PRIMS Full-text transcription (HTML)
Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA,
Geiſtliches Grab-Mahl / darſtellend Treuer Lehrer und Prediger Irrdiſche Hertzens-Quaal und Himmliſchen Troſt-Strahl. ex Pſal. XXV. v. 17. 18. Dem WolEhrwuͤrdigen / Großachtbaren Hoch - und Wolgelehrten Herꝛn / Herꝛn Salomo Henſeln / Der Gemeine Chriſti zu Berndorff treuverdienten SEELEN-HJRTTEN /
als deſſen Durch den zeitlichen Todt / den 12. Julij / ietztlauffenden 1683. Jahres / zerfallene / und abgelegte / irꝛdiſche Leibes-Huͤtten mit Chriſt-uͤblichen Ceremonien / Den 28. Julii, Currentis Anni, zu Berndorff / zur Erden beſtattet worden /
Gedruckt〈…〉〈…〉Lie[gn]itz〈…〉〈…〉[Christoph Wåtzoldts Schrifften.]

Der WolErbaren / VielEhrenreichen / GOtt - und Tugend - liebenden Frauen / Frauen Agnes Henſelin / Gebohrnen Hoffmannin / Als des Seel. Verſtorbenen nachgelaſſenen / betruͤbten Frauen Wittib: Ingleichen Dem WolEhrwuͤrdigen / in GOtt Andaͤchtigen / Hoch - und Wolgelehrten Herꝛen / Herꝛn Bottfrid Henſeln / Treuverdientem Seelen-Sorger der Kirchen Chriſti zu Roͤchlitz / und Seniori der Ehrw. Prieſterſchafft / Gold - bergiſchen Kreiſſes / Als des Seel. Verſtorbenen treugeliebten Leidtrag. Hn. Bruder. Wie auch Des Seelig in GOtt ruhenden nachgelaſſenen / verwaͤyßten hertzgeliebten Kindern allerſeits / Als

    • Salomo
    • Johannes
    • Wolgang
    Henſeln.
    • Anna
    • Anna Judith
    gebohr. Hen - ſelin.

und der gantzen Hochwerthen Prieſterlichen Freundſchafft / Ubergiebet dieſe gehaltene Leichpredigt / auf dehro Begehren / ne - benſt inbruͤnſtigem Wuntſche Goͤttlichen Troſtes / und See - gens / an Leib und Seele /

I. K.

JESU gieb uns deinen Geiſt / daß er unſerPrælo - qvium. Hertz erquicke / Und fuͤhr uns aus aller Angſt in dein Para - dies-Geluͤcke. Und ſey von uns allen hertzlich geliebet / und hochgelobet in Ewigkeit / Amen.
(Dilecti.)

DArumb weine ich ſo / und meine bey - de Augen flieſſen mit Waſſer / daß der Troͤſter / der meine Seele ſolt erqui - cken / ferne von mir iſt: Alſo fuͤhret Je - remias die / durch den Koͤnig Nebucadne - zar verwuͤſtete / Stadt Jeruſalem klagend ein / Thren. 1. v. 16. Dieſe Worte laſſen wir heute bey der Prieſterlichen Funera - tion des Weiland Wohl-Ehrwuͤrdigen / Groß-Achtbaren / und Wolgelehrten Herꝛn Salomo Henſels / hieſiger Ge - meine Gottes treugeweſenen Seelen-Sorgers / billich heiſſen: Klaͤgliche Kirchen-Worte; Denn es klaget ja heute das verwaͤyßte Berndorffiſche Kirchen-Zion: Darumb wei - ne ich ſo / und meine beyde Augen flieſſen mit Waſſer / daß der Troͤſter / der meine Seele ſolt erquicken / ferne von mir iſt: in - dehm der HErꝛ unſer GOtt durch den zeitlichen Todt Ihm / vergangenen 12. Julii / entfernet Seinen allertreueſten Kirchen-Troͤſter / durch welchen es GOtt / in aller Leibes - und Seelen-Noth / troͤſtete / wie einen ſeine Mutter troͤſtet / Eſ. 66. v. 13. Der Ihm mit ſeinem Gebete viel Quellen desA ijUngluͤ -Ungluͤckes und Hertzeleides verſtopffte / viel Seegens-Fenſter des Himmels auffthaͤt / und den Bau ſeiner Seeligkeit / mit heylſamem Worte / und Fuͤrbilde / Ihm treulich angelegen ſeyn ließ. Der iſt nun / nach GOttes Rath und Willen / aus ſei - nen Augen hin / daß man darinnen viel Weinens und Kla - gens hoͤren muß: Wir ſind wie die Schaffe / die keinen Hir - ten haben / 1. Reg. 22. v. 17. Wir betrachten nicht we - niger dieſe Worte heute als klaͤgliche Wittwen-Worte: Denn / ſihe / muß nicht auch klagen: Darumb weine ich ſo / und meine beyde Angen flieſſen mit Waſſer / daß der Troͤſter / der meine Seele ſolt erquicken / ferne von mir iſt! Gegenwaͤr - tige / ſchmertzlich betruͤbte / Frau Wittib; Die Wol-Erbahre / Viel-Ehrenreiche / und Tugendbelobte FrauAgnes Hen - ſelin / gebohrne Hoffmannin? Weil Selbige / an dem ſelig Verſtorbenen Herꝛen Pfarꝛ / aus Ihren Augen verloh - ren Ihren allertreueſten Hauß-Troͤſter / der Ihr mit ſeiner Ehlichen / allerguͤttigſten Vorſorge / unter allen truͤben Wol - cken des Creutzes / troͤſtlich war als ein Engel Gottes / 2. Sam. 14. v. 17. Ach freylich klaget ſie heute alſo! Denn ſo das Leben eines treuen Ehgatten / ohne den andern / iſt Vita ἀβί - ωτος, Ein lebloſes Leben / (wie das traurige Leben des Koͤni - ges Admeti / nach dem Tode ſeiner treuen Gemahlin / Alce -(α) Ioachim. Camerari - us Symbo - lorum Em - blematico - rum. Cent. 4. pag. 179. ſtes. beym Euripide geneñet wird. (α) So der Tod eines treu - enEhegattẽ / auf Seithen des andern / von Baſilio M. in einer Homiliâ von der Maͤrterin Juliâ Διχοτομία cordis, eine bluttige Hertz-Spaltung / genennet wird / ſo iſt ja keines we - ges Wunder / daß heute gegenwaͤrtige / hochbetruͤbte Frau Wittib das Blutt Ihres verwundeten Gemuͤthes / durch ſo vielThraͤnen / zu ihren Augen hervorgiebet / und gleichſam uns anredet: Heiſſet mich nicht Naemi / ſondern Mara / denn der Allmaͤchtige hat mich ſehr betruͤbet / Ruth. 1. v. 20. Wir laſſen angefuͤhrte Worte Jeremiaͤ heute auch ſeyn klaͤglicheKinder -Kinder-Worte. Denn alſo beklagen nicht weniger heute den ſelig verſtorbenen Herꝛn Pfarꝛ ſeine lieben Kinder / und Vaterloſe Wayſen: Die ſprechen: Darumb weine ich ſo / und meine beyde Augen flieſſen mit Waſſer / daß der Troͤſter der meine Seele troͤſten ſolte / ferne von mir iſt. Denn Ih - nen hat GOtt durch den zeitlichen Tod entfernet ihren aller - treueſten Vater-Troͤſter / der Sie vaͤterlich liebte / treulich verſorgte / und nichts mehr ſuchte / denn / der Seelen nach / aus Ihnen Chriſto zumachen Baͤume der Gerechtigkeit / und Pflantzen des HErꝛn zum Preiſe / Eſa. 61. v. 3. Dem Lei - be nach aber ein beſtaͤndiges Seegens-Hauß Ihnen zu bau - en; Ja der ſich mehr uͤber Ihrem / als Seinem eigenen Un - falle betruͤbte / und aus Hertztreuer Vaters-Huld iederzeit be - ſtaͤttigte / was der beruͤhmte Theologus unſerer Kirchen / Chemnitius, ſchreibet: (β) Generoſiores naturæ acerbi -(β) v. Chemnit. Harmon. Evangel. pag. 890. us ferunt mala, qvæ in liberis conſpiciunt, qvam quæ in proprio corpore ſuſtinent, ob ςοργὰς illas naturales, qvas Deus ardentisſimas Cordibus i - pſorum inſculpſit. Wolgenaturte Gemuͤtter bewegen ſich viel ſchmertzlicher uͤber dem menſchlichen Elend / wenn ſie ſolches an Ihren Kindern ſehen muͤſſen / als wenn Sie es an ihrem eigenen Leibe erdulden / wegen der inbruͤnſtigen Natur - Liebe / womit GOtt ihre Hertzen angefeuret hat.

Angefuͤhrte Worte Jeremiaͤ heiſſen heute auch klaͤgli - che Bruder-Worte / denn alſo klaget zugleich / bey dieſem Leich-Begaͤngnis / des Seelig verſtorbenen gegenwaͤrtiger / hochwerther / Herꝛ Bruder / der Wol-Ehrwuͤrdige / Groß - Achtbare / Hoch - und Wolgelehrte Herr Gottfried Henſel / treu-verdienter PfarꝛEr zu Roͤchlitz / und Senior der Ehr - wuͤrdigen Prieſterſchafft Goldbergiſchen Kreiſſes: Der ſagt billich: Darumb weine ich ſo / und meine beyde Augen flieſ - ſen mit Waſſer / daß der Troͤſter / der meineSeele troͤſten ſolte /A iijferneferne von mir iſt; Weil ſich Ihm durch den zeitlichen Tode entfernet ſein Bruͤderlicher Hertz-Troͤſter / der Ihn liebte / als ſein eigen Hertz / wie David ſeinen Jonathan / 1. Sam. 18. v. 3. und durch ſo viel Characteres Bruͤderlicher Vertraͤu - ligkeit darſtellte / daß in ſeinem Geiſte kein falſch ſey: Er(γ) Seneca in Proverb. lit. H. pag. 278. Edit. Gothof. beſtaͤttiget heute / was der weiſe Seneca (γ) ſchreibet: Ho - mo toties moritur, qvoties amittit ſuos: Der Menſch ſtirbet ſo viel mal / als er die liebenSeinigen verleuret; Es heiſſt ſo wol in ſeinem Hertzen / als im Hertzen vieler anweſenden treuen Freunde des ſeelig Verſtorbenen: Das Jauchzen der Froͤlichen iſt aus / und die Freude der Harffen hat ein En - de / Eſa. 24. v. 8.

Wann wir dann in ſolchem vielfaͤltigenTrauren / Wei - nen / und Klagen die verwundeten Gemuͤther allerſeits mit kraͤfftigem Troſte des heiligen Geiſtes zu verbinden in dieſer heiligen Traur - und Troſt-Staͤtte verſammlet ſind / als erſuchen wir vor allen Dingen den GOtt alles Troſtes / umb ſeinen genaͤdigen Beyſtand in einem andaͤchtigen und glaͤu - bigen Vater Unſer etc.

Textus.

TEXTUS. Psal. XXV. . 17. 18.

DIe Angſt meines Hertzens iſt groß / fuͤhre mich aus mei - nen Noͤthen; Siehe an meinen Jammer und Elend / und vergib mir alle meine Suͤnde. ()
Exor -

Exordium.

Exord.
Dilecti:

ES hatten vor Zeiten die Heyden einen Wahn / daß / wenn ein Verſtorbener gar nicht eini - ge Begraͤbnis-Ehre erlanget / ſeine Seele nicht in die Elyſiſchen Freuden-Felder / uͤber den Fluß Sty - gem, geluͤcklich uͤberkommen moͤge: Daher ſie ihren Todten / die kein Leich-Begaͤngnis haben konten / ſtatt deſſelben / gewiſſe κενοτὰφια bereiteten. Dieſe nennet Sta - tius, inania buſta, & vacua Sepulchra; (δ) Ovidi -(δ) Statius Lib. XII. The - baidis; ſive Operis, qvod. ſcri - pſit de The - bis, & bel - lo Thebano, qvod Tro - jano ali - qvantò eſt antiqvius. us, Tumulos ſine corpore. [Farnabius in Lib. XI. Metamorph: Ovidianæ, Verſum 429: (Et ſæpè in tumulis ſine corpore nomina legi) hoc Scholium ſubminiſtrat Lectori: Sicubi in bello, naufragio, aut peregrè interiisſent aliqvi, ita, ut corpora eorum haberi non poſſent, ad ſepulturam juſtam, amico - rum pietas extruebat illis repræſentativa buſta, ſe - pulchra imaginaria, ſeu, Cenotaphia. Perſva - ſum ſcil. antiqvis, inſepultorum animas Stygem trajicere non poſſe per annos 100, niſi corporibus qvoqvo modo ſepultis, juſtisq; peractis. Ita tu - mulum inanem Hectoris appellat Virgil. 3. Æneid.) Die Longobarder pflegten Ihren Todten / die in frembden Landen umbkommen waren / zu Ehren / eine lange Stange / oder Seule / in die Erden zu graben / und auf Selbige eine hoͤl - tzerne Taube zu ſetzen / welche das Haupt auf daſſelbte Land zukehrete / darinnen der Verſtorbene umbs Leben kommen. (Paulus Warnefridus, Diaconus Aqvilejenſis, Ca - rolo M. inprimis charus, (ita, ut ejus operâ Diebus Dominicis & Feſtis ex Evangeliis & Epiſtolis lecti - ones, qvæ hodieq; uſurpantur, adſignaſſe fera -tur) tur) Lib. V. de Rebus geſtis Longobardorum ſcri - bit: Longobardi intra Sepulchra, qvæ ad amico - rum ſuorum alibitumulatorum memoriam refri - candam extruxerant, perticam fixere, inq́ ejus ſummitate ligneam columbam poſuerunt, qvæ in illam cœli plagam verſa, ad qvam illorum dilectus occubuiſſet, & qvieſceret.) Wir / als Chriſten / ſind heute Vorhabens / ein Geiſtliches Cenotaphium, und Grabmahl / in unſeren Hertzen auffzurichten einem fromen Theologo, der im Leben dem HErren ſeinem GOtt / in ſeinem heiligen Weinberge / gedienet mit aller Demuth / mit vielen Thraͤnen und Anfechtungen / und ſeinen Zuhoͤrern nichts verhalten / das da nuͤtzlich iſt / Act. 20. v. 19. 20. Wel - cher ſich befleisſiget Gotte zu erzeigen einen rechtſchaffenen / und unſtraͤfflichen Arbeiter / 2. Tim. 2. v. 15. und ſeinem himmliſchen Ertzhirtten Chriſto JEſu ſeine anbefohlne Heer - de geweydet / nicht gezwungen / ſondern williglich / nicht umb ſchaͤndlichen Gewins willen / ſondern von Hertzengrund / 1. Petr. 5. v. 2. Nemlich / dem Weyland Wol-Ehrwuͤrdigen / GroßAchtbaren / und Wolgelehrten Herꝛn SALOMO HENSELN / hieſiger Gemeine Chriſti / zu Berndorff / treugeweſenen Seelen-Pfleger; nicht zu dehm Ende / daß mit ſolchem Epitymbio ſeiner Seelen geholffen werden moͤ - ge; Denn wie Selbige dem HErꝛn gewallet durch einen lebendigen Glauben / weil Sie in der ſterblichen Huͤtten ihres Leibes gewohnet; alſo iſt Sie nun auch allbereit in der voll - kommenen Freude ihres HErꝛen / und bey ihm daheime / 2. Cor. 5. v. 6. 8. Sie hat ihr Ziel erreichet / welches iſt die qvaalfreie Hand des HErꝛn / Sap. 3. v. 1. Der ſie troͤſtet / wie einen ſeine Mutter troͤſtet / Eſa. 66. v. 13. und mit einer ſolchen Krone der Herꝛligkeit beluſtiget / die Gerſon billich heiſſet: Statum omnium bonorum aggregatione per -fe -fectum, einen reichen Zuſammenfluß / und ein vollkom - menes Meer / aller erdencklichen Guͤtter / und Seeligkeiten / (Gerſon de Conſolat: Theol. Lib. 4. fol. 56. P.) Sondern Ihm / dem Verſtorbenen / zu letztem Andencken / den Leidtragenden zu Troſte / und dem gantzen Miniſterio und Predig-Ambte zu ſonderbaren Ehren. Und damit ſol - ches ohne alle Weitlaͤufftigkeit des Einganges von uns be - werckſtelliget werde / wollen wir vor allen Dingen unſere Ge - dancken auf den verleſenen Text: Die Angſt meines Her - tzens iſt groß / etc. richten / (welcher dem ſeelig Verſtorbe - nen / in ſeinem Leben / Leiden / und Sterben / ſo gar troͤſtlich und beliebt geweſen / daß er ſelbigen auf ſeinem Todbette zu ſeinem Leich-Texte verordnet) und ſelbigen in unſeren Her - tzen heiſſen laſſen:

Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii
Propo - ſitio.
terrena Nubila, & Serena cœli Jubila:
Ein Geiſtliches Grabmal / darſtellend treuer Leh -
rer und Prediger irrdiſche Hertzens-Quaal /
und Himmliſchen Troſt-Strahl.
JEſu / Lebens-Fuͤrſt der Seelen /
Gib aus deinen Wunden-Hoͤlen
Himmliſch Licht zum Lehren /
Daß wir troͤſtlich hoͤren. Amen!

Tractatio.

Tracta - tio.

DAs Geiſtliche Cenotaphium und Grab - mahl / ſo wir heute dem Weyland trengeweſe - nen / nunmehr aber in der Hand ſeines himmli - ſchen Ertzhirttens / JEſu Chriſti / mit der unver -Bwelck -welcklichen Krone der Ehren / der Seelen nach / beſeligten Seelen-Waͤchter hieſiger Kirchen in unſeren Hertzen be - reiten / mahlet uns zu foͤrderſt vor Augen:

Pars I. Sacerdotii Terrena Nubila, Treuer Lehrer und Prediger Irꝛdiſche Hertzens-Quaal:

Und zwar in dem Bilde eines gefluͤgelten Hertzens / welches / unter einem finſtern Gewoͤlcke / auf allen Seiten von gewal - tigen Sturmwinden angeſchnaubet wird / mit ſolchem Lem - mate:

Eſt pia mens inter borealia flabra malorum:
Unter ſehr rauhen Winden
Muß man den Himmel finden.

Gleich wie ins gemein alle gefluͤgelte Hertzen der Gerech - ten / die mit Paulo ihren Wandel im Himmel haben / klagen muͤſſen / wie durch das Geiſtliche Paradieß - und Wuͤrtz-gaͤrt - lein ihrer glaͤubigen / heiligen / und GOtt geweyhten Chriſten - thums-Ubung taͤglich der unfreundliche Nord-Wind ſchwe - rer Truͤbſal ſtreiche / Cantic. 4. v. 16. indehm der allerweiſe - ſte GOtt in ſeinem Rath es alſo eingerichtet / und beſchloſſen / daß in ſolchem ſeinem geiſtlichen Eden beydes der liebliche Sudwind des froͤlichen Wolbefindens / und der rauhe Oſtwind desCreutzes / immer durcheinander wehen / und ein - ander temperiren ſollen; bey Anmerkung / daß / auſſer ſolchem Temperamento, keinesweges die Seele ein / mit ſchoͤnen Fruͤchten des Heiligen Geiſtes gezierter Baum der Gerechtigkeit ſeyn wuͤrde; Alſo muß beſonders ein gefluͤgel - tes / himmliſch-geſinntes / fromes / Prieſter-Hertz beſeuffzen /daßdaß es GOtt offt betruͤbe mit ſeinem rauhen Winde / nemlich mit dem Oſt-winde ſchmertzhaffter Pruͤfung und Anfech - tung / Eſa. 27. v. 8. Der es vielmal ſo gewaltig anhauchet / und beſtuͤrmet / daß es wol ſagen mag:

Eſt mea mens inter borealia flabra malorum:
Unter ſehr rauhen Winden
Muß ich den Himmel finden.

Denn wie kein Chriſt mit ſeinem JESU beſtaͤndige Seelen - Freundſchafft halten mag / es ſey denn / daß IhmGOtt durch manchen Wirbelwind des Creutzes den Staub der irꝛdiſchen Wolluͤſte / und ſuͤndlichen Eitelkeiten / aus dem Hertzen keh - re / alſo kan auch keiner ein gutter Theologus ſeyn / es muß Ihn zuvorGOtt / durch allerhand Verſuchungen / zum Do - ctor machen / wie Lutherus redet / daß durch ſolchen Sturmwind ſeine Seele aufs Wort mercken lerne / Eſa. 28. v. 19. und / als ein edeles Weitzen-Korn / von vieler ſchnoͤ - den Suͤndenſpreu geſchieden / und gefeget / Chriſto / und ſeiner Gemeine / deſto reichlicher bringen moͤge die ſchoͤne Frucht des Glaubens / der Geduld / der Demuth / des Gebetes / und eines erbaulichen Fuͤrbildes / im Worte / im Wandel / in der Liebe / im Geiſte / im Glauben / in der Keuſchheit / wozu 1. Tim. 4. v. 12. Paulus ermahnet. Aus weiſeſter Befindung deſſen / laͤſſet Gott mit allem Fleiß treue Lehrer und Prediger ſeyn als die Traurigen / aber allezeit froͤlich / 2. Cor. 6. v. 10. Daß ihr Hertz / mitten unter der Freude des heiligen Geiſtes / klagen muß:

Inter borealia flabra malorum,
Unter ſehr rauhen Winden
Muß man den Himmel finden;

Und alsdann erreicht er an ihnen / durch heylſame Zuſam - men-kettung des Lichtes und der Finſternis / der Ehre und Schmach / der Freude / und Angſt / geluͤcklich ſeinen Kirchen - Zweck / erfuͤllend / was Lucas Abbas, ein ContinuatorB ijAponii(ε) v. Cornel. à Lapid. in Cantic. pag 215.Aponii ſchreibet: (ε) Sicut frigus Aqvilonis, & calor auſtri temperatum efficiunt äerem in Paradiſo; Sic frigus tribulationum commiſtum cum æſtu conſo - lationum temperiem juſtam parit in animâ, (The - ologi] ut nec ſuperbiat in proſperis, nec animo con - cidat in adverſis. Gleich wie die rauhe Kaͤlte des Nord - windes / und die liebliche Waͤrme des Sud-Windes mit ei - nander vermiſcht / einen Luſt-Garten mit einer temperirten / fruchtbaren / und geſunden Lufft erfuͤllen / alſo ſchaffet auch die Kaͤlte der Anfechtung / mit der Hitze des Troſtes taͤglich vereiniget / in dem Geiſtlichen Paradies-Gaͤrtlein eines Theologiſchen Hertzens / ſo heylſames Gewitter / daß die zu allen gutten Wercken fruchtbare Seele bey gutten Tagen ſich keines weges erhebet / und der Welt gleich ſtellet / in Creutz und Wiederwaͤrtigkeit aber auch nicht den Muth ſincken laͤſſet / und verzaget. Welches alles kein Theologus aus dem Buche der Erfahrung gruͤndlicher erlernet hat / als der Koͤ - nigliche Prophet und Lehrer David; Drumb klaget derſelbe in unſerem verleſenen Texte ſo beweglich / daß Er inter bo - realia flabra malorum, unter ſehr rauhen Winden(ζ) Metzu - kah Notat Tor - turam, Tormen - tum; Ejus ením Ra - dix eſt Tzok Torſit, con - torſit, com - presſit. A - ren. den Himmel muͤſſe finden: Wenn er ſpricht: DieAngſt meines Hertzens iſt groß / fuͤhre mich aus meinen Noͤ - then. Er vergleicht ſich den Gefangenen / die aufs aller - grauſamſte gemartert werden. Denn wenn er klaget: Fuͤ - re mich aus meinen Noͤthen: ſo lautet es in der heiligen Sprache alſo: Fuͤhre mich (Mimmetzukothai) ex torturis meis, aus meinen Martern. (ζ)

Wo giebt es groͤſſere Noth / als unter denGefangenen / die biß auf den Todt gemartert werden. Wenn vorzeiten die heiligen Maͤrterer / wegen ihres beſtaͤndigen Glaubens an Chriſtum / zu dem / unter den Heyden uͤblich geweſenen / und von Polybio, Ariſtophane, Suidâ, Serario,beſchrie -beſchriebenen Tympanismo, oder / der / ſo genanten Paucken-Marter gezogen wurden / in ſelbiger ſich an einen Pfahl binden / jaͤmmerlich foltern / ziehen / und / wie eine Pau - cke außdehnen laſſen muſten / nachgehends man mit Pruͤgeln auf ſie ſchlug / als auf eine Paucken / daß ſie meiſtens fuͤr un - ertraͤglichen Schmertzen ihren Geiſt auffgaben / wie von Ih - nen Euſebius zeuget / deßgleichen der Meiſter der Epiſtel(η) Cornel. à Lapide in 2. Macca - bæorum c. 6. p. 275. Tympanum ait, erat genus tor - menti, qvo homines fortiter, & rigide diſtende - bantur, vel in men - ſâ, aut ſcamno, vel ad pa - lum alliga - ti qvaſi in eqvuleo, ibiꝙ́ fuſti - bus pulſa - bantur, uti pelles di - ſtentæ in tympano pulſantur. Huc alludens Apoſtolus Ebr. 11. v. 34. ait: Alij autem diſtenti ſunt, Græcè: ἐτυμπανίϑησαν, i.e. tympanizati ſunt. v. & Hotting. Hiſt. Eccl. Set. III. p. 112: ſub Vero, Imperatore editum fuit mandatum ut timpanis torqverentur, qvi Chriſti fidem confi terentur. Euſeb. l. 5. pag. 120. an die Ebreer, c. 11. v. 35. Da er ſaget: ἐτυμπανίϑησαν, o - der / wie es Cornelius à Lapide vertirt, tympanizati ſunt, Sie ſind durch die Paucken-Marter hingerichtet worden / (η) hieß es da nicht recht: Eſt pia mens inter borealia flabra malorum, unter ſehr rauhen Winden muß man den Himmel finden? Wenn der Apoſtel Pau - lus von den Juden / als ein Gefangener / empfaͤnget fuͤnff mal viertzig Streiche / weniger eins; Dreymal geſtaͤupet / und einmal geſteiniget wird / 2. Cor. 11. v. 24. 25. Wenn der ſtandhaffte Bekenner Chriſti / Attalus, auf Befehl des tyranniſchen Kayſers Marci Antonini Veri Philoſophi gefaͤnglich eingezogen / und auf einem eiſernen / gluͤenden / Stuhle jaͤmmerlich geſchmeichet / und gebraten wird / darumb weil er den Heydniſchen Goͤtzen nicht opffern wil / (v. Cent. Eccl. Magd. l. 2. c. 3. Diter. Anal: Evangel. Feſtiv. p. m. 95.) Wenn die heydniſchen Kayſer / Decius, und Valerianus, die heiligen Gottes aufs laͤngſte martern / ih - re Seele aus dem Reiche JESU Chriſti ins heydniſche Reich des Teuffels zu leiten / ſo gar / daß etliche derſelben / weñ ſie alle peinlicht Torturen Chriſtglaͤubig außgeſtanden / man erſt mit Honige beſchmieret / mit zuſammen gebundenen Haͤnden auf den Ruͤcken leget / unter freyem Himmel ſo lan -B iijge lie -liegen laͤſſet / bis ſie / durch das Geſchmeiſſe der Weſpen und Fliegen abgequaͤlet / verſchmachten muͤſſen; und dieſer ge - marterten Schlacht-Schaaffe JEſu Chriſti Leibes - und Seelen-Noth durch den Satan und ſeine Werek-Zeuge ſo angeſtrenget wird / daß der Kirchen Lehrer Hieronymus von ihrer boͤſen Zeit gar recht ſchreibet: Voto tunc Chri - ſtianis erat, pro Chriſti nomine gladio percuti: Ve - rum hoſtis callidus, tarda ad mortem ſupplicia conqvirens, animas cupiebat jugulare non corpora: Ideò volentibus mori non permittebatur occidi. (Cornel. â Lap. in c. XI. Fpiſt. ad Hebr. pag. 947.) Es wuͤnſchten zwar damals die Chriſten durch das Schwerdt ſchnell getoͤdtet / und von den Banden ihrer Marter aufge - loͤſet zu werden / aber der liſtige SeelenFeind / der Teufel / fer - tigte ſie dem Tode durch langſame Lebens-ſtraffe zu / weil er mehr ihren Seelen / als Leibern / zugefallen ſein Wuͤrge - Schwerdt gewetzet; Darumb / ob ſie zwar nach dem Tode ſich ſehneten / wurde Ihnen doch bald getoͤdtet zu werden nicht einmal erlaubet. Wenn die gefangenen Chriſten zu Euſe - bii Zeiten fuͤr ſeinen / des Euſebii, Augen mit beyden Fuͤſ - ſen an zwey ſtarcke / zuſammen getriebene Aeſte der Baͤume gebunden / und jaͤmmerlich von einander geriſſen werden / weil ſie ihren JESUM nicht verlaͤugnen wollen [Euſebi - us L. 8. Hiſt. Eccleſ. c. 9.] muß da nicht recht die Seele inter borealia flabra malorum, unter ſehr rauhen Winden / den Weg zum Himmel finden? Wenn Hen - ricus der VI. ein Koͤnig in Alemanniâ, und Siciliâ, den auffruͤhriſchen Jordanum / der ihm nach Cron und Leben ſtund / auf einen ehrnen / gluͤenden Thron ſetzen / und eine ehr - ne gluͤende Krone mit vier Naͤgeln auf ſein Haupt ſchlagen laͤſſet [Beyerl. Theat. Vit: Hum. L. Crudelitas; pag. 532.] Wenn der tyranniſche Fuͤrſt in Siebenbuͤrgen /Dracu -Dracula, die gefangenen Tuͤrcken befiehlet an beyden Fuß - ſohlen zu ſchinden / mit Saltze zu bereiben / und uͤber dieſes noch ſolche / zu vermehrung der Marter / gewiſſe / hierzu beſtel - te / Thiere mit ihren harten Zungen belecken laͤſſet / (Bon - finius Lib. X. c. 3.) heiſſets da nicht recht / wie Home - rus redet: (Odyß. σ. ) ομ̓δὲν ἀκιδνὸτερον γά〈…〉〈…〉 α τρέφεκ ἀνθρώ - ποιο: Nichts ſchnoͤders und elenders traͤgt der Erdboden als einen Menſchen? Weil dann David in unſerem Texte eine ſo bewegliche Hyperbolen brauchet / uñ ſeine Noth (Me - tzukah) Torturam, eine gefaͤngliche Marter nennet / ſo iſt hieraus genung zu præſumiren, daß Er damals / als Erden 25. Pſalm geſchrieben / muͤſſe geweſen ſeyn Vir Dei Πολυ - παθέςατος, (wie etwa Iſidorus Peluſiota lib. 1. Epiſt. 298. von dem Propheten Jeremia redet) Der Allergeplagteſte Mann Gottes / uͤber welchen taͤglich alle Wetter der Truͤb - ſal auffgezogen / daß Er klagen moͤgen: Eſt mea mens in - ter borealia flabra malorum: Unter ſehr rauhen Winden / muß ich den Himmel finden / denn / ſiehe / es hat mich im Kercker meines Lebens umbgeben Leyden oh - ne Zahl. Es beſchreibt uns ferner dieſer groſſe Theolo - gus Seinen Noth-Stand nachdencklich / indehm er zu GOtt ſeuffzet: Siehe an (Onji) meinen Jammer. Oni bedeutet eine ſolche harte Zuͤchtigung / wodurch GOtt einen Menſchen / beſonders einen glaͤubigen Chriſten / oftmals in den Staub der euſerſten Verfolgungs-Noth / Armuths-Noth / Kranckheits-Noth / und des ſchmaͤhlichſten Elendes / niederleget / ſein Hertz in der goͤldenen Erkentnis ſeiner ſelbſt zu uͤben / und in den Schrancken warer Demuth zu erhalten. Dergleichen des Apoſtels Pauli σκόλοψ war / oder / der in ſeinem Fleiſche wuͤttende Pfahl der Anfechtung / welcher nicht beſtund in einem innerlichen Incendio boͤſer Luͤſte / wie Cornel. â Lap. behaupten wil; ſondern in gra -vis -gravisſimis animi & corporis punctionibus, wie es Beza (*) erlaͤutert / in der allerſchwereſten Bekraͤnckung / des Leibes und Gemuͤthes / ſo des Satans Engel / die Feinde(*) Beza in 2. Cor. 12. verſum 7. Qvid au - tem per i - ſtos acule - os intelli - gat Pau - lus, non pu - to longius qværen - dum eſſe, ſed ita Me - taphoricè intelligi gravisſi - mas & a - nimi, & corporis, punctiones, in illis, qvas mox rocat, ἀσρε - νείαις, contumeli - arum ni - mirum & injuriarum omni gene - re, qvæ gravisſimè ipſum fondicarunt, (qvantumvis fotiter omnia perferentem) adeò, ut alle - vationem aliqvam petere cogeretur. des Creutzes Chriſti / durch bereitung ſo vieler Schmach und Marter / Ihm zufuͤgten / nach GOttes weiſem Rath / als welcher es zu ließ / daß Paulus ſich der hohen Offenbahrung nicht uͤberheben moͤchte / 2. Cor. 12. v. 7. Wir laſſen dies Wort (Oni) heiſſen Die traurigſte Schule der Demuth / darinnen GOtt einem durch die Erfahrung expliciret, was Daniel Souterius, in ſeinem Phar - macoafflicti animi, [pag. 65.) ſchreibet: Crux ſuper - biæ tinea; Es verzehret den Ubermuth nichts beſſer / als die freſſende Motte deß Creutzes. Denn in ſolchem Verſtand dieſes Wortes leiten uns die 70. Interpretes, wenn ſie die Worte Davids: Sihe an (Onji) Meinen Jammer / alſo vertiren: ἴδε τὴυ ταπείνωσίυ μομ: Siehe an meine Demuth: Das iſt / (wie etwa hier David als ein Paraphraſtes ſeiner eigenen Worte vorgeſtellet werden kan) Siehe doch / O gerechter GOtt / an mein unzehliches Leiden / dabey du mich gantz mit Fuͤſſen tritteſt / und ſo gar in den Koth der Verachtung geworffen haſt / daß ich vor Jam - mer / und traurigſter Demuth / klagen mag: Meine Seele ligt gantz im Staube / ich bin geringe worden / und veracht / Pſal. 119. v. 25. & v. 141. Woraus abermal zu erlernen iſt / was David in ſeinem Exilio, darinnen Er die - ſen 25. Pſalm componiret, vor ein hoͤchſtbekuͤmmertes Jammer-Bild geweſen / und wie GOtt an Ihm recht be - vieſen / was der weiſe Seneca in ſeinem Tractatu, deſſen Titul heiſſt: Cur bonis viris mala accidant, cum ſitProvi -Providentia, gar Chriſtlich (θ) ſchreibet: (pag. m. 379.) (θ) Lactantius Lib. 5. c 2. 3. Si qvis vo - let ſoire plenius, cur malos & injustos De - us potentes - beatos, & divites fie - ri ſinat〈…〉〈…〉 pi - os contra humiles, miſeros, in - opes eſſe pa tiatur, Su - mat eum Senecœ Li - brum, cui Titulus est: qvarebonis viris multa mala acci - dant, cum ſit Provi - dentia: In qvo ille multa, non planè im - peritiâ Se - culari, ſed ſapienter, ac penè di - vinitus elo - cutus est. Idem tibi de Deo liqveat, bonum virum in deliciis non habet, ſed experitur, indurat, ſibi illum præ - parat. Das ſolt du von GOtt wiſſen / Er haͤlt einen fro - men Mann nicht ſo zaͤrtlich / ſondern Er ſetzt ihn gerne auf die Creutz-Probe; Er haͤrttet ihn im Ofen des Elendes wol ab / und richtet ihn alſo zu / wie er ihn haben wil. Daß die - ſer Mann nach dem Hertzen GOttes habe inter boreali - a flabra malorum, unter ſehr rauheu Winden / den Himmel muͤſſen finden / leget er uns auch vor Augen / in - dehm er ſpricht: Siehe an meinen Jammer / (Vaa - mali) und mein Elend. Amal heiſſt nach der 70. Gri - chiſchen Interpretum verſion ſo viel als das / vom Κόπτω herſtammende Wort Κόπος, ſaure Muͤhe und Arbeit / die einem alle Leibes und Gemuͤtts-Kraͤffte abſchneidet / und verzehret. Und klaget mit dieſem Worte David ſeinem Gotte billich ſein Elend. Denn was machte ihm nicht ſein 10. jaͤhriges Exilium, darinnen er dieſen Pſalm ſei - nem GOtte zum Buß - und Gebets-Opffer gebracht / vor Amal, ſaure Muͤhe und Arbeit? Wenn Ihn vielmal ſeine Feinde / Saul / Doeg / Isboſeth / und andere mehr / ſo gar in die Enge trieben / daß nur ein kleiner Schritt war zwiſchen Ihm und dem Tode / wie Er ſelbſt klaget 1. Sam. 20. v. 3. Koſtete es da nicht groſſe Muͤhe / ja alle ſeine Kraͤffte / daß Er mit dem Leben entkam? Wie viel beſchwerꝛliche Flucht - Reiſen muſte Er nicht / aus einer Wuͤſten in die andere / be - ſchleunigen? Wie viel Feinde muſte er erſt durch die ſchaͤrf - fe des Schwerdtes erwuͤrgen / ehe er / durch die voͤllige In - throniſirung / den Thron der Herꝛligkeit beſteigen / und ſa - gen konte: Du haſt mir meine Klage verwandelt in einen Reigen / du haſt meinen Sack außgezogen / und mich mit Freuden geguͤrttet / Pſalm 30. v. 12? Muſte nicht ſeinCHertzHertz ſchwer arbeitẽ / weñ es hieß: Fulvâ luctantur arenâ; Weñer nemlich mit GOtt ſelbſt / inſchweren Verſuchungen / ringẽ ſolte / usꝙ ad (Abhak) biß zum Staube / wie derErtz vater Jacob / Gen. 32. v. 24. Victorinꝰ Strigeliꝰ vergleicht ihn in ſeinen Orationibus (pag. 320.) gar weißlich dem Palm-Baume: Deñ wie von demPalmbaume Plutarchus, und aus ſelbigem Gellius Lib. 3. Noct. Attic. c. 7. ſchreibet: Si ſupra palmæ arboris lignum magna pon - dera imponas, ac tam graviter urgeas, oneresq́;, ut magnitudo oneris ſuſtineri non qveat, non de - orſum palma cedit, nec intra flectitur, ſed adver - ſus pondus reſurgit, & ſurſum nit tur, recurva - turꝙ́. Wenn du dem Palm-Baume eine groſſe Laſt auff - buͤrdeſt / und ihn ſo beſchwereſt / daß es ſcheinet / die groͤſſe der Laſt werde ihn brechen / ſo weicht er nicht unter ſich / auch kruͤmmet er ſich nicht in ſich / ſondern er ſteiget / der Laſt zu wieder / mit aller Gewalt empor / und uͤberwindet ſeine Laſt: Alſo koͤnnen wir auch in geiſtlichem Verſtande von David(ι) [Tza - rah) Cujus Plu - rale Tza - roth, Notat obſi - dionem, ob - ſidionalem angustiam, Vid. Aven. Lib. Radic. Ebr. pag. m. 662. ſagen / daß ihm GOtt manche Laſt der Muͤhſeeligkeit und Beſchwerꝛligkeit aufferleget / Er aber / als ein edeler Palm - Baum / unter derſelben / im Glauben / in der Geduld / Hoff - nung und Seligkeit deſtomehr Himmel an gewachſen / und / als ein uͤberwinder aller ſeiner Palmen-Laſt / beydes im Le - ben und im Tode / es heiſſen laſſen: Dat preſſo Jesus ſo - lamina cordi: Wenn die Laſt mich druͤcket / JEſus mich erqvicket.

Letztlich mahlet uns dieſer angefochtene Theologus auch ſeinen Kummer vor / wenn er ſaget: Die Angſt mei - nes Hertzens iſt groß: oder: [Tzaroth) obſi diones, An - guſtiæ obſidionales cordis mei, die Belagerungs - Aengſte meines Hertzens (ι) dilatatæ ſunt, haben ſich weit außgebreitet. Wo giebt es groͤſſere Angſt / als un -terter denen / die von grauſamen Feinden umbeingelt / und bela - gert werden? Wenn die in Spanien / am Fluſſe Ibero ge - legene / und von den Grichen hart belagerte Stadt Sagun - tum keine Huͤlffe hat / ſondern den gaͤntzlichen Untergang fuͤr Augen ſiehet / daß die Belagerten vor Angſt ein groſſes Feuer anzuͤnden / alle ihre Schaͤtze darein werffen / letztlich a - ber ſich ſelbſt / allzumal / mit ihren Kindern hinein ſtuͤrtzen / da - mit ſie nicht in die Haͤnde der Feinde gerathen moͤgen / (E - rasmus Adag. pag. mihi 490. 491. Valer. Max, Lib. 6. c. 6. pag. 178) Wenn die von Philippo, dem Koͤ - nige der Macedonier, belagerten Abydeni, beyEro - berung ihrer Stadt / die Schwerdter wieder ſich ſelbſt ge - brauchen / und einander ſo jaͤmmerlich in Stuͤcken zerhauen / daß der Koͤnig Philippus, uͤber ſolchem Trauerſpiele ſich ſelbſt entſetzet / und vor Conſternation außruffen laͤſſet: Es ſolle keiner von Seineu Soldaten eine Hand an Sie le - gen / (Sabellicus, Lib. 6. Ennead. 5.] Wenn die be - lagerten Juden zu Jeruſalem / fuͤr groſſen Belagerungs - Aengſten / lieber ſterben / als leben wollen; ja den Tod / gegen ihrer Hungers-Noth / vor eine Kurtzweile halten / und deß - halben mit groſſen Hauffen in das Krieges-Heer Titi Ve - ſpaſiani lauffen / ſich creutzigen zu laſſen / alſo / daß Titus letztlich nicht weiß / wo er Creutze genung hernehmen ſolle / ih - nen zu willfahren / (Joſephus Lib. 5. de Bello Jud. cap. 28. pag. mihi 832.) Heiſt es da nicht recht: Uns iſt bange / daß wir kaum Odem holen / Eſa. 26. v. 18. Weil denn David in unſerem Texte ſaget: Die Belagerungs-Aeng - ſte meines Hertzens haben ſich weit außgebreitet: So ſpaltet er uns allerdinges ſein Hertz auf / daß wir mercklich hinein ſehen und warnehmen koͤnnen / wie ſelbiges nichts an - ders / denn ein hart belagertes Angſt-Schloß geweſen / wel - thes taͤglich viel tauſend Anfechtungen / als ein groſſes / weit -C ijaußge -außgebreitetes / Kriegs-Heer / berennẽt / beſtuͤrmet / beaͤngſtet / daß es ſeufzen moͤgen: Stricke des Todes hatten mich umb - fangen / und Angſt der Hoͤllen hatten mich troffen / ich kam in Jammer und Noth Pſal. 116. v. 3.

Apodo - ſis Ge - neralis.

Apodoſis Generalis.

Alſo muͤſſen noch ins gemein treue Diener Gottes und Lehrer inter terrena NUBILA, unter ſo man - cher irꝛdiſchen Hertzens-Quaal / mit David ſeuftzen: Eſt pia mens inter borealia flabra malorum: Unter ſehr rauhen Winden muß man den Him̃el finden. Keiner taugt ins Predig-Ampt / der nichtgelernet hat mit ſeinem him̃ - liſchen Lehns-Herꝛen / und Ertzt-hirtten / Chriſto / vorlieb neh - men am boͤſen Tage / nach Salomonis Vermahnung / Eccl. c. 7. v. 15. und nach dem ſchoͤnen Fuͤrbilde Pauli / Phil. 4. v. 11. 12. Ach die Welt glaubt nimmermehr / was Pre - digambts-Wuͤrde fuͤr eine ſchwere Buͤrde ſey / wie manches Stillicidium Sudoris largi fluum und Schweißbad man darunter erdulden muͤſſe / nach Hieronymi Lehre; Wenn ſie es erkennete / ſo wuͤrde ſie auch vielmal fromen Predigern einen beſſern Propheten-Lohn geben. Sie glaube es aber / oder nicht / ſo bleibets doch gewiß / daß / das Evangelium predi - gen / ſo viel ſey / als das Wuͤtten / und Toben des Teufels / und der Hoͤllen / auf ſich laden: und mag der jenige ja weit davon bleiben / der nicht / aus einer recht Theologiſchen Parrheſiâ des Glaubens / ſein Hertz Chriſto zu allen Martern diſponi - ren / und in aller Geduld das ſchoͤne Epigramma Proſperi zum Symbolo fuͤhren kan:

Et qvid erit, qvod me ſeparet â Domino?
Ignem adhibe, rimare manu mea viſcera,
tortor,
Ef -
Effugiunt pœnas membra ſoluta tuas.
Carcere ſi cæco claudar, nectarꝙ́ catenis,
Liber in exceſſu mentis adibo Deum.
Si mucrone paret cervicem abscindere lictor,
Impavidum inveniet morscita, pœna brevis.
Non metuo exilium, Mundus domus omnibus una eſt;
Sperno famem, Domini fit mihi ſermo cibus.
So wiſſe nun die Welt / daß ich bey JEſu bleibe;
Braucht Feuer / Dampff / und reiſſt das Hertz mir aus dem Leibe /
Es wehret ewig hier ja keine Marter-Quaal /
Wer ſeinem JEſu ſtirbt / der komt ins HimelsSaal.
Bekettet meinenFuß durch ſchwere Kercker-Bande /
Loͤſt uns doch Jeſus auf von allerAngſt undSchande:
Setzt an die Kehle mir das ſcharffe Wuͤrge-ſchwerd /
Mein Hertz nach kurtzer Zeit bey GOtt zuſeyn be - gehrt.
Laſſt wuͤtten Hell - und Welt / und was den Himmel haſſet /
Mein Geiſt fuͤr keinem Sturm / und Ungemach erblaſ - ſet /
Kein Elend fuͤrcht ich nicht: GOtt goͤnnt mirRaum und Orth /
Er ſpeiſt mich hungrigen mit ſeinem Brodt und Wort.

Denn ſo bald ein Prediger von GOtt beruffen wird / ſetzt ihm ſein Ertzt-Hirtte / Chriſtus / die dorneneKrone ſeiner Angſt und Marter auf / und ſpricht gleichſam zu Ihm: Wilt du Gottes Diener ſeyn / ſo ſchicke dich zur Anfechtung / Sir. 2. v. 1. Denn / ſiehe / wer viel Lehren muß / der muß viel leiden / Eccleſ. 1, c. v. 18. Gehets nun unter ſolcher Maͤrter-Kro -C iijne /ne einem Prediger nicht eben wie Paulo / und anderen Apo - ſteln / von welchen die Schrifft zeuget: Etliche haben Spott und Geiſſeln gelitten / dazu Bande und Gefaͤngnis: Sie ſind geſteiniget / zuhackt / zuſtochen / durchs Schwerd getoͤdtet / Ebr. 11. v. 36. 37. Wird er nicht umb Chriſti und des E - vangelii willen gemartert / wie die fromen Bekenner Chriſti unter dem Kayſer Nero / der ſie in die Haͤute wilder Thiere einnehen / und grauſame Hunde zerreiſſen ließ / theils durch den Creutz - und Feuer-Tod vertilgete / und ſo grauſame Mar - ter-Spiele mit Ihnen vorhatte / daß viel Heyden / beſonders / der weiſe Seneca Neronis Præceptor / vor erbarmen nicht zuſehen konten / (v. Cornel: Taeitus Lib. 15. Annal. pag. mihi, 313. Diter. Anal. Evangel. Feſtiv. pag. m. 95) So laͤſſet ihn doch GOtt auf andere Weiſe mit David in mancherley (Metzukah) Tortur und Marter taͤglich ge - rathen / daß er klagen muß / die Angſt meines Hertzens iſt groß. Unſer Heiland ſelbſt geſtehets dort Johan. 16. c. v. 33. allen fromen Predigern frey heraus / daß er ihnen das froͤliche Wolleben gar in den Himmel ſpare / wenn er daſelbſt ſpricht: In der Welt habt ihr Angſt: oder / wie das alldar befindliche / vom θλίβω, comprimo, conſtringo, her - geleitete / und eine feſte Angſt-Preſſe des Hertzens bedeu - tende Wort θλίψις, eigentlich mit ſich bringet: In der Welt ſollet ihr / meine Juͤnger / und Diener / mir nicht anders nach - folgen / denn mit weinenden Augen / und durch viel Truͤbſal. Wer demnach mein treuer Lehrer ſeyn wil / der ſchicke ſich zur Angſt - und Creutz-Preſſe: Ich werde ihm auf derſelben viel - mal ſein Hertz ſo gar einklemmen / ſo gewaltig einſchrauben / einpreſſen / daß er aller Luſt und Begieꝛde laͤnger zu leben ab - ſterben / und ſagen wird / wie David / fuͤhre meine Seele aus dem Kercker / Pſalm 142. v. 8. Keiner darff ins Predigamht ihm wuͤntſchen / der nicht wil demuͤttig werden. Denn hier iſtdiedie Schule der Demuth / darinnen Chriſtus JEſus taͤglich(κ) Balduinus loco citato: Notandum Miniſtros Eccleſ. nou ad hono - res & opes, ſed ad la - bores voca - ri, & qvi - dem tales, qvi non tantum mo leſtiam cre - ant sed & rationes, Deo ali - qvandò red dendas au - gent. Nemo ergo nimis citò prope - ret ad mi - niſterium, nemo ſei - pſum inge - rat, ſatis mæture ac - ceditur ad laborau - dum. Vo - cati verò non illotis manibus. aut profanis animis accedant, ſed præparati ad labores & pugnas. ſeine Mahl-Zeichen herumb ſchencket / beſonders aber durch allerhand Oni / Jammer / und ſchmaͤhliche Verfolgung ei - nen ſo tieff erniedriget / daß er ſich nicht ſchaͤmen darff Pauli Klag-Worte in Mund zu nehmen: Ich halte aber / GOtt habe uns Apoſtel fuͤr die Allergeringſten dargeſtellet / als dem Tode ubergeben. Denn wir ſind ein Schauſpiel worden der Welt / und den Engeln / und den Menſchen; Wir ſind Nar - ren umb Chriſins willen / 1. Cor. 4. v. 9 10. Keiner iſt ge - ſchickt GOtt in ſolchein Ampte zu dienen / der der ſauren Muͤ - he und Arbeit gerne aus dem Wege gehet. Denn hier giebts (AmaL) ſaure Muͤhe und Arbeit; Da man nicht ach - ten muß / wenn viel predigen den Leib muͤde machet / Eccleſ. 12. v. 12 nicht achten / wenn man / als ein Licht / andern leuchtet / und ſich druͤber ſelbſt verzehret; nicht a[c]hten / wenn man / den Weinberg unſeres Gottes im Bau zu halten / des Tages Laſt und Hitze tragen ſoll / Matth 20. v. 12. Weñ man ſeinem JEſu glaͤubige Himmels-Kinder mit Aengſten gebaͤren muß / wie Paulus Gal. 4. v. 19. Hier muß einer als einen rechtſchaffenen / und unſtraͤfflichen Arbeiter ſich er - weiſen / und in zartem Gewiſſen wol zu Hertzen nehmen / was Baldumus in ſeinem Commentario uͤber das 3. Capitel dern. Epiſtel an Timotheum ſchreibet: (κ) Kirchen-Diener werden von GOtt nicht beruffen groſſe Ehre / und Schaͤtze zu eriagen / ſondern zur Arbeit / und zwar zu ſolcher arbeitſamen Seelen-Hutt / an welcher nicht nur viel Fleiß und Schweiß / ſondern auch eine ſchwere Verantwortung hanget. Dar - umb ſol niemand dieſes Ambtes gar zu fruͤh ſich anmaſſen / niemand unberuffen einſchleichen / man kommt noch zeitlich genung zur Arbeit. Die aber beruffen ſind / ſollen nicht mitungewa -ungewaſchenen Haͤnden / und unheiligen Gemuͤttern / fuͤr den(λ) Inde ena - tum Pro - verbium. Ariſtopha - nis: ὡς σφονδύ - λη φεύγομ σα πονη - ρὸτατον βδεῖ. Er nim - met einen boͤſen Ab - ſchied. Vide de hoc inſecto Ser - pentino Plinium Lib. 27. N. H. c. 13. p. míhi 1218. item Rey - heri Thea - trum Ro - mano Teu - tonicum, Sectione III p. 1583. E - rasmum, Adag. pag. 363. heiligen Altar treten / ſondern ſich zur Arbeit und gutten Rit - terſchafft / wider den Teufel / und ſein Reich / mit fleiſſigem be - ten und ſtudiren / wolbereiten. Unter ſolchen rauhen Win - den ſind offt die Hertzen fromer Theologorum ein recht Angſt-Schloß / welches von ſo vielen (Tzaroth) und Be - kuͤmmernuͤſſen taͤglich belagert / turbiret / und bekraͤncket wird / daß es mit Elia dencket: Es iſt genung / ſo nihm nun / Herr / meine Seele / 1. Reg. 19. v. 4. Zumal / wenn ſie mit Ihrem ſauren Ambts-Fleiſſe und Schweiſſe bey der boͤſen Welt eben ſo viel Danck verdienen / als weyland Chryſoſtomus umb die Kaiſerin Eudoxiam, welche wuͤtende Herodias Ihm die Warheit ſo uͤbel vergolten / daß Er einsmals auf offentli - cher Cantzel / vor allem Volck / mit dergleichen Klag-Worten ſelbige angezoͤgert: Herodias iterum inſanire, iterum commoveri, iterum Saltare pergit; iterum caput Johannis in diſco accipere ſtudet. (Beyerl. Theat. v. H. Lit. B. pag. 101.) Jetzund faͤngt die unſinnige He - rodias wiederumb an zu toben / wiederumb unruhig zu wer - den / wiederumb zu tantzen: Itzt trachtet ſie abermal das Haupt Johannis auf einer Schuͤſſel zu empfangen. Die Welt vergleicht ſich einer Sphondylæ; Denn wie die - ſe Schlange einem / der ſie toͤdtet / oder jaget / einen greulichen Geſtanck anrichtet; (λ) alſo lohnet auch die Welt fromen Lehrern / fuͤr den gutten Geruch CHriſti / 2. Cor. 2. v 15. mit mancherley heßlichemGeſtancke ſchwerer Verfolgungen / und Wiederwaͤrtigkeiten / wenn Selbige dieſe Sphondylam durch das Schwerdt des Geiſtes wollen toͤdten / und aus der Schlangen-Hoͤle ihrer aͤrgerlichen Unbußfertigkeit aufjagen. Was fuͤr Ungemach alsdann Selbige in ſich freſſen muͤſſen / wie angſt und bange vielmahl einem Prediger ſeine Zuhoͤrermachenmachen koͤnnen / wenn er ſehen muß / wie ſie muthwillig den Glauben und ein gutt Gewiſſen von ſich ſtoſſen / und an der Seeligkeit Schiffbruch leiden / 1. Timoth. 1. v. 19. weiſet uns Paulus Rom. 9. v. 1. 2. Es fuͤhrets der Welt zu Ge - muͤtte Jeremias c. 20. v. 7. 8. 9. 10. Es bezeugets nicht we - niger Bernhardus, (Serm. 30. in Cantic: Wenn er klaget: Ego loci hujus Occaſione me ipſum repre - hendere ſoleo, qvod animarum ſusceperim curam, qvi meam non ſufficerem cuſtodire: Ich bin mit mir ſelbſt uͤbel zu frieden / daß ich ſo vieler Seelen Pflegung und ſchwere Verantwortung auf mich genommen / der ich vor meine eigene Seele nicht genungWache halten kan. Heiſts nun da nicht recht:

Eſt pia mens inter borealia flabra malorum:
Unter ſehr rauhen Winden
Muß man den Himmel finden?

Applicatio Specialis,

Appli - catio Specia - lis.

Wenn wir nun unſere Gedancken leiten auf den Wol - Ehrwuͤrdigen / und Wolgelehrten Herꝛen SALOMO HENSELN / geweſenen treuen Gottes-Dienern allhier / ſo muſte Selbiger gleichfalls / beſeufftzen Terrena Nubila, Viel irꝛdiſche Hertzens-Qvaal. Sintemal ſein gefluͤgeltes / himmliſch-geſinntes / fromes Prie - ſter-Hertz auf allen Seiten von allerhand Nord-Winden ſchwererTruͤbſal angegangen wurde / daß er wolklagen moch - te: Eſt mea mens inter borealia flabra malorum. Unter ſehr rauhen Winden muß ich den Himmel fin -Dden. den. Es hatte der Herꝛ unſer GOtt dieſen ſeinen treuen Knecht / bald von Jugend auf / hierzu erkohren / daß er ſein Lehrer ſeyn / und die Fromen lehren ſolte / ſich ſondern von den(μ) Jerem. c. 15. v. 19. boͤſen Leuten / wie den Propheten Jeremiam; (μ) Weil er aber gar wol wuſte / daß dieſes nicht geſchehen koͤnne / es ſey deñ / daß er zuvor ſelbſt von der Welt abgeſondert wuͤrde / nach Chriſti Ausſpruch / Joh. 15. v. 19. Ihr ſeyd nicht von der Welt / ſondern ich habe euch von der Welt erwehlet; So rieß er ihn von der Welt / nicht nur durch das Sacrament der heiligen Tauffe / und einen ordentlichen / Goͤttlichen / Beruff ins hei - lige Predig-Ambt / ſondern auch durch mancherley (Me - tzukah] Marter und Qvaal des Leibes / und Gemuͤttes / worunter er die Welt Ihm creutzigte / und Ihn der Welt / Gal. 6. v. 14. gleich wie er alle gutte Theologos Practi - cos Ihm einzuweihen / und zuzurichten pfleget; nach dem ſchoͤnen Axiomate Danielis Souterii, welcher in ſei - nem Pharmaco afflicti animi (Parte II. cap. X. pag. m. 183.) ſchreibet: Qvos Dominus cœleſtis agnoſcit pro famulis, & miniſtris ſuis, hos ſinit verſari, & triſtes incedere, in multis tribulationibus, in angu - ſtiis, in plagis, in vigiliis, in laboribus, miniſtros - qve crucis ſtatuit, ut, ab ipſis profligato vitiorum ſtudio, virtutis, obedientiæꝙ́ majus accendatur in ipſis deſiderium, utqve uni ipſi Domino, ſummâ cum animi voluptate incumbant. Alle / die der groſ - ſe Himmels-Herꝛ zu ſeinen Knechten / und Dienern / Ihm außerſehen hat / die laͤſſet er ſchweben / und traurig einherge - hen / in vielen Truͤbſalen / in Aengſten / in Schlaͤgen / in Wa - chen / in Arbeit / und macht Creutz-Diener aus Ihnen / daß Ihr Hertz / der Suͤnden abgeſtorben / zur Tugend und Froͤ - migkeit iemehr und mehr angeflammet werde / und ſeinen GOtt alleine / zu ſeinem hoͤchſten Gutte / ihm erwehle. Auf ſolche weiſe machte ſein getreuer GOtt aus Ihm ein hewehr -testes Werckzeug des heiligen Geiſtes / und ſeiner Kirchen / an dehm ſich taͤglich außwieſe / was etwa unſere Wittenbergi - ſche Lehr-Sonne / Calovius, ſchreibet: (ν) Tentatio &(ν) Calovius in Pædiâ The - ologicâ de Methode Studii The - ologici pag. 74. mentem informat, & voluntatem perficit. An - fechtung macht erleuchtete Augen des Verſtandes / und haͤlt den Willen in den Schrancken der Tugend; Denn die Zuͤchtigungen des Hoͤchſten lehrten Ihn auffs Wort mer - cken / Eſa. 28. v. 19. und darinnen fleisſig nach Troſt und Freude des heiligen Geiſtes forſchen. Wodurch denn ſein Glaube alſo taͤglich bewehret wurde / daß er ſeinem JEſu / auch in den groͤſten Torturen und Martern des Creutzes / mit gantz gelaſſener Seelen / in ſtiller Geduld / und Hoffnung / nachfolgete / und von ſeiner Liebe weder Tod noch Leben ſich ſcheiden ließ / Rom. 8. v. 38. Wie es demnach im Hertzen Pauli hieß / nach Cornelii à Lapide darſtellung / (ξ) alſo(ξ) Cornel:[à]Lap. in E - piſt: ad Rom. c. 8. verſum 38. pag. 119. hieß es auch im Hertzen dieſes ſeligen Theologi: Nemlich: Veni inedia! Veni dolor! Veni crux! Venite Le - ones! vos ambio, ut amorem meum in Chriſtum oſtendam, ut amorem amori rependam: Vobis gaudeo: Vobis glorior: Vobis exulto. Komm her Hunger! Komm Schmertz! Komm Creutz! kommt alle her / ihr wuͤttende Loͤwen / und Feinde des Creutzes Chriſti! Mich verlanget nach euch / unter euch Chriſto meine Liebe dar - zuthun / und ſeine Liebe mit treuer Gegen-liebe zu erwiedern: Ich freue mich eurer / ich ruͤhme mich eurer / mein Hertz jauch - tzet uͤber euch. Die Zuͤchtigung des Allerhoͤchſten heiligte nicht weniger ſeinen Willen / daß er die Begierden nach der Welt / und ihren ſuͤndlichen Eitelkeiten / aus dem Hertzen flieſſen ließ / ſeinen Wandel mit Pauloim Himmel hatte / und nirgends ein ruhiger / ſanffter / Haupt-kuͤſſen / fuͤr ſeine Seele / fand / als in den Wunden JESU Chriſti / wenn er darinnen ſeinem GOtte / durch Seuffzen und Beten / als ſei -Dijnemnem allerbeſten Conſulenten, ſeine Leibes - und Seelen - Noth klagte / und den Vorſchmack des ewigen Lebens em - pfand. Wenn demnach die Welt mit ihrer aͤrgerlichen Au - gen-Luſt / Fleiſches-Luſt / und hoffaͤrtigem Leben / Ihm aͤrger - lich war / ſo gedachte ſein Hertz: Barbara terra vale! Gutte Nacht O Weſen / das die Welt erleſen / mir gefaͤllſt du nicht: Gutte Nacht ihr Suͤnden / bleibet weit dahinden / kom̃t nicht mehr ans Licht; Gutte Nacht du Stoltz und Pracht / dier ſey gantz du Laſter-Leben gutte Nacht gegeben. Hieß es nun nicht recht auf Seithen dieſes / GOtt treuen / Lehrers: Eſt pia mens inter borealia flabra malorum, Unter ſehr rauhen Winden muß man den Himmel finden.

Es hatte zwar dem ſelig verſtorbenen Herꝛn Pfarꝛ Sein Himmliſcher Ertzhirtte / Chriſtus / ein ſchoͤnes Talen - tum vertrauet; indehm er ſelbigen / durch die Krafft des hei - ligen Geiſtes / werden laſſen Organum Dei, plurimis Di - ſciplinarum telis armarum; Ein heilſames Werckzeug GOttes / mit vielerley Wiſſenſchafft der Sprachen / und gutten Kuͤnſte / wieder das Reich desSatans / außgeruͤſtet / und gewapnet; wie ein jeder Lehrer billich ſeyn ſoll / nach erfode - rung des Gelehrten Urſini, (Analectorum ſacrorum paginâ 57.) ja des heiligen Geiſtes ſelbſt / Sir. 18. v. 19. Tit. 1. v. 9. Er war gelehrt zum Himmelreich / Matth. 13. v. 52. und tuͤchtig auch andere zu lehren / 2. Tim. 2. v. 2. tuͤchtig das Wort der Warheit recht zu theilen / 2. Tim. 2. v. 15. mit den Muͤden zu rechter Zeit zu reden / Eſa. 50. v. 4. und aus dem Schatze ſeines Hertzens Neues und Altes her - fuͤr zutragen / Matth. 13. v. 52. Dennoch aber / hieß es bey dieſem gelehrten Werckzeuge Gottes gar nicht / das Wiſſen blaͤſet auf / 1. Cor. 8. v. 1. ſondern es erwieſe ſich derſelbe / nach dem Fuͤrbilde ſeines himmliſchen Ertzt-Hirttens / gegen iedermann leutſelig / und von Hertzen demuͤttig / als ein / ſo wolin demin dem Himmliſchen Phrontiſterio des heiligen Geiſtes / als in der Creutz-Schule / wol geuͤbter Theologus. Denn es war ja / nach Gottes Rath / ſein zeitliches Leben meiſtens [Oni) Jammer / und eine traurige Schule der Demuth / darinnen ſeine Seele vielmal recht im Staube lag / Pſalm: 219. v. 25. und aus taͤglicher Erfahrung an Ihr ſelbſt erlernen muſte: Moleſtias & tribulationes temporales ad ſa - nandum ſuperbiæ tumorem prodeſſe: Daß zeitliche Beſchwerꝛligkeit / und Truͤbſal / alle Geſchwolſt der Hoffarth im Gemuͤtte heilen koͤnne / wie Auguſtinus redet. (ο) Be - ſonders beugete / in ſolcher Schule der Demuth / der HErr(ο) Auguſtinus Epist. 121. c. 14. Tom. 2. col. 627. 〈…〉〈…〉. unſer GOtt dieſen Theologum durch mancherley [A - mal) ſaure Muͤhe / und Arbeit. Denn / ungeachtet er bey ſeinem ſiechen Leibe klagen muſte: Sanitatis rara hora, & brevis mora: Die geſundeStunde iſt ſeltzam / und weh - ret noch darzu nicht lange; ſo hieß ihn doch ſein GOtt / in ſeinem heiligen Weinberge / gleich einem Geſunden / des Ta - ges Laſt und Hitze tragen / Matth 20. v. 12. als einen recht - ſchaffenen und unſtraͤfflichen Arbeiter ſich erweiſen / 2. Tim. 2. v. 15. und nichts unterlaſſen / was zu redlicher [2. Tim. 4. v. 5.) Außrichtung des Predigambtes erfodert wird. Wie - wol nun ſolches offt Ihm ſchwer fiel / ſo munterte doch ſein zar - tes Gewiſſen Ihn immer auf / ſeinem beruffenden / und ge - bietenden GOtte embſig zugehorſamen / ſowol durch fleisſiges ſtudiren / und forſchen in der Schrifft / als auch durch erbauli - che Weidung ſeiner anvertrauten Heerde / 1. Petr. 5. v. 2. Die er ihm ſo angelegen ſeyn ließ / daß er oft / wieder alle luctam ſeiner krancken / und zerruͤtteten Natur / ins Haus des HErren ſich tragen ließ / und / mit dem allerſchmertzlich - ſten Impendio der aͤuſſerſten Kraͤffte / GOtt das Opffer ſeiner Prieſter-Lippen verrichtete. Maſſen Ihm in ſein Ge - wiſſen geſchrieben war / was der gelehrte Theologus unſererD iijKirchenKirchen / Doctor Dibuadius, geweſener Profeſſor zu Kop - penhagen / in ſeinem Speculo Sacerdotii, oder gelehrten Commentario uͤber die 1. Epiſtel Pauli an Timotheum / (pag. 193) ſchreibet: Miniſter Eccleſiæ, qvi talentum ſuum negligit, ac apud ſe infructuoſum manere, ac rubiginem contrahere patitur, Dei iram in ſe pro - vocat, qvi corum omnium, qvi, ipſius deſidiâ & in curiâ, pereunt, interitum ei imputabit, & atro - eisſimis ulciſcetur pœnis. Ein Prediger / der mit ſeinem / von GOtt empfangenen / Talento nachlaͤſſig handelt / und Selbiges bey ihm unfruchtbar bleiben / und verroſten laͤſſet / reitzet GOtt zum Zorn / welcher aller dehrer Blutt / die durch ſeine Nachlaͤſſigkeit / und Unachtſamkeit verlohren gehen / von ſeiner Hand fodern / und mit ſeinem grauſamen Straff-Ge - richte uͤber Ihn her ſeyn wird. Woraus denn zu præſumi - ren / wie mancherley Amal / ſaure Muͤhe und Arbeit / dieſer treue Lehrer in ſeinem Ambte außgeſtanden habe. So fehlte es Ihm auch in ſeinem ſo muͤhſamen und beſchwerꝛli - chen Beruff nicht an (Tzaroth) und ſchweren Bela - gerungs-Aengſten des Hertzens. Denn weil er GOtt treu war / und der Welt die Warheit predigte / ſo wol ἐυκαίρως, zu rechter Zeit / als ἀκαίρως zur Unzeit / 2 Timoth. 4. v. 2. ſo ließ Ihm auch die Welt ihren boͤſen Lohn vielmal reichlich zuflieſſen / daß er deßhalben wol klagen moͤgen: Anguſtiæ obſidionales cordis mei dilatatæ ſunt: Die Belage - rungsAengſte meines Hertzens haben ſich weit außge - breitet. Es konte aber dieſer gutte Streiter JEſu Chriſti / unter ſo vielen rauhen Winden ſeiner irꝛdiſchen Hertzens - Qvaal / ſich immer leiden / 2. Tim. 2. v. 3. Durch Geduld und Troſt der Schrifft Hoffnung haben / Rom. 15. v. 4. und mit Paulo ſprechen: Wir haben allenthalben Truͤbſal / aber wir aͤngſten uns nicht / uns iſt bange / aber wir verzagennicht /nicht / 2. Cor. 4. v. 8. Denn er war in ſeinem Hertzen / durch Gottes Geiſt / gewiß / daß / ob gleich treue Lehrer und Prediger / weil Sie ihrem GOtt auf Erden dienen / haben muͤſſen Terrena Nubila, mancherley irꝛdiſche Her - tzens-Qvaal / dennoch GOtt ihrer Seelen / in Noth und Tod / auch ſchaffen wolle

SERENA li JUBILA,Pars II. Seinen Him̃liſchen TROST-STRAHL:

Welchen uns unſer vorhabendes Cenotaphium, und Grab-Mahl / vor Augen mahlet / in dem Bilde eines / mit ſchoͤnen Goldſtrahlen gezierten / Triumph-Wagens / der / von zweyen gefluͤgelten Roſſen gezogen / eine Seele aus einem finſtern Ungewitter Wolcken an fuͤhret / mit ſolchem Lem - mate:

E Turbis mundi Chriſtus ad aſtra vehit.
Aus ſo vielen Plagen
Wil uns fliegend tragen
GOttes Himmel-Wagen.

DAvid ſeuffzet in unſerem Texte zu ſeinem GOtt / er wolle ihn doch unter ſoviel rauhen Win - den nicht verlaſſen / ſondern aus ſeinen Noͤthen fuͤhren: Ge - braucht ſich in der heil. Sprachen des Wortes (Jatza) wel - ches nach A venarii Libro Radicum Ebr: (pag. 334) in der Bedeutung verwand iſt mit dem Worte [Natza) avo -lavit,avit, avolare fecit, avolando eduxit; und erſuchet / durch den Gebrauch dieſes Wortes / ſeinen GOtt / er wolle doch mit ihm aus ſo vielen rauhen Winden dieſes beſchwerꝛli - chen Lebens / auf dem goͤldenenTriumph-Wagen ſeiner genaͤ - digen Erloͤſung / eilen / und gleichſam fliegend davon fahren. Was nun dieſer Geiſtreiche Theologus in warem Glau - ben von GOtt bittet / daß hat er auch ſeliglich von ſeiner Hand erlanget. Denn GOtt fuͤhrte Ihn wunderlich aus ſeinen Noͤthen und Aengſten. Wenn vielmal ſei - ne Feinde / und Verfolger meinten / ſie haͤtten ihn in ihren Stricken / und Klauen / ſo war ihm ſein JEſus ὄχημα ϖρὸς οὐρανον, (wie Nazianzenus Ihn preiſet) Ein er - loͤſender Himmels-Wagen / und fuͤhrte Ihn / gleichſam mit gefluͤgelten Roſſen / unter ihren Haͤnden weg / daß ſie nicht wuſten / wo er hinkommen ſey; und ſein Hertz jauchzen konte: GOtt ruͤſtet mich mit Krafft / und macht meine Wege ohne Wandel / er macht meine Fuͤſſe gleich den Hirſchen / und ſtel - let mich auf meine Hoͤhe / Pſal. 18. v. 34. Ja er raͤumte Ihm immer einen Feind nach dem andern hinweg / und ließ ihn ploͤtzlich untergehen / daß er endlich / nachdem ſie alle hin waren / mit froͤlichem Hertzen ſein οὐπινίκιον anſtimmen konte: Sie ſind niedergeſtuͤrtzet / und gefallen / wir aber ſte - hen aufgericht. Pſ. 20. v. 9. Fuͤhrte auch endlich ſeine Seele im Friede aus der Welt zu ſeinen Außerwehlten Him - mels-Buͤrgern / dehrer Mauren Heil / und dehrer Thore Lob heiſſen / Eſa. 60. v. 18. und da die Tage des Leides ſollen ein Ende haben ewiglich / Eſa. 60. v. 20. Da erfaͤhret nun ſei - ne Seele / daß es heiſſeE Turbis mundi Chriſtus ad a - ſtra vehit. ()

Aus ſo vielen Plagen
Wil uns fliegend tragen
Gottes Himmel-Wagen.
Apodo -

Apodoſis Generalis.

Apo - doſis Gene - ralis.

Und das iſt eben der Himmliſche Troſt-Straal / der aller fromen Theologorum gefluͤgelte Hertzen / unter ſo rauhen Winden der Anfechtung / erqvicket / daß Sie mit Pau - lo koͤnnen ſagen: Ich bin erfuͤllet mit Troſt / ich bin uͤber - ſchwencklich in Freuden / in allem unſerem Truͤbſal / 2. Cor. 7. v. 4. Weil ſie nemlich mit David wiſſen und glaͤuben / daß es heiſſe: E Turbis mundi Chriſtus ad aſtra vehit. Aus ſo vielen Plagen wil uns fliegend tragen Gottes Himmel-Wagen. Wenn der Apoſtel Paulus ſeinem Hertzen dieſes vorſtellete / konte ſelbiges / auch unter den rau - heſten Nordwinden der Truͤbſal / ſo gar ſich beruhigen / daß es ſich der Mahlzeichen Chriſti inniglich freuete / und mit Da - vid ſagte: Wie ſol ich dem HErꝛn vergelten alle ſeine Wol - that / die er mir thut: Ich wil den heilſamen Kelch nehmen / und des HErren Nahmen predigen / Pſ. 116: v. 12. 13. Die - ſer himmliſche Troſt-Straal machte Cyprianum / den Bi - ſchoff zu Carthago, zu allen Martern ſo gar freudig und be - reit / daß er nicht allein einen Danck - und Lob-Geſang GOtt anſtimmete als er hoͤrete / daß man ihn umb Chriſti willen zum Schwerdte verurtheilet habe / ſondern auch die Seini - gen im Teſtament dahin beſchied / daß ſie nach ſeinem Tode dem jenigen / der ihn enthaupten wuͤrde / fuͤnff und zwantzig Guͤlden zur Verehrung geben ſolten / qvasi beneficium ab eo, non interitum, accepturus; Beyerl: Loco Martyrium, pag. 280. 281.

Applicatio Specialis.

Appli - catio Specia - lis.

Solchen himmliſchen Troſt-Straal wuͤrckte auch der heilige Geiſt im Hertzen unſeres ſel: Herꝛn Ambts - Bru - ders und Mit-Chriſtens / darumb konte er ſo geduldigEſeynſeyn / beydes im Leben / und im Sterben. Wenn vielmal ſein Hertz ein recht Angſt-Schloß war / belagert / und umbfan - gen mit lauter Tzaroth, Angſt und Bangigkeit / beſon - ders in ſeiner toͤdtlichen Kranckheit / da es hieß: Circumſi - litagmine facto morborum omne genus, wie Iuve - nalis redet / Es haben ſich alle Arten der Kranckheiten umb mich gelagert / und ihn Gott dem Marter - Bilde JESU Chriſti ſo gar aͤhnlich werden ließ / daß er wol klagen mochte: Schauet doch und ſehet / ob irgends ein Schmertz ſey / wie mein Schmertz / der mich troffen hat; Denn der HErꝛ hat mich voll Jammers gemacht / Thren. c. 1. v. 12. ſo hielt er ſich durch inbruͤnſtiges Gebete zu ſeinem JESU / als dem goͤldenen Himmels-Wagen aller Gerechten / in glaͤubi - ger Zuverſicht / er werde ihn auch / avolando, fliegend fuͤhren aus ſeinen Noͤthen / aus dem 4. cap. Habac. v. 18.19. ſagend: aber Ich wil mich freuen des HErꝛen / und froͤlich ſeyn in GOtt meinem Heil: Denn der HErr / HErr / iſt meine Krafft / und wird meine Fuͤſſe machen wie Hirſch - Fuͤſſe / und wird mich in der Hoͤhe fuͤhren / daß ich ſinge auf meinemSeitenſpiel.

Was nun ſein Hertz begehret /
Hat JEſus Ihm gewehret.

Denn wie derſelbe Ihn mit den Seinigen / weil er lebte / aus vielen rauhen Winden und Noͤthen wunderlich fuͤhrete / alſo fuͤhrte er auch Seine Seele / am letzten Ende / gar aus dieſem Lande des Elendes / und befoͤderte Sie / aus der Tortur und Marter / zur ewigen Erloͤſung / aus dem finſtern Kercker / zur ewigen Freyheit / aus der Verachtung und Schande / zur Eh - re / aus der Muͤhe und Arbeit / zur Ruhe / aus der Belagerung des Hertzens / zum ewigen Triumph aller Gerechten / die vor dem ThroneGOttes ſtehen / angethan mit weiſſen Kleidern /undund tragen Palmen in ihren Haͤnden / Apoc. 7. v. 9. Er fuͤhrte ſie aus dem krancken / ſterblichen / Leibe ins verklaͤrte Reich der Herꝛligkeit / da die Jugend niemals veraltet / die Schoͤnheit niemals verblaſſet / die Geſundheit niemals ver - welcket / die Frende niemals abwechſelt / und die Suͤſſigkeit des Lebens kein Ziel hat / wie Auguſtinus redet: Da lehret ihn nun die allerſeligſte Erfahrung / daß in der Gerechten Hertz uñ Munde / mit grund der Warheit / es heiſſe: E Tur - bis mundi Chriſtus ad aſtra vehit: Aus ſo vielen Plagen wil uns fliegend tragen Gottes Himmel-Wa - gen. Oder ſeligen Fuͤhrung / die dir / treuer Diener Got - tes / in deinem JEſu wiederfahren! Wir ſehen deinem Gei - ſte billich nach gen Himmel / wie dort Eliſa ſeinem Elias / und ſchreyen dir nach / mit himmliſchen Begierden:

O liceat tecum vivere, ſicꝗ́ mori!
GOtt leit uns durch den Todes-Thal
Zu dier ins Lebens - Freuden-Saal!
Deñ ſiehe: Te nunc au〈…〉〈…〉 feri paſcunc cimelia cœli, Exanimat triſtesnos lacrumoſa dies. ()
Wir baden noch im Threnen-Pful /
Dich weidet GOtt auf ſeinem Stuhl.

Wir wallen noch dem HErꝛen im Lande des Elendes / be - kerckert mit mehr als tauſend Aengſten / die ſich taͤglich / als ein groſſes / weit außgebreitetes / Krieges-Heer / umb uns la - gern / daß wie unter lauter Torturen und Martern Chriſti Mahlzeichen an unſerem Leibe tragen muͤſſen / Gal 6. v. 17. und unſer Leben nichts mehr heiſſet / denn die allertraurigſte Creutz-Schule / darinnen GOtt die Seele / durch mancher - ley Amal, Muͤhe und Arbeit / Laſt und Beſchwerꝛligkeit / der - maſſen beuget und demuͤttiget / daß wir klagen muͤſſen: DieE ijAngſtAngſt meines Hertzens iſt groß / fuͤhre mich aus mei - nen Noͤthen; Siehe an meinen Jammer und Elend. Du aber ſieheſt numehr das Gutte des HErꝛen im Lande der Lebendigen ewiglich / mit allen / die da kommen ſind aus groſſem Truͤbſal / und haben ihre Kleider gewaſchen / und ha - ben ihre Kleider helle gemacht im Blutt des Lammes / Apoc. 7. v. 14. In dieſem himmliſchen Canaan wird nun deine Seele mit dem allerſuͤſſeſten Milch - und Honig-Fluße des ewigen Segens ergetzet / deſſen Herꝛligkeit kein Auge ge - ſehen / 1. Cor. 2. v. 9. Sie iſt geriſſen aus allen An - guſtiis obſidionalibus, und Belagerungs - Aengſten des Hertzens / traͤget die Palmen des ewigen Triumphes - ber alle ihre Feinde / Torturen / und Martern / ſo ſie taͤglich bekraͤnckten auf Erden. Denn die Hand des HErren hat ſie auffgenommen / darinnen Sie keine Qvaal anruͤhren wird / Sap. 3. v. 1. Sie iſt nun aus dem Staube der Ver - achtung / und Demuth / erhoͤhet / und mit der unverwelcklichen Krone der Ehren bekraͤntzet / darunterSie / nach ſo mancher - ley Amal / Muͤhe und Arbeit / Ruhe findet in der erqvicken - den Genaden-Schoß Ihres GOttes ewiglich. Wir leben noch unter den Suͤndern / muͤſſen uns / mit dem fromen Loth / taͤglich graͤmen / wenn die Gottloſen mit ihren unge - rechten Wercken unſere Seele qvaͤlen / und aͤrgern / 2. Pet. 2. v. 8. und mit Senecâ klagen: Cogita, qvantum circa Te videas malorum; Aſpice, qvam nullum ſit nefas ſine exemplo, qvantum qvotidiè neqvitia proficiat, qvantum publicè, privatimꝗ́, pecce - tur. Betrachte doch / wie allenthalben umb dich die Laſter bluͤhen; Schaue / wie keine Leichtfertigkeit ohne Exempel ſey / wie taͤglich dieBoßheit wachſe / wie man / ſo wol offentlich / als heimlich / mit den Laſtern ſpiele / und ſchertze. Es gehet uns / wie Hieronymo, der uͤber ſein aͤrgerliches Vater -land /land / Stridonem, in einer epiſtel an Chromatium klaget: Mea patria ruſticitatis vernacula, Deus ven - ter eſt, & in diem vivitur, & ſanctior ille, qui di - tior. (Gerhard. Patrolog. p. 302.) Mein Vater - land iſt eine Veraͤchterin der himmliſchen Weißheit / eine wolluͤſtige Braut des Teufels / dehrer GOtt ihr Bauch iſt; Man lebet in Tag hinein / und haͤlt einem alle Laſter zu gutte / der nur reich iſt. Du hingegen biſt weggenommen aus dem Leben unter den Suͤndern / Sap. 4. v. 10. und in den ewigen himmliſchen Stand der Unſchuld hingeruͤcket / darin - nen iedermann / in vollkommener Heiligung / GOtt ſchauet / mit reinem Hertzen / Matth. 5. v. 8. Ebr. 12. v. 14. und dein Geiſt ſich ruͤhmen kan / daß er ſey Cœli civis, do - meſticus Domini Sabaoth, frater beatorum ſpiri - tuum, & cohæres virtutum cœleſtium. (Bernh. Serm. 35. in Cantic.] Ein Buͤrger des Himmels / ein Haußgenoß des HErren Zebaoth / ein Bruder der heiligen Engel / und Mit-Erbe aller himmliſchen Tugenden. Un - ſer Leben iſt noch eine beſchwerꝛliche Ritterſchafft / 1. Tim. 1. v. 18. dabey wir taͤglich zu kaͤmpfen haben / bald mit dem Teufel / bald mit boͤſen Menſchen / bald mit unſerem eigenen Fleiſche und Blutte / und ſtets vonnoͤthen iſt / die Seele zumGebrauch der geiſtlichen Waffen alſo anzufeuren: Imparati nun - qvam ſimusad luctandum; ubiꝗ́ hoſtes & Antago - niſtæ, ubiꝗ́ tentationes & pedicæ, ubiꝗ́ luctationes & certamina; ideo nunqvam ponenda ſunt arma, nunqvam condendus eſt gladius. (Drexel. in Palæ - ſtrâ Chriſtianá pag. mihi 967.) Laſſet uns allezeit zum kaͤmpfen ferttig ſeyn; denn wir haben allenthalben Feinde / und Wiederſacher / die uns uͤberall mit ihren Schlingen / und Feſſeln / verſuchen zufangen; allenthalben wird uns Kampf angeboten / darumb ſollen wir niemals die Waffen unſererE iijRitter -Ritterſchafft niederlegen / niemals unſer Schwerdt einſte - cken. Dich aber hat dein himmliſcher Jrenarcha, und Friede-Fuͤrſt / Chriſtus / in ſein himmliſches Jeruſalem auff - genommen / ubi eſt, & erit, Securitas ſine timore, jueunditas ſine dolore, tranqvillitas ſine labore; Da iſt / und ewig ſeyn wird / Sicherheit / ohne Furcht / liebliches Weſen / ohne allen Schmertz / und Ruhe / ohne Arbeit / wie Innocentius redet / (Serm. 1. Dom. Læt. pag. 50.) Die Welt / darinnen wir noch leben / iſt Regio mortis, ein Land des Todes / wie ſie Chryſoſtomus nennet / darin - nen taͤglich unſer Leib von ſo vielen Kranckheiten zerruͤttet wird / / daß Hippocrates recht geſagt: Totus homo mor -(*) v. Renodæi Inſtitutio - nes Pharma cevt. Lib. 1. cap. 3, pag. 6. bus eſt: (*) Der gantze Menſch iſt nichts als Kranck - heit. Du hergegen haſt die irꝛdiſche Huͤtten deines kran - cken / ſterblichen / Leichnams abgeleget / Sap 9. v. 15. und biſt nun den Engeln gleich / Luc. 20 v. 36. uͤberkleidet mit himmliſcher Verklaͤrung / dabey alles Sterbliche ver - ſchlungen worden iſt von dem Leben / 2. Cor 5. v. 4. Du ſieheſt nun GOtt / von Angeſicht / im himmliſchen Pnuel, und deine Seele iſt geneſen / Gen. 32. v. 30. Denn wo dein Geiſt wohnet / da iſt das neue Jeruſalem / in welchem GOtt abwiſchen wird alle Threnen von deinen Augen / und der Tod wird nicht mehr ſeyn / noch Leyd / noch Geſchrey / noch Schmertzen / wird mehr ſeyn / Apoc. 21 v. 2. 4. Wir leben noch in tragico crucis & lucis Cambio, in ſchnoͤder Abwechſelung des Lichtes / und der Finſternis / der Freude / und Bangigkeit; und wenn vielmal unſer Hertz kaum angefangen hat / gutter Dinge zu ſeyn / ſo tritt ſchon wie - derumb eine boͤſe Stunde ein / die machet / daß man aller vorigen Freude vergiſſet / Sir. 11 v. 29. Du hingegen haſt den wandelbaren Geluͤcks-Monden uͤberſtiegen / ſieheſt das Thal der Eitelkeit zu deinen Fuͤſſen liegen / in ſicheren Woh -nungen /nungen / und in ſtoltzer Ruhe / Eſa. 32. 18. Dabey keine Veraͤnderung / noch Abwechſelung des Lichtes / und der Fin - ſternis / mehr zufuͤrchten / Jac. 1. v. 17. Denn GOtt hat dich zu ſichgezogen / aus lauter Guͤtte / Jer. 31. v. 3. Da - rumb wird deine Sonne nicht mehr untergehen / noch dein Monde den Schein verlieren; Denn der HErr wird dein ewiges Licht ſeyn / und die Tage deines Leides ſollen ein Ende haben / Eſa. 60. v. 20. O Du ſeliger Diener Got - tes / in Seinem Ewigen Heiligthum / und Tempel! Wir ſchreyen deinem verklaͤrten Geiſte nochmals nach / mit himmliſchen Begierden:

O liceat Tecum vivere, ſicꝗ́ mori!
GOtt leit uns durch den Todes-Thal /
Zu dir / ins Lebens Freuden-Saal!

Dies alles laſſen Sie in Ihrem Hertzen reiche Frucht des Troſtes wuͤrcken / betruͤbteſte Frau Wittib / betruͤb - te / Vaterloſe / Waͤyſen und Kinder. Denn ſiehe / der getreue GOtt / welcher Ihren ſeeligen Ehe - Herꝛen / und Herꝛn Vater / in ſeiner irꝛdiſchen Hertzens-Qvaal kein - mal ohne Him̃liſchen Troſt-Strahl gelaſſen / und immer aus allen Belagerungs-Aengſten / Torturen und Martern Seines Hertzens / aus der traurigſten Schule der Demuth und Anfechtung / aus aller beſchwerꝛlichen Muͤhe und Arbeit dieſes Lebens / durch ſeinen Sohn / als den goͤldenen Him - mels-Wagen aller Gerechten / außgefuͤhret / daß er in ſeinem Leben / Leyden / und Sterben / ſagen koͤnnen:

E Turbis mundi Chriſtus ad aſtra vehit:
Aus ſo vielen Plagen
Wil uns fliegend tragen
Gottes Himmel-Wagen;

Wil nicht weniger ein Zeichen an Ihnen allerſeits thun / daß es Ihnen wolgehen ſol. Werden Sie / nach dem ſchoͤ -nennen Fuͤrbilde ihres ſeligen Ehherrens / und Herꝛn Vaters / inter borealia flabra malorum, unter den rauhen Winden ihrer Hertzens-Angſt und Truͤbſal / Ihrem Je - ſu treu verbleiben / imGlauben / in derGeduld / Hoffnung / und bußfertigenGelaſſenheit der Seelen / ſo wird der himmliſche Gnaden-Strahl ſeines Troſtes / und huͤlffreichen Wolma - chens / Sie in Noth und Tod auch umbleuchten / daß ihr Hertz wird ſagen koͤnnen: E turbis mundi Chriſtus ad aſtra vehit. Aus ſo vielen Plagen wil uns fliegend tragen Gottes Himmel-Wagen. Deſſen vergewiſſert ſie ſein Mund nicht nur in genere, wenn er / ins gemein / uͤber alle Gerechten einen ſolchen ſchoͤnen Segen ſpricht: Die Ta - ge meines Volckes werden ſeyn wie die Tage eines Baumes / und dasWerck ihrer Haͤnde wird alt werden bey meinen Auß - erwehlten. Sie ſollen nicht umbſonſt arbeiten / noch unzeiti - ge Geburt gebaͤren / denn ſie ſind der Saame der Geſegneten des HErren / und ihre Nachkommen mit ihnen: und ſol ge - ſchehen / ehe ſie ruffen / wil ich antworten / wenn ſie noch reden / wil ich hoͤren / Eſa. 65. v. 23. 24. ſondern er verſiegelt auch dieſen Troſt gar in ſpecie, in ihren Hertzen / wenn er ſich vor den allertreueſten Witwen - und Waͤyſen-Pfleger / durch ſeinen Geiſt / außgiebet / Pſal. 146. v. 9. ſagend: Der Herꝛ behuͤttet Frembdlinge / und Waͤyſen / und erhaͤlt die Witwen. Zu dieſem Troſt-brunnen ihres Gottes halte ſie ſich / betruͤbte - ſte Frau Wittib / Sie gedencke / daß den bitteren Myrꝛhen-be - cher ihres Wittwen-Creutzes GOtt ſelbſt / wolmeinend / ihr eingeſchencket / als welcher aus weiſem Rathe beſchloſſen / Ih - re Seele / unter ſo rauhen Winden / den Weg zum Himmel finden zulaſſen / damit Sie durch mancherley Anfechtung im Glauben bewehret / Tob. 12. v. 13. in der Geduld geuͤbet / zum Gebet angeflammet / von der Welt abgeriſſen / und zu einer Hertz inbruͤnſtigen Liebhaberin des Himmels zuberei -tettet werden moͤge / und alſo ſeine Rechte an Ihr taͤgliche Gelegenheit finde / zu beweiſen / daß er der fromen Witt - wen Richter / und wunderbahrer Helffer ſey / Pſal. 68. v. 6. (ρ) Chry - ſoſt. Hom. 8. in Matt. Tom. 3. pag. 54. D. Miſerꝛcors Deus - ſtis rebus qvædam ju cunda per miſcet, qvod in o - mni vitâ ſanctorum reperias, qvæ miræ - bili Varie - tate conte - xta eſt. O wie ſelig ſind wir doch / wenn alſoGOtt wolrichendeGlau - bens - und Tugend-Roſen aus uns machet / unter den Dor - nen! Cantic. 2. v. 2. und durch ſein heilſames Wolmachen / in vielem Creutze / unſere leibliche / geiſtliche / und ewige Selig - keit pflantzet! Haltet euch zu dieſer him̃liſchen Troſt-Qvel - le / betruͤbte Waͤyſen und Kinder; Gedencket / weil Ihr le - bet / an Euren ſeligen Herꝛn Vater. Hieß nicht deſſen Leben eine / von GOtt / aus Freude und Leid / Heil und Truͤb - ſal / wunderlich zuſam̃en gegliederte Wechſel-Kette / (wie etwa Chryſoſtomus das Leben aller Gerechten aufErden be - ſchreibet. ) (ρ) Wenn vielmal die Angſt ſeines Hertzens am groͤſten war / und ſelbiges dachte: Nun bin ich gar dahin: Thren. 3. v. 54. ſo war die Rechte des HErren ſchon ge - ſchaͤfftig / alles zu aͤndern / und fuͤhrte Ihn immer wunderlich aus ſeinen Noͤthen. Darumb laſſet / in glaͤubiger Betrach - tung deſſen / die Erfahrung euch erlaͤutern / was Paulus(σ) v. Johann: Erneſti Ger har di Præ - fationem, Prælectio - nibꝰ; Chem - nitianis, in Locos The - olog: Hut - tero Cun - diſianos, (qvæs publicæ lu - ci dedit) præfixam. ſchreibet: GOtt iſt getreu / der euch nicht laͤſſet verſuchen uͤber euer Vermoͤgen / ſondern machet / daß die Verſuchung ſo ein Ende gewinne / daß ihrs koͤnnt ertragen / 1. Cor. 10. v. 13. Werdet Ihr beydes die weiſe Lehre / und das ſchoͤne Fuͤrbild eures ſeligen Herꝛn Vaters eurer Seelen Leit-Stern ſeyn laſſen / bis in Todt / ſo wird auch euer himmliſcher Vater / in aller eurer irꝛdiſchen Hertzens-Qvaal / zu eurer Seelen ſpre - chen: Ich bin deine Huͤlffe / Pſal. 35. v. 3. und euch nie - mals Waͤyſen laſſen / Johan. 14. v. 18. Die Araber haben ein Sprichwort: Non eſt Orphanus, cujus obiit pater: ſed Orphanus eſt, qvi ſcientiam non haber, & eru - ditionem. (σ) Der iſt nicht eine verlaſſene Waͤyſe / wel - chem ſein Vater geſtorben / ſondern der iſt eine Waͤyſe / der nichts verſtehet / und gelernet hat. Wir gebrauchen uns heu -Ftete dieſer Worte billich / als glaͤubige Chriſten / ſagende: Non eſt Orphanus, cujus obiit pater; ſed Orphanus eſt, qvi Deum non habet providum Spudaſten: Der iſt nicht verwaͤyſet / deſſen Vater geſtorben / ſondern der iſt ein verlaſſenes Waͤyſen-Kind / welcher keinen genaͤdigen GOtt im Himmel hat. Fuͤhret dieſes zu eurem Symbolo, be - truͤbteſte Prieſter-Waͤyſen / und befleisſiget euch / aus gott - ſeeliger Erwegung deſſen / nach dem ſchoͤnen Fuͤrbilde eures ſe - ligen Herꝛn Vaters / zu haben / in dem Bunde des gutten Ge - wiſſens / einen genaͤdigenGOtt imHimmel. So werdet Ihr niemals ohne Vater ſeyn. GOtt ſelbſt wird ſich / als ein wolthaͤtiger Vater / eurer hertzlich annehmen / euch immer wunderlich forthelffen / und durch die Freuden-Sonne ſeines Troſtes eure weinende Augen abtrocknen; daß Ihr werdet in freudiger Zuverſicht mit David ſagen koͤnnen: Mein Va - ter und meine Mutter verlaſſen mich / aber der HErr nim - met mich auf / Pſal. 27. v. 10.

Leitet auch dieſen Troſtbrunnen in euer Hertz / alle / die Ihr in dieſem Berndorffiſchen Kirchen-Zion den HErren fuͤrch - tet. Gedencket an euren treugeweſenen Lehrer / und lernet aus glaͤubiger Behertzigung deſſen / was Ihm nach Gottes Rath begegnet / daß kein fromer Chriſt / auch unter den aller - rauheſten Winden der Truͤbſal und Angſt / an der Genade ſeines Gottes zweifeln duͤrffe. Sind nicht immer der froͤm - ſten / und allerliebſten / Kinder Gottes Augen / vor andern / wie die Teiche zu Heßbon / Cantic. 7. v. 4. und Ihre Hertzen ein taͤgliches Bogen-Ziel des Allmaͤchtigen / Job. 7. v. 4. Thren. 3. v. 12. mit ſo vielen Creutz-Pfeilen durchboret / daß Ihre Seele wol klagen moͤchte:

Non tot Achæmeniis armatur Suſa ſagittis, Pectora qvot telis noſtra Jehova ferit. ()

Es gab nicht ſo viel Pfeile in der Ruͤſt-kammer zu Suſis, alsPfeile /Pfeile des Allmaͤchtigen in meinem Hertzen ſtecken. Es leh - rets euch ja die / auf Erden erlittene / Hertzens-Qvaal eu - res fromen Predigers; Es mahlens euch vor Augen die Exempel aller heiligen Gottes / dehrer die heilige Schrifft ge - dencket / qvi omnes non per pancarpiam voluptatis Coronam, ſed per magnas afflictionesſpecimen pro - batæ fidei oſtenderunt: Welche alle nicht durch herꝛli - ches Wolleben / ſondern durch groſſes Creutz und Truͤbſal ein ſonderlichExempel des bewehrtenGlaubens erwieſen / wie Ba - ſilius redet. Denn GOtt hat weißlich beſchloſſen / Seine Glaͤubigen mit naſſen Augen / und bleichen Angeſichtern / (Jerem. 30. v. 6) in ſeine Herꝛligkeit zufuͤhren; Bey An - merckung / daß kein Chriſt ein Gefaͤß der Herꝛligkeit werden koͤnne / er ſey denn zuvor in den Koth des Creutzes getreten worden: nach den ſchoͤnen Worten des beruͤhmten Philolo - gi, Paſoris, (τ) Lutum non fit urceus, niſi tunda -(τ) v. Paſor: Lexic: pag. 632. tur, ſic nec corpora noſtra fiunt vaſa gloriæ, niſi prius tot fuerint ſubacta calamitatibus. Wie der Thon zu keinem Gefaͤſſe wird / ehe man ihn mit Fuͤſſen getre - ten / und geſtoſſen hat; Alſo moͤgen unſere Leiber nicht Gefaͤſ - ſe der Ehren werden / wenn ſie GOtt nicht zuvor durch ſeinen Creutz-Fuß wol betreten hat. Wenn euch demnach GOtt auch die rauhen Winde der Kranckheits-Noth / der Verfol - gungs-Noth / der Armuths-Noth / und allerley Truͤbſal an - hauchen laͤſſet / ſo wegert euch der Zuͤchtigung des Allerhoͤch - ſten nicht / zweifelt nicht an ſeinem liebreichen Wolmeinen / murret nicht wieder Sein heilſames Gerichte / ſondern bleibet / nach dem ſchoͤnen Fuͤrbilde eures ſeligen Herꝛn Pfarrn / eu - rem Jeſu / unter allen ſeinen Mahlzeichen / getreu / bis in den Tod / in reinem Evangeliſchen Glauben / in ſtiller Geduld / uñ Hoffnung / und in dem Bunde des gutten Gewiſſens / daß in eurem Hertzen es heiſſen moͤge: Ey ſo ſtuͤrme Suͤnd und Todt / Teufel / Hoͤlle / Creutz / und Leiden / Es ſol dennoch keine Noth michvonvon meinem Jeſu ſcheiden; Er bleibt meine Zuverſicht / wenn mir Hertz und Augen brechen / ſo ſol doch die Seele ſprechen. Meinen JEſum laß ich nicht. So wird euch euer JEſus wiederumb treu bleiben / unter allem finſteren Gewoͤlcke / und allen rauhen Winden / eurer Hertzens-Qvaal / euch mit dem him̃liſchen Troſt-ſtrahle ſeines Wortes / Geiſtes / und Heils / erqvicken; und dermaleins im Tode eur ὄχημα ϖρὸς οὐρανον und goͤldener Himmels-wagen ſeyn / darauf eure Seele / mit Frieden von hinnen fahrend / jauchzen wird: E turbis mun - di Chriſtus ad aſtra vehit. Aus ſo vielen Plagen wil uns fliegend tragen Gottes Himmel-Wagen.

Alſo haben wir dem ſel. Herꝛn Pfarꝛ ſein geiſtliches Ceno - taphium, und Grab-Mahl / bereitet / welches uns darſtellet ſo wol / Sacerdotii terrena Nubila: Treuer Lehrer und Prediger irꝛdiſche Hertzens-Qvaal / in dem Bilde eines gefluͤgelten Hertzens / welches unter einem finſtern Gewoͤlcke / auf allen Seiten / von gewaltigen Sturmwinden angegan - gen wird / mit ſolchem Lemmate: Eſt pia mens inter bo - realia flabra malorum. Unter ſehr rauhen Winden / muß man den Himmel finden: als auch Sacerdotii ſe - rena cœli Jubila: Fromer Lehrer und Prediger him̃ - liſchen Troſt-ſtrahl; in dem Bilde eines / mit ſchoͤnen Gold - ſtrahlen / gezierten / Triumph-Wagens / der / von zweyen ge - fluͤgelten Roſſen gezogen / eine Seele aus einem finſtern Un - gewitter Wolcken an fuͤhret / mit ſolchem Lemmate: E turbis mundi Chriſtus ad aſtra vehit. Aus ſo vielen Plagen wil uns fliegend tragen Gottes Himmel-Wagen. Damit wir nun al - lerſeits mit ſolcher unausſprechlichen Himmels-Wagen-Freude Je - ſu Chriſti bekroͤnet leben und ſterben moͤgen / ſo laſſct uns zum Be - ſchluß / wie wir angefangen haben / ſeuffzen:

Jeſu gieb uns deinen Geiſt / daß er unſer Hertz erqvicke / Und fuͤhr uns aus aller Angſt in dein Paradies Geluͤcke! Amen / HErre JESU / Amen!

I. N. J. Lebens-Lauff / Herꝛen Salomon Henſels / Pfarꝛ - Ers zu Berndorff /

OB wol mancherley Sachen in der Natur uns vorgeſtellet werden / worbey wir uns unſerer Sterbligkeit erinneꝛn koͤnnen; So iſt doch ſonderlich denckwuͤrdig / was der beruͤhmte alte Kirchenlehrer Gregorius Nyſſenus zu diſem Ende den Bibel-Leſern vorhaͤlt / wi Si bey den Nahmen der erſten Buͤcher in der Bibel Ihrer Sterbligkeit wahrnehmen ſollen. Denn wi das erſte Buch den Nahmen fuͤhret Geneſis, und von der Welt Anfang / und des Menſchen Eingang in diſelbe redet: Das andere Buch aber Exodus genennet wird / und die Drangſalen / ſo das Iſraelitiſche Volck in Egypten erdulden muͤſſen / auch den herꝛlichen Außgang auß der jammer-vollen Beſchwerligkeit meldet: Alſo ſolle ein iegli - cher welcher in diſe Welt gebohren worden / und ſeinen Eingang gehalten / erwegen / er habe hier keine bleiben - de Staͤtte / ſondern wenn er kaum hinein gegangen / oder ein wenig darinnen unter vielem Kummer / Sorge / und Drangſeligkeiten / als in einem Dienſthauſe gelebet / ſo ſol - le er ſich zum Außgange wieder bereiten / darbey aber[G]im Fortgange ſich alſo zuverhalten bemuͤhen / damit er ein Ruhmwuͤrdiges Andencken nach ſich laſſe.

Welches denn an ſeinem Orte / der Wol-Ehrwuͤrdige Vor-Achtbare und Wol-gelehrte Herꝛ Salomon Henſel / treugeweſener und Wol-verdienter Pfarꝛherꝛ und Seelen-Sorger bey hieſiger Chriſtlichen Kirche zu Berndorff (dem wir anitzo den letzten Lib-undEhrendinſt durch Chriſtehrliche Leich-Begaͤngnis erweiſen) ſo wol in acht genommen / daß faſt ſchwer zuentſcheiden / ob er mehr wegen ſeines Ehrlichen Lebens Einganges / oder Chriſtziemenden Lebens Fortganges / oder deſſelb - ten Glaubens-vollen ſeeligen Ausganges zuruͤhmen / und den Nachkommenden zu beharꝛlichem Andencken / auch geziemender Nachfolge / vorzuſtellen ſey.

Wenn man beySeines LebensEingange Ruhm wolte ſuchen an dem Wol-verhalten der alten Ahnen / ſo koͤnte man in richtig auffſteigender Linie nennen und an - fuͤhren die jenigen / ſo fuͤr mehr als 300. Jahren dem da - mals Graͤfflich-anitzo Hoch-Fuͤrſtlichen Hauſe zu Wuͤr - tenberg / dann dem Marck-Graͤffl. Hauſe Brandenburg / nachmals auch von 1418. bis 1507. dem Durchlauchten Hauſe der Hertzoge in Schleſien zur Lignitz und Brig / mit Hofedienſten verbunden geweſen / den Zug in das gelobte Land zum heiligen Grabe zu Jeruſalem verrichtet / zum Ritter geſchlagen worden / auch unter den Lobwuͤrdigen Roͤmiſchen Kayſern / Sigismundo und Friderico, wi nicht weniger unter den Loͤblichen Koͤnigen Uladislao und Mat - thia Corvino in Hungarn / in Kriegs-Dienſten wider den Tuͤrcken ſich haben brauchen laſſen / und fuͤr die Chriſten -heitheit Ihr Blutt und Leben auffgeopfert. Man uͤbergehet aber dieſes wolbedaͤchtig / und iſt wolvergnuͤget / daß man mit Warheit ruͤhmen kan / es habe das Henſeliſche Ge - ſchlechte / auch nach dem es beym Husſiten Weſen / und dem Großglogauiſchen Krige / welchen Hertzog Hans mit dem Koͤnige Matthia Corvino gefuͤhret / durch Raub und Brand / an Seinem Vermoͤgen ſehr abgenommen / und vermittelſt Verheirahtung in das damals vornehme Helmrichiſche Geſchlechte 1507. in Goldberg ſich ſeßhafft gemacht / und Buͤrgerliche Nahrung zutreiben angefan - gen / ſich iederzeit Ehrlich und untadelhafftig verhalten. Auch daß der ſeelig verſtorbene HerꝛPfarꝛ von woltuͤchtig - und Ehren-wehrtenEltern / zu Peterswaldau im Reichen - baͤchiſchen Weichbilde / Schweidnitzſchen Fuͤrſtenthums / im Jahr Chriſti 1633. den 29. Octobr. des Abends umb 10. Uhr den Eingang Seines Lebens / durch Gottes Gna - de / erlanget.

Da Sein / nunmehr wolſeeliger / Herꝛ Vater gewe - ſen / der Wol - Ehrwuͤrdige / Groß-Achtbare / und Wolge - lehrte Herꝛ JOHANNES Henſel Pfarꝛherꝛ zu Peters - waldau / di nunmehr ſeelige Frau Mutter aber / di Wol - Ehrbare / vielerEhren - und Tugendreiche Frau ANNA gebohrne Kretſingin (Titul) Herꝛn Johann Kretſings / Weyland treugeweſenen Pfarꝛherꝛns zum Lehn und Wi - ſenthal / und Frauen Annæ, gebohrner Eichlerin / Eheleib - liche Tochter. Ob nun wol Seine Geburth und Le - bens-Eingang einfiel in eine wegen des Kriegs und derPeſt hoͤchſt-gefaͤhrliche Zeit / ſo daß dieſelbe Woche / da der ſeelig Verſtorbene Sonnabends gebohren ward / uͤber 200. Per - ſonen zu Peterßwaldau an der Peſt geſtorben / und die je - nigeBademutter / ſo ihn außgebadet / gleichfals den andern Tag hirauff durch di Peſt auß diſem Leben weggerafftG ijwordenworden; ſo hat doch der treue GOtt di hohe wunderbare Gnad erwieſen / daß weder Mutter noch Kind dißfals eini - gen Schaden empfangen / noch einige Kranckheit empfun - den. Es haben aber wolgedachte ſeine liebe Eltern / inBe - trachtung der leiblichen und geiſtlichen Gefahr / mit Ihm alsbald zu der heiligen Tauffe den 30. Octobr. geeylet / ihn Seinem Erloͤſer JEſu Chriſto einverleiben / und mit dem Namen Salomon benennen laſſen. Auch nachmaln / ſo bald er an Jahren und Verſtand etwas zugenommen / zu hertzlichem Gebete angewehnet. Und weil Si wol erwo - gen / daß auch di allerbeſten Ingenia, ſo ſi durch eigene Tugend beſtaͤndigen Ruhm erhalten ſollen / gutter Unter - weiſung / und loͤblicher Anfuͤhrung hoͤchſt benoͤthiget ſeyn / haben Si allen Fleiß angewendet / hirmit er zu Ruͤhmli - chem Lebens Fortgange / in der wahren Gottes - furcht / erlernung des Catechismi / wolanſtaͤndigen Tu - genden / auch noͤthigenSprachen undWiſſenſchafften wol moͤchte unterwieſen werden. Zumaln Si bey Ihm / wi - wol in einem kraͤncklichen Leibe ein faͤhig hurtiges Ingeni - um verſpuͤret. Da denn der Allerhoͤchſte ſolche Unter - weiſung derogeſtalt geſeegnet / daß Er unter Vaͤterlicher und Bruͤderlicher / treuer Information zu Hauſe in Latei - niſcher / auch zum Theil Grichiſcher / Sprache / in Stylo ſo - luto & ligato, wi auch qvoad Præcepta Logices & Rhe - torices ſothanen Grund erlanget / daß Ihn ſein Herꝛ Vater An. 1650. den 2. Auguſt. nach Breßlau in das flo - rirende wolbeſtelte Gymnaſium zu S. Maria Magdalena fuͤhren moͤgen; Da er denn nach beſchehenem Examine tuͤchtig erfunden worden in Primum Ordinem, tertiam Clasſem, ſcamnum penultimum geſetzet zuwerden. All - woer denn di nimals genungſam belobte Schul-Maͤnner / Herꝛn M. Henricum Cloſium (der aber nur 3. virtel Jahrnochnoch gelebet) Herꝛn M. Valentinum Kleinwaͤchtern als Rectorem; Herꝛn M. Johannem Fechnerum als Con - Rectorem, Herꝛn Wolgang Styrium als Oratoriæ & Philoſophiæ Practicæ Profesſorem; und Herꝛn M. Chri - ſtophorum Scholtzen Mathematica Profitentem, mit groſſem Nutz bis ins 5. Jahr gehoͤret. Und weiln er di erſten 2. Jahr fuͤr ſein Geld an den Tiſch gegangen bey Herꝛ Daniel Bencken / damalsReichkramern; Nachmals aber faſt 3. Jahr Liberale Hoſpitium bey Hn. George O - pitzen Buͤrgern auff der Maͤntler Gaſſe in Breßlau / er - langet / und ohne groſſe Verhinderung Seine Studia fort - ſetzen koͤnnen / Ihm auch ſowol di Herꝛen Præceptores in der Schule / als Herꝛ und Frau im Hoſpitio, wolgewogen geweſen / der treue GOtt ihn uͤber diß di gantze Zeit uͤber geſund bleiben laſſen / hat er binnen ſolcher Zeit ſothane Profectûs erhalten / daß / ſonderlich in den letzten Jahren / kein Actus publicus iſt gehalten worden / darbey er nicht in Latein oder Grichiſcher Sprache / in ſolutâ oder ligatâ, eine Oration ablegen muͤſſen. Maſſen ſolches di gedruck - ten Programmata, auch das Anno 1652. von einem Wol - Edlen Geſtrengen Rathe der Kayſerlichen StadtBreßlau offentliche erhaltene Præmium, und nicht weniger di ruͤhmlich ertheilten Teſtimonia Scholaſtica, ſo er bey ſei - nem Abzuge vom Herꝛn Rectore und Hn. Con. Rectore erhalten / genungſam beſtaͤttigen. Als er nun faſt 5. Jahr inſolchem Gymnaſio verharret / und ad altiora ſich habilitiret / haben Ihn Seine Herꝛen Præceptores, nach - dem er publicè, durch ein Carmen Heroicum de Hortis, valediciret / mit gutten Wuͤnſchen und ertheilten Recom - mendationen geneigteſt dimittiret und begleitet.

Iſt demnach vonBreßlau Anno 1655. den 26. Mart. St. nov nebenſt andern ſeinen Commilitonibus auff die Weltberuffene UniverſitaͤtWittenberg gereiſet / den 5. Apr. G iijunterunter Gottes Schutz gluͤcklich daſelbſt ankommen / folgen - den Tages / den conſuetum Ritum Depoſitionis / unter dem weitberuͤhmten Phyſico, Herꝛn Johann Sperling / als damaligen Decano uͤberſtanden; und ſo dann bey dem damaln Magnifico Rectore Herꝛn D. Andrea Ku - nad S. S. Theol. Profesſore in Album Academieum als ein Membrum der Univerſitaͤt ſich immatriculiren und einſchreiben laſſen.

Wi er nun wol wuſte / daß nichts theurer als die fluͤch - tige Zeit / ſo hat Er derſelben an ſolchem Orte wol wahr - genommen / und den Stud[i]is embſig obgelegen. In Er - wegung aber daß denen / ſo in der Theologiâ was frucht - barliches practiciren wollen / ordentlicher Weiſe / di Phi - loſophia, in rechtem Gebrauche / wol zuſtatten komme / hat er nicht allein der Herꝛen Profefforum und A djun - ctorum in Facuitate Philoſophicâ, publicas Lectiones & Diſputationes fleiſſig beſucht / ſondern auch unter Ih - nen ſothane Collegia privata gehalten / vermittelſt derer er Sein Studium Philoſophicum zu continuiren und zu abſolviren ſich bemuͤhet.

DiSonnen-Wende neiget ſich iederzeit nach derSon - nen; Ein Studioſus aber billich nach Seinem vornehm - ſten Scopo. Weiln denn der Seelige Herꝛ Pfarꝛ von Kin - desbeinen ſein Gemuͤtte der Theologiæ gewiedmet / hat er in derſelben moͤglichſt perfectioniret zu werden / di ge - ſambten Herꝛen Doctores und Profesſores Theologiæ, Ordinarios & Extraordinarios in publicis Lectionibus, privatis Collegiis und gehaltenen Diſputationibus fleis - ſig gehoͤret / und was zu ſeinem Scopo nuͤtzlich / in muͤhſa - mer Auffmerckung beobachtet / und darbey offtermals tam opponendo quam reſpondendo in publico Audito - rio und PrivatisCollegiis ſich ſehen und hoͤren laſſen. Maſ - ſen er denn unter dem Præſidio des Hochgelehrten HerꝛnM Ca -M. Caroli Ortlobs / damals der Philoſophiſchen Facul - taͤt Adjuncti Anno 1657. de Sole; unter dem Præſidio (Titul Herꝛn M. Johann Chriſtophori Letſchii, ſo an itzo Paſtor und Senior Primarius zum Brieg Anno 1658. de Aëre; und eben diſes Jahr den 17. Junij de Extremo Ju - dicio unter Ihrer Hochwuͤrdigen Excellentz, Herꝛn D. Johan. Meiſnero. S. S. Theolog. Profeſſore Publ. und Præpoſito zu Wittenberg / (bey welchem er di letzten Jah - re Stub und Tiſch gehabt / und Seiner Bibliothec gebrau - chen moͤgen) ruhmwuͤrdig diſputiret. Und alſo geſucht ſich derogeſtalt zu habilitiren / daß er dermaleines wol qvalificiret / GOtt / ſeiner Kirchen / und dem Vaterlande dienen / auch di hertzliben ſeinigen / bey ſeiner Zuruͤckkunfft / erfreuen moͤchte.

Nachdem er nun zu Wittenberg bis in das vierde Jahr Seinen Studiis fleisſig obgelegen / iſt er von dannen Anno 1658. den 4. Septembr. St. vet. in gutter Vergnuͤ - gung nach Schleſien / in ſein Vaterland / zu ſeiner liben / da - mals noch lebenden / Frau Mutter und Geſchwiſter / ver - reiſet / des Vorſatzes mit denſelben ſich zuletzen / und nach noͤthiger Diſpoſition, und Unterredung auff Straßburg / und folgends nach Tuͤbingen ſich zu wenden / und im Wuͤr - tenberger Lande / (wannenhero das Henſeliſche Geſchlecht fuͤr 300. Jahren in Schleſien kommen) kuͤnfftig Seine Befoͤrderung zuſuchen. Allein allhier hieß es: Homo pro - ponit, DEUS diſponit. Denn / als er herein kam / fuͤgte es GOtt / daß Ihme bey ſeiner Ankunfft alsbald von dem Hoch-Wol-Edelgebohrnen Herꝛen / Herꝛn Ernſt von Nimptſch und Roͤversdorff / Herꝛen auff Alten Schoͤnau / Schwartzbach / Kleinwandritſch etc. damaln der Fuͤrſten - thuͤmerSchweidnitz und Jaur Landes-Eltiſten / und Ober - Steuer Einnehmern Condition, Seine HochAdel. Kinder zu informiren / angetragen / und von den Seinigen gera -thenten ward / ſolche Gelegenheit nicht außzuſchlagen: Zu - maln er dahero mit der Zeit im Vaterlande Beforderung erhalten koͤnte. Da Er denn in Gottes Nahmen ſolche Condition angenommen / und der HochAdel. Jugend zu Alten Schoͤnau nach vorgegangenem examine in beyſeyn vornehmer Herren von Adel und anderer Gelehrten den I. Decembr 1658. als Informator vorgeſtellet worden. Bey welcher Function Er ſich denn ungeſparten Fleiſſes in al - lem ſo wol und ruͤhmlich verhalten / daß er der HochAdel. Herꝛſchafft zu Alten Schoͤnau / ſo lange Sie gelebet / auch nach ihrem Tode der Hoch Adelichen Anverwandten / hohe Wolgewogenheit bis an Seinen Tod in der That verſpuͤ - ren koͤnnen. Maſſen Er denn in ſolcher Function ſo lan - ge verharret / bis durch ſonderbare Schickung des Aller - hoͤchſten / derWol-Ehrwuͤrdige / Vor-achtbare uñWol-ge - lehrte Herꝛ Johann Hoffman / damals treuwolverdienter Pfarꝛ allhir zu Berndorff / numehr Seeliger Gedaͤchtnis / bey ſich ſchluͤsſig worden / bey ſeinem hohen Alter / und ab - nehmenden Kraͤfften / einen Subſtitutum im Ambte an - zunehmen / und hirzu des itzt Seelig verſtorbene Perſon belibet. Solch Sein Beliben auch durch eine Nahver - wandteGeiſtlichePerſon ihm kund thun / und ſeinen Willen erforſchen laſſen. Worauff Er / ſolch Anſuchen fuͤr einen Goͤttlichen Beruff achtende / ſich nach eingeholtem Rathe / erklaͤret: Er wolle ſich als einen Subſtitutum beſtellen laſ - ſen / wofern der Herꝛ Pfarꝛ bey Ihrer Fuͤrſtl. Durchl. di Vocation, und Verheiſſung zur Succesſion, außwuͤrcken koͤnte. Welches denn auch / durch GOttes Gnade / erfol - get. Und Er di Fuͤrſtl. Vocation auff ſolche Art und Weiſe d. 13. Septembr. 1667. erhalten. Worauff Er di zu Alten Schoͤnau gehabte Function mit guttemVergnuͤ - gen der Hoch-Adel. Herꝛſchafft wuͤrcklich reſigniret / den JungenHerren (SeeligerGedaͤchtnis) dem Herꝛn M. Chri -ſtianoſtiano Primkio P. L. C. damaligen Rectori der Lignitz - ſchen Schulen uͤberantwortet / di Sacros Ordines bey dem Ehr-wuͤrdigen Kirchen-Ambte / in Lignitz / geſuchet / prævio Examine ſolche den 24. Octobr. in der Kirchen zur L. Frauen / durch den Hochwuͤrdigen Herꝛn Sebaſtian Ali - ſchern / ſelbiger Kirchen Paſtoren / und der Prieſterſchafft Lignitzſchen Fuͤrſtenthums hoch-verordneten Superinten - denten, in beyſein der zum Kirchen-Ambt in Lignitz gehoͤ - rigen Herꝛen Geiſtlichen / erhalten / und hirauff den 6. No - vembr. war der 22. Sonntag nach Trinitatis, allhier in dieſem Gottes Hauſe / Seine erſte Ambts - und Anzugs - Predigt gehalten / und alſo ordentlich / mit GOtt / das H. Ambt angetreten. Wornach er dann / nebſt wolgedach - tem Herꝛn Pfarꝛ / als Subſtitutus, der Kirchen allhier treu - lich vorgeſtanden; bis wolerwehnter Pfarꝛherꝛ / Herꝛ Jo - hann Hoffmann Anno 1669. den 5. Octobr. fruͤhe zwi - ſchen 2. und 3. Uhr Sein Leben in diſer Welt (worinn er 78. Jahr Chriſtlich gelebet / und der Kirchen Gottes 48. Jahr treulich gedienet) Seelig im HErꝛen beſchloſſen. Da der itztſelig verſtorbene Hr. Salomon Henſel / di von Ihrer Fuͤrſtl. Durchl. Hertzog Chriſtian / Hertzog in Schleſien zur Lignitz / Brig und Wohlau / (glorwuͤrd. Gedaͤchtnis) mit eigener Fuͤrſtl. Hand unterzeichnete Vocation, und Confirmation zum Pfarꝛdienſte in Berndorff richtig uͤberkommen / und vom Herꝛen Superintendenten, Titul Herꝛen Sebaſtian Aliſchern Dominica 14. poſt Trinitatis 1670. ſolenniter allhier inveſtiret worden.

Mit was fuͤr Andacht / Treue / Auffrichtigkeit und Eyfer er nun diſer Ihm anvertrauten Kirchen bis an Sein Ende vorgeſtanden / darff keiner weitlaͤufftigen Er - zehlung / zumahlen ohne diß allen bekañt / daß er ſeine Leh -Hrere nach der Richtſchnur Goͤttl. Wortes / denen hirauff ge - gruͤndeten Haubt Symbolis, der ungeaͤnderten Augſpur - giſchen Confesſion, den Schrifften Lutheri, und For - mulæ Concordiæ, beſtaͤndig gefuͤhret. Seine Predig - ten derogeſtalt eingerichtet / daß es auch di Einfaͤltigen wol - faſſen / und zu Ihrer Seelen Nutzen verſtehen konten. Er ſuchte den Widerſpenſtigen zu widerſtehen mit Sinaiſch-ei - frigen Geſetz-Predigten; Di Troſt-begirigen aber auff - zurichten mit Sioniſchen Troͤſtungen: Stellete ſich ſelbſt / ſo vil in diſer Unvollkommenheit moͤglich / fuͤr in Lehr und Leben / als ein Vorbild der Heerde. Ehrerbittig gegen di Obern / Fridfertig und Auffrichtig gegen ſeines gleichen / Freundlich / Wolthaͤtig und Mittleidig gegen Arme und Nothleidende: Damit er nicht andern predigte und ſelbſt verwerfflich wuͤrde.

Wir muͤſſen aber auch bey Seines Lebens Fort - gange kommen auff di von GOtt Ihm zugelaſſene E - heliche Geſellſchafft: Welche der Wolſelige nach erlangter Genehmhabung des Herꝛn Vatern / und gutter Einwilli - gung beyderſeits naher Anverwandten / durch Goͤttliche Schickung angetretten / mit der Wol-Ehrbaren / Vieler - Ehrenreichen / mehꝛTugendbegabten / damals / Jungfrau - en / Agnes, des Wol-Ehrwuͤrdigen / Vor-Achtbaren und Wol-gelaͤhrten Herꝛen Johann Hoffmans / (damals noch lebenden / nunmehr ſeeligen) treuen wol-verdienten Pfarꝛ - Ers allhier zu Berndorff / juͤngſten / und letztern Ehe / mit der Wol-Ehrbaren / viler-Ehrenreichen und Tugend - belobten Frauen Anna gebohrner Billerin / gezeugten / eintzigen Jungfrau Tochter. Seiner numehr / leider! hinterlaſſenen Hertz-ſchmertzlich, betruͤbtenFrauWittiben /ſoſo den 31 Octobr. Anno 1667. durch Priſterliche Copula - tion und Einſeegnung in hiſiger Kirchen iſt confirmiret und beſtaͤttiget worden. Was fuͤr eine libliche / fridliche / GOtt und Menſchen wolgefaͤllige Ehe Si beyderſeits mit einander gefuͤhret / wi Si einander Libes und kein Leides ihr lebenlang gethan / iſt der gantzen Verſammlung / auch anderen / gutter maſſen bekannt. Und der hinter bliebe - nen Frau Wittiben deſto ſchmertzlicher / daß Si Ihres hertzgeliebten / treuen Ehegattens / ſo bald beraubet wer - den ſollen. Diſe libreiche / wolgerathene Ehe hat der See - gens-reiche GOtt deſto anmuttig und angenehmer ge - macht / in dem Er ſie mit 8. lebendig / geſunden Ehe-pflaͤntz - lein / nemlich 3. Sohnen und 5. Tochtern / erfreuet. Wor - von aber 3. Toͤchterlein in ihrer Kindheit / mit der Eltern groſſen Empfindligkeit / allbereit diſe Welt geſegnet / Drey Soͤhne aber und 2. Toͤchterlein leben zwar noch / muͤſſen a - ber / nebenſt der Frau Mutter / in ihrer fruͤhen Kindheit und unmuͤndigen Jahren / den ſchmertzlichen Verluſt Ih - res ſorgfaͤltigen / treuen Vaters innigſt beſeuffzen und be - jammern / gegen welche ſich der treue GOtt / als ein Vater der Waiſen / und Richter der Wittiben / thaͤtlich erweiſen / auch zu ihrer gutten Aufferzihung Seine Gnad und See - gen reichlich geben und verleihen wolle.

Wir muſſen aber auch beruͤhren den Lebens Auß - gang deß Seeligen Herꝛn Pfarrers / worzu offtmali - ge Kranckheiten den Weg gebahnet haben. Denn zuge - ſchweigen / daß weiln Er bey unzehlichen Pluͤnderungs - Aengſten / auch Brand / und Peſt-Gefaͤhrligkeiten / unter Muͤtterlichem Hertzen getragen / gebohren / und ernaͤhret worden / er leichte di Semina morborum, und Zunder zuH ijdenden Kranckheiten in ſich geſogen. Dahero nicht zuver - wundern / daß Er alsbald in ſeiner Jugend / annoch in dem vaͤterlichen Hauſe ſich auffhaltende / mancherley Unpaͤßlig - keiten unterworffen geweſen. Er auch GOtt zu dancken gehabt / daß er auſſer Landes davon mehrentheils befreyet bliben: Es haben aber ſolche / da er wider in ſein Vater - land kommen / nach Gottes Willen / bey ihm ſich wider ein - geſtellet. Allermaſſen / er im Jahr 1661. im Novembr. mit ſchmertzlicher / und bis in den Januarium 1662. anhal - tender / auch / 3. maliger recidiva, toͤdlich geſchaͤtzter Nie - derlage anheim geſuchet worden. Worauff im Jahr 1663. di ſtachliche - und ſchmertzliche Roſen-Fluͤſſe in den Schen - ckeln; Allermeiſt aber Anno 1667. Reiſſen in allen Gliedern / ſich gefunden / ſo daß er vom 1. Martij bis 9. Maji gantzBettlaͤgerig / und bald in einem / bald im andern Gli - de gelaͤhmet worden. Worvon er aber / weil GOtt den Gebrauch des Hirſchbergiſchen warmen Bades ſeegnete / gluͤcklich geneſen. So / daß man gehoffet / es wuͤrde be - ſtaͤndige Geſundheit folgen. Wier denn von ſolcher Zeit an / in di 7. Jahr ohne ſonderbare Kranckheit leben / und das Seinige ohne Verhinderung verrichten koͤnnen / bis im Jahr 1674. Ihn ſehr groſſe Unpaͤßligkeit / welche / auch mit den allerbewehrteſten Medicamentis nicht zu aͤndern war / uͤberfallen; Da das malum Scorbuticum, cum Arthri - tide vagâ, Ihn zu einem lebendig Todten in ſo fern ge - macht / in dem der aͤuſſerliche Brauch ſeiner Glider / faſt gaͤntzlich verhindert worden / und Er bis zu Ausgang deſ - ſelben Jahres / wenig geſunde Tage gehabt. Auch bald im Anfang des 1675ſten Jahres di vorige Kranckheit mit groͤſſer Hefftigkeit ihn angefallen / Haͤnde und Fuͤſſe ener - viret / und Ihn durch unbeſchreibliche Schmertzen / in den aͤuſſerſten Grad des Elends / verſetzet. Dahero. er genoͤ -thigettiget worden / di Woche nach Oſtern / ſelbigen Jahres / der ſtrengen Milch-Cur / nach anweiſung (Titul) Herꝛen Eliæ Zabbæ, zu Hohkirch / ſich zu untergeben / maſſen er derſel - ben beſtaͤndig uͤber 8. Jahr lang / bis an ſein Ende / ſich ge - braucht. Welche auch der Allerhoͤchſte / durch ſeinen See - gen / ſo kraͤfftig gemacht / daß di ſchmertzlichen Kranckheiten nachgelaſſen / er ſeiner Glider voͤlligen Gebrauch wider erlanget / und auſſer dem / daß dann und wann ſich einige geringe Anſtoͤſſe ereignet / bey zimlicher Geſundheit leben / und ſein Ambt / nach dem Vermoͤgen das GOtt dargerei - chet / verrichten koͤnnen. Were demnach wol zu wuͤntſchen geweſen / wenn ſolche Milch-Cur beſtaͤndig derogleichen er - freulichen Nutzen bey ihm haͤtte leiſten koͤnnen. Aber lei - der! ein anders iſt / nach GOttes unerforſchlichem Rath / erfolget. In dem der Wolſelige Herꝛ Pfarꝛ in diſem itzt - lauffenden Jahre / bey angehender Faſten-Zeit / an Seiner Geſundheit groſſenAnſtoß erlidten / ſo gar / daß allerhand / Seiner Natur ſonſt ungewoͤhnliche / Zufaͤlle ſich ſpuͤren laſ - ſen / und beſtaͤndig / unerachtet des Widerſtandes / angehal - ten / ſo / daß ſie Ihm kaum ſo vil Friſt gelaſſen daß er di hei - ligen Oſter-Feyertage ſelber mit Predigen (wi wol in Schwachheit) feyerlich begehen / auch nach derſelben Endi - gung / ſeinen aͤltern Sohn / Salomon, perſoͤnlich nach Breßlau fuͤhren / und bey dem beruͤhmten Gymnaſio zu S. Eliſabeth daſelbſt dem Hochgelaͤhrten Herꝛen Thomæ, muͤndlich anvertrauen koͤnuen. Wi denn darauff bald nach ſeiner Zuruͤckkunfft von dannen / er ſich wider ſehr - bel auff befunden / allerhand Symptomata verſpuͤret / und an dem Tage der Himmelfahrt Chriſti zu erſte einige we - nige Geſchwulſt umb die Knoͤchel vermerckt. Wiwol nun keine Unkoſten geſparet / auch di hochbekuͤmmerte Frau Wittib / auß hertzinnigſter Lib und Treue an fleisſigerH iijWart -Warttung - und Legung / mit zugeſetzter Ihrer eigenen Geſundheit / bey Tag und Nacht nichts ermangeln laſſen; So hat doch ſolche Geſchwulſt in aller eyl von Tag zu Ta - ge ſich mercklich vermehret / und immer auffwerts geſtie - gen / bis endlich Hydrops und conſummata Aſcites den Lebens-Sitz / das Hertz / beſtuͤrmet / und / nach GOttesWil - len uͤbermeiſtert. Da denn di Natur alſo uͤbermannet worden / daß er uͤber keine groſſe Schmertzen / ſondern nur uͤber Matttigkeit geklaget. Und ob wol di Schenckel und derLeib auffgeſprungen / auch der kalteBrand letzlich (ohn - erachtet demſelben moͤglichſt vorgebeuget worden) zuge - ſchlagen / welches ohne Schmertzen und groſſe Beſchwe - rung nicht abgehen koͤnnen / hat er doch ſolches alles mit unglaublicher Geduld / durch des heiligen Geiſtes kraͤffti - gen Beyſtand / ertragen / daß man auch nicht das gering - ſte Ungeberde / oder einig ungeduldiges Wort deswegen von Ihm vernommen hat. Sonderlich iſt der unermaͤß - lichen Gnade des grundguͤttigſten GOttes zu dancken daß der Verſtand / Gehoͤre / Geſichte / und Rede bis auff di letzte Stunde richtig und unverletzt gebliben / ſo / daß ob - gleich den letzten Tag / wegen der ſehr groſſen Hitze / denn und wenn ein unbequemes Wort ihm entfahren / er ſich doch bald wider beſinnen / und gar beſcheidentlich antwor - ten / auch ſeine Seele GOtt befehlen koͤnnen.

Denn wi er bey ſo offtmaligen Unpaͤßligkeiten ſich zu einem Seligen Außgange iederzeit / durch GOttes Gnade / wol geſchickt gemacht / alſo hat Er ſich / allermeiſt bey diſer letzten Niderlage / dem gutten Willen ſeines ge - treuen GOttes gehorſamlich ergeben / ſeinen Glauben uñ kindliches Vertrauen auff ſeinen einigen Erloͤſer und Hey -landland JESUM Chriſtum feſte und unbeweglich geſetzet / in deſſen Blutt und Tode Seiner Seelen Heil und Erqui - ung eintzig geſuchet. Und diweil er ſich fuͤr GOtt ge - recht zu ſeyn / ob er wol grober Suͤnden ihm nicht bewuſt war / Ihm nicht einbildete / derhalben auff weh und demuͤt - tige Erkaͤnt - und Bekaͤntnis ſeiner Suͤnden / und erlangte troͤſtliche Abſolution, durch Gebrauch des Hochheiligen Sacraments, des wahren Leibes und Bluttes JEſu Chri - ſti / ſich der Gnaden Gottes / und der froͤlichen Aufferſte - ung zum ewigen Leben / inSeinem Hertzen glaubig verſich - ert / hat er fuͤr di verlaſſene Kirche zu GOtt hertzlich ge - ſeuffzet; Wegen ſeines wenigen Vermoͤgens in Seinem eigenhaͤndig geſchriebenen letzten Willen / wolbedaͤchtig Verordnung gemacht: Allen Patronen / Wolthaͤttern / und ſeinen Kirchkindern fuͤr alle erzeigte Guͤtte gebuͤhrlich gedancket / denen Widrigen hertzlich verzihen / und derglei - chen / ſo Er auſſer ſeinem Ambte / iemanden moͤchte beleidi - get haben / fleisſig gebeten. Und alſo des letzten Endes und Lebens Außganges / auß diſer Muͤhſeligkeit / mit Ver - langen in Geduld erwartet. Und Seine theure erloͤſete Seele dem treuen GOtt zu Vaͤterlicher Gnaden Bewah - rung hertzinnbruͤnſtigſt anbefohlen. Worauff der treue GOtt / nach Seiner unendlichen Guͤtte und Barmhertzig - keit Ihn nechſt-vergangenen 12. Julij / als Montags fuͤr 14 Tagen itztlauffenden 1683ſten Jahres gegen Abend umb[7]. Uhr / unter hertzlichem Gebeth und Seuffzen / der hertz - ſchmertzlich betruͤbten Frau Wittib / verwaiſeten Kinder / und anderer Anweſenden / durch einen ſanfftſeeligen Tod / auß diſem Jammer-Leben / zur himmliſchen Freude / aller - gaͤdigſt abgefodert. Als Er im Predig-Ambt / bey diſer Kirche GOtt gedienet 16. Jahr. Im Eheſtande gelebet15. Jahr15. Jahr und 38. Wochen. Und Sein gantzes Alter bracht auff 50. Jahr / weniger 15. Wochen und 4. Tage.

Nun iſt Er der Seelen nach dahin gelanget / wo Er ewig wird ergetzet / und erwartet dem Leibe nach / von ſei - nem JEſu / dem Er treulich hat gedienet / den froͤlichen Zu - ruff: Ey du fromer und getreuer Knecht / du biſt uͤber We - nigem getreu geweſen / ich wil dich uͤber viel ſetzen: Gehe ein zu deines HErꝛen Freude.

Addatur Votum.

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About this transcription

TextCenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA, Geistliches Grab-Mahl/ darstellend Treuer Lehrer und Prediger Irrdische Hertzens Quaal und Himmlischen Trost-Strahl. ex Psal. XXV. v. 17. 18. Dem WolEhrwürdigen/ Großachtbaren Hoch- und Wolgelehrten Herrn/ Herrn Salomo Henseln/
Author Johann Kirsten
Extent60 images; 14628 tokens; 5159 types; 105583 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationCenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA, Geistliches Grab-Mahl/ darstellend Treuer Lehrer und Prediger Irrdische Hertzens Quaal und Himmlischen Trost-Strahl. ex Psal. XXV. v. 17. 18. Dem WolEhrwürdigen/ Großachtbaren Hoch- und Wolgelehrten Herrn/ Herrn Salomo Henseln/ Johann Kirsten. . 60 Christoph WätzoldtLiegnitz1683.

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:26Z
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