PRIMS Full-text transcription (HTML)
THRENOLOGIA.
Chriſtliche Leich vnd EhrenSermon.
Bey dem Adelichen Leichbegengniß Der Edlen / viel - Ehren Tugendtreichen Frawen Barbaræ / gebornen Zettritzin/ des Ed - len / Geſtrengen / WolEhrenveſten vnd Wolbe - nambten Herrn Hanſen von ZedlitzenHerren auff Sie - benAich ꝛc. Hertzliebſten Ehegemahlin / welche den 22. Nouembris, des abgewichenen 1604. Jahres / zu Nacht vmb 12. vhr ſeliglich im HErrn entſchlaffen / vnd den 3. Ianuarij dieſes jetzolauffenden 1605. Jahres / mit gebuͤhr - lichen Leichceremonien Chriſtlich vnd Ehrlich zur Er - den beſtattet worden / Jhres Alters im 28. vnd Eheſtands im 7. Jar. Gehalten auff dem Adelichen Klaghau - ſe SiebenAich / Bey Anſehenlicher / Adelicher / Volck - reicher Leichverſamlung /
Leipzig/ Gedruckt beyValentin am Ende.
( Bernharduslib. Soliloquiorum, cap. 9. )De terra es, de terra viuis, & in terram reuerteris Quando ve - nit vltima dies, quæ ſubitò venit, & fortè hodie erit: certum eſt, quod morieris, ſed incertum eſt, Vbi, Quando, & Quomodo, Mors vbiꝙ te expectat, ſapiens es, ſi tu eam expectas.
Du biſt Erd / lebſt von der Erd / vnd muſt wider zur Erden werden. Wenn der letzte tag koͤmpt / der da ploͤtzlich koͤmpt vñ viel - leicht noch heut / da muſtu ſterben: vngewiß aber iſt es: Wo / wañ vnd wie / der Todt wartet deiner an allen orten / Biſtu klug vnd verſtendig / ſo warte auch ſein alle Augenblick.
(Votum Auguſtiniquotidianum. )
Intra expanſa mihi tua brachia, ChristeRedemptor,
Viuere ſufficiat, ſufficiatꝙ́ mori.
Dein außgeſpante Arm Herr Chriſt
Laß mich vmbfahn zu aller friſt /
Jn Leben vnd im Tode mein /
So werd ich wol bewahret ſein.
Gemitus Quotidianus.
Expectata diu Mortis cùm venerit hora,
Da Pater, vt moriar placide, neꝙ torquear ægrè.
Iudicÿꝙ́ diem mihi ſuauemredde Redemptor.
Ante tuum ſupplex vt ſtem, pie Chriſte, tribunal,
Et ſaluer: ſatis hoc, non eſt, vt plura requiram.
Dem Edlen / Geſtren - gen / WolEhrenueſten vnnd Wolbe - nambten Herren Hanſen von Zedlitz/ Herren auff SiebenAich / ꝛc. meinem großguͤnſtigen Herrn Patrono vnd Gevattern / Als hochbetruͤb - ten Herrn Witwer. So wol: Der Edlen / viel Ehren Tugendreichen Frawen Sabinæ / gebornen Riemin/ Frawen auff Zobtenꝛc. des Edlen Geſtrengen / Ehrnueſten vnd Wolbenambten Herrn Siegmund von Zettritzes/ loͤbſeliger ge - dechtnis / Weyland Herrn auff Zobten/ hinterlaſſenẽ Witfrawen / Wol - ermelten ſeligvorblichenen Frawen Barbaræ /hochbekuͤmmer - ten Frawen Mutter / meiner vielguͤnſtigen Frawen Gevatterin. Gottes gnadenreichen Segen / langwiriges geſundes leben / vnd allen gluͤckſeligen vnd Heilwertigen Seelen vnd Leibes Wolſtand / Wuͤnſche dem Herrn Gevattern / ſampt ſei - nem allerliebſten Toͤchterlein / Der Frawen ſampt jhren hertzliebſten Kindern vnd Kindeskindern / von dem All - mechtigen Vater des Liechts / durch den ewigregierenden Himmelkoͤnig Jeſum Chriſtum/ im heiligen Geiſt / dem Gott alles Troſts / ich vnterdienſtlich zuuor.

EDler Geſtrenger / Wol Ehrnue - ſter vnd Wolbenambter Herr Gevatter / groſzmechtiger Herr vnd Patron. So wolA ijEdleVorrede.Edle / viel Ehrentugendreiche Fraw Gevatterin / grosguͤnſtige Foͤrderin / der Geiſtreiche vnd Hocher - lauchte Mann Gottes Syrachin ſeiner Ethica Chri - ſtiana, Lehr vnd Zuchtbuch am 38. cap. ſagt denck - wuͤrdig alſo: Mein Kind / wann einer ſtirbet / ſo beweine vnd beklage jn / als ſey dir gros leid ge - ſchehen / vorhuͤlle ſeinen Leib gebuͤhrlicher weiſe / vnd beſtatte jn ehrlich zum Grabe. Du ſolt bit - terlich weinen / vnd hertzlich betruͤbet ſein / vnd leid tragen / darnach er geweſen iſt / vnd troͤſte dich auch wider / das du nicht trawrig wer - deſt / denn von trawren kompt der Tod / ꝛc. Es hilfft jhnen nichts / vnd du thuſt dir ſchaden / Gedencke an jhn / wie er geſtorben iſt / alſo mu - ſtu auch ſterben / geſtern wars an mir / heute iſts an dir.

Jn dieſem wunderſchoͤnen denckwirdigen KlagCauſæ 3. cur mortui deplo. randi. vnd Troſtſpruͤchlein / werden wir gelehret dreyerley:

1. Erſtlich / das es recht vnd Chriſtlich ſey / das1. Naturalis, ϕιλοςοργία. wir vnſere ſelig im Herren verſchiedene / allerliebſte Ehegemahl / Eltern / Kinder / Bruͤder vnd Schwe - ſtern gebuͤhrlicher weiſe beklagen / beweinen vnd mit LiebesThrenen beſprengen. Vnd dazu ſol vns anrei - tzen: Fuͤrs 1. Naturalis ϕιλοςοργία, Die natuͤrliche angeborne Blutsliebe vnd Blutstrew.

AchVorrede.

Ach natuͤrlich iſts / vnd gehet Blut vnd Fleiſch vber die maſſen nahe zu Hertzen / vnd zu ſchmertzen / wann vns Gott die Hertz Ader ſchlegt / vnd ruͤcket vns was liebes aus den Augen / von der Seiten vnd Her - tzen hinweg. O da windet ſich das Hertz im Leibe / denn was hertzet / das ſchmertzet / was liebet / das be - truͤbet / was koͤmpt von Hertzen / das gehet widerumb zu Hertzen vnd zu ſchmertzen / in lieb vnd leid.

Nullus amor vincit maternum amorem.
Es iſt keine Liebe vber Mutterliebe. Das Mut - terhertz grunet vnd bluͤhet Winter vnd Sommer / vnd bringet Roͤſzlein die nicht verwelcken.
Non maior dolor eſt, quàm cum violentia mortis, Vnanimi ſoluit, corda ligata fide,
Kein groͤſſer ſchmertz auff Erden iſt /
Denn wenn der Tod mit gewalt auffloͤſt
Zwey Hertzen / die in Lieb vnd Leid
Feſt verbunden geweſen allezeit.

Man ſchreibet von dem Roͤmiſchen Keyſer Anto - nio Vero, das die Hoffraͤhte ſeinen Sohn / den jun - gen Keyſer Commodumnicht wolten weinen laſ - ſen / da jhm ein naher Blutsfreund abgeſtorben. Da ſagte der Keyſer Antonius: Permittite illi, vt ho - mo ſit, neq; enim vel Philoſophia, vel impe -A iijriumVorrede.rium tollit affectus. Ey laſſets jhm zu das er ein Menſch ſey / denn weder Kunſt noch Keyſerliche Ho - heit / heben auff die natuͤrlichen Affecten des Her - tzens.

2. Mandati diui - ni Authoritas. Darnach ſol vns zu gebuͤrlicher Weheklage an - reitzen: Mandati diuini Authoritas. Der befehl des Allgewaltigen Gottes / Beweine vnd beklage jhn. Vnd darumb hat Gott die ςοργὰςϕυσικὰς, die Blutstrew in die Menſchliche Natur eingepflantzet / vnd je edler die Naturen ſind: je fewriger iſt die na - tuͤrliche Liebesflam̃ gegen jhrem Blut vnd Fleiſch: Homerus. Dannher ſagt Homerus: ἀγαθοὶ δ᾽ ἀριδάκρυες ἄνδρες. Boni viri facilè lacrymarũ flumina fundunt. Gute Naturen weynen leichtlich.

O wie hertzlich beklagte Abraham ſeine hertzal - lerliebſte Saram: Jacob ſeine hertzliebſte Rahel: Joſeph ſeinen geliebten Vater Jacob: die Witwe zu Naim jhren abgeſtorbenen einigen Sohn: Ja vnſer allerliebſter Menſchen Heyland Jeſus Chriſtusſelbſt ſeinen liebſten Freund Lazarum / ach betrawret doch ein Turteltaͤublein ſeinen Gattgenoſſen: Wie viel mehr ſollen wirs Tempel Gottes thun.

3. Honeſtas pu - blica. Fuͤrs Dritte / geſchiehets propter honeſtatem publicam, wegen der Chriſtlichen Erbarkeit / Auff das allermenniglich ſehe / wie hertzlich / wie fewrig /wieVorrede.wie innbruͤnſtig / wir vnſere geliebte Ehegemahl / Kinder / Bruͤder / Schweſtern vnd gute Freunde in jhrem Leben geliebet: Wann wir jhnen auch Chriſt - liche Trewe nach dem Tode beweiſen.

Man ſchreibet von der Koͤnigin Artemiſia, das ſie jhren Herrn den Koͤnig Mauſolum, ſo fewrig gelie - bet / das ſie ſeinen Coͤrper nach Landes gewohnheit / mit Fewer verbrennen laſſen / die Aſche taͤglich in jh - ren tranck geſtrewet / biſz ſie jhn gentzlich vorzehret / vnd hat jhm ein ſolch herrlich Monumentum vnnd Grabmal auffrichten laſſen / das es auch vnter die Mi - racula mundi gerechnet worden.

Das es alſo recht vnd Chriſtlich / das wir vnſere Seligverblichene MitChriſten / in gebuͤhrlicher mas / beklagen vnd beweinen.

Der Ander Hauptpunct / dieſes wunderſchoͤnen2. Honeſta ſe - pultura. Klag vnd Troſtſpruͤchlins / beſtehet in honeſtâ ſe - pulturâ, das wir vnſere ſeligabgeleibte Ehegemahl / Kinder vnd gute Freunde / in groſſer heiliger Leich - ſamlung / ehrlich zur Erden beſtatten / vnd auff jhr Grab pflantzen / Vergiſz mein nicht.

Das iſt die letzte ehre / der letzte dienſt / die letz - te trewe / mehr koͤnnen wir jhnen jetzo nicht leiſten. Vnd ſollen vns dabey auch durch wahre Buſz / zu ei - nem ſeligen Simeonis ſtuͤndlein præpariren.

GedenckeVorrede.

Gedencke an jhn / ſagt Syrach/ wie er geſtor - ben iſt / alſo muſtu auch ſterben.

Sors hodierna mihi, cras erit illa tibi. Heute iſts an mir / Morgen an dir.
Mors lilia ſentibus æquat.
Es iſt niemand ſo lieb vnd werth /
Er wird / das ſein niemand begehrt.
(Zu Augſpurgin einer Capell ſtehet eine ſchoͤne Grabſchrifft / darunter iſt gemahlet ein TodtenKopff vnd ein Stundenglaſs / vnd ſind darunter geſchrie - ben dieſe wort:)Quod tu es, ego fui; & quod ego ſum, tu eris.
Was du biſt / war ich auff Erden /
Vnd was ich bin / das muſtu werden.

Dannher pfleget man gemeiniglich an die Begrebnis anzuſchreiben dieſe Verſiculos.

Vos, qui tranſitis, memores noſtri modò
ſitis,
Quod ſumus, hoc eritis: fuimus quandoq́;,
quod eſtis.
O jhr / die jhr voruͤber gehet /
Sehet wie vnſer ſach jetzt ſtehet.
Denn was jhr ſeyd / das waren wir /
Vnd was wir ſind / muͤſt werden jhr.
ZumVorrede.

Zum dritten / ſetzet Syrachein wunderſchoͤn3. Argumentum conſolatorium ab vtili. Troſtargument ab vtili, vnd ermahnet / daſs wir im trawren Chriſtliche maſs halten ſollen. Denn es hilfft dieſe vnſere ſeligvorblichene hertzallerliebſte Fraw Barbaramnichts / vnd wir thun vns ſchaden. O jhr iſt nichts boͤſes widerfahren / ſie hat einen ſeli - gen wechſel gethan.

Sie iſt im Frewdenſal / wir im Jammerthal.

Es moͤcht aber E. G. H. allhier ſagen: Ey es thut vberallemaſſen hertzlich vnd ſchmertzlich wehe / wenn Gott eine klaͤgliche Diuiſion mit vns helt / vnnd hertzallerliebſte Eheleute die einen holdſeligen Eheſtand gefuͤhret / Eltern vnd Kinder / die ſich few - rig geliebet / alſo fruͤzeitig von einander ſcheidet. Es leſt ſich nicht ſo bald verſchmertzen / wie mancher mei - net / der es nicht erfahren hat.

Dawider wolte E. G. H. zu hertzlabendem Seelentroſt brauchen / dis edle krefftige Conforta - tiuum vnd Hertzſterckung aus der himliſchen Apo - tecken / vnd damit ewer hochbetruͤbte / vnd durch die - ſen vnzeitigen Todesfall verwundete hertzen / wider abkuͤhlen vnd erquicken.

Es gehoͤren aber in dis himliſche Confortati - uum, dieſe vier krefftige ſpecies vnnd Troſtargu - ment.

BDasVorrede.

1. Argumentum ab honeſte. Matth.10.Das erſte Argumentum conſolatorium wird genommen ab honeſto, O wir ſterben nicht ohn gefehr / ſondern nach dem allerbeſten willen Got - tes / der alle Haar auff vnſerem Heupte gezehlet. Er hat vnſere viel geliebte Ehegenoſſen / vnd allerliebſte Kinder erſchaffen / erloͤſet / geheiliget: Er hat ſie vns nur auff eine zeitlang geliehen: Er lieber ſie viel few - riger als wir: Er weis am beſten / was jhnen ſelig iſt. Wann er nun aus dieſer Elendsburg zu ſich in ſeine Majeſtaͤtiſche Engelsburg widerumb abfodert was ſein iſt / ſo ſollen wir vns dawider mit vbermeſſigem trawren nicht aufflehren / ſondern vnſern willen / in gleubiger gedult ſeinem allerbeſten willen vnter - geben.

2. Argumentum ab vtili. Das ander Troſtargument wird genommen ab vtili, O es iſt dieſer fruͤzeitige Todesfall kein Zornzeichen / ſondern ein Gnadenzeichen. Wie Sa - pientiæ am 4. wunderſchoͤn vnd troſtreich geſchrie - ben ſtehet: Der Gerechte ob er gleich zu zeitlich ſtir - bet / ſo iſt er doch in der ruhe. Er gefelt Gott wol / vnd iſt jhm lieb / Darumb eilet er mit jhm aus die - ſem boͤſen Leben.

Wir ſehen / wie ein Hauſecreutz vnd Landpla - ge der andern die Hand beut / λιμός λοιμός μετὰ ϖό - λεμο[v]. Ein Krieg / Thewrung vnd Peſtilentz ja - get die ander / vnnd niemand weis / was Gott nochfuͤrVorrede.fuͤr dem Juͤngſten tage / vber Deutſchlandvnd Schle - ſienverhengen moͤchte. Derowegen tauſend mal beſſer zu hauſe bey den vnſern / in hertzerquickendem Seelentroſt ſeliglich abſcheiden: Als von dem Orien - taliſchen oder Occidentaliſchen Antichriſten geſebelt / oder durch falſche Lehre verleitet werden. Dannher auch die Heyden geſagt:

[ὅν οἱ ϑεοὶ φιλοῦσιν, ἀποθνήσκει νέος.]. Quem Deus diligit, iuuenis moritur. Wen Gott lieb hat / den leſſet er jung ſterben.

Das dritte Troſtargument wird genommen3. Argumentum à neceſſario, à neceſſario, daſs allen Menſchen jung vnnd alt aufferleget iſt ein mal zu ſterben / da hat kein Menſch keine exception oder priuilegium, das iſt der alte Bund / du muſt ſterben / Syr.14.

Vnnd hat Gott einem jeden Menſchen ſeinen Termin vnd Seigerlein geordnet / wann das ſtuͤnd - lein koͤmpt / ſo muͤſſen wir dauon. Das iſts / das Iobi am 14. geſchrieben ſtehet.

Er hat ſeine beſtimpte zeit / die zahl ſeiner Mon - den ſtehen bey dir: Conſtituiſti ei terminum, du haſt jhm ein Ziel geſetzet / das wird er nicht vber - gehen.

B ijDasVorrede.

4. Argumentum ab impoſsibili. Das vierdte geiſtliche ingrediens zu vnſerem himliſchen Confortatiuo, kan ab impoſsibili ge - nommen werden. Es iſt vnmuͤglich / daſs wir mit vnſerem trawren vnſere toͤdtlich vorblichene Ehegat - ten / Kinder / Bruͤder vnd Schweſtern / widerumb in dis vielmuͤſelige angſtleben bringen ſolten. Dannher ſagt Syracham 38. Es iſt da kein widerkommen / es hilfft jhn nichts / vnd du thuſt dir ſchaden.

Tria impoſsi - bilia. Vnd die lieben Alten haben dreyerley vnmuͤg - liche ding erzehlet.

  • 1. Mit einem Siebe wollen Waſſer ſchoͤpffen.
  • 2. Den Vogeln wollen gleich lauffen.
  • 3. Die abgeſtorbenen mit trawren in dis Angſt - leben widerbringen wollen. Das iſt allein Gottes werck.

Derowegen gleich wie der Koͤnigliche Prophet Dauidvon ſeinem abgeleibeten Soͤhnlein ſagete / 2. Samuelis am 12.

Jch werde wol zu jhm kommen / es koͤmpt aber hieher nicht widerumb zu mir: Alſo ſollen wir vns auch troͤſten. Das wir vnſere hertzallerliebſte Eltern / Ehegemahl / Bruͤder / Schweſtern / vnd alle gute Freunde / ſo der Todt von vns geſchieden / bald im ewigen Leben wider ſehen / kennen / vmbfahen / vnd in vnausſprechlicher Claritet / Magnificentz vnd Herr - ligkeit der Goͤttlichen Majeſtaͤt / allen helleuchtendenErtz -Vorrede.Ertzengeln vnd ChorEngeln / vnſeren guten freun - den / vnd dem gantzen himliſchen Heer / bewahren werden ewiglich.

Solche vnd dergleichen Troſterinnerungen / ſind auch bey dem Adelichen Leichbegaͤngnis / der Edlen viel Ehrentugendreichen Frawen Barbaræ gebor - nen Zettritzin/ ꝛc. E.G.H. vielgeliebten Ehegemah - lin / lobſeliger Chriſtmilter gedechtnis / proponiret worden. Weil aber die hochbetruͤbte Fraw Mutter / leibesſchwachheit vnd hertzenangſt halben / ſolchen an - ſehenlichen Volckreichen Leichdeduction weſentlich nicht beywohnen koͤnnen: Als habe auff E.G.H. groſsguͤnſtiges begeren / ich dis allhier weitleufftig erinnert / auch meine damals gehaltene Ehrenſer - mon auffs Pappier bracht / welche E.G.H. ich hie - met vnterdienſtlich offerïre, dienſtliches fleiſſes bit - tend / E.G.H. geruhen / ſolchen meinen wolmeinen - den Amptsfleis / jhnen groſsguͤnſtig gefallen zu laſ - ſen / mein großdanckſagendes hertz / fuͤr ewre mir vielfaltig erzeigete wolthaten daraus zu erkennen / vnd mein / vnd meiner Kinder groſsguͤnſtiger Herr vnd Patron: Fraw vnd Foͤderin zuuerbleiben.

Der lebendige Sohn des hochgelobten Gottes / vnſer allerliebſter Heyland vnd Gnadenthron Jeſus[Chriſtus]/ troͤſte vnd ſtercke den Herren Gevattern / ſampt deſſelben hertzliebſten Toͤchterlein Hedwigin/B iijmeinemVorrede.meinem viel geliebten Jungfraw Pattlin/ die hoch - betruͤbte Fraw Mutter / den Herrn Bruder vnnd Fraw Schweſter / vnnd alle ſo ob dieſem Todesfall hertzlich betruͤbet ſind / Erhalte E.G.H. bey langwi - rigem geſunden leben / gluͤckſeligem friedlichem Re - giment / vnd aller beſtendigen wolfahrt Leibes vnd der Seelen. Gebe euch ſeinen allergnedigſten willen zuerkennen / vnd in dieſem Seelentroſt zufrieden zu - geben / vnd mit dem geduͤltigen Job zuſagen: Du HErr haſts gegeben / du HErr haſts genommen / dein allerheiligſter Name O HErr ſey gelobet vnd gebe - nedeyet. Amen / O HErr Jeſu Chriſte/ Amen.

E.G.H. Vnterdienſtbefliſſener Gevatter.
M. Tobias SeilerusP.L. Cæſ. Paſtor zu Lewen - berg.
THRE -1

THRENOLOGIA. Leichoration.

JHr Außerwehlten vnd allerliebſten im HErrn / vnd jhr betruͤbten im hertzen / Es lieget vnnd ſchleffet allhier fuͤr vnſern Augen / ein edles κειμέλιοv, vnd fuͤrtrefflich Gnadenkleinodt des Allerhoͤchſten / der toͤdtlich verbli - chene / eingeſarchte / ſelige Coͤrper / der Edlen vieltugend - reichen Frawen Barbaræ / gebornen Zettritzin/ des auch Edlen / Geſirengen / Wolehrenveſten vnd wolbenamten Herrn / Hanſen von Zedlitzes/ Herren auff Sieben - Aich ꝛc hertzliebſten Ehegemahlin / welche gantz Chriſt - lich gelebet / ſanfft vnd ſelig im waren Glauben / auff das allerheiligſte verdienſt Jeſu Chriſti/ dem ſie ſich mit Leib vnd Seel zu trewen haͤnden andefohlen / abgeſchieden / vnd allhier im HErrn ſchlaffend mit dem hocherleuchten Propheten Oſeaam 6. Capitel ſagen moͤchte.

Viuificabit me poſt duos dies, & in tertia die Oſeæ. 6. ſuſcitabit me, & viuam in conſpectu eius.
Der HErr wird mich lebendig machen / nach zwey - en tagen / vnd am dritten tage wird er mich auffrichten / das ich fuͤr jhm leben werde.

Deñ ein jeder Chriſtgleubiger Menſch muß ſeinem hochgelobten Him̃elKoͤnige Jeſu Chriſto/ gleichfoͤrmig werden in dreyen tagen. 1. Jm Creutztage. 2. Jm Ru - hetage. 3. Jm frewdenreichen Oſtertage.

Der erſte Tag iſt der Creutztag / der fehet ſich an inCreutztag. Mutterleibe / vnd wehret / biß vns der Menſchenwuͤr -gendeChriſtliche Leichpredigt.gende Todt die Augen zudrucket / vnd wird abgetheilet in ingreſtum, progreſſum, egreſſum, in den Eingang / fortgang / vnd außgang des Menſchlichen Lebens. (Da - uon Bernhardusrecht vnd wol geſaget:)Ingreſſus fle - bilis, progreſſus debilis, egreſſus horribilis. Der anfang iſt klaͤglich / der fortgang ſchwach vnd gebrechlich / der außgang ſchrecklich.Vnd jener alte Vater / als er gefraget ward:

Dic, venerande ſenex, humanum viuere quid ſit?
Du alter Greiß aller Ehren werth / ſag was iſt vn - ſer Leben auff Erden?

Hat er geantwortet:

Principium vitæ dolor eſt, dolor exitus ingens. Et medium dolor eſt: viuere quis cupiat?
Anfang / mittel vnd end iſt ſchmertz: Ey warumb wolte denn begeren zu leben das Menſchliche Hertz?

Viſie Zachariæ. Dieſen Creutztag Chriſti/ beſchreibet der Prophet Zachariasam 1. Cap. mit einem wunderſchoͤnen Ge - maͤlde. Denn da ſitzet der HimmelKoͤnig Jeſus Chri - ſtusauff einem rothen Roß / vnd helt in einer Awen vn - ter den Myrten. Hinter ſich hat er einen groſſen hauffen rother / brauner vnd weiſſer Roß / die jhm nachfolgen: Hilff Barmhertziger ewiger Gott / was bedeutet dieſes Bilde? Es iſt eine wunderſchoͤne Contrafactur vnd Ab - riß / des Creutzreichs Jeſu Chriſti. Denn das rothe Roß / darauff er ſelbſt vnter den Myrten helt / iſt eine bedeu - tung ſeiner blutruͤnſtigen Paſsion. Durch die andern Roß / die jhm nachfolgen / werden angedeutet ſeine gleu - bige Reichsgenoſſen / die jhm durch mancherley Creutz gleichfoͤrmig werden. Die rothen Roß / bedeuten die heiligen Martyrer: Die braunen / die ſtandhafftigenConfeſ -2Chriſtliche Leichpredigt.Confeſſores vnd Bekenner / die weiſſen bedeuten die gleubigen Chriſten / die ohn verfolgung dieſem Koͤnige dienen vnd nachfolgen. Vnd heiſſet doch endlich von vns allen:

Mater me genuit, ſed mox ea gignitur ex me.
Aus Erdreich ward gebildet ich /
Jn Erd der Tod verwandelt mich.

Der Ander Tag iſt der Ruhetag / der fehet ſich2. Ruhetag. nach vnſerem ſeligẽ Simeonis ſtuͤndlein im Schlaffkaͤm - merlein an / da helt der Leib im Sarck / vnd in der Bey - grufft ſeinen Ruhetag: die gleubige Seele aber iſt in Got - tes Hand / keine qual ruͤhret ſie an / vnd iſt im Friede.

Der Dritte Tag iſt der Frewdenreiche Oſter -3. Oſtertag. tag / der allerheiligſte / langgewuͤnſchte groſſe Newe Jahrstag / der wird angehen / an dem letzten Majeſta - tiſchen / Großmechtigen / Ehrentreichen / Juͤngſten ta - ge des HErrn / wann wir durch den Engeliſchen Poſau - nenſchall / von vnſerem Schlaffkaͤmmerlein aufferweckt / in das Himmliſche Engeliſche Frewdenleben werden in - troniſiret werden.

Darumb ſagt der Prophet Oſeas: Am dritten Oſeæ3. Tage wird er vns auffrichten / das wir fuͤr jhm leben werden. Vnd im Buch der Weißheit ſtehetSap. 5. gantz troſtreich geſchrieben am 5. Cap. Die Gerechten werden ewig leben / denn der HErr iſt jhr Lohn / vnd der hoͤchſte ſorget fuͤr ſie / darumb werden ſie empfangen ein herrlich Reich / vnd eine ſchoͤne Krone / von der Hand des hoͤchſten.

Das iſt vnſer hoͤchſter Troſt auff Erden / darauff le -CbenChriſtliche Leichpredigt.ben wir / darauff thun wir froͤlich vnſere Augen zu / dar - auff geleiten wir vnſere Hertzallerliebſte Ehegemahl / al - lerliebſte Kinder / Bruͤder / Schweſtern vnd gute Freun - de in jhr Schlaffkaͤmmerlein / der troͤſtlichen zuuerſicht / ſie werden bald wider aufferwecket werden / zu der vnaus - ſprechlichen Himmelglori vnnd ewigen Herrligkeit.

Nobis non perit, qui Deo non perit.
Wir koͤnnen die nicht verlohren han /
Derer ſich Gott ſelbſt maſſet an /
Vnd durch Jeſu ChriſtiBlut vnd Todt
Erloͤſet hat aus aller noth.
Non a miſimus ſed præmiſimus: Abijt, non obijt.
Wir haben ſie nicht verlohren / ſondern nur vorher geſand / Sie hat getragen ChriſtiJoch / iſt geſtorben vnd lebet noch.

Dieweil dann der Allgewaltige lebendige Job.14. Gott / der Tod vnd Leben in ſeinen Allmechtigen Gna - denhaͤnden hat / vnd einem jeden ſein ziel geſteckt / das er nicht vberſchreiten kan / den 22. Nouembris, des abge - wichenen 1604. Jahrs / zu Nacht vmb 12. vhr / nach ſeinem allergnedigſten Rath vnd Wolgefallen / in wah - rem Erkendnis vnd Bekendnis Jeſu Chriſti/ ſeines Al - lerliebſten Sohnes / durch den zeitlichen tod aus dieſer Elendsburg vnd Threnenthal / in die ewige Himliſche Engelsburg vnd Frewdenſaal / ſeliglich abgefordert / die Edle vielEhrentugendreiche Fraw Barbaram geborne Zettritzin/ des Edlen / Geſtrengen / WolEhrnveſtin vnd Wolbenambten Herrn Hanſen von Zedlitzes/ Herrn anff SiebenAich / Lauterſeiffen vnd Ranßdorff ꝛc. viel - geliebten Ehefraw / jhres Alters im 28. vnd Eheſtandsim 7.3Chriſtliche Leichpredigt.im 7. Jahr / derer toͤdlich verblichenen / eingeſarchten / Adelichen Coͤrper / wir jetzo mit Chriſtlicher Leichproceſ - ſion zu jhrem Schlaffkaͤmmerlein zugleiten: Mit dem hochbetruͤbten Herrn Wittwer: hochbekuͤm̃erten Fraw Mutter: leidtragenden Adel[i]chen geſchwiſter: vnd gan - tzen hochloͤblichen Adelichen Blutfreundſchafft / recht leid einzunehmen: dieſer Adelichen ſeligen Frawen den letzten Ehrendienſt zuerzeigen: den Sarck mit Liebes - threnen zubeſprengen: in jhre Beygrufft / liebes Roͤß - lein vnd vergiß mein nicht zu ſtrewen / vñ jhres Glaubens vnd Lebens im beſten zu gedencken / allhier verſamlet ſind: So wollen wir bey dieſem Adelichen Chriſtlichen Leich - begengnis / in gegenwertiger Leich vnd EhrenSermon / kuͤrtzlich fuͤr vns nehmen das wunderſchoͤne Troſtſpruͤch - lein vnd maximam des HErrn Chriſti/ ( Johannisam 8. Cap.)da er alſo ſaget:

Warlich / Warlich ich ſage Euch / ſo jemand mein Wort wird halten / der wird den Todt nicht ſehen ewig - lich.

WEr redet dieſe wunderſchoͤne Centner - wort? O nicht Hippocrates, Galenus, Dioſco[ -] rides: Sondern der Himmliſche Raphael vnd SeelenArtzt Jeſus Chriſtusſelbeſt:

Was redet dieſer Himliſche Rhetor vnd Redner? dieſes: wer ſein Wort halte / der ſolle den Todt nicht ſe - hen ewiglich.

C ijWieChriſtliche Leichpredigt.

Wie redet ers? Mit einem geduppelten Eydſchwur. Warlich / Warlich ich ſage euch. Dauon Tertullianusſagt: O felices quorum cauſa Devs ipſe iurat. O ſelige Menſchen / vmb welcher willen Gott ſelbſt ſchwe - ret.

Bey dieſem Wunderſchoͤnen / Troſtreichen / Hertzer - quickenden Troſtſpruͤchlein / ſind fuͤrnemlich zu mer -Propoſitio. cken / fuͤnff denckwuͤrdige ἀξιομνεμόνευτα, obſeruationes, vnd Lehrpunct:

  • 1. Quinque ἀξιόλογα.
    Erſtlich ſol durch Krafft des Allerhoͤchſten geſaget werden: De præcipuâ Agoniſantium tentatione, von der allerſchwerſten Anfechtung / ſo zur zeit des Ster - beſtuͤndleins / einem Menſchen den kalten Angſtſchweiß heraus treibet.
  • 2.
    Fuͤrs Ander / De remedio tentationi opponendo, von dem aller bewerteſten Præſeruatiuo, vnd Himli - ſchen Recept / ſo vns der allerkunſtreichſte Raphael vnd Seelenartzt Jeſus Chriſtus/ dawider verordnet hat.
  • 3.
    Fuͤrs Dritte / De vſu & applicatione Remedij, wie man ſolch koͤſtlich Himliſch Recept / recht vnd nuͤtz - lich brauchen ſolle.
  • 4.
    Fuͤrs Vierdte / De diuinâ huius Medicinæ effica - ciâ, von dieſer SeelenArtzney Goͤttlicher Krafft vnd wirckung.
  • 5.
    Vnd fuͤrs Fuͤnffte / De certitudine Medicamen - ti, wobey wir koͤnnen aſſecuriret ſein / daß vns ſolche SeelenArtzney nicht falliren werde.

〈…〉〈…〉υχ〈…〉〈…〉. Jeſus Chriſtusder Allmechtige Herr des Todes vnd Ertzhertzog des ewigen Lebens / der troͤſtemit4Chriſtliche Leichpredigt.mit gnaden den hochbetruͤbten Herrn Witwer / die hoch - bekuͤmmerte Fraw Mutter / das leidtragende Adeliche geſchwiſter / vnd gantze hochloͤbliche Adeliche Freund - ſchafft / durch ſein[πνεῦμα ἡγεμονικόν], Himliſchen Fuͤrſt - lichen Gnaden vnd Troſtgeiſt / vnd helffe / das wir dieſe Adeliche Leich / mit rechten Bußthrenen anſehen / die[εὐθανασίαν]vnd SterbeKunſt / bey zeiten ſtudieren / Chriſt - lich leben / ſeliglich ſterben / vnd am Juͤngſten Tage ad æternam[ἀθανασίαν], zum ewigen Himliſchen Frewden - leben / alleſampt moͤgen erhaben werden / Hochgelobt in ewigkeit / Amen.

[Ἀξιόλογον]. I.

JHr Allerliebſten im Herrn / vnd jhr betruͤbten im Hertzen / Wir leſen von einem ſel - tzamen Wundermanne / Ianus Biſrons genand / welcher zwey Angeſicht ſol gehabt haben / alſo das er hat fuͤr ſich vvd hinter ſich ſehen koͤnnen. Durch dieſen Ja - num haben etliche verſtanden Noam / den Sohn Japhet / der die erſte vnd andere Welt / fuͤr vnd nach der Suͤnd - flut geſehen. Bey vns Chriſten aber kan durch ſolchenDuplex reſpe - ctus mortis. Janum / nichts fuͤglichers fuͤrgebildet werden / als der Todt / denn der Tod hat auch zwene Reſpectus vnd An - geſicht. Abſolutè ſiehet er hinter ſich auff Adam / durch welchen er in die Welt kommen iſt. Relatiuè ſihet er fuͤr ſich / auff den Allmechtigen Todeswuͤrger Jeſum Chriſtum.

Das erſte Angeſicht / iſt vber alle maſſen ſchrecklich. 1. Abſolutus reſpectus. Dauon Ariſtotelesſagt: Omnium terribilium,C iijMorsChriſtliche Leichpredigt.Mors terribiliſsimum, vnter allen ſchrecklichen dingen iſt der Todt der ſchrecklichſte Gaſt.

2. Relatiuus. Das ander Angeſicht / damit der Todt auff vnſern allerliebſten Heyland Jeſum Chriſtumſiehet / das iſt wunderlieblich vnd freundlich / da wird der zeitliche Todt ſo holdſelig Metamorphoſiret, daß er in einen ſuͤſſen Schlaff vnd kuͤhlen Thaw verwandelt wird / vnd wird vns ein Thuͤr vnd eingang aus dieſem Threnenthal / in den ewigen Himliſchen Frewdenſal. Derowegen nennenMauet. die Hebræi den Todt Mauet oder Met, vnd per meta - theſin literarum, Tam, das heiſſet vollkommen oder vnſchuldig ſein / denn der Todt machet dieſer vnvollkom - menheit vnd Truͤbſals ein ende. Die Græci nennen denθάνατος. Todt θάνατοv vom ἀνὰ θνε͂͂ιν, widerkommen vnd heimfah - ren / denn wir ſind nur Gaͤſte vnd Pilgramsleute in die - ſem leben / da heiſſet es von vns allen:

Vita viatoris quaſi tranſitus, omnia ſinem, Quęcunq; immundus mundus honorat, ha - bent.
Wir leben wie ein Wanderſzman /
Der alle tag mus foͤrder gahn.
Denn alle ding nemen ein end /
Vnd fahren dahin ſchnell vnd behend.
Tranſit honor, tranſit fortuna, pecunia tranſit, Mente Deo ſimilis, corpore tranſit homo.
Die Ehr / das Gluͤck / das Geld vergeht /
Der Menſch auch ſelber nicht beſteht /
Ob er gleich hat Vernunfft vnd Sinn /
Muſz er doch mit dem Leibe dahin.
Tranſi -5Chriſtliche Leichpredigt.
Tranſiuêre patres, ſimul hinc tranſibimus omnes, In cœlo Patriam, qui benè tranſit, habet.
All vnſer Veter ſind dauon /
Wir muͤſſen auch an dieſe bahn.
Wer aber ſtirbt im Glauben wol /
Ein guten mut er haben ſoll.
Jm Himmel find er ſein Vaterland /
Da iſt ein rechter frewdenſtand.

Die Latini nennen den Todt Mors à morâ, das erMors â mera. einen ſtetten expectanten gibt / allen Menſchen auff den dienſt wartet / vnd ſie letzlich hinreiſt.

Quocunq; ingrederis, ſequitur, mors corporis vmbra: Eſt commune mori, mors nulli parcit honori.
Es iſt kein Menſch ſo lieb vnd werth /
Er wird das ſein niemand begehrt.

Wann nun der Leutfreſſende Menſchwuͤrgende Todt einen Menſchen erſchleicht / auff das Siechbette bringet / vnd Leib vnd Seel die allerbeſten Freunde ſich ſcheiden ſollen.

Wann der Menſch kompt in Sterbens not /
Vnd ringet mit dem bittern Todt /
Wann jhm vergeht all ſein Geſicht /
Vnd ſeine Ohren hoͤren nicht.

Wann jhm all Menſchlich Huͤlff zurind / vnd nun das Hertz brechen wil. Da pfleget der Satan fuͤrnemlichSpicula mortis. dieſe zweene Mordpfeile / in das todkrancke Menſchen - hertz zuſchieſſen.

Der Erſte iſt Metus futuri iudicij, die furcht vnd1. ſchrecken fuͤr dem bald angehenden Juͤngſten Gericht.

DerChriſtliche Leichpredigt.

2.Der Ander Metus æternæ morris, die furcht des darauff folgenden ewigen Todes / das ſind die beche Be - lials / das ſind die ſtricke des todes Pſal. 116.

Simile. Denn gleich wie die Zauberiſchen Tuͤrcken / den ar - men gefangenen Chriſten / wann ſie ſich offt aus dem ge - fengnis loß gewircket / allerley Zauberiſche præſtigias vnd ſeltzame geplerr / vor die Augen zu machen pflegen / dadurch ſie in eine ſolche furcht vnd ſchrecken gejagt wer - den / daß ſie aus dem Lande nicht koͤnnen / ſondern ſich in die vorige Hafft einſtellen muͤſſen / da ſie dann mit duppelter Marter beleget werden: Alſo pfleget auch der Fewerſpruͤtzende Schlangenkoͤpffige ſchandSatan / an gleubigen Chriſten Hertzen / mit dem Phaſmate particu - laritatis & indignitatis, als weren ſie nicht zum ewigen Leben vorſehen / es were zu lange geharret / ſie weren zu tieff gefallen / ſein Heil zuuorſuchen.

Wer nun auff ſeinem Siechbett / nicht auch von die - ſen Mordpfeilen in ſeinem Hertzen verwundet werdẽ wil / der halte ſich bey geſunden lebtagẽ fleiſſig ad arcam - deris, ſtudiere die ſelige ἐυθανασίαν vnd Sterbekunſt / vnd dencke ſtets an den Spruch ( Syrachsam 7. cap.)O ho - mo memorare nouiſsima, & in ęternum non pecca - bis,O Menſch / was du thuſt bedencke das ende / ſo wirſtu nimmermehr vbels thun. Vnd die lieben Alten haben recht vnd wol geſagt:

Wer leben wil Chriſtlich vnd wol /
Vier ding teglich bedencken ſol.
Mors tua, iudicium poſtremum, gloria Chriſti,
Et dolor inſerni, ſunt meditanda tibi.
1. Den hernach ſchleichenden Todt /
2. Das Juͤngſte Gericht fuͤr Gott /
3. Die6Chriſtliche Leichpredigt.
3. Die himliſche Glori vnd Frewd /
4. Die helliſche angſt / qual vnd leid /
Soltu O Menſch bedencken allezeit.
Auff das du flieheſt die ſuͤnd /
Vnd lebeſt als ein Gottes Kind.

Darumb ſeyd vmb Gottes Barmhertzigkeit / vnd ewer hoͤchſten Seligkeit willen ermahnet. Ach laſſet vns die Rechenpfennige auff des Lebens Linea nicht zu hoch legen. Ach laſſet vns heute ſtarcke Buſſe thun / vnnd vnſer Leben alſo anſtellen / damit wir im leben vnd ſter - ben eine gute Ritterſchafft vben / vnd am Juͤngſten tage / fuͤr dem helleuchtenden Richterſtu[el] Jeſu Chriſti/ mit eh - ren beſtehen moͤgen.

Fac prudenter agas, & Chriſtum, vt te dirigat, ores, Neſcit enim præſens, quid ferat hora ſequens.
Ach Menſch leb allzeit vorſichtiglich /
Bitt Jeſum Chriſtum/ das er regier dich /
Denn gegenwertig ſtund vnd tag
Weis nicht was darauff folgen mag.
Ach du haſt dein keine gewalt /
Du ſeiſt reich / arm / jung oder alt /
Gott hat dich in einem augenblick gefellt /
Den Abend als den Morgen /
Die ſtunde dir verborgen.
Noſſe Deum, & benè poſſe mori, ſapientia ſum - ma eſt.
Die hoͤchſte Weißheit / die man weis /
Gott kennen / vnd ſelig ſterben heiſt.
Menſch / wiltu leben ewiglich /
Bey zeit lern ſterben / das rath ich.
DAxio -Chriſtliche Leichpredigt.

[Ἀξιομνημόνευτον]II.

NVn laſſet vns kuͤrtzlich anhoͤren / den an - dern Hauptpunct: De remedio tentationi - bus Agoniſantium opponendo, Von dem koͤſtlichen bewehrten Recept / das vns der himliſche See - lenartzt / Jeſus Chriſtusſelbſt / wider den Tod / vnd alle Mordpfeile des todes verordnet hat: Dauon ſagt der himliſche Orator vnd Redner / Jeſus Chriſtusalſo:

Warlich warlich ich ſage euch / ſo jemandt mein Wort wird halten / der wird den Tod nicht ſehen ewiglich.

Da hoͤret jhr allerliebſten Chriſten / aus dem aller - heiligſten Munde Jeſu Chriſtiſelbſt / das koͤſtliche aller - bewertheſte præſeruatiuum vnd amuletum, dadurch der zeitliche Tod / in einen kuͤlen Thaw vnd ſuͤſſen ſchlaff verwandelt / der Teuffel aber vnd ewige Tod / mit allen jhren Mordpfeilen verjaget werden. Das iſt nun Ver - bum Jeſu Chriſti/ das ſeligmachende Wort vnd Eu - angelium des HErrn Jeſu Chriſti.

Leibliche Mediei brauchen offt mancherley Kreuter vnd compoſita: Dieſer himliſche Ertzt Medicus Jeſus Chriſtusaber / zeiget vns aus ſeiner himliſchen Apotecka / viel koͤſtlichere ingredientia, daraus diß allerbewerteſte præſeruatiuum verbi vitæ, die ſeelenartzney / des worts des lebens / bereitet wird.

Wie lauten aber die ſpecies dieſes Recepts? Das ſind nun die guͤldenen hertzerquickenden Bibliſchen Troſtſpruͤche. Als: Da Chriſtusſagt ( Matth.11.)

Kompt7Chriſtliche Leichpredigt.
Kompt her zu mir alle / die jhr muͤheſelig vnd bela - den ſeyd / ich wil euch erquicken.

( Johan.3.)Alſo hat Gott die Welt geliebet / daß er ſeinen eingebornen Sohn gab / auff das alle die an jhn gleuben / nicht ver - lohren werden / ſondern das ewige Leben haben.

( Johannisam 6.)Das iſt der wille des Vaters / der mich geſandt hat / daß ich nichts verliere von allem / das er mir gegeben hat / ſondern das ichs aufferwecke am Juͤngſten tage. Das iſt aber der wille des / der mich ge - ſandt hat / das / wer den Sohn ſihet / vnd gleubet an jhn / habe das ewige Leben. Vnd ich werde jhn aufferwecken am Juͤngſten tage. ( Johan.10.)Meine Schafe hoͤren meine ſtimme / vnd ich kenne ſie / vnd ſie folgen mir / vnd ich gebe jhnen das ewige Leben / vnd ſie werden nimmermehr vmbkom - men / vnd niemand wird ſie aus meiner Hand reiſſen. ( Johan.11.)Jch bin die Aufferſtehung vnd das Le - ben / wer an mich gleubet / der wird leben / ob er gleich ſtuͤrbe / vnd wer da lebet vnd gleubet an mich / der wird nimmermehr ſterben.Vnd ( Johan.3.)Das Blut Jeſu ChriſtiGottes Sohnes / machet vns rein von allen ſuͤnden / ꝛc.

Das ſind die allerkrefftigſten ingredientia, die in diß edle Recept gehoͤren. Daraus wird bereitet / die him - liſche allerbewertheſte Panacéa, das koͤſtliche Alexi - pharmacon, das edle Aqua vitæ, vnnd waſſer des Le - bens / das krafft vnnd leben giebet / das allein wechſt in Gottes Paradißgarten / vnnd ſich wider den Teuffel / vnd ewigen Tod thut arten.

D ijDasChriſtliche Leichpredigt.

Das ſol nun ſein vnſer vergiß mein nicht / vnſer tag vnd nacht / vnſer je lenger je lieber / dadurch kan der zeit - liche Todt in einen ſuͤſſen ſchlaff vnd kuͤlen Thaw ver - wandelt / vnd der ewige Todt vertrieben werden.

Ach wie koͤndte doch ein ſterbender Chriſt ein ſanff - ter Hauptkuͤſſen haben / darauff er ſanfft vnd ſelig ein - ſchlaffe / als wenn er jhm dieſe wunderſchoͤne Bibelſpruͤ - che fleiſſig einbildet. (Philip. 1.) Chriſtusiſt mein Leben / ſterben iſt mein gewin. ( Johan.14.)Jch lebe / vnd jhr ſolt auch leben.

(Apocalypſ. 2.)Sey getrew biß in den tod / ſo wil ich dir die Kron des lebens geben. (Apoc. 14.)Selig ſind die im HErrn ſterben / von nu an. ( Joh.8.)Warlich warlich ich ſage euch / ſo jemand mein Wort wird halten / der wird den Tod nicht ſehen ewiglich. ( Job.19.)Jch weis daß mein Erloͤſer lebet / vnd Er wird mich hernach aus der Erden aufferwecken / vnnd werde mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden / vnd werde in meinem fleiſch Gott ſehen / Den ſelben werde ich mir ſehen / vnd meine Augen werden jhn ſchawen / vnd kein frembder. (Pſal. 116.)Ambulabo coram Domino, in re - gione viuorum,Jch wil wandeln fuͤr dem HErrn / im Lande der Lebendigen / ꝛc.

O wol allen in Ewigkeit / die jhnen an jhrem ſterb - ſtuͤndlein dieſe Bibelſpruͤche wol einbilden werden / denn dadurch werden ſie mehr vnd krefftiger getroͤſtet / erqui - cket vnd erfrewet werden / denn durch alle Jndianiſche vnd Arabiſche ſchaͤtze.

Von dieſem koͤſtlichen Recept / wiſſen die Heyd - niſchen Philoſophi, gottesleſterlichen Tuͤrcken vnndJuͤden /8Chriſtliche Leichpredigt.Juͤden / die abgleubiſchen Papiſten / vnd himmelſteigen - den Caluiniſchen Prædeſtinatores, vnd Speculanten nichts. Denn weil ſie Gottes Wort frech aus den Au - gen ſetzen / ſo wird jhnen diß Verbum vitæ zu eitel Don - nerkeilen / daß ſie in verzweiffelung / vnnd ins helliſche Fewer ſchmettert.

Man lieſet von dem weitberuͤhmbten Philoſopho Ariſtotele, da er auff ſeinem Siechbette gelegen / vnd nu ſterben ſollen / da haben jhnen ſeine Diſcipuli getroͤ - ſtet vnd geſaget: Qui ſuſcipit animas Philoſopho - rum, ſuſcipiat quoq; animam tuam. Der die Seelen der weltweiſen Philoſophorum auffnimpt / der neme auch deine Seele mit frewden auff. Ach des elenden Philoſophiſchen ſeufftzens / viel tauſentmal beſſer triffts ( StephanusAct. 7.)Der hebt in ſeinem Sterbſtuͤndlein Stephanus. ſeine Augen gen Himmel / ſihet Jeſum zur rechten hand Gottes ſtehen / dem befihlet er ſeine Seele zu trewen haͤn - den / vnd ſpricht: HErr Jeſu/ nim meinen Geiſt auff.

Alſo hat der hocherlauchte (Apoſtel Andreas)mit die - Andreas. ſen worten ſein Leben beſchloſſen:

Nim meinen Geiſt auff / der jtzund ausfehret. O Jeſu Chriſte.

Der (Euangeliſt Marcus)/ als er zu Alexandria/ Marcus. vnter dem Keyſer Neronevmb Chriſtiwillen getoͤdtet ward / ſagete:

O mein HErr Jeſu Chriſte/ inn deine Hand befehl ich meine Seele.

Dieſe Kunſt hat auch ( Dionyſius Areopagita), dem Dionyſius. HErrn Jeſu Chriſtoabgelernet / dannher diß ſein quo - tidianus gemitus, vnd ſteter ſeufftzer ſol geweſen ſeyn.

O Domine Ieſu Chriſte, da vltimum tuum verbum in cruce, ſit vltimum meum verbum in hac luce, &

D 3cumChriſtliche Leichpredigt.

cum amplius fari non poſſum, exaudi vltimum me - um deſiderium.
O HErr Jeſu Chriſte/
Das letzte wort am Creutze dein /
Laſs mein letztes wort im leben ſeyn.
Vnd wenn ich nicht mehr reden kan /
So ſihe mein letztes ſeufftzen an.

( Hieronymus)hat ſein Leben beſchloſſen mit dieſem ſeufftzer:

O guͤtiger HErr Jeſu Chriſte/ ich kom zu dir / nim meine Seele auff / die du mit deinem thewren Blut erloͤſet haſt.

( Auguſtinus)betete:

Inter brachia ſaluatoris no - ſtri Ieſu Chriſtiviuere & mori cupio. In manus tu - as, Domine Ieſu, commendo animam meam.
Jn deinen allerheiligſten Gnadenarmen / O HErr Jeſu Chriſte/ beger ich zu leben vnd zu ſterben / in deine haͤnde / befehl ich meine Seele.

Mit welchem ſeufftzer / auch Johannes Hußvnd Lutherusſelig entſchlaffen ſind.

Carolus V.Als der großmechtige Roͤmiſche Keyſer Carolus V.das hochwirdige Abendmal / in dem Kloſter Phano - Iuſt, inn Hiſpaniavon ſeinem Beichtvater / einem Muͤnch / in beyder geſtalt nach des HErren Chriſtiein - ſetzung / empfangen hatte / (darumb denn derſelbige Muͤnch vom Bapſt zu Rom/ zu Puluer verbrandt wor - den) hat er geſaget: Domine Ieſu Chriſte, tu in me manes, & ego in te manebo. O HErr Jeſu Chriſtebleib in mir / auff das ich ewig bleibe in dir. Hat darauff dem HErren JEſu Chriſto/ mit auffgehabenen haͤn - den fuͤr ſein Leyden vnnd ſterben gedancket / ſonderlich / daß er jhnen fuͤr zweyen Jahren zu ſeinem waren Erkent -nis ge -9Chriſtliche Leichpredigt.nis gebracht / vnd endlich geſaget: In manus tuas, Do - mine, commendo animam meam. Jn deine Haͤnde HErr Jeſu Chriſte/ befehl ich meine Seele.

Bernhardushat fuͤr ſeinem ſeligen ende alſo ge - ſeufftzet: Quid eſt cur trepidem? cur deſperem? cum ſciam carnem meam ſedere à dextris Patris: turba - bor, ſed non perturbabor, quia vulnerum Chriſtire - cordabor. Das iſts das wir ſingen:

Mein ſuͤnd werden mich krencken ſehr /
Mein Gewiſſen wird mich nagen.
Denn jhr ſind viel wie ſand am Meer /
Noch wil ich nicht verzagen /
Gedencken wil ich an deinen Todt /
HErr Jeſudeine wunden roth /
Die werden mich erhalten.

Alſo ſage du auch in deinem letzten hinſcheiden: Cur ego deſperem, mea ſunt tua vulnera Chriſte, Te mea culpa necat, me tua cura beat.

Mein ſind / HErr Chriſt/ dein wunden roth /
Die mich erloͤſt vom ewigen tod.
Warumb wolt dann verzagen ich /
Weil du ſo thewr erkaufft haſt mich?
Dich toͤdtet / HErr / mein ſuͤnd vnd ſchuld /
Selig macht mich dein gnad vnd huld.

Da pater, extremæ cùm vitæ aduenerit hora, Hiero. Vida. Te præſente mori, nil me terrentibus vmbris. Inq́; tuos animam amplexus effundere ouantẽ, Hoc tantùm mihi, plura alijs optantibus adde.

Verleih mir HErr ein ſelig end /
Nim meine Seel in deine hend /
DasChriſtliche Leichpredigt.
Das ich hinfahr in fried vnd ruh /
Wann ſich mein ſtuͤndlein naht herzu /
Mir gnuͤgt / wann ich nur dieſes hab /
Eim andern gib ein groͤſſer gab.

OBSERVATIO III.

Vſus remedij. FVrs dritte iſt allhier die Frage. Wie ſol aber ein Chriſt diß wol verordnete Recept wider den ewigen Tod recht brauchen? Das berichtet vns vnſer allerliebſter kunſtreichſter Seelen Artzt / Jeſus Chriſtus/ mit dem einigen woͤrtlein halten / das iſt / gleuben / / wie es Eberusin ſeiner Oda Agoniſantium erkleret / da er ſagt:

Wer mein Wort helt / vnd gleubt an mich / Der wird nicht kommen ins Gericht / Vnd den Tod ewig ſchmecken nicht.

Wie / vnnd womit halte ich aber Gottes Wort? Mit den leiblichen Haͤnden kan ichs nicht ergreiffen / denn es iſt geiſtlich vnd vnbegreifflich? Da hoͤret jhr be - truͤbten im Geiſt.

Fuͤnff geiſtliche Finger an der glaubens handEs gehoͤren fuͤrnemlich fuͤnff geiſtliche Finger / an vnſere geiſtliche Hand des Glaubens / damit wir diß himliſche Conſerua, Goͤttliches worts ergreiffen vnd halten muͤſſen / ſo wir durch den Tod zum ewigen Leben dringen wollen.

1. Pollex. Der Erſte iſt ſolida verbi cognitio, ein Recht - ſchaffenes erkentnis / der fuͤrnembſten Bibelhiſtorien / vnd Bibelſpruͤche / des alten vnnd newen Teſtaments / dauon Chriſtusſelbſt ſagt / Joh.5. Scrutamini ſcrip - turas, forſchet in der Schrifft / denn darinnen findet jhr das ewige Leben.

Der10Chriſtliche Leichpredigt.

Der Ander: Indubitata aſſenſio, daß man dem2. Index. gehoͤrten vnd geleſenen Wort Gottes gleube / vnd es fuͤr warhafftig halte. Danher ſagt Chriſtus Johan.3. Wer gleubet / wird ſelig / wer aber nicht gleubet der wird ver - dampt.

Der Dritte: Aſsidua meditatio, ein fleiſsiges3. Mittelfinger. nachdencken vnd betrachtung Goͤttlichs Worts / dauon im (1. Pſalm)geſchrieben ſtehet:

Felix ille animi, quem non de tramite recto Impia ſacrilegæ flexit contagio turbæ: Sed vitæ rimatur iter melioris, & altâ Mente Dei leges noctesq́; diesq́; reuoluit.

Wol dem / der nicht wandelt im Rath der Gottlo - ſen / noth tritt auff den Weg der Suͤnder / noch ſitzet da die Spoͤtter ſitzen. Sondern hat luſt zum Geſetz des HErrn / vnd redet von ſeinem Geſetz Tag vnd Nacht. Der iſt wie ein Baum gepflantzet an den Waſſerbaͤchen / der ſeine frucht bringet zu ſeiner zeit / vnd ſeine Bletter verwelcken nicht / vnd was er macht das gereth wol.

Der Vierdte Finger in dieſer Geiſtlichen Glaubens -4. Hertzfinger. hand iſt Animoſa defenſio, eine großmutige behertzte verteidigung Goͤttliches Worts / wider Papiſten / Cal - uiniſten / Schwenckfelder / Epicurer / alle Teuffel vnd Hellenpforten. Denn es heiſt / wie der Koͤnigliche Pro - phet ( Dauidſagt im 116. Pſalm.)

Credidi, propter quod locutus ſum. Jch gleube / darumb rede iſt.

Der Fuͤnffte iſt Conſtans & firma perſeueratio,5. Klein Creutz - finger. eine ſtandhafftige vnbewegliche beharrung in Creutz vnd tod / dauon Chriſtusſagt / Matth.24. Wer beharret bißEansChriſtliche Leichpredigt.ans ende / der wird ſelig / vnnd Apocalyp. 2. Sey ge - trew biß an den Todt / ſo wil ich dir die Kron des Lebens geben.

Jn Summa: der Glaube iſt Manus à parte ho - minis accipientis, Er iſt die rechte geiſtliche Hand / die ſolchen Schatz ergreifft vnd helt der Glaube iſt das rech - te guͤldene Kaͤſtlein / darein dis edle Recept geleget / im Hertzen verſchloſſen vnd verwahret wird.

Wir leſen eine wunderſchoͤne denckwirdige Hiſto - riam / daß zu dem großmechtigen Koͤnige Alexandro Magno, die Kriegsknechte / nach eroͤberung einer gewal - tigen Stadt / ein ſchoͤn guͤldenes Kaͤſtlein bracht. Da habe ſich Alexanderberahten / was er doch hinein legte / das jhm ſonderlich lieb were. Endlich ſol er die Poe - mata Homeri, von den großmechtigen Heldenthaten die fuͤrnembſten Kriegsfuͤrſten / als ein gewaltiger Kriegs - Held jhm belieben laſſen / hinein gelegt / vnd ſtets vnter ſeinem Hauptkuͤſſen verwahret haben: Wie viel tauſent mal fleiſſiger / ſollen wir die Poemata Spiritus Sancti, die wunderſchoͤnen Pſaͤlmlein vnd Bibelſpruͤche Goͤtt - liches Worts / Als Chriſt Ritter in dem edlen guͤldenen Kaͤſtlein vnſers gleubigen Hertzens verwahren / Sinte - mal das ſind die arma[φυλακτήρια καὶ ἀμυντήρια], die rech - ten Wapffen / damit Leib vnd Seel beſchuͤtzet / der Teuf - fel aber vnd ewige Todt verjaget werden. Ja die ſelig -Rom. 1. machende Krafft Gottes ſelig zu machen alle die daran gleuben.

Sola fides ſaluat, crede, beatus eris. Bucholcerus. Nil ſcio, Te præter crucifixum, magne Redemtor, Tu mihi Chriſtemane, ſic mihi cuncta manent.
Allein11[]Chriſtliche Leichpredigt.
Allein dein Creutz HErr Jeſu Chriſt/
Mein hoͤchſter Troſt auff Erden iſt /
ChriſtiBlut / macht alles an vns rein vnd gut /
ChriſtiTodt / erloͤſt aus aller noth /
ChriſtiSterben / errettet vom ewigẽ verderbẽ.

Danher hat Iohannes Durerus, der Kunſtreiche Mahler / ſich vnd ſeine Ehefraw vnter ein Crucifix ge - mahlet / alſo das aus der allerheiligſten auffgeſpaltenen ſeiten Jeſu Chriſti/ zwene Blutſtromen / einer zu ſeinem / der ander zu ſeiner Frawen Hertzen geleitet werde / mit dieſer vnterſchrifft:

Sanguine dat vitam pullis, Ægyptius ales, Tu mihi das vitam ſanguine, Chriſte, tuo.
Der Pelican mit ſeinem Blut
Seine Jungen lebendig machen thut:
Alſo du mir / HErr Jeſu Chriſt/
Mit deinem Blut das Leben gibſt.

Jeſus Chriſtusiſt die rechte ſcala Iacobæa, vnd Him - melsleiter / der ruͤhret mit ſeinen beyden Naturen / vnnd Seitenbeumen Him̃el vnd Erden an / Sein Wort vnd ſchoͤnen Bibelſpruͤche ſind die ſproſſen / der Glaube iſt die Hand / damit wir ſolche Sproſſen ergreiffen / vnd wieder des Teuffels Sturmwinde vnd ſchwindel Menſchlicher ſchwachheit / alſo ſicher aus dieſem Threnenthal / hinauff ſteigen in den Himliſchen Frewdenſaal.

Der IIII. Proponirte Hauptpunct.

Fuͤrs Vierde: Was bringet vns dañ dieſeEfficacia reme - dij. allerkrefftigſte Seelenartzney fuͤr großmechtigen nutz vñ fromen? wir ſollẽ dẽ tod nit ſehẽ ewiglich. E ijDerChriſtliche Leichpredigt.Der zeitliche Todt ſol vns in einen kuͤhlen Taw vnnd ſanfften Schlaff verwandelt werden / vnd ſollen den ewi - gen Todt nicht ſehen ewiglich: wir ſollen nicht ins Ge - richt kommen: ſondern die Seele ſol von Mund aus / als ein beſonders Balſamtroͤpfflein / von den heiligen En - geln in die Hand Jeſu Chriſtigetragen werden. Ach das iſt doch ja eine vber alle maſſen edle fuͤrtreffliche Artzney / ſo mit keinem Jndianiſchen oder Arabiſchen Golde zu - bezahlen. Hilff Barmhertziger ewiger Gott / wer wolte jmmermehr ſolche Allmechtige Himmliſche Krafft / bey dieſem einfeltigen Spruͤchlein vnnd Paradyßbluͤmlein geſucht haben. Aber doch iſts vnd bleibets war / wider alle Hellenpforten / weil es der allgewaltige Himmelkoͤ - nig Jeſusſelbeſt ſagt / der Wort des ewigen lebens redet. Alſo ſaget er auch Johan.5. Warlich / warlich ich ſage euch / wer mein Wort helt / vnd gleubet dem / der mich ge - ſand hat / der hat das ewige Leben / vnd koͤmpt nicht ins Gericht / ſondern iſt vom tode zum leben hindurch ge - drungen.

PerſpectiuaDie Kunſtreichen Mahler / koͤnnen ſonderliche Ge - maͤlde machen / die nennet man perſpectiuas, das ſind etwas lenglichte Taffeln / die haben im erſten anſehen ei - ne grewliche geſtalt / alſo / das man nichts darinnen ſie - het / als lauter vngeproportionirte abſchewliche Men - ſchenkoͤpffe vnd Menſchenbeine: Aber wann man auff der ſeiten durch ein beſonders loͤchlein / das gemaͤlde an - ſiehet / ſo ſind es ſo wunder ſchoͤne Figuren / das man ſie mit luſt vnd verwunderung anſehen mus: Eben eine ſolche gelegenheit hat es auch mit geiſtlicher perſpectiua vnd anſchawung des Todes / ſiehet man denſelbigenabſolutè12Chriſtliche Leichpredigt.abſolutè mit natuͤrlichen Augẽ an / O ſo iſt er ſchrecklich anzuſehen / hat lange Schenckel / gelbbleckende Zeene / ei - nen ſpitzigen Stachel / vnnd ſcharffe Todtenſichel / da ſcheiden ſich die beſten Freunde Leib vnd Seel: auß dem Gehirn wechſet eine gifftige Kroͤte: aus dem Ruͤcken - grad eine Schlange: alle Knochen werden puluerſiret vnnd zerſplittert: Aber wann man den Todt anſiehet relatiuè durch die Geiſtliche Perſpectiuam, das iſt / durch die allerheiligſte auffgeſpaltene Seite vnd Blut - flieſſende Wunden Jeſu Chriſti/ O ſo wird er ſo wun - derlieblich Metamorphoſiret vnd geendert / das er eine gantz freundliche geſtalt bekompt.

Dannher Lutheruskurtz fuͤr ſeinem Tode / einem gu - ten Freunde / vber dieſen Spruch / dieſe troſtreiche wort in ſein Stam̃buch geſchrieben: Wie vngleublich iſt doch das geredt / vnd wider die taͤgliche erfahrung / dennoch iſt es die Warheit / wann ein Menſch mit ernſt Gottes Wort betrachtet / jhm gleubet vnd daruͤber einſchlefft vnd ſtirbet ſo ſincket vnd fehret er dahin / ehe er ſich des Todes verſichet / oder deſſelben gewahr wird / vnd iſt ge - wiß ſelig im Wort / in deſſen gleubiger betrachtung er al - ſo von hinnen gefahren iſt.

Chryſoſtomusnimpt fuͤr ſich die groſſen Heiligen / Eliam/ Eliſæum/ Paulum/ Petrum/ vnd kan ſich vber denſelbigen nicht gnugſam verwundern. Denn alſo ſpricht er: Sancti mortuos excitârunt, & tamen ipſi mori deſiderârun[t]. Jſt das nicht ein Wunder / Elias/ Eliſæus/ Petrusvnd Paulushaben Todten aufferwe - cket / vnd haben doch ſelbſt nach dem Tode ein hertzlich verlangen getragen. Warumb? wegen des edlen Him -E iijliſchenChriſtliche Leichpredigt.liſchẽ wechſels / da ein Augenblick Gott ſchawen beſſer iſt / denn aller Welt frewde / wenn ſie gleich tauſend vnd aber tauſend Jahr wehrete.

Waruͤber frewen ſich aber die Außerwehlten im Hi - mel / ſo hertzlich / fewrig vnd inbruͤnſtig? vnd welches wird vnſere hoͤchſte frewde im ewigen Leben ſein?

Auguſtinusfaſſet die groſſe Himmelfrewde / rund vnd kuͤrtzlich in vier wunderſchoͤne obiecta vnd ſpricht:

Electi Dei in alterâ vitâ gaudebunt:
  • 1. Suprà ſe: de viſione Dei.
  • 2. Infrà ſe: de euaſione inferni.
  • 3. Circà ſe: de Angelorum & Beatorum aſſo - ciatione.
  • 4. Intrà ſe: de corporis & animæ glorificatione.

Die Außerwehlten Kinder Gottes werden ſich im ewigen Leben frewen / wann ſie ſehen werden:

  • 1. Vber ſich: ob dem Majeſtatiſchen anblick / der Majeſtat Gottes.
  • 2. Vnter ſich: ob dem anblick des fewrigen Schwef - felpfuls / dem ſie aus gnaden durch Chriſtumentgangen.
  • 3. Neben ſich: ob dem anblick / Claritet vnd Him̃el - glantz der helleleuchtenden Engel / vnd aller Außerwehl - ten: ob der wunderſchoͤnen wohnung: Majeſtatiſchen geſellſchafft vnd allerlieblichſten Muſica.
  • 3. Vnd endlich an ſich ſelbſt: ob dem anblick der wun - derſchoͤnen verklerung / an Leib vnd Seel / da der Leib ineffabiliclaritate, ſubtilitate, ſanitate, immortali - tate, mit vnausſprechlicher Klarheit / geſchwindigkeit / ewigwehrender geſundheit vnd vnſterbligkeit: Die See - le aber / Perfectâ Dei notitiâ, perfectâ ſapientiá,iuſtitiâ13Chriſtliche Leichpredigt.iuſtitiâ, lætitiâ. Mit vollkom̃enen Erkendnis Gottes / vollkommener Weißheit / Gerechtigkeit vnd vollkom - mener Frewde / die keine Trawrigkeit zerſtoͤren wird / vnd dergleichen vnausſprechlichem Ehrenſchmuck vnnd Kleinodien ſol begabet werden. Jn Summa / kein Au - ge hat geſehen / kein Ohr hat gehoͤret / es iſt in keines Menſchen Hertz nie kommen. Quanta claritas, quan - ta ſuauitas, quanta iucunditas, nos maneat, in illa æterna vita. Mit was Claritet / Himmelglori vnnd Hertzfrewte wir im ewigen Leben ſollen erfuͤllet werden. Auguſtinusſagt: Ibi erit ſtatus omnium bonorum aggregatione perfectus. Da werden wir alles / was wir nur werden wuͤnſchen vnd begehren / alsbald haben / vnd mit der that beſitzen.
Jch wart der zeit / Biß Gott gibt frewd /
Nach dieſem leid / Die Seligkeit /
Allda iſt weit / Ein ander frewd /
Jn Ewigkeit / Jch wart der zeit.

V. LOCVS.

Fuͤrs Fuͤnffte: Wie man keiner ArtzneyCertitudo re - medij. ſo leichtlich beyfelt / es ſtehe denn bey dem Re - cept / Probatum eſt, Alſo haben wir allhier ei - nen gewiſſen beglaubten Buͤrgen / Jeſum Chriſtum/ den lebendigen Sohn Gottes ſelbſt / den Mund der ewigen Warheit / der aſſecuriret vñ beſtetiget vns ſolch Recept / fuͤrs probatum eſt, mit einem geduppelten Eydſchwur / vnd ſpricht: Warlich / Warlich ich ſage Euch / jhr moͤ - get mir ſicher gleuben / ich wil euch nicht liegen noch betriegen.

DißChriſtliche Leichpredigt.

Diß Probatum eſt, ponderiret Tertullianusvnd ſpricht: O beatos nos, quorum cauſa Devs iurat, O miſeros & infelices nos, ſi Deo iuranti non credi - mus. O wie ſelige vnd vberſelige Leute ſind wir / vmb welcher willen die hohe Goͤttliche Majeſtet / einen gedup - pelten Eydſchwur thut: O wie vnſelige Leute ſind die / ſo dem ſchwerenden Gott / in ſeinem wahren Wort nicht gleuben wollen.

Das hetten die Patres im Tridentiniſchen Conci - lio bedencken ſollen / als ſie geſchloſſen / das man an Got - tes hochbetewreter Zuſage zweiffeln ſolle / der Glaube ſey eine vermeſſenheit vñ Hoffart / der zweiffel aber eine Tu - gend vnd Demut / da er doch ein Thuͤr iſt zu der ewigen verdamnis / Johan.3. Wer nicht gleubet der wird ver - dampt.

Dawider proteſtiret allhier Chriſtus/ vnnd ſagt /1. Warlich / Warlich / vnd giebet vns zum Probatum eſt,2. ſein ſeligmachendes Wort. Zum Probatum eſt, gie - bet er vns die heilige Tauffe Marc.16. Wer gleubet vnd3. getaufft wird ſol ſelig werden. Zum Probatum eſt, gie - bet er vnß ſeinen waren weſentlichen Leib / vnd allerheilig -4. ſtes Blut im Hochwirdigen Abendmal. Er verpfendet vns ſolche SeelenArtzney / mit dem groſſem Himmel -5. kleinodt / ſeinem Heiligen Geiſte. Zum Probatum eſt, ſtellet er vns fuͤr viel denck wuͤrdige Exempel vieler Gottſeligen Heiligen vnd Außerwehlten Kinder Got - tes / Als: Adams / Euæ / Noæ / Abrahams / Loths / Dauids/ Simeons / der Hocherlauchten Apoſtel vnd geiſtreichen Martyrer / ſeliges vnnd froͤliches ende / die alleſampt in gleubiger ergreiffung dieſes Worts /ſanfft14Chriſtliche Leichpredigt.worts / ſanfft vnd ſelig eingeſchlaffen / vnd zu jhren Vaͤ - tern geſamlet ſind. Es bezeugen ſolches noch heute vn -6. ter vns / viel gottſelige Chriſthertzen / die in ſtarckem feſten glauben / an den Allmechtigen Suͤndentreger Jeſum Chriſtum/ vnd troͤſtlicher zuuerſicht auff die warheit ſei - nes ſeligmachenden Worts / fein ſanfft vnnd ſelig ein - ſchlaffen / vnd außleſchen wie ein Liechtlein / daß man kei - nes todes an jhnen gewahr wird. Dannher Lutheruswunderſchoͤn vnd denckwirdig ſaget:

Das iſt gewißlich war / Je feſter du gleubeſt / je we - niger du zweiffelſt / je weniger du den Tod fuͤhlen wirſt: Vnd je ſchwecher du an Gottes wort helteſt / je mehr du zweifelſt / je mehr du den Tod fuͤhlen wirſt.

PERSONALIA.

VNd alſo iſt auch Chriſtlich / ſelig / ſanfft vnd wol mit anruffung des allerheiligſten Na - mens Jeſu Chriſti/ in warem glauben / vnd hertz - lichem vertrawen / auff ſein allerheiligſtes verdienſt / den 22. Nouembris, des abgelauffenen 1604. Jahres zu nacht vmb 12. vhr / im HErren entſchlaffen / die Edle vielEhrentugendreiche Fraw Barbara / geborne Zett - ritzin/ des Edlen / Geſtrengen / WolEhrenveſten vnnd wolbenambten HErren / Hanſen von Zedlitz/ Herren auff SiebenAich / ꝛc. hertzallerliebſte Ehefraw / jhres Al - ters im 28. vnd Eheſtandes im 7. Jahr / iſt außgegan - gen / wie man ein Liechtlein außleſchet / vnd iſt gewißlich nicht kommen ins Gericht / hat den Tod nicht geſehen / ſondern iſt vom Tode zum ewigen Leben hindurch ge - drungen. Vnnd iſt alſo aus dieſem leid / inn die ewigeFfrewd /Chriſtliche Leichpredigt.frewd / aus dieſer vnruhe in die ewige ruhe / aus dem Tod ins ewige Leben / aus dem Trenenthal in den him - liſchen Frewdenſaal verſetzet / vnnd hat allbereit frew - denreiche gemeinſchafft mit der hochheiligen anzubeten - den Dreyfaltigkeit / mit den helleuchtenden Himmel - fuͤrſten vnnd ChorEngeln / mit jhrem ſeligen hertzlieb - ſten Herren Vater / Herren Bruder / vnd andern auß - erwehlten guten Freunden / ſo ſie vorher geſandt / vnnd mit dem gantzen himliſchen Herr / vnd wartet vnſer mit groſſem verlangen.

Sie iſt eines hochloͤblichen / Adelichen Stammes vnd Geſchlechts geweſen / inmaſſen die gewiſſe dedu - ction, jhres Adelichen StamRegiſters ausweiſet.

I. STEMMA.

Vom Herren Vater.

Jhr Herr Vater iſt geweſen / der Edle / Ge - ſtrenge / Ehrnveſte / vnd wolbenamte Herr Siegmund von Zedritz/ Herr auff Zobten/ aus dem Hauſe New - hauß.

Jhres Herren Vatern Fraw Mutter / iſt geweſen eine Reichenbachin / aus dem Hauſe Klettendorff.

Jhres Vatern Großmutter eine Gotſchin / aus dem Hauſe Langenhermsdorff.

Jhres Vatern Großmutter Mutter / eine Nimp - tiſchinaus dem Hauſe Stephanshain.

Von der Fraw Mutter.

Jhre Fraw Mutter / iſt die Edle / vielEhrentugendrei - che Fraw Sabina / geborne Rieminaus dem Hauſe Zob -ten.15Chriſtliche Leichpredigt.ten. Erbfraw auff Zobten/ ꝛc. welche der barmhertzige Gott / vber dieſem vnzeitigen Todesfall krefftig troͤſten / vnnd bey guter beſtendiger geſundheit lange erhalten wolle.

Jhrer Fraw Mutter Mutter / iſt geweſen eine Schindelin / aus dem Hauſe Witſendorff.

Jhrer Fraw Mutter Großmutter eine Talcken - bergin / aus dem Hauſe Welckersdorff.

Jhrer Fraw Mutter Großmutter Mutter / eine Vchteritzen aus dem Hauſe Steinkirche.

II. NATIVITAS & educatio.

Von dieſem Chriſtlichen / hoch Adelichen Eltern / iſt dieſe ſelige Fraw Barbarageboren / Anno Chriſti1576. vnd als bald dem HErren Jeſu Chri - ſto/ dem Stam des Lebens / durch die heilige Tauffe incorporiret, vnd eingeleibet worden / da ſie den ſchoͤnen Namen BARBARA, welcher von dem Chaldai -Barbara Perle. ſchen woͤrtlein Bargarith, herkoͤmpt / vnd heiſſet eine edle Perle / empfangen hat / vnnd iſt von Jugend auff / von jhren gottſeligen Eltern / zum lieben Gebet / vnnd Chriſtlichen Catechiſmo / zur Predigt Goͤttliches worts / vnd hochwirdigen Abendmal / fleiſſig gehalten / vnd in al - ler Gottesfurcht / zucht vnd vermanung zum HErren / aufferzogen worden.

III. CONIVGIVM.

Jn dem heiligen Eheſtand hat ſie ſich bege - geben / im 21. Jahr jhres Alters / mit dem Edlen / Ge -F ijſtrengenChriſtliche Leichpredigt.ſtrengen / WolEhrenveſten vnd wolbenampten Herren Hanſen von Zedlitz/ Herren allhier auff SiebenAich / ꝛc. vnd mit im in Chriſtlicher / adelicher / friedlicher / wolgera - thener Ehe gelebt 7. Jahr / iſt in jrem keuſchen / gottſeligen Eheſtand / durch Gottes gnadenreichen Eheſegen / mit einem Ehepflaͤntzlein vnnd Toͤchterlein / begnadet vnd geſegnet worden Welches mein hertzliebſtes hochbe - truͤbtes Jungfraw Pattlin/ Jeſus Chriſtus/ der Haupt - quell alles troſts / vber dieſem vnzeitigen Todesfall / jhrer hertzallerliebſten Fraw Mutter / krefftig troͤſten / ſtercken / an Weißheit / Alter vnnd Gnade / bey Gott vnd Men - ſchen wachſen laſſen / vnd als das einige Stampflaͤntz - lein / dieſes Adelichen Hauſes / nach der benedeyung Abrahæ weit außbreiten / vnd bey allem gluͤckſeligen heil - wertigen wolſtand lange allergnedigſt erhalten wolle.

IIII. CHRISTIANISMVS.

Jhr gantz Leben vnd Chriſtenthumb an - langendt / iſt dieſe vielEhrentugendreiche Fraw Bar - bara/ von dem Allgewaltigen lebendigen Gott / mit viel wunderſchoͤnen fuͤrtrefflichen Adelichen Tugenden ge - zieret / vnd warhafftig ſpeculum matronalium virtu - tum, & flos feminei ſexus, ein rechter Ehrenſpiegel / Ehrenblum vnd Ehrenkron / aller Adelichen / weiblichen tugenden geweſen.

Der Adeliche Ehrenſchmuck vnd Ehrenpreiß jhres hohen Geſchlechts / hat ſeinen ruhm vnnd lob fuͤr der Welt: Aber jhr allerhoͤchſter fuͤrtrefflichſter Ornat vnd Zierd / beſtehet in jhren recht Adelichen / hochloͤblichen / geiſtlichen / acht Ehrenſchilden / welche ſie tauſentmalherr -16Chriſtliche Leichpredigt.herrlicher gezieret / denn aller leibliche Ehrenſchmuck / von Silber / Gold / Perlen / vnd Edelgeſteinen.

Als: Jhr erſter geiſtlicher Adelicher Ehrenſchild1. iſt geweſen / Auditus verbi diuini, fleiſſige anhoͤrung vnd betrachtung Goͤttliches worts.

Der ander Ehrenſchild iſt geweſen / vſus Sacra -2. mentorum, der rechte brauch der hochwirdigen Sacra - ment. Denn gleich wie ſie offt bey geſunden lebtagen: Alſo hat ſie auch nur einen tag fuͤr jhrem ſeligen ende / auff jhrem Siechbette das hochwirdige Abendmal / mit groſſer Reuerentz vnd andacht genoſſen.

Der dritte Ehrenſchild iſt / indubitata fides, der3. rechte ſeligmachende Glaube an Jeſum Chriſtum.

Der vierdte: Timor Domini, die furcht des HEr -4. ren. Welche den gantzen Chorum, aller Chriſtlichen tugenden begreifft / vnd iſt ein Hauptquell alles ſegens vnd benedeyung.

Der fuͤnffte Ehrenſchild iſt geweſen / Amor coniu -5. galis & ϕιλοςοργία erga ſobolem, die ſewerbrennende eheliche Liebe / gegen jhrem hertzallerliebſten Herren / vnd die natuͤrliche muͤtterliche Blutsliebe vnd Bluts - trew / gegen jhrem hertzliebſten einigen Toͤchterlein / jhrem Blut vnd Fleiſch.

Der ſechſte Ehrenſchild iſt geweſen / Ardens pre -6. catio, ein andaͤchtiges / fewerbrennendes / himmeldurch - dringendes Gebet / ſo ſie taͤglich dem groſſen Himmel - koͤnige / fuͤr ſeine Hoheburg abgefertiget. Dauon[ Au - guſtinus]ſagt: Oratio clauis cœli, aſcendit oratio, deſcendit Dei commiſeratio, Das Gebet iſt ein Schluͤſſel des Himmelreichs. Wann wir dieſen Lega -F iijtenChriſtliche Leichpredigt.ten Gott fuͤr ſeinen Himmelsthron ſenden / ſo ſendet er herab ſeine himmelbreite Barmhertzigkeit vnnd Erloͤ - ſung. Vnd Bernhardusſpricht: Oratio vincit inuin - cibilem, & ligat omnipotentem, Das Gebet vber - windet den vnuͤberwindlichen / vnd bindet den Allmech - tigen.

7.Der ſiebende Ehrenſchild iſt / Beneficentia erga pau - peres, wolthetigkeit gegen den Armen / welche mit ſeuff - tzenden hertzen / vnd threnenden augen beklagen / daß ſie nicht jhre Erbfraw / ſondern jhre Mutter verloren.

8.Der achte vnd fuͤrnembſte Ehrenſchild iſt geweſen έυθανασία, die ſelige Sterbekunſt / welche ſie bey geſunden lebtagen fleiſſig ſtudiret / vnd an jhrem Simeonisſtuͤnd - lein ſeliglich practiciret.

V. VITAE EXITVS

Denn als ſie der Allgewaltige lebendige Gott / der aller Menſchen mechtig iſt / vnd einem jeden ſein Ziel geſteckt / das er nicht vberſchreiten kan / nach dem ſie ſich 26. wochen vbel befunden / mit ſchwerer leibes ſchwachheit. Als: Febri continua, maligna & acuta, mit einem hitzigen jmmerwehrenden Feber / nach ſeinem allergnedigſten vaͤterlichen willen anheimgeſucht / Jſt ſie 14. tage lagerhafftig blieben.

Auff jhrem Siechbette / als ſich die kranckheit bey jhr vermehret / hat ſie ſich reguliret nach dem guͤldenen Spruche Syrachsam 38.

Mein Kind / wenn du kranck wirſt / ſo bitte den HEr - ren / ſo wird er dich geſund machen. Laß von der ſuͤnde / vnd mache deine haͤnde vnſtrefflich / vnnd reinige dein hertz von aller miſſethat / darnach laß den Artzt zu dir.

Vnd17Chriſtliche Leichpredigt.

Vnd hat fuͤrs erſte / ernſte hertzliche Buſſe gethan /1. ſich des allerheiligſten leydens / bluts vnnd todes Jeſu Chriſti/ wider Suͤnde / Tod / Teuffel vnd Hell / in warem Glauben krefftig getroͤſtet.

Fuͤrs ander / durch ein hertzliches himmeldurch -2. dringendes gebet / ſich mit Leib vnnd Seel dem Ertzbi - ſchoffe jhrer Seelen Jeſu Chriſtotrewlich anbefohlen / vnd in den groſſen Kirchſamlungen fuͤr ſich beten laſſen.

Fuͤrs dritte / ordentliche Mittel der Ertzte vnd Artz -3. ney gebrauchet / vnnd ſich darauff dem allergnedigſten willen Gottes / zu leben vnd ſterben gentzlich ergeben.

Vnnd ob ſie wol mit krefftigen Confortatiuis, Labſal vnd Hertzſterckungen / nottuͤrfftig verſehen wor - den / ſo hat ſie doch die allerkrefftigſte SeelenArtzney / die wunderſchoͤnen Troſtſpruͤchlein aus Gottes wort / vnd das Edle Paßbart / des allerheiligſten Leibes vnd Bluts Jeſu Chriſtiim hochwirdigen Abendmal / jhr einiges vnd allerliebſtes Alexipharmacon vnd Hertzſterckung ſeyn laſſen / vnd ſich mit dieſen Troſtſpruͤchlein inſten - dig getroͤſtet.

(Philip. 1.)
Chriſtusiſt mein Leben / ſterben iſt mein gewin.
(Rom. 14.)
Vnſer keiner lebet jhm ſelber / vnd keiner ſtirbet jhm ſelber / Leben wir / ſo leben wir dem HErren / ſterben wir / ſo ſterben wir dem HErren. Darumb wir leben oder ſterben / ſo ſind wir des HErren. HErr Jeſu/ dir leb ich / dir ſterb ich dein bin ich / todt vnd lebendig.
( Johan.3.)Alſo hat Gott die Welt geliebet / ꝛc. Matth.Chriſtliche Leichpredigt. ( Matth.11.)Kompt her zu mir alle / ꝛc. ( Job.19.)
Jch weis das mein Erloͤſer lebet / ꝛc.
(Pſalm. 25.)
Nach dir HErr verlanget mich / mein Gott ich hoff auch dich / laß mich nicht zu ſchanden werden.

O HErr JEſu Chriſte/ gib meinem Seelichen Turtelteublins fluͤgel / daß es ſich ſchwinge in deine al - lerheiligſte auffgeſpaltene Seite.

O Lemlein Gottes Jeſu Chriſt/
Der du fuͤr mich geſtorben biſt /
Nim weg mein Suͤnd vnd Miſſethat /
Vnd ſteh mir bey in aller noth.
Jn der letzten vnd hoͤchſten noth /
Verlaß mich nicht / O trewer Gott.

Vnd hat darauff / mit abwechſelung hertzbrechen - der wort / vnd darreichung jhrer rechten Hand / ſich mit jhrem hertzallerliebſten Herrn / vnd vmbſtehendẽ Bluts - freunden geletzet vnnd geſegnet / allermaͤnniglich vmb verſoͤnung gebeten / vnd darauff die heilige Abſolution / vnd das hochwirdige Abendmal den 21. Nouembris, mit groſſer Reuerentz vnd andacht empfangen.

Vnd iſt denckwirdig / daß dieſe ſelige Fraw / ſich vber allemaſſen hoͤchlich betruͤbet / daß ſie jhrem HErrn vnd Heyland Jeſu Chriſtonicht zu ſeinem heiligen Tem - pel nachfahren / vnd allda in der groſſen Kirchſamlung / ſeinen allerheiligſten Leib vnd Blut / im hochwirdigen Abendmal / empfangen moͤge.

Gleich wie Graff Hunniades, des Koͤniges Mat - thiæ, in Hungern Bruder / als man jm in ſeiner ſchwach - heit / auff ſeinem Schloß / das hochwirdige Abendmalreichen18Chriſtliche Leichpredigt.reichen wolte / ſagete: Jch bin mein lebtag / manchem tewren / tapffern / ſtreitbaren Helden nachgereiſet: ſolte denn jetzund mein HErr vnd Heyland Jeſus Chriſtusmir nachgehen / vnd zu mir kommen / das ſey ferne / fuͤh - ret mich zu jhm. Darauff hat er ſich kranck in die nechſte Kirche fuͤhren laſſen / daſelbſt das Hochwirdige Abend - mal empfangen / ſeine Seele dem HErrn Jeſu Chriſtobefohlen / vnd iſt darauff alsbald ſeliglich entſchlaffen: Alſo hat dieſe ſelige Fraw auch hertzlich gewuͤnſchet / das ſie Chriſtozu ſeinem Hochwirdigen Abendmal nachge - hen: vnd es nicht zu jhr auff jhr Schloß nachgetragen werden duͤrffe.

Nach Wuͤrdiger / Andechtiger vnd Gleubiger ge - nieſſung des Hochwuͤrdigen Sacraments / hat ſie Gott jhrem Schoͤpffer / Erloͤſer vnnd Seligmacher fuͤr alle Geiſtliche vnd leibliche / jhr vberfluͤſſig erzeigte Woltha - ten hertzlich abgedancket. Jhr einiges allerliebſtes Toͤch - terlein / als jhren hoͤchſten Schatz auff Erden / jhrem Hertzliebſten Herrn re commendiret, vnd darauff jhre Seele / mit Dauidvnd Stephano/ dem HErrn Jeſu Chriſtozu trewen Henden anbefohlen / vnd ſehnlich biß in jhren letzten Seufftzer ingeminiret, Herr Jeſu Chriſte/ in deine Hende befehl ich dir meinen Geiſt / vnd iſt darauff mit gutem verſtand vnd bedacht / ohn alle vn - gedult vnd anzeigung einiger ſchmertzen / den 22. No - uembris zu Nacht vmb 12. vhr ſeliglich entſchlaffen / jh - res Alters im 28. (als vierdten climacterico) vnd Ehe - ſtands im 7. Jahr.

Vnd lebt alſo nach der Seelen im Himliſchen Je - ruſalem fuͤr dem Thron vnnd Angeſicht Gottes / vnndGnehmeChriſtliche Leichpredigt.nehme nicht die gantze Welt / mit allen jhren Welt Koͤ - nigreichen vnd Kleinodien / das ſie der groſſen Huͤmmel - frewde einen Augenblick ſolte beraubet ſein. Da kan ſie mit frewden ſagen:

Ad Portum veni, nemo mea funera fletu Condecoret, viuo, lætitiaq́; fruor.
Zum ſeligen Port ich kommen bin /
All angſt vnd not iſt nu dahin /
Niemand mein Todt beweinen ſoll /
Jch leb in Gott / vnd gehet mir wol.

Es iſt keines vnter vns / das dieſer ſeligen Frawen / nicht ein jrrdiſch Koͤnigreich oder Fuͤrſtenthumb goͤn - nen moͤchte: Ey warumb goͤnnen wir jhr dann nicht viel mehr das langgewuͤnſchte Politeuma, vnd Him - melreich / vnnd preiſen den allerbeſten willen Gottes / Cuius voluntas, noſtra neceſsitas. O GOtt weis tauſentmal beſſer als wir / wanns gut ſterben iſt. Er weis ſeine Außerwehlten fuͤr dem groſſen baldfolgen - den vngluͤck / ſo nahe fuͤr dem Juͤngſten tage Deutſch - landvnd Schleſien/ wie eine Suͤndflut vberſchwemmen moͤchte / wie eine Mutter jhr hertzliebſtes Kind aus dem Fewer vnd Waſſer herauß zuruͤcken.

Jetzund ſagen jhrer viel / O das ich meine Hertzal - lerliebſte Ehefraw / meine hertzliebſte Tochter / meine allerliebſte Schweſter / nur noch ein mal ſehen / vnd diß oder jenes mit jhr reden ſollen. O allerliebſten Chri - ſten ſeyd zu frieden / wir werden dieſe vnſere allerliebſteFreundin19Chriſtliche Leichpredigt.Freundin / nicht ein mal / nicht zehen / nicht hundert / nicht tauſend mal: Sondern ewig / ewig / ewig wi - der ſehen / vnd dazu in vnausſprechlicher Magnificentz vnnd Herrligkeit. Des troͤſtet euch / darauff frewet euch / vnd beſprenget mitlerweil jhren Sarck mit Lie - besthrenen / pflantzet auff jhr Grab LiebesRoͤßlein / Bluͤmlein Vergiß mein nicht / vnd ſonderlich / den Ed - len Demut / welcher an dieſer ſeligen Frawen fuͤr an - dern Tugendten herfuͤr geleuchtet / gleich wie der helle - leuchtende Morgenſtern / fuͤr die andern Sternen des Firmaments herfuͤr ſcheinet vnd leuchtet. Vnd frewet euch auff den baldſolgenden Majeſtatiſchen frewden - reichen letzten Ehrentag des HErrn / vnnd allgemeine Aufferſtehung zum ewigen Leben / da[widerſehen] macht / das man jetzt ſcheiden nicht acht / da wir ſie in Engeliſcher Claritet widerſehen / vmbfahen / vnd die allerfreundlich - ſten / lieblichſten / holdſeligſten Geſpraͤch mit jhr haben werden ewiglich.

Jeſus Chriſtusder Allmechtige Ertzhertzog des ewigen Lebens / der troͤſte mit genaden / den hoch - betruͤbten leidtragenden Herren Witwer / die hochbe - kuͤmmerte Fraw Mutter / das betruͤbte hinterlaſſene Toͤchterlein / Leidtragende Geſchwiſter / vnnd gantze hochloͤbliche Adeliche Blutsfreundſchafft / vnd alle ſo ob dieſem fruͤhzeitigen Todesfall / hertzlich vnd ſchmertz - lich betruͤbet ſind / Erfrewe jhre ſelige Seele / mit der groſſen Himmelglori vnnd Engelfrewde / vorley dem Coͤrper eine ſanffte ruhe / vnnd am Juͤngſten Tage /G ijſamptChriſtliche Leichpredigt.ſampt vns vnnd allen Außerwehlten / eine Herrliche Majeſtatiſche / Frewdenreiche Aufferſtehung / zum Ewigen / Himliſchen / Engeliſchen langgewuͤnſchten Frewdenleben / Hochgelobet in Ewig - keit / Amen / Amen / Amen.

Das helff vns Chriſtusvnſer Troſt / Der vns durch ſein Blut hat erloͤſt / Vons Teuffels Gewalt vnd ewiger Pein / Jhm ſey Lob / Preiſz vnd Ehr allein. AMEN.
EYXH.
EYXH.
1.
SVm tuus in vitâ, mea ſunt tua vulnera
Chriſte,
Da precor imperij ſceptra videre tui.
Dein bin ich O HErr Jeſu Chriſt/
Dieweil in mir das Leben iſt /
Dein bin ich in der Gruben mein /
Wann Leib vnd Seel geſchieden ſein.
O HErr verley mir gnediglich /
Dein Reich zuſchawen ewiglich.
2.
Cur etenim moriens tot vulnera ſæua tuliſti,
Si non ſim regni portio parua tui?
Denn HErr warumb biſtu verwund /
Da dein Leib an dem Creutze ſtund /
Wann ich nicht ſolte ſein ein theil /
Das in deim Reich moͤg haben Heil:
3.
Cur rigido latuit tua Vita incluſa ſepul -
chro,
Si non eſt mea mors morte fugata tuâ?
G iijAch
Ach warumb lag das Leben dein
Jm Grab vnter dem harten Stein?
Wann ich nicht durch dein bittern Todt /
Solt frey ſein von des Todes noth?
4.
Ergo mihi certam præſtes, ô Chriſte, ſa -
lutem,
Meq́; tuo lotum ſanguine Chriſteiuues.
Darumb lieber HErr Jeſu Chriſt/
Der du mein einig Heiland biſt /
Vnd haſt dein Blut ſo Roſiuroth /
Vergoſſen / hilff aus aller noth /
Gib das ich ſehe das Angſicht dein.
Vnd in deim Reich moͤg ewig ſein.
Amen.
Gemitus
Gemitus quotidianus.
Expectata diu Mortis cùm venerit hora,
Da Pater, vt moriar placide, neꝙ torquear ægrè.
Iudicÿꝙ́ diem mihi ſuauem redde Redemptor.
Ante tuum ſupplex vt ſtem, pie Chriſte, tribunal,
Et ſaluer: ſatis hoc, non eſt vt plura requiram.
Ach Gott wann nun mein ſtuͤndlein kompt /
Das du zu meinem End beſtimpt /
Darauff ich ſtets gantz ſehnlich wart /
So gib mir genad / nach Vaters art:
Das ich abſterb fein ſeuberlich /
Der Todt mich nicht quel zu ſchrecklich.
Mehr / gib mir auch HErr Jeſu Chriſt/
Auff dein Gerichtstag dieſe friſt /
Durch deinen Todt / das ich fuͤrm Thron /
Drauff du wirſt ſitzn O Gottes Sohn /
Mit Ehrn vnd Frewden moͤg beſtehn /
Vnd drauff Selig zum Leben gehn /
Mir gnuͤgt / wann ich nur dieſes hab /
Ein ander wuͤnſch ein lieber Gab.
ENDE.

Lipſiæ, Typis hæredum Beyeri.

About this transcription

TextTHRENOLOGIA. Christliche Leich vnd EhrenSermon. Bey dem Adelichen Leichbegengniß Der Edlen/ viel- Ehren Tugendtreichen Frawen Barbaræ/ gebornen Zettritzin
Author Tobias Seiler
Extent55 images; 10097 tokens; 3476 types; 73098 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationTHRENOLOGIA. Christliche Leich vnd EhrenSermon. Bey dem Adelichen Leichbegengniß Der Edlen/ viel- Ehren Tugendtreichen Frawen Barbaræ/ gebornen Zettritzin Tobias Seiler. . 55 Valentin Am EndeLeipzig1605.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 A 277/9 / 343014

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 A 277/9 / 343014
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