PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Geiſtreiche Sinn vnd Schluſſri - me.
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Denen Hochwuͤrdig: in Gott Geiſtlich / auch Ed - len vnd Hochgelehrten: Hoch vnd Wolgebornen Herren / Herren / auch Edlen Geſtrengen Herren / N: Einer Loͤbl: Landtſchafft deß Ertzhertzogthumbs Oeſterreich vnter der Ennß Herren Verordneten / ꝛc.

GNaͤdige vnnd Hochgebiet - tunde Herren / Herren / ꝛc. Niemahlen kan ein rechte / meſſige deß groſſen vnnd vbergoſ - ſenen Meers vnergruͤndlichkeit / ei - ne gebrauchung deß Menſchlichen Leben erwachſen; Niemalen auch wirdt jemandt / deſſelben koͤſtli - chen Magnetiſchen Bergs eintzige Frucht / oder Ergoͤtzlichkeit ver - ſpuͤret haben / welcher nicht in diſem ſeine jhme ſelbſt zuſtaͤndige Ge - heimbnuß / vnd Clauſulas ſuchendeA 2er -2DEDICATIO. ereignet: in jenem aber villeicht die ſchoͤne gebahnte Straſſen der ge - ſchwinden Schifffahrt erfragende gepfleget hette: Dann weme wirdt doch deß groben Ackersmann in de - nen wolriechenden Gaͤrten der vil - faͤrbigen Blumen ſeine vnfruchtba - re Vnpaͤßlichkeit verborgen be - halten? Dahero wir haben / daß wir alle Sachen bey moͤglichſt dem be - ſten Orth oder Gelegenheit zu vol - kommener begebung deß glůcklichen Außgangs vnd anſehen erholen vnd abfordern. Dieweilen aber gleichs - fals auch nichts ſich befindet / wel - ches da / ob zwar geringes durch gu - te erfindung der Anſtalt zu dem er - heblichſten Anſehen nicht gebraucht werden koͤnte; Alſo befindet es ſich mit anjetzigen meinen Tractaͤtl derſchoͤ -3DEDICATIO. ſchoͤnen Schlußreimen Johan - nis Angeli / alſo / daß / weilen diß ein recht ſchoͤn vilfaͤrbiger Garten der edlen Blumen / welchen ja keiner vorbey gehet / deme nicht ſeine ſelbſt außerleſene Blumen belieben moͤch - te; oder vilmehr ein ſchoͤne weitge - babnte Heyden deß groſſen Meers zu nennen / auff welchem dann auch der geringſte mit dem hoͤchſten ſeine erſuchte Schiffung zu dem ge - wůntſchten Port / der ermeſſenen Fruchtbarkeit einholt vnd einpflan - tzet. Habe demnach gaͤntzlichen er - wogen / diſe Tractatiſche Blumen - Wurtzel erſtenmals denen Hoch - wuͤrdigen / Hochgebiettunden vnd Hochgelehrten Herꝛn / Herꝛn einer Hochloͤbl: N: Oe: Landtſchafft Herꝛn Verordneten / ꝛc. ꝛc. als de -A 3nen4DEDICATIO. nen erweglichſten diſer gepflantzten Sachen Fautoribus mit vnter - thaͤnig: gehorſambſten Affection vnnd Meynung zu dediciern, gantz vnterthaͤnigiſt bittente / ſolches mit gnaͤdigiſten affect zuerwoͤhlen. Lebe alſo vngezweifflet diſer Hoff - nung / es werde diſes ein mehrere be - liebung in andern erwecken / wofern es durch die groſſen Gemůter wirdt behelliget werden. Wienn den 1. Julij, Anno 1657.

Ewr Hoch: vnd Gn. Gehorſamber Johann Jacob Kuͤrner / Einer Loͤbl: N: Oe: Landſchafft Buchdrucker /

5.[5]

Erinnerungs Vorrede an den Leſer.

Guͤnſtiger Leſer / nach dem folgende Reimen vil ſeltzame paradoxa oder widerſinniſche Reden / wie auch ſehr hohe und nicht jederman bekandte ſchluͤſ - ſe / von der geheimen GOttheit. Jtem von Ver - einigung mit GOtt oder Goͤttlichem Weſen / wie auch von Goͤttlicher Gleichheit vnd Ver - goͤttung oder GOttwerdung / und waß der - gleichen / in ſich behalten; welchen man wegen der kurtzen Verfaſſung leicht einen Verdam - lichen Sinn oder boͤſe Meinung koͤnte andich - ten: Als iſt vonnoͤthen dich deß halben zuvor zuerinnern.

Unnd iſt hiermit einmal fuͤr allemal zuwiſ - ſen / das deß Urhebers Meinung nirgends ſey / daß die Menſchliche Seele jhre Geſchaffenheit ſolle oder koͤnue Verliehren / und durch die Ver - goͤttung in GOtt oder ſein ungeſchaffenes We - ſen verwandelt werden: welches in alle Ewig - keit nicht ſeyn kan. Denn obwol GOtt Allmaͤch - tig iſt / ſo kan er doch diſes nicht machen (und wann Ers koͤnte / waͤre Er nicht GOtt) daß eine Creatur natuͤrlich und weſentlich GOttA 4ſey.6Erjnnerungs Vorredſey. Derowegen ſagt Thaulerus in ſeinen Geiſt - lichen Unterrichtungen c. 9. weil der Aller - hoͤchſte nicht machen kondte / daß wir von Na - tur GOtt waͤren (denn diß ſteht Jhm alleine zu) ſo hat Er gemacht / daß wir GOtt waͤre auß Gnaden; damit wir zugleich mit Jhm in jmmerwehrender Liebe beſitzen moͤgen eine See - ligkeit / eine Freuͤde / und ein einiges Koͤnig - reich: Sondern dieſes iſt ſein Sinn / daß die Gewuͤrdigte und Heilige Seele zu ſolcher naher Vereinigung mit GOtt und ſeinem Goͤttlichen Weſen gelange / daß ſie mit demſelben gantz und gar durchdrungen / uͤberformet / Vereinigt und eines ſey; dermaſſen / daß wenn man ſie ſehen ſolte / man an jhr nichts anders ſehen und erken - nen wuͤrde als GOtt; wie dann im ewigen Le - den geſchehen wird: Weil ſie von dem Glantze ſeiner Herꝛlichkeit gleichſamb gantz Verſchlun - gen ſein wird. Ja daß ſie zu ſolcher Vollkomner gleichnuͤß GOttes gelangen koͤnne / daß ſie eben daß Jenige ſey (auß Genaden) was GOtt iſt (von Natur;) und alſo in diſem Verſtande recht und wol ein Liecht in dem Liechte / ein Wort in dem Worte / und ein GOTT in GOtte (wie in den Reimen geredet wird) koͤn - ne genennet werden. Sinthemal / wie ein alter Lehrer ſagt / GOtt der Vatter hat nur einen Sohn / und derſelbe ſind wir alle in Chriſto. Sind wir nun Soͤhne in Chriſto ſo muͤſſen wirauch7an den Leſer. auch ſein was Chriſtus iſt / und daſſelbe Weſen haben / welches der Sohn GOttes hat: Denn eben darumb (ſpricht Thaulerus in der vierd - ten Predigt am H. Chriſtage) daß wir daſſelbe Weſen haben / werden wir Jhm gleich / und ſe - hen Jhn wie Er wahrer GOtt iſt.

Und dieſem Satze ſtimmen bey alle Heilige GOttesſchawer; jnſonderheit jetzt gedachter Tauler in der 3, Predigt am 3. Sontag Trinit. da er ſpricht: Die Seele wird (durch daß wider erlangte Ebenbild) GOtte gleich und Goͤtt - lich: Ja alles wird ſie auß genaden was GOtt iſt von Natur. Jn diſer Vereinigung und ein - ſenckung in GOtt / wird ſie uͤber ſich ſelbſt in GOtt gefuͤhrt / und GOtte ſo gleich / daß wann ſie ſich ſelber ſaͤhe / ſie ſich fuͤr GOtt wuͤrde ſchaͤtzen: Und wer ſie ſahe / der wuͤrde ſie ſehen / nicht zwar in dem Natuͤrlichen / ſondern in dem auß Genaden jhr mit getheiltem Weſen / Form und weiſe GOttes / und wuͤrde alſo Seelig von dem Geſichte. Sinthemal GOtt und die Seele in ſolcher Vereinigung eines ſind; wiewol nicht von Natur / ſondern auß Genaden. Und nach wenigem: Die lautere und Goͤttliche Seele welche von der Creaturen Liebe ſo frey iſt wie GOtt / wird von andren geſehen werden / auch ſich ſelber in Ewigkeit anſehen alsGOtt (denn GOtt und eine ſolche Seele ſind in der ob - gemeldten Vereinigung eins) und wird jhreA 5See -8Erjnnernngs VorredSeeligkeit in und auß ſich ſelbſt nehmen in diſer Vereinigung.

Rusbroch im dritten Buch vom Zierrath der Geiſtlichen Hochzeit c. 1. Jn der Weſent - lichen Einheit GOttes ſind alle Andaͤchtige und jnnige Geiſter eins mit GOtt durch jhre Lieb - habende einſenckung und zerſchmeltzung in jhn: Und ſind auß Gnaden eben daſſelbige Eins daß die ſelbe Weſenheit in ſich ſelber iſt.

Und eben daſelbſt: GOtt uͤber alle gleich - nuͤſſe / wie Er in ſich ſelber iſt / faſſen und Ver - ſtehen / daß iſt etlicher maſſen GOtt mit GOtt ſein ohne mittel / (oder daß ich ſo ſage) ohne ei - ne empfindliche Anderheit. Und eben im ſel - ben Buche c. 2 ſpricht Er: Wann der Geiſt deß Menſchen durch die genießliche Liebe ſich ſelber verlohren hat / ſo empfaͤngt er die Klar - heit GOttes ohne mittel: Ja er wird auch ſelbſt / (ſovil einer Creatur zuſteht) ohne un - terlaß dieſelbe Klarheit welche er embfaͤngt.

Gleichermaſſen redet auch S. Bernard. im Buche vom Einſamen Leben / da er ſpricht: Wir werden daß ſein was Er iſt. Denn wel - chen die Macht gegeben iſt GOttes Kinder zu werden / denen iſt auch die Macht gegeben / nicht zwar daß ſie GOtt ſeyn / ſondern daß ſie ſeyn was GOtt iſt. Und nach diſem: Diſe gleichnuͤß GOttes wird die Einheit deß Gei - ſtes genennt / nicht alleine weil ſie der HeiligeGeiſt9an den Leſer. Geiſt zu Wercke richtet / oder den Geiſt deß Menſchen damit anthut: Sondern weil ſie ſelbſt der Heilige Geiſt / GOtt die Liebe iſt / weil durch Jhn / welcher die Liebe deß Vatters und deß Sohnes iſt / und Einheit / und Anmuͤtig - keit / und Gut / und Kuß / und umbfaſſung / und alles was beyden kan gemein ſein / in jener hoͤch - ſten Vereinigung der Warheit / und Warheit der Vereinigung / eben daſſelbe dem Menſchen auff ſeine Art zu GOtt geſchicht / was mit der ſelb ſtaͤndigen Einheit dem Sohne zum Vat - ter / oder dem Vatter zum Sohne / wann in der umbfahung und Kuß deß Vatters und deß Sohns ſich etlicher maſſen mitten inne befindet daß ſeelige Gewiſſen; da auff eine unauß - ſprechliche und Ungedaͤnckliche weiſe der GOt - tes Menſch verdienet zu werden / nicht GOtt; ſondern doch was GOtt iſt auß Natur / der Menſch auß Genaden. Und diſes Bernardus. Fragſtu wie daß zugehen koͤnne / weil daß Goͤtt - liche Weſen unmittheilhafftig iſt? So antwort ich dir fuͤrs Erſte mit dem heiligen Bonaven - tura: So du es wiſſen wilt / ſo frage die Ge - nade / und nicht die Lehre: Daß Verlangen / und nicht den Verſtand: daß Seufftzen deß Gebeths / und nicht daß fleiſſige leſen: Den Braͤutigam / nicht den Meiſter: GOtt / nicht Menſchen: Die tunckelheit / nicht die Klarheit: Nicht daß Liecht / ſondern daß Fewer welchesA 6gantz10Erjnnerungs Vorredgantz und gar anflammet / und in GOtt mit brennenden Begierden fuͤhret / welches Fewr GOtt ſelber iſt.

Fuͤrs ander / daß das Goͤttliche Weſen zwar unmittheilhafftig ſey / ſolcher geſtalt / daß es ſich mit einem Dinge vermengen ſolte / und eine Na - tur oder Weſen mit jhm werden: Daß es aber auff gewiſſe Weiſe wegen der ſo nahen und jn - niglichen Vereinigung / mit welcher es ſich in die Heylige Seelen ergieſt / gleichwol mit theilhafftig koͤñe genennet werden: Maſſen auch Petrus ſagt / daß wir theilhafftig werde der goͤtt lichen Natur: und Johannes / daß wir Gottes Kinder ſeynd / weil wir auß GOtt gebohren ſeynd. Nun koͤnnen ja die jenige nicht Gottes - Kinder / und theilhafftige der Goͤttlichen Na - tur genennet werden (ſpricht Thomas à Jesu l. 4. d. orat, divin. c. 4.) wann dieſelbige nicht in Uns / ſondern weit von Uns abgeſondert iſt. Denn ſo wenig ein Menſch kan weiſe ſeyn ohne Weißheit (wie Thauler. in der vierdten Ser - mon im H. Chriſtage redet) ſo wenig kan einer auch ein Kind Gottes ſeyn ohne die Goͤttliche Kindtſchafft / daß iſt / er habe dann daß war - hafftige Weſen deß Sohnes GOtts ſelber. De - rohalben ſoltu Gottes Sohn oder Tochter ſeyn / ſo muſtu auch eben daß Weſen haben / welches der Sohn GOttes hat / ſonſten kanſtu GOttes Sohn nicht ſeyn. Aber ſolche groſſe Herꝛlich -keit11an den Leſer. keit iſt uns noch zur Zeit verborgen. Darumb ſchreibt auch S. Johannes an obgemeldtem Ort weiter alſo: Meine allerliebſten wir ſind zwar Gottes Kinder / aber es iſt noch nicht offenbahr was wir ſeyn werden / wir wiſſen aber wann es erſcheinen wird / daß wir jhme werden gleich ſeyn / das iſt / daſſelbe Weſen daß er iſt werden wir auch ſeyn ꝛc. Darumb ſagt Nicolaus à Jesu Mar. l. 2. c. 16. Elucid. Theologic. in Joan. à cruce: Daß die Seele durch die Wuͤr - ckungen der Liebe mit welchen ſie GOtt liebt / Erlange / daß jhr GOtt nicht allein ſeine Ga - ben mittheile / ſondern daß auch ſelbſt die ſelb - ſtaͤndigkeit und Weſen GOttes der Seelen mit ſonderbahrem Titel ſelbſtaͤndig zugegen ſey. Und ſolches beſtaͤttigen auch die Worte deß hei - ligen Auguſt. S. 185 de tempore da er ſpricht: der heilige Geiſt iſt in diſem Tage zu bereitung der Hertzen ſeiner Apoſtel wie ein Platzregen der Heiligung eingefallen / nicht als ein Eil - fertiger beſucher / ſondern als ein jmmerweh - render Troͤſter / und ewiger beywohner. Dann wie er Matth. am 28. von ſich ſelbſt ſeinen A - poſteln geſagt hatte: Siehe ich bin bey euch alle Tage biß zum Ende der Welt; Alſo ſagt er auch von dem heiligen Geiſte: Der Vatter wird euch den Troͤſter geben der bey euch ſey in Ewigkeit / derowegen iſt er in diſem Tage bey ſeinen Glaͤubigen nicht nur durch die GnadeA 7der12Erjnnerungs Vorredder Rechtfertigung / ſondern ſelbſt durch die gegenwart ſeiner Majeſtaͤt geweſt; und iſt in die Gefaͤſſe jetzo nur nicht der Geruch deß Bal - ſams / ſondern ſelbſt die ſelbſtaͤndigkeit der Heiligen Salbe gefloſſen.

Diſes aber eygentlicher und ohne jrꝛthumb zuverſtehen und zu erklaͤren / hab ich mir allzeit ſehr belieben laſſen die Gleichnuͤſſe welche die heiligen Vaͤtter von der Vereinigung der Son - nen mit der Lufft / deß Fewers mit dem Eyſen / deß Weins mit dem Waſſer / und was derglei - chen / ſich gebrauchen / diſe hobe Vereinigung GOttes mit der Seelen etlicher maſſen da - durch zu beſchreiben. Unter welchen der heilige Bernard: im Buche wie man GOtt lieben ſol / in der mitten alſo ſpricht: Gleich wie ein tro - pfen Waſſers in vil Wein gegoſſen von ſich gantz zuvergehen ſcheint / in dem es deß Weins geſchmack und Waͤrmde an ſich nimbt: Und wie ein fewriges gluͤendes Eyſen dem Fewer gantz und gar gleiche wird / und ſeine alte und eigentliche Geſtalt außziehet: und wie die Lufft mit der Sonnenliecht durchgoſſen in deſſelben Liechtes Klarheit uͤberformet wird; alſo gar daß ſie nicht ſo wol Erleuchtet / als daß Liecht ſelber zu ſein ſcheinet: Alſo wird vonnoͤthen ſeyn / daß in den Heiligen alle Menſchliche be - gierlichkeit auff unaußſprechliche weiſe von jhr ſelbſt zerſchmeltze / und in Gottes willen gaͤntz -lich13an den Leſer. lich eingegoſſen werde: dann wie wolte ſonſt GOtt alles in allen ſeyn / wenn in dem Men - ſchen noch etwas vom Menſchen uͤbrig waͤre? Und in dem 25. Cap. deß Buchs von der Liebe / nach dem er eben diſe Gleichnuͤſſe angefuͤhret hatte / ſpricht er darauff: Alſo iſt deß Menſchen Geiſt / wann er mit Goͤttlicher Liebe angethan iſt / gantz Liebe. Derowegen wer GOtt liebt / iſt jhm ſelbſt Todt / und in dem er GOtt alleine lebt / machet er ſich etlicher maſſen (daß ich ſo rede) mit Weſentlich oder mitſtaͤndig dem ge - liebten (conſubſtantiat ſedilecto.) Denn ſo die Seele Davids der Seelen Jonathe vereinigt iſt; oder ſo der welcher GOtt anhaͤngt ein Geiſt mit jhm wird: ſo gehet nit ohne ungleiches Ur - theil der Vereinigung auff eine gewiſſe Art der mit Weſenheit die gantze Begierde in GOtt / ꝛc. Und derogleichen findet man auch beym Rus - broch Harphio, Thauler. und anderen. Jn - ſonderheit beym Ludovico Bloſio da er im zwoͤlfften Cap. ſeiner Geiſtlichen Unterrichtun - gen ſehr ſchoͤn alſo Redet. Jn der geheimen ver - einigung verfleuſt die liebhabende Seele / und vergehet von jhr ſelbſt / und verfoͤllet / als waͤre ſie zunichte worden / in den Abgrund der ewigen Liebe: Allda ſie jhr Todt iſt / und GOtt lebet / nichts wiſſende / nichts fuͤhlende / als die Liebe welche ſie ſchmaͤkket; denn ſie verliehret ſich in der uͤbergroſſen Wuͤſte unnd Finſternuͤß derGott -14Erjnnerungs VorredGOttheit. Aber ſich ſo verliehren / iſt mehr ſich finden. Da wird Warlich / was da iſt daß Menſchliche außziehende / und daß Goͤttliche anziehende / in GOtt verwandelt. Gleich wie daß Eyſen im Fewer die Geſtalt deß Fewers annimbt / und ins Fewer verwandelt wird. Es bleibet aber doch daß Weſen der alſo vergoͤtte - ten Seelen gleich wie daß gluͤende Eyſen nicht auffhoͤret Eyſen zuſeyn. Derohalben die Seele welche zuvor kalt war / iſt jetzt brennend / die vor Finſter war iſt jetzt leuchtend: Die vor harte war / iſt jetzt weich: Gantz und gar GOttfar - big; weil jhr Weſen mit Gottes Weſen durch - goſſen iſt: Gantz mit dem Fewer der Goͤttlichen Liebe verbrennet / und gantz zerſchmeltzend in GOtt uͤbergangen / und jhm ohne mitel Verei - nigt / und ein Geiſt mit jhm worden iſt; gleich wie Gold und Ertzt in einen Metalliſchen klum - pen zuſammen geſchmoltzen werden.

Nun mit ſolchen und dergleichen Worten und Reden haben ſich die H. Gottesſchauer bemuͤhet die jnnigliche Vereinigung Gottes mit der geheiligten Seelen etlicher maſſen außzu - drukken; deñ dieſelbe gruͤndliche zubeſchreiben / ſagen ſie / daß man nicht Wort ſinden koͤnne.

Wann derowegen der Guͤnſtige Leſer in di - ſen Reimen hin und wider derogleichen finden wird; ſo wolle er ſie auch nach diſem Verſtande richten und verſtehen.

Wie wol ich nun was diſen Punctt anbe -15an den Leſer. langt zur genuͤge mich vermeine erklaͤrt zuha - ben; ſo muß ich doch noch einen ſchoͤnen Text auß Dionijſio Carthuſiano allher ſetzen: diſer redet Artic. 42. in Exod. alſo / Alsdañ wird die Seele gantz in daß unendliche Licht außgebrei - tet / der uͤberweſentlichen GOttheit und uͤber - ſeeligſten Dreyeinigkeit / ſo ſtrahlend / Liebreich und nahe copulirt oder verbunden / daß ſie nichts andres verſpuͤret / noch jhre eigne Wuͤr - ckung warnimbt: ſondern ſie Verfleuſt von jhr ſelbſt / und fleuſt wider in jhren eigenen Bron - nen / und alſo wird ſie in die Reichtuͤmber der Glorien verzukket / in dem Fewr der ungeſchaf - fenen unaußmaͤßlichen Liebe verbrennet; in dem Abgrunde der Gottheit vertieffet und ver - ſchlukket / daß ſie ſcheint etlicher maſſen daß ge - ſchaffene Weſen auß - und daß ungeſchaffene und erſte Muſterweſen (eſſe ideale) wider an - zuziehen. Nicht daß die Selbſtaͤndigkeit ver - wandelt oder daß eigene Weſen weg genommen werde / ſondern weil die Weiſe zuſeyn / und die Eigenſchafft oder qualitet zuleben Vergoͤttet wird: Daß iſt / GOtte und ſeiner uͤberſeeligſten Seeligkeit uͤbernatuͤrlich und genaͤdiglich ver - gleichet wird: und alſo wird fuͤrtrefflich erfuͤl - let deß Apoſtels Wort: Wer dem HErren an - haͤngt iſt ein Geiſt mit jhm / ꝛc.

Wenn nu der Menſch zu ſolcher Vollkomner gleichheit GOttes gelangt iſt / daß er ein Geiſtmit16Erjnnerungs Vorredmit GOtt / und eins mit jhm worden / und in Chriſto die gaͤntzliche Kind - oder Sohnſchafft erreicht hat / ſo iſt er ſo groß / ſo reich / ſo weiſe und maͤchtig als GOtt / und GOtt thut nichts ohne einen ſolchen Menſchen / denn Er iſt eins mit jhm; er offenbahret jhm alle ſeine Herꝛlich - keit und Reichtuͤmber / und hat nichts in ſeinem gantzen Hauſe / daß iſt / in ſich ſelber / welches er fuͤr jhm verborgen hielte; wie er zu Moſi ſagte / ich will dir all mein Gutt zeigen. Derowegen ſagt der Urheber nicht zuvil wann er N. 14. in der Perſon eines ſolchen Menſchen ſpricht; ich bin ſo Reich als GOtt: Denn wer GOtt hat / der hat mit GOtt alles was GOtt hat. Alſo was N. 8. 95. und ſonſten geſagt wird / iſt auch nach diſer Vereinigung zuverſtehen. Wiewol auch diſe zwey erſten ein abſehen auff die Peer - ſon Chriſti haben / welcher wahrer GOtt iſt / und mit ſeinen unvergleichlichen Liebe Wercken uns zu verſtehen gegeben / als ob GOtt gleich - ſam nicht wol waͤre / wann wir ſolten Verloh - ren werden. Deßwegen Er auch nicht alleine in diſes Elende kommen und Menſch worden / ſon - dern auch ſo gar deß aller ſchmaͤhlichſten Todes hat Sterben wollen / daß Er nur uns wider zu ſich bringen / und ſich mit Uns ewig erfrewen und ergoͤtzen koͤnte: Wie er auch ſagt / meine Luſt iſt bey den Menſchenkindern. O deß verwun - derlichen und unaußſprechlichen Adels derSee -17an den Leſer. Seelen! O der unbeſchreiblichen Wuͤrdigkeit zu welcher wir durch Chriſtum gelangen koͤn - nen! was bin ich doch mein Koͤnig und mein GOtt! und was iſt meine Seele O unendliche Majeſtaͤt! daß du dich ernidrigeſt zu mir / und mich erhebſt zu dir! daß du Luſt ſuchſt bey mir / der du doch die ewige Luſtbarkeit biſt aller Gei - ſter! daß du dich mit mir wilt Vereinigen / und mich mit dir / der du in und an dir ſelbſt Ewig - lich genug haſt! Ja was iſt meine Seele / daß ſie dir auch gar ſo Gemein ſol ſeyn / wie eine Braut jhrem Braͤutigam / wie eine Liebe jhrem Lieben! O mein GOtt: Wann ich nicht glaubte daß du warhafftig waͤreſt / ſo koͤnte ich nicht glauben das zwiſchen mir vnd dir / als der unvergleichen Majeſtaͤt ſolche Gemeinſchafft jemahls moͤglich waͤre. Weil du aber geſprochen du wolleſt dich mit mir Vermaͤhlen in Ewigkeit; ſo muß ich nur diſe uͤbervernuͤnfftliche Genade / welcher ich mich nimmermehr koͤnte wuͤrdig ſchaͤtzen / mit de - muͤttigem Hertzen und verſtarꝛtem Geiſte ver - wundern. Du O GOtt biſt der allein unver - gleichliche wunder thut; Sinthemal du auch alleine GOtt biſt. Dir ſey Lob / und Preiß / und Danck / und Herꝛlichkeit von Ewigkeit zu E - wigkeit.

Was ſonſten vil andre nicht jederman Ge - meine Reden und Spruͤche anbelangt / ſo hoffe ich ſie werden / dem guͤnſtigen Leſer / im fall er inden18Erjnnerungs Vorredden Lehrern der geheimen GOttes Weißheit bekandt iſt / nicht alleine nicht frembde; ſondern auch ſehr Lieb und Angenehm ſeyn: in dem er hier als in einem kurtzen Begriff wird finden / was er bey jhnen nach der laͤnge geleſen / oder ja ſelbſt durch genaͤdige beſuchung GOttes in der That geſchmaͤkket und empfunden hat. Jſt er aber noch Unerfahren / ſo wil ich jhn freundlich zu jhnen gewiſen haben: Jnſonderheit zum Rusbrochio, Thaulero, Harphio, Authore Theologiæ Teutonicæ &c: Und neben diſen ſonderlich zum Maximil. Sandæo Societatis Jesu, welcher ſich mit ſeiner Theologia Myſti - ca, und dem clave, uͤber die maſſen gegen die Liebhaber diſer Goͤttlichen kunſt verdienet hat. Denn eine gantze und lautere Außlegung uͤber alle und jede Worte zumachen / wuͤrde eine groſ - ſe weitlaͤufftigkeit erfordern / und nur dem Leſer verdrießlich ſeyn. Es iſt deß Buͤcherſchreibens ohne diß keine maß / daß anjetzo faſt mehr ge - ſchriben als geleſen wird. Diſe Reimen / gleich wie ſie dem Urheber meiſten theils ohne Vorbe - dacht und muͤhſames Nachſinnen in kurtzer Zeit von dem Urſprung alles guten einig und allein gegeben worden auffzuſetzen; alſo daß er auch daß erſte Buch in vier Tagen verfertiget hat; ſollen auch ſo bleiben / und dem Leſer eine auff - munterung ſein / den in ſich verborgenen GOtt / und deſſen heilige Weißheit ſelbſt zuſuchen /und19an den Leſer. und ſein Angeſichte mit eignen Augen zube - ſchawen. Jedoch wo der Verſtand zweiffelhaff - tig oder gar zu Tunckel zu ſein vermeinet wird / ſo ſol dabey eine kurtze Erinnerung geſchehen. Der Leſer denke aber weiter nach / und lebe in betrachtung der Goͤttlichen wunder mit unge - faͤlſchter Liebe / zu groſſen Ehren GOttes; deme beſohlen Gegeben in Schleſien den 7. Heumo - natstag deß ſechzehenhundert und Sechs und funfftzigſten Jahres.

Jo[20]

APROBATIO.

EGo infraſcriptus legi Domini Joannis Angeli Sileſij libellum qui inſcri - bitur Geiſtreiche Sinn und Schluß-Reime; quo amœ - nitatem luſumque Poëticum ita pieta - ti ſacrisque ſalibus miſcet, ut Lectorem inde & recreandum ſperem, & ad pios animi ſenfus commovendum. Ideoque dignum cenſui, qui luci publicæ com - mitteretur. Viennæ ex Cæſareo Aca - demico Collegio Societatis Jesu die z. Aprilis Anno 1657.

NICOLAVS AVANCINVS è Soc: JESV, S. S. Theol: Do - ctor ejuſdemq́ Facultatis Vien - nenſis Decanus. Imprimatur JOANNES GVILIELMVS IVNCHER, p. t. Vniver - ſitatis Rector,

21

Johannis Angeli Sileſii Erſtes Buch Geiſtreicher Sinn - und Schluß - Reimen.

1. Was fein iſt daß beſteht.

Rein wie daß feinſte Goldt / ſteiff wie ein Felſenſtein /
Gantz lauter wie Cryſtall / ſol dein Gemuͤthe ſeyn.

2. Die Ewige Ruheſtaͤdt.

Es mag ein andrer ſich umb ſein Begraͤbniß kraͤnken /
Und ſeinen Madenſak mit ſtoͤltzen Bau bedenken.
Jch Sorge nicht dafuͤr: Mein Grab / mein Felß und
Jn dem ich ewig Ruh / ſol’s Hertze JEſu ſeyn. (ſchrein

3. GOtt kan allein vergnuͤgen.

Weg weg jhr Seraphim jhr koͤnt mich nit erquikken?
Weg weg jhr Heiligen / und was an euch thut
blikken:
Jch will nun eurer nicht: ich werffe mich allein /
Jns ungeſchaffne Meer der bloſſen GOttheit ein.

4. Man muß gantz Goͤttlich ſeyn.

HErꝛ es genuͤgt mir nicht / daß ich dir Engliſch diene
Und in Vollkommenheit der Goͤtter fuͤr dir Gruͤne:
Es iſt mir vil zuſchlecht / und meinem Geiſt zu klein:
Wer Dir recht dienen wil muß mehr als Goͤttlich ſeyn.

5. Man weiß nicht was man iſt.

Jch weiß nicht was ich bin / Jch bin nit was ich weiß:
Ein ding und nit ein ding: Ein ſtuͤpffchin und ein kreiß:
6. Du22Johannis Angeli

6. Du muſt was GOtt iſt ſeyn.

Sol ich mein letztes End / und erſten Anfang finden /
So muß ich mich in GOtt / uñ GOtt in mir ergruͤnden.
Und werden daß was Er: Jch muß ein Schein im
Schein:
Jch muß ein Wort im Wort:
(a)
(a) ein GOtt in
GOtte ſeyn.
(a)Thaul. inſtit. ſpir. c. 39.
(a)

7. Man muß noch uͤber GOtt.

Wo iſt mein Auffenthalt? Wo ich uñ du nicht ſtehen:
Wo iſt mein letztes End in welches ich ſol gehen?
Da wo man keines findt. Wo ſol ich dann nun hin?
Jch muß noch (b) uͤber GOtt in eine wuͤſte ziehn.
b. i. e. uͤber alles daß man an GOtt
erkennt oder von jhm gedaͤnken kan / nach
der verneinen den beſchawung / von wel -
cher ſuche bey den Mijſticis.

8. GOtt lebt nicht ohne mich.

Jch weiß das ohne mich GOtt nicht ein Nu kan leben /
Werd ich zu nicht Er muß von Noth den Geiſt auff -
geben.

9. Jch habs von Gott / uñ Gott von mir.

Daß GOtt ſo ſeelig iſt und Lebet ohn Verlangen /
Hat Er ſo wol von mir / als ich von Jhm empfangen.
*Schawe in der Vorrede.
*

10. Jch bin wie Gott / und Gott wie ich.

Jch bin ſo groß als GOtt: Er iſt als ich ſo klein:
Er kan nicht uͤber mich / ich unter Jhm nicht ſeyn.

11. Gott iſt in mir / und ich in Jhm.

GOtt iſt in mir daß Feur / und ich in Jhm der ſchein:
Sind wir einander nicht gantz jnniglich gemein?
12. Man25[23]Erſtes Buch.

12. Man muß ſich uͤberſchwenken.

Menſch wo du deinen Geiſt ſchwingſt uͤber Ort uñ Zeit /
So kanſtu jeden blik ſeyn in der Ewigkeit.

13. Der Menſch iſt Ewigkeit.

Jch ſelbſt bin Ewigkeit / wann ich die Zeit verlaſſe /
Und mich in GOtt / und GOtt in mich zuſamen faſſe.

14. Ein Chriſt ſo Reich als Gott.

Jch bin ſo Reich als GOtt / es kan kein ſtaͤublein ſein /
Daß ich (Menſch glaube mir) mit Jhm nicht hab ge -
mein.

15. Die uͤber GOttheit.

Was man von GOtt geſagt / das gnuͤget mir noch
nicht:
Die uͤber GOttheit iſt mein Leben und mein Liecht.

16. Die Liebe zwinget GOtt.

(a)
(a)Wo GOtt mich uͤber GOtt nicht ſolte wollen
bringen.
So will ich Jhn dazu mit bloſſer Liebe zwingen.
a.Vid. no. 7.
a.

17. Ein Chriſt iſt GOttes Sohn.

Jch auch bin GOttes Sohn / ich ſitz an ſeiner Handt:
Sein Geiſt / ſein Fleiſch und Blut / iſt Jhm an mir be -
kandt.

18. Jch thue es GOtt gleich.

GOtt liebt mich uͤber ſich: Lieb ich Jhn uͤber mich:
So geb ich Jhm ſovil / als Er mir gibt auß ſich.

19. Das ſeelige Stilleſchweigen.

Wie ſeelig iſt der Menſch / der weder wil noch weiß!
*
*Der GOtt (verſteh mich recht) nicht gibet Loh
noch Preiß.
*Denotatur hic Oratio ſeilentij, de qua vide Maximil. Sandæ Theol. myſtic, lib. 2. com - ment. 3.
*
B20. Die26[24]Johannis Angeli

20. Die Seeligkeit ſteht bey dir.

Menſch deine Seeligkeit kanſtu dir ſelber nem̃en:
So du dich nur dazu wilt ſchiken und bequemen.

21. GOtt laͤſt ſich wie man wil.

GOtt gibet niemandt nichts / Er ſtehet allen frey:
Daß Er / wo du nur Jhn ſo wilt / gantz deine ſey.

22. Die Gelaſſenheit

So vil du Gott gelaͤſt / ſo vil mag Er dir werden /
Nicht minder und nicht mehr hilfft Er dir auß be -
ſchwerden.

23. Die Geiſtliche Maria.

Jch muß MARJA ſeyn / und GOtt auß mir ge -
baͤhren /
Sol Er mich Ewiglich der Seeligkeit gewchren.

24. Du muſt nichts ſeyn / nichts wollen.

Menſch / wo du noch was biſt / was weiſt / was liebſt
und haſt:
So biſtu / glaube mir / nicht ledig deiner Laſt.

25. GOtt ergreifft man nicht.

GOtt iſt ein lauter nichts / Jhn rührt kein Nun noch
Hier:*
Je mehr du nach Jhm greiffſt / je mehr entwird Er dir.
*i. e. Zert und Ort.
*

26. Der geheime Todt.

Todt iſt ein ſeelig Ding: Je kraͤfftiger er iſt:
Je herꝛlicher darauß / daß Leben wirdt erkiſt.

27. Das Sterben machet Leben.

Jn dem der weiſe Mann zu tauſendmalen ſtirbet /
Er durch die Warheit ſelbſt umb tauſend Leben wirbet.

28. Der allerſeeligſte Todt.

Kein Todt iſt ſeeliger / als in dem HErren ſterben
Und umb das Ewige Gutt mit Leib und Seel
ver derben.
Umb27[25]Erſtes Buch.
*i. e. Umb GOttes willen auch Leib und Seel ins aͤuſerſte verderben hingeben: Wie Moſes und Paulus ſich erbotten / und vil andere Heiligen.
*

29. Der Ewige Todt.

Der Tod / auß weichem nicht ein Neues Leben bluͤhet.
Der iſts den meine Seel auß allen Toͤden fliehet.

30. Es iſt kein Todt.

Jch glaube keinen Tod: Sterb ich gleich alle Stun -
So hab ich jedesmahl ein beſſer Leben funden. (den /)

31. Das jmmerwehrende Sterben.

Jch ſterb und lebe GOtt: wil ich jhm ewig Leben /
So muß ich ewig auch fuͤr Jhm den Geiſt auffgeben.
*
*
*myſtice i. e. reſignare.
*

32. GOtt ſtirbt und lebt in uns.

Jch ſterb und leb auch nicht:
(a)
(a) GOtt ſelber ſtirbt
in mir:
Und was ich leben ſol / (b) lebt Er auch fuͤr und für.
(a)Quia originaliter ab ipſo profluit vir - tus mortiſicationis. Item ſecundum Paul: 2. cor. 3. 10. mortificationem Jeſu. b. vivo, jam non ego, ſed Chriſtus in me.
(a)

33. Nichts lebet ohne Sterben.

GOtt ſelber / wenn Er dir wil leben / muß erſterben:
Wie daͤnckſtu ohne Tod ſein Leben zuererben.

34. Der Todt vergoͤttet dich.

Wann du geſtorben biſt / uñ GOtt dein Leben worden /
So trittſtu erſt recht ein der Hohen Goͤtter Orden.

35. Der Tod[t]iſts beſte Ding

Jch ſage / weil der Tod allein mich machet frey:
Daß er das beſte Ding auß allen Dingen ſey.
B 236. Kein28[26]Johannis Angeli

36. Kein Todt iſt ohn ein Leben.

Jch ſag es ſtirbet nichts: nur daß ein ander Leben /
Auch ſelbſt daß Peinliche / wird durch den Tod gegebẽ.

37. Die Unruh kombt von dir.

Nichts iſt daß dich bewegt / du ſeibet biſt daß Rad /
Das auß ſich ſelbſten laufft / und keine Ruhe hat.

38. Gleichſchaͤtzung machet Ruh.

Wann du die Dinge nimbſt ohn allen unterſcheid:
So bleibſtu ſtill und gleich / in Lieb vnd auch in Leyd.

39. Die Unvollkom̃ne gelaſſenheit.

Wer in der Hoͤlle nicht kan ohne Hoͤlle leben /
Der hat ſich noch nicht gantz dem Hoͤchſten uͤbergeben.

40. GOtt iſt daß was Er wil.

GOtt iſt ein Wunderding: Er iſt daß was Er wil /
Und wil daß was Er iſt ohn alle maß und Ziehl.

41. GOtt weiß jhm ſelbſt kein Ende.

GOtt iſt unendlich Hoch / (Menſch glaube daß be -
haͤnde) /
Er ſelbſt findt Ewiglich nicht ſeiner GOttheit Ende.

42. Wie gruͤndt ſich GOtt?

GOtt gruͤndt ſich ohne grund / und meßt ſich ohne maß!
Biſtu ein Geiſt mit jhm / Menſch ſo verſtehſtu daß.

43. Man liebt auch ohn erkennen.

Jch Lieb ein eintzig Ding / und weiß nicht was es iſt:
Und weil ich es nicht weiß / drumb hab ich es erkiſt.

44. Daß etwas muß man laſſen.

Menſch ſo[d]u Etwas liebſt / ſo liebſtu nichts fuͤrwahr:
GOtt iſt nicht diß uñ daß / drumb laß daß Etwas gar.

45. Daß Vermoͤgende Unvermoͤgen.

Wer nichts begehrt / nichts hat / nichts weiß / nichtſ
liebt / nichts wil.
Der hat / der weiß / begehrt / und liebt noch jmmer vil
46. Daß. 29[27]Erſtes Buch.

46. Daß ſeelige Unding.

Jch bin ein ſeeligs Ding / mag ich ein Unding ſeyn /
Daß allem was da iſt / nicht kundt wird / noch gemein.

47. Die Zeit iſt Ewigkeit.

Zeit iſt wie Ewigkeit / und Ewigkeit wie Zeit /
So du nur ſelber nicht machſt einen unterſcheid.

48. GOttes Tempel und Altar.

GOtt opffert ſich jhm ſelbſt: Jch bin in jedem n[u]
Sein Tempel / ſein Altar / ſein Bettſtul ſo ich ruh.

49. Die Ruh iſts hoͤchſte Gutt.

Ruh iſt das hoͤchſte Gutt: und waͤre GOtt nicht ruh /
Jch ſchlieſſe fuͤr Jhm ſelbſt mein Augen beede zu.

50. Der Thron GOttes.

Fragſtu mein Chriſt wo Gott geſetzt hat ſeinen Thron?
Da / wo Er dich in dir gebuͤhret ſeinen Sohn.

51. Die gleichheit GOttes.

Wer unbeweglich bleibt in Frewd / in Leid / in Pein:
Der kan nunmehr nit weit von Gottes Gleichheit ſeyn.

52. Daß geiſtliche Senffkorn.

Ein Senffkorn iſt mein Geiſt / durch ſcheint jhn ſeine
Sonne /
So waͤchſt er GOtte gleich mit freuͤdenreicher Woñe.

53. Die Tugend ſitzt in Ruh.

Menſch wo du Tugend wirkſt mit Arbeit uñ init Muͤh /
So haſtu ſie noch nicht / du kriegeſt noch umb ſie.

54. Die weſentliche Tugend.

Jch ſelbſt muß Tugend ſeyn / und keinen Zufall wiſſen:
Wo Tugenden auß mir in Warheit ſollen flieſſen.

55. Der Brunquell iſt in uns.

Du darffſt zu GOtt nicht ſchreyn / der Brunnquell
iſt in dir:
Stopffſtu den Außgang nicht / er fluͤſſet für vnd fuͤr.
B 356. Daß30[28]Johannis Angeli

56. Daß mißtrawn ſchmaͤhet GOtt.

So du auß Mißvertrawn zu deinem GOtte fleheſt /
Und jhn nicht ſorgen laͤſt: ſchau daß du Jhn nicht
ſchmaͤheſt.

57. Jn Schwachheit wird Gott ſunden.

Wer an den Fuͤſſen lahm / und am Geſicht iſt blind /
Der thue ſich dann umb / ob er Gott jrgends ſind.

58. Der Eigen geſuch.

Meuſch ſuchſtu GOtt umb Ruh / ſo iſt dir noch nicht
recht /
Du ſucheſt dich / nicht Jhn? biſt noch nicht Kind /
nur Knecht.

59. Wie GOtt wil ſol man wollen.

Waͤr[e]ich ein Seraphin / ſo wol[t][e]ich lieber ſeyn
Dem Hoͤchſten zugefalln / daß ſchnoͤdſte Wuͤrmelein.

60. Leib / Seele / und Gottheit.

Die Seel iſt ein Kriſtall / die GOttheit iſt jhr ſchein:
Der Leib / in dem du Lebſt / iſt jhrer beider ſchreyn.

61. Jn dir muß GOtt gebohren werden.

Wird Chriſtus tauſendmahl zu Bethlehem ge -
bohren /
Und nicht in dir / du bleibſt noch Ewiglich verlohren.

62. Daß auſſre hilfft dich nicht.

Daß Kreutz zu Golgatha kan dich nicht von dem
boͤſen /
Wo es nicht auch in dir wird auffgericht / erloͤſen.

63. Steh ſelbſt von Todten auff.

Jch ſag / es hilfft dich nicht / daß Chriſtus aufferſtandẽ /
Wo du noch ligen bleibſt in Suͤnd / und todesbanden /

64. Die geiſtliche Saͤeung.

Gott iſt ein Ackersmann / daß Korn ſein ewges Wort /
Die Pflugſchar iſt ſein Geiſt / mein Hertz der ſaͤungs -
ort.
65. Ar -31[29]Erſtes Buch.

65. Armut iſt Goͤttlich.

Gott iſt daß aͤrmſte ding / Er ſteht gantz bloß uñ frey:
Drumb ſag ich recht und wol / daß armut Goͤttlich ſey.

66. Mein Hertz iſt GOttes Herd.

Wo GOtt ein Fewer iſt / ſo iſt mein Hertz der Herd /
Auf welchem Er daß Holtz der Eittelkeit verzehrt.

67. Daß Kind ſchreyt nach der Mutter.

Wie ein entmilchtes Kind nach ſeiner Mutter weint:
So ſchreyt die Seel nach GOtt / die Jhn alleine
meint.

68. Ein Abgrund rufft dem andern.

Der Abgrund meines Geiſts / rufft jm̃er mit Geſchrey /
Den Abgrund GOttes an? Sag welcher tieffer ſey.

69. Milch mit Wein ſtaͤrket fein.

Die Menſchheit iſt die Milch / die GOttheit iſt der
Wein.
Trink Milch mit Wein veꝛmiſcht / wiltu geſtaͤrket ſein.

70. Die Liebe:

Die Lieb iſt vnſer GOtt / es lebet als durch Liebe:
Wie ſeelig waͤr ein Menſch der ſtaͤts in jhr verbliebe!

71. Man muß daß Weſen ſein.

Lieb uͤben hat vil Muͤh: wir ſollen nicht allein
Nur Lieben: ſondern ſelbſt / wie GOtt die Liebe ſeyn.

72. Wie ſicht man GOtt?

Gott wohnt in einem Liecht / zu dem die bahn gebricht:
Wer es nicht ſelber wird / der ſiht jhn Ewig nicht.

73. Der Menſch war GOttes Leben.

Eh ich noch etwas ward / da war ich GOttes Leben:
*
*
Drum̃ hat er auch fuͤr mich ſich gantz und gar gegeben.
*Joh. 1. Quod factum eſt in ipſo, vita erat.
*
B 474. Man32[30]Johannis Angeli

74. Man ſol zum Anfang kommen.

Der Geiſt den GOtt mir hat im Schoͤpffen einge -
haucht /
Sol wider
*
* Weſentlich in Jhm ſtehn eingetaucht.
*Warhafftig / gaͤntzlich / inniglich / alſo Weſentliche einkehrung beyin Blo - ſio inſtit c. 3. num. 8.
*

75. Dein Abgott / dein begehren.

Begehrſtu was mit GOtt / ich ſage klar vnd frey /
(Wie Heylig du auch biſt) daß es dein Abgott ſey.

76. Nichts wolln macht Gotte gleich.

GOtt iſt die Ewge Ruh / weil Er nichts ſucht noch wil:
Wiltu ingleichem nichts / ſo biſtu eben vil.

77. Die dinge ſind geringe.

Wie klein iſt doch der Menſch / der etwas groß thut
ſchaͤtzen /
Und ſich nicht uͤber ſich in GOttes Thron einſetzen!

78 Daß Geſchoͤpff iſt nur ein ſtuͤpffchen.

Schau alles was Gott ſchuf / iſt meinem Geiſt ſo klein /
Daß es jhm ſcheint in jhm ein eintzig Stuͤpfchen ſein.

79. Gott traͤgt vollkom̃ne Fruͤchte.

Wer mir Vollkom̃enheit wie Gott hat ab-wil-ſprechẽ /
Der muͤſte mich zuvor von ſeinem Weinſtok brechen.

80. Ein jedes in dem ſeinigen

Der Vogel in der Lufft / der Stein ruht auff dem Land /
Im Waſſer lebt der Fiſch / mein Geiſt in Gottes Hand.

81. GOtt bluͤht auß ſeinen Zweigen.

Biſtu auß GOtt gebohrn / ſo bluͤhet GOtt in dir:
Und ſeine GOttheit iſt dein Safft und deine Zier.

82. Der Himmel iſt in dir.

Halt an wo lauffſtu hin / der Himmel iſt in dir:
Suchſtu Gott anders wo / du fehlſt Jhn fuͤr und fuͤr.
83. Wie33[31]Erſtes Buch.

83. Wie kan man GOttes genieſſen?

GOtt iſt ein Einges Ein / wer ſeiner wil genieſſen /
Muß ſich nicht weniger als Er / in Jhn einſchlieſſen.

84. Wie wird man GOtte gleich?

Wer GOtt wil gleiche ſeyn / muß allem ungleich
werden /
Muß ledig ſeiner ſelbſt / und loß ſeyn von beſchwerden.

85. Wie hoͤrt man GOttes Wort?

So du daß Ewge Wort in dir wilt hoͤren
ſprechen:
So muſtu dich zuvor von Unruh gantz entbrechen.

86. Jch bin ſo breit als GOtt.

Jch bin ſo breit alß GOtt / nichts iſt in aller Welt /
Daß mich (O Wunder ding!) in ſich umbſchloſſen
helt.

87. Im Ekſtein ligt der Schatz.

Was marterſtu daß aͤrtzt: der Ekſtein iſts allein /
Jn dem Geſundheit / Gold / und / alle Kuͤnſte ſein.

88. Es liget als im Menſchen.

Wie mag dich doch O Menſch nach etwas thun Ver -
langen /
Weil du in dir haͤltſt GOtt / und alle Ding umb -
fangen?

89. Die Seel iſt GOtte gleich.

Weil meine Seel in GOtt ſteht auſſer Zeit und Ort /
So muß ſie gleiche ſeyn dem Ort und Ewgen Wort.

90. Die Gottheit iſt daß gruͤne.

Die GOttheit iſt mein Safft: was auß mir gruͤnt
und bluͤht /
Daß iſt ſein Heilger Geiſt / durch den der trib ge -
ſchicht.
B 591. Man34[32]Johannis Angeli

91. Man ſol fuͤr alles danken.

Menſch ſo du Gott noch pflegſt umb diß und daß zu -
danken /
Biſtu noch nicht verſetzt auß deiner Schwachheit -
ſchranken.

92. Wer gantz Vergoͤttet iſt.

Wer iſt als waͤr er nicht / und waͤr er nie geworden:
Der iſt (O ſeeligkeit!) zu lauter Gotte worden.

93. Jn ſich hoͤrt man daß Wort.

Wer in ſich ſelber ſitzt / der hoͤret GOttes Wort /
Vernein es wie du wilt / auch ohne Zeit und Ort.

94. Die Demut.

Die Demut iſt der Grund / der Dekkel / und der ſchrein /
Jn dem die Tugenden ſtehn und beſchloſſen ſeyn.

95. Die Lauterkeit.

Wann ich die Lauterkeit durch GOtt geworden bin /
So wend ich mich umb GOtt zufinden nirgends hin.

96. Gott mag nichts ohne mich.

GOtt mag nicht ohne mich ein eintzigs Wuͤrmlein
machen:
Eꝛhalt ichs nicht mit Jhm / ſo muß es ſtraks zukrachen.

97. Mit GOtt vereinigt ſeyn / iſt gut fuͤr Ewge Pein.

Wer GOtt vereinigt iſt / den kan Er nicht veꝛdam̃en /
Erſtuͤrtze ſich dann ſelbſt mit jhm in Tod und Flam̃en.

98. Der todte Wille herꝛſcht.

Dafern mein Will iſt todt / ſo muß Gott waß ich wil:
Jch ſchreib Jhm ſelber vor daß Muſter und daß Zil.

99. Der Gelaſſenheit gilts gleiche.

Jch laſſe mich Gott gantz / wil Er mir Leyden machen /
So wil ich Jhm ſo wol / als ob den Frenden lachen.
100. Eins35[33]Erſtes Buch.

100. Eins haͤlt daß ander.

GOtt iſt ſo vil an mir / als mir an Jhm gelegen /
Sein weſen helff ich Jhm / wie Er daß meine hegen.

101. Chriſtus.

Hoͤrt wunder! Chriſtus iſt daß Lamb und auch der
Hirt /
Wenn GOtt in meiner Seel ein Menſch gebohren
wirdt.

102. Die geiſtliche Goldmachung.

Dann wird daß Bley zu Gold / dañ faͤllt der Zufall hin /
Wann ich mit GOtt durch GOtt in GOtt verwan -
delt bin.

103. Auch von derſelben.

Jch ſelbſt bin daß Metall / der Geiſt iſt Feur und Herd /
Meſſias die Tinctur, die Leib und Seel verklaͤrt.

104. Noch von jhr.

So bald durch Gottes Feur ich mag geſchmeltzet ſein /
So drukt mir GOtt alßbald ſein eigen Weſen ein.

105. Daß Bildnuß Gottes.

Jch trage GOttesbilde: wenn Er ſich wil beſehen /
So kan es nur in mir / und waͤr mirgleicht / geſchehen.

106. Daß ein iſt in dem Andern.

Jch bin nicht auſſer GOtt / und GOtt nicht auſſer mir /
Jch bin ſein Glantz und Liecht / und Er iſt meine Zihr.

107. Es iſt noch alls in GOtt.

Jſts / daß die Creatur auß GOtt iſt außgefloſſen:
Wie haͤlt Er ſie dannoch in ſeiner Schoß beſchloſſen?

108. Die Roſe.

Die Roſe / welche hier dein aͤußres Auge ſiht /
Die hat von Ewigkeit in GOtt alſo gebluͤht.
*
*
*idealiter.
*
B 6109. Die36[34]Johannis Angeli

109. Die Geſchoͤpffe.

Weil die Geſchoͤpffe gar in Gottes Wort beſtehn:
Wie koͤnnen ſie dann je zerwerden und vergehn?

110 Daß Geſuche deß Geſchoͤpffes.

Vom Erſten Anbegin / und noch biß heute zu /
Sucht daß Geſchoͤpffe nichts als ſeines Schoͤpffers
Ruh.

111. Die GOttheit iſt ein nichts.

Die zarte GOttheit iſt ein nichts und uͤbernichts:
Wer nichts in allem ſicht / Menſch glaube / diſer ſichts.

112. Jn der Sonnen iſts gut ſein.

Wer in der Sonnen iſt / dem mangelt nicht daß Licht /
Daß dem / der auſſer jhr verjrret geht / gebricht.

113. Jehova iſt die Sonne.

Nimb hin der Sonnen Liecht: Jehova iſt die Soſie /
Die meine Seel erleucht / und macht ſie voller Woñe.

114. Die Sonn iſt ſchon genug.

Wem ſeine Sonne ſcheint / derſelbe darf nicht
guͤken /
Ob jrgend wo der Mon / und andre Sterne bliken.

115. Du ſelbſt muſt Sonne ſein.

Jch ſelbſt muß Sonne ſeyn / ich muß mit meinen
Strahlen /
Daß farbenloſe Meer der gantzen GOttheit mahlen.

116. Der Thau.

Der Thau erquikt daß Feld: Sol er mein Hertze
laben /
So muß er ſeinen fall / vom Hertzen JEſu haben.

117. Nichts ſuͤſſes in der Welt.

Wer etwas in der Welt mag ſuͤß und Lieblich
nennen:
Der muß die Suͤſſigkeit / die Gott iſt / noch nicht keñen.
118. Der37[35]Erſtes Buch.

118. Der Geiſt bleibt allzeit frey.

Schleuß mich ſo ſtreng du wilt in tauſendt Eyſen ein /
Jch werde doch gantz ſrey / und ungefaͤſſelt ſeyn.

119. Zum Urſprung muſtu gehn.

Menſch in dem Urſprung iſt daß Waſſer rein uñ klar /
Trinkſtu nicht auß dem Qual / ſo ſtehſtu in Gefahr.

120. Die Perle wird vom Thau.

Die Schneke lekt den Thau / und ich HErꝛ Chriſt
dein Blut:
Jn beeden wird gebohrn ein koſtbahrliches Guk.

121. Durch die Menſchheit zu der GOttheit.

Wiltn den Perlethau der edlen Gottheit fangen /
So muſtu unverrukt an ſeiner Menſchheit hangen.

122. Die Sinnlichkeit bringt Leyd.

Ein Auge daß ſich nie der Luſt deß ſehns entbricht:
Wird endlich gar Verblendt / uñ ſiht ſich ſelbſten nicht.

123. GOtt klagt umb ſeine Braut.

Die Turtel Taube klagt / daß ſie den Mann veriohren /
Und GOtt / daß du den Tod / fuͤr Jhn dir haſt er -
kohren.

124. Du muſts hinwider ſeyn.

Gott iſt dir worden Menſch / wirſtu nicht wieder Gott /
So ſchmaͤhſtu die Geburt / und hoͤnneſt ſeinen Tod.

125. Die Gleichheit hat nicht Pein.

Wem alles Gleiche gilt / den ruͤhret keine Pein /
Und ſolt er auch im Pful der tieffſten Hoͤllen ſein.

126. Begehrn erwart gewehrn.

Menſch wann du noch nach Gott / begihr haſt und
verlangen /
So biſtu noch vom Jhm nicht gantz ufi gar um̃fangẽ.
B 7127. Es38[36]Johannis Angeli

127. Es gilt GOtt alles gleich.

GOtt hat nicht Unterſcheid / es iſt Jhm alles ein:
Er machet ſich ſo vil der Flieg als dir gemein.

128. Als ligt an der Empfaͤnglichkeit.

Vermoͤcht ich Gotts ſo vil / als Chriſtus zuem -
pfangen /
Er lieſſe mich darzu im Augenblick gelangen.

129 Daß boͤß entſteht auß dir.

Gott iſt ja nichts als gut: Veꝛdamnuͤß / Tod / uñ pein /
Und was man boͤſe neñt / muß Menſch in dir nur ſein.

130. Die bloßheit ruht in GOtt.

Wie ſeelig ruht der Geiſt in deß Geliebten ſchoß!
Der Gotts / uñ aller ding / und ſeiner ſelbſt ſteht bloß.

131. Daß Paradeiß in Pein.

Menſch biſtn GOtt getreu / und meineſt Jhn allein:
So wird die groͤſte Noth ein Paradeiß dir ſein.

132. Bewehret muß man ſeyn.

Menſch in daß Paradeiß komt man nicht unbewehrt /
Wiltu hinein / du muſt durch Feuer uñ durch ſchwerdt.

133. GOtt iſt ein Ewges Nun.

Jſt GOtt ein Ewges Nun / was faͤllet dann darein /
Daß Er nicht ſchon in mir kan alls in allem ſein?

134. Unvollkomne geſtorbenheit.

Wo dich noch diß und daß bekuͤmmert und bewegt /
So biſtu noch nicht gantz mit GOtt ins Grab gelegt.

135. Bey GOtt iſt nur ſein Sohn.

Menſch werd, auß GOtt gebohrn: bey ſeiner GOtt -
heit Thron /
Steht niemand anders / als der eingebohrne Sohn.

136. Wie ruhet GOtt in mir?

Du muſt gantz lauter ſeyn / und ſtehn in einem Nun /
Sol GOtt in dir ſich ſchaun / und ſaͤnfftiglichen ruhn.
137. GOtt39[37]Erſtes Buch.

137. GOtt verdam̃et niemand.

Was klagſtu uͤber GOtt? Du ſelbſt verdam̃eſt dich:
Er moͤcht es ja nicht thun / daß glaube ſicherlich.

138. Je mehr du auß / je mehr Gott ein.

Je mehr du dich auß dir kanſt außthun uñ entgieſſen:
Je mehr muß Gott in dich mit ſeiner GOttheit flieſſen.

139. Es traͤgt und wird getragen:

Daß Wort / daß dich und mich / und alle dinge traͤgt /
Wird widerumb von mir getragen und gehaͤgt.

140. Der Menſch iſt alle Dinge.

Der Menſch iſt alle ding: Jſts daß jhm eins gebricht /
So kennet er fuͤrwar ſein Reichthumb ſelber nicht.

141. Es ſind vil tauſendt Sonnen.

Du ſprichſt im Firmament ſey eine Sonn allein
Jch aber ſage / daß vil tauſendt Sonnen ſeyn.

142. Je mehr man ſich ergiebt / je mehr wird man geliebt.

Warumb wird Seraphin von GOtte mehr geliebt
Als eine Muͤk? Es iſt / daß er ſich mehr ergiebt.

143. Die Selbheit die verdambt.

Dafern der Teufel koͤnt auß ſeiner ſeinheit gehn /
So ſeheſtu jhn ſtraks in GOttes Throne ſtehn.

144. Der Schoͤpffer kans alleine.

Was bildeſtu dir ein zu zehin der Sternenſchaar?
Der Schoͤpffer iſts allein / der ſie kan zehlen gar.

145. Jn dir iſt was du wilt.

Der Himmel iſt in dir / und auch der Hoͤllen Qual:
Was du erkieſt und wilſt / daß haſtu uͤberall.

146. Gott liebt nichts auſſer Chriſto.

So lieb GOtt eine Seel in Chriſti glantz uñ Licht:
So unlieb iſt ſie Jhm / im fall er jhr gebricht.
147. Die40[38]Johannis Angeli

147. Die Jungfern Erde.

Daß feineſt auff der Welt iſt reine Jungfern Erde:
Man ſaget daß auß jhr daß Kind der weiſen werde.

148 Daß gleichnuß der Dreyeinigkeit.

Der Sinn / der Geiſt / daß Wort / die lehren klar
und frey:
(So du es faſſen kanſt) wie GOtt Drey Einig ſey.

149. Es laͤſt ſich nicht bezirken.

So wenig als dir iſt die Weite GOttes kundt:
So wenig iſt die Welt / wie du ſprichſt Zirkelrund.

150. Eins in dem Andern.

Jſt meine Seel im Leib: uñ gleich durch alle Glieder:
So ſag ich recht und wol / der Leib iſt in jhr wieder.
(verſtehe idealiter.)

151. Der iſt von Ewigkeit.

Da GOtt daß erſtemahl hat ſeinen Sohn gebohrn /
Da hat er mich und dich zum Kindbett außerkohrn.

152. Du ſelbſt muſt GOttes Laͤm - lein ſeyn.

Daß GOtt ein Laͤmmlein iſt / daß hilfft dich nicht
mein Chriſt:
Wo du nicht ſelber auch ein Laͤmmlein GOttes biſt.

153. Du muſt zum Kinde werden.

Menſch wirſtu nicht ein Kind / ſo gehſtu nimmer ein /
Wo GOttes Kinder ſeynd: die Thuͤr iſt gar zu klein.

154. Die geheime Jungfrauſchafft.

Wer lauter wie das Licht / Rein wie der Urſprung iſt /
Derſelbe wird von GOtt fuͤr Jungfrau anßerkꝛſt.

155. Hier muß der Anfang ſein.

Menſch wiltu ewiglich beym Laͤmlein Gottes ſtehn /
So muſtu ſchon allhier in ſeinen tritten gehn.
156. GOtt41[39]Erſtes Buch.

156. GOtt ſelbſt iſt unßre Weide.

Schaut doch daß Wunder an! GOtt macht ſich ſo
gemein /
Daß Er auch ſelber wil der Laͤmmer Weide ſein.

157. Die Wunderliche verwandnuß GOttes.

Sag an O groſſer GOtt / wie bin ich dir verwandt?
Daß du mich Mutter / Braut / Gemahl / und Kind
genandt.

158. Wer trinkt den Lebensbrunn?

Wer dorte bey dem Brunn deß Lebens daͤnkt zuſitzen:
Der muß zuvor allhier den eignen Durſt außſchwitzen.

159. Die ledigkeit iſt wie GOtt.

Menſch wo du ledig biſt / daß Waſſer quillt auß dir /
Sowol als auß dem Brunn der Ewigkeit herfuͤr.

160. GOtt duͤrſtet / traͤnk Jhn doch.

Gott ſelber klaget durſt: Ach daß du Jhn ſo Kraͤnkeſt!
Uñ nicht wie jenes Weib die Samaritin Traͤnkeſt.

161 Daß Ewge Liecht.

Jch bin ein Ewig Liecht / Jch brenn ohn unterlaß:
Mein todt uñ oͤl iſt Gott / Mein Geiſt der iſt das Faß.

162. Du muſt die Kindſchafft haben.

So du den hoͤchſten Gott wilt deinen Vatter nennen /
So muſtu dich zuvor ſein Kind zu ſeyn / bekennen.

163. Die Menſchheit ſol man lieben.

Daß du nicht Menſchen liebſt / daß thuſtu recht uñ wol /
Die Menſchheit iſts die man im Menſchen lieben ſol.

164. Gott ſchaut man mit gelaſſenheit.

Der Engel ſchauet GOtt mit heitern Augen an:
Jch aber noch vil mehr / ſo ich GOtt laſſen kan.
165. Die42[40]Johannis Angeli

165. Die Weißheit.

Die Weißheit findt ſich gern wo jhre Kinder find.
Warum̃? (O wun der ding!) ſie ſelber iſt ein Kind.

166. Der Spiegel der Weißheit.

Die Weißheit ſchauet ſich in jhrem Spiegel an.
Wer iſts? ſie ſelber / und wer Weißheit werden kan.

167. So vil du in GOtt / ſo vil Er in dir.

So vil die Seel in GOtt / ſo vil ruht GOtt in jhr:
Nichts minder oder mehr / Menſch glaub es / wird er
dir.

168. Chriſtus iſt alles.

O Wunder! Chriſtus iſt die Wahrheit uñ daß Woꝛt /
Licht / Leben / Speiß / und Tranck / Pfad / Pilgram /
Thuͤr und Ort.

169. Nichts verlangen iſt Seeligkeit.

Die Heilgen ſind darumb mit Gottes ruh umbfangen /
Und haben Seeligkeit / weil ſie nach nichts verlangen.

170. GOtt iſt nicht hoch noch tieff.

GOtt iſt nicht hoch / nicht tieff: wer endlich anderſt
ſpricht /
Der hat der Wahrheit noch gar ſchlechten Unterricht.

171. Gott findet man mit nicht-ſuchen.

Gott iſt nicht hier noch da: wer jhn begehrt zufinden
Der laß jhm Haͤnd und Fuͤß / und Leib und Seele
binden.

172. GOtt ſihet ehe du gedaͤnkſt.

Wo Gott von Ewigkeit nicht ſihet die Gedanken /
So biſtu eh als Er: Er ſtuͤpffchen / und du ſchranken.

173. Der Menſch lebt nicht vom Brodt allein.

Daß Brod ernaͤhrt dich nicht: was dich im Brodte ſpeiſt /Jſt43[41]Erſtes Buch. Jſt GOttes Ewigs Wort / iſt Leben / und iſt Geiſt.

174. Die gaben ſind nicht GOtt.

Wer GOtt umb gaben Bitt / der iſt gar übel dran:
Er bettet daß Geſchoͤpff / und nicht den Schoͤpffer an.

175. Sohn ſein iſt ſchon genug.

Sohn iſt daß liebſte Wort / daß GOtt zu mir mag
ſprechen /
Spricht Ers: ſo mag mir Welt / und GOtt auch
ſelbſt gebrechen.

176. Eins wie daß Ander.

Die Hoͤll wird Him̃elreich / noch hier auf diſer Erden /
(Und diß ſcheint wunderlich) wann Himmel Hoͤll
kan werden.

177. Jm Grund iſt alles eins.

Man redt von Zeit und Ort / von Nun und Ewigkeit:
Was iſt dann Zeit und Ort / uñ Nun und Ewigkeit?

178. Die Schuld iſt deine.

Daß dir im Sonneſehn vergehet daß Geſicht /
Sind deine Augen ſchuld / und nicht daß groſſe Licht.

179. Der Brunnquell GOttes.

Dieweil der Gottheit Stroͤm? auß mir ſich ſolln er -
gieſſen: (ſen.
Muß ich ein Brunquell ſeyn: ſonft wuͤrden ſie verflieſ -

180. Ein Chriſt iſt Kirch und alles.

Was bin ich endlich doch? Jch ſol die Kirch[]? und
Stein /
Jch ſol der Priſter Gotts / und auch daß Opffer ſein.

181. Man muß Gewalt anthun.

Wer ſich nicht draͤngt zu ſein deß hoͤchſten liebes Kind /
Der bleibet in dem Stall wo Vieh und Knechte ſind.
182. Der44[42]Johannis Angeli

182. Der Loͤhner iſt nicht Sohn.

Menſch dienſtu Gott um̃ gutt / um̃ ſeeligkeit / um̃ Lohn:
So dienſtu jhm noch nicht auß liebe wie ein Sohn.

183. Die geheimbe Vermaͤhlung.

Was Frewde muß doch ſeyn! wenn GOtt Jhm ſeine
Brant /
Jn ſeinem Ewgen Wort durch ſeinen Geiſt vertraut.

184. GOtt iſt mir waß ich wil.

GOtt iſt mein Stab / mein Licht / mein Pfad / mein
Zil / mein Spil /
Mein Vatter / Bruder / Kind / und alles was ich wil.

185. Der Orth iſt ſelbſt in dir.

Nicht du biſt in dem Orth / der Orth der iſt in dir!
Wirfſtu jhn auß / ſo ſteht die Ewigkeit ſchon hier.

186. Der ewigen Weißheit Hauß.

Die Ewge Weißheit baut: Jch werde der Pallaſt:
Wann ſie in mir / und ich in jhr gefunden raſt.

187. Die weite der Seele.

Die Welt iſt mir zu aͤng / der Himmel iſt zu klein:
Wo wird doch noch ein Raum fuͤr meine Seele ſein?

188. Die Zeit und Ewigkeit.

Du ſprichſt: Verſetze dich auß Zeit in Ewigkeit:
Jſt dann an Ewigkeit und Zeit ein unterſcheid?

189. Der Menſch der macht die Zeit.

Du ſelber machſt die Zeit: daß Uhrwerk ſind die ſiñen:
Hemſtu die Unruh nur / ſo iſt die Zeit von hinnen.

190. Die Gleichheit.

Jch weiß nicht was ich ſol! Es iſt mir alles Ein:
Orth / Unorth / Ewigkeit / Zeit / Nacht / Tag Freud -
und Pein.

191 Wer Gott ſol ſchaun / muß alles ſein.

Wer ſelbſt nicht alles iſt / der iſt noch zugeringe /Daß45[43]Erſtes Buch. Daß er dich ſehen ſol Mein GOtt und alle Dinge.

192. Wer recht Vergoͤttet iſt.

Menſch allererſt wenn du biſt alle Dinge worden /
So ſtehſtu in Dem Wort / uñ in der Goͤtter Orden.

193. Die Creatur iſt recht in GOtt.

Die Creatur iſt mehr in GOtte dann in Jhr:
Zerwird ſie / bleibk ſie doch in Jhine fuͤr und fuͤr.

194. Was biſtu gegen GOtt?

Menſch duͤnke dich nur nicht fuͤr Gott mit werken vil /
Denn Aller Heitgen thun iſt gegen GOtt ein Spil.

195. Daß Liecht beſteht im Feuer.

Daß Licht gibt allem krafft: Gott ſelber lebt im Lichte:
Doch / waͤr Er nicht daß Feur / ſo wuͤrd es bald zu
nichte.

196. Die geiſtliche Arch und s Maña - Kruͤeglein.

Menſch iſt dein Hertze Gold / und deine Seele rein /
So kanſt auch du die Arch / uñ s Mañakrüglein ſein /

197. GOtt macht Vollkom̃en ſeyn.

Daß GOtt Allmaͤchtig ſey / daß glaubet jener nicht /
Der mir Vollkom̃enheit / wie GOtt begehrt / abſpricht.

198. Daß Wort iſt wie daß Feuer.

Das Feur ruͤgt alle Ding uñ wird doch nicht bewegt:
So iſt daß Ewge Wort daß alles hebt und regt.

199. GOtt auſſer Creatur.

Geh hin / wo du nicht kanſt: ſih / wo du ſiheſt nicht:
Hoͤr wo nichts ſchallt und klingt / ſo biſtu wo GOtt
ſpricht.
200. GOtt46[44]Johannis Angeli

200. GOtt iſt nichts (Creatuͤrlichs.)

GOtt iſt warhafftig nichts: und ſo er etwas iſt:
So iſt Ers nur in mir / wie er mich Jhm erkiſt.

201. Warumb wird GOtt gebohrn?

O Unbegreifflichkeit! GOtt hat ſich ſelbſt verlohrn /
Drumb wil er widerumb in mir ſeyn Neugebohrn.

202. Die hohe Wuͤrdigung.

O hohe Wuͤrdigung! Gott ſpringt von ſeinem Thron /
Und ſetzet mich darauf in ſeinem lieben Sohn.

203 Jmmer daſſelbige.

Jch ward daß was ich war / und bin was ich geweſen /
Und werd es ewig ſeyn / wenn Leib und Seel geneſen.

204 Der Menſch iſts hoͤchſie Ding.

Nichts duͤnkt mich hoch zuͤ ſeyn: Jch bin daß hoͤchſte
Ding /
Weil auch GOtt ohne mich Jhm ſelber iſt gering.

205. Der Ort iſt daß Wort.

Der ort unds Wort iſt Eins / uñ waͤre nicht der ort /
(Bey Ewger Ewigkeit!) es waͤre nicht daß Wort.

206. Wie heiſt der Neue Menſch?

Wiltu den Neuen Menſch und ſeinen Namen kennen /
So frage GOtt zuvor wie er pflegt ſich zunennen.

207. Die ſchoͤnſte Gaſterey.

O ſuͤſſe Gaſterey! GOtt ſelber wird der Wein /
Die Speiſe / Tiſch / Muſik / und der bediener ſein.

208. Die ſeelige Voͤllerey.

Zu vil iſt niemals gutt! ich haſſe Voͤllerey:
Doch wuͤntſch ich daß ich Gotts ſo Voll als Jeſus ſey!

209. Wie der Mund ſo der Trank.

Die Hure Babylon trinkt Blutt / und trinkt den Todt:
O groſſer unterſcheid! Jch trinke Blutt und GOtt.
210. Je47[45]Erſtes Buch.

210. Je auffgegebner / je Goͤttlicher.

Die Heilgen ſind ſo vil von Gottes Gottheit trunken /
So vil ſie ſind in jhm verlohren und verſunken.

211. Daß Himmelreich iſt der Gewalt - ſamen.

Nicht GOtt gibts Him̃elreich: du ſelbſt muſts zu
dir ziehn /
Und dich mit gantzer macht uñ Eyfer drumb bemuͤhn.

212 Jch wie GOtt / GOtt wie ich.

GOtt iſt daß was Er iſt: Jch bin daß was ich bin:
Doch kennſtu einen wol / ſo kennſtu mich und Jhn.

213. Die Suͤnde.

Der durſt iſt nicht ein Ding / und doch kan er dich
plagen:
Wie ſol dann nicht die Suͤnd den boͤſen Ewig Nagen!

214. Die Sanfftmuth.

Die Sanfftmut iſt ein ſammt auf dem GOtt ruht
und liegt:
Er dankt dir / biſtu ſie / daß er ſein Polſter kriegt.

215. Die Gerechtigkeit.

Was iſt Gerechtigkeit? daß / welches allen gleich /
Sich gibt / entbentht / gelaͤſt / hier und im Him̃elreich.

216. Die Vergoͤttung.

Gott iſt mein Geiſt / mein Blutt / mein Fleiſch / und
mein Gebein:
Wie ſol ich dann mit jhm nicht gantz durchgoͤttet ſein.

217 Wuͤrken uñ Ruhn iſt recht Goͤttlich.

Fragſtu was Gott mehr liebt / jhm wuͤrken oder ruhn?
Jch ſage daß der Menſch / wie Gott / ſol beides thun.

218. Das Goͤttliche Sehen.

Wer in dem Naͤchſten nichts als Gott uñ Chriſtum ſihẽ
Der ſihet mit dem Licht daß auß der Gottheit bluͤht.
219 Die48[46]Johannis Angeli

219. Die Einfalt.

Die Einfalt iſt ſo wehrt / daß wann ſie GOtt gebricht /
So iſt er weder GOtt / noch Weißheit noch ein Licht.

220. Ich auch zur rechten GOttes.

Weil mein Erloͤſer hat die Menſchheit aufgenom̃en /
So bin auch Jch in Jhm zur rechten GOttes kom̃en.

221. Der Glaube.

Der Glaube Senffkorns groß verſetzt den Berg ins
Meer:
Daͤnkt was Er koͤnte thun / wann er ein Kuͤrbis waͤr.

222. Die Hoffnung.

Die Hoffnung iſt ein Seil: koͤnt ein Verdambter
hoffen:
GOtt zug jhn auß dem Pful in dem er iſt erſoffen.

223. Die Zuverſicht.

Die Zuverſicht iſt gut / und daß Vertrauen fein:
Doch / biſtu nicht gerecht / ſo bringt es dich in Pein.

224. Was GOtt mir / bin ich Jhm.

GOtt iſt mir GOtt und Menſch: ich bin Jhm
Menſch und GOtt:
Jch loͤſche ſeinen Durſt / und er hilfft mir auß Noth.

225. Der Anti-Chriſt.

Was gaffſtu〈…〉〈…〉 vil mein Menſch? der Anti-Chriſt
unds Thier
(Jm Fall du nicht in GOtt) ſind alle zwey in dir.

226. Die Babel.

Dubiſt die Babel ſelbſt: gehſt du nicht auß dir auß /
So bleibſtu ewiglich deß Teufels Polter-Hauß.

227. Die Rachgier.

Die Rachgiehr iſt ein Rad daß nimmer ſtille ſieht:
Je mehr es aber laufft / je mehr es ſich vergeht.
228. Die49[47]Erſtes Buch.

228. Die Abſcheuligkeit der Boßheit.

Menſch ſolteſtu in dir daß Ungeziefer ſchauen /
Es wuͤrde dir fuͤr dir als fuͤr dem Teufel grauen.

229. Der Zorn.

Der Zorn iſt hoͤlliſch Feur / wann er in dir entbrennt /
So wird dem heilgen Geiſt ſein Ruhbettlein ge -
ſehaͤndt.

230. Die ſeeligkeit iſt leicht zuerlangen.

Es dunkt mich leichter ſeyn in Him̃el ſich zuſchwingen:
Als mit der Suͤnden muͤh in Abgrund ein zudringen.

231. Der Weltliebende Reiche.

Chriſt wenn ein Schifſeil wird durchs Nadeloͤhr ge -
zogen /
So ſprich / der Reiche ſey ins Himmelreich geflogen.

232. HErꝛ dein Wille geſchehe.

Daß Wort daß GOtt von dir am allerliebſten hoͤret /
Jſt wañ du hertzlich ſprichſt: Sein Wille ſey geehret.

233. GOttes Nachgeklinge.

Mein Lieb und alle Ding iſt Gottes nachgeklinge /
Wann Er mich hoͤret ſchreyn: Mein GOtt und
alle Dinge.

234. GOtt umb GOtt.

HErꝛ liebſtu meine Seel / ſo laß ſie dich umbfaſſen:
Sie wird dich nimmermehr um̃ tauſend Gotte laſſen:

235. Alles mit GOtt.

Jch bette GOtt mit GOtt auß Jhm / und in Jhm an:
Er iſt mein Geiſt / mein Wort / mein Pſalm / und was
ich kan.

236. Der Geiſt vertritt unß.

GOtt liebt und lobt ſich ſelbſt / ſo viel er immer kan:
Er kniet und neiget ſich / Er bett ſich ſelber an.
C237. Jm50[48]Johannis Angeli

237. Jm jnnern bettet man recht.

Menſch ſo du wiſſen wilt was redlich betten heiſt:
So geh in dich hinein / und frage Gottes Geiſt.

238. Das Weſentliche Gebette.

Wer lautres Hertzens lebt / uñ geht auff Chriſti Bahn /
Der bettet weſentlich Gott in ſich ſelber an.

239. GOtt lobt man in der ſtille.

Meinſtu O armer Menſch / daß deines Munds ge -
ſchrey.
Der rechte Lobgeſang der ſtillen Gottheit ſey?

240. Daß ſtillſchweigende Gebette.

GOtt iſt ſo über als daß man nichts ſprechen kan:
Drum betteſtu Ihn auch mit ſchweigen beſſer an.
*
*
*Vid. Max. ſand. Th. myſt. l. 2. com. 3. per. tot. & Balthaſ. Alvar. in ejus vita â Lu - dovic. de Ponte conſcripta.
*

241. GOttes Leibgedinge.

Mein Leib (O Herꝛlichkeit!) iſt Gottes Leib-gedinge /
Drumb ſchaͤtzt er Jhn darinn zuwohnen nicht geringe.

242. Die Thuͤr muß offen ſeyn

Eroͤffene die Thuͤr / ſo komt der heilge Geiſt /
Der Vater / und der Sohn Dreyeinig eingereiſt.

243. Daß Wohnhauß GOttes.

Chriſt / ſo du Jeſum liebſt und ſeine Sanfftmutt haſt /
So findet Gott in dir ſein Wohnhauß / Ruh / uñ raſt.

244. Die Lieb iſt der weiſen Stein.

Liel iſt der weiſen Stein: ſie ſcheidet Gold auß koth /
Sie machet nichts zu jchts / und wandelt mich in Gott

245. Es muß Vereinigt werden.

Jm fall die Liebe dich verſetzen ſol auß Peyn /
Muß deine Menſchheit vor mit Gottes Eines ſeyn.
246. Die51[49]Erſtes Buch.

246. Die Tingierung.

Der heilge Geiſt der ſchmeltzt / der Vater der verzehrt /
Der Sohn iſt die Tinctur, die Gold macht und
verklaͤrt.

247. Daß alte iſt hinweg.

So wenig du daß Gold kanſt ſchwartz und Eiſen
nennen:
So wenig wirſtu dort den Menſch am Menſchen
kennen.

248. Die genaue Vereinigung.

Schan doch wie hoch Vereint die Goldheit mit dem
Bley /
Und der Vergoͤttete mit Gottes weſen ſey!

249. Die Goldheit und GOttheit.

Die Goldheitmachet Gold / die Gottheit machet GOtt:
Wirſtu nicht Eins mit jhr / ſo bleibſtu Bley und Koth.

250. Wie die Goldheit alſo die Gottheit.

Schau / wie die Goldheit iſt deß Goldsfluß / ſchwer[]
und ſchein:
So wird die Gottheit auch im ſeelgen alles ſeyn.

251. Daß liebſte Kind Gottes.

Sag wie ich moͤge ſeyn deß Vaters liebſtes Kind?
Wann Er ſich ſelbſt und allß / und Gottheit in dir findt.

252. Die Goͤttliche Kindtſchafft.

Jſt GOttes GOttheit mir nicht jnniglich gemein /
Wie kan ich dann ſein Kind / und Er mein Vater ſein?

253. Der Kinder iſts Him̃elreich.

Chriſt ſo du kanſt ein Kind von gantzem Hertzen werdẽ /
So iſt daß Himmelreich ſchon deine hier auf Erden.

254. Die Kindheit und GOttheit.

Weil ſich die GOttheit hat in Kindheit mir erzeigt /
Bin ich der Kindheit und der Gottheit gleich geneigt.
C 2255. Kind52[50]Johannis Angeli

255. Kind und GOtt.

Kind oder Gott gilt gleich: haſtu mich Kind genennt /
So haſtu GOtt in mir / und mich in GOtt bekennt.

256. Die widergiltliche Kind-und Vatterſchafft.

Jch bin GOttes Kind und Sohn / Er wieder iſt mein
Kind:
Wie gehet es doch zu daß beide beides ſind!

257. Die Dreyeinigkeit in der Natur.

Das GOtt Dreyeinig iſt / zeigt dir ein jedes Kraut /
Da Schwefel / Saltz / Mereur / in einem wird geſchaut.

258. Daß Tingiren.

Betrachte daß Tingirn / ſo ſihſtu ſchoͤn und frey /
Wie dein Erloͤſung / und wie die Vergoͤttung ſey.

259. Die GOttheit und Menſchheit.

Die Ewge GOttheit iſt der Menſchheit ſo verpflicht!
Daß Jhr auch ohne ſie Hertz / Muth uñ Sinn gebricht.

260. Heut iſt der Tag deß Heyls.

Brant auf der Braͤntgam komt! Man geht nicht
mit jhm ein.
Wo man deß Augenbliks nicht kan bereitet ſeyn.

261. Die Hochzeit deß Lammes.

Die Mahlzeit iſt bereitt / daß Lam̃ zeigt ſeine Wunden:
Weh dir / haſtu noch nicht GOtt deinen Braͤutgam
funden.

262. Daß Hochzeitliche Kleid.

Daß Hochzeitkleid iſt Gott uñ ſeines Geiſtes liebe:
Zeuchs an / ſo weicht von dir was deinen Geiſt macht
truͤbe.

263. GOttforſcht ſich niemals auß.

Die Ewge GOttheit iſt ſo reich an Raht und That /
Daß ſie ſich ſelbſt noch nie gantz außgforſchet hat.
264. Die53[51]Erſtes Buch.

264. Die Creaturen ſind GOttes Widerhall.

Nichts weſet ohne Stim̃: GOtt hoͤret uͤberall /
Jn allen Creaturn / ſein Lob und Widerhall.

265. Die Einigkeit.

Ach daß wir Menſchen nicht wie die Waldvoͤgelein /
Ein jeder ſeinen thon mit Luſt zuſammen ſchreyn!

266. Dem Spoͤtter tauget nichts.

Jch weiß die Nachtigall ſtrafft nicht deß Guk Guks -
thon:
Du aber / ſing ich nicht wie du / ſprichſt meinem Hohn.

267. Ein ding behagt nicht offt.

Freund / ſolln wir alleſambt / nur jm̃er Eines ſchreyn /
Was wird daß vor ein Lied / und vor Geſinge ſein?

268. Veraͤnderung ſteht fein.

Je mehr man Unterſcheid der Stimmen vor-kan -
bringen
Je wunderbahrlicher pflegt auch daß Lied zuklingen.

269. Bey GOtt iſt alles gleiche.

GOtt giebet ſo genau auf daß koaxen acht /
Als auf daß direlirn / daß jhm die Lerche macht.

270. Die Stimme GOttes.

Die Creaturen ſind deß Ewgen Wortes Stim̃e:
Es ſingt uñ klingt ſich ſelbſt in Anmuth uñ im Grim̃e.

271. An Gott iſt nichts Creatuͤrlichs.

Liebſtu noch was an GOtt / ſo ſprichſtu gleich dabey /
Daß GOtt dir noch nicht GOtt und alle dinge ſey.

272. Der Menſch iſt Gottes gleichnuͤß.

Was Gott in Ewigkeit begehrn und wuͤntſchen kan /
Daß ſchauet Er in mir als ſeinem gleichnuͤß an.
C 3273. Steig54[52]Johannis Angeli

273. Steig uͤber die Heiligkeit.

Die Heiligkeit iſt gutt: wer druͤber kommen kan /
Der iſt mit GOtt und Menſch am allerbeſten dran.

274. Der Zufall muß hinweg.

Der Zufall muß hinweg / und aller falſcher ſchein:
Du muſt gantz weſentlich und Ungefaͤrbet ſeyn.

275. Der Menſch bringt alles in GOtt.

Menſch alles liebet dich: um̃ dich iſts ſehr gedrange:
Es lauffet allß zu dir / daß es zu GOtt gelange.

276. Eins deß andern Anfang uñ Ende.

GOtt iſt mein letztes End: Weñ ich ſein Anfang bin
So weſet er auß mir / und ich vergeh in Jhn.

277. Daß Ende GOttes.

Daß GOtt kein ende hat / geſteh ich dir nicht zu:
Denn ſchau / Er ſucht ja mich / daß er in mir beruh.

278. GOttes ander-Er.

Jch bin GOtts ander-Er / in mir findt Er allein
Was Jhm in Ewigkeit wird gleich und aͤhnlich ſein.

279. Die Jchheit ſchaffet nichts.

Mit Jchheit ſucheſtu / bald die bald jene ſachen:
Ach tiſſeſt dus doch Gott nach ſeinem willen machen!

280. Der wahre weiſen Stein.

Dein ſtein Chimiſt iſt nichts: d’Ekſtein den ich mein
Jſt meine Gold Tinctur, und aller weiſen Stein.

281. Seine Gebette ſind nicht ſchwer.

Menſch lebeſtu in GOtt / und ſtirbeſt deinem Willen /
So iſt dir nichts ſo leicht / als ſein Gebott erfuͤllen.

282. Jn GOtt der beſte Standt.

Was hilfft michs daß den Herrn die Morgenſteren
Loben /
So ich nicht über ſie in Jhn bin aufgehoben.
283. Gott55[53]Erſtes Buch.

283. GOtt iſt uͤber Heilig.

Schreyt hin Jhr Seraphin / daß was man von
euch liſt:
Jch weiß daß Gott mein Gott noch mehr als Heilig iſt.

284. Vber alle erkaͤndtnuͤß ſol man kommen.

Was Cherubin erkennt / daß mag mir nicht ge -
nuͤgen /
Jch wil noch uͤber Jhn / wo nichts erkandt wird / fliegẽ.

285. Daß erkennende muß das er - kandte werden.

Jn GOtt wird nichts erkandt: Er iſt ein Einig Ein.
Was man in Jhm erkennt / daß muß man ſelber fein.
*
*
*ita quoq́ue Divus Rusbr quod contem - plamur, ſumus & quod ſumus contempla - mur.
*

286. Jmmer weiter.

Maria iſt hochwehrt: doch kan ich hoͤher kommen /
Als ſie und alle Schaar der Heiligen geklommen.
*
*
*Chriſtus iſt unſer hoͤchſres Ziehl.
*

287. Die Schoͤnheit.

Die Schoͤnheit iſt ein Licht: je mehr dir Licht gebriſt /
Je greulicher du auch an Leib und Seele biſt.

288. Die gelaſſene Schoͤnheit.

Jhr Menſchen lernet doch von Wieſenblümelein /
Wie jhr koͤnt Gott gefalln / uñ gleichwol ſchoͤne ſeyn.
a.
a.
a.Denn ſie nehmen ſich jhrer ſchoͤn - heit nicht an.
a.

289. Ohne warumb.

Die Roſ iſt ohn warumb / ſie bluͤhet weil ſie bluͤhet /
Sie acht nicht jhrer ſelbſt / fragt nicht ob man ſie ſihet.
C 4209. Laß56[54]Johannis Angeli

290. Laß GOtt ſorgen.

Wer ſchmükt die Lilien? Wer ſpeiſet die Narciſſen?
Was biſt dañ du mein Chriſt auf dich ſo ſehr befliſſẽ?

291. Der Gerechte.

Daß der gerechte Menſch waͤchſt wie ein Palmenbaum
Verwunder ich mich nicht / nur daß er noch findt raü.

292. Der Seeligen Lohn.

Was iſt der Seelgen Lohn? Was wird nur nach
dem Streit?
Es iſt die Lilien der lautren Goͤttlichkeit.

293. Wenn man Vergoͤttet iſt.

Menſch / wann dich weder Lieb berührt / noch Leid
verletzt /
So biſtu recht in GOtt / und GOtt in dich verſetzt.

294. GOtt iſt ohne Willen.

Wir betten es geſcheh mein Herr uñ Gott dein wille:
*
* Und ſih / Er hat nicht will: Er iſt en Ewge
ſtille.
*Verſteh einen zufaͤlligen willen / denn was GOtt wil / daß wil Er weſentlich.
*

295. Es muß in dir vor ſeyn.

Menſch wird daß Paradiß in dir nicht erſtlich ſeyn /
So glaube mir gewiß / du kommeſt nimmer drein.

296. Die Naͤchſten GOtts geſpielen.

Got iſt nicht alles nah: die Jungfraw ufi daß Kind /
Die zwey die ſinds allein die Gottsgeſpielen ſind.

297. Nicht Nakt und doch unbekleidt.

Nakt darf ich nicht fuͤr Gott: uñ muß doch unbekleidt /
Jns Him̃elreich eingehn / weil es nichts fremdes leidt.
298. Daß57[55]Erſtes Buch.

298. Daß Him̃elreich iſt innwendig in uns.

Chriſt mein wo lauffſtu hin? der Himmel iſt in dir.
Was ſuchſtu jhn dann erſt bey eines andren Thuͤr[?]

299. Mit ſchweigen hoͤret man.

Daß Wort ſchallt mehr in dir / als in deß andern
Munde.
So du jhm ſchweigen kanſt / ſo hoͤrſtu es zur Stunde.

300. Trink auß deinem eignen Broñen.

Wie thoͤricht thut der Mann der auß der Pfuͤtze
trinkt /
Und die Fontenie laͤſt / die Jhm im Hauß entſpringt.

301. Die Kinder GOttes.

Weil Gotteskinder nicht daß eigne Lauffen lieben /
So werden ſie von jhm und ſeinem Geiſt getrieben.

302. Stehn iſt zuruͤkke gehn.

Wer in den Wegen GOtts gedaͤchte ſtill zuſtehn /
Der wuͤrde hinterſich und ins Verderben gehn.
C 5An -58[56]Johannis Angeli.

Andertes Buch Geiſtreicher Sinn-uñ Schluß-reimen.

1. Die Lieb iſt uͤber Forcht.

GOtt fuͤrchten iſt ſehr gutt: doch iſt es beſſer lieben:
Noch beſſer uͤber liebe in Jhn ſeyn aufgetrieben.

2. Die Lieb iſt ein Magnet.

Die Lieb iſt ein Magnet / ſie ziehet mich in GOtt:
Unnd was noch groͤſſer iſt / ſie reiſſet GOtt in Tod:

3. Menſch in GOtt / GOtt im Menſchen.

Wenn ich bin Gottes Sohn / wer es dann ſehen kan:
Der ſchauet Menſch in GOtt / und GOtt im Men -
ſchen an.

4. Daß Ewge Ja und Nein.

GOtt ſpricht nur jm̃er Ja;
*
* der Teufel ſaget nein:
Drumb kan er auch mit GOTT nicht Ja und
eines ſeyn.
*alluſio ad Nomen Dei
*

5. Daß Licht iſt nicht GOtt ſelbſt.

Licht iſt deß HErꝛen Kleid: gebricht dir gleich daß
Licht /
So wiſſe daß dir doch GOtt noch nicht ſelbſt gebricht.

6. Nichts iſt der beſte Troſt.

Nichts iſt der beſte Troſt. Entzeucht GOtt ſeinen Schein:So59[57]Andertes Buch. So muß daß bloſſe Nichts dein Troſt im Untroſt ſeyn.

7. Daß wahre Liecht.

Gott iſt daß wahre Licht / du haſt ſonſt nichts als glaſt:
Jm falle du nicht Jhn daß Licht der Lichter haft.

8. Mit Schweigen lernet man.

Schweig allerliebſter ſchweig: kanſtu nur gaͤntzlich
ſchweigen:
So wird dir GOtt mehr gutts / als du begehrſt / er -
zeigen.
in Apocal.

9. Daß Weib auf dem Monden.

Was ſinneſtu ſo tieff? daß Weib im Sonneſchein
Daß auf dem Monden ſteht / muß deine Seele ſeyn.

10. Die Braut iſt doch daß liebſte.

Sag was du wilt: die Braut iſt doch daß liebſte kind /
Daß man in GOttes ſchoß / und ſeinen armen findt.

11. Die beſte Sicherheit.

Schlaf meine Seele ſchlaf: Dann in deß Liebſten
Wunden
Haſtu die ſicherheit und volle Ruh gefunden.

12. Die Jungfrauſchafft.

Was iſt die Jungfrauſchafft? frag was die GOtt -
heit ſey:
Doch kennſtu Lauterkeit / ſo kennſtu alle zwey.

13. Die GOttheit uñ Jungfrauſchafft.

Die GOttheit iſt ſo nah der Jungfrauſchafft ver -
wandt /
Daß ſie auch ohne dir nicht GOttheit wird erkandt.

14. Wer eins nur liebt iſt Braut.

Die Seele / die nichts weiß / nichts wil / nichts liebt /
dann Ein:
Muß beute noch die Braut deß Ewgen Braͤutgams
ſeyn.
15. Die60[58]Johannis Angeli

15. Die geheime Armutt.

Wer iſt ein armer Menſch? der ohne Huͤlff und Rath
Noch Creatur / noch GOtt / noch Leib / noch Seele hat.

16. GOttes Sitz.

Menſch biſtu nicht ſo weit als GOttes GOttheit iſt /
So wirſtu nimmermehr zu ſeinem Sitz erkieſt.

17. GOtt waͤigert ſich niemand.

Nim̃ / Trink / ſoviel du wilt uñ kanſt / es ſteht dir frey:
Die gantze GOttheit ſelbſt iſt deine Gaſterey.

18. Die Weißheit Salomons.

Wie? ſchaͤtzſtu Salomon den weiſeſten Allein?
Du auch kanſt Salomon und ſeine Weißheit ſeyn.

19. Daß hoͤchſte iſt Stille ſeyn.

Geſchaͤfftig ſeyn iſt gutt: Viel beſſer aber Betten:
Noch beſſer Stum̃ uñ ſtill fuͤr Gott den Herren tretten.

20. Daß Lebens Buch.

GOtt iſt deß Lebens Buch / ich ſteh in Jhm geſchrieben
Mit ſeines Lam̃es Blutt: wie ſolt Er mich nicht liebẽ.

21. Du ſolt daß Hoͤchſte ſeyn.

Die Welt iſt Eitel nichts / die Engel ſind gemein:
Drum̃ ſoll ich Gott uñ Menſch in Chriſto Jeſu ſeyn.

22. Erheb dich uͤber dich.

Der Menſch der ſeinen Geiſt nicht uͤber ſich erhebt /
Der iſt nicht wehrt daß er im Menſchenſtande lebt.

23. Jn Chriſto komt man hoch.

Weil mein Erloͤſer hat die Engel uͤberſtiegen:
So kan (wo ich nur wil) auch ich ſie uͤberfliegen.

24. Der Mittelpunct.

Wer jhm den Mittelpunct zum wohnhauß hat er -
kieſt /
Der ſiht mit einem Blik was in dem Umbſchweif iſt.
25. Dein61[59]Andertes Buch.

25. Dein Unruh machſtu ſelbſt.

Noch Creatur noch GOtt kan dich in Unruh bringen /
Du ſelbſt Verunruhſt dich (O Thorheit!) mit den
Dingen.

26. Die Freyheit.

Du edle Freyheit du / wer ſich nicht dir ergiebet /
Der weiß nicht / was ein Menſch / der Freyheit liebet /
liebt.

27. Auch von jhr.

Wer Freyheit liebt / liebt GOtt: wer ſich in GOtt
verſenkt /
Und alles von ſich ſtoͤſt / der iſts / dem GOtt ſie
ſchenkt.

28. Die Gleichheit.

Die Gleichheit iſt ein Schatz: haſtu ſie in der Zeit /
So haſtu Himmelreich und Volle Seeligkeit.

29. Todt und GOtt.

Tod iſt der Suͤnden Sold: Gott iſt der Tugend Lohn:
Erwirbſtu dieſen nicht / ſo traͤgſtu den darvon.

30. Zufall und Weſen.

Menſch werde weſentlich: deñ wañ die Welt vergeht /
So faͤlt der Zufall weg / daß weſen daß beſteht.

31. Goͤttliche genieſſung.

Wer GOtts genieſſen wil / und Jhm ſich einverleiben /
Sol wie ein Morgenſtern bey ſeiner Sonne bleiben.

32. Mit Schweigen ſingt man ſchoͤn.

Die Engel ſingen ſchoͤn: Jch weiß daß dein Geſinge /
So du nur gaͤntzlich Schwigſt / dem hoͤchſten beſſer
klinge.

33. Wer aͤlter iſt als GOtt.

Wer in der Ewigkeit mehr lebt als einen Tag /
Derſelbe wird ſo Alt / als GOtt nicht werden mag.
C 734. Rech -62[60]Johannis Angeli

34. Rechter gebrauch bringt nicht Schaden.

Menſch ſprichſtu daß dich jchts von GOttes Lieb
abhaͤlt:
So brauchſtu noch nicht recht wie ſichs geblihrt der
Welt.

35. GOtt wil was koͤſtlich iſt.

Sey lauter / Licht und ſteif / gleich wie ein Demank -
ſtein /
Daß du in Augen Gotts moͤgſt wehrt geſchaͤtzet ſeyn.

36. Daß Buch deß Gewiſſens.

Daß ich GOtt fuͤrchten ſol / und uͤber alles lieben /
Jſt mir von Anbegin in mein Gemuͤtt geſchrieben.

37. An einem Wort liegt alles.

Ein eintzigs Wort hilfft mir: ſchreibts GOtt
mir einmal Ein /
So werd ich ſtaͤtts ein Lamb mit Gott gezeichnet ſeyn.

38. Der Braͤutgam iſt doch ſuͤſſer.

Du magſt GOtt wie du wilt fuͤr deinen Herꝛn er -
kennen:
Jch wil jhn anderſt nicht als meinen Braͤntgam
nennen.

39. Der anbetter im Geiſt und in der Wahrheit.

Wer in ſich uͤberſich in GOtt verreiſen kan /
Der bettet GOtt im Geiſt und in der Wahrheit an.

40. GOtt iſt daß kleinſt und groͤſte.

Mein GOtt wie groß iſt GOtt! Mein GOtt wie
klein iſt GOtt /
Klein als daß kleinſte ding / uñ groß wie als / von noth.
41. Der63[61]Andertes Buch.

41. Der gute Tauſch.

Menſch gibſtu GOtt dein Hertz / Er gibt dir ſeines
wider:
Ach welch ein wehrtrer Tauſch! du ſteigeſt auf / Er
nieder.

42. Daß untre ſchadet nicht.

Wer uͤber Berg und Thal / und dem Gewoͤlke ſitzt /
Der achtets nicht ein Haar / wenns donnert / kracht
und blitzt.

43. Die mittelwandt muß wegg.

Wegg mit dem mittelweg / ſol ich mein Licht anſchauen /
So muß man keine Wand fuͤr mein Geſichte bauen.

44. Was Menſchheit iſt.

Fragſtu was Menſchheit ſey? Jch ſage dir bereit:
Es iſt / mit einem Wort / die uͤber Engelheit.

45. GOtt liebet ſich allein.

Es iſt gewißlich wahr / GOtt liebet ſich allein /
Und wer ſein ander-Er in ſeinem Sohn kan ſeyn.

46. Wer GOtt iſt / ſiehet GOtt.

Weil ich daß wahre Licht / ſo wie es iſt / ſol ſehn:
So muß ichs ſelber ſeyn: ſonſt kan es nicht geſchehn.

47. Die Liebe ſucht nicht Lohn.

Menſch liebſtu GOtt den HErꝛn / und ſucheſt Lohn
dabey /
So ſchmaͤkeſtu noch nicht was Lieb und lieben ſey.

48. GOtt kennt man am Geſchoͤpffe.

GOtt der verborgne GOtt wird kundbahr uñ gemein
Durch ſeine Creaturn / die ſein entwerffung ſeyn.

49. GOtt liebt die Jungfrauſchafft.

GOtt trinkt der Jungfraun milch / zeugt durch diß
hell und frey /
Das wahre Jungfranſchafft ſein Trank uñ Labſal ſey.
50. GOtt64[62]Johannis Angeli

50. GOtt wird ein kleines Kind.

GOtt ſchleuſt ſich unerhoͤrt in Kindes kleinheit ein:
Ach moͤcht ich doch ein Kind in dieſem Kinde ſein!

51. Daß unaußſprechliche.

Denkſtu den Namen GOtts zu ſprechen in der Zeit /
Man ſpricht jhn auch nicht auß in einer Ewigkeit.

52. Daß Neu Jeruſalem.

Daß Neu Jeruſalem biſtu fuͤr GOtt mein Chriſt /
Wenn du auß GOttes Geiſt gantz Neugebohren biſt.

53. Es mangelt nur an dir.

Ach koͤnte nur dein Hertz zu einer Krippe werden /
GOtt wuͤrde noch einmal ein Kind auf dieſer Erden.

54. Entbildet muſtu ſeyn.

Entbilde dich mein Kind / ſo wirſtu GOtte gleich:
Und biſt in ſtiller Ruh dir ſelbſt dein Himmelreich.

55. GOtt iſt / Er lebet nicht.

GOTT iſt nur Eigendlich: Er liebt uñ lebet nicht /
Wie man von mir und dir uñ andren Dingen ſpricht.

56. Armut und Reichthum.

Der / was er hat / nicht hat / und alles ſchaͤtzet gleich /
Der iſt im Reichthum arm / in Armuth iſt er reich.

57. Man muß Jhm ſelbſt entwachſen.

Entwaͤchſeſtu dir ſelbſt und aller Creatur /
So wird dir eingeimpfft die Goͤttliche Natur.

58. GOtt ſterben und GOtt leben.

Stirb oder leb in GOtt: du thuſt an beiden wol:
Weil man GOtt ſterben muß / uñ Gott auch leben ſol.

59. Wer iſt mehr GOtt als Menſch?

Wer ohn empfinden liebt / und ohn erkennen kennt:
Der wird mit guttem recht mehr GOtt als Menſch
genennt.
60. Vom65[63]Andertes Buch.

60. Vom lieben.

Menſch wilſt-uñ liebſtu nichts / ſo wilſt uñ Liebſtu wol:
Wer gleich liebt was er wil / liebt doch nicht was er ſol.

61. Wer ſich verlaͤſt / findt GOtt.

Wer ſich verlohren hat / und von ſich ſelbſt entbunden /
Der hat GOtt ſeinen Troſt / und ſeinen Heyland
funden.

62. Jn beiden muß man ſeyn.

Mein GOtt wie kalt bin ich! Ach laß mich doch er -
warmen
Jn deiner Menſchheit Schoß / und deiner GOttheit
armen!

63. Der taube hoͤrt daß Wort.

Freund glaub es oder nicht: ich hoͤr in jedem nu /
Wann ich bin taub und Stumm dem Ewgen
Worte zu.

64. Ein Seufftzer ſaget alles.

Wenn meine Seel erſeufftzt /
*
* und Ach und O ſchreyt
hin:
So ruffet ſie in ſich jhr End und Anbegin.
*α & ω
*

65. Die Ewigkeit wird nicht gemaͤſſen.

Die Ewigkeit weiß nichts von Jahren / Tagen /
Stunden:
Ach daß ich doch noch nicht den Mittelpunet gefunden!

66. Eins hilfft dem andren fort.

Mein Heyland der iſt Gott / uñ ich der andren dinge:
Jm fall ſie ſich in mich / und ich in Jhn mich ſchwinge.

67. Die Abgeſchiedenheit.

Weil Abgeſchiedenheit ſich niemand macht gemein:
So muß ſie ohne ſucht und eine Jungfrau ſein.
68. Mit66[64]Johannis Angeli

68. Mit Schweigen wirds geſprochen.

Menſch ſo du wilt daß ſeyn der Ewigkeit außſprechen /
So muſtu dich zuvor deß Redens gantz entbrechen.

69. Die geiſtliche Schiffart

Die Welt iſt meine See / der Schifmann GOttes
Geiſt /
Daß Schif mein Leib / die Seel iſts die nach Hauſe reiſt.

70. Die Lauterkeit.

Vollkomne Lauterkeit iſt Bild-Form-Liebe-loß:
Steht aller Eigenſchafft / wie GOttes weſen bloß.

71. Der weſentliche Menſch.

Ein weſentlicher Menſch iſt wie die Ewigkeit /
Die unveraͤndert bleibt von aller aͤuſſerheit.

72. Wer ſinget mit den Engeln?

Wer ſich nur einen blik kan uͤberſich erſchwingen /
Der kan daß Gloria mit GOttes Engeln ſingen.

73. An den Suͤnder.

Ach Suͤnder wend dich umb / uñ lerne GOtt erkennen:
Jch weiß du wirſt Jhn bald den lieben Vatter nennen.

74. Du muſt Vergoͤttet werden.

Chriſt / es iſt nicht genug daß ich in GOtt nur bin:
Jch muß auch GOttesſafft zum wachſen in mich ziehn.

75. Du muſt auch Fruͤchte tragen.

Trinkſtu deß HErren Blut / und bringeſt keine Frucht /
So wirſtu kraͤfftiger als jener Baum verſiucht.

76. Auch dir iſt nichts verſagt.

O Edler Geiſt entreiß / laß dich doch nicht ſo binden:
Du kanſt GOtt herꝛlicher / als alle Heilgen finden.

77. A B iſt ſchon genug.

Die Heyden plappern vil: wer Geiſtlich weiß zubetten /
*
* Der kan mit A und B getroͤſt fuͤr Gott hintretten.
*A B B A
*
78. Ein67[65]Andertes Buch.

78. Ein Lieb verzukt daß andre.

Wenn meine Seele GOtt im Geiſt begegnen kan /
So ſtart (O JEſu Chriſt!) ein Lieb daß
Ander an.

79. Der geiſtliche Tempel GOttes.

Die Pforten deiner Stadt / Mein GOtt / ſind Perle -
fein:
Was muß doch fuͤr ein Blitz mein Geiſt dein Tempel
ſein.

80. Daß geiſtliche Zion.

Fuͤhr auf HErꝛ deinen Bau / hier iſt die Friedens -
St[a][d][t]/
Hier iſt wo Salomon dein Sohn ſein Zion hat.

81. Der Oelberg.

Sol dich deß Herren Angſt erloͤſen von beſchwerden /
So muß dein Hertze vor zu einem Oelberg werden.

82. Daß Hertze.

Mein Hertz iſt unten eng und obenher ſo weit /
Daß es GOtt offen ſey / und nicht der Jrꝛdigkeit.

83. Der geiſtliche Berg.

Jch bin ein Berg in GOtt / und muß mich ſelber ſteigen /
Daferne GOtt mir ſol ſein liebes Antlitz zeigen.

84. Die erleuchtung.

Hin auf. Wo dich der Blitz mit Chriſto ſol umb -
gehen /
Muſtu wie ſeine drey auf Thabors hoͤhe leben.

85. Dein Kaͤrker biſtu ſelbſt.

Die Weit die haͤlt dich nicht: du ſelber biſt die Welt /
Die dich in dir mit dir ſo ſtark gefangen haͤlt.
86. Du68[66]Johannis Angeli

86. Du muſts auch ſelbſt gewinnen.

GOtt hat wol gnug gethan: doch du traͤgſt nichts
darvon /
Wo auch nicht du in Jhm erkriegeſt deine Kron.

87. Daß geiſtliche Kaͤuchelein.

Mein Leib iſt eine Schal in dem ein Kaͤuchelein /
Vom Geiſt der Ewigkeit wil außgebruͤttet ſeyn.

88. Eben vom ſelbigen.

Daß arme Kaͤuchelein kluchſt und pikt fuͤr und fuͤr:
Wird es dann nicht bald ſehn deß Ewgen Lichtes Zihr!

89. Gegen Aufgang muſtu ſehn.

Freund wiltu an Jhm ſelbſt daß Licht der Soñen ſehn
So muſtu dein Geſicht hin zu[d]em Aufgang drehn.

90. Die Unterwuͤrfflichkeit.

Der Blitz deß Sohnes GOtts durchleucht in einem
Nun
Die Hertzen / welche ſich Jhm gaͤntzlich unterthun.

91. Die Gedult.

Gedult iſt uͤber Gold: ſie kan auch GOtt bezwingen /
Und was Er hat und iſt gantz in mein Hertze bringen.

92. Die geheimſte Gelaſſenheit.

Gelaſſenheit faͤht GOtt: GOtt aber ſelbſt zulaſſen
Jſt ein Gelaſſenheit die wenig Menſchen faſſen.

93. Der geheime GOttes Kuß.

GOtt kuͤſt mich ſeinen Sohn mit ſeinem heilgen Geiſt /
Weñ Er mich liebes Kind in Chriſto JEſu heiſt.

94. Eins iſt deß andern Troſt.

GOtt iſt der Lichter Licht / Mein Heyland iſt die Soñe /
Maria iſt der Mon / ich Jhrer aller Wonne.
95. Daß69[67]Andertes Buch.

95. Daß Lam̃ und auch der Loͤw.

Wer alles untertritt / und alles dultet fein /
Der muß ein Lam̃ und Loͤw in einem weſen ſeyn.

96. Der Geiſt iſt eine Taube.

Warumb daß GOttes Geiſt wie eine Taub erſcheint?
Er thuts / weil Er / mein Kind dich zu erkeucheln meint.

97. Der Heilgen Tauben naͤſt

Wenn du ein Taͤublein biſt / und keine Galle haſt /
So findeſtu mein Chriſt im Hertzen JEſu raſt.

98. Am ſicherſten am beſten.

Fleuch meine Taube fleuch / uñ raſt in Chriſti Seelen /
Wo wiltu dich ſonſt hin verbergen und verhoͤlen?

99. Die Wiederguͤltige Taͤubelein.

O wunder! GOtt iſt mir / ich Jhm ein Taͤubelein:
Schau doch wie alle Zwey ein ander Eines ſeyn!

100. Gib Ruh / ſo ruhſtu wieder.

Wenn GOttes Taube kan in deinem Hertzen ruhn /
Wird ſie dir widerumb daß Hertze GOtts aufthun.

101. Die geheime Vberſchattung.

Jch muß GOtts Schwanger ſein: ſein Geiſt muß
ob mir ſchweben /
Und GOtt in meiner Seel wahrhafftig machen leben.

102. Daß außre troͤſt mich nicht.

Was hilfft michs Gabriel / daß du Mariam
grüſt
Wenn du nicht auch bey mir derſelbe Botte biſt!

103. Die geiſtliche Geburt.

Beruͤhrt dich GOttes Geiſt mit ſeiner weſenheit /
So wirdt in dir gebohren daß Kind der Ewigkeit.
104. Die70[68]Johannis Angeli

104. Die geiſtliche Schwaͤngerung.

Jſt deine Seele Magd / und wie Maria rein /
So muß ſie Augenbliks von GOtte ſchwanger ſein.

105. Ein Rieß und auch ein Kind.

Wenn Gott ſich
(a)
(a) weſentlich in mir gebohren findt /
So bin ich (Wunder ding!) ein Rieß und auch
ein Kind.
(a)Wahafftig. alſo weſentliche Buſſe be yin Thaul. inſtit. c. i.
(a)

106. Erweitert muſtu ſeyn.

Erweitere dein Hertz / ſo gehet GOtt darein:
Du ſolt ſein Himmelreich / Er wil dein Koͤnig ſeyn.

107. Die Neugeburt.

Hat deine Neugeburt mit weſen nichts gemein /
Wie kan ſie ein Geſchoͤpff in Chriſto JEſu ſeyn?

108. Die Braut GOttes.

Kind werde GOttes Braut / entbenth dich Jhm allein:
Du wirſt ſeins Hertzens Schatz / und er dein liebſter
ſein.

109. Die Welt vergehet nicht.

Schau / diſe Welt vergeht. Was? ſie vergeht auch
nicht /
Es iſt nur Finſternuß was GOtt an Jhr zerbricht.

110. Die Verklaͤrung.

Mein Leib der wird fuͤr GOtt wie ein Carfunkel
ſtehn /
Wenn ſeine grobheit wird im Feuer untergehn.

111. Maria.

Du preiſt Mariam hoch: ich ſage noch darbey /
Daß ſie die Koͤnigin der Koͤniginnen ſey.
112. Auß71[69]Andertes Buch.

112. Auß und ein / Gebaͤhren und Gebohren ſeyn.

Wenn du in Wahrheit kanſt auß Gott gebohren ſeyn /
Und wider GOtt gebaͤhrn: ſo gehſtu auß und ein.

113. Man ſol vernuͤnfftig handeln.

Freund ſo du trinken wilt / ſo ſetz doch deinen Mund /
Wie ein Vernuͤnfftiger recht an deß Faſſes ſpund.

114. Die Creaturn ſind gut.

Du klagſt / die Creaturn die bringen dich in Pein:
Wie? muͤſſen ſie doch mir ein Weg zu GOtte ſeyn.

115. Die geiſtliche Jagt.

Wie wol wirſtu gejagt von Hunden lieber Chriſt:
So du nur williglich die Hindin GOttes biſt.

116. Die beſte Geſellſchafft.

Geſellſchafft acht ich nicht: Es ſey dann daß das
Kind /
Die Jungfrau / und die Taub / und’s Lam̃ beyſam -
men ſind.

117. Die Einſamkeit.

Die Einſamkeit iſt noth: doch / ſey nur nicht gemein:
So kanſtu uͤberall in einer Wuͤſten ſeyn.

118. Goͤttlich Leben.

Jm fall dich niemand recht und gnug berichten kañ
Was Goͤttlich Leben ſey: ſo ſprich den Henoch an.
*
*
*Henoch heiſt ein GOtt ergebener.
*

119. Goͤttliche gleichheit.

Ein Gott ergebner Menſch iſt Gotte gleich an Ruh /
Und wandelt uͤber Zeit und Ort in jedem Nu.

120. Man jßt und Trinket GOtt.

Wenn du Vergoͤttet biſt / ſo jßt - und trinkſt-du GOtt /
(Und diß iſt ewig wahr) in jedem biſſen Brodt.
121. Daß72[70]Johannis Angeli

121. Daß Glied hat deß Leibes weſen.

Haſtu nicht Leib und Seel und Geiſt mit Gott gemein:
Wie kanſtu dann ein Glied im Leꝛbe JEſu ſeyn?

122. Die geiſtliche Weinrebe.

Jch bin die Reb im Sohn / der Vatter pflantzt und
ſpeiſt /
Die Frucht die auß mir waͤchſt iſt GOtt der heilge
Geiſt.

123. Gedult hat jhr warumb.

Ein Chriſt traͤgt mit Gedult ſein Leyden / Creutz und
Pein /
Damit er ewig mag bey ſeinem JEſu ſeyn.

124. GOtt iſt voller Sonnen.

Weil der gerechte Menſch glaͤntzt wie der Sonnen -
ſchein /
So wird nach dieſer Zeit GOtt voller Sonnen ſeyn

125. Du muſt daß weſen haben.

GOtt ſelbſt iſts Him̃elreich: wiltu in Him̃el kom̃en /
Muß GOttes weſenheit in dir ſeyn angeglommen.

126. Die Gnade wird Natur.

Fragſtu warumb ein Chriſt ſey From / Gerecht und
Frey?
So frageſtu warumb ein Lamm kein Tieger ſey.

127. Daß Liebſt auf dieſer Erden.

Fragſtu was meine Seel am Liebſten hat auf Erden?
So wiſſe daß es heiſt: mit nichts beflekket werden.

128. Der Himmel ſteht ſtaͤtts offen.

Verzweifle nicht mein Chriſt / du kanſt in Him̃ el drabẽ /
So du nur magſt darzu ein Mannlich Hertze haben.

129. Eins jeden Eigenſchafft.

Daß Thier wird durch die Art / der Menſch durch den Verſtandt /Der73[71]Andertes Buch. Der Engel durch daß ſchaun / durchs weſen GOtt bekandt.

130. Es muß Vergoldet ſein.

Chriſt alles was du thuſt / daß uͤberzeuch mit Gold:
*
*
Sonſt iſt GOtt weder dir / noch deinen Werken hold.
*Gold der Liebe.
*

131. Nimb alſo / daß du haſt.

Menſch nimbſtu GOtt als Troſt / als ſuſſigkeit / und
Licht:
Was haſtu dañ wenn Troſt / Licht / ſuͤſſigkeit gebricht?

132. GOtts Eigenſchafft.

Was iſt GOtts Eigenſchafft? ſich ins Geſchoͤpff er -
gieſſen
Allzeit derſelbe ſeyn / nichts haben / wollen / wiſſen.
*
*
*Verſiehe accidentaliter oder zufaͤlli - ger weiſe; dann was Gott wil und weiß / daß wil und weiß er weſentlich. Alſo hat er auch nichts (mit Eigenſchafft.)
*

133. Die Gelaſſenheit.

Freund glaub es / heiſt mich GOtt nicht in den Him -
mel gehn /
So wil ich lieber hier / auch in der Hoͤlle ſiehn.

134 Die Gleichheit.

Wer nirgends iſt gebohrn / uñ niemand wird bekandt.
Der hat auch in der Hoͤll ſein liebes Vaterland.

135. Die Gelaſſenheit.

Jch mag nicht Krafft / Gewalt / Kunſt / Weißheit /
Reichthum / Schein:
Jch wil nur als ein Kind in meinem Vater ſein.

136. Eben von derſelben.

Geh auß / ſo geht Gott ein: Stirb dir / ſo lebſtu Gott:
Sey nicht / ſo iſt es Er: thu nichts / ſo gſchicht’s Ge -
both.
D137. Schrifft74[72]Johannis Angeli

137. Schrifft ohne Geiſt iſt nichts.

Die Schrifft iſt Schrifft ſonſt nichts. Mein Troſt
iſt Weſenheit /
Und daß GOtt in mir ſpricht daß Wort der Ewigkeit.

138 Der Schoͤneſt im Himmelreich.

Die Seele / welche hier noch kleiner iſt als klein /
Wird in dem Himmelreich die ſchoͤnſte Goͤttin ſein.

139. Wie kan man Engliſch ſeyn?

Kind wiltu Engliſch ſeyn / ſo kanſtu es bereit:
Wie dann? ſie leben ſtaͤts in unannehmlichkeit.

140. Die Selbſt-vernichtigung.

Nichts bringt dich uͤber dich als die Vernichtigkeit:
Wer mehr Vernichtigt iſt / der hat mehr Goͤttlichkeit.

141. Der Grundgelaſſene.

Ein Grundgelaſſner Menſch iſt Ewig frey und Ein:
Kan auch ein Unterſcheid an jhm und GOtte ſein?

142. Du muſt es ſelber ſeyn.

Frag nicht was Goͤttlich ſey: Denn ſo du es nicht biſt /
So weiſtu es doch nicht / ob dus gleich hoͤrſt mein
Chriſt.

143. Jn GOtt iſt alles GOtt.

Jn GOtt iſt alles GOtt: Ein eintzigs Wuͤrmelein /
Daß iſt in GOtt ſo viel als tauſend GOtte ſein.

144. Was iſt Gelaſſenheit?

Was iſt Gelaſſenheit? Jch ſag ohn Heucheley:
Daß es in deiner Seel der wille JEſn ſey.

145. Daß weſen GOttes.

Was iſt das weſen GOtts? Fragſtu mein aͤngigkeit?
Doch wiſſe / daß es iſt ein uͤberweſenheit.

146. GOtt iſt Finſternuß vnd Liecht.

GOtt iſt ein lautrer Blitz / und auch ein Tunkles nicht /
Daß keine Creatur beſchaut mit jhrem Licht.
147. Die75[73]Andertes Buch.

147. Die Ewge Gnadenwahl.

Ach zweifele doch nicht: Sey nur auß GOtt gebohrn /
So biſtu ewiglich zum Leben außerkohrn /

148. Der arme im Geiſt.

Ein wahrer armer Menſch ſteht gantz auf nichts ge -
richt:
Gibt GOtt jhm gleich ſich ſelbſt / ich weiß er nimbt
jhn nicht.

149. Du ſelbſt biſt alle Dinge.

Wie magſtu was begehrn? du ſelber kanſt allein /
Der Himmel und die Erd / und tauſend Engel ſein.

150. Die Demut iſt dir Noth.

Sieh nur fein unter dich: du fleuchſt den Blitz der Zeit /
Was meinſtu dann zu ſchaun in Blitz der Ewigkeit.

151. Deß Chriſten Edelſtes.

Was iſt daß Edelſte? Was iſt daß fein-Perlein
Deß Neugebornen Chriſts? Jhm allzeit gleiche ſein.

152. Daß Allergoͤttlichſte.

Kein ding iſt Goͤttlicher (im fall du es kanſt faſſen /)
Als jetzt und ewiglich ſich nicht bewegen laſſen.

153. Die Ewigkeit.

Was iſt die Ewigkeit? Sie iſt nicht diß / nicht daß /
Nicht Nun / nicht Jchts / nicht Nichts / ſie iſt / ich weiß
nicht was.

154. Ein Stern geht fuͤr die Sonne.

Jch frage nicht ſo viel nach tauſend Sonneſchein /
Wenn ich nur mag ein Stern inn Augen JEſu ſein.

155. Es ligt an dir allein.

Ach Menſch verſaͤum dich nicht / es ligt an dir allein /
Spring auf durch GOtt / du kanſt der groͤſt im Him -
mel ſein.
D 2156. GOtt76[74]Johannis Angeli

156. GOtt kennt man durch die Sonne

Die Sonn iſt nur ein Glaſt / und alles Licht ein ſchein:
Was muß doch fuͤr ein Blitz / Gott meine Sonne ſeyn!

157. GOtt ſchauet man an ſich.

Wie iſt mein GOtt geſtalt? Geh ſchau dich ſelber an /
Wer ſich in Gott beſchaut / ſchaut Gott warhafftig an.

158. Die Seele kombt von GOtt.

Die Seel iſt eine Flamm auß GOtt dem Blitz ge -
gangen:*
Ach ſolte ſie dann nicht in Jhn zuruͤk gelangen!
*intellige creaturaliter.
*

159. Der Geiſt iſt wie das Weſen.

Mein Geiſt iſt wie ein ſeyn: er ahnt dem weſen nach /
Von dem erurgeſtandt / und Anfangs außgebrach.

160. Der Geiſt ſtirbt nimmermehr.

Der Geiſt lebt in ſich ſelbſt: gebricht jhm gleich das
Licht /
(Wie ein verdampter wird) ſo ſtirbet er doch nicht.

161. Jm jnnern Wohnt man wol.

Was meines Geiſtes Geiſt / meins weſens weſen iſt /
Daß iſts / daß ich fuͤr mich zur Wohnung hab crkieſt.

162. Hinein kehr deine Strahlen.

Ach kehrt nur meine Seel jhr Flammen umb und ein!
So wird ſie mit dem Blitz / bald Blitz und Eines ſein.

163. GOtt wuͤrket wie daß Fewr.

Daß Fewer ſchmeltzt uñ eint: ſinckſtu in Urſprung ein /
So muß dein Geiſt mit GOtt in Eins geſchmeltzet ſein.

164. Die Unſchuld brennet nicht.

Entſchulde dich durch GOtt: die Unſchuld bleibt be -
wehrt /
Und wird in Ewigkeit von keiner Glutt verzehrt.
165. Ein77[75]Andertes Buch.

165. Ein Troͤpfflein iſt genug.

Wer nur ein croͤpfflein Blutts auß Chriſto kan ge -
nieſſen.
Der muß gantz ſeeliglich mit Jhm in GOtt zerfliſſen.

166. Die Boßheit hat kein weſen.

Menſch wenn du durch-das Blutt deß Lammes biſt
geneſen.
So biſtu ewiglich kein boͤſer Menſch geweſen.

167. Der Mittler iſt nur JEſus.

Jch weiß kein mittel nicht als meinen JEſum
Chriſt:
Sein Blutt daß iſts / in dem ſich GOtt in mich ergiſt.

168. Eins iſt ſo Alt als daß andre.

Ein Kind / daß auf der Welt nur eine Stunde bleibt /
Daß wird ſo Alt / als man Mathuſalem beſchreibt.

169. Die Gleichheit ſchauet GOtt.

Wem nichts wie alles iſt / und alles wie ein nichts:
Der wird gewuͤrdiget deß Liebſten Angeſichts.

170. Die ſcheydung muß geſchehn.

Die Unſchuld iſt ein Gold daß keine Schlakken hat:
Entzeuch dich auß dem Kiß / ſo biſtus in der that.

171. Der Adler fleuget hoch.

Ja wer ein Adler iſt / der kan ſich wol erſchwingen /
Und uͤber Seraphim durch tauſend Him̃el dringẽ.

172. Ein Phœnix ſol man ſeyn.

Jch wil ein Phœnix ſeyn / und mich in GOtt ver -
brennen /
Damit mich nur nichts mehr von Jhme koͤnne trennen.

173. Die Schwachen muͤſſen warten.

Du armes Voͤgelein / kanſtu nicht ſelber fliegen /
So bleib noch mit Gedult biß du mehr krafft haſt ligẽ.
D 3174. Es78[76]Johannis Angeli

174. Es wil geuͤbet ſeyn.

Verſuch mein Taͤubelein: mit uͤbung lernt man viel:
Wer nur nicht ſitzen bleibt / der kombt doch noch zum
Ziel.

175. Der Geiſt fuͤhrt in die Wuͤſte.

Kanſtu dich auf den Geiſt in deinem Heyland ſchwin -
gen /
So wird er dich mit ſich in ſeine Wuͤſte bringen.

176. Beſtaͤndig muß man ſeyn.

Verſtockt iſt halb verlohrn: doch wer im gutten kan /
Ein Stok und Eyſen ſeyn / ſieht auf deß Lebens bahn.

177. Es wird nicht alls gerichtet.

Die Menſchen die in Gott mit Chriſto ſind verſchlun -
gen /
Sind durchs Gericht und Tod gantz ſeelig durchge -
drungen.

178. Als ſteht im Jch vnd Du

(Schoͤpffer vnd Geſchoͤpffe.)
Nichts iſt als Jch und Du: und enn wir zwey
nicht ſein /
So iſt GOtt nicht mehr GOtt / uñ faͤllt der Him̃el ein.
Beſihe den Begihrer am Ende.

179. Es ſol ein Einigs werden.

Ach ja! waͤr ich im Du / und Du im ich ein Ein!
So moͤchte Tauſendmahl der Himmel Himmel ſein.

180. Der Menſch iſt nichts / GOtt alles.

Jch bin nicht Jch noch Du: Du biſt wol Jch in
mir:
Drumb geb ich dir mein GOtt allein die Ehrgebuͤhr.

181. Der Suͤnder iſt verblendt.

Der Suͤnder ſiehet nicht: Je mehr er laufft uñ rennt /
Jn ſeiner Eigenheit / je mehr er ſich verblendt.
182. GOtt 79[77]Andertes Buch.

182. GOtt iſt alles gegenwaͤrtig.

Es iſt kein Vor noch Nach: was Morgen ſol geſchehn /
Hat GOtt von Ewigkeit ſchon weſentlich geſehn.

183. Jn der mitten ſiht man alles.

Setz dich in Mittelpunct / ſo ſihſtu alls zugleich /
Was jetz und dann geſchicht / hier und im Him̃elreich.

184. Der Cherubin ſchaut nur auf GOtt.

Wer hier auf niemand ſiht / als nur auf GOtt allein:
Wird dort ein Cherubin bey ſeinem Throne ſein.

185. Der Sohn und Gnadenthron.

Weg mit dem Schattenſtul: der Eingebohrne Sohn /
Jſt nun in mir daß ſelbſt / uñ mein Verſoͤhnungsthron.

186. Man ſol GOtt nit verſuchen.

Sey Zuͤchtig / Keuſch und Still: wer unbedachtſam
rennt /
Wird von der Majeſtaͤt geſtuͤrtzet und verbrennt.

187. Jch darf kein Ferꝛn-Geſicht.

Freund / ſo ich fuͤr mich ſelbſt kan in die woite ſehn:
Was darf es dann erſt durch dein ferꝛn Geſicht ge -
ſchehn?

188. Man mißt daß weſen nicht.

Es iſt kein Anfang nicht / es iſt auch nicht ein Ende /
Kein Mittelpunct noch Kreiß / wie ich mich jmmer
wende.

189. Der Anfang findt daß Ende.

Wann GOtt ſich mit mir Menſch vereinigt und ver -
bindt /
So ſiht der Anbegin / daß er ſein Ende findt.

190. Von GOtt.

Gott der geneuſt ſich ſelbſt: wird ſeiner auch nicht ſatt /
Weil Er an ſich allein die hoͤchſte gnüge hat.
D 4191. Ver -80[78]Johannis Angeli

191. Verbothnes muß man meyden.

Wer ſich nicht mit der Frucht die Gott verbothen ſpeiſt /
Wird auß dem Paradeiß nicht einen tritt ver -
weiſt.

192. Rechtſchaffen muß man ſeyn.

Ach Bruder werde doch: was bleibſtu Dunſt und
Schein?
Wir muͤſſen weſentlich ein Neues worden ſeyn.

193. Der Sieg iſt weſentlich.

Menſch weil es nicht im wolln uñ eygnen Lauffen ligt /
So muſtu thun wie GOtt / der ohne willen Sigt.

194. Daß Licht gibts zu erkennen.

Geh / ruff dem Morgenſtern: denn wann der Tag
anbricht
So ſiehet man erſt recht / was Schoͤn iſt oder nicht.

195. Regiern iſt Koͤniglich.

Wer wol regieren kan im Streit / in Freud und
Pein:
Der wird in Gottes Reich Ein ewger Koͤnig ſein.

196. Die Demut iſt ſehr gut.

Jch mag kein Koͤnig ſeyn: und ſo ich es je muß /
So werf ich mich doch ſtraks mein GOtt fuͤr deinen
Fuß.

197. Verlaͤugnung ſeiner ſelbſt.

HErꝛ nimb die Krone hin: Jch weiß ja nichts vom
Mein:
Wie kan ſie dañ mit recht mein und nicht deine ſein?

198. GOtt ſpielt mit dem Geſchoͤpffe.

Diß alles iſt ein Spiel / daß Jhr die GOttheit macht:
Sie hat die Creatur umb Jhret willn erdacht.

199. Auch GOtt verlaͤugnet ſich

Wenn GOtt zum Heilgen ſpricht: du du haſt Mich erzihlt:Sag /81[79]Andertes Buch. Sag / ob er nicht mit jhm recht der Verlaͤugnung ſpielt? *

*Matth. 25. * Weil GOtt jhm Gna - de und Krafft darzu gegeben; oder es ſelbſt durch ſeinen Geiſt in jhm dem Menſchen gethan.
*

200. Die Aufgegebenheit.

Wer ſeine Seele hat verlohren und vergeben /
Der kan gantz ſeeliglich mit GOtt die wette leben.

201. Der Menſch der andre GOtt.

Sag zwiſchen mir und GOtt den eingen Unterſcheid?
Es iſt mit einem Wort / nichts als die Anderheit.

202. Alleine ſeyn gleicht GOtt.

Wer ſtaͤts alleine lebt / und niemand wird gemein:
Der muß / iſt er nicht GOtt / gewiß Vergoͤttet ſein.

203. Die Demut ſteigt am Hoͤchſten.

Wer in der Demut GOtts am tieffſten iſt verſunken /
Der iſt der hoͤchſte Glantz auß allen Himmelsfunken.

204. Der Menſch Jmmanuel.

Wer ſtaͤts in ſich die Schlang und Drachen kan er -
morden /
Der iſt Jmmanuel in Chriſto JEſu worden.

205. Daß Boͤſe ſcheyd vom Gutten.

Butter mein Kind / und Hoͤnig (GOtt) dabey:
Damit du lernſt wie boͤß und gutt zuſcheyden ſey.

206. Ein Mann und auch ein Kind.

Ein Mañ iſt nicht ein Kind: doch wiſſe daß ein Mañ /
So du nur wilt in dir mein Kind / wol Leben kann.

207. GOtt iſt in dir daß Leben.

Nicht du biſt der da lebt: denn daß Geſchoͤpff iſt Tod:
Daß Leben / daß in dir dich leben macht iſt GOtt.
D 5208. Ge -82[80]Johannis Angeli

208. Gelaſſen muß man ewig ſeyn.

Wer auch im Paradiß nicht noch ſol untergehn /
Der Menſch muß ewiglich / auch GOttes / ledig ſtehn.

209. Die wahre Ledigkeit.

Die wahre Ledigkeit iſt wie ein edles Faß / (waß.)
Daß Nectar in ſich hat: Es hat / und weiß nicht

210. Die Goͤttliche Heiligkeit.

Menſch iſts dein Ernſt / du kanſt ohn allen falſchen
Schein /
So heilig und gerecht / als GOtt dein Schoͤpffer ſein.

211. Was iſt die Heiligkeit?

Rechtſchaffne Heiligkeit iſt wie ein guldnes Glaß /
Durchauß polirt und rein. Geh / und betrachte daß.

212. Sechs Dinge ſeynd nur Eins.

Rath / wie ein Menſch und GOtt / ein Loͤw / Lam̃ /
Rieß / und Kind /
Jn einer Creatur ein einigs weſen ſind?

213. Die Woͤrtlein Auß und Ein.

Zwey Woͤrtlein lieb ich ſehr: ſie heiſſen Auß und Ein:
Auß Babel / und auß mir / in GOtt und JEſum ein.

214. Die Werke gelten gleiche.

Hab keinen nnterſcheid: heiſt Gott den Miſt verfuͤhrẽ /
Der Engel thuts ſo gern als ruhn und Muſiciren.

215. Man muß ſich recht bequemen.

Wer ſich zum Aufgang kehrt / und wartt auf ſeinen
GOtt /
Jn dem kombt bald herfür daß gnaͤdge Morgenroth.

216. Was heiſſet Engliſch Leben?

Rein / Lauter / g’laſſen ſeyn: recht lieben / dienen
ſchauen / /
Heiſt wol mit guttem recht ein Engliſch leben bauen.
217. Der83[81]Andertes Buch.

217. Der Achtmal ſeelige.

Sey Hungrig / Arm / und Sanfft / Barmhertzig /
Friedlich / Rein /
Betrübt / Verfolgt umb GOtt: ſo kanſtu ſeelig ſein.

218. Die Weißheit wird gemeiſtert.

(a)
(a)Die Weißheit tadelt nichts: ſie aber muß allein /
Von jhrer Creatur ſo offt getadelt ſein.
(a)Und GOtt ſahe daß es alles gut[t]war / was Er gemacht hatte.
(a)

219. Die gutten Werke.

Mit Speiſe / Trank und Troſt / Beherbrigen / Be -
kleyden /
Beſuchen in der Noth / heiſt GOttes Laͤmmlein weiden.

220. Wachen / Faſten / Betten.

Drey Werke muß man thun / wenn man fuͤr GOtt
wil trethen /
Er fordert ſonſt auch nichts: als / Wachen / Faſten /
Bethen.

221. GOtt ſieht nur zwey Dinge.

Zwey Dinge ſiht nur GOtt / den Bok / und mich ſein
Lamm:
Vom Bokke ſcheydet mich Ein Einge Liebesflamm.

222. Es muß Gewuchert ſeyn.

Knecht wuchre daß du haft: denn wann der HErꝛ
wird kommen:
So wird von jhm allein der Wuchrer angenommen.

223. Gott liebt die Keuſchheit ſehr.

Die Keuſcheit iſt bey GOtt / ſo kraͤfftig / wehrt uñ rein:
Als tauſend Lilien fuͤr einer Tulpe ſein.

224. Die liebreiche Buſſe.

Freund ſo du ja nicht wilt ein Junggeſelle bleiben /
So wolle dich doch nur mit Magdalen beweiben.
D 6225. Die. 84[82]Johannis Angeli

225. Die Feuer-Tauſſe.

Getauffet muß man ſeyn: wen Geiſt und Feuer taufft /
Der iſts der Ewiglich in keinem Pful erſaufft.

226. Die Tauffe.

Ach Suͤnder trotze nicht / daß du getauffet biſt:
Die ſchoͤnſte Lilge wird im Koth zu Koth und Miſt.

227. Auch darvon.

Was hilfft dichs daß du biſt mit Waſſer abgewaſchẽ?
So du in dir nicht daͤmpffſt die Luſt vom Koth zu -
naſchen.

228. Nur eins wil GOtt von unß.

Ein Eintzigs Wort ſpricht GOtt zu mir / zu dir / und
allen /
Lieb: thun wir daß durch Jhn / wir muͤſſen jhm gefallẽ.

229. Daß Bildnuß halt in Ehren.

Sveyſtu die Bilder an / und biſt doch ſelbſt ein Bild?
Was meinſtu dann von dir / wie du beſtehen wilt?

230. Der Lebensbaum.

Sol dich deß Lebensbaum befreyn von Todsbe -
ſchwerden /
So muſtu ſelbſt in GOtt ein Baum deß Lebens werdẽ.

231. Die Sonnen wende.

Verwundre dich nicht Freund / daß ich auf nichts mag
ſehn /
Jch muß mich allezeit nach meiner Sonne drehn.

232. Gruͤn und Weiß / hat den Preiß.

Zwey Farben halt ich hoch / und ſuche ſie mit fleiß:
Gruͤn in Gerechtigkeit / in Chriſti Unſchuld Weiß.

233. Die Tugend lebt in Liebe.

Fuͤrwar die Tugend lebt / ich ſags ohn deuteley:
Lieb / und ſo ſiheſtu / daß Lieb jhr Leben ſey.
234. Er -85[83]Andertes Buch.

234. Erwoͤhle was du wilt.

Lieb iſt die Koͤnigin / die Tugenden Jungfrawen /
Die Maͤgde Werk und That: wem wiltu dich ver -
trauen.

235. Die geheimbe Maͤſſigkeit.

Wer keines Dings zuviel / in ſich pflegt einzuſauffen:
Auch Gotts
*
* (verſteh mich recht) den muß ich maͤſſig
tauffen.
*denotatur hic gula Spiritualis.
*

236. Friedreich heiſt Gottes Sohn.

Nenn mich nicht Seraphin / nicht Cherubin /
nicht Thron:
Jch wil der Friedreich ſeyn: deñ ſo heiſt Gottes Sohn.
*beati pacifici, quoniam filij Dei vo - cabuntur.
*

237. GOtt wil vollkommne haben.

Entwachſe dir mein Kind: wiltu zu GOtt hinein:
So muſtu vor ein Mann vollkomnes Alters ſein.

238. Auß Tugend waͤchſt der Friede.

Fried iſt der Tugendlohn / jhr end und Unterhalt /
Jhr Band und Seeligkeit: ohn jhn zerſtaͤubt ſie bald.

239. Der jnnerliche Friede.

Jn ſich mit GOtt und Menſch befriedigt ſeyn und Ein /
Daß muß / bey gutter Trew / Fried uͤber Friede ſein!

240. Der Goͤttliche Friede.

Ach! wer in GOtt ſein End / und ſeinen Sabbath
kommen /
Der iſt in Frieden ſelbſt Verformbt uñ auffgenom̃en.

241. Die Vierfache uͤberwindung.

Mit liſtigkeit / Gedult / Gehorſam / Maͤſſigkeit /
Erhaͤltſtu wieder dich / GOtt / Welt / und Feind den
Streit.
D 7242. Je -86[84]Johannis Angeli

242. Jeruſalem ligt mitten.

Wer in der mitten ligt / und lacht zu Spott und Hohn:
Der iſt Jeruſalem deß Koͤnigs Stadt und Thron.

243. Die Sanfften ſind die Laͤmmer.

Wen weder GOtt noch Feind bringt auß der Sanff -
ten Orden /
Der iſt nu gantz ein Lamb im Lamme JEſu worden.

244. Verachtet ſeyn bringt Wonne.

Verlacht / Verlaſſen ſtehn / viel leyden in der Zeit /
Nichts haben / koͤnnen / ſeyn / iſt meine Herꝛlichkeit.

245. Die GOttheit iſt meine Mutter.

Auß GOtt bin ich gebohrn: iſts ohne deuteley:
So frage mich nur nicht wer meine Mutter ſey.

246. Der Teufel.

Der Teufel hoͤret nichts / als Donnern / poltern / kra -
chen:
Drumb kanſtu jhn mit Luſt durch Sanfftmuth thoͤ -
richt machen.

247. Du kanſt dem Feind vergeben.

Entbrenne doch mein Kind / und ſey ein Licht in GOtt:
So biſtu Belials Gifft / Finſternuͤß / und Tod.

248. Die Stille gleicht dem Ewgen nicht.

Nichts iſt dem Nichts ſo gleich als Einſamkeit und
Stille:
Deßwegen wil ſie auch / ſo er was wil / mein Wille.

249. Der Teufel ſicht kein Licht.

Menſch wikle dich in GOtt / verbirg dich in ſein Licht:
Jch ſchwehre dir beym Jah / der Teufel ſiht dich nicht.

250. Die Sanfftmuth zeigt es an.

Kan ich an deiner Thuͤr vergoldet Oelholtz kennen:
So wil ich dich deß Bliks den Tempel Gottes nennen.
251. Es87[85]Andertes Buch.

151. Es muß von GOtt herkommen.

Sol meine Lampe Licht und lautre Strahlen ſchiſſen /
So muß daß Oel auß dir mein liebſter JEſu flieſſen.

252. Die hoͤchſte benedeiung.

Kein Menſch hat jemals GOtt ſo hoch gebenedeit /
Alsder Jhm / daß er jhn zum Sohn gebüehrt / ver -
leiht.

253. Mit meyden muß man ſtreiten.

Haſtu verworffenheit / verachten / meiden / fliehn /
So kanſtu thurſtiglich mit GOtt zu Felde ziehn.

254. Daß Seraphiniſche Leben.

Auß Liebe gehn und ſtehn / Lieb aͤthmen / reden / ſingen:
Heiſt ſeine Lebenszeit wie Seraphim verbringen.

255. Fuͤnff Staffeln ſind in GOtt.

Fuͤnff Staffeln ſind in GOtt: Knecht / Freund /
Sohn / Braut / Gemahl:
Wer weiter kombt
*
* / verwird / und weiß nichts mehr
von Zahl.
*annihilatur, â ſeipſo diffluìt, deficit &c. ſc: moraliter.
*

256. Nichts Unreins kombt fuͤr GOtt.

Ach Menſch werd uͤberformt: fuͤrwar du muſt ſo fein
Fuͤr GOttes Angeſicht / als Chriſti Seele ſein.

257. Du auch muſt fuͤr Jhn Sterben.

Deß HErꝛen Chriſti Tod hilfft dich nicht eh mein
Chriſt /
Biß auch du ſelbſt fuͤr Jhn in Jhm geſtorben biſt.

258. Die Ewigkeit.

Jm fall dich laͤnger duͤnkt die Ewigkeit als Zeit:
So redeſtu von Peyn und nicht von Seeligkeit.
Drit -88[86]Johannis Angeli

Drittes Buch Geiſtreicher Sinn / uñ Schluß-Reime.

1. Auf die Krippe JEſu.

Diß Holtz iſt koͤſtlicher als Salomonis Thron:
Weil drein geleget wird der wahre GOttes Sohn.

2. Uber den Stall.

Ach Pilger kehr hier ein / der Stall zu Betthlehem
Jſt beſſer als die Burg und Stadt Jeruſalem.
Du Herbergeſt hier wol: weil ſich daß Ewge Kindt /
Mit ſeiner Jungfrau Braut und Mutter hier befindt.

3. An die Jungfraw Maria.

Sag an / O wehrte Frau / hat dich nicht außerkohrn
Die Demut / daß du GOtt empfangen und gebohrn?
Sag / obs was anders iſt? Damit auch ich auf Erden
Kan eine Magd uñ Braut und Mutter Gottes werden.

4. Ein Seufftzer.

Man legte GOtt aufs Stro / als Er ein Menſch
ward / hin:
Ach daß ich nicht daß Heu und Stro geweſen bin!

5. An den Gelehrten.

Du gruͤbelſt in der Schrifft / und meinſt mit Kluͤgeley
Zu finden GOttes Sohn: Ach mache dich doch frey
Von diſer Sucht / uñ kom̃ in Stall jhn ſelbſt zu küſſẽ:
So wirſtu bald der Krafft deß wehrten Kinds ge -
nieſſen.
6. Die89[87]Drittes Buch.

6. Die GOtts gewuͤrdigte Einfalt.

Denkt doch / was Demut iſt! ſeht doch was Einfalt
Die Hirten ſchauen GOtt am allererſten an. (kan!)
Der ſiht Gott nim̃er mehr / noch dort noch hier auf Erdẽ /
Der nicht gantz jnniglich begehrt ein Hirt zu werden.

7. Daß wolbethaute Heu.

Kein Vieh hat beſſer Heu / weil Graß waͤchſt / je genoſ -
Als was mein Jeſulein der aͤrmſte hat begoſſen (ſen /
Mit ſeiner Aüglein thau: Jch daͤchte mich / allein
Durch dieſe Koſt gerecht und Ewig ſatt zu ſein.

8. Die ſeelige Nachtſtille.

Merk / in der ſtillen Nacht wird GOtt ein Kind ge -
bohrn /
Und widerumb erſetzt / was Adam hat verlohrn:
Jſt deine Seele ſtill / und dem Geſchoͤpffe Nacht /
So wird GOtt in dir Menſch / und alles wiederbracht.

9. An die Hirten.

Gieb Antwort liebes Volk / was haſtu doch geſungen
Als du in Stall eingingſt mit den erbebten Zungen /
Und GOtt ein Kind geſehn? Daß auch mein Jeſulein
Mit einem Hirten Lied von mir gepreiſt kan ſein.

10. Daß Unerhoͤrte Wunder.

Schaut doch jhr lieben ſchaut / die Jungfrau ſaͤugt
ein Kind /
Von welchem ich und ſie / und jhr / geſaͤuget ſind.

11. Der eingemenſchte GOtt.

GOtt trinkt der Menſchheit Milch / laͤſt ſeiner GOtt -
heit Wein:
Wie ſolt er dañ numehr nicht gar durch Menſchet ſein.

12. Es traͤgt und wird getragen.

Daß Wort daß alles traͤgt / auch ſelbſten GOtt den
Alten /
Muß hier ein Jungfraͤulein mit jhren aͤrmlein halten.
13. Jch90.[88]Johannis Angeli

13. Jch die Urſach

Sag allerliebſtes Kindt / bin ichs umb den du weinſt?
Ach ja du ſiehſt mich an: ich bins wol den du meinſt.

14. Kuͤſſungs Begierde.

Ach laß mich doch mein Kind mein GOtt an deinen
Fuͤſſen /
Nur einen Augenblik daß minſte Bruͤnklein kuͤſſen.
Jch weiß werd ich von Dir nur bloß beruͤhret ſein /
Daß ſtraks verſchwinden wird / mein / und auch deine
Pein.

15. Der beſte Lobgeſang.

Singt ſingt jhr Engel ſingt: Mit hundert tauſend
Zungen /
Wird dieſes wehrte Kind nicht wuͤrdiglich beſungen.
Ach moͤcht ich ohne Zung / und ohne Stimme ſein!
Jch weiß ich ſaͤng jhm ſtraks daß liebſte Liedelein.

16. Er mir / ich Jhm.

Wißt / GOtt wird mir ein Kind / ligt in der Jung -
frau Schoß /
Daß ich jhm werde GOtt / und wachs jhm gleich und
groß.

17. Am Naͤchſten am beſten.

Menſch werde GOtt verwandt auß Waſſer / Blutt
und Geiſt /
Auf daß du GOtt in GOtt auß GOtt durch GOtte
ſeiſt.
Wer jhn Umbhalſen wil / muß jhm nicht nur allein /
Befreundet / ſondern gar ſein Kind und Mutter ſein.

18. Die beweglichſte Muſica.

O ſeht / daß liebe Kind wie es ſo ſuͤſſe weint!
Daß aͤlle Stoͤſſerlein Hertz-grund-beweglich ſeind.
Laß doch mein Ach und O in deins vermengt erſchallẽ /
Daß es fuͤr allem thon GOtt koͤnne Wolgefallen.
19. Die91[89]Drittes Buch.

19. Die ſeelige Uber-formung.

Jch rahte dir Verformt ins JEſulein zu werden /
Weil du begehrſt zu ſeyn erloͤſet von beſchwerden.
Wem JEſus helffen ſol / vom Teuffel / Tod und
Pein:
Der muß Warhafftig auch gantz einge JEſet ſein.

20. GOTT-Menſch.

Je denkt doch Gott wird ich / uñ kombt ins Elend her /
Auf daß ich komm ins Reich / und moͤge werden Er!

21. GOtt iſt etn Kind / warumb?

Der Ewge GOttes Sohn wird heut erſt Kind ge -
nennt /
Da Er doch tauſend Jahr den Vatter ſchon gekennt:
Warumb? Er war kein Kind. Die Mutter machts
allein
Daß Er warhafftiglich kan Kind gegruͤſſet ſein.

22. Daß groͤſte Wunder.

O Wunder GOttes Sohn iſt ewiglich geweſen /
Und ſeine Mutter iſt doch heut erſt ſein geneſen!

23. Die Geiſtliche Mutter GOttes.

Marien Demut wird von GOtt ſo werth geſchaͤtzt /
Daß Er auch ſelbſt jhr Kind zu ſeyn ſich hoch ergoͤtzt:
Biſtu demuͤttiglich wie eine Jungfrau rein:
So wird GOtt bald dein Kind / du ſeine Mutter ſein.

24. An daß JEſus Kindlein.

Wie ſol ich Dich mein Kind die kleine Liebe Nennen /
Dieweil wir deine Macht unendlich groß erkennen?
Und gleichwol biſtu klein! ich ſprech dann / groß und
klein /
Kind / Vater / GOtt und Menſch / O Lieb erbarm
dich mein.
25 Ein92[90]Johannis Angeli

25. Ein Kind ſeyn iſt am beſten.

Weil man nunmehr GOtt ſelbſt den groͤſten kleine
findt /
So iſt mein groͤſter Wuntſch zu werden wie ein Kind.

26. Der Menſch daß wuͤrdigſte.

GOtt weil Er wird ein Menſch / zeigt mir daß ich allein
Jhm mehr und wehrter bin als alle Geiſter ſein.

27. Der Nahme JEſus.

Der ſuͤſſe JEſus Nahm iſt Hoͤnig auf der Zung:
Jm Ohr ein Brautgeſang / im Hertz ein Freuden -
ſprung.

28. Der Kreiß im Puncte.

Als GOtt verborgen lag in eines Maͤgdleins Schoß /
Da war es / da der Punet den Kreiß in ſich beſchloß.

29. Daß Groſſe im Kleinen.

Du ſprichſt / daß Groſſe kan nicht in dem Kleinen ſein /
Den Him̃el ſchleuſt man nicht ins Erdenſtuͤpffchen ein.
Komb ſchau der Jungfraun Kind: ſo ſihſtu in der
Wiegen /
Den Himmel und die Erd / uñ hundert Welte liegen.

30. Auf die Krippe JEſu.

Hier liegt daß wehrte Kind / der Jungfrau erſte
Blum /
Der Engel Freud und Luſt / der Menſchen Preiß und
Ruhm.
Sol Er dein Heyland ſeyn / und dich zu GOtt erheben /
So muſtu nicht ſehr weit von ſeiner Krippe leben.

31. Dein Hertz wanns leer / iſt beſſer.

Ach elend! Unſer GOtt muß in dem Stalle ſeyn!
Raͤum auß mein Kind dein Hertz / und giebs Jhm
eylends ein.

32. Der Himmel wird zur Erden.

Der Himmel ſenket ſich / er kombt und wird zur Erden:Wann93[91]Drittes Buch. Wann ſteigt die Erd empor / und wird zum Himmel werden?

33. Wann GOtt empfangen wirdt.

Als dann empfaͤhſtu Gott / wañ ſeines Geiſtes guͤtte /
Beſchattet ſeine Magd die Jungfrau dein Gemuͤtte.

34. Auf daß Creutze unſers Erloͤſers.

Gewiß iſt dieſer Baum vom Lebens Baum gehaͤgt /
Weil er ſolch edle Frucht daß Leben ſelber traͤgt.

35. Daß allerſuͤſſeſte.

Süß iſt der Hoͤnigſeym / ſuͤß iſt der Rebenmoſt /
Suͤß iſt daß Himmelbrod der Jſreliten koſt.
Suͤß iſt was Seraphin von anbegin empfunden /
Noch ſuͤſſer iſt HErꝛ Chriſt daß ſuͤſſe deiner Wunden.

36. Die uͤbertreffliche Liebe.

Gantz unbegreiflich iſt / die Lieb auß der ſich GOtt
Jn eines Maͤgdlein Schoß zum Braͤutgam mir ent -
both.
Doch gleichet dieſem nichts daß er auch Leib und Lebẽ /
Am Creutze wie ein Schelm fuͤr mich hat hin gegeben.

37. Der verliebte GOtt.

GOtt liebet mich allein / nach mir iſt Jhm ſo bange /
Daß Er auch ſtirbt fuͤr Angſt / weil ich Jhm nicht an -
hange.

38. Die heylſame Wunde.

Die Wunde die mein GOtt fuͤr mich ins Hertz em -
pfaͤngt /
Verurſacht / daß Er mir ſein Blutt uñ Waſſer ſchenkt:
Trink ich mich deſſen Voll / ſo haben meine Wunden /
Jhr wahres Balſamoͤl / und beſten Heyltrank funden.

39. Der beſte Standt unter dem Creutze.

Daß Blutt daß unſerm HERRN auß ſeiner Wunden fleuſtJſt94[92]Johannis AngeliJſt ſeiner liebe Thau damit Er unß begeuſt: Wiltu befeuchter ſeyn / und Unverwelklich bluͤhen / So muſtu nicht einmal von ſeinem Creutze fliehen.

40. Aus Creutze Chriſti.

Schau deine Sünden ſinds die Chriſtum unſern
GOtt /
So unbarmhertziglich verdammen biß in Tod.
Jedoch verzweiffle nicht: biſtu nur Magdalen /
So kanſtu ſeeliglich bey ſeinem Creutze ſtehn.

41. An den Creutzfliehenden.

Ach Kind iſts dir denn auch zur Zeit noch nicht be -
wuſt /
Daß man nicht jmmer liegt an unſers HErꝛen Bruſt?
Wen Er am liebſten hat / der muß in Creutz und Pein /
Jn Marter / Angſt und Tod / der Naͤchſie bey jhm ſein.

42. An den Suͤnder.

Wach auf du todter Chriſt / Schau unſer Pelican /
Sprengt dich mit ſeinem Blutt und Hertzenwaſſer an.
Empfaͤngſtu dieſes recht mit aufgethanem Mund /
So biſtu Augenbliks lebendig und Geſund.

43. Daß Oſter Lamb.

Der Juden Oſter Lamb war Fleiſch und Blutt von
Thieren:
Und dennoch konte ſie der Würger nicht beruͤhren:
Eſſ ich mein Oſter Lamb / und zeichne mich mit Blut /
Daß ſein verwundter Leib / fuͤr mich vergiſſen thut:
So eſſ ich meinen HErꝛn / GOtt / Bruder / Braͤut -
gam / Buͤrgen:
Wer iſt dann nu der mich kan ſchlagen uñ erwürgen?

44. Auf daß Grab JEſu.

Hier ligt der welcher iſt / und war / eh Er geworden: Ein Held / der ſeinen Feind mit Leyden kan ermorden. Wiltu jhm werden gleich / und Uberwinder ſein / So leyd / meid / fleuch und ſtirb / in Wolluſt und in Pein. Weiſtu95[93]Drittes Buch. Weiſtu nicht wer Er iſt? ſo merke dieſe Drey / Daß Er ein Menſch und GOtt / und dein Erloͤſer ſey:

45. Grabſchrifft der H. Mechtildis.

Hier ligt die Jungfrau GOtts / die bluͤhende Mech -
thild,
Mit der er offt ſein Hertz gekuͤhlt hat und geſtillt.

46. Eine andre.

Hier liget Gottes Braut Mechthild daß liebe Kind /
Jn welches Vater / Sohn / und Geiſt verlibet ſind.

47. Auf den Grabſtein. S. Franciſci.

Hier ligt ein Seraphin / mich wundert wie der
Stein /
Bey ſolchem Flam̃en-Feur noch gantz kan blieben ſein!

48. Der einige Tag.

Drey Tage weiß ich nur: als geſtern / heut / uñ morgẽ:
Wenn aber geſtern wird ins heut uñ Nun verborgen /
Und morgen außgeloͤſcht: ſo leb ich jenen Tag /
Den ich / noch eh ich ward / in GOtt zu leben pflag.

49. Grabſchrifft deß Gerechten.

Hier iſt ein Mann gelegt der ſtaͤts im Durſte lebte /
Undt nach Gerechtigkeit bey Tag und Nachte ſtrebte /
Und nie geſaͤttigt ward. Nun iſt jhm Allbereit /
Sein Durſt geſtillt mit GOtt der ſuͤſſen Ewigkeit.

50. Daß Groſſe im Kleinen.

Mein GOtt wie mag daß ſeyn? mein Geiſt die nich -
tigkeit /
Sehnt zuverſchlingen dich den Naum der Ewigkeit!

51. Braut und Braͤutigam.

Ein Braͤutgam ſeyn iſt viel: noch mehr der Braut geniſſen / Und jhren ſuͤſſen Mund mit Hertzer-Liebe kuͤſſen:Jch96[94]Johannis AngeliJch aber liebe mehr die Hochzeit / da ich Braut GOtt meinem Braͤutigam werd innig eingetraut.

52. Grabſchrifft der H. Jungfrauen Gertrudis.

Glaub hier in dieſem Grab ligt nur ein bloſſer ſchein /
Es kan Gertrudis nicht wie man vermeinet ſein.
Wo ſie nicht ſolt jhr Grab im Hertzen JEſu haben /
So muſte JEſus ſeyn auß jhrem außgegraben.

53. Was GOtt am liebſten iſt.

Nichts iſt daß GOtt ſo ſehr als eine Jungfrau liebt /
Daß er auch jhr ſich ſelbſt zur Frucht uñ Kind ergiebt:
Wilſtu ſein Liebſtes ſeyn noch hier auf dieſer Erden /
So darffſtu anders nichts als eine Jungfrau werden.

54. Auf das Bildnuß deß kleinen Jo - hannis mit dem JEſus Kindlein.

Die groſſe Lieblichkeit / mit welcher GOttes Kind /
Johannes / und daß Lamb allhier gemahlet ſind /
Macht daß ich jnniglich begehre gantz zuſein /
Johannes / oder ja ein lautres Laͤmmelein.

55. An den Suͤnder.

O Suͤnder wann du wol bedaͤchſt daß kurtze Nun /
Und dann die Ewigkeit / du wurdſt nichts boͤſes thun.

56. Vom dem GOttsbegierigen.

Dem GOttsbegierigen wird dieſer Punct der Zeit /
Viel laͤnger als daß ſeyn der gantzen Ewigkeit.

57. Deß Chriſten Kriegens-Art.

Gewoͤhne dich mein Kind auf Chriſti Art zu kriegen /
So wirſtu deinen Feind gar Ritterlich beſiegen:
Wie da? mit Liebe ſtreit / mit Sanfftmut und Gedult
Weich ſeinen ſtreichen auß / und ſey jhm gerne Huld.

58. Es muß geſtritten ſeyn.

Freund wer den Himmel nicht erobert und beſtuͤrmt /
Der iſt nicht wehrt daß jhn ſein Oberſter beſchirmt.
59. Die97[95]Drittes Buch.

59. Die Liebe zwinget GOtt.

Daß Himmelreich wird leicht erobert / und ſein Leben:
Belagre GOtt mit Lieb: Er muß dirs uͤbergeben.

60. Majeſtaͤt mit Liebe.

Waͤrs wahr daß Majeſtaͤt nicht koͤnte ſtehn mit Liebe:
So ſage mir wie GOtt ein Ewger Koͤnig bliebe?

61. Die Demut macht beſtehn.

Menſch uͤberheb dich nicht / die Demut iſt dir noth:
Ein Thurn ohn rechten Grundt faͤllt von ſich ſelbſt in
Koth.

62. Vom S. Laurentius.

Verwundere dich nicht daß mitten auff der Glutt
St. Laurentz ſeinen Mund ſo unverzagt auffthut:
Die Flamme die jhm hat in jhm ſein Hertz entzuͤndt /
Macht daß er aͤuſerlich daß Kohl-Feur nicht empfindt.

63. An die H. Clara.

Wer dich genennet hat / hat dir den Nahmen geben /
Den du mit Wahrheit haſt / hier und in jenem Leben.

64. An S. Auguſtin.

Die weil dein Hertz nach GOtt ſo lodert Auguſtin,
Nennt man dich billicher hinführo Seraphin.

65. Von Maria Magdalene.

Die Thraͤnen welche du bey unſers HErꝛen Fuͤſſen
Die naſſe Madalen ſo haͤuffig ſihſt vergiſſen /
Seind jhr zerſchmoltznes Hertz: diß kraͤnket ſie allein /
Daß nicht jhr Seel und Leib gantz ſollen Thraͤnen ſeyn.

66. Von der Allerſeeligſten Jungfrauen.

Der Jungfraͤuliche Leib / der unſer Himmelbrodt /
Jn ſich beſchloſſen hilt / iſt warlich nicht mehr Todt.
Es fault kein Cederbaum: ſo waͤr es auch nicht fein /
Wann auſſerm Tempel GOtts ſein Arche ſolte ſeyn.
E67. An98[96]Johannis Angeli

67. An Sanct Bernhard.

Bernhard weil mit dem Mund dein Hertz ſtimmt
überein /
So kan es anders nichts als lauter JEſus ſeyn.

68. Die Secligkeit.

Was iſt die Seeligkeit? Ein zufluß aller Freuden:
Ein ſtaͤtes anſchaun Gotts? Ein lieben ohn Verdruß:
Ein Leben ohne Tod: Ein ſuͤſſer JEſus-Kuß:
Nicht einen Augenblik vom Braͤutgam ſeyn geſcheidẽ.

69. Deß heiligen Reichthumb.

Sey arm / der Heilige hat nichts in dieſer Zeit /
Als was er ungern hat / den Leib der Sterblichkeit.

70. GOtt der freygebigſte.

GOtt gibt ſich ohne maß: Je mehr man jhn begehrt /
Je mehr und mehr Er ſich erbietet und gewehrt.

21. Jrꝛdiſcher Seraphin.

Du biſt ein Seraphin noch hier auf dieſer Erden:
Wo du dein Hertze laͤſt zu lauter Liebe werden.

72. Ewiges Leben in der Zeit.

Wer GOtt in allem Thun von Hertzen Loben kan /
Der hebt ſchon in der Zeit daß Ewge leben an.

73. Von S. Bartholomæ.

Sag ob auch jemand iſt / der mehr verlaſſen kan /
Als S. Bartholomæ zur Leydenszeit gethan?
Die andern lieſſen zwar dem Herꝛn zu Ehrn jhr Leben:
Er aber hat auch noch die Haut darzu gegeben.

74. Der Fromen uñ Boͤſen Eigenthum.

Die Fromen haben gar nichts Eignes in der Welt /
Und die Gottloſen nichts im Ewgen Himmels Zelt.

75. Daß koͤſtlichſte Grab.

Kein Grab iſt koͤſtlicher biß heute zu geweſen / Als was von Lazari deß armen wird geleſen:Und99[97]Drittes Buch. Und doch verlang ichs nicht: ich wuͤnſche mir allein Jn meines Heylands Schoß tief einverſenkt zu ſeyn.

76. Die Seel iſt GOttesbild.

Daß Bildnuͤß GOttes iſt der Seelen eingepraͤgt /
Wol dem der ſolche Muͤntz in reiner Leinwand traͤgt.

77. Der Roſenobel.

Wie Thoͤricht iſt der Menſch / der Gold fuͤr GOtt er -
kieſt:
Und weiß daß ſeine Seel ein Roſenobel iſt.

78. Die geiſtliche Sulamith.

GOtt iſt mein Salomon, ich ſeine Sulamith,
Wenn ich jhn hertzlich Lieb / und Er ſich mir enꝛbiet.

79. Die geiſtliche Hochzeit.

Die Braut iſt meine Seel: der Braͤutgam GOttes -
Sohn:
Der Prieſter Gottes Geiſt / und ſeiner Gottheit Thron
Jſt der Vermaͤhlungs Ort: der Wein der mich macht
trunken
Jſt meines Braͤutgams Blutt: die Speiſen allzumal
Sind ſein Vergoͤttet Fleiſch: die Kam̃er uñ der Saal /
Und s Beth / iſt s Vaters Schoß / in der wir ſeind
verſunken.

80 GOtt kan nicht alls Alleine.

GOtt der die Welt gemacht und wider kan zunichten:
Kan nicht ohn meinen willn die Neugeburth auß -
richten.

81. Der beſte Wucherer.

Dem Wuchrer fall ich bey der jhm ſovil erlauffen /
Daß er jhm kan ein Gutt im Himmelreich erkauffen.

82. Ein jeders von dem ſeinen.

Der Schiffmann redt vom Meer / der Jaͤger von den Hunden / Der Geitzige von Gold / uñ ein Soldat von Wunden:E 2Mir100[98]Johannis AngeliMir weil ich bin Verliebt / wil anders nichts gebuͤhrn / Als GOtt und ſeine Lieb im Munde ſtaͤtts zufuͤhrn.

83. Der groͤſte Titel.

Wer meiner Seele wil den groͤſten Titel geben /
Der nenn ſie GOttes Braut / ſein Hertze / Schatz und
Leben.

84. Von den Roſen.

Die Roſen ſeh ich gern: denn ſie ſind weiß und roth /
Und voller Dornen / wie mein Blutt-Braͤutgam mein
GOtt.

85. Du ſolſt ſeyn Weiß und Roth.

Von Hertzen wuͤnſch ich mir ein Hertze / HErꝛ mein
GOtt /
Jn deiner Unſchuld weiß / von deinem Blutte roth.

86. Auch untern Dornen bluͤhen.

Chriſt / ſo du Unverwelkt in Leyden Creutz und Pein /
Wie eine Roſe blühſt / wie ſeelig wirſtu ſeyn!

87. Dich auffthun wie die Roſe.

Dein Hertz empfaͤhet GOtt mit alle ſeinem Gutt /
Wann es ſich gegen jhm wie eine Roſ aufthut.

88. Es muß Gecreutzigt ſeyn.

Freund wer in jener Welt wil lauter Roſen brechen /
Den müſſen vor allhier die Dornen gnugſam ſtechen.

89. Die Schoͤnheit.

Die Schoͤnheit lieb ich ſehr: doch nenn ich ſie kaum
ſchoͤn /
Jm fall ich ſie nicht ſtaͤtts ſeh untren Dornen ſtehn.

90. Jetzt muſtu bluͤhen.

Bluͤh auf gefrorner Chriſt / der Maͤy iſt fuͤr der Thuͤr:
Du bleibeſt ewig Todt / bluͤhſtu nicht jetzt und hier.
91. Die101[99]Drittes Buch.

91. Die geheimbe Roſe.

Die Roſ iſt meine Seel / der Dorn deß Fleiſches -
luſt /
Der Fruͤhling Gottes gunſt / ſein Zorn iſt Kaͤlt und
Froſt:
Jhr bluͤhn iſt guttes thun / den Dorn jhr Fleiſch nicht
achten /
Mit Tugenden ſich ziehrn / uñ nach dem Him̃el trachtẽ:
Nim̃t ſie die Zeit wol war / uñ bluͤht weils Fruͤhling iſt /
So wird ſie ewiglich für GOttes Roſ erkieſt.

92. Daß edelſte und ſchnoͤdeſte.

Nichts Edlers iſt nach GOtt als weine Seel allein:
Wendt ſie ſich von jhm ab / ſo kan nichts ſchnoͤders ſein.

93. Daß groͤſte Heiligthum.

Kein groͤſſer Heiligthum kan man auf Erden finden /
Als einen teuſchen Leib mit einer Seel ohn Suͤnden.

94. Daß wehrteſte.

Kein ding iſt auf der Welt ſo hoch uñ wehrt zuachten /
Als Menſchen die mit fleiß nach keiner Hochheit
trachten.

95. Daß Schaͤdlichſte.

Die Suͤnde weil ſie GOtt erzoͤrnt / und dich verletzt /
Wird billich ſchaͤdlicher als Satan ſelbſt geſchaͤtzt.

96. Der aͤrmſte.

Der reichſte Teuffel hat nicht einen Kieſelſtein:
Du Suͤnder biſt ſein Sclav: kan auch was aͤr -
mers ſeyn?

97. Die Gluͤkſeelige Suͤnden.

Gluͤkſeelig preiß ich dich und alle deine Suͤnden /
Wo ſie nur endlich daß / was Magdalene finden.
E 398. Sich102[100]Johannis Angeli

98. Sich nicht verſtelln iſt nicht ſuͤn - digen.

Was iſt nicht ſündigen? du darffſt nicht lange fragen:
Geh hin / es werdens dir die ſtummen Blumen ſagen.

99. Ein reines Hertz ſchaut GOtt.

Der Adler ſiht getroſt grad in die Sonn hinein:
Und du in Ewgen blitz / im fall dein Hertz iſt rein.

100. Die Sanfftmut beſitzt daß Erd - reich.

Du ſtrebſt ſo embſiglich nach einem Fleklein Erden[:]
Durch Sanfftmut koͤnteſtu der gantzen Erbherꝛ wer -
den.

101. Daß lebendige Todtengrab.

Menſch iſt dein Antlitz ſchoͤn / und deine Seele bleich /
So biſtu lebendig den Todtengraͤbern gleich.

102. Der Weg zum Schoͤpffer.

Du armer ſterblicher / ach bleib doch nicht ſo kleben /
An Farben dieſer-Welt / und jhrem ſchnoͤden Leben:
Die Schoͤnheit deß geſchoͤpffs iſt nur ein bloſſer ſteg /
Der unß zum Schoͤpffer ſelbſt / dem ſchoͤnſten zeigt den
Weg.

103. Gerechtigkeit macht Seelig.

Wer ſeelig werden wil / der muß mit weiſſer Seiden /
So zierlich als er kan / ſein Leib und Seel bekleiden.

104. Grabſchrifft einer heiligen Seelen.

Hier ligt die groſſe Brant / der Menſchheit Chriſt -
Lohn /
Der GOttheit Ehr und Ruhm / deß heilgen Geiſtes
Thron.

105. Wie man GOtts Hold erlangt.

Jm Munde Hoͤnigſeim / im Hertzen trage Gold /
Ein Augen lautres Licht / ſo wird dir Chriſtus hold.
106. An103[101]Drittes Buch.

106. An den Suͤnder.

Ach Suͤnder trane nicht / weil du die Magdalen
Befridigt und getroſt von unſrem HErꝛn ſihſt gehn:
Du biſt jhr noch nicht gleich[:]wiltu deß Troſts geuieſ -
So lege dich zuvor wie ſie zu ſeinen Fuͤſſen. (ſen /)

107. Ein unbeflekter Menſch iſt uͤber die Engel.

Ein Engel ſeyn iſt viel: Noch mehr ein Menſch aud
Erden /
Und nicht mit jhrem wuſt und Koth beſudelt werdenf

108. Der Volkomne iſt nie ſroͤlich.

Menſch / ein Volkomner Chriſt hat niemals rechte freu -
Auf diſer Welt: warumb? Erſtirbet allezeit.

109. Der Leib iſt Ehren werth.

Halt deinen Leib in Ehrn / er iſt ein edler Schrein /
Jn dem daß Bildnuͤß GOtts ſol aufbehalten ſeyn.

110. Der ſeelige Suͤnder.

Kein Suͤnder iſt ſo wol und ſeelig je geſtorben /
Als der deß HErꝛen gunſt wie Magdalen erworben.

111. Daß Menſchliche Hertze.

GOtt / Teuffel / Welt / und alls wil in mein Hertz
hinein:
Es muß ja wunder ſchoͤn und groſſes Adels ſeyn!

112. Daß Hertz iſt unermaͤßlich.

Ein Hertze welchesſich vergnuͤgt mit ortund Zeit /
Erkennet warlich nicht ſein unermaͤßlichkeit.

113. Der Tempel GOttes.

Jch bin der Tempel GOtts / und meines Hertzens -
ſchrein
Jſts allerheiligſte / wann er iſt leer und rein.
E 4114. Die104[102]Johannis Angeli

114. Die Uberformung.

Dann wird daß Thier ein Menſch / der Menſch ein
Engliſch weſen /
Und dieſes GOtt / wann wir Vollkoͤmmlich ſeynd ge -
neſen.

115. Du muſt zuvor daß ſeyn.

Menſch ſol GOtt und ſein Lamm dein Ewger Tem -
pel ſeyn /
So muſtu jhm zuvor dein Hertz zu einem weihn.

116. Der geiſtliche Opfferzeug.

Mein Hertz iſt ein Altar / mein will iſts Opffer-Gutt /
Der Prieſter meine Seel / die Liebe Feur und Glutt.

117. Der Ekſtein iſt daß beſte.

Den Goldſtein ſuchet man / und laͤſt den Ekkeſtein /
Durch den man ewig reich / geſund / und klug kan ſeyn!

118. Der weiſen Stein iſt in dir.

Menſch geh nur in dich ſelbſt. Denn nach dem Stein
der weiſen /
Darf man nicht allererſt in frembde Lande reiſen.

119. Der Ekſtein macht was ewig wehrt.

Der Goldſtein machet Gold daß mit der Welt ver -
Der Ekſtein einen Bau der ewiglich beſteht. (geht:)

120. Die beſte Tingirung.

Den halt ich im Tingirn fuͤr Meiſter und bewehrt /
Der Gott zu Lieb ſein Hertz ins feinſte Gold verkehrt.

121. Wir habens beſſer als die Engel.

Den Engein geht es wol: noch beſſer uns auf Erden:
Denn keiner jhrs Geſchlechts kan GOtts Gemahlin
werden.

122. Daß groͤſte Wunderwerk.

Kein groͤſſer Wunderwerk hat man noch nie gefundẽ:
Als daß ſich GOtt mit Koth (dem Menſchen) hat ver -
bunden.
122. GOtt105[103]Drittes Buch.

122. GOtt geht doch etwas ab.

Man ſagt / GOtt mangelt nichts / Er darff nicht un -
ſrer gaben;
Jſts wahr / was wil Er dañ mein armes Hertze haben?

123. Die geiſtliche Drachenſtuͤrtzung.

Wann du auß dir Verjagſt die Suͤnd und jhr ge -
tuͤmmel /
So wirfft S Michael den Drachen auß dem Him -
mel.

124. Die Hoffart und Demut.

Die Hoffart wird gehaſt / die Demut wird geliebt:
Und doch iſt kaum ein Menſch der ſie für jener uͤbt.

125. Der Weg zur Heiligkett.

Der allernaͤchſte Weg zur wahren Heiligkeit /
Jſt Demut auf dem Pfad der keuſchen Reinigkeit.

126. Der Ewge Sabbath in der Zeit

Ein Menſch der ſich in ſich in GOtt verſamblen kan /
Der hebt ſchon in der Zeit den Ewgen Sabbath an.

127. Sich ſelbſt regiern iſt Koͤniglich.

Ein Menſch der ſeine Kraͤfft uñ Sinne kan regieren:
Der mag mit guttem recht den Koͤnigs Titel fuͤhren.

128. Der grade Weg zum Leben.

Wann du wilt grades Wegs ins Ewge Leben gehn /
So laß die Welt und dich zur linken Seiten ſtehn.

129. Der Mundtrank GOttes.

Der Trank den Gott der HErꝛ am allerliebſten trinkt /
Jſt Waſſer daß vor Lieb auß meinen Augen dringt.

130. Daß geheime Koͤnigreich.

Jch bin ein Koͤnigreich / mein Hertz daß iſt der Thron /
Die Seel iſt Koͤnigin / der Koͤnig GOttes Sohn.
E 5131. Daß106[104]Johannis Angeli

131. Daß Hertze.

Mein Hertze weil es ſtaͤts in GOtt gezogen ſteht /
Und jhn herwieder zeucht / iſt Eiſen und Magnet.

132. Von der H. Tereſa.

Tereſa wil ſonſt nichts als Leyden oder ſterben:
Warumb? die Braut muß jhr den Braͤutgam ſo er -
werben.

133. Der liebſte Menſch bey GOtt.

Der allerliebſte Menſch den GOtt hat in der Zeit /
Jſt der viel Creutz und Pein umb ſeinet willen leidt.

134. Ein Hertz umbſchlieſſet GOtt.

Gar unaußmaͤßlich iſt der Hoͤchſte / wie wir wiſſen:
Und dannoch kan jhn gantz ein Menſchlich Hertz
umbſchlieſſen!

135. Mittel zur Heiligkeit.

Dein Geiſt ſey aufgeſpannt / dein Hertze leer und rein /
Demuͤttig deine Seel: ſo wirſtu heilig ſein.

136. Die Lieb iſt alle Tugenden.

Die Lieb iſt nie allein / wer ſich mit jhr beweibt /
Dem wird daß gantze Chor der Jungfern einverleibt.

137. Die Lieb iſt Todt.

Ach ach die Lieb iſt todt! wie iſt ſie dann geſtorben?
Fuͤr Froſt / weil niemand ſie geacht / iſt ſie verdorben.

138. Was man ſucht daß findt man.

Der Reiche ſuchet Gold / der arme ſuchet GOtt:
Gold ſindt der arme Menſch warhafftig / jener Koth.

139. Daß Koͤnigliche Leben.

Gieb deinen willen GOtt: dann waͤr jhn aufgegeben /
Derſelbe fuͤhrt allein ein Koͤnigliches Leben.

140. Wir ſollens GOtt wider ſeyn.

Gott der bequemt ſich unß / Er iſt unß was wir wollẽ:
Weh unß / wann wir jhm auch nicht werden was wir
ſollen.
141. Jn107[105]Drittes Buch.

141. Jn Sanfftmut wohnet GOtt.

Verſaͤnfftige dein Hertz: GOtt iſt in ſtarken Windẽ /
Jn Erdbewegungen / und Fewer / nicht zufinden.

142. Die Lampe muß recht brennen.

Ach Jungfrau ſchmücke dich / laß deine Lampe brenne〈…〉〈…〉,
Sonſt wird der Braͤutigam dich nicht fuͤr Braut er -
kennen.

143. Die Morgenroͤth und Seele.

Die Morgenroͤth iſt ſchoͤn / Noch ſchoͤner eine Seele /
Die GOttesſtral durchleuckt in jhres Leibes Hoͤle.

144. GOtts ſuͤſſeſter Geruch.

Der ſuͤſſeſte Geruch der GOtt ſo ſehr beliebt /
Steigt auf vom Lob daß jhm ein reines Hertze giebt.

145. Die Macht der Seelen.

Die Seel iſt groß von Macht / GOtt ſelbſt muß ihr
geſtehn /
Und kan jhr nimmer ohn jhren Willn entgehn.

146. GOtt wil alleine ſeyn.

Verſchleuß GOtt in dein Hertz / laß keinen andern
drein /
So muß er ſtaͤts bey dir und dein gefangner ſeyn.

147. GOtt iſt mein Punct und Kreiß.

Gott iſt mein mittelpunct weñ ich Jhn in mich ſchliſſe:
Mein Umbkreiß dann / wenn ich auß Lieb in jhn zer -
fliſſe.

148. Daß Hochzeit Kleyd iſt noth.

Der Him̃el thut ſich auf / der Braͤutgam komt gegangẽ
O Braut wie wiltu jhn ohns Hochzeit Kleyd emb -
fangen!

149. Die Laſt unds Joch deß HErꝛen.

Süß iſt deß HErrenjoch / und ſanffte ſeine Laſt.
Wol dir / wann du ſie ſtaͤts auf deinen Achſeln haſt.
E 6150. Der108[106]Johannis Angeli

150. Der Heilige trauret nie.

Der Heilige kan nie im Geiſt betruͤbet ſeyn:
Warumb? er lobt GOtt ſtaͤts auch in der groͤſten
Peyn.

151. Der Him̃liſche auf Erden.

Wer reines Hertzens iſt / und Zuͤchtig in Geberden /
Vnd hochverliebt in GOtt / iſt Him̃liſch auf der Erdẽ[.]

152 Die Knechte Freund und Kinder.

Die Knechte fürchten GOtt: die Freunde lieben jhu:
Die Kinder geben jhm jhr Hertz und allen Sin.

153. Vom S. Ignatius.

Wie daß Ignatius vom Thieren wird zerbiſſen?
Er iſt ein Weitzenkorn GOtt wils gemahlen wiſſen.

154. Es weiſet uns zur Freuden.

Ein Hertze voller GOtt mit einem Leib voll Leyden /
Thut unß am beſten kundt den Weg zur ewgen freudẽ.

155. Die Lieb iſt uͤbers wiſſen.

Mit GOtt vereinigt ſeyn / und ſeinen Kuß genieſſen /
Jſt beſſer als viel Ding ohn ſeine Liebe wiſſen.

156. S. Agneten Grabſchrifft.

S Agnes lieget hier / die Jungfran und die Braut.
Die keinem andern Mann als Chriſto ſich vertraut /
Doch / nein ſie ligt nicht hier: wer ſie wil ſehen ſtehn /
Der muß ſo nah man kan zum Laͤm̃lein GOttes gehn.

157. Die Jungfrauſchafft muß fruchtẽ.

Gott liebt die Jungfrauſch afft um̃ jhrer ſuͤſſen Fruͤchte:
Alleine laͤſt Er ſie nicht fuͤr ſein Angeſichte.

158. Die lieblichſte Muſic.

Die iteblichſte Muſic / die GOtt den Grim benimbt /
Entſteht wenn Hertz und Mund iu jhm zuſammen
ſtimmet.
159. Die109[107]Drittes Buch.

159. Die Lieb iſt ewig.

Die Hoffnung hoͤret auf: der Glaube kombt zum
ſchauen /
Die Sprachen redt man nicht / uñ alles was wir bauẽ /
Vergehet mit der Zeit: die Liebe bleibt allein:
So laſt unß doch ſchon jetz auf ſie beflieſſen ſeyn.

160. Was GOtt nicht kennet.

GOtt der ſonſt alles ſiht / und alles bringt aus Licht /
Rennt einen loſen Mann und leere Jungfrau nicht.

161. Der Jrꝛwiſch.

Wer ohne Liebe laufft / komt nicht ins Himmelreich:
Er ſpringt bald hin bald her / iſt einem Jrꝛwiſch gleich.

162 Die geheime Widergeburt.

Auß GOtt wird man gebohrn / in Chriſto ſtirbet
man:
Und in dem heilgen Geiſt faͤht man zu Leben an.

163. Die Lieb iſts Glauben Seele.

Der Glaub allein iſt Todt: Er kan nicht eher Leben /
Biß daß jhm ſeine Seel die Liebe wird gegeben.

164. Deß GOttverliebten Wunſch.

Drey wuͤnſch ich mir zu ſeyn: erleucht wie Cheru -
bim /
Geruhig wie ein Thron / entbrandt wie Seraphim.

165. Daß Creutze.

Vor Zeiten war daß Creutz die groͤſte Schmach und
Hohn:
Nu traͤgts der Keiſer ſelbſt auf ſeinem Haupt und
Kron!

166. Der Geitz iſt manchmal gut.

Der Geitzhaiß ſcharꝛt und kratzt umb zeitlichen Ge -
win
Ach daß wir unß nicht ſo umb ewigen bemuͤhn!
E 7167. Die110[108]Johannis Angeli

167. Die GOttheit

Die GOttheit iſt ein Brunn / auß jhr kombt alles her:
Uñ laufft auch wider hin / drum̃ iſt ſie auch ein Meer:

168. Die Buſſe.

Die Buß iſt wie ein Strom / ſie daͤmpfft mit jhren
Wellen
Den groͤſten GOttes Zorn / und loͤſcht daß Feur der
Hoͤllen.

169. Vom Ewigen bewegen.

Du ſuchſt mit ſolchem fleiß daß ewige bewegen /
Und ich die Ewge Ruh: woran iſt mehr gelegen?

170. Ein Narꝛ ſucht vielerley.

Der weiſe ſucht nur eins / und zwar daß hoͤchſte Gut:
Ein Narꝛ nach vielerley / und kleinem ſtreben thut.

171. Daß edelſte daß gemeinſte.

Je edeler ein ding / je mehr iſt es gemein:
Daß ſpuͤret man an GOtt / und ſeiner Sonnenſchein.

172. Daß Merkmahl iſt die Liebe.

Menſch wann du wilt im Volk die Freunde GOtts er -
fragen /
So ſchau nur welche Lieb in Hertz uñ Haͤnden tragen.

173. Nur GOtt ſey dein warumb.

Nicht du / noch Freund / noch Feind / nur GOttes Ehr
allein /
Sol eintzig dein warumb / und end-urſache ſeyn.

174. Was GOtt von Ewigkeit gethan.

Was that GOtt vor der Zeit in ſeinem Ewgen thron?
Er liebete ſich ſelbſt / und zeugte ſeinen Sohn.

175. Eins muß verlaſſen ſeyn.

Menſch anderſt kans nicht ſeyn: du muſt’s Geſchoͤpffe
laſſen /
Wo du den Schoͤpffer ſelbſt gedaͤnkeſt zu umbfaſſen.
176. Die111[109]Drittes Buch.

176. Die lange Marter.

Es iſt den Martyrern gar herꝛlich wol gelungen /
Daß ſie durch kurtzen Tod zu GOtt ſind eingedrungẽ:
Wir werden fort und fort die gantze Lebenszeit /
Gemartert: Und von wem? von der begierlichkeit.

177. Wer reich im HErꝛn / den Lieb ich gern.

Den armen bin ich huld: doch lieb ich mehr die reichẽ /
Die keinem Fuͤrſtenthumb im Himmel duͤrffen weichẽ.

178. Vom Lieben.

Die Liebe diſer Welt die endt ſich mit betruͤben:
Drumb ſol mein Hertz allein die Ewge Schoͤnheit
lieben.

179. GOtt weiß jhm keinen Anfang.

Du fragſt / wie lange GOtt geweſt ſey? umb bericht:
Ach ſchweig: es iſt ſo lang / Er weiß es ſelber nicht.

180. Auch von GOtt.

GOtt iſt noch nie geweſt / und wird auch niemals ſeyn /
Uñ bleibt doch nach der Welt / war auch vor jhr allein.

181. Es muß geſtritten ſeyn.

Streit hurtig dapffrer Mañ / biß du erlangſt die Kron
Wer in dem Streit erligt / hat ewig Spott und Hohn.

182. Beharꝛlichkeit iſt Noth.

Daß groͤſte daß ein Menſch bedarff zur ſeeligkeit /
(Wo er im gutten ſteht) iſt die beharꝛligkeit.

183. Du muſt dich noch gedulden.

Erwart es meine Seel: daß Kleyd der Herꝛlichkeit
Wird keinem angethan in diſer wüſten Zeit.

184. Der Weißheit anfang mittel und Ende.

Die Furcht deß HErren iſt der Weißheit anbeginn /
Jhr End iſt ſeine Lieb / jhr mittel kluger Sinn.
185. Haß112.[110]Johannis Angeli

185. Haß und Liebe.

Daß gutte Lieb ich hoch / dem boͤſen bin ich feind /
Schau ob nicht Lieb und Haß wol bey einander ſeind?

186. Man ſolls auffs hoͤchſte bringen.

Mein thun geht nur dahin / daß ich noch moͤg auf
Erden
Maria / oder ja der Juͤnger Chriſti werden.

187. Daß Wort wird noch gebohren.

Fuͤrwahr daß Ewge Wort wird heute noch gebohrn /
Wo da? da wo du dich in dir haſt ſelbſt verlohrn.

188. Johannes an der Bruſt.

Ach wer Johannes iſt / der ligt nach aller Luſt
Jn ſeines Meiſters Schoß und ſüſſen Jeſus Bruſt!

189. Vom Suͤnder und Geiſte GOttes.

Der Geiſt deß HErrn erfuͤllt den gantzen Erdenkreiß:
Wo iſt der Suͤnder dann / der jhn nicht ſuͤhlt noch
weiß?

190. GOtt liebt man nie zuviel.

Wer GOtt recht lieben wil / der thu’s ohn maß und
Ziehl /
Er iſt ſo ſuͤß und gutt / man liebt jhn nie zu viel.

191. Drey Worte ſind erſchroͤklich.

Drey Worte ſchrekken mich: daß Jmmer / Allezeit /
Und Ewig / ſein Verlohren / Verdampt / Vermaledeit.

192. Die Liebe iſt die beſte.

Jch mag mich auf der Welt in keiner Kunſt ſo uͤben /
Als wie ich meinen GOtt aufs innigſte ſol lieben.

193. Die Weißheit iſt daß beſte Weib.

Begehreſtu ein Weib / die praͤchtig reich und fein:
So nimb die Weißheit nur / ſie wird dir alles ſein.
194. Die113[111]Drittes Buch.

194. Die Welt iſt von einer Jung - frau gemacht.

*
*Von einer Jungfrau iſt die gantze Welt gemacht:
Durch eine Jungfrau wird ſie neu und wieder -
bracht.
*Der Weißheit.
*

195. Die Weißheit und die Liebe.

Die Weißheit ſchauet GOtt / die Liebe kuͤſſet Jhn:
Ach daß ich nicht voll Lieb und voller Weißheit bin!

196. Die Weißheit iſt GOttes Rath.

Wer die Geheimnuͤſſe deß HErren gerne hat:
Der muß zur Weißheit gehn: ſie iſt geheimer Rath.

197. Auf Hoffnung ſaͤet man.

Man wirfft daß Weitzenkorn auf Hoffnung in die
Erden:
So muß daß Himmelreich auch außgeſtreuet werden.

198. Die wuͤrkung der H. Dreyfal - tigkeit.

Die Allmacht haͤlt die Welt: die Weißheit die re -
giert:
Die Guͤtte ſegnet ſie: wird hier nicht GOtt geſpuͤrt?

199. Der Weiſe redet wenig.

Ein Weiſer / wann er redt was nutzet und behagt /
Ob es gleich wenig iſt / hat viel genug geſagt.

200. GOtt gibt gern groſſe Gaben.

GOtt / weil Er groß iſt / gibt am liebſten groſſe Gabẽ:
Ach daß wir arme nur ſo kleine Hertzen haben!

201. Man kan auch GOtt verwunden.

GOtt wird von nichts verletzt / hat nie kein Leyd em -
pfunden:
Und doch kan meine Seel Jhm gar daß Hertz ver -
wunden.
202. Der114[112]Johannis Angeli

202. Der Menſch iſt groß fuͤr GOtt.

Wie groß ſind wir geſehn! die hohen Seraphim
Verdekken ſich fuͤr GOtt: wir duͤrffen bloß zu Jhm.

203. Man acht daß Ewge nicht.

Ach weh! umb eitle Luſt verſchertzt man Gutt und
Blutt:
Und umb die Ewige faſt niemand werben thut!

204. Der allerverliebſte der Allerheiligſte.

Wer iſt der heiligſte? der mehr verliebet iſt:
Die Liebe machts das man fuͤr heilig wird erkieſt.

205. Vom Gewiſſen.

Ein gutt Gewiſſen ruht / ein boͤſes beiſt und billt:
Jſt wie ein Kettenhund / der ſchwerlich wird geſtillt.

206. Vom wiſſen.

Viel wiſſen iſt zwar fein: doch gibts nicht ſolche Luſt /
Als jhm von Kindheit an nichts boͤſes ſeyn bewuſt.

207. Deß Weiſen Goldmachung.

Der Weiſe machet Gold / veraͤndert Ertz und Stein /
Wann er die Tugend pflantzt / und unß macht Eng -
liſch ſeyn.

208. GOtt iſt mein Himmelbrodt.

Jch habe nichts ſo gern in meiuem Mund als Gott:
Er ſchmaͤkt mir wie ich wil: Er iſt mein Him̃elbrodt.

209. Du muſt geuͤbet werden.

Freund habe doch geduld: wer fuͤr dem HErꝛn ſol
ſtehn /
Der muß vor Viertzig Jahr in der Verſuchung gehn.

210. Die Gliedmaſſen der Seele.

Die Seel ſieht mit Verſtand / geht mit begierden fort /
Mit Andacht redet ſie / kombt mit Verharꝛn an Port.
211. Daß115[113]Drittes Buch.

211. Daß Vieh lebt nach den Siñen.

Wer nach den Siñen lebt / den ſchaͤtz ich für ein Vieh:
Wer aber Goͤttlich wird / dem beug ich meine Knie.

212. Die Weißheit iſt ein Qual.

Die Weißheit iſt ein Qual / je mehr man auß jhr
trinkt /
Je mehr und maͤchtiger ſie wider treibt und ſpringt.

212. Die Heilgen maͤſſen GOtt.

Wer gruͤndt die tieffe GOtts? wer ſchaͤtzt wie hoch
Er flammt?
Wer miſt Jhn lang und breit? die Heilgen alle -
ſambt.
*
*
*Epheſ. 3.
*

214. Der da war / iſt und kommen wird / in Apocal.

Der Vater war zuvor / der Sohn iſt noch zur Zeit /
Der heilge Geiſt wird ſeyn im Tag der Herꝛlichkeit.

215. GOtt thut es alles ſelbſt.

GOtt iſt nur alles gar: Er ſtimmt die Seiten an /
Er ſingt und ſpilt in unß: wie haſt dañ du’s gethan?

216. GOtt iſt uͤber all und nirgends.

Daͤnkt / uͤberall iſt GOtt der groſſe Jehova,
Und iſt doch weder hier / noch anderswo / noch da.

217. Jm Himmel iſt kein Mann noch Weib.

Jm Himmel iſt kein Mann noch Weib / was dann zu -
ſchauen?
Jungfraͤulich Engel ſinds / und Engliſche Jungfrauẽ.

218. Wer viel verlaͤſt / empfaͤht viel.

Laß alles was du haſt / auf daß du alles nimſt /
Verſchmaͤh die Welt / daß du ſie Hundertfach bekoͤmſt -
219. Der116[114]Johannis Angeli

219. Der Seelen hoͤchſter Standt.

Niemand hat ſeinen Stand ſo hoch und groß gemacht /
Als eine Seel die jhr Gemuͤth in Ruh gebracht.

220. Der Boͤſe kan nicht ruhen.

O wunder! Alles laufft daß es zur ruh gelange!
Und einem boͤſen Mann iſt bey derſelben bange!

221. Deß Him̃els und der Hoͤllngeſchrey.

Jm Himmel rufft man ſtaͤts O-Sanna in der hoͤh:
Und in der Hoͤllen nichts als Jam̃er Ach und Weh!

222. Dein Wille kan dir helffen.

Verzage nicht mein Kind / haſtu nur gutten Willen /
So wird ſich endlich wol dein Ungewitter ſtillen.

223. Die Jungfrau muß auch Mutter ſeyn.

Die Jungfrauſchafft iſt wehrt: doch muß ſie Mutter
werden:
Sonſt iſt ſie wie ein Plan von Unbefruchter Erden.

224. Bedenk daß kuͤnfftige.

Bey GOtt iſt Ewge Luſt / beym Teufel Ewge Peyn:
Ach Suͤnder daͤnke doch bey welchem du wirſt ſeyn!

225. Allein und nicht Allein.

Jch fliehe zwar daß Volk / bin aber nie Allein:
Denn weh! wie ſolte mir ohn meinen Heyland ſeyn?

226. Die dreyfache Zukunfft Chriſti.

Die Zukunfft unſres HErꝛn / war / iſt / und wird ge -
ſchehn /
Jm Fleiſch / im Geiſt / und wann man jhn wird Herꝛ -
lich ſehn.

227. Die Augen der Seele.

Zwey Augen hat die Seel: eins ſchauet in die Zeit /
Daß andre richtet ſich hin in die Ewigkeit.
228. Der117[115]Drittes Buch.

128. Der Haß ſeiner ſelbſt.

Jch lieb und haſſe mich / ich fuͤhre mit mir Kriege /
Jch brauche Liſt und Macht / daß ich mich ſelbſt beſige:
Jch ſchlag und toͤdte mich / ich mach es wie ich kan
Daß ich nicht ich mehr bin: rath was ich vor ein
Mann?

229. Der Glaube / Hoffnung / Liebe und Andacht.

Der Glaube greifft nach GOtt: die Hoffnung nimbt
jhn wahr
Die Lieb umbhalſet Jhn: die Andacht jßt Jhn gar.

230. Daß fein Perlein.

Der HErꝛ vergleicht ſein Reich mit einem fein Per -
lein /
Daß es ſol wol bewahrt / und wehrt geſchaͤtzet ſein.

231. Miß dir doch ja nichts zu.

Freund ſo du etwas biſt / ſo bleib doch ja nicht ſtehn:
Man muß auß einem Licht fort in daß andre gehn.

232. Drey Feinde deß Menſchen.

Drey Feinde hat der Menſch: ſich / Belzebub und
Welt:
Auß dieſen wird der Erſt am langſamſten gefaͤllt.

233. Die Seel iſts theureſte.

Jch halte meine Seel fuͤrs theureſt auf der Erden:
Weil ſie mit Gottesblutt erkaufft hat muͤſſen werden.

234. Der Dreyfache GOttes Kuß.

Drey Staͤnde kuͤſſen GOtt: die Maͤgde falln zun
Fuͤſſen /
Die Jungfern nahen ſich die milde Hand zukuͤſſen.
Die Braut ſo gantz und gar von ſeiner Lieb iſt Wund
Die liegt an ſeiner Bruſt und kuͤſt den Hoͤnig Mund.
235. Deß118[116]Johannis Angeli

235. Deß Teuffels / Engels / Menſchens / und Viehes Kennzeichen.

Die Teufel laͤſtern Gott / daß Vieh daß acht jhn nicht /
Die Menſchen lieben jhn / die Engel ſchann ſein Licht
Staͤts unverwendet an. Auß dieſem kanſtu kennen /
Wen du ſolt Engel / Menſch / Vieh / oder Teufel nennẽ.

236. Wer Chriſto gleich iſt.

Wer iſt dem HErꝛen gleich? der ſeine Feinde liebt /
Fuͤr die Verfolger bitt / und gutts umb boͤſes giebt.

237. Die jnnerliche Geburt GOttes.

Ach freude! GOtt wird Menſch / und iſt auch ſchon
gebohren!
Wo da? Jn mir: Er hat zur Mutter mich erkohren.
Wie gehet es dann zu? Maria iſt die Seel /
Daß Krippelein mein Hertz / der Leib der iſt die Hoͤl:
Die neu Gerechtigkeit ſind Windeln und ſind Bindẽ:
Der Joſeph GOttesfurcht: Die Kraͤffte deß Gemuͤtts
Sind Engel die ſich freun: Die Klarheit iſt jhr Blitz:
Die keuſche Sinnen ſind die Hirten die jhn finden.

238. Bedeutung deß Nahmens JEſus.

Kein Nahm iſt unter alln ſo hoch gebenedeit
Als JEſus: denn Er Jſt ein Schatz voll Seelig -
keit.

239. Die Drey geiſtliche Weiſen.

Drey Weiſen tragen GOtt in mir drey Gaben an:
Der Leib zerknirſchungs Myrꝛhn / die Seele Gold
der Liebe /
Der Geiſt den Weyherauch der Andacht wie er kan:
Ach daß ich jmmerdar ſo dreymal Weiſe bleibe!

240. Die geheimbe Seelen flucht.

Herodes iſt der Feind: Der Joſeph der Verſtand /
Dem macht GOtt die Gefahr im Traum (im Geiſt)
bekandt.
Die119[117]Drittes Buch.
Die Welt iſt Bethlehem / Egypten Einſamkeit:
Fleuch meine Seele fleuch / ſonſt ſtirbeſtu fuͤr Leyd.

241. Die Wunder Geburt.

Maria iſt Cryſtall / jhr Sohn iſt Himmliſch Licht:
Drum̃ dringt er gantz durch ſie / uñ oͤffnet ſie doch nicht

242. Die wunderliche umbwechßlung.

Schaut wunder! Gottes Sohn wird jung in lauter
Freuden /
Und muß mit lauter Angſt von hiñen wieder ſcheidẽ:
Wir tom̃en auff die Welt mit Thraͤnen / und vergehn
Mit Lachen: wo wir recht in ſeinem Geiſte ſtehn.

243. Sey niemals ſicher.

Ach Jungfrau ſieh dich vor! denn wann du Mutter
worden
So ſuchet ſtraks der Feind dein Kindlein zuermordẽ.

244. Die Unerhoͤrte Verkehrung.

Es kehrt ſich alles umb: die Burg iſt in der Hoͤle /
Die Krippe wird ein Thron / der Tag kombt in der
Nacht /
Die Jungfrau bringt ein Kind: Ach Menſch biß
auch bedacht /
Daß ſich verkehre wol / dein Hertze Geiſt und Seele.

245. Von der Krippe.

Die Krippe halt ich un fuͤr einen Kleinod-ſchrein /
Weil JEſus drinnen liegt / der mein Carfunkelſtein.

246. Von der Jungfrawen Maria.

Daß Weib umbgiebt den Mann / der Jungfrau wird
vertraut
Der Held. Wie da? Sie iſt daß Brauttbett und
auch Braut.

247. Die Perlen gebuͤhrt.

Die Perle wird vom Thau in einer Muſchel Hoͤle Gezeuget und gebohrn / und diß iſt bald beweiſtWo120.[118]Johannis AngeliWo du’s nicht glauben wilt: Der Thau iſt Gottes - Geiſt / Die Perle JEſus Chriſt / die Muſchel meine Seele.

248. Der Jahrs Beſchluß.

Es wird daß alte Jahr / daß ſich nu ſchleuſt / gehalten
Als wañs vergangen waͤr: uñ diß iſt war mein Kriſt /
Wo du ein Neuer Menſch in GOtt geworden biſt:
Jſts nicht: ſo lebſtu noch wahrhafftig in dem alten.

Vierdtes Buch Geiſtreicher Sinn / uñ Schluß-Reime.

1. GOtt wird waß Er nie war.

Der ungewordne GOtt wird mitten in der Zeit /
Was Er nie iſt geweſt in aller Ewigkeit.

2. Der Schoͤpffer wirdt’s Geſchoͤpffe.

Daß Unerſchaffne Licht / wird ein erſchaffnes Weſen:
Daß ſein Geſchoͤpffe nur durch ſelbes kan geneſen.

3. An daß JEſus Kind.

Jch habe dich mein Kind / du zarter Nazarener /
Den Lilgen offt vergleicht: Nu aber geb ichs an /
Daß ich dir viel zu kurtz und Unrecht hab gethan:
So viel du edler biſt / ſo viel biſtu auch ſchoͤner.

4. Daß geheimbe Nazareth und geiſt - liche Verkuͤndigung.

Maria / Nazareth / und Gabriel der Both / Jſt meine Seel / mein Hertz / uñ neues Lieht von Gott. Mein121[119]Vierdtes Buch. Mein Hertze zwar wa es ein Blumenthal geworden / Die Seele wann ſie ſteht im kenſchen Jungfern Ordẽ / Und wohnt in dieſem Thal: daß neue Guaden Licht / Wann Gott ſein Ewges Wort in jhrem Geiſte ſpricht.

5. Vom dem JEſus Kind an der Mutter Bruͤſten.

Wie ſchlecht iſt Gottes Sohn bewirthet auf dem Hen!
Man ſiehet nichts umb jhn als lauter Armuthey!
Er achtets aber nicht / und laͤſt jhm wol genuͤgen /
Weil Er kan an der Bruſt der ſüſſen Mutter liegen.

6. GOtt auf dem Stroh.

Je! daß jhm GOtt den Stall unds Stroh hat auß -
erkieſt!
Es ziemet ſich alſo / weil Er ein Laͤmmlein iſt.

7. Der Fall Evæ iſt Urſache daß GOtt Menſch worden.

Der Ewge GOttes Sohn kombt her in dieſe Wuͤſten /
Uñ naͤhrt ſich wie ein Kind an einer Jungfrau Brüſtẽ.
Wer hat jhm dieſes weh verurſacht und gemacht?
Ein abgefallnes Weib hat jhn darzu gebracht.

8. Der Nahm JEſus.

Der Nahme JEſus iſt ein außgegoſſnes Oele:
Er ſpeiſet / und Erleucht / und ſtillt daß weh der Seele.

9. Daß Unaußſprechliche.

Daß Unaußſprechliche daß manpflegt Gott zuneñen /
Giebt ſich in einem Wort zuſprechen und zukennẽ.

10. Die volle Seeligkeit.

Der Menſch hat eher nicht vollkom̃ne Seeligkeit:
Biß daß die Einheit hat verſchlukt die Anderheit.

11. Mit ſchweigen Ehrt man GOtt.

Die Heilge Majeſtaͤt (wiltu jhr Ehr erzeigen)
Wird allermeiſt geehrt mit heilgem ſtilleſch weigen.
F12. Jn122[120]Johannis Angeli

12. Jn Einem alles Heyl.

Jn Einem ſteht mein Heil / in Einem meine Ruh:
Drumb lauff ich mit Verluſt viel dings dem Einem zu.

13. Die Eigenſchafft der dreyen Staͤnde.

Die Buͤſſer ſtehn Gott an / die freyen danken Jhm /
Die Braͤute ſind voll Lieb und Ruh wie Seraphim.

14. GOtt giebt daß groß im kleinen.

Nimb was der HErꝛ dir giebt / Er giebt daß groß im
kleinen /
Jn ſchlechten ſchlakken Gold / ob wirs zwar nicht ver -
meinen.

15. Uberſchrifft der Heiligen Agatha.

Diß war die keuſche Seel / die GOtt von freyer Hand
Geehrt hat / und erloͤſt jhr Volk und Vaterland.

16. Der Schnee in der Sonne.

Wie ſchoͤne glaͤntzt der Schnee / wann jhn der Son -
nenſtrahlen
Mit Himmeliſchen Licht beſtreichen und bemahlen!
So glaͤntzt auch deine Seel / ſo ſie iſt weiß wie Schnee:
Wann ſie beſchienen wird vom Aufgang auß der Hoͤh.

17. Zu dem HErren JEſu.

Jch nah mich HERR zu dir als meinem Sonneſchein /
Der mich erleueht / erwaͤrmt / und macht lebendig ſein.
Nahſtu dich wiederumb zu mir als deiner Erden /
So wird mein Hertze bald zum ſchoͤnſten Fruͤling
werden.

18. Der Tugend Ziel iſt GOtt.

GOtt iſt der Tugend Ziel / jhr antrieb / jhre Kron /
Jhr eintziges warumb / und iſt auch all jhr Lohn.

19. Ein gutt Gewiſſen.

Waß iſt ein gutter Muth der wol mit GOtte ſteht?
Ein ſtaͤttes froͤlich ſein / und ewiges Panket.
20. Die123[121]Vierdtes Buch.

20. Die Weltluſt.

Menſch ſchau die Luſt der Welt / die Endet ſich mit
Peyn:
Wie kanſtu jhr daun auch ſo gantz ergeben ſeyn?

21. Der unerkandte GOtt.

Was GOtt iſt weiß man nicht: Er iſt nicht Licht /
nicht Geiſt /
Nicht Wahrheit / Einheit / Eins / nicht waß man Gott -
heit heiſt:
Nicht Weißheit / nicht Verſtand / nicht Liebe / Wille /
Gütte:
Kein Ding / kein Unding auch / kein Weſen / kein Ge -
muͤtte:
Er iſt was ich / und du / und keine Creatur /
Eh wir geworden ſind was Er iſt / nie erfuhr.

22. An S. Augustin.

Halt an mein Auguſtin: Eh du wirſt Gott ergruͤndẽ
Wird man daß gantze Meer in einem Gruͤblein findẽ.

23. Goͤttliche beſchawung.

Daß überlichte Licht ſchaut man in dieſem Leben
Nicht beſſer / als wann man ins tuntle ſich begeben.

24. Die Uberformung.

Du muſt den Leib in Geiſt / den Geiſt in GOtt ver -
ſetzen /
Wann du dich / wie dein Wuntſch / vollkoͤmlich wilt er -
goͤtzen.

25. Die GOttesſchauer.

Was thun die ſchauer Gotts? ſie thun daß inder Zeit /
Was andre werden thun dort in der Ewigkeit.

26. Moſes.

Daͤnkt Moſis Antlitz ward ſo glaͤntzend als die Soñe /
Da er daß ewge Licht im dunkein nur geſehn!
F 2Was124[122]Johannis Angeli
Was wird nicht nach der Zeit den Seeligen geſchehn /
Wann ſie GOtt werden ſchaun im Tag der ewgen
Wonne?

27. Die Seeligen.

Was thun die ſeeligen / ſo man es ſagen kan?
Sie ſchaun ohn unterlaß die ewge Schoͤnheit an.

28. Die Heiligen und Gottloſen.

Die Heiligen ſind GOtt ein lieblicher Geruch:
Die Boͤſen ein Geſtank / ein Abſchen / und ein Fluch.

29. Die Liebe.

Die Lieb iſt wie der Tod: ſie toͤdtet meine Sinnen /
Sie brichet mir daß Hertz / und fuͤhrt den Geiſt von
hinnen.

30. GOtt uͤber alle Gaben.

Jch bitte dich mein GOtt zwar offt umb deine Gaben /
Doch wiſſe daß ich dich viel lieber ſelbſt wil haben.
Drum̃ gieb mir was du wilt / es ſey auch ewges Lebẽ:
Giebſtu mir dich nicht ſelbſt / ſo haſtu nichts gegeben.

31. Die gluͤckſeelige Muͤſſe.

Johannes an der Bruſt / Maria bey den Fuͤſſen /
Thun alle zwey ſonſt nichts / als daß ſie Gotts genieſſẽ:
Wiewol ſind ſie daran! koͤnt ich ſo müſſig ſein /
Jch regete mich nicht / fiel auch der Himmel ein.

32. Eins jeden Element.

Jm Waſſer lebt der Fiſch / die Pflantzen in der Erdẽ /
Der Vogel in der Lufft / die Sonn im Firmament:
Der Salamander muß im Feur erhalten werden:
Jm Hertzen JEſu ich / als meinem Element.

33. Daß Paradeiß auf Erden.

Du ſuchſt daß Paradeiß / und wuͤnſcheſt hin zukommen /
Wo du von allem Leid und Unfried biſt entnommen.
Befriedige dein Hertz / und mach es Rein und weiß:
So biſtu ſelbſt noch hier daſſelbe Paradeiß.
34. GOtt125[123]Vierdtes Buch.

34. GOtt lieben geht vor alles.

Laß einen alle Luſt der gantzen Welt genieſſen /
Uñ einen dreymal mehr als Salmon wuſte wiſſen:
Laß einen Schoͤner ſein als Davids Abſalon:
Gieb einen der mehr Staͤrk und Macht hat als
Simſon;
Und einen der mehr Gold als Crœſus hat zuzeigen /
Und noch der alles kan wie Alexander beugen:
Ja der diß alles iſt: So ſag ich doch gantz frey:
Daß auch ein ſchlechter Mann der Gott liebt beſſer ſey.

35. Die tieffe / hoͤhe / breite / und laͤnge GOttes.

Durch Weißheit iſt GOtt tieff / Breit durch Barm -
hertzigkeit /
Durch Allmacht iſt er hoch / lang durch die Ewigkeit.

35. Beſchauligkeit.

Sey rein / ſchweig / weich und ſteig auf in die Tun -
kelheit /
So kom̃ſtu uͤber alls zur GOtts beſchauligkeit.

37. Beſcheidenheit.

Daß Richtſcheid deß Gemuͤtts iſt die Beſcheidenheit:
Wer ſich nach jhr nicht mißt / der fehlt der Tugen[-]
weit.

38. GOtt nichts und alles.

GOtt iſt ein-Geiſt / ein Feur / ein Weſen und ein Licht:
Und iſt doch wiederumb auch dieſes alles nicht.

39. Der Gelaſſene iſt ſchon Seelig.

Ein Menſch der Gott ſich laͤſt in allen faͤlln und weiſen /
Den kan man warlich ſchon im Leibe ſeelig preiſen.

40. Die Braut GOttes.

Die Braut deß Ewgen Gotts kan jede Seele werdẽ:
Wo ſie nur ſeinem Geiſt ſich unterwirfft auf Erden.
F 341. Daß126[124]Johannis Angeli

41. Daß Abendmahls deß Lamms.

Daß Lamm daß hat ſein Mahl zur Abendszeit be -
ſtimt:
Warumb? weil man darauf zur Ewgen ruhe koͤm̃t.

42. Maria.

Maria wird genennt ein Thron und Gotts Gezelt /
Ein Arche / Burg / Thurn / Hauß / ein Brunn / Baum /
Gartenſpiegel /
Ein Meer / ein Stern / der Mon / die Morgenroͤth
ein Huͤgel:
Wie kan ſie alles ſeyn? ſie iſt ein andre Welt.

43. Der Juͤnger den GOtt liebt.

Ein Menſch der gantz und gar ſich abwendt von der
Welt /
Und ſeinen Leib und Seel dem HErren heilig haͤlt /
Stirbt noch verdirbet nicht / ob man im gleich vergibt.
Fragſtu warumb? er iſt der Juͤnger den er liebt.

44. Roth und Weiß.

Roth von deß HErren Blut wie Sammet Roͤſelein /
Durch Unſchuld weiß wie Schnee ſol deine Seele ſein.

45. Von Maria Magdalene an dem Creutze.

Wie daß die Magdalen daß Creutze ſo umbſchrenkt?
Es iſt weil JEſus dran jhr Allerliebſter haͤngt.

46. Auf die Wunden JEſu.

Jch ſeh die Wunden an als offne Himmelspforten /
Und kan numehr hinein an fuͤnff gewiſſen orten.
Wo komm ich aber ſtraks bey meinem GOtt zuſtehn?
Jch wil durch Fuͤſſ und Haͤnd ins Hertz der Liebe gehn.

47. Dort geht es anders zu.

Hier haͤngt daß Lamb am Creutz / dort ſitzts auf Got - testhron / Hier traͤgts den Dornenkrantz / dort eine Kaiſerkron:Hier127[125]Vierdtes Buch. Hier iſt es Unterthan / dort herꝛſcht es uͤberalle: Hier thuts den Mund nicht auf / dort redts mit hel - lem Schalle: Hier weints / und dorte Lachts: drumb troͤſte dich mein Chriſt / Daß ſich dein Creutz verkehrt / wo du diß Lam̃ nur biſt.

48. Daß Creutz.

Jch habe mir daß Creutz fuͤr allem Schatz erkieſt /
Weils meines Leibes Pflug und Seelen Anker iſt.

49. Die Herꝛlichkeit Chriſti in dieſer Welt.

Der Scepter iſt ein Rohr / ein Dornenpuſch die Kron /
Die Naͤgel aller Schmuk / ein toͤdlich Creutz der
Thron:
Sein Blutt iſts Purpurkleid / die Moͤrder die Tra -
banten /
Daß Hoffgeſind eln Schaum von Buben und Scher -
ganten:
Der Mundtrank bittre Gall / die Muſik Hohn und
Spott.
Diß iſt die Herꝛlichkeit die hier hat unſer GOtt!

50. Die Schaͤdelſtaͤdt.

Jſt diß die Schaͤdelftadt? wie kombt es dañ daß hier
Die
*
* Roß und Lilge ſteht in unverwelckter Ziehr?
Und da der Lebensbaum? der Brunn mit den vier
Flüſſen?
Es iſt daß Paradiß: doch ſey es was es wil:
Bey mir gilt dieſe ſtaͤdt unds Paradiß gleich viel.
*Maria und Johannes.
*

51. Die Dornene Kron.

Die Dornen die daß Haupt deß Herꝛn zerſtechen gantz /
Sind meines Haubtes Kron und ewger Roſenkrantz:
Was auß den Wunden fleuſt iſt meiner Wundẽ heil:
Wie wol wird mir ſein Spott / und ſeine Pein zutheil[:]
F 452. Die128[126]Johannis Angeli

52. Die Liebe hats erfunden.

Daß GOtt gekreutzigt wird! daß man jhn kan ver -
wunden!
Daß Er die Schmach vertraͤgt / die man jhm ange -
than!
Daß Er ſolch Angſt außſteht! uñ daß Er ſterben kan!
Verwundere dich nicht / die Liebe hats erfunden.

52. Umb einen Kußiſts GOtt zuthun.

Was wil doch GOttes Sohn daß Er ins Elend
toͤmbt /
Und ein ſolch ſchweres Kreutz auf ſeine Schultern
nimbt?
Ja daß Er biß in Tod ſich aͤngſtet fuͤr und fuͤr?
Er ſuchet anders nichts als einen Kuß von dir.

54. Die Welt iſt im Fruͤling gemacht.

Jm Fruͤling ward die Welt Verneut / und wieder -
bracht:
Drumb ſagſtu recht daß ſie im Fruͤling iſt gemacht.

55. Die geiſtliche Aufferſtehung.

Die Auferſtehung iſt im Geiſte ſchon geſchehn:
Wenn du dich laͤſt entwirkt von deinen Suͤnden ſehn.

56. Die geheimbe Himmelfahrt.

Wann du dich uͤber dich erhebſt und laͤſt GOtt waltẽ:
So wird in deinem Geiſt die Himmelfahrt gehalten.

57. Die geiſtliche Trunkenheit.

Der Geiſt prauſt ja wie Moſt: die Juͤnger alle -
ſambt /
Sind gleich den Trunkenen entzuͤndt und angeflambt
Von ſeiner Hitz und Krafft: ſo bleibt es doch dabey /
Daß dieſe gantze Schaar voll ſuͤſſes Weines ſey.

58. Der verlohrne Groſchen.

Die Seele GOttesbild iſt der verlohrne Groſchen / Die Kertze him̃liſch Licht / daß durch den fall verloſchẽ:Die129[127]Vierdtes Buch. Die Weißheit iſt daß Weib die es aufs neu entzuͤndt: Wie ſeelig iſt der Menſch den ſie nu wider ſindt!

59. Daß verlohrne Schaff.

Jch bin daß arme Schaaff daß ſich verjrꝛet hat /
Und nunmehr von ſich ſelbſt nicht kennt den rechten
Pfad.
Wer zeigt mir dann den Weg / daß ich nicht gantz er -
liege?
O daß doch JEſus kaͤm / und mich nach Hauſe truͤge!

60. Der verlohrne Sohn.

Kehr umb verlohrner Sohn zu deinem Vatter GOtt:
Der Hunger bringt dich ſonſt (ſein Ungunſt) gar in
Tod:
Haͤttſtu gleich tauſendmahl jhm dieſen Schimpff ge -
than /
So du nur wiederkoͤmbſt ich weiß Er nimbt dich an.

61. Die verlohrne und wider gefun - dene Drey.

Der Groſchen / Sohn / unds Schaaff / bin ich mit
Geiſt / Leib / Seele.
Verlohrn in frembdem Land / in einer Wüſt / uñ Hoͤle.
Die heilige Dreyfalt kombt uñ ſucht mich alle ſtundẽ:
Den Groſchen ſindt der Geiſt / der Vatter nimbt den
Sohn /
Der Hirte JEſus traͤgt daß Schaaff mit ſich davon.
Schau wie ich Dreyfach bin verlohren und gefunden!

62. Der Punct / die Linie und Flaͤche.

GOtt Vatter iſt der Punct: auß Jhm ſieuſt GOtt
der Sohn
Die Lienie: GOtt der Geiſt iſt beider Flaͤch uñ Kron.

63. Vom reichen Mann.

Man wil dem reichen Mann kein troͤpfflein Waſſer
geben /
Weil er daß Maß mit Wein ſchon voll gemacht im
Leben.
64 Auch130[128]Johannis Angeli

64. Auch von jhm.

Wie daß der reiche Mann den Armen jetzo kennt?
Er ſieht wol daß ſich hat daß Blaͤttlein umbgewendt.

65. Der arme Lazarus.

Wie ungleich iſt der Tod! die Engel tragen jhn
Den armen Lazarum zur ewgen ruhe hin.
Der reiche da er ſtirbt wird voller Angſt und Pein:
So gutt iſts auf der Welt nie reich geweſen ſein!

66. Von Maria Magdalene.

Was daͤnkt doch Magdalen daß ſie ſo offentlich
Dem HErꝛn zu Fuſſe faͤllt / und ſchuldig giebet ſich?
Ach frage doch nicht erſt: ſchau wie die Augen funkẽ:
Du ſihſt wol daß ſie iſt von groſſer Liebe trunken.

67. Martha und Maria.

Die Martha laufft uñ rennt daß ſie den HErꝛen ſpeiſe
Maria ſitzet ſtill: und hat doch ſolcher weiſe
Daß beſte theil erwoͤhlt: ſie ſpeiſet jhn allein /
Die aber findt auch ſich von jhm geſpeiſet ſein.

68. Von Maria Magdalene.

Maria kombt zum HErꝛn voll Leids und voller
Schmertzen /
Sie bittet umb Genad / und thut doch jhren Mund
Mit keinem Woͤrtlein auf: wie macht ſie’s im dann
kundt?
Mit Jhrer Thraͤnen fall und dem zerknirſchten Hertzẽ.

68. Die Suͤnde.

Die Suͤnd iſt anders nichts / als daß ein Menſch von
GOtt
Sein Angeſicht abwendt / und kehret ſich zum Tod.

70. Der Menſch.

Daß groͤſte Wunderding iſt doch der Menſch allein:
Er kan / nach dem ers macht / GOtt oder Teufel ſein:
71. Der131[129]Vierdtes Buch.

71. Der Himmel allenthalben.

Jn GOtt lebt / ſchwebt / und regt ſich alle Creatur:
Jſts war? was fragſtu dann erſt nach der Him̃el -
ſpuhr?

72. Den Braͤutgam wuͤnſcht die Braut.

Verwundere dich nicht daß ich nach GOtt vorlange:
Der Braut iſt allezeit nach jhrem Braͤutgam bange.

73. Hier muß man Buͤrger werden.

Streb nach der Buͤrgerſchafft deß Himmels hier auf
Erden:
So kan er dir darnach dort nicht verſaget werden.

74. Huͤtt dich vor ſicherheit.

Laß dir vom Himmelreich nicht gar ſo ſicher traͤumen /
Du ſihſt wol daß es auch die Jungfern ſelbſt ver -
ſaͤumen.

75. Daß troͤſtlichſte Wort.

Daß allertroͤſtlichſte daß ich an JEſu find /
Jſt / wenn Er ſprechen wird: kom benedeiles Kind.

76. Trauben von Dornen.

Wer ſeinen neider liebt / uñ gutts von feinden ſpricht:
Sag ob derſelbe nicht von Dornen Trauben bricht?

77. Daß geiſtliche Sterben.

Stirb ehe du noch ſtirbſt / damit du nicht darffſt ſterbẽ /
Wann du nu ſterben ſolſt: ſonſt moͤchteſtu verderben.

79. Die Hoffnung haͤlt die Braut.

Die Hoffnung haͤlt mich noch: ſonſt waͤr ich laͤngſt
dahin:
Warum̃? dieweil ich nicht bey meinẽ Braͤntgam bin.

79. Der beſte Freund und Feind.

Mein beſter Freund mein Leib / der iſt mein aͤrgſter Feind: Er bindt und haͤlt mich auf / wie gut ers jmmer meint. F 6Jch132[130]Johannis AngeliJch haß und Lieb jhn auch: und wann es kombt zum ſcheiden / Sv reiſſ ich mich von jhm mit Freuden uñ mit Leidẽ.

80. Mit Lieb erlangt man Gnad.

Wañ dich der Suͤnder fragt wie er ſol Gnad erlangẽ.
So ſage daß er GOtt zulieben an ſol fangen.

81. Der Todt.

Der Todt bewegt mich nicht: ich kom̃e nur durch jhn /
Wo ich ſchon nach dem Geiſt mit dem Gemuͤtte bin.

82. Die heilige Schrifft.

Gleich wie die Spinne ſaugt auß einer Roſe Gifft:
Alſo wird auch verkehrt vom boͤſen Gottesſchrifft.

83. Trompeten.

Trompeten hoͤr ich gern: Mein Leib ſol auß der Erdẽ
Durch jhren Schall erwekt / und wieder meine werden.

84. Daß Antlitz GOttes.

Daß Antlitz GOttes ſehn iſt alle Seeligkeit:
Von dem verſtoſſen ſein daß hoͤchſte Hertzeleid.

85. Der Artzt haͤlt ſich zum Kranken.

Warumb pflegt doch der HErꝛ mit Suͤndern umb -
zugehn?
Warumb ein trewer Artzt den Kranken beyzuſtehn?

86. S. Paulus.

Sanct Paulus wuſte nichts als Chriſtum und
ſein Leiden /
Da er doch war geweſt im Paradiß der Freuden.
Wie kont jhm diß ſo gantz entfallen ſein? Er war
Jn den Gekreutzigten Verformet gantz und gar.

87. Die Liebe.

Die Liebe dieſer Welt wil alls fuͤr ſich allein /
Die Liebe GOttes macht dem Naͤchſten alls gemein:
Die wird ein jeder Menſch für Liebe wol erkennen /
Jen aber ſol man Neid / und keine Liebe nennen.
88. Auß133[131]Vierdtes Buch.

88. Auß dem Hohen Lied.

Der Koͤnig fuͤhrt die Braut in Keller ſelbſt hinein /
Daß ſie jhr mag erwoͤhln den allerbeſten Wein.
So machts GOtt auch mit dir / wann du biſt ſeine
Braut /
Er hat nichts / in ſich ſelbſt / daß Er dir nicht vertraut.

89. Kinder und Jungfrauen.

Jch liebe nichts ſo ſehr als Kinder und Jungfranen:
Warumb? im Him̃el wird kein andres ſein zuſchauẽ.

90. Die Tugend.

Die Tugend ſpricht der weiſ / iſt ſelbſt jhr ſchoͤnſter
Lohn:
Meint er nur zeitlich hier / ſo halt ich nichts davon.

91. Die GOttliebende Einſamkeit.

Du ſprichſt Theophilus ſey meiſten theils allein:
Macht ſich der Adler auch den Voͤglichen gemein?

92. Die Tagezeiten.

Jm Himmel iſt der Tag / im Abgrund iſt die Nacht /
Hier iſt die Demmerung: wol dem ders recht be -
tracht!

93. Von Johannes dem Taͤuffer.

Johannes faſt nichts / er trug ein rauhes Kleid /
Saß in der Wuͤſteney die gantze Lebenszeit.
Er war ſo from: was fiel er GOtt ſo hart zu Fuſſe?
Die groͤſten Heiligen die thun die groͤſie Buſſe.

94. Die Welt.

Zu GOtt kombt man durch GOtt: zum Teufel durch
die Welt:
Ach daß ſich doch ein Menſch zu dieſer Hure haͤlt!

95. Daß Ende kroͤnt daß Werk.

Daß Ende kroͤnt daß Werk / daß Lebeu ziehrt der Tod:
Wie herꝛlich ſtirbt der Menſch / der treu iſt ſeinem
Tod.
96. Von134[132]Johannis Angeli

96. Die Fiaur iſt Vergaͤnglich.

Menſch die Figur der Welt vergehet mit der Zeit:
Wastrotzſtu dann ſo viel auf jhre Herꝛlichkeit?

97. Auf beiden ſein iſt gut.

Den Him̃el wuͤntſch ich mir / Lieb aber auch die Erdẽ;
Denn auf derſelbigen kan ich GOtt naͤher werden.

98. Von den Lilgen.

So offt ich Lilgen ſeh / ſo offt empfind ich Pein /
Und muß auch bald zugleich ſo offt voll Freuden ſeyn.
Die Pein enſtehet mir / weil ich die Ziehr verlohren /
Die ich im Paradiß von anbegin gehabt.
Die Frewde kombt daher / weil JEſus iſt gebohren
Der mich nu widerumb mit jhr aufs neu begabt.

99. Von S. Alexio.

Wie kan Alexius ein ſolches Hertz jhm faſſen /
Daß er kan ſeine Braut den erſten Tag verlaſſen?
Er iſt jhr Braͤutgam nicht: Er hat ſich ſelbſt als
Braut
Dem Ewgen Braͤutigam verlobet und Vertraut.

100. Der Buͤſſer loͤſcht daß Feur.

Du ſprichſt daß Hoͤllſche Feur wird nie geloͤſcht geſehn:
Und ſieh der Buͤſſer loͤſchts mit einem Augenthraͤn.

101. Vom Tode.

Der Tod iſt doch noch gut: toͤnt jhn ein Hoͤllhund
haben /
Er liſſ im Augenblik ſich Lebendig begraben.

102. Auch von ihm.

Man wuͤnſchet jhm den Tod / uñ fliehet jhn doch auch:
Jens iſt der Ungeduld / und diß der Zagheit brauch.

103. Daß Leben und der Tod.

Kein Tod iſt herꝛlicher als der ein Leben bringt:
Kein Leben edler / als daß auß dem Tod entſpringt.
104. Der135[133]Vierdtes Buch.

104. Der Tod der Heiligen.

Der Tod der Heiligen iſt wehrt geacht fuͤr GOtt:
Sag wo es dir bewuſt / was iſt es vor ein Tod?

105. Der Tod iſt gut und boͤſe.

So gut der Tod auch iſt dem der im HErꝛen ſtirbt /
So ungut iſt er dem / der auſſer jhm verdirbt.

106. Von den Maͤrtyrern.

Der Maͤrtrer Lebenslauff iſt wenig aufgeſchrieben:
Die Tugenden die man zur Leidenszeit geſpürt /
Die Lobt uñ preiſt man nur / uñ ſind ſtatt jenes bliebẽ:
Dieweil ein ſchoͤner Tod daß gantze Leben ziehrt.

107. Die nuͤtzlichſten Gedanken.

Daͤnk an den Tod / mein Kriſt: was daͤnkſtu anders
viel? (wil.
Man daͤnkt nichts nuͤtzlichers als wie man ſterben

108. Der Menſch iſt dreymal Engliſch.

Der Thronfuͤrſt ruht in GOtt: Jhn ſchaut der Chern -
bin:
Der Seraphin zerſchmeltzt fuͤr lauter Lieb in Jhn.
Jch finde dieſe Drey in einer Seel allein:
So muß ein hellger Menſch ja dreyfach Engliſch ſein.

109. Der Weiſe.

Der Weiſe ſuchet ruh / und fliehet daß Getuͤmmel:
Sein elend iſt die Welt / ſein Vaterland der Himmel.

110. Daß Wolfeilſte.

Wie wolfeil haͤlt doch GOtt ſein Reich unds Ewge
Leben!
Er darffs dem Buͤſſenden fuͤr einen Fußfall geben.

111. An den ſich ſelbſt liebenden.

Narciß erſaͤuffet ſich da er ſich ſelbſt wil lieben.
Philautus lacheſtu? es iſt von dir geſchrieben.
113. Von136[134]Johannis Angeli

112. Von dem Hertzen der heiligen Clara de Montefalco.

Hier iſt der Speer und Schwam / die Naͤgel / Saͤul
und Kron / (Sohn:
Die Geiſſeln / und auch gar daß Creutz mit GOttes -
Drey Kugeln eines halts: Es kan nicht anderſt ſein /
Diß Hertz iſt GOttesburg / und ſeines Leydensſchreyn.

113. Liſt wieder Liſt.

Mit Liſt hat unß der Feind gefaͤllet und bekriegt /
Mit Liſt kan er von unß ſein wiederumb beſiegt.

114. Ein Lamb bezwingt den Drachen.

Vertraue Gott / der Drach wird leichtlich uͤberwundẽ /
Hat jhn doch nur ein Lamm gefaͤllet und gebunden.

115. Die Nachreu kombt zu ſpaͤt.

Da GOtt auf Erden gieng / ward Er faſt nicht geacht:
Nu Er im Himmel iſt beklagt Jhn jedermann
Daß Jhm nicht groͤſſer Ehr iſt worden angethan.
So thoͤrichk iſt die Welt / daß ſie’s nicht vor bedacht!

116. Eins folgt und weicht dem andern.

Eins iſt deß andren end / und auch ſein anbegin.
Wenn GOtt gebohrn wird / ſo ſtirbet Adam hin.

117. Die Welt unds Neu Jeruſalem.

Die Welt ſcheint Kugelrund dieweil ſie ſol vergehn:
Gevierdt iſt Gottes Stadt: drum wird ſie Ewig ſtehn.

118. Der Spiegel.

Der Spiegel zeiget dir dein aͤuſſres Angeſicht:
Ach daß Er dir doch auch daß jnnre zeiget nicht!

119. Daß Faß muß reine ſeyn.

Waſch auß deins Hertzensfaß? wañ Haͤfen driñe ſein /
So geuſt GOtt nimmermehr dir ſeinen Wein darein.
121. Der137[135]Vierdtes Buch.

120. Der Himmelſpaͤhende.

Ein Him̃elſpaͤhender iſt dem Geſchoͤpffe tod / (GOtt.
Wie komts? Er lebt allein dem Schoͤpffer ſeinem

121. Jm Himmel ſind auch Thiere.

Man ſagt es kan kein Thier zu GOtt dem HErꝛn
eingehn:
Wer ſind die Viere dann die nah bey Jhme ſtehn?

122. GOtt ſieht nicht uͤberſich.

GOtt ſieht nicht uͤberſich: drumb uͤberheb dich nicht:
Du koͤmſt ſonſt mit Gefahr auß ſeinem Angeſicht.

123. Von der H. Martha an den Po - lypragmon.

Der HErꝛ ſpricht Eins iſt noth: und was die Mar -
tha thut /
Daß iſt auch an ſich ſelbſt gar loͤblich / fein / und gutt:
Und dennoch ſtrafft Er ſie. Merks Polypragmon
Daß man mit vielerley ſich nicht zerruͤtten ſol. (wol:

124. Von GOtt.

GOtt iſt ein ſolches Gutt / je mehr man Jhn empfindt:
Je mehr man Jhn begehrt / verlangt / uñ Lieb gewiñt.

125. Deß GOtts verliebten Pein.

Der GOttverliebte Menſch hat ſonſten keine Pein /
Als daß er nicht kan bald bey GOtt dem Liebſten ſein.

126. Die unerforſchliche Urſache.

GOtt iſt Jhm ſelber alls / ſein Himmel / ſeine Luſt:
Warumb ſchuff Er dann unß? es iſt unß nicht bewuſt.

127. Die Wohnung GOttes.

GOtt wohnet in ſich ſelbſt / ſein Weſen iſt ſein Hauß:
Drumb gehet Er auch nie auß ſeiner GOttheit auß.

128. An den Weltliebenden.

Die Seele weil ſie iſt gemacht zur Ewigkeit /
Hat keine ware Ruh inn Dingen dieſer Zeit:
Drumb138[136]Johanis Angeli
Drumb wunder ich mich ſehr / daß du die Welt ſo liebſt /
Und aufs zergaͤngliche dich ſetzeſt und begiebſt.

129. GOtt redt am wenigſten.

Niemandt redt weniger als GOtt ohn Zeit und ort:
Er ſpricht von Ewigkeit nur bloß Ein Eintzigs Wort.

130. Von der Eitelkeit.

Wend ab dein Augeſicht vom glaſt der Eitelkeit:
Jemehr man jhn beſchaut / jemehr wird man verleitt.
Jedoch kehrs wider hin: denn wer jhn nicht betracht /
Der iſt ſchon halb von jhm gefaͤllt und umbgebracht.

131. Von der Gerechtigkeit.

Gerechtigkeit iſt weg! wohin? ſie iſt in Himmel.
Warum̃? ſie traute ſich nicht mehr bey dem Getuͤm̃el
Was kont jhr dañ geſchehn? ſie waͤre von der Welt
Schon laͤngſt an jhren Ehren geſchwaͤchet und gefaͤlt.

132. Verluſt und Gewinn.

Der Tod iſt mein Gewinn / Verluſt daß lange Leben:
Und dennoch dank ich GOtt daß er mir diß gegeben.
Jch wachſ und nehme zu /[ſo lang] ich hier noch bin:
Darumb iſt auch gar wol daß Leben mein Gewinn.

133. Der Menſch iſt eine Kohle.

Menſch du biſt eine Kohl / Gott iſt dein[Feur] uñ Licht
Du biſt ſchwartz / finſter / kalt / liegſtu in Jhme nicht.

134. Die Krafft der zurukkehrung.

Wann du dich meine Seel zuruk hinein begiebſt /
So wirſtu was du warſt / uñ was du Ehrſt und Liebſt.

135. Die Bach wird daß Meer.

Hier fluͤſſ ich noch in GOtt als eine Bach der Zeit:
Dort bin ich ſelbſt daß Meer der ewgen Seeligkeit.

136. Der Strahl wird die Sonne.

Mein Geiſt / kombt er in GOtt / wird ſelbſt die ewge Wonne:
Gleich139[137]Vierdtes Buch.
Gleich wie der Strahl nichts iſt als Sonn in ſeiner Sonne.

137. Daß Fuͤnklein im Fewer.

Wer kan daß Fuͤnkelein in ſeinem Fewr erkennen?
Wer mich / wann ich in GOtt / ob ich es ſey / beneñen.

138. Die Liebe macht Beliebter.

Mit was macht ſich die Braut beim Braͤutgam mehr
beliebt?
Mit Liebe wenn ſie ſich jhm mehr und mehr ergiebt.

139. Die gluͤkſeelige Ertrinkung.

Wenn du dein Schiffelein aufs Meer der GOttheit
bringſt:
Gluͤkſeelig biſtu dann / ſo du darinn Ertrinkſt.

140. Daß edelſte Gebette.

Daß edelſte Gebett iſt wenn der Better ſich /
Jn daß für dem erkniet verwandelt jnniglich.

141 Nichts iſt ſuͤſſer als Liebe.

Es iſt doch keine Luſt / und keine Seeligkeit /
Der uͤbertreffen kan der Liebe ſuͤſſigkeit!

142. Der Furcht und Liebe Wuͤrdigkeit.

Wer GOtt liebt / ſchmaͤkt ſchon hier ſeins Geiſtes
ſuͤſſigkeit:
Wer aber Jhn nur fuͤrcht / der iſt darvon noch weit.

143. Der allerlieblichſte Thon.

Es kan in Ewigkeit kein Thon ſo Lieblich ſein / (ein.
Als wenn deß Menſchen Hertz mit GOtt ſtimbt uͤber -

144. Die heilige Uberformung.

Die Ruhe deines Geiſts macht dich zu einem Thron /
Die Lieb zum Seraphin / der Fried zu Gottesſohn.

145. Wir ſind edeler als die Seraphine.

Menſch ich bin edeler als alle Seraphin:
Jch kan wol ſein was ſie / ſie nie was ich je bin.
147. Was140[138]Johannis Angeli

146. Was der hoͤchſte Adel deß Menſchẽ.

Mein hoͤchſter Adel iſt / daß ich noch auff der Erden /
Ein Koͤnig / Kaiſer / Gott / uñ was ich wil / kan werdẽ.

147. Die weite deß Menſchen iſt nicht zubeſchreiben.

Wer iſt der mir wie weit und breit ich bin zeigt an?
Weil der Unendliche (GOtt) in mir wandeln kan.
2.Cor. 6.
2.

148. Was die Seele erweitert.

Was macht deß Menſchen Hertz uñ ſeine Seele weit?
Die Liebe GOttes giebt jhm die Beſchaffenheit.

149. Was ohne Lieb iſt Stinkt.

Menſch komſtu ohne Lieb / ſo ſteh nur bald von ferꝛn:
Was nicht nach Liebe reucht / daß ſtinkt fuͤr GOtt
dem HErꝛn.

150. Der hoͤchſte GOttesdienſt.

Der hoͤchſte GOttesdienſt / iſt GOtte gleiche werden:
Chriſtfoͤrmig ſein an Lieb / am Leben / und Geberden.

151. Die Wahre Weißheit.

Die Wahre Weißheit die dir zeigt die Himmelsthür /
Stcht in Vereinigung und Feurger Liebsbegiehr.

152 Wie die Liebe die Suͤnden verzehrt.

Wie du den Flaks unds Werk im Feuer ſiehſt ver -
ſchwinden:
So brennen auch hinweg durch Liebe deine Suͤnden.

153. Daß Meer in einem Troͤpfflein.

Sag an wie geht es zu / wenn in ein Troͤpffelein (ein.
Jn mich / daß gantze Meer GOtt gantz und gar flenſt

154. GOtt iſt allenthalben gantz.

O Weſen dem nichts gleich! Gott iſt gantz auſſer mir /
Und jnner mir auch gantz / gantz dort / und gantz auch
hier!
156. Wie141[139]Vierdtes Buch.

155. Wie GOtt im Menſchen.

Mehr als die Seel im Leib / Verſtand in dem Gemuͤtte
Jſt GOttes Weſenheit in dir und deiner Huͤtte.

156. Noch darvon.

GOtt iſt noch mehr in mir / als wann daß gantze Meer
Jn einem kleinen Schwamm gantz und beyſam̃en waͤr.

157. GOtt iſt in und umb mich.

Jch bin der GOttheit Faß in welchs ſie ſich ergeuſt:
Sie iſt mein tieffes Meer daß mich inſich beſchlenſt.

158. Daß groſſe iſt im kleinen verborgen.

Der Umbkreiß iſt im punit / im Saamen liegt die
Frucht /
GOtt in der Welt: wie King iſt der jhn drinne ſucht!

159. Alles in allem.

Wie ſah S. Benedict die Welt in einer Kohlen?
Es iſt in allem alls verborgen und verholen.

160. GOtt iſt uͤberall Herꝛlich.

Kein Staͤublein iſt ſo ſchlecht / kein Stuͤpffchin iſt ſo
klein:
Der Weiſe ſihet GOtt gantz herꝛlich drinne ſein.

161. Alles in einem.

Jn einem Senffkoͤrnlein / ſo du’s verſtehen wilt
Jſt aller oberern und untrern dinge Bild.

162. Eins iſt im andren.

Das Ey iſt in der Henn / die Henn iſt in dem Ey:
Die zwey im Eins / und auch daß Eines in der Zwey.

163. Alles kompt auß dem verborgenen.

Wer haͤtte daß vermeint! auß Finſternuͤß komts
Licht /
Daß Leben auß dem Tod / daß etwas auß dem Nicht.

164. Daß Conterfeet GOttes.

Jch weiß GOtts Conterfect: Er hat ſich Abgebildt /
Jn ſeinen Creaturn / wo du’s erkennen wilt.
166. 142[140]Johannis Angeli

165. GOtt ſchafft die Welt noch.

GOtt ſchafft die Welt annoch: komt dir diß fremde
für?
So wiſſ es iſt bey jhm kein Vor noch nach / wie hier.

166. Die Ruh und Wirckung GOttes.

GOtt hat ſich nie bemuͤht / auch nie geruht / daß merk:
Sein Wirken iſt ſein ruhn / und ſeine Ruh ſein Werk.

167. Deß Kriſten Joch iſt leichte.

Kriſt es kan ja dein Joch dir nie beſchwerlich ſein:
Denn GOtt und ſeine Lieb die ſpannt ſich mit dir ein.

168. Daß Unbeſtaͤndigſte.

Nichts Unbeſtaͤndigers im wol ſein und im Schmertz /
Jſt / daͤnke hin und her / als / Menſch dein eigen Hertz.

169. Die Klugheit wird gelobt.

Verwirff nicht was du haſt. Ein Kauffman der ſein
Wol an zulegen weiß / den lobet alle Welt. (Geld

170. Artzney der Kranken Liebe.

Ein Hertz daß Krank vor Lieb / wird eher nicht ge -
ſund / (wundt.
Biß es GOtt gantz und gar durchſtochen und ver -

171. Die Lieb iſt zerſchmeltzende.

Die Liebeſchmeltzt daß Hertz / und machts wie Wachs
zerflieſſen:
Erfahr es wo du wilt die ſuͤſſe Wuͤrkung wiſſen.

172. Der Adel deß geruhigen Hertzen.

Mein Hertze wenns GOtt ruht / iſts Braut Bett ſei -
nes Sohns:
Wañs dañ ſein Geiſt bewegt / die ſaͤnffte Solomons.

173. Der hoͤchſte Friede.

Der hoͤchſte Friede den die Seele kan genieſſen /
Jſt ſich aufs moͤglichſt eins mit GOtteswillen wiſſen.
175. Der143[141]Vierdtes Buch.

174. Der Uberfluß der ſeeligen.

GOtt ſchenkt den ſeeligen ſo uͤber flüſſig ein /
Daß ſie mehr in dem Trank / als der in jhnen / ſein.

175. Die wunderbahrlichſte Heyrath.

Schaut doch die Heyrath an! der Herꝛ der Herꝛ -
lichkeit
Hat eines Sclaven Magd deß Menſchen Seel gefreit!

176. Die Hochzeit deß Lammes.

Wenn ich zu GOtt eingeh / und kuͤſſ jhn mit begier /
Dann es daß daß Lamb die Hochzeit haͤlt in mir.

177. Verwunderung uͤber der Gemein - ſchafft Gottes.

Es iſt erſtaunungs voll / daß ich Staub / Aſch / und
Koth /
So freundlich und gemein mich machen darf mit Gott[.]

178. Was die Creatur gegen GOtt.

Was iſt ein Staͤubelein in anfchanung der Welt?
Und was bin ich / wenn man Gott gegen dir mich haͤlt.

179. Wie GOtt ſo hertzlich liebet.

GOtt liebt ſo hertzlich dich: Er wuͤrde ſich betruͤben /
Jm fall es moͤglich waͤr / daß du Jhn nicht wilt lieben.

180. Der Tag und Morgenroͤth der Seele.

Der Seelen Morgenroͤth / iſt GOtt in dieſer Zeit:
Jhr Mittag wird er ſein im Stand der Herꝛlichkeit.

181. Vom Seeligen.

Die ſeelge Seele weiß nichts mehr von Anderheit:
Sie iſt ein Licht mit GOtt und eine Herꝛlichkeit.

182. Gleichnuͤß der Freude in GOtt.

Freund was der Hoͤnig dir iſt gegen Koth und wuſt:
Daß iſt die Freud in GOtt auch gegen s Fleiſches -
luſt.
184. Was144[142]Johannis Angeli

183. Was du wilt iſt alles in dir.

Menſch alles was du wilt / iſt ſchon zu vor in dir:
Es liget nur an dem daß du s nicht wuͤrkſt herfuͤr.

184. Daß wunderlichſte Geheimnuͤß.

Menſch kein Geheimnuͤß kan ſo wunderbahrlich ſein:
Als daß die heilge Seel mit GOtt ein Einges ein.

185. Wie die Creatur in GOtt.

Wie du daß Feur im Kieß / den Baum im Kern ſichſt
ſein:
So bild dir daß Geſchoͤpff in Gott dem Schoͤpffer ein.

186. Nichts iſt jhm ſelber.

Der Regen faͤllt nicht jhm / die Sonne ſcheint nichtjhr:
Du auch biſt anderen geſchaffen / und nicht dir.

187. Man ſoll den Geber nehmen.

Menſch laß die Gaben Gotts / uñ eyl Jhm ſelbſten zu:
Wo du ann Gaben bleibſt / ſo koͤmſtu nicht zur Ruh.

188. Wer der freudigſte Menſch iſt.

Kein Menſch iſt freudiger als der zu aller Stund /
Von Gott uñ ſeiner Leib entzuͤndt wird und verwundt.

189. Der Suͤnder iſt nie gantz froͤlich.

Die Suͤnder ob ſie gleich in lauter Freude leben /
So muß doch jhre Seel inn groͤſten Furchten ſchwebẽ.

109. Daß Kreutz offenbahrt was ver - borgen.

Jn Troſt und ſüſſigkeit kennſtu dich ſelbſt nicht Kriſt:
Daß Kreutze zeigt dir erſt wer du im junern biſt.

191. Wie man alles auf einmal laͤſt.

Freund weñ du auf Einmal die gantze Welt wilt laſſẽ
So ſchau nur daß du kanſt die eygne Liebe haſſen.

192. Der weiſeſte Menſch.

Kein Menſch kan weiſer ſein / als der daß Ewge Gutt
Fuͤr allem andrem liebt und fucht mit gantzem Mutt.
193. Daß145[143]Vierdtes Buch.

193. Daß geruffe der Creaturen.

Menſch alles ſchreyt dich an / und predigt dir von
Gott /
Hoͤrſtu nicht daß es rufft lieb jhn / ſo biſtu todt.

194. Waß Gott am liebſten thut.

Daß liebſte Werck daß Gott ſo jnniglich ligt an /
Jſt daß er ſeinen Sohn in dir gebehren kan.

195. Der weſentliche Danck.

Der weſentlichſte Danck den Gott liebt wie ſein Leb[e][n]/
Jſt wenn du dich bereitſt daß Er ſich ſelbſt kan geben.

196. Der Heiligen groͤſte Arbeit.

Der Heilgen groͤſtes Werck und arbeit auf der erden
Jſt Gott gelaſſen ſein / und jhm gemeiner werden.

197. Waß Gott vom Menſchen fordert.

Gott fordert nichts von dir alß daß du ihm ſolt ruhn /
Thuſtu diß / ſo wird Er daß andre ſelber thun.

198. Waß die geiſtliche Ruh iſt.

Die Ruh die Gott begehrt / die iſt von ſuͤnden rein /
Begehr - und willen-loß / gelaſſen / innig / ſein.

199. Wie daß Hertze muß beſchaffen ſeyn.

Chriſt wo der Ewge Gott dein Hertz ſol nehmen ein /
So muß kein bildnüß driñ / alß ſeines Sohnes ſeyn.

200. Wie man die Zeit verkuͤrtzt.

Menſch wenn dir auf der Welt zu lang wird weil und
zeit:
So kehr dich nur zu Gott ins Nun der Ewigkeit.

201. Warumb die Seel ewig.

Gott iſt die Ewge Sonn / ich bin ein ſtrahl von jhme:
Drumb iſt mirs von natur / daß ich mich ewig rühme.
G203. Der146[144]Johannis Angeli

202. Der Strahl ohne die Sonne.

Der Strahl iſt nichts wenn er ſich von der Sonn ab -
bricht;
Du gleichfalls / laͤſtu Gott dein weſentliches licht.

203. Wie man ſucht ſo findt man.

Du findeſt wie du ſuchſt: Wie du auch klopffeſt an /
Und bitteſt / ſo wird dir geſchenckt und auffgethan.

204. Wer nicht von Gott geſchieden kan werden.

Wen Gott zu ſeinem Sohn gebohren hat auff erden /
Der Menſch kan nimmermehr von Gott geſchieden
werden.

205. Der punct der Seeligkeit.

Der Punct der Seeligkeit beſteht in dem allein:
Daß man muß weſentlich auß Gott gebohren ſein.

206. Jn wem der Sohn Gottes ge - bohrn iſt.

Wem alle ding ein ding und lauter Friede ſind /
Jn dem iſt wahrlich ſchon gebohrn daß Jungfraun
Kind.

207. Kennzeichen deß Sohns Gottes.

Wer ſtaͤts in Gotte bleibt / verliebt / gelaſſen iſt:
Der Menſch wird allermeiſt für Gottes Sohn erkieſt.

208. Nach der zeit iſt kein wircken.

Menſch wircke weil du kanſt dein Heil uñ Seeligkeit:
Daß wircken hoͤret auf mit endung dieſer zeit.

209. Wer zuviel glaubt.

Es iſt zwar wahr daß Gott dich ſeelig machen wil:
Glaubſtu Er wils ohn dich / ſo glaubeſtu zu viel.

210. Waß die Armuth deß Geiſtes iſt.

Die Armuth unſres Geiſts beſteht in jnnigkeit /
Da man ſich aller ding und ſeiner ſelbſt verzeiht.
211. Der147[145]Vierdtes Buch.

211. Der aͤrmſte der Freyeſte.

Der Armuth eigenthum iſt freyheit allermeiſt:
Drumb iſt kein Menſch ſo frey / als der recht arm im
Geiſt.

212. Armuth iſt daß weſen aller tugendẽ.

Die laſter ſind beſtrickt / die Tugenden gehn frey:
Sag ob die Armuth nicht jhr aller weſen ſey?

213. Der Alleredelſte Menſch.

Der Alleredelſte den man erſinnen kan /
Jſt ein gantz lauterer und wahrer armer Man.

214. Der herrliche Tod.

Chriſt / der iſt herrlich todt / der allem abgeſtorben /
Und jhm dadurch den Geiſt der armuth hat erworben.

215. Die zeit begreifft nicht die ewigkeit.

So lange dir mein Freund im ſinn liegt ort und zeit:
So faßſtu nicht was Gott iſt und die ewigkeit.

216. Die empfaͤngliche Seel.

Die Seel die Jungfran iſt / und nichts als Gott em -
pfaͤngt /
Kan Gottes ſchwanger ſeyn / ſo offt ſie dran gedenckt.

217. Der aufgeſpannte Geiſt.

Der Geiſt der allezeit in Gott ſteht aufgericht /
Empfaͤngt ohn underlaß in ſich das ewge licht.

218. Kennzeichen der Braut Gottes.

Die Braut verliebet ſich inn Braͤutigam allein:
Liebſtu was neben Gott / ſchau wie du Braut kanſt
ſeyn.

219. Daß wandelnde gezelt Gottes.

Die Seel in der Gott wohnt / die iſt (O Seeligkeit!)
Ein wandelndes Gezett der ewgen Herrligkeit.

220. Gott verſorgt alle Creaturen.

Gott der verſorget alls / und doch ohn alle müh /G 2Ein148[146]Johannis AngeliEin jede Creatur bedenckt er ſpat und früh[.]

221. Auch daß kleinſte Wuͤrmelein.

Kein Wuͤrmlein iſt ſo tief verborgen in der Erden /
Gott ordnets daß jhm da kan ſeine Speiſe werden.

222. Gott iſt die allvorſichtigkeit Leichte.

Menſch glaubſtu Gotts deß Herrn allgegenwaͤrtigkeit:
So ſieheſt[u]wie leicht Jhm die vorſichtigkeit.

223. Gott ſoll der Seelen bekandt ſein.

Ein Herr in ſeinem Hauß / ein Fuͤrſt in ſeinem Land:
Jn jhrem Erbtheil Gott ſol ſeyn die Seel bekandt.

224. Wie man zur Einigkeit gelangt.

Wenn ſich der Menſch entzieht der mannigfaltigkeit /
Und kehrt ſich ein zu Gott / kombt er zur Einigkeit.

225. Der Luſtgarten Gottes.

Die ewge Luſtbarkeit ſehnt ſich in mir zu ſein:
Warumb? ich bin (O hoͤrt!) jhr Blum - und Wuͤrtz -
gaͤrtlein.

226. Die Majeſtaͤt deß Menſchen.

Jch bin (O Majeſtaͤt!) ein Sohn der Ewigkeit /
Ein Koͤnig von natur / ein Thron der Herrligkeit.

227. Wer auß Adlichem Gebluͤte.

Der ſo auß Gott geborn / ſein Fleiſch bat und Gemütte:
Fuͤrwahr er iſt allein auß adlichem Gebluͤte.

228. Gott ſieht die ankunfft an.

Die ankanfft hilfft doch viel: Weil Chriſtus gnug
gethan /
So ſieht Gott ſein Verdienſt und Adel in anß an.

229. Wer Gott dient iſt hoch edel.

Mir dient die gantze Welt: Jch aber dien allein
Der ewgen Majeftaͤt: Wie edel muß ich ſein!

230. Die hoͤchſte Benedeyung.

Kein Menſch hat niemals Gott ſo hoch Gebenedeyt /
Alß der jhm / daß er jhn zum Sohn gebuͤhrt / verleiht.
149[147]

Fuͤnfftes Buch. Geiſtreicher Sinn-uñ Schluß-reimen.

1. Alles muß wider in Eins.

Alls kombt auß einem her / und muß in Eines ein:
Wo es nicht wil gezweyt / und in der vielheit ſein.

2. Wie die zahlen auß dem Einß / ſo die Geſchoͤpffe auß Gott.

Die zahlen alle gar ſind auß dem Eins gefloſſen:
Und die Geſchoͤpff zumahl auß Gott dem Einß ent -
ſproſſen.

3. Gott iſt in allen wie die Einheit inn Zahlen.

Gleich wie die Einheit iſt in einer jeden Zahl:
So iſt auch Gott der Ein inn Dingen uͤberall.

4. Nichts kan ohn das Eins beſtehn.

Wie all / und jede zahln ohns eines nicht beſtehn:
So muͤſſen die Geſchoͤpff ohn Gott das Ein vergehn.

5. Die Nulle gilt vornen an nichts.

Das Nichts die Creatur / weñ ſichs Gott vorgeſetzt /
Gilt nichts: ſteht’s hinter Jhm / dann wirdt es erſt
geſchaͤtzt

6. Jm Eins iſt alles Eins.

Jm Eins iſt alles Eins: kehrt zwey zu ruck hinein /
So iſt es weſentlich mit jhm ein einges Ein.

7. Alle Heiligen ſind ein Heiliger.

Die Heilgen alle ſind ein Heiliger allein:G 3Weil150[148]Johannis AngeliWeil ſie ein Hertz / Geiſt / Sinn / in einem Leibe ſein.

8. Die geheime Kronenzahl.

Zehn iſt die Kronenzahl: ſie wird aus eins und nichts:
Wenn Gott und Creatur zuſammen kom̃n / geſchichts.

9. Es muß ein jeder Chriſtus ſein.

Der wahre Gottes Sohn iſt Chriſtus nur allein:
Doch muß ein jeder Chriſt derſelbe Chriſtus ſein.

10. Gottes Pallaſt.

Gott iſt Jhm ſelbſt ſein Thron / der Himmel iſt ſein
Saal /
Der Vorhoff’s Paͤradeiß / der Erdkreiß iſt der Stal.

11. Die Suͤnd iſt allein das uͤbel.

Kein übel iſt alß Suͤnd: und waͤren keine Suͤnden /
So waͤr in ewigkeit kein uͤbel auch zu finden.

12. Ein wachendes Auge ſiehet.

Daß liecht der Herrligkeit ſcheint mitten in der Nacht.
Wer kan es ſehn? Ein Hertz daß Augen hat uñ wacht.

13. Daß jrrdſche Gutt iſt ein Miſt.

Daß jrrdſche Gutt iſt Miſt: die Armen ſind der Akker:
Wer’s außführt und zerſtreut / geneuſts zur Erndte
wakker.

14. Der außgang geſchicht umb den ein - gang.

Kein anßgang der geſchicht / als umb deß eingangs
willen:
Mein Hertz entſchuͤttet ſich / daß es Gott an ſol fuͤllen.

15. Verdamnuͤß iſt im weſen.

Koͤnt ein Verdambter gleich im hoͤchſten Him̃el ſeyn:
So fuͤhlet er doch ſtaͤts die Hoͤll / und jhre Peyn.

16. Durch dich entwirdt Gott nichts.

Menſch woͤhle was du wilt Verdamnüß oder Ruh:
gehet Gott durch dich nichts ab und auch nichts zu.
17. Daß151[149]Fuͤnfftes Buch.

17. Daß groͤſte Wunder.

Der Wunder hat es viel / kein groͤſſers kan ich ſehen /
Als daß das auferſtehn deß Fleiſches wird geſchehen.

18. Die geiſtliche Jahrszeiten.

Der Winter iſt die Suͤnd / die Buſſe Fruͤlingszeit /
Der Sommer Gnadenſtand / der Herbſt vollkom̃en -
heit.

19. Auch von denſelben.

Jm Winter iſt man todt / im Fruͤling ſteht man auf /
Jm Som̃er und im Herbſt verbringt man ſeinen lauf.

20. Der ſteiffe Felſenſtein.

Ein tugendthaffter Menſch iſt wie ein Felſenſtein:
Es ſtuͤrme wie es wil / er fellet doch nicht ein.

21. Der Suͤnd und Tugend eigenſchafft.

Die Buſſe ruͤchet wol / die Suͤnden alle ſtincken:
Die Tugenden gehn recht / die Laſter aber hincken.

22. Die Keuſchheit bleibt verſchloſſen.

Die Keuſchheit iſt ein Schloß daß niemand auf kan -
ſchlieſſen /
Was ſie im innern iſt / daß mag kein fremder wiſſen.

23. Die Zeit die iſt nicht ſchnell.

Man ſagt die Zeit iſt ſchnell: wer hat ſie ſehen fliegen?
Sie bleibt ja unverruckt im Welt-begriffe liegen.

24. Gott ſieht man nicht mit Augen.

Wann du denkſt Gott zu ſchaun / bild dir nichts ſinn -
lichs ein:
Daß ſchaun wird jñer uns / nicht außerhalb uns ſein.

25. Was daß beſte an der Seeligkeit.

Was an der Seeligkeit mein Hertz vors beſt erkieſt /
Jſt daß ſie weſentlich / und nicht von auſſen iſt.
G 426. Gott152[150]Johannis Angeli

26. GOtt wirdt wie wir.

Gott gibt dir wie du nimbſt / du ſelbſt ſchenkſt auß und
ein /
Er wird dir wie du wilt / wie nach dem faß der Wein.

27. Die Wegeſcheide zur Ewigkeit.

Die Wegeſcheid iſt hier: Wo lenkſtu dich nu hin?
Zur Lincken iſt verluſt / zur Rechten iſt gewien.

28. Was Gott den Tag durch thut.

Deß Morgens geht Gott auß / zu mittag ſchlaͤffet er /
Deß Nachts iſt er erwacht / reiſt’s Abends ohn be -
ſch wehr.

29. Man muß die Tieffe auf der Hoͤhe betrachten.

Ein ungrund iſt zwar Gott / doch wem er ſich ſoll
zeigen /
Der muß biß auf die Spitz der ewgen Berge ſteigen.

30. Der Teuffel der iſt gut.

Der Teuffel iſt ſo gutt dem weſen nach als du.
Waß gehet jhm dann ab? Geſtorbner will und ruh.

31. Die ichheit und verleuͤgnung.

Der ichheit iſt Gott feind / verlaügnung iſt er bold:
Er ſchaͤtzt ſie beyde ſo / wie du den Koth unds Gold.

32. Der eigne Wille ſtuͤrtzt alles.

Auch Chriſtus / waͤr in jhm ein kleiner eigner Wille:
Wie ſeelig er auch iſt / Menſch glaube mir erfielle.

33. Wenn Gott am liebſten bey uns iſt.

Gott deſſen wolluſt iſt bey dir O Menſch zu ſein /
Kehrt / weñ du nicht daheim / am liebſten bey dir ein.

34. GOtt liebt nichts als ſich.

GOtt hat ſich ſelbſt ſo lieb / bleibt jhm ſo zugethan.
Daß er auch nimmermehr was andres lieben kan.
35. Gott153[151]Fuͤnfftes Buch.

35. GOtt kan mehr viel als wenig.

Nichts iſt das Gott nicht kan. Hoͤr Spoͤtter auf zu -
lachen:
Er kan zwar keinen Gott / wol aber Goͤtter machen.

36. Viel Goͤtter / uñ nur einer. 1. Cor. 8. 5.

Ein einger Gott / und viel / wie ſtimbt daß über ein?
Gar ſchoͤne: Weil ſie all in einem Einer ſein.

37. GOtt ſchaut auf den Grund.

Gott ſchaͤtzt nicht was du guts / nur wie du es gethan:
Er ſchaut die Fruͤchte nicht / nur kern und Wurtzel an.

38. GOtt bricht von Diſteln Feigen.

GOtt lieſt von Dornen Wein / von Diſteln bricht er
Feigen /
Wenn er dein ſuͤndigs Hertz zur Buſſe komt zu neigen.

39. Die Seeligen ſind nie ſatt.

Die Seelgen duͤrffen ſich daß ſie nie ſatt ſind freun!
Es muß ein ſuſſer Durſt / und lieber Hunger ſeyn!

40. Chriſtus iſt wie ein Felß.

Wer ſich an Chriſtum ſtoͤſt / (er iſt ein Felßenſtein)
Zerſchoͤlt: wer ich ergreifft / kan ewig ſicher ſein.

41. Je mehr erkandnuͤß je weniger ver - ſtandnuͤß

Je mehr du Gott erkennſt / je mehr wirſtu bekennen /
Daß du je weniger Jhn / waß er iſt / kanſt nennen.

42. GOtt muß ſich ſelber lieben.

Gott iſt daß hoͤchſte Gutt / er muß jhm ſelbſt gefallen /
Sich ſelber auf ſich kehrn / ſich lieben / ehrn / für allen.

43. Wie Gott ſo ſehr gerecht.

Schan Gott iſt ſo gerecht: Waͤr etwas uͤber jhn /
Er ehrt es mehr als ſich / und kniete fuͤr dem hin.
G 544. Gott154[152]Johannis Angeli

44. GOtt liebt ſich nicht als ſich.

Gott liebt ſich nicht als ſich / nur als das Hoͤchſte gut:
Drumb ſchau / daß er auch ſelbſt / waß er befihlet /
thut.

45. Die Laſter ſcheinen nur.

Die Laſter gehn bekleidt / die Tugend ſtehet bloß /
Die iſt warhafftiglich / jen aber ſcheinen groß.

46. Du biſt der erſte Suͤnder.

Schweig Suͤnder / ſchreyhe nicht die Ev uñ Adam an:
Waͤrn ſie nicht vorgefalln / du haͤtteſtes ſelbſt gethan.

47. Der Geiſtliche Feuerzeug.

Mein Hertz iſts Fenuerzeug / der Zunder gutter Wille:
Schlaͤgt Gott ein Fuͤnklein drein / ſo brennts und
leuchts die voͤlle.

48. Eins kans nicht ohn daß andre.

Zwey muſſen es vollziehn: ich kans nicht ohne Gott /
Und Gott nicht ohne mich: Daß ich entgeh dem Todt.

49. Die ſchoͤnſte Weißheit.

Menſch ſteig nicht allzu hoch / bild dir nichts übrigs
ein:
Die ſchoͤnſte Weißheit iſt nicht gar zu weiſe ſein.

50. GOtt iſt nicht tugendhafft.

Gott iſt nicht tugendhafft: Auß jhm kombt tugend
her /
Wie auß der Sonn die Strahln / und Waſſer auß
dem Meer.

51. Nach Gott iſt alles gebildet.

GOtt iſt von anbegin der Bildner aller dinge /
Und auch jhr Muſter ſelbſt: Drumb iſt ja keins ge -
ringe.
52. Du155[153]Fuͤnfftes Buch.

52. Du muſt der Himmel ſein.

Jn Himmel komſt du nicht / (laß nur von dem getuͤm -
mel)
Du ſeyſt dann ſelbſt zuvor ein lebendiger Himmel.

53. Die ewige Erwoͤhlung.

GOtt woͤhlt dich wie du biſt: Boͤß iſt bey jhm ver -
lohren /
Gut iſt von ewigkeit zum Leben außerkohren.

54. Der Tugenden und Laſter beſchaf - fenheit.

Die Tugend liegt in ruh / die laſter ſtehn im ſtreit:
Sie haben Pein in ſich / jen aber Seeligkeit.

55. GOtt ſtrafft nicht die Suͤnder.

Gott ſtrafft den Suͤnder nicht. Die Suͤnd iſt ſelbſt
jhr Hohn /
Jhr Angſt / Pein / Marter / Tod: Wie Tugendt
ſelbſt jhr Lohn.

56. GOtt thut deine Verdamnuͤß nicht weh.

Der Sonne thuts nicht weh / wenn du von jhr dich
kehrſt /
Alſo auch Gotte nicht / wen du in Abgrund fehrſt.

57. Wann du wilt / wirſtu ſeelig.

Gott laͤſt dich jede zeit gar gern in Himmel ein:
Es ſtehet nur bey dir ob du wilt ſeelig ſein.

58. Wie du biſt / ſo wirſtu gewirket.

Die Sonn erweicht daß Wachß / und machet hart
den Koth:
So wirkt auch Gott nach dir daß Leben und den Tod.

59. Herren gunſt wehret jmmer.

Daß Herꝛn gunſt ewiglich / und nicht nur kurtz beſtehe /
Beweiß ich mit der gunſt des Herren in der Hoͤhe.
G 660. Der156[154]Johannis Angeli

60. Der weg zum Himmel.

Wenn du mein Pilger wilt in Himmel dich erhoͤhen /
So muſtu nahe zu / grad uͤbern Kreutzweg gehen.

61. Alles iſt vollkommen.

Menſch nichts iſt unvollkommn: der Kieß gleicht dem
Rubin:
Der Froſch iſt ja ſo ſchoͤn alß Engel Seraphin.

92. Deß Menſchen groͤſter Schatz.

Der groͤſte Schatz nach Gott iſt gutter will auf erden:
Jſt alles gleich verlorn: Durch jhn kans wider werdẽ.

63. Bey Gott ſind keine Jahre.

Fuͤr Gott ſind tauſend Jahr wie ein vergangner Tag.
Darumb iſt gar kein Jahr bey jhm / wers faſſen mag.

64. Wir dienen uns / nicht Gott.

Menſch / Gott iſt nichts gedient / mit faſten / bethen
wachen:
Du dienſt mehr dir damit / weils dich kan heilig
machen.

65. GOtt kan ſich nicht verbergen.

GOtt kan ſich nim̃ermehr verbergen wie du ſprichſt:
Es ſey dann daß du auch fuͤr jhn ein Loch erdichſt.

66. GOtt iſt in unß ſelbſt.

GOtt iſt ſo nah bey dir mit ſeiner Gnad und Guͤtte /
Er ſchwebt dir weſentlich im Hertzen und Gemuͤtte.

67. Wie weit der Weg in Himmel.

Chriſt ſchaͤtze dir die Reiß: in Himmel nicht ſo weit:
Der gantze Weg hinein iſt keines Schrittes breit:

68. Der Weiſe begehrt nicht in Him̃el.

Der Weiſe wann er ſtirbt / begehrt in Himmel nicht:
Er iſt zuvor darinn eh jhm das Hertze bricht.
69. Deß157[155]Fuͤnfftes Buch.

60. Deß boͤſen und gutten Unterſcheid.

Ein Jrꝛliecht iſt der boͤß: ein gutter Menſch ein ſtern:
Er brennet von ſich ſelbſt / der leuchtet von dem Herꝛn.

70. Man darff nicht viel zur Seeligkeit.

Chriſt du bedarffſt nicht viel zur ewgen Seeligkeit:
Es hilfft ein eintzigs Kraut daß heiſt gelaſſenheit.

71. Die Buß iſt leicht zuthun.

Die Buß iſt bald gethan / daß dich Gott loß muß
ſagen /
Du darffſt nur an die Bruſt wie jener Suͤnder ſchla -
gen.

72. GOtt iſt allem gleich nahe.

GOtt iſt dem Belzebub nah wie dem Seraphin:
Nur daß Beelzebub den Ruͤkken dreht auf jhn.

73. GOtt kan ſich nicht entziehn.

GOtt kan ſich nicht entziehn / er wuͤrket für und fuͤr:
Fuͤhlſtu nicht ſeine Krafft / ſo gib die ſchuld nur dir.

74. Jn der Hoͤll iſt keine Ewigkeit.

Betracht es eigentlich: bey Gott iſt Ewigkeit /
Beym Teuffel in der Hoͤll da iſt ein ewge Zeit.

75. Nichts beſteht ohne genuß.

Nichts dauret ohn genuß. Gott muß ſich ſelbſt ge -
nieſſen /
Seineſen Wwuͤrde ſonſt wie Graß verdorren muͤſſen.

76. Wie die Geſellſchafft / ſo der geſellte.

Zu wem du dich geſellſt / deß weſen ſaufſtu ein:
Bey Gotte wirſtu Gott / beym Teuffel Teuffel ſein.

77. An den Suͤnder.

Du ſchreyheſt auf den Dieb / und ſchiltſt jhn unverholẽ:
Schweig / du haſt Gott viel mehr alß er der Welt
geſtohlen.
G 778. War -158[156]Johannis Angeli

78. Warumb wenig zur Thuͤr deß Lebens eingehn.

Daß nach der Him̃elthuͤr ſo wenig Menſchen greiffen!
Es wil jhm keiner dran den alten Balg abſtreiffen.

79. Am Creutz am ſicherſten.

Man ligt am ſeeligſten in Leyden Creutz und Pein:
Wo aber ſind die gern auf diſem Bette ſein?

80. Die armut iſt am reichſten.

Die Armuth iſt ein Schatz dem keine Schaͤtze gleichen:
Der aͤrmſte Menſch im Geiſt hat mehr als alle Reichẽ.

81. Jm Reinen erſcheinet Gott.

Menſch denkſtu Gott zuſchaun / dort oder hier auf
Erden:
So muß dein Hertz zu vorein reiner Spiegel werden.

82. Am Creutz iſt die lieb am Liebſten.

Sag wo die Liebe wird am liebeſten gefunden?
Am Creutz / wenn ſie umb deß geliebten willn gebundẽ.

83. Freud und Leid beyſamen.

Ein Chriſt erfreuet ſich in Leyden Creutz und Pein:
So kan ja freud und Leyd gar wol bey ſammen ſein.

84. Eins wiſſen hat den Preyß.

Viel wiſſen blaͤhet auf: dem geb ich lob und preyß /
Der den Gekreutzigen in ſeiner Seele weiß.

85. Wer nichts weiß / iſt geruhig.

Haͤtt Adam nie vom Baum der wiſſenſchafftẽ geſſen
Er waͤr im Paradeiß in ewger Ruh geſeſſen.

86. Der Schoͤpffer im Geſchoͤpffe.

Die Schoͤpffung iſt ein Buch: Wer’s weißlich leſen
kan:
Dem wird dariñ gar fein der Schoͤpffer kundt gethan.
87. Eins159[157]Fuͤnfftes Buch.

87. Eins iſt daß beſte Buch.

Viel Buͤcher viel beſchwehr: Wer eines recht geleſen /
(Jch meine JEſum Chriſt) / iſt ewiglich geneſen.

88. Du muſt dich uͤber ſetzen.

Der Leib muß ſich in Geiſt / der Geiſt in Gott erhebẽ /
Wo du in Jhm mein Menſch wilt ewig ſeelig leben.

89. Du muſt es hier erwerben.

Hier muß es ſein gethan: Jch bilde mir nicht ein /
Daß der kein Reich erwirbt / dort wird ein Koͤnig
ſein.

90. Nichts zeitlichs iſt in Gott.

Ein Augenblik iſt kurtz: Noch kan ich kuͤhnlich ſagen /
Daß Gott ſo lange nicht geweſt vor Zeit und Tagen.

91. Jn welchem Jahr die Welt er - ſchaffen.

Da Gott die Welt erſchuf / waß ſchrieb man vor ein
Jahr?
Kein andres nicht alß daß ſeins Urſtands erſtes war.

92. GOtt ſieht nichts zuvor.

* Gott ſiehet nichts zuvor: Drumb leugſtu weñ du jhn
Mit der Vorſehung mißt nach deinem bloͤden Sinn.
* Jn Gott iſt kein vor oder darnach ſehen? ſondern
Er ſiehet von Ewigkeit alles gegenwertig fuͤr jhm /
wie es geſchiehet / nicht wie es geſchehen wirdt oder
geſchehen iſt.

93. GOtt kan nicht zoͤrnen.

GOtt zoͤrnet nie mit unß / wir dichtens jhm nur an:
Unmoͤglich iſt es jhm daß er je zoͤrnen kan.

94. GOtt iſt nicht beweglich.

Wer ſaget daß ſich Gott vom Suͤnder abewendt /
Der giebet klar an Tag daß er Gott noch nicht kennt.
Merke. Gott wendet ſich nicht ab / ſondern der Suͤn -
der wendt ſich von Gott.
95. Waß160[158]Johannis Angeli.

95. Was Gott den Seeligen und Ver - dambten iſt.

Gott iſt den Seeligen ein ewger freuden Gaſt /
Und den Verdammeten ein ewge uͤberlaſt.

96. Daß Hoͤlliſche brennt nur.

Die Hoͤlle ſchadt mir nichts / waͤr ich gleich ſtaͤts in
jhr:
Daß dich jhr Feuer brennt / daß liget nur an dir.

97. Der weiſe klagt nur Suͤnde.

Der Weiſe wann er ſol von Pein und Ungluͤk ſagen /
Wird dir ſonſt uͤber nichts als uͤber Suͤnde klagen.

98. GOtt kan dem Willn nicht ſteuren.

Nichts ſtaͤrkers iſt als Gott: doch kan er nicht ver -
wehren /*
Daß ich nicht was ich wil ſol wollen und begehren.
*Durch ſeine vorhin der Seelen eingeſchaffene ge - walt. Er kan aber wol verhindern daß der Wille daß Werk nicht verbringe / welches er wil.
*

99. Was GOtt gern jſſet.

Gott jſſt die Hertz gern: Wiltu jhn ſtattlich ſpeiſen /
So richt jhm deines zu: Er wird es ewig preiſen.

100. Wie Gott daß Hertze wil zubereitet haben.

Wie Kocht man Gott das Hertz? Es muß geſtoſſen
ſein /
Gepreſt / und ſtark verguldt: Sonſt geht es jhm
nicht ein.

101. GOtt wil ein gantzes Hertze.

Chriſt mit dem halben theil wirſtu Gott nicht begeben:
Er wil daß Hertze gantz und nicht die helffte haben.
102. War -161[159]Fuͤnfftes Buch.

102. Warumb niemand von Engeln beſeſſen wirdt.

Wie daß kein heilges Hertz von Engeln wird beſeſſen?
Sie thuns nicht weil es Gott fuͤr ſich hat abgem ſſen.

103. Gott iſt nicht’s erſte mahl am Creutz geſtorben.

Gott iſt nicht’s erſte mahl am Creutz getoͤdtet worden:
Denn ſchau er ließ ſich ja in Abel ſchon ermorden.

104 Chriſtus iſt geweſen / eh er war.

Daß Chriſtus lang zuvor / eh daß er war geweſen /
Jſt klar: Weil man jhn und tranck / daß man ge -
neſen.

105. Den Himmel kan man ſtehlen.

Wer heimlich guttes wirckt / ſein Geld außtheilt ver -
holen /
Der hat daß Himmelreich gar meiſterlich geſtohlẽ.

106. Daß Leben muß dir ſelbſt ein ge - ſchriben ſein.

Menſch wird dein Hertze nicht das Buch deß Lebens
ſein:
So wirſtu nimmermehr zu Gott gelaſſen ein.

107. Chriſtus geſtern / heut / und Morgẽ.

Meſſias der iſt heut / iſt geſtern / und iſt Morgeu /
Und biß in ewigkeit / entdekket und verborgen.

108. Der glaub allein iſt ein holes Faß.

Der glaub / ohn lieb / allein / (wie ich mich wol beſiñe)
Jſt wie ein holes Faß: klingt und hat nichts driñe.

109. Wer Gott hat / hat alles mit ihm.

Bey Gott iſt alls und jeds: Wer neben Jhm traͤgt ein /
Der muß ein rechter Narr / und tum̃er Geitzbalß ſein.
110. Dem162[160]Johannis Angeli.

110. Dem Schoͤpffer lauffen alle Ge - ſchoͤpffe nach.

Wenn du den Schoͤpff er haſt / ſo laufft dir alles nach /
Menſch / Engel / Sonn uñ Mond / Lufft / Feuer / Erd /
und Bach.

111. Auſſer Gott leben iſt Todt ſein.

Menſch glaube diß gewiß: Wo du nicht lebſt in Gott /
Lebſtu gleich tauſend Jahr / du biſt ſo lange todt.

112. Nicht alles gutte iſt gut.

Nicht alles gut iſt gut: Menſch uͤberred dich nicht:
Waß nicht im Lieboͤl brennt daß iſt ein falſches Licht.

113. Gewien iſt Verluſt.

Der Reiche dieſer Welt / was hat er vor gewin?
Daß er muß mit verluſt von ſeinem Reichthumb ziehn.

114. Nach Ehre ſtreben iſt thoͤricht.

Wie thoͤricht ſind wir doch daß wir nach Ehre ſtreben!
Gott wil ſie ja nur dem / der ſie verſchmaͤhet / geben.

115. Erfahrung iſt beſſer als wiſſen - ſchafft.

doch / waß redſtu viel von krafft der Wurtzel Jeſſe:
Mir ſchmaͤkket nichts ſo gut als waß ich ſelber eſſe.

116. Du muſt der erſte im Him̃el ſein.

Chriſt lauffe was du kanſt / wiltu in Hmmel ein:
Es heiſt nicht ſtille ſtehn / du muſt der erſte ſein.

117. Der Demuͤtlge wird nicht gericht.

Wer ſtaͤts in demut lebt / wird nie von Gott gericht:
Warumb? er richtet auch niemand und ſuͤndigt nicht.

118. Gott iſt nicht mehr barmhertzig als gerecht.

Gott der wird nicht vor Gott vom weiſen Mañ erkieſt:
Wo er barmhertziger mehr als gerechter iſt.
119. Die163[161]Fuͤnfftes Buch.

119. Die wuͤrckung des heiligen Sa - craments.

Daß Brodt der Herꝛ in uns wirkt wie der weiſen
ſtein.
Es machet uns zu Gold / wo wir geſchmoltzen ſein.

120. Der menſch iſt zwey Menſchen.

Zwey Menſchen ſind in mir: Der eine wil was Gott:
Der andre was die Welt / der Teuffel und der Todt.

121. Nichts iſt herꝛlicher als die Seele.

Solt auch was herꝛlichers alß meine Seele ſein?
Warumb? weil Jehova ſich ſelbſt verwandelt drein.

122. Es ſind nicht Heiligen.

Es koͤnnen wie du ſprichſt nicht viel der Heilgen ſein.
Warumb? denn Jeſus iſt der Heilge ja allein.

123. Gleichnuß der H. Dreyeinigkeit.

Gott Vatter iſt der Brunn / der Quall der iſt der Sohn /
Der heilge Geiſt der iſt der ſtrom ſo fleuſt davon.

124. Von Gott wird mehr gelogen als wahr geredt.

Waß du von Gott ver jahſt / daſſelb iſt mehr erlogen /
Als wahr: weil du Jhn nur nach dem geſchoͤpff erwogẽ.

125. Zeit iſt edler alß Ewigkeit.

Die Zeit iſt edeler alß tauſend Ewigkeiten:
Jch kan mich hier dem Herꝛn / dort aber nicht bereittẽ.

126. Der Jchheit Tod / ſtaͤrckt in dir Gott.

So viel mein Jch in mir verſchmachtet und abnimbt /
So viel deß Herren Jch darvor zu kraͤfften koͤm̃bt.

127. Die Seel iſt uͤber Zeit.

Die Seel ein ewger Geiſt iſt über alle Zeit:
Sie lebt auch in der Wett ſchon in der Ewigkeit.
128. Der194[162]Johannis Angeli.

128. Der Seelen wird es nie Nacht.

Mich wundert daß du darffſt dentag ſo ſehr verlange!
Die Sonn iſt meiner Seel noch niemals untergangen.

12[9][.]Daß jnnre bedarf Nicht deß auͤſerẽ.

Wer ſeine Sinnen hat ins jnnere gebracht /
Der hoͤrt was man nicht redt / und ſiehet in der Nacht.

130. Der geiſtliche Magnet und Stahl.

Gott der iſt ein Magnet / mein Hertz daß iſt der Stahl:
kehrt ſich ſtaͤts nach jhm / weñ ers berührt einmahl.

131. Der Menſch iſt etwas groſſes.

Der Menſch muß doch was ſein! Gott nimbt ſein we -
ſen an:
Umb aller Engel willn haͤtt er ſolchs nicht gethan.

132. Der gelaſſene leidet keinen ſchaden.

Wer nichts mit eigenthum beſitzet in der Welt /
Der leidet nicht verluſt wann jhm gleich’s Hauß ein -
faͤllt.

133. Der Weiſe graͤmt ſich nie.

Der Weiſe wird ſich nie in Pein und Ungluͤk graͤmen:
Er bitt Gott nicht einmahl / daß ers von jhm ſoll
nehmen.
Er bettet nur Herꝛ dein Wille geſchehe.

134. Ein Koͤnig und ein knecht iſt Gott gerecht.

Menſch allererſt biſtu fuͤr Gott geſchikt und recht:
Wenn du zugleiche biſt ein Koͤnig und ein Knecht.

135. Vorbereitung macht weniger emp - findligkeit.

Wie daß den Weiſen nie betruͤbet Weh und Leid?
Er hat ſich lang zuvor auf ſolchen Gaſt bereit.

136. Dem Weiſen gilt alles gleiche.

Alls gilt dem Weiſen gleich: er ſitzt in ruh und ſtille:Geht165[163]Fuͤnfftes Buch. Geht es nach ſeinem nicht / ſo gehts nach Gottes wille.

117. Gott hoͤret auch die Stum̃en.

Menſch wo du Gott umb gnad nicht kanſt mit worten
ehren /
So ſteh nur ſtum für jhm / er wird dich ſchon erhoͤren.

138. Wen Gott nicht ewig verdammen kan.

Den Suͤnder / welcher ſich nicht ewig wendt von Gott
Kan Gott auch nicht verd am̃n zur ewgen Pein uñ Tod.

139. Daß Alleradelichſte.

Bin ich nicht adelich! die Engel dienen mir /
Der Schoͤpffer buhlt umb mich / und wart fuͤr meiner
Thuͤr.

140. Der Weiſe fehlt nie deß Ziehls.

Der Weiſe fehlet nie: er trifft allzeit daß Ziehl:
Er hat ein augenmaß / daß heiſſet wie Gott wiel.

141. Der Welt thun iſt ein Trauerſpiel.

Freund goͤnn es doch der Welt / jhr gehts zwar wie ſie
wil:
Doch iſt jhr gantzesthun nichts als ein Trauerſpiel?

142. Jm Himmel mag man thun waß man wil.

Menſch zaͤhme doch ein kleins auf erden deinen willen:
Jm Himmel wirſtu jhn wie du wirſt wolln erfuͤllen.

143. Der Unempfindliche iſt mehr als Engliſch.

Wer in dem Fleiſche lebt / und fühlt nicht deſſen pein:
Der muß ſchon auf der Welt weit mehr als Engliſch
ſein.

144. Die Jchheit ſchadt mehr als tau - ſend Teuffel.

Menſch huͤtte dich fuͤr dir. Wirſtu mit dir beladen /Du166[164]Johannis Angeli. Du wirſt dir ſelber mehr als kauſend Teuffel ſchaden.

145. Chriſtus verurſacht nur haß und ſtreit.

Meinſtu daß Chriſtus dir bringt Lieb und Einigkeit:
Nein wahrlich: wo er iſt entſtehet haß und ſtreit.

146. Die Welt iſt von Ewigkeit.

Weil Gott der ewige die Welt ſchuf auſſer zeit:
So iſts ja Sonnen-klar daß ſie von ewigkeit.

147. Jn Gott iſt alles gleiche.

Jn Gott iſt alles eins. Der minſt im Himmelreich:
Jſt Chriſto unſrem Herꝛn und ſeiner Mutter gleich.

148. Jn der Ewigkeit geſchiht alls zu - gleiche.

Dort in der Ewigkeit geſchihet alls zugleich
Es iſt kein vor noch nach / wie hier im Zeitenreich.

149. Alle Menſchen muͤſſen ein Menſch werden.

Der vielheit iſt Gott feind: Drumb zieht er uns ſo ein:
Daß alle Menſchen ſolln in Chriſto einer ſeyn.

150. Jm Himmel iſt alles gemein.

Jm Him̃el lebt man wol: Niemand hat was allein:
Was einer hat / daß iſt den Seelgen alln gemein.

151. Ein jeder geneuſt der andrẽ Seelig - keit.

Marien Seeligkeit / und jhres Sohns deß ſuͤſſen /
Werd ich ſo voͤlliglich alß beyde ſelbſt genieſſen.

152. Was ein Heiliger hat / daß iſt der andren auch.

Was hier die Heiligen mit groſſer muͤh erlangt /
Wird in der Seeligkeit mir alls umb ſonſt geſchankt.
153. Ein167[165]Fuͤnfftes Buch.

153. Ein jeder im Him̃el freuet ſich ob dem andren.

Der groͤſte Heilige wird ſich ſo hoh erfreun
Ob mir: als ſehr ob jhm ich werde froͤlich ſeyn.

154. Wer friede ſucht muß vil uͤberſehn.

Menſch wenn du ſo genau daß deine wilt beſchuͤtzen /
So wirſtu nimmermehr in wahrem friede ſitzen.

155. Chriſtus iſt der erſte und letzte Menſch.

Der erſt und letzte Menſch iſt Chriſtus ſelbſt allein /
Weil all auß jhm entſtehn / in jhm beſchloſſen ſein.

156. Wer viel begehrt dem mangelt vil.

Wer gnugſam reich / hat alls. Wer viel begehrt und
wil /
Der gibet zu verſtehn daß jhm noch mangelt viel.

157. Der Reiche iſt wahrhafftig arm.

Der Reiche wann er viel von ſeiner Armuth ſpricht /
So glaub es jhm nur gern: er leugt warhafftig nicht.

158. Die abgeſtorbenheit iſt eine Wittib.

Die abgeſtorbenheit muß eine Wittib ſeyn:
Denn ſie hat keinen Mann / und gehet ſtaͤts allein.

159. Daß Leiden Chriſti iſt noch nicht gar vollbracht.

Daß Leiden Chriſti iſt am Creutz nicht gar vollbracht:
Er leidet heute noch bey Tag und auch bey Nacht.

160. Der Menſch muß daß Leidẽ Chriſti erfuͤllen.

Menſch du ſoiſt Paulus ſein / und in dir ſelbſt er -
fuͤllen /
Was Chriſtus nicht gethan / wo ſich der zorn ſol ſtillẽ.
161. Nie -168[166]Johannis Angeli.

161. Niemands liegt an der bruſt Chriſti als Johannes.

Kind bilde dir nicht ein / ch du Johannes biſt /
Daß du ligſt an der Bruſt deß Herren Jeſu Chriſt.

162. Daß Lob deß Suͤnders.

Daß Lob daß Gott dem Herꝛn ein Ungerechter giebt /
Wird weniger von jhm als Hundsgebell geliebt.

163. Gott hilfft dem groͤſten Suͤnder am liebſten.

Die Suͤnder liegẽ krant / jhr artzt iſt Jeſus Chriſt:
Am liebſten hilfft er dir wo du der groͤſte biſt.

164. Gott nimbt nur die Laͤmmer an.

Gott wil daß alle ſolln zu ſeinem Sohne kommen:
Und dennoch werden uur die Laͤmmer angenom̃en.

165. Wer GOtt ſiehet.

Gott iſt ein ewger Blitz / wer kan jhn ſehn und leben?
Wer ſich in ſeinen Sohn ſein Ebenbild begeben.

166. Wer boͤſe bleibt / hat nichts an Chriſto.

Menſch bleibeſtu verboſt / ſo iſt dir nichts erworben:
Gott iſt nur fuͤr das Schaf nicht für den Bok geſtorbẽ.

167. Die Suͤnde bringt was Gutes.

Die Sünd bringt doch was gutts: Sie muß den Fro -
men dienen /
Daß ſie viel edeler fuͤr Gott dem Herren gruͤnen.

168. Der Suͤnder thut nichts gut.

Menſch ſpeiſe wen du wilt / zeuch tauſend Armen an:
Wo du ein Suͤnder biſt / du haſt nicht wol gethan.

169. Wie man vor die Majeſtaͤt gehet.

Wer vor der Majeſtaͤt wil unerſchrokken ſtehn /
Der muß gewaſchen ſein / und tief gebukket gehn.
170. GOtt169[167]Fuͤnfftes Buch.

170. GOtt ſind alle Werke gleich.

GOtt ſind die Werke gleich / der Heilge wañ er trinkt /
Gefaͤllet Jhm ſo wol / als wann er Bett und ſingt.

171. Die Tugenden haͤngen alle anein - ander.

Die Tugenden ſind ſo verknuͤpffet und verbunden /
Wer ein alleine hat der hat ſie alle funden.

172. Alle Tugenden ſind eine Tugend.

Schau alle Tugenden iſt ein ohn unterſcheid:
Wiltu den Rahmen hoͤrn? ſie heiſt Gerechtigkeit.

173. GOtt hat keine Gedanken.

Menſch GOtt gedaͤnket nichts. Ja waͤrn in Jhm
Gedanken (wanken.
So koͤnt Er hin und her / welchs Jhm nicht zuſteht /

174. Was der Heilige thut / thut GOtt in jhm.

Gott thut im Heligen ſelbſt alls was der Heilge thut:
GOtt geht / ſieht / liegt / ſchlaͤfft / wacht / jßt trinkt / hat
gutten Muth.

171. Daß Gewiſſen iſt ein Wegweiſer.

Menſch wenn du jrre gehſt ſo frage dein Gewiſſen:
Du wirſt ohn alln Verzug die Straſſ-erkennen muͤſſẽ.

176. Chriſtus iſt ein Lebendiges Buch geweſt.

Daß Lebendige Buch deß Lebens unß zuleſen / (weſen -
Jſt Chriſtus auf der Weit mit Red und That ge -

177. Wer daß Buch deß Lebens lieſet.

Menſch wer dem HErren folgt in ſeinem Thun und
laſſen /
Der lieſt deß Lebens Buch / uñ kan die Meinung faſſen.
H178. Chri -170[168]Johannis Angeli

178. Chriſtus war was Er redte.

Was Chriſtus auf der Welt geredt hat und gethan /
Daß iſt Er ſelbſt geweſt: wie ers auch zeiget an.

179. GOtt macht nichts Neues.

GOtt macht kein neues Ding / obs uns zwar neue
ſcheint:
Fuͤr Jhm iſt ewiglich was man erſt werden meint.

180. GOtt komt nur in keuſche Hertzen.

Den Braͤutgam deiner Seel verlanget ein zu ziehen
Bluͤh auf; er kommet nicht biß daß die Lilgen bluͤhen.

181. Daß allergeitzigſte.

Wie Geitzig iſt ein Hertz! weñ tauſend Welten waͤrẽ /
Es wuͤrde ſie geſambt / und mehr darzu begehren.

182. Daß Hertz muß auß dem Hertzen.

Schuͤtt auß dein Hertz fuͤr GOtt: Erzeucht nicht bey
dir ein:
Wenn er dein Hertze nicht ſieht auſſrem Hertzen ſein.

183. Deß Chriſten Natur.

Umb boͤſes guttes thun / umb Schmach ſich nicht eut -
ruͤſten:
Vor undank dank ertheiln / iſt die Natur deß Kriſten.

184. Ein Heiliger ſicht ſich im andren.

Ein jeder Heiliger wird ſich in allen ſehn:
Wann nicht all einer waͤrn / ſo koͤnt es nicht geſchehn.

185. Der Weiſe weil er nichts hat / ver - liehrt nichts.

Der weiſe Mann iſt nie umb einen Heller kommen:
Er hat nie nichts gehabt / man hat jhm nichts genom̃ẽ.

186. Die Eigenheit iſt alles uͤbels Ur - ſache.

Mittheilen ſchaffet Ruh: Bloß auß der Eigenheit
Entſtehet alles Weh / Verfolgung Krieg und Streit.
187. Der171[169]Fuͤnfftes Buch.

187. Der groͤſte Troſt nach GOtt.

Der groͤſte Troſt nach Gott duͤnkt mich im Him̃el ſein:
Daß man einander gleich ins Hertze ſiht hinein.

188. Es ſind viel Seeligkeiten.

Es ſind viel Wohnungen / und auch viel Seeligkeiten:
Ach thaͤteſtu dich doch zu einer recht bereiten!

189. GOtt iſt Ewig in ſeine Schoͤnheit

GOtt iſt ſo uͤberſchoͤn / daß Jhn auch ſelber gantz
Von Ewigkeit verzukt ſeins Angeſichtes Glantz.

190. Die Seeligkeit in der Zeit.

Dem Heilgen geht nichts ab: er hat ſchon in der Zeit
An GOttes wollgefalln die gantze Seeligkeit.

191. Der Seeligen und Verdampten Eigenſchafft.

Der Seelgen Eigenſchafft iſt gantz nach GOtte lebẽ:
Und der Verdampten art Jhm gaͤntzlich wiederſtrebẽ.

192. GOtt macht mit Huͤlffe der Crea - tur daß beſte.

Den erſten Adam den hat GOtt allein gemacht:
Den anderen hat er mit mir zu wege bracht.

193. GOtt liebt einen wie alle.

GOtt liebet mich ſo ſehr als alles was auf Erden:
Waͤr Er nicht Menſch gebohrn / er wuͤrde mirs noch
werden.

194. Aller Heiligen Werke ſind nur ein Werk.

Was alle Heilgen thun / daß kan ein Menſch allein:
Ja? ſchau ſie thun[ſonſt] nichts als GOtt gelaſſen ſein.

195. Gott wird im Muͤſſig ſein gefunden.

Viel eher wird dir GOtt wenn du gantz muͤſſig ſ[i][t][z]t:
Als wenn du nach Jhm lauffſt daß Leib und Seele
ſchwitzt.
196. GOtt172[170]Johannis Angeli

196. GOtt hat alle Nahmen / uñ keinen.

Man kan den hoͤchſten Gott mit allen Nahmen neñen:
Man kan jhm widerumb nicht einen zu erkennen.

197. GOtt iſt nichts und alles.

GOtt der iſt nichts und alls ohn alle deutelei: (ſey?
Dann nenn was daß Er iſt? auch was daß Er nicht

198. Chriſtus iſt unſer Muſter.

Menſch wenn du dich wilt GOtt zum Tempel aufer -
bauen /
Muſtu daß rechte Maß an Chriſto dir abſchauen.

199. Der Lieb gegenwurf.

Der Liebe gegen-wurff iſts hoͤchſte Gutt allein:
Liebt ſie was auſſer dem / ſo muß ſie Naͤrriſch ſein.

200. Was man liebt / in daß verwandelt man ſich auß S. Auguſtino.

Menſch was du liebſt in daß wirſtu verwandelt werdẽ
GOtt wirſtu liebſtu GOtt / und Erde liebſtu Erden.

201. Die wolgeordnete Liebe.

Liebſtu GOtt uͤber dich / den Naͤchſten wie dein Leben /
Was ſonſt iſt / unter dir: ſo liebſtu recht und eben.

202. Die Vereinigung mit GOtt ma - chet alles Edeler.

Kriſt alles was du thuſt / muß dir zu Golde werden:
Wo dus Vereinigeſt mit Chriſti thun auf Erden.

203. Der Welt Menſch iſt Verblendt.

Menſch thu die Augen auf / der Himmel ſteht ja offen:
Du haſt dieh mit der Welt / wo dus nicht ſiehſt beſoffẽ.

204. GOtt iſt guͤttiger als wir vermeinẽ.

GOtt iſt ſo gut auf unß / daß ichs nicht ſagen kan:
Begehren wir Jhn gleich nicht / er bieth ſich ſelber an.
205. Auf. 173[171]Fuͤnfftes Buch.

205. Auf Gottes ſeithen iſt kein Mangel.

GOtt wirkt ohn unterlaß: Er goͤſſe tauſend Freudẽ:
Jn dich auf einmal ein / wo du Jhn koͤnteſt leyden.

206. GOtt kan ſich keinem Demuͤtigen entziehn.

GOtt koͤnte ſich auch gar den Teufeln nicht entziehn /
Wo ſie nur umbgekehrt fuͤr Jhn hin wolten knien.

207. Daß groͤſte Werk.

Daß allergroͤſte Werk daß du fuͤr GOtt kanſt thun /
Jſt ohn ein eintzigs Werk GOtt leiden uñ Gott ruhn.

208. Die Neue Creatur.

Menſch allererſt biſtu die neue Creatur /
Wenn Chriſti froͤmigkeit iſt deines Geiſts Natur.

209. Daß allerhoͤchſte Leben /

Freund wo du’s wiſſen wilt / daß allerhoͤchſte Leben /
Jſt abgeſchieden ſein / und GOtt ſtehn uͤbergeben.

210. Die Neue und alte Liebe.

Die Liebe wenn ſie neu / prauſt wie ein junger Wein:
Je mehr ſie alt und Klar / je ſtiller wird ſie ſeyn.

211. Die Seraphiſche Liebe.

Die Liebe welche man Seraphiſch pflegt zunennẽ /
Kan man kaum aͤuſerlich weil ſie ſo ſtill iſt kennen.

212. Der liebe Mittelpunct und Umb - kreiß.

Der liebe Mittelpunct iſt GOtt und auch jhr Kreiß:
Jn Jhm ruht ſie / liebt alls in jhme gleicherweiß.

213. Der Thron GOtts iſt im Friede.

Jn wem die Majeſtaͤt ſol ruhen wie in Thronen /
Muß zu Jeruſalem auf Sions Berge wohnen.
H 3214. GOtt174[172]Johannis Angeli

714. GOtt iſt in allem alles.

Jn Chriſto iſt GOtt GOtt / inn Engeln Engliſch Bild /
Jnn Menſchen Menſch / und alls in allen was du wilt.

215. GOtt thut alles in allem.

GOtt thut in allen alls. Er liebt inn Seraphinen /
Jnn Thronen herꝛſchet Er / beſchant inn Cherubinen.

216. GOtt iſt ein Brunn.

Gott gleicht ſich einem Bruñ / Er fleuſt gantz mildiglich
Herauß in ſein Geſchoͤpff / und bleibet doch in ſich.

217. Jn GOtt ſchaut man alles auf einmahl.

Freund wann man GOtt beſchaut / ſchaut man auf
einmahl an /
Was man ſonſt ewig nicht ohn jhn durchſchauen kan.

218. GOtt kan nichts boͤſes wolln.

GOtt kan nichts boͤſes wolln: wolt Er deß Suͤnders
Tod /
Und unſer Ungeluͤk / Er waͤre gar nicht GOtt.

219. Der Menſch ſol nicht ein Menſch bleiben.

Menſch bleib doch nicht ein Menſch: man muß aufs
hoͤchſte kommen.
Bey GOtte werden nur die Goͤtter angenommen.

220. Wie GOtt gefunden wird.

Wer Gott recht finden wil / muß ſich zuvor verliehren /
Und biß in Ewigkeit nicht wieder ſehn noch ſpuͤren.

221. Der Todte hoͤret nicht.

Ein abgeſtorbner Menſch / ob man jhm uͤbel ſpricht /
Bleibt unbewegt. Warumb? die Todten hoͤren nicht.

222. Vor den Freuden muß man leydẽ.

Menſch wo du dich mit Gott im Him̃el daͤnkſt zu freun /
Muſtu vor auf der Welt ſeins Tods gefaͤhrte ſein.
223. Wann175[173]Fuͤnfftes Buch.

223. Wann der Menſch ſo gerecht wie Chriſtus.

Wenn du vollkom̃en Eins mit Gott dem HErren biſt /
So biſtu ſo gerecht als unſer JEſus CHriſt.

224. Dem Todten iſt alles Tod.

Wenn du geſtorben biſt / ſo ſcheinet dir von Noth
Mein Menſch die gantze Welt / und alls Geſchoͤpffe
Todt.

225. Die ungekreutzigten Kreutze.

Viel ſind der Welt ein Kreutz / die Welt iſt aber jhnẽ
Nicht dieſes widerumb: weil ſie ſie noch bedienen.

226. Die Natur der Heyligkeit.

Der Heyligkeit Natur iſt lautre Lieb O Chriſt:
Je lauterer du liebſt / je heyliger du biſt.

227. Die Gleichheit.

Der Heilge nimbt es gleich: laͤſt jhn GOtt liegen
Krank /
Er ſaget Jhm ſo gern als vor Geſundheit dank.

228. Der Menſch ſtekt in einem Thier.

Kreuch doch herauß mein Menſch / du ſtekſt in einem
Thier:
Wo du darinnen bleibſt / kombſtu bey GOtt nicht für.

229. Anmaſſung iſt der Fall.

Menſch iſt was gutts in dir / ſo maſſe dichs nicht an:
So bald du dirs ſchreibſt zu / ſo iſt der Fall gethan.

230. Daß boͤſe iſt deine.

Daß gutte kom̃t auß Gott / drum̃ iſts auch ſein[s]allein:
Daß boͤſ[e]entſteht auß dir: daß laß du deine ſein.

231. Wahre Liebe iſt beſtaͤndig.

Laß doch nicht ab von GOtt / ob du ſolſt elend ſein:
Wer jhn von Hertzen liebt / der liebt Jhn auch in
Pein.
H 4232. Daß176[174]Johannis Angeli

232. Daß ſchoͤnſte Ding.

Kein Ding iſt hier noch dort / daß ſchoͤner iſt als ich:
Weil GOtt die Schoͤnheit ſelbſt ſich hat verliebt in
mich.

233. Wenn der Menſch GOtt iſt.

Eh als ich ich noch war / da war ich GOtt in GOtt:
Drum̃ kan ichs wieder ſein / weñ ich nur mir bin Todt.

234. Alles kehrt wieder in ſeinen Ur - ſprung.

Der Leib von Erde her wird widerumb zur Erden:
Sag weil die Seel von GOtt / ob ſie nicht GOtt
wird werden?

235. Die Ewigkeit iſt unß angebohrn.

Die Ewigkeit iſt unß ſo jnnig und gemein:
Wir wolln gleich oder nicht / wir muͤſſen ewig ſein.

236. Eins haͤlt daß ander.

Mein Geiſt der traͤgt den Leib / der Leib der traͤgt
jhn wieder:
Laͤſt eins vom andren ab / ſo falln ſie beide nieder.

237. Daß Kreutze bringt Freud uñ Leid.

Daß Kreutze bringet Pein / daß Kreutze bringet
Freud:
Pein einen Augenblik / und Freud in Ewigkeit.

238. Daß mein und dein Verdammet.

Nichts anders ſtuͤrtzet dich in Hoͤllenſchlund hinein /
Als daß verhaſſte Wort (merks wol!) daß mein
und dein.

239. Gott hat kein Muſter als ſich ſelbſt.

Fragſtu warumb mich GOtt nach ſeinem Bildnuͤß
machte?
Jch ſag es war niemands der jhm ein anders brachte.
240. Wann
177[175]Fuͤnfftes Buch.

240. Wann der Menſch gaͤntzlich wie - derbracht iſt.

Wenn iſt der Menſch zu GOtt vollkommlich wieder -
bracht?
Wenn er daß Muſter iſt darnach jhn GOtt gemacht.

241. Der Liebe iſt alles Unterthan.

Die Lieb beherꝛſchet alls: auch die Drey einigkeit
Jſt ſelbſt jhr Unterthan geweſt von Ewigkeit.

242. Die Lieb iſts hoͤchſte Gutt.

Es iſt vom hoͤchſten Gutt viel redens und Geſchrey:
Jch ſchwere daß diß Gutt allein die Liebe ſey.

243. Die Natur GOttes.

Die Lieb iſt Gotts Ratnr / er kan nichts anderß thun -
Drumb wo du Gott wilt ſein / Lieb auch in jedem nun.

244. Die Liebe macht auch GOtt ſeelig.

Die Lieb beſceligt alls / auch GOtt den HErꝛn darzu:
Haͤtt er die Liebe nicht / er ſaͤſſe nicht in Ruh.

245. GOtt hat keinen eignern Nahmen als Liebe.

Kein Nahm iſt welcher GOtt recht eigen waͤr / allein
Die Liebe heiſt man Jhn: ſo werth iſt ſie und fein.

246. GOtt wil was Er iſt.

GOtt iſt die Liebe ſelbſt / uñ thut auch nichts als liebẽ.
Drumb wil er auch daß wir die Liebe ſtaͤts ſolln üben.

247. GOtt kan nichts haſſen.

Menſch rede recht von GOtt: Er haſſt nicht ſein Ge -
ſchoͤpffe: (Koͤpffe.
(Unmoͤglich iſt es Jhm) / auch nicht die Teuffels -

248. Dreyerley Schlaf.

Der Schlaf iſt dreyerley. Der Suͤnder ſchlaͤfft im Tod /
Der muͤd in der Natur / und der verliebt in GOtt.
H 5249. Die178[175]Johannis Angeli

249. Die dreyerley Geburt.

Maria die gebiehrt den Sohn GOtts aͤuſſerlich:
Jch jnner mir im Geiſt: GOtt Vatter ewiglich.

250. Die geiſtliche und Ewge Geburt ſind eines.

Die geiſtliche Geburt / die ſich in mir eraͤugt / (zeugt.
Jſt eins mit der / durch die den Sohn GOtt Vatter

251. Die Geburt GOttes wehret jm̃er.

GOtt zeuget ſeinen Sohn / und weil es auſſer Zeit /
So wehret die Geburt auch biß in Ewigkeit.

252. Der Sohn GOttes wird in dir ge - bohren.

Menſch ſchikſtu dich darzu / ſo zeugt GOtt ſeinen Sohn
All Augenblik in dir / gleich wie in ſeinem Thron.

153. Jedes iſt in ſeinem Urſprung am beſten.

Daß Waſſer in dem Brunn / die Roſ auf jhrem ſtam̃:
Am beſten iſt die Seel in GOtt / im Feur die Flam̃.

254. Die Seel ohne GOtt.

Ein Hirtenloſes Schaf / ein Coͤrper welcher Todt /
Ein Brunnen ohne qual / diß iſt die Seel ohn GOtt.

255. Auf wehthun folgt wolthun.

Der Krieg gewinnt dir Fried / mit Streit erlangſtu
Freüd:
Verdamnuß deiner ſelbſt bringt dir die Seeligkeit.

256. Zuruͤkke ſehn iſt wieder Verlohren werden.

Wenn du auß Sodom gehſt / und dem Gericht ent -
flieheſt / (ſieheſt.
So ſteht dein Heil darauf daß du nicht rukwerts
257. Daß179[176]Fuͤnfftes Buch.

257. Daß allerſuͤſſeſte Leben.

Der Himmel auf der Welt / daß allerſuͤſſte Leben /
Jſt der beſchauligkeit auß Liebe ſein ergeben.

258. Gott uñ die Seeligkeit iſt ein Ding.

Die Seeligkeit iſt GOtt / und GOtt die Seeligkeit:
Waͤr eins daß ander nicht / ich lebte ſtaͤts in Leid.

259. GOtt wird ich / weil ich vor Er war.

GOtt wird was ich jtz bin / nim̃t meine Menſchheitan:
Weil ich vor Er geweſt / drumb hat er es gethan.

260. Wie GOtt / HErꝛ / Vatter / und Braͤutigam.

Den Knechten iſt Gott HErꝛ / dir Vatter wo du Kind /
Mir iſt Er Braͤutigam / wenn er mich Jungfrau findt.

261. GOtt iſt in allen Dingen / und doch keinem Gemein.

Daß weſen GOttes macht ſich keinem Ding gemein:
Und muß nothwendig doch auch in den Teufeln ſein.

262. Die tieffe der Demut.

Die Demut ſenket ſich in ſolchen Abgrund ein:
Daß ſie ſich ſchnoͤder ſchaͤtzt als alle Teufel ſein.

263. Die Hoͤlle muß man ſchmekken.

Kriſt / einmal muß man doch im Schlund der Hoͤllen
Gehſtu nicht lebendig / ſo muſtu Todt hinein. (ſein:

264. Wenn JEſus ins Hertze gebildet wird.

Menſch wenn dein Hertz fuͤr GOtt wie Wachs iſt
weich und rein:
So drukt der Heilge Geiſt daß Bildnuͤß JEſu drein.

265. Wer von der Liebe Gottes gebundẽ.

Die Seel die nichts als Gott gedaͤnkt zu allen ſtundẽ /
Die iſt von ſeiner Lieb beſtrikket und gebunden!
H 6266. Daß180[177]Johannis Angeli

266. Daß rechte Leben der Seele.

Dann lebt die Seele recht / wenn GOtt jhr Geiſt und
Leben
Sie gantz erfuͤllet hat / und ſie Jhm Raum gegeben.

267. Wie die Schule / ſo die Lehre.

Jnn Schulen dieſer Welt wird GOtt unß nur be -
ſchrieben: (lieben -
Jns Heilgen Geiſtes Schul lernt man Jhn ſchaun uñ

268. Man ſol ohne Verdruß wirken.

Die Sonne ſcheint und wirkt ohn alln Verdruß und
Pein:
So ſol auch deiner Seel / im fall jhr recht iſt / ſein.

269. Wer GOtt vor-bey / ſchaut GOtt.

Braut / ſucheſtu zu ſchaun deß Braͤutgams Angeſicht /
Geh GOtt und alls vorbey / ſo fehlet dir es nicht.

270. Alles Heyl von GOtt.

Auß Liebe wird GOtt ich / ich auß Genaden Er:
So kom̃t ja all mein Heyl nar bloß von jhme her.

271. Wenn du nicht Menſch biſt / iſt es GOTT.

Wenn du nicht Menſch mehr biſt / und dich verlaͤugnet
So iſt Gott ſelber Menſch / uñ traͤget deine Laſt. (haſt /

272. Daß Antlitz GOttes jſt ſeeligma - chend.

Daß Antlitz GOttes zeucht an ſieh wie Eiſenſtein:
Nur einen Blit es ſchaun macht ewig ſeelig ſein.

273. Wo Chriſtus nicht wirkt da iſt er nicht.

Freund wo nicht Chriſtus wirkt / da iſt er auch noch
nicht /
Ob gleich der Menſch von Jhm viel finget oder ſpricht.
274. Der181[178]Fuͤnfftes Buch.

274. Der Seelige auf der Welt.

Wer ſich in Kreutz uñ Pein von Hertzengrund erfreut /
Der iſt noch hier ein Kind der ewgen Seeligkeit.

275. Leiden iſt nutzlicher als Freude.

Menſch wiſteſtu wie gut und nutzlich’s Leiden iſt /
Du haͤtteſt’s dir vorlaͤngſt fuͤr aller Luſt erkieſt.

276. Der Heilige thut nicht nach den Gebotten.

Der Heilge was er thut / thut nichts nach dem Gebot:
Er thut es lauterlich auß Liebe gegen GOtt.

277. Der Gerechte hat kein Geſetz.

Fuͤr boͤſ iſt daß Geſetz: waͤr kein Gebot geſchrieben /
Die Frommen wuͤrden doch GOtt und den Naͤchſten
lieben.

278. Der geiſtliche Krebsgang.

Menſch ſenke dich herab / ſo ſteigeſtu hinauf:
Laß ab von deinem gehn / ſo faͤngt ſich an dein Lauf.

279. Was im Orte der Welt vor der Welt geweſt.

Eh GOtt die Welt erſchuf / was war in dieſem Ort?
Es war der Ort ſelb ſelbſt / Gott uñ ſein Ewges Wort.

280. GOtt kan ſich ſelbſt nicht meſſen.

GOtt iſt ſo boch und groß / wolt Er ſich ſelber meſſen /
Er würd ob Er gleich GOtt / deß Maßſtabs zahl
vergeſſen.

281. Daß wunderlichſte / beſte / und Schoͤnſte an GOtt.

Daß wunderlichſt an GOtt iſt die Vorſichtigkeit /
Langmüttigkeit daß beſt / und’s ſchoͤnſte Grechtigkeit.

282. GOtt iſt wie die Sonne.

GOtt iſt der Sonne gleich: wer ſich zu Jhme kehrt /
Der wird erleucht / uñ ſtraks ſeins Angeſichts gewehrt.
H 7283. War182[179]Johannis Angeli

283. Warumb Gott ruh un Freude hat.

Weil GOtt Dreyeinig iſt / ſo hat Er ruh und Luſt:
Ruh komt von Einheit her / Luſt von der Dreyheit
Bruſt.

284. GOtt komt eh du jhn begehreſt.

Wenn dich nach GOtt verlangt / und wuͤntſchſt ſein
Kind zu ſein:
Jſt Er ſchon vor in dir / und giebt dir ſolches ein.

285. Die Geiſtliche Turteltaube.

Jch bin die Turteltaub / die Welt iſt meine Wuͤſte /
Gott mein Gemahl iſt weg: drumb ſitz ich ohn geniſte.

286. Die Einfalt muß witzig ſein.

Die Einfalt ſchaͤtz ich hoth / der Gott hat Witz be -
ſchehrt:
Die aber den nicht hat / iſt nicht deß Nahmens wehrt.

287. Der Einfalt Eigenſchafft.

Der Einfalt eigenſchafft iſt nichts vō Schalkheit wiſſẽ /
Aufs gutte Bloß allein in Demutt ſein befliſſen.

288. Der Weltlichen und Goͤttlichen Liebe Natur.

Die Welt-Lieb hat die Art daß ſie ſich abwerts neigt:
Der Goͤttlichen Natur iſt daß ſie aufwerts ſteigt.

289. Die Tugend ohne Liebe gilt nichts.

Die Tugend nakt und bloß kan nicht fuͤr Gott beſtehn:
Sie muß mit Liebe ſein geſchmuͤkt / Dann iſt ſie ſchoͤn.

290. Die Liebe iſt Feuer und Waſſer.

Die Lieb iſt Flutt und Glutt: kan ſie dein Hertz emp -
finden / (Suͤnden.
So loͤſcht ſie GOttes Zorn / und brennt hinweg die

291. Die Wuͤrdigkeit kombt von Liebe.

Ach lauf doch nicht nach witz uñ Weißheit uͤber Meer:
Der Seelen Wuͤrdigkeit kombt bloß von Liebe her.
292. Die183[180]Fuͤnfftes Buch.

292. Die Schoͤnheit kombt von Liebe.

Die Schoͤnheit komt von Lieb: auch Gottes Angeſicht /
Hat ſeine Lieblichkeit von jhr: ſonſt glaͤntzt es nicht.

293. Der Liebe Belohnung.

Die Liebe hat GOtt ſelbſt zum weſentlichen Lohn /
Er bleibet ewiglich jhr Ruhm und Ehren Kron.

194. Weißheit ohne Liebe iſt nichts.

Menſch wo du weiſe biſt / uñ liebſt nicht Gott darbey:
So ſag ich daß ein Narꝛ dir vorzuziehen ſey.

295. Je liebender je Seeliger.

Daß Maß der Seeligkeit mißt dir die Liebe ein:
Je Voͤller du von Lieb / je Seelger wirſtu ſein.

296. Die Liebe GOttes in unß / iſt der H. Geiſt.

Die Liebe welche ſich zu GOtt in dir beweiſt /
Jſt GOttes ewge Krafft / ſein Feur uñ Heilger Geiſt.

297. Man kan GOtt nicht lieben ohne GOTT.

Menſch liebete ſich GOtt nicht ſelbſt durch ſich in dir /
Du koͤnteſt nimmermehr Jhn lieben nach gebuͤhr.

298. Die Liebe hat keine Furcht.

Die Liebe fuͤrcht ſich nicht / ſie kan auch nicht verderbẽ:
Es muͤſte GOtt zuvor ſambt ſeiner GOttheit ſterben.

299. Wie die Perſon ſo daß Verdienſt.

Die Brant verdient ſich mehr mit einem Kuß umb
Als alle Mittlinge mit Arbeit biß in Tod. (GOtt /

300. Wer GOtt recht liebet.

Menſch niemand liebt GOtt recht als der ſich ſelbſt
Veracht:
Schau ob du es auch ſo mit deiner Lieb gemacht.
301. Was184[181]Johannis Angeli

301. Was daß freundlichſte nach GOtt.

Daß freundlichſte nach GOtt iſt die verliebte Seele -
Drumb hat er ſeine Luſt zuſein in jhrer Hoͤle.

302. Daß Schnelleſte.

Die Lieb iſt’s ſchnellſte Ding: Sie tan fuͤr ſich allein
Jn einem Augenblik im hoͤchſten Himmel ſein.

303. Kennzeichen der falſchen Liebe.

Wiltu die falſche Lieb von wahrer unterſcheiden /
So ſchau ſie ſucht ſich ſelbſt / und faͤllet ab inn Leiden.

304. Daß Kreutz probirt die Liebe.

Jm Feuer wird daß Gold obs reine ſey probirt /
Und deine Lieb im Kreutz / wie lauter ſie / geſpuͤrt.

305. Die Liebe GOttes iſt weſentlich.

Die Liebe gegen GOtt ſteht nicht in ſuͤſſigkeit /
Suͤſſ iſt ein zufall nur: ſie ſteht in Weſenheit.

306. Ein unverwundtes Hertz iſt unge - ſund.

Ein Hertze welches nicht von GOttes Lieb iſt Wundt:
Jſt / ob es zwar nicht ſcheint / gantz Krank uñ ungeſund.

307. Die Liebe iſt GOtt gemeiner als Weißheit.

Die Liebe geht zu GOtt unangeſagt hinein:
Verſtand und hoher Witz / muß lang im Vorhof ſein.

308. Wie GOtt ſo allgemein.

Wie allgemein iſt GOtt! Er hat der Bauer Magd
Die Kunſt wie man jhn Kuͤſt / ſo wol als dir geſagt.

309. Daß erfreulichſte der Seelen.

Diß iſt’s erfreulichſte / wie meiner Seel faͤllt ein -
Daß ſie wird jmmer Braut mit ewger Hochzeit ſein.
310. Was185[182]Fuͤnfftes Buch.

310. Was der Kuß GOttes iſt.

Der Kuß deß Braͤutgams GOtts / iſt die Empfind -
lichkeit
Seins gnaͤdgen Angeſichts / und ſeiner ſuͤſſigkeit.

311. Die Seele kan nichts ohne GOtt.

So ſchoͤn die Laute ſich auß eignen Kraͤfften ſchlaͤgt /
So ſchoͤn klingt auch die Seel die nicht der HErꝛ be -
wegt.

312. Der guldene Begrief.

Der guldene Begrief durch den man alles kan /
Jſt Liebe: Liebe nur / ſo haſtu s kurtz gethan.

313. Daß Edleſte Gemuͤtte.

Kein Edleres Gemuͤtt iſt auf der gantzen Welt / (haͤlt.
Als welchs mit GOtt vereint / fuͤr einen Wurm ſich

314. Barmhertzigkeit ſchleuſt den Him - mel auf.

Kind mache dich gemein mit der Barmhertzigkeit:
Sie iſt die Pfoͤrtnerinn im Schloß der Seeligkeit.

315. Verkleinerung erhebt.

Verkleinere dich ſelbſt / ſo wirſtu groß mein Chriſt /
Je ſchnoͤder du dich ſchaͤtzſt / je wuͤrdiger du biſt.

316. Der Evangeliſche Hirte.

Der Hirt iſt Gottes Sohn / die Gottheit iſt die Wuͤſte /
Jch bin daß Schaf daß Er fuͤr andren ſucht uñ küſte.

317. Die Fruͤchte der Tugenden.

Die Demut die erhebt / die Armuth machet Reich /
Die Keuſchheit Engeliſch / die Liebe GOtte gleich.

318. Wie man in Himmel ſieht.

Man darf kein Ferngeſicht in Himmel einzuſehen /
Kehr dich nur von der Welt / und ſchau: ſo wirds ge -
ſchehen.
319. Die186[183]Johannis Angeli

319. Die groͤſte Seeligkeit.

Die groͤſte Seeligkeit die ich mir kan erſinnen / (nen.
Jſt / daß man Gott wie ſuͤſſ Er iſt wird ſchmekken koͤn -

320. Der naͤchſte Weg zu GOtt.

Der naͤchſte Weg zu GOtt iſt durch der Liebe Thuͤr:
Der Weg der wiſſenſchafft bringt dich gar langſã fuͤr.

321. Worinn die Ruhe deß Gemuͤttes beſtehe.

Die Ruhe deß Gemuͤtts beſteht in dem allein /
Daß es Vollkoͤm̃lich iſt mit GOtt ein einges Ein.

322. Die Seeligkeit iſt in dem hoͤchſten Gutt.

Kein Menſch kanſeelig ſein / als in dem hoͤchſten Gutt:
Wie daß mans dañ verlaͤſt / uñ’s kleꝛne ſuchen thut?

323. Warumb Gott ewigen Lohn giebt.

GOtt muß die Heiligen mit ewgem Lohn belohnen:
Weil ſie jhm / wo Er wolt / auch ewig wuͤrden frohnẽ.

324. Die Kroͤnende Tugend.

Die Tugend die dich Kroͤnt mit ewger Seeligkeit /
(Ach halte ſie doch feſt!) iſt die beharꝛligkeit.

325. Wenn die Himmelfahrt verhandẽ.

Wenn GOtt in dir gebohrn / geſtorben / und erſtandẽ:
So freue dich daß bald die Himmelfahrt verhanden.

326. Unterſchiedliche Gelegenheit der Seele.

Deß Suͤnders Seele ligt / deß Buͤſſers richt ſich auf /
Und deß Gerechten ſteht / geſchikt zum Tugendlauf.

327. Warumb GOtt deß Regiments nicht muͤde wird.

GOtts uñ ſeins Geiſtesreich iſt Liebe / Freude / Fride:
Drumb wird Er deß Regierns in Ewigkeit nicht muͤde.
328. GOtt187[184]Fuͤnfftes Buch.

328. GOtt betruͤbt die Suͤnde nicht.

GOtt thut die Suͤnde weh in dir als ſeinem Sohn:
Jn ſeiner GOttheit ſelbſt / da fuͤhlt Er nichts davon.

329. Die gantze Dreyfaltigkeit hilfft zur Seeligkeit.

Die Allmacht zeucht mich auf / die Weißheit weiſt
mich an /
Die Guͤtte hilffet mir / daß ich in Himmel kan.

330. Wenn man GOtt reden hoͤrt.

Wenn du an GOtt gedaͤnkſt / ſo hoͤrſtu Jhn in dir:
Schwiegſtu / und waͤreſt ſtill / Er redte für und fuͤr.

331. Was GOtt nicht thut / gefaͤllt Jhm nicht.

GOtt muß der Anfang ſein / daß Mittel uñ daß Ende /
Wo Jhm gefallen ſolln die Werke deiner Haͤude.

332. Wo der Menſch hinkomt / wann er in GOtt vergeht.

Wenn ich in GOtt vergeh / ſo kom̃ ich wider hin
Wo ich von Ewigkeit vor mir geweſen bin.

333. Deß Teufels Schlacht Vieh.

Die Seele welche ſich die Suͤnde laͤſt ermorden /
Die iſt (O groſſer Spot!) deß Teuffels Schlachts
Vieh worden.

334. GOtt ſchaͤtzt die Werke nach dem Weſen.

Menſch deß Gerechten Schlaf iſt mehr bey Gott geacht
Als was der Sünder Beht / uñ ſingt die gantze Nacht.

335. Unterſcheid der drey Lichter.

Daß Licht der Herꝛlichkeit laſſ ich die Sonne ſein /
Die Gnade gleicht den Strahln / Natur dem Wi -
derſchein.
336. Mit188[185]Johannis Angeli

336. Mit einem Auge muß man zihlen.

Die Seele welche GOtt daß Hertze treffen wil /
Seh nur mit einem Aug / dem rechten / auf daß zihl.

337. Daß Geſchoͤpff iſt deß Schoͤpffers Troſt.

Jch ſein Geſchoͤpffe bin deß Sohnes GOttes Kron /
Die Ruhe ſeines Geiſts / und ſeiner Leidenlohn!

338. Die Ewigkeit iſt je laͤnger je un - durchſchaulicher.

Daß Meer der Ewigkeit je mehr’s der Geiſt beſchifft
Je undurchſchifflicher und weiterers betrifft.

339. Die GOttheit gruͤndet kein Ge - ſchoͤpffe.

Wie tief die Gottheit ſey kan kein Geſchoͤpff ergruͤndẽ:
Jn jhrẽ Abgrund muß auch Chriſti Seel verſchwindẽ.

340. Auch GOtt muß ſich verdienen.

Daß ich den hoͤchſten GOtt zum Braͤutgam ange -
nommen /
Hat Er umb mich rerdient / daß Er iſt zu mir kom̃en.

341. Wo die Zeit am laͤngſten.

Je weiter man von GOtt / je tieffer in der Zeit:
Drmb iſt den Hoͤlliſchen ein Tag ein Ewigkeit.

342. Wo man die Goͤttliche Hoͤffligkeit lernt.

Kind wer in GOttes Hof gedaͤnket zubeſtehn /
Der muß zum Heilgen Geiſt hier in die Schule gehn.

343. Daß geiſtliche Orgelwerk.

GOtt iſt ein Organiſt / wir ſind daß Orgelwerk /
Sein Geiſt blaͤſt jedem ein / uñ gibt zum thon die ſtaͤrt.
344. Die189[186]Fuͤnfftes Buch.

344. Die Armuth iſt im Geiſt.

Die Armut ſteht im Geiſt: ich kan ein Kaiſer werden /
Und doch ſo Arm ſein / als ein Heiliger auf Erden.

345. Wer inn Wunden Chriſti wohnt.

Der Geiſt der voller Freud in Leiden wird gefundẽ /
Und ruhe hat in Pein / der wohnt in Chriſti Wundẽ.

346. Den Kindern gebuͤhret Milch.

Den Maͤnnern giebet GOtt zu trinken ſtarken Wein:
Dieweil du noch ein Kind / floͤſt Er dir ſüſſes ein.

347. Wer eine tieffe mit GOtt.

Der Geiſt / der nunmehr iſt mit Gott ein Einges Ein /
Muß eben ſolcher Hoͤh / und ſolcher tieffe ſein.

348. Wie GOtt zumeſſen.

Unmeßlich iſt zwar Gott: jedoch kanſtu Jhn meſſen /
Wo du mein Hertze mißt: denn’s iſt von Jhm beſeſſẽ.

349. Du muſt der Gnade Lufft machen.

Raͤum weg / uñ mache Lufft: daß Fuͤnklein ligt in dir:
Du flammeſt es leicht auf mit heilger Liebsbegiehr.

350. Du muſt dich ſelbſt ermuntern.

Mein Chriſt du muſt dich ſelbſt durch GOtt vom
Schlaf erwekken:
Ermunterſt du dich nicht / du bleibſt im Traume ſtekkẽ.

351. Jm jñern ſind alle Siñen ein Siñ.

Die Sinnen ſind im Geiſt all ein Sinn uñ gebrauch:
Wer GOtt beſchaut / der ſchmaͤkt / fuͤhlt / reucht / und
hoͤrt Jhn auch.

352. Was daß ſuͤſſeſte und ſeeligſte.

Nichts ſüſſers iſt als Gott ein Menſchen Kind zuſehn:
Richts Seelgers als in ſich fuͤhln die Geburt ge -
ſchehn.
353. Daß190[187]Johannis Angeli

353. Daß Antlitz Gottes macht trunkẽ.

Daß Antlitz Gotts macht voll. Schſtu einmal ſein Licht
Du wuͤrdeſt trunken ſein von dieſem Angeſicht.

354. Ungekreutzigt komt niemand in Himmel.

Chriſt flieh doch nicht daß Kreutz: du muſt gekreu -
tzigt ſein.
Du tomſt ſonſt nimmermehr ins Himmelreich hinein.

355. Woher die Ungleichheit der Heiligẽ.

GOtt wirkt nach der Natur: diß macht den unter -
ſcheid /
Daß dieſer Heilige ſich kraͤnkt / der andre freut.

356. Daß Vollkomne vertreibt daß Un - vollkommne.

Wenn daß Vollkommne koͤmt / faͤllt’s Unvollkom̃ne
Daß Menſchliche vergeht / weñ ich vergoͤttet bin. (hin:

357. Wenn ſich GOtt ins Hertz ergeuſt.

Menſch wenn dein Hertz ein Thal / muß Gott ſich drein
ergieſſen:
Und zwar ſo mildiglich daß es muß uͤberflieſſen.

358. GOtt wird was Er wil.

GOtt iſt ein Ewger Geiſt / der alls wird was Er wil /
Und bleibt doch wie Er iſt Unformlich und ohn Ziehl.

359. Gleichnuͤß der H. Dreyfaltigkeit mit der Sonne.

GOtt Vater iſt der Leib / und GOtt der Sohn daß
Licht / (pflicht.
Die Strahln der heilge Geiſt / der beiden iſt ver -

360. Wenn man jhm den Tod deß HEr - ren zueignet.

Freund / wenn ich ſelber mir abſterbe hier und nu /
Dann eign ich mir den Tod deß HErren erſt recht zu.
361. Die191[188]Fůnfftes Buch.

361. Die Gnade Gottes fleuſt allzeit auß.

Die Gnade fleuſt von GOtt / wie Waͤrmde von dem
Feur:
Nahſtu dich nur zu Jhm / ſie komt dir bald zu Steur.

362. Die hoͤchſte Seeligkeit.

Die hoͤchſte Seeligkeit die mir GOtt ſelbſt kan geben /
Jſt daß er mich wie ſich wird machen und erheben.

363. Deß Weiſen verrichtung.

Ein Narr iſt viel bemuͤht: deß Weiſen gantzes thun /
Daß zehnmal Edeler / iſt Lieben / ſchauen / ruhn.

364. Wer in dem Wirken ruht.

Der Weiſe welcher ſich hat uͤberſich gebracht /
Der ruhet wenn er laufft / und wirkt wenn er betracht.

365. Der Larven Menſch.

Ein Menſch der wie daß Vieh in alle Luſt außbricht /
Jſt nur ein Larven Menſch: er ſcheint und iſts doch
nicht.

366. Daß Lauttenſpiel GOttes.

Em Hertze daß zu Grund GOtt ſtill iſt wie er wil /
Wird gern von Jhm beruͤhrt: es iſt ſein Lautenſpil.

367. Wer auf alle Faͤlle geſchikt iſt.

Wer GOtt ſo leicht entbehrn / als leicht empfangen
Der iſt auf allen Fall ein rechter Helden Mañ. (kan /

368. Bey welchem GOtt gerne iſt.

Menſch wenn du Gottes Geiſt biſt wie dir deine Hand /
Macht die Dreyfaltigkeit ſich gern mit dir bekandt.

369. Die Seele auſſer jhrem Urſprung.

Ein fuͤnklein auſſerm Feur / ein tropffen auſſrem Meer:
Was biſtu doch o Menſch ohn deinen wiederkehr?

370. Jn GOtt iſt alles.

Was deine Seel begehrt / bekommt ſie alls in GOtt:
Nimbt ſie es auſſer Jhm / ſo wird es jhr zum Tod.
371. Wenn192[189]Johannis Angeli

371. Wen GOtt nicht loß kan bitten.

Menſch ſtirbſtu ohne GOtt: es kan nicht anderſt ſein /
Baͤth auch Gott ſelbſt für dich / du muſt in Pful hinein.

372. Die Braut ſol wie der Braͤutgam ſein.

Jch muß verwundet ſein. Warumb? weil voller
Wunden
Mein ewger Braͤutigam der Heyland wird gefunden:
Was Nutzen bringt es dir? Es ſtehet gar nicht fein /
Wenn Braut und Braͤutigam einander ungleich ſein.

373. Daß allerſeeligſte Hertze.

Ein reines Hertz ſchaut Gott / ein heilges ſchmaͤket Jhn:
Jn ein Verliebetes wil er zu Wohnen ziehn.
Wie ſeelig iſt der Menſch der ſich befleiſt und uͤbt /
Daß Jhm ſein Hertze wird rein Heilig und verliebt!

374. Man uͤberkoͤmt mit meiden.

Freund meide was dir Lieb / fleuch was dein Sinn be -
gehrt /
Du wirſt ſonſt nimmermehr geſaͤttigt und gewehrt.
Viel waͤren zum Genuß der ewgen Wolluſt kommen /
Wenn ſie mit Zeitlicher ſich hier nicht uͤbernommen.
Fol -193[190]

Folget eine Zugabe von Zehn Klingreimen / oder Sonneten.

Daß Erſte. Wie GOtt in der Heiligen Seele.

Fragſtu wie GOtt daß Wort in einer Seele wohne?
So wiſſe wie daß Licht der Sonnen in der Welt /
Und wie ein Braͤutgam ſich in ſeiner Kammer haͤlt:
Und wie ein Koͤnig ſitzk in ſeinem Reich und Throne:
Ein Lehrer in der Schul / ein Vatter bey dem Sohne:
Und wie ein theurer Schatz in einem Akkerfeld:
Und wie ein lieber Gaſt in einem ſchoͤnen Zelt:
Und wie ein Kleinod iſt in einer guldnen Krone.
Wie eine Lilie in einem Binmenthal /
Und wie ein Seitenſpiel bey einem Abendmahl:
Und wie ein Zimmet-oͤl in einer Lamp entzünden:
Und wie daß Himmelbrodt in einem reinen Schrein:
Und wie ein Garten Bruñ / und wie ein kuͤhler Wein.
Sag ob er anderſt wo ſo ſchoͤne wird gefunden?

Daß Ander. An die Jungfrau Maria / die geheime Lilie.

Du Edle Lilie wer findet deines gleichen?
Solt er auch alles Feld im Paradeiß durchſtreichen.
Du glaͤntzeſt wie der Schnee / wann jhn zu ſchoͤner Zeit
Der Himmel mit dem Gold deß Phatehons beſpreit:
Fuͤr dir muß Sonn uñ Mond uñ alle Stern erbleichẽ:
Dein anſehn / deine Pracht iſt ſchoͤner als daß Kleid
Deß Koͤnigs Salomons in ſeiner Herꝛlichkeit.
Dir muß der klare Blitz der Seraphine weichen:
Dein Edeler Geruch erquikt die gantze Welt /
JUnd194[191]Zugabe.
Und was ſonſt unſrem Gott dem HErrn zu Fuͤſſe faͤlt.
Jn dir findt man allein die Schoͤnheit der Jungfrauẽ /
Der Maͤrterer beſtand / und aller Heilgen Ziehr.
Drumb edle Lilie kom̃ und erquik mich hier /
Daß ich moͤg ewig dich und deinen Saamen ſchauen.

Das Dritte. Die gefallne Seele.

Jch war ein Engliſch Bild: nu bin ich gleich den
Thieren:
Jch ſchwebt im Paradeiß in lautrer Froͤlichkeit:
Nu ſitz ich auf der Erd in lauter Augſt und Leid:
Es konte mich kein Grimm der untren Welt beruͤhrẽ:
Nu ſchmeltz ich faſt fuͤr Hitz / und muß fuͤr Froſt er -
frieren /
Und fuͤhle tauſend Weh. Jch war ein Herꝛ der Zeit:
Nu meiſtert ſie mich ſelbſt. Jch war mir ſelbſt mein
Kleid / (ziehren.
Nu muß ich mich auß Noth mit frembden Federn
Gott ſah mich freundlich an / uñ hieß mich liebes Kind:
Nu ſchroͤkket mich ſein zorn / uñ ſtoͤſt mich weg die ſuͤnd.
Jch bin mit ſtaͤter Furcht erfuͤllet und umbgeben:
Jch ſchau mein Ungeluͤk mit eignen Augen an:
Der Teuffel und der Tod die ſtehn mir nach dem Lebẽ.
Ach ach ich orme Seel! Was hab ich doch gethan!

Daß Vierdte. Der Gerechtfertigte Suͤnder.

Jch war deß Teufels Selav / uñ gieng in ſeinen Bandẽ:
Jch war mit Suͤnden-Wuſt verſtellt uñ bluttig roth:
Jn Wolluſt weltzt ich mich wie eine Sau im Koth:
Jch ſtank fuͤr Eitelkeit die haͤuffig war vorhanden:
Jch war dem Abgrund nah / uñ ſieng ſchon anzuſtran -
den:
Jch lebte wie ein Vieh / und fragte nicht nach GOtt /
Jch war ein Schatten Menſch / uñ noch lebendig Todt.
Nu195[192]Zugabe.
Nu bin ich widerumb in Chriſto auferſtanden /
Und lebendig gemacht: die Ketten ſind entzwey /
Der Teufel iſt verjagt / und ich bin loß und frey.
Jch ſuche GOtt allein mit eifrigem Gemuͤtte /
Und gebe mich Jhm auf. Was Er mir jmmer thut
Jn Zeit und Ewigkeit / daß ſprech ich alles gut.
Ach daß Er mich doch nur fuͤr mehrerm fall behuͤtte!

Daß Fuͤnffte. Der Außſpruch uͤber die Verdambten.

Geht jhr Verfluchten geht / jhr Teuffels Rottgeſellen /
Jhr Raben die jhr mich nie habt getraͤnkt / geſpeiſt /
Bekleidt / beſucht / getroͤſt / noch eingen Dienſt geleiſt:
Geht in daß Ewge Feur uñ in den Schlund der Hoͤllẽ.
Empfahet euren Lohn in jhren grimmen Wellen /
Blitz / Donner / Peſtilentz und alls was boͤſe heiſt.
Geht und bleibt ewiglich von meinem Reich verweiſt.
Jhr werdt nu Heuln und ſchreihn / und wie die Hunde
bellen / (nicht /
Jn Durſt und Hunger ſtehn: Eur Wurm der ſtirbet
Daß Feuer loͤſcht nicht auß daß euch iſt zugericht.
Jhr muͤſſet ewiglich in Peinen ſein gerochen /
Wie jhr verdienet habt. Denn was jhr habt gethan
Den Gliedern meines Leibs / nemh ich mich ſelber an.
Geht jhr Verfluchten geht / daß Urtheil iſt geſprochẽ.

Daß Sechſte Uberſchrifft der Verdamnuͤß.

Hier iſt ein Ewge Nacht: man weiß von keinem la -
Ein Jam̃er Ach uñ Weh / achewig ſein verlohrn! (chẽ /
Wird jm̃er fort geſchriehn / uñ waͤrn wir nie gebohrn!
Beyneben hoͤrt man nichts als Donnern / Hageln /
Krachen. ( Drachen /
Man ſicht den Baſiliſchk mit Kroͤten / Schlangen /
Und tauſend ungeheur: Man iſt fuͤr Kaͤlt erfrohrn /
J 2Und196[193]Zugabe.
Und ſchmeltzt für groſſer Glutt: man ſchilt ſich Narꝛn
und Thorn / (rachen.
Und kombt doch nimmermehr auß dieſem Teufels -
Man ſtirbt uñ ſtirbt doch nie / man ligt im ewgen Tod /
Man wuͤttet tobt uñ zoͤrnt / man flucht uñ laͤſtert Gott.
Man beiſt und Hadert ſich / man lebt wie Hund und
Katzen:
Man muß ſich ewiglich mit allen Teuffeln kratzen:
Man friſſet Hüttenrauch / Pech / Schweffel / Teuffels -
miſt:
Ach Suͤnder thu doch Buſſ eh du darinnen biſt!

Daß Sibende. Der verdambte Ubelthaͤter.

Ach weh! bin ich nu? bey lauter hoͤllſchen Mohren /
Bey teuffliſchem Geſind: in Leviathans Schlund[& ſr]
Jn einem feurgen Pful / der ohne Maß und grund!
Ach weh! verfluchter Tag in dem ich bin gebohren!
Jch war zur Seeligkeit verſehen und erkohren:
Der Himmel ſtund mir frey: ich wuſte kurtz uñ rund /
Was Gottes wille war: uñ hilt doch nicht den Bund!
Nu muß ich ewig ſein verſtoſſen und verlohren!
O du verfluchter Leib / zu was haſtu mich bracht!
O du verflnchte Seel was haſtu mir gemacht!
Ach tauſend Ach und Weh! Was hilfft mich nu
mein Prangen /
Mein Geitz und boͤſe Luſt! Ach haͤtt ich gutts gethan!
Nu iſt die Reu zu ſpaͤt / Gott nimbt ſie nicht mehr an:
Jch bleib in Ewigkeit mit hoͤllſcher Oval umbfangen.

Daß Achte. Der Spruch uͤber die Seeligen.

Kombt jhr geſegneten / embfahet eure Kronen
Die jhr erworben habt durch meinen Lauf und Tod:
Kombt197[194]Zugaͤbe.
Kombt uñ beſitzt daß Reich der Herꝛlichkeit mit Gott /
Jch wil euch ewiglich fuͤr eure Gutthat lohnen.
Jhr habet mich getroͤſt / und bey euch laſſen wohnen /
Jhr habet mich geſpeiſt / getraͤnkt / beſucht in Noth /
Bekleidet und bedekt nach meinem Liebsgeboth /
Nu ſolt jhr auch mit mir beſitzen eure Thronen /
Und ewig triumphirn. Jhr ſollet euch nu freun
Fuͤr eure Trew und Muͤh / und jmmer bey mir ſein.
Deñ was jhr habt gethan dem kleinſten auf der Erdẽ /
Daſſelb iſt mir geſchehn / und ſol in Ewigkeit / (den.
Mit allem was jhr nur euch wuͤntſcht vergolten wer -
Kombt und genieſt mich ſelbſt und alle Seeligkeit.

Daß Neundte. Uberſchrifft der Seeligkeit.

Hier iſt es jmmer Tag / hier ſcheint die Ewge Sonne /
Hier weiß man nichts von Weh / von Kum̃er Angſt
und Leid:
Man lebt in gantzer Luſt und gantzer Seeligkeit.
Man ſiht und hoͤret nichts als lauter Frewd und
Wonne. ( Bronne.
Man trinkt ſich ſatt und Voll beym ſuͤſſen JEſus -
Man ſitzt in ſtoltzer Ruh / man daͤnkt an keine Zeit /
Man leget niemals ab daß Kleid der Herꝛlichkeit.
Hier rauſchet wie ein Strom was vor nur tropffweiß
ronne.
Hier ſchaut man Gottesglantz und ſuͤſſes Angeſicht /
Hier wird man uͤberformt mit ſeiner GOttheit Licht.
Hier ſenkt man ſich in Jhn / uñ giebt jhm tauſendkuͤſſe.
Man liebt uñ wird geliebt / man ſchmekt jhn wie er iſt.
Man ſingt ſein Lob und alls worzu man iſt erkieſt.
Ach JEſu hilff mir doch damit auch ichs genieſſe!

Daß Zehende. Der Abgeleibte Seelige.

O GOtt wiewol iſt mir! mein Leiden iſt verſchwundẽ
J 3Die198[195]Zugabe.
Die Schmertzen ſind dahin / die Truͤbſal hat ein End /
Und alles Hertzeleid iſt von mir abgewendt:
Jch bin nu Kaͤrkerloß und ſeeliglich entbunden:
Jch habe Freudenreich geſiegt und uͤberwunden:
Kein Feind beruͤhrt mich mehr / uñ was man boͤſe neñt:
Es wird mit keinem Weh mein froͤ-lich ſein getrent.
Jch habe wahre Ruh / und wahre Luſt gefunden.
Der Himmel lacht mich an / die Engel nehmen mich
Sambt allen Heiligen mit Freuden unterſich.
Jch bin ſo voller Troſts daß ich faſt uͤberflieſſe:
Jch habe was ich wil / und wil was ich genieſſe:
Jch habe nu genug: man fuͤhrt mich wie ich bin
Zu meinem Braͤutigam und ſüſſen JEſu hin.

ENDE. Permiſſu Superiorum.

[196]

APROBATIO.

SEreniſſimi & Reverendiſſimi Principis ac Dn: Dn: Leopoldi Guilielmi, Archiducis Auſtriæ, Ducis Burgundiæ, Styriæ, Carinthiæ, Car - niolæ & Wirttenbergæ, Comitis Habſpurgi, Tyrolis & Goritiæ, Adminiſtr: magni Gra - latus in Pruſſia, Ord: Teutonici per Germa - niam & Italiam partesq́; transmarinas Ma - gni Magiſtri, Epiſc: Argentorat: Halberſta - tenſ: Paſſouienſ: Olomucenſ: & Vratislaui - enſ: per Sileſiam Officialis ac Vicarius Gene - ralis Nos Sebaſtianus à Roſtock S. S. Theol: & Philoſophiæ Doctor, Protonotarius Apo - ſtolicus, Cathedralis Eccleſiæ Vratislauienſ: Archidiaconus, ibidem apud S. Crucem Canonicus &c. Fatemur Libellum piarum ac profundarum meditationum verſibus Germanicis concinnatum ſub nomine & Ti - tulo Joannis Angeli Sileſij Geiſtreiche Sinn - und Schluß-Reime Nobis exhibi - tum fuiſſe revidendum. Et quia ad pios animæ motus conciliandos aptiſſimus, im - primi poſſe meritò cenſuimus. In cujus rei fidem haſce Officij noſtri Sigillo, ac pro - priæ manus ſubſcriptione roborauimus.

Serastianus â Roſtock.

[197]

Gedruckt und Verlegt zu Wienn / bey Einer Loͤbl: N: Ge: Landtſchafft Buch - drucker / Johann Jacob Kůrner. Anno. M. DC. LVII.

[198][199][200][201][202][203]

About this transcription

TextGeistreiche Sinn- vnd Schlussrime
Author Angelus Silesius
Extent210 images; 40847 tokens; 7477 types; 254308 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationGeistreiche Sinn- vnd Schlussrime Angelus Silesius. . [1] Bl., 198 S., [2] Bl. KürnerWien1657. (Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ein sechstes Buch vermehrten Auflage in Glatz. Diese zweite Auflage erhielt den bekannten Titel \"Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn-und Schluß-Reime zur Göttlichen beschauligkeit anleitende\" (vgl. (http://www.deutschestextarchiv.de/dtaq/book/show/silesius_wandersmann_1675).)

Identification

SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 P GERM II, 8294 RARA

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Lyrik; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:34:52Z
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Holding LibrarySUB Göttingen
ShelfmarkSUB Göttingen, 8 P GERM II, 8294 RARA
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