GEliebte in dem HErrn Chriſto / Auch zum theil betruͤbte Hertzen. Geſtern iſt geweſen der letzte Tag des Monats Julij. A °. 1577. 31. Jul. An welchem vergangen ſein 45. Jahr / das ein fromer alter Mann / vnnd Pfarꝛer zu Rimberg / im Breßlawiſchen Fuͤrſtenthumb gelegen / zur Erde beſtattet worden / deme ich damals die Erſte Leich - Pꝛedigt gethan / in meinen jungen Jahꝛen / als ich erſt drey Jahr im Predigampt geweſen. Vnd hette nicht gedacht oder hoffen koͤnnen / das ich in ſo vieler gelehrter vnd vor - nehmer Leute Kundſchafft vnnd Freundſchafft kommen / viel weniger / das ich denſelben den letzten dienſt hette ge - lepſten ſollen / als hernach geſchehen.
Denn vor 24 Jahren im Herbeſt / iſt zur Olſſen mit1598. 9. 7br. Tode verbliechen / auch ein alter Prediger / Christoph: Marſchalck / welcher weyland Pfarꝛer geweſen zu Wab - nig: Deme ich auch / mit vorwiſſen vnd willen des Herꝛn Superintendenten, den Leich Sermon vorꝛichtet. Weil er mein Landsman vnd alter bekandter geweſen. Vor 7. 1615. 7. Maij. Jahren / Nach Oſtern / iſt von dieſer Welt ſeeliglich ab - geſchiedẽ / der Ehrwuͤrdige vñ Wolgelehꝛte H. Georgius Moͤller / eine geraume Zeit geweſener Trewer Pfarꝛer zur Bernſtadt / der ſich vmb dieſelbe Gemeine wol verdienet / vnd ohne zweyfel noch viel Leute daſelbſt ſeine Trewe erken -A ijnenChꝛiſtliche Leichpꝛedigt. nen vnnd gedencken. Da dann die ſeinigen mich auch der ehren wuͤrdig geachtet / das ich jhm die Leichpredigt thun ſolte.
Vor 6. Jahren. Noch Weynachten. Jſt von GOtt durch den Zeitlichen todt abgefodert woꝛden. Der Achtbar Ehrwuͤrdige vnd Hochgelehrte H. Melchior Eccard. eine lange Zeit geweſener Wolverordneter Pfarꝛer vnnd Superintẽdens dieſes Olßniſchẽ Fuͤrſtenthumbs / welches hinterlaſſene Kinder vnd Erben / auch den letzten dienſt mit vorꝛichtung der Leichpredigt von mir begehret. Welches ich dann auch / nach vormoͤgen willig gethan.
Hette aber nicht vormeinet / das ich ferꝛner jrgend einem Prediger / vnd Seniori, ſolchẽ letzten dienſt geleyſten wuͤrde. Sintemal ich nun ſelber vber meine Siebentzig Jahr kom - men / vnd faſt Taͤglich eines ſeeligen Todes / vnd eines ehr - lichen Begraͤbniß gewertig bin / vnd hoffe.
Dieweil es aber dem Allgewaltigen Gott alſo wolgefal - len. Vnd er nach ſeinem Rath / auß dieſem Muͤhſeligen leben hinweg genommen / Den auch Ehrwuͤrdigen vnnd Wolgelehrten H. Paulum Friedland / viel Jahr trewen geweſen Seelſorger allhier zum Schmoln / Er auch ſelber vor ſeinem ſeligen abſterben / den ſeinigen angemeldet / das ſie mich / die LeichPredigt jhme zuthun vermoͤgen ſolten / Hab ich auff jhr begehren ſolches nicht vorwegern ſollen vnd wollen / weil er nicht allein eine Perſon vnſers Ordens / Sondern auch mein Alter guter freund geweſen. Vnd ob ich wol weiß / das ein jeder vnter den Anweſenden Herꝛen Senioribus, ſolches viel beſſer als ich / hette vorꝛichten koͤn - nen / habe ich doch im Namen Gottes / ſolche Arbeyt auff mich willig genommen. Vnnd damit ſolches mit Nutz vnd frucht moͤge vorꝛichtet werden. Wollen wir zuvor denAllmaͤch -Chꝛiſtl: LeichPꝛedigt. Allmaͤchtigen GOtt / vmb ſeine Gnad vnd Beyſtand an - ruffen / vnd deßhalben mit einander Beten / ein Andaͤch - tiges / Glaͤubiges Vater vnſer.
GEliebte in dem HErꝛn Chriſto / wir haben jetzundt allhieher / zu ſeinem Ruhkaͤmmerlein be - leyten helffen. Den Weyland / Ehrwuͤrdigen vnd Wolgelehrten Herꝛen Paulum Friedland / Seniorem dieſes Loͤblichen Fuͤrſtenthumbs / welcher das Siebentzigſte Jahr ſeines alters erꝛeichet / welches nicht gemein iſt bey jetziger Welt. Darumb hieher gehoͤret / der Spruch des Mannes Gottes Moſis / der im 90. Pſalm alſo ſpricht. Vnſer Leben weret 70. Jahr / vnd wenns hoch kompt / ſo ſinds 80. Jahr. Vnd wenns koͤſtlich geweſen iſt / So iſts Muͤhe vnd Arbeit geweſen / deñ es faͤhret ſchnell dahin / als floͤgen wir davon. A iijJnChꝛiſtliche Leichpꝛedigt. Jn dieſen Worten beſchreibet der Man Gottes zweyerley / Erſtlich des Menſchlichen lebens kuͤrtze / vnd Wegfluͤchtig - keit. Da er denn ohne zweyfel zuruͤck geſehen auff die lange Lebenszeit der Heyl. Ertzvaͤter vor der Suͤndfluth / welche etliche hundert Jahr gelebet. Denn von Adam ſaget die Schrifft / das er gelebet hat / Neunhundert vnd 30. Jahr / Von Mathuſalem 969. Jahr. Aber von ſeiner Zeit / ſpricht Moſes / das es ſchon ſehr abgenom̃en / vnd die Leute / wenns hoch kommen / nur gelebet haben 70. oder 80 Jahr. Jch geſchweige des Lebens / ſo jtziger Zeit die Menſchen er - reichen / gegen dem zunahenden ende der Welt.
Darnach beſchreibet auch der Pꝛophet des Menſchlichẽ lebens Duͤrfftigkeit vnnd Muͤhſeligkeit / Da Er ſpricht: Wenns köſtlich geweſen iſt / ſo iſts Muͤhe vnnd Arbeit geweſen. Davon Syrach im 40. Cap. nach der lenge redet. Es iſt ein elend jämmerlich ding / vmb aller Menſchen leben / von Mutter leibe an / biß ſie in die Erde begraben werden.
Dieſer vnſer geliebter Mitbruder in Chriſto / deme wir jetzo den letzten Chriſtlichen dienſt geleyſtet / hat das erſte Ziel erꝛeichet / deſſen Moſes gedencket. Nemlich 70. Jahr. Das ander Ziel. Nemlich 80. Hat er nicht erꝛeichen koͤnnen. Wann es nun moͤglich were / das er ſein Haͤupt auffrichten vñ wider reden ſolte / So wuͤrde er vns wunderliche Zeittung ſagen. Wie er die gantze Zeit ſeines Lebens vnzaͤhlig viel Truͤbſall vñ Muͤhſeligkeit auß geſtanden / Nun aber nach ſeinem ſeeligen Tode / iſt er von dem allem erloͤſet. Wie wir pflegen zu ſingen:
Er iſt aber nicht allein geweſen / ein alter Wolbetagter Mann / Sondern auch ein Trewer Lehrer bey der Kirchen Gottes vber 43 Jahr. Welches auch eine ſchoͤne vñ lange Zeit iſt / die nicht vielen jetziger Zeit widerfaͤhret / Sonder - lich an einem ort ſo lange zu dienen.
Darumb ich denn auch / bey vorfallender LeichPꝛedigt / einen ſolchen Text vor mich genommen / der ſich auff einen Diener des Goͤttlichen worts ſchicket.
Denn der H. Apoſtel / der dieſen Text geſchrieben hat / heiſſet Paulus. Dieſen Namen hat auch gefuͤhꝛet / vnſer Mitbruder / den wir jetzo zu ſeinem Ruhkaͤmmerlein ge - bracht haben: Vnd ob er wol kein Apoſtel geweſen / So hat er die Lehre S. Pauli / vnd das Evangelium Chriſti geprediget biß an ſein ende.
Was aber anlanget die Summa der Wort S. Pauli / So begreifft er darinnen vornemlich drey Artickel.
Erſtlich / Nennet er ſeinen Todt mit zweyen Nahmen. Nemlich ein Opffer / vnd ein Abſcheyden. Zum andern meldet er / Wie er ſich in ſeinem Predigampt vorhalten habe. Nemlich / Er habe einen guten Kampff gekaͤmpffet. Er habe ſeinen Lauff follendet: Vnd er habe Glauben be - halten. Fuͤrs dritte zeyget er auch an / was er fuͤr einen Lohn nach ſeinem Tode zu gewarten habe. Nemlich / das jhm beygelegt ſey / die Kron der Gerechtigkeit.
Dieweil aber der Apoſtel im Beſchluß dieſer Wort / ſeine rede ſelber lencket vnnd wendet auff alle Menſchen / Sonderlich auff die / ſo die Erſcheinung Chriſti lieben / vnd auch jetzundt mehr gemeine / als Geiſtliche Perſonen vorhanden ſein / So wil ich meine Predigt in 3. Stuͤcklein ab theylen / vnd ſagen:
1. VonChꝛiſtliche LeichPꝛedigt.VOn zweyen Namen. Damit S. Paulus der Chriſten todt nennet. Wenn er ſpricht: Jch werde ſchon geopffert / vnd die Zeit meines Abſcheidens iſt vorhanden.
1. Erſtlich nennet er ſeinen vnd aller Chriſten todt ein Opffer / vnd diß auß zwo Vrſachen. Einmal darumb / Weil viel Prediger / vnd viel andere Chriſten / vmb des Evangelij willen ſind Maͤrtyrer / geſchlachtet / geopffert vñ getoͤdtet worden. Vnd ein ſolcher Todt iſt geweſen / faſt aller Propheten vnd Apoſtel / vnd anderen vielen vnzaͤlichPſal. 44. Rom. 8. Menſchen / davon geſchrieben ſtehet / Pſalm. 44. Rom. 8. Vmb deinet willen / werden wir Taͤglich erwuͤrget / vnd ſein geachtet wie die Schlachtſchaffe. Wenn nun die Chriſten vmb des Evangelij willen getoͤdtet werden. So werden ſie Gott ein angenehmes Opffer / dardurch Gott geehꝛet wird. Wie davon redet S. Johannes in ſeinem Evangelio am 21. Capitel. Jn dem er vom tode Petri redet / zu welchem Chriſtus geſaget hatte: Es wird dich ein ander Guͤrtten / vnd fuͤhꝛen / wo du nicht hin wilt / da ſetzt S. Johannes dieſe Wort darzu: Solchs ſagt er aber zu deuten / mit welchem Tode er Gott preiſen wuͤrde. Vnd von ſolchem tode ſtehetPſal. 116. auch geſchrieben / Pſalm: 116. Der Todt ſeiner Heyligen iſt werd gehalten fuͤr dem HErꝛn.
Dar -Chꝛiſtliche LeichPꝛedigt.Darnach ſo wird auch der fromen Chriſten Todt ein Opffer[genennet] / darumb / weil die Chriſten / ob ſie ſchon nicht alle gewaltſamer weiſe getoͤdtet werden / So haben ſie doch ſonſt viel Creutz vnd Elend / vnd muͤſſen ſich Taͤglich / vom Teuffel / vnd Welt / Creutzigen vnd Plagen laſſen / mit bittern vnd harten Worten vnnd Wercken. Davon S. Paulus alſo redet / 1. Corinth: 15. Jch ſterbe1. Cor. 15. Taͤglich: Was wil er damit anzeygen. Stirbt doch der Menſch nur einmal: Was meinet deñ der Apoſtel? wenn er ſpricht: Jch ſterbe Taͤglich? Antwort. Er wil ſo viel ſagen: Jch Lebe inn dieſer Welt / vnter ſo viel vnnd mancherley Creutz vnd Elende / ſo mir in meinem Beruff vnter handen kommen / das mir nicht anderſt iſt / als wenn ich Taͤglich ſtuͤrbe: Vnd ein ſolches Leben / vnter ſo viel aͤngſten vnd noͤthen / iſt viel mehr ein ſtetter Todt / als ein Leben zu nennen. Wenn aber die Chriſten in ſolchem jam - mer gedultig ſein / vnd Gott gehorſam / So Opffern ſie dadurch jhꝛen Leib vnd jhꝛe Gliedmaſſe Gott dem HErꝛn /Rom. 12. wie Paulus redet / Rom. 12. Vnd ſolche gedult iſt Gott ein angenehmes Opffer. Denn gleich wie das Gebet / vnd die Danckſagung / ſeind die Taͤglichen Opffer der Chriſten. 1. Petr. 2. Alſo gehoͤret auch darzu die gedult im Creutze.
2. Fuͤrs ander / wird auch der Todt fromer Chriſten / der Prediger vnd Zuhoͤrer genennet ein Abſcheiden.
Jn dieſem Namen iſt auch ein lieblicher Todt begriffen / Deñ damit wird angezeyget / das der Todt der Gottſeligen nicht iſt ein Ewiges ſterben vnd verderben / Sondern es iſt nur ein Abſcheiden / oder ein Wegwandern vñ Wegreiſen /BdaChꝛiſtliche Leichpꝛedigt. da man Zeucht von einem Ort zum andern / von einer Herberg in die ander.
Jſt alſo der fromen Chriſten Todt / ein ſeliger vnd vber ſeliger wechſel vnd fortziehen / da ſie kommen an ein beſſern ort vnd ſtelle. Deñ auß einem finſtern Gefaͤng - niß dieſer Welt / kom̃en wir in einen Koͤniglichen Palaſt / wie Joſeph / auß dem Elende / vnd frembden Lande / kom̃en wir inn vnſer rechtes Vaterland / wie die Kinder JſraëlPſal. 126. auß Babel ins Land Juda. Da heiſt es recht / wie im 126. Pſalm ſtehet: Wenn der HERR die Gefangenen Zion Erloͤſen wird / da werden wir ſein wie die Traͤumenden / Da wird vnſer Mundt vol Lachens / vnd vnſer Zunge vol ruͤhmens ſein. Denn die in dem HERRN ſterben / die kom̃en auß dem Jammerthal in den Himliſchen frewden - ſal / zu Gott vnd den H. Engeln / bey welchen iſt frewde die fuͤlle / vnd liebliches Weſen / zu Gottes rechten Ewiglich. Pſalm. 16.
Dagegen aber mit den Gottloſen hat es gar ein ander Gelegenheit / die muͤſſen zwar auch von dieſer Welt abſcheiden. Aber als vnſelige / ja als die aller vnſelig -Luc. 16. ſten Leute / Denn ſie kommen an den ort der qual. Luc. 16. Sie kommen in die Tieffe vnd weite Gruben / in welcher iſt Holtz vnnd Fewer die maͤnge. Welche der Odem des HERRN wird anzuͤnden wie ein Schwefel ſtrom / Eſa. 30. Apoc. 21. Jn den Pful / der mit Fewer vñ Schwefel breñet. Apoc. 21. Dafuͤr Gott alle frome Hertzen gnaͤdiglich behuͤten wolle.
Die Widerſacher die Papiſten Tichten zwar einen ort / den ſie nennen das Fegfewr. Jnn welchen die Menſchen kommen muͤſſen / nach dem Tode / vnd darinne gefeget vnd gepeinigt werden / ehe ſie in Himmel kommen. Geben auchfuͤr /Chꝛiſtl: LeichPꝛedigt. fuͤr / wann ſie darauß Erloͤſet wollen werden / So ſollen ſie laſſen fuͤr ſich Meſſe leſen / vnd inn diß oder jenes Kloſter beſcheyden. Aber dadurch haben ſie den armen Leuten Kaſten vnd Beutel gefeget / vnd vmb jhre Seligkeit jaͤm - merlich betrogen. Denn diß alles vom Fegefewer vnnd Meſſen / hat in Gottes wort keinen grundt. Sondern diß lehret vns die Goͤttliche Schrifft / das nach dem Tode ſind nicht mehr deñ nur zween ort / Nemlich einer iſt der Him - mel / der ander iſt die Helle: Jn den Himmel gehoͤren alle Bußfertige glaͤubige Menſchen / vnd alle Heylige Engel: Jnn die Helle aber gehoͤren alle Gottloſe / Vnbußfertige Menſchen / vnnd alle Verfluchte Teuffel. Von einem dritten ort / weiß die H. Schriefft gantz vnd gar nicht.
Haltet aber allhie bey dem Wort abſcheyden / noch ein wenig ſtille / vnd bedencket / das die Gottſeligen lieben Alten geſagt haben / wie man bey dem Tode dreyerley Abſcheid bedencken ſolle / der Erſte ſey Trawrig / der ander noch Trawriger / der dritte aber der aller Trawrigſte.
Der Erſte abſcheid iſt Trawrig / wañ nemlichα. gute freunde von einander ſcheiden ſollen. Diß ſiehet man auch in taͤglichem leben / wenn gute freunde einen Tag oder zween beyſammen geweſen / die einander recht Hertzlich lieb haben / vnd ſollen von einander ſcheiden / ſonderlich weñ ſie weit von einander kommen ſollen. O / daß gehet ohne Schmertzen / vnd ohne naſſe Augen nicht abe / weil ſie nicht wiſſen koͤnnen / wie oder weñ ſie einander wider ſehen werdẽ. Alſo viel mehr geſchichts alſo im Tode. Als / wenn auff dieſer Welt zwey hertzliebe Eheleute / oder hertzliebe aͤltern vnd Kinder / durch den Zeitlichen todt ſollen von einander getrennet werden / das iſt gewiß ein Trawriges ſcheiden. B ijAberChꝛiſtliche LeichPꝛedigt. Aber doch wiſſen Chriſtliche Eheleute / Chriſtliche aͤltern vnd Kinder / das es muß einmal geſcheiden ſein. Denn esEbr. 9. iſt allen Menſchen geſetzt einmal zu ſterben. Ebr. 9. Sollen aber dabey den Troſt bedencken / das ſie im Ewigen leben wider zuſammen kommen / vnd als denn nimmermehr ge - ſcheidẽ werden. Darumb kan ein Chriſt mit frewdẽ ſagen: Widerkommen macht / das man ſcheiden nicht acht.
Aber
Der ander abſcheid iſt noch trawriger / wann nemlich die Seele vom Leibe abſcheiden ſol / welches dann geſchicht im Zeitlichen tode. Dann Leib vnd Seele ſind die beſten zweene freunde / die eine Zeit lang beyſammen ge - wohnet / vnd viel gutes vnnd boͤſes mit einander auß ge - ſtanden. Dieſes kan auch ohne groſſen Schmertzen vnd ohne groſſe Trawrigkeit nicht zugehen. Denn wenn die Seele vom Leibe abſcheidet / So muß der Leib ein ſtinckend Aß werden.
Jnn dieſer Todes Trawrigkeit / haben die Heyden / vnd alle Gottloſen keinen Troſt / drumb fahren ſie dahin mitPſal. 49. Ach vnd Wehe / mit Schrecken vnd Zagen / vnd wie das Vieh. Pſalm. 49.
Dagegen aber Gottſelige Chriſten menſchen befehlen jhꝛe Seele dem trewen Gott. Vnd wiſſen / das jhꝛe Seele kommet inn Gottes hand / da ſie keine qual ruͤhret / Sap. 3. Sie wiſſen auch gantz gewiß / das Gott jhre Seele werde bewahꝛen / das ſie niemandt auß ſeiner Hand reiſſen koͤnne. Johan. 10. Vnd das derſelbe Trewe GOtt jhre Seele am Juͤngſten tage widerumb mit dem Leibe voreinigen / vnd nimmermehr von einander werde laſſen getrenne[t]werden.
Der dritte abſcheid iſt der aller Trawrigſte / wenn nemlich ein Menſch geſcheidẽ wird von der Gottheit /oderChꝛiſtliche LeichPꝛedigt. oder von der H. Dreyfaltigkeit / das er Gottes Angeſicht nimmermehr ſchawen ſoll. Diß ſage ich / iſt das aller Trawrigſte: Vnd dieſes wird widerfahren den Teuffeln / vnd allen Gottloſen. Gottloſe aber nenne ich / die jenigen / welche in dieſem Leben ſich von Gott ſelber geſcheiden vnd getrennet haben. 1. Durch Muthwillige vorachtung des Goͤttlichen worts / vnd der Hochwuͤrdigen Sacramenten. 2. Durch ſchandliche Suͤnden vnd Laſter wider das Ge - wiſſen / vnd wider Gottes Heyliges Wort. 3. Vnd durch endliche Vnbußfertigkeit vñ Verzweifelung. Denn dieſe wird Gott widerumb abſcheiden von der Zahl der Außer - wehlten / Wie ein Hirtte ſeine Schafe ſcheidet von den Boͤcken / Matthæi am 25. Wird ſie weg treiben mit den[Math.] 25. Vbelthaͤtern / als die auff jhre krumme wege abgewichen ſein / Pſalm: 12. Wird ſie weit / weit wegtreiben / das ſiePſal. 12. zu GOtt nimmermehr kommen koͤnnen. Denn es iſt eine groſſe Klufft befeſtiget. Luc. 16. Vnd diß wird man ſehenLuc. 16. am Juͤngſten tage / wann der Sohn Gottes zu den Gott - loſen ſagen wird: Weichet von mir jhr Vbelthaͤter / Jch habe euch noch nie erkandt. Matth. 7. Jtem: Weichet vonMatth 7. mir jhr Vorfluchten in das Ewige fewer / welches bereittet iſt dem Teuffel vnd ſeinen Engeln / Matth. 25. Vnd ſo vielMatt. 25. von dem Erſten.
WEil wir denn alle ſterben / vnd von dieſerII. Welt abſcheiden muͤſſen / So laſſet vns auch nu ferner lernen / wie wir es anſtellen ſollen / das vns der mal eines vnſer Todt vnd Abſcheid froͤlich vnd ſeelig ſein moͤge.
Diß koͤnnen wir allhie lernen vom H. Apoſtel Paulo / wenn wir ſeinem Exempel nochfolgen. Deñ derſelbe / nachB iijdemChꝛiſtliche Leichpꝛedigt. dem er zu Chriſto bekehret worden / hat er ſich zum Tode allezeit bereit finden laſſen / Sonderlich / als er durch eine beſondere Offenbahrung wuſte / das ſeine Sterbenszeit / oder / wie er allhier redet / die Zeit ſeines Abſcheidens / vor - handen war. Wir alle zumal wiſſen nicht das Jahr / den Tag / oder ſtunde / weñ wir ſterben ſollen / darumb wir deſto mehr alle Tage ſollen bereit ſein / vnd ſtets wachen / wie der vns vermahnet. Marci 13.
Jnſonderheit aber ſollen wir vns nach S. Pauli Exempel richten / in dreyen Stuͤcken / davõ er allhier ſaget: Jch habe einen guten Kampff gekaͤmpffet / Jch habe den Lauff vollendet / Jch habe Glauben ge - halten: Alſo ſollen wir auch thun. Wir ſollen ſein / Erſtlich 1. Gutte Kaͤmpffer. 2. Gutte Wettlaͤuffer. 3. Threwe Menſchen / oder Threwe Knechte vnd Diener:
Diß ſollen auch thun Pꝛediger vñ Zuhoͤꝛer. Vnd zwar im gantzen Leben / deñ es geſchicht doch ſtets nach dem Sprich -Syr. 11. wort / wie man lebet / ſo ſtirbt man auch / wie Syrach ſagt 11. Weñ der Menſch ſtirbet / ſo wird er jñen / wie er gelebet hat. Dieſem laſſet vns nun ferꝛner ein wenig nachdencken.
I. Wer mit S. Paulo auß dieſer Welt einen frö - lichen vnd ſeeligen Abſcheid nemen wil / der ſol S. Paulo folgen / inn dem / da er ſpricht: Jch habe einen gutten Kampff gekaͤmpfft: Das iſt / wir ſollen gute Kaͤmpffer ſein / denn der Menſch muß jmmer im Streitt ſein auffJob. 7. Erden. Job. 7. Wer aber ein gutter Kaͤmpffer ſein wil / der muß drey ſtuͤcke wol in acht nehmen: Als erſtlich / das er den Feind lerne recht keñen. 2. Das er bewerte Waffen habe. 3. Das er auch wiſſe ſeine Kunſtſtuͤcke / wie er ſeine Waffen wider ſeinen Feind recht bꝛauchen ſolle.
1. EinChꝛiſtliche Leichpꝛedigt.1. Ein gutter Kaͤmpffer muß ſeinen Feind recht kennen. Nun hat ein jeď fromer Chriſt drey Haupt feinde / Nemlich / den Teuffel / die Welt / vnd ſein eygen Fleiſch. Von dem Teuffel ſaget S. Paulus alſo. 1. Pet. 5. Ewer1. Pet. 5. Wiederſacher gehet vmbher / wie ein bruͤllender Lewe / vnd ſuchet / welchen er vorſchlinge. Von der Welt ſaget S. Johan: alſo / 1. Joh. 5. Die gantze Welt liget im argen. Joh. 5. Vnd Chriſtus ſaget Johan. 15. Wenn jhr von der Welt weret / ſo hette die Welt das jhre lieb / dieweil Jch Euch aber von der Welt erwehlet habe / ſo haſſet Euch die Welt. Von vnſerm Fleiſche ſchreibet S. Paulus. Rom. 7. JchRom. 7. weiß das in meinem Fleiſche nichts guttes wonet. Wollen habe ich wol / aber vollbringen das gutte finde ich nicht. Vnd widerumb ſpricht S. Paulus / Galat. 5. Das FleiſchGalat. 5. geluͤſtet wider den Geiſt / vnd den Geiſt wider das Fleiſch / dieſelbe ſeind wider einanď / das jhr nit thut was jhr wollet.
Sehet dieſe ſind die drey Haupt feinde aller fromen Chriſten / die vns vmb vnſer Seeligkeit zu bringẽ ſich zum hoͤchſten bemuͤhen. Dieſe muͤſſen wir recht lernen kennen / Wider dieſe muͤſſen wir ſtets Kaͤmpffen / Nicht aber allein Kaͤmpffen / Sondern auch gutt vnd wol Kaͤmpffen / das wir vberwinden / vnd nicht vberwunden werden. Das iſt / das wir nicht durch ſie in Suͤnd vnd Schande / vnd alſo in Zeitlich vnnd Ewig verderben geſtuͤrtzt werden. Vnd ob wir ja einmal vberwunden wuͤrden / Jedennoch durch ware Buſſe bald vnd zeitlich wider auffſtehen. Denn der Sohn Gottes ſaget ſechs mal nacheinander. Apoc. im 2. vnd 3. Apoc. 2. 3. Capit: das Er dem / ſo vberwindet / wolle ſeinen gewiſſen vnd herꝛlichen Lohn geben.
Dieſen Sieg aber / wider gedachte vnſere drey Feinde / koͤnnen wir von vns vnd durch vns ſelber nicht erlangen. SondernChriſtliche Leichpꝛedigt. Sondern allein durch den HERRN JEſum Chriſt / wenn wir an jhn Glaͤuben. Denn vnſer Glaube iſt der Sieg / der die Welt vberwunden hat. 1. Johan. 5. VndPhil. 4. S. Paulus ſaget / Philip. 4. Jch vermag alles / durch den / der mich Maͤchtig machet / Nemlich JEſus Chriſtus.
2. Ein gutter Kaͤmpffer muß auch haben be - werte Waffen / damit er die Feinde ſchlagen vnd verjagen koͤnne. Denn ob wol der HERR Chriſtus in vnd durch vns / die Feinde vberwinden wil / So thut Er doch ſolches nicht ohne Mittel / Sondern durch Mittel / die Er darzuEpheſ. 6. geordnet hat. Dieſelben beſchreibet S. Paulus nach der lenge / Epheſ. 6. Vnter welchen doch die vornembſten ſein / Gottes Wort / vnd das liebe Gebet. Deñ dieſe zwey ſtuͤcke ſind die beſten zwey Waffen / damit wir Teuffel / Welt / vnd Fleiſch vberwinden koͤnnen vnd ſollen.
Derhalben ſollen wir ſtets im Hertzen vñ Augen haben Gottes Wort / vnd nach demſelben alle vnſere Wort vnd Werck richten / Es ſage der Teuffel / die Welt / vnd vnſerPſal. 119. Fleiſch / was ſie jmmer wollen. Denn alſo ſtehet im 119. Pſalm. Dein Wort iſt meiner Fuͤſſe leuchte. VnndSyr. 9. Syrach 9. ſpricht: Richte alle deine Sache nach Gottes Wort. Darnach muͤſſen wir auch ohne vnterlaß Beten /Luc. 18. vnd nicht laſs werden. Luc. 18. Vnd der Sohn Gottes / da Er inn ſeiner Hoͤchſten Angſt am Oelberge geweſen / Schreibet Er vns allen dieſe Regel fuͤr: Wachet / vnd Betet / das jhr nicht in Anfechtung fallet. Vnd das iſt das ander / Welches wol inn acht nehmen ſol ein gutter Kaͤmpffer / oder der ein gutten Kampff thun wil.
3. Ein gutter Kaͤmpffer muß auch ſeine gewiſſe Kunſtſtuͤcke wiſſen / Wie er ſeine Waffen wider den FeindrechtChꝛiſtliche LeichPꝛedigt. recht brauchen ſolle. Allhier ſind zu mercken zwey vorneh - me Kunſt ſtuͤcke / Welche vor Zeiten die Kaͤmpffer bey den Griechen gebraucht haben.
Von dem einen Schreibet Paulus / 1. Corinth. 9. Ein1. Cor. 9. jeglicher der da Kaͤmpffet / enthelt ſich alles dinges / vor - nemlich aber / von vbriger Speiß vnd Tranck. Alſo lehret vns Chriſtus ſelber / Lucæ am 21. Huͤttet Euch / das EwreLuc. 21. Hertzen nicht beſchweret werden mit Freſſen vñ Sauffen / vnd Sorgen der Nahrung / vnd komme dieſer Tag ſchnell vber Euch. Diß ſol man wol mercken. Denn wer mit dieſen zweyen Laſtern / mit Freſſen vnnd Sauffen / mit Sorgen vñ Geitz beladẽ iſt / Er ſey Prediger oder Zuhoͤꝛer / der wird vbel Kaͤmpffen / wie denn die Hiſtorien vnd Er - fahrung bezeugen. Vnd vom Teuffel ſonderlich ſaget Chriſtus Matth. 17. Dieſe art faͤhꝛet nicht auß / denn durchMatt. 17. Beten vnd faſten.
Darnach haben diß Kunſtſtuͤck gebraucht die Griechiſchen kaͤmpffer / das ſie jhren Leib / mit welchem ſie von oben bloß / gerungen vñ gekaͤmpffet / mit Oele geſalbet / das ſie glat wuͤrden / vnd von dem Feinde nicht leichtlich erhaſchet vnd ergrieffen werden kundten. Alſo ein Geiſt - licher Rittersman vnd Kaͤmpffer muß in ſeine Hende des Glaubens nehmen / das Oele der Barmhertzigkeit Gottes / vnd des Verdienſtes JEſu Chriſti / vnd ſein Leib vñ Seel damit ſalben / das iſt / feſte vnd gewiß Glaͤuben / das Gott auß Gnad vnd Barmhertzigkeit jhm werde beyſtehen / vnd den Sieg wider alle Geiſtliche feinde geben / vnd alſo auch das Ewige leben ſchencken / vmb des eynigen Mittlers / des HErꝛn JEſu Chriſti willen. 1. Cor. 15. Sehet alſo kan ein1. Cor. 15. Menſch / nach dem Exempel des Apoſtels Pauli ritterlich kaͤmpffen / vñ Glauben vñ gut Gewiſſen bewahꝛen. 1. Tim. 1.
CII. WennChꝛiſtliche LeichPꝛedigt.II. Wer da wil einmal an ſeinem Ende von dieſer Welt froͤlich vnd ſelig abſcheidẽ / der ſol auch ſein ein gutter Geiſtlicher Wettlaͤuffer / das er mit S. Paulo ſprechen koͤnne: Jch habe den Lauff vollendet.
Jn ſolchem Lauff aber muß er fleiſſig achtung geben auff dreyerley. Nemlich / auff Anfang / Mittel vnd Ende. Des Lauffens anfang muß geſchehen zeitlich / oder ohne verzug / das ein Menſch nicht bleybe ſtehen oder ſitzen / wie ein ander Muͤſſiggaͤnger: Sondern das er Lauffe / das iſt / das er Gott vnd Menſchen diene. Denn Gott wil in ſeinem Schrancken munttere Laͤuffer / vnnd inn ſeinem Weinberge fleiſſige Arbeyter haben. Dannhero ſpricht S. Paulus / 2. Tit. 3. Laſſe auch die vnſern lernen / das ſie im ſtande gutter Wercke ſich finden laſſen / wo man jhr be - darff / das ſie nicht Vnfruchtbar ſein.
Jn dieſem Lauff muß man auch gutte achtung habẽ auff dz Mittel. Das iſt / das man mitten im Schran - cken bleybe / Nemlich / im Schrancken ſeines Beruffs. Das ein jeder Menſch / Er ſey Prediger / oder Zuhoͤrer / oder weß Standes er iſt / in ſeinem Beruff bleybe. Denn alſo ſchreibet S. Paulus / 1. Corinth. 7. Ein jeglicher bleybe in ſeinem Beruff / darinnen er Beruffen iſt / vnd abermal ſpricht er 1. Theß. 4. Ringet darnach / das jhr ſtille ſeit / vnd das Ewre ſchaffet / das iſt: Sehet zu / das jhr inn dem Schrancken Ewers Beruffs bleybet / vnd thut was Euch befohlen iſt. Wie auch Syrach ſagt am 11. Liebes Kind / bleybe in deinem Beruff / denn es iſt dem HErꝛn gar leicht einen Armen reich zu machen.
Alſo in dieſem Geiſtlichen lauff / muß ein jeder auch ſonderlich gut achtung geben auff dz vorgeſteckte Ziel /auffChꝛiſtliche LeichPꝛedigt. auff welches das Lauffen gerichtet iſt. Wie auch S. Pau - lus anderswo. Philip. 3. ſaget. Jch jage nach dem vor - geſteckten Ziel. Das iſt: Es ſollen beyde Prediger vnd Zu - hoͤrer / alle jhr Thun vnd Vornehmen dahin richten vnd lencken / dz es gereiche zu Gottes ehre / zu nutz des Nechſten / vnd zu jhꝛer eygenen Seligkeit. Deñ alſo ſpꝛicht S. Pau - lus / 1. Corinth: 10. Alles was jhr thut / das thut zur ehre1. Cor. 10. Gottes. Jtem: GOtt ſaget / du ſolſt deinen Nechſten lieben als dich ſelber. Vnd S. Petrus ſaget / 1. Pet. 1. Das1. Pet. 1. diß ſoll das Ende vnſers Glaubens ſein. Nemlich / der Seelen ſeligkeit. Auff dieſes dreyfaches Ziel / vnd ſonder - lich auff vnſer Seligkeit / ſollen wir in allem vñ fuͤr allem / Zielen vnd ſehen / Denn was huͤlffs den Menſchen / wenn er die gantze Welt gewuͤnne / vnd liede ſchaden an ſeiner Seelen. Matth. 16.
Neben dieſem allem / muͤſſen wir vns auch fleiſſig huͤtten / das wir in dieſem Wettlauffen / nicht weß vorſehen. Denn es iſt ſonſt ein Sprichwoꝛt / vorſehen iſt das groͤſſeſte im Spiel. Nun iſt hie ein ſolch Spiel / da es gilt nicht Goldt oď Silber / Sondern der Seelen ſeligkeit / drumb gilt es wol vorſehens. Wir ſollen vns aber huͤtten / das wir inn dieſem Wettlauffen / Nicht ſehen neben ſich / Nicht hinder ſich / Auch nicht vnter ſich.
Wir ſollen nicht ſehen neben ſich / das iſt / wederα. zur rechten noch zur lincken abweichen / ſonder gerade auß / den richtigen Steyg vnſers Beruffs lauffen / Trew / Ge - recht vnd Auffrichtig handeln vnd wandeln. 1. Corinth. 4. Vnd Tit. 2. Trewe hand geht durch alle Land. Vnd gerade zu / trifft am aller eheſten vnd beſten.
C ijDieweilChꝛiſtl: LeichPꝛedigt.Dieweil aber auch offt der allerheyligſte ſtraucheln kan / So iſt der aller beſte Richtſteyg zu vnſerm lieben HErꝛn JEſu Chriſto / deñ wer auff dieſen die Augen ſeines Glau - bens richtet / vnd auff jhn Selig abſcheidet / der hat wol ge - lauffen / vnd iſt wol geſtorben.
Wir ſollen aber in dieſem Lauffen auch nicht ſehen hinder ſich / Das wir vns auff ſolchem Wege nicht ſelbs hindern / Denn alſo ſpricht Chriſtus / Luc. 9. Wer ſeine Hand an den Pflug leget / vnd ſiehet zu ruͤcke / der iſt nicht geſchickt zum Reich Gottes. Da Er denn eygentlich redet von den Lehrern vnd Predigern / welche weñ ſie hinter ſich ſehen / zu ruͤck ſehen / jhren Beruff verlaſſen / vnd waß anders anfahen / So koͤnnen ſie Gottes reich wenig nuͤtze ſein. Aber doch koͤnnen dieſe Wort auch vorſtanden werdẽ von allen Zuhoͤrern. Denn der HERR ſaget zu allenLuc. 17. Menſchen / Luc. 17. Gedencket an des Lohts Weib. VonGen. 19. derſelbẽ ſtehet Geneſ: 19. Daß / da ſie zu ruͤcke ſahe / ſie zur Saltzſaͤule worden / vnd Ploͤtzlich das Zeitliche leben ver - loren. Alſo geſchicht es auch / das die / ſo in jhꝛem Chriſten - thumb zu ruͤcke ſehen / vnd ſich davon wenden / die werden hernach verharttet / das ſie ſchwerlich zu bekehren ſein. Darumb ſollen wir ſtets dencken / was S. Paulus ſchrei -Galat. 6. bet / Galat. 6. Laſſet vns guts thun / vnd nicht muͤde werden. Denn zu ſeiner Zeit werden wir auch Erndten ohne auffhoͤren.
Vber diß ſollen wir auch inn dieſem Chriſten Lauff nicht ſehen vnter ſich / wie die jenigen thun / ſo Traw - rig vnd Kleinmuͤttig ſein / das iſt / wir ſollen nicht bald ver - zagen / weñ wir in ſolchem Lauffen weß vorſehen / geſtolpert vnd gefallen ſein. Deñ der Weg in dieſer Welt iſt ſchluͤpff -richt /Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt. richt / das es wol heiſſet / wie Paulus ſaget / 1. Corinth. 10. Wer ſtehet / mag wol ſehen / das er nicht falle. Wenn aber gleichwol weß vorſehen iſt / ſol man nicht gar liegen bleibẽ / Sondern bald wider ſich auffrichten vnd auffſtehen / vnd in vnſerm Chriſtenthumb fort lauffen / biß wir zum Ziel / vnd zum Ende kommen. Denn wir haben ja gar troͤſtliche Zuſagen / wenn der H. Geiſt ſaget. Pſalm. 37. Wenn derPſal. 37. Gerechte fellet / ſo wird er nicht weg geworffen / Denn der HERR helt jhn bey der Hand. Jtem: Pſalm: 145. DerPſal. 148. HERR erhelt alle die da fallen / vnd richtet auff / alle die da nieder geſchlagen ſein. Ach welche liebliche troͤſtliche Wort ſind dieſe. Derohalben / ſo wir gefallen ſein / ſo laſt vns nur wider auffſtehen / vnd vns zu Gott bekohren in der Gnadenzeit / denn der HERR rufft vns ſelber. Matth. 11. Er wartet auff vns mit verlangen. Eſa. 30. Es wartet auffEſa. 30. vns Gott der Himliſche Vater. Es wartet auff vns vnſer Trewer Heyland JEſus Chriſtus. Es wartet auff vns der Heyl. Geiſt. Es warten auff vns alle Heylige Engel. Darumb laſſet vns alle getroſt nach dem vorgeſteckten Ziel lauffen / So werden wir auch das vorheiſſene Kleynot auß Gnaden erlangen. Ob wir gleich nicht alle auff ein mal / oder zu einer Zeit das Ziel erꝛeichen.
III. Wer da wil an ſeinem letzten ende / mitC. S. Paulo froͤlich vnd Selig abſcheiden / der ſoll auch ſein ein Trewer Knecht ſeines HERRN / oder / wie S. Paulus allhie redet / Er ſol Glauben behalten.
Dieſer Glaube kan verſtanden werden / beydes nach dem Geſetz vnd auch nach dem Evangelio. Denn nach dem Geſetz iſt es ja billich / das ein Knecht vnd Diener ſeinem HErꝛn Glauben geleyſte / denn er Glauben zugeſaget hat. C iijAlſoChꝛiſtliche Leichpꝛedigt. Alſo nach dem Geſetz iſt es billich / das ein Ehegnoß dem andern Trew vñ Glauben halte / dem er Trew vñ Glauben geſchworen hat. Nun ſind wir alle / die wir Chriſten ſein vnd heiſſen / Diener vnnd Dienerin Chriſti / Haben jhme Glauben zugeſaget inn der Heyligen Tauffe. Dannenher S. Petrus die Tauffe nennet den Bund eines gutten Ge -1. Pet. 3. wiſſens mit Gott. 1. Pet. 3. Drumb iſts ja billich vnd recht / das wir Glauben halten / biß ans ende / Das wir vben eine gutte Ritterſchafft / behalten Glauben vnd gutt Gewiſſen. Apoc. 2. 1. Timoth. 1. Wie der Sohn Gottes ſelber ſaget. Apocal. 2. Sey getrew biß in den Todt / ſo wil ich dir geben die Crone des Lebens.
Hoͤret aber ferner. Weñ wir nach dem Geſetz Glauben nicht gehalten / ſondern wider das Gebot Gottes geſuͤndiget haben. Wenn wir nicht haben allezeit einen gutten Kampff gekaͤmpffet. Wenn wir den Lauff nicht aller dings richtig follendet / So ſollen wir doch eynig vnd allein darauff ſehen / das wir Glauben halten. Nach dem Evangelio. Was iſt aber das Evangelium. Es iſt eine froͤliche Bottſchafft von vnſerm lieben Heylande JEſu Chriſto / welcher iſt der eynige wahre Sohn Gottes / vnd iſt auch wahrer Menſch gebohren / von der Jungfrawen Maria / hat geliedten vnter Pontio Pilato / iſt am Creutz geſtorben / vnd vom Tode aufferſtanden / vnd vns wider ge - bracht Gerechtigkeit / Ewiges leben / vnd Ewige ſeligkeit.
Dieſer HErꝛ hat nun ein gutten Kampfft gekaͤmpffet / mit allen Helliſchen feinden / hat dieſelben vns zu gut vber -1. Cor. 15. wunden / vnnd vns den Sieg geſchencket / 1. Corinth. 15. Dieſer HERR hat ſeinen Lauff vollendet in dieſer Welt / darzu Er von ſeinem Vater geſandt war. Nemlich / dasWerckChriſtliche Leichpꝛedigt. Werck vnſer Erloͤſung / vnd hat am Creutz außgeruffen / Conſummatum eſt. Es iſt volnbracht. Johan. 19.
Dieſer iſt der Trewe Knecht Gottes / von welchem ge -Eſa. 53. ſchrieben ſtehet / Eſa. 53. Das Erkaͤndtniß meines Knechts des Gerechten wird jhr viel Gerecht machen.
Darumb laſſet vns auch dieſen HErꝛen recht erkennen / vnd an jhn glaͤuben. Vmb dieſes HERRN willen / Laſſet vns alle Tage / mit Bußfertigem Glaͤubigen hertzen bitten: Erbarm dich mein O HERRE GOTT /Pſal. 51. Nach deiner groſſen Barmhertzigkeit / vnd tilge alle meine Miſſethat / vmb des HERRN willen. Vnd wenn wirDan. 9. werdẽ ſterben vñ abſcheiden ſollen / So laſſet vnſere Seele GOtt befehlen / im Nahmen JEſu Chriſti: Jn ſolchem Glauben laſſet vns einmal vnſere Augen zu thun / vnd mit Stephano ſagen: HErr JEſu / nihm meinen Geiſt auff. So werden wir auch mit S. Paulo ſeelig vnd froͤlich vonActor. 7. dieſer Welt ſcheyden koͤnnen / denn es ſtehet geſchrieben. Selig ſind die Todten die im HERRN ſterben. Apoc. 14. Derowegen ſage ich noch ein mal. O du betruͤbter vnd ge - aͤngſter Suͤnder / wenn der Teuffel / oder dein Gewiſſen dir deine Suͤnden fuͤrhelt / vnd deine Vbertrettungen / wie du nicht allezeit Ritterlich gekaͤmpffet / wie du nit allezeit auff den Wegen Gottes richtig gelauffen vnd gewandelt. So halte entgegen dem Teuffel vnnd deinem Zaghafftigen ge - wiſſen fuͤr / den gecreutzigten HErꝛen JEſum Chriſtum / vnd ſage: Siehe / dieſer iſt Gottes Lamb / das der WeltJoh. 1. Suͤnde traͤgt. Jch bin auch ein ſtuͤck võ der Welt / darumb hat Chriſtus auch meine Suͤnde getragen. Vnd ſein blut macht mich auch rein / von allen meinen Suͤnden. 1. Joh. 1. Wenn alſo das Ende gutt iſt / So ſol alles gut ſein.
WAs alle Trewe Prediger / vnd alle frome Chriſten zu gewarten haben / nach dem Seligen tode / am Juͤngſten tage?
Davon ſpricht S. Paulus alſo: Hinfort iſt mir beygelegt die Krone der Gerechtigkeit / welche mir der HErꝛ an jenem Tage / der gerechte Richter geben wird / Nicht aber mir alleine / ſondern auch allen die ſeine Erſcheinung lieben.
Allhie hoͤret jhr / Was alle Rechtglaͤubigen / Nach jhꝛem ſeligen Abſchied zu gewarten haben? Nemlich eine ſchoͤne Krone / Nicht eine Krone v[o]n Roſen oď andern Blumen / Nicht von Gold vñ Perlen / Sondern von Gerechtigkeit. Nicht aber von Gerechtigkeit fromer Menſchen / oder der Heyligen Engel / ſondern von der Gerechtigkeit des Aller - heyligſten Gottes. Daß / das wird eine ſchoͤne herꝛliche Krone ſein.
Saget doch der gelehrte Heydniſche Man Ariſtoteles, das die Gerechtigkeit Tugenthaffter Leute / ſey ſchoͤner als der Abend vnd Morgenſtern / wie viel mehr wird noch viel ſchoͤner ſein die Gerechtigkeit GOttes / mit welcher die Außerwehlten an jenem Tage werden gezieret werden? Deñ da wird die Kirche Gottes / als die aller liebſte Braut des HERRN Chꝛiſti / angezogen werden mit der Sonnen / Nemlich / mit der Sonnen der Gerechtigkeit / welche iſt vnſer HERR JEſus Chriſtus. Apocal. 12. Malach. 4.
Es iſt aber allhie zu mercken / das dreyerley Gerechtigkeit im Evangelio vns iſt Offenbahret. Als 1. ErſtlichChꝛiſtliche LeichPꝛedigt. Erſtlich die Gerechtigkeit Chriſti / oder die zugerechnete1. Gerechtigkeit / welche auch genennet wird / die Gerechtig - keit des Glaubens / weil dieſelbe dem Glauben zugerechnet wird. Denn Chriſtus iſt vnſer Gerechtigkeit. 1. Corinth. 1. Vnd wer an Jhn glaͤubet / der iſt gerecht. Rom. 10. Vnd vmb dieſer zugerechneten Gerechtigkeit alleine werden wir ſeelig. Habacuc. 2.
2. Darnach iſt die Angefangene Gerechtig -2. keit / Oder die Gerechtigkeit des gutten Gewiſſen. Vnd dieſer muͤſſen alle Glaͤubigen ſich auch befleiſſen. Denn der HERR ſaget Matth. 5. Laſſet Ewer Liecht leuchten fuͤr den Menſchen / das ſie Ewre gutte Werck ſehen / vnnd Ewren Vater im Himmel preyſen. Aber vmb dieſer angefangenen Gerechtigkeit willen wird niemandt ſeelig / denn ſie iſt Vnvolkommen / vnd mit viel Vngerechtigkeit vervnreiniget. Eſa. 64.
3. Die dritte Gerechtigkeit / iſt die Volkom -3. mene Gerechtigkeit / welche den Außerwelten im Ewigen leben ſol geſchencket werden / von welcher geſchrieben ſteht /Dan. 9. Das die Gerechtigkeit ſol wider gebracht werden / da als denn die Gerechten werden leuchten wie die Sonne in jhꝛes Vaters reich. Matth. 13.
Von dieſer dritten vnd Volkommenen Gerechtigkeit redet allhier eygentlich der Apoſtel Paulus / weñ er ſpricht: Forthin iſt mir beygelegt die Krone der Gerech - tigkeit. An dieſer Krone der Gerechtigkeit aber / hangen noch andere zwo ſchoͤne Kronen. Nemlich die Krone der Herꝛligkeit / vnd die Krone des Lebens. Deñ von der Krone der Herꝛligkeit redet S. Petrus alſo / wenn er zu allen Trewen Lehrern ſaget: Wenn der Ertzhirtte erſcheinenDwird /Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt. wird / werdet jhr die vnvorwelckliche Krone der Ehren em -1. Pet. 5. pfahen / 1. Petr. 5. Von der Kron des Lebens / ſpricht derApoc. 2. Sohn Gottes ſelber alſo. Apocal. 2. Sey getrew biß an den Todt / So wil ich dir geben die Kron des Lebens.
Dieſer ſchoͤnen vnd Herꝛlichen dreyfachen Kron / kan keine Kron inn der gantzen Welt vergliechen werden. Der Bapſt zu Rom traͤgt zwar eine dreyfache Kron / vnd geben ſeine Heuchler fuͤr / Er trage ſie vmb dreyfacher Vrſache willen / weil er nemlich gewalt habe vber alle Biſchofe auff Erden / weil er ein Herꝛ ſey vber alle Keyſer vnd Koͤnige in der Welt / weil er auch zu gebietten habe allen Teuffeln inn der Hellen. Aber dz ſind eytel vergebene geticht / vnd haben keinen grundt noch Zeugniß in der Heiligen Schriefft.
Dieſe dreyfache Krone aber / welche alle Trewe Lehrer / vnd alle frome Zuhoͤrer zu gewarten haben / die hat gutten grundt inn Goͤttlicher H. Schriefft / von Chriſto ſelber / von S. Paulo / vnd Petro / wie jhr jetzundt gehoͤret.
Ja / damit wir ſolcher Kronen noch deſto beſſer vorſichert ſein / vnd derſelbẽ vns deſto mehr frewen moͤgen. So ſetzet alſo allhier S. Paulus noch drey vmbſtaͤnde / vnd zeyget außdruͤcklich an. 1. Erſtlich / Wer ſolche Krone geben vnnd außtheylen werde? Nemlich der HERR / welcher iſt JEſus Chriſtus / vnd nennet jhn darbey einen Gerechten Richter / der keine Perſon anſiehet / Sondern welcher den Erdbodẽ richten wird mit gerechtigkeit. Act. 17. Welcher als deñ alſo recht Richten wird / das den Gerech - ten Ewig wol / vnd den Vngerechten Ewig vbel ſein wird /2. Theß. 1. wie geſchrieben ſtehet. 2. Theß. 1. Das es recht iſt bey Gott zu vergelten Truͤbſal denen / die Euch Truͤbſal anlegen / Euch aber / die jhr Truͤbſal leydet / Ruhe mit vns.
2. ZumChꝛiſtliche Leichpꝛedigt.2. Zum andern / meldet S. Paulus / wenn der Gerechte Richter ſolche Cron außtheilen werde? Nemlich an jenem Tage / das iſt am Juͤngſten tage / oder am Tage des letzten Gerichts. Denn das ſol ſein der Tag der Ver - geltung / vnd an dem alles ſol widerbꝛacht werden. Actor. 3. Nach welchem wird folgen die Ewigkeit / Das iſt / den fro - men frewde vnd Herꝛligkeit ohn ende / den Gottloſen aber Qual vnd Pein jmmer vnd Ewiglich.
3. Fuͤrs dritte / ſaget auch Paulus klaͤrlich / Wehm der HErꝛ ſolche Crone geben werde. Als nemlich / allen / die ſeine Erſcheinung lieben. Denn alſo ſpricht er: Die der HERR geben wird / Nicht allein mir / Sondern auch allen / die ſeine Erſcheinung lieben. Allhie hoͤret jhr / das zwar allen Chriſten dieſe edle Cron vorheiſchen iſt / doch alſo / die des HERRN Chriſti Erſcheinung lieben. Nun iſt Chriſtus erſchienen ein mal im Fleiſche / da Er Menſch geboren / vnd inn der Welt gewandelt / vnd das Werck vnſer Erloͤſung verꝛichtet hat. Darnach erſcheinet Er noch taͤglich / aber doch vnſichtbarlich / in ſeinem Wort vnd Hochwuͤrdigen Sacramenten. Zum dritten vnnd letzten mal / wird Er wider erſcheinen Sichtbarlich / wenn Er wird kommen inn den Wolcken des Him̃els / zu richten die Lebendigen vnd die Todten / das Er einem jedern gebe ſeinen Lohn / nach dem er gehandelt hat / bey Leibes leben / es ſey gutt oder boͤſe. 2. Corinth. 5.
Nun wolan / Meine geliebte Chriſten / Ein jeder Pruͤfe ſich / Ob er auch liebe die Erſcheinung JEſu Chriſti. Vnd wer nicht wil erſchrecken fuͤr der letzten Erſcheinung Chriſti / ſondern wil mit frewden empfahen die zugeſagte herꝛliche ſchoͤne Krone / der ſehe zu / das er lieb habe dieD ijErſchei -Chꝛiſtl: LeichPꝛedigt. Erſcheinung Chriſti im Fleiſche / vnnd der Erſcheinung Chriſti im Wort vñ Sacramenten / vñ troͤſte ſich derſelbẽ von hertzen / das er koͤnne mit S. Paulo ſprechen / 1. Tim. 1. Das iſt gewißlich wahr / vnd ein Tewres werdes Wort / das JEſus Chriſtus in die Welt iſt kommen / die SuͤnderPſal. 73. ſeelig zumachen. Vnd mit dem 73ſten Pſalm: HERR / Wenn ich nur dich habe / So frag ich nichts nach Himmel vnd Erden / vnd weñ mir gleich Leib vñ Seel verſchmacht. So biſtu doch allezeit meines Hertzen troſt / vnd mein theil.
So beſchlieſſe ich nun dieſe Predigt mit dieſer Vermahnung / Wer da wuͤnſchet vnnd begehret mit S. Paulo froͤlich vnd Seelig von dieſer Welt ein mal ab zu - ſcheiden / vnd an jenem Tage die Cron der Gerechtigkeit zu empfahẽ / der ſehe zu / das er ein guten Kampff kaͤmpffe / wider Teuffel / Welt / vnd Fleiſch / das er auch ſeinen Lauff Trewlich vollende: Vnd das er endlich den Glauben be - halte an den HERRN JEſum Chriſt. Vnd vnter des liebe die Erſcheinung des HERRN Chriſti am Juͤngſten tage / vnd derſelben in guttem Gewiſſen erwarte / So wird er auch empfangen die Crone der Gerechtigkeit / die Crone der Ehren / vnd die Crone des Lebens.
Vnnd ſo viel habe ich auff diß mal von abgeleſenen Worten S. Pauli kuͤrtzlich melden wollen. Hoͤret aber noch eine kleine Zugabe.
Geſtern iſt geweſen der letzte Tag des Monats Julij, an welchem vergangen ſind 39. Jahr / da auß dieſer Welt ſeelig abgeſchieden iſt. Der Weyland Ehrwuͤrdige / Achtbare vnd Hochgelarte Herꝛ Lucas Pollio, Weyland ein vortrefflicher vnd Wolberedter Prediger zu BreßlawbeyChꝛiſtliche LeichPꝛedigt. bey S. Maria Magdalena / welcher ein herꝛlich Buͤchlein geſchrieben vom Ewigen leben / ſo vielen fromen Chriſten wol bekandt / vnd lieb iſt. Dieſer Gottſelige Mann / hat jhm offters pflegen zu wuͤntſchen / das jhm inn ſeiner letzten Stunde moͤcht einfallen / des HERREN JEſu Wort / Matth. am 25ſten: Die Gerechten werdenMatt. 25. gehen ins Ewige leben. Dieſen ſeines hertzen wuntſch hat jhm GOtt erzeyget. Denn da er mercket / das es zum Abdrucken kommen ſolt / da felt jhm der Troſt ein / darauff ſpricht er. Jetzt gehe ich ins Ewige leben: vnd neyget das Haͤubt / vnd gehet auß / wie ein Liecht.
dieſes ſage Jch / iſt geſchehen geſtern gegen Abend / fuͤr 39. Jahren. Nach Chriſti Geburt / Anno 1583.
Dabey mercket noch dreyerley.
1. Welches vnſer aller vornembſter Wuntſch ſolle ſein / beydes im gantzen Leben / vnd auch im ſterben: Nemlich der wuntſch nach dem Ewigen leben: Denn alle andere gedancken / wuͤntſchen vnd begehren / ſind vngewiß / vnd machen dem Menſchen offt mehr vnruhige vnnd be - truͤbte gedancken / vnd wenn vns Gott manch mal vnſern wuntſch gebe / wuͤrde es vns ſelber zum ſchaden gelangen / Aber die Gedancken vnd der Wuntſch nach dem Ewigen leben / die erfrewen das Hertz. Denn da wird rechte vnd beſtaͤndige Hertzens frewde ſein. Wie S. Paulus davon1. Cor. 2. redet. 1. Corinth. 2. Die kein Auge geſehen hat / vnnd kein Ohre gehoͤret hat / vnd in keines Menſchen hertz kom̃en iſt / die Gott bereitet hat / denen die jhn lieben.
2. Betrachtet allhier / das vnſer Wuntſch vnd Frewde vom Ewigen leben muͤſſe gegruͤndet ſein / auff dasD iijWarhaff -Chꝛiſtliche LeichPꝛedigt. Warhafftige Wort vnſers lieben HErꝛen JEſu Chriſti /Ebr. 6. welcher nicht liegen kan / Ebr. 6. Denn dieſer HERR hat ſelber geſaget. Jbunt in vitam æternam Sie werden gehen inn das Ewige leben. Ja diß hat Er geredet / nicht nur ein einiges mal / Sondern viel mal. Denn alſo ſtehetJoh. 3. geſchrieben / Johan. 3. Alſo hat GOtt die Welt ge - liebet / daß Er ſeinen Eingebornen Sohn gab / Auff das alle die an Jhn glaͤuben / nicht verloren werden / Sondern das Ewige leben haben.
Johan. 5. Warlich / warlich ſage Jch Euch / Wer mein Wort hoͤret / vnd glaͤubet dem der mich ge - ſandt hat / der hat das Ewige leben / vnd kompt nicht in das Gerichte / Sondern er iſt vom TodeJoh. 6. zum Leben hindurch gedrungen. Jtem: Johan. 6. Daß iſt der Wille des der mich geſandt hat / daß wer den Sohn ſiehet / vnd glaͤubet an den / habe das Ewige leben / vnd ich werde jhn aufferweckenJoh. 11. am Juͤngſten tage. Johan. am 11. Jch bin die auff - erſtehung vnd das Leben / wer an mich glaͤubet / der wird leben / ob er gleich ſtuͤrbe / vnd wer da lebet vnd glaͤubet an mich / der wird nimmermehrJoh. 14. ſterben. Joh. 14. Jch lebe / vnd jhr ſolt auch leben. Joh. 17. Jtem: Johan. 17. Vater / Jch wil / daß wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / das Sie meine Herꝛligkeit ſehen / die du mir gegeben haſt.
SehetChriſtliche Leichpꝛedigt.Sehet dieſe Spruͤche / ſind alle des HERRN Chriſti Wort / darauff wir vns kuͤhnlich gruͤnden vnnd verlaſſen moͤgen / denn Er hat vns ſelber mit ſeinem Tode vnd Blut das Ewige leben erworben / wie Er ſpricht: Johan. 10. Jch laſſe mein Leben fuͤr meine Schafe / vnd ich gebe jhnen das Ewige leben.
3. Mercket auch ferner / das vnſer lieber Gott auch vns / die wir an ſeinen Nahmen glaͤuben / wolle gewiß geben / vnſers Hertzen wuntſch vnnd begehren / denn alſo ſtehet geſchrieben / Pſalm. 37. Er wird dir geben was deinPſal. 37. Hertz begehꝛet. Er ſpricht / dir / nicht allein andern / ſondern auch dir / dir / dir / ſo du glaͤubeſt. So ſtehet auch geſchriben / Pſalm. 145. Er thut / was die Gottfuͤrchtigen begehꝛen /Pſal. 145. vnd hoͤret jhr ſchreyen / vnd hilff jhnen.
Dieſe Vorheiſchungen ſind gewißlich war / nicht allein von Zeitlichen guͤttern / Sondern auch / vnd viel mehr von den Ewigen ſchaͤtzen / Das ſollen wir gewiß vnd feſtiglich glaͤuben / denn GOtt hat vns das Ewige leben mit einem Tewren Eyde zugeſaget. Ezechiel. am 33. Vnd der SohnEzech 33. Gottes vielfaͤltig mahl / wie gehoͤret. Vnd dieſes jhres Seligen wuntſches ſollen auch alle vnd jede frome Hertzen gewehꝛet werden. Deñ der Sohn Gottes hat ſolches nicht allein zugeſaget / Sondrn auch einem jedern jnſonderheit / durch die H. Tauffe / vnd das Hochwuͤrdige Abendmahl verſichert vnd verſigelt / Thut auch ſolches noch / ſo offt ein jeder / mit wahrer Buſſe vnd Glauben ſich helt zum Hoch - wuͤrdigen Abendmal / vnd ſolches wuntſches wil Gott ge - wehren / Alle vnd jede rechte Chriſten / vnd alſo auch alle Trewe Prediger. Da wird Er denn ſagen an jenem Tage. EyChꝛiſtliche Leichpꝛedigt. Ey du fromer vnd getrewer Knecht / Du biſt vber wenigem getrew geweſen / Jch wil dich vber viel ſetzen / Gehe ein zu deines HErꝛen frewde.
Das gebe vnd verleyhe vns allen / der Gnedige vñ Barmhertzige Gott / durch ſeinen lieben Sohn JEſum Chriſtum / vnſern Trewen Heyland / gelobet vnd gepreyſet inn alle Ewigkeit / AMEN.
ANNO 1553. den 7. Januarij, Jſt derſelbe von fromen vnd Chriſtlichen Eltern / Als Herꝛen Daniel Friedlanden / Buͤrgern vnd Mitverwan - then des Schoͤppenſtuls zum Brieg / vnd Frawen Anna Scholtzin zu dieſer Welt gebohren / auch darauff als bald durch die H. Tauffe in das Buch des Lebens eingeſchriben / vnd dem HERRN Chriſto einvorleibet worden.
Welche ſeine liebe Eltern jhn auch von Kindes tagen an / Fleiſſig vnd mit Ernſt zum Gebete / Furcht GOttes vnd Schreiben vnd leſen gehalten. Folgends inn die Schulen zum Briege gethan / da Er dann mit groſſem fleiß ſeinen Lectionibus obgelegen / die Præcepta vnd fundamenta der freyen Kuͤnſte ſehr Trewlich vnnd fleiſſig geleget / Alſo das Er auch Frewdig vnnd Fruchtbarlich darinnen fort gefahren / Auch darvon keine Muͤhe vnnd Arbeit vnnd Vngemach ſich abſchrecken laſſen.
VndChꝛiſtliche LeichPꝛedigt.Vnd damit Er ſeine Jugend nicht verſeumete / hat Er ſich im 19. Jahr ſeines Alters / welches war nach Chriſti Geburt 1572. gen Dantzig begeben / vnd ein Jahr alldar ſtudiret / Nachmals nach Koͤnigsberg gezogen / alldar inn der Loͤblichen Hohen-Schul der vortrefflichen Maͤnner M. Petri Sicky. D. Johannis Wigandii, vnd D. Tile - manni Heshuſi, fleiſſiger Auditor vnd Schuͤller geweſen / Als Er alldar eine weile ſtudiret / hat Er ſich Anno 1574. nach Wittenberg ſeine Studia zu continuiren gewendet / Alldieweiln man damals keinen vor einen gelehrten Man gehalten / welcher nicht zu Wittenberg geweſen / weil aber gleich die Vnruhe mit den Calviniſten im Schwang ge - gangen / vnd die Academia diſſipiret worden / hat jhn lenger da zu bleyben nicht rathſam geduncket / Sondern Leipzig beſehen wollen / da Er dann vollend das Jahr vber verblieben.
Weil Er aber auß mangel des Vorlags vnd foͤderung / daſelbſt fort an zu verbleyben nicht vermochte / hat Er ſich Anno 1575. nach Halle inn Sachſen begeben / biß vbers Jahr allda verharꝛet / Vnd nach vielen außgeſtandenem Armut vnd Elend / weiter durch Meiſſen ins Voytland / Pfaltz / Beyerland / vnd nach Regenſpurg auff die Poëten Schul / ſo damals in groſſem flor geweſen gereyſet / weil es jhm aber daſelbſt aller dings nicht gefallen / nach Paſſaw / vnd durchs Land Ob der Enß in Oſterꝛeich / vnd fort inn Maͤhren gezogen / von dannen ſich widerumb in Preuſſen / nach Koͤnigsberg / Marienburg / vnnd Elbing gelencket / Weil Er aber niergends kein Schuldienſt oder gelegenheit haben koͤnnen / Als hat Er ſich auffgemachet / Pommern / Marck / Laußnitz / Schleſien vnnd Mähren durch zogen / der meinung in Jtalia zuziehen.
EAlsChꝛiſtliche Leichpꝛedigt.Als Er aber nach Sternberg kommen / hat jhn GOtt durch zu geſchickete Kranckheit / von ſeiner Reyſe zu ruͤcke gehalten vnd abwendig gemachet / dann als Er widerumb ſeiner Kranckheit geneſen / Hat jhn / Der Durchlauchte Hochgebohrne Fuͤrſt vnnd Herꝛ / Herꝛ Carll Hertzog zu Muͤnſterberg inn Schleſien / zur Olſſe / Grafe zu Glatz / Herꝛ auff Sternberg vnd Jaiſchwitz / ꝛc. Hochloͤblichſter Gedaͤchtnuͤß / Welcher ſelbiger Zeit gleich zu Sternberg geweſen / nach Beeren geſendet / da Er dann zum Schul - meyſter / Stadt / vnd Bergſchreiber angenommen vnd be - ſtetiget worden / iſt geſchehen den 2. Octobr. 1577. welchen ſeinen Beruff Er dann Trew vnnd fleiſſig verꝛichtet / vnd die Schul jugend im Heyligen Catechiſmo / gutten Lehren vnd Sitten vnterwieſen vnd aufferzogen.
Folgendes Jahr hernach / als Anno 78. den 23. Octobr. hat Er ſich daſelbſt nach Goͤttlicher Ordnung vnnd wol - gefallen in den Heyl. Eheſtandt begeben / mit Jungfrawen Barbara Schicketantzen / mit welcher Er gelebet 14 Jahr 7. Monat / hat mit jhr in werendem Eheſtande gezeuget 6. Kinder / als 4. Soͤhne vnd 2. Toͤchter / welche alle ſelig - lich in dem HERREN entſchlaffen. Jſt im Wittwer Stande vorblieben ein Jahr / vnd ſich anderweit im Jahr 1593. den 30. Octobr. in Heurath eingelaſſen / mit der damals Tugendſamen Jungfrawen / Anna / des Ehren - veſten / Wolweiſen vñ Wolgelarten H. Jonæ Sammen - hammers / des Raths vnd Seniorn zur Olſſen / Eheleib - lichen Tochter / mit welcher Er im Stande der Heyligen Ehe / Friedlich vnd Sanfftmuͤttig geſeſſen 29 Jahr / vnd durch den Allmaͤchtigen Gottes ſeegen erzeuget 9. Kinder / Nemlich 4. Soͤhne vnnd 5. Toͤchter / deren 6. als drey Soͤhne vñ drey Toͤchter / noch ſo lange es dem AllerhoͤchſtengefelligChꝛiſtliche LeichPꝛedigt. gefellig im leben / Ein Sohn aber / vnd numehr 2 Toͤchter / das võ Gott jhnen vergoͤñte Lehn jhres lebens abgetretten.
Zuvor aber / Anno 1579. Jſt Er auß Schickung des Wunderbaren Gottes / weil Er jhn auß Mutter leibe an / zu einem nuͤtzlichen Diener vnd Arbeyter in ſeinen Wein - berg der H. Chriſtlichen Kirchen erkoren / von J. F. Gn. Hertzog Carlln zur Olſſen / Hochloͤblichſter Gedaͤchtnuͤß / durch Herꝛen D. Baudiſium vnnd Herꝛen M. Rollen bey den Fuͤrſtl: Raͤhten / vnvorſehens vnd ohne ſein wiſſen / zu dem Heyligen Miniſterio nach der Domſtadt Vociret vnd Beruffen worden / welchen ſeinen Beruff / als Er jhn nicht anders als Goͤttlich erkennet / Jm Namen des Aller - hoͤchſten angenommen / auch GOtt hertzlichen gebeten / Alldieweil Er jhn ſo zu einem ſchweren Ampt beruffen / den H. Geiſt zu vorleyhen / damit Er ſein Außerwehleter Ruͤſtzeug / biß zu ſeines Lebens ende ſein vñ bleiben moͤchte. Hat demnach dieſen Heyligen Dienſt mit Predigen vnnd was dieſem anhaͤngig / ſeinem Ampt nach alſo vorꝛichtet / daß ſo wol Jhr. F. Gn. als die gantze Gemeine daſelbſten einen gutten gefallen an jhme gehabt / hat ſolch Kirchen Ampt vorwaltet 9. Jahr.
Als aber dieſe Chriſtliche Gemeine vnd Kirche zum Schmollen jhres geliebeten Seelſorgers Herꝛn Franciſci Korens ſeeliger Gedaͤchtnuͤß entbloͤſet geſtanden / hat Er ſich nicht gleich einem Miedling durch Vorbitt oď ander - ley weiſe allhier eingedrungen / Sondern im Jahr 1587. den 2. Auguſti, von Hoͤchgedachter J. F. Gn. zu Stern - berg Perſoͤhnlichen ohn all ſein wiſſen / Muͤndlichen / wir auch Schriefftlichen allhero nachm Schmollen / Vociret, Auch den 31. Septembr. allen Gemeinen vorgeſtellet / vnd zum Pfarꝛer vnd Seelſorger beſtaͤtiget worden.
E ijDieſemChꝛiſtliche Leichpꝛedigt.Dieſem nach / hat Er nun die Heylige Laſt vnd Buͤrde in Gottes Namen auff ſich genommen / die Er auch durch Huͤlff vnd Regirung ſeines Ertzhirtens Chriſti / vnd inn Krafft des Heyligen Geiſtes / vnangeſehen ſeines Alters / vnd ins fuͤnffzehende Jahr hero ſtaͤter Leibes Schwachheit trewlich getragen / vnd ſein Ampt fleiſſig / embſig / vnd ohn alles Gezaͤnck vnd Ergernuͤß verꝛichtet / das Er alſo das Zeugnuͤß / ſo bey der gantzen Ehrwuͤrdigen Prieſterſchafft / ſo bey der gantzen Gemeine allhier hat / das Er ſich als ein Trewer Eyferiger vnd fleiſſiger Seelſorger biß in das 35. Jahr gehalten vnd erwieſen.
Vnd ſo viel von ſeinem Leben vnd Wandel.
Folget nun hierauff ſeine Kranckheit vnd Todt.
BElangende ſeine Kranckheit vnd Abſchied auß dieſem Jammerthal / ſo haben ſeine Kraͤfften vnnd Staͤrcke / durch einen Altenſchaden an dem lincken Schenckel / von Tag zu Tag mercklichen jmmer ab - genommen / biß Er ſich heute Acht tage / war der 25 Julij / gantz darnieder geleget / da Er dann durch den Anweſenden Ehrwuͤrdigen Herꝛen Matthæum Khuͤnen / ſeinen lieben Schwagern getroͤſtet vnd gefraget woꝛden / Ob Er bey der wahren vnvorfaͤlſchten Lehre des Heyligen Evangelij / die Er ſo lange Zeit ſelbſten gelehret vnd geprediget / ſterben / vnd darauff zu dem Ewigen leben eingehen wolte / hat Er außdruͤcklich ſolches mit einem Ja wort bekraͤfftiget / auch darauff zu Staͤrckung ſeines Glaubens / das Sacrament des waren Leibes vnd Bluts vnſers HErꝛn JEſu Chriſti /alsChriſtliche Leichpꝛedigt. als das rechte Viaticum vnnd Zerpfennig / auff die groſſe Wanderſchafft vnd vorſtehende ſeelige Reyſe / jhm mit zu - theylen / Andaͤchtiglichen begehret / weil jhn aber ehe ſolches ins Werck geſetzet werden koͤnnen / die Hand des HErꝛen geruͤhret / vnd jhm die Sprache entlegen / hat ſolches vn - verꝛichtet bleyben muͤſſen.
Als jhm aber jetzt gedachter Herꝛ Matthœus Khuͤn / neben andern ſchoͤnen Troſtſpruͤchen / auch ſein Taͤgliches Gebet / O Domine Jesu Christe qui pro redem - tione mundi naſci voluiſti, & ç. Vorgeſungen / hat Er ob er wol die Wort nicht verſtaͤndlich / wegen entfallener Sprache exprimiren vnd außſprechen koͤnnen / jedennoch die Melodey genaw obſerviret vnd mit geſungen / als Er jhm auch weiter auß dem L. Job vorgeſungen vnd gebetet / Si bona ſuſcepimus, welches inn aller Truͤbſal / Wider - wertigkeit vnd Kranckheit / ſeine Spruͤch: vnd Troſtwort geweſen / hat Er durch regung der Zungen vnd Mundes / auch andern vielen anzeygungen ſatſam zu verſtehen ge - geben / das Er ſich auch nachmals damit getroͤſtet / die von jhme zu geſchickte Kranckheit gedultig getragen / vnd die bald herzu nahende Todes ſtunde mit frewden erwartet / welche auch hernach nicht lang meht auſſen blieben.
Den nechſt vergangenen Mitwoch / welches war der 27. Julij, vmb 7. vhr fruͤhe / hat Er ſeine Seele in die Schoß ſeines Erloͤſers vnd Seeligmachers vnſers HErꝛen JEſu Chriſti / ſanfft vnd ruhig ohn alles vngeberde / mit einem ſtillen Saͤufftzer / auffgegeben vnd vberantwortet. Jſt im Miniſterio vñ Kirchen ampt geweſen 43 Jahr 7. Monat / belauffet ſich alſo ſein gantzes Alter auff 70 Jahr.
So viel vermag die Vorzeichnuͤß.
E iijVndChꝛiſtliche Leichpꝛedigt.Vnd darauß erſcheinet auch / das dieſer vnſer in GOTT verſtorbene Mitbruder / ſey geweſen ein rechter Paulus / Das iſt ein Nachfolger des Apoſtels Pauli / in der Lehr / Glauben vnd Leben. Denn er hat deſſen ein gut Zeugnuͤß bey dem gantzen Ehrwuͤrdigen Miniſterio, vnd ſeiner gantzen Gemeine / das er Trewlich gedienet / das er einen gutten Kampff gekaͤmpffet / den Lauff vollendet / vnd Glauben gehalten. Darumb iſt auch jhm im Himmel beygelegt die Crone der Gerechtigkeit / Welche jhm der HERR geben wird an jenem Tage.
Vnd ob wol der Allmaͤchtige vnd allein Weiſe GOtt / durch den Schlag / vnd ſeine Hand / Ploͤtzlich jhn ab gefo - dert / So kan jhm doch an ſeiner Seeligkeit ſolches nicht ſchaden. Denn durch einen ſolchen Todt iſt auch ab gefo - dert worden / der allerliebſte Juͤnger des HERRN Chriſti / Johannes der Apoſtel vnd Evangeliſt.
Jtem: H. Johannes Matthæſius.
H. Nicolaus Haußman / Superintendens zu Freyberg / des Herꝛn Lutheri beſonder lieber freund. So wol:
Herꝛ Valentinus Trotſchendorff. Ja auch etliche Erlauchte vnd Hochgeborne Fuͤrſten vnd Herꝛn / Hertzoge Zu Sachſen / Brandenburg / vnnd Wuͤrttemberg / ꝛc. Denn es iſt nicht ein Zeichen des Zorns Gottes / Sondern viel mehr der Gnaden GOttes. Wenn ein Gottſeliger Menſch / Plotz ab gefodert wird / vnd alſo durch den Todt gehet ins Ewige leben. Johan. 5.
Nun hat ja dieſer vnſer geweſener lieber Mitbruder ſtets ſich inn gutter Bereitſchafft gehalten / drumb iſt jhm der Todt nicht vnvorſehens kommen.
VndChꝛiſtliche LeichPꝛedigt.Vnnd ob Er wol fuͤr ſeinem Seeligen ende / die deutliche Sprache verloren / So hat er doch zuvor ſein Glaubens bekaͤndtnuͤß gethan / vnd mit Geberden zu ver - ſtehen gegeben. Ja die gantze Zeit ſeines Predigampts / Chriſtum offentlich bekandt / Darumb wuͤntſchen wir ſei - nem Coͤrper eine ſanffte ruhe inn dem Schoß der Erden / vnd an jenem groſſen Frewden tage / die Aufferſtehung zum Ewigen leben.
Der hinterleſſenen betruͤbten Wittiben aber / welche zweyfaͤltig betruͤbet iſt / wuͤntſchen wir von GOtt / dem GOtt alles Troſtes / Lebendigen troſt / das ſie jhrem inn Gott ruhenden lieben Herꝛn / auch lerne nachſprechen vnd nach ſingen / des Heyligen Jobs Geſaͤnglein. Der HErr hats gegeben / der HErr hats genommen / der Namen des HErꝛn ſey gebenedeyet.
Der hiegiſchen verweiſeten Kirchen vnd Gemein aber / wuͤntſchen wir / das der Sohn Gottes wolle ſie widerumb mit einem Trewen Manne verſorgen / der ſie den Weg zur Seeligkeit trewlich fuͤhren moͤge. Diß alles wolle der frome Gott thun / vmb ſeines Heyligen Namens ehre willen / Amen.
HERR JEſu Chriſte / Du Sohn des Lebendigen Hochgelobten Gottes / der du vber Todt vnd Leben ein HErr biſt / wir dancken dir mit Mundt vnd Hertzen / das du durch deinen Todt / vnſern Todt in Sieg verſchlungen / jhmedieGebet. die Macht genommen / vnd dargegen das Leben / vnd vnvergaͤngliches Weſen wider an das Licht bracht haſt. Wir bitten dich mit Glaͤubigem vnd demuͤhtigem Hertzen / Lehre vns bedencken / das wir ſterben muͤſſen / auff das wir Klug werden / Dir in reinem Glauben / vnd guttem Gewiſſen / in Heyligkeit / vñ Gerechtigkeit beſtendig dienen / Vnd wenns nu auch der mal eins Zeit ſein wird / von hinnen abzuſcheiden / So nimb vns lieber HErr JEſu / inn einem gewarneten Seeligen ſtuͤndlein / auß dieſem betruͤbten Jammerthal / Zu dir / inn deinen Himliſchen Frewden ſaal. Da wir als dann / in der Seeligen Ewigkeit / vnnd Ewigen Seeligkeit / Dich ſambt deinem Himliſchen Vater / vnd H. Geiſt / ohn Ende vnd auffhoͤren / froͤlich anſchawen / lieben / loben / vnd Preyſen wollen / Amen. HErr JEſu Chriſte / AMEN. Vater vnſer / ꝛc.
AMEN.
M. Samuel Heinnitz, Jll. aulæ Olſn. a. ſ. conc. Paſtor Sup. & Conſiſt. Seniori emerito appoſ.
M. Georgius Kirstenius, aulæ Civitatiꝙ́ Bernſtadienſi à ſacris Conc. ex temp. f.
Andreas Güntherus, Præpoſitus Olſn.
Jacobus Scheffrichius Diaconus Olſn.
Daniel Koren Olſn. Archidiaconus Bernſtadienſis.
Georgius Wellichius Olſn. Diaconus Berolſtadienſis.
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