Επιτύμϐιον. Palitzscho cunas dat Dresda; ſed Hana mariti, Conſulis & tumuli mactat honore pia.
M. G. L. S.
Den Ehrenveſten / Erba - ren / Wolweiſen vnd Ehrenwolgeachten / auch Ehrentugendſamen / des weiland auch Ehrnve - ſten / Erbarn vnd Wolweiſen Herrn Bernhardi Pa - litzſchen / Buͤrgermeiſters allhier zum Hain / hinderlaſ - ſenen Witwe vnd Erben / ſampt vnd ſonders.
Vnd Den Ehrnveſten / Erbarn vnd Wol - weiſen H. Michael Priſsnitzern / Buͤrgermeiſtern. H. Martin Schrammen / StadRichtern.
Meinen großguͤnſtigen lieben Herren / Freun - den vnd Gevattern.
GOttes gnade vnd Troſt / ſampt meinem Chriſtlichen Gebet / vnd willigen dienſten zuuor. Ehrenveſte / Erbare vnd wolweiſe / auch Ehren - tugentſame / inſonders guͤnſtige Herren / Freun - de / Freundin vnd Gevattern / Vnſer lieber Gott hat euch Erben vnd den Rathſtand / ſo wol auch gemeine Stadt / jetzo eben weit in das Klaghauß kommen laſſen / Jn dem er den regierenden Buͤrgermeiſter / Herrn Bernhard Palitzſchen / ewern geliebten Herrn Eheman / Vater /A ijSchwe -[4]Vorrede. Schweher vnd Collegam, durch den zeitlichen Todt von dieſer Welt abgefodert hat: welches wir alle billich zu hertzen nemen. Jſt wol vnd vernuͤnfftig zu erachten / was fuͤr groſſes hertzleid vnd trawrigkeit Jhr allerſeits aus ſolchem toͤdlichen abgang geſchoͤpffet vnnd empfangen habet. Mache mir aber keinen zweiffel / jhr werdet euch hieruͤber nicht mit fleiſch vnd blut / ſondern viel mehr mit Gottes Wort beſprochen / vnd daraus lebendigen troſt vnd erquickung genommen haben / wie denn ſolches der Koͤnig David auch gethan / da er ſpricht / Pſal. 119. Pſal. 119, 92.Wo dein Geſetze nicht were mein troſt geweſen / ſo were ich ver - gangen in meinem elend: damit alſo ewre hertzen in ſolcher fuͤrge - fallener trawrigkeit / zu Gottes lob vnd jhrem Heil / mit reichem vnd rechtem troſt vnd glauben gebeſſert wuͤrden.
Dieweil ich dann dem ſeligen Herrn Buͤrgermeiſter / bey ſei - nem Begrebniß / eine einfeltige Chriſtliche Leichpredigt gethan / dar - innen euch vnd allen Zuhoͤrern bericht vnd troſt mitgetheilet / vnd ſolche ferner von mir begehret worden: Als thue ich dieſelbe euch allerſeits hiermit vbergeben / freundlich bittende / mein geneigtes ge - muͤth hieraus zu vermercken. Thue euch allerſeits hiemit Goͤttli - chem troſt vnd ſchutz trewlich befehlen. Gegeben Hain den 4. De - cemb. Anno 1609.
E. E. vnd W. vnd T. williger M. Georgius Langevoith / Pfarrer vnd Superinten - dens daſelbſt.
LJeben Chriſten vnd Freunde / In heiliger Goͤttlicher Schrifft wird vnsDer Heiligen leben vnd ab - ſterben in H. Schrifftfleiſ - ſig auffge - zeichnet. nicht allein das heilige Leben / wandel / vnnd beſtendiger Glaube der Kinder Gottes beſchrieben vnd vorgehalten / wie denn Noa geruͤhmet wird / daß er geweſen ein Prediger der Gerechtig -2. Petr. 2, 5. Rom. 4, 11. keit / Seth ein frommer Mann / Abraham ein Vater der gleubigen; Alſo Iſaac / Jacob / Joſeph / Moſes / Elias / Eliſa / Eſaias / ꝛc. vnd andere / werden gar ſehr geruͤhmetA iijjhres[6]Eine Chriſtlichejhres heiligen lebens vnd glaubens: Sondern es wird auch jhr abſterben gemeldet / denn von allen obgedachten heili - gen Leuten ſtehet geſchrieben / daß ſie endlichen geſtorben ſind / oder / wie David hier ſaget: daß er den weg aller Welt gehe. Solches iſt nun von den Heiligen darumb1. Vrſach. alſo auffgezeichnet. 1. Auff daß wir erkennen vnd gar wol bedencken ſollen / das groſſe elend vnd jammer / darein das gantze Menſchliche geſchlecht / durch den kleglichen Suͤn - denfall vnſerer erſten Eltern / komen vnd gerathen iſt. DañRom. 5, 12. durch die Suͤnde iſt der Tod in die Welt kommen / der iſt zu allen durchgedrungen / dieweil ſie alle ge - ſuͤndiget haben / Rom. 5. Wann Adam nicht geſuͤndiget hette / ſo were kein Creutz / keine trawrigkeit / keine kranckheit / ja auch kein Todt nicht. Aber weil er geſuͤndiget / ſo muͤſſen wir vmb ſolcher ſuͤnden willen allerley leiden vnd not / endli - chen auch dem Tode ſelbſten vnterworffen ſeyn. Denn woPſal. 89, 49. iſt doch ein Menſch / der den Tod nicht ſehe? Pſalm. 89.2. Vrſach. 2. Darnach / wie wir alle ſtunden vnd augenblick vnſers Sterbſtuͤndleins gewertig ſeyn muͤſſen: Sintemal nichts gewiſſers denn der Tod / nichts vngewiſſers aber / als die ſtunde des Todes. Darumb vermanet vns der ewige SohnLuc. 12, 35. Gottes ſo trewlich vnd fleiſſig / Luc. 12. Laſſet ewre Len - den vmbguͤrtet ſeyn / vnd ewre Liechter brennen / vnd ſeyd gleich den Menſchen / die auff jren Herrn warten / wenn er auff brechen wird von der Hoch - zeit / auff daß / wenn er koͤmpt / vnd anklopffet / ſie jhm bald auffthun: Selig ſeind die Knechte / die der HErr / ſo er koͤmpt / wachend findet. Vnnd ſchleuſſet darauff: Darumb ſeid jr auch bereit / denn des Menſchen Sohn wird kommen zu der zeit /da jr[7]Leichpredigt. da jhr nicht meinet. Matth. 25. ſtellet er vns ein gleich -Matth. 25, 1. niß fuͤr an den zehen Jungfrawen / die jhre Lam - pen namen / vnd giengen aus dem Breutigam ent - gegen / Aber fuͤnffe waren vnter jhnen thoͤricht / vnd fuͤnffe waren klug. Die thoͤrichten namen jh - re Lampen / aber ſie namen nicht Oel mit ſich. Die klugen aber namen Oel in jren gefeſſen / ſampt jh - ren Lampen. Da nun der Breutigam zu Mitter - nacht kam / waren die klugen Jungfrawen mit jhren Lam - pen bereitet / hatten jr Oel / vnd giengen mit dem Breu - tigam hinein zur Hochzeit. Aber die thoͤrichten mu - ſten hauſſen bleiben / denn ſie hatten jhre Lampen nicht mit Oel zubereitet / vnd muſten hoͤren die trawrige ſtimm / da ſie anklopfften: Warlich / ſagt der Breutigam / Jch kenne ewer nicht. Darumb wachet / denn jr wiſſet nicht weder tag noch ſtunde / in welcher des Menſchen Sohn kommen wird. Jſt demnach zum hoͤchſten von noͤthen / daß wir vns wol bereiten / beydes zu der Zukunfft des HErrn Jeſu Chriſti zum Gericht / vnd zu einem ſeligen Sterbſtuͤndlein / welches denn geſchicht durch wahre buſſe vnd bekehrung zu dem HErrn / wie er ſaget Matth. 3. ThutMatth. 3, 2. buſſe / denn das Himmelreich iſt nahe herbey kommen. 3. Jedoch haben wir vns auch des zu troͤſten:3. Vrſach. Wir werden im Tode nicht bleiben / ſondern am Juͤngſten tage von dem HErrn Jeſu Chriſto / dem Hertzogen des Lebens / wiederumb aufferwecket werden aus dem ſtaube der Erden / zu der ewigen frewde / herrligkeit vnd Seligkeit. Denn es kompt die ſtunde / vnd iſt ſchon jetzt / dasIohan. 5, 25. & 28. die Todten werden die ſtimme des Sohns Got - tes hoͤren / vnd die ſie hoͤren werden / die werdenleben. [8]Eine Chriſtlicheleben. Jtem: Es koͤmpt die ſtunde / in welcher alle / die in Graͤbern ſind / werden ſeine ſtimme hoͤren / vnd werden erfuͤr gehen / die da guts gethan ha - ben / zur aufferſtehung des lebens / die aber vbels gethan haben / zur aufferſtehung des Gerichts.
Gleich wie aber der obgedachten heiligen Kinder Got - tes tod vnd abſterben beſchrieben iſt / alſo auch des Koͤnigs vnd Propheten Davids. Dann ob er wol ein Mann nach Gottes wuntſch vñ willen geweſen / doch hat er ſich endlichen dem Tod muͤſſen wuͤrgen laſſen / wie er hie ſaget: Jch gehe den weg aller Welt. Jn ſeinem gantzen leben aber / hat er vnzehlich viel jammer vnd noth außgeſtanden / vnd wie ein Wallbruder vnd Pillgrim / viel vnd mancherley angſt erfahren / biß er in dem 70. Jahr ſeines alters den Weg aller Welt gegangen / entſchlaffen / vnd zu ſei - nen Vaͤtern iſt verſamlet worden.
Applicatio ad defunctũ Conſulem. Eben dieſes iſt auch vnſerm Herrn Buͤrgermeiſter / Bernhard Palitzſchen / widerfahren. Denn nach dem er ſei - nen lauff vollendet / iſt er auch nunmehr gegangen den weg aller Welt / vnd iſt ſeliglich entſchlaffen. Vnd das iſt es / was der gleubige vnd geduͤltige Job ſagt / cap. 14. Iob. 14, 1.Der Menſch vom Weibe geboren / lebt kurtze zeit / vnd iſt voller vnruhe / gehet auff wie eine Blu - me / vnd verwelcket. Ein Bluͤmlein auff dem Felde ſtehet jetzt fuͤr vnſern augen gruͤne / vnd bluͤhet gar ſchoͤn vnd lieblich / bald wird es abgehawen / oder fellet ſonſten dahin / vnd verdorret: Alſo gehet es auch mit vns allen. Wenn der Menſch am beſten lebet / vnnd an geſundheit / Reich - thumb / verſtande / groſſem anſehen / vnd andern koͤſtlichen gaben auffs herrlichſte gruͤnet vnd bluͤhet / ſo koͤmpt derTodt[9]Leichpredigt. Todt mit ſeiner moͤrdlichen Senſen / vnd hawet jhn abe / da ligt dann die Blume / muß verwelcken / verdorren / vnd ver - gehen / wie ein ſchatte. Der Herr Buͤrgermeiſter / ſeliger / hat auch bißher daher gegrunet an ehren / wirden vnd anſe - hen / aber vor dreyen tagen hat jhn der Tod gewuͤrget vnd abgehawen: Da liegt nun die Chriſtliche Blume / mit all jhrer herrligkeit. Die Seele iſt gewichen / der Leib iſt verſtar - ret / das angeſicht verblichen / alle Menſchliche krafft iſt da - hin. Ach! da ſehe nu ein jeder frommer Chriſt / wie es allen heiligen Gottes ergangen / wie es dieſem vnſern frommen Regenten ergangen: alſo wird es mir vnd dir auch ergehen. Denn alles fleiſch iſt hew / vnd alle ſeine guͤte / wie eine Blume auff dem felde / das hew verdorret / dieEſa. 40, 6. Blume verwelcket / denn des HErrn Geiſt bleſet drein / Eſa. 40.
Wir haben aber hieneben dieſen Troſt: Wie die Bluͤmlein auff dem ſchoͤnen Fruͤeling wieder herfuͤr gru - nen / lieblich wachſen / vnd wiederumb lebendig werden / da ſie zuuor in dem harten / rawen vnd kalten Winter / gleich - ſam todt waren: Alſo werden alle die / ſo in dem HErrn geſtorben ſeind / vnd / gleich als in einem rawen Winter todt gelegen / am Juͤngſten tag wiederumb lebendig herfuͤr gru - nen / vnd zu dem froͤlichen Lentzen des ewigen Lebens / von dem HErrn Jeſu Chriſto aufferwecket werden / mit wel - cher Lehre wir vns inmittelſt vntereinander troͤſten ſollen. Jn dieſer hoffnung ſeind wir auch jetzo beyſammen / die Lei - che zu beſtetigen / vnd darneben Gottes Wort aus verleſe - nem Text anzuhoͤren / darbey wir deñ folgende zwey Puͤnct - lein zu handeln fuͤr vns nemen wollen / weil wir hoͤren / daßBKoͤnig[10]Eine ChriſtlicheKoͤnig David ſaget: Er gehe den weg aller Welt / wol -Propoſ. διμι - ζὴς. len wir von jhm lernen recht gehen.
Der ewige Sohn Gottes gebe vns hierzu ſeine gnade vnd heiligen Geiſt / Amen.
I. ALs Koͤnig David vermercket / daß die zeit ſei - nes toͤdtlichen abſchiedes aus dieſem elenden leben verhanden ſey / leſſet er ſeinen lieben Sohn Salo - mon fuͤr ſich fodern / vnd ſpricht zu jhm: Ich gehe den weg aller Welt / ſo ſey getroſt / vnd ſey ein Wann / ꝛc. David befilt in ſeinen letz - ten worten barmhertzig - keit vñ ſtraf - fe.Dieſes ſeind die letzten wort / welche Koͤnig David / als der Vater / mit ſeinem Sohne Salomon zu guter letzte redet. Vnd ſeind gleich wort eines Teſtaments / darinnen er Sa - lomon lehret vnd vnterrichtet / wie er ſich in ſeinem Koͤnig - reich vnd Regierung / beydes gegen Gott / vnd ſeinen Vn - terthanen / auch gegen denen / ſo jhme liebes vnd gutes / in ſeiner peregrination vnd elend bewieſen / verhalten ſol. Vñ machet ſonderlich namhafftig die Kinder Barſillai des Gileaditers / denen ſol Salomon Barmhertzigkeit beweiſen / daß ſie auff ſeinem Tiſch eſſen: denn al - ſo / ſpricht er / theten ſie ſich zu mir / da ich fuͤr Abſo -lon[11]Leichpredigt. lon deinem Bruder flohe. Gegen denen aber / ſo jhn betruͤbet vnd leides zugefuͤget / ſol er / nach ſeiner Weiß - heit / einen gebuͤhrenden ernſt vnd eyffer brauchen. Als ge - gen Joab / ſo die zween Heuptmaͤnner / Abner / vnd Amaſa / vmbgebracht vnd erwuͤrget / vnd zwar in friedes zeit: Denn da habe er Krieges blut vergeblich vnd vnſchuldig vergoſſen / vnd an ſeinem guͤrtel vnd ſchue blut gethan. Den Semei / welcher jhm ſchendlich geflucht hatte / zu der zeit / da er gen Mahanaim gegangen / deſſen grawe haar ſoler mit blut hinunter in die Helle bringen. Denn weil Koͤ - nig David ſein Koͤnigreich / darinnen jhme Gott numehr friede gegeben hatte / nicht wolte mit blut beſprengen / ſo be - fihlet er ſolches ſeinem Sohne / damit das vbel nicht moͤch - te vngeſtrafft bleiben / ſonderlich die verachtung vnd leſte - rung gegen die von Gott vorgeſtalte Obrigkeit. DennRom. 13, 2. wer ſich wider die Obrigkeit ſetzet / der widerſtre - bet Gottes ordnung / handelt wider ſein Gewiſſen / vnd fellet in Gottes gerechten zorn vnd ſtraffe / wie ſolches der heilige Apoſtel Paulus außfuͤhrlich lehret / Rom. 13.
Auff dieſes redet er nun von ſeinem Tode vnd abſter - ben / vnd ſpricht / Jch gehe den weg aller Welt. DieEbr. 11, 37. Epiſtel an die Ebreer am eilfften Capitel zeuget / daß die Heiligen Gottes den lauff jhres lebens / in dieſer Welt / in jammer vnd noth haben zugebracht / wie denn Abraham einGen. 14, 13. Außlender genennet wird / Gen. 14. vnd fuͤr den Kindern Heth nennet er ſich ſelbſt einen Frembden / Geneſ. 23. Gen. 23, 4.
Hieraus haben wir nun / lieben Chriſten / zu lernen / daßDoctrina. Wir ſind alle in dieſer welt frembd - linge. wir alleſampt heut zu tage / auch noch in dieſer Welt auß - lendiſche vnd Frembdlinge ſeind / vnd muͤſſen durchB ijviel[12]Eine ChriſtlichePſal. 140, 6.viel fallſtricke (Pſal 140.) durch viel truͤbſal (Actor. 14.)Actor. 14, 22. eingehen in das Reich Gottes. Dieſes gluͤck muͤſſen alle gottſelige vnd gleubige hertzen erfahren / daß ſie mit den heiligen Gottes frembde wohnungen ſuchen muͤſſen. Ach!Iſaae. Gen. 25, 12. 26, 1. wie offt hat der liebe Jſaac / nach ſeines geliebten Vaters Abrahams tod / hin vnd wieder wandern muͤſſen. Bald ruͤ - cket er von dem Brunnen des lebendigen vnd ſehen - den hinweg / wandert vnd gehet hin vnd her / wie ſolches beſchrieben iſt Gen. 25. 26. Der Ertzvater Jacob ſaget auchJacob. Gen. 47, 9. fuͤr dem Koͤnig Pharaone: Die zeit meiner Walfart iſt hundert vnd dreiſſig jahr / wenig vnd boͤſe iſt die zeit meines lebens / vnd langet nicht an die zeit mei - ner Vaͤter in jhrer Walfart / Gen. 47. Joſeph weis auchJoſeph. David. davon zu ſagen. David hats auch mehr als zu wol erfahren / da er gantzer zehen Jahr vnter Saul vnd ſeinem Sohn Ab - ſolon fluͤchtig ſeyn / vnd das elend bawen muͤſſen. Vnd da er aus dieſer Welt abſcheiden ſolte / erkennet vnd beken -Pſal. 39, 13. net er ſich auch fuͤr einen Wallbruder: Jch bin / ſpricht er / dein Pilgrim / wie alle meine Vaͤter / Pſal. 39. Verkuͤn - diget auch der Chriſtlichen Kirchen jhr elend / daß ſie einPſal. 120, 5. Frembdling ſeyn ſol vnter Weſech vnd Redar / Pſal. 120. Jm newen Teſtament zeuget auch hiervon S. Pau -1. Cor. 4, 11. lus / 1. Cor. 4. Incertis vagamur ſedibus, wir haben hie keineEbr. 13, 14. gewiſſe ſtete / Ebr. 13. Wir haben hie keine bleibende ſtete / ſondern die zukuͤnfftige ſuchen wir. Vnnd Petrus nennet vns alle Frembdlinge / oder wallende / 1. 1. Petr. 1, 18.Petr. 1. Jn der offenbarung Johannis muß das Weib /Apoc. 12, 6. welche ein vorbild iſt der Chriſtlichen Kirchen / in die Wuͤ - ſten hinaus entfliehen / cap. 12.
Weil dann dem nun alſo / daß wir Pilgrim vnndFrembd -[13]Leichpredigt. Frembdling ſind auff Erden: 1. So ſollen wir das ſchwe -1. Vermanung zur gedult. re Joch vnſers Vaters Adams / mit gedult vnd ſanfftmuth lernen tragen / vnd wol daran gedencken / wie alle heiligen Gottes / vnd wir mit vnſern erſten Eltern aus dem leiblichen Paradiß in das hochbetruͤbte Jammerthal verſtoſſen ſind / Gen. 3. Damaſcenus meldet lib. 4. daß Abraham eine zeit -Gen 3, 23. Damaſcenus lang nahe bey Damaſco gewohnet / an welchem ort ſich A - dam vnd Eva / als ſie aus dem Luſtgarten Edem getrieben / ſich auffgehalten hatten.
2. Darnach / weil wir Frembdlinge ſind in dieſer2. Zur Gottes - furcht. Welt / ſo ſollen wir auch nicht jrrdiſch geſinnet ſeyn / das hertz nicht an das zeitliche hengen / nicht auff diß zeitliche nichtige vnd fluͤchtige leben trawen vnd bawen / ſondern auff das zukuͤnfftige / himliſche vnd ewige Vaterland / vnd auff die himliſchen vnnd ewigen Guͤter / darinnen wir Gottes Buͤrger ſeyn werden / Pſal. 39. Denn viel werden kom -Pſal. 39, 13. men von Worgen vnd Abend / vnd mit Abraham /Matth. 8, 11. Jſaac vnnd Jacob im Himmelreich ſitzen / ſagt Chriſtus der HErr ſelber / Matth. 8. Vnſer wandel iſtPhilip. 3, 20. im Himmel / Philip. 3. Vnſere Buͤrgerſchafft iſt vns im Himmel durch Jeſum Chriſtum erworben / da werden wir auch vnſer beſtendige vnd bleibende ſtete vnd wohnung ha - ben. Jn meines Vaters Hauſe ſind viel wohnun -Iohan. 14, 2. gen / ſaget vnſer Heyland / vnd ich gehe hin / euch die ſtete zu bereiten / vnd ich wil wieder kommen / vnd euch zu mir nemen / auff daß jhr ſeid / wo ich bin / Iohan. 14. Vnd. S. Paulus ſagt von obgedachtem ort /Philip. 3, 20. Von dannen wir auch warten vnſers Heylandes Jeſu Chriſti des HErrn / welcher vnſern nichti - gen leib verkleren wird / daß er ehnlich werde ſei -B iijnem[14]Eine Chriſtlichenem verklerten Leibe / nach der wirckunge / damit er kan auch alle ding jhm vnterthenig machen.
Wir haben in vnſerer Pillgrim - ſchafft einen Schutzherrn / Chriſtum.Ob nun wol wir Chriſten in dieſer Welt Frembd - ling ſeyn / wie dann jetzo angehoͤret / ſo ſind wir doch deßwe - gen nicht verlaſſene Leute / die keinen Huͤlff-noch Schutz - herrn hetten / ſondern wir haben einen Koͤnig vnd HErrnPſal. 24, 10. der heiſt Jeſus Chriſtus / der HErr Zebaoth / Pſal. 24Ebr. 13, 8. Der iſt der HErr / geſtern vnd heute / das iſt / im alten vnd newen Teſtament / vnd derſelbige in ewigkeit / Ebr. 13. Dieſer vnſer Koͤnig / Huͤlff - vnd Schutzherr hat ſich balde nach dem Suͤndenfall vnſer erſten Eltern / herfuͤr ge - than / vnd aus der ſchoß ſeines himliſchen Vaters die gna - denreiche Lehr des heiligen Evangelij herfuͤr gebracht vn[d]offenbaret / fuͤr die angefochtene / vnd zum hoͤchſten betruͤ[b -]Luc. 1, 79.te erſten Eltern / Adam vnd Eva / vnd hat ſie aus der fin[-]ſterniß vnd ſchatten des Todes. Luc. 1. geriſſen / vnd verſetzt in das ewige Liecht / durch die Predigt von der Per - ſon vnd Ampt des Mittlers Jeſu Chriſti. Solche Lehr hat er darnach jmmer bey den heiligen Ertzvaͤtern offt wieder - holet vnd fortgepflantzet / iſt bey ſeinen heiligen frembdlin - gen allzeit gegenwertig geweſen / vnd ſie aus vieler angſ[t]vnd truͤbſeligkeit gewaltiglich erloͤſet vnd erhalten / wie ſol -Pſal 9, 1. 46, 1. 48, 15. ches an Noah / Abraham / Joſeph / vnnd den Kindern Jſ - rael zu ſehen / die hat er gegengelt vnd geleitet / wie die Jn -Deut 32, 11. gent / Pſal 9. 46. 48. auff Adlers fluͤgeln gefuͤhret /Dan 3, 91. Deut. 32. Vnnd in dem Fewerofen zu Babel erhalten / Dan. 3. biß daß er ſelbſt / da die zeit erfuͤllet worden iſt / in die Welt kommen / hat Menſchliche Natur an ſich genom - men / vnd viel ſchmertzen vnnd wunden vmb vnſert willen außgeſtanden vnd erlitten. Denn ſo bald er zu Bethlehemgebo -[15]Leichpredigt. geboren / muſte er fuͤr Herode in Egypten fliehen / vndMatth. 2, 14. 8, 20. 21, 39. 27, 31. wieder heraus / Matth. 2. Er hatte auch nicht / da er ſein heupt hinlegte / Matth. 8. Vnd man ſtieß jhn endli - chen zu ſeinem Weinberge heraus / Matth. 21. vnd legte jm den allerſchendlichſten tod an. Nach ſeiner Auff - erſtehung erſchien er den zweyen Juͤngern / ſo gen Emaus giengen / in Pilgrims geſtalt: denn jhre augen wurdenLuc. 24, 15. gehalten / daß ſie jhn nicht kandten / Luc. 24. Hat ſich auch vor ſeiner Himmelfarth verſprochen / alle tageMatth. 28, 20 bey vns zu ſeyn / vnd mit vns zu wallen / biß an das ende der Welt / Matth. 28. da er denn ſeinen gleubigen vnd beſtendigen Wallbruͤdern ewige ruhe vnd friede wil ſchaf - fen. Denn mit ſeinem Leiden vnnd Tode / hat er vns einen freyen paß vnd ein ſicher geleite / in vnſer Hauß vnd Vater - land erworben. Darumb wird er ſeine Gerechten nichtPſal. 55, 23. ewiglich in vnruhe laſſen / Pſal. 55. Jch lebe / vndIohan. 14, 19. jhr ſollet auch leben / Iohan. 14. Er iſt vnſer Durch -Mich. 2, 13. brecher / Mich. 2. Er gehet vns fuͤr / vnd wir werden jhme nachfolgen. Darumb hat er vns erſchaffen / erloͤſet vnd ge - heiliget / daß wir jhme nachfolgen ſollen in ſeine herrligkeit. Darauff vertroͤſtet er vns in ſeinem klaren vnnd wahren Wort / da er ſpricht in ſeinem letzten Gebet / Ioh. 17. Vater / ich wil / daß wo ich bin / auch die ſeyn / die dn mirIoh. 17, 24. gegeben haſt / auff daß ſie meine Herrligkeit ſehen. Dan - nenher ſehnet ſich der heilige Apoſtel Paulus ſo von hertzen darnach / in dem er ſpricht Philip. 1. Jch habe luſt ab -Philip. 1, 23. zuſcheiden vnd bey Chriſto zu ſeyn / Vnd mit jhme alle gleubige / ſo die erſcheinung Chriſti lieb haben / 2. Tim. 4. Vnd ſolch jhr ſehnen / ſolch jhr wuͤntſchen / wird2. Tim. 4, 8. nit vergeblich / ſondern eitel frewde vñ wonne ſeyn / Prov. 16. Prov. 16, 28.
Der[16]Eine ChriſtlicheDes Teuf - fels wallfart iſt erſchreck - lich.Der Teuffel hat vnd helt auch ſeine Wallfarth / aber es iſt eine boͤſe vnd ſchreckliche Wallfarth / wie ſie von dem H. Apoſtel Petro beſchrieben wird / 1. Petr. 5. Seid nuͤchtern1. Petr. 5, 8. vnd wachet / denn ewer Widerſacher der Teuffel gehet herumb / wie ein bruͤllender Loͤwe / vnd ſu - chet / welchen er verſchlinge / dem widerſtehet feſtIob. 1, 7. im glauben. Vnd im Buch Job cap. 1. fraget Gott der HErr den Satan: Wo kommeſtu her? Satan ant - wortet dem HErrn / vnd ſprach: Jch habe das Land vmbher durchzogen. Jn ſolcher ſeiner boͤſen vnd gefehrlichen wallfarth / iſt ſein intent vnd meinung dahin ei - gentlich gerichtet / daß er vns / als Pilgrim Gottes / vnſernGen. 3, 7. zehrpfenning vnd alles gerne gar nemen / vnd wie Adam vnd Eva / gar nacket außziehen / Gen. 3. vnd mercklichen ver - wunden wolte / wie wir diß ein augenſcheinlichs vorbild ha - ben an dem / ſo vnter die Moͤrder gefallen / verwun -Luc. 10, 30. det / vnd halb tod gelaſſen worden / Luc. 10.
Darumb muß ein Chriſtlicher Wallbruder vnd Pilgrim Gottes / gar wol von dem Duce, das iſt / dem HErrn Jeſu Chriſto / von oben herab geruͤſtet vnd verwah - ret ſeyn / wenn er ſeinen lauff / im Glauben vnd gutem Ge - wiſſen / wil vollenden. Denn gleich wie ein leiblicher wan - dersman ſich nicht bloß auff die Reiſe machet / ſondern verſichert ſich gar wol mit denen ſachen / deren er auff demDer geiſtli - chen Pil - grim ruͤ - ſtung. wege beduͤrfftig iſt: Alſo wil ſich vielmehr in der geiſtli - chen Wallfarth gebuͤhren / daß ein gleubiger Chriſt ſeiner wol warneme / vnd ruͤſte ſich dermaſſen / damit er nicht in gefahr vnd ſchaden gedeyen moͤge.
1. Stab. Iſt Gottes Wort.Iſt demnach fuͤr allen dingen noͤtig / ein Stab / wel - cher iſt das heilige vnd ſeligmachende Wort Gottes / vondem[17]Leichpredigt. dem David Pſal. 23. Ob ich ſchon wandele im fin -Pſal. 23, 4. ſtern thal / fuͤrchte ich kein vngluͤck / denn du biſt bey mir / dein ſtecken vnd ſtab troͤſten mich. Dar - umb ſol ein Chriſtlicher Wallbruder bey ſich haben das Wort Gottes. Ohne das Wort Gottes iſt Abraham nichtAbraham. aus ſeinem Vaterlande gezogen / Geneſ. 12. Alſo auchGen. 12, 1. Loth. Gen. 19, 12. Loth nicht aus Sodom. Die Kinder Jſrael zogen auch ohne das Wort des HErrn nicht aus Egypten / Ex. 4. Vnd wannIſraelit[en .] ſie jaͤhrlichen dreymal gen Jeruſalem zogen / geſchach ſol -Exod 4, 5. ches auch nicht ohne das Wort des HErrn / Levit. 23. GottLevit. 23. 4. hat keinen gefallen an Menſchen wercken. Drumb hoͤre -Apo[ſtel]. ten die heiligen Apoſtel aus dem munde des HErrn Chri - ſti / weß ſie ſich nach ſeiner Himmelfarth verſehen ſolten: Ite in orbem univerſum: Gehet hin in alle Welt / vndMat. 28, 19. lehret alle Heyden / vnd teuffet ſie im Namen des Vaters / vnd des Sohns / vnd des heiligen Geiſts / Matth. 28. Darumb gebuͤhret einem jeden Chriſten / daß er in ſeiner Pilgrimſchafft das Wort des HErrn ergreif - fe / ſich darauff ſtoͤhne vnnd gruͤnde / auff daß er Gottes Wanderer ſey. Vnd wenn andere in dieſer Welt ſagen / Wir verlaſſen vns auff Roſſe vnd Wagen: So ſa -Pſal. 20, 8. gen wir dargegen / Wir aber dencken an den Namen des HErrn vnſers Gottes / Pſal. 20. Das Wort iſt einPſal. 119, 105 Liecht vnd Leuchte auff vnſerm wege / Pſal. 119.
Wer dieſen Stecken vnd Stab / dieſes Liecht vnd Leuchte bey ſich hat / der kan ſeines Ampts vnd beruffs trewlich warnemen vnd abwarten: Er kan den Satan vnd alle helliſche Reuber vnd Moͤrder vberwinden / vnd hat bey dem Namen des HErrn ein feſtes Schloß / Prov. Prov. 18, 10.18. kan mit jhm reden / vnd alle noth vnd anliegen auffPſal 55, 23.Cjhn[18]Eine Chriſtlichejhn werffen / Pſal. 55. Vnd wer jhn zuuor mit jhme leſſetPſal. 119, 9. reden / in vnd aus ſeinem Wort / vnd ſeinen gang nach ſei - nem Wort richtet / Pſal. 119. der wird auch Gottes ſchutz auff ſeinem wege haben / vnnd gewaltiglich durchbrechen /110, 2. per virgam virtutis Christi, durch den Scepter ſei - nes Reichs / Pſal. 110. Wer aber dieſen Stecken vnd Stab nicht bey ſich hat / der wandert vnd wallet ſehr vbel vnd gefehrlich / vnd heiſſet mit ſolchem / wie David ſa -Pſal. 119, 21. get Pſal. 119. Maledicti omnes, qui declinant à mandatis tuis, Verflucht muͤſſen ſeyn alle die jenigen / ſo von deinenCham. Geboten abweichen. Cham der boͤſe Sohn verrichtete gar eine boͤſe wanderſchafft: denn er zog in Hetruriam / vnd hat allda an der lieben vnd zarten jugend groſſen vnd vnwieder - bringlichen ſchaden gethan / mit falſcher Lehre vnd gottlo -Phariſeer vñ Schrifftge - lehrten. ſem wandel. Die Phariſeer vnd Schrifftgelehrten vmbzogen Land vnd Waſſer / daß ſie einen Juͤ - dengenoſſen macheten / das war eine ſehr boͤſe vnndMatth. 23, 15. ſchedliche wanderſchafft. Denn der HErr Chriſtus ſa - get: Vnd wenn ers worden iſt / machet jr aus jhme ein Kind der Hellen / zweyfeltig mehr als jhr ſeyd /Baͤpſtler. Matth. 23. Jm Reich des Antichriſts geſchehen viel Wal - farten / aber auſſer vnd ohne das Wort Gottes. Darumb iſt auch darinnen weder leben / troſt noch heil / ſondern zweif - fel / angſt vnd hertzleid. Denn der heilige Geiſt ſaget von ſol -Pſal. 16, 4. chen vnſeligen Wallbruͤdern / Pſal. 16. Aber jene / die einem andern nacheilen / werden groß herzleid ha - ben. Jch wil jhres Tranekopffers mit dem Blut nicht opffern / noch jhren Namen in meinem mun - de fuͤhren. Dafuͤr behuͤte Gott alle fromme Chriſtliche Wallbruͤder.
2. Dar -[19]Leichpredigt.2. Darnach ſollen die Chriſten auch ſich mit not -2. Proviand. Jſt letblich / das taͤgliche Brod. duͤrfftigem Proviand verſehen / jr taͤſchlein vnd flaͤſchlein voll fuͤllen / vnd zur labung vnd erquickung bey ſich tragen / damit ſie auff dem wege jhrer Pilgrimſchafft nicht ver - ſchmachten / wie der Magd Hagar mit jhrem Sohne Jſ - mael widerfuhr / Gen. 21. Hierinnen hat nun vnſer lieberGen. 21, 15. Gott ſelbſt auff vns gedacht / daß beydes vnſer außwendi - ger Menſch / in dieſer Pilgrimſchafft / auff dem wege mit ſpeiß vnd tranck / bedacht vnd verſehen werde. Denn er ver - ſpricht vns das taͤgliche Brod / zu vnſers leibes notdurfft vnd narung von noͤten / wie er vns denn darumb zu bitten in der vierdten Bitte befohlen hat: Vnſer taͤglich Brod gib vns heute. Vnd Deut. 8. vnd Matth. 4. DerDeut. 8, 3. Matth. 4, 4. Menſch lebet nicht vom Brod allein / ſondern von einem jeden Wort / das durch den Mund Gottes gehet. Durch den Propheten David thut er die reiche verheiſſung / im 34. Pſalm: Die den HErrn fuͤrchten /Pſal. 34, 11. haben keinen mangel an jrgend einem gut: Jtem / Pſal. 37. Jch bin jung geweſen / vnd bin alt wor -37, 25. den / vnd habe noch nie geſehen den Gerechten ver - laſſen / oder ſeinen Samen nach Brod gehen / Pſal. 132. Jch wil jhre ſpeiſe ſegnen / vnd jhren Ar -132, 15. men Brods genug geben. Welches dann alle Pil - grim Gottes jhnen zum troſt behalten ſollen / vnd alle ar - me betruͤbte Leute / arme Witwen vnd elende Waißlein / ſol - len ſich damit auffrichten vnd ſtercken. Den ErtzvaterExempla. Abraham. Ilraëlitæ. Abraham hat Gott in ſeinem Reiſen verſorget: Die Kin - der Jſrael gantzer viertzig Jahr vom Himmel geſpeiſet vnd ernehret: Die arme betruͤbte Witwe zu Sarepta / hat auchWitwe zu Sarepta. in der Tewrung die guͤte Gottes erfahren / in dem er jhrC ijMeel -[20]Eine Chriſtliche1. Reg. 17, 16.Meelkeſtlein vnd Oelkruͤglein ſegnete / daß die gantze zeit der thewrung kein mangel vorfiel / 1. Reg. 17.
2. Geiſtlich: Gnad / ver - gebung der ſuͤnden / etc.Fuͤr den innwendigen Menſchen aber / vnd fuͤr vnſere hungerige vnd matte Seele / daß die auch jhre krefftige la - bung haben / vnd geiſtlich fett vnd froͤlich werden moͤge / hat Gott der himliſche Vater auch herrliche vnd vberaus reiche ſpeiſe vñ tranck aus gnaden verordnet / in dem / daß wir vonIoh. 1, 16. der fuͤlle des HErrn Jeſu Chriſti nemen gnade vmb gnade / Iohan. 1. Vnd ſolche geſchoͤpffte gnade iſt der rechte ſegen / den Gott Abraham / Jſaac vnd Jacob ver - ſprochen hat: Nemlich die gnedige Abſolution von ſuͤnden vnd der ewigen pein / aus des HErrn Jeſu Chriſti Munde vnd Wunden / mit eigenem glauben / zur gerechtigkeit vnd ſeligkeit ergrieſſen vnd bewahret. Wenn das von vns ge - ſchicht / ſo quillet auch daraus friede vnd frewde / in vnſerm hertzen vñ Gewiſſen / wider den ſchrecklichen fluch des Geſe - tzes / wider den brennenden Zorn Gottes / vnd wider die ewi - ge verdamniß / Ja wider das gantze Reich des leidigen Teuf - fels vnd der Hellen. Das iſt die geiſtliche trunckenheit / da -Pſal. 36, 8. von Koͤnig David ſaget im 36. Pſalm: Wie thewer iſt deine guͤte Gott / das Menſchen Kinder vnter dem ſchatten deiner fluͤgel trawen / Sie werden trun - cken von den reichen guͤtern deines hauſes / vnd du trenckeſt ſie mit wolluſt / als mit einem ſtrom. Denn bey dir iſt die lebendige Quelle / vnd in dei - nem Liecht ſehen wir das Liecht. Vnd im leben vndPſal. 94, 19. ſterben koͤnnen wir froͤlich ſagen: Jch hatte viel bekuͤm - mernus in meinem hertzen / aber deine troͤſtung er - getzten meine Seele / Pſal. 94. Jn dem heiligen vnd hochwirdigen Abendmal ſpeiſet vnd trencket vns auch derHErr[21]Leichpredigt. HErr Chriſtus / vnter vnd mit dem geſegneten Brod vnd Wein / mit ſeinem wahren / weſentlichen / gegenwertigen Leib vnd Blut / zur vergebung vnſerer ſuͤnden. Vnd iſt al - ſo der ſelige reiche Zehrpfenning auff die Reiſe / in das Himmelreich vnd ewige Seligkeit.
Aber hier iſt auch nun / lieben Chriſten / zum hoͤchſten3. Geferten. von noͤthen / daß man gute achtung gebe / vnd ſich Chriſten wol fuͤrſehen vor den Geferten / ſo ſich in jhrer Pilgrim - ſchafft zu jhnen finden vnd halten: Denn da finden ſich boͤſe vnd gute Geferten. Gute Geferten ſeind / die einem1. Gute: betruͤbten hertzen troſt aus Gottes Wort zuſprechen / vnd die groſſen beſchwerungen vnd harten anfechtungen mit ge -Seelſorger. dult zu tragen / ermahnen vnd anhalten. Denn es werde ja nicht ewig wehren / ſondern es wird das wandern dermal eins ein ende gewinnen / vnd wenn man ſeinen lauff vollen - det / koͤmpt man zur ruhe vnd friede. Wer an den SohnIohan. 5, 24. gleubet / der koͤmpt nicht in das Gerichte / ſondern er iſt von dem Tode hindurch gedrungen in das ewige leben / Iohan. 5. Vnd da heiſt es wol vnd recht: Vox amici, vox Dei, Eines guten freundes wort iſt Got - tes ſtimme. Comes facundus in via pro vehiculo eſt; Ein getrewer Geferte / der aus Gottes Wort zuſpricht / machet die betruͤbte Pilgrimſchafft viel leichter / als wenn man Pferde vnd Wagen hette / vnd heiſt endlichen:
Engel.Gute Geferten der Pilgrim Gottes / ſeind auch die hei - ligen guten Engelein. Denn die ſeind dienſtbare Gei -Ebr. 1, 14. ſter / außgeſand zum dienſte derer / ſo die Seligkeit ererben / Ebr. 1. Gott hat ſeinen Engeln befohlenPſal. 91, 12. vber die heiligen Wanderer / daß ſie ſie behuͤtenPſal. 34, 8. auff allen jhren wegen / daß ſie ſie auff den henden tragen / damit ſie jren fuß nicht an einen ſtein ſtoſ - ſen / Pſal. 91. Vnnd im 34. Pſalm: Der Engel des HErrn lagert ſich vmb die her / die den HErrn fuͤrchten / vnd hilfft jhnen aus. Wie wir deſſen ein exempel haben an dem Ertzvater Jacob. Denn da er von ſeinem vntrewen Schweher Laban außzeuhet / ſaget derGen. 32, 1. Text / daß jme die Engel Gottes begegnet ſeyn / dar - umb nennet er auch dieſelbe ſtete Mahanaim: EsChriſtus. ſeind Gottes heer / Gen. 32. Ja der HErr Jeſus Chri - ſtus / der groſſe Engel des Bundes / der Fuͤrſt Michael / iſt ſelber der Chriſten Geferte / beleitet vnd behuͤtet ſie fuͤr allem vnfall Leibes vnd der Seele. Denn alſo lautet die reicheEſa. 43, 1. verheiſſung / Eſa. 43. Fuͤrchte dich nicht / denn ich ha - be dich erloͤſet / ich habe dich bey deinen Namen geruffen / du biſt mein / denn ſo du durchs Waſſer geheſt / wil ich bey dir ſeyn / daß dich die ſtroͤme nicht ſollen erſeuffen / vnd ſo du ins fewer geheſt / ſoltu nicht brennen / vnd die flamme ſol dich nicht anzuͤnden. Das iſt ein getrewer Geferte / der kan die helliſchen Reuber / vnd alles vngluͤck abwenden / zu ſchanden machen / vnd zu ruͤcke treiben.
Dage -[23]Leichpredigt.Dagegen ſollen ſich Chriſten fuͤr den verſchlagenen /2. Boͤſe. argliſtigen vnd geſchwinden boͤſen Geferten huͤten / die jnen nicht allein nach dem Leibe / ſondern auch nach der Seelen vnd der ewigen ſeligkeit trachten. Als da ſind / falſche Lehrer / Ketzer / Schwetzer / die jenigen / ſo da leben in oͤffentlichen vñ ergerlichen ſuͤnden / ſchanden vnd laſtern / Jtem die / ſo in der Welt / vnd in den weltlichen luͤſten gentzlichen erſoffen ſind / wie Demas, 2. Tim. 4. von dem der heilige Apoſtel ſaget / daß2, Tim. 4, 10 er habe die Welt lieb gewonnen. Darumb betet Da - vid ſo hertzlich / Pſal. 119. HErr neige mein hertz zu dei -Pſal. 119, 36. nen zeugniſſen / vnd nicht zum geitz. Vnd die Welt1. Ioh. 2, 17. vergehet mit jhren luͤſten / 1. Iohan. 2.
Wer auch auff ſeiner wanderſchafft wol wil fort - kommen / vnd gluͤcklich wandern / der muß ſich auch mit4. Guͤrtel. Jſt Patien - tia. einem guͤrtel auffſchuͤrtzen. Dieſer guͤrtel iſt Patientia, die liebe gedult. Denn viel vngelegenheit / viel vngeſtuͤme vngewitter / ſchnee / kelte / wind / hitze / die wehen einem Wan - dersman vnter augen / Aber da iſt gedult von noͤthen / wie S. Paulus ſaget / Rom. 12. Geduͤltig in truͤbſal / Ebr. 10. Rom. 12, 12.Gedult iſt euch noth. Mancher / wenn es jhme vbel ge -Ebr. 10, 36. het / wird vngeduͤltig / wil mit dem lieben Gott auffbinden / aus Lande / Stadt vnd Hauſe lauffen / vnd Gott die Schluͤſ - ſel fuͤr die fuͤſſe werffen. Aber / lieben Chriſten / nicht alſo / damit richtet man wenig aus / ſondern macht vbel erger / vnd mit vngedult erzuͤrnet man Gott im Himmel. Predi - ger muͤſſen viel leiden? Obrigkeit ſitzet auch nicht allewege im Roſengarten: Haußvaͤter fuͤhlen manches vnfreundli - ches vngewitter. Aber da ſollen ſie nicht vngeduͤltig wer - den / wider Gott nicht murren / ſondern geduͤltig ſeyn. Faſ - ſet ewre Seele mit gedult / ſaget Chriſtus der HErr /Luc. 21, 19.Luc. 21.[24]Eine ChriſtlicheLuc. 21. Nemlich in ewerm beruff / in ewerm Glauben / im gantzen leben / vnd endlichen im Sterbſtuͤndlein. Vnd da - zu gehoͤret beſtendigkeit / daß man nicht laß oder muͤde wer - de in Gottes geboten zu wandeln / vnd ſeinen angefangenen lauff ſeliglich zu vollenden. Beſtendig ſeyn ans ende gib mir / du haſts allein in henden / ſinget die Chriſt - liche Kirche. Vnd der Sohn Gottes ſaget / Matth. 10. 24. Mat. 10, 22. 24, 13.Wer beharret biß ans ende / der ſol ſelig werden. Philip. 2, 13.Gott iſt es / der da wircket / beyde das wollen vnndGalat. 6, 39. das vollbringen / Phil. 2. Laſſet vns gutes thun / vnd nicht muͤde werden / Gal. 6.
Die andere Reiſe in Hi - mel.WAnn wir aber nu / lieben Chriſten / die zeit vnſer Wallfarth auff dieſer Welt vollendet / ſo haben wir noch eine andere Reiſe fuͤr vns / zu einem andern / beſſern vnd ſeligerm Leben / nemlich in den Himel / aus dieſer elenden betruͤbten Welt / in das himliſche Vater - land / vnd in die ewige wohnungen. Dieſes wil vns Da - vid zu erkennen geben / da er ſpricht: Jch gehe den weg aller Welt. Vnd der Text ſaget: Alſo entſchlieff Da - vid / vnd ward zu ſeinen Vaͤtern verſamlet. Wol iſt zu behalten / was der heilige Geiſt ſaget von David: AlsWir ſterben nicht ohnge - fehr. nun die zeit herbey kam / daß David ſterben ſolte / Jtem / Jch gehe den weg aller Welt. Denn damit werden wir gelehret / daß wir nicht ohngefehr ſterben / ſon -Pſal. 31, 16. dern vnſere zeit ſtehet in Gottes henden / Pſal. 31. Wir koͤnnen nicht ſterben / wenn wir wollen. Wir muͤſſen nicht ſterben / wenn der Teuffel wil: denn der Teuffel hat vns dasleben[25]Leichpredigt. leben nicht gegeben / drumb hat er auch nicht macht vns daſſelbige zu nemen. Jn Gottes Hand ſtehet vnſer leben /Deut. 30, 20. vnd die lenge deſſelben / Deut. 30. Du haſt dem Men - ſchen ein ziel geſetzt / das kan er nicht vberſchrei -Iob. 14, 5. ten / die zahl ſeiner Monden ſtehet bey dir. Iob. 14. Pſal. 139, 16.Alle meine tage waren auff dein Buch geſchriebẽ /Pſal. 39, 6. Pſal. 139. Meine tage ſind einer hand breit bey dir / Pſal. 39. Derowegen / wenn wir ſterben ſollen / ſo ſollen wir wiſſen / vnſere zeit vnd ſtunde ſey vorhanden / vnd demnach dem lieben Gott williglich folgen / vnd den weg alle Welt gerne gehen.
Es iſt aber ein gar ſchwerer vnd gefehrlicher weg / dar -Zu dieſer re[i -]ſe gehoͤren 4. ſtuͤcke. umb wir vns auch wol darzu geſchickt vnd bereit zu machen fleiß haben muͤſſen. Vnd zwar fuͤr allen dingen 1. Ein gott - ſeliges vnd Chriſtliches leben fuͤhren / vnd vnſer gantzes le -1. ben vber / vns aller gottſeligkeit befleiſſigen / ja vnſer gantzes leben ſol ſeyn eine ſtetige vbung wahrer buſſe vnd bekehrung zu Gott. Es iſt erſchienen / ſagt der heilige Apoſtel Pau -Tit. 2, 11. lus / die heilſame gnade Gottes allen Menſchen / vnd zuͤchtiget vns / daß wir ſollen verleugnen das vngoͤttliche Weſen / vnd die weltlichen luͤſte / vnd zuͤchtig / gerecht vnd gottſelig leben in dieſer Welt / vnd warten auff die ſelige hoffnung vnd erſchei - nung der herrligkeit des groſſen Gottes / vnd vn - ſers Heylands Jeſu Chriſti / der ſich ſelbſt fuͤr vns gegeben hat / auff daß er vns erloͤſete von aller vn - gerechtigkeit / vnd reiniget jm ſelbſt ein Volck zum eigenthumb / das fleiſſig were zu guten wercken / Tit. 2. 2. Darnach iſt gewiß / daß wir hie in dieſer2. Welt keine bleibende ſtat haben / ſondern im HimmelEbr. 13, 14.Diſt vns[26]Eine ChriſtlicheIoh. 14, 2. 3.iſt vns von dem HErrn Chriſto / vnſerm trewen Heyland vnd Seligmacher / die ſtete bereitet / Ioh. 14. 3. Dero - wegen ſollen wir vns nicht an das zeitliche hengen / ſintema[l]1. Ioh. 2, 16.in dieſer Welt nichts iſt / als augen luſt / fleiſches luſt /Pſal. 49, 18. vnd hoffertiges leben. Hierbey ſetzet D. Luther: Flei - ſches luſt iſt hurerey: Augenluſt iſt Geitz vnd Reichthumb:Ezech 7, 19. Hoffertig leben iſt Ehrgirigkeit / gewalt / lob / vnd oben auß -Soph. 1, 18. fahren. 1. Ioh. 2. Ehre / Gelt / Reichthumb / iſt nicht beſten - dig in dieſer Welt. Die herrligkeit jres hauſes fehret jnen nicht nach / Pſal. 49. Jhr ſilber vnd gold wird jnen nicht helffen am tage des zorns des HErrn / Ezech. 7. Soph. 1. Darumb ſol ein Chriſtliches hertz jmmer -Matth. 6, 33. 4. dar nach den himliſchen vnnd ewigen guͤtern trachten / Matth. 6. Vnd 4. ja nicht vergeſſen des ſeligen Stabes vnd ſteckens des goͤttlichen Worts / welches man bey gu - ter vnd geſunder zeit fleiſſig hoͤren / vnd daraus vnterricht ſol nemen / ſo vns zu der letzten hinfart von noͤten ſeyn wird. Denn darinnen hoͤren wir / daß der Sohn Gottes ſaget /Ioh. 8, 51. Ioh. 8. Warlich / warlich ich ſage euch / ſo jemand mein Wort wird halten / der wird den Tod nicht10, 27. ſehen ewiglich. Jtem / cap. 10. Meine Schaͤflein hoͤ - ren meine ſtimme / vnd ich kenne ſie / vnd ſie folgen mir / vnd ich gebe jhnen das ewige leben / vnd ſie werden nimmermehr vmbkommen / vnd niemand wird ſie mir aus meiner hand reiſſen. Jtem cap. 11. 11, 25.Jch bin die Aufferſtehung vnd das Leben / wer an mich gleubet / der wird leben / ob er gleich ſtirbe. Vnd wer da lebet vnd gleubet an mich / der wirdMatth. 11, 28. nimmermehr ſterben. Matth. 11. Kompt her zu mir alle / die jhr muͤheſelig vnd beladen ſeyd / ich wileuch[27]Leichpredigt. euch erquicken. Bey mir ſolt jhr ruhe finden fuͤr ewre Seele. Vnd der Heuptſpruch des HErrn Jeſu Chriſti zu Nicodemo / Ioh. 3. Alſo hat Gott die Welt ge -Ioh. 3, 16. liebet / daß er ſeinen eingebornen Sohn gab / auff daß alle / die an jhn gleuben / nicht verloren wer - den / ſondern das ewige leben haben. Denn Gott hat ſeinen Sohn nicht geſand / in die Welt / daß er die Welt richte / ſondern das die Welt durch jhn ſelig werde.
Vergeſſet aber / lieben Chriſten / auch nicht vnſersFuͤhrer iſt Chriſtus. Fuͤhrers vnd trewen Beyſtandes / den ſollen wir von hertzen anruffen / daß er bey vns ſeyn / gnedigen beyſtand leiſten / vnd ja nicht von vns weichen wolle. Ach HErr Jeſu Chriſte / du haſt mir verſprochen / vnd zugeſagt bey mir zu ſeyn / ach verlaß mich nicht. Du haſt mir Erloͤſung aus der Hel -Oſe. 13, 14. le vnd vom Tode zugeſagt / Oſe. 13. Ach halt mir dein Wort. Dergleichen verheiſſung ſind mehr / Pſal. 91. Matth.Pſal. 91. 28. Vnd wenn es endlichen an die letzten zuͤge gehet / ſo ver -Mat. 28, 20. gieß ja deines Heylandes Jeſu Chriſti nicht / ſondern ruffe getroſt zu jhm:
Vnnd endlichen vergiß ja des letzten ZehrpfenningsZehrpfennig. nicht / nemlich des ſeligen gebrauchs des hochwirdigen A - bendmals / da wirſtu verſichert der gnaden Gottes / vnd der vergebung aller deiner ſuͤnden. Wo nun vergebung der ſuͤnden iſt / da iſt auch leben vnd ſeligkeit.
D ijWer[28]Eine ChriſtlicheWer ſich alſo auff die letzte Reiſe gefaſt machet / der kan Ritterlich ringen / vnnd durch Tod vnd leben zu dem HErrn Jeſu Chriſto dringen / bey jhme vnnd dem him - liſchen Vater / zuſampt dem heiligen Geiſt / in der himli - ſchen frewde vnd ewigen ſeligkeit ſeyn vnd bleiben / Amen.
WAs nun anlanget den verſtorbenen / welchen wir allhier fuͤr vnſern augen ſehen / iſt derſelbige der weiland Ehrn - veſte / Erbare vnd Wolweiſe Herr Bernhard Palitzſch / regierender Buͤrgermeiſter. Den hat vnſer lieber Gott nach ſeinem willen / aus ſeiner ſtation vnd vocation / Ampt vnd beruff abgefodert / vnd durch dieſen toͤdlichen abgang einen groſſen Riß in vnſer Stadt Regiment gemacht. DieThren. 5, 16. Krone vnſers Heupts iſt abgefallen / denn wir ha - ben geſuͤndiget. Es iſt aber dieſer ſelige Herr Buͤrger - meiſter geborn zu Dreßden / da man geſchrieben 1551. den Freytag nach Catharinæ. Sein Vater iſt geweſen der Erbare Johannes Palitzſch / Vorſteher des Handwercks der Tuchmacher. Seine Mutter war Barbara / eine Tochter Donati Leſchens / Buͤrgers vnd Kauffmans / bey - derſeits daſelbſten. Von ſeinen Eltern iſt er ſeliglich vnd wol erzogen / vnd zu allem guten gehalten worden / biß daß er ſein 24. jar erreichet. Da hat er ſich zum erſten mal in den H. Eheſtand / allhier zum Hayn begeben / mit der Tu - gendſamen Frawen Vrſula / einer hinderlaſſenen Witwe Herrn Sebaſtiani Ditterichs / Buͤrgermeiſters / eine Toch - ter Clement Birckens / Schmiedes. Mit ehegedachten ſei - nem Weibe / hat er im Eheſtand gelebt 28. jahr / vnd haben miteinander durch Gottes ſegen gezeuget Neun Leibes - fruͤchte / drey Soͤhn vnd ſechs Toͤchter. Der erſte Sohn hatdas[29]Leichpredigt. dz Liecht dieſer zeitlichen Welt nit geſehen / die andern zween Johannes vnd Bernhardus ſeind noch am leben. Die Toͤchter ſind / 1. Maria / Sebaldi Krebſen / Buͤrgers vnd Tuchmachers zu Grima / eheliche Haußmutter. 2. Bar - bara / Herrn Balthaſer Krauſens / Schoͤſſers zu Steſchitz vber der Elbe / Eheweib. 3. Vrſula / Herrn Nicolai Wol - rabs / Rathsfreundes / Haußehre. 4. Margaretha iſt bald in jhrer jugend geſtorben. 5. Magdalena / die hat gefrey - et Vrban Lange / Buͤrger vnd Tuchmacher allhier. 6. Jungfraw Margaretha / die iſt bey lebezeiten des Herrn Vaters ehelichen verlobet worden mit einem Jungen Ge - ſellen / Andreas Hoſeman / Buͤrger vnnd Weißgerber von Freyberg.
Anno 1586. iſt er in den Rathſtandt gezogen wor - den / vnd hat das beſchwerliche Richterampt zweymal verwaltet. Anno 1603. iſt er zum Buͤrgermeiſterampt erwehlet / vnd von der hohen Obrigkeit dazu gnedigſt beſte - tiget worden. War damals ein ſehr betruͤbtes trawriges Jahr / da der Teuffel gantzer neun jahr zuuor / durch vnei - nigkeit vnd vnfrieden / viel jammers anrichtete / darinnen die alten Chriſtliche vnd friedliebende Regenten ſchlaffen gien - gen. Hette leichtlich geſchehen koͤnnen / daß der Rathſtuel ohne Buͤrgermeiſter geweſen. Denn eben den tag vnd ſtun - de / da der Herr Buͤrgermeiſter Johannes Matthæus verſtirbet / wird der Herr Bernhard Palitzſch der Gemeine zum Buͤrgermeiſter vorgeſtellet. Jn ſolchem ſeinem new - en Ehrenſtande / ſchickt jhm Gott auch ein Haußcreutz zu / vnd leſſet jhn zum Witwer werden: Vnd hat ſeinen Wit - werſtand zwey Jahr gehalten. Anno 1605. hat er ſich an - derweit in den heiligen Eheſtand begeben / mit der Erbarn vnd Tugendſamen Frawen Anna / eine hinderlaſſeneD iijWitwe[30]Eine ChriſtlicheWitwe Herrn Johan Sawermans / Stad Richters zu al - ten Dreßden / ſeligen. Haben eine friedliche vnd Chriſtliche Ehe miteinander gefuͤhret / alſo / daß ſie niemals einander zu wider geweſen / welches / wie es numehr die trawrigkeit vnd betruͤbniß in jhrem hertzen deſto groͤſſer machet: Alſo iſt jhr auch troͤſtlichen / daß ſie mit einem friedlichen vnd geruhi - gem Gewiſſen voneinander geſchieden ſind / vnd werden am Juͤngſten tage / in friede vnd frewden / wiederumb zuſammen kommen.
Was ſein Chriſtenthumb anlanget / hat er ſich dar - innen aller gottſeligkeit / ſo viel jme in menſchlicher ſchwach - heit muͤglich geweſen / befliſſen: Die Predigten goͤttliches Worts fleiſſig beſuchet / daheim auch fleiſſig die Bibel / vnd andere nuͤtzliche Schrifften geleſen: die fuͤrnemſten Spruͤ - che / Chriſtliche Lieder vnd Gebete jhme bekant gemacht / die er jhme auch zu troſt in ſeinem letzten Lager / hat appliciren vnd nuͤtze machen koͤnnen / alſo / wenn man deren eins gegen jhm angefangen / hat er ſie vollends gantz auſſagen koͤnnen. Ach! lieben Chriſten / wenn alles von vns ſetzet / wenn alle Creaturen vns verlaſſen / ſo helt Gottes Wort bey vns / dar - auff man ſich kuͤnlich kan gruͤnden / denn es iſt ein WortIoh. 6, 68. des ewigen lebens / Ioh. 6. Eine krafft Gottes / die daRom. 1, 16. ſelig macht alle / ſo daran gleuben / Rom. 1. Was wol - len denn nu die fuͤr troſt haben / ſo dahin gehen / ſeind oͤffent - liche Veraͤchter des Worts? Gar keinen. Denn es ſtehet1. Sam. 2, 3. geſchrieben / Wer mich verachtet / der ſolwieder ver - achtet werden / 1. Sam. 2.
Jn ſeinem leben vnd wandel / hat er ſich gegen men - niglichen ſchiedlich vnd friedlich bezeiget / daß menniglich mit jhm koͤnnen zu frieden ſeyn / darumb denn die alten Re -genten[31]Leichpredigt. genten auff jhn ein auge gehabt / vnd zu ſich gezogen haben. Denn Jethro ſaget zu Moſe / Exod. 18. Sihe dich vmbExod. 28, 21. nach redlichen Leuten / die Gottfuͤrchtig / vnd dem geitze feind ſind. Jm Hauſe hat er gute zucht bey den Kindern gehalten / wie ſolches das werck an jhm ſelbſt bezeu - get. Sein Ampt hat er trewlich verrichtet. Vnd ob wol der Seelſorger noch ſol geboren werden / der jederman kan zu recht predigen; Auch der Buͤrgermeiſter / Richter vnd Regent noch ſol gefunden werden / der in ſeinem Ampt je - derman kan recht thun: So hat er ſich doch / ſo viel muͤgli - chen / der billigkeit beflieſſen / ſeines Ampts ſich trewlich an - genommen / vnd keine muͤhe vnd arbeit verdrieſſen laſſen / wie ſchwer ſie auch geweſen: Darzu er denn auch einen frei - digen muth von Gott gehabt. Vnd ob jhm bißweilen von halßſtarrigen / vngehorſamen vnd vndanckbarn Vntertha - nen mit vndanck iſt gelohnet / vnd hohn geſprochen worden / hat ers doch dem gerechten Richter in gedult heimgeſtellet vnd befohlen.
Den 24. Octobris / greiffet jhn Gott mit einer harten / geſchwinden vnd hitzigen kranckheit vnd ſolchem Haupt - weh an / daß man nicht anders vermeinet / er ſolte alßbald ſterben. Aber mit ſterckung vnd andern mitteln iſt man jh - me zu huͤlffe kommen / daß er ſich ein wenig wieder erholen koͤnnen. Doch hat die hitze nicht nachgelaſſen / biß daß ſie alle kreffte verzehret hat. Er hat ſich aber balde dem lieben Gott befohlen / vnd iſt bereit geweſen zum Sterbſtuͤndlein / Dann / ſagt er / es iſt ein ſolcher zuſtand allenthal -Philip. 1, 23. ben / daß ich von herzen luſt habe abzuſcheiden / vnd bey meinem HErrn Chriſto zu ſeyn. Klagetegar[32]Eine Chriſtlichegar hertzlich vnd ſchmertzlich vber der Leute boßheit. Nun ſagt er / ich wil alles Gott befehlen / der wirds alles wol richten. Hat darauff das hochwirdige Abendmal empfangen / fleiſſig gebetet / vnd ſich vnd ſeine Seele in die Hand vnſers HErrn Jeſu Chriſti gar trewlich befohlen. Verſchienen Sontags gegen Abend / hat man mit jhme fleiſſig gebetet / vnd nach geſprochenem Gebete / iſt er ſanfft vnnd ſeliglich eingeſchlaffen / in dem 58. Jahr ſeines alters.
Ihme zwar / dem Herrn Buͤrgermeiſter / ſeligen / iſt gar wol geſchehen. Denn / nach dem er in ſeiner Pilgrim - ſchafft hier auff Erden viel angſt / truͤbſal vnd noth auß - geſtanden / iſt er zwar nun dauon erloͤſet / vnd zu ruhe kom - men: Vnd ſchleffet / vnd ruhet im Grabe vnter der Erden / biß an den froͤlichen Juͤngſten tag / da alles ſol vnnd wird wiederbracht werden. Aber in dem Rathſtuel iſt ein groſſer Riß geſchehen. Das weis vnd verſtehet niemand / als wer vmb vnd darbey iſt. Herr Omnes, vnd denen er nicht recht gethan / in jhrem ſinn vnd willen / die werdens ins feuſtlein lachen. Aber Gott ſihets / hoͤrets / vndSap. 3, 1. richtets. Nun er iſt im friede / die Seele in der Hand des HErrn / da ſie keine qual ruͤhret. Den Leib ſe - tzen wir jetzo in die Erde / da er von aller muͤhe vnd arbeit ruhet / biß an den Juͤngſten tag.
Vnſer lieber Gott vnd Vater aller gnaden vnnd barmhertzigkeit / vnd Gott alles troſts / wolle jhm in Vaͤter - lichen gnaden befohlen ſeyn laſſen / die hinderſtellige hochbe - truͤbte Witwe / Kinder / Kindskinder / vnnd gantze loͤbliche freundſchafft / ſo vber dieſem vnverſehenemvnd[33]Leichpredigt. vnd vnuerhofften toͤdtlichen abgang hertzlich betruͤbet vnd trawrig ſeind / vnd ſie allerſeits mit ſeinem heiligen Geiſt troͤſten / erhalten / vnd verleihen / daß ſie mit gedult den willen Gottes erkennen / biß daß er alles truͤbſal mit gnaden wird enden vnd wenden. Es wolle jhm auch der Barmhertzige Gott den Rathſtuel in gnaden befohlen ſeyn laſſen / vnd mit ſeinem heiligen Geiſt die Regenten ſtercken vnd regie - ren / daß ſie Gottes ehre / vnd der Vnterthanen wolfarth trewlich ſuchen vnd fortſetzen moͤgen. Wolle auch vns al - le regieren / auff daß wir in vnſerer Pilgrimſchafft gottſelig leben / vnnd wann zeit vnd ſtunde kommen wird / daß wir den weg aller Welt gehen ſollen / auch ſelig - lich in wahrer anruffung des Sohnes Gottes Jeſu Chriſti einſchlaffen / vnd durch den zeitlichen Tod hindurch drin - gen laſſen in das ewige leben / vnnd in die ewige ſeligkeit. Das helffe vns alleſampt die heilige Dreyfaltig - keit / Gott Vater / Sohn vnd heiliger Geiſt / hochgelobet in ewigkeit / Amen.
Haud-nihilum dicit procerum jactura. Iehovam, Vt foveat reliquos, civis honeſte roga. M. Georgius Langevoith, Iunior.
M. Sigiſmundus Badehorn.
FINIS.
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