„ Die Frei-Maurerei hat in unſern Tagen die Aufmerkſamkeit der Maͤnner von Geiſt und Herz erweckt. Der Denker, der Freund der Geſchichte des menſchlichen Verſtandes, ſo wie der Theilnehmer an der Sache der Menſchheit, kann ſie ihr nicht verſagen. Sie ſelbſt iſt zur Wiſſenſchaft geworden; ſie iſt, wie jede menſchliche Anſtalt, der Reinigung, der Er - leuchtung, der Erweiterung und der Verbeſſe - rung faͤhig; ſie verdient naͤher gekannt, unter - ſucht, und — auch außer den Logen bearbeitet zu werden.
Wenn man betrachtet: Wie und was die k. Kunſt im Ganzen und im Einzelnen nach Zeit - und Ortbeſtimmungen iſt oder war, ſo ergiebt ſich eine Geſchichte —; und wenn man unterſucht: Wie und was ſie nothwendig und uͤberall ſeyn ſoll, eine Philoſophie und Kritik der Frei-Maurerei.
* 2IVDazu Beitraͤge zu liefern iſt der Zweck einer Schrift, welche unter dem Titel: Eleuſinien des neunzehnten Jahrhunderts erſcheinen wird, und welche auf die Theilnahme der Maurer aller Art und Kunſt beſcheidne Anſpruͤche macht.
Nur Wahrheit und Vielſeitigkeit kann ihr Augenmerk und ihr Karakter ſeyn, wenn ſie den Namen einer maureriſchen Schrift tra - gen will; aber ſie wird, grade um deswillen, eben ſo wenig Maurern irgend eines Syſtems das Wort verſagen, als ſie ſelbſt von einem feſten Standpunkte wanken wird. “
So kuͤndigte der Herausgeber dieſe maure - riſche Schrift an, und nun beginnt er ſein Ver - ſprechen zu leiſten. Dies iſt der Inhalt des erſten Baͤndchens:
In dem Vorbericht zum Bibliothek-Kata - logus der LL. Z. z. N. und Fr. z. g. K. in K. ſteht folgende merkwuͤrdige Stelle: „ Bis jetzt haben wir noch keine GeſchichteVI der Maurerei, inſofern dieſe aus oͤffent - lich bekantgewordenen Quellen ge - ſchrieben werden kann; und doch waͤre es nicht bloß fuͤr die Bruͤder des Ordens, ſondern uͤberhaupt fuͤr jeden denkenden Weltbuͤrger eine ſehr wichtige Sache, daß dieſe geſchrieben wuͤrde. Denn eine Geſell - ſchaft, die in allen chriſtlichen Laͤndern in und außer Europa ausgebreitet iſt; die gewiß in unſern Tagen eine Million Mit - glieder zaͤhlt; deren Wirkſamkeit von ſo vielen Seiten fuͤr die Menſchheit ſo wich - tig und wohlthaͤtig geweſen iſt; und deren Freunde und Feinde mit gleichem Eifer fuͤr und wider ſie geſtritten haben, ver - dient unleugbar eine philoſophiſche Dar - ſtellung aller derjenigen Thatſachen, die von ihr bekannt geworden ſind. Sie ver - dient, daß die verſchiedenen Sekten, in welche ſie zerfallen iſt, die Grundſaͤtze, wovon dieſe ausgegangen ſind, der Ein - fluß, den ſie auf den Geiſt des Zeitalters entweder wirklich oder angeblich gehabt haben, mit ſtrenger Unpartheilichkeit, aber auch mit gehoͤriger Sachkenntniß gepruͤft, gewuͤrdigt und dargeſtellt werden. Dies kann aber nur von einem Manne geſche -VII hen, dem alle, oder die meiſten zerſtreuten Huͤlfsmittel zu Geboten ſtehen. “
Dieſe ſo beſchriebene, hoͤchſt wuͤnſchens - werthe Geſchichte der Maurerei, als eines Thei - les der Geſchichte des menſchlichen Verſtandes und ſeiner Verirrungen, wollte der Herausgeber der Eleuſinien nicht ſchreiben. Er ſetzte ſich keinen andern Zweck, als: aus den gedruckten Buͤchern, die ihm vor Augen kamen, alle ange - gebenen Data zu einer Geſchichte der Maurerei, ohne Auswahl und Kritik zu ſammlen, und ruhig, ſelbſt mit den Worten der verſchied - nen Verfaſſer, neben einander zu ſtellen; alle Quellen aber, die ihm perſoͤnlich offen ſtanden, ſo wie ſeine eignen Ideen und Kenntniſſe bei dieſem Sammlergeſchaͤfte zu beſeitigen. Es iſt nicht ſeine Schuld, wenn die Frucht deſſelben mager und vielleicht unſchmackhaft ausgefallen iſt. Er verbuͤrgt, weder vor Maurern noch vor Nicht-Maurern, die dieſe Blaͤtter leſen, ein einziges Factum, da er blos als Referent das zerſtreute Bekannte nach der Zeitfolge zuſammen geſtellt hat; aber er glaubt, daß dieſe Ueber - ſicht fuͤr den erfahrnen Maurer in vielem Be - tracht eine fruchtbare Anſicht gewaͤhren koͤnne, wenn er die aufgeſtellten Thatſachen in ihrer Folge, mit einem durch anderweitige Kenntniſſe geſchaͤrften Auge anſieht; abſondert, hinzuſetzt,VIII berichtiget. Er glaubt, daß ſie fuͤr dieſen reich an bedeutenden Winken, und fuͤr den Un - erfahrnen und Nicht-Maurer in der Art beleh - rend ſeyn werde, daß er einſieht, er koͤnne aus den oͤffentlichen Quellen nichts Befrie - digendes uͤber dieſen Gegenſtand ſchoͤpfen.
Aber es iſt der Maurerwelt eine kritiſche Geſchichte der Freimaurer-Bruͤder - ſchaft, wie ſie der Vorredner zu dem ange - fuͤhrten Katalog beſchreibt, und als dringendes Beduͤrfniß aufſtellt, verſprochen. Es hat dies ein Mann gethan, der alle, an eine ſolche Ge - ſchichte gemachten Anforderungen kennt, dem wirklich die meiſten und wichtigſten Huͤlfsmittel zu Gebote ſtehen, der mit der tiefſten Sach - kenntniß, den ruhigen Blick des Forſchers, den Scharfſinn der Kritik und die Kaͤlte der ſtreng - ſten Unpartheilichkeit verbindet, — der erſte maureriſche Schriftſteller, Br. Feßler, in der Vorrede zu ſeinen ſaͤmmtlichen Schriften uͤber Freimaurerei, wirklich als Ma - nuſkript fuͤr BB. gedruckt Berlin 1801. S. III.
Aber — und er hat den Herausgeber zu dieſer Erklaͤrung ſelbſt autoriſirt — er wird dieſe kritiſche Geſchichte der Freimau - rer-Bruͤderſchaft von ihrem erſten Urſprunge an, bis auf die neuſten Zeiten, aus entſchei -IX denden, ihm von vielen BB. und Logen vor - gelegten Gruͤnden, nie dem Drucke uͤber - geben, ſondern nur an Logen-Archive im Manuſkript uͤberlaſſen, wenn der LMſtr, mit zwei ſeiner vertrauteſten BB., ſich mit ihm ſelbſt uͤber die nothwendig zu ſetzenden Bedin - gungen vereinigt hat.
BB, welche den Gang und Stand der Maurerei kennen, werden wiſſen, welche Auf - ſchluͤſſe ſie aus dieſen hoͤchſtwichtigen Ueberlie - ferungen, und gerade von dieſer Art der Mit - theilung, zu erwarten haben. Es iſt noch nicht die Zeit, daß die maureriſche Geſchichte, als ein Zweig der Geſchichte des Geiſtes und der Menſchheit uͤberhaupt auftrete; aber es iſt hohe Zeit, daß die Maurer ſelbſt uͤber den Urſprung und den Fortgang der Bruͤderſchaft, ins helle Licht kommen, und dadurch feſtſtehende Krite - rien ihres Urtheils erhalten.
Der Herausgeber wuͤnſcht dieſer Unterneh - mung die Theilnahme ſeiner BB. Er gehoͤrt als ſolcher keiner Parthei an, und wird jede noͤthig - ſcheinende Berichtigung, ſo wie uͤberhaupt jeden Beitrag zu den Eleuſinien, der in wahrem mau - reriſchen Geiſte geſchrieben iſt, (eingeſandt unter Addreſſe der Verlags-Buchhandlung) mit Ver - gnuͤgen aufnehmen. Vielleicht in einem halben Jahre erſcheint das zweite Baͤndchen; die weitere Fortſetzung wird von dem Beifalle des maure - riſchen Publikums abhaͤngen. Die Abſicht des Herausgebers iſt allein, ſeinen BB. und der guten Sache der Maurerei nuͤtzlich zu werden.
Geſchrieben den 9. Maͤrz 1802.
Ich nehme Deine Frage auf, Konſtant, und will Dir mit aller mir moͤglichen Strenge beantwor - ten, was Du nur fragen kannſt. Du wirſt ent - weder mich noͤthigen, durch eine vollſtaͤndige Be - leuchtung der Sache, meine Vorliebe fuͤr ſie auf - zugeben, oder Dich, ihr Deine Achtung zu ſchen - ken. Laß es uns Beide auf dieſe Gefahr immer wagen; wir werden an Wahrheit gewinnen, was wir etwa an vorgefaßten Meinungen verlieren ſollten. Ich werde dabei nicht vergeſſen, daß Du ein Ungeweihter biſt, und ſonach alle die kleinen Vortheile verlieren, die meine Deduktion durch dein Gefuͤhl haben koͤnnte; vergiß auch Du nur Deine maureriſche Gelehrſamkeit und Deine Buͤ - cher, und gieb dadurch die vermeinten Vortheile auf, die Du durch etwanige hiſtoriſche Kennt -Erſtes Baͤndch. A2niß, uͤber den bloß philoſophirenden Maurer zu haben vermeineſt.
Du kannſt billiger Weiſe nicht fordern, daß ich Dir eine andre Kenntniß vom Orden zuge - ſtehen ſoll, als: daß er exiſtirt. Was Du aus Deinen Buͤchern von der Art ſeiner Exiſtenz wiſ - ſen willſt, kann ich ſchon um deswillen nicht aner - kennen, weil alle dieſe Leſereien kein Wiſſen in Dir erzeugt und Dich allein in Widerſpruͤche und Zweifel verwickelt haben. Welchem Deiner Schrift - ſteller ſollſt Du denn auch trauen, da Du kei - nen Maasſtab haſt, ſie zu pruͤfen, und kein Medium, ſie zu vereinigen? Und ſo viel Du auch glauben, oder, wie Du ſprichſt, nach hi - ſtoriſcher Kritik wahrſcheinlich oder wahr - ſcheinlicher finden magſt: ſo berufe ich mich doch auf Dein eignes Gefuͤhl, wenn ich behaupte, daß Deine wahre Kenntniß der Sache, ſtreng genommen, nicht uͤber ihre Exiſtenz hinausgeht.
Dies iſt mir aber auch vollkommen genug, und ich lade Dich nur ein, an dieſe ſichre Kennt - niß, eben ſo ſichre Schluͤſſe anzureihen; und wir wollen doch finden, — was der Freimaurer - Orden an und fuͤr ſich ſelbſt iſt? — Das nun wohl eben nicht, aber doch das: was er an und fuͤr ſich ſelbſt ſeyn kann, oder, wenn Du willſt, ſeyn ſoll.
Dieſe Frage wird Dich uͤberraſchen, weil Du ſie noch nie gethan haſt, aber ſie iſt, nach dem Obigen, die einzige, die Du thun kannſt. Was der Orden iſt, das lerne meinetwegen aus dem3 „ zerſchmetterten Frei-Maurer, “wenn es Dir ge - nuͤgt; was er ſeyn kann, vermagſt Du aus ei - ner beſſeren Quelle zu ſchoͤpfen, aus Deiner Ver - nunft. Aber wenn Du es weißt, ſo wirſt Du, bei einiger Konſequenz, nicht glauben, daß er an und fuͤr ſich ſelbſt wirklich ſo ſey, als er es, nach Deiner folgerichtigen Ueberzeugung, ſeyn kann; Du wirſt es wenigſtens nicht behaupten (aber auch nicht verneinen) koͤnnen, weil Du um deswillen ein Eingeweihter ſeyn muͤßteſt. Du wuͤrdeſt eher mit vollem Rechte ein maureriſcher Geſetzgeber ſeyn, als dieſe Behauptung mit eini - gem Rechte wagen koͤnnen.
Laß uns auf dieſem Felde, wo alles ſchwankt, nach einem feſten Punkte ſuchen, auf welchem unſer Fuß ſicher ſtehen kann, und uns von un - beſtrittenen Thatſachen ausgehen.
Du weißt, daß in den erſten Decennien des achtzehnten Jahrhunderts, und zwar in London, eine Geſellſchaft oͤffentlich hervortritt, die wahrſcheinlich ſchon fruͤher entſtanden iſt, von der aber keiner zu ſagen weiß, woher ſie komme, was ſie ſey und was ſie wolle? Sie verbreitet ſich, ohnerach - tet deſſen, unbegreiflich ſchnell und wandert uͤber Frankreich und Deutſchland in alle Staaten des chriſtlichen Europa, ja ſelbſt nach Amerika. Maͤn - ner aus allen Staͤnden, Regenten, Prinzen, Adliche, Gelehrte, Kuͤnſtler, Kaufleute, treten in ihren Bund, Katholiken, Lutheraner und Kalvi - niſten laſſen ſich einweihen, und nennen ſich Bruͤder untereinander.
A 24Die Geſellſchaft, die, man weiß nicht warum, wenigſtens, wie ich Dich zu glauben bitte, ſehr zufaͤllig, ſich Frei-Maurer-Geſellſchaft nennt, zieht die Aufmerkſamkeit der Regierungen auf ſich, ſie wird in den meiſten Reichen, z. B. in Frank - reich, in Italien, den Niederlanden, in Polen, Spanien, Portugall, Oeſterreich, Bayern, Nea - pel, verfolgt, mit dem Banne zweier Paͤbſte be - legt, uͤberall mit den widerſprechendſten Beſchul - digungen uͤberhaͤuſt und jeder Verdacht, der dem großen Haufen verhaßt iſt, und bei ihm verhaßt macht, auf ſie geworfen. Aber ſie erhaͤlt ſich un - ter allen dieſen Stuͤrmen; ſie breitet ſich in neue Reiche aus und wird aus den Hauptſtaͤdten in Pro - vinzialſtaͤdte verpflanzt, wo man ſie vorher kaum dem Namen nach kannte. Sie findet unerwar - tet an dem einen Orte Schutz und Unterſtuͤtzung, wenn ſie an dem andern unterzugehen in Ge - fahr iſt. Sie wird dort als die Feindin der Throne und die Anſtifterin der Revolutionen verſchrieen, und gewinnt hier das Vertrauen der beſten Re - genten.
So gelangt ſie herauf bis zu unſern Tagen. Du ſiehſt, wie in dieſem Zeitalter die Mitglie - der dieſer Geſellſchaft, ſich endlich einmal ernſt - lich fragen: woher kommen wir doch? was ſind wir und was wollen wir? Du ſiehſt, wie ſie von allen Orten her ſich verſammlen, um ſich dieſe Fragen zu beantworten; wie ſie mit ern - ſten Mienen einander anblicken, jeder von ſeinem Nachbar die Antwort erwartet, und endlich alle5 entweder laut oder ſtillſchweigend, geſtehen, daß keiner von ihnen, den Zuſammengekommenen, es wiſſe. Was thun ſie nun? — Sie reiſen nach Hauſe, erklaͤren ihren Bruͤdern die allgemeine Unwiſſenheit, entlaſſen ſich gegenſeitig ihrer Ver - pflichtungen und gehen, mit einiger Scham, aus - einander? — Keinesweges! der Orden dauert fort und verbreitet ſich, nach wie vor.
Die Geſellſchaft erleidet noch haͤrtere Dinge. Die Frage nach ihrem Geheimniß wird dringen - der, es wird in oͤffentlichen Schriften, z. B. dem entdeckten Geheimniß der Freimaurer, der geſtuͤrz - ten, der verrathenen Freimaurerey, zur allgemei - nen Kenntniß gebracht; man erhebt die Abſicht einiger maureriſchen Sekten zur vollkommnen Ge - wißheit, andrer zur Wahrſcheinlichkeit; man fin - det, daß hie und da die Maurerei nur zur Huͤlle verwerflicher Zwecke gedient habe und zieht dieſe Zwecke in ihr, ſie toͤdtendes, Licht. Was wird nun geſchehen? — Die Freimaurer werden ſich von dem verrathenen Geheimniſſe losſagen und, um ſich von allem Verdacht unredlicher Zwecke auf einmal zu befreien, die Logen ſchließen und den „ zerſchmetterten Freimaurer “in ihre Biblio - thek ſtellen. — Nein! die Geſellſchaft dauert fort, als ob nie ein Wort uͤber ſie geſprochen, kein Buchſtabe uͤber ſie gedruckt waͤre und das Still - ſchweigen in ihr unverbruͤchlich gehalten wuͤrde.
Endlich zerreißt ſich die Geſellſchaft ſelbſt in ihrem Innern, alle Einheit hoͤrt auf, ſie ſpalten ſich in Sekten, die ſie Syſteme nennen, verketzern6 ſich gegenſeitig, thun ſich in den Bann, und wie - derholen das Spiel mit einer allein ſeligmachen - den Kirche. Der ehrliche Servati fragt: Und wollte ich ein Freimaurer werden, wo ſind die aͤch - ten Meiſter zu Hauſe? und weiß in ſeinem dicken Buche keine Antwort zu geben; indeß die Mau - rer aller Farben und Zeichen einmuͤthig antwor - ten: Nirgends! nirgends, als bei uns.
Was erfolgt nun? Der Ungeweihte, der doch ſonſt noch, wenigſtens vor dem Brudernamen Ehrfurcht hatte, findet jetzt die ſich verfolgenden und verketzernden Maurer — laͤcherlich, und es faͤllt auf die Maurerei etwas, das ſchlimmer iſt, als alle Verfolgung — kalter Spott und Hohn der feinen Welt. Nun wird doch ohne Zweifel die Aufloͤſung der wunderbaren Geſellſchaft erfol - gen? — Wiederum Nein! ſie erhaͤlt und verbrei - tet ſich wie immer, und mancher feige Bruder, der uͤber und uͤber erroͤthen wuͤrde, wenn man in einem feinen Zirkel ſagte: er ſei Freimaurer, geht nach wie vor gewiſſenhaft in die Loge.
Sieh, Konſtant, ſo ſteht es mit dem Orden, deſſen Geheimniß du ergruͤnden willſt; uͤber den Verfolgung und Spott, Unwiſſenheit und Verrath nichts vermoͤgen. — So wie man zuweilen im Spaß geſagt hat: das groͤßte Geheimniß der Frei - maurer iſt, daß ſie keins haben; ſo kann man mit Recht ſagen: das offenbarſte und dennoch geheimſte Geheimniß der Freimaurer iſt, daß ſie ſind und daß ſie fortdauren. Denn — was iſt es doch, was kann es doch ſeyn, das alle dieſe Menſchen7 von der verſchiedenſten Denkart, Lebensweiſe und Bildung zuſammen verbindet und unter tauſend Schwierigkeiten, in dieſer Zeit der Erleuchtung und Erkaltung, bei einander erhaͤlt?
Laß uns weiter gehen, und dieſe Maͤnner ſelbſt naͤher betrachten. Es ſind vielleicht lauter Schwach - koͤpfe, Schwaͤrmer, Heuchler, Intriguanten oder Herrſchſuͤchtige, die ſich untereinander verbunden haben. Nun dann, ſo iſt es begreiflich, wie ſich der unredliche Schlaukopf mit Narren verbinden kann, um ſie zu ſeinen Abſichten zu lenken oder wenigſtens, ſich an ihrer Thorheit zu beluſtigen; begreiflich, wie der Herrſchſuͤchtige den Schwaͤr - mer bei ſeiner Geheimnißſucht fangen und ſeinem Stolze zu gefallen, den Mann, der ſonſt an Rang und Anſehn uͤber ihm ſteht, unter ſeine Befehle nehmen kann; begreiflich, wie der Intri - guant ſich mit Schwachkoͤpfen verbinden kann, um dieſe ſagen und — zahlen zu laſſen, was ihm gefaͤllt. Aber Nein! — in allen Zeitaltern finden ſich die weiſeſten, redlichſten, durch Talent, Kennt - niſſe, und Charakter ehrwuͤrdigſten Maͤnner im Orden, uͤberall ſind Mehrere — iſt gewiß Einer — unter den Bruͤdern, dem Du Dich mit vollem Vertrauen als dem Fuͤhrer und Leiter Deines Le - bens in die Arme werfen wuͤrdeſt.
Doch — ich laſſe keinen moͤglichen Einwurf zur Seite liegen — dieſer weiſe und redliche Mann kann durch irgend einen Zufall und in irgend ei - ner Jugendlaune in einen Orden gerathen ſeyn, der ihm nach ſeinem innern Weſen unbekannt war. 8Er wird mit ihm bekannt, findet, daß es Nichts ſey, und auf eine kindiſche Spielerei hinauslaufe. Er kann nicht zuruͤck, eine gewiſſe Eitelkeit verhin - dert ihn, ſich als einen Getaͤuſchten darzuſtellen; ſeine innere Schaam aber verleitet ihn, ſich der leeren Sache hinzugeben, und — er zieht ſich ohne Aufſehen in aller Stille zuruͤck. — Iſt dies die wahre Geſchichte aller redlichen und weiſen Maͤn - ner im Orden, ſo — ſtehen wir hier, am Ende unſerer Unterſuchungen, wir ſchaͤmen uns, daß wir den Orden auch nur ſo weit unſerer Aufmerkſam - keit gewuͤrdigt haben, und uͤberlaſſen ihn mit be - daurendem Laͤcheln den gutmuͤthigen Schwaͤrmern und den ſelbſtſuͤchtigen Intriguanten.
Aber das iſt ſie nicht, ſo wahr Deine Erfahrun - gen ſind, und die meinen. Die wahrhaft weiſen und redlichen Maͤnner, die wir kennen, ſind im Orden vorwaͤrts geſchritten, haben ſich ernſtlich mit ihm beſchaͤftigt, fuͤr ihn ſich abgearbeitet, und ſogar andre wichtige Zwecke aufgeopfert.
Und nun ſtehe ich auf dem Punkte, den ich fuͤr Dich, den Nicht-Maurer, und fuͤr jede konſe - quente Vernunft, fuͤr feſt und ſicher halte: So wahr auch nur Ein ohnſtreitig weiſer und tugendhafter Mann ſich ernſthaft mit dem Frei-Maurer-Orden beſchaͤftigt, ſo wahr iſt er kein Spiel, ſo gewiß hat er einen, und zwar ern - ſten und erhabenen Zweck. So haͤtten wir denn den Standpunkt gefunden,9 von welchem aus wir alles uͤbrige uͤberblicken, und unſern Fuß mit Bedacht weiter ſetzen koͤnnen.
Doch ehe wir dies thun, hoͤre ich dich ſo ſpre - chen: Es iſt wahr, weiſe und tugendhafte Maͤn - ner beſchaͤftigen ſich ernſthaft mit dem Orden; es iſt Faktum. Aber womit beſchaͤftigen ſie ſich? mit dem Orden, wie er iſt, oder wie und was er, und zwar durch ſie, werden kann? Arbeiten ſie vielleicht nur dahin, aus ihm etwas zu machen, und auf die tabula rasa der Frei-Maurerei etwas zu ſchreiben, das ihrer wuͤrdig iſt? Iſt dies, ſo haſt Du durch deine Deduktion nur das Bekannte bewieſen, daß der Weiſe und Tugendhafte nicht ſpielt, fuͤr die Frei-Maurerei aber nichts gewonnen. “ Alles, Konſtant, was ich bei Dir fuͤr ſie gewinnen kann; und ich faſſe, da ich Dir nicht anders ant - worten kann, ob es gleich fuͤr meinen Endzweck vollkommen hinreichend iſt, meinen Satz ſo: So gewiß ſich weiſe und tugendhafte Maͤn - ner je ernſthaft mit dem Frei-Maurer-Orden beſchaͤftigten, ſo gewiß kann er einen ver - nuͤnftigen, guten, erhabener Zweck haben. Dieſen — moͤglichen oder wirklichen — Zweck wol - len wir nun finden, indem wir auf dieſem Wege fortwandeln. Was nehmlich der weiſe und tugend - hafte Mann wollen koͤnne, was er nothwendig wollen muͤſſe, das koͤnnen wir wiſſen, ſo gewiß die Weisheit und Tugend nur Eine iſt, und be - ſtimmt durch ewige Geſetze der Vernunft. Wir duͤrfen ſonach nur unterſuchen:10 was der weiſe und gute Mann in einer ſolchen Verbindung beabzwecken koͤnne und wir haben den einzig moͤglichen Zweck des Frei-Maurer-Ordens mit demonſtrativer Gewiß - heit gefunden.
Erwaͤge dies, mein theurer Freund, und ſage mir, ob Du dich mit mir auf dieſe Entdeckungs - reiſe einſchiffen willſt. Du wirſt ſchon wachen helfen, daß unſre Fahrt ohne Umwege und Ver - irrungen in grader Richtung bis ans Ziel gehe. Lebe wohl.
Du biſt mit mir zufrieden, Konſtant, aber Du meinſt doch, daß ich zu Anfange meines Briefs die Geſellſchaft in Abſicht ihrer Fortdauer zu wun - derbar, und gegen das Ende des Briefs ſie, in Abſicht ihres Zwecks, beinahe zu natuͤrlich dargeſtellt habe; Du meinſt, es habe den Anſchein, als wenn wir beide den Frei-Maurer-Orden erſt erfinden wollten. — Fuͤr deine Zufriedenheit danke ich Dir, auf das uͤbrige antworte ich Dir mit Kurzem. Ich habe die Fortdauer des Ordens we - der wunderbar, noch ſein Weſen natuͤrlicher als — natuͤrlich darſtellen wollen; willſt Du Dich uͤber jene verwundern, ſo habe ich ſo lange nichts dagegen, bis Du nicht mit mir ſein Daſeyn na -11 tuͤrlich gefunden, bis Du nicht erwogen haſt, daß eben das Etwas, was der Weiſe im Orden beabzwecken kann, wohl allein ſeine Exiſtenz, trotz aller jener Schwierigkeiten und Gefahren, er - halten und geſichert habe. Erfinden wollen wir den Orden eben nicht; nur finden, unter welchen Bedingungen ſeine Exiſtenz fuͤr den Weiſen und Tugendhaften zureichend begruͤndet werde; und wenn dies hie und da ein Frei-Maurer oder ein ganzes Syſtem nicht wiſſen ſollte, ſo wollen wir es fuͤr ſie finden; und in dieſem Falle koͤnn - teſt Du nicht ganz unrecht haben, wenn Du ſag - teſt: Wir haͤtten fuͤr dieſe Frei-Maurer den Frei - Maurer-Orden erfunden.
Du haſt geſehen, daß ich geneigt bin, nur das fuͤr Zweck des Ordens anzuerkennen, was der Weiſe und Tugendhafte als ſolchen anerkennen kann. Laß uns doch zufoͤrderſt zuſehen, was nach dieſer Vorausſetzung der Zweck des Frei-Maurer - Ordens nicht ſeyn koͤnne. — Fuͤrchte nicht, daß dies eine unnuͤtze Digreſſion ſeyn werde; dieſe Un - terſuchung wird uns nicht nur alles abſchneiden, worauf wir unſern Blick nicht zu richten haben, ſondern nebenher auf alles das hindeuten, was man zu gewiſſen Zeiten, dem Orden als Zweck untergeſchoben, oder auch als ſolchen angenommen oder angegeben hat. Dieſe Ruͤckſicht, ſoll mich leiten und einſchraͤnken, damit ich nicht in Ge - fahr gerathe alle Moͤglichkeiten erſchoͤpfen zu wol - len; wie denn auch von notoriſch boͤſen Zwecken uͤberhaupt gar nicht die Rede ſeyn ſoll.
12Nach meiner Vorausſetzung kann ſonach der Frei-Maurer-Orden nicht eine Anſtalt ſeyn, die zur Abſicht hat, gewiſſe einzelne Seelenkraͤfte des Menſchen, z. B. ſein Gedaͤchtniß, ſeine Urtheils - kraft, ſeinen Verſtand, oder ſeinen Geſchmack zu uͤben. Es waͤre uͤberfluͤſſig dergleichen zu un - ternehmen, da in Schulen, auf Univerſitaͤten und in oͤffentlichen Schriften und Anſtalten genug da - fuͤr geſorgt iſt; es waͤre laͤcherlich, bei erwach - ſenen Maͤnnern in einigen Stunden des Monats thun zu wollen, was zur Zeit der Erziehung, oder durch eigne Geiſtesthaͤtigkeit geſchehen muß, es waͤre abentheuerlich, ſich zu dieſem Zwecke von der oͤffentlichen Geſellſchaft abzuſondern und in einen geheimen Bund zu treten. Und unſer Weiſe will nichts Ueberfluͤſſiges, nichts Laͤcherliches, nichts Abentheuerliches. Eben ſo geht er nicht darauf aus, (wie man ſpricht) Aufklaͤrung zu ver - breiten, (wie man von den Illuminaten behaup - tete), weil das, was an dieſem Geſchaͤfte taugt, nach der Lage der Dinge und des Zeitalters, oͤffentlich gethan werden kann und ſoll.
Die Frei-Maurerei kann ferner nicht ſeyn eine Schule ſeltner Kunſte und geheimer Wiſſenſchaften, in welcher uͤbernatuͤrliche und uͤbermenſchliche Geheimniſſe gelehrt und mitge - theilt werden. Nicht blos, weil es unmoͤglich iſt, Dinge, von deren Exiſtenz wir nichts wiſſen, zu einem Gegenſtande der Lehre und der Tradition zu machen; ſondern auch, weil es unredlich iſt,13 die Geiſtestraͤgheit, die Habſucht, die Wunder - ſucht und andre verderbliche Leidenſchaften durch dergleichen Vorſpiegelungen zu naͤhren, den Ver - ſtand zu verblenden und die Sittlichkeit in ihrem Grunde zu verderben. Sonach kann unſer weiſe und gute Mann nie zugeben, daß der Orden, dem Er ſich hingiebt, ſich mit Bereitung von Wunderarzneien, Lebensbalſamen und Uni - verſaltinkturen beſchaͤftige, ſchon deswegen, weil er einen ehrenvollen Tod hoͤher achtet, als ein ſchaͤndliches Leben, welches er durch ſolche Kuͤnſte zu Jahrhunderten ausdehnen koͤnnte; daß er durch geheime Operationen, die ſich dem Auge der Che - miker entziehen, den Stein der Weiſen ſuche nicht blos, weil er weiß, daß dieſer Meſſias nie erſcheinen und allen Zauberformeln ewig trotzen wird, ſondern weil er alle die Kuͤnſte der traͤgen Habſucht verachtet, in der Kraft ſeines Geiſtes, ſo lange er ſie fuͤhlt, den wahren Stein der Wei - ſen gefunden hat, und ihm eine wahrhaft gute Geſinnung mehr werth iſt, als wenn er alles Metall der Erde in Gold verwandeln koͤnnte; endlich wird er ſich nicht einer Geſellſchaft wid - men, die nach der traurigen Kunſt forſcht, ſich mit ſogenannten Geiſtern in Verbindung zu ſetzen, und durch ihre Huͤlfe ſich dem Ewi - gen naͤher zu bringen, oder ſich die Kraͤfte der Na - tur unterthan zu machen, weil er von dieſen Gei - ſtern uͤberall nichts weiß, weil er ihre Huͤlfe in allen Dingen verachtet, und ihm eine gewon - nene Wahrheit, ein abgelegter Irrthum, mehr gilt,14 als wenn er alle Engel und Erzengel nennen*)„ Auch das ſanfte Loblied der Maurer toͤnt har - moniſch in dem Donnergeſang der Erzengel, denn er, der Maurer, kennt ſie, und ruft ihrer Etliche mit Namen. Die Thronen, die Herrſchaften, die Fuͤr - ſtenthuͤmer, die Gewaltigen, die ganze Rangordnung der Heerſcharen des Gottes Zebaoth unterſcheidet er, obgleich noch mit Sterblichkeit umhuͤllt. Seine Kunſt lehrt ihn dies. (!) ꝛc. “ „ Mein Gott! der Maurer iſt ein ſterblicher Menſch, und die goͤttliche Kunſt erhebt ihn uͤber die ganze Natur. Der traͤge Erdball und der hellglaͤnzende Seraph ſind die beiden Grenzen ſeiner anſchauen - den Kenntniſſe und ſeiner Macht. — Ich wag’ es, ſie zu nennen. Er will, und die Materie gehorcht. Koͤrper verwandeln ſich, und Geiſter zittern vor ihm. Ich falle ſtaunend auf mein Antlitz zur Erde, und kuͤſſe voll Ehrfurcht den Staub unter meinen Fuͤßen. “ (Aus einer unge - druckten Rede eines ſehr beruͤhmten Mannes, die wir vielleicht einmal ganz liefern.) und mit ihnen converſiren koͤnnte. — Wahrlich, ſo wahr irgend ein Weiſer und Tugendhafter ſich irgend in einem Zeitalter mit Frei-Maurerei beſchaͤftigt hat — dies kann nicht Maurerei ſeyn! Roſenkreuzerei und *** iſt ſo wenig, als Illuminatismus — Freimaurerei.
Eben ſo wenig iſt ſie eine verborgene kirch - liche oder myſtiſche Sekte. Was die Kirche leiſten ſoll, und was die kirchlichen Sekten leiſten wollen, das iſt bekannt, und der vernuͤnftige Mann15 wird ſich in dieſes Geſchaͤft nicht einmiſchen. Dieſe oͤffentlichen Anſtalten — ſie moͤgen nun vollkom - men oder unvollkommen ſeyn — koͤnnen durch eine geheime Geſellſchaft nicht gefoͤrdert werden, und es waͤre gelind geſprochen, eine Albernheit, ihnen dadurch entgegenarbeiten zu wollen. Die Aufklaͤrung, die ſich damit beſchaͤftigt, dieſe oder jene Dogmen einer kirchlichen Sekte zu widerle - gen, oder die Falſchheit einer ganzen Religions - parthei zu demonſtriren, iſt — Verfinſterung. Der weiſe und gute Mann wird auf keine Weiſe fuͤr oder wider irgend eine Sekte Parthei neh - men, nie die kirchlichen Gegenſtaͤnde (wenn er nicht beſondern Beruf dazu hat) zu denen ſeines Sinnens und Handelns waͤhlen, noch weniger aber ſich in die Untiefen eines ſinnleeren und irreligioͤſen Myſticismus verſenken. Wenn Du alſo hoͤrſt, daß irgend eine Maureriſche Sekte ſich irgend einmal die Ausbreitung der Roͤmiſch-Katholi - ſchen Kirche und Hierarchie zum Zweck gemacht habe, oder noch mache: ſo glaube mit feſter Zuverſicht, daß dies nicht Maurerei ſey; wenn Du, als Frei-Maurerei alten Syſtems dar - geſtellt, folgendes liefeſt: „ Die Natur wurde dem Moſes als das Hintertheil der Gottheit gezeiget. — Das Licht der innern Welt iſt der Abglanz von Jeſu. Die innere Welt gebahr die aͤußere. Die Verwandſchaft zwiſchen beiden iſt dahero innig und groß. Der Uebergang vom Untern zum Obern geſchieht durch Mittel-Subſtanzen. Jeſu verklaͤrte Menſchheit iſt die erſte dieſer Subſtanzen von16 oben herab, wie das Naturlicht von unten hin - auf. Die Vereinigung beider, nebſt der Thron - folge des goͤttlichen Geiſtes iſt Zweck der Wieder - geburt, und dieſe der Weg zum Kleinod der aͤußern Natur — “*)Stelle aus dem Vorbericht zu dem Hirten - Briefe an die wahren und aͤchten Frei-Maurer alten Syſtems, (neue Auflage 1785.) welche den Plan zu dem ganzen Werke enthalten ſoll. — Die Frechheit uͤberſteigt allen Glauben, mit welcher dieſer myſtiſch-theologiſche Unſinn vor Kurzem noch, als das Schiboleth der allein wahren Maurerei, und als gruͤndliche Widerlegung der neuſten Schritte zur Regeneration des Ordens, oͤffentlich aufgeſtellt wurde. Das iſt aber voͤllig unglaublich, daß dieſes Buch wirklich den Weisheitskern einer gewiſſen Mau - reriſchen Sekte, die durch ihre aͤchtpapiſtiſche In - toleranz beruͤchtigt iſt, enthalten ſolle. — Es wird noͤthig ſeyn, kuͤnftig dieſe ſeltne Erſcheinung, die durch jene Zeitungsannonce eine Art von Bedeu - tung erhalten hat, naͤher zu charakteriſiren. und wenn Dir dies ſelbſt im Hamburger unpartheiiſchen Korreſpon - denten als einzig wahre Maurerei, mit Aengſt - lichkeit angeprieſen wuͤrde, denke an Deinen Wei - ſen, und entſcheide mit Sicherheit, ob dies Mau - rerei ſeyn koͤnne.
Eben ſo kann Politik in keiner Ruͤckſicht ihr Gegenſtand ſeyn; ſey es um der beſtehendenOrdnung17Ordnung und Staatsgewalt entgegen zu arbeiten oder ihr durch geheime Mittel zu Huͤlfe zu kom - men, ſei es, die Staatsverfaſſung oder den Re - genten*)Anſpielung auf die engliſche Geſchichte, z. B. Cromvell, Ritter St. George ꝛc. zu veraͤndern oder in die Raͤder der Verwaltung mit unſichtbarer Hand einzugreifen. — Niemand als unſer Weiſer iſt entfernter von dem Duͤnkel, durch Einwirkung auf Staatsverfaſſung etwas fuͤr die Menſchheit fordern zu wollen; er weiß, daß es Verbrechen iſt, von dem Standpunkte des Privatmanns aus, ihr in irgend einer Art entgegen zu wirken und ihre hoͤchſte Autoritaͤt zu ſchwaͤchen, oder ihr anders, als durch ſtrenge Pflicht - erfuͤllung, in Handhabung der Gerechtigkeit und Beſchuͤtzung des Eigenthums und andrer Rechte der Staatsbuͤrger zu Huͤlfe zu kommen; er iſt von der Vergangenheit belehrt, daß ein Namens - wechſel kein Gluͤckswechſel iſt, und daß große Um - wandelungen nur durch große und allgemeine Ur - ſachen hervorgebracht worden ſind. Er weiß was gut iſt, aber nicht, was gluͤcklich macht; und iſt frei von dem Duͤnkel, tauſende gluͤcklich machen oder erziehen zu wollen. Die Politik liegt außer ſeinen Kreiſen;**)Man hat hin und wieder dieſe Entfernung der Maurerei von Politik ſtark und oͤffentlich er - klaͤrt, und hat daran, in Ruͤckſicht des Zeital - ters und der Eingeweihten, wohl gethan; man hat dieſe Proteſtation aller politiſchen Zwecke ſtatt der Lenker vonErſtes Baͤndch. B18Staatsangelegenheiten, will er nur guter Buͤrger und Menſch ſeyn; ſtatt der Sorge um allgemeine Wohlfahrt, fuͤhlt er nur die fuͤr ſeine Pflicht und die Wohlfahrt der Seinen. — Wo man Dir irgend, offenbar oder kuͤnſtlich verſteckt, politiſche Zwecke fuͤr den maureriſchen verkaufen will, da ſchuͤttle den Staub von Deinen Fuͤßen. Du haſt es dort mit Unkundigen, mit Schwaͤrmern, mit Selbſtſuͤchtigen zu thun, nicht mit Deinem Wei - ſen, nicht mit Maurerei.
Vielleicht aber koͤnnte Befoͤrderung des aͤußeren Gluͤcks der Zweck des Ordens ſein? Vielleicht wollen die Bruͤder ſich gegenſeitig zu Aemtern empfehlen, vielleicht errichtet man Ton - tinen, oder vielleicht erhalten die Aeltern und Oberen Penſionen aus dem Schatze, nach welchen die Juͤngeren ſtreben. — Das erſtere mag ehe - mals, hin und wieder zufaͤllig geſchehen ſeyn, denn bei der groͤßeren Verbreitung des Ordens iſt ganz natuͤrlich hier nichts mehr zu hoffen oder zu fuͤrch - ten, aber es waͤre thoͤricht, ſich dies als Zweck der Verbindung zu denken; das andre iſt — verſucht und vergeſſen; das dritte — ſoll in einem gewiſſen Syſtem uͤblich ſein, an andern Orten herrſcht vollkommne Gleichheit der Leiſtungen; und glaubſt Du denn, daß der Mann der uns fuͤr den Orden garantirt, ſich ſo weit erniedrigen wuͤrde, eine Penſion aus Beitraͤ - gen anzunehmen oder darauf zu lauren?
Aber ſo wird es endlich doch Befoͤrderung des innern Gluͤcks ſein? Das, wonach St. Nicaiſe rang, wohin er nach tauſend Irrwegen, Taͤu - ſchungen und Leiden gefuͤhrt wurde und woran er S. 272 des bekannten Buches ſchreibt: „ Ich ſahe mich am Ziel aller meiner Wuͤnſche, und ich ward vollkommen uͤberzeugt, daß der Orden weit mehr gewaͤhrt, als er verſpricht, daß von ihm in einem weit vollkommneren Grade geſagt werden kann, was die Heiden ehedem von ihren Geheimniſſen ſagten: daß man dadurch lerne, mit Ver - gnuͤgen leben, und mit einer beſſeren Hoffnung ſterben “oder wie er S. 382. ſpricht: „ Auch die hoͤchſte Stufe der Geheimniſſe hat nichts anders zur Abſicht, als die Menſchen beſſer zu machen. *)Dies glauben die meiſten und die beſten Bruͤ - der; indeß die andre große Haͤlfte nur die Ge - legenheit ſich zu vergnuͤgen, Bekanntſchaften zu machen, und alte Bekannte zu treffen, in den Logenhaͤuſern ſucht.“Wahrlich! das iſt doch ein großer, erhabener Zweck, fuͤr den ja der Weiſe und Tugendhafte durch ſein ganzes Leben arbei - tet, nach dem alle Menſchen ſtreben, und fuͤr den es ſich wohl verlohnt — —
In eine geheime oder wenigſtens geſchloſſene Geſellſchaft zu treten? — Wird denn die Tugend gelehrt? oder wenn ſie gelehrt wird, thun dies nicht unſre Prediger und Philoſophen hinlaͤng -B 220lich und vollſtaͤndig? — Kann die Tugend erleich - tert und wie bei einem Leiden oder Ungluͤck, ihre Laſt durch Theilnahme vermindert werden? Oder iſt die Tugend nicht vielmehr, das eigenſte, ge - heimſte Geſchaͤft des Menſchen, welches er kaum mit Einem geliebten Herzen, geſchweige denn mit einer Geſellſchaft von Bekannten theilen kann? — Er kann in der Geſellſchaft mehr Schicklichkeit, A〈…〉〈…〉 ndigkeit und Scheu lernen, ſich zu einem geſetzten, und rechtlichen Betragen gewoͤhnen; er kann viel ſchoͤne und ſogenannte nuͤtzliche Spruͤche und Reden hoͤren, aber nicht tugend - haft werden; und wenn er mit Vergnuͤgen zu leben und mit einer beſſeren Hoffnung zu ſterben „ nicht anderswo und vor ſeiner Aufnahme gelernt hat “— im Orden moͤchte er’s ſchwerlich lernen. — Gewiß, in eine moraliſch-aſcetiſche Geſellſchaft, die es auf die Tugend und das Beſſerwerden, als einzigen und letzten Zweck angelegt, moͤchte unſer weiſe und gute Mann, wohl eben ſo wenig ſich einweihen laſſen, als Socrates in die Eleu - ſiniſchen Myſterien.
„ Nun ſo bleibt als Zweck dieſes wunderbaren Ordens nichts uͤbrig, als — Nichts! und er hat nur nebenher die Vortheile einer guten und froͤh - lichen Geſellſchaft. “— So wahr, antwortet unſer Weiſer und Tugendhafter, ich mit dieſem, uͤbrigens ganz natuͤrlichen, Orden mich beſchaͤftige, und mich ihm hingebe, ſo wahr iſt ſein Zweck und Ziel — Etwas, und die gute Geſellſchaft iſt und bleibt ein — Nebenher.
21Es bleibt uns nun nichts anders uͤbrig, Kon - ſtant, als dieſes Etwas zu ſuchen und alle uͤbri - gen Nebenher, vom Goldmachen und Geiſterſe - hen an, bis auf die Tafellogen, dort liegen zu laſſen, wohin ſie gehoͤren. Sollten Dir uͤbrigens noch andre ſolche Dinge einfallen, die irgend ein - mal und von irgend einem muͤßigen Kopfe als Ordenszweck angegeben und aufgeſtellt worden ſind, ſo laß Dir Deine Fragen, nur von unſerm Garant beantworten.
Fuͤr jetzt will ich noch gleichſam als Nach - ſchrift zu dieſem Briefe, ein allgemeines maure - riſches Vorurtheil andeuten, welches beſonders meine Bruͤder in Deutſchland grauſam irre gefuͤhrt hat. Wer ſich von dieſem Vorurtheil nicht los - machen kann, der iſt wahrlich fuͤr den Ordens - zweck verloren. Man glaubt: das Ordensgeheimniß ſey an irgend einem Orte oder bei gewiſſen Perſonen verwahrt und man duͤrfe nur recht emſig ſuchen, oder (wie St. Nicaiſe lehrt) recht großes Gluͤck haben, ſo wuͤrden einem die Augen aufge - than und das erhabne Geheimniß ſei gefunden. Bald hat man es in Londen bei der Großen Mutterloge, bald in Schottland, bald in Frank - reich z. B. bei den Vaͤtern von Clermont in Auvergne, auf dem Berge Heredon u. ſ. w., bald (wie Herr v. Waͤchter) in Italien, bald in Schweden, bald bei zwoͤlf oder ſechzehn Auser - waͤhlten, die in allen Laͤndern zerſtreut leben und ſich nur untereinander kennen und cooptiren, geſucht. 22Was man gefunden hat, ſind vielleicht einige Bei - traͤge zur Geſchichte oder zu den Mythen des Ordens; aber nach ſeinem Geheimniß ſchauen die Meiſter der Kunſt noch immer vergeblich aus. — Quod quaeris, hic est, es liegt Dir nahe, feſt verwahrt, allen Kuͤnſten der Liſt und der Gewalt trotzend. Dort wollen wir es aufſuchen.
Was der Weiſe und Tugendhafte uͤberhaupt wollen koͤnne, was er nothwendig wollen muͤſſe, das wiſſen wir; wollen wir nun auch den Zweck des Frei-Maurer-Ordens wiſſen, ſo haben wir zu unterſuchen, was jener in einer ſolchen (von der oͤffentlichen großen Geſellſchaft abgeſonderten) Verbindung beabzwecken koͤnne: — ſo ſagte ich am Schluſſe meines erſten Briefs, und Du warſt uͤber die Konſequenz dieſer Folgerung mit mir einverſtanden. Laß es uns nun naͤher erwaͤgen.
Das, was der Weiſe und Tugendhafte will, was ſein Zweck iſt, iſt der Endzweck der Menſch - heit. Der einzige Zweck des menſchlichen Da - ſeyns auf der Erde iſt, weder Himmel noch Hoͤlle; ſondern allein die Menſchheit, die wir hier an uns tragen, und ihre hoͤchſtmoͤgliche Ausbil - dung. Etwas anders kennen wir nicht; und was23 wir goͤttlich, teufeliſch, thieriſch nennen, iſt nichts — als menſchlich. Was nicht in dem Zwecke der moͤglichſt groͤſten Ausbildung enthalten iſt, was ſich auf ihn nicht bezieht, oder ſich zu ihm ent - weder als Theil oder als Mittel verhaͤlt, kann der Zweck keines Menſchen ſeyn, kann ſich der Weiſe und Tugendhafte weder im Allgemein - ſten noch im beſonderſten Falle, als Zweck, ſetzen; was uͤber oder unter der Menſchheit liegt, liegt außer den Kreiſen ſeines Denkens, Strebens und Thuns.
In irgend einem Maaße wird jener Zweck in allen Menſchen, ohne daß ſie ihn deutlich denken und abſichtlich befoͤrdern, blos durch ihre Geburt zum Lichte des Tages, und durch ihr Leben in der Geſellſchaft erreicht. Es ſcheint, als ob es nicht ihr Zweck, ſondern ein Zweck mit ihnen waͤre. Aber der Beſonnene denkt ſich ihn deut - lich, es iſt ſein Zweck, ihn macht er ſich zum be - dachten Ziele alles ſeines Thuns.
Wie wird er in der großen menſchlichen Ge - ſellſchaft befoͤrdert? Wirkt alles gradezu und ohne Umwege, mit vereinigten Kraͤften auf ihn hin? So ſcheint es nicht. Sie denkt und arbeitet nicht mit der Klarheit und Beſonnenheit, wie der ein - zelne Weiſe; auf ihr laſten die Schulden der Vor - welt, und mit dieſer Suͤhne beſchaͤftigt, hat ſie kaum Zeit, fuͤr eine Nachkommenſchaft zu arbei - ten, die wieder fuͤr eine andere zu arbeiten haben wird. Sie muß den großen Kampf beſtehen, mit der widerſpenſtigen Natur und der traͤgen Zeit;24 ſie will uͤber beide den Vortheil gewinnen und hat ihr Geſchaͤft einer nachtheiligen, aber unvermeid - lichen Bedingung unterworfen:
Sie hat das Ganze der menſchlichen Ausbildung in Theile getrennet, die Zweige und Geſchaͤfte derſelben unter ſich vertheilt, und jedem Stande ſein beſonderes Feld der Mitwirkſamkeit an - gewieſen. Wie in einer Fabrik Zeit und Ko - ſten dadurch erſpart werden, daß der eine Arbei - ter ſein Leben hindurch nur dieſe Art von Feder, Stift, Rad oder Gefaͤß macht, nur dieſe Farbe auftraͤgt, nur dieſe Maſchine treibt und lenkt: und ein andrer ebenfalls ſein ganzes Leben hin - durch dieſe andere Art von Arbeit verrichtet, die zuletzt ein ihnen allen unbekannter Werkmeiſter zu einem Ganzen vereinigt: eben ſo ergeht es in der großen Werkſtaͤtte der menſchlichen Aus - bildung. Jeder Stand arbeitet und ſchafft etwas fuͤr alle uͤbrigen, das außerdem jeder fuͤr ſeinen Antheil und fuͤr ſeine Perſon ſelbſt thun muͤßte; und dieſe ſchaffen nunmehr wieder fuͤr ihn, wozu der fuͤr ihr Wohl anderweitig Beſchaͤftigte, weder Zeit noch Geſchick hat.
Zum Heile und zur Ausbildung des Ganzen leitet alle Arbeiten der Einzelnen die unſichtbare Hand der Vorſehung. — So ſteigt der Gelehrte hinab in die Tiefen des Geiſtes und der Wiſſen - ſchaft, um zu Tage zu foͤrdern, was nach einigen Zeitaltern, allen gelaͤufig und nuͤtzlich ſeyn wird, indeß der Landmann und der Handwerker ihn25 ſpeiſen und kleiden; der Staatsbeamte verwaltet das Recht, das ohne ihn die Gemeine ſelbſt ver - walten muͤßte, und der Krieger vertheidigt den Wehrloſen, der ihn ernaͤhrt, gegen fremde Gewalt.
Jeder Einzelne bildet ſich nun vorzuͤg - lich nur fuͤr den Stand, den er gewaͤhlt hat. Von Jugend auf wird er durch Wahl oder Zufaͤlligkeiten ausſchließlich fuͤr eine Lebensart be - ſtimmt, die Erziehung wird fuͤr die beſte gehal - ten, die den Knaben am zweckmaͤßigſten auf ſei - nen kuͤnftigen Beruf vorbereitet; alles das bleibt zur Seite liegen, was mit dieſem nicht in der naͤchſten Beziehung ſteht, oder was in ihm, wie man ſagt, nicht gebraucht werden kann. Der zum Gelehrten beſtimmte Juͤngling verwendet ſeine ganze Zeit auf Erlernung der Sprachen und Wiſſenſchaften, und zwar mit Auswahl derer, die zum kuͤnftigen Broderwerb erforderlich ſind, ſogar mit ſorgfaͤltiger Beſeitigung derer, die die Bil - dung zum Gelehrten im allgemeinen erfordert. Alle uͤbrigen Lebensarten und Geſchaͤfte ſind ihm fremd, wie dieſe ſich unter einander fremd ſind. Der Arzt hat ſeine ganze Aufmerkſamkeit nur auf die Medicin, der Juriſt auf die Geſetzgebung ſei - nes Landes, der Kaufmann auf den beſtimmten Zweig ſeines Handels, der Fabrikant nur auf die Hervorbringung ſeines Fabrikats gerichtet. In ſeinem Fache weiß er das Noͤthige, und zwar mit groͤßerer Klarheit und Gruͤndlichkeit; es iſt ihm dies alſo beſonders lieb, er betrachtet es als ſein erworbnes Eigenthum; er lebt in ihm, wie in ei -26 ner Heimath. — Und dies alles iſt gut, jeder thut daran ſeine Schuldigkeit, das Gegentheil wuͤrde nicht nur alle Vortheile der Geſellſchaft aufheben, ſondern auch dem Einzelnen, wie dem Ganzen, verderblich ſeyn.
Aber daraus entſteht bei allen noth - wendig eine gewiſſe Halbheit und Einſeitigkeit, welche, zwar nicht nothwendig, aber doch gewoͤhnlich in Pedanterei uͤbergeht. — Pedanterei, die man gewoͤhnlich (vielleicht weil ſie hier ſichtbarer, vielleicht weil man hier intoleranter iſt) nur dem gelehrten Stande beimißt, herrſcht in allen Staͤn - den und ihr Grundprinzip iſt allenthalben daſſelbe, nehmlich folgendes: die ſeinem beſonderen Stande eigenthuͤmliche Bildung fuͤr gemein menſchliche Bildung zu halten und dahin zu ſtreben, daß ſie es wirklich werde. So achtet der pedantiſche Gelehrte nur Wiſſenſchaft und ſetzt allen andern Werth herab; ſeine Vortraͤge und Geſpraͤche in gemiſchten Geſellſchaften gehen darauf hinaus, ſeinen Zuhoͤrern einige Partikel ſeiner Gelehrſam - keit beizubringen und ſie nach ſeiner Praͤciſion im Denken luͤſtern zu machen. Der pedantiſche Kauf - mann verachtet dagegen den Gelehrten und ruft: Nur Rechnen und Geld! Geld iſt die Loſung des vernuͤnftigen und gluͤcklichen Lebens. Der Krieger verachtet beide, preißt allein koͤrperliche Staͤrke und Gewandtheit, kriegeriſchen Muth und Be - hauptung der Ehre nach ſeinem Begriffe, und haͤtte nicht uͤbel Luſt, einen jeden, der das Maaß27 haͤlt, zu enrolliren. Die Theologen vorzuͤglich (denn ihr Stand hat, aus Liebe zum Himmel oder aus Furcht vor der Hoͤlle, unter allen den meiſten Einfluß erhalten) beſtreben ſich ſeitdem ſie ſind, alle Menſchen, bis zu den Dorfkindern herab, zu gruͤndlichen Theologen und taktfeſten Dogmatikern zu erziehen. — „ Trachtet vor allem nach dem Reiche Gottes, das uͤbrige iſt Kleinig - keit! “ſagen die Theologen und mit ihnen alle uͤbrigen Staͤnde, — und wir wiſſen, was ſie un - ter dem Gottesreiche verſtehen!
So herrſcht uͤberall eine, hier nuͤtzliche dort ſchaͤdliche, Einſeitigkeit, ſo iſt jedes Individuum nicht blos ein Gelehrter, ſondern ein Theolog oder Juriſt oder Arzt, nicht blos ein Religioſer, ſondern ein Katholik, ein Lutheraner, ein Jude oder ein Muhamedaner; nicht blos ein Menſch, ſondern ein Politiker, ein Kaufmann, ein Krie - ger; und ſo wird uͤberall durch die hoͤchſtmoͤgliche Standesbildung, die hoͤchſtmoͤgliche Ausbildung der Menſchheit (der hoͤchſte Zweck des menſchli - chen Daſeyns) gehemmt; ja ſie muß gehemmt werden, weil jeder die unerlaͤßliche Pflicht auf ſich hat, ſich fuͤr ſein abgeſondertes Geſchaͤft, ſo vollkommen als moͤglich zu bilden, und dieſes ohne die Gefahr der Einſeitigkeit beinah unmoͤglich iſt.
Nach dieſen Vorausſetzungen kehren wir nun zur Frei-Maurerei zuruͤck, um uns nicht mehr von ihr zu trennen, und bauen darauf einige be - deutende Folgerungen. — Was ich Dir in meinem zweiten Briefe in Beiſpielen, zu einem andern28 Zwecke, darlegte, wird Dir nun als konſequente Folgerung aus dem Geſagten klarer hervorgehen.
Die Maurerei nehmlich kann keinen der Zwecke beabſichtigen, mit denen noto - riſch und offenbar irgend ein in der menſchlichen Geſellſchaft beſtehender Stand, Einrichtung oder Ordnung ſchon beſchaͤftigt iſt; ſie kann keiner andern Verbin - dung in den Weg treten oder zur Seite gehen wollen; denn dann waͤre ſie uͤberfluͤßig, indem ſie thun wollte, was ſchon ohne ſie geſchieht. — Sie duͤrfte ſich nicht damit entſchuldigen, daß die oͤffentliche Anſtalt, der ſie zur Seite gehen und deren Zweck ſie adoptiren wollte, mangelhaft und fehlerhaft waͤre. Es iſt leere Anmaßung, das als Nebengeſchaͤft beſſer machen zu wollen, was an - dre, als Hauptgeſchaͤft nicht beſſer machen koͤnnen; es iſt Thorheit, uͤber Anſtalten ein Verdammungs - Urtheil zu ſprechen, die man vielleicht nur nach ihrem Aeußeren, nicht nach den unumgaͤnglichen Schwierigkeiten kennt, die ſie in dem Objekt ih - rer Wirkſamkeit finden. Jede dieſer Anſtalten im Staate traͤgt den Keim des Beſſeren in ſich und ſtrebt nach der Vollkommenheit, und es kann fuͤr die Maurerei uͤberall nur die Frage ſeyn: Ob eine Anſtalt fuͤr einen gewiſſen Zweck da iſt, nicht, wie gut ſie iſt; denn dafuͤr haben andre zu ſor - gen. Wollte ſie in einen fremden Plan thaͤtig ein - greifen, ſo wuͤrde ſie nur Unordnung verbreiten, indem ſie die Ausfuͤhrung deſſelben ſtoͤrte und ver - wirrte; ſie waͤre hoͤchſtſchaͤdlich, indem ſie29 dies noch dazu im Geheim thun muͤßte, da ja oͤffentlich kein einzelner Zweig der menſchlichen Bildung bekannt iſt, den ſie uͤbernommen haͤtte.
Eine ſolche Geſellſchaft, ſie moͤchte ſich nun mit kirchlichen oder politiſchen, philoſophiſchen, ge - lehrten oder merkantiliſchen Gegenſtaͤnden beſchaͤf - tigen, koͤnnte der Weiſe und Tugendhafte nicht unterſtuͤtzen, er muͤßte vielmehr, nachdem ihm ihr verwirrendes Daſeyn bekannt worden waͤre, ſie zu Grunde richten. Und dazu wuͤrde es keiner wei - teren Muͤhe beduͤrfen, als der, ſie nur anzu - zeigen; denn es iſt das hoͤchſte Intreſſe der gan - zen menſchlichen Geſellſchaft und jedes Zweiges derſelben, des Staats, der Kirche, des gelehrten und handelnden Publikums, eine ſolche Verbin - dung zu vernichten, ſo bald ſie ihr bekannt wird.
So waͤre denn jeder Zweck, mit dem irgend ein Stand in der Geſellſchaft ſchon beſchaͤftigt iſt, von der Maurerei gaͤnzlich und unbedingt ausge - ſchloſſen; und es waͤre eben ſo thoͤricht und laͤcher - lich, wenn ſich ihre Glieder im Geheim damit beſchaͤftigen wollten, gute Schuhe zu machen, als, den Staat im Ganzen oder im Einzelnen zu re - formiren. Jeder Maurer, der dies laͤugnen wollte, wuͤrde nicht nur ſeinen guten Willen und ſeine maureriſche Einſicht, ſondern ſeinen geſunden Ver - ſtand in Verdacht ſetzen.
Aber irgend einen Zweck muß ſie doch ha - ben; denn ſonſt waͤre ſie eine eitle, leere Spiele - rei und der Weiſe und Tugendhafte koͤnnte ſich eben ſo wenig mit ihr befaſſen, als wenn ſie ſich30 den obengenannten ſchaͤdlichen Zweck ſetzte. Dies aber koͤnnte nur ein ſolcher Zweck ſeyn fuͤr den die groͤßere menſchliche Ge - ſellſchaft gar keine beſondre Anſtalt hat, ein Zweck, fuͤr den ſie ſeiner (des Zwecks) und ihrer (der Geſellſchaft) Na - tur nach, gar keine beſondre Anſtalt haben kann. Denn koͤnnte ſie eine ſolche Anſtalt haben, ſo kaͤme es dem Weiſen und Tugendhaften viel - mehr zu, dieſe Anſtalt in dem Schooße der gro - ßen Geſellſchaft zu veranlaſſen, und ſie aus ihm hervorgehen zu laſſen, als ſein Ziel durch Abſon - derung von dieſer Geſellſchaft befoͤrdern zu wol - len. Die Natur der großen Geſellſchaft und die Natur des in ihren Kreis gehoͤrigen Zwecks, erforderte es unbedingt, daß er den Staat auf dieſen, faſt unbegreiflicher Weiſe, bisher vergeſſe - nen Zweig ſeiner Wirkſamkeit aufmerkſam machte; dieſem muͤßte er es dann wieder unbedingt uͤber - laſſen, ob er die Anſtalten dafuͤr treffen wolle oder nicht; auf keinen Fall duͤrfte er mit einer Geſell - ſchaft ſich abſondern, um fuͤr dieſen Zweck thaͤtig zu ſeyn, weil er auf keinen Fall fuͤr dieſe Art der Wirkſamkeit gehoͤrt.
Es iſt nun die Frage, ob es einen ſolchen, vernuͤnftigen und guten Zweck geben koͤnne, fuͤr welchen die groͤßere Geſellſchaft, ihrer Natur nach, keine beſondre Anſtalt haben kann, und welches dieſer Zweck ſey — und der einzig moͤgliche Zweck31 der Maurerei, (rein, als abgeſonderte Geſell - ſchaft betrachtet) waͤre gefunden. Wir wollen ſehen.
Ich werde ſogleich deine Vermuthung: ob ich etwa die Frei-Maurerei als Selbſtzweck auf - zuſtellen gedenke, naͤher beleuchten, wenn ich dir die zweite Folgerung aus unſrer obigen Betrach - tung uͤber die groͤßere menſchliche Geſellſchaft, als den Schlußſtein dieſer Gedankenreihe, werde vor - gelegt haben.
Wir haben es als ein Uebel erkannt, daß die Bildung in der groͤßeren Geſellſchaft und fuͤr ſie, zugleich immer mit einer gewiſſen Einſeitigkeit und Halbheit verbunden ſei, die der hoͤchſtmoͤglichen, d. i. rein menſchlichen Ausbildung im Wege ſtehe und den einzelnen Menſchen, wie die geſammte Menſchheit, am gluͤcklichen Fortſchreiten zum Ziele hindre. — Nur nachdem Du dies erkannt und Dich von dem einſeitigen Gedanken von der Nuͤtz - lichkeit der Einſeitigkeit in der Geſchaͤftsbetreibung los gemacht haſt, kann ich hoffen, daß Du mei - nen Schluß konkludent finden, und die Sache mit Deinem Gefuͤhl umfaſſen werdeſt.
Es iſt uns nun ein Zweck gegeben, den die groͤßere menſchliche Geſellſchaft gar nicht beab -32 ſichtigen kann, indem er uͤber ſie hinausliegt und durch die Exiſtenz der Geſellſchaft erſt auf - geſtellt wird, ein Zweck, der nur durch Ausge - hen von der Geſellſchaft und Abſonde - rung von ihr erreicht werden kann, der Zweck: die Nachtheile der Bildungsweiſe in der groͤßeren Geſellſchaft wieder auf - zuheben und die einſeitige Bildung fuͤr den beſonderen Stand in die gemein menſchliche Bildung, in die allſeitige des ganzen Menſchen, als Menſchen zu verſchmelzen. Dieſer Zweck iſt groß, denn er hat das zum Gegenſtande, was dem Menſchen das intereſ - ſanteſte iſt; er iſt vernuͤnftig, denn er druͤckt eine unſrer heiligſten Pflichten aus; er iſt moͤg - lich, denn alles iſt moͤglich, was wir ſollen; er iſt in der großen Geſellſchaft zu erreichen faſt unmoͤglich, wenigſtens aͤußerſt ſchwer, da Stand, Lebensart, Verhaͤltniſſe, den Menſchen mit feinen, aber feſten Banden verſtricken und ihn, oft ohne daß er ſie gewahr wird, in einem Kreiſe herum - ziehen, ſtatt daß er vorwaͤrts gehen ſollte; er iſt ſonach nur durch Abſonderung von ihr zu errei - chen. Nicht durch immerwaͤhrende Abſonderung, weil daraus eine neue Einſeitigkeit entſtehen, weil dadurch die Vortheile der etwa gewonnenen rein menſchlichen Bildung fuͤr die Geſellſchaft verlo - ren gehen wuͤrde, und weil es allein darauf abge - ſehen iſt, beide Bildungsarten zu verſchmelzen, und die noͤthige Standesbildung dadurch zu erhoͤ -hen.33hen. Nicht durch Zuruͤckziehen in die Einſamkeit — denn dieſe verſtaͤrkt unſre Einſeitigkeit mehr, als daß ſie ſie aufhebt und uͤberzieht unſer Herz mit einer egoiſtiſchen Rinde. — Alſo allein durch Zutritt zu einer von der groͤßeren abgeſonderten Ge - ſellſchaft, die keinem unſrer Verhaͤltniſſe in jener ſchadet, und welche die Veranſtaltung getrof - fen hat, uns zu Zeiten den Zweck der Menſch - heit vor Augen und ans Herz zu legen, ihn zu dem gedachten Unſrigen zu machen, und welche durch tauſend Mittel dahin arbeitet, uns von unſern Standes - und Geſellſchaftsunarten zu ent - woͤhnen und unſre Bildung zu einer rein-menſch - lichen zu erheben.
Dieß oder keiner iſt der Zweck der Frei-Mau - rer-Geſellſchaft, ſo gewiß Weiſe und Tugendhafte ſich mit derſelben befaſſen. — Der Maurer, der als Menſch gebohren ward, und durch die Bildung ſeines Standes, durch den Staat und durch ſeine uͤbrigen geſellſchaftlichen Verhaͤltniſſe hindurchging, ſoll auf dieſem Boden wieder ganz und durchaus zum Menſchen gebildet werden. — Dies kann allein die Abſicht einer abgeſonderten Geſellſchaft ſein; und dies beantwortet uns die aufgeſtellte Frage: Was iſt der Frei-Maurer-Or - den an und fuͤr ſich ſelbſt oder, wenn Du lieber willſt, was kann er ſeyn?
„ Aber, ſagſt Du, Dieſer Zweck iſt theils zu weit, theils zu enge. Jenes, weil er auch auf andern Wegen, durch Nachdenken, Reiſen, Um - hertreiben unter Menſchen und im geſelligen Le -Erſtes Baͤndch. C34ben erreicht werden kann; dieſes, weil keine Ge - ſellſchaft irgend einer Art, ihrer Natur nach, die vollkommne Erreichung deſſelben bewirken kann. “ Auf jenes, woruͤber in der Folge erſt das erfor - derliche Licht kommen wird, antworte ich fuͤr jetzt nur kurz dieſes: Der Menſch kann ſich auf den angegebenen Wegen abſchleifen und eine Tournure erhalten, die uͤber ſeinen Stand hinausgeht; er kann den Pedantismus aus ſeinem Aeußeren zu verwiſchen lernen, und ſeine Denkungsart zu einer groͤßern Allgemeinheit erheben, als zuvor. Aber ſein Juneres bleibt durch dieſes alles unbe - ruͤhrt; er geht fort auf ſeinen alten Wegen, nur hinter Zaͤunen und eleganten Waͤnden. Durch bloßes Nachdenken kann er vielleicht den Stan - desgeiſt in ſich verwiſchen, aber ſeinem individuellen Charakter, der vom Charakter der reinen Menſch - heit noch ſehr verſchieden iſt, deſto groͤßere Hart - naͤckigkeit geben. Das, was hier in allem Ernſte ge - wirkt werden ſoll, kann nur in einer abgeſonderten Geſellſchaft geſchehen wie wir ſie deducirt haben, und wie Du ſie Dir bald, mit mir, nach ihrer ganzen Wirkſamkeit denken wirſt. — Der zweite Einwurf, den Du angedeutet haſt, iſt wichtiger; und ich ſetze zu meiner obigen Angabe des Zwecks ſogleich die bedeutende Einſchraͤnkung hinzu: in wie fern eine ſolche Bildung durch eine ausdruͤcklich fuͤr dieſen Zweck er - richtete Geſellſchaft moͤglich iſt. Es giebt nehmlich eine gemeinmenſchliche Art der Bildung, uͤber welche jeder nur ſich ſelbſt, ſein35 Gewiſſen und Gott zum Zeugen und Richter nimmt, die fuͤr die ſittliche Freiheit. Du kennſt daruͤber meine Ueberzeugung. — „ Jeder, der es redlich mit ſich ſelbſt meint, ſo ſchrieb ich vor einigen Jahren an einem andern Orte, muß ſich unablaͤßig ſelbſt beobachten, und an ſeiner Veredelung arbeiten; dies muß ihm durch Uebung gleichſam natuͤrlich geworden ſeyn. Aber dies Ge - ſchaͤft ſcheint, ſeiner Natur nach, keiner Mitthei - lung faͤhig zu ſeyn. Ich kam zu einem Maler, den ich arbeiten ſehen wollte, er zeigte mir alle ſeine Gemaͤlde, ſelbſt die noch nicht vollendeten; aber, ſo ſehr ich ihn auch darum bat, ſo wollte er doch vor meinen Augen nicht daran arbeiten, er verſicherte: die Werke des Genies gelaͤngen nur in der Einſamkeit. Dies fuͤhrte mich auf das Werk des moraliſchen Genius in uns, und ich ahnete die Wahrheit, daß man auch dabei al - lein ſeyn muͤſſe. Ich fand es immer mehr be - ſtaͤtigt, daß das wahre Beſtreben, ſich zu vered - len, ſehr zart und ſchamhaft ſey, daß es ſich in ſelbſt zuruͤckziche und ſich gar nicht mittheilen koͤnne. — Nie hatte ich meine Verbeſſerung in Worte vor mir ſelbſt gebracht: wie wollte ich ſie doch vor andern in Worte kleiden! Genug, ich handelte anders, und meine Freunde, wie ich ſelbſt, erkannten das Wachsthum der Pflanze nur an ihren Fruͤchten. — Sonach ſoll man nie ſeine Verbeſſerung zur Schau tragen, ſich nie zu einem bloßen Bekenntniß ſeiner Fehler erniedrigen, ſon - dern ſie ablegen. Ekeln ſoll uns vor ihnen; dannC 236werden wir ſie nicht gleichſam hin und herwen - den, um ſie recht beſtimmt und zierlich auszu - druͤcken. Wollte man ſich, aus mißverſtandnem Pflichtgefuͤhl, einem gewiſſen Heldengeiſte in der Freundſchaft (oder zu Gunſten eines Geſellſchafts - zwecks) doch dazu zwingen, ſo wuͤrde man ſich nur mit ihnen vertraut machen, ſie lieb gewinnen, we - nigſtens das Daſeyn von Fehlern nicht mehr fuͤrch - ten, die man ſo laut verdammt hat, wenigſtens ſich ſelbſt mit dem Geſtaͤndniſſe beſtechen, indem man es ſich als Verbeſſerung ſelbſt anrechnete. “ Und ſo iſt es. Seine Bildung fuͤr ſittliche Frei - heit zu einer geſellſchaftlichen Angelegenheit zu machen, daruͤber mit andern zu ſprechen, ſich von ihnen zur Rechenſchaft ziehen zu laſſen und ihnen zu beichten oder ſich beichten zu laſſen, zerruͤttet das Gemuͤth von Grund aus; denn es verletzt die heilige Schaam, es macht zum ſchaͤndlichſten Heuchler, dem, vor ſich ſelbſt; und eine Geſellſchaft, die ſich damit befaßte, fuͤhrte in der That zur fin - ſterſten Moͤnchsaſcetik. — Alſo mit dieſer Bildung zur reinen Menſchheit hat es die Maurerei nicht zu thun, ſo wie keine Geſellſchaft, die nicht aus Schwaͤrmern beſteht, und welche das Horaziſche Insani sapiens nomen ferat, aequus iniqui, Ultra, quam satis est, virtutem si petat ipsam*)Der Weiſe zieht den Namen eines Thoren ſich zu, und Ariftid wird ungerecht, verſtanden hat.
37Alles was nach irgend einem Unterſchiede unter den Menſchen, ſei es an Kunſtfertigkeit, ſei es an Kenntniſſen oder an Tugend ausſieht, iſt gegen die Maurerei profan; was aber die ſittliche Freiheit betrifft, dagegen iſt ſelbſt die Maurerei profan und unheilig; denn jene iſt das Allerheiligſte, wo - gegen ſogar das Heilige gemein iſt. — Dieſen fe - ſten und durchaus beſtimmten und in ſich klaren Begriff muͤſſen wir allerdings zum Kanon der Maurerei und zu einem Princip einer Kritik al - les Maureriſchen machen, wenn wir eine ſolche Kritik aufzuſtellen haͤtten.
Ein anderes iſt freilich, um auch dies kurz anzudeuten, die Bildung des Geiſtes und der Triebe zur Empfaͤnglichkeit fuͤr Moralitaͤt, die Bildung der aͤußeren Sitten und der aͤußeren Geſetzmaͤßigkeit. Dieſe gehoͤrt allerdings zur Mau - rerei.
Nun wird das Bild der Maurerei, wie ſie an und fuͤr ſich ſelbſt iſt, oder einzig ſeyn kann und ſoll, vor Deiner Seele ſtehen. — Ich zeichne dies Bild noch mit einigen Zuͤgen. Hier treten Maͤnner aus allen Staͤnden frei zuſammen und*)ſobald er ſelbſt die Tugend weiter treibt als recht iſt. (Wieland. )oder: wenn er die Tugend ſelbſt mit Aengſtlichkeit auf falſchen Wegen ſucht.38 bringen die Bildung, die jeder nach ſeiner Indi - vidualitaͤt, in ſeinem Stande, erwerben konnte, auf einen Haufen. Jeder bringt und giebt, was er hat: der denkende Kopf, beſtimmte und klare Begriffe, der handelnde Mann Fertigkeit und Leichtigkeit in der Kunſt des Lebens, der Reli - gioͤſe ſeinen religioͤſen Sinn, der Kuͤnſtler ſeinen kuͤnſtleriſchen Enthuſiasmus. Aber keiner giebt es auf dieſelbe Weiſe, wie er es in ſeinem Stande erhalten hat und in ſeinem Stande fortpflanzen wuͤrde. Jeder laͤßt gleichſam das Einzelne und Specielle liegen, und holt das heraus, was es als Reſultat in ſeinem Innern gewirkt hat; er beſtrebt ſich, ſeinen Beitrag ſo zu geben, daß er an jedes Mitglied der Geſellſchaft gelangen koͤnne; und die ganze Geſellſchaft bemuͤht ſich, dieſes ſein Beſtreben zu unterſtuͤtzen und eben dadurch ſeiner bisher einſeitigen Bildung allgemeine Brauchbar - keit und Allſeitigkeit zu geben. In dieſer Ver - bindung empfaͤngt jeder in demſelben Maaße, als er giebt; grade dadurch, daß er giebt, wird ihm gegeben, nehmlich die Fertigkeit, geben zu koͤnnen.
Halte dies Bild feſt in Deiner Seele, Kon - ſtant! und es werden ſich Dir entzuͤckende Aus - ſichten uͤber die Wirkſamkeit einer ſolchen Geſell - ſchaft eroͤffnen. Lebe wohl.
Jetzt erſt beantworte ich Dir Deine Frage: Kann man die Freimaurerei nicht als Selbſtzweck auf - ſtellen? ob Du ſie gleich ſchon zuruͤckgenommen haſt; blos weil es mir zu einigen Nebenbeſtim - mungen Anlaß giebt.
Du biſt, wie Du auch geſtehſt, auf dieſe Idee durch Vergleichung der Frei-Maurerei mit der Religion gefallen. Was iſt der Zweck der Kirche, kann man fragen. — Die Befoͤrderung der Re - ligion. Was iſt der Zweck der Religion? Ohne Zweifel ſie ſelbſt, denn ſie iſt blos das Reſultat, die Forderung des harmoniſchen Geiſtes und Her - zens, das Produkt unſrer Beſonnenheit, die hoͤchſte Bluͤthe unſrer Vernunft, der Wuͤrde unſrer Na - tur. Wozu ſoll ſie noch gut ſeyn oder als Mittel dienen, was beendzwecken? So iſt der Orden der Freimaurer da, um die Freimaurerei zu erhalten, zu cultiviren; ſie ſelbſt iſt nicht zu et - was gut, ſie iſt an und fuͤr ſich ſelbſt gut, nicht Mittel zu irgend einem Zwecke. Was ſoll ſie noch weiter beabſichtigen? Was ſie wirkt und wir - ken kann, was ſie in ihm hervorgebracht hat und in andern hervorbringen ſoll, das muß der wahre Maurer kennen; und dies iſt — Frei-Maurerei.
Sonach waͤre es uͤberhaupt vergeblich nach ei - nem Zwecke derſelben zu fragen, dieſe Frage zu beantworten und den Begriff eines ſolchen Zweckes (wie wir gethan haben) aufzuſtellen; ſie waͤre40 um ihrer ſelbſt willen da, ſie ſollte ſchlechthin ſeyn und waͤre ein Beſtandtheil des Abſoluten.
Es giebt einen gewiſſen Sinn, in welchem dieſe Behauptung gar wohl gedacht werden kann, in welchem ſie wahr und wichtig iſt. Aber ſie ſcheint nicht beſtimmt genung ausgedruͤckt zu ſeyn. Man ſpricht oft, ob mit philoſophiſcher Praͤciſion, will ich hier nicht beſtimmen, von einem weite - ſten und weiten, engen und engſten Sinne der Worte und Saͤtze in der Philoſophie. So koͤnnte jemand ſagen: Wenn ich die Maurerei Selbſt - zweck nenne, ſo meine ich die Maurerei in der engſten Bedeutung. Dies aber iſt mir grade jene gemeinſame, reinmenſchliche Bildung, die Du als den Zweck der Maurerei aufgeſtellt haft. Sonach iſt mir ihr Zweck — ſie ſelbſt.
Die Sache iſt richtig, aber die Worte ſind et - was unverſtaͤndlich. — Der Menſch iſt Selbſt - zweck und jene rein menſchliche Bildung iſt eine ſchlechthin geforderte Weiſe des Menſchen, da zu ſeyn, ſonach ein Beſtandtheil deſſen, was Selbſtzweck iſt, oder des Abſoluten. Aber ſollte wohl jemand Maurerei und gemeinmenſch - liche Bildung fuͤr gleichbedeutende Ausdruͤcke anerkennen? Die maureriſche Geſinnung, (nach - dem man nehmlich vors erſte den Ausdruck auf die ſo eben angegebne Weiſe erklaͤrt hat) kann Selbſtzweck genannt werden, aber heißt denn Maurerei oder Frei-Mauerorden, ſo viel als mau - reriſche Geſinnung? Die Maurerei iſt keine Bil - dung oder Geſinnung, ſondern eine Geſellſchaft41 oder Verbindung. Ich kann nicht ſprechen: der Bruder NN. hat nach ſeiner Freimaurerei dieſe loͤbliche That gethan, ſondern ſie iſt ein Beweis ſeiner guten maureriſchen Geſinnung; oder: der Herr NN. hat die Frei-Maurerei in ſich, ohne in den Orden aufgenommen zu ſeyn, obwohl er die wahre (maureriſche) Geſinnung einer gemein - menſchlichen Bildung haben kann. — Da nun aber das Wort Maurerei die Verbindung anzeigt, ſo kann ſie nicht Selbſtzweck, ſondern nur Mittel genannt werden, denn die Verbindung fuͤr den angegebnen Zweck, iſt nur Mittel und ſoll nicht ſchlechthin ſeyn, ſondern nur unter der Bedingung eines gewiſſen Zuſtandes der Welt, wie er nun eben gegenwaͤrtig iſt.
Denn, nur weil der Zweck, den die abgeſon - derte Geſellſchaft ſich vorſetzt, in der groͤßeren wie ſie gegenwaͤrtig iſt, nicht erreicht werden kann, wird die abgeſonderte Geſellſchaft geſtiftet. Aber die groͤßere Geſellſchaft iſt nicht nothwendig ſo, wie ſie iſt. Sie kann im Vernunftgebiete ganz anders, zum wenigſten ohne die oben ange - gebne Bedingung in der Bildung der Individuen gedacht werden; ſie ſoll vielmehr ſtets zum Beſ - ſeren fortſchreiten, und dieſes Beſſere beſteht ganz beſonders auch in der Gleichheit und Harmonie der Ausbildung aller Individuen. Thut ſie dies, ſo wird in eben dem Maaße, als ſie darin fort - ſchreitet, die abgeſonderte Geſellſchaft weniger noth - wendig; und wie ſie ihr Ziel erreicht hat, uͤber - fluͤßig und unſtatthaft. Kann man nun von ei -42 ner ſo relativen Sache ſagen, ſie ſei ein Beſtand - theil des Abſoluten?
Man koͤnnte ſagen, es ſey Zweck der geſamm - ten Menſchheit, eine einzige große Verbindung zu bilden, wie gegenwaͤrtig die Maureriſche — ſeyn ſollte. *)Darauf ſcheinen auch gewiſſe Maureriſche Sym - bole hinzudeuten.Aber ſelbſt die bloße Exiſtenz der Mau - rerei beweißt, daß das, was wir Selbſtzweck ge - nannt haben, noch gar nicht erreicht ſey.
Das Beiſpiel, deſſen man ſich fuͤr jene Be - hauptung bedient, ſoll das Gegentheil derſelben in ein helleres Licht ſetzen. Man ſagt: man koͤnne nicht nach einem Zwecke der Religion (oder be - ſtimmter: der Religioſitaͤt, der religioͤſen Geſin - nung) wohl aber nach einem Zwecke der Kirche fragen. Ganz richtig! aber dem Begriffe der Religioſitaͤt entſpricht ja eben nicht der Begriff der Maurerei, ſondern vielmehr der, der reinmenſch - lichen Bildung; dem der Kirche aber grade der der Maurerei oder (welches einerlei iſt) des Frei - maurer-Ordens. — Maurerei bedeutet alſo (um alles kurz zuſammen zu faſſen) nicht die Geſin - nung, ſondern die Verbindung; dieſe aber, um die Geſinnung hervorzubringen, iſt bedingt durch etwas Zufaͤlliges, das eben ſo wohl auch nicht ſeyn koͤnnte und in der That nicht ſeyn ſollte. Die Maurerei iſt ſonach nicht Selbſtzweck, ſo wenig, als, nach jener eignen Meinung, die Kirche;43 und man kann bei beiden, mit allem philoſophi - ſchen Rechte, nach ihren Zwecken fragen und ſie deutlich und beſtimmt angeben.
Ich hoffe dies in Anſehung der Maurerei ge - than zu haben. Aber wir ſind noch nicht am Ende. Wir haben nicht nur noch zu unterſu - chen, was und wie die Maurerei ſowohl auf ihre Glieder, als auf die Welt wirke; ſondern auch die oben aufgeſtellten Grundſaͤtze ausfuͤhrlicher auseinander zu ſetzen und weiter anzuwenden, da - mit ſie zur Beurtheilung des gegenwaͤrtigen Zu - ſtandes der Maurerei und des maureriſchen Be - tragens faͤhiger und hinreichend werden.
Ich rechne darauf, daß Dich dies alles, als Weltbuͤrger und Menſch, intereſſirt, Konſtant, und hoffe von Dir, daß Du Dir die (maureri - ſche). Geſinnung, nach welcher alles, was die Menſchheit und ihre Ausbildung betrifft, Auf - merkſamkeit und Theilnahme erweckt, und welche Dich mir ſo lieb macht, erhalten werdeſt, auch wenn Du nie in eine Loge eingehen ſollteſt. Lebe wohl.
St. Alban fuͤhrt die erſten Baumeiſter und Maurer in Groß-Brittannien ein, und vereinigt ſie zu einer Geſellſchaft. „ Bei der Ankunft des Keiſers Carauſius (Caracalla) in Brittannien (287.), erhielten die Maurer durch einen ofnen Brief die Freiheit, ein General-Concilium zu verſamm - len, welchem St. Alban perſoͤnlich als Groß-Mei - ſter vorſaß, und mehreren Aufnahmen beiwohnte. “
Free-Masons Calendar. for 1775.
Stand Auguſtin, Erzbiſchof von Canterbury, (der nach England gekommen war, um Ethelbert, Koͤnig von Kent zu taufen) an der Spitze der45 Maurer, als der Grund zu der alten Kathe - dralkirche zu Canterbury und 602 zu der zu R[o]che - ſter gelegt wurde.
Free-Mas. Cal. for 1775.
Verſchiedene erfahrne Maurer und Baumei - ſter kommen aus Frankreich nach England, welche ſich unter ſich ſelbſt in Logen vertheilen, unter Anfuͤhrung Bennets, Abts zu Wirral, den Kenred, Koͤnig von Mercia ernannte, die Auf - ſicht uͤber die Arbeiten zu fuͤhren. l. c.
Kam die Maurerei, unter Beguͤnſtigung des heiligen Swithin, welchem der ſaͤchſiſche Koͤnig Ethelwolph auftrug, einige heilige Gebaͤude zu renoviren, wieder in Flor. (nachdem ſie unter der Heptarchie gelegen hatte. ) l. c.
Die Kunſt erhaͤlt an Koͤnig Alfred Greg. von 872 — 900) einen eifrigen Befoͤrderer und Beſchuͤtzer. Er ſtiftete auch die Univerſitaͤt zu Oxford. l. c.
Edward, Alfreds Nachfolger, uͤberließ die Sorge fuͤr die Kunſt dem Gemahl ſeiner Schwe - ſter Ethred und ſeinem gelehrten Bruder Ethel - ward, welche die Univerſitaͤt Cambridge ſtifteten. l. c.
Athelſtane, Sohn und Nachfolger Ed - wards, ernennt ſeinen Bruder Edwin zum Patron der befreiten Maurer, welchem er auch einen Freiheitsbrief fuͤr ſie ertheilt, vermoͤge deſ - ſen ſie jaͤhrlich zu Yorck eine allgemeine Verſamm - lung halten durften. l. c.
[Athelſtan, Enkel Alfreds und Eduard I. laͤßt aus Frankreich Maurer und Baumeiſter nach England kommen, ſtellt ſeinen Bruder Edwin an ihre Spitze, und giebt ihnen Freiheiten und eigne Jurisdiktion.]
Prinz Edwin haͤlt als Großmeiſter zu York die erſte große Loge der befreiten Maurer, und laͤßt Konſtitution und Geſetze entwerfen. Hier wurden (nach dem erwaͤhnten Frei-Maurer-Ca - lender) viele alte Schriften in griechiſcher, lateini - ſcher und andern Sprachen zuſammen gebracht, aus denen die Konſtitution der engliſchen Logen ein Auszug ſeyn ſoll.
Die Kunſt der freien Maurer bluͤht unter dem Schutze Edgars, und dem Groß-Meiſter - thum Dunſtan’s. Nach dem Tode Edgars (975) ſank ſie auf beinah 50 Jahre zuruͤck.
Free M. A. 1775.
Die Kunſt bluͤhte auf unter Edward, mit dem Beinamen Confeſſor. Er baute die Weſt - minſter-Abtei von neuem, und machte den Leo - frik, Carl of Coventry zum Oberaufſeher der Arbeiten. Unter dieſem trefflichen Architekten kam auch die Abtei zu Coventry und verſchiedne andre Gebaͤude zu Stande. l. c.
Wilhelm der Eroberer gelangt zur engliſchen Krone. Er ernannte den Biſchof von Rocheſter, Gundulph und Roger de Montgomery zu gemeinſchaftlichen Schutzherrn der Maurer, welche um dieſe Zeit ſowohl in der Civil - als Kriegsbau - kunſt große Meiſter waren. Unter ihrer Aufſicht wurde die Bruͤderſchaft gebraucht, den Tower zu London zu bauen, welcher unter der folgenden Regierung zu Stande kam. l. c.
William Rufus erbaut die Londner Bruͤcke von neuem, ſo wie den Pallaſt und die große Halle zu Weſtminſter.
Koͤnig Stephanus ließ durch die Bruͤder - ſchaft eine Kapelle zu Weſtminſter erbauen, wor - inn ſich jetzt das Haus der Gemeinen verſamm - let; unter Direktion Gilberts de Clara,48 Marquis von Pembrocke, der damals die Auf - ſicht uͤber die Logen fuͤhrte. l. c.
Der Groß-Meiſter der Tempel-Ritter, der damals die Aufſicht uͤber die freien Maurer hatte, bedient ſich derſelben, um den Tempelhof in Fleet - Street zu errichten. l. c.
Bis zu dieſem Jahre ſtand die Bruͤderſchaft unter dem Patronat des Tempelherrn-Ordens; Peter de Colechurch ward nun zum Groß - Meiſter der Maurer ernannt. Er fing an die Londner Bruͤcke von Steinen aufzufuͤhren, welche
von William Alcmain vollendet ward.
Unter Peter de Rupibus und ſeinem De - putirten Geoffrey Fitz-Peter, bluͤht die Kunſt zur Zeit Heinrichs des II. und ſeines Nach - folgers.
Waͤhrend der Minderjaͤhrigkeit Heinrichs III. ward der Anfang mit Erbauung der Weſtminſter - Abtei gemacht.
Bei der Thronbeſteigung Eduard’s I. ſtan - den an der Spitze der Bruͤderſchaft: Walther Giffard, Erzbiſchof v. York, Gilbert de Clare,Carl49Carl of Glouceſter, und Ralph Lord of Monthermer, welche auch den Bau der Weſt - Muͤnſter-Abtei dirigirten.
Ward Walther Stapleton, Biſchof von Exeter zum Patron der Bruͤderſchaft ernannt, unter deſſen Direktion die Collegien Exeter und Oriel zu Oxford, Clare-Hall zu Cambridge u. a. Gebaͤude aufgefuͤhrt wurden.
Einige fluͤchtige Bruͤder des Tempelherrn Or - den muͤſſen ſich in den Brittiſchen Inſeln verber - gen und eine Zeitlang als gemeine Maurer arbei - ten um ihr Leben zu erhalten.
Si Fabula vera est!
William a Wickham, nachmaliger Biſchof von Wincheſter erbaut an der Spitze von 400 freien Maurern das Schloß zu Windſor.
Eduard III. ſtudirt und verbeſſert die Ein - richtung und die alten Geſetze der Geſellſchaft, und fuͤgt dem alten Originalgeſetzbuche verſchiedne weiſe Verordnungen bei. Die Logen waren zu zahlreich geworden. Eduard, als Groß-Mei - ſter verſammlete daher die große Loge, wobei die Lords des Reichs (beinah alle Maurer) gegen -Erſtes Baͤndch. D50waͤrtig waren, und ließ Verordnungen, Geſetze fuͤr die Logen und die Bruͤder entwerfen.
Robert a Barham erbaut mit 250 Mau - rern St. Georges Hall u. a.
Richard II. (der ſeinem Großvater Edward III. folgt) beſtaͤtigt William a Wickham in der Groß-Meiſterſchaft, der darauf Weſtminſter - Hall in der heutigen Geſtalt und zu Oxfort zwei neue Kollegien (dieſe auf eigne Koſten) erbaute.
Starb Heinrich IV., welcher Thomas Fitz-Allen, Earl of Surrey zum Groß - Meiſter ernannt hatte. Unter ſeinem Nachfolger Heinrich V., hatte Heinrich Chicheley, Erzbiſchof von Canterbury die Direktion der Logen.
Das Parlament in den buͤrgerlichen Unruhen (waͤhrend der Minderjaͤhrigkeit Heinrichs VI. ) verbietet alle Verſammlungen der freien Mau - rer in Logen und Kapiteln, bei Gefaͤngnißſtrafe. Aber die Acte wird nicht in Kraft geſetzt, und die Verfolgungen hoͤren mit der Aufnahme Hein - richs VI. auf. Er ernannte William Wane - fleet, Biſchof von Wincheſter zum Groß - Meiſter, und ließ viele Colledges erbauen.
William St. Clair, Earl of Orkney and Cathneß, Baron of Roslin, wird von Jacob II. K. von Schottland zum Landes - Groß-Meiſter der Frei-Maurer in dieſem Koͤ - nigreiche ernannt, und kurz hernach dieſe Stelle ſogar ſeiner Familie erblich gegeben. Die erſte, oder Mutterloge, war dazumal zu Kilwinning in Weſtſchottland, welche die große Loge dieſes Koͤnigreichs noch jetzt mit dem Namen ihrer Mutterloge beehrt.
Sammlung fuͤr die fr. u. ang. Mau - rer in Deutſchland 1776. S. 6.
Heinrich VI. von England wird in die Bruͤ - derſchaft aufgenommen; er verbeſſert ihre Ver - ordnungen und beſchuͤtzt ſie. Eine Menge der vornehmſten Englaͤnder folgt ſeinem Beiſpiele.
Kam durch den Groß-Meiſter Richard Beauchamp, Biſchof von Sarum, die Bruͤder - ſchaft wieder in Aufnahme, da ſie in den vorheri - gen buͤrgerlichen Unruhen ſehr zerruͤttet gewe - ſen war.
werden durch eine Akte die Frauenzimmer aus den Logen ausgeſchloſſen.
Kommt Heinrich VII. auf den Thron. Die Bruͤderſchaft kommt unter dem Patronat des Heermeiſters und der Ritter vom heil. Johan - nes zu Rhodus (Maltha) wieder in Achtung.
Der Groß-Meiſter der Maltheſerritter haͤlt eine groß Verſammlung; ſie waͤhlten K. Hein - rich zu ihrem Protektor.
wird im koͤnigl. Pallaſte eine große Loge errichtet, der Koͤnig dirigirt als Groß-Meiſter die Arbeit, und legt in feierlicher Prozeßion den Grundſtein zu der beruͤhmten Kapelle an der Oſtſeite der Weſtminſter-Abtei, die von ihm den Namen hat.
Heinrich VIII. beſtellt den Kardinal Wol - ſey zum Groß-Meiſter; er baut Hamptoncourt, Whitehall, das Chriſtchurch-Collegium zu Oxfort, welche, nebſt andern Gebaͤuden bei ſeinem Fall 1530 der Krone anheim fielen.
Thomas Cromwell, Carl of Eſſex wird Groß-Meiſter und beſchaͤftigt die Bruͤderſchaft bei Auffuͤhrung des St. James Pallaſts, Chriſts - Hoſpital und des Kaſtels zu Greenwich.
Unter Direktion des John Touchet, Lord Audley, welcher nach Cromwells Enthaup - tung die Groß-Meiſter-Wuͤrde uͤbernommen hatte, blieb die Frei-Maurerei im Flor, und die Bruͤ - derſchaft hatte Arbeit bei der Erbauung des Magdalenen-Collegii zu Cambridge und andrer Werke.
Nach Eduard Seymour, Herzog von Sommerſet, welcher enthauptet wurde, ward John Poynet, Biſchof von Wincheſter Patron oder Groß-Meiſter der Bruͤderſchaft, bis 1553. (der letzte bis auf Eliſabeth.)
Die Koͤnigin Eliſabeth verfolgt die befrei - ten Maurer, und ſendet Bewaffnete am Johan - nistage (den 27. December) nach York, um die Loge zu zerſtoͤren. Der Groß-Meiſter Thomas Sackville ladet einige der vornehmſten Officiere zur Loge ein, welche ſodann durch ihren Bericht, die Koͤnigin fuͤr die Maurer gewinnen. Er ſelbſt ſtellt der Koͤnigin vor, daß die Maurer nichts anders, als eine Geſellſchaft geſchickter Architekten und Kuͤnſtler waͤren, die in vollkommner Ein - tracht und bruͤderlicher Freundſchaft lebten, ohne ſich in Staats - und Kirchenangelegenheiten zu miſchen.
Veraͤnderung in den Ritualen, um der Koͤni - gin den Argwohn zu benehmen, als ob die Frei - Maurer-Ceremonien eine Verwandſchaft mit papi - ſtiſchen Gebraͤuchen haͤtten.
v. Nicolai Tempelherrn, 2. Th. S. 229.
Sir Thomas Sackville reſignirt und Francis Ruſſel, Earl of Bedford wird zum Groß-Meiſter in Norden, und Sir Tho - mas Gresham (der Erbauer der koͤniglichen Boͤrſe) zum Groß-Meiſter in Suͤden erwaͤhlt.
Jakob I., Protektor des Ordens in Schott - land und Groß-Meiſter der Logen des Reichs. Ihn zu repraͤſentiren waͤhlt die Schottiſche große Loge einen Deputirten Groß-Meiſter und jeder Meiſter giebt ihm vier Livres (de redevance.)
Inigo Jones, General-Intendant der Koͤ - niglichen Gebaͤude, errichtet als Groß-Meiſter ver - ſchiedene Logen nach einem neuen Plane, erneuert die jaͤhrlichen Feſttage der Geſellſchaft und fuͤhrt die vierteljaͤhrigen großen Zuſammenkuͤnfte ein.
Sammlung fuͤr ꝛc. S. 7.
Er legt in Gegenwart des Koͤnigs den Grund - ſtein zu Whitehall. Unter ihm kommen die erſten Architekten aus allen Gegenden nach England. 55Logen werden mit vortrefflichen Lokalgeſetzen kon - ſtituirt, und nach dem Muſter der akademiſchen Schulen der Zeichner und Maler in Italien ein - gerichtet.
Free-Mas. Alm.
Ausgabe der: „ Allgemeinen und Generalre - form der ganzen weiten Welt, benebenſt der Fama fraternitatis des loͤblichen Ordens des Roſenkreu - zes “und: „ Chymiſche Hochzeit Chriſtiani Ro - ſenkreuz. “(von Valentin Andreaͤ.)
Valentin Andreaͤ giebt ſeine Invitatio fraternitatis Chriſti heraus und ſtiftet eine Ge - ſellſchaft der Verehrer des Guten zu Bewirkung ſeiner guten Abſichten. (Fraternitatem Chriſti) Zugleich erklaͤrt er ſich gegen die Roſenkreuzer in ſeinem Turris Babel, Mythologia Christiana ꝛc. und ſagt ſich von dem Unſinn ſeiner ſeynwol - lenden Anhaͤnger los.
v. Nicolai l. c. S. 176 und 186.
Erſcheinung des Buchs: Die ganze Kunſt und Wiſſenſchaft der von Gott hocherleuchten Frater - nitaͤt Chriſtiani Roſenkreuz ꝛc. durch Theophi - lum Schweighart.
Bis hieher war Inigo Jones jaͤhrlich wie -56 der zum Groß-Meiſter erwaͤhlt worden, worauf ihm William Earl of Pembrocke folgte, der bis 1630 im Amte blieb.
Erſcheinung des Buchs: Entdeckung des Col - legii und der Axiomen der erleuchteten Bruͤder - ſchaft Chriſtian Roſenkreuz.
Um dieſe Zeit: Robert Fludd in England, ein mediciniſch-theologiſcher Schwaͤrmer (theils nach Paracelſus theils nach den Gnoſtikern oder vielmehr Manichaͤern) — † 1637. — Mlchael Mayer, Leibarzt und Alchymiſt Kaiſer Ru - dolphs — † 1622 — Roſenkreuzer, nach eige - nem Syſteme.
v. Nic. l. c. I. Th. S. 177. 178. und Brucker’s Hist. Phil. Tom. IV. p. 691.
Baco’s Ideen, die er in der neuen Atlan - tis vorgetragen, vermiſchen ſich mit den Ideen vom Roſenkreuze.
Roſenkreuzer-Schweſtern. Die Nachricht von ihnen in dem Buche: Frauenzimmer der Schweſtern des roſenfarbnen Kreuzes, d. i. kurze Entdeckung von der Beſchaffenheit dieſes Frauenzimmers, was fuͤr Religion, Wiſſenſchaft goͤttlicher und natuͤrlicher Dinge, was fuͤr Hand - werken und Kuͤnſte, Arzney ꝛc. darinnen zu finden ſind ꝛc. Parthenopolis 1620. 8vo.
Geheime Geſellſchaft von Alchymiſten im Haag unter dem Namen Roſenkreuzer, deren Stifter Chriſtian Roſe genannt wird, und welche vorgeben, daß ſie in Amſterdam, Nuͤrnberg, Hamburg, Danzig, Mantua, Venedig und Er - furt Zuſammenkuͤnfte hielten.
v. Nic. l. c. I. S. 181. ꝛc.
Collegium Rosianum, geſtiftet von einem gewiſſen Roſius, an den Grenzen der Dauphine, und bekannt gemacht durch D. Peter Mor - mius, unter dem Titel: die Verborgenſten und bisher unentdeckten Geheimniſſe der ganzen Natur von dem Collegium Rosianum. Leiden 1630.
v. Servati Bruchſtuͤcke zur Geſchichte der Frei-Maurer. S. 322.
Heinrich Danwers, Earl of Danby, Groß-Meiſter.
Thomas Howard, Earl of Arundel, Groß-Meiſter.
Francis Ruſſel, Earl of Bedford, Groß - Meiſter.
Inigo Jones wird wegen ſeiner großen Ver - dienſte um die Bruͤderſchaft aufs neue gewaͤhlt und bleibt es bis an ſeinen Tod 1646.
Wahrſcheinlich das Jahr der Entſtehung der Frei-Maurerei, nach der Vermuthung mehrerer. — Von jetzt an, wie man ſagt, haͤufige Spuren der - ſelben; vorher keine.
Vereinigung mehrerer Gelehrten, nach Baco’s Meinung, die philoſophiſchen und phyſikaliſchen Wiſſenſchaften exoteriſch zu betreiben; woraus nach 14 Jahren die koͤnigl. Geſellſchaft der Wiſ - ſenſchaften in London entſteht.
Gegengeſellſchaft zu London, dieſe Wiſſenſchaf - ten, nach Art der Roſenkreuzer, eſoteriſch und geheim zu cultiviren und das Salomoniſche Haus zu errichten. Sie verſammlen ſich in Maſon’s Hall, dem Zunfthauſe der Maurer, treten, nach Londner Sitte, in die Maurerzunft, bedienen ſich maureriſcher Zeichen und nennen ſich free-and accepted Masons.
Nic. l. c. I., S. 188 ꝛc. 191. 195. II, S. 197 ꝛc.
Der beruͤhmte Alterthumskenner und Roſen - kreuzer Elias Ashmole wird in den neuent -59 ſtandnen Orden aufgenommen. Er war noch, (wie er in ſeinem 1717 gedruckten Tagebuche er - zaͤhlt) 1682 d. 11. Maͤrz in einer ▭ in Maſon’s Hall zu London.
Ueber ſeine antiquariſchen Dienſte, die er der Maurerei geleiſtet v. l. c. S. 196.
Die Koͤniglich Geſinnten unter Cromwell waͤhlen die Decke der Freimaurer-Geſellſchaft fuͤr ihre Verſammlungen und errichten einen gehei - men Ausſchuß. l. c. I. S. 200 ꝛc.
Die geheime Geſellſchaft der Freunde des Koͤ - nigs macht zur Zeit des ſchottiſchen Kriegs einen noch engeren Ausſchuß fuͤr die ſchottiſchen Geſchaͤfte, und waͤhlt ſich neue Sinnbilder, Zei - chen und Worte. l. c. I. 203 und 204.
Chriſtoph Wren wird Groß-Oberaufſeher der Frei-Maurer. Er iſt der eſoteriſchen Lehrart nicht geneigt. l. c. II. S. 238. u. I., 212.
Nach andern bildet er ſelbſt aus einer alten Tempelherrn Maſſoney (die ſich ſeit dem 12 und 13. Seculo immer in London erhalten haben ſoll) die Frei-Maurergeſellſchaft.
Die Freien-Maurer erhalten die Erlaubniß,60 die St. Paulskirche zu London zu erbauen. Der Bau wird nach Sir Chriſtoph Wrens Grundriß unternommen, der Grundſtein 1675 gelegt und das ganze Gebaͤude 1710 vollendet.
Sammlung fuͤr d. fr. u. ang. Maurr. P. 8.
Er baute auch mit der Bruͤderſchaft das Chel - ſeahoſpital und den Greenwich-Pallaſt.
Die Geſellſchaft der Frei-Maurer nimmt nach der (einige Jahre vorher) wieder hergeſtellten koͤ - niglichen Wuͤrde (Carl II. war ſelbſt auf ſeinen Reiſen in die Bruͤderſchaft aufgenommen worden) in einer allgemeinen Verſammlung Maasregeln zu ihrer Aufrechthaltung. — Ein Graf v. St. Al - ban wird als der Urheber der neuen Einrichtung genannt.
George Villiers Duke of Buckingham, Großmeiſter; aber Wren leitete eigentlich die Arbeiter der Bruͤder.
War die Frei-Maurer-Geſellſchaft, als ge - heime Geſellſchaft, noch ſo unbekannt, daß man ſie blos als einen Theil der Maurer-Zunft be - trachtete, zu welcher ſie auch oͤffentlich gehoͤrte. Free-Maſon hieß damals auch ein zuͤnftiger Maurer, und wird in Coles engliſch-lat. Lexicon (London 1677) gradezu durch Caͤmentarius uͤber - ſetzt.
Mißlicher Zuſtand der Geſellſchaft; ſie droht, ſich aufzuloͤſen.
Wren wird zum Groß-Meiſter erwaͤhlt.
Die Frei-Maurer vernichten viele alte Pro - tocolle und Akten, um Entdeckungen zu verhuͤten.
Freemaſon’s Almanac von 1777.
Merkwuͤrdige Veraͤnderung in der bisherigen Einrichtung, und in den Sinnbildern. Statt des Salomoniſchen Hauſes, ſetzt man den ſa - lomoniſchen Tempel; zu welcher ſymboliſchen Auslegung vielleicht der damalige Bau der St. Pauls-Kirche zu London und die vielen Verfol - gungen und Verdrießlichkeiten, die ihr Baumeiſter Cph. Wren erleiden mußte, die Veranlaſſung gegeben.
Nic. I, S. 210. 214. II, S. 199. 222.
Chriſtoph Wren errichtet, nach dem Free-Masons Calendar, for 1775, die Frei - maurer-Geſellſchaft.
Die aͤlteſte conſtituirte Loge, nach Sa -62 muel Prichard: Masonry dissected, being a universal and genuine description of all its branches from the original to this pre - sent time. London 1731. wo er ſagt: vor 1691 habe man von constitued lodges und quaterly communications nichts gehoͤrt. Als eine ſolche nennt er die zu King’s Amrs in St. Paul’s Church-Yard. (jetzt The Mitre genannt.)
l. c. II. S. 240.
Wilhelm III. Koͤnig von England wird zum Freimaurer aufgenommen. Er beſtaͤtigt Chri - ſtoph Wren als Groß-Meiſter und beguͤnſtigt die Logen, beſonders eine zu Hampton Court, welche waͤhrend des Baus des neuen Theils des Pallaſtes daſelbſt gehalten wurde. Wren baute Kenſingtons Pallaſt u. a.
fand der beruͤhmte John Locke, eine alte ſehr ſchaͤtzbare Freimaurer-Handſchrift in der Bodle - janiſchen Bibliothek, welche ihn ſelbſt bewog, ſich ſogleich in London zum Frei-Maurer aufnehmen zu laſſen. Dieſe Handſchrift iſt nach Locke’s Be - rechnung vom Jahr 1436 und hat alle Kennzei - chen des Alterthums und der Aechtheit.
Sammlung f. d. fr. u. a. M. S. 8.
Die Frei-Maurer halten eine Generalverſamm - lung und feiern ein großes Feſt, wobei ſich viele hohe und edle Bruͤder einfinden.
Nach dieſem Jahr gerieth die Freimaurerei in Verfall; die Zahl der Logen verminderte ſich und die Feier des Johannisfeſtes wurde gaͤnzlich unterlaſſen. Nur die alte Loge St. Paul und einige andre, verſammleten ſich noch, beſtanden aber nur aus wenig Mitgliedern. Daher faßte man den Be - ſchluß, daß das Privilegium der freien Maurer ſich nicht laͤnger blos auf Architekten und arbei - tende Maurer einſchraͤnken, ſondern, daß man Maͤnner von allerlei Staͤnden zulaſſen wolle, welche geloben wuͤrden, die Wuͤrde des Ordens, als einer alten, ehrwuͤrdigen Geſellſchaft zu un - terſtuͤtzen.
Free-Masons Almanac for 1775.
Sogenannte Reſtauration der großen Loge in London. — Die dort befindlichen Logen, nehm - lich: die in der Tavern zur Gans, bei der Pauls - kirche; in der zur Krone, zum Apfel und zum Koͤmer, vereinigen ſich, nach dem Abgange Wren’s, unter dem neuen Groß-Meiſter Anton Sayer.
wird die große Loge zu London wieder hergeſtellt und Anthony Sayer Esq. zum Groß-Mei - ſter erwaͤhlet. — Man beſchließt, ſich zuſammen zu halten, die jaͤhrlichen großen Verſammlungen und Feſte wieder zu erneuern, die alten Gewohn - heiten und Gebraͤuche der Bruͤderſchaft in eine feſte Ordnung zu bringen und nur ſolche Ritualia feſt zu ſetzen, als ſich fuͤr diejenigen Mitglieder paßten, aus denen jetzt die Logen beſtaͤnden.
l. c.
Der erſte Groß-Meiſter nach der Reform (von einigen George Payne, von andern Joh. Theoph. Desaguiliers genannt) ſamm - let viele alte Schriften, die Maurerei betreffend.
Free. Mas. Alm. 1777.
Man nennt dieſe Zeit die Periode des groͤße - ſten Glanzes, den der Orden gehabt hat.
Das Amt eines deputirten Groß-Meiſters in England wird erneuert und dem jedesn: aligen Groß-Meiſter die Macht ertheilt, ſeinen depu - tirten Groß-Meiſter und die beiden Großaufſe - her ſelbſt zu ernennen.
feiert die große Loge der neuen (modern) engli - ſchen Frei-Maurerei ihr jaͤhrliches Feſt.
Britt. Mercury Vol. XVII. N. 22.
werden von aͤngſtlichen Bruͤdern verſchiedne wich - tige alte Handſchriften verbrannt. — Veraͤnderung im Innern.
Das Jahr der eigentlichen Bekanntwerdung der Frei-Maurerey in ihrer jetzigen Geſtalt.
Jacob Anderſon bearbeitet die Geſchichte und Einrichtungen der Maurerei auf Befehl des Groß-Meiſters Herzogs von Montagu aus al - ten Ordensſchriften. — „ Weil der Groß-Meiſter und die Großbeamten von 16 Logen (verſamm - let den 29. Sept. zu King’s-Arms) in allen Ab - ſchriften der alten gothiſchen Konſtitutionen Maͤn - gel fanden, ſo erhielt er Befehl, ſie in eine neueErſtes Baͤndch. E66und beſſere Methode zu bringen. “ Am 27. De - cember bekamen vierzehn gelehrte Bruͤder den Auftrag, des Br. Anderſon Manuſcript zu un - terſuchen und Bericht zu erſtatten.
Cf. Servati l. c. S. 294 und 304.
Den 25. Maͤrz in der vollen Verſammlung der großen Loge ward nach dem guͤnſtigen Bericht der Comitée, das Anderſonſche Werk unter Au - toritaͤt der großen Loge dem Druck uͤbergeben.
Erſte ſichre Spur von conſtituirten Logen.
Nic. l. c. II. S. 240.
Es wird feſtgeſetzt, daß jede Loge ein Konſti - tutions-Patent von der großen Loge zu London haben muͤſſe, wenn ſie fuͤr aͤcht anerkannt wer - den wolle. Doch waren außer London mehrere Logen, die an dem neuen Groß-Meiſterthum kei - nen Theil nahmen, der alten Yorker Konſtitu - tion treu blieben, und keine anderen Oberen, als ihre Logenbeamten uͤber ſich erkannten.
Erſcheinung des erſten Konſtitutions-Buches der Frey-Maurer, (gr. 4. 13½ Bogen) wodurch ſie zuerſt oͤffentlich als Geſellſchaft bekannt wer - den. „ Am 17. Jan. legt der Großvorſteher An - derſon das gedruckte Werk der großen Loge (be - ſtehend aus den Großbeamten und den Deputir -67 ten von 26 Logen) vor, welches, nebſt der Zu - gabe, von der alten Manier, eine Loge zu errich - ten, nochmals gebilligt wird. “— Der beruͤhmte Phyſiker Desaguiliers wird dabei als depu - tirter Großmeiſter genannt.
Einſetzung der Aemter, eines Groß-Schatz - Meiſters und Groß-Sekretaͤrs in London. Groß - Stewards werden vorgeſchlagen und feſtgeſetzte Geſundheiten eingefuͤhrt.
Zwoͤlf Groß-Stewards werden jaͤhrlich er - nannt. (nach andern 1728.)
wird in England auf Vorſchlag des Grafen von Dalkeith, ein Hauptfond fuͤr arme und kranke Frei-Maurer errichtet. (dabei erſt, nach andern, ein Groß-Schatzmeiſter beſtellt.)
in der Verſammlung der großen Loge unter dem Groß-Meiſter Lord Krawfurd, traͤgt Ander - ſon auf eine neue Ausgabe des Konſt. Buchs an, und erhaͤlt Befehl, ſeine Materialien dazu den Großbeamten vorzulegen.
Die drei Englaͤnder: Lord Derwentwater, Sir Maskelyne Esq., und Maſter He - guerty errichten bei dem engliſchen Speiſewirth Huͤre in Paris die erſte Loge in Frankreich und veranlaſſen dadurch die ungemeſſene Ausbreitung, ſo wie die vielen Abaͤnderungen in den Ordens - einrichtungen.
Encyclopédie. Art. Franc-Maçons.
errichten die engliſchen Frei-Maurer eine beſondre Almoſen-Deputation. Es wird eine Vorſchrift zu Austheilung der milden Beitraͤge gegeben.
wird das Amt eines Provinzial-Groß-Meiſters errichtet. (Dieſer iſt in der ihm angewieſenen Provinz der unmittelbare Repraͤſentant des Groß - Meiſters mit der Macht, Logen zu konſtituiren.)
Die Autoritaͤt der großen Engliſchen Landes - Loge, unter dem Groß-Meiſterthum des Lord Coleraine allgemein anerkannt. Es wird eine Deputation nach Madrid geſandt, um daſelbſt eine Loge zu ſtiften.
Sammlung ꝛc. S. 11.
Einſetzung von (zwoͤlf) Groß-Stewards.
Der Groß-Meiſter Lord Kingſtone ſendet das erſte Konſtitutions-Patent nach Oſtindien.
Lord Kingſton, der in London Groß-Mei - ſter geweſen war, errichtet eine große Loge zu Dublin und wird ſelbſt zum Groß-Meiſter von Irrland gewaͤhlt. Die große Loge zu London, welche ein Univerſal-Groß-Meiſterthum projectirt, erklaͤrt das Irrlaͤndiſche fuͤr konſtitutionswidrig. kann aber gegen ihre Maurerei nichts einwenden.
Merkwuͤrdige Reiſe des Schottlaͤnders Ram - ſay nach England. — Er war, nach ſeinem Ue - bertritt zur katholiſchen Religion, Hofmeiſter der zwei Prinzen des Praͤtendenten zu Rom; war Kanzler der großen Loge in Frankreich, und machte in England den Vorſchlag: daß jedes Mitglied der Geſellſchaft (die er durch ganz Europa auf 3000 ſchaͤtzte) jaͤhrlich zehn Louisd’or zur Befoͤrde - rung ihres Hauptzwecks geben ſollte.
v. Nic. l. c. S. 232 — 236.
Unter dem Groß-Meiſterthum des Lord King - ſton’s werden die erſten Logen in Oſtindien und Amerika geſtiftet.
Sammlung ꝛc. l. c.
Der Herzog von Norfolk ſchickt von Vene - dig, nebſt 20 Pfd. Sterl. Almoſenbeitrag, an die Gr. L. zu London ein großes in Blau und Gold praͤchtig eingebundenes Logenbuch in Fol., und das alte Leibſchwerdt Guſtav Adolphs, welches nachher auch der Herzog Bernhard von Wei - mar gefuͤhrt hatte, mit beider Helden Namen auf der Klinge und dem Norfolkiſchen Wappen auf der Scheide, mit Silber eingelegt. Dieſes Schwerdt iſt gegenwaͤrtig des engliſchen Groß - Meiſters Staatsſchwerdt.
Sammlung S. 12.
Neue Konſtitutionen in den engliſchen Logen; eine Folge der Ramſayſchen Reiſe — and most reasonable to think it will be expended towards the forming another System of Ma - sonry, the old Fabrik being so ruinous, that, unleß repair’d by some occult Mystery.
Prichard. l. c. S. 29.
Nic. l. c. S. 241.
Kaiſer Franz I, als reiſender Prinz, wird unter dem Groß-Meiſter Lovel, in einer außer - ordentlichen Loge, auf Robert Walpole’s Landhauſe in Norfolk mit dem Herzog von New -71 caſtle zum Meiſter befoͤrdert. (Die zwei andern Grade hatte er ſchon im Haag erhalten.)
Nach andern, z. B. Free-Mas. Alm. 1775. wird er im Haag, in einer, von der G. L. zu London geſtifteten Loge aufgenommen und noch in demſelben Jahre in London zum Mſtr. Gr. befoͤrdert.
Lord Sackwille, Duke of Middleſex, ſtiftet zu Florenz eine Loge.
in der, am 31. Maͤrz gehaltetzen großen Loge, be - kommt Anderſon den Befehl, in der neuen Ausgabe des Konſt. B. auch die Patrone der alten Maurerei, ſeit dem Anfange der Zeit, ſo wie die Groß-Meiſter und Groß-Beamte, ſeit dem Groß-Meiſter Montagu aufzufuͤhren.
Die Frei-Maurerei wird in den vereinigten Niederlanden aufgehoben und ſelbſt der Name: Frei-Maurer verboten.
In Amſterdam ward eine Loge, die ſich den - noch verſammlete, aufgehoben. Der gefangene Mſtr. und die beiden A. bekraͤftigten Tags drauf vor dem Magiſtrat eidlich: daß die Frei-Maurer friedliche, dem Vaterlande und Landesherrn treu ergebne Unterthanen waͤren, daß ſie untereinan - der in der groͤſten Einigkeit lebten, Heuchelei und72 Betrug verabſcheuten, daß die Einſetzung der Bruͤderſchaft ſehr alt und hoͤchſtehrwuͤrdig waͤre ꝛc. Sie koͤnnten zwar ihre beſondere Gebraͤuche und Geheimniſſe nicht offenbaren, aber doch aufs hei - ligſte verſichern: daß ſie weder den goͤttlichen noch menſchlichen Geſetzen zuwider waͤren; daß ſie ſich erboͤten, eine der Magiſtratsperſonen unter ſich aufzunehmen, welcher ihnen hernach daſſelbe be - kraͤftigen wuͤrde. — Hierauf wurden die B B. auf freien Fuß geſtellt und der Stadtſekretaͤr zur Loge geſendet. Nach ſeiner Aufnahme ſtattete er einen fuͤr die Geſellſchaft ſo vortheilhaften Bericht ab, daß kurz hernach faſt der ganze Magiſtrat ſich in dieſelbe aufnehmen lies.
Sammlung ꝛc. S. 13 und 14.