Dieſer zweyte Band meiner Reiſebeſchreibung enthaͤlt die Reiſe von Batavianach Japan, den Aufenthalt auf der Inſel Dezima, die Reiſe nach Jedo, der Hauptſtadt von Japan, den Auf - enthalt daſelbſt, die Ruͤckreiſe nach Dezima, mannichfaltige Nachrichten von dieſem Lande und deſſen Einwohnern; Ferner meine Ruͤckreiſe nach Batavia, Nachrichten von Java, die Reiſe nach Ceylon, einige Reiſen laͤngs den Kuͤſten dieſer Inſel, Nachrichten von Ceylon, und meine Zuruͤckreiſe uͤber Capdurch Holland, England Deutſchlandnach Schweden.
Auch dieſem Bande habe ich einige Abbil - dungen, und zwar von verſchiednen japaniſchen Gegenſtaͤnden, beygefuͤgt.
a 2IVVorrede des Verfaſſers.Japan, von welchem in dieſem Bande vorzuͤglich die Rede iſt, iſt, in Vergleichung mit andern euro - paͤiſchen Laͤndern, in vielen Ruͤckſichten ein ganz be - ſonderes Land! Die Regierungsverfaſſung iſt dort ſeit ſehr langer Zeit unveraͤndert dieſelbe; die Geſetze ſind ſtrenge und unwandelbar; die Polizey in Staͤdten, Doͤrfern und auf den Landſtraßen iſt unverbeſſerlich; die Kleider - tracht, Putz und Art das Haar zu tragen iſt durchaus gleichfoͤrmig und, ſo wie die Sitten, Gewohnheiten und Gebraͤuche, ſeit Jahrhunder - ten unveraͤndert; eine unzaͤhlige Menge von Ein - wohnern lebt dort ohne Partheyen, ohne Zwie - ſpalt und Uneinigkeit, ohne Misvergnuͤgen, Elend und Auswanderung; der Ackerbau iſt im bluͤhend - ſten Zuſtande; die Erde gebauet und benutzt wie in keinem andern Lande der Welt; alle Beduͤrfniſſe ſind, im Lande ſelbſt, in ſolchem Ueberfluß vorhan - den daß kein auswaͤrtiger Handel noͤthig iſt; doch faſt moͤchte ich ſagen: wer kann die Vorzuͤge und Vortheile dieſes gluͤcklichen Landes alle zaͤhlen? — Weder bey dem Monarchen, noch bey ſeinen Unter - regenten findet man Thron, Scepter, Krone, noch irgend ſonſt etwas von dem Prunk, der bey uns die Augen des Haufens blendet; nicht Hof - ſtaat, nicht Hofjunker, nicht Hofdamen; keineVVorrede des Verfaſſers. große, praͤchtige Marſtaͤlle, keine Menge von Pfer - den, Elephanten und Stallmeiſtern. Man kennt keine Equipagen und Wagen; keine Reu - terey; keinen Krieg; keine Geſandten, keine Be - amte oder oͤffentliche Staatsdiener, die zu ihrem Amt und Geſchaͤft nicht taugen oder es nicht kennen; keine Gilden, keine Monopolien; keine Zoͤlle; keine Spiel - und Kaffeehaͤuſer; keine Weinkeller, Bier - und Brantweinkruͤge; keine privilegirte, von oͤffentlichen Laſten und Abga - ben ausgenommne Landguͤther und andre liegende Gruͤnde; kein ungebauetes Land, keine Wieſen und Aenger; keine National - oder Staatsſchuld, kein Papiergeld, weder Wechſel noch Wechſel - cours. Man trinkt nicht Wein, nicht Biſchof, nicht Punſch, nicht Brantwein, nicht Kaffee, nicht Chokolade. Und — Land und Einwohner ſind gluͤcklicher, als wo man dies alles hat und thut:
Javaund Ceylon, von denen dieſer Band gleichfalls handelt, gehoͤren zwar in Anſehung ihrer Lage in einem warmen Erdſtriche, der vor - zuͤglichen Fruchtbarkeit des Bodens, und der gehoͤrigen, ſich jaͤhrlich gleichen, Menge Regen zu den gluͤcklichern Inſeln; aber die Regierung in dieſen Laͤndern iſt doch wenn gleich von mehr alsa 3VIVorrede des Verfaſſers. einer Art, durchgaͤngig despotiſch und die Reli - gion meiſtens mahomedaniſch. Daher iſt und bleibt das Volk dumm und aberglaͤubig, kriechend und aufruͤhriſch, arm und faul, — frey - lich das alles nicht uͤberall in gleichem Grade — aber doch ohne Ausnahme mitleidswuͤrdig. Dies Elend iſt um ſo viel druͤckender fuͤr ſie geworden, da die handelnden Europaͤer, in den letzten Jahrhun - derten von der Aufklaͤrung, von der Religion und der Menſchlichkeit, deren ſie ſich ruͤhmen, keinen Gebrauch gemacht haben, um den Zuſtand dieſer Leute zu verbeſſern und ihre Ketten ihnen leichter zu machen; ſondern da ſie im Gegentheil durch ihre Habſucht und unerſaͤttliche Geldbegier ihr Joch vervielfaͤltiget, und nicht nur die Menge ſondern auch die Arten ihrer Laſten vermehrt haben. Wie ſollten auch wohl die Leute in einem Lande gluͤcklich ſeyn koͤnnen, wo es keine Geſetze, ſondern nur Gutduͤnken und Willkuͤhr giebt; wo der Menſchen Leben dem Leben der Thiere gleich ge - achtet wird; wo keine Sicherheit, kein Eigen - thumsrecht, kaum irgend ein Begriff von Frey - heit und edlen Handlungen Statt hat?
Von der Anwendung und dem Nutzen ſo mancher Naturproducte jener fernen Laͤnder iſtVIIVorrede des Verfaſſers. auch in dieſem Bande getreulich Auskunft mitge - theilt. Um jedoch dem Leſer eine unnoͤthige Wieder - holung zu erſparen, will ich davon hier nichts im Vor - aus erwaͤhnen, ſondern auf die eigne Leſung die - ſer Bogen verweiſen. Zum Schluß ſey es mir erlaubt, von mir und meinen Schriften hier noch einiges hinzuzufuͤgen, das fuͤr die Litterargeſchichte brauchbar ſeyn kann.
In den neun Jahren, die ich in fremden Laͤn - dern zubrachte, habe ich mannichfaltige Gelegen - heit gehabt, neue, vorher unbekannte Schaͤtze der Natur zu entdecken und zu ſammeln. Was ich davon bisher habe naͤher beſtimmen, in Ord - nung bringen und beſchreiben koͤnnen, macht eine nicht unbetraͤchtliche Summe. Die neuen Thiere belaufen ſich auf vierhundert, die neuen Geſchlechte von Pflanzen auf fuͤnf und ſiebenzig, die beſondern Arten oder Gattungen aber auf funfzehnhundert; alles das nicht mitgerechnet, was ich bisher noch nicht genau habe unterſuchen koͤnnen.
Als ich im April 1779 nach Stockholmkam, hatte ich die Ehre zuerſt beym Lever, hernach in einer beſondern Audienz, unſerm großen und guten Koͤnige von meinen Reiſen, von den merkwuͤrdig -a 4VIIIVorrede des Verfaſſers. ſten Sachen und Vorfaͤllen, beſonders dem ſo wenig bekannten Japan, von meinen eignen Schick - ſalen, und von meinen etwanigen Entdeckungen Bericht abzuſtatten.
Waͤhrend meiner Abweſenheit war ich im Jahr 1777 vom Kanzler der Univerſitaͤt Upſala, Reichs - rath Rudenſchoͤld, zum Demonſtrator der Bota - nik daſelbſt ernannt; bey meiner Ruͤckkunft empfieng ich aus der Hand meines Goͤnners, Archiater Baͤck, die Beſtallung dazu. Als Profeſſor Linnee1781 eine Reiſe außerhalb Landes antrat, wurde ich zum Aufſeher des daſigen botaniſchen Gartens be - ſtellt; auch wurden mir die mit dieſem Amte ver - bundenen oͤffentlichen Vorleſungen aufgetragen. In eben demſelben Jahre ward ich zum außeror - dentlichen Profeſſor mit Vermehrung meines Ge - halts ernannt. 1784 wurde ich als ordentlicher Profeſſor der Medicin und Botanik angeſetzt. 1784 erwies man mir die Ehre, mich zum Praͤſes der Akademie der Wiſſenſchaften zu Stockholmzu er - waͤhlen. 1785 wurde ich zum Rector der Univer - ſitaͤt gewaͤhlt, und bald darauf vom Koͤnige zum Ritter des Waſaordens ernannt.
Auch haben verſchiedne auswaͤrtige Societaͤ - ten der Wiſſenſchaften mir die Ehre erzeigt, michIXVorrede des Verfaſſers. zu ihrem Mitgliede zu ernennen, nemlich: 1771 die kaiſerliche Naturae curioſorum; 1772 die Nor - wegiſche; 1773 die phyſiographiſche zu Lund; 1777 die Upſalaſche; 1780 die Stockholmſche; 1781 die Haarlemmer und die Amſterdammer; 1782 die vaterlaͤndiſche oͤkonomiſche zu Stockholm; 1784 die zu Montpellier; 1785 die Pariſer Geſellſchaft des Ackerbaues; die Zeelaͤndſche zu Vlißin - genund die Berliniſche Geſellſchaft naturforſchen - der Freunde; 1786 die Societas naturae ſtudio - ſorum und die mediciniſche zu Edimburg; 1787 die Florentiniſche, die Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris, und die halliſche Geſellſchaft der Na - turforſcher; 1788 die Societaͤt der Wiſſenſchaften und die Societas Linnaeana zu London; 1789 die mediciniſche eben daſelbſt, und die Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Batavia; 1791 die Pariſer Geſellſchaft der Naturgeſchichte und die Akademie der Wiſſenſchaften zu Philadelphia; und 1791 die naturhiſtoriſche zu Koppenhagen.
Die von mir nach meiner Zuruͤckkunft her - ausgegebenen Schriften ſind folgende:
Die Beſchreibung meiner Reiſe in 4 Theilen, Upſala1788 bis 1793, wovon nicht nur die deut - ſche, ſondern auch zu Londoneine engliſche und zua 5XVorrede des Verfaſſers. Pariseine franzoͤſiſche Ueberſetzung erſcheint. Des Sprengelſchen Auszuges aus den erſten drey Theilen in deutſcher Sprache nicht zu gedenken. Ferner:
Tal vid praeſidii nedläggande Stockholmſ - ka Vetenſkaps Academien, om Japanſka Na - tionen, (Rede bey Niederlegung des Praͤſidiums in der Akademie der Wiſſenſchaften zu Stockholm, Nachrichten von der japaniſchen Nation enthaltend, den 3. November 1784, ins deutſche uͤberſetzt von Stridsberg, Frankfurt1785.
Åminnelſe-Tal öfver Aſſeſſoren och Pro - vincial-Medicus Doctor Montin, (Gedaͤchtniß - rede auf den Aſſeſſor und Provinzialmedicus Doctor Montin), Stockholm1791, 8.
Flora Japonica, Lipſiae, 1784, 8., mit 39 Kupfertafeln.
An akademiſchen Disputationen habe ich geſchrieben.
An Societaͤten der Wiſſenſchaften habe ich folgende Abhandlungen, uͤber verſchiedne Gegen - ſtaͤnde, eingeſandt:
An die Akademie der Wiſſenſchaften zu Stockholm.
An die gelehrte Geſellſchaft zu Upſala.
An die phiſiographiſche Geſellſchaft zu Lund.
An die norwegiſche Geſellſchaft zu Drontheim.
An die Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Harlem.
An die Societaͤt der Wiſſenſchaften zu London.
An die kaiſerliche Societaͤt naturae curioſorum.
An die
Dilatris genus.
An die Societas hiſtoriae naturalis zu Paris.
Upſala, den 4. Maͤrz 1793.
Carl Peter Thunberg.
Abreiſe von Batavia. Nachricht von den beyden dahin ge - henden Schiffen. Amt und Beſtimmung des Verfaſſers. Schiffs - Officiere. Sklaven zu ihrer Bedienung, und freye Bekoͤſtigung. Straet Banca. Pulo Sapato. Chineſiſche Kuͤſte. Sturm. Ungluͤck des andern Schiffs. Einige Muſchelarten und derglei - chen. Fieber unter den Matroſen. Phosphoriſcher Schein auf Krebſen und Blackfiſchen. Chineſiſche Fiſcherboͤte. Formoſa. Ehemahlige Herrſchaft der Hollaͤnder uͤber dieſe Inſel. Aber - mahlige Stuͤrme. Auf der Reiſe nach Japanverungluͤckte Schiffe. Inſel Meaxima. Seite 1 bis 8.
Hafen von Nangaſaki. Japaniſche Vorpoſten. Einpacken der Bibeln und Geſangbuͤcher. Muſterrolle des Schiffsvolks. Bette zum Sitzen fuͤr die Japaniſchen Beamten. Ankunft ei - nes Boots von Dezima. Großer weiter Rock des Capitains. Fahrt bis zum Ankerplatze. Seite 8 bis 10.
Beſuch am Bord. Verboth des weiten Rocks. Gebrauch deſſelben zum Behuf des Schleichhandels. Ankunft Japaniſcher Beamten und andrer. Deren Geſchaͤfft auf dem Schiffe, und Bewirthung. Ueberlieferung der Buͤcher, des Gewehrs und der Ammunition an die Japaner. Muſterung. Wachſchiffe. Inhalt. Mitgebrachtes Schlachtvieh der Hollaͤnder, und deſſen Fuͤtte - rung. Ausladung des Schiffs. Strenge Viſitirung der Perſo - nen und Sachen Japaniſcher Arbeiter und Ruderer. Anfang der neuen Ladung. Schwierigkeit, an oder vom Bord zu kom - men. Beſuch von den Gouverneuren. Tod und Beerdigung eines Matroſen. Seite 10 bis 18.
Freyheit von Zollabgaben. Strenge Aufſicht auf alles, was an Land kommt; ſcharfe Viſitirung. Urſache davon. Kunſt -[g]riffe der Hollaͤnder beym Schleichhandel. Haß der Japaner gegen ſie. Privat-Handel. Strafe des Schleichhandels. Pack - haͤuſer. Japaniſche Dolmetſcher. Deren Verrichtungen und Beſchaͤfftigung mit der Arzneykunſt. Des Verfaſſers Bekannt - ſchaft mit ihnen. Deſſen Anſuchen um Freyheit zu botaniſiren, und endliche Bewilligung derſelben. Japaniſches Woͤrterbuch. Seite 18 bis 26.
Beſchreibung des Hafens. Japaniſche und Chineſiſche Fahr - zeuge. Einziger Einlaufsort fuͤr fremde Schiffe. Beſchreibung[d]er Stadt Nangaſaki. Gouverneur und Stadt-Regierung. [I]nſel Dezima. Factorey und Aufenthalt der Hollaͤnder auf der - elben. Uebrige Haͤuſer. Aufſicht und Wache. Gegend um die Stadt. Begraͤbnißplaͤtze. Aufſammeln des Miſts. Gaͤr - ten. Europaͤiſche Gartengewaͤchſe. Des Verfaſſers Beſchaͤffti - gung in der Zwiſchenzeit; Unterweiſung der Dolmetſcher in der Medicin. Herrſchende Diarrhoͤe. Entlaufung und ſcharfe Auf - ſuchung eines Sklaven. Seite 27 bis 33.
Ruͤckreiſe des Schiffs. Abfahrt nach Papenberg. Wieder - e[m]pfang der bey der Ankunft abgegebenen Sachen. Vollendung[de]r Ladung. Spatzierfahrten nach den kleinen Inſeln umher. Beſchreibung der Inſeln. Merkwuͤrdige Gewaͤchſe: Chinawur -[zel], Pfefferſtrauch und andre. Abgang des Verfaſſers vom Schif -[fe]zuruͤck nach Dezima. Seite 34 bis 38.
Inhalt.Ruͤckkunft einiger Japaner aus Chinaund Batavia. Neu - jahrsfeyer der Hollaͤnder. Gluͤckwuͤnſchungs-Beſuche der Ja - paniſchen Beamten bey ihnen. Feyerliche Bewirthung derſelben, Japaniſche Luſtmaͤdchen dabey. Leichtigkeit, das Japaniſche Frauenzimmer zu ſehen. Allgemeine Geldauszahlung an die Hollaͤnder. Botaniſche Wanderungen des Verfaſſers. Gefun - dene Gewaͤchſe: unter andern Erdaͤpfel, Kartoffeln, Bohnen, Erbſen, Buchweitzen, Ingber, Spaniſcher Pfeffer, Tobak, Kalmuswurzel, Bamborohr u. a. Lebensart der Hollaͤnder auf Dezima: Einſamkeit und Eingeſchraͤnktheit; Zeitvertreibe; Ja - paniſche Bedienung; Speiſen; Fiſchgerichte; (von einem gif - tigen Fiſche); Wohnung; Tiſch und Ausgaben; Gebrauch und Unterhaltung Japaniſcher Luſtmaͤdchen aus der Stadt. Von Europaͤern erzeugte Kinder. Kaͤlte und Einheitzungsart, Seite 38 bis 47.
Japaniſcher Handel der Hollaͤnder. Kurze Geſchichte deſ - ſelben. Ehemahlige Ausdehnung, Freyheit und Eintraͤglichkeit. Allmaͤhlige und jetzige Einſchraͤnkung, und geringer Ertrag. Abgaben an die Stadt. Verluſt am Gelde. Handel der Par - ticuliers. Waaren, welche die Hollaͤnder von Japanausfuͤh - ren: beſonders Kupfer, Kampher, Porcellain. Sachen, deren Ausfuhr verbothen iſt. Waaren, welche die Hollaͤnder hierher bringen. Oeffentlicher Verkauf der mitgebrachten Waaren. Dies - jaͤhriger Preis des Einhorns und der Ninſiwurzel. Art der Bezahlung des Verkauften. Tauſchhandel. Chef der Hollaͤn - diſchen Handlung. Seite 48 bis 56.
Japaniſcher Handel der Chineſer. Ehemahlige Freyheit und jetzige Einſchraͤnkung, und geringer Ertrag deſſelben. Ver - ſchiedenheit der Japaner und Chineſer an Sprache, Sitten u. ſ. w. Gegenſtaͤnde ihres Handels. Oeffentlicher Verkauf ihrer Waaren. Abgaben. Art der Bezahlung. Chineſiſche. Fahrzeuge. Seite 56 bis 59
Zuruͤſtung. Mitgenommene Geſchenke. Abſendung des Gepaͤckes zu Waſſer. Abſchied vom Gouverneur. Viſitirung. Abreiſe. Reiſegeſellſchaft. Anfuͤhrer. Art der Reiſe. Be - ſchreibung der Norimon oder Portchaiſen. Transport der Ba - gage. Was wir zur Bequemlichkeit und Erfriſchung mit uns fuͤhrten. Auf - und Anzug unſrer Japaner. Ehrenvolles und Angenehmes der Reiſe. Seite 61 bis 65.
Aufnahme im erſten Logis. Vorſchuß der kleinen Reiſeko - ſten. Reiſe bis Sinongi; andrer Weg dahin zu KaͤmpfersZeit. Warmes Bad zu Oriſſino. Fabriken fuͤr große irdene Kruken zu Swota. Provinz Fiſen; ihre Beſchaffenheit und Einwohner. Vortreffliches Procellain. Stadt Sanga; Taiſero. Provinz Tſikudſen. Hoͤflichkeit der Japaner uͤberhaupt, und der Pro - vinzial-Fuͤrſten insbeſondere, gegen die Hollaͤnder. Stadt Koku - ra. Zimmer und Schlafſtelle fuͤr die Hollaͤnder in den Herber - gen. Merkwuͤrdige Kraͤuter und Gewaͤchſe. Reiſe zu Waſſer nach Simonoſeki; Aufenthalt daſelbſt; Beſchreibung der Stadt. Gebrauch einer Art Tang. Seite 66 bis 73.
Anfang der großen Waſſerreiſe. Dreywoͤchentlicher Auf - enthalt zu Kaminoſeki. Gebirgige Gegend. Einiges von der Stadt. Fernere Waſſerreiſe bis Fiogo. Menge kleiner Inſeln. Wilde Enten. Hafen bey Fiogo. Aufnahme zu Oſaka. Koſten der Seereiſe. Beſchreibung der Stadt Oſaka. Reiſe bis Mia - ko. Loͤffelgaͤnſe. Seite 74 bis 81.
Aufenthalt zu Miako. Beſchreibung der Stadt. Audienz bey den Befehlshabern. See bey Oits. Lachſe. Große Bruͤ - cken bey Tſetta. Provinz Omi. Angekommene Kranke. Pro -Inhalt. vinz Iſt. Unreinlichkeiten an den Landſtraßen. Reiſe an der Kuͤſte von Jokaitsan. Bettelnonnen. Provinz Owari. Stadt Kwana. Waſſerreiſe bis Mia. Beſchreibung der Stadt. Pro - vinz Mikawa. Stadt Okaſaki. Sehr große Bruͤcke. Stadt Array. Scharfe Viſitirung daſelbſt. Gefaͤhrlicher Weg durch den Fluß Ojingawa. Bergige Gegend. Fluß Fuſikowa. Ho - her Berg Fuſi. Bettelknaben. Reiſe uͤber den Berg Fakonie. See Fakonie. Thujabaum. Japaniſche Cedern. Ahornbaͤu - me. Merkwuͤrdige Kraͤuter, Stauden und Straͤuche. Gedoͤrr - te Eidechſen. Abermahlige Viſitirung. Beyde letzte Tagerei - ſen. Staͤdte Banningawaund Totſka. Benutzung einiger See - gewaͤchſe. Vorſtaͤdte von Jedo. Hafen. Neugierige Zuſchauer. Ankunft zu Jedo. Logis der Hollaͤnder daſelbſt. Gluͤcklich voll - endete Reiſe. Durchreiſete Provinzen. KaͤmpfersReiſe. Jaͤhr - lich nach Hofe reiſende Fuͤrſten; Beſchreibung ſolcher Reiſen. Verboth der Beſuche bey den Fuͤrſten. Beſuch eines Fuͤrſten bey den Hollaͤndern. Witterung waͤhrend der Reiſe. Seite 81 bis 103.
Beſuche der Vornehmen und Gelehrten bey den Hollaͤndern. Beſuche zweyer Aſtronomen. Beſuche verſchiedner Aerzte; Un - terredungen mit ihnen; naͤhere Nachrichten von ihnen; vom Verfaſſer ihnen ertheilter Unterricht; ihre Buͤcher. Audienz beym Kaiſer, dem Kronprinzen und den Großen. Zug dahin. Beſchreibung der Kaiſerlichen Reſidenz. Anweſenheit des Kai - ſers in einem der Vorzimmer. Audienz-Zimmer. Cerimonie der Audienz. Audienz beym Kronprinzen, den Reichsraͤthen und andern Großen. Ausſicht uͤber die ganze Stadt. Abſchieds - Audienz. Geſchenke des Hofes an die Hollaͤnder. Witterung. Seite 104 bis 113.
Inhalt.Beſchreibung der Stadt. Haͤuſer. Regierung. Feuer - anſtalten. Nachtwache. Seite 113 bis 114.
Ein Wolf. Frauen mit geſchornem Kopfe. Fortſchritte der Schuͤler des Verfaſſers. Der Verfaſſer bekommt eine Kaiſerli - che Prinzeſſin zur Patientin. Vom Verfaſſer ſeinen Schuͤlern ertheiltes Teſtimonium. Merkwuͤrdige Baͤume und Pflanzen. Nahmen des Kaiſers und des Kronprinzen. Seite 115 bis 119.
Abreiſe. Anſtalten zu einer großen Reiſe des Kaiſers. Conchylien zu Kauf. Ein merkwuͤrdiger Fichtenbaum. Reiſe uͤber den Berg Fakonie. Eine merkwuͤrdige Vanille. Berg Fuſi. Botaniſche Merkwuͤrdigkeiten. Von Rohr geflochtne Sachen. Schutz gegen die Muͤcken des Nachts. Gebrechliche Leute. Seite 120 bis 125.
Aufenthalt zu Miako. Merkwuͤrdige Gewaͤchſe. Stink - kaͤfer. Beſuch beym Oberrichter und den Gouverneuren. Ge - ſchenke von ihnen. Beſuch des Leibarztes des Dairi beym Ver - faſſer. Tempel zu Miako. Beſchreibung des Tempels und der ungeheuern Statuͤe des Daibud. Tempel des Quanwon und Menge der daſigen Gottesbilder. Seite 125 bis 128.
Aufenthalt zu Oſaka. Comoͤdien und Ballette daſelbſt. Vo - gelſammlungen. Botaniſcher Garten. Kupfer-Schmelzhuͤtte, und Verfahren beym Gießen des Kupfers in Staͤbe. Medici - niſcher Gebrauch der Moxa. Einige botaniſche Bemerkungen. Seite 129 bis 134.
Seereiſe. Leuchtende Kaͤfer. Ankunft zu Nangaſakiund Dezima. Vorſicht bey Mitbringung von Muͤnzen und Land - karten. Seite 135 bis 136.
Lage. Entdeckung durch die Portugieſen. Gebirgige Be - ſchaffenheit. Berge. Boden und Fruchtbarkeit. Erdbeben. Hitze und Kaͤlte. Witterung. Stand des Thermometers. Me - teorologiſche Beobachtungen. Nachleſe merkwuͤrdiger Natu - ralien. Seite 137 bis 154.
Leibesbeſchaffenheit und Bildung. Character im allgemei - nen Verſtande. Freyheitsliebe. Hoͤflichkeit und Unterthaͤnig - keit. Neugier und Wißbegierde. Natuͤrliche Geſchicklichkeit und Induͤſtrie. Sparſamkeit und Frugalitaͤt. Reinlichkeit. Gute Gemuͤthsart. Gerechtigkeitsliebe und Entfernung von Eroberungsſucht. Ehrlichkeit. Neigung zum Argwohn. Aber - glaube. Stolz und hohe Meinung von ſich. Tapferkeit und kriegeriſcher Muth; verſchiedne Anekdoten davon. Unverſoͤhn - lichkeit und kaltbluͤtige Rachſucht. Unzucht. Seite 154 bis 166.
Beſondre Bauart der Haͤuſer, und ganz eigne innere Ein - richtung derſelben. Abtheilung der Zimmer durch papierneInhalt. Rahmwaͤnde. Ziegel - und Schindeldaͤcher. Hervor ſtehende Daͤcher. Seitenbedeckung der Haͤuſer. Papierne Fenſter. Fuß - boden-Matten. Tapeten. Stockwerke und Hoͤhe der Haͤuſer. Gebrauch der vordern und der hintern Zimmer. Hofplatz. Ein - richtung zum Baden. Kuͤche; Herd; Abtritt. Feuerfreyes Nebengebaͤude. Mangelhaftigkeit der Japaniſchen Haͤuſer. Bauart der oͤffentlichen Gebaͤude. Bauart, Groͤße und Unter - ſchied der Staͤdte und Doͤrfer. Haͤuſer in den Doͤrfern, um den Urin und dergleichen zu ſammeln. Art des Heitzens der Zimmer. Seite 166 bis 173.
Mangel an Meubeln in den Zimmern. Art zu ſchlafen, zu ſitzen und zu eſſen, und was die Stelle der Betten, Stuͤhle und Eßtiſche vertritt. Kleine Toilett-Schraͤnke. Metallne Spiegel. Schirme. Seite 173 bis 175.
Eigenthuͤmlichkeit der Kleidertracht. Lange weite Talare, und Art ſie zu tragen. Tracht der geringen Leute bey der Ar - beit. Kurzes Obergewand und Beinkleider der Vornehmen. Feſtliches Oberkleid. Arten der Zeuge: ſeidne, baumwollne Zeuge; Hanf - und Neſſel-Leinwand; Zeug aus einer Art Maul - beerbaum-Rinde. Vorzuͤge und Unbequemlichkeiten der Japa - niſchen Tracht. Kamaſchen. Socken. Stroherne und hoͤlzerne Schuhe. Oberſchuhe. Schuhe der Hollaͤnder. Art das Haar zu tragen und zu ſchmuͤcken. Reiſehuͤte. Weibermuͤtzen. Son - nen - und Regenſchirme. Reiſemaͤntel. Wapen auf den Klei - dern. Schnupftuͤcher. Faͤcher. Frauenzimmer-Schminke. Schwarze Zaͤhne und ausgeriſſene Haare der Augenbraunen bey den Frauen. Seite 175 bis 187.
Gewicht. Art das Geld zu rechnen. Nur klingende Muͤnze. Waͤgen des Geldes. Gangbare Muͤnzſorten. Goldne. Silber - ne. Kupferne, meſſingne und eiſerne. Seltne Muͤnzen. Goldne. Silberne. Seite 188 bis 191.
Monathe. Aere. Zwoͤlf himmliſche Zeichen. Mondenjahr. Auszug aus dem Japaniſchen Kalender. Ruhetage. Art die Stunden zu zaͤhlen. Luntenuhren. Pulveruhren. Oeffent - liche Anzeige der Stunden. Art das Alter der Kinder zu rech - nen. Allgemeine Abrechnungs - und Zahlungs-Termine. Neu - jahr. Neujahrs-Gratulation. Cerimonie, da Crucifix und Marienbild mit Fuͤßen getreten werden. Jaͤhrliche Feſte. Jahr - maͤrkte. Seite 192 bis 197.
Familien-Nahmen und Vornahmen. Titel. Ordnung der taͤglichen Mahlzeiten. Miſo-Suppe. Die Japaner ſchlachten auf der See kein Thier. Eingemachte Fruͤchte. Nudeln. Reiß - kuchen. Gebrauch des Zuckertangs zum Eſſen und bey den Geſchenken. Bohnenmehl ſtatt Seife. Lichte von Firnißbaum - Oehl. Leuchter. Lampen. Oehl zum Brennen. Große Lichte fuͤr den Hof zu Jedo. Feuerzeug. Zunder. Verſiegeln mit Papier. Seile und Taue von Neſſel. Oehlpreſſen. Schnupf -Inhalt. tobak. Wapen auf den Meubeln und andern Sachen. Kar - tenſpiele. Gaͤnſeſpiel. Art Zither oder Davids-Harfe. Ge - ſchenke bey den Beſuchen, und ſonſt. Zinſen. Behandlung der Frauen. Oeffentliche Maͤdchenhaͤuſer; deren Menge, Einrich - tung und Urſprung. Erziehung der Kinder; Schulen. Oef - fentliche Baͤder. Warme Baͤder. Landſtraßen. Schuhe der Pferde. Art zu reiſen. Einrichtung der Tragſaͤnften, und Art ſie zu tragen. Raͤder-Fuhrwerk. Seite 197 bis 214.
Vergleichung der Japaniſchen Sprache mit der Chineſiſchen. Schwierigkeit fuͤr Fremde, ſie zu lernen. Mangel an Woͤrter - buͤchern. Einige allgemeine Anmerkungen uͤber die Japaniſche Sprache. Probe eines nach dem Alphabete, und zugleich nach Abſtammung und Verwandtſchaft der Woͤrter geordneten Japa - niſchen Woͤrterbuchs. Seite 214 bis 242.
Der 20. Junius 1775 war es, als ich Bataviaver - ließ, und mich an Bord des Schiffes begab, das mich nach Japanbringen ſollte. Dies Schiff war einer von den nach dieſem Lande beſtimmten Dreydeckern, und fuͤhr - te den Nahmen Staveniſſe. Die Hollaͤndiſche Oſtin - diſche Compagnie hat ſchon ſeit langer Zeit jaͤhrlich nur zwey Schiffe nach Japangeſchickt. Die Regierung zu Bataviaſucht dieſe Schiffe aus. Gewoͤhnlich ſind bey - de, wenigſtens aber eins, große Dreydecker, und zwar von denen, welche der Provinz Seelandzugehoͤren, weil man die Fahrt von Javanach Japanfuͤr eine der aller - gefaͤhrlichſten in ganz Oſtindienhaͤlt. Waͤhrend dieſer Reiſe war ich auf dem Schiffe als erſter Chirurgus an - geſtellt. Nach gluͤcklicher Ankunft in Japan, war mei - ne Beſtimmung, ein Jahr da zu bleiben, und in der Eigenſchaft eines Legations-Medicus den Hollaͤndiſchen Ambaſſadeur an den Kaiſerlichen Hof nach der Haupt - ſtadt Jedozu begleiten. Dies war meine Station im Dienſte der Compagnie. Außerdem aber hatte ich mich zu Amſterdamanheiſchig gemacht, fuͤr den daſigen me -Thunbergs Reiſe. 2. Bandes 1. Theil. A2Erſte Abtheilung. diciniſchen Garten und einige vornehme Privat-Perſo - nen in dieſem Lande, ſo weit ich Freyheit und Gelegen - heit dazu haben wuͤrde, lebendige Gewaͤchſe und Sa - men, beſonders von Straͤuchen und Baͤumen zu ſam - meln, und mit zuruͤck gehenden Schiffen nach Europazu ſchicken, wo man ſie pflanzen wollte. Das Schiff wurde vom Capitain van Eßgefuͤhrt. Als alles zur Ab - reiſe fertig war, kam Herr Feithan Bord, der jetzt zum vierten Mahl die Stelle eines Chefs des Japaniſchen Han - dels und eines Abgeſandten an den Kaiſerlichen Hof an - trat, und den Supercargeur Haringa, nebſt vier Aſſi - ſtenten, als Gehuͤlfen beym Handel, bey ſich hatte. Das andre Schiff, das fertig war, uns Geſellſchaft zu leiſten, war etwas kleiner, und ein Supercargeur und ein Aſſiſtent befanden ſich darauf. Alle Schiffs-Offi - ciere*)Officiere heißen auf dieſen Schiffen der Capitain, die Supercar - geure, die Aſſiſtenten, der Secretair und der Arzt oder Doctor. Es iſt ihre gewöhnliche Benennung. Dies iſt wegen des Gebrauchs des Worts Officiere im Folgenden, zu merken. hatten einen oder mehrere Sklaven mit ſich am Bord, zu ihrer Bedienung, ſo wohl auf der Reiſe, als waͤhrend ihres Aufenthalts in Japan, wo ſie ein Jahr bleiben ſollten. Dies haben die Japaner vor mehr als hundert Jahren erlaubt, obgleich die Sklaven nicht au - ßerhalb der Factorey, oder der dabey belegenen Stadt Nangaſakikommen duͤrfen.
Am folgenden Tage lichteten wir die Anker, loͤſeten die Kanonen, und giengen von Bataviaunter Segel, legten uns aber hernach nicht weit von dieſem Orte wie - der vor Anker, um alles zu der bevor ſtehenden Reiſe in Ordnung zu bringen. Den Officieren machte indeſſen ihre Verproviantirung nicht viel zu ſchaffen, weil der Chef jetzt ſo wohl als waͤhrend der ganzen Reiſe, theils auf3Reiſe von Batavianach Japanu. ſ. w. ſeine, theils auf der Compagnie Koſten, ihnen allen freyen Tiſch gab, und ſie mit Liqueuren, Bier und Wein verſorgte.
Erſt nach ſechs Tagen ſegelten wir weiter. Wir kamen theils mit wenig Wind, theils mit der Fluth in die Meerenge Banca( Straet Banca), die beynahe ſo breit iſt, als der Kanal zwiſchen Frankreichund England. Zur Linken ſahen wir Sumatra, das einen ebenen und flachen Strand hat, zur Rechten Java: beyde prangen mit haͤufigen Waldungen. Uebrigens lagen wir hier ei - nen Tag ſtill, um das andre Schiff zu erwarten, das langſamer ſegelte und zuruͤck geblieben war.
Am 30. kamen wir aus dem Sunde gluͤcklich in die offne See. Beyde Schiffe begruͤßten einander mit Kanonenſchuͤſſen, und man wuͤnſchte ſich Gluͤck zur Reiſe. Den 3. Julius paſſirten wir die Linie. Nach acht Tagen ſahen wir die Klippe Pulo Sapato, die an - fangs in der Ferne wie ein Schiff, hernach in der Naͤhe wie ein quer abgeſchnittener Schuh ausſieht; der Nah - me bedeutet auch Schuhinſel. Pulo heißt in der Malayi - ſchen Sprache Inſel und Sapato Schuh.
Den 10. zeigte ſich das Chineſiſche Land. Der Anblick erweckt auf dieſer Reiſe allezeit Freude, weil man dann ganz ſicher weiß, wie weit man gekommen iſt. Auf dieſer Hoͤhe hat man faſt immer Sturm. Uns gieng es auch ſo. Unſer Capitain, ein ſehr kluger und vorſichtiger Mann, machte deswegen ſo gleich Anſtalt, daß die Segel groͤßtentheils feſt gebunden, die Spitzen der Maſten geſtrichen, und die Raaen herunter genom - men wurden. Dieſer Vorſicht bediente man ſich her - nach allezeit, ſo bald ſich boͤſes Wetter und Sturm ein - ſtellten, und der Erfolg lehrte, daß ſie ſehr nuͤtzlich war. Dagegen ſahen wir, daß das andre Schiff, welches et -A 24Erſte Abtheilung. was zuruͤck geblieben war, noch vor vollen Segeln ging, bis die Spitzen der Maſten vom Winde herab gewor - fen wurden, bey Fortdauer des Sturms der eine Maſt nach dem andern verlohren ging, und das Schiff vom Hin - und Herwerfen ſo beſchaͤdigt und zugleich ſo leck wurde, daß es im Hafen von Macaomit Muͤhe vom Sinken gerettet wurde. Von Macaobrachte man es hernach nach Canton, wo es ausgebeſſert wurde. Die Reiſe nach Japankonnte es nicht fortſetzen. Die La - dung, welche meiſt aus Puder-Zucker beſtand, war faſt ganz verdorben. Nach einigen Tagen hatten wir wie - der ſchrecklichen Sturm, dem gewaltige Orkane folgten, die zwey Tage und Naͤchte, zwar mit vielem Regen, aber doch ohne Gewitter, anhielten. Als der Sturm ſich gelegt hatte, ſahen wir ein umgeworfenes Chineſi - ſches Fiſcherboot in die See treiben. Die Fiſcher wa - ren umgekommen.
Den 22. bekamen wir das Chineſiſche Land aber - mahls zu Geſicht. Vier Fiſcherboͤte kamen mit Fiſchen mehrerer Gattungen zu uns. Ich fand darunter die ſchoͤne und durchſichtige Muſchelart (Oſtrea pleuro - nectes), deren eine Schale weiß, die andre roth iſt, da - her die Hollaͤnder ihr den Nahmen Mondmuſchel (Maan - Moſſel) gegeben haben. Auch waren Blackfiſche (Se - pia), einige Taſchenkrebſe, und der Schwanenkrebs (Cancer Mantis), darunter. Man verkaufte uns die ganze Ladung, durch Tauſch gegen Reiß und Arrak: Waaren, welche die Fiſcher ungemein gerne nahmen.
Seit unſrer Reiſe von Bataviahatten kalte Fie - ber unter den Matroſen ſehr ſtark geherrſcht, aber ſo bald mit dem ſtarken Winde die Kaͤlte zunahm, hoͤrten ſie auf. Bontiusſagt, zu ſeiner Zeit ſeyen die kalten Fie - ber in Oſtindienſehr rar geweſen; jetzt ſind ſie von allen5Reiſe von Batavianach Japanu. ſ. w. Arten ſehr allgemein. Der Unterſchied des Grades der Waͤrme war indeſſen bey ſchoͤnem Wetter nicht von Erheblichkeit. Zu Bataviaſtand das Thermometer von 80 bis 86, und auf der noͤrdlichen Hoͤhe, die wir jetzt hatten, 78 bis 79 Grad nach Fahrenheit.
Auf den letzten Sturm folgte ſtarker Regen, die - ſer war uns nicht weniger beſchwerlich, als die Orkane. Denn alles, was wir zur Hand hatten, war naß, und mußte heraus gelegt, und getrocknet werden; manches war ganz verdorben.
Die Krebſe und Blackfiſche, die ich mir ausge - ſucht hatte, um ſie zu trocknen und aufzubewahren, ga - ben mir gegen Abend, ſo bald es dunkel wurde, den ſchoͤn - ſten Anblick, indem jene ſtellenweiſe, dieſe beynahe ganz und gar, meine kleine Kajuͤte mit einem blaͤulichen phos - phoriſchen Lichte erhelleten. Dieſer Schein hatte das Sonderbare, daß er, beſonders an den Krebſen, nur hie und da zu ſehen war, aber keinen Theil des Koͤrpers ganz bedeckte, ſo daß auf der einen Seite des Schwan - zes ein Fleck leuchtete, auf der andern nicht. Der Schein blieb zwey Tage lang, wenn aber das Thier am Tage aufs Verdeck genommen wurde, war nichts von Schein zu ſehen. Mit bloßen Augen konnte ich weder See-Ungeziefer oder ſonſt etwas, das die Urſache des Scheins ſeyn konnte, entdecken. Wenn ich eine leuch - tende Stelle mit dem Nagel rieb, blieb der Schein, oh - ne ſich zu vermindern.
Die Chineſiſchen Fiſcherboͤte ſind ſehr groß und lang, aber von duͤnnen Planken gebauet, haben ein Verdeck, und ſind an beyden Enden abgeſtutzt. Der Hintertheil iſt viel breiter, als der Vordertheil, und beym Steuer offen. Sie haben einen Maſtbaum, aber nur ein einziges Segel. Mit ſolchen Boͤten gehen vier bis6Erſte Abtheilung. fuͤnf Mann Tag und Nacht weit in die See, um zu fiſchen. Unſre Officiere, die verſchiedne Mahl hier vor - bey geſegelt waren, erzaͤhlten mir, daß dieſe Fiſcherboͤ - te bey gutem Wetter bisweilen in ſolcher Menge bey ein - ander gefunden werden, daß ſie den Horizont beynahe verdunkeln.
Nachdem wir die Inſel, welcher die Hollaͤnder den Nahmen Met zyn Gat(mit ihrem Loche) zu geben pfle - gen, paſſirt waren, kamen wir in der Meerenge bey Formoſaan. Den 29. erblickten wir die Inſel Formo - ſa, die vor dieſem der Hollaͤndiſchen Compagnie gehoͤrt hat. Sie iſt lang, groß und ſehr fruchtbar. In vori - gen Zeiten legten die nach Japangehenden Schiffe hier an. Dies machte die Reiſe bequemer und ſicherer, da - gegen ſie jetzt, ſelbſt bey Stuͤrmen, keinen Hafen zum Einlaufen haben. Der damahlige Gouverneur Coyetuͤbergab die daſige Citadelle Zeeland im Jahr 1662 nach einer neunmonathlichen Belagerung dem aufruͤhreriſchen und von den Tataren aus Chinavertriebenen Chineſen Coxinja. (Die Geſchichte hievon findet man in Het Verwaarloozd Formoſa, door C. E. S.(das verwahr - loſete Formoſa.) Amſterdam, 1675. 4.). Jetzt ſteht die Inſel wieder unter Chineſiſcher Botmaͤßigkeit.
Auch in dieſen Tagen hatten wir verſchiedne Stuͤr - me mit Regen auszuſtehen, die aber doch bald voruͤber gingen. Nur einer hielt volle drey Tage an, er war ſehr heftig, und mit vielem Regen begleitet. Die See ging ſehr hoch und war in ſolcher Empoͤrung, daß das Waſſer auf das Schiff herab fiel, als wenn es beſtaͤndig regnete. Officiere und Schiffsvolk behielten zuletzt kaum trockne Kleider, um ſich umzuziehen, und man hatte viel Muͤhe, das Schiff gegen Wind und Wellen auf - recht zu halten. Mir ging es auch ſehr uͤbel. Bey7Reiſe von Batavianach Japanu. ſ. w. den heftigen Stoͤßen und ſtetem Hin - und Herſchwanken des Schiffs hielt ich mich meiſtens auf dem Verdecke in freyer Luft auf. Zum Schutz gegen das heran ſtuͤrmen - de Waſſer hatte man an einer Seite ein Segeltuch auf - geſpannt, das auch wirklich etwas ſchuͤtzte. Dagegen erfuhr ich ſehr bald eine andre große Unbequemlichkeit da - von. Bey einem heftigen Stoße wurde ich von dieſer Seite uͤber das rund erhabne ſchluͤpfrige Verdeck nach der andern Seite geworfen, und das mit ſolcher Gewalt, daß ich Gefahr lief, uͤber Bord zu fallen: zum Gluͤck war die Bruſtlehne, wie auf allen Oſtindiſchen Schiffen, ſehr hoch. Beynahe haͤtte ich aber doch das rechte Bein ge - brochen, weil der Stoß gegen den Bord ſo heftig war; nun kam ich noch mit einer großen Beule davon. Nach Verlauf einiger Tage uͤberfiel uns zum fuͤnften Mahl Sturm und Regenwetter, das vier und zwanzig Stun - den dauerte.
Hieraus kann man ſehen, wie beſchwerlich und ge - fahrvoll die Reiſe nach Japan, und wie unruhig und ſtuͤrmiſch das Meer auf beyden Seiten von Formoſaiſt, und zwar ſelbſt in der beſten Jahrszeit, der einzigen, da Schiffe drey bis vier Monathe in einem Japaniſchen Hafen mit Sicherheit liegen koͤnnen. Eine umſtaͤndliche und ausfuͤhrliche Beſchreibung der Stuͤrme in dieſen Fahrwaſſern findet man beym Kaͤmpfer. Die Com - pagnie rechnet von fuͤnf hieher gehenden Schiffen, eins fuͤr verlohren. Daß dies mit einer mehr als hundertjaͤh - rigen Erfahrung uͤberein ſtimmt, kann man aus dem vor - handnen Verzeichniſſe der verungluͤckten Schiffe ſehen, von denen man zum Theil gar nicht weiß, wo ſie geblie - ben ſind. In folgenden Jahren naͤmlich ſind, in je - dem ein Schiff verlohren gegangen: 1651, 1652, 1653, 1658, 1659, 1664, 1668, 1670, 1671,8Erſte Abtheilung. 1697, 1708, 1714, 1722, 1724, 1731, 1748, 1758, 1768, 1770, 1772, 1775. Im Jahr 1642 und 1669 ſind zwey und 1719 gar drey verun - gluͤckt. Dazu kommt eins, das 1770 nach Chinage - hen mußte, ohne ſeine Reiſe fortſetzen zu koͤnnen, weil es leck geworden war, und eins, das 1660 in einem Gefechte mit den Chineſern in die Luft flog. Das letzte war das mit uns abgegangene zweyte Schiff, das ſo ſchadhaft geworden war, daß es in einen Chineſiſchen Hafen einlaufen mußte, wo es ausgebeſſert wurde, und von da es nach Bataviazuruͤck ſegelte.
Den 13. Auguſt fruͤh zeigte ſich die Inſel Meaxi - mamit ihren hohen und ſpitzen Bergen. Am Nachmit - tage ſahen wir ſchon Japaniſches Land. Abends um neun Uhr gingen wir beym Eingange in den Hafen von Nangaſakivor Anker. Hier bilden die hohen Berge einen runden Binnenhafen, der wie ein halber Mond geſtal - tet iſt.
Auf den Bergen umher ſahen wir verſchiedne Vor - poſten ſtehen. Dieſe werden auf Befehl der Japani - ſchen Regierung dahin geſtellt, und mit Fernroͤhren ver - ſehen, damit ſie die Schiffe von weitem entdecken und dem Statthalter zu Nangaſakiſo gleich von ihrer Ankunft Nachricht geben koͤnnen. Jetzt zuͤndeten dieſe Schild - wachen mehrere Feuer an.
Auf unſerm Schiffe waren wir heute auch ſehr ge - ſchaͤfftig. Die Matroſen mußten ihre Bibeln und Ge - ſangbuͤcher hergeben; dieſe wurden in einen Kaſten ge - packt, und der Kaſten zugenagelt. Dieſer wird her - nach den Japanern in Verwahrung gegeben, die ihn bis zur Abreiſe behalten, da denn jeder ſein Buch wieder bekommt. Die Abſicht iſt, zu verhuͤten, daß keine chriſtlichen oder katholiſchen Buͤcher ins Land kommen. —9Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. Auf dem Verdecke ſchlug man ein Bett mit einem Him - mel, aber ohne Gardinen, auf. Dies war fuͤr die an - kommenden Japaniſchen Beamten beſtimmt, darauf zu ſitzen. — Auch verfertigte man eine Muſterrolle von der ganzen Beſatzung, die ungefaͤhr hundert und zehn Mann und vier und dreyßig Sklaven ausmachte. Eines jeden Alter wird in einer ſolchen Rolle angegeben, aber nicht das Vaterland, weil alle fuͤr Hollaͤnder angeſehen werden; diesmahl waren verſchiedne aus Schweden, Daͤnnemark, Deutſchland, Portugalund Spaniendarunter. Sie wird hernach den Japanern eingehaͤndigt, die unmittel - bar nach ihrer Ankunft, und in der Folge jeden Mor - gen und Abend an den Tagen, da das Schiff geloͤſchet oder geladen wird, und die Fahrt zwiſchen dem Schiffe und der Factorey offen iſt, die ganze Beſatzung nach Inhalt derſelben muſtern. Hierdurch wiſſen ſie gewiß, daß oh - ne ihr Vorwiſſen oder Erlaubniß niemand heimlich ent - kommen, oder aus der Factorey zuruͤck bleiben kann.
Am folgenden Tage gingen wir wieder unter Segel. Kaum hatten wir die Anker gelichtet, als wir ein Boot vom Lande uns entgegen kommen ſahen. Unſer Capitain zog deswegen einen blauen, mit Silber beſetzten, ſeidnen Rock an, der ſehr groß und weit ausgeſtopft, und vorn vor dem Bauche mit einem großen Kiſſen verſehen war. Dieſer Rock war ehedem ſeit langer Zeit dazu gebraucht, Contrebande heimlich einzubringen, und auszufuͤhren, weil der Chef und der Capitain die einzigen waren, die nicht viſitirt wurden. Der letztere machte in dieſem ganz voll gepfropften Rocke jeden Tag gewoͤhnlich dreymahl den Weg vom Schiffe nach der Factorey, und zwar manch - mahl mit Waaren ſo bepackt, daß ihn unter jedem Ar - me ein Matroſe unterſtuͤtzen mußte, wenn er ans Land ſtieg. Dies brachte ihm jaͤhrlich anſehnliche Summen,10Erſte Abtheilung. bisweilen mehrere Tauſend Thaler ein, nicht nur durch das, was er fuͤr eigne, ſondern auch fuͤr Rechnung der Officiere mitnahm. In dem gedachten Boote kamen von der Factorey, im Nahmen des daſigen Chefs, ein Supercargeur und drey Aſſiſtenten an, um uns zu unſ - rer Ankunft Gluͤck zu wuͤnſchen, und ſich nach den Schiffen, der Ladung, Neuigkeiten von Bataviaund dergleichen zu erkundigen.
Mittlerweile waren auf dem Schiffe mancherley Arten Flaggen und Wimpel aufgezogen, um unſre Ein - fahrt in den Hafen glaͤnzend zu machen. So bald wir uns den beyden an jeder Seite des Hafens befindlichen Kaiſerlichen Wachen, deren eine des Kaiſers, und die andre der Kaiſerin Wache heißt, naͤherten, feuerten wir die Kanonen ab, um ſie zu ſalutiren. Waͤhrend dieſer ganzen Fahrt in einem langen und krumm her - um gehenden Hafen hatten wir die ſchoͤnſte Ausſicht von der Welt: rund umher ſahen wir Berge und Huͤgel, die bis in die Spitze angebauet waren: ein Anblick der in andern Laͤndern ſelten iſt.
Endlich kamen wir beym Ankerplatze ſelbſt an. Hier ließen wir froh die Anker nieder, und blieben einen Buͤchſenſchuß weit von der Stadt Nangaſakiund der da - bey liegenden kleinen Inſel Dezima, auf welcher die Hollaͤndiſche Factorey iſt, liegen.
Nachdem die von der Factorey an uns abgeſchick - ten Perſonen ſich wieder an Land begeben, und die Brie - fe der Compagnie ſo wohl als andre, mitgenommen hat - ten, kam bald nachher der dies Jahr in Japanzuruͤck gebliebene Chef an Bord. Er hielt ſich nur kurze Zeit auf, und nahm den neu angekommenen Chef, den Ca - pitain, den Supercargeur und die Aſſiſtenten mit nach der Factorey.
11Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w.Die Neuigkeit, welche er uns mitgebracht hatte, war uns ſehr unangenehm. Vom Hofe waren ſehr ſcharfe Befehle angekommen, um allen ferneren Schleich - handel zu hemmen. Der Chef ſo wohl als der Capitain ſollen von nun an, ohne Unterſchied wie jeder andre, viſitirt werden, welches bis dahin nie geſchehen war; der Capitain ſolle ſich in Zukunft wie andre kleiden, und den weiten Oberrock, der bisher zur Befoͤrderung des Schleichhandels gedient habe, ablegen, entweder beſtaͤn - dig an Bord bleiben, oder, wenn er an Land gehen wol - le, nicht die Erlaubniß haben, waͤhrend der ganzen Zeit ſeines Aufenthalts daſelbſt, mehr als zweymahl von da ſich auf das Schiff zu begeben. In Anſehung dieſes letzten Punctes gab man indeſſen ſehr nach. Der Capilain durfte ſchon am dritten Tage wieder an Bord gehen, um das Schiff vor zwey Anker zu legen. Die Erlaubniß hiezu gab der Gouverneur zu Nangaſaki, theils auf Bit - ten, theils durch die Drohung bewogen, daß, wenn das Schiff Schaden naͤhme, ſolches fuͤr des Kaiſers Rech - nung ſeyn, und, wenn dem Kaiſer das gleichguͤltig ſeyn ſollte, die Compagnie es gewiß raͤchen wuͤrde. Die Veranlaſſung zu dieſem ſtrengen Befehle hatte die im Jahr 1772 gemachte Entdeckung gegeben, da das von den Hollaͤndern verlaſſene Schiff an die Japaniſche Kuͤſte angetrieben kam, und man beym Ausladen fand, daß es viele, beſonders dem Chef und dem Capitain zugehoͤri - ge, verbothne Waaren, mit ſich fuͤhrte. Dies Schiff war auf der Reiſe hieher ſo leck geworden, daß man es verließ, und ſo gewiß glaubte, es muͤſſe binnen einigen Stunden untergehen, daß man es nicht in Brand ſteck - te, welches ſonſt in ſolchem Falle, dem Befehl der Com - pagnie gemaͤß, geſchehen muß. Deſſen ungeachtet war es verſchiedne Tage nach dem Lande hin umher getrieben,12Erſte Abtheilung. da denn die Japaner es entdeckt, und in den Hafen von Nangaſakibogſiert hatten. Da hatten dieſe nun alle Ecken und Winkel durchſucht, und eine Menge, den vor - nehmſten Officieren gehoͤrende, mit den am ſchaͤrfſten verbothnen Waaren angefuͤllte, und mit ihren Nahmen bezeichnete Kiſten entdeckt. Beſonders waren ſie uͤber eine dem Chef zugehoͤrige Kiſte aufgebracht worden, die mit falſchem Som, oder Ginſengwurzel, welche durch - aus nicht eingefuͤhrt werden darf, angefuͤllt war, und daher außerhalb des Waſſerthors der Factorey mit allem, was ſie enthielt, verbrannt wurde. Außerdem, daß es fuͤr den Chef ein Schimpf iſt, viſitirt zu werden, ver - lieren der Schiffs-Capitain und alle Officiere jaͤhrlich ei - nen betraͤchtlichen Gewinn auf ihre Waaren, und der erſtere auch noch eine anſehnliche Summe dafuͤr, daß er die Waaren der letzteren mitnahm. Vor dieſem hatte der Capitain nicht nur den weiten Oberrock, ſondern auch große weite Hoſen an, die ebenfalls mit Contreban - de angefuͤllt waren, aber dieſe waren verdaͤchtig gewor - den, und man hatte ſie ſchon vor mehreren Jahren able - gen muͤſſen; nun mußte man den Rock, dieſe letzte Zu - flucht, auch fahren laſſen. Uebrigens ſah es gar laͤcher - lich aus, wie die meiſten Japaner unſern, nunmehr an Dicke den gewoͤhnlichen Menſchen aͤhnlichen Capitain mit vieler Verwunderung anſahen, da ſie ſich vorher immer eingebildet hatten, alle unſre Schiffs-Capitaine waͤren ſo dick und fett, als ſie ſie zu ſehen gewohnt waren.
Kaum war das Schiff vor Anker gelegt, und Nan - gaſakivon unſern Kanonen begruͤßt, als zwey Japaniſche Oberbeamte (Banjoſen) und einige Unterbeamte (Un - terbanjoſen) nebſt Dolmetſchern und Bedienten an Bord kamen. Die Banjoſen nahmen ihren Platz auf der auf - geſchlagnen Bettſtelle ein, worauf eine dicke Japaniſche13Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. Matte von Stroh, und daruͤber eine cattunene Decke lag. Vor dem Bette ſtand ein Fußſchemel, damit man bequem hinauf kommen konnte. Das Ganze war gegen den Regen mit einem Zelte von Segeltuch bedeckt. Nachdem ſie die Schuhe ausgezogen hatten, ſtiegen ſie hinauf und ſetzten ſich, nach Landesſitte, auf die Ferſen, und die Fuͤße untergeſchlagen. Da ſie dieſer Art zu ſitzen gewohnt waren, konnten ſie es lange aushalten; daß es ihnen aber endlich unbequem wurde, konnte man daraus ſehen, daß ſie deſſen bisweilen uͤberdruͤßig wur - den, und ſich eine Weile auf Europaͤiſche Art ſetzten. Das Geſchaͤfft dieſer Banjoſen war, waͤhrend der ganzen Zeit, da das Schiff auf der Rhede lag, dahin zu ſehen, daß alle Perſonen und Guͤther, die an Land gebracht wur - den, oder aufs Schiff kamen, genau viſitirt wurden; die Befehle vom Gouverneur in der Stadt anzunehmen; alle Paͤſſe und Papiere, womit Leute verſehen werden mußten, zu unterſchreiben, und dergleichen. Ihr Zeit - vertreib waͤhrend ihres langen und ermuͤdenden Sitzens war, Tobak zu rauchen, bisweilen ein Paar Worte mit einander zu ſprechen, Thee zu trinken, und ein Glas Europaͤiſchen Branntwein zu nehmen. Zu dieſem En - de ließ der Schiffs-Capitain zwey kryſtallne Flaſchen mit verſchiednen Liqueuren, und zwey geſchliffne kryſtall - ne Glaͤſer, wie auch Confect auf einem Teller, auf - ſetzen, wiewohl ſie nicht viel Liqueur trinken, ſondern meiſt nur davon probiren.
Als alles Salutiren mit den Kanonen vorbey war, ſollte nach Gewohnheit das uͤbrige Pulver, nebſt den Kugeln, allem Gewehr, und der oben gedachten Buͤ - cherkiſte den Japanern in Verwahrung gegeben werden. Man uͤberlieferte ihnen eine gewiſſe Quantitaͤt Pulver, ſechs Kiſten mit Kugeln, ſechs Musketen, ſechs Piſto -14Erſte Abtheilung. len, ſechs Saͤbel und ſechs Bajonette, und bildete ih - nen ein, dies ſey unſer ganzer Vorrath von Ammunition. Es wurde in einem Packhauſe verwahrt, bis das Schiff bey ſeiner Ruͤckreiſe die Rhede verließ, da die Japaner es von ſelbſt zuruͤck gaben. Auch das Schiffs - boot und die Sch[a]lupen nahmen ſie in ſichere Verwah - rung, und weder Perſonen noch Sachen konnten anders als mit Japaniſchen Boͤten und Japaniſchen Seeleuten hin - und herkommen. Dieſe Maaßregeln befolgen die Japaner bey jedem Hollaͤndiſchen Schiffe. Vor dieſem nahmen ſie ſo gar auch das Steuerruder, die Segel und die Kanonen mit an Land ins Packhaus, welches ihnen aber unſaͤgliche Laſt machte; jetzt ſind ſie ſo vernuͤnftig, dieſe Sachen nicht anzuruͤhren. Wenn nun die Japa - ner uns voͤllig entwaffnet zu haben glauben, laſſen ſie die Muſterung auf dem Schiffe das erſte ſeyn, die ſie her - nach an den Tagen, da geloͤſcht oder geladen wird, Mor - gens und Abends wiederhohlen. Sie zaͤhlen dabey nur bis zehn, und fangen immer wieder mit Eins an, eben ſo zaͤhlen ſie bey Guͤthern und Sachen. Jedesmahl wird genau angeſchrieben, wie viel Mann an Land gegangen, wie viele krank, und wie viel auf dem Schiffe anwe - ſend ſind. An allen den Tagen, da etwas ein - oder aus - geſchiffet wird, ſind Oberbanjoſen, Unterbanjoſen, Dol - metſcher, Schreiber und Beſucher am Bord, bis gegen Abend, da ſie ſaͤmmtlich ans Land gehen, und den Eu - ropaͤern auf dem Schiffe Freyheit laſſen. Bey ſolchen Gelegenheiten laͤßt man allezeit die Flaggen auf dem Schiffe ſo wohl, als auf der Factorey, wehen. Wenn beyde Schiffe gluͤcklich angekommen ſind, wird auf jedem einen Tag um den andern gearbeitet.
Damit weder die Hollaͤnder ſelbſt vom Schiffe, noch die Japaner dahin kommen koͤnnen, um, beſonders15Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. des Nachts, unter Beguͤnſtigung der Dunkelheit, und da keine Japaniſchen Officiere am Bord ſind, heimlich Handel zu treiben, werden verſchiedne große Wachſchiffe in einiger Entfernung rund um das Schiff gelegt, und außerdem muͤſſen mehrere kleine Boͤte bey Nachtzeit alle Stunden ſehr nahe um das Schiff herum rudern.
Unter dem erſten, das an Land gebracht wurde, waren die von Bataviamitgebrachten Kaͤlber, Ochſen, Schweine, Ziegen, Schafe und Hirſche. Die Japa - ner haben gar keine Schafe, auch keine Schweine. Ochſen und Kuͤhe ſind auch etwas ſeltnes, und dazu un - gemein klein, werden auch nur bisweilen zum Ackerbau gebraucht; das Fleiſch iſſet der Japaner nicht, auch macht er ſich die Milch auf keine Art zu Nutze. Weil daher die Europaͤer hier dieſe Arten Vieh zum Schlach - ten nicht kaufen koͤnnen, ſehen ſie ſich genoͤthigt, ſo wohl zu friſcher Proviſion, auf der Factorey, als auch zum Behuf der Schiffe bey der Abreiſe, dergleichen mitzu - bringen. Dies Vieh ſteht beſtaͤndig auf der Inſel auf dem Stalle, der im Sommer offen, im Winter zuge - ſchloſſen iſt. Es wird mit Gras und Laub gefuttert, das taͤglich dreymahl von Japaniſchen Knechten rund um die Stadt geſammelt und hergebracht wird. Des Winters beſteht das meiſte Futter in etwas Reiß und in Zweigen von Baͤumen, auch Stroh von ausgedroſchnem Reiß. Ich pflegte dies Futter, jedesmahl ſo wie es gebracht wurde, zu durchſuchen, und die darunter befindlichen ſeltnen Gewaͤchſe heraus zu nehmen, die ich hernach trocknete und in Herbarien ſammelte; denn auf dem Felde durfte ich dergleichen ſelbſt nicht ſammeln.
In den folgenden Tagen wurden die Kleidungs - ſtuͤcke und Meublen der Officiere, nebſt ihrem Vorrath von Eßwaaren, Wein, Bier, und was ſonſt Privat -16Erſte Abtheilung. Perſonen gehoͤrt, und nicht verkauft werden ſoll, an Land gebracht. Dies muß allezeit beſonders geſchehen, ehe irgend etwas von Handelswaaren ausgeladen werden darf. Man pflegt es in den drey erſten Tagen zu thun.
Den 4. September wurde das Schiff von den Ja - panern viſitirt, nachdem alles, was nicht verkauft wer - den ſollte, ans Land geſchafft war. Alle von Privat - Perſonen zum Verkauf bereits angegebene Waaren, wur - den heute abgeſchickt; vergaß jemand in der Eile etwas, ſo durfte er es hernach nicht ans Land bringen, noch ver - kaufen. Die Viſitation geſchah allenthalben, und zwar ſehr genau, außer ganz unten und in der Pulverkam - mer. Der uͤbrige Theil dieſes Monaths wurde zum Loͤ - ſchen der Waaren der Compagnie angewandt.
Beym Ein - und Ausladen zu helfen, wie auch die Boͤte hin - und herzurudern, ſind eine Menge Arbeits - kerl (K[u]li) beſtellt, nebſt andern, die uͤber dieſe die Auf - ſicht haben. Dieſe Leute haben zur Gewohnheit, alle - zeit, wenn ſie etwas aufheben oder tragen ſollen, im - gleichen wenn ſie rudern, zu ſingen, und zwar jedes - mahl nach einem gewiſſen Tacte, in einem gewiſſen Tone und mit anpaſſenden aufmunternden Worten. In vo - rigen Zeiten nahmen die Hollaͤnder ſich die Freyheit, die - ſe Arbeitsleute, die von der geringern Volks Claſſe ſind, fuͤr begangne Fehler abzuſtrafen und zu ſchlagen; jetzt aber iſt dies, als etwas, das die Nation fuͤr ſchimpflich haͤlt, gaͤnzlich und bey ſchwerer Strafe von der Regie - rung verbothen. Wenn ein Europaͤer vom Schiffe ans Land geht, oder umgekehrt, er habe Sachen mit, oder nicht, ſo geht allezeit ein Bedienter mit, und er muß ei - nen Paß bey ſich haben, worauf ſein Nahme, ſeine Uhr und was er ſonſt bey ſich hat, aufgeſchrieben iſt.
So17Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w.So bald das Schiff zur Haͤlfte geloͤſchet war, fing man ſchon wieder an zu laden, und zwar Kupfer in Staͤ - ben, das in hoͤlzernen Kiſten lag. Dies Jahr, da nur ein Schiff hieher gekommen war, brachte man in daſſel - be anderthalb ſo genannte Laſten Kupfer, oder 6700 Ki - ſten, jede ein Pikel oder 125 Pfund ſchwer.
An den Tagen, da keine Ein - oder Ausſchiffung geſchieht, kommen weder Japaniſche Beamte noch andre Japaner an Bord. Auch die Hollaͤnder ſelbſt kommen an ſolchen Tagen weder nach dem Schiffe, noch davon. Das Waſſerthor der Stadt iſt alsdann auch verſchloſſen. Wenn eine wichtige Urſache es nothwendig macht, daß ein Officier, zum Beyſpiel der Capitain oder der Doctor, ſich nach dem Schiffe begeben muß, welches man vom Schiffe durch Aufziehen der Flagge zu erkennen giebt, ſo muß die Erlaubniß dazu vom Gouverneur in der Stadt geſucht werden. Wird ſie gegeben, ſo wird den - noch das Waſſerthor nicht geoͤffnet, ſondern man wird von Dolmetſchern und Beamten durch einen kleinen Theil der Stadt nach einer kleinen Bruͤcke begleitet, von wo man, nach vorgaͤngiger ſehr genauer Viſitation, in einem Boote nach dem Schiffe gebracht wird. Jene Leute ſteigen jedoch nicht ſelbſt mit aufs Schiff, ſondern warten in ihren Boͤten, bis man ſein Geſchaͤfft verrichtet hat. Alsdann wird man auf gleiche Art und auf dem naͤmlichen Wege wieder nach der Factorey gefuͤhrt. In der Stadt ſammelt ſich waͤhrend dieſes Aufzuges allezeit eine Menge Volk, den Europaͤer zu beſchauen, und ein zahlreicher Schwarm Kinder, die uͤber die großen run - den Augen deſſelben, durch ihr Geſchrey Hollanda O-Me ihre Verwunderung bezeigen.
Einmal bekamen wir auf dem Schiffe Beſuch von einigen Fuͤrſten und beyden Gouverneuren der Stadt. Thunbergs Reiſe. 2. Bandes 1. Theil. B18Erſte Abtheilung. Neubegierde trieb ſie zu uns, unſer Admiral-Schiff zu be - ſehen, das ein ſehr großer und zugleich ſehr ſchoͤner Drey - decker war, dergleichen ſeit vielen Jahren in Japannicht geweſen war. Einer der Dolmetſcher behauptete, waͤh - rend der dreyßig Jahre, die er auf der Factorey gedient, habe er nie ein ſo großes und praͤchtiges Hollaͤndiſches Schiff geſehen.
In dieſen Tagen geſchah es auch, daß wir einen unſrer Matroſen verlohren, der nebſt andern Kranken in das auf der Inſel befindliche Krankenhaus gebracht war. Man zeigte dem Gouverneur von Nangaſakiden Todes - fall an, und bekam Erlaubniß zur Beerdigung. Die Leiche wurde von dazu verordneten Japanern ſehr genau viſitirt, darauf in einen breternen Sarg gelegt, und von den Japanern ſelbſt auf die andre Seite des Hafens ge - bracht, und in die Erde gegraben. Einige wollten be - haupten, ſolche Todte wuͤrden von den Japanern wieder ausgegraben und verbrannt; ich habe hievon aber nichts gewiſſes erfahren koͤnnen.
Zoͤlle kennt man in Japannicht, weder im Lande, noch an den Kuͤſten; und Zollabgaben werden niemahls, weder von ein - noch ausgehenden Waaren, weder von Fremden noch Einheimiſchen gefordert. Ein ſehr wich - tiger Vorzug, den dies Land vor ſo vielen andern hat. Damit aber keine verbothne Waaren heimlich eingebracht werden moͤgen, wird die ſtrengſte Aufſicht gehalten, und Menſchen und Sachen ſo genau durchſucht, daß es alle Vorſtellung uͤbertrifft. Geht ein Europaͤer ans Land, ſo wird er zuerſt auf dem Schiffe, und hernach, ſo bald er ans Land kommt, viſitirt. Dieſe gedoppelte Viſitirung iſt ſehr ſcharf. Man befuͤhlt die Taſchen, und ſtreicht mit den Haͤnden an den Kleidern den Leib und die Lenden herab; nicht genug: bey geringen Leuten durchſucht man19Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. ſo gar die heimlichen Oerter, und bey den Sklaven die Haare auf dem Kopfe. Auf gleiche Weiſe werden auch alle Japaner, die an Bord kommen, viſitirt, und nie - mand iſt davon ausgenommen, als die Ober-Banjoſen. Alle Sachen, die ein - oder ausgeſchifft werden, ſind eben einer ſolchen zwiefachen Durchſuchung, am Bord naͤmlich und auf der Factorey, unterworfen, nur große Kiſten nicht; dieſe werden auf der Factorey ausgepackt, und ſo genau unterſucht, daß man ſo gar gegen die Breter ſchlaͤgt, ob ſie etwa hohl ſind. Die Betten werden nicht ſelten aufgeſchnitten und die Federn umgeruͤhrt; in die Buttergefaͤße und Confituͤr-Kruken werden duͤnne ei - ſerne Stangen geſteckt; oben in die Kaͤſe wird ein vier - eckiges Loch geſchnitten, und mit einem langen ſpitzigen Eiſen von da der ganze Kaͤſe nach allen Seiten durch - ſtochen. Ihr Argwohn ging diesmahl ſo weit, daß ſie von den Eyern, welche wir bey uns hatten, eins und das andre nahmen und entzwey ſchlugen. Eben dieſe Strenge wird beobachtet, wenn man von der Factorey nach dem Schiffe, oder aus der Stadt Nangaſakinach der Inſel Dezima, und umgekehrt, geht. Die Uhr muß man aus der Taſche ziehen und vorzeigen, und ſie wird jedesmahl angeſchrieben. Bisweilen wird auch der Hut viſitirt. Geld und Muͤnze darf von Particuliers gar nicht eingefuͤhrt werden, ſondern es wird meiſtens bis zur Abreiſe in Verwahrung genommen. Briefe duͤrfen nicht einmahl verſiegelt nach oder von dem Schif - fe geſchickt werden, ſondern man oͤffnet ſie, und die Dol - metſcher muͤſſen ſie ſo gar bisweilen leſen; das geſchieht auch wohl mit andern Papieren. Religions-Buͤcher, beſonders mit Kupferſtichen, einzubringen, iſt ſehr gefaͤhr - lich. Buͤcher andrer Art koͤnnen die Europaͤer zu ihrem eignen Gebrauche, ſo viel ſie wollen, einfuͤhren; in An -B 220Erſte Abtheilung. ſehung dieſer war das Viſitiren am wenigſten genau: ſie ſahen nur einige an. Lateiniſche, Franzoͤſiſche, Schwe - diſche und Deutſche Buͤcher gehen uͤberhaupt beſſer, als Hollaͤndiſche, durch, weil die Dolmetſcher ſie nicht ver - ſtehen. Waffen und Gewehr duͤrfen zwar nicht einge - bracht werden; man erlaubte uns aber doch noch, unſre Degen mitzunehmen. Uebrigens ſitzen am Waſſertho - re von Dezima, wenn etwas aus - oder eingeſchifft wird, eben ſo als auf dem Schiffe, allezeit Ober - und Unter - Banjoſen, und Ober - und Unter-Dolmetſcher, vor deren Augen alles durchſucht wird. Und damit die Europaͤer nicht im Stande ſeyn moͤgen mit den Beſuchern Bekannt - ſchaft zu machen, werden dieſe ſo oft umgewechſelt, daß dazu keine Gelegenheit iſt.
An dieſem uͤbertriebenen Viſitiren, deſſen Strenge bey verſchiednen Gelegenheiten ſo zugenommen hat, daß ſie nun zu ihrer groͤßten Hoͤhe geſtiegen iſt, ſind die Hol - laͤnder ſelbſt Schuld. Die weiten Hoſen und der unge - heure Rock des Capitains, und hundert andre Kunſt - griffe wurden angewandt, verbothne Sachen heimlich nach der Factorey zu bringen, und die Dolmetſcher, die vormahls gar nicht viſitirt wurden, brachten die Contre - bande-Waaren allmaͤhlig nach der Stadt, wo ſie fuͤr baares Geld verkauft wurden. Oft machte man dies ſo fein, daß man dergleichen Sachen vorn in die Hoſen und in die Haare ſteckte. Vor einigen Jahren fanden die Japaner bey einem Schiffs-Unterbedienten einen Pa - pagey in den Hoſen, wo er waͤhrend der Viſitirung an - fing zu ſprechen, und dadurch entdeckt wurde. Dies - mahl traf man bey einem Aſſiſtenten in den Unterhoſen verſchiedne Thaler und Dukaten verſteckt.
Hiezu kommt der Hochmuth, den einige unverſtaͤn - dige Officiere gegen die Japaner auf eine ſehr unvorſichti -21Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. ge Art blicken laſſen, indem ſie ihnen zur Unzeit wider - ſprechen, ſie uͤber die Achſel anſehen, ſie auslachen und ihnen veraͤchtlich begegnen. Dies erzeugt bey den Ja - panern Haß und Verachtung: dieſe Verachtung nimmt ſehr zu, wenn ſie ſehen, wie unfreundſchaftlich und un - hoͤflich die Europaͤer nicht ſelten mit einander ſelbſt um - gehen, und wie barbariſch ſie ihre Matroſen mit Fluchen, Pruͤgeln und andern Grauſamkeiten behandeln. Dies alles hat denn die Japaner von Jahr zu Jahr mehr ge - reitzt, die Handelsfreyheit der Hollaͤnder einzuſchraͤnken, und ſie ſo genau und ſcharf viſitiren zu laſſen, daß ſie mit den ausgedachteſten Kniffen kaum im Stande ſind, Leuten von einer ſo wachſamen Nation die Augen zu blenden.
Alle dieſe Anſtalten ſollen gleichwohl nur den eigent - lichen Schleichhandel, nicht aber den Privat-Handel hindern, ſondern jedermann kann alles, was verkauft wer - den darf, und wozu ſich Kaͤufer finden, ja ſo gar ſolche Sachen, die nicht verkauft werden duͤrfen, einbringen, wofern es nur nicht heimlich geſchieht. Nur mit Suma - traſchem Kampfer und mit Schildkroͤten-Schalen duͤrfen Privat-Perſonen nicht handeln, weil das ein ausſchließen - des Recht der Compagnie iſt. Die Urſache, warum Particuliers ſolche Waaren, deren Verkauf in oͤffentlicher Auction nicht verbothen iſt, ſo gern heimlich herein brin - gen, iſt die, daß ſie fuͤr das, was vermittelſt der Auction verkauft wird, kein baares Geld bekommen, ſondern an - dre Waaren zur Bezahlung nehmen muͤſſen. Dieſe be - ſtehen entweder in Porcellain, oder in lackirten Sachen, und ſind, weil dergleichen jaͤhrlich mitgebracht werden, zu Bataviaſo wohlfeil, daß man bisweilen weniger da - fuͤr bekommt, als man dafuͤr bezahlt hatte. Hingegen wenn die Sachen heimlich verkauft werden, ſo bekommt22Erſte Abtheilung. man oft noch einmahl ſo viel als ſonſt, und zwar in klin - gender Goldmuͤnze.
Vor einigen Jahren, da der Schleichhandel noch im Flor war, wurde zwar das meiſte durch die Dol - metſcher von der Factorey nach der Stadt gebracht; manchmahl warf man aber auch die Waaren uͤber die Mauer von Dezimaund nahm ſie in einem dazu beſtell - ten Japaniſchen Boote in Empfang. Verſchiedne Mahl ſind Dolmetſcher und andre Japaner hiebey ertappt und meiſtens am Leben geſtraft. Auch die Hollaͤnder haben von jeher, wenn man Schleichhandel entdeckt hat, an - ſehnliche Geldſtrafe bezahlen muͤſſen, die in neuern Zei - ten ſo erhoͤhet iſt, daß ein Europaͤer, wenn er betroffen wird, zwey hundert Katjes Kupfer erlegen muß, und auf immer Landes verwieſen wird. Ueberdem werden fuͤr Rechnung der Compagnie alsdann zehn tauſend Kat - jes Kupfer abgezogen, und wenn die Sache entdeckt wird, nachdem das Schiff ſchon die Rhede verlaſſen hat, muß ſo wohl der Chef als der Capitain zwey hundert Katjes Kupfer Strafe geben.
Die Waaren der Compagnie ſind keinem Viſitiren unterworfen, ſondern werden ſo gleich nach den Packhaͤuſern gebracht, welche von den Japanern verſiegelt werden, und wo ſie liegen bleiben, bis man ſie abhohlt, um ſie zu verkaufen.
Die Dolmetſcher ſind alle gebohrne Japaner und ſprechen mehr oder weniger fertig Hollaͤndiſch. Keinem Auslaͤnder erlaubt die Regierung, die Sprache zu ler - nen, damit niemand in den Stand geſetzt werde, irgend Kenntniß des Landes zu bekommen. Dagegen haͤlt ſie vierzig bis funfzig Dolmetſcher, die auf der Factorey beym Handel und andern Gelegenheiten die Hollaͤnder bedienen muͤſſen. Sie werden gemeiniglich in drey Claſ -23Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. ſen getheilt. Die aͤlteſten, welche das Hollaͤndiſche am be - ſten ſprechen, bekommen den Nahmen Ober-Dolmetſcher; die, welche es nicht ſo gut ſprechen, heißen Unter-Dolmet - ſcher; und diejenigen, welche es noch weiter lernen muͤſ - ſen, nennt man Lehrlinge. Vor dieſem unterrichteten die Hollaͤnder ſelbſt die Japaniſchen Lehrlinge; beſonders war dies das Geſchaͤfft des Arztes; jetzt aber bekommen ſie den Unterricht von den aͤltern Dolmetſchern. Die Lehrlinge hatten ehemahls auch die Freyheit, nach Belie - ben auf die Factorey und in die Zimmer der Hollaͤnder zu kommen; allein nunmehr duͤrfen ſie nicht eher und oͤfter hinkommen, als ſie wirklich gebraucht werden, und alsdann gehen allezeit ein oder zwey Ottona mit. Auch haben ſie allezeit etliche Schreiber mit ſich, die an - ſchreiben, was ein - und ausgeladen wird, und Paͤſſe und dergleichen ſchreiben muͤſſen. Die Dolmetſcher avan - ciren ſo wohl im Range als in Einkuͤnften nach der An - ciennitaͤt, ohne zu andern Bedienungen genommen zu werden. Ihre Amtspflicht iſt, daß, gewoͤhnlich einer, bisweilen zwey, von jeder Claſſe zugegen ſeyn muͤſſen, wenn die Japaner und Hollaͤnder, es betreffe den Handel, oder andre Gegenſtaͤnde, etwas mit einan - der abzumachen haben. Sie dolmetſchen entweder muͤndlich oder ſchriftlich, wenn beym Statthalter, bey den Beamten oder andern, etwas zu ſuchen, zu klagen, oder ſonſt anzubringen iſt. Auch muͤſſen ſie bey den Viſiti - rungen auf dem Schiffe ſo wohl, als auf der Factorey zu - gegen ſeyn, ingleichen auf der Reiſe nach Hofe mitge - hen. Von den aͤlteren unter ihnen ſprechen einige das Hollaͤndiſche, wenn von gewoͤhnlich vorkommenden Ge - genſtaͤnden die Rede iſt, ziemlich fertig und verſtaͤndlich. Weil aber die Japaniſche Sprache in Ausdruͤcken ſo wohl als in Wortfuͤgungen von den Europaͤiſchen ſo ſehr ab -24Erſte Abtheilung. weicht, ſo hoͤrt man gar oft von ihnen recht laͤcherliche Ausdruͤcke und ſonderbare Redensarten. Manche ler - nen es nie richtig ſprechen. Wenn ſie Hollaͤndiſch ſchrei - ben, gebrauchen ſie ſtatt der Feder ihren gewoͤhnlichen Pinſel, ihren Tuſch und ihr eignes Papier, ſchreiben aber doch nach Europaͤiſcher Art von der Linken zur Rech - ten, und zwar meiſtens ſehr anſehnliche und ſchoͤne Ita - liaͤniſche Buchſtaben.
Die Dolmetſcher ſind ſehr große Liebhaber von Eu - ropaiſchen Buͤchern und verſchaffen ſich deren jaͤhrlich eins oder mehrere von den ankommenden Kaufleuten. Sie beſitzen ſie nicht nur, ſondern leſen auch fleißig darin, und behalten ſehr gut, was ſie daraus gelernt haben. Ueberhaupt laſſen ſie es ſich ſehr angelegen ſeyn, von den Europaͤern etwas zu lernen, und nach allem, beſonders was ins mediciniſche, phyſikaliſche und naturhiſtoriſche Fach ſchlaͤgt, zu fragen: ſie fragen ſo unglaublich viel und ſo mancherley, daß man deſſen oft ſehr muͤde wird. Die meiſten legen ſich foͤrmlich auf die Arzneywiſſen - ſchaft; dieſe ſind auch die einzigen, welche ſie nach Eu - ropaͤiſcher Methode und mit Europaͤiſchen Arzneymitteln ausuͤben. Hiedurch bekommen ſie nicht nur Gelegenheit Geld zu verdienen, ſondern erwerben ſich auch etwas mehr Anſehen. Bisweilen nehmen ſie ſo gar Schuͤler in dieſer Wiſſenſchaft an. So wohl ihre Kenntniſſe als die Arzneyen bekommen ſie von den Hollaͤndiſchen Aerzten.
So bald ich ans Land geſtiegen war, ließ ich meine erſte Sorge ſeyn, mir die Bekanntſchaft der Dolmet - ſcher zu verſchaffen, und mich, ſo viel moͤglich war, bey den Beamten, welche ſich ſehr oft auf unſrer kleinen Handels-Inſel einfanden, in Gunſt zu ſetzen. Dies ge - lang mir auch. Denn mein Betragen gegen die Japa -25Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. ner war ſehr freundſchaftlich und aufrichtig. Als Arzt aber hatte ich beſonders verſchiedne erwuͤnſchte Gelegen - heiten dazu. Es traf ſich oft, daß ich ihnen oder ihren zu Hauſe gelaßnen Kranken, Angehoͤrigen und Freun - den mit nuͤtzlichem Rath und heilſamen Medicamenten an Hand gehen konnte. Den Nutzen meiner medicini - ſchen Kenntniſſe ſahen ſie noch mehr ein, als ich nach und nach unter den in ihrem eignen Lande wild wachſenden Gewaͤchſen verſchiedne ſehr wirkſame Arzneymittel ent - deckte. Und weil ich nicht zu der handelnden Claſſe ge - hoͤrte, war ich weniger verdaͤchtig als andre.
So wohl durch die Dolmetſcher als die auf der In - ſel oft befindlichen Beamten ſuchte ich mir eine Freyheit zu verſchaffen, die ſonſt keinem Europaͤer ertheilt wird, naͤmlich auf dem Felde um die Stadt zu botaniſiren. Anfangs ſchien meine Bemuͤhung ziemlich zu gluͤcken, und ich erhielt wirklich die Erlaubniß des Gouverneurs; in kurzem aber wurde ſie wieder aufgehoben. Die Urſa - che davon war ſehr laͤcherlich. Die Japaner ſind in Ruͤck - ſicht auf die Europaͤer ſehr argwoͤhniſch, und der Statt - halter ſcheuet ſich ungemein, ihnen etwas zu bewilligen, wovon man vorher noch kein Exempel hat. Wie ich nun um Verſtattung botaniſcher Excurſionen anſuchte, ſahe man in den Tagebuͤchern nach, ob ein Hollaͤnder ir - gend vorher dergleichen Freyheit gehabt habe. Man fand, daß vor langer Zeit, als viele Krankheiten graſſirt, und es an Arzneymitteln zu fehlen angefangen hatte, ein Chirurgus in der Gegend der Stadt umher gewandert war, um dergleichen zu ſuchen, und bewilligte mein Ge - ſuch ohne Bedenken. Hernach aber bey genauerer Un - terſuchung zeigte es ſich, daß jener nur Unter-Feldſcher geweſen ſey, mir alſo als Ober-Feldſcher dergleichen Er - laubniß nicht zu Theil werden koͤnne. Ein ſo kleiner Um -26Erſte Abtheilung. ſtand iſt oft ſehr bedeutend in den Augen der Japaner, die mit dem moͤglichſten Eifer ihre Pflichten zu erfuͤllen ſuchen, und den Geſetzen ihres Regenten blinden Gehor - ſam leiſten, ohne in ihren Sinn einzudringen, ſie gehoͤ - rig zu erklaͤren, und nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde zu aͤndern oder neue zu machen. Fuͤr mich war jener Umſtand auch von nicht geringer Erheblichkeit. Von allen mir bisher zugeſtoßnen Widerwaͤrtigkeiten hatte ich keine ſo ſehr gefuͤhlt, als dieſe. Ich ließ indeſſen noch nicht alle Hoffnung ſinken, ſo ſehr ich mich auch graͤmte, daß der Herbſt vielleicht ungenutzt vorbey gehen wuͤrde. Mittlerweile munterte ich die Dolmetſcher, welche ich taͤglich in der Medicin und Chirurgie unterwies, auf, aus der ganzen Gegend von allen Gewaͤchſen, Blaͤtter, Blu - men und Samen zu bringen. Auch ſuchte ich ſo wohl ſie, als die Beamten zu uͤberzeugen, daß zwiſchen einem Ober - und Unter-Feldſcher wenig oder gar kein Unterſchied ſey, daß ein Ober-Feldſcher vorher Unter-Feldſcher gewe - ſen ſeyn muͤſſe, und daß, ſo bald jener ſterbe, dieſer ſo gleich ſeinen Platz einnehme. Dies wirkte ſo viel, daß ich die Verguͤnſtigung des Gouverneurs wieder bekam, aber ſo ſpaͤt, daß ich nicht eher, als im Anfange des Fe - bruars Gebrauch davon machen konnte.
Waͤhrend dieſer Zeit ſuchte ich mir einige Kennt - niß der Japaniſchen Sprache zu erwerben, obgleich dies ſcharf verbothen iſt, und die Schwierigkeiten dabey ge - genwaͤrtig weit groͤßer, als je vorher waren. Ich erkun - digte mich daher bey den Dolmetſchern, ob keine gedruck - ten Woͤrterbuͤcher oder andre Huͤlfsmittel dazu vorhanden waͤren. Nach vielem vergeblichen Nachfragen trieb ich endlich ein altes Lateiniſch-Portugieſiſch-Japaniſches Dictionnaire auf, wobey die Portugieſiſchen Geiſtlichen Calepinsbekanntes Lexicon zum Grunde gelegt hatten. 27Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. Das Titelblatt fehlte ganz, und ich konnte die Jahrzahl des Drucks nicht ausfindig machen. Aus der Vorrede aber ſahe ich, daß die Societas fratrum Europaeorum ſimul et lapanicorum es in Japangemeinſchaftlich aus - gearbeitet hatte. Das Buch war in Quart, auf Ja - paniſches Papier gedruckt, und enthielt außer dem Titel - blatte, und dem letzten Blatte, worauf die Druckfehler ſtanden, 906 Seiten. Es ſah alt aus, und war auch an einer Ecke etwas verbrannt. Einer der aͤlteren Dol - metſcher beſaß es als ein Erbſtuͤck von ſeinen Vorfahren in der Familie. Es mußte wohl eine gar große Raritaͤt ſeyn, weil weder ich noch der Hollaͤndiſche Chef auf kei - ne Art und fuͤr keinen Preis es durch Tauſch oder Kauf an uns zu bringen im Stande waren.
Nun einige topographiſche Nachrichten. Der Ha - fen von Nangaſakiiſt ungefaͤhr eine Meile lang, und vier Buͤchſenſchuͤſſe breit, und kruͤmmt ſich an der einen Sei - te etwas ins Land hinein. Er erſtreckt ſich von Suͤden nach Norden, hat Modergrund, und iſt ſo tief, daß die Schiffe ſich in der Naͤhe eines Flintenſchuſſes gegen die Factorey legen koͤnnen. Ebbe und Fluth iſt im Ha - fen ſehr ſtark. Die Berge umher ſind ſehr ſteil, und der Strand iſt abſchuͤſſig. Im Hafen trifft man eine Menge großer und kleiner Japaniſcher Fahrzeuge an, manchmahl uͤber hundert, die große Anzahl aus den um - her liegenden Gegenden dahin kommender Fiſcherboͤte un - gerechnet. Bey unſrer Ankunft fanden wir auch eilf Chineſiſche Fahrzeuge (lonke), die ſo dicht am Lande la - gen, daß ſie zur Zeit der Ebbe nur den Schlammgrund unter ſich hatten. Einige bekamen bald hernach ihre La - dung und ſegelten ab; aber ſieben blieben den Winter uͤber liegen. Jedes dieſer Fahrzeuge iſt gewoͤhnlich von einer großen Menge Leute beſetzt, manchmahl von ſieb -28Erſte Abtheilung. zig bis achtzig. Daher kommts, daß des Winters hier jaͤhrlich ungefaͤhr ſechs hundert Mann zuruͤck bleiben, die ſich auf einer zur Seite der Hollaͤndiſchen Factorey außer - halb der Stadt liegenden Inſel aufhalten. Der Hafen bey Nangaſakiiſt der einzige im ganzen Reiche, wo fremde Schiffe vor Anker gehen duͤrfen. Wird ein frem - des Schiff durch Sturm oder Ungluͤcksfaͤlle an die Japani - ſche Kuͤſte getrieben, oder iſt es genoͤthigt, anderswo einzu - laufen, ſo wird davon ſo gleich Bericht an den Hof zu Je - doabgeſtattet, und das Schiff nach Nangaſakigewieſen.
Die Stadt Nangaſakiiſt eine von den fuͤnf ſo ge - nannten Reichsſtaͤdten, und durch ihren Handel mit Auslaͤndern eine der anſehnlichſten Handelsſtaͤdte im Rei - che. Sie gehoͤrt dem weltlichen Kaiſer allein, die Ein - kuͤnfte aus derſelben fließen in ſeine Schatzkammer, und ein Statthalter uͤbt in ſeinem Nahmen den Oberbefehl darin aus. In ehemahligen Zeiten reſidirten hier zwey Gouverneure; heutiges Tages ſind zwar auch allezeit zwey beſtellt, aber nur einer iſt am Regiment, und ſie loͤ - ſen einander jaͤhrlich im October ab. Der dienſtfreye rei - ſet jedesmahl nach Jedo, und bringt ſeine muͤßige Zeit da - ſelbſt bey ſeiner Familie zu, die waͤhrend ſeiner Anweſen - heit zu Nangaſaki, allezeit als Unterpfand ſeiner Treue, da bleiben muß. Die jaͤhrliche Beſoldung eines Statthalters betraͤgt ungefaͤhr zehn tauſend Thaler, wozu noch manche außerordentliche Einnahme kommt. Indeſſen kann er, theils wegen der Geſchenke, die er bey Hofe machen muß, und andrer Ausgaben, die er da hat, theils wegen der Men - ge hoher und niedriger Bedienten, die er auf eigne Koſten halten muß, nicht viel davon eruͤbrigen. Der Gouverneur hat den hoͤchſten Befehl nicht nur in der Stadt, ſondern auch uͤber die beyden, die Hollaͤndiſche und die Chineſiſche, Factoreyen. Die Stadt ſelbſt iſt auf allen Seiten land -29Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. waͤrts mit hohen, nach dem Hafen ſich herab ſenkenden Bergen umgeben, und von ganz anſehnlichem Umfange.
Die Stadt iſt offen, und hat weder Wall und Graben, noch eine Citadelle. Die Gaſſen ſind krumm. Durch die Stadt gehen einige Kanaͤle, die das Waſſer von den umliegenden Bergen ſammeln und ableiten, und ſich ganz bis zum Hafen herab erſtrecken. An jedem Ende der Straßen iſt ein hoͤlzernes Thor, das zugeſchloſſen und dadurch alle Gemeinſchaft mit andern Straßen abgeſchnit - ten werden kann. Des Nachts ſind dieſe Thore allezeit verſchloſſen. Die Straßen ſind ſelten laͤnger als dreyßig bis vierzig Laden, und enthalten auch eben ſo viel Haͤuſer. Ueber jede Straße iſt ein Beamter zur Aufſicht angeſetzt, ſo wie auch jede Straße ein Haus hat, worin ihre Ge - raͤthſchaften zum Loͤſchen des Feuers aufbewahret werden. Die Haͤuſer ſind ſelten zwey Stockwerke hoch; das zwey - te Stockwerk iſt auch gemeiniglich niedrig. Das Stadt - regiment fuͤhren vier Buͤrgermeiſter, die eine hinlaͤngliche Anzahl Stadtbedienten von verſchiednem Rang und An - ſehen (Ottonas) unter ſich haben, und wodurch Ordnung und Sicherheit in ſo hohem Grade, daß man es bewun - dern muß, erhalten wird. Ehe die Portugieſen hieher kamen, war Nangaſakinur ein kleines Dorf; hernach aber hat es ſich dadurch, daß um des Handels willen im - mer mehr Leute dahin gezogen ſind, zu ſeiner jetzigen Groͤ - ße allmaͤhlig ausgedehnt.
Die Inſel Dezimawird von der Stadt an die Hol - laͤndiſche Compagnie vermiethet, und nur wie eine zur Stadt gehoͤrige Straße angeſehen. Die Stadt laͤßt da - her alle Wohnhaͤuſer auf derſelben bauen, unterhaͤlt ſie auch, und beſſert ſie, wenn ſie baufaͤllig ſind. Indeſſen muß jeder Bewohner auf ſeine Koſten Fenſterrahmen ein - ſetzen, und das Haus weißen laſſen, auch das Dach und die30Erſte Abtheilung. Waͤnde mit Tapeten verſehen, und andre Einrichtungen zu ſeiner Bequemlichkeit ſelbſt machen laſſen. Die Inſel haͤngt mit der Stadt und dem feſten Lande zuſammen, und iſt bey niedrigem Waſſer bloß durch einen Graben da - von getrennt; nur bey hohem Waſſer iſt ſie eine Inſel. Gemeinſchaft mit der Stadt hat ſie vermittelſt einer Bruͤ - cke. Ihre Groͤße iſt unbetraͤchtlich; ſie hat etwa 600 Fuß in die Laͤnge und 240 in die Breite. Rund umher iſt ſie mit einer Planke eingeſchloſſen. Sie hat zwey Tho - re, eins nach der Stadt bey der Bruͤcke, das andre nach der See. Dies letztere wird nur an ſolchen Tagen geoͤff - net, da das Schiff geloͤſcht oder geladen wird; das erſte - re wird am Tage ſtets von einer Anzahl Japaner bewacht, und des Nachts zugeſchloſſen. Zugleich ſteht ein Wach - haus dabey, worin die Ein - und Ausgehenden viſitirt werden. Laͤngs am Strande ſind zu beyden Seiten ver - ſchiedne Packhaͤuſer und Krankenhaͤuſer fuͤr die Compa - gnie, und mehrere Haͤuſer zur Wohnung fuͤr ihre Bedien - ten angelegt. Dieſe ſind zwey Stockwerke hoch, wovon nur das obere bewohnt, das untre aber zu Buden, Staͤl - len und ſtatt andrer Nebengebaͤude gebraucht wird. Zwi - ſchen dieſen Haͤuſern laufen zwey Gaſſen hin, die ſich in der Mitte durchkreutzen. Außer den großen feuerfreyen Packhaͤuſern ſind die Gebaͤude alle von Fachwerk mit Lehm, mit Ziegeln gedeckt, und nach Landesſitte mit pa - piernen Fenſtern, und Strohmatten auf dem Fußboden verſehen. In neuern Zeiten haben einige von Bataviaentweder kleine Glasfenſter oder einzelne Fenſterſcheiben mitgebracht, um ihren Zimmern mehr Licht zu geben, und Ausſicht zu bekommen. In der Naͤhe des Waſſerthors ſtehen allerhand Geraͤthſchaften zum Feuerloͤſchen bereit. Am andern Ende iſt ein Luſt - und Kuͤchengarten, und ein, zwey Stockwerke hohes, anſehnliches Luſthaus befindlich. 31Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. Zur ſteten und genauen Aufſicht auf die Hollaͤnder ſind verſchiedne Beamte, Dolmetſcher und Leute zur Wache beſtellt. In drey Ecken ſtehen Wachhaͤuſer, worin roaͤh - rend der Zeit, da die Schiffe auf der Rhede liegen, Wa - che gehalten wird; nach ihrer Abreiſe wird bloß eins da - von gebraucht. Die Wache geht wie eine Nachtwache, nicht nur bey Nachtzeit, ſondern auch am Tage, ver - ſchiedne Mahl auf der Inſel herum. Die Dolmetſcher haben ein anſehnliches Haus, das ihr Collegium genannt wird, und wo die Handelszeit uͤber, eine betraͤchtliche An - zahl, aber wenn keine Schiffe da ſind, einer oder zwey, taͤglich ſich aufhalten, die alle vier und zwanzig Stunden von andern ordentlich abgeloͤſet werden, welches gemeinig - lich Nachmittags geſchieht, damit die Abgehenden vor Abend zu Hauſe kommen koͤnnen. Ein andres Haus iſt fuͤr die Ottona (der Nahme ſagt ungefaͤhr ſo viel als Rapportir-Buͤrgermeiſter), deren ſich, ſo lange die Han - delszeit waͤhrt, mehrere hier verſammeln, außerdem aber nur einer oder zwey da ſind. Sie werden, wie die Dol - metſcher, abgeloͤſet; ſie haben die Aufſicht auf alles, was auf der Inſel vorgeht, und muͤſſen dem Gouverneur Be - richt davon abſtatten. In dem kleinen Bezirke dieſer In - ſel muͤſſen uͤbrigens die Hollaͤnder ihre Zeit zubringen: ei - ne Einſchraͤnkung, die denen, welche das Jahr uͤber hier bleiben, nicht wenig laͤſtig iſt.
Um die Stadt her auf den Anhoͤhen und an den ſchoͤn - ſten Stellen ſtehen Tempel in großer Menge. Bey den Doͤrfern und Hoͤfen in der Nachbarſchaft der Stadt fin - det man meiſt auf den Anhoͤhen und am Wege eine große Menge in die Hoͤhe ſtehender Grabſteine von allerhand Ge - ſtalten. Man ſagte mir, jedem Verſtorbenen werde ein ſol - cher Leichenſtein errichtet. Vor dieſen Steinen fand ich oft ein oder zwey dicke Bamboroͤhre hingeſetzt, die mit Waſſer,32Erſte Abtheilung. laub oder Blumen angefuͤllt waren. Die Steine ſind zum Theil roh, ſehr haͤufig aber mit Kunſt gehauen, theils mit, theils ohne Inſchrift, dieſe letztern auf eini - gen vergoldet, auf andern nicht. Der vielen in die Hoͤhe ragenden Grabſteine wegen kann man dieſe Begraͤbniß - plaͤtze oft in ſehr weiter Entfernung ſehen. — An den Wegen traf ich auch hie und da große ausgegrabene Loͤcher an, worin der Landmann den Urin und den Unrath des Viehes ſammelt. Dergleichen ſammelt man hier mit vie - ler Sorgfalt, um hernach den Acker damit zu duͤngen, verurſacht aber dadurch den Vorbeypaſſirenden einen haͤß - lichen und nicht ſelten unausſtehlichen Geſtank.
In den Gaͤrten in und vor der Stadt fand ich verſchiedne Europaͤiſche Kuͤchengewaͤchſe, die man hier bauet, und wovon ich bereits einen Theil an Bord des Hollaͤndiſchen Schiffes und nach der Factorey hatte brin - gen ſehen: rothe Ruͤben, die hier roͤther ſind, als ich ſie irgend ſonſt außer Europageſehen habe; Moͤhren oder gelbe Wurzeln; Fenchel, Dill, A[ni]s, Peterſilie; Spar - gel; verſchiedne Sorten Zwiebeln, als Porre, Zipollen; Ruͤben; Lactuc, Cichorien, Endivien, und mehrere andre.
Da Amtsgeſchaͤffte fuͤr mich ſehr ſelten vorfielen, brachte ich meine Zeit mit Sammlung, Unterſuchung und Aufbewahrung von Inſekten und Gewaͤchſen, in dem Umgange mit den Dolmetſchern, und, als ich erſt Er - laubniß dazu hatte, mit Botaniſiren zu. Die Dolmet - ſcher nahmen bey mir Unterricht in verſchiednen Wiſſen - ſchaften, beſonders in der Kraͤuterkunde und der Arzney - kunſt. Mir machte dieſe Beſchaͤfftigung Vergnuͤgen, und ſie bewieſen ſich als wißbegierige und gelehrige Schuͤler. Verſchiedne von ihnen hatten unter meiner Anfuͤhrung eine ausgebreitete und eintraͤgliche Praxis in der Stadt. Eini - ge brachten mir verſchiedne ſchoͤne, ſeltne, mir bis dahinganz33Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. ganz unbekannte, und dieſem Lande eigne Gewaͤchſe, die ſie theils ſelbſt geſammelt, theils durch ihre Freunde aus den inneren Provinzen bekommen hatten. Zugleich ver - ſchaffte ich mir durch ihre Huͤlfe allmaͤhlig zuverlaͤſſige Nachrichten, die Regierung, Religion, Sprache, Sit - ten, Haushaltung des Volks und dergleichen betreffend. Auch erhielt ich durch ſie unterſchiedliche Buͤcher und an - dre Seltenheiten.
Im October und November herrſchten ſo wohl auf dem Schiffe, als zu NangaſakiDiarrhoͤen mit ſtarkem Stuhlgangszwang (Teneſmus). Unter dem Schiffs - volke entſtand dieſe Krankheit von der ſtarken Tageshitze und naͤchtlichen Kaͤlte. In der Stadt kam noch eine Urſache hinzu, naͤmlich das haͤufige Eſſen der Perſimone oder Kaki (Diospyros Kaki), die um dieſe Jahrszeit reif iſt und verkauft wird, angenehm ſchmeckt und mit gelben Pflaumen Aehnlichkeit hat.
Nicht lange nach meiner Ankunft betraf mich ein unvermutheter Unfall, der anfangs von keiner Bedeu - tung zu ſeyn ſchien, aber doch viel Laͤrm, und mir viel Verdruß verurſachte. Da zu Bataviameine Umſtaͤnde mir nicht erlaubt hatten, mir einen eignen Sklaven zu kaufen, und nach Japanmitzunehmen, war einer von den Supercargeuren ſo gefaͤllig, mir einen von ſeinen Sklaven ſo lange zu leihen, bis er uͤbers Jahr wieder hie - her kommen wuͤrde. Dieſer Kerl, welcher zu Bataviaeine Frau zuruͤck gelaſſen, und ſich bis jetzt mit der Hoff - nung geſchmeichelt hatte, dies Jahr zu Hauſe zu reiſen, und die Seinigen zu ſehen, wurde hieruͤber ſehr mißver - gnuͤgt und zuletzt milzſuͤchtig. Endlich fiel ihm ein ſich zu verſtecken, und er verſchwand, ohne daß jemand wußte, wo er geblieben waͤre, oder was ihn dazu angetrieben ha - ben moͤchte. Anfangs ließen wir ihm durch die andernThunbergs Reiſe 2. Bandes 1. Theil. C34Erſte Abtheilung. Sklaven nachſuchen, aber wir konnten ihn nicht auffin - den. Am folgenden Tage ſpuͤrten die Dolmetſcher und die uͤbrigen auf der Inſel befindlichen Japaner ſelbſt ihm noch genauer nach, aber auch vergeblich. Am dritten Tage kam endlich auf Befehl des Gouverneurs aus der Stadt eine große Menge Dolmetſcher, Ober - und Un - ter-Banjoſen, nebſt vielen andern Leuten, um noch ge - nauere Nachſuchung anzuſtellen. Auch dieſe fanden ihn nicht eher, als gegen Abend, und zwar in einem alten Packhauſe. Haͤtte man ihn heute noch nicht angetroffen, ſo waͤre am folgenden Tage auf Befehl des Statthalters noch ſtrengere Viſitation uͤber die ganze Inſel und in allen Zimmern der Haͤuſer angeſtellt worden. Waͤre auch dies umſonſt geweſen, ſo wuͤrde uͤber das ganze Land der Be - fehl ergangen ſeyn, den Entlaufnen aufzuſuchen, und die Sache haͤtte nach Hofe muͤſſen berichtet werden. Von einem ſo geringen Vorfalle machen die Japaner gewalti - ges Aufheben, aus Furcht, es moͤchte ſich jemand ins Land einſchleichen, welches doch kaum auf irgend eine Art moͤglich iſt. Der Sklave wurde hernach mit Stockſchlaͤ - gen beſtraft und in Ketten geſchloſſen, und damit war der ganze große Laͤrm zu Ende.
Den 24. October wurde das Hollaͤndiſche Schiff von der Stadt nach dem ſo genannten Papenbergege - bracht. Hier ſollte es vor Anker liegen und den ruͤckſtaͤn - digen Theil der Ladung einnehmen. Meine Obliegenheit brachte es mit ſich, mitzugehen und an Bord zu bleiben, bis mein Vorgaͤnger, der hernach mit dieſem Schiffe nach Bataviagehen ſollte, mich abloͤſen wuͤrde. Es wird naͤmlich, einige Tage nachdem das Schiff bey ſeiner Ankunft im Hafen ſich vor Anker gelegt hat, vom Statt - halter der Tag feſt geſetzt, da es wieder abſegeln ſoll. Die - ſer Befehl muß ſchlechterdings befolgt werden, und wenn35Reiſe von Batavianach Japan, u. ſ. w. der Wind auch noch ſo ſtark, oder gar Sturm iſt, muß das Schiff dennoch ohne Einwendung hinaus. Wir hatten heute auch in der That widrigen Wind, der ſo heftig wehete, daß das Schiff mit mehr als hundert gro - ßen und kleinen Boͤten hinaus bogſirt werden mußte. Alle dieſe, in verſchiedne lange Reihen geſtellten, kleinen Fahr - zeuge, die ein ungeheuer großes Schiff durch Huͤlfe lan - ger Taue fortſchleppten, gaben einen gar ſonderbar auf - fallenden Anblick; luſtig war dabey das aufmunternde Freudengeſchrey der mehreren hundert Japaner, die jene Boͤte ruderten.
Ehe das Schiff die Rhede verlaͤßt, wird das zu An - fange ihm abgenommene Schießpulver, Gewehr und Buͤcherkaſten wieder ausgeliefert. Auch werden die Kran - ken aus dem Hoſpitale vorher aufs Schiff gebracht. Mitt - lerweile das Schiff ausſegelt, werden die Kanonen geloͤſet, um die Stadt und die Factorey, und hernach die beyden Kaiſerlichen Wachen zu ſalutiren.
Unter dem Papenbergeliegen auch die Chineſiſchen Fahrzeuge vor Anker, nachdem ſie einen Theil ihrer La - dung eingenommen haben, bis ſie mit gutem Winde ab - ſegeln koͤnnen.
Waͤhrend der Zeit nun, da das Schiff hier liegen blieb, wurde der uͤbrige Theil des Kupfers und des Kam - pfers, wie auch die den Privat-Perſonen gehoͤrigen Waa - ren und andere Sachen umgeladen. Dies geſchieht aber nur einen Tag um den andern. Alsdann muͤſſen ſo wohl die Japaniſchen Beamten als die Dolmerſcher dieſen, eine ganze Meile langen Weg zu Waſſer machen, um auf dem Schiffe zugegen zu ſeyn. Hier wird auch das, was das Schiff auf der Ruͤckreiſe gebraucht, beſonders Waſ - ſer in Menge, eingenommen. Wachſchiffe liegen auch hier, um auf die Hollaͤnder ein Auge zu haben; groͤßten -C 236Erſte Abtheilung. theils aber doch in ziemlicher Entfernung. Und da in dieſer Gegend verſchiedne große und kleine Inſeln liegen, ſo duͤrfen die Hollaͤnder, ohne von den Japanern daran gehindert zu werden, mit ihrer Schaluppe, die ſie nun - mehr auch wieder bekommen haben, ſich zu ihrem Ver - gnuͤgen mit[derſelben] hinrudern laſſen. Verweilen ſie aber lange daſelbſt, beſonders auf den großen unter dieſen