PRIMS Full-text transcription (HTML)
[I]
Praktiſche Anweiſung zum Teichbau
Fuͤr Foͤrſter, Oekonomen und ſolche Perſonen, die ſich weniger mit der Mathematik abgeben.
Mit 4 Kupfertafeln.
Leipzig,bei Gerhard Fleiſcher dem Juͤngern.1798.
[II][III]

Vorrede.

Es fehlt zwar keinesweges an Schriften, in denen bereits der Teichbau weitlaͤuftig bearbei - tet iſt; allein in den meiſten derſelben hat man ſich hautpſaͤchlich auf die Theorie einge - ſchraͤnkt, das wirkliche Praktiſche dagegen mehr aus den Augen gelaſſen. Solche Werke ha - ben allerdings ihren Werth, aber die Anzahl der Leſer, die ſie anſchaffen, verſtehn, und brauchen, iſt in der That nur klein, da ſie theils zu koſtbar, theils zu ſchwer, theils zu wenig praktiſch ſind. Wie haͤufig indeſſen Teiche von Perſonen angelegt werden, die ſich weder mit jenen tiefen Theorien abgeben, noch vom Praktiſchen ſelbſt etwas verſtehen, z. E. von Foͤrſtern, Oekonomen, u. ſ. w. iſt nur zu bekannt. Fuͤr dieſe iſt daher die gegenwaͤr - tige Schrift beſtimmt, in der ſowohl auf das Noͤthigſte aus der Theorie, als auch beſondersaufIVVorrede.auf das Praktiſche, Ruͤckſicht genommen iſt. Gruͤndlichkeit und Deutlichkeit ſind in derſel - ben durchgehends beabſichtigt, und zu dem Ende iſt hie und da manches aus der Natur - lehre ꝛc. eingefloſſen, das fuͤr geuͤbtere Leſer freilich wegbleiben konnte.

In wie weit die Arbeit gelungen iſt, uͤber - laſſe ich dem Urtheil des unpartheiiſchen Pu - blikums, dem hier der Geſichtspunct gezeigt wird, aus dem die Schrift beurtheilt wer - den muß. Weit entfernt zu glauben, daß das Buch ganz vollkommen ſeyn werde denn kein Sterblicher lieferte je etwas ganz Voll - kommenes werden mir angezeigte Verbeſ - ſerungen, oder Abaͤnderungen ſachkundiger angeſehener Maͤnner, jederzeit ſehr angenehm ſeyn, vorausgeſetzt, daß man nicht von der Hoͤflichkeit abweicht und ſichs zum Zweck macht, Perſonalitaͤten und Grobheiten mit gelehrten Sachen zu verwechſeln.

Der Verfaſſer.

[1]

Praktiſche Anweiſung zum Teichbau.

Teichb. A[2][3]

Erſte Abtheilung. Vorerinnerungen und allgemeine Betrachtungen uͤber Teiche, die dazu gehoͤrigen Anlagen, und mancherlei zu erwaͤgende Umſtaͤnde.

§. 1.

Das Wort Teich bedeutet einen Waſſerbe - haͤlter. Gewoͤhnlich ſetzt man bei dieſem Worte mehr eine anſehnliche, als geringe, Groͤße des Waſ - ſerbehaͤlters voraus. Wie viel Flaͤchen - oder Kubic - Inhalt indeſſen ein Teich haben muͤſſe, um eigentlich dieſen Nahmen zu fuͤhren, iſt bis itzt noch nicht ausgemacht; doch muß er wol zum wenigſten einem halben thuͤringiſchen Waldmorgen, oder 80 Qua - drat-Ruthen, an Flaͤchen-Inhalte gleich kommen, ſonſt wuͤrde man ihn, wegen ſeiner geringen Groͤße, ſpottweiſe eher einen Sumpf oder Pfuͤtze, als Teich nennen. An mehrern Orten ſind die ſo ge - nannten Pferdeſchwemmen von der Art, daß ſie unter dieſe Pfuͤtzen gehoͤren.

A 2Klei -4

Kleinere Waſſerbehaͤlter, vorzuͤglich zum Be - hufe der Fiſcherei angelegt, nennt man Heller, welcher Nahme durch Abkuͤrzung des Worts, Be - haͤlter, entſtanden ſeyn mag. In Staͤdten legt man auch wol Baſſins, Ciſternen, oder Archen an, um dem Waſſermangel abzuhelfen, welche ſaͤmtlich noch kleiner als die vorgenann - ten zu ſeyn pflegen. So wol dieſe, als auch die Heller, liegen zwar außer den Grenzen dieſes Bu - ches, demohnerachtet aber werden viele der unten folgenden Regeln auch bei ihnen anwendbar ſeyn, und dazu dienen, richtige Urtheile uͤber ſolche An - lagen faͤllen zu koͤnnen.

§. 2.

Teiche duͤrfen keinesweges mit Deichen ver - wechſelt werden, von denen ſie weſentlich verſchie - den ſind. Man verſteht nemlich im Niederſaͤchſi - ſchen unter Deichen, aufgefuͤhrte Waͤlle, welche Waſſerfluthen und Ueberſchwemmungen abhalten ſollen. Deiche ſind alſo nichts anders als Daͤmme, und zwar von Teich-Daͤmmen in Anſehung ihrer Zwecke verſchieden. Jene nemlich ſollen Waſſer nur abhalten, und gegen ihre Gewalt ſichern, dieſe hingegen ſollen Waſſer ſammeln helfen. Den Nahmen Daͤmme giebt man zwar auch Erhoͤhun - gen, die in moraſtigen, ſumpfigen, oder ſonſt durch das Erdreich unwegſamen Gegenden gemacht ſind, (wohin die Chauſſeen gehoͤren) um mittelſt ihrer bequemer und ſicherer reiſen zu koͤnnen. Indem5dem Folgenden aber wird insbeſondere von den Daͤmmen in ſo weit die Rede ſeyn, als ſie blos bei dem Teichbau unentbehrlich ſind.

§. 3.

Der Teichbau uͤberhaupt begreift die Anlage und Erbauung der Teiche in ſich. Da dieſe nach §. 1. Waſſerbehaͤlter ſeyn ſollen, ſo er - fordern ſie leere Raͤume oder Vertiefungen, welche geſchickt ſind, Waſſer zu faſſen und auch zu be - halten. In Anſehung dieſer Vertiefungen kann man ſich zweierlei Faͤlle denken. Entweder die Natur ſelbſt hat ſolche Vertiefungen gebildet, in de - nen eine betraͤchtliche Menge Waſſers ſchon fuͤr ſich ſtehen bleiben kann, oder es wird menſchliche Kunſt erfordert, ſolche verſchloſſene leere Raͤume zu bil - den; die erſtern koͤnnte man natuͤrliche Teiche nennen, und ſie gleich als ſolche benutzen, wenn ihr Gebrauch nicht zu eingeſchraͤnkt waͤre; die letztern wuͤrden dagegen den Nahmen kuͤnſtliche bekom - men. Zu jenen gehoͤren die bekannten Erdfaͤlle, und andere ausgewaſchene Senken, deren Mitte betraͤchtlich tiefer liegt, als die Raͤnder, die ſie umgeben. Zu dieſen ſchicken ſich beſonders die Thaͤler ſehr gut. Man bedient ſich der Thaͤler deſto haͤufiger, je weniger man auf Erdfaͤlle und Senken Ruͤckſicht nimmt, da ſolche den Thaͤlern in Anſehung des Nutzens gemeiniglich weit nach - ſtehen.

Um6

Um die Thaͤler zu verſchließen, und dem Waſſer das Ablaufen zu verwehren, bedient man ſich der Daͤmme, die man queer durch die Thaͤler hindurch fuͤhrt, und dadurch das Waſſer mit Ge - walt noͤthigt, zu einer uns beliebigen und moͤgli - chen Hoͤhe anzuſteigen, und ſich anzuſammeln. Dies kann aber nie gerade zu, und ohne einige Vorbereitung oder Nebenarbeiten geſchehen. Unter dieſe gehoͤrt zum Beiſpiel die Unterſuchung und Befeſtigung des Grundes und der Seiten, auf welche das Waſſer und der Damm zu ruhen kom - men ſoll, und gegen die Waſſer und Damm wir - ken. Man hat ferner noch zu bemerken, ſelbſt ein geſammelter Waſſervorrath wuͤrde, ohne beliebig vermindert oder vergroͤßert werden zu koͤnnen, (es verſteht ſich, ſo weit es die Moͤglichkeit geſtattet,) nur wenig oder wol gar keinen Werth fuͤr uns ha - ben, dagegen aber vielleicht Beſorgniß zu Schaden geben. Hieraus ergiebt ſich die Nothwendigkeit der Waſſerabzuͤge bei den Teichen.

Nun koͤnnte zwar noch ein Fall vorkommen, der unter den vorigen noch nicht begriffen waͤre, nem - lich der, wo man blos durch Ausgrabung einer Erdflaͤche einen Teich machen wollte. Doch die vielfaͤltigen Schwierigkeiten, die hiebei vorfal - len, beſonders in Betreff der Waſſerabzuͤge,[ma - chen] dieſen Fall aͤußerſt rar. Die Ausgrabung wird daher bei Teichen nur dazu beſonders ange - wandt, um in einem Thale ꝛc. die Unebenheitenweg -7wegzuſchaffen, oder eine etwanige Vertiefung um etwas zu vergroͤßern.

Der Teichbau beſchaͤftigt ſich demnach vor - zuͤglich mit der Anlage und Erbauung der Daͤmme, Waſſerabzuͤge, und der Bearbeitung des Teichgrundes und ſeiner Seiten. Die Teich - baukunſt iſt alſo die Wiſſenſchaft Teiche anzu - legen und zu erbauen.

Die Seiten eines Teiches nennen mehrere Prak - tiker auch die Widerlagen, weil ſie einiger - maßen den Daͤmmen als ſolche dienen. Der Bo - den, auf den das Waſſer und der Damm aufzu - ruhen kommt, heißt der Teichgrund; nach Andern hat er auch wol den Nahmen Teich - ſohle. Doch ſcheint die erſtere Benennung die richtigſte zu ſeyn. Diejenige Erdflaͤche, auf wel - cher blos der Damm aufruht, heißt die Damm - ſohle. Endlich nennt man den leeren Raum, den ein durch einen Damm verſchloſſenes Thal bildet, ſo weit das Waſſer in ihm zu ſtehen kommt, Teichraum.

§. 4.

Fragte man: worauf man hauptſaͤchlich bei jedem Teiche ſein vorzuͤglichſtes Augenmerk zu richten habe? ſo laͤßt ſich ohne Schwierigkeit ant - worten: Der Zweck, die Lage und der Bau deſſelben ſind diejenigen Stuͤcke, welche vorzuͤglich Aufmerkſamkeit verdienen.

Zie -8

Ziehen wir alſo den Zweck der Teiche zuerſt in Betracht, ſo muß ſich Jeder dabei gleich be - ſcheiden, daß am Ende dieſer Umſtand gaͤnzlich auf der Willkuͤhr des Bauherrn beruhe. Jedoch dieß bei Seite geſetzt, ergiebt ſich, daß alle Ent - zwecke der anzulegenden Teiche, entweder in dem Vergnuͤgen zu ſuchen ſind, das ſie befoͤrdern ſol - len, oder in den oͤconomiſchen Abſichten, welche dabei ſtatt finden. Endlich kann beides zugleich geſucht werden, ſowohl Vergnuͤgen als Nutzen. Die oͤconomiſchen Abſichten ſind ſehr mannigfal - tig. Muͤhlen bringen oͤfters viel ein, und ſind uͤberall eine unentbehrliche Sache. Gleichwol finden ſich nicht an jedem Orte Baͤche, die zu allen Zeiten Waſſer genug lieferten, Muͤhlen gehoͤrig zu betreiben. Bergwerke, Schmelz - und Eiſenhuͤt - ten, vielerlei Fabriken, u. ſ. w. machen Maſchinen von mancherlei Art nothwendig, deren vortheilhaf - ter Gang allerdings auch mit auf einer hinreichen - den und ununterbeochen vorhandenen Waſſermenge beruht. Die Fiſcherei iſt ebenfalls eine nicht gleich - guͤltige Sache. Nach Oertern, wo es gaͤnzlich am Waſſer fehlt, muß es nicht ſelten durch koſt - bare Waſſerleitungen hingefuͤhret werden, weil man auf Quellen nicht allemal ſicher rechnen darf, da ſolche oftmals im Sommer rein austrocknen, im Winter aber leicht ausfrieren. Man ſieht alſo, daß die Entzwecke der aus oͤconomiſchen Abſichten anzulegenden Teiche, theils in den Vortheilen der Fiſcherei, theils im Nutzen der Maſchinen,theils9theils in der Sicherung gegen Waſſermangel zu ſuchen ſind.

Die mancherlei Abſichten der zum bloßen Ver - gnuͤgen angelegten Teiche weitlaͤuftig anzufuͤhren, ſcheint uͤberfluͤßig zu ſeyn, zumal da der Sinn fuͤr Vergnuͤgungen, und die Art und Weiſe ſich ſolche zu machen, bei der ſo mannigfaltigen Denkungsart der Menſchen, ſo aͤußerſt verſchieden ſind und bleiben muͤſſen.

§. 5.

Der Zweck bei einem anzulegenden Teiche mag ſeyn welcher er will, ſo wird wofern er nur vernuͤnftig iſt, immer ſowol die Groͤße des Teiches, um eine proportionirte Waſſermenge darin ſammeln zu koͤnnen, als auch die Lage deſ - ſelben, nach dieſem Zwecke beſtimmt werden muͤſ - ſen. In Anſehung der Groͤße, welche dem Teiche gegeben werden ſoll, merke man: nach Regeln, die unten folgen, kann man fuͤr jedes gegebene verſchloſſene Thal, oder eine ſonſtige Vertiefung, ziemlich genau durch Rechnung die Waſſermenge finden, die von ſelbigem gefaßt werden kann. Wir bemerken deshalb hier blos dieß, daß ſie ſich aus der Hoͤhe des Waſſerſtandes und der Flaͤche des Teichſpiegels ergiebt. Nun haͤngt aber dieſe Spiegelflaͤche von der Weite des Teichraumes ab, die Tiefe hingegen von der Nei - gung, welche das Thal gegen die Horizontallinie hat. Laͤnge und Hoͤhe der Daͤmme werden alſoauch10auch durch die verlangte Waſſermenge, und durch die g[e]gebene Weite und Tiefe der Thaͤler beſtimmt; zuletzt haͤngen ſie alſo gleichfalls von dem vorge - faßten Zwecke ab.

§. 6.

Was aber die Lage der Teiche betrifft, ſo iſt dieß[e]in gleich wichtiger Gegenſtand, der bei kei - nem Teiche uͤberſehen werden darf, und es iſt uͤberaus viel daran gel[e]gen, die Lage des Teiches ſo vortheilhaft als moͤglich zu waͤhlen; denn Zeit und Koſtenaufwand ſtehn mit ihr in ſehr genauer Verbindung.

Teiche ſollen dazu dienen, einen betraͤchtlichen Waſſe[r]vorrath zu faſſen, den man nach Belieben ſparen und abzapfen kann. Man wird nicht ſo - gleich jeden Ort zu dieſer Abſicht voͤllig tauglich finden, da die Beſchaffenheit der Erdoberflaͤche ſo ſehr verſchieden iſt. Sie zeigt ſich daher den Ab - ſichten des Bauherrn mehr oder minder guͤnſtig, je nachdem ſie viel Muͤhe und Koſten erſpart, oder ſie vergroͤßert und druͤckender macht. Man muß alſo hiebei Natur und Kunſt zu vereinigen ſuchen. Je einfacher, ſchneller und minder koſt - ſpielig dieß geſchehen kann, deſto gluͤcklicher muß man ſich ſchaͤtzen, und deſto vortheilhafter er - reicht man ſeinen Zweck.

Die Lage der Teiche richtet ſich beſonders nach folgenden zwei Stuͤcken: nach der Abſicht des Bauherrn, und nach dem gegebenen Terrein, dasman11man benutzen ſoll. In Anſehung der Abſicht des Bauherrn muß der Teich ſo liegen, daß man zu - voͤrderſt ſeinen Hauptzweck durch ihn beſtmoͤglichſt erreiche. Iſt dieſer Forderung Genuͤge gethan, ſo muß der Teich ferner ſo gelagert werden, daß man außer dem Hauptzwecke, auch die vorzuͤglichſten Nebenzwecke durch ihn erreichen koͤnne. Die letz - tern muͤſſen jedoch natuͤrlich dem erſtern weichen.

Ohnſtreitig begreift der Hauptzweck beſon - ders auch dieſes, daß man gehoͤrig dafuͤr Sorge trage, daß der Teich die vorgeſchriebene und benoͤ - thigte Waſſermenge nicht allein gut faſſen und be - halten moͤge, ſondern daß man auch fuͤr den neu anzulegenden Teich ſo viel Zufluß von friſchem und ſolchem Waſſer habe, als man dereinſt brauchen wird; ferner daß der Zufluß auch zur be - ſtimmten Zeit da ſeyn, ingleichen ununterbro - chen ſo folgen koͤnne, wie man es wuͤnſcht und noͤthig hat.

§. 7.

Um die Nebenzwecke zu erreichen, hat man ſeine Aufmerkſamkeit beſonders dahin zu richten, daß man die aus einem Teiche herausgehenden Waſſer, ſo vielmal als es nur geſche - hen kann, anderwaͤrts noch benutzen moͤge. Dieß wird deſto leichter und richtiger bewerkſtel - liget, wenn man vor allen andern Arbeiten erſt eine Unterſuchung des Gefaͤlles voran gehen laͤßt. Aus dieſer Unterſuchung ergiebt ſich ſogleich,ob12ob und wie man das Waſſer auf mancherlei Art nutzen koͤnne. Die Befolgung dieſer Vorſichts - regel wird allen andern Anlagen, die bei Teichen liegen, ſie mogen des Waſſers benoͤthigt ſeyn, oder es entbehren konnen, ſie moͤgen bereits ſchon fertig da ſtehen, oder noch erſt in der Folge vielleicht gemacht werden, ſehr viel Vortheil bringen.

Da, wo man mehrere Teiche beiſammen an - legt, muß man beſonders ſich bemuͤhen, die Waſſer aus dem einen Teiche leicht, oder doch gewiß in den oder die andern bringen zu koͤnnen. Zum wenigſten muß dieß, wenn es von den tiefſten Puncten der Striegel nicht geſchehen kann, doch von den Fluthbetten hinweg moͤglich ſeyn. Auf dieſe Art wird alles Waſſer benutzt, das in den Teichen geſammelt worden, oder bei Waſſermenge uͤberfluͤßig vorhanden iſt, und widrigenfalls unbenutzt vorbei laufen wuͤrde. Eben dieß gilt auch von Waſſerleitungen. Bei - ſpiele von vortrefflich eingerichteten und mit wah - rer Oeconomie angelegten Waſſerleitungen findet man im Erzgebuͤrge und auf dem Oberharze. Letz - terer hat hierin beſonders dem um den Oberharz ſehr verdienten Oberbergmeiſter, Herrn Stelzner, einem wuͤrdigen Greiſe, viel zu danken.

Endlich hat man noch dieſes zu bemerken, ob nicht vielleicht ein einziger anzulegender Teich, der freilich anfangs betraͤchtliche Koſten machen kann, andere in Zukunft vorzurichtende Waſſerleitungen und Teiche, ganz und gar entbehrlich machen koͤnne,oder13oder doch wenigſtens die Anzahl, Laͤnge und Groͤße derſelben betraͤchtlich verringern duͤrfte. Kaͤmen z. E. mehrere Teiche, die man noch anzulegen genoͤthigt werden moͤchte, in der geſammten Ko - ſtenſumme noch nicht voͤllig ſo hoch zu ſtehen, als ein einziger großer Teich, welcher die an - dern entbehrlich machte, weil er gleiche Dienſte thaͤte, ſo iſt es ſchon um deswillen rathſamer, einen einzigen großen Teich zu bauen, weil dieſer weni - ger Aufſicht erfordert, und weil bei einem einzigen nicht ſo viele Reparaturen ſtatt finden, als bei vie - len kleinern. Da, wo Maſchinen durch Waſſer getrieben werden ſollen, verdient dieß ſtarke Be - herzigung; da hingegen, wo die Teiche blos um der Fiſcherei willen erbauet werden, ſind mehrere und minder große nuͤtzlich. Dieß muͤſſen die jedes - maligen Umſtaͤnde ſelbſt naͤher zeigen, und desfalls den Ausſchlag in der Wahl geben.

§. 8.

Die Fiſcherei iſt unſtreitig ein Hauptaugen - merk bei den mehreſten Teichen. Es ſey alſo ver - goͤnnt einiges daruͤber anzufuͤhren.

Die Fiſcherei wird in die zahme und wilde eingetheilt. Die letztere hat in Seen, Fluͤſſen und Baͤchen, die erſtere in Fiſchteichen ſtatt. Bei der zahmen nimmt man vorzuͤglich auf Karpfen Ruͤck - ſicht. Die Fiſchteiche zerfallen aber in dreierlei Arten, die ihrer Groͤße nach in gehoͤrigen Verhaͤlt - niſſen ſtehen muͤſſen; in Laich -, Streck - undBeſatz -14Beſatz-Teiche. In erſtern ſoll die Brut der Fiſche erzeugt werden, in den andern wird die erzeugte Brut einige Zeit aufbewahrt, bis ſie die zum Verſetzen gewoͤhnliche und benoͤthigte Groͤße hat. Die letztere Art Teiche ſoll dazu dienen, Fiſche, die aus den Streckteichen in ſie verſetzt ſind, vollends bis zu einer beſtimmten Groͤße in ihnen auswach - ſen zu laſſen. Die Beſatzteiche ſind wieder Dorf - Feld - und Waldteiche, je nachdem ſie in Doͤrfern, Feldern und Waͤldern liegen. Aus der verſchiedenen Beſetzung der Beſatz - und Haupt - teiche entſteht dann die 1, 2, oder 3jaͤhrige Fi - ſcherei, je nachdem die Fiſche 1, 2, oder 3 Jahre in den Beſatzteichen ſtehen und wachſen muͤſſen. Die oben §. 1. angefuͤhrten Heller machen einen Anhang der Wachs - oder Beſatzteiche aus. Man ſetzt nemlich die aus den Streck - oder aus den Beſatzteichen herausgenommenen Fiſche, in ſelbige bis zum Verſpeiſen ein, um ſie gleich an der Hand und ohne viel Umſtaͤnde zu allen Zeiten haben zu koͤnnen.

In Anſehung der Bauart ſind alle dieſe Teiche im Weſentlichen ſich gleich, und nur durch ihre Groͤße und Lage verſchieden. Die Laich - und Streckteiche, beſonders wenn die Karpfenzucht ſehr beabſichtiget wird, muͤſſen nach Angabe praktiſcher,[ Fiſcher] wenigſtens 2 bis 4, und hoͤchſtens 4 bis 6 Morgen große Spiegel haben. Sie muͤſſen fer - ner mitten in freien Feldern, oder auf freien Wie - ſen und andern Plaͤnen, uͤberhaupt alſo rechtin15in der Sonne liegen, und nicht an kalte Orte kommen. Je mehr ſie daher durch vorliegende, doch weit genug entfernte Berge, hoch gelegene Waldungen, u. ſ. w. gegen Nord - und Oſtwin - de geſichert ſind, eine deſto vorzuͤglichere Lage haben ſie. Der Boden, auf den ſie zu liegen kommen, muß groͤßtentheils leimicht, und wo moͤglich, fetticht und ſchlammicht ſeyn. Das Waſ - ſer darf in ihnen nicht allzuhoch ſtehn, ſonſt iſt die Sonne nicht im Stande, daſſelbe genugſam zu durch - waͤrmen, auch bleibt es des Fruͤhjahrs zu lange kalt. Zu flach duͤrfen ſie aber gleichfalls nicht gemacht werden, ſonſt wuͤrde das Waſſer, welches nicht hoch genug zu ſtehen kaͤme, ausfrieren, und die Fiſche dadurch verlohren gehen. Große Baͤche oder Waſſergraͤben duͤrfen nicht in die Laichteiche hinein fließen, ſondern das meiſte Waſſer muͤſſen ſie durch ſtarke Quellen erhalten, die entweder in - nerhalb des Teichraumes, oder gleich nahe dabei liegen; jedoch duͤrfen letztere des Sommers nicht verſiegen, wie das ſehr oft der Fall iſt. Will man nicht blos Karpfen, ſondern Hechte, Forel - len, Barſche ꝛc. ziehen, ſo koͤnnen die Laichteiche einen weit kaͤltern, feſtern, und mehr ſteinichten Grund haben, und auch ſtarke Zugaͤnge in ſie hin - ein gehen.

§. 9.

Von weit groͤßerem Umfange, als die eben[b]enannten Teiche ſind, ingleichen von mehrererTiefe,16Tiefe, koͤnnen die Wachs - oder Beſatzteiche ſeyn. Was in dem vorigen §. wegen des Bodens, der Waͤrme ꝛc. fuͤr die Karpfenzucht geſagt worden iſt, gilt ebenfalls auch noch bei dieſen Teichen, und fuͤr Hechte, Barſche, Forellen u. dergl., muͤſſen auch ſie einen mehr ſteinigen, als leimigen oder ſchlammigen Grund haben. Beſonders lieben die Forellen den Schatten und die Kuͤhlung. Es iſt daher ſehr dienlich, die Ufer dieſer Teiche, in denen man beſagte Fiſcharten ziehen will, mit Erlen zu bepflanzen. Dieſe wachſen bald auf, machen ein dickes Gebuͤſch, und geben, durch ihre Einfaſſun - gen, den Teichen ein uͤberaus anmuthiges An - ſehen. Die Forellen gehen ferner auch nach recht klarem Waſſer. Das muß alſo ſolchen Teichen be - ſtaͤndig in Graͤben oder kleinen Baͤchen zugeleitet werden.

Auf den Einwand, daß ein Waſſer mehr hart, das andere ſehr weich ſey, kann man ſo ſehr ſtark eben nicht achten, beſonders wenn das Waſſer ſehr rar iſt. Daß ſich freilich die Fiſche in ſchlechtem Waſſer nicht ſo gut und nicht ſo lange halten, iſt bekannt genug, inzwiſchen gewoͤhnen ſich viele Fiſche bald an fremdes Waſſer, und man findet, wenn das Waſſer nicht allzuſtark in ſeinen beigemiſchten Theilen von einander abweicht, in dieſer Ruͤckſicht nicht ſehr erheblichen Unterſchied.

Bei allen Fiſchteichen hat man wol darauf zu ſehen, ob die Fiſche in ihnen auch Nahrunggenug17genug haben, und ob daher die Lage des Teiches, den man bauen will, guͤnſtig oder unguͤnſtig zu nennen ſey.

Die Lehre von der Beſetzung der Teiche mit den mancherlei Fiſcharten gehoͤrt nicht in dieſes Buch, inzwiſchen merke man dieſes: bei Laich - teichen rechnet man 12 bis 14 Laichkarpfen auf einen Morgen Spiegel, und davon werden 30 bis 50 Schock Saamenfiſche gewonnen. Von dieſen pflegt man auf 2 Jahre, jedes Jahr die Haͤlfte in die Streckteiche zu ſetzen. Bei Streckteichen rech - net man auf einen Morgen Spiegel 10 Schock, auch etwas daruͤber. Endlich rechnet man bei den Be - ſatzteichen, mit vorzuͤglich ſchoͤnem leimichten Boden, auf 1 Morgen Spiegel, 1 Schock; bei mittelmaͤßigem Boden des Teiches, auf einen Morgen Spiegel, 45 Stuͤck; bei ſchlechtem Boden auf 3 bis 4 Morgen, 1 Schock dreijaͤhriger Saamenkarpfen zum Beſatz. Zur einjaͤhrigen Fiſcherei nimmt man 3jaͤhrige Setzkarpfen, und zur zwei - und dreijaͤh - rigen, 2 jaͤhrige Setzkarpfen. Wer ſich desfalls weiter unterrichten will, der ſchlage, auſſer den neuerlich herausgekommenen Schriften, des Gra - fen von Dhyrn kurze Anleitung zur Teichwirth - ſchaft, Bresl. 1782. nach, ingleichen die Ber - liner Beitraͤge zur Landwirthſchaft, 6r Band, wo man viel Nuͤtzliches uͤber dieſen Gegenſtand fin - den wird.

Teichb. B§. 10.18

§. 10.

Wie man in Anſehung des Terreins Teiche zu lagern habe, laͤßt ſich im Allgemeinen nicht ganz genau beſtimmen. Am Ende koͤmmt alles darauf hinaus, daß man eines Theils Keinen beeintraͤchti - gen moͤge, wenn man neue Teiche bauet, andern Theils ſein Terrein ſo ſtark als moͤglich nutze. Was die Beeintraͤchtigung Anderer anbetrift, ſo erheiſcht ſchon die natuͤrliche Billigkeit, Jedem das Seinige zu laſſen, und auch buͤrgerliche Geſetze verbieten dieß. Die Art und Weiſe aber, wie man durch den Teichbau beeintraͤchtigen koͤnne, iſt ſehr man - nigfaltig. Vorzuͤglich kommen indeſſen die folgen - den Faͤlle vor. Entweder wird einem Andern das Waſſer geraubt, und ſo entgeht ihm dadurch der ſonſt erwachſende Vortheil; z. E. koͤnnen Muͤh - len dienen; oder man laͤßt Waſſer auf fremde Grundſtuͤcke treten, welche dadurch ganz oder zum Theil, waͤre es auch nur einige Zeit lang, un - brauchbar werden, zum wenigſten von ihrer Er - giebigkeit verliehren; oder aber, man ſperrt durch den Waſſerſpiegel Andern den benoͤthigten Abzug an ihren Gewaͤſſern. Welcher rechtſchaffe - ne Mann wird ſich wiſſentlich hievon was zu Schul - den kommen laſſen wollen?

Sind aber ſolche oder aͤhnliche Fehler einmal begangen, ſo kommen ſie oͤfters demjenigen ſehr theuer zu ſtehn, der ſie begangen hat. Es ſpin - nen ſich bei ſolchen Gelegenheiten faſt immer Kla -gen,19gen, Prozeſſe und andere Neckereien an, woraus Beſichtigungen, u. ſ. w., oͤfters auch groͤbliche Gewaltthaͤtigkeiten entſtehn, die am Ende zum Nachtheil beider Partheien gereichen. Nicht ſelten muß der beleidigende Theil wie allezeit zu wuͤn - ſchen waͤre, entweder die Schaden bringende Anlage veraͤndern, oder gar wegreiſſen, oder we - nigſtens ihre Erhaltung ſehr theuer erkaufen, ſo daß er ſich ſelbſt den groͤßten Schaden gethan hat. Uebereilung, eine am unrechten Orte gezeigte Auto - ritaͤt, Gewaͤlthaberei, und dergleichen ſchoͤne Tu - genden mehr, erhalten dann ihren wohlverdien - ten Lohn.

§. 11.

Wenn man ſein Terrein, wie billig, aufs hoͤchſte benutzen, und den kleinſten Vortheil nicht aus den Augen laſſen will, ſo folge[n][d]araus nach - ſtehende Regeln:

1) Vor allen Dingen muß man dahin ſehen, diejenigen Waſſer, die man, ohne Schaden zu thun, haben kann, aufzufangen, und ſie in der gehoͤrigen oder verlangten Quantitaͤt, (wie es moͤg - lich iſt) mittelſt ſchicklicher Waſſerleitungen, dem Teiche zuzufuͤhren. Wo alſo Quellen, Baͤche, u. ſ. w. in der Naͤhe ſind, muͤſſen ſolche herbei geleitet werden. Man ſieht gar zu bald ein, wie wenig vortheilhaft es iſt, einen Teich gebauet zu haben, der nur aͤuſſerſt wenig Waſſerzugaͤnge hat, und dem man ſolche auch nicht verſchaffen kann. Was Re -B 2gen -20genwetter, Schnee, Thauwetter, liefern, reicht gemeiniglich ſehr wenig hin, und wird fuͤrs Ganze unbedeutend; daher die Nothwendigkeit, gleich An - fangs die Waſſervorraͤthe zu uͤberſchlagen, und gehoͤrig zu vergleichen.

2) Um die Waſſer gehoͤrig behalten zu koͤn - nen, muß man in den Thaͤlern ſolche Stellen waͤh - len, wo das Thal nicht zu flach iſt, viel Buſen hat, oder mehrere Spiegel bildet. Teiche, die zwei oder drei Spiegel haben, ſind die Beſten; denn auſſerdem, daß ſie viel Waſſer halten, leidet auch der Damm nicht zu viel. Ferner, wenn das Thal etwas tief iſt, braucht man wenig oder gar keine Ausgrabung, um dem Waſſer Raum zu ver - ſchaffen. Man vermeidet aber auch

3) gern ſolche Stellen, wo der Teich leicht verſchlemmt werden kann. Denn, geſetzt auch, daß der Teich viel Spiegel habe, ſo dauert es doch nicht lange, daß er nicht vom Schlamme um ein gutes Theil ausgefuͤllt wird, wenn die Seiten deſ - ſelben unguͤnſtig beſchaffen ſind. Dieß ſind ſie aber immer in den Faͤllen, wenn viel leichte Stei - ne, Geſchiebe, lockeres Erdreich, duͤnne Geſtein - Schulfern, u. ſ. w. dieſelben bedecken, wenn ſie viel ſteile Abhaͤnge haben, oder wenn ſich auch nur in ihrer Naͤhe viel Leimen oder Thon befindet, der aufgeloͤſet, und in den Teichraum hinein gefuͤhrt werden kann. Starke Regenguͤſſe unterwaſchen uͤberdieß ſehr leicht Steine, die nicht in dem Erdbo - den feſt ſtecken, und reiſſen ſie ſamt den feinernErd -21Erdtheilchen mit fort. Die Stelle beim Striegel leidet, wenn der Teichgrund uͤberſchwemmt wird, am allermeiſten, weil da der tiefſte Punkt iſt, nach dem alles zuerſt hinſtroͤmt. Soll nun der Strie - gel nicht gaͤnzlich verſtopft werden, ſo ſieht man ſich genoͤthigt, den Teich von Zeit zu Zeit aus - zubringen, das heißt, den Schlamm und an - dern Unrath, der ſich in ihm angehaͤuft hat, her - auszuſchaffen. Wenn es moͤglich iſt, ſo ſucht man fuͤr die Teiche

4) ſolche Thaͤler, wo derjenige Wind, der vorzuͤglich in der Gegend herrſcht, queer uͤber ſie hinweg ſtreicht. Alsdann fuͤhrt der Wind das Waſſer nicht ſo heftig gegen den Damm, und die Wellen werden wenigſtens unter einem mehr ſpitzi - gen oder ſtumpfen Winkel an den Damm angetrie - ben, daher ſie leichter abprallen, und bei weitem nicht mit einer ſolchen Staͤrke und Heftigkeit an - ſtoßen, als die, welche mehr in einer ſenkrechten Richtung auf den Damm zutreffen. Aeuſſerſt gern aber waͤhlt man

5) ſolche Thaͤler, welche hin und wieder ſich enge zuſammen ziehen; da legt man denn im - mer die Daͤmme an dieſe engern Stellen des Tha - les. Der Vortheil, den man dadurch erhaͤlt, iſt uͤberwiegend. Denn an dieſen Orten wird der Damm am kuͤrzeſten, und gewinnt auch an Staͤr - ke. Dadurch aber, daß er um ein anſehnliches kuͤrzer wird, erſpart man viel Koſten und Zeit, und erreicht dennoch ſeine Abſicht beſſer als aufeine22eine andere Art. Ein Umſtand, den man nicht minder in Betrachtung zu ziehen hat, iſt endlich dieſer, daß man

6) guͤnſtige Geſtein-Schichtungen nicht aus den Augen ſetzt. Was wird der noch ſo accurat und koſtbar aufgefuͤhrte Damm helfen, wenn die Geſtein-Schichtung ſo beſchaffen iſt, daß ſie die Waſſer durch den Grund oder durch die Seiten abfuͤhrt. (Die Unterſuchung des Grundes und der Geſtein-Schichten folgt unten mit mehrerm, und bedarf hier keiner weitern Eroͤrterung.)

§. 12.

Es trifft ſich aͤuſſerſt ſelten, daß ſich die im vorhergehenden §. benannten guͤnſtigen Umſtaͤnde zuſammen darboͤten. Man hat ſich ſchon gluͤcklich zu ſchaͤtzen, wenn deren nur einige vorhanden ſind, und nicht zu viel Hinderniſſe den Bau erſchweren. Beim Teichbau finden ſich aber vorzuͤglich folgende Hinderniſſe, die bald mehr bald weniger Koſten machen, bald leicht bald gar nicht gehoben wer - den koͤnnen, als: fremde Territorien, Mangel an Waſſer, Mangel an den benoͤthigten Materialien, ſchlechter Grund, und ſchlechte Seiten des Teiches.

In Anſehung der drei erſtern Stuͤcke, laͤßt ſich wenig ſagen, darauf nicht Jeder von ſelbſt verfallen wuͤrde. Wer ſieht z. E. nicht gleich ein, daß es bei fremden angrenzenden Gebieten darauf ankomme, ob man von den Herrn derſelben, die Bewilligung zur Anlegung eines Teiches erhaltenkann,23kann, der auf ihr Gebiete tritt? Findet ſich Man - gel an Waſſer, ſo wird alles, wenn man aus fremdem Gebiete vielleicht Waſſer herleiten koͤnnte, darauf ankommen, ob uns mit der Verguͤnſtigung Graben abzufangen, und ſie beliebig zu leiten, ge - willfahret werde? Sollten aber gar keine guten Materialien zum Teichbau zu bekommen ſeyn, we - der in der Naͤhe noch in einiger Entfernung, ſo wuͤrde nur der von dem Teiche zu erwartende Vortheil entſcheiden laſſen, ob man dieſes Hinder - niß nicht zu achten habe, wenn auch dadurch großer Koſtenaufwand entſtuͤnde.

Schlechter Grund macht auſſerordentlich zu ſchaffen. Man verſteht unter ihm einen ſolchen Boden, der nicht im Stande iſt, auch nur geringe auf ihm ruhende Laſten vor dem Sinken zu bewah - ren; die Mittel ihn einigermaßen tauglich zu ma - chen, werden unten naͤher angegeben; allein es iſt zu bedauern, daß man nur ſelten, unerachtet aller angewandten Muͤhe, Zeit und Koſten, ſich ruͤhmen kann, dieſem Uebel gaͤnzlich nach Wunſch abgeholfen zu haben, daher es in dieſen Faͤllen ge - meiniglich mehr beim guten Willen, als mit einer gluͤcklich vollfuͤhrten Unternehmung ſein Bewen - den hat.

Sind vollends die Widerlagen auch von aͤhn - licher ſchlechten Beſchaffenheit, ſo koͤmmt dadurch der Bauherr ſehr oft in eine uͤble Lage, wenn er von ſeinem Vorhaben nicht wol abſtehen kann oder will.

Die24

Die Widerlagen hindern aber vorzuͤglich ent - weder wegen aͤuſſerſt ſchlechter Geſtein-Schichtun - gen, oder wegen vieler Geſchiebe, oder durch Ver - ſchlaͤmmen. Der erſte dieſer Faͤlle iſt ſchwer zu verbeſſern. Im §. 72. unten wird gezeigt wer - den, was man alsdann zu thun habe[.]Iſt aber nur wegen der Geſchiebe und des Verſchlaͤmmens etwas zu befuͤrchten, ſo ſind dieß Hinderniſſe, die ſich weit leichter heben laſſen, und verſchwinden.

Auſſer den vorgenannten koͤnnen ſich noch man - cherlei andere Hinderniſſe finden, die gleichfalls erheblich ſind. Dahin gehoͤren z. E. Mangel an Arbeitern ꝛc. Hier muß ſich Jeder nach den Um - ſtaͤnden zu helfen ſuchen, die ihm durch das Locale und ſeine eignen Verhaͤltniſſe beſtimmt werden.

§. 13.

In den vorhergegangenen §. §. iſt im Allge - meinen von den Zwecken und der Lage der Teiche geredet worden. Es bleibt noch uͤbrig, vom Bau der Teiche uͤberhaupt einiges beizubrin - gen, ehe wir zu der ſpeciellen Beſchreibung der Arbeiten, und jeder einzeln vorkommenden Stuͤcke fortgehen. So wie bei jedem Baue, alſo auch bei dieſem hat man zu uͤberlegen, was eigentlich ge - bauet werden ſoll, wovon es gebauet werden kann, welches die ſchicklichſte Zeit dazu iſt, endlich wie und durch wen jedes der beſondern Stuͤcke erbauet werden muͤſſe. Alles andere, worauf man nochRuͤck -25Ruͤckſicht zu nehmen hat, laͤßt ſich auf die eben genannten Saͤtze zuruͤck fuͤhren.

Die vorzuͤglichſten Stuͤcke, die bei dem Teich - bau erbauet werden muͤſſen, ſind die Daͤmme und die dazu gehoͤrigen Waſſerabzuͤge. Sie ſind un - ſtreitig das Wichtigſte zu nennen, und verdienen eine ausgezeichnete Aufmerkſamkeit, da ſowol die Dauer der geſammten Anlage, ingleichen der zu hoffende Nutzen, als auch Sicherheit des Lebens und Eigenthums von ihnen abhaͤngt. Zuerſt alſo einiges uͤber die Daͤmme.

Man kann die Daͤmme fuͤglich nach ihrer Rich - tung und nach dem Material eintheilen, von dem ſie hauptſaͤchlich aufgefuͤhret werden. In Anſehung der Richtung, die man ihnen giebt, ſind ſie entweder geradlinigte, oder krummlinigte. Von dieſen beiden Arten mehreres im folgenden §. Nach dem Material aber theilt man ſie gewoͤhnlich in Erd - und Schutt -, und in gemauerte Daͤmme ein. Von dieſen mehreres im §. 16.

§. 14.

Bei geradlinigten Daͤmmen, das iſt, bei ſol - chen, deren Richtung, ohne ſich ſeitwaͤrts abzuaͤn - dern, bis an ihr Ende in einem fortlaͤuft, faͤllt dieſer Vortheil gleich Jedermann in die Augen, daß man durch ſie das Thal in Anſehung des Rau - mes auf dem kuͤrzeſten Wege verſchließt. Sie ma - chen daher, auſſerdem, daß ſie gleich gute Dienſte thun wie andere Daͤmme, wenn ſonſt alles gleichiſt,26iſt, den wenigſten Koſten -, Raum - und Zeit-Auf - wand, und ſind demnach in ſo fern den krumm - linigten Daͤmmen allezeit vorzuziehen.

Die Letztern hingegen, das ſind die, welche ihre Richtung abaͤndern, fordern mehr Raum, machen auch mehr Koſten, und nehmen viel Zeit weg. Demunerachtet aber ſind ſie ſehr brauchbar, weil man vermoͤge derſelben Waſſer, erforderlichen Fal - les, wie man will, bequem einſchließen kann. Sie haben auch noch das ſehr Gute an ſich, daß ſie, vermoͤge ihrer Richtung, den Wellenſtoß mehr bre - chen als die geradlinigten, und dadurch viel von ſeiner Gewalt rauben. Bei ſo kleinen Gewaͤſſern ſcheint dieſer Umſtand beim erſten Anblick unbedeu - tend zu ſeyn. Er iſt aber keinesweges ſo gering - fuͤgig, als man glauben ſollte. Die Erfahrung lehrt, daß bei heftigen Windſtuͤrmen, dergleichen im Herbſte und Fruͤhjahre faſt jederzeit ſich einzu - ſtellen pflegen, eine verhaͤltnißmaͤßige Reparatur noͤthig gemacht werden kann, die, wenn ſie nur etliche Jahre aufgeſchoben wird, bald zu einer an - ſehnlichen anwaͤchſt. Wie dem Wellenſtoße zu be - gegnen oder ſolcher zu ſchaͤtzen ſey, folgt unten mit mehrerm.

§. 15.

Zu den krummlinigten Daͤmmen iſt noch dieje - nige Art zu rechnen, die in der Mitte aus einem geradlinigten Stuͤcke Damm, an den Seiten aberaus27aus krummlinigten oder gleichfalls geraden Fluͤ - geln beſtehet.

Wo fuͤr die Teiche wenig Tiefe zu bekommen iſt, und lange Daͤmme gefuͤhrt werden muͤſſen, ſind ſolche Fluͤgel faſt jedesmal unentbehrlich. Die Fluͤgel ſelbſt ſind nichts anders als Fortſetzungen der Daͤmme, daher ſie gleiche Bauart, und alles mit andern Daͤmmen gemein haben. Nach wel - cher Richtung oder Kruͤmmung die Fluͤgel angelegt werden muͤſſen, haͤngt lediglich von dem Lokale ab. Sie koͤnnen daher in Anſehung des Dammes, nach Figur 1. oder 2. und 3. liegen. Gleichfalls beſtimmt auch das Lokale ihre Laͤnge und Hoͤhe. Ein merkwuͤrdiges Beiſpiel von Tei - chen, die krumme Daͤmme haben, iſt der bei Groß - hartmannsdorf[gelegene]. Er hat eine ſehr anſehn - liche Groͤße

Eine Frage kann hier noch aufgeworfen wer - den: Iſt es rathſam, die Laͤnge eines Dammes nach einer geraden Linie, oder lieber nach einem Bogenſtuͤcke, aufzufuͤhren? Vorausgeſetzt, daß dieß Bogenſtuͤck einen ſehr großen Halbmeſſer hat. Ich glaube, man hat zu unterſcheiden, ob der Damm aufgemauert, oder, wie gewoͤhnlich der Fall iſt, von Erde, Schutt und groͤßern Steinen aufgefuͤhrt werden ſoll. Im erſten Falle iſt es wol gewiß, daß es wirklich vortheilhaft ſey, dem Damme die beſagte krumme Geſtalt zu geben. Man kann hier die Steine, mittelſt mechaniſcher Kunſt - griffe, ſo hauen und auch legen laſſen, daß ſieunter28unter und gegen einander eine etwas keilfoͤrmige Geſtalt bekommen. Freilich wird ſie bei einem ſo großen Radio nicht allzu merklich ausfallen koͤnnen. Doch aber iſt der Damm alsdann wie ein Gewoͤlbe - bogen zu betrachten, und muß aus dieſem Grunde mehr Feſtigkeit geben, als ein nach einer geraden Linie aufgefuͤhrter.

Auf dieſe eben genannte Weiſe werden auch itzt die großen ſteinernen Wehre angelegt, welche im Grunde auch nur ſteinerne Daͤmme ſind. Ein ſchoͤnes Beiſpiel giebt das von dem beruͤhmten ſaͤch - ſiſchen Maſchinen-Direktor, Herrn Mende, bei Gersdorf erbauete. Es verſteht ſich ohne Be - denken, daß man in dieſem Falle nicht die Aus - bauchung der Kruͤmme, ſondern die erhabene, oder convexe Seite dem Waſſer entgegen ſetze. Widrigenfalls wuͤrde der Damm mehr verliehren als gewinnen.

Bei Erd - und Schutt-Daͤmmen hingegen, kann die bogenfoͤrmige Geſtalt nur wenig Nutzen ſtiften; denn man kann hier wol nicht mit Grunde das, was vorhin von der Keilgeſtalt der Steine ge - ſagt wurde, auf Schutt und Erdreich und andere unbehauene Steine anwenden. Bei dieſen iſt alſo die gerade Linie mehr vorzuziehen. Wollte man ſagen, der Stoß des Waſſers werde durch die Kruͤmmung etwas geſchwaͤcht werden, ſo muß man bedenken, daß ein Teich faſt gar keinen Stoß auszuſtehen hat, und wenn man auch ja etwas zugaͤbe, daß ſolcher nicht ſogar betraͤchtlichſeyn29ſeyn werde. Ferner wuͤrde bei einem ſo flachen Bogen die Richtung des Stoßes nur wenig von der ſenkrechten abweichen, und daher der Unter - ſchied des Stoßes gewiß als o anzuſetzen ſeyn. Dieſer Einwand waͤre alſo gaͤnzlich vergebens; be - ſonders da die beſte Lehrmeiſterin, die Erfahrung, an krummlinigten Erd-Daͤmmen gezeigt hat, daß, wenn gleich die Ausbauchung dem Waſſer entgegen ſtand, ſich dennoch keine erhebliche Verſchieden - heit zwiſchen geraden und krummlinigten Daͤmmen in Anſehung des Stoßes aͤuſſerte. Der Waſſer - druck aber richtet ſich lediglich nach der Hoͤhe des Waſſers. Ehe alſo nicht die Erfahrung hieruͤber was anders an die Hand giebt, hat man ſich kei - ne vergebliche Sorge zu machen.

§. 16.

Nach §. 13. laſſen ſich die Daͤmme ferner in Erd - und Schutt - und in gemauerte Daͤmme ein - theilen. Hiebei nimmt man Ruͤckſicht ſowol auf das bloße Material, aus dem man ſie auffuͤhrt, als auch auf die beſon[d]ere unterſchiedene Bearbeitung dieſes Materials. Daß dieſe aber mit in Betracht kom - men muͤſſe, erhellt daraus, weil von bloßen Thon und Steinen, ſo gut Erd - und Schutt - als auch gemauerte Daͤmme aufgefuͤhrt werden koͤnnen.

Auſſer den eben genannten Daͤmmen, koͤnnte man ſich zwar noch ganz hoͤlzerne, oder theils von Holz und theils von Erd - und Geſtein-Arten auf - gefuͤhrte denken; allein bei Teichen werden ſolcheDaͤmme,30Daͤmme, die viel Holz brauchen, in unſern Tagen gar nicht mehr erbauet, da der Holzmangel ſich taͤglich mehrt. Ueberdem wuͤrden ſie auch nur we - nig Halt, und dagegen ungeheuren Koſtenaufwand geben. Sie ſind demnach gaͤnzlich zu verwerfen. Schlimm genug, daß man immer noch etwas Holz bei Teichen braucht, und ſolches nicht ganz ent - behrlich machen kann, man muͤßte denn viel Geld anwenden koͤnnen, welches aber ſelten der Fall iſt.

Schon der Nahme Erd - und Schutt-Daͤmme zeigt, was fuͤr Material bei dieſen Daͤmmen ge - braucht wird. Auſſer[d]em enthalten ſie aber auch noch, zufolge der itzigen Gewohnheit Daͤmme zu bauen, ein gutes Theil Raſen oder Thon. Un - ſtreitig leiſten dieſe Materialien ein gutes Theil mehr Dienſte, als die bloße Erde und der Schutt, wie unten naͤher gewieſen wird. Und da ſie einer beſonders dichten Verbindung faͤhig ſind, ſo hat man ſie als vorzuͤgliche Stuͤcke anzuſehen, und mit allem Fleiße zu Rathe zu halten und zu benutzen. Die gemauerten Daͤmme kann man entweder von lauter Steinen durch und durch auffuͤhren, oder man errichtet ſie nur zum Theil von Steinen, zum Theil von Erde und Schutt. Geſchieht das Letz - tere, ſo wird wiederum entweder vorn dem Waſ - ſer entgegen, und hinten am Damme eine Mauer aufgefuͤhrt, der mittlere Theil zwiſchen den beiden Mauern dagegen mit Schutt ausgefuͤllt, oder man macht ſie auf die Art, daß man in die Mitte die Mauer legt, vorn und hinten aber Schutt vor -ſtuͤrzt.31ſtuͤrzt. Der große Oder-Teich auf dem Oberharze ohnweit des Bruchberges, iſt auf die Art gemacht, daß er hinten und vorn Mauer hat, das mittlere Theil ſeines Dammes hingegen iſt mit Granitſand ausgefuͤllt. Er leiſtet die vortrefflichſten Dienſte, und iſt ein Muſter von Feſtigkeit. Wer von die - ſem merkwuͤrdigen Teiche was mehreres zu leſen Luſt hat, mag Calvörs Acta historico-chrono - logica mechanica nachſchlagen.

Wenn man die Koſtbarkeit und laͤngere Zeit nicht in Anſchlag bringen darf, ſo iſt unſtreitig richtig, daß den gemauerten Daͤmmen der Vorzug vor den Erd - und Schutt-Daͤmmen nicht abgeſpro - chen werden kann. Man darf zu dem Ende nur uͤberlegen, wie viel mehr Dauer, und wie viel mehr Sicherheit ſie in Betracht gegen die andern gewaͤhren, zu geſchweigen, daß ſie wegen der Schwere der Steine und des Moͤrtels nicht ſo viel Raum wegnehmen, als die Erd - und Schutt - Daͤmme erfordern.

§. 17.

Wer kann wol zu dem Unternehmen ſchreiten, einen Teich zu bauen und Daͤmme aufzufuͤhren, ohne vorher eine Beurtheilung uͤber die Staͤrke des zu machenden Werkes angeſtellt zu haben? Wuͤr - de man nicht denjenigen geradezu unvernuͤnftig und unbeſonnen nennen muͤſſen, der ſich unterfan - gen wollte, der Gewalt einer ſolchen Menge Waſ - ſers, wie Teiche zu faſſen bekommen, aufs Gerathe -wohl32wohl und auf eine koſtſpielige Weiſe einen Damm entgegen zu ſetzen, ohne daß er wuͤßte, wie viel Kraft gegen ſolchen ausgeuͤbt wuͤrde, und mit wie vielem Widerſtande er ſelbiger entge - gen wirkt? Zuverlaͤßig iſt hier die Entſcheidung nicht ſchwer, und dennoch finden ſich in unſern Tagen ſo viele Beiſpiele der Fahrlaͤßigkeit und des Leichtſinnes bei Bauten dieſer Art, daß es unbe - greiflich bleibt, wie man da ſo inconſequent han - deln koͤnne, wo doch ſo viel auf Sicherheit des Lebens und Eigenthums ankommt. Man erwaͤge nur einigermaßen, wie viel traurige Folgen der Durchbruch eines Dammes in wenig Stunden ver - urſachen kann. Die ſchoͤnſten angenehmſten Stel - len mancher Gegenden werden oft auf Jahre lang ſchrecklich verwuͤſtet. Und doch iſt oͤfters bei ſolchen Faͤllen die Verheerung der Gegend und die Verwuͤ - ſtung anderer Anlagen, noch lange nicht ſo trau - rig, als der Ruin ganzer Familien, welche da - durch ins Elend gerathen koͤnnen, oder gar des Koſtbarſten auf der Welt, ich meine, des Lebens beraubt werden. Man bedenke ferner, wie dem - jenigen zu Muthe ſeyn mag, der ſich ſolche Unfaͤlle durch Leichtſinn oder gar durch Unwiſſenheit zu Schulden kommen ließ. Die Spuren der Verwuͤ - ſtungen bleiben freilich warnende Denkmaͤler fuͤr die Nachkommen, zur Schande des, der ſie ver - huͤten konnte. Dadurch iſt aber keinesweges das Ungluͤck gemildert, oder gar vertilgt!

So33

So wie man aber einen Damm zu ſchwach machen kann, und ihn dadurch fehlerhaft macht, ſo kann man gegentheils durch eine uͤbermaͤſſig angebrachte Staͤrke, gleichfalls ſich vielen Schaden thun. Man wird es freilich am Ende immer weniger tadelhaft finden muͤſſen, wenn ein Damm zu ſtark, als zu ſchwach erbauet iſt. Feh - ler aber bleibt es immer, und man muß jede Ex - treme dieſer Art zu vermeiden ſuchen. Eine allzu große Staͤrke eines Dammes kann leicht der Grund werden, daß ein Teich mit einem ſo uͤbermaͤßig ſtarken Damme[ſchlechterdings] nicht im Stande iſt, das auf ihn verwandte Kapital gehoͤrig zu ver - intereſſiren. Bei einem vorſichtigern Baue haͤtte dies dagegen weit leichter und gewiſſer bewerkſtel - ligt werden moͤgen. Man muß es daher als eine Hauptpflicht anſehen, dem Damme eines Theils eine ſolche Staͤrke zu geben, vermoͤge der er dem Waſſer ſattſam widerſtehn kann; andern Theils alle uͤbermaͤßige Staͤrke zu vermeiden, weil ſie offenbar den Nutzen des Bauherrn ſchwaͤcht. Wie man dieſe richtige Staͤrke der Daͤmme ausfindig macht, und genau erfaͤhrt, daruͤber geben die itzt folgenden §§ naͤhern Unterricht.

§. 18. Berechnung des Waſſerdruckes und der Staͤrke der Daͤmme.

Der Zweck der Daͤmme iſt der, daß ſie allen ihnen entgegen wirkenden Kraͤften hinlaͤnglichTeichb. CWider -34Widerſtand leiſten ſollen. Um dieſen Widerſtand richtig zu ſchaͤtzen, koͤmmt es darauf an die Kraͤfte zu unterſuchen, die zum Theil das Waſſer gegen die Daͤmme ausuͤbt, und zum Theil von den Daͤm - men dem Waſſer entgegengeſetzt werden. Ohne Schwierigkeit finden ſich aber

  • A. Von Seiten des Waſſers,
    • 1) der Druck deſſelben,
    • 2) das Eindringen deſſelben,
    • 3) der Wellenſchlag.
  • B. Von Seiten der Daͤmme
    • a) die zuſammen wirkenden Kraͤfte
      • 1) der Schwere,
      • 2) der Reibung;
    • b) die Cohaͤſion, oder das Zuſammenhaͤngen der Theile, woraus der Damm erbauet wird.

Von der Berechnung der Kraͤfte des Waſſers handelt §. 19 34; von der der Daͤmme §. 35. ſeq.

§. 19. Kraͤfte des Waſſers, und zwar 1) Druck deſſelben.

Bei einigem Nachdenken uͤber den Druck des Waſſers, ergiebt ſich, daß er ſich auf mehrerlei Arten aͤußern koͤnne, nemlich

  • a) als ſenkrecht niederwaͤrts druͤckender, und da wieder nach Beſchaffenheit des Bodens, welcher gedruͤckt wirdaa) auf35
    • aa) auf horizontale Flaͤchen,
    • bb) auf ſchiefliegende Flaͤchen.
  • b) als Seitendruck, und zwar wieder
    • α) gegen ſenkrecht ſtehende Flaͤchen,
    • β) gegen ſchiefliegende Flaͤchen.
  • c) Von unten in die Hoͤhe; wobei eben die vorherſtehenden Unterſchiede ſtatt finden koͤnnen.

Das Nachſtehende wird zeigen, ob die Kraft des Waſſers, bei dieſen verſchiedenen Arten zu druͤ - cken, einerlei oder verſchiedene Wirkungen her - vorbringe.

§. 20. Bodendruck des Waſſers auf horinzontale Flaͤchen.

Das Waſſer iſt ein fluͤßiger Koͤrper, und als ein ſolcher betrachtet, wird es außerdem auch nicht ohne Schwere gefunden. Nach Umſtaͤnden iſt dieſe bei ihm bald groͤßer bald geringer. Bei einerlei Temperatur deſſelben, wird man indeß wenig irren, wenn man eine irgendwo gegebene Menge Waſſers, im Durchſchnitt genommen unter ſich ſelbſt fuͤr gleich dicht annimmt. Da die Rich - tung der Schwere durch den Mittelpunkt der Erde geht, ſo iſt ſie auch auf eine horinzontale Flaͤche ſenkrecht. (Man ſehe Kaͤſtners angewandte Ma - theſin.) Wuͤßte man nun, wie ſchwer eine beſtimm - te Menge Waſſers waͤre, z. E. ein Kubicfuß, ferner wie viel ſolcher Kubicfuße Waſſer uͤber ein - ander auf einer horinzontalen Flaͤche ſtaͤnden, ſoC 2muͤßten36muͤßten ſolche wol das geſammte Gewicht anzeigen, welches ſenkrecht dieſe gegebene Flaͤche druͤckte. Dergleichen Mengen auf einander geſetzter Kubic - fuße, von gleicher Hoͤhe, koͤnnte man ſich auf ei - ner horinzontalen Ebne, um und neben ein ander geſetzt, denken, ſo daß der geſammte Flaͤchenraum der Ebne ganz damit bedeckt waͤre. Die Summe dieſer Mengen von Kubicfußen, wuͤrde alſo gleich - falls das Gewicht ſeyn, womit das Waſſer die be - deckte Flaͤche druͤckte.

Hieraus erhellt demnach, daß der ſenkrechte Druck des Waſſers, oder der Bodendruck auf eine horizontale Flaͤche, gleich iſt der Hoͤhe des Waſſerſtandes, in die Flaͤche des Bo - dens, und in das eigenthuͤmliche Ge - wicht des Waſſers multiplicirt. Man ſieht gleich, daß man dieſen Waſſerkoͤrper in Ku - bicfußen oder in Kubiczollen ausdruͤcken koͤn - ne wie man beliebt, oder wie es die Bequem - lichkeit der Rechnung noͤthig machen duͤrfte. Nur muß man alsdenn auch wieder das eigenthuͤmliche Gewicht des Waſſers, auf gleiche Weiſe entweder in Kubicfußen oder Kubiczollen ausdruͤcken. Den Kubicfuß Waſſer rechnet man in Praxi ge - woͤhnlich 64 bis 70 Leipziger Pfund ſchwer. Doch ſcheint die letztere der ſo eben angegebnen Groͤßen etwas zu groß zu ſeyn.

Wer einigermaßen mit der Algebra bekannt iſt, wird folgende Ausdruͤcke leicht verſtehen, da ſie inder37der Bezeichnung ganz ohne alle Schwierigkeiten ſind. Heißt man alſo uͤberhaupt die vom Waſ - ſe gedruͤckte Grundflaͤche b, die Hoͤhe des Waſſer - ſtandes a, das ſpezifiſche oder eigenthuͤmliche Ge - wicht des Waſſers g, ſo hat man den Bodendruck des Waſſers auf horinzontale Flaͤchen = b a g.

§. 21. Bodendruck des Waſſers auf ſchiefliegende Flaͤchen.

In dem vorigen §. iſt angegeben, wie man augenblicklich den Bodendruck des Waſſers auf horinzontale Flaͤchen finden koͤnne. Auch ſo leicht wird hier, den Bodendruck auf ſchiefliegende Flaͤ - chen zu finden gelehrt. Figur 4. ſtelle den Durch - ſchnitt eines Gefaͤßes vor. αβ ſey die Grundflaͤche im Profil, ſo wie αδ = βγ deſſen Seiten, die pa - rallel mit einander, und ſenkrecht auf αβ ſtehn. In dem Gefaͤße ſey eine ſchiefliegende Flaͤche αγ be - feſtigt, uͤber welcher das Waſſer ſteht. Nun wird der Druck, oder das Gewicht des die ſchiefe Ebne druͤckenden Waſſerkoͤrpers, folgendergeſtalt be - ſtimmt. Man nehme αβ = δγ als Grundlinie an, multiplicire ſie mit der Hoͤhe αδ = βγ; dies Product dividire man durch 2; (weil jedes Dreieck, dergleichen αδγ auch iſt, die Haͤlfte von einem Pa - rallelogramme iſt, das mit ihm gleiche Hoͤhe und Grundlinie hat.) Dieß erhaltene Product muiti - plicire man wieder mit der Laͤnge des Gefaͤßes, (nemlich ſo lang, als Waſſer wirklich in ihm ſteht,) ſo hat man den Kubicinhalt von einemPrisma.38Prisma. Nun kann man ſchließen: Ein Kubic - fuß Waſſer wiegt z. E. 64 , wie viel wiegt die Menge der in dem Prisma enthaltenen Kubicfuße? d. h. was wiegt der ganze Waſſerkoͤrper? Die ge - fundene Summe zeigt dieſen Bodendruck an.

Setzt man uͤberhaupt nach Anleitung des vo - rigen §, fuͤr αδ, a; fuͤr αβ, b; und die Laͤnge der ſchiefliegenden Flaͤche oder Ebne = l; ſo hat man den Kubicinhalt des die ſchiefe Ebene druͤ - ckenden Waſſers = ½ (a b l) den man nun noch mit dem eigenthuͤmlichen Gewicht eines Ku - bicfußes Waſſers multipliciren muß. Setzt man dieſen gleichfalls wie im vorigen § = g, ſo wird aus der Formel ½ (a b l) nun dieſe ½ (a b) l g.

Dieſer Bodendruck, ſo wie der im vorigen § an - gegebne, macht denjenigen, welche Teiche bauen, wenig zu ſchaffen. Oefters verurſacht er gar nicht die mindeſte Arbeit, denn groͤßtentheils wird er von der Erde ſattſam und willig erduldet und unterſtuͤtzt. Er mag daher bei Teichen ſo ſtark werden als er will, ſo ſchadet das gar nichts, und die Vorrichtungen, die ſeinetwegen gemacht werden muͤſſen, ſind blos in demjenigen Falle etwa erheb - lich, wenn bei einem ſehr unguͤnſtigen Boden, Waſſer in ſolchen hinein gedruͤckt werden koͤnnte, welches alsdann in ſeinen mancherlei Wegen, un - ter dem Damme hinweg, gleichſam wie in geboge - nen Roͤhren, fortgezwaͤngt wuͤrde. Allein dieß traͤgt ſich eben nicht allzuhaͤufig zu. Dagegen zeigt ſich der Seitendruck des Waſſers von einerweit39weit furchtbarern Seite. Wer mannigfaltige und belehrende Beiſpiele hievon leſen will, findet ſie in Buͤſch Mathematik zum Nutzen und Vergnuͤgen. Er bringt mit leichter Muͤhe ungeheure Laſten zum Weichen, welche dem bloßen Anſehn und Urtheil zu Folge, mehr als hinlaͤnglich dieſem Feinde zu widerſtehn ſcheinen.

§. 22. Seitendruck des Waſſers gegen ſenkrecht ſtehende Flaͤchen.

Um die Gewalt des ſo gefaͤhrlichen Seiten - drucks zu erforſchen, kann man folgende Betrach - tungen anſtellen. Die Erfahrung zeigt, daß ſich Waſſer in Gefaͤßen, oder wie man es ſonſt auf - faſſen oder aufhalten will, allezeit von ſelbſt in eine horizontale Lage auf ſeiner Oberflaͤche ſtellt. Vorausgeſetzt, daß es ſich nur oberwaͤrts frei uͤberlaſſen, und nicht ganz dicht eingezwaͤngt iſt. Stellt man ſich bei Figur 6 ein mit Waſſer gefuͤll - tes Gefaͤß vor, ſo wird jede ſeiner Seitenwaͤnde, welche man nur will, wenn ſie weggenommen wird, das Waſſer frei herausſchießen laſſen. Hieraus ergiebt ſich, daß das Waſſer allerwaͤrts hin ei - nen Seitendruck ausuͤbt. Geſetzt nun, man naͤhme eine Seite des Gefaͤßes, z. E. a b g d, und theilte ſie in unendlich viel und ſehr nahe an ein ander liegende parallele Streifen ein, ſo wuͤrde das ober - ſte dieſer Streifen gar keinen Druck erleiden. Das naͤchſt folgende unter dem oberſten, litte ſchon et -was.40was. Dasjenige ſo dem vorigen zunaͤchſt folgte, ſchon wieder etwas mehr; uͤberhaupt alſo die naͤchſt unterwaͤrts folgenden Streifen immer mehr als die vorhergehenden, bis endlich unten das letzte bei gd = hg den ganzen Druck des uͤber ihm ſtehen - den Waſſers aller vorbenannten Streifen erhielte. Der Waſſerdruck waͤchſt alſo gleichfoͤrmig mit ſeiner Hoͤhe. Ferner aber haben rechtwinklichte Dreiecke, dergleichen in Figur 6 a h g iſt, die Eigenſchaft, daß man durch ſie einfoͤrmig wachſende Groͤßen, vorſtellen kann. Nun merke man: in jedem recht - winklichten Dreiecke hat man folgende Proportion, ag: gh = an: nk. Wendet man dieß auf vori - ges an, ſo nehmen die vorhingedachten Streifen ab, wie die Hoͤhen. Die Flaͤche ahg ſtellt dem - nach den ganzen Seitendruck vor. Dieſe Flaͤche iſt aber die Haͤlfte von a g h i = der Haͤlfte von a g b d (weil a g = a g ingleichen g d = h g; und b d = h i wegen des Parallelismus) alſo = ½ a g × g h. Um nun den Seitendruck voͤl - lig zu haben, muß voriger Ausdruck noch mit a g multiplicirt werden, woraus alſo ½ a g × g h × a g oder ½ a g × a g × g h entſteht. Man er - haͤlt alſo durch Worte ausgedruͤckt, den Seiten - druck, wenn man die bewaͤſſerte Sei - tenflaͤche, mit der halben Hoͤhe des Waſſerſtandes multiplicirt.

Da der ausfuͤhrliche Beweis fuͤr dieſen Satz, fuͤr die Abſicht dieſes Buches zu weitlaͤuftig iſt, ſover -41verweiſe ich Leſer, die ſich hieruͤber naͤher unterrich - ten wollen, auf Karſtens Lehrbegriff der geſamm - ten Mathematik, Theil 3. pag. 224 folgd. wo ſie den Beweis im Extenſo ausgefuͤhrt finden.

Kurz kann man alles ſo zuſammen faſſen: heißt man die Hoͤhe der bewaͤſſerten Flaͤche a; die Laͤnge derſelben l; ſo hat man den Seitendruck = ½ a. a. l = ½ a2. l.. Da dieſe Groͤße wiederum in die ſpecifiſche Schwere des Waſſers multiplicirt wer - den muß, ſo wird der ganze Seitendruck (wenn man, nach dem vorigen § g = der ſpec. Waſſer - ſchwere ſetzt,) alsdann = ½ a. a. l g oder = ½ a2. l. g.

§. 23.

Aus vorigem § folgt noch dieſes, daß der Sei - tendruck der Hoͤhe des Waſſerſtandes allezeit pro - portional iſt; und zwar oben = o, unten am ſtaͤrkſten. Es erhellt noch ferner aus der Geome - trie, daß es voͤllig einerlei iſt, ob man die ganze Seitenflaͤche mit der halben Hoͤhe; oder aber die halbe Seitenflaͤche mit der ganzen Hoͤhe multipli - ciren will. Die Producte fallen in beiden Faͤllen gleich aus. Wenn aber der Seitendruck unten am ſtaͤrkſten iſt, ſo folgt auch, daß ſenkrechte Flaͤ - chen, die vom Seitendrucke auszuſtehn haben, un - ten am meiſten Widerſtand leiſten muͤſſen. Dieß gilt alſo auch von Daͤmmen, die an der bewaͤſ - ſerten (oder der Bruſt -) Seite ſenkrecht aufge - fuͤhrt ſind. Doch man bauet aus mehrern Gruͤn -den42den nicht gern ſolche Daͤmme, die vorn, dem Waſſer entgegen, perpendiculaͤre Flaͤchen haben. Wuͤßte man zum Beiſpiel auch das nicht, daß der Seiten - druck gegen ſie, ſenkrecht am gefaͤhrlichſten waͤre, ſo giebt ſchon die Conſtruction ſenkrecht aufge - fuͤhrter Daͤmme und Mauern hinlaͤnglichen Grund, dem Waſſer entgegen die Mauer flach, oder, wie man ſagt, mit einer Boͤſchung zu machen. Denn die letztere braucht weniger Staͤrke, um nicht unter ihrer eignen Laſt zu unterliegen, als ſenkrechte, die keine ſehr accurate Verbindung oder ſattſame Dicke haben. Dieſer Wink verdient da - her immer einige Erwaͤgung.

§. 24. Seitendruck des Waſſers gegen ſchiefliegende Flaͤchen.

Es iſt ſo eben gezeigt worden, daß es fuͤr Daͤmme gar nicht unnuͤtzlich ſey, wenn ſie mit Boͤ - ſchungen gemacht werden. Aus dieſem Grunde wird es noͤthig den Seitendruck des Waſſers gegen ſolche ſchiefe Flaͤchen, oder Boͤſchungen zu wiſſen.

In Figur 5 ſey A B eine ſchiefliegende Flaͤche im Profil. A C beſtimme ihre Neigung gegen den Horizont. Der Waſſerſtand B D ſey = A C; nun weiß man aus den vorigen §§, daß ſich der Sei - tendruck gegen ſenkrechte Flaͤchen lediglich nach der Hoͤhe richte, welche der Waſſerſtand vor die - ſer ſenkrechten Flaͤche hat. Der Seitendruck des Waſſers wird daher, wofern ſolches nur ſeine Hoͤhe richtig behaͤlt, immer derſelbe bleiben, wieauch43auch irgend die Mittel beſchaffen ſeyn moͤgen, es in dieſer Hoͤhe zu erhalten, die der Waſſerſtand hat. Die ſchiefliegende Flaͤche, oder eine Boͤſchung, macht folglich gar keine Aenderung in dem Seiten - drucke, da ſie blos ein anderes verſchiedenes Mit - tel iſt als die ſenkrechte Flaͤche, beſagten Waſſer - ſtand in ſeiner angenommenen Hoͤhe zu erhalten. Sie hat alſo auch keinen weitern Einfluß in dieſer Ruͤckſicht auf ihn; es gelten daher auch fuͤr den Seitendruck gegen ſchiefliegende Flaͤ - chen, die Regeln des §. 22, und man erhaͤlt ihn, wenn man, wie dort, die Groͤße oder Hoͤhe, die der Flaͤche Neigung gegen den Hori - zont beſtimmt, A C = B D, in die Laͤnge der Flaͤche, und dieß Product in die halbe Hoͤhe des Waſſerſtandes = ½ D B, multiplicirt.

Bleibt alſo nach den Buchſtaben alles wie in den vorigen §§, ſo iſt auch, wie dort, der Sei - tendruck gegen ſchiefliegende Flaͤchen = ½ a2. l. g; voͤllig wie im vorhergehenden.

Noch verdient hier folgendes beigebracht zu werden. Eine ſchiefliegende Flaͤche hat auch von dem Bodendrucke auszuſtehn; und zwar leidet die ſchiefe Flaͤche deſto mehr oder weniger, je flaͤcher oder je ſteiler ſie iſt. Wird alſo die Boͤſchung = o alſo die Flaͤche ſenkrecht, ſo wird auch der Bo - dendruck in Anſehung dieſer Boͤſchung = o.

Bei44

Bei Teichdaͤmmen erhaͤlt man A C durch die ge - gebene Hoͤhe des Dammes. Doch muß man von dieſer noch das, was man an Hoͤhe fuͤr den Wel - lenſchlag geben will, erſt von der ganzen Hoͤhe des Dammes abziehn. Setzt man alſo des Dammes ganze Hoͤhe = h, die Hoͤhe des Anſchlages = α ſo wird die Hoͤhe des Waſſerſtandes oder der bewaͤſſerten Flaͤche = h α ſeyn. Folglich wird der Seitendruck nach der vorhin angegebenen Formel, wenn man ſtatt a2, gehoͤrig ſubſtituirt, = ½ (h α) 2 l. g.

§. 25. Druck des Waſſers von unten in die Hoͤhe.

Demjenigen, welcher das ſo genannte hydro - ſtatiſche Paradoxon nicht kennt, iſt es wirklich auf - fallend, wenn von dem Waſſer behauptet wird, daß ſeine Kraft aufwaͤrts zu druͤcken, eben ſo er - heblich und faſt noch gefaͤhrlicher ſey, als der Sei - tendruck deſſelben. Er wird vielmehr glauben, das Waſſer werde durch ſeine eigne Schwere ruhen, und wenn es nur ſeitwaͤrts genug ver - wahrt ſey, habe es mit ihm weiter nichts zu ſa - gen. Wenn man aber Nachrichten uͤber die, an oder in dem Waſſer gebaueten Werke, und uͤber ihre Gruͤndung einzieht, wird man bald eines an - dern belehrt. Kurz, fuͤr die Fundamente, wenn ſie nicht mit Sorgfalt und Ueberlegung gemacht wer - den, iſt das Waſſer aͤußerſt gefaͤhrlich, indem esſtets45ſtets auf den gaͤnzlichen Ruin ausgeht. Wie die - ſes zu berechnen ſey, wird hier in kurzem gezeigt.

In dem vorigen iſt ſchon erwaͤhnt, daß das Waſſer frei ſich uͤberlaſſen, nicht eher ſtill ſteht und ruht, bis es allerwaͤrts in einen gleichen Stand gekommen iſt. Eben dieſer Umſtand iſt die Urſach, warum das Waſſer, welches ſich unter einen Grund einzieht, (zum Beiſpiel unter ein gemauertes Fun - dament,) ſelbigen zu heben trachtet. Will man nun wiſſen, mit welcher Kraft das Waſſer ſolch ein Fundament zu heben vermag, ſo laͤßt ſich dies ſo ausmitteln: Beſagte Kraft iſt gleich einem Producte, aus der Groͤße der Flaͤche, welche derjenige Grund hat, unter welchen das Waſſer eingedrungen iſt, in die Hoͤhe des Waſſers, welches vor dem auf benanntem Grunde aufgerichteten Werke ſteht, und in die Schwere eines Ku - bicfußes Waſſer. Man ſieht alſo gleich, daß bei einem tiefen Teiche die Kraft ſehr groß ſeyn muͤſſe, denn ein ſolcher Teich muß, ſeiner Hoͤhe wegen, auch einen breitern Damm haben. Zu beſſerer Einſicht des Geſagten, folgt hier ein Exem - pel.

Die Grundflaͤche eines Dammes ſey 2000 Quadratfuß groß; ſie ſey durch keine Vaſen oder Thonbruſt geſchuͤtzt, und unter ſie habe ſich Waſſer untergezogen; das Waſſer koͤnne aber nicht ganz unter dem Damme hindurch, und ſtehe 16 Fuß von demſelben, mit wie viel Kraft wirktdieß46dieß Waſſer empor? Antwort: Mit einer Kraft, die gleich iſt 2000 Quadratfuß, multiplicirt in die Hoͤhe 16, oder 32000 Kubicfuß Waſſers. Je - der Kubicfuß nur zu 64 ſchwer angeſchlagen, erhaͤlt man die wahre Kraft des Waſſers = 2048000 , dieſe werden von ihm angewandt, den Damm zu heben.

Schon hieraus wird die Nothwendigkeit be - greiflich, zum Teichbau ſolche Koͤrper zu benutzen, welche ſehr ſchwer ſind; ingkeichen ſie aufs dich - teſte in einander arbeiten zu laſſen.

Da man beim Grundlegen keine ſchiefen Flaͤ - chen gebraucht, ſondern den Boden, auf welchen der Grund gelegt wird, ſtets gerade und hori - zontal arbeiten laͤßt, ſo beduͤrfen ſolche auch kei - ner weitern Erwaͤhnung, genug daß wir den Effect gegen wagrechte Flaͤchen kennen.

§. 26. 2 ) Eindringen des Waſſers.

Wir kommen mit dieſem § auf die zweite Kraft des Waſſers, die ſolches gegen die Daͤm - me ausuͤbt. Dieſe iſt keine andere, als das Be - ſtreben deſſelben, in Damm-Materialien einzu - dringen, und ſie zu durchnaͤſſen, oder we - nigſtens ihren Zuſammenhang unter einander zu ſchwaͤchen oder gar aufzuloͤſen.

Weil die Damm-Materialien ſehr dicht in einander verarbeitet werden, ſo denkt man ſich beidie -47dieſem Eindringen mehr eine merkliche Befeuch - tung des Materials, als eine ſolche Durchnaͤſſung, bei welcher das Waſſer in großen Quantitaͤten und in Maſſe ſichtbar waͤre. Man nimmt eine ſolche Durchnaͤſſung etwa 2 bis 3 Fuß tief unter der Boͤſchung wahr, auf welcher das Waſſer unmit - telbar aufruht. Hier zeigt ſich das Eindringen am ſtaͤrkſten, nach und nach aber weiter in den Damm hinein, (oder auch in die Seiten des Tei - ches) verliehrt es ſich mehr und mehr, und wird endlich zu jener Befeuchtung, bei der die Waſ - ſertheile nicht mehr ſtark ſichtbar ſind, ſo daß ſie mehr gefuͤhlt als geſehen werden.

Die verſchiedene Wirkſamkeit des Eindringens haͤngt theils von dem mehr oder minder feſten Zu - ſammenhange ab, welchen die zu einem Damme aufgefuͤhrten Materialien entweder ſchon beſitzen, oder durch die Bearbeitung erſt bekommen; theils haͤngt ſie von der groͤßern oder geringern Anzie - hungskraft ab, welche das Waſſer gegen das Ma - terial, und umgekehrt, aͤußert; endlich von den vermehrten oder verminderten Kraͤften, mit denen das Waſſer von außen wirkt, und wodurch ſein Eindringen erleichtert wird. Ueberhaupt alſo von dem groͤßern oder kleinern Widerſtande, welchen das Eindringen findet, und von dem Anwuchſe oder der Abnahme der Kraͤfte des Waſſers.

§. 27.48

§. 27.

An und vor ſich iſt das Eindringen des Waſſers, wenn die Materialien allerwaͤrts im Damme in glei - chen Verhaͤltniſſen gemiſcht, und gleich dicht un - ter einander verbunden ſind, wol ziemlich gleich ſtark. Wo alſo noch Verſchiedenheit iſt, da ruͤhrt ſolche von den beſondern Umſtaͤnden her, die in Anſehung der Materialien oder der Bearbeitung obwalten. Ferner iſt mit dem Eindringen ſelbſt auch allezeit etwas Waſſerdruck verbunden; dieſer richtet ſich, nach dem Vorhergehenden, ſtets nach der Hoͤhe des Waſſerſtandes; wenn ſolcher alſo groß iſt, ſo iſt auch das Eindringen ſtaͤrker als da, wo der Waſſerſtand niedriger iſt.

Wo Wellen entſtehn, da wird auch das Ein - dringen des Waſſers wirkſamer durch den Stoß, welchen die Wellen gegen die ihnen widerſtehende Flaͤche ausuͤben. Man ſieht uͤberhaupt leicht ein, daß ſich des Eindringens Tiefe theoretiſch nicht beſtimmen laͤßt, und man kann alſo nur et - wa ſo viel ſagen, daß das Eindringen des Waſ - ſers in einen Damm, wenn das uͤbrige alles gleich iſt, der Hoͤhe des Waſſerſtandes pro - portional ſeyn muͤſſe, und im umgekehr - ten Verhaͤltniſſe mit dem Zuſammenhange und der Fettigkeit der Materialien ſtehe. Doch ſetzt dieſes voraus, daß die dem Waſſer entgegen - geſetzte Flaͤche nicht ganz außerordentlich verwahrt und gegen das Eindringen des Waſſers geſichert ſey.

Bei49

Bei der gewoͤhnlichen Art Daͤmme zu bauen, iſt es bis itzt noch ſehr ſchwierig, und nur mit - telſt ſchwerer Koſten moͤglich geweſen, dem Waſ - ſer das Eindringen in die ihm vorgebaueten Wer - ke gaͤnzlich zu verwehren. Man kann daher die Frage aufwerfen, wie tief darf wol das Waſ - ſer in einen Damm eindringen, ohne eben dem Damme ſehr gefaͤhrlich zu werden? Dieſe Frage zu beantworten, muß man die Erfahrung zu Huͤlfe nehmen. Bei Daͤmmen von Schutt und Erdreich, die uͤbrigens voͤllig gute Dienſte lei - ſteten, und die an der Bruſt-Seite aufgebrochen wurden, um Reparaturen an den in ihnen liegen - den Striegeln vorzunehmen, ob gleich die Daͤmme uͤbrigens gut im Stande und hoch genug waren, hat man folgendes gefunden. Das Waſſer war an den unverſehrt geweſenen Stellen, die blos um der Reparatur willen mit aufgebrochen werden mußten, auf der Teichſohle, bei einer Waſſer - ſtands-Hoͤhe von 50 Fußen, nicht tiefer unter die Boͤſchung eingedrungen, als 8 Fuß, an manchen Stellen auch 10 Fuß. Nach der Kappe zu, (oben auf dem Damme) verringerte ſich die Tiefe des Eindringens des Waſſers in den Damm im - mer mehr, ſo daß es oben auf der Hoͤhe der Spie - gelflaͤche kaum noch 4 Fuß tief eingedrungen war. Mehrere Verſuche ſtimmen hierinnen uͤber - ein, und man kann in Praxi annehmen, daß das Waſſer in ſolche Daͤmme bis auf der Damm - dicke eindringen duͤrfe, ohne ſehr nachtheilig zuTeichb. Dwerden.50werden. Freilich dringt das Waſſer, da wo im Damme Striegel-Schaͤchte ſind, in den Damm gern tief ein, weil beſagte Schaͤchte groͤßtentheils auch voll Waſſer ſtehn, wenn der Teich nicht leer iſt, ingleichen weil durch die Erſchuͤtterung, welche das Ziehen des Striegels und das Auslaufen des Waſſers verurſacht, das Eindringen deſſelben be - foͤrdert wird.

Wirklich Waſſer zeigt ſich unter der Boͤ - ſchungs-Ebne ſelten tiefer, als 2 bis Fuß. Da wo Terraſſen-Mauer vor dem Damme liegt, dringt das Waſſer tiefer ein, weil bei dieſer Mauer die Oeffnungen nicht ſo leicht und ſo dicht ver - ſtopft zu werden pflegen, wie bei Erd - und Schutt - Daͤmmen.

Bei gemauerten Daͤmmen, die mit Fleiß und gut von Bruchſteinen gearbeitet waren, hat man das Eindringen beinahe eben ſo tief unter der Boͤſchung gefunden, als bei Erd - und Schutt - Daͤmmen. Bei einigen, die aber freilich nicht als Muſter dienen koͤnnen, war das Waſſer tiefer eingedrungen als in die Erd - und Schutt-Daͤmme. Angewandte Accurateſſe hat bei dieſen Beſtimmun - gen doch noch keinen gewiſſen Ausſpruch thun koͤnnen.

§. 28. 3 ) Wellenſchlag des Waſſers.

Die dritte Kraft endlich, womit das Waſ - ſer den Daͤmmen zu ſchaden ſucht, iſt der Wel -len -51lenſchlag. Daß auch dieſer etwas auszurichten im Stande ſey, iſt ſattſam aus den Erzaͤhlungen bekannt, die uns von Reiſenden gemacht werden, welche entweder die See ſelbſt, oder wenigſtens die Kuͤſten derſelben befuhren. Allein zum großen Troſte aller derer, welche Teiche bauen muͤſſen, koͤn - nen die kleinen Wellen, ſo auf Teichen entſtehn, mit jenen unbaͤndigen Meereswogen gar nicht in Ver - gleichung gebracht werden, deren fuͤrchterliche Ge - walt die Menſchen in die ſchrecklichſte Angſt, oder gar in unabſehbares Elend zu verſetzen vermag. Demohnerachtet aber uͤben auch dieſe kleinen ge - ringfuͤgig ſcheinenden Wellen ihre Kraͤfte nur zu ſichtbar an unſern Daͤmmen, und waſchen die Bruſtſeiten derſelben mit der Zeit ſo anſehnlich aus, daß dadurch betraͤchtliche Reparaturen ent - ſtehn koͤnnen. Auch ihnen muß man alſo gleich bei Erbauung der Daͤmme ſattſam zuvor kommen, und hinreichenden Widerſtand entgegen ſetzen.

Ihre Gewalt etwas naͤher kennen zu lernen, muß man beſonders wiſſen, wodurch ſie entſtehen, und verſtaͤrkt oder geſchwaͤcht werden. Die Wellen entſtehn aber allezeit durch eine Bewegung des Waſſers. Dieſe kann durch Wind, oͤfters auch, zumal bei Seen, durch innerlich entwickelte Waͤrme, Daͤmpfe u. ſ. w. oder durch aͤußere ge - waltſame Einwirkungen, hervorgebracht werden. Moͤgen aber die Wellen entſtehn wie ſie wollen, ſo iſt gewiß, daß die verſchiedentlich gemachten Pruͤfun - gen der Gewalt der Wellen bisher immer etwasD 2ſchwan -52ſchwankend angeſtellt worden, und daß daher auch die Reſultate dieſer Unterſuchungen immer noch truͤglich, und fuͤr die Erfahrung nicht ganz befriedigend ſind. Da die Sache noch nicht voͤllig berichtigt iſt, ſo kann ſie indeß dazu dienen, den Scharfſinn gro - ßer Maͤnner zu uͤben, und man hat Urſach genug den Wunſch zu aͤußern, daß ſich der durch viele Bauten, und gleichfalls durch mancherlei hieher gehoͤrende Schriften ruͤhmlichſt bekannte Waſſerbau - Director, Herr Woltmann, noch weiter mit Mate - rien dieſer Art beſchaͤftigen, und ſie mit ſeinem ſchon gewohnten ſcharfen Blicke berichtigen, oder ergruͤnden moͤge. So erhaͤlt auch wol das Publikum ein neues Geſchenk, das es mit Dank annehmen wird.

Man kann uͤberhaupt von dem Wellenſtoße dieß etwa behaupten, daß er ſich nach dem Win - de, nach der Laͤnge, Breite und Tiefe des Waſſers, endlich nach dem Winkel richte, unter welchem er an eine Flaͤche anſtoͤßt. Hieruͤber noch einiges in den folgenden § §.

§. 29.

Der Wind hat in der Ausuͤbung ſeiner Gewalt etwas Außerordentliches. Wer kennt nicht die oft unbegreifliche Staͤrke deſſelben? Viel Naturkundi - ger leiten ihn aus dem aufgehobenen Gleichgewichte her, das bei ſtillem Wetter in der Atmoſphaͤre als vorhanden angenommen wird. Die Winde ſelbſt greifen in das Waſſer ein, und machen Bewegun -gen53gen in ſelbigem; daher bekommen die Wellenſtoͤße immer die Richtung des zu ſolcher Zeit herrſchen - den Windes. Oft aber haben auch die Windſtoͤße mancherlei, ja den vorgenannten ganz entgegen - geſetzte, Richtungen. Daher entſtehen die Kieſel - winde, wie man ſie zu nennen pflegt. Sie aͤußern aber ihre Gewalt nicht blos ſeitwaͤrts umher, ſon - dern auch auf - und niederwaͤrts, immer dahin wo ſie den wenigſten Widerſtand finden.

Eben dieſen Winden, welche von oben nieder wirken, iſt wol beſonders die Groͤße der Wellen mit zuzuſchreiben, indem ſie gleichſam wie Keile in das Waſſer eindringen, und es ſeitwaͤrts und in die Hoͤhe zwaͤngen. Iſt die in die Hoͤhe getriebene Menge Waſſers groß, und alſo auch ſchwer, iſt ferner die Kraft, mit welcher der Wind ſeitwaͤrts treibt, auch ſehr anſehnlich, ſo muͤſſen die Wellen nothwendig ſehr heftig an das ihnen Widerſtehende anſchlagen. Die Staͤrke des Windes, und ſeine Geſchwindigkeit zu meſſen, hat man Anemome - ter erfunden, von denen jedoch auch noch bezwei - felt wird, ob ſie den gehoͤrigen Grad von Genauig - keit haben, ſo daß man bei praktiſchen Arbeiten, nach ihren Angaben ſicher und mit Nutzen verfah - ren koͤnne. Sie weitlaͤuftig hier anzufuͤhren, iſt gegen den Zweck dieſer Schrift; uͤberdies hat faſt je - des Handbuch der Naturlehre welche aufzuweiſen.

§. 30.54

§. 30.

Zu demjenigen, was den Wellenſchlag verſtaͤrken oder ſchwaͤchen hilft, gehoͤrt auch noch die Laͤnge, Breite und Tiefe der bewegten Waſſerflaͤche. Durch eine groͤßere Laͤnge und Breite bekommen die Wel - len mehr Raum ſich auszudehnen, ohne daß ſie weitere Hinderniſſe faͤnden, als die, welche ihnen das Waſſer ſelbſt entgegen ſetzt. Durch die Tiefe des Waſſers entſteht bei den Wellen eine derſelben proportionirte Hoͤhe, ſo daß bei groͤßerer Tiefe auch hoͤhere Wellen zum Vorſchein kommen. Die Urſach iſt: die Windſtoͤße, die von oben nieder wir - ken, koͤnnen bei hohem Waſſerſtande, ungehinderter und tiefer eindringen als bei flachem; denn im letz - tern Falle erreicht der Windſtoß ſehr bald den Grund. Weil nun ſolcher gemeiniglich vielfaͤltige Erhoͤhungen und Vertiefungen hat, ferner auch bald mehr ſpitzig, bald mehr rundlich u. ſ. w. ge - bildet iſt, ſo bekommen dadurch die Windſtoͤße ſehr haͤufig ganz niedrige Reflexionsflaͤchen; die Stoͤße prallen demnach unordentlich und entgegengeſetzt durch einander, und ſo geſchieht es leicht, daß ein Stoß die Wirkung des andern aufhebt, ehe ſie noch wirklich ſich genugſam aͤußern kann. Bei tiefem Waſſer iſt dieß aber nicht der Fall. Der Stoß wird alſo, da er nicht geſchwaͤcht iſt, das Waſſer mit ſeiner vollen Kraft heben, und es ſo aufthuͤrmen koͤnnen, daß daraus jene fuͤrchterlichen Waſſerberge entſtehn; dieß alles weiſet die Erfah - rung an Seen und Kuͤſten ſehr augenſcheinlich aus.

Von55

Von einer laͤngern und hoͤhern Welle wird aber auch eine groͤßere Flaͤche, z. E. eines Dammes, getroffen, als von einer kleinern; deſto nachtheili - ger ſind demnach die erſtern, und noch oben drein dann, wenn die aͤußere Form der dem Waſ - ſer ausgeſetzten Flaͤche ſo beſchaffen iſt, daß ſie die Gewalt der Wellen eher beguͤnſtigt als ſchwaͤcht; oder wenn die Bearbeitung und die Materia - lien ſelbſt, dem Auswaſchen zu Huͤlfe kommen, ſtatt es zu hintertreiben.

§. 31.

Ehe wir dieſen Gegenſtand verlaſſen, muß zu - vor noch kuͤrzlich des Winkels gedacht werden, un - ter dem die Wellen an Daͤmme ꝛc. anſtuͤrmen koͤn - nen. Alle Kraͤfte aͤußern ihre Wirkung dann am ſtaͤrkſten, wenn ſolche ſenkrecht auf den Wider - ſtand gerichtet ſind. Nimmt man nun an, daß der Wellenſtoß horizontal fortwirkt, ſo wird eine ſenkrecht gegen ihn ſtehende Flaͤche ſtaͤrker von ihm getroffen werden, als eine ſchief entgegengeſtellte; denn im letztern Falle wirkt der Stoß auch nach den Reflexionsgeſetzen, daher prallt er unter dem Win - kel von der Flaͤche wieder ab, unter dem er an ſie anprallte, und verliehrt ſonach allezeit von ſeiner Gewalt. Hingegen bei einem Stoße, der ſenkrecht wirkt, entſteht kein Abprallen ſeitwaͤrts, mithin leidet der Widerſtand weit mehr von der gegen ihn verwandten Kraft. Aus dieſem Grunde muß alſodie56die ſchon oben §. 11. Nr. 4. gegebene Regel nicht als unwichtig angeſehn werden.

Zu mehrerer Erlaͤuterung dieſes und der zwei vorhergehenden § §, merke man noch folgendes.

Man taxirt die Gewalt der Wellen auch wol auf nachſtehende Art. Die Wellen, die ein Sturm - wind erregt, wirken gegen eine ſenkrechte Flaͤche, alſo z. E. gegen einen Damm ohne Boͤſchung an der Bruſtſeite, mit einer doppelten Kraft, einmal mit einer anprallenden, zweitens mit einer ſinkenden. Wenn man bei entſtandenem Win - de das Sinken und Steigen der Wellen beobachtet, ſo wird man gewahr, daß bei dem Sinken des Waſſers, nicht blos eine halbe Welle allein, ſon - dern von dieſer noch eine halbe, und von dieſer halben abermahls eine halbe Welle, und ſo ins Unendliche fort, entſteht. Die niederſinkenden Wellen machen daher eine unendliche abnehmende Progreſſion. Hat man alſo noͤthig die ſinkende Kraft einer Welle zu wiſſen, ſo muß man die Summe von einer unendlich abnehmen - den Progreſſion ſuchen, hiebei aber noch folgendes in Betracht ziehen. Nach den Geſetzen der Hydroſtatik iſt die Kraft, wodurch eine Welle bis auf eine gewiſſe Hoͤhe gehoben wird, gleich einem Waſſerkoͤrper, der einerlei Grundlinie und Hoͤhe mit ihr hat. Dieſen findet man, wenn man den Flaͤcheninhalt mit der Hoͤhe multiplicirt. Kraft und Gegenwirkung ſind ſich aber gleich, dem - nach muß die Kraft, welche eine Welle bis aufeine57eine gewiſſe Hoͤhe auftreibt, dieſem ihrem hydro - ſtatiſchen Waſſerkoͤrper auch gleich ſeyn. Nun ſey z. E. die Hoͤhe einer Welle 1 Fuß, ſo iſt ihre Grundlinie 2 Fuß. Die ihr zukommende Laͤnge ſey ebenfalls 1 Fuß, ſo wird die Welle mit 2 Ku - bicfuß Waſſer wirken. Den Kubicfuß Waſſer nur zu 64 gerechnet, wird ein Wind, der eine ſol - che Welle von einem Fuße bewegen ſoll, auf eine Flaͤche von 2 Quadratfußen mit einer Kraft wir - ken muͤſſen, die gleich iſt 128 Pfunden. Da aber der Wellen Grundlinien beſtaͤndig in demſelben Ver - haͤltniſſe bleiben muͤſſen, ſo werden ſich auch die Kraͤfte der Wellen gegen einander verhalten wie die Quadrate der Wellenhoͤhen. Hieraus folgt, daß eine doppelt ſo hohe Welle auch eine vierfache Kraft verlangt, als diejenige ſeyn muß, durch welche ſie auf 1 Fuß Hoͤhe empor gehoben waͤre.

Wird demnach eine Welle von 1 Fuß Hoͤhe, mit einer Kraft des Windes von 128 ange - worfen, ſo iſt der Stoß, der auch zugleich durch die erfolgende Sinkung vermehrt wird, (die ſich nach obigem nach einer abnehmenden Progreſſion verringerte) 64 , die geſammte Wirkung alſo = 192 .

Das Nachtheilige der ſenkrechten Daͤmme erhellt alſo abermals. Doch gilt die gleich anfangs des §. 28. gegebene Erinnerung, daß bei gewoͤhnli - chen Teichen nur wenig Erhebliches von dieſer da - ſelbſt entſtehenden Art Wellen zu befuͤrchten iſt.

Leſer,58

Leſer, welche Luſt haben moͤchten, die Rechnung auf andere Art weitlaͤuftig anzuſtellen, moͤgen den 1ten Theil von Silberſchlags Hydrotechnik nachſchlagen, wo ſie weitere Anleitung finden. Die - jenigen aber, welche tiefer in die Mathematik ge - blickt haben, werden die Schriften des vortreffli - chen Herrn Woltmanns mit ſo viel Nutzen als Vergnuͤgen leſen koͤnnen, und ihre Wißbegierde nicht unbefriedigt ſehen.

§. 32. Kraͤfte, mit denen die Daͤmme widerſtehen, und zwar 1) Schwere der Daͤmme.

In dem Vorhergehenden iſt mit Wenigem von den Kraͤften, welche das Waſſer ausuͤbt, das beige - bracht worden, was der vorgeſetzte Umfang dieſes Buches geſtattet. Da ſich aber in der Natur nicht viel Kraͤfte finden, denen der menſchliche Geiſt zu widerſtehen nicht gewagt haͤtte oder noch unter - fangen ſollte, wie auch uͤbrigens der Erfolg ſeyn mag, ſo iſt gleichfalls die Gewalt des Waſſers in ihre Schranken gewieſen worden. Kennt man da - her nur ihre Groͤße genau, und weiß man gegen - theils, mit wie viel Staͤrke, und mit was fuͤr Kraͤf - ten Daͤmme widerſtehen, ſo iſt die Baͤndi - gung auch ſelbſt der Fluthen leichter, als man glaubt. Dieß fuͤhrt uns auf eine naͤhere Betrach - tung der Daͤmme und auf folgende Saͤtze.

Die59

Die Erfahrung zeigt taͤglich, daß, vermoͤge der Schwere, alle Koͤrper, ſich frei uͤberlaſſen, dem Mittelpunkte der Erde zuſenken. Dieß geſchieht ſo lange, bis ſie eine Unterſtuͤtzung gefunden haben, welche das Gewicht der Koͤrper, die ſich ſenken, voͤl - lig zu tragen vermag. Sind ſie unterſtuͤtzt, ſo erleidet die Unterſtuͤtzung einen Druck von ihnen, der dem Gewichte derſelben, und der uͤber ihnen ſtehenden Luftſaͤule gleich iſt. Dieß Gewicht iſt aber ſo verſchieden, als die Koͤrper ſelbſt ſind. Der Druck der Luft hingegen richtet ſich nach dem groͤ - ßern oder kleinern Umfange, welchen der Koͤrper hat. Je mehr Flaͤche dieſer alſo der Luftſaͤule entgegen ſetzt, deſto ſchwerer wird er auch gedruͤckt, ſo wie er gegentheils, bei weniger entgegengeſetzter Flaͤche, auch von der Luft geringern Druck erlei - det. (Man betrachtet jedoch bei ſolchem Drucke der Luft nur denjenigen, der auf die Koͤrper von oben niederwirkt; und gewoͤhnlich bringt man ihn gar nicht in Anſchlag, da natuͤrlicher Weiſe alle Koͤrper an der Luft demſelben ausgeſetzt ſind. Man achtet daher blos auf das Gewicht, welches die Koͤrper haben.)

Vergleicht man nun gleich große Stuͤcken der Koͤrper, um ihre Schweren zu erforſchen, ſo er - haͤlt man den Begriff des eigenthuͤmlichen Gewich - tes; da hingegen der Druck, den ein Koͤrper durch ſeine Schwere aͤußert, das abfolute Gewicht macht, wenn er an und vor ſich ohne Vergleichung mit andern, betrachtet wird.

Ein60

Ein Damm beſteht aber auf gleiche Weiſe, wie andere Koͤrper, aus mehreren Stuͤcken und ſchwe - ren Theilen, die zuſammengeſetzt und zu einem großen Ganzen verbunden ſind. Man kann ihn alſo fuͤglich als ein Stuͤck anſehn, das mit der Summe der Gewichte ſeiner Theile den Grund, auf dem er aufruht, niederwaͤrts druͤckt. Das Waſſer muß alſo Gewalt anwenden, um einen ſol - chen ihm entgegen geſtellten ſchweren Koͤrper aus dem Wege zu ſchaffen; das iſt: die Schwere eines ſolchen entgegengeſetzten Koͤrpers raubt dem Waſſer Kraft, und vermindert ſie. Da nun die Schwere ſo maͤchtig iſt und beſtaͤndig niederwaͤrts wirkt, ſo ſollte man beim erſten Augenſchein glau - ben, eine Kraft, die einen Damm ſeitwaͤrts fortzu - ſchieben trachten wolle, muͤſſe aͤußerſt groß ſeyn, und das geſammte Gewicht des Dammes weit uͤber - ſteigen, zumal wenn die Materialien, aus denen der Damm erbauet worden, ſehr ſpecifiſch oder ei - genthuͤmlich ſchwer waͤren. Die Erfahrung hat aber gerade das Gegentheil gelehrt, und gezeigt, daß man gewoͤhnlich weit weniger Kraft braucht, ſelbſt ſolche große Laſten, dergleichen Daͤmme ſind, ſeitwaͤrts fortzuſchieben, als man vermuthen moͤch - te. Soll aber eine ſolche große Laſt, wie z. E. ein Damm, ſeitwaͤrts fortgeſchoben werden, ſo kann dieß nicht ohne eine Klemmung und Reiben ge - ſchehen, welche die Schwere verurſacht. Dieß fuͤhrt daher auf das Reiben, oder auf die Friction der Daͤmme.

§. 33.61

§. 33. 2 ) Friction der Daͤmme.

Seit vielen Jahren her, haben ſich die Natur - kundiger und Mathematiker bemuͤht, die Staͤrke des Reibens genau ausfindig zu machen. Allein der mannigfaltigen und ernſtlichen Bemuͤhungen ungeachtet, hat man durch die bisher angeſtellten Verſuche, es noch nicht dahin bringen koͤnnen, ganz richtige und gewiſſe Verhaͤltniſſe zu entdecken, die fuͤr alle Koͤrper guͤltig waͤren. Der bekannte Gelehrte, Muſchenbroek, hat ſich beſonders in dieſem Fache ſehr beruͤhmt gemacht, und außer ihm mehrere große Maͤnner, z. E. Amontons, Deſaguilier, Belidor ꝛc.

Das Reiben zwiſchen den Koͤrpern entſteht da - durch, daß die Erhabenheiten des einen, in die Vertiefungen des andern eingreifen, und damit die Bewegung hindern, die ein Koͤrper uͤber den an - dern hinweg machen ſoll.

Da die Bildung der Beſtandtheile der Koͤrper ſo aͤußerſt verſchieden iſt, ſo wird es gewiß ſchwer halten, jemals ein allgemeines Verhaͤltniß des Reibens zur Schwere ausfindig zu machen, und man wird bei den wahrſcheinlichen Angaben der angeſtellten Verſuche ſtehen bleiben und ſich be - gnuͤgen muͤſſen, doch einige Richtſchnur zu haben. Indeſſen ſtimmen die meiſten Verſuche darin uͤber - ein, daß, um einen Koͤrper ſeitwaͤrts fortzubewe -gen,62gen, eine Kraft erfordert wird, welche dem drit - ten, bisweilen auch dem vierten, Theile der Schwe - re des fortzubewegenden Koͤrpers gleich kommt; oder daß das Reiben gemeiniglich oder ¼ der Schwere des fortzubewegen - den Koͤrpers betrage. Nach dieſer Regel richten auch die Mathematiker und Kuͤnſtler ihre Rechnungen und Arbeiten ein, indem die Erfah - rung, im Durchſchnitt genommen, das Verhaͤltniß von fuͤr die Praxis eher noch etwas zu groß als zu klein ausweiſet.

Von dem Reiben und den Umſtaͤnden, wodurch ſolches entweder vermehrt oder vermindert wird, handelt die Naturlehre weitlaͤnftiger. Vorzuͤglich ſind hieruͤber die Lehrbuͤcher des beruͤhmten Herrn Profeſſor Gren in Halle, und des ſel. Erxle - ben, mit Nutzen nachzuleſen. Wer noch weiter gehen will, muß ſich der Schriften bedienen, die ſich ausſchließlich mit dieſer Materie beſchaͤftigen, und die man in jedem brauchbaren Handbuche der Mathematik angezeigt findet.

§. 34.

Von dem Reiben, in ſo fern es uns hier angeht, muß noch dieſes bemerkt werden - Je mehr und je groͤßere Vertiefungen und Erhoͤhungen die Koͤrper haben, welche ſich uͤber einander hinweg bewegen ſollen, deſto groͤßer muß das Reiben werden. Da nun die Oberflaͤche des Erdbodens uͤberhaupt, und alſo auch die der Thaͤler ſehruneben63uneben und rauch geſtaltet iſt, ſo ſieht man, daß man das im vorigen §. angegebene Verhaͤltniß, auch bei ihnen und den Daͤmmen ganz ſicher anwenden koͤnne, da die Materialien der letztern gleichfalls ſo uneben zu ſeyn pflegen, als der Erdboden.

Wuͤrde man das Reiben der Daͤmme auf der Oberflaͤche der Thaͤler viel kleiner als des Gewichtes, das der ganze Damm hat, annehmen, ſo muͤßte man die Daͤmme zu ſtark machen. Da - durch aber wuͤrden ſie zu ſehr in die Koſten laufen, und das kann man doch, ohne Schaden und Be - ſorgniß zu haben, vermeiden. Gegentheils, wenn man das Reiben viel groͤßer als annimmt, ſo wird man dem zu folge den Damm viel ſchwaͤ - cher machen muͤſſen. Da wuͤrde er aber im Grunde doch von ſeiner eigentlichen wahren Staͤr - ke verliehren, und man duͤrfte ihm alsdann mehr Kraͤfte zutrauen, als er in der That beſaͤße.

Anmerkung. Aus dem bisher Angefuͤhr - ten iſt uͤberhaupt der Seitendruck des Waſſers be - kannt geworden; man weiß auch, wie viel Friction ein Damm verurſacht, oder wie viel Kraft noͤthig wird, ihn ſeitwaͤrts wegzuſchieben; Ferner kann man wiſſen, wie ſchwer ein Damm ſey, wenn man ſeinen Kubikinhalt ſucht; nun fragt es ſich: Wenn eher iſt der Damm wirklich gegen den Sei - tendruck des Waſſers ſo geſichert, daß ihm dieſer nicht mehr ſchaden kann? Darauf dient zur Ant - wort: Dann, wenn die Friction des Dammes, ſammt der Cohaͤſion (dem Zu -ſam -64ſammenhange) ſeiner Theile, groͤßer iſt, als der Waſſerdruck. Dieß leitet auf die eigentliche Berechnung der Staͤrke der Daͤmme.

§. 35. Berechnung der noͤthigen Staͤrke der Daͤmme.

Um die Friction auszumitteln, war nach dem vorigen §. noͤthig, genau die Schwere des Dammes zu wiſſen. Wer nur einigermaßen mit der Stereo - metrie bekannt iſt, findet des Dammes Kubikin - halt leicht; und wenn dieſer erſt gefunden iſt, kann man, nach Maaßgabe der Schwere eines einzi - gen Kubikfußes vom Damm-Material, ſehr bald auch das ganze Gewicht des Dammes beſtimmen. Wenn dieß alles richtig und ohne Weitlaͤuftigkeit geſchehen ſoll, ſo muß man zuvor die Hoͤhe des Waſſerſtandes wiſſen; aus dieſer ergiebt ſich die eigentliche Hoͤhe des Dammes. Ferner muß die Weite des Thales, in welchem der Damm erbauet wer - den ſoll, gegeben ſeyn; denn aus dieſer findet ſich, in Verbindung mit dem ſo eben Geſagten, die Laͤn - ge des Dammes. Iſt dieß alles berichtigt, ſo hat die Rechnung ſelbſt weiter keine große Schwie - rigkeit.

Als Vorbereitung dazu dient folgendes. Ver - ſuche lehren, daß frei aufgeſtuͤrztes Erdreich oder Schutt, wenn es ſich im Fallen gaͤnzlich uͤberlaſſen wird, ſo ziemlich unter einem Winkel vom 45° liegen bleibt, und ſich aufthuͤrmt. Daher pflegtdie65die Baſis oder Grundlinie eines dergleichen aufge - ſchuͤtteten Haufens zweimal ſo groß zu ſeyn, als die Hoͤhe deſſelben. Das wende man auf Daͤmme an, ohne auf das Verſtampfen derſelben einſt - weilen Ruͤckſicht zu nehmen.

Will man nun ſehen, wie viel ein Damm aus - zuhalten vermag, ſo denke man ſich ein Stuͤck aufgeſchuͤtteten Damm, wie Figur 7 zeigt. In ihr iſt a b = der Baſis des Dammes, c d = ſeiner Hoͤhe, d e = b g = der Laͤnge des Dammes. Man ſuche alſo den Kubikinhalt des beſagten Stuͤk - kes. Dieſer iſt = a d b × d e; dieſer Inhalt muß nun in die Schwere eines Kubikfußes Erde oder Schuttes, oder uͤberhaupt des Damm-Materials multiplicirt werden. Dieſe Schwere iſt leicht durch etliche Verſuche, die man ſelbſt anſtellt, aus - zuforſchen, und man thut wol, wenn man lieber die Verſuche etwas im Großen als zu ſehr im Kleinen anzuſtellen ſich bemuͤht. Nimmt man z. E. einen hoͤlzernen Kaſten von 8 Kubikfußen, ſo kann man leicht durch das arithmetiſche Mittel fuͤr jeden Verſuch erfahren, was die eigentliche Schwe - re ſey.

Da die Rechnung mit Buchſtaben auch hier gar nicht das mindeſte Schwere hat, ſo wollen wir um der Kuͤrze willen a b = β; c d = α; d e = b g = λ und das Gewicht eines Kubikfußes von dem zu waͤhlenden Damm-Materiale = γ ſetzen. Und ſo hat man denn den Flaͤcheninhalt von a d b = 〈…〉 ;Teiche. Efolg -66folglich den Kubikinhalt des Dammſtuͤckes a d b g e = ½ α β λ = 〈…〉 Dieß mit γ multiplicirt giebt die Schwere des Dammſtuͤckes = ½ α β λ γ. Hie - von muß nun die Friction geſucht werden. Setzt man ſie zu der geſammten Schwere an, und nennt ſie F, ſo iſt F = . [(½ β α) λ γ] = . 〈…〉 . Dieſe aus dem Gewicht des Dammſtuͤcks entſtehende Friction kann man als die Kraft anſehn, mit der das Dammſtuͤck dem Waſſer entgegen wirkt.

§. 36.

Zur Erlaͤuterung der im vorhergehenden § ge - gebnen Saͤtze, ſoll hier ein Exempel folgen. Es ſey in der ſiebenten Figur die Hoͤhe des Dammes c d = 12′ die Baſis a b = 24′, die Laͤnge des Dammes b g = 36 Fuß, ſo iſt der Inhalt von 〈…〉 Quadratfuß; und der Kubikinhalt von 〈…〉 Kubikfuß. Wiegt von der Erde, deren man ſich zu dieſem Dammſtuͤcke bedient haͤtte, ein Kubikfuß 80 , ſo iſt die geſammte Laſt dieſes Dammſtuͤckes = 414720 Pfund. Von dieſer Summe iſt die Friction zu der Laſt gerechnet, = . 414720 Pfund = 138240 Pfund. Dieß iſt die Groͤße, mit der das Dammſtuͤck dem Waſſer entgegen wirkt.

Nun67

Nun ſuche man nach §. 24 den Seitendruck des Waſſers. Dieſer war dort = ½ a2. l g; Setzt man demnach die Hoͤhe des Waſſerſtandes, oder a = 12 Fuß, die Laͤnge der bewaͤſſerten Seite oder l = 36 Fuß, eines Kubikfuß Waſſers Schwere oder g = 64 , ſo iſt der Seitendruck des Waſſers gegen dieſes Dammſtuͤck = 165888 .

Vergleicht man dieſe Summe durch die Sub - traction, mit der obigen Kraft, welche der Damm beſitzt, ſo erhellt, daß der Seitendruck des Waſſers, die Staͤrke des Dammes um 27648 uͤbertref - fe. Um ſo viel iſt folglich der Damm noch zu ſchwach. Man muß alſo dem Damme noch an Breite zu - legen, oder ſeine Baſis vergroͤßern; es ſey denn, daß man ihm mehr Hoͤhe und zwar ſo viel geben wollte, bis ſein Kubikinhalt eine ſolche Friction giebt, die groͤßer wird, als der Seitendruck des Waſſers. Die Vergroͤßerung der untern Damm - breite iſt jedoch ſo fort noch nicht gleich unumgaͤng - lich noͤthig, denn man bauet in Praxi nie einen Damm, der oben eine ſolche ſcharfe Kante haͤtte, wie hier bei dem in Figur 7 vorgeſtellten Damm - ſtuͤcke angenommen iſt. Man ebnet dagegen alle - zeit einen Damm oben ab und zwar meiſtens wagrecht, daß man uͤber ihn bequem und ſicher hinweg kommen kann. Zudem ſucht man auch durch dieſe Abebnung des Dammes, den Durch - drang des Waſſers zu dem innern zu verhuͤten, und das Abſpuͤlen zu verwehren. Beſagte Ebne heißtE 2des68des Dammes Kappe. Nach Umſtaͤnden wird ſie bald breiter bald ſchmaͤler gemacht. Sollen z. E. Fahrwege oder Fußſteige zugleich uͤber den Damm gehen, ſo kann man ſie, bei einer maͤßigen Tiefe des Teiches, nicht wol unter 18 Fuß breit machen; denn weil das Fahren erſchuͤttert, darf es nicht ſo nahe an den Ecken geſchehn, weil da zu wenig Widerſtand iſt, und das Fahren Stuͤcke aus dem Damme auszwaͤngen wuͤrde. Ueberdieß iſt mit dem Geſchirre und Fuhrweſen, ein zu ſchmaler Raum nicht wol zu paſſiren.

Die Praktiker haben ein Verhaͤltniß der Breite der Kappe zur Hoͤhe des Dammes geſucht, ſind aber bei weitem nicht einſtimmig. Gemeiniglich nehmen ſie, wenn die Umſtaͤnde nicht eine noch groͤßere Breite verlangen, den 3ten Theil der Hoͤhe des Dammes zur Breite der Kappe, und wenn die Daͤmme nicht zu unbedeutend niedrig ſind, macht man ſie niemals unter 6 bis 8 Fuß breit, voraus - geſetzt daß dann kein Fahrweg uͤber ſie gehen ſoll.

§. 37.

Wenn ein Damm nach dem vorigen §. eine Kappe erhaͤlt, ſo ſieht man gleich, daß dadurch ſein Kubikinhalt betraͤchtlich vermehrt werde. Denn man kann ſich nun vorſtellen, der Damm beſtuͤnde nach Figur 8 erſtlich aus einem Parallelepipedo, deſſen Grundflaͤche k m p o und deſſen Laͤnge m e waͤre; Zweitens aus zwei Prismen, deren Laͤngegleich -69gleichfalls m e = b g und deren Grundflaͤchen m p b, und a k o waͤren. Nun ſey noch, wie vorhin, a b = 24 Fuß; k m oder die Kappe 8 Fuß breit; b g = m e, 36 Fuß lang, und des Dammes Hoͤhe c d 12 Fuß hoch, ſo findet man den Kubikinhalt des Dammſtuͤcks, wenn man die Inhalte jedes der drei vorbenannten Stuͤcke zuſammen addiret.

Es iſt alſo der Kubikinhalt von a b m k i e g = 〈…〉 Kubikfuß. Dieß mit 80 multiplicirt, giebt des Dammes Schwere = 552960 . Hievon iſt die Friction = . 552960 = 184320 . Nach dem vorigen war aber der Waſſerdruck 165888 , folglich uͤber - trifft nunmehro die Kraft des Dammes den Sei - tendruck des Waſſers um 18432 , das iſt um 184320 weniger 165888 .

Dieß zeigt alſo ſehr deutlich, daß die Staͤrke der Daͤmme durch eine Kappe ungemein vermehrt werde.

Fuͤr eine jede gegebene Breite und Hoͤhe des Dammes, wuͤrde dieſe ſeine Staͤrke dann am groͤß - ten werden, wenn die Kappe der untern Damm - breite gleich gemacht waͤre, welches aber gewiß nur ſelten, und etwa bei gemauerten Daͤmmen zu ge - ſchehn pflegt, denen man eine ſtaͤrkere innere Ver - bindung geben kann, als den Erd - und Schutt - daͤmmen.

§. 38.70

§. 38.

Zu dem vorigen koͤmmt noch ein neuer bedenk - licher Umſtand hinzu. Wenn, wie vorhin durch - gehends angenommen iſt, der Waſſerſtand juſt der Dammhoͤhe gleich waͤre, ſo wuͤrde das Waſſer trotz der Kappe, bei der geringſten Bewegung deſſelben, gleich uͤber den Damm hinweg gehen, und ihn ohnfehlbar beſchaͤdigen. Der Damm muß aſo im - mer noch etwas hoͤher gemacht werden, als der hoͤch - ſte Waſſerſtand ſeyn ſoll. Dieſen hoͤchſten Waſſer - ſtand muß man ſo hoch annehmen, als die Winde, die in der Gegend herrſchen, wo der Teich gebauet werden ſoll, das Waſſer im Teiche an dem Dam - me in die Hoͤhe treiben moͤchten. Fuͤr unſere Tei - che rechnet man, gewoͤhnlicher Weiſe, nur 1 Fuß bis 16 Zoll fuͤr die Wellenhoͤhe. Dasjenige Stuͤck aber, um welches die Kappe hoͤher liegt als der hoͤchſte Waſſerſtand, heißt der Anſchlag. Man macht ihn ſelten uͤber 3 Fuß hoch, jedoch auch nie unter 2 Fuß. Um alſo die geſammte Dammhoͤhe fuͤr einen gegebenen Waſſerſtand zu haben, muß man noch 3 Fuß zur Hoͤhe des Waſſerſtandes zu - rechnen. Aus dieſer Hoͤhe ergiebt ſich dann die Breite der Kappe. Waͤre ein Teich zu bauen, der außerordentlich groß wuͤrde, ſo kann man beliebigen Falles die Hoͤhe des Anſchlages noch etwas ver - mehren. Beſonders iſt es da nicht ſchaͤdlich, wo ſchlechterdings Fahrwege uͤber die Daͤmme gehen muͤſſen.

Nehmen71

Nehmen wir alſo unſer voriges Exempel wie - der, und ſetzen des Dammes Hoͤhe, incluſive des An - ſchlages, zu 15 Fuß an, das uͤbrige aber alles wie vorhin, ſo iſt des geſammten Dammes Inhalt = 〈…〉 Kubikfuß; und dieſe Summe mit 80 multiplicirt giebt des Dammes Schwere = 691200 Pfund. Davon iſt die Friction = . 691200 = 230400 . Hievon den Waſſerdruck = 165888 ſubtrahirt, giebt 64512 als Ueberſchuß an Kraft auf Sei - ten des Dammes. Dieſer Damm waͤre alſo ſtark genug, zumal da die Cohaͤſion ſeiner Theile, von der unten weiter geredet werden ſoll, gar nicht in Anſchlag gebracht iſt.

§. 39.

Es bleibt noch uͤbrig Anweiſung zu geben, wie man aus der gegebenen Hoͤhe des Dammes und des Waſſerſtandes, die untere Breite oder die Baſis des Dammes zu ſuchen habe. Um der noͤthigen Kuͤrze willen ſollen bei dieſen Regeln wieder die Buchſtaben beibehalten werden, da ſie die herr - lichſte Ueberſicht der ganzen Arbeit geben. Sie ſollen auch zu dem Ende ihre vorige Bedeutung be - halten. Geſetzt nun, des Waſſers Seitendruck und der Widerſtand des Dammes ſey voͤllig gleich, ſo hat man, wenn α = a und λ = l iſt, folgende Saͤtze. Es iſt nemlichα β72 〈…〉 woraus 〈…〉 und 〈…〉 oder 〈…〉 demnach alſo 〈…〉 und 〈…〉

Dieß iſt alſo die halbe Baſis, oder die Haͤlfte der untern Dammbreite, die man dupliren muß, um β oder die ganze Breite zu haben. Um der Bequemlichkeit willen bei der Rechnung und Aus - fuͤhrung, iſt hier ſowol β als ½ β in Formeln an - gegeben. Wenn alſo die Richtung und der Platz gegeben iſt, worauf der Damm kommen ſoll, ſo darf man nur an beiden Enden rechts und links von der Mittellinie, ½ β oder die halbe untere Dammbreite abſtecken, und man, iſt fertig.

Bei der wirklichen Berechnung muß man, wie ſchon vorhin erinnert worden, nicht vergeſſen denAnſchlag73Anſchlag mit zur Dammhoͤhe zuzurechnen, um die - ſen muß a vergroͤßert werden, und dann wird be - ſchriebenermaaßen die Grundlinie geſucht. Zum Ueberfluſſe folgt hier noch ein Exempel. Waͤre wie vorhin der hoͤchſte Waſſerſtand 12 Fuß hoch, alſo des Dammes Hoͤhe, ſammt dem Anſchlage 15 Fuß, γ oder die Schwere eines Kubikfußes Damm - Materials = 80 , g oder die Schwere eines Kubikfußes Waſſers = 64 , ſo haͤtte man ½ β = 〈…〉 , und ſubſtituirt, 〈…〉 18 Fuß, folglich β oder die ganze untere Damm - breite = 36 Fuß. Auf dieſe Art traͤgt Silber - ſchlag in ſeiner Hydrotechnik die Rechnung vor, dem wir hiebei gefolgt ſind.

§. 40.

Folgende Betrachtungen ſcheinen hier nicht am unrechten Orte zu ſtehn, da ſie weitere Aufſchluͤſſe uͤber das Vorhergehende mittheilen. Wenn 2 γ = 3 a g iſt, ſo koͤnnte, der Rechnung nach, die halbe Grundlinie juſt der Hoͤhe gleich ſeyn, die der Damm bekommen ſoll. Je mehr hingegen γ gegen g waͤchſt, deſto kleiner wird der Quotient in dem Bruche, den die Formel 〈…〉 bezeichnet. Alſo wird auch die halbe Grundlinie kleiner als die Hoͤ - he des Dammes. In der Ausuͤbung kann dieß aber keinesweges gelten, indem mancherlei Um -ſtaͤnde74ſtaͤnde verbieten und verhindern, daß ½ β kleiner ſey als des Dammes Hoͤhe. In dieſem Falle wuͤrde zum Beiſpiel die Abdachung oder Boͤſchung ſchon ſehr ſteil werden, woraus das Unbequeme entſtuͤn - de, daß bei Erd - und Schuttdaͤmmen das Erdreich und Material, nur unſicher, und oftermalen gar nicht liegen bliebe. Man muͤßte daher noch andere Mittel anwenden, um den Schutt haltbar und feſtliegend zu machen, widrigenfalls wuͤrden Re - genguͤſſe ſehr gefaͤhrlich werden, große Loͤcher aus - waſchen und den Damm bald ruiniren. Am ge - ſchickteſten wuͤrde es ſeyn, ſich in dieſem Falle der Maurung zu bedienen. Dieſe gaͤbe allein dauer - hafte ſenkrecht aufgefuͤhrte Daͤmme. Aber ſelbſt auch die gemauerten Daͤmme laͤßt man nicht gern ohne einige Boͤſchung auffuͤhren. Bei den Alten war es als etwas Nothwendiges anzuſehn, der untern Breite des Dammes zu ſeiner geſammten Hoͤhe, jederzeit das Verhaͤltniß 3: 1 zu geben. Doch dieß ſcheint billig etwas zu groß zu ſeyn, und nur dann moͤchte dieß Verhaͤltniß gerechtfertigt werden koͤnnen, wenn γ oder die ſpecifiſche Schwe - re eines Kubikfußes Schuttes ꝛc. merklich geringer waͤre, als g die eigenthuͤmliche Schwere eines Ku - bikfußes Waſſers. Dieß duͤrfte jedoch nur ein aͤußerſt ſeltener Fall ſeyn, und man kann daher das Ver - haͤltniß 5: 2 in Anſehung der untern Dammbreite zu ſeiner Hoͤhe mit Vortheil brauchen. Die Er - fahrung beſtaͤtigt auch dieſes durch Anlagen, dienach75nach dieſem Verhaͤltniß gebauet ſind, und bis dato