PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Berichtigungen und Zuſaͤtze zum zweyten Bande des Gluͤckiſchen Commentars uͤber die Pandecten fuͤr die Beſitzer der erſten Ausgabe.
Erlangenbey Johann Jacob Palm. 1800.
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Vorerinnerung.

Da die neue Auflage des zweyten Bandes faſt ganz umgearbeitet iſt, ſo war es, um der Kuͤrze willen, noͤ - thig, hier alles dasjenige wegzulaſſen, was nur im Styl und in der Ordnung des Vortrags verbeſſert worden, in der Hauptſache aber unveraͤndert geblieben iſt. Man findet alſo hier nur lediglich das bemerkt, was in der Hauptſache berichtiget, verbeſſert und als neu zugeſetzt worden iſt. Jedoch ſind diejenigen StellenA 2ange -[4][Vorerinnerung].angezeigt, die in der neuen Auflage, als uͤberfluͤßig weggeblieben ſind. Die Seiten, Zeilen, und Notenzahl iſt nach der erſten Ausgabe, die hinzugekommenen neuen Noten aber nach der neuen Ausgabe angegeben worden.

Ver -
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Berichtigungen und Zuſaͤtze zum zweyten Bande des Gluͤckiſchen Commentars uͤber die Pandecten fuͤr die Beſitzer der erſten Ausgabe.

Seite 4. Zeile 7. Nach den Worten: Rang geben iſt die Note 9 hinzugekommen. S. Hrn. Prof. Siebenkees Abhdl. von Freyheiten, und Immunitaͤten im fremden Gebiete. 1. Ab - ſchnitt §. 2. in Deſſelben Beytraͤgen zum teutſchen Rechte 1. Th. Nr. IV. S. 113. f.

Ferner, nach d. W. auſſer ſeinem Lande: Not. 10. Hrn. Hofr. Haͤberlins Handbuch des teutſchen Staatsrechts 2. Band §. 235.

Ebend. bey Nro. 1, nach d. W.: die Befugniß des Privilegirten, ſetze bey: Zuweilen beſtimmt jedoch auch die Verjaͤhrung oder die bisherige Gewohnheit die Graͤnzen des Privilegiums13)I. H. boehmer Diſſ. de finibus privilegior, regundis Cap. II. §. 18..

A 3S. 7.6

S. 7. Z. 4. nach den Worten cedirt werden kann: Not. 22, Henr. cocceji Diſſ. de ceſſione eorum, quae ad here - des non tranſeunt et contra. Frfti 1709.

S. 10. Z. 5. nach d. Wort worden: z. B. er darf keine Monopolien, ferner keine Privilegien ertheilen, die den Hoheits - rechten eines Reichsſtandes Eintrag thun. Keinesweges aber iſt dem Kaiſer das Recht benommen, mittelbaren oder landſaͤßi - gen Unterthanen, Privilegien zu ertheilen; es kann auch der Lan - desherr die Anerkennung eines kaiſerl. Privilegiums anders nicht verweigern, als wenn daſſelbe der Landespolicey zuwiderlaͤuft35)S. Puͤtters Beytraͤge zum teutſchen Staats - und Fuͤrſten - rechte 1. Th. Nr. XIII. S. 210. und Haͤberlins Handbuch des teutſchen Staatsrechts 2. Band §. 230.. Da uͤbrigens Geſetze nicht auf vergangene Handlungen zuruͤck - wirken, ſo koͤnnen freylich die Einſchraͤnkungen, welche jetzt in der kaiſerlichen Wahlcapitulation in Anſehung des kaiſerlichen Rechts der Privilegien enthalten ſind, nicht auf die ehemals ertheilten Privilegien des Kaiſers angewendet werden. Die Guͤltigkeit der aͤltern kaiſerlichen Privilegien iſt daher nicht nach der heutigen Beſchaffenheit der kaiſerlichen Gewalt, ſondern nach der Zeit zu beurtheilen, da dieſelben ertheilet wurden.

S. 12. Z. 12. nach den Worten: erfordert werde: Es kann auch ein Landesherr fremden Unterthanen Privilegien er - theilen, in ſofern ſie naͤmlich in ſeinem Lande ausgeuͤbt werden ſollen43)walch Introd. in controv. iur. civ. Prolegom. Cap. II. §. 3..

Ebendaſ. zur Not. 36, Haͤberlin Handbuch 2. Th. §. 231.

Zur Not. 37, nach leyser: Eichmanns Erklaͤrungen des B. R. 2. Th. §. 103. S. 117. muͤller Obſervat. pract, ad Leyſerum Tom. I. Obſ. 46. u. fg.

S. 16. zur Not. 44, Chriſt. Heinr. Gottl. Koͤchy Meditationen uͤber die intereſſanteſten Gegenſtaͤnde der heut. Ci - vilrechtsgelahrtheit. 1. B. 9. Betracht. S. 110. ff.

S. 21.7

S. 21. Z. 3. nach den Worten: nicht geſchehen kann. Not. 63, hommel Rhapſod. quaeſtion. for. Vol. V. Obſ. 624. nr. 2. pag. 129.

S. 22. Z. 4. nach den Worten: zu genieſſen hat: Ja er kann ſogar wider einen andern Minderjaͤhrigen, mit dem er im Proceß befangen iſt, gegen die Verabſaͤumung einer Nothfriſt die Wiedereinſetzung in den vorigen Stand ſuchen68)hommel Rhapſod. quaeſt. for. Vol. V. Obſ. 624. nr. 2..

S. 28. Z. 9. iſt einzuſchalten: 2) Wenn das Privilegium ausdruͤcklich nur unter einer gewiſſen Bedingung, oder zu einem beſtimmten Endzweck verliehen worden iſt, und die Bedingung nicht mehr erfuͤllet, oder der Zweck nicht mehr erreicht werden kann.

Zur Not. 71: S. I. H. boehmer Diſſ. de literis reſpiratio - nis earumque validitate et invaliditate. Cap. II. §. 10. und hart - leben Meditat. ad Pandect. Vol. I. Specim XV. med. 8. Meh - rere Beyſpiele fuͤhrt enenckel de privilegiis iuris civ. Lib. III. cap. 18. nr. 3. ſqq. an

S. 29. Nro. 5) Wenn ein Privilegium mit einem gewiſ - ſen Stande oder einer Wuͤrde verbunden iſt, oder ſonſt eine ge - wiſſe Qualitaͤt bey dem Privilegirten vorausſetzt, wie z. B. die Minderjaͤhrigkeit bey der venia aeratis; ſo hoͤrt es auf, wenn die - ſer Stand oder Wuͤrde verlohren gehet, oder die Qualitaͤt weg - faͤllt, die das Privilegium vorausſetzte89)mevius Part. VIII. Deciſ. 52 hofacker Princip. iur. civ. T. I. §. 99..

S. 31. Z. 9. nach den Worten: unwiderruflich iſt. Hieraus ergiebt ſich nun auch zugleich, daß die Analogie von an - dern Geſetzen, welche bloß willkuͤhrliche Verordnungen enthalten, und auf die Befoͤrderung des gemeinen Beſtens abzielen, hier auf Privilegien nicht anwendbar ſey. Denn ſolche Verordnun - gen erfordern zu ihrer Guͤltigkeit die Annahme der Unterthanen nicht, und durch ihre Aufhebung wird kein erworbenes Recht derſelben verletzt. Allein Privilegien ertheilen den Unter -A 4tha -8hanen, welche ſie erhalten haben, gewiſſe Vortheile und Wohl - thaten, deren ſie, wenn ſie ſolche einmahl acceptirt haben, nicht nach Willkuͤhr wieder beraubt werden koͤnnen. Denn durch die Annehmung eines grazioͤſen Privilegiums wird eben ſo gut ein Recht erworben, als durch Acceptation eines jeden andern Ver - trags. Es kann auch auf die Beſtaͤndigkeit meines erworbenen Rechts keinen Einfluß haben, ob der Titel, wodurch ich ſolches erworben habe, ein laͤſtiger oder ein lucrativer Titel iſt96)wernher Obſervat, for. T. II. Part. X. Obſ. 377. und Io. Henr. fricke Obſervationes ex ſententiis Facultat. iurid. Kilo - niens. (Kiliae 1773. 4.). Obſ. 1..

Zur Not. 80 ſetze vor gebauer: S. leyser Meditat. ad Pandect. Specim L. medit. 10. Und nach Struben lies: Hoͤpf - uers Commentar uͤber die Heinecciſchen Inſtitutiouen §. 50.

S. 32. Z. 19. nach den Worten: erworben worden ſeyn: Entſteht daruͤber ein Streit, ob ein ſolcher Fall vorhan - den ſey, ſo muß die Entſcheidung dem competenten Richter uͤber - laſſen werden1)Btrubens rechtl. Bedenken 2. Th. Bed. 80. §. 3..

Zur Not. 83, nach voet: enenckel de privilegiis lib. III. cap. 2. n. 9. ſqq. Und nach breuning:[m]ofacker Princip. iur. civ. Tit. I. §. 99.

Zur Not. 84. enenckel Tr. de privilegiis Lib. III. cap. 6. et 7. Lud. God. madihn Princip. iur. Rom. P. I. §. 15. Franc. Maur. bachmann Progr. de iure imperantis circa revocationem privilegiorum ob ſalutem publicam. Erfordiae 1793. 4. Man vergleiche auch Schloͤtzers Staatsanzeigen vom Jahr 1787. Heft 42. u. 44. und Preuß. Landrecht, Einleitung §. 74.

S. 33. Z. 16. nach den Worten: verbindlich ſind:[Denn] der Regent ertheilt Privilegien als Repraͤſentant des Staats. Er iſt alſo mit dem Staate fuͤr eine und eben dieſelbe Perſon zu halten. Der Staat aber bleibt immer eben derſelbe, und ſo auch der Regent, als ſolcher. Dieſer, als Erklaͤrer des Nationalwillens, iſt zu allen Zeiten eben dieſelbige Perſon, wenn auch das Individuum, welches auf dem Thron ſitzt, von Zeit zuZeit9Zeit wechſelt. Jeder Regierungsnachfolger iſt alſo verpflichtet, die Staatshandlungen ſeines Vorfahrers, als die ſeinigen, anzu - erkennen, zumahl da jeder regierende Fuͤrſt die Vermuthung fuͤr ſich hat, daß er uͤberall ſeinen Pflichten gemaͤß handle5)Verſuch einer ausfuͤhrlichen Eroͤrterung der Frage: in wie - weit iſt der ſucceſſor ſingularis ex pacto et providentia maio - rum zur Anerkeunung der Vertraͤge und Hand - lungen des Vorfahrers verpflichtet? nach kriti - ſchen Principien. 1797. 8. S. 21. ff.. Aus dieſen Gruͤnden iſt es daher auch nicht noͤthig, um die Confirma - rion eines Privilegiums bey dem Regierungsnachfolger nachzu - ſuchen6)Gebr. Overbeck Meditationen uͤber verſchiedene Rechtsma - terien. VII. Bd. (Hannover 1796.) Med. 366. Schnau - berts Anfangsgruͤnde des Staatsrechts der geſammten Reichs - lande §. 127. u. 128..

Zur Not. 87. Io. Balth. L. B. a wernher Obſervat. for. Tom. I. P. V. Obſ. 161. Io. Pet. de ludewig D. de obligatio - ne ſucceſſorum in principatu. Halae 1714. Cap. IV.

Zur Not. 96. Ge. Chriſt. Guil. binder Diſſ. de renuncia - tione privilegiorum. Goett. 1791. In einigen Faͤllen erklaͤren je - doch die Geſetze die Entſagung einer Rechtswohlthat aus beſon - dern Gruͤnden fuͤr unguͤltig. Z. B. ſo kann ſich der Ehemann des beneficii competentiae nicht guͤltig begeben. L. 14. §. 1. D. ſoluto matrim. S. Io. Henr. berger Diſſ. de privilegiis, iis ma - xime, quibus renunciari non poteſt. Vit. 1700.

S. 47. Z. 21. nach den Worten: zu befoͤrdern Not. 39: Die Meinung, daß 30 Jahr zum Verluſt eines affirmativen Pri - vilegiums durch Nichtgebrauch erfordert werden, iſt auch vom koͤnigl. Tribunal zu Berlin angenommen. S. Hymmens Beytraͤge zu der juriſt. Litteratur in den Preuß. Staaten. 1. Samml. S. 23. f.

Statt S. 48 bis 52. Zum Titel

de Statu Hominum.

§. 111. Entwickelung der Begriffe vom ius perſonarum, und ſtatus hominis.

Bisher haben wir blos allgemeine Wahrheiten von den Ge - ſetzen uͤberhaupt, und den verſchiedenen Arten derſelbenA 5ab -10abgehandelt. Mit dieſem fuͤnften Titel gehen nun die Lehren des buͤrgerlichen oder Privatrechts ſelbſt an. Die roͤmiſchen Ju - riſten glaubten, daß ſich der ganze Inhalt aller buͤrgerlichen Ge - ſetze, und der darin beſtimmten Wahrheiten auf drey Haupt - gegenſtaͤnde zuruͤckfuͤhren laſſe, naͤmlich Perſonen, Sa - chen und Klagen, und nahmen daher drey Haupttheile des Privatrechts an. So lehrt Cajus41)L. 1. D. h. t. , wenn er ſagt: omne ius, quo utimur, vel ad perſonas pertinet, vel ad res, vel ad actiones. Eben ſo Juſtinian42)§. 12. I. de iure nat. gent. et civ. , und Theophilus43)Paraphr. graeca Inſt. ad §. 12. cit. . Ver - ſchiedene neuere Civiliſten haben zwar dieſe Eintheilung des Rechts nach ſeinen Gegenſtaͤnden ganz unſchicklich finden wollen44)S. Eichmanns Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts 2. Th. S. 176. und Ant. Frid. Iuſt. thibaut Diſſ. de genuina iuris perſonarum et rerum indole, veroque huius diviſionis pretio. Kiliae 1796. 8. . Allein daß ſich dieſelbe allerdings rechtfertigen laſſe, wenn man ſie nur recht erklaͤrt, iſt ſchon von Andern hinlaͤnglich gezeigt worden45)S. huberi Digreſſiones Iuſtinian. Lib. IV. cap. 1. p. 255. Chriſt. Gotth. huͤbner Diſp. de iuris civilis obiectis ad L. 1. D. de ſtatu hom. et §. 12. I. de iure nat. gent. et civ. Lipſ. 1798. und Hoͤpfners Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 60.. Verſteht man unter dem iure, quo utimur, wie Cajus ſagt, eine Norm der Handlungen fuͤr Buͤrger in ihren Privatverhaͤltniſſen, ſo giebt es nur einen naͤchſten oder Hauptgegenſtand des buͤrgerlichen Privatrechts, naͤmlich moraliſche Handlungen der Buͤrger in ihren Privatverhaͤltniſſen. Allein da die Privatverhaͤltniſſe der Men - ſchen verſchieden ſeyn koͤnnen, ſo laſſen ſich in dieſer Hinſicht Perſonen, Sachen und Klagen wenigſtens als entfernte - re Gegenſtaͤnde des Privatrechts allerdings gedenken46)Gottl. Hufeland Inſtitutionen des geſammten poſitiven Rechts (Jena 1798. 8.) §. 72.. Be -trach -11trachtet man naͤmlich die Menſchen in ihren Privatverhaͤltniſ - ſen, ſo koͤnnen ihnen darin mancherley Rechte und Verbindlich - keiten zukommen, die ſich fuͤglich auf drey Hauptclaſſen reduci - ren laſſen. Sie gruͤnden ſich naͤmlich entweder auf ſubjecti - ve Eigenſchaften, oder ſie beziehen ſich auf Sachen, wo - durch man ſein Vermoͤgen vermehren kann, oder ſie betreffen die Art und Weiſe, ſein Recht vor Gericht zu verfol - gen. Daher wird nun das buͤrgerliche Privatrecht nach dem Syſtem der roͤmiſchen Juriſten in das ius perſonarum, ius rerum und ius actionum eingetheilt47)Das Wort actio bedeutet hier nicht blos das Mittel, ſein Recht vor Gericht zu verfolgen, ſondern wird hier in einer ſo weitlaͤuftigen Bedeutung genommen, daß es auch den ganzen Proceß, und was dahin einſchlaͤgt, ausdruͤckt, wie ſchon Herm. vultejus in Iurisprud. romana p. 443. bemerkt hat.. Der Anfang wird mit dem iure perſonarum gemacht, quia, wie Hermogenian48)L. 2. D. h. t. uͤber welche Stelle Ioſ. finestres in Hermo - geniani iuris epitomar. libros Tom. I. pag. 217. nachgeſehen werden kann. ſagt, ho - minum cauſa omne ius conſtitutum eſt.

Was heißt nun Perſonenrecht? Wenn einige der neuern Civiliſten49)S. Hugo’s Lehrbuch der juriſtiſchen Encyklopaͤdie §. 229. und Hufelands Inſtitutionen des geſammten poſitiven Rechts §. 411. darunter einen Inbegriff von Rechten ver - ſtehen, die ohne Ruͤckſicht auf Sachen gedacht wer - den koͤnnen, das heißt, die vorkaͤmen, auch wenn es blos Perſonen gaͤbe; ſo laͤßt ſich gegen dieſen Begriff nicht ohne Grund erinnern, daß er blos negativ ſey, und zwar ausdruͤcke, was das Perſonenrecht nicht ſey, aber nicht beſtimme, was es eigentlich ſey; und dann laͤßt ſich auch nicht ſo ſchlechthin behaupten, daß das Perſonenrecht bloß ſolche Rechte enthalte, die ohne Ruͤckſicht auf Sachen gedacht werden koͤnnen. Die Curatel der Minderjaͤhrigen, deren Hauptzweck doch in der Verwaltung der Guͤter beſteht, lehrt wenigſtens das Gegentheil.

Per -12

Perſonenrecht iſt alſo vielmehr ein Inbegriff von Rech - ten, welche in dem verſchiedenen Zuſtande der Menſchen ihren Grund haben.

Fragt man nun aber weiter, was der Zuſtand eines Menſchen (Status hominis) ſey? ſo ſind auch hier die Begriffe der Rechtsgelehrten meiſt unrichtig. Unſer Verf. ſagt: Statum hominis conſtituunt mutabilia, ob quorum exiſtentiam homini cer - ta competunt iura. Allein dieſer Begriff iſt darum offenbar falſch, weil die Eigenſchaft eines Menſchen, welche den Zuſtand deſſelben ausmacht, auch permanent ſeyn kann. Z. B. die Eigen - ſchaft des Geſchlechts macht einen Zuſtand des Menſchen aus. Allein dieſe iſt doch gewiß nicht veraͤnderlich. Ferner die Eigen - ſchaft eines Ehegatten, eines Sohnes ſtellt einen Zuſtand vor, allein auch dieſe Eigenſchaft iſt permanent50)S. Hoͤpfners Commentar uͤber die Heinecciſchen Inſtitu - tionen §. 62. Not. 1. S. 89. (nach der ſechſten verbeſſerten Aufl. Frankfurt am Main 1798. 4.). Nicht richtiger iſt der Begriff anderer Rechtsgelehrten51)Man vergleiche Arn. Flor. Theod. mallinkrot Diſſ. de ſta - tu nondum natorum, indeque dependentibus iuribus et obliga - tionibus. (Gieſſae 1759.) §. 2. Eichmanns Erklaͤrungen des buͤrgerlichen Rechts 2. Th. §. 111. und Hufelands In - ſtitutionen des geſammten poſitiven Rechts §. 197., welche ſagen, der Zuſtand des Menſchen ſey eine Eigenſchaft deſſelben, von welcher Rechte und Verbindlichkeiten abhangen. Denn wenn ich z. B. Eigenthuͤmer einer Sache, oder Paͤchter, oder Pfandglaͤu - biger bin, ſo ſind ja dieß auch Eigenſchaften, von denen Rechte und Verbindlichkeiten abhangen, und doch gehoͤren dieſe, wie je - der Juriſt weiß, nicht zum Perſonen-ſondern Sachenrecht52)Schon nettelbladt in Syſtem. element. iurisprud. poſiti - vae Germanor. commun. general. §. 13. tadelt den gemeinen Begriff von Status hominis. . der Zuſtand des Menſchen iſt vielmehr eine in dem Subject des Menſchen beruhende Eigenſchaft, woraus verſchiedene Rech - te entſpringen. Nach dieſem Begriff iſt alſo die Qualitaͤt einesEigen -13Eigenthuͤmers, eines Uſufructuars, eines Pfandglaͤubigers, kein ſtatus, denn dieſe Qualitaͤt beruhet nicht in dem Subject des Menſchen, ſondern kommt ihm wegen der Sache zu, die er be - ſitzt, und wegen welcher er Rechte auszuuͤben hat.

Statt S. 52 54.

§. 112. Natuͤrlicher und buͤrgerlicher Zuſtand des Menſchen. Be - griff von ſtatus und ius perſonarum im engern Verſtande des roͤmiſchen Civilrechts.

Der Zuſtand des Menſchen wird nun entweder durch ſeine phyſiſche Beſchaffenheit begruͤndet, oder durch ſein politiſches oder moraliſches Verhaͤltniß, in welchem er ſich befindet. In dem erſten Falle iſt ſein Zuſtand ein natuͤrlicher (ſtatus ho - minis naturalis) in dem andern aber ein buͤrgerlicher (ſtatus hominis civilis). Der natuͤrliche Zuſtand des Menſchen iſt alſo eine phyſiſche Eigenſchaft deſſelben, aus welcher Rechte entſtehen. Z. E. daß ein Menſch eine Manns - oder Frauens - perſon iſt, daß er jung oder alt, geſund oder krank iſt. Der buͤrgerliche Zuſtand hingegen iſt eine durch poſitive Geſe - tze beſtimmte moraliſche Eigenſchaft des Menſchen, von welcher gewiſſe Rechte und Verbindlichkeiten in der buͤrgerlichen Geſell - ſchaft abhangen. Z. B. daß Jemand ein freyer Menſch, ein Buͤrger, ein Soldat u. ſ. w. iſt.

Der natuͤrliche Zuſtand der Menſchen53)S. Franc. Car. conradi Exerc. de iure perſonarum ex di - ſcrimine hominum naturali vario Lipſiae 1727. Godofr. Rei - nold. koeselisius de iure perſonarum ex ſtatu hominum natu - rali. Ibid. 1733 et Sam. puffendorf de ſtatu hominum natu - rali, in Eius diſput. academ. ſel. iſt wie - ber verſchieden. Er bezieht ſich entweder auf die Geburt ſtatus nativitatis; oder auf das Geſchlecht, ſtatus ſexus; oder auf die natuͤrliche Eigenſchaft des Leibes oder der Seele ſtatus integritatis; oder auf das Alter, ſtatus aetatis.

So -14

Soviel den buͤrgerlichen Zuſtand anbetrifft; ſo nehmen die Roͤmer einen dreyfachen ſtatum civilem an, naͤmlich den ſtatum libertatis, civitatis und familiae, je nachdem man entweder ein freyer Menſch, oder ein Buͤrger oder das Haupt oder Mitglied ei - ner Familie iſt. Nun laſſen ſich zwar allerdings noch mehrere rechtliche Verhaͤltniſſe gedenken, aus denen in der buͤrgerlichen Geſellſchaft ein Unterſchied von Rechten entſteht. Es giebt da - her noch manche andere ſtatus, die nicht natuͤrlich ſind. Z. B. ſtatus nobilitatis, militiae, clericalis u. ſ. w. Allein die roͤmiſchen Juriſten haben auf dieſe uͤbrigen Gattungen des ſtatus civilis dar - um keine Ruͤckſicht genommen, weil ſie bey ihrer Theorie nur blos auf diejenigen buͤrgerlichen Verhaͤltniſſe geſehen haben, die eine Verſchiedenheit des gemeinen Rechts bewirken; und nur von dieſer Art ſind die oben gedachten drey ſtatus civiles. Denn dieſe ziehen eine Verſchiedenheit in den gemeinen Rechten nach ſich, dahingegen die uͤbrigen noch denkbaren buͤrgerlichen Verhaͤltniſſe nur eine Verſchiedenheit in den beſondern Rechten wir - ken54)S. Hoͤpfners Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 62. S. 86..

Ich bemerke noch, daß der buͤrgerliche Zuſtand, ſo wie ſich ſolchen die roͤmiſchen Juriſten vorſtellten, Status im eminenten und engern Verſtande genennt wird55)L. 1. §. 8. D. ad SCtum Tertull. Man ſehe uͤber dieſe Stelle dompierre Specim. de Reſtitutionibus in integrum. Tit. 5. §. 2. pag. 336.; ſo wie ius perſonarum im engern Sinne des Roͤm. Rechts den Inbegrif derjenigen Rechte bezeichnet, welche ſich auf jenen dreyfachen ſtatum civi - lem, naͤmlich den Zuſtand der Freyheit, des Buͤrgerrechts und der Familie beziehen56)S. lauterbach Colleg. theor. pract. Pandectar. h. t. §. 3.. Daher laͤßt ſich erklaͤren, wenn Ju - ſtinian57)Princip. I. de iure perſonar. ſagt: Summa diviſio de iure perſonarum haec eſt, quod omnes homines aut liberi ſunt aut ſervi58)Ueber die eigentlichen Begriffe von ſtatus und ius perſona - rum verdienen auch nachgeſehen zu werden Hrn. Prof. wol - taer Commentarii iuris iuſtinianei noviſſimi Tom. I. §. 75. ſqq.

Statt15

Statt S. 54 56.

§. 113. Begriff von Perſon im roͤm. und heutigen Sinn. Verſchiedene Eintheilungen derſelben. Was iſt Rechtens, wenn ein Menſch mehrere Perſonen vorſtellt?

Aus dieſen Praͤmiſſen laͤßt ſich nun erklaͤren, was eine Per - ſon heißt? Ueberhaupt verſteht man darunter ein Weſen, dem Rechte zukommen59)S. Hufelands Inſtitutionen des geſammten poſitiven Rechts §. 73. und Hugo’s Lehrbuch des heutigen roͤmiſchen Rechts (Berlin 1799.) §. 9.. Daher iſt jeder Menſch, als ein Subject von Rechten betrachtet, in dieſem allgemeinen Sinn eine Per - ſon. Allein das roͤm. Civilrecht unterſcheidet zwiſchen einem Menſchen und einer Perſon, und nennt nur eigentlich den - jenigen eine Perſon, der einen ſolchen buͤrgerlichen Zuſtand be - ſitzt, von welchem im vorigen Paragraph gehandelt worden iſt. Der buͤrgerliche Zuſtand ſelbſt aber wird caput genennt. Daher gab es bey den Roͤmern Menſchen, die keine Perſonen wa - ren, ſondern zu den Sachen gezaͤhlt wurden. Dahin gehoͤrten die roͤmiſchen Sklaven. Von dieſen ſagte man, ſie haͤtten nullum caput60)§. 4. I. de capit. deminut. , und hielt ſie gleichſam fuͤr buͤrgerlich tod61)L. 209. D. de R. I. . Denn ſie hatten gar keine buͤrgerlichen Rechte im Staate62)L. 32. D. eod. Quod attinet ad ius civile, ſervi pro nullis habentur. Man ſehe auch L. 3. §. 1. D. de cap. minut. . Heut zu Tage nehmen wir jedoch nicht mehr an, daß es Men - ſchen gebe, die keine Perſonen ſind, ſondern wir nehmen das Wort Perſon theils fuͤr einen Menſchen, in Anſehung eines gewiſſen Zuſtandes betrachtet, vermoͤge welchen er gewiſſe Rech - te und Verbindlichkeiten in der buͤrgerlichen Geſellſchaft hat63)Allgemeines Geſetzbuch fuͤr die Preuß. Staä - ten I. Th. 1. Tit. §. 1.; theils fuͤr einen ſolchen Zuſtand ſelbſt, von welchen gewiſſe Rech - te und Verbindlichkeiten in der buͤrgerlichen Geſellſchaft abhangen.

S. 57.16

S. 57. Nr. III) Z. 6. iſt ſtatt der Worte: Es ſchadet auch entgegen geſetzt werden kann; folgendergeſtalt zu leſen: Ein ſolcher Menſch, der mehrere Perſonen vorſtellt, braucht daher nicht ſchlechterdings in der einen Qualitaͤt alles gegen ſich gelten zu laſſen, was er in der andern Qualitaͤt ge - than hat. Z. B. was ich als Vormund gethan habe, praͤjudi - cirt mir nicht in Anſehung meiner eigenen Rechte 35).

Z. 20. Statt: Ein ſchoͤnes Beyſpiel ꝛc. iſt ſo zu leſen: So z. B. konnte bey den Roͤmern ein filiusfamilias, wenn er Con - ſul, oder Praͤſes der Provinz war, in dieſer Qualitaͤt die ihn ſelbſt betreffende Emancipation oder Adoption auf Verlangen ſei - nes Vaters beſtaͤtigen 36). Eben ſo kann h. z. T. ein Richter, der zugleich Actuar iſt, diejenige Geſchaͤfte ſelbſt verrichten, wo - zu ſonſt ein verpflichteter Protokolliſt erfordert wird.

Statt S. 58 u. 59.

§. 114. Eintheilung der Menſchen nach ihrem natuͤrlichen Zuſtande. I) In Ruͤckſicht auf die Geburt. Rechte der Ungebohrnen.

Die Menſchen koͤnnen nun nach der Verſchiedenheit ihres phyſiſchen Zuſtandes auf mancherley Art eingetheilt wer - den. I. In Abſicht auf den Zuſtand der Geburt ſind ſie entweder gebohrne oder noch ungebohrne. Letztere wer - den nicht nur diejenigen genennt, die ſchon gezeugt, aber noch im Mutterleibe befindlich ſind, (Embryonen) ſondern es wer - den auch diejenigen darunter verſtanden, welche jetzt noch nicht einmahl erzeugt, ſondern nur noch kuͤnftig zu hoffen ſind69)Io. Alb. spies Exercit. de iure hominum naſciturorum, mo - der. Chriſt. Gottl. schwartz hab. Altorfi 1725. §. 6. . Auf dieſe muß man, z. B. wenn man in rechtmaͤßiger Ehe lebt, und ein Teſtament macht, eben ſo gut Ruͤckſicht nehmen, als wenn ſie ſchon gebohren waͤren, weil ſonſt nachgebohrne Kinderdas17das vaͤterliche Teſtament rumpiren70)L. 1. C. de poſtum. hered inſtit. vel exhered. L. 4. Cod. de lib. praeterit. Frid. Lud. doering Diſſ. de iuribus, quae na - ſcituris et poſtumis intuitu ſucceſſionis competunt. Erf. 1769. et Io. Hartmuth. rays Diſſ. de curis ICtorum circa ſucceſſiones naſciturorum. Gieſſae 1737. . Zwar hielten die aͤltern Roͤmer das noch ungebohrne Kind noch fuͤr keinen Menſchen. Selbſt die ſchon empfangene Leibesfrucht, der Embryo, wurde nach den Grundſaͤtzen der Stoiker nur als ein Theil des muͤtter - lichen Eingeweides angeſehen71)L. 1. §. 1. D. de ventre inſpic. L. 1. §. 8. D. de cognat. Die Stoiker lehrten, der Menſch bekomme die der Vernunft faͤhige Seele erſt mit ſeiner Geburt. Da werde ſie ihm von der anima mundi, gleichſam wie ein Wind, eingehaucht. Tid - mann Syſtem der ſtoiſchen Philoſophie 3. Band. S. 148. walch ad eckhardi Hermenevt. iur. Lib. I. cap. IV. §. 137. pag. 228. ſqq. In Gemaͤßheit dieſer Grundſaͤtze ſagt daher Papinian L. 9. §. 1. D. ad Leg. Falcid. partum nondum editum non recte dici hominem. Eben ſo Ulpian L. 1. §. 8. D. Unde cognati. Man ſehe noch Alph. a carranza Tr. de partu naturali et legitimo (Genevae 1629.) Cap. 2. S. Th. de idsinga Varior. iur. civ. Cap. 14. Em. merillius Lib. I. Obſervat. cap. 16. Ev. otto vita Papiniani Cap. 9. p. 220. und Frid. Guil. boers de Anthropologia IC. Rom. ſtoica. Lugd. Bat. 1758. 8. . Man hielt daher auch die Abtreibung der Leibesfrucht fuͤr keinen Todſchlag, ſondern man beſtrafte ſie nur als eine Beleidigung des Vaters. Indeſſen war man doch dafuͤr beſorgt. ꝛc.

S. 60. Z. 13. ſtatt: Ja angeſehene Rechtsgelehr - ten ꝛc. Ja, man pflegt heutiges Tages, nach der Meinung ange - ſehener Rechtsgelehrten, zur Verhuͤtung eines Aborts und ande - rer Unfaͤlle, einer ſchwangern Perſon nicht einmal ein peinliches Urtheil zu eroͤfnen; oder ſie zur Leiſtung eines Eides anzuſtren - gen80)leyser Meditat. ad Pand. Vol. I. Spec. XIV. med. 1. et Vol. XII. Suppl. Specim. XIV. med. 7. hartleben Meditat. ad Pand Vol. I. Specim. XVIII. med. 1. Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts. 3. Band §. 287. S. 3., obgleich dies freylich nach den Geſetzen nicht auſſerZwei -B18Zweifel iſt81)Man ſehe hier vorzuͤglich carranza cit. Tract. de partu naturali et legitimo. Cap. II. §. 4. nr. 32. ſqq. , und daher billiger dem richterlichen Ermeſſen uͤberlaſſen werden muͤßte, nach den Umſtaͤnden und dem Zuſtan - de der Schwangern zu beurtheilen, ob ein Aufſchub bis zur Ent - bindung derſelben zu geſtatten ſey82)mevius Tom. I. P. V. Deciſ. 80 Eichmanns Erklaͤrun - gen des buͤrgerlichen Rechts. 2. Th. S. 207..

S. 62. Z. 4. ſtatt: Noch ungebohrne Kinder ꝛc. Be - ſonders wichtig war jedoch die Folge, daß ein in der Sklaverey gebohrnes Kind fuͤr ein freygebohrnes gehalten wurde, wenn deſſen Mutter nur zur Zeit der Empfaͤngniß, oder waͤhrend ihrer Schwangerſchaft, frey geweſen war89)L. 5. §. 2. D. h. t. Der Grund, den Marcian daſelbſt anfuͤhrt: quia non debet calamitas matris nocere ei, qui in ven - tre eſt, wuͤrde von keinem ſonderlichen Gewicht ſeyn, wenn man nicht vorausſetzte, daß in dieſem Falle das noch ungebohr - ne Kind fuͤr ſchon gebohren gehalten werde, wie auch Ant. faber Conjecturar. iur. civ. Lib. XX. cap. 1. bemerkt hat. Man ſehe auch carranza cit. Tr. cap. II. §. 4. nr. 19.. Embryonen werden aber doch nur inſofern den ſchon gebohrnen Kindern gleich gehal - ten, als es auf deren eigene Vortheile ankommt ꝛc.

S. 63. ſtatt Nr. I. ꝛc. Soll nun aber der Embryo die ihm bis zu ſeiner Geburt vorbehaltenen Rechte wirklich erwerben, ſo muß

I) die Geburt des Kindes mit dem Zeitpunct uͤbereinſtim - men, da ihm das Recht anfiel, es muß folglich damals ſchon em - pfangen geweſen ſeyn93)L. 1. §. 8. D. de ſuis et legitim hered. Dicendum erit, ſuos poſſe ſuccedere, ſi modo mortis teſtatoris tempore concepti fue - rint. §. 8. I. de hereditatib. quae ab int. def. Nepos, licet poſt mortem avi natus ſit, tamen avo vivo conceptus, mortuo patre eius, poſteaque deſerto avi teſtamento, ſuus heres effici - tur. Plane ſi et conceptus et natus fuerit poſt mortem avi, mortuo patre ſuo, deſertoque poſtea avi teſtamento: ſuus he - res avo non exiſtet; quia nullo iure cognationis patrem ſui pa - tris attigit. Add. L. 6. D. de ſuis et legit. hered. L. 6. pr. D. de iniuſto rupto et irr. teſt. .

Eben -19

Ebendaſ. Nr. III. Z. 3. ſtatt: Ob aber eine Geburt: Mißgeburten nennen zwar unſere heutigen Aerzte uͤberhaupt alle von Menſchen zwar erzeugte und gebohrne, aber von der gewoͤhnlichen menſchlichen Bildung ſehr abweichende, Geſchoͤpfe, ohne zwiſchen monſtris und portentis weiter zu unterſcheiden96)Man ſehe Metzgers kurzgefaßtes Syſtem der gerichtlichen Arzneywiſſenſchaft (Koͤnigsberg u. Leipzig 1793. 8.) §. 255. und Prochaska Lehrſaͤtze aus der Phyſiologie des Menſchen (Wien 1797. 8.) I. Band §. 914. ff.. Allein da ſelbſt nach ihrer Meinung eine ſolche Mißgeburt immer noch als Menſch paſſirt, wenn deſſen Bildung, beſonders was den Kopf betrift, eine menſchliche ihm beywohnende Seele ver - muthen laͤßt; ſo ſind hier unter Mißgeburten im rechtlichen Sinn, d. i. inſofern wir denſelben die Rechte der Menſchen ab ſprechen, nur eigentliche monſtra, d. i. ſolche Weſen zu verſte - hen, die von Menſchen zwar gebohren worden, aber keinen menſchlichen Kopf, ſondern den eines unvernuͤnftigen Thieres ha ben, und daher der Humanitaͤt nicht faͤhig ſind97)L. 135. D. de verbor. ſignificat. L. 14. D. h. t. Man ver - gleiche uͤber dieſe Stelle carranza Tr. de partu naturali et legitimo Cap. 17. merillius Obſervation. Lib. I. cap. 33. u. Ioſ. Fernand. de retes Opuſculor. Lib. I cap. 1. (in Theſ. Meermann. Tom. VI. pag. 27. ſqq.) Zwar will Prochaska in den Lehrſaͤtzen aus der Phyſiologie des Menſchen §. 928. behaupten, daß die Bildung der Mißgeburten nie aus der Menſchengattung ganz ausarte, und die menſchlichen Mißge - burten mit Schweinskoͤpfen und andern Gliedern unvernuͤnfti - ger Thiere, von welchen man hie und da Nachrichten und Zeichnungen hat, fabelhaft waͤren. Allein daß ſich dergleichen, wenn gleich freylich ſehr ſeltene, Verirrungen der Natur nicht ſchlechthin bezweifeln laſſen, beweiſen die Beyſpiele von Miß - geburten in des Hrn. von Dreyhaupt Beſchreibung des zum Herzogthum Magdeburg gehoͤrigen Saal-Kreiſes 1. Th. S. 645. f. Man vergleiche auch Wilh. Gottfr. Ploͤuc - quets Abhandlung uͤber die gewaltſamen Todesarten (Tuͤ - bingen 1788. 8. ) 2ter Abſchn. 1ſtes Kap. §. 83. u. 〈…〉〈…〉4〈…〉〈…〉 S. 258. ff..

S. 65. Z. 5. iſt bey den Worten: weil ihnen der Cha - racter der Menſchheit fehlt: die Note 4 hinzugekom - men: S. Schotts unpartheyiſche Critik uͤber die neueſten juriſt. Schriften. 10. Band S. 723.

B 2Eben -20

Ebendaſ. iſt Z. 21. iſt ſtatt: in einem Schedel aber ꝛc. ſo zu leſen: und im Gegentheil mit dem Hirnſchedel eines unver - nuͤnftigen Thiers eine dem Denken unguͤnſtige Organiſation des Hirns verknuͤpft ſey5)Ploucquets angef. Abhndl. uͤber die gewaltſamen Todes - arten 2. Abſchn. 1. Kap. §. 54..

S. 71. Not. 79. Z. 17. iſt ſtatt: Dies laͤugnet Paulus ꝛc. ſo zu leſen: Paulus ſagt, wenn man bey der ſtrengen Bedeu - tung des Worts gebaͤren ſtehn bleibt, ſo laͤßt ſich nicht be - haupten, daß eine ſolche Mutter drey Kinder gebohren habe, der das dritte erſt nach ihrem Tode aus dem Leibe geſchnitten worden iſt. Allein der Billigkeit nach laͤßt ſich doch nicht laͤug - nen, daß ſie drey Kinder gehabt habe.

Ferner ebend. Z. 21. iſt nach heineccius zu ergaͤnzen: Ioſ. finestres Praelection. Cervarienſ. ad Tit. Pandect. de liberis et poſtumis P. I. Cap. I. §. 6. et 7.

Ebenſ. Z. 24. iſt nach den Worten: ſi pepererit: hinzuzu - ſetzen: Man vergleiche noch vorzuͤglich carranza Tr. de partu naturali et legitimo Cap. VI. Sect. I. pag. 417. ſqq.

S. 74. Z. 3. iſt bey den Worten: Zeichen des Lebens von ſich gegeben hat: Not. 25. hinzugekommen, folgenden Inhalts: Nach den teutſchen Rechten des Mittelalters war es zwar durchaus noͤthig, daß man des Kindes Stimme gehoͤrt, oder, wie es in den Rechtsbuͤchern des Mittelalters heißt, daß es die vier Waͤnde des Hauſes beſchrien habe. Man ſehe den Sachſenſpiegel B. I. Art. 33. und Landrecht Kap. 21. Schwabenſpiel Kap. 92. Alemanniſches Lehnrecht Kap. 14. Allein ſeit der Einfuͤhrung des roͤm. Rechts wird auch jedes andere Lebenskennzeichen fuͤr hinreichend gehalten, wofern nicht die beſondern Landes - und Stadtgeſetze je - nes allteutſche Recht beybehalten haben. S. Runde Grund - ſaͤtze des allgemeinen teutſchen Privatrechts §. 288. und Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts. 3. Band §. 288. Das Preuß. Landrecht I. Th. I. Tit. §. 13. erfordert, dasunver -21unverdaͤchtige Zeugen, welche bey der Geburt gegenwaͤrtig ge - weſen, die Stimme des Kindes deutlich muͤſſen vernom - men haben.

Ebend. Z. 7. Vitalitaͤt beſteht nun darin, wenn das neu - gebohrne Kind hinlaͤngliche Vollkommenheit der zum Leben noͤ - thigen Organe beſitzt, um auſſerhalb dem Uterus fortleben zu koͤnnen.

Zur Not 87 der erſten Ausg. : Metzgers kurzgefaßtes Syſtem der gerichtlichen Arzneywiſſenſchaft. §. 274.

S. 75. zur Note 95.: Eben ſo aristoteles Hiſtor. animal. Lib. VII. cap. 4. und nach dem Zeugniß des Plutarchs lib. V. de placitis Philoſophor. cap. 18. auch polybus lib. de ſeptimeſtri partu, in princ.

S. 76. zur Not. 96. Eben ſo teichmeyer Inſtitut. medi - cinae legalis p. 55. eschenbach Medic. legal. §. 20. Die neuern Acrzte ſind indeſſen uͤber den Termin der Lebensfaͤhigkeit nicht einig. Metzger in dem kurzgefaßten Syſtem der gerichtlichen Arzneywiſſenſchaft §. 274. behauptet, daß die Lebensfaͤhigkeit nur erſt nach einem vollſtaͤndig ſiebenmonatlichen Aufenthalt des Foͤtus im Mutterleibe Statt finde: und Danz in dem Grundriß der Zergliederungskunde des un - gebohrnen Kindes in den verſchiedenen Zeiten der Schwanger - ſchaft 1. Baͤndchen (Frankfurt u. Letpzig 1792.) 2. Abſchn. 1. Kap. §. 43. S. 150. ſagt, ein ſiebenmonatliches Kind koͤnne auſſer wenigen Stunden gar nicht auſſer der Gebaͤhrmutter le - ben, weil die Faſern eines folchen Kindes weder die athmosphaͤ - riſche Luft noch die Nahrung vertragen koͤnnten.

S. 78. zur Not. 2. carranza Tr. de partu naturali et le - gitimo. Cap. X. nr. 21. ſqq.

S. 80. ſtatt Nr. I. I) Wird daruͤber geſtritten, ob ein Kind lebendig gebohren, und auch lebensfaͤhig geweſen ſey, ſo entſcheidet das Gutachten der Kunſtverſtaͤndigen. Das Kind muß alſo beſichtiget, und ſecirt, und der Obductionsbericht zu den Acten gebracht werden. Hier kommt es nun auf die Laͤnge undB 3Schwe -22Schwere des Kindes, auf die Beſchaffenheit der Haare und Naͤ - gel, auf den Zuſtand und die Farbe der Haut, auf die Beſchaf - fenheit der Nabelſchnur, ferner der Knochen und inſonderheit der Lunge an, ob naͤmlich dieſe Luft und viel Blut enthaͤlt, oder zuſammen gefallen und klein iſt, und bey der angeſtellten Lungen - probe im Waſſer ſinkt46)S. Metzgers kurzgefaßtes Syſtem der gerichtlichen Arz - neywiſſenſchaft §. 277. u. 278. Peter Camper von den Kennzeichen des Lebens und Todes bey neugebohrnen Kindern. Von der in ſolchem Falle gewoͤhnlichen Lungenprobe iſt beſonders nachzuſehen Ploucquets Abhandlung uͤber die gewaltſamen Todesarten. 2. Abſchnitt 1. Kap. §. 81. ff. S. 288. ff.. Im Zweifel muß das Zeugniß der Aerzte dem Zeugniß der Hebamme, die bey der Geburt des Kindes gegenwaͤrtig geweſen, vorgezogen werden, wenn naͤmlich jenes mit guten Gruͤnden unterſtuͤtzt iſt47)Mich. alberti Commentat. in Conſtitut. crim. Carolin. p. 107. ſqq. Es wurde hieruͤber in einem Erbſchaftsfalle ge - ſtritten, wovon die Acten von der Fuͤrſtl. Solmſiſchen Regie - rung zu Lich an unſere Fakultaͤt geſchickt wurden. Die Heb - amme ſagte auf ihre geleiſtete Pflichten aus, ſie habe das neu - gebohrne Kind auf ihrem Schoos gehabt, und Bewegungen am Koͤrper und Munde deſſelben verſpuͤrt. Allein die Aerzte, welche die Obduction des Kindes verrichtet hatten, zeigten in ihrem Gutachten aus unwiderleglichen Gruͤnden, daß das Kind bey der Geburt nicht mehr gelebt haben koͤnne, und uͤber - dem nicht einmal lebensfaͤhig geweſen ſey.. Laͤßt ſich die Sache mit vollkommener Gewißheit nicht beſtimmen, ſo vermuthet man in buͤrgerlichen Faͤllen eher fuͤr das Leben als fuͤr den Tod des Kindes, wenn naͤmlich die Geburt auf die gewoͤhnliche Art, und zu der Zeit geſchehen iſt, da das Kind fuͤr lebensfaͤhig gehal - ten wird48)Luc. van de poll de exheredatione et praeteritione Cap. 37. §. 2. lauterbach Colleg. theor. pract. Pandectar. h. Tit. §. XXVII. In peinlichen Faͤllen findet dieſe Vermuthung nicht Statt. S. Quiſtorp in den Grundſaͤtzen des T. peinlichen Rechts 1. Th. §. 270..

S. 82. Z. 3. iſt nach den Worten: ſind erzeugt, noch hinzuzufuͤgen: oder gebohren worden.

S. 86.23

S. 86. Not. 29. ſtatt: Ueber dieſe Stelle ꝛc. Was das fuͤr ein Geſetz ſey, welches von der angefuͤhrten Regel eine Ausnahme macht, ſagt Ulpian in Fragm. Tit. V. §. 8. naͤm - lich die Lex Menſia, nach welcher das Kind, welches aus der Ehe eines peregrini mit einer cive Rom. war gebohren worden, den Stand des Vaters erhielt. Siehe heineccius ad Leg. Iu - liam et Pap. Poppaeam. p. 225. und beſonders Chr. rau Diſſ. de lege Menſia. Lipſiae 1786.

S. 90 92. ſtatt: Es iſt nun noch uͤbrig ꝛc.

§. 116. b. II. Von den rechtmaͤßigen Kindern. Beſtimmung des Zeitpuncts der rechtmaͤßigen Geburt eines Kindes.

Sollen nun im Gegentheil Kinder fuͤr eheliche und le - gitime gehalten werden, ſo wird dazu.

1) das Daſeyn einer rechtmaͤßigen Ehe erfordert. In dem Roͤm. Recht wird zwar nur eine ſolche Ehe ein matri - monium iuſtum genennt, ſi inter eos, qui nuptias contrahunt, con - nubium ſit, wie Ulpian83)Fragm. Tit. V. §. 2. (in schulting Iurisprud. Antejuſt. pag. 577.) ſagt; ein connubium aber war, wie eben dieſer Juriſt84)c. loc. §. 3. hinzufuͤgt, uxoris iure ducendae facultas, und hatte nur unter Roͤm. Buͤrgern Statt, wofern es nicht auch als Ausnahme bey einzelnen Latinis oder peregrinis war erlaubt worden85)ulpian. c. l. §. 4,. Allein jetzt verſtehen wir unter einer recht - maͤßigen Ehe uͤberhaupt eine ſolche, die nach Vorſchrift der Kirchen - oder der buͤrgerlichen Geſetze guͤltig geſchloſſen worden iſt. Dies mag nun entweder eine wahre oder auch nur eine vermeintliche, d. i. eine ſolche Ehe ſeyn, welcher zwar ein oͤffentliches trennendes Hinderniß entgegenſtehet, die aber doch darum, weil ſelbige zwiſchen Perſonen, denen entweder beyder - ſeits, oder wenigſtens eines Theils dies Hinderniß nicht bekannt war, oͤffentlich und foͤrmlich vollzogen worden iſt, in der Zwi -B 4ſchen24ſchenzeit, und ſo lang ſie nicht obrigkeitlich getrennt wird, alle rechtliche Wirkungen hervorbringt, die nach gemeinen Rechten einer guͤltigen wahren Ehre zukommen86)S. Io. Nic. hert Diſſ. de matrimonio putativo; (in Opus - cul. Vol. I. Tom. I. p. 348 408.) Ern. Chriſt. westphal Diſſ. de veris caſibus matrimonii putativi. Halae 1758.. Die Kinder aus ei - ner ſolchen Ehe ſind daher legitim, und in Anſehung beyder El - tern ſucceſſionsfaͤhig, wenn auch nur einer von beyden in bona fide geweſen waͤre87)Cap. 2. 8. 14. et 15. X. Qui filii ſint legitimi. S. Ge. Ludw. Boͤhmers auserleſene Rechtsfaͤlle 1. Bandes 1. Abh. (Goͤttingen 1799. 4.) Nr. 22..

S. 93. iſt Nr. IV. weggelaſſen worden.

S. 94 Z 15. iſt ſtatt: Ein Kind muß alſo ꝛc. ſo zu leſen: Zur Exiſtenz eines ehelichen Kindes wird jedoch

2) noch inſonderheit erfordert, daß ſelbiges zu rechter Zeit gebohren worden ſey.

S. 96 iſt nach Not. 62. nach muͤller noch hinzuzufuͤgen: Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 128. Not. 4. S. 158. (der ſechſten Aufl.)

S. 99. Zur Not. 67. und Metzger kurzgefaßtes Syſtem der gerichtl. Arzneywiſſenſchaft §. 279. Not. a.

S. 100. Zur Not. 70. Man ſehe jedoch emminghaus ad Cocceji ius civ. controv. h. t. Qu. 3. not. a.

Ebend. zur Not. 72. Z. 9. nach den Worten: zu halten ſey, iſt beyzufuͤgen: Ihm ſtimmt auch Eichmann in den Er - klaͤrungen des buͤrgerlichen Rechts 2. Th. S. 264. bey.

Und Z. 10. Man ſehe de cocceji ius civ. controv. Lib. I. Tit. 6. Qu. 5.

S. 101. Zur Not. 74. nach leyser iſt beyzufuͤgen: wern - her Obſerv. for. T. III. P. III. Obſ. 36.

Zu eben dieſer Note am Schluß: Die verſchiedenen Mei - nungen der Aerzte, ſo wie auch die verſchiedenen Rechtsſpruͤche der Juriſten Fakultaͤten fuͤhrt ſehr ausfuͤhrlich an Metzger indem25dem kurzgef. Syſtem der gerichtlichen Arzneywiſſenſchaft §. 281 bis 290. Man ſehe auch walch Introd. in controvers. iur. civ. Sect. I. cap. I. §. 3.

Ebendaſ. Z. 14. iſt nach den Worten: weiter hinaus erſtrecket werden, die Not. 6. zu ergaͤnzen, welche des In - halts iſt: Nach dem allgemeinen Geſetzbuch fuͤr die Preuß. Staaten 2. Th. 2. Tit. 1. Abſchn. §. 19. ſoll jedoch ein Kind, welches bis zum 302. Tage nach dem Tode des Ehe - manns gebohren worden, fuͤr das eheliche Kind deſſelben geach - tet werden. Allein dagegen hat Metzger a. a. O. §. 290. Not. b. erinnert, daß ſich im Vertrauen auf dieſes Geſetz eine Wittwe noch in den erſten 8 bis 14 Tagen nach des Mannes Tode duͤrfte ſchwaͤngern laſſen, indem ſie ſich ſicher darauf verlaſ - ſen kann, daß ſie noch vor dem Ablauf des geſetzlichen Termins niederkommt. Er behauptet daher, daß ein Kind, welches nicht ſpaͤteſtens am 280. Tage nach dem Tode des Mannes zur Welt kommt, unrechtmaͤßig, und nicht von dem verſtorbenen Mann erzeugt ſey.

Ebend. zur Not. 76. nach schnobel Diſſ. etc. (in schlegel Collect. Vol. IV. Nr. 29.) von Haller Vorleſungen uͤber die gerichtliche Arzneywiſſenſchaft. 1. B. 9. Kap. S. 119. (Bern 1782.) und Metzger a. a. O. §. 290.

S. 103. Zur Not. 80. Joh. Lud. Schmidt in den oͤf - fentlichen Rechtsſpruͤchen. Reſp. 31. S. 215. ff. u. a. m.

Ferner zur Not. 81. Alph. a carranza de partu naturali et legitimo Cap. XIV. nr. 19. p. 587. berger Oecon. iuris Lib. I. Tit. 2. §. 2. Not. 5. de cocceji iur. civ. controv. Lib. I. Tit. 6. Qu. 4. und Chriſt. Gottl. biener Variae iuris civ. Quae - ſtiones (Lipſiae 1797.) Qu. 2.

S. 106. Zur Not. 23. Eiſenharts Rechtshaͤndel Th. VIII. Nr. 15. S. 400. kind Quaeſtion. for. Tom. I. Cap. 3. pag. 26. u. Fried. von Buͤlow’s und Theod. Hagemanns practiſche Eroͤrterungen aus allen Theilen der Rechtsgelehrſamkeit 1. Band (Hannover 1798. 4.) Nr. XXVII.

B 5S. 107.26

S. 107. zur Not. 94. Z. 11. iſt nach den Worten: die gruͤndliche Abhandlung einzuſchalten: des verſtorb. Buͤr - germ. Pape zu Braunſchweig.

S. 109. ſind am Schluß des Paragraphen noch die Worte hinzugekommen: So wie denn auch in dem Falle, da der Braͤu - tigam nicht geſtorben, ſondern ſich widerrechtlich weigern ſollte, die Ehe dem rechtskraͤftigen Erkenntniß gemaͤß mit ſeiner ge - ſchwaͤchten Braut zu vollziehen, die Ehe durch richterliches De - cret in Anſehung der buͤrgerlichen Wirkungen derſelben fuͤr voll - zogen gehalten werden kann.

Dafuͤr ſind Z. 13. ff. die Worte: Denn ein rechts - kraͤftiger Urteilsſpruch rechtliche Wahrheit. weggeblieben.

S. 110. zur Not. 1. Nach dem allgem. Geſetzbuch fuͤr die Preuß. Staaten 1. Th. 1. Tit. §. 19. ff. beſtim - men die Eltern, zu welchem Geſchlechte ſie (Hermaphroditen) erzo - gen werden ſollen. Jedoch ſteht einem ſolchen Menſchen, nach zuruͤckgelegtem achtzehnten Jahre, die Wahl frey, zu welchem Geſchlecht er ſich halten wolle. Nach dieſer Wahl werden ſeine Rechte kuͤnftig beurtheilt.

S. 111. zur Note 3. Metzgers kurzgef. Syſtem der ge - richtlichen Arzneywiſſenſchaft §. 496 u. 497. und Ploucquet uͤber die phyſiſchen Erforderniſſe der Erbfaͤhigkeit §. 65. S. 138.

S. 112. ſind Z. 12 23. weggeſtrichen worden.

S. 113. Z. 11. bis Z. 10. S. 115. iſt alles weggelaſſen worden.

S. 115. Z. 14. iſt ſtatt: in dem innern Character des weiblichen Geſchlechts, zu leſen: in dem eigen - thuͤmlichen Charakter des weiblichen Geſchlechts, in ihrer koͤrperlichen Beſchaffenheit, und der Hauptbeſtimmung derſelben zum Kindergebaͤhren, und zur Beſorgung des Hausweſens.

Ebend. zur Note 17. Mit Vergnuͤgen wird man jedoch auch den Aufſatz: Muß das weibliche Geſchlecht mitdem27dem maͤnnlichen durchgehends gleiche Rechte ha - ben? in Kleins Annalen Band 17. S. 202. ff. leſen.

S. 117. Z. 7. nach den Worten: zu verſehen, iſt bey - zufuͤgen. Deswegen ſind nun zwar Frauensperſonen in der Re - gel von allen oͤffentlichen Aemtern ausgeſchloſſen, doch machen die Regentinnen hiervon eine ſehr bedeutende Ausnah - me45)S. Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts 3. Band §. 291. S. 22.; ſo wie auch bey Vormundſchaften die Muͤtter und Großmuͤtter, als welche Vormuͤnderinnen ihrer Kinder werden koͤnnen, bekannten Rechten nach, ausgenommen ſind.

Ebend. Z. 8. ſtatt der Worte: Ich erwaͤhnte ꝛc. bis auf das Wort: herfließt Z. 10. S. 118. iſt folgendes zu ſubſtituiren:

Dem weiblichen Charakter wird

b) eine vorzuͤgliche Sittſamkeit und Schamhaftigkeit (pudi - citia ſexui congruens46)L. 1. §. 5. D. de poſtulando. zugeeignet. Deswegen duͤrfen Frauens - perſonen

1) uͤberhaupt keine negotia virilia d. i. keine ſolche Geſchaͤf - te vornehmen, wobey die Geſetze nur Mannsperſonen zulaſſen. So z. B. verbieten ihnen die Geſetze, fuͤr andere vor Gericht zu poſtuliren47)L. 1. cit. D. de poſtul. ; ſie koͤnnen ferner bey ſolchen Geſchaͤften nicht Zeugen ſeyn, wo mehr als zwey Zeugen der Feyerlichkeit we - gen erforderlich ſind, z. B. bey Teſtamenten und Codicillen48)§. 6. I. de teſtam. ord. Bern. Henr. reinoldus Variorum iur. civ. Cap. V. et VI. (in Opuſcul. a iuglero edit. p. 72. ſqq.) . Wo es hingegen blos auf Wahrheit ankommt, da iſt das Zeug - niß der Frauensperſonen eben ſo vollguͤltig, als das Zeugniß der Maͤnner49)L. 18. D. de teſtibus. Iuſt. Henn. boehmer Iur. Eccleſ. Proteſtant. Lib. II. Tit XX. §. 17. Io. Henr. berger Diſſ. de muliere teſte (in eius Diſſertat. iur. ſelect. pag. 779.) . Nach teutſchen Rechten machen auch Handels -ge -28geſchaͤfte eine Ausnahme von jener Regel, als von welchen die Frauensperſonen nicht ausgeſchloſſen ſind. Es iſt vielmehr zur Sicherheit und Beguͤnſtigung des Handels heuti - ges Tages der Grundſatz angenommen, daß alle diejenigen Rechts - wohlthaten, die ſonſt den Weibern, wegen der Schwaͤche ihres Geſchlechts, in Anſehung ihrer buͤrgerlichen Rechts - geſchaͤfte verliehen ſind, ſolchen Frauensperſonen nicht zu ſtat - ten kommen, welche entweder auf eigenen Gewinn und Verluſt, oder gemeinſchaftlich mit ihrem Manne, vermoͤge einer zu dem Zweck eingegangenen beſondern Geſellſchaft, Handlung treiben, und welche daher im eigentlichen Verſtande Kauffrauen (fe - minae mercatrices) genennt werden50)Runde Grundſaͤtze des allgemeinen teutſchen Privatrechts §. 292.. Eine Kauffrau kann ſich daher in Handelsgeſchaͤften nach Wechſelrecht verbinden51)Chriſt. Gottl. riccii Exercitat. iur. cambial. Exerc. V. Sect. II. de feminis mercatricibus et non mercatricibus intuitu cambiorum. pag. 62. und hat ſie in Beziehung auf ihren Handel eine Buͤrgſchaft uͤber - nommen, ſo kann ſie ſich auf den Vellejaniſchen Rathsſchluß nicht berufen52)Schroͤters vermiſchte juriſt. Abhandlungen I. Th. S. 64. ff. und Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts. 3. Band §. 292..

2) Aus eben dem Grunde der weiblichen Schamhaftigkeit verordnen ferner die roͤmiſchen Geſetze, daß keine Frauensper - ſon, wenn ſie auch des ſchwerſten Verbrechens ſchuldig waͤre, ins Gefaͤngniß geſetzt, ſondern dieſelbe entweder in einem Kloſter verwahrt, oder andern ſichern Weibern zur Aufſicht uͤbergeben werden ſolle, damit ihre Keuſchheit durch Inhaftirung nicht in Gefahr geſetzt werde53)Nov. CXXXIV. cap. 9. et Aoth. Hodie novo iure Cod. de cuſtodia reor. . Jedoch findet dieſes Vorrecht des weiblichen Geſchlechts nach der gegruͤndeten Bemerkung practi - ſcher Rechtsgelehrten heutiges Tages nicht mehr Statt54)Ludovici Einleitung zum peinlichen Proceß Kap. 2. §. 8. Hymmens Beytraͤge zu der juriſt. Litteratur in den Preuß. Staa -.

Zu29

Zu dem eigenthuͤmlichen weiblichen Character gehoͤrt endlich

c) die fruͤhere Mannbarkeit und Reife des weiblichen Ge - ſchlechts zur Kinderzeugung55)Franks Syſtem einer vollſtaͤndigen mediciniſchen Policey 1. Band S. 251.. Sie werden daher um zwey Jahre eher muͤndig als Mannsperſonen, koͤnnen fruͤher teſtiren, fruͤher heyrathen u. d.

S. 120. Z. 2. iſt bey den Worten: die Familie nicht erhalten: Not. 61. zu ergaͤnzen: Rundens Grundſaͤtze des allgemeinen teutſchen Privatrechts §. 289. und 290. und Danz im angef. Handbuch. 3. Th. §. 290.

Ebend. zur Not. 40. Io. Frid. weidler Diſſ. Defectuum cor - poris contemplatio iuridica. Vitemb. 1738.

S. 121. zur Not. 43. Daß unter den mente captis in den Geſetzen zuweilen ſolche verſtanden werden, die nur einen ſchwa - chen Verſtand haben, und welche ſonſt Stupide oder Einfaͤl - tige genennt werden, hat Ulr. huber in Digreſſion. Iuſtinian. Lib. III. Cap. XVIII. §. 3. gezeigt.

Ebend. Z. 15. iſt bey den Worten: zu beſtimmen Not. 67. hinzugekommen: S. Thomas Arnold’s Beobachtungen uͤber die Natur, Arten, Urſachen, und Verhuͤtung des Wahnſinns und der Tollheit. 2. Th. Leipzig 1784. u. 1788.

Ebend. Z. 19. bey dem Wort Wahnſinnige: Not. 68. Wahnſinn heißt naͤmlich derjenige Zuſtand der Seele, in wel - chem dieſelbe auf immer oder lange Zeit ganz unfaͤhig iſt, ſich richtige und beſtimmte Begriffe zu bilden, und den Willen durch Vernunftgruͤnde zu beſtimmen. S. Kleins Annalen 2. Band S. 191. und Kleinſchrods ſyſt. Entwickelung der Grundbe - griffe und Grundwahrheiten des peinlichen Rehts 1. Th. §. 104.

S. 122.
54)Staaten. IV. Samml. Nr. II. pag. 29. u. beſonders v. Qui - ſtorps Abhandl. ob eine gefaͤngliche Haft des Geſchlechts we - gen fuͤr bedenklich zu achten ſey? (in Deſſelben Beytraͤ - traͤgen zur Erlaͤuterung verſchiedener Rechts - materien Nr. LVI. oder IV. St. Nr. IX. nach der erſten Ausgabe.)
54)30

S. 122. Z. 3. iſt ſtatt der Worte: die letztern ver - halten: folgendes zu ſetzen: je nachdem ſie ſich bey ihrer Verſtand - loſigkeit entweder ruhig verhalten oder nicht72)S. zacchiae Quaeſtion. medico. legal. Lib. II. T. I. qu. 9. n. 13 15. 16. und Guſt. Bernh. becmanni Diſſ. de acquiſitio - ne hereditatis dementi delatae. (Goettingae 1772.) §. 2. et 3.. Allein die roͤm. Geſetze verſtehen gewoͤhnlich unter einem furioſo denjenigen, welcher bey ſeinem Wahnſinn Zwiſchenraͤume hat, wo er wieder ganz vernuͤnftig iſt, und deſſen Herſtellung daher mit Wahrſcheinlich - keit gehoft werden kann; unter einem mente capto hingegen den, welcher ſeinen Verſtand ohne Hoffnung der Beſſerung verlohren, und keine Intervallen bey ſeinem Wahnſinn hat73.)L. 14. D. de off. praeſ. L. 8. §. 1. D. de tutor. et curat. dat. L. 22. §. 7. et 8. D. Soluto matrim. L. 6. Cod. de curat. fu - rioſi. L. 25. Cod. de nupt. S. huber c. l. §. 2. vinnius in Comment. ad §. 4. I. de Curator. Ev. otto in Comment. ad eund. §. Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutio - nen §. 62. S. 84.

Ebend. iſt Z. 8. bey dem Wort: eingetheilt: Not. 74. zu er - gaͤnzen: Man ſehe becmanni Diſſ. cit. §. 4.

Ebend. bey den Worten: zu erkennen geben: iſt die Not. 75 hinzuzuſetzen, welche folgenden Inhalts iſt: Stru - bens rechtliche Bedenken I. Th. Bed. 138. In den roͤmiſchen Geſetzen wird eine ſolche Einfalt oder Dummheit durch das Wort ruſticitas ausgedruͤckt, und darunter nicht blos dieje - nige verſtanden, die vom Mangel der Erziehung und Ausbildung herruͤhrt, ſondern auch diejenige, welche eine angebohrne Schwaͤ - che des Verſtandes zum Grunde hat. L. 7. §. 4. D. de iurisdict. L. 2. §. 1. D. Si in ius vocat. L. 1. §. ult. D. de edendo. L. 3. §. 22. D. de SCto Silan. S. Kleinſchrods ſyſtemat. Ent - wickelung der Grundwahrheiten des peinl. Rechts. 1. Th. §. 129.

Ebend. iſt Z. 15. beyzufuͤgen: Sie werden auch Bloͤdſin - nige im eigentlichen Verſtande genennt76)So werden im Preuß. Landrecht 1. Th. 1. Tit. §. 28. Bloͤdſinnige diejenigen genennt, welchen das Vermoͤgen, die Folgen ihrer Handlungen zu uͤberlegen, mangelt..

Ebend.31

Ebend. Z. 23. bey den Worten: in eine Claſſe geſetzt. Not. 77. stryk Diſſ. de dementia Cap. 3. §. 2.

S. 123. zur Not. 50. Danz Handbuch des heutigen teut - ſchen Privatrechts 3. Band §. 299.

S. 124. Nr. III. Z. 10. bey den Worten: Teſtamente machen u. d. m. Not. 85. L. 2. C. de contrah. emtione.

Ebend. zur Not. 55. L. ult. Cod. de curat. furioſi.

S. 125. zur Not. 56. stryk Diſſ. de dementia. Cap. 3. §. 9.

Ebend. ſtatt der Not. 57. iſt zu ſubſtituiren: Man verglei - che indeſſen Kleinſchrods ſyſt. Entwickelung der Grundbe - griffe und Grundwahrheiten des peinlichen Rechts I. Th. §. 104. ff. und §. 129.

S. 126. zur Not. 61. In peinlichen Faͤllen findet jedoch dieſe Vermuthung nicht Statt, ſondern hier muß allezeit der Gemuͤthszuſtand des Verbrechers zu der Zeit, da er die That begieng, unterſucht werden. S. Kleinſchrod a. a. O. §. 106.

Ebend. ſind Z. 2. bis 8. mit der dazu gehoͤrigen Not. 60. weggelaſſen.

S. 127. ſtatt Not. 65. S. Iac. gothofredi Commentar. in Tit. Pandect. de diverſis regulis iuris. (Genevae 1653. 4. ) ad L. 40. h. t. pag. 204. und beſonders hofacker Princip. iur. civ. T. I. §. 249.

S. 128. Z. 10. iſt die Stelle: Ich ſage mit Recht Servitus, wegzuſtreichen.

S. 129. iſt Z. 17. nach den W. oder Freygelaſſene, folgendes beyzufuͤgen: Einen freygebohrnen nannte man einen ſolchen Menſchen, der von einer freyen Mutter gebohren worden, wenn gleich deſſelben Vater ein Sklave geweſen ſeyn ſollte. Ja man hatte zu Gunſten der freyen Geburt den Grund - ſatz angenommen, daß wenn die Mutter nur entweder zur Zeit der Conception, oder zur Zeit der Geburt, oder waͤhrend der Schwangerſchaft einen Augenblick frey geweſen waͤre, das von einer ſolchen Mutter gebohrne Kindfuͤr32fuͤr einen ingenuus gehalten werden ſollte, wie aus dem Tit. de ingenuis der Inſtitutionen bekannt iſt.

Statt S. 135. bis 142.

§. 120. Zuſtand der teutſchen Leibeigenſchaft.

Auch in unſern Teutſchland iſt die Eintheilung der Menſchen in freye und unfreye ſchon von den aͤlteſten Zeiten her uͤb - lich geweſen36)S. Chriſt. thomasii Diſſ. de hominibus propriis et liberis Germanorum. Halae 1701. Ebendeſſelben Diſſert. de uſu practico diſtinctionis hominum in liberos et ſervos Halae 1711. beſonders aber Danz Handbuch des heutigen teutſchen Pri - vatrechts 3. Baͤnd §. 327.. Freye werden bey den Teutſchen in der all - gemeinen Bedeutung alle diejenigen genennt, welche von keinem Leibherrn abhangen37)Runde Grundſaͤtze des allgemeinen teutſchen Privatrechts §. 327.. Zu den Unfreyen hingegen gehoͤ - ren vorzuͤglich die Leibeigene. Es kann aber auch wahre Sklaven im Sinne des roͤm. Rechts geben. Dahin gehoͤren die Negerſklaven, die zuweilen aus Holland und andern Reichen zu uns gebracht werden. Dieſe werden dadurch, daß ſie nach Teutſchland gebracht worden ſind, nicht frey38)Hoͤpfner im Commentar uͤber die Heinecciſchen Inſtitu - tionen §. 70. Eben dieſer Grundſatz galt auch Anfangs in den Preuß. Staaten, wie aus Hymmens Beytraͤgen zur juriſt. Litteratur in den Preuß. Staaten 6. Samml. S. 296. erhel - let. Allein in dem neuen Preuß. Geſetzbuche 2. Th. Tit. 5. §. 200. iſt die Sklaverey voͤllig abgeſchaft.. Ferner die in die Kriegsgefangenſchaft der Teutſchen gerathene Tuͤrken und Tartern. Denn da dieſelben unſere Kriegsgefangenen zu Skla - ven machen, ſo koͤnnen wir mit den ihrigen auf gleiche Weiſe verfahren39)Reichsabſchied vom Jahr 1542. stryk Uf. mod. Pand. h. t. §. 3.. Beyde Arten der heutigen Sklaven werden nach dem roͤm. Recht beurtheilt40)lauterbach Colleg. th. pract. Pandect. h. t. §. 12. et 13. und Hoͤpfner a. a. O..

Der33

Der Urſprung der heutigen Leibeigenen iſt nicht von den ehemaligen roͤmiſchen Sklaven herzuleiten41)Iuſt. Henn. boehmer Tr. de iure et ſtatu hominum proprio - rum a ſervis Germaniae non Romanis derivando, et de uſu huius doctrinae. Halae 1754. 4. und Danz Handbuch des heutigen deutſchen Privatrechts 5. Band §. 536.. Denn ſchon Ta - citus42)De moribus Germanor. cap. 25. Servis, non in noſtrum mo - rem deſcriptis per familiam miniſteriis, utuntur. Suam quisque ſedem, ſuos penates regit. Frumenti modum dominus, aut pe - coiis, aut veſtis, ut colono, iniungit: et ſervus haetenus paret. Caetera domus officia uxor ae liberi exſequuntur. lehrt ſehr genau den Unterſchied zwiſchen den alten roͤmiſchen und teutſchen Knechten. Es duͤrfen daher auch die Grundſaͤtze des roͤm. Rechts auf unſere Leibeigene durchaus nicht angewendet werden, ſondern es ſind vielmehr die Rechte derſel - ben theils aus den zwiſchen ihnen und dem Leibherrn geſchloſſe - nen Vertraͤgen zu beurtheilen, theils nach den Eigenthumsord - nungen und dem Herkommen eines jeden Landes zu beſtimmen. Darinn haben zwar die Leibeigenen der Teutſchen mit den Sklaven der Roͤmer einige Aehnlichkeit, daß ſie gleichſam, als Eigenbehoͤrige, und zwar an einigen Orten nur mit den Hoͤfen, worauf ſie geſetzt ſind, an andern aber auch ohne das Gut, wozu ſie gehoͤren, an andere uͤberlaſſen werden koͤnnen. Allein ſie koͤnnen deswegen doch nicht ſo, wie die roͤm. Sklaven, als Sachen betrachtet werden; ſie ſind vielmehr von denſelben darin weſentlich unterſchieden, 1) daß ſie ſo gut Unterthanen und Mitglieder der buͤrgerlichen Staatsgeſellſchaft ſind, als die Freyen, und daher, gleich denſelben, den allgemeinen Schutz der Geſetze genießen; 2) daß ſie alle gemeine, ſowohl perſoͤnliche, als ding - liche Privatrechte, ausuͤben koͤnnen, die mit den beſondern Be - fugniſſen des Leibherrn in keinem Widerſpruche ſtehen43)Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts. 5. Bd. §. 536. S. 464. f.. Sie ſind alſo keinesweges als ein voͤlliges und uneingeſchraͤnktes Ei - genthum ihrer Leibherrn anzuſehen, ſondern ſie werden nur in ſofern Eigene oder Eigenbehoͤrige genannt, als manuͤber -C34uͤberhaupt nach dem teutſchen Sprachgebrauche gewohnt iſt, jede Art eines auf der Sache oder Perſon haftenden dinglichen Rechts ſein Eigenthum zu nennen.

So verſchieden nun auch der Zuſtand der teutſchen Leibei - genen nach Verſchiedenheit der Laͤnder und Orte in Teutſchland iſt, ſo beſteht doch der weſentliche Charakter der heutigen Leibeigenſchaft immer nur in einer ſtrengern Verbindlich - keit zu Dienſten und Zinſen, welche auf der Perſon des Ver - pflichteten, ohne Ruͤckſicht auf den Beſitz eines Guts, dergeſtalt haftet, daß derſelbe ohne den Willen des Leibherrn ſich nicht davon loßmachen kann, und die auch, mit den aus dieſem Ver - haͤltniß entſtehenden Rechten, auf die Nachkommen deſſelben fortgepflanzt und vererbt wird44)Runde Grundſaͤtze des allgemeinen teutſchen Privatrechts. §. 536. und hofacker Princip. iur. civ. Tom. I. §. 297..

Die aus der Leibeigenſchaft entſtehenden Rechte und Ver - bindlichkeiten beſtehen nun

I) auf Seiten der Leibeigenen darin:

1) ſie duͤrfen ſich ohne Vorwiſſen und Einwilligung ihres Leibherrn nicht verheyrathen, und muͤſſen fuͤr dieſe Erlaubniß ein Stuͤck Geld bezahlen, welches Bedemund, Frauen - zins, Klauenthaler, Hemdlacken, Hemdſchilling, Mannthaler, maritagium, marchetta45)Die Etymologie dieſer Woͤrter unterſuchen Io. Guil. hoff - mann Obſervation. iuris germ. Lib. I. cap. VII. pag. 81. ſqq. grupen in uxore Theodisca cap. I. und puffendorf Obſer - vat. iur. univ. T. II. Obſ. 66. und Tom. III. Obſ. 28., genennt wird. Solche Ehen haben uͤbrigens die Wirkungen rechtmaͤſiger Ehen, und geben dem leibeigenen Ehemann die Rechte der vaͤterlichen Gewalt uͤber ſeine Kinder. Jedoch darf er die Kinder wider des Gutsherrn Willen nicht zu einer Lebensart beſtimmen und erziehen, wodurch dem Herrn an ſeinen Rechten geſchadet wird. Es ſind auch die Eltern diejenigen Kinder, deren ſie nicht ſelbſt zu ihren eigenen Dienſten beduͤrfen, der Herrſchaft auf derſelben Verlangen vorzuͤglich in Dienſt zu geben gehalten.

2) Sie35

2) Sie duͤrfen ſich ohne Bewilligung ihres Leibherrn von dem Hofe nicht wegbegeben, worauf ſie geſetzt ſind, noch ſonſt in andere Verhaͤltniſſe treten; z. B. nicht das Buͤrgerrecht oder Innungsrecht gewinnen, oder in Kriegsdienſte treten.

3) Sie ſind zu gewiſſen Dienſten und Abgaben verpflich - tet, deren Verbindlichkeit auf ihrer Perſon haftet. Daher wer - den ſie Leibdienſte, und Leibzinſen genennt. Die Dien - ſte koͤnnen durch Vertraͤge, Geſetze, und Herkommen beſtimmt ſeyn; wo es aber an ſolchen Beſtimmungen fehlt, da koͤnnen ungemeſſene Dienſte gefordert werden46)boehmer D. de iure et ſtatu hominum propriorum Sect. III. §. 13. mevius P. IV. Dec. 131. hofacker Princip. iur. civ. Tom. I. §. 303.. Uebrigens aber koͤnnen ſie

4) ſich ein eigenes Vermoͤgen erwerben, und daruͤber ſo - wohl unter den Lebendigen, als durch Teſtament verfuͤgen, in ſo fern dadurch den Rechten des Leibherrn kein Eintrag ge - ſchieht47)hofacker T. I. §. 301. und Runde Grundſ. des allge - meinen teutſchen Privatrechts. §. 552..

II) Die beſondern Rechte des Leibherrn hinge - gen ſind,

1) das Bedemundsrecht, d. i. das Recht, von dem Leibeigenen fuͤr die ihm ertheilte Erlaubniß zu heyrathen ein ge - wiſſes Geld zu fordern48)Runde §. 544..

2) Das Beſatzungsrecht, vermoͤge welchen er die Per - ſon eines Leibeigenen abfordern und gleichſam vindiciren kann, wenn dieſer ſich ohne Bewilligung des Leibherrn von dem Hofe entfernt hat, und zum Nachtheil deſſelben in andere Verhaͤltniſ - ſe getreten iſt49)Runde §. 545..

3) Der Dienſtzwang oder das Recht, den Leibeigenen zur ordentlichen Erfuͤllung ſeiner Dienſtpflicht durch angemeſſeneC 2Zuͤch -36Zuͤchtigungen anzuhalten50)Es giebt jedoch noch eine andere aus der Leibeigenſchaft ent - ſtehende Art des Dienſtzwanges, welche darin beſteht, das die Kinder der Leibeigenen, ohne Erlaubniß des Leib - herrn, ſich nicht bey anderen Herrſchaften als Geſinde ver - miethen duͤrfen. Runde §. 548.. Eine eigentliche Gerichtsbarkeit ſtehet jedoch deshalb der Herrſchaft uͤber ihre Leibeigene nicht zu, in ſofern ſie ihr nicht beſonders verliehen worden iſt51)hofacker Princip. iur. civ. T. I §. 303. not. c. Anderer Meinung iſt jedoch Kopp in der ausfuͤhrl. Nachricht von der aͤltern und neuern Verfaſſung der geiſil. und Civilgerichte in den Heſſen-Caſſelſchen Landen 1. Th. 3. St. 6. Abth. §. 276. S. 249..

4) Das Recht der Abaͤuſſerung, vermoͤge deſſen der Leibherr den Leibeigenen von ſeiner Staͤtte aus rechtmaͤßiger Ur - ſache zu entſetzen befugt iſt52)Runde §. 547.. Endlich

5) das Recht, aus dem Nachlaß eines verſtorbenen Leibei - genen das mortuarium, d. i. den Theil oder dasjenige Stuͤck zu fordern, was dem Leibherrn nach beſondern Vertraͤgen, Geſe - tzen oder Herkommen vor allen andern Erben daraus gebuͤhrt. Dieſes Recht wird im Teutſchen das Hauptrecht, Trauer - recht, Waidmal, Erbrecht, die todte Hand, Bau - lebung, der Sterbe-Fall u. ſ. f.53)Siehe die Note 15. der erſten Ausgabe, welcher noch hin - zuzufuͤgen iſt: Bodmanns hiſtoriſch juriſt. Abhandlung von dem Beſthaupte. Maynz 1794. 8. genennt.

Uebrigens entſteht die Leibeigenſchaft

1) durch die Geburt von einer leibeignen Mutter, nach dem Grundſatz: das Kind folgt dem Buſen54)Roͤslins Abhandlung von den beſondern weiblichen Rech - ten. 1. Band 2. Buch. 5. Abſchn. §. 5. ff. S. 242. ff. Run - de §. 539..

2) Durch37

2) Durch Ergebung, wenn man ſich freywillig in die Leibeigenſchaft begiebt55)Siehe die Note 16. der erſten Ausgabe.. Dies geſchieht entweder

a) ausdruͤcklich, durch einen Ergebebrief; oder

b) ſtillſchweigend,

α) wenn ſich ein freyer Menſch wiſſentlich zu einer Perſon leibeignen Standes auf ein eigenbehoͤriges Gut begiebt, und ſie mit Einwilligung des Leibherrn heyrathet; nach dem bekann - ten Spruͤchwort: Tritſt du mein Huhn, ſo wirſt du mein Hahn; oder die unfreye Hand zieht die freye nach ſich56)Eiſenharts Grundſaͤtze der teutſchen Rechte in Spruͤch - woͤrtern 2. Abth Nr. XVIII. S. 75. Runde §. 540..

β) Wenn man ſich wiſſentlich an einem Orte niederlaͤßt, wo die Luft eigen macht, und daſelbſt Jahr und Tag ge - wohnt hat57)Eiſenhart a. a. O. Nr. XVII. S. 73. Runde §. 541..

γ) Wenn man ein Gut wiſſentlich erwirbt, deſſen Beſitz die Leibeigenſchaft nach ſich zieht58)hofacker Princip. iur. civ. T. I. §. 300..

3) Durch Verjaͤhrung, wenn Jemand dreyßig Jahre die Pflichten eines Leibeigenen ohne Widerſpruch verrichtet hat59)Runde §. 543..

S. 142. Z. 13. ſtatt Mittelfreye, ließ: Freygelaſ - ſene.

Ebendaſ. Z. 14. ſtatt: Nur diejenigen wurden im teutſchen Rechte Freygebohrne genennt, iſt ſo zu leſen: Freyge - bohrne wurden nach urſpruͤnglich teutſchen Rechten nur dieje - nigen genennt ꝛc.

Ebendaſ. Z. 15. ſtatt: erzeugt worden ſind, ließ: waren erzeugt worden.

Ebendaſ. Z. 17. ſt. eine freye Geburt haben, l. hatten.

C 3Ebend.38

Ebend. zur Not. 19: Man vergleiche auch Danz Hand - buch des heutigen teutſchen Privatrechts 3. Band §. 328.

Ebendaſ. ſtatt Note 20: Sachſenſpiegel B. I. Art. 51. und Schwabenſpiegel Kap. 50. (edit. Lahr.) §. 2.

S. 143. ſind Z. 1 7 weggeblieben.

Ebend. Z. 7. ſt. Mittelfreye ließ: Freygelaſſene.

Ebend. Z. 9. ſt. ſind l. waren.

Ebend. Z. 12. ſt. haben l. hatten.

Ebend. Z. 12. ſt. Dieſe haben in Teutſchland haben, iſt folgendes zu ſetzen: In dem letztern Falle hat man ſie unterſcheidungsweiſe auch Mittelfreye63)Ge. Frid. wache in Diſſ. de voce Mittelfreyen. Halae 1763. Adde gebaueri Commentat. de libertinitate veterum Germ. Goettingae 1759. genennt. Heutiges Tages beurtheilt man jedoch die Freygebohren - heit mehr nach roͤmiſchen, als urſpruͤnglich teutſchen Begrif - fen64)Runde Grundſ. des allgemeinen teutſchen Privatrechts. §. 328..

Statt S. 144 146.

§. 121. Zuſtand des heutigen Miethgeſindes.

Weder mit den roͤmiſchen Sklaven, noch den teutſchen Leib. eigenen iſt das heutige Miethgeſinde zu verwechſeln. Man verſteht darunter diejenigen Perſonen der haͤuslichen Geſellſchaft, welche ſich bey einer Hausherrſchaft auf laͤngere beſtimmte Zeit zur Leiſtung haͤuslicher Dienſte gegen einen Lohn und Koſt ver - miethet haben. Dahin gehoͤren unſere Knechte, Maͤgde, Kut - ſcher, Bediente, Koͤchinnen u. ſ. f. Sie werden auch Dienſt - boten, oder Domeſtiquen genennt65)Man vermiſche damit nicht den roͤmiſchen Begriff von do - meſticis. Die Roͤmer verſtanden naͤmlich darunter alle diejeni - gen, welche zu dem Hauſe eines Paterfamilias gerechnet wur -den, und ſind frey Leute,deren39deren Rechte und Verbindlichkeiten theils aus dem Mieth-Con - tract, den ſie mit ihrer Herrſchaft geſchloſſen haben, theils aus den beſondern Geſindeordnungen, theils aus dem Gewohnheits - recht eines jeden Orts beurtheilt werden muͤſſen66)Die beſte Schrift hiervon iſt Johann Lorenz Dorn’s Verſuch einer ausfuͤhrlichen Abhandlung des Geſinderechts. Erlangen 1794. 8. Im All - gemeinen beſtehen

I) ihre Pflichten darin.

1) Dienſtboten ſind verbunden, ihrer Herrſchaft diejenigen Dienſte zu leiſten, wozu ſie ſich vermiethet haben, ja ſie muͤſſen ſich allen erlaubten haͤuslichen Verrichtungen nach dem Willen der Herrſchaft unterziehen, in ſofern ſie nicht aus - ſchließend zu gewiſſen beſtimmten Geſchaͤften ge - miethet worden ſind67)Dorn in dem angefuͤhrten Verſuch §. 81. S. 200..

2) Sie ſind ſchuldig, ihre Dienſtgeſchaͤfte mit Treue, Fleiß und Aufmerkſamkeit zu verrichten, und muͤſſen da - her jeden aus Vorſatz, oder durch grobes oder maͤßiges Verſehen, verurſachten Schaden erſetzen. Ein geringes Verſehen hingegen vertreten ſie anders nicht, als wenn ſie entweder gegen den ausdruͤcklichen Befehl der Herrſchaft gehan - delt, oder ſich ungeheiſſen in ein Geſchaͤft eingemiſcht haben, das nicht zu ihrem Dienſt gehoͤrte, oder zu ſolchen Arten von Geſchaͤf - ten angenommen ſind, die einen vorzuͤglichen Grad von Aufmerk - ſamkeit oder Geſchicklichkeit vorausſetzen. Haͤtte ein Dienſtbote auf Befehl ſeiner Herrſchaft ein auſſerordentliches und ſchweres Geſchaͤft uͤbernehmen muͤſſen, welches er nicht verſtand, und wo -C 4zu65)den, und in dieſer Ruͤckſicht auf irgend eine Art mit demſelben in Verbindung ſtanden. Man rechnete daher zu denſelben nicht nur alle Arten von Knechten, ſondern auch den Hausva - ter ſelbſt, Hausſoͤhne und Toͤchter, Schweſtern und Bruͤder; und auch die Hausfrau. S. Ian. langlaeus in Semeſtr. Lib. III. c. 2. Der Unterſchied iſt beſonders beym Haus - diebſtahl von Wichtigkeit - S. günther Diſſ. de furto do - meſtico. Lipſiae 1785. 40zu er auch nicht angenommen war, ſo darf er nur fuͤr grobes Verſehen haften68)Dorn §. 89 92..

3) Das Geſinde iſt verbunden, die Miethzeit auszuhalten, es muͤßten denn ſolche Umſtaͤnde eintreten, um deren willen der Miethvertrag fruͤher aufhoͤrte. Dahin gehoͤrt

a) wenn die Herrſchaft das Geſinde mit ungewoͤhnlicher Haͤrte behandelt, es geſchehe nun ſolches durch wirklich veruͤbte grobe Thaͤtligkeiten, oder durch ausgeſtoſſene harte Schmaͤhreden und Beſchimpfungen, oder durch Auflegung unertraͤglicher und auſſerordentlich harter Arbeiten u. d.69)Dorn §. 189..

b) Wenn die Herrſchaft in gaͤnzlichen Verfall des Vermoͤ - gens geraͤth, und daher nicht mehr im Stande iſt, das Geſinde zu ernaͤhren70)Dorn §. 191..

c) Wenn dieſelbe ihren Wohnort veraͤndert, oder auch auf lange Zeit verreiſet, und das Geſinde nicht mit ziehen will71)Dorn §. 190.; und

d) wenn das Geſinde durch anhaltende Krankheit verhindert wird, ſeinen Dienſt zu verrichten72)Dorn §. 187..

Endlich 4) ſind auch die Dienſtboten noch vorzuͤglich zum Gehorſam und Ehrerbietung gegen ihre Herrſchaft ver - bunden. Denn ohne dieſe Pflicht waͤre Ruhe und Ordnung ſo wenig, als Wohlſtand des Hausweſens moͤglich73)Dorn §. 77. u. §. 78..

Ob der Herrſchaft, wegen irgend einer Verletzung dieſer Pflichten, das Recht zuſtehe, die Dienſtboten zu zuͤchtigen, daruͤ - ber ſind die Rechtsgelehrten getheilter Meinung. Einige74)stryck in Uſu Mod. Pandect. h. t. §. 12. Eichmann Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts 2. Th. S. 356.wol -41wollen ihr dieſes Recht ganz abſprechen, dahingegen andere75)mevius ad Ius Lubec. P. III. Tit. VIII. Art. 10. n. 13. ſqq. leyser in Meditat. ad Pandect. Vol. I. Spec. XVI. med. 4. und Vol. VIII. Specim. DXLVI. med. 15. müller ad Leyſe - rum Obſ. 86. Struben rechtl. Bedenken Th. III. Bed. 39. Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 70. S. 99. u. a. m. dieſe Befugniß fuͤr unbezweifelt halten. Nun liegt zwar freylich in dem Miethcontract kein Grund zu dieſer Befugniß. Es iſt auch in den gemeinen Rechten kein Geſetz vorhanden, wolches fuͤr die Herrſchaft ſpraͤche76)L. un. C. de emendat. ſervor. gehoͤrt ſo wenig als L. un. C. de emendat. propinquor. hierher, denn das erſtere Geſetz redet von Sklaven, letzteres aber von minderjaͤhrigen Verwandten, welche unartig ſich betragen. L. 13. §. 4. D. locati erlaubt auch nur einem Lehrmeiſter den ihm uͤbergebenen Lehr - purſchen durch vernuͤnftige Zuͤchtigung zum Fleiß, Aufmerk - ſamkeit und Ordnung anzuhalten; redet alſo ebenfalls nicht vom Miethgeſinde.. Die Analogie von Sklaven, und Leibeigenen paßt auch nicht auf unſer Geſinde. Da inzwi - ſchen bey manchem rohen Geſinde der Zweck des Miethcon - tracts unmoͤglich zu erreichen waͤre, wenn die Herrſchaft um je - der Verſchuldung, oder Widerſpenſtigkeit deſſelben, oder Ueber - tretung ihrer Befehle willen, ihre Zuflucht zum Richter nehmen, und bey demſelben klagen muͤßte; ſo iſt heutiges Tages ſowohl durch Gewohnheit, als durch die meiſten Dienſtordnungen der Herr - ſchaft eine maͤßige Zuͤchtigung erlaubt77)Dorn in dem angef. Verſuch §. 112. §. 116. Man ſehe auch das allgemeine Geſetzbuch fuͤr die Preuß. Staaten 2. Th. 5. Tit. §. 77.. Sollte jedoch die - ſelbe von der Herrſchaft uͤberſchritten, und das Geſinde gemiß - handelt werden, ſo hat es keinen Zweifel, daß die Herrſchaft nicht nur zur Erſetzung aller Schaͤden und Unkoſten, ſondern auch zu jeder andern rechtlichen Genugthuung angehalten werden kann78)leyser Meditat ad Pandect. Specim. XVI. med. 4. Qui - ſtorps Grundſaͤtze des peinl. Rechts I. Th. §. 309. Dorn in dem angef. Verſuch § 118..

C 5II) Die42

II) Die Pflichten der Dienſtherrſchaft hingegen ſind im Allgemeinen folgende.

1) Jede Herrſchaft iſt ſchuldig, dem Geſinde die bedungene Koſt, Lohn und Kleidung, wie auch die verſprochenen Geſchenke zu den beſtimmten Zeiten promt zu entrichten79)Dorn §. 125. §. 151.. Kleidung findet zwar der Regel nach nur bey den ſogenannten Livreebedienten Statt. Koſt und Lohn aber gebuͤhrt allen Dienſtboten, und verſteht ſich auch ohne Verabredung von ſelbſt. Erſtere kann jedoch dem Geſinde entweder in Natur gereicht, oder im Gelde entrichtet werden, je nachdem es ausgemacht worden iſt, nur muß ſie in jenem Falle in den jeden Orts ge - woͤhnlichen Speiſen bis zur Saͤttigung gegeben werden. Der Lohn hingegen wird im Gelde bezahlt, und durch den Vertrag feſtgeſetzt, wofern er nicht entweder durch ein ausdruͤckliches Ge - ſetzt, oder durch eine Gewohnheit ſchon beſtimmt iſt.

2) Darf die Herrſchaft das Geſinde nicht ohne Urſache, und um jeder Kleinigkeit willen mit empfindlichen Schlaͤgen, und Schimpfworten tractiren80)Dorn §. 153.. Denn wenn gleich das Ver - haͤltniß der Dienſtboten gegen ihre Herrſchaft nicht fuͤglich zu - laͤßt, daß erſtere wegen jeder geringfuͤgigen Beleidigung mit In - jurienklagen wider die letztern zugelaſſen werden81)leyser Vol. VIII. Specim. DXLVI. medit. 13. ſq. und We - ber uͤber Injurien und Schmaͤhſchriften 1. Abth. §. 13. Not. 8. S. 212., ſo berech - tiget doch uͤble Behandlung des Geſindes, der Herrſchaft vor der Zeit den Dienſt aufzuſagen.

3) Sie muß ihm nicht mehrere noch ſchwerere Arbeit auf - buͤrden, als das Geſinde nach ſeiner Leibesbeſchaffenheit und Kraͤften, ohne Verluſt ſeiner Geſundheit, beſtreiten kann. Auch iſt ſie

4) ſchuldig, fuͤr Cur und Verpflegung des Geſindes zu ſor - gen, wenn es ſich durch den Dienſt oder bey deſſen Gelegenheiteine43eine Krankheit zuzieht, ohne desfalls etwas an ſeinem Lohne zu kuͤrtzen82)wernher ſelect. Obſervat. for. Tom. II. P. IX. Obſ. 107. und Dorn §. 155. Man ſehe auch das allgemeine Ge - ſetzbuch fuͤr die Preuß. Staaten, 2. Th. 5. Tit. §. 86. u. 87.. Nicht minder iſt

5) die Herrſchaft verbunden, den Schaden zu erſetzen, den das Geſinde im Dienſt an ſeinen Sachen erlitten hat83)Fiſchers Lehrbegrif ſaͤmmtlicher Kameral - und Policey - rechte 1. B. §. 1342. Dorn §. 161.. Sie iſt endlich auch

6) ſchuldig, das Geſinde ſolange, als die gewoͤhnliche oder verabredete Dienſtzeit dauert, zu behalten, wofern nicht recht - maͤßige Urſachen vorhanden ſind, welche die Herrſchaft berechti - gen, den Vertrag vor Ablauf der beſtimmten Zeit aufzuheben. Setzt ſie das Geſinde ohne erhebliche und rechtmaͤßige Urſache zur Unzeit auſſer Dienſt, ſo muß ſie ihm nicht nur den vollen Lohn entrichten, ſondern auch allen anderweitigen Schaden er - ſetzen84)Dorn §. 162..

§. 122. Zuſtand der heutigen Bauern in Teutſchland. Begriff und Ein - theilung derſelben.

Einen Mittelſtand zwiſchen vollkommen freyen Leuten und Leibeigenen machen, wenigſtens in der Regel, die heutigen ge - meinen Bauern in Teutſchland aus. Ein großer Theil derſel - ben ſtammt zwar von den ehemals freygelaſſenen Leibeigenen unſerer Vorfahren her85)I. H. boehmer de imperfecta libertate ruſticor. in Germ. in Exercitat. ad Pand. T. I. pag. 845. ſqq. von Buri Erlaͤu - terung des in Teutſchland uͤblichen Lehenrechts IV. Fortſetzung S. 32. ff. Runde Grdſ. des allgemeinen teutſchen Privat - rechts. §. 484. u. 485.; deswegen aber laͤßt ſich doch keines - weges behaupten, daß unſere heutigen Bauern alle ehedem leib - eigen geweſen ſind, indem uns vielmehr die Geſchichte der Teut -ſchen44ſchen lehrt, daß der Unterſchied zwiſchen freyen und leibeigenen Bauern von den fruͤheſten Zeiten an Statt gefunden habe86)Man ſehe hier vorzuͤglich Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts 5. Band §. 484..

Der Name Bauer, Landmann, (ruſticus, ruricola) pflegt zwar in der allgemeinen, auch ſelbſt in dem Roͤm. Rechte nicht unbekannten Bedeutung allen denen beygelegt zu werden, welche auſſer den Staͤdten wohnen, und das Land bauen87)S. Wolfg. Frid. schroedter Diſp. de notione ruſticorum Germaniae. Goettingae 1743. . Allein dagegen iſt ſchon von Weſtphal88)im teutſchen und reichsſtaͤndiſchen Privatrecht 1. Th. 26. Ab - handlung S. 241. u. ff. mit Recht erinnert worden, daß in der eigentlichen Bedeutung des heutigen teut - ſchen Rechts Wohnung und Beſchaͤftigung eben ſo wenig, als Kleidung und Sitten den unterſcheidenden Character eines Bauern beſtimmen, ſondern allein der Beſitz eines Bauer - guts oder einer Bauerlaͤnderey hier alles entſcheiden89)Ihm ſtimmen auch Runde in den angef. Grundſaͤtzen §. 482. und Danz im Handbuch §. 482. bey.. Ein Bauergut aber, oder eine Bauerlaͤnderey iſt ein ſolches Grundſtuͤck, welches zum Ackerbau und Viehzucht beſtimmt, zugleich aber auſſer den gemeinen Steuern auch den beſondern baͤuerlichen Laſten unterworfen iſt90)von Buri ausfuͤhrliche Abhandlung von den Bauerguͤtern, mit Anmerkungen von Hofr. Runde. Gieſſen 1783. 4.. Dieſe be - ſondern baͤuerlichen Laſten oder Beſchwerden beſte - hen bekanntlich in Grundzins und Frohndienſt. Wer nun alſo ein ſolches Bauergut, oder Bauerlaͤnderey, im eigenen Namen beſitzt, wird im rechtlichen Sinne ein Bauer genennt. Es kommt nicht darauf an, wie viel er beſitzt; inzwiſchen pflegt man doch diejenigen im vorzuͤglichen Verſtande Bauern zu nennen, deren Gut und Laͤnderey ſo betraͤchtlich iſt, daß ſie dar - auf ein Paar Ochſen, oder zwey bis vier Pferde halten koͤn -nen45nen91)S. Weſtphal a. a. O. §. 2.. Eine Gemeinheit von ſolchen Laͤndereybeſitzern, oder Bauern, die zum Ackerbau und Viehzucht vereiniget iſt, wird ein Dorf92)fritsch de ſtatu et iure pagorum Germaniae. Weſtphal a. a. O. §. 5. genennt. Man theilt zwar in Teutſchland die Doͤrfer in unmittelbare oder Reichsdoͤrfer, und mit - telbare Doͤrfer ein. Reichsdoͤrfer werden naͤmlich die - jenigen Dorfſchaften genennt, welche dem Kaiſer und Reiche unmittelbar unterworfen ſind, und denen ſelbſt die Rechte der Landeshoheit, ſoweit ſie ſolche noch in Ausuͤbung zu bringen vermoͤgen, zuſtehen93)S. Ernſt Ludw. Wilhelm von Dacheroͤden Verſuch eines Staatsrechts, Geſchichte und Statiſtik der freyen Reichs - doͤrfer in Teutſchland. 1. Th. Leipzig 1785. 8. 1. u. 3. Kap.. Mittelbare Doͤrfer hingegen ſind ſolche, die der Landeshoheit der teutſchen Reichsſtaͤnde, oder doch der Gewalt anderer Unmittelbaren unterworfen ſind94)Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts. 1. Band §. 74.. Allein die Einwohner der Reichsdoͤrfer werden nur im uneigent - lichen Verſtande Reichsbauern genennt, in den Reichsge - ſetzen aber und in den Actis publicis nie mit dieſem Namen be - legt95)Gottl. Aug. Jenichen Abhandlung von den Reichsdoͤr - fern, und Reichsfreyen Leuten. Leipzig 1768. 4. S. 40. Dacheroͤden a. a. O. 1. Kap. S. 43. f.. Sie ſind vielmehr Reichsfreye Leute, die von allen ſonſt gewoͤhnlichen Bauerdienſten und Frohnen, wie ſolche nur Namen haben moͤgen, frey ſind, da ſie weder einen Landes - noch Guts - und Gerichtsherrn haben, welchem ſie dergleichen Dienſte leiſten duͤrften96)Dacheroͤden a. a. O. Kap. 3. S. 97..

Die gemeinen Bauern, oder die Bewohner der mittelbaren Doͤrfer in Teutſchland, unterſcheiden ſich nun inſonderheit von den Leibeigenen darinn, daß ſie, in Anſehungihrer46ihrer Perſon, freye Leute ſind. Ihre Verpflichtung zu Dienſten und Abgaben haftet blos auf dem Beſitz eines Guts, und dauert daher auch nicht laͤnger, als ſolange ſie das Gut beſitzen. Sie koͤnnen alſo, auch wider ihres Gutsherrn Willen, wegziehen, und den Ort ihrer Geburt und Beſtimmung verlaſſen, welches hingegen bey den Leibeignen darum nicht Statt findet, weil bey denſelben die Dienſt - und Zinspflicht auf der Perſon ſelbſt, ohne Ruͤckſicht auf den Beſitz eines Guts, haftet.

Die gemeinen Bauern koͤnnen auf verſchiedene Art ein - getheilt werden. Betrachtet man ſie

1) in Abſicht auf ihr Verhaͤltniß zum Staate, ſo ſind ſie entweder ſolche, die der hoͤchſten Territorialgewalt unmittelbar, oder ſolche, die dieſer nur mittelbar unter - worfen ſind, und welche alſo auſſer ihrem Landesherrn[auch] noch einen Gutsherrn haben, dem ſie die gewoͤhnlichen Bauern - Praͤſtanda zu entrichten ſchuldig ſind. Jene werden herr - ſchaftliche Bauern, oder Cammerbauern genennt, weil ſie nicht nur das, was ſie als Unterthanen zu ſteuern und zu leiſten ſchuldig ſind, ſondern auch alles, was ſie als Bauern leiſten muͤſſen, dem Landesherrn oder ſeiner Cammer zu entrich - ten haben97)Danz Handbuch 5. Band §. 487.. Die letztern hingegen werden Patrimonial - bauern genennt, und ſind nach Verſchiedenheit ihrer Guts - herrſchaft entweder adeliche Hinterſaſſen, oder Pfarr - und Stiftsbauern, u. dgl. 98)Danz Handbuch 5. Band §. 487.

2) In Anſehung der Guͤter, welche ſie beſitzen, wer - den ſie in große und kleine Bauern eingetheilt. Zur Claſſe jener erſtern werden alle diejenigen gerechnet, welche nach der Beſchaffenheit und den Beduͤrfniſſen ihrer Landwirth - ſchaft Zugvieh, naͤmlich Pferde oder Ochſen, halten muͤſſen. Dieſe werden deshalb Anſpaͤnner, Fuhrleute, oder Ackerleute genennt, und ſind nach der Groͤße ihrer Guͤter, und der Zahl der Pferde oder Ochſen, deren ſie bey ihrer Land -wirth -47wirthſchaft beduͤrfen, entweder Vollſpaͤnner, oder Halb - ſpaͤnner, oder Viertelsſpaͤnner; die naͤheren Beſtim - mungen dieſes Unterſchieds haͤngen jedoch von eines jeden Lan - des beſondern Gebrauche ab99)Danz §. 489.. Zur Claſſe der kleinen Bauern werden hingegen diejenigen gerechnet, die nicht ſoviel Laͤnderey beſitzen, daß ſie darauf Zugvieh halten koͤnnten. Dieſe werden Koͤter, oder Koßathen100)Kothe oder Koͤthe heißt ein Haus in der Gemeinde - Markung. S. Weſtphals teutſches Privatrecht 1 Th. Abh. 27. Anmerk. 5. S. 256. Der Name Koßaten kommt von caſa und caſati her. S. puffendorf Obſervat. iur. univ. T. IV. Obſ. 103., ferner Brinkſitzer, Hinterſaͤttler, Haͤußler und Gaͤrtner genennt1)Danz §. 490..

§. 123. Von den Dienſten und Frohnen der teutſchen Bauern, und deren mancherley Arten.

Es gehoͤrt nun alſo zu den weſentlichen Kennzeichen der teutſchen Bauern, daß ſie wegen des Beſitzes ihrer Guͤter ver - pflichtet ſind, zum Nutzen der Gutsherrſchaft Dienſte zu leiſten, welche man Frohnen und Frohndienſte nennt2)S. Joh. Leonh. Hauſchild Abh. von Bauern, oder de - ren Frohndienſten Dresden u. Leipzig 1771. B. Fr. R. Lauhn von den Frohndienſten der Teutſchen. Frankfurt 1760. und mit Anmerkungen und Urkunden vermehrt von Kuhn. Weißenfels und Leipzig 1791. 8. puffendorf Obſervat iu - ris univ. T. I. Obſ. 121. leyser Meditat. ad Pandect Spec. CCCCXVI. CCCCXX. und Henr. Add. lehzen Diſſ. de ve - ro et originario fundamento obligationis ruſticorum ad operas et cenſum praeſtandum. Goett. 1793. . Man vermiſche dieſe Bauer-Frohnen nicht mit andern Dienſten, zu welchen die Bauern entweder als Unterthanen, oder als Mitglieder einer Dorfsgemeinde verbunden ſind. Jene werden Landfrohnen oder Landfolgen genennt, und darunter diejenigen Dienſte verſtanden, welche der Landes - herr, vermoͤge der Landeshoheit, von den Bauern fordert, unddie48die dieſe, als Unterthanen, zum Beſten des Landes leiſten muͤſ - ſen. Dahin gehoͤren die Kriegsfuhren, Schanzarbeiten, Wege - beſſerung und uͤberhaupt alle diejenigen Dienſte, welche die Er - haltung der oͤffentlichen Sicherheit, und die Befoͤrderung der gemeinen Wohlfart des Landes erfordert3)Man ſehe Weckherlins Darſtellung der Grundſaͤtze, nach welchen Frohndienſte, und insbeſondere Landesfrohnen aus - zutheilen und auszugleichen ſind. Stuttgard 1798. und Fried. von Buͤlow’s und Theod. Hagemanns practi - ſche Eroͤrterungen aus allen Theilen der Rechtsgelehrſamkeit 1. Band. Nr. 22. S. 122. ff.. Dieſe hingegen werden Gemeinde - oder Reihedienſte, Communfroh - nen genennt, und bey deren Repartition unter die Gemeinde - mitglieder iſt vorzuͤglich auf die individuelle Verfaſſung einer jeden einzelnen Gemeinheit zu ſehen4)Danz Handbuch §. 491. S. 193. ff.. Man rechnet hierher gewoͤhnlich nicht nur die zur Erhaltung der Gemeindewege und Gemeindebruͤcken erforderlichen Dienſte, ſondern auch diejenigen, welche der Bauer, als Parochian, z. B. bey dem Bau der Kirche oder Pfarrwohnung, ferner bey Kirchenviſitationen zu leiſten verbunden iſt5)Joh. Heinr. Chriſt. von Selchow Rechtsfaͤlle. 1. Bd. Deciſ. 23. S. 235. ff..

Die Frohndienſte der Bauern ſind nun von verſchiedener Art. Man theilt ſie

I) nach Verſchiedenheit der Art, wie ſie gelei - ſtet werden, in Spann - oder Zugdienſte, und in Hand - und Fußdienſte ein ꝛc.

S. 151. Z. 17. iſt ſtatt Anſpaͤnner zu ſetzen: Spann - oder Pferdefroͤhner.

Ebendaſ. ſind die Worte von Z. 18. bis Z. 6. S. 152. weg - geblieben.

S. 152. ſind Z. 17. bis zu Ende weggelaſſen worden. Da - fuͤr aber ſind die Worte ſubſtituirt: Diejenigen Bauern, welchezu49zu Hand - und Fußdienſten verpflichtet ſind, werden uͤberhaupt Handfroͤhner genennt.

S. 153. Z. 1. ſtatt lit. b.

II) Nach dem Geſchlecht der Perſonen, welche die Bauerfrohnen verrichten, ſind ſelbige entweder Maͤnner - oder Weiberdienſte ꝛc.

Ebend. ſtatt lit. c.

III) Werden die Frohnen in Abſicht auf die Zeit der Leiſtung in ordentliche und auſſerordentliche einge - theilt6)Weſtphal teutſches Privatrecht 1. Th. 33. Abhandl. Danz Handbuch 5. Band §. 495.. Ordentliche Frohndienſte ſind ſolche, welche alljaͤhrlich zu einer beſtimmten Zeit und fuͤr gewoͤhnliche Beduͤrf - niſſe der Landwirthſchaft zu verrichten ſind. Auſſerordent - liche aber werden diejenigen genennt, welche nur bey beſon - dern, nicht immer zu gewiſſen Zeiten vorkommenden Gelegenhei - ten, und Vorfaͤllen geleiſtet werden muͤſſen. Zu dieſen gehoͤren die Baufrohnen, welche auch Burgfeſten genennt werden, weil ſie urſpruͤnglich, zu den Zeiten des Fauſtrechts, beſonders dem Bau und der Befeſtigung der gutsherrlichen Burg gewid - met waren7)hellfeld Repertor iur. priv. v. Burgfeſte. Frid. Eſ. a puffendorf Animadverſiones iuris. Nr. 28.. Allein h. z. T. verſteht man darunter die zum Bau und zur Erhaltung der herrſchaftlichen Gebaͤude zu verrich - tende Dienſtleiſtungen8)S. v. Buͤlows und Hagemanns practiſche Eroͤrterun - gen. 1. Band Nr. XLI. . Ferner Jagdfrohnen, welche dem Patrimonialherrn bey den zur Beluſtigung angeſtellten Jag - den geleiſtet werden muͤſſen9)Io. Aug. reichardt Diſſ. de operis venaticis. Ienae 1770. und I. M. seuffert Progr. Operae venatoriae ad territoria - les quatenus referendae ſint? Wirceburgi 1790. Joach. Ernſt von Beuſt von der Jagd - und Wildbannsgerechtig - keit. Kap. XV. §. 1. ff.. Man verwechſele damit nicht,wieD50wie gewoͤhnlich geſchieht, die Jagdfolgen, worunter bloß die zur Ausrottung ſchaͤdlicher und gefaͤhrlicher Thiere angeordneten Dienſte verſtanden werden10)Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts 5. Bd. §. 493. S. 211.. Denn hierzu ſind alle Landesunter - thanen verpflichtet, und ſelbſt Buͤrger in den Staͤdten, und ſonſt dienſt - und frohnfreye Unterthanen ſind nicht frey hiervon11)von Beuſt a. a. O. §. 6. Danz Handbuch 2. Band §. 156. S. 59.. Dahingegen ſind nicht alle und jede Patrimonialbauern ihren Guts - herrn, nicht alle und jede Cammerbauern dem Landesherrn zu Jagdfrohnen verbunden, ſondern nur Vertraͤge und Her - kommen verpflichten ſie dazu12)seuffert cit. Progr. Danz im Handbuch 5. B. §. 497. Anderer Meinung iſt zwar Aug. Ferd. hauschild in ſeiner unter dem Vorſitz des Hrn. Ord. von Winckler gehaltenen Diſſertation: Superioritas territorialis fons operarum venatica - rum, principi a ſubditis debitarum. Lipſiae 1786. Allem man ſehe Hrn. Hofr. Kluͤbers kleine juriſtiſche Bibliothek. 3. Bd. S. 57. ff.. Es iſt dies uͤberhaupt die Regel, welche bey den auſſerordentlichen Frohnen Statt findet. Auch bey den vorhin genannten Baufrohnen beſtimmen daher nur beſondere Dienſtvertraͤge, oder das Her - kommen den Grund und Umfang der Verbindlichkeit zu denſel - ben13)S. Gmelin und Elſaͤſſers gemeinnuͤtzige juriſt. Beob - achtungen und Rechtsfaͤlle 5. Band Nr. II. S. 22. ff. Fried. v. Buͤlow’s und Theod. Hagemanns practiſche Eroͤrte - rungen aus allen Theilen der Rechtsgelehrſamkeit. 1. Band Nr. XLII. S. 215. ff. Runde Grundſaͤtze des allgemeinen teutſchen Privatrechts §. 496. In der Beſtellungs. und Ern - dezeit koͤnnen der Regel nach weder Bau - noch Jagdfrohnen verlangt werden. kind Quaeſtion. for. Tom. I. cap. 47. und seuffert cit. Progr. in fin. . Die Verbindlichkeit zur Leiſtung ungemeſſener Froh - nen hingegen entſcheidet dabey nicht14)Danz Handbuch 5. Baud §. 496. u. 497..

§. 124.51

§. 124. Von gemeſſenen und ungemeſſenen Dienſten der Bauern.

Zuletzt theilt man die Bauerndienſte auch noch nach der Qualitaͤt und Quantitaͤt der Leiſtung in gemeſſe - ne und ungemeſſene ein15)S. Io. Ge. pertsch Diſſ. de diviſione operarum in determi - natas et indeterminatas, earumque exactione. Ienae 1731.. Sind naͤmlich die Frohnen durch Dienſtvertraͤge, Dienſtregiſter, oder Herkommen nach Zeit, Ort, Zahl und Art beſtimmt, ſo werden ſie gemeſſene ge - nennt; fehlt es hingegen an dieſen Beſtimmungen, ſo gehoͤren ſie zu den ungemeſſenen Dienſten16)Von den ungemeſſenen und gemeſſenen Dienſten der teut - ſchen Bauern handelt ausfuͤhrlich Hr. von Benekendorf in Oeconomia Forens. V. Th. 8. Hauptſt. 9. und 10. Abſchnitt. Man ſehe auch Runde Grdſ. des allg. teutſchen Privat - rechts §. 498.. Letztere ſind ent - weder ſchlechterdings ungemeſſene Dienſte, (operae indeterminatae abſolute tales) wenn ſie weder in Anſehung ihrer Quantitaͤt noch Qualitaͤt beſtimmt ſind, ſondern die Bauern zu allen Zeiten, da ſie von der Herrſchaft aufgeboten werden, zu Dienſten erſcheinen, und alles was zur Beſtellung und Nutzen des herrſchaftlichen Guts erforderlich iſt, verrichten muͤſſen; oder nur zum Theil ungemeſſene Dienſte, (operae indeter - minatae ſecundum quid tales), wenn ſie nur in Anſehung der Quan - titaͤt unbeſtimmt ſind, das iſt, bey welchen nur die Anzahl der jaͤhrlich zu leiſtenden Frohnen nicht feſtgeſetzt iſt, wenn gleich Zeit, Ort und Art derſelben beſtimmt ſeyn ſollten17)kind Quaeſtion. for. Tom. I. cap. 70. pag. 269. ſqq. und Danz Handbuch 5. Band §. 498.. Wo nun die Frohnen feſtgeſetzt ſind, da muß es auch bey der ein - mal gemachten Beſtimmung genau bleiben, und es darf alſo zum Nachtheil der Bauern keine Veraͤnderung in Anſehung derſelben gemacht werden18)S. Melch. Dethmar. grollmanni Commentat. de opera - rum debitarum mutatione P. I. II. et III. Gieſſae 1751. 4. Herr. brokes ſelect. Obſervat. for. Obſ. CCCLXXI. und Io. Ad. Th. .

D 2Ebend.52

Ebendaſ. ſind Z. 14. die Worte: Es kann in Anſe - hung ſolcher Dienſte vorzunehmen, weggeblieben.

S. 155. Z. 4. iſt ſtatt der Worte: Die Entſcheidungs - normen ꝛc. ſo zu leſen: Die beſondern Entſcheidungsnormen bey Beſtimmung der gemeſſenen Dienſte geben erſtens die Dienſtvertraͤge, welche das Verhaͤltniß der Dienſtpflichti - gen gegen ihren Gutsherrn beſtimmen; zu dieſen gehoͤren auch Hof - und Annehmungsbriefe der Unterthanen, welche einen unſtreitigen Vertrag zwiſchen der Herrſchaft und ihren dienſtpflichtigen Unterthanen zum Grunde haben. Zwey - tens die Dienſtregiſter, oder wie ſie auch an manchen Or - ten genennet werden, die Dienſturbarien ꝛc.

S. 156. Z. 16. iſt folgendermaßen zu leſen: Die Rechts - gelehrten ſind in Entſcheidung derſelben ſehr verſchiedener Mei - nung. Einige ſagen, daß ꝛc.

Ebendaſelbſt zur Not 55. struben de iure villicorum. Cap. V. §. 1. Io. Iac. reineccius de ruſtico quondam ſervo. Ien. 1749.

S. 157. Z. 15. iſt ſtatt fuͤr die gemeine Meinung: zu leſen: fuͤr die erſte Meinung.

Ebendaſelbſt Z. 16. ſtatt: Demungeachtet aber ꝛc. ließ: Andere21)Siehe die Note 56. der erſten Ausgabe, welcher noch hin - zuzufuͤgen iſt: kind Quaeſt. for. T. I. cap. 70. A. R. I. bünemann Adſertio de ruſticorum libertate et operis contra reineccium Hannov. 1750. Joh. Leonh. Hauſchild von Bauern und deren Frohndienſten, auch der in den Rech - ten gegruͤndeten Vermuthung ihrer natuͤrlichen Freyheit. Dresden und Leipzig 1771. hingegen behaupten gerade das Gegentheil ꝛc.

S. 158. Z. 21. ſind die Worte: Allein dagegen laͤßt ſich einwenden, vermuthet werde. S. 159. wegge - laſſen worden.

S. 159.
18)Th. kind Quaeſtiones forens. Tom. I. cap. 80. et Tom. II. cap. 61.
18)53

S. 159. Z. 17. iſt ſo zu leſen: Noch andere22)Iſt die Not. 60. der erſten Ausgabe, wo die hierher gehoͤ - rigen Rechtsgelehrten angefuͤhrt ſind. ſind der Meinung, es koͤnne im Allgemeinen weder fuͤr gemeſſene, noch fuͤr ungemeſſene Dienſte praͤſumirt werden, ſondern alles komme auf die Verſchiedenheit der Gegenden und Laͤnder an.

S. 160. iſt Z. 3. nach den Worten: nichts entſchieden werde: noch folgendes hinzugefuͤgt worden: Unſer Verfaſ - ſer behauptet endlich, daß wenigſtens in dem Falle, da es auſ - ſer Zweifel iſt, daß der Gutsherr dieſe oder jene Art von Frohndienſten zu fordern habe, in Anſehung der uͤbrigen Beſtim - mungen der Zeit, des Orts und der Zahl fuͤr ungemeſſene Dienſte dieſer Art zu praͤſumiren ſey, weil Beſtimmungen, als res facti, nicht vermuthet wuͤrden, ſondern bewieſen werden muͤßten. Ich glaube, daß ein Unterſchied zwiſchen ordentlichen und auſ - ſerordentlichen Bauerfrohnen zu machen ſey. In Anſehung der letztern hat der Gutsherr die Vermuthung immer gegen ſich, weil dieſe auf keinem allgemeinen Grunde, ſondern auf beſonderm, in jedem einzelnen Falle von dem Gutsherrn zu erweiſenden Erwerb beruhen. Es muß daher der Gutsherr nicht allein beweiſen, daß er die Art von Frohnen, welche er in Anſpruch nimmt, wirklich zu fordern berechtiget ſey, ſon - dern wenn auch die Verbindlichkeit zu Leiſtung einer gewiſſen Art von ſolchen auſſerordentlichen Dienſten[auſſer] Zweifel waͤre, ſo muß er doch auch uͤber Maas und Beſchaffenheit die noͤthigen Beweiſe beybringen, weil beydes zum Grunde ſeiner Klage gehoͤrt. Iſt hingegen von ordentlichen Frohnen die Rede, deren Leiſtung auch an ſich die Bauern nicht verwei - gern, als welche nur zu ungemeſſenen Dienſten ſich nicht verſte - hen wollen; ſo tritt allerdings die rechtliche Vermuthung fuͤr ungemeſſene Frohnpflicht ein, wenn es an poſitiven Beſtimmun - gen uͤber die Art und Weiſe, und uͤber Zeit und Maas in einem gegebenen Falle mangelt. Denn die ordentlichen Bauerfrohnen beruhen auf der Natur des Nexus, in welchem der Bauer zu ſeinem Gutsherrn ſteht, und gehoͤren daher uͤberhaupt zu denD 3allge -54allgemeinen baͤuerlichen Laſten. Bey ſolchen Menſchen aber, die ſich nun einmahl in einem nicht ganz freyen Zuſtande befinden, ſondern ihre Verbindlichkeit zu Frohnleiſtungen uͤberhaupt ſelbſt anerkennen, kann wohl die Vermuthung fuͤr die natuͤrliche Frey - heit nicht Statt finden, vielmehr iſt der Bauer die Einſchraͤn - kungen der Frohnpflicht, die er vorſchuͤtzt, um ſo mehr zu be - weiſen verbunden, je weniger ſolche, als eine res facti, im Zweifel vermuthet werden koͤnnen23)Man ſehe hier vorzuͤglich Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts 5. B. §. 499. Mit dieſen Grundſaͤtzen ſtimmt auch das neue Preuß. Landrecht Th. 2. Tit. 7. §. 311. uͤberein..

Ebendaſ. iſt zur Note 63. noch noch beyzufuͤgen: Runde Grdſ. des allgem. teutſchen Privatrechts §. 499.

S. 161. iſt Note 64. ſo zu leſen: Man vergleiche hier das neue Preuß. Landrecht 2. Th. 7. Tit. §. 315. ff. In An - ſehung des Bothenlaufens der Coßathen iſt inſonderheit §. 413. die Beſtimmung feſtgeſetzt, daß ein Botenlaͤufer im herr - ſchaftlichen Dienſte 15. bis 18. Pfund, und wenn die Entfer - nung weiter iſt, als daß er noch an demſelben Tage zuruͤckkom - men koͤnnte, 10. bis 12. Pfund zu tragen ſchuldig ſey. Eben ſo hatte auch ſchon vorher das Kammergericht zu Berlin erkannt. S. Frid. behmeri novum Ius Controverſ. Tom. II. Obſ. 131.

S. 162. ſtatt Nr. III. et IV. Statt der Dienſte wird zu - weilen ein Dienſtgeld entrichtet. Es kann jedoch die Herr - ſchaft wider den Willen der Bauern die Dienſte eben ſo wenig in Geld verwandeln, als dieſelbe, ſtatt der zu leiſtenden Dienſte, ein Surrogat an Geld anzunehmen verbunden iſt. Eine ſolche Verwandelung kann vielmehr, gerechter Weiſe, anders nicht, als durch freye Vertraͤge beyder Theile erfolgen28)S. leyser Specim. CCCCXIX. med. 1. grollmann in Commentat de operarum debitar. mutatione P. I. Cap. II. §. 11. und folgg. balthasar de operis ruſticor. cap. XVI. S. 97. Hrn. von Buri Abhandl. von Bauerguͤtern S. 63. ff. Gebr. Over -. DieſenSatz55Satz rechtfertiget die Vernunft und Analogie der Rechte von ſelbſt. Denn ſo wenig der Schuldner ſeinem Glaͤubiger wider deſſen Willen eine andere Sache ſtatt der ſchuldigen aufdringen darf, eben ſo wenig kann auch der Glaͤubiger von dem Schuld - ner etwas anders, als wozu er verbunden iſt, fordern29)Siehe die Note 66. der erſten Ausgabe.. Es ſind alſo auch hier ſowohl auf Seiten des Dienſiherrn, als der Dienſtpflichtigen gleiche Verbindlichkeiten und gleiche Rechte. Wenn daher, ohne ſolche unwiderrufliche Vertraͤge uͤber Veraͤn - derung der Dienſtpflicht auch ſeit langer Zeit, ſtatt der zu lei - ſtenden Naturaldienſte, jaͤhrlich ein gewiſſes Geld gegeben wor - den, ſo koͤnnen dennoch die Dienſtpflichtigen nachher eben ſowohl wiederum zur Leiſtung der erſtern angehalten werden; als ſie befugt ſind, fuͤr die Zukunft das Letztere zu verweigern30)S. leyser Specim. CCCCXIX. med. 4. u. Spec. DCLXV, med. 29. Struben rechtliche Bedenken IV. Th. Bed. 17. a puffendorf Obſervat. iuris univ. Tom. I. Obſ. 224. T. II. Obſ. 71. brokes ſelect. Obſ. for. Obſ. 65. wernher Obſer - vat. Forenſ. Tom. II. Part. IX. Obſ 64 von Buri in der angef. Abhandl. S. 67 Weſtphal teutſches Privatrecht. 34. Abhandlung 8. Anmerkung S. 366. Overbeck Medita - tionen uͤber verſchiedene Rechtsmaterien 3. Band 137. Meditat. S. 119.. Denn, wenn die Eigenſchaft der Naturaldienſte auſſer Zweifel iſt, ſo kann das Recht der Herrſchaft, den Naturaldienſt zu for - dern, eben ſo wenig, als das Recht der Dienſtpflichtigen, den - ſelben zu leiſten, ohne vorhergegangene Verweigerung, und auf der andern Seite darauf erfolgte Beruhigung, durch Verjaͤhrung erloͤſchen. Waͤre daher auch noch ſo lange Zeit der Dienſt mit Geld abgekauft worden, ſo wuͤrde dennoch ſolches nur einen uͤber den in jedes Jahr fallenden Dienſt eingegangenen, und je - des Jahr ſtillſchweigend erneuerten Vertrag enthalten, wovon jedem Theile wieder abzugehen, und ſtatt des Geldes, den Dienſt reſp. zu fordern und zu leiſten freyſtehet. Denn ſo wie es inD 4der28)Overbeck Meditationen uͤber verſchiedene Rechtsmaterien. 3. Band 138. Meditat. Runde Grdſ. des allgem. teutſchen Privatrechts. §. 501.56der freien Willkuͤhr der Herrſchaft beruhet, ob ſie den Dienſt in natura verlangen, oder Geld dafuͤr annehmen will; ſo muß es auch eben ſo gut von dem freien Willen der Dienſtleute ab - hangen, ob ſie den Naturaldienſt, wozu ſie nur verbunden ſind, mit Gelde abkaufen wollen. Es kann daher, nach der Natur und Eigenſchaft einer rei merae facultatis, aus der Leiſtung und Annahme des Dienſtgeldes, ohne vorhergegangene Widerſpruchs - handlung, weder Beſitz noch Verjaͤhrung entſtehen. Soll nun alſo eine Verwandlung der Dienſte in ein Dienſtgeld durch Verjaͤhrung geſchehen, ſo muͤſſen entweder die Bauern ih - rem Gutsherrn, da er die Frohnen in natura wieder gefordert hat, dieſelbe mit dem Vorgeben, daß ſie hierzu nicht verbunden waͤren, verweigert, und der Dienſiherr dreyßig Jahr dazu ſtille geſchwiegen haben31)puffendorf T. I. Obſ. 224. p. 553. balthasar de operis ruſticor. Cap. 10. und rave de praeſcriptione §. CXVII. Schol 2.; oder das Dienſtgeld muß von den Bauern auf deren vorhergegangenen Widerſpruch, und von Sei - ten der Gutsherrſchaft erfolgten Zwang, dreyßig Jahr ununter - brochen entrichtet worden ſeyn32)Georg Jac. Fried. Meiſters practiſche Bemerkungen aus dem Criminal - und Civilrechte. 2. Band (Goͤttingen 1795.) Bem. 20. S. 204. ff.

S. 163. ſind Z. 14. die Worte lit. b. weggeblieben.

S. 164. Z. 1. iſt ſtatt der Worte: Endlich c) wenn ſeit ꝛc. ſo zu leſen: Noch einen Fall giebt es, wo es bey dem Dienſtgelde bleiben muß, naͤmlich wenn ſelbiges ſeit ꝛc.

Ebendaſelbſt ſind §. 125 und 126. foigendergeſtalt umge - arbeitet worden:

§. 125. u. 126. II. Status Civitatis. a) Vom roͤmiſchen Buͤrgerrechte.

Der andere beſondere buͤrgerliche Zuſtand iſt der Status civi - tatis34)Iſt die Not. 73. der erſten Ausgabe.. In Abſicht auf dieſen ſind die Menſchen entwederBuͤr -57Buͤrger (Cives) oder Fremde (Peregrini), je nachdem ſie entweder das Buͤrgerrecht in einem Staate haben, oder nicht. Wir wollen zuerſt von dem Roͤmiſchen Buͤrger - rechte handeln, und den Unterſchied zwiſchen Cives und Pere - grinos nach dem Roͤmiſchen Rechtsſyſtem auseinander ſetzen35)Iſt die Note 74. der erſten Ausgabe.. Die Rechte und Vorzuͤge, welche den Roͤmiſchen Buͤrgern vor den Nichtbuͤrgern zuſtanden, und deren Inbegrif ius Quiritium, oder Civitas Romana genennt wurde36)Mehrere Rechtsgelehrte glauben, daß zwiſchen ius Quiri - tium und civitas Romana ein Unterſchied geweſen. sigonius de antiquo iure civ. Rom. Lib I. c. 6. ſetzt dieſen Unterſchied darin, daß das ius Quiritium einen Inbegriff der Privatrechte, die civitas Romana aber einen Inbegriff der oͤffentlichen Rechte des Roͤmiſchen Buͤrgers bezeichnet habe. Ihm ſtimmen span - hemius Orbe Rom. Ex II. cap. 5. p. 156. schulting in Iurispr. Antejuſt. pag. 574. und heineccius Antiquit. Rom. Syntag. Lib. I. Append. Cap. I. §. 23. bey. Andere ſagen, das ius Quiritium ſey das ius civitatis optimum maximum ge - weſen, welches alle und jede Rechte der Roͤm. Buͤrger in ſich begriffen habe, das ius civitatis aber habe nur ein unvollkom - menes, naͤmlich das Privat-Buͤrgerrecht, bezeichnet; ſo Corn. Val. vonck Obſervat. miſcellan. cap. 24. Adject. eius Speci - mini critico in var. Auctores (Trajecti ad Rhen. 1744. 8. ) und Guil. Otto reitz in Excurſ. ad Theophili paraphraſ. graec. In - ſtitut. Tom. II. Exc. III. pag. 1094. Allein die Roͤm. Rechts - gelehrten unterſcheiden nicht zwiſchen ius Quiritium und civitas Romana. Man ſehe ulpiani Fragm. Tit. 3. §. 2. 5. et 6. Auch nicht die Roͤm. Klaſſiker, wie Io. Henr. mylius in Diſſ. ad Theophilum de iure Quiritium (beym reitz Excurſ. III. p. 1090. ſqq. ) und Franc. Car. conradi Comment. de iure Qui - ritium a civitate Rom. non diverſo. Helmſt. 1744. gezeigt haben., waren ehemals von großer Wichtigkeit. Sie waren theils ſolche, die ſich auf die oͤffentliche Verfaſſung und Regierungsform des Roͤmiſchen Staats bezogen (iura civium Rom. publica), theils ſolche, welche auf die oͤffentliche Einrichtung des Staats keine Beziehung hatten (iura civium Rom. privata). Zu jener erſtern Claſſe von Rech - ten gehoͤrte das ius cenſus, militiae, tributorum, ſuffragiorum, honorum et ſacrorum; zur letztern aber zaͤhlte man das ius liber -D 5tatis,58tatis, agnationis, gentilitatis, connubii, patriae poteſtatis, legitimi dominii, teſtamentifactionis, uſucapionis etc. Dieje - nigen, welche alle dieſe Rechte, oder wenigſtens die Privat - rechte in ihrem ganzen Umfange genoßen, hieſſen Quirites37)Der Name Quirites kommt nicht vom Quirin, wie Ju - ſtinian lehrt §. 2. I. de I. N. G. et Civ. ſondern von der Sa - biner Hauptſtadt Cures her. livius lib. I. c. 13. dionys. halicarn. Lib. II. p. 111. plutarch. in Romulo p. 30. und in Numa p. 61., und wenn ſie auch zugleich jene oͤffentlichen Rechte hatten, Buͤrger mit vollem Rechte (Cives optimo iure)38)S. Alb. Diet. treckel Select. Antiquitat. P. I. p. 111. ſq. ; alle andere hingegen nannte man vor Antoninus Caracalla Peregrinen uͤberhaupt, wenn ſie auch Roͤmiſche Unterthanen waren, wie die Provinzialen, oder auch wirklich einige von jenen Vorrechten der Roͤmiſchen Buͤrger genoſſen, wie die Lati - nen, und die nur eine roͤmiſche Colonie ausmachten. Denn wenn gleich Ulpian39)Fragm. Tit. 5. §. 4. et Tit. 19. §. 4. die Latinen und Colonarien von den Peregrinen unterſcheidet, ſo ſetzt er ſie doch den civibus Ro - manis ausdruͤcklich entgegen, und da die Latinitaͤt (ius latii) nur ein ſehr unvollkommenes Buͤrgerrecht war, welches gar keine von den oͤffentlichen, ſondern blos einige von den Privatrechten der Roͤm. Buͤrger, naͤmlich das ius mancipii et commercii40)ulpianus Fragm. Tit. XIX. §. 4., enthielt; ſo werden die Latinen richtiger zu den Peregrinen ge - rechnet, wie auch ſchon Heineccius41)Commentar ad Leg. Iuliam et Pap. Poppaeam Lib. II. cap. 9. §. 5. pag. 226. bemerkt hat. Ein voll - kommenes Buͤrgerrecht (ius civitatis optimum maximum, ius Qui - ritium) hatten anfangs nur diejenigen Roͤmer, welche in Rom, oder in einem roͤmiſchen Municipium wohnten, und ein ſolches erlangte man durch die Geburt, wenn beyde Eltern ſchon Buͤr - ger waren, ferner durch eine feyerliche Manumiſſion vor ei - nem Magiſtrate des Roͤm. Volks, oder in einem Teſtament, oderdurch59durch den Cenſus, nicht minder durch eine beſondere Erthei - lung vom Volk, oder in der Folge durch die Gnade des Kai - ſers. Die Colonarien hatten kein vollkommenes Buͤrgerrecht. Denn einigen Colonien ſtand blos die Latinitaͤt zu, andere waren zwar cives Romani, ſie hatten aber doch nur die Privatrechte der roͤmiſchen Buͤrger, nicht die oͤffentlichen42)S. spanhemii Orb. Rom. Exercit. I. cap. 9. und Ev. otto lib. ſing. de Aedilibus coloniarum et municipior. Cap. I. §. 1.. Das Recht, wel - ches die alten Bewohner Latiums (ſocii latini nominis) hatten, war zwar etwas beſſer, als das Recht der Provinzialen, allein doch nur die geringere Civitaͤt. Dies iſt es, was man urſpruͤng - lich ius Latii nannte43)sigonius de antiquo iure Italiae cap. 4. Chriſt. Gottl. schwarz Diſſ. de iure Italico. Altorfii rec. 1741.. Wie jedoch durch die Lex Julia im Jahr der Erb. Roms 663. fuͤr deſſen Urheber nicht Caͤſar der Dictator, ſondern der Conſul L. Julius Caͤſar zu halten iſt, das ius Quiritium zuerſt den Bewohnern des alten Latiums, nachher aber durch die Lex Plautia allen Staͤdten Italiens mit - getheilt wurde44)spanhemius Exercitat. I. cap. 10., ſo blieb der Name der Latinen nur den Roͤmiſchen Unterthanen auſſerhalb Italien, welchen das ius Latii war ertheilt worden45)idem Exercitat. I. cap. 8.. Kr. Antoninus Caracalla46)spanhem. Orb. Rom. Ex. II. cap. 1., nicht, wie andere wollen, Marcus Aurelius47)Io. Paul. mahner Commentat. de M. Aurelio Antonino, conſtitutionis de civitate univerſo orbi Romano datae auctore. Halae et Helmſt. 1772. 8. Allein Io. Chriſt, Frid. meister in Commentat. de Antonino Caracalla vero civitatis per orbem Rom. propagatore, pro spanhemio contra mahnerum. Fran - cof. ad Viadr. 1792. hat ihn widerlegt., ertheilte endlich allen freygebohrnen Unterthanen des roͤmiſchen Reichs das vollkommene roͤmiſche Buͤrgerrecht, durch die be - kannte Conſtitution, deren Ulpian48)L. 17. D. h. t. In orbe Romano qui ſunt ex Conſtitutione Imperatoris Antonini cives Romani effecti ſunt. Excerpta dio - nis Valeſiana pag. 745. Erwaͤhnung thut. Seitdie -60dieſer Zeit ward nur Auslaͤndern und Freygelaſſenen, die nicht auf die alte hergebrachte Art waren manumittiret wor - den, und welche man nach der Lex Junia Norbana, Latinos Ju - nianos nannte, der Name Peregrini beygelegt. Wie jedoch Ju - ſtinian den Unterſchied zwiſchen Freygebornen und Freygelaſſe - nen aufhob, ſo erhielten nun auch letztere das roͤmiſche Buͤrger - recht49)Nov. LXXVIII. c. 5.. Es blieben alſo nur noch die Auslaͤnder (Bar - bari), die keine Roͤmiſche Unterthanen waren, in der Claſſe der Peregrinen50)spanhem. Exercit. II. cap. 22., oder auch diejenigen Roͤmer, die wegen ei - nes Verbrechens das Buͤrgerrecht durch Capitisdeminution ver - lohren hatten; und in dieſer Ruͤckſicht war der Unterſchied zwi - ſchen Buͤrgern und Fremden auch noch unter Juſtinian von Wirkung. Wenn nun aber gleich ſeit der Zeit allen Unter - thanen des Roͤmiſchen Reichs das Roͤm. Buͤrgerrecht zuſtand, ſo blieb doch uͤbrigens in Anſehung gewiſſer beſonderer Rechte ein ſehr wichtiger Unterſchied unter den Roͤmiſchen Buͤrgern, wel - cher von ihrem Wohnſitz abhieng, indem immer diejenigen Buͤr - ger, welche in Rom ſelbſt ihr Domicilium hatten, weit mehr beguͤnſtiget wurden, als diejenigen, welche in Italien oder in den Provinzen wohnten51)Hierauf bezieht ſich der Begriff, den Ulpian L. 190. D. de Verb. Signif. von Provinzialen giebt, wie conradi in Parergis Lib. IV Nr. II. pag. 488. ſqq. und Io. God. bauer in Opuſcul. iurid Tom. I. pag. 195. ſqq. gezeigt haben.. Man denke z. B. nur an die Ex - cuſation bey Vormundſchaften, wenn ſich ein Buͤrger mit der Zahl ſeiner Kinder entſchuldigen wollte. Hier mußte der Pro - vinzial, und der in Italien wohnte, mehr Kinder haben, als der Buͤrger, der in Rom ſeinen Wohnſitz hatte. Dieſer Unter - ſchied iſt weder durch die Verordnung des Antonins noch des Krs Juſtinian aufgehoben worden52)Man ſehe heineccius in Commentar. ad Legem luliam et Pap. Poppaeam Lib. II. cap. 8. §. 3. pag 211..

Statt61

Statt S. 168 170.

§. 127. b) Teutſches Buͤrgerrecht.

In Teutſchland macht man zwar auch einen Unterſchied zwi - ſchen Einheimiſchen und Fremden, zwiſchen Buͤrgern und Nichtbuͤrgern, allein er iſt nie ſo wichtig geweſen, als bey den Roͤmern. Denn da Kaiſer Friedrich II. in der Avth. Omnes peregrini Cod. communia de Succeſſion. den Unterſchied zwiſchen Fremden und Einheimiſchen in Abſicht auf den Genuß der gemeinen Rechte aufgehoben hat, ſo werden Fremde in der Regel nach ebendenſelben Geſetzen gerichtet, welchen auch die Einheimiſchen unterworfen ſind. Indeſſen ſind doch ſowohl durch die gemeinen Reichs - als durch die ſpeciellen Landesgeſetze und Statuten den einheimiſchen Buͤrgern in Teutſchland manche Vor - rechte vor den Fremden und Auslaͤndern zugeſtanden worden. Und dieſer Inbegriff von Vorrechten, welche Einheimiſchen nach den teutſchen Geſetzen und Statuten vor Fremden zuſtehen, wird das teutſche Buͤrgerrecht oder Indigenat genennt53)Iſt Not. 86. der erſten Ausgabe, der nur noch beygefuͤgt worden: Wilh. Aug. Fried. Danz Handbuch des heuti - gen teutſchen Privatrechts 3. Band §. 312. ff.. Ob nun gleich das teutſche Indigenat in der angefuͤhrten Bedeutung ſowohl durch Geburt als durch Aufnahme er - worben werden kann, und daher unter dem allgemeinen Aus - druck Buͤrger die Eingebohrnen ſowohl als die Einzoͤg - linge begriffen werden; ſo genieſſen doch die erſtern vor den letztern nicht ſelten bedeutende Vorzuͤge, deren Inbegriff das Indigenat (Eingebohrenheit) im ſtrengern Verſtande ge - nennt wird.

Nach der eigenthuͤmlichen teutſchen Reichsverfaſſung giebt es nun ein dreyfaches Indigenat, naͤmlich ein Reichsindige - nat, ein Territorialindigenat, und ein Gemeinheits - indigenat54)Danz im Handbuch 3. B. §. 313. nimmt auch noch Kreis - indigenat an, welches diejenigen Rechte in ſich begreift,die.

I) Das62

I) Das Reichsindigenat, oder das allgemeine teutſche Buͤrgerrecht begreift diejenigen Rechte in ſich, welche einem Teutſchen uͤberhaupt, als Mitgliede des teutſchen Reichs, zuſtehen. Dahin gehoͤrt,

a) daß nur Teutſche faͤhig ſind, zu wichtigen Reichsbedie - nungen zu gelangen. Z. B. ſo koͤnnen nur Teutſche bey dem kaiſerlichen Reichskammergerichte und Reichshofrathe als Richter, Praͤſidenten und Raͤthe angeſtellet werden. Ferner nur Teutſche werden zu den kaiſerlichen Hofaͤmtern gelaſſen55)Danz a. a. O. S. 106. f..

b) Daß nur Teutſche zu den Praͤbenden teutſcher Stifter und Ritterorden gelangen koͤnnen56)Joh. Jacob Moſer von der Auslaͤnder Faͤhig - und Un - faͤhigkeit zu teutſchen geiſtlichen Wuͤrden. 1783. 4..

II) Das Territorialindigenat, oder Provinzial - buͤrgerrecht iſt ein Inbegriff derjenigen Rechte und Vorzuͤge, welche in einem teutſchen Reichslande den einheimiſchen Unter - thanen des Landesherrn vor andern zukommen, die keine Unter - thanen deſſelben ſind. Dieſe Vorrechte laſſen ſich im allgemeinen nicht beſtimmt angeben, ſondern gruͤnden ſich auf die beſondere Verfaſſung, die individuelle Geſetzgebung, und das eigenthuͤm - liche Herkommen eines jeden Territoriums. Zur Erlaͤuterung mag indeſſen dienen, daß z. B. in verſchiedenen Provinzen die einheimiſchen Unterthanen bey dem Verkauf unbeweglicher Guͤ - ter den Vorzug vor Fremden haben, welches man den Terri - torialretract nennt; ferner daß Landeskinder meiſtentheils ein vorzuͤgliches Recht auf Befoͤrderungen und Stipendien ha - ben, u. ſ. m.57)Danz Handbuch z. B. §. 314.. Endlich

III) das Gemeinheitsindigenat oder locale Buͤr - gerrecht beſteht in dem Inbegriffe derjenigen Rechte, welche den Einwohnern eines einzelnen Orts, als Mitgliedern der Ge -meinde54)die einem Teutſchen, als Mitgliede eines einzelnen Kreiſes, zuſtehen.63meinde dieſes Orts, vor Fremden zuſtehen. Eine beſondere Gattung davon macht das Stadtbuͤrgerrecht aus, welches diejenigen beſondern Rechte in ſich begreift, welche den Einwoh - nern einer Stadt, als Mitgliedern des ſtaͤdtiſchen gemeinen We - ſens, zukommen. Dieſe Rechte ſind theils ſolche, welche der Regel nach in allen teutſchen Staͤdten den Buͤrgern zuſtehen, (gemeine Stadtbuͤrgerrechte) theils ſolche, welche die Buͤrger nur nach der beſondern Verfaßung einzelner Staͤdte ge - nieſſen, (beſondere Stadtbuͤrgerrechte). Das ge - meine Stadtbuͤrgerrecht enthaͤlt folgende eigene Beſtand - theile: 1) das Recht buͤrgerliche Nahrung, als Handlung, Hand - werk, und Braunahrung, zu treiben; 2) das Recht zu ſtaͤdti - ſchen Wuͤrden und Aemtern zu gelangen; 3) der Mitgenuß ſol - cher Stadtguͤter und Gerechtſame, deren Benutzung fuͤr alle Buͤr - ger beſtimmt iſt; 4) das Recht des Gerichtsſtandes vor der Stadtobrigkeit in der erſten Inſtanz; denen man 5) auch noch gewoͤhnlich die Befugniß, Grundſtuͤcke in der Stadt und ihrer Feldmark zu erwerben, beyzuzaͤhlen pflegt. Es kann aber die letztere darum nicht fuͤglich unter die eigenthuͤmlichen Beſtand - theile des gemeinen Stadtbuͤrgerrechts gerechnet werden, weil ſie nicht uͤberall ein beſonders Vorrecht der Buͤrger ausmacht, indem an vielen Orten auch andere, die nicht Buͤrger ſind, zu dieſem Erwerb zugelaſſen werden57)Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts 4. Band §. 443.. Begreift das Stadtbuͤr - gerrecht alle jene Hauptbeſtandtheile deſſelben, in ihrem ganzen Umfange in ſich, ſo wird ſelbiges das große oder vollkom - mene Buͤrgerrecht genennt, und diejenigen Einwohner der Stadt, welche ein ſolches genieſſen, heißen Stadtbuͤrger in der engſten und eigentlichſten Bedeutung. Beſchraͤnkt ſich hin - gegen das Buͤrgerrecht nur auf einzelne in dem Stadtbuͤrgerrechte enthaltene Gerechtſame, oder auf einen unvollſtaͤndigen Genuß der unter dem Buͤrgerrecht begriffenen Gerechtigkeiten, oder hat ſolches nur die Befugniß zur Betreibung gewiſſer unzuͤnftiger Gewerbe und Handthierungen zum Gegenſtande, ſo wird es dasklei -64kleine oder unvollkommene Buͤrgerrecht genennt, und diejenigen, welchen ein ſolches zuſteht, erhalten nach Ver - ſchiedenheit ihres Verhaͤltniſſes, worin ſie gegen die Stadtge - meinheit ſtehen, den Namen der Beyſaſſen, Schutzver - wandten, Ehrenbuͤrger, Vorſtaͤdter u. ſ. w.58)Danz am angef. Orte §. 445.. Man erwirbt uͤbrigens das Buͤrgerrecht entweder durch die Ge - burt59)Nicht uͤberall wird jedoch das Stadtbuͤrgerrecht durch die Geburt erworben, ſondern in den meiſten Staͤdten Teutſch - lands hat der Sohn eines Buͤrgers nur manche Vortheile bey der Bewerbung um das Buͤrgerrecht vor andern, die nicht Meiſtersſoͤhne ſind. S. riccius in ſpicileg. iuris germ. Lib. I. Tit. VI. m. 2. p. 267. puffendorf Obſervat. iuris univ. T. I. Obſ. 80. Henr. hildebrand Diſſ. de iure civium origi - nariorum. Altorfii 1724. Allein in manchen Staͤdten Teutſch - lands, z. B. in Nuͤrnberg, kann man auch von Geburt ein Buͤrger ſeyn. S. D. Io. Alb. colmar Diſſ. de iure civi - tatis Norimbergenſis. Altdorf 1781., wenn der Vater zu der Zeit, da der Sohn geboh - ren wurde, ſchon Buͤrger war, oder durch die Aufnahme. Daher ſind die Buͤrger in dieſer Ruͤckſicht entweder urſpruͤng - liche (originarii) oder aufgenommene (recepti). Das weitere hiervon gehoͤrt in das teutſche Staats - und Privat - recht60)Eine Hauptſchrift uͤber dieſe Materie iſt Ernſt Ludw. Au - guſt Eiſenharts Verſuch einer Anleitung zum teutſchen Stadt - und Buͤrgerrechte. Braunſchweig 1791. 8..

S. 171. Z. 5. iſt nach den W. capitis deminutionem, folgen - des hinzugefuͤgt: Wenn Cajus ſagt63)L. 1. D. de capit. min. : Capitis minutio eſt ſta - tus permutatio; ſo ſieht ein jeder von ſelbſt, daß das Wort ſtatus in dem oben angegebenen eminentern Sinn genommen wird. Dieſe Capitisdeminution ꝛc.

S. 172. Z. 1. ſt. durch eine Strafe lies: zur Strafe z. B. durch ewige Verdammung zum Bergbau (damnatio in metal - lum)68)L. 8. §. 4. et 8. D. de poenis. L. 17. pr. D. eodem. Jedoch wurden die Verurtheilten nicht mehr als Sklaven betrachtet,ſeit.

Eben -65

Ebendaſ. Z. 11. iſt nach den Worten: verliehren ſollte, hinzuzufuͤgen: Nicht minder gieng das Buͤrgerrecht verloren, wenn ein Roͤmer ſich in eine ſolche Colonie begab, die nur auf die Latinitaͤt angelegt war, es mochte nun freywillig geſchehen ſeyn, oder um der geſetzlichen Strafe zu entgehen70)cicero pro Caecinna c. 33. spanhemius c. l. pag. 33..

Ebendaſelbſt Z. 14. iſt nach dem Worte deportati, beyzu - fuͤgen: oder auf beſtaͤndig zu oͤffentlichen Arbeiten verurtheilt72)L. 17. §. 1. D. de poenis. , oder welche fuͤr Feinde des Staats erklaͤrt wurden73)L. 5. §. 1. D. de cap. minut. .

Ebendaſelbſt Z. 18. nach den Worten: Perſon im Staate zu ſeyn, und verlor daher auch Ehre75)L. 5. §. 3. D. de extraord. cognit. Conſumitur exiſtimatio quoties magna capitis minutio intervenit. S. D. Chr. Gottl. Huͤbner uͤber Ehre und Ehrloſigkeit. (Leipzig 1800. 8.) §. 3. S. 71. und Vermoͤgen76)L. 1. D. de bonis damnator. . Die Relegation hingegen hob das Buͤrgerrecht nicht auf77)L. 4. L. 7. §. 3. L. 14. §. 1. D. de interdict. et relegat. antonius de exilio Lib. II. cap. 13. (Theſ. Meermann. T. III. pag. 82.). Auch behielt derjenige Freyheit und Buͤrgerrecht, welcher nur auf einige Zeit zu den oͤffentlichen Arbeiten war verurtheilt worden78)L. 8. §. 8. L. 28. §. 6. D. de poenis. . Beyde Strafen verminderten indeſſen doch die buͤr - gerliche Ehre79)L. 5. §. 2. D. de extraord. cognit. antonius c. l. nr. 11. et 12. pag. 83..

Ebendaſelbſt iſt ſtatt Z. 18. u. ff. folgendes zu leſen: Endlich die geringſte Capitisdeminution beſtand blos in demVer -68)ſeit dem Juſtinian die ſervitutem poenae Nov. XXII. c. 8. aufgehoben hat. cremani de iure criminali Lib. I. P. II. Cap. 8. §. 2.E66Verluſt der Familienrechte, ohne daß dadurch die Freyheit oder das Buͤrgerrecht verlohren gieng80)L. 6. L. ult. D. de cap. minut. Franc. Car. conradi de mi - nima capitis deminutione; (in eius Parergis Lib. II. Nr. II. pag. 164. ſqq.) . Dieſe konnte wieder auf zweyerley Art geſchehen. 1) Wenn man dasjenige Familienrecht verlor, welches man vorher als paterfamilias hatte. Eine ſolche Capitisdeminution erlitte a) derjenige, der ſich arrogi - ren ließ; b) ein uneheliches Kind durch die Legitima - tion. Denn in beyden Faͤllen hoͤrte man auf, ſui iuris zu ſeyn, und wurde filiusfamilias. 2) Wenn man dasjenige Familienrecht verlor, was man als Agnat und Mitglied einer ge - wiſſen Familie hatte; naͤmlich das ius ſuitatis und agnatio - nis, und alſo aus einem ſuo und agnato ein extraneus wurde. Eine ſolche Capitisdeminution erlitten a) die Kinder eines ſolchen Vaters, der ſich arrogiren ließ; b) Adoptivkin - der81)Nach dem alten Roͤm. Rechte erlitten alle Adoptivkinder ohne Unterſchied eine Capitisdeminution. Allein nach dem Juſti - nianeiſchen Rechte nur diejenigen, welche von einem Aſcen - denten ſind adoptirt worden. L. pen. C. de adopt. ; und c) emancipirte Kinder. Denn ſie verlo - ren die Familienrechte in der Familie ihres leiblichen Vaters82)§. 9. I. de hereditat. quae ab int. defer. H. Kanzl. Kochs Bonorum poſſeſſio §. 13. S. 199..

Eine andere Eintheilung der Capitisdeminution hat Ul - pian83)S. die Not. 6. der erſten Ausgabe, nach L. 5. §. ult. D. de ex - traord. cogn. iſt noch beygefuͤgt: wo er ſagt: magna capitis deminu - tio intervenit, cum libertas adimitur, vel uti cum aqua et igni inter - dicitur, quae in perſona deportatorum venit. So muß ſtatt veluti geleſen werden, wenn Juſtinian pr. I. de cap. minut. nicht widerſprechen ſoll. S. Paul. busius Subtilitat. iuris Lib. VI. c. 2. Alb. gentilis Lection. Lib. III. cap. 10. und antonius de exilio. Lib. II. cap. 12. pag. 79. ſqq. . Dieſer nimmt nur zwey Arten der capitis deminutio - nis an, naͤmlich magnam und minorem, und nennt die erſtere die - jenige, wodurch die oͤffentliche Freyheit und das Buͤrgerrechtver -67verlohren wird, letztere aber diejenige, wodurch nur blos die Familienrechte veraͤndert werden ꝛc.

S. 173. und 174. fallen nun weg.

S. 175. letzte Zeile nach dem Worte hereditatem iſt beyzu - fuͤgen: d. i. in Anſehung desjenigen Erbrechts, welches den Kin - dern nach dem Tertullianiſchen Senatusconſultum zuſteht86)S. die Note 9. der erſten Ausgabe, welcher noch S. 4. bey - gefuͤgt worden: L. 7. pr. D. de cap. minut. .

Ebendaſelbſt zur Not. 7. Wenn Ulpian L. 1. §. 8. D. ad SCtum Tertull. ſagt: niſi magna capitis deminutio interveniat, quae vel civitatem adimit, utputa ſi deportetur, ſo bedeutet hier vel ſo viel als ſaltim, ad minimum, wie Ge. d’arnaud variar. Con - iecturar. iur. civ. Lib. II. cap. 6. pag. 259. ſq. zeigt.

Zu S. 177. Nr. III. Z. 2. nach den Worten: natuͤrlichen Rechte iſt beyzufuͤgen: auch die natuͤrliche Verbindlichkeit er - loſch durch keine Capitisdeminution, ꝛc.

Ebendaſelbſt zur Not. 16. Z. 3. iſt nach dem W. deferuntur folgendes beyzufuͤgen: Igitur teſtamento dati, vel ex Lege vel ex Senatusconſulto, erunt nihilominus tutores. Sed legitimae tutelae ex duodecim tabulis intervertuntur, eadem ratione, qua et heredi - tates exinde legitimae, quia adgnatis deferuntur, qui deſinunt eſſe, familia mutati. Ueber den wahren Sinn der hier vorkommenden Worte: exceptis his, quae in iure alieno poſitis perſonis deferuntur, iſt viel geſtritten worden. Es wuͤrde ꝛc.

In eben der Note ſind zu den daſelbſt angefuͤhrten Schrift - ſtellern noch beyzufuͤgen: Iac. cujacius in Not. ad Ulpiani Fragm. Tit. XI. §. 9. (penes schulting in Iurispr. Antejuſt. pag 597.) bachovius ad Prota Pand. Tit. de capite minutis p. 1152. soa - rez a ribeira Obſervat. iuris Cap. 37. (Tom V. Theſ. Meer - mann. pag. 590.) huberi Eunom. Rom. ad L. 7. cit. pag 203. marckart probabil. recept. lection. Lib. II. p. 170.

In eben dieſer Note iſt ſtatt der Worte: Die beſte Er - klaͤrung ꝛc. folgendes zu ſetzen: Die richtigſte Erklaͤrung unterE 2allen68allen iſt wohl unſtreitig die, wenn man unter den in iure alieno poſitis perſonis diejenigen Perſonen verſteht, welchen in den Ge - ſetzen der XII. Tafeln die Tutel deferirt wird, alſo die naͤchſten Agnaten. Dieſe Erklaͤrung beſtaͤtigen nicht nur die Baſiliken, in welchen es Lib. XLVI. Tit. 2. heißt: πλήν τῶν ἀπὸ τ; 0223; δυω - δεκαδέλτȣ, i. e. exceptis his, quae deferuntur ex lege XII. Ta - bularum; ſondern auch die nachfolgenden Worte der L. 7. Sed legitimae tutelae ex duodecim tabulis intervertuntur. Es iſt auch dem Roͤmiſchen Sprachgebrauch gar nicht entgegen, unter dem iure alieno das ius antiquum oder die Geſetze der XII. Tafeln zu verſtehen; da das Wort alienum in den beſten Klaſſikern fuͤr antiquum gefunden wird, wie balduinus in Iurisprud. Muciana (Tom. III. Iurisprud. Rom. et Atticae p. 506. ſq. ) aus cicero de Orat. I. 43. und andern Stellen gezeigt hat. Es bedarf daher auch nicht einmal der Emendation des Iac. gothofredus in Fon - tib. quatuor iuris civ. p. 208. (Genevae 1653.) Ev. otto in Praefat. ad Tom. III. Theſ. iur. Rom. pag. 51. Ant. schulting in Enarrat. part. primae Digeſt. Lib. IV. Tit. 5. §. 4. Ger. noodt in Comment. ad Pand. Tit. de cap. minut. p. 95. und dompierre de jonquieres in Specim. de Reſtitutionibus in integrum pag. 346. welche ſtatt in iure alieno vielmehr in iure antiquo leſen wollen, obgleich nicht zu laͤugnen iſt, daß unter dieſer Benennung die XII. Tafelgeſetze oͤfters vorkommen. Man ſehe auch Koͤchy ci - viliſtiſche Eroͤrterungen 1. Samml. S. 90. ff.

S. 178. Z 7. iſt ſtatt der Worte: Capitis deminutio maxima geraͤth: ſo zu leſen: Eine ſolche capitis deminutio maxima kann zwar in Teutſchland nicht mehr vorkommen, wodurch ein freyer Menſch zum Sklaven wuͤrde. Wollte man indeſſen dar - unter eine ſolche verſtehen, wodurch ein Menſch ſeine perſoͤnliche Freyheit verliert, ſo koͤnnte man das gewiſſermaßen eine capitis deminutionem maximam im heutigen Sinn nennen, wenn Jemand ein Leibeigner wird 95). So ſehr indeſſen die heutige Leibeigen -ſchaft65)leyser in Meditat. ad Pandect. Spec. LXII. med. 2. und Hoͤpfner im Comment. uͤb. d. Heinecc. Inſtitutionen §. 192.69ſchaft von der Roͤm. Sklaverey differirt, ſo ſehr wuͤrde auch freylich eine ſolche capitis deminutio maxima im heutigen Sinn von jener Roͤmiſchen unterſchieden ſeyn.

Ebendaſelbſt Z. 21. iſt ſtatt der Worte: als moͤglich denken, ſo zu leſen: inſofern gewiſſermaßen denken, als ꝛc.

Ebendaſ. faͤllt Not. 18. weg.

S. 179. Z. 4. iſt ſtatt: inzwiſchen werden dadurch ſo zu leſen: Allein da hierdurch ꝛc.

Ebendaſ. Z. 6. ſtatt verlohren l. verlohren werden.

Ebendaſ. Z. 13. nach den Worten: zugeſtanden werden; iſt hinzuzufuͤgen: ſo kann freylich dieſer Zuſtand der mittlern roͤmi - ſchen Capitisdeminution auf keine Weiſe gleichgeachtet werden98)Frid. Ulr. pestel Exercitat. exhibens uſum practicum capi - tis deminutionis mediae. Rintelii 1733. . Zwar kann man durch die Erklaͤrung in die Reichsacht aller buͤrgerlichen Rechte, ſo wie auch ſeiner Ehre und Guͤter verluſtig werden. Allein nach der Strenge der teutſchen Reichs - geſetze99)Landfriede von 1495. §. 3. und von 1548. Tit. Poͤn der Friedbrecher. iſt dieſelbe noch haͤrter, als die mittlere Roͤm. Capi - tisdeminution; weil ein ſolcher Geaͤchtete auch den Schutz fuͤr ſeine Perſon verliert, und von Jedermann ungeſtraft getoͤ - det werden kann, welche Folge keine Roͤmiſche Capitisdeminu - tion nach ſich zog100)An der heutigen Anwendung dieſer Strenge zweifelt indeſ - ſen mit Recht Kleinſchrod a. a. O. S. 105..

Ebendaſ. zur Not. 20. Nur darin geht Boͤhmer zu weit, daß er den Verwieſenen auch ſogar noch das Recht der ſtatuta - riſchen Erbfolge geſtatten will. Denn dieſe ſteht wohl unſtreitig nur den Einwohnern des Landes zu, wie auch ſchon Klein - ſchrod in der ſyſtemat. Entwickelung der Grundbegriffe und Grundwahrheiten des Peinlichen Rechts 3. Th. §. 55. S. 104. bemerkt hat. Das Uebrige, was noch in dieſer Note ſtund, vonE 3den70von den Worten: Man ſehe Fr. becmannor. Confil. etc. beyzubehalten, iſt jetzt weggeblieben.

S. 180. iſt die Not. 22. ſo zu leſen: Es iſt alſo unrichtig, wenn einige Rechtsgelehrten den heutigen Gebrauch der capitis deminutionis minimae laͤugnen wollen, deren Meinung Ioſ. fer - nandez de retes Opuſculor. cap. VI. §. 3. et 4. (Tom. VI. Theſ. Meermann. pag. 40.) de cocceji in iure civ. controv. Lib. IV. Tit. 5. Qu. 2. emminghaus ad Eundem not. x. con - radi in Parergis pag. 192. und Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 191. widerlegt haben.

Ebendaſelbſt zum Tit. VI. de bis, qui ſui vel alieni iuris ſunt iſt §. 129. Z. 3. ſo zu leſen: Man verſteht unter dem Familien - zuſtande den Zuſtand eines Buͤrgers, daß er entweder ſelbſt das Haupt einer Familie, oder wenigſtens Mitglied derſelben iſt, und in dieſer Eigenſchaft an dem Genuß der Familienrechte An - theil nimmt.

Ebendaſ. iſt Z. 6. ſtatt Familia heißt ꝛc. folgendes zu ſetzen: Das Wort Familia hat in unſern Geſetzen verſchiedene Bedeutun - gen. Es wird naͤmlich, wie Ulpian2)L. 195. D. de Verb. Signif. Hier ſagt Ulpian §. 1. Fami - liae appellatio qualiter accipiatur, videamus. Et quidem varie accepta eſt: nam et in res et in perſonas deducitur. In res, ut - puta in Lege XII. Tabularum his verbis, adgnatus proximus familiam habeto. lehrt, theils von Sa - chen, theils von Perſonen gebraucht. Wird es von Sa - chen gebraucht, ſo verſteht man darunter das ganze Vermoͤgen eines Menſchen, inſonderheit die Verlaſſenſchaft eines Verſtor - benen. So wird es in den Geſetzen der XII. Tafeln: agnatus proximus familiam habeto, und in dem Titel der Pandecten fami - liae erciſcundae genommen. Wird es hingegen von Perſonen gebraucht, ſo bedeutet es 1) iure proprio einen Inbegriff aller derjenigen freyen Perſonen, welche der Gewalt eines Familien - oberhaupts entweder von Natur, oder nach der Verordnung der buͤrgerlichen Geſetze unmittelbar unterworffen ſind, und welche zuſammen, mit dem Haupte der Familie, ein Haus (domus) im71im rechtlichen Verſtande ausmachen. Ulpian3)L. 195. §. 2. D. de Verbor. Significat. ſagt: Iure proprio familiam dicimus plures perſonas, quae ſunt ſub unius poteſtate aut natura aut iure ſubiectae: utputa, patremfami - lias, matremfamilias, filiumfam. ſiliamfam. quique deinceps vi - cem eorum ſequuntur, utputa nepotes et neptes et deinceps; und Cajus4)L. 196. D. eodem. ſetzt noch hinzu: Familiae appellatione et ipſe princeps familiae continetur. 2) Communi iure nennt man den Inbegriff aller Agnaten, die unter demſelben Familienoberhaupt geſtanden haben, und durch ſeinen Tod ſui iuris geworden ſind; eine Fa - milie, obgleich auch jeder derſelben fuͤr ſich eine eigene Familie ausmacht. Ulpian5)L. 195. §. 2. D. eodem. ſagt: Communi iure familiam dicimus om - nium agnatorum. Nam etſi, patrefamilias mortuo, ſinguli ſingu - las familias habent, tamen omnes qui ſub unius poteſtate fuerunt, recte eiusdem familiae appellabuntur, qui ex eodem domo et gente proditi ſunt. 3) Heißt Familia auch ſoviel als gens, das iſt, ein Inbegriff aller derjenigen freyen Buͤrger, die, wie Ulpian6)L. 195. §. 4. D. eodem. ſagt, ab eodem ultimo genitore abſtammten, aber doch ſo weit - laͤuftig verwandt waren, daß ſie den Grad ihrer Verwandſchaft nicht angeben, ſondern nur den Beweis derſelben durch das no - men gentilitium und imagines gentilitias fuͤhren konnten7)Ern. Mart. chladenius de gentilitate vet. Romanorum (Lip - ſiae 1742.) Cap. I. §. 2. et 3.. End - lich verſteht man 4) unter Familia auch das ganze corpus der Sklaven, die ein Herr in ſeinem Hauſe und in ſeiner Gewalt hatte8)L. 191. §. 3. D. de V. S. . Dieſe Bedeutung hat das Wort in dem Titel der Pan - decten: Si familia furtum feciſſe dicatur; ferner in dem Edict des Praͤtors de vi et vi armata, in weichem es heißt: Unde tu illum vi deieciſti, aut familia tua deiecit9)L. 1. pr. D. de vi et vi arm. . Sonſt gehoͤren eigentlichE 4Skla -72Sklaven zu den Sachen, und alſo zu derjenigen Bedeutung des Worts familia, da es fuͤr das Vermoͤgen eines Menſchen genom - men wird. Man ſieht aus dieſen verſchiedenen Bedeutungen, daß das Wort familia im eigentlichen Sinne des roͤmiſchen Rechts einen Inbegriff aller derjenigen Perſonen und Sachen bezeich - nete, die unter der Gewalt und Herrſchaft eines Familienober - haupts ſtanden10)Siehe die Note 23. der erſten Ausgabe..

S. 181. Z. 10. iſt nach den Worten: dominium habet, hin - zuzufuͤgen: und Cajus13)L. 196. pr. D. de V. S. Daher wird nur vom Patrefami - lias geſagt, quod habeat familiam, von den Kindern und Enkeln aber, die unter ſeiner Gewalt ſind, ſagen die Geſetze, eos eſſe in familia. L. 23. D. de adopt. L. 41. §. 2. D. de vulg. et pup. ſubſtit. L. 1. §. 6. D. de coniung. cum emancip. lib. Vid. brissonius de Verbor. Signif. v. familia n. 4. Fer - ner Liberi patris, non matris, familiam ſequuntur. L. 196. §. 1. D. de V. S. nennt ihn Princeps familiae.

Ebendaſ. Z. 14. f. ſind nun die Worte: So ſagen z. B. familiam habeto Z. 2. S. 182. wegzuſtreichen.

S. 182. iſt Z. 10. bey dem Worte gemeinſchaftlich die Note 15) hinzugekommen: dionys. halic. Antiquit. Rom. Lib. II. p. 95. (edit. Sylburg.) L. 1. D. de ritu nupt. §. 2. I. de hered. qualit. et differ. L. 11. D. de lib. et poſtum. hered. inſtit.

Ebendaſ. iſt Z. 18. ff. ſtatt der Worte: Denn der Va - ter erworben worden, auf der S. 183. folgendes zu ſetzen: Denn wenn z. B. ein Filiusfamilias ſtarb, der ſich als Soldat ein peculium caſtrenſe erworben hatte, ſo fiel dieſes Vermoͤgen, wenn anders der Sohn kein Teſtament daruͤber gemacht hatte, dem Vater anheim, und dieſer erhielt ſolches nicht ſowohl als Erbe, ſondern er behielt es vielmehr priſtino peculii et poteſta - tis iure, nicht anders, als ob es gleich anfangs ſein Eigenthum geweſen waͤre18)L. 1. et 2. L. 9. L. 14. pr. et §. 1. L. 17. pr. L. 19. §. 3. D. de caſtrenſi peculio. L. penult. Cod. eodem. L. 44. pr. D. de le - gat. I. theophilus in Paraphr. ad pr. I. Quib. non eſt per -miſſ. .

S. 184.73

S. 184. fallen Z. 2 4. weg.

Ebendaſelbſt Z. 7. iſt nach den Worten: ſui iuris genennt folgendes zu ergaͤnzen: Auf das Alter der Perſon kommt nichts an. Denn auch ein unmuͤndiges Kind, ſagt Ulpian23)L. 195. §. 2. D. de Verb. Signif. , kann paterfamilias ſeyn, wenn es ein freyer Menſch, und der vaͤter - lichen Gewalt nicht unterworfen iſt. Eben ſo wenig wird, um paterfamilias zu ſeyn, erfordert, daß man Kinder und Sklaven wirklich in ſeiner Gewalt habe. Denn es kommt hier nicht auf die phyſiſche Qualitaͤt der Perſon, ſondern auf das Recht an24)L. cit. wo Ulpian ſagt: non enim ſolam perſonam eius, ſed ut ius demonſtramus. . Daher ſind nun die homines ſui iuris ꝛc.

S. 186. Z. 8. muß ſo heißen: Unmuͤndig iſt eine Manns - perſon, die noch nicht das vierzehnte, eine Frauensperſon aber, die noch nicht das zwoͤlfte Jahr vollendet hat. Es kommt alſo hier auf den Unterſchied des Geſchlechts an. Jedoch kommt dieſer nur eigentlich in buͤrgerlichen, nicht aber in peinlichen Sachen in Betrachtung. Denn in peinlichen Faͤllen werden nach dem heutigen Gerichtsgebrauche alle diejenigen noch fuͤr un - muͤndig gehalten, welche das vierzehnte Jahr ihres Alters noch nicht zuruͤckgelegt haben30)Arg. Art. 164. C. C. C. Man ſehe de boehmer Meditat. ad art. 164. C. C. C. Ebendeſſelben Obſervat. ad Carpzo - vium P. III. Quaeſt. 143. Obſ. I. und Weſtphal im Criminal - recht. Anmerk. XI. §. 7. Es beruhet indeſſen dieſe Meinung mehr auf einer Uſualerklaͤrung, als daß ſie in dem angefuͤhr - ten Geſetz gegruͤndet waͤre, wie Kleinſchrod in der ſyſte - mat. Entwickelung der Grundbegriffe und Grundwahrheiten des peinlichen Rechts 1. Th. §. 87. S. 174. gezeigt hat..

S. 188. Z. 13. nach den Worten: pubertati proximi iſt hin - zuzufuͤgen: Es iſt alſo die ganze Sache dem Ermeſſen des Rich - ters zu uͤberlaſſen.

E 5S. 190.
18)miſſ. fac. teſtam. plevier cit. Diſſ. pag 11. ſqq. und beſon - ders Ioſ. Fern. de retes Opuſculor. Lib. V. cap. 9. (in Theſ. Meermann. Tom. VI. pag. 269. ſqq.)
18)74

S. 190. iſt Z. 2. bey den Worten: bey 14 Jahren alt ſind, die Note 45. hinzugekommen, welche des Inhalts iſt: Mit mir ſtimmt hierin uͤberein Kleinſchrod in der ſyſtemat. Entwicke - lung der Grundwahrheiten des peinlichen Rechts 1. Th. §. 85. und 87.

S. 191. Z. 6. f. iſt ſo zu leſen: Die Proculianer hin - gegen nahmen die Meinung der damaligen Naturforſcher an, daß mit dem vollendeten vierzehnten Jahre die maͤnnliche Pubertaͤt eintrete.

Ebendaſ. Z. 10. lies: Priscus, ob Neratius, oder Javolenus? weiß man nicht, gieng den Mittelweg. Er be - hauptete naͤmlich, es komme auf beydes zugleich an; weder die individuelle Reife ohne das Alter, noch dieſes ohne jene ſey hin - reichend51)ulpian Fragm. Tit. XI. §. ult. . Von allen gedenkt Juſtinian immer nur der letz - tern Meinung52)Pr. I. quib. mod. tut. finit. L. ult. C. Quando tutor. vel curat. eſſe deſin. . Es ſcheint alſo, daß dieſe vor ſeinen Zeiten vielleicht den meiſten Beyfall gefunden habe53)bynckershoek c. l. pag. 218.. Aus mehreren Fragmenten ſowohl der roͤmiſchen Juriſten54)Siehe die Note 63. der erſten Ausgabe., als kaiſerlichen Verordnungen55)L. 4. C. Qui teſtam. fac. poſſ. laͤßt ſich indeſſen ſchließen, daß man wenig - ſtens in ſolchen Faͤllen, wo es nicht gerade auf Ehemuͤndigkeit ankam, z. B. bey Teſtamenten, ſchon immer ein gewiſſes Alter, ohne Ruͤckſicht auf individuelle Reife, angenommen habe56)Ian. a costa ad princ. Inſtit. quib. mod. tut. finit. pag. 112. Ant. schulting ad Ulp. Frag. Tit. XI. §. 28. not. 89. (in Iurisprud. Antejuſt. pag. 604.) und Weſtphal Theorie des Roͤm. Rechts von Teſtamenten §. 46. S. 36.. Die Sache blieb indeſſen zweifelhaft, bis Juſtinian den Streit entſchied57)quintilian. Inſtitut. orator. IV. 2. merillius lib. V. Ob - ſervat. cap. 16..

S. 192.75

S. 192. iſt Z. 3 6. ſo zu leſen: daß eine Mannsperſon in allen Faͤllen nach vollendetem vierzehnten Jahre eben ſo, wie eine Weibsperſon nach vollendetem zwoͤlften Jahre, fuͤr muͤndig gehalten werden ſolle.

Ebendaſ. iſt Z. 6. nach den Worten: gehalten werden ſolle folgendes hinzuzufuͤgen: Daß ein Menſch das 15te oder 13te Lebensjahr ſchon angetreten, und alſo das 14te oder 12te Jahr uͤberſchritten habe (exceſſerit), wird zur Muͤndig - keit nicht erfordert; ſondern es iſt genug, wenn er es voll - endet hat (complevit). Dies iſt nun aber nach der Civil - computation, welche hier in der Regel Statt findet, ſchon alsdann vollendet, wenn Jemand den letzten Tag des 14ten oder 12ten Lebensjahrs angefangen hat59)L. 5. D. qui teſtam. fac. poſſ. S. Herrn Kanzlers Koch Belehrungen uͤber Muͤndigkeit zum Teſtiren. Gieſſen 1796. §. 11. ff.. Dabey gilt nicht nur der Grundſatz: ultimus dies inceptus habetur pro completo; ſondern es iſt auch der letzte Tag, wie Ulpian nach Marcian lehrt60)L. 5. D. cit. Plus arbitror, etiamſi pridie Kalendarum (Ianua - rii) fecerit, poſt ſextam horam noctis, valere teſtamentum: iam enim compleſſe videtur annum quartum decimum, ut marciano videtur. Der Grund dieſer Computation war wohl urſpruͤng - lich der, weil viele Menſchen zwar den Tag, aber nicht die Stunde ihrer Geburt wiſſen. Daß ſie indeſſen auch dann Statt finden, wenn man gleich die Stunde weiß, in welcher man gebohren iſt, hat keinen Zweifel., nicht erſt der Geburtstag, ſondern ſchon der vor - hergehende Calendertag, ſo daß derjenige, welcher vor 14 Jahren am 1. Januar, es ſey, in welcher Stunde es wolle, gebohren worden, ſchon in der Nacht vom 30ſten auf den 31ſten December, gleich nach 12 Uhr, fuͤr muͤndig zu halten iſt61)S. H. Prof. Hagemeiſter uͤber die Muͤndigkeit zum Teſti - ren; (in Hugo civiliſtiſchen Magazin 3. B. 1. Heft. 1798. Nr. I.). Hoͤpfner im Commentar uͤber die Heinecciſchen Inſtitutionen §. 62. Not. 8. S. 89. folg. (der 6ſten Auf - lage von 1798.) und H. Prof. Hugo im Lehrbuch des heutigen Roͤm. Rechts. (Berlin 1799.) §. 11. AndererMei -.

S. 193.76

S. 193. iſt Z. 1 8. ſo zu leſen: Der Regel nach wird daher die unvollkommene Muͤndigkeit angenommen, wenn der Pubertaͤt ſchlechthin Erwaͤhnung geſchiehet, und dieſe iſt in den meiſten Faͤllen hinreichend, wo nicht entweder nach aus - druͤcklichen Geſetzen, oder nach dem heutigen Gerichtsgebrauche eine Ausnahme Statt findet. Dahin gehoͤrt, a) wenn Jemand adoptiren will. b) Wenn einer Perſon die Alimente bis zur er - langten Muͤndigkeit vermacht werden ſind. Dieſe genießt eine Mannsperſon bis zum 18ten, eine Weibsperſon aber bis zum 14ten Jahre, idque pietatis intuitu, ſagt Ulpian63)L. 14. §. 1. D. de aliment. legat. , in hac ſpecie alimentorum eſſe obſervandum, non eſt incivile. c) Soll Niemand unter 18 Jahren zum iudex beſtellet werden64)L. 57. D. de re iudicat. . Man61)Meinung iſt H. Heinrich Wilh. Schultes in den Be - merkungen uͤber die Muͤndigkeit zum Teſtiren nach Roͤm. Rechte. Jena 1800. Dieſer verſteht unter dem letztern Tage, da die Pubertaͤt eintritt, den Geburtstag ſelbſt, nicht den vorher - gehenden Kalendertag. Nach ſeiner Erklaͤrung der L. 5. cit. ſoll Ulpian ſo viel ſagen: Wer am 1. Januar 1784 geboh - ren iſt, von dem werde vermoͤge der Civilcomputation ange - nommen, er ſey zum Teſtiren muͤndig, ſobald es in der Nacht vom 31. Dec. 1797 zum 1. Jan. 1798 die Glocke zwoͤlf geſchla - gen hat. Denn nun habe er den Eintritt des 14. Jahrs er - lebt, und dies ſey ſo gut, als wenn er die 24ſte Stunde vom 1 Jenner ſelbſt verlebt haͤtte. Allein mit ſo viel Ge - lehrſamkeit auch dieſe Meinung ausgefuͤhrt iſt, ſo ſcheint es mir doch noch immer auſſer Zweifel zu ſeyn, daß Ulpian von zwey ganz verſchiedenen Faͤllen redet. 1) Wenn Jemand, der am 1. Jenner vor 14 Jahren gebohren iſt, an dieſem ſeinem 15ten Geburtstage (ipſo natali ſuo) ein Teſtament macht; und 2) wenn er ſchon den Tag vorher, alſo am 31. Dec. (pridie Kalendarum) teſtirt. In beyden Faͤllen gilt das Teſtament. Denn im erſten Falle exceſſit quartum decimum annum, im letz - ten Falle aber complevit hunc annum. Nun iſt letzteres zur Muͤndigkeit hinreichend. Wollte man beydes fuͤr einen und eben denſelben Tag erklaͤren, ſo waͤren die Worte: Plus arbi - tror, ohne Bedeutung. Ulpian druͤckt ſich an andern Orten eben ſo aus: L. 1. D. de manumiſſ. L. 7. D. de uſurpat. et uſucap. 77Man erfordert ferner heut zu Tage d) zur Schließung einer Ehe65)S. Fried. von Buͤlows und Theod. Hagemanns practiſche Eroͤrterungen aus allen Theilen der Rechtsgelehrſam - keit. 2. Band. Nr. LXI. ſo wie auch e) zur Ableiſtung eines gerichtlichen Eides die volle Muͤndigkeit.

S. 195. zur Note 73. Kleinſchrods ſyſt. Entwickelung der Grundwahrheiten des peinl. Rechts. 1. Th. §. 85. ff.

S. 196. Z. 10. ff. ſind die Worte: Es ſtimmen jedoch die Auctoritaͤt des Vormunds, ſey, mit der Note 77. weggeblieben.

Ebendaſelbſt zur Not. 76. donellus in Commentar. ad L. cit. 141. D. de Verb. Obligat. pag. 412. Nach der Meinung meh - rerer Rechtsgelehrten faͤllt dieſer Unterſchied h. z. T. weg. S. vinnius in Comment. ad §. 10. I. de inutil. ſtipulat. n. 6. und zoesius in Comm. ad §. eund. I. pag. 519.

S. 197. Z. 5. iſt nach dem Worte Jahres. beyzufuͤgen: Iſt dieſes vollendet, ſo tritt die Majorennitaͤt, Volljaͤh - rigkeit, oder Großjaͤhrigkeit ein.

Ebendaſelbſt Z. 11. nach dem Worte majorenn. Die Zeit wird hier natuͤrlich computirt, a momento in momen - tum, wie Ulpian77)L. 3. §. 3. D. de minoribus XXV. ann. ſagt; naͤmlich ſofern dieſe Computation dem Minderjaͤhrigen zum Vortheil gereicht, wie z. B. bey der Wiedereinſetzung in den vorigen Stand; auſſerdem kann auch eine Civilcomputation Statt haben, wenn ihm dieſe vor - theilhafter iſt78)L. 8. D. de munerib. L. 1. D. de manumiſſ. Kochs Beleh - rungen uͤber Muͤndigkeit zum Teſtiren und Civilcomputation. §. 7. S. 20.. Der Grund jenes Termins der Volljaͤhrigkeit ſcheint uͤbrigens folgender zu ſeyn.

Ebendaſ. Z. 17. iſt ſo zu leſen: So lehrten auch Hippo - crates und Gaien.

S. 198.78

S. 198. Z. 3. iſt ſo zu leſen: zuweilen nach zuruͤckgelegtem 24ſten Jahre, wie z. B. in den Preußiſchen Staaten, zuweilen auch noch fruͤher, z. B. im 21ſten Jahre, wie in Sachſen, ꝛc.

Ebendaſelbſt Z. 9. nach den Worten: veniam aetatis, iſt hin - zuzufuͤgen: die Jahrgebung, oder Großjaͤhrigkeits - verleihung,

Ebendaſ. Z. 9. ſtatt den Worten: Nach dem Roͤm. Rech - te erfordert, iſt folgendes zu ſetzen: Wer dieſe erhalten will, muß ſich durch Reife des Verſtandes und gute Auffuͤhrung ſo ausgezeichnet haben, daß er des Raths und Beyſtandes ſeines Vormundes nicht weiter bedarf. Er muß daher a) Zeugniſſe von Vormund, oder Verwandten, oder der Obrigkeit beybrin - gen, daß er ſich gut aufgefuͤhrt habe, und ein ordentlicher Haus - haͤlter ſey. b) Er muß eine hinreichende Urſache anfuͤhren, warum er vor der Zeit majorenn ſeyn will, z. E. es iſt ihm die Anſtellung einer eigenen Haushaltung vortheilhaft. Endlich c) wird auch nach dem Roͤm. Rechte82)L. 2. Cod. de his qui veniam aetatis. ein gewiſſes Alter er - fordert; naͤmlich eine Mannsperſon muß das 20ſte, eine Frauens - perſon aber wenigſtens das 18te Jahr zuruͤckgelegt haben, und dieſes durch hinlaͤngliche Beweiſe darthun koͤnnen. Es pflegen ſich jedoch unſere heutige Landesherren an dieſe Beſtimmung der Jahre eben nicht genau zu binden83)hofacker Princip. iur. civ. Rom. Germ. Tom. I. §. 246.. Die Wirkung ꝛc.

Ebendaſ. zur Not. 82. In Anſehung der Reichsunmit - telbaren ſteht das Recht, veniam aetatis zu urtheilen, dem Kaiſer als ein Reſervatrecht zu, welches er theils durch den Reichshofrath, theils durch die Hofpfalzgrafen aus - uͤbt. S. Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privatrechts. 3. Band. §. 298.

S. 199. Z. 6. nach dem Worte verpfaͤnden iſt beyzu - fuͤgen: und uͤberhaupt ſolche Geſchaͤfte vornehmen will, die ein Minderjaͤhriger, auch ſelbſt mit Zuziehung ſeines Curators, nicht guͤltig unternehmen kann 84).

Eben -79

Ebendaſ. zur Not. 84. hofacker c. l. Danz a. a. O. §. 298. S. 51. f.

Ebendaſ. zur Note 88. Io. Gottl. winckelmann Comment. de iuribus ſenum ſingularibus, praeſ. Chriſt. Gottl. hommel, Vi - tebergae 1790. def. Ueberhaupt kann hier auch noch bemerkt werden W. G. Ploucquet vom menſchlichen Alter, und den davon abhaͤngenden Rechten. Tuͤbingen 1779. 8.

S. 200. nach Z. 17. iſt beyzufuͤgen: In peinlichen Faͤllen hat auch das hohe Alter großen Einfluß auf den Grad der Zu - rechnung und die Beſtimmung der Strafe94)L. 3. §. 7. D. de SCto Silan. Can. 24. Diſt. 86. Can. 28. Cauſ. 11. Qu. 7. L. 2. D. de termino mot. Kleinſchrods ſyſt. Entwickelung der Grundwahrheiten des peinl. Rechts. 1. Th. §. 89. u. 90..

S. 201. Z. 21. iſt nach den Worten: in vorigen Stand. beyzufuͤgen: Die Curatel der Minderjaͤhrigen unter - ſcheidet ſich jedoch von der Tutel der Unmuͤndigen darin weſentlich, daß ſie mehr auf das Vermoͤgen, als auf die Perſon geht97)L. 20. D. de ritu nuptiar. . Dieſer Unterſchied iſt auch durch das heutige Recht nicht aufgehoben98)hofacker Princip. iur. civ. Rom. Germ. Tom. I. §. 696. Io. Chriſt. brandenburg Commentat iurid. exponens differen - tias iuris Rom. inter pupillos et minores, tutores ac curatores; nec non principia de applicatione earum hodierna. Hannoverae 1793. 8. .

Ebendaſ. bis S. 204. iſt §. 132. auf folgende Art umgear - beitet worden.

§. 132. Verſchiedener Zuſtand der hominum alieni iuris nach dem roͤmi - ſchen Rechte.

Diejenigen Perſonen hingegen, welche der Gewalt eines pa - trisfamilias unterworfen ſind (homines alieni iuris), waren bey den Roͤmern wieder von zweyerley Art; entweder ſolche, welcheder80der vaͤterlichen Gewalt unterworfen waren, oder ſolche, die un - ter der herrſchaftlichen Gewalt des patrisfam. ſtanden. Jene ſind die Kinder vom Hauſe (filii filiaevefamilias,) dieſe hin - gegen Sklaven und Sklavinnen. Unter beyden war ein merklicher Unterſchied.

1) In Abſicht auf den Staat. Denn Sklaven wur - den fuͤr keine Perſonen angeſehen, und hatten uͤberall keine buͤr - gerlichen Rechte im Staate99)L. 20. §. 7. D. Qui teſtam. fac. poſſ. Conf. Ioſ. finestres Hermogenian. T. I. pag. 253.. Sie konnten daher keine Eh - renſtellen bekleiden, noch munera publica verwalten. Ja ſie konn - ten nicht einmahl civiliter aus ihren Geſchaͤften und Contracten obligirt werden. (S. 141. folg.) Allein filii familias waren in Ruͤckſicht auf den Staat freye Menſchen und Buͤrger. Sie hat - ten alle Rechte und Pflichten roͤmiſcher Buͤrger. Sie konnten daher oͤffentliche Aemter im Staate bekleiden; Vormundſchaften verwalten100)L. 9. D. h. t. Princ. Inſt. qui. teſtam. tutores dari poſſ. L. 6. in fin. D. quod cuiusq. univ. L. 2. D. de munerib. , und in ſolchen Sachen, die ihr Amt betrafen, wurden ſie als patresfamilias betrachtet, und waren der vaͤter - lichen Gewalt nicht unterworfen. Daher ſagt Pomponius1)L. 9. D. h. t. : Filiusfamilias in publicis cauſis loco patrisfamilias habetur, veluti ſi magiſtratum gerat, vel tutor detur. In oͤffentlichen Amts - ſachen konnte vielmehr der Sohn ſelbſt dem Vater befehlen, und ihn zu ſeiner Schuldigkeit anhalten, wie Ulpian ſagt2)L. 13. §. ult. D. ad SCtum Trebellian. Weſtphal von Ver - maͤchtniſſen und Fideicommiſſen. 2. Th. §. 1787.: Si quis filiusfamilias ſit, et magiſtratum gerat: patrem ſuum, in cuius eſt poteſtate, cogere poterit, ſuſpectam dicentem hereditatem adire, et reſtituere; und Hermogenian3)L. 14. D. eodem. Was hier ius publicum heißt, iſt an einem andern Orte dieſes Commentars 1. Th. §. 13. S. 91. f. erklaͤrt worden. ſetzt den Grund hinzu: Namquod81quod ad ius publicum attinet, non ſequitur (ſc. filiusfam. ) ius poteſtatis.

2) Auch in Privatſachen, welche extra familiam vor - giengen, wurde ein filiusfamilias wie ein paterfamilias angeſehen. Ein filiusfamilias kann daher nach dem Roͤm. Rechte, wenn er nur muͤndig iſt, alle Arten von Contracten, auſſer dem Gelddar - lehn, guͤltig ſchließen, und auch daraus ſelbſt waͤhrend der vaͤter - lichen Gewalt gerichtlich belangt werden4)L. 39. D. de obligat. et act. Filiusfamilias ex omnibus cauſis tanquam paterfam. obligatur, et ob id agi cum eo, tanquam cum patrefamilias, poteſt. §. 6. I. de inutil. ſtipulat. Servus quidem non ſolum domino ſuo obligari non poteſt, ſed ne qui - dem ulli alii: filii vero familiarum aliis obligari poſſunt. L. 141. §. 2. D. de Verb. obligat. Pubes, qui in poteſtate eſt, per - inde ac ſi paterfamilias, obligari ſolet Add. L. 3. §. 4. D. de minorib. L. 5. pr. D. Quod cum eo, qui in alien. pot. eſt. . Er kann ſogar fuͤr ſeinen Vater ſelbſt Buͤrge werden5)L. 10. §. 2. D. de fideiuſſor. Filiusfam. pro patre poterit ſide - iubere: nec erit ſine effectu haec ſideiuſſio. Primo quidem, quod ſui iuris effectus poterit teneri in id, quod facere poteſt: deinde, quod et dum in poteſtate manet, condemnari poteſt. . Nur

3) im Verhaͤltniß gegen den patremfamilias, in deſ - ſen Gewalt ſich die Kinder befanden, hatten ſie, wenigſtens nach dem alten Roͤm. Rechte, mit dem Sklaven faſt einerley Zuſtand. Denn Kinder, die der Vater noch in ſeiner Gewalt hatte, wur - den in allen Faͤllen innerhalb der Familie nicht als Per - ſonen angeſehen, ſondern befanden ſich, wie die Sklaven, ge - wiſſermaſſen in dem Eigenthume des Vaters6)caius lib. I. Inſt. Tit. 6. §. 3. L. 1. §. 2. D. de Rei Vindicat. L. 14. §. 13. D. de furt. servius ad Lib. XII. Aeneid. Filii - fam. ſervi loco ſunt parenti. Man vergleiche Em. merillii Obſervation. Lib. I. cap. 40. Webers Entwickelung der Lehre von der natuͤrlichen Verbindlichkeit §. 88. S. 399. Ioſ. fine - stres Hermogenian. Tom. I. pag. 533. und Deſſelben Prae - lect. Cervar. ad Tit. Pandect. de acquir. vel omitt. hereditate P. II. cap. V. §. 24 28.. Daher konnte der Paterfamilias durch ſeine Kinder, wie durch ſeine Sklaven,atqui -F82acquiriren7)Pr. et §. 1. I. per quas perſonas cuique acquir. ; zwiſchen dem Vater und den Kindern, die noch unter ſeiner Gewalt ſtanden, konnte keine buͤrgerliche vollguͤltige Verbindlichkeit Statt finden8)Iſt Note 2. der erſten Ausgabe.; ſie konnten keine Vertraͤge unter einander ſchlieſſen9)§. 6. I. de inutil. ſtipulat. L. 50. D. ad SCtum Trebell. ; keinen gerichtlichen Proceß mit einander fuͤhren10)L. 4. D. de iudic. L. 7. D. de Obl. et Act. . Dieſe Folgen ſind zum Theil auch noch im neuern Roͤm. Recht geblieben, ſo ſehr auch dadurch das ehemalige Eigen - thumsrecht des Vaters uͤber ſeine Kinder iſt beſchraͤnkt worden. Denn ſie konnten immer noch aus dem Grunde gelten, weil Va - ter und Kinder, ſo lange ſie in des erſtern Gewalt ſind, auch noch nach dem neuern Roͤm. Rechte nur fuͤr eine Perſon an - geſehen werden11)merillius lib. III. Obſervat. cap. 4. Iuſt. Lud. Theod. brunsich Commentat. de unitate perſonae, quae iure Rom. in - ter patremfam. et liberos in poteſtate conſtitutos intercedit. Goett. 1795. 4. . Darin war aber doch

4) der Zuſtand der Kinder von jeher immer vortheilhafter, als der Zuſtand der Sklaven, daß ſie die Familienrechte hatten, und an dem Familieneigenthum Antheil nahmen. Daher wur - den die Kinder ſchon bey Lebzeiten des Vaters gewiſſermaßen als Herren des vaͤterlichen Vermoͤgens angeſehen, und waren ſui heredes vom Vater, das iſt, ſie beerbten ihn ipſo iure, ohne daß eine Erklaͤrung und Erbſchaftsantretung hierzu noͤthig war12)§. 2. I. de hered. qualit. et diff. L. 11. D. de liber. et poſtum. averanius Interpretat. iuris Lib. I. cap. IX. vorzuͤglich aber Ioſ. finestres in Praelectionib. Cervar. ſ. Commentar. academ. ad Tit. Pandectar. de liberis et poſthumis Part. I. Cap. II. §. 7 11.. Es iſt daher unrichtig, wenn unſer Verf. ſagt, daß, im Ver - haͤltniß gegen den patremfamilias, der Zuſtand der Kinder und Sklaven ehemals voͤllig gleich geweſen ſey.

S. 204.83

S. 204. §. 133. Z. 8. ſtatt nach aͤltern roͤm. Rechten iſt ſo zu leſen: Die vaͤterliche Gewalt, ſo wie ſie in dem Roͤm. Rechte beſtimmt iſt, war ein ganz eigenes und vorzuͤg - liches Recht der Roͤmiſchen Buͤrger, deſſen ſich, wie Juſti - nian14)S. die Note 8. der erſten Ausgabe, welcher beyzufuͤgen iſt: spanhem. Orb. Rom. Exerc. II. c. 23. ſagt, Niemand ruͤhmen konnte, der kein freyer Roͤmer war15)Plinius gedenkt daher Lib. X. Ep. 6. des Rechts der vaͤ - terlichen Gewalt namentlich, als er fuͤr einen gewiſſen Chryſippus beym K. Trajan um die Ertheilung des Buͤrgerrechts hat.. Sie war auch nur das ausſchließliche Recht des patrisfamilias. Die Mutter hatte ꝛc.

S. 205. iſt zur Not. 10. Folgendes hinzuzufuͤgen: Ueber eine Ehefrau, welche in manu mariti war, konnte der Mann ſogar Lebensſtrafe verhaͤngen. livius Lib. XXXIX. cap. 18.

S. 206 zur Note 13. Z. 11. Em. merillius in Commen - tar. ad §. 9. I. de obligat. quae ex delicto. Ioſ. finestres in Praelect. Cervarienſ. ad Tit. D. de acquir. vel omitt. hered. P. II. cap. V. §. 24. et 28.

Ebendaſelbſt Z. 14. iſt ſtatt und Ebenderſelbe ſo zu leſen: obgleich Derſelbe in den kleinen juriſt. Abhand - lungen Nr. II. von ſeiner Meinung wieder abgegangen iſt. Dieſe ꝛc.

Ebendaſ. Z. 25. nach den Worten: Fontibus iur. civ. iſt beyzufuͤgen: daß ein Dritter an ihrer Perſon einen Diebſtahl begehen konnte; §. 9. I. de obligat. quae ex delict. L. 14. §. 13. D. de furt.

Ebendaſ. Z. 28. nach den Worten rerum mancipi. iſt hinzu - zuſetzen: Daher ſagt sextus empiricus Pyrrhon. hypoth. III. 24. Legum Romanarum auctores liberos in manu parentum, ad inſtar ſervorum, eſſe voluerunt: neque ſuorum bonorum ipſos eſſe do -F 2minos,84minos, ſed parentes, donec manumittantur eo modo, quo mancipia ſolent.

S. 207. Z. 10. nach continet iſt beyzufuͤgen: ja er konnte ſogar actione furti klagen28)L. 14. §. 13. D. de furtis. Em. merillius in Commentar. ad §. 9. I. de obligat. quae ex delicto Die Mutter konnte die actionem furti nicht anſtellen L. 38. pr. D. eodem, weil ihr keine patria poteſtas zuſtand. vinnius in Comm. ad §. 9. I. de obligat. quae ex delicto. Merkwuͤrdig iſt jedoch, was Pom - ponius L. 38. §. 1. D. de furt. ſagt: Liberarum perſonarum nomine licet furti actio ſit, condictio tamen nusquam eſt. vin - nius c. l. giebt hiervon den Grund an, weil die condictio furtiva nur einem wahren Eigenthuͤmer zuſteht. Allein wenn man gleich allerdings zugeben kann, daß zu damaliger Zeit die V. G. nicht mehr fuͤr ein voͤlliges Eigenthumsrecht des Vaters gehalten worden iſt, ſo laͤßt ſich doch noch ein anderer Grund hiervon angeben, wie ſchon heineccius in Annotat. ad Vin - nium c. l. erinnert hat..

Ebendaſ. nach Z. 18. iſt beyzufuͤgen: Eben dieſe Gewalt hatte aber auch der Vater uͤber die Kinder ſeiner Soͤhne Denn die Ehe derſelben hob die vaͤterliche Gewalt nicht auf. Daher konnte ſich die vaͤterliche Gewalt uͤber Enkel und Urenkel er - ſtrecken30)L. 4. et 5. D. h. t. L. 195. §. 2. D. de Verb. Signific. .

Ebendaſ. zur Note 15. seneca de benefic. VII. 4. Omnia patris ſunt, quae in liberorum manu ſunt; und ulpian. Fragm. Tit. XX. § 10. Filiusfam. teſtamentum facere non poteſt, quia nihil suum habet, ut teſtari de eo poſſit.

Ebendaſ. zur Note 17. und Fr. Car. conradi Comm. de iure Quiritium a civitate Rom. non diverſo. §. 12.

S. 208. zur Not. 21. nach den Worten: nicht haben wollte. iſt beyzufuͤgen: Ihm ſtimmt auch Hieron. de oroz de apicibus iuris civ. Lib. I. cap. 5. bey.

Ebendaſ. Z. 5. dieſer Not. 21. iſt ſtatt: Allein die Be - weisſtellen ꝛc. ſo zu leſen: Allein die Beweiſe fuͤr dieſe Mei - nung ſind nicht uͤberzeugend, wie Ioſ. finestres in Praelection. Cer -85Cervarienſ. ad Tit. Pandect. de acquir. vel omitt. heredit. P. II. Cap. V. §. 26. ſqq. gezeigt hat.

Ebendaſ. zur Not. 23. Z. 14. iſt beyzufuͤgen: Daher ſagt Ulpian L. 182. D. de Verb. Signif. Paterfamilias peculium non poteſt habere. Es wird jedoch auch das Vermoͤgen, welches ſich eine Ehefrau von ihrem Heyrathsgute zur eignen Diſpoſition vorbehalten hat, peculium genennt. L. 9. §. 3. D. de iure dot. L. 31. §. 1. D. de donat. S. Ioſ. Fern. de retes Opuſculor. Lib. V. cap. 1. (in Theſ. Meermann. T. VI. pag. 241.)

S. 209. Z. 8. nach den Worten: Vertraͤge ſchließen iſt beyzufuͤgen: welche auch fuͤr den Vater verbindlich waren34)Der Praͤtor gab aus dem Contract des Sohns eine Klage gegen den Vater, welche actio de peculio hieß; von dieſer wird unten ad Tit. de peculio lib. XV. Tit. 1. gehandelt werden..

Ebendaſ. Z. 12. nach den Worten: einem Andern zu - wenden iſt beyzufuͤgen: Starb der Sohn, ſo fiel das pecu - lium an den Vater zuruͤck (iure priſtino apud patrem remanebat), denn von einer Erbſchaft konnte hier keine Rede ſeyn. Es war hier ganz eben ſo, als wenn ein Sklave ein peculium gehabt hatte.

Ebendaſ. ſind Z. 12. von den Worten an: Daß dem Va - ter ꝛc. und die ganze folgende S. 210. nebſt den dazu gehoͤrigen Noten weggeblieben.

S. 212. iſt Z. 7. bey den Worten: zu befoͤrdern, die Note 37. hinzugekommen: seneca de Benefic. Lib. III. cap. 11. noodt Comment. ad Dig. h. t. pag. 23. ſqq.

Ebendaſ. Z. 9. iſt nach den Worten: Staatsverfaſſung Roms, hinzuzufuͤgen: und der allmaͤhlig fortſchreitenden Cultur der Moralphiloſophie die Strenge der vaͤterlichen Gewalt ge - mildert, indem der Vater manche Rechte derſelben verlor, manche hingegen ſehr eingeſchraͤnkt wurden38)Von den Urſachen dieſer Einſchraͤnkungen und Veraͤnderun - gen der vaͤterlichen Gewalt handeln Corn. van bynckers -hoek.

F 3S. 213.86

S. 213. Nr. II. Z. 5. iſt nach dem Worte: beybehalten, hinzuzufuͤgen: Nach einer gewiſſen Verordnung der Kaiſer Dio - cletian und Maximian47)L. 1. C. de patrib. qui fil. diſtrax. Add. L. 1. et 37. C. de liber. cauſa. war dem Vater alle wirkliche Ver - aͤuſſerung ſeiner Kinder durchaus verboten. Allein man ſieht es aus den Fragmenten aͤlterer Rechtsgelehrten, daß dieſes ſchon laͤngſt vor ihm muͤſſe Rechtens geweſen ſeyn48)L. 39. §. 3. D. de evict. L. ult. D. quae res pignori. byn - ckershoek Opuſc. cit. cap. 6. ꝛc.

Ebendaſ. iſt zur Note 40. hinzuzufuͤgen; gebauer Diſſ. II. de patria poteſtate §. VII. p. 128. ſqq.

Ebendaſ zur Note 41. Iac. gothofredus in Comment. ad Tit. Cod. Theodoſ. de his, qui ſanguinolentos emtos acceperint. (Tom. I. pag. 491. edit. Ritter. ) bynckershoek cit. Opusc. cap. 8. pag. 203. ſqq.

S. 214. §. 136. Z. 4. nach den Worten: eingeſchraͤnkt worden. ſetze hinzu: Was der filiusfamilias erwarb, gehoͤrte nun nicht mehr, ſo wie das peculium eines Sklaven, ohne Aus - nahme dem Vater; ſondern der Sohn konnte nun ſelbſt ein wah - res Eigenthum erwerben, und zwar nach dem Unterſchied der Faͤlle ein ſo freyes Eigenthum, daß ihm deshalb alle Rechte eines patrisfamilias zuſtanden. Peculium, Sondergut der Kinder, heißt nun alles, was ein ſilius oder eine filia familias entweder eigenthuͤmlich erwirbt, oder doch auf eine ſolche Art beſitzt, daß es von dem Vermoͤgen des Vaters abgeſondert iſt. Man theilt ſelbiges in Abſicht auf die Art, wie es erworben wird, ꝛc.

Eben -
38)hoek Opuſc. de iure occidendi, vendendi et exponendi liberos apud vet Rom. cap. IV. Ev. otto in Papiniano. Cap. VII. §. 1. pag. 126 ſqq. Corn. Wilh. de rhoer Diſſertation. de effectu religionis chriſtianae in jurisprud. Rom. Faſcic. I. (Groe - ningae 1776. 8.) Diſſ. IV. §. 21.
38)87

Ebendaſ. Z. 11. iſt ſo zu leſen: Peculium militare nennt man dasjenige Vermoͤgen, welches ein filiusfamilias per militiam ſaga - tam oder togatam, oder bey Gelegenheit derſelben erwirbt.

Ebendaſ. Z. 14. muß ſo geleſen werden: Unter der militia togata hingegen verſteht man eine Charge oder oͤffentliche Wuͤrde.

S. 215. Z. 4. muß ſo heißen: b) quaſi caſtrenſe, was ein filiusfamilias durch eine oͤffentliche Bedienung oder Wuͤrde, die er im Staate bekleidet, oder in Ruͤckſicht und bey Gelegenheit der - ſelben erworben hat.

Ebendaſ. Z. 11. iſt nach den Worten: erſpart hat, hin - zuzufuͤgen: oder was ihm von ſeinen Obern wegen ſeines Wohl - verhaltens geſchenkt worden iſt;

Ebendaſ. zur Note 43. Chr. rau hiſtoria iuris civ. de pe - culiis §. 6. ſqq.

Ebendaſelbſt zur Note 50. Gregor. majansii Diſſ. de pe - culio caſtrenſi; (in eius Diſputationib. iur. civ. Tom. I. Diſp. XIV. pag. 256. ſqq)

S. 216. Z. 3. ſtatt zum Studiren lies: in Ruͤckſicht einer gewiſſen Wuͤrde

Ebendaſ. Z. 20. iſt bey den Worten: fuͤr den Urheber deſſel - ben; die Note 63. hinzugekommen: schilter Prax. Iur. Rom. Exerc. 44.

Ebendaſ. iſt nach den eben bemerkten Worten hinzugekom - men: Andere behaupten, daß zuerſt K. Conſtantin der Große den Hofbedienten ein ſolches peculium zu haben, erlaubt habe64)Bav. voorda Diſſ. de peculio quaſi caſtrenſi, veteribus Iuris - conſultis incognito, eiusque vera origine. Lugduni Bat. 1780.. Allein ꝛc.

Ebendaſ. iſt die Note 51. der erſten Ausgabe auf folgende Art veraͤndert worden: Mehrere Rechtsgelehrten rechnen auch hierher, was ein filiusfam. von ſeinem Vater zum Studiren er - haͤlt, z. B. die Buͤcher, die ihm der Vater dazu angeſchafft hat; arg. L. 1. C. de caſtr. pec. und L. 4. C. fam. herciſc. S. Io. God. F 4bauer88bauer Diſſ. de peculio quaſi caſtrenſi ſtudioſorum. Lipſiae 1726. (in Opuſcul. Tom. I p. 54. ſqq.) Allein andere laͤugnen dieſes, als Io. Tob. richter in Diſſ. de ſumtibus ſtudiorum ad peculium quaſi caſtrenſe non pertinentibus. Lipſiae 1752. de cocceji iur. civ. controv. Lib. XV. Tit. 1. Qu. 1. Arn. vinnius in Tr. de collationibus. Cap. X. §. 11. und Hoͤpfner im Commentar uͤber die Heinecciſchen Inſtitutionen §. 428. Not. 2.

Ebendaſ. zur Not. 54. iſt nach Balduin hinzuzufuͤgen: Bav. Voorda cit. Diſſ. cap. 3.

S. 217. zur Note 55. de retes Opuſculor. Lib. V. cap. 10. p. 272. galvanus de Uſufructu Cap. V. nr. 9. pag. 52.

S. 218. Z. 6. ff. ſind die Worte: Die Schenkung peculium profectitium. weggeblieben.

Ebendaſ. Z. 18. iſt ſtatt der Worte: daß es aͤlter ſey. ſo zu leſen: daß man ſchon fruͤhere Spuren zu Hadrians und Antoninus Pius Zeiten finde.

Ebendaſ. zur Note 66. Man ſehe auch rau cit. Diſſ. §. 9.

S. 219. Z. 2. iſt nach dem Wort verbleiben, beyzufuͤgen: und der Voter nur den Nießbrauch davon haben.

Ebendaſ. ſind Z. 2 4. die Worte: Was aber die Kin - der adventitium. weggeblieben.

Ebendaſ. iſt Z. 10. bey den Worten: in der Kuͤrze nur ſo viel, die Not. 83 hinzugekommen. Man vergleiche hier Gall. Aloyſ. Caſp. kleinschrod Diſſ. de iure filiiſamilias diſponendi de peculiis, ad normam iuris peregrini et patrii conſiderato, praeſ. Ioſ. Mar. schneidt def. Wirceburgi 1784.

Ebendaſ. Z. 11. lit. a) iſt ſo zu leſen:

a) daß das peculium profectitium die Natur des alten Peku - liums behalten habe. Es iſt alſo ꝛc.

Ebend. Z 16. iſt nach den Worten: ſtets wiederruf - lich, beyzufuͤgen: Wenn jedoch der Fiskus das Vermoͤgen des Vaters wegen einer fiskaliſchen Schuld in Beſchlag nimmt; ſo verbleibt das peculium profectitium vermoͤge einer Verordnungdes89des K. Claudius85)L. 3. §. 4. in fin. D. de minorib. dem Kinde, und der Fiskus kann daran keinen Anſpruch machen. Anders iſt es, wenn der Vater eines begangenen Verbrechens wegen capitis deminutionem erlitten, und ſein Vermoͤgen confiscirt worden iſt86)L. 1. §. 4. D. Quando de peculio actio annal. eſt. retes Opuſc. Lib. I. cap. 8. in fin. (in Theſ. Meermann .. T. VI. pag. 47.) und voet Comment. ad Dig. Lib. XV. Tit. I. §. 3.. Wenn ferner der Vater den Sohn emancipirt, ohne dieſes Pekulium zuruͤckzufor - dern, ſo wird angenommen, der Vater habe es ihm ſtillſchweigend geſchenkt87)L. 31. §. 2. D. de donat. . Dieſe Grundſaͤtze des roͤm. Rechts finden auch noch heutiges Tages Statt88)S. Schmidts hinterlaſſene Abhandlungen verſchiedener practiſcher Rechtsmaterien. 2. Band. Nr. 54..

Ebendaſ. lit. b) auf der letzten Zeile, nach den Worten: Der Sohn kann iſt einzuruͤcken: wegen dieſes Pekuliums ſo - gar mit ſeinem Vater ſelbſt contrahiren90)L. 2. pr. D. de contrah. emt. vendit. L. 42. §. ult. D. de ac - quir. vel omitt. heredit. . Er kann ferner ꝛc.

Ebendaſ. zur Note 71. de retes Opuſculor. Lib. V. c. 3. und bey majansius iſt §. 17. ſqq. der angef. Diſſ. zu bemerken.

S. 220. Z. 2. iſt nach den Worten: querela inofficioſi bey - zufuͤgen: auch keine bonorum poſſeſſio contra tabulas Statt ꝛc.

Ebendaſ. zur Not. 73. L. 29. §. ult. et L. 30. D. de teſtam. milit.

S. 221. Z. 6. iſt bey den Worten: ausuͤben koͤnnen. die Not. 97. hinzugekommen: Nov. CXVII. cap. 1. §. 1.

Ebendaſ. Z. 16. iſt beyzufuͤgen: Die uͤbrigen Rechte der vaͤterlichen Gewalt ſind unveraͤndert geblieben.

Ebendaſ. zur Not. 79. Runde Grundſaͤtze des allgemei - nen teutſchen Privatrechts §. 616.

S. 224. zur Not. 87. L. 19. et 21. D. de ritu nuptiar.

F 5S. 226.90

S. 226. zur Note 94. Io. Car. Gottl. heise Diſſ. de patria poteſtate circa vitae generis electionem filiorum, praeſ. D. Ern. Gottfr. Chriſt. klügel def. Vitembergae 1785.

S. 227. Nr. 2. Z. 8. iſt bey den Worten: zu rechnen ſind. die Note 17. hinzugekommen: hofacker Princip. iur. civ. Tom. I. §. 554.

S. 228. Nr. 3. Z. 2. nach den Worten: zu zuͤchtigen, iſt beyzufuͤgen: wenn ſie die Pflichten der Ehrerbietung auſſer Augen ſetzen, und den Befehlen der Eltern keine Folge leiſten. Nur duͤrfen freylich die Grenzen einer vernuͤnftigen Zuͤchtigung nicht uͤberſchritten werden. Ungebuͤhrliche Mißhandlungen kann die Obrigkeit ahnden19)Einen merkwuͤrdigen Rechtsfall hat Klein in den Annalen der Geſetzgebung und Rechtsgelehrſamkeit in den Preuß. Staa - ten. 3. Band. Nr. I. ꝛc.

Ebendaſ. zur Not. 99. Runde Grundſaͤtze des allgemei - nen teutſchen Privatrechts §. 615.

S. 229. Z. 5. iſt bey den Worten: zu ermaͤßigen. die Not. 22. hinzugekommen: L. 3. C. de patria poteſtate. Hofacker will zwar in Princip. iur. civ. Tom. I. §. 564. den heutigen Ge - brauch dieſes Geſetzes bezweifeln. Allein mit mehrerem Recht vertheidigen denſelben brunnemann in Commentar. ad L. 3. C. cit. nr. 8. und leyser Meditat. ad Pand. Specim. XVII. medit. 5. Cor. 2.

Ebendaſ. Z. 5. ff. ſind die Worte: Dies ſetzt jedoch vor - aus Anhalt dienen. weggeblieben.

Ebendaſ. ſind ferner Z. 16 27. weggelaſſen worden.

Ebendaſ. zur Note 2. müller Obſervat. pract. ad Leyſe - rum. Tom. I. Obſ. 89. und Quiſtorp Grundſaͤtze des teutſchen peinlichen Rechts. 1. Th. §. 78. Not. t. S. 103.

S. 230. ſind die erſten drey Zeilen weggeblieben.

Ebendaſ. iſt Nr. 4. Z. 1. u. 2. ſo zu leſen: Kinder koͤnnen ohne der Eltern Einwilligung keine ihre Perſon betreffende ver -bind -91bindliche Handlungen unternehmen, welche auf das Gluͤck der ganzen Familie einen Einfluß haben.

Ebendaſ. Nr. 4. ſind Z. 3 9. wegzuſtreichen.

Ebendaſ. zur Not. 7. Nach dem Tridentiniſchen Con - cilium und dem auf gleichen Gruͤnden beruhenden Reichs - abſchiede vom J. 1548. Tit. 21. §. 9. ſoll zwar eine bereits vollzogene Ehe wegen Mangels der elterlichen Einwilligung nicht wieder aufgehoben werden. Allein dieſe Verordnungen koͤnnen wenigſtens bey uns Proteſtanten von keiner Verbindlichkeit ſeyn, da ſie auf einem Grundſatze beruhen, den wir nicht annehmen. S. hofacker Princip. iur. civ. T. I. §. 376. et 377. und Hoͤpf - ner im Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 112. S. 130. An - derer Meinung ſind jedoch Runde in den Grundſaͤtzen des all - gemeinen teutſchen Privatrechts §. 564. und Weber in der ſyſtemat. Entwickelung der Lehre von der natuͤrl. Verbindlichkeit. §. 74. Not. 9. S. 329. f.

S. 231. ſind Z. 11 18. weggeblieben.

S. 232. iſt Z. 25. nach den Worten: gearbeitet hat. beyzufuͤgen: Der Lohn iſt uͤbrigens in ſolchen Faͤllen nach dem billigen Ermeſſen des Richters zu beſtimmen33)S. Gebr. Overbeck Meditationen uͤber verſchiedene Rechts - materien. 6. Band. Medit. 345..

Ebendaſ. zur Not. 14. der erſten Ausgabe: Fried. von Buͤlow’s und Theod. Hagemanns practiſche Eroͤrterungen aus allen Theilen der Rechtsgelehrſamkeit. 2. Band. Nr. LV. S. 355. ff.

S. 234. Nr. 1. Z. 6. iſt nach den Worten: Landes ge - ben, beyzufuͤgen: oder wenn ſie mit dem Vater in einer allge - meinen Guͤtergemeinſchaft lebt, ꝛc.

S. 235. Z. 4. iſt bey den Worten: als jene erfor - dert, die Note 41 hinzugekommen: S. Heiur. Ferd. Chriſt. von Lyncker Abhandlung von der Vormundſchaftsbeſtellung bey privat - und erlauchten Perſonen. 1. Th. §. 24. S. 75. und hofacker Princip. iur. civ. Rom. Germ. Tom. I. §. 586. ſq.

Eben -92

Ebendaſ. ſind die Worte: Ein anders iſt Z. 4. bis auf die Worte: keine Verbindung Z. 8. weggeblieben.

Ebend. Nr. 2) iſt Z. 5 nach den Worten: ſterben ſoll - ten, folgendes hinzuzufuͤgen: Daher ſind auch

3) die Kinder nur ſo lange zum teſtiren unfaͤhig, als der Va - ter lebt, und ſie in deſſen Gewalt ſind. Stirbt der Vater, ſo ſind ſie nun in Anſehung ihres Vermoͤgens fuͤr ſui iuris zu hal - ten, wenn ſie gleich noch bey der Mutter und unter deren Auf - ſicht bleiben. Sie koͤnnen daher nunmehr, wenn ſie das dazu erforderliche Alter haben, ſelbſt ein Teſtament machen. Sie koͤnnen auch nun guͤltige Darlehne contrahiren, ohne daß ihnen das Macedonianiſche Senatusconſultum weiter zu ſtatten kommt. Kurz die Qualitaͤt eines filiifamilias haͤngt auch noch h. z. T. von der roͤmiſchen vaͤterlichen Gewalt ab43)Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 104. S. 119..

S. 236. iſt Nr. 3. Z. 1. ſo zu leſen: Es hindert auch die erdichtete Einheit zwiſchen dem Vater und ſeinen noch unter der vaͤterlichen Gewalt ſtehenden Kindern in Teutſchland nicht die Entſtehung buͤrgerlich vollguͤltiger Rechte und Verbindlichkeiten.

S. 238. Z. 2. iſt nach den Worten: Eltern und Kindern beyzufuͤgen: waͤhrend der vaͤterlichen Gewalt ꝛc.

Ebendaſ. iſt Z. 9. nach den Worten: Obrigkeit klagen. Folgendes hinzuzuſetzen: Ferner kann der Vater wegen der ſei - nen filiofamilias widerfahrnen Injurie heut zu Tage nicht mehr, wie nach dem Roͤm. Rechte51)L. 1. §. 3. et 5. L. 18. §. 4. et 5. D. de iniur. , im eigenen, ſondern nur in ſeines Sohnes Namen klagen, als natuͤrlicher Vertheidiger deſ - ſelben52)S. Kleinſchrods Grundzuͤge der Lehre von Injurien. VI. §. 3. (im Archiv des Criminalrechts. 1. Band. 4. St. S. 30.). Indeſſen iſt doch nicht zu laͤugnen, daß manche Fol - gen und Saͤtze des Roͤm. Rechts in den teutſchen Gerichten gel -ten,93ten, die ſich auf die perſoͤnliche Einheit zwiſchen dem Vater und ſeinen Kindern beziehen. Dahin gehoͤrt z. B. das ius ſuitatis ꝛc.

Ebendaſ. iſt Z. 16. hinzuzufuͤgen: Eben ſo kann auch h. z. T. der Sohn nicht Zeuge bey dem Teſtamente ſeines Vaters, oder eines Dritten ſeyn, worin der Vater zum Erben eingeſetzt wor - den iſt, ſo lange jener noch in vaͤterlicher Gewalt iſt55)Notariatsordn. Max. I. Tit. von Teſtamenten §. 6..

S. 239. Z. 4. muß folgendermaſſen geleſen werden: Die erſte und gewoͤhnlichſte Erwerbungsart der vaͤterlichen Gewalt iſt alſo eine rechtmaͤßige Ehe. Da die Lehre vom Ehe - recht erſt im 23. Buch der Pandecten vorkommt, ſo will ich hier nur im Allgemeinen folgendes bemerken ꝛc.

Ebendaſ. zur Note 33. Princip. I. de patr. pot.

Ebendaſ. zur Not. 34. L. 3. §. 1. D. de agnoſc. et alend. lib.

S. 241. zu Nr. 4. iſt Z. 11. nach den Worten: anneh - men kann. Folgendes hinzuzufuͤgen: Denn das Plancia - niſche Senatusconſultum iſt nicht blos Regulativ fuͤr die Agnition des Partus, ſondern man wollte auch dadurch den Vater zugleich in den Stand ſetzen, wie er ſich ſeines Kindes verſichern, und ſich gegen eine etwa moͤgliche Suppoſition des Partus auſſer Gefahr ſetzen koͤnnte68)Chriſt. Gmelin uͤber die Praͤjudizialklage de partu agno - ſcendo. (Erlangen 1781. 8.) §. 16..

S. 242. Nr. 6 Z. 1. nach dem Wort: anzumerken, iſt beyzufuͤgen: daß der Vater des Kindes ſelbſt von der vaͤterlichen Gewalt frey ſeyn muͤſſe, wenn er ſie durch die Ehe uͤber das Kind erhalten ſoll. Iſt er daher ſelbſt noch der vaͤterlichen Ge - walt unterworfen, ſo ſtehet nicht ihm, ſondern dem Großvater die vaͤterliche Gewalt uͤber die von ſeinem Sohne in rechtmaͤßi - ger Ehe gezeugte Enkel zu69)L. 4. D. h. t. , und der Vater erhaͤlt ſie erſt nach dem Tode des Großvaters70)L. 5. D. h. t. Nepotes ex filio, mortuo avo, recidere ſo - lent in filii poteſtatem, hoc eſt, patris ſui. .

Eben -94

Ebendaſ. zum §. 140. Z. 4. iſt bey den Worten: in vaͤt. Gewalt nicht ſind. die Note 72. hinzugekommen: L. 11. D. h. t. Inviti filii naturales non rediguntur in patriam poteſtatem.

Ebendaſ. Not. 46. Z. 7. iſt bey iordens Diſſ. hinzuzufuͤgen: Trajecti ad Rhen. 1742. et 1743.

S. 244. Z. 1. nach dem Wort: eingefuͤhrt. iſt beyzufuͤ - gen: wodurch die vaͤterliche Gewalt, als ein wichtiges Vorrecht, uͤber ſolche Kinder ſollte erlangt werden koͤnnen, welche von Ge - burt in derſelben nicht waren.

Ebendaſ. Z. 2. iſt ſo zu leſen: Sie war vor K. Conſtantin dem Großen nicht bekannt74)Man behauptet zwar gewoͤhnlich, daß ſchon vorher ein un - eheliches Kind zuweilen diſpenſationsweiſe legitimirt worden ſey. Allein Marcian, auf den man ſich beruft, redet L. 57. §. 1. D. de ritu nupt. von Kindern, die aus einer putati - ven Ehe gebohren ſind. S. Io. Ortw. westenberg Div. Marcus Diſſ. IX. und Hoͤpfners Commentar uͤber die Hei - necciſchen Inſtitutionen §. 135. Not. 1..

Ebendaſ. fallen Z. 3 5. von den Worten: nur einige wenige Beyſpiele ꝛc. bis auf die Worte: erklaͤrt ha - ben, weg.

Ebendaſ. Z. 12. iſt ſo zu leſen: welchen die Roͤmer, ſeitdem ſolcher unter Auguſt eine erlaubte Verbindung ward, freylich aus mancherley Urſachen der rechtmaͤßigen Ehe weit vorzogen, den aber der chriſtliche Kaiſer ꝛc.

S. 246. ſind Z. 7 17. von den Worten: Ueberdem war ꝛc. an bis auf die Worte: nicht zu wider laufe. weggeblieben.

Ebendaſ. iſt Z. 17. ſtatt der Worte: Kurz dieſe ꝛc. ſo zu leſen: Er erleichterte daher den Weg der Legitimation nicht nur dadurch, daß er bey den Ehen der roͤmiſchen Buͤrger den Unter - ſchied des Standes aufhob; ſondern auch die Legitimation durch nachfolgende Ehe als eine beſtaͤndige und zu jeder Zeit guͤl - tige Art der Legitimation einfuͤhrte, welche ſich auch auf dienoch95noch kuͤnftig im Concubinat zu erzeugende Kinder erſtrecken ſolle82)L. 10. C. de nat. liber. Von den beſondern Gruͤnden dieſer Juſtinianeiſchen Legislation ſehe man vorzuͤglich: Conr. Wilh. de rhoer Diſſertationes de effectu religionis chriſtianae in Iuris - prud. Rom. Faſcic. I. Diſſ. IV. §. 19. p. 133..

S. 243. Z. 3. ſtatt roͤmiſchen Erdichtung lies rechtlichen Er - dichtung.

Ebendaſ. iſt ſtatt Z. 5 8. ſo zu leſen: Man ſagt naͤmlich, ſo wie man ſich die Sache gewoͤhnlich vorſtellt, bey jeder Legiti - mation werde rechtlich fingirt, als ob das legitimirte Kind in rechtmaͤßiger Ehe erzeugt worden ſey; inſonderheit aber werde bey derjenigen Art der Legitimation, welche per ſubſequens ma - trimonium geſchieht, noch auſſerdem fingirt, als ob ſchon zur Zeit der Geburt des Kindes 88), ja ſogar ſchon zur Zeit der Conception deſſelben89)S. de cocceji iur. civ. controv. h. t. Qu. 10. und emming - haus ad Eundem not. i. pag. 99. ſqq. , unter den jetzt heyrathenden Eltern eine rechtmoͤßige Ehe Statt gefunden habe. Jene Fiction, die bey aller Art der Legitimation zum Grunde liegen ſoll, nennt man eine einfache (fictio ſimplex), die letztere aber, welche nur bey der Legitimation durch die nachfolgende Ehe der Eltern Statt finden ſoll, eine zuruͤckwirkende (fictio retrotractiva).

Ebendaſ. iſt ſtatt der Note 63. Folgendes zu ſetzen: Man verſteht unter einer rechtlichen Erdichtung (fictio iuris ſ. legis) eine ſolche Verordnung des Roͤm. Rechts, vermoͤge welcher etwas fuͤr wahr angenommen wird, was zwar nicht wirklich wahr, aber doch moͤglich iſt, um entweder das ſtrenge Recht durch Billigkeit zu mildern, oder ein Geſetz analogiſch anzuwenden, wo fuͤr ſich keine Analogie vorhanden iſt. S. alteserra Tr. de fictionibus iuris. Pariſ. 1659. et rec. Halae 1769. 8. und Chriſt. Iac. zahn Diſſ. de fictionibus iuris Rom. praeſ. Chriſt. gmelin. Tubingae 1787. def.

Eben -96

Ebendaſ. zur Not. 64. walch Introduct. in controv. iur. civ. Sect. I. cap. II. membr. II. §. 3. u. a. m. Dahingegen iſt Hoͤpfner im Commentar, da er ſeine Meinung geaͤndert hat, hier auszuſtreichen.

Ebendaſ. zur Not. 65. Joh. Jac. Prehn Unterſuchung der Frage: ob die Legitimation auſſer der Ehe gebohrner Kinder ſich in einer roͤm. Erdichtung gruͤnde? Roſtock 1777. 4. §. 4. ff.

S. 249. Z. 12. iſt ſtatt Zweytens ꝛc. folgendes zu ſetzen: Zweytens wird in keinem Geſetz jener Fiction gedacht. Nun iſt, ohne geſetzliche Verordnung, jede Fiction, nach dem eigenen Begriffe des Verf. ein Unding. Man hat auch drittens gar nicht noͤthig, zu dieſer Fiction ſeine Zuflucht zu nehmen, um da - raus irgend eine Verordnung in der Legitimationslehre zu erklaͤ - ren. Denn daß keine adulterini, keine inceſtuoſi, keine ſpurii nach dem roͤm. Rechte legitimirt werden koͤnnen, hat vielmehr ſei - nen Grund in dem Haß der roͤm. Geſetzgeber gegen einen ſolchen geſetzwidrigen Beyſchlaf, wodurch dieſe unehelichen Kinder ihre Exiſtenz erhielten, wie daraus erhellet, weil ſie eben ſo wenig durch ein kaiſerliches Reſcript, als durch die nachfolgende Ehe ihrer Eltern legitimirt werden konnten. Man wendet zwar ein, daß wenigſtens die Verordnung in der L. 10. und L. 11. C. de natur. lib. und §. ult. I. de nupt. vermoͤge welcher keine Legitima - tion Statt findet, wenn Jemand mit einer Sklavin Kinder ge - zeugt hat, darauf die Sklavin mit den Kindern freylaͤßt, und ſie heyrathet; ſich nicht erklaͤren laſſe, wenn man keine Fiction zur Huͤlfe nehme. Denn da hier zur Zeit der Geburt dieſer Kin - der keine Ehe zwiſchen den Eltern derſelben moͤglich war, ſo habe folglich auch bey dieſen Kindern nicht fingirt werden koͤn - nen, daß ſie in rechtmaͤßiger Ehe erzeugt worden. Allein auch hierauf laͤßt ſich leicht antworten. Daß Kinder, die ein roͤm. Buͤrger mit einer Sklavin erzeugt hatte, nach jenen Geſetzen nicht durch die nachfolgende Ehe mit derſelben legitimirt werden konnten, hatte ganz andere Urſachen. 1) Hatte K. Conſtantin die Legitimation per ſubſequens matrimonium blos zu dem Ende einge - fuͤhrt, um den Concubinat einzuſchraͤnken. Sie konnte alſo den ineinem97einem contubernio erzeugten Kindern nicht zu Statten kommen92)L. 3. C. de inceſt. nupt. . 2) Wenn auch der Herr die Sklavin, mit der er die Kinder gezeugt hatte, frey ließ, ſo waren deren Kinder doch nur libertini. Dieſe aber hatten vor Juſtinian keine verwandſchaftlichen Succeßions - rechte93)Pr. I. de ſervili cognat. Hoͤpfner im Comment. uͤber die Inſtitut. §. 136. Not. 2.. 3) Suchte Conſtantin uͤberhaupt unanſtaͤndige Verbin - dungen mit niedern Weibern zu verhindern94)heineccius in Commentar. ad Leg. Iul. et Pap. Popp. Lib. II. cap. 2. §. 2. pag. 137. ſqq. . Es iſt daher gar nicht unwahrſcheinlich, daß er die mit einer Sklavin erzeug - ten Kinder vielleicht darum von der Wohlthat der Legitimation ausgeſchloſſen habe, weil er uͤberhaupt nicht wuͤnſchte, die Ehe des Herrn mit ſeiner geweſenen Sklavin zu befoͤrdern95)S. Ant. Fried. Juſt. Thibaut Verſuche uͤber einzelne Theile der Theorie des Rechts. 1. Band. 10. Abh. S. 215.. Ue - berdem hat ja auch 4) Juſtinian alles geaͤndert indem er Nov. LXXVIII. c. 4. etc.

S. 251. ſind Z. 18 23. weggeblieben.

Ebendaſ. iſt zur Note 68 hinzuzufuͤgen: Dieſer (Concubi - nat) war vor Auguſt verboten. S. Herm. cannegieter Diſſ. ad Legem Numae Pompilii de ara Iunonis pellici non tan - genda. Lugd. Bat. 1743. Cap. 4. (in Dan. fellenbergii Iu - risprud. antiqua Tom. I. Nr. VI. pag. 355. ſqq.) Erſt unter Auguſt ward er durch die Lex Iulia et Papia Poppaea eine er - laubte Verbindung. Daher ſagt Marcian L. 3. §. 1. D. de concub. Concubinatus per Leges nomen adſumſit; und Ulpian ſagt L. 49. §. 4. D. de legat. III. inter uxorem et concubinam, niſi dignitate, nihil intereſſe. S. heineccius in Comm. ad L. Iul. et Pap. Popp. Lib. II. c. 4. §. 4. und Ge. Zach. winckler Diſſ. de genuino concubinatus ex mente Legum Rom. conceptu. Lipſiae 1744.

S. 252.G98

S. 252. Z. 4. iſt bey den Worten: gantz ausgeſchloſ - ſen, die Not. 100 hinzugekommen: In Abſicht auf die Spurios ſind zwar verſchiedene Rechtsgelehrte anderer Meinung. Voet Comment. ad Pand. Tit. de concubinis §. 5. glaubt, daß ſie we - nigſtens per oblationem curiae haͤtten legitimirt werden koͤnnen. Allein daraus, daß ſie Decuriones werden konnten, laͤßt ſich noch nicht auf die Wirkung der Legitimation ſchließen, wie auch Iordens Diſſ. I. de legitimatione Cap. IV. §. 3. erinnert hat.

S. 256. zur Not. 82. puffendorf Tom. I. Obſervat. 163. brokes Obſervat. for. Obſ. LXXVII. emminghaus ad Cocceji ius civ. controv. h. t. Qu. XV. not. p.

S. 257. zur Not. 86. Ger. noodt in Comment. ad Pand. h. t. p. 27.

S. 258. zur Not. 88. Anderer Meinung iſt jedoch iordens cit. Diſſ. II. de legitimatione cap. I. §. 4.

S. 259. zur Not 90. bey hofacker nr. III.

Ebend. zur Not. 91. bey gebauer hinter ſeiner Ordo In - ſtitut. Iuſtinianear.

S. 260. iſt die Note 24. der neuen Ausgabe, wie S. 100. an ſeinem Ort bemerkt werden wird. Es iſt jedoch hier folgen - des zu verbeſſern. Z. 12. iſt ſtatt der Worte: was brauchte Juſtinian ꝛc. ſo zu leſen: wie kann alſo Juſtinian dieſe Wir - kung ſeiner Conſtitution zuſchreiben?

Ebend. Z. 28. iſt vor Gebauer noch Jordens Diſſ. I. de legitimatione Cap. VI. §. 18. ſqq. pag. 369. ſqq. und ꝛc. zu ſetzen.

Ebendaſ. Z. 30 iſt nach dem Wort: Handſchriften hin - zuzufuͤgen: und der Auctoritaͤt des griechiſchen Paraphraſten Theophilus.

Ebend. Z. 31. iſt nach den Worten: fuͤr unnoͤthig, hin - zuzufuͤgen: Wie ſoll aber nun der Schwierigkeit abgeholfen wer -den?99den? Gebauer a. a. O. §. 6. ſagt: mihi haerere aquam, inge - nue fateor, et meo ſuffragio locus inexplicabilis eſt ſeponendus. Eben ſo denkt Hoͤpfner im Commentar uͤber die Heinecc. Inſtitu - tionen §. 139. Not. 1.

Ebendaſ. iſt ſtatt: Man ſehe püttmann etc. ſo zu leſen: Puͤttmann glaubt hingegen, hier einen abermaligen Beweiß von Juſtinians bekannter Ruhmſucht zu finden, der hier, ſo wie mehrmalen, ſeiner Legislation eine Wirkung zugeſchrieben habe, die ſchon in der Natur der Sache ſelbſt liegt. Allein es laͤßt ſich noch ein anderer Ausweg finden, ohne dem K. Juſti - nian gerade dieſen Vorwurf machen zu duͤrfen, wenn man naͤmlich bedenkt, daß die Eltern um der vorher gezeugten natuͤr - lichen Kinder willen in den Eheſtand treten, und alſo die ſpaͤter gebohrnen ihre eheliche Geburt der eingefuͤhrten Legitimation ebenfalls zu verdanken haben. So verſteht auch Io. Bern. koeh - ler Interpretat et Emendation. iur. Rom. Lib. I. cap. 10. dieſe Stelle, und daß dieß die wahre Meinung des Kaiſers ſey, er - hellet theils aus dem §. 2. I. de hereditat. quae ab inteſt. defer. wo Juſtinian ſagt: Iuſſimus, ſi quis mulierem in ſuo contuber - nio copulaverit, non ab initio affectione maritali, eam tamen, cum qua poterat habere coniugium, et ex ea liberos ſuſtulerit: poſtea vero, affectione procedente, etiam nuptialia inſtrumenta cum ea fecerit, et filios vel filias: non ſolum eos liberos, qui poſt do - tem editi ſunt, iuſtos et in poteſtate patris eſſe: ſed etiam ante - riores, qui et iis, qui poſtea nati ſunt, occaſionem legitimi nomi - nis praeſtiterunt; theils ſagt Juſtinian L. 10. C. de natur. lib. Cum enim adfectio prioris ſobolis et ad dotalia inſtrumenta efficien - da, et ad poſteriorem filiorum edendam progeniem praeſtiterit oc - caſionem: quomodo non eſt iniquiſſimum, ipſam ſtirpem ſecundae poſteritatis priorem quaſi iniuſtam excludere, cum gratias agere fratribus ſuis poſteriores debeant, quorum beneficio ipſi ſunt iuſti filii, et nomen et ordinem conſecuti. Man ſieht alſo hieraus, daß Juſtinian in der L. 10. C. de nat. lib. auf welche Verordnung er ohne Zweifel gezielt hat, nur die auſſer der Ehe mit einer Con - cubine gezeugten Kinder den nachher noch in der rechtmaͤſigen EheG 2von100von ebenderſelben gebornen Kindern habe gleich machen wollen, damit ſich letztere ihrer ehelichen Geburt halber keinen Vorzug vor den erſtern anmaßen moͤchten, da ſie dieſelbe den unehelichen Kindern und der von Juſtinian erweiterten Legitimation le - diglich zu verdanken haͤtten.

Ebend. fallen die uͤbrigen Worte Z. 32. ff. nunmehr weg.

S. 261. Z. 2 iſt nach den Worten: vorhanden wa - ren; folgendes hinzuzufuͤgen: ſie kam auch nur ſolchen natuͤr - lichen Kindern zu ſtatten, die zur Zeit des neuen Geſetzes ſchon gebohren waren. In poſterum vero ſciant omnes, ſagt noch Ju - ſtinians Vorgaͤnger, Kr. Juſtin21)L. 7. C. eodem. , legitimis matrimoniis le - gitimam ſibi poſteritatem quaerendam, ac ſi praedicta conſtitutio lata non eſſet. Allein Kr. Juſtinian erweiterte dieſe Art der Le - gitimation dergeſtalt, daß er ſie nicht nur als ein beſtaͤndiges und zu jeder Zeit guͤltiges Mittel die vaͤterliche Gewalt zu erwerben, einfuͤhrte, welches ſich auch auf die noch kuͤnftig zu erzeugenden natuͤrlichen Kinder erſtrecken ſollte22)L. 10. et 11. Cod. eod. gebauer cit. Excurſ. IV. §. 3. pag. 286.; ſondern auch ſelbige oh - ne Unterſchied zuließ, wenn gleich aus einer ſchon vorhergegan - genen rechtmaͤſigen Ehe Kinder vorhanden ſeyn ſollten23)Nov. XII. cap. 4. et Nov. LXXXIX. cap. 8. . In dieſer Hinſicht konnte es wohl Juſtinian mit Grund ſeiner Conſtitution zuſchreiben, daß natuͤrliche Kinder dadurch in die vaͤterliche Gewalt gebracht wuͤrden, wenn ihr Vater die Concubi - ne auf eine geſetzmaͤſige Art heyrathet, mit welcher er dieſe Kin - der gezeugt hat24)Iſt die Note 92. der erſten Ausgabe..

Ebendaſ. Z. 8. iſt bey den Worten: erforderlich ge - weſen ſeyn? die Note 25 hinzugekommen: Jordens Diſſ. II. de legitimatione cap. 3. §. 4. ſqq. fuͤhrt uͤber dieſe Frage vier verſchiedene Meinungen an.

S. 262.101

S. 262. Z. 1. iſt ſtatt der Worte: der Concubinat unterſcheiden konnte, ſo zu leſen: denn da die ſtrenge roͤmiſche Ehe durch die conventionem in manum, und die mit ihr verbundene Feyerlichkeit nun ſchon laͤngſt auſſer Gebrauch war, und ſtatt deren der Grundſatz galt: conſenſus facit nuptias28)L. 30. D. de Reg. iur. L. 22. Cod. de nupt. ;

Ebendaſ. iſt Z. 8. nach den Worten: angeſehen hatte, folgendes hinzuzuſetzen: Ich kann daher denjenigen Rechtsgelehr - ten30)Ger. noodt Comm. ad Dig. h. t. pag. 27. cocceji iur. civ controv. h. t. Qu. 16. Hoͤpfner im Commentar uͤber die Heinecciſchen Inſtitutionen §. 139., welche behaupten, daß nach dem roͤm Rechte zur Le - gitimation durch nachfolgende Ehe zwar inſtrumenta nuptialia, aber nicht gerade dotalia, erforderlich geweſen waͤren, eben ſo wenig beyſtimmen, als denjenigen31)voet Comm. ad Pand. Tit. de concubin. §. 12. huber Prae - lect. ad Tit. Inſtit. de nupt. §. 19., welche der Meinung ſind, daß jeder andere Veweiß einer eingegangenen rechtmaͤßigen Ehe hinreichend geweſen ſey; deren Meinungen ſchon Jordens32)Diſſ. II. de legitimatione Cap. III. §. 6 8. hinlaͤnglich widerlegt hat.

S. 263. Z. 7. iſt nach den Worten: in Betrachtung kommt. hinzuzufuͤgen: Es wird indeſſen freylich vorausgeſetzt, daß der toͤdlich Kranke noch bey voͤlligem Verſtande ſey, um ſeine eheliche Einwilligung erklaͤren zu koͤnnen37)de cocceji iur. civ. controv. h. t. Qu. 11. et emmin〈…〉〈…〉 ad Eundem not. l. .

Ebendaſ. zur Not. 3. Eine andere Benennung ſolcher legi - timirter Kinder, naͤmlich die der Buchkinder, kommt von der ehemaligen Sitte her, die Kinder bey der Trauung mit unter das Buch zu nehmen. S. haltaus Gloſſar. pag. 191. Gru - pen von Mantelkindern §. 14. in cit. Tract. S. 287. und Eſtors teutſche Rechtsgelehrſamkeit 3 Th. §. 871.

G 3S. 264.102

S. 264. iſt Z. 1. mit der dazu gehoͤrigen Note 4. wegge - blieben.

S. 265. iſt Z. 10. nach den Worten: eben ſo ungegruͤn - det beyzufuͤgen: Uebrigens bemerke ich nur noch, daß die Legi - timation durch die nachfolgende Ehe auch alsdann noch guͤltig ge - ſchehen koͤnne, wenn gleich der Vater, ehe er die Mutter des unehelichen Kindes geheyrathet, in der Zwiſchenzeit mit einer andern Frau in rechtmaßiger Ehe gelebt, und auch mit derſelben Kinder gezeugt haͤtte49)Nov. LXXXIX. c. 8. et 9. voet Comment. ad Pand. Tit de concubinis §. 11. de cocceji iur. civ. controv. h. t. Qu 12 emminghaus ad Eundem not m. pag. 102. und Gebr. Overbeck Meditationen uͤber verſchiedene Rechtsmaterien. IV. Band. Medit. 235..

Ebendaſ ſind Z. 10. bis 15. von den Worten an: Die ge - meine Meinung bis auf die Worte: ehelich gemacht werden koͤnnen wegzuſtreichen.

S. 266. Z. 4. iſt nach dem W. laͤſtig, hinzuzufuͤgen: und mit ſo vielen Koſten verbunden,

Ebendaſ. iſt Z. 6. ſo zu leſen: Jedermann ſcheuete daher die Uebernehmung eines ſolchen Amts.

Ebendaſ. Z. 8. iſt bey den Worten: zu reitzen ſuchen. die Note 53 hinzugekommen: brissonius ſelectar. ex iure civ. Antiquitat. Lib. IV. cap. 13.

Ebendaſ Z. 10. iſt nach den Worten: zum Decurio. hin - zuzufuͤgen: Da jedoch zum Decurio der Beſitz einer gewiſſen Ver - moͤgensſumme (cenſus decurionum erat centum millium54)plinius Lib. I. Ep. 19. otto de aedilib. coloniar. et muni - cipior. cap. V. §. 3. p. 147. erfor - derlich war; ſo war es freylich nur auf die reichern und vor - nehmern Buͤrger angeſehen, ihre natuͤrlichen Soͤhne mit dem da - zu erforderlichen Theile ihrer Guͤter der Curie zu widmen55)treckel ad Briſſonii ſelect. Antiquitat. c. l. und Guil. Ott. reitz Excurſ XV. ad Theophili Paraphr. Inſtitut. graec. Tom. II. pag. 1207..

Ebendaſ.103

Ebendaſ. iſt Z. 11. nach den Worten: gaͤnzlich weg. Folgendes beyzufuͤgen: Denn wenn gleich die Moͤnche im Mit - telalter es verſuchten, ihren Kloͤſtern das Anſehen himmliſcher Curien zu geben, indem ſie behaupteten, daß ein uneheliches Kind, welches die Eltern dem Kloſterleben gewidmet haͤtten, hier - durch eben ſo, wie per oblationem curiae, legitimirt werde56)S. schwarz Diſſ. cit. §. 19. und Car. Ferd. hommel Iuris - prud. numismatib. illuſtrata. Monum. LXXXVII. pag. 214.; ſo ſahen doch ſchon laͤngſt, ſelbſt katholiſche Canoniſten, das Laͤcherliche dieſer Meinung ein57)covarruvias de matrim. Part. II. Cap. 8. §. 7. n. 6. Et - was unhoͤflich ſchreibt thomasius in Diſſ. de uſu pract. doctr. Inſt. de legitimatione. Cap. II. §. 7. not. c. non niſi inepta mo - naſteria vocari curias coeleſtes, cum ſint curiae inutilium terrae ponderum. .

Ebendaſ. zur Note 16. L. 66. et L. 122. C. Th. de decurion. L. 1. C. Th. de curſ. publ. L. penult. C. de cohort. S. forne - rius Rer. Quotidian. Lib. I. c. 28. und Ev. otto de aedilibus coloniar. et municipior. Cap. V. §. 5. p. 155. ſqq.

S. 267. Z. 17. iſt nach den Worten: roͤmiſchen Rech - ten. beyzufuͤgen: Uebrigens verwirft Juſtinian die Legitima - tion der unehelichen Kinder durch eine Arrogation noch - mals ausdruͤcklich, weil er ſie fuͤr unanſtaͤndig haͤlt62)Nov. LXXIV. cap. 3. et Nov. LXXXIX. cap. 11. §. 2.; welches freylich ſehr ſonderbar iſt, da die Legitimation durch Reſcript auf das naͤmliche hinauslaͤuft63)bachovius in Comment ad Tit. Inſt. de nupt. §. ult. und iordens Diſſ. I. de legitimatione Cap. VIII. §. 2.. Ob nun gleich die Juſti - nianeiſche Legitimation, wie eben bemerkt worden iſt, anders nicht, als unter gewiſſen Erforderniſſen, geſchehen ſoll; ſo pflegen gleichwohl unſere Regenten ſich ꝛc.

Ebendaſ. zur Note 23. stryk Uſ. Mod. Pand. h. t. §. 15. ſqq. hofacker Princip. iur. civ. Tom. I. §. 596. nr. II.

S. 268. fallen Z. 2 10. von den Worten an: obwohl in dieſem Falle bis auf die Worte: gebohren worden. weg.

G 4S. 269.104

S. 269. §. 144. lit. b. Z. 10. iſt bey den Worten: geſche - hen ſeyn. die Note 70. hinzugekommen: koch Succeſſ. ab inte - ſtato civ. §. 53. et §. 54.

S. 270. lit. b. iſt ſtatt Z. 2. bis 5. ſo zu leſen: Ob dieſe auch den Enkeln zu Theil werden, wenn nach dem Tode des na - tuͤrlichen Sohns, von welchem ſie in rechtmaͤßiger Ehe ſind ge - zeugt worden, der Großvater ſeine Concubine heyrathet, iſt un - ter den Rechtsgelehrten ſehr ſtreitig. Daruͤber ſind alle Rechts - gelehrten einig, daß wenn die Ehe des Großvaters bey Lebzei - ten des Sohns erfolgt, der Enkel auch hierdurch in Anſehung ſeines Großvaters legitim werde. Denn indem deſſelben Vater dadurch legitimirt wird, und in die vaͤterliche Gewalt kommt, erlangt der Großvater zugleich auch die vaͤterliche Gewalt uͤber den Enkel, und folglich auch dieſer die Familienrechte in An - ſehung ſeines Großvaters71)Arg. §. 11. I. de adopt. . Allein dieſes Mittel faͤllt nun freylich weg, wenn der Vater des Enkels vor dem Großvater verſtorben iſt. Daher laͤugnen mehrere Rechtsgelehrten72)bachovius ad Treutlerum Vol. I. Diſp. 2. Th. 7. Lit. A. vinnius Commentar. ad §. ult. I. de nupt. Ge. iordens Diſp. II. de legitimatione Cap. IV. §. 4. et 5. Wolfg. Ad. lauterbach Diſſ. de legitimatione per ſubſequens matrimonium §. 31., daß die Ehe des Großvaters in Abſicht auf den Enkel die Wir - kung der Legitimation habe, weil ſich dieſe nur eigentlich auf die natuͤrlichen Kinder des Vaters erſtreckt, der die Ehe mit ſeiner Beyſchlaͤferin ſchließt73)§. 13. I. de nupt. L. 5. L. 7. et L. 10. Cod. de natur. lib. . Indeſſen ſind doch die meiſten Rechts - gelehrten74)Ant. schulting in enarrat. partis primae Digeſtor. h. t. §. 10. huber Praelect ad Pand h. t. §. ult. perez Praelect ad Cod. Tit. de natural lib. nr. 17. voet Comm. ad Pand. Tit. de con - cubin. §. 7〈…〉〈…〉 struv Syntagm. iur. h. t. Th. 50. Io. Ort[n], westenberg Diſſert II. de portione legitima. Cap. II. §. 21. et 22. (Operum a Io. Henr. iungio editor. Tom. I. pag. 22. ſq. ) cocceji in iure civ. controv h. t. Qu. 13. walch Introduct. in controv. iur. civ. Sect. l. Membr. II. Cap. II. §. 2. aus folgenden Gruͤnden der bejahenden Meinung:a) weil105a) weil die Wirkung der erfolgten Ehe immer auf die Zeit der Conception oder wenigſtens der Geburt des natuͤrlichen Sohns zu retrotrahiren ſey, b) der Enkel an die Stelle ſeines patris praedefuncti trete, und uͤberhaupt c) der Ausdruck liberi in den Roͤm. Geſetzen auch nepotes unter ſich begreife75)L. 84. L. 201. et 220. D. de Verb. Signif. ; wogegen ſich nun aber freylich, wie Jordens76)a. a. O. §. 5. ſehr ausfuͤhrlich gezeigt hat, noch vieles einwenden laͤßt. Daß uͤbrigens die legitimir - ten ꝛc.

S. 271. Z. 12. iſt bey dem Wort: angenommen. die Note 82. hinzugekommen: Nach dem allgemeinen Preuß. Landrechte 2. Th. 9. Tit. §. 5. wird jedoch das von einem adelichen Vater auſſer der Ehe erzeugte Kind, durch geſetzmaͤßige Vollziehung einer Ehe zur rechten Hand mit der Mutter, des Adelſtandes theilhaftig.

Ebendaſ. iſt ſtatt Z. 13 15. Folgendes zu ſetzen: Soviel iſt gewiß, daß die Legitimation durch Reſcript nie die Abſicht habe, ſolchen Kindern die Ebenbuͤrtigkeit zu ertheilen83)Io. Ad. Th. kind Quaeſt. for. Tom. III. cap. 4. Runde a. a. O. Danz Handbuch des heutigen teutſchen Privat - rechts. 4. Band §. 369. Io. Frid. Chriſt. hesse Comment. de liberorum legitimatione an et quatenus nobilitatem conferat. Goett. 1792. .

Ebendaſ. lit. c. Z. 3. iſt nach den Worten: dem Vater hinzuzufuͤgen: wie ehelich gebohrne Kinder,

Ebendaſ. Z. 5. iſt nach dem Worte: ſuccediren, hinzu - zuſetzen: wenn auch gleich dieſe in die Legitimation nicht aus - druͤcklich eingewilliget haben84)Nov. XII. cap. 4. Nov. LXXXIX. cap. 8. pr. cap. 9. §. 1. et cap. 11. §. 2. voet ad Pand. Lib. XXXVII. Tit. 17. §. 21. Fr. balduinus Comm. ad Inſtitut. Lib. III. Tit. I. pag. 409. hofacker Princip. iur. civ. T. I. §. 597. not. d. kind Quaeſtion. for. Tom. III. Cap. 4. und Gottl. wernsdorf Diſſ. de dubio legitimatorum per reſcriptum principis iure in Germania. Vitemb. 1791. §. 16..

G 5Eben -106

Ebendaſ. iſt zur Note 35. der erſten Ausgabe beyzufuͤgen: Runde Grundſaͤtze des allgemeinen teutſchen Privatrechts. §. 369.

Ebendaſ. zur Note 36. Saͤchſ. Landrecht. 3. B. Art. LXXII.

Ebendaſ. faͤllt Note 37. jetzt weg.

S. 272. Z. 2. iſt ſtatt: den uͤbrigen Aſcendenten. zu leſen: den uͤbrigen vaͤterlichen Anverwandten.

Ebendaſ. zur Note 39. Nov. LXXXIX. cap. 4. Ein gleiches will Ger. noodt in Comm. ad Pandect h. t. pag. 27. in fin. auch von ſolchen Kindern behaupten, welche per reſcriptum principis legitimirt worden ſind. Allein die Nov. LXXXIX. cap. 8. pr. cap. 9. §. 1. und cap. 11. §. 2. widerlegen dieſe Mei - nung hinlaͤnglich. Man ſehe wernsdorf cit. Diſſ. §. 16.

S. 273. ſind Z. 1 5. weggeblieben.

Ebendaſ. auch Z. 21. u. 22.

S. 274. ſind Z. 1 8. weggeſtrichen worden.

S. 275. Z. 11. iſt bey den Worten: Schranken ſetzen? die Note 95 hinzugekommen: Sehr richtig ſchreibt Herr Appell. Rath kind in Quaeſt. for. T. III. cap. 3. p. 37. Principes Ger - maniae, quando gratiam legitimationis per reſcriptum faciunt, hoc ius exercent non tam vi conſtitutionis Iuſtinianeae, quam potius vi propria ſummae poteſtatis, qua gaudent. Dudum exploſus eſt opinionis error, quo plures decepti iura ſupremae poteſtatis Princi - pibus Germaniae competentia ex modulo iuris Romani metiuntur. Principes Germaniae in eiusmodi cauſis, utut iure Romano definitis, iure proprio utuntur, nec legibus Romanis adſtricti ſunt. Man ſehe auch Hn. Hofr. Hartlebens allgemeine Bibliothek der neue - ſten juriſt. Litteratur. 2. Bandes 1. St. fuͤr das Jahr 1786. (Mainz u. Frankf. 1788. 8.) S. 220.

Ebendaſelbſt iſt Z. 18. bey den Worten: nicht erlaubt; Not. 96. zu ergaͤnzen. Nov. LXXXIX. cap. 12. §. 2.

S. 276.107

S. 276. §. 145. iſt Z. 10. bey den Worten: nicht verlu - ſtig waren. die Not. 98. hinzugekommen. püttmann Proba - bil. iur. civ. Lib. II. cap. 16.

S. 279. iſt nach Nr. 3. noch Nr. 4. zu ergaͤnzen: 4) Sie ſind nicht ſtiftsfaͤhig6)de cramer de iuribus et praerogativis nobilitatis avitae Cap. IV. §. 2., und auch von der Succeſſion in die teutſchen Reichslande ausgeſchloſſen7)Io. Steph. pütter Primae lineae iuris privati Principum ſpec. Germaniae. Lib. I. cap. III. §. 27..

Ebendaſ. zur Not. 55. emminghaus ad Cocceji ius civ. controv. h. t. Qu. XVII. not. u. Nach dem neuen Preußi - ſchen Landrechte 1. Th. 18. Tit. §. 361. ſind jedoch diejeni - gen unehelichen Kinder, welche durch die nachher von ihren El - tern guͤltig vollzogene Ehe zur rechten Hand legitimirt worden ſind, von der Lehnsſucceſſion nicht ausgeſchloſſen.

Ebendaſ. zur Not. 56. Anderer Meinung ſind zwar de coc - ceji iur. civ. controv. h. t. Qu. XIV. emminghaus ad Eun - dem not. o. und walch Introduct. in controv. iur. civ. Sect. I. Cap. II. Membr. II. §. 1. Allein der Grund, den ſie von der zu - ruͤckwirkenden Kraft der Legitimation hernehmen, iſt ſchon oben widerlegt worden.

S. 281. zur Note 66. iſt beyzufuͤgen: Chriſt. Gottl. rich - ter Specimen Obſervation. de comitibus palatinis Franciae et Ger - maniae. Lipſiae 1790.

S. 283. zur Note 72. de ludolf Obſervationes for. T. III. Obſ. 263. und Schmidts hinterlaſſene Abhandlungen verſchie - dener pract. Rechtsmaterien 2. Band Nr. LXVII. S. 224.

S. 284. zur Note 74. S. Puͤttmanns Progr. de pote - ſtate comitum palatinorum valde reſtricta. (In Adverſar. iur. univ. Lib. III. c. 4.) und Puͤtters Beytraͤge zum teutſchen Staats - und Fuͤrſtenrechte 1. Th. N. XIII. S. 214. f.

S. 286. Z. 12. iſt bey den Worten: ausuͤben koͤnnen, die Note 37 hinzugekommen: de cocceji ius civ. controv. Lib. I. Tit. 4. Qu. 5.

Eben -108

Ebend. zur Note 85. Spener ius public. T. VI. p. 156. ſq.

Ebendaſ. zur Not. 86. voet Commentar. ad Dig. T. II. Tit. de concubinis §. 16.

Statt S. 287 und 288. iſt folgendermaſſen zu leſen: dieſe letztere Meinung verdient allerdings den Vorzug, in ſofern ſie naͤmlich unter der Einſchraͤnkung angenommen wird, daß nicht etwa das Staatsintereſſe ein anders erheiſche, oder der Legiti - mirte vermoͤge der erhaltenen Legitimation ein gewiſſes Recht in einem fremden Lande zum Nachtheil der Buͤrger deſſelben durch - zuſetzen ſuchen wolle 40). Denn 1) macht dieſes die genaue Verbindung, in welcher ſich die ſaͤmmtlichen Staͤnde des teut - ſchen Reichs befinden, nothwendig, die von einem teutſchen Lan - desherrn ertheilten Legitimationen auch in andern teutſchen Reichs - landen anzuerkennen; weil ſonſt unzaͤhliche Mißverſtaͤndniſſe und Retorſionen daraus entſtehen wuͤrden. 2) Iſt es ſchon in dem Natur - und Voͤlkerrechte gegruͤndet, daß kein Regent uͤber die Handlungen, Geſetze, Freyheitsverleihungen und Erkenntniſſe eines andern Regenten, welche derſelbe in ſeinem Staate und unter ſeinen Unterthanen ertheilt, zu urtheilen, und denſelben entgegen zu handeln, oder deren Gebrauch zu hindern ſich her - ausnehmen duͤrfe. Hieraus folgt, daß Legitimationen, die ein Landesherr ſeinen Unterthanen ertheilt, ihre Wirkung auch in ei - nem fremden Lande haben, ſofern ſie weder dem Rechte des Re - genten dieſes Landes, noch den Rechten ſeiner Unterthanen Ein - trag thun41)S. Hrn. Prof. Siebenkees Abhandl. von Freyheiten und Immunitaͤten im fremden Gebiete, 1. Abſchn. §. 2. (in Deſſelben Beytraͤgen zum teutſchen Rechte 1. Th. Nr. IV. S. 113.). Hierzu kommt, 3) daß die Rechte, welche den perſoͤnlichen Zuſtand eines Menſchen betreffen, jederzeit nach den Geſetzen des Wohnorts zu beurtheilen ſind42)S. den 1. Th. dieſes Commentars §. 74. S. 398..

S. 289. Z. 18. iſt nach den Worten: ab eius pendet volun - tate. ſo zu leſen: Es entſteht alſo hier die Frage, wieweitſich109ſich die Macht des Landesherrn in Anſehung der Legitimation durch Reſcript erſtrecke?

1) Kann er, nach ſeinem Gefallen, eine vollkommene oder unvollkommene Legitimation ertheilen? Es kommt darauf an, ob ſie vom Vater ſelbſt, oder, ohne deſſen Ein - willigung, bloß vom Kinde, oder deſſen Mutter geſucht wird. In dem letztern Falle kann dem Kinde zum Nachtheil des Vaters und ſeiner rechtmaͤßigen Erben keine vollkommene Legi - timation ertheilt werden, ſondern hier giebt die Legitimation nur die buͤrgerlichen Rechte im Staate, weil die Geſetze nicht wol - len, daß Jemandem wider ſeinen Willen ein Erbe aufgedrungen werde44)§. 7. I. de adopt. L. 7. C. de precib. imp. offer. L. 4. C. de emancipat. Schmidts hinterlaſſene Abhandlungen verſchie - dener pract. Rechtsmaterien. 2. B. Nr. LXVII. §. 3. kind Quaeſt for. Tom III. cap 3 p. 39. ſq. . In dem erſten Fall hingegen, da der Vater ſelbſt um die vollkommene Legitimation des unehelichen Kindes anhaͤlt, haͤngt es von dem Willen des Landesherrn ab, ob er dem Ge - ſuche des Vaters willfahren, und eine vollkommene oder nur eine unvollkommene Legitimation ertheilen will.

2) Kann der Landesherr auch ſolche uneheliche Kinder, die aus einem Ehebruche oder aus einem Inceſt erzeugt wor - den ſind, auf Verlangen des Vaters plene, d. i. auf eine ſolche Art legitimiren, daß ſie auch in Anſehung des Vaters ein Erb - recht erhalten? Nach dem heutigen Rechte zweifelt man wenig - ſtens nicht daran, daß auch ſolchen Kindern auf Verlangen des Vaters eine vollkommene Legitimation ertheilt werden koͤnne45)Io. Balth. L. B. a wernher ſelect. Obſervat. for. Tom. I. P. V. Obſ. 15.. Einige Rechtsgelehrten46)God. Lud. madihn Princip. iur. Rom. P V. § 5. in fin. und H. von Trütſchler in der Anweiſung zur vorſichtigen und foͤrml. Abfaſſung rechtlicher Aufſaͤtze. 1. Th. 2. Hauptabth. 3. Hauptſt. §. 55. not. a. S. 302. widerſprechen zwar, allein man hat nicht bedacht, daß ſich die Gewalt unſerer heutigen Regentenim110im Betreff der Legitimationen nicht nach dem Maßſtabe des Roͤm. Rechts beurtheilen laſſe. Soll jedoch

3) die Legitimation, die durch ein landesherrliches Reſcript geſchiehet, ein Succeſſionsrecht geben, ſo muß nicht nur der Vater ausdruͤcklich darum gebeten haben, ſondern auch das Succ[e]ſſionsrecht in dem Legitimationsreſcripte deutlich und na - mentlich ertheilt ſeyn. Es gilt dies nicht bloß in dem Falle, wenn eheliche Kinder vorhanden ſind, deren Exiſtenz jedoch dem Landesherrn nicht verſchwiegen werden darf, wenn das Reſcript nicht fuͤr erſchlichen gehalten werden ſoll47)wernsdorff Diſſ de dubio legitimatorum per reſcriptum Principis iure in Germania. §. 14. koch Succeſſ. ab int §. 29.; ſondern auch als - dann, wenn auch nur andere geſetzliche Erben vorhanden ſind, welche durch die Erbfolge der legitimirten Kinder ausgeſchloſſen werden48)hommel Rhapſod. quaeſtion. for. Vol. VI. Obſ. 7〈…〉〈…〉 3.. Endlich iſt noch

4) zu bemerken, daß wenn ein uneheliches Kind, auf Be - gehren ſeines Vaters, vom Landesherrn die mit der ehelichen Geburt verknuͤpften Succeſſionsrechte erhalten hat, demſelben hierdurch nach der Meinung mehrerer angeſehener Rechtsgelehr - ten49)L. B. a wernher ſelect obſervat. for. T. II. P. VI. Obſ. 318. a leyser Meditat. ad Pandect. Vol. I. Specim. XIX. Cor. 3. wernsdorff cit. Diſſ. §. 19. et 20. Chriſt. Gottl. biener Diſſ. varias iuris civ. Quaeſtiones tract. Lipſiae 1797. Qu. 3. u. a. m. heut zu Tage nicht auch zugleich ein Erbrecht auf den Nachlaß der vaͤterlichen Verwandten beygelegt werde, wenn naͤmlich dieſelben nicht darein, daß der Legitimirte auch ihnen ſuccediren ſolle, ausdruͤcklich gewilliget haben. In dem Roͤm. Rechte iſt zwar gerade das Gegentheil verordnet50)Nov. LXXXIX. cap. 8. pr. cap. 9. §. 1. et cap. 11. in fin. . Allein man beurtheilt heutiges Tages die Legitimation durch Reſcript bloß nach den Grundſaͤtzen von Privilegien, welche ſtreng zu erklaͤren ſind, und nicht zum Nachtheil eines Dritten, folglichauch111auch hier nicht zum Nachtheil der vaͤterlichen Verwandten, welche in die Legitimation nicht eingewilliget haben, erklaͤrt werden duͤrfen. Indeſſen halten es doch auch noch jetzt manche be - waͤhrte practiſche Juriſten51)carpzov P. II. Conſt. VI. Definit. 16. nr. 4. mevius P. IX. Deciſ. 125. titius iur. priv. Rom. Germ. Lib. VI. cap. 13. §. 6. et Lib. VII. c. 1. §. 20. et 21. hofacker Princip. iur. civ. Tom. I. §. 597. not. d. kind Quaeſtiones forenſ. T. III. cap. 3. pag. 40. ſq. Ge. Lud. Boͤhmers auserleſene Rechtsfaͤlle. 2. Bandes 1. Abth. Reſp. CXXVIII. Qu. 4. S. 277. f. koch Succeſſ. ab inteſtato. §. 75. hierin mit dem Roͤmiſchen Rechte, weil ſich ein allgemeiner Nichtgebrauch deſſelben, ſofern es nicht durch beſondere Landesgeſetze hierin abgeaͤndert worden iſt, nicht erweiſen laͤßt.

S. 291. Z. 22. iſt ſtatt der Worte: als ſolche die Kin - desrechte vorher nicht hatte. ſo zu leſen: vorher die Kindesrechte in Ruͤckſicht auf den, welcher ſie annimmt, ent - weder gar nicht hatte, oder ſich wenigſtens in deſſelben vaͤter - lichen Gewalt nicht mehr vefand.

S. 292. Z. 6. iſt nach den Worten: kein Erbrecht zu, Folgendes hinzuzufuͤgen: in ſofern es nicht im Teſtamente des Pflegvaters zum Erben eingeſetzt worden iſt.

Ebendaſ. iſt Z. 8. nach den Worten: die Alimente wei - ter fordern; hinzuzufuͤgen: wenn ſie demſelben nicht aus - druͤcklich vermacht worden ſind.

S. 293. zur Not. 7. In der Folge galt jedoch das teſta - mentum Principis ſoviel als eine lex curiata. Ueberhaupt hatten bey den Adoptionen der Kaiſer manche beſondere Rechte Statt, wie dodwell in Praelectionib. Camdenian. (Oxonii 1692. 8.) Praelect. XVIII. pag. 551. ſqq. gezeigt hat.

S. 294. Nr. II. Z. 2. iſt ſtatt der Worte: die Aufnah - me an Kindes ſtatt verſtoſſen, ſo zu leſen: das Adoptionsverhaͤltniß muß dem der natuͤrlichen Abſtammung ana - log ſeyn.

Eben -112

Ebendaſ. Nr. II. Z. 4. muß ſtatt der Worte: daß der An - zunehmende ſeyn koͤnne, ſo geleſen werden: daß der Adoptirte ein leibliches Kind oder Enkel ſeines Adoptiv. Vaters ſeyn koͤnne.

Ebendaſ. zur Not. 9. cicero pro domo cap. 13. ſagt: Quod eſt, Pontifices, ius adoptionis? nempe ut is adoptet, qui neque pro - creare iam liberos poſſit, et cum potuerit, ſit expertus.

S. 295. iſt ſtatt Z. 1 10. folgendes zu ſetzen: Die roͤmi - ſchen Geſetze nehmen nun an, daß man dazu tuͤchtig ſey, ſo lan - ge man noch nicht ſechzig Jahre alt iſt; und wollen daher auch der Regel nach nicht, daß man vor dem ſechzigſten Jahre adoptire71)Vermoͤge der Legis Iuliae und Papiae Poppaeae war Jeder, der zum Eheſtand tuͤchtig, und noch nicht 60 Jahre alt war, zu heyrathen verbunden, wenn er nicht in die Strafe der Eheloſigkeit fallen wollte. Wer hingegen einmahl das ſechzig - ſte Jahr unverheyrathet zuruͤckgelegt hatte, den befreyeten ſelbſt die Geſetze von aller weitern Strafe. Dies ward aber in der Folge durch das SCtum Perſicianum geaͤndert, vermoͤge deſſelben ſollte nun das Alter von 60 Jahren dem Hageſtolzen kein Aſyl mehr gegen die Strafe des Caͤlibats ſeyn, wenn er auch gleich nun noch in ſeinen alten Tagen heyrathen wollte; nur das konnte ihn vermoͤge eines neuern Senatsſchluſſes, des SCti Claudiani, ſchuͤtzen, wenn er eine ſolche Frau heyrathete, die noch nicht 50 Jahre alt war. ulpian. Fragm. Tit. XVI. §. 3. suetonius in Claudio. cap. 23. Kr. Conſtantin hob jedoch die Strafen des Caͤlibats auf. L. un. Cod. de infirm. poenis caelibat. und Kr. Juſtinian erlaubte auch die Ehe den abgelebten Greiſen. S. heineccius in Comm. ad Leg. Iul. et Pap. Poppaeam Lib. II. cap. 3.. Dieß iſt wenigſtens bey der Arrogation auſ - ſer Zweifel. Denn Ulpian72)L. 15. §. 2. D. h. t. ſagt ausdruͤcklich: ꝛc.

Ebendaſ. Z. 16. iſt nach den Worten: velit adoptare, fol - gendes hinzuzufuͤgen: Erwaͤgt man indeſſen, daß die Arrogation eines patrisfamilias uͤberhaupt mehr Schwierigkeiten fand, als die Adoption einer Perſon, die ohnehin noch unter vaͤterlicher Gewalt ſtand, weil in dem erſten Falle eine Familie fuͤr denStaat113Staat verlohren wurde, dahingegen der filiusfamilias, der in die Adoption gegeben wurde, hierdurch nur die Familie aͤnderte73)Iſt in der erſtern Ausgabe Not. 15.; ſo iſt es allerdings noch ſehr zweifelhaft, ob das, was dort von der Arrogation geſagt iſt, auch bey der eigentlichen Adoption gel - te. Nach den neuern roͤm. Rechten laͤßt ſich wenigſtens um ſo mehr daran zweifeln, ſeitdem Kr. Conſtantin die Strafen des Caͤlibats aufgehoben hatte, und nach der Verordnung des Krs Juſtinian durch die Adoption die vaͤterliche Gewalt nur alsdann erlangt wurde, wenn der Anzunehmende ein Verwandter in abſteigender Linie war, ein anderer aber, der kein Deſcendent vom Adoptivvater iſt, in der Gewalt des leiblichen Vaters ohne - hin verbleibt74)Das neue Preuß. Landrecht 2. Th. 2. Tit. §. 668. beſtimmt ein Alter von 50 Jahren, nach welchem es erlaubt ſeyn ſoll, andere an Kindesſtatt anzunehmen..

S. 296. zur Not. 20. Ev. otto Iurisprud. ſymbolica Exerc. III. cap. 1.

S. 299. Z. 7 14. iſt folgendermaſſen zu leſen: daß die Adoption ein blos roͤmiſches Inſtitut iſt, welches auch heutiges Tages aus roͤmiſchen Grundſaͤtzen beurtheilt werden muß. Es darf daher von der in dem Roͤm. Recht vorgeſchriebenen Form derſelben nicht abgewichen werden, wenn das Geſchaͤfft die ihr beygelegte Wirkung hervorbringen ſoll.

S. 300. §. 150. Z. 10. iſt ſtatt der Worte: nichts ſo un - gereimtes zu bewerkſtelligen ſey. Folgendes zu ſetzen: manches durch Adoption moͤglich gemacht werden koͤnne, was der Natur nach unmoͤglich iſt.

S. 303. Z. 9. u. 10. ſind die Worte: zwar die Zeu - gungsglieder in der gehoͤrigen Beſchaffenheit haben, aber dennoch wegzuſtreichen.

Ebendaſ. iſt Z. 12. u. 13. ſtatt der Worte: Solche koͤn - nen ſchon nach gemeinen Rechten adoptiren. folgen - des zu ſetzen: Bey dieſen befinden ſich nun entweder die Zeu -gungs -H114gungsglieder in der gehoͤrigen Beſchaffenheit, oder dieſe ſind bey ihnen von Natur ſo mangelhaft, daß ſie auf immer zur Coha - bitation unfaͤhig ſind. In dem erſtern Falle koͤnnen ſie nach dem Roͤm. Rechte adoptiren1)§. 9. I. h. t. L. 2. §. 1. L. 40. §. 2. D. eodem. L. 6. pr. D. de lib. et poſtum. ; letztern hingegen kann nach der Analogie deſſelben dieſes Recht nicht eingeraͤumt werden2)Arg. L. 16. D. h. t. et L. 6. §. 2. et L. 7. D. de aedilit. edicto. S. Io. van nispen Diſſ. de Fragmenta, quae in Dig. ex Heren - nii Modeſtini IX. libris Differentiar. ſuperſunt. (Lugd. Batav. 1752.) Cap. 2. (in Ger. oelrichs Theſ. Diſſertat. Belgicar. T. I. P. I. p. 14.). So laſſen ſich die verſchiedenen Meinungen des Walchs3)Introd. in controv. iur. civ. Sect. I. Cap. II. Membr. II. §. 4. und von Cocceji4)Iur. civ. controv. h. t. Qu. 1. ſehr gut vereinigen, von denen letzterer den Spa - donen die Adoption geſtattet, erſterer aber denſelben dieſes Recht abſpricht5)Man ſehe auch Hoͤpfners Commentar uͤber die Inſtitu - tionen §. 146. Not. 1. S. 178..

Ebendaſ. zur Note 44. Man ſehe auch heineccii Comm. ad Leg. Iul. et Pap. Popp. Lib. II. cap. III. §. 4. p. 158.

S. 304. zur Note 48. Man ſehe auch Io. van nispen cit. Diſſ. cap. 2. pag. 13. ſqq.

S. 305. Nr. 4. Z. 6. iſt bey den Worten: gezeugt habe. die Note 15. hinzugekommen: harmenopulus Epitome iur. civ. Lib. IV. Tit. 6. n. 20. ſagt: Fratris adoptio earum rerum numero habetur, quae fieri nequeant, aut non ſoleant: unde et matrimo - nium non impedit. Adoptio ſiquidem naturam imitatur; at nemo ſibi fratrem gignit.

Ebendaſ. Z. 20 iſt nach dem Wort: Bedeutung, hinzu - zufuͤgen: in welcher es die Roͤm. Kaiſer nahmen, wenn ſie die - jenigen, welche ſie zu Mitregenten angenommen hatten, fratres nannten17)S. Ev. otto de Iurisprud. Symbolica Exercit. III. cap. 13..

S. 309.115

S. 309. ſind Z. 6 9. von den Worten: Daher ſucce - dirt an, bis auf die Worte: unter ihnen verbieten. wegzuſtreichen, und dafuͤr Folgendes zu ſetzen: Eine Folge die - ſer legalen Verwandſchaft iſt

2) ein Ehehinderniß zwiſchen dieſen Perſonen, welches ſie jedoch auch auf gewiſſe Cognaten des Vaters, z. B. auf deſſen Mutte[r], und deren Schweſter erſtreckt, ſo lange wenigſtens die Verbindung nicht durch Emancipation wieder aufgehoben iſt33)S. die Not. 70. der erſten Ausgabe..

S. 310. zur Note 79. appianus Lib. III. de bello civ. pag. 532. Moris eſt apud Romanos, ut adoptivi adoptantis no - men adjiciant ſuo. S. spanhemius de praeſtantia et uſu numiſ - mat. Diſſ. X. pag. 77.

Ebendaſ. zur Note 80. L. 4. C. de Decurion.

S. 311. Z. 10. iſt ſtatt der Worte: Soviel endlich ꝛc. ſo zu leſen: Eben dieſe Wirkungen hatte vor Juſtinian auch die Adoption. Allein nach dem juſtinianeiſchen Rechte iſt ꝛc.

Ebendaſ. zur Note 82. beſonders auch Ev. otto de Iuris - prud. Symbol. Exerc. III. cap. 3. pag. 269. ſq.

S. 318. Nach Z. 3. iſt hinzuzufuͤgen: Der Adoptivvater kann daher das Kind in ſeinem Teſtamente nach Gefallen uͤber - gehen.

Ebendaſ. §. 152. Z. 3. iſt nach dem Wort: gruͤnden, hin - zuzufuͤgen: und daher nur ehelichen leiblichen De - ſcendenten zukommen.

Ebendaſ. zur Note 5. Runde Grundſaͤtze des gemeinen teutſchen Privatrechts §. 370.

S. 319. zur Note 6. hofacker Princip. iur. civ. Tom. I. §. 606. nr II.

S. 320. Note 12. iſt bey Walch’s Naͤherrecht S. 314. nach der 3. vermehrten Auflage. Jena 1795. 8. zu leſen.

S. 323. Nr. 4. iſt Z. 1. ſtatt obrigkeitliche Beſtaͤtigung zu leſen: Die Beſtaͤtigung der competenten Obrigkeit.

H 2Ebendaſ.116

Ebendaſ. ſtatt Z. 2 10. ließ: Dieſe muß, wenn die Adop - tion von einer Frauensperſon geſchiehet, beym Landesherrn ge - ſucht werden. Auſſerdem iſt die Auctoritaͤt des ordentlichen Rich - ters hinreichend, welcher das Anbringen der Intereſſenten pro - tocollirt, und nach vorzuͤglicher erforderlichen Unterſuchung die Beſtaͤtigung mittelſt eines Decrets ertheilt88)Iſt Note 25.. Ehemahls er - forderte zwar die Adoption noch mancherley Feyerlichkeiten bey den Roͤmern, welche theils oͤffentlich vor Gericht, wie die Man - cipation, theils zu Hauſe beym Altar der Penaten und vor dem torus genialis vorgenommen wurden, von denen Everhard Otto89)De iurisprud. ſympolica Exercit. III. cap. 2. et 5. ausfuͤhrlich handelt. Auch bey den Teutſchen waren in den aͤltern Zeiten gewiſſe Adoptionsfeyerlichkeiten uͤblich90)heineccius Elem. iur. germ. Tom. I. Lib. I. §. 152. Poly - carp. leyser Obſervat. diplomat. hiſtoric. de adoptione per andelangum. (in eius Opuſcul. Norimbergae 1800. 4. Nr. XIII. p. 173 ſqq.) Eſtors buͤrgerliche Rechtsgelahrtheit der Teut - ſchen Hauptſt. 117. §. 891. Dreyers Nebenſtunden. S. 260. ff.. Allein dieſe fallen heutiges Tages ganz weg. Die alte Feyer - lichkeit der Adoption, die durch ſolennen Scheinverkauf, und da - rauf erfolgte Freylaſſung des Kindes geſchahe91)cicero Orat. pro domo cap. 13. valerius max. Lib. V. cap 10. nr. 2. gellius Lib. V. Noct. Atticar. cap. 19. suetonius in Auguſto cap. 64. Ge. Darnaud var. Conje - ctur. iur civ. Lib. II. c. 25. pag. 384., wurde ſchon vom Kr. Juſtinian92)L. fin. Cod. h. t. ſelbſt aufgehoben. Nach deſſelben Ver - ordnung iſt die bloße Erklaͤrung des leiblichen Vaters, vor dem competenten Richter, daß er mit der Adoption zufrieden ſey, hinreichend, jedoch wird auch die Gegenwart der uͤbrigen Per - ſonen ausdruͤcklich erfordert.

S. 325. Z. 11 13. ſind wegzuſtreichen.

S. 326. Z. 8 11. ſtatt der Worte: Der innige An - theil nothwendig, ſo zu leſen: Daher war auch ehemalsbey117bey Arrogationen die Auctoritaͤt der Pontiſicum erforderlich; nicht blos wegen des Antheils, den der Arrogirte an den ſacris fami - liae des Arrogators erhielt, wie Raͤvard98)De auctoritate Prudentum cap. 6. und Guthe - rius99)De vetere iure Pon〈…〉〈…〉 ific Lib. II. cap. 5. glauben; ſondern weil bey der Arrogation immer eine Familie verloren wurde, dem Prieſtercollegium aber die Sorge oblag, ne ſacra privata familiae interirent100)cicero pro domo cap. 13 Quid? ſacra Clodiae gentis, cur intereunt, quod in te eſt? quae omnis notio Pontificum, cum adoptarere, eſſe debuit. Man vergleiche hier vorzuͤglich Ev. otto de Iurisprud. Symbolica Exercit. III. cap. 2. p. 258. ſq. .

Ebendaſ. zur Note 33. Man ſehe auch Herm. noordkerck Obſervationum Decad. cap. VII. pag. 139. ſqq.

S. 328. zur Note 43. leyser Meditat. ad Pandect. Spe - cim XX. medit. 4. emminghaus ad Eundem not. e. u. Runde Grundſaͤtze des allgemeinen teutſchen Privatrechts §. 618.

S. 329. Z. 8. ſtatt fuͤr unrecht und gefaͤhrlich, ließ: nicht fuͤr rathſam.

S. 330 zur Note 49. iſt hinzugekommen: wahrſcheinlich iſt wohl Kr. Claudius der Andere gemeint, welcher im Jahr 268. den Kaiſerthron beſtieg, und welchen die Kr. Diocle - tian und Maximian L. 1. C. Ne liceat. potent. patroc. Di - vum Claudium, conſultiſſimum Principem, et parentem ſuum nen - nen, wie Petr. de toullieu Collectan. iur. civ. pag. 269. und puͤttmann Interpretat. et Obſervat. iur. Rom. Cap. XXVI. §. 1. pag. 120. gezeigt haben.

S. 331. zur Note 54. Aus dieſem Geſetz erhellet zugleich, daß die bey dieſer Arrogation erforderliche Unterſuchung zum Reſſort der ordentlichen Obrigkeit gehoͤrt.

Ebendaſ. zur Note 55. Z. 13 nach muretus iſt beyzufuͤgen: Greg. majansius in Diſſ. de impuberum arrogatione §. 15 18. (Tom. I. Diſſertation. iur. civ. pag. 226. ſqq.)

H 3Eben -118

Ebendaſ. Z. 23. iſt hinzuzufuͤgen: Die Buͤrgen bey den Adoptionen heißen in den alten Urkunden der Franken Andelangi, S. Polyc. leyser Obſervat. diplomat. hiſtor. de adoptione per andelangum. §. 5 7. (in eius Opuscul. iurisprud. hiſtoriam et art. diplomatic. illuſtrantib. Norimbergae 1800. 4. edit. Nr. XIII. pag. 173. ſqq.

S. 332. zur Note 56. Io. altamiranus ad Libr. X. Quae - ſtion. Scaevolae Tr X. §. 5. (Tom. II. Theſ. Meermann. p. 502.)

S. 333. zur Note 59. L. 3. §. 6. D. de Minorib.

Ebendaſ. zur Note 60. Hieron. de oroz Apices iur. civ. Lib. V. cap. 6. nr. 9. pag. 371. und majansius cit. Diſſ. §. 19. et 20.

S. 334. ſind Z. 14 19. auszuſtreichen.

Ebendaſ. iſt zur Note 61. hinzuzufuͤgen: Ed. caldera Va - riar. Lectionum Lib. III. cap. 1. (Tom. III. Theſ. Meermann. pag. 620. ſqq.)

S. 335. ſind Z. 1 11. auszuſtreichen.

S. 336. Z. 12. iſt bey den Worten: den Roͤmern wa - ren. Not. 39. hinzugekommen: Polyc. leyser Obſervat. diplo - mat. hiſtor. de adoptione per andelangum §. 1. (in eius Opuscul. ad iurisprud. hiſtor. et art. diplomat. pertinent. pag. 173. ſq.)

Ebendaſ. zur Note 70. de cocceji ius civ. controv. h. t. Qu. 9. und emminghaus ad Eundem not. m. pag. 120. wo die Meinung des thomasius in Diſſ. de uſu pr. Tit. I. de adoptioni - bus cap. 2. widerlegt wird.

S. 337. Z. 18 22. muß folgendermaſſen geleſen werden: Ich bemerke nur noch zum Beſchluß dieſer Lehre, daß ein Adop - tirter auch heutiges Tages, ſo wie bey den Roͤmern44)Z. B. Scipio Aemilianus, Iulius Caeſar Octavianus, Metellus Pius Scipio. Hier iſt der alte Familienname immer der letz - tere, vor dieſen ſteht der Adoptivname. S. Ant. augustinus Emendation. et Opinion. Lib. III. cap. 8. fabrettus In - ſcription. cap. 4. p. 318. spanhemius de praeſtantia et uſu numiſmat. Diſſ X. p. 77., einendop -119doppelten Namen fuͤhrt. Der erſte Name iſt gewoͤhnlich der Name des Adoptivvaters, der zweyte aber der Familienname, welcher vor der Adoption gefuͤhrt worden iſt. Zwiſchen beyde wird das Wort genannt geſetzt, welches alſo ſoviel heißen ſoll, als ſonſt genannt: z. B. von Guͤnderrode genannt von Kellner; Sinold genannt Schuͤtz, Leerſe genannt Saraſin.

S. 338. §. 156. iſt zu Anfang Folgendes zu ergaͤnzen: Wir haben bisher von den Entſtehungsarten der vaͤterlichen Gewalt gehandelt, und muͤſſen nun noch nach Anleitung unſers Verf. zeigen, wie dieſelbe aufhoͤre. Unſer Verf. ſtellt hier den Grundſatz auf, woraus alle die verſchiedenen Arten der Aufhe - bung der V. G. herfließen ſollen, naͤmlich: die V G. beſteht nach dem Roͤm. Rechte in einem Eigenthume, und endiget ſich alſo auf eben die Art, wie das Eigen - thum aufhoͤrt. Allein nicht zu gedenken, daß ſich nicht ein - mal mit Grunde behaupten laͤßt, daß nach dem neuern Roͤm. Rechte die V. G. noch in einem wirklichen Eigenthume beſtehe, geſchweige den nach dem heutigen Rechte, ſo laſſen ſich auch daraus bey weitem nicht alle Aufhebungsarten der V G. herleiten. Hoͤrt deun z. B. nach den poſitiven Rechten das Eigen - thum mit dem Tode oder durch irgend eine Wuͤrde, ſo wie die V. G. auf? Es laͤßt ſich alſo hier kein allgemeines Princip nach Roͤm. Rechten aufſtellen.

Ebendaſ. iſt bey Nr. 1. Z. 5. nach dem Wort: geſtorben, hinzuzuſetzen: oder von dieſem emancipirt worden iſt.

Ebendaſ. iſt bey Nr. 2. Z. 2. ſtatt der Worte: welche mit dem Verluſt aller buͤrgerl. Rechte verbunden iſt, Folgendes zu ſetzen: wenn der Vater oder der Sohn die Frey - heit oder die buͤrgerlichen Rechte verliert;

Ebendaſ. zur Not. 75. Io. Wilh. schuͤtze Diſſ. ſiſt. origi - nes et fata doctrinae de egreſſu liberorum ex poteſtate parentum ex ſontib. iuris germ. eruta. Goettingae 1796.

S. 339. bey Nr. 3. nach Z. 5. iſt beyzufuͤgen: Die voll - kommene hebt ſie auch nur in Anſehung des Vaters auf, dennH 4der120der Sohn wird nicht ſui iuris, ſondern kommt dadurch nur in eines Andern vaͤterliche Gewalt.

Ebendaſ. iſt Nr. 4. ſtatt Z. 1 5. ſo zu leſen: 4) Nach dem neuern Roͤm. Rechte befreyen auch gewiſſe Wuͤrden und Ehren - ſtellen von der vaͤterlichen Gewalt50)Nach dem alten Roͤm. Rechte konnte der Sohn die hoͤchſten Wuͤrden im Staate bekleiden, und er ward dadurch doch nicht von der vaͤterlichen Gewalt befreyt. dionys. halicarn. An - tiquit. Rom. Lib II. p. 96. Nur einige prieſterliche Wuͤrden waren privilegirt: z. B. die eines Flaminis Dialis und einer virginis Veſtae ulpian. Fragm. Tit. X. §. 5. gellius Noct. Atticar. Lib. I. cap. 12.. Dahin gehoͤrt ꝛc.

S. 341. iſt bey Nr. 5. Z. 1 4. ſo zu leſen: 5) Kann auch das Recht der V. G., ſo wie ein jedes anderes Recht, durch Nichtgebrauch verlohren gehen. Unſchicklich iſt es, wenn unſer Verf ſagt: durch Uſurpation. Denn verſteht man unter Uſurpation62)Iſt die Note 91. der erſten Ausgabe. die Anmaſſung und Ausuͤbung eines fremden Rechts ohne Rechtsgrund; ſo kann ja dieſelbe kein Mit - tel ſeyn, Rechte zu verlieren oder zu erwerben.

S. 342. ſind Z. 11 21. wegzuſtreichen, und dafuͤr Folgen - des zu ſetzen: Hier wird geſagt, der Vater ſey nun mit der Praͤ - judicialklage de patria poteſtate nicht mehr zu hoͤren. Denn dieſe kann, wie jede andere Klage, verjaͤhrt werden. In dieſem Falle kann auch der Vater nach dem Tode des Sohnes das von demſelben hinterlaſſene Teſtament nicht als unguͤltig anfech - ten64)S. die Note 94. der erſten Ausgabe..

S. 343. Nr. 6. a) ſind Z. 2 6. wegzuſtreichen.

Ebendaſ. iſt zur Note 96. beyzufuͤgen: meier Colleg. iur. argentorat. h. t. §. 99.

Ebendaſ. zur Note 1. Cap. un. X. de infant. expoſit.

S. 350. Z. 21. ſetze nach Anteſtatus bey: der, wie man ſagt, bey der Mancipation die Zeugen zur Aufmerkſamkeit er -mun -121muntert, und dabey den untern Theil ihres Ohrs beruͤhrt ha - ben ſoll5)plinius Hiſt. natur. Lib. XI. cap. 45. Eſt in ima aure me - moriae locus, quam tangentes anteſtamur. .

Ingleichen Z. 22. nach d. Wort weil: auch Cajus6)Inſtitut. Lib. I. Tit. 6. (in schulting Iurispr. Antejuſt. pag. 53.) , Ul - pian7)Fragm. Tit. XIX. §. 3. und Theophilus8)Paraphr. graec. ad §. 6. I. Quib. mod. ius patr. pot. ſalvit. deſſelben nicht gedenken, ſo ſorg - faͤltig ſie auch uͤbrigens die Feyerlichkeiten der Muncipation be - ſchreiben; und ꝛc.

Ebend. Z 25. nach wie: bis S. 351. Z. 14. erforder - lich iſt folgendermaßen zu leſen: nach Auguſtin9)ad LL. XII. Tabb. cap. 52., Cujaz10)iſt in der erſten Ausgabe 38) 39) 40). und Oiſelius11)iſt in der erſten Ausgabe 38) 39) 40). aus mehreren Gruͤnden von Chriſtian Wil - helm Kuͤſtner12)iſt in der erſten Ausgabe 38) 39) 40). erwieſen worden iſt. Doch wieder zur Hauptſache. Der Kaͤufer manumittirte hierauf den Sohn, ſo wie man einen Sklaven freyließ, per vindictam. Daher mußte die Handlung vor einem Magiſtrate geſchehen, dem die legis actio zuſtand13)paulus Sent. Recept. Lib. II. Tit. 25. §. 4. L. 2. §. ult. et. L. 3. D. de offic. Proconſ. , obgleich nicht nothwendig pro Tribunali14)L. 36. pr. D. h. t. L. 7. D. de manum. vindicta. . Durch dieſe Manumißion ward nun ein Sohn noch nicht ſui iuris, ſondern er kehrte, σιωπηρῷ τινι λόγῳ i. e. tacita quadam ratione, wie Theophilus ſagt, in die Gewalt ſeines Vaters zuruͤck. Er mußte dreymahl auf dieſe Art manumittirt werden, ehe er frey wurde. Es war auch nicht noͤthig, daß die drey Mancipatio - nen und Manumiſſionen gleich nach einander und zu einer Zeit erfolgten. Es konnte zwiſchen einer jeden ein betraͤchtlicher Zwi - ſchenraum ſeyn15)iſt in der erſten Ausgabe Not. 41..

H 5Ebenv.122

Ebend. ſetze am Ende der Note 40 Guil. Ott. reitz ad Theo - phili Paraphr. graec. c. l. not. x. pag. 131. haͤlt den Anteſtatus fuͤr einen bloßen Tabellio oder Notar, der uͤber die Handlung eine Urkunde habe errichten muͤſſen.

S. 352. ſetze zur Note 44. Add. L. 4. D. eod. L. 10. D. de obſequ. par. et patrono praeſt.

S 359. Note 71. iſt bis S. 360. Z. 12. alſo zu leſen und bis entlaſſen dagegen wegzuſtreichen: paulus Recept. Sentent. Lib. IV. Tit. 13. §. 1. L. 1. §. 3. D. Si a par. quis manum L. 92. D. de condit. et demonſt. Iſt der Erbe oder Legatar von dem Erblaſſer bloß gebeten worden, ſeine Kinder zu emancipiren, ſo kann der Vater eigentlich nach dem ſirengen Rechte mit keiner ordentlichen Klage dazu angehaiten werden, wie Marcian ſagt L. 114. §. 8. D. de Legat. I. Poteſtas enim patria in aeſtimabi - lis eſt. Dieß muß aus §. 1. I. de ſing. reb. per. fideicom. relict. erklaͤrt werden, wo geſagt wird, man kann Niemanden ditten, daß er mehr reſtituire, als er ſelbſt aus dem Teſtament erhaͤlt: nam quod amplius eſt, inutiliter relinquitur. Nun betrift dasjeni - ge, was in unſerm Falle der Erbe oder Legatar praͤſtiren ſoll, eine unſchaͤtzbare Sache, und iſt folglich mit dem in keine Ver - gleichung zu ſetzen, was er aus dem Teſtament erhalten hat. Das Fideicommiß iſt alſo eigentlich unguͤltig. Daß dieſes wirk - lich Marcians Meinung ſey, erhellet noch deutlicher daraus, wenn man mit dem §. 8. der L. 114. den vorhergehenden §. 7. vergleicht. Eben dies iſt auch die Meinung Ulpians und Pa - pinians. L. 92. D. de condit. et demonſtrat. Weil aber doch hier das ſtrenge Recht mit der Billigkeit und dem Willen des Erblaſſers in offenbarem Widerſpruche ſteht, indem letzterer dem Erben oder Legatar gewiß nichts vermacht haben wuͤrde, wenn er eine ſolche Unredlichkeit deſſelben vorausgeſehen haͤtte; ſo ſetzt nun Ulpian L. 92. cit. noch hinzu: Arbitror tamen ex - tra ordinem debere conſtitui, eum, qui agnovit id, quod ſibi re - lictum eſt hac contemplatione, ut liberos ſuos emanciparet, cogen - dum emancipare.

S. 360.123

S. 360. in derſelben Note iſt Z. 21. nach: Es iſt abzuaͤn - dern und beyzuſetzen: hier von einem auſſerordentlichen Rechtsmittel die Rede, womit der Vater zur Entlaſſung der Kinder vom Richter genoͤthiget werden konnte, ſo ꝛc.

Imgl. Z. 25. iſt wegzuſtreichen von Was bis S. 8. und dagegen zu ſetzen: und scheltinga Diſſ. I. de Emancipationibus. Cap. V. §. 7. et §. 9.

S. 363. ſetze noch zur Note 84. Add. henrici Commen - tat. I. et II. de abdicatione filiorum Romanis uſitata. Vitemb. 1792. 4.

S. 371. Z. 12. ſtreiche die Worte: Die Kinder bis Ver - moͤgen. weg und leſe dagegen: Soviel die erſte Frage an - betrifft, ſo verliert 1) das verſtoſſene Kind dadurch ſein kuͤnfti - ges Erbrecht in dem Vermoͤgen der Eltern an ſich nicht.

S. 373. Z. 7. ſtreiche von Wenn bis konnten. weg und ſetze dagegen: Alle Rechte, welche ein Ausfluß der vaͤterlichen Gewalt ſind, gehen durch die Losſagung verloren, alle andere aber verbleiben, welche die Geſetze aus der Blutsfreundſchaft ab - geleitet haben.

S. 375. Z. 20. leſe nach Willen alſo und ſtreiche von beſteht bis anerklaͤrt weg: welche zwar h. z. T. ſeltner iſt, als ſie bey den Roͤmern war, aber doch in Teutſchland keines - weges abgeſchafft iſt, geſchieht heutiges Tages gewoͤhnlich vor dem Richter durch die Erklaͤrung des Vaters, ꝛc.

S. 377. ſetze noch zur Note 23. und Malblanks Anlei - tung zur Kenntniß der teutſchen Reichs - und Provinzialgerichts - verfaſſung. 4. Th. §. 18. S. 44.

S. 378. Z. 18. ſtreiche die Worte von Denn bis S. 379. Z. 5. zwar weg und leſe alſo: Denn waͤre auch der Sohn in dem Zeitraume, da er ſeinen letzten Willen errichtet, als ein Paterfamilias anzuſehen, ſo wuͤrde er doch dieſe Eigenſchaft wie - der verliehren, ſobald die feyerliche Handlung der Teſtaments - errichtung vollendet iſt, und hierdurch wuͤrde ſein Teſtament von ſich ſelbſt unguͤltig (irritum) werden, weil zur Guͤltigkeit einesTeſta -124Teſtaments uͤberhaupt erfordert wird, daß der Teſtirer den zur Teſtamentserrichtung erforderlichen buͤrgerlichen Zuſtand bis an ſeinen Tod behalte4)§. 4. I. Quib. mod. teſtam. infirm. .

Statt S. 380. Z. 1 bis S. 382. Z. 7. anzuſehen iſt. leſe folgendermaſſen: II) Ohne Emancipation wird die vaͤterliche Ge - walt nach teutſchen Rechten aufgehoben, wenn die Kinder ſich von der vaͤterlichen Oeconomie trennen, und eine eigene Haushaltung anſtellen7)S. Ferd. Chriſt. harpprecht Diſp. de ſeparatione liberorum familias ab oeconomia paterna. Tubingae 1689. (Vol. I. Diſſer - tation. academicar. Diſſ. III. pag. 79 126.) und I. H. boeh - mer Diſſ. de ſtatu liberorum ſui juris factorum per ſeparatio - nem et nuptias. Halae 1721. (in eius Exercitat. ad Pand. T. I. p. 913.) H. Chr. de senckenberg iura egreſſus e patria po - teſtate romana et germanica. Gieſſae 1743. grupen Diſceptat. forenſ. Cap. II. membr. 2. pag. 91. ſqq. und Caſp. Gottfr. schepler Diſſ. de iure liberorum vivis parentibus ſui iuris factorum reſpectu ſucceſſionis in bona parentum. Halae 1752. . Thoma - ſius8)Iſt die Note 35. der erſten Ausgabe. nennt dieſe Art der Befreyung von der vaͤterlichen Ge. walt eine Quaſi-Emancipation. Allein dieſe Benennung iſt eben ſo unſchicklich, als wenn andere ſie eine ſtillſchwei - gende Emancipation nennen. Denn die Emancipation erfordert eine ausdruͤckliche Erklaͤrung des Vaters, welche aber zur Anſtellung einer eigenen Haushaltung der Kinder nicht noͤthig iſt, ſondern die Befreyung von der vaterlichen Gewalt geſchieht hier ipſo iure auch wider des Vaters Willen9)Hoͤpfners Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 163. Nr. 7. S. 190. Webers Reflexionen vom heutigen Gebrauch des Roͤm. Rechts. §. 20. S. 74. hommel Rhapſod. quaeſtion. for. Vol. V. Obſ. 667. nr. 2. pag. 300..

Ebendaſ. fallen die Noten 36 43. weg.

S. 383. Z. 1 4. leſe folgendermaſſen: Zur Errichtung einer eigenen Haushaltung wird nun nach teutſchen Rechten er - fordert:

1) daß125

1) daß die Kinder die erforderliche Reife des Alters und Verſtandes erreicht haben muͤſſen, um nun fuͤr ſich ſelbſt ſorgen, und ihrem Vermoͤ - gen vorſtehen zu koͤnnen.

S. 387. Z. 17. ſtreiche von In wiefern, bis S. 390. Z. 12. vorkommen wird, alles weg.

S 394. Z. 2. ſtreiche die Worte ſind bis Z. 9. werden weg, und leſe alſo: beſtehen

I) uͤberhaupt darin, daß alle dem Vater uͤber die Perſon der Kinder und deren Vermoͤgen zuſtehenden Rechte, die ihren Grund in der vaͤterlichen Gewalt haben, erloͤſchen; dahingegen das Recht der Eltern kindliche Verehrung zu fordern, ſo wie die Pflicht des Vaters, die Kinder zu ernaͤhren, ſo lange ſie noch der vaͤterlichen Unterſtuͤtzung beduͤrfen, durch Aufhebung der vaͤ - terlichen Gewalt eben ſo wenig aufhoͤrt42)L. 5. §. 1. D. de agnoſc. et alend. liberis. Sed utrum eos tantum liberos, qui ſunt in poteſtate, cogatur quis exhibere, an vero etiam emancipatos, vel ex alia cauſa ſui iuris conſti - tutos, videndum eſt. Et magis puto, etiamſi liberi non ſunt in poteſtate, alendos a parentibus. S. auch Allgem. Land - recht fuͤr die Preuß. Staaten 2. Th. 2. Tit. §. 251., als die in der Blutsfreundſchaft gegruͤndeten Familien - und Erbrechte43)Nur bey Adoptivkindern gehen dieſe Rechte durch die Eman - cipation verlohren. §. 4. I. de exheredat. liberor. L. 13. D. de adoptionib. . Sind alſo Kinder von der v. G. befreyet, ſo werden ſie ꝛc.

Ebend. Z 20. von Hat bis Z. 27. von nun an faͤllt weg und wird dagegen geſetzt: von nun an genießt auch der Sohn ꝛc.

S. 395. Z. 11. fallen die Worte von Die bis Z. 18. koͤnn - ten weg, und wird dagegen Z 23. nach abzuſehen iſt noch beygeſetzt: Es duͤrfen ferner auch nach aufgehobener vaͤterlicher Ge - walt keine ſolche Klagen gegen die Eltern angeſtellt werden, die den Vorwurf einer Gefaͤhrde enthalten, und dem guten Namen derſelben nachtheilig ſind. Z. B. keine actio doli noch ein an -deres126deres Rechtsmittel der Wiedereinſetzung in den vorigen Stand. Es giebt aber

II) noch beſondere Wirkungen der Befreyung von der vaͤterlichen Gewalt, welche ſich in folgenden Faͤllen aͤuſſern.

Ebendaſ. wird zur Note 87 noch beygeſetzt: Ganz mit die - ſen Grundſaͤtzen ſtimmt auch das Preuß. Landrecht 2. Th. 2. Tit. §. 249. u. 250. verglichen mit Tit. I. §. 1009. uͤberein.

S. 396. wird zur Note 90. noch beygefuͤgt: und dagegen die Worte: Man ſehe bis und weggeſtrichen: beſonders Aem. Lud. hombergk zu vach Diſſ. de bonis adventitiis, liberis ſui iuris factis a patre reſtituendis, nec non de praemio emancipatio - nis hodie ceſſante vel non ceſſante. Marburgi 1756. §. 19.

Ebend. nach Cramers Wetzlar. Nebenſtunden: und Runde Grundſaͤtze des allgem. teutſchen Privatrechts §. 620. Zwar iſt Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 163. Not. 10. S. 191. anderer Meinung, weil auch die ausdruͤckliche Emancipation fuͤr keine Wohlthat des Vaters mehr zu halten ſey, da ſich ein Kind durch Separation von der vaͤterlichen Ge - walt gegen des Vaters Willen befreyen koͤnne. Allein es koͤn - nen ja Faͤlle vorkommen, wo die Emancipation dem Kinde zum Vortheil gereicht, und wo es doch Alters wegen noch keine eige - ne Haushaltung anſtellen kann; z. B. es hat Jemand das Kind unter der Bedingung zum Erben eingeſetzt, wenn es ſui iuris ſeyn wuͤrde.

S. 398. Z. 10. nach werden, ſetze noch bey: welche man die vaͤterliche Beyhuͤlfe, (ſubſidium paternum) nennt.

Ebend. ſetze zur Note 96. vor Henr. linck Eine ſolche Un - terſtuͤtzung war auch ſchon bey der Emancipation der Kinder zu den Zeiten der Roͤmer uͤblich. L. 17. in fin. Cod. de Collationib. S. Iac. gothofredus in Commentar. ad L. 2. Cod. Theodoſ. de Donation. (Tom. II. pag. 644. edit. Ritter. Man vergl.

Ebend. nach bausch Diſſ. Dieſe elterliche Beyhuͤlfe kann in gewiſſen Faͤllen auch zuruͤckgefordert werden, z. B. wegen gro - ber Undankbarkeit der Kinder, oder wenn die Eltern nachherſelbſt127ſelbſt in Armuth gerathen, u. dgl. S. God. Lud. winckler Exercit. iur. civ. de revocatione ſubſidii paterni. Lipſiae 1704.

S. 399. Z. 1. ſtreiche weg: Auf bis Z. 7. ſollten und ſetze dagegen: ſondern dieſe haͤngt von dem Stande, Vermoͤgen und Ermeſſen der Eltern ab, und wenn ſich die Eltern dazu in Guͤte nicht verſtehen wollen, ſo wird ſie vom Richter mit Zuziehung der K[u]nſtverſtaͤndigen nach Billigkeit beſtimmt. Bey dieſer Art der Befreyung von der vaͤterlichen Gewalt faͤllt jedoch das praemium emancipationis weg, weil ſie nicht als ein Geſchenk des Vaters, ſondern als eine Wohlthat der Geſetze anzuſehen iſt56)hombergk cit. Diſſ. §. 18. pufendorf Tom. I. Obſ. 98. §. 17. ibique allegg. DDres. . Sollten ꝛc.

S. 401. Note 3. leſe alſo: cit. Diſſ. de ſeparatione liberor. ab oeconom. paterna. §. 36. S. auch Runde Grundſaͤtze des teutſchen Privatrechts §. 620.

S. 404. Z. 20. ſtreiche weg von es ſind bis leiſtet. und ſetze dagegen: ſolche Handlungen ſind ja der Gegenſtand des Rechts eines Andern, und keine Perſon67)Hr. Prof. Hufeland in den angef. Inſtitutionen §. 85. ſagt: Auch Handlungen eines Menſchen, die der Gegenſtand des Rechts eines Andern ſind, koͤnnen Sachen genennt werden..

Ebend. in der Note 8. Z. 6. ſtreiche aus von ich habe bis Herrn von und ſetze dagegen: richtiger druͤckt ſich Hr. Prof. Hufeland aus, wenn er in den Inſtitutionen des ge - ſammten poſitiven Rechts §. 76. ſagt: Eine Sache iſt alles, worauf Rechte zuſtehen, dem aber nicht ſelbſt Rechte zukommen koͤnnen, oder ein Object von Rechten, das aber nicht Subject von Rechten ſeyn kann. Man ſehe auch ꝛc.

S. 411. Z. 3 14. ließ folgendermaßen: Was nun die res humani iuris anlangt, ſo ſind dieſe entweder herrenloſe (res nullius,) von denen die res communes im Sinne des Roͤm. Rechts eine beſondere Gattung ausmachen; oder eigenthuͤm - liche Sachen, (res propriae), je nachdem entweder eine Pro -prietaͤt128prietaͤt daran Statt hat, oder nicht. An den eigenthuͤmli - chen Sachen gehoͤrt die Proprietaͤt entweder einem ganzen Staate, (res publicae); oder einer im Staate gebilligten Per - ſonen-Gemeinheit, (res univerſitatis); oder einzelnen Pri - vatverſonen, (res privatae oder ſingulorum). Wir werden von dieſen Arten der Sachen bey den §§. 169. 170. und 171. umſtaͤndlicher handeln.

S. 414. Z. 3. von Zu bis Z. 15. Endlich ſtreiche weg und ſetze dagegen: Die Gruͤnde dieſer Unverletzlichkeit gewiſſer Sachen ſind

1) beſondere Ehrfurcht, die denen gebuͤhrt, die ſolche Sachen inne haben, oder zu deren Ehre ſie beſtimmt ſind. Dahin gehoͤren alle zum kirchlichen Got - tesdienſt beſtimmte Sachen; Reſidenzen und Wohnungen eines Regenten95)Iſt die Note 32 der erſten Ausgabe, welcher noch beyzu - fuͤgen iſt: Wieſe uͤber Reſidenzen. Roſtock 1787.; auch die einem Regenten oder einem Andern, um das Staatswohl ſehr verdienten Manne zu Ehren errichtete Saͤulen und Statuͤen.

2) Der gemeine und beſondere Nutzen, den ſolche Sachen gewaͤhren. Dahin gehoͤren alle oͤffentliche Orte, wo oͤffentliche Perſonen ihr Amt ausuͤben, als Raths - und Gerichtshaͤuſer96)Iſt die Note 33., Gerichtsplaͤtze, Fechtboden, Tanzboden, Reitbahn, Hoͤrſaͤle, uͤberhaupt alle oͤffentliche Gebaͤude; Mauern und Thore einer Stadt; oͤffentliche Bruͤcken97)Iſt die Note 34.; ferner Grenz - maͤhler, die unter oͤffentlicher Auctoritaͤt geſetzet worden ſind98)Iſt die Note 35.: Poſten99)Danz Handbuch des teutſchen Privatrechts. 1. Th. §. 134.; Muͤhlen100)emminghaus de molendinorum ſanctitate. Ien. 1758.; Meilenzeiger1)de boehmer Meditat ad Art. 114. CCC. §. 4. und Qui - ſtorps Grundſaͤtze des peinl. Rechts. 1. Th. §. 212. S. 310.; und Ackerpfluͤge2)Iſt die Note 36. der erſten Ausgabe..

3) Groͤſ -129

3) Groͤße der Gefahr durch Verletzung ſolcher Sachen, die nur unter Heilighaltung eines allge - meinen Vertrauens, nicht durch Privatſorgfalt ſicher ſeyn koͤnnen. Dahin gehoͤren Todenaͤcker und Grab - maͤhler; ferner Sachen, die bey einer Feuers-Waſſers - oder Kriegsgefahr gerettet worden ſind; auch Feldfruͤchte; Floͤßholz, und Fiſche aus oͤffentlichen Teichen3)S. Carl Aug. Tittmanns Grundlinien der Strafrechts - wiſſenſchaft. §. 261. und 263..

Ebendaſ. ſtreiche weg von D) in Anſehung bis S. 417. Z. 6. hatte.

S. 430. Z. 12. nach dem Wort ſeyn. iſt die Note 51. hin - zugekommen: Schnauberts Grundſaͤtze des Kirchenrechts der Proteſtanten in Teutſchland §. 278. und Ebendeſſelben be - ſondere Grundſaͤtze des Kirchenrechts der Katholiken in Teutſch - land §. 540. Wieſe Handbuch des gemeinen in Teutſchland uͤblichen Kirchenrechts. 2. Th. (Leipzig 1800.) §. 297. S. 708. f. und §. 307. S. 740. ff. Anderer Meinung ſind Fried. von Buͤlow und Theod. Hagemann in den practiſchen Eroͤrte - rungen aus allen Theilen der Rechtsgelehrſamkeit. 1. Band. 58. Er - oͤrt. S. 293.

Ebendaſ. zur Note 91. ſetze noch bey: Dieſer iſt beyzufuͤgen Joh. Chriſt. Koͤhlers Abhandl. von Kirchenſtuͤhlen und deren Rechten in Churſaͤchſiſchen Landen. Dresden 1790. 8.

Ebend. zur Note 93. Schnauberts Grundſaͤtze des Kir - chenrechts der Proteſtanten. §. 292.

S. 431. Z. 10. nach zu, ſetze noch bey: und gehen auf alle rechtmaͤßige Erben des Erwerbers.

S. 432. Z. 20. lies nach iſt bis S. 433. Z. 5. koͤnnen folgendermaſſen: entweder die Nothdurft, dahin gehoͤrt drin - gende Schuldenlaſt und dringende Naͤchſtenliebe, oder ein uͤber - wiegender Vortheil der Kirche. Der letztere iſt nach dem Kirchenrechte der Proteſtanten, ſowohl bey der VeraͤußerungderJ130der gottesdienſtlichen, als anderer Kirchenſachen hinreichend59)Schnauberts Grundſaͤtze des Kirchenrechts der Proteſtan - ten in Teutſchland §. 284. und Hoͤpfners Commentar uͤber die Inſtitutionen des Heineccius. §. 271.. Allein nach dem canoniſchen Rechte der Katholiken iſt zur Ver - aͤußerung der gottesdienſtlichen Sachen der bloſe Vor - theil der Kirche nicht hinreichend, ſondern Nothdurft oder drin - gende Naͤchſtenliebe ſind die einzigen gerechten Urſachen derſel - ben60)boehmer Princip iuris canon. §. 620. und Schnauberts beſondere Grundſaͤtze des Kirchenrechts der Katholiken in Teutſchland §. 541..

S. 433. Z. 6. bis 21. von dem Wort: Zur geweſen iſt jetzt ſo zu leſen: Zur Feyerlichkeit der Veraͤuſſe - rung hingegen wird erfordert, daß dieſelbe nach vorhergegan - gener Unterſuchung der Sache, und mit Concurrenz und Einwil - ligung aller derjenigen, welche dabey ein Recht oder Intereſſe haben, naͤmlich der Kirchenvorſteher61)Iſt die Note 99. der erſten Ausgabe., des Patrous, und des Kirchenregenten, geſchehe, und naͤchſtdem von dem geſetzlichen Kirchen Obern, welcher bey den Katholiken der Biſchof, bey exemten Stiftern aber der Pabſt, und in den evangeliſchen Lan - den gewoͤhnlich das Conſiſtorium iſt, die erforderliche Erlaubniß durch ein Decret (decretum de alienando) ertheilt werde62)a riegger Inſtitut. iurisprud eccleſ P. III. §. 309. ſqq. G. L. boehmer cit. Princip. §. 621. Schnauberts Grundſ. des Kirchenrechts der Proteſtanten §. 285 und Wieſe Handbuch des gemeinen in Teutſchland uͤblichen Kirchenrechts. 2. Th. §. 301..

S. 443. iſt §. 170. bis S. 444. Z. 8. erwaͤchſt, folgender - maßen zu leſen: Die eigenthuͤmlichen Sachen, ſind wieder von verſchiedener Art. Das Eigenthum gehoͤrt entweder dem Staate, oder den Unterthanen deſſelben. Sachen, welche ſich in dem Eigenthume des Staats befinden, werden oͤffent - liche Sachen, (res publicae) oder Staatsguͤter genennt93)S. die Note 32. der erſten Ausgabe.. Dieſe131Dieſe ſind entweder ſolche, an welchen der Gebrauch jedem Staatsbuͤrger freyſteht, oder ſolche, deren Gebrauch nur der hoͤchſten Staatsgewalt zukommt Erſtere werden oͤffentliche Sachen in der engern Bedeutung, (res publicae in ſenſu ſtri - cto) genennt; Staatsſachen der letztern Art hingegen machen das Staatsvermoͤgen, (patrimonium reipublicae, res patrimo - niales reipublicae) aus. Zu den oͤffentlichen Sachen in der en - gern Bedeutung rechnen die Geſetze die Fluͤſſe, welche das Staatsterritorium durchſtroͤmen, und die Seehaͤfen (por - tus)94)Iſt die Note 33. der erſten Ausgabe, welcher noch beyzu - ſetzen iſt: und Car. Frid. winckler Diſſ. de iure circa flumina. Kiel 1758. §. 4.. Das Eigenthum derſelben gehoͤrt zwar dem Staate, allein ihr Gebrauch ſtehet jedem Buͤrger frey. Jeder Buͤrger kann daher die oͤffentlichen Fluͤſſe beſchiffen, und darin die Fiſche - rey uͤben95)ſind die Noten 34. und 35. der erſten Ausgabe.; er kann ferner in dem Fluſſe einen Bau anlegen, oder niederreiſſen, er kann ſich auch der Haͤfen dabey bedienen, in ſofern dadurch dem gemeinen Gebrauche, dem Staate, und Privatperſonen kein Nachtheil erwaͤchſt96)ſind die Noten 34. und 35. der erſten Ausgabe..

S. 445. iſt zur Note 43. beyzufuͤgen: Von den roͤm. Heer - ſtraßen handelt Hummel in der Beſchreibung entdeckter Alter - thuͤmer in Deutſchland. (Nuͤrnberg 1792.) Cap. 3.

S. 446. Z. 6 13. iſt zu leſen: Soviel nun das Patri - monium des Staats oder das Staatsvermoͤgen anbe - trift, ſo gehoͤren dahin die fundi publici, und uͤberhaupt alle Ein - kuͤnfte des Staats, woraus die oͤffentlichen Abgaben des Staats beſtritten werden, ſie beſtehen nun entweder in Abgaben, Zoͤllen und Steuern der Unterthanen, oder jaͤhrlichen Zinſen und Pacht - geldern aus verpachteten Grundſtuͤcken oder Gerechtigkeiten, oder in vacanten Erbſchaften, oder in Confiskationen.

Ebendaſ. Z. 17. von Nach bis S. 447. Z. 4. ſind, ließ folgendermaßen: Die zum Staatsvermoͤgen gehoͤrigen Guͤter ſind nach dem allgemeinen Staatsrecht von zweyerley Art, 1) Staats -J 2guͤter,132guͤter, welche auch Reichs - oder Landſchaftliche Guͤ - ter genennt werden. Man verſteht darunter diejenigen Guͤter, aus deren Einkuͤnften die oͤffentlichen und allgemeinen Ausgaben des Staats beſtritten werden. 2) Cammerguͤter, oder Do - mainen, oder Tafelguͤter, welche zum Unterhalt des Re - genten und ſeiner Familie, und zur Fuͤhrung ſeines Hofſtaats beſtimmt ſind.

Ebend. ſtreiche in der Note 47. aus die Worte Ueberhaupt bis h. t. und zur Note 48. ſetze noch: Alb. schulte Diſſ. de iure ſisci in hereditates privatorum. Lipſiae 1740. §. 2.

S. 447. Z. 9. ſtatt Chatullguͤter bis Z. 15. zuſtehet. iſt zu leſen: Von beyden ſind die Chatoullguͤter des Re - genten (hona patrimonialia Principis)12)S. die Note 51. der erſten Ausgabe. wohl zu unterſchei - den. Dieſe ſind ein Eigenthum des Regenten, in ſofern der - ſelbe als Privatperſon betrachtet wird.

Ebendaſ. Z. 18. von iſt eine Frage, bis S. 452. zu En - de des §. iſt alles wegzuſtreichen und zu leſen: und welche Sachen nach teutſcher Verfaſſung zu den rebus publicis gehoͤren? muß im teutſchen Staatsrecht eroͤrtert werden13)Man ſehe indeſſen biener de natura et indole dominii in territoriis Germaniae eiusque effectibus. Halae 1780. Schnau - derts Anfangsgruͤnde des Staatsrechts der geſammten Reichs - lande. 3. B. 5. Hptſt. S. 110. ff. und Danz Handbuch des teutſchen Privatrechts. 1. Th. S. 370. ff..

Ebend. ſetze noch zur Note 50. hofacker Princip. iur. civ. T. II. §. 749.

S. 452. von Anfang des §. bis S. 454. Z. 9. genennt; iſt alles auszuſtreichen und zu leſen: Die Privatſachen der Unterthanen ſind entweder Gemeinheitsſachen (res univer - ſitatis), oder Sachen einzelner Privatperſonen (res ſingulorum). Daß eine Gemeinheit, ſo wie jede andere Perſon im Staate, Guͤter und Sachen erwerben koͤnne, iſt bekannt. Dieſe Sachen, welche ſich in dem Eigenthume einer im Staategebil -133gebilligten Perſonen-Gemeinheit befinden, werden uͤberhaupt Gemeinheitsſachen14)§. 6. I. h. t. Wolfg. Ad. schoepf Diſſ. de bonis univerſita - tum, quae germanice vocantur Allmanden. Tubingae 1740. genennt. Das Eigenthum der - ſelben ſteht nicht den einzelnen Perſonen zu, die gegenwaͤrtig die Gemeinde ausmachen, ſondern der Gemeinde, als moraliſche Perſon betrachtet15)Iſt die Note 71. der erſten Ausgabe, welcher noch beyzufuͤ - gen iſt: Hieraus laͤßt ſich erklaͤren, warum Gemeinheitsſachen in unſern Geſetzen, obgleich nur im unergentlichen Sinne, res publicae genennt werden. L. 17. D. de Verb. Signific. Man ſehe hofacker T. II. §. 753.. Solche Sachen ſind nun in Abſicht des Gebrauchs, wozu ſie beſtimmt ſind, eben ſo wie die Staatsſachen, von zweyerley Art, naͤmlich entweder ſolche, welche allen einzelnen Mitgliedern der Geſellſchaft nach ihren individuellen Beduͤrfniſſen zum Nutzen und Gebrauche dienen, oder es ſind ſolche Guͤter, welche lediglich zur Erhaltung und zum Beſten der ganzen Gemeinheit uͤberhaupt, in ſofern dieſe als eine moraliſche Perſon betrachtet wird, verwendet. Jene wer - den Gemeinheitsſachen in der engern[Bedeutung] (res univerſitatis in ſpecie) genennt, dieſe aber machen das Pa - trimonium, oder den Schatz der Gemeinheit (aera - rium univerſitatis, arca communis) aus16)S. die Note 72. der erſten Ausgabe.. Zu den Gemein - heitsſachen in der engern Bedeutung gehoͤren ꝛc.

S. 454. Z. 12. ſtreiche die Worte von Die bis Z. 24. Na - men. weg und leſe alſo: Solche Sachen duͤrfen jedoch von den einzelnen Mitgliedern der Gemeinheit anders nicht benutzt wer - den, als ſoweit es durch Vertraͤge, Geſetze oder Gewohnheiten beſtimmt iſt. Sollte es an dergleichen beſondern Beſtimmungen mangeln, ſo muß doch wenigſtens der Gebrauch nie dem End - zweck, wozu dieſe Gemeindeſachen beſtimmt ſind, zuwiderlau - fen, auch nicht auf eine ſolche Art geſchehen, wodurch die uͤbrigen Mitglieder an dem gewoͤhnlichen Nutzen behindert wer -J 3den.134den17)S. wernher ſelect. Obſervat. for. T. II. P. VII. Obſ. 70.. So viel das Patrimonium (den Schatz der Gemeinheit) anbetrift, ſo kann ſelbiges aus Kapitalten, Zin - ſen und andern Gefaͤllen, die eine Gemeinheit jaͤhrlich zu er - heben hat, desgleichen aus Aeckern, Wieſen, Weinbergen und andern liegenden Gruͤnden beſtehen. Dieſes Vermoͤgen wird von gewiſſen dazu beſtellten und beſonders verpflichteten Perſo - nen verwaltet, welche gegen die moraliſche Perſon in eben dem Vethaͤltniß, wie Vormuͤnder gegen ihre Muͤndel, ſtehen, weil eine moraliſche Perſon eben ſo wenig, als ein Unmuͤndiger, im Stande iſt, ihr Vermoͤgen ſelbſt zu verwalten18)Iſt die Note 73 u. 74. der erſten Ausgabe.. Dieſe Vor - muͤnder oder Verwalter der Gemeindeguͤter bekommen nach dem Unterſchiede der Gemeinheiten verſchiedene Namen.

S. 456. Z. 4. werden die Worte: Zum Beſchluß bis werden. weggeſtrichen und dagegen §. 172 a. bis ausmachen folgendermaßen geleſen:

§. 172 a. Eintheilung der Sachen II) nach ihrer phyſiſchen Qua - litaͤt. a) in res ſingulares und univerſales.

Die Sachen koͤnnen nun auch noch II) in Ruͤckſicht ihrer phyſiſchen Qualitaͤt verſchiedentlich eingetheilt werden23)Iſt in der erſtern Ausgabe Note 80.. In dieſer Beziehung ſind ſie naͤmlich 1) entweder einzelne, beſondere Sachen (res ſingulares, diſcretae), oder allge - meine (res univerſales ſ. univerſitas rerum). Einzelne Sa - chen werden diejenigen genennt, welche an ſich, nach ihrer In - dividualitaͤt, und ohne Verbindung mit andern Dingen betrachtet werden, es ſey nun, daß ſie entweder zuſammenhaͤngende gleich - artige Theile haben, wie z. E. ein Tiſch, ein Glas, oder daß deren Theile zwar von verſchiedener Art, aber doch kuͤnſtlich mit einander verbunden ſind, wie z. B. ein Haus, eine Uhr. Eine einzelne Sache der erſten Art wird in den Geſetzen ein corpusunitum,135unitum, eine der letztern Art aber corpus connexum genennt24)L. 30. pr. D. de uſurpat. et uſucap. Tria autem genera ſunt corporum: unum, quod continetur uno ſpiritu, et graece ἡνωμένον, id eſt, unitum vocatur; ut homo, tignum, lapis et ſimilia: alterum, quod ex contingentibus, hoc eſt, pluribus in - ter ſe cohaerentibus conſtat, quod συνημμένον, id eſt, con - nexum vocatur; ut aedificium, navis, armarium: tertium quod ex diſtantibus conſtat, ut corpora plura non ſoluta, ſed uni nomini ſubiecta, veluti grex. Was es heißt: uno ſpiritu con - tineri, erklaͤrt Hoͤpfner im Commentar §. 278. Not. 1. S. 261.. Hingegen ein Inbegriff mehrerer Individuen von einer oder von verſchiedener Gattung, welche unter einem gemeinſchaftlichen Na - men ein gewiſſes Ganzes ausmachen, wird univerſitas rerum ge - nennt.

Jetzt leſe von S. 491. ſtatt §. 175 a. von Eine ſolche bis S 494. petet.

S. 456. zur Note 78. wird beygeſetzt: Schnauberts Anfangsgruͤnde des Staatsrechts der geſammten Reichslande. §. 244.

S. 457. Z. 1 10. ſtreiche weg bis das Geld. und leſe dagegen:

§. 172. b. b) Eintheilung der Sachen in koͤrperliche und unkoͤr - perliche.

Die einzelnen Sachen werden wieder in koͤrperliche und unkoͤrperliche eingetheilt36)S. die Note 81. der erſten Ausgabe.. Koͤrperliche ꝛc.

S. 461. Z. 23. ließ nach dem W. denſelben bis Quan - titaͤten: entweder das zu leiſtende Individuum erſt durch die Wahl beſtimmt werden muß, oder weil nicht ſowohl das koͤrper - liche Individuum ſelbſt, als vielmehr der Werth der Sa - che in Betrachtung kommt50)Iſt die Note 96. der erſten Ausgabe.. Hierher gehoͤren ſchuldige ge -J 4nera;136nera; wenn ich naͤmlich nicht eine gewiſſe beſtimmte Sache, ſon - dern eine Sache uͤberhaupt zu fordern habe, die mehrere Individuen unter ſich begreift, z. E. es hat mir Jemand ein Pferd vermacht, oder verſprochen, ſo hat meine Forderung eine unkoͤrperliche Sache zum Gegenſtande, weil hier das zu leiſten - de Individuum noch ungewiß iſt, und erſt durch die Wahl be - ſtimmt werden muß. Eben ſo ſind auch ꝛc.

S. 463. Z. 7. ſtreiche die Worte Ich bis Geld und leſe folgendermaßen: Uebrigens ergiebt ſich hieraus, daß eine Sa - che in verſchiedener Ruͤckſicht als koͤrperlich und unkoͤrper - lich betrachtet werden kann. Wird ſie naͤmlich individualiter be - trachtet, ſo iſt ſie koͤrperlich. Wenn aber bey derſelben nicht auf das Individuum, ſondern blos auf die Gattung oder Quantitaͤt geſehen wird, ſo iſt ſie unkoͤrperlich. So wird z. B. das Geld in unſern Geſetzen ꝛc.

S. 466. leſe den §. 173. bis S. 468. Z. 14. von der Art folgendermaßen: Die koͤrperlichen Sachen werden wieder in be - wegliche (res mobiles) und unbewegliche (res immobiles) eingetheilt62)Iſt die Note 10. der erſten Ausgabe..

I) Sind koͤrperliche Sachen von der Art, daß ſie ohne Ver - nichtung und Schaden ihren Ort veraͤndern koͤnnen, ſo werden ſie bewegliche Sachen, Fahrniß, fahrende Habe ge - nennt. Der Grund, weswegen ſolche Sachen, ihrer Subſtanz unbeſchadet, ihre Stelle veraͤndern koͤnnen, liegt entweder in der Natur derſelben, oder auſſer ihnen. Im erſtern Falle werden ſie Moyentien (res ſe moventes) genennt, d. i. Sachen, die ſich ſelbſt vermoͤge ihrer innern Kraft von der Stelle bewegen koͤnnen, als Sklaven, und Thiere. Jedoch werden auch unter - weilen in unſern Geſetzen unter dem Ausdruck moventia oder res moventes, bewegliche Sachen uͤberhaupt verſtanden63)S. die Note 12.. Im letztern Falle werden ſie bewegliche Sachen im eigent -lichen137lichen Verſtande genennt, d. i. ſolche Sachen, die ſich von einem Orte zum andern ohne Schaden bringen laſſen.

Noch iſt zu bemerken, daß man den angegebenen roͤmiſchen Begriff von beweglichen Sachen nicht ſchlechterdings auf das im Teutſchen gebraͤuchliche Wort Mobilien anwenden koͤnne, ſondern man pflegt darunter gewoͤhnlich nur diejenigen Sachen zu verſtehen, welche theils zum bequemen Gebrauche und Aus - zierung einer Wohnung, theils uͤberhaupt zum Beduͤrfniß der Hauswirthſchaft beſtimmt ſind, alſo Meubeln und Haus - rath64)stryk Uſ. mod. Pandect. h. t. §. 16. von Quiſtorp recht - liche Bemerkungen. 2. Th. Bemerk. 41.. Zuweilen werden aber auch unter den Mobilien, beſonders bey Vermaͤchtniſſen, zugleich den Koſtbarkeiten, als Juwelen, Perlen, Ringe, ferner das baare Geld, Kleidungsſtuͤ - cke, Buͤcher, und alles uͤbrige Mobilitarvermoͤgen, jedoch mit Ausnahme der ausſtehenden Capitalien, und in der Regel auch der zum Ausleihen beſtimmten Gelder65)L. 79. §. 1. D. de Legat. III. und Gutspertinenzien, begriffen, in ſofern nicht uͤber eins oder das andere, z. B - uͤber die Bibliothek, Muͤnz-Cabinet, Gold und Silber, beſonders diſponirt worden iſt. Wegen dieſer ſchwankenden Bedeutung ent - ſteht daher bey Vermaͤchtniſſen oft viel Streit daruͤber, was un - ter dem Ausdruck Mobilien, deſſen ſich der Erblaſſer bedient hat, zu verſtehen ſey. Es laͤßt ſich davon keine allgemeine Regel geben, ſondern dies muß lediglich aus dem Zuſammenhange der Worte, dem Redegebrauche des Teſtirers, der Gewohnheit eines jeden Orts, und andern vorwaltenden Umſtaͤnden beurtheilt werden66)bauer Reſponſ. iur. Reſp. 10. und Kleins merkwuͤrdige Rechtsſpruͤche der Halliſchen Juriſtenfacultaͤt. 1. Band. Nr. 30. S. 235. ff..

S. 467. ſetze zur Note 11. Es iſt daher nicht noͤthig, ſtatt ſi tamen apparet, mit iauchius in Meditat. crit. de negotionibus Pandectar. Florent. pag. 285. nifi tamen appareat zu leſen. EsJ 5iſt138iſt hier vielmehr eine Art von Ellipſe vorhanden, welche man ἀνανταπόϑοτον nennt, wie auch Io. Gottfr. sammet in Recept. Lectionib ad Iauchium Diſput. IV. cap. 42. bemerkt hat.

Ebendaſ. fallen die Noten 13. u. 14. ganz weg.

S. 468. fallen die Noten 15 19. weg.

S. 475. Z. 1. bis S. 476. Z. 13. ſtreiche alles weg.

S. 479. ſetze noch zur Note 55 Die Geſetze nennen alles dasjenige, was zum Gebrauch eines Grundſtuͤcks oder Gebaͤudes aus der Erde gegraben, oder gehauen, oder ſonſt angeſchaft, aber zu dem beſtimmten Gebrauche noch nicht eingerichtet, oder noch nicht angewendet iſt, ruta caesa. So ſagt Ulpian L. 17. §. 6. D. de act. emti vend. Si ruta et caesa excipiantur in venditione, ea placuit eſſe ruta, quae eruta ſunt, ut arena, creta et ſimilia: caeſa ea eſſe, ut arbores caeſas, et carbones et his ſimilia. Man vergleiche noch L. 17. §. 11. L. 18. D. eod. und L. 7. §. 13. D. fol. matr. Von dieſen ſagt nun Pomponius L. 66. §. 2. D. de contr. emt. vend. Ruta caeſa ea ſunt, quae ne - que aedium neque fundi ſunt.

S. 480. Z. 12. von Ein anderes bis S. 481. Z. 5. kann ſtreiche alles weg.

S. 486. Z. 4. ließ nach dem Wort hat bis mutabit folgen - dermaßen: Hingegen

c) perſoͤnliche Rechte, und perſoͤnliche Klagen, wen auch letztere auf die Erlangung einer unbeweglichen Sache gerichtet ſeyn ſollten, werden zu dem beweglichen Vermoͤgen ei - nes Menſchen gerechnet18)Iſt die Note 76. der erſten Ausgabe.. Denn dieſe haben eine perſoͤnli - che Verbindlichkeit zum Grunde, und finden daher nur gegen die Perſon Satt, welche etwas zu leiſten verbindlich iſt19)Iſt die Note 77.. Inde conſequens eſt, ſagt Voet20)in Comm. cit. l. , ut quemadmodum ipſa perſona de - bitoris mobilis eſt, ac domicilium ſuo arbitratu transferre poteſt,etiam139etiam actio perſonales, oſſibus perſonae tantum inhaerens, mobilis iudicetur, velut acceſſio eius.

S. 487. Z. 4. von den Worten In Anſehung bis Z. 22. Guͤtern. leſe alſo: Hieraus iſt auch die Frage zu entſcheiden, ob jaͤhrliche Renten zu den beweglichen oder unbeweglichen Guͤtern gehoͤren? Man unterſcheide mit Voet23)Iſt in der erſten Ausgabe Not. 32. zwiſchen Realrenten (reditus reales, Grundzinſen), welche in der Eigenſchaft eines dinglichen Rechts auf unbeweglichen Guͤ - tern haften, und von jedem Beſitzer derſelben alljaͤhrlich ent - richtet werden muͤſſen, und Leibzinſen (reditus perſonales), welche eine Perſon ohne Ruͤckſicht unbeweglicher Guͤter jaͤhrlich zu bezahlen ſchuldig iſt. Renten der letztern Art gehoͤren zu dem beweglichen Vermoͤgen desjenigen, der ſie zu fordern hat, weil ſie in einer perſoͤnlichen Verbindlichkeit des Schuldners gegruͤn - det ſind.

S. 488. Z. 3. von dem Worte Letzteres bis Z. 13. dar - unter leſe dergeſtalt: Letzteres gehoͤrt zu dem Immobiliarver - moͤgen desjenigen, dem dieſes Recht zuſteht24)Iſt die Note 83.. Erſtere aber werden zu dem Mobiliarvermoͤgen gerechnet, weil der ſchon ver - fallenen Guͤlten halber nur eine perſoͤnliche Klage Statt findet25)Iſt die Note 84.. Aus eben dieſen Grundſaͤtzen iſt endlich auch die Frage zu ent - ſcheiden, zu welcher Claſſe von Guͤtern die Erbegelder gehoͤ - ren? Man verſteht unter Erbegeld dasjenige Geld, wel - ches ein ꝛc.

Ebend. ſtreiche die Note 86. weg.

S. 489. Z. 1. lies von herauszuzahlen bis Z. 6. Fol - genden. alſo: den dieſer auf den Grundſtuͤcken ſtehen gelaſſen, und dem ſchuldenden Erben wegen der Bezahlung Friſt gegeben hat, herauszuzahlen ſchuldig iſt26)Iſt die Note 85..

Ebend.140

Ebendaſ. Z. 7. ſtreiche von 1) Glaͤubiger nebſt den No - ten bis S. 490. Z. 19 entſchteden weg, und leſe: Das Erb - geld wird nun bald zu den beweglichen, bald zu den unbeweg - lichen Guͤtern desjenigen gerechnet, der ſolches zu fordern hat. So lange naͤmlich daſſelbe ꝛc.

S. 496. Z. 11. von ſowohl bis S. 497. Z. 4. dandum. wird geleſen: beſtimmte Handlungen einer Perſon, als eigentlich ſogenannte Sachen der unmittelbare Gegenſtand eines Rechts ſeyn. Dasjenige Recht nun, deſſen un - mittelbarer Gegenſtand eine eigentlich ſogenannte Sache iſt, ſo daß dabey auf gar keine beſondere verpflichtete Perſon geſehen wird, wird ein dingliches Recht, ein Recht auf eine Sache (ius reale, ius in re oder ius in rem) genennt. Ein ſolches Recht hingegen, welches ſich unmittelbar auf die Handlung einer be - ſtimmten Perſon bezieht, welche mir vermoͤge deſſelben verbun - den iſt, etwas zu thun oder zu geben, iſt ein perſoͤnliches Recht, ein Recht zur Sache, oder an einer Sache (ius perſonale, ius in perſonam, ius ad rem). Der Gegenſtand des perſoͤnlichen Rechts kann nun entweder eine bloſe Handlung des Verpflichteten ſeyn, z. B. die Arbeit eines Tageloͤhners; oder die Handlung, welche den Gegenſtand des perſoͤnlichen Rechts ausmacht, kann in dem Geben oder der Reſtitution einer Sache beſtehen, z. E. wenn mir Jemand Geld bezahlen, oder eine Sache uͤbergeben ſoll, die ich von ihm gekauft habe, oder eine Sache zuruͤckgeben ſoll, die ich ihm ge - liehen habe. Die beſondere Verbindlichkeit, welche in jenem erſtern Falle dem perſoͤnlichen Rechte entſpricht, heißt obligatio ad faciendum, die in dem letztern Falle hingegen wird obligatio ad dandum aut reſtittendum genennt.

Ebendaſ. ſetze noch zur Note 13. Hufelands Inſtitutio - nen des poſitiven Rechts §. 412. u. 413. und Hugo Lehrbuch des heutigen Roͤm Rechts §. 22.

S. 498. Z. 1. bis Z. 9. Ausfuͤhrung. leſe folgender - maſſen: Da uͤbrigens das Recht dem Gegenſtande nach in ius in rem und ius in perſonam eingetheilt wird; ſo muß da -von141von die Eintheilung des Rechts in ius reale und perſonale nach dem Subject, welchem es zuſteht, wohl unterſchieden wer - den. Ein ſubjectiv dingliches Recht wird naͤmlich ein ſolches genennt, welches von jedem Beſitzer einer gewiſſen Sache, der dieſes Recht anklebt, ausgeuͤbt werden kann. Z. B. wenn ein Privilegium, oder eine Gerechtigkeit auf einem Grundſtuͤck haftet. Ein ſubjectiv perſoͤnliches Recht hingegen heißt ein ſolches, welches nur einer gewiſſen Perſon zuſteht, ſo lange ſie lebt, z. E. eine perſoͤnliche Servitut, oder ein perſoͤn - liches Privilegium.

S. 499. Z. 1. bis Z. 4. heißt: Soviel alſo I) die Wir - kung eines dinglichen Rechts betrift, ſo ergiebt ſich aus dem Be - griff deſſelben, daß ich ſolches der Regel nach gegen jeden, der mir die Sache vorenthaͤlt, oder mich ſonſt in der Ausuͤbung mei - nes Rechts ſtoͤhrt, verfolgen kann. Die Klage welche aus einem dinglichen Rechte entſpringt, ꝛc.

S. 500. Z. 10. von Regel bis Z. 25. Faͤllen leſe fol - gendermaßen und ſtreiche das uͤbrige weg: alte teutſche Rechts - regel: Hand muß Hand wahren, oder: wo man ſeinen Glauben gelaſſen hat, da muß man ihn wieder fin - den43)iſt Note 22 der erſten Ausgabe., durch Einfuͤhrung des roͤm. Rechts nicht verdraͤngt worden iſt. Vermoͤge dieſer Regel iſt der ehrliche Erwerber ei - ner Sache gegen alle ihm zur Zeit des Erwerbs und bewußten dinglichen Anſpruͤche vollkommen geſichert44)Runde Grundſaͤtze des gemeinen teutſchen Privatrechts §. 199..

S. 501. Z. 4. von b) In bis S. 502. Z. 4. mir leſe fol - gendermaßen: b) In den meiſten Faͤllen wird die Realklage ge - gen den Beſitzer angeſtellt. Alſo, der Beſitzer ſelbſt ſtellt keine Realklage an47)§. 2. I. de Action. Nam in his agit, qui non poſſidet, ei vero, qui poſſidet, non eſt actio prodita, per quam neget rem actoris eſſe. . Es giebt indeſſen Ausnahmen, wo auch der -jenige,142jenige, welcher im Beſitz iſt, actione in rem klagen kann. Dies iſt z. B. der Fall bey den Realklagen wegen der Servituten. Denn ſo wie derjenige, welcher ſich im Beſitz der Servitut befin - det, actione confeſſoria gegen den klagen kann, der ihm dieſe nicht geſtatten will; ſo kann auch der Beſitzer die Freyheit ſeines Grundſtuͤcks von einer Servitut, die ſich ein anderer darauf an - maßen will, mit der actione negatoria behaupten48)L. 6. §. 1. D. Si ſervit. vindic. L. 8. §. 3. D. eodem. west - phal Interpretat. iur. de libertate et ſervitut. praedior. §. 967. et §. 968.. Nach Ju - ſtinian49)iſt Note 25. der erſten Ausgabe. ſoll es auch ſogar bey der Vindication koͤrperlicher Sachen unum caſum geben, wo derjenige, qui poſſidet, nihilominus actoris vices obtinet. Was dies fuͤr ein Fall ſey, hat nun zwar Juſtinian nicht geſagt, ſondern verweißt auf die Pandecten. Daher iſt uͤber dieſe Stelle viel geſtritten worden50)iſt Note 26 der erſten Ausgabe, welcher noch beyzufuͤgen iſt: de cocceji iur. civ. controv. Lib. VIII. Tit. 5. Qu. 3.. Wahr - ſcheinlich hat Juſtiman einen ſolchen Fall gemeint, wo die, Rei - vindication, ſtatt des Interdicti uti poſſidetis, ergriffen wird51)L. 12. §. 1. D. de acquir. vel amitt. poſſ. Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 1095. S. 1011. (der neueſten Ausgabe von 1798.) und Hugo Lehrbuch des heutigen roͤm. Rechts §. 183. Not. **. S. 143..

Ebend. ſetze zur Note 24. und ſtreich in derſelben carpzov und mevius weg: Danz Handbuch des heutigen teutſchen Pri - vatrechts 2. Band §. 199.

§. 177. Wirkungen des perſoͤnlichen Rechts.

Ganz verſchieden ſind II) die Wirkungen des perſoͤnlichen Rechts. Ein ſolches Recht kann nur gegen eine beſtimmte Per - ſon ausgeuͤbt werden, die mir naͤmlich ꝛc.

S. 503. Z. 5. ſtreiche von Denn bis uſusfructus weg, und leſe Ebendaſ. Z. 7. von Allein bis Z. 11. Pfandrechtalſo:143alſo: Allein ſchon Enoch Glaͤſer54)Diſſ. apolog. de iure in re Iacobo bornio oppoſita. Helmſt. 1663. zeigte, daß nach dieſer Meinung das Wort Eigenthum in einer ſehr uneigentlichen Bedeutung genommen werden muͤſſe. Andere nehmen deren drey an, naͤmlich das Eigenthum die Servitut, und das Pfandrecht55)H. Prof. Hugo im Lehrbuch des heutigen Roͤm. Rechts. §. 23..

Ebend. zur Note 28. ſetze noch: Man vergleiche Henr. hahn Diſſ. de iure rerum et iuris in re ſpeciebus. Helmſt. 1664. Chriſt. waechter Diſſ. de iure in re. Vitembergae 1682. 8.

Ebend. ſtreiche die Noten 30 32. weg.

S. 504. Z. 3. von Noch bis Z. 20. und leſe folgender - maßen: Ich finde keinen uͤberzeugenden Grund, die von den mei - ſten angenommene Eintheilung des iuris in rem in die vorhin ge - nannten vier Arten zu aͤndern, wenn ſich auch nicht gerade a priori, wie Heinrich Kellinghuſen57)Iſt die Note 34. der erſten Ausgabe. will, beweiſen laͤßt, daß es nicht mehr und nicht weniger Arten des iuris in re geben koͤnne. Man kann ſich die Sache tabellariſch auf fol - gende Art vorſtellen. Das dingliche Recht beſteht entweder in dem ausſchließenden Rechte, uͤber die Subſtanz einer koͤrperli - chen Sache nach eigenen Gefallen zu diſponiren, oder nicht, ſon - dern es hat eine fremde Sache zum Gegenſtande. In dem erſten Fall heißt dieſes Recht das Eigenthum oder Eigenthums - recht (dominium). In dem letztern Falle hat das dingliche Recht entweder die Verlaſſenſchaft eines Verſtorbenen zum Ge - genſtande und geht dahin, ſich dieſelbe zueignen zu koͤnnen58)Denn eine noch nicht angetretene Erbſchaft ſtellt den Ver - ſtorbenen vor, und wird vermoͤge einer rechtlichen Fiction als ein noch fortdauerndes Eigenthum deſſelben angeſehen. S. §. 169. S. 489., oder die Sache eines noch lebenden Eigenthuͤmers macht denGegen -144Gegenſtand meines dinglichen Rechts aus. In dem erſten Falle heißt es Erbrecht (hereditas); in dem letztern Falle aber ſteht mir das Recht entweder blos zur Sicherheit meiner Forde - rung auf der fremden Sache zu, oder mein dingliches Recht be - ſteht darin, daß der Eigenthuͤmer zu meinem Nutzen oder zum Beſten meines Grundſtuͤcks auf ſeiner Sache etwas leiden muß, oder etwas nicht thun darf. In dem erſten Falle heißt mein Realrecht ein Pfandrecht (pignus), im letztern aber eine Dienſtbarkeit (ſervitus). Das vom Nettelbladt ange - nommene ius in re nullius laͤßt ſich unter dieſe Claſſification nicht bringen. Denn es iſt ꝛc.

Ebendaſ. ſtreiche die beyden Noten 35. und 36. weg.

S. 505. Z. 8. ſtreiche die Worte von Was bis Ende deſ - ſelben weg und leſe alſo: Eben ſo wenig gehoͤrt auch hierher das Poſſeſſionsrecht, wie ſich alsdann ſehr leicht wird dar - thun laſſen, wenn wir zuvoͤrderſt das Noͤthige vom Beſitz uͤber - haupt und den mancherley Arten und Rechten deſſelben werden vorausgeſchickt haben59)iſt 37 in der erſten Ausgabe, wo die 5 letztern Zeilen weg - zuſtreichen ſind und dafuͤr zu leſen: Carl F. W. von Span - genberg Verſuch einer ſyſtematiſchen Darſtellung der Lehre vom Beſitz. 2. Theile. Bayreuth 1794. 8. und Ferd. Gott - helf fleck Hermenevtices Tituli Pandectar. de acquirenda vel amittenda poſſeſſione. Specimina duo. Lipſiae 1796. 4. .

S. 506. Z. 5. von kann, bis S. 507. Z. 16. Wolle lies folgendermaßen: kurz, die koͤrperliche Detention oder phyſiſche Behauptung einer Sache. Die Geſetze ſelbſt nehmen dieſe allge - meine Beſtimmung an60)Dies beweißt die roͤmiſche Ableitung des Worts possessio L. 1. pr. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. wo Paulus ſagt: Poſſeſſio appellata eſt a ſedibus, quaſi poſitio: quia naturaliter tenetur ab eo, qui ei inſiſtit. Man vergleiche auch noch L. 24. D. eod. L. 49. §. 1. D. eod. L. 38. §. 7. et 8. D. de Verb. Obligat. , und legen dem Beſitz in dieſer weiten Bedeutung die Unverletzlichkeit gegen jede anmaßliche Selbſthuͤlfebey.145bey61)§. 4. I. de Interdict. L. 2. D. Uti poſſid. Spangenberg 1. Th. §. 9.. Allein im juriſtiſchen Verſtande oder im Sin - ne des Roͤm. Civilrechts macht die koͤrperliche Detention einer Sache nur einen Theil und gleichſam nur die Grundlage eines im juriſtiſchen Verſtande genommenen Beſitzes aus. Denn hierzu wird noch inſonderheit auf Seiten des Beſitzers die Ab - ſicht erfordert, die Sache fuͤr ſich zu haben, und zu behalten, (animus rem ſibi habendi). Beſitz im eigentlichen juri - ſtiſchen Sinne genommen (poſſeſſio iuris civilis), heißt alſo die Detention einer koͤrperlichen Sache, welche mit der Abſicht verbunden iſt, dieſelbe fuͤr ſich zu haben und zu behalten. Nach dieſem Begriff wird alſo zur Poſſeſſion im Sinne des Civilrechts zweyerley erfordert:

1) Das phyſiſche Vermoͤgen uͤber eine Sache zu diſponiren. Ob ich zu dieſer Verfuͤgung berechtiget bin, oder nicht, iſt gleichviel, genug, wenn die Sache in meiner Ge - walt iſt, daß ich daruͤber nach meiner Intention ungehindert diſponiren kann. Denn Beſitz und Rechtsbefugniß ſind ganz verſchiedene Dinge. Jener iſt ein phyſiſches, dieſe ein moraliſches Vermoͤgen zu handeln. Daher iſt auch der Dieb und Raͤuber im Beſitz der geſtohlnen und geraubten Sache, wenn ihm gleich kein Recht an dieſer Sache zuſteht.

2) Der Wille und die Abſicht, die Sache, die man detinirt, fuͤr ſich zu haben und zu behalten - Dieſe Abſicht, welche in den Geſetzen animus rem ſibi habendi, affectus poſſidendi, auch affectio tenendi genennt wird63)Iſt die Note 41. der erſten Ausgabe., er - gaͤnzt gleichſam, wie Paulus64)L. 3. §. 3. D. de acquir. vel amitt. poſſ. ſagt, dasjenige, was dem natuͤrlichen Beſitz, bey welchem nur die koͤrperliche Gewalt vor - handen iſt, noch fehlt (quod deeſt naturali poſſeſſioni, id animus implet), und beſtimmt alſo den weſentlichen Character der Poſ -ſeſſionK146ſeſſion im Sinne des Civilrechts. Hieraus erklaͤrt ſich nun auch, wenn in den Geſetzen geſagt wird, die Poſſeſſion ſey nicht blos corporis, ſondern auch animi65)L. 1. §. 15. D. Si is, qui teſtam. liber eſſe iuſſus erit. L. 3. §. 1. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. . Daher kann ein infans, ſo wenig, als ein Wahnſinniger fuͤr ſich einen eigent - lichen Beſitz in dieſem rechtlichen Sinne erlangen, quia affectio - nem tenendi non habent, wie Paulus66)L. 1. §. 3. D. de acquir. vel amitt. poſſ. ſagt, licet maxime corpore ſuo rem contingant. Hieraus folgt weiter, wie eben dieſer Roͤm. Juriſt ſagt67)L. 3. §. 3. D. eodem. , daß derjenige, welcher nicht weiß, daß in ſeinem Grundſtuͤck ein Schatz verborgen liegt, dieſen Schatz nicht beſitze, quamvis fundum poſſideat, weil es noch an dem affectu poſſidendi fehlt. Dieſe Beſitzintention, welche zur Poſſeſſion des Civilrechts weſentlich erfordert wird, involvirt jedoch nicht gerade, wie Ramos del Manzano glaubt68)S. die Note 42. der erſten Ausgabe., die Meinung, ſich die Sache als Eigenthuͤmer anzumaſſen.

S. 508. Z. 21. nach appellamus. ſetze noch bey: Der animus oder affectus poſſidendi ſoll alſo nur den Willen anzeigen, uͤber die Sache zu diſponiren, und mittelſt der koͤrperlichen Gewalt, die man uͤber die Sache hat, gewiſſe rechtliche Intentionen geltend zu machen75)Spangenberg im angef. Buche 1. Th. §. 10. S. 17.. Fehlt es an dieſer Abſicht, ſo iſt keine poſſeſſio im eigentlichen Sinne des Civilrechts vorhanden76)Daher ſagt Paulus L. 41. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. Qui iure familiaritatis amici fundum ingreditur, non videtur poſſidere: quia non eo animo ingreſſus eſt, ut poſſideat, licet cor - pore in fundo ſit. .

S. 509. Z. 21. ſtreiche weg von Es iſt bis S. 510. Z. 15. poſſidere.

S. 510. ſtreiche die 3 letzten Zeilen von Wir bis Unter - ſchieds nebſt den Noten weg.

S. 511.147

S. 511. Z. 1. leſe: Unſer Verfaſſer ſieht bey Beſtimmung des Unterſchiedes ꝛc.

Ebendaſ. Z. 8. bey eingeraͤumt. iſt die Note 85. hinzu - gekommen: S. auch Nettelbladts Syſtem element. iuris - prud. poſit. Germanor. commun. §. 508. und Eichmanns Er - klaͤrungen des buͤrgerl. Rechts. 4. Th. S. 254.

Ebend. Z. 17. ſtreiche von I) Daß bis S. 512. alles weg.

S. 513. Z. 1. leſe: Einen ſolchen Beſitz haben nach ꝛc.

Ebend. fallen die Noten 62 65. weg und wird Z. 15. nach beſitzen. die Note 86. geſetzt: hofacker cit. loc. §. 760.

Ebend Z 16. von Lycklama bis S. 527. Z. 19. poſſideo. wird folgendermaßen geleſen: Allein Cuper87)S. die Note 73. der erſten Ausgabe., und diejeni - gen, welche nach ihm uͤber dieſe Lehre critiſche Unterſuchungen angeſtellt haben, beſonders Spangenberg88)In dem angef. Verſuch 1. Th. §. 117 ff. S. 176. ff., Fleck89)Hermeneut. Tit. Pandectar. de acquir. vel amitt. poſſeſſ Spe - cim. I. de principiis poſſeſſionis quae a iuris fictionibus proficis - cuntur. Cap. II. pag. 9. ſqq. und Hoͤpfner90)Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 282. S. 268. der neue - ſten Ausgabe. haben aus der Vergleichung der verſchiedenen Stellen des roͤm. Geſetzbuchs wo dieſer Eintheilung Erwaͤhnung geſchieht, uͤberzeugend dargethan, daß die roͤm Juriſten mit den Benennungen poſſeſſio naturalis und civilis nicht allemahl dieſel - ben Begriffe verbinden, und daß daher der Schwierigkeit nicht anders abgeholfen werden koͤnne, als wenn man dieſe verſchie - denen Bedeutungen von einander unterſcheidet. Soviel alſo

I) den Ausdruck naturalis poſſeſſio, anbetrift, ſo hat derſelbe in der Sprache unſerer Geſetze vorzuͤglich dreyerley Bedeutungen:

1) heißt natuͤrlicher Beſitz die bloße koͤrperliche De - tention einer Sache entweder fuͤr ſich, oder in ſofern dieſe die Grundlage der eigentlichen Poſſeſſion im Sinne des CivilrechtsK 2aus -148ausmacht, und als Beſtandtheil derſelben unterſchieden werden kann. In dieſer Bedeutung nimmt es Paulus91)L. 1. pr. D. de acquir. vel amitt. poſſ. , wenn er ſagt: poſſeſſio naturaliter tenetur ab eo, qui ei inſiſtit. Eben die - ſer Juriſt ſagt ferner92)L. 3. §. 3. D. eodem. : Solo animo non poſſe nos acquirere poſſeſſionem, ſi non antecedat naturalis poſſeſſio, d. i. wenn ich mir nicht vor allen Dingen die phyſiſche Detention der Sache, oder das phyſiſche Vermoͤgen, uͤber die Sache diſponiren zu koͤnnen, zu verſchaffen ſuche. In dieſer Bedeutung ſagen auch die Geſetze von demjenigen, der eine Sache civiliter beſitzt, daß er auch den natuͤrlichen Beſitz habe, ſo lange die Sache in ſei - ner Gewahrſam iſt. Paulus93)S. die Note 78. der erſten Ausgabe. beſtaͤtigt dieſes deutlich, wenn er ſagt: Res mobiles, excepto homine94)Iſt die Note 79. der erſten Ausgabe., quatenus ſub cuſtodia noſtra ſint, hactenus poſſideri, id eſt, quatenus, ſi velimus, natura - lem poſſeſſionem nanciſci poſſimus. Hierher gehoͤrt auch noch, wenn Marcian95)Iſt die Note 81. ſagt: Alienare pupillus nullam rem poteſt, niſi praeſente tutore auctore, et ne quidem poſſeſſionem, quae eſt na - turalis.

2) Iſt natuͤrlicher Beſitz ein ſolcher, der auf den Na - men eines Andern ausgeuͤbt wird, und bey welchen alſo der Be - ſitzer die Abſicht nicht hat, die Sache als die ſeinige zu behalten, auch der Natur der Sache nach nicht haben kann. In dieſer Bedeutung ſagen die Geſetze von Nutznieſern, Paͤchtern, Depo - ſitaren, Commodataren, und precariſchen Beſitzern, quod natu - raliter poſſideant96)L. 12. pr. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. L. 49. pr. D. eodem. L. 7. §. 11. D. Communi divid. L. 2. §. 1. D. pro herede. L. ult. §. 1. D. de precario. Endlich

3) heißt poſſeſſio naturalis eine ſolche Detention, welche zwar mit der Abſicht, die Sache als die ſeinige zu behalten, verbun -den149den iſt, aber unter Umſtaͤnden, wo die Civilgeſetze dieſe Abſicht verwerfen. Dahin gehoͤrt a) wenn der Beſitzer ſeiner perſoͤnli - chen Verhaͤltniſſe wegen keines Eigenthums faͤhig iſt. Daher konnte z. B. ein Sklave bey den Roͤmern nur naturaliter beſi - tzen97)Iſt die Note 83. der erſten Ausgabe.. b) Wenn der Grund des Beſitzes von den Civilge - ſetzen verworfen iſt. So beſitzt ein Ehegatte die ihm von dem andern geſchenkte Sache bey Lebzeiten des Schenkenden nur na - turaliter98)Iſt die Note 84. der erſten Ausgabe, welcher noch beyzufuͤ - gen iſt: L. 46. D. eodem. L. 1. §. 4. L. 16. D. de acquir. vel amitt. poſſ. L. 13. §. 1. D. de heredit. petit. , weil Schenkungen unter Ehegatten nicht gelten, ſo lange der ſchenkende Ehegatte lebt99)L. 1. L. 32. D. de donat. inter. vir. et uxor. . c) Wenn die Sache an ſich nicht im Commerz, d. i. keines Privateigenthums faͤhig iſt. Daher kann man freye Menſchen nicht anders als naturaliter beſitzen100)L. 23. §. 2. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. . Bey dieſer ſo verſchiedenen Bedeutung der poſſeſ - ſionis naturalis muß alſo jederzeit aus dem Zuſammenhange der. einzelnen Geſetzſtellen beurtheilet werden, in welchem Sinne dieſe Benennung zu nehmen ſey. Eben ſo verſchieden iſt nun auch

II) die Bedeutung von poſſeſſio civilis in unſern Geſetzen. Die Roͤmiſchen Juriſten verſtehen darunter

1) die wirkliche Detention einer Sache, welche mit der Ab - ſicht, dieſelbe fuͤr ſich zu behalten, verbunden iſt, jedoch als verſchieden von der Proprietaͤt betrachtet wird. Alſo was man poſſeſſio im eigenthuͤmlichen Sinne des Civilrechts nennt. Denn buͤrgerlich nannten die Roͤm. Juriſten vorzuͤglich dasjenige, was mit dem Civilrechte uͤbereinſtimmt, oder einen eigenthuͤm - lichen Sinn nach der Sprache der Geſetze hat1)brissonius de Verb. Signif. v. Civilis. cuperus de natura poſſeſſionis. Cap. III. pag. 28. ſqq. .

2) Heißt poſſeſſio civilis die koͤrperliche Detention einer Sa - che, mit welcher nicht nur die Abſicht, die Sache als die ſeinigeK 3zu150zu behalten, verbunden iſt, ſondern die auch in den Geſetzen als ein ſolcher rechtlicher Beſitz angeſehen wird, daß dabey jene Abſicht, ſich die Sache als Eigenthuͤmer anzumaſſen, Statt fin - den kann. Einen ſolchen Civilbeſitz hat der wahre Eigenthuͤmer, ferner der bonae fidei poſſeſſor, der eine des Privatergenthums faͤhige Sache durch einen zur Uſucapion geeigenſchafteten Titel an ſich gebracht hat. Dahingegen ſagen die Geſetze, daß ein Sklave nicht civiliter beſitzen koͤnne2)L. 38. §. 7. D. de verb. obligat. L. 24. D. de acquir, vel amitt. poſſeſſ. , auch beſitze eine Ehefrau nach dem Civilrechte die ihr von ihrem Ehemanne geſchenkte Sache nicht3)L. 26. pr. D. de donat. inter vir. et uxor. ; weil die Geſetze in beyden Faͤllen die Abſicht des Beſitzers, die Sache als die ſeinige zu behalten, nicht gelten laſſen. Endlich

3) wird unter poſſeſſio civilis ein ſolches Rechtsverhaͤltniß verſtanden, wo zwar die factiſchen Erforderniſſe und Beſtand - theile eines eigentlichen Beſitzes fehlen, aber von den Geſetzen angenommen wird, man habe die Abſicht, die Sache zu beſitzen, und die Sache ſelbſt in ſeiner Gewalt. So beſitzt ein Herr oder Vater dasjenige civiliter, was ſein Sklave, oder ſein ſiliusfami - lias in Ruͤckſicht auf ſein Peculium (peculiari nomine) erworben hat4)L. 1. §. 5. L. 3. §. 12. et L. 44. §. 1. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. .

Nach dieſen verſchiedenen Bedeutungen kann nun entweder der natuͤrliche und buͤrgerliche Beſitz in einem Subject vereiniget ſeyn, oder verſchiedenen Perſonen zuſtehen. Es erhellet ferner hieraus, daß diejenigen irren, welche einen Civilbeſitz blos denjenigen nennen wollen, der auf einem erwerbfaͤhigen Titel be - ruhet, und zur Verjaͤhrung geeigenſchaftet iſt, wie Cuper5)De natura poſſeſſionis P. I. Cap. III. pag. 34. ſqq. einleuchtend gezeigt hat.

S. 529.151

S. 529. Z. 6. leſe nach Sklaven bis Z. 13. Entſchei - dungsgrund alſo: mit der Abſicht, durch ihn wie - der andere Dinge in ſeiner Gewalt zu behaupten, koͤrperlich beſitzt, zugleich auch diejenigen Sachen koͤrper - lich detinire, welche der Sklave in Haͤnden hat. Dies iſt der Sinn des in unſerer Stelle angefuͤhrten erſten Entſcheidungs - grundes.

Ebend. faͤllt die Note 25 ganz weg.

Ebend. Z. 14. ſtreiche von ſeine bis Z. 16. beylegen will weg.

S. 531. Z. 1. von Denn bis Z. 27. hatte ſtreiche weg und leſe folgendermaßen: Beſonders blieb es immer noch ein Raͤthſel, wie der Uſufructuar ſogar ohne ſein Wiſſen durch den Sklaven Beſitz erlangen koͤnne, wenn er ihm dasjenige, was derſelbe ex re fructuarii vel operis ſuis erwarb, als ein peculium eingegeben hatte12)u., weil man doch hier weder affe - ctum tenendi noch unmittelbare phyſiſche Detention annehmen konnte, welche doch eigentlich zu dergleichen Erwerb noͤthig wa - ren13)iſt Note 29 u. 30 der erſten Ausgabe..

S. 532. Z. 1. von Niemand bis Z. 4. gewiß ſtreiche weg, und leſe in der Folge bis Z. 16. ſollten alſo: Um alſo dieſen Schwierigkeiten abzuhelfen, fuͤgt Papinian noch einen andern Grund hinzu, naͤmlich den: Quod et plurimum ex iure poſſeſſio mutuetur, und will damit ſoviel ſagen: es ſey eben nicht noͤthig, gar zu aͤngſtlich nachzuforſchen, ob auch der Uſufructuar wirklich die factiſchen Beſitzerforderniſſe habe. Denn auch ohne dieſe koͤnnen ihn die Geſetze fuͤr einen Beſitzer halten, und ihm die Rechte deſſelben mittheilen, ſo wie im Gegentheil die Geſetze zuweilen Einem die rechtlichen Wirkungen des Beſitzes entziehen, und ihn fuͤr einen Nichtbeſitzer halten, wenn gleich uͤbrigens alle Erforderniſſe der Poſſeſſionshandlung vorhanden ſind.

Ebend. iſt Z. 18. nach dem Worte beygemiſcht. die No - te 14 hinzugekommen: Cuper Cap. V. pag. 55.

K 4Ebend.152

Ebend. Z. 24. von Perſonen bis S. 533. Z. 1. haben. ſtreiche weg und leſe: Der Sinn dieſer Stelle iſt folgender: Ein Sklave oder filiusfamilias kann das ihm eingeraͤ[u]mte Pecu - lium zwar koͤrperlich detiniren, aber ſolches nicht civili - ter, d. i. auf eigenen Namen, beſitzen (habere, poſſidere).

S. 533. Z. 11. leſe von ſondern bis Z. 19. mangele. folgendermaſſen: d. i. er muß nicht bloß nach ſeinen factiſchen Erforderniſſen und Beſtandtheilen beurtheilt werden, ſondern er iſt auch rechtlich (iuris eſt), d. i. man muß auch darauf ſehen, was der Beſitz fuͤr Modificationen vom Rechte leidet, und ob ihm nicht nach buͤrgerlichen Geſetzen die rechtliche Wirkung ent - zogen iſt. Dies iſt nun der Fall bey denen, die ein peculium profectitium beſitzen. Bey ſolchen Perſonen achten die buͤrger - lichen Geſetze auf ihre eigene Abſicht (voluntatem ſibi habendi) nicht, ſondern verwerfen vielmehr dieſelbe.

S. 534 Z. 14. von die Abſicht bis S. 536. Z. 19. ent - lehnt hat. leſe folgendermaſſen: den animum poſſidendi hat. Das heißt alſo mit andern Worten ſoviel: Der Beſitz beſteht in facto, in ſofern derjenige fuͤr den Beſitzer gehalten wird, welcher die weſentlichen Beſitzerforderniſſe fuͤr ſich hat; oder derjenige nicht als Beſitzer angeſehen wird, bey dem dieſe Erforderniſſe mangeln. In iure beſteht hingegen der Beſitz, in ſofern die Ge - ſetze vermoͤge ihrer Machtvollkommenheit gleichſam die fehlen - den natuͤrlichen Erforderniſſe des Beſitzes ergaͤnzen, oder deren Nichtſeyn fingiren, wo ſie doch wirklich nicht mangeln.

Die Gruͤnde, aus welchen die roͤmiſchen Geſetze ſich mit der wahren factiſchen Beſchaffenheit des Beſitzes nicht begnuͤgten, ſondern demſelben ſo vieles rechtsartige beygemiſcht haben, ſind verſchieden.

S. 537. Z 13. ſetze nach dem Wort ſind die Note 20. fol - genden Inhalts: Die Geſetze bezeichnen dieſen politiſchen Grund mit den Ausdruͤcken: Utilitatis cauſa receptum eſt; utilitate ſua - dente relictum eſt; conſultius videtur; tam ratione utilitatis, quam iurisprudentia receptum eſt. L. 32. §. 2. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. 153poſſeſſ. L. 44. §. 1. D. eod. L. 44. §. 6. D. de Uſurpat. et uſu - cap. L. 3. Cod. de acquir. et retin. poſſeſſ. L. 1. C. eodem.

Ebendaſ. Z. 15. von oͤffentlichen bis Z. 25. Nr. 4. leſe folgendermaßen: Sklaven, oder durch einen gemeinſchaftlichen Verwalter einen Beſitz haben und erhalten kann21)u..

2) Daß ein Kind, dem die Geſetze uͤbrigens die zur eigenen Beſitznehmung erforderliche Gemuͤthsfaͤhigkeit abſprechen, den - noch guͤltig beſitzen kann, wenn der Vormund fuͤr daſſelbe den Beſitz ergriffen hat22)iſt Note 42. u. 43 der erſten Ausgabe.; und daß auch Pupillen und Minderjaͤh - rige ohne ihr Wiſſen und Willen durch ihre Tutoren und Curatoren einen Beſitz erwerben koͤnnen, wenn letztern naͤmlich die Sache abſichtlich auf den Namen der erſtern ergriffen haben23)L. 1. §. 20. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. .

3) Daß derjenige, welcher den Beſitz mit Vernunft und Bewußtſeyn ergriffen hat, wenn er auch nachher den Verſtand verliert, dennoch den erworbenen Beſitz auch im Zuſtande der Sinnlichkeit fortſetzen, und uſucapiren kann24)iſt in der erſten Ausgabe Note 44. welcher noch beyzufuͤgen iſt: L. 27. D. de acquir. vel amitt. poſſ. In den beyden erſten Stellen wird geſagt, es ſey dieſes utilitate ſuadente angenom - men worden; allein in der letztern Stelle wird noch der Grund angefuͤhrt: quia furioſus non poteſt deſinere animo poſſidere. .

S. 538. ſtreiche die Note 47. weg.

S. 539. ſtreiche in der Note 48. Z. 2. von In der bis Z. 10. am beſten. weg und leſe alſo: Man vergleiche hier vor - zuͤglich Ant. faber in Iurisprud. Papinianea Tit. XI. Princip. VIII. Illat. 26. pag. 636.

S. 540. Z. 5. ſetze nach verliert, ſo lange naͤmlich noch kein Anderer Beſitz davon ergriffen hat29)Iſt die Note 50. der erſten Ausgabe, in welcher von Uebri - gens bis cap. 34. wegzuſtreichen, und dagegen zu ſetzen iſt: Die Gruͤnde hiervon entwickelt ſehr gut Weſtphal a. a. O. Man ſehe auch Spangenberg im angef. Verſuch §. 78. Not. p. S. 123. f..

K 5Ebend.154

Ebendaſ Z. 6 9. ſtreiche weg und leſe: Mehrere hierher gehoͤrige Faͤlle findet man bey Cuper30)Cap. VI. pag. 63. ſqq. .

Ebend. faͤllt die Note 51. ganz weg.

S. 541. Z. 1 11. ſtreiche mit den dazu gehoͤrigen Noten ganz weg.

S. 542. ſetze noch zur Note 56. Jedoch ſcheint die L. 1. §. 4. D. de acq. vel amitt. poſſ. entgegen zu ſtehen. S. Ger. noodt in Comm ad Tit. de donat. inter vir. et uxor und Cujaz in Comment. ad cit. L. 1. §. 4. de acq. poſſ. Tom VIII. Oper.

S. 543. ſtreiche Z. 3 9. mit der dazu gehoͤrigen Note weg.

S. 549. Z. 5. von Dieſe bis S. 550. Z. 2. handelt. ſtreiche weg und leſe folgendermaſſen: Der Inbegriff derjenigen Befugniſſe, die dem Beſitzer blos um ſeines Beſitzes willen zu - kommen, wird das Poſſeſſionsrecht genennt57)Man unterſcheide das Recht des Beſitzes (ius poſſeſſio - nis) von dem Rechte zu beſitzen (ius poſſidendi). Erſte - res entſpringt aus dem Beſitz, und ſetzt alſo einen bereits vorhandenen oder gehabten Beſitz voraus. Letzteres hingegen hat den Beſitz ſelbſt zum unmittelbaren Gegenſtande, und ſetzt immer einen rechtlichen Grund voraus, der mich zum Beſitz einer Sache berechtiget. Es entſpringt alſo aus einem ganz andern Grunde, als der gehabten Poſſeſſion, und ſetzt ſolche gar nicht voraus. Es iſt vielmehr mit den meiſten ding - lichen Rechten verbunden. Der Eigenthuͤmer, der Erbe, der Pfandglaͤubiger, der Uſufructuar ſind vermoͤge ihres Rechts auch befugt, die Sache zu beſitzen, die den Gegenſtand ihres dinglichen Rechts ausmacht.. Hiervon wird zwar an einem andern Orte (§. 1751) gehandelt. Es iſt indeſſen noͤthig, von den Wirkungen und Rechten des Beſitzes auch hier ſchon in ſofern zu handeln, als es zum Be - weis, daß das Poſſeſſionsrecht kein dingliches Recht ſey, erfor - derlich iſt. Zu den Rechten und Wirkungen des Beſitzes gehoͤren z. B. folgende:

1) Der155

1) Der Beſitzer iſt nicht ſchuldig, den Rechtstitel ſeines Be - ſitzes anzugeben, wenn er ſeines Beſitzes wegen von Jemand in Anſpruch genommen wird58)L. 11. C. de petit. hered. Jedoch hat dieſe Regel ihre Aus - nahmen. S. Spangenbergs Verſuch. 2. Th. §. 169. Not. i S. 246..

2) Der Beſitz befreyet in der Regel vom Beweiſe, und legt dieſe Laſt dem Gegner auf. Kann dieſer nun den Grund ſeiner Klage nicht beweiſen, ſo iſt der Beklagte von der Klage loszu - ſprechen, wenn er auch nichts als den Beſitz fuͤr ſich hat59)§. 4. I. de Interdict. L. 2. C. de probat. L. fin. Cod. de rei vindicat. . Denn dieſer allein begruͤndet ſchon die rechtliche Vermuthung, daß er die Sache rechtmaͤßig beſitze; es muß ihm nur keine ſtaͤr - kere Praͤſumtion entgegenſtehen60)Hoͤpfners Commentar §. 283 Not. 7. S. 275..

3) Der Beſitzer hat den Vorzug vor dem Nichtbeſitzer, wenn beyde auf die naͤmliche Sache Anſpruch machen, und einer ſo viel, als der andere, fuͤr ſich hat. (In pari cauſa melior eſt con - ditio poſſidentis61)L. 128. D. de Reg. iur. Man ſehe jedoch Spangen - bergs Verſuch 2. Th. §. 156. und Hoͤpfner §. 283. Nr. 3..

4) Eine vorzuͤgliche Wirkung des Beſitzes iſt die rechtliche Moͤglichkeit der Verjaͤhrung einer ſolchen Sache, die man bona fide und durch einen gerechten Titel von einem Nichteigenthuͤmer an ſich gebracht hat62)Spangenberg im angef. Verſuch §. 162..

5) Ein groſſer Vortheil des Beſitzes iſt es ferner, daß der Beſitzer die Fruͤchte der Sache, welche er bona fide als ver - meintlicher Eigenthuͤmer inne hatte, in gewiſſen Faͤllen lucrirt (§. 591)63)L. 48. pr. D. acquir. rer. dom. L. 4. §. 2. D. fin. reg. Spangenberg 2. Th. §. 163. ff.. Nicht minder legen die Geſetze

6) dem156

6) dem Beſitz, er ſey von welcher Art er wolle, eine ſolche Unverletzlichkeit bey, daß er von Niemand, wenn er auch auf die Sache ſelbſt noch ſo gegruͤndete Anſpruͤche haben ſollte, durch eigenmaͤchtige Thathandlung angegriffen und genommen werden darf64)L. 6. C. Unde vi. . Geſchieht es aber dennoch, ſo iſt

7) der Beſitzer berechtiget, ſich gegen ſolche widerrechtliche Beſitzbeeintraͤchtigungen mit eigenthaͤtiger Privatgewalt zu ver - theidigen, und ſich in ſeinem Beſitz zu behaupten65)L. 3. §. 9. L. 17. D. de vi et vi arm. L. 1. C. Unde vi. . Inſon - derheit aber geben auch die Geſetze

8) dem Beſitzer verſchiedene Rechtsmittel (Interdicta), derm er ſich zum Behuf der Erhaltung des geſtoͤrten oder Wiederer - langung des entzogenen Beſitzes vor Gericht bedienen kann, und welche die beſondere Eigenſchaft und Wirkung haben, daß dem Beſitzer auf die kuͤrzeſte Art, mit Beyſeitſetzung aller ſonſt ge - woͤhnlichen Foͤrmlichkeiten des Proceſſes, und Verweiſung aller weit ausſehender Einreden zur beſondern Ausfuͤhrung des Peti - toriums zum Beſitz der Sache verholfen werde66)Spangenberg 2. Th. 2. Abſchn. S. 277..

Ebendaſ. in der Note 81. ſtreiche weg von In bis 1700. und ſetze folgendes bey: und beſonders von Spangenberg in dem angefuͤhrten Verſuche einer ſyſt. Darſtellung der Lehre vom Beſitz. 2. Th. S. 213. ff.

S. 551. Z. 2. von Ein bis Z. 18. in rem. leſe folgender - maſſen: Hieraus laͤßt ſich nun die Frage leicht entſcheiden, ob die Poſſeſſion ein dingliches Recht ſey, oder ein ſolches wirke? und dieſe Frage iſt mit Recht zu vernei - nen71)S. David de l’espaul Specim. iurid. de poſſeſſione, ſpecie - bus iuris in re non adnumeranda. Lugd. Batavor. 1784. 4. Gottl. sturm Diſſ. de poſſeſſione e iure in re et ad rem elimi - nanda huber c. l. §. 2. pag. 544. und walch Introduct. in Controverſ. iur. civ. Sect. II. Cap. I. §. 6. pag. 117.. Denn wenn gleich der Beſitz ein Retentionsrechtwirkt,157wirkt, vermoͤge deſſen ich mich bis zu meiner Befriedigung an die Sache, gleichſam wie an ein Pfand, halten72)L. 15. §. fin. D. de furt. L. 31. §. 8. D. de aedil. edicto. Spangenberg §. 166. S. 243. f., und ſo lange ich den Beſitz habe, die Rechte deſſelben gegen jeden, ſelbſt gegen den Eigenthuͤmer behaupten, und geltend machen kann73)§. 30. I. de rer. diviſ. L. 33. D. de condict. indeb. ; ſo iſt dennoch das Poſſeſſionsrecht darum fuͤr kein ding - liches Recht zu halten, weil die Geſetze um des bloſen Beſitzes willen keine actionem in rem gegen jeden Beſitzer geben.

S. 557. Z. 1. leſe von ferner der bis Z. 2. zu folgen - dermaßen: poſſeſſoriſchen Rechtsmittel, naͤmlich Interdicte Uti poſſidetis, Utrubi und Unde vi ohne Unterſchied nicht bedienen; dieſe kommen nur ſolchen Beſitzern zu ſtatten, die in eigenem Na - men beſitzen, oder deren natuͤrlicher Beſitz wenigſtens mit einem dinglichen Recht verbunden iſt, z. B. den Nutznießern und Pfand - glaͤubigern92)L. 4. D. Uti poſſidet. L. 1. §. 9. et 10. D. de vi et vi arm. L. 3. §. 13. et 14. D. eodem. galvanus de Uſufructu Cap. XXXIII. pag. 461. (edit. Tuͤbing.) , andern nicht93)L. 1. §. 10. D. de vi et vi arm. L. 3. §. 8. D. Uti poſſidet. .

Ebend. Z. 9. ſtreiche von das bis Beſitzer weg.

Ebend. Z. 15. ſtatt Zuletzt bis S. 558. Z. 1. Dies leſe alſo: Von einem eigentlichen und wahren Beſitz iſt der unei - gentliche, analogiſche, oder Quaſi-Beſitz zu unter - ſcheiden. Ein wahrer oder eigentlicher Beſitz findet nur bey koͤrperlichen Sachen Statt.

S. 558. Z. 20. ſtreiche von Gebrauche bis S. 559 Z. 9. (§. 1750) weg und leſe alſo: phyſiſchen Vermoͤgen, ein gewiſ - ſes Recht auszuuͤben, beſteht, und dadurch erlangt wird, daß man das Recht wenigſtens einmahl in der Abſicht, um ſich daſſelbe anzumaßen, ruhig und ohne eines andern Widerſpruch ausgeuͤbthat.158hat99)Hoͤpfners Commentar uͤber die Inſtitutionen. §. 282. S. 269. ff.. Bey einer ſolchen Quaſi-Poſſeſſion werden da - her immer gewiſſe Ausuͤbungs - oder Gebrauchs-Handlungen in Beziehung auf ein Recht vorausgeſetzt, welche ein anderer, der dabey intereſſirt iſt, ruhig hat geſchehen laſſen; z. B. daß ich auf des Andern Grundſtuͤcke mit deſſen Wiſſen und ohne Wi - derſpruch die Durchfarth exercirt; oder in der Meinung, daß mir das Zehendrecht zuſtehe, ohne Widerſpruch wirklich die Ze - henden erhoben habe. Daher koͤnnen nur eigentlich ſolche Ar - ten von Rechten Gegenſtaͤnde der Quaſi-Poſſeſſion ſeyn, welche zu einer fortwirkenden Ausuͤbung durch oͤftere Gebrauchs. handlungen geeigenſchaftet ſind, und zwar nicht nur dingliche Sachenrechte, vorzuͤglich Servituten, ſondern auch Be - fugniſſe aus dem Perſonenrechte, z. E. man kann in der Quaſi-Poſſeſſion der vaͤterlichen Gewalt, der Filiation, des Buͤr - gerſtandes, oder des ehelichen Zuſtandes ſeyn100)Spangenbergs Verſuch 1. Th. §. 101. ff. S. 153. ff.. Dahingegen laͤßt ſich an perſoͤnlichen Sachenrechten, welche ſich ledig - lich auf Erfuͤllung individueller Verbindlichkeiten gewiſſer Perſonen beziehen, der Natur der Sache nach keine eigentliche Quaſi-Poſ - ſeſſion denken1)Spangenberg a. a. O. §. 104.. Endlich iſt noch zu bemerken, daß bey der Ausuͤbung dinglicher Rechte, und zwar vermoͤge eines und des naͤmlichen Rechtsgrundes in verſchiedener Ruͤckſicht Poſſeſſion und Quaſi-Poſſeſſion, zugleich Statt haben, und erſtere ein natuͤrlicher, letztere ein Civilbeſitz ſeyn koͤnne. So z. B. uͤbt der Uſufructuar durch koͤrperliche Detention der Sache ſelbſt, an welcher ihm das Nutznießungsrecht zuſteht, ei - nen wahren eigentlichen Beſitz aus. Allein dieſer iſt nur ein natuͤrlicher Beſitz, weil er die Sache auf eines Andern Namen beſitzt2)L. 12. pr. L. 49. pr. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. L. 6. §. 2. D. de precar. L. 5. §. 1. D. ad exhib. L. 10. §. ult. D. de acquir. rer. dom. . Durch Ausuͤbung ſeines Nutznießungs -rechts159rechts aber giebt er eine Quaſi-Poſſeſſion zu erkennen, und dieſe iſt ein Civilbeſitz, weil er ſie im eigenen Namen aus - uͤbt3)L. 23. §. 2. D. Ex quib. cauſ. major. L. 10. C. de acquir. et ret. poſſeſſ. fleck Hermenevt. Tit. Pandect. de acquir. vel amitt poſſeſſ. Specim I. Cap III. Sect. III. §. 2. pag. 41. ſq. und Spangenberg 1. Th. §. 105..

Ebend. ſetze zur Note 17. noch folgendes: Dieſem Verbote kann auch Niemand durch Vertrag dergeſtalt entſagen, daß der andere dadurch ein Recht erhielte, Selbſthuͤlfe, als ein erlaubtes Mittel, gegen den Schuldner ausuͤben zu koͤnnen, wenn ſich die - ſer widerſetzt. Strubens rechtliche Bedenken 2. Th. Bed. 32.

S. 560. ſetze zur Note 20. noch bey: Webers Reflexio - nen zur Befoͤrderung einer gruͤndlichen Theorie vom heutigen Ge - brauch des roͤm. Rechts. §. 17. Danz Grundſaͤtze des gemei - nen ordentlichen buͤrgerl. Proceſſes §. 5. Mehrere Rechtsgelehr - ten wollen zwar den heutigen Gebrauch der oben angefuͤhrten Strafen der Selbſthuͤlfe laͤugnen; z. B. claproth Diſſ. de non uſu decreti D. Marci, et poenae privationis in viam facti ſtatutae. Goett. 1757. hommel Rhapſod. quaeſt. for. Vol. V. Obſ 623. pag. 123. ſqq. kind Quaeſtion. for. Tom. I. Cap. 76. Titt - mann in den Grundlinien der Strafrechtswiſſenſchaft §. 216. Not. c. S. 165. Allein neuere Beyſpiele beweiſen das Gegen - theil. Man ſehe Reuß Staatskanzley Th. 22. S. 349. Mal - blanks Anleitung zur Kenntniß der teutſchen Reichs - und Pro - vinzial-Gerichts - und Kanzleyverfaſſung 4. Th. §. 46. S. 159. Not. b. reinharth ſelect. Obſervat. ad Chriſtinaei Deciſiones. Vol. III. Obſ. 9. et Vol IV. Obſ. 39. leyser Meditat. ad Pand. Vol. VII. Specim. DVII. Medit. 1. et 2. und tafinger Inſtitut. iurisprud. cameral. §. 562.

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Nachricht des Verlegers.

Denjenigen, welchen die Abaͤnderung der Zuſaͤtze und Berichtigungen zu laͤſtig ſeyn ſollte, ſteht auch die neue Aus - gabe des erſten und zweyten Bandes dieſes Commentars wieder fuͤr den vorigen Praͤnumerationspreiß gegen baare Zahlung à 1 fl. 48 kr. zu Dienſten. Die Veraͤnderungen, vorzuͤglich in dieſem zweyten Bande, waren zu viel und zu mancherley, als daß man alle in dieſe Zuſaͤtze haͤtte auf - nehmen koͤnnen, ſonſt haͤtte die Haͤlfte dieſes Bandes abge - druckt werden muͤſſen.

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About this transcription

TextBerichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten
Author Christian Friedrich von Glück
Extent169 images; 45080 tokens; 8369 types; 307274 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationBerichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten für die Besitzer der ersten Ausgabe zweyten Bande Christian Friedrich von Glück. . 159 S. PalmErlangen1800.

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
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