PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Wohlerfahrner Leib-Medicus Der Studenten,
welcher So wohl allen auf Schulen Gymnaſiis und Univerſitaͤten Le - benden oder auf Reiſen begriffenen gelehr - ten Perſonen / als auch allen Menſchen ins - gemein die noͤthigſten Reguln und herrlich - ſten Artzeneyen mittheilet / Krafft deren ſie nicht allein die Geſundheit nechſt GOTT erhalten / ſondern auch die zugeſtoſſenen Kranckheiten abwenden und ver - treiben koͤnnen.
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Leipzigverlegts Friedrich Groſchuff /1699.

Vorrede.

ES iſt nichts gemeiners / als daß man die Men - ſchen uͤber die ſchlechte Vorſorge / ſo ſie in ih - rer Jugend / wegen Er - haltung der Geſundheit ange - wendet / ſeufftzen hoͤret / welche Klagen um ſo viel mehr ohne Frucht ſeynd / ie unmuͤglicher es iſt / die verfloſſenen Jahre zuruͤcke zu ruffen / und die verlohrnen Leibes-Kraͤffte wieder zu erlan - gen. Jederman weiß / daß die Unmaͤßigkeit jungen Leuten auf dem Fuſſe nacheilet / und ihre zarte Bluͤthe des gruͤnenden Al - ters mit dem Unflath der toͤdli -) (2chenVorrede. chen Wolluͤſte zu beflecken pfleget / worvon auch diejenigen ſelten be - freyet bleiben / welche taͤglich mit der Lehre von der Tugend umge - hen / und welche als Studierende / den eitelen Begierden des unver - ſtaͤndigen Poͤbels gaͤntzlich abge - ſaget haben ſolten. Alleine die - ſes iſt es nicht allein / welches der gelehrten Schaar die Lebens - Saͤffte erſchoͤpffet / und die beſtim̃ - ten Jahre verkuͤrtzet; ſondern das vielfaͤltige Sitzen und die da - hero unterbleibende zur Geſund - heit ſo noͤthige Bewegung / ſamt denen ſtetigen Lucubrationibus, wodurch die Lebens-Geiſter ge - ſchwaͤchet / das humidũ radicale vermindert und das calidum in - natum verzehret wird / ſeynd ſol - che unvermeidliche Hindernuͤſſe des geſunden Lebens / daß meines Erachtens / niemand mehr Ur -ſacheVorrede. ſache hat / den zubrechlichen Leib vor den unzehlichen Arten der Kranckheiten zu verwahren / als die Gelehrten / worvon Herrn D. G. Franckens / Koͤnigl. Daͤni - ſchen Leib-Medici gelehrte Ora - tion de ſtudiorum noxâ ein un - verwerfliches Zeugnuͤß ablegen kan. Alldieweil nun an denjeni - gen / die zur Wohlfarth des gemeinen Weſens auferzogen werden / und die ihren gelehr - ten Fleiß dem Aufnehmen der Re - publickẽ mit unermuͤdeter Sorg - falt aufopffern / wo nicht alles / doch ein groſſes Theil der menſch - lichen Gluͤckſeeligkeit gelegen / ſo habe ich meiner Schuldigkeit zu ſeyn erachtet / in dieſen wenigen Bogen der ſtudierenden Jugend eine unbetruͤgliche und auf die langwierige Erfahrung gegruͤn - dete Handleitung zugeben / wie ſie) (3ſoVorrede. ſo wohl die Geſundheit durch gu - te Diæt und ordentliches Leben unverruͤckt erhalten / als auch ſich vor bevorſtehenden Kranckhei - ten præſerviren, oder die allbe - reits anfallende und eingeriſſene gruͤndlich erkennen / und ſelbige vermittelſt der bewehrteſten Ar - tzeneyen / nechſt GOtt / gluͤcklich vertreiben ſolle. Immittelſt le - be ich des Vertrauens / es werde mein getreuer Leib-Medicus um ſo viel deſto mehr Approbation finden / iemehr iederman / und al - ſo auch ein GOTT und dem Nechſten gewidmeter Studiren - der verbunden iſt / ſeiner ſelbſten wahrzunehmen / und ie weni - ger er auch bey den vollkommen - ſten Leibes-Kraͤfften vor den Schwachheiten und den Anfaͤl - len des Todes verſichert ſeyn kan / geſtallt denn nicht ohne Grundiſt /Vorrede. iſt / was Lipſius lib. 3. Ma - nuduct. diſſert. 22. ſaget: Ut unam natura viam dedit naſcendi, ſic mille moriendi. Und wiewohl jenes Ægypti - ſchen Medici Meynung nicht zu billigen / wenn er behaupten will: Der Menſch ſterbe nicht neceſſitate naturæ, daß er nem - lich der Natur den Tod nothwen - dig ſchuldig ſey / ſondern ex igno - rantiâ faciendorum, oder aus Unwiſſenheit der rechten Artze - ney-Mittel: So iſt es doch nicht zu leugnen / daß die Unordnung des Lebens und der Unverſtand oder die Unerfahrenheit einiger ungelehrten Aertzte vielen tau - ſend Menſchen das von der Goͤtt - lichen Vorſehung abgemeſſene Le - bens Ziel verkuͤrtze. Es lieget leyder am hellen Tage / was durch die vielfaͤltigen Stoͤhrer in der edlen Artzeney-Kunſt / und deren) (4ver -Vorrede. verderblichen Mißbrauch vielen Laͤndern / abſonderlich aber Deutſchland vor unerſetzlicher Schaden geſchiehet / und es waͤ - re zu wuͤnſchen / daß die Chri - ſten dem klugen Heyden Platoni ſeine Staats-Maxime ablerne - ten / wenn er lehret / multitu - dinem Medicorum malè con - ſtitutam arguere Rempubli - cam, miſerasque civitates es - ſe augurari: Welches / daß er es nicht von rechtſchaffenen und wohlerfahrnen Medicis, ſon - dern von unwiſſenden Medica - ſtris, Morionibus und Caco - chymicis wolle verſtanden ha - ben / dasjenige genugſam bezeu - get / was er Lib. 3. de Rep. ſaget: Medicis, niſi ex ordine explo - ratis, exercere artem, fas neu - tiquam eſt. Nun einen ſolchen approbirten und aufrichtigenLeib -Vorrede. Leib-Artzt ſtelle ich der ſtudieren - den Jugend zum ſtetigen Rath - geber und Geleitsmann vor / und gleich wie die That das beſte Zeug - nuͤß zugeben pfleget; alſo wil ich ihr denſelben ohne eintzige euſſeꝛli - che Zierde und ohne eitelen Ruhm uͤbergeben haben / von Hertzen wuͤnſchende / daß er denjenigen / welchen er zu Liebe ausgefertiget worden / ſolche Dienſte thun moͤ - ge / wie es der unverfaͤlſchte Zweck erfordert / den ich mir Jhnen dißfalls angenehm zu die - nen / eintzig und allein vorgeſetzet.

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) (5Re -

Regiſter derer Capitel.

Erſten Buchs Erſte Ab - theilung.

  • Das 1. Capitel. Woher die Kranck - heiten der Studenten ihren Urſprung insgemein haben1
  • 2. Cap. Von der Trunckenheit6
  • 3. Cap. Von der Hurerey und Geilheit16
  • 4. Cap. Von Zorn20
  • 5. Cap. Von Muͤßiggang. 26

Erſten Buchs Andere Ab - theilung.

  • Das 1. Cap. Was die abſonderlichenUrſa -Regiſter derer Capitel.Urſachen der Studenten Kranckheiten ſeyn34.
  • Das 2. Cap. von des Schlaffs Noth - wendigkeit37
  • 3. Cap. Von vielen Wachen und deſſen Schaden41
  • 4. Cap. Von uͤberfluͤßigen und unzeitigen Schlaff43
  • 5. Cap. Von ſtetigen Sitzen44
  • 6. Cap. Von langen nuͤchtern bleiben46
  • 7. Cap. Von der Geſellſchafft49
  • 8. Cap. Von den Exercitiis50
  • 9. Cap. Vom Tantzen52
  • 10. Cap. Vom Fechten54
  • 11. Cap. Vom Reiten55
  • 12. Vom Ringen und Sprin - gen56
  • 13. Cap. Vom Schlittenfahren und Jagen57
  • 14. Cap. Vom Kalten-Baad62
  • 15. Vom Schmauſen68
  • 16. Cap. Vom Lucubriren72
  • 17. Cap. Ein guter Rath / wie man kan geſund bleiben75
) (6An -Regiſter derer Capitel.

Andern Buchs Erſte Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. Von den Kranckheiten insgemein77
  • 2. Cap. Von ungleichen Mei - nungen der Medicorum in Kranckheiten79
  • 3. Cap. Von Nutzen der Kranck - heiten79
  • 4. Cap. Von Frantzoſen82
  • 5. Cap. Von der Gonorrhœe89
  • 6. Cap. Von der allgemeinen Ungeſundheit oder Cachexia90
  • 7. Cap. Was von der Fettigkeit des Menſchen zu halten92

Andern Buchs Andere Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. Was fuͤr Kranckheiten Studenten unterworffen93 2. Cap. Von Haupt-Fluͤſſen / Schnuppen und kalten Ge - hirn95Das 3. Ca -Regiſter derer Capitel.Das 3. Cap. Von der Melancholey98 4. Cap. Von Kopff-Weh und dunckeln Augen102 5. Cap. Vom ſchwachen Ge - daͤchtniß104 6. Cap. Vom Haupt-Schwindel105 7. Cap. Von Mangel des Schlaffs107 8. Cap. Vom ſchwachen Gehoͤr109 9. Cap. Von Zerduͤnſtung des Angeſichts111 10. Cap. von der Blaßheit113 11. Cap. vom boͤſen Haͤlſen114 12. Cap. vom Dampff und kurtzem Athem115 13 Cap. vom Huſten117 14. Cap. von der Schwindſucht118 15. Cap. von der Hectica121 16. Cap. von Seiten-Stechen124 17. Cap. von Magen druͤcken und uͤbelen verdauen125) (7Das 18. Cap. Regiſter derer Capitel.Das 18. Cap. von Miltz-beſchwerung und Scharbock126 19. Cap. von Malo hypochondriaco128 20. von Stein-Beſchwerung und dyſuria131 21. Cap. von der fluͤchtigen Glie - der-Gicht und Lehmung132 22. Cap. von der Muͤdigkeit und Kraͤtze134 23. Cap. von Fiebern136

Dritten Buchs Erſte Abthei - lung.

  • Das 1. Capitel von der Diæt Noth - wendig - und Nutzbarkeit138 2. Cap. Ob ein Student nach der Diæt leben koͤnne144 3. Cap. von denjenigen Stuͤcken / die zur Diæt gehoͤren146

Dritten Buchs Andere Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. von der Lufft ihrer Macht147
  • Das 2. Cap. von Wahl der Lufft149

Dritten Buchs Dritte Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. von der Speiſe156 2. Cap. Wie man ſich vor Tiſch verhalten ſol160 3. Cap. Wie man ſich bey Tiſch verhalten ſol161 4. Cap. von Wahl der Speiſen163 5. Cap. vom Fleiſch165 6. Cap. von Fiſchen168 7. Cap. von Eyern170 8. Cap. von ungeſunden und ble - henden Speiſen172 9. Cap. von Gewuͤrtzten Speiſen173 10. Cap. von Sauern Speiſen174 11. Cap. von Milch / Kaͤß und Butter175 12. Cap. Was fuͤr Suppen zu eſ - ſen177 13. Cap. Wie viel man bey Tiſche eſſen ſol178Das 14. Cap. Regiſter derer Capitel.Das 14. Cap. Wie man kan fett werden181 15. Cap. Wie man ſich nach Tiſche verhalten ſol183 16. Cap. Wie vielmahl man des Tags eſſen ſol185

Dritten Buchs Vierte Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. von des Trancks Noth - wendigkeit und deſſen Arten187 2. Cap. von Bier189 3. Cap. vom kalten Trincken195 4. Cap. Wie viel man trincken ſol197 5. Cap. Wenn man trincken ſol200 6. Cap. von Wein204 7. von des Weins Tugenden und Gewalt208 8. Cap. von Brantewein und A - quavit210 9. Cap. Was von warmen Trin - cken und von den Thee zu hal -tenRegiſter derer Capitel.ten212 Das 10. Cap. Was von Coffe zu hal - ten217 11. Cap. von der Succolada, Shocco - lade217 12. Cap. vom Toback und deſſen Untuͤchtigkeit218

Dritten Buchs Fuͤnffte Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. von der Bewegung224 2. Cap. von der Ruhe und ſtill - ſitzen227

Dritten Buchs Sechſte Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. von Gewalt der Affe - cten231 2. Cap. von der Liebes-Sucht o - der inclination233 3. Cap. von der Traurigkeit234 4. Cap. von dem Zorn238 5. Cap. von der Sorge238
Drit -Regiſter derer Capitel.

Dritten Buchs Siebende Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. Wenn und wie lang man ſchlaffen ſol240

Dritten Buchs Achte Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. vom Stuhlgang und anderer Außfuͤhrung der Na - tur243 2. Cap. Der Schluß von einigen Stuͤcken / die noch zur Diæt ge - hoͤren248

Dritten Buchs Neundte Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. vom Fruͤhling249 2. Cap. vom Sommer252 3. Cap. vom Herbſt255 4. Cap. vom Winter257

Vierten Buchs Erſte Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. Was von der ArtzeneyzuRegiſter derer Capitel.zu halten / und ob Studirende ſtarck mediciniren ſollen261 Das 2. Cap. Cur der Haupt-Kranck - heiten / und zwar der Fluͤſſe und des Schnuppens263 3. Cap. Cur der Melancholey und Traurigkeit265 4. Cap. Cur des Kopff-Schmer - tzens266 5. Cap. Cur des ſchwachen Ge - daͤchtniß267 6. Cap. Cur des Schwindels270 7. Cap. Cur des kalten Gehirns271 8. Cap. Cur des Wachens271 9. Cap. Cur des ſchwachen Ge - ſichtsund Bloͤdigkeit der Au - gen272 10. Cap. Cur des ſchwachen Ge - hoͤres274 11. Cap. Cur der Blaßheit274 12. Cap. Cur der boͤſen Haͤlſen und geſchwollenen Mandeln275

Vierten Buchs Andere Abthei - lung.

DasRegiſter derer Capitel.
  • Das 1. Cap. Cur des Dampffs und ſchweren Athems276 2. Cap. Cur des Huſten und Eng - bruͤſtigkeit278 3. Cap. Cur der Schwindſucht279 4. Cap. Cur der Hectic282 5. Cap. Cur des Seitenſtechens285

Vierten Buchs Dritte Abthei - lung.

  • Das 1. Cap. Cur des Magendruͤckens und uͤbeln verdauens286 2. Cap. Cur der Miltzbeſchwe - rung288 3. Cap. Cur des Scharbocks290 4. Cap. Cur des mali hypochon - driaci293 5. Cap. Cur der Steinbeſchwe - rung295 Vierten Buchs Vierte Abthei - lung. Das 1. Cap. Cur der fliegenden Gicht297DasRegiſter derer Capitel.Das 2. Cap. Cur der Kraͤtze299 3. Cap. Cur des 3. und 4. taͤgli - chen Fiebers302

Vierten Buchs Fuͤnffte Abthei - lung.

  • Das 1. Capitel Was fuͤr Artzeney im Fruͤhling zu gebrauchen304 2. Cap. Was im Sommer306 3. Cap. Was im Herbſt606 4. Cap. Was im Winter. 308

Zugabe Etlicher ſicherer Mittel der Stu - denten zum taͤglichen Ge - brauch.

  • 1. Der Studenten Thee308 2. Studenten Toback3093. Stu -Regiſter derer Capitel.3. Studenten Haupt-Pulver310 4. Angenehmes Raͤucher - Pulver311 5. Schoͤnes Zahn-Pulver312 6. Herrliches Studenten-Futter oder Treſeney. 313
Studen -
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Studenten-Kranckheiten und Derer Curen Erſten Buchs erſte Abtheilung

Das I. Capitel. Woher die Kranckheiten der Stu - denten ihren Urſprung insge - mein haben.

WAs fuͤr eine edle Creatur ein Student ſey / iſt zur Gnuͤge erwieſen. So edel aber ſelbiger iſt / deſto mehrern Verdruͤßligkei - ten / Kranckheiten und Gefahr iſt er un - terworffen. In der Jugend muß er viel Verdruß und offt harte Schlaͤge vertragen von unverſtaͤndigen Backel - Meiſtern / die bißweilen mehr mit unſin - nigen Schlaͤgen / als Verſtand und gu - ten Worten ſolche zarte Pflaͤntzlein tra -Acti -2Studenten-Kranckheitenctiren und zur vollen Bluͤth untuͤchtig machen. Dahero Horatius(a)l. 2. Epiſt. ſolche Orbilios plagoſos, uñ noch beſſer der ge - lehrte Dornavius Anitympaniſtas nen - net / qui teneros pueros non caſtigant, ſed carnificant, ut ſæpe tenerrima ingenia deſperent, generoſa verò omni relucten - tur impetu, & ita vel per timorem, vel per furorem Muſis earumque ingratiis valedicant das iſt / welche die zarten Kinder nicht ſtraffen / ſondern hen - ckermaͤßig tractiren, daß offt die zaͤr - teſten ingenia alle Hoffnung ſincken laſſen / und verzweiffeln / die hertz - hafften Gemuͤther aber mit aller Macht wiederſtreben / und alſo ent - weder aus Furcht oder Verwilde - rung denen freyen Kuͤnſten gute Nacht geben. (b)G. Franck. d. l. Ich gebe ſolchen ſtraffſuͤchtigen und im Zorn geſchwin - den Lehrmeiſtern zu bedencken / was Ta - citus ſaget:(c)In vita Agricolæ. Daß ſie den Ernſt mit Gelindigkeit / und am allermeiſten mit Liebe vermiſchen ſollen; Denn Furchtund3und derer Curen. und Schrecken iſt ein ſchlechtes Band der Liebe. Rathe auch medicè, die Ju - gend nicht mit Stecken und andern har - ten Inſtrumenten auf die Koͤpffe / wie die Ochſen zu ſchlagen / denn ſie werden dumm / und behalten Zeit Lebens ſchwa - che und krancke Koͤpffe / muͤſſen auch wohl gar fuͤr der Zeit ſterben / wie ich et - liche Exempel obſerviret. Nach die - ſem wachſen ſie zwar zu einem hoͤhern Alter / nemlich zum Kern-Jahren / wel - ches iſt die Adoleſcentia und Juventus. In ſolcher werden ſie der Libertaͤt und Freyheit begieriger Krafft natuͤrlicher Zuneigung: Adoleſcentia enim eſt ſta - tus humorum temperatior, ubi natura majorem acquirit vigorem, dum humo - rum qualitates ſe invicem non obtun - dunt, ſed in συμμετρίᾳ laudabili amicè conſpirant. Unde quam primum à præ - ceptorum & parentum cura emancipati ſunt, florentis ætatis voluptatibus avidi - us implentur, & in exceſſus quoslibet pro - lubuntur. Das iſt / die Adoleſcenz o - der die erſten Jugend Jahre ſeyn eine ſolche Beſchaffenheit des Blu -A 2tes /4Studenten-Kranckheitentes / da die Natur ie mehr und mehr Safft bekoͤmt und munterer wird; Indem des Blutes Eigenſchafften einander nicht hindern und verder - ben / ſondern es ſtehet alles in einer loͤblichen Gleichheit uñ Maaſe. Da - hero ſo bald ſolche Juͤnglinge aus ihrer Eltern und Lehrmeiſter Bothmaͤßigkeit oder Sorge kom - men / werden ſie von denen Wolluͤ - ſten des bluͤhenden Alters ſo ange - fuͤllet und eingenommen / daß ſie von einen Exceß in den andern fal - len. (d)Ant. Le Grand Inſt. Philoſ. P. VIII. c. IX. p. 620.Weswegen ſie denn in ſolchem Tob-Alter in vielfaͤltige Kranckheiten gerathen / und wundert mich / warum Hippocrates ſolche nicht beſchrieben / deſſen Urſach aber der ſeelige Rolfink anfuͤhret. (e)Meth. med. ſpecial. l. 2. S. 3. c. 34. p. 96. & cap. 35. p. 97.Kommen ſie nun gar in die muͤndige Jahre / Juventus genannt / da Blut und Geiſt alard, die natuͤrliche Waͤrme aufgemuntert und die Lebens -und5und derer Curen. und Seelen-Geiſter in eine groͤſſere acti - vitaͤt gebracht / da treibt ſie die vernunfft - loſe Natur / zumahlen durch Muͤßiggang zu laſciven und ſchandbaren Sachen / die Leib und Seel zugleich begraben / (venus enim quaſi animæ funus.) Und das iſt bey den meiſten der verdammli - che Anfang zum gaͤntzlichen Untergang des Gluͤckes / Geſundheit Leibes und der Seelen / da der nagende Wurm des Gewiſſens biß auf das Tod-Bette na - get und quaͤlet. Darbey aber bleibt es noch nicht / ſondern da bedienet man ſich der Licenz Freyerin den Tag hinein zu leben ohne Gebrauch ſeiner Vernunfft / welches ich aber nicht von den rechten ſtudioſis wil geſagt haben; Denn ob ſie gleich ſind ſtudioſi libertatis & hilari - tatis, ſo ſind ſie doch auch ſtudioſi hone - ſtatis & modeſtiæ, wohl wiſſende fuͤr an - dern / daß die Erbar - und Schamhaftig - keit ein wahres Kleinod und Kennzei - chen ſey der Weißheit nach dem Lipſio, der da ſaget: O ornamentum juven - tutis pudor, Seges veræ gloriæ & doctri - , O herrlicher Schmuck der Ju -A 3gend /6Studenten-Kranckheitengend / Erbarkeit / du biſt die Saat / des wahren Ruhms und Gelehr - ſamkeit. (f)Cent. ſing. ad Ital. & Hiſp. ep. 10.Klaget aber auch zugleich uͤber dero raritaͤt heutiges Tages / wenn er ſpricht: Ejusmodi adolefcentum co - pia rara eſt, qui cum literis modeſtiam ſo - ciant & virtutem, dergleichen jungen Geſellen giebt es nicht viel / welche bey ihrem ſtudiren ſich zugleich der Tugend und Beſcheidenheit befleiſ - ſigen.

Das II. Capitel. Von der Trunckenheit.

BEy ſolchem Alter ſage ich / laſſen ſie denen Luͤſten und Begierden den Zuͤgel allzuſehr / als welche doch ihre Toden-Traͤger ſeyn / und ſie in das aͤuſerſte Verderben ſtuͤrtzen vor der Zeit. Solcher Jugend Laſter nun benennet der ſeel. und hocherleuchtete geiſtreiche D. Heinrich Muͤller(g)Evangeliſchen Hertzens-Spie - gel. Domin. XVI. p. 566. fuͤr -nemlich7und derer Curennemlich ſechs. Die Juͤngling / ſagt er / haben wohl zu mercken / wenn ſie ihr Le - ben friſten wollen / daß ihre Toden-Traͤ - ger fein ſtille ſtehen. Denn ſechs To - den-Traͤger finden ſich / die manchen Juͤngling zum Grabe tragen. Der erſte heiſet Trunckenheit. Wie mancher ſaͤufft ſich zu tode? Die Saat ver - dirbet ja / wenn ſie uͤberſchwemmet iſt. Ein Lichtlein gehet aus / wenn du viel Feuchtigkeit zuſchuͤtteſt. Groſſe Fluthen koͤnnen Schiffe ver - ſencken und ſtarcke Truͤncke das Le - ben verderben / wiltu lang leben Juͤngling / ſo hoͤre auf zu ſauffen. Dieſem geben Beyfall mehr geiſtlich und weltliche Scribenten. Sie ma - chet unſinnig. Daher Pythagoras die Trunckenheit inſaniæ meditationem, eine mit Fleiß geſuchte Raſerey ge - nennet. Stobeus meinet / daß / gleich wie die alten Leute / alſo auch die trunckene zweymahl Kinder wuͤr - den. Chryſoſtomus heiſet ſie eine Ver - kehrung der Vernunfft / nach dem Vers:

A 4Vina8Studenten-Kranckheiten
Vina gravant animos faciuntque furo - ribus aptos

Der Wein beſchweret das Hertz / und machet tolle Menſchen. Daß ſolches wahr ſey / hat erfahren der ſtetige Saͤuffer Zeno, welchen ſeine Ge - mahlin die Ariadne aus Verdruß leben - dig begraben laſſen. (h)ap. Cedrenum p. 291. Zonaram T. 3. p. 126. Wagner. Inſt. hiſt. l. 7. p. 501.Dahin deutet auch der Heyde Seneca ſagende: Ein Trunckenbold weiß nicht / was er thut. Dieſem ſtimmet bey Horatius:(i)Sermon. l. 2. Sat. 2.

Corpus onuſtum Heſternis vitiis animum quoque præ - gravat una, Atque affigit humo divinæ particulam auræ

Ein beſoffener Leib ſchwaͤchet ſei - nen Verſtand / und brmget ſich um die Seel. und der Poët Stenelius:

Pocula vel mentem rapiunt prudenti - bus omnem,

Durch die Trunckenheit werden auch die Kluͤgſten zu Narren. Sie9und derer Curen. Sie iſt der Seelen Gifft; dahero Dona - ver geſagt:

Aurea ſobrietas tanto magis eſt utilis res, Quo damnum eſt animo grandius ebrie - tas

So groſſen Schaden der Seelen die Trunckenheit bringet / de - ſto nuͤtzlicher iſt ihr die guͤlde - ne Maͤßigkeit. Man ſchlage doch ohnbeſchwert auf die Tomos Lutheri,(k)Tom. 3. Jen. p. 224. Da wird ſie ſcheuß - lich genug abgebildet. Da heiſt es ja: Wein ein / Himmel aus / und alſo die Seligkeit verlohren / wie dort ſtehet: Ein Trunckenbold ſol das Reich GOt - tes nicht ſehen / ſondern eine nuͤchte - re Seele iſt darzu geſchickter. Da - hero:

Eſto pius domino, ſobrius Tibi, juſtus in omnes: Iſta trias animæ cauſa ſalutis erit.

Das iſt / Halte dich from gegen GOtt / nuͤchtern gegen dich ſelb - ſten / gerecht gegen iederman:A 5dieſe10Studenten-Kranckheitendieſe drey Stuͤck bringen dich gen Himmel an. In der Trunckenheit werden die beſten Freunde / die groͤſten Feinde. Hat denn nicht Alexander Magnus in derſelben ſeinen beſten Freund den Clytum er - mordet? (l)Curt. l. 8. c. i. in fin. Es werden in derſelben die groͤſten Suͤnden begangen / wie ſol - thes Auguſtinus, Lutherus und Hiero - nymus hin und her mit mehrern dar - thun. Sie iſt ein Zunder der Wolluſt und Geilheit. verurſachet Kranckhei - ten des Leibes / als incurable Schlag - Fluͤſſe /(m)Spon. a - phor. Hipp. p. 70. vermehret die Gallenſucht / cholera genannt /(n)Id. d. l. p. 94. machet ſchwache und zitternde Glieder. (o)Id. d. l. p. 250.Dieſe und der - gleichen mehr faſſet Seneca zuſammen /(p)Ep. 96. ſagende: Ex ebrietate pallor, & mem - brorum vino madentium tremor & mi - ſerabilior ex cruditatibus, quàm ex fame macies; inde incerti labantium pedes, & ſemper, qualis in ipſa ebrietate titubatio; inde in totam cutem tumor admiſſus di -ſten -11und derer Curen. ſtentusque venter, dum malè aſſueſcit plus capere, quàm poterat; inde effuſio luridæ bilis & decolor vultus tabesque in ſe putreſcentium, & retorti digiti arti - culis obrigeſcentibus, nervorum ſine ſenſu jacentium torpor, aut palpitatio ſi - ne intermiſſione vibrantium. Quid ca - pitis vertiginem dicam? quid oculorum auriumque tormenta, & cerebri æſtuantis verminationes, & omnia, per quæ exone - rantur internis ulceribus affecta? Innume - rabilia præterea febrium genera, aliarum impetu ſævientiũ, aliarum tenui peſte re - pentium, aliarum cum horrore & multa membrorum quaſſatione venientiũ? quid alios referam innumerabiles morbos, ſupplicia luxuriæ. Das iſt / Aus der Trunckenheit entſtehet Blaßheit / Zittern der Glieder / und eine er - barmens wuͤrdige Traͤgheit oder Schwindſucht als aus dem Hunger; Daher wollen die Beine nicht mehr ſtehen / und wancken immer von ei - ner Seiten zu der andern als wie in der Trunckenheit ſelbſt. Daher tritt die Schwulſt zwiſchen den gantzen Leib / der Wanſt ſchwilletA 6auf /12Studenten-Kranckheitenauf / indem er gewohnen muß mehr in ſich zu nehmen / als er vertragen kan; bald uͤberſchuͤttet ſich in das Blut die verderbte Gall und ver - ſtellet das Angeſicht mit ſcheußli - cher Farb / die Backen fallen ein und ſchwinden / die Finger werden ſtarr und ſteiff ohne Empfindung. Was ſoll ich von dem Haupt Schwindel ſagen? oder von der Augen und Ohren Pein / von dem wuͤtenden Kopff-Schmertzen / von allen in - nerlichen und aͤuſſerlichen ſtincken - den Geſchwaͤren? Was ſol ich re - den von denen unzehlich vielen Ar - ten der Fieber / deren einige mit un - geſtuͤmm und wuͤtend anfallen / ei - nige mit ihren Gifft wie eine Peſt nach dem Hertzen graſen / einige die mit Schautern und grauſamen Zer - ſchuͤttern einher treten? Was ſol ich erzehlen von vielen andern un - zehlichen Kranckheiten / die zur Straffe und Quaal denen Saͤuffer und Schlemmern geſetzet ſind. Noch deuticher erzehlet ſolche Dolæ -us13und derer Curen. us(q)Encyclop. med. p. 244. alſo: Eorum quæ dico, ex oli - do ganeonum prege documentum ſumi - te, qui hordeaceo vernaculi liquoris potu in popinis ſe ſaginant, quàm illi fœdam ex impuriſſimo corpore animam exha - lant, quàm inquieto turbulentoque ſpiri - tu aguntur, quanta in ingeniis hebetudo, in ſenſibus ſtupor, in membris languor, quanta cerebri inundatio? Ut enim, quando terra largiori perfuſa imbre hu - mecto: tur, lintea chartæque flacceſcunt, palades & cloacæ fœdam anlmam ha - lant; italiquefactis diffuſisque toto cor - pore potulentis, pectora & fauces catar - rhis obſidentur, tinniunt aures, lippiunt o - culi, pulmones tuſſi, caput vertigine ten - tatur, nervi muſculique fluxu humorum lubrici podagricis doloribus infeſtantur, quæ omnia effectus ſunt largionis poculi. Hinc optimè Crato bibones Catarrhoſos vocat. Das iſt / Derjenigen Din - ge / davon ich ietzo rede / nehmet ein Denckmahl von der ſtinckenden Heerde der Saͤuffer und Schlem - mer; Was fuͤr einen Geſtanck dieA 7jeni -14Studenten-Kranckheitenjenigen aus dem Munde von ſich blaſen / welche ſich auf denen Bier - Baͤncken von dem Bier ſo voll ſauf - fen oder maͤſten / mit was fuͤr einen unruhigen und Bolder-Geiſt ſie ge - trieben werden / was fuͤr eine Schwachheit des Verſtandes / Un - empfindlichkeit in ihren Sinnen / Traͤgheit in denen Gliedern / was fuͤr eine Uberſchwemmung des Ge - hirnes ſie davon tragen? Denn gleich wie der Erdboden von ſtar - cken Platz-Regen durchfeuchtet / alles leinen Zeug und Papier welck und ſchlapp / alle Pfuͤtzen und Secreta oder heimliche Gemaͤcher ſtinckend werden; Alſo wenn das uͤberfluͤßi - ge Sauffen den gantzen Leib einge - nommen und uͤberſchwemmet / da fallen die harten und ſtarcken Fluͤſſe auf die Bruſt und in den Halß / die Ohren klingen / die Augen trieffen / die Lungen wird von Huſten / das Haupt vom Schwindel geplaget / die Spann-Ader und moͤrſigte Fleiſch werden durch ſtetigen An -fluß15und derer Curen. fluß der Feuchtigkeit ſchlipfferig uñ weichlich und endlich ſchlaͤgt dar zu das Zipperlein und deſſen Pein / wel - ches alles das uͤberfluͤßige ſauffen verurſachet. Dannenhero nen - net gar fein der beruͤhmte Crato ſol - che Saͤuffer fluͤßige Leute. Sie beraubet alſo vor der Zeit den Verſtand und machet noch darzu blind /

Invadit que oculos cæca caligine nubes, Curas lethæo pocula more fugant. (r)Crittas Elegiis.

Das uͤberfluͤßige Sauffen dempffet den Appetit / und ſchwaͤchet den Magen / ver - kuͤrtzet das Leben /(s)Macrob. Santur - nal. l. 7. c. 7. bringet allerhand Unheil mit ſich /(t)Moronus Dire - ctor. Med. p. 130. Walther. Sylv. med. p. 505. Harsdorf. Luſt u. Lehr - reich. Geſch. cent. 2. N. 63. p. 182. Dietrich. Jatr. Hippocr. p. 1039. ſq. fuͤr allen aber bringet es die Schwind - und Waſſerſucht. Die - ſer groſſe Schade ſoll billich einem Chri - ſten / zumahlen einen jungen Menſchen von der leidigen Sauff-Sucht abſchre - cken. Wem zu rathen iſt / dem ſtehetauch16Studenten-Kranckheitenauch zu helffen. Cyrus war ein junger Printz von ohngefehr 12. Jahren / und wuſte mehr / was der Wein in ſich hat - te /(u)Xenephon l. 1. pæd. Cyri. p. 27. als wohlkein alter 20. oder 30. jaͤh - riger Kerl wiſſen wil / biß er es endlich mit ſeinen eigenen Schaden erfaͤhret.

Das III. Capitel. Von der Hurerey und Geilheit.

DEr andere Toden-Traͤger heiſt Unzucht und Geilheit. Die iſt ja ein Feuer in den Beinen. Wie das Feuer am Stroh und Holtz / ſo friſt die Geile Luſt am Coͤrper / biß ſie ihn gantz verzehret. Wie mancher hat ſich zu rode ge - huret? Wiltu lang leben Juͤngling / ſo meide die Unzucht und Hurery. Hier fallen mir am allererſten ein die ſchreckliche Donner-Wort / daß ein Hu - rer nicht ſol das Reich GOttes ſchauen. Eſt animi ſomnus mors animæque venus, Der Schlaff iſt ein Tod des Ge - muͤthes / die Unzucht aber ein Tod der Seelen. Gleich17und derer Kranckheiten. Gleich wie die ewige Straffe der Hure - rey iſt das Verdamnuͤß / alſo iſt die zeit - liche Straffe offt ein grauſamer Tod. Eine ſchreckliche Hiſtorie des Alva[ri]A - thaidis, eines jungen von Adel[er]zehlet D. Geierus(vv)Zeu und Ewigkeit P. 2. p. 564 und noch eine[ſ]chreckli - chere / dazwey ſchwartze Hande einen ruchloſen Hurer zerriſſen / fuͤhret allen zum Exempel an Torquemada, und aus dieſem D. Pfeiffer /(x)Evangeliſche Erquickſt. p. 652. ſq. welche daſelbſt nach zuleſen wuͤrdig ſeyn. Es iſt die Hureꝛey auch dem Leibe ein hoͤchſt ſchaͤd - lich Ding / und heiſſet medulliſorba, weil ſie das Marck im Leibe verzehret. Si[e]iſt eine fruchtbare Mutter der groͤſten Kranckheiten / welche die Autores hin und her anfuͤhren /(y)de quibus Sebiz. Pathol. Tom. I. p. 132. Garmann. de mirac. morb. §. 10. p. 51. Borellus cent. 4. obſ. 17. Sal - muth. L. 1. obſ. 81. Ari[ſto]t. l. 1. de generat. animal. c. 19. Mi[leſ]ſius (de quo Hollerius, Comment. S. [4]. aph. 71. & in ſchol. prax. ad caput[d]e und die ſolchernach -18Studenten-Kranckheitennachhaͤngen / werden groß Hertzeleid ha - ben. Sie verurſachet einen boͤſen ſchnellen Tod durch Schlag-Fluͤſſe / ver[ur]ſachet die boͤſe Noth / ſchwaͤchet den[Ve]rſtand und Gedaͤchtnuͤß / machet blinde und ſchwache Augen. (z)Barbatur p. 60. 62. & ex hoc Am - mannus Paræn. ad diſcent. p. 47.Die Geilheit l[]ſchet nicht allein aus das hel - le Licht des Verſtandes / (daher auch Plutarchus von dem Marco Antonio, der ſich in die ſchoͤne Cleopatræ vergeilet / ſaget: Daß ſeine Vernunfft und Sin - nen in ihme erſtorben / nur daß er in dem Leib ſeiner Geliebten leben moͤge) Sondern auch die Kraͤffte des Leibes gehen dadurch hin. Daß die verdam̃ - liche Hurerey Blindheit verurſache / hat erfahren der geile und an der Seelen[b]linde Theothymus, welcher lieber ſein[ſ]chwaches Geſicht durch thoͤrichte und[v]erdammliche Luſt verlieren / als durch keuſche Continenz erhalten wolte / ſagen - de: Vale amicum lumen, gute Nachtihr(y)ſan[g]uinis mictu) Collutius Tra - cat. de querel. nephrit. &c. 19und derer Curen. ihr lieben Aeugelein! (1)Ambroſ. L. 4. in Lucam c. 17. & ex hoc D. Geierus Allgegenwart GOttes XIV. Andacht p. m. 239.Dieſe Thor - heit koͤmmt mir eben vor / als was der Poët ſaget von dem blind voll ſauffen:

Perdere dulcius eſt potando, quam ut mea ſervarem erodenda pigris lu - mina vermiculis,
das iſt / Es iſt viel anmuthiger daß ich meine Augen mit ſauffen ver - derbe / als daß ich ſie denen Wuͤrmern auszufreſſen erhal - te.

Das iſt noch nicht genug / ſondern ſie bringet die hecticam, den Scharbock / das Zittern der Glieder / die Lendenſucht (tabem dorſalem,) mit einem Wo[r]t / die Frantzoſen / die abſcheuliche Seuche / welche der Hurerey rechter und verdien - ter Lohn iſt. Denen Huren werden Motten zu Lohn; daß kein Friede im Gebeine bleibet. Derowegen O naͤr - riſcher Menſch / wiltu deine Suͤnden ſo theuer kauffen? wenn der verlieret / der da gewinnet / wie wird es dem ergehen /der20Studenten Kranckheitender verlieret / L’a amorée ungivoco, duœ chi guadagna perde. Darum dem wilden Meer und verdaͤchtigen Jung - frauen ſol kein verſtaͤndiger Menſch trauen. O verdamte Liebe / der du Leib und Seele toͤdeſt! von vornen ſuͤß / hinten nach Gallen bitter /

Voluptas
Venturo præſens empta dolore nocet.
Principium dulce eſt, at finis Amoris ama -
rus,
Læta venire Venus, triſtis abire ſolet.

Sol ich noch mehr ſagen / ſie machet ei - nen weichen ungeſunden Leib /(2)Fr. Hoffm. fundam. med. p. 182. Sponius Aphor. Hippocr. p. 284. ver - zehret das Fett und Fleiſch / und machet unſcheinbar an Waaden und Lenden / wohl dem der ſie meiden kan!

Das IV. Capitel. Vom Zorn.

DEr Dritte Toden-Traͤger heiſt Zorn. Was ſiehet man an einem zornigen anders /als21und derer Curen. als Todes Zeichen? die Augen ſind feurig / die Backẽ ſind mit toͤdlicher Farb bedecket / der Mund ſtam̃let / das Hertz im Leibe puffet / die Fuͤſſe ſtraucheln. Sind lauter Todes Zei - chen Zorn iſt ein Eyter in den Ge - beinen / und toͤdet vor der zeit. Wil - tu lang leben Juͤngling / ſo hoͤre auf zu zuͤrnen. Es geben einige vor / der Zorn ſey denen kalten und feuchten Na - turen eine Artzeney / weil dadurch die Traͤgheit der Geiſter vertrieben / und die ſehwache Corculation des Gebluͤts geſtaͤrcket wuͤrde /(3)Excell. Wedel. Theorem. aureis p. 148. Hippocr. 2. Epid. 4. l. 24. ſo iſt ſolches doch mehr æquivocè als univocè zuverſtehen / und laͤſt ſich nicht alle mahl darauff wagen. Daß er aber dem weibl. Ge - ſchlecht nicht allemahl ſchadet / iſt die Uꝛſach / weil die meiſten mit Woꝛten und haͤuffigen Thraͤnen uͤber angethanes Unrecht ſich verantworten und alſo den Gifft von ſich ſtoſſen. Solte ich wohl irren / wann ich den Zorn ein Gifft nen - nete ſui generis? Es haben ja ſchon dieAlten22Studenten-KranckheitenAlten geſagt: der Menſch iſt gifftig; das iſt / zornig. Der Zorn iſt eine heftige Auf - wallung (ὀργασμὸς) des Gebluͤts / da die Seele durch ihre Geiſter als mit ihrer Leib-quart ihr angethanes Unrecht will raͤchen / als denn fallen ſie mit Un - geſtuͤm das Blut an / und ſolches ge - ſehicht am allermeiſten in den Hertzen / dahero eine ſolche Spasmodica contra - ctio oder ſtarcke Zuſammenziehung in dem Hertzen und Pulß-Adern entſte - het / darauff folget ein ſtarcker Pulß und nothwendig eine hefftigere Circulation. Wo nun ein Uberfluß gallichter und anderer Theile in dem Blut iſt / (wie zu foͤrderſt in den Choleriſchen und Me - lancholiſchen Naturen) da entſtehet alſo bald eine groſſe Hitze u. Streit mit denen andern Theiligen des Gebluͤts / (derer ſehr viel ſeyn /) und alſo eine efferrescent und Aufkochung / dadurch die Gall geſchaͤrffet und aus ihrer Ord - nung gebracht wird / faͤnget eine fluͤchti - ge Saͤure / nach Art anderer gifftigen Eigenſchafften; und daher koͤmts / daß / mancher zornige Menſch wie ein Ra -ſender /23und derer Curen. ſender / wie ihn der H. Bernhardus alſo abbildet.

(4)Serm. uͤber die Wort: Siehe / wir haben alles verlohren. D. Gei - er. Zeit und Ewigkeit P. Ii. p. 480.
(4)
Impedit illa animum, ne poßit cernere rectum,
Der Zorn hindert des Weiſſen
Muth /
Daß er nicht weiß / was er
offt thut(5)Ovven. ſing. ep. 122.

Will man noch nicht glauben / daß der Zorn ein Gifft ſey / ſo leſe man doch / was der Welt beruͤhmte D. Dolæus(6)d. l. de mania p. m. 69. ſchreibet / mit welchen Worten erwei - ſet / wie die Gall koͤnne zu Gifft werden / darnach auch anfuͤhret zwey Exempel / da zornige Weibs-Bilder durch beiſ - ſen einem andern die Tobſucht angehen - cket / ſeine Worte heiſſen auf teutſch alſo: Alſo wiſſen wir / wie durch beiſſen aus Zorn eines andern die Tobſucht und eine unheilbahre Wunde ei - nem Bauer von Hadamar ange -hen -24Studenten-Kranckheitenhenget worden; denn die Gall offt eine Urſach iſt der Tollheit der Menſchen / nemlich wo ſie fluͤchti - ger / und durch Zorn geſcherffter wird (als durch eine ſubtile fluͤchti - ge Saͤure) ſich zu denen Seelen Gei - ſtern machet. Deñ man kan warne - men / daß zornige Menſchen an ei - nen gewiſſen Ort nicht bleiben / werden erhitzet / zerſchuͤttelt / und wo ſie mit den Zaͤhnen beiſſen ſollẽ / wohl etwas gifftiges beybringen koͤntẽ. So hat auch D. Etthmüllerus faſt dergleichen obſervirt und aufgezeichnet / daß zu Torgau eine raſende Frau den Land-Knecht gebiſſen / davon Er auch toll und raſend worden(7)Diſp. de mors. viperar. Und was noch mehr und nachdencklicher iſt / ſo erzehlet Matth. Quaden.(8)Enchirid. Cosmogr. Europ. Er - ſtern Theil. c. X. p. 20. Münſterus & ex hoc Hildebr. l. 1. mag. Nat. P. III. daß wenn in der Inſul Creta ein Frauens Perſon einen Menſchen beiſet oder nur kratzet / ſo muͤſte er davon ſterben / wegen ihresGifftes25und derer Curen. Gifftes / den ſie bey ſich haben. Iſt wahrhafftig was groſſes. Daß das Frauen Zimmer zwar ein wenig zornig ſey / bringet dero zarte Natur mit ſich / (Mulier enim quaſi mollier.) Bey uns ſind ſie eben nicht ſo gifftig / (magis ta - men & minus non variant ſpecie;) ſon - ſten wuͤrde mancher zu kurtz kommen.

Dieſer Gifft des Zorns verzehret das Marck im Beinen / machet den Leib un - geſund / die Geſtalt ſcheußlich und zu al - lem Kranckheiten faͤhig. Dieſer Gifft iſt aͤrger als die Peſt. Nichts kan innerlicher und geſchwinder unſer Gebluͤt veraͤndern und deſſen Ver - miſchung zertrennen und einen un - gleichen Umlauff verurſachen / als e - ben der Zorn. (9)Fr. Hoffm. Fundam. med. p. 73. ſq. Der ſchleinige Zorn ziehet Hertz und Lungen zu - ſammen; und treibet die Hitze und Feuchtigkeit nach dem Haupt zu. Hingegen die Sanfftmuth oder Ruhe des Gemuͤths erweitert das Hertz und giebt ihm Lufft. (10)Hippocr. apud Spon. p. 290.Je -Bnem26Studenten-Kranckheitennem Erhitzeten muſte die Ader vor Zorn zerſpringen / damit nur das wallende Blut nicht gar dz Hertz erſtickete. (11)Hœferus Herc. med. l. 2. c. 1. p. 51. Ca - met. Syllog. memor. cent. 10. p. 51.Er verurſachet toͤdliches Hertz-Klopffen. (12)Timæus l. 2. c. 16. p. 104.Viel ſind im Zorn dem Tode und zugleich der Hoͤllen in den Rachen ge - fallen. (13)Id Reſpon. med. 36. p. 96. Velſch. obſ. med, Epiſagmat. obſ. 35. Cametar. d l. p. 52. Hildan. oper. f. 643. & 958.Andern iſt das zornige Blut mit dem Urin ausgebrochen und zwar mit groſſer Gefahr. (14)Jac. Wolff. diſp. inaugur. de mict. cruent. §. 30. ſq. Smet. miſc. med. p. 563.Ja er bringet die unertraͤglichen Schmertzen des leidigen Zipperleins / welches denen genug zuthun machet / bey welchen es eingekehret.

Das V. Capitel. Vom Muͤßiggang

DEn vierten und fuͤnften Toden - Traͤger gehen wir vorbey / weil ſie nicht zu unſern Zweck dienen. Der ſechſte und letzte Toden-Traͤ -ger27und derer Curen. ger aber heiſſet Muͤßiggang / der den Menſchen bey lebendigem Lei - be vergraͤbet. Druͤm Juͤngling wiltu lang leben / ſo meide den Muͤſ - ſiggang. So weit redet der ſeelige Herr D. Muͤller. Muͤßiggang machet einen ſtinckenden Leib und verfaultes Gebluͤt / wie der Poët ſelbſten ſpricht:

Cernis ut ignavum corrumpunt otia corpus, Et vitiũ capiunt ni moveantur apuæ. (15)Ovid. l. 2. eleg. 6.

Was iſt es wohl / das / gleich wie ein heimlicher Holtz Wurm das Holtz / alſo auch unſer Hertz abfriſſet und verzehret? der Muͤßiggang. Was machet wohl ſo einen ſchwa - chen und weichlichen Leib? der Muͤßiggang. Der Maßholder - Baum liebet den Bach / der Pap - pel-Baum ſtehet gern an Waſſern / der Froſch iſt gern auf dem Lande / aber die Geilheit liebet den Muͤßig - gang. Man haͤlt dahero recht da - fuͤr / daß der Verſtand des Men - ſchen / als des groſſen GoͤttlichenB 2Wun -28Studenten-KranckheitenWunderwercks und der kleinen Welt durch Muͤßiggang gleichſam wurmſtichelich werde und veralte - re / ja daß dadurch auch der gantze Leib verderbet werde.

Durch Muͤßiggang werden die fau - len Duͤnſte und Feuchtigkeiten vermeh - ret / der Leib und die Geiſter werden ge - ſchwaͤchet. Darum heiſt es billich:(16)Secundum Roſſinc. meth. med. Spec. præf ad lector. in principio. Deſidiæ torpentis abortus eſt incuria, & prurientis ingenii morbus, das iſt / der ſtinckenden Faulheit unzeitige Ge - burt iſt die Unachtſamkeit / und eine Kranckheit des Verſtandes und Nachſinnens.

Wer ſiehet nun nicht / woher es kom - me / daß die Jugend ihr maͤnnlich Alter kaum erreichen. Das macht das Freſ - ſen und Sauffen und das Wolluſt trei - ben bey guten Tagen in der Zeit der Ju - gend / da ſuͤndiget mancher ſchrecklich wieder ſeinen Schoͤpffer / und daruͤm muß er dem Artzt in die Haͤnde fallen. Wer da ſeinen Verſtand nicht brau -chet /29und derer Curen. chet / und ſeine Begierden nicht weiß zu baͤndigen / der wird weit zu kurtz und zu ſpaͤte kommen / denn da heiſt es:

Immodicis brevis eſt æas, & rara ſene - ctus: Quicquid amas caveas non placuiſſe nimis.

Das iſt /

Die Unmaͤßigkeit verkuͤrtzet die Jahre / und bringet ſelten zum hohen Alter: was du nun lie - beſt / dahuͤte dich vor / daß du ihm nicht gar zu ſehr nachhen - geſt. (17)Mart. l. 6. ep. 29.

Ja es iſt gantz gewiß / wie man ſeine Ju - gend fuͤhret / ſo hat man ſich auch im Al - ter; Nam juventus ſternit totius reliquæ vitæ fundamentum, & nimis ſibi fidere, & licentiose vivere peccata juventutis ſunt in ſanitatem ordinaria, das iſt / die Jugend legt das Fundament aller anderer Lebens-Zeiten / und ihme gar zu viel trauen / und frey zu leben in den Tag hinein ſind eben ſolche Jugend Irthuͤme / die ordinair derB 3Ge -30Studenten-KranckheitenGeſundheit zuſetzen. Im Gegen - theil / wer ſeiner wohl wahrnimmt / dem wird ein geruhiges Alter / Gnade und Seegen von GOtt wiederfahren; Denn acta ætas honeſtè & ſplendidè tantam adfert ſolationem, ut eos, qui i - ta vixerint, aut non tangat ægritudo; aut leviter pungat animi dolor, das iſt / Ein erbar und wohl gefuͤhrtes Leben giebt einen ſolchen Troſt / daß die - jenigen / die alſo gelebet / entweder gar keine Kranckheit beruͤhrt / oder doch nur das Hertz den Schmertzen ein wenig empfindet. (18)Cicero 3. Tuſc. Ferner: Eſt quietè & placidè & eleganter actæ æ - tatis placida ac levis ſenectus, das iſt / Auf ein geruhiges / ſtilles und wohl - gefuͤhrtes Leben der Jugend folget ein ſanfftes und ertraͤgliches Alter. (19)Cato major. Es waͤre wohl zu wuͤnſchen / daß nur in Pariß allein / (als in der Wol - luſt und Suͤnden Stadt /) die verdam̃ - liche Gaſſe La de bouche genannt / (in welcher es bund und uͤbereck zugehet /) zu31und derer Curen. zu finden / aber Melanchthon ſchreyet ſehr auch uͤber die Teutſchen / wenn er ſaget: Ihr Teutſchen freſſet und ſauffet euch kranck / tod und in die Hoͤlle. Die Medici haben es wohl gut; Denn der Medicorum Saͤug - Amme ietziger Zeit iſt die Unmaͤſ - ſigkeit und der Krieg. Mit denen Patienten oder Schlemmern aber heiſt es: Sie machen ihnen einen ungeſun - den Leib / verkehren ihre Natur / und verſchwenden auſſer Noth - wendigkeit ihre Baarſchafft / und verkuͤrtzen ihnen das Leben und die Zeit. Aber es geſchicht ihnen recht / ſie moͤgens haben. Das beſte Mittel ſolchen abzuhelffen iſt ernſtliche Ver - meidung der Gelegenheit / und am aller - meiſten ein fleißiges Gebet / welches al - les vermag. Hier darff keiner einwen - den und ſagen / daß es auf Univerſitaͤ - ten nicht anders zugienge / man haͤtte zu viel Anlaß / und waͤre das Sprichwort ſchon was altes:

B 4Von32Studenten-Kranckheiten
Von Leipzig ohne Weib /
Von Wittenberg mit geſunden
Leib /
Von Jena ungeſchlagen /
Der hab von Gluͤck zu ſagen.

Wohl; alleine was kan der Ort dafuͤr? der iſt an und vor ſich unſchuldig / (ob auch gleich viel die Academien anfeinden und mit ſchlechten Tituln belegen / der - gleichen Weigelius gethan /(20)Poſtill. P. 1. p. 195. P. 2. p. 189. 293. P. 3. p. 9. &c. der ſie als boͤſe Verſammlungen gantz ver - worffen / welche angefuͤhrte argumen - ta und Loca billich zu leſen / und wer ſei - ne Poſtill nicht hat / kan aufſchlagen Herr D. Pfeiffers Evangel. Erquick - ſtunden in der Dedication. Ja es wil der ſeel. Herr D. Lutherus(21)Tom. 1. Jen. f. 311. art. 25. ad Nob. Get - mann. Tom. 2. f. 476. ſelbſt faſt etwas hart darwieder reden / ſagende: Wo die Univerſitaͤten nicht verbeſ - ſert wuͤrden / waͤre es ein Teuffeliſch Weſen / welches ich aber an ſeinen Ortlaſſe33und derer Curen. laſſe geſtellt ſeyn) ſondern der ſchaͤndliche Mißbrauch und Frevel / welcher gar zu ſehr im Schwange gehet / daruͤber viel herrliche Maͤnner(22)Lutherus l. 2. c. 3. N. 27. ſq. Vid. Moſcheroſch Viſ. 6. c. 1. p. 423. 494. ſq. ſchon laͤngſt ge - klaget / und bekraͤfftiget ſolches auch hoͤchſtgedachter D. Georg Franc(23)d. l. mit nachfolgenden Worten ſehr nach - dencklich: Venus, Murcia, Bacchus, Eris ſtudioſos in Academiis in Pericula præcipitant maxima illaque non ſatis deploranda, das iſt / die verdammte Hur / die Venus, die ſtinckende Goͤt - tin des Muͤßiggangs / der aufgebla - ſene Sauff-GOtt / und die blut be - gierige Zancks-Goͤttin ſtuͤrtzen die Studententen auf Univerſitaͤten in die groͤſte Gefahr / die nicht genug mit Thraͤnen zu beweinen ſind. O wer ſolches bey Zeiten bedaͤchte / duͤrffte hernach nicht zu ſpaͤt ruffen:

O mihi præteritos referat ſi Juppiter
annos!

Das iſt / O wer doch wieder koͤnte die verlohrne Zeit gewinnen / daß er ſein Leben anders anſtellete!

B 5Er -34Studenten-Kranckheiten

Erſten Buchs / anderer Theilung /

Das I. Capitel. Was die abſonderliche Urſachen ſeyn der Studenten Kranck - heiten.

BLeich wie die Zufaͤlle des Men - ſchen ſich aͤndern ratione ætatis wegen des Alters / deñ iedwedes Alter hat ſeine nachſtellende Kranckhei - ten; alſo geſchicht auch ſolches ratione vitæ generis, wegen unterſchiedener Art des Lebens / daß man insgemein ſaget: Studenten und Gelehrter Kranckheiten / Soldaten und Schiffer Kranckheiten / da eines iedweden Lebens-Art etwas beſonders beytraͤget. Studentẽ Stand / ein ſchwerer Stand / daher die meiſten wieder abſpringen / weil ſie deſſen Bit - terkeit nicht vertragen koͤnnen. Ich rede aber von ſolchen / die ſtudirens wegen einig und allein auf Univerſitaͤten zie - hen / und die Mittel zu ihrem Zweck ernſtlich ſuchen / in quorum pedibus plumbum potius, quam plumas, alasaut35und derer Curen. aut Mercurium currentem affixum de - prehendimus, quique ita ſtudiis & artibus liberalibus ſevera cura præſunt, das iſt / an dero Beinen mehr Bley als Fe - der / Fluͤgel oder lauffendes Queck ſil - ber anzutreffen / und welche alſo dem ſtudiren und freyen Kuͤnſten ernſtlich obliegen.

Solche haben Tag u. Nacht keine Ru - he noch Schlaff / arbeitẽ mit dem Kopff / Augen / Hertzen und Haͤnden / derglei - chẽ Exempel beym Pontano zufindẽ /(24)Attic. bellar. p. 297. laſſen ſich keine andere Dinge leicht ab - treiben / erwehlen das Sitzen mehr / als unnuͤtze Bewegungen / vergeſſen offt der Speiſe / Trancks und Wartung des Lei - bes / lieben Nuͤchterkeit biß zur Mahlzeit / maceriren ſich etwas rechtſchaffens zu - lernen ſo ſehr / daß oͤffters ſie einem blaſſen halbtoden mehr aͤhnlich werden / als einem geſunden / fliehen alle auch honnette converſation, leiden Kaͤlte und Froſt / wollen alſo lieber gelehrt / als geſund heiſſen / wie jener thoͤrigte Kauff - mann beym Selneccero lieber zeitlebensB 6kranck36Studenten-Kranckheitenkranck / als arm ſeyn wolte / muſte aber dennoch ſein groſſes Gut ohne Geniß mit Verdruß und in ſtetiger Kranck - heit anſehen. Solche pecciren in ihrer auch guten intention wieder ſich ſelb - ſten und zwar in defectu. Andere hin - gegen in exceſſu, zumahln in denen Exercitiis, als tantzen / fechten / reiten / ſpringen und ringen. It. welches wohl zu mercken / mit uͤberfluͤßigen Schlitten - fahren bey groſſer Kaͤlte / welches ſo ſchaͤdlich / daß wir billich mit ander Leut Schade und fruͤhzeitigen Tode ſol - ches meiden lernen uͤm Geld und Ge - ſundheit zu erſparen. Ferner mit kalten Baͤdern / ſtarcken Schmauſen / und am allermeiſten mit gar zu vielen lucubri - ren, welches ein Grobſchmied iſt aller oder doch der meiſten Studenten Kranckheiten. Weil nun an itzt gedachtẽ Fehlern das meiſte gelegen / ſo wollen wir iedwedes beſonders betrachten / was vor Unheil aus iedem tanquam ex equo Trojano entſpringen koͤn - ne.

Das37und derer Curen.

Das II. Capitel. Von des Schlaffes Nothwen - digkeit.

WElche demnach ihren Leib ſo ge - ring achten / daß ſie ihm alle Unterhaltung abziehen / und der Natuͤrlichen Zuneigungen / und fuͤr allen des Schlaffs berauben / die thun wieder ſich ſelbſten. Die Natur laͤſt ſich nicht zwingen ohne groſſe altera - tion und einigẽ Verluſt / Natura non eſt depauperanda ſuo genio, niſi quis illam deſtruere velit, das iſt / die Natur be - haͤlt ihre Gewohnheit und laͤſt ſich davon nicht ohne Verlierung der Geſundheit bringen. Und quod caret alterna requie, durabile non eſt, was nicht ſeine ordentliche Ruhe hat / das dauret nicht lang.

Hæc reparat vires feſſaque membra le -
vat,

Das iſt /

  • Die Ruhe erſetzet die Kraͤffte / und erquicket die matten Glie - der.
B 7Wie38Studenten-Kranckheiten

Wie kan doch der jenige geſund ſeyn / der ihm des Lebens beſte Nahrung ent - ziehet? der Schlaff iſt die beſte inner - liche Staͤrckung / welches wir ſehen bey den Patientẽ / die lang nicht geſchlaf - fen / was fuͤr Perlen Krafft empfinden ſie doch dahero. Vor des Schlaffes Nothwendig und Nutzbarkeit waͤre viel zuſagen / wo es nicht ieden ſchon bekannt waͤre / doch weiſe ich / wer ein mehrers verlanget / an den Sebizium. (25)Pathol. Tom. 2. p. 354.Es wollen einige gar / daß unſer Leben von dem Schlaff heruͤhre /(26)Magirus Phyſ. p. 377. §. 5. welches von den maͤßigen natuͤrlichen Schlaff wohl kan geſaget werden. Denn mit ſei - ner Anmuͤthigkeit ſchmeichelt er gleich - ſam unſern Geiſtern / und deßwegen iſt nichts ſuͤſſers als der Schlaff / wie ſol - ches auch der Poet lehret:

Somme, quies rerum, placidiſſime Somne
Deorum,
Pax animi, quem cura fugit, tu pectora
duriſ
Feſſa miniſteriis mulces reparaſq́ labori
Das39und derer Curen.

Das iſt /

O Schlaff / du Ruhe aller Dinge /
du angenehmer Schlaff der
Goͤtter / du Friede des Gemuͤ -
thes / fuͤr dem die Sorge
fleugt / du erquickeſt die ermuͤ -
deten Glieder und macheſt ſie
zur Arbeit wieder tuͤchtig
und munter.

Er iſt das beſte ſpecificum in allen Kranckheiten / Somnus eſt arcanum in Medicina ſupra omnes gemmas & la - pides pretioſos, & medicus eſt magnifa - ciendus, qui Naturæ egenti commode applicare poteſt ſomniferum, das iſt / der Schlaff iſt eine geheime Ar - zeney uͤber alle Edelſteine zuſchaͤ - tzen / und der Medicus iſt hoch zuach - ten / der der ſchwachen Natur fuͤg - lich kan eine Ruhe machen.(27)Crollius Baſ. chym. p. 305. der Schlaff iſt das Band / der die Kraͤffte der Seelen bindet. Das ſie vereiniget bleiben und nicht ſo leicht zerſtreuet werden. Er leget dem leibe Nahrungan40Studenten-Kranckheitenan und maͤſtet ihn(28)Sponius d. l. p. 283. dieſes kan ich mit einem Exempel erweiſſen / denn als 1690 zu Leipzig ein Studioſus, der dem ſtudiren zu ſehr ergeben war / und den Schlaff nicht achtete / und ob Er gleich zuvor wohl ausgefuͤllt / ſtarck und fett geweſen / ward er doch ſo mager und hager / daß ihn iedermann fuͤr einen hecticum hielte / er auch gantz malat nach und nach ſich befunde / welchen aber keine obgleich beſte Staͤrckungen und analeptica helffen wolten / ſondern durch recommendirung gnugſam Schlaffes iſt er wieder dick / fett und ſtarck geworden / der mir es noch dieſe Stunde dancket.

Wer erkennet nun nicht hieraus des Schlaffes Krafft und Eigenſchafft? Es entſtehet derſelbe von gelinder Feuch - tigkeit / welches wir ſehen an denen phlegmatiſchen Naturen / wo nun ſol - che durch ſtetiges Wachen verzehret und vertrucknet wird (vigiliæ enim exſic - cant,) da muß nothwendig der Schlaff weichen / und der Leib geſchwaͤchet wer -den41und derer Curen. den. Noch uͤbler aber thun die jeni - gen / welche gern ſchlaffen wolten / auch darzu geneigt ſeyn / und brechen doch denſelben ab / werden bald des Schlaf - fes Bruder und Geſellen werden. Man ſiehet es ja ſchon an denẽ / die nicht ausgeſchlaffen / wie ſie ſich denſelben Tag anſtellen. Bedarff alſo keines weitern erweiſens.

Das III. Capitel. Von vielen wachen und deſſen Schaden.

DAs uͤbrige Wachen verzehret alle Feuchtigkeit / und trucknet den Leib aus / es verhindert die Kochung / nach Hippocratis Meinung /(29)De Diæta in acut. de quo Spon. d. l. p. 279. die alſo heiſt: Vehemens vigilia po - tus cibosque tum crudos tum incoctiores reddit, das iſt / ſtarckes Wachen laͤſt Speiß und Tranck ſo wohl roh als auch ungekocht liegen. Es machet den Leib hager / wie aus den vorher - gehenden Exempel zu erſehen / darausentſtehet42Studenten-Kranckheitenentſtehet endlich die Schwindſucht / nach Weiſſagung des Poëten(30)Ovid. l. 1. de art. am. 737.

Attenuant juvenum vigiles mox corpo - ra noctes Nachtwachen macht junge Leute hager.

Verzehret alle Kraͤfften / alle ßhlicht und fette Theile des Leibes / dar - auf folget ein ſtarckes Abnehmen Ma - raſmus genannt / deß wegen nennet auch Hippocrates Vigilias voraces. Helmon - tius hat obſerviret / daß einer durch uͤber - fluͤßiges ſtudiren und meditiren kurtz athemicht worden / welches faſt bey den meiſten Gelehrten zufinden. Es ver - urſachet Melancholey / und deswegen werden die Vigiliæ genennet deliriorum mater oder eine Mutter der Raſe - rey /(31)Wedel. Theorem. p. 167. wie man dergleichen Exempel zur Gnuͤge hat. Es verurſachet Fieber / Fluͤſſe / Verſtopffung des Leibes / zufoͤr - derſt aber vaſorum meſaraicorum oder der Milch und Gekroͤß aͤdrigen. (we -gen43und derer Curen. gen Mangelung der Feuchtigkeit /) Kraͤtze / (welche Studenten-Bluͤmlein ad differentiam genennet werden.) De - rowegen der Schlaff billich Koͤnig - licher Ehre wuͤrdig zuſchaͤtzen. (32)Pontanus d. l p. 247.

Das IV. Capitel. Von uͤberfluͤßigen und unzeitigen Schlaff.

NIcht minder verurſachet auch Kranckheiten bey Studirenden der uͤberfluͤßige und unzeitige Schlaff / welcher an ſich ſchon eine Ab - bildung des Todes iſt(33)Pfeiffer d. l. p. 779. ſq. durch dieſen werden alle Feuchtigkeiten des Leibes vermehret / und wenn ſie nicht beweget werden / faul und traͤg / die Geiſter un - terdruͤcket und gedaͤmpfft / unrein und truͤb / der Leib ſiech und kranck / das Gehirn kalt und feucht / der Kopff dumm / der Verſtand ſchwach / das Ge - daͤchtnuͤß und judicium vergehet / die Schaͤrffe der Sinnen verliert ſich /Kopff -44Studenten-KranckheitenKopffweh / truͤbe und bloͤde Augen / Schwachheit des appetits, eine Caco - chymie und endlich ſtelt ſich ein die Waſſer und Schwindſucht / das Ge - ſicht ſcheint zerdunſtet / Lungen und Le - ber werden anbruͤchig und ſterben ſolche Schlaffſuͤchtige vor der Zeit ent - weder ploͤtzlich an den Schlagfluß oder faulen Fiebern. Ja alles was ſie eſſen oder trincken / das wird zur Faͤulung / und alſo der Zunder zum Boͤſen ſtaͤr - cker.

Das V. Capitel. Vom ſtetigen Sitzen.

DAs ſtetige ſitzen bringet die mei - ſten uͤm das Leben / machet ſtets ſiechende Leiber / (welches an dem Frauen Volck zu erſehen / die auch deßwegen ſtets bipen /) dadurch werden die Gekroͤß Adrigen verſtopffet / die Ge - daͤrm zuſammen gedruͤckt / die gedruͤckte u. gepreſte Gallen Blaſſe ſtoͤſt die Gall zur Unzeit und haͤuffiger aus / das Blut ſchieſt ſtaͤrcker in die Miltz / (welchesohne45und derer Curen. ohne diß ſehr viel Aedrigen hat und denen Verſtopffungen unterworffen iſt /) daſelbſt verſauret es und wird zach / daher kommẽ die Miltz-Beſchwerungẽ / Scharbock / Malum hypochondriacum &c.(34.)Horſt. de ſcorb. S. 2. §. 9. p. 23. Item. der Stein in Lenden und Nieren / ſchwartze gelbe Farb des An - geſichts. ja durch ſolch gebucktes ſi - tzen werdẽ die Gallen zufuͤhrende Gefaͤß verſtopffet / daß dieſelbe nicht kan recht von dem Blut ſepariret werden / ſon - dern wieder zuruͤck trit / Unruhe und groſſen Schaden verurſachet. Die Gall die zu der balſamiſchen Milch - machung in denen dinnen Gedaͤrmen dienen ſolt / ſchlaͤgt mit ſeiner ſauren Schaͤrffe den chylum und das beſte darnieder / daß an ſtatt deſſen eine lau - tere molckigte Waͤſſrigkeit in die Milch - Gefaͤſſe gehet / die nieder geſchlagne bal - ſamiſche Theile gerinnen zuſammen und faulen endlich. Was kan nun gutes oder ſonſt fuͤr Nahrung daraus entſtehen? Hoͤret doch was dort bey dem Plauto,(35)In Curcul. act, 2. p. m. 167. Palinurus der Knecht dem Cappa -doci46Studenten-Kranckheitendoci fuͤr ein gut Conſilium medicum giebet / (vieleicht hat es ihme die Ver - nunfft und eigene Erfahrung geleh - ret /) ſagende: Ambula & lieni optimum eſt, das iſt / gehe herum (und ſitze nicht zu viel) denn das iſt der Miltz zutraͤglich. Die Glieder Kranckheit folget gemeiniglich auf ſolch ſtetiges Sitzen / da es in denen Schuldern ziehet nicht anders / als wenn ein Seul mit einem Stein den Ruͤcken herunter haͤnge mit groſſer Verdruͤßlichkeit / da die Achſeln und Beine bald auf / bald nieder gezogen werden / wie ich ein artlich Exempel weiß an einem nu - mehro vornehmen Manne / welchem nichts als der Spiritus Tartari volatilis cum Spiritu Cornu Cervi rectif. durch mein Zureden geholffen / nebſt einer ſon - derlichen Thee von nervinis volati - liſchen balſamiſchen Kraͤutern. Andere oͤbel mehr zu geſchweigen. (36)de quibus videatur Rolfinc. meth. med. Spec. l. 2. S. 3. c. 5. p. 123.

Das VI Capitel. Vom nuͤchtern bleiben.

Welche47und derer Curen.

WElche biß zur Mahlzeit nuͤch - tern bleiben / und doch darbey ſtarck ſtudiren / die wiſſen viel - leicht nicht / daß der Magen ſey ταμεῖ - ον τροϕῆς, cibi promptuarium eine Speiſe-Kammer / welche / wenn ſie leer / ſchlechten Troſt giebet / denen die ermuͤdet und hungerig ſeyn / und wo der Magen leidet / die gantze Natur mit leiden muß. Durch ſolches Fa - ſten wird das menſtruum ventriculi vo - racius, acidius & activius der Magen Schleim wird freßhaffter / ſauerer und ſtaͤrcker / ſo gar / daß ſie dar - nach einen ſtaͤrckern appetit bekommen zum Eſſen / und wenn ſie denn zu Tiſch kommen / da gehet es Rips Raps / qui capere poteſt, capiat; Aber wer nur auch in den Magen Zaͤhne haͤtte / wie der Krebs (welches artlich zu ſehen.) Iſt nun in der Eilfertigkeit ein Klumpen un - gekaͤuet hinter gefahren / er wird wohl ſo bleiben / und dem Magen zu thun genug machen / den vitium coctionis primæ non corrigitur in ſecunda nec tertia das iſt / was in der erſten Kochung verſaͤu -met48Studenten-Kranckheitenmet wird (nemlich in dem Kanen) das wird die andere oder dritte nicht verbeſſern / welches ich an ei - nem von meinem geweſenen Commen - ſali oder Tiſchburſch vor dieſen wahr genommen / welcher aber immer aus - geſehen / als ein Jud / auch fort und fort Verſtopffungen des Leibes und hartes Druͤcken uͤber dem Magen doch dar - bey ſtarcken aber ungeſunden appetit hatte. Es bringet das lange Nuͤchtern ſeyn denen Gelehrten auch Schaden / weil die Natur geſchwaͤchet wird und ſich ſelbſt verzehret / es verurſachet Schwindel / Schwachheit des Haupts und Hertzens / Hertzklopffen / Ohn - machten. Dahero iſt das Conſilium gut: Die leicht ohnmaͤchtig werden / ſollen nicht lang nuͤchtern bleiben. Es wird dadurch bey hitzigen Natu - ren die Gall ſchaͤrffer und das Gebluͤt erhitzet; drum rathe ich nicht daß einer ſeinen Leib oder Magen mit vielen Faſten von Morgen biß Mittag uͤm 12. und 1. uhr caſteye / ſonſt wird er aus der Lateiniſchen Garkuͤchen ſich muͤſſen ſpeiſen laſſen.

Das49und derer Curen.

Das VII. Capitel. Von der Geſellſchafft.

Die Ermangelung honnetter Con - verſation thut viel zur Staͤr - ckung des mali hypochondriaci und Melancholey. Es iſt ja von Na - tur nicht gut / daß der Menſch allein ſey / ſondern / daß er ſeines gleichen ſucht und liebe / darum wird die φιλανϑρωπία oder Leutſeligkeit / als eine ſchoͤne Tugend bey iederman ſehr gelobet. Durch die Converſation wird des Men - ſchen Seel und Geiſt geaͤndert mit er - goͤtzlich - und erfreulichen diſcurs, die phantaſia wird aus der Verwirrung in die Ordnung gebracht / die Seelen-Gei - ſter durch zulaͤßige und verantwortliche Luſtigkeit aufgemuntert / formiren eine andere Ideam, und bekommen einen friſchern und hurtigern Lauff / veraͤndern alſo die gantze Natur / welches die Er - fahrung bezeuget. Hingegen die Ein - ſamkeit betruͤbet ſelbige / verurſachet mehr Traurigkeit und Melancholey. Denn die Seele wird uͤber einem Din -Cge50Studenten-Kranckheitenge allein bald ermuͤdet / und alſo auch die gantze Natur. NB. Verſtehe aber nicht die gefaͤhrliche Converſation mit unzuͤch - tigen Frauen-Volck / die ihre Scham - hafftigkeit an den Nagel gehencket / von denẽ hat man keine Ehre / ſondern da heiſt es: inter fœminas qui nutriuntur, non magis ſapere poſſunt, quàm benè olere qui in culina habitant. Auch haben nicht alle das Donum continentiæ Hip - polyti,(37)Ovid. Metamorph. l. 15. P. Rho Exemp. virt. p. 33. viel weniger des loͤblichen Kaͤyſers Caroli. (38)Mich. Saxo Kaͤyſers Chronick. P. 4. f. 298. ejusd. Alphab. hiſtor. p. 86. ſq.

Das VIII. Capitel. Von den Exercitiis.

DIe Exercitia auf Univerſitaͤten haben ihren Nutzen / ſind auch ſonſt hoͤchſt loͤblich und rega - liſch / machen geſchickte / diſponirte und geſunde Leiber / manche Schwermuth wird dadurch vertrieben / das Gemuͤth erfriſchet / die Glieder und Kraͤffte auf -ge -51und derer Curen. gemundert / daß ſie mit Luſt wieder an die ordentliche Arbeit gehen / ſie erhalten des Leibes vigeur, ſind der Natur und dem Magen eine Medicin, und bringen Appetit zum eſſen. Nichts deſto we - niger thut mancher darin zu viel / und ziehet ſich daher groſſen Schaden zu. Der eine bekoͤmt einen Bruch / der an - dere zerreiſſet ſonſten was im Leibe / zer - ſchuͤttert ſein Eingeweide und machet ſie gantz krafftloß. Omnis enim motus nimius humores commovet, nervos ac li - gamentorum robur diſſolvit, ac ita vitio - ſis humoribus ad ea loca viam parat, das iſt / Jedwede hefftige Bewegung er - reget alle Feuchtigkeit / ſchwaͤchet die Spann-Adern / und andere Bande / und alſo wird dem erregten und un - geſunden Blut der Paß gleichſam geoͤffnet zu denen innerlichen Thei - len. Sie machet allen verborgenen Tartariſchen Schleim und Grieß auf - ruͤhriſch / und treibet ſolchen cum impetu und mit Gewalt in die ſubtile Urin-aͤdri - gen / daraus offt Blutharn und greuliche Schmertzen entſtehen. Zum ahlen de -C 2nen52Studenten-Kranckheitennen ſolche geſchehen gleich nach Tiſch / da alle Milch - und Blut-Adern voll ſeyn von chylo oder Milchſafft / da wird die gantze Milchmachung und deſſen diſtri - bution verhindert und der rohe Safft (chymus) mit Gewalt fort getrieben und wegen ſeiner Dicke nicht fort flieſſen kan / ſondern Verſtopffungen machet.

Das IX. Capitel. Vom Tantzen

UNter dieſen Academiſchen Exer - citien iſt das erſte das Tantzen / welches eine recht dienliche Sa - che / denn es machet vor der Welt ge - ſchickt / wo es aber gleich nach Tiſch zu ſtarck oder zu lang geſchicht / iſt es hoͤchſt ſchaͤdlich. Denn erſtlich die Spiritus die ohne dem in dem Leibe zertrennet ſind / werden dadurch mehr und mehr aus einander gebracht / à centro ad peri - pheriam von dem Hertzen zu denen aͤuſ - ſerſten Gliedern / der Magen wird in wehrender Coction in ſeinem motu pe - riſtaltico oder in ſeiner aufwallendenBe -53und derer Curen. Bewegung / (die zur Kochung und Milchmachung noͤthig) vermehret und der chylus oder der Milch-Safft zur Unzeit fortgetrieben / der Leib erhitzet / der Schweiß folget / die Geiſter gehen durch / die rechte gelinde Kochung wird verhindert / ja die Spiritus animales, die zur concoction helffen ſolten / muͤſſen an - dere Verrichtung thun in denen Bei - nen. Demnach iſt das Tantzen zu der Zeit nicht allerdings zutraͤglich. Es bringet das malum hypochondriacum, Kraͤtze ꝛc. Auch was ohne dem hitzige Leute ſind / die bekommen die Schwind - ſucht / ſtarckes Naſenbluten / und berau - ben ſich aller Leibes-Kraͤffte / meiſten - theils werden ſie Candidati des fruhzei - tigen Todes / wie ich ſolches an vielen obſerviret. Verwerffe deßwegen me - dicè zu reden das Tantzen nicht nach Art der Theologorum,(39)Muͤller. Evangel. Hertzens-Spieg. p. 267. Zeilers Handbuch P. 2. p. 436. wo man nur das ne quid nimis in acht nimmt / noch alſo bald nach Tiſch oder auch nach dem Wein auf den Tantz-Boden gehet.

C 3Das54Studenten-Kranckheiten

Das X. Capitel. Vom Fechten.

NOch gefaͤhrlicher iſt das Fech - ten / in welchem mancher ſolche Stoͤſſe bekoͤmmt / daß er daran zu klauen hat. Dieſer verlieret ein Aug / der andere wird auf der Bruſt verletzt / mit welcher ſie die harten Stoͤſſe auf - fangen / jener verlieret einen teſticulum, oder die gantze officina genitalis wird ih - me deſtruirt &c. Was ſonſten davon zuhalten / kan geleſen werden bey dem Moſcheroſch(40)Viſ. 5. P. 1. p. 307. und Zeilero. (41.)d. l. p. 2. p. 57. ſq. Auch iſt die Poſitur manchmahl ſchaͤdlich / denn als einſten ein ſtudioſus mit ſeinem Stuben-Geſellen im Fechten ſchertzen wolte / ſich in die Poſitur legte / ihme a - ber das Rappir entfiel und er in ſolcher Poſitur ſich zugleich buͤcken wolte / kna - ckete es ihme in den Ruͤcken / das Blut kam zur Naſen und Mund heraus ge - ſchoſſen / ſo gar / daß ich ihm bey meinem Zutrit kaum kante in Blut / und erfor -derte55und derer Curen. derte ſolches Muͤhe ihn recht wieder zu curiren. Dadurch hat er aber ſeine lebendige Farbe und Geſundheit guten theils verlohren / auch wohl Zeit ſeines Lebens es nicht uͤberwinden wird / weil ihme eine Blut-Ader zerſprungẽ / daherer auch einen kurtzen Athem und ſtarckes Stechen auf der Bruſt nach der Zeit empfunden / weßwegen ihme das Fech - ten verbothen worden.

Das XI. Capitel. Vom Reiten.

DAs Reiten bekoͤmmt auch nicht einem iedweden / denn entweder der eine bricht den Hals / wie dem Philippo, Koͤnigs in Franckreich Ludovici Sohn wiederfahren /(42)Lohnerus Tom. 3. p. 193. è Plinio. oder leidet ſonſten Schaden an ſeinem Leibe / als da ſind Bruͤche / Zerquetſchungen der Beine / und andere Ubel / welche von vehementer Bewegung oder Con - cuſſion im Reiten entſtehen /(43)V. Schenk. obſerv. med. l. 3. f. 487. Velſch. dec. 10. Curat. propr. 10. p. 668. Miſc. Nat. Curioſ. dec. 1. Ann. 1. ad obſ. 88. Schol. die ei -C 4nem56Studenten-Kranckheitennem iedweden behutſam machen ſolten. Doch iſt das Reiten auf einem ſichern Pferd wenn es gelind geſchicht / die beſte Bewegung der Gelehrten.

Das XII. Capitel. Vom Ringen und Springen.

DIe ſich an das Springen geweh - nen / geben nur Achtung / daß es ih - nen nicht ergehet / wie dem zu Witten - berg / der von einem Pferd / auf welches er von hinterwaͤrts ſpringen wolte / ſo geſchlagen worden / daß man ihme hat wollen das Bein abloͤſen. Es iſt ja das Ringen und Springen dem Leibe gar nicht gut / denn alle Nerven und muſcu - li, ja alle Gliedmaſſen muͤſſen mit arbei - ten / und πᾶν τὸ πολὺ τῇ ϕύσ〈…〉〈…〉 πολέμιον, omne violentum naturæ inimicum, die Natur kan nicht vertragen / was zu hefftig iſt. Wem das Ungluͤck trifft / der muß es haben. Und gleich wie ich in allen Sorgfalt trage / ſo rathe ich / als ein treuer Medicus, man nehme ſich doch in ſolchen vehementen Exercitiis wohl inacht;57und derer Curen. acht; Im Alter koͤmmt alles wieder / und heiſſet recht: quod differtur, non aufer - tur, lang geborgt iſt nicht geſchen - cket. Behutſamkeit iſt in allen Din - gen gut / zu foͤrderſt aber in den Sachen / welche die Geſundheit betreffen.

Das XIII. Capitel. Vom Schlittenfahren und Jagen.

NUn iſt noch uͤbrig das gar zu offt und lange Schlitten-Fahren in der groſſen Kaͤlte / und das Ja - gen bey groſſen Schnee / welche beyde warhafftig ſo ſchaͤdlich ſind / zumahlen jungen zarten Leuten / daß auch iedweder ſelbſt bekennen muß. Durch das lan - ge Schlittenfahren wird der Leib durch und durch erkaͤltet / die Finger erſtarren / die pori und Schweiß-Loͤcher des Lei - bes werden verſtopffet / die Fuͤſſe erfrie - ren / das Hertz wird von der Kaͤlte zu - ſammen gezogen oder conſtringiret, dar - auff wird offtermahlen ſtarck getrun - cken / welches alles toͤdlich ungeſund. Viel erfrieren Naſen und Ohren / wieC 5dort58Studenten-Kranckheitendort bey dem Xenophon. (44)l. 7. de Eupæd, Cyri p. 318. Cicer. l. 16. Ep. 8. ad fam. Das Er - frieren der Fuͤſſe iſt warhafftig eine ge - faͤhrliche Sache. (45)Vid. Fonſeca. Es iſt die Kaͤlte ein Zeichen des Todes / hingegen die Waͤrme das Leben in den Menſchen. junge Leute muͤſſen und ſollen die Waͤr - me erhalten / und wird durch die Kaͤlte dero zarte Natur bald zu Schanden gemacht und verdorben; Daher Euri - pides: ψυχρὸς δὲ λεπτῷ χρωτὶ πολεμιώ - τατον, frigus tenui & macilento corpori inimiciſſimum, das iſt / die Kaͤlte iſt denen zarten und hagern Leuten hoͤchſt ſchaͤdlich. Hoͤrets ihr Ha - gern uñ der Schwindſuchts Candidati! Die Kaͤlte / wo ſie in die Haut tief einge - treten / brennet wie Feuer und ſchneidet ſchmertzlich / wohin auch Lucanus zielet / wenn er ſaget: Urebant montani nives, der Schnee auf den Bergen bren - net wie Feuer. Gar deutlich redet davon Hippocrates,(46)de vet. medic. c. 29. t. 17. den der La -tei -59und derer Curen. teiniſche Dollmetſcher alſo erklaͤret: quicunque per nivem aut aliud frigus i - ter facientes excellenter frigeſcunt aut pedibus aut manibus, aut capite &c. ab æ - ſtu & pruritu vexantur, quibusdam etiam bullæ velut ambuſtis ab igne exſurgunt, neque prius hoc patiuntur, quàm ſi cale - fiant, das iſt: Welche reiſende Per - ſonen in Schnee oder Kaͤlte ſehr er - frieren entweder an den Fuͤſſen oder Haͤnden? oder Kopff / ꝛc. die werden groſſe Hitze und ſtarckes ſchmertz - hafftes Jucken empfinden / einigen fahren auch Blaͤsgen auf gleich de - nen die von Verbrennen kommen / und empfinden ſolches nicht eher / als wenn ſie erwarmen. Die Ur - ſach / warum die Kaͤlte ſolche Hitze ma - chet und wie Feuer brennet? fuͤhret an druſius. (47)ad verba Syrac. XLIII. v. 25.Mancher meinet / wenn er nur ein hitziges Frauen-Zimmeꝛ auf den Schlitten mit hat / ſo werde dadurch ſeiner Kaͤlte gaͤntzlich gewehret werden / aber ſie iſt gantz nicht zulaͤnglich / ſondern ihr Feuer gehet bald ſelbſten aus / undC 6muß60Studenten-Kranckheitenmuß das arme Thier offt viel Sympto - mata von der Kaͤlte an ihrem eigenen Lei - be empfinden / wie eine ſolche Hiſtorie Thom. Bartholinus(48)Cent. 3. ep. p. 146. von einer Jung - fer / welche an ihren beſten Theil des Lei - bes erfrorẽ / erzehlet. So iſt alſo die Kaͤlte dem Leibe ſchaͤdlich / und zwar zarten Leuten. Sie iſt ſchaͤdlich der Bruſt / den Gedaͤrmen / denen Ohren / partibus genitalibus, Beinen / Zaͤhnen / Kopff / Ge - hirn und Nerven ꝛc. Sie kan verurſa - chen Laͤhmung /(49)Ammannus Paræn, ad Diſc. p. 210. Verſtopffung / ma - chet zaches Gebluͤt / und treibet alles Boͤſe / was durch die Haut aushauchen ſolte / wiederum zuruͤck / daher gern Fie - ber und Seitenſtechen entſtehen; Die mit Bruſt-Kranckheiten beladen / wer - den ſolches auch wohl empfinden. Mir iſt ein trauriges Exempel noch wohl be - kannt; Denn als zu meiner Zeit ein rei - cher Studioſus mit ſtarcken Schlitten - Fahren ſich delectirete, aber bey grim - miger Kaͤlte zu lang aushielt / iſt ihme ſei - ne Naſen etwas erfroren / welches erAn -61und derer Curen. Anfangs nicht gemercket. Nach eini - ger Zeit aber / als ſie immer roth war / und anfieng zu jucken nach Art der er - frohrnen Glieder / auch ein klein Blaͤt - trigen ſich ſehen ließ / welches ihme ſo ſehr ſchmertzete / daß er aus Ungedult die Naſe wegen ſtarcken brennens mit dem gantzen Kopff in das kalte Waſſer ſte - ckete / darauf wurde der Kopf groß u. un - geſtalt von Geſchwulſt / die Inflamation oder Entzuͤndung mit denen Schmer - tzen vermehreten ſich / daß er endlich jaͤmmerlich geſtorben. Solchen Lohn giebet manchem das unmaͤßige Schlit - ten fahren. Ich habe nunmehro auf etliche Jahr viel Exempel obſervirt, wel - che nach ihrer ſtarcken Fahrt / zumahlen / wo ſie darauf getruncken / theils bald ge - ſtorben / theils aber ihr Leben ſonſt ver - kuͤrtzet / und einen ſiechen Leib da - von getragen. Kommen ſie gleich zur Ruhe / ſo empfinden ſie doch ihre paſſio - nes mit ſchmertzhafftigen Jucken / da brechen die Beine auf / und laſſen ſich nicht gern wieder heilen / ſondern es giebt Loͤcher / faul Fleiſch / und ſchlaͤgt nicht un -C 7gern62Studenten-Kranckheitengern was groͤſſers darzu / welches die taͤgliche Erfahrung giebet / auch alle Medici geſtehen muͤſſen. Wer nun al - ſo Luſt hat zu fahren / der thue es doch nicht bey gar zu ſtarcker Kaͤlte / halte nicht zu lang aus / trincke nicht alſo bald darauf / und enthalte ſich der gar zu groſſen warmen Stuben / dem wird ſeine Luſt / nicht ſo hart verſaltzen.

Das XIV. Capitel. Vom Kalten-Bad.

WOrzu nuͤtzet doch das kalte Bad? Ich ſage nicht von andern Baͤ - dern / welche bey truckenen ſub - jectis und Naturen ihren Nutzen ha - ben / zumahlen da man verſchloſſen ſitzet / wie ſolches bey den Alten noch zu loben / welche nur obſcura balnea, oder heimli - che Baͤder beſucheten. (50)Jac. Pontanus Att. bellar. p. 416.Aber ſo iſt es ſchaͤndlich oͤffentlich in das kalte Waſſer zuſteigen / und ob man ſich gleich ein - bildet es waͤre kein Menſch verhanden / der es ſehen koͤnte / ſo heiſt es doch / quomini -63und derer Curen. minime credis gurgite piſcis erit, das iſt / in dem Duͤmpffel da man ſichs am wenigſten verſiehet / ſtecket offt ein Fiſch. Das kalte Bad giebt eine ſchleunige und gefaͤhrliche alteration wenn man aus der warmen Lufft in das kalte Waſſer ſpringet / denn dadurch wird verhindert die tranſpiration, oder die Ausdaͤmpffung der Unreinigkeit durch die Schweiß-Loͤcher / welche ie freyer ſie iſt / ie luſtiger und geſunder iſt der Menſch / weil die uͤberfluͤßige naß - ſaltzigte Feuchtigkeit (ſerum) dadurch ausſchwitzet. Wo aber folche gehin - dert wird / da bringet es Gefahr und groſſe Kranckheiten mit ſich;(51)Rolfinc. meth. med. Spec. l. 2. S. 3. c. 18. p. 76. ſq c. 33. p. 95. Plus enim alterat totum corpus aër ϖειχύσ〈…〉〈…〉 ſeu tranſpiratione, quàm εἰαϖνοῆ ſeu in - ſpiratione; & ἀδιαπν〈…〉〈…〉 ςία infinitorum morborum & febrium mater eſt, das iſt / der gantze Leib wird mehr durch die Lufft geaͤndert / welche den Leib von auſſen umgiebet / als welche mit dem Athen an ſich gezogen wird;und64Studenten-Kranckheitenund die verhinderte Ausdaͤmpf - fung durch die Schweiß-Loͤcher iſt unzehlicher Kranckheiten / auch der Fieber ſelbſten / fruchtbare Mutter. (52)Wedel. Theorem. p. 139.Dannenhero ſehen wir / daß dieje - nigen / welche zur Fruͤhlings Zeit zu bald ſich entbloͤſſen / oder die die Bocken nicht recht ausgebruͤtet / und ſich in die kalte Lufft wagen / offt Lebens Gefahr unterworffen ſind / die aber ein gifftiges garſtiges Fieber gehabt / ſterben meiſts alle. Meiſtentheils gehet man in die kal - ten Baͤder nach Tiſch / da die chylifica - tion ſchon geſchehen / und die Natur nun in dem iſt / daß ſie den Milch-Safft wil in den Leib austheilen; welches aber billich nicht ſeyn ſolte / Natura enim in ſuo motu & actione non eſt impedienda, das iſt / die Natur ſol man in ihrer Bewegung und Verrichtung nicht verhindern; So bleibet demnach in denen poris ſubcutaneis & glandulis, in denen unter der Haut verborgenen Schweiß-Loͤchern und kleinen Druͤßi - gen alles Boͤſe ſtecken / verurſachet Fie -ber65und derer Curen. ber und Kraͤtze. Und warum wil man den Fiſchen die Schwimm-Kunſt ab - lernen / da wir doch eine andere Natur und ſtructuram mechanicam haben; deñ wie Steno obſerviret, ſo ſind in denen Fi - ſchen die jenige Gaͤnge / dadurch die Durchſchwitzung geſchicht / weit groͤſſer als bey den Menſchen / jene koͤnnen nicht erſauffen / dieſe aber ſieht manoͤffters - ber ein kleines nicht mehr. Es iſt denck - wuͤrdig / was auf einer benachtbarten U - niverſitaͤt einſten geſchehen; da der Pre - diger bate / man ſolte doch nicht ſich in ſolche Gefahr des kalten Waſſers bege - ben / zumahlen unter der Predigt / da kam dem Augenblick die Poſt / daß zwey Bruͤder auf einmahl erſoffen / welche ſich vielleicht zuvor mit dem Trunck be - laden / und alſo mit ſchweren Gliedern ſich darein begeben. Da heiſt es recht: Navis, quæ aquis impletur, ſi exhauriri nequit, in profundum ſubmergitur; ita homo cum crapulæ vel ebrietati ſe expo - nit & periculo, in præceps vadit, ratio - nemque omnem amittens ſubmergitur in profundum inferni, das iſt / einSchiff66Studenten-KranckheitenSchiff / das mit Waſſer angefuͤllet wird / wo es nicht kan entſchoͤpffet werden / muß untergehen; alſo auch der Menſch / wenn er ſich dem Trunck und darauf der Gefahr er - giebet / der gehet ſehr unſicher / und in dem er ſeinen Verſtand verlieret / ſo verſincket er / in den tief - fen Hoͤllen Pfuhl. Alexander Magnus hat ſolches mit groſſer Gefahr ſeines Le - bens auch empfunden. Die alteration aber / die aus dem kalten Waſſer entſte - het / geſchicht auf ſolche Art: Die mol - ckigte Waͤßrigkeit die in dem Blut iſt / die ſcheidet ſich mit Gewalt von dem Blut / daher wird das Blut ge - ronnen und dick / in dem es an ſei - nem Fuͤhrer beraubet iſt. Darnach wird die Bewegung der Geiſter auch alſobald geſtillet / weil die Nahrung derſelben entzogen iſt / und dannenhero ſtarren die Glied - maſen / die lebendige Farb u. Krafft verlaͤſt die Glieder / da iſt Lebens - Gefahr / welches niemand leicht / als der ſein Gehirn in der Verſen traͤgt /leugnen67und derer Curen. leugnen wird. (53)Dolæus d.l. p. 245.Darauf folget gern die Schwindſucht / und das Abnehmen des Leibes / cachexia, ſchwacher Ma - gen ꝛc. Die alten Juͤden erzehlen eine zwar grauſame Luͤgen / welche aber hier wohl zu appliciren, nemlich von einem Vogel / von unbeſchreiblicher Groͤſſe / SIS genannt / welcher ſich ſehen / und als einige Rabbinen haben baden wol - len in dem kalten Waſſer / mit dieſer Stimme von Himmel herunter verneh - men laſſen: Huͤtet euch ſolche Din - ge zu unterfangen / hier iſt kein Grund; denn vor 7. Jahren iſt ei - nem Manne ein Beil aus der Hand entfallen / welches biß auf ietzige Stund den Grund des Meeres noch nicht beruͤhret hat. (54)Bava Basra f. 73. 2,Wer wolte ſich nun wohl in ſolche groſſe Tief - fe oder Waſſers-Gefahr begeben? Doch wagens einige darauf / und fah - ren unter / und kommen nicht ehe wieder / biß ſie das Waſſer ſelbſt an den Port wirfft.

Das68Studenten-Kranckheiten

Das XV. Capitel. Vom Schmauſen.

SChmauſen beſtehet meiſten theil in Toback und Bier / oͤffters auch in Wein. Vor dieſen hat - ten die Alten den Gebrauch / daß ſie zwar auch zuſammen kamen und mit einander eines trancken / und zwar zu Ehren denen Goͤttern / der / erſte Becher golte des Jovis Olympii, der andere der tapffern Heiden / der drit - te des Jovis Soſpitatoris des Helffers / und dieſes hieß man das Trincken der Weiſen / die noch heutiges Tages ſolches wohl in acht nehmen wenn ſie den erſten Trunck thun zur Geſund - heit / den andern zur Freundſchafft / den driten zum Schlaff-Trunck / ſo aber etwas druͤber zum exceß geſchahe / das war ein Zeichen groſſer Schande. Das hieß ein ſchoͤner Brauch oder Gewohnheit des Schmauſens / denn auf ſolche Art blieben ſie alle bey ih - rer Vernunfft und Geſundheit. Itzundwaͤret69und derer Curen. waͤret das Sauffen biß in die finſtere Nacht / da trinckt man erſtlich aus Durſt / darnach aus Wolluſt / denn zur Trunckenheit / und endlich biß alle Vernunfft gebrochen und man gantz doll worden / ja dem unvernuͤnffti - gen Vieh gleich. Wer das Nacht - ſchmauſen erſonnen / iſt gewiß ein Feind geweſen ſeiner eigenen Geſund - heit / weil es den Leib ſchwaͤchet / den Magen uͤberſchwemmet / die ſpiritus turbiret &c. Wie oben von der Trunckenheit geſaget. Nur ein weni - ges von den ſtarcken Nachtſauffen zu gedencken / ſo iſt daſſelbige ein rechtes Seminarium oder Pflantz-Garte der groͤſten und langwirigſten Kranckheiten; Das Morgen - und Spaͤt-ſaufen iſt der Geſundheit hoͤchſt zuwieder / die aufloͤſung derſpeiſen und Aus - theilung des Milchſaffts in den Magen wird verhindert / die Na - tur wird an ihrer Ruh geſtoͤh - ret und derſelben beraubet / der Magen bekoͤmmt einen neuen ro - hen Klumpen zu verdauen / dienatuͤr -70Studenten-Kranckheitennatuͤrliche Saͤure des Magens wird verderbet / und folgen darauf von uͤbeler Verdauung allerhand Kranckheiten. Wer dieſem nur ferner wolte nachſinnen / dem wuͤrde vieleicht wohl gefallen / was jener verſtaͤndige Mann davon judiciret: quam turpius igitur, ſpricht er / ſtudioſa ac literata juventus ſibi filum vitæ præſcindit, dum quilibet glorioſior hel - luo eſſe cupit, das iſt: Wie ſchaͤnd - lich die ſtudirende und Gelehrte Jugend ſich ihren Lebens Faden abſchneidet / in dem iedweder dahin ſtrebet / wie er durch praffes Sauf - fen moͤge einen groſſen Ruhm er - langen. (55)Grembs arbor. integr. & rum. l. 3. c. 1. §. 27 p. 464.Da gehetes nun gemeinig - lich an ein Geſundheits Sauffen / ſolte es auch aus der Jungfer lincken Schuh geſchehen / aber darauf folget ſchlechte Geſundtheit / ſondern es heiſt vielmehr:

Qui vult alterius Cyathis haurire ſa -
lutem, (ſuam,
Ille lucrum referet, perdat ut ipſe
oder71und derer Curen.

oder wer da wil eines andern Ge - ſundheit ſauffen / der wird den Gewinn davon tragen / daß er ſei - ne dargegen verlieret. Die meiſten haben von dem Alten / die aber in vie - len Stuͤcken wichtig geirret / dieſes noch ererbet / daß das Monatliche ordinaire Vollſauffen eine Artzeney ſey zur Reini - gung des Magens / dergleichen Mei - nung war Avicenna, nicht aber als Hippocrates, der vielmehr das Gegen - theil ſtatuiret. Alleine hie ſoll man wiſſen / daß ſolches der Vernunfft zu - wieder und keines weges nuͤtzlich ſey / deñ weñ ich mehr einſauffe / als der Ma - gen annehmen kan / ſo muß es freylich wieder den Gang gehẽ / darein es gekom - men iſt / und wird vielmehr das Ubel und die Rohigkeit im Magen ein als ausge - wurtzelt / zu dem ſo machet ja der Wein an ſich kein brechen (denn er iſt vielmehr eine Magenſtaͤrckung) ſondern deſſen U - berfluß kan die Natur nicht vertragen / ſolte nun dahero nicht viel boͤſes und ſaures Weſen zuruͤck bleiben / welches eine gewiſſe Urſach vieler Kranckheitenund72Studenten-Kranckheitenund Verderb der ſonſt guten Geſundheit iſt? (56)Rolfinc. Diſſert. de Emctol. p. F. 3. B. &c. Oder wer wolte doch mit ſo ſchrecklicher Suͤnde / die ex proæreſi und μετα σϖομδῆς (mit Vorſatz) geſchicht / ſeinen Leib curiren und hingegen die Seel in Gefahr ſetzen / darzu ſchweiget Lutherus nicht ſtille / u. wird es auch kein Chriſt bil - ligen. Die Erfahrung lehret ſelbſten / daß denen / die ſolches thun / der Rauſch 8. Tage wohl anhaͤnget / da man weder recht ſchlaffen noch eſſen kan / der Kopff wil zerſpringen / der Schwindel haͤlt an / der Verſtand wird geſchwaͤchet / und das Zittern giebt ein mercklich Kenn - Zeichen der verderbten Nerven. Wil aber iemand ein Brechen gern erwe - cken / (welches groſſe Behutſamkeit er - fordert) der conſulire einen verſtaͤndigen Medicum, ſo wird ihm ohne Gefahr ge - rathen und geholffen.

Das XVI. Capitel. Vom Lucubriren.

NUn kommen wir auch auf den Tyrannen der Geſundheit / das lucubriren da man ſitzet biß anden73und derer Curen. den lichten Morgen / ſeiner Natur nicht die Ruh und der Nacht nicht ihr Recht goͤnnen will / welches ihr doch GOtt in der Schoͤpffung gege - ben / daß ſie erquicken ſoll Menſchen und Vieh. Ich ſage / die Nacht iſt gar nicht bequem zum ſtudiren / denn da iſt unſere Lufft (athmoſphæra) weit dicker / truͤber / (zumahln wer die Oehl - Lampen brennet) ſchaͤdlicher / und koͤm̃t der weiter / der die Morgenſtund (quæ Deo & muſis amica) mit zu Huͤlffe nim̃t / ſeine Sachen u. ſtudia ordentlich tracti - ret / denn plus enim ordine, quàm lucubra tionibus diſcitur, nec qui multa legit, ſed qui utilia legit, ſtudioſus eſt habendus e - ruditus, das iſt / Man lernet durch die Ordnung mehr / als durch das Nacht ſtudiren / auch iſt der nicht ein gelehrter Student zu nennen / welcher viel lieſet / ſondern der feine nuͤtzliche Dinge tractiret, welches wohl zu mercken. Woher kommen die bloͤ - den Augen / Schwindel / Kraͤtze / Blaß - heit ꝛc. als eben daher / welches keinen Beweiß bedarff / ſondern das eintzigeDUbel /74Studenten-KranckheitenUbel / malum hypochondriacum kan ſol - ches zur Gnuͤge erweiſen. Wer nun eine feine Ordnung und methode hat / ſeine Stunden wohl eintheilet / dem ſchwachen Gedaͤchtnuͤß mit nuͤtzlichen Collectaneis aufhilfft / der wird und kan gelehrt werden nach dem weiſen Rath jenes gelehrten Frantzoſen /(57)Gabriel. Naudæus Bibliograph. Polit. p. 130. der alſo ſchreibet: Cum tot ubique libri ſemper haberi non poſſint, difficillimumque ſit (ſecundum Comicum) ſitis fauces cum urget, puteum fodere; quintum idcirco ac ultimum generale præſidium in illis a - ctionibus conſtituimus, qui varia ſimul collegerunt materiamque velut in titulos communes hinc & inde repoſuerunt. Ex quibus poſtmodum cæteri in difficilli - mis aut in præmeditatis actionibus quam plurimum animo libuerit, efformare poſſint, das iſt: Weil man allezeit ſo viel Buͤcher unmuͤglich haben kan / auch ſehr ſchwer iſt (nach dem Poeten) alſobald / wem der Durſt treibet / einen Brunn zu graben; de -rowegen75und derer Curen. rowegen habe ich das fuͤnffte und letzte allgemeine Mittel hierinn ge - ſetzet / welche unterſchiedliche Din - ge zuſammen getragen und die Materien unter gemeine Titul ge - bracht / daß die andern hernach in denen ſchwereſten Dingen oder worauf ſie zuvor bedacht geweſen / bey aller vorfallender Gelegenheit / wenn es beliebet / koͤnnen heraus bringen und abbilden / was ſie wol - len. Es ſcheinet / als haͤtten dieſen ſchoͤnen locum die wenigſten geleſen / ſon - ſten wuͤrden ſie ja nicht den Handgriff zur Gelehrſamkeit zu gelangen ohne Verluſt der Geſundheit nicht ſo hindan - ſetzen. Darum folget noch / es wird keinen der gelehrt werden wil / gereuen.

Das XVII. Capitel. Ein guter Rath / wie man ſol ge - ſund bleiben.

WEr nun ſeine Geſundheit lieb hat / und nicht ſelbſt an ſeinem fruͤh - zeitigen Tod Urſache ſeyn wil /D 2der76Studenten-Kranckheitender meyde alle angefuͤhrte Exceſſus und defectus, als welche Thuͤr und Angel zu erzehlten Kranckheiten eroͤffnen / und be - dencken doch / daß nechſt GOtt auf der Welt die Geſundheit das hoͤchſte Gut ſey / viro mortali ſanitas optima, geſund und friſch ſeyn iſt beſſer den Gold. Ja wenn einer noch ſo gelehrt / reich und geſchickt waͤre / darbey aber ſiech und kranck / worzu wuͤrde es ihme nuͤ - tzen? Zu dem heiſts ja wohl: ſanitas ſe - mel amiſſa irreparabile quid eſt, die ein - mahl verlohrne Geſundheit iſt ein unwiederbringlicher Schade. De - rowegen iſt in allen die Mittel-Straſſe die beſte / und wer eine Maſſe haͤlt / der trifft das centrum ſeiner Geſundheit; Mediocritas enim eſt vita & anima bonæ valetudinis.

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Andern77und derer Curen.

Andern Buchs erſter Theilung.

Das I. Capitel. Von Kranckheiten insgemein.

WAs man ſonſten von dem ar - men weiblichen Geſchlecht / welches in allem mehrern Un - gemach unterworffen / als das maͤnnli - che / (denn nach dem Riverio ſind wohl 600. Kranckheiten / ausgenommen die Mutter-Kranckheiten / die dem weibli - chen Geſchlecht nach dem Leben graſen /) zu ihrem Nachtheil ſaget: mulier o - mnem bis patitur morbum ein Weib muß iede Kranckheit zweymahl ausſtehen / das kan man billich auch von den Herrn Studioſis ſagen. Denn erſtlich als junge Leutigen / und denn als Muſarum ſtrenui filii, als wackere Soͤhne der Muſen haben ſie mancher -D 3ley78Studenten Kranckheitenley Zufaͤlle zu gewarten. In dieſem andern Buch wollen wir gantz kuͤrtzlich beſchreiben die Jugend-Kranckheiten und denn etwas weitlaͤufftiger von den Special Zufaͤllen der Studenten geden - cken / damit iedweder lerne ſelbige ken - nen / was ſie ſeyn und worin ſie beſtehen / auch wie ein iedweder ſein eigener Me - dicus theoreticus werden moͤge / und her - nach dem Medico ſeine Beſchaffenheit und Anliegen im Fall der Noth deſto beſſer vortragen koͤnne. Anbey aber recommendire ich in anteceſſum die hoͤchſt noͤthige autopſiam Anatomicam, die innerliche Betrachtung der Menſchlichen Coͤrper / ohne welche faſt kein Gelehrter ſeyn kan / wie ſolches Greg. Horſtius(58)de quo vid. Exc. D. Veſti Prof. Erffurt. in Progr. invitat. ad demonſt. Anatom. mit mehrern dar - thut / daß kein Theologus, Juriſt noch Philoſophus, viel weniger ein Medicus ſolche entbehren koͤnne / und muß dieſem dienen wie das rechte Aug / ſonſt iſt er in allen blind.

Das79und derer Curen.

Das II. Capitel. Von ungleicher Meinung der Me - dicorum in Kranckheiten.

NIchts mehr koͤmmt mir wunder - licher vor / als daß ſo gar keine harmonia wegen Urſachen der Kranckheiten in der Medicin zu finden / und wie ſehr vor dieſem Argenterius und Fernelius einander zu wieder geweſen / wegen der Fieber / ſo ſehr haben ſie doch alle beyde geirret und mit ihnen noch viel andere mehr / welchen allen a - ber in ihrer Finſternuͤß ein helles und neues Licht angezuͤndet der vortreffliche Haͤlliſche Natur Forſcher und Medicus D. Fr. Hoffmann,(59)Diſput. de nova febrium hypotheſi ele - gantiſſ. welches wie der Phosphorus perpetuo leuchten und bren - nen wird. Ich glaube / daß dieſe diſſo - nanz auch manchen hat an ſeinen Leben verkuͤrtzet.

Das III. Capitel. Von Nutzen der Kranckheiten.

D 4Man -80Studenten-Kranckheiten

MAncher iſt bey ſeiner Geſundheit ſo liederlich / daß er weder an GOtt noch Erbarkeit gedencket / da iſt denn die Kranckheit gleichſam der Pfahl im Fleiſch / der viel gutes wircket. Um der Suͤnden willen kommen die Kranck - heiten / davon heiſt es: Morbus eſt caſti - gatio DEI, ne homo efferetur, die Kranckheit iſt eine Zuͤchtigung GOttes damit nicht der Menſch verwildere. It. Rigida DEI juſtitia eſt morbus & venenum in omnibus re - bus: E contra miſericordia DEI in Na -[t]ura & omnibus rebus eſt Medicina, das iſt: Die Kranckheit und der Giffs iſt die ſtrenge Gerechtigkeit GOt - tes in allen Dingen: Hingegen die Medicin oder Artzeney iſt in der Natur und in allen Dingen die Barmhertzigkeit GOttes. Oder noch deutlicher: Omnis morbus eſt pia - culum, vel hac divina innata pœna, vin - dicta & flagello ad vitæ emendationem inpoſterum à juſto judice vocatur. Vel hac viſitatione paterna & impoſita crucepatienter81und derer Curen. patienter ferenda ſibi & proximo exem - plo ſit ad ardentiorem DEI timorem & cultum, quia permittit DEus ſæpe, multas quosdam homines & magnas incidere ægritudines, quibus læta ſanitas carnis cum continuatione peccatorum maxi - mam non ſine æternæ ſalutis jactura in - tuliſſet ægritudinem mentis. Sanitas enim ſine remiſſione peccatorum nil conducit, cum potius ſit condemnario &c. das iſt: Jedwede Kranckheit iſt ein Suͤhn-Opffer oder Buſſe / entweder der Menſch wird durch dieſe angebohrne Goͤttliche Straf - fe / Rache oder Peitſche zur kuͤnffti - gen Lebens-Beſſerung von dem ge - rechten Richter befoͤrdert / oder es ſoll dieſe vaͤterliche Heimſuchung und aufgelegtes Creutz / welches er gedultig tragen ſol ihme ſelbſt und dem Nechſten ein Exempel ſeyn GOtt ins kuͤnfftige bruͤnſtiger zu fuͤrchten und zu ehren / weil GOtt oͤffters zulaͤſt / daß manche Men - ſchen in viele und groſſe Kranckhei - ten gerathen / welche ſonſten die Ge -D 5ſund -82Studenten-Kranckheitenſundheit des Fleiſches bey Verhar - rung in Suͤnden nicht ohne Verluſt der ewigen Seeligkeit in die groͤſte Seelen-Kranckheit geſtuͤrtzet haͤt - te. Denn die Geſundheit ohne Vergebung der Suͤnden nutzet nichts / ja ſie iſt vielmehr eine Ver - damnuͤß. (60)Crollius l. l. p. 128. ſq. Dieſes kan denen Kran - cken ein Troſt und den Geſunden eine Erinnerung ſeyn. Kranckheiten ſind eine Artzeney der Seelen. Sie ſind der ſcharffe Eßig / dadurch die Leibes Feſſel muͤrbe gemacht werden / damit die Seele ſich deſto ungehinderter zu GOTT ſchwingen kan.

Nun folgen die allgemeinen Ju - gend Kranckheiten und dero Un - terſuchung.

Das IV. Capitel. Vom Frantzoſen.

DAmit ich das wichtigſte zum An - fang ſetze / ſo reitzet die ſichere Geil -heit83und derer Curen. heit (damni ſecura libido juxta Claud. ) die Jugend am allererſten an / zumahlen / wo ſie ſich mit der ſtinckenden Murcia verſchweſtert und treibet ſolche bey Ge - legenheit / (ſolte es gleich wieder das Gewiſſen geſchehen (ϖρὸς τὰ ἀνοητα) zur Unzucht / davon ſie aber ſchlechten Lohn / nemlich die Frantzoſen bekom - men / eine Kranckheit die abſcheulich iſt. Lues venerea eſt inſignis corruptela ſuc - ci nervei & lymphatici quoad criſin & motum das iſt: die Frantzoſen ſind eine gaͤntzliche Verderbung de[s]Saffts in denen Spann-Adern und des Glieder-Waſſers nach dero in - nerlichen Bewegung. Sie ſind die allergrauſamſte Kranckheit mit dem Auſſatz / die nur in der Welt zu finden / denn ſie kommen her von dem ſtaͤrckeſten ſubtileſten Gifft / welcher um ſich friſſet und das Blut vergifftet nicht auf ein - mahl / wie andere Gifft pflegen / ſondern es bleibet wie lang bißweilen in den Leib verborgen / daß mans einem nicht leicht anſehen ſolte / laͤſt ſich aber endlich mer - cken an dem Zaͤpffgen des Halſes / Gau -D 6men /84Studenten-Kranckheitenmen / und Naſen / welche Theile es ab - friſſet wie der Krebs mit grauſamen Hoͤllen-Schmertzen und Geſtanck / da der Menſch ſo ſcheußlich wird / daß ihn auch die wilden Thiere meyden. Deſ - ſen Vorboten ſind ferner Heiſcherkeit / Gonorrhea virulenta & fœtida. Es kom - men auch bißweilen um ſich freſſende Geſchwaͤrigen / welche man bey denen honoratioribus und vornehmen Leuten den Scharbock nennet. It. Es gehet voran Traͤgheit / beſtaͤndige Schmer - tzen des Haupts und anderer Theile / zu foͤrderſt an dem membro genitali, bey etlichen kommen Knoͤthigen / Venus Blaͤttrigen am allermeiſten an denen partibus genitalibus, da die Hoͤllen - Pein erſt recht angehet. Es findet auch dieſe abſcheuliche Kranckheit ſelten ihren rechten Meiſter / es bleibet doch der giff - tige Character zuruͤck / und toͤdet endlich einen ſolchen Menſchen jaͤmmerlich und ſchimpflich vor der gantzen Welt. Ex uno impuro coitu hoc venenum tenue, volatile homini adhæret, ergo vitentur o - mnes, das iſt: durch eine eintzige un -reine85und derer Curen. reine Zuſammenhaltung faͤngt der Menſch ſolch leichtes und fluͤchtiges Gifft / derowegen ſol man ſie alle meyden. Es traͤgt der Hoͤlle und de - nen medicis das beſte ein / wie ſolches Capivacceus mit Nutzen erfahren / wel - cher uͤber 18000. Kronen damit verdie - net. Im Augenblick ſage ich / laͤſt ſich das Gifft fangen / zumalen durch GOt - tes Straffe / da es heiſſet: Motten und Wuͤrmer ſollen denen Hurern zu Theil werden. Ein gut præſervativ erhellet aus Nachfolgenden / welches vielleicht nicht vergeblich wird geoffenbahret ſeyn denjenigen / welche noch ihre geſun - de Vernunfft haben.

Man ſol der Wolluſt und Geilheit nicht nach dem Angeſicht / ſondern nach dem Fuͤſſen ſehen / ſo wird ſich finden / daß ſie wie die Geſpaͤnſte einen Tollfuß nach ſchleppe / und einem ungluͤckſeli - gen Ausgang trage / ihre Stirne iſt Jungfraͤulich / das Geſaͤß gleich einem Otter-Schwantz / wer ihre endliche Wirckung betrachtet / der trifft das be - wertheſte Mittel wieder dieſe Seuche. D 7Der86Studenten-KranckheitenDer ſinnreiche Boccalin(†)Boccalin. Centur 1. Relat 81. & ex hoc E - raſmi Franciſci Trauer-Saal. part. 3. hiſt. XII. p. 257. beſchreibet / in der Perſon des weyland beruͤhmten Italieniſchen Medici Johannis Zecca von Bononien der hitzigen und fuͤrwitzi - gen Jugend eine wohldienliche Artzney wieder das fleiſchliche Geluͤſten / wenn er dieſe arthliche Relation daher machet. Auf den fuͤrnehmſten Gaſſen und Plaͤ - tzen in Parnaſſo wurden Zeddel ange - ſchlagen / darauf geſchrieben ſtunde / wie daß alhier ankommen waͤre / der weit beruͤhmte Medicus Johannes Zecca von Bononien / welche eine bewerthe Kunſt und herrliche Artzeney erfun - den / Das einer nicht die Fran - tzoſen bekomme / ſondern allezeit darfuͤr ſicher ſey. Wolle demnach maͤnniglich ſolches zuwiſſen gethan haben / damit ein ieder ſich mit derſelben verſehen moͤge / den Reichen wolle er ſel - bige um einen billigen Preiß den Ar - men aber um ſonſt zukommen laſſen: Es verlangete die ſaͤmtliche Geſellſchafftder87und derer Curen. der Gelehrtẽ (iſt nicht gut) hefftig nach dieſem Recept, als welches in dieſen Zei - ten ſehr nothwendig iſt / und ſolches um ſo viel deſto mehr / dieweil der Artzt / wegen ſeiner Geſchickligkeit wohl be - kannt waͤre / indem aber maͤnniglich meinete / es wuͤrde dieſes Recept, ein koͤſtliches Oehl / Pulver / Lattwerge / oder ſonſt etwas medicinaliſches ſeyn / dakun - ten ſie ſich nicht genung verwundern / wie ſie ſahen / daß dieſer Medicus ihnen ein Conterfait eines wackern u. ſchoͤnẽ Men - ſchen zuſtellete / deme die Frantzoſen die Naſe weggefreſſen hatten / darbey er ſie zugleich lehrete wie ſie ſolches gebrau - chen ſolten: Nemlich alſo: So bald einer vom Huren-Teufel angefochten wuͤrde / ſolte er dieſes Conterfait herfuͤr langen / dann / alle diejenigen / ſo dieſe Ar - tzeney wohl betrachteten / anſchauen / und alſo mit den Augen offtermahls gebrau - chen wuͤrden / gewiß und verſichert waͤ - ren / dieſe abſcheuliche Kranckheit nim - mermehr zu uͤberkommen. Es wur - den etzliche fuͤrwitzige Geſellen gefun - den / die da geſchwinde hinlieffen / unddie -88Studenten-Kranckheitendieſes Recept probirten, beſtaͤtigten auch / daß ſie ſolches herrlich gut und probirt erfunden hatten: Denn wenn derglei - chen Leute in ihrer groͤſſeſten Brunſt dieſes Bildnuͤß wohl anſchaueten / und betrachteten / auch ihre Gedancken / wel - che in den Unflath fleiſchlicher Luͤſte gantz vertiefft waͤren / empor hieben / und gegen der ewigen Schande / welche ih - nen aus Verluſt der Naſen / die das An - geſicht Zier und Reputation iſt / hielten / auch ſich darbey erinnerten / daß einer um eines biſſen willen / (der zwar / weil ei - ner noch daran iſſet / lieblich und gut zu ſeyn ſcheinet / ſo bald er aber eingeſchlu - cket wird / gantz ſtinckend wird / daß man auch nicht mehr daran gedencken mag) ſich und ſeinen ehrlichen Nahmen damit in ſolche Gefahr ſetzet / ſo vergehe dar - durch einem / dem ſeine Ehre und guter Leumund lieb iſt / der verfluchte Huren - Sinn gar leichtlich: wolte GOtt daß dieſes alle Hurer bedaͤchten / ſo wuͤrde mancher ſeine Naſen behalten.

Das89und derer Curen.

Das V. Capitel. Von der Gonorrhœe.

ETwas geringer zwar iſt die Go - norrhœa, welche aber ein gewiſ - ſer Vorbote iſt der Frantzoſen. Es muß ein ſolcher Menſch eine voll - kommene Tortur ausſtehen / da es in der Urethra oder Urin-Gang brennet wie Feuer / und beitzet wie der ſchaͤrffſte Eßig auf den rohen Fleiſch / ſemen fluit cum fœtore & dolore intentiſſimo, officina ſeminalis deſtruitur, genitalia intume - ſcunt, inflammantur & exulcerantur, & non rarò mors ſequitur infauſta poſt in - fernales cruciatus, wie ein ſolch Exem - pel ein vornehmer Medicus an einem verheuratheten Paſtore (welches Suͤnd und Schande / und dieſer leidige Troͤſter gehoͤret mit unter die jenige haͤuffige geiſtloſe / davon Moſcheroſch(61)Viſ. 6. P. 1. p. 440. redet) erlebet. (62)Exc. Wedel. Med. fac. p. 230.Dergleichen habe ich auch an einen Kauffmanns Diener obſervi - ret. Ich habe einſten einen in der Curgehabt /90Studenten-Kranckheitengehabt / welcher geſchrien / wie ein wilder Menſch wegen unertraͤglichen grauſa - men Schmertzen / auch eine Frau / wel - che ſagte / daß ſie liebeꝛ dem Hencker wol - te in die Haͤnde fallen / als laͤnger dieſe Schmertzen ausſtehen / welche beyde a - ber gluͤcklich curiret worden. Solchen Lohn giebt dieſe thoͤrigte Arbeit / wie es die Griechen gar fein geben. (ἀνοητά.) Wer ſolches mir nicht glauben wil der beſuche die Siech-Haͤuſer / der wird er - fahren / daß es mit Warheit heiſt: dulce bellum inexpertis, den Unerfahrnen koͤmmt der Krieg gantz lieblich und ſuͤß vor / und wird niemand ſeinen theu - ren erloͤſten Leib zum Schindhauß ma - chen.

Das VI. Capitel. Von der allgemeinen Ungeſundheit Cachexia.

DIe andere unter den groͤſten Ju - gend Kranckheiten heiſt die Ca - chexia, da der Leib keinen guten Bluts-Tropffen faſt hat / und entſprin -get91und derer Curen. get aus vielen ſauffen und ſchwelgen / daher der Leib zu allen Kranckheiten faͤ - hig gemacht wird. Und das iſt eben die Urſach / warum bey ereigender gif - tiger Lufft mehr junge als alte unvermoͤ - gende Leute ſterben / weil ſie den friſchen Zunder immer im Leibe tragen / auch die Natur gaͤntzlich geſchwaͤchet und ver - derbet / daß ſie keinen Puff mehr aus ſte - hen kan / ſondern quando Hannibal eſt ante portas, oder wenn der Feind nur fuͤr das Thor koͤmmt / da giebt ſich die Stadt gutwillig. Dahero bleibt wahr / quod in ſubjecto idoneo cauſa morbi non agat pro activitate ſua, ſed pro di - ſpoſitione recipientis, das iſt: Die Ur - ſach der Kranckheit wircket nicht in den Menſchen nach ihrer Gewalt und Willen / ſondern wie der Menſch geneigt und aufzufangen faͤhig iſt. Die Fieber werden mir ein gut Zeugnuͤß geben / welche mehr jun - ge als alte betagte aufreibet und einern - det. Dieſe Cachexie befreundet ſich meiſtentheils mit dem Scharbock und desgleichen / woraus wieder andere ein -gewur -92Studenten-Kranckheitengewurtzelte / langwierige Schwindſuͤch - tige Fieber / als hectica ſcorbutica, drey und vier taͤgliche Fieber / Schwind-Lun - gen - und die gefaͤhrliche Waſſerſucht entſtehen / da die meiſten / wo ſie nicht ei - nen erfahrnen und geſchickten Medicum antreffen / mit einer Hand voll kalter Er - den bezahlen muͤſſen.

Das VII. Capitel. Was von der Fettigkeit des Men - ſchen zu halten.

ES bildet ſich mancher ein / ſein dicker ſtarcker Bacchus Leib / waͤ - re mehr eine gute und geſunde Fettigkeit / duͤrffte auch noch wohl darzu lachen / wo man ihme die Schwindſucht weiſſagete / alleine laß dich nicht bethoͤ - ren / noch ſicher machen an deinen Leibes Guͤtern / ſondern dencke / was dort ſtehet: latet anguis ſub herba & quod obeſorum bona plerumque ſint ſuſpecta, daß iſt: unter dem beſten Kraͤutlein ſteckt offt eine Schlange verborgen / und daß der dicke Leib meiſtentheilsVer -93und derer Curen. Verdacht giebet. Eben dieſes iſt das Fundament / ſo das unordentliche Leben leget / welches die Zeit / wo man nicht ſeiner wohl wahr nimmt / einem iedweden lehren wird. Ich koͤnte ſol - ches mit taͤglicher Experienz darthun / wo ich einen Folianten zuſchreiben an - gefangen haͤtte. Dieſe beyde nemlich die Cachexia und Scharbock / ſind Trop - Fuͤhrer aller Kranckheiten / die ich auch am allermeiſten habe wollen anmer - cken / darbey wir es auch bewenden laſ - ſen.

Nun kommen wir zu denen ſpecial Studenten-Kranck - heiten.

Andern Buchs anderer Theilung.

Das I. Capitel. Was die Studenten fuͤr Kranck - heiten unterworffen.

WEil uns anietzo am allermeiſten zuthun iſt zu erfahren / welches da ſeyn die Zufaͤlle und Gebre - chen / denen Studirenden eigendlich un -terwoffen /94Studenten-Kranckheitenterworffen / und damit ſie ſelbſten ſolche erkennen / meiden / abwenden und ver - beſſern lernen / als wollen wir die meiſten und wichtigſten nach ihrer Ordnung kuͤrtzlich durchgehen und ſpecificiren

  • Erſtlich ratione capitis wegen des Hau - ptes. Sie ſind unterworffen Haupt - Fluͤſſen / Schnuppen / Melancholey und Traurigkeit / Kopff-Wehe / Schwachheiten des Gedaͤchtnuͤß und Ingenii, Schwindel / kalten und feuchten Gehirn / unruhigen Naͤchten / Bloͤdigkeiten der Augen / des Ge - hoͤres / Zerdunſtung des Geſichtes / Blaßheit / boͤſen Haͤlſen / geſchwol - lenen Mandeln.
  • Zum Andern ratione pectoris, wegen der Bruſt. Sie ſind unterworffen dem Dampff (Aſthma genannt) Hu - ſten / Schwindſucht (phthiſi & hecti - ,) Engbruͤſtigkeit / Seiten-Fiebern und Stechen.
  • Drittens ratione abdominis, Magen - druͤcken / uͤbeln Verdauen / ſchwachen und verderbten Magen / Aufſteigendeſſel -95und derer Curen. deſſelben (ructus genannt) ſchwachen / auch zuweilen gar zu ſtarcken Appe - tit / Miltz-Beſchwerung / Schar - bock / und am allermeiſten den malo hypochondriaco, Stein und Nieren - Kranckheiten / Reiſſen in Lenden und Schuldern / in der Seiten und Ruͤ - cken / Gicht / Laͤhmung / (arthritidi) und ſtranguriæ.
  • Viertens ratione totius peripheriæ, der Muͤdigkeit des gantzen Leibes / Kraͤ - tze / allerhand Fiebern / zu mahlen den Tertian und quartan Fiebern.

Solte es nun nicht heiſſen: Studen - ten-Stand ein ſiecher Stand? Wir wollen ſie Theoreticè ein wenig durch - lauffen / und ſehen / was iedweder Kranckheit Urſach und Beſchaffenheit ſey.

Das II. Capitel. Von Haupt-Fluͤſſen / Schnuppen und kalten Gehirn.

HAupt-Fluͤſſe / Schnuppen und kal - tes Gehirn entſpringen faſt voneiner -96Studenten-Kranckheiteneinerley Urſachen. Denn bey den feuch - ten Naturen oder phlegmaticis iſt das ſerum oder waͤſſerichte Feuchtigkeit haͤuffiger und traͤger / zufoͤrderſt in dem Gehirn / welches viel Waſſer-Gaͤnge und Druͤßigen hat / durch welche dieſe Feuchtigkeit dahin gebracht wird / und wo ſie verſtopfft und dero Umlauff oder Circulation gehindert wird / da bleibet ſolche uͤberfluͤßige Feuchtigkeit ſtehen / wird ſaltziger / ſucht einen Durchbruch / und flieſt dannenhero haͤuffiger durch die Druͤßigen und Waſſergaͤnglichen theils zu der Naſen / Hals / Lungen / o - der wo ſonſten die Feuchtigkeiten insge - mein ſich pflegen hinzuſetzen. Keines weges aber geſchicht ſolches unmittel - bahrer weiſſe vom Gehirn in die Na - ſen und Lungen / wie die Alten ohne Grund ſtatuiret,(63)de quibus V. Helmont. Tr. de Catarrh. p. 347. denn dahin gehet kein offner Weg / auch iſt das Naſen Bein (os Ethmoides genannt) nicht durch loͤchert /(64)V. Molinett. diſſert. de ſenſ. p. 61. Schneider, de Catarrh. l. 3. wie ſonſten Williſius,(65)Anatom. CerebriSenner -97und derer Curen. Sennertus,(66)L. 1. Pr. p. 62. Schmitzius(67)Camp. Pr. p. 92. 94. dafuͤr ge - halten. Der gemeine Mann ſaget ſon - ſten insgemein / die Fluͤſſe fallen von Kopff / wie aus einem alembico, iſt aber gantz falſch geredt / ſondern ſie kommen von dem verhinderten Lauff der waͤſſe - richten Feuchtigkeit / die da ſtehen bleibet und alſo mit Gewalt ausbricht / weil ſie nicht kan fort flieſſen / darzu hilfft nun ei - ne kalte / naſſe und ſaltzige Lufft / als im Herbſt / da kommen auch gemeiniglich ſolche Fluß-Fieber / als zu welcher Zeit unſer ſerum im Leibe vermehret wird. Derowegen ſol man ſich zu ſolcher Zeit fein inne halten / mit einen trucknenden guten Fluß-Pulver ſein Gemach beraͤu - chern und alſo die Lufft verbeſſern. Dar - aus iſt nun auch leicht zu erſehen / was der Schnuppen ſey / nemlich eine Ver - ſtopffung (obſtructio glandularum pa - pillarium membranæ nares circumcin - gentis) des innerſten empfindlichſten Naſen Haͤutlein / und wenn die Dinge / die ſonſten einen Geruch geben nichtEkoͤn -98Studenten-Kranckheitenkoͤnnen durch gehen / und die fibras ner - veas oder die vor ragende nervoſiſche Zaͤſſerigen beruͤhren / ſo vergehet bey dem Schnuppen auch der Geruch / da brau - chen nun einige den Schnup-Toback in Meinung die Feuchtigkeit abzufuͤhren und den Kopff zu reinigen / befoͤrdern aber vielmehr den Fluß und ziehen die Feuchtigkeit zu / welche vielmehr ſolte ausgetrucknet werden.

Das III. Capitel. Von der Melancholey.

DIe Melancholey / wie auch das malum hypochondriacum, iſt nicht bloſſerdings ein nothwen - diger effect des ſtarcken Sitzens / denn auch die jenige / welche Bewegungen ge - nug haben / ſind demſelben unterworffen / ſondern die enge vaſa meſaraica oder Ge - kroͤß-aͤdrigen haben / hitziger und truck - ner Natur / auch zugleich zur Gallen ge - neigt ſeyn. Insgemein aber entſprin - get ſie ex vita ſedentaria von ſtetigen ſi - tzen / lucubriren / und heiſſet als denn me -lancho -99und derer Curen. lancholia hypochondriaca, dero Sitz nicht eſſentialiter in cerebro od Kopff iſt / ſondern per conſenſum ex ἀναϑυμιάσ〈…〉〈…〉 vaporum bilioſorum acidorum ſpiritus animales obnubilantium & figentium, das iſt: Wegen Ubereinſtimmungen der Gegend und Gefaͤſſen und zwar von einer Gallichten ſcharffſauren Aufdampfung / welche die Seelen Geiſter truͤb machen / umwebeln und alſo ihre Hurtig - und Fluͤchtig - keit hemmen / verurſachet wird. Wel - che alſo nun truckner und choleriſcher complexion ſind / ein Schwefel-ſaures ſermentum in den Magen und andern Eingeweiden haben / da wird gleichſam die gantze Waſſer-Quelle voll / der ſo ge - nannte ſuccus pancreaticus ebener maſ - ſen / daher alles / was man iſſet / ob es gleich mit guten Appetit geſchicht / wird eben ſo ſchaͤdlich / ſcharff und ſauer / dar - aus darnach ein grober und dicker chy - mus wird / welcher ſeiner Dicke wegen nicht kan in die ſubtileſten Haar-aͤdrigen (vaſa lactea genannt) flieſſen / ſondern bleibet in erſten Lauff ſtehen / verſauretE 2noch100Studenten-Kranckheitennoch mehr durch Huͤlff der Galle / zu - malen wo man zu viel dabey ſitzet oder andere ſaure Speiſen genieſſet. So heiſt es nun billich qualis chylus, talis lympha, tales ſpiritus animales, tale flui - dum nerveum. Dieſe Seelen Geiſter / wo ſie ihre rechte elaſticitaͤt und Rich - tigkeit nicht haben / werden truͤber / di - cker / und ungleicher / die Seele wird da - durch betruͤbet / und das heiſſen wir eine Traurigkeit / die ſich bißweilen ſo ſtarck vermehret / daß ſie in eine groſſe Melan - choley verwandelt wird / wie es denn je - nem Licentiaten beym Dolæo ergan - gen /(68)d. l. p. 51. der ſich einbildete / er ſeye die H. Dreyfaltigkeit / der zuvor auch ſtarck lu - cubriret, und von Natur ein wenig ſtoltz war / wie alle rechte Melancholici gemei - niglich pflegen zu ſeyn.

Ich gebe auch gern zu / daß philtra oder Liebes-Truͤncke / dergleichen wir - cken koͤnnen. Vor einem halben Jah - re conſulirte mich ein vornehmer von A - del / welcher uͤber das Haupt / Hertzens Angſt und Klopffen / Traurigkeit undgroſſe101und derer Curen. groſſe Unruh im Schlaff klagete / nie - mand gern um ſich leiden wolte / hatte wunderliche Geberden und ſtoltze Re - den / als ich aber per quæſtionum politi - carum ambages, mit liſtigen Fragen (welches alle Medici in ſchweren Faͤllen brauchen muͤſſen) ſo viel aus ihm brach - te / daß er mit einem Frauen-Zimmer converſatiõ gehabt / machte ich ſuſpiciõ, gabe ihme ein Vomitiv cæteris paribus, davon er nicht allein geſund worden / ſondern auch ein wunderſames Ding ausgeſpien / welches ich noch unter an - dern zur Raritaͤt aufgehoben. Ande - re Liebes-Truͤncke / die Gottloſe Mann - thoͤrigte Weibes Stuͤcker machen / und geſunden Kerln offt bey bringen / derglei - chen rares, doch wahres und aͤrgerliches Exempel ich erlebet / welches auf eine groſe Raſerey naus gelauffen / ver - ſchweige ich billich / mit Erinnerung / ſich wohl in acht zunehmen / und nicht al - les zu eſſen noch zu trincken / was ver - daͤchtige Menſcher geben. Auch gehet ietzo die Zeit ſchon an / daß ſich das Weibs Volck um ein paar Manns -E 3Hoſen102Studenten-KranckheitenHoſen hefftig ſchmeiſſen. Sapienti ſat. Doch (damit ich wieder auf das vorige komme) iſt das bey denen hypochon - driacis zu loben / daß ſie gemeiniglich die gelehrteſten / ſinnreichſten und aufrich - tigſten ſeyn ohne Falſchheit / ſind gern fromm und Gottfuͤrchtiger / Urſach / weil ſie nicht folche feurige / fluͤchtige und freche Spiritus haben / wie die an - dern. Auch wiſſen ſie ſich nicht in die Luſtigkeit zu ſchicken / ſondern fallen von einem extremo auf das andere / und be - wegen dadurch andere zum lachen / da ſie ſich einbilden / ſie fuͤhreten ſich gar wohl und klug auf / doch muß man mit ihnen ein Mitleiden haben.

Das IV. Capitel. Vom Kopffweh und dunckeln Augen.

DIe Haupt-Schmertzen ſind nicht die geringſten / zumahlen / wo ſie anhalten. Derer Haupt Urſach iſt der verhinderte ordentliche Umlauff des Gebluͤts / da nemlich indem -103und derer Curen. demſelben rohe Saltze ſtecken / die deſſen Mixtur verunruhigen / und im Kopff we - gen ſubtilen Aedrigen wuͤten und gleich - ſam ſtehen. Darnach kommt er auch her von Verſtopffung des gantzen Un - terleibes / von ſitzen und Nacht trincken / nicht ſelten auch von dem verderbten und verſaurten Magen.

Die Bloͤdigkeit der Augen entſtehet von ſtetiger Gebrauch derſelben / ubi nempe infixis quaſi oculis & tenſis nervis libros præſertim noctu curatius inſpici - unt minutis literis conſcriptos & excu - ſos, exinde viſus debilitas & oculorum conniventia, das iſt: da man nemlich ſteiff und feſt zumahlen des Nachts die klein geſchriebenen und gedruck - ten Buͤcher lieſſet / daraus die Schwachheit der Augen und dero blintzeln entſtehet. Starckes ſauf - fen und vieles lucubriren thut auch das meiſte darbey / denn wenn die Geiſter durch ſtetigen Gebrauch verzehret / und geſchwaͤchet werden / alsdenn werden die Feuchtigkeiten der Augen / zu mah - len der cryſtalliſche / dicker / der ſo genann -E 4te104Studenten-Kranckheitente nervus opticus wird verſtopffet / und die Spannaͤdrigte Maͤußigen / (die die Augen ſteiff halten ſollen) werden ſchlapf und geben nach / daß man daher an der ſchaͤrffe ſeines Geſichtes Schiff-Bruch leiden muß / ob man gleich aͤuſſerlich nichts darinnen ſiehet.

Das V. Capitel. Vom ſchwachen Gedaͤchtnuͤß.

DEr Pallaſt und Regierung der Goͤttin der Weißheit iſt nicht aufgebauet mit denen harteſten Felſen / noch Marmelſtein / noch Holtz / wie dorten der Tempel in Ægypten / ſon - dern mit dem aller niedlichſten und wei - cheſten druͤßigen / gefaͤßigẽ und faͤßligen / ich meine das Gehirn / welches fuͤr der Minerva Sitz und heiligſten Thron der Seelen gehalten und genennet wird / in welchem alle Seelen Verrichtungen und vernuͤnfftige Wirckungen wunder - bahrer weiſe geſchehen und verrichtet werden. Diejenigen aber welche durch ſtetiges ſtudiren / huren und ſauffen ihrenLeib105und derer Curen. Leib entkraͤfften / dieſelben beſtuͤrmen auch ihren Kopff und das Gehirn / gene - riren durch Beraubung der Geiſter eine uͤberfluͤßige garſtige Feuchtigkeit (ſerum) welche die ſchwachen Geiſter vollends verdummen / das Gehirn verſtopffen / der Nerven ihren Urſprung druͤcken und alſo die Sinne ſamt der Seelen Kraͤff - ten hindern in ihrer Ordnung und Be - wegung. Was iſt nun wunders / wenn aus ſolcher Unordnung der Geiſter (ἀτα - ξία) ein ſchwaches Gedaͤchtnuͤß erfolget? Auch thun diejenigen ſich groſſen Scha - den / die ſtarcke hitzige Sachen brauchen zu Staͤrckung ihres Gedaͤchtnuͤß. Fer - ner die ihren Schlaff zu viel abbrechen / die vertrocknen ihr Gehirn / und verle - tzen die Temperatur deſſelben. Am al - lermeiſten aber die ihr ſeminale nectar profundiren, die werden vor der Zeit blind und kindiſch / davon oben ein meh - rers iſt geredet worden.

Das VI. Capitel. Von Haupt-Schwindel.

DIeſer iſt bey Gelehrten nicht unge - mein / und iſt ein Zeichen depaupe -E 5ratorum106Studenten-Kranckheitenratorum ſpirituum & in rectilineo motu peccantium, oder der beraubten und aus gleicher Linie gebrachten Gei - ſter in ihren Lauff / daher alles mit herum gehet / was man ſiehet / und koͤm̃t her von all zu groſſen Fleiß und vielen Wachen / oder von langen faſten oder nuͤchtern bleiben / und conſequenter von ſchwachen Magen / da die ſcharffen Duͤnſte des Magens und deſſen Mund - ſtuͤcken nervoſiſche Haut irritiren und die Seelen Geiſter in ihrer Bewegung turbiren, daher ſie confuſè ihren Lauff verrichten und ſolchen Schwindel ver - urſachen. Die petulantia venerea hilfft auch viel darzu / und iſt eine ſtarcke Be - foͤrderung des Schlag-Fluſſes / (ja der Schwindel ſelbſt iſt deſſen Vorbote.) Ich habe auch obſervirt, daß der Miß - brauch des Schnup-Tobacks ſolchen Schwindel verurſachet / welches Ge - brauch mehr ein Cacoëthes oder uͤbele Gewohnheit iſt / als es Nutzen bringet / dadurch der Sitz der Seelen wie durch ein Erdbeben zerſchuͤttert / die Geiſter confundirt, die Rerven irritiret, und dieAugen107und derer Curen. Augen comprimiret und alſo debiliti - ret werden / zumahlen wo ſchon einige Bloͤdigkeit des Kopffs und der Augen vorhanden / die bey ſtudirenden nicht auſſenbleibet. Sternutatio eſt motus ſpontaneus ſpasmodicus plexum nervo - rum ſuccutiens, das iſt / das Nieſen iſt eine freywillige krampfichte Bewe - gung / die die Nerven alle zerſchuͤt - teln / weßwegen billich zu verhindern. Ich rede von dem gar zu ſtarcken Ge - brauch zumalen des Spaniſchen oder andern ſtarcken Schnup-Tobacks / wel - cher keinen Gelehrten dienlich / hingegen wo er aus guten cephalicis gemacht wird / iſt er weit beſſer / daß ein Exempel zu letzt folgen ſoll.

Das VII. Capitel. Von Mangelung des Schlaffs.

ES iſt eine groſſe Beſchwerung nichtſchlaffen koͤnnen. Insge - mein aber ſind die cholerici dar - zu geneigt / weil ſie trockner und hitziger Natur ſeyn / bey welchem die fluͤchtigeE 6Gall108Studenten-KranckheitenGall die Spiritus ie mehr und mehr an - treibet / daß ſie in ſtetiger und hefftiger Bewegung ſeyn / u. wegen Mangel der nothwendigen Lymphæ, (Waͤßrigkeit) nicht koͤnnen demulciret oder gleichſam abgekuͤhlet werden. Drum ſagen die Medici: Vigiliæ habitant in ſicco, ſomnus in humido, das iſt: Das Wachen koͤmmt her aus Trockenheit / der Schlaff aber aus der Feuchtigkeit. Das Wachen befoͤrdern nun diejeni - gen / welche nicht genug bey der Mahlzeit trincken / ſondern vielmehr des Nachts / da geſchicht keine blanda ἀναϑυμίασις, ſondern ſcharffe Duͤnſte ſteigen davon auf / die die nervoͤſiſche Zaͤſichen irritiren, und alſo die Spiritus in ihrer Ruh hin - dern. Es thun es auch diejenigen / wel - che viel gebrannte und ſtarcke Weine trincken / ob ſie gleich ohne dem hitziger und hagerer Natur ſeyn / welcher Wein die lympham oder Feuchtigkeit des Lei - bes anſchaͤrffen wegen ſeiner ſubtilen Saͤure / u. das Gebluͤt erhitzet mit ſtar - cken Schwefel / welch die Geiſter auf - muntert und ſtaͤrcker erhitzet / als es billich ſeyn ſolte. Ferner die denen Ex -noth -109und derer Curen. ercitiis zu viel ergeben / und dadurch ſich nothduͤrfftiger Feuchtigkeit berauben / welches anzeiget der ſtarcke Schweiß und haͤuffiger Urin / welches Vielheit die ſcharffe und ſaltzige Theil des Leibes vermehret / und er dadurch verzehret wird. Oder auch diejenige / welche die Natur mit Fleiß vom Schlaff abge - wehnen / denen wird ſie zwar folgen / a - ber nicht ohne Verletzung der Geſund - heit und Schwaͤchung derſelben; denn ſolche Perſonen werden endlich wie die ſceleta, verliehren Safft und Krafft / koͤnnen die Beine nicht mehr nachſchlep - pen / biß ſie zuletzt in eine hitzige ſchwind - ſuͤchtige Kranckheit oder wohl gar uͤber den Hauffen fallen. Derowegen al - les dasjenige / was den Schlaff hindert / zu unterlaſſen / auch ſoll ſich ein iedweder nach ſeiner Complexion richten / und der Natur den ordentlichen Lauff laſſen.

Das IIX. Capitel. Vom ſchwachen Gehoͤr.

DAs mancher ſo uͤbel hoͤret / und Sauſen im Ohren empfindet / welches bey Gelehrten nicht un -E 7gemein110Studenten-Kranckheitengemein / iſt kein Wunder / denn qualis lympha (ſalvo organo) talis ſpiritus, talis ſenſuum ακρίσ〈…〉〈…〉 α nervorum ἐυαιοϑησία & conſequenter etiam auditus, das iſt: Wie die Lympha oder des Leibes Waſſer / ſo ſind auch die Geiſter / ſo iſt die Schaͤrffe der Sinnen / und der Nerven Empfindlichkeit / und nothwendig auch das Gehoͤr / (weñ ſonſten das Werckzeug deſſelben gut iſt.) Wo nun aber entweder von zacher Feuchtigkeit der gekruͤmte Ohren Gang oder das Ohren-Loch / oder auch der Gehoͤr machende Nerv / des fuͤnfften Paars / welcher zu den Ohren gehet / verſtopffet wird / oder die waͤſſerichte Feuchtigkeit iſt nicht recht lauter / ſon - dern druͤb oder ſonſt traͤg / als wie bey denen hypochondriacis, da findet ſich ein ſchwaches Gehoͤr mit Sauſſen und Brummen / denn die unreine innerliche Lufft verhindert / daß die ſpiritus anima - les nicht koͤnnen diſtincte den Schall / der in dem wunderſamen gewoͤlbten Ge - bau des Ohres geſchicht / wegen unglei - cher Beruͤhrung des Baucken Haͤut -leins111und derer Curen. leins (tympani) vernehmen. Darzu hilfft nun alles / was das malum hypochon - driacum befoͤrdert / wie auch der Schlaf - Trunck / welches nichts anders / als fol - che blehigte unreine dicke Duͤnſte ma - chet / dadurch ſolche Unordnung der Gei - ſter geſchicht / und die Winde tieff in die Hoͤhligen eingetrieben werden. Wil nun keiner benoͤthiget ſeyn des Inſtru - ments der Spanier / Sarabadana genañt / womit ſie den Gehoͤr zu Huͤlffe kommen(69)V. Hœferus Herc[ ']. Med. p. 55. ſo halte man doch eine gute Diæt, ſo in dieſem Buͤchlein / wo es nur mit Fleiß geleſen wird / ausfuͤhrlich vorgeſchrieben iſt.

Das IX. Capitel. Vom zerdunſten Angeſicht.

DIeſe Zerdunſtung iſt nichts an - ders / als eine laxatio oder Nach - gebung der Waſſer-Gefaͤſſe und eine Auflauffung oder Aufſchwel - lung der thraͤnigten Feuchtigkeit / ſo da ſtehen bleibet; Denn um die Augenherum112Studenten-Kranckheitenherum liegen die Waſſer-Gefaͤßigen und druͤßigen haͤuffig / die / wo man die Augen klein zuſammenziehet und blin - tzelt / kleiner und verengert werden / zu - mahlen beym Licht / da wegen fimmern des Lichtes die Strahlen des Lichts nicht in gleicher und gerader Linie in das Aug einfallen koͤnnen / ſondern verhin - derlich ſeyn / und abkuͤrtzen. Durch ſol - ches Nicken der Augen / werden die Ge - faͤſſe abbrevirt und kuͤrtzer gemacht / ge - ben in der mitten einen Bauch / darin ei - ne Menge thraͤnichter Feuchtigkeit ſich ſamlet / zumahlen wo man im ſchreiben oder ſtudiren das Geſicht gar zu ſehr buͤcket / und alſo werden die Haͤutgen der Gefaͤſſe ausgeſpannet in die Dicke / bleiben ſchlap / kriegen Runtzeln / ſchwel - len aber von buͤcken bald wieder auf / und das heiſſet man eine Zerdunſtung. Wer dieſes hat / der mag von ſolchen Nacht - und gebuͤckten ſtudiren abſte - hen / denn es bringet Bloͤdigkeit des Ge - ſichtes / welches daraus zu erſehen / weil ſolche Leute das helle Licht nicht wohl leiden / auch nicht erkennen koͤnnen alsni -113und derer Curen. nictitando & connivendo oder mit blin - tzeln u. Zuſam̃enziehung der Augen / wel - ches aber die Augen ie mehr und mehr dunckel machet / und die Brill vor der Zeit in die Hand giebet.

Das X. Capitel. Von der Blaßheit.

BLaß ſeyn / iſt ſchon eine Kranck - heit / denn qualis ſanguis talis co - lor, talis ſanitas & qui pallet, aut ſtudet, aut amat, aut ægrotat, das iſt / wie das Blut / ſo iſt auch die Farb des Leibes / und die Geſundheit ſelb - ſten / und wer da blaß iſt / der ſtudi - ret entweder fleißig / oder gehet der Liebe nach / oder iſt kranck. So iſt nichts anders / als eine Traͤgheit und Un - tuͤchtigkeit des Blutes / da es nemlich ſei - ne Vollkommenheit nicht hat an den guten fluͤchtigen Theilen / ſondern ſeine Waͤßrigkeit (ſerum) nimmt uͤberhand und wird dicker / welches denen geiſtrei - chen Theilen in ihrer Hurtigkeit hinder - lich iſt. Und koͤmmt her von einem et - was ſaurern Magen Schleim (fermen -to)114Studenten-Kranckheitento) und kalte Magen / uͤbeler Galle und nothwendig uͤbeler digeſtion und chyli - fication, da die Speiſſen nicht recht auf - geſchloſſen werden im Magen / darauff erzeiget ſich bald eine Cachexie oder Cacochymus, welcher den Gelehrtẽ indi - viduus Comes iſt / wie ſolches an der Waſſerſucht und Weiber Blaßheit zuerſehen.

Das XI. Capitel. Von boͤſen Haͤlſen.

Boͤſe Haͤlſe entſtehen meiſten Theils gegen den Herbſt / da von der euſerlichen naßkalten Lufft das ſerum oder die Waͤſſerichte Feuch - tigkeit in denen Hals-Druͤßigen zuſam - men getrieben und von den ſcharffen ſal - tzigẽ miaſmatis oder Theiligen zum Fluß gebracht wird / wo nun durch die kalte Lufft die pori ſich verſtopffen / ſo macht ſolche rohe Feuchtigkeit in denen Haͤuti - gen eine Geſchwulſt / und wegen der Blut Adern oͤffters eine inflammation oder Entzuͤndung / darbey meiſtentheilsein115und derer Curen. ein Fieber ſich ſehen laͤſt und zwar offt mit groſſer Gefahr. Iſt die Lufft ſehr ſcharff / ſo ſchlaͤgt wohl gar ein hitziges Fieber darzu / und kan der Patient nicht wohl ſchlingen / weil die Brodt Straße verhindertiſt / und folget darauff ein geh - liger Tod / wo nicht bey zeiten Huͤlffe geſchicht. Zu dieſer Ehre kan nun ein Menſch / der zum Scharbock u. Fluͤſſen geneigt iſt / bald kommen / zumahl an ſolchen Ort / da die Lufft ſcharff / ſaltzig und dick oder von andern ſchaͤdlichen Dampff und Rauch angefuͤllet iſt.

Das XII. Capitel. Von Dampff und kurtzen Athem.

UBer dieſem Zufall klagen faſt alle Studenten / wie auch / daß es ihnen offt auf der Bruſt und gegen dem Magen wehe thaͤte / die Ma - terii ſitze ſo feſt und wolle nicht fort. Es koͤmmt aber ſolches her entweder um dem Magen / oder von dem malo hy - pochondriaco oder auch von dem Scharbockiſchen Unflat. Wenn derMa -116Studenten-KranckheitenMagen wegen ſeiner Saͤure und vielen Schleims ſich aufblaͤhet / da wird das diaphragma oder Zwergfell mit gedruͤ - cket / die Nerven geſpannet u. veꝛkuͤrtzet / daher empfindet man ſolche Engbruͤ - ſtigkeit. Wo aber die Eingeweide und Adern des Untern Leibes verſtopf - fet ſeyn / oder andere blaͤhungs machende ſcharffe Duͤnſte in denenſelben ſich auf - halten / da geſchicht dann eine tractio, tenſio ein ziehen und dehnen der Spann Adern und alſo nothwendig wird die Bruſt mit zuſammen gezogen wegen Gemeinſchafft der Bruſt Nerven (ge - nannt phrenici nervi) die mit denen an - dern in unterſten Leib zuſammen haͤngen und entſpringen von dem ſo genannten pari vago. Dieſe Nerven ſage ich werden nun entweder conſtringirt und zuſammen gezogen per motum ſpasmo - dicum, welches bey denen hypochondri - acis und kleinen Kindern nichts unge - meines / und heiſſet bey dieſem aſthma convulſivum. Item bey denen Schar - bockiſchen Leuten / welches aber eine langwierige Kranckheit iſt / ſo meiſts vonroher117und derer Curen. roher und uͤberfluͤßiger Saͤure herruͤh - ret / und gemeiniglich auf einen Steck - Fluß auslauffet.

Das XIII. Capitel. Vom Huſten.

DIeſer entſtehet zumahlen des Morgens daher / da man nemlich in dem Magen und Schlund des Nachts uͤber viel Schleim geſamlet / welcher ſich in den Hals gegen die Lufft - Roͤhre ſetzet / aber von der vorſichtigen Natur als ein Unflat ausgeworffen wird. Oder aber er koͤmmt her von ſcharffer Feuchtigkeit des Gebluͤts / wel - che ſich in der Lungen und Lufft-Roͤhre mercken laͤſt / verſtopffet die kleinen Lun - gen-Blaͤßigen / machet ſchweren Athem und Heiſcherkeit / und wo ſie in dem ſchwammichten Fleiſch der Lungen ſi - tzen bleibet / verfaulet es / und bringet nicht ſelten die Schwindſucht. Es kan aber auch ein Huſten kommen aus dem Magen / da die ſcharffen Duͤnſte die nervoſiſche Zaͤßgen des Mund ſtuͤcks deſ -ſelben118Studenten-Kranckheitenſelben anreitzen / und alſo wiederum per conſenſuum einem Huſten verurſa - chen / worzu Gelehrte ſehr geneigt ſind.

Das XIV. Capitel. Von der Schwindſucht.

DIe Schwindſucht iſt eine Kranckheit / welche mehr die Ju - gend als alte Leute betrifft. Die - ſe iſt nicht einerley / ſondern mancherley / eine geſchicht (à cauſa poſitiva,) von Schaͤrffe des Gebluͤts / die alles ſchlack - richte oͤhlichte Nahrungs bringende Theile des Leibes zertrennet und ver - zehret / die andere von Verſtopffung / (à cauſa privativa) da keine nahrhaffte Theile wegen Verſtopffung der Milch aͤdrigen koͤnnen dem Leibe zuflieſſen / und alſo ſich anlegen / oder wegen gaͤntzlich verderbten Magen und anderer Einge - weyde. Dieſe ſo von einen ſcharffen Gebluͤt entſtehet / laͤſt ſich am erſten ſe - hen auf der Lungen / als welche ein wei - ches Fleiſch und von der freſſenden Saͤure leicht angegriffen wird / daraufder119und derer Curen. der Huſten auch endlich Blut und Ey - terkeit folget / welches ein Zeichen des Geſchwuͤres / und dieſes heiſet bey denen Medicis Phthiſis, welche Art der Schwindſucht gar ſchwer zu curiren. Sonſt ſaget man insgemein / daß die Schwindſucht nach dem 25. Jahr nicht zu curiren ſey / welches aber eine alte un - gegruͤndete Meinung / welche ich billich umkehre / und ſage / daß die Schwind - ſucht nach dem 25. Jahr ehe zu curiren ſey / als vor demſelben / denn morbus con - nutritiis difficilius curatur quam per er - rores cliæteticos adſcitus, das iſt: Eine Kꝛanckheit / die mit einem aufwaͤch - ſet / iſt ſchwerer zu curiren, als welche durch unordentliche Diæt zugezo - gen wird. Die andere Art der Schwindſucht heiſſet Atrophia oder Tabes, da entweder gar keine Nahrung / oder doch nichts gutes zu denen erneh - renden Theilen gebracht wird / jenes aus Verſtopffung der Milch-aͤdrigen / dieſes aber aus uͤbeler Dauung und Kochung / aus ſcharffen u. boͤſen fermentis viſcerũ, da muß nun der Menſch verzehret wer -den /120Studenten-Kranckheitenden / weil die Saͤure die Ober-Hand hat / welches nichts anlegen laͤſt / ſondern ſie greifft die Carnoſa muſculorum ſta - mina, das iſt / die fleiſchichte Zaͤſſeri - gen an / als wie zum Exempel bey denen Scorbuticis geſchicht; wo aber das ſo genannte alcaliſche Saltz eingepflantzet / als bey den Choleriſchen Perſonen / da verzehret es das fette oͤhlicht balſamiſche Weſen des Leibes und des Blutes / wel - cher Unterſcheid der Saltze in der Schwindſucht wohl zu mercken / ſonſten wird keine gluͤckliche Cur geſchehen koͤn - nen. Und aus eben der Urſach ſaget mancher: ich habe keinen Huſten / dar - um habe ich auch keine Schwindſucht / aber es gilt nicht. Die Zeichen der Schwindſucht ſind gemeiniglich dieſe / zumahlen bey der Lungenſucht / oder Phthiſi ſchwerer Athem / ſtarckes Aus - werffen eytericher und blutiger Mate - rien / fliegende Hitze / wo man ein wenig geſſen oder getruncken / Truͤcken auf der Bruſt / ſchmertzen in Ruͤcken und Sei - ten / ahnehmen des Fleiſches / ſaltziger oder ſauerſcharffer Geſchmack im Mun -de /121und derer Curen. de / Huſten / ſtarcker Nachtſchweiß / Naͤſ - ſigkeit auf der Stirn und flachen Hand / Muͤdigkeit auf eine kleine Bewegung / Neigung zum gaͤhligen Zoꝛn. Iſt ſie aber ſchon vollkom̃en / ſo iſt die eytrige blutige und ſtinckende Materi das rechte Kenn - Zeichen / welches ohne verweil dich zum Doctor zugehen antreiben ſol / ſonſt iſt al - le Hoffnung aus.

Das XV. Capitel. Von der Schwindſucht hectica genannt.

DIeſes iſt ein ſehr langwieriges Fieber / welches nach und nach oh - ne merckliche Empfindung den Leib verzehret / biß er endlich nichts als die bloſſen Beine behaͤlt / und wo es zu weit kommen / iſt keine Huͤlffe vorhanden. Speiſen und Tranck ſchmecket / und zwar faſt gar gut / ie mehr man aber iſſet / ie ſchlimmer es wird / denn hectica cor - pora quo plus nutriveris, magis læſeris das iſt / ie mehr du deinem zur hectic geneigtem Leib Nahrung giebeſt /Fdeſto122Studenten-Kranckheitendeſto mehr Schaden bringets ihm / weil die Lympha und der beſte waͤſſerich - te Theil immer zacher wird / und eben des ſtarcken Appetits wegen wollen die wenigſten glauben / daß ſie daran labori - ren. Derſelben ſind drey gradus, der erſte iſt leicht zu heben / der andere ſehr ſchwer / der dritte gar nicht. Ich habe geſagt / ſie ſey ein langwieriges Fieber / da die Feuchtigkeiten unſeres Leibes zach und in ihren ordentlichen Rumlauf langſamer werden / und weil andere un - geheure Saltze mit untermiſchet / ſo wird der beſte oͤhlicht und balſamiſche Theil des gemachten Chyli gantz zertrennet / reſolviret und endlich darnieder geſchla - gen / daß daher nichts gutes noch oͤhlich - tes zu denen ernehrenden fleiſchichten Zaͤßrigen gehen kan / ſondern ſie fallen zuſammen / verdrocknen / und ſehen wir ſolches bald an den Waden / ſpitzigen Naſen und eingefallenen Backen / wel - chen das tertian und quartan Fieber nicht recht curiret wird / die gerathen ge - meiniglich in dieſe Kranckheit. Deſſen Vorboten ſeyn / geſchwinder Pulß / aberetwas123und derer Curen. etwas ſchwach / das Haupt thut weh und wunderlich / der Leib nimmt ab ohne Empfindung / und iſt mehr heiß als kalt / daher duͤrſtet ſolche Leute oͤffters / groſſes Reiſſen im Ruͤcken mit Hitze / der Urin iſt denen Geſunden faſt aͤhnlich / ohne zu - letzt giebt es einen oͤhlichten Ringel / und wird der Farbe nach dem Spaniſchen Wein gleich / nach Tiſch fliegende Hitze und rothe Backen / ſtarcker Nacht - Schweiß / wie auch Naͤſſe in der flachen Hand / Stirn und Fußſohlen ꝛc. Wo dieſe Kranckheit einen erſt auf das Bett wirfft / da iſt es gefehlet / denn es machet ein langwierigs recht elendes Lager / ma - chet den Leib einen toden Coͤper gleich oh - ne Rettung. Noch eine treue Erinner - und Vermahnung gebe ich / daß man doch ja in der Lungen und Schwind - ſucht oder Phthiſi keine purgantia noch Vomitiv brauchen ſoll / denn ſie helffen in das Grab / wie ich ſolches bey vielen Un - erfahrnen obſerviret, und das iſt auch ei - ne Urſach mit / warum die wenigſten cu - riret werden an der Schwindſucht / auch wil dieſe gantz andere Mittel er -F 2for -124Studenten-Kranckheitenfordern / als in den Buͤchern insgemein vorgeſchrieben ſeyn.

Das XVI. Capitel. Vom Seitenſtechen.

ES pfleget ja manchmahl unſere circulation verhindert zu weꝛden / daß auch in der Seiten ſich eini - ge kleine Aedrigen verſtopffen / die in die pleuram lauffen / welches alsdenn wegen der groſſen Empfindligkeit der - ſelben pleuræ (welches ein duͤnne Haͤut - lein iſt / ſo die Rieben umgiebet) Stechen verurſachet / mit groſſer Hitze / auch off - termahls mit groſſer Entzuͤndung we - gen der Blut-Adern / bißweilen greifft es auch die Lungen mit an / da denn ein Huſten und garſtige Materi ſich findet / welche wohl wil in acht genommen wer - den / daß ſich nicht etwa ein Geſchwaͤr mit anſetzet. Ich habe obſervirt, daß ſolches die groſſe Kaͤlte und langes Schlittenfahren verurſachet / daran auch die meiſten geſtorben / welches ich ietzo nicht vergeblich wil geſaget haben.

Das125und derer Curen.

Das XVII. Capitel. Vom Magen druͤcken und uͤbeler Verdauung.

ALle Magen Kranckheiten ſind nichts anders / als eine uͤbele Be - ſchaffenheit des fermenti u. con - ſequenter eine uͤbele digeſtion, da entwed der Magen zu kalt / oder das fermentum zu ſchwach od zu ſauer / oder die Speiſe iſt zu hart / oder auch nicht wohl gekauet / daher kom̃en cruditaͤten / welche den Ma - gen dꝛuͤcken / Aufſteigen / Blehungen und andere Beſchwerung machen: das ro - bur oder die Staͤrcke des Magens iſt nicht bey allen gleich / ſondern der eine hat einen Pygmæum kleinen und ſchwa - chen / der andere einen giganteum oder Rieſen ſtarcken Magen / der auch Stei - ne / Glaß und alles vertragen kan / der - gleichen Exempel in Leipzig zu finden. Und weil an dem Magen das meiſte ge - legen / ſo ſol man denſelben mit allen Fleiß in acht nehmen / daß er nicht zornig werde / und allen Kranckheiten Thuͤr und Angel aufmache / weil er ohne diß von den meiſten Medicis genennet wirdF3ein126Studenten-Kranckheitenein Schmid aller Kranckheiten. Das Aufſteigen oder die ructus kommen mei - ſtens her von fetten oͤhlichten Speiſſen / als Kaͤß / Butter / fettes Fleiſch und von den mit Honig angeſchmierten Sachen / welche zur Galle werden / verſaͤuren / und alsdenn ſolche ructus verurſachen / worzu ſich gern der Sod geſellet.

Das XVIII. Capitel. Von Miltz-Beſchwerung und Scharbock.

DAs Miltz wird von vielen als ein ſchaͤdliches Eingeweyd verworf - fen / welches aber gantz falſch / und iſt ſolches vielmehr ein hoͤchſt noͤthiges Stuͤck zur Geſundheit. Daß es aber vielen Kranckheiten unterworffen / wird niemand leugnen / das macht ſeine deli - cate ſtructur, welche beſtehet aus unzeh - lich vielen Hoͤhligen / Gefaͤſſen oder A - dern und Faͤßligen / welche zur Bewe - gung / Kleinmachung und genauer Auß - arbeitung des Blutes viel beytragen / und dahero leichtlich koͤnnen verſtopffetwerden /127und derer Curen. werden / von deu rohen groben grießlich - ten oder leimichten ſchleimichten Feuchtigkeiten / welche hernach daſelbſt verſauren / verfaulen / und das gantze Blut mit anſtecken. Wenn nun ein ſaurer Chylus und Gebluͤt dahin ge - bracht wird / ſo wird ſein fermentum auch verfaͤlſchet / ſeine fibræ oder Faͤßli - gen angefochten / daher entſtehet denn groſſer Schmertzen gegen den Magen und in der Seiten / verſtopfft ſie ſich aber gar / ſo iſt es deſto gefaͤhrlicher / und blei - bet ein ſaures Blut / welches hernach den gantzen Leib anſtecket / darzu eine - bele Diæt ein wichtiges contribuiret. Das ſtetige Sitzen iſt deſſen Mutter / worzu endlich koͤmmt die Traurigkeit / Melancholey / ſchwartz gelbe Farb des Angeſichts / Blehung und Poltern im Leibe / zumahlen / wo man zu wenig bey der Mahlzeit trincket / ſaure oder ſuͤſſe Sachen iſſet / da gehet es erſt recht an / denn da wird der Lebens Balſam / die Gall nieder geſchlagen / dicker und ſchaͤrffer / der ſuccus pancreaticus zach und ſauer / der Rumlauff des BlutesF 4wird128Studenten-Kranckheitenwird gehindert / die kleinen Aedrigen verſtopffet und das Ubel vermehret. Der Miltzſucht Bruder heiſſet der Scharbock / welcher nichts anders iſt / als ein verderbtes / verſaurtes / ſcharffes / zaches und unreines Gebluͤt / und deß - wegen wird er genennet ein Scherwen - tzel bey allen Kranckheiten / welcher um ſich friſſet u. abzehret wie die Schwind - ſucht. Wird er fluͤchtiger / ſo ſteckt er auch an / wie ein Gifft / und hat ſeinen Sitz in dem gantzen Gebluͤt / und ſeine Werckſtadt in dem gantzen untern Leib / da die Eingeweide und Miltz-Adrigen verſtopffet / die Galle und ſuccus lym - phaticus dick und angeſchaͤrffet wird / die ſonſt lieblich und fluͤßig iſt von Na - tur / und wer damit angefochten iſt / der traͤgt den Tod ſtets an ſeinem Leibe.

Das XIX. Capitel. Vom Malo hypochondriaco.

Es wird dieſe Pein billich genennt κατ᾽ ἐξοχὴν der Gelehrten Kranckheit / weil ſie wegen desvie -129und derer Curen. vielen Sitzens und uͤbeler Diæt am mei - ſten darzu geneiget ſind. Es iſt aber nichts anders als eine Zuſammenzie - hung der nerveuſen Theilen in den un - tern Leib / daher es denn auch ſpannet und ſehr verdrießlich thut / meiſtens aber in der lincken Seiten / machet ſchweren Athem / truͤcken uͤber dem Magen / ſchwe - res Gehoͤr / ſauſſen in Ohren / bißweilen iſt es / als wolte man ſich brechen / Auf - ſteigen und Blehung des Magens / Kopff-Schmertzen / fliegende Hitze und Bangigkeit / Traurig - und Tiefſinnig - keit. Es ſtecket aber eben ſo wohl in dem Gebluͤt / am allermeiſten aber in der Lympha, ſero, und ſucco nerveo, da das Gebluͤt ſolche ſtarcke Saͤure hat / dahero muͤſſen ſolche hypochondriaci offt aus - ſpeyen. Kommt her von uͤbeler dige - ſtion und chylification, da der Sauer - Teig des Magens mehr ſauer als gemaͤſ - ſiget iſt / das machet einen dicken und un - flieſſenden Milch-Safft / welcher bald auf der erſten Straſſe (primis viis) ſte - hen bleibet und verdirbet / zumahlen wo das gebuͤckte Sitzen darzu koͤmmt / daF 5die130Studenten-Kranckheitendie Gaͤnge zuſammen gedruckt werden / der Durchgang verhindert wird / und e - ben deswegen nehmen ſolche Leute nicht zu / gehet gleich ein wenig Waͤßrigkeit wie Molcken in das Gebluͤt (die oͤhlicht und beſten Theile kommen nicht durch /) ſo iſt ſie doch nur ſcharff oder ſauer / ma - chet Ungelegenheit und krampfiges Zu - ſammenziehen in den Gliedern / und verurſachet wegen des verdickten Ge - bluͤts groſſe Kranckheiten / als den Stein und den Scharbock ſelbſt. Dar - zu hilfft nun abermahl viel das wenige trincken / dadurch die Milch nicht kan recht fluͤßig gemacht werden / welches wohl zu mercken und ins kuͤnfftige zu verbeſſeꝛn. Denn was bey dieſer Kranck - heit fuͤr Schmertzen ſeyn / weiß niemand beſſer / als der es erfahren / und wo dieſes malum einmahl recht eingewurtzelt / da laͤſt ſichs ſchwerlich heben als nur mit mit maͤchtigen (Herculeis) remediis, auch nicht auf einmahl / ſondern nach und nach.

Das131und derer Curen.

Das XX. Capitel. Von Stein Beſchwerung und ſchweren Harnen / (Dyſuria.)

AUs obgedachter Urſach entſprin - get nun auch die Stein-Be - ſchwerung / da nemlich ein ſolch zaches tartariſches Weſen in den ſub - tilen Aedrigen ſitzet / haͤnget ſich an die Waͤnde derſelben / wird endlich durch die Hitze zum Griß / bringet deßwegen groſſe Schmertzen / zumahl wo ſie mit ihrer rauchen und eckigten Geſtalt die empfindliche innerliche Wand der aͤd - rigen ritzet / und nach dem ſie hart und groß / offt biß auf das Blut verwund / leget ſich in den Nieren an / machet Schmertzen um dieſelben und in den Lenden / koͤmmet eine groͤſſere truckne / (ſiccitaͤt) und Hitze darzu / ſo werden die kleine Steinigen groͤſſer und haͤrter / bringen mehr Schmertzen ja offt den Tod. Daß aber ein ſolch tartariſches und leimichtes Gebluͤt bey den hypo - chondriacis ſey / weiſſet der rothe Sand / und weiſſe Schleim in den Urin / wel -F 6ches132Studenten-Kranckheitenches / ſo lang er fort gehet / wohl gar gut / nur daß man denſelben durch uͤbele Diæt nicht vermehre / ſondern vielmehr mit guten Mitteln abfuͤhre / aber nicht mit ſtarcken purgirenden Sachen / wel - ches mehr den Tod und groͤſſere Gefahr / als Huͤlffe bringet. Die Dyſuria iſt / wo der Urin nicht mehr fort will / oder gar zu wenig gehet / wegen vielen tarta - riſchen Schleims / der ſich an den Aus - gang der Blaſſen oder auch in den Ure - teribus oder Urin-Gaͤngen angeleget / findet ſich nun eine Schaͤrffe darbey / ſo thut es ſehr weh / wenn man den Urin laſſen will / und folget gern Blut darauff wegen Auffritzung der kleinen Blutaͤdri - gen und Verwundung der Urethræ oder des Urin-Gangs / welche Schmertzen leichter zu leſen als zu erdulten ſeyn.

Das XXI. Capitel. Von der fluͤchtigen Glieder Gicht und Laͤhmung.

DIeſe Glieder Gicht iſt nichts an - ders / als wo ſolche tartariſche ſubtile Schaͤrffe / die wegen ih -rer133und derer Curen. rer Subtilich - und Fluͤchtigkeit mit der lympha in die nervos getreten / und alſo durch den gantzen Leib mit circuliret wird / bald da / bald dort ihre Gegen - wart ſchmertzlich an den Tag giebet / auch bißweilen an einem Ort eine zeit - lang ſitzen bleibet / aber doch wieder fort ruͤcket / uñ demnach groſſe Verdruͤßlich - keit verurſachet / daß mancher ſich einbil - det / es ſeye ihme gar etwas boͤſes ange - hexet / wie ich von vielen Patienten ſelbſt gehoͤret. Es iſt in Wahrheit eine recht verdruͤßliche Sache um dieſe Kranck - heit / denn ſie machet und verurſachet krampffigte Contracturen, und wo ſichs an einem Ort recht einſetzet / die Nerven verſtopffet / da folget gemeiniglich eine Laͤhmung die nach Beſchaffenheit des Orts oder des Gliedes offt ſehr gefaͤhr - lich / ja ſie verwandelt ſich gar in Schlag - fluͤſſe / die ſo ſie recht treffen entweder bald den Garaus machen / oder doch ein elendes langes Lager verurſachen. Welche nun ohne diß eine ſolche tarta - riſche und fluͤchtige Schaͤrffe haben / und noch darzu gar Brantewein trin -F 7cken /134Studenten-Kranckheitencken / die werden unverſehens uͤbereilet werden und zu kurtz kommen / wo ſie nicht von dem Gifft Waſſer / dem Bran - tewein abſtehen / wie auch von dem Zorn / der an ſich ſelbſt ein Gifft iſt. Wer nun von des Steins und Gicht Be - ſchwerung will befreyet ſeyn / der laſſe das malum hypochondriacum bey ſich nicht einwurtzeln denn ex uno quaſi ovo proſiliunt arthritis, calculus & affectus hypochondriacus, die Gicht / Stein und Seiten-Weh kommen gleich - ſam aus einem Ey herfuͤr / und brin - get keinen guten Außgang.

Das XXII. Capitel. Von der Muͤdigkeit und Kraͤtze.

DIe Muͤdigkeit iſt ein Vorbot entweder eines Fiebers oder auch der Kraͤtze / und iſt nichts anders / als wenn zwiſchen der Haut in denen poris & glandulis Schweiß-Loͤ - chern und Druͤßigen / (derer die Haut gantz voll iſt) ſolche ſcharffe ſaltzige Feuchtigkeit ſitzet / welche die empfindli -che135und derer Curen. che faßlichte Haͤutlein der Druͤſigen gleichſam anbeiſſet und beizet / welches der Natur ein Jucken verurſachet und Muͤdigkeit. Die Kraͤtze iſt eine Auß - ſchwerung des Boͤſen / welche die Natur befoͤrdert / da nemlich des Blutes ſal - tzige ſcharffe Waͤßrigkeit (ſerum) die weiche Druͤßigẽ zwiſchen der Haut ent - zwey beiſſet / darauf denn eine Faulung entſtehet und Eyterkeit / iſt nun eine ſaͤu - re darbey / ſo iſt es deſto ſchlimmer. Die - ſes alles koͤmmt originaliter und ur - ſpruͤnglich aus dem Gebluͤt / welches ſchon zur Faulung geneiget wegen deſſen uͤbelen untereinander Miſchung und ſte - tiger Gehrung / dieſes aber aus uͤbeler Diæt, zufoͤrderſt wegen vielen Sitzens / da die Natur traͤg wird in Herumfuͤh - rung des Gebluͤtes / und alſo iſt die cir - culatio impedita oder dieſer verhinderte Umlauff des Blutes an dem allen Ur - ſach. Sie ziehet nach ſich die Schwind - ſucht / und wo ſie zuruͤck getrieben wird durch kalte Lufft / Salbung oder Schmi - ren / ſo / daß die pori verſtopffet werden / ſo folget gern darauff ein Zittern derHaͤnde136Studenten-KranckheitenHaͤnde / contracturen, und endlich der bloͤtzliche Tod.

Das XXIII. Capitel. Von Fiebern.

FIeber ſind ſonſt eine Reinigung der Natur / wo dieſe nur die O - berhand und das prædominium erhaͤlt / ſonſten thun ſie groſſen Schaden unter den Menſchen / daß man ſich bil - lich fuͤr ſie zufuͤrchten Urſach hat. Und aus eben dem Fundament haben vor - mahls die Roͤmer das Fieber wie einen Gott geehret / ihme auch Capellen er - bauet und angebeten / nur damit es ihnẽ keinen Schaden thun moͤge.(70)Val. Max. dict. fact. memorab. c. V. billi - ger aber iſt es eine Furia als eine Goͤttin zu nennen. Es iſt aber das Fieber nichts anders / als wenn das Blut von ſaltzigen ſcharffen ſchleimigen und ſau - ren Theilen voll und unrein iſt / oder der Scharbock iſt eingewurtzelt / da werden die Zaͤſſerigen des maͤuſichten Fleiſches wegen verderbter Lymphæ oder Waͤſ -ſerich -137und derer Curen. ſerichkeit durch den Anſtoß ſolcher un - gleicher Theiligen zuſammen gezogen wie ein Krampff / die Nerven und die darin befindliche Seelen Geiſter wer - den zerſchuͤttert nechſt dem gantzen Leib / und dieſes Zerſchuͤttern heiſſet der paro - xysmus. Nach dem aber nun die Fe - briliſche Materi zach / haͤuffiger / ſcharff und beweglicher iſt / und nachdem die krampffige Zuſammenziehung (ſpaſmo - dica contractio) ſtarck iſt / nach dem iſt auch der paroxyſmus ſtarck / lang und oͤffterer / deßwegen ſaget man auch ein alltaͤgliches / dreytaͤgliches und vier taͤg - liches Fieber. Die veranlaſſende Ur - ſach iſt zwar die Verſtopffung der Schweiß-Loͤcher von Kaͤlte / aber deß - wegen iſt der Magen nicht ohne Schuld / wie einige wollen / ſondern er iſt der Schmid und Auswircker aller Febrili - ſchen Materi, welche ſich in den Unter - Leib aufhaͤlt / biß es endlich verſchlim - mert wird / und die Gedaͤrm-Druͤßigen da mit anfuͤllet und das Boͤſe in den gantzen Leib zuruͤck ſchicket. Gleich - wie nun bey allen Studenten der Ma -gen138Studenten-Kranckheitengen gemeiniglich leiden muß / ſo ſind ſie deßwegen auch ſtarck geneigt zu den Fiebern wegen des Zunders / nehmen ſie aber denſelben beſſer in acht zu mahlen in Fruͤhling und Herbſt / ſie waͤren offt - mahls ſicherer / als ſie leyder! ſind.

Dritten Buchs erſter Theilung. Von der Studenten Diæt.

Das I. Capitel. Von der Diæt Nothwendig - und Nutzbarkeit.

GLeichwie kein treuer Medicus derjenige zu nennen / welcher mit ſeinen conſiliis prophyla - cticis rar und theuer / auch nicht ehe / als in euſſerſter Noth fuͤr die Geſundheit ſeiner Anvertrauten ſorget; am aller wenigſten aber ein ſolcher / der mit ge - ſunden Regeln im Eſſen und Trincken (als woran am meiſten gelegen) dieſel -bige139und derer Curen. bige liederlich verabſaͤumet / meinende / es gehe dadurchſeinem Accidenti was ab / wenn er von Balgen und Schmauſſen die Menſchen abmahnet / nach dem be - kannten Sprichwort: ceſſante bello & ingluvie, ceſſat Medicus, das iſt: wenn das Zancken / Freſſen und Sauffen aufhoͤret / ſo hoͤret auch der Medicus auf. Ich ſage vielmehr / daß ein treu - es Conſilium Medicum Diætieum offt - mahl mehr bezahlet wird / denn eine gan - tze Cur / welches ich ſelbſt erfahren. Es pflegt ja die Natur bey den meiſten fuͤr der Artzeney zu eckeln / zumahlen wo ihr gantze Bollen voll vorgeſetzet werden: Da im Gegentheil eine rechte vorge - ſchriebene Diæt nicht zuwieder / noch theuer iſt / wircket auch offtmahls mehr / als die beſte Artzeney / als zum Exempel in der Schwindſucht. Ja wo bey der Medicin keine Diæt gehalten wird / kan ſie / wie herrlich ſie auch ſeyn mag / ihren rechten effect nicht erreichen. Wes - wegen auch Hippocrates denen Medicis mit einem Eyd anbefohlen / daß ſie doch nicht vergeſſen moͤchten der Speiſſe undTrancks140Studenten-KranckheitenTrancks und dieſelbige vorzuſchreiben bey Curirung der Kranckheiten / welches auch recht iſt / denn optimum regimen ad propagandam vitam eſt moderata diæta, die beſte Art ſein Leben fort zu ſe - tzen / iſt eine maͤßige diæt, ſage mit Fleiß eine maͤßige diæt, denn eine grobe / da man alles friſſet / machet den Leib gar zu ungeſchickt / ein mittelmaͤßige er - haͤlt den Leib geſund / eine gar zu ſtrenge / verzehret denſelben / die erſte uͤberhaͤufft die Natur / welche doch mit wenigen ver - lieb nimmt / die andere muß nach dem Appetit gerichtet ſeyn / welcher ſich nichts laͤſt abbrechen / requirit ſuum dimenſum, nec vult depauperari ſuo genio, die letztere / da man lauter ſchwache und Lecker-Bißgen genieſſen wil / machet einen ſchwachen Leib / dar - um ſol ſie ſeyn moderata. Es fehlet uns ja auch an Exempeln nicht derjenigen / die ſich durch gute Diæt ſelbſten curiret und wieder geſund gemacht haben. (71)Vid Roder. à Caſtro Med. Polit. p. 26. Cel - ſus l. 5. c. 1. Plinius l. 26. c. 1. Reineſius. ep. 46. p. 394. Petrus à Caſtro Imbr. auror. Die141und derer Curen. Die Spanier haben ein vernuͤnfftiges Sprichwort:

Si quieres vivir ſano
Harte viejo temprano

Denn ſie wiſſen eben ſo wohl / daß die Maͤßigung in der Speiß und der Hun - ger ſey das allerbeſte præſervativ fuͤr viele und groſſe Kranckheiten / und ſey auch die beſte Cur derſelben. Den Nu - tzen der Diæt erklaͤret auch gar fein O - vvenus(72)L. 3. epiſt. 123. ſagend:

Vivere naturæ ſi convenienter amarent
Mortales, medicâ nil opus eſſet ope,
Et mus illectum roderet Hippocra -
tem.
Wenn die Menſchen fein der
Natur gemaͤß lebeten / ſo be -
duͤrffte man nicht der Huͤlffe
des Medici, und blieben der
Aertzte Buͤcher ohn aufge -
ſchlagen den Maͤuſen zur
Speiſe.

Die gantze Diæt aber beſtehet nur in gu -ter(71)cent. 6. aph. 5. p. m. 89. Verulam. l. 3. c. 1. hiſtor. nat. 142Studenten-Kranckheitenter Ordnung / welche der Natur ſehr zu - traͤglich / und wo man ihr dieſe goͤnnet / ſo nimmt ſie es mit den Menſchen ſo ge - nau auch nicht / denn was die Ordnung thut in Macrocoſmo, in der groſſen Welt / das geſchichtauch in Microcoſ - mo, in der kleinern Welt. Doch ſage ich nicht / daß man die Ordnung in ſchaͤd - lichen und verbotenen Speiſen halten / oder promiſcuè in den Tag hinein leben ſol / ſondern ich geſtehe / daß auch die ge - ſundeſten Speiſen durch Unordnung ſchaͤdlich ſeyn / koͤnnen. Mancher meinet ſo lang es dem Maul ſchmecket / waͤre es der Geſundheit nicht zu wieder / aber nein / denn non omne, quod palato ſapit, ventriculo conducit, nicht alles / was dem Maul ſchmecket / iſt dem Ma - gen eben geſund und gut. Doch ſol man auch die geſunden Menſchen mit ſolchen harten und genauen legibus ſcho. laſticis nicht binden / denn ſolche accuriſſi - mi Diætæ obſervatores oder die ſo ge - nau nach der Diæt leben: werden meiſtentheils valetudinarii kraͤnckliche Leute / zumahlen Studenten / die heutbald143und derer Curen. bald da / bald dort morgen anderswo ſeyn. Der Roͤmiſche Medicus Aſcle - piades hat zwar deßwegen groſſe Gunſt bey den Roͤmern gehabt / weil er ihnen alles hat zu gelaſſen / aber er hat vielleicht alles zu ſeinen Vortheil gethan / und faͤllt mir hierinnen bey / was offt beruͤhr - ter Herr D. Ammon davon haͤlt / der da ſpricht:(73)Paræneſ. ad D[iſ]c. p. 292. quod ſapit, nutrit, appeti - tui multum eſt dandum, & (quod benè notandum,) conſule tuam Naturam & conſuetudinem, (an cum ἐυφορία) & in omnibus, quæ aſſumis, vita exceſſum, ſic neque Caſeus, neque vinum neque halec, neque cucumeres &c. tibi nocebunt, was ſchmecket / das giebt Nahrung / auf den Appetit muß man viel ſe - hen / und welches wohl zu mercken) ziehe zu Rath deine Natur und die Gewohnheit / (ob ſie es vertragen koͤnnen) auch in allen Dingen / was du iſſeſt / meide den Uberfluß / ſo wird weder der Kaͤs / noch Wein / weder Hering noch Gurcken ꝛc. dir etwas ſchaden. Derowegen mit ei -nem144Studenten-Kranckheitennem Wort ſol man in der Diæt ſich rich - ten nach der Natur und Appetit / denn die Zaͤrtlinge bekommen meiſtentheils ſchwache Leiber / (papyraceam Natu - ram,) die nicht dauerhafftig ſeyn. Doch wolte ich nicht gerne denen Herrn Stu - denten des Cyri, eines Koͤniglichen Printzens Diæt recommendiren, ſie wuͤrden ſonſten bald die Garkuͤche tref - fen; deſſen denckwuͤrdige Antwort a - ber war dieſe /(74)Xenophon, Cytopæd. Als er aber gefra - get worden / was er vor Speiſen auf ſeiner Abend-Tafel verlangete zu eſſen / nichts / ſpricht er / als nur Brod / denn wir wollen bald die Abend-Mahlzeit bey den friſchen Brunn halten.

Das II. Capitel. Ob ein Student nach der Diæt leben koͤnne.

WIe abſurd es waͤre / einem ar - men Schlucker eine ſtrenge Diæt vorzuſchreiben / der docheſſen145und derer Curen. eſſen muß / was er hat / bey deme es heiſ - ſet:

Devorat os oris quicquid lucratur os oſſis,Was die Beine erwerben / das verzehret der Mund.

Man darff ihme keine Kramms-Vogel oder Forellen verbieten / er wird ſie ohne dem wohl mit frieden muͤſſen laſſen / drum auch Juvenalis ſaget:

Ne cupias mullum cum ſit tibi Gobio tanum in loculis. Du ſolſt nicht begehren einen de - licaten Meer-Barben / weil du kaum eine Schmerle in deinen Kaſten haſt / oder / was man nicht bezahlen kan / darnach ſol man ſich nicht ſehnen.

So vergebens waͤre es auch denen Stu - denten alles was ſie eſſen ſollen / vorzu - ſchreiben / ſie wiſſen ja wohl / daß ſie alles gewohnen muͤſſen / in Speiſe und Tranck / da man nicht giebet / was ih - nen geliebet / ſondern was man auf den Tiſch bringet / das muͤſſen ſie eſſen / ſuͤß und ſauer / ſaltzig und herb / roh undGſchlecht146Studenten-Kranckheitenſchlecht gekocht / nach dem die Koͤchin lang geſchlaffen. Es waͤre zwar wohl zu wuͤnſchen / daß Gelehrte und Stu - dirende dergleichen Tiſche haben koͤn - ten / da die Speiſen nach dem Magen / und nicht der Magen ſich nach den Speiſen richten muͤſten / es wuͤrde war - hafftig mancher geſunder ſein Vater - land wieder ſehen.

Das III. Capitel. Von denjenigen Stuͤcken / die zur Diæt gehoͤren.

DAmit aber nun klaͤrlich erhelle / quod medice vivere, ſit optimè vivere, oder nach der Diæt zu leben ſey das beſte Leben / wieder den Paracelſum und Helmont, ſo wil ich die gantze Diæt, wie ſich nemlich ein Stu - dent in allen zu verhalten / damit er ge - ſund bleibe / und zwar nach den ſechs Stuͤcken / die zur Diæt gehoͤren / (res non naturales genannt) ausfuͤhren / als da iſt (1) Die Lufft / (2) Speiß und Tranck / (3) Bewegung und Ruh / (4) derSchlaff147und derer Curen. Schlaff und Wachen / (5) Gemuͤths Bewegungen / (6) die Unreinigkeit und nuͤtzliche Feuchtigkeit des Lei - bes. In dieſen Stuͤcken kan der Menſch ſeine Geſundheit finden und auch verlie - ren / denn ſie ſind die groͤſten Herren und Herſcher unſeres Leibs / die da entweder nutzen oder ſchaden koͤnnen / nach dem man ſie brauchet.

Dritten Buchs anderer Theilung Von der Lufft insgemein.

Das I. Capitel. Von der Macht der Lufft.

WAs die Lufft fuͤr eine Macht in und auſſer den Menſchen habe / das weiſen die Lichter unter de - nen Natur Erforſchern mit ſchoͤnen und wunderſamen Experimenten, als Gue - rik, Mayov und Boyle, daß es nunmeh - ro ausgemacht / daß das ſtudium Phy - ficum ein wunder ſtudium und AnfangG 2ſey148Studenten-Kranckheitenſey der gantzen Philoſophie / ja zu allen diſciplinen hoͤchſt noͤthig / und kan ſolche kein Gelehrter / er ſey wer er wolle / ent - behren / ich meine aber diejenige Phyſic, die mit der Matheſi verknuͤpfft iſt / deſſen Vortreflichkeit aus nachfolgenden er - hellet: Beatitudo præſentis vitæ conſi - ſtit in cognitione Naturæ, ideo poſt æter - na in rebus temporalibus ſummum eſt inveſtigatio ſecretorum Naturæ, das iſt: Die Gluͤckſeeligkeit des gegenwaͤrti - gen Lebens beſtehet in Erkaͤntnuͤß der Natur / derowegen iſt nechſt dem ewigen in zeitlichen Sachen das allerhoͤchſte die Unterſuchung der Geheimnuͤſſen der Natur. (75)Croll. d. l. p. 16.Die Lufft giebt und benimmt das Leben und die Geſundheit;(76)teſte Boyle Experim. Phyſic. mechan. Denn was die Alten geſprochen / ſo lang nemlich die Seele noch in den Menſchen / ſo lang habe er noch das Leben / ich ſage / ſo lang noch Lufft da iſt / ſo lang waͤret das Le - ben / weil die gantze Bewegung des Gebluͤts von der Lufft koͤmmt; Daherauch149und derer Curen. auch Varro wohl gelehret: Animam (corpoream) eſſe aërem ore inſpiratum, calefactum corde, ſparſum per viſcera die Seele (verſtehe die leibhaffte) ſey die Lufft mit dem Mund ange - zogen / im Hertzen erhitzet und durch den gantzen Leib zerſtreuet.

Das II. Capitel. Von der Wahl der Lufft.

DIe euſſerliche Lufft wird in den Menſchen gebracht theils durch Lufftholung / (inſpiratione〈…〉〈…〉 νπνοὴ) theils durch die Schweiß-Loͤcher des Leibes (〈…〉〈…〉 ιχύσ〈…〉〈…〉 circumfuſione. ) denn die Lufft iſt ein aller ſubtileſter Leib / und liegt uns naͤher an als das Kleid. Beyderley Art geben der Natur eine ſtarcke alteration und Veraͤnderung. Wie nun die Lufft / ſo die Geſundheit / und das Leben ſelbſt. Durch unſere Lufft aber verſtehen die Medici die grobe Lufft (athmoſphæram) die mit vielfaͤlti - gen andern Theilen angefuͤllet / als mit ſaltzigen(77)juxta Boyle. und zwar unterſchiedlicherG 3Ge -150Studenten-KranckheitenGeſtalt / nemlich ſchweffelichten Saltz /(78)Th. Barthol. cent. 4. Ep. p. 221. oder Salpetricht Ammoniacali - ſchen / und deßwegen iſt die Lufft ſehr rauh ꝛc.(79)Wedel. de pern. p. 12. oder mit Salpetrichen geiſtreichen fluͤchtigen Theilen. (80)V. Ammann. Wo nun zu dieſen vielfaͤltigen ungleichen Theilen der Lufft noch andere darzu auf - ſteigen / ſo muß ſie ja noch ſchaͤrffer / rauher und ungleicher werden (tale ad - ditum tali magis illud reddit tale.) Daraus nun leicht zu erſehen / warum die Lufft ſchaden koͤnne. Denn iſt ſie ſaltzig / ſo verurſachet ſie auch ein ſaltzi - ges Gebluͤt / und deßwegen ſtarcke Fluͤſ - ſe / Huſten / Schnuppen / Fieber ꝛc. kom - men noch andere Theilgen darzu / ſo ver - urſachet es wohl groͤſſere u. gefaͤhrliche - re Kranckheiten / zumahlen wo ſo haͤuf - fige ſaltzige und andere ſtinckende Duͤn - ſte in die Hoͤhe ſteigen und die Lufft ver - unreinigen mit ihren fluͤchtigen ſtincken - den miasmatis und Duͤnſten / daß dahern eine einheimiſche Ungeſundheit / Schar -bock /151und derer Curen. bock / Schwindſucht / kurtzer Athem / Huſten / Heiſcherkeit / Gicht u. a. m. be - foͤrdert werden / als zum Exempel von Stein-Kohlen / deſſen ſchaͤdlichen Art maͤnniglich mit Naſen richẽ / den ſchwaꝛ - tzen blauen Dunſt mit Augen ſehen / auch wohl auf der Zungen ſchmecken kan / zumahlen koͤnnen diejenige / ſo etwas naͤher wohnen / ſolches mit Grund der Warheit bezeugen. Und ob man gleich deſſen Schade nicht alſobald anfangs mercklich empfindet / ſo iſt doch zu wiſſen / daß ſolche / wiewohl nicht eben ſo gaꝛ gif - tige / doch ſehr ungeſunde Lufft den Leib nach und nach (ſenſim ſine ſenſu) anſte - cke / und den Zunder gleichſam aufblaſe / ja weil dieſe Saltze fluͤchtig / ſo deſtruiren und verderben ſie die humores zwar nicht auf einmahl (ἀϑρόως καὶ βιαίως) nach Art anderer gifftigen Lufft / ſondern ſetzen ſich tief ein in das Blut und Ner - ven / bleiben darin lang verborgen more luis Gallicæ. Auch mercken ſolches cu - rieuſe practici gar wohl / das gantz ande - re Kennzeichen (phœnomena) bey denen valetudinariis und Scharbockiſchen ſichG 4er -152Studenten-Kranckheitenereignen. Derowegen ſol man in me - diciniſchen Sachen meiſtentheils von dem Effect ſchlieſſen / (à poſteriori) als welcher erſt die Warheit an den Tag giebet / und nicht à priori, als wie in phy - ſicis. Zeugnuͤß genug giebt uns das En - gelland / als woſelbſten die Scharbocki - ſche Schwindſucht (atrophia ſcorbutica) und andere faule Kranckheiten ordinair anzutreffen / welches die meiſten den Stein-Kohlen und ſtaͤtiger Naͤſſe zu ſchreiben. Wer der Stein-Kohlen ſchaͤdliche Art nicht glauben wil / der be - ſuche nur Bilder / und andere metalliſche Sachen derjenigen / die etwas naͤher wohnen / und die Maͤßinge Knoͤpffe auf hohen Thuͤrmen / der wird geſtehen muͤſ - ſen / daß der Dampff hoͤchſt ſchaͤdlich ſey / weil er ſelbige Dinge ſo ſcheußlich faͤrbet / daß ſie ſtarck anlauffen. Dero - wegen ubi rerum teſtimonia adſunt, non opus eſt verbis. Demnach ſol man erſt - lich nicht wohnen / wo ſolche dicke / naſſe und ungeſunde Vapores oder Duͤnſte aufſteigen / ſondern etwas entfernet ſeine Studier-Stuben ſuchen / die eine reineLufft153und derer Curen. Lufft treffen kan / und zwar gegen den Morgen / als welche temperirter und truckner / auch den Studierenden weit geſunder iſt. Im Winter ſollen ſie wohnen gegen Mittag / im Sommer ge - gen den Morgen / und zwar alſo / daß ſie die Lufft im Sommer recht treffen kan / dadurch werden die Stuben und Zim - mer gereiniget und noch beſſer / etwas in der Hoͤhe / allwo die Lufft duͤnner und heiterer iſt / als an der Erden. Ferner die gegen das Feld / Wieſen und Gaͤr - ten gehen / denen koͤmmt die Lufft mit ih - ren anmuthigen effluviis im Sommer treflich zu Nutz / weil die Spiritus dadurch ermundert werden. Hingegen welche Stuben der rauhe Auſter oder Sud - Wind trifft / oder die gegen Mitternacht liegen / die ſind ungeſunder / wie auch die im Sommer gegen Mittag / ſind nicht gemaͤß zum ſtudiren. Welche Stu - ben neu von friſchen Kalck ſeyn / die ſol keiner bewohnen / denn der Kalck verur - ſachet Faͤulung des Gebluͤts / ja die Schwindſucht und offt einen ſchleuni -G 5gen154Studenten-Kranckheitengen Tod. (81)Hœfer. He[r]. Med. Valer. Max. l. 9. c. 12. n, 4. It. die uͤber den ſtinckenden heiml. Gemaͤcher oder andern miſtigen Oertern wohnen / die werden durch die - ſe verzweiffelte Balſam-Buͤchſe mehr Geſtanck und Unflat als geſunde Lufft an ſich ziehen zu ihrem nicht geringen Schaden. Auch ſollen ſie nicht woh - nen in denen Stuben wo Frantzoͤſiſche Patienten gelegen oder geſtorben / weil ſelbiger Gifft darin verborgen bleibet und endlich den unſchuldigſten anſtecket / wie ich deſſen ein traurig Exempel weiß / da alle diejenige bald mit ſelbiger Kranckheit uͤberfallen und elendiglich geſtorben / welches wohl zu mercken. Es ſollen die Stuben nicht gar zu niedrig ſeyn / noch in dem unterſten Stockwerck uͤber dumliche Keller / weil ſie ſchwache Koͤpffe und krancke Leiber machen. Man ſol keine Lampen mit ſtinckenden Ruͤbes - oder Leinoͤhl brennen / ſondern vielmehr Baumoͤhl oder doch mit dieſen vermiſchet / ſonſten leget ſich ein ſchwar - tzer ſtinckender Rauch im Gehirn an /welches155und derer Curen. welches das Gedaͤchtnuͤß verdirbet und dem Gehirn Schaden bringet. Bey truͤber kalter und naſſer Lufft ſollen ſie ihre Stuben und Gemaͤcher mit wohl - riechenden Sachen raͤuchern und alſo die kalte und dicke Lufft zertrennen und corrigiren, damit ſie zum ſtudiren mehr tuͤchtig gemacht werde / und weil das Feuer die beſte Lufft-Reinigung iſt / ſo iſts gar gut / des Morgens im Herbſt und Winter / auch ſonſten / wo es die Noth erfordert / mit gantzen Wachol - derſtraͤuchen zu raͤuchern / weil in denen Wacholdern was koͤſtliches / nemlich ein balſamus floridiſſimus oder ſtets gruͤnender Balſam ſtecket. Auch ſol man mit andern wohlriechenden Sa - chen ſeine Stuben anfuͤllen / denn die Spiritus haben einen immediatum con - tactum mit denen wohlriechenden Sa - chen / doch iſt dieſes darbey zu mercken / daß man den Dampff nicht gar zu groß machen ſol / ſonſten werden die Loͤchrigen des Gehirns damit verſtopffet / auch ſol es geſchehen fruͤh morgens vor Aufſte - hens / daß alſo der Rauch ſich ein wenigG 6gele -156Studenten-Kranckheitengeleget und die dicke Lufft diſpergiret ſey. Womit ſie aber eigendlich ihre Stuben raͤuchern ſollen / davon ſol unten ein Re - cept folgen unter denen polychreſtis der Studenten.

Dritten Buchs dritter Theilung.

Das I. Capitel. Von der Speiſe.

SPeis und Tranck ſeyn nicht al - lein aller Kranckheiten ſondern auch der Geſundheit und des Le - bens ſelbſtens gemeine Huͤlffs-Mittel; Denn wie die Speiſe / ſo die Geſund - heit / Zuneigung inclination und das Ge - daͤchtnuͤß ſelbſt. Nun iſts nicht ohne / daß die beſten Speiſen bey einen Geſunden ſey Brod und Fleiſch / auch verdauet ein geſunder ſtarcker Magen weit beſſer grobe und harte Speiſen / als ſubtile de - licateſſen, welches an dem Bauern und 4. ſchroͤdigen Dreſchern zu erſehen / diegroſſe157und derer Curen. groſſe Hitze im Magen und ſtarcke Saͤu - re haben / welche weiche und niedliche Speiſen gleichſam verbrennet und ver - zehret. Dennoch aber haben Studie - rende nicht eben einen ſolchen freßhaff - ten Magen / daß ſie alle grobe Speiſe verdauen koͤnnen / darum werde ich gar recht thun / wenn ich ihnen erleidliche Regeln in der Speiſe vorſchreibe. Lau - ter rare Bißgen meine ich nicht / daß ſie geſund waͤren / zumahlen da ſolcher ſo viel giebet / daß man die beſten noch nicht einmahl weiß zu erwehlen. (82)Primeroſ. d. V. E. l. 3. c. 28.Es wundert mich nichts mehr / als daß man heut zu tag auf den Tiſch hauffenerley Schmierereyen / bald ſuͤſſes bald ſaures auftraͤget und untereinander menget / welches in dem Leib anders nichts als Ungelegenheit verurſachet / wie ſolches iedwede bey ſich befindẽ wird / denn bald machet man den Salat mit Zucker / bald anders / welches ich nicht lobe / es wird ja im Magen alles zur Galle / auch verge - het das lecker ſuͤſſe Jungfer-Maͤulgen bald wieder. Man kan wohl eine Ver -G 7aͤn -158Studenten-Kranckheitenaͤnderung halten und abwechſeln / wo man nur nicht ſolche contraria giebet / die der Natur ſchaͤdlich ſeyn. Jene Frau ſetzete ihren Tiſch-Gaͤngern bey einer Mahlzeit Hering / Sauer-Kraut und endlich das Schwartze von Haſen / ſtarck mit Syrup verſuͤſſet / auf / meinen - de / ſie haͤtte eine trefliche Klugheit ge - braucht / ehe ſie es erſonnen. Gemei - niglich giebt die Koͤchin ſuͤſſe Speiſen / warum aber / das weiß ich nicht non propter ſed propter. Aber man ſol mercken / was Horatius davon ſaget(83)L. 2, Serm. Sat. 2.

Dulciaſe in bilẽ vertẽt ſtomacho〈…〉〈…〉 tumultũ Lenta feret pituita; vides, ut pallid〈…〉〈…〉 omnis Cœna deſurgat dubia.

Das iſt: ſuͤſſe Sachen werden im Leibe zu Galle und Schleim / wel - cher den Magen beſchweret. Drum ſieheſtu / wie derjenige ungeſund wird und verblaſſen muß / der vie - lerley Speiſen untereinander iſſet. Derowegen ſol die Veraͤnderung fein gleich ſeyn / (varietas ciborum debet eſſe æqualis, conformis, ſubordinata & noncon -159und derer Curen. contraria) welches auch Hippocrates erinnert / deſſen Griechiſche Worte ver - teutſcht alſo lauten: Derjenige haͤlt eine garſtige Diæt, welcher unter - ſchiedliche und ungleiche Speiſen iſ - ſet. Denn ungleiche Dinge erwe - cken in dem Leibe einen Tumult und Auſſtand. Wiltu aber nun wiſſen / welche Speiſen am geſuͤndeſten / ſo hoͤre gedachten Groß Vater der Medicorum noch einmahl: Die beſten / ſpricht er: und zur Geſundheit dienlichſten Speiſen ſind diejenige / welche in ge - ringer quantitaͤt doch ihre Genuͤge thun / und den Hunger und Durſt loͤſchen / die lang in den Leibe blei - ben / und gelind wieder fort gehen. Iſt wohl geredet; denn welche Ungele - genheit machen / noch Nahrung geben / als da ſind die rohen Fruͤchte / Garten - Gewaͤchſe ꝛc. darnach ſol man ſich nicht allzuſehr ſehnen. Noch weniger wur - de die betruͤgliche Gold-Speiſe des Py - thii Eheweibes /(84)Eraſm. Apoph. 8. Plutarch. de Virt. mu - lier. noch des Helioga -bali160Studenten-Kranckheitenbali gemachte und geſchnitzte Gerichte(85)Lamprid. in Ant. Heliogab. einen hitzigen Magen ſaͤttigen und den Appetit ſtillen / wo nicht ein gut Stuͤck Fleiſch darbey ſtuͤnde.

Das II. Capitel. Wie man ſich vor Tiſch verhalten ſol.

NIchts gemeiners iſt unter denen die gelehrt werden wollen / als daß ſie von Buͤchern zu Tiſch / von Tiſch wieder zum Buͤchern und endlich ſpaͤt zu Bette gehen / welches al - lerdings noͤthig zu erinnern. Es iſt der Appetit des Menſchens gar ein wunder - ſam Ding und laͤſt ſich anders nicht / als mit Arbeit / Muͤhe und Ordnung gewinnen / (gaudet excitativo) derowe - gen wer wil Luſt zum eſſen bekommen / der thue eine halbe Stund zum hoͤchſten vor Tiſch eine maͤßige Bewegung / wel - che die traͤge Waͤrme des Magens vom Sitzen und Studiren wieder erwecket / denn dadurch wird das ferment desMagens161und derer Curen. Magens lebhaffter und ſtaͤrcker / daher ſaget Hippocrates: Arbeit ſol vor dem Eſſen hergehen. Der Appetit iſt das beſte Gewuͤrtz der Speiſen / und ohne demſelben iſt der Magen faul und traͤg und verrichtet ſeyn Amt uͤbel / die Arbeit oder die maͤßigen Bewegungen aber ſchaͤrffen denſelben / ſo wohl weil ſie die uͤberfluͤßige und rohe Feuchtigkeit in dem Magen verſtaͤuben / als auch weil ſie wieder erſetzen das verlohrne. Vor Tiſch iſt keine andere Bewegung zu ge - laſſen / als eine kleine deambulation oder ein Spatzir Gaͤnglein / deñ auf eine ſtaͤr - ckere folget eine Muͤdigkeit / welche den Appetit gantz uͤber den Hauffen wirfft / wie ſolches die Erfahrung eine iedweden lehret. Auch ſol man nicht vor der Mahlzeit trincken / denn es erkaͤlt den Magen und verderbet deſſen Kochung / welchem Ubelſtand viel im Gebrauch haben / aber zu ihrem groſſen Schaden.

Das III. Capitel. Wie man ſich bey Tiſch verhalten ſol.

Bey162Studenten-Kranckheiten

BEy der Mahlzeit iſt die beſte Kunſt ſich von der Begierigkeit zu maͤßigen / wo man nicht groſ - ſes Druͤcken in dem Magen haben wil. Auch ſol man nicht des Kauens ver - geſſen / welches die erſte Dauung iſt / deñ der Magen als der Koch iſt eben nicht ſo einfaͤltig / daß er dem Muͤller der Zun - gen / (deſſen Muͤhl-Steine die Zaͤhne ſind) ſolte allemahl nach arbeiten / er hat fuͤr ſich ſelbſten genung zuthun. Es heiſſet demnach ſehr wohl: Vitium co - ctionis primæ non facilè corrigitur in ſe - cunda, nec tertia,(86)Helmont. pract. Humor. paſſ. decept. welches wohl zu mercken / denn darauß kommen vielerley groſſe und gefaͤhrliche Zufaͤlle oder in - commoditaͤten / die ein iedweder bey ſich wohl abnehmen kan / giebt auch dem Lei - be ſchlechte Nahrung / ob ſichs gleich manche einbilden. Hingegen langſam geſſen und wohl gekaͤuet / macht einen guten Chylum und nehret den Leib mercklich.

Das163und derer Curen.

Das IV. Capitel. Von der Wahl der Speiſen.

WAs fuͤr Speiſen ein ſtudioſus eſ - ſen ſoll / iſt nicht wohl muͤglich zu - beſchreiben / ein geſunder kan eſ - ſen / was ihm ſchmecket / wo nur der Ap - petit nicht auf ſolche gar contraire Din - ge faͤllet. Es dienen Studenten keine kalte noch feuchte Speiſen / als welche nichts von Nahrung geben / ſondern den Magen nur erkaͤlten / und ſchaͤdliche Gaͤhrungen darin verurſachen. Hin - gegen nutzen vielmehr die jenige / welche entweder von der Natur oder durch die Kunſt der Koͤchin mit Huͤlffe der Ge - wuͤrtze temperiret ſeyn / damit dero Ro - higkeit gebeſſert werde. Zum Exempel / Garten-Fruͤchte / Kraut und Ruͤben / Gurcken ꝛc: Die gemeinſten und auch beſten Speiſen heutiges Tages ſind Brodt und Fleiſch / als welche den Leib ſubſtantificè ernehren / zu mahlen das Brod / welches unſerer Natur und denn Magen wegen der gelinden Saͤure tꝛeff - lich gemaͤß / dannenhero der Menſch ſichan164Studenten-Kranckheitenan allen / aber nicht leicht an Brod uͤber - druͤßig eſſen kan. Soll aber das Brod nicht ſchaͤdlich ſeyn / ſo muß es leicht / wol ausgebacken / maͤßig geſaͤuert und nicht zu hart ſeyn / denn unausgebacken Brod macht viel Ungelegenheit im Leibe. (87)Sperling. l. 5. Carpol. L. 4. p. 171. ſq. Was fuͤr Krafft in den Brod ſtecket / iſt nicht zu beſchreiben / und heiſſet es deß - wegen Homerus hominum medullam. Die heilige Schrifft ruͤhmet / daß es des Menſchen Hertz ſtaͤrcke. In dem Brod iſt eine rechte magnetiſche Krafft wieder das Gifft / welches ich obſerviret; denn ſo bald ein Patient offtmahlen ein wenig Brod zu ſich genommen / hat er angefan - gen wieder zu Kraͤfften zu kommen. Es iſt auch denckwuͤrdig das experiment, da das Brod dem Einhorn nach laͤuffet als einem Magnet /(88)Baſil. Valent. p. m. 334. ohne Zweiffel pro - pter harmoniã effluviorum ſympatheti - cam, Panis eſt ciborum baſis, ſtomacho gratiſſimus & analepticus oder das Brod iſt das Fundament der Spei - ſen / den Magen angenehm und gibtgroſſe165und derer Curen. groſſe Krafft. Darbey iſt zu mer - cken / daß ſchwartzes Brod oder Rocken denen beſſer bekomme / welche nicht viel Saͤure und doch einen guten Magen ha - ben oder es gewohnet ſeyn / die aber ei - nen ſchwachen Magen und viel Saͤure haben / denen rathe ich vielmehr zum weiſen ungeſaͤurten Brod / weil jenes ſtarcke fermentationes oder Gaͤhrungen in den Magen und Gedaͤrmen / und con - ſequenter viel flatus und Veꝛſtopffungen verurſachet / welches zu erſehen an den kleinen Kindern / denen die kleinen Milch und Gekroͤß Aedrigen von vielen Brod leicht Verſtopffet werden / daß ſie daher zuſehens abnehmen / und ihnen das Fleiſch auf den Beinen verſchwindet.

Das V. Capitel. Vom Fleiſch.

ANlangend das Fleiſch / ſo iſt das am geſundeſten / welches kurtz / weich / leicht zu verdauen und jung iſt / dieſes macht einen guten Chy - lum, wenn es wohl gekocht oder gebrateniſt166Studenten-Kranckheiteniſt. Welches Thier duͤnne Milch und Gebluͤt hat / deſſen Fleiſch iſt am beſten / als da iſt das Wildpret und gefluͤgelt Vieh / ſo in ſteter Bewegung iſt / und deßwegẽ kurtz faͤßlichtes weiches Fleiſch hat. Fleiſch giebet eine gute Nahrung / es mag gekocht oder gebraten ſeyn / wo man nur nicht gar zu tieff drein beiſet / ſonſten wird es ſeinen Ruhm bald ver - liren / denn es ſtecket ein Principium pu - trefactionis in demſelbẽ / welches diejeni - gen / die den Mund und Zaͤhne nicht rein halten / da die Fleiſch Zaͤßrigen ſich zwi - ſchen die Zaͤhne legen und bald verfau - len / offt erfahren muͤſſen mit groſſen Zahn-Schmertzen / es faulet auch ſonſt bald und wird ſtinckend bey gelinder Waͤrme. Das Fleiſch zu viel geſſen / vermehret die Galle / nach dem Zeugnuͤß Hippocr. die Cholera oder das Bauch Grimmen kommt her von vielen Fleiſch eſſen. Ich halte es fuͤr eine gantz falſche Meinung / daß Fleiſch in U - berfluß wieder Fleiſch mache / ſondern es iſt vielmehr Urſache / daß die heutige Welt vor den Alten ein weit kurtzerAlter167und derer Curen. Alter erlangen / weil dieſe ſich mehr mit Kraͤutern / als Fleiſch ernehret / wie wohl einige nicht phyſicam, ſondern mo - ralem rationem hier anfuͤhren; allein es iſt allerdings eine weit beſſere und zu gleich Mediciniſche Krafft in den Kraͤu - tern / welches wir ſehen an den brutis ſyl - veſtribus oder wilden Thieren / die da Kraͤuter freſſen / wie geſund und lebhafft ſie ſeyn. Daß aber die Menſchen fuͤr der Suͤndfluth kein Fleiſch geſſen / erhel - let klaͤrlich ſo wohl aus der heiligen Schrifft /(89)Gen. I. v. 29. II. v. 16. III. v. 2. IX. v. 3. als andern glaubwuͤrdi - gen Scribentẽ. (90)Curcell. Lyran. Toſtat. Carthuſian. Brent. Chemn. Selden. Zanch. Aret. Per - kinſ. Cuchler. Sebiz. Schaller. Montan. &c. Unter den ungeſun - den Fleiſch iſt das ſtarck geſaltzene und geraͤuchertes / hartes altes Kuh / am aller - meiſten aber altes Ochſen-Fleiſch / als von welchen zur Zeit Tarquinini eine Pe - ſtilentz entſtanden /(91)Rolfink. d. l. l. 2. S. 3. c. 60. p. 133. ſq. auch Schwei - nen Fleiſch / wo es nicht mit einem Glaß Wein verbeſſert wird iſt ungeſundHaſen -168Studenten-KranckheitenHaſen Fleiſch machet keine Melancho - ley / wie diejenigen ſagen / die vieleicht Zeit Lebens keines verſuchet haben.

Das VI. Capitel. Von Fiſchen.

DIe Fiſche / welche ein kaltes und feuchtes Fleiſch haben / ſoll ein Student wohl unterſcheiden / denn

Poſt tres ſæpe dies piſcis vileſcit & ho -
ſpes.

Fiſche / die in friſchen und lautern Waſ - ſern / oder unter den Steinen ſich aufhal - ten / ſind am geſundeſten / als Forellen. Der Barb iſt nicht aller dings zum be - ſten / weil er viel Galle und conſequenter die choleram oder das Bauch Grimmen verurſachet / zumahlen deſſen Eyer / ob gleich ſein Fleiſch noch ſo lieblich ſchme - cket. Neun-Augen machen Schlei - migkeit / wie auch der Aal / derowegen ſol man nicht viel von dieſen eſſen / auch ſind ſie beſſer gebraten / als geſotten. Die Schleye verurſachet die Gelbſucht / derKarpe169und derer Curen. Karpe in Uberfluß das Zipperlein an Haͤnden /(92)Alexandr. l. 15. ſalubr. c. 6. und auch die Colic / doch kan ein Stuͤckgen nach Appetit nicht viel ſchaden. Der ungeſaltzene Hecht iſt geſunder /(93)Sperling. Zoolog. l. 5. c. 10. p. 417. als der geſaltzene / welcher nebſt allen andern geſaltzenen Fiſchen zu meiden. Der friſche Lachs iſt eine delicateſſe, ſchadet bey guten Wein nichts / welches bey allen Fiſchen wohl zu mercken. Meer-Fiſche ſind Studi - renden eine Laſt im Magen / wie auch die im Schlamm ſich aufhalten. Friſche Schollẽ wohl zugerichtet ſind eine nahr - haffte Speiſe propter γλιχρὸν wegen ſeiner lieblichen Schlackrichkeit / doch nicht oͤffters zu eſſen. Stockfiſche ſol - len ſie gar nicht eſſen / es ſey denn der Magen ſehr gut. Die alten Pythago - ræi haben die Fiſche verboten /(94)V. Athenæus. wir ſolten dero Uberfluß des Scharbocks wegen billich verbieten / denn poiſons fait poiſſon, piſces faciunt venenum, Fiſche machen einen Gifft / ſo heiſt das nach -Hdenckli -170Studenten-Kranckheitendenckliche Sprichwort bey den Frantzo - ſen. Hieher gehoͤren Hering und Pri - cken / welche friſch als eine variation zum Appetit mit ein wenig Baumoͤhl wohl zu zulaſſen / nur nicht zu viel. Krebſe ſind geſund / aber Auſtern / Schnecken / Mu - ſcheln und dergleichen / machen ein ſchlei - michtes faules Gebluͤt / daher faͤllt man - cher in ein gefaͤhrlich langwieriges Fie - ber / und ſolchen Lecker Maͤulern geſchicht auch recht.

Das VII. Capitel. Von Eyern.

SO ſind auch eine gute Studen - ten Speis die weichen Eyer / welche dem ſchwachen Magen nicht viel zuthun machen und gute Nah - rung geben. Ein weiches friſches Ey / macht ſo viel Blut als es waͤget. Uñ: Die Huͤner Eyer haben etwas ſtar - ckes nahrhafftes und blehendes bey ſich. (95)Hippocrat. l. 2. de vict. rat. Man ſol ſich aber nur des Dot - ters bedienen. Welche mit Grieß undSand171und derer Curen. Sand beladen / denen ſind ſie nicht gar zu geſund / weil ſie denſelben vermehren / nach eigener obſervation, und beweiſet es auch Dravviz,(96)de Scorb. p. m. 419. zumahlen wo man gleich darauf zu Bette gehet. Mehr als 2. oder zum hoͤchſten 3. ſol keiner eſſen / denn ſie blehen die vaſa ſpermatica auf und verurſachen Ungelegenheit. Viel weniger ſol ſich einer unterſtehen des er - dichteten Vogels Bar Juchne Ey zu eſ - ſen / das er in fliegen hat fallen laſſen / und durch ſolchen Fall 300. der hoͤchſten und groͤſten Ceder-Baͤumen zerſchmet - tert / und mit ſeinen Dotter und Weiſ - ſen 600. Doͤrffer uͤberſchwemmet. Iſt eine treffliche Juͤden-Luͤge. (97)Becherus fol. 57. 2. Galkut fol. 201, 1. Beſſer beſchreibet die Eyer Drexelius, welcher unter andern ſaget: ut nullum habere cibum videtur, qui ovum non habet; ſic o - mnem habere cenſetur, qui illud habet. Quid in omni menſa molius, ovo, para - tius, jucundius, ſecurius? Totum in nutri - mentum purum, purumque ſanguinem commutatur &c. das iſt: GleichwieH 2der -172Studenten-Kranckheitenderjenige keine Speiſe zu haben ſcheinet / welcher kein Ey hat; alſo hat viel mehr derjenige alle Speiſe beyſammen / der daſſelbe hat. Was iſt doch bey allen Tiſchen beſſer als das Ey / was iſt leichter zu bereiten angenehmer und ſicherer? das gan - tze Ey wird in lauter Nahrung und gutes Gebluͤt verwandelt ꝛc. Ein mehrers kan bey dem Autore ſelbſt ge - leſen werden.

Das VIII. Capitel. Von andern ungeſunden blehenden Speiſen.

ZWiebel und Knoblauch machen denen Augen und Magen viel zu ſchaffen / derowegen zu meiden. Huͤlſen Fruͤchte ſind roh und blehigt / machen druͤbe Geiſter und bloͤde Sin - nen / uͤbel zu verdauen / geben ein gro - bes Gebluͤt / als da ſind Erbſen / Linſen / Bohnen. Erbs-Suppe wohl zu ge - richtet gehet noch hin / aber Linſen und Bohnen ſind keine Studenten Speiſe. Daß173und derer Curen. Daß aber blehende Speiſen denen Au - gen ſchaͤdlich ſeyn / bekraͤfftiget Hippo - crates ſagende: Den Augen ſchaden Linſen / ſuͤſſe Aepfel und Garten-Ge - waͤchſe. Linſen oͤffters geſſen ſchwaͤ - chet das Geſicht / werden ſchwerlich ver - dauet / verderbet den Magen und blehet ihn und die Gedaͤrme auf / erwecket ſchwere Traͤume und bekoͤmmt dem Haupt / Nerven und der Lunge uͤbel.

Das IX. Capitel. Von gewuͤrtzten Speiſen.

STarck gewuͤrtzte Sachen ſind nicht allen dienlich. Welche demnach an der Schwind - ſucht laboriren, oder Gallichter com - plexion ſeyn / moͤgen alle gepfefferte / mit Ingwer / Nelcken und Zimmet ſtarck beſtreuete Sachen meiden / dann ſie ſchaͤrffen das Gebluͤt und Gall. Hin - gegen die einen kalten Magen haben und uͤbel verdauen / moͤgen ſolche maͤßig genieſſen. Muſcat-Blumen und Saf - ran ſind geſund / denn ſie balſamiren dasH 3Ge -174Studenten-KranckheitenGebluͤt verwahren fuͤr der Faulung und machen geſunde Feuchtigkeit.

Das X. Capitel. Von ſauren Sachen.

JEdweder Menſch wil gern was ſaures eſſen / weil es dem Maul ſchmecket und dem Magen be - koͤmmt; aber nicht alle genieſſen es oh - ne Schaden. Derowegen welche hi - tziger / fluͤchtiger Natur ſind / denen ſind ſie maͤßig eben nicht gar ungeſund / auch habe ich erfahren / daß in den hitzigen Scharbock ſolche ſaͤurliche Sachen beſ - ſer gethan / als die ſcharffen hitzigen Dinge wieder denſelbigen / als Loͤffel - kraut / Brunkreß ꝛc. denen / die einen ſchwachen Magen haben / bekommen ſie auch wohl / denn ſie erwecken einen Ap - petit / und meine ich / wo man alle Wo - chen einmahl etwas ſaures eſſe / welches den Magen und das Gebluͤt luſtig ma - che / koͤnne eben nicht ſo viel ſchaden / denn die ſauren Sachen ſind ja eben nicht ſo gar verdaͤchtig / als man ſie ins -gemein175und derer Curen. gemein machet. Wo aber ein ſchwind - ſuͤchtiger wolte ſaure Sachen eſſen / der thaͤte oͤffentlich wieder ſeine Geſundheit. Auch ſind ſie nicht dienlich denen Me - lancholiſchen und hypochondriacis, ob ſie es gleich Anfangs nicht empfindẽ / de - nen blutreichen hitzigen und Gallichten Perſonen aber deſto geſuͤnder / welcher Unterſchied wohl zu mercken.

Das XI. Capitel. Von Milch / Kaͤß und Butter.

ICh laſſe die Milch an ihren Ort geſtellet ſeyn / als welche ſonſt gar geſund; weil aber die meiſten Studenten viel Saͤure im Magen ha - ben / ſo coaguliret ſie ſich und faͤhret leicht zuſammen / machet Faulungen und an - dere groſſe Ungelegenheit. Wo aber der Magen erſt recht gereiniget / und der Milch kaͤſigte fette Theil zuvor nieder - geſchlagen / und alſo verbeſſert wird / kan ſie im May nichts ſchaden. Muͤſer von Milch und Semmel ſind beſſer als von Mehl / denn dieſe werden im LeibeH 4zu176Studenten-Kranckheitenzu Klaͤiſter / jene aber geben einen guten Safft / derowegen ſind dieſe der Stu - denten beſte Speiſe / weil ſie dem Magen und der Natur nicht eben zu viel zuthun machen. Auch ſind die Bier-Muͤſer mit Kuͤmmel gemacht gar geſund. Kaͤß / ob er gleich noch ſo odieus, kan doch zum Beſchluß der Mahlzeit auf ein weniges zu gelaſſen werden / zumahlen Schaaf / Ziegen und andere gelinde Kaͤſe / der nicht zu ſehr veraltet / denn dieſer iſt ein Schalck / wie Lotichius ſaget / den ſol man zum Fenſter hinaus werffen / zu - mahlen wo ihn die alten Weiber erſt be - ſprenget haben / daß er faul und ſtin - ckend werden muß: Sonſten iſt der Kaͤß ein leicht zu bereitetes Gericht / dem Magen angenehm und gehoͤret mit zur Nahrungs Speiſe / weil er Nahrung giebt / welches jener Pfarrherr in Engel - land erfahren / der 152. Jahr alt worden / und hat nichts geſſen noch getruncken / als Milch / Molcken / Butter / Kaͤß / und Bier ohne Hopffen ꝛc. (98)Tom. 3. Thoatr. Europ. f. 316. pr. edit. Butter iſt zwar ein balſamiſches Weſen / aber we -gen177und derer Curen. gen ſeiner Fettigkeit nicht haͤuffig zu eſ - ſen / zumahlen wo ſie ſtarck geſaltzen. Fuͤr ſich verurſachet ſie / wie alle fette Sa - chen / Gall / deßwegen billich eine Maſ - ſe darinnen zu treffen und nicht zu dick auf zu ſchmieren / ſonſten wird die Frau des Tiſches 4. Augen machen / und den andern Tag die Speiſe mit Eßig ziem - lich verſaͤuren und zwar aus Zorn / weil ſie wohl weiß / daß ſie dadurch wieder nieder geſchlagen wird(99)Barthol. cent. 1. Ep. p. 666.

Das XII. Capitel. Was fuͤr Suppen zu eſſen.

ICh habe nun ſehr viel mahl ob - ſerviret, daß der Menſch nach Wein / Bier und andern ſtarcken Suppen eine groſſe Saͤure in dem Ma - gen nach denen empfinde / auch an mir ſelbſten / derowegen wiederrathe ich ſol - che denjenigen / die Saͤure und Gall im Magen haben oder zum Zorn geneiget ſeyn / recommendire aber hingegen eine einfaͤltige Suppe (natura enim amatH 5ſim -178Studenten-Kranckheitenſimplicitatem) von gelinder Fleiſch - Bruͤh / Haber-Gritz oder bloſen reinen Waſſer und wohl zu gerichtet / welche mehr Krafft geben / als die beſten Wein - Suppen / denn dieſe vermehret die Saͤu - re und das unreine Weſen des Magens / jene aber ſchlagen ſie mit ihrer ſimplici & medica dulcedine darnieder / lautert die ſalia temperando & reſolvendo. Wer mir wird folgen / der wird es auch mit mir erfahren mit ſeinen Nutzen.

Das XIII. Capitel. Wie viel man bey Tiſch eſſen ſol.

OB ich gleich eines jedweden Ma - gen und appetit nicht weiß und alſo ein ieder ſich wohl zubeſchei - den wird wiſſen / ſo iſt doch die Maaſſe am beſten / denn

Modicus cibi
Medicus ſibi und:
Sumptæ Cibus tanquam lædit medicin[a][ſalutem,]
[At]ſumptus prodeſt ut medicinæ ci - bus,

das iſt:Wer179und derer Curen. Wer die Arzeney braucht wie eine Speiſe / der ſchadet ſeiner Geſund - heit / die Speiſe aber als eine Ar - zeney fein maͤßig genoſſen / iſt ge - ſund. Ich ſage nicht / daß man auf - hoͤren ſol / wenn es am beſten ſchme - cket / ſondern wenn man ſatt / welches aber nicht zuverſtehen / ſo viel in den Magen gebet / denn ſonſten moͤchte mancher gar zu viel eſſen und das Tiſch - Geld drey mahl verzehren / auch wo er ſich auf ſolche Art an ſeinen Leibe ver - ſuͤndigte / dem Artzt in die Haͤnde fallen; ſondern wenn man mercket / die Na - tur ſey vergnuͤget und der appetit ge - ſtillet / alsdann ſoll man aufhoͤren. Die aber einen kraͤncklichen gar zu ſtarcken appetit haben / moͤgen ſich in acht neh - men und etwas abbrechen / denn ſie ſchaden ſich mehr / weil die Cruditaͤten dadurch nur vermehret werden. Auch wird der nicht fett / der viel iſſet / ſon - dern der gelinde und wenig Speiſen zu ſich nimmet in der Ordnung. Die ſich gewehnen ſtarcke Mahlzeiten zu thun / denen wird der Magen groͤſſerH 6und180Studenten-Kranckheitenund dehnet ſich weiter aus / daher kom - men denn die Viel-Fraͤſſe / die nicht / wie Menſchen / zuſaͤttigen / ſondern ſie freſſen ſo viel / als ſonſten drey oder mehr Perſonen. Vielleicht wollen ſie voraus verſuchen / was Mahomed her - lieget / daß nemlich im Himmel einie - der fuͤr 30. Mann eſſen werde. (α)V. Pokokius ad Abulfaraium p. 293.Und ob ſolche gleich noch ſo ſtarck freſ - ſen / ſo bekommen ſie doch wohl die Schwindſucht. Derowegen ne quid nimis, nicht zuviel / ſonſten wird an ihnen wahr / was die Alten geſagt:

Ex magna cœna ſtomacho fit maxima pœna

Starcke Mahlzeit beſchwert den Magen.

Zufoͤrderſt aber ſollen Gelehrte den Leib nicht biß oben anfuͤllen / zumahlen des Nachts / da der volle Leib unru - higen Schlaff machet und die Erſetzung der Kraͤffte hindert / derowegen

Ut ſis nocte levis Sit tibi cœna brevis
Wilt181und derer Curen.
Wilt du haben eine geruhige
Nacht
Ein groſſes Nacht-Mahl nicht
groß acht.

Das XIV. Capitel. Wie man ſol fett werden.

WEr nun wil fett und ſtarck wer - den (ἓυγαρκος, ſucci laudabi - lis plenus) der halte ſich fein maͤßig in Eſſen und Trincken / fuͤr al - len Dingen aber meide er ernſtlich ſuͤſ - ſe Sachen / welches billich und noͤthig zu erinnern / denn dieſe haben eine ſtarcke Saͤure bey ſich / wie ſolches die expe - rimenta Piſonis aus Honig und Zucker weiſen. Solche uͤber-ſuͤſſe Saͤure verzehret alle Fettigkeit / machet den Leib ſchwindſuͤchtig. Dieſe nun / ingleichen auch alle ſaltzige / ſtarcke / hi - tzige Sachen ſol man meiden / ſol an - ders der Leib zunehmen und Nahrung empfinden. Hingegen ſol man eſſen alle gelinde einfache Speiſen / die dar - neben ein γλιχρὸν oder duͤnn klebrich -H 7te182Studenten-Kranckheitente Fettigkeit haben / als die Haber - Gritz-Bruͤh / welche alle Morgen wie einen Thee getruncken mit ungeſaltze - ner oder noch beſſer guter Krebß-But - ter nicht allein alle Schaͤrffe des Bluts nieder ſchlaͤget und uͤmbſchleimet / ſon - dern auch daſſelbe zum Anlegen und Nahrung duͤchtig machet. Item Kalbs - Koͤpffe und junge Kaͤlber-Fuͤſſe wohl zugerichtet geben auch gute Nahrung. Mit einem Wort / alle ſuͤſſe / nach dem Verſtand der medicorum, als da ſind alle unſchmackhaffte Sachen / o - der dero Geſchmack nicht eminenter die Zunge fuͤhlet / ſondern die gelind ſeyn. NB. Ich rede aber anitzo von denen Hagern / Gallreichen und Schar - bockiſchen Leuten / denen phlegmaticis und kalten Naturen aber ſind hitzige Sachen dienlicher und geſunder. End - lich ſoll iedweder ſein ſaltziges ſchar - bockiſches Gebluͤt verſuͤſſen laſſen und beſſern / ſonſten wird keine Speiſe ge - deyen / ſo viel man auch iſſet / wo die - ſes geſchehen / ſo wird alsdenn die Fet - tigkeit ſich wohl einſtellen / ehe manſichs183und derer Curen. ſichs verſiehet / ſonſten aber iſts unmuͤg - lich.

Das XV. Capitel. Wie man ſich nach Tiſch zuver - halten.

ES thun ſich diejenige den groͤ - ſten Schaden / welche ſich nach Tiſch alſobald zum ſtudiren be - geben / dadurch ſie ihre Seelen-Gei - ſter / die zum Werck der Nahrung nothwendig helffen muͤſſen / zur Unzeit davon abhalten / und alſo dem Werck - Meiſter etwas anders zu thun machen ohne Nachſinnung vieler andern Un - gelegenheiten / die daher entſpringen koͤnnen; gar wohl ſpricht Barclajus: non vim ſuam habet ventriculus evocato ad cerebri laborantis ſubſidium igne, der Magen behaͤlt ſeine Krafft nicht / wo man deſſen Waͤrme und Geiſter zur Kopff-Arbeit anwendet. Auch ver - fuͤhret manchen die ungeſchickte Regel: Poſt cœnam ſtabis & paſſus mille meabis zur ſtarcken Bewegung nach Tiſch /da184Studenten-Kranckheitenda es doch heiſſen ſolte: poſt cibum conquieſcere, ac neque intendere ani - mum, neque ambulatione, quamvis le - ni dimovere expedit, nach Tiſch iſt es beſſer ruhen / als durch ſtudiren oder nachſinnen / oder mit ſpatzier gehen / ob es gleich noch ſo gelind geſchicht / ſich bewegen. Deßwegen ſoll auch keiner gleich nach Tiſch / wie doch viel thun / auf den Fecht oder Tantz-Boden gehen / noch andere ſtar - cke exercitia vornehmen. Welche hi - tziger oder trockener Natur ſeyn / koͤn - nen wohl eine kleine Mittags-Ruhe gegen 2. oder 3. Uhr / nicht aber gleich nach eſſen / anſtellen / dadurch wird ih - rer Hitze geſteuret / der Truckenheit gewehret / und die Feuchtigkeit erſetzet / daß ſich die Natur wieder kan erhoh - len. Dahin zilet auch Hippocrates, wann er ſchreibet: das Wachen nach der Mahlzeit iſt ſchaͤdlich / weil es die Speiſen nicht laͤſt duͤnne wer - den. Denn das Wachen verzehret die Feuchtigkeit / und trucknet den Leib aus. Und anders wo: Star -ckes185und derer Curen. ckes Wachen erhaͤlt Speiß und Tranck roh und ungekocht. Dieſe Regel iſt hauptſaͤchlich zu mercken von denjenigen / die gern lucubriren / die moͤ - gen ihre Lection daraus lernen und ſich aͤndern.

Das XVI. Capitel. Wie viel mahl man des Tags eſ - ſen ſoll.

EIne nothwendige Frage iſt es / ob man des Abends oder Mit - tags mehr eſſen ſoll / oder ob eine Mahlzeit gnug ſey. Darauff indiffe - renter zu antworten iſt allerdings nicht rathſam / differt enim homo ab homi - ne & natura à natura es iſt immer ein Menſch anders geartet / als der andere. So ich aber die Warheit ſagen ſoll / ſo halte ich dafuͤr / daß es weit beſſer ſey des Tags 2. mahl und zwar ordentlich zu eſſen / des Abends etwas weniger als des Mittags; denn des Mittags uͤber wird durch die Arbeit und Bewegung viel diſſipiret /und186Studenten-Kranckheitenund verzehret wegen groͤſſerer Waͤrme die theils durch die Bewegung theils durch die euſſerliche Lufft erwecket wird. Auch ſoll man ſehen was die Gewohnheit / Natur und appetit lei - den wil / (denn dieſer iſt aller Diæts Regel Tyrann) und duͤrffen ſich alle nach einem Individuo nicht richten. Es moͤgen aber zumahlen Studirende des Abends wenig eſſen / damit ſie des Morgens deſto munderer und hurtiger ſeyn zum ſtudiren. Denn ein voller Wanſt iſt unduͤchtig darzu. Gefaͤlt mir alſo gar nicht / daß man Studiren - den wil eine ſtarcke Abendmahlzeit re - commendiren / wie ein ſonſt kluger Me - dicus gethan. Es geſchicht zwar des Nachts eine weit beſſere Kochung als des Tags / wo nur der Magen nicht zu voll iſt / hingegen geſchicht eine ge - ringere diſtribution des chyli wegen der ſchlaffenden Glieder / welche auch eine maͤßige Bewegung erfordert. Die aber das Abend-Eſſen gar einſtel - en / und an deſſen ſtatt mit warmen Thee Waſſer ſich behelffen wollen / diethun187und derer Curen. thun ihnen den groͤſten Schaden / wel - ches der Leib zu letzt wohl erfahren wird. Viel ſuchen mit dieſen prætext und Vor - wand eine menage, einige haben es gar nicht / daß ſie zwey mahl eſſen koͤnnen / die muͤſſen den Magen mit dem ſchweren oportet fuͤllen. Unter deſſen bleibt doch wahr / quod natura, quæ quidem paucis contenta, requirit tamen ſuum dimen - ſum, nec velit illo depauperari die Na - tur nimmt zwar mit wenigen vor - lieb / iedennoch wil ſie ihr richtiges Maas haben / und laͤſt ſich deſſen nieht berauben.

Dritten Buchs 4. Theilung. Von andern Stuͤck der Diæt, nemlich von dem Tranck.

Das I. Capitel. Von des Trancks Nothwendig - keit und deſſen Arten.

DAs trincken iſt eine ſolche Noth - wendigkeit / daß der Menſch nicht leben kan ohne demſelben:Denn188Studenten-KranckheitenDenn theils giebt der Tranck ſelbſt Nahrung / theils hilfft er auch / daß die beſten nahrhafften oͤhlichten Theile zur Anwachſung des Fleiſches zugefuͤhret werden / und deßwegen heiſt er auch ὄχημα τῆς τροϕῆς vehiculum nutri - menti. Wie der Tranck ſo iſt auch die Nahrung und die Geſundheit ſelbſt. Iſt alſo ein genugſamer Tranck ein groſſer Theil der Geſundheit / weil er dem chylo einen genugſamen fluorem und Duͤnne giebet in dem Leib zu fließen / wie ſolches mechanicè kan demonſtri - ret werden von einem Topff voll Spei - ſen in dem Ofen. Ja der Tranck iſt noth - wendiger als die Speiſe /(β)Athenæus. und kan man ehe Hunger als Durſt leiden / wie diejenige die Quaal des Durſts am be - ſten zu beſchreiben wiſſen / die es erfahren oder gar daran geſtorben / wo ſie nur wieder koͤnten lebendig werden. (γ)V. Albiz. Schikhuſ. Harsdörfferus &c. Un - ter denen Getraͤncken aber ſind Wein und Bier die vornehmſten / darzu noch heutiges Tages koͤmt / als eine unzeitigeGeburt /189und derer Curen. Geburt / der gar zu ſtarcke Gebrauch des frembden Thee, Caffe, Succulate und des Tobacks. Aber Waſſer iſt kein Trunck fuͤr Gelehrte und Studen - ten / viel weniger zur Geſundheit / wie etlich unbedacht vorgeben wollen. (δ)Aurelius Imperator, de quo Guevarra ho - rolog. Princip. l. 2. c 29. ſ. 34 4. ſq. Deodat. Panth. Hygiaſt. l. 2. c. 14. E. Mayn. Wa -[r]yng. l. de ſanit. vigor. & Longæv. con - ſerv. ling. Anglic. de quo Act. Erud. Lipſ. Ann. 1683. p. 464.

Das II. Capitel. Von Bier.

ES iſt das Bier ohne allen Wie - der-Spruch der beſte Tranck der Gelehrten /(ε)Meibom. Schoock. Mercurial. Sennert. Vil - lanov. Niger, Tabernæ Montan. Ranz. Möllenbroc. Mœbius, Sebizius. welches ent - weder bitter / ſcharff / ſuͤß oder mittel - maͤßig ſchmecket. Die Bittern ſind dem Magen nicht undienlich / aber nicht allen angenehm. Die Suͤſſen ver - mehren die Galle / und verurſachenSaͤure190Studenten-KranckheitenSaͤure / Blehungen und andere Ungele - genheiten mehr. Das Hitzige Fette und Starcke macht eine grobe ἀναδυμίασιν oder aufſteigende Duͤnſte / welches man kan in der Kirchen ſehen / da die Leute ſitzen und nicken wie die Fleder - Maͤuſſe / es greifft auch die Spann - Adern an / und zerbricht den Kopff / als zum Exempel das Eißlebiſche / wel - ches man billich den Vernunfft-Bre - cher nennet / das Mittelmaͤßige iſt das beſte. Es ſoll nicht ſauer noch truͤb ſeyn / ſol keine Hefen ſetzen / vielweni - ger noch gaͤhren. An ſich ſind die Bier ſehr unterſchiedlich / theils pro ingredientium der Dinge / daraus ſie gebrauet werden / theils præparationis der Zubereitung / theils ætatis ratione oder des Alters wegen. Von Hopf - fen werden die Bier bitter und ſchmack - haffter / auch geſunder;(ζ)Mœbius. Inſtit. med. p. 251. Waldſchmid. fundam. med. p. 110. Hagecius de Cere - viſia c. 12. p. 48. denn er iſt deſſelben Gewuͤrtz. Von Gerſten wird es mehr fett und Nahrhaffter /ſuͤß191und derer Curen. ſuͤß und ſtaͤrcker. Hier mercke / wie das Waſſer / ſo iſt auch das Bier / derowegen bleibet es falſch / daß durch die Kochung alles Unreine gaͤntzlich ab - gehen ſol / welches auch der Ver - nunfft zuwider. (η)Meibom. de Cereviſ. c. 27. §. 2. Schoock. l. c. c. 24. p. 242.Kurtz / der Gelehr - ten Bier ſoll den Durſt loͤſchen / und zugleich etwas Nahrung geben / ſol balde durch gehen. Nun finde ich / zumahl zu Hall / als woſelbſt ich die - ſes geſchrieben kein beſſer Bier fuͤr Studenten / als den Loͤbginer / wel - cher eine gelinde Urintreibende ſuͤſſe und gemaͤßigte Tugend hat / und ob es gleich keine uͤberfluͤßige Kopffſteigende Krafft beſitzet / ſo iſt es doch auch nicht zu kalt / ſondern nach der Erfahrung / der ge - ſundeſte Tranck / laͤſt kein Griß leicht anlegen / ſondern treibt ihn fort und temperirt die hitzige Gall. Das Ge - gentheil aber thun alle Haͤlliſche Bier wegen des groben ſtarcken ſaltzigen und tartariſchen Waſſers / zu mahlen der ſo genante Puff / welcher zuſehens ei -nen192Studenten-Kranckheitennen ſtarcken Grieß verurſachet. Loͤb - giner gehet dem Kaͤuterling weit vor / denn dieſes iſt ein ſehr kalt Bier / und denen Studenten und Studirenden ſchaͤdlich / es ſeye denn ein hitziges ſub - jectum, dem laſſe ichs maͤßig zu. Das Naumburger hat auch eine ſtarcke Harntreibende Krafft / aber wegen ſei - ner Salpetriſchen Eigenſchafft ſehr kalt / derowegen zum ordentlichen Tranck von allen nicht zuerwehlen / als nur von denen Choleriſchen / hypochondriacis und Scharbockiſchen / denen es wegen ſeines nitreuſiſchen und martialiſchen Saltzes billich zu rathen / auch in der That viel gutes ihnen erzeigen wird. Wo es aber nach deß Reuſneri falſcher Meinung ſolte Blindheit und der Au - gen Bloͤdigkeit verurſachen / waͤre es nicht zu loben. Das ſo genante Neu - waͤrcker zu Hall hat vor den Puff den Vorzug / derowegen / wo es nur rein und lauter / nicht zu verwerffen. Brey - han giebt zwar Nahrung / aber wegen des Weitzens / auch Schleimigkeit / ver - urſachet Blehung / Verſtopffung / undtreibet193und derer Curen. treibet den Urin nicht ſo fort /(θ)Möllenbroc. de Arthrid. v. ſ. p. 102. §. 49. mehret die Galle / machet Gaͤhrungen / vermehret den Scharbock und zufoͤr - derſt das malum hypochondriacum(ι)Mœb. Inſt. med. p. 520. Waldſchmid. fund, med. p. 110. doch iſt der Hannoveriſche / Halber - ſtaͤdiſch und Quedlinburgiſche fuͤr ſich gelaſſen ein guter Trunck denen / die es gewohnet. Leipziger / Jeniſches und Wittenbergiſch Bier ſind Stu - denten nicht geſund / denn ſie verurſa - chen groſſe Kranckheiten / als den Stein / Colic, Strangurie, machen einen unrei - nen Magen und Gebluͤt. Merſebur - giſch / wo es rein und unverfaͤlſcht / iſt zwar ein gut Magen Bier / machet a - ber reiſſen im Leib und greifft den Kopff zu ſtarck an / doch maͤßig getrun - cken ſtaͤrcket es den Magen und giebt Kraͤffte. Weit beſſer und herrlicher / auch geſuͤnder iſt das beruͤhmte / ſchmack - haffte und an der Farbe angenehme Torgauer Bier / welches ſeine Gold - ſarbe ſchmackhaffte / und geſunde Ei -Jgen -194Studenten-Kranckheitengenſchafft hat von den Waſſer / wel - ches wie ein Cryſtall von den Waͤldern und Bergen entſpringet und der Kraͤuter und andren guten Wurtzeln Tinctur in ſich hat. Dieſes iſt ein recht Krafft - Bier / fuͤr Manns und Weibs-Per - ſonen / auch fuͤr Gelehrte und Studen - ten / denn es erhaͤlt die Lebens-Geiſter in ihrer Staͤrcke und bringet Nah - rung und Krafft dem ſchwachen Leibe / iſt derowegen wohl werth / daß es alle und iede zur Geſundheit trincken moͤ - gen / doch maͤßig und ohne Rauſch / ſo wird es beſſere Staͤrckung geben als der verfaͤlſchte Wein ſelbſt. Da - von mit der Zeit ein mehrers. Wur - tzener iſt auch ein geſunder Trunck fuͤr Gelehrte und Studenten / wie auch das Eulenburger. Jens hat eine gelin - de laxirende / dieſes eine faſt gleiche / doch etwas ſtaͤrckere Eigenſchafft / doch iſt jenes beſſer / weil das Eulenburger ſtarcke Blehung machet / und deßwe - gen Anlaß zum Toback ſchmauchen gie - bet. Nichts deſto mehr hat es auch ſein Lob / weil es nicht ſo leicht in denKopff195und derer Curen. Kopff ſteiget. Zerbſter Bier fuͤr ſich gelaſſen iſt gut am Geſchmack und an - dern Tugenden / wo es nur nicht ver - faͤlſchet wuͤrde mit denen ſchmiralien / ſo waͤre es wuͤrdig auf Univerſitaͤten zu haben und zu trincken. In dieſem al - len muß nun ein iedweder auf ſeinen Magen / Natur und Gewohnheit ſe - hen / und pruͤfen / was ihme am be - ſten dienet /(κ)Bordinus method. ad Galen. libr. de tu - end. ſanit. c. 9. auch auf der Univer[ſi]- taͤt da er ſich aufhaͤlt / Nachfrage hal - ten / was das geſuͤndeſte und ſeiner Na - tur das beſte ſeyn moͤge; denn hier iſt unmuͤglich alle Bier zu ſpecificiren. Die Prob muß iedweder an ſich neh - men.

Das III. Capitel. Von kalt trincken.

EIn noͤthiges Conſilium iſt es auch / daß man nicht gar zu kalt trincke / es mag ſeyn was es wol - le / denn es verurſachet Schwind -J 2ſucht196Studenten-Kranckheitenſucht(λ)Bonet. Anat. Pract. f. 411. 413. 896. Grembs. arbor integr. & ruinoſ. homin. l. 2 c. 1. p. 9. n. 38. p. 147. und Ungeſundheit(μ)Scacchius de pot. ſalubr. c. 1. & 7. Schvvalv. de querel. ventr. p. 160. Dietrich. Jatr. Hip - poer p. 1422. Bonet. d. l f. 1429. 1673. Syl - vat hiſtor. med. 40. f. 179. Eng - bruͤſtigkeit /(ν)Piſo de morb. à colluv. ſetos. oriund. p. m. 195. 223. Fieber / ja gar den Tod. (ξ)Dolæus d. l. p. 278. Piſanell. de eſculent. potul. fac. p. 315. Th. Bartholin. cent. 4. Ep. p. 47. Bonet. d. l. f. 411. 413.Es ſind zwar einige die das kalte Trin - cken loben wollẽ(ο)Barta de uſufrig glac. & niv. Scach. d. l. c. 9. p. 118. Plinius l. 28. c. 4. u. miſchet Reſtauran - tius Hippocratem mit ein / daß er es auch ſolte gerathen haben / welches a - ber noch nicht erwieſen / ſo ndern wir ha - ben vielmehr das Gegentheil von ihm / daß ers verboten gehabt. Es erfriſchet das kalte trincken zwar das Hertz / aber es muß nicht gar zu kalt ſeyn / denn da - von gehet die Rede.

Das197und derer Curen.

Das IV. Capitel. Wie viel man trincken ſol.

SOnſten heiſſet es: Genugſam getruncken bey Tiſch hilfft zur Geſundheit /(π)Diſputat Inaugural. Autoris. Primeroſi - us de vulgi error. l. 3 c. 18. welches eine warhaffte und richtige Regel iſt / die keiner ohne Schaden brechen kan / ſon - dern in groſſe und gefaͤhrliche Kranckhei - ten fallen wird. (ρ)Jac. Wolff. diſput. de potu literat. p. 54. ſq. Die Urſach / da - mit ichs handgreiflich beweiſe iſt dieſe: Wenn ein Topff mit Speiſe beym Feuer keine genugſame Feuchtigkeit hat / ſo wird alles zu einem trocknen ſaltzigen Gericht / ohne Safft und Krafft / kochet ein / und iſt dem Koch eine Schande; E - bener maſſen iſt es auch mit unſerer Speiſe im Magen beſchaffen / welche bey Mangelung des Trancks nicht kan recht geknetet werden. Denn nechſt der ſaͤurlichen Feuchtigkeit oder Schleim des Magens iſt auch noͤthigJ 3der198Studenten-Kranckheitender andere Schluͤſſel (menſtruum) wel - ches die Milch (chylum) machet und verfertiget / und dieſes iſt die Feuchtig - keit / die deſſen Krafft und Safft ver - mittelſt der Waͤrme ausziehen muß / ſon - ſten giebet es keinen fluͤßigen chylum o - der Milchſafft / zumahlen bey hitzigen ſubjectis und Naturen / da er faſt ver - dorret / wie ich ſolches vitium und La - ſter an vielen obſerviret und auch corri - girt. Daher entſtehen denn Rohig - keiten / Verſtopffungen / Winde / Colic / Abnehmen / zufoͤrderſt das malum hypo - chondriacum, Schmertzen gegen dem Magen und Ruͤcken / und andere Un - gelegenheiten mehr. Demnach blei - bet dieſe meine nachfolgende Haupt - Regul wahr: inter edendum ſæpius eſt pitiſſandum, unter dem eſſen ſol man offt nuͤpffen. Wie ein Becker muß offt Waſſer zum Teig ſchuͤtten / ſonſt be - kommt er ein ungeſundes / dalckigtes und ſchweres Brod / denn der Sauer - teig kan nicht durch den gantzen Brod - Teig zertheilet / vielweniger das Auf - quellen befoͤrdert werden / und wo derTeig199und derer Curen. Teig nicht wohl gehet und in die Lufft ſteiget / ſo giebt es kein tuͤchtiges Brod. Dieſes mercke doch ein iedweder Menſch wohl / zufoͤrderſt aber ein ſtu - dioſus, und trincke bey Tiſch ordinair ſeine Kanne Bier / und wer ſtaͤrcker iſ - ſet / muß auch ſtaͤrcker trincken / laſſet a - ber auch das Nachtrincken lang nach Tiſch bleiben / ſo werdet ihr geſund wer - den und vielen Kranckheiten vorkom̃en. Und ob gleich die wilden Braſilianer / Tupin, Ickin und Imbas beym eſſen nicht trincken / ſo heiſt es doch mit uns: duo cum faciunt idem, non eſt idem. Hinge - gen gar zu viel bey oder nach Tiſch trin - cken / uͤberſchwemmet den Magen / und machet den Chylum zu waͤſſerig / zertren - net deſſen ſchlackrichte Fettigkeit / daraus entſtehet endlich ein Abnehmen und zu - letzt die Waſſerſucht. Es macht auch das ſtarcke trincken / zumahlen vom hi - tzigen Bier oder Wein den Kopff zu ſchanden und verurſachet ein imbecille genus nervorum oder ſchwache Spañ - Adern / welches mit Exempeln wohl waͤre darzuthun / wo ſie nur nicht ſo garJ 4odieus. 200Studenten-Kranckheitenodieus. Noch naͤrriſcher ſind diejeni - gen / die ſich gar zu Boden geſoffen / wie Alexander Magnus und andere mehr ge - than. (σ)Kerchring Spic. Anat. p. 156. obſ. 80. Jac. Pontanus Sal. p. 230. & bellar. Attic. p. 304. Dav von der Beck Exper nat. p p. 58. Schibel in zweyten hiſtoriſchen Luſthauße hiſt. p. 269 ſq. Ronſ. Ep. med. 12. p. 26. de Zenone vivo mortuo vid Baron. tom. 4. Annal. ad Ann. 491. p. 453.

Das V. Capitel. Wenn man trincken ſol.

WIr haben ietzt gedacht / daß die beſte Zeit zu trincken ſey bey Tiſch / nothwendig iſt das ande - re unnoͤthige trincken ſchaͤdlich. Das nuͤchtere trincken / (es ſey denn bißwei - len ein Glaß Wein /) daͤmpfft den Ap - petit / erkaͤlt den Magen / machet Weh - tage / Unruhe im Leibe und den Magen zur Kochung undienlich. (τ)Primero[f]d. V. E. l. 3. c. 12. Schook. de Ce - rev. 47. p. 397.Viele ſo ent - weder verſoffen oder doch eine hitzige Le -ber201und derer Curen. ber haben / ſo bald ſie nur zu Tiſch kom - men / greiffen nach dem Bier Krug / und erkalten den Magen. Vielleicht ha - ben ſie geleſen was Hippocrates meldet / daß man ſol von fluͤßigen die Mahlzeit anfangen; aber dadurch wird nicht der Trunck / ſondern Suppe und andere fluͤßige Speiſen verſtanden. (υ)Pictorius quæſt. phyſ. cent. 2. ep. 79.Nach Tiſch turbiret das kalte trincken die Chylification und die Natur ſelbſt in ihrer Verrichtung / daß ſie ihr penſum und Tagwerck nicht kan zur perfection bringen / ſondern es werden daher ge - ſamlet ſaure Rohigkeiten / daraus entſte - het die Kraͤtze(φ)Waldſchmid. de liter. regim. §. 20. und conſequenter kan auch ein ſolcher Menſch nichts zu neh - men. Wo alſo kein Durſt vorhan - den / ſol man nicht nach garſtiger Ge - wonheit oder einen andern zu gefallen trincken / geſchweige denn ſich doll und voll ſauffen. So iſt auch das trincken auf groſſe Hitze und Bewegung ſchaͤd - lich / davon die Schwindſucht gern ent - ſtehet. Denn in der Bewegung ſindJ 5alle202Studenten-Kranckheitenalle Schweißloͤcher des gantzen Leibes offen / innerlich und euſſerlich / da gehen die warmen Duͤnſte empor / der kalte Trunck aber ſchlaͤgt ſie alſobald wieder darnieder und treibet ſie in die poros o - der Schweißloͤcher zuruͤck / da werden dieſe mit denen Eingeweyden verſtopf - fet / die naſſe niedergeſchlagene ſaltzige Duͤnſte verderben / verfaulen und ver - ſauren in denen kleinen Druͤßigen / zu mahlen auf der Lungen und Leber / da - her eine Engbruͤſtigkeit / Seiten-Ste - chen und nicht ſelten auch die Schwind - ſucht erfolget. Man ruhe vielmehr ein wenig / oder trincke laulich nach und nach. Brantewein nach der Erhitzung iſt ſchaͤdlich / und die ihn zu trincken ra - then / muͤſſen es entweder nicht verſte - hen / oder muͤſſen gute Schlucker ſelber ſeyn. Wer ſich aber nicht enthalten kan / da iſt das ſicherſte / zumahlen im Sommer / daß man ein Glaß voll der beſten præcipitir und Kuͤhl-Tinctur der Hertzblumen oder auch der Tauſend - ſchoͤnigen recht gemacht bey ſich fuͤhre / und etliche 40. biß 50. Tropffen zuvor indas203und derer Curen. das Trincken gethan / ſo wird der Ma - gen damit geſtaͤrcket / das ertzitzte Blut darnieder geſchlagen / das in den Druͤſ - ſigen verborgene dicke molckichte Waſ - ſer reſolvirt, daß alſo daher keine ſolche Furcht zu machen. Oder man trincke von unſern unten beſchriebenen Thee mit ein wenig Kirſchen oder Aepfel - Bluͤten oder auch rothen Roſen / ſo wird das Blut friſch und luſtig werden. Die nun denen Exercitien obliegen / moͤgen doch meinen treuhertzigen Rath folgen / welchen andere Nutzens wegen und mit Fleiß zuruͤck behalten. Der Schlaf - Trunck iſt eben ſo ſchaͤdlich / als andere / dieſer verurſachet ſauſſen in den Ohren / oͤffters Ausſpeyen (Ptyalismum) zumah - len bey denen hypochondriacis, Win - de / die gern des Nachts zuruͤck und in die Adern treten / und andere Ubel noch mehr /(χ)Rolfink. meth. med. ſpec. l. 2. ſ. 3. c. 59. p. 132. ſq. Carricht. herb. [T]. III. p. 268. Mont tom. 1. Conſult. 55. Hœfer. Herc. Med. l. 2. c. 2. p. 135. Horat. l. 1. ep. 19. Lovver. de corde c. 2. p. 148. ſq. zufoͤrderſt aber auch blaſſe Ge - ſichter und laͤſt den Leib nicht gedeyen.

J 6Das204Studenten-Kranckheiten

Das VI. Capitel. Vom Wein.

DEn Wein haͤlt mancher fuͤr ſein arcanum, bißweilen auch nicht unrecht; denn ein guter Wein iſt auch ein gutes ſtomachicum oder Magen-Saͤrckung / er ermuntert das Gebluͤt / erwecket Waͤrme und ap - petit, treibet den Urin / ſtaͤrcket das Menſchliche Hertz / welches alles Stu - direnden nuͤtzlich. Dannenhero rathe ich bißweilen ein gut Glaß Wein zu trincken /

Vina parant animos faciuntque labori -
bus aptos
Wer trinck ſein Glaͤßgen
Wein beym Tiſch /
Wird munter und zur Arbeit
friſch.

Der Wein dienet den Mangel der natuͤrlichen Feuchtigkeit zuerſetzen we - gen ſeiner maͤchtigen feuchten Eigen - ſchafft / erwecket Waͤrme und die Le - bens-Geiſter und hat andere Tugen -den205und derer Curen. den mehr: aber nur nicht zu viel / ſon - ſten trifft ein / was dorten ſtehet:

(ψ)Proverb. l. 2. Eleg. 4.
(ψ)Vino forma perit, vino corrumpi -
tur ætas
Der Wein verzehrt die Schoͤn -
heit bald
Und machet vor der Zeit dich
alt.

Die gar kein Bier nicht trincken / die ſollen den Wein mit Waſſer vermen - gen / ſo koͤnnen ſie ihn an ſtatt des or - dinairen Trancks brauchen. Er ſol zuvor wohl unterſuchet werden / ob er ſey temperirt / welches der beſte / oder ſauer oder Wein-Stein reich / oder ſuͤß oder gar zu geiſtreich / ſo waͤre er nicht zum beſten. Der ſuͤſſe Wein iſt meiſtentheils verdaͤchtig wegen An - ſchmirung / welche Kunſt heutiges Tags nicht ungemein iſt unter den Wein - Schencken / als zum Exempel der Spa - niſche / der offtmahlen ſeinen Urſprung um Erffurt oder Dreßden hat / aber mit Julep alſo verklebet daß er den Geſchmack / Farb und Nahmen nachJ 7muß206Studenten-Kranckheitenmuß Spaniſch ſeyn. Zu dem ſo iſt auch dieſer nicht geſund / zumahlen Scorbutiſchen und Gallichten Naturen / da er die Galle vermehret und ſchaͤrf - fet ſo arg / als andere angemachte fuͤſſe Weine. Der ſaure Wein / wie ihn unſer kalckichte Land bringet / iſt frey - lich Studirenden ſchaͤdlich / wegen deſ - ſen ſtarcken tartariſchen Saͤure. Es ruͤh - men zwar einige den Jeniſchen Land - Wein als unſchaͤdlich und gar ge - ſund / daß er vielmehr allen eingewur - tzelten Grieß mit wegnehme / welches ich etlicher maſſen von denjenigen zu - gebe / die daſelbſt wohnen / und deſſen gewohnet ſeyn / keinesweges aber von denen / die deſſelben nicht gewohnet / und den Ort wieder meiden muͤſſen / auch zartere Leiber und Naturen haben. Wie ich denn ein gleiches obſerviret von denen vertriebenen Reformirten aus Franckreich / die zuvor des Frantz - Weins gewohnet itzo aber den Land - Wein ohne vielen querelen nicht trin - cken koͤnnen / welches hier viel bewei - ſet. Ein guter bitter Francke-Weiniſt207und derer Curen. iſt nicht undienlich zumahlen denjeni - gen / die nicht wohl koͤnnen nuͤchtern bleiben / er verwahret oͤffters fuͤr Fie - ber. Aland-Wein / wo er recht ge - machet / iſt auch ein geſunder Bruſt - und Magen-Wein. Unter allen aber iſt der beſte der rechte Canarien-Seckt / Bacharacher und Rheine-Wein. Der Frantz - und Rheine-Wein wird zwar nicht von allen geruͤhmet / weil er ſich gern wegen ſeines ſubtilen tar - tariſchen Weſens in denen Gelencken und Adern anleget;(ω)Rolfine. d. l. l. 2.[ſ]3. p. 144. ſqq. & ex Coite - ro Bonetus d. l. l. 1. ſ. 15. f. 292. alleine maͤßig getruncken zur Geſundheit wird er ſolch Unheil nicht anrichten / zumahlen bey Tiſch getruncken. Gluͤender-Wein iſt ein ſchaͤdliches Werck / und beſtehet deſſen Krafft in der Einbildung. (a)Kergerus de ferm. p. 220.Am aller ſchaͤdlichſten iſt der geſchwef - felte /(b)Crato Ep. 135. ſq. f. 229. ſq. Ep. 171. f. 286. Schook, de cereviſ. c. 48. welches ich denen Hrn. Stu - denten nicht ohne Urſache offenbahre / damit ſie in den Wein-Kellern ſichnicht208Studenten-Kranckheitennicht ſo leicht betriegen laſſen / er greif - fet an die Nerven / laſſen groſſe Scherf - fe in den Magen und verwirret den Kopff / wie ſolches der Poët auch weiß / ſagende:

Quilibet ingrato fœdatum ſulphure
Bacchum
Ad Phlegetontæas ſe parat ille vias.
Das iſt
Wer viel geſchweffelten Wein
thut trincken /
Den wird der Todt ins Grab
verſincken.

Das VII. Capitel. Von des Weines Tugenden und Gewalt.

DEr Wein iſt zwar formaliter kalt und gelind / aber virtuali - ter hitzig und maͤchtig / davon Lutherus ſaget:(c)Tom. 3. Jen. p. 224. b. Der Wein ge - het zum erſten glatt / und ſuͤß ein / ſonderlich weñ der Truncken-Bold trotzig iſt / ſo laͤſt ſich der Weingetroſt209und derer Curen. getroſt ſauffen. Aber zuletzt wird der geſoffene Wein Herr im Kopff und wirfft den Sau-Ritter unter die Banck. Maͤßig getruncken er - freuet er des Menſchen Hertz / welches zumahlen denen Melancholicis zuſtatten koͤmt / die bißweilen ein Glaͤßgen abſte - chen koͤnnen / ohne Furcht des leidigen Zipperleins / welches eben ſo bald nicht koͤmt / auch ziehet es nicht bey einem iedweden ein / der Wein trincket / ſon - dern die es abwarten koͤnnen / gern faullentzen und ſich gute Tage machen / die beſuchet es gemeiniglich. Ich glau - be gewißlich / wenn mancher des Apts Othmari Legel oder Wein-Faͤßlein haͤt - te / welches nie abgenommen / noch le - dig worden / wie lange er auch daraus getruncken /(d)Chron Schedelii fol. 162. Calend. Sturm. f. 304 & ex his Alphab. Hiſt. Saxon. p. m. 420. er wuͤrde ſich wenig um das Zipperlein bekuͤmmern / und ſeinem Wein-Maul mehr was zu gute thun / als ſo / doch wirds bey vielen ſo auch nicht geſpahret.

Das210Studenten-Kranckheiten

Das VIII. Capitel. Von Brantewein und Aquavit.

HIer iſt noch wohl zu mercken / daß die meiſten nach Tiſch ſich einbilden / ſie koͤnten durch ei - nen guten Aquavit die Coction und Ver - dauung harter Speiſen befoͤrdern / wel - ches aber nicht zu billigen. Denn erſt - lich hat der Brantewein eine fluͤchtige ſubtile Saͤure bey ſich / welcher deßwe - gen denen hitzigen / Gallreichen / me - lancholiſchen und Scharbockiſchen Leu - ten hoͤchſt ſchaͤdlich / ja wie ein Gifft / und noch ſchlimmer wird er durch das ſuͤſſe Anſchmieren des Zuckers / welches den Leib zur Schwindſucht unfehlbar befoͤrdert. Und gleich wie der Spiritus Vini, oder frumenti (Wein oder Korn Geiſt) wie man ihn insgemein hat / ein untuͤchtiges Menſtruum iſt in der Medicin die Eſſentien und andere Ar - zeneyen zu machen / wegen vielen Schlei - mes (phlegma) und brandichten oͤhlich - ten Geſchmackes / (empyreuma oleo -ſum211und derer Curen. ſum,) ſo iſt er auch im Magen ein un - nuͤtzliches menſtruum, und Verdau - ungs-Mittel. Ja was noch mehr iſt / ſo ſchlegt er den Milch-Safft wie an - dere Saͤure nach der Mahlzeit nieder / daß das Beſte ſich ſetzet / und das Waͤßrige allein bleibet / welches der Natur keinen geringen Schaden brin - get / denn es verſaͤuret / und verhindert des Leibes Nahrung. Man verſuche es auch zum Exempel mit Sauer - Kraut / und ſchuͤtte Brantewein drauff / ſo wird es immer zacher werden hin - gegen Waſſer daruͤber gegoſſen / reſol - viret es in einen weichen Schleim. Damit ich aber denen Liebhaberen deſ - ſelben nicht gar zu hart ſey / ſo rathe ich / daß wer ſolcher harten Speiſe we - gen etwas Brantewein oder Aquavit trincken wil / der thue ſolches gleich bey der Mahlzeit / daß er ſich mit der Spei - ſe vermiſche / und alſo die Kochung und Waͤrme vermehret werde. Kein bequemerer und beſſerer Aquavit aber iſt wie fuͤr Gelehrte / als auch andere zarte Naturen / als das verdoppeltebalſa -212Studenten-Kranckheitenbalſamiſche Krafft und Maſtix-Waſſer / deſſen Zubereitung gantz herrlich und rar iſt / welches den Haupt und Magen trefflich zu ſtatten kommet / und heiſſet billich Studenten Aquavit. Des Mor - gens koͤnnen etliche Tropffen von der Bieſem-Eſſenz darzu gethan werden / ſo ſtaͤrcket es auch das Hertz und Ge - daͤchtnis. Weibes-Perſonen koͤnnen es ſo ſicher brauchen / als Mannes / und die es recht gekoſtet / werden von deſſen Ammuthigkeit und Tugend wiſ - ſen zu ſagen. Doch muß auch hierein eine Maaſſe bleiben.

Das IX. Capitel. Was von warmen Trincken und von den Thee zu halten.

DAs warm Trincken iſt an und fuͤr ſich ſelbſt kein ſchaͤdlich Ding /(e)Freinsheim. de Calid. pot. Le Grand. In - ſtit. Philoſ p. 669. Pechlin. de Pot. Thee. D. Thile Theelog. p. 6. ſq. wo es nur nicht von gar zu hitzigen und ſtarcken Dingengeſchicht /213und derer Curen. geſchicht / als gluͤender Wein / davon in vorhergehenden ſchon geredet worden / ſondern von gelinden einfachen Sa - chen / als Thee, Coffe &c. Es giebt viel Leute in der Welt / die alles warm trin - cken / als da ſind die oben gedachte Braſilianer, Indianer und andere mehr. (f)Salmuth. ad Pancirol. lib. de Cib. cap. mod. veter. uſitat. Berſius, del bever Cal - do Coſtumato da gli antichi Romani. Es koͤmt ja freylich die Waͤrme un - ſerer Natur beſſer zu ſtatten / als Kaͤl - te / und das Leben des Menſchens be - ſtehet in der Waͤrme. Dannenhero zerloͤſen auch warme Getraͤncke mit ih - rer Waͤrme / Duͤnnig - und Fluͤßigkeit die zachen Feuchtigkeit / halten das Blut in ſeinen Fluß und Lauff / ſtaͤr - cken alle Eingeweyd / loͤſchen ab alle Saltzigkeit / und ſtoſſen oder treibẽ durch den Schweiß und Urin der Kranck - heiten Wurtzel und Zuſatz weg. Hier - bey iſt dieſe Behutſamkeit zu behalten / daß man ſich gleich darauff fuͤr kalter Lufft und kalten Trincken huͤten ſol / ſon - dern in der Waͤrme bleiben / ſo iſt eseine214Studenten-Kranckheiteneine geringe / doch gute Artzeney bey gewiſſen Perſonen. Wo man aber darin zuviel thut / wird der Magen ſchlap und traͤg / die Waſſer-Gaͤnge angefuͤllet / der Leib weichlich / und wo keine Bewegung darzu koͤmt / die Waſ - ſer-Sucht oder andere Geſchwulſt dar - auff erfolgen kan. Dahero zwar er - hellet / daß das barbariſche Kraͤutl. Thee an und vor ſich denen barb ari - ſchen Leuten gantz gut(g)Sim. Pauli, Pechlinus, Bontek, Petitus &c. ja auch etli - cher maſſen denen Leichtglaͤubigen und Neubegiergen delicaten Teutſchen und Europæern / derer Aberglaub und noch vielmehr Einbildung weit ſtaͤrcker iſt /(h)D. Thile Theelog. poœm. als jenes / der aus purer Einbil - dung einen groſſen Sack auf dem Ruͤ - cken bekommen. (i)Kerck. d. l. p. 6, obſerv. 3.Ich wuͤnſchte / daß ſolche Einfaͤltige Leut aus Einbil - dung auch einen reiffern Verſtand be - kaͤmen / ſo wuͤrden ſie ſich nicht ſo leicht - lich bethoͤren laſſen. Ich ſage ohne Scheu / daß dieſer fremde Thee de -nen215und derer Curen. nen Studenten mehr ſchaͤdlich als dienlich ſey /(k). DThile d. l. & Kirchmajer. p. 17. welches ein genaues Verhalten in der diæt erfordert / die Gei - ſter die durch das ſtaͤtige Nachtſtudi - ren oder andere Exercitia verzehret wor - den / werden dadurch keines weges wie - der erſetzet / dafuͤr ein gut Glaß Wein / das bringet mehr Geiſter und Kraͤffte / als 20. Naͤppigen voll ſolches Kalcks - Waſſers. Und warum ſucht man doch ſolche theure fremde Dinge / und verachtet hingegen unſere koſtbahre ein - heimiſche geſunde Sachen und Gabe Gottes? Iſt es denn nicht wider die Vernunfft? (l)Hier. Bock. Aber die meiſten hal - ten es mit dem Seneca:

Quicquid domi eſt, vile eſtAlles Einheimiſche iſt gering und veraͤchtlich.

Fragſt du aber / welches denn unſere Teutſche Thee ſey / ſo wiſſe / daß es al - le Kraͤuter ſeyn / die ein liebliches / fluͤch - tiges / reines und ſtarckes Saltz haben / als zum Exempel / Ehren-Preiß / Be -tonien /216Studenten-Kranckheitentonien / Andorn / Feld-Kuͤmmel oder Quendel / Salbey / Gamanderlein / Wacholder Beer ꝛc. Was die Vero - nica fuͤr herrliche Kraͤffte hat / weiß nie - mand / als der derſelbigen Anatomie recht angeſtellt / und waͤre zu wuͤnſchen / daß mit iedwedem Kraͤutlein alſo veꝛfah - ren wuͤrde / ſo wuͤrde es mehr Nutzen ſchaffen bey den armen Leutẽ / als ſeithero geſchehen / deñ in denen Kraͤutern iſt eine unvergleichliche Krafft / die ſicher und ohne allen Schaden koͤnnen gebrauchet werden / auch ſinds meiſte Luͤgen / was die alten Kraͤuter-Buͤcher ohne vorher - gegangenen Anatomiſchen Unterſu - chung denen Kraͤutern ohne Grund bey - legen / daß es fuͤr dieſe oder jene Kranck - heit gut ſeyn ſol / aber es ſol noch geſche - hen / und zeiget ſolches SOLLEN eine merckliche und dumme ignoranz an.(m)Croll. in præfat. ad ſignat. rerum p. m-2. eine Formul der herrlichen Studenten Thee, ſol unten folgen / die ich zu dero Be - ſten communicire.

Das217und derer Curen.

Das X. Capitel. Was von dem Caffe zu halten.

EBen dieſe Meinung habe ich auch von dem Caffe, welches der Einſiedel Schickſiedel vor ungefehr 90. Jahr erfunden / worinnen viel Geld ſchon verſchwendet worden. wem es bekoͤmmt / mag es trincken / ich ſehe aber nicht / wie es Studenten koͤn - ne nuͤtzlich ſeyn. (n)Franck. d. orat. Inaugur.

Das XI. Capitel. Von der Schoccolada.

SChoccolada iſt eben nicht werth viel Worte davon zu machen / ge - ſchweige viel Geld dafuͤr zu geben. Es iſt mit einem Wort ein ungeſun - des Weſen / und iſt eine groſſe Ein - falt von denen / die es ſo hoch æſtimi - ren und theuer bezahlen / und worzu es am meiſten helffen ſol / thut es am we - nigſten.

KDas218Studenten-Kranckheiten

Das XII. Capitel. Vom Toback und deſſen Untuͤch - tigkeit.

NIcht unbillich fragt ſichs auch / ob der Toback Studenten nuͤtz - lich? Ich ſage nein / weil eine mehrere nuͤtzliche und gekochte Feuch - tigkeit dadurch aus dem Mund gefuͤh - ret wird / und daher trockene Naturen mehr und mehr ausgetrocknet / und die Geiſter verduͤnnet werden. Was man dem Toback ſonſten gutes zuſchrei - bet / das iſt nicht allemahl war. Denn als vor einiger Zeit ein reicher und vor - nehmer Landſaß mich conſulirete / wie er doch ſeiner uͤberfluͤßigen Dicke und ſtarcken Leibes / oder wie er es hieß / ſeiner Fettigkeit koͤnte loß werden / da habe ich ihm nechſt Verordnung an - derer Medicin den Toback in Uberfluß verboten / welches er auch eine Zeit - lang gethan / und deßwegen zimliches abgenommen und beſſer befunden; als er aber auf die erſte garſtige Ge -won -219und derer Curen. wohnheit wieder gekommen und den - ſelben zu trincken wieder angefangen / iſt meine Weiſſagung accurat einge - troffen in dem er bald darauff in eine toͤdliche Waſſer - und Schwindſucht ge - fallen / welches / ſo er meinem Conſilio gefolget / ſo weit mit ihme nicht kom - men waͤre. War alſo mit ihme keine natuͤrliche Fettigkeit / ſondern eine ſo ge - nante Cachexia Scorbutica. So iſt demnach der Toback jungen Leuten / am allermeiſten aber denen Gelehr - ten und Studenten ſchaͤdlich. Eſt e - nim herba ſtratiotica & martis, non ve - Sophiæ & Artis.

Es iſt ein Teuf - fel / der die Leute aus Wolluſt zum Toback ſauffen antreibet /
Weil er nur truncken macht und voll
Ohne alle Wolluſt naͤrriſch toll /
Und giebt von ſich einen Teuffels - Rauch /
Ohn einen andern Nutz und Brauch.
(o)Moſcheroich. Viſ. 7. p. 653. ſqq.
(o)

Er ſchadet denen Trockenen und dieK 2ſchwa -220Studenten-Kranckheitenſchwache Nerven haben /(p)Simon Pauli de abuſ. Tabac. Meibom. de cereviſ. c. 24. §. 9. Rolfink. meth. med. ſpec. l. 2. ſ. 3. c. 78. p. 143. Waldſchmid. diſſert. d. ſt. D. Hoffm. fundam. Med. p. 188. derglei - chen Art Studenten ſeyn / die ſtarcke und hitzige Sachen nicht vertragen koͤn - nen. Der Toback heiſſet ſonſten auch Petina, quia cerebrum petit. Er ma - chet das Gehirn ſchwartz und trocken / wie die Vielheit der Exempel auswei - ſet. Daß er ſol Tapfferkeit verur - ſachen / iſt mehr ein Aber-Glaub un - ter denen Indianiſchen Voͤlckern Tou - oupinambaultiis in Braſilien / die alſo beſchaffen: Es verſamlen ſich ihre Goͤtzen-Prieſter Caraibes genannt / bringen das Volck in einen Rei - hen / haben ein langes Rohr mit dem Kraut Peto angefuͤllet / das zuͤnden ſie an / blaſen den Leuten den Rauch ins Geſicht mit dieſen Worten: Nehmet hin den Geiſt der Tapfferkeit und Kuͤhnheit eu - re Feinde zu uͤberwinden / darauff ſie denn nicht anders / als waͤrenſie221und derer Curen. ſie von den Teuffeln beſeſſen / ihre Feinde mit groſſer furie anfallen / ſchlagen tod und laſſen ſich todt - ſchlagen. (q)Joh. Lehrius Navig. Braſil, p. 212. 219.Das waͤre wahrhafftig ein ſehr ſchlechtes Mittel wider verzag - te Soldaten. Ich kan mir aber nichts unvernunfftigers einbilden / als 4. 6. oder mehr Kanne Bier beym. Toback zu trincken / und hingegen eine wenige Feuchtigkeit oder Schleim auszuwerf - fen / ja wohl gar die nuͤtzliche und gute Feuchte Salivam oder Speichel abzu - zapffen / und wiederum rohe Feuch - tigkeit einzufuͤllen. Das heiſt ja recht / das ὕςερον πρώτερον geſpielet. Dan - nenhero jener Helm-Staͤdiſche Profeſ - ſor(r)Tappius orat. d. Tobac. es denen Studenten fuͤr ſehr - bel gehalten / die den Toback zu ſtarck und ohne Noth getruncken / ſagende: quid turpius & homine liberali indigni - us, quam ex Cerebro nobiliſſima illa mentis ſede vaporarium efficere? Was iſt doch ſchaͤndlicher und einem freyen Menſchen unanſtaͤndiger /K 3als222Studenten-Kranckheitenals aus dem edlen Sitz der Seelen ein Rauch-Neſt zu machen? Als vor weniger Zeit einem Bauer / der zu - vor groſſe Kopff-Schmertzen hatte / auch ſehr wunderlich und faſt unſinnig war / nach ſeinen Tod den Kopff oͤff - nen laſſen / habe ich befunden / daß ſein Gehirn von vielen Toback gantz Schwartz und trocken war / welches auch ſeiner Unſinnigkeit und Todes Ur - ſach geweſen. Dieſes und dergleichen Exempel(s)Kerckring. d. l. p. 172. obſ. 90. ſollen billich alle und iede von deſſen ſchaͤndlich und ſchaͤdlichen Mißbrauch / zumahlen bey hitzigen Leu - ten abſchrecken. Mann frage nicht / warum mancher / wenn er ein wenig zu Jahren koͤmmt / ſeinen vollkommenen Verſtand und Gebrauch der Nerven nicht hat / er unterſuche nur ein wenig den Mißbrauch des Tobacks und Sauffens / denn er in ſeiner Jugend getrieben / dem wird die Wahrheit a - ber zu ſpaͤt zu ſchreyen / und verkuͤrtzet ihnen wohl gar das Leben. (t)Mollenbroc. d. l. p. 166. ſq. Es iſtden223und derer Curen. dem Rischardo Flitſchero, einem Bi - ſchoff in Londen noch auf dieſen Tag eine ſchlechte Ehre / daß er ſich hat mit den Toback / (dadurch die Engellaͤn - der der barbariſchen Voͤlcker Natur / (als von welchen er kommt) wie einer beym Camdeno ſaget / gleichſam an ſich genommen) zu Tode geſoffen. Der Toback zwar an und vor ſich ſelbſt iſt ein herrlich mediciniſch Kraͤut - lein /(u)Becherus pſychoſopt. p. 213. und nicht unbillich Sana Sancta zu nennen / aber wer es wie ſein taͤg - lich Brod brauchet / der iſt betrogen. (vv)Simon Pauli de abuſ. Tabac. Ich nenne es ein mediciniſch Kraͤut - lein / die es alſo brauchen / als kalte / feuchte / dick und fette / waſſerſuͤchtige Menſchen / auch die an naͤblichten / ſumpffichten Oertern wohnen / oder ſonſt mit kalten Fluß geplagt werden / die empfinden daher oͤffters Huͤlffe und Linderung /(x)Neander Tabacolog. denen Hitzigen und Scharbockiſchen aber widerrathe ich ihm ernſtlich / wo ſie nicht wollen anK 4der224Studenten-Kranckheitender Schwindſucht ſterben. Aber war - um braucht man nicht auch andere ſchoͤne und geſunde Kraͤuterlein als einen Toback / die bey uns wachſen / welches wahrhafftig / zumahlen Gelehr - ten / weit beſſer waͤre / der gleichen Art unten auch folgen ſol.

Dritten Buchs 5. Theilung.

Das I. Capitel. Von der Bewegung.

WIr leſen abermahl beym Hip - pocrate(y)Epid. 6. l. 4. auf unſerer Spꝛache alſo: Der Morgen Spazier Gang oder Bewegung machet al - les Duͤnne im Leibe / und was um das Haupt herum lieget / machet es leicht / hurtig und munter / und be - foͤrdert den Stulgang. Oder die des Morgens ſich bewegen und ein we - nig auf und nieder ſpatzieren / denen wird das Haupt leichter / die boͤſen Duͤn -ſte225und derer Curen. ſte ſo man im Schlaffe geſamlet / weꝛden zerſteubet / daß darnach die Kopff-Ar - beit / nemlich das ſtudiren deſto beſſer von ſtatten gehet / ja der gantze Leib wird hurtiger und zum Stulgang geneigter welche Dinge alle Studirenden zu Huͤlffe kommen. Es ſcheinet faſt / als haͤtte der alte Kirchen Lehrer Hippocra - tes in ſpecie Sorge getragen fuͤr die Herrn Studenten; denn wenn ſie vom Bett gleich die Banck ritten und zum ſtudiren giengen / wuͤrden die Geiſter nicht halb ſo munter ſeyn. Dannen - hero eine gelinde Morgen-Bewegung allen zu recommendiren, wie auch das Ausdehnen des Leibes (die pandicula - tion,) damit die Nerven oder Spann - Ader ihren natuͤrlichen tonum und ſi - tum, die Lebens-Geiſter zugleich mit dem Gebluͤt mehr ermuntert und alſo auch die Seelen Geiſter wieder hurti - ger werden moͤchten / darzu hilfft das kaͤmmen der Haare / denn dadurch wer - den die verdumten Geiſter erwecket / man ſol auch ſeinen Mund und Augen mit friſchem Waſſer reinigen / welchesK 5alles226Studenten-Kranckheitenalles zur Ermunterung der Geiſter die - net und zum ſtudiren hurtiger machet. Die Zunge fleißig abgeſchabet und ein wenig von meinem unten geordneten Schnup-Toback oder Haupt-Pulver gebraucht / koͤmmt dem Kopff auch wohl von ſtatten / ob dieſe Ding gleich noch ſo gering ſcheinen / ſo ſind ſie doch noͤthig denjenigen der ſcharffe Sinnen zu ha - ben verlanget / und koſtet kein Geld. Es recommendiret auch ſonſten nichts mehr einen Studioſum, als die puritas corpo - ris & in ſpecie oris, druͤm iſt nachfolgen - des zu mercken:

Lumina mane manus ſurgens gelida -
vet undâ,
Hac illac modicum pergat, modicum ſua
membra
Extendat. Crines pectat, dentes fricet:
iſta
Confortant Corebrum, confortant -
tera membra.

Nach dieſem ſollen ſie ſtudiren biß eine halbe Stund vor Tiſch / da ſie ſich wie - der ein wenig bewegen ſollen einen Ap - petit zu erwecken. Die aber ihre Ex -ercitia227und derer Curen. ercitia haben / die moͤgen es thun lang vor und auch nicht gleich nach Tiſch / denn beydes iſt ſchaͤdlich / wie oben weit - laͤufftig erinnert worden / jenes verder - bet den Appetit / dieſes ſtoͤſt den Milch - ſafft mit Gewalt fort. Bey denen Ex - ercitiis ſol man ſeinen Leib nicht entbloͤ - ſen / und durch die euſſerliche kalte Lufft den Schweiß zuruͤck treiben / weil es Fie - ber und Kraͤtze verurſachet. Reiten iſt eine erleidliche Bewegung / wie auch das Fahren und dienet zufoͤrderſt denen hypochondriacis und ſchwachen Lei - bern / denn dadurch bleiben doch die an - dern Gliedmaſſen ruhig und werden nicht ſo ſehr ermuͤdet noch krafftloß / wel - ches wohl zu meꝛcken. Auch ſol man nicht alſobald nach ſtarcker Bewegung kalt tꝛincke / weil wir Exempel genung haben / derer / die davon ploͤtzlich geſtorben. (z)Spigel. l. 6. de Corp. hum. fabr. c. 2. Joh. Henr. Pauli Anat. Bilſian. c. 8. p. 88. Schenk. obſ. l. 2. f. 323. Schorer. medic, peregr. p. 105.

Das II. Capitel. Von der Ruhe und Stillſitzen.

K 6Daß228Studenten-Kranckheiten

D man ſich dem Sitzen zuviel ergiebet / iſt nicht rathſam / mein Rath waͤre / man ſtudirete vor Mittag fleißig / und ruminirete Nach - Mittag / das wuͤrde beſſer ſeyn / als con - fuſè Tag und Nacht uͤber den Buͤchern liegen: Denn gar keine Bewegung haben erkaͤltet die Natur und ma - chet einen traͤgen Leib / daher aller - hand Zufaͤlle ſich ereignen. Animus cogitatione intentus, corpus deſerit das Gemuͤth / das mit ſtetigen Gedan - cken angefuͤllet / verlaͤſt den Leib end - lich gar / hingegen Lectio temperata, quam non laſſitudo, ſed conſilium finit, decet ſtudioſos. Maͤßig uͤber den Buͤ - chern ſitzen und leſen ſo daß man nicht daruͤber gantz ermuͤdet / ſon - dern bey ſich ſelbſten zu rath gehet / das geziemet und bekoͤmmt Stu - denten wohl. Nach Tiſch ruhen iſt beſſer als vor Tiſch / dahero iſt auf denen Gymnaſiis ein groſſer Fehler / daß man die ſo genannte Freyſtunden nach und nicht auch vor Tiſch vergoͤnnet / und diearmen229und derer Curen. armen Schuͤler ſo hart einſchrencket / ſo lang biß dero Blut faulen / ausſchwee - ren oder mancher arme Schelm es ſon - ſten ausſiechen muß / mit groſſer Gefahr / daran nicht allezeit das Waſſer / die Lufft / ſondern auch offt und am aller - meiſten des Schulmeiſters ſtrenge und enge Authoritaͤt / daruͤber mancher / wenn er zu Verſtand und Jahren koͤmt / ſeuffzet und ſeiner Lehrmeiſter einfaͤltige gehabte Herrſchafft verlachet. Es heiſ - ſet ja nicht vergebens: Nach Tiſch ſolman eine Gemuͤths und Leibes - Ruhe halten. Dannenhero ſind nach Tiſch alle Exercitia, Gemuͤths-Arbeit / als das emſige Studiren zu meiden / denn dieſe ſind eben aller Rohig-Unver - dauligkeit / der Kraͤtze und der meiſten Kranckheiten Urſacher. Ich wundere mich auch nicht wenig uͤber diejenige / welche die Ruhe verachten / ob ſie gleich wiſſen / daß darin ihre Geſundheit beſte - het und den groͤſten Kranckheiten da - durch vorgebauet wird / zumahlen wel - che hitziger und trockener Natur ſeyn / und der Feuchtigkeit des Leibes durchK 7den230Studenten-Kranckheitenden uͤbermaͤßigen Schweiß ſich berau - ben / woruͤber ſchon laͤngſten Hippocra - tes und Galenus(1)l. de Sanit, tuend. geklaget / daß es die Medici bey ihren Clienten nicht in acht nehmen / und dannenhero mancher mut - willig in Kranckheit fallen und gerathen muß. Ferner iſt noch zu mercken / daß die Poſitur des Leibes im ſtudiren nicht ſeyn ſol gebuͤckt / mit zuſammen gezoge - nen Leibe / ſondern gerade / man ſol aber nicht ſtehen / wie einige unbedacht vorge - ben / denn dadurch muͤſſen die Feuchtig - keiten alle unterwerts fincken / auch neh - men die Beine viel Kraͤffte und Geiſter weg zur Ertragung des gantzen und ſchweren Obern-Leibes / welches dem Nachſinnen abgehet / ſondern darzu die - net ein hoher Stuhl / darinnen man auf - gerichtet ſitzen kan / und dann und wann ein wenig auf und nieder ſpatziret / wel - ches zumahlen denen hypochondriacis und melancholicis geſagt ſeyn ſol.

Das231und derer Curen.

Dritten Buchs 6. Theilung. Von Gemuͤths-Bewegung.

Das I. Capitel. Von Gewalt der Affecten.

DEr Menſch / als der allein unter den Thieren mit Vernunfft be - gabet / ſol in allen Dingen dahin ſtreben / wie er ſeine Affecten zwinge / wohl erwegende / daß die Gemuͤths - Ruhe zur Verlaͤngerung des Lebens die beſte Medicin ſey. Es iſt freylich das Gemuͤth / ſo lang es mit dem Leib durch Huͤlff der Geiſter verknuͤpffet iſt / nicht frey von Kranckheiten / ſondern al - le motus mentis Gemuͤths-Bewegun - gen / Gedancken entſtehen meiſtentheils à motu humorum & temperie von der Bewegung des Bluts und deſſen Tem - perament / oder wie das Blut / ſo iſt die Neigung ſo ſind die Gedancken. Und iſt demnach einem Medico nicht ſchwer die Gedancken der Menſchenproba -232Studenten-Kranckheitenprobabiliter zu erkennen und zu erfah - ren / nach Auſſage des Galeni, der alſo ſpricht: mores animi ſequuntur corpo - ris temperamentum, wie des Menſchen ſein Temperament / ſo ſind auch ſei - ne Geberden / und Gedancken / ſein Dichten und Trachten / wer jenes weiß / kan auch dieſes ergruͤnden. Dan - nenhero ſich ſelbſt zu regieren iſt die groͤ - ſte Kunſt / und gefaͤllt mir wohl / was hier zu der beruͤhmte Frantzoͤſiſche Koͤnigli - che Leib-Medicus der Quercetanus, ſe - tzet / ſagende: Animi affectus ſunt tem - perandi, & ubi vel leviſſima commotio percipitur, confeſtim ejusmodi ignis a - qua continentiæ à ratione ſublimata & a - lembicata extinguendus eſt, das iſt: Die Gemuͤths-Neigungen ſol man maͤſ - ſigen / und wo nur eine kleine Bewe - gung deſſelben geſchicht / ſol dieſes Feuer alſo bald mit dem Waſſer des Enthaltens / ſo von der Vernunfft getrieben und erhoͤhet iſt / geloͤſchet werden / denn ſie greiffen alſobald die Seelen-Geiſter an / und demnach be - zwingen ſie den gantzen Leib / daß dahermanchen233und derer Curen. manchen das Leben verkuͤrtzet wird. (2)Croll. d. l. p. 127. ſq.

Das II. Capitel. Von der Liebes-Sucht oder Inclination.

SOlches ſehen wir an der Liebe / was ſie vor Macht hat bey dem / der da liebet / welches Seneca ex - primirt, wenn er ſaget: Caveant ſibi ſtu - dioſi ab amore, amans enim (amens) vivit in alieno corpore, es ſollen ſich Studi - rende huͤten fuͤr der Liebe / denn ein Lieben der (Unſiñiger) lebet in eines andern Leibe / womit er viel zu verſtehen giebet. Es geben es auch die Kennzeichen eines Liebhabers an den Tag

Amantis
Pallor in ore ſedet, macies in corpore to - to(3)Ovven. l. 2. Ep. 94.
Die bleiche Farb und hagre Ge - ſtalt Den Liehaber verraͤth gar bald.
Die234Studenten-Kranckheiten

Die Lieb bezwinget das tapfferſte Ge - muͤth / und effœminiret den Hertzhafftig - ſten / ſie laͤhmet Zunge und Verſtand / und ſchlaͤgt das gantze Gebluͤt zu Bo - den / ja ſie treibet zur groͤſten Verwegen - heit / quid non mortalia pectora cogit a - mor?

Das III. Capitel. Von der Traurigkeit.

TRaurigkeit iſt ein Gifft des Le - bens / eine Verwirrung der Geiſter und des Verſtandes / zumahlen bey denen hypochondriacis und melancholicis. (4)Dolæus d. l. p. 614.Sie iſt eine Verkehrerin des Gewiſſens / darzu der boͤſe Feind ſich gern geſellet / und ihnen den Weg zum boͤſen zeiget / denn Me - lancholia eſt balneum Diaboli,

Die Melancholey Iſt des Teuffels Baaderey.

Viel ſind aus Traurigkeit ploͤtzlich ge - ſtorben. Von der Traurigkeit heiſſet es: Nichts kan innerlicher und ge -ſchwin -235und derer Curen. ſchwinder unſer Gebluͤt veraͤndern deſſen Eigenſchafft zertrennen und einen unordentlichen Lauff denen Geiſtern beybringen / als der Zorn und Traurigkeit / worinnen auch Sa - lomo(5)Prov. 17. 22. ſq. uͤbereinſtimmet ſagende: Ein froͤlich Hertz macht das Leben luſtig / aber ein betruͤbter Muth vertrocknet die Gebeine. Hoͤrets ihr Melancho - lici, und ſuchet euch eine Ergetzlichkeit / daß euer Hertz freyer werde entweder durch angenehme Muſic, wie David dem Saul gethan / womit er ihn von ſeiner Ubereilung zuruͤck gehalten /

Denn ſie nimt weg Kuͤmmer -
niß und Leyd /
In Schimpff und Schertz bringt
groſſe Freud!
Anch ſonſt macht einen wohl ge -
ſchickt /
In Creutz / Arbeit und Muͤh
erquickt /

Oder durch einen Gott-gefaͤlligen Ge - ſang / welches einen freudigen Geiſt in uns erwecket / daß der Trauer -Geiſt236Studenten-KranckheitenGeiſt weichen muß. Alle Gelehrte / weil ſie an Gemuͤths und Leibes-Kraͤff - ten ſehr ermuͤdet werden / ſollen ſich der Luſtigkeit bedienen nebſt einem Glaß guten Wein / aber in dem HErrn / dadurch koͤnnen ſie vertreiben den tor - porem Spirituum und verdummelte Geiſter / und gehen alsdenn hurtiger an ihr ſtudiren / druͤm heiſt es gar wohl: læta ede, læta bibe, læta age, læta vide,(6)Grembs. de Splen morb. l. 2. c. 1. §. 4. 19. nur daß ſie ihrer Luſtigkeit den Zuͤ - gel nicht zu weit laſſen / ſonſten ſetzen ſie ihre Spiritus extra ſphæram recti, und zertrennen ſie gantz und gar / daß darnach eine groͤſſere Traurigkeit dar - aufferfolget /(7)Dorncr. medull. prax. c. 19. p. 232. wie wir ſolches an de - nen melancholicis, die zuvor gantz auß - gelaſſen (eccentrici) waren in ihrer Lu - ſtigkeit / bald aber wieder gar zu trau - rig. Es dienet auch die Traurigkeit zuvertreiben eine Geſpraͤchhaffte Con - verſation, und ſaget Fracaſtorius, daß der Jungfern und Jung-Geſellen Zu - ſammenkunfft die Melancholey am be -ſten237und derer Curen. ſten vertreiben koͤnne / (accedunt juve - num chori Miſtæque puellæ;) Alleine hier heiſt es auch / cautius cum hiſce eſt converſandum, ne decipiaris, welches leicht geſchehen kan durch ihr rete mi - rabile. Von denen Perſianiſchen Bett - lern ſtehet /(8)Gentius Not. ad Roſar. Muſt. Sadi p. 570. daß ſie denen voruͤber gehenden mit demuͤthigen Geberden einen Spiegel vorhalten / ſie zur Mil - digkeit anzureitzen / wie viel reitzen doch mit ihrem Bettel-Hoffart und ge - ſchminckten Spiegel unſchuldige Her - tzen zum Boͤſen an / und betteln gleich - ſam manchem etwas ab / das er ſon - ſten nicht gethan. Ja unzuͤchtige Me - ren (die man leicht an Reden / Gang und Kleidung erkennen kan) machen es nicht anders als der liſtige und be - triegeriſche Fiſcher dem Fiſch Sargo oder Ziegen-Parſch / welcher Fiſch die Ziegen ſehr liebet / und ihnen deßwe - gen nachſchwimmet / ob gleich offt mit Lebens-Gefahr; Denn die Fiſcher thun Ziegen-Felle an / treten ins Waſ - ſer / fangen und beſtricken alſo mit Liſtden238Studenten-Kranckheitenden armen unſchuldigen Fiſch; Eben alſo gehet es manchem unſchuldigen Verliebten / der noch nicht weiß was Huren-Liebe iſt / wie uns ſolches das Emblema Alciati vor Augen leget. (9)V. Hildebrand. l. 6. 2. Mag. Natur. p. m. 288.

Das IV. Capitel. Vom Zorn.

ZOrn entzuͤndet die Geiſter / ver - aͤndert des Blutes Richtigkeit (συμμετρίαν,) widerſtehet der Weißheit / und bringet den Leib in Her - tze-Leyd / ja er verhindert den Gebrauch der Vernunfft / obſtat animi judicio, & rationis opera perturbat. It. ira præ - ſente nihil rectè fieri poteſt nach dem Cicerone, welches zufoͤrderſt denen Ge - lehrten eine Regul giebet.

Das V. Capitel. Von der Sorge.

UNter den Studenten giebts auch genug Sorge / der eine hat kei - ne Gelder / der andere hat dasſeine239und derer Curen. ſeine liederlich verthan / der dritte kan nicht gelehrt genug werden. Da fin - den ſich vielerley Sorgen. Solche a - ber verurſachen ſich freywillich Unge - legenheit / Melancholey / betruͤben ihr Hertz und Geiſter / machen einen ſchwa - chen und krancken Leib / Cura velut ſpi - na partibus infixa eſt, die Sorg iſt wie ein Dorn / den man in ein Glied geſtochen / dafuͤr man weder Tag noch Nacht ruhen kan. Aus vie - len Sorgen komt der Glieder Schwach - heit und Weichlichkeit / ſie vertrocken und verzehren die natuͤrlichen Kraͤffte des Leibes und verurſachen vor der Zeit graue Haar. Wo ein junger Menſch in groſſer Sorg und Furcht le - bet / der kan am Leibe nicht ſo tuͤgen noch zunehmen / als wenn er frey waͤ - re. Derowegen

Volve tuas in Chriſti humeros prece
ſupplice curas
Hoc dare fata volunt, hoc dare vo -
ta valent.
Wer240Studenten-Kranckheiten
Wer ſeine Sorg GOTT auf -
erlegt
Und alles in den Wind hin -
ſchlaͤgt
Mit beten ſeine Sach faͤngt an /
Der hat in allen genug gethan.

Denn ille beatiſſimus & ſecurus ſui poſſeſſor, qui craſtinum ſine ſollicitudi - ne expectat, der iſt der aller gluͤckſee - ligſt und ſicherſte Menſch / der ſich nicht groß bekuͤmmert um den Morgenden Tag.

Dritten Buchs 7. Theilung. Vom Schlaffen und Wachen.

Das I. Capitel. Wenn und wie lang man ſchlaf - fen ſol.

MAn hat ſich zwar nicht zu be - ſchweren uͤber lehr-begierige Studenten / daß ſie den Schlaff zu viel nachhiengen / drum muß ichs bil -lich241und derer Curen. lich erinnern / daß ſie demſelben als hoͤchſt-noͤthigem Stuͤck der Geſund - heit ja nichts abbrechen moͤchten / denn quòd protrahimus ſomno, vitæ addimus, was wir dem Schlaff zugeben / das ge - ben wir unſern Leben zu / ſtehet dort bey dem Plauto. Es ſol aber geſche - hen 2. oder 3. Stunden nach Tiſch des Abends um 9. Uhr / damit eine voll - kommene Kochung geſchehen moͤge / nicht aber gleich nach Tiſch / als wel - ches ſchaͤdlich. Auch ſol man ſich nicht auf den Ruͤcken legen noch mit abhengigen Kopff / wo man nicht wil naͤrriſche Traͤume haben / ſondern an - fangs auf die Lincke Seiten / daß der Chylus in dem Magen deſto laͤnger bleibe und beſſer gekocht werde / dar - nach auf die rechte Seiten / in der Mitte etwas niedrig oder tief / zum Haupt oder Fuͤſſen aber hoch / und das iſt die beſte Lage / die einen ſanff - ten und geruhigen Schlaff giebet. Hin - gegen iſt der Mittags-Schlaff den meiſten ſchaͤdlich / es ſeye denn einer ſehr trockener und hitziger Natur oderLſey242Studenten-Kranckheitenſey es gewohnet / denn ſo heiſt es von jenen:

Febris, pigrities, capitis dolor atque
Catarrhus,
Hæc tibi proveniunt ex ſomno meri -
diano.

Das iſt: Von Mittags-Ruh kom - men her Fieber / Traͤgheit / Haupt - Schmertzen und Fluͤſſe / welches die pur lautere Wahrheit iſt. Die Laͤnge des Schlaffs kan iedweder nach ſeiner Beliebung und Natur abmeſſen / und darff ſich gar nicht binden an die vor - geſchriebene 7. Stunden / weil immer einem der Schlaff beſſer bekoͤmmt als dem andern / doch kan man auch zu - viel thun / da heiſt es denn / utamur Somno non ut domino ſed ut rebus a - gendis inſerviente, man ſol den Schlaff gebrauchen nicht als ſei - nen Herrn / ſondern als ein Stuͤck das da dienet die Verrichtung zu thun und werckſtellig zu machen. Welche die Morgen-Stunde lieben / ſtehen des Sommers um 4. und nicht um 2. des Winters um 6. und nichtum 4.243und derer Curen. um 4. auf / ſo kan ihre Natur aushal - ten / und ſolches haben viel mit groſſen Nutzen erfahren. Man laſſe aber ja den Schlaff-Trunck mit frieden / (es ſey denn der Durſt zu venement,) wo man nicht wil die gantze Kochung ver - hindern / und Kopff-Schmertzen oder andere Verdrießligkeiten davon tragen. Auch ſollen ſie ihre Haͤupter des Nachts wohl verwahren fuͤr der Kaͤlte / Lufft und Monden Schein / die Fenſter zu machen / denn ſolches iſt ein groſſer Fehler bey vielen / der zu verbeſſern.

Dritten Buchs achter Theilung.

Das I. Capitel. Vom Stuhlgang und anderer Ausfuͤhrung der Natur.

WAs die enth altene Unreinigkeit des Leibes fuͤr Schaden verur - ſachet / erfaͤhret iederman der ſolches verhindert. Hier iſt wohl zu - mercken / daß die Natur fein wohl undL 2ordent -244Studenten-Kranckheitenordentlich gewehnet werde / daß ſie ihr Amt des Morgens fruͤh verrichte. Wil man die Natur zu dieſem Werck nicht faul machen / ſo gebe man ihr ihren or - dentlichen und zwar genugſamen Tranck und Feuchtigkeit bey Tiſch / da hingegen deſſen Mangel harte excre - menta verurſachet / welche ein Zeichen ſind truckener Natur / und alſo offt uͤber die Zeit verhalten / und die Winde zu - ruͤck getrieben werden / welche groſſe Beſchwerung gegen das Hertz verurſa - chen / die faulen Duͤnſte gehen in das Gebluͤt / inficiren daſſelbe und verurſa - chen Faͤulung. Derowegen ſol man nichts verhalten / was fort wil. Der Kaͤyſer Claudius gab deßwegen Frey - heit ſolche Winde in die weite Welt zu - laſſen / auch bey Gaſtereyen / weil er er - fahren / daß einer / der ſolche aus Scham - hafftigkeit zuruͤck gehalten / in eine ge - faͤhrliche Kranckheit gefallen /(10)Suetonius in ejus vita c. 32. ob gleich die Alten ſolches der Erbarkeit zum beſten verboten hatten. (11)Plinius l. 8. c. 2.Es gefaͤltmir245und derer Curen. mir des Nicarchi Uberſchrifft uͤber die Winde ſehr wohl / darinnen er zeiget / was ſie fuͤr Schaden bringen koͤnnen / welche Johan. Laſcharis in nachfolgende Lateiniſche Vers uͤberſetzet:

Interimit crepitus ventris detentus in alvo,
Et ſervat blæſum dum canit ille melos.
Ergo ſi perimit crepitus ſervatque ca - nendo,
Regibus imperium par habet hic cre - pitus.

Erasmus meinet / man ſolte den hinder - ſten Huſten (S.H.) mit dem rechten Hu - ſten verbergen oder doch mit den Fuͤſſen ſcharren / ſo wuͤrde er nicht offenbahr / al - leine es erfordert eine Behutſamkeit zu mahlen bey dem Frauenzimmer. Es iſt ja die Windſucht keine geringe Kranckheit / wer ſie erfahren / wird ſie nicht wieder begehren. Es verſtopf - fet ſich auch bißweilen der Urin / welcher auch keine Ergoͤtzligkeit bringet / derowe - gen ſol man ſolchen auch nicht zu lang verhalten / ſondern vielmehr befoͤrdern /L 3und246Studenten-Kranckheitenund die Kunſt bey die Hand nehmen. Zur Erweichung des Leibes dienen klei - ne Roſinen vor Tiſch gegeſſen / meine ge - linde laxirende Pillen / Pflaumen mit Senes Blaͤtter / und weil Studirende meiſtentheils mit Haupt-Fluͤſſen vexiret werden / ſo ſollen ſie alle Monat einmal meine Haupt-Pillen brauchen zur Rei - nigung deſſelben und des gantzen Leibes / welche trefflich gut thun auch das Ge - daͤchtnuͤß ermuntern. Iſ ergo ſanus e - rit, qui benè ingerit, digerit, & egerit. Es ſtatuiren die Medici zweyerley Unreinig - keit / nuͤtzliche und untuͤchtige / dieſe ſind der Stuhlgang / Urin / grober Speichel (ſputum) Schweiß ꝛc. die muͤſſen gaͤntz - lich aus dem Leibe getrieben werden / je - ne aber / als rechte Speichel (ſaliva) ſe - men &c. hat die Natur verborgen / daß ſie nicht ſo bloß ſol verſchwendet wer - den. Dannenhero wer ſeine weiſſe / waͤſſerige geſunde Speichel zu ſtarck auswirfft / als die tobacks-Bruͤder und hypochondriaci thun / die leiden dadurch Schaden; Denn ſie iſt das erſte men - ſtruum ciborum der erſte Schluͤſſel zurAufloͤ -247und derer Curen. Aufloͤſung der Speiſe im Mund / ja ſie muß des Magens Ferment helffen er - halten / Semen eſt ſeri flos, und das beſte aus dem Gebluͤt / wer dieſes zu ſtarck verſchwendet / der verkuͤrtzet ſein Leben / es mag geſchehen auf was Weiſe es im - mer wolle. Jener 16. Jaͤhrige Juͤng - ling bekam ex pollutione Spontanea eine langwierige und ſehr gefaͤhrliche Go - norrhœe, und ſaget deßwegẽ offt beruͤhr - ter ſeel. Herr D. Ammann alſo: Dictum hoc ſit juvenibus quibusdam, qui titilla - tiones improvide ſuſtinent, ſed neſci - unt, quàm extremè ſe enervent adeo, ut poſtea planè fiant elumbeſ, (& non raro impotentes.) Solchen Verſchwen - dern und Hurern ſtehet das Nuͤck Grad ohne Fleiſch heraus / und wird der Menſch wie ein Geribb / und verlieren die Klarheit der Augen. Druͤm iſt es mehr als zu wahr / quod

Balnea, Vina, Venus corrumpunt corpo - ra noſtra,

und weiter nach dem Hippocrate: Tria ſunt vitæ ſaluberrima, laborem non fu - gere, alimonia non Saturari, genituramL 4non248Studenten-Kranckheitennon profundere, 3. Stuͤck ſind dem Le - ben erſprießlich / Arbeit nicht mei - den / mit Speis und Tranek ſich nicht uͤberfuͤllen / und das Semen nicht ver - ſchwenden.

Das II. Capitel. Beſchluß von den Stuͤcken / die zur Diæt gehoͤren.

WEr nun ſolches alles fein in acht nimmt / der wird erfahren / daß die Diæt ſey das eintzige ſpecifi - cum und præſervativum wieder alle Kranckheiten / und koͤnne kein Student ohne ſelbige ſeine Geſundheit erhalten. Und dieſes ſey von denen ſo genannten ſex rebus non naturalibus zur Gnuͤge ge - ſagt. Nun wil ich auch meine Sorge richten auf die vier Jahres Zeiten / als in welchen eine groſſe Veraͤnderung vor - gehet nicht ohne Verletzung der Ge - ſundheit.

Drit -249und derer Curen.

Dritten Buchs neunter Theilung Wie man ſich verhalten ſol in den vier Jahres Zeiten.

Das I. Capitel. Vom Fruͤhling.

WIe die jaͤhrlichen Veraͤnderun - gen und Tempeſtates geſchehen / wiſſen die Aſtronomi am beſten /(12)Ant. Le Grand. Inſtit Philoſ. p. 428. ſq. wir reden nur medicè von dero Ge - ſund - und Beſchaffenheit. Daß der Fruͤhling denen Mitternaͤchtigen Voͤl - ckern ſo gar geſund ſeyn ſol / wie die Al - ten dafuͤr gehalten(13)Hippocr. & Galen. Vid. Rolfink. meth. med. p. 109. erfahren wir warhafftig nicht allemahl / ſondern da gehen die im Winter concipirt und ein - geſetzte Kranckheit / als eine boͤſe Frucht hervor / verſtehe die Fieber / die manchen mit aufreiben / zumahlen wo auf einen harten Winter ein naſſer und gelinder Fruͤhling folget / da denn die verdruͤcktenL 5Feuch -250Studeten-KranckheitenFeuchtigkeiten ſich wieder aus einander wickeln / ſchaͤdliche Gehrungen verurſa - chen / in einen zwar mehres als in den an - dern / welche denen Medicis offt viel zu thun machen / darzu helffen nun mei - ſterlich die naſſen und faulen Duͤnſte der Erden / die wir mit der Lufft in uns ziehen / zufoͤrderſt im Mertz und April. Solte denn nun hier ein gut conſilium medicum nicht noͤthig ſeyn? zu mahlen / wo der Winter noch ein Nachſpiel haͤlt / welches geſchicht / wenn im Martio oder Februario die Sonne mit ihren Strah - len uns wieder Gewonheit erwaͤrmet / dem Leib ſchmeichelt / die Schweißloͤ - cher eroͤffnet / und alſo in dem Leibe al - les beweglich machet / und demnach eine ſolche geſchwinde Veraͤnderung und Kaͤlte wieder einfaͤlt / das muß ja wohl ungeſund ſeyn. Dahero iſt er denen Schwindſuͤchtigen zum Tode befoͤrder - lich. Nun ſind aber die meiſten Stu - denten darzu geneiget / wie oben erwie - ſen. Im Fruͤhling ſage ich gehet eine neue fermentation und Gehrung an / da werden die Lungen anbruͤchig / das Ge -bluͤt251und derer Curen. bluͤt ſchoͤpfft aus der Lufft mehr wilde ſaltzige Theile / da kommen die Vorbo - ten der Durchfall / Huſten / Bocken / Kraͤtze ꝛc.(14)D. Veſti de purg. p. 51. ſolches empfinden die Phthiſici Scorbutici und hypochondria - ci. Hoͤrets ihr Herrn Studenten! In Summa / es koſtet euer edel Leder und Geſundheit / weil ihr von vielen Sitzen und uͤbeler Diæt mehr Unflat und Unrei - nigkeit geſamlet / und daher habt ihr euch am allermeiſtẽ fuͤr andern zu fuͤrch - ten. Wollet ihr aber der Gefahr entge - hen / ſo folget meinem Rath / haltet euch fleißig zu Hauß / vewahret den Leib mit warmen Kleidern / und eſſet nicht gar zu viel / ſo kan die Gehrung nicht ſo uͤber - hand nehmen. Verwahret auch zu der Zeit eure Stuben mit einem geſun - den Raucher-Pulver / richtet euch in al - len nach vorgeſchriebener Diæt, trincket ein Glaß guten Bitter-Wein / oder wer menagiren wil / meine Thee, erwartet darauf einen gelinden Schweiß / ſo wirds nicht viel zu bedeuten haben. Fuͤr allen Dingen aber purgiret den Leib / ſoL 6ge -252Studenten-Kranckheitengehet die Minera oder Wuſt nach und nach weg / und wird der Vogel mit ſamt dem Neſt gehoben / die Natur wird ihr Herr / und kan beſſer den Streit aushalten. Eine mittelmaͤßige Bewe - gung kan auch nichts ſchaden / doch oh - ne Erkaltung. Ein Vomitiv / wo keine Regula obſtans vorhanden / iſt das aller - beſte / denn nichts hebet beſſer aus dem Magen die Urſach / als dieſes / ein ander Purgantz thut es nicht / wo dieſes ge - ſchicht / ſo iſt man mehr ſicher fuͤr Kranck - heiten. Das Aderlaſſen halte ich bey jungen Leuten fuͤr gantz undienlich / dero Blut viel zu edel iſt / daß man es vergeb - lich laſſe dahin lauffen / zu dem gehet mehr gutes als boͤſes mit weg / denn das boͤſe iſt ſchwer / das gute fluͤßig.

Das II. Capitel. Vom Sommer.

AUch der Sommer bringt ſeine Kranckheiten mit / denn zu der Zeit herſchet die Gall uͤber un - ſer Blut / da gehen viel Feuchtigkeitendurch253und derer Curen. durch den Schweiß / ob gleich unem - pfindlich / weg / die zur temperirung der - ſelben noͤthig waͤren / daher wallet das Blut vor Hitze / der appetit faͤlt da - hin / und folgen gern hitzige / Fleck und andere gifftige oder faule Fieber / Ruhr und anſteckende Kranckheiten noch mehr / welche alle unter denen Stu - denten am meiſten graßiren. Die Urſach aber iſt / weil im Sommer mehr fluͤchtige ſaltzige ſchweffelichte al - caliſche Theile in der Lufft wallen / wel - che unſere Geiſter abmatten und ent - zuͤnden / das fermentum des Magens ſchwaͤchen / daher wir im Sommer weniger eſſen / aber deſto mehr trin - cken wegen Mangel der Feuchtigkeit. Hingegen im Winter hat die Lufft mehr ſauer ſaltzige Theile / und noth - wendig iſt auch ein ſtaͤrckerer appetit vorhanden / die Speiſen werden beſ - ſer im Magen gekocht / als im Som - mer. (15)Hippocr. aph. 15. l. 1. eontra Helmont. Endem. p. 153. §. 54. V. Ammannus d. l. p. 186.Es beſtehet die SommerL 7Diæt254Studenten-KranckheitenDiæt darinn / daß man den Leib nicht zu ſehr erhitze mit ſtarcken Exercitiis, Wein / Brantewein / Toback und Zorn / nicht zuviel zu eſſen / mehr zu trincken / Garten-Fruͤchte / als Melonen / ſuͤſſe Apffel / und Kirſchen zu unterlaſſen / denn die ſchaͤrffen das Gebluͤt / meh - ren die Galle und ſchaden den Augen. Zufoͤrderſt ſol man dem Gurcken-Sa - lat nicht zuviel thun / wie gemeiniglich geſchicht / denn gantz verwerff ich ihn nicht / zumahlen wo er recht zuge - richtet. An welchem Ort die Lufft mit garſtigen Duͤnſten und Daͤmpffen an - gefuͤllet wird / als von Stein-Kohlen / da ſol man alle Morgen tuͤchtiche præ - ſervativ brauchen / darzu friſche Rau - ten und ungeſaltzene Meyen-Butter ein gut und leicht Mittel iſt. Zu dieſer Zeit / zumahlen wo die Hitze gar zu groß / laͤſt ſichs nicht wohl mediciniren / denn das Blut iſt ohne dem mit der Gall mehr in wallender Bewegung / derowegen ſol man ſich nur im Fruͤh - ling purgiren und wohl in acht nehmen. Doch koͤnnen gute alterantia nichtsſchaden255und derer Curen. ſchaden / als die Tinctura bellidis oder florum quatuor cordialium, die bey der Hitze in dem Trincken zu gebrauchen / davon ſchon oben geſagt worden.

Das III. Capitel. Vom Herbſt.

KEine ungeſundere Zeit iſt das gantze Jahr / als im Herbſt / da - her er auch genennet wird Mor - borum ferax fruchtbar an Kranck - heit. Denn da treten auf das Thea - trum kalte Fieber und andere langwie - rige Kranckheiten / Huſten / Fluͤſſe etc. Je naͤſſer und kaͤlter / ie ſchlimmer iſt er / da entſtehen gern Hals-Beſchwe - rungen und Baͤulen. Was der Menſch im Sommer nicht recht ausgeſiechet / das wird durch die naſſe und kalte Lufft im Herbſt deſto tieffer in das Gebluͤt getrieben und feſter geſetzt biß zum Fruͤhling / (wo ſie nicht ehe ſterben /) da ſie denn erſt deſſen Schaden em - pfinden / und entſtehet daher meiſten - theils ein ſchwindſuͤchtiges Fieber / wel -ches256Studenten-Kranckheitenches offt lang genug waͤhret / und wenn unerfahrne Artzte auf daſſelbe lang ge - nug curirt haben (und gleichſam die Blumen haben wollen / aber die Wur - tzel ſitzen laſſen /) ſo gehet der patient endlich doch ad patres. Da iſt uns dienlich die weiche Kleider und zarte Sommer-Waͤſche abzulegen / und den Leib beſſer zu verwahren / darinn die groͤſte Kunſt beſtehet. Ich rathe auch nicht lang nuͤchtern zu bleiben / ſondern die duͤnne Haber-Gruͤtz mit ein wenig friſche ungeſaltzene Butter als einen Thee zu trincken / welches den Magen und zarten Naturen eine treffliche Huͤlf - fe und Nahrung giebet / die Schaͤrffe daͤmpffet / und aller Studenten Mor - gen-Speiſe billich ſeyn ſol / ſie machet auch fett / wo ſie recht gebraucht wird. Den Mund fuͤr den garſtigen Nebel und ſtinckender Lufft zu verwahren / als welche in denen Scharbockiſchen und ſonſt zur Kranckheit faͤhigen Lei - bern mehr ſchadet / als mancher glau - ben wird / biß ers in der That erfaͤh - ret. Folget meinem wohlfeilen Rath /es257und derer Curen. es wird keinen gereuen. Noch iſt zu - erinnern / daß man im Herbſt nicht gar zuviel trincken ſol / weil die Lufft ohne diß naß und unſere Leibes-Feuchtig - keit vermehret / auch mit einen aus - trucknenden Pulver die Stuben zu raͤuchern / ſo werden die Fluͤſſe in Au - gen / Ohren / Naſen und Genick oder Ruͤcken wohl zuruͤck bleiben. Purgantia und zufoͤrderſt Schweißtreibende Mit - tel ſind im Herbſt nicht ungeſund / ſie kommen manchem Fieber zuvor / zu - mahlen der Schweiß / den keiner un - terlaſſen ſol / weil zwiſchen der Haut zu der Zeit gern eine ſaltzige Waͤſſe - rigkeit ſtecket / die auf ſolche Art kan zertrennet werden.

Das IV. Capitel. Vom Winter.

KAlten und fluͤßigen Leuten iſt der Winter ſehr verdrießlich / it. wel - che ein unruhiges Gebluͤt haben / als den kalten / ſcharbockiſchen und ſchwindſuͤchtigen Leuten / giebt er einengroſſen258Studenten-Kranckheitengroſſen Stoß und befoͤrdert meiſten - theils den Tod. Der naſſe Winter iſt ſchaͤdlicher als der trockne mit hel - ler Lufft / denn durch jenen wird die Faͤulung befordert / und bringet gefaͤhr - lichen Huſten mit ſich. Ja die Kaͤlte iſt ein ſchaͤdlich Ding / wie oben ge - dacht / die man ernſtlich meiden ſol. Im Winter iſſet der Menſch ſtaͤrcker / als im Sommer / quia calor magis eſt intrinſecus & intenſivus, æſtate magis extrinſecus & extenſivus, weil die Waͤr - me mehr innerlich und beyſammen / im Sommer mehr euſerlich und weit ausgebreitet oder weil im Win - ter die Saͤure des Magens von der Kaͤlte verſtaͤrcket wird / wie einige wol - len / welches aber nichts anders macht / als die concentrirte Geiſter. In die - ſem ſag ich / ſol man die Kaͤlte meiden / ſo viel immer muͤglich iſt / warme Speiſen und Tranck genieſſen / als ein gutes Torgauer Bier und ein Glaß guten Wein / nicht aber auf die Art / wie Horatius meinet /(16)Lib. 1. Carm. Od. IX. der derWolluſt259und derer Curen. Wolluſt zuſehr ergeben und alſo ſchrei - bet:

Diſſolve frigus, ligna ſuper foco Largè reponens: atque benignius De prome quadrimuro Sabina O Thaliarche, merum Diota. Permitte Divis cætera: qui ſimul &c: Quid ſit futurum cras, fuge quærere: & Quem ſors dierum cunque dabit, lucro Appone: nec dulces amores Sperne puer, neque tu choreas, Donec virenti canities abeſt Moroſa &c:

Ich glaube / daß viel auf ſolche Art den Winter hinbringen / ob ihnen gleich ihr Gewiſſen ein anders ſaget. Man ſol auch im Winter ſeine Stu - ben nicht gar zu heiß machen / weil es dem Kopff ſehr ſchaͤdlich und zum ſtu - diren unbequem iſt / die Geiſter wer - den matt und zerſteubet / beſſer iſt es ſich mit warmen Kleidern wohl zuver - wahren / doch kan einer fuͤr dem andern die Waͤrme beſſer vertragen. Im Winter zu purgiren iſt nicht gar ge - ſund / beſſer waͤre es / wenns im Herbſtgeſche -260Studenten-Kranckheitengeſchehen / denn die Feuchtigkeiten ſind dicker unbeweglicher / und dahero ſchwe - rer auszufuͤhren. Wer ſich nun auch in dieſen Stuͤck wird wiſſen in die Zeit zu ſchicken / der wird ſeiner Ge - ſundheit in allen wohl rathen. Nun ſchlieſſe ich unſere guͤldene diæts-Lehre alſo:

Si vis incolumem, ſi vis te reddere ſanum, Curas tolle graves, ir aſci crede profanũ, Parce mero, cœnato parum, non ſit Ti - bi vanum Surgere poſt epulas, ſomnum fuge me - ridianum; Nec mictum retine, nec comprime for - titer anum. Hæc benè ſi ſerves in longo tempore vives.

Das iſt: Wenn du wilt fein ge - ſund bleiben / ſo laſſe alle Sor - gen fahren / meide den Zorn / trin - cke maͤßig den Wein / des Abends wenig / und gehe nach Tiſch ein wenig heruͤm / liebe nicht den Mit - tags-Schlaff; verhalte weder den Urin noch den Stuhl-Gang. Und wo du dieſes alles wohl wirſt inacht161[261]und derer Curen. acht nehmen / ſo wirſtu du ein lan - ges Leben haben.

Viertes Buch / Erſter Theilung. Wie die Studenten Kranck - heiten zu curiren.

Das I. Capitel. Was von der Artzeney zu halten / und ob Studenten mediciniren ſollen.

ES iſt freylich die Artzeney eine Gabe Gottes / und deßwegen nicht zuverachten. Dennoch aber iſt unlaͤugbar / daß noch viel Sa - chen ſeyn / derer rechten Gebrauch wir weder à priori noch poſteriori erfor - ſchen koͤnnen / wegen ziemlicher Ver - finſterung unſers Verſtandes / zumah - len in den Metallen und Minerali en / als in welchen GOtt einen groſſen Schatz verborgen / wenig aber den rech -ten262Studenten-Kranckheitenten Schluͤſſel darzu finden. Und da - hero ſtehen wohl herrliche medicamen - ta chymica in den Buͤchern / welche a - ber in praxi clinica der Wahrheit nicht allemahl reſpondiren / zumahlen bey zarten Leibern. Das Antimonium o - der Spieß-Glaß hat den Schatz aller Schaͤtze in ſich /(17)Baſil. Valentin. p. m. 89. 90. 262. 310. 314. 324. 338. 353. 362. 364. 369. 378. 438. Paracell. Chiturg. minor. l. 2. p. 56. welches viel wiſ - ſen / aber nur der Schale und ihrer Einbildung nach / und deßwegen mit ungewaſchenen Haͤnden an die Arbeit gehen / auch viel ſchaͤdliche Dinge her - vor bringen / die / wie insgemein / alſo auch in ſpecie Studenten manchen Schaden verurſachen propter imbecil - le corum genus nervorum & vim me - dicamentorum δραςικήν. Hingegen ſimplicia, Kraͤuter und andere gelinde Sachen ſind ohne alle Furcht und Schaden zugebrauchen / thun auch offt - mahls mehr / als koſtbahre und theure Dinge. (18)Carrichterus & Crollius de ſignat. Derowegen wollen wirdie263und derer Curen. die Kranckheiten ordentlich durchgehen und mit wenigen doch guten Mitteln denenſelbigen entgegen kommen / welche ſich iedweder zum Hauß-Apotecker an - ſchaffen / oder doch im Fall der Noth und Mangelung eines Medici ver - ſchreiben kan.

Das II. Capitel. Cur der Haupt-Kranckheiten und zwar der Fluͤſſe und Schnup - pens.

DAs Kopff-waſchen waͤre wohl gut / alleine welche zum Fluͤſſen und Kopff-Schmertzen geneigt / denen macht es viel Ungemach / dero - wegen rathe ich vielmehr mit warmen Weitzen-Kleyen und Tuͤchern den Kopff zu reinigen und endlich mit guten wohl - riechenden fluͤchtigen Moß-Puder zu ſtaͤrcken. Darnach

Bezoar-Tinctur

Bruſt -Elixiriedes 1. Qventl.
AgtſteinEſſenziedes ½ Quentl.
Holtz
Ruh½ Scrupel.
Davon164[264]Studenten-Kranckheiten

Davon Abends und Morgens 40. Tropffen in unſerer warmen Thee zu - geben / auch dann und wann darauf zu ſchwitzen. It. Unſere Studenten-Thee fein warm getruncken etliche Tage / darneben folgendes Fluß-Pulver ge - braucht

Lavendel-Blumen 1. pugill (Pugillus iſt / was man kan mit 3. Finger faſſen) Agtſtein / Maſtix / Weyrauch ie - des 1. Quentl. Benzoes, Storax calamit. iedes . Quentl. Machs zum Pulver damit zu raͤu - chern die Stuben und das Haupt.

Schnup-Toback iſt hierin ſchaͤdlich / denn er ziehet die Fluͤſſe mehr herbey. Wil es aber noch nicht vergehn / ſo pur - gire dich

  • Des Cratonis Pillen Maſſe von
  • Agtſtein / 1. Scrupel / Roſen -
  • Scammon. 6. oder mehr Gran.
  • Schweiß-Pulver von Spies -
  • Glaß / 4. Gran.

Daraus mache mit Agſtein-Oehl Pil -len /265und derer Curen. len / nuͤchtern auf einmahl zu gebrauchen. Oder nimm geſchaͤrffte Haupt-Pillen Abends vor Tiſch und auch wenn du ſchlaffen geheſt iedesmahl 24.

Fuͤr den Schnuppen iſt folgen - des Waſſer gut.

  • Majoran Waſſer / 1. Loth /
  • getruͤckneten Eſels Kuͤrbis Safft
  • 2. Gran.
  • Weiſſen Vitriol 3. Gran.

Miſche es wohl zuſammen / davon ein wenig in die Naſen gezogen reiniget das Haupt / und trucknet die Fluͤſſe. Eine oder 2. Pfeiffen Toback denen die es gewohnet / laſſe ich auch zu / wo nur zu dieſem 1. oder 2. keine Null koͤmmt.

Das III. Capitel. Cur der Melancholey und Trau - rigkeit.

HIerin iſt das erſte und beſte ein Vomitiv, zum Exempel:

M Er -266Studenten-Kranckheiten
  • Erbrechender Weinſtein 3. Gran.
  • Weinſtein mit Vitriol verſetzet
  • 6. Gran.
  • Wermuth Saltz 1. Gran.
  • Schweiß-Pulver von Spieß
  • Glaß 4. Gran.

Dieſes Brech-Pulver auf ein mahl nuͤchtern in warmer Bruͤh zunehmen und fuͤr Schlaff / Liegen und Kaͤlte zu huͤten / auch dann und wann ein wenig laulich nach zutrincken. Nach dieſem brauche fleißig des Mynſichts fluͤßige Meiſter-Stuͤck von Stahl / und meinen Haupt ſtaͤrckenden Luſt-Geiſt (ſpiritum lætificantem mnemoneuticum) ſo wird ſich die Traurigkeit bald verlieren.

Das IV. Capitel. Cur der Haupt-Schmertzen.

HIerin brauche die Woche ein - mahl die rechten Franckfurter Pillen und nach dero operation meine Thee, ſo wird ſich der Schmertz bald verlieren / wo nicht ſo laſſe holen

Bezoar267und derer Curen.
BezoarTinctur Quentl.
und 
Ruh1. Scrupel.

Davon 40. Tropffen Schlaffenszeit in kalten Bier zu nehmen. Solte auch dieſes nicht helffen / ſo hebets nothwen - dig ein Vomitiv, z. E.

  • Brech Weinſtein 3. Gran
  • (oder nach dem Alter mehr o -
  • der weniger)
  • Schweißtreibendes Spieß -
  • Glaß 6. Gran.

Zu gebrauchen wie das vorige.

Das V. Capitel. Cur eines ſchwachen Gedaͤchtniß.

IN dieſem beſtehet aller Studen - ten Gluͤck / welches deswegen wohl muß inacht genommen werden. Darbey iſt zumercken / daß ſolches zu ſtaͤrcken groſſe Behutſamkeit erfordert / memoria coacta non diuturna, moderata autem durat. die ſo genannt und bekannte Confectio Anacardina iſtM 2nicht268Studenten-Kranckheitennicht allen gut / und machet zuletzt einen kindiſchen Verſtand. Darzu aber iſt ein treflich remedium mein ſo genannter Spiritus Herculeus mnemoneuticus, der mehr als ein Menſchlich Gedaͤchtnuͤß machet / welches man biß ins Grab ohne einigen Schaden fuͤglich brauchen kan. Die aber ſolchen nicht alezeit haben noch bezahlen koͤnnen / moͤgen ſich mit nachfolgenden Mitteln behelffen /

  • Meliſſen Zucker
  • Betonien Bluͤt-Zucker
  • Meyenblumen-Zucker iedes 2.
  • Loth.
  • Anacardien Lattwerge / 1. Loth.
  • Kermeß Lattwerge mit Bieſem /
  • 2 ½. Quentlein.
  • Species diaxylo aloës
  • diambr. iedes 2. Quentl.
  • Amber Eſſenz, 1. Scrupel.

Mache daraus eine Lattwerge / davon einer Caſtanien groß Morgends und Abends zu nehmen / iſt vortreflich gut. Ein ſehr gut Mittel / welches wenig ko - ſtet / iſt auch nachfolgendes.

Rech -269und derer Curen.
  • Rechte runde Oſterlucey Wurtz
  • Langen Pfeffer
  • Weiſſen Ingwer iedes 1. Loth.
  • Entzian
  • Nelcken iedes 2. Quentlein
  • Nelcken Oehl etliche Tropffen.

Aus dieſem allen ein Pulver / und dar - nach mit Honig zu einer Lattwerge ge - macht auf vorhergehenden Gebrauch.

Des ſonſt beruͤhmten Trithemii Pulver / halte ich fuͤr keine Raritaͤt / weil es den Zweck nicht erreichet / den manche davon gehoffet. Ferner

  • Lavendel Eſſentz
  • Spicanard Eſſenz iedes 1. Loth
  • Amber Eſſenz Quentl.

Dieſes euſſerlich an die Schlaͤffe und Wirbel des Haupts zu ſchmieren. O - der

  • Engliſchen Balſam ½. Quentl.
  • Roßmarin Oehl 12. Tropffen
  • Agtſtein Oehl 1. Scrupel
  • Ausgopreſtes Muſcaten-Oehl
  • 2 ½ Scrupel
  • 270
  • Lavendel Balſam
  • Pulver iedes 1. Scrup.
  • Bieſem 2. Gran.

Mit dieſem Balſam euſſerlich die Schlaͤffe zu ſchmieren.

Das VI. Capitel. Cur des Schwindels.

DArinnen habe ich die Prob von unſerer Thee ſelbſt erfahren mit Nutzen / ſolte es aber zu tief ſitzen

  • Des Brech-Pulvers 3. Gran.
  • Fæcular. pœoniæ
  • Des Sylvii digeſtiv Saltzes ie -
  • des 4. Gran.
  • Auri fulminantis 2. Gran.

Zu gebrauchen / wie die vorigen Brech - Pulver. Nach dem

  • Des Mynſichts vitriol Elixir
  • 2. Quentl.
  • Elixir Proprietatis Paracelſi 1. Qu.

Davon 40. Tropffen Morgends und Abends.

Das271und derer Curen.

Das VII. Capitel. Cur des kalten Gehirns.

DArzu dienet des Sylvii fluͤchtige Saltz mit Meyenbluͤmgen Geiſt / mit ein wenig Amber Eſſenz vermiſchet und in guten Wein eingenommen. Item meine Thee fleis - ſig getruncken. Item nuͤchtern ein paar Pfeffer-Koͤrner oder Cubeben verſchlu - cket / verbeſſert den kalten Magen und Gehirn.

Das VIII. Capitel. Cur in Mangelung des Schlaffs.

  • Laudan. opiati gr. 4.
  • Roſen Zucker 1. Loth
  • Kermeß Lattwerge mit Bieſem
  • 1. Scrupel.

Davon Schlaffens Zeit die Helffte zu nehmen. Man muß hierin ſehen / wie die Natur ſonſten zu gewinnen / denn es laͤſt ſich nicht viel innerlich brauchen / doch ſol noch nachfolgendes dienen.

M 4Ruh272Studenten-Kranckheiten
  • Ruh Eſſentz / 2. Quentl.
  • Bezoar Tinctur, 1. Quentl.

Davon Sehlaffens-Zeit in ein wenig kalten Bier etliche 20. Tropffen zu neh - men.

Eufferlich aber iſt folgendes gut.

  • Alabaſter Salbe / 2. Quentl.
  • Laudani opiati, 6. Gran.
  • Roſen-Oehl / 6. Tropffen.

Von dieſem Saͤlblein ein wenig an die Schlaͤffe geſtrichen.

Wer darzu ein Fußbaad begehret / den recommendire ich des D. Hart - manns ſeines / welches in der Apotecken kan bereitet werden.

Das IX. Capitel. Cur eines ſchwachen Geſichts und Bloͤdigkeit der Augen.

  • Specierum diagalapæ Mynſichts
  • Weiſſe Rhabarbar iedes 15. Gran
  • Colsquinten Kuͤchlein / 3. Gran
  • Schweiß Pulver / 4. Gran.
  • Fenchel Oehl / 1 Tropffen.
Dieſe -273und derer Curen.

Dieſes Purgier Puͤlverlein Morgens fruͤh / wie gebraͤuchlich / einzunehmen.

Man trincke auch fleißig von offt ge - dachten Thee.

  • Majoran Waſſer
  • Augentroſt Waſſer
  • Rauten Waſſer
  • Scheelkraut Waſſer
  • Fenchel Waſſer iedes 2. Loth.
  • Praͤparirter Tutien / 1. Quentl.
  • Campher / 3. Gran.
  • Praͤparirter Perl (die es zu be -
  • zahlen haben) 6. Gran.

Von dieſem Augen Waͤſſerlein Mor - gends und Abends etliche Tropffen in den Augen-Winckel zu laſſen auch euſ - ſerlich mit anzuſtreichen / und ein damit anbefeuchtetes Laͤmpgen aufzulegen.

NB. Angelicken Wurtz gekaͤuet und den Odem in die Augen nuͤchtern ge - blaſen / iſt ſehr gut.

Otter Schmaltz / 1. Quentlein.

Davon einen Tropffen warm in das Auge gethan / auch etwas an das Au - gen-Lied euſſerlich geſchmiert / ſchaͤrffetM 5das274Studenten-Kranckheitendas Geſicht mercklich. Doch rathe ich in Augen Beſchwerungen nichts oh - ne Vorbewuſt des Medici zu gebrau - chen.

Das X. Capitel. Cur des ſchwachen Gehoͤres.

UNſere Thee hat auch hierinn den Preiß. Das beſte Mit - tel aber iſt der ſchon benannte Spiritus Herculeus mnemoneuticus, als welcher alle Sinnen ſchaͤrffet.

Die Franckfurter Pillen 1. mahl in der Wochen gebraucht / verbeſſert ſolches. Der Tobacks-Rauch in die Ohren geblaſen iſt auch offtmahls gut befunden worden. Euſerliche Mittel kan keiner ohne Furcht der Gefahr ge - brauchen / derowegen der Medicus hier - in zu Conſuliren.

Das XI. Capitel. Cur der Blaßheit.

WIlt du ein munteres Gebluͤt und Geſicht haben / ſo brauche fleißig den Spiritum Hercule -um,275und derer Curen. um, er wird dich feurig genug machen. It. brauche bißweilen Amber-Eſſenz in Aqua magnanimitatis oder guten Wein / vergieß auch nicht der Thee, welche das Blut erfriſchet.

Das XII. Capitel. Cur boͤſer Haͤlſe und geſchwollenen Mandeln.

  • Bezoar Tinctur . Quentl.
  • Holtz-Eſſence 1. Quentl.
  • Ruh Troffen ½ Scrupel

Davon 40. Tropffen Morgens und Abends / nach belieben einmahl dar - auff zu ſchwitzen.

  • Hufflattig-Waſſer
  • Hauß-Lauch-Waſſer iedes .
  • Loth.
  • Maulber-Safft.
  • Gruͤn Nuß-Schahlen-Safft ie -
  • des 1. Loth.

Mit dieſem Gurgel-Waſſer fleißig den Halß auszuſpuͤhlen.

M 6Klatſch -276Studenten-Kranckheiten
  • Klatſch-Roſen-Safft.
  • Nuß-Schalen-Safft iedes 1. Loth.

Davon dann und wann ein wenig den Halß hinterlauffen zu laſſen / zumahlen / wo man Hitze darin empfindet.

Wo aber die Mandeln verſchwollen.

  • Melioten-Pflaſter 2. Loth.

Dieſes aufzulegen / wenn man zuvor geſchwitzet.

Vierten Buchs 2. Theilung.

Von Bruſt-Kranckheiten. Das I. Capitel.

Cur des ſchweren Athems und Dampffs.

  • Bruſt-Elixir 2. Quentlein
  • Salmiac-Geiſt mit Saſſafras
  • ½ Quentl.
  • Aniſirter-Schweffel-Balſam
  • 4. Tropffen.

Davon 30. Tropffen Morgens undAbends277und derer Curen. Abends in ein wenig Lufft-Waſſer

Iſt es aber von Verſtopffung und Cachexie

  • Des Quercetani cachectiſche
  • Pulver 2. Quentl.
  • Des geſegneten Lebens-Pulvers
  • 1. Quentl.
  • Dreßdens rothes Leber-Pulver
  • Præparirte Aron-Wurtzel iedes
  • ½ Quentl.
  • Antimonium martiale Cachecti -
  • cum 1. Scrupel
  • Gediſtillirt Mußcaten-Bluͤt-Oehl
  • Nelcken-Oehl
  • Zimmet-Oehl iedes 1. Tropffen.

Mache daraus ein ſubtil Pulver / da - von alle Morgen eine gute Meſſer - Spitze vol / wie auch nach Mittag um 3. Uhr / und darauff zubewegen.

  • Des Quercetani Pillen-Maſſa
  • von Weinſtein ½ Quentlein
  • Brech-Pulver 2. gran.
  • Fenchel-Oehl 1. Troffen

Mit genugſamen Elixir-Proprietatis ma - che Pillen / auf einmahl Morgens fruͤh zu nehmen.

M 7Elixir278Studenten-Kranckheiten
  • Elixir-Proprietatis ohne Saͤure
  • 2. Quentlein
  • Loͤffel-Kraut-Geiſt
  • Aniſirter Salmiac-Geiſt iedes
  • 1. Scrupel
  • Eſſence zur Blehung 1. Quentl.

Davon 40. Tropffen alle Abend.

Das II. Capitel. Cur des Huſtens und Engebruͤſtig - keit.

WO man ſich einer Schwind - ſucht befuͤrchtet

  • Des Poterii Pulver wieder die
  • Hectic 2. Quentl.
  • Schweiß-Pulver ½ Quentl.
  • Præparirte Aron-Wurtz
  • Pulveriſirte Lorber-Beer iedes
  • 1. Quentl.
  • Specierum diatragacanthi frigidi
  • Des geſegneten Lebens-Pulvers
  • iedes 2. Scrupel
  • Des weiſſen Indianiſchen Bal -
  • ſams 1. Scrupel
  • 279
  • Aniß-Oehl 6. Tropffen
  • Weiſſen Zucker 2. Loth.

Von dieſem Bruſt und Huſten Tre - ſeney offt eine Meſſer-Spitzen voll zu nehmen.

Das III. Capitel. Cur der Schwindſucht.

HIerin iſt das eintzige Meiſter - Stuͤck / mein ſogenantes Elixir benedictum Antiphthiſicum A - quâ traumatica Solatis, mit welchen die gefaͤhrlichſten Schwindſuͤchtige ſind gluͤcklich curiret worden. Auſſer dieſen.

  • Gruͤne Rauten / Huff-Lattig / die
  • nicht an dem Waſſer waͤchſt / ſtoſ -
  • ſe dieſe gantz klein / darzu thut man
  • den ausgepreſten Safft von ſpi -
  • tzigen Wege-Breit / und machet
  • daraus mit reinen Honig beym
  • Feuer eine Lattwerge / und wer
  • ſolche brauchet nuͤchtern oder wem
  • es beliebet / der wird Wunder
  • 280
  • an ſich ſehen / doch wird es noch
  • beſſer ſeyn / wenn erſtlich das Ge -
  • bluͤt und Magen gereiniget iſt.

Oder

  • Scordien, Gunder-Mann / ſto -
  • ſet es zu Pulver / miſch es an mit
  • ein wenig Zucker-Cand / das hei -
  • let alle Lungen-Geſchwuͤr.

NB. Groſſe Kraͤuter und Schwind - ſuchts-Traͤncke ſind nicht gar dienlich / ſie beſchweren nur den Magen.

Die verzehrende Schaͤrffe aus dem Blut zu bringen / hilfft nachfolgendes

  • Præparirte Krebs-Augen.
  • Per-Mutter
  • Des Poterii Pulver wieder die
  • Schwindſucht
  • Præparirte weiſſe Kreide
  • Schweiß-Pulver iedes 1. Quentl.
  • Bley-Zucker / 2. Scrupel
  • Aniß Oehl mit ein wenig Zucker

Davon Schlaffens-zeit 2. Meſſer-Spi - tzen vol zu nehmen

  • Schweffel-Blumen 1. Loth
  • Schweffel-Milch 1. Quentl.
  • 281
  • Florentiniſche Viol-Wurtz
  • . Quentl.
  • Ibiſch-Wurtz 2. Quentl.
  • Suͤß-Holtz 1. Loth.
  • Pulver wieder die Schwindſucht
  • Haly . Loth.
  • Getaͤffelten Rofen-Zucker 5. Loth.

Mache daraus ein Treſeney / und nim des Tags 3. Meſſer-Spitzen voll als des Morgens / Nach-Mittag und des Abends eine.

Wem aber ein Lugen-Tranck beliebt

  • Hufflattig / Ehren-Preiß / Iſop -
  • Lungen-Kraut / weiſſer Andorn /
  • Maͤuß-Oehrlein / Scabioſen -
  • Kraut / Frauen-Haar / Tauſend -
  • ſchoͤnigen mit gefuͤlleten Bluͤmi -
  • chen iedes 1. Handvoll rothe
  • Roſen / Hufflattig-Blumen /
  • Scabioſen Blumen iedes eine
  • halbe Handvoll.
  • Aland-Wurtz / Tormentill, Huff -
  • lattig-Wurtz / Pfaffenroͤh -
  • richen-Wurtz / Teuffels-Ab -
  • biß / Wegwart-Wurtz / Pim -
  • pinell-Wurtz / Rothſantel -
  • 282
  • Holtz iedes 2. Loth
  • Engel-Suͤß und Suͤß-Holtz
  • iedes 2. ½ Loth.
  • Aniß / Fenchel iedes 3. Quentlein
  • Kleine Roſinen 4. Loth
  • Der beſten Feigen No. 10.
  • Geraſpelt Hirſch-Horn zuvor ge -
  • reiniget 1. Handvoll.

Dieſe Stuͤck alle klein zerſchnitten / und biß auf die Helffte in friſch Brun - nen-Waſſer gekocht / daß 2. gute Kan - nen uͤbrig bleiben / abgeſeiget und fleiſ - ſig davon zu trincken. NB. hierbey aber ſol man etwas von dem rechten Elixir-Proprietatis nehmen um den Ma - gen zu erhalten.

Das IV. Capitel. Cur der Hectic.

  • Abſorbir-Pulver 1. Quentl.
  • Des Poterii Pulver wider die
  • Schwindſucht 2. Scrupel

Auf 4. mahl einzunehmen des Abends

  • Corallen-Tinctur
  • 283
  • Stahl-Tinctur mit Quitten ge - macht iedes . Quentl.

Davon alle Morgen 35. biß 40. Tropffen

  • Melonen
  • Kuͤrbiß
  • Gurcken
  • Citrullen
  • Suͤſſe-Mandeln /
  • Pinigen iedes 2. Loth
Saamen iedes . Quentl.

Dieſes mit Kalbs-Lungen-Waſſer zu einer Milch gemacht / und zwar ohn - gefaͤhr 6. Loth / thue hinzu

  • Endivien / Borragen
  • Ochſen-Zungen /
  • Hind-Beer
  • Schwaꝛtz-Kirſchen
  • Kuͤhlendes-Hertz
  • Starck wohlrichendes Roſen - waſſer Loth
Waſſer iedes 2. Loth

Endlich thue noch hinzu

  • Præparirte Perl-Mutter
  • Schweiß-Pulver
  • Præparirte Muſchel-Schalen
  • Præparirte Krebs-Augen iedes
  • 2. Scrupel.
Ver -284Studenten-Kranckheiten

Verſuͤße es mit Roſen-Julep oder Manus Chriſt-Kuͤchlein. Davon offt einen Trunck gethan / das wird Krafft und Nahrung geben.

Wider die groſſe Hitze und ſtarcken Schweiß

  • Des D. Gramans Tinctur wider
  • die Schwindſucht 2. Quentl.

Davon Abends Schlaffens-Zeit 30. Tropffen zu geben.

Oder

  • Des Poterii Pulver wider die
  • Hectic 1. Scrupel
  • Krebs-Augen 2. Scrupel

Des Nachts Schlaffens-Zeit zu nehmen.

Noch ein gut Mittel zur variation

  • Des Poterii Pulver wider die
  • Hectic. 1. Scrupel
  • Bley-Zucker /
  • Krebs-Augen iedes ½ Scrupel
  • Corallen-Saltz 8. Gran
  • Perlen-Saltz 3. Gran

M. Auf 2. mahl zu nehmen / iſt treff - lich gut denen / die es bezahlen koͤnnen.

Die285und derer Curen.

Die rechte und verdoppelte Hirſch - Gallerte recommendire ich nicht ohne Urſach.

Das V. Capitel. Cur des Seiten-Stechens.

  • Schweiß-Pulver /
  • Præparirte Krebs-Augen
  • Præparirtes Helffen-Bein
  • Berg-Zinober der præparirt ie -
  • des 1. Scrupel
  • Fluͤchtiges Hirſch-Horn-Saltz
  • 3. Gran.

Dieſes auf 2. mahl in Cardenbendi - cten-Waſſer zu nehmen und darauff zu ſchwitzen.

Oder

  • D. Buſſens Tropffen 2. Quentl.
  • Guͤldenes Gifft-waſſer 1. Quentl.

Davon 30. biß 35. Tropffen in Hol - lunder-Bluͤt-Waſſer zu nehmen.

Oder

  • D. Michels Bezoar-Tinctur
  • 2. Quentl.
  • 286
  • Ruh-Troffen ½ Scrupel

Davon 40. Tropffen darauff zu ſchwitzen.

  • Klatſch-roſen-Tinctur 3. Quentl.

Dieſes halb in ein Noͤſel-Bier zu thun und davon zu trincken. Weil aber offt ein hitziges Fieber dahinter verborgen / iſt es beſſer und ſicherer ei - nen Medicum zu conſuliren.

Vierten Buchs 3. Theilung. Vom Magen und deß Un - tern-Leibes Kranckheiten.

Das I. Capitel. Cur des Magen-druͤckens und uͤbeln Verdauens.

AN dem Magen lieget die gan - Geſundheit des Menſchen. Wo der Magen voll Unreinig - nigkeit / hebet ſolches alles ein gut Vo - mitiv. Nach dem /

  • Præparirte Aron-wurtzel 1. Loth.
  • 287
  • Einheimiſchen rechten Calmuß
  • Pimpinell-Wurtzel iedes
  • 2. Quentl.
  • Præparirte Krebs-Augen
  • 1. Quentlein.
  • Des beſten Zimmet. 2. Scrupel.
  • Mußcaten-Bluhmen-Oehl
  • Nelcken-Oehl iedes 4. Tropffen

Von dieſen Magen-Trieſeneth / Mor - gens und Abends 2. gute Meſſer-Spi - tzen voll zu nehmen.

  • Fluͤchtigen Vitriol-Geiſt
  • Suͤſſen Salpeter-Geiſt iedes
  • . Quentlein
  • Zittwer / und
  • Pommerantzen-Schaalen Eſſenz
  • iedes 1. Quentlein

40. Tropffen Morgens und Abends.

  • Mynſichts Vitriol-Elixir
  • 2. Quentlein.
  • Elixir Proprietatis Paracelſi.
  • 1. Quentlein.

Wiederum 40. Tropffen Morgens und Abends.

  • Maſtix-Geiſt
  • 288
  • Suͤſſen Salpeter-Geiſt iedes
  • 2. Quentl.

Wie die vorigen zu gebrauchen

  • Verdoppelte Wermuth-Eſſence
  • 2. Quentl.

40. Tropffen in Wein zu nehmen.

Wenn der Magen erkaltet und ver - ſchleimet iſt

  • Fluͤchtiges Nelcken-Saltz
  • 1. Scrupel

Davon etliche Tropffen in verdoppel - ten Maſtix-Waſſer oder Wein zu geben.

Das II. Capitel. Cur der Miltz-Beſchwerung.

  • Mynſichts Meiſter-Suͤck von
  • Stahl 3. Quentl.

Morgens und Abends 40. Tropffen.

  • Cardenbenedicten-Kraut / rothen
  • Wermuth Tauſendguͤlden-kraut
  • Roßmarin-Bluͤthen / rothe Ro -
  • ſen / Schlee-Dorn-Bluͤthen ie -
  • des ½ Handvoll
  • 289
  • Senff-Saamen / Aniß / Schar -
  • leien-Saamen Raucken o -
  • der weißer Senff-Samen
  • iedes 2. Quentl.
  • Pimpinell-Wuꝛtz / Muͤnchs-Rha -
  • barbar / runde Oſterlucey /
  • Suͤßholtz iedes 2. Loth
  • Beſten Rhebarber 1. Loth
  • Senes-Blaͤtter . Loth
  • Vitrioliſcher Weinſtein
  • Rechten Saffran iedes ½. Quentl:

Dieſe zerſchnittene Species brauche im Buͤſchel zu einem eroͤffnenden laxiren - den Miltz-Tranck / ein gut Wein-Glaß voll auf einmahl / es muͤſſen aber die 2. Kannen Wein 24. Stunden daruͤber bey gelinder Waͤrme ſtehen. NB. dar - bey muß man alles ſaure meiden.

  • Cachectiſches verſtahltes Spieß -
  • Glaß 1. Quentl.
  • Dreßdens rothes Leber-Pul -
  • ver ½. Quentl.
  • Præparirte Aron-Wurtzel.
  • Helffen-Bein ohne Feuer berei -
  • tet iedes 1. Scrupel

Auf 4. mahl zu nehmen.

N Fluͤch -290Studenten-Kranckheiten
  • Fluͤchtiges arsmatiſches Citro -
  • nen-Saltz
  • Loͤffel-Kraut-Geiſt iedes
  • . Quentl.

30. biß 40. Troffen.

Unſere Thee erweiſet ſich hierinne auch wohl.

Euſſerliche Mittel.

  • Pflaſter von Schirling-Kraut
  • Lorbeeren iedes ſo viel noͤthig /
  • Beſtreich es mit Caper-Oehl /
  • und leg es auffs Miltz.

Das III. Capitel. Cur des Scharbocks.

DIeſen auszurotten erfordert Ge - ſchicklichkeit. Man muß aber wiſſen daß er zweyerley ſey / der hitzige und kalte. Einerley dienet nicht zu allen beyden. In beyden die - net meiſterlich mein ſo genantes Elixir Purificans, und Arcanum Aureum Re - novans, welche ihn gaͤntzlich uͤberwin - den. Nechſt dieſen

  • Des verſtahlten Schweiß -
  • Pulvers
  • 291
  • Præparirt Hirſch-Horn iedes
  • ½ Quentl.
  • Stahl-Vitriol 3. Gran.

Dieſe brauche auff 2. mahl.

  • Erd-rauch / Brunn-Kreß /
  • Oder-Mennige / Bachbungen /
  • Cardebenedieten-Kraut / Tauſend -
  • guͤlden-Kraut / iedes eine halbe
  • Handvoll / Wild Aurin, eine hal -
  • be Handvoll Holunder-Bluͤth /
  • Schledorn-Bluͤth / Camillen -
  • Blumen / Aland-Blumen / iedes
  • 3. pugillen.
  • Agley-Saamen / Loͤffel-Kraut-Saa -
  • men / Koͤrbel-Saamen / Brun -
  • Kreß-Samen / Aniß / Fenchel / ie -
  • des 1. Quentl.
  • Farren-Kraut-Wurtz / runde Oſter -
  • lucey-Wurtz / Aland-Wurtz / En -
  • gel-Suͤß / iedes . Quentl.
  • Suͤß-Holtz 1. Loth.
  • Muͤnchs-Rhabarber 3. Quentl.
  • Galap / weiſſe Rhabarber / iedes 2. q;.
  • rechte Indianiſche Rhabarb. 3. quent.
  • Auſſerleſene Senes-Blaͤtter 2. Loth
  • Scharffen-Zimmet 2. Scrupel
  • 292
  • Vitrioliſchẽ Weinſtein . Quentl.

Dieſe zerſchnittene ſpecies brauche zum Laxier-Buͤſchel in 2. Kannen Wein / 3. mahl des Tages davon zutrincken. Nach dieſem

  • Spieß-Glaß Tinctur mit Wein -
  • ſtein gemacht 2. Quentl.
  • Erdrauch Eſſenz 1. Quentl.

40. Tropffen Morgens und Abends

  • Mynſichts Stahl-Tinctur
  • 1. Loth

Im Sommer ſol man mit Bedacht eine Milch-Cur anfangen. Nim ferner

  • Des Sylvii fluͤchtige Saltz.
  • 2. Quentl.

Davon 40. Tropffen in unſerer Thee, welche auch fuͤr ſich ſehr gut iſt.

  • Holtz-Eſſenz 2. Quentl.
  • Fluͤchtiges Gold-Waſſer wider
  • das Gifft 1. Quentl.

Brauches wie das vorige

So reiſſen und Blaͤhungn im Leibe vorhanden

  • Eſſenz wider die Blehung
  • 2. Quentl.
  • 293
  • Loͤffel-Kraut-Geiſt
  • Brunn-kreß-Geiſt iedes 1. Quentl.

Wie das vorige

NB. Im hitzigen Scharbock ſind itzt beruͤhrte fluͤchtige Artzeney-Mittel nicht dienlich / ſondern gelinde feucht - und kuͤhlende / ja ſaͤuerliche Dinge maͤßig gebraucht ſind beſſer.

Das IV. Capitel. Cur des Mali Hypochondriaci.

DIeſen Feind ſol keiner laſſen ein - wurtzeln weil es ſchwer wieder auszujagen / denn Turpius e - jicitur, quàm non admittitur hoſpes. Hierzu iſt meine richtige diæt der groͤ - ſte Theil der Cur. Uber dieß

Stahl-Tinctur mit Quitten ge - macht / Clyſſus antimonii tartariſa - tus iedes . Quentl.

40. Tropffen Morgens und Abends

Fluͤchtiges aromatiſches Citronen - Saltz Eſſenz wider die Blehung iedes 2. Quentl.

N 3Wie294Studenten-Kranckheiten

Wie das vorige. Nach dieſen

  • Vegetabiliſches Laxir-Pulver
  • 1. Scrupel
  • Scammonien-Hartz 4. Gran
  • Vitriolirter-Weinſtein
  • Sylvii erweichendes Pulver iedes
  • 6. Gran
  • Berg-Zinnober 4. Gran
  • Aniß und Carven-Oehl iedes
  • 1. Tropffen

Dieſes Purgir-Pulver nuͤchtern zuge - brauchen / wie man pfleget; Iſt aber ein Vomitiv noͤthig / ſo

  • Brech-Pulver
  • Spieß-Glaß-Schweffel iedes
  • . Gran
  • Weinſtein-Criſtall 6. Gran

Ein Brech-Pulver nach gemeiner Art zugebrauchen darauff

  • Eſſenz wieder die Blehung
  • Suͤſſen Salpeter-Geiſt iedes
  • 2. Quentl.

40. Tropffen Morgens und Abends. Trefflich gut iſt auch nachfolgendes

  • Mynſichts Tinctur Proprietatis
  • 1. Loth
Da -295und derer Curen.

Davon 50. biß 60. Tropffen in ein we - nig Wein fuͤr das Purgir-Pulver waͤ - re faſt beſſer ein laxirender Kraͤuter - Buͤſchel / der in der Miltz-Cur vorher iſt verſchrieben worden.

Hierzu dienet noch mein Spiritus Herculeus lætificans und Elixir Poly - chreſtum, welche dieſes Uebel bald he - ben und verbeſſern.

Saure Speiſen muß man aber meiden

Das V. Capitel. Cur der Stein-Beſchwerung.

ERſtlich trincke man fleißig die Thee, darnach

  • Agtſteins fluͤchtiges Saltz 3. Gran
  • Berg-Zinober 6. Gran
  • Schweiß-Pulver 8. Gran

Auf einmahl in warmen Thee zu neh - men.

It. Trincke von dem Wacholder - Beeren / wie man mit den Thee pflegt zu thun. Wo er ſich aber hart ange - ſetzet und Schmertzen in den Ruͤcken und Lenden verurſachet / ſo

N 4Wohl296Studenten-Kranckheiten
  • Walrath
  • Præparirte Krebs-Augen iedes
  • ½. Quentl.
  • Berg-Zinober 1. Scrupel
  • Fuͤchtiges Agtſtein-Saltz
  • Hirſch-Horn-Saltz iedes 4. Gran
  • Juͤden-Kirſchen-Kuͤchlein mit o -
  • pio ½. Scrupel

Auf 3. oder 4. mahl Morgens in war - men Thee oder Peterſilgen-Waſſer o - der Bruͤh.

  • Wein-Stein-Trinctur
  • Fluͤßigte Wein-Stein-Erde ie -
  • des 2. Quentl.

50. Tropffen 3. mahl des Tages.

  • Saltz-Geiſt 1. Quentlein

6. Tropffen auf 1. mahl Morgens fruͤh Solte ſich es aber mit einem hitzigen Fieber anlaſſen / ſo gehe man zum Me - dico.

Ein herliches und wohlfeiles Mittel iſt nachfolgendes.

  • Daucus-Saamen 1. Quentlein
  • Peterſilgen-Saamen ½. Quentl.

Zu dieſem ſubtilen Pulver thu ein we -nig297und derer Curen. nig Zucker / Wacholder-Oehl / und Schweffel-Balſam iedes 6. Tropffen Abends und Morgens Meſſer-Spi - tzen weiſe zu gebrauchen.

Wo der Urin nicht fort wil.

  • Vitrioliſchen Wein-Stein
  • Krebs-Augen.
  • Wein-Stein-Cryſtallen iedes
  • 1. Scrupel
  • Cypriſchen Terpentin-Oehl 1. oder
  • 2. Tropffen

Auf 2. mahl. Abends Schlaffens - Zeit die Helffte.

Vierten Buchs 4. Theilung. Von Kranckheiten die den gantzen Leib einnehmen.

Das I. Capitel. Cur der fliegenden Gicht.

Gar dienlich iſt hierinn folgendes.

  • Fluͤchtiger Wein-Stein-Geiſt /
  • Rectificirter Hirſch-Horn-Geiſt /
  • iedes . Quentlein
N 5Da -298Studenten-Kranckheiten

Davon alle Morgen 40. Tropffen in warmen Thee, und ſchwitze darauff.

  • Hollunder-Muß / einen halben
  • Loͤffel voll
  • Reguli Antimonii Medicinalis
  • 15. Gran
  • Præparirter Berg-Zinober 6. Gran
  • Fluͤchtiges Agtſtein-Saltz 4. Gran

Dieſes auf einmahl zu nehmen und dar - auf zu Schwitzen

  • Spitzig Ehren-Preiß / Quendel /
  • Chamaͤderlin / Ruff-Kraut / Frau -
  • en-Diſtel / braune Chamepytis,
  • Schaaff-Garbe / Camillen / Do -
  • ſten / Wald-Poley / aller Welt -
  • Heyl / Weiſſen-Andorn / Meliſ -
  • ſen / Gottes-vergeſſen / 5. Finger -
  • Kraut / Stein-Klee / Feld-Raute /
  • iedes 1. gute Handvoll /

Mache daraus ein Baad / und ſchwi - tze auf das vorige fein wohl.

Spiritus Aſtralis ex fructibus pini
rite parati.

Schmiere damit die Glieder / das thut trefflich gut / oder /

Amei -299und derer Curen.
  • Ameiſen-Geiſt 2. Loth.
  • Fluͤchtigen Regen-Wuͤrmer
  • Geiſt 1. Loth.
  • Hirſch-Horn und Salmiac-Geiſt
  • iedes 1. Quentlein.

Wie das vorige zu gebrauchen. O - der noch beſſer.

  • Spiritꝰ Magnanimitatis 2. Quentl.
  • Fluͤchtiger Regen-Wuͤrmer -
  • Geiſt 1. Loth
  • Hirſch-Horn und Salmiac-Geiſt
  • iedes 1. Quentlein

Wie das vorige.

Das II. Capitel. Cur der Kraͤtze.

  • Rhabarbar-Seel oder Eſſenz
  • 2. Quentlein

Einen halben Loͤffel voll ins Bier zu thun / und des Tages uͤber davon zu trincken / auch 50. Tropffen alle Mor - gen in warmen Bier zu nehmen.

  • Holtz-Eſſenz 2. Quentlein
  • 300
  • Spieß-Glaß-Eſſenz 1. Quentl.

40. Tropffen Morgens und Abends auch nach belieben darauff zu ſchwitzen /

  • Roſen-Zucker 1. Quentlein
  • Species diagalap 1. Scrupel
  • Scammonien-Hartz 4. Gran
  • Mercurii dultis 6. Gran

Darauß mit Zucker ein Biſſen ge - macht / und nuͤchtern verſchlungen.

  • Præparirt Hirſch-Horn /
  • Cachectiſches verſtahltes Spieß -
  • Glaß iedes 1. Quentl.
  • Spieß-Glaß-Schweffel 8. Gran

Dieſes Schweiß-Pulver auf 5. mahl / Abends zu gebrauchen.

  • Fluͤchtigen Wein-Stein-Geiſt
  • 1. Quentlein

45. Tropffen darauf zu ſchwitzen.

  • Aland-Wurtz / Grund-Wurtz /
  • iedes . Loth
  • Katzen-Muͤntz / Oder-Mennige /
  • Seyffen-Kraut / Glied-Kraut /
  • Glaß-Kraut / Krauſe-Muͤntz /
  • Doſten / Chamillen / Quendel /
  • Sanickel iedes 2. Handvoll
  • 301
  • Scabioſen-Blumen / Roͤmiſche
  • Camillen-Bluͤten / Meliloten
  • Bluͤten / Johannis-Kraut -
  • Bluͤten iedes 1. Handvoll
  • Weitzen-Kleye / 6. Loth
  • Lorber-Beer 2. Loth.
  • Toback 1. Loth
  • Roß-Schwefel 4. Loth

Aus dieſen zerſchnittenen ſpecibus ma - che ein Baad

  • Pappel-Salbe 4. Loth
  • Pomade 1. Loth
  • Schweffel-Blumen mit Myr -
  • rhen 1. Quentl.
  • Præparirte weiſſe Nieß-Wurtz
  • ½. Quentl.
  • Mennige mit deſtillirten Eßig
  • Præparirt 2. Scrupel
  • Mercurius dulcis 1. Scrupel
  • Campher 3. Gran
  • Roſen-Oehl 4. Troppfen
  • Lohr-Oehl / ſo viel noͤthig

Mit dieſer Salbe die Gelencke und Kraͤtze zu ſchmieren.

Das302Studenten-Kranckheiten

Das III. Capitel. Cur der 3. und 4. taͤglichen Fieber.

Die Wurtzel zu heben iſt am beſten

  • Des Sylvii erweichendes Saltz /
  • Vitrioliſchen Wein-Stein iedes
  • 15. Gran.
  • Stahl-Vitriol 2. Gran.

Erweichendes Pulver Abends Schlaf - fens-Zeit.

  • Brech-Pulver 3. Gran.
  • Vitrioliſchen-Wein-Stein
  • 12. Gran
  • Wermuth-Saltz 3. Gran
  • Schweffel von Spieß-Glaß
  • 2. Gran

Wie andere Vomitiv zugebrauchen.

  • Mynſichts Vitriol-Elixir
  • Verdoppelte Wermuth Eſſenz
  • iedes 2. Quentl.

40. Tropffen 3. mahl des Tags.

  • So irgends der Paroxiſmus wieder
  • kaͤme
  • China-Chin-Wurtzel 1. Scrupel
  • 303
  • Verſtahlte Salmiac-Blumen
  • ½. Scrupel
  • Nelcken-Oehl 2. Tropfen

Eine Stund vor dem Fieber in war - men Thee, oder

  • China Chinaͤ-Pulver ½. Quentl.
  • Diaſcordium Fracaſtorii, ſo viel
  • noͤthig
  • Theriac Andromachi 1. Scrupel

Auf einmal. Solte auch dieſes nichts helffen / ſo hebet ſolche mein Fieber - Pulver und Elixir alle von Grund aus.

Wieder das 4. taͤgliche Fieber.

  • Vitriolirten Wein-Stein
  • Wein-Stein-Cryſtall iedes
  • ½. Scrupel
  • PrÆparirte Aron-Wurtz 1. Scrup.
  • Cardebenedicten-Saltz 6. Gran

Auf 2. mahl Schlaffens-Zeit

  • Erdrauch-Zucker 1. Quentl.
  • Gummi Gutte roſat. ½. Scrupel
  • Magiſterium Gialap 5. Gran
  • Brech-Pulver ½ Gran
  • Mercurii dulcis 3. Gran
Die -304Studenten-Kranckheiten

Dieſen Purgir-Zucker nuͤchtern auf einmahl zuverſchlingen.

  • China Chinaͤ 2. Quentl.
  • Schweiß-Pulver 1. Quentl.
  • Salmiac-Blumen ½. Quentl.
  • Enzian und Tauſendguͤlden -
  • Kraut-Extract iedes 1. Quentl.
  • Theriac 1. Scrupel

Mit Traganthen-Schleim zu Pillen gemacht / davon 6. oder 8. alle Tag zu nehmen.

  • Pulveriſirten Laſſur-Stein
  • 1. Scrupel

In Tauſendguͤlden-Kraut-Waſſer und darauff zu ſchwitzen. Am allerbe - ſten aber hilfft mein Elixir antiquartium.

Vierten Buchs 5. Theilung. Was in denen 4. Jahres Zei - ten fuͤr Artzeney zu gebruchen.

Das I. Capitel. Fruͤhlings-Cur.

Den Leib zu reinigen

Sen -305und derer Curen.
  • Sennes-Blaͤtter 6. Quentl.
  • Betonien-Blaͤtter 2. Quentl.
  • Tauſendſchoͤnichen und Schle -
  • dorn-Bluͤthen iedes 3. pugill.
  • Lerchen-ſchwamm-Kuͤchlein
  • 1 ½. Qunentl.
  • Engel-Suͤß 3. Quentl.
  • Aniß 2. Quentl.
  • Zimmet ½ Quentl.
  • Galgau 2. Scrupel

Dieſe klein gemachte Stuͤck thue in ein rein Leinen-Saͤcklein / henge es uͤber Nacht in guten alten Wein eine Kan - ne / laß es an warmen Ort ſtehen / da - von Morgens und Nachmittags ein gut Wein-Glaß voll zu trincken. Oder

  • Des Crollii allgemein ausfuͤh -
  • rende Extract 12. Gran
  • Colloquinten-Extract 2. Gran
  • Schweiß-Pulver 4. Gran

Mit Wein-Stein-Tinctur mache 15. Pillen daraus / nuͤchtern auf einmahl.

Elixir Proprietatis paracelſi 1. Loth

Morgens und Abends 35. tropffen Wegen der Milch und Meyen-Cur ſolſich306Studenten-Kranckheitenſich ein iedweder bey ſeinem Medico erfragen.

Das II. Capitel. Sommer-Cur.

  • Elixir Proprietatis Paracelſi
  • D. Michaelis Bezoar-Tinctur ie -
  • des 2. Quentl.

Præſervativ fuͤr anſteckende Kranckhei - ten 40. Tropffen oder

  • Das guͤldene Gifft-Waſſer ſo
  • viel beliebet

30 Troffen alle Morgen in ein wenig guten Wein.

  • Klatſch-Roſen
  • Tauſendſchoͤnichen
Tinctur iedes 2. Quentl.

Davon oͤffters in der groſſen Hitze et - was in das Bier zu thun / zumahlen iſt es dienlich den Hitzigen u. Schwind - ſuͤchtigen auf der Reiſe.

Das III. Capitel. Herbſt Cur.

  • Wermuth / Odermennig / Tau -
  • 307
  • ſendguͤlden Kraut / Erdrauch
  • iedes ½ Handvoll
  • Erdgall 1. Hand voll
  • Schleenbluͤten / Fliederbluͤten /
  • Tauſendſchoͤnigen / Weg -
  • wartbluͤten / Hufflattigbluͤt.
  • iedes 2. pugill.
  • Aniß / Fenchel / Scharley Saa -
  • men iedes 2 Quentlein.
  • Farrenkraut Wurtz / runde O -
  • ſterlucey Wurtz / Rhapontic
  • iedes 1. Loth.
  • Rechte Rhabarb. 6. Quentlein
  • außerleſener Senis Blaͤtter 2. Lot
  • Caßien / ſcharffen Zimmet iedes
  • 1. Quentlein
  • Vitriolirter Weinſtein . q;.
  • Saffran ½ Quentl.

Kraͤuter zum Laxir Buͤſchel in 2. gute Kannen Wein / davon des Tags etliche mahl zu trincken.

  • Liquor Cornu Cervi ſuccinatus
  • 2. Quentl.

40. Tropffen Morgends darauf zu ſchwitzen.

Das308Studenten-Kranckheiten

Das IV. Capitel. Winter Cur.

DA iſt am dienlichſten dann und wann etliche Tropffen des be - ſten Wacholder Oehls oder des rechten Schweffel Balſams in ein we - nig Wein oder Brantewein zunehmen / noch beſſer aber in Meyen Bluͤmigen Geiſt / darbey alle Morgen unſere Thee zu trincken denn dadurch wird das Ge - bluͤt erwaͤrmet / und verrichtet feinen or - dentlichen Lauff.

Zugabe etlicher Stuͤck die taͤglich zu gebrauchen.

I. Studenten Thee.

  • Ehren Preiß Blaͤtter (wohl aus -
  • erleſen) 2. Handvoll.
  • 309
  • Feld-Kuͤmmel mit den Blumen
  • 1. Hand voll.
  • Betonien Blaͤtter 2. pugill
  • Baſilien Kraut 3. pugill.

Dieſes ein wenig klein zerſchnitten / gibt eine anmuthige Thee an Geſchmack / Geruch und Farbe. Im Fruͤhling ſol man die ſchoͤnen Apffel Bluͤt wie eine Thee brauchen / das erfriſchet das Ge - bluͤt.

II. Studenten Toback.

  • Der beſten und außerleſen en
  • Virginiſchen Tobacks-Blaͤt -
  • ter 2. Loth
  • Roßmarin Blaͤtter
  • Majoran Blaͤtter
  • Feld-Kuͤmmel
  • Indianiſch Blat
  • Baſilien Kraut-Blaͤtter
  • Lavendel Blumen
  • Rothe Roſen
  • Stechas Blumen
  • Ringel Blumen
  • Korn Blumen iedes 2. pugill.
  • 310
  • Bieſem Holtz (oder de Nerula)
  • Storax Calamit. iedes 1. gut quentl.
  • Aniß / Fenchel / Coryander iedes
  • auch 1. Quentl.
  • Cardamumen 2. Scrupel.

Dieſe Stuͤck wie einen Toback getrun - cken ſtaͤrcket das Haupt und Gedaͤcht - nuͤß.

III. Haupt und Gedaͤchtnuͤß ſtaͤrcken - der Schnup Toback.

  • Majoran
  • Baſilien Kraut
  • Roßmarin
Blaͤtter iedes ½. Hand vol

Das rechte Marum

  • Lavendel
  • Roßmarin
  • Jaſmin
  • Meyen Blum.
  • Gelbe Veilgen
  • Korn Blum.
  • Ringel Blum
  • Fleiſchfarbe Roſen
Bluͤten ides 2. pugill.
Wei -311und derer Curen.

Weiße Nießwurtz 3 Quentl. Cardamumen 2. Quentlein Indianiſch Tobacks Blaͤtter 1. Handvoll.

Dieſe klein zerſchnittene und durch ge - ſiebete Species befeuchte ein wenig nach der Kunſt mit Pomerantzen Bluͤt Waſ - ſer und ein wenig Amber Eſſentz / thue hinzu

  • Laverdel
  • Majoran
  • Jaſmin iedes 6. Tropffen
  • Cedro 8. Tropffen
  • Roſen oͤhl 10. Tropffen
  • Zimmet Oehl 4. Tropffen
  • des beſten Schlagbalſams etliche
  • Gran.

NB. Es muß aber ſo gemacht werden / daß der Toback von dem Naſſen Sa - chen ſeine bunde Coleur nicht verlieret - ſo wird er ſich lieblich erzeigen.

IV. Angenehmes Raͤucher Pulver.

  • . Agtſtein 1. Quentlein.
  • Benzoes
  • 312
  • Storax Calamita iedes . Quentl.
  • Maſtix / Weyrauch iedes 1. Scrup
  • Lavendel Blumen / 3. pugill.
  • wohl riechende Spaniſche Maſſa
  • guten Theil
  • geraſpelt Roſen Holtz ein wenig.

Mache es zum groben Pulver / das giebt einen angenehmen und dem Kopff zutraͤglichen Geruch.

V. Ein gutes Zahn Pulver.

  • Des weiſſen Jeniſchen Streu -
  • Sand Stein / der gegen dem
  • ſo genannten Teuffels Loch
  • waͤchſet / und wohlfeil iſt 6. Loth
  • Calcinirter Pimſtein 2. Loth
  • weiſſen Weinſtein 1. Loth.
  • Tormentill Wurtz 2. Quentl.
  • gebraunte Alaun 1. Quentlein.
  • Vitriol Geiſt wenig Tropffen
  • Lavendel / Roſen und Nelckenoͤhl
  • iedes etliche Tropffen
  • Zibeth 3. biß 4. Gran.
Giebt313und derer Curen.

Giebt ein ſchoͤnes wohlfeiles Zahn - Pulver / welches die Zaͤhne weiß und rein haͤlt / den Zahn Schmertzen hindert und derſelben Geſtanck vertreibet. Man macht es auch mit Kugel-Lack roth.

VI. Herrliches Studenten Treſenet.

  • Cand Zucker 1. Pfund
  • Ingwer /
  • Galgan /
  • Nelcken /
  • Muſcanten Nuͤß /
  • Zitwer /
  • Cardamumen /
  • Salbey Blaͤtter /
  • Aniß /
  • Senff /
  • Cawen /
  • Fenchel /
  • Rauten Saamen /
  • Pimpinell Wurtz /
  • Angelicken /
  • Laquiritzen Holtz /
  • 314
  • weiſſen Weyrauch /
  • des beſten Zimmet /
  • der rechten Rhabarb. iedes 1. Lot

Dieſes alles mache zu einem ſubtilen Pulver / und ſieb es durch / davon 3. Meſſer Spitzen voll des Tages. Iſt gut in Abnehmen des Leibes / Schwind - ſucht / Blaßheit / Scharbock / Schwach - heit des Kopffs / boͤſen und ſchwachen Magen / verlohrnen Appetit / Weheta - gen des Leibes / erwaͤrmet den Magen / verzehret alle Cruditaͤten / zertheilet die Winde / und wehret den Fluͤſſen / Mor - gens / nach Tiſch und Abends zu gebrauchen.

[figure]
Regiſter[315]
[figure]

Regiſter der jenigen Auto - rum, ſo in dieſem Buch angefuͤhret.

A.

  • ARiſtoteles
  • Alexander ab A - lexandr.
  • Ammannus
  • Ambroſius
  • Aretius
  • Alexandrinus
  • Athenæus
  • Albizius

B.

  • Boccalini
  • Borellus
  • Barbatus
  • Bernhardus
  • Biblia
  • Th. Bartholinus
  • Bava Boſra
  • Boyle
  • Brentius
  • Becherus
  • Bordinus
  • Bonetus
  • Barra
  • Dav. von der Beck
  • Baronius
  • Berſius del bever caldo coſtumato da gliantichi Ro - mani
  • Bontekoe
  • H. Bock.

C.

  • Carthuſianus
  • Chemnitius
  • Cuchlerus
O 2Car -[316]Regiſter der Autorum.
  • Carrichterus
  • Coiterus
  • Crato
  • Corpus Juris
  • Cedrenus
  • Curtius
  • Crittas
  • Collutius
  • Camerarius
  • Cato mæjor
  • Crollius
  • Cicero
  • Celſus
  • Petrus[}]à Caſtro
  • Roderie.
  • Curcellæus

D.

  • Dolæus
  • Dietericus
  • Druſius
  • Drawizius
  • Dorncrell.

E.

  • Etthmüllerus
  • Eraſmus

F.

  • Georg. Francus
  • Fonſeca
  • Freinsheym
  • Eraſm. Franciſci

G.

  • Gentius
  • Glückrad
  • Le Grand
  • Geierus
  • Garmannus
  • Grembs
  • Galkut
  • Guevarræ
  • Galenus

H.

  • Hagecius
  • Hildebrandus
  • Horatius
  • Harſdorfferus
  • Hollerius
  • Frid. Hoffmannus
  • Hippocrates
  • Hœferus
  • Hildanus
  • Helmontius
Kerekrin -[317]Regiſter der Autorum.

K.

  • Kerckringius
  • Kergerus
  • Kirchmayerus

L.

  • Lipſius
  • Lungwizius
  • Lutherus
  • Lohnerus
  • Lampridius
  • Lyranus
  • Löwerus
  • Lehrius

M.

  • Meibomius
  • Mercurialis
  • Mollenbroccius
  • Mœbius
  • Müllerus
  • Macrobius
  • Moronus
  • Mileſius
  • Münſterus
  • Martialis
  • Magirus
  • Miſcellanea N. C.
  • Molinettus
  • Montanus

N.

  • Naudæus
  • Niger
  • Neander

O.

  • Owenus
  • Ovidius
  • Otto

P.

  • Piſanella
  • Pictorius
  • Propertius
  • Pechlinus
  • Pauli
  • Petitus
  • H. Pauli
  • Philander, von Sit - tewald
  • Pfeifferus
  • Pontanus
  • Plautus
  • Plinius
  • Primeroſius
  • Perkins
O 3Po[318]Regiſter der Autorum.
  • Pokokius
  • Panthittus
  • Piſo

Q.

  • Quadenius

R.

  • Rueus
  • Reüdenius
  • Rolfincius
  • Rho
  • Reineſius
  • Ranzius
  • Ronſeus

S.

  • Syneſius
  • Schilhans
  • S. G. S.
  • Sponius
  • Seneca
  • Sebizius
  • Salmuth
  • Smetius
  • Schenckius
  • Schneiderus
  • Sennertus
  • Smitzius
  • Sperling
  • Seldenius
  • Schallerus
  • Schikhuſ.
  • Schook
  • Swalv
  • Scacchius
  • Sylvatus
  • Schibel
  • Spigel
  • Schorerus
  • Suetonius
  • Schedelius
  • Sturmius
  • Saxo.

T.

  • Tacitus
  • Torquemada
  • Timæus von guͤlden Klee
  • Toſtatus
  • Theatrum Europ.
  • Tabernæ montanus
  • Thile
  • Tappius
Vir -[319]Regiſter der Autorum.

V.

  • Virgilius
  • Velſch
  • Veſti
  • Valentinus
  • Valerius Maximus
  • Verulamius
  • Villa Nova

W.

  • Wagnerus
  • Waltherus
  • Jac. Wolffius
  • Wedelius
  • Weigelius
  • Williſius
  • Waldſchmidus
  • Waryng.

X.

  • Xenephon

Z.

  • Zonora
  • Zeillerus
  • Zanchius
[figure]
O 4Regiſter[320]
[figure]

Regiſter Uber die vornehmſten Sachen.

A.

  • ADerlaſſen / was davon zu halten252
  • Affecten des Menſchen231.ſeq.
  • Alten beſuchten balnea obſcura62.
  • Alten ſchmauſeten den Goͤttern zu Eh - ren68
  • Alteration vom kalten Baade66
  • Anatomia iſt unentbehrlich78
  • Angeſicht / ein dunſichtes. 111. woher112
  • Antimonium262
  • Appetit / woher160.ſeq.
  • Aquavit, vide Brantewein.
  • Artzeney / was ſie ſey 80. vor die Frantzo - ſen. 86. wie ſie zu gebrauchen87
  • Athem / kurtzer 115. ſq. Cur276.ſqq.
  • Augen / bloͤde woher 102. ſq. was ihnen ſchaͤdlich 172. 173. deren Cur272
Baͤder /[321]Regiſter.

B.

  • Baͤder / heimliche 62. was davon zu halten und deſſen Zufaͤlle 63. ſeqq. eine Luͤgen davon67
  • Bettler / wie ſie zur Mildigkeit anrei - tzen237
  • Bewegung / hefftige 51. 52. 55. geſunde 224. wie ſie geſchehen ſoll. 226. 227. ohne ſolcher leidet man Schaden228
  • Bier / der beſte Tranck. 189. iſt un - terſchiedlich. 190. welche die beſten. 191.ſqq.
  • Blaßheit 113. deſſen Cur274
  • Blut113
  • Brantewein / nach der Hitze ſchaͤdlich 202. auch nach Tiſch 210. wenn und welcher geſund211.212
  • Brod / wie es ſeyn ſoll. 164. deſſen Krafft ibid. laͤufft dem Einhorn nachibid.
  • Butter / ob ſie geſund175.176

C.

  • Cachexia, was und woher 90. ſeqq. deſ - ſen Zufaͤlleibid.
  • Caffe, was davon zu halten217
O 5Chylus[322]Regiſter.
  • Chylus 100. wodurch er verhindert wer - de45
  • Conterfait, eine Artzney. 87
  • Converſation, iſt nuͤtzlich 49. die mit Frauen Zimmer ſchaͤdlich. 50

D.

  • Diæt 139. 140. 248. muß nicht zu zart ſeyn 142. muß ſich richten nach der Natur 144. kan aber nicht gehalten werden 145. beſtehet in ſechs Stuͤ - cken 147. Sommer-Diæt253.ſeq.
  • Dreyfaltigkeit100
  • Donum continentiæ ein Exempel davon50
  • Dyſuria, vid. Stein-Schmertzen.

E.

  • Einhorn / vide Brod.
  • Einſamkeit / bringt Schaden49
  • Erhitzung vide Trincken.
  • Erfrieren / vide Kaͤlte.
  • Ernſt / muß mit Liebe vermiſcht ſeyn2
  • Eſſen / erfordert Maaſſe 178. ſeq. wie viel des Tages 185. eine Luͤgen davon180
  • Exercitia ob ſie nuͤtzlich50.51
  • Eyer / weiche ſind geſund u. wie viel 170. ſq. ein merckwuͤrdigesibid.
Faſten[323]Regiſter.

F.

  • Faſten / deſſen Zufaͤlle 47. 48. ein guter Rath davoribid.
  • Faulheit vide Muͤßiggang.
  • Fechten / iſt ſchaͤdlich 54. auch deſſen Po - ſituribid.
  • Fehler / der Gymnaſiorum228.ſeqq.
  • Feinde der Univerſitaͤt37
  • Fettigkeit / wie ſolche zu erwerben181.182
  • Fieber / was ſie ſeyn 136. wird geehrt ib. deſſen Cur302.ſq.
  • Fiſche / welche die geſuͤndeſten 168. ſq. werden verboten169
  • Feuer155
  • Fleiſch / welches am beſten 165. ſq. zuviel ſchadet 166. vor der Suͤndfluth iſt keines gegeſſen worden 167. ungeſun - desibid.
  • Fluͤſſe / woher 97. deſſen Cur263.ſq.
  • Frantzoſen / was ſie ſeyn 83. woher 84. ſind der Hoͤlle und Medicis zutraͤglich 85. eine Artzeney davor 86. wie ſie zu gebrauchen87
  • Fruͤhling / deſſen Zufaͤlle und was dabey zuthun249.ſeqq.
  • Fruͤhlings-Cur304.305
O 6Gaſſe[324]Regiſter.

G.

  • Gaſſe in Pariß iſt auch in Teutſchland anzutreffen30.31
  • Gedancken verlaſſen den Leib228
  • Gedaͤchtniß was es ſey 104. deſſen Ver - derb ibid. Cur267.ſeq.
  • Gehen iſt gut46
  • Gehoͤr / ſchwaches woher 110. ein Inſtru - ment dieſen zu helffen 111. deſſen Cur274
  • Geilheit vide Frantzoſen.
  • Geſaͤnge machen froͤlich235
  • Geſellſchafft vide Converſation.
  • Geſundheit was ſie ſey76.82
  • Geſundheits-Sauffen71
  • Gicht der Glieder 132. deſſen Zufaͤlle 133 deſſen Cur297.ſq.
  • Gleichniß von der Trunckenheit 14. von der Hurerey 16. vom Muͤßiggang 27 vom vollen Menſchen66
  • Gonorrhœa quid 89. deſſen Zufaͤlle 89. Exempelibid.
  • Gymnaſia, derer Fehler228.ſq.

H.

  • Hals / boͤſer woher 114. deſſen Zufaͤlle ib. deſſen Cur275
Haupt -[325]Regiſter.
  • Hauptſchmertzen woher102.ſq.
  • Haupt-Schwindel / was und woher 105. ſq. deſſen Cur263.266.ſq.
  • Hectica vide Schwindſucht. Deſſen Cur282
  • Herbſt / deſſen Zufaͤlle und was zu thun 255. ſqq. allda purgantia dienlich257
  • Herbſt-Cur306.307
  • Hitze / vide Trincken.
  • Hurerey 16. 17. deſſen Zufaͤlle 18. 19. 20. liebt Muͤßiggang27
  • Huſten / woher 117. deſſen Zufaͤlle ibid. Cur278

J.

  • Jagen vide Schlitten-Fahren.
  • Judicium Lutheri vom Wein208
  • Jugend / ſoll nicht ſehr geſchlagen wer - den 3. was ſie ſeyn ibid. excidiret leicht ibid. wird bald kranck 4. iſt ein Fun - dament des gantzen Lebens29

K.

  • Kauffmann will lieber kranck als arm ſeyn35.ſq.
  • Kaͤlte iſt gefaͤhrlich 58. ſqq. macht Hitze und warum 59. Exempel60
  • Kaͤſe / ob er geſund175.ſq.
O 7Kranck -[326]Regiſter.
  • Kranckheit was ſie ſey 80. 81. 82. woher ibid. der Studententen Kranckheitẽ vide Student.
  • Kraͤtze Studenten-Bluͤmlein 43. was 135. woher ibid. deſſen Zufaͤlle ibid. deſſen Cur299.ſq.
  • Kraͤuter ſind geſund167
  • Krebs vide Magen.

L.

  • Leben / ein ordentliches iſt gut 30. wo - her 38. drey Stuͤck darzu erſprießlich247.ſq.
  • Leib vide Menſch. dicker92
  • Liebe vide Student.
  • Lucubriren 72. verurſachet Kranckhei - ten74
  • Lufft / was ſie im Menſchen thue 147. ſqq. was ſie verurſache150
  • Luͤgen / eine derbe 67. eine abſcheuliche 171. eine erſchreckliche180
  • Lutheri Judicium vom Wein208
  • Lympha110

M.

  • Magen was er ſey 47. 126. der Krebs hat darin Zaͤhne ibid. Er iſt un -
gleich[327]Regiſter
  • gleich 125. ein ſtarcker ibid. & 156. ſq. vor deſſen Zorn muß man ſich huͤtenibid.
  • Magen-Kranckheiten was ſie ſeyn und deſſen Zufaͤlle125
  • Malum hypochondriacum woher 98. ſeqq. ein Exempel 100. iſt der Ge - lehrten Kranckheit 128. deſſen Zu - faͤlle 129. ſeq. deſſen Cur130.265.ſq.293.ſeq.
  • Maaſſe vide Eſſen.
  • Medicin vide Artzeney.
  • Medicus iſt hochzuachten 39. derer Saͤug-Amme 31. derer Untergang139
  • Mediocritas quid76
  • Melancholia vide malum hypochon - driacum.
  • Melancholici ſind ſtoltz 100. auch zu lo - ben102
  • Menſch deſſen Zufaͤlle aͤnderlich 34. deſſen Leib muß gewartet werden 37 ein voller wird verglichen 66. Er muß die affecten zwingẽ 231. ſq. deſſen Geiſter wie ſie ermuntert werden225
Milch[328]Regiſter.
  • Milch ob ſie geſund175.ſeq.
  • Miltz was 126. vielen Kranckheiten un - terworffen ibid. ſeqq. deſſen Cur288
  • Muͤßiggang / was er thue 27. 28. deſſen Geburtibid.
  • Muͤdigkeit / was134
  • Muſica macht froͤlich235

N.

  • Nacht / zum Studiren nicht gut73
  • Natur iſt ohne Zwang 37. 56. 187. man ſoll ſie nicht hindern64
  • Nieſen107
  • Nuͤchterkeit vide Faſten.

O.

  • Ordnung 73. wird recommendirt74

P.

  • Philtrum100.101
  • Phyſica vide Studium Phyſicum.
  • Pollutio ſpontanea247
Poſi -[329]Regiſter.
  • Poſitur vide Fechten. Wie ſie im ſtu - diren ſeyn ſoll230
  • Præceptores ſind offt dumme und un - ſinnige Kerl 2. derer Titulibid.
  • Purgantia im Herbſt dienlich257

R.

  • Rath / ein guter 46. 48. vor die Ge - ſundheit75.76.139.260.
  • Raͤucher-Werck iſt gut155.311
  • Reiten iſt gut und ſchaͤdlich55.56
  • Ringen iſt gefaͤhrlich56
  • Ruhe vide Schlaff.
  • Ruhm im Sauffen70

S.

  • Sanfftmuth verlaͤngert das Leben25
  • Sauffen vide Schmauſen.
  • Saͤug-Amme der Medicorum31
  • Seiten-Stechen woher nebſt deſſen Zufaͤllen 124. deſſen Eur285
  • Scharbock 128. deſſen Cur290.ſeqq.
  • Schlaff iſt geſund 37. ſeqq. 241. deſſen Tugenden ibid. iſt Koͤniglicher Ehre
wuͤrdig[330]Regiſter.
  • wuͤrdig 43. iſt eine Abbildung des Todes ibid. deſſen Mißbrauch aber ſchaͤdlich ibid. woher er komme 108. deſſen Mangelung nicht gut 107. Mittags-Schlaff ſchaͤdlich 241. 242. wie lang man ſchlaffen ſollibid.
  • Schlaͤmmer31
  • Schlitten-Fahren was davon zu hal - ten 57. Exempel davon 60. wie man fahren ſoll62
  • Schmauſen worinn es beſtehe und wie es beſchaffen68.69.72
  • Schnee brennt / warum58.59.
  • Schnuppen was er ſey 97. deſſen Cur263
  • Schnup-Toback iſt nichts nutze 98. 106. deſſen Zufaͤlle ibid. guter107.310.ſeq.
  • Schoccolada was davon zuhalten217
  • Simplicia262
  • Sitzen vieles verurſachet Kranckheiten 44. ſeqq. deſſen Artzney46
  • Sommer / deſſen Zufaͤlle und was zu thun252.ſq.
  • Sommer-Cur306
Sommer -[331]Regiſter.
  • Sommer-Diæt253
  • Sorge239
  • Speiſe / was und wie 156. 163. die be - ſten 159. eine betruͤgliche ibid. muͤſſen wohl gekaͤuet werden 162. ungeſun - de 172. 173. was von ſauern zu hal - ten174.ſeq.
  • Spiritus vini ob er geſund210.ſq.
  • Speichel muß nicht verſchwendet wer - den246.ſq.
  • Springen vide Ringen
  • Stein-Beſchwerung 131. deſſen Cur 132 295. was ſie ſeyibid.
  • Stuben vide Studier-Stuben.
  • Student / eine edle Creatur 1. vielen Kranckheiten und Gefahr unter - worffen ibid. ſeq. & 33. 94. 95. muß erbar ſeyn 5. Lipſius beſchreibt ſol - che ibid. ſind rar 6. derer Toden - Graͤber ſind ſechs ibid. deſſen Gluͤck auf Univerſitaͤten 32. die meiſten ſpringen ab 34. ſtudieren Tag und Nacht 35. wollen lieber gelehrt denn geſund ſeyn ibid. derer Bluͤmlein 43. ſollen nicht ſtets ſitzen 160. vorder[332]Regiſter. der Liebe ſich huͤten 233. wie es de - nen Verliebten gehe237
  • Studenten-Aquavit212
    • Sorge239
    • Thee308
    • Toback309
    • Treſenet313
  • Studiren / wenn und wie es geſchehen ſoll 228. die Poſitur darzu230
  • Studir-Stuben wie ſie ſeyn ſollen 152. ſeqq. muͤſſen fein geraͤuchert werden155
  • Studium Phyſicum147.148
  • Stuhl-Gang wenn und wie243.244.245
  • Suͤnden verurſachen alle Kranckhei - ten80
  • Suppen / welche die beſten177
  • Suͤßigkeit in Speiſen158

T.

  • Tantzen ob es dienlich 52. 53. wird von Theologis verworffen53
  • Tapfferkeit vide Toback.
  • Teutſche31
Thee[333]Regiſter.
  • Thee was davon zuhalten und welches der beſte214.ſqq.
  • Toback ob er nuͤtzlich 218. 219. ſoll ta - pfer machen 220. iſt ſchaͤdlich 222. 223. deſſen Lob ibid. welcher der beſte224
  • Toden-Traͤger der Studenten vide Student.
  • Traurigkeit was ſie ſey 234. deſſen Cur235.ſeq. 265.ſeq.
  • Trincken iſt nothwendig 187. 188. kal - tes ungeſund 195. ſeq. wie viel und wann 197. unordentliches bringt Schaden 189. nuͤchtern ungeſund 200. nach Tiſch gleichfalls 201. auf Hitze auch ibid. was auf Hitze zu trincken 202. 203. Schlafftrunck ſchaͤdlich 203. warm Trincken was davon zu halten212.ſeqq.
  • Trunckenheit / was ſie ſey 7. 10. was ſie verurſache 8. 9. 10. 15. 19. judicium davon16
V. Ve -[334]Regiſter.

V.

  • Venus quid5
  • Verdauung / vide vitium coctionis. deſſen Cur286
  • Verliebte vide Student.
  • Vermahnung vide Vogel.
  • Verſtand wird verderbt wodurch28.29
  • Vitium coctionis 47. 162. ein Exempel 48. deſſen Cur286
  • Univerſitaͤt 32. was ſie ruiniret33
  • Unmaͤßigkeit29
  • Vogel giebt eine Vermahnung 67. ein merckwuͤrdig Vogel-Ey171
  • Vollſauffen eine Artzeney71
  • Vomitiv iſt gut252
  • Unreinigkeit des Menſchen zweyerley246

W.

  • Wachen / vieles iſt ſchaͤdlich 40. ſeqq. was es verurſache ibid. woher108.[335]Regiſter. 108. nach der Mahlzeit ſchaͤdlich184
  • Warm-Trincken vide Trincken.
  • Waͤrme was ſie ſey58
  • Weiber-Zorn natuͤrlich25
  • Wein / macht toll8
  • Wein / eine Staͤrckung71
  • Wein / deſſen Tugenden204.208. ſeqq.
  • Wein / zuviel iſt ungeſund205
  • Wein / welcher der beſteibid.
  • Wein / ungeſunder207
  • Wein / Lutheri Judicium davon208
  • Winter / deſſen Zufaͤlle und was dar - bey zu thun257. ſeqq.
  • Winter-Cur308
  • Wohnung vide Studir-Stuben.
  • Wolluſt vide Frantzoſen.

Z.

  • Zahn-Pulver ein gutes313
  • Zaͤhne vide Magen.
  • Zeno ein Saͤuffer und wie er begra - ben8
  • Zorn / was er ſey21
Zorn[336]Regiſter.
  • Zorn / etlichen eine Artzeney21
  • Zorn / Weiber-Zorn natuͤrlich25
  • Zorn / deſſen Zufaͤlle25 .26. 238
  • Zorniger Menſch hat an ſich Todes - Zeichen21
  • Zorniger Menſch / und wie er ſynſt be - ſchaffen23. 24
  • Zufaͤlle des Menſchen wie ſie ſich aͤn - dern34

ENDE.

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[1]

Studenten-Kuͤnſte.

Eine gute ſchwartze Dinte zu ma - chen / die nicht ſchimmlet.

NIm Gummi und Kupffer-Waſ - ſer / iedes 2. Loth / Gallas 16. Loth / Wein-Eßig 2. Quart / 3. oder 4. Quart Bier-Eßig / und eine gute Handvoll Saltz / in einen neuen Topff zuſammen gethan / bey 9. Tagen alle Tage umgeruͤhret / ſo wird gute Dinte / und ſchimmlet nicht.

Wie man Dinte auf der Reiſe mit ſich nehmen ſolle.

Wann man uͤber Land reiſet / und wil ſich nicht viel mit der Dinte beſchmieren / ſo nim nur klein zerſtoſſenen Gallas in ein Saͤcklein mit dir. Wann du dann Dinte haben wilſt / ſo tuncke das Saͤck - lein nur in rein Waſſer / daß es dasPWaſ -2Studenten-Kuͤnſte. Waſſer in ſich zeucht; druͤcke es dar - nach aus / in einen Loͤffel / oder worein du ſonſten wilſt / thue ein wenig zerſtoſſe - nes Kupffer-Waſſer darein / ſo haſt du gute Dinte.

Wilt du hernach wiedev Dinte ha - ben / ſo thue gleich alſo / tuncke eben daſ - ſelbige Saͤcklein mit dem Gallas wieder ein / und mache es alſo / wie zuvor / ſo kanſt du allezeit Dinte bey dir fuͤhren.

Eine ſchoͤne rothe Dinte zu ma - chen.

Nim Fernambuk / (iſt der beſte Braͤ - ſil) thue es in ein verglaͤſtes Haͤfelein / gieſſe guten Wein-Eßig daruͤber / laß es 3. oder 4. Stunden ſtehen / daß es wohl erweiche; nim dann ein ſchoͤnes laute - res Bier / vermiſche ſolches mit einem ſchoͤnen klaren Brunnen-Waſſer / daß die Feuchte 2. Finger-breit uͤber die Spaͤne gehe / ſetze es zu einem maͤßigen Gluͤtlein / laſſe es ſieden / und gieb Ach - tung / daß es nicht uͤberlauffe. Wann es nun eine Zeitlang geſotten hat / ſo thue einer Welſchen-Nuß groß Alaun darzu / geſtoſſen / und eben ſo viel ſchoͤnen Ara -biſchen3Studenten-Kuͤnſte. biſchen Gummi / ſetze es nochmahlen zum Feuer / und laſſe es wieder ſieden / nims hernach von dem Feuer weg / und ſeige die Dinte von den Spaͤhnen / thue es in ein Glaß / und vermache es wohl / ſo haſt du eine ſchoͤne Dinten.

Wann man / an ſtatt des Alauns / ein wenig Salmiac darzu thut / ſo wird die Dinte ſchoͤn hell darvon.

Ein anders ſchoͤne rothe Dinte zu machen.

Nim ſchoͤne Braͤſilien in einen Topff / ſiede es / cum aceto, an einem ſchoͤnem hellen Tage / du muſt aber auch Achtung geben / daß du ſie nicht zu ſehr ſiedeſt; muſt ſie bißweilen mit ſchreiben verſu - chen / letzlich thue ein wenig Alaun darein.

Anmerckung von rothen Braͤſilien - Dinten.

So du Braͤſilien ſieden wilſt / ſo ſolt du es thun / wann der Himmel ſchoͤn klar und hell iſt / ohne Wolcken / Wind und Regen / ſonſten geraͤth ſie dir nicht wohl.

Eine gute Gruͤne Dinte zu machen.

Nim friſche Holder-Blaͤtter / zerſtoſ -P 2ſe4Studenten-Kuͤnſte. ſe ſie / und vermenge es mit Alaun / ſo bekommſt du eine gute gruͤne Dinte. Sonſten kan man auch aus Gruͤnſpahn und Eßig eine fuͤrtreffliche gruͤne Din - te bereiten.

Eine Schrifft zu ſchreiben / die ſich bald wieder verliehret.

Solches geſchiehet / wenn man Scheide-Waſſer in die Dinte thut / a - ber es giebt hernach gerne gelbe Flecken.

Andere ſchreiben mit ſtarcken Bran - tewein / darunter Aſchen von Stroh ge - miſchet / dergleichen kan man mehr in des Weckeri Secretis leſen.

Alte verblichene Schrifft wieder leſend zu machen.

Nim Gall-Aepffel ſtoſſe ſie faſt grob / lege ſie einen Tag uͤber in Brantewein / darnach deſtillire das Waſſer darvon / netze Baum-Wolle darein / und be - feuchte die Schrifft darmit

Geſchriebene Schrifft wieder auszuloͤſchen.

Solches thun etliche mit Citronen - Safft / mit Spiritu vini, oder Sale armo -niaco,5Studenten-Kuͤnſte. niaco, Alumine plumoſo per Alembi - cum deſtilliret.

Mit gantzen Woͤrtern etwas Ge - heimes zu ſchreiben.

Dieſes geſchiehet alſo / wann man die Woͤrter die da gelten ſollen / mit gewiſ - ſen Zeichen oder Haͤcklein bemercket; oder in einer gewiſſen Zahl folgende Woͤrter / als etwan das ſiebende oder achte gelten laſſen / iedoch aber das bey - de / der euſſerliche und verborgene Ver - ſtand ſich in dem Context geſchickt er - weiſen moͤge / damit beydes das Ge - heimnis nicht gemercket / und doch auch verſtanden werde.

Schwartze Briefe zu ſchreiben / daß die Buchſtaben weiß bleiben / und das Feld ſchwartz.

Nim lauter Waſſer / temperire das mit Eyer-Dotter recht wohl / daß du mit ſchreiben kanſt / wie mit einer Ru - bricen / mit ſolcher ſchreibe auf ein Per - gament / laß es trocknen / und zeuchs durch eine Dinte / daß es allenthalben benetzet werde. Oder beſtreiche es al - lenthalben mit einem Penſel / alſo daßP 3es6Studenten-Kuͤnſte. es wohl ſchwartz wird. So es nun trocken / ſo lege das Pergament auf das Bein / und ſchabe die Schrifft mit einem nicht gar ſcharffen Meſſer herab / zeuch es ſubtil durch ein Waſſer / ſo wird die Schrifft kreiden-weiß.

Eine ſchoͤne Kunſt / Schrifft - oder Dinten-Flecken auszutilgen.

Nim Vitriol und Salniter / miſche darunter Waſſer / ſchreibe darmit auf die Buchſtaben oder Flecken / ſo ver - gehen ſie.

Oder nim Sal alcali und Schweffel / mache daraus kleine Scheiblein / reibe damit die Schrifft / ſo gehen ſie aus.

Ein anders.

Nim Salpeter und Vitriol-Oel / je - des ein Pfund / deſtillire es mit einander; in dieſem Waſſer netze einem Schwam̃ / reibe / und befeuchte damit die Buchſta - ben / ſo gehen ſie aus.

Noch eine andere Art die Buchſta - ben weg zu bringen / ohne Ver - derbung des Papiers.

Nehmet Alaun / mit dem Safft von bittern Pomerantzen geſtoſſen / trock -net7Studenten-Kuͤnſte. net es an der Sonnen / und machet es zu Pulver / alsdann reibet das Pa - pier damit.

Eine verborgene Schrifft zu ma - chen / die man anders nicht leſen kan / es werde dann der Brief durchs Waſſer gezogen.

Nim Vitriol oder calchant, laß es im Waſſer zerſchmeltzen / ſtoß Gall-Aepf - fel zu Pulver und miſche ſie drein / nach 24. Stunden ſeige es durch ein reines Tuch / und ſchreib darmit / ſo wirſt du / wann es trucken worden / nichts auff dem Papiere ſehen koͤnnen; Wilſt du es aber leſen / ſo lege den Brief in reines Waſſer / von Stund an werden ſich weiſſe Buchſtaben præſentiren.

Item: Nim Silberſchaum / (Lithar - gyrum) zerreibs / thue es hernach in ei - nem Topff / geuß Eßig darauf / laß es kochen / und ſeige es durch ein Tuch: Wenn du nun mit Limonien-Saffte auf ein Papier ſchreibeſt / ſo trucknet es ein / und iſt auf dem Brieffe kein Buchſtabe zu ſehen; ſo bald du es a - ber in ietzt gedachtes Waſſer legeſt ſoP 4wirſt8Studenten-Kuͤnſte. wirſt du eine weiſſe Schrifft erbli - cken.

Item: Laß zerſtoſſenen Alaun in Waſſer zergehn / und ſchreib damit. Wilſt du es leſen / ſo muſt du den Brieff durch rein Waſſer ziehen / und einer weiſſen Schrifft gewaͤrtig ſeyn.

Item: Nim rein Waſſer / thue ge - ſtoſſenen Vitriol darein / und wann er zerſchmoltzen / ſo ſeige es durch ein Tuch / und ſchreib damit auf Papier. Wer ſolches leſen wil / der muß ein Loth Gall - Aepffel pulveriſiren / ein Halb-Maaß rein Waſſer drauff gieſſen / und nach geſchehener Vermiſchung / ſolches durch ein Tuch ſeigen. Wird nun der Brieff mit dieſem Waſſer genetzet / ſo komt auf demſelben eine ſchwartze Schrifft hervor.

Verborgene Schrifften zu machen / die durch Huͤlffe des Feuers muͤſ - ſen hervor gebracht werden.

Wenn du mit Zwiebel - oder Knob - lauchs-Saffte auf Papier ſchreibeſt / und die Schrifft eintrucknen laͤſt / ſo iſt auf dem Brieffe nichts zu ſehen; Weres9Studenten-Kuͤnſte. es aber leſen wil / der halte nur die Schrifft uͤber das Feuer / ſo werden roͤtlichte Buchſtaben heraus kommen.

Item: Nim zerriebenen Silber - Schaum / geuß ſcharffen Wein-Eßig darauf / und thue das Weiſſe von einem Ey dorzu / miſche es wohl / und ſchreib darmit. Wilſt du ſolches leſen / ſo muſt du das Papier ſchwartz brennen / als - dann werden die Buchſtaben weiß darauff erſcheinen.

Noch eine andere Art unſichtba - re Schrifften zu machen / und die - ſelben ans Licht zubringen.

Laß Vitriol in Branteweine zerge - hen / ſeige es durch ein Leinen-Tuch / und laß es ſtehen biß es klar wird / ſchreib damit / ſo wird auf dem Pa - piere nichts zu ſehen ſeyn. Nim her - nach Haber-Stroh / brenne es zu Aſ - che / und laß dieſelbe bey einem Mah - ler / mit reinem Waſſer auf dem Far - ben-Stein reiben / daß es zu einer be - quemen Farbe wird / damit ſchreib auf das vorige Papier / zwiſchen die ein - getrucknete Zeilen / einen ordentlichenP 5Brieff /10Studenten-Kuͤnſte. Brieff / in welchem nichts Heimliches enthalten / ſo wird niemand auf etwas Verborgenes dencken. Wilſt du aber die verborgene Zeilen leſen / ſo koche Gaͤll-Aepffel in Weine / netze einen Schwamm damit / und fahre gelinde uͤber den Brieff / bis durch ſolches wiſchen / die ſichtliche Buchſtaben ſich verlieren / und die zuvor unſichtbahren an deren ſtatt erſcheinen.

Wie Correſpondentz durch Spiel - Karten zu halten ſey.

Lege die Karte auffrecht und in ei - ner gewiſſen Ordnung / welche beyden Correſpondenten an ſtatt des Clavis die - nen muß / zuſammen / klopffe ſie allent - halben / daß die Blaͤtter fein gleich und eben liegen / ſchreib hernach deine Mei - nunge auff alle vier Seiten uͤm die En - den der Blaͤtter herum / verkehre als - dann einen Theil der Blaͤtter / miſche ſie wohl durch einander und ſchicke ſie alſo fort / ſo wird man uͤmher nichts als lauter Puncte ſehen koͤnnen. Wann aber der Leſer (1) die verkehrten Blaͤt - ter wieder auffrecht leget / und ſie (2) ab -11Studenten-Kuͤnſte. abgeredter maſſen in ihre Ordnung ſtellet / ſo thut die gantze Schrifft ſich wiederum hervor.

Eine Lampe zu zurichten / daß die Leute wie die Mohren ſcheinen.

Miſchet eine Schwaͤrtze oder Din - te von Block-Fiſchen in die Lampen / ſo brennet die Flamme gantz ſchwartz dar - von / ſo / daß die Umſtehenden darvon als Mohren ſcheinen. Faͤrbet man a - ber den Docht mit Block-Fiſch / Din - ten und Gruͤnſpan / ſo ſcheinen die Leute darvon theils ſchwartz / theils kupffer - farbig; und dieſes-wegen der beyge - miſchten Farben.

Man kan dieſes auch mit andern Farben mehr thun / aber es muß ſon - ſten kein Liecht vorhanden ſeyn / dann dardurch wuͤrde der Handel verder - bet werden.

Wann uͤber diß die Lampe ſchon durchſichtig iſt / und auch mit derglei - chen Farben gefaͤrbet / ſo gehet dieſes noch beſſer von ſtatten.

Dieſes gehet aber noch beſſer an /P 6wann12Studenten-Kuͤnſte. wann man ſtatt einer Lampen eine glaͤ - ſerne Kugel / oder helle Phiolen gebrau - chet / die mit gruͤner / blauer oder ro - ther Farbe gefaͤrbet iſt; oder / wann man ſie aufs wenigſte mit dergleichen gefaͤrbten Waſſern anfuͤllet / dann wann man hinter ſelbige ein Liecht ſtellet / ſo faͤrben ermeldt-gefaͤrbte Glaͤſer das gantze Zimmer / wie auch die herumſte - henden / mit derjenigen Farbe / mit wel - cher das Glaß oder Waſſer gefaͤrbet worden.

Lebendige Perſonen / oder was man wil / in Wachs ſauber und nett zu pouſſiren.

Man nimt 1. Pfund neu Wachs / Co - lophonium 24. Loth / laͤſſet es bey ge - lindem Feuer ſchmeltzen; wann es ge - ſchmoltzen / laͤſt man es ein wenig er - kalten / bis daß das Wachs / wann man etwas davon auf die Hand gieſ - ſet / einem nicht brennet / und traͤgt mit einer Buͤrſten dasjenige ein / was man formiren wil / nachdem man daſ -ſel -13Studenten-Kuͤnſte. ſelbige mit Baum-Oel wohlbeſtrichen. So es ein Angeſicht iſt von einer leben - digen Perſon / ſo beleget man die Au - gen-Braͤne und Gruben der Augen mil Kleiſter / wie auch den Bart; her / nach beleget man mit der Buͤrſten / behendiglich / das gantze Angeſicht / biß es die Dicke eines doppelten Kopff - Stuͤcks habe. Mann muß aber wohl acht haben / daß man die Naſen-Loͤ - cher nicht beruͤhret / und daß die Per - ſon nicht gezwungen werde / die Au - gen zu zumachen / dann dieſes wuͤrde das Angeſicht ungeſtalt machen. Wann man nun das Angeſicht mit Wachs abgeformet / ſo nehmet es ſach - te ab; Hernach muß man Erden bey der Hand haben / damit man die Forme hinter dem Wachs befeſtigen moͤge / auf daß / wann man den Gips hinein gieſſet / die Forme nicht von einander gehe / hernach gieſt man den Gips hinein; es wird nicht ein Stuͤck verlohren gehen / das nicht zu ſehen ſeyn wird.

K 7Man14Studenten-Kuͤnſte.

Man kan Geſichter abformen / die da lachen / weinen / oder ſonſten ſich un - geberdig ſtellen / auch alle andere Din - ge / als Fuͤſſe / Haͤnde und dergleichen / Fruͤchte / Fiſche formen / uͤber alle an - dere Gips-Bilder / oder andere Sa - chen / ſo man hernach mit einem Meſ - ſer / das ein wenig warm iſt / abſon - dert. Hernach ſetzet man die Forme wieder zuſammen / und befeſtiget ſie mit Toͤpffer-Erden; es iſt kein ander Mittel / etwas ſauberer abzuformen. Man hat lebendige Perſonen alſo ab - geformet / mit Bedeckung ihrer Augen / mit einem Meiſſel / die ihnen ſo aͤhn - lich waren / als wann ſie lebeten; die - ſelben aber zu faͤrben / muß man Spiek - Oel mit Fleiſch-Farb auftragen / zuver - hindern / daß ſie nicht glaͤntzen. Die - ſe Art abzuformen / iſt denen Mah - lern und Bildhauern ſehr dienlich / welche einen Theil des Leibes abfor - men koͤnnen / was ſie begehren / ihnen zum Muſter zu dienen.

Sil -15Studenten-Kuͤnſte.

Silbern - und guͤldenen Galonen, ih - ren ſchoͤnen Glantz und Farbe wieder zu geben.

Nim Alabaſter-Pulver und thue es trocken in ein Toͤpfflein und laſſe ihn ſieden / biß es nicht laͤnger mehr kan / nim es alsdann weg / und wenn es kalt geworden / lege die Spitzen auf ein Tuch / und nim eine Kamm-Buͤrſten / und tauche ſie ein in dem Alabaſter - Pulver / und reibe alſo beyde Seiten der Spitzen / biß ſie außſehen wie du es haben wilſt / darnach ſtreiche die Spitzen uͤber mit einem Glatſtein.

Alte guͤldene Ringe und Ketten zu faͤrben.

Nim Knaben-Urin / laſſe Salmiac darein zergehn / darmit ſiede die Rin - ge und Ketten / ſo werden ſie wieder ſchoͤn gelb.

Wohlriechendes Blitz-Pulver zu machen.

Nim Weihrauch und Maſtix / jedes2. Loth /16Studenten-Kuͤnſte. 2. Loth / Benzoin / 3 ½. Quentlein / Agt - ſtein 1. Quentlein.

Oder / Weihrauch und Maſtix / iedes 2. Loth / Benzoin und Agtſtein / iedes 1. Loth. Wilſt du / ſo magſt du es auch edler an Geruch machen / wann du darzu thuſt: Biſam / Zibeth / Gal - liæ Moſchatæ oder Aliptæ Moſchatæ, eines ieden nach belieben; mit einer langen Toback-Pfeiffen gegen das Liecht gehalten / und gegen den Tiſch angezuͤndet / giebt eine luſtige Kurtz - weil. Schaue aber zu / daß die Fun - cken niemand an die Kleider Peruck - quen und Fontangen ſpringen / ſonſten moͤchte aus der Kurtzweil Hader und Zanck entſtehen.

Ein wohlriechend Pulver zu den Kleidern.

Nim Lavendel-Blumen / Roſen / Majoran / iedes ein halb Loth / Lorbeer - Blaͤtter 1. Quentl. Violen-Wurtzel, Calmus / iedes ½. Loth / Negelein / Muſ -cat -17Studenten-Kuͤnſte. cat-Blumen / iedes ½ Quentl. wohl vermiſcht zu einem groͤblichen Pulver in ein Saͤcklein gethan / und unter die Kleider gelegt.

Eine fuͤrtreffliche wohlriechende Seyffe / die nicht allein dem Haupt ſehr geſund / ſondern auch alle Un - reinigkeit hinweg nimt / und die Nerven ſehr ſtaͤrcket.

Nim ſubtil-pulveriſirter Venedi - ſcher-Seyffen 24. Loth / des beſten Storax calimitæ 2. Quentl. Veil - Wurtz-Mehl 1. Quentl. Roſen-Holtz - Mehl 2. Quentl. Mußcat-Nuß und Zimmet / iedes ½. Quentl. weiſſen San - del 1. Quentl. Aſſædulc. 2. Scrupel / Gewuͤrtz-Negelein 1. Scrupel / Biſam 6. Gran. Incorporire es mit einan - der in einem Glaͤſernen-Moͤrſel / mit guten Roſen-Waſſer / und formire Ku - geln daraus.

Auf eine andere Art / und noch koͤſtlicher.

Nim Negelein und Muſcaten -Bluͤth /18Studenten-Kuͤnſte. Bluͤth / iedes 2. Loth / Benzoe / ſubtil geraſpelte und durch geſiebte Floren - tiniſche Beyl-Wurtzel und Roſen - Holtz / iedes 1. Loth / Biſam 10. Gran / Ambra und Zibeth / iedes 5. Gran / zart pulveriſirte Venediſche-Seyffe 2. Pfund. Temperire es unter einan - der / mit gutem Roſen-Waſſer / und laß / nach belieben / etliche Tropffen Zimmet-Oel darein troͤpffeln.

Seyffen-Kugeln wider die Som - mer-Flecken.

Nim gebrannten Wein-Stein 1. Loth / calcinirten Alaun 1. Quentl. Schwefel-Blumen 2. Scrupel / Mer - curii ſublimatis 5. Gran / Aſſæ dulcis, flieſſenden Storax / iedes 1 ½. Quentl. Storax calam. 1. Quentl. Silberglet ½. Quentlein Rad. lapath. acut. 1. Scrupel. Negelein-Oel 8. Tropffen / Zimmet-Oel 1. Tropffen / Venediſche Seyffen / ſo viel genug iſt. Mache / nach der Kunſt / Kugeln daraus.

Wohl -19Studenten-Kuͤnſte.

Wohlriechenden Haar-Poudre zu machen.

Man nimt Eichen - oder Schlehen - Mooß / waͤſchet es ſo lang mit reinem Waſſer / biß aller Geruch darvon weg iſt / dann thut man es in geflochtene Koͤrbe / haͤngt es auf / und laͤſt es an der Lufft wohl trocknen / und duͤrr wer - den / befeuchtet es hernach mit einem guten Roſen - oder andern wohlriechen - den Waſſer / laͤſt es wieder trocknen. So es nun keinen wilden Geruch mehr hat / und von den Waſſer wohl raͤucht / ſo ſetzt man eine Kohl-Pfanne unter den Korb / wuͤrfft Storax und Ben - zoe auf die gluͤhende Kohlen / daß der Rauch davon das Mooß wohl durch - gehet / dann machet man es zu einem ſubtilen Pulver / vermiſchet unter 1. Pfund deſſen 2. Quentlein guten Bi - ſam und anderthalb Zibeth / ꝛc.

Ein anders. Wohlriechendes Haar-Poudre zu machen.

Man nimmt ſchoͤn ausgeſaͤubertenEi -20Studenten-Kuͤnſte. Eichen-Mooß / ſo viel man will / thut es in einen leinen Sack / und laͤſt es ei - nen gantzen Tag in Waſſer weichen / laͤſt es dann durch einen Knaben / mit ſaubern bloſen Fuͤſſen aus treten / waͤſcht es dann / hernach ſo offt mit ſaubern Waſſer aus / biß daß das Waſſer ſchoͤn lauter und hell wieder davon gehet / laͤſt es dann 1. oder 2. Tage wohl aus trocknen / ſtreuet es hernach auf ſaubere abgehobelte Bret - ter aus / bedeckt es hernach mit reinem Papier / und laͤſt es an einem warmen Ort / ſo duͤrr werden / daß man es zwiſchen den Fingern zu einem Pulver reiben kan / ſtoͤſt es hernach in einem ſaubern Moͤrſchel klein / befeuchtet es mit einem guten wohl riechenden Ro - ſen-Waſſer / laͤſt es wieder trocknen / dies reiben / ſtoſſen / anfeuchten und trockenen wiederholet man ſo offt / als man ſelbſten will / ſchlaͤgt es hernach durch ein ſubtieles Sieb / oder Taf - fet / vermiſchet es (ſo man es noch ed - ler an Geruch haben will) mit folgen - den Pulvern nach Gefallen / viel oderwe -21Studenten-Kuͤnſte. wenig / wie es einem ſelbſten gut zu ſeyn duͤcket.

Das Pulver darzu wird alſo gemacht.

Nimm Biſam-Koͤrner von Le - vande 4. Loth / grauer Ambra ein halb Quentlein / Gewuͤrtz-Negelein N. 4. Biſam ein halb Quentlein / Zibeth ein und ein halb Quentlein / ſo viel iſt ge - nug / auf 4. oder 5. Pfund obiges Pulvers / verfahre damit alſo: Man laͤſt den Moͤrſchel und Stempfel wohl warm werden / hernach nimmt man den Biſam / Negelein und Koͤrner von Levande, ſchoͤnen weiſen Zucker q. ſ. mit einem Glaͤßlein voll guten En - gel - oder Roſen-Waſſer / vermenget und reibet es mit einer guten Hand voll obigen Pulvers / wohl unterein - ander / dem Zibeth thut man an den gewaͤrmeten Moͤrſchel-Stempfel / wann es nun alles wohl unter einander gerieben und vermenget / vermiſcht man es mit 3. oder 4. Pfund beſagtenobi -22Studenten-Kuͤnſte. obigen Pulvers / und ſiebet es durch ein Sieb / iſt es an den Geruch zu ſtarck / ſo kan man noch von obigen Puͤlver 1. Pfund oder 2. zuſetzen / unter einander reiben / und wieder durch ein haͤren Sieb lauffen laſſen / als dann vermenget man dieſes graue Pulver mit folgenden weiſen und ver - wahret wie folgen wird.

Das weiſe Pulver darzu.

Nimm ſchoͤn weiſes Krafftmehl 2. oder 3. Pfund / ſchoͤne weiß gebrante und zart pulverſirte Schaaffs - oder Fiſch-Beine / wie man es bey den Pro - biren / zum Capellen beſtreuen / gebrau - chet / eine Hand voll der beſten zart - pulverſirten Veil-Wurtzel / oder ein und ein halb Pfund vermiſchet alles wohl durch einander / und ſiebet es durch ein ſubtilles Haar-Sieb / vermiſchet es dann nach Belieben / mit obgeſag - ten grauen Pulver.

Dieſes Haar-Pulver in einem weiſen von Schaaf-Fellen wohl zu -ſam -23Studenten-Kuͤnſte. ſammen gemachten / und mit einem ſtarcken Zwirn verbundenen Sack verwahret und auf behalten / haͤlt ſich lange Zeit.

Maſſa ad Fornacem, oder Ka - chel-Reiber zu machen.

Nimm Benzoin 6. Loth / des beſten Storax 3. Loth / Gummi La - dani 2. Loth / Maſtix 1. Loth / Biſam / Ambra / Zibeth / Indianiſchen Bal - ſam / jedes einen halben Scrupel. Mi - ſche es in einen warmgemachten glaͤ - ſernen Moͤrſchel / mit der gleichen Stoͤ - ſel / und formire Stengel / wie Spa - niſch Wachs daraus.

Wohlriechende Schuh - und Stiefelwichſung.

Nimm ſchoͤner Mennge / bey dem Toͤpffer allein gemahlner Silberglet / ohne Zuſatz / eines ieden 2. Loth / Umbra 1. Loth / weiſen Vitriol 2. Quentlein des be ſten Storax / fluͤßigen Storax / Benzoe und Campher / iedes ein½. Quentl.24Studenten-Kuͤnſte. ½. Quentlein / Lein-Oel 2. Pfund / Alles untereinander gemiſchet / und bey gelinden Feure gekocht / zuletzt den Storax / Benzoe und Cam - pher darunter gethan / und wann es ſchier erkalten will / ein halbes Quent - lein Roſen-Holtz-Oel alsdann wich - ſet es gut / und giebet einen lieblichen Geruch.

Ein paar Piſtolen zu zurichten / die andern gantz gleich ſind / von Lauff / Schifftung und Gefitter / daß man mit ſolchen viel weiter ſchieſſen kan / mit gleicher La - dung von gleichen Pulver und Kugeln.

Laſſe deine Piſtolen hinten am Stoß dicker und ſtaͤrcker von Eiſen machen / als die andern / im uͤbri - gen ſeynd ſie mit denſelbigen in allen gleich / an die Schwantz-Schrauben laſſe ein eiſernes Drey-Fuͤßlein an - ſchmieden / ſo ſich in den Lauff ſchi - cke / und ein Roͤhrlein in centro ha -be /25Studenten-Kuͤnſte. be / wodurch das Pulver biß an das Zuͤndloch fallen moͤge / lade die Pi - ſtolen mit gleicher Ladung / wie dein Gegentheil / ſo wirſt du gewißlich wei - ter und ſchaͤrffer ſchieſen / als er / die Urſach koͤmmt daher / weil der Schuß des Pulvers in centro angezuͤndet wird / und alſo mehr Pulver in Brand kom - met.

Degen / Schwerd / oder Meſſer / das andere ſchneidet.

Nimm das edle Kraut Verbena, Wuͤll-Kraut und Urin / ſtoſſe die fri - ſchen Kraͤuter zuvor / laß es mit einan - der wohl ſieden / in ſolches ſtoſſe das Eiſen / laſſe es eine gute Weile darin - nen liegen / ſo wirſt du die Kunſt bald wahr befinden.

Camiſol / durch welches man we - der ſchieſſen / hauen noch ſte - chen kan.

Nimm Hauß-Blaſen 2. Pfund / gantzQklein26Studenten-Kuͤnſte. klein geſchnitten / und uͤber Nacht in ſtarcken Brantewein gelegt; hernach gieſe den Brantewein ab / und friſch Brunnen-Waſſer darauf / koche es zu einem dicken Brey oder Leim thue klein - geſtoſſen Ledern-Gummi darein 5. Un - tzen / laſſe es in dieſen warmen Leim zergehen. Ferner thue hinein 4. Un - tzen præparirt-gepuͤlverten Smirgel / 2. Untzen alten Terpentin / koche es nochmaln zuſammen und beſtreiche eine feine dick-haͤuffige Leinwand darmit / (dieſe muß aber auf ein fein glat Bret ausgeſpannet und aufgena - gelt ſeyn /) lege andere Leinwand daruͤber / und beſtreich ſie wieder alſo / und das thue offt / bis die Leinwand zehen oder zwoͤlff-fach auf einander kommet; das letzte Blat wird gar durch die Materi gezogen. Als dann laſſe es durch und durch trocken wer - den / welches in Sommer in 8. Ta - gen geſchehen kan. Mit dieſer Lein - wand kan man Waͤmſer / Camiſol / Futterhembder / ja Huͤte und der glei - chen machen und fuͤttern laſſen / wel -ches27Studenten-Kuͤnſte. ches dienet an ſtatt eines Kuͤris / erſtlich mit einer Kohlen abgerieben; derglei - chen eines auf dieſe Art und Manier zubereitetes Camiſol bey Herrn Ba - ron K. zu Labach / wie auch gleichfalls zu N. in der Koͤniglichen Kunſt-Kam - mer / auf eben dieſen Weg verfertigt - Schuß-freyes Camiſol zu ſehen iſt. 1. Der Smirgel wird alſo præpari - ret: Gluͤhe den Smirgel / und loͤ - ſche ihn in ſtarcken Eßig; ie oͤffter ie beſſer. 2. Die Leinwand muß gebo - gen werden / ehe ſie trocken wird / in der Form / wie man ſie haben wil.

Noch eine Materi / durch welche man weder hauen noch ſtechen / noch mit keinem Piſtol durch - ſchieſſen kan.

Nim Haußblaſen und Fiſch-Leim / die ſolvire und exprimire / daß es klar wird; koche es alsdann ad conſiſten - tiam Melleam, darein tuncke eine Lein - wand / laſſe es an der Lufft duͤrre wer - den. Wan es etwas trocken / ſo be -Q 2ſtrei -28Studenten-Kuͤnſte. ſtreiche es abermahl mit dieſem Leim / mit einem Penſel. Dieſes ſo offt ge - trocknet und beſtrichen / bis es genug.

Gewand / das einem Degen wider ſtehet.

Nehmet neue / wohl ſtarcke Lein - wand / leget ſie doppelt / und beſtrei - chet ſie mit Fiſch-Leim / ſo in gemei - nem Waſſer zerlaſſen; hernach laſſet ſie trocknen auf einem Bret. Wann dieſes geſchehen / ſo nehmet gelb Wachs / Hartz und Maſtix / iedes 2. Untzen / laſ - ſet alles mit einer Untzen Terpentin ſchmeltzen / ruͤhret alles wohl um / und tragets auf die Leinwand / biß ſie alles in ſich gezogen hat / ſo iſt es gut.

Ein Gollet zu zurichten / das man mit einer Muſqueten-Kugel nicht durch ſchieſſen kan.

Man nimt von einem erſt geſchlach - teten Spiel - oder Reit-Ochſen die Haut / laͤſt die Haar auf das ſauberſte darvon thun / und ein Gollet daraus ſchneiden /am29Studenten-Kuͤnſte. am Leibe gerecht machen und zuſammen nehen / alsdann 24. Stunden in Wein - Eßig beitzen / hernach an der Lufft wohl austrocknen; hernach kan man es ge - brauchen / ſo wird man obgemeldten Ef - fect wahr befinden.

Einen ledernen Leib oder Camiſol zu zurichten / das einem Muſ - queten-Schuß aushaͤlt.

Nim friſche Farren - oder Hirſch - Zendel / laſſe ſie einem Schumacher huͤbſch zuſammen nehen / ſo viel du zu e[i -]nem gantzen Leibe braucheſt / darnach nim zwey groſſe gegoſſene / wohl glat ge - machte oder pollirte eiſerne Platten / und laſſe ſie wohl heiß werden; aber nicht gluͤhend / ſondern nur ſo heiß / daß ſie den gemachten Leib ſchoͤn trucken und zu Le - der machen; aber daß du es nicht ver - brenneſt / und wann die Platten alſo recht warm ſeyn / ſo lege das zuſammen gemachte Farren - oder Hirſch-Zendel nur einfach auf die eine Platten / und de - cke es mit der andern Platten zu / daßQ 3der30Studenten-Kuͤnſte. der Leib wohl darzwiſchen lieget und kei - ne Lufft darzu kommet / laſſe es bey 2. Stunden darunter liegen. Alsdann mache die Platten wieder waꝛm / und laſ - ſe es wieder ſo lange liegen / daß muß man ſo offt thun / biß es zu guten ſtarcken Leder worden iſt / daß es wohl trucken ſey / dann laſſe dir den Leib daraus ſchnei - den und zu rechte machen / und trage ihn wie ſonſten ein ledern Goller / ſo biſt du Schußfrey / und gehet keine Kugel durch / probatum eſt.

Secret wieder Waffen-verletzung.

Wann einer von Waffen beſchaͤdi - det wird / ſo thue er alſo; er nehme Wa - gen-ſchmier / die von einer Axt kommet / und uͤberſtreiche dieſelbe Waffen / und ſtelle es an einem Ort / daß niemand dar - zu kommt / es ſey vor ein Waffen oder Inſtrument, was es wolle / wann du es uͤberſtrichen haſt / laſſe es niemand ſehen / oder daruͤber kom̃en / ſo heilet der Scha - den ohn alles Wehtagen / oder Schmer - tzen / dann es iſt gerecht / es ſey ein Menſchoder31Studenten-Kuͤnſte. oder Vieh / ſo aber die Wunde hefftens bedarff / ſo thue es / daß es niemand ſiehet.

Item / die Wagen-Schmier / ſo ſie aus der Nabe genommen wird / ſo heilet ſie alle fꝛiſche Stiche / Schlaͤg und Schaͤ - den / ſo von Waffen geſchehen / doch das niemand in die Wunden ſehe.

Verroſtete Wehr und Waffen und andere Sachen zu reinigen.

Nim Bimſenſtein / Zinn-Aſchen und Smirgel / alles wohl pulveriſirt / und durch ein haͤrines Sieb geſiebet / her - nach die Waffen oder das Gewehr dar - mit gerieben / vermittelſt eines Hoͤltz - leins / oder Tuches / darauf von dieſem Pulver wird geſtreuet.

Oel / ſo die Waffen fuͤr allen Roſt bewahret und ſauber erhaͤlt.

Nim Bley-Glat / reibe ſolche mit kla - ren Baum-Oel auf einem Stein ſo klein / daß es gantz unbegreifflich ſey / es mag des Baum-Oels ein gut Theil ſeyn /Q 4doch32Studenten-Kuͤnſte. doch nicht gar zu viel; hernach thue es in eine Buͤchſen / von Linden-Holtz / die unten ſo duͤnne aus gedrehet / daß man durch ſehen kan / henge es an die heiſſe Sonne / oder ſonſten an die Waͤrme / ſo wird ein reines und ſuͤſſes Oel durch dringen / welches vor allen Roſt genug - ſam bewahren kan.

Fuͤrnis auf Glaß zu machen.

Nim Maſtix 1. Quentlein / Mennge 2. Quentlein / Silberglaͤt 3. Quentlein Glutſtein 1. Quentlein Fuͤrnis / ſo viel hierzu vonnoͤthen; reibe und vermiſche es wohl unter einander / damit ſchreib auf Glaß / laß es trocknen / und lege als - dann das Gold darauf.

Schoͤner Gold-Fuͤrnis zu allerley Sachen.

Nim ſchoͤnen gelben Agtſtein ½. Pfund / geſotten Lein-Oel 1. Pfund / Aloes 8. Loth / Sandaraca 4. Loth / ko - che es anfangs mit gelindem / hernach ſtaͤrckern Feuer; gieb aber wohl Achtdar -33Studenten-Kuͤnſte. darauf / daß du den Fuͤrnis nicht ent - zuͤndeſt.

Weiſſer Lac-Fuͤrnis auf Holtz-Ar - beit.

Nim auf 10. Loth rectificirten Bran - tewein / der kein Phlegma haͤlt / klein pul - veriſirten Gummi / Sandaraca 2. Loth / klaren Venediſchen Terpentin auf 2. Loth thue es zuſammen in ein gutes Glaß / verwahre das Glaß oben wohl mit gewichſtem Papier und Rinds - Blaſen / ſetze ſolches in einen dreyfuͤßig - ten Topff mit warmen Waſſer / unten auf den Beden des Topffs ſoll Heu ge - legt ſeyn / damit das Glaß ſanfft darauff ſtehen koͤnne; ſtelle das Glaß in den Topff / und den Topff uͤber ein Kohl - Feuer / alſo / daß das Waſſer darinnen ſtarck ſiede oder koche. Laſſe das Glaß 3. Stunden in dem kochenden Waſſer ſtehen / damit ſich der Sandaꝛac und Terpentin in dem Brantewein recht aufloͤſe / und mit demſelben wohl vereinige; alsdenn geuß deinen Fuͤrnis alſo ſiedend durch ein rein haͤrin Tuch /Q 5und34Studenten-Kuͤnſte. und verwahre ſolchen in einem Glaß mit einem engen Hals wohl zugebunden / zu beliebtem Gebrauch.

Dieſes iſt ein edler Fuͤrnis; man ſolle auch mit dieſem Fuͤrnis nur die leichten und hellen Farben / als weiß / gelb / gruͤn / blau / hochroth / item was ver - ſilbert und verguͤldet iſt / uͤberſtreichen.

Eine andere Art von Lac-Fuͤrnis / mit welchen man rothe und duncke - le Farben an machen / und fol - gends uͤberſtreichen und beglaͤntzen kan.

Nim hoch rectificirtrn Brantewein / welcher ſeine Probe haͤlt / alſo / daß er wann man ihn auf Pulver geuſt / und anzuͤndet / daſſelbige wegbrennet. Item / wann man einen leinen Lappen darein duncket / und anzuͤndet / mit ſampt dem Lappen rein verbrennt. Nim / ſage ich / deſſelben ein gutes Pfund / reinen und wohl ausgeleſenen Gummi-Lacca ein Viertels-Pfund / reibe den Gummi - Lacca klein / thue ihn in eine kleine Phi -olen /35Studenten-Kuͤnſte. olen / geuß den Brantewein daruͤber / laſſe es ein paar Tage ſtehen / doch alle Stunden einmal wohl herum ge - ſchwaͤnckt und gebeutelt / des dritten Ta - ges haͤnge es uͤber eine maͤßige Kohlen - Hitze / und laſſe es ſo lange uͤber den Koh - len hangen / bis ſichs wohl aufgeloͤſet / und wann mans im Glaße ſchuͤttelt / daß es recht als ein duͤnner Leim das Glaß herunter lauffe / wan ſolches geſchehen / kan die Materia durch ein haͤrines Saͤcklein gedruͤckt / und zu beliebtem Ge - brauch aufbehalten werden.

Noch ein beſſerer Lac-Fuͤrnis.

Nim den allerbeſten und ſtaͤrckſten Brantewein / der / wie oben gemeldet / das Pulver wegbrennt / gieffe deſſelben eine Kanne oder Maß uͤber ein Pfund des bey einem Toͤpffer gantz weiß ge - branten Weinſteins; laſſe den Bran - tewein auf den Wein-Stein einen Tag ſtehen / nur in der Stuben-Waͤrme / doch daß der Brantewein wohl ver - wahret werde / daß er nicht verriche. Gieſſe hernach den Bꝛantewein fein ſau -Q 6ber36Studenten-Kuͤnſte. ber ab / oder filtrire ihn durch ein Pa - pier; nim deſſelben Branteweins 1. Pfund / weiſſen Agtſtein 6. Loth / Sandaracca auch 6. Loth / Gummi - Lacca 2. Loth. Der Agtſtein muß nicht von dem Abgang-Pulver / ſondern von einem Stuͤckchen / und im uͤbrigen mit den andern Speciebus wohl ausge - leſen ſeyn; reibe ſie alle drey gantz klein zuſammen / thue es in eine Phiole oder Glaß-Kolben / und geuß 3. Pfund Brantewein daran / das Glaß aber muß nicht gar die Helffte voll ſeyn / ruͤt - tele und beutele es eine gantze Stunde herum / laſſe es hernach ein paar Tage ſtehen / doch das es alle Stunden wie - der ziemlich umgeruͤttelt werde. Nach - dieſem kan es abgegoſſen / und in ein ander Glaß wohl verbunden / zum Ge - brauch verwahret werden.

Was von der Materia im Glaſe zuruͤck blieben / kan man nur im ſelbi - gen ſtehen laſſen / und aufheben; dann wann man den Fuͤrnis von neuen ma -chen37Studenten-Kuͤnſte. chen will / darff man nur die helffte friſches Zeugs darzu nehmen.

Das einer bald truncken werde ohne Schaden.

Nim Paradiß-Holtz lege es in Wein / gib einem davon zu trincken.

Oder / nim Alraun-Wurtzel / koche ſie in Waſſer / miſche es einem unter den Wein / ſo wird er bald truncken.

Oder / thue Hollunder-Waſſer in Wein; diß thun bißweilen auch vor - nehme Leute den Bauern und Fuhr - Knechten / und Kutſchern an ihren Hoch - zeiten / damit ſie ſolche deſto eher voll / und zu Bette bringen; denn man ſchlaͤfft ſehr darnach: Doch muß man des Hollunder-Waſſers nicht zu viel nehmen / oder drein thun / ſonſten iſts dem Menſchen ſchaͤdlich.

Item / wenn man in eine Tonne Bier ein halb Noͤſel Brantewein thut / und laͤſts damit gaͤhren / ſo machts auch bald truncken.

Oder /38Studenten-Kuͤnſte.

Oder / nim Ruͤben-Saamen / ſtoß ihn klein / thue ihn in Wein / man wird davon truncken.

Oder / nim ein Korn Sem. Staphi - fagr. zuͤnde es in der Stuben an / ſo wirſt du Wunder erfahren.

Einen trunckenen Menſchen bald wieder nuͤchtern zu machen.

Die vollen Zapffen werden wieder - um nuͤchtern / wenn ſie viel Eßig auf den Wein ſauffen / oder gebackene Kuͤchlein mit Honig eſſen.

Oder / trinck 2. Loth Bethonien - Waſſer des Morgens nuͤchtern

Oder / trincke Waſſer mit Eßig.

Oder / leg ein naß Tuch auf die Schaam.

Eine Prob / ob ein Menſch / wenn er geſtochen / geſchoſſen oder ſonſt verwundet iſt / lebendig blei - be / oder nicht.

Nim39Studenten-Kuͤnſte.

Nim dasjenige / damit er beſchaͤdi - get / oder damit der Schade auffs neue gegruͤndet iſt / menge des Pulvers von Sandel / und Blut-Stein / ana, un - ter einander / lege dasjenige darein / damit der Schaden geſchehen / uͤber das Feuer / laß es warm werden / daß du deine Hand darauff erleiden kanſt / und ſtreiche dieſes Pulvers darauff / ſchwitzt das Waffen Blut / ſo ſtirbt der Verwundete / iſt es aber nicht ge - faͤhrlich / ſo bleibt das Pulver drucken darauff / wie du es aufgeſtreuet haſt.

Wilt du ſehen ob einer an einer Wunden / wieder geſund moͤge werden.

So nim Glett 8. Loth / Galmeiſtein 1. Loth / Maſtyx, olibani, Myrrhen / a - na, 1 ½. Quentlein / Eßig und Baum - Oel / ana, eine Eyer-Schaal voll / und ſeud es unter einander / und mache ein Pflaſter draus / und lege es auf den Schaden einen Tag / des andern Ta - ges ſolt du das Pflaſter beſehen / iſtsunten40Studenten-Kuͤnſte. unten weiß / ſo wird der Krancke ge - neſen / iſts aber in der erſten Farbe / ſo ſtehets in Zweiffel das er geneſe.

Ein anders.

Nim den Safft von kleinen Mauß - Oehrlein / oder Heydniſch Wund - Kraut / gieb ihme denſelben zu trincken / bricht er ihn oben wieder von ſich / ſo ſtirbt er / behaͤlt er ihn aber bey ſich / ſo verwindet ers.

Oder nim Rauten-Safft / ſtecke ihn ſolchen in die Naſen / nieſt er davon / ſo koͤmmt er wieder auf / wo nicht / ſo ſtirbet er.

Daß einer drey Tage lang ſchlaͤffet.

Nim Haaſen-Gall / gieb ſie einem in Wein zu trincken / ſo entſchlaͤfft er bald / und ſo du wilt / daß er wieder erwache / ſo geuß ihm Eßig in den Mund.

Oder / nim Milch von einer Sau - en / und lege ſie auf den Schlaff.

Oder /41Studenten-Kuͤnſte.

Oder / nim die Gall von einem Aal / vermiſche ſie in einem Tranck / giebs einem zu trincken / ſo ſchlaͤfft er in die 36. Stunden / gieb ihm Roſen-Waſ - ſer zu trincken ſo wacht er wieder auff.

Daß einer dargegen nicht ſchlaffe.

So trage eine Fleder-Maus bey dir. Oder fange Froͤſche / ehe die Sonne aufgehet / ſtich ihnen die Au - gen aus / laß ſie alſo blind wieder ins Waſſer ſpringen. Dieſe Augen / wenn man ſie mit Fleiſch von einer, Nachti - galn in einer Hirſch-Haut anhaͤnget / ſo vertreibt es den Schlaff / und macht wackere Leute.

Jungferſchafft zu erkennen.

Nim Armoniacum, temperirs mit Brunnen-Waſſer / gibs einer Jungfer zu trincken / und wenn ſie keine Jung - fer iſt / thut ſie bald Harnen.

Oder / nim Wurtzel von Epheu / brenne ſie zu Pulver / und halt es ihrfuͤr42Studenten-Kuͤnſte. fuͤr die Naſen / iſt ſie unrein / ſo kan ſie den Harn nicht halten.

Daß ein Hund gerne bey dir bleibe.

Nim ein ſtuͤcklein Brods / und legs nnter die Achſeln / daß es an dem Or - te wohl beſchwitzet werde / und giebs dem Hunde zu eſſen.

Oder ſpeye ihm offt in dem Mund.

Daß ein Hund mit dir lauffe wo du hin wilt.

Nim die Materien einer Huͤndin / wenn ſie geſchnitten worden / und laß einen Hund daran riechen. Item / wenn du es bey dir traͤgſt / ſo beiſt dich kein Hund.

Oder / gieb einem Hunde ein Ka - tzen-Hertz zu freſſen / ſo folgt er dir wo du hin wilt.

Item / nim der Netzlein eines / dar - innen die Huͤndlein in Mutter-Leibe liegen / binde es in ein Tuͤchlein / und laß den Hund daran riechen.

Ein43Studenten-Kuͤnſte.

Ein curieus Schmauß-Stuͤckchen vor eine Compagnie von 30. Perſohnen.

Zu N. in dem Wirths-Hauß zum N. befanden ſich einsmahls 30. Perſoh - nen / nehmlich 15. Studenten und 15. Kauffmanns-Diener / nun wolten die Studenten gerne ein apart Logement haben / weiln aber wegen groſſer Kaͤl - te in ſo geſchwinder Eile / ein ander Lo - gement nicht gleich konte erheitzet wer - den / ſo bate der Wirth / ſie moͤchten doch in der Stube / wo die Kauff - manns-Diener bereits logiert waͤhren / und noch genung Raum uͤbrig / vor - lieb nehmen / und ſich mit den Kauff - manns-Dienern comportiren / er wolte ſchon eine ſolche Rechnung machen / daß ſie (nehmlich die Studenten) alle frey ausgehen ſolten / welches ſie ein - gingen / und ſich alſo mit einander braf luſtig machten. Nach dem nun die Zeit herbey kam / wieder nach Hauſe zu kehren / ſtelleten ſich die Studenten als wolten ſie insgeſamt vor die Kauff -manns -44Studenten-Kuͤnſte. manns-Diener bezahlen / Urſach? weilen ſie ſo guͤtig geweſen / und ſie in ihrer Compagnie aufgenommen / etli - che von denen Kauffmanns-Dienern machten ihre gegen complimenta, und wolten vor ſie / (nehmlich vor die Stu - denten) bezahlen / uͤber dieſen compli - menten, trat der Wirth in die Stu - be / und wie er ihnen eine Zeitlang zu - gehoͤret / ſagte er: Meſſieurs, weiln ſie nicht einig werden koͤnnen / welche part vor die gantze Compagnie bezahlen ſoll / ſo folgen ſie meinem ohne maßgebli - chen Rath. Ich will die Herrn un - ter einander in einen Craͤyß ſtellen / und alsdann anfangen zu zehlen von erſten biß auf den 9ten / der 9te aber ſol allemahl unter die part gehoͤren / welche vor die andere mit bezahlen ſoll / biß ich alſo 15. nehmlich die halbe Compa - gnie heraus gezehlet / welche alsdann - brig bleiben / die ſollen franco, und frey ausgehen: Solches wurde von beyden partheyen approbiret / worauff ſie der Wirth in folgende Ordnung ſtellete?

SS. 45Studenten-Kunſte.

SSSS KKKKK SS K SSS K S KK SS KKK S KK SS K

ſolcher Geſtalt blieben die 15. Studen - ten alle frey / die Kauffmanns-Diener aber muſten bezahlen / welches ſie auch gerne thaͤten / weiln es nur ein klein Schmaͤußgen von Summa 90. Nthl. betraf alſo einem nur 3. Nthl. NB. S bedeuten Studenten / K aber die Kauff - manns-Diener / an den erſten oder groͤſten S. muß man anfangen zu zehlen.

Regiſter.

  • Buchſtaben / ohne verletzung des Papiers weg zu bringen6
  • Camiſol / Gewand / Collet, ſo Schuß und Stichfrey25 .26.27.28.29. ſq.
  • Correſpondenz, (Geheime) mit gan - tzen Woͤrtern zu ſchreiben5
  • durch Spiel-Karten zu halten10
  • Degen oder Meſſer ſo andere ſchneider. 25
Dinte /[46]Regiſter.
  • Dinte / (ſchwartze) zu machen1
  • auf der Reiſe bey ſich zu - fuͤhrenibid.
  • (rothe) zu machen2. 3
  • Anmerckung davon3
  • (gruͤne) zu machen zu brin - Flecken aus Papier ibid. gen6ſq.
  • Fuͤrniß auf Glaß zumachen32
  • Gold-Fuͤrniß zu allerley Sachenibid.
  • Lac-Fuͤrniß auf Holtz - Arbeit33
  • zu roth und duncklen Far - ben34. 35
  • Galonen von Silber oder Gold ſo alt ſeyn / wieder zuver - neuern15
  • Hunde zu ſich zu gewoͤhnen42
  • ſich nachlauffent zu ma - chen42
  • Jungferſchafft zu erkennen41
  • Lampen zu zurichten / daß die Leute wie Mohren ſcheinen11
  • Maſſa ad Fornacem zu machen23
  • Perſohnen (lebendige) in Wachs zu pouſſiren12
Piſto -[47]Regiſter.
  • Piſtolen / ſo weiter als andere ſchieſ - ſen24
  • Poudre (wohlriechenden) zu ma - chen19ſq.
  • Probe ob ein geſtochener oder ge - ſchoſſener Menſch lebendig bleibe38
  • ob ein verwundeter Menſch geneſe39. 40
  • Pulver wohlriechend Blitz-Pulver zu machen15
  • zu den Kleidern16
  • Ringe und Ketten ſo alt ſeyn / wie - der zu faͤrben15
  • Schlaff / einen 8 Tage lang ſchlaf - fend zu machen40
  • daß einer nicht ſchlaffe44
  • Schmauß-Stuͤckchen der Studen - ten43
  • Schrifften / ſo ſich bald wieder ver - liehren4
  • ſo verblichen ſind wieder leſend zu machenibid.
  • wieder aus zu loͤſchenibid.
Schriften[48]Regiſter.
  • Schrifften da das Feld ſchwartz und die Buchſtaben weiß ſind5
  • ſo durch Huͤlffe des Waſſers muͤſſen geleſen werden7
  • ſo durch Huͤlffe des Feuers muͤſſen geleſen wer - den8
  • unſichtbar zu machen9
  • Schuch - und Stiffel-Wichſe (wohl - riechende) zu machen23
  • Seyffe (wohlriechende) zu ma - chen17ſeq.
  • Kugeln-wider die Som - mer-Flecken18
  • Truncken zu machen ohne Scha - den37
  • Trunckene nuͤchtern zu ma - chen38
  • Waffen-verletzung / ein Secret dar - wider30
  • verroſtete / zu reinigen31
  • fuͤr Koſt zu bewahrenibid.

ENDE.

About this transcription

TextWohlerfahrner Leib-Medicus Der Studenten
Author Heinrich Caspar Abel
Extent412 images; 49972 tokens; 11322 types; 350279 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationWohlerfahrner Leib-Medicus Der Studenten welcher So wohl allen auf Schulen Gymnasiis und Universitäten Lebenden oder auf Reisen begriffenen gelehrten Personen/ als auch allen Menschen insgemein die nöthigsten Reguln und herrlichsten Artzeneyen mittheilet/ Krafft deren sie nicht allein die Gesundheit nechst Gott erhalten/ sondern auch die zugestossenen Kranckheiten abwenden und vertreiben können Heinrich Caspar Abel. . [12] Bl., 314 S., [11] Bl., 45 S., [1] Bl. : Frontisp. (Kupferst.) GroschuffLeipzig1699.

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SLUB Dresden SLUB Dresden, Diaet.568URL: http://slubdd.de/katalog?TN_libero_mab238405

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Medizin; Wissenschaft; Medizin; core; ready; china

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:28:32Z
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