
  • Allanit 307.
  • Allemontit 579. 503.
  • Allochroit 229.
  • Allophan 698.
  • Almandin 228.
  • Alquifoux 585.
  • Alſtonit 355.
  • Alumen 445.
  • Aluminit 447.
  • Alumocalcit 698.
  • Alunit 448.
  • Amalgam 481.
  • Amalgamation 480.
  • Amazonenſtein 187.
  • Amber 651.
  • Amblygonit 391.
  • Amethyſt 168.
  • Amiant 225.
  • Ammoniakalaun 446.
  • Amöbit 581.
  • Amphibol 208.
  • Amphigen 296.
  • Amphitane 565.
  • Analcim 283.
  • Anameſit 679.
  • Anatas 543.
  • Andaluſit 239.
  • Andeſin 193.
  • Andeſit 680.
  • Androdamas 316.
  • Anglarit 396.
  • Angleſit 374.
  • Anhydrit 366.
  • Ankerit 344.
  • Anlaufen 112.
  • Anorthit 194.
  • Anthophyllit 211.
  • blättriger 216.
  • Anthoſiderit 305.
  • Anthracit 629.
  • Anthraconit 333.
  • Anthrax 227.
  • Antigorit 205.
  • Antimoine 502.
  • oxidé 567.
  • sulfuré 593.
  • Antimon 502.
  • Antimonblende 595.
  • Antimonblüthe 557.
  • Antimonfahlerz 620.
  • Antimonglanz 593.
  • Antimonkupferglanz 623.
  • Antimonnickel 579.
  • Antimonnickelglanz 580.
  • Antimonoxyd
  • oktaedriſches 558.
  • Antimonſilber 503.
  • Antrimolith 277.
  • Apatit 385.
  • Apatoid 499.
  • Aphanit 672.
  • Aphrit 317.
  • Aphrodit 203.
  • Aplom 227.
  • Apophyllit 286.
  • Aquamarin 261.
  • Aräoxen 414.
  • Arcanit 437.
  • Arcoſe 690.
  • Arfvedſonit 211.
  • Argent
  • antimoiné sulfuré 606.
  • muriaté 422.
  • sulfuré 603.
  • Argile
  • glaise 699.
  • smectique 700.
  • Arkanſit 544.
  • Arktizit 293.
  • Arquerit 481.
  • Arragon 348.
  • Arragonit 348.
  • Arſen 504.
  • Arſenantimon 503.
  • Arſenige Säure 559.
  • Arſenik 504.
  • Arſenikalkies 572.
  • Arſenikblüthe 400.
  • Arſenikeiſen 572.
  • Arſenikfahlerz 621.
  • Arſenikglanz 505.
  • Arſenikkies 571.
  • Arſenikkobaltkies 576.
  • Arſenikmangan 574.
  • Arſeniknickel 579.
  • Arſeniknickelglanz 580.
  • Arſenikſäure 384.
  • Arſenikſinter 402.
  • Arsenik sulfuré jaune 599.
  • Arſenioſiderit 403.
  • Asbeſt 225.
  • gemeiner 226.
  • ſchillernder 204.
  • Aſchentrecker 266.
718Aſp Bre.
  • Aſparagin 461.
  • Aſpaſiolith 224.
  • Asphalt 646.
  • Asphalten 647.
  • Aſteria 170.
  • Aſtrakanit 441.
  • Aſtrios 250.
  • Atacamit 425.
  • Ateleſtit 314.
  • Atheriaſtit 295.
  • Atlasſpath 353.
  • Atomgewicht 130.
  • Atomvolumen 135.
  • Atramentſtein 444.
  • Augit 211.
  • Augitlaven 680.
  • Augitporphyr 675.
  • Aurichalcit 407.
  • Auripigment 599.
  • Aurum graphicum 602.
  • Automolit 255.
  • Avanturin 170.
  • Axen 27.
  • optiſche 103.
  • Axinit 271.
  • Azorit 551.

B

  • Babingtonit 211.
  • Backkohle 634.
  • Bagrationit 307.
  • Baierine 549.
  • Baikalit 214.
  • Bamlit 240.
  • Bandjaſpis 175.
  • Barſowit 250.
  • Baryt 369.
  • Barytkreuzſtein 286.
  • Barytocalcit 355.
  • Barytocöleſtin 374.
  • Baryum-Platin-Cyanür 465.
  • Baſalt 678.
  • Baſanites 678.
  • Baſanomelan 521.
  • Basler Taufſtein 235.
  • Batrachit 219.
  • Beaumontit 281.
  • Beinbruch 337.
  • Beinglas 687.
  • Bell-metal-ore 626.
  • Beraunit 394.
  • Berechnung 41.
  • Berengelit 656.
  • Bereſit 413.
  • Bergbalſam 645.
  • Bergblau 406.
  • Bergbutter 448.
  • Bergflachs 225.
  • Bergfleiſch 226.
  • Berggrün 406.
  • Bergholz 226.
  • Bergkork 226.
  • Bergkryſtall 166.
  • Bergmannit 277.
  • Bergmilch 336.
  • Vergſalmiak 430.
  • Bergſeife 701.
  • Bergwachs 648.
  • Bernerde 655.
  • Bernſtein 651.
  • ſchwarzer 630.
  • Berthierit 597.
  • Beudantit 402. 296.
  • Beryll 261.
  • Berylloid 77.
  • Berzeliit 391. 401.
  • Berzelin 286.
  • Berzelius 6.
  • Bildſtein 202.
  • Bimſtein 684.
  • faſriger 685.
  • gemeiner 685.
  • glaſiger 685.
  • ſchwarzer 681.
  • Binarkies 565.
  • Biotina 194.
  • Biotit 199.
  • Biscuit 684.
  • Bisemutum 501.
  • Bismuth sulfuré 598.
  • plumbo-cuprifère 624.
  • Bismutit 360.
  • Bitterkalk 341.
  • Bitterſalz 439.
  • Bitterſpath 339.
  • Bitumen 643.
  • visqueux 647.
  • Bituminöſes Holz 641.
  • Black Tellurium 602.
  • Blätterbruch 9.
  • Blättererz 602.
  • Blätterkohle 632. 642.
  • Blättertellur 602.
  • Blätterzeolith 279.
  • Blaubleierz 390.
  • Blaueiſenſtein 226.
  • Blauſpath 393.
  • Blei 500.
  • arſenikſaures 390.
  • chromſaures 412.
  • kohlenſaures 359.
  • molybdänſaures 415.
  • ſchwefelſaures 376.
  • vanadinſaures 413.
  • wolframſaures 416.
  • Bleierde 359.
  • Bleierze 582.
  • Bleigelb 415.
  • Bleiglätte 561.
  • Bleiglanz 583.
  • Bleigummi 391.
  • Bleihornerz 424.
  • Bleilaſur 376.
  • Bleimulm 585.
  • Bleiocher 561.
  • Bleioxyd
  • ſelenichtſaures 378.
  • Bleiſcheelat 416.
  • Bleiſchweif 585.
  • Bleiſpath 357.
  • Bleiſpeiſe 581.
  • Bleiſpießglanzerze 595.
  • Bleisulphocarbonat 377.
  • Bleisulphotricarbonat 377.
  • Bleiſuperoxyd 561.
  • Bleivitriol 374.
  • Bleizucker 460.
  • Blende 587.
  • Blitzröhren 181.
  • Blödit 441.
  • Blutlaugenſalz
  • gelbes 434.
  • rothes 434.
  • Blutſtein 522.
  • Bodenit 307.
  • Bohnenerz 530.
  • Bol 695.
  • Bologneſer Spath 371.
  • Bonsdorffit 224.
  • Boracit 418.
  • Borax 419.
  • oktaedriſcher 420.
  • Borocalcit 420.
  • Boronatrocalcit 421.
  • Borſäure 418.
  • Botryogen 443.
  • Botryolith 293.
  • Boulangerit 597.
  • Bournonit 622.
  • Bouteillenſtein 683.
  • Bovey Coal 639.
  • Brandiſit 206.
  • Branderz 592.
  • Brandſchiefer 702.
  • Braunbleierz 390.
  • Brauneiſen 525.
  • Brauneiſenocker 531.
  • Brauneiſenrahm 536.
  • Braunkohle 639.
  • erdige 640.
  • gemeine 640.
  • muſchelige 640.
  • Braunit 534.
  • Braunmangan 531.
  • Braunſpath 343.
  • Braunſtein 531.
  • rother 346.
  • ſchwarzer 535.
  • Braunſteinkalk 338.
  • Brechweinſtein 459.
  • Breislakit 226.
  • Breunerit 339.
  • Brevicit 277.
719Bre Dil.
  • Brewſterit 280.
  • Brillant 242.
  • Brochantit 411.
  • Bromlit 356.
  • Bromſilber 423.
  • Brongniartin 441.
  • Bronze 485.
  • Bronzit 216.
  • Brookit 543.
  • Brucit 206. 222.
  • Buchholzit 239.
  • Bucklandit 235.
  • Bunſen 681. 689.
  • Buntbleierz 388.
  • Bunte Thone 707.
  • Buntkupfererz 614.
  • Buntkupferkies 614.
  • Buſtamit 215.
  • Buttermilchſilber 422.
  • Byſſolith 226.

C

  • Cacholong 174.
  • Cadmia 374.
  • Cämentkupfer 484.
  • Caeruleum 406.
  • Caking Coal 634.
  • Calait 392.
  • Calcit 437.
  • Caledonit 378.
  • Callais 392.
  • Cancrinit 299.
  • Candit 255.
  • Cannelkohle 631.
  • Carbunculus 227.
  • Carnat 695.
  • Carneol 173.
  • Carolathin 659.
  • Cavolinit 296.
  • Cererit 308.
  • Cerin 307.
  • Cerinſtein 308.
  • Cerit 308.
  • Cerium 309.
  • Ceruſſa 357.
  • Ceruſſit 357.
  • Cervantit 559.
  • Ceylanit 255.
  • Chabaſit 281.
  • Chalcanthum 444.
  • Chalcedon 171.
  • Chalcolith 412.
  • Chalcophyllit 409.
  • Chamoiſit 531.
  • Chantonnit 499.
  • Chaux
  • carbonatée 316.
  • tungstatée 416.
  • Chemiſche
  • Analyſe 138.
  • Conſtitution 133.
  • Chemiſche
  • Formeln 130.
  • Kennzeichen 130.
  • Reactionen 143.
  • Cherry Coal 634.
  • Chiastolith 240.
  • Childrenit 395.
  • Chiliſalpeter 434.
  • Chiolith 383.
  • Chiviatit 626.
  • Chladnit 498.
  • Chloanthit 579.
  • Chlor 421.
  • Chlorblei 424.
  • Chlorcalcium 430.
  • Chloride 421.
  • Chlorit 200.
  • Chloritoid 206.
  • Chloritſchiefer 201.
  • Chlorophäit 305.
  • Chlorophyllit 224.
  • Chloroſpinell 255.
  • Chlorſaures
  • Kali 464.
  • Natron 463.
  • Chondrodit 222.
  • Chriſtianit 286.
  • Chriſtianite 194.
  • Chromalaun 447.
  • Chromate of Iron 517.
  • Chromeiſen 517.
  • Chromgelb 413.
  • Chromgrün 518.
  • Chromroth 413.
  • Chryſoberyll 252.
  • Chromocker 561.
  • Chryſolith 218.
  • Chryſopras 176.
  • Chryſotil 204.
  • Cimolit 700.
  • Cinnabaris 591.
  • Cipolino 334.
  • Circularpolariſation 108.
  • Citrin 167.
  • Cleavelandit 189.
  • Cleiophan 589.
  • Coaks 634.
  • Cobald gris 576.
  • Cöleſtin 373.
  • Cohäſion 119.
  • Collyrit 695.
  • Colofonium 657.
  • succini 652.
  • Colorados 423.
  • Columbit 549.
  • Common Coal 627.
  • Comptonit 277.
  • Condurrit 556.
  • Copal 657.
  • Copalin 656.
  • Copiapit 444.
  • Copper Pyrites 611.
  • Coquimbit 443.
  • Coracit 553.
  • Cordierit 222.
  • Corundellith 206.
  • Cottonerz 602.
  • Cotunnit 424.
  • Couzeranit 240.
  • Crednerit 536.
  • Crichtonit 525.
  • Cronſtedt 4.
  • Cronſtedtit 207.
  • Crucit 559.
  • Cuban 613.
  • Cuboicit 281.
  • Cuivre
  • arseniaté lamellifère 409.
  • gris 618.
  • hépatique 614.
  • hydro-phosphaté 408.
  • muriaté 425.
  • oxydulé 554.
  • pyriteux 611.
  • sulfuré 613.
  • Cuproplumbit 586.
  • Cyanit 237.
  • Cyanus 250. 404.
  • Cymophan 252.
  • Cyprin 231.
  • Cypriſche Umbra 697.

D

  • Damourit 202.
  • Danait 577.
  • Danburit 218.
  • Datolith 291.
  • Davyn 296.
  • Dechenit 414.
  • Deduction 35.
  • Deltoeder 68.
  • Delphinit 232.
  • Deltoiddodekaeder 68.
  • Delvauxit 398.
  • Demantſpath 251.
  • Dermatin 206.
  • Descloizite 414.
  • Desmin 278.
  • Devitrification 688.
  • Diabas 675.
  • Diadochit 403. 448.
  • Diallag 215. 216.
  • Diamagnetismus 123.
  • Diamant 241.
  • Diaspor 251.
  • Dichroismus 110.
  • Dichroit 222.
  • Dichroſcop 110.
  • Didym 308.
  • Digenit 617.
  • Dihexaeder 25.
  • Dillnit 252.
720Dim Gee.
  • Dimagnetit 514. 709.
  • Dimorphin 601.
  • Dimorphismus 137.
  • Diopſid 214.
  • Dioptas 311.
  • Diorit 671.
  • Dioritporphyr 674.
  • Diphanit 206.
  • Dipyr 295.
  • Diſthen 237.
  • Dodekaide 36.
  • Dolerit 679.
  • Dolomitfelſen 342.
  • Dolomitſpath 341.
  • Domit 680.
  • Donarium 309.
  • Doppelſpath 333.
  • Dornſtein 365.
  • Dreelit 372.
  • Dreikantner 78.
  • Dufrenit 396.
  • Dufrenoyſit 596.
  • Durchſichtigkeit 113.
  • Dutenmergel 333.
  • Dysclaſit 288.
  • Dysluit 255.
  • Dyſodil 642.
  • Dyslytit 495.

E

  • Eckebergit 295.
  • Eclogit 672.
  • Edingtonit 281.
  • Edwardſit 398.
  • Egeran 231.
  • Ehlit 408.
  • Eis 449.
  • Eiſen 489.
  • oxalſaures 660.
  • ſideriſches 491.
  • telluriſches 489.
  • Eiſenalaun 447.
  • Eiſenamianth 166.
  • Eiſenapatit 388.
  • Eiſenbitterſpath 340.
  • Eiſenblüthe 353.
  • Eiſenchlorid 425.
  • Eiſenchrom 517.
  • Eiſenfriſchſchlacke 220.
  • Eiſenglanz 518.
  • Eiſenglimmer 521.
  • Eiſenglimmerſchiefer 670.
  • Eiſenkies 563.
  • Eiſenkieſel 169.
  • Eiſenickelkies 571.
  • Eiſenoolith
  • gelber 530.
  • Eiſenpecherz 402.
  • Eiſenplatin 486.
  • Eiſenroſen 519.
  • Eiſenſinter 402.
  • Eiſenſpath 344.
  • Eiſenſpießglanzerze 597.
  • Eiſenſteinmark 695.
  • Eiſenvitriol 441.
  • Eisſpath 188.
  • Eläolith 296.
  • Elaterit 647.
  • Electricität 123.
  • Electron 651.
  • Electrum 469.
  • Eliaſit 553.
  • Email 687.
  • Embolit 423.
  • Emerald 262.
  • Emerald-Nickel 518.
  • Emeraude 262.
  • Emerylith 206.
  • Enargit 624.
  • Encrinites
  • liliiformis 331.
  • Enhydros 174.
  • Entglaſung 688.
  • Epidot 232.
  • Epiſtilbit 280.
  • Epſomit 439.
  • Erbſenſtein 337.
  • Erdkobalt 560.
  • brauner 561.
  • gelber 561.
  • rother 561.
  • ſchwarzer 560.
  • Erdkohle 640.
  • Erdöl 645.
  • Erdpech 646.
  • elaſtiſches 647.
  • Eremit 398.
  • Erinit 410.
  • Erythronium 413.
  • Erzblume 379.
  • Esmarckit 224. 291.
  • Etain
  • oxidé 537.
  • sulfuré 626.
  • Euchroit 411.
  • Eudialyt 314.
  • Eudnophit 284.
  • Eugenglanz 605.
  • Eukairit 617.
  • Euklas 264.
  • Eukolit 552.
  • Eulytin 313.
  • Euphyllit 206.
  • Eupion 646.
  • Euſtilbit 279.
  • Euxenit 545.
  • Euzeolith 279.

F

  • Fahlerz 618.
  • Fahlunit 224.
  • Farbe 114.
  • Faſergyps 365.
  • Faſerkalk 333.
  • Faſerkieſel 170.
  • Faſerkohle 631.
  • Faſerquarz 170.
  • Faſerzeolith 275.
  • Faſſait 214.
  • Faujaſit 288.
  • Fayalit 220.
  • Fayence 699.
  • Federalaun 447.
  • Federerz 595.
  • Federharze 657.
  • Federweiß 366.
  • Feldſpath 182.
  • résinite 688.
  • Feldſpathporphyr 674.
  • Feldſtein 188.
  • Fer
  • chromaté 517.
  • oligiste 518.
  • oxalaté 660.
  • oxydulé 514.
  • sulfuré 563.
  • Ferguſonit 551.
  • Feuerblende 609.
  • Feueropal 179.
  • Feuerſtein 175.
  • Fibrolith 170. 240.
  • Fichtelit 650.
  • Fiſcherit 395.
  • Flint 175.
  • Fluellit 383.
  • Fluocerin 382.
  • Fluocerit 382.
  • Fluor 378.
  • Fluoride 378.
  • Fluoriren 112.
  • Fluß 379.
  • Flußſpath 378.
  • Fossil-Copal 656.
  • Fouller’s earth 700.
  • Fawlerit 215.
  • Franklinit 517.
  • Fraueneis 365.
  • Frittporzellan 694.
  • Frugardit 231.
  • Fuchsit 201.

G

  • Gabbro 673.
  • Gabbroporphyr 675.
  • Gadolinit 305.
  • Gagat 630.
  • Gahnit 255.
  • Galena 583.
  • inanis 587.
  • Galmei 346.
  • Gayluſſit 436.
  • Gebirgsarten 665.
  • Geelkies 610.
721Geh Ilm.
  • Gehlenit 295.
  • Gelbbleierz 415.
  • Gelberde 697.
  • Gelberz 602.
  • Gelbmenakerz 303.
  • Gekrösſtein 368.
  • Geokronit 597.
  • Gibbſit 252.
  • Giftkies 571.
  • Gigantolith 224.
  • Giſekit 225.
  • Gismondin 286.
  • Glantz 583.
  • Glanz 113.
  • Glanzbraunſtein 535.
  • Glanzeiſenſtein 528.
  • Glanzerz 603.
  • Glanzkobalt 576.
  • Glanzkohle 629.
  • Glas 682.
  • künſtliches 685.
  • Glaſerit 437.
  • Glaserz 603.
  • Glaskopf
  • brauner 528.
  • rother 522.
  • ſchwarzer 536.
  • Glaſurerz 585.
  • Glauberit 441.
  • Glauberſalz 439.
  • Glaukodot 572.
  • Glessum 655.
  • Gletſcherſalz 440.
  • Glimmer 196.
  • Glimmerporphyr 674.
  • Glimmerſchiefer 668.
  • Glottalith 291.
  • Gmelinit 282.
  • Gneis 668.
  • Göthit 526.
  • dichter 528.
  • Gold 467.
  • Goldamalgam 481.
  • Golderze 601.
  • Goniometer 11.
  • Granat 227.
  • Granatoeder 37.
  • Granit 666.
  • vainé 667.
  • Granitit 667.
  • Granulit 667.
  • Graphit 511.
  • Graugiltigerz 621.
  • Graumangan 533.
  • Grauſilber 360. 424.
  • Grauſpießglanz 593.
  • Grawertz 618.
  • Greenockit 590.
  • Greenovit 303.
  • Greiſen 669.
  • Grey Copper 618.
  • Griffelſchiefer 702.
  • Grindſtein 667.
  • Grobkohle 632.
  • Groroilit 536.
  • Groſſular 229.
  • Grünbleierz 388.
  • Grüneiſenſtein 396.
  • Grünerde 201. 697.
  • Grünglimmer 412.
  • Grünſpan 459.
  • Grünſteine 671.
  • dichte 676.
  • Guano 658.
  • Gummierz
  • uraniſches 553.
  • Guyaquillit 656.
  • Gymnit 205.
  • Gyps 360.
  • Gypshaloid
  • diatomes 401.
  • hemiprismatiſches 400.
  • Gyrolit 288.

H

  • Haarkies 580.
  • Haarſalz 439.
  • Hälleflinta 189.
  • Hämatokonit 338.
  • Härte 120.
  • Hagel 450.
  • Haidingerit 401.
  • Halblaſurblei 378.
  • Halbopal 179.
  • Halbvitriolblei 377.
  • Halloyſit 698.
  • Haloidſteine 297.
  • Halotrichit 447.
  • Harmotom 284.
  • Hartharze 657.
  • Hartmangan 534.
  • Hartin 651.
  • Hartit 650.
  • Harze 651.
  • nichtfoſſile 657.
  • Hatchettin 648.
  • Hauerit 573.
  • Hausmannit 535.
  • Hauy 3.
  • Kryſtallſyſtem 93.
  • Hauyn 298.
  • Haydenit 283.
  • Haytorit 292.
  • Hedyphan 391.
  • Heliotrop 173.
  • Helvin 313.
  • Hemiedrie 68.
  • Hepatit 372.
  • Hercinit 256.
  • Herderit 391.
  • Herrerit 348.
  • Herrſchelit 283.
  • Heſſonit 229.
  • Heteromorphit 596.
  • Heteroſit 397.
  • Heulandit 277.
  • Heraide 15.
  • Highgate-Resin 656.
  • Hiſingerit 305.
  • Hochofenſchlacken 213.
  • Hohlſpath 240.
  • Holzopal 180.
  • Holzzinn 539.
  • Honigſtein 658.
  • Hopeit 311.
  • Hornblei 424.
  • Hornblende 208.
  • Hornblendegeſteine 670.
  • Hornblendeſchiefer 672.
  • Hornerz 422.
  • Hornfels 208.
  • Hornqueckſilber 424.
  • Hornſilber 422.
  • Hornſtein 177.
  • Houghite 256.
  • Houille 627.
  • des calcaire 643.
  • grasse 634.
  • maigre 634.
  • sèche 634.
  • Humboldtilith 294.
  • Humboldtin 660.
  • Humboldtit 291. 660.
  • Humit 220.
  • Hureaulit 397.
  • Hverſalz 447.
  • Hyacinth 257.
  • Hyalith 181.
  • Hyaloſiderit 219.
  • Hydrargillit 252. 393.
  • Hydroboracit 421.
  • Hydroconit 331.
  • Hydrohalit 427.
  • Hydrolith 282.
  • Hydrophit 205.
  • Hydrotalkit 206.
  • Hyperſthen 216.
  • Hyperſthenfels 673.
  • Hypochlorit 397.
  • Hyſtatit 525.

J

  • Jade 207.
  • Jameſonit 596.
  • Jaſpis 173. 175.
  • Iberit 224.
  • Ichthyophthalm 286.
  • Idokras 230.
  • Idrialin 645.
  • Jeffreys 160.
  • Jet 630.
  • Igloit 353.
  • Ilmenit 525. 546.
Quenſtedt, Mineralogie. 46722Ilm Laz.
  • Ilmenium 550.
  • Ilvait 304.
  • Indianit 195.
  • Inflammabilien 627.
  • Jod 512.
  • Jodolith 499.
  • Jodqueckſilber 423.
  • Jodſilber 422.
  • Johannit 444.
  • Jolith 222.
  • Iridium 488.
  • Iridplatin 489.
  • Iris 167.
  • Iriſiren 112.
  • Iſerin 517.
  • Iſomorphismus 134.
  • Itabirit 521.
  • Itacolumit 670.
  • Ittnerit 298.
  • Judenpech 646.
  • Junckerit 354.
  • Ixolyt 651.

K

  • Kadmiumoxyd 557.
  • Kakoxen 394.
  • Kali
    • chromſaures 438. 466.
    • doppeltchromſaures 465.
    • manganſaures 438.
    • ſchwefelſaures 437.
    • ſelenſaures 438.
  • Kalialaun 446.
  • Kaliglimmer 198.
  • Kalium 512.
  • Platin-Cyanür 465.
  • Kaliſalpeter 432.
  • Kalkepidot 234.
  • Kalkhaloid
  • brachytypes 339.
  • Kalkkreuzſtein 286.
  • Kalkſalpeter 433.
  • Kalkſinter 333.
  • Kalkſkapolith 294.
  • Kalkſpath 316.
  • Kalkſtein 335.
  • Kalktuff 337.
  • Kallochrom 412.
  • Kalomel 424.
  • Kämmererit 200.
  • Kammkies 566.
  • Kampylit 390.
  • Kaneelſtein 228.
  • Kaolin 692.
  • Kantenſchnittformel 90.
  • Kantenwinkelformel 50.
  • Kantenzonengeſetz 43.
  • Kapnit 348.
  • Karpholit 290.
  • Karſtenit 366.
  • Karuba 651.
  • Kaſtor 195.
  • Katapleiit 257.
  • Katzenauge 170.
  • Katzenſapphir 250.
  • Katzenzinn 546.
  • Kauſimkies 569.
  • Kehrſalpeter 433.
  • Keilhauit 304.
  • Kerolith 698. 205.
  • Kibdelophan 525.
  • Kies 563.
  • Kieſelguhr 181.
  • Kieſelkupfer 312.
  • Kieſelmagneſit 341.
  • Kieſelſchiefer 178.
  • Kieſelſinter 181.
  • Kieſeltuff 181.
  • Kieſelwismuth 313.
  • Kieſelzinkerz 309.
  • Kilbrickenit 597.
  • Kiſſäris 684.
  • Klaprothin 393.
  • Klebſchiefer 181.
  • Klingſtein 677.
  • Klinoklas 410.
  • Knebelit 220.
  • Kniſterſalz 426.
  • Knochen 387.
  • foſſile 388.
  • Kobaltarſenikkies 572.
  • Kobaltbeſchlag 399.
  • Kobaltblüthe 399.
  • Kobaltglanz 576.
  • Kobaltkies 577.
  • Kobaltmetall 578.
  • Kobaltnickelkies 577.
  • Kobaltſolution 141.
  • Kobaltſpeiſe 578. 581.
  • Kobaltſulfuret 578.
  • Kobaltvitriol 443.
  • Kobellit 626.
  • Kochſalz 426.
  • Könlit 650.
  • Köttigit 400.
  • Kohlen 627.
  • Kohlenblende 629.
  • Kokkolith 214.
  • Kolophonit 229.
  • Konichalcit 414.
  • Korallenerz 592.
  • Korund 247. 250.
  • Koupholit 290.
  • Kouphonſpath 274.
  • Krähenauge 333.
  • Kraurit 396.
  • Kreide 336.
  • ſchwarze 702.
  • Kreittonit 255.
  • Kreuzſtein 284.
  • Krokydolith 226.
  • Kryolith 382.
  • Kryptolith 398.
  • Kryſtallbildung 147.
  • Kryſtalloide 336.
  • Kryſtallſyſteme 61.
  • dreigliedriges 78.
  • eingliedriges 90.
  • monodimetriſches 73.
  • pyramidales 73.
  • reguläres 61.
  • ſechsgliedriges 77.
  • tetragonales 73.
  • viergliedriges 73.
  • zweigliedriges 84.
  • zwei - u. eingliedriges 88.
  • Kubizit 283.
  • Kuboit 284.
  • Kugeldiorit 672.
  • Kugeljaſpis 175.
  • Kupfer 481.
  • Kupferantimonglanz 624.
  • Kupferblende 621.
  • Kupferblüthe 555.
  • Kupferchlorür 425.
  • Kupfererze 485.
  • Kupferfahlerze 620.
  • Kupferglanz 614.
  • prismatoidiſcher 623.
  • Kupferglanzerz 614.
  • Kupferglas 614.
  • rothes 554.
  • Kupferglimmer 409.
  • Kupfergrün 312.
  • Kupferindig 616.
  • Kupferkies 610.
  • Kupferlaſur 404.
  • Kupfermanganerz 536. 560.
  • Kupfernickel 578.
  • Kupferpecherz 556.
  • Kupferroth 554.
  • Kupferſalze 404.
  • Kupferſammterz 406. 411.
  • Kupferſchaum 410.
  • Kupferſchwärze 556.
  • Kupferſmaragd 311.
  • Kupfervitriol 444.
  • Kupferwismutherz 625.
  • Kyroſit 569.

L

  • Labrador 193.
  • Lanarkit 377.
  • Lanthan 308.
  • Lanthanit 308.
  • Lapis crucifer 240.
  • Lapis lazuli 297.
  • Lapis molaris 681.
  • Laſionit 393.
  • Laſurſtein 297.
  • Laumontit 288.
  • Lava 680.
  • Lazulith 393.
723Laz Nat.
  • Lazur 404.
  • Leadhillit 377.
  • Leberkies 569.
  • Lehm 701.
  • Lemniſche Erde 696.
  • Leonhardit 289.
  • Lepidokrokit 527.
  • Lepidolith 199.
  • Letten 701.
  • Lettenkohle 639.
  • Lettſomit 411.
  • Leuchtenbergit 200.
  • Leucit 296.
  • Leucitlaven 681.
  • Leucitoeder 62.
  • Leucitophyre 681.
  • Leukophan 314.
  • Levy’s Zeichen 96.
  • Libethkupfer 409.
  • Liebenerit 225.
  • Liebigit 553.
  • Liëvrit 304.
  • Lignites 639.
  • Limonit 528.
  • Linarit 376.
  • Linné 3.
  • Linſenerz 410.
  • Liparaios 682.
  • Lithionalaun 447.
  • Lithionglimmer 199.
  • Lithionminerale 195.
  • Lithographiſcher Schiefer 702.
  • Löß 701.
  • Lomonit 288.
  • Luchsſapphir 222.
  • Luftmörtel 331.
  • Lumachelle 335.
  • Lynkurion 257.
  • Lynx 268.

M

  • Macle 240.
  • Maclureit 222.
  • Magneſiaglimmer 199.
  • Magnesia-Limestone 342.
  • Magneſiaſalpeter 433.
  • Magnésie boratée 418.
  • Magneſit 340.
  • Magneſitſpath 339.
  • Magneſium-Platin-Cyanür 464.
  • Magneteiſen 514.
  • Magneteiſenſand 516.
  • Magnetismus 122.
  • Malachit 406.
  • Malacolith 215.
  • Malakon 257.
  • Malthe 647.
  • Mancinit 311.
  • Mandelſteine 676.
  • Manganalaun 447.
  • Manganblende 574.
  • Manganchryſolith 219.
  • Manganepidot 234.
  • Manganerz 531.
    • brachytypes 534.
    • erdiges 536.
    • pyramidales 535.
    • untheilbares 536.
  • Manganglanz 574.
  • Manganglaskopf 536.
  • Mangangranat 230.
  • Manganit 531.
  • Mangankieſel
    • rother 215.
  • Manganocalcit 354.
  • Manganſchaum 536.
  • Manganſpath 346.
  • Manganvitriol 443.
  • Marathonſteine 684.
  • Marcaſſites 563.
  • Marcelline 535.
  • Marekanit 683.
  • Margarit 206.
  • Marienglas 198. 365.
  • Marlekor 336.
  • Marmatit 590.
  • Marmor 334.
  • Martit 516.
  • Mascagnin 439.
  • Maſonit 206.
  • Matlockit 425.
  • Mauerſalpeter 433.
  • Mayolica 699.
  • Meerſchaum 202.
  • Meerwaſſer 452.
  • Mehlzeolith 275.
  • Mejonit 294.
  • Melanglanz 605.
  • Melanglimmer 207.
  • Melanit 229.
  • Melanochroit 413.
  • Melaphyre 676.
  • Melilith 294.
  • Melinophan 314.
  • Mellite 658.
  • Menaccanit 524.
  • Menakerz 300.
  • Mendipit 425.
  • Mengit 398. 546.
  • Menilit 180.
  • Mennige 561.
  • Mercurblende 591.
  • Mercure 480.
  • muriaté 424.
  • sulfuré 591.
  • Mergel 336.
  • Meſitinſpath 340.
  • Meſole 277.
  • Meſolith 277.
  • Meſotyp 275.
  • Meſſing 485.
  • Metalle
  • gediegene 467.
  • Metallfarben 116.
  • Metallſteine 300.
  • Meteoreiſen 491.
  • Meteorſteine 496.
  • Miargyrit 609.
  • Miascit 671.
  • Microlith 552.
  • Middletonit 651.
  • Miemit 341.
  • Mieſit 391.
  • Milchopal 179.
  • Milchquarz 170.
  • Millerit 580.
  • Mimeteſit 390.
  • Mineralkermes 595.
  • Minium 591.
  • Mirabilit 439.
  • Miſenit 438.
  • Miſpickel 571.
  • Miſy 444.
  • Mizzonit 294.
  • Mochhaſteine 173.
  • Mohs 7.
  • Mohſit 525.
  • Molybdän 582.
  • Molybdänocher 561.
  • Molybdänſilber 506.
  • Monacit 398.
  • Mondſtein 187.
  • Monradit 205.
  • Monticellit 219.
  • Montmilch 336.
  • Moorkohle 640.
  • Moraſterz 529.
  • Morion 167.
  • Moroxit 386.
  • Morvenit 284.
  • Moſandrit 304.
  • Mühlſtein 178.
  • Mullicit 396.
  • Muriacit 366.
  • Muſchelmarmor 335.
  • Muſſit 215.
  • Myſorin 407.

N

  • Nadeleiſenerz 527.
  • Nadelerz 624.
  • Nadelzeolith 275.
  • Nagelkalk 333.
  • Nagyager Erz 602.
  • Naphtha 645.
  • Naphthachil 648.
  • Natrocalcit 436.
  • Natrolith 276.
  • Natron 435.
  • eſſigſaures 460.
  • Natronalaun 446.
  • Natronfeldſpath 189.
46*724Nat Pol.
  • Natronſalpeter 434.
  • Natronſpodumen 189.
  • Needle ore 624.
  • Negros 423.
  • Nemalith 206.
  • Néoctèse 401.
  • Neolith 204.
  • Nephatil 648.
  • Nephelin 295.
  • Nephelingeſtein 678.
  • Nephrit 207.
  • Netze 71.
  • Neumann’s graphiſche Me - thode 662.
  • Nickel 581.
  • arsenical 578.
  • Nickelantimonglanz 580.
  • Nickelarſenikglanz 580.
  • Nickelarſenikkies 580.
  • Nickeleiſen 499.
  • Nickelerze 578.
  • Nickelglanz 580.
  • Nickelkies 580.
  • Nickelocker 400.
  • Nickelſmaragd 518.
  • Nickelſpeiſe 581.
  • Nickelwismuthglanz 581.
  • Nicol’ſches Prisma 106.
  • Nierenkies 613.
  • Nigrin 542.
  • Niobit 550.
  • Nitrate 432.
  • Nitron 435.
  • Nontronit 697.
  • Norerde 258.
  • Noſean 298.
  • Nuſſierit 391.
  • Nuttalith 295.

O

  • Obſidian 682.
  • Ochra 560.
  • Ochroiterde 308.
  • Octaeder 23.
  • Octaedrit 543.
  • Octaide 21.
  • Oerſtedtit 257.
  • Oiſanite 543.
  • Okenit 288.
  • Oligoklas 189. 193.
  • Olivenerz 408.
  • Olivenit 408.
  • Olivin 218.
  • Omphacit 217.
  • Onegit 527.
  • Onofrit 593.
  • Onyx 172.
  • Oolith 337.
  • Ooſit 224.
  • Opal 178.
  • Operment 599.
  • Ophites 203.
  • Optik 100.
  • Orangit 309.
  • Organiſche Salze 658.
  • Orthit 306.
  • Orthoklas 182.
  • Oryctognoſie 1.
  • Osmiridium 488.
  • dunkeles 489.
  • lichtes 488.
  • Oſteocolla 337.
  • Ottrelit 206.
  • Oxalate of Iron 660.
  • Oxalit 659.
  • Oxalſäure 466.
  • Oxalſaurer Kalk 660.
  • Oxalſaures Chromoxyd-Kali 462.
  • Oxalſaures Eiſen 660.
  • Oxyde of Tin 537.
  • Oxydulated Iron 514.
  • Ozokerit 647.

P

  • Pacos 423.
  • Palagonit 275.
  • Palagonittuff 689.
  • Pallad-Gold 487.
  • Palladium 487.
  • Papierkohle 642.
  • Pappendeckel 642.
  • Paraffin 646.
  • Paragonit 202.
  • Paramorphoſe 137.
  • Paranthin 293.
  • Paraſit 419.
  • Pargaſit 209.
  • Pariſit 309.
  • Paulit 216.
  • Pechblende 552.
  • Pecherz 552.
  • Pechkohle 630. 640.
  • Pechkupfer 556.
  • Pechſtein 688.
  • Pechuran 552.
  • Peganit 394.
  • Pegmatit 667.
  • Pektolith 288.
  • Peliom 222.
  • Pennin 200.
  • Pentacrinites
  • basaltiformis 330.
  • Pentagonaldodekaeder 69.
  • Peridot 218.
  • Periklas 206.
  • Periklin 189. 192.
  • Perlglimmer 206.
  • Perlſpath 343.
  • Perlſtein 687.
  • Perowskit 545.
  • Petalit 195.
  • Petrolen 647.
  • Petroleum 645.
  • Pe-tun-se 692.
  • Pfeifenthon 700.
  • Phäſtin 216.
  • Phakolith 282.
  • Pharmakochalcit 409.
  • Pharmakolith 400.
  • Pharmakoſiderit 402.
  • Phenakit 265.
  • Phengites 368.
  • Phillipſit 286.
  • Phonolith 677.
  • Phosphate
  • de fer 395.
  • of Lead 389.
  • Phosphor 512.
  • Phosphorblei 388.
  • Phosphorescenz 125.
  • Phosphorit 387.
  • Phosphorkupfererz 408.
  • Phosphornickeleiſen 499.
  • Phosphorocalcit 408.
  • Phosphorſalz 140.
  • Phosphorſäure 383.
  • Phosphorſaure
  • Ammoniak-Talkerde 403.
  • Magneſia 404.
  • Yttererde 398.
  • Piauzit 651.
  • Pikropharmakolith 401.
  • Pikrophyll 205.
  • Pikrosmin 205.
  • Pimelith 176. 203. 697.
  • Pingos d’agoa 259.
  • Pinit 224.
  • Piſſophan 403. 448.
  • Piſtazit 234.
  • Piſtomeſit 340.
  • Pittizit 402.
  • Plagionit 596.
  • Plakodin 581.
  • Plasma 173.
  • Plaſtiſcher Thon 698.
  • Platin 485.
  • Plattner 129.
  • Pleochroismus 110.
  • Pleonaſt 255.
  • Plinius 1.
  • Plomb
  • gomme 391.
  • phosphaté 389.
  • sulfuré 583.
  • Plumbago 511.
  • Plumbocalcit 338.
  • Poix minérale 647.
  • Polariſation 105.
  • Polianit 534.
  • Polirſchiefer 181.
  • Polybaſit 605.
  • Polyhalit 441.
725Pol Sche.
  • Polykras 545.
  • Polymignyt 545.
  • Polyſphärit 390.
  • Ponce 684.
  • Poonahlit 277.
  • Porphyrartiges Geſtein 674.
  • Porphyre 673.
  • Porphyr
  • grüner 674.
  • quarzfreier 674.
  • quarzhaltiger 674.
  • rother 674.
  • ſchwarzer 676.
  • Porzellan 693.
  • Porzellanerde 187. 692.
  • Porzellanjaſpis 688.
  • Porzellanſpath 693.
  • Potasse nitratée 432.
  • Potter’s clay 699.
  • Praſem 169.
  • Praſeolith 224.
  • Praſin 409.
  • Predazzit 332.
  • Prehnit 289.
  • Probierſtein 178.
  • Projectionslehre 32.
  • Proſopit 203.
  • Protogyne 667.
  • Pſeudochryſolith 683.
  • Pſeudogalena 587.
  • Pſeudomalachit 408.
  • Pſilomelan 536.
  • Pumex 684.
  • Pumice 684.
  • Purple copper ore 614.
  • Puzzolanerde 332.
  • Pyknit 261.
  • Pyramidengranatoeder 63.
  • Pyramidenoctaeder 62.
  • Pyramidentetraeder 68.
  • Pyramidenwürfel 62.
  • Pyrargillit 224.
  • Pyrargyrit 606.
  • Pyrites 563.
  • Pyritoeder 69.
  • Pyrochlor 551.
  • Pyroelectricität 124.
  • Pyroluſit 533.
  • Pyromorphit 389.
  • Pyrop 228.
  • Pyrophyllit 201.
  • Pyrophyſalith 261.
  • Pyrorthit 308.
  • Pyrosmalith 207.
  • Pyroxen 211.
  • Pyrrhit 552.

Q

  • Quarz 160.
  • gemeiner 169.
  • Quarzfels 669.
  • Quarzit 669.
  • Queckſilber 480.
  • Queckſilberchlorid 424.
  • Queckſilberchlorür 424.
  • Queckſilbererze 591.
  • Queckſilberhornerz 424.
  • Queckſilberjodid 423.
  • Queckſilberlebererz 592.
  • Quellwaſſer 453.
  • Querſpießglanz 596.
  • Quincyt 179.

R

  • Radiolith 277.
  • Rädelerz 622.
  • Raf 651.
  • Raffinatſpeiſe 581.
  • Randanit 181.
  • Rapakivi 193.
  • Rapidolith 293.
  • Raſſol 428.
  • Rauchquarz 169.
  • Rauchtopas 167.
  • Rauſchgelb 599.
  • gelbes 599.
  • rothes 600.
  • Rauſchroth 600.
  • Rautenſpath 339.
  • Realgar 600.
  • Red oxide of Copper 554.
  • Red oxide of Zink 556.
  • Red Silver 606.
  • Reſinit 655.
  • Retinalith 206.
  • Retinasphalt 655.
  • Retinit 655.
  • Reuſſin 441.
  • Rhodium 489.
  • Rhodiumgold 489.
  • Rhodizit 419.
  • Rhodochroiſit 346.
  • Rhodonit 215.
  • Rhombenporphyr 674.
  • Rhombites 316.
  • Rhomboeder 24.
  • Hauptſchnitt 81.
  • Ringſyſteme 108.
  • Ripidolith 200.
  • Röſchgewächs 605.
  • Röthel 523.
  • Rogenſtein 337.
  • Roheiſen 490.
  • Rohwand 344.
  • Romé de l’Isle 3.
  • Romeit 418.
  • Roſelit 399.
  • Roſenit 596.
  • Roſenquarz 170.
  • Roſenſpath 346.
  • Roſette 242.
  • Roſettenkupfer 617.
  • Rothbleierz 412.
  • Rotheiſenrahm 521.
  • Rotheiſenſtein 522.
  • Rothgiltigerz 606.
  • Rothkupfererz 554.
  • Rothnickelkies 578.
  • Rothſpießglanz 595.
  • Rothzinkerz 556.
  • Rubellit 270.
  • Rubicell 254.
  • Rubin 249.
  • Braſilianiſcher 260.
  • Rubinblende 606.
  • Rubinſchwefel 600.
  • Ruinenmarmor 336.
  • Rußkohle 631.
  • Ruthenium 486.
  • Rutil 541.
  • Ryacolith 188.

S

  • Säuerlinge 453.
  • Säulen
  • ſechsſeitige 15.
  • vierſeitige 10.
  • Sahlit 214.
  • Salarmoniak 430.
  • Saliniſche Steine 315.
  • Salmiak 430.
  • Salpeter 432.
  • Salpeterſaures
  • Baryt 434.
  • Blei 434.
  • Strontian 434.
  • Uranoxyd 462.
  • Salz 426.
  • Salzkupfererz 425.
  • Samarskit 550.
  • Samiſche Erde 695.
  • Sammtblende 527.
  • Sandſtein 691.
  • Sanidin 188.
  • Sappare 237.
  • Sapphir 249.
  • Braſilianiſcher 270.
  • Sapphirin 255.
  • Sapphirquarz 170.
  • Sapphirus 297.
  • Sardonyx 173.
  • Sarkolith 294.
  • Saſſolin 421.
  • Satin-Spar 353.
  • Saualpit 234.
  • Sauſſurit 195.
  • Savart 122.
  • Scalenoeder 78.
  • Schaalenblende 590.
  • Schaalſtein 217. 676.
  • Scharfmangan 535.
  • Schaumkalk 366.
  • Scheelbleierz 416.
726Sche Suc.
  • Schéelin ferruginé 546.
  • Scheelit 416.
  • Scheererit 650.
  • Schieferkohle 631.
  • Schieferletten 701.
  • Schieferöl 644.
  • Schieferthon 702.
  • Schilfglaserz 623. 610.
  • Schillerfels 205.
  • Schillerſpath 205.
  • Schlangenalabaſter 368.
  • Schmelzbarkeit 128.
  • Schmelzglas 687.
  • Schneckentopas 260.
  • Schnee 450.
  • Schörl 266.
  • blauer 237.
  • Schörlfels 669.
  • Schörlſchiefer 670.
  • Schorlamit 304.
  • Schreiberſit 499.
  • Schrifterz 602.
  • Schriftgranit 667.
  • Schrifttellur 602.
  • Schützit 373.
  • Schwalbenſchwanz-Zwillinge 362.
  • Schwarzbleierz 359.
  • Schwarzeiſenſtein 536.
  • Schwarze Kreide 702.
  • Schwarzerz 574. 620.
  • Schwarzgülden 605.
  • Schwarzkohle 627.
  • Schwarzkupfer 617.
  • Schwarzſpießglanz 622.
  • Schwefel 507.
  • Schwefelkies 563.
  • Schwefelſaures
  • Eiſenoxydul 441.
  • Kali 437.
  • Kobaltoxydul 443.
  • Kobaltoxydul-Ammoniak 461.
  • Manganoxydul 443.
  • Natron 438.
  • Nickeloxyd 440.
  • Nickeloxyd-Kali 460.
  • Silberoxyd 439.
  • Zinkoxyd 440.
  • Schwefelwaſſer 453.
  • Schwerſpath 369.
  • Schwerſtein 416.
  • Schwimmſtein 180.
  • Scolezit 277.
  • Scorza 234.
  • Sechskantner 77.
  • Sectionslinienformel 43.
  • Sedimentärgebirge 691.
  • Seifenſtein 203.
  • Seignetteſalz 458.
  • Selenblei 586.
  • Selenites 365.
  • Selenkobaltblei 587.
  • Selenkupfer 617.
  • Selenkupferblei 587.
  • Selenmolybdän 582.
  • Selenqueckſilber 593.
  • Selenqueckſilberblei 587.
  • Selenſchwefel 511.
  • Selenſilber 605.
  • Sémeline 303.
  • Serpentin 203.
  • Seybertit 207.
  • Siderit 170. 344.
  • faſriger 226.
  • Siderokonit 338.
  • Sideroſchiſolith 207.
  • Siegelerde 696.
  • Silber 475.
  • kohlenſaures 360.
  • Silberblende 606.
  • Silberbournonit 624.
  • Silbererze 603.
  • Silberfahlerz 621.
  • Silberglanzerz 603.
  • Silberkupferglanz 617.
  • Silbernadelerz 625.
  • Silberphyllinglanz 582.
  • Silberſchwärze 604.
  • Silicate 159.
  • Sillimanit 239.
  • Sinait 671.
  • Sinopiſche Erde 696.
  • Sismondin 206.
  • Skapolith 293.
  • Skorodit 401.
  • Smalte 578.
  • Smaragd 262.
  • Smaragdochalcit 425.
  • Smirgel 251.
  • Soda 141. 435.
  • Sodalith 299.
  • Sommit 295.
  • Sonnenſtein 187. 193.
  • Soolquellen 452.
  • Soude boratée 419.
  • Spadait 206. 217.
  • Spargelſtein 386.
  • Spath 316.
  • Spatheiſenſtein 344.
  • Specifiſches Gewicht 118.
  • Speckſtein 203.
  • Spectrum 101.
  • Specular iron 518.
  • Speerkies 566.
  • Speißkobalt 575.
  • geſtrickter 576.
  • grauer 576.
  • weißer 576.
  • Sphäroſiderit 345.
  • Sphärulit 687.
  • Sphen 300.
  • Spießglanzbleierz 622.
  • Spießglanzglas 595.
  • Spießglanzocher 558.
  • Spießglanzweiß 557.
  • Spießglas 593.
  • Spinell 254.
  • Spinellan 298.
  • Spinellin 303.
  • Splint Coal 634.
  • Spodumen 196.
  • Spreuſtein 277.
  • Sprödglaserz 605.
  • Sprudelſtein 353.
  • Spuma lupi 546.
  • Stängelkobalt 575.
  • Stahl 490.
  • Stahlerz 345.
  • Stalactiten 333.
  • Stangenkohle 632.
  • Stangenſpath 372.
  • Statuenmarmor 334.
  • Staurolith 235.
  • Staurotide 235.
  • Steatit 203.
  • Steingut 699.
  • Steinheilit 223.
  • Steinkohle 627.
  • Steinmannit 584.
  • Steinmark 694.
  • Steinöl 645.
  • Steinſalz 426.
  • Steintalg 648.
  • Steno 2.
  • Sternbergit 610.
  • Sternſapphir 250.
  • Stibium 502. 593.
  • Stiblith 558.
  • Stilbit 278.
  • Stilpnomelan 207.
  • Stilpnoſiderit 528.
  • Stinkflußſpath 382.
  • Stöchiometrie 130.
  • Stolzit 416.
  • Strahlenblende 590.
  • Strahlenbrechung
  • einfache 100.
  • doppelte 102.
  • Strahlerz 410.
  • Strahlkies 568.
  • Strahlſtein 210.
  • Strahlſteinſchiefer 672.
  • Strahlzeolith 278.
  • Straß 686.
  • Striegiſan 394.
  • Stroganowit 300.
  • Stromnit 357.
  • Strontianit 356.
  • Structurlehre 9.
  • Struvit 403.
  • Stypticit 444.
  • Succinum 651.
727Sul Web.
  • Sulphoſäuren 593.
  • Sulphur 507.
  • Suphuret of
  • Antimony 593.
  • Copper 614.
  • Lead 583.
  • Mercury 591.
  • Silver 603.
  • Wismuth 598.
  • Sumpferz 529.
  • Supersulfured of Lead 586.
  • Syenit 670.
  • Syenitporphyr 674.
  • Syenitſchiefer 672.
  • Sylvanit 602.
  • Sylvin 429.
  • Sympleſit 403.
  • Syſtematik 154.
  • Berzelius 154.
  • Hauy 155.
  • Mohs 157.
  • Roſe 157.
  • Weiß 156.
  • Werner 155.

T

  • Tabergit 201.
  • Tachyaphaltit 257.
  • Tafelſpath 217.
  • Tagilit 408.
  • Talk 201.
  • Talkapatit 388.
  • Talkgranat 230.
  • Talkſchiefer 202. 669.
  • Talkſteinmark 240. 695.
  • Tantalerze 548.
  • Tantalit 550.
  • Tarnowitzit 354.
  • Tecticit 448.
  • Télésie 248.
  • Tellur 505.
  • Tellurblei 507.
  • Tellur natif auroplumbifère 602.
  • Tellurocher 561.
  • Tellurſilber 507.
  • Tellurſilbergold 507.
  • Tellurwismuth 506.
  • Tenacität 121.
  • Tennantit 621.
  • Tenorit 556.
  • Tephroit 219.
  • Ternärbleierz 377.
  • Terra sigillata 696.
  • Tetartin 190.
  • Tetradymit 506.
  • Tetraide 21.
  • Tetraphylin 398.
  • Thallit 234.
  • Tharandit 341.
  • Theilung des Dreiecks 65.
  • Thenardit 438.
  • Theophraſt 1.
  • Thermoelectricität 124.
  • Thermonitrit 436.
  • Thomſonit 277.
  • Thon 691.
  • plaſtiſcher 698.
  • Thoneiſenſtein 345. 523.
  • gelber 529.
  • Thonporphyr 674. 676.
  • Thonſchiefer 702.
  • Thorerde 309.
  • Thorit 309.
  • Thraulit 305.
  • Thrombolith 408.
  • Thulit 235.
  • Thumerſtein 271.
  • Thuringit 207. 305.
  • Tincal 419.
  • Tin Pyrites 626.
  • Titan 501.
  • Titanate 545.
  • Titaneiſen 523.
  • Titane oxidé 541.
  • Titanerze 540.
  • Titanit 300.
  • Tiza 421.
  • Töpferthon 699.
  • Töpferwaare 700.
  • Tofus 337.
  • Tombazit 569.
  • Topas 258.
  • Topasfelſen 260. 670.
  • Topfſtein 202.
  • Tophus Tubalcaini 529.
  • Trachy-Dolerit 680.
  • Trachyt 680.
  • graintoide 680.
  • Trachytlaven 681.
  • Trachitporphyr 680.
  • Traubenſäure 457.
  • Travertino 337.
  • Tremolith 210.
  • Triclaſit 224.
  • Trimorphie 137. 709.
  • Tripel 181.
  • Triphylin 397.
  • Triplit 398.
  • Tritomit 308.
  • Trona 436.
  • Trooſtit 311.
  • Tſchewkinit 304.
  • Türkis 392.
  • Tuff
  • palagonitiſcher 689.
  • vulkaniſcher 689.
  • Tungstate of Iron 546.
  • Tungſtein 416.
  • Turmalin 266.
  • Turmalinzange 106.
  • Tyrolit 410.

U

  • Ueberſchwefelblei 586.
  • Ultramarin 298.
  • Umbra
  • Cölniſche 641.
  • Cypriſche 697.
  • Unterſchwefelſaures
  • Natron 461.
  • Silberoxyd 462.
  • Uralit 209.
  • Uralitporphyr 675.
  • Ural-Orthit 307.
  • Uranerz 552.
  • untheilbares 552.
  • Uranglimmer 412.
  • Uranit 412.
  • Uranocker 553.
  • Uranotantal 550.
  • Uranpecherz 552.
  • Uranvitriol 444.
  • Uroa 436.
  • Uwarowit 230.

V

  • Vanadinbleierz 413.
  • Vanadinit 413.
  • Vanadinkupferblei 414.
  • Vanadinzinkblei 414.
  • Variscit 392.
  • Varvicit 524.
  • Vauquelinit 413.
  • Verde di Corsica 673.
  • Veſuvian 230.
  • Vierkantner 74.
  • Vierzonenkörper 21.
  • Villarſit 204.
  • Viſirgraupen 538.
  • Vitriolblei 374.
  • Vitriolocker 444.
  • Vivianit 395.
  • Völknerit 256.
  • Volborthit 414.
  • Voltait 447.
  • Voltzit 591.
  • Vulpinit 368.

W

  • Wad 536.
  • Wärme 126.
  • Wagnerit 388.
  • Walchowit 656.
  • Walkererde 700.
  • Wandſtein 344.
  • Warwickit 383. 546.
  • Waſſer 451.
  • Waſſerblei 511. 582.
  • Waſſerkies 565.
  • Waſſermörtel 332.
  • Wavellit 393.
  • Webſterit 448.
728Wei Zyg.
  • Weichbraunſtein 533.
  • Weichgewächs 603.
  • Weichharze 657.
  • Weinſäure 456.
  • Weinſtein 459.
  • Weiß 5.
  • Weißarſenik 559.
  • Weißbleierz 357.
  • Weißgiltigerz 610.
  • kryſtalliſirtes 621.
  • Weißit 224.
  • Weißkupfererz 613.
  • Weißnickelkies 579. 573.
  • Weißſpießglanz 557.
  • Weißſtein 667.
  • Weißſylvanerz 602.
  • Weltauge 179.
  • Werner 4.
  • Wernerit 293.
  • Whewellit 660.
  • Wieſenerz 529.
  • Willemit 311.
  • Williamſit 204.
  • Winkelberechnung 50.
  • Wismuth 501.
  • kohlenſaures 360.
  • Wismuthblei 625.
  • Wismuthblende 313.
  • Wismuthglanz 598.
  • Wismuthiſches Silbererz 625.
  • Wismuthkupfer 625.
  • Wismuthocher 561.
  • Wismuthſilber 625.
  • Withamit 235.
  • Witherit 354.
  • Wöhlerit 552.
  • Wörthit 239.
  • Wolchonskoit 561. 697.
  • Wolfram 546.
  • Wolframbleierz 416.
  • Wolframocker 548.
  • Wollaſtonit 217.
  • Wood-Tin 539.
  • Würfelerz 402. 583.
  • Würfelſpath 366.
  • Würfelſteine 418.
  • Würfelzeolith 283.
  • Wulfenit 415.

X

  • Xanthit 231.
  • Xanthokon 609.
  • Xanthophyllit 207.
  • Xanthoſiderit 527.
  • Xanthus 525.
  • Xenolith 240.

Y

  • Yenit 304.
  • Ytterbit 305.
  • Yttererde 305.
  • phosphorſaure 398.
  • Ytterit 305. 306.
  • Ytterſpath 382.
  • Yttrocerit 382.
  • Yttroilmenit 550.
  • Yttrotantalit 551.
  • Yttrotitanit 304.

Z

  • Zähne 388.
  • Zaffer 578.
  • Zahntürkis 392.
  • Zamarrut 262.
  • Zeagonit 286.
  • Zeichenſchiefer 702.
  • Zellkies 569.
  • Zeolithe 274.
  • Ziegelerz 555.
  • Zinckenit 596.
  • Zink 507.
  • Zinkbaryt 309.
  • Zinkbleiſpath 359.
  • Zinkblende 587.
  • Zinkblüthe 347.
  • Zinkerze 587.
  • Zinkferrit 517.
  • Zinkglas 309.
  • Zinkoſit 708.
  • Zinkoxyd 556.
  • chromſaures 440.
  • kohlenſaures 557.
  • ſchwefelſaures 440.
  • ſelenſaures 440.
  • Zinkſpath 346.
  • Zinkſpinell 255.
  • Zinkvitriol 440.
  • Zinn 500.
  • Zinnerze 537.
  • Zinngraupen 537.
  • weiße 416.
  • Zinnkies 626.
  • Zinnober 591.
  • Zinnſeifen 538.
  • Zinnſtein 537.
  • Zinnwaldit 199.
  • Zinnzwitter 537.
  • Zirkon 256.
  • Zirkonſyenit 671.
  • Zoiſit 234.
  • Zonenpunktformel 41.
  • Zucker 455.
  • Zundererz 595.
  • Zwillinge
  • dreigliedrige 83.
  • viergliedrige 76.
  • reguläre 70.
  • zweigliedrige 86.
  • zwei - und eingliedrige 89.
  • Zygadit 195.

About this transcription

TextHandbuch der Mineralogie
Author Friedrich August Quenstedt
Extent743 images; 304944 tokens; 33595 types; 2169592 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationHandbuch der Mineralogie Friedrich August Quenstedt. . VIII, 728 S. LauppTübingen1855.

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BBAW BBAW, 1997 B 757

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Geologie; Wissenschaft; Geologie; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:33:52Z
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Holding LibraryBBAW
ShelfmarkBBAW, 1997 B 757
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