PRIMS Full-text transcription (HTML)
Adeliche Ehren und Gedaͤchtnis Seule /
Bey Adelicher vornehmer Leichbeſtattung Des Hoch WolEdelgebornen / Geſtrengen und Wolbenambten Herren Hanß Adams von Gruͤttſchrei - ber und Zopfkendorff / Herrens auf Michelau und Jacobin / Fuͤrſtl. Briegiſchen Hofferichters und Landes Caſſæ-Directorîs, Dehnen Adelichen Leidtragenden: an einem theil / Der WolEdelgebornen / Geſtrengen / WolEhr und Viel Tugendreichen Frauen Catharinen Elisabeth gebor - ner von Vollmar / Frauen auf Michelau und Jacobin / Hochbetruͤbter Frau Wittiben. am Andern / Dehme auch WolEdel gebornen und Geſtrengen Herren Hanſen Heinrichen von Gruͤttſchrei - ber und Zopfkendorff / Herren auf Michelau und Olben - dorff / deß ſeelig verſtorbenen Herren Hoferichters Hochgeehr - ten Hr. Brudern Adelichen hinterlaſſenen Kindern und gantzer Leidtragenden Freundſchafft / geſtellet und aufgerichtet zur Troſt und Freuden Seule
Anno1655. den 6. Junij. Jn der Fuͤrſtl. Reſidentz StadtBrieg/ drucktsChriſtoff Tſchorn.
Mors Juſtorum bonis eſt in adjutorium.
(Greg. ſup. Matth. 10. )
Sonnet.
Wann fromer Leute tod wir ſchauen in der
Welt
wie viel ſo ſanfte ſind ohn alles weh und leiden
geſchieden ab zu Gott mit hundert tauſend freuden /
ſo giebets mutt und troſt den jenen die verſenckt
in vieles leiden ſein / mit muͤh und noth ge -
kraͤnckt.
Denn dencken Sie / was iſts / was ich im Leben leide
wann GOtt mein Creutz beſchleuſt mit ſolcher
groſſen Freude /
und mich am letzten end in ſeinen Armen helt?
Sie leiden mit Gedult und freuen ſich im Him̃el
wo man fuͤr Dornẽ hier / dort ſam̃let Roſen ein
dort liebligkeit und luſt / fuͤr dieſer Erden pein /
und bleiben Gott getreu in allem Angſt getuͤm̃el.
Wann dañ ihr ſtuͤndlein kom̃t / ſo ſagen ſie Ade /
itzt tret ich unter mich der Erdẽ Angſt und Weh.
I N J. Das

I. N. J.

Das walt unſer getreuer und lieber Gott / der zwar zuweilen ſeine Kinder ſchlaͤgt / aber auch wieder heilet / verwundet / aber auch verbindet / und auch itzo theils unter U ſchmertzliche Creutz und Angſtwunden ge - macht hat / der wolle Sie umb des mittleidenden Hertzens Jeſu Chriſti willen mit dem allerkraͤff - tigſten Troſt ſeines H. Geiſtes lindern / heilen / verbinden zu wahres Glaubens erweiſung / Chriſtl. Gedult Vermehrung / und zu kuͤnfftiger ſeeligkeit Hoffnung.

WAs ſehe ich da Du Chriſt - Adel. vornehmer Trauerhauffe? Was ſehe ich da Jhr meine an - dern alle Verſam̃leten lieben Zu - hoͤrer? Jch ſehe das / was ich zu - vor mit meinen Augen in dieſem GOttes Hauſe nicht geſehen: Jch ſehe vor mir ſte - hen auf einmal Drey ſchwartzbedeckte Adeliche tod -A ijtenten Kaſten und darinnen liegen Drey verblichene Leichnamme eines treuen aufrichtigen Vater Her - tzens und Zweyer Seiner Adelich-gezogenen lieben Toͤchterlein / Die / wiewol auf GOttes geheiß / der Todt eins nach dem andern gewuͤrgt / und U aufeinmal auf dieſen Plan geliefert hat. Dan - nenhero ſehe ich auch / wie Cantzel und Altar einen ſchwartzen Trauer Mantel umbgenohmmen / das Angeſicht meiner Adelichen Zuhoͤrer iſt mit trauri - gen Klag-Binden verhuͤllet / die Augen ſeind Jh - nen worden zu Waſſer Brunnen / und Jhr Mund zu einer Jammer hoͤle / da eine Klage der andern rufft / ein treuer Freund iſt U geſtorben / Mein treuer lieber Bruder iſt Mir geſtorben / Unſer Haupt und Herr iſt U geſtorben / Unſer Herr Vater iſt U geſtorben / und ſonderlich das Hertz der armſten Frau Wittben Weinet im Leibe fuͤr bittrem Weh und Schmertzen lauter Blutts Thraͤ - nen / denn Jhre lieben Kinder / Jhr Fleiſch und Blutt ſteht da bey Paaren / aber was ſage Jch Kin - der? Jhren treuen Ehſchatz und Herren / Jhres Hertzens Freud und Woñe / Jhrer Augen Licht und Sonne / der Hertzlich Sie geliebt / reichlich Sie ver - ſorget / Mannlich Sie geſchuͤtzt / den hat Jhr der Todt gewuͤrgt / und Sie gemacht zu einer Wittben / zu einem Weibe das Leide traͤgt / Die ſtehet da / Weinet bitterlich / Wem̃ert bey Jhr ſelbſt des auch vielgeplagten Jobs Angſtgeſchrey auß ſeinem 16. cap.cap. Er hat mir eine wunde uͤber die andre gemacht / Er iſt an mich gelauffen wie ein Gewaltiger / Jch habe einen Sack umb meine Haut gene het / und habe mein Horn / das iſt / meine Macht und Ehre in den Staub gelegt. Mein Antlitz iſt geſchwollen fuͤr Weinen und meine Augen ſind vertunckelt.

Aber was dencke Jch mit ſo vielem Klagen? Jſts auch wol damit außgerichtet? Warumb erin - nere ich mich nicht vielmehr meines Ambts / der ich geſand bin zu Predigen den Elenden und die Zubro -Eſa. 61. chenen Hertzen zuverbinden? Auf demnach auf / die Jhr den Herren angehoͤret / und laſt ab von dem unmaͤsſigen Klagen und Weinen / damit Wir nicht angeſehen ſein / als die wieder GOtt mur - ren. GOtt im Himmel werden Wir damit nichts abpochen / der bleibt in ſeinen Wercken ge -Pſal. 51. recht / ob Er gleich von unß gerichtet wird. U koͤnnen Wir damit nicht helffen / ſondern vielmehr ſchaden / denn traurigkeit toͤdtet viel Leute / welcheSyr. 30. GOtt wolte / daß Sie Jhren Kindern und Freun - den in der Welt laͤnger vorſtehen ſolten. Maͤſ - ſiget demnach daß Leid / ſtillet die Thraͤnen. Freuet euch der Huͤlffe deß / der euer Koͤnig iſt / der euer Vater iſt / der euer Richter iſt.

Umb deß Seelig verſtorbenen willen das Leid nicht maͤsſigen wollen iſt thorheit und ſuͤnde / denn Er iſt an dem ort / da Er Jhm nicht wieder weg be - gehrt:

A iijHier
Hier gieng Er ofters traurens voll
dort iſt Jhm ewig wol /
Er iſt durch einen ſanften todt
entgangen aller noth /
Er ſchauet GOttes Angeſicht
und ſeiner Klarheit Licht /
Er iſt bey dem der ſich fuͤr dich
ließ toͤdten williglich.
Bey dem der Jhm ſein Hertz erkohrn
zum Tempel und Jhn neu gebohrn.
Dort ſind die Engel ohne Zahl
die Vaͤter allzumal
Apoſtel und was ſonſten mehr
geliebt hat GOTTes Ehr
mit Denen hat Er ſeinen Stand
alldort zu GOttes rechten Hand.

Nun ich ſtehe da in meinem Beruff / was ich thun ſol / das weiß ich auch / ich ſol Unſerm ſeelig verſtorbenen Herren Hoferichter und Landes Caſsæ - Director ſeine laudes preiſen und ein monument ſtel - len ſeines Chriſt-Adelich gefuͤhrten Wandels / ich ſol nebenſt bey die unwiſſenden deß Herren We -ge leh -ge lehren / ich ſol die Verwundeten Hertzen verbin - den / und die Leidtragenden mit deß H. Geiſtes Troſt aufrichten / da wolte ich dieſem Vornehmen Adelichen / zum Theil auch gelehrten hauffen einen Demoſthenem mit einer wackeren Zunge / einen Chryſoſtomum mit einer lieblichen Spraache an mei - ne ſtelle wol wuͤntſchen / aber weil GOtt im Him - mel durch gnaͤdige beruffung mich ſelber hieher auf - geſtellt / alß wil ich in ſeinem Namen mich deſſen unten wenden und umb ſeines H. Geiſtes Beyſtand zu vorſtehender Leich-Sermon ein andaͤchtiges Va - ter Unſer mit Euer L. baͤten:

Vater Unſer / ꝛc.

Der Leichtext / den Wir abzuhandeln erkohren / iſt genohmmen auß dem 112. Pſalm Davids / und lautet mit folgenden worten:

Wol dem der den HERREN fuͤrchtet und groſſe Luſt hat zu ſei - nen Geboten / deß Saame wird gewaltig ſein auf Erden / das Geſchlecht der Fromen wird ge - ſegnet ſein. ()
Jhr

JHr Außerwehlten Freun - de GOttes / Jhr Beruffenen Hei - ligen in unſerm Herren JEſu Chriſts. Jn gemeinem Sprich - wort pflegt man zu ſagen: Mag - nos magna decent.

Groſſe Leute wollen groſſe Sachen
die zu ehren dehnen man ſol ehrlich machë.

Jch ſehe auch daß bey dieſer[adelichen] Leich Beſtat - tung alles Ordentlich / Ehrlich und Praͤchtig iſt an - gefangen. Die Leiche ſteht da vor GOttes Altar / welches keinem gemeinen Manne ſonſt zu wiederfahren pflegt / anzudeuten / es ſey deß Altars und der Kirchen GOttes Schutz und Pfleger ge - ſtorben. Der Sargk iſt mit Kertzen und Lichtern beſetzt / und Er iſt am hellen lichten tage mit bren - nenden Fackeln zu Grabe getragen worden / anzu - deuten / Er ſey in ſeinem Leben ein Klarer ſcheinba - rer Mann geweſt / bey welchem man Licht und Ver - ſtand hat finden koͤnnen. Der Sargk iſt mit ei - nem Seiden oder Sammeten Tuch bedeckt / anzu - deuten / Er ſey am Leben ein Geehrter und Vor - nehmer Mann geweſt / denn Koͤnigen / Fuͤrſten und Jhren Beambten iſt Gold und Seide zu tragen un - verboten / gleich wie Pharao ſeinen Knecht JoſephGen. 41. mit Weiſſer Seide kleiden ließ. Es iſt JhmSchild /Schild / Helm und Fahn vorgetragen worden / an - zudeuten / Er ſey einer geweſt auß den edlen deß Landes / den GOtt auf ſeinem Regenten-Stule gewuͤrdiget / und Jhn unter den Goͤttern hat ſitzen laſſen / wie frome Obrigkeiten heiſſen im 82. Pſal. Pſal. 82.Es hat ſein Hochgeehrter Herr Bruder Jhn hieher begleitet mit naſſen Augen / die Frau Wittbe und Kinder mit Bluttendem Hertzen / ſo viel Edler und Ritter mit condoliren dem Gemuͤtt / ſo viel Unter - thanen mit beklagen und ſeuftzen / anzuzeigen / es ſey Jhnen ein lieber Bruder / ein lieber Ehmann und Vater / ein lieber Freund und Nachbar / eine frome liebe Obrigkeit geſtorben. Er iſt mit hel - lem Geſang und Glockenklang begleitet / mit ſo viel Prieſtern von Stadt und Lande zu Grabe getra - gen worden / anzudeuten / ſein Leib ſey am Leben ein Tempel und Wohnung deß H. Geiſtes gewe - ſen. Und was koͤnte auch wol Syrach vor mehrSyr. 7. und groͤſſere Wohlthat von U fodern / die Wir dieſem todten noch erweiſen ſolten! Zwar iſts der Mann wol wehrt / daß Wir ſeinen Leib ehrlich zu ruhe bringen / auch hat Ers umb mich wol verdient / daß ich ein Gedaͤchtnis ſeiner GOttesfurcht alß deß rechten ChriſtAdels bey den Nachkommenen ſtelle / denn Er iſt mein Nutricius und befoͤderer / mein Getreuer groſſer Freund g[e]weſt / der mich gerne umb ſich gehabt / alle treu und Liebe / allen ge - hoͤrigen Pfarr-reſpect mir bewieſen. Aber wasBthuethue ich nun wol zur Sache / daß ich in dieſem ſeinem letzten actu vor der Welt mich gegen Jhm etlicher maſſen danckbar abfinde? Wolte ich gleich ſeinen Leib zu gutter letzte mit koͤſtlicher Specerey nachlib. 2. Apotecker Kunſt zugerichtet / Balſamiren / wie He - rodotus vom gebrauch der Ægyptier ſchreibt / das kan ich nicht.

Welte ich Jhme ein Herrliches monnmentCaſsãder de glor. mundi. oder ja Grabſtaͤtt / wie deß Koͤnigs Mauſoli Wit - tib Jhrem Herrn gethan / aufrichten / ſo darff ich nicht / es iſt ohne das vor die Gruͤttſchreiberiſchen Leichname eine Vornehme Adeliche Grufft verhan - den / monuments iſt auch gnug in der Kirchen an ſei - nem Adelichen Schild und Fahne.

Hieron. in Epitap. Paulæ.

Wolte ich etliche Pyramides Jhme zu ehren auffrichten / wie Helena eine Koͤnigin der Adiabe - ner vor zeiten Jhren Soͤhnen / ſo auch Koͤnige ge - weſen / gethan: Oder wie der Maccabæi ſche Fuͤrſt Simeon zu Modin ſeinem Vater / Mutter und1. Macc. 13. Vier Bruͤdern auffgerichtet / ſo ſol ich nicht / ich bin ein Geiſtlicher Mann / Geiſtliche ſachen ſtehen mir am beſten an; es ſind alles das doch auch ſolche ſa - chen geweſt / die in dieſe Welt gehoͤren / ſo der eitel - keit unterworffen / mit der Zeit zubrochen und zuSyr. 14. nichts worden ſein / wie Syr: ſagt von ſolchen din - gen der Zeit und eitelkeit im 14. cap. alle Vergaͤng - liche dinge vergehen und die damit umbgehen muſſen auch davon. Was ſols denn nu ſein / daß ichdieſemdieſem wackern Manne thue? daß ſols ſein. Jch wil Jhm auß den worten deß abgeleſenen Texts eine ſolche Gedaͤchtnis Seule ſetzen / die nicht allein fro - men und aufrichtigen Hertzen angenehm / ſondern die auch fuͤr GOtt ſelbſt Ewig ſtehen ſol nach dem wort deß 112. Pſal. In memoriâ fempiternâ erit ju - ſtus: Deß Gerechten wird nimmermehr vergeſſen. Das iſt daß Epitaphium. das Er Jhme bey lebzei - ten ſelber aufgerichtet hat. So gebt nun achtung drauf / Jhr lieben Zuhoͤrer / Jch ſtelle heut Unſerm Seelig verſtorbenen Herren Hoſerichter allen Ed - len zu ruͤhmlicher Nachfolge fuͤr Euren Augen auf Seine ChriſtAdeliche Ehren und Gedaͤchtnis - Seule / welche da ſein ſol der Hertzbetruͤbten Frau Wittben / Kindern und Adelichen Anverwandſchafft eine Troſt und Freuden-Seule.

Hoͤchſter Gott dein iſt das wollen /
das vollbringen gieb dazu /
Gieb zu reden was Wir ſollen
was verſchaffet Fried und Ruh
Dehnen Hertzen
Die vertorben
faſt fuͤr Schmertzen
halb erſtorben.
B ijEs

Es ſeind / Jhr Außerwehlten Freunde GOttes in Chriſto dem Herren / es ſeind viel Herrliche Leute in der Welt geweſt / die Jhnen Herrliche Epitaphia und Ehren Ge - daͤchtniſſe bey Jhrem Leben aufgerichtet: Alß da gethan hat Keyſer Auguſtus / der bey ſeinen lebzei - ten ſein Herrliches Mauſolæum auf[ri]chten ließ. Dahin denn auch gehoͤrt die Moles Hadriani / die Seule Trajani / das Monumentum Antonij und Cleopatræ und viel andere dergleichen Wunder Ge -[ben] / drauff Hohe Potentaten groſſe unkoſten ge - ſpendet. Jn den Roͤmiſchen antiquite ten ſend auch viel ſolcher Grabmaͤhler zufinden / an welchen angeſchrieben ſteht: Vivens ſibi poſuit, diß Ge -[ben] habe ich bey geſunden tagen mir auffrichten laſ - ſen / meiner ſterbligkeit dadurch mich zuerinnern.

Die allerherrlichſte und vortreflichſte Seule / die unſer Seeliger Herr Hoferichter ſeinem Adel und Chriſtenthumb aufgerichtet / heiſt mit einem Worte auß dem Munde Davids deß Hertzfromen Koͤnigs / GOttesfurcht: Dieſelbe hat Er bey ſei - nem Leben fuͤr unſren Augen aufgefuͤhrt von Drey - facher materi / von wahrem Glauben / Heiligem Wandel und ſeeligem Sterben.

Jn dieſen Zwey ſtuͤcken beſteht die Wahre Furcht GOttes / welcher ein Chriſt ſich ruͤhmenkan /kan / oder es iſt ſein gantzes Leben fuͤr GOtt ein blauer dunſt und heuchleriſcher ſchein geweſt. Wer nun dieſen Ruhm lieben Zuhoͤrer / in dem Reich Chriſti unter Euch auch haben und ein unſterbliches monument ſeines Chriſt Adels / der allein fuͤr Gott etwas gelten kan / ſtellen wil / der wiſſe / daß Er in dieſen Dreyen Stuͤcken die Zeit ſeines Lebens ſich uͤben und ſolche ſeine GOttesfurcht muß erweiſen in einem rechtſchaffenen Glauben / Heiligem Wan - del / und endlich daß Jhm das Ziel nicht verruͤcket werde / in einem ſeeligen Sterben.

So wird demnach der Grund ſolcher Chriſt1. Die Wahre Furcht Got tes waͤchſt aus wahrẽ Glauben. Adelichen Ehren-Seule ge[l]egt / wann der Menſch recht gleube. Gleuben heiſt ſonſt fuͤr wahr halten / alles was in dem Apoſtoliſchen Glauben be - grieffen iſt: Aber Erklaͤrungs halben muſſen Wir mit dem Wort recht gleuben itzt etwas weiter ſehen. Und zwar hat der Menſch allhier theils ſich ſelbſt / theils auch GOtt ſeinen Herren zu be - dencken.

Von ſich ſelbſt muß Er gleuben / daß Er ſeyZu Glaubẽ hat der Menſch 1. von ſich ſelbſt. ein armer ſuͤndiger Menſch von Natur / untuͤchtig zum gutten / tuͤchtig aber gnug zur Boßheit / die unß angebohren wird. Und hindert nichts / ob Wir von H. Chriſtlichen Eltern gebohren wer - den: denn unſere Eltern haben noch ihr ſuͤndliches Fletſch an ſich und Zeugen unß nicht nach Jhrer Heiligkeit / ſondern nach dem Fleiſch / gleich wieB iijeinein beſchnittener Jude Zeuget doch einen Sohn mit der Vorhaut / welches gleichnis der Alte Lehrer9te Jul. lib. 6. cap. 2. Auguſtinus an ſeinem Ort wieder ſeine Part ge - braucht hat. Alſo wahren Davids Eltern traunPſal. 51, auch Heilig und im Bunde GOttes / noch beken - nets David / Er ſey in Suͤnden empfangen und ge - bohren. So Zeugen auch manche frome Eltern ungerathene boͤſe Kinder. Ein fromer David Zeuget einen ungerathenen Gottloſen Abſolon:2. Reg. 18. & 21. Ein fromer Adam einen Gottloſen Cain: Jm ge - gen theil ſind offt Gottloſer Eltern Kinder From und Auffrichtig / alß deß Gottloſen Koͤnigs Ahas fromer Hiskias / deß Ammons wolgerathener To - bias; welches alles nicht geſchehen wuͤrde / wenn der Eltern Heiligkeit koͤnnte auf die Kinder Erben. Drumb ſols kein Menſch gleuben / daß der Chri - ſten Kinder Heilig und ohne Suͤnde geboren wer - den. Da iſt kein unterſcheid unter den Eltern der Natur nach / wie Heilig am Leben / wie Hoch am Stande / Geſchlecht und Ehren die ſein moͤgen. Denn Jhre Geburt koͤmpt nicht vom Stande / nicht von Jhrer Heiligkeit / ſondern von dem ver -Joh. 3. torbenen Fleiſche her. Alles aber was vom Fleiſch geboren iſt / das iſt Fleiſch. Dannenhero iſt deßGen. 8. Menſchens tichten und trachten boͤſe von Jugend auf / daß Er von ſich ſelbſt auch nichts gutts nur2. Cor. 3. gedencken kan / und wann Er das gutte gleich ge - denckt zuthun / ſo kommt Jhm doch das Boͤſe ein /denndenn das Geſetz in ſeinen Gliedern wiederſtreitetRom. 2. dem Geſetz in ſeinem Gemuͤtte.

Von ſolcher Suͤndlichen Geburth her heiſ - ſen alle Kinder Adams Kinder deß Zorns von Na -Eph. 2. tur / unter welchem Zorne GOttes ſie auch ewig bleiben muͤſſen / wo Jhnen nicht wehre geholffen worden. Und das iſt eins / daß Wir feſt und gewiß gleuben muſſen von U. Denn wo einer gefunden wuͤrde / der ſich auf ſeine eigne Froͤmigkeit verlieſſe und vermeinete / Er hette keine Suͤnde / der wuͤrde ſich ſelbſt verfuͤhren und umb die Warheit1. Joh. 1. maͤchtig betrogen werden. 1. Joh. 1.

Von GOtt ſeinem Herren aber ſol2. von Gott: und muß ein GOttsfuͤrchtiger Menſch gleuben nach dem Geſetz / und nach dem Evangelio.

Nach dem Geſetz / daß GOtt ſey heilig /von GOtt muß Er Gleuben nach dem Geſetz. Exod. 20. warhafftig / gerecht / keuſch und guͤttig / deſſen ern - ſter Goͤttlicher Wille iſt / daß Wir nach ſeinen Ge - bothen und Satzungen gerecht / from und heilig le - ben ſollen / und wann Wir ihm hierinnen folgen / verſpricht Er uns alles gutts mit Unſern Kindern und Nachkommenen / bis ins tauſende Glied. Wo aber nicht / wo Wir Jhn nicht fuͤrchten noch ſeine Geboth halten / dreuet Er ſolches auch zu ſtraffen an Kind und Kindes Kindern bis ins 3te und 4de Glied. Solche dreuung ſollen Wir nicht in Wind ſchlagen noch fuͤr unkraͤfftig halten / ſonderngewißgewiß gleuben / daß GOtt mit der Suͤnde und den Suͤndern heftig zuͤrne / und wann ſein Zorn uͤber Uns ſolte angehen / wuͤrde Er brennen bis inDeut. 32. die unterſte Helle.

Wer diefes alles beides von ſich ſelbſt und denn auch von GOtt gleubt / der faͤngt ſich an zu fuͤrch - ten fuͤr GOtt / denn Er weiß / daß GOtt ſei - nen Zorn geoffenbaret hat uͤber alles GOttloſe We -Rom. 1. 14. ſen der Menſchen / wie Er Sie einmal wolle fuͤr ſei - nen Richterſtul fodern / Rechenſchafft zu nehmen von allem Jhrem thun und laſſen / da man dem Ge - rechten Richter auf tauſend nicht eins wird antwor -Job. 9. Matth 18. ten koͤnnen / und die ſchuld ſich hoͤher belauffen wird denn der Menſch an Leib und Seel ewiglich bezah - len kan. Dieß nachdencken ſage Jch / verur - ſacht zwar / daß der Menſch GOtt fuͤrchtet / aber nur wie ein unnuͤtzer und Gottloſer Knecht einen un - barmhertzigen Tyrannen / Richter und Hencker mit inniglicher Angſt / Zittern und beben ſeines Hertzens / alß der in ſeinem Gewiſſen uberzeuget / daß Er GOtt mit vielen Suͤnden erzuͤrnet: gleich wie ADAM und EVA theten nach dem fall / welche ſich fuͤr der Stimme GOtt es imGen. 3. Garten verſteckten / weil ſie umb der uͤbertrettung willen nicht mehr getrauten zu ſtehen fuͤr Jhm. Welche Knechtiſche Furcht zu unſerm Ehrenbau im Grunde nichts nuͤtze iſt.

Wo demnach die Furcht GOttes ſol recht -ſchaffenſchaffen ſeyn / muß uͤber das vorige wiſſen dazu kom - men / daß ein Chriſt auch recht gleube von GOttRom. 5. nach dem Evangelio. nach dem Evangelio / auß welches Offenbahrung Er die Welt alſo geliebet hat / da Wir noch Suͤn - der und ſeine Feinde waren / ob Er wol uͤberall nichts an U erſehen / was liebens were wehrt ge -1. Joh. 2. 5. weſt / die weil die gantze Welt im Argen lag / voller Augenluſt / Fleiſches luſt und Hoffertigen Lebens; Und alſo iſt ſeine Liebe unendlich und von Ewigkeit her / gleich wie Er ſelber Ewig iſt / weit und aber weit vor unſerer Liebe hergegangen / die wie je in gutten Wercken beweiſen koͤnnen; Darinnen denn unſerm lieben GOtt auch aller Ruhm und Preiß bleibt in dem Handel unſerer Gerechtwerdung / in dem Er U arme Menſchen alſo geliebt hat / ehe Wir dran gedacht haben.

Solche ſeine Goͤttliche Liebe iſt nicht geringe geweſt / dieweil Er Sie mit dem allerteureſten Ge - ſchenck / daruͤber Er im Himmel und auf Erden kein hoͤhers gehabt / mit ſeinem allerliebſten Soh - ne ſelbſt dem Menſchen bewieſen / welchen / unge -Joh. 3. acht Er war der Glantz ſeiner Herrligkeit / den noch ſo tieff gedemuͤttiget / daß Er ſich nach ſeinerPhil. 2. Ewigen GOttheit in unſer armes Fleiſch verklei - det / nicht nur Unſer Bruder nach dem Fleiſch / ſon - deru Unſer allerniedrigſter Knecht worden iſt / der mit ſeinem allerſchmaͤhlichſten Leiden und Sterben am Creutz unſere Schuld und Straafe getragen /Cabge -1. Pet. 1.abgetragen und dergeſtalt der gantzen Welt JE - SUS und Seeligmacher worden iſt / umb wel -Rom. 3. ches willen U der Vater gnaͤdig iſt / ſo offt in un - ſerer Schuld und Suͤnde Wir ſeine Unſchuld er - greiffen und durch den Glauben Unſer eigen ma -Ezech. 18. chen / daruͤber Wir auch koͤnnen GOttes theu - ren Eid zum Zeugen anruffen / wenn U unſer eigen Hertz verdammen wil.

Wer das alles von Hertzen gleubt / der faͤngt auch an GOtt ſeinen Herren zu fuͤrchten / nicht alß ein Knecht einen Tyrannen / ſondern alß ein Kind ſeinen lieben Vater / denn Er bedenckts / wie viel gutts Jhme GOtt gethan / daß Er bil - lich nicht einiger Creatur mehr vertrauen ſolle / alß dieſem ſeinem Grundguͤttigen GOtt und Va - ter / denn Er ſchleuſt bey ſich ſelbſt / ſo Er ſeine Seele auß der Hellen und deß Todes Dienſtsarkeit loß gemacht / wie ſolle Er Jhn nicht auch wider alle Leibliche Gewalt beſchuͤtzen wollen; ja Er ſchleuſt mit S. Paulo Rom. 8. ſo Er Jhme ſei - nen Sohn geſchenckt / koͤnne Er Jhm alles andere / wofern es Jhm zutraͤglich iſt / nicht verſagen / und auß dieſem Grunde / weil Er alles in der Liebe JESU CHRJSTJ hat / verbindet ſich ſein Hertz mit GOtt in Wahrer Furcht und Lie -Pſal. 73. be / daß Er lieber wie Aſſaph Himmel und Erden nicht haben wolte / deu GOtt mit Suͤnden er - zuͤrnen und verlieren. Ja weil Er weiß / daßGottGOtt ein Hertzenkuͤndiger iſt / der Hertzen und2. Par. 19. Nieren pruͤfet / ſo fleucht Er auch ſo ſtracks in ſei - nem Hertzen allen Heuchleriſchen ſchein / thut in derSyr. 1. Furcht deß Herren treulich und mit rechtem Hertzen / was GOtt haben wil / denn Er fuͤrch - tet ſich alß ein Kind / das ſeinen Ewigen Vater hat kennen lernen / daß Er ſeine tuͤcke nicht offenbare und Jhn offentlich fuͤr den Leuten ſtuͤrtze / wann Er nicht in rechter Furcht GOtt gedient und ſein Hertz falſch geweſt were.

Und alſo iſt der rechten Wahren Furcht Got - tes Grund und Fundament der Glaube an die Liebe GOttes in CHRJSTO JESU / auß welchem Sie gezeugt wird / gleich wie der Glaube auß dem Wort / Rom. 10.

Solchen unſern Glauben unterſteht ſich der Sathan ohn unterlaß zu ſichten / entweder U gantz und gar den zu nehmen oder ja zu verfaͤlſchen / daher Er vorzeiten eine Ketzerey umb die andre er - weckt / bald die Chriſti wahre GOttheit / bald die ſeine wahre Menſchheit verleugnet: Andere die die Zwo unterſchiedenen Naturen in Chriſto vermengt: Andere die Goͤttliche und Menſchliche Natur unauffloͤßlich vereinigt in Eine Perſon ge - trent und von einander geriſſen haben / dieweil der Teufel wol gewuſt / daß wo kein wahrer Glaube auch keine wahre Furcht GOtt es ſein kan. Heu - te aber und zu unſerer Zeit giebt es Zweyerley Leu -C ijte / wel -te / welche U und unſern Ruhm betriegen / An - dere / welche das Teure und allein geltende Ver - dienſt JESU CHRJSTJ U verfaͤl - ſchen / Andere / welche ſeine Goͤttliche Majeſtaͤt U in zweifel ziehen. Wer nun von Her - tzen GOtt fuͤrchtet und ſolchen Namen alß einen Ewigen Ruhm auch nach der Zeit bewahren wil / der muß wider alle ſolche verfaͤlſcher immer zu Fel - de liegen / huͤtten und wehren / daß Er nicht den Zweck deß Glaubens ſeiner Seelen Seeligkeit druͤ - ber verliere.

Und das iſt das eine Stuͤck / damit ein Chriſt - licher Ritter das Fundament der Wahren Furcht GOttes legen kan / welches da iſt und heiſt recht Gleuben.

II. Wird be - wieſen auß Chriſtlichẽ Wandel.

DAs Andere Stuͤck / welches die - ſer Adelichen Chriſt und Chren-Seule Pro - portion, Form und Anſehen giebt / iſt auß Davids Munde die Luſt zu GOttes Gebothen / oder daß Jchs mit einem Gemeinern namen nenne / ein Adeli - cher / Heiliger und Chriſtlicher Wandel / welcher dem Glauben ſo ſtracks auf dem Fuſſe nachfolgt und ohne den Glauben ſo wenig ſein kan / alß deß Him -Jac. 2. mels Hitz und Glantz ohne die Sonne / da auch ein Stuͤck mit dem andern nothwendig muß bewieſen werden. Da iſt nun zwar in allen Staͤndeneinein maͤchtig groſſer Ruhm davon / aber es fehlt am beweiß / denn haſt du GOtt in deinem Leben vor Augen / ſo wird ſich das mercklich finden und Augen - ſcheinlich erweiſen am ſchuldigen Gehorſam gegenPruͤfung der Gottes Furcht auß den Gebo - tenGottes - die Geboth GOttes / Du wirſt mit Freuden GOttes willen thun / und mit muttwilligen Suͤn - den Jhn nicht erzuͤrnen / Du wirſt Jhm Kindlich alß deinem Vater vertrauen / Du wirſt ſeine War - heit lieben / ja bis in Todt vertheidigen und keine Gemeinſchafft haben mit den Abgoͤttiſchen und ver - fuͤhriſchen Geiſtern. Du wirſt nicht viel von Dir ſelbſt halten / nicht Hoffaͤrtig noch vermeſſen ſein / ſondern allen Ruhm und Ehre GOtt im Himmel geben / wenn Du all dein Thun und Werck zum allerbeſten außgerichtet haſt.

GOttslaͤſtern / Fluchen / Schweren / boͤſes wuͤntſchen / luͤgen und truͤgen / verachtung[GOttes]und ſeines Worts / verachtung dehrer die GOtt zu Lieben und Ehren U hat vorgeſtellt / wird man bey Dir nicht antreffen / und ſo auß ſchwach - heit Dir etwas ſolte entwiſchen / wirſt du es durch Hertzliche Reu und Buſſe und durch einen neuen Ge - horſam bald wieder bemaͤnteln / daß man Dir die Suͤndenflecke nicht mehr wird anſehen.

Feindſchafft / Haß / Neid / Zorn / Rach - gier / Unverſoͤhnligkeit wirſt du nicht laſſen in Dir herſchen / ſondern Greuel haben mit GOtt dei -Pſal. 5.C iijnemnem Herren ſelbſt an den Bluttgierigen und falſchen Hunden.

Mit Huriſchen Phantaſeyen / Ehbrechri - ſchen Gedancken / Unzuͤchtigen Gebaͤrden / Wor - ten und Wercken wirſtu ſtets zu Felde liegen undEſa 5. kein Krieger ſein in Voͤllerey.

Geitz / Betrug / Wucher / Spitzbubiſche leichtfertige Rencke wirſtu mit Fuͤſſen tretten / in Summa / dich von der Welt abſondern / Und alß ein Licht ſcheinen unter dem verkehrten Geſchlechte. Und das iſt eines Chriſten Adel / wenn Er auch der aͤrmſte Bettler wehre; ja daß iſt die Proda / wor - auß man abnehmen kan / daß der Menſch GOtt fuͤrchtet und Jhn angehoͤrt / damit macht Er Jhm ein monument und Gedaͤchtnis bis an den Himmel.

Proba Eines Chriſtlichẽ Adels.

Wollen Wir nun in ſeinen Federn ein wenig den loͤblichen Adel beſchauen / ſo iſt Er je wol aller Ehren wehrt / beſonders weil GOtt durch ſie ſein Regiment auf Erden verwal -Prov. 11. tet / aber wo keine Tugend und GOttes furcht da - bey iſt / da iſt Er gleich einer Sauen mit einem Guͤl - denen Halßbande. GOttes furcht Adelt den Menſchen am beſten / und bringt Jhn GOtt dem ewigen Koͤnige am aller nechſten / wie Syrach am 10. ſagt: Fuͤrſten und Herren ſind in groſſen Ehren / aber ſo groß ſind Sie nicht / alß der ſo GOttfuͤrch -fuͤrchtet: Denn wer den Herren fuͤrchtet / deß Lob bleibt Ewiglich Pſal. 111.

Drumb Jhnen die jenigen treflich uͤbel vor - ſtehen / die Jhren Adel Jhnen laſſen ſein eine Frey -DerAdeli - che Stand ſol ſein ein Spiegel der Gottes furcht / dar - iñe[n]ſich die Vntertha - nen zu loͤb - licher Nach folge beſpie geln koͤnen. heit zur Suͤnde. Denn wie viel moͤgen Jh - rer ſein / welche dieweil Sie der Welt naͤher ſein / ſich beduͤncken laſſen / GOtt werde mit Jhnen wol zu frieden ſein / ob Sie gleich nicht ſo Geiſtlich ſein alß andere / drumb denn auch mehr Suͤnden bey Jh - nen einreiſſen alß bey andern Leuten / verachtung GOttes / ſeines Worts und Predig Ambts / Gottslaͤſtern / Fluchen / beſchaͤdigung deß Nech - ſten / Mord und Todtſchlag / Freſſen / Sauffen und dergleichen / dazu wollen Sie auch nicht gerne geſtrafft ſein / ſondern fuͤr andern Gemeinen Leuten einen Vorzug haben / damit ſtehen Sie Jhnen denn ſelber am Wege und verſchertzen druͤber den hoͤchſten Adel / den Sie bey GOtt dem Herren ha - ben koͤnnten / nemlich die Kindſchafft GOttes und deß Ewigen Lebens Erbe. Drumb ſteht Adel und Froͤmigkeit wol beyſammen. GOttes furcht begreifft in ſich die Liebe zu GOttes Wort / gebuͤhr - liche reverentz gegen das H. Miniſterium / Scheu vor der Suͤnde / gebuͤhrender Schutz und Liebe der Unterthanen / Summa / ſolche Wercke / die dem Menſchen ein gutt Gewiſſen machen. Wo die - ſe Stuͤcke nicht ſein / da wird GOtt erzuͤrnt und alle Rittermaͤſsige Thaten vertunckelt. Dennkeinkein Schild / Helm noch Fahn hilfft was / wo man die Furcht GOttes verlohren / und ſich aller ſchand und uͤppigkeit ergeben hat. Ja ſolche Leute werden geduppelt geſtrafft / daß Sie Jhres Adels und Anſehens nicht beſſer gebraucht / ſondern ande - re damit geaͤrgert haben. Wie es denn leicht geſchehen kan / daß einer vom Adel mit ſeinen Un - adelichen Wercken nicht nur ſein gantz Geſchlecht be - fleckt / ſondern auch ſeine Diener und Unterthanen anſteckt und andere mit ſich zur Hellen reiſt.

Adel Waͤchſt nicht auß Fleiſch und Blutt / ſon - dern wird zu wege bracht durch uͤbung der GOTTes furcht und derſelben gemaͤſſe auch Rit - termaͤßige Tugenden.

Das Geſchlecht an ſich ſelbſt Adelt nicht / macht auch keinen Adelichen Namen / wo nicht Tu - gend und loͤbliche Thaten dazu kommen / drumb denn Jphicrates ein beruͤhmter Held unter den Heyden ei - nem / der Jhm fuͤrwarff / Er wehre eines Schuſters Sohn / zur antwort dieſes gab / genus meum â me incipit, tuum â te deſinit Es ſchadet nichts / wol - te Er ſagen / daß Jch auß ſo geringem Geſchlechte bin; Mein Geſchlechte hebt ſich an Mir an / Deins hoͤrt an Dir auf.

Denn der Jhm ſolches fuͤrwarff / war zwar guttes Adels / hatte ſich aber keiner Adelichen Tu - gend beflieſſen: Drumb Jhm der Andere gleich ſo viel antworten wolte: Dir iſt wenig damit gedie - net / daß Deine GroßEltern tapffere Leute und loͤbliche Helden geweſen / Du aber ein Schalck biſt / der loͤbliche Name / den Du ererbt haſt / wil auch von Dir erhalten ſein / ſonſt wird Er an Dir ver -leſchen.leſchen. Auß den Silbergruben wird auch wol Bley gegraben / und iſt darumb kein Silber obs gleich beym Silber entſproſſen: Alſo werden auch viel von Adelichem Geſchlecht geboren / die doch ſelbſt nicht Edel ſein.

Viel meinen / das ſey gutt Adelich / wenn Sie von Jugend auf lernen mit Schwappermenten umb ſich werffen / den Leuten kein gutts wort geben / nach Niemanden was fragen / an Bauren und Pre - digern zum Ritter werden; Viel meinen das ſey gutt Adelich / wenn Sie Helden ſein im Sauffen / daß es Jhnen Niemand nachthun kan / wenn Sie weidlich zuſchlagen und ſich beruͤhmen koͤnnen / wie viel Sie Jhrer auf die Seele genohmmen / das moͤchte Sie zwar beruͤhmt machen / aber bey Jh - res gleichen / die es nicht beſſer wiſſen / auch wol bey andern Leuten / aber gleich wie der Reiche Mann beruͤhmt war / deſſen der Herr alle Jahr in ſeiner Kirch gedaͤncken laͤſſt auß dem Evangelio Luc. 16.

Wollen nun loͤbliche vom Adel auch fuͤr Gott Edel ſein / und Jhnen einen unſterblichen NamenAnweiſung auf dz vor - hergehẽde. machen unter den ſtarcken Helden im Himmel / ſo iſt von noͤthen / das Sie in obgedachter Buſſe und Gehorſam ſich uͤben / Helden ſein zu ſtreiten wider Teufel / Welt und Fleiſch / ſich auch nicht ſchemen Chriſti Joch zu tragen / Demuͤttig und Sanftmuͤt -Matth. 11. tig ſein / gleich wie Chriſtus deß ewigen KoͤnigsDSohn /Sohn; Denn ob Er wol auf Erden ein armer Knecht war / iſt Er doch ſeinem Ewigen Vater nach derſelben Duͤrfftigen Knechts geſtalt an ſeine rechte Seite geſetzt / und Jhm alle Gewalt gegeben worden im Himmel und auf Erden / drumb Sie ſich ſeinen Fußſtapffen nach zu folgen nicht ſchaͤmen duͤrffen. Und weil Sie GOtt der Herr hienieden aufPſal. 82. ſeinen Stul geſetzt / auch ſeines Namens gewuͤrdi - get / daß Er Sie Jhres Ambts halben Goͤtter ge - heiſſen / ſo ſehen Sie wol zu / daß Sie jhren Re - genten Stul nicht beſudeln mit Geitz und Ungerech - tigkeit / daß Sie Jhre Unterthanen vielmehr Hertz - lich lieben / Jhren Nutz befoͤdern / zur Nahrung Jhnen helffen / nicht mit allerhand Neuerung be - ſchweren / nicht unertraͤgliche Buͤrden Jhnen auf - legen / ſondern wie uͤber Bruͤder und Miterben der Seeligkeit herſchen: Gleich wie der Kopf mehr vor den Leib alß vor ſich ſelbſt ſorgt: Alſo ſol auch frome Obrigkeit den Nutz Jhrer Unterthanen Jh - rem privat und eignem Nutz weit vorziehen / und alle Jhre Sorge dahin richten / daß Jhre treue Unter - thanen wol gedeyen / wachſen und zu nehmen / das ſol Jhres Hertzens Freude ſein: Es machen auch kleine Vortheil groſſe Schaͤlcke und bringen wenig Gedeyens / mag leicht ſo kommt ein krummes Reiß in weg / das reiſſt alles auf einmal wieder dahin und laͤſſt zu letzt ein boͤſe Gewiſſen. O Seelig iſt der Regent / der ſich mit Job ſeines gutten Gewiſ -ſensſens troͤſten kan auß dem 31. cap. ſeines Buͤchleins /Job. 31. wird auch mein Land wider mich ſchreyen / habe Jch ſeine Fruͤchte unbezahlt geſſen / und das Leben den Ackerleuten ſauer gemacht / ſo wachſen Mir Di - ſteln fuͤr Weitzen / und Dornen fuͤr Gerſten etc. O Seelig ſeind ſolche frome Edelleute fuͤr GOtt und Menſchen / GOtt liebt Sie / frome Unter - thanen baͤten fuͤr Sie / die Heiligen Engel ſtreiten fuͤr Sie / damit bauen Sie Jhren Adelichen Er - ben und Kindern ein beſtaͤndiges Hauß auf Erden / Jhren Stul erheben Sie uͤber die Sternen und machen Jhren Namen recht unſterblich / daß wenn mit der Zeit Menſchen Jhrer vergeſſen / doch fuͤr GOtt Jhrer in Ewigkeit nicht vergeſſen wird / und das iſt Jhre Adeliche Ehren-Seule. Aber es gehoͤrt noch die Spitze drauf / das iſt ein Seeli - ges Sterben.

III. wird beſte - tiget auß Seeligem Abdruͤcken / huͤlffmittel zu deſto ge - wuͤnſchtem Sterben / ſind

Solches wird erfolgen / wenn Wir Unſere Buſſe und GOttſeeligkeit nicht verſchieben. Der Todt iſt zwar gewiß und allen Menſchen gemein / dieweil Sie alle Suͤnder ſein / aber deſſen Stunde iſt ungewiß / ein jeder muß bekennen mit dem Patri - archen Jfaac: Jch weiß nicht wenn Jch Sterben ſol. Wir ſehen auß der Erfahrung / daßGen. 27. unſer Leben ſchneller ableuft alß ein Weberſpul /Job. 7. unſere Tage vergehen und iſt kein aufhalten da. 1. Die Be - trachtung oſt Augen - blicklicher Sterblig - keit.Dannenhero auch der Heyde Ovidius unſer Leben einem Wilden Pferde verglichen hat / das mit ei -D ijnemnem Manne davon leuft / wañs noch ſo wol gezeumt und noch ſo mannlich angehalten wird.

Tempora labuntur, tacitisꝙ́ ſeneſcimus annis
& fugiunt freno non remorante dies.
Die Zeit leuft hin geſchwind und bald
Wir werden ſtilleſchweigend Alt /
Die Tage fliehen auch davon /
Das Sie kein Zaum aufhalten kan.

Solten Wir nun mit einer underhofften Todes -Eccl. 11. ſtunde in unſeren Suͤnden uͤberfallen werden / ſo wuͤr - de es umb U ewig geſchehen ſein: Denn wie der Baum fellt / ſo bleibt er liegen / und wie der Menſch ſtirbt / ſo wird Er auferſtehen / wie Er wird auf - erſtehen; ſo wird Er gerichtet werden / und wie Er gerichtet wird / bey demſelben Urtheil wirds Ewig bleiben muſſen. Ei warumb wolten Wir dann durch Verdammliche Sicherheit U in ſo Ewige Gefahr ſtuͤrtzen?

2. Ver - ſchmaͤhung dieſer welt Eitelkeit.

Deſto gewuͤnſchter und Seeliger wird unſer Sterben ſein / wann Wir bey Zeiten alles was Welt und Jrrdiſch iſt verachten lernen. Siehe Jch muß doch Sterben / ſagt Eſau zu ſeinem Bru -Gen. 27. der Jacod / was ſol mir denn die Erſte Geburt? Diß redet Er zwar auß einem rohen / ſichern und Gottloſen Hertzen / aber ein Chriſt kan dieſe worte in rechtem Verſtande gebrauchen und ſagen: Jch muß doch Sterben / was ſol Mir denn groß Reich -thum /thum / groſſe Ehre und Guͤtter dieſer Welt? Jch muß doch die Jrrdiſche Huͤtte dieſes Leibes einmal ablegen / was iſt Mirs dann nuͤtze / wann Jch auch die gantze Welt gewinnen koͤnnte? Nackend ſeindJob. 1. 1. Tim. 6. Wir von Mutterleibekommen / Nackend muſſen Wir wieder davon / und alles was hinter U bleibt auf der Welt andern laſſen / warumb wollen Wir U denn in der Liebe deß Jrrdiſchen alſo verſtricken? Wer der geſtalt im Grunde deß Her - tzens zuvor alles was Welt iſt verſchmaͤhen kan / den darff das verlaſſen im Tode nicht ſchwer an - kommen.

Deſto gewuͤnſchter und Seeliger wird unſer3. Verlan - gẽ nach der ewigkeit. Sterben ſein / wenn Wir gegen die Verſchmaͤhung deß Zeitlichen U nach den Himmliſchen Ewigen Guͤttern deſto mehr ſehnen werden. Solch Verlangen wird ſich finden / wann Wir bedenckenPſal. 39. Heb. 13. mit David und Paulo / daß Wir Pillgrimme auff Erden ſein / und hier keine bleibende ſtatt haben /Vrſachen ſolches ſeh - nens. Warumb wolten Wir U denn nicht ſehnen nach der Ewigen ſtadt GOttes / da unſer Wandel und Buͤrgerſchafft iſt.

Solte ich itzt ſagen / wie ſo ein elend jaͤmmer -Syr. 40. lich ding es umb Unſer Leben ſey / ſo wuͤrden Wir Urſach nach einem beſſern Leben U zu ſehnen gnugſam finden. Wir ſterben taͤglich / verſtehe1. Cor. 15. wegen der taͤglichen Gefahr / Truͤbſal und Wider - wertigkeit ſo des Todes Trabanten und VorleufferD iijſein /ſein / die ihm die irrdiſche Huͤtte Unſers Leibes von Tage zu Tage helffen abwerffen / damit geſchichts / daß an dem Wir an Jahren zunehmen / in dem nihmmet Unſer Leben ab. Mit wie viel erbaͤrm - lichen Kranckheiten iſt doch Unſer ſterblicher Leib gemartert / die Jhn durchtreiben als einen Apfel die Gifft / biß Er endlich durchfaulet / und dahin fellt / daß ich mit Unſerm ſeeligen Luthero gereimt gnug ſagen moͤchte: Quod membra in nobis, tot eti - am ſunt Mortes. Der Todt guckt Uns zu allen Gltedern herauß. Wann nu der Menſch ſeelig ſtirbt / ſo ſtirbt all ſein Jammer und Elend mit Jhm / ſolte man ſich nicht nach einer ſolchen ſeeligen Stunde ſehnen? So iſt auch diß Leben mit vieler Suͤnd und Boßheit behaftet / davon WirRom. 6. nicht ehe befreyet werden / Wir ſterben denn ſeelig. Wer nu luſt hat laͤnger zu leben / der hat luſt laͤnger zu ſuͤndigen / drumb bat jener Altvater! HErr laß mich ſterben / daß ich einmal aufhoͤre zu ſuͤn - digen.

Was vor greuliche Jrrthuͤmer ſind inMatt. 24. Glaubensſachen / wie manch falſcher Chriſtus ſteht hinter der Thuͤr / daß auch wol die AußerwehltenLuc. 18. moͤchten verfuͤhret werden / wenns moͤglich were / ſol nun falſche Lehre Unſere Seele nicht betruͤgen /Sap. 4. ſo iſt Unſere Verenderung in ein ſicheres Leben gutt dazu.

Was geſchehen nicht vor unerhoͤrter ſchreck -licherlicher Faͤlle / im gemeinen Leben / dadurch Angſt und Bangigkeit vermehret wird in den Hertzen der Gleubigen. Krieg und Bluttvergiſſen wird al - ler Orte jung. Die Kirche GOttes iſt ie laͤn - gerie mehr bedrengt / und gehen uͤber Sie alß uͤber die Elende und Troſtloſe alle Angſt und Verfol -Eſa. 54. gungs Wetter / Sie lieget fuͤr dem Reichen Mann / Sie klaget und ſchreyt aufs beſte Sie kan / und[ni]e - mand wil Sie hoͤren. Welchen Jammer ein Chriſt laͤnger zu erfahren Jhm nimmermehr wuͤnt - ſchen ſol. Were doch der Menſch die elende - ſte Creatur unter allen / wann Er ewig diß Jam - merthal bauen ſolte / wie Paulus ſagt 1. Cor. 15. 1. Cor. 15.Hoffen Wir allein in dieſem Leben auf Chriſtum / ſo ſind Wir die elendeſten unter allen Creaturen. So thut ja demnach GOtt groſſe Barmhertzig - keit an U / wann Er U durch einen ſeeligen Todt von allem ſolchen jammer erloͤſet / und nicht Ewig in dieſer Welt unruhe laͤſſt / wie geſchriebenEſa. 57. ſteht Eſa. 57. Die Gerechten werden weggeraft fuͤr dem Ungluͤck und die richtig fuͤr ſich gewandelt haben / kommen zum Friede / und ruhen in Jhren Kammern. Jtem. Seelig ſind die Todten / die imApoc. 14. Herren Sterben von nun an / Sie ruhen von Jhrer Arbeit.

Mit dieſen Suͤndlichen Augen koͤnnen Wir nicht ſehen Gottes Herrligkeit / noch mit dem ſterb - lichen Leibe beſitzen den neuen Himmel und die neue2. Pet. 3.Erde /Erde / darinnen Gerechtigkeit wohnet. Drumb ſollen Wir dieſe Jrrdiſche Huͤtte gerne ablegen / daß Wir mit einem verklaͤrten Leibe / alß dem gehoͤ - rigen ſchmuck / auf die Himmliſche Hochzeit ange - than werden / dann nichts toͤdliches kan wohnen in der Ewigkeit / nichts ſuͤndliches bey der Ewigen Gerechtigkeit / drumb iſts abermals eine groſſe Barmhertzigkeit GOttes / daß Er U diß be - ſudelte Kleid durch den Todt außzeucht / und dage - gen U anlegt das FeyerKleid deß Ewigen Sab - baths / mit welchem Wir eingehen in das allerhei - ligſte / da GOtt ſelber wohnt / darnach Wir ja alle Hertzlich wuͤntſchen ſollen.

Wer nun dergeſtalt Jhme ſelber und der Welt abſtirbt / ein Himmelſehnendes Hertze hat / und ſein Sterben auf Chriſtum gruͤndet / der die Todten auferweckt / der ſtirbt nicht wenn Er ſtirbt / ſondern wird das Zeugnis an ſeinem letzten Ende erhalten / daß Er GOtt gefuͤrchtet habe. Und das iſt nun mit einem worte die Edle Seule der wah - ren Furcht GOttes / die Wir auß WahremGlau - ben / Heiligem Wandel und ſeeligem Sterben / Ade - lichen und ins gemein allen fromen Chriſten aufzu -Ehren be - weiß auf die verſtor - bene Per - ſon von ſeinem Glauben. fuͤhren zu Jhrem ſeeligen Andencken gewieſen ha - ben: Welche Adeliche Gedaͤchtnis und Ehren - Seule dergeſtalt bey ſeinem Leben auch aufgefuͤhret hat Unſer in GOtt ſeelig Verſtorbener Herr Hofe - Richter. Recht hat Er gegleubt / denn ohngeacht /geacht / daß Er auch ein Kind deß Zorns geboren war / hat Er dennoch / nach dem Er der Welt Hey - lande JESU CHRJSTO in der H. Tauffe gehuldiget / ſeinem Heil. Verdienſt feſt angehan - gen / und alles das / ſo von dieſem Jeſu abfuͤhrt / von Hertzen geflohen. Hatte Er dieſen Tauffbund auß angeborner fleiſchlicher bloͤdigkeit uͤberſchrit - ten / ſtracks war JESUS und ſein Heil. Blutt ſein refugium, welches Er durch wahren Glauben in Hertzlicher Buſſe ergrieffen / und mit GOtt ſeinem Herren ſich wieder verſoͤhnet hat. Solches ſeines gerechtmachenden Glaubens Be - kaͤnntnis / hat Er Mir kurtz gethan fuͤr ſeinem ſee - ligen Ende / alß Jch Jhn wegen ſeiner Niederla - ge getroͤſtet und GOttes allzeit Heiligen und al - lerbeſten Willen Jhme habe zuverſtehen gegeben / dehme in Chriſtlicher Gelaſſenheit U zu befehlen Wir am allerbeſten thun / ſprach Er mit Hertzli - cher Freudigkeit: Lieber Hr. Pfarr / Mein lie - der GOtt hat mir die Zeit meines Lebens ſehr viel gutts gethan / in meiner Ehe mich mit einem fromen Hertzen beſeeliget und in unſerm Ehſtande hat Ers U an Seegen und Wohlthat nicht man - geln laſſen / der wird Mirs itzt auch nicht verterben / Jch liege da alß ein Armer Suͤnder und habe mei - nes lieben GOttes Vaͤterliche Zuͤchtigung wol verdienet / aber Jch Lebe und Sterbe auf meinen Herren Jeſum. Das heiſt ja recht gleuEben /ben / wann ein Menſch in allem Creutz und Leiden ſich auf Chriſtum gruͤndet / und gewiß iſt in ſeinem Hertzen / daß umb ſeinet willen Jhm auch der Todt nicht ſchaden kan / alß von deſſen Himmelbreiter Barmhertzigkeit Jhn nichts ſcheidet. Rom. 8.

Leben.

Wie Er gegleubt hat / ſo hat Er auch gelebt. Er hat gerne geſeſſen zu deß Herren Fußſche - mel / und wann Er nur daheim geweſt / muttwillig keine Predigt verſeumt. Er war ein Lieb - haber deß miniſterij, der einen Geiſtlichen ſo lieb bey ſich gehabt alß ſeines gleichen; wie Er mich denn von Hertzen gerne umb ſich gehabt / Mir auch ſonſten ſehr viel gutts bewieſen / daß / wie GOtt weiß ohne Heucheley rede Jchs / einen ſehr treuen und wehrten Freund verlohren habe. Sein Hauß hat Er nebenſt ſeiner Haußfrauen weißlich regirt / iſt kein Leu geweſt / ſondern gar ſanftmuͤt - tig und gedultig / alſo daß Er viel verdruͤcken und conniviren koͤnnen; ſeine Kinder auch hat Er in gutter Adelicher Zucht gehalten. Fluchen und Schweren habe ich Jhn nicht gehoͤrt / ob Er ſich gleich geeifert / kein Luͤgner und Aufſchneider / kein Mordſeuffer iſt Er auch nicht geweſen / ſondern ein recht wackerer Mann / der ſeine Gaͤſte Adelich und hoͤflich tractirte mit vernuͤnfftigen diſcurſen, der auch die Rede wol an ſich kommen ließ / wie Jhm denn GOtt einen wackern Verſtand gegeben hat - te / ſo war Er auch liberal / der gegen einem Freun -de ſode ſo zu Jhm kam / gewiß nichts ermangeln ließ. Auch war Er nicht Hoffaͤrtig / ſondern der bey ſei - nem Ehrenſtande ſich zwar ehrlich / aber doch gar maͤßig und niedrig hielt.

Geitz und Ungerechtigkeit habe Jch umb ſei - nen Regenten Stul nicht geſehen. Gegen den Unterthanen war Er gelinde und freundlich / und ob Er auch wol zu weilen heftig geweſt und geeifert / iſts Jhm doch alß einem Menſchen nicht vorzuwerf - fen / denn auch wol ein gedultiges Laͤmlein kan zu Zorn bewogen werden / wann mans Jhm zu nahe ſucht.

Seinen LandesFuͤrſten und Herren hat Er Hertzlich geliebt und das jenige / was Jhm befohlen geweſt / mit fleiß und treuen außgerichtet.

Jn Summa / ſein Leben hat Er from und Chriſtlich gefuͤhrt. Wie Er nun gegleubt und gelebt hat / ſo iſt Er auch geſtorben ſeelig undSterben. im Herren. Denn Er auf ſeinem Lager ſo gar gedultig geweſt / daß Er auch in ſeiner Todes - Angſt nicht gethan alß wenn Jhm was fehlte / bey ſich ſelbſt Hertzinniglich zu GOtt geſeuftzet und uͤber ein weilchen von U abgewand ſo ſtill und ſanft GOtt ſeinen Geiſt auf gegeben / daß Wirs bald nicht weren innen worden.

Und das iſt ſein hoͤchſter Schmuck / nichts hette Jhn vor GOtt und Menſchen mehr zieren koͤnnen alß dieſe ſeine Dreyfach erwieſene GOttesE ijFurcht /Furcht / die Jch denn allen Edlen und Fromen zur Nachfolge wil vorgeſtellt haben. Sein Schild und Fahn thuts nicht / denn auch wol / der vielmal am uͤbelſten gelebt zum Praͤchtigſten begraben wird / wie von jenem Helliſchen Reichen Chriſtus bezeugt / Luc. 16. Aber dieſe ſeine Ehren-Seule der GOt - tes Furcht / die Er Jhm bey ſeinem Leben geſtellt und Jch Jhm aufgerichtet habe / iſt eine ohnfehlbare an - zeigung / daß Er ein rechter Edelmann und Held in GOttes Reich geweſt / der den Teufel / die Welt und ſein Fleiſch mannlich beſtritten / und nun in der Herrligkeit GOttes ein ewig gekroͤnter Himmels - Fuͤrſt worden iſt.

Ehrenſeule wird den verlaſſenen Betruͤbten zur Troſt - und Freu - denſeule.

Drumb denn dieſe ſeine Adeliche Ehren und Gedaͤchtnis-Seule Hertzbetruͤbte Frau Wittbe / Jhr Hertzbetruͤbten lieben Kinder / Hertzbetruͤbter Herr Bruder und Freunde / Jch Euch vorſtelle zur Troſt und Freuden-Seule. Denn alſo ſagt Da - vid von einem ſolchen GOttsfuͤrchtigen Fromen Manne:

Wol dem der den Herren fuͤrchtet und groſſe Luſt hat zu ſeinen Geboten / deß Saame wird gewaltig ſein auf Erden / das Geſchlecht der Fro - men wird geſegnet ſein.

die Beloh - nung der[f]romen ins gemein.

Hiermit beſchreibt Er das wolergehen der Fromen ins gemein / und denn auch inſonderheit / ſo fern ſich daſſelbe auf Jhren Saamen und Nachkom - mene erſtreckt.

Was

Was Euren ſeeligen lieben Ehſchatz / Her - ren Vater / Bruder und Freund antrifft / iſt Jhm alß einem GOttsfuͤrchtigen Manne im Leben wol geweſt und im Tode wol geſchehen / drumb maͤßiget das Leid und laſſt Euch Eures theils auch wol ſein.

Es kunte Jhm wol ſein / Er ſahe gleich wo Er hin wolte / die weil Er GOtt fuͤrchtete.

Sahe Er uͤber ſich mit den Augen ſeines Hertzens GOtt ſeinen Herren an / ſo war Jhm wol / denn Er durffte ſich vor Jhm nicht fuͤrchten / dieweil Er gerechtfertigt war durch denRom. 5. Glauben an Chriſtum / und Friede hatte mit GOtt. Sie waren alß Vater und Kind / und wuſte das Kind in deß Vaters Hand ſich ſicher / dieweil Er ſeinen Engeln uͤber Jhm befohlen hatte / Pſal. 91.

Sahe Er in ſich ſelbſt in ſein Hertz und Ge - wiſſen / ſo war Jhm wol / denn es war gereinigtHeb. 9. durch das Blutt Chriſti von den Todten Wercken der Suͤnden / daß Gerechtigkeit / Fried und FreudRom. 14. im Heil. Geiſte innen wohnte. Kam eine Plage / ſo furchte Er ſich nicht / denn ſein Hertz hof - te unverzagt auf den Herren.

Sahe Er neben ſich an den Seegen der Zeit - lichen Guͤtter / ſo war Jhm wol / denn obs gleich nicht etwan ein ſolch Reichthum war / wie viel Gott - loſen beſitzen / dehrer Cammern voll ſein / daß Sie einen Vorrath nach dem andern koͤnnen herauß ge -Pſal. 144. ben / dehrer Schaafe tragen Tauſend und 100000. E iijaufauf Jhren Doͤrffern / ſo war es doch ein ſolches Reichthum / dran Jhm der Frome gnuͤgen laͤſſtPſal. 37. und beſſer iſt alß das groſſe Gutt vieler Gottlo - ſen / Pſal. 37.

Sahe Er neben ſich auch ſeinen Ehrlichen Namen an / ſo mochte Jhm auch wol ſein / denn der war auch ein ſtuͤck eines groſſen Reichthums. Syr. 42.Ein gutter Name iſt beſſer denn groſſe Schaͤtze gel -Eccl. 7. des / Er iſt beſſer denn gutte Salbe / Er macht das Gebeine fett und bleibt ewiglich / Syr. 42. Unter -Prov. 15. ſtehen ſich gleich Laͤſtermeuler den zu ſchaͤnden / ſo wird Er doch nicht untergedruckt / denn wie die Sonne mit Jhren Straalen endlich durch die Wol - cken bricht / alſo muß die Unſchuld endlich an Tag kommen.

Sahe Er darneben gleich auch ſein CreutzRom. 8. und Elend ſtehen / ſo war Jhm doch nicht uͤbel denn Er wuſte daß alle dinge den Fromen muͤſſen zum be - ſten dienen / hatte Er Creutz / ſo hatte Er Troſt / wie David ſagt in dieſem Pſalmen: Daß das Licht den Fromen aufgehe im Finſternis.

Sahe Er hinter ſich in die vorigen Zeiten / ſo war Jhm wol / denn Er ſahe GOttes geſchmeckte Guͤttigkeit und ſprach in ſeinem Hertzen auß demPſal. 116. 116. Pſal. Wie ſol ich dem Herrn vergelten al - le ſeine Wohlthat?

Sahe Er vor ſich in die Zeit die Er noch zu leben hatte / ſo war Jhm wol / denn Er verſicherteſichſich wie GOtt ſein GOtt geweſt in den vori - gen Zeiten / alſo werde Ers auch ſein in den Zukuͤnf -Eſa. 16. tigen / und werde Jhn tragen bis ins Alter: Und wie Er das gutte Werck in Jhm angefangen / alſo werde Ers auch vollfuͤhren bis auf den Tag JEſu Chriſti Phil 1. Jſt das nicht Belohnung gnug /Phil. 1. wie hette Er gewuͤntſchter Leben koͤnnen? Jſt nun Eurem Seeligen Herren / Herrn Vater / Bruder und Freunde durch das gantze Leben wol geweſt / warumb wil Euch uͤbel ſein / denn ſo Jhr mit Jhm den Herren fuͤrchtet / iſt ſein wolergehen Euer worden.

Wie nun im Leben / alſo iſt Jhm auch im to - de wol geweſt / denn der treue GOtt / der Jhm durch ſein gantzes Leben hat wol ſein laſſen / wie kun - te Ers Jhm am letzten Ende verterben / denn wer den Herren fuͤrchtet / dem ſols auch wolgehen in ſeiner letzten noth ſagt Syr. 1. Derſelbe treue GOtt verſicherte ſein Hertz durch den Heil. Geiſt im Glauben / daß ſein Sterben wuͤrde Seelig ſein / drumb Jhr auch keine Angſt / Furcht und Bitter - keit deß Todes bey Jhm geſehen habt. Wol iſt Jhm itzt in alle Ewigkeit / ſeine Seele iſt ſchon bey Chriſto in Him̃liſcher Freud und Seeligkeit.

Der Leib auch in ſeiner Kammer
ſchlaͤft ohn ſorgen ſanft und wol
und verſchlaͤft den groſſen Jammer
deſſen
deſſen itzt die Welt iſt voll.
Seine Seele ſchauet an
Den der nichts alß Lieben kan
der auf ſeine Schoß Jhn ſetzet
und mit Hoͤchſter Freud ergetzet.
Drumb laſſt ab Jhr ſeine Lieben
Laſſet ab von Traurigkeit
was wolt Jhr Euch mehr Betruͤben
weil Jhr deß verſichert ſeid
daß Er alle Qual und Noth
uberwunden und bey GOTT
mit den Außerwehlten ſchwebet
voller Freud und Ewig Lebet.
Dehrer Todt ſolt Jhr beklagen
die dort in der Hellen Pein
muſſen leiden alle Plagen
ſo nur zu erdencken ſein /
die GOTT nihmt dahin /
in den Himmel gleich wie Jhn /
und mit lauter Wolluſt traͤncket /
wer iſts der ſich darob kraͤncket?
Sagt

Sagt Jhr WolAdeliche Hertzbetruͤbte Frau und Kinder / Wir ſind unſers Herren / und Her - ren Vaters Seeligkeit verſichert / dehme Wir ſeine Ruhe auch gerne goͤnnen / aber es iſt umb U hin - terſtelligen zuthun. Mein Liebſter Ehſchatz / dem ſich mein Hertz vertrauen durffte / unſer lieber Herr Vater / der Untz Kindern Ehre und Anſehen gab / der Vaͤterlich vor U Sorgte / Der iſt hin / ſo habe ichs Euch vor geſagt / daß ſo ſeine GOttes - Furcht fuͤr Euren Augen iſt / daß Jhr GOttes guͤt - te mit allem wolergehen auf Euch geerhet habt / derdie Beleh - nung der fromen in - ſonderheit. Euch nicht wil Weiſen laſſen. Jſts Euch aber noch nicht gnug / ſo leſet doch / was ferner zu Troſt Euch an ſeiner Ehren-Seule angeſchrieben ſteht: Wann David der Erlauchte Koͤnig und Prophet weiter ſagt: Deß Saame wird gewaltig ſein auf Erden / das Geſchlecht der Fromen wird geſegnet ſein. Damit Er denn beſchreibt das wol - ergehen der Fromen inſonderheit / ſo fern daſſelbe auf die Kinder und Nachkommenen ſich erſtreckt / ſiehet damit zweifels ohne zuruͤck auf die Verheiſſung / die GOtt dem Abraham und allen Gleubigen gethan Gen. 17. Jch bin dein GOtt und deines Saa - mens nach Dir / wie auch in den Anhang der Heil. Zehen Gebote Exod. 20. Da Er dehnen die Jhn Lieben und ſeine Gebot halten / wol zuthun bis ins Tauſende Glied verheiſſen hat. Wann Da -Oſiander. vid ſagt / deß Saame wird gewaltig ſein / wil ErFdamitdamit ſo viel anzeigen / daß GOtt fromer Leu - te Kindern werde beyſtehen mit ſeinem Geiſt und Gaaben / daß feine geſchickte Leute auß Jhnen werden ſollen / die GOtt und Jhrem Nech - ſten in einem ehrlichen Beruff Dienen koͤnnen; wann Er ſagt: Das Geſchlecht der Fromen wird geſegnet ſein / redet Er nicht allein vom Geiſtl: Seegen in Himmliſchen Guͤttern[/]ſondern auch vom Leiblichen Seegen / von gutter Geſund - heit / befoͤrderung / feinem Verſtande / von Ehr und Anſehen / ehrlicher Nahrung und dergleichen. Welches alles GOtt fromen Kindern umb Jh - rer fromen Eltern willen / wo Sie anders auch ſel - ber From bleiben / und dann auch eine und die ande - re Zeitliche Gluͤckſeeligkeit Jhnen nicht an Jhrer Seel und Seeligkeit ſchadẽ moͤchte / reichlich wil wie - derfahrë laſſen. Beweiß-Exempel auß H. Schrifft / wie Gott vor ſolche frome Kinder geſorgt / weren auch gnug anzufuͤhren / aber Wir eilen zum Schluß.

Troͤſtet Euch deſſen die Jhr Leide tragt. WolAdeliche Hertzbetruͤbte Frau Wittbe / daß Jhr Hertz und ſchmertzlich betruͤbt ſeid / kan Jch Euch leicht gleuben.

Denn 1. Jſt die Kron Eures Haupts abge - fallen / Euer Schutz und Verfechter / Euer Herr und Ehgemahl / die Jhr / wie Mir wolbewuſt / ein Hertz und Seele mit einander waret / iſt eine andere Straaſſe gegangen / wie wolts denn nicht Bluttundund Thraͤnen ſetzen / wann die jenigen EhHertzen / die durch verbindliche Treu und Liebe eines waren worden / von einander geriſſen werden. Adam verſchlieffs zwar in ſeiner Unſchuld / da Jhm ein ſtuͤck von ſeinem Hertzen geriſſen ward / denn der Herr ließ einen tieffen Schlaaf der unempfind -Gen. 1. ligkeit auf Jhn fallen / daß Er nicht fuͤhlte: Wir aber fuͤhlens ſchmertzlich / wens zum Scheiden geht / nach dem Sprichwort:

Was da liebet / das betruͤbet / was da Her - tzet / das ſchmertzet. ()

Wie dann S. Auguſtinus von einem ſeinerl. 4. con - feís. gutten Freunde ſchreibt / nach dem derſelbe geſtor - ben / ſey Jhm geweſt / alß hette Er nur eine halbe Seele: Es war Mir bange zu Leben ſprach Er / denn es verdroß Mich / daß Jch Leben ſolte / wie ein halber Menſch: Was wolte denn unſerer Ade - lichen Frau Wittben nicht bange ſein nach Jhrem allerliebſten EhFreunde / Jch weiß es verdreuſt Sie zu Leben / und wann Sie nicht ein ſo vielfaches Pfand Jhrer Ehlichen Liebe an Jhren Kindern vor Augen hette / Dehnen Muͤtterlich vorzuſterhen Sie Jhrem lieben Herren verſprochen / wuͤrde Sie Jhr denn Todt vor diß Leben erwehlen. Zu - mal wann Sie 2. Jhr zu ſinnen zeucht / daß Sie druͤber zu einer armen Wittben worden / mag SieRuth. [1.] ja wol Klagen mit Naemi / der Allmaͤchtige hatF ijmichEpheſ. 5.mich ſehr betruͤbet. S. Paulus nennt den Mann deß Weibes Haupt / wann das Haupt abge - ſchlagen / iſts umb den Leib auch geſchehen / Er muß wol leiden / daß Jhn ſeine Feinde mit Fuͤſſen treten: Alſo gehts einer armen Wittben / die Welt ſchreytEſa. 51. Sie hoͤniſch an auß dem 51. cap. Eſa. Buͤcke Dich / Buͤcke Dich / daß Wir alle uͤberhin gehen / lege dei - nen Ruͤcken zur Erden / und ſey wie unſere Gaſſe / drauf Wir uͤberhin lauffen.

Sie iſt wie ein umbgehauener Baum / von dem iederman Holtzen wil; Es kennt Sie Niemand recht / mit dem Manne ſind Jhr alle Freunde ge - ſtorben / es geht Jhr wie dem Dornſtrauch: Con - temnunt ſpinam, cùm cecidêre Roſæ. Aber laſt Euch das nicht erſchrecken Hertzbekuͤmmerte Frau und Freundin. Jſt Euer Elend groß / ſo iſt der Troſt noch groͤſſer. GOtt im Himmel ſelbſt wil Eures Herren und Mannes ſtelle vertre -Eſa. 54. ten / wie Er zu einem ieden wahren Gliedmaß ſei -Hoſ. 2. ner Kirchen ſagt / Eſa. 54. Der Dich gemacht hat iſt dein Mann / Herr Zebaoth heiſt ſein Name / der hat ſich mit Euch verlobt im Glauben zu aller Gnad und Barmhertzigkeit / an Jhm habt Jhr ei - nen treuen beſtaͤndigen Freund / wann Euch die gan - tze Welt Jhre Freundſchafft aufkuͤndigte; Man - gelt Euch was / ſo Klagts Jhm / Er wird Euch ſchuͤtzen und außhelffen / ſo wahr Er GOtt iſt / denn Er verachtet der Weiſen Gebaͤt nicht / nochdiedie Wittbe wenn Sie klagt / Syr. 35. ErSyr. 35. hat eine feſte Mauer umb Euch her gefuͤhrt / die be - wacht / GOttlob / eine Gerechter LandesFuͤrſt / der hat einen ernſten Befehl von Goͤttlicher Gerech - tigkeit in ſeinen Haͤnden de non offendendo, den muß Er exequi ren von GOtteswegen an den Verbre -Exod. 22. chern Exod. 22. Jhr ſolle keine Wittben und Wei - ſen beleidigen / wirſt du Sie beleidigen / ſo werden Sie zu Mir ſchreyen / und Jch werde Jhr ſchreyen erhoͤren / ſo wird denn mein Zorn ergrimmen / daß Jch Euch mit dem Schwerd toͤdte / und Eure Wei - ber Wittben und Eure Kinder Weiſen werden. Deut. 27.Jt. Deutr. 27. Verflucht ſey / der das Recht deß Frembdlingen / der Wittben und Weiſen beugt / und alles Volck ſol ſagen / Amen.

Jhr aber Jhr lieben Kinder / Jhr Adeliche Vaterweiſen / ſeid auch nicht ſo aͤngſtiglich und har - te betruͤbt. Jhr ſeid das Geſchlecht und der Saame eines fromen Mannes / Jhr werdet wol geſegnet ſein. GOtt hat Euch albereit ziemlich geſegnet. Jhr habt alle von Jhm feine vernuͤnftige Seelen / ſeid auch zum theil ſchonSap. 8. erwachſen zu einem unbefleckten Leibe. Jhr ſeid wolgezogene Toͤchter / GOtt wird Euch ehrlich und wol w[i]ſſen zu verſorgen / der Euer und aller fromen Weiſen treuer Vater iſt. Den Kleinen ſollen Sie Leben / wird GOtt auch her -nachnach helffen. Nun Jch beſchlieſſe mit den wor -Tob. 7. ten Raguels / die Er zum Jungen Tobia ſagte:

O Kinder die Jhr ſeld eins fromen Mannes Saame
Geſegnet ſeyet Jhr dem HERRN und Euer Name
Der Bluͤhe fort durch den / Er werde groß gemacht
Der auf das Niedrige mit hellen Augen wacht:
Er nehm ſich Euer an und laſſe Euch auf Erden
Am Adel dieſer Zeit zum groſſen hauffen werden /
Und wann Jhr dieſen Stand mit Ehren uͤberſtrebt
So helff Er Euch dahin / wo man im Friede lebt.

AMEN.

[figure]

Perſonalia.

WAs nun belangt deß Wol Edelgebor - nen / Geſtrengen und Wolbenambten Her - ren Hanß Adams von Gruͤttſchreiber / auß dem Hauſe Zopfken - dorff / Herrens auf Michelau und Jaco - bin / geweſenen Fuͤrſtl: Briegiſchen Herren Hofe - Richters und Landes Caſſæ-Directoris Eingang in dieſe Welt / ſeinen Fortgang und ſeeliges Ende / Jſt derſelbte auß dem Uhralten Adelichen Geſchlechte der von Gruͤttſchreiber erzielet und geboren.

Sein Herr Vater iſt geweſen der WolEdelge - borne und Geſtrenge / Herr Adam von Gruͤttſchrei - ber / auß dem Hauſe Zopfkendorff auf Michelau / Fuͤrſtl: Briegiſcher Rath und Hofe Richter.

Seines Herren Vatern Frau Mutter iſt gewe -ſen ei -ſen eine geborne Baruttin / auß dem Hauſe Breſe - witz im Bernſtaͤdtiſchen gelegen.

Seines Herren Vatern / Vatern Frau Mut - ter eine geborne Monavin / auß dem Hauſe Langen - dorff im Guriſchen.

Seines Herren Vatern Frau Mutter Mutter iſt geweſen eine geborne Domnigin / auß dem Hauſe Nippern im Wintzigiſchen gelegen.

Seine Frau Mutter iſt geweſt eine geborne Po - fadówſkyn: auß dem Hauſe Poſtelwitz und Cunſtatt im Oelßniſchen.

Seiner Frau Mutter / Mutter iſt geweſen eine geborne Burggraͤfin von Dohnau / auß dem Hauſe und Herrſchafft Wartenberg.

Seiner Frau Mutter Herrn Vatern Frau Mutter eine geborne Porſchnitzin / auß dem Hauſe Prauß im Streliſchen.

Seiner Frau Mutter / Mutter Mutter eine geborne Nawoyin / auß dem Hauſe Dolnay.

Von dieſen Uhralten Adelichen Geſchlechten / iſt unſer ſeelig verſtorbener Herr HofeRichter und Landes Caſſæ-Director auf dieſe Welt geboren wor - den / Anno 1607. den 10. Decemb.

Alldieweil Er aber ſo wol alß andere Adams - Kinder / ein Kind deß Zorns geboren war / hat ſein Hochgeachter Herr Vater / nach dem die Frau Mut - ter etzliche Stunden nach der Geburt Todes verfah - ren / Jhme nichts mehr angelegen ſein laſſen / alßdaßdaß Er dieſen Leiblich gebornen zur Geiſtlichen Widergeburth befoͤdere; Welchem Vaͤterlichen fleiß nach Er auch ſo ſtracks / als es ſein koͤnnen / dem Herren Chriſto in der Heil. Tauffe zu gefuͤhrt / und Jhme der Name Hanß Adam gege - ben / nachmals auch bey angehender Jugend nach der Lehr St. Pauli in gutter Adelicher Zucht und aller Vermahnung zum Herren aufferzogen worden. Es hat ſich aber von Kindheit auf ein wackeres ingenium bey Jhm gewieſen / welches das Hochloͤbliche Exempel ſeines Herren Vatern / der in allen ruhmwuͤrdigen Tugenden Jhme vorgeleuch - tet / deſto kraͤfftiger excolirt / daß Er in ſeinem Chriſtenthumb und Adelichen Sitten von Tag zu Tage zugenohmmen.

Aber was ſol Jch Klagen? alß Er nun 12. Jahr alt worden und der Sorgfalt und Treu ſeines Hochgeehrten Herren Vatern am meiſten / von noͤ - then gehabt / iſt derſelbe der Frau Mutter nachge - folget / welches geſchehen Anno 1619. den 22. Apri - lis, iſt alſo nebenſt ſeinem Adelichen Geſchwiſter Vater und Mutterloß zu einer armen Weiſe wor - den.

Gleichwol aber dem ſey wie ihm wolle / be - durffte diß Adeliche Blutt Adeliche Exercitia, die man entweder ſucht in der Gelehrten Feder / oder in Ritterlichen Thaten / zum wenigſten in beſchau - ung und erlernung frembder Nationen und Laͤnder:GDeroDerowegen er auf gelegtes Fundament in triviô mit Guttachten ſeiner vornembſten Freunde auf die Academi Franckfurt an der Oder ſich begeben / wil - lens mit Beypflichten einer gewiſſen Facultet ſeine Studia zu continuiren, der unſeelige Krieg aber hat Jhm geſchwinde die Geldmittel abgeſchnitten / daß Er wider verhoffen ſich wieder ins Vaterland be - geben muͤſſen. Deßwegen Er faſt genoͤtiget bey dem WolEdelgebohrnen und Geſtrengen Herrn Caſpar von Pogrell der Herren Fuͤrſten und Staͤn - de uͤber ein Regiment zu Roß Obriſten Leutenamt ſich zu einem Diener beſtellen laſſen. Es begiebt ſich aber wiederumb / daß Wolgedachter Herr Po - grell nicht laͤngſt drauf Todes verfahren / das Regi - ment auch von Herren Fuͤrſten und Staͤnden abge - danckt und Er hieruͤber gebuͤhrender maſſen ſeiner Kriegsdienſte loß worden. Jnndeſſen nach dem Er ziemlichen Verſtandes nicht vor rathſam befun - den / das Vaͤterliche Erbgutt laͤnger Ambtleuthen zuvertrauen und das andere Geſchwiſter weiter be - vorthein zu laſſen / hat Er das ſelber anzutreten ſich ſo bald reſolvirt und die WolEdelgebohrne WolEhr und Vieltugendreiche damals Jungfrau Catharinam Eliſabeth gebohrne von Vollmar als die an itzt hochbetruͤbte Frau Wittbe Ehrlich zu lieben angefangen / auch darinnen nach Goͤttlichem Wil - len beſtanden / biß Er Anno 1633. den 22. Februari mit genehmhaben und mit belieben Jhrer Adelichenunduñ hochgeehrtẽ Eltern wegẽ groſſerGefahrKrieges zum Brieg Beylager gehalten: We[l]che beide Ade - liche EhHertzen denn Gott auch gewuͤntſchter nicht zuſammen fuͤgen koͤnnen / in dem ſie bey wehrendem Ehſtande als eine Seele mit einander gelebt und gar eine Hertzfriedliche Ehe beſeſſen haben / daß nach eigner Ausſage keins das andere / zu reden mit einem Worte erzuͤrnet / welches eine ohnmehre und ſeltzame Sonne in dieſer Erden ſcheint / die gar keine oder ja ſo ſelten truͤbe Wolcken von Wider wertigkeit leiden darf. Drumb denn auch Jhre friedliche Ehe der GOtt des Friedens mit ſeinem Ehſeegen gnugſam gekroͤnet und 15. lieber Kinder Jhnen gegeben 7. Soͤhne und 8. Toͤchter / davon Jhrer Sechſe als 2. Soͤhne und 4 Toͤchter annoch am Leben / die andern dem ſeeligen Herren Vatern zu voran weggeruͤckt in Himmliſcher Pflege und Wartung ſind.

Alſo wird geſegnet der Mann / der den Her - ren fuͤrchtet!

Seiner Religion nach iſt Er der Augſpurgi - ſchen Confesſion von Hertzen beygethan geweſt. Got - tes Wort und Diener lieb und in Ehren gehalten / des Heiligen Abendmahls publicé zum oͤfftern ge - braucht / auch durch einen gehoͤrigen Wandel ſein Chriſtenthumb maͤnniglich erwieſen. Gegen den Unterthanen hat Er ſich als ein Vater bezeigt /G ijdaßdaß Sie wuͤntſchen / Er hette in vorfallender Noth mit That oder zum wenigſten mit treuem Rath Jh - nen nach GOttes Willen laͤnger beywohnen moͤ - gen. Seinen benachbarten Freunden hat Er allen Nachbarlichen Willen bezeugt / und dafern Sie ſeines Rahts gebraucht Jhnen nach treuen vor - geſtanden / denn Jchs ohne Liebkoſen Jhm wol nachruͤhmen darf / daß Jhm GOtt mit einem wa - ckeren Verſtande und vornehmen Judicio gezieret / der auch in Publicis ziemlich erfahren geweſt / wel - ches / daß Jchs ſagen darf / Unſer Durchlauchter und Gnaͤdiger Fuͤrſt und Herr ohngezweifelt auch an Jhme wahrgenohmmen / derowegen ſeine Fuͤrſtl. Gnade Jhm anfangs als einen Aſſesfor dem Fuͤrſtl. Briegiſchen Hoferichter adjungiret und nach dem Er die Wiſſenſchafft des Procesſus bey den Hoffgerich - ten erlernet / Jhn noch gnaͤdiger an des Verſtorbe - nen Seeligen Herren HofeRichters entledigte Ambtsſtelle vocirt und befoͤdert. Es iſt aber da - bey noch nicht blieben / ſondern weil Jhr Fuͤrſtliche Gnaden unverborgen / daß vorgehender Zeit der Herr HofeRichter auch deß Landes Caſſe Directo - rium gefuͤhrt und bey Jhme ſo viel Verſtandes ge - funden / daß Er dasſelbte nicht ohne beſondern Nutz des Landes auch verwalten koͤnte: Als haben Jhr Fuͤrſtl. Gnaden daſſelbe Jhm auch gnaͤdigſt conferirt und aufgetragen / daruͤber ob Er ſich An - fangs zwar Unterthaͤnigſt entſchuldigt / dennochſeinemſeinem Gnaͤdigen LandesFuͤrſten und Herren zu aller angenehmheit gehorſam auf ſich genohmmen / und dehnen beiden Aembtern nach vermoͤgen bis an ſein Ende treulich vorgeſtanden / daß daruͤber ein gantzes Land ein ſattſames gnuͤgen empfunden. Die - weil Er aber ein Corpulenter Mann zu Catharren und Fluͤſſen zum hefftigſten geneigt war / iſt Er da - durch zum oͤftern aufſtoͤßig worden / bis endlich den 26. Martij war der Gutte Freytag dieſes 1655. Jahres gantz Lagerhafft worden / daß / ob Er wol ſein Getreues Ehhertz und Lieben Kinder zu betruͤ ben nicht viel wollen ſagen / dennoch gegen andere faſt an ſeinem Leben gezweifelt: Derowegen / weil die Kranckheit auch heſtiger worden / Er den Don - nerſtag drauf / war der 1. April, von Mir der Seelen Cur hertzlich begehrte / GOtt im Him - mel ſeine Suͤnden demuͤttig abgebaͤten / mit wah - rem Glauben in ſeines Herren Jeſu Wunden geflohen und mit ſchuldiger rever entz ſein Heil. Abendmal empfangen / drauf vor dieſe groſſe Gna de GOtt und ſeinem Sohne inniglich gedancket. Hieruͤber hat der Medicus Herr Wolff Friedrich ſich den Leib wieder zu bringen auch nach allen treuen verſucht / Jhme allerhand koſtbare medic[a]menta ad - hibirt, die ihren effect auch wol gethan / aber den - noch den harten Fluß auf der Bruſt nicht erweichen wollen. Weil denn ſichs zu keiner beſſerung wollen anlaſſen / hat Er hertzlich gebaͤtet / in ſeinerG iijKranck -Kranckheit / da Er in unmenſchlicher Hitze lag / wie ein armer Wurm ſchmachtete / hat Er ſo groſ - ſe Gedult bewieſen / daß michs gewundert und umb Liebe ſeiner Hertzlieben Haußfrauen die Angſt mit Gewalt verdruͤckt / bis der Sonnabend heran getre - ten / welches war ein Staffeltag ſeiner Kranckheit / da ich ſeiner zum hefftigſten beſorget / deßwegen Jhn bald Morgends Zeitlich beſucht und nach dem Wir gar allein beyſammen / Jhme allerley Troſt - gruͤnde wieder deß Todes bitterkeit habe vorgehal - ten / auf welche Er auch ſo beſcheidentlich und Chriſt - lich geantwortet / daß michs von Hertzen erfreuet / dieſelben Gruͤnde alle theils aus der Natur ge - nohmmen auf den Hauptgrund Jeſum Chriſtum gefuͤhrt und ſein maͤchtiges Vertrauen auf Jhn er - klaͤrt hat: Nachmals von mir begehrt / Jch wollte ſeine lieben Unterthanen zuſammen fodern in die Kirche und umb ſeine beſſerung wie ſie GOtt fuͤ - gen wollte / mit Jhnen baͤten / dieweil Er an dieſem tage beſorge / GOtt werde eine Enderung mit Jhme vornehmen / daß es moͤchte gnaͤdiglich ablauf - fen / welch unſer Gebaͤt denn auch nach dem allerbe - ſten willen GOttes iſt erhoͤret worden. Drauf Jch auß der Kirch wieder zu Jhm kommen / Jhn auf dem Stule ſitzend und baͤtend gefunden / bald ſich aber wieder auf ſein Lager gemacht / da Er die an - dere helffte ſeines Creutztages in unſaͤglicher Hitze und Angſt vollends mit groſſer Gedult zu bracht / zuletzt /letzt / da es mit Jhm ad agonem kommen / von U abgewand / bey ſich ſelbſt innbruͤnſtige Seuftzer ge - laſſen / bis nach Glock 7. der Herr Medicus mir inſinuiret, der retrogradus an der Hand wehre ge - ſchehen / daher ſein Ende zu beſorgen / ich Jhme noch eins zu geruffen / ob Er das vorige vertrauen noch ſteif hielte zu ſeinem Herren Chriſto / und ob Er getraute auf ſein Verdienſt ſeelig zu ſterben / daruͤber Er ſich aufgerichtet / mit ſtarcken Augen mich angeſehen / was Jch mir gedaͤchte / daß Jch Jhn mit vielen Worten erſt wollte beſchweren / da Er von ſeinem trauten Jeſu nimmermehr abſe - tzen wolle / die Feinde bemuͤheten ſich zwar umb Jhn / aber Er habe nun uͤberwunden / ſein Herre Chriſtus wolle Jhn bey ſich haben / daruͤber Er zwar mehr geredet / alß wann Er gar vor einem Vornehmen Judicio zuthun hette / weil aber Todes - Angſt mit unter gelauffen / war kein richtiger ſchluß drauß zu faſſen / weil auch ſeine Liebſte itzt ſchmertzl betruͤbte Frau Wittbe Jhn ermahnte ſich nicht mit ſo vielen reden zu erreitzen / ſondern zu ruhen: Nun ſprach Er / wann Jhrs haben wolt / ſo wil Jch ru - hen im Namen GOttes. Daruͤber Er ſich auf die Lincke Seite geworffen / ſeine Rechte Hand unter das Haupt gelegt und bald ſo ſtille davon zog / das Wirs bald nicht weren innen worden / auf halb der 8. Uhr zu Abend im 48. Jahr ſeines Alters / nach dem Er in der Ehe gelebt 22. Jahr.

Was

Was denn die andern Zwey Adelichen Leich - lein anbelangt / Unſers abgeſeelten ſeeligen Herren Hoferichters Hertzlieben Toͤchterlein / die Er kurtz vor Jhm zu GOtt geſchickt / ſind Sie ebenmaͤſſi - gen Stammes und herkommens. Jhr Herr Va - ter iſt geweſen der weyland WolEdelgebohrne und Geſtrenge Herr HanßAdam von Gruͤttſchreiber und Zopfkendorff auf Michelau und Jacobin Fuͤrlicher Briegiſcher Hoferichter und Landes Caſſæ Director.

Jhres Herrn Vatern Frau Mutter eine ge - bohrne Poſadówſk yn auß dem Hauſe Poſtelwitz und Cunſtat im Oelſniſchen Fuͤrſtenthumb.

Jhres Herrn Vatern Vatern Frau Mut - ter / eine gebohrne Baruttin aus dem Hauſe Bre - ſowitz im Bernſtaͤdtiſchen gelegen.

Jhres Herrn Vatern Frau Mutter Mut - ter eine gebohrne Burggraͤfin von Dohna auß dem Hauſe und Herrſchafft Wartenberg.

Jhre Frau Mutter iſt anweſende Hochbe - truͤbte Wittib eine gebohrne von Vollmar auß dem Hauſe Hohenmauren des Roͤmiſchen Reichs in Rothweiler Gebiett gelegen.

Jhrer Frau Mutter Mutter eine gebohrne Stechauin auß dem Hauſe Kotzin in der Ocker - marck gelegen.

Jhrer Frau Mutter Herrn Vatern Frau Mutter eine gebohrne Puſchin auß dem HauſeGruͤnauGruͤnau im Mompelgartiſchen gelegen. Jh - rer Frau Mutter / Mutter / Mutter eine gebohrne Uchtritzin auß dem Hauſe Oſterholtz in der Marck Brandeburg.

Von dieſen uhralten Adelichen Geſchlech - tern haben dieſe ſeelig verſchiedenen Jungfreulein Jhr Adeliches herkommen. Seind auf dieſe Welt gebohren und wiedergebohren / das elteſte Jungfr. Anna Eliſabeth im 1650. Jahre / den 22. April und geſtorben den 20. Januari dieſes Jahres zu Mitta - ge / wehre gleich alt worden 5. Jahr weniger 13. Wochen. Das andere Maria Sephia iſt geboh - ren Anno 1651. den 8. Septembr. Freytags / iſt geſtor - ben den 25. Januari war Paul Bekehrung dieſes Jahr / hette gelebt vierdehalb Jahr noch 4. Wochen weniger.

GOtt der die Menſchen ſterben laͤſt und die Seelen ſeiner Gleubigen in ſeiner Hand auch ihren Staub und Gebeine durch ſeine Allmaͤchtige Krafft in der Erden bewahrt / daß der nicht eines am Tage ſeiner wiederbringung fehlen muß / ſey umb der gnaͤ - digen / ſanft und ſeeligen Aufloͤſung unſers HErren HofeRichters / wie auch umb der Seeligkeit Willen aller ſeiner lieben Kinder durch CHRJSTVM JESVM Jhren Heyland hochgepreiſt / der wol - le als ein treuer Vater der Hinterſtelligen ſich mit Schutz und Troſt annehmen und wenn die StundeHauchauch Unſers Abſchieds kompt / Uns ſeelig und im Friede hernach helffen /

Daß Wir ſeinen Nahmen
Preiſen Ewig / Amen.

Nachklang.

ES iſt ein Herrlich Ding umb einen gutten Chriſten
der auf der Heiden Troſt ſtelt ſeines Glaubens
Sinn /
Gott ſeinen Vater fuͤrcht und dencket immer hin
wo ſein Erloͤſer ſitzt zur Rechten GOttes droben /
der ſchwebt mit ſeinem Geiſt und Sinnen immer oben /
Er darf der Erden Koth nicht unterworffen ſein;
der letzte Abſchied auch der macht Jhm keine Pein.
Er folget GOTT und geht mit ſeinen lieben Kindern /
wenn Ers von ihm begehrt / Er gehet von den Suͤndern
und leget ſich zu ruh in ſeiner Mutter Schoß
macht ſich ſein Fleiſch und Blut ſtracks aller Sorgen loß /
Sein Leben lernt Er da auf Ewig laͤnger friſten.
SO merck ich nun wol Du O ſeelige Seele
daß Du nicht uͤbel gefahren magſt ſein
Du biſt geflohen auß dieſer Angſthoͤle
in GOttes liebliche Lebensfontein
von allem Leiden Furcht Schmertzen und Pein.
Lebe
Lebe nun / ſchwebe nun ewig ohn ende
in GOttes freundlicher Liebe und Huld /
Niemand iſt der dich von Jhr mehr abwende
durch uͤberheuffen der Suͤnde und Schuld /
da iſt kein feindlicher Hertzens Tumult.
Du ſiehſt fuͤr Gottes Thron in weiſſen Kleidern
prangeſt und ruͤhmeſt fuͤr ſeinem Geſicht
Singeſt zu trotz deinen Feinden und Neidern:
Heilig iſt GOtt der mir goͤnnet ſein Licht /
hier keine Sonne noch Hitze mehr ſticht.
Du ſieheſt GOttes Lamb auf ſeinem Stule
welches getragen die Suͤnde der Welt.
Und dich gefuͤhrt auß dem ſchweflichten Pfule
ſo GOtt des Sathanas Engeln beſtelt /
die er in ewigen Banden behelt.
Du ſiehſt im Weſen des Vaters und Sohnes
auch GOtt des Heiligen Geiſtes Gewalt
Die Er im Sitz eines ewigen Thrones
weit uͤber unſerer Sinnen Geſtalt
mit Troſt und ewigen Freuden verwalt.
Du biſt ein Glied unter Engliſchen Thronen
biſt ein Mitterbe in GOttes Pallaſt /
Kanſt ewig unter den Heiligen wohnen
welche mit GOttes Lob immer gefaſt
nach uͤberwundener Muͤhe und Laſt.
H ijHeller
Heller biſt du als die Sternen und Sonne
wie ein klein Licht umb das groſſe Licht her
Alles funckt umb dich von Himmliſcher Wonne
alles voll ewiger Lebens Gewehr
(klaͤr?)
(welcher Menſch lebt ders nach wuͤrden ver -
Teufel / Tod / Helle liegt unter den Fuͤſſen
Dir / der Du Chriſtus Sieg hertzlich geliebt
Alles wird ewig von dir fliehen muͤſſen
welches auf Erden dein Hertze betruͤbt
Chriſtus vor trauren viel Freude dir giebt.
Deine betruͤbte Frau und lieben Kinder
ſeind noch hiernieden im jammernden Thal
Jch und manch fromer Chriſt leidet nicht minder
Kum̃er auf Erden / Angſt / Schrecken und Qual.
wuͤntſchet bey dir zu ſein im FreudenSaal.
Der tolle Mavors nimbt wieder den Degen
fuͤhret Carthaunen und Schlangen zu hauff
Alles iſt GOttloſe / ſicher / erwegen
zuͤrnet zu GOtte in Himmel hienauff
endet damit ſeiner Guͤttigkeit Lauff.
Jſabel auch wuͤttet und tobt noch immer
machet der Gleubigen Kirchen viel Leid
Kan nicht wol leiden deß GOttes Wort ſchimmer
in unſerm Lande ſo ferne und breit
alles ſtreut Gift der Gedieglichen Weid.
Liebe /
Liebe / Gerechtigkeit gehet auf Steltzen
der Arme iſt ein verachtetes Licht /
Frome Leuth muͤſſen im Schlamme ſich weltzen
Niemand hilft / wo es auch ihnen gebricht
alles iſt nur auf das Schinden verpicht.
Solt ich erzehlen daß Elend und Jammer
welchem der Menſch unterworffen muß ſein
Biß Er ſich wieder in der Erden Kammer
legt und verkreucht fuͤr Angſt Kum̃er und Pein /
wuͤrd er bekennen / daß alles nur Schein.
Solt ich der Seelen Gefaͤngnis beſchreiben
welche mit Suͤnden gekaͤrckert iſt ein:
Wie ſie die Hellenhund aͤngſten und treiben
wuͤrde das Leben beſchwerlicher ſein
als man kan dencken / beſchreiben und ſchreyn.
Drumb biſt du freylich wol ſeelig zu ſchaͤtzen
Du O Du ſeeliger Himmels-Conſort
Nun auf der Welt mehr kan dich nichts verletzen
Du biſt gelanget zum ſicheren Port
Suͤnde / Todt / Teufel und Helle muß fort.
Jch muß GOtt taͤglich die Suͤnde abbitten
Du biſt vollkoͤmmlich entbunden davon.
Du haſt die Schmertzen ſchon alle erlitten
welche die Suͤnde uns giebet zu Lohn
traͤgſt als ein Sieger die Himmliſche Cron.
H iijJch
Jch muß vor untreuen Leuthen mich huͤtten
die ihre Netze nur breiten zum Fall /
Dieſe haſt du alle ſchon uͤberſtritten /
Jch bin der neidiſcheu Welt wie ein ball
die auf mich blitzet mit Donner und Knall.
Jch ſitze auf Rechnung in meinen Geſchaͤfften
ſteh meinem Beruff ohne Kummer nicht vor
Wenn ich ſchon dencke ich habe die Kraͤfften
alle gewagt / und geſorget empor
bin ich der Goͤttlichen Weißheit ein Thor.
Dich aber hat Gott auß deinem Ambtskarne
außgeſpant / lohnet dir auf ſeiner Schoß
Thut nicht von noͤthen / daß dich iemand warne
vor deiner Neider und Feinde geſchoß /
Du biſt ohn Sorgen / Noht / Kummer-Anſtoß.
Jch muß der Seelen betruͤbnis erfahren
wie GOtt oft grauſam ſich gegen ihr ſtelt.
Allemal wil ſich nicht Leib und Geiſt paaren
daß Fleiſch die Oberhand oͤfter behelt /
welches die Freude der Seelen vergaͤllt.
Du aber darfſt dieſe Klage nicht fuͤhren /
Du biſt in ewiger Liebe und Gnad
Du kanſt den Himmel mit Heiligkeit zieren
dieweil Du nun ſeelig biſt in der That /
alle Betruͤbnis kompt da viel zu ſpat.
Diß
Diß Vorrecht haſt du durch Chriſtum empfangen
welcher die Warheit / daß Leben / der Weg /
Diß hoff ich auch bald durch Jhn zu erlangen
der ich auch trete der Gleubigen Steg
werff daß Vertrauen der Wercke hinweg.
Du wahreſt ein groſſer Freund mir im Leben /
Jch und die deinigen duͤrffen dich ſchon
Doch muſſen Wir deſſen willen ergeben
Uns / der fuͤr deine Treu itzt giebet Lohn
lieblich dich anblicket von ſeinem Thron.
Wir wollen unſer anliegen befehlen
Unſerm Erbarmer und Heiligem GOtt
Er kan ſein Vaterhertz Uns nicht verhelen
Er iſt Uns treue geweſt in aller Noht
ſeinen Vertraueten macht Er nicht Spott.
Dir aber wollen Wir dieſe Ruh goͤnnen
welche Du haſt nach der Welt Muͤdigkeit /
Wollen Uns in deſſen troͤſtlich beſinnen
daß U die Goͤttliche Ordnung zur Freud
bald wird hernach holen aus dieſem Streit.

ENDE.

About this transcription

TextAdeliche Ehren und Gedächtnis Seule
Author Friedrich Albinus
Extent63 images; 11908 tokens; 3393 types; 78858 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAdeliche Ehren und Gedächtnis Seule Bey Adelicher vornehmer Leichbestattung Des Hoch-WolEdelgebornen/ Gestrengen und Wolbenambten Herren Hanß Adams von Grüttschreiber und Zopfkendorff/ Herrens auf Michelau Friedrich Albinus. . 63 Christoff TschornBrieg1655.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 385/1 / 509342

Physical description

Schwabacher

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:48Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 O 385/1 / 509342
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