Denen Geſtrengen Edlen vnd Ehrnveſten / Wolff Adam / Abraham / Georg Friderichen / Wilhelmen vnd Florian Steinsdoͤrffern / Gebruͤdern von Steinsdorff auff Meretitz / Doͤltzſch / Cuͤlmes / Zobeles vnd Schies / ꝛc. Meinen großguͤnſtigen Junck Herrn.
EDle / Geſtrenge vnd Eh - renvheſte / inſonders Guͤnſtige Junckherrn / nach dem ich aus derſelben Juͤngſthin gethanem Anſprechen zur Gnuͤge etlicher Maſſen vernommen / es geſche - he jhnen ein ſonderlichs gefallen / wann die Pre - digt / welche ich nach Anleitung heiliger Goͤtt - licher Schrifft / bey dem Adelichen Leichbegaͤng - nuͤß vnd Beyſetzung jhrer hertzlieben Frawen Mutter / ſeliges andenckens / mit gnediger huͤlff - reicher verleyhung Gottes / verwichenes Jahrs gehalten / aus dem verlegten Concept auffs Pa -A ijpier4Vorrede.pier gebracht / vnd zum Druck verfertiget wuͤr - de / damit derſelben loͤbliches Ehrengedechtnuͤß deſto ehr vnd mehr moͤcht erhalten werden: Als hab ich jhnen jhr billiges rechtmeſſiges Begeh - ren nicht abſchlagen ſollen noch wollen / ſondern ſolche Leichpredigt in Druck vbergeben. Vber - ſchicke jhnen demnach dieſelbe / ſo gut als ſie der liebe Gott damals / auff vorhergehendes Ge - bet / in meiner Einfalt vnd Wenigkeit beſcheret / vnd in Mund vnd Feder dictirt hat / mit dienſt - freundlicher Bitt / ſelbige im beſten auffzuneh - men. Hiemit Goͤttlicher protection befohlen. Datum Buchaw den 28. Septemb. des Zu - endlauffenden 1617. Jahrs.
Ewer Edel Geſtr. Dinſtgefliſſener M. Johannes Hofſteter / Velſiſcher Hofprediger daſelbſt.
Die Gnade Jeſu Chriſti des Ertz Her - tzogen des Lebens / welcher durch ſeinen Todt dieHeb. 2. 9. 14 Macht genommen dem / der des Todes Gewalt hatte / ſey / dieſem Trawrgange zu Troſt / beſon - ders ſeinem Namen zu Lob vnd Ehren / bey vnd mit vns / AMEN.
ESaias der heilige vnd hocherleuchte Prophet meldet in ſeiner Prophecehung am 40. Cap. Vnter andern verſ. 6. 7. 8. dasEſa. 40. v. 6. 7. 8. eine Stimme vom Himmel ſich hoͤren laſ - ſen / welche geruffen vnd jhm befohlen: Er ſolle Pre - digen. Als er aber gefraget: Was ſoll ich predigen? Sey jhm durch ernante Stim̃ dieſe Antwort worden: Predige alſo: Alles Fleiſch iſt Hew / vnd alle ſeine Guͤte iſt wie eine Blum auff dem Felde / das Hew verdorret / die Blume verwelcket / dann des HErrn Geiſt blaͤſet drein. Ja dz Volck iſt das Hew / das Hew verdorret / die Blum verwelcket.
A iijEben6Chriſtliche Leichpredigt.Eben dieſer Geiſt Gottes ruffet vnd vermahnet auch heut zu Tage in vnd durch vns / vnd beſthlt vns auch zu predigen / zu ruffen / zu ſchreiben / zu ſingen vnd zu ſagen / fuͤrnemlich aber tieff in vnſere Hertzen einzubilden / was er allhie durch Eſaiam / vnd ſonſtenGen. 3. v. 19. 2. Sam. 14. v. 14. 1. Par. 29. v. 15. Hiob 3. v. 20 7. v. 1. 9. v. 21 16. v. 22. Pſ. 39 v 6. 9 10. 103. v. 15. Syr. 14. v. 18 40. v. 6. 1. Cor. 7. v. 29. Eph. 5. v 16. Heb. 13 v. 14. Iac. 1. v. 10. 1. Pet. 1. v. 24. offt in heiliger Schrifft / als Gen. 3. v. 19. 2. Sam. 14. v. 14. 1. Paral. 29. v. 15. Hiob 3. v. 20. 7. v. 1. 9. v. 21. 16. v. 22. Pſal. 39. v. 6. 90. v. 6. 9. 10. 103. v. 15. Syr. 14. v. 18. 40. v. 6. 1. Corint. 7. v. 29. Epheſ. 5. v. 16. Hebr. 13. v. 14. Jacob. 1. v. 10. 1. Pct. 1. v. 24. vnd anderswo / von der kuͤrtze / Sterbligkeit vnd Gebrechligkeit menſchliches Lebens geprediget vnd geſchrieben hat.
Er prediget vns aber ſolches nicht allein im Buch heiliger Goͤttlicher Schrifft: Sondern auch im Buch der Natur: Nicht alle in mit Worten / ſondern auch mit Wercken: Nicht alle in in der Kirchen vnd auff der Cantzel / ſondern auch in Haͤuſern / beydes bey Reichen vnd Armen / ſo wol in der Edlen Hoͤf / als in der Buͤr - ger vnd Bawren Haͤuſer / bey Jungen vnd Alten / bey Gelehrten vnd Vngelehrten:
Horatius.Pallida mors æquo pulſat pede pauperumDivitumꝙ́ turres.(tabernas
Vnd iſt dieſer grauſame Menſchen wuͤrger vnd Leut - freſſer vorlangſten beſtellet / ja im erſten Luſtgarten des Paradiſes allbereit angenommen: Er hat ſchon vor ſechſthalbtauſend Jahren ſeine Senſen angeſetzt / vnd von dannen angefangen nieder zu hawen / alleswas7Chriſtliche Leichpredigt.was Leben vnd Athem von Menſchen auff dieſer Welt gehabt hat: Er hat von dem erſten Menſchen Adam an biß auff jetzt lebende Welt zu boden vnd in die Erden geleget / was von Adam vnd Eva gebohren geweſen: wird auch noch ferner fortſetzen / vnd auff gleiche wei - ſe abhawen vnd auffreiben / was biß zu Ende dieſer Welt Menſchen heiſſen / vnd in Adams vnd Eve Gar - ten wachſen wird. Dann niemand iſt ſo hoch gewach - ſen / Niemand kan ſich ſo hoch ſchuͤrtzen / daß er dem Todt entlauffen moͤge. Conſtitutum eſt, ſpricht die Schrifft: Es iſt geſetzt / es bleibt auch wol geſetzt / niemand wird es verſtoſſen. Es iſt dem Menſchen ge - ſetzt einmal zu ſterben / Hebr. 9. v. 27. Es iſt der alteHebr. 9. v 27. Bund / du muſt ſterben / ſpricht Syr. am 14. v. 18. den graſichten Weg / den Weg aller Welt / wie jhn DavidSyr. 14. v. 18 nent im erſten Buch der Koͤnige am andern Cap. v. 2.1. Reg. 2. v. 2 den muͤſſen wir alle gehen. Vnd ob zwar wol der bit -1. Cor. 15. v. 26. tere Todt / als der letzte Feind / 1. Cor. 15. v. 26. durch2. Tim. 1. v. 10. Chriſtum auffgehaben iſt / 2. Tim. 1. v. 10. Vnd von ſeinen Glaͤubigen vberwunden / 1. Johan. 5. v. 4. weil1. Joh. 5. v. 4. jhnen Gott den Sieg giebt / 1. Cor. 15. v. 27. daß ſie we -1. Cor. 15. v. 57. der ſterben / Joh. 11. v. 26. noch den Todt ſehen ewig -Joh. 11. v. 26. lich / Joh. 8. v. 51. ſondern ſchlaffen / vnd jhre Seele inJoh. 8. v. 51. der Hand Gottes / Sap. 3. v. 1. Vnd Abrahams SchoßSap. 3. v 1. iſt / Luc. 16. v. 22. Vnd ruhet in jhrem Schlaffkaͤm -Luc. 16. v. 22 merlein / Eſa. 26. verſ. penult. vnd 56. verſ. ult. da ſieEſa. 26. v. penult. Eſa. 56. v. ult. keine Qual ruͤhret / Sap. 3. v. 1. Jedoch muͤſſen wir zu - vor mit jhme ein ſolch hart Treffen thun / das vnſer Leib vnnd Leben / Haut vnnd Haar druͤber auff demSap. 3. v. 1. Platz8Chriſtliche Leichpredigt.Platz bleibt: Vermoͤge des Edicts vnd Vrtheils Got -Gen. 3. v. 19. tes: Du biſt Erde / vnd ſolt zur Erden werden / Ge - neſ. 3. v. 19.
Augenſcheinlichs Exempel haben wir jetzt an dem verblichenen Leichnam der Weilandt Edlen Viel - EhrenTugendreichen Frawen / Margarethen Steinsdoͤrfferin / einer gebornen Stoltzin von Simbsdorff / auff Meretitz vnd Doͤltzſch / etc. Welchen wir anjetzo Adelichem Chriſtlichem Brauch nach der Erden demandirn vnd beyſetzen wollen.
Damit wir aber ohne Troſt bey inſtehender an - ſehenlicher Verſamlung vnd gehaltener Leichproceſ - ſion nicht voneinander weichen / als wollen wir / auff begehren / vns der allgemeinen Sterbligkeit zuerin - nern / vnd vns dawieder auffzurichten vnd außzuruͤ - ſten / etwas miteinander aus Gottes heiligem vnd al - lein ſeligmachenden Wort conſiderirn vnd handeln.
Solches aber recht vnd mit Frucht zuverrichten / ſtehet nit in vnſerm Vermoͤgen: Wir ſind nicht tuͤch -2 Cor. 3. v. 5 tig von vns ſelber / 2. Cor. 3. v. 5. Ohne die Huͤlffe vnd1. Cor. 12. v. 6. Gnad deſſen / der da wircket alles in allen / 1. Cor. 12. v. 6. Koͤnnen wir nichts ſinnen noch beginnen / das da recht / das da heilſam / heilig vnd ſelig iſt: Wir muͤſſenJoh. 6. v. 45 alle von Gott gelehret / Joh. 6. v. 45. zum guten erwe - cket vnd fortgebracht werden: Vnſer vermoͤgen iſt al -2. Cor. 3. v. 5 lein von Gott / 2. Cor. 3. v. 5. Derwegen ſo laſt vns vor allen dingen ſein Antlitz ſuchen / vnd mit einander ein heiliges andechtiges Vater vnſer ſeufftzen.
Οἱ νεκροὶ ἐγερϑήσονται ἄφϑαρτοι, καὶ ἡμει̃ς ἀ᾽λλαγησόμεϑα.
SJhe / Jch ſage euch ein Geheim - nuͤß: Wir werden nicht alle ent - ſchlaffen / wir werdẽ aber alle verwan - delt werden. Vnd daſſelbige ploͤtzlichMatth. 24. v. 31. in einem Angenblick / zur zeit der letzten Poſaunen. Denn es wird die Poſaune1. Theſſ. 4. v. 16. ſchallen / vnd die Todten werden auf - ferſtehen vnverweßlich / vnd wir wer - den verwandelt werden. Dann diß Verweßliche muß anziehen das Vn - verweßliche / vnd diß Sterbliche muß anziehen die Vnſterbligkeit.
Wenn aber diß Verweßliche wird anziehen das Vnverweßliche / vnd dißBSterb -10Chriſtliche Leichpredigt.Sterbliche wird anziehen die Vnſterb - ligkeit / denn wird erfuͤllet werden dasOſe. 13. v. 14 Wort das geſchrieben ſteht: Der Todt iſt verſchlungen in den Sieg. Todt / wo iſt dein Stachel? Helle wo iſt deinHeb. 2. v. 14. Sieg? Aber der Stachel des Todes iſt die Suͤnde / die Krafft aber der Suͤn -1. Joh. 5. v. 4 de iſt das Geſetz. Gott aber ſey Danck / der vns den Sieg giebt / durch vnſern HErrn JEſum Chriſt.
ES iſt diß gantze 15. Capitel der erſten Epiſtel Pauli an die Corinthier nichts anders / dann eine herrliche Beſchreibung der kuͤnffti - gen Aufferſtehung vnſerer verſtorbenen Lei - ber / vnd eine warhaffte vngezweiffelte Ver - gewiſſerung derſelben.
Wiewol aber kein Zweiffel iſt / es habe der heilige Apo -1. Cor. 7. v. 40. ſtel / viel mehr aber der Geiſt Gottes / den er gehabt / 1. Co - rinth. 7. v. 40. Vnd Chriſtus Jeſus / deſſen Botſchafft er2. Cor 5. v. 20. geweſen / 2. Cor. 5. v. 20. Ja auch GOtt der Vater / derdurch11Chriſtliche Leichpredigt.durch jhn vermahnet hat / ibid. Vnd alſo die gantze hoch - gelobte Dreyeinigkeit / mit dieſem Bericht der gantzen Kir - chen des Newen Teſtaments dienen wollen: So hat doch den heiligen Apoſtel / dieſen Bericht einzuwenden / eine ſon - derliche Vrſach bewogen / vnd gleich gedrungen vnd ge - zwungen. Dieſe nemlich / welche folget.
Er hatte ein gantz Jahr vnd ſechs Monden zu Corin - then das reine vnnd vnverfelſchte Wort GOttes gelehret / Actor. 18. v. 11. Vnd ſie dadurch an allen Stuͤcken / an al -Act. 18. v. 11 ler Lehr / vnd in aller Erkaͤndtnuͤß reich gemacht / alſo / daß ſie keinen Mangel hatten an jrgend einer Gaben / 1. Cor. 1.1. Cor. 1. v. 5. 7. v. 5. 7. aber nach ſeinem Wegzug geriethen ſie in allerley aͤrgerlich Leben vnd Lehre. Dann einer hing an dieſem / der ander an einem andern Prediger / 1. Cor. 3. v. 4. Sie konten1. Cor. 3. v. 4 Blutſchen der vnter ſich dulden vnd leiden / 1. Cor. 5. v. 1. 2. 1. Cor. 5. v. 1. 2. Vmb liederlicher Vrſachen hadert einer mit dem andern fuͤr Heydniſcher vnnd Vnchriſtlicher Obrigkeit / 1. Cor. 6.1. Cor. 6. v. 6 v. 6. Mit dem Abendmal des HErrn giengen ſie nicht vmb wie ſie ſolten / 1. Cor. 11. v. 20. 21. Ja es gerieth endlich da -1. Cor. 11. v. 20. 21. hin mit jhnen / das etliche vnter jhnen fuͤrgaben / die Auffer - ſtehung der Todten were nichts / 1. Cor. 15. v. 12. Was aber1. Cor. 15. v. 12. die Schrifft von der Aufferſtehung prediget / das muͤſte vonPangr. pur. 3. conc. fun. pag. 185. der Aufferſtehung von Suͤnden / welche in dieſem Leben ge - ſchicht / verſtanden werden / 2. Tim. 2. v. 18. Vnd das wurde nicht privatim von einem vnd dem andern fuͤrgeben / ſon -2. Tim. 2. v. 18. dern es wuͤrde auch offentlich vnter andern von Hymenæo vnd Phileto gelehret vnd geprediget / 2. Tim. 2. v. 17. Wie2. Tim. 1. v. 18. auch von Sadduceern im Volck Gottes geſchach. Vnd alſo wurde der Chriſten hoͤchſter vnd groͤſter Troſt mitein - ander / vnd gantz vnd gar vmbgeworffen vnd vmbgeſtoſſenB ijDann12Chriſtliche Leichpredigt.Dann es freylich die Gelegenheit hat / wie der Apoſtel in1. Cor. 15. v. 19. dieſem 15. Cap. ſchreibet v. 19. Hoffen wir allein in dieſem Leben auff Chriſtum / ſo ſind wir die aller Elendeſten vnter allen Menſchen.
Dieſen vnd dergleichen Ergernuͤſſen nun begegnet der heilige Apoſtel in dieſer gantzen Epiſtel in gemein: Jnſon - derheit aber begegnet er der verleugneten Aufferſtehung der Todten in dieſem Capitel / vnd faſſet alſo fein kurtz zuſam - men / was ſonſten hin vnd wieder in der Schrifft hievon ge -Luth. tomo 6 Germ Je nenſi fol. 216. & 218. fac. 2. ſagt vnd gefunden wird. Dann er beweiſet ſcripturâ & ex - pe rientiâ, aus der Schrifft vnd Erfahrung / welche zwey Zeugnuß gleich als zwene Pruͤffſtein der rechten Lehre ſind / das vnſer lieber HErr Chriſtus gewißlich vnnd warhafftig vom Todt wieder aufferſtanden ſey: Vnd ſchleuſt hierauß die vnfeilbare Gewißheit vnſer Aufferſtehung / refutirt al -2. Tim. 2. v. 18. ſo nicht allein Hymenæum vnd Phyletum, welche 2. Ti - moth. 2. v. 18 fuͤrgaben / die Aufferſtehung were ſchon ge - ſchehen / vnd nach jhnen die Menandrianer / ſondern auch andere / welche entweder die Aufferſtehung verleugneten / als vnter andern geweſen ſind Simoniani, Saturniani, Baſilidiani, Carpocratiani, Valentiniani, Maroitæ, Ophitæ, Archontici, Cerdoniani, vnd Marcionitæ; oder an ſtatt derſelben μετεμψύχωσιν ſtatuirten, als ſind geweſen Origeniſtæ, Manichæi vnd andere. Er weiſet auch mo - dum reſurrectionis, wie vnd mit waſerley Leib die Todten werden aufferſtehen: Vnd wann ſolches alles am Juͤng - ſten Tag geſchehe / ob auch alßdann mehr Menſchen im Leben werden auff Erden ſeyn oder nicht: Was auch auff die Verwandlung der Lebendigen / vnd Aufferſtehung der Todten werde erfolgen.
Wann13Chriſtliche Leichpredigt.Wann wir aber bißher in etlichen Predigten die Auf - ferſtehung der Toden außfuͤhrlich gemacht haben / vnd aber Weltkinder gefunden werden / welche Spoͤttiſcher Weiſe fuͤrgeben: Wann nach Außſage der Schrifft / vnd ſonder - lich des Apoſtels Heb. 9. v. 27. alle Menſchen ſterben muͤſ -Heb. 9. v. 27 ſen / wer dann den letzten begraben werde / darmit ſie dann dieſen Artickel gar verlachen / oder je zum wenigſten weiſen / das / wann man dieſe Lehr fuͤr war halten vnd predigen wil / ſich viel vngereimbtes finden werde / darauff kein Menſch / auch der Kluͤgſte / nicht wird antworten koͤnnen: WelchePangrat. part 3. con. 〈…〉〈…〉on. ſuneb. pag. 302. frag dann abzuſchneiden / etliche aus Sybille Weiſſagung fuͤrgegeben haben / vor dem Juͤngſten Tag werden jnner - halb 14. Tagen / an denen dann allerley Wunderwerck ge - ſchehen ſollen / alle Menſchen ſterben / vnd niemand im Le - ben vberbleiben: Als wollen wir bey inſtehender Leichbe - gaͤngnuͤß die verleſenen Wort des H. Apoſtels Pauli anſe - hen / vnd daraus mit verleyhung Goͤttlicher Gnad folgende drey Puͤnctlein in Erwegung ziehen:
Erſtlich / daß der Juͤngſte Tag noch lebendige Leat werde betreten vnd ergreiffen / vnd wie es jhnen werde ergehen.
Zum andern / was auff die Aufferſtehung der Todten / vnd Verwandlung der Lebendigen werde er - folgen.
Endlich wollen wir auch / vmb Vnterrichts vnd Troſts willen / hinzu ſetzen / Wer der Menſchenwuͤr - ger ſey / vnnd woher man wieder denſelben zu ſiegen Krafft erlange vnd vberkomme.
B iijDich14Chriſtliche Leichpredigt.Dich aber du groſſer Ehren Koͤnig Chriſte Jeſu / bitten wir Fußfelliglich / weil wirJoh. 15. v. 6. ohne dich nichts thun koͤnnen / Joh. 15. v. 5. Du wolleſt mit deiner Krafft vnſere Hertzen beſpren - gen vnd befeuchten / darmit auch zu dieſem mal der Edle Same des Goͤttlichen Worts bey vnsLuc. 8. v. 8. nicht erſticke / ſondern herfuͤr wachſe / vnd zu vn - ſer Aufferbawung hundertfeltige Frucht trage vnd bringe / AMEN.
1. Cor. 15. v. 50. SO hatte nun der heilige Apoſtel aller - nechſt zuvor / als verſ. 50. geſagt / ſolten wir das Reich GOTtes ererben / ſo duͤrfften wir Fleiſch vnnd Blut nicht bleiben. Damit wir aber Fleiſch vnd Blut nicht bleiben moͤchten / hatte er ange - deutet / muͤſten wir in der Erden / gleich als in eim Tiegel vmbgegoſſen / vnd von aller Natuͤrligkeit allerdings geſeu - bert vnd gereiniget werden.
Wann dann deme alſo / ſo berichtet er hierauff vnd in den verleſenen Worten: Ob dann alle Menſchen werden ſterben? Vnd do ſie nicht alle ſterben werden / wie ſie Flei - ſches vnd Bluts / welche das Reich Gottes nicht koͤnnen er - erben / vnnd der Verweßligkeit werden loß werden? So ſpricht er aber: Sihe / Jch ſage euch ein Geheim -nuͤß:15Chriſtliche Leichpredigt.nuͤß: Wir werden nicht alle entſchlaffen / wir werden aber alle veewandelt werden. Es macht Paulus / vmb mehrer vnd fleiſſiger Auffmerckung willen / einen Eingang zu dieſem Handel. Sihe / ſpricht er / das iſt / mercke auff. Dann ich ſage ein Geheimnuͤß / das iſt / etwas heimlichs vnd verborgenes. Welchs ich aber nicht aus meim Kopff geſponnen: Sondern das mir Chriſtus im dritten Himmel geoffenbaret hat. Denn ich duͤrffte nicht etwas reden / ſagt er Rom. 15. v. 18. Wo daſſelbe ChriſtusRom. 15. v. 18. nicht durch mich wirckete. Vnd das Geheimnuͤß ſage ich euch. Als mit denen ichs trewlich meine: Vnd in die ich die - ſen Artickel gerne voͤlliglich bringen wolte. Keins Wegs aber ſag ichs den Kluͤglingen / die / wie alles Goͤttlichen Worts / alſo auch dieſes Artickels ſpotten. Vnd das iſt ſo ϖρόδρομος tractationis.
Hierauff ſetzet der Apoſtel den Handel ſelber: Wir werden / ſpricht er erſtlich / nicht alle entſchlaffen / das iſt / wir werden nicht alle dermaſſen krancken / ſterben / be - graben werden / vnd in der Erden vermodern / wie jetzo ge - ſchicht. Wir werden aber / ſpricht er fuͤrs ander / verwan - delt werden: Vnd werden ALLE verwandelt werden. So wol nemlich die wir zuvor geſtorben ſind / als die wir zur Zeit des Juͤngſten Tages werden leben. Vnd ſo wol die Gottloſen / als die Gottſetigen: Die wir / wiewol in gerin - ger Anzahl / dieſen Tag werden erleben. Do denn zu mer - cken / daß / weil vngewiß / wenn der Juͤngſte Tag herein bre - chen wird / der heilige Apoſtel ſich vnter die / welche verwan - delt ſollen werden / ſetzet.
Was es aber mit dieſer Verwandlung fuͤr eine Gele -genheit16Chriſtliche Leichpredigt.legenheit haben werde: Koͤnnen wir / dieweil ſie ein Ge - heimnuͤß genennet wird / eygentlich nicht wiſſen. Doch be -1. Cor. 15. v. 53. richtet vns der Apoſtel / verſ. 53. etwas davon: Jn dem er ſpricht: Diß Verweßliche muß anziehen das Vnverweß - liche / vnd diß Sterbliche muß anziehen die Vnſterbligkeit. So wird demnach dieſe Verwandlung nichts anders ſeyn / als / an ſtatt der Verweßligkeit vnd Sterbligkeit / eine An - zichung der Vnverweßligkeit vnd Vnſterbligkeit. Das nemlich der Gottſeligen Leibe / do ſie vorhin Verweßlich vnd Sterblich waren / jetzt Vnverweßlich vnd Vnſterblich werden gemacht werden: Vnd alſo ewiger Glori vnd vn - vergenglicher Herrligkeit faͤhig. Das auch der Gottloſen Leibe / da ſie vorhin im Fewr nicht dawren konten / jetzo ſo werden zugerichtet werden / daß ſie ewiglich wol brennen / aber nicht verbrennen moͤgen. Summa / daß jhr Wurm nit ſterben wird / vnd jhr Fewr nicht verleſchen / vnd daß ſie wer -Eſ. 66. v. 24. den allem Fleiſch ein Grewel ſeyn / Eſa. 66. v. 24.
Es wird aber dieſe Verwandlung beyderley Leiber ſon - der allen Zweiffel durchs Fewr geſchehen: Von welchem /2. Pet. 3. v. 12. 10. wie Petrus 2. Pet. 3. v. 12. 10. berichtet / die Himmel / vnd die Element / vnnd die Erde / vnd die Werck die drinnen ſind / werden verbrennen vnd zerſchmeltzet werden. Dermaſſen / vnd der geſtalt / daß / wie ſonſten ein Metall durchs Fewer gereiniget vnd gelentert wird / alſo auch / durch dieſes Fewr / Menſchliche Leibe von aller Vnreinigkeit / von aller Ver -Luth. tom. 6. Ger. Jen fol. 267. Bulling. cõ - mentario in Epiſt. Pauli fol. 196. weßligkeit / vnd von aller Sterbligkeit / werden gereiniget werden. Welches dann ohne Todt allerdings nicht wird zu gehen / aber doch ohne ſolchen Todt wird geſchehen / der jetzo vblich vnd breuchlich iſt. Darumb dann dieſe Wort denen nicht entgegen ſind / die Hebr. 9. v. 27. ſtehen / vndlauten:17Chriſtliche Leichpredigt.lauten: Den Menſchen iſt geſetzt ein mal zu ſterben / dar - nach aber das Gericht. Denn es muß jetzt geſtorben / oder am Ende der Welt / an ſtatt des Todes verwandelt ſeyn / da wird nicht anders auß:
Das iſt nun der eigentliche Verſtand dieſer Wort / mit welchen dann vberein ſtimmet / was der heilige Apoſtel 1. 1. Theſſ. 4. v. 15. 16. 17. Theſſ. 4. v. 15. 16. 17. geſchrieben / do er alſo ſpricht: Das ſagen wir euch / als ein Wort des Herrn / daß wir / die wir leben vnd vberbleiben in der Zukunfft des Herrn / werden denen nicht vorkommen / die da ſchlaffen. Denn er ſelbſt der Herr wird mit einem Feldgeſchrey / vnd Stim - me des Ertzengels / vnd mit der Poſannen Gottes hernieder kommen vom Himmel / vnd die Todten in Chriſto werden aufferſtehen zu erſt / darnach wir / die wir leben vnd vberblei - ben / werden zugleich mit denſelben hingezuckt werden in den Wolcken / dem Herrn entgegen in der Lufft. Jn welcher entgegen Zuckung / wie hie ſtehet / Wir werden verwandelt werden. Vnd alſo erklaͤrt ſich der Apoſtel ſelber / beſtetigt auch / durch ſolche ſeine Erklaͤrung vnſere Lection: Die wir dannenher billich / wider andere lectio -Hieron in Epiſt. ad Miner & Alexand Auguſt. in quæſt. ad Dulcit. quæſt. 3. nes, ſo auch von den alten Kirchenlehrern hie annotirt ſind / behalten.
Es iſt aber in beyden dieſen gleichſtimmenden Texten der Artickel vnſers Chriſtlichen Glaubens gegruͤndet vnd erklaͤret / darinnen wir bekennen vnnd ſagen / das JEſus Chriſtus kommen werde die Lebendigen vnd die Todten zu - richten. Er werde nemlich nicht allein ſolche Lebendige zu - richten haben / die den Seelen nach leben / ob ſie gleich den Leiben nach geſtorben ſind: Auch nicht allein ſolche Tod - ten / die zugleich nach Seel vnd Leib todt ſind: Dermaſſen /Cdas18Chriſtliche Leichpredigt.das alle Menſchen / vorm letzten Gericht / oder vorm juͤng - ſten Tag nacheinander gewoͤhnlicher weiſe ſterben muͤſſen / ſondern er werde auch / wenn er zu Gericht kommen wird / ſolche Lebendige finden / die auch nach vnd in jhren Leibern leben / vnd ſo noch Lebende vnd zuvor Verſtorbene mitein - ander richten.
Wie aber die Verſtorbene in der Erden verweſet ſind /1. Cor. 15. v. 52. vnd verſ. 52. vnverweßlich erſtehen werden / alſo werden die Lebendige / wie abermalfolget / ploͤtzlich vnd in eim Nu ver - wandelt werden / das iſt / Vnverweßligkeit vnd Vnſterblig - keit / Krafft des letzten Fewers / dadurch ſie / wiewol nicht al - lerdings ohne tod / werden geſeubert werden / anziehen. Vnd alſo werden wir zwar miteinander vnverweßlich fuͤr Gericht geruckt werdẽ / doch ſey zeit vnd ſtunde / wann ſolches geſche - hen werde / vngewiß. Dann ſey zu Pauli vnd anderer Apo -1. Joh. 2. v. 18. ſtel zeiten die letzte ſtunde geweſen / 1. Joh. 2. v. 18. darinn ſol - ches hat koͤnnen geſchehen / ſo koͤnnen auch wir / als auff wel -1. Cor. 10. v. 11. che das Ende der Welt vielmehr kommen iſt / 1. Cor. 10. v. 11. ſolches erleben. Ja es werdens etliche erleben / die bey dem1. Theſſ. 4. v. 17. HErrn 1. Theſ. 4. v. 17. allezeit ſein werden.
Wird dann der Juͤngſte Tag noch lebendige Leute fin - den / welche aber werden verwandelt werden / ſo darffs der frage gantz vnd gar nicht / wer den letzten werde begraben? Welche frage dann die hoͤhniſche vnd ſpoͤttiſche Welt deß - halben fuͤhret / daß ſie entweder alles / was von Aufferſte - hung der Todten geprediget wird / verlache / oder je anzeige / do derſelbe Artickel geglaubet werde / ſo finde ſich viel vnge - reimtes dinges / darauff man nicht wiſſe zu antworten. Vnd was darff man viel / ohne Gottes Wort / in dieſem Artickel gruͤbeln? Jſt doch / wie die gantze Chriſtliche Lehre / alſo der -ſelbe19Chriſtliche Leichpredigt.ſelbe ſonderlich ein Geheimnuͤß. Koͤnnen aber / wie Pau - lus / alſo vielmehr wir die zeit deſſelbigen erleben / ſo ſollen wir vns vor vnd vor zum ſelbigen ſchicken / ja wir ſollen vn - ſer Chriſtenthumb dermaſſen anſtellen / auff daß wir / es be - trete vns der Juͤngſte Tag lebendig oder tod / fuͤr des Men - ſchen Sohn beſtehen moͤgen. Dann jhme vnd ſeinem Ge - richt wird keiner / er werde lebendig oder tod ergriffen / entge - hen. Wir muͤſſen / ſagt der Apoſtel 2. Cor. 5. v. 10. alle of -2. Cor. 5. v. 10 fenbar werden fuͤr dem Richterſtul Chriſti / auff das ein jeg - licher empfahe / nach dem er gehandelt hat bey Leibs Leben / es ſey gut oder boͤß.
Wird auch der Juͤngſte Tag noch Chriſtenfinden / ſo haben wir vns deſſen zu troͤſten / es wuͤte vnd tobe der Teuf - fel wieder die Chriſtliche Kirche wie er wolle / ſo werde er ſie dennoch / mit aller ſeiner Liſt / vnd mit aller ſeiner Gewalt / vnd wann ſie noch ſo boͤß vnd großweren / nicht außrotten. Man wird dennoch des Herrn Todt verkuͤndigen / biß das er koͤmpt / ſteht 1. Cor. 11. v. 26. 1. Cor. 11. v. 26.
Es werden aber gleichwol die Chriſten damals duͤnne ſein. Jnmaſſen Chriſtus ſelber ſagt Matth. 24. v. 12. Die -Matth. 24. v. 12. weil die Vngerechtigkeit wird vberhand nehmen / wird die Liebe in vielen erkalten. Vnd Luc. 18. v. 8. Wann des Men -Luc. 18. v. 8. ſchen Sohn kom̃en wird / meinſtu / daß er auch werde Glau - ben finden auff Erden? Sehe demnach ein jeder zu / daß er ſich durch den groͤſten vnd meiſten Hauffen nicht verfuͤhren laſſe / ſondern daß er Marc. 13. v. 13. biß ans Ende beharre /Marc. 13. v. 13. Wer das thun wird / dem wird weder verweſung noch ver - wandelung ſchaden. Alſo nun / haben wir gehort / werden wir alle verwandelt werden.
C ijEs20Chriſtliche Leichpredigt.Es ſetzt aber der heilige Apoſtel / vmb Erklaͤrung wil - len hinzu: Vnd daſſelbige ploͤtzlich. ὀν ἀτόμῳ, ſcilicet χρόνου, das iſt / in einer ſolchen kurtzen zeit / die ſich nicht thei - len leſt. ὀν τω νῦν, wil er ſagen / in einem nu. Dann das iſt τὸ του῾ χρόνου ἄτομον. Er malt vns auch gleich / wie ploͤtzlich es ge - ſchehen werde: ὀν ῥιπῇ ὀφϑαλμου̃, in eim Augenblick / oder ehe dann / oder vielmehr ſo lang einer ein Aug verwenden moͤchte / Das iſt je eine kurtze zeit / Dann wie bald hat einerMatt. 24. v. 37. 38. 39. ein Aug verwandt? Matth. 24. v. 37. 38. 39. ſagt der Herr / es werde ſein / als des Menſchen Sohns Zukunfft ſein / wie zur Zeit Noe / da ſie aſſen / da ſie truncken / da ſie freyeten / vnd ſich freyen lieſſen / biß an den Tag / da Noe zur Archen eingieng / vnd es nicht achteten / biß das die Suͤndflut kam /1. Theſ. 5. v. 2. 3. vnd ſie alle dahin nam / 1. Theſſ. 5. v. 2. 3. ſtehet: Der Tag des Herrn werde kommen / wie ein Dieb in der Nacht:2. Pet. 3. v. 10 Welchs Gleichnuß denn auch Petrus 2. Petr. 3. v. 10. ge - braucht: Dann wenn ſie werden ſagen / es iſt Friede / es hat keine Fahr / ſo werde ſie das Verderben ſchneli vberfal - len / gleich wie der Schmertz ein ſchwanger Weib / vnd wer -Luc. 21. v. 35 den nicht entfliehen. So ſagt auch Chriſtus / Luc. 21. v. 35. Es werde der letzte Tag / wie ein Fallſtrick / vber alle die auff Erden wohnen kommen: Ja wie der Blitz / der vom Auff - gang auffgehet / vnd ſcheinet biß zum Niedergang / Matth. Matth. 24. v. 27. 24. v. 27. Vnd ſo behend wirds mit dieſer Verwandlung / wie auch in gemein mit dem Juͤngſten Tag zugehen.
Hats dann nun hiermit dargethane Gelegenheit / ſo doͤrffen wir vns die Rechnung nicht machen / wie etwan ein alt Hauß lang kracht / ehe es einfelt / daß zur zeit des Juͤng - ſten Tags das Hauß der Welt lang krachens treiben werde / ehe dans werde einfallen / oder wie man ein Hauß mit groſ -ſer21Chriſtliche Leichpredigt.ſer Muͤh vnd Arbeit abtregt / vnd mit guter geraumer Zeit ein anders wieder außbawt / daß es auch hie ſo gehen werde. Nein: Dann die Welt hat nun mehr lang gnug gekracht. Drumb wird ſie einmal ploͤtzlich vnd vnverſehens einfallen. So iſt auch GOtt viel ein anderer Bawmeiſter / dann wir Menſchen ſind. Wir muͤſſen zwar abbrechen vnd auffbaw - en: Vnd duͤrffen Muͤh vnd Zeit darzu: Aber mit Gott hats viel ein ander Gelegenheit / dann ſo er ſpricht / ſo geſchichts / ſo er gebeut / ſo ſtehets da / Pſal. 33. v. 9. Das beweiſet ſon -Pſal. 33. v 5. derlich das erſte Capitel γενέσεως. Es beweiſets auch dieGen. 1. taͤgliche Erfahrung / Dann wie iſt mancher Menſch / nach Gottes Willen / ſo ploͤtzlich lebendig vnd todt.
Das ſollen nun die Gottloſen vnd Gottſelige Chri - ſten / vnd in gemein alle Menſchen wol mercken vnd behal - ten. Dann wird beydes der Juͤngſte Tag in eim Nu vnd An - genblick kommen / vnd dann auch die Verwandlung in eim Nu vnd Augenblick geſchehen / ſo werden damals die Gott - loſen Zeit vnd Raum zur Buß vnd Bekehrung nicht haben oder finden / ſondern in jhrer Vnbußfertigkeit hingerafft / vnd nach derſelben verdampt werden. Wollen ſie aber das nicht erfahren / ſo moͤgen ſie ſich noch in dem Nu vnd Au - genblick bekehren. Dann wer weiß ob ſie das ander Nu vnd Augenblick Raum darzu haben werden? Heute / ſagt die Schrifft / Pſalm. 95. v. 7. 8. Vnd anderswo / ſo jhr ſeinePſal. 95. v. 7. 8. Stimme hoͤret / ſo verſtocket ewre Hertzen nicht.
Fromme bußfertige Chriſten aber wollen jhr jhnen von Gott auffgelegtes Creutz / vnd der Welt Haß vnd Ver - folgung gedultiglich tragen / dann all jhr Jammer / Truͤb - ſal vnd Elend / kan in eim Nu vnd Augenblick kommen zu eim ſeligen End. Was betruͤbſtu dich denn / ſollen wir mitC iijDavid22Chriſtliche Leichpredigt.Pſal. 42. v. 6David Pſal. 42. v. 6. ſagen lernen / meine Seele / vnd biſt ſo vnruhig in mir? Harre auff Gott / denn ich werde jhm noch dancken / das er mir hilfft / mit ſeim Angeſicht / das iſt / in ei - nem eintzigen Augenblick wird mir ſchon geholffen ſein.
Do auch ein from̃ Hertz darob were betruͤbt worden / das der Juͤngſte Tag alles / vnd alſo die damals noch leben - de Menſchen mit Fewr verwandeln werde / vnd ſich foͤrch - tete / wans jrgend den Juͤngſten Tag erleben ſolte / es wuͤr - de lang mit Fewr gequelt / oder im ſelben gebraten werden / das wolle deſſen ſich troͤſten / daß / wie alles / alſo ſie ploͤtzlich vnd in eim Nu vnd Augenblick durchs Fewer werden ver - wandelt werden. Was kan jhnen aber in eim Augenblick vor groß Wehe geſchehen? Wann einer in eim Augenblick ein Finger durchs Fewr oder ein Liecht zeucht / ſo thuts jhm je ſo ſehr wehe nicht.
Es ſetze endlich nur keiner ſein Datum auffs Zeitliche / bekuͤmmere ſich auch nicht all zu hoch vmb daſſelbige / dann Silber vnd Goldt / vnd alles Geldt / vnnd was da hat die gantze Welt / das muß in eim Nu vnnd Augenblick ver - brennen.
Ja / ſpricht mancher / wer weiß / ob ich den Juͤngſten Tag erlebe? Was geht mich dann dieſes an? Antwort. Es weis ja kein Menſch das / in welchem Nu vnd Augen - blick der Juͤngſte Tag kommen / vnd dieſe Verwandlung geſchehen werde. Eben aber darumb geht dieſes dich vnd mich / vnd vns alle an. Darumb / ſagt der Herr Matth.Matth. 25. v. 13. 25. v. 13. Wachet / dann jhr wiſſet weder Tag noch Stund / in welcher des Menſchen Sohn kommen wird. Jm fall du aber den Juͤngſten Tag / vnnd alſo die Verwandlungnicht23Chriſtliche Leichpredigt.nicht erleben ſolteſt / ſo haſtu doch deinen Juͤngſten Tag alle Stund vnd Augenblick zu gewarten / D[u] kanſt ploͤtzlich in eim Augenblick lebendig vnd todt ſein / vnd weiſt gantz vnd gar nicht / wenn das Nu vnd der Augenblick / vnd alſo dein letzter vnd Juͤngſte Tag kom̃en werde. Mitten wir im Le - ben ſind mit dem Tod vmbfangen / pflegen wir zu ſingen. Freylich ſind wir auch mitten im Leben / mit dem Tod vmb - fangen. Dañ wie bald kan einer durch einen vngefehren Fall oder Streich vmbkommen? Wie bald kan einer durch den Todt / den wir alle im Boſem tragen / do er vns angreifft / hingerichtet werden? Darumb ſo iſt der nechſte vnd beſte Raht / daß wir vor vnd vor / alle Nu vnd Augenbltck / in rech - ter vnd Chriſtlicher Bereitſchafft ſitzen / auff daß / es kom - me der Herr / welchen Nu vnd Augenblick er wolle / wir mit den fuͤnff klugen Jungfrawen / Matth. 25. v. 7. vnſereMatth. 25. v. 7. Lampen geſchmuͤcke haben moͤgen / vnd mit vnſerm him - liſchen Braͤutigam Chriſto Jeſu zur ſeligen vnnd ewigen Hochzeit eingehen.
Es meldet aber der heilige Apoſtel nicht allein / daß wir / die wir 1. Theſſ. 4 v. 15. leben vnd vberbleiben in der zukunfft1. Theſſ. 4. v. 15. des Herrn / ploͤtzlich vnd in eim Augenblick werden ver - wandelt werden / ſondern er zeigt auch darneben an / das ſol - ches zur Zeit der letzten Poſaunen geſchehen werde. ἐν τῇ σχάτῃ σάλπιγτι ſaget er. Wann nemlich die letzte Poſaun ſchallen oder klingen wird. Dann / ſagt er ſolch es zu erklaͤ - ren / die Poſaun wird ſchallen / Oder / dann Gott wird mit der Poſaunen ſchallen / Dann ſo ſtehet 1. Theſſ. 4. v. 16.1. Theſ. 4. v. 16. er ſelbſt der Herr wird mit eim Feldtgeſchrey / vnd Stim - me des Ertzengels / vnd mit der Poſaunen Gottes hernie - der kommen vom Himmel.
Vielleicht24Chriſtliche Leichpredigt.Vielleicht wird auch das ὀν fuͤr διὰ genommen / nach Art der Hebreiſchen præpoſition〈…〉〈…〉. Das nemlich durch die letzte Poſaun / als durch ein Jnſtrument / nicht allein die Todten aufferweckt / ſondern auch die noch lebende verwan - delt ſollen werden. Vnd den Verſtand weiſet vns der HerrMatth. 24. v. 31. Chriſtus Matt. 24. v. 31. Des Menſchen Sohn wird ſen - den ſeine Engel mit hellen Poſaunen / vnd ſie werden ſam - len ſeine Auſſerwehlten von den vier Winden / von einem Ende des Himmels zu dem andern. Es bekraͤfftiget jhn der heilige Apoſtel nicht allein anderſwo / ſondern auch hie /1. Theſſ. 4. v. 16. 17. dann ſo ſagt er / 1. Theſſ. 4. v. 16. 17. Er ſelbſt der Herr wird mit eim Feldtgeſchrey / vnd der Stim̃ des Ertzengels / vnd mit der Poſaun Gottes hernieder kommen vom Him - mel / vnd die Todten in Chriſto werden aufferſtehen zu erſt / darnach wir / die wir leben vnd vberbleiben / werden zugleich mit denſelbigen hingezuckt werden in den Wolcken / dem Herrn entgegen in der Lufft. Vnd allhie: Dann die Poſaun wird ſchallen / vnd die Todten wer - den aufferſtehen Vnverweßlich / vnd wir / nennet ſich abermals mit / in dem Verſtande / davon oben iſt geſagt worden / werden verwandelt werden.
Wasa ber das vor eine Poſaun ſein werde / die damals ſchallen wird: Koͤnnen wir ſo gar eigentlich nicht wiſſen. Es ligt vns auch ſo groß nicht dran. Doch wirds keine Me - talliſche oder Materialiſche ſein koͤnnen / dann die wuͤrde auch mit verbrennen. Vermuhtlich aber iſts / es werde ein ſtarcker / ſauſender vnd brauſender Wind ſeyn / oder ein har - ter Donnerſchlag / oder ſonſt ein vngehewer groß Wetter /Matth. 24. v. 31. weil ſonderlich Matth. 24. v. 31. der HErr Chriſtus ſaget /er werde25Chriſtliche Leichpredigt.er werde ſeine Engel mit hellen Poſaunen ſenden. Vnd Joh. 5. v. 28. 29. Alle / die in Graͤbern ſind / werden ſeineJoh. 5. v. 28. 29. Stimme hoͤren / vnd werden herfuͤr gehen / die da guts ge - than haben zur Aufferſtehung des Lebens / die aber vbels gethan haben zur Aufferſtehung des Gerichts. Dann wann der Wind recht geht in der Lufft / ſo doͤnets vnd ſauſets al - les / als wann viel hundert nit Menſchliche / ſondern Eng - liſche Poſaunen geblaſen wuͤrden. So pflegt auch vnſer lieber Gott mit Donner vnd Wetter zu reden / dann ſo ſie -Pſal. 29. v. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9 het Pſal. 29. v. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Die Stim̃ des Herrn gehet auff Waſſern / der GOTT der Ehren Donnert / der Herr auff groſſen Waſſern. Die Stim̃ des Herrn geht mit Macht / die Stim̃ des Herrn geht herrlich / die Stim̃ des Herrn zubricht die Cedern / der Herr zu - bricht die Cedern in Libanon / vnd macht ſie lecken wie ein Kalb / Libanan vnd Sirion wie ein junger Einhorn. Die Stim̃ des Herrn hewet wie Fewerflam̃en / die Stim̃ des Herrn erregt die Wuͤſten / die Stim̃ des Herrn er - regt die Wuͤſten Kades / die Stim̃ des Herrn erreget die Hinden / vnd entbloͤſet die Waͤlde. Vnd dieſen Verſtand bekrefftiget die Schrifft an vnterſchiedlichen Orten / dannEſa. 66. v. 15 ſo ſtehet vnter andern Eſa. 66. v. 15. Der Herr wird kommen mit Fewer / vnd ſeine Waͤgen wie ein Wetter / das er vergelte / 2. Theſ. 1. v. 7. 8. Der HErr Jeſus wird offen -2. Theſſ. 1. v. 7. 8. bart werden vom Him̃el / ſampt den Engeln ſeiner Krafft / vnd mit Fewerflammen. Vnd 2. Pet. 3. v. 10. Es wird der2. Pet. 3. v. 10. Tag des Herrn kommen / als ein Dieb in der Nacht / in welchem die Himmel zergehen werden / mit groſſem Kra - chen / die Element aber werden fuͤr Hitze ſchmeltzen / vnd dieDErde /26Chriſtliche Leichpredigt.Erde / vnd die Werck die drinnen ſind / werden verbrennen. Dannenher iſt auch / ſonder zweiffel / das gefloſſen / daß / wann ein vngehewer groß Wetter geweſen iſt / der Deutſche zu ſagen pflegt: Jch meinte nicht anders / denn der Juͤngſte Tag wuͤrde kommen.
Das aber der Apoſtel weder eines Windes / noch eines Donnerſchlags / noch eines Wetters / ſondern einer Po -Exod. 20. v. 18. 19. ſaunen / vnd Chriſtus mehrer als einer gedenckt / damit wird ſonder zweiffel angedeutet / wie Exod. 20. v. 18. 19. VndDeut. 18. v. 16. Deut. 18. v. 16. die Juͤden durch der Poſaunen Thon / vnd die Stimme Gottes zum hoͤchſten erſchrecket wuͤrden / im Gegentheil aber die bedrengten Jſraeliten auffs Erlaß oder JubelJahr durch die Poſaunen / ſo ſolches nach BefehlLev. 25. v. 9. Gottes Levit. 25. v. 9. ankuͤndigen / zum hoͤchſten erfrewet: Das alſo auch dieſe Poſaunen zum theil / als bey den Gott - loſen / ſchrecken / zum theil / als bey den Gottſeligen / Frewde erwecken werden. Vnd weil alſo auch vorhin Gott hatte gepoſaunet vnd poſaunen laſſen: Vnd ſolches fuͤrnemlich vor vnd vor durch die Stimme ſeines Worts / vnd ſeiner Worthelter der Lehrer vnd Prediger verrichtet / inmaſſenEſa. 58. v. 1. dann Eſa. 58. v. 1. geſchrieben ſtehet: Ruffe getroſt / ſchone nicht / erhebe deine Stimme / wie eine Poſaune / Vnd Je -Jer. 6. v. 17. rem. 6. v. 17. Jch habe Wechter / die da vber die SeelenHebr. 13. v. 17. wachen / Hebr. 13. v. 17. vber euch geſetzt / merckt auff die Stim̃ der Drommeten oder Poſaunen / ſo gedenckt er hie / zum Vnterſcheid aller vorigen Poſaunen / der letzten Po - ſaunen / auff welche nemlich die Aufferſtehung der Todten vnd Verwandlung der Lebendigen ſoll vnd wird folgen.
An dieſe letzte Poſaun nun / vnd das ſtracks drauff fol -gende29[27]Chriſtliche Leichpredigt.gende Gericht / ſollen wir vor vnd vor gedencken / dem Ex - empel des Gottſeligen Hieronymi nach: Sive comedam,Hieronym. ſagt derſelbe / ſive bibam, ſive aliud quid agam: ſemper in auribus meis reſonare videtur vox illa terribilis: Sur - gite mortui, venite ad judicium. Ja dem außgedruckten Befehl Sirachs nach / Sir. 7. v. 40. Was du thuſt / ſo be -Sir. 7. v. 40. denck das Ende / ſo wirſtu nimmermehr vbels thun.
Wir ſollen vns auch derſelben / vnd vnſers drauff an - gehenden ewigen JubelJahrs / in aller Noht vnd Wider - wertigkeit / troͤſten vnd frewen. Jch wil wiederkommen / ſagt der Herr / vnd euch zu mir nemen / auff daß jhr ſeyd / wo ich bin / Joh. 14. v. 3. Vnd der Apoſtel Phil. 3. v. 20. 21. Joh. 14. v. 3. Wir warten des Heylands Jeſu Chriſti des Herrn / wel -Phil. 3. v. 20. 21. cher vnſern nichtigen Leib verklaͤren wird / Ja der Geiſt vnd die Braut ſprechen / Kom / vnnd wer es hoͤrt / der ſpreche / kom / Apoc. 22. v. 17. Apoc. 22. v. 17.
Damit wir vns aber derſelben troͤſten vnd frewen moͤ - gen / Ja zum ſeligen ewigen JubelJahr drauff kommen / ſo ſollen wir die Poſaun des Goͤttlichen Worts in dieſem Le - ben nicht verachten. Wir ſollen vns im Gegentheil dieſel - be zu wahrer vnnd Gott gefelliger Bußfertigkeit erwecken vnd auffmuntern laſſen. Dann wer das thut / zu deme ſagt der Herr / Joh. 5. v. 24. Warlich / warlich ſage ich euch /Joh. 5. v. 24 wer mein Wort hoͤret / vnd glaͤubet dem / der mich geſand hat / der hat das ewige Leben / vnd kompt nicht in das Ge - richt / ſondern er iſt vom Todt zum Leben hindurch gedrun - gen. Wer aber das nicht thun wil / deme drowet vnſer lieber Gott gar ernſtlich Hoſ. 4. v. 6. Du verwirffſt Gottes Wort /Hoſ. 4. v. 6. darumb wil ich dich auch verwerffen. Vnd alſo ſollen wirD ijdie30[28]Chriſtliche Leichpredigt.die letzte Poſaun / derer hie vnd ſonſten in der Schrifft ge - dacht wird / anſehen vnd bedencken.
Hierauff geht der Apoſtel weiter / vnd berichtet / wa - rumb dann die Verwandlung / von welcher er bißher ge - redt / vorgehen muͤſſe. Dann / ſpricht er / diß Verweß - liche muß anziehen das Vnverweßliche / vnnd diß Sterbliche muß anziehen die Vnſterbligkeit / das iſt / weil im ſeligen vnnd ewigen Leben Verweßligkeit vnnd Sterbligkeit nicht raum haben koͤnnen / alioqui enim fieret implicatio contradictionis: Vnd aber dieſelbe von denen / welche der Juͤngſte Tag lebendig ergreiffen wird / nicht ha - ben koͤnnen in der Erden abgetrieben werden / als in die ſie nit geſcharret / in die ſie viel weniger vermodert / ſo wird ſol - ches durch dieſe Verwandlung / vnd durchs Fewr / davon oben iſt geredt worden / geſchehen muͤſſen.
Es iſt aber das δεικτικὸν τοῦτο, diß Verweßliche / dißTheodoret. dial. 3. Sterbliche / wol zu mercken / ὁρᾷς, ſagt dialogo tertio Theo - doretus, τὴν ἀκρίβειαν. τὀ ϑνητὸν τοῦτο ἔδειξε δεικτικῶς, ἵνα μὴ ἄλλης νομίσης σαρκὸς ἀνάϛασιν. Das du nicht meyneſt / reſur - recturum corpus idem ſpecie, non idem numero.
Wird dann / entweder im Grabe / oder durch die Ver - wandlung / diß verweßliche vnd diß ſterbliche / dz vnverweß - liche vnd Vnſterbliche / gleich als ein Guͤldenes Stuͤck an ſtatt zerriſſener Haderlumpen anziehen / Ey ſo leiden wir / wir ſterben oder werden verwandelt / keine Einbuͤß: Wir thun aber viel mehr einen herrlichen vnd ſeligen Tauſch. Sollen demnach fuͤr deren keinem erſchrecken / eines jeden aber mit Frewden / in wahrer vnd Chriſtlicher Bußfertig - keit / erwarten. Vnd ſo viel vom Erſten.
BEtreffende aber das Andere / ſo brauchet der Apoſtel abermal der Rede / die er vor gefuͤhret hat. Dann er ſaget noch eins / diß Ver - weßliche werde das Vnverweßliche / vnd diß Sterbliche werde die Vnſterbligkeit anziehen. Macht alſo einen lau -Luth. tom. 6. Ger. Jen. fol. 268. tern vnd klaren Vnterſcheid zwiſchen dieſem / das iſt / vn - ſerm Leib / vnd zwiſchen dem / was dran Verweßlich vnd Sterblich iſt. Dann diß / das iſt / vnſer Leib werde zwar blei - ben / dem Weſen nach / das Verweßliche aber vnd Sterb - liche werde / wie einer ein alt boͤß Kleid ableget / abgeleget werden / vnd an ſtatt deſſen werde diß / das iſt / der Leib die Vnverweßligkeit vnd Vnſterbligkeit / gleich als ein new herrlich Kleid / anziehen. Welchs wir dann wider Flacium vnd ſeinen Anhang mercken ſollen / welche zwiſchen dieſem / vnd zwiſchen deme das an dieſem iſt / als da Suͤnde / vnd dannenher ruͤhrende Verweßligkeit vnd Sterbligkeit ſind / vnd alſo zwiſchen Gottes vnd des Teuffels Werck / keinen Vnterſcheid machen koͤnnen oder wollen.
Jngleichem zeiget er auch an / daß der Todt oder die Verwandlung des Menſchen nichts anders ſey / dann ein Ablegung deſſen / was verweßlich vnd ſterblich an vns iſt / vnd im Gegentheil eine Anziehung der Vnverweßligkeit vnd Sterbligkeit.
Wann aber / ſagt er ferner aus der Schrifft: Dann diß Erkendtnuͤß iſt in vnſerm Fleiſch vnd Blut nicht zu fin - den: Diß Verweßliche wird anziehen das Vnver -D iijweßliche /32[30]Chriſtliche Leichpredigt.weßliche / vnd diß Sterbliche wird anziehen die Vn - ſterbligkeit / denn wird erfuͤllet werden das Wort / das geſchrieben ſtehet: Der Todt iſt verſchlungen in den Sieg. Todt / wo iſt dein Stachel? Helle / wo iſt dein Sieg? Jm Wort zwar / wil der heilige Apoſtel ſa - gen / haben wir / die wir an Jeſum Chriſtum gleuben / auch jetzo das / daß vnſerm Tod durch Chriſti Tod die Macht ge - nom̃en ſey / das vnſere Miſſethat gedempfft / vnd alle vnſere Suͤnde in die tieffe des Meers geworffen ſeyn / vnd das kei - ne Pforten der Hellen vns ſollen vberweltigen / dann ſo ſte -Luc. 1. v. 78. 79. het lauter vnd klar vnter andern geſchrieben / Luc. 1. v. 78. 79. durch die hertzliche Barmhertzigkeit vnſers Gottes / hat vns beſucht der Auffgang aus der Hoͤhe / auff daß er erſchei - ne denen / die da ſitzen im Finſternuͤß vnnd Schatten desJoh. 5. v. 24 Todes / Joh. 5. v. 24. Warlich / warlich ſage ich euch / wer mein Wort hoͤret / vnd glaͤubet dem / der mich geſand hat / der hat das ewige Leben / vnd kommet nicht in das Gericht / ſondern er iſt vom Todt zum Leben hindurch gedrungen /Heb. 2. v. 14 15. Hebr. 2. v. 14. 15. Nach dem die Kinder Fleiſch vnd Blut haben / iſt ers gleicher maſſen theilhafftig worden / auff das er durch den Todt die Macht neme / dem / der des Todes ge - walt hatte / das iſt / dem Teuffel / vnd erloͤſete die / ſo durch Furcht des Todes im gantzen Leben Knechte ſeyn muſten /Mich. 7. v. 18. 19. Mich. 7. v. 18. 19. Wo iſt ſolch ein Gott / wie du biſt? Der die Suͤnde vergiebt / vnd erleſſet die Miſſethat / den vbrigen ſeines Erbtheils / der ſeinen Zorn nicht ewiglich behelt / deñ er iſt barmhertzig / Er wird ſich vnſer wieder erbarmen / vn - ſere Miſſethat dempffen / vnd alle vnſere Suͤnde in die tief -1. Cor. 6. v. 11. fe des Meers werffen / 1. Cor. 6. v. 11. Jhr ſeyd abgewa -ſchen /33[31]Chriſtliche Leichpredigtſchen / jhr ſeyd geheiliget / jhr ſeyd gerecht worden durch den Namen des HErrn Jeſu / vnd durch den Geiſt vnſers Got -Matth. 16. v 18. tes / Matth. 16. v. 18. Die Pforten der Hellen ſollen ſie nit vberweltigen / Vnd 1. Joh. 2. v. 14. Jhr habt den Boͤßwicht1. Ioh. 2. v. 14. vberwunden / wie auch 1. Joh. 5. v. 4. Vnſer Glaub iſt der Sieg / der die Welt vberwunden hat. 1. Joh. 5. v. 4
Jm Werck aber haben wirs nicht anders / dann zum theil imputativè, zum theil inchoativè. Das iſt: Gott rech - net vns den Todt Chriſti zu / als weren wir ſelbſt geſtorben / Er rechnet vns ſeine Gerechtigkeit vnd Heiligkeit zu / als weren wir ſelber gerecht vnd heilig / das er endlich dem Teu - fel vnd alle Helliſche Pforten vberwunden / das helt er auch / als were es von vns geſchehen / ſintemal wir vns deſſelben annemen vnd troͤſten.
So hat es nun auch mehr mit vnſerm Tod eine Gele - genheit eben als mit eim Hellenhund / deme die Zaͤhne auß - geriſſen ſind. Dann derſelbe billt zwar die Leute an / mag ſie auch wol niederreiſſen / aber er kan jhnen nicht ſchaden / dann die Zaͤhne ſind jhm außgebrochen. Alſo fletſcht zwar der Todt das Maul gegen vns / wirfft vns auch auff den Ruͤcken / vnd ins Grab hienein / aber er kan vns nicht ewig Tod beiſſen / kan vns auch nicht im Grab behalten. Dann Chriſtus JEſus hat jhm / do er jhme durchs Maul / in ſeim Leiden vnnd Sterben / gangen / die Zaͤhne außgebrochen / vnd den Rachen ſo weit gemacht / das er keinen / der jhn er - greifft / vnd ſich an jhn helt / behalten kan. Alſo iſt vns nun mehr der Todt kein rechter Todt / ſondern viel mehr ein Schlaff vnd Durchbruch oder Eingang zum Leben.
Deß -34[32]Chriſtliche Leichpredigt.Deßgleichen fahen wir auch an / Gotte / durch ſeine Gnade in Heiligkeit vnd Gerechtigkeit / die jhme gefelligLuc. 1. v. 75. iſt / Luc. 1. v. 75. Zu dienen / nach Auſſage des Apoſtels / Ga -Gal. 5. v 24. lat. 5. v. 24. Welche Chriſtum angehoͤren / die Creutzigen jhr Fleiſch ſampt den Luͤſten vnd Begierden.
Endlich iſt auch Gottes Krafft in den Schwachen2. Cor. 12. v 9. mechtig / 2. Cor. 12. v. 9. Dermaſſen / das er jhme Pſal. 8.Pſal. 8. v. 3. v. 3. Aus dem Mund der jungen Kinder vnd Seuglinge ei - ne macht zurichtet / vmb ſeiner Feinde willen / das er vertilge den Feind vnd den Rachgierigen.
Wie aber dem allen / ſo iſt hierinn nichts vollkomme - nes / Wir muͤſſen vns doch alle Stund vnd Augenblick des Todtes befahren. Er nimpt vns auch endlich / wie ſacht er mit vns fahren muß / dahin: Deßgleichen muͤſſen wir vns mit der Suͤnde ſchleppen biß in die Gruben. Endlich muͤſ - ſen wir / bald hie / bald dort / dem Teuffel vnd ſeinem ver - dampten helliſchen Reiche herhalten. Ja er geht vor vnd vor herumb / wie ein bruͤllender Loͤw / vnd ſuchet welchen er verſchlinge / 1. Pet. 5. v. 8. Vnd darumb muͤſſen wir vns fuͤr vnd fuͤr fuͤr jhm fuͤrchten. Wir muͤſſen auch vor vnd vor bitten:
Luc. 22. v. 31Sonſten moͤchte er vns ſichten wie den Weitzen / Luc. 22. v. 31. vnd in Abgrund der Hellen ſtuͤrtzen. Darumb dannder35[33]Chriſtliche Leichpredigt.der heilige Apoſtel mit allem Fleiß vermahnet / Wer ſich leſt1. Cor. 10. v. 12. duͤncken / er ſtehe / mag wol zuſehen / das er nicht falle / 1. Cor. 10. v. 12.
Diß aber alles / meldet der Apoſtel / wird damals auff - hoͤren. Denn / ſprechend / wird erfuͤllet werden / merck wie eygendlich er redet / dann er wil nicht leugnen / das auch hie dieſes angehe: Aber es ſey / wie gehoͤrt / Vnvollkom̃en / dort werde es Vollkoͤmlich zu Wercke gerichtet werden: Das Wort / das geſchrieben ſteht: Der Todt iſt ver - ſchlungen in dem Sieg. Todt / wo iſt dein Stachel? Hell / wo iſt dein Sieg? Jſt ſo viel geſagt / Es wird allda der Todt gantz vnd gar nicht mehꝛ zu fuͤrchten ſeyn: Denn1. Cor. 15. v. 26. er wird als der letzte Feind / 1. Cor. 15. v. 26. gantz vnnd gar verſchluckt oder gefreſſen ſeyn. Es wird auch die Suͤnde /1. Cor. 15 v. 56. als der Stachel des Todes / wie ſich der Apoſtel v. 56. ſelber ausleget / nicht mehr ſeyn. Endlich wird ſich kein Chriſt mehr zu befahren haben / dz des Teuffels Reich vnd Gewalt vber jhn koͤnne vñ werde ſiegen. Deñ ſo wird das Woͤrtlein Hell hie gebraucht. Jnmaſſen auch Matth. 16. v. 18. ge -Matth. 16. v. 18. ſchicht / ſonſten aber wirds bißweilen fuͤrs Grab / bißweilen auch fuͤr den Ort der Verdampten / er ſey auch wo er wolle / gebraucht. 〈…〉〈…〉: darumb daß die Helle vnnd Verdamnis nimmer voll werden / Proverb. 27. v. 20. dennProv. 27. v. 20. wird damals der Hellen vnd dem Todt ein Kliplein ſchla - hen: Todt friß mich nun. Trotz Teuffel vnd Hell / daß du mir ein Haͤrlein kruͤmmeſt.
Vnd diß alles meldet er nicht mit ſeinen / ſondern mit Prophetiſchen oder Schrifftlichen Worten. Was aber ei - gentlich geſchrieben ſey / wiſſen wir gewiß nicht. Es kanEwol36[34]Chriſtliche Leichpredigt.Tom. 6. Germ. Jen. fol. 268. fac. 2. wol ſeyn / in welchen Gedancken vnſer lieber ſeliger Herꝛ Doctor Lutherus ſtehet / das Paulus / nach ſeim reichen Geiſt / die erſte Verheiſſung Geneſ. 3. v. 15. vnnd alle draus flieſſende Spruͤche in einen Text zuſammen gegoſſen habe. Gen. 3. v. 15. Doch finden wir faſt dergleichen Wort Eſai. 25. v. 8. vndEſa. 25. v. 8. Hoſ. 13. v. 14. dann Eſai. 25. Weiſſaget der Prophet von Wolthaten Chriſti / vnd ſagt vnter andern alſo: Er wird den Todt verſchlingen ewiglich / vnd der Herr Herr wird die Thraͤnen von allen Angeſichten abwiſchen / vnd wird auffheben die Schmach ſeines Volcks in allen Landen. Hoſ. 13. v. 14. Hoſ. aber 13. redt der Herr / nach dem er lang ſeinem Vol - cke gedrewet hatte / zum Beſchluß gantz troͤſtlich alſo: Aber ich wil ſie erloͤſen aus der Helle / vnnd vom Tode erretten. Vnd braucht eine ſchoͤne Apoſtrophen: Todt / ich wil dir ein Gifft ſeyn / Helle / ich wil dir eine Peſtilentz ſeyn. Ein Gifft / wil er ſagen vnnd eine Peſtilentz / richten einen nicht angeſichts vñ augenblicklichs hin / wie etwan ein Schwert / Buͤchſe / Fewer / Waſſer / vnd dergleichen: ſondern nemen allgemach ein Glied nach dem andern ein / biß ſie endlich ans Hertz kommen / da denn der Menſch darvon muß. Alſo wil ich dich O Todt vnd O Helle / wenn jhr mich in ewre Klammern vnd Kluppen bekommen werdet / auch tracti - ren. Jch wil euch eine Gifft eingeben / vnd eine Peſtilentz an - ſetzen: vnd damit / vnnd durch die Predigt / das ich fuͤr die Suͤnde der Welt geſtorben / vnd zu jhrem Leben aufferſtan - den ſey / allgemach in meinen Chriſten hinrichten: am juͤng - ſten Tag aber wil ich euch auch in denſelbigen vollend / als eine rechte Gifft vnd Peſtilentz / das Hertz ab druͤcken vnd ab - knicken: gleich wie es euch in mir / da ich wider lebendig wor -den /37[35]Chriſtliche Leichpredigt.den / ſo gar abgedruckt iſt / daß jhr mir / trotz ſey euch allen ge - boten / kein Haͤrlein mehr kruͤmmen doͤrfft.
Hat nun / wie man meiſtes theils vermuhtet / auff dieſe zweene Haͤuptſpruͤche der Apoſtel geſehen: ſo duͤrffen wir vns ſo gar groß nicht bekuͤmmern / wie dieſe Text den Wor - ten nach zuvergleichen ſeyn: Duͤrffen auch deßhalben kei -Ejus fari. næ Bezæ annot. in nov. Teſt. part. 2. fol. 166. ne Enderung des Texts / den wir hie haben / mit etlichen klu - gen Geiſtern / fuͤrnemen. Denn es hat der heilige Apoſtel die Wort gelaſſen / vnd den Sinn oder Verſtand derſelben gegeben. Alſo nun ſollen wir dieſe Wort verſtehen.
Wir haben aber aus denſelben fuͤrnemlich zu lernen / Was es mit dem ewigen Leben fuͤr eine Gelegenheit haben werde: Vnd im gegentheil mit den Straffen der Verdam - pten. Daß wir nemlich / was ſonderlich das ewige Leben ſeyn werde / nicht eigentlich koͤnnen wiſſen. Denn es hat kein Auge geſehen / vnd kein Ohr gehoͤrt / iſt auch in keines Menſchen Hertz kommen / was Gott bereitet hat denen die jhn lieben / 1. Cor. 2. v. 9. Vnd darumb redt der Apoſtel hie1. Cor. 2. v. 9. nicht affirmativè darvon. Wiewol er 1. Cor. 15. v. 28. kuͤrtz -1. Cor. 15. v. 28. lich etwas geſagt hat / das Gott nemlich alles in allen ſeyn werde / ſondern nur negativè. Vnd darnmb koͤnnen wir / doch nicht denn aus dem Wort das geſchrieben iſt / laſſen / was es nicht ſeyn werde. Es werde nemlich kein Todt mehr drinnen ſeyn / ſo gar / daß wir vns im geringſten deſſelben nicht zu befahren. Es werde keine Suͤnde mehr drinnen ſeyn. Es werde endlich der Teuffel vnd ſein gantz Helliſch Reich keine Macht / geſchweig den geringſten Sieg / wider vns haben. Daraus denn folget / das Suͤnd / Todt / Teuffel vnd ſein gantzes Reich / die Gottloſen dort erſt rechtſchaffenE ijpreſſen38[36]Chriſtliche Leichpredigt.Joh. 3. v. 36. preſſen werden / als vber welchen der Zorn Gottes bleibet / Joh. 3. v. 36.
Wenn denn dem alſo: ſo ſollen wir vns ſo zu erzeigen vermahnet ſeyn / daß wir der Hellen entgehen vnd des ewi - gen Lebens theilhafft werden: ſo gern wir von Todt / Suͤn - de vnd Helle voͤlliglich wollen erloͤſet ſeyn. Darzu aber koͤn - nen wir nicht kommen / denn durch den zeitlichen Todt. De - rowegen ſollen wir vns vor jhm ſo gar nicht fuͤrchten / daß wir jhme auch in dieſem Leben ſpotten lernen: Todt / wo iſt dein Stachel? Helle / wo iſt dein Sieg? Was frag ich dar - nach / wenn du mich gleich friſt / du muſt mir doch nicht ſcha - den / wie boͤſe du auch biſt: ſondern mich nur zu meiner Se - ligkeit befoͤrdern. Vnd alſo biſtu auch hie in dem Sieg: alſo nemlich / daß du vber mich nicht ſingen wirſt oder kanſt: ver - ſchlungen. Denn Chriſtus hat mir ſein Wort / ſeine Tauff / vnd ſein Abendmal / als wider Suͤnd vnd Todt eine Artze - ney / zugericht / die mich ſoll / wenn ich ſie mit Glauben ein - neme / darwider laben vnd ſtercken: Dir aber ſampt dem gantzen teufliſchen Reich eine Gifft vnd Todt ſeyn: Gleich wie ſonſt ein Artzt einen Tranck gibt / der dem Krancken zur Geſundheit des Leibes dienet / dem Fieber aber ein Gifft iſt: Vnd das Gifft ſchwecht dich hie von Tag zu Tag / biß du endlich vnd am juͤngſten Tag gar vntergehen / vnnd nichts mehr ſeyn wirſt. Vnd hierauff ſollen wir auch / in Betrach - tung der zukuͤnfftigen Wolfart / alle zeitliche Truͤbſall mit Gedult vertragen.
Das aber etliche Narren vnter den Heyden / die das Buch Platonis von Vnſterbligkeit der Seelen geleſen / vnd in der Kirchen die Circumcellionen vnd Priſcillianiſten, da -mit39[37]Chriſtliche Leichpredigt.mit ſie deſto ehr zur kuͤnfftigen Herꝛligkeit kommen moͤch - ten / jhnen ſelber Leyd gethan haben: Das iſt widers fuͤnffte Gebot ſonderlich: Vnd demnach mit hoͤchſtem Fleiß zu meyden. Vnd ſo viel auch vom Andern.
BEgerſtu aber / fuͤrs dritte / lieber Chriſt zu wiſſen / was der Todt fuͤr einen Stachel oder Spieß habe / damit er jederman das Hertz ab - rennet / vnd womit dieſer Spieß ſo geſcherfft ſey? So ant - wortet der Apoſtel hierauff / vnd ſpricht alſo: Aber der Stachel des Todes iſt die Suͤnde / die Krafft aber der Suͤnden iſt das Geſetz. Aber ſagt er / zeiget mit dieſer ad - verſativà an / er wolle erklaͤren / darnach einer billich fragen moͤchte. Vnd ferner: Der Stachel des Todes iſt die Suͤn - de / das iſt / der Todt koͤndte keim eintzigen Menſchen das Hertz abrennen / wo es ohne die Suͤnde were. Ja wenn die Suͤnde nicht were: So were allerdings kein Todt. Oder: der Todt iſt zwar auch ſonſten nihil privativum, das iſt / er iſt nichts anders / als eine Zerſtoͤrung des Lebens / in dem / das gelebt hat / oder leben ſolte. Wo aber die Suͤnde nicht were: ſo were er auch nihil neg ativum, das iſt / er were aller - dings in der Natur nicht. Die Krafft aber / oder die Scherf - fe / ſagt er endlich / der Suͤnde iſt das Geſetz / das iſt / das die - ſer Stachel die Suͤnde ſo ſcharff iſt / daß er biß zum Hertzen dringen / vnd daſſelbe verwunden kan: das ruͤhret nirgend den vom Geſetz her. Zwar auch vom erſten Geſetze / Gen. 2. E iijv. 17. Von40[38]Chriſtliche Leichpredigt.Gen. 2. v. 17. v. 17. Von dem Baum des Erkentnis gutes vnd boͤſes ſoltu nicht eſſen / denn welches Tages du darvon jſſeſt / wirſtu des Todes ſterben. Vnd aber hernach von ſonderlich dem groſſen Geſetze / oder den zehen Geboten: Daran ſonder - lich dieſe ernſte Draͤwung Gottes gehenget iſt: Verflucht ſey / wer nicht alle Wort dieſes Geſetzes erfuͤllet / daß er dar -Deuter. 27. v 26. nach thu / Deut. 27. v. 26. Denn wo das Geſetz nicht iſt / daRom. 4. v. 15. iſt auch keine Vbertrettung / Rom. 4. v. 15. Sintemal durchs Geſetz nur Erkentnis der Suͤnden koͤmpt / Rom. 3.Rom. 3. v. 20. v. 20. Auff welches ſchlag denn der Apoſtel auch Rom. 7.Rom. 7. v. 7. v. 7. ſagt: Die Suͤnde erkandte ich nicht / ohne durchs Ge - ſetz / denn ich wuſte nichts von der Luſt / wo das Geſetz nicht hette geſagt: Laß dich nicht geluͤſten. Sintemal auch die Suͤnde am Gebot Vrſach nimpt / vnd allerley Luͤſte in vnsRom. 7. v. 8. erreget / ibid. v. 8. Dannenher auch der Poet ſagt:
‘Nitimur in vetitum ſemper cupimusꝙ́ neg ata. ’ ()
Hieraus nun haben wir zu mercken / fuͤr eins / wo der Todt herruͤhre: Er ſey nemlich nichts von Gott erſchaffe - nes: er ſey aber durch die Suͤnde / vnd alſo durchs Teuffels Neid / der dem Menſchen das Leben mißgoͤnnet hat / vnnd jhn in die Suͤnde geſtuͤrtzt / in die Welt kommen / wie ge -Sap. 1. v. 13. 14. ſchrieben ſtehet Sap. 1. v. 13. 14. Gott hat den Todt nicht ge - macht / vnd hat nicht Luſt am Verderben der Lebendigen /Sap. 2. v. 23. ſondern hat es alles geſchaffen das es im Weſen ſeyn ſolte /Rom. 6. v. 23. Sap. 2. v. 23. Gott hat den Menſchen geſchaffen zum ewi - gen Leben. Rom. 6. v. 23. Der Todt iſt der Suͤnden Sold. Sap. 2. v. 24. 25. Vnd abermal Sap. 2. v. 24. 25. Durch des Teuffels Neid iſt die Suͤnde in die Welt kommen / vnnd die ſeines Theils ſind helffen auch darzu.
Dieſes41[39]Chriſtliche Leichpredigt.Dieſes zu verſtehen braucht der Apoſtel ein ſchoͤn Gleichnis / von ſchaͤdlichen vnd gifftigen Thieren oder Ge - wuͤrmen genommen / Eine Hummel / Weſpe oder Biene / kan einem nicht ſchaden / denn durch den Stachel / wenn jh - nen aber der Stachel genommen iſt: ſo ſchaden ſie nicht mehr. Desgleichen bringen die Scorpion durchn Stachel eim jhre Gifft bey. Vnd alſo gehets auch mit der Schlan - gen vnd andern gifftigen Wuͤrmen: Wollen die ſchaden / ſo ſtechen vnd beiſſen ſie. Ebner maſſen / wil der Apoſtel ſa - gen / koͤndte der Todt niemand ſchaden / wenns ohne die Suͤnde were. Vnnd darumb iſt die Suͤnde nichts anders / als / nach Auſſage vnſerer Lection / des Todes Stachel.
Jn dem er aber dem Todt / als eim Wurme / einen Stachel zulegt oder mahlet / Krafft welches er ſchadet: ſicht er ſonder zweiffel entweder auff die Schlange Geneſ. 3. v. 1.Gen. 3. v. 1. welche mit jhrem ſprechen / vnd alſo mit jhrer Zungen / den erſten Eltern jhre Gifft / vnd alſo die Suͤnde / vnd durch die Suͤnde den Todt beygebracht hat: Oder auff die fewrigen Schlangen Num. 21. v. 66. welche / aus Gottes Verheng -Num. 21. x. 6. nis das Volck Jſrael biſſen / das ein gros Volck in Jſrael ſtarb.
Diß dient vns nun darzu / daß wir denn Todt nicht fuͤrD. Her - brand. com pẽd. Theol. p. 821. einen ſolchen Mann halten / wie jhn die Mahler mahlen: ſondern wiſſen / er ſey nichts anders / als eine Beraubung des Lebens in vns / gleich wie die Suͤnde nichts anders iſt /1. Joh. 3. v 4. als 1. Joh. 3. v. 4. ἀνομία, das iſt / ein Mangel der vom Geſetz erforderten Gerechtigkeit / ſo wir haben ſolten: Vnnd das demnach die Schrifft / wenn ſie vom Todt / als von einer Perſon redet ἀνϑρωποπα ϑῶς rede / das iſt / ſie brauche ſol -che Wort42[40]Chriſtliche Leichpredigt.che Wort / die wir vnnd die Einfeltigen verſtehen koͤn - nen.
2. Das wir jhn nicht fuͤr einen natuͤrlichen Anfall halten / als ſterbe ein Menſch / wie etwan eine Saw / oder ein anders Thier ſtirbt: oder wie ein Apffel faulet: oder wie andere ding von Natur vergaͤnglich ſind / vnd wider hinfal - len / wie ſie herkommen / wie hiervon die Epicuriſchen Hei - den ſchreiben.
3. Daß wir ſo ſehr fuͤr groben vnnd muthwilligen Suͤnden vns huͤten / als gern wir hie lang leben wollen / als gern wir auch dort vorm ewigen Todt geſichert wollen ſeyn. Pſ 34. v. 32. Jn Betrachtung das Pſalm. 34. v. 22. geſchrieben ſtehet:Pſ. 55. v. 24. Den Gottloſen wird das Vngluͤck toͤdten. Pſal. 55. v. 24. Die Blutgierigen vnd falſchen / werden jhr Leben nicht zurEccl. 7. v. 18 Helffte bringen. Vnd Eccleſiaſt. 7. v. 18. Sey nicht allzu Gottloß / vnd Narre nicht / daß du ſterbeſt zur Vnzeit. WieEſa 66. v. 24. auch Eſai. 66. v. 24. Die an mir mißhandelt haben / derer Wurm wird nicht ſterben / vnnd jhr Fewer wird nicht verle - ſchen / vnd werden allem Fleiſch ein Grewel ſeyn. VndApoc. 21. v. 8. Apoc. 21. v. 8. Den Verzagten / vnd Vnglaͤubigen / vnnd Grewlichen / vnd Todtſchlaͤgern / vnd Hurern / vnd Zaͤube - rern / vnd Abgoͤttiſchen / vnd allen Luͤgnern / der Theil wird ſeyn in dem Pful / der mit Fewer vnnd Schwefel brennet / welches iſt der ander Todt.
Darneben ſollen wir hie wol mercken / das zwar das Geſetz Gottes keine Suͤnde mache. Denn das Geſetz iſt jeRom. 7. v 12 heilig / vnd das Gebot heilig / recht vnd gut / Rom. 7. v. 12. Weil aber die Suͤnde nichts anders iſt als ἀνομία, 1. Joh. 3.1. Johan. 1. v. 4. v. 4. als des Geſetzes Vbertrettung: ſo weiſet das Geſetzvns /43[41]Chriſtliche Leichpredigt.vns / wo wir es / vnd den Willen Gottes vbertreten haben. Ja da die Suͤnde / ohne des Geſetzes Anklagung / keine rechte Suͤnde were / ſondern ruhete / wie Gen. 4. v. 7. GOttGen. 4. v. 7. zu Cain ſaget / vnd gantz todt were / wie Rom. 7. v. 8. PaulusRom. 7. v. 8. redt: ſo wecket es dieſelbe auff / vnd machet ſie Rom. 7. v. 9.Rom. 7. v. 9. lebendig: Dermaſſen vnd dergeſtalt / das / wenn es ſchreyet / verflucht ſey / wer nicht alle Wort dieſes Geſetzes erfuͤllet / daß er darnach thu / Deut. 27. v. 26. Vnd aber vnſer eigenDeut. 27. v. 26. Hertz vns vberzeuget / wir habens nicht gethan / eim Men - ſchen / der keinen Troſt findet / offt / wegen einer zum anſe - hen geringer Suͤnde / ſo Angſt vnd Bang wird / daß er fuͤr Angſt nicht zu bleiben weis / ſondern manchmal jhm ſelber Leid thut / wie wir denn deſſen an Saul / 1. Sam. 31. v. 5. A -1. Sam. 31. v. 5. chitophel / 2. Sam. 17. v. 23. Juda / Matth. 27. v. 5. vnd an -2. Sam. 17. v. 23. Matth. 27. v. 5. dern / klare Exempla vnd Spiegel haben. Summa / von der Draͤwung / ſo Gott ans Geſetz gehenget hat / ruͤhrets her / das alle Menſchen / als die alle Suͤnder ſind / vnnd man - geln des Ruhms / den ſie an Gott haben ſolten / Rom. 3. v.Rom. 3. v. 23. 23. Wo nicht des erſten vnd ander Todes zugleich / doch des erſten Todes / das iſt / wo nicht zeitlich vnd ewiglich zugleich / doch zeitlich allein ſterben muͤſſen: Auch die jenigen Rom. Rom. 5. v. 14. 5. v. 14. Die nicht geſuͤndiget haben mit gleicher Vbertret - tung wie Adam / das iſt / auch die fuͤr dieſer Welt / nicht aber fuͤr Gott / vnſchuͤldige Kinderlein.
Vnnd das iſt / das Paulus hie ſaget / die Krafft der2. Cor. 3. v. 7. 9. Suͤnden iſt daß Geſetz. Vnnd das er 2. Cor. 3. v. 7. 9. Das Geſetz διακονίαν τοῦ ϑανάτου καὶ τῆς κατακρίσεως nennet. Daß er auch Rom. 5. v. 13. ſchreibet: Wo kein Geſetz iſt / da achtetRom. 5. v. 13. man der Suͤnde nicht.
FWann44[42]Chriſtliche Leichpredigt.Wann dann deme alſo; Vnnd aber Erkentnuß der Suͤnden in allwege von noͤthen iſt / ſoll man Rettung / von ſelbiger / vnnd alſo vom Tode begehren: ſo muß je das Geſetz Gottes / auch dieſes Nutzes halben / vor vnnd vor in der Kirchen geprediget werden. Welche aber dadurch von Suͤnden begehren erꝛettet zu werden / oder in demſelbigen Gerechtigkeit ſuchẽ / die thun nerꝛiſcher dann nerꝛiſche. Vr - ſach; das die Suͤnde vns toͤdtet / daß macht das Geſetz: weilRom. 8. v. 3. es nemlich durchs Fleiſch geſchwaͤcht wirdt / Rom. 8. v. 3. Rom. 8. v. 3. 4. Vnd darumb bleiben wir bey deme / daß an gemeltem Ort / v. 3. 4. Der Apoſtel ſchreibt: Daß dem Geſetz vnmuͤglich war / ſintemal es durch das Fleiſch geſchwaͤchet wardt / das that Gott / vnd ſandte ſeinen Sohn in der geſtalt des ſuͤnd - lichen Fleiſches / vnnd verdampte die Suͤnde im Fleiſch durch Suͤnde / auff daß die Gerechtigkeit / vom Geſetz erfor - dert / in vns erfuͤllet wuͤrde / die wir nu nicht nach dem Flei - ſche wandeln / ſondern nach dem Geiſt.
Nach deme der Apoſtel erklaͤrt hat / was der Todt fuͤr einen Stachel habe / vnd was ſelbigen Stachel jhm wetze / oder in vns treibe / ſo ſetzt er hierauff / wie wir wider Todt / Suͤnd vnnd Hell ſiegen moͤgen. So ſpricht er aber: Aber Gott ſey danck / der vns den Sieg gibt / durch vnſern Herꝛn Jeſum Chriſt. Wir haben / will er ſagen / den Sieg / wider Todt / Suͤnd vnd Hell / vnnd das gantze Reich des Teuffels auch in dieſem Leben. Wir haben aber denſelben nicht von vns ſelber / oder von vnſerer Gerechtigkeit / Froͤmmigkeit vnd Heiligkeit: Wir haben jhn auch nicht von andern Leu - ten / weder in dieſer / noch in der zukuͤnfftigen Welt: Wir haben aber denſelben allein von Gott: Vnnd derſelbe gibtjhn45[43]Chriſtliche Leichpredigt.jhn vns: dort zwar vnd in jenem Leben / will er ſagen / voll - koͤmlich: Hie aber auch vnnd in dieſem Leben anfaͤnglich: Welches dann das tempus præſens anzeiget / auff maß vnd weiß beydes Orhts / davon oben geſagt iſt. Der gibt jhn aber vns / ſagt er ferner / durch Jeſum Chriſt. Alſo nemlich: Da die zeit erfuͤllet war / Gal. 4. v. 4. Sandte er ſeinen Sohn /Gal. 4. v. 4. geboren von eim Weibe / vnd vnter das Geſetz gethan / auff daß er die ſo vnterm Geſetz waren erloͤſete / vñ wir die Kind - ſchafft empfiengen. Der hat vns nu vom Fluch des Ge -Gal. 3. v. 13. ſetzes erloͤſet / da er ward ein Fluch fuͤr vns / Galat. 3. Weil er auch fuͤr vns zur Suͤnde gemacht iſt: So ſind wir in jhm die Gerechtigkeit / die fuͤr Gott gilt / 2. Cor. 5. v. 21. Sind wir2. Cor. 5. v. 21. aber gerecht / ſo hat der Todt keine Macht an vns. Dann der Todt iſt der Suͤnden Sold / Rom. 6. v. 23. Hat der TodRom. 9. v. 23. keine macht an vns / ſo hat auch der / der Heb. 2. verſ. 14. DesHeb. 2. v. 14 Todes Gewalt hatte / das iſt der Teuffel vnnd ſein gantzes verdamptes helliſches Reich / ſein Recht an vns verlohren. Ja da er gewaltiglich von todten erſtanden iſt: Da hat er nicht allein fuͤr ſich / als fuͤr das Haupt / Eph. 5. v. 23. 1. Cor.Eph. 5. v. 23. 1. Cor. 11. v. 3. 11. v. 3. Sondern auch fuͤr die / ſo ſich an jhn wuͤrden halten / als fuͤr ſeinen Leib / jhme / vnd allen ſeinen vnd vnſern Fein - den den Sieg abgejaget. Vnd darumb ſetzt der heilige Apo - ſtel hinzu: Gott gibt vns den Sieg / durch Jeſum Chriſt vn - ſern Herꝛn. So fern wir vns nemlich ſein vnd ſeines Siegs mit Glauben annemen vnd troͤſten: Vnd ſo fern wir vns denſelben appliciren vnd zueignen: Nicht mehr ſprechende / dann:
Es kan aber der heilige Apoſtel dieſer hohen vnd groſſen Gnade / ſo vns Gott durch ſeinen Sohn vnſern Herrn erzeiget hat vnnd erzeigen wird / ohne ſonderlicher Danck - barkeit anzeigung nicht gedencken. Vnnd darumb ſetzt erRom. 7. v. 25 zugleich hinzu: Gott ſey danck. Allerdings wie er auch zum Rom. 7. v. 25. thut. Dann nach dem er ſelbiges Orhts gantz ſehnlich geklagt hatte: Jch elender Menſch / wer wird mich erꝛetten von dem Leibe dieſes Todes? ſpricht er darbey: Jch dancke Gott durch Jeſum Chriſt vnſern Herrn. Vnd das iſt ſo auch das dritte.
Dabey wir dann kuͤrtzlich / zum beſchluß / zu behalten haben / daß wir wider Todt / Suͤnde / Hell / vnd das gantze verdampte Reich des Teuffels einen Sieg haben: Daß wir aber denſelbigen auß Gottes Gabe durch Jeſum Chri - ſtum vnſern Herrn haben.
Sind aber obgedachte Feinde vberwunden; Alſo nemlich vnd dermaſſen / daß ſie zwar noch leben / vnnd aber doch nicht ſchaden koͤnnen wie vor; Wie ein Feind auffs Haupt erlegt / vnd doch beym Leben gelaſſen wird: So ha - ben wir vns fuͤr jhnen nicht mehr zu fuͤrchten.
Kompt demnach / liebes Hertz / der Todt / vnnd will dich freſſen; Koͤmpt die Suͤnde / vnnd mit derſelben dasGeſetz47[45]Chriſtliche Leichpredigt.Geſetz / vnnd will dich verdammen; ſperꝛet die Helle jhren Rachen wider dich auff / vnd will dich verſchlingen ſo ſoltu denſelben alſo antworten lernen: Jch weiß je wohl / daß ich ein Suͤnder bin / vnd mit Suͤnden den Todt vnnd die Helle verdienet hette. Aber weiſtu Todt / daß du Chriſtum Je - ſum gefreſſen haſt / do du zu jhm als zu Gottes Sohn / vnnd zu eim heiligen Menſchen kein Recht hatteſt? Weiſtu Ge - ſetz / daß du jhn vnſchuͤldiglich verflucht vnd verdampt haſt? Weiſtu Hell / daß du jhn wider recht angegriffen haſt? Wiſt jhr dann nicht alle miteinander / wie er euch vberwunden hat? Nun wolan / was jhr an jhm geuͤbt habt / vnnd wie er euch ſolches bezahlet / daß hat er alles mir frey eigen ge - ſchenckt / als der ich in ſeinem Blut / vnnd auff ſeinen Sieg getaufft bin? Vnd mit allen ſeinen Guͤtern bekleidet: Der - maſſen / daß jhr an mir keine Macht ſolt haben: Sondern mich vnangefochten vnd vnverklagt laſſen: Do jhr mich gleich auch / nach dem Fleiſch angreiffet vnd freſſet / daß jhr doch nichts anders als ewern eigenen Stachel an mir freſ - ſen / vnd daran erworgen werdet. Derowegen ſo geſtehe ich euch keiner Klage noch Rechtes wider mich. Seyd jhr aber je boͤſe: ſo reibet euch noch eins an Chriſtum Jeſum: Was gilts / jhr werdet wider anlauffen? Das hieſſe alſo recht des Todes / der Suͤnden / vnd der Hellen Bitterkeit vertrieben / 1. Sam. 15. v. 32. Mit dem Siege / der durch Chriſtum Je -1. Sam. 15. v. 32. ſum erhalten iſt.
Hat aber derſelbe dieſen Sieg erhalten / vnnd hat jhn vns / ſo fern wir an jhn vnſern Herrn vns halten / erhal - ten: ſo folget / daß kein Menſch / entweder durch ſelbs er - wehlte / oder auch durch von Gott gebottene Werck / Todt /F iijSuͤnd48[46]Chriſtliche Leichpredigt.Suͤnd vnd Helle vberwinden koͤnne. Dann der keines heiſ - ſet Jeſus Chriſt. Wo bleibt dann der Juͤden jhre Beſchnei - dung? Der Tuͤrcken / vnd aller Werckheiligen jhre Froͤm - migkeit? Der Papiſten jhr Roſenkraͤntz beten / jhr Allmo - ſen geben / jhr Heiligen anruffen / jhr Meß ſtifften / jhr Ab - laß kauffen / jhr Walfahrt lauffen / vnnd was deß Narꝛen - werckes mehr iſt / dadurch ſie jhnen ſelbs vnnd andern dieſen Sieg zu erhalten gedencken? Alle pflantzen / ſagt der HerrMatth. 15. v. 13. Matth. 15. v. 13. Die mein Himliſcher Vatter nicht pflan -Matth. 15. v. 14. tzet / die werden außgereut. Vnd verſ. 14. Laſt ſie fahren / ſie ſind blind vnd blinde Leiter. Wann aber ein Blinder den an - dern leitet / ſo werden ſie alle beyde in die Gruben fallen. Es folget auch hierauß / daß wir dieſes Siegs nicht anders dann durch Glauben theilhafft werden. Dann der allein nent Jeſum Chriſt ſeinen Herrn. Daß demnach die Lehr vom alleinſeeligmachenden Glauben vom Pabſt vnd ſeinem An - hang verworffen vnd verdampt wird: Das iſt wider Pau - lum hie / vnd wider die gantze heilige Schrifft. Drumb ſich Chriſten billich fuͤr demſelben geſchmeiß huͤten ſollen.
Gibt vns ferner Gott durch Jeſum Chriſtum vnſern Herrn dieſen Sieg: ſo iſt er abermal vnverdienet. Es ſoll aber dieſe vnverdiente Gnad vnd Barmhertzigkeit vns alle miteinander anmahnen / daß wir / dem Exempel Pauli nach / Gotte vnnd ſeinem lieben Sohn Jeſu Chriſto / von Hertzen dafuͤr Danck ſagen: Nicht allein mit Worten / ſondern auch von Hertzen / vnd Matth. 5. v. 16. in allem vn - ſerm thun vnd laſſen. Wir haben auch an demſelben / wie ſchwach wir auch an vnd vor vns ſelber ſind / gantz vnd gar nicht zu zweiffeln: Sondern vns deſſelben ſo gewiß zu troͤ -ſten /49[47]Chriſtliche Leichpredigt.ſten / ſo gewiß Gott iſt / vnnd ſo gewiß wir Jeſum Chriſt / in welchem allein heil iſt / Act. 4. v. 12. fuͤr vnſern Herrn er -Act. 4. v. 12 kennen vnd halten.
Helffe er der fromme Gott / durch Jeſum Chriſt vn - ſern Herren / daß wir auff dieſen Sieg mit Fried vnnd Frewd dermal eins hinfahren: vnd endlich denſelben auch an vnſerm Leib ſehen vnd erfahren.
So haben wir nu / jhr meine Gelibten im Herrn / vnſere vorgenommene Materiam verhoffentlich zur gnuͤ - ge tractirt vnnd erklaͤret. Es werden aber die Chriſtlichen Leichpredigten ſonderlich zweyer Vrſachen halben ange - ſtellet vnd gehalten. Erſtlich zwar vnnd fuͤrnemlich vmb der Lebendigen willen: Dann auch wegen der Verſtorbe - nen vnd Abgeleibten. Dann verſtorbene Chriſtliche Per - ſonen / vnd die jenigen pflegt man zu loben / vnd jhnen ſchoͤ - ne. exequias, auch offtermals parentalia anzuordnen / die in hohem Standt vnnd groſſen Anſehen geweſen / ſich auch vmb Kirch vnnd Schul wohl verdienet / wie David ſei - nem lieben Schwagern vnnd vertrawten Brudern Jona -2. Sam. 1. v. 17. 18. 19. 20 21. 22 23. 24. 25. 26. 27. thæ / 2. Sam. 1. verſ. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. Sonderlich / auch der heilige Prophet Jeremias dem Gottſeeligen Koͤnige Joſiæ mit dem gantzen Jſraͤel ein herꝛlich Klag vnd Trawerlied gehalten / 2. Par. 35. v. 25. 2. Par. 35. v. 25. Dergleichen Klag vnnd Ruhm andern mehr begegnet / Jerem. 22. v. 18. Vnd weil dann ſolch Klagen vnnd ge -Jerem. 22. v. 18. buͤhrliches Lob vnd Ruhm / bey Chriſtlichen ehrlichen / of - fentlichen Begraͤbnuſſen am fuͤgligſten geſchehen kan / ſo werden auch die Leichpredigten vmb der Verſtorbenen willen angeordnet. Derowegen ſo wollen wir nun dieſemzu50[48]Chriſtliche Leichpredigt.zu folge vnſerer verſtorbenen vnnd in Gott ruhenden Ma - tronen / der weiland Edlen vieltugentreichen Frawen Margarethen Steinsdoͤrfferin / mit wenigem / weil ich ſonſten nicht gerne viel perſonalia in meinen Leichpredig - ten tractire / erwehnung thun.
So iſt nun dieſelbe in dieſe truͤb muͤhſelige Welt gebo - ren worden zu Haberspirck / im 1568. Jahr nach Chriſti vnſers erloͤſers vnnd ſeeligmachers Geburt / von Adelichen ehrlichen Eltern. Jhr Herꝛ Vatter iſt geweſen / der Edle / Geſtrenge vnd Ehrnveſte Herꝛ Adam Stoltz von Simbs - dorff auff Haberspirck / ꝛc. Jhre Fraw Mutter aber / die weiland Edle Ehrentugentreiche Fraw Anna / eine gebor - ne von Kotzaw. Von dieſen jhren Adelichen Eltern hat vnſere verſtorbene Fraw Steinsdoͤrfferin nicht allein jhren loͤblichen Standt vnnd Adel ererbet: ſondern auch durch derſelben befoͤrderung den rechten beſtendigen ewigen Adel vberkommen / in dem ſie durch das tewre Blut Jeſu Chriſti recht geadelt vud geheiliget / dem Herrn Chriſto / dem le - bendigen Weinſtock incorporiret vnd in der heiligen Tauffe einverleibet iſt worden: Hat alſo dem Herrn Chriſtum / den Rock des Heils / das ſchoͤne Ehrenkleyd mit aller ſeiner Vnſchuldt / Heiligkeit vnnd Gerechtigkeit angezogen / ſich mit jhm verbruͤdert / vnd hat den groſſen Gott zum Vatter / Chriſtum zum Bruder / den heiligen Geiſt zum Troͤſter vnd Beyſtandt bekommen. Von jhren Kindlichen Tagen iſt ſie trewlich vnd wol in Gottes Furcht bey jhrem Catechiſ - mo erzogen / vnd zu allen Adelichen Tugenden gewehnet worden / darinnen ſie als ein helles ſchoͤnes Liecht geleuch - tet vnd geſchimmert. Dann es heiſt recht wie jener ſagt:
Nobilis51[49]Chriſtliche Leichpredigt.Anno 1584. im 16. Jahr jhres Alters hat ſie ſich nach ſchickung des Allmaͤchtigen / auß Rath vnd Gutachten jh - rer Freunde in den Eheſtandt begeben zu dem weiland Edlen Geſtrengen vnnd Ehrnveſten Herrn Caſpar Steinsdoͤrfern von Steinsdorf auff Meretittz vnnd Doͤltſch ſeeliger Gedechtnuß / welcher ein rechtes Adeliches auffrichtiges Hertz gehabt / vnnd ein trewer Prieſterfreundt geweſen iſt. Dieſem jhrem allerliebſten Herꝛn vnnd Ehege - mahl hat ſie in die 32. Jahr zuͤchtig vnd keuſch beygewonet / jhn hertzlich geliebet / jhn / wie Sara jhren Abraham / fuͤr jhren Herꝛn erkandt / alles was jhm lieb geweſt / vnd ſie jhme an den Augen angeſehen willig / gerne vnd mit groſſer Luſt vnd Frewde gethan. Hat auch durch Gottes Segen / dann Kinder ſind eine Gab des hoͤchſten / vnnd Leibsfrucht iſt ein Geſchenck / wie der 127. Pſalm. v. 3. redt / Soͤhne vnndPſal. 127. v. 3. Toͤchter erzeuget / welche noch zur zeit am Leben ſind. Er - ſtreckt ſich alſo jhr gantzes Alter auff 48. Jahr.
Wie ſie aber in warer Gottesfurcht vnd Gottſeligkeit in jhrer Jugendt aufferzogen iſt worden / alſo hat ſie zu dem allein lebendig vnd ſeeligmachenden Wort je vnnd allweg beſondere groſſe Luſt vnd Liebe getragen / daſſelbe mit gna - denhungerigem Hertzen vnd Geiſtduͤrſtigem Gewiſſen offt vnnd gerne gehoͤrt / darauß Gottesfurcht / Liebe / vertrawen vnnd andere Chriſtliche Tugenden gelernet / hat gerne die heilige Schrifft vnnd andere Gottſelige Buͤcher geleſen / auß denſelben Frag vnd Antwort zu geben gewuſt: VnndGweil25[50]Chriſtliche Leichpredigt.Rom. 3. v. 23. weil alle Menſchen Suͤnder ſind / Rom. 3. v. 23. Hat ſie ſich vngeſchewt fuͤr eine gebrechliche Suͤnderin erkant / auch offt vnnd vielmals zu ſterckung jhres ſchwachen Glaubens des ſichtbaren Gnadenzeichen des heiligen Abendmals vn - ſers Herrn Chriſti gebraucht. Ja kuͤrtzlich davon zu re - den / ſo iſt ſie eine hertzliche Liebhaberin des heiligen Evan - gelij geweſen / wie ſie dann daſſelbe auch etlicher maſſen darmit dargethan / in dem ſie nicht allein die Kirch zu Goß - law / darinnen ſie jhres Gottesdienſts gepflogen / ſondern auch vnſere Kirch allhie mit etlichen Ornaten geziert / wie am Altar vnd Tauffſtein gegenwertig zuſehen iſt.
Nach der Lieb aber die ſie gegen Gott vnd ſeinem Wort getragen / hat ſie auch jhren Nechſten geliebet / jhre Vnter - thanen trewlich gemeinet / jederman gerne vnnd mildiglich / ſonderlich aber armen / krancken vnnd gebrechlichen Leuten mit Rath vnnd That / wie jhr jederman deſſen warhafftes Zeugnuß gibt / gerahten vnnd geholffen / der VermahnungCol. 3. v. 12. 14. des Apoſtels nach / Coloſſ. 3. v. 12. 14. zihet an / als die außer - wehlten Gottes Heiligen vnd Geliebten / hertzliches erbar - men. Vber das alles aber zihet an die Liebe / welche iſt das Band der Vollkommenheit. Da iſt ein recht rein / keuſch / zuͤchtig Hertz geweſen. Sie hat ob aller Vnzucht vnd Bu - berey abſchew getragen: einen reinen zuͤchtigen Mund ge - habt / ſich aller leichfertigen Wort vnd Geberden enthalten: ſie hat niemand verachtet / oder ſich jemand zu gut geduͤnckt / arme Leute hat ſie gerne angehoͤrt / zur Suͤhne allwege ge -1. Sam. 25. v. 24. rathen / wie die Abigail / 1. Sam. 25. v. 24. Vnd Monica die Mutter Auguſtini. Jn der Haußhaltung iſt ſie eine kluge vnd fleiſſige Haußhalterin geweſen / allerdings wie Salo -mon53[51]Chriſtliche Leichpredigt.mon ein tugendſam Weib beſchreibet / Prov. 31. v. 10. 11. 12.Prov. 31. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.
Weil ſie aber ein lebendiges Glied Chriſti geweſen / hat ſie auch die Mahlzeichen Chriſti an jhrem Leibe getragen / vnnd ſich jederzeit mit Gottes Wort hertzlich zu troͤſten ge - wuſt. Sonderlich in jhrer Schwachheit hat ſie niemals das geringſte Zeichen einiger vngedult von ſich mercken laſſen / ſondern vnſerm lieben Gott im Creutz ſtill gehalten / darin - nen jhren Glauben leuchten vnd herfuͤr blicken laſſen. Will anderer jhrer Tugenden / weil ſie euch alle bekandt vnnd am Tag / kuͤrtz halben geſchweigen.
Wie ſie nun ein Chriſtliches Leben vnd Wandel gefuͤrt / alſo hat ſie auch ein ſeeligs Ende genommen / vnnd iſt den 24. Auguſt. zwiſchen 9. vnd 10. Vhr vor Mittag / mit warerAuguſtinus Anruffung Gottes in Chriſto ſeliglich entſchlaffen / intra brachia ſaluatoris noſtri Jeſu Chriſti / wie der alte Kirchen - lehrer Auguſtinus redt. Darumb iſt kein zweiffel / ſie iſt / ver - moͤge der Verheiſſung Chriſti / durch den Tod hindurch ge - drungen in das ewige Leben / Joh. 5. v. 24. Hat die Kron desIoh. 5. v. 24. Lebens empfangen / Apoc. 2. v. 10. Jhre Seele iſt in GottesAp. 2. v. 10. Hand / Sap. 3. v. 1. Da ſie keine Qual beruͤhrt / da ſie fuͤr dẽSap. 3. v. 1. kuͤnfftigen Vngluͤck hinweg geriſſen / Eſ. 26. v. vit. vnd mitEſa. 26. v. vlt. des Lazari Seel / Luc. 16. verſ. 25. Getroͤſtet vnnd erfrewetLuc. 16. v. 25. wird / biß an den juͤngſten Tag / da Chriſtus der Ertzhertzog des Lebens jhren vnnd aller im Herꝛn entſchlaffener Leibe von der Erden aufferwecken / Leib vnnd Seel miteinander wider vereinigen / ſeinem verklaͤrten Leib ehnlich machen /G ijPhil. 3.54[52]Chriſtliche Leichpredigt.Phil. 3. v. 21. Vnd die ewige vnaußſprechliche Frewd vnnd Seeligkeit mit allen außerwehlten transferiren vnd verſe - tzen wird.
Das goͤnnen vnd wuͤndſchen wir jhr / als vnſerer im Herꝛn entſchlaffener geliebten Mitchriſten / von Hertzen / vnd bitten daneben den lieben Gott / als einen Gott des Tro - ſtes vnd Vatter aller Barmhertzigkeit / er wolle die hinter - laſſenen Freunde / ſo dieſes Todesfall halben Leid tragen vnd bekuͤmmert ſeyn / troͤſten / ſtercken / vnnd gnediglich be - wahren. Vns auch allen zugleich ſeine Gnade verleihen je - derzeit zubedencken / daß wir auch ſterben muͤſſen / Pſalm. 90. v. 12. Vnd vnſer Leben ein Ende vnnd gewiß Ziel hat / auch vnſere Tag nur einer Hand breit ſeyn / Pſal. 39. v. 5. 6. Auff daß wir klug werden: Vnd dann vnſer Leben vnndPſ 90. v. 12. Wandel jederzeit ſo anſtellen / daß auff ein Chriſtliches Le - ben auch ein ſeeliges End erfolge / vnnd wir dort an jenemPſ. 39. v. 5. 6. Tage an ſtat dieſes zeitlichen / nichtigen / fluͤchtigen vnd ver - genglichen Lebens zum ewigen frewdenreichen Leben durch Chriſtum vnſern hochverdienten Jmmanuel moͤgen auff - erweckt werden: Welchem mit dem Vatter vnnd hei - ligem Geiſt ſey Lob / Ehr vnd Preiß geſagt von nun an biß zu ewigen zeiten. AMEN.
FINIS.
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Fraktur
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