PRIMS Full-text transcription (HTML)
Σὺν Θεῷ. Pactum Vetustissimum.
Der allererſte vnd aͤlteſte Bund auß dem Buch Sirach am 14. Capit. Bey dem anſehelichen vnd Volckreichen Begraͤbniß
Des Weiland Ehrnveſten / Achtbarn vnnd Wolweiſen Herrn Laurentii Kuͤchlers Buͤrgermeiſters der Koͤniglichen Haupt Stadt Lucca im Marg - graffthumb Niederlauſitz gelegen / welcher den 15. Decemb. zu Abend gegen drey vhr / als man zehlete nach vnſers HErrn Chriſti Geburt 1617. Jahr / im HErrn ſeliglich verſchieden / vnnd bald darauff den 17. dieſes / in der Pfarrkirchen Chriſtlich vnnd Ehrlich zur Erden beſtattet worden.
Wittenberg/ Gedruckt durchPaul SchetlernIm Jahr1618.

Denen Edlen / Ehrnveſten / Achtbarn / Hoch vnd Wol - gelarten auch Wolbenambten Herrn Samueli Rûmplero der Medicin beruͤ - meten Doctorn in Schleſten zu Sprotta / Herrn Michaeli EXSIO Notario Publico vnd Wolbeſtalten Fuͤrſtlichen Ertzbiſchefflichen Magdeburgiſchen Ampt Schoͤſſer zur Dahma etc. Herrn Buͤrgermeiſters beyden anſehelichen Herrn Eydmaͤnnern / Item Herrn Adam Kuͤchler fuͤrnehmen Buͤrger vnd Handelsmann zu Lucca Herrn Buͤrgermeiſters S. einigen Sohn / Vnd Denen Erbarn / Vielehrentugendreichen vnd Gott - liebenden Matronen / Frawen Margaretæ Draberin / Herrn Buͤrgermeiſters Frawen Wittib / Frawen Mariæ Kuͤchlerin obgedachten Herrn Mich. Exſ. eheliche Haußehre / Frawen Annæ Kuͤchlerin H. D. Sam. Rumpl. eheliche Hauß - ehre / Herrn Buͤrgermeiſters S. Frawen Toͤchtern / Frawen Doro theæ Klebiſſen Herrn Adam Kuͤchlers Eheliche Haußehre als Erben Sampt vnd ſonders / Meinen freundlichen lieben Herrn Gevattern vnnd geneigeten guten Freunden / auch lieben Frawen Gevatterin / vnnd in Ehrengebuͤhr guten Freundin.

Gnade vnd Friede / Troſt vnnd Gedult von dem Vater der Barmhertzigkeit vnd Gott alles Tro - ſtes / durch den newgebornen Ehrenkoͤnig den Hertzog vnd Fuͤrſten des Lebens Chriſtum Jeſum / ſampt gnediger Beywohnung des werthen H. Geiſtes / vnd von Gott Verleyhung eines gluͤckſeligen frewdenreichen Newen Jahres / auch meinem hertzlichen Ge - bet vnnd bereitwilligen Dienſten bevor.

EDle / Ehrnveſte / Achtba - re / Hoch vnnd Wolgelarte / Wolbenambte / freundliche lie - be Herrn Gevattern vnd geneigete gu - te Freunde / auch Ehrbare Vielehren - tugendſame Frawen Gevatterin vnnd in Ehrengebuͤhr gute Freundin / das esA 2FleiſchVorrede.Fleiſch vnd Blut bitterlich wehe thut / weñ der allgewaltige Gott nach ſeinem vnerforſchlichen Rath vnd willen vnſe - re Anverwanten durch den toͤdtlichen hintrit von dieſer Welt abfordert / vnnd vns alſo aus den Augen hinweg ruͤcket / vervrſachet die ςοργὴ oder natuͤrliche zu - neigung vnd liebe / welche die weſentli - che Liebe / Gott ſelbſten / vns Menſchen eingepflantzet. Vnnd treget der liebe Gott daran kein vngefallen / wenn man nur Chriſtliche maſz vnd beſcheidenheit darinnen helt. Im maſſen denn auch nicht allein die Patriarchen vnd Pro - pheten die jhren lugiret vnd betrawret / ſondern auch dem Sohn Gottes ſelbſtẽ die Liebezaͤhren / wegen ſeines lieben Freundes Lazari toͤdlichen abgangs v - ber die Wangen gefloſſen ſeyn. Vnnd ſind gewiſz die ἄςοργοι die liebloſen Leute einer boͤſen vnartigen verkehreten Na -tur /Vorrede.tur / die ſich gar nichts oder ja ſehr we - nig / vber der jhren toͤdlichen hintrit be - kuͤmmern / ſondern thun / als ob ſie (wie wir im Sprichwort ſagen) eine alte Ta - ſche verlohren hetten. Solche Leute ſind rechte Rabenleute / dieweil ſie Ra - ben art an ſich haben / welche jhre Jun - gen nichts achten vnd boͤſzlich verlaſſen. Doch ſollen wir im trawren vber die vn - ſern die gebuͤhrliche Grentze nicht vber - ſchreiten / nicht trawren wie die Heyden ſo von Gott nichts wiſſen vñ keine Hoff - nung haben.

Dieweil denn nun / Groſzguͤnſtige Herrn Gevattern vnnd geneigete gute Freunde / ſowol freundliche liebe Fra - wen Gevatterin vnd gute goͤnnerin / der Allmechtige Gott einen groſſen Riſz in derſelben loͤblichen Freundſchafft ge - than / vnnd Ewer Exell: Achtb: Gunſt: vñ Erbarn Tugendſamk: lieben HerrnA 3VaterVater vnd Schweher / durch den zeitli - chen natuͤrlichen Todt von dieſer Welt abgefordert / vnd dieſelben daher ſehr be - truͤbet: ſo wil denſelben als vernuͤnff - tigen Chriſtlichen Hertzen gebuͤhren / jhren luctum zu moderiren / vnd gebuͤhr - liche maſz hierin zuhalten.

Damit ich nun auch meines theils / Ewer Excell. Achtb: Gunſt: auch Er - bar Tugendſamk: Leid vnd Trawrig - keit etwas lindern vnd mindern moͤch - te / habe ich die Leichpredigt / welche dem H. Buͤrgermeiſter S. bey ſeinem Leich - begaͤngnis von mir Vnwuͤrdigen dieſes orts Seelſorgern / nach dem talent vnd pfund / ſo mir Gott vertrawet / gehaltẽ worden / in offenen Druck gehen laſſen / alldieweil die anſeheliche Erben dieſer oͤrter ſelbſt ſolches gewuͤnſchet / vnd auff jhre Zuſammenkunfft bey mir derowe - gen einmuͤtig Sollicitiren wollen / welcher Sollicitætion in ehren vñ freundligkeit ich hiermit zuvor kom̃en.

Son -

Sonderlich aber hab ich ſolches billich thun ſollen vnd wollen / wegen des weit - abweſenden Edlen / Ehrnveſten vnnd Hochgelarlen Herrn Samuelis Rumpleri der Artzney Doctorn vnſers H. Buͤr - germeiſt: S. Herrn Eydan / vnd ſeiner hertzgeliebten ehelichen Hausehre der Erbarn Vielehrentugendreichen Fra - wen Annæ Kuͤchlerin vnſers S. Herrn Buͤrgerm: hinterlaſnen Frawen Toch ter / welche wegen groſſen vnweges vnnd abgelegẽheit beym Leichbegaͤngnis nit haben ſeyn / vñ des S. Herrn Schweher vnd Vatern laudes, ſo jhm alhier von der Cantzel mit allen ehren geleſen worden nicht mit anhoͤren koͤnnen.

Habe derowegen die damals kurtze / einfaͤltige gethane Predigt (darauff ich wenig / wegen der kurtzen zeit / wie maͤn - niglichen alhier bewuſt vnd bekant / me - ditiren koͤnnen) auffs rein gebracht / vnnd alſo auch den Abweſenden mit - theilen / vnnd jhren Kummer hiemitVorrede.etlicher maſſen lindern / ſowol den anſe - helichen loͤblichen Anverwanten in Schleſien fuͤr Augen ſtellen wollen / wz ſie an vnſern ſeligen Herrn Buͤrgermei - ſter fuͤr einen Freund vnd Chriſtlichen Mann gehabt / deſſen ſie ſich billich ha - ben zu frewen / jetzo aber ſeines toͤdlichen hintrits wegen lugiren vnd Leid tragen ſollen.

Solche Predigt nun / Edle / Ehrn - veſte / Achtbare / Hoch vnd Wolgelarte / Wolbenambte groſzguͤnſtige Herrn / auch Ehrbare Vieltugendreiche Fra - wen / offerire vñ vbergebe ich ewer Excell. Achtb: Gunſt: auch ewer Erb: Tugend - ſamk: zum Newen Jahrs Geſchencke / mit freundlicher bitte / mehr auff mein wolmeinendes Hertz vnd wilfahrendes Gemuͤte / als dz geringſchaͤtzige Werck - lein zuſehen / vnnd mich in jhrem favor trewlich laſſen befohlen zu feyn. Em -pfeleVorrede.pfele hiemit ewer Excell. Achtb. Gunſt. auch Erb. Tugentſam. Dem Vater alles Troſts / Gnaden vnd Barmhert - zigkeit in ſeinen Vaͤterlichen Schutz vnnd Schirm / der wolle euch vnnd alle trawrige Hertzen dieſes betruͤbten aber doch ſeligen Todesfals halben Vaͤter - lich troͤſten vnnd mit ſeiner Gnade zur rechten Zeit wiederumb erfrewen / vmb Jeſu Chriſti vnſers Newgebornen Eh - ren koͤniges willen Amen. Geben in der Koͤniglichen Hauptſtadt Lucca deſz Margraffthumbs Niederlauſittz am heiligen Newen Jahrstage deſz antre - tenden 1618. Jahres.

Ewer Excell. vnd Achtb. Gunſt. Auch Erbare Tugentſamkeiten Dienſtwilliger M. Paulus Treſcovius Oberſter Prediger daſelbſten.

BEin -Eine Chriſtliche

Eingang fuͤr der Predigt.

IHr meine geliebte / andaͤchtige vnd auß - erwehlete im Herrn Chriſto Jeſu / wir haben jtzo den Weiland Ehrnveſten Achtbarn vñ Wol - weiſen Herrn LAVRENTIVM KVCHLER Buͤrger - meiſter allhier zu ſeinem Schlaff vnd Ruhkaͤmmerlein be - gleitet / vnd wollen nun vns allen zu Lehr / den betruͤbten vnd Leidtragenden aber zu troſt / aus Gottes Wort etwas mit einander anhoͤren / behertzigen vnd betrachten / darzu vns der Vater aller Gnade vnd Barmhertzigkeit deß wer - then Heiligen Geiſtes Krafft mildiglich geben vnd verlei - hen wolle / damit wir ſein heiliges Goͤttliches wort alſo ab - handeln / anhoͤren vnd betrachten moͤgen / das es gereiche zu foͤrderſt zu ſeines allerheiligſten Nahmens Lob / Preiß vnd Ehr / zu beſſerung vnſers boͤſen ſuͤndhafftigen lebens / zu ſterckung vnſers ſchwachen Glaubens / zu Troſt in al - lerley Creutz vnd anliegen / vnd endlich auch zu vnſer aller Seelen heil vnd ſeligkeit. Solches nun von dem Allge - waltigen Gott zu erlangen / wollen wir vns fuͤr jhm demuͤ - tigen / vnd mit ein ander beten vnd ſprechen ein Chriſtglaͤubiges / andaͤchtiges Va - ter vnſer.

EwerLeichpredigt

Ewer Liebe wolle nun mit fleiß vnd glau - biger Andacht anhoͤren verleſen / die Wort ſo wir in anſte - hender Leichpredigt zu erklaͤren fuͤr vns genommen haben / dieſelben ſtehen geſchrieben im Buͤchlein Syrach am 14. Capit. vnd lauten folgents alſo:

Alles Fleiſch verſchleiſt wie ein Kleyd / Denn es iſt der alte Bund / Du muſt ſterben. ()

Diß ſind wort Gottes / Der verleihe vns darzu ſeines Geiſtes Krafft / AMEN.

IHr meine Geliebte / Andaͤch -Exordium. tige vnd Außerwehlte im Herrn Chriſto Jeſu / es iſt ſchon bey der Kirchen Gottes imOrigo ſer - monum funebrium. alten Teſtament der loͤbliche Brauch gewe - ſen / das die in Gott verſchiedenen mit ſon - derlichen Threnis vnd Klagliedern zur Erden beſtattet / vnd darneben in Volckreicher verſamblung / von deß Herr n Meßiæ Ambt vnnd Wolthaten wieder deß Todes Gifft vnd Stachel koͤſtliche vnd Geiſtreiche Predigten gehalten worden: Inmaſſen wir leſen 2. Chronic. 35. Cap. Das der Prophet Jeremias ſeine Threnos in publico luctu, bey dem herrlichen vnd Koͤniglichen Leichbegaͤngnuͤß deß froͤmmen Koͤniges Ioſiæ erſchallen laſſen. Daher ſoll geſchrieben haben ein Juͤdiſcher Rabbi Hananiah: Non ſit funus in Iſra - el ſine ſermone Prophetico, Im Volck Iſrael ſol keine Leiche beſtattet werden / dabey nicht eine Prophetiſche Erinne -B ijrungEine Chriſtlicherung oder Predigt gehalten wuͤrde. Vnd von dannen hat auch die Kirche Gottes im Newen Teſtament ſolchen ge - brauch vnd Gewonheit entlehnet vnd genommen. Ja der Sohn Gottes ſelber hat dieſen Ehren gebrauch gleich von newem einweihen vnd beſtettigen wollen / als er beym Gra - be Lazari geſtanden vnd aus ſeinem holdſeligen Munde ei -Quinꝙ re - quiſita ſer - monum fu. nebrium. tel πα ϑητικὰ vnd ἐμφατικώτερα lauter Hertzlabende Worte / ſo voller Geiſt vnd Leben ſind / erklingen laſſen / davon wir leſen Iohan. 11. Capit.

Es iſt aber der Kirchen Gottes bey vnd nach der Apo -I. Cauſa mor tis enucle - anda. ſtel zeit in Leichpredigten fuͤrnemblich vmb nachfolgende Fuͤnff ſtuͤcke zuthun geweſen / welche billich in acht zu nemẽ.

Erſtlich / das die Biſchoffe / Lehrer vnnd Prediger die Gemein Gottes erinnern muſten von deß Todes vrſprung vnd Eingang in die Welt / das er nemlich durch die Suͤn - de in die Welt kommen / vnnd durch alle Menſchen hin - durch gedrungen / dieweil ſie alle geſuͤndiget haben / wie S. Paulus redet Rom. 5. Vnd das nunmehr das pactum vetu - ſtisſimum der alte Bund vnd Gottes gerechter Beſchluß ſey / Das alle Menſchen einmal ſterben muͤſſen / auff das mann ſich fuͤr ſeinem Wort vnd Zorn von Hertzen fuͤrch - te / das Memento mori wol practicire, vnd jhm maͤnniglich fein Einbilde / vnd nicht mit der wilden Gans in Tag hin - ein lebe / als hette mann mit dem Tode einen Bund vnnd mit der Hellen einen Verſtand gemacht / wie der Geiſtrei - che Prediger vnd Prophet Eſaias vber ſeine Pfarkinder klaget am 28. Capitel / vnd noch heutiges Tages thun die ſichern Epicurer / welche / ob ſie zwar ſtete Todesſpiegel vor Augen haben / vnd ſehen / wie mann eines nach dem an -dernLeichpredigtdern zu Grabe treget / ſo gehen ſie doch dahin / tanquam bruta animantia ſeu equi & muli wie die Reſſe vnd Maͤuler / vnd dencken nicht eines daran / das ſie die Reyſe auch tref - fen werde / ſondern werffen das Haͤndlein leichtſinniger weiſe in die Hoͤhe / vnd ſingen jhr pax & ſecuritas, als het - ten ſie Buͤrgen dafuͤr / das ſie der Todt nicht vberfallen werde: Aber mit ſolchen Leuten ſtehet es zumal mißlich vnd gefaͤhrlich vnd betriegen ſich ſelbſt auffs aller ſchaͤnd - lichſte / jhr ende iſt Motten vnd Wuͤrme Eſaiæ 14. Vnd der ander todt Apoc. 20. naget vnd friſſet ſie in der Helle ewig - lich / Pſalm. 49.

Darumb wieſen auch trewe Seelſorger jhren Pfar -II φυλακτή ριον con - tra vim mortis eru - endum. kindern aus dem Evangelio das rechte φυλακτήριον die kraͤfftige / heilſame Artzney wider ewiges ſierben vnnd ver - terben / vnd bildeten jhnen wol ein die troͤſtliche Lehr von Chriſti Perſon / Ampt vnd Wolthaten / von ſeinem heilig - ſten Krieg vnd Sieg / wieder den vngehewren Lindwurm den ewigen Todt / der nu gaͤntzlich vberwunden vnnd ver - ſchlungen iſt / durch das hochguͤltige λύτρον Rantzon vnnd Loͤſegeld / oder bitteres Leyden vnd Sterben Jeſu Chriſti vnd ſeinen froͤlichen Triumph / Aufferſtehung vnd Him - melfarth / Der Todt iſt verſchlungen in den Sieg / ſagt S. Paulus 1. Cor. 15. Welches wir neben dem heiligen Apoſtel Paulo mit danckbarem Hertzen erkennen vnd jhn dafuͤr lo - ben vnd preiſen ſollen / vnd in vnſerm trawren die gebuͤhrli - che Grentze halten / das wir nicht trawren wie die Heyden die keine Hoffnung haben / 1. Theſſ. 4.

III. Encomia defunctorũ enumeran - da.

Vber diß fuͤrs Dritte commendireten vnd ruͤhmeten ſie auch jhrer in GOtt verſchiedenen Mitbruͤder vnndB iijMit -Eine ChriſtlicheMitſchweſtern heiligen vnd ſelig beſchloſſenen Lauff / was aber ſonſt gebrechlich an jhnen geweſen / das deckten ſie zu pallio caritatis, mit dem Mantel der Liebe / lieſſen es vnter die Erde verſcharret ſein / oder deckten es mit dem Grab - ſtein. Denn es heiſt ja / de mortuis nil niſi bonum, Weil mann den todten jhren Mund zudruͤcket / ſo bald ſie ver - ſcheiden / vnd ſie nun jhr Silentium halten muͤſſen / vnd deß Gerechten dennoch vnvergeſſen ſein ſol / wie im 112. Pſalm ſtehet / ſo habens die lieben alten fuͤr Chriſtlich geachtet / das mann Gottes Gnade vnd Gabe an den ſeliglich abge - ſchiedenen preiſen ſolte / jhrer Menſchlichen ſchwachhei - ten aber gedachten ſie nicht / Sintemal in der letzten Abſo - lution alles vergeben vnd erlaſſen war.

IV. Adhortatio ad pietatẽ inſtituen - da.

Zum Vierdten ſtelleten ſie ſolche fromme abgeſchie - dene Mitchriſten der gantzen Gemeine fuͤr als Exempla imitationis, vnd vermahneten dieſelbe jhnen nachzufolgen vnd in jhre Fußtappen zu treten / das ſie in der Gnade vnd erkaͤntnuͤß Jeſu Chriſti taͤglich wachſen vnd beſtaͤndiglich darinn verharren ſolten / wie denn die Epiſtel zun Ebreern vermahnet am 6. Cap. Folget derer Wandel / die durch den Glauben vnd Gedult die Verheiſſung ererbet haben.

V. Suſpiria & vota pro〈…〉〈…〉 θανα - σία facien - da.

Zum Fuͤnfften vnd letzten / ruffen ſie einmuͤtiglich zu Gott dem Allerhoͤchſten / das er jhnen auch / mit denen im Herrn abgeſchiedenen ein froͤliches / ſanfftes Simeon ſtuͤndlein verleihen vnd beſcheren wolle / nach dem Exem - pel deß frommen alten Simeonis / Herr / Nun leſſeſtu deinen Diener im Friede fahren / etc.

Nun ſolche nothwendige erzehlte Stuͤcke / werden auch heutiges Tages in vnſer Lutheriſchen Kirche vnd Ge -mei -Leichpredigt.meine allhier bey den Leichpredigten zum oͤfftern repetitet vnd widerholet / inmaſſen auch in vorſtehendem Leich Ser - mon / bey dieſem anſehnlichen vnd Volckreichen Begraͤb - nuͤß vnſers ſeligen Herrn Buͤrgermeiſters / (durch deſſen abforderung Gott einen gewaltigen Riß in vnſerm Welt - lichen Regiment dieſes Orts gethan) vermittelſt Goͤttli - cher Gnade geſchehen ſol. Wer achtung drauff giebet / der wirds ſehen / vnd von jhm ſelbſt / ohn meine Erinne - rung dieſelben erzehleten Fuͤnff ſtuͤcke finden vnd außklau - ben koͤnnen. So viel zum Eingang vnſer Predigt.

Wir wollen nun in Gottes Nahmen fortfahren /Propoſitio trimem - bris. den abverleſenen Text in der Furcht deß Her rn zu erklaͤ - ren fuͤr vns nehmen / vnd anhoͤren dieſe Drey nachfolgen - de Lehrpuͤnctiein. Erſtlich wollen wir reden von dem præambulo, oder vielmehr von dem Gleichnuͤß / welches Syrach ſetzet vor dem alten Bunde / do er alles Fleiſch vergleichet einem veraltenden Kleide / vnd ſpricht: Alles Fleiſch verſchleiſt wie ein Kleid.

Darnach fuͤrs Ander wollen wir ſagen / von dem vber - aus klaͤglichen vnd ſehr trawrigen Todesbunde ſelber.

Zum Dritten / wollen wir demſelben klaͤglichen ſter - bensbunde / vns allen zu Troſt / aus GOttes Wort einen vberaus froͤlichen vnd hochgewuͤntſchten Lebensbund ent - gegen ſetzen / Vnd was wir allerſeits Lehr / Troſt / Ver - mahnung vnd Warnung dabey zubehalten haben.

Vnd dar auff auch etwas melden von vnſerm in Gott ruhenden Herrn Burgermeiſter.

Erſtlich von ſeiner Ehrlichen ankunfft.

ZumEine Chriſtliche

Zum Andern von deß ſeligen Herrn Chriſtlichem Le - ben vnd Wandel.

Vnd denn auch zum Dritten von deß Herrn Bur - germeiſters Leibes ſchwachheit vnd ſeligem Abſchied aus dieſem Jammerthal in den himliſchen Frewdenſaal.

Der allgewaltige Gott vnd Vater verleihe vns hier - zu ſeines Heiligen Geiſtes Krafft / auff das es nicht ohn Nutz vnnd Frucht vnter vns abgehen moͤge / vmb JEſu Chriſti willen / Amen.

I. Membrum.

ANlangende nun vnſer Erſtes fuͤrgenommenes Lehr - ſtuͤcklein / ſo werden vns darinn Fuͤnfferley zu betrach - ten fuͤrgehalten.

I. Compara - tio hominis cum veſte veteraſcen - te.

Erſtlich ſo vergleicht der Man Gottes Syrach den Menſchen einem Kleide / das allmaͤhlich beginnet alt zu werden. Diß Gleichnuͤß gebraucht der Koͤnig David im 102. Pſ. Da er alſo ſagt vom vergaͤnglichen Himmel vnd Erden: Sie werden alle veralten wie ein Gewand / ſie wer - den verwandelt / wenn du Herr ſie verwandeln wirſt / etc. Vnnd der Geiſtreiche Prophet Eſaias am 51. Cap. ſagt: Der Himmel wird wie ein Rauch vergehen / vnd die Erde wie ein Kleid veralten. Wie nun Himmel vnd Erde ver - alten / alſo auch die Menſchen vnter dem Himmel / die auff Erden wohnen / damit es einem gehe wie dem andern / ſin - temal ſie alle Gottes geſchoͤpff ſein / welche zugleich in ei - ner Woche gemacht ſind.

II. Homo care eſt.

Darnach fuͤrs 2. So nennet er den Menſchen Fleiſch / anzuzeigen ſeine gebrechligkeit / ſchwachheit vnd hinfellig -keit /Leichpredigt.keit / wie denn in dieſem verſtande das woͤrtlein Fleiſch auch alſo gebraucht wird Gen. 6. Alles Fleiſch hat ſeinen weg verderbet etc. Item alles Fleiſches ende iſt fuͤr mich kom - men. Auff dieſen ſchlag redet auch Jerem. 17. Verflucht iſt der Mann / der ſich auff Menſchen verieſt / vnnd helt Fleiſch fuͤr ſeinen Arm.

Zum dritten zeiget er an / das niemand von dieſer Re -III. Nulla ex - ceptio regu . gel außgenommen werde / alldieweil er ſagt / Alles Fleiſch. Es gilt alhier kein Excipe, es muͤſſen ſowol an dieſen Reyen Keyſer / Koͤnige / Fuͤrſten vnd Herrn / als der aͤrmſte Bet - let / Adel vnd Vnadel / Reich vnd Arm etc.

Zum vierdten giebt er zuverſtehen / das ein Kleid zuIV. Veſtis lace - ra niheli æ. ſtimatur. letzt nichts geachtet werde / in dem er ſaget: verſchleiſt oder veraltet / wie ein Kleid. Ein Kleid iſt anfaͤnglich gut / gantz / nicht zuriſſen / dem Menſchen zur decke vnnd zierde zugerichtet. Wenn ein wenig zeit hingehet / wird das Kleid beſchmutzet / beſudelt vnd zerriſſen / dienet dem Menſchen letzlich weder zur zirde noch zur decke. Vnnd da es zuvor lieb vnd werth gehalten worden / wirds hernach nichts ge - achtet / nach dem Sprichwort: Wenn das Kleid new iſt / henget mans an Nagel an die Wandt / darnach lieget es auff oder wol gar vnter der Banck. Ja wird wol endlich gar hinter die Mawer / oder fuͤrs Stadthor dahin geworf - fen als ein alter Lump. Alſo auch der Menſch / weil er jung iſt / ſo iſt er friſch / ſtarck vnd geſund. Iſt lieblich vnd roͤßlich anzuſehen. Nach etlichen Jahren (bißweilen auch wol nach gar kurtzen Jahren) kan er nicht mehr fort / ver - bleichet wie eine Leiche / ſiehet aus wie ein ſchaͤm vnd ſchat -Cten /Eine Chriſtlicheten / gehet herein wie ein Todt engeripp / iſt gar Baw vnnd hinfellig / da iſt kein krafft non ſtaͤrck / wird endlich vom al - ter / Kranckheit / Kummer vnd Sorgen alſo abgemattet / dz er dahin fellet vnd ſtirbet / vnd auß den Augen der Men - ſchen hinweg gethan wird / wie ein alte Lump. Denn es wird kein Menſch ſo lied / tewer vnd werth gehalten / das ein lebendiger jhn / ein tag oder drey nach ſeinem tode / in ſeine Arme ruhen / oder bey ſich in ſeinem Bette nur eine Nacht ſolte liegen laſſen / er wuͤrde auch fuͤr war des liebli - chen getuchs ſo viel nicht machen. Der Land Juncker Lazarus, da er nur vier tage im Grabe gelegen / ſtincket erV. Vnde tan - ta miſeria. auch ſeinen leiblichen Schweſtern an / Joh. 11.

Zum fuͤnfften vnd letzten / wañenher koͤmpt nun ſolch groß Elend / vnd warumb muͤſſen demſelben alle Menſchẽ vnterworffen ſeyn? Antwort / Expacto illo vetuſtiſcimo, von dem alten Bunde / da Gott der HErrſagt: Welches tagee du vom verbotenen Baum eſſen wirſt / morie morie - ris, ſoltu des todes ſterben Gen. 2. Es hat aber Adam da - von gegeſſen vor ſich vnd ſeine Nachkommen. Derowe - gen muß er vnnd alle ſeine Nachkommen ſterben / wie zwi - ſchen Gott vnd jhm der Bund gemacht worden. Daher wir denn ſehen / das vns nicht vnrecht geſchehe das wir al - le ſterben muͤſſen. Denn alſo hat Gott mit Adam ſich in Buͤndnis eingelaſſen: vnd Adam fuͤr alle ſeine Er den vnd Nachkommen hat diß Pactum eingangen / vnnd alſo auff ſich genommen die beſchwerde / non coactꝰ ſed volens, nicht gezwungen / ſondern wiſſentlich / wolbedaͤchtlich. Ja er iſt von Gott gewarnet worden / er ſolte ſeiner Schantze war - nehmen / er ſolte ſich wolbeſinnen / huͤtten vnd fuͤr ſehen.

VSVSLeichpredigt.

Vsus Primi Membri.

HIr bey dieſem erſten erklaͤreten Lehrſtuͤck / ein habenI. Doctrina, Pactum nõ peſſe ſieri irritum. wir nun fuͤrs Erſte zubedencken / das dieſer Bund wol bleiben wird / vnd mit nichten retractiret vnd auff gehoben werden kan. Gleich wie ein vertrag nicht kan wiederruffen oder vmbgeſtoſſen werden / welchen ein Va - ter fuͤr ſich / ſeine Kinder / Erben vnd Erbnehmen wiſſent - lich vnd wolbedaͤchtlich / nicht gezwungen / nicht mit Liſt hindetgangen / gemacht hat. Vnd ob gleich ſolches den Nachkommen oder Erben ſehr ſchwer fuͤr kompt / ſo muß es doch gehalten ſeyn. Wie aber die Kinder derowegen auff jhre Eltern ſich nicht entruͤſten / ſchenden vnd ſchmehen ſie nicht (wo anders ein guter Lapp daran) in der Gruben / dieweil ſie wiſſen das ſie Menſchen geweſen vnd haben f〈…〉〈…〉 h - len koͤnnen: Alſo ſollen wir auch nicht vnſern erſten Eltern fluchen / welche alſo vom Teuffel ſind verfuͤhret vnnd in Dienſtbarkeit gebracht worden / ſondern ſollen vielmehr dem Teuffel feind werden / durch welches Neidt der Todt in die Welt geſchlichen / wie Cap. 2. ſtehet / vnd ſollen auch Gott keine ſchuld geben. Sollen auch nicht vngern ſter - ben / quia ex pacto fit, denn es iſt der alte Bund vnnd muß ſeyn. Darumb ſagt Syrach recht 41. Capit. Quid re - nuis? Was wegerſtu dich / du muſt ſterben. Es gehet kein Loch hindurch / pactum ſervandum est, der Bund muß gehalten ſeyn. Iſt derowegen der beſte rath / du ſeyſt wil - lig vnd bereit auff Gottes Willen dich meder zulegen vnd zuſterben.

C 2FuͤrsEine Chriſtliche

II. Solatiũ nõ unà perire animam. Fuͤrs ander ſo haben wir dieſen Troſt dabey / das die Seele nicht alſo veralte vnnd ſterbe / ſondern nur allein dz / das da Fleiſch iſt. Das Fleiſch veraltet / der Geiſt aber koͤmpt wieder zu Gott / der jhn gegeben hat / wie der Predi - ger Salomon redet am 12. Capit. Vnnd Leib vnd Seelt werden zu ſeiner zeit wieder zuſammen kommen / vnd wird der Menſch Ewig leben / durch vnſern HERrn JEſum Chriſtum / welcher die vnſterbligkeit oder vnvergaͤngliches Weſen wieder bracht hat / wie 2. Tim. 1. ſtehet / vnd wird vnſer Fleiſch auff ſtehen vnverweßlich in Krafft vnd Herr - ligkeit / 1. Corinth. 15. welches nicht mehr veraltet.

III. Homo me - mor ſit fra gilitatis ſuæ. Zum dritten vnd letzten / ſo offt der Menſch nicht al - lein ein newes Kleid anzeucht / vnd das alte ableget / ſon - dern alle tage / ſo offt er ſein Kleid anleget / ja ſo offt er daſ - ſelbe / ſonderlich ſo es alt wird / anſchawet: ſol er zugleich eingedenck ſein ſeines Fleiſches vnnd ſeines Leibes / ſo all - maͤlichen beginnet zuveralten / vnd zu ſeiner zeit ſol abneh - men / in die Erde verſcharret / vnd alſo auß dem Lande der Lebendigen hinweg geriſſen werden. Solche Betrach - tung wird vns lehren fuͤr ſichtig Wandeln vnnd klug wer - den / wie Moiſes ſeufftzet in ſeinem Gebet / das iſt / im 90. Pſalm / HErr lehre vns bedencken / das wir ſterben muͤſ - ſen / auff das wir klug werden. Soviel vom erſten.

II. Membrum.

I. Pulcherri - ma συμ - φωνία contrahen - tium.

FOlget nun das ander Lehrſtuͤck / nemblichen von dem alten ſehr klaͤglichen vnnd trawrigen Todesbund / ſo iſt es mit demſelbigen alſo bewandt: als dieſer aller -erſteLeichpredigt.erſie vnd aͤlteſte Todesbund geſtifftet worden / da ſind die contrahenten nemblich der allgewaltige Gott der HErr vñ Schoͤpffer aller Creaturen / vnnd den die edle Creatur der erſte Menſch Adam die beſten Freunde vnnd gut eins ge - weſen / dieweil Gott den Adam nicht allein zu ſeinem Bild erſchaffen / ſondern jhm auch an Leib vnd Seel ſoviel gut tes gethan vnnd erzeiget hatte / das es nicht außzureden. Adam erkante auch / liebete / lobete vnd preiſete Gott hin - wieder / als ſeinen HErrn vnnd Schoͤpffer vollkoͤmlich / von gantzen Hertzen / von gantzer Seele / von gantzem Ge - muͤthe vnnd von allen Krefften / weil ſich Gott ſowol vmb jhn verdienet hatte.

Auff das nun ſolche angefangene geſtiffte Freund - ſchafft zwiſchen Gott vnnd dem Menſchen Adam ſich moͤchte perpetuiren, beharlich vnnd feſt bleiben / ſo machte Gott / wie Sirach am 15. vnd 17. Capit, redet einen Bund mit jhm zeigete jhm gutes vnd boͤſes / legete jhm fuͤr Todt vnnd Leben / das Leben / ſo er gut Freund bliebe / der Todt wenn er ſich von Gott abwendete / vngehorſam vnnd vn - danckbar wuͤrde. Vnnd ſtellete der allerhoͤchſte dem A -Arbor Vitæ dam einen ſonderlichen gewiſſen Baum im Paradieß fuͤr vnd ſprach: dieſer Baum ſey ein Zeuge zwiſchen mir vnd dir / daran wil ich hinfuͤro ſehen ob du mich rechtſchaffen liebeſt oder nicht. Denn die andern Baͤum vnnd Ge - waͤchs der Erden ſollen dir alle frey ſtehen / derſelben dei - nes gefallens zugenieſſen vnd zugebrauchen: aber dieſes einzehlen Baums ſoltu dich enthalten / damit du deine vn - terthaͤnigkeit / gehorſam / lieb vnnd trew gegen mir bewei - ſeſt. So lang du nun diß mein Gebot in acht nehmenC 3wirſt /Eine Chriſtlichewirſt / ſoltu mein Freund ſeyn / vnnd dich meiner Gnade troͤſten. So bald du aber dawieder gehandelt / meinen Bund verlaſſen / vnnd an dem verbotenen Baum dich ver - griffen / ſo ſol der Freundſchafft zwiſchen mir vnnd dir ein ende ſeyn / vnd du ſolt des todes ſterben.

Adam aſti - pulatur & repromit - tit.

Diß Pactum vnd Bund nimpt Adam an / alldieweil nicht die geringſte vrſach verhanden / warumb er es renui ten vnd ausſchlagen ſollen. Der HErr vnd Schoͤpffer hatte ja plenariam poteſtatem vollkommene macht vnnd ge - walt ſeinem Geſchoͤpff zugebieten vnnd zubefehlen. Zu dem / ſo war diß mandatum leichtlich zuhalten. Vnd da gleich Gott ein groͤſſers vnd ſchwerers Gebot gegeben het - te / ſo hette doch der Menſch im geringſten ſich nit beſchwe - ren koͤnnen / all dieweil er von Gott das leben vnd alle leibes vnd der Seelen wolfahrt gehabt. Iſt alſo der Bund zwi - ſchen Gott vnd Menſchen getroffen / beliebet / bewilliget / auffgerichtet vnd ſtipulata manu beſtetiget worden.

Adam ſer - vat promiſ - ſa ſicut ca - nis jejuni - um ſuum.

Were nun Adam ſeiner zuſage nachkommen / ſo we - ren er vnd wir ſelige vnd vberſelige Leute / vnnd Gott were vnſer beſter Freund blieben / nach dem er aber ſeine Wort gehalten wie der Hund ſein Faſten / ſich die Schlange be - triegen vnd verfuͤhren laſſen / des Apffeis vom verbotenen Baum genoſſen / vnd alſo meineydig vñ trewloß an Gott ſeinem getrewen Bunds genoſſen worden / ſo ſind nun A dam vnd alle ſeine Nachkom̃en des todes ſchuͤldig. Koͤmpt alſo more miſerrima ex morſu illo infelicißimo, der klaͤgliche Todt auß dem vnſeligen Apffelbiß / der beiſt vnd friſt vmb ſich noch biß auff dieſen tag / alles was von Mann vnndWeibLeichpredigt.Weib gebohren wird / er ſey Mann oder Weib / Reich o - der Arm Gelehrt oder Vngelehrt / Jung oder Alt / wie denn die Chriſtliche Kircheſinget / Einem Reichen hilfft doch nicht ſein Gut / dem Jungen nicht ſein ſtoltzer mach / er muß aus dieſem Meyen / wenn einer hette die gantze Welt / Silber vnd Gold vnd alles Geld / noch muß er an den Reyen. Item / einem Gelehrten hilfft doch nicht ſeine Kunſt / der weltliche Pracht iſt gar vmbſonſt / wir muͤſſen alle ſterben etc. Darumb ſagt Paulus Rom. 6. der Todt iſt der Suͤnden Sold / Item Rom. 5. der Todt iſt durch alle Menſchen hindurch gedrungen / dieweil ſie alle geſuͤndiget haben. Summa / es bleibet bey dem Aus - ſpruch des heiligen Geiſtes: Es iſt der alte Bund / du muſt ſterben.

Vsus II. Membri.

HIerbey haben wir nun erſtlich zubehalten die LehrI. Doctrinæ de cauſa lamitatum & mortis. von der Vrſach vnnd Vrſprung alles Vngluͤcks / Truͤbſals / Jammers vnd Elendes / vnd endlich auch des herben bittern Todes. Wer hat doch diß leidige Apf - felmuß / mit lauter Schlangengifft abgemacht / gekocht vnnd aller Menſchen vorgeſetzet / welches heiſt / Es iſt der alte Bund / du muſt ſterben Antwort / vnſerm frommen Gott duͤrffen wir ſolches nicht zumeſſen / derſelbige hat kei - ne ſchuld daran / denn da der Him̃el vnd Erden / Engel vñNon Deus. Menſchen ſampt allen Creaturen erſchaffen / da iſt nirgendeinigerEine Chriſtlicheeiniger defect vnd mangel geſpuͤret worden / ſondern alles ſehr gut geweſen / immaſſen Moiſes ſpricht Gen. 1. Gott ſahe an / alles was er gemacht hatte / vnd ſiehe da / es war alles ſehr gut. Vnnd wenn es nach des Hoͤchſten willen hette gehen ſollen / were noch heutiges tages alles ſehr gut / vnnd wuͤrde niemand vber diß vnſelige gifftige aͤpffelmuß zuklagen haben. Der allgewaltige Gott hat den Men - ſchen anfaͤnglich zu ſeinem Bilde vnd zum ewigen Leben / in rechtſchaffener Gerechtigkeit vnd Heiligkeit erſchaffen wie das Buch der Weißheit am 2. Cap. vnnd Sirach am 10. Capit bezeuget. Der helliſche Geiſt aber der leidigeSed Diabo - lus, Teuffel / der erſte Apoſtata vnd abtruͤnnige Mammeluck / ſo erſtlich von Gott abgefallen / der rechte ἐνπιχ αιρέκακος vnd helliſche Schaden vñ luͤgenhafftige moͤderiſche Gifft - koch hat diß Welſche Suͤpchen diß gifftige Muß zugerich - tet / vnd die erſte Menſchen zum vngehorſam wieder GottEt filia Diaboli, vi delicet pe - catum. vnd ſein Gebot beredet. Vnd weil den vnſere erſte Eltern Gottes trewhertzige Warnung hindangeſetzt / dieſem hel - liſchen Boͤſerath gefolget / vom verbotenen Baum gegeſ - ſen / vnnd alſo wieder Gottes Gebot geſuͤndiget / ſo haben ſie alles vngluͤck vnnd hertzleid / den leidigen Guack vnnd Todt fuͤr ſich vnd jhre gantze poſteritet vnd Nachkommen daran gefreſſen.

Kompt alſo alles Creutz / Truͤbſal / Jammer vnd E - lend / vnd zuletzt auch der Todt her von der Suͤnde, Denn wenn Adam vnnd Eva nicht geſuͤndiget hetten / ſo hetten wir in allerley Geſundheit vnd Frewde hier gelebet / vnnd wenn es Gott gefaͤllig / hette er vns endlich ohn alle ſchmertzen desLeichpredigt.zen deß Todes / wie in einem ſanfften Schlaffe / aus die - ſem natuͤrlichen Leben ins geiſtliche ewige Leben genom - men. Aber nun vmb der Suͤnde willen / iſt der Todt in die Welt kommen / vnnd iſt der aller feſte / vnwiederruffliche Bund / Wir muͤſſen alle ſterben. Ja wenn wir gleich in vnſern hoͤchſten zeitlichen Ehren ſtehen in der Kirchen fuͤr dem hohen Altar / bey vnſer Copulation vnd Vertrawung / vnd vnſern froͤlichſten jrrdiſchen Ehrentag haben / ſo muͤſ - ſen wir diß trawrige Latein hoͤren / da mann vns dieſen her - ben bittern Text einreibet: Du biſt Erde vnd ſolt wider zur Erden werden. Vnd ob wir gleich nu durch Chriſtum das ewige Leben haben / ſo iſt doch der Sprung darzu ſehr vn - ſanfft worden / durch das finſtere vnd enge Loch deß To - des / das die Haut daruͤber kleben bleibet / ja Leib vnd Seel ſich daruͤber ſcheiden muß. Dieweil denn der Todt vnd al - le ſeine Vorboten verurſacht werden durch die Suͤnde / ſo ſollen wir die Suͤndefliehen vnd meiden / darmit wir vns nicht das Leben verkuͤrtzen. Die blutgierigen vnd falſchen werden jhr Leben nicht zur helffte bringen / ſagt David im 55. Pſalm.

Es gehoͤret aber auff die Suͤnde nicht allein der zeitli - che / ſondern auch der ewige Todt vnd die ewige Verdam - nuͤß. Dann der Suͤnden Sold iſt der Todt / ſaget S. Pau - lus zum Rom. 6. Das iſt / der zeitliche vnd ewige Todt. Die Epicurer haltens dafuͤr / Es gehe mit dem Menſchen gantz vnd gar auff / wenn er ſtirbet / wie auch jhre Lockvogel im Buch der Weißheit am 2. Cap. fuͤrgeben. Aber darwie - der lehret vns GOttes Wort / das auff den zeitlichen der ewige Todt erfolge / bey allen denen / ſo nicht Buſſe thun -DDerEine Chriſtlicheder Todt naget vnd plaget die Gottloſen in der Helle / ſagt David im 49. Pſalm / Vnd dieſelbe iſt nicht mit Ruͤben beſeet / wie die Lucianiſche Spoͤtter geiffern / ſondern eitel heulen / weinen vnd zeenklappen waltet darinnen.

Darumb ſollen wir in der Gnadenzeit vns zum Herrn bekehren vnd jmmer an das Ende gedencken / ſo werden wir nimmermehr ſuͤndigen / wie Sirach vermahnet am 7. Cap. Wir ſollen vnſere Buſſe nicht ſparen / biß wir kranck wor - den / ſondern vns beſſern / weil wir noch ſuͤndigen koͤnnen. Verzeuch nicht from zu werden / harre nicht mit beſſerung deines Lebens biß in Todt / wie vns abermal Sirach erin - nert am 5. vnd 18. Capitel. Daher haben die alten Hebreer dieſe Dreyfache Erinnerung / ſo ein Menſch wol behertzi - gen ſol. 1 Woher wir kommen? exguttula ſordida, aus einem vnſaubern Troͤpfflein / oder aus dem Erdenklos. 2. Wohin wir kommen / Nemlich adlocum pulvetis, vermi - um & ſordium, in die Aſche vnnd Erden / an den Ort da Schlangen vnd Wuͤrmer wohnen. 3. Fur welchen wir am Juͤngſten Gericht vns geſtellen vnd Rechenſchafft ge - ben muͤſſen / Nemlich coram Rege Regum & Domino Domi - nantiũ, fuͤr dem Herrn aller Herrn vñ Koͤnig aller Koͤnigẽ.

II. Adhortatio ad pruden tiam Mo - ſaicam,

Darumb ſollen wir fuͤrs Ander bey dieſem Andern Seuͤcklein dieſe Vermahnung auch mercken / das wir vns nemlich der Moſaiſchen Klugheit befleiſſigen / welche wie wir leſen im Gebet Moyſis / Das iſt / im 90. Pſalm / Da er alſo zu Gott dem Herrn ſeufftzet: Herr lehre vns be -Mors in olla. 2. Reg. 4. dencken das wir ſterben muͤſſen / auff das wir klug werden. Denn weil ja das herbe / bittere Coloquinten Mus muß verſchlungen / Es muß einmal geſtorben ſein / Es iſt der al -teLeichpredigt.te Bund Du muſt ſterben: Ey ſo las vns doch ſolch bitter Coloquinten Mus oder herbes Apffelmus lernen durch ſuͤſ - ſen vnd vberzuckern / eine feine Paraſceven darzu anſtellen / vnd alſo darzu ruͤſten vnnd ſchicken / das wir die edle ἐυθα - νασίαν die guͤldene Sterbkunſt ergreiffen / wol vnnd ſelig ſterben muͤgen / das wir zwar zeitlich ſterben / aber doch ewig leben.

Welches denn geſchicht / wenn wir GOttes allein ſe -Paræſceve ad〈…〉〈…〉 θανα σίαν. ligmachende Wort mit hertzlicher Luſt / Begierde vnd An - dacht anhoͤren / behertzigen vnd betrachten / das heilige / hochwuͤrdige Abendmal deß waren Leibes vnd Blutes Je - ſu Chriſti mit warem Glauben vnnd bußfertigem Hertzen zum oͤfftermal gebrauchen / vnnd diß rechte ἐϕόδιον Chriſtiæ - num dieſen ſtatlichen Zehrpfennig in den Schrein vnſers glaͤubigen Hertzens bewaren / mit welchem wir wol Pro - viantiret vnd verſorget ſein / beydes auff vnſere Chriſtliche Walfart vnd auff vnſere ſelige Heimfart: Das wir auch vnſern Glauben vnd Chriſtenthumb darthun vnnd bewei - ſen / mit einem Chriſtlichen Gottſeligen Leben vnd Wan - del / das wir nicht allein hoͤrer / ſondern auch thaͤter deß Worts Gottes ſein / wie Jacobus vermahnet am 1. Cap. Das wir nicht allein hoͤren vnd glauben / ſondern auch dem geglaubeten Wort folgen / vnſer Leben darnach dirigi - ren, richten vnd anſtellen. Vnnd do vns GOtt bey vn - ſerm Chriſtenthumb Creutz vnnd Truͤbſal zuſchicket / das wir ſolches gedultig ertragen / weil es nur ein modi - cum ein kleines vnnd geringes iſt gegen der ewigen Frewd vnnd Seligkeit / ſo wir in jenem Leben zu gewartenD ijha -Eine Chriſtlichehaben. Darumb ſaget der heilige Apoſtel Paulus / das dieſer Zeit leiden nicht werth ſey zu rechnen gegen der Herr - ligkeit / die an jenem Tage an vns ſol offenbahret werden / Rom. 8. vnd in der 2. Corinth. 4 Cap. Vnſer Truͤbſal die da zeitlich vnd leicht iſt / ſchaffet eine einige vber alle maſſen wichtige Herrligkeit. Darneben ſollen wir auch vnſer mil - de Hand gegen dem duͤrfftigen Nechſten auffthun / auch zu Gott taͤglich vmb ein ſanfftes / froͤliches Simeonſtuͤndlein ſeufftzen / mit der lieben Kirchen ſingen vnd ſagen aus der ſiebenden Bitte deß heiligen Vater vnſers: Von allem Vbel vns erloͤß / Es ſind die Zeit vnnd Tage boͤß / Erloͤß vns von dem ewigen Todt / Vnnd troͤſt vns in der letzten Noth / Beſcher vns auch ein ſeliges End / Nimb vnſer Seel in deine Haͤnd.

III. Præmoni - tio contra impedimen ta varia.

Zum Dritten vnnd letzten vnd zum Beſchluß deß an - dern Stuͤckleins / ſo haben wir hier auch eine Warnung zu mercken / das wir vns fleiſſig lernen huͤten vnnd fuͤrſehen / fuͤr alle dem / das vns an vnſer ſeligen Heimfarth remoriren vnd hindern moͤchte / als da iſt alles Gottlos Epieuriſches boͤſes Leben vnd Weſen / Freſſen vnd Sauffen / Hurercy / Ehebruch / Vnzucht / Deßgleichen fuͤr der ſtinckenden Hoffart / die mann der vnſinnigen / vnſeligen Welt ſo gar nicht aus dem Sinnereden kan / die doch keinen andern Himmel bringet / als den / in welchem der Koͤnig aller ſtol - tzen reſidiret, Nemlich den Nobißkrug / da die ſchwartzen Engel mit Keulen lauffen vnnd tantzen / vnnd das Fewer zum Dach vnd Fenſter hinaus ſchleget. Item das wir meiden die heymiſche Bauchſorge / den leidigen verfluch - ten Geitz / die da iſt eine Wurtzel alles Vbels / wie PaulusredetLeichpredigtredet 1. Tim. 6 darinn ſich doch der meiſte Theil der Welt vertieffet. Aber worzu iſt es doch nuͤtz / bedencke doch lie - ber Chriſt / worauff geitzeſt / ſchindeſt vnd ſchabeſt du alſo? Gedenck eſt du denn ewig zu leben? Oder meineſtu dein groſſes Gut mit zu nehmen / vnd S. Petern damit zu be - ſtechen / das er dich deſto lieber einlas? Nein ſagt Syrach / Du muſt ſterben. Vnd David im 49. Pſalm / Du kanſt nicht bleiben in deinen Wuͤrden / Du muſt davon wie ein Vieh / vnd Tauſentmal aͤrger denn ein Vieh / welches ſich fuͤr keinem Juͤngſten Gericht oder helliſchen Fewer fuͤrch - ten darff / vnd du muſt alles dahinden laſſen / dein Silber vnnd Golt wird dich nicht erretten am Tage deß Zorns / Soph, 1. Darumb ſey gewarnet vnd bedenck dich eines beſ - ſern / vnd laß dir an einem zimlichen / an dem lieben taͤgli - chen Brot genuͤgen. O es iſt ein groſſer Gewinn / wenn mann Gottſelig iſt / vnd leſt jhm genuͤgen 1. Tim. 6. Denn wir haben nichts in die Welt bracht / darumb iſts offen - bar / wir werden auch nichts hinaus bringen / wenn wir aber Nahrung vnd Kleider haben / ſo laſt vns fuͤr lieb neh - men. So viel ſey auch geſagt vom andern.

III. Membrum.

FOlget nun das Dritte vnd letzte / Nemlich von demTranſitio ad tertium locum. vberaus froͤligen ſeligen Lebensbunde. Wir haben im andern Stuͤcklein gehoͤret / von dem trawrigen vnſeligen Sterbensbunde / do es hies wie hie Syrach re - det / Es iſt der alte Bund / Du muſt ſterben / Oder wie Moyſes redet Gen. 2. Morte morieris, das lautet gleich als / de morte in mortem, da mann aus einem Todt in den an -D iijdern /Eine Chriſtlichedern / aus der Suͤnden Todt in den zeitlichen / aus dem zeitlichen in den ewigen Todt falle / da mann ohn auffhoͤ - ren wird ſterben / Todesangſt vnd Schmertzen fuͤhlen / vnd doch nimmermehr erſterben koͤnnen. Wenn nun wir arme Adamskinder nichts mehr wuͤſten / da wuͤrde Warlich La - chen zu verbeiſſen ſein / da wuͤrde es heiſſen / beſſer nie gebo - ren / als ewigſein verloren.

Darumb muͤſſen wir nun dieſem klaͤglichen Todes - bunde entgegen ſetzen einen andern newen Evangeliſchen Lebensbund / krafft deſſen wir nicht verzagen. Denſelbi - gen finden wir zwar nicht allhier im verleſenen Text von Sirach beſchrieben / aber gleichwol woher Sirach den al - ten Todesbund genommen / Nemlich aus dem Erſten Buch Moyſis am Andern vnnd Dritten Capitel / Eben aus demſelben Dritten Capitel gedachten Buchs / koͤnnen wir den hochgewuͤntſchten froͤlichen Lebensbund anziehen / da denn der ewige Son Gottes der hertzlabende Paradies - Prediger das wunderbarliche Decretum gemacht / vnſern hochbetruͤbten erſten Eltern das Evangelium verkuͤndiget / vnd den Abſchied alſo formiret: Deß Weibes Samen ſol der Schlangen den Kopff zutreten / vnd ſie wird jhn in die Verſen ſtechen. Hiemit wird nun ein newer Lebensbund auffgerichtet / deſſen Summ vnd Inhalt dieſe iſt: Wer an den verheiſſenen Weibes Samen vnnd Schlangentreter glaͤubet / der iſt Gottes Freund / vnd ein Kind Gottes vnd Erb deß ewigen Lebens. Wer aber an jhn nicht glaͤubet /Sextupli - cia in pacto vitæ obſer - v[ant]a. der iſt Gottes Feind ewig verdampt vnd verloren.

Es wird vns aber in dieſem hochgewuͤntſchten newen Lebensbunde Sechſerley fuͤrgehalten / Erſtlich die Mo -no -Leichpredigtnomachia oder Duellum, der Zweykrieg Chriſti vnd der altenI. Monom[a]- chia Chri - ſti & vete - ris Serpen - tis. Schlangen / da tritt ohn alles Mittel ein Herr wieder den andern auff / vnd thun miteinander ein ſolch ſcharff treffẽ / das darauff beyderſeits alles gewinnen vnnd verlieren ſte - het / nach Art vnd Gewonheit der alten Kriegsuͤbung Du - ellum oder Monomachia genant.

Als mann gezehlet 2738. Jahr nach der Erſchaffung der Welt / iſt der Thebaniſche Krieg zwiſchen zweyenHiſtoria. Bruͤdern Eteocles vnd Polynices genant / angegangen / vnd weil beyderſeits viel Kriegsvolck verlohren / vnd mann kei - nen gewiſſen Außgang hat ſehen moͤgen / iſt es endlich von beyden Theilen fuͤr gut angeſehen worden / das nur allein die Bruͤder mit einander ein traͤffen theten / vnnd alſo deß Thebaniſchen Koͤnigreichs wegen ſtritten / wer es behal - ten ſolte. Was geſchicht? Eteocles vnd Polynices kaͤm - pfen vnd ſtreiten auffs hefftigſte mit einander / vnnd laſſen nicht abe / biß das ſie einander verwundet / vnd beyderſeits zu Boden fallen. Ihre Mutter Iocaſta, ſo bald ſie die - ſen Streit erfahren / laͤufft eylend hinzu / darmit ſie ſolch blutig traͤffen verhindern moͤchte. Aber wie ſie koͤmpt / da ſiehet ſie jhre beyde Soͤhne im Blute liegen / vnnd er - ſchrickt vber ſolch Spectakel / reiſſet dem einen das ſehwert aus ſeinem Leibe / vnd erſticht ſich darmit / vnd als ſie bey - de Kinder vmbfangen / verſcheidet ſie. Eteocles (der hiebe - vor ſich nicht hat wollen behandeln / noch keine Bruͤderli - che Verſoͤhnung zulaſſen / vnangeſehen / das ſich die Mut - ter hierin fleiſſig bemuͤhet /) als er jetzo mit dem Tode run - ge / vnnd nicht mehr reden konte / hat mit dem Winckenan -Eine Chriſtlicheangezeiget vnd zuverſtehen geben / wie ſehr jn ſolches rewe - te / das er ſo Gottlos / Vbermuͤtig vnd Frech wieder ſeinen Bruder geweſen. Polynices aber hat mit vielen Threnen ſeinen Fall beweinet / vnd zu letzt gebeten / weil er lebendig ſeines Vaterlandes nicht koͤnte genieſſen / das mann jhn doch todt nur dahin begraben wolte. Diß iſt nun ein traw - riger Außgang deß Duelli oder Zweykriegs geweſen.

Eben auff dieſe weiſe / zeiget auch der ewige Sohn Gottes / im angezogenen Lebensbunde an / das er fuͤr das gefallene Menſchliche Geſchlecht wider den Teuffel zu ei - nem ſolchen Monomacho vnnd einzelen kaͤmpffer erwehlet vnd verordnet ſey. Im Rath der ewigen Goͤttlichen Ma - jeſtaͤt / als er vor vns gebeten / da iſt jhm das gantze Menſch - liche Geſchlecht / ſampt aller Schuld vnd Straffe auff die Schulter geladen / wie Eſaiæ am 9. vnd 53. ſtehet / Seine Herrſchafft iſt auff ſeiner Schulter. Item die Straff ligt auff jhn / auff das wir Friede hetten.

Diß iſt fuͤrwar ein wunderlicher Krieg geweſen / dar - von auch die Chriſtliche Kirche ſinget: Mors & vita duel - lo conflixère mitando, Es war ein wunderlicher Krieg / Da Todt vnd Leben rungen / Das Leben behielt den Sieg / Es hat den Todt verſchlungen / etc. Der einige Sohn Got - tes vnſer lieber Bruder vnd Immanuel iſt der einige Kaͤm - pfer vñ Monomachus fuͤr das gantze Menſchliche geſchlecht / er hat die Kelter allein getreten / vnd keine Mitgehuͤlffen gehabt / wie Eſaias bezeuget 63. Cap. Davon S. Petrus ſaget Act. 4. vnd 10. Capit. Es iſt kein ander Nahme den Menſchen gegeben / darinn ſie koͤnnen ſelig werden / denn allein der heilwertige Nahme Jeſus. Item von jhm zeu -genLeichpredigt.gen alle Propheten / das in ſeinem Namen vergebung der Suͤnden haben alle / die daran gleuben. Vnnd Paulus ſchreibet 1. Corinth. 1. er iſt vns allein von Gott gemacht zur Weißheit / zur Gerechtigkeit / zur Heiligung vnd Er - loͤſung.

II. Perſona Meßiæ.

Fuͤrs ander wird auch in dieſem angezogenẽ Lebens - bunde fuͤr gehalten die Perſon des Meſſiæ / das er nemblich Θεάνθρωϖος wahrer Gott vnd Menſch ſey. Seine Gott - heit wird dadurch bewieſen / das er der Schlangen Kopff zutri[t]vnd des Teuffels Werck zerſtoͤret / ſeine Menſchheit wird angezeiget im woͤrtlein Samen / welches die Schrifft verſtehet von der Menſchlichen Natur mit Leib vnd Seel wie Ebr. 2. cap. ſtehet / er nimpt nirgend die Engel an ſich / ſondern den Samen Abrahæ nimpt er an ſich.

Zum dritten von der Empfaͤngnis vnd Geburt Chri -III. Conceptio & nativi - tas Chriſti. ſti wird auch in dieſem angezogenen Lebensbunde gehan - delt. Denn gleich wie er Wunderbahr genennet wird Eſaiæ. 9. alſo iſt auch ſeine Empfaͤngnis vnnd Geburt Wunderbar. Er iſt ein ἀμήτωρ vnnd ein ἀϖἀτωρ, ohn Mutter vnd ohn Vater. Nach der Gottheit hat er kei - ne Mutter / ſondern iſt vom Vater in Ewigkeit gebohren / aus ſeinem Hertzen entſproſſen. Nach der Menſchheit hat er keinen Vater / denn in vnſerm Lebensbunde wird er ein Weibes Samen oder Sohn genennet / nicht eines Mannes.

Zum vierdten wird vns in dem newen hochgewuͤnſch -IV. Chriſti paſ - ſio & mors. ten auffgerichten Lebensbund fuͤrgehalten / Chriſti bitteres Leiden vnnd Sterben / denn alſo wird zur Schlangen ge - ſagt / vnd du wirſt jhn in die Verſen ſtehen / wie ein OtterEvndEine Chriſtlichevnd Schlang / wenn ſie ein[er]mit Fuͤſſen trit. Solches nun iſt geſchehen / ſo bald Chriſtus Menſch gebohren / do hat jhn der Sathan in die Verſen geſtochen / hat erwecket ſeine liebe getrewen / / Herodem Aſclaonitam, welcher vmb ſeinet willen die vnſchuͤldigen Kindlein getoͤdtet: desglei - chen den Herodem Antipan, den verſchlagenen Fuchs / die Hohenprieſter / Phariſeer vnd Schrifft gelehrten / die Ju - den / ja ſeinen eigenen Juͤnger den verraͤhter Judam. Im Garten am Olberge hat jhn der Sathan ſolche Verſen - ſtiche gegeben / das er blutigen Schweiß darvber geſchwi - tzet / in Caiphæ Hauß iſt er geſchlagen / vbel tractiret vnnd zugerichtet worden / im Richthauß Pilati hat man jhn ver - ſpottet / gegeiſſelt / gekroͤnet vnd alſo zugerichtet / das er faſt nicht einem Menſchen ehnlich geſehen. Zuletzt mit vn - geſtuͤm hinauß geſchlept vnnd gezogen zum gewoͤhnlichen Galgenberge oder Schedelſtet / jhn gecreutziget vnnd ge - toͤdtet.

V. Chriſti re - ſurrectio & trium phus.

Zum fuͤnfften ſo wird auch in dieſem Lebensbunde mitgedacht der froͤlichen Victoriæ, Siegs vnnd Vberwin - dung / nemblich der Sie greichen Aufferſtehung vnd Him - melfarth vnſers HErrn vnd Heylandes JEſu Chriſti / da der Engel des groſſen Raths ſaget: des Weibes Samen ſol der Schlangen den Kopff zutreten. Denn der HErr Chriſtus hat dem Teuffel nach dem Verſenſtechen den Kopff zerknierſchet vnd zumalmet / jhm alle Macht / Ge - walt vnd Nachdruck genommen / davon ſagt S. Johan. 1. Epiſt. 3. darzu iſt erſchienen der Sohn Gottes / das er die Wercke des Teuffels zerſtoͤrete.

ZumLeichpredigt.

Zum ſechſten vnd letzten werden auch hi[erin]implicitèVI. Beneficia Chriſti, ex - paßione & reſurrecti - one proflu - entia. begriffen die hohe groſſe Wolthaten des HErrn Meſſiæ / ſo er durch ſeinen blutigen Krieg vnnd herrlichen Sieg er - worben vnd dem menſchlichen Geſchlechte conferiret hat / als er vns Erloͤſet vom Zorn Gottes / vom Fluch des Ge - ſetzes / Suͤnd / Todt / Teuffel vnd Helle vnd von der ewi - gen Verdamnis / vnd vns hergegen erlanget die Verſoͤh - nung mit Gott / die Gerechtigkeit / die Gnade / die liebe Gottes / den H. Geiſt / ewiges Leben vnd Seligkeit.

Solcher Wolthaten des HErrn Meſſiæ aber koͤn - nen wir nicht anders theilhafftig werden / als nur allein durch den Glauben an den HErrn Meſſiam. Dieſem gibt zeugniß das erſte gantze Apoſtoliſche Concilium ſo zu Jeru - ſalem gehalten in der Apoſtel Geſchicht am 15. Capittel / da alſo von den heiligen Apoſteln einmuͤtig geſchloſſen worden: Wir glauben durch die Gnade JEſu Chriſti Gerecht vnnd Selig zuwerden / allerdings gleich wie auch vnſere Vaͤter.

Vsus III. Membri.

DEn Troſt giebt vns nun / lieben Chriſten / der neweConſolatio cum admo - nitione. Evangeliſche Lebensbund / nach welchen vns Sy - rach wil ein appetit vnd verlangen machen / wenn er vns ſein mors in olla auß dem 2. Reg. 4. das herbe bittere Colloquinten Muß das leidige mit lauter Schlangengifft abgemachte Apffelmuß vorſetzet vnd ſagt: Es iſt der alte Bund / du muſt ſterben.

E 2Dar -Eine Chriſtliche

Darumb thu dich nun vmb / lieber Chriſt / gebrau - che die verordnete heilſame Mittel durch welche du moͤgeſt in den ſeligen Lebensbund auffgenommen werden. Das iſt nun der ſeligmachende Glaube an Chriſtum JEſum / welcher her kompt aus dem gehoͤr goͤttliches Worts vnnd wird gemehret vnd geſtercket durch denſelgen Gebrauch des hochwuͤrdigen Abendmals des HErrn. Darumb ſagt Johannes der Teuffer Joh. 1. Wer an den Sohn gleubet der hat das ewige Leben / vnnd Chriſtus ſelbſt ſagt Johan. 3. Alſo hat Gott die Welt geliebet / das er ſeinen eingebornen Sohn gab auff das alle die an jhn gleuben nicht verlohren werden / ſondern das ewige Leben haben. Vnd Johan am 11. Cap. Ich bin die Aufferſtehung vnd das Leben / wer an mich gleuber der wird leben. Vnd S. Johan. 1. Epiſt. 5. ſpricht: Gott hat vns das ewige Leben gegeben / ſolch Leben iſt in ſeinem Sohn / wer den Sohn hat / der hat das ewige Leben / wer den Sohn nicht hat / der hat das leben nicht.

Concluſio.

Der owegen lieben Chriſten / laſt vns nun im leben vnd im ſterben zu dieſem einigen Schlangentreter halten / ſo iſt vns ewig gerathen vnd geholffen. Vnd do wir gleich die bittrigkeit des Todes ſchmecken / vnd durch den finſtern Thal des Todes wandern muͤſſen / 23 Pſalm / ſo kommen wir doch dadurch zur ruhe / vnnd iſt vns demnach der alte Todesbund nur eine Beforderung zum hochgewuͤnſchten froͤlichen ewigen Lebensbund / vnnd eingang zum ewigen Leben. Wein wil nun fuͤr ſterben grawen / wer wil ſich da - fuͤr entſetzen / wenn er allem vngluͤck ſol den Ruͤcken bieten / ſol hinfuͤro ruhen vnd feyren von aller muͤhe vnd arbeit / ſolausLeichpredigt.auß dem Reich der vnruh ins hochgewuͤnſchte Frewden - reiche Ruhland / in die hertzerquickende Friede〈…〉〈…〉 g / ins himliſche Engelland verſetzet werden / da der Frewde die fuͤlle vnd lieblich Weſen jmmer vnd ewiglich iſt / wie der 16 Pſalm beſaget. Vnnd warumb ſolten wir vns nun we - gen vnſer guten Freunde / Eltern / Kinder / Ehegatten / Bruͤder vnnd Schweſter toͤdlichen hintrits / zu tode graͤ - men / Sintemal ſie im Bunde des Friedes vnnd Lebens ſind / im Buͤndlein der Lebendigen / bey dem HErrn jhren Gott / wie die vernuͤnfftige Abigail von dem Tode der Gleubigen redet 1. Samuel. 25. Die in dem HErrn abge - ſchieden liegen nach dem Leibe in einem lieblichen ſchlaff / davon ſie bald am Juͤngſten Tage wieder werden auffwa - chen / die Seele iſt an dem Ort der Frewde / vnnd nehme nicht tauſent Welt / das ſie auch nur eine ſtunde mehr ſolt in diß Traͤnenthal kommen. Es ſind die vnſern (Gott lob vnd danck) vnverlohren / præmiſimus non amiſimus, ſie ſind nur voran geſchickt / der meinung das wir bald nach - folgen werden. Vnnd wenn das geſchehen wird das wir zum andernmahl zuſammen kommen werden / da werden wir alsdenn vngeſcheiden bleiben / vnnd bey vnſerm Hey - land vnnd Seligmacher CHRiſto JEſu ſeyn allezeit 1. Theſſ. 4. So viel ſey auch geſagt vom dritten vnd letz - ten Lehrpunct.

Memoria Defuncti.

NVn laſt vns auch etwas anhoͤren vom Ehrenge - dechtnis des Weiland Ehrnveſten / Achtbarn vñE 3Wol -Eine ChriſtlicheWolweiſen Herrn Lautentij Kuͤchlers Buͤrgermeiſters alhier /

Erſtlich von ſeiner ehrlichen Ankunfft /

Zum andern von ſeinẽ Chriſtlichen Leben vnd Wan - del / vnd denn zum dritten von ſeiner Leibes ſchwachheit vñI. De ortuConſu - lis honeſto. ſeligen abſchied aus dieſem Jammerthal.

Anlangende nun erſtlichen ſeine Geburt vnnd An - kunfft / ſo er vor 64. Jahren / als man zehlet nach Chriſti Geburt 1553. Jahr / von frommen Chriſtlichen ehrlichen Eltern dieſes Orts auff die Welt gebohren worden.

Parentes. Sein Vater iſt geweſen der Weiland Ehrnveſte vnd Wolgeachte Herr Andreas Kuͤchler fuͤrnehmer Buͤrger vnd Handelsman auch des gemeinen Kaſtens Vorſteher alhier / ſeine Mutter die Erbare vnnd Tugendſame Fraw Annæ Wuͤlckin.

Educatio. Von dieſen frommen Chriſtlichen Eltern iſt vnſer in Gott ruhender Herr Buͤrgermeiſter in der Zucht vnnd Vermahnung zum HErrn aufferzogen / welche ſich erin - nert der vermahnung S. Pauli zun Epheſern am 6. Cap. da er alſo ſaget: Ihr Eltern ziehet ewer Kinder in der Zucht vnd Vermahnung zum HErrn. Vnd dieweil jh - nen wol bewuſt / das an der Kinder zucht mercklich viel ge - legen / haben ſie jhn fleiſſig zur Schule gehalten / da er denn neben dem gefaſten Erkaͤntnis Gottes / auch ſoviel in Stu - dijs proßciret / das er der Lateiniſchen Sprache etlicher maſſen kuͤndig vnd ein Stuͤck aus der Muſica kuͤnſtlich mit ſingen koͤnnen / das alſo gut Hoffnung geweſen / er einen feinen gelahrten Mann wuͤrde gegeben haben / wenn er beydemLeichpredigt.den ſtudijs blieben were. Dieweil aber[der]allein weiſe Gott / nach ſeinem vnerforſchlichen Rath vnd Willen / ſei - nen lieben Vater etwas zeitlicher von dieſer Welt abge - fordert / vnd der Herr Buͤrgermeiſter der einige Sohn ge - weſen / hat er ſeines lieben Vatern Handel angenom̃en / vnnd iſt alſo in ſeines ſeligen Vatern Fußſtappen getre - ten.

Anno 1581. als er acht vnd zwantzigſte halb Jahr altConjugiũ Primum. geweſen / hat er ſich nach Gottes Ordnung vnnd Willen in den heiligen Eheſtand begeben / vnd die damals Erbare Vielehrentugendreiche Jungfraw Annam / des Wey - land Ehrnveſten vnnd Wolweiſen HErrn Adam Hen - ſchels des Raths zu Sprotta / eheliche Tochter gefreyet / welche eine ſonderliche Liebhaberin Gottes / ſeines Worts vnnd ſeiner Diener geweſen / eine rechte gewuͤnſchte Prie - ſterfreundin / denn ſie Predigern viel gutes gethan / wie ſol - ches jhr / von meinem geliebten Herrn Gevatter vnd Colle - ga dem Archidiacono alhier / in der Grube ruͤhmlim nach - geſagt wird / als welcher ſolche Gutthaͤtigkeit ſelber da - mals genoſſen. Mit dieſer frommen gottſeligen Matron hat vnſer Herr Buͤrgermeiſter in recht gewuͤnſchter geru - higer Ehe geſeſſen ſechs vnd zwantzigſte halb Jahr lang / vnd in wehrender Ehe mit einander gezeuget zwene Soͤh - ne vnnd drey Toͤchter. Einen Sohn vnnd eine Tochter hat der allgewaltige Gott zu ſich genommen / ein Sohn aber vnnd zwo Toͤchter ſind noch am leben / derer Erbar Wandel maͤnniglich alhier wolbewuſt vnd bekant.

DieweilEine Chriſtliche
Conjugiũ ſecundum.

Dieweil aber der ewige Gott nach ſeinem Vaͤterli - chen Willen vnnd Wolgefallen des Herrn Buͤrgermei - ſters erſte liebe Haußehre / durch einen ſanfften ſeligen Todt / von dieſem Traͤnenthal in ſein ewiges Reich Anno 1607. abgefordert / hat er nach verfloſſener Trawrzeit An - no 1608. ſich anderweit wiederumb Verehliget / vnd ſeine hochbetruͤbte hinderlaſne Wittib die Erbare Vielehren - tugendſame Fraw Margaret am Draberin / des Weiland Ehrnveſten / Achtbarn vnnd Wolweiſen Herrn Thom - Ferbers auch Buͤrgermeiſters alhier eheliche hinderlaſne Wittib gefreyet / vnnd mit derſelben faſt zehen Jahr / etwan ein viertel Jahr weniger / auch in ſtiller vnd geruhi - ger Ehe zugebracht / aber nach Gottes Willen keine Lei - beserben miteinander gezeuget.

II. De vita Conſulis laudabili.

Was fuͤrs ander vnſers ſeligen Herrn Buͤrgermei - ſters Leben vnd Wandel anlanget / ſo hat er ſich jederzeit eines eingezogenen Chriſtlichen Gottſeligen Lebens vnnd Wandels beflieſſen. Daher er auch wegen ſeines erbarn wandels vnd Chriſtlichen verhaltens zu allerley Dignite - ten vnd Ehrenſtande dieſer Stadt von der vnterſten Stuf - fen biß zum hoͤchſten erhoben worden.

Anno 1592. iſt er vom Ehrnveſten Wolweiſen Rath zum Aſſeſſorn des Schoͤppenſtuelß alhier oder zum Ge - richtsverwanten gemacht worden.

Bald zwey Jahr hernach Anno 1594. iſt er zu einem Rathsherrn erwehlet worden.

Anno 1610. iſt er vom Erbarn Rath einhellig zum Buͤrgermeiſter erkohren vnnd geſetzet worden / da er dennauchLeichpredigt.auch dem hochbeſchwerlichen Buͤrgermeiſter Ampt zwey - mal in der Regierung beſter maſſen er vermocht / fuͤrge - ſtanden. Vnd nunmehr im herzunahenden Jahre zum Dritten mal in die Regierung hette treten ſollen / wenn es dem Hoͤchſten nicht anders gefallen / welcher einen ſchoͤ - nen Wechſel mit jhm getroffen / jhn aus einem jrdiſchen Buͤrgermeiſter / zum Himliſchen Buͤrgermeiſter / ja zum gewaltigen Himmelsfuͤrſten vnnd Koͤnige gemacht / vnnd mit allen Gnaden in ſein ewiges Himmelreich auff vnnd an genommen hette.

Es haben ſich aber an vnſerm ſeligen Herrn Buͤr -Tres virtu - tes Conſ[u]- lis noſtri in ſigniores. germeiſter von Jugend auff / vnter andern mancherley Tugenden / Drey ſonderliche loͤbliche / Gott wolgefaͤllige Tugenden / mit Macht ſehen laſſen / welche alle fromme Chriſten von vnſerm ſeligen Herrn Mitbruder ablernen vnd jhm hierin Chriſtlich nachfolgen ſollen / dieſelben koͤn - nen wir mit ſtillſchweigen nicht vbergehen / ob wir wol we - gen albereit lengſt verfloſſenen Zeit mit kurtzen Worten ſolchs beruͤhren muͤſſen.

Die Erſte iſt Gottesfurcht oder Gottſeligkeit / welche allen Menſchen / ſonderlich aber den Regenten wolanſte -I. Pietas vel Timor Do mini. het / als welche den Vnterthanen mit gutem Exempel wol vorgehen ſollen. Von dem Hochloͤblichen Keyſer Caro - lo Magno wird geſchrieben / das er die Gottesfurcht fuͤr die hoͤchſte vnnd ſchoͤnſte Tugend gehalten / Inmaſſen denn auch die Heyden gethan / als vntern andern Cicero in orat. pro Planco, welcher geſagt / Pietatem eſſe baſin ſeufundamen - tum omnium virtutum, Die Gottſeligkeit ſey eine Mutter /FJaEine ChriſtlicheJa ein Fundament vnd Grundfeſt aller Tugenden. So hat vnſer ſeliger Herr Buͤrgermeiſter auch gethan / vnnd Gott dem Herrn / ſo viel in dieſer Menſchlichen ſchwach - heit muͤglich / hertzlich gefuͤrchtet / denſelben geliebet vnnd allezeit fuͤr Augen im Hertzen gehabt. Dieſer Tugend hat jhn der ewige / warhafftige Gott / laut ſeiner Verheiſ - ſung vnd Zuſage / genieſſen laſſen / vnnd hat jhn an Haab vnd Gut ſehr reichlich vnd vberfluͤſſig geſegnet / vnnd iſt an jhm recht erfuͤllet worden / Was David in ſeinem 34. Pſalm ſaget: Die den Heern fuͤrchten haben keinen Mangel an jrgend einem Gute. Item was S. Paulus ſchreibet 1. Timoth. 4. Die Gottſeligkeit iſt zu allen din - gen nuͤtz vnd hat die Verheiſſung dieſes vnd deß zukuͤnffti - gen Lebens.

II. Ardens Verbi divi - ni dilectio.

Die Ander fuͤrneme Tugend vnſers ſeligen Herrn Buͤrgermeiſters / iſt geweſen / hertzliche Luſt vnd Liebe zu Gottes Wort. Von dem loͤblichen Keyſer Conſtantino Magno leſen wir / das er Gottes Wort dermaſſen gelie - bet / das er auch die Predigten allezeit ſtehende angehoͤret / vnd mit beſondern groſſen Ernſt vnnd Fleiß darauff ach - tung gegeben. Gleicher geſtalt hat der Herr Buͤrger - meiſter auch gethan zum oͤfftermaln / wie ich jhm deſſen mit Warheit Zeugnuͤß geben kan.

Ja er hat nicht allein alle Predigten / wenn er ein - heimiſch geweſen vnnd fort gekont / beſucht vnnd mit An - dacht angehoͤret / ſondern auch nicht mit Willen ein Ge -betLeichpredigtbet / es ſey Fruͤe oder Spat geweſen / verſeumet / iſt gemei - niglich neben etlichen andern der Erſte in der Kirche vnnd der letzte heraus geweſen. Auch zu Hauſe hat er gute Kirchenzucht gehalten / das liebe Gebet hat er allwege hoch urgiret, ſeine Arbeiter vnd Tagloͤhner / ſein Geſind hat niemals ohn Gebet zum Tiſch noch darvon gehen muͤſſen / Ja da er faſt mit dem Tode gerungen / hat er vermahnet / das ſeine Arbeiter vnd Geſinde das Gratias nicht vergeſſen ſolten. Mit dem waren Leib vnnd Blut vnſers Herrn Jeſu Chriſti hat er ſich zum oͤfftern im waren Glauben mit bußfertigen Hertzen ſpeiſen vnd traͤn - cken laſſen / wie er denn auch noch heut Acht Tage dieſes ἐφοδίομ Chriſtiani, dieſes thewren / Chriſtlichen Zehrpfenni - ges fehig vnd theilhafftig worden.

Die Dritte Tugend / ſo von vnſerm Herrn Buͤrger -III. Humilitas. meiſter inſonderheit herfuͤr geleuchtet / iſt geweſen / die Ed - le Tugend / die liebe Demuth / Derer er ſich von Hertzen beflieſſen. Denn ob er wol reich von Haab vnd Guͤtern geweſen / vnd neben andern Herrn in dieſer loͤblichen Koͤ - niglichen Hauptſtadt deß Margraffthumbs Niederlau - ſitz / die oberſte Stelle im Regiment jnne gehabt / ſo hat er ſich doch deſſen im geringſten nicht vberhaben / ſondern ſich fein herunter gelaſſen / auch den einfeltigſten Buͤrger / wenn er etwan fuͤrvber gangen / vngegruͤſſet vnd vnangere - det nicht gelaſſen / wie jm deſſen fromme Leute Zeugnuͤß ge - ben / vñ ſeiner freundligkeit vnd Demut halber ſehr vngern verloren haben. Hat ſich alſo vnſer Herr BuͤrgermeiſterF ijfeinEine Chriſtlichefein erinnert was Sirach ſagt am 3. Cap. Je hoͤher du biſt / je mehr du dich demuͤtige / ſo wird dir der Herr hold ſein.

Occupatio.

Moͤcht aber allhier jemand einwenden vnd ſagen: Mann ſol jhn gleichwol nicht ſo gar in Himmel heben / mann wiſſe Ja wol / das er als ein Menſch auch ſeine ſchwachheiten vnd gebrechligkeiten an ſich gehabt? Ant - wort: Hats vnſer Herr Buͤrgermeiſter nicht allwege wol getroffen / wie ich denn keinen Engel Gabriel aus jm machen wil / Inmaſſen wir auch alle miteinander arme Suͤnder ſind / vnnd mangeln deß Ruhmbs / den wir fuͤr GOtt haben ſollen / wie S. Paulus redet / Rom. 3. So muͤſſen wir gedencken / Das auch groſſe Leute / wie der 62. Pſalm beſaget / bißweilen ſtrauch ein koͤnnen / Ich vnd Du vnd andere kleine Leute koͤnnens auch. Chriſtliche Liebe aber wirfft vber ſolcher Chriſten Faͤhl vnnd Maͤngel Eliæ Mantel. Vnnd dieſer Ort iſt nicht darumb zugerichtet vnd erbawet / das mann darvon auff die verſtorbene feind - ſelig ſol debachiren, vnnd gleich den vnflaͤtigen Hyæ nen in jhren Graͤbern vmbruͤcken ſol / De mortuis nil niſi bonum, Mann hat vnſerm ſeligen Herrn Buͤrger meiſter / als er in ſeiner Schwachhett mit dem thewren Zehrpfennig deß Hochmuͤrdigen Abendmals zu ſeiner vorſtehenden Wan - derſchafft iſt verſehen worden / auff ſein demuͤtiges Be - kaͤninuͤß / aus Chriſti Befehl zugeſprochen: Sey getroſt mein Sohn / deine Suͤnde ſind dir vergeben / Derbey bleibe es.

WasLeichpredigt.

Was fuͤrs Dritte vnd Letzte ſeine Leibes ſchwachheitIII. De morie Conſulit beatisſima. vnnd ſeligen Abſchied anlanget / ſo iſt er faſt ein Viertel Jahr am hitzigen Fieber hart darnieder gelegen / da er denn von Tag zu Tag an allen Leibes kraͤfften abgenommen. Iſt aber in ſeiner Leibes ſchwachheit ſehr gedultig gewe - ſen / wie ein gedultiges Laͤmblein / ſein Hertz / Muth vnnd Sinn zu Gott dem hoͤchſten erhaben / jhn vmb ein ſanfftes froͤliches Simeonſtuͤndlein hertzlich angeruffen / vnd von maͤnniglichen / ſo zu jhm kommen vnd jhn beſucht / bege - ret / mann doch nicht laͤnger fuͤr ſein leben / ſondern vmb ein ſeliges Ende ſeinet wegen Gott den HErrn bitten wolle / wie er ſich denn auch ſolches / ſo offt ich zu jhm kommen ond mit Troſt beygewonet / gegen meiner wenigen Perſon erklaͤret hat. Seine liebe Seele / als ſein beſtes κειμήλιον oder thewreſten / wertheſten Schatz / befahl er dem hoͤchſten vnd ſicherſten κει〈…〉〈…〉 ηλιαρχίῳ oder Behaͤltnuͤß / nemlich den Haͤnden deß Allerhoͤchſten / vnnd ſprach mit David aus dem 31. Pſ. In manus tuas Domine, commendo Spiritum me - um, redeiniſtime Deiis veritatis, Das iſt / Herr meinen geiſt befehl ich in deine Haͤnde / Du haſt mich erloͤſet Du trewer GOTT / Vnnd troͤſtet ſich ſelbſten / mit dem Propheten Habacue am 2 Cap. Veniens veniet & non tar - dabit, Es wird der Herr gewiß kommen / etc.

In ſolchem ſeinen ſeufftzen zu Gott vnd ſeliger An - dacht / iſt er biß an ſein ende blieben / vnnd am vergangenen Freytag zu Abend gegen Drey Vhr / da ſichs kein Menſch verſehen im Herrn verſchieden / als er dieſe nachfol -F iijgen -Eine Chriſtlichegende Gebet mit hertzlicher Andacht gebetet vnnd geſpro - chen: Herr Je ſu Chriſt wahr Menſch vnnd GOtt / Der du liedſt Marter / Angſt vnd Spott / Fuͤr mich am Creutz auch endlich ſtarbſt / Vnd mir deines Vatern Huld erwarbſt / etc. Item / Ach mein hertzliebes Jeſulein / Mache dir ein rein ſanfft Bettelein / etc. Item / O Herr Gott / in meiner Noth / Ruff ich zu dir / etc. Item / den 22. Pſalm Davids. Item / Mein Hertz mit Rew vnnd Leid gekraͤnckt / Mit CHriſti thewrem Blut beſprengt / voll Glaubens vnd guten Vorſatz / Das iſt fuͤr GOtt der Edelſte Schatz. Item / den ſchoͤnen Machtſpruch Chri - ſti Johan. 3. Alſo hat Gott die Welt geliebet / Das er ſei - nen / etc. Darauff hat vnſer Herr Buͤrgermeiſter ſein Leben beſchloſſen / iſt ſanfft vnnd ſeuberlich eingeſchlaffen / vnd ſchlaͤffet noch / vnnd wird ſchlaffen biß an den Juͤng - ſten Tag / an welchen jhn GOtt zu einem frewdenreichen ewigen Leben wider aufferwecken wird.

Der Allgewaltige GOtt / wolle nun den Riß / ſo er durch Abforderung vnſers Herrn Buͤrgermeiſters im Weltlichen Regiment allhier gethan / Mit einer qualefi - cirten Perſon / welche Gericht vnnd Gerechtigkeit liebet / vnd aller Vngerechtigkeit Feind iſt / wieder erſetzen / vnnd darneben die hochbetruͤbte Fraw Wittib / Die nun zum Andern mal ſolch ein herben Gang ins Klaghaus thuen muß / ſo wol die Anſehelichen Kinder vnd Eydamen / bey - des an vnnd abweſend kraͤfftiglich troͤſten / vnnd zu ſeinerZeitLeichpredigt.Zeit mit Gnaden nachhelffen. Vnnd ſolches zu erlangen / Wollen wir abermal beten ein Andaͤchtiges Vater vnſer. Τῷ Θεῷ μόνῳ δόξα.

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TextSyntheo [gr.] Pactum Vetustissimum. Der allererste vnd älteste Bund auß dem Buch Sirach am 14. Capit. Bey dem ansehelichen vnd Volekreichen Begräbniß Des Weiland Ehrnvesten/ Achtbarn vnnd Wolweisen Herrn Laurentii Küchlers Bürgermeisters der Königlichen Haupt Stadt Lucca im Marggraffthumb Niederlausitz gelegen
Author Paul Trescovius
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationSyntheo [gr.] Pactum Vetustissimum. Der allererste vnd älteste Bund auß dem Buch Sirach am 14. Capit. Bey dem ansehelichen vnd Volekreichen Begräbniß Des Weiland Ehrnvesten/ Achtbarn vnnd Wolweisen Herrn Laurentii Küchlers Bürgermeisters der Königlichen Haupt Stadt Lucca im Marggraffthumb Niederlausitz gelegen Paul Trescovius. . 47 Paul SchetlerWittenberg1618.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 0 103 / 508439

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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