EHrnueſter / Fürnemmer / Günſtiger Lieber Junckher / EsEſa. 23. ruͤhmbt die ſchꝛifft Gott den Herꝛen vnder anderen auch fürnemlich deß -Apocal. 7. wegen / daß er werde abwiſchen die Thꝛenen von den augen vnnd angeſichten der glaubigen / vnd die huͤlle weg thun / damit die Voͤlcker verhüllet ſeind. Dz thut aber Gott auff zwen weg Ein mal wirdts geſchehen doꝛt im E - wigen leben vnd newen Himliſchen Jeruſalem vnd geiſtlichen Zion / alda Er alles Creütz vnd Traurigkeit von Jnen weg nemmen / vnd die Thꝛenen volkomlich von jren augen abwiſchen wirt / daß auch nit mehꝛ ſoll gehoͤꝛt werden dieA ijſtimmEſa. 〈…〉〈…〉.[4]ſtimm deß weinens noch die ſtimm deß klagens: ſonder ſie werden ſich ewigklich frewen vnd froͤ - lich ſein vber dem / daß Gott ſchaffen wirt / deñ er wirt Jeruſalem ſchaffen zur woñe / vnd jr Volck zur frewd. Ja er ſelbs wirt auch froͤlich ſein vber Jeruſalem / vnnd ſich frewen vber ſein Volck. Eſa. 3 5.Dañ da werden die erloͤſeten deß Herꝛen wider kom̃en / vñ werdẽ gehn Zion kom̃en mit jauchtzẽ / ewige freud wirt vber jrem haupt ſein / freud vñ woñe wirt ſie ergreiffen / vñ ſchmertzẽ vñ ſeüfftzen wirt weg ſein muͤſſen. Zu welcher groſſen vber - ſchwengklichẽ / volkomnen / vnbefleckten freud vñ ſeligkeit die ſeelen ď glaubigen gleich kom̃en vnd aufgenom̃en werdẽ / ſo bald ſie võ Leib abgeſchei -Eccleſ. 12. den werden / vnd der Geiſt wider zu Gott faͤhꝛt / der ſie gegeben hat. Dann der gerechten SeelSap. 3. Sap. 4. Luc. 23. ſeind in Gottes hand / kein qual ruͤret ſie an / vnd kommen zur ruhe: vnd ſeind bey Chꝛiſto im Pa - radyß. Dahero wir vns vil mehꝛ ſolten mit vn - ſeren lieben abgeſtoꝛbnen nach Jrem ſeligen ab - leiben frewen / dann Jrethalben trawꝛig ſein / als die allem vbel entronnen / vnd in einem ſo ſe - ligen / erwünſchten ſtand vnd weſen ſeind: vnd wir ſolten vns auch alle von hertzen darnach ſoh - nen / vnd bitten / das Gott nur bald kom̃en / vns auß diſem ellenden jamer: vñ eroͤhnen thal auß - helffen / vnd zu ſich nem̃en wolt / damit die thꝛe - nen von vnſeren augen auch voͤllig abgewiſchet wurden.
Dar -[5]Darnach wiſchet Gott den ſeinen die thꝛoͤnen von jren augen auch hie zeitlich / durch ſein Woꝛt vnd pꝛedig des H. Euangeliums / darinn er ſie wider in allem jrem betruͤbnus vnd traurigkeit troͤſtet vnd erquickt / vnnd manchem betruͤbten frommen hertzen / gleich als mit einem zarten tuͤchlin / die augen wiſcht / vnd das verwundte hertz abtrücknet. Wie wir ein ſchoͤn Exempel da - uon leſen inn der Kirchen Hiſtoꝛien von einem Jüngling / mit namen Theodorus, welcher vnterRuſſinus lib. 1. cap. 3 6. dem abtruñigen Keyſer vnd mam̃elucken Iuliano vmbs Chꝛiſtlichen bekandenus vnd namens wil -Theodor. li. 3. Cap. 11. len von moꝛgen an biß auff den abend grauſam gemartert / vnd jm der gantz Leib jaͤmerlich zu - riſſen woꝛden / Jedoch nit geſtoꝛben / ſonder wun - derbarlich von Gott erhaltẽ woꝛden Alß er aber hernach gefragt ward: ob er groſſen ſchmertzen vnd marter gelitten: gibt er zur antwoꝛt: er hab nit ſonderen ſchmertzen empfunden / dann es ſeie ein Junger Geſell (welcher ohn zweiffel ein En - gel Gottes geweſen) neben jm geſtanden / der jme den ſchweiß / ſo jme vber der marter außgan - gen / mit ainem zarten vnd kuͤlen tuͤchlin abge - wuͤſcht / daruon er mercklich gelabet vnd geſterckt woꝛden ſeie / das Jme die zeit der Marter mehꝛ lieblich dann muͤhlich geweſen ſeie.
Ob nun wol Gott nit einem jeden ein Engel von Him̃el ſchickt / der ſolches verꝛicht: ſo bꝛauchtA iijer[6]Eſa. 33.er doch darzu die Engel deß fridens / daß ſeind trewe lehꝛer vnnd Prediger Goͤttliches Woꝛts / durch welcher Predig Gott taͤglich vil naſſe augẽ abwiſcht / vnd vil traurige betriebte hertzen wi - der erquicket vnd labet / wie ſolches die taͤglich er - farung vnd Exempel mit ſich bꝛingen / vnnd vil frommer hertzen fühlen vnd bekennen muͤſſen.
Wañ mir dañ / Günſtiger Lieber Junck herꝛ / vnuerboꝛgen / inn waß groß hertzlich betruͤbnuß vnd traurigkeit der Junck herꝛ durch neuliches ableiben ſeiner vilgeliebten Haußfrawen vnd augenluſts geſetzt woꝛden / vñ Jch ſelbs geſehen / wie manchen heiſſen thꝛoͤnẽ er dꝛüber vergoſſen / vnnd ſeiner lieben Haußfraw ſeligen (. die es auch wol wehꝛt geweſen. ) ſarck vnnd grab mit thꝛoͤnen der liebe nun gnuͤgſam begoſſen vnd be - ſpꝛenget hat / hab Jch mich in gehaltener Leicht - pꝛedigt dahin befliſſen / zum wenigſten etliche thꝛoͤnen (dann alle einsmals abzuwiſchen nit wol müglich) dem Junckherꝛen abzuwiſchen vñ jne in ſeinem ſo groſſen hertzlichen betruͤbnus zu troͤſten / biß Gott dermahlen eins daß ſein auch thun / vnd ſie alle abwiſchen wirdt.
Weil dann der Junckherꝛ ſolche Predig in offnen truck zubꝛingen begert / hab Jchs in Got - tes namen gefertiget / vnd ſchicke ſie dem Junck - herꝛn hiemit / als deß H. Geiſts tuͤchlin eins / zu / noch etliche thꝛenen damit abzuwiſchen / vnd ſeinver -[7]verwundt eraurig hertz damit zuuerbinden: den getrewen lieben Gott von hertzen bittend / daß er / als der Vatter der Barmhertzigkeit / vnd Gott alles troſts / ſein gnad vnd Geiſt darzu ver - leihẽ / vnd den Junck herꝛ ſamt allẽ betruͤbtẽ her - tzen Vaͤtterlich troͤſten / für ferꝛnerem vnfahl vñ hertzleid gnedig bewahꝛen / vnd in langwiriger gſundheit / beſtẽdigem guͤten wolſtand / ſamt al - ler leibs vnd der ſeelen gedeulicher wolfahꝛt zur Ewigen ſeligkeit erhalten wolle / durch Chꝛi - ſtum Jeſum / vnſeren einigen Heyland vnd Se - ligmacher Amen. Datum Augſpurg den 17. Februarij / Anno 1614.
Deß Junckherꝛen hienſtwilliger M. Melcher Voltz Pfarꝛer bey S. Anna.
VNd deß Herꝛen woꝛt geſchach zu mir / vnd ſpꝛach: Du Menſchen - kind / Sihe / Jch will dir deiner augen luſt nemmen durch ein plage / Aber du ſolt nit klagen noch weinen / noch ein thꝛoͤnen laſſen / heimlich magſt du wol ſeüfftzen / aber kein todten klag fuͤhꝛen. Sonderen du ſolt deinen ſchmuck an - legen / vnd deine ſchuch anziehen / du ſolt deinen mund nicht verhüllen / vnd nicht das trawer bꝛot eſſen. Vnd da Jch deß moꝛgens fruͤ zum Volck redet ſtarb mir zu Abend mein Weib.
GEliebte inn Chꝛiſto dem Her - ren / Jnn diſen woꝛtẽ thut Gott der Herꝛ dem Pꝛopheten Ezechiel ein ſehꝛ traurige Predigt / darinn Er jme verkündet den klaͤglichen vn - uerſehenlichen Todfall ſeines lieben Weibs / die jme durch ein ſonder plag vnd zuſtand ſoll genommen vnd entzogenwer -2werden / welches auch gleich bald darauff geſchicht / vnd im volgenden tag auff den Abend ſein Weib ſtirbt. Wie ſchmertzlich vnd betruͤbt aber dem Heyligen Pꝛopheten di - ſer vnuerſehener todfall ſeines liebẽ Ehegemahls fürkom - men / wiſſen vñ verſtehen die from̃e Eheleut am beſten / die auch iñ ſolcher Creützſchuͤl geweſen / vnd es erfaren haben. Dañ obwol Ezechiel ein hocherleüchter Mañ Gottes vnd Pꝛophet geweſen / ſo war er doch auch ein Menſch / ď fleiſch vnd bluͤt vnd Menſchliche affect vnd neigung / wie andere Menſchen / gehabt hat / dahero Jme bey ſolchem vnuerſe - henen Todfall ſeines Weibs anderſt nit zu gemuͤth iſt ge - weſen / dann eim anderen Mañ / dem ſein liebes Weib ſtir - bet / mit deren er inn frid vnd lieb gelebt hat. Sonderlich weil ſie / deß Pꝛopheten Weib / wie auß den woꝛtẽ deß Her - ren leicht abzunem̃en / ein fromb Chꝛiſtlich Weib vnd tre - we gehüfen geweſen / ab deren der Pꝛophet ſeines hertzen luſt vnd freud gehabt hat.
Was aber Gott der Herꝛ hie von deß Pꝛopheten Weib redet / deſſen ſtelt er vns ein Exempel für bey gegen - wertiger Leich an vnſer im Herꝛen nun ſelig entſchlaffnen lieben mit Schweſter ſeligen / von deren mit warheit / wie menigklich bewußt / hat koͤnnen geſagt werden / das ſie de - ſiderabile oculorum Viri, das iſt / Jhꝛes Manns au - genluſt geweſen. Aber es hat geheiſſen bey Gott: Jch will dir deiner augen luſt weg nem̃en durch eine plag / Welches auch leider geſchehẽ / vñ jr Mañ dardurch in hoͤchſtes betruͤbnuß vnd traurigkeit geſetzt woꝛden iſt.
Nun weißt keiner welcher jetz der erſt ſein wirt / zu dem Gott ſagen wirt / oder villeicht ſchon geſagt hat: Jch will dir deiner augen luſt nem̃en durch ein plag: vil -Bleicht3leicht iſts der / ſo ſichs jetzt am aller wenigſten verſihet / vnd eben ſo wenig noch daran gedenckt / als der Pꝛophet den tagzuuoꝛ / ehe jme ſein Weib geſtoꝛben / dꝛan gedacht hat. Dann ja kein Menſch deß Tods gefreiet / der klopfft heut an diſem / moꝛgẽ an eim anderen hauß an / eben ſo bald bey frommen als Gottloſen Eheleüten / laßt ſich auch nit lehꝛ abweiſen / wann Jn Gott geſandt hat.
Damit wir vns nun auff begebenden ſolchen trau - rigen fall wiſſen dꝛein zuſchicken vnnd Gott mit dem Pꝛo - pheten willig ſtill halten / woͤllẽ wir ſolche Predig deß Her - ren für vns nemmen vnnd allen betruͤbten hertzen zu troſt vnd lehꝛ erklaͤren. Dañ ob wol Gott der Herꝛ hie was be - ſonders dꝛauff hat / vnd dem Volck jren künfftigen Jamer vnd notſtand dardurch hat andeuten wollen: ſo iſt es dochRom. 25. vns zur ſondern lehꝛ / vnd vnterꝛich: fürgeſchꝛiben / auff dz wir in der gleichen[t]raurigen faͤllen durch gedult vnd troſt der ſchꝛifft hoffnung haben.
Woͤllen demnach erſtlich betrachten die Predig Got - tes / von dem vnuerſehenen Todfall deß Weibs deß Pꝛo - pheten Ezechielis.
Zum anderen / den beuelch deß Herꝛen erwegen / wie er ſie klagen vnnd trauren ſoll. Dauon ſoll auff dißmahl kürtzlich vnnd einfeltig gehandlet werden / der Allmechtig Gott verleihe die gnad ſeins H. Geiſts darzu / Amen.
ES hatte der pꝛophet Ezechiel ein ſchweren harten ſtand zu Babel / dahin er / nach deß Pꝛopheten[I] ere - miæ rath / mit anderen gefangnen Juden willig ge -zogen -4zogen / Alda beuilcht jm Gott den gefangnen Juden zu pꝛedigen / zeigt jhm aber darneben an / das es ein abtrüñigsEzech. 〈…〉〈…〉. Volck / haben harte koͤpff vnd verſtockte hertzen / ſeien wi - derſpenſtige vnd ſtachlichte doꝛn / er wohne vnter den Scor - pionen, vnter welchen der Pꝛophet ſich ohn zweifel ſehꝛ vil gelitten / als leichtlich zuerachten. Jnn diſem harten ſtand aber hatte Jme Gott die gnad erwiſen / das er Jme ein ge[t] rewen gehülfen vnd from̃es Ehegemahel beſchert / die jn hertzlich erfreuet / vnd in allem leiden vnd betruͤbnus getroͤſtet vnd erquickt hat. Die war damahlen noch friſch vnd gſund / wartet jhꝛ arbeit vnd haußhaltung fleiſſig vnd mit frewden ab. Einsmahl aber kompt Gott / kündet jr dz Leben ab / vnnd ſagt zum Pꝛopheten: Du Menſchen - kind / Sihe Jch will dir deiner augen luſt weg nemmen durch ein plage. Daß Er jne ein Menſchẽ - kind nennet / will Gott Jne damit ſeiner Menſchlichen natur vnd ſchwachheit erünneren / damit er ſich anderer ſeiner hohen gaben vnd Goͤttlichen Offenbarung nit v - berhebe / ſonder gedencke / daß er ein Menſch ſeye / der Gott ſeim Herꝛen zu gehoꝛſamen ſchuldig / vnnd das jenig / was Gott jhme jetz verkünden wirt / mit vndertheniger Reue - rentz vnd demütigem hertzen gehoꝛſamlich vnnd willig an - nem̃en vnd Gottes werck vñ willen geſchehen laſſen ſolle.
Was verkündiget oder ſagt Jm dann Gott?
Jch will dir etwas nemmen: Jch kom̃ jetz nit / das Jch dir etwas geben oder was beſonders bꝛingen vnnd of - fenbaren woͤll: Jch will dir nemmen. Was[?]Wans nur nichts iſt / dz mir Lieb / oder vil dran gelegen iſt / ſo will ichs gern laſſen. Was wilt mir nemmen[?]Jch hab doch ſelbs hie zu Babel / als ein gefangen Mann / nichts. WiltB ijmir5mir mein Rock vnd kleider nemmen? Ja liebes Menſchen kind / Jch will dir etwas nemmen / das dir Lieb / vnd das al - lerliebſt auff Erdẽ iſt. Jch will dir deiner augen luſt nemmen. Verſtehet aber durch dẽ augenluſt ſein weibWas durch deraugenluſt verſtanden werde. vnnd Ehegemahel: wie es der Text gleich darauff erklaͤret vnnd andeut: da ſtarb mir zu Abend mein Weib. Neñet aber ſein Weib ſeiner augen luſt / nit allein we - gen jrer ſchoͤnen geſtalt / daß ſie voꝛ anderen Weibern ſo gar ſchoͤn ſeie geweſen / ſonder weil ſie dem Pꝛopheten lieb / vnd er ſein luſt / freud vnd troſt an Jr gehabt hat. Jnmaſ - ſen dann eben diß woꝛt augen luſt / noch zweymal geſetzt / auch auff das Heiligthumb zu Jeruſalem gezogen wirt. Da der Herꝛ ſagt: Sihe Jch will mein heiligthumb / ew - ren hoͤchſten troſt die luſt ewrer augen / vnd ewers hertzen wunſch / entheiligen / vnnd gleich darauff: Wann ich weg nem̃en werde von jnen jre macht vnnd troſt / die luſt Jrer augen / vnd jhꝛes hertzen wunſch / Jhꝛe Soͤhn vnd Toͤchter. Darauß abzunem̃en / das Gott ein augen luſt nennet / was dem Menſchen ſonders lieb vnd angenem iſt / vnd jn erfrewet vnd erluſtiget / wann ers anſihet. Alſo weil dem Pꝛopheten ſein Weib hertzlich lieb geweſen / vnd er all ſein luſt vnd frewd an jr gehabt vnd geſehen / nennts Gott / ſeiner augenluſt: vnnd will der Herꝛ ſouil ſagen: Jch weiß wol / das ſie dir lieb iſt / vnd was du für freud vnnd luſt an jhꝛ haſt / Jch waiß auch / wie ſawer es dir geſchehen / vnd wie ſchmertzlich wehe es dir thun wirt / wann du ſie verlie - ren würſt: Aber noch muͤß es ſein: Jch werde dirs weg nemmen / anderſt kan es jetzmal nit ſein. Sie wirt ſterben / Jhꝛ muͤſſet ſcheiden / vnd were ſie dir noch ſo lieb / darnach wiſſe du dich / Menſchen kind / zurichten.
Daß6Daß muͤß fürwar dem Pꝛopheten / der ſonſt nit vil luſt vnd frewd zu Babel gehabt / ein ſehꝛ traurige Bottſchafft / vnd Predigt geweſen ſein.
Wann ſein Weib ein boͤſe Beſtien were geweſen / die jne mit jhꝛem boͤſen zaͤnckiſchen weſen vnnd halßſtarꝛigen vngehoꝛſam taͤglich betriebt / vnnd hertzleid gemacht hette. Jtem / ſie were ein alte betagte Muͤter geweſen / die ſchon auff der gruben gangen / oder ſonſt ſtets kranck vnd bethli - gerig geweſen / die groſſe ſchmertzen gelitten / vnd Gott ſelbs vmb erloͤſung gebetten / ſo were es deſto baaß zuuerklagen / vnd zu verſchmertzen geweſen / Es war aber deren keins.
Sie war / wie auß den woꝛten deß Herꝛen gnuͤgſam ſcheinet / ein fromb / gehoꝛſam / Gottſelig vnd Tugendtſam Weib / darzu noch friſch vnd gſund / die alters vnd natürli - chen kraͤfften halben noch laͤnger hette leben koͤnnen / Da - hero ſie ſolches vnuerſehenen ſchnellen Tods einige gedan - cken nit gehabt. Aber der Herꝛ ſagt: Jch will ſie nemmen durch ein plage. Wz es für ein plag geweſen / meldet zwar der Text nit. Souil aber iſt dꝛauß abzunemmen / daß es ein ſchneller vnuerſehener zuſtand vñ ſchwere hefftige kranck - heit muß geweſen ſein / die ſie ſo bald weg genom̃en das ſie gleich des andern Tags auff den Abend ſtirbt / da ſie erſt heut noch friſch vnd gſund geweſen iſt.
Das iſt die traurige Predig / welche Gott der Herꝛ thut dem Pꝛopheten Ezechiel von ſeines Weibs vnuerſehenen ſchnellen Tod.
Darbey wir ſehen vnd lernen / wie Gott auch frommeGott treñet vnd ſcheidet auch from̃e fridliche Eh - leut bald von einander. Eheleut durch den zeitlichen Tod offt bald vnnd vnuerſe - hens von ein ander trennet vnd ſcheidet / nimpt dem Mañ ſein liebs Weib / dem Weib jren lieben Mann / die doch einander hetzlich lieb gehabt / vnd inn frid vnd lieb wol mitB iijein -7einander gelebt / vñ noch gern lenger mit einander gehaußt hetten / auch alters vnd natürlicher kraͤfften halben hetten laͤnger Leben koͤñen. Dañ das diſe beede Eheleut / der Pꝛo - phet vnd ſein Weib / fromb / vnd Gottlieb vñ angenem ge - weſen / hat kein zweifel. Seitemahl Hezechiel / ein hocher - leüchter Pꝛophet geweſen / mit welchem Gott offt ſelber ge - redt / vnd vil ſeltzame geſicht gezeüget vnd verboꝛgne ding vnnd geheimnus geoffenbaret hat. Welcher auch ſeinem Pꝛopheten ampt / darzu er von Gott ſelbs ohne mittel be - ruͤffen woꝛden / getrewlich vnd fleiſſig voꝛgeſtanden vnd vil dariber von ſeinen vngehoꝛſamen abtrünnigen Leüten ge - litten hat. So mueß auch gewißlich ſein Weib ein Chꝛiſt - lich Gottſelig vernünfftige matrone geweſen ſein / weil Gott ſelbs ſie nennet deß Pꝛopheten augenluſt. Welchen namen Gott jr nit gegeben hette / wann ſie boͤß vnd ein vn - artig / vngehoꝛſamb Weib geweſen were.
Dannoch trennet vnd ſcheidet Gott ſie durch den todt von einander / vnangeſehen / es nit ohne groſſen ſchmertzen vnd traurigkeit abgangen / vnnd ſie lieber noch laͤnger bey einander gelebt hetten.
Drumb man fichs nit ver - wundern ſoll.Soll vns demnach nit wunder nemmen / wann wir ſchon noch heütigs tags ſehen / das Gott fromme Chꝛiſtli - che fridliche Eheleut durch den zeitlichẽ Tod ſcheidet / wel - che Gott von hertzẽn geehꝛt vnd gedienet / from̃ vnnd Gott angenem geweſen / vnd nit allein die zeit jr wehꝛender Ehe fridlich vnnd wol gelebet / ſonder lieber noch laͤnger nach Gottes willen bey einander geweſen weren / Dañoch tren - net Gott ſie von einander mit groſſem ſchmertzen vñ hertz - leid / vnd laßt dagegen andere Leben / die Gottloß ſein / vbel vnd inn vnfryd bey einander wohnen / vnd einander ſelbs den Tod wünſchen. Exempel auß H. Schꝛifft vnd andernHyſto -8Hyſtoꝛien koͤnden vil angezogen werden / Jſt aber ohn not: Es gibts die taͤgliche erfarung / vnd haben an gegenwerti - ger / trawꝛigen Leich begaͤngnuß Exempel gnuͤg.
Warumb thuts aber Gott? Wie maint ers?
Warumb ſcheidet er nit andere Gottloſe Eheleut von einander / die vbel mit einander leben? Antwoꝛt. Wañ ſichEinreden Menſchli - cher ver - nunfft. dergleichen traurige faͤll begeben / der Allmaͤchtig Gott greifft dem Mann ins hertz / vnd nimpt Jme ſolch ſtuck he - rauß / er nimpt jhme ſein augenluſt hinweg / vnd ſetzt jn inn den einſamen Witweſtand / das er die vier wendt muͤß traurig anſchawen / ſo thuͤts einmahl hertzlich vñ ſchmertz - lich wehe / vnd koͤndte Gott den Man nirgend angreiffen / da es jhm wihers gethon hette / dañ eben an diſem oꝛt: ſon - derlich wañ das Weib deſiderabile oculorum, ſeins her - tzen vnd augenluſt vñ Troſt iſt geweſen. Vñ da fehlt es nit / es gibt mancherley gedancken / waher ſolcher Tod komme / vnnd was vrſach darzu geben habe: Wie es Gott meine: oder wo mit ſie ſolches verſchuldt haben. Seye nit moͤglich Gott muͤß vber ſie zü[r]nen / vnd ſie inn vngnaden geſtrafft haben / wolten ſchier gern wider Gott murꝛen / vnd mit jme Rechten / warum̃ Er nit vil mehꝛ andere Gottloſe Eheleut geſcheiden / die inn zanck vnd widerwertigkeit gelebt / vnnd ſelbs gern von einander gweſen weren. Wañ dann ſolche gedancken recht einwurtzlen / ſo aͤngſten vnnd ſchꝛoͤcken ſie den Menſchen noch mehꝛe / das er zu letſt nit waißt / wie Er mit Gott dran iſt / vnd thut jhm ſolches wihers dann das Creütz ſelbs.
Wider alle ſolche trawꝛige gedancken ſoll man merckẽ /Gott nimpt die Leut hin - weg. darum̃ man auff Jn ſehen ſoll. das Exempel deß Pꝛopheten Ezechiels vnd ſeins Weibs / Dann daß lehꝛt außtruckenlich / waher es komme vnd wers genommen habe: nit jrꝛgend ein ſeind / ders arg vnd boͤßgemeint:9gemeint: So geſchicht es auch nit ohne geferdt / ſonder Gott hats gethon / der ſagt: Jch will dir deiner angẽluſt nemmen / vnnd zwar durch ein ſondere plag. Sonſt wann die Leüt jrꝛgend an einer vnuerſthenen Kranckheit ſchnell dahin gehen / ſo ſagt man / der ſchlag habs getroffen. Gottes gewalt habe ſie geruͤret. Das iſt gleichwol nit gar vnrecht daran geredt / wann man auff Gott ſihet / Aber der Herꝛ redet noch teudtlicher daruon: Jch will dirs nem - men / durch ein ſondere plag. du ſolleſt auff niemand anders ſehen / auch niemand die ſchuld geben dañ mir / Ich dein Gott vnd Schoͤpffer habs gethon / vnnd dem iſt auchPſal. 31. alſo. Dann Gott iſts allein in deſſen handen vnſer zeit / vn - ſer Leben vnd ſterben ſtehet.
Iob. 14. 1. Sam. 2. Pſal. 90. Mat[t]h. 10.Er hat dem Menſchen ein zül geſetzt / daß wirt er nit vbergehen. Er Toͤdtet vnd macht lebendig / Er laſſet die Menſchen ſterben / vnd ſpꝛicht / kompt wider jr Menſchen - kinder / faͤllet doch kein ſperling auf die Erden ohne Gott vnſerem Vatter / vnd all vnſere haar auff dem Haupt ſeindRom. 14. gezehlet. Jñ Summa: vnſer keiner lebt jhm ſelber / keiner ſtirbt jhm ſelber / Leben wir ſo leben wir dem Herꝛen / ſterben wir ſo ſterben wir dem Herꝛen / Wir Leben oder ſterben ſo ſeind wir deß Herꝛen. Diſe zeugnuß vnd ſpꝛich alle mit einander bezeugen lauter vñ klar / das es von Gott herkomme / vnd wir darinn allein auff Gott / als die Haupt[-]vrſachen ſehen ſollen. Damit werden einsmahls abge -Nit auff die eüſſerliche natũrliche[u]rſachen. ſchnitten alle gedancken / welche auff den cauſis ſecundis, vnd natürlichen vrſachen ſtehen / als da die Leut anderen eüſſerlichen dingen die vrſach geben / vnnd ſagen: diß oder daß hat vrſach zu ſeinem Tod geben: were er nit an das oꝛt gangen / hette Er diß oder jenes nit gethon / Nein / Gott willnit10nit das wir auff ſolch euſſerlich ding ſehen ſollen / ſondern vff Jn / vñ ſagen: Gott hats genom̃en / er hats gethon.
Die natürliche vrſachen haben zwar Jren gewohn - lichen lauff / vnd natürliche würckung / von Gott jnen an -Die thon wol etwas / ſtehn aber in Gottes han - deu. geſchaffen / vnnd thun nit wenig / wanns Gott haben will. Stehen aber allein Gottes deß Schoͤpffers henden / der re - gierts / naigts / fuͤhꝛts / fürderts / hinderts nach ſeinem Goͤt - lichen willen vnd wolgefallen / vnnd hets wol hindern / weg raumen / wehꝛen vnd jnen fürkom̃en koͤnnen / wann er ge - wolt hette. Wann aber Gott ſagt: Jch will dir deiner augen luſt nemmen / da gehts vnd iſt kein auffhaltens mehꝛ mit dem Menſchen / vnd haißt auff den Abend ſtarb mir mein Weib. Da koͤnnens weder natürliche vrſachen / noch die gantze Welthindern wider Gottes wil - len: ſonder muͤſſen ehe alle darzu helffen / Ja der Menſch dem Tod ſelbs entgegen gehen.
Weils dann Gott thut / ſollen wir ſeinem willen nit widerſtreben / ſonder denſelben geſchehen laſſen / der allzeitGottes wil - len ſoll man geſchehen laſſen. Rom. 9. der beſt iſt. Dann wer biſtu Menſch das du wilt mit Gott Rechten? Er nimpt was ſein iſt / wer will jhme einreden? Der dirs gegeben / hats auch macht wider zu nem̃en / Dañ er hat dirs nit geben / das dus ewig behalten / ſonder mit dem geding / daß / wañ ers vber kurtz oder lang von dir foꝛ - dern wirdt / du es Jme widergebeſt.
Lege demnach deine hand auff den mund / vnd ſage mitIob. 1. lob: Der Herꝛ hats gegeben / der Herꝛ hats genom̃en / der Nam deß Herꝛen ſeye gelobet.
Vnd daß ſollen wir vmb ſouil deſto mehꝛ thun / weilDann Gott hat alzeit ſei - ne ſondere doch wolge - meindte vr - ſachen. wir hie ſehen daß es Gott nit eben zur ſtraff thut / ſondern es hat andere vrſachen. Dann das er dem Pꝛopheten ſein Weib nimpt. Daß gſchicht nit boͤſer meinung / alß habenCſies11ſies irgend mit jhꝛen ſünden verſchuldt / ſonder Gott will dardurch dem Volck Jren künfftigen jamer vnd hertzleid fürbilden / darein ſie kommen werden / wie er dañ dem Pꝛo - pheten lauter vnnd klar anzeigt: vnnd wir hernach hoͤꝛen werden.
Alſo hat Gott allezeit / ſeine ſondere / Goͤttliche / heilſa - me / wolmeinende vrſachen dꝛauff: Laßt ers vns ſchon nit allezeit wiſſen / wie hie den Pꝛopheten / ſo hat ers doch / vnd ſollen wirs Jhme beuelhen / vnd nit begeren zuwiſſen / vnd vns an dem verniegen laſſen / daß wir wiſſen / das Ers gethon hat / der kein feind iſt / ſonder vnſer aller Vatter / der es mit ſeinen Kinderen guet meint / vnd am aller beſten weißt / was jnen zu Leib vnd Seel nutz vnd guͤt iſt / vnd wie ers mit jhnen machen ſoll. Darumb wirs jhm guͤtwillig laſſen vñ nit voꝛhalten ſollen / wañ Er jhꝛ begert vñ ſie ab - foꝛdert. Sonder das gewiß wiſſen vnd glauben / daß ſie nit mehꝛ hieher taugt / vnd jhꝛ glück vnd wolfahꝛt nit were ge - weſen laͤnger zu Leben: Wir wolten ſie dann an jhꝛer Se - ligkeit vnd wolfahꝛt hindern / die wir jhnen vil mehꝛ goñen vnd wünſchen ſollen.
Das Er aber andere Gottloſe Eheleut leben laſſet /Warumb Gott nit an - dere Gottlo - ſe feindhaͤſſi - ge Eheleut[tr]enne. wartet Er / als ein Langmietiger barmhertziger Gott / auff jhꝛe buͤß vnd beſſerung / volgt die nit / ſo ſtehet jhꝛ ſach nun deſto aͤrger / Gott behaͤlt ſie zu noch vil groͤſſern vnd ſchwe - reren ſtraffen vnd plagen / wie Gott den andern Juden / durch den Pꝛopheten anzeigen laßt / vnnd wir im andern theil hoͤren werden. Vnd were jhnen vil waͤger geweſen / Gott hett ſie ehe von einander geſcheiden / als daß ſie lang bey einander gelebt / vnd nur Gottes zoꝛn vnd ſtraffen vber ſie gehaͤuffet haben.
Gott thuts offt anderenEs pꝛediget Gott offt andern Leuten / mit dergleichenfaͤllen /12faͤllen / vnd will auch andere fromme Eheleut / jhꝛes ſterb -Eheleuten zum Exem - pel. Den from̃en zur lebꝛ. ſtündleins erꝛünnern / daß ſie gedencken / wol an diſe Ehe - leut ſeind wol ſo Jung / from̃ vnd fridlich geweſen / als jhꝛ / haben eben ſo wol mit einander gelebt vnd gehauſet: Gott hat ſie dannoch geſcheiden / wer weißt / was der getrewe Barmhertzige Gott mit euch verſehen vnnd im ſinn hat - Villeicht iſts das nechſte mal an euch / Lernet euch deßwe - gen drein ſchicken / vnd Gottes willen ergeben / wañs darzu kompt.
Anderen Gottloſen zaͤnckiſchen Eheleuten aber ge -Den Boͤſen zur War - nung. ſchichts zur warnung / das ſie inn ſich ſelbs gehen / buͤß thun vnd gedencken / Trennet Gott diſe from̃e Chꝛiſtliche / frid - liebende Eheleut / die ſo wol inn frid vnd lieb bey einander gelebt haben: Was wirt vns geſchehen / die ſo vbel vnd aͤr -Luc. 23. gerlich leben: geſchicht das am gruenen holtz / was will am dürꝛen werden / wirdt der Gerecht kaum erhalten / wa will ď Gottloß vnd ſünder erſcheinen? kompt Gott / vñ nimpt1. Pet. 4. daß ein hinweg / ſo koͤndt jhꝛ anderſt nit gedencken / er habe euch geſtrafft vmb ewers widerwertigen Gottloſen weſens willen / vnnd muͤſſet mit boͤſem gewiſſen ſcheiden / welches erſt das aller aͤrgſt vnd beſchwerlichſt iſt / Dauon redet die Weißheit im vierten Capittel: Der verſtoꝛbne GerechtSap. 4. verdampt die Lebendige Gottloſen / vnnd ein Junger der bald volkommen wirdt / das lange Leben deß vngerechten.
So kan auch wol geſchehen / das Eheleut einanderEheleut ge - ben offt ſelbs vrſachdarzu. nur zu Lieb haben / vñ mit dem hertzen mehꝛ am Menſchẽ / als Creatur / hangen / dañ an Gott / dem ſchoͤpffer. Ja auß fleiſchlicher liebe / eines dem andern zugfallen thut / das wi - der Gott vnd ſein Woꝛt iſt / das kan dann Gott nit leiden. Nimpt deßwegen das ein hinweg / auff daß das ander ſein hertz vnd vertrawen auff Gott ſetze / vnd maints doch Vaͤt -C ijterlich13terlich gut mit beiden / vnd ſucht nichts / dann jhꝛ zeitlich vñGott thuts vous beſten wegen. Sap. 4. ewig wolfahꝛt. Jetz deſſen zu geſchweigen / daß auch der gerechte zeitlich ſtirbt vnd weg genom̃en wirt auß dem Le - ben derſünder / damit die boßheit ſein verſtand nit verkeh - re / noch falſche lehꝛ ſein Seel betruͤge: Dann die boͤſen E - xempel verfuͤren vnd verderben eim das gũt / vnd reitzende1. Pet. 5. luſt verkeren vnſchuldige hertzen dann der Teüffel geht he - rumb wie ein bꝛüllender Lew / vnd luͤgt wen er verſchlinge / da ſtehen dem Menſchen tauſend vnd aber tauſend gefahꝛ am weg / darumb er nichts weißt. Gott aber ſihets vnnd weißts. Wann er dann ſihet / das ſie dem Menſchen zu na - he kommen / vnd er daher ſchaden an ſeiner Seel nemmenEſa. 65. moͤchte / ſo raffet Er ſie für dem vnglück hinweg / damit ſie zum friden kommen / vnd in jhꝛen Kam̃eren ruhen / vnd jre2. Reg. 22. augen das vnglück nit ſehen das vber ſie hette gehen ſollen. Seind ſie vns recht Lieb geweſen / ſo ſolten wir dem getre - wen Barmhertzigen Gott vil mehꝛ danckẽ / das er ſie dꝛauß erloͤſet / vnd dem leidigen Teuͤfel vnd der Gottloſen Welt auß den augen vnd zaͤhnen hinweg geruckt hat. Weil es dann Gott ſo Vaͤtterlich guͤt mit jhnen gemeint hat: ſollẽ wir billich mit Gott zufriden ſein vnnd thun / wie der Pꝛo - phet Ezechiel / der murꝛet nit wider Gott: Ach Herꝛ / was wilt mich zeihen? Warum̃ nem̃eſt nit einem andern Mañ ſein Weib / die er ohn das nit gern hat? Nein / er ſchweigt. Weil Er hoͤꝛt das Gottes will iſt / redt er kein woꝛt darwi - der / vnangeſehen es jhn hart vnd ſchwer ankompt.
Welches Exempel alle fromme Eheleüt fleiſſig mer - cken ſollen / damit ſie ſich heut oder moꝛgen / in der gleichen faͤllen damit troͤſten koͤnnen. Es ſeind ohn zweifel noch vil frommer / Chꝛiſtlicher Eheleüt / auch in gegenwertiger vn - ſerer Chꝛiſtlichen verſamlung / welche einander hertzlichlieb14lieb haben / vñ vngern ſcheiden wurden. Noch mueß es ſein. Es mueß geſcheiden ſein / daß vnd kein anders / vnnd weißt doch kein Menſch / welche die erſten ſein werden. Villeicht die / ſo am wenigſten dꝛan gedencken / dann ſo bald Eheleut zuſamen kommen / haben ſie nichts gewiſers / dann daß ſie wider ſcheiden muͤſſen: Zeit zül vnd ſtund iſt jhnen verboꝛ - gen / Gott hats Jme allein voꝛ behalten. Derowegen ſie ſich deſſen billich erünnern ſollen. Nun liebes Weib / lie - ber Mann: Gott hat vns zuſamen gefuͤgt / wir leben im frid mit einander / darumb wir dem getrewen / ewigen Gott im Him̃el hoͤchlich zu dancken / Wie lang es aber wehꝛet / daß weißt allein Gott im Himmel: der vns zuſamen ge - ordnet / wirdt vns auch wider trennen vnd ſcheiden / das iſt gewiß. Wann Er vns zuſamen gegeben / das wiſſen wir wol: Wañ er vns aber werde ſcheiden / das wiſſen wir nit / vnd müſſens alle ſtund gewertig ſein. Geſchicht villeicht noch ehe / dann vnſer keins gedencken kan. Laßt vns dem - nach dꝛauff rüſten vnd bereüten / damit wann Gott kompt vnd ſagt: Jch will dir deiner augen luſt weg nem - men / wir vns inn ſolches Creütz richten vnd ſchicken koͤn - nen / vnnd Gottes willen gehoꝛſamlich ergeben. Es wirdt ein traurigs hartes ſcheiden ſein / tieff ins hertz einſchneidẽ / vnd naſſe augen geben. Es muß aber Gott vber alles ge - liebt vñ Jme ſtill gehalten ſein. Seim willen ſoll niemand widerſtreben. Was Gott thut / das iſt wol gethon / ſein will der iſt der beſte. Wir ſeind doch nit ewig geſcheiden / ſonder kommen doꝛt wider zuſamen / alda wir einander widerſehẽ vnd finden / vnd vnſer hertz ſich frewen / vnnd vnſer frewd nim̃ermehꝛ von vns ſoll genom̃en werden. Wer ſich deſ - ſen erinnert iñ wahrem glauben vnnd rechter anruͤffung Gottes / vnnd den getrewen Lieben Gott zu einem ge -C iijhülffen15hülffen vnd beyſtand nim̃t inn ſolchem betruͤbnus / der kan ſich mit dem Pꝛopheten Chꝛiſtlich drein ſchicken / obs Jme gleichwol wehe thut / vnd hat Gott an ſolchem kündtlichen willigen gehoꝛſam hertzlich freud vnnd wolgefallen / hilfft durch ſeine krafft vnd Geiſt den laſt tragen / heilet vnd ver - bindet wider / was er verwundet vnd geſchlagen hat / vnnd iſt kein leid vnd traurigkeit ſo groß / welches der Allmechtig nit auch wider weg nemmen vnd heilen kan. Souil vom Erſten. Laßt vns auch weiter vernem̃en den beuelch Got - tes / wie der Pꝛophet ſich mit der klag vber ſeinem verſtoꝛb - nen Weib halten ſoll.
WAnn ſonſt eim ehꝛlichen Mann ſein Weib ſtirbt / ab deren er freüd vnd luſt gehabt / ſo iſt da groſſes leid / es gibt vil heulens vnd weinens / man helt ein publicum luctum vnd offentliche klag / man legt ſchwartze trawer kleider an: man helt offentliche Leich proceſsion, man begleitet ſie zum grab / vnd thut alles was zur klag ge - hoͤꝛt / damit ſie ehꝛlich beklagt / vñ zur erden beſtattet werde. Dann obwol dem verſtoꝛbnen nichts damit geholffen / we - der auff noch ab gehet / ſo thun es doch die Lebendige / Jhre hertzliche Liebe gegen dem verſtoꝛbnen damit zu bezeigen: vnd thut betruͤbten traurigen hertzen wol / wann ſie ſchen /Gott will nit das der Pꝛo - phet ſein Weib offẽt - lich klagen ſoll. das bey der gleichen Klag andere Leũt kom̃en / ſie troͤſten / vnnd hertzlichs mitleiden haben. Hie aber gehts bey deß Pꝛopheten Weibs Leich vil anderſt zu / Gott helt ein newẽ proceſs, vnd ſagt: Aber du ſolt nit klagen vnd wei - nen / noch einige thꝛoͤnen laſſen / Was ſonſt bey an -dern16dern Leichen gepꝛaͤüchig / vnnd an Jm ſelbs natürlich iſt / das verbeüt Gott hie dem Pꝛopheten: ſolle weder kla - gen noch weinen / auch nit ainige thꝛoͤnen laſſen. Ja ſagſtu / wer wolt das koͤnnen? Jſt nit wol moͤglich / ein ſo liebs Weib ſo gar nit klagen noch beweinen? hierauff antwoꝛtet Gott: heimlich magſtu ſeüfftzen: aber of - fentlich nit / das verbeut Jm Gott ſo gar / daß Er ſagt: Er ſolle kein Todtẽ klag fuͤhꝛen / ſonď ſeinen ſchmuck anlegẽ / ſeine ſchueh anziehẽ / Er ſoll ſeinẽ mund nit verhalen / daß Trawer Bꝛot nit eſſen / vnd inn ſum̃a nichts thun / das ſonſt inn ſolchen faͤllen gebꝛaͤuchig gweſen / vnd ſich offentlich nit mercken laſſen / das Jme leid ſeie vmb ſein Weib.
Vrſach / wa - rum̃ es Gott nit haben will.Das aber thut Gott nit darumb / als ſeie es vnrecht die Todten offentlich zu bewainen vnd zuklagen: ſonder Gott hat was beſonders darauff / vnnd will dem Volck da - mi als inn einem ſichtlichen bild andeuten / wie es Jhnen ergehen / vnd iñ was groß hertzleid vnd betriebnus ſie kom - men werden / vnd werden dannoch jhꝛen ſchmertzen vnnd traurigkeit niemand klagen / ja ſich ſo gar nichts voꝛn fein - den vernem̃en laſſen doͤꝛffen / das jnen leid ſeye. Jnmaſſen dann der Pꝛophet volgends tags thut / wie Jm der Herꝛ beuolhen hat: gehet nit in einem trauer: ſonder feyertaͤgli - chen Klayd / vnd thut als ſeye jhm nichts dꝛumb / das jhm das Weib geſtoꝛbẽ / Er muͤß Gottes be[v] elch gehoꝛſam ſein vnd nachſetzen / obs jhme gleich ſchwer vnnd ſaur wirt / das kompt dem volck frembd vnd ſeltzam für an dem Pꝛophe - ten das er ſein Weib ſo gar nit klagen ſoll / vnnd ſpꝛachen: Wilt du vns dañ nit anzeigen / was vns das bedeüt das du thuſt: Da antwoꝛtet jhnen der Pꝛophet / offenbarets jnen /vnd17vnd ſagt: Alſo ſpꝛicht der Herꝛ: Sihe Jch will mein hey - ligthumb / ewꝛen hoͤchſten Troſt / die luſt ewꝛer augen / vnd ewers hertzen wunſch / entheiligen / vnd ewꝛe Soͤhn vnnd Toͤchter die jhꝛ verlaſſen muͤſſet / werden durchs ſchwerdt fallen / vnd muͤſſet thon wie Jch gethon habe / ewꝛen mund muͤſſet jhꝛ nit verhüllen / vnnd das trawer Bꝛotnit eſſen / ſondern muͤſſet ewꝛen ſchmuck auff ewer Hauptſetzen / vnd ewꝛe ſchuch anziehen / Jhꝛ werdet nit klagen noch weinen / ſonder vber ewꝛen ſünden verſchmachten vnd vnter einan - der ſeüfftzen / vnd ſoll alſo Ezechiel euch ein wunder ſein dz jhꝛ thun muͤſſet / wie Er gethon hat / wenn es nun kommen wirdt / damit Jr erfaret / das ich der Herꝛ Herꝛ bin.
Darauß ewr Lieb verſtehet die vrſach / warumb Gott nit haben will / das der Pꝛophet ſein Weib offentlich klagẽ oder beweinen ſoll / nit das es an jm ſelbs vnrecht / oder deß Pꝛopheten Weib ein ſolch boͤſe Beſtien geweſen / die es nit wehꝛt ſey geweſen / das man ſie offentlich trawꝛen ſoll / es geſchicht auſſer andern vrſachen / alles / wie gehoͤꝛt / vmbs Volcks willen / Jnen jhꝛen künfftigen jamer vnnd trawer ſtand damit fuͤr augen zu ſtellen.
Vilẽ Maͤn - nern darff mans nit verbietten jhꝛe Weiber zu klagen.Diſes beuelchs aber bedarff es heutigs tags bey vilen Maͤnnern nichts / wann jhnen ſchon jhꝛe Weiber ſterben / darff man jhnen das weinen vnd trawꝛen nit verbietten / ſie koͤñen ſelbs wol laſſen / was ſollen ſie trawꝛen oder klagen? es iſt jhnen nit leid / oder eben ſo leid / als wañ eim Eſel ein Sack empfelt / vnd iſt fro das Er jhꝛ abkommen vnnd loß woꝛden iſt. Oder wann man ſich ſchon von auſſen traurig ſtellt / klag kleider anlegt / ſo gehets doch nicht von hertzen / vnd weret nit laͤnger / dann biß die Leücht auß dem Hauß kompt / da iſt ſchon alles leids vergeſſen / vnd hat man vnter den trauer Kleidern ein friſchen / freyen muͤt / vnd ſihet ſichinn18iñ wenig tagen wider nach eimandern vmb / ehe das vo - rig Ehegemahel recht erkaltet vnter der Erden. Vnnd iſt zwar bey vilen Maͤnnern kein wunder. Es ſeind etliche Weiber / ſo wol auch Maͤnner / ſo boͤß / zaͤnckiſch / tyrañiſch / vnartig vnd Gottloß / das man nit vrſach hat / ſie hoch zu klagen oder zubeweinen / wañ ſie ſterben / ſonder Gott vil mehꝛ zu dancken / daß er den Mann von eim ſo boͤſen weib vnd beſtien erloͤßt / vnd zu frid vñ ruhe geholffen hat. Sol - che gſtalt hats mit dem Pꝛopheten vnnd ſeinem Weib nit gehabt / vnd iſt bey denen / die Chꝛiſten ſein woͤllen / ein groſ -Jſt aber ein vbelſtand. ſer vbelſtand vnd vngepür / die den Chꝛiſten nit zim̃et: vnd ein gwiß anzeigen das bey ſolchen Leuten zumahl auch die Eheliche Lieb abgeſtoꝛben vñ erloſchen / oder zuuoꝛ nie kein rechte Liebe gegen jrem abgeſtoꝛbenen gehabt haben. Vñ heißt wie Bernhardus ſagt: Si de corde procederent la - chrymæ, non tam citò ſoluerentur in riſum. Wann Jhꝛ weinen von hertzen gieng / ſo wurden ſie nit ſo bald da - raufflachen.
Wir haben kein dergleichen ſonderlichen beuelch vonDen Chꝛi - ſten iſts nit verbotten / ſonder ſollen jhꝛe Todten klagen vnnd beweinen. Gott / wie der Pꝛophet Hezechiel / mit dem es ein beſonders iſt / drumb bleiben wir bey dem allgemeinen beuelch vnnd regel der ſchꝛifft / die vns lert / daß es nit verbotten ſondern inn allweg zugelaſſen / vnd an jm ſelbs Chꝛiſtlich vnnd na - türlich / das Chꝛiſten / innſonderheit aber Eheleut / einan - der nach deß einen abſterben / ſo heimlich ſo offentlich kla - gen vnd trawꝛen. Jnnmaſſen es auch Gott dem Pꝛophe - ten nit gar verbeut / ſonder ſagt: heimlich magſtu ſeüfftzẽ. Dann es auch nit wol moͤglich / daß from̃e Eheleut / die ein ander recht von hertzen geliebet / ſich ſouil liebs vnnd leids mit einander gelitten / vnd deren hertzen in lieb ſo hoch gegẽ einander verbunden / einander ohn ſeüfftzen vnd wehe kla - gen verlaſſen / wann ſie anderſt Chꝛiſten vnd rechte EheleitDge -19geweſen / die einander mit rechten auffrichtigen trewen je - maln gemeint haben. Vñ muͤßte ein Gottloß / falſch / harts hertz ſein / welches ſo vil vnd groſſe trew vnd guͤtthaten von ſeinem lieben Ehegemahel empfangen / vnnd derſelben ſo bald vergeſſen / vnd ſein verſtoꝛbnen Ehegemahel nit auch mit thꝛoͤnẽ ď liebe begieſſen wolt. Daher vns die ſchꝛifft ver - manet Syr. 38. Mein Kind wann einer ſtirbt ſo beweine jnSyr. 38. vnd klage Jn / als ſeie dir groß leid geſchehen / vnd verhülle ſein leib gepürlicher weiß / vnd beſtatte jhn ehꝛlich zu grab. Du ſolt bitterlich weinen / vnnd hertzlich betruͤbt ſein / vnnd leid tragen darnach er geweßt iſt / zum wenigſten ein tag oď zwen / auff dz man nit vbel von dir reden moͤge. Alſo trau - ret Abꝛaham ſein liebe Saram Gen. 23. Jacob ſein Rachel Gen. 35. Joſeph ſein alten Vatter Jacob Gen. 50. Daß gantz hauß Jſrael den hohen Pꝛieſter Aaron Num. 20. wie auch Moſen Deut. 34. vnd Samuel den Pꝛopheten. Sam. 25. Deßgleichen Maria vnnd Martha die beide Schwe - ſter jrẽ verſtoꝛbnẽ Bꝛuͤder Lazarum zu Bethanien Joh. 11.
Allein ſoll man zu ſehen / vnd Chꝛiſtliche maß vnd be -Jm klagen ſoll man maaß haltẽ. ſcheidenheit im klagen halten / das wir der ſachen auch nit zuuil thun / nit trauren / wie die Heiden / die kein hoffnung haben / wiſſen nit wie es jhꝛen verſtoꝛbnen gehet / wahin ſie kom̃en / vnd muͤſſens fuͤr ewig verlohꝛen halten. Alda keinAlexander ab Alex: Genial. dierum lib. 3. cap. 7. wunder geweſen / das ſie ſich in trawꝛen gantz vngebaͤrdig geſtelt / Jrer vil auß vngedult vnd vnmuͤt ſich ſelbs hinge - richt / vnd mit jhꝛem verſtoꝛbnen Ehegemahel begraben vñ verbꝛennen laſſen: Wie man liſet von den Weibern inn Jndien / Thꝛacia / vnd Scythia.
Wir Chꝛiſten wiſſen von den gnaden Gottes / das vn - ſere liebe verſtoꝛbne vnuerlohꝛen / vnd wir nit ewig geſchei - den ſein / ſonder ſie doꝛt im Ewigen Leben widerfinden / vñ zuſamen kommen vnd verſamlet werden / daß wir ewig beyein -20einander bleibẽ. Non enim amiſimus, ſed præmiſimus, Wir habens nit verlohꝛen / ſonder nur voꝛhin geſchickt / da jnen vil tauſendmahl baaß iſt / bey Gott im Ewigen leben / dann jnen hie in diſer Welt bey vns geweſen iſt. Wünſch - ten jhnen auch nit mehꝛ zu vns inn diß Leben / ſo wenig ein Kind / das inn die Welt geboꝛen / ſich wider inn ſein voꝛig Herberg vnd Muͤterleib ſoͤhnet.
Drumb wir vns billich mit Gott zu friden geben / vnd jhꝛethalben / die es auch nit begern / nit all zu traurig ſein ſollen: ſonder mit dem H. Ertzuatter Abꝛaham wider von der klag auffſtehen / vnnd mit Gottes Woꝛt troͤſten ſollen. Jnnmaſſen vns die ſchꝛifft 1. Theſs. 4. vermanet vnd ſagt:Gen. 23. Wir woͤllen euch aber / lieben Bꝛuͤder nit verhalten von de - nen die da ſchlaffen / auff das Jr nit traurig ſeit / wie die an - deren / die kein Hoffnung haben / denn ſo wir glauben / das Jeſus Geſto: bẽ vñ Aufferſtanden iſt / alſo wit / Gott auch / die da entſchlaffen ſeind durch Jeſum / mit jm fuͤhꝛen. Dañ daß ſagen wir euch / als ein Woꝛt deß Herꝛen / daß wir die wir leben vnd vberbleiben / in der zukunfft deß Herꝛen / wer - den denen nit voꝛkommen / die da ſchlaffen / Denn Er ſelb der Herꝛ wirdt mit eim Feldgeſchꝛey / vnd ſtim̃ deß Ertzen - gels vnnd mit der Puſaunen Gottes ernider kom̃en von Himmel / vnd die Todten inn Chꝛiſto werden aufferſtehen zu erſt / darnach wiꝛ die wir Leben vnd vberbleiben werden zugleich mit denſelben hingezuckt werden in den Wolcken dem Herꝛen entgegen in der lufft / vnd werden alſo bey dem Herren ſein allezeit. So troͤſtet euch nun mit diſen woꝛten vnter einander. Vnd dauon redet auch Syrach ſehꝛ weiß - lich vnd Troͤſtlich / Troͤſte dich wider / das du nit traurig werdeſt / dann von trauren kompt der Tod / vnd deß HertzẽSyr. 38. traurigkeit ſchwaͤcht die kraͤfften. Laß die traurigkeit nir iñ dein hertz / ſonder ſchlag ſie von dir / vnd denck ans end / vndD ijver -21vergiß nit / dann da iſt kein widerkommens / es hilfft jhn nit vnd du thuſt dir ſchaden. Gedenck an Jhn wie er geſtoꝛben iſt / ſo muͤſt du auch ſterben / Geſtern wars an mir / heut iſts an dir / weil dann der Todt nun inn der ruͤh ligt / ſo hoͤꝛe auch auff ſein zugedencken / vnd troͤſte dich wider vber Jhm weil ſein geiſt von hinnen geſcheiden iſt. Souil auch vom anderen.
Zum bſchluß auch von der verſtoꝛbnen Perſon / vn - ſer im Herꝛen nun ruhenden lieben mit ſchweſter ſeligen auch etwas erwehnung vñ meldung zuthun / kan vnd mag / wie im eingang gemeldt / von Jr auch wol mit warheit ge - ſagt werden / daß Gott Jhꝛem Mann vnd Juncker ſeiner augen luſt genommen habe / Dann ſie ſeiner augenluſt geweſen nit allein wegen Jrer ſchoͤnen wolge - farbten geſtalt / vnd geraden gſunden vñ ſtarcken leibslaͤn - ge / da ſie wie menigklich bewuſt / gebluͤet wie ein ſchoͤne Ro - ſen: Sonder auch fürnemlich wegen jhꝛer ſchoͤnen Tugen - den vnd Geſtalt deß gemuͤts. Dañ ſie nit allein von gantz Ehꝛlichen Chꝛiſtlichen fürnemmen Elteren auß dem anſe - henlichen vnd in diſer Statt vnd anderſtwo wol bekandten Oeſterꝛeicheriſchem Geſchlecht vnd Stam̃en entſpꝛoſſen vnd herkom̃en: ſonder auch von denſelben / neben andern jhꝛen Geſchwiſtrigen / von Kindheit auff inn warer recht - ſchaffner zucht vnd Gottsfoꝛcht aufferzogen woꝛden. Wel - che Chꝛiſtlich Kinderzucht auch an jr gantz wol effectuiert vnd gefruchtet / inn dem ſie nit allein jhꝛen lieben Eltern allen vnterthenigen ſchuldigen gehoꝛſam guͤtwillig vñ mit frewden geleiſtet / vnnd jederzeit ein recht fromb gehoꝛſam Kind vnd Tochter geweſen / auch deßwegen von jren Liebẽ Eltern hertzlich geliebt woꝛden: ſunder ſie hat ſich gleich bald in jhꝛer Jugend wol angelaſſen ſich ſelbs wiſſen gantz Chꝛiſtlich zu regieren vnd jhꝛen Jungfrawſtand / voꝛ nochvilen22vilen / in Ehꝛen vnd züchten gefuͤrt vnd zugebꝛacht / vnd al - lezeit ein feine Chꝛiſtliche / züchtige / Gottſelige / beſcheiden - liche Jungfraw geweſen. Kein ſtoltz noch Hoffarth ward inn jhꝛ / Jhꝛes anſehenlichen ſtands vnd vermoͤgens hat ſie ſich nichts vberhebt / noch vbernommen / ſondern gegen je - dermeniglich / freundlich / fridlich / demuͤtig vnnd holdſelig geweſen / vnd geringers ſtands Junge Leut gern laſſen ne - ben ſich hin kommen / vber niemand ſich gedunckt / auch deß wegen von meniglich geliebt vnd geehꝛt woꝛden: Darumb ſie auch anderen vilen Jungen leuten bey diſer ſtoltzen / pꝛaͤchtigen / Hoffaͤrtigen Welt ein ſonder Exempel vnnd ſpiegel geweſen / darinn ſie ſich wol erſehen / vnd jhꝛen loͤb - lichen fuͤßſtapffen inn warer Diemuet vnnd Gottesfo r cht nach folgen ſollen.
Demnach aber ſie zu jhꝛen Jaren kommen / vnd nach Gottes / vnd Jrer lieben Elteren vnnd befreündten gnaͤdi - gen vnd Vaͤtterlichen willen hat ſollen inn Eheſtand tret - ten vnd verheürat werden / hat ſie abermahl gethon / wie ein from̃ gehoꝛſam Kind / vnd nit jhꝛem aigen / ſonderſt zu voꝛderſt Gottes vnd jhꝛer lieben Eltern vnnd befreünden willen vnd rath gefolgt / Jhnen alles gehoꝛſamlich ergeben vnnd heimgeſtelt / vnnd mit der from̃en Sara Tob. 3. einen Mann zunemmen eingewilliget in der foꝛcht deß Herꝛen / vnd nit auß fürwitz. Nach jrer verheuratung hat ſie im E - heſtand gleichwol ein kurtze zeit / vñ nemlich noch kein gantz Jar gelebt / hat ſich aber die kurtze zeit in Regirung vnd an - ſtellung jhꝛer Haußhaltung / wie auch erzeigung aller Ehe - lichen trew vnd Liebe vnd freywilligen gehoꝛſam gegen J - rem lieben Junckher alſo erzeigt / vnnd wol angelaſſen das leichtlich vnnd gnuͤgſam darauß zuermeſſen gweſen / was für ein feine Chꝛiſtliche / verſtaͤndige / haͤußliche vnnd ver - nünfftige matronen vñ Haußmutter ſie woꝛden were / wañD iijJr23Jr Gott das Leben gefriſtet hette / die beides jhꝛem Hauß vnd lieben Juncker wol angeſtanden / vnd das rechte deſi - derabile oculorum, dz iſt / ſeiner augenluſt geweſen were / ab deren er ſeines hertzen freud vnd troſt gehabt hette.
Sie iſt aber bald volkom̃en woꝛden / vnnd hat vil JarSap. 4. erfült / dann das Alter iſt chꝛlich / nit das lang lebet / oder vil Jar hat / kluͤgheit vnder den Menſchen iſt das rechte gra - we haar / vnd ein vnbefleckt Leben iſt das rechte Alter.
Gottes woꝛt hat ſie von hertzen geliebet vnnd geehꝛet / Daſſelbige gern vnd fleiſſig gehoͤꝛt vnnd geleſen / auß dem ſelben Chꝛiſtum Jeſum jhꝛen ainigen Heyland vñ Selig - macher erkandt vnd bekandt / an Jn glaubt / vnd ſich ſeines heiligen leidens / ſterbens vnd aufferſtehung von hertzen ge - troͤſt im Leben vnd ſterben / vñ zuſterckung Jres Glaubens daß H. Sacrament deß Leibs vnd Bluͤts Jeſu Chꝛiſti / mit der Chꝛiſtlichen gmein offt vnd vilfaͤltig empfangen Wel - ches alles bey Jr kein euſſer[l]icher ſchein geweſen. Sie war ein recht auffrichtig trawifromb hertz / ohn allen falſch vnd heucheley / deren auch langes Leben von hertzen zu wünſchẽ geweſen / wa es nit wider Gottes gnaͤdigen willen / vnd Jr Seligkeit geweſen were.
Vnd obwol der Allmechtig ſie gleich inn diſem erſten Jar jhꝛer Ehe mit Leibsfrüchten geſegnet / vñ ſie jhꝛ kind / ſo noch im Leben / durch Goͤttliche hilff vnd krafft glicklich in die Welt gebꝛacht / hat ſie ſich doch ein Tag 14. nach der Gepurt inn jhꝛer Kindbett nit aller dings wol befunden / Dabey man ſich aber / auff verſuͤchte guͤte mittel vnnd artz - nei einiger lebens gefar nit beſoꝛgt / biß verſchinen Affter - montag zu nacht ein vnuerſehener zuſtand vnd groſſe leibs ſchmertzen auff ſie gefallen / die Jhꝛ dermaſſen zugeſetzt vnd ſo geſchwaͤcht / daß ſie gleich volgenden Mitwoch ſich an - fangen zu Gott richten / vñ dz Heilig / hochwürdig abend -mal24mal deß Leibs vnd Bluͤts Chꝛiſti mit ſonderem ernſtlichẽ eyfer vñ groſſem verlangen / ſambt andern jhꝛen anweſen - den Geſchwiſtrigen vnd nechſt befreünden / an der zahl 12. Perſonen / vmb 2. vhꝛ nach mittag / empfangẽ / ſich darauff jhꝛem lieben Gott vnd Heyland Jeſu Chꝛiſto / mit Leib vñ Seel ergeben vnd beuolhen / darbey gantz fleiſſig gebetten / Jr diß offentlich zeugknuß voꝛ Gott vnd der Welt zugebẽ / das ſie allen Menſchen / ſonderlich denen ſo ſie beleidiget / von hertzen verzigen vnd vergeben / vñ alles auß jrem her - tzen gelaſſen habe / vñ mit froͤlichem gewiſſen / nach Gottes willen / ſcheiden woͤlle / Welches auch gleich bald drauff / noch ſelbigen abend geſchehen / Alda ſie vnter fleiſſigem ernſtlichen Gebett vnnd anruͤffung Gottes / im vier vnnd zweintzigiſten Jar jhꝛes Alters / fein ſanfft vnnd ſelig / aber mit groſſem ſeüfftzen / vilem weinen vnnd weheklagen der Jrigen / eingeſchlaffen.
Das nun der Allmechtig ſie ſo bald vnd vnuerſehens inn jrer bluͤhenden Jugend weg genommen vnd abgefoꝛ - dert hatt: Sollen wirs Jhꝛenthalben / als eines frommen hertzen / für kein boͤß anzeigen / noch zoꝛn zeichen halten: ſonder gewiß wiſſen / Gott habe ſein ſonder bare / Goͤttliche heilſame wolgemeinte / vns aber verboꝛgne vrſachen ge - habt / vnd darunder nichts / dann Jr Ewige wolfahꝛt vnd Seligkeit geſucht vnd gefuͤrdert / zu welcher Seligkeit ſie auch albereit nach der ſeelen / ohn allen zweiffel / gelangt / biß Gott Jren liebẽ Leichnam an ſeinem groſſen tag auch auffwecken / vnd alſo Leib vnd Seel mit einander inn ſein Reich vnd Ewigs Leben einfuͤhꝛen wirt.
Zue Welchem Ewigen ſeeligen Leben vns auch al - len zu ſeiner zeit woͤlle helffen / Gott Vatter Sohn vñ H. Geiſt / hochgelobter Gott inn Ewigkeit / AMEN. ENDE.
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