WolEdler vnd Geſtrenger / Jn - ſonders Freundlich Vielgeliebter Herr Oehm / Gevatter / vnnd Wolerkandter Werther Herr Bruder. Nechſt trewe - ſter Wuͤnſchung von GOtt / alles erfrewli - chen Seligen Wolſtandes / vnd Erbittung meiner Schuld - willigſten Dienſte / vberſende demſelben Jch hiermit / die / bey angeſtellter Sepultur ſeiner Liebſten / von mir gehaltene Abdanckung / vnnd bitte zum hoͤchſten / vmb entſchuldigung / daß meinen gechrteſten Herren Gevatter / Jch wegen eines ſolchen ſchlechten dinges / in die Zwantzig Wochen / ſo offte / ſo Inſtaͤndig / vnd doch allemal vergebliche Anſuchung thun laſſen.
Wie hoch kegen Jhm / in ander wege / Jch mich zu al - ler moͤglichen Dienſtleiſtung / verbunden erkenne / iſt er ohne viel vergebliches Ruͤhmen / gnugſam verſichert.
Aber Zwo Vrſachen liegen in meinem Gemuͤtte / vmb derer willen ich annoch gerne ſehen wolte / daß der offentliche Druck dieſes Wercks vnterlaſſen wuͤrde.
A ijEinmalEinmal / weil ich zu meinen damaligen meditationi - bus / oder außfuͤhrlicher Elaborirung dieſes thematis, gantz keine Zeit gehabt / dann am Sonnabend / als den 26. Augu - ſti / eben den Tag / da ſeine Hertzliebſte verſchieden / bin von meinem geliebten Herren Gevatter / ich hierzu / Muͤndlich erbethen worden / Am Sontage hat ſich in meinem Haupte / ein ſolcher Schwindel ereignet / daß ich / fuͤr mich alleine / we - der gehen noch ſtehen koͤnnen / ſondern biß auff die Mitwoch / vmb 10 Vhr / meiſten theyls gantz darnieder gelegen / folgen - den Doñerſtag gegen Abend / ward es verrichtet / da der Herꝛ Gevatter / als deme diß alles ſelbſten gar wol wiſſend / ver - nuͤnfftig Vrtheylen kan / wie vbel vor dißmal / mein Den - cken vnd Reden geſchickt geweſen.
Andern mals / beweget mich billich / das gemeine Vr - theyl der Fruͤhklugen / die dergleichen Labores / ſonderlich einem Nobili / auffs ſchaͤndlichſte zu laͤſtern vnd außzulegen pflegen / koͤnnen durchauß nicht leyden / daß man offentlichAmos. 6. v. 10. deß Herren vnd ſeines Namens gedencke / daß ein Poli - ticus ſich in ſeinem Reden vnd Schreiben / zugleich als ein Chriſt erweiſe / es iſt ſeiner anererbeten Reputation viel zuverkleinerlich.
Wiewol ich nun / dieſen Teuffel / nicht erſt heuer kennenLuc. 9. v. 26. lerne / auch die Wort Chriſti: Wer ſich mein vnnd meiner Worte ſchemet / deß wird ſich deß Menſchen Sohn ſchemen / wann Er kommen wird in ſeiner Herrligkeit / dermaſſen taͤ - glich in meinen Ohren klingen / daß ich der Welt Geyffer vnd Vnflath / ſo hoch nicht empfinde. Dennoch wolt ichMatt. 24. v. 9. auch nicht gerne / daß GOttes Wort / vmb meiner Perſon2. Timoth. 3. v. 12. willen / ſolte geleſtert werden. Jhm gebuͤhret Ehre vnnd Ruhm / Mir Haß vnd Verfolgung.
WeilWeil aber bey meinem Hochgeehrten Herren Gevat - ter / kein Bitten noch Flehen / zu meiner Entſchuldigung / verfangen wil / Er mich auch gnungſam verſichert / daß es von vnterſchiedenen Vornehmen Leuthen / embſig begehret werde: Alß erjnnere ich mich billich / der beſondern hohen Vertraͤuligkeit / ſo zwiſchen jhnen beyden / vñ meiner wenig - keit / in die Dreyßig Jahr / beſtaͤndig floriret / vnd vbergebe demſelbten hiermit ſolche Scartec ohne Abbruch / vnd eintzi - ge Vermehrung / ſo gutt es in der Eyl / vnnd bewuſten Schwachheit / gefallen / zu ſeinem belieben. GOtt helffe nur / daß es Jhm Troͤſtlich / vnd etzlich wenigen / die es leſen / erbaulich ſey / ſo bin ich gnungſam ergetzt / vnnd achte keines Heydniſchen Politici Laͤſterung. Was hoch iſt vnter den Menſchen / das iſt ein Greuel fuͤr GOtt / ſaget vnſer Hey -Luc. 16. v. 15. land. Gnung zu meiner Befriedigung: Dann Welt bleibt Welt / Sicut erat in principio & nunc & ſem - per. Wer Blind iſt / ſol nicht ſehen. Interim ſey
Dieſem Heyligen GOTT / empfehle meinen Hertz - liebſten Herrn Gevatter / ich zu Ewigem Schutz / vnd
verbleibe Sein DienſtEigener Chriſtoph von Reydeburgk.
WAnn der Vornehme Redener Cicero einen Hominem politicum, verè politicum / beſchreiben wil / attri - buiret er demſelben / vnter andern Eygenſchafften auch: mentem firmam & immotam, ein beſtaͤn - diges vnbewegliches Gemuͤtte / in allen Zufaͤllen. So lauten ſeine Worte: Magnitudinis animi &Lib. 3. Officior. fortitudinis proprium eſt, nihil extimeſcere, omnia humana deſpicere, nihil quod homini accidere posſit, intolerandum putare. Eines Tapfferen / Vnverzagten / vnd Mannhafften Ge - muͤttes Eygenſchafft iſt / ſich fuͤr nichts fuͤrchten noch entſetzen / diß Weltliche alles verachten / vnnd nichts / ſo einem Menſchen begegnen koͤnne / fuͤr vnleydlich halten. Quid eſt aliud Sors? (ſa - get er anderßwo) quid fortuna? quid caſus? quid eventus? niſi quum ſic aliquid cecidit, ſic eve - nit, ut, vel non cadere atq; evenire, vel aliter cadere atq; evenire potuerit. Was iſt Gluͤck vnnd Zufall anders / denn ſo etwas alſo gefallen / vnd ſich zugetragen hat / daß es entweder gar nicht ſolcher geſtalt / noch in einer andern hette fallen / vnd ſich zutragen koͤnnen.
Die Regul iſt ſtatlich: Aber novem ubi? Wo finden wir ſolche Leuthe? die ſich in praxi alſohaltenhalten koͤnnen? Jch begehre[heute] nicht einzu - fuͤhren / die Heyligſten Gottes / im Alten vnd Neu - en Teſtament / an denen ich gnungſam erweyſen koͤndte / wie vbel ſich das Menſchliche Fleiſch vnnd Blutt / in die mores & moras / vnſeres Wunder - baren Gottes zuſchicken pflege / wie in Traurigen Zufaͤllen nichts / als Weinen vnd Wehklagen zu - ſehen ſey.
Hier ſtehet fuͤr vnſern Augen / der Woͤl - Edle vnnd Geſtrenge Herr Friedrich von Rothkirch / auff Teppliwoda / ꝛc. Wie embſig Er von Jugend auff / dahin gearbeitet / daß Er ſich / nicht allein / ſeinem Stande / vnnd Vaterland / zu Ehren / alß ein Nuͤtzlicher Politi - cus / Sondern vornehmlich / kegen GOTT vnnd Menſchen / alß ein fromer Chriſt erweiſe / iſt den meiſten dieſes Loͤblichen Auditorii vnverborgen.
Aber wie vnmoͤglich Jhm falle / ſeinen treu - en verblichenen Eh-Schatz / mit trockenen Augen anzuſchauen / die dannenhero aufferlegte ſchwere Creutz-Laſt / mit vnbeweglichem Gemuͤtte zuer - tragen / vnnd ſeinen jetzigen hoͤchſttruͤbſeligen Zu - ſtand / dem vorigen gleich zuachten / weiſet die groſ - ſe Anzahl / ſeiner vergoſſenen Thraͤnen.
Was iſtWas iſt die Vrſach? Ach Gott / Er hat ver - lohren: Nicht nur ſeine ſchoͤne LandGuͤtter / die Er ſchon in die Zehen Jahr / mit dem Ruͤcken an - ſehen muͤſſen: nicht nur ſein ſo offters / mit ſchwe - ren Vnkoſten / erzeugetes Viehe / Getreyde / vnnd andere nothwendige LebenßMittel / durch den all - gemeinen SoldatenRaub: Nicht etwa eines ſei - ner lieben Kinder / die Er gewieß auch / mit Vaͤ - terlichen Treuen meinet: Nicht ſein Vertreuli - ches Geſchwiſter / die Er ſchon laͤngſt / wider ſein hoffen / alle vberleben muͤſſen / Sondern:
Conjugem pietate ornatisſimam, ſein Fromes / Gottſeliges EhHertz.
Coronam capitis precioſisſimam, die Wertheſte Krone ſeines Hauptes.
Lætitiam cordis exoptatisſimam, die erwuͤnſchte Freude ſeines Hertzens.
Conſolatricem ſuavisſimam, die an - nehmlichſte Troͤſterin / in mancher wichtigen Sor - ge / vnd ſchweren Traurigkeit.
Comitem fidelisſimam, die Treueſte Gefertin / in dem ſo lang erlittenẽ ſchweren Exilio.
Adjutricem vigilantisſimam, die Sorg - faͤltigſte Mittgehuͤlffin / ſeiner zerfallenen Muͤhſe - ligen Nahrung. Mit einem Wort:
Cor & Animam, ſein Hertz vnd Seele.
BAch deßAch deß Vngluͤckſeligen Tages / den wir bil -Eſa. 27. v. 3. lich mit dem Koͤnige Hiskia nennen: einen Tag deß Truͤbſals: Einen Tag deß Geſchreyes / Furcht vnd Schreckens: Einen Tag / deß Heulens / Wei - nens / vnd Wehklagens. Jn welchem getrennet worden / Zwey Ehleute: Nicht die einander fuͤr laͤngſt gerne Sterben ſehen / Sondern da eines fuͤr das andere / wann es GOttes Wille geweſen / mit Frewden geſtorben were Ja da eines zuvor hat vd dem andern / nicht wol einen Tag / ohne Schmertzen leben koͤnnen. Dieſes feſte Band / dieſe Ehliche Vertraͤuligkeit / hat nun (ſag Jch) der Gerechteſte GOTT / vngeacht Er ſolches vorhin / vermittelſt ſeines Heyligen Miniſterii, auffs ſtaͤrckſte verbunden / nunmehr durch deß To - des grim̃ige Tyranney / leyder widerumb ſchmertz - lich zertrennet / vnd auffgeloͤſet. Vnd das iſt wol gewieß / vnter allen Zeitlichen Trauer-Faͤllen / das Schmertzlichſte Hertzeleid / wann hier GOtt nicht ſelbſt troͤſtet / ſo iſt aller Menſchen Troſt vergebens.
Dann es ſage mir einer von treuer Freund - ſchafft in der Welt / was er wolle / ſo haben wir dieſe Angſt-Jahr zur genuͤge erlernet: daß keine Trew treuer ſey / alß die getreute Trew / vñ keine Freund - ſchafft beſtaͤndiger / alß die Ehliche Freundſchafft.
Wie offtWie offt hat ein Treues Ehren-Weib / bey jhrem Eh-Mañ gantz alleine geſtanden / alle Ge - fahr vmb ſeinet willen Maͤnnlich erduldet / vnnd lieber neben jhm / in Angſt vnd Vngluͤck Sterben / alß ohne denſelbten / in Ruh vnd Sicherheit Leben wollen.
Wie offt hat ſie ſein betruͤbtes Hertz erfreu - et / wann jhn nichts / auff dem gantzen Erdbodem / hat erfreuen koͤnnen / Wie offt hat ſie ſeine erſchro - ckene Seele getroͤſtet / wann ſonſt gar kein Troſt hat hafften wollen.
Welch Freund iſt jetziger Zeit ſo Voll - kommen? der Haab vnd Gutt / Hauß vnd Hoff / Freunde vnd Verwandten beſeit ſetzet / vnd einem Verjagten / in Armuth vnd Doͤrfftigkeit / in Ge - fahr vnnd Vnſicherheit / an Ort vnnd Stelle / da man nichts Eygenes findet / zu Leuthen / die man nicht kennet / vnd auff eine Zeit / derer Ende man nicht ſihet / beſtaͤndig vnd willig nachfolget; Treue Ehgatten veruͤben ſolches / heute zu tage vielfaltig.
Wehn halff fuͤr wenig Jahren ſein Gutt vnd Vermoͤgen / zur Zeit / der gifftigen Seuche? da alle Bekandte von ferne ſtunden / die Vnbe - kandten fuͤr vns flohen / vnnd das Liebſte auff der Welt / das Gold / niemanden ſo lieb war / alß die Treue Huͤlffe / vnd Außrichtung / die mancher be -B ijdurffte /durffte / vnd doch nirgend finden kunte? Treue Eh - gatten haben einander vielfaltig / ſolchen Dienſt erwieſen.
Wer iſt noch auff heutige Stunde? der dem andern / ſeine verwuͤſtete Nahrung zu er - gaͤntzen / die beſte Hand beuth? vnd das fuͤglichſte Mittel iſt? Je gewieß niemand alß Treue Ehgat - ten / die alleine ſind es: derer eines vmb deß an - dern Wolfarth ſo willig ſorget / vnd vmb ſein Auff - nehmen / ſo vnbeſchwerlich ſchwitzet.
Sol es kůnfftig zu einem noch hoͤhern Exilio kommen? vnnd mit vns heiſſen / wie dortGen. 12. v. 1. mit dem Heyligen Abraham: Gehe aus deinem Vaterlande / aus deines Vaters Hauß / von deiner Freundſchafft / in ein Land / das ich dir zeygen wil. Oder / wie mit den Kindern Jſrael / die eben dieſeIerem. 9. v. 19. Trauer-Klage fuͤhrten: Wir muͤſſen vnſer Land reumen. Welch Gold wird alßdann ſo annehm - lich? Welch Labſal ſo Kraͤfftig ſeyn? alß ein Treuer Ehgatt / ſeinem Verfolgten Ehgenoſſen.
Nu ſolcher Trew / (ſag ich noch einmal /) iſt leyder vnſer Herr von Rothkirch / nach Gottes Heyligem Willen / in dieſer Welt beraubet. Da - rumb / wann er zuruͤck gedencket / was vor einen Theuren Schatz / vor ein Seliges Kleinod / Er heute aus ſeinem Hauſe tragen / vnnd der Erdenvberant -vberantworten laſſen / wie beſtaͤndig ſie jhn gelie - bet / wie wol ſie jhn verhalten / wie viel Angſt vnnd Noth ſie die kurtze Zeit jhres wehrenden Ehſtan - des / neben jhm außgeſtanden / wie Geduldig / wie Freundlich / wie Troͤſtlich / ſie ſich / in allen aͤngſtli - chen Zufaͤllen / kegen jhm erwieſen / Ja / wie leicht ſie alles andern vergeſſen kondte / wann ſie nur jh - ren Werthen Ehſchatz hatte / So kan er freylich anders nicht / alß Weinen vnd Wehklagen / Dann er ſihet / daß nun dieſes alles weg iſt / daß er nu dieſe Trew / dieſe hertzliche Liebe / dieſe Freundligkeit / dieſe holdſelige Annehmligkeit / nicht nur etzliche Wochen / (wie bißweilen vormalß /) Sondern die Zeit ſeines Lebens entrathen ſol.
Weil es aber / mit vns Chriſten / eine ſolche Beſchaffenheit hat / daß vnſere TodtenEſa. 26. v. 24. 26. 27 deß HERREN Todten heiſſen! der ſie durch jhr Seliges Sterben / nur heiſt in jhre Kammern gehen / vnnd ſich einen kleinen Augenblick verber - gen / biß der Zorn voruͤber gehe / nach dem ER nu - mehr ſelber außgegangen / heimzuſuchen / die Ein - wohner deß Landes / daß das Land wird offenba - ren muͤſſen / das vielfaltig vergoſſene Chriſten - Blutt / vnd nicht weiter verhoͤlen koͤnnen / die drin - nen erwuͤrget ſind: Alß faſſet billich / vnſer Ge -Lnc. 21. v. 19. genwertiger Herr Witteber ſeine Seele mit Ge -B iijduld /1. Cor. 15. v. 43. 44.duld / troͤſtet ſich der vnfehlbaren Aufferſtehung alles Fleiſches / vnnd deß Freundenreichen Lebens /Tob. 2. v. 18. das GOTT geben wird denen / ſo im Glauben ſtarck vnd feſt bleiben fuͤr Jhm.
Jn deſſen goͤnnet er billich ſeiner Hertzlieb - ſten / jhre Himliſche Ruh vnd Sicherheit / alß der ja vielmal ſchmertzlich genung bekuͤmmert gewe - ſen / wie er ſie an einen ſolchen Orth bringe / da ſieIob, 3. v. 18 nicht taͤglich hoͤren duͤrffe: die Stim̃e deß Draͤn -Pſ. 4. v, 9. gers / da ſie mit Frieden ſchlaffe / vnd Sicher woh - nen koͤnne. Kein ſolcher Orth iſt faſt mehr / innEſa. 19. v. 2. gantz Deutſchland anzutreffen / man hoͤret allen - thalben / wie ein Bruder wider den andern / ein Freund wider den andern / eine Stadt wider die ander / ein Reich wider das ander ſtreitet. JaLuc. 11. v. 17. alle Reich der Welt ſind forthin / mit einander vn - eines / drumb werden ſie wuͤſte / vnd ein Hauß faͤl - let vber das ander.
Wann er dieſes wol erwieget / ſo kan jhm auch in ſeinem Betruͤbnuͤß / die jetzige boͤ - ſe Zeit / darinn doch ſonſt kein Troſt iſt / den - noch zu erwuͤnſchtem Troſt gereichen.
Dann eben
Diß iſt die Zeit: davon jener bekandte Comicus redet: Vixiſse nimio ſatius eſt, quàm vivere. Es iſt weit beſſer gelebet haben / alß annoch leben.
Diß iſtDiß iſt die Zeit / davon Lactantius ſchrei -Lactantius bet: Erit tempus infandum & execrabile, quo nemini libeat vivere. Es wird eine vberauß Boͤſe / vnnd Verfluchte Zeit ſein: da kein Menſch wird Luſt haben zuleben. Gratulabuntur mor - tuis, & vivos plangent. Sie werden die Ver - ſtorbenen Gluͤckſelig achten / vnnd die Lebendigen beweinen.
Diß iſt die Zeit / davon der Heylige Lu -Lutherus teſte Sel - neccero. therus geſprochen: Ein Chriſt moͤchte von hertzen wuͤntſchen / daß er jnnerhalb Dreyßig oder Vier - tzig Jahren / mitalle ſeinem Saamen / moͤchte ge - ſtorben ſein / ſo greuliche Zeiten / Gotteßlaͤſterliche Rotten / Auffruhr / vnd dergleichen Vngluͤck were verhanden. Ach freylich / freylich / haben wir ar - men Chriſten / eine recht Boͤſe Zeit erlebet.
Eine ſolche Zeit: da ſich nur leyder / die Wolfarht vnſres lieben Vaterlandes / zum eußerſtẽ Vntergang neiget: da wir die Drey Haupt - Straffen Gottes / Schwert / Hunger vnnd Peſti - lentz / vnd dannenhero / lauter ſchmehlich Sterben vnd Verterben / fuͤr vnſern Augen ſehen.
Eine ſolche Zeit: da / (wie geſagt /) ein Koͤnigreich vber das ander faͤllet / da man in allen Landen nur / von Krieg vnd KriegeßGeſchrey hoͤ -Matth. 24. v. 7. & 12. ret: von Theurung / vnd Erdboͤben / hien vnd wi -der:der: da die Vngerechtigkeit vberhand nimmet / vnd die Liebe in vielen Hertzen / gantz vnnd gar erkaltet.
Eine ſolche Zeit: da wir durch allerhand grimmige Tyrannen / aͤrger alß die Juden / von jhren Babyloniern / vnnd Chaldeern / vervnruhi - get werden: da man vns aller Lebenß-Mittel be - raubet: da ſchon jhrer viel muͤſſen / jhre Kleino - der vmb Speiſe geben / vnd ſind mit Schwert vnnd Hunger vmbringet.
Eine ſolche Zeit: da die Elteſten derThren. 2. v. 10. 11. 12. Tochter Zion / auff der Erden liegen / vnnd ſind ſtille / da ſie Staub auff jhre Haͤupter werffen / vnd haben Saͤcke angezogen / da die Vnmuͤndigen auff der Gaſſen verſchmachten / vnd in den Armen jhrer Muͤtter / den Geiſt auffgeben.
Eine ſolche Zeit: da die Trachen / dieThren, 4. v. 3. 4. Bruͤſte reichen / jhren Jungen / vnnd Saͤugen ſie / aber viel Muͤtter vnter den Menſchen / muͤſſen Vn - barmhertzig ſein / wie ein Strauß in der Wuͤſten. Da dem Saͤugling / die Zung an ſeinem Gaumen klebet vor Durſt / da die jungen Kinder Brodt hei - ſchen / vnd iſt niemand / der es jhnen braͤche.
Eine ſolche Zeit: da viel Tauſend Men -Pſ. 107. v. 27. ſchen / zu jhrem Vnterhalt / weiter keinen Rath wiſſen. Sehn ſie auff ſich ſelbſt / ſo heiſt es: Waswerdenwerden wir Eſſen? Was werden wir Trincken? Matth. 6. v. 31.Womit werden wir vns Kleiden? Sehen ſie auff jhre Kinder / ſo heiſt es: Wo nehmen wir Brodt /Iob. 6. v. 6. daß dieſe Eſſen? Sehen ſie auff den kleinen Vor - rath / ſo heiſt es: Was iſt das / vnter ſo viele?
Eine ſolche Zeit: da man viel Schoͤne Staͤdte vnnd Doͤrffer / Haͤuſer vnnd Schloͤſſer / in Grund ruiniret / deſoliret / devaſtiret / vnnd ohn einige Vrſach in die Aſchen leget.
Eine ſolche Zeit: da man viel Schoͤne GotteßHaͤuſer / mit Gewalt auffſchlaͤget / Pluͤn - dert / vnnd dermaſſen vervnreiniget / daß derglei - chen Abſcheuligkeit / gewieß niemals / von den Vn - glaͤubigen Tuͤrcken / in jhren Muſchkeen / vnnd Goͤtzenhaͤuſern veruͤbet worden.
Eine ſolche Zeit: da man auch viel Vor - nehme Leichen / in jhren Graͤbern nicht ruhen laͤſ - ſet / da man jhre Aſche / Fleiſch vnd Beine herauß ſchuͤttet / die Saͤrche zerreiſſet / vnnd was von Gold vnd Sylber gefunden wird / recht KirchenRaͤubri - ſcher weiſe / hinweg ſtielet.
Eine ſolche Zeit: da man Frawen vnnd Jungfrawen / theyls an der lichten Sonnẽ / theyls inn Chriſti Heyligen BethHaͤuſern / offentlich ſchaͤndet / da gar nicht helffen muß: jhr aͤngſtliches Heulen / Flehen vnnd Bitten / auch die willigſteChinwerf -hinwerffung aller Mobilien / Geld vnnd Geldes werth.
Eine ſolche Zeit: da man die Chriſten peiniget / auff gar eine neu vnerhoͤrte weiſe: daruͤ - ber ſich viel Hencker verwundern / vnd ſagen: Es were jhnen / dieſe Menſchen-Marter / niemals he - kant geweſen / Ach wie viel Tauſend / haben jhre Striemen / jhre Wunden / jhre Beulen / mit ins Grab nehmen muͤſſen / an welchen jhre Teuffel / auff jene Zeit / wol ſehen werden / in wehn ſie geſto - chen haben.
Eine ſolche Zeit: da man die Armen Leuthe / theyls in die eingeheitzte Backoͤfen ſcheu - bet / brennend Kuͤhn vnnd Schwefel vnter die Naͤ - gel ſtecket / theyls darnieder leget / vnd den Mund / mit dem vnflaͤtigſten Waſſer gantz voll fuͤllet / das iſt Geiſtlich-vñ Weltlichen / Edel - vnd VnEdelen / Jungen vnd Alten / vielfaltig begegnet.
Eine ſolche Zeit: da man die Hunde ab - richtet / nicht wie voriger Jahre / auff Woͤlffe / Haſen / Rehe / vnnd Fuͤchſe / Sondern auff die hoͤchſtklaͤgliche Menſchen-Jagt / durch die man ſieIer. 16. v. 16. jaget vnd faͤhet / auff allen hohen Bergen / auff al - len Huͤgeln / in allen Steinritzen: da man imPſ. 10. v. 9. Verborgenen lauret / wie ein Loͤw inn der Hoͤle:Iob. 24. v. 15. da ſo bald der Tag anbricht / der Moͤrder auff -ſtehetſtehet / vnd erwuͤrget den Armen vnd Duͤrfftigen.
Eine ſolche Zeit: da nicht nur Kain / derGen. 4. v. 14. Bruder-Moͤrder / Sondern manch fromer Chriſt / muß Vnſteth vnd Fluͤchtig ſein / im Lande / daß jhn Tod ſchlaͤget / wer jhn findet. Sie erleydenHebr. 11. v. 37. 38. Spott vnd Geiſſel / Bande vnnd Gefaͤngnuͤß / Sie werden geſteupet / zuhauen / zuſtochen / durchs Schwerdt Getoͤdtet / ſie gehen im Elend herumb / mit Mangel / mit Truͤbſal / mit Vngemach / in den Wuͤſten / auff den Bergen / in den Kluͤfften / vnnd Loͤchern der Erden / der die Welt nicht werth iſt.
Eine ſolche Zeit: da ſich vnſere Drang - ſalen / nicht erſt diß Jahr anfangen / Sondern da wir ſchon / vber Vier vnd Zwantzig Jahr / vnſer Brod eſſen in Sorgen / vnd vnſer Waſſer trincken /Ezech. 12. v. 19. im Elend. Da wir von einer Zeit zur andern / von einem Monath zum andern / von einer Mor - gen-Wache zur andern / auff Beſſerung gehoffet: gleichwol nur ſehen muͤſſen: wie jmmer auffs neueIer. 4. v. 10. das Schwerdt / biß an die Seele reicht.
Wie vnſre Seel / der beſte theil /F. V. L.Forthin iſt jedem Moͤrder feil /Der Leib wird nur geacht wie Koth /Sein Noth vnd Todt /Jſt Kurtzweil / Augenluſt vnd Spoth.
Vnd hiermit ich alles zuſammen faſſe / ſo ſage Ich:
C ijWirWir haben eine ſolche Zeit erlebet: DaGen. 9. v. 22. ein Gottwolgefaͤlliger Abel erwuͤrget: ein Ein -Gen 14. v. 12. faͤltiger Noah verhoͤnet: ein Fromer Loth ge - fangen vnd gepluͤndert: ein Vnſchuldiger JacobGen 31. v. 2. 5. 7. gehaſſet / betrogen / vnd vervortheylet: ein Gehor -Gen. 37. v. 27. 28. ſamer Joſeph / verrathen vnd verkaufft: ein Wol - verdienter Moyſes / vbel geplaget: ein Huͤlffſa -Num. 12. v 3. mer Samſon geblendet: ein Treuer David Ver -Iudic. 16. v. 21. folget: ein Wolmeinender Abimelech verleumb - det: ein Vnterthaͤniger Vrias / vbel angefuͤhret:2. Sam. 15. v. 14. 16. Mit einem Wort: da die Boßheit erhaben / vnnd1. Sam. 22, v. 13. die Redligkeit vntergedrucket wird.
Wir haben eine ſolche Zeit erlebt: Da -2. Sam. 11. v. 15. rinnen lauter Verwirrung / wie zu Babel; lauterGen. 11. v. 7. 9. Vppigkeit / wie zu Sodom: lauter Dienſtbarkeit / wie in Egypten: lauter Leichtfertigkeit / wie zuGen. 19. v. 5. Gibea: lauter Abgoͤtterey / wie zu Samaria:Exod. 14. v. 12. lauter Vnglauben / wie zu Jeruſalem: Taͤglich / ja Stuͤndlich geſehen vnd gehoͤret wird.
Wir haben eine ſolche Zeit erlebt: Da1. Reg. 16. v. 32. faſt alle Hoffnung / zu erfrewlicher Enderung / vergeblich ſcheinet: Dann / wer wil Beſſerung /Luc. 19. v. 42. 44. bey ſolcher verhaͤrteten Boͤſerung: Heyl beym Verterben: Gnade beym Teuffel: vnnd Gutte Tage in der Hellen ſuchen?
Wir haben eine ſolche Zeit erlebt: Dienumehrnumehr das Edle Deutſchland / vollend gantz auffs Tod-Bette leget: GOTT hat es heylen wollen /Ier. 51. v. 9. Aber es hat nicht wollen Heyl werden: GOTT hat es durch Hunger Caſteyet / vnd das Boͤſe wol wegfaſten heiſſen: GOTT hat es durch Peſt vnd Seuchen purgiret / vnd den Vberfluß in vielen Or - then rein abgeſchafft: GOTT hat Jhm durch die Moͤrder / das boͤſe Gebluͤtt / haͤuffig weggelaſ - ſen / vnd am Haupt / Haͤnden vnd Fuͤſſen / viel A - dern eroͤffnet: Aber es iſt leyder zum Gutten er -Ezech. 22. v. 24. ſtorben: Es iſt ein Land / das nicht zureinigen iſt. Ier. 15. v 6Drumb leſts nu der Himliſche Artzt liegen: Denn ER iſt deß Erbarmens Muͤde worden. Kurtz:
Wir haben eine ſolche Zeit erlebt:
Da die Menſchen Teuffel werden /F. V. L.Vnd die Noth ſo groß wil ſein /Da der Troſt gantz weicht auff Erden /Vnd ſo grauſam wird die Pein /Da ein Tag den andern lehrt /Wie ſich Angſt mit aͤngſten mehrt /Druͤber vnſre Hertz vnd Sinnen /Nichts alß klaͤglich Heulen koͤnnen /
Es iſt eine alte Gewonheit / daß wenn Vertraute Freunde zuſammen kommen / inn ge - mein / einer den andern fragt: Wie gehts noch? drauff folget die Antwort: Es muß ſich leyden. C iijAch /Ach / wie wenig bedencken hier / was ſie ſagen. JchPſ. 10. v. 2. meine ja: Es muß ſich leyden / in allen Staͤn -Devt. 28. v. 28. den: in allen Orthen vnnd Enden: Nach dem Goͤttlichen Außſpruch: Wann der Gottloſe V - bermutt treibet / ſo muß der Elende leyden. J - tem / du wirſt Gewalt / vnnd Vnrecht leyden muͤſ -2. Reg. 7. v. 12. ſen / vnd niemand wird dir helffen. Da leydetIob. 24. v. 11. man Hunger / wie die zu Samaria. Da leydet man Durſt / wie die Bedraͤngten / zun Zeiten Jobi. Ier. 44. v. 18.Da leydet man Mangel / wie jene Abgoͤtter. DaEzech. 22. v. 5. leydet man groſſen Jammer / wie Jeruſalem. Da leydet man Schrecken / wie Koͤnig David. Pſ. 88. v. 16.Da leydet man Schaden. Da leydet man Ar -Syr. 8. v. 18 muth. Da leydet man Schmach. Da leydetSyr. 26. v. 26. man Verfolgung. Da leydet man groſſe Noth. Da muß man offt leyden / alles was einem wie -Act. 5. v. 41. derfaͤhret.
Vnd hier iſt niemand zu Gottfuͤrchtig:1. Macc. 12. v. 13. dann das war Hiob / vnnd gleichwol ſpricht er:Syr. 2. v. 4 Wann man mein Leyden zuſammen / in eine Wa -Iob. 1. v. 1. ge legte / ſo wuͤrde es ſchwerrer ſeyn / denn Sandcap. 6. v. 2 am Meer.
Hier iſt niemand GOTT zu lieb: dann das war Koͤnig David / ein Mann nach dem Her -Pſ 40. v. 13. tzen GOttes / gleichwol ſpricht er: Es hat michvmbgebenvmbgeben Leyden ohne Zahl. Gedencke HErrPſ 132. v. 2 an David / vnd an all ſein Leyden.
Hier iſt niemand zu Außerwehlt: So bald Chriſtus den Apoſtel Paulum / damals Sau - lum / ſeinen Außerwehlten Ruͤſt-Zeug nennet / ſo bald ſetzt Er hin zu: Jch wil jhm zeygen: wieAct. 9. v. 15. 16. viel er leyden muß / vmb meines Namens willen.
Hier iſt niemand zu Heylig: Wer war Heyliger / alß der AllerHeyligſte Heyland allerDan. 9. v. 24. Menſchen / Der auch vns heyliget / in ſeiner War - heit? Dennoch muß Er durch Leyden inn ſeine1. Tim. 4. v. 10. Herrligkeit eingehen.
Hier iſt niemand zu Gerecht. Dann auch der Gerechte muß viel Leyden.
Hier iſt niemand zu Gottſelig. DannPſ. 34. v. 20. auch alle die Gottſelig leben wollen / muͤſſen Ver - folgung Leyden.
Wann wir nun nicht deſſen verſichertPſ. 103. v. 6. weren: daß der HERR zu ſeiner Zeit / Gerech - tigkeit vnnd Gericht ſchaffte / allen die Vnrecht Leyden.
Wann wir nicht deſſen verſichert we -Prov. 22. v. 4. ren: daß wo man Leydet / in deß HERREN Furcht / da ſey / Reichthumb / Ehre vnd Leben.
Wann wir nicht deſſen verſichert we -Act. 7. v. 34.ren:ren: daß der HERR wol ſihet das Leyden ſei - nes Volcks / vnd jhr Seufftzen hoͤret.
Wann wir nicht deſſen verſichert we -Rom. 8. v. 18. ren: daß dieſer Zeit Leyden der Herrligkeit nicht werth ſey / die an vns ſol offenbaret werden.
Wann wir nicht deſſen verſichert we -2. Corinth. 1. v. 7. ren: daß wie wir deß Leydens theylhafftigſeyn / ſo ſeind wir auch deß Troſtes theylhafftig.
Wann wir nicht deſſen verſichert we -1. Petr. 4. v. 15. 16. 13 ren: daß wir Leyden: nicht alß Moͤrder / alß Diebe / alß Vbelthaͤter / oder die inn Frembde Aembter greiffen / Sondern alß Chriſten: Mit2. Tim 1. v. 8. Chriſto: Mit dem Evangelio: Alß gutte Strei - ter Jeſu Chriſti: Wo wolten wir hin? Was wolten wir angeben? Wie wolten wirs außſtehen?
Weil wir aber nicht laugnen / daß es auch von vns heiſt / wie der Prophet ſaget: Ephraim:Hoſ. 5. v. 11 Deutſchland: Schleſien / leydet Gewalt / vnnd2. Macc. 7. v. 18. 32. wird geplagt / daran geſchicht jhm recht. Ja weil wir alle bekennen muͤſſen: Wir haben diß Ley - den wol verdienet / darumb / daß wir vns an vn - ſrem GOTT verſuͤndiget haben: Wir leyden vmb vnſerer Suͤnde willen / das iſt war. Vnnd gleichwol kein rechtes Erkendtnuͤß / vielweniger / rechtſchaffene Buſſe erfolget / ſo fuͤrcht ich / daß vnsder ſoder ſo hocherzuͤrnete GOTT / neben den Zweyen Haupt-Straffen / Krieg vnd Peſtilentz / auch zu - gleich / die Dritte / ins Land ſenden werde / nemb - lich den vnleydlichen Hunger. Wir haben Krieg gelitten: Wir haben Peſtilentz gelitten: Aber in gemein / haben wir noch nicht Hunger gelitten / Jch fuͤrcht / aus vielen Vmbſtaͤnden / wir werden dieſe grauſame Straffe auch leyden muͤſſen.
Fuͤr Zwey Tagen / hat mich ein Vertrauter Freund / aus dem Loͤwenbergiſchen Weichbilde / Schrifftlich berichtet: daß ſich daſelbſt der Hun - ger / bey vielen Armen Leuthen / dermaſſen maͤch - tig ereygne / daß ſchon etzliche aus Verzweiffelung / jhre eygene Moͤrder worden. Eine Mutter traͤgt vnlaͤngſt / jhr leiblich Kind / an den Bober / wirfft es ins Waſſer / vnd ſpringt hernach / ſie wird zwar errettet / aber das Kind / hat man Todt herauß ge - zogen. Ein Alter Mann / weil er keine fernere Lebenß-Mittel / auch keinen Erwerb fuͤr ſich ſihet / Erhenckt ſich ſelbeſt. Viel andere lauffen in die Berge / Waͤlder / vnnd Felder / ſuchen Wurtzeln vnnd Kraͤuter / den groſſen Hunger zudaͤmpffen. Ach warhafftig:
Jch fuͤrchte / wir haben die Zeit erlebet:Ezech. 7. v. 2. 6 11. 15. 16. davon der Prophet Ezechiel ſaget: Das Ende kompt / das Ende / vber alle Vier Gerter deßDLandes /Landes / nu kompt das Ende. Es kompt ein Vn - gluͤck vber das ander / das Ende kompt / es kompt das Ende. Der Tyrann hat ſich auff gemachet / zur Rutten vber die Gottloſen / daß nichts von jh - nen / noch von jhrem Volck / noch von jhrem Hauf - fen / Troſt haben wird. Auff den Gaſſen / gehet das Schwerdt / inn den Haͤuſern gehet Peſtilentz vnnd Hunger. Wer auff dem Felde iſt / der wird vom Schwerdt ſterben / wer in der Stadt iſt / den wird Peſtilentz vnnd Hunger freſſen. Welche aber vnter jhnen entrinnen / die muͤſſen auff den Gebuͤrgen ſein / wie die Tauben in Gruͤnden / die alle vnter einander kuͤrren / ein jeglicher vmb ſei - ner Miſſethat willen.
Jch fůrchte / wir haben die Zeit erlebet: da die er zuͤrnete Goͤttliche Mayeſtaͤt / auch an den Verſtockten Deutſchen erfuͤllen wil / was Er ſei -Ier. 15. v. 1. & 2. nen Juden durch den Propheten Jeremiam dreu - et: Wann gleich Moſe vnd Samuel fuͤr mir ſtuͤn - den / ſo habe ich doch kein Hertz zu dieſem Volck / treibe ſie weg von mir / vnnd laß ſie hinfahren. Wehn der Todt trifft / den treffe er: Wehn das Schwerdt trifft / den treffe es: Wehn der Hun - ger trifft / den treffe er: Wehn das GefaͤngnuͤßCap. 16. v. 5. trifft / den treffe es. Dann Jch habe meinen Friede von dieſem Volcke weggenommen /ſamptſampt meiner Gnade vnd Barmhertzigkeit. Das ſind ſchroͤckliche Worte!
Ich fuͤrchte / wir haben die Zeit erlebet: da GOTT erfuͤllen wil / was Er dem Juͤdiſchen Lande / durch den Propheten Ezechielem dreuet:Ezech. 14. v. 13. 21. Nemblich / ER wolle den Vorrath deß Brodts wegnehmen / vnd ſeine Vier boͤſe Straffen hienein ſchicken: Schwert / Hunger / boͤſe Thiere / vnnd Peſtilentz / dadurch wolle Er Menſchen vnd Viehe außrotten / Mit ſolchem Grimm vnnd Eyfer: daß wann gleich die Drey Maͤnner / Noha / Da -v. 14. 16. niel / vnd Hiob / drinnen weren / ſolten ſie doch / ſo war der HERR lebe / weder Soͤhne noch Toͤchter erretten / Sondern allein ſich ſelbſt / vnnd das Land muͤſte Oede werden.
Ach wie Selig war der liebe David /2. Sam. 24 v. 13. 14. da er vnter den Drey Haupt-Straffen GOttes / außleſen durffte / vnd nicht mehr / als Eine. Er laß jhm bald die Peſtilentz auß: Laß vns inn die Hand deß HERREN fallen / (ſagt er) denn ſeine Barmhertzigkeit iſt groß / ich wil nicht / inn der Menſchen Haͤnde fallen. Wer wolte hier nicht dem Koͤnige David nachfolgen? duͤrfften wir nur außleſen / wir wolten vns nicht lange be - dencken. Dann ob gleich die Peſtilentz auch eine ſchroͤckliche Straffe GOTTES iſt / heiſt ſie dochD ijKoͤnigKoͤnig David hier / inn die Hand deß HER - REN fallen. Ein Kind / das nur faͤllt / in die Hand ſeines Vaters / in die Hand ſeiner Mutter / das faͤllt nicht ſchaͤdlich: Alſo: fallen nur Fro - me Chriſten / durch die Peſt / inn die Handt jhres GOTTES / ſo hats keinen Kummer. Aber wer darff außleſen / wann GOTT ſo vberauß hoch er - zuͤrnet iſt?
Da heiſts: Jch wil Schwert / Hun -Ier. 24. v. 10. ger / vnnd Peſtilentz / vnter ſie ſchicken / biß ſie vmbkommen / von dem Lande / das ich jhnen / vnd jhren Vaͤtern / gegeben habe.
Da heiſts: Jch wil Schwert / Hun -Ier. 29. v. 17. ger / vnd Peſtilentz / vnter ſie ſchicken / vnnd wil mit jhnen vmbgehen / wie mit den boͤſen Feygen / dafuͤr einem eckelt zueſſen.
Da heiſts: Jch wil hinter jhnen her ſein /v. 18. mit Schwert / Hunger / vnd Peſtilentz / vnd wil ſie in keinem Koͤnigreich auff Erden / bleiben laſſen.
Da heiſts: Jch wil die Einwohner in E -Ier. 44. v. 13. gypten / mit dem Schwert / Hunger vnnd Pe - ſtilentz heimſuchen / gleich wie ich zu Jeruſalem gethan habe.
Da heiſts: Wer ferne iſt / wird an derEzech. 6. v. 12. Peſtilentz ſterben / wer nahe iſt / wird durch dasSchwertSchwert fallen / wer aber vbrig bleibet / vnnd darfuͤr behuͤttet iſt / wird Hungers ſterben.
Da ſchreyet GOTT ſelbſt: Wehe / vber alle Grewel der Boßheit / im Hauſe Jſrael / dar -Ezech. 6. v. 11. umb ſie durchs Schwert / Hunger / vnnd Pe - ſtilentz / fallen muͤſſen.
Da Vrtheylet GOTT ſelbſt: Sie ſol - len ſterben / durch Schwert / Hunger vnd Pe -Ier. 42 v. 17. ſtilentz / vnd ſol keiner vbrig bleiben / noch entrin - nen / dem Vbel / das ich vber ſie wil kommen laſſen.
Da zeyget GOTT ſelbſt die Vrſache / ſolcher Straffe: Jhr wolt der Stimme deßv. 22. HERREN / eures GOTTES nicht gehorchen / ſo ſolt jhr nu wiſſen / daß jhr durchs Schwert / Hunger / vnd Peſtilentz / ſterben muͤſſet / an dem Orth / dahin jhr gedenckt zuziehen / daß jhr daſelbſt wohnen wollet.
Da verbeuth GOTT ſelbeſt alle Vor -Ier. 14. v. 11. 12. bitt: Du ſolt nicht / fuͤr diß Volck / vmb Gnade bitten / dann ob ſie gleich Faſten / ſo wil ich doch jhr Flehen nicht hoͤren / Sondern ich wil ſie mit dem Schwert / Hunger vnd Peſtilentz / auffreiben.
Drumb hats auch bißher / von mancher vornehmen Reichß-Stadt geheiſſen: DieſeIer. 32. v. 24. Stadt iſt belaͤgert / daß ſie gewonnen / vnnd fuͤr Schwert / Hunger vnnd Peſtilentz / inn derD iijFeindeFeinde Haͤnde / welche wider ſie ſtreiten / gegeben werden muß.
Warumb aber / der Frome GOTT / derSap. 12. v. 1. doch ein Liebhaber deß Lebens iſt / vnnd Luſt hatPſ. 30. v. 6 zum Leben / Dergleichen Vngluͤck / vber ſein Volck verhaͤnge? duͤrffen wir gar nicht fragen. Der Prophet Ezechiel / hats auffs kuͤrtzte zuſam - men gefaſſet / wenn er ſpricht: ER hat ſie offt gezuͤchtiget / was hats geholffen? Dieſen Text erklaͤret vns niemand beſſer / alß vnſer eygen Gewiſſen / wann wir ein klein wenig zuruͤck ge - dencken.
Wie Schroͤcklich hat vns GOTT ge - zůchtiget / durch das Verfluchte Muͤntz-We - ſen: Wie viel Redliche Leuthe / wurden hierdurch auff einmal / vmb alle das jhrige bracht / mit WeibEſa. 5. v. 8. vnd Kind / in Bettelſtab gedrungen: da die Geitz - haͤlſe / ein Hauß an das ander zogen / einen Acker zum andern / alß wolten ſie allein das Land beſi - tzen / vnd den alten poſseſsoribus, keinen Raum laſſen. Was hats geholffen?
Wie offt hat vns GOtt gezuͤchtiget / mit den vielfaltigen Durch-Zuͤgen / der vnter -Ezech. 14. v. 17. ſchiedenen Kriegß-Armeen: Wañ der HErrHabac. 1. v. 6. 7. 8. 9. 10. ſein Schwert hieß durchs Land fahren / Nemblich / ein bitter vnd ſchnell Volck / welches zohe / ſo weitdasdas Land iſt / Wohnungen einzunehmen / die nicht ſein waren / welches geboth vnnd zwang / wie es ſelbſt wolte / zohen mit groſſem Hauffen von ferne daher / alß floͤhen ſie / wie die Adler eylen zum Aß. Kamen alleſampt / daß ſie Schaden theten: wo ſie hin wolten / rieſſen ſie hindurch / wie ein Oſtwind: Spotteten der Koͤnige / vnnd lachten der Fuͤrſten. Was hats geholffen?
Wie offt hat vns GOTT gezuͤchtiget / durch die ſchweren Guarniſonen / vnnd lang - wierigen Einquartierungen? Wann ERIer. 5. v. 15. 16. 17. vber vns ein Volck von ferne brachte / ein Maͤchtig Volck: deß Sprachen wir nicht verſtunden / vnnd nicht vernehmen kundten / was ſie redeten. Die vnſere Erndte / vnd vnſer Brodt verzehreten / die vnſre Schaffe vnd Rinder verſchlungen / die vnſre Soͤhne vnd Toͤchter fraſſen. Die Taͤglich trach -Mich. 2. v. 1. 2. teten Schaden zuthun / vnnd giengen mit boͤſen Tuͤcken vmb / auff jhrem Lager / daß ſie es Fruͤh / wanns lichte wuͤrde / volbraͤchten / weil ſie die Macht hatten. Sie rieſſen zu ſich Ecker / vnd nahmen Haͤuſer / welche ſie geluͤſtet. Alſo trieben ſie Ge - walt / mit eines jeden Hauſe / vnnd mit eines jeden Erbe. Was dieſes fuͤr ein Schweres Leben ſey / wann man ſo lange / vnd auff eine ſolche Arth / mußPſ. 39. v. 3. den Gottloſen / Taͤglich fuͤr jhm ſehen? kan keinMenſchMenſch glauben / der es nicht verſucht hat. Was hats geholffen?
Wie offt hat vns GOTT gezůchtiget /Ier. 15. v. 13. durch die allgemeinen Pluͤnderungen? Wañ Er vnſre Guͤtter vnnd Schaͤtze / auff einmal in die Rappuſe gab / daß wir nichts darfuͤr wieder kriege -Ioel 1. v. 4 ten. Wann es hieſſe: Was die Raupen laſſen / das freſſen die Hewſchrecken: Was die Hewſchre - cken laſſen / das freſſen die Kefer: Was die Kefer laſſen / das friſt das Geſchmeiſſe: Was ein TeuffelMatth. 2. v. 13. laͤßt / das friſt der ander. Wann es hieſſe / deß Nachts im beſten Schlaffe: Stehe auff / nihm deine Kinder / vnd jhre Mutter zu dir / vnd Fleuch / in die Waͤlder vnd Felder / in die Berge / Puͤſche /Iob 30. v. 17. vnnd Steinkluͤffte. Dann die vns jagen / legen ſich nicht ſchlaffen. Ach / wie offt hat GOTT / das Land Schleſien vbergeben den Pluͤnderern /Devt. 28. v. 51. vnd ſeine Einwohner den Raubern / die vns nichts vberlaſſen haben: Nicht das geringſte Getreyde in Scheunen: Nicht das geringſte Viehe inn Staͤl - len: Nicht das geringſte Kleid im Kaſten: Nicht den geringſten Heller im Beutel: Nicht den ge - ringſten Biſſen Brod im Hauſe. Was hats geholffen?
Wie offt hat vns GOTT gezůchtiget / durch die grauſame Peſtilentz: Wie viel Vor -nehmenehme Gemeinen wurden / ſonderlich Anno 1633. in weniger Zeit / aller jhr Einwohner beraubet / in jhrer Anbawung verhindert / vnd dannenhero / in die abſcheulichſte Ruin verſencket: Nach dem traurigen Vorbilde deß Juͤdiſchen Landes / davon der Prophet Jeremias ſaget: Jch ſahe / vnd ſihe /Ier. 4. v. 25. 26. da war kein Menſch mehr / vnnd alle Vogel vnter dem Himmel waren weggeflohen. Jch ſahe / vnd ſihe / das Baw-Feld war eine Wuͤſten / vnnd alle Staͤdte darinnen / waren zerbrochen / fuͤr dem HERRN / vnd ſeinem grimmigen Zorn. Ach wie offte ſind wir bey dieſer Seuche / in eußerſter2. Cor. 1. v. 8. Gefahr geweſen: Wie offte haben wir vns deß Lebens verziehen / vnnd beſchloſſen: Wir muͤſten ſterben. Aber / GOTT hat vns allemahl vnſereIer. 45. v. 5. Seele auffs neue / zur Beuthe gegeben / daß wirAmos. 4. v. 11. waren wie ein Brand / der aus dem Feuer geriſ - ſen wird. Was hats geholffen?
Alß auff eine Zeit / die Cron FranckreichM. Hylle - rus in pœn. Olsn. von den Engellaͤndern / ſtarck bekrieget ward / kam zu dem damals Regierenden Koͤnige Carolo, dem Siebenden diß Namens / ein Vornehmer O - briſter / aus dem Frantzoͤſiſchen Lager / allerhand Munition vnd Proviant ab zuholen / Wie auch dem Koͤnige / den gefaͤhrlichen Zuſtandt der Armee, außfuͤhrlich zueroͤffnen. Nach dem er aber etzli -Eche Tageche Tage / auffwarten muß / vnnd nicht erfahren kan / durch was fuͤr Hochwichtige Angelegenheit / beym Koͤnige / ſeine nothwendige Expedition / ſo lange hinterzogen wuͤrde: Findet er zuletzt den Koͤnig / im Frauenzimmer / vber die maſſen occu - pat / vnd Vnmuͤßig: Nicht aber / in Koͤniglichen Reichß-Geſchaͤfften / Sondern / im Tantzen / Springen / Buhlen / Sauffen / vnnd allerhandt vppiger / ſchaͤndlicher Wolluſt. So bald jhn der Koͤnig ſihet / fraget er jhn: Ob diß nicht / ein herr - liches / ſtattliches Leben ſey? Der Oberſte ant - wortet mit betruͤbtem Gemuͤtte: Non memini me vidisſe ullum alium Principem, majori pompâ & tripudio pereuntem: Jch weiß mich nicht zuerjnnern / daß ich jemals / ſo einen ſtattli - chen Fuͤrſten / Praͤchtiger / Luſtiger / vnnd Froͤli - cher / habe ſchen zu grunde gehen / alß ich hier ſehe.
Nicht im wenigſten anders / gehets jetzund vnter vns her / der Mayeſtaͤtiſche Koͤnig von Zion / hat nun vber Vier vnd Zwantzig Jahr / wider vns einen ſo Grauſamen Bluttigen Krieg gefuͤhret / wir ſehen nichts / alß lauter Schmehlich Sterben vnd Verterben Taͤglich fuͤr vnſern Augen / Den - noch / iſt der groͤſte Hauffen in der ſchaͤndlichen Si -Luc. 16. v. 19. cherheit / dermaſſen erſoffen / daß gleichwol jeder - man / mit jenem Epicurer / alle Tage herrlich vndin Freudenin Freudẽ lebet / laufft vmbher / wie eine CamelinIer. 2. v. 24. in der Brunſt / Schreyen mit vollem Halſe: Laſ - ſet vns wol Leben / weils da iſt. Laſſet vns EſſenSap. 2. v. 6 vnd Trincken / wir Sterben doch Morgen.
Da wir hingegen / Tag vnnd Nacht / ſolten auff vnſren Knien / auff vnſeren Angeſichtern lie - gen / vnd ohn Ende / ohn Auffhoͤren / zu GOTT ſchreyen: HERR ſchone deines Volcks / vnd laßIoel. 2. v. 17. dein Erbtheyl nicht zu ſchanden werden / warumb wiltu laſſen vnter den Voͤlckern ſagen: Wo iſt nun jhr GOTT?
Aber / diß / ſag ich / geſchiehet nicht / GOTTIer. 5. v. 3. ſchlaͤget vns / wir fuͤhlens nicht: ER plaget vns / wir beſſern vns nicht / wir haben ein haͤrter Ange - ſichte alß ein Felß / vnnd wollen vns nicht bekeh - ren. Wie? Ein haͤrter Angeſicht alß ein Felß? Num. 20. v. 11.Freylich. Dann Moſes ſchlug nur mit einem Stabe auff den Felß / flugß gab er Waſſer. Wie mit viel Staͤben / hat bißher der Verechte GOTT auff vns geſchlagen? Wer leſt ſein Augen-Waſſer fliſſen? Wer vergeuſt ſeine Buß-Thraͤnen? Es bleibt nur / bey vorigem Außſpruche: ER hat ſie offt gezuͤchtiget / was hats geholffen? Wann dann der boͤſen Kinder Rutte nicht helffen wil: Was iſts Wunder? daß vns GOTT auch nicht helf -Hoſ. 1. v. 7. fen wiel / durch Bogen / Schwerdt / Streit-Roſſe / oder Reutter.
E ijWasWas iſts Wunder? daß wir ſo ploͤtzlich verterben / ohn alle Hůlffe.
Was iſts Wunder? daß vnſer HertzPſ. 107. v. 12. mit Vngluͤck geplaget wird / daß wir da liegen / vñ vns niemand hilfft.
Was iſts Wunder? daß vns niemand kan helffen / noch vnſre Wunden heylen.
Was iſts Wunder? daß auch der jenige / der vns gerne hůlffe / ſagen muß: Hilfft der HERR nicht / woher ſol ich helffen?
Was iſts Wunder? daß den TreueſtenEſa. 26. v. 22. 23. Regenten bange iſt / daß ſie kaum Athem holen / vnd koͤnnen doch dem Lande nicht helffen.
Was iſts Wunder? daß es von einemIer. 8. v. 20 Jahr zum andern heiſt: Die Erndte iſt vergan - gen / der Sommer iſt dahin / vnnd vns iſt keine Huͤlffe kommen.
Was iſts Wunder? daß wir TaͤglichIob. 6. v. 13 klagen muͤſſen: Wir haben nirgend keine Huͤlffe /Habac. 1. v. 2. vnd vnſer Vermoͤgen iſt weg. Wie lange HErr / ſollen wir ruffen / vber Frevel / vnd Du wilſt nicht helffen?
Was iſts Wunder? daß jhrer viel ſa -Pſ. 3. v. 3. gen / von vnſerer Seelen / ſie hat keine Huͤlffe bey GOTT / vnd gienge wol hin / daß es viel / nemlich andere ſagten: wann es nur nicht vnſer eygenFleiſch /Fleiſch / vnſer Hertz / vnſre Seel vnnd Gewiſſen ſagte.
Was iſts Wunder? daß vnſer Seuff - tzen noch nicht hafften wil / wann wir Tag vnnd Nacht ſchreyen: Ach daß die Huͤlffe aus Zion /Pſ. 14. v. 7. vber Jſrael kaͤme / vnd der HERR ſein Gefan - gen Volck erloͤſete / ſo wuͤrde Jacob Froͤlich ſeyn / vnd Jſrael ſich frewen. Ach daß die Huͤlffe vnſ - res GOTTES vom Himmel / vber das Arme Evangeliſche Iſrael kaͤhme / vnnd der HERR ſein Gefangenes Haͤufflein / aus ſeiner Schweren Dienſtbarkeit erloͤſete: ſo wuͤrde ohne Zweyffel gantz Deutſchland Froͤlich ſein / alle Menſchen wuͤrden ſich frewen.
Was iſts Wunder? daß wir Taͤglich /Matth. 8. v. 25. die aͤngſtlichen Trauer-Worte widerholen: HErr Hilff vns / wir verterben. Mache Dich auff /Pſ. 44. v. 27. Hilff vns / vnd erloͤſe vns / vmb deiner Guͤtte wil -Pſ. 79. v. 9 len. Hilff vns GOTT / vnſer Helffer / vmbPſ. 7. v. 2. deines Namens Ehre willen. Hilff vns von vn -Pſ. 22. v. 22 ſern Verfolgern. Hilff vns / aus dem RachenPſ. 59. v. 3. der Loͤwen. Hilff vns von den Bluttgierigen. Pſ. 71. v. 4Hilff vns aus der Hand der Gottloſen. HilffPſ. 108. v. 6 vns mit deiner Rechten. Hilff vns nach deinerPſ. 109. v. 26. Gnade. Hilff vns HERR vnſer GOTT / vndPſ. 106. v. 47. bring vns zuſammen. GOTT hilff vns / dasPſ. 69. v. 2 Waſſer geht vns biß an die Seele.
ImJm Zwoͤlfften Pſalm / bindet ſich gleich - ſam / die Goͤttliche Mayeſtaͤt / an eine gewiſſe Zeit / wann Sie Helffen wolle. Nemblich: WannPſ. 12. v. 6. die Elenden Verſtoͤret werden / vnd die Ar - men Seufftzen: Da wil Jch auff / ſpricht der HERR / Jch wil eine Huͤlffe ſchaffen / daß man getroſt Lehren ſol.
Ach wie viel Jahr / ſind ſchon wir Armen /Ier. 9. v. 19. Elenden Chriſten Verſtoͤret worden: Wie ſind wir ſo gar Verſtoͤret / vnd zu Schanden worden / Wir muͤſſen vnſer Land reumen / denn viel vnſer Wohnungen ſeind Geſchleiffet. Deß NachtsEſa. 16. v. 1 kompt Verſtoͤrung vber Ar / inn Moab: deß Nachts kompt Verſtoͤrung / vber Kir / ꝛc. VberIer. 4. v. 7 vns / vnd alle das vnſrige. Ja der Verſtoͤrer zeucht noch daher / daß er vnſer Land verwuͤſte / vnd vnſere Staͤdte außbrenne / daß niemand drin - nen wohnet. Die Verſtoͤrer fahren daher / vberIer. 12. v. 12. alle Huͤgel der Wuͤſten / vnd das freſſende Schwert deß HERREN / von einem Ende deß Landes /Eſa. 51. v. 19. biß zum andern Ende. Kurtz / da iſt nichts / alßHoſ. 9. v. 6 Verſtoͤrung / Schaden / Hunger vnnd Schwert. Dan. 2. v. 6Wir muͤſſen weg fuͤr dem Verſtoͤrer. Dann vn - ſere Haͤuſer werden ſchaͤndlich Verſtoͤret. DaIer. 49. v. 10. es dann nicht allemal die Gottloſen trifft / von de - nen der Prophet ſaget: Eſau / vnd ſein Saame /ſeineſeine Bruͤder / vnd ſeine Nachbarn / ſind Verſtoͤ - ret / daß jhr keiner mehr da iſt: Sondern es trifft auch Frome Leuthe / wie von jenem Maͤchti -Dan. 7. v. 25. gen Koͤnige ſtehet: daß er die Heyligen deß Hoͤch - ſten Verſtoͤren werde.
Wie viel Tauſendt Bedraͤngte ChriſtenEzech. 21. v. 6. Seufftzen / daß jhnen die Lenden Wehe thun. Wie viel koͤnnen jhre Troͤſter / jhre EvangeliſcheExod 6. v. 9. Prediger nicht hoͤren / fuͤr Seufftzen vnd Angſt. Wann ich Eſſen ſol / muß ich Seufftzen / klagetIob. 3. v. 24. manche bedraͤngte Seele / mit Hiob. Mein Ge -Pſ. 102. v. 6. bein klebet an meinem Fleiſch / fuͤr Heulen vnnd Seufftzen / klagt mancher / mit dem Koͤnige Da -Eſa 24. v. 7. vid. Alle die vorhin von Hertzen Froͤlich waren /Ier. 45. v. 3. Seufftzen jetzund. Wir Seufftzen vns Muͤ - de / vnd finden keine Ruhe. Man hoͤret wol / daßThr. 1. v. 21. wir Seufftzen / vnnd haben doch keinen Troͤſter. Eſa. 16. v. 7.Die Verlaͤhmten Seufftzen. Die Verwund - ten Seufftzen. Die Jungfrawen Seufftzen. Ezech. 26. v. 15.Fuͤr dem Altar iſt eytel Seufftzen. Alle Gaſ -Nah. 2. v. 7 ſen ſeind voller Seufftzen. O wie SeufftzetMalach. 2. v. 13. das Vieh. Vnnd diß vnſer Seufftzen / iſt fuͤr GOTT nicht verborgen. Er laͤſſet fuͤrſich kom -3. Macſ. 1. v, 25. men das Seufftzen der Gefangenen. Gleich -Ioel. 1. v. 18 wol hat ER bißher die verſprochene Huͤlffe nichtPſ. 38. v. 10 ſchaffen wollen.
Warumb? Es iſt ſchon geſagt: Nemblich / daß vns Gott bißher ſo offt gezuͤchtiget / vnnd hat nichts geholffen. Wann dann / wie gemeldt / der boͤſen Kinder Rutte / bey vns nichts hat helffen wollen / darumb muͤſſen wir wider auff GOT - TES Hůlffe / von einer Zeit zur andern / verge - blich harren / vnd in der That erfahren / was Koͤ -Prov. 29. v. 1. nig Salomon ſaget: Wer wider die Straffe halß - ſtarrig iſt / der wird ploͤtzlich v[erd]erben / ohn alle Hůlffe.
Was wollen wir nun thun / am Tage dieſer ſchroͤcklichen Heimſuchung / vnnd deß groſſen Vn -Eſa. 10. v. 3 gluͤcks / das nicht nur von ferne kompt / Sondern vns / alß eine Suͤndflutt / albereit vberſchwaͤmmet hat? zu wehm wollen wir fliehen vmb Huͤlffe? Ach daß wir die froͤliche Antwort hoͤren ſolten / die Saul den Bedraͤngten Buͤrgern / zu Jabes in Gi -1. Sam. 11. v. 9. lead ſagen ließ: Morgen ſol euch Huͤlffe geſche - hen. Wo wolten wir hin / fuͤr Frewden? Wann ſichs gleich etwas laͤnger / alß Morgen vnnd vber Morgen verziehen ſolte.
Weil es aber heiſſet: Menſchen-Huͤlffe / iſt kein nuͤtze; Auch die Heylige Schrifft / den Kin - dern Jſrael / einen harten Verweiß thut / daß ſiePſ. 78. v. 24. nicht glaͤubten an GOTT / vnd hofften nicht auff ſeine Hůlffe: So wenden wir vns billich zuGOTT /GOTT / der alle Huͤlffe thut / die auff ErdenPſ. 74. v. 12. geſchicht. Er wird vnſere Hůlffe vnnd SchildtPſ. 33. v. 21 ſein. Bey dem HERREN findet man Hůlffe. Pſ. 3. v. 9.Ja / Er ſpricht ſelbſt: Jch bin deine Huͤlffe.
Hierbey aber / erſchrecket mich gleichwol nicht wenig / die grauſame Antwort / die dieſer Ge - rechte HERR / ſeinem Volck Jſrael gab / da ſie gantzer Achtzehen Jahr / von den Philiſtern be - draͤnget waren / vnd in ſolcher Noth / jhren GOttIudic. 10. v. 14. embſig vmb ſeine Huͤlffe bathen: Jch wil euch nicht mehr helffen / ſaget ER / gehet hin / ſchreyet eure Goͤtter an / die jhr erwehlet habt / laſſet euch dieſelbigen helffen / zur Zeit eures Truͤbſals.
Ach wolte GOTT / daß wir Verſtockten Deutſchen / nicht mit ſehenden Augen Blindt we - ren / wir wuͤrden Handgreifflich befinden / daß e - ben jetzund der Erzuͤrnte GOTT / mit den Be - draͤngten Staͤnden deß Roͤmiſchen Reichß / wie auch mit vns an dieſem Orth / warhafftig wuͤrck -H. Doct. Johann. Schmtedt. in Lib. Rep. fol. 55. lich alſo redet: Jch wil euch nicht mehr Helf - fen / gehet hin / ꝛc. Wuͤrcklich / ſag ich / redet die Goͤttliche Mayeſtaͤt / alſo / in die etzliche Zwantzig Jahr / mit vns Vnbußfertigen Leuthen / wer es nicht hoͤret / wer es nicht empfindet / muß gewieß Taub / Verſtockt / Raſend / vnnd Vnſinnig heiſſen.
FWasWas iſt diß? Wann man ſo Vornehme Reichß-Conventus, ſo Vornehme Zuſammen - kunfften anſtellet / viel Tonnen Goldes verzehret / vnnd gleichwol da keine rechte Zuſammenſetzung der Gemuͤtter erfolgen wil / Sondern ſich aller - hand heimliche Simultates, Mißgunſt / Zwytracht vnnd dergleichen ereygnet? Saget GOTT nicht hier wuͤrcklich: Jch wil euch nicht mehr Helffen?
Was iſt diß? Wann man ſich von einer Zeit zur andern / auff einen gewuͤnſchten Frieden vertroͤſtet / es wird auffs beweglichſte / auffs vmb - ſtaͤndlichſte betheuret / wie ſich die Tractaten ſo wol / ſo erfrewlich anlaſſen / wie Willig / wie Ge - neigt / jedes Theyl / zum Frieden ſey. Wann es aber darzukompt / vnd jederman ſagt: Nuwirds gutt werden; Zerſchlaͤget ſich alles / in einem Au - genblick; Saget GOTT nicht hier wuͤrck - lich: Jch wil euch nicht mehr Helffen?
Was iſt diß? Wann ein ſchoͤn Land nach dem andern / totaliter Verwuͤſtet / Außgepluͤn - dert / vnd dermaſſen enerviret wird / daß alle Le - benß-Mittel zu Grunde gehen / daß die Menſchen fuͤr groſſem vnaußſprechlichem Hunger / einander ſelbſt aufffreſſen muͤſſen? Saget GOtt nicht hier wuͤrcklich: Jch wil euch nicht mehr Helffen?
WasWas iſt diß? Wann keine rechtſchaffene Affection, keine Liebe / keineVertreuligkeit mehr vnter den Menſchen regieret; Sondern lauter Beſtialiſcher Grimm / lauter Teuffliſcher Haß / lauter abſcheuliche Feindſeligkeit / aͤrger / alß vn - ter Barbariſchen Tuͤrcken vnnd Heyden. Da man einander nicht das Leben / nicht die Lufft / nicht den geringſten Biſſen im Munde goͤnnet. Saget GOTT nicht hier wuͤrcklich: Ich wil euch nicht mehr Helffen?
Was iſt diß? Wann die Leichnam derPſ. 79. v. 2. Knechte GOTTES / den Vogeln vnter dem Himel zu freſſen gegeben werden / vnd das Fleiſch ſeiner Heyligen / den Thieren im Lande. WannZeph. 1. v. 17. Chriſten-Blutt von Chriſten vergoſſen wird / alß were es Staub / vnnd jhr Leib / alß were er Koth. Wann das Volck iſt / wie Speiſe deß Feuers / daEſa. 9. v. 9. kein Menſch deß andern ſchonet. Da es demEſa. 24. v. v. 2. Prieſter gehet / wie dem Volck / dem Herren wie dem Knecht / der Frawen / wie der Magd / dem Verkauffer wie dem Kauffer / dem Leyher wie dem Borger / dem Mahnenden wie dem Schuldi - ger. Saget GOTT nicht hier wůrcklich: Jch wil euch nicht mehr helffen?
Was iſt diß? Wann man ſo viel Beth - Stunden anſtellet / einen Buß-Tag nach deman -F ijderndern helt / da Klein vnnd Groß / Jung vnnd Alt / Reich vnd Arm / Tag vnd Nacht zu GOTT vmb Huͤlffe / vnnd Errettung ſchreyet / vnnd die Noth nicht ab-Sondern alle Jahr / alle Monath / alle Wochen / alle Stunden / ja alle Augenblick zunim - met / vnd groͤſſer wird. Saget GOTT nicht hier wůrcklich: Jch wil euch nicht mehr Helffen?
Was iſt diß? Wann vnter den Schroͤck - lichſten Plagen vnd Straffen GOTTES / auch die Erſchroͤcklichſten Laſter / ohneRew vnd Schew Taͤglich veruͤbet werden / da ſich faſt niemand mehrGen. 6. v. 3 den Geiſt GOTTES / wil regieren laſſen. Da die Welt je laͤnger je aͤrger / je laͤnger je Sicherer / je laͤnger je Verſtockter wird: Alß wann kein GOTT im Himmel / kein Teuffel in der Helle / vnd kein Juͤngſtes Gericht zufuͤrchten were. Fuͤr welcher vbermachten Boßheit / die Allerheyligſte Gerechtigkeit GOTTES / anders nichts thun kan / alß Straffen / Vertilgen / Außrotten / vnnd zu nichte machen; Nach dero eigenem Außſpruch:Ier. 5. v. 7. Wie ſol Ich dir Genaͤdig ſeyn / weil du Verſtockt bleibeſt / in deinem Vngehorſamb? Sagt GOtt nicht hier wuͤrcklich: Jch wil euch nicht mehr Helffen?
Dieſe Boͤſe Zeit nun / ſag ich / bewegt ja bil -lich vnſernlich vnſern Gegenwertigen Herren Wittiber / daß er ſeiner Liebſten / jhre erlangte Ruhe / von hertzen goͤnnet / Ja daß er Jhr / zu dieſer Seligen Erloͤ - ſung / von grund ſeiner Seelen / Gratuliret.
Wer wolte den Geplagten Loth be -Gen. 19. v. 16. weinet haben / da er durch die Engel / aus Sodo - ma gefuͤhret ward?
Wer wolte die Drey Maͤnner zu Ba -Dan. 3. v. 93. bel beweinet haben / da ſie der Koͤnig Nebucad - nezar / aus dem Brennenden Ofen ruffte?
Wer wolte den Treuen Daniel bewei -Dan. 6. v. 23. net haben / da jhn der Koͤnig Darius / aus ſeinem LoͤwenGraben ziehen hieß?
Was iſt vnſer Land jetzund anders / alß ein rechtes Sodoma? da die Erſchroͤcklichſten Suͤnden im Schwange gehen / vnnd Taͤglich zu GOTT in Himmel ſchreyen: Alß ein Brennen - der Feuer-Ofen / darinnen die armen Chriſten biß auffs Blutt / biß auffs Marck / Gekocht / vnnd Gebraten werden: Alß ein tieffer LoͤwenGra -Pſ. 7. v. 3. ben / darinnen die Verfolger / manche Seele / er - haſchen / vnd zureiſſen / weil kein Erretter da iſt.
Wer wolte ſich dann nicht zufrieden geben / wann der liebe GOTT die ſeinen / aus ſolchem Sodoma: * aus ſolcher Wilden Tyranney herauß* Auß ſol - chem Angſt - Fewer reiſſet.
F iijAlßAlß die Goͤttliche Mayeſtaͤt / ſeinem Volck den Juden / nicht allein jhr Edles Land / SondernEzech. 24 v. 21. auch jhr Heyligthumb / den Schoͤnen Tempel zu Jeruſalem / in Grund wolte verwuͤſten / vnnd be - rauben laſſen / nahm ER zuvor / dem Prophetenv. 16. Ezechiel / ſeine Augen-Luſt / ſein Ehweib / durch eine vnverſehene Plage / durch einen Plotzen Tod.
Was diß dem Armen Propheten / fuͤr ein Hertzleyd muß geweſen ſein / iſt dannenhero leicht zu erachten / daß ſie ſeine Augen-Luſt genennet wird / Nemblich ein ſolch Weib / daran er Taͤglich ſeine Freude vnd Luſt geſehen.
Weil aber hierauff das Juͤdiſche Land / in ſo vberauß groſſe Noth vnnd Gefahr / gerathen ſolte / Weil der Heylige Gotteß-Dienſt ſolte auff hoͤren / ſo muß ſich der Prophet / in Gedult zufrieden ge -v. 17. ben / er darff nicht offentlich Weinen / er darff kei - ne Thraͤnen laſſen / heimlich / ſagt GOTT / mag - ſtu Seufftzen / aber keine Todten-Klage fuͤhren.
Vnſerm Herren von Rothkirch / hat GOTT auch ſeine Treue Augen-Luſt ſterben laſ - ſen; In Friedlichen Zeiten / koͤndte ich jhm nicht vbel deuten / wann er gar viel hoͤher klagte / Wei - nete vnd betruͤbt were:
Aber / Er ſtell jhm recht fuͤr Augen den vberauß groſſen Jammer vnſeres Blutt-ArmenVaterlan -Vaterlandes / wie deſſen eußerſter / vnnd endlicher Vntergang / gleichſamb in einem Seydenen Fa - dem / vber vnſerem Haupt hanget / wie alles / inn allen Enden vnd Orthen / verwuͤſtet wird / Jnſon - derheit / wie der Heylige Reine Gotteß-Dienſt /Hebr. 11. v. 38. bald da / bald dort / auff hoͤret; wie die Treuen Leh - rer / der die Welt nicht Werth iſt / Taͤglich außge - pluͤndert / Verſtoͤret vnd Verjaget werden; Wie ſie ſich in eußerſtem Hunger / vnnd ſchmehlichem Armutt / jetzt in dieſem / bald in einem andern ge - ringen Winckel auff halten muͤſſen. Ja was wir auff dieſe weiſe / fuͤr eine abſcheuliche Barbariam, inn wenig Jahren / zugewarten haben / nach deß Hocherlauchten Koͤniges Salomonis Außſpruch:Prov. 29. v. 18. Wann die Weiſſagung auß iſt / wird das Volck Wilde vnd Wuͤſte.
Wann Er diß nach allen Vmbſtaͤnden er - wieget / Er wird weder mein / noch eines andern Troſtes beduͤrffen / Er wird gewiß / mit dem Hey - ligen David / ſich ſelbſt anreden: Sey nu widerPſ. 116. v. 7. zufrieden meine Seele / denn der HERR thut dir Gutts.
Sonderlich / weil jhm GOTT ſeine Se - lige Augen-Luſt genommen / zwar durch eine Pla - ge / Nemblich / durch den Todt / aber nicht durch ei - ne ſolche Plage / dergleichen Er bey dieſen Vnſe -ligenligen Kriegß-Zeiten / vber viel andere verhan - gen hat.
Welch mancher Redlicher Mann hat ſehen muͤſſen: Wie jhm ſein Treues liebes Ehweib fuͤr ſeinen Augen / zu tode Geſchaͤndet worden / wie jenem Prieſter / in Duͤringen begegnete / der noch darzu Singen muͤſſen: Ach GOtt vom Himmel ſih darein / vnd laß dich das erbarmen!
Welch mancher Redlicher Mann hat ſehen muͤſſen: Wie jhm die Tyrannen ſein liebes Weib / von der Seyten geriſſen / vnnd mit Gewalt davon gefuͤhret haben; Da noch wol das Arme Weib / inn jhrem Elende geſchryen: Ach lieber Mann / helffet mir! Erbarmet euch doch vber mich / vnd erloͤſet mich / aus meiner groſſen Angſt vnd Noth! Der arme Mann aber ſtehet da / Ge - fangen vnnd Gebunden / kan keine Hand regen / keinen Fuß fort ſetzen: Wie jenem Nobili inn Meiſſen / in der Kirchen begegnete / der ſie FuͤnffOrdin. a - viſ. Anno 1631. Tage hernacher / vnter einem Teich-Tamme Tod gefunden / alß ein dermaſſen erbaͤrmliches Specta - cul / daruͤber ſich Himmel vnnd Erden entſetzen moͤgen.
Welch mancher Redlicher Mann hat bey jetzigen Erſchrecklichen Zufuͤllen / ſonſt ſeinen Ehgatten vnverſehens verloren / die er zwar fuͤrLebendigLebendig gehalten / auch treulich geſucht / vnnd doch nicht wieder finden koͤnnen / wie Anno 1634. einem Vornehmen Landſaſſen / im Jauriſchen Fuͤrſtenthumb begegnet: Anderer dergleichen Exempel / fuͤr dißmal zugeſchweigen.
Welch mancher Redlicher Mann / hat ſein liebes Weib / auch wol alle ſeine liebe Kinder / neben jhr / durch die grauſame Peſt / ſeinem GOtt vberantworten muͤſſen / vnd hat ſie noch wol muͤſſen mit ſeinen eygenen Haͤnden begraben / ohne Ge - ſang vnd Klang / auch nicht auff den Kirchhoff / alß den Ordentlichen Gotteß-Acker / vielweniger / in ſeine Wolerbaute Grufft / nur in einen Garten / da ſonſt Frome Chriſten / in gemein / nicht zuliegen pflegen: Wie gar vielen Vornehmen Leuthen / fuͤr wenig Jahren dieſer Orthe vielfaltig bege - gnet iſt.
Welch mancher Redlicher Mann / hat Anno 1637. in Elſaß vnd Pommern / ſein Aller - treueſtes Ehehertz / die er vorhin wie ſeine Seele geliebet / fuͤr groſſem Hunger / mit eygenen Haͤn - den erwuͤrget / Geſchlachtet / vnnd auffgefreſſen: Derer Namen / Stand vnnd Wohnung / leyder GOTT erbarm es / inn offentlichem Druck ver - handen.
GNu derglei -Nu dergleichen Hertzeleid hat / GOtt Lob / mein Geehrter Herr Gevatter / keines erfahren důrffen / Er hat ſeinen Werthen Her - tzenß-Schatz / gar Sanfft vnd Selig / auff jhrem Bette Sterben ſehen. Ob es nun gleich auch Schmertzlich iſt / vnnd groß Betruͤbnuͤß vervrſa - chet / ſo iſts doch / kegen dieſer erzehlter Armer Leu - the Hertzeleid / nichts zurechnen.
Der GOTT nun / der jene getroͤſtet hat / vnd durch ſein Wort auff gerichtet / der wird Jhn auch troͤſten / vnnd Jhm ſeinen Heyligen Willen dermaſſen zuerkennen geben / daß Er deſſen WerckMarc. 7. v. 30. wird ruͤhmen / vnd ſagen muͤſſen: Deus omnia bene fecit, GOTT hat alles Wol gemacht!
Bevorauß / weil noch hinzu kompt / das Schoͤne Ehren-Zeugnuͤß / welches ſei - ne Hertzliebſte / zu Ihrem Vnſterblichen Ruhmb / aller Welt hinterlaſſen hat. Dann / Sie iſt Wol-Adelich Geboren / Chriſt-Tugendlich erzogen / von GOTT mit vielem Segen Begnadet / in allem außgeſtandenen Creutze kraͤfftig getroͤſtet / vnd endlich Seelig von dieſem Jammerthal wiederumb abgefodert worden.
IhrJhr Herr Vater iſt geweſen / der WolEdle vnd Geſtrenge Herꝛ Friedrich von Mutſchlitz / aus dem Hauſe Herꝛn - Mutſchlitz / im Wintziſchen Kreyß ge - legen.
Jhres Herrn Vatern Fraw Mut - ter / eine Geborene Noſtitzin / aus dem Hauſe Sprottiſchendorff / im Sprotti - ſchen Kreyß gelegen.
Jhres Herren Vatern / Vatern / Fraw Mutter / eine Geborene Haugwi - tzin / aus dem Hauſe Karangelwitz / im Wintziſchen Kreyß gelegen.
jhres Herꝛen Vatern / Fraw Mut - ter Mutter / eine Geborene Knobelß - dorffin / aus dem Hauſe Hirſchfeld / im Sagniſchen Kreyß gelegen.
Jhre Fraw Mutter iſt geweſen / die WolEdle / VielEhrenTugendtreiche Fraw Hedewigis / Geborene Rothkir -G ijchin /chin / aus dem Hauſe Praußnitz / im Jauriſchen Fuͤrſtenthumb gelegen.
Jhrer Fraw Mutter Mutter / eine Geborene Eichholtzin / aus dem Hauſe Schimmelwitz / im Lignitſchen Fuͤrſten - thumb gelegen.
Jhrer Fraw Mutter / Herren Va - tern Fraw Mutter / eine Geborene Fal - ckenhainin / aus dem Hauſe Kleinkri - chen / im Lignitſchen Fuͤrſtenthumb ge - legen.
Jhrer Fraw Mutter / Mutter Mutter / eine Geborene Gefugin / aus dem Hauſe Liebenaw / im Lignitſchen Fuͤrſtenthumb gelegen.
Auß dieſen Vralten / WolAdelichen Geſchlechtern / iſt nun die Selige Fraw Rothkirchin / auff dieſe Muͤheſelige Welt Geboren / im Jahr Chriſti 1593. den 6. Tag Monats Martij; Auch alſo bald vonjhrenjhren Chriſtlichen Eltern dem HERREN CHRISTO / durch das Hochwuͤrdige Sacrament der Heyligen Tauffe / Ein - verleibet worden. Da es auch mit Jhr geheiſſen: Magnum eſt beneficium, in - ter Chriſtianos naſci. Es iſt eine groſſe Wolthat GOTTES / vnter Chriſten Geboren werden.
Dann / ob gleich auch derer Kinder /Pſ. 51. v. 6. inn Suͤnden Empfangen vnnd Geboren ſind / werden ſie doch bald / durch dieſes Gnaden-Bad jhrem Heylande wieder ge - boren / wie der Thaw / aus der Morgen -Pſ. 110. v. 3 Roͤthe.
Von der Apoſtoliſchen Kirche / Neuen Teſtaments / ſaget Koͤnig David: DiePſ. 87. v. 4. Philiſter vnd Syrer / ſampt den Moren / werden daſelbſt Geboren. Philiſter / Syrer vnnd Moren ſind Heyden geweſen / Alſo war vnſere ſelige Fraw RothkirchinEpheſ. 2. v. 3. 12. ein Kind deß Zornes von Natur / FrembdeG iijvonvon den Teſtamenten der Verheiſchung / Ja ohne GOTT. Aber in der Chriſtli -1. Pet. 1. v. 23. chen Kirchen / iſt ſie bald wieder Geboren / nicht aus Vergaͤnglichem / Sondern aus Vnvergaͤnglichem Saamen / Nemblich / aus dem Lebendigen Worte GOTTES / das Ewiglich bleibet.
Deſſen Sie ſich in Jhren Truͤbſalen / offt kraͤfftig erjnnert / Dann wiewol Jhr der Frome GOTT / bey Jhrem Chriſten - thumb / manch groſſes Creutze zugeſchickt / hat ER jhr doch auch groſſe Gnade verlie - hen / daß Sie mit Job vnd Jeremia / den Tag Jhrer Geburt / GOtt Lob / niemals Verfluchet hat: Sondern jmmer Geſun - gen: Was mein GOTT wil / das geſcheh allzeit / ſein Will der iſt der beſte.
Von Kindeß-Beinen an / haben Sie Jhre Eltern / zu Wahrer Gotteß-Furcht / Zucht / vnd allen Chriſt-Adelichen / Jung - fraͤwlichen Tugenden / mit allem Fleißange -angewieſen / Wie Sie dann ſolcher Zucht / in Kindlichem Gehorſamb / durch GOT - TES Segen / ſo Gluͤckſelig gefolget / daß Sie von Jugend auff / Maͤnnigliches Liebe vnd Gunſt kegen Jhr erwecket.
Ach GOTT / wie wol / wie Loͤblich / ſind die Kinder / zur ſelben Zeit Erzogen worden: Jetzund liegt die Welt gantz im Argen / alle Winckel ſtecken voller Erger - nuͤß. Drumb iſts kein Wunder / daß GOTT ſolche Schroͤckliche Zeiten ſchickt / da vnſer Vaterlandt / mit dem Juͤdiſchen Lande / muß einerley Klage fuͤhren: DieThr. 2. v. 22. ich Ernehret / vnd Erzogen habe / die hatThr. 4. v. 5. der Feind vmbbracht. Die vorhin inn Seyden Erzogen ſind / die muͤſſen jetzt im Koth liegen. Ein Alter Eyffriger Leh -D. Merl. rer Antwortet: Jhrer viel werden alß die Wilden Thiere Erzogen / darumb muͤſſen ſie auch / alß Wilde Thiere tracti - ret werden.
MacheMache eine Weh-Klage vber Jſrael / befihlet GOTT dem Propheten Ezechiel: Was iſt die Vrſach? Jhre Mutter / ſaget GOTT / Erzeucht jhre Jungen / vnter den Loͤwen. Jhre Jungen / jhre Kin - der / die GOTT nicht wuͤrdigen wil / Kin - der: Nemblich / Menſchen zunennen / weil ſie von Beſtialiſchen Eltern herkommen / vnd widerumb mit Loͤwen: mit derglei - chen Beſtialiſchen Voͤlckern / cum conſen -Hoſ. 9. v. 12. ſu parentum, vereiniget werden. Drumb ſagt auch die Goͤttliche Mayeſtaͤt / in einem andern Orthe: Ob ſie jhre Kinder gleich Erzoͤgen / wil ich ſie doch ohne Kinder ma - chen / daß ſie nicht Leuthe ſein ſollen. Zwar es hat noch Frome Redliche Eltern in der Welt / die jhnen jhre Kinder-Zucht / auffs eußerſte angelegen ſein laſſen. A - ber / ich ſage: Jhrer ſind wenig.
Jm Jahr 1610. den 2. Februarij / hat Sie nach GOTTES Willen / mitRathRath vnd Wolgefallen / Jhrer lieben El - tern / Jhre Ehliche Lieb vnd Trew / Ver - lobet / Dem WolEdlen vnnd Geſtrengen Herren / Friedrichen von Rothkirch / auff Teppliwoda / Jonßdorff / Juxdorff / Ko - belaw vnd Kunßdorff / deß Muͤnſterbergi - ſchen Fuͤrſtenthumbs / vnd Franckſteini - ſchen Weichbildes / Wolverordneten Her - ren Landrechtſitzern / jetzo Hochbetruͤbten hinterlaſſenen Herren Wittiber. Mit welchem jhrem liebſten Eh-Schatz / Sie auch biß Dato, nun ins Drey vnnd Dreyſ - ſigſte Jahr eine LiebReiche / Gluͤckſelige / vnd Geſegnete Ehe beſeſſen / viel Gluͤck vnd Vngluͤck außgeſtanden / doch numehr Se - lig vberſtanden.
Von GOTT ſind Sie mit allerley Segen / Reichlich Begnadet worden / ſo ſie auch mit hoͤchſten Danck erkennet / Zehen Kinder hat Jhnen der Treue GOTT beſcheret / Alß Sieben Soͤhne / vnd Drey Toͤchteꝛ / davon doch dieToͤchter alle Drey /Hwiewie auch bereit Drey Soͤhne / Jhrer lieben Fraw Mutter / aus dieſer Sterbligkeit / voran gegangen. Vier Soͤhne hat Sie noch hinterlaſſen / derer Drey an Fremb - den Orthen / Adelichen / Rittermaͤßigen Tugenden mit allem Fleiß obliegen / der Vierde aber / vnnd Juͤngſte / hier noch zu - gegen iſt.
Jhren GOTT hat Sie allezeit Jnnbruͤnſtig gefuͤrchtet: Sein Heyliges Wort gerne vnd Andaͤchtig gehoͤret / das Hochwuͤrdige Abendmahl deß Wahren Leibes vnd Bluttes CHRISTI / offters gebrauchet / vnd in allem Anliegen Hertz - lich Gebethet.
Gegen Jhrem EhHerꝛn hat Sie / wie Er Jhr ſelber das Ruͤhmliche Zeugnuͤß giebet / alß eine Tugendhaffte EhFraw / ſich Holdſelig / LiebReich / vnnd im Gluͤck vnd Vngluͤck / vnverenderter Liebe vnnd Trew / dermaſſen beflieſſen / daß ſich ſein Hertz / allemahl auff Sie beſtaͤndig verlaſ -ſen koͤn -ſen koͤnnen / vnnd Er ſeine hoͤchſte Frewde an Jhr gehabt.
Maſſen Jch hiervon / (doch nach mei - ner bekanten Einfalt /) außfuͤhrlich ge - nung diſcuriren wolte / wann Jch nicht fuͤrchten muͤſte / daß mir ſolches / Ratione ipſius præſentiæ, mehr fuͤr eine Arro - gantz vnd Aſsentation / alß wie es gemei - net / imputiret werden moͤchte. Achte auch vnnoͤtig / dieſe Hochanſehliche Ver - ſamblung / mit dem jenigen auffzuhalten / was jederman Wiſſend / vnnd niemanden Verborgen iſt.
Gegen Maͤnniglich / Hohes vnd Nie - dern Standes / hat die Selige Fraw / ſich dermaſſen LiebReich / Annehmblich / Eh - ren-Dienſtfertig / vnd Wolthaͤtig erzeiget / daß ſie gleichſamb aller Gemuͤtter an ſich gezogen / vnd von Maͤnniglich / ſo ſie nur gekennet / geliebet vnnd geehret werden muͤſſen.
Weil Sie aber GOTT lieb geweſen /H ijhathat Sie / ohne Creutz vnd Truͤbſal / nicht bleiben muͤſſen / Wie Sie dann neben Jh - rem Liebſten Eh-Schatze / nicht allein / durch Abſterben jhrer lieben Eltern / Sechs Jhrer lieben Kinder / viel Jhrer lieben Ge - ſchwiſter vnd Bluttß-Freunde / ſonder - lich dieſe Zwey Jahr hero / offters betruͤbet worden / ſondern auch viel Privat-Creutz vnnd Kummer / ſo allewege im Menſchli - chen Leben mitt vnter lauffet / erdulden muͤſſen.
Jnſonderheit / hat ſie bey dieſem ſo lange gewehrten Kriegßweſen / die allge - meinen Landeß-Pluͤnderungen / vnnd dannenhero erfolgete Noth / Gefahr / Angſt vnd Furcht / ſehr vielmal außſtehen / auch gantz vnnd gar nun eine lange Zeit / das Jhre verlaſſen / hier in der Frembde Le - ben / vnd endlich ſolch Muͤhſeliges Leben / vollendt / nach GOttes Heyligem Willen beſchliſſen muͤſſen.
Doch in dieſer Feſten Zuverſicht zuGOtt /GOTT / daß Jhre Truͤbſal / ſo hier2. Corinth. 4. v. 17. Zeitlich vnnd Leicht geweſen / vber Jhr ſchaffen wuͤrden / eine Ewige / vnnd vber alle maß wichtige Herrligkeit. Ja daß diß ohne Zweyffel / einem Chriſten / auff jenen Tag / zu hoͤchſter Ehre gereichen muͤ - ſte / wann er wird die ſchoͤne Stimme hoͤ - ren: Jhr habt den Raub eurer Guͤtter /Heb. 10. v. 34. mit Freuden erduldet / alß die jhr bey euch ſelbſt / eine beſſere vnd bleibende Haabe / im Himmel habt. Wie auch aus dem Mun - de deß Sohnes GOTTES: Jhr ſeydts /Luc. 22. v. 28. die jhr bey mir beharret habt / in meinen Anfechtungen.
Eine ziemliche Zeit hero / hat Sie ſich jmmerzu Vnpaß befunden / vnd in etwas geklaget / auch Vnterſchiedliche Groſſe Kranckheiten / vnnd ſchwere Niederlagen außgeſtanden.
Endlich aber den Vierzehenden Tag / nechſt verſtrichenen Monaths Auguſti / iſt Sie abermal gantz Laͤgerhafft geblieben /H iijvndvnnd mit vnterſchiedenen Gefaͤhrlichen Symptomatibus befallen worden.
Wiewol nun von Jhrem geliebten Eh - Herrn / alle moͤgliche Mittel / zu Wieder er - langung verlorner Geſundheit / angewen - det worden / ſo haben doch ſelbige dißmal nichts erfrewliches wuͤrcken wollen. Dero - wegen ſich auch die Liebe Fraw / zu einem Seligen Sterbeſtuͤndlein / recht Chriſtlich vñ wol bereitet / den 20. Auguſti / mit GOtt verſoͤhnet / vnd nachmals mit vnauffhoͤrli - chem Seufftzen vnd Gebeth zu jhrem Erloͤ - ſer / fleißig angehalten / Jhre Seele ſeiner Gnadenhand / mit Mund vnd Hertzen be - fohlen / vnd ſich allezeit an das theure Ver - dienſt JEſu Chriſti / feſt gehalten / biß ſie letzlich auff daſſelbte / in wahrem Glauben den 29. Auguſti zu Nacht / zwiſchen 12. vnd 1. Vhrn / Selig / Sanfft vnd Stille / von dieſer Welt abgeſchieden / vnnd der Seelen nach / in die vngezweyffelte Ewige Frewde verſetzt worden; Jhres Alters 49. Jahr / 25. Wochen / 1. Tag.
NuNuhat Sie alles Vngluͤck vberwunden /M. B.Den rechten Fried vnd beſten Schatz gefunden /Darnach Sie / alß ein Chriſtin / taͤglich ſtrebte /So lang Sie lebte.
Alß Chriſtus zu ſeinem VnſchuldigenLuc. 23. v. 28. 29. 30. 31. 32. Tode vnd Begraͤbnuß gefuͤhret ward / ga - ben Jhm ein groſſer Hauffen Volcks vnnd Weiber das Geleithe / die Klagten vnd Be - weinten Jhn. Wie er ſolches ſahe / ſprach Er: Jhr Toͤchter von Jeruſalem / Weinet nicht vber mich / ſondern Weinet vber euch ſelbſt / vñ vber eure Kinder: Dann es wird die Zeit kom̃en / in welcher man ſagen wird: Selig ſind die Vnfruchtbaren Leiber / die nicht Geboren haben / vnnd die Bruͤſte / die nicht geſaͤuget haben. Ja man werde ſa - gen / zu den Bergen: Fallet vber vns / vnd zu den Huͤgeln / decket vns.
Wann die Selige Fraw Rothkirchin heute in vnſerm Mittel erſcheinen / vnd die Thraͤnen ſehen ſolte / die von jhrem Treuen Ehſchatz: von jhrem / theyls gegenwertig - theyls abweſenden Geſchwiſter / Kindernvndvnd vielen Vertrauten Freunden / in ge - heim vnd offentlich vergoſſen worden: Sie wuͤrde ohn zweyffel vnſerm Heylande / eben die Worte abborgen / vnd ſagen: O lieben Leuthe / Weinet nicht vber mich:
Weil Jch alle Angſt vnd Noth /Vberwunden / vnd bey GOTT /Mit den Außerwehlten ſchwebe /Voller Frewd / vnd Ewig Lebe.
vber euch aber Weinet jhr billich / alß die Ich hinter mir in der boͤſen Welt laſſe / vnd die jhr nicht wiſſen koͤnt / was euch ferner / nach GOttes Gerechtem Gericht / begegnen werde. Ach freylich / ich fuͤrchte / wer noch eine kleine weile wird in der Welt leben ſol - len / er wird viel ſehen / das er nicht gerneSolon. ſihet / vnd viel hoͤren / deſſen er lieber vber - haben ſein wolte.
Wie nun dieſer vnſerer lieben Seligen Freundin / jhre erlangte Ruhe / aus erzehl - ten vrſachen / wol zugoͤnnen iſt: Alſo hoff ich / gegenwertiger Herr Wittiber / werdeLuc. 21. v. 19. auch / (wie anfangs geſagt /) ſeine Seele mit Gedult faſſen vnd bedencken:
ErEr ſey jetzund in einer ſolchen Schule / darinnen Er die Dritte Bitte / im Vater - vnſer lernẽ ſol: HERR / dein Wille geſche - he. Nicht aber ſpeculativè, durch vielLeſen vnd Nachdencken / Sondern practicè / im Werck vnd in der That / Alſo / daß er jhm kan ſeines GOttes Willen / wol gefallen laſſen / auch zu der Zeit / da Er ſeinem Wil - len gantz vnd gar zu wider iſt.
Dann / was hilffts: wir muͤſſen deß Troſts gewohnen / der da heiſt: per patien - tiam & conſolationem ſcripturarum, drumb entzeucht vns GOtt offt Conſola - tiones Rerum, auff daß Conſolatio Scri - pturarum, Raum / vnd zuthun bey vns fin - de / vnnd nicht da ſo gantz vergeblich im Buchſtaben / ohne vbung / liegen bleibe.
Wollen wir nicht gemahlte / nicht er -H. Luth. tichtete / Sondern Rechtſchaffene Chriſten ſein / ſo muͤſſen wir nur auch nicht gemahl - te / nicht ertichtete / Sondern Rechtſchaffe - ne Creutztraͤger ſein / vnd das jenige / ſo vnsJderder groͤſte Creutz-HERR / in ſeinem Wort offenbaret / nicht nur in der Bibel / ſondern auch in vns ſelbſt lieb haben lernen / gefelts vns wol / daß der Heylige Geiſt / die Lehre von vnſerm Creutz / vnnd deſſen nothwen - digkeit in ſein Buch geſchrieben / ſo muß es vns nur auch wolgefallen / wañ Er es duꝛch die Erfuͤllung / in vnſer Fleiſch vnd Blutt / in Hertz vnd Seele hienein ſchreibet.
Endlich erkennet Er ja billich / alß ei - ne beſondere hohe Wolthat von GOtt / daß er ſeinen Treuen Ehſchatz / ſo ſtatlich vnd Vornehm zu Jhrer Ruhſtaͤt befoͤdern koͤn - nen. O wie viel Vornehme Leuthe haben dergleichen Ehre / Anno 1633. auch hier zu Breßlaw / nicht haben koͤnnen / wer weiß / was in kuͤnfftig erfolget / weil ſichs allen - thalben / in Staͤdten vnd Doͤrffern / ſehr ſeltzam anlaͤſſet.
Wie Jch nun hoffe / daß Er diß ſchon mit ſeufftzen ſeinem GOTT gedanckt hat / Alſo erſcheinet Er auch fuͤr dieſem Hoch -loͤblichenloͤblichen Comitatu, durch meine Wenig - keit / vnd weiß nicht / wie er ſich gnungſam Danckbar erweiſen ſoll:
Daß Jhre Fuͤrſtliche Gna - den / vnſere allerſeits / Gnaͤdi - ge Fuͤrſten vnd Herren / Frau - en vnd Fraͤwlein; das Muͤnſterbergi - ſche Fuͤrſtenthumb / vnd Franckſteini - ſche Weichbild: Wie ingleichem / ein Geſtrenger / Hochweyſer Rath / dieſer Kaͤyſerlichen Stad Breßlaw: Durch dero Hochanſehentliche Herren vnnd Frawen Abgeſandten: Ihre Gnaden aber / vnd die Herren / ſo wol das Hoch - loͤbliche Freyherrlich - vnnd Adeliche Frauenzimmer / Frauen / Fraͤwlein / vnd Jungfrauen / in Perſoͤnlicher Ge - genwart / ſich ſo Gnaͤdig / Geneigt vnd Freundlich erwieſen / vnd den Chriſtlich verblichenen Coͤrper / ſeiner offternentenJ ijSeli -Seligen Frauen / auff vorhergehendes / Gehorſambſt - vnnd dienſtflehentliches Anſuchen / in ſo vberauß Volckreicher Frequentz, zu Jhrer verordneten Ruhſtaͤtt begleiten wollen.
Dann wiewol bey der Gottloſen Welt / die ſchuldige Danckbarkeit / fuͤr erwieſene Wolthat / leichter iſt / alß eine Feder; Zorn vnd Haß aber / fůr die we - nigſteBeleidigung / ſchwerer / alß ſchwe - res Bley: Ob auch derer Leuthe ſchon viel ſind / von denen der Poet Auſonius ſaget: daß ob man ſie gleich nach Rom truͤge / vnnd nur fuͤr dem Thor ein we - nig Vnſanfft niederſetzte / man mehr Vndanck / alß Danck / zugewartten hette:
So iſt doch Gegenwertiger Herr von Rothkirch / wie in andern / alſo auch in dieſer Tugend / nicht der Meinung /dererderer die Welt iſt; Er weiß / daß die Erde keine Schwerere Laſt traͤget / alß einen Vndanckbaren Menſchen / von deſſen Hauſe auch / (nach deß Hochweyſen Koͤniges Außſage /) das Vbel keinmal wegweichet.
Aber / Er beklagt ſich / daß es Jhm ergehe / wie den Mahlern / welche / wañ ſie ſollen eine groſſe Menge Volcks fuͤr - ſtellen / præfiguriren ſie die foͤrderſten zwar gantz / die Nachſtehenden nicht halb / die weiteſten / nicht wol mit den Koͤpffen / ja nicht wol mit den Haaren.
Alſo / die vberauß Hohe Gnad vñ Ehre / ſo Ihm heunte erwieſen wird / iſt dermaſſen groß vnd wichtig / daß / inn dem Er nur das gegenwertige ruͤhmet / Er alles andere / ſo hierauß erfolget / mit Stillſchweigen vbergehen muß. Da - rumb beklagt Er ſich noch einmal / vndJ iijfuͤrchtet /fuͤrchtet / Er werde Vndanckbar Ster - ben muͤſſen.
Jedoch / weil auch diß ein Vorneh - mes Stuͤcke der Danckbarkeit iſt / gern Danckbar ſeyn wollen / Alß ergiebet Ihrer Fuͤrſtl. Gnaden: Dem Muͤn - ſterbergiſchen Fuͤrſtenthumb / vnnd Franckſteiniſchen Weichbilde: Einem Geſtrengen Rath / dieſer Hochloͤblichen Stadt / vnd derer allerſeits Hochgeehr - ten Herren Abgeſandten: Jhrer Gna - den / dem Herren LandeßHauptmann / vnnd der gantzen Hoͤchſtwerthen Ver - ſamblung / Er ſich / zu Vnterthaͤnigſten / Gehorſambſt - vnd nach eußerſtem Ver - moͤgen / Schuldwilligſten Dienſtlei - ſtungen.
Vnd weil Er / (wie geſagt /) ſeine facultates gar viel zu wenig erkennet / ſolche theure Gnad / vnnd Ehren-Gut -that /that / nach jhrem Valôr zu recompen - ſiren / vnd mit gleichwichtigem Danck zubelegen:
So wuͤnſchet Ervon Grund ſeiner Seelen / Jhrer Fůrſtlichen Gnaden / al - lerſeits / den lieben Frieden / vnd durch denſelbten / die ſo lange gehoffte Erleich - terung / dero fortmehr Vnertraͤglichen Regimentß-Laſt. Offtwolgemeltem Můnſterbergiſchen Fůrſtenthumb / vnd Franckſteiniſchen Weichbilde / GOttes Reichen Segen / in erfrewlicher Ruhe vnnd Sicherheit: Dieſer Schoͤnen / Hoch - vnnd Weitberůhmbten Reipu - blicæ, GOttes Maͤchtigen Schutz / vnd deſſen bißher / von vielen Tauſendt Chriſten / wolempfundene / beſtaͤndige / Vaͤterliche Beywohnung: Jhrer Gnaden / alß auch dem ſamptlich Hoch - geehrtenComitatu, allen erfrewlichenSeligenSeligen Wolſtand / an Leib vnd Seele / Zeitlich vnd Ewig. Schleuſt hierauff ſelbſt dieſen Trauer-Actum, mit demIob. 1. v. 21 Geduldigen Jobo:
‘Dominus dedit, Dominus abſtulit; Sicut Domi - no placuit, ita factum eſt: Sit nomen Domini bene - dictum. ’ ()CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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