PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Eine Chriſtliche Leichpredigt /
Bey dem Begraͤbnuͤß des weiland Geſtrengen / Edlen vnd Ehrenvheſten Hanſen außm Winckel / Erbſaſſen auff Schiraw vnd Moeſt / Welcher den 5. Januarii des 1612. Jahres / fruͤe zwiſchen 6. vnd 7. Vhr / ſeliglich im HErꝛn entſchlaffen / vnd hernachmals / den 30. Januarii, zu Schiraw mit Chriſtlichen Ceremonien Adelich zur Er - den beſtattet worden.
Leipzig/Typis Lambergianis, Gedruckt beyJohann Gluͤck/ Jm Jahr1615.
[2][3]

Dem Ehrwürdi - gen / Auch Edlen / Geſtrengen vnd Ehrnvheſten Junckern:

  • Gottfried / Canonico zu Merſeburg /
  • Hans Adolff / Fuͤrſtlichen Anhaltiſchen Hauptman[n]zu Plotzſchken /
  • Chriſtoff Rudolff / Churf. S. Durch - lauchtigkeit Kammer Juncker /
  • Hans Ernſt /
  • Curath Ditterich /
  • Otto Heinrich /
  • Hans Goͤrge /

Gebruͤdern / außm Winckel / auff Schiraw vnd Moeſt. Vnd denen auch Edlen / Geſtrengen vñ vieltugendreichen Fraw - en MARIEN / geborne von Walwirtz / Hanſen außm Winckel / S. hinderlaſſener Witwen zu Schiraw. Vnd Fraw SABINEN / geborne außm Winckel / des Ed - len / Geſtrengen vnd Ehrenvheſten Junckers Volraht Rauchhaupts auff dem hohen Thurm / ehelichen Haußfrawen. Vnd vieltugentſamẽ Jungfrawen MAGDALENEN / Hanſen außm Winckel S. hinderlaſſenen Tochter. Wuͤnſche ich von Gott dem Allmaͤchtigen reichen Troſt vnd alle ſelige Wolfahrt an Leib vnd Seel / durch Chriſtum Jeſum / Amen.

A ijEhrwuͤr -[4]Vorrede.

EHrwuͤrdiger / Auch Edele / Geſtrenge vnd Ehrenvheſte Junckern: Auch Edele / viel Tu - gendreiche / in gebuͤr guͤnſtige Frawen / vnd Jung - fraw: Wie gar elend / nichtig vnd vergenglich das Menſchliche Leben ſey / werden wir / neben der taͤg - lichen Erfahrung / auch aus Gottes Wort offt vnd viel erinnert / ſonderlich aber in LeichPredigten / welche fuͤrnemlich dahin ge - richtet ſeyn / daß wir lernen der Welt abſterben / vnd vns zu einem Chriſtlichen vnd ſeligen Abſchied aus dieſem Leben / zum ewigen / himli[ſ]chen / gelobten Vaterlande / bereiten vnd ſchicken / ꝛc.

Wie aber ſolche Zubereitung geſchehen ſol / habe ich bey dem Begraͤbniß des weilend Edlen, Geſtrengen vnd Ehꝛnveſten Han - ſen außm Winckel / Ew. Ehrw. Edl. Geſtr. Herrn Vater / vñ auch Ew. Edlen Tugenden vielgeliebten Junckern vnd Herꝛn Vatern S. auff ſchrifftliches erſuchen vnd begeren / in gehaltener Leich - Predigt / kuͤrtzlichen vnd einfeltig / aus Gottes Wort tractiret vnd erklaͤret. Ob nu wol ich niemals geſinnet geweſen / ſolche zu pub〈…〉〈…〉 ren / ſintemal ich mir meiner Wenigkeit gar wol bewuſt: dennoch / weil vmb publicirung derſelben / nicht allein muͤndlich / ſondern auch ſchrifftlich / zu vnterſchiedlichen malen ich erſucht worden / als habe ich endlichẽ die ſelbige im Namen Gottes / ſo gut ſie der Allmaͤchtige damals beſcheret / zum Druck verfertiget / ꝛc.

Vberſende demnach ſolche Ew. Ehrw. Edel Geſt. vnd Edeln Tugenden / mit hertzlichem Wunſch / Gott der Allmaͤchtige wolle ſeinem Wort krafft verleihen / daß es bey guthertzigen Chriſten viel nutz vnd frucht ſchaffen moͤge / ꝛc.

Demſelben getrewen Gott vnd Vater / thue ich Ew Ehrw. Edel Geſt. vnd Edlen Tugenden / ſampt allen den jhrigen / in ſei - nen vaͤterlichen Schutz vnd Bewahrung trewlich empfelen / ꝛc. Geben in

E. Ehrw. Ed. Geſt. vnd Ed. Tug. Dienſtw. M. Paulus Klein Pfarrer vnd Su - perintendens daſelbſt.

TEX -[5]Chriſtliche Leichpredigt.

TEXTUS

(Aus dem Evangelio Johannis / des drit - ten Capitels:)
Alſo hat Gott die Welt geliebet / daß er ſeinen eingebornen Sohn gab / Auff daß alle / die an jhn gleuben / nicht verlohren werden / ſondern das ewige Leben haben.

Außlegung.

GEliebten vnd Außerwehlten in Chriſto Jeſu / Man lieſet von dem loͤblichen Potentaten vnd Keyſer Fri - derico, dem Dritten dieſes Namens / als er ein mal gefraget worden / was doch ſum - mum bonum oder das hoͤchſte Gut were / dar - nach ein Menſch fuͤr allen dingen trachten ſolte? Hat er zur Antwort geben: Wol oder ſelig ſter - ben / ꝛc.

Solches koͤmmet der Welt vnd denen / die nur jrꝛdiſch geſinnet ſeyn / gantz vngereimet fuͤr / denn ſie gleuben nicht / daß ein ander Leben nachA iijdieſem[6]Chriſtliche Leichpredigt. dieſem Leben ſey / inmaſſen das Buch der Weiß -Sap. 2. v. 1. heit im 2. cap. bezeuget / vnd ſagt: Es ſind rohe Leute / die daſagen / Es iſt ein kurtz vnd muͤheſe - lig ding vmb vnſer Leben / vnd wenn ein Menſch dahin iſt / ſo iſt es gar mit jhm aus: So weis man keinen nicht / der aus der Hellen wiederkom - men / Ohne gefehrde ſind wir geboren / ohne ge - fehrde ſahren wir dahin / als weren wir nie hier geweſen / ꝛc. Darumb ſo ſetzen ſie auch jhr ſum - mum bonum, jhr hoͤchſtes Gut / auff zeitliche Wolluſt / Pracht vnd Hoffart / vnd ſagen: Wol - her / nu laſſet vns wolleben / weil es da iſt / vnd vn - ſers Leibes gebrauchen / weil er noch jung iſt / wir wollen vns mit dem beſten Wein vnd Salben fuͤllen / vnd vnſer keiner laſſe es jhm fehlen mit prangen / daß man allenthalben ſpuͤren moͤge / wo wir froͤlich geweſen ſeyn / wir haben doch nichts mehr denn das / ꝛc.

Gleubige Chriſten aber / die halten einen ſeligen Abſchied aus dieſer Welt / fuͤr jhr hoͤch -Apocal. 1〈…〉〈…〉. ſtes Gut / denn ſie wiſſen / daß die in dem HErrn ſterben / ſind ſelig von nun an / ꝛc. Nach dem Lei -Eſai. 26. be zwar ligen ſie in jhren Schlaffkaͤm̃erlein / vnd ruhen aus von aller Muͤhe vnd Arbeit / biß anjuͤng -[7]Chriſtliche Leichpredigt. juͤngſten Tag: Nach der Seelen aber ſind ſie inSapient. 3. Gottes Hand / keine Qualruͤhret ſie: Am juͤng - ſten Tage wird Leib vnd Seel wiederumb mit einander vereiniget / vnd werden dem HErrn1. Theſſ. 4. 17 Jeſu Chriſto entgegen kommen / ſtets bey jhm ſeyn / Gott anſchawen von Angeſicht / vnd Freu -1. Cor. 13. 12. de haben die fuͤlle / vñ liebliches Weſen zur Rech -Pſal. 16. ten Gottes jmmer vnd ewiglich / ꝛc. Wenn dage - gen alle Gottloſe / Vngleubige vnd Vnbußferti - ge / die wie das Viehe in Tag hinein leben / Pſal. Pſal. 49. v. 2149. werden von Gottes Angeſichte verſtoſſen2. Theſſal. 1. werden / Pein vnd Qual leiden / das ewige ver - derben vom Angeſicht des Herrn vnd von ſeiner herrlichen Macht / 2. Theſſal. 1.

Demnach ſo haben Gottſelige Hertzen al - lezeit von Gott gebeten / Er wolle ſie die ſelige Sterbekunſt lehren / ꝛc. inmaſſen ſonderlich ge - than haben die hoͤchſten zwey Propheten Moi - ſes vnd David / denn ſo ſpricht David / Pſal. 39. Herr lehre mich doch / daß es ein ende mit mir haben muß / vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon muß / ꝛc. Vnd der Mann Gottes Moi - ſes betet gleicher geſtalt / Pſal. 90. Herr lehrePſal. 90. v. 12 vns bedencken / daß wir ſterben muͤſſen / auff daßwir[8]Chriſtliche Leichpredigt. wir klug werden / ꝛc. Mit weichen worten denn der Mann Gottes zu verſtehen gibt / das ſey die hoͤchſte Klugheit / wol vnd ſelig ſterben.

Wie aber ſolches geſchehen moͤge / kan vns niemand beſſer lehren / als Chriſtus Jeſus / der Doctor mit der gelehrten Zungen / Eſa. 50. der ſelbſt in des Todes Rachen geſtecket / vnd iſt ver - ſuchet worden durchaus wie wir / auff daß er vns in vnſern Verſuchungen koͤnte zu huͤlffe kommen / Ebr. 2. 5.

Derſelbe faſſet ſolches alles fein rund vnd kurtz zuſammen / vnd mahlet es vns gleich fuͤr auff ein Taͤffelein / in verleſenem Spruͤchlein / Alſo hat Gott die Welt geliebet / ꝛc. Vnd weil dieſer vnſer geliebter / nunmehr in Gott ſe - lig ruhender Juncker Hans außm Winckel / in ſeinem Serbſtuͤndlein dieſes Spruͤchlein fuͤr andern / jhme zum Troſt / Sieg vnd[]berwin - dung des Todes / wol eingebildet / ſo habe ich auch mir ſolches zu fuͤrhabender Leichpredigt / fuͤr andern belieben laſſen. Vnd wollen dem nach auff dißmal aus demſelben / in der Furcht Gottes / kuͤrtzlich vnd einfeltig mit einander be - trachten dieſes einige Puͤnctlein:

Worin -[9]Chriſtliche Leichpredigt.

Worinnen doch die rechte vnd ſelige Ster -Propoſitio. bekunſt ſtehe / nemlich in dieſen fuͤnff nachfolgenden Puͤnctlein / als

  • 1. Erſtlich / in erkentnis vnſers Jammers
    1.
    vnd Elendes.
  • 2. Fuͤrs andere / in betrachtung der vnauß -
    2.
    ſprechlichen Liebe Gottes gegen vns.
  • 3. Fuͤrs dritte / in betrachtung des thewren
    3.
    Verdienſts Jeſu Chriſti.
  • 4. Fuͤrs vierdte / in betrachtung der Wol -
    4.
    thaten / ſo vns der Sohn Gottes erworben hat.
  • 5. Vnd denn / daß man ſolches alles mit
    5.
    warem Glauben ergreiffe vnd jhm zueigene.

Vnſer lieber GOtt wolle vns beyderſeits hierzu ſeine Gnade / Krafft vnd Beyſtand des heiligen Geiſtes verleihen / vmb Chriſti Jeſu willen / daß wirs mit nutz vnd frucht handeln vnd anhoͤren moͤgen / Amen.

Erklaͤrung.

ES haben die Menſchenkinder von einer zeit zu der andern / ſo wol auſſer als in der Kirchen Gottes / mancherley mit - tel vnd wege geſuchet / dadurch ſie vermeinet ei -Bnen[10]Chriſtliche Leichpredigt. nen ſolchen Abſchied aus dieſer Welt zu nemen / auffwelchen jhnen hernach ewig wol ſeyn moͤch - te / ꝛc. Die vernuͤnfftigen Heyden / die gegleubet haben / daß die Seele des Menſchen vnſterblich ſey / haben die rechte Sterbekunſt geſetzet auff euſſerliche Tugend vnd Erbarkeit / ꝛc. Die Juͤ - den zu Chriſti zeiten / ſuchten die rechte Sterbe - kunſt in den Wercken des Geſetzes: Die heuti - gen Juͤden ſuchen die in jhrem Thalmud. Der Tuͤrck wil die rechte Sterbekunſt lernen aus ſei - nem Alcoran. Die Muͤnche vnd Nonnen ſuchen ſie im Kloſterleben / vnd kloͤſterlichem Gehorſam vnd Regeln. Der Pabſt hat mancherley mittel vnd wege ertichtet / dadurch er vermeinet die Menſchen zum ſeligen Abſchiede zu befoͤrdern / wie vnter andern extrema unctio, die letzte Sal - bung iſt. Aber ſolches alles ſind Menſchenfuͤnd - lein / Menſchenpflantzen / von welchen ChriſtusMatth. 15. ſaget Matth. 15. daß ſein himliſcher Vater ſolche werde außrotten. Wir aber ſollen Gottes Wort vnſerer Fuͤſſe Leuchte ſeyn laſſen / wie Da - vid lehret Pſal. 119.

Denn daſſelbe weiſet vns hin vnd wieder / ſonderlich in verleſenem Spruͤchlein / fein hellvnd[11]Chriſtliche Leichpredigt. vnd klar / was zur rechten Sterbekunſt gehoͤ - re / als nemlich:

I. Daß ein Menſch erſtlich erkenne / in was Jammer vnd Elend er von Natur ſtecke / ſolches deutet vns der HErꝛ Chꝛiſtus hier an mit zwey - en woͤrtlein / als mit dem woͤrtlein VVelt: vnd mit dem woͤrtlein Verloren ſeyn. Was an -I. langet das woͤrtlein VVelt / ſo wird hier durchMundus quid? daſſelbe verſtanden das gantze Menſchliche Ge - ſchlecht / oder alle Menſchen / wie ſie in dieſe Welt geboren werden / von denen der Apoſtel vnd Evangeliſt Johannes ſagt / daß ſie alle im argen1. Iohan. [5]. ligen / vnd Paulus ſagt: Sie mangeln alle des Ruhms / den ſie fuͤr Gott haben ſollen / Rom. 3.

Solche Verderbung iſt auff vns geerbet durch den Fall vnſerer erſten Eltern Adams vnd Evæ / durch welche die Suͤnde iſt in die WeltRom. 5. v. 12 kommen / Rom. 5. vnd vns alſo zugerichtet / daß wir ſind worden Kinder des Zorns von Natur / Epheſ. 2. vnd in Suͤnden empfangen vnd ge - boren / Pſal. 51. vnd haben die Suͤnde eingeſof - fen wie Waſſer / Job 15. do iſt kein einiger zu fin - den / der rein were von Suͤnden / Job 14. Denn belangend all vnſer Verſtaͤndniß / Hertz / MuͤheB ijvnd[12]Chriſtliche Leichpredigt. vnd Sinn / ꝛc. ſo haben wir zerruͤttete Sinn / 1. Timoth. 6. Vnſer Hertz iſt trotzig vnd verzagt / Jerem. 17. do iſt keine furcht noch vertrawen auff Gott / Rom. 3. alles tichten vnd trachten der Menſchlichen Hertzen / iſt jmmerdar verkeh - ret von jugend auff / Gen. 6. vnd 8.

Vnd was ſollen wir weiter ſagen? bey ſol - chem Erbſchaden wendet es noch nicht / ſondern aus demſelbẽ entſpringet fortan auch alle wirck - liche / vmb welcher Suͤnden allen willen / iſt nun das gantze Menſchliche Geſchlecht / dem Zorn Gottes vnd allerley zeitlichen vnd ewigen ſtraf - fen vnterworffen / wie ſolches neben heiliger goͤttlicher Schrifft / die Erfahrung vnd taͤgliche Exempel bezeugen. Denn zum Roͤmern am 5.Rom. 5. v. 18 cap. ſaget S. Paulus: Durch eines Menſchen Suͤnde / iſt die Verdamnis vber alle MenſchenGeneſ. 3. kommen / ꝛc. Vmb der Suͤnde willen ſind vnſe - re erſte Eltern aus dem Paradieß verſtoſſen. Vmb der Suͤnde willen iſt dem Menſchen die ſawre Arbeit vnd Naſenſchweiß auffgeleget. Vmb der Suͤnde willen iſt der Erdboden ver - flucht / daß er Doͤrner vnd Diſteln treget. Vmb der Suͤnde willen ſind wir allen Seuchen vndKranck -[13]Chriſtliche Leichpredigt. Kranckheiten / Armut vnd Elend vnterworffen. Vmb der Suͤnde willen ſtraffet Gott die Welt mit Peſtilentz / thewrer Zeit / Krieg vnd Blut - vergieſſen / Proverb. 28. 2. Vmb der Suͤnde wil - len fehret vnſer Leben dahin wie ein Strom / der vom Platzregen in den Thaͤlen vnd Gruͤnden zuſammen leuffet / vnd ſchnell dahin fehret wie ein Pfeil / Pſal. 90. Wir verwelcken wie eine Blume / vnd verdorren wie das Graß / Pſal. 103. Eſa. 40. Vnd das machet dein Zorn / daß wir ſo vergehen / vnd dein Grim̃ / daß wir ſo ploͤtzlich dahin muͤſſen / Denn vnſere Miſſethat ſtelleſtu fuͤr dich / vnd vnſere vnerkante Suͤnde ins Liecht fuͤr deinem Angeſicht / ꝛc. Ja vmb der SuͤndePerditum genus hu - manum. willen iſt das gantze Menſchliche Geſchlecht verloren / vnd dem ewigen Tode vnd Ver - damnis im helliſchen Fewer vnterworffen / wie in der Offenbarung Johannis im 6. cap. ge - ſchrieben ſtehet: Dem Tode / verſtehe der Gott - loſen / folget die Helle nach. Vnd eben im ſelben Buch im 20. cap. ſpricht Johannes / daß ſolches ſey der andere Tod.

Weil denn nun / meine Geliebten / der Jam - mer / darinnen wir alle von Natur / wegen vnſe -B iijrer[14]Chriſtliche Leichpredigt. rer Suͤnden ſtecken / ſehr groß vnd vnaußſprech - lich iſt / was wil vns denn fortan gebuͤren / die wir gedencken dermaleins ſeliglich von hinnen abzuſcheiden? Nemlich / wenn der Patient ſei - ne Schwaheit nicht erkennen wil / ſo wird er des Artztes nicht groß begeren / vnd wird alſo durch ſeine Kranckheit vollend auffgeriebẽ werden / er - keñet er aber dieſelbe / deſto mehꝛ wird er ſich nach einem beruͤmbten Artzt vmbthun / daß jm durch Gottes Segen widerumb geholffen werde / ꝛc.

Vnd eben dieſes lehret vns auch weiter die -II. Dilectionis & Miſericor diæ paternę recordatio. ſes Spruͤchlein / ſo vns das andere Requiſitum an die Hand gibt / welches iſt / daß wir vns erin - nern der vnaußſprechlichen Liebe / Guͤte vnd Barmhertzigkeit Gottes / vnd ſtehet ſolches in dieſen worten / da Chriſtus ſaget / Gott hat die Welt geliebet.

Ob wol Gott / als ein gerechter Gott / aller Suͤnde von hertzen feind iſt / vnd dieſelbe ernſt -Pſal. 5. lich ſtraffet / Pſal. 5. ſo hat er ſich doch vber die Welt / die in jhꝛen Suͤnden hette verderben muͤſ - ſen / wiederumb erbarmet / vmb Chriſti willen / vnd die allerhoͤchſte Liebe an vns Menſchen be - wieſen. Denn da er billich hette ſtraffen ſollen /ſo hat[15]Chriſtliche Leichpredigt. ſo hat er wegẽ ſeines Sons / vns nicht allein die ſtraffe der ſuͤnden erlaſſen / daran wir vns denn billich gar wol hetten koͤnnen begnuͤgen laſſen: Sondern er hat auch vber das / vns noch ſo hoch geliebt / daß er aller vnſerer ſuͤnde in ſeinem Her - tzẽ vergiſt / dieſelbe in die Tieffe des Meers wirfft /Mich. 7. v. 19 vnd derſelben in ewigkeit nit mehꝛ gedencken wil.

Liebet vns nu Gott / ſo liebet vns der Herr /τεόρισμα. der alleine gut iſt / Mar. 10 v. 18. vnd von dem al - leine alle gute vnd vollkom̃ene Gaben her kom -Iacob. 1. men / Derwegen ſo kan er vns auch geben / nicht allein allerley Guͤter / die zu dieſem Leben noͤtig ſeyn: Sondern auch alle vollkommene Gaben vnd Guͤter im ewigen Leben. 2. Liebet vns Gott / ſo haben wir armen Heyden ſo wol ſeiner Liebe zu genieſſen / als die Juͤden / ſintemal bey GOtt iſt kein anſehen der Perſon / Actor. 10. 3. Liebet vns Gott / ſo liebet vns der warhafftig / der nicht liegen kan / Pſal. 30. 6. Tit. 1. v. 2. 4. Ja es liebet vns der Herr / bey dem keine verenderung iſt noch abwechſelung / Jacob. 1. Malach. 1. Jch bin GOtt / vnd verendere mich nicht. 5. Es liebet vns der Herr / der getrew iſt / bey dem kein Betrug iſt / Deut. 32. v. 4. Num.[16]Chriſtliche Leichpredigt. Num. 23. v. 19. Sehet / das iſt Liebe vber alle Liebe.

Praxis. Derwegen wenn dein Fleiſch vnd Blut / oder der Satan / dir im Sterbſtuͤndlein wil ein - bilden: Ja es mag dich Gott wol eine zeitlang lieb gehabt haben / wer weis / ob er dich noch jetzo liebet / Denn du ſiheſt / wie es bey den Menſchen iſt beſchaffen / bald lieben ſie einen / bald haſſen ſie jhn? Nein / nein / lieber Chꝛiſt / ſolche Gedancken muſtu nicht in dein Hertz kom̃en laſſen / ſondern denſelben bald wiederſtand thun mit Gottes Wort / daß bey Gott keine Falſchheit / Heuche - ley oder Betrug ſey / ſondern er iſt warhafftig / getrew vnd beſtendig in ſeiner Liebe / vnd iſt keinIohan. 13. arges in jhm. Vnd wie er vns hat geliebet von anfang / alſo wil er vns auch lieben biß ans ende.

Derwegen kanſtu dich auff die Liebe Got - tes feſte verlaſſen / auch im Sterbſtuͤndlein / vnd mit Job ſagen: Wenn mich auch gleich der Herr toͤdten wuͤrde / dennoch wil ich auff jhn hoffen / Job 13. Vnd mit dem Apoſtel S. Pau - lo: Jch bin gewiß / daß weder Tod noch Leben / weder Engel noch Fuͤrſtenthumb / noch Gewalt / weder gegenwertiges noch zukuͤnfftiges / wederhohes[17]Chriſtliche Leichpredigt. hohes noch tieffes / noch keine andere Creatur / mag vns ſcheiden von der Liebe Gottes / die in Chriſto Jeſu iſt vnſerm HErrn.

Nicht ohne vrſach / meine Geliebten / heffret Paulus Jeſum Chriſtum an die Liebe Gottes / denn eben damit wil er anzeigẽ dieſes / was auch wir / fuͤrs andere / in der Liebe Gottes fuͤr noͤtig2. achten / daß es betrachtet werde / als wer doch Gott zu ſolcher Liebe gegen vns / getrieben oder gereitzet hat? Johannes in ſeiner Canonica ſa - get / darinnen ſtehe die Liebe / nicht daß wir Gott zuvor / oder erſtlich geliebet haben / ſondern daß er vns geliebet hat / 1. Johan. 4. Vnd zwar / ſo1. Ioh. 4. v. 9 hat er vns geliebet in dem Geliebten / ehe denn der Welt Grund geleget war / Epheſ. 1.

Dieſes ſol ein Chriſt wol in acht nemen / wi -Praxis. der des Teufels Anfechtungen / Denn kan vns der Teufel nicht bereden vnd dahin bringen / daß wir im Sterbeſtuͤndlein an der Liebe Gottes zweifeln / ſondeꝛn vns ſtarck vnd feſt darauff ver - laſſen: So wil er vns dahin bringen / daß wir2. vns ſollen auff vnſere gute Werck / Froͤmmig - keit vnd Verdienſt verlaſſen / als wenn wir hie - mit Gott den Himmel vnd die ewige SeligkeitCabver -[18]Chriſtliche Leichpredigt. abverdienet hetten / Wie er dahin brachte jenen Muͤnch zu Straßburg / der ſagte: Redde mihi Deus, quod debes, Gott gib mir / was du mir ſchuͤldig biſt. Vnd der alte Matheſius in ſeiner Sarepta ſchreibet von einem Doctor zu Wien / der in agone, in Todeskampff / auch vermeinet mit ſeinen guten Wercken fuͤr Gottes Angeſicht zu beſtehen / Als er aber vermerckte / daß ſolche den ſtich nicht halten wolten / habe er endlichen ſein vertrawen einig vnd allein geſetzt auff Got - tes Liebe vnd Barmhertzigkeit / vnd geſaget: Miſerere mei Deus, Erbarm dich mein / O HEr - re Gott / durch Jeſum Chꝛiſtum / der fuͤr mich ge - creutziget iſt. Da habe er alſo bald Troſt em - pfunden / vnd ſey ſelig eingeſchlaffen.

Alſo ſollen wir auch thun im Sterbeſtuͤnd - lein / alle vnſere gute Werck / vnd was wir jemals auff Erden gutes gethan vnd außgerichtet ha - ben / beyſeits ſetzen / vnd vns alleine an Gottes grundloſe Liebe vnd Barmhertzigkeit halten. Denn wenn es ohne die geweſen were / hetten wir ewig in Suͤnden / im ewigen Tode vnd Ver - damniß / muͤſſen ligen bleiben.

1.1. Denn mit vnſerer Liebe haben wirs nichtver -[19]Chriſtliche Leichpredigt. verdienen koͤnnen / daß vns Gott geliebet / ſinte - mal Gott vns geliebet hat / ehe denn wir erſchaf - fen ſeyn / ehe denn der Welt Grund iſt geleget worden / Epheſ. 1. 2. So haben wir es auch /2. nach dem vns Gott erſchaffen / vñ zu dieſer Welt von vnſern natuͤrlichen Eltern hat laſſen gebo - ren werden / nicht verdienen koͤnnen / ſintemal wir alle mit einander / nach vnſerer fleiſchlichenIohan. 3. vnd leiblichen Geburt / ehe denn wir aus WaſſerRom. 5. vnd Geiſt new geboren werden / nur VVelt1. Iohan. 5. ſeyn / Feinde Gottes / vnd ligen im argen. 3. So3. koͤnnen wirs vmb Gott auch nicht verdienen / nach vnſerer Wiedergeburt; Denn die SuͤndeEbr. 12. 1. klebet vns jmmer an / vnd reget ſich jmmerdar in vnſerm gantzen Leben / vnd bricht offt aus mit wircklichen Suͤnden / Jnmaſſen Salomon ſagt in ſeinen Proverb. 24. Der Gerechte fellet desProver. 24. Tages ſieben mal. Vnd wenn wir gleich alles gethan haben / was wir zu thun ſind ſchuldig ge -Luc. 17. weſen / ſo ſind wir doch vnnuͤtze Knechte fuͤr Gott / ſagt Chriſtus der Herr beym Luca am 17. Capitel.

Derowegen muͤſſen wir auch allezeit vnd taͤglichen beten mit dem Koͤniglichen ProphetenC ijDa -[20]Chriſtliche Leichpredigt. Pſal. 143.David außm 143. Pſalm: Herr gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht / Denn fuͤr dir iſt kein lebendiger Menſch gerecht. Vnd aus dem 130. Pſalm muͤſſen wir mit David bekennen vndPſal. 130. ſagen: Herr / ſo du wilt Suͤnde zurechnen / wer wil fuͤr dir beſtehen? Vnd im Vater vnſer bitten wir: Vergib vns vnſer Schuld. Aus welchem allen klar vnd offenbar iſt / daß vnſere Liebe / vnſere Werck vnd Verdienſt gantz vnd gar keine Vrſach ſeyn der Liebe Gottes / dadurch er vns geliebet / ſondern Gott hat vns geliebet aus lauter Gnade vnd Barmhertzigkeit / vnd ſchen - cket vns auch / aus lauter Gnade vnd Barm - hertzigkeit / das ewige Leben vnd Seligkeit / WieEpheſ. 2. Paulus bezeuget Epheſ. 2. Aus gnaden ſeyd jhr ſelig worden durch den Glauben / vnd daſſelbige nicht aus euch / Gottes Gabe iſts / es iſt nicht aus den Wercken / auff daß ſich niemand ruͤhme. Tit. 3. v. 4.Vnd zum Tit. 3. Es iſt erſchienen die Freund - ligkeit vnd Leutſeligkeit Gottes vnſers Heylan - des / nicht vmb der Werck willen / die wir gethan hatten / ſondern nach ſeiner Barmhertzigkeit machet er vns ſelig. Daher ſo nennet Paulus zun Roͤmern am ſechſten cap. das ewige Lebeneine[21]Chriſtliche Leichpredigt. eine Gabe Gottes. Vnd dieſes iſt auch dasRom. 6. ander Puͤnctlein / darinnen die rechte ſelige Sterbkunſt ſtehet.

III. Fuͤrs dritte / ſo gehoͤret auch zur ſeligenIII. Meriti Chri ſti conſide - ratio. Zubereitung gegen dem Tode / die Betrachtung des thewren Verdienſtes Jeſu Chriſti / des eingebornen Sohns Gottes.

Denn weil Gott / als ein gerechter Gott / die Suͤnde / ohne genugſamen abtrag vñ bezah - lung / nicht vergeben kan vñ wil / ſondern es heiſ - ſet / Wer geſuͤndiget hat / der ſol des ewigen To - des ſterben: Die Menſchen aber hatten geſuͤn - diget / Drumb folten ſie des ewigen Todes ſter - ben. Sihe / ſo hat Gott ſeine geſtrenge Gerech - tigkeit / mit vnaußſprechlicher Liebe vnd Barm - hertzigkeit temperiret vnd gemildert / daß er end - lichen dahin geſchloſſen: Moriatur juſtus pro in - juſto, Der Gerechte ſol ſterben fuͤr den Vnge - rechten. Vnd davon prediget vns Chriſtus hier in vnſerm Evangeliſchen Text / da er ſpricht:

  • Gott habe die Welt alſo geliebet / daß Er ſeinen eingebornen Sohn der Welt gegeben.
C iijWie[22]Chriſtliche Leichpredigt.

Wie hat er jhn denn gegeben? S. Paulus ſagt Rom. 5. v. 10. Er hat jhn in Tod gegeben. Philip. 2. ſpricht er / Er habe jhn gegeben in den Tod des Creutzes. Vnd in vorgehenden worten ſagt Johannes: Gleich wie Moiſes in der Wuͤſten eine Schlange erhoͤhet hat / Alſo hat auch des Menſchen Sohn muͤſſen erhoͤhet wer - den / Johan. 3. vnd hat am Stam̃ des CreutzesGalat. 3. muͤſſen ein Fluch werden fuͤr vns / Gal. 3. v. 10. Actor. 4. 12.Darumb ſo iſt kein anderer Name den Men - ſchen gegeben / darinnen wir ſollen ſelig werden / als der Name Jeſus. Der alleine iſt der HerrIer. 33. v. 17. vnſerer Gerechtigkeit / Jerem. 33. Er allein iſt derEbre. 12. Anfaͤnger vnd Vollen der vnſers Glaubens.

Applicatio. Sihe nu / du Chriſtliches Hertz / das iſt das thewre Pfand / das dir Gott gegeben hat / da - durch du der Liebe Gottes / deiner Seelen Se - ligkeit / vnd des ewigen Lebens kanſt genugſam / wider alle Helliſche Pforten / verſichert ſeyn. Wenn gleich aller Engel vnd Menſchen Gerech - tigkeit in eine Schale geleget wuͤrden / vnd auff der andern Schale Gottes gerechter Zorn wi - der die Suͤnde: ſo wuͤrde doch aller Menſchen vnd Engel Gerechtigkeit in Abgrund der Hel -len[23]Chriſtliche Leichpredigt. len hinab ſincken. Darumb ſo hat es einig vnd allein das thewre Verdienſt Jeſu Chriſti / des ewigen Sohns Gottes / thun muͤſſen. Denn wie die Suͤnde des Menſchlichen Geſchlechts / eine ewige vnendliche Straffe verdienet hatte / Alſo hat auch die Bezahlung vnd Loͤſegeld fuͤr vnſere Suͤnde / vnendlichen ſeyn muͤſſen. Vnd ſolche vnendliche Bezalung hat der ewige Sohn Gottes an vnſer ſtat geleiſtet / damit wir an vnſerer Erloͤſung vnd Seligkeit im geringſten nichts zu zweifeln hetten. Vnd das iſt auch das dritte / ſo zur ſeligen Sterbekunſt gehoͤret.

IV. Fuͤrs vierdte ſo gehoͤret darzu / daß manIV. Mortis Chri ſti fructuo - ſa conſecu - tio. betrachte / was liebes vñ gutes der ewige Sohn Gottes mit ſeinem Tode vns Menſchen erwor - ben hat: Solches zeiget vns Chriſtus ſelber an mit dieſen worten:

  • Auff daß alle / die an jhn gleuben / nicht verlohren werden / ſondern das ewige Leben haben.

Zweyerley Nutz haben wir aus dem Tode / Leiden vnd Verdienſt vnſers HErrn vnd Hey - landes Jeſu Chriſti:

1. Wir[24]Chriſtliche Leichpredigt.

1. Wir ſollen nicht verloren werden / das iſt / wie ers hernach ſelber erklaͤret / wir ſollen nicht ins Gerichte kommen / Johan. 5. Wir ſollen den ewigen Tod nicht ſehen / Johan. 8. Wir ſollen nicht kommen an den ort der ewigen Verdam - niß / Luc. 16. 2. Sondern ſollen haben das ewige Leben. Des zeitlichen Todes zwar /Syr. 14. koͤnnen wir nicht vberhaben ſeyn / Denn es iſtEbr. 13. der alte Bund / du muſt ſterben. Es iſt den Men -Ioſu 23. ſchen geſetzt einmal zu ſterben / vnd es iſt der Weg1. Reg. 2. v. 2. aller Welt. Aber nach dieſem Leben ſollen die jenigen / welche die ſelige Sterbekunſt recht pra - cticiret / nicht allein wiederumb aus jhren Graͤ - bern aufferſtehen / ſondern auch eingehẽ zur ewi - gen Frewde vnd Seligkeit / Wie Chriſtus Je - ſus ſagt beym Johanne im 6. cap. Das iſt der Wille des / der mich geſand hat / daß wer den Sohn ſihet (gleich wie die Jſraeliten in der Wuͤ -Numer. 21. ſten jhn / als den geereutzigten Mitler / anſahenIohan. 3. in der erhoͤheten kuͤpffernen Schlangen) vnd gleubet an jhn / der ſoll haben das ewige Leben / vnd ich werde jhn aufferwecken am Juͤngſten Tage.

V. Dar -[25]Chriſtliche Leichpredigt.

V. Darumb ſo gehoͤret nun fuͤrs fuͤnffte vndV. Fidelis ho - rum omni - um applica - tio. letzte / zum ſeligen Sterbſtuͤndlein / daß man die - ſes alles / was vns Chꝛiſtus hie prediget / von der vnaußſprechlichẽ Liebe vnd Barmhertzigkeit ſei - nes himliſchen Vaters / vnd von ſeinem thewren Verdienſt / daß man ſolchs mit warem glauben ergreiffe vnd jhm zueigne. Denn ſo ſtehet alihie:

Auff daß alle / die an jhn gleuben / nicht verlohren werden / ſondern das ewige Leben haben.

Der Glaube allein iſt die Hand / damit man das Geſchenck vnd Gabe Gottes ergreiffet. Durch den Glauben lebet der Gerechte / Hab. 2. Durch den Glauben werden vnſere Hertzen gereiniget / Actor. 15. Durch den Glauben gefellet der Menſch Gott dem Herrn / Ebr. 11. Durch den Glauben iſt Enoch ins ewige Leben verſetzt worden / Ebr. 11. Durch den Glauben werden wir gerecht vnd ſelig / Rom. 3. Epheſ. 2.

Vnd weil ſonderlich im Sterbſtuͤndlein derPraxis. Satan einem gletibigen Chriſten mit zweyerleyDuplex tentatio. Anfechtung zuſetzet / dadurch er ſich bemuͤhet ſei - nen Glauben vmbzuſtoſſen / vnd jhn in verzwei - felung zu bringen / als:

D1. Pau -[26]Chriſtliche Leichpredigt.

1. Paucitasſalvandorũ. I. Paucitate ſalvandorum, daß Chriſtus nicht alle Menſchen wolle ſelig machen / So ſoll ein Chriſt ſolcher Anfechtung entgegẽ ſetzen das woͤrtlein Alle: Alle die da gleuben / ſollen nicht verlohren werden / ſondern das ewige Leben ha - ben: Sollen nun alle / die da gleuben / das ewige Leben haben / wolan / ſo bin ich nicht außgeſchloſ - ſen / denn ich gleube. Vnd zwar / daß Gott keinen Menſchen außgeſchloſſen / von der ewigen Se - ligkeit / deſſen haben wir hier ſtarcke Gruͤnde:

1. Vniverſa - lem dilecti - onem. 1. Die allgemeine Liebe Gottes / die ſich vber alle Menſchen erſtrecket / Denn es ſpricht Chri - ſtus nicht / daß Gott nur etliche Menſchen gelie - bet / ſondern die gantze Welt hat er geliebet: Die Welt aber begreiffet alle Menſchen in der Welt. Daher ſagt auch Paulus / Rom. 11. Gott hat al - les beſchloſſen vnter die Guͤnde / auff daß er ſich aller erbarme. Vnd zum Tit. 2. Die heilſame Gnade Gottes iſt erſchienen allen Menſchen / ꝛc. Vnd ſolches bezeuget auch der Engel in der Ge - burt Chriſti / Luc. 2. Jch verkuͤndige euch groſſe Frewde / die Allem Volck widerfahren wird.

2. Satisfactio - nem Chriſti[u]niverſalẽ. 2. Der andere Grund iſt / die allgemeine Ge - nungthuung Jeſu Chꝛiſti: Denn Chꝛiſtus nichtfuͤr[27]Chriſtliche Leichpredigt. fuͤr etliche / ſondern fuͤr alle Suͤnde / vnd fuͤr aller Menſchen Suͤnde geſtorben vnd genug gethan hat / Wie Johannes ſagt in ſeiner erſten Epiſtel am 2. cap. Chriſtus iſt die Verſoͤnung / nicht al - lein fuͤr vnſere / ſondern fuͤr der gantzen Welt ſuͤn - de. Daher wird auch Chriſtus genennet ein Heyland aller Menſchen / 1. Timoth. 4.

3. Der dritte Grund iſt dieſer / daß Gott al -3. Vniverſa - lem medio - tum obla - tionem. len Menſchen die Mittel zur Seligkeit leſſet an - bieten / Denn Matth. 11. heiſſet Chriſtus alle Muͤheſelige vnd Beladene zu ſich kommen. Vnd beym Matthæo 28. befihlet er ſeinen Juͤngern / ſie ſollen das Evangelium predigen allen Voͤl - ckern / vnd ſollen ſie teuffen im Namen des Va - ters / des Sohnes / vnd des heiligen Geiſtes.

Dieſe Gruͤnde ſol ein angefochtenes Hertz dem Satan mit warem glauben entgegen ſetzen / ſo wird jhm Gottes Wort werden eine Krafft zur Seligkeit / Rom. 1.

II. Fuͤrs andere ſo verſuchet der Satan die2. Tentatio indignitas. ſterbenden mit jhrer Vnwuͤrdigkeit / vnd machet einen ſolchen Schluß: Verflucht ſey / der nicht thut alles / was im Geſetz geſchrieben ſtehet: Du biſt ein ſolcher / da haſtu das vñ das gethan / haſtD ijgeſuͤn -[28]Chriſtliche Leichpredigt. geſuͤndiget wider die erſte vnd ander Taffel der Gebot Gottes: Darumb ſo kanſtu nicht ſelig werden.

Dieſer Anfechtung ſol ein Chriſt alſo be - gegnen / daß er dieſen Schluß des Satans vmb - kehre vnd ſage: Daß ich ein armer Suͤnder bin / das weis ich / das bekeñe ich / Aber ich habe nichtPſal. 51. dir / ſondern Gott geſuͤndiget. Nun aber ſo ſind zweyerley Suͤnder: 1. bußfertige / 2. vnd vn - bußfertige: Jch halte mich zu den bußfertigen /Luc. 18. vnd ſchlage an meine Bruſt / vnd ſage mit Da -Pſal. 51. vid / Pſal. 51. Erbarm dich mein / O HErꝛe Gott. Vnd mit dem Zoͤllner: GOtt ſey mir Suͤnder gnaͤdig / vnd troͤſte mich der Liebe Gottes / vnd des tewren Verdienſtes Jeſu Chriſti / vnd weis /Matth. 9. daß Jeſus Chriſtus nicht iſt kommen wegen der Gerechten / ſondern die Suͤnder zur Buſſe zu ruffen / Matth. 9. vnd die armen Suͤnder ſelig1. Tim. 1. zu machen / 1. Timoth. 1.

Bernhar - dus. Alſo thete Bernhardus in ſeinem Todes - kampff / vnd ſagte: Jch habe mein Leben ſchaͤnd - lichen zugebracht / Aber des troͤſte ich mich / was David ſpricht / Pſal. 51. Ein betruͤbtes vnd zer - ſchlagenes Hertz / wirſtu Gott nicht verachten. Jnmaſ -[29]Chriſtliche Leichpredigt. Inmaſſen denn Gott ſelbſt ſagt: Jch ſehe an / der zerbrochenes Geiſtes iſt / auff daß ich erquicke das Hertz der zerſchlagenen / Eſa. 66. vnd 57. cap. Vnd Petrus bezeuget gleicher geſtalt / 2. Petr. 3. Gott wolle nicht / daß jemand verlohren werde / ſondern daß ſich alle bekehren vnd ſelig werden. Vnd das ſey alſo geſagt kuͤrtzlichen / von der ſeli - gen Sterbekunſt.

WAs nun / Geliebte im Herrn / be - treffen thut / die Ankunfft / Leben vnd Wandel / auch ſeligen Abſchied / des wei - land Edelen / Geſtrengen vnd Ehrenvheſten Hanſen außm Winckel / ſo iſt derſelbe zur Welt geborn im Jahr nach Chꝛiſti Geburt 1539. am Tage Bartholomæi.

Sein Vater hat geheiſſen Wolff aus dem Winckel / weiland Erbſaß zu Schiraw: vnd ſeine Fraw Mutter ſelige / Eliſabeth / geborne Scha - deritzin vom Hauſe Gropzig / welche er zeitlich / da er noch nicht drey tage alt geweſen / durch den Tod verlohren / vnd hernacher / als er noch nicht ſieben Jahr erreichet / gar zum Waißlein wor - den / als Gott ſeinen Vater S. auch von dieſerD iijWelt[30]Chriſtliche Leichpredigt. Welt abgefodert. Vnd ob wol ſeine GroßEltern zu Gropzig jhn zu ſich genommen ſind jhm doch dieſelben auch eben zeitlich mit tode abgangen.

Es nimpt offt Gott die Eltern den Kindern hinweg / vnd hat das anſehen / als wuͤrden ſie nu gantz verlaſſen ſeyn. Aber eben dadurch bewei - ſet er deſto mehr ſeine Goͤttliche Providentz vnd Fuͤrſorge / wie David ruͤhmet Pſal. 27. Mein Vater vnd Mutter verlaſſen mich / Aber der Herr nimpt mich auff. Daher nennet er ſichPſal. 9. einen Vater der Waißlein. Vnd fuͤhret alſoPſal 4. Gott ſeine Heiligen wuͤnderlich / Pſal. 4. Vnd er / als der groſſe Gott / ſihet auff das niedrige imPſal. 113. Himmel vnd auff Erden / Pſal. 113. Eben das hat auch vnſer lieber Gott bewieſen an dieſem Waißlein / vnd jhn wuͤnderlich gefuͤhret von Ju - gend auff. Denn nach ſeiner lieben Eltern vnd GroßEltern toͤdtlichem Abgang / ſeind Seine Geſtr. kommen zu ſeinem Vormuͤnden Wolff von Poſen S. Erbſaſſen zu Trinum / der hat jhn promovirt zu einem von Adel / Aſcha von Kram - men / ſo zu Werningeroda am Hartz gewohnet. Von dieſem iſt er kommen zu Graff Hoyern von Manßfeld / vñ von Jhꝛer Gn. zu derſelben HerꝛnBruder[31]Chriſtliche Leichpredigt. Bruder Grafen Peter Ernſten von Manßfeld / bey dieſen Herrn er drey Jahr geweſen / vnd von Jhrer Gn. wehrhafftig gemacht worden.

Als er nun zu ſeinen verſtendigen Jahren kommen / vnd nu aus Gottes Wort vnd andern loͤblichen Conſtitutionen verſtanden / daß der Adeliche Stand Gottes Ordnung ſey / in dem Gott / als ein Vater des Liechts / ſolchen Perſo - nen ſeine gute Gaben außtheilet / Jacob. 1. vnd Heroiſche Adeliche Gemuͤter erwecket / Syr. 45. Gen. 41. welche / wegen jhrer Ritterlichen vñ A - delichen Tugenden / von Keyſern / Koͤnigen / Fuͤr - ſten vñ Herren / an jhren Hof gezogen / vnd in jh - ren Koͤniglichen vñ Fuͤrſtlichen Geſchefften vnd Regierung gebrauchet werden. Jnmaſſen der Koͤnig Pharao den Joſeph / wegen ſeiner Weiß - heit vnd Verſtandes / herfuͤr gezogen / vnd jhnGeneſ. 41. zum Gubernatore vnd Regenten vber gantz E -Ioſeph. gyptenland gemacht hat. Vnd Saul / wo er ei - nen ſtarcken vnd ruͤſtigen Mann ſahe / nam er1. Sam. 14. denſelben zu ſich / 1. Sam. 14. Wie er denn auch dem David / wegen ſeiner Ritterlichen Thaten /David. ſeine Tochter zum Weibe gab. So wurde auch1. Sam. 18. Daniel bey den Monarchen Ahaſvero vñ DarioDaniel. lieb[32]Chriſtliche Leichpredigt. lieb vnd werth gehalten / zu hohen aͤmptern vnd ſachen gebrauchet im gantzen Lande zu Babel / Daniel. 2. 6.

Jn ſolcher Betrachtung / hat dieſer ſelige Juncker ſich nicht begnuͤgen laſſen / daß er von Adelichem gebluͤte geboren / ſondern er hat auch ſeinem Adelichen Stande ſich gemeß verhalten / vnd ſich hin vnd wieder verſuchet vñ gebꝛauchen laſſen / vnd darauff geſehen / wie er ſeinen Ade - lichen Stand nicht allein erhalten / ſondern auch Ritterlichen vermehren / vnd den ſeinen ferner ei - nen Adelichen Namen / als eine gute Erbſchafft hinderlaſſen moͤchte / Welches denn auch durch Gottes Gnade vnd Beyſtand alſo geſchehẽ vnd erfolget iſt. Demnach ſo hat er ſich auff zwey Jahr in dienſtbeſtallung begeben / bey dem Herꝛn Grafen von Reeß / welcher am Koͤniglichen Ho - fe in Spanien ſich auffenthalten / vnd mit Jhrer Gnaden in Franckreich vor Quintin / vnd in der ſchlacht vor Groͤblingen / ſich gebrauchen laſſen.

Nach dieſem / da er aus Hiſpanien gluͤcklich wieder anheim kommen / iſt er Fuͤrſt Carols zu Anhalt / ꝛc. Chriſtmildeſter gedaͤchtnis / Hof - Juncker worden / vñ nachmals mit Fuͤrſt Bern -hard[33]Chriſtliche Leichpredigt. hard / dem erſten diß Namens / von Anhalt / zwey Jahr in Welſchland geweſen.

Als auch in Dennemarck / der Krieg zwiſchen Koͤnigl. Majeſtet in Dennemarck vnd Schwe - den angangen / iſt er des Herrn Grafen / Graff Adolph von Naſſaw / Landsknecht Fendrich worden. Nach dieſem haben ſeine Geſtr. ſich wiederumb in Welſchland begeben / vnd ſich fuͤr einen Soldaten zwey Jahr gebrauchen laſſen / vnter einem Oberſten / mit Namen Adrian von Sittighauſen / welcher des Herrn zu Genua be - ſtelleter KriegsOberſter geweſen.

Jm Eheſtande hat er anfangs deſſelben ſich vermaͤhlen laſſen / weiland des Edlen / Geſtren - gen vnd Ehrnvheſten Caſpar von Reppichaw zu Alten Jeſnitz / vielgeliebtẽ Tochter Jungfraw Catharinen / mit welcher er biß ins 13. Jahr ehe - lich gelebet / vnd von Gott mit vier Soͤhnen vnd zwey Toͤchtern geſegnet worden / davon noch zwey Soͤhne vnd eine Tochter am Leben.

Die andere Ehe belangend / haben ſeine Geſtr. ſich beliebet mit des weiland Geſtrengen / Edlen vnd Eyrnvheſten Chꝛiſtoff von Walwi〈…〉〈…〉 tz S〈…〉〈…〉 auff Doberitz Tochter / Jungfraw Marien /Ejetzo[34]Chriſtliche Leichpredigt. jetzo Witwe / mit welcher ſeine Geſtr. in die 33. Jahr ehelich gelebet / vnd durch Gottes Segen mit einander ſechs Soͤhne vnd vier Toͤchter ge - zeuget / davon noch vier Soͤhne vnd eine Toch - ter am Leben. Kinder / ſpricht David im 127. Pſalm / ſind eine Gabe des HErrn / vnd Leibes - frucht ein Geſchenck. Vnd damit wird geſegnet der Mann / der den HErrn fuͤrchtet / vnd auff ſei - nen Wegen gehet. Dein Weib wird ſeyn wie ein fruchtbarer Weinſtock vmb dein Hauß herumb / Vnd deine Kinder wie die Oelzweige vmb dei - nen Tiſch her: ſpricht David / Pſal. 128.

Ob nu wol Kinder eine edle Gabe Gottes ſind / jedoch ſpricht Syrach / iſt der Mann hoch zu loben / der Frewde an ſeinen Kindern hat / wie Syrach ſagt / cap. 25. v. 10. Vnd ſolche Frewde hat Gott dieſen ſeligen Junckern an ſeinen Kin - dern auch erleben laſſen / daß derſelbẽ eins theils in oͤffentlichen Emptern vnd Dienſtbeſtallun - gen an Fuͤrſten - vnd HerrenHoͤfen ſind / eins theils aber gute Hoffnung / zu nutzbarem ge - brauch / von ſich geben.

Gottes Wort haben S. Geſtr. hertzlich ge - liebet / gerne gehoͤret / das Nachtmal des HErrnofft[35]Chriſtliche Leichpredigt. offt vnd viel in warem Glauben empfangen. Die Diener des Goͤttlichen Worts geehret / ge - liebet / denſelben allen guͤnſtigen Willen vnd Be - foͤrderung bewieſen / inmaſſen auch ich fuͤr meine Perſon / S. G. deſſen gut Zeugniß geben kan. Seine Gottſeligkeit hat er auch erwieſen / mit er - bawung eines newen Schulhauſes / vnd ver - ordnung eines eigenen Schulmeiſters / zu deſſen vnterhalt er von ſeinen Guͤtern ein ſtuͤck Ackers verehret / denn S. G. wol verſtanden / wie hoch - noͤtig es ſey / nicht allein in Staͤdtẽ / ſondern auch auff dem Lande / daß die liebe Jugend / von Kin -Epheſ. 6. desbein an / in der Zucht vnd Vermahnung zum HErrn erzogen / vnd das wahre Erkentnis des wahren Gottes / auff die Nachkommen erhal - ten vnd fortgepflantzet werde. Des Kirchen - Kaſtens Einkommen hat er auch vermehꝛet / vnd etwas von Ackerbaw darzu verordnet.

Von Chur vnd Fuͤrſtlichen Perſonen ſind S. G. geliebet worden / Wie er denn Anno 88. von Churfuͤrſt Chriſtiano, dem Erſtẽ diß Namens / hochloͤblicher gedechtnis / zum Hauptmann vnd andern fuͤrnehmen Befehlich / gnaͤdigſt vociret / welcher aber / wegẽ ſeiner ſchwerẽ Haußhaltung /E ijgegen[36]Chriſtliche Leichpredigt. gegen Jhre Churfuͤrſtl. Gn. vnterthaͤnigſt ſich bald bedancket.

Seine Schwachheit belangende / hat er zum oͤffternmal an der Kranckheit / die Roſe genant / ſich ſchwach befunden / vnd bey zeit ſich zu dem Sterbſtuͤndlein bereitet / vnd die rechte Sterbe - kunſt wol vnd ſelig practiciret. Er hat wa[r]haff - tig erkant / daß er auch ein ſtuͤck der Welt ſey / vnd wegen ſeiner ſuͤndlichen Empfaͤngnis vnd Ge - burt / vnd taͤglichen Schwachheit / Gebrechlig - keit / Fehl vnd Maͤngel / dem zeitlichen vnd ewi - gen Tode vnterworffen. Daher er denn auch taͤglichen vmb vergebung ſeiner Suͤnde / Gott den Herrn hertziglich vnd demuͤtiglich ange - ruffen / wie ſonderlichen bewuſt denen / ſo taͤglich vmb jhn geweſen. Er hat ſich aber hinwiderumb getroͤſtet / der grundloſen Liebe vñ Barmhertzig - keit Gottes / vnd des tewr〈…〉〈…〉 n / werthẽ Verdienſts Jeſu Chriſti / inmaſſen S. G. denn jhr zum troſt eingebildet den ſchoͤnen Spruch / Johan. 3. Alſo hat Gott die Welt geliebet / ꝛc. welchen S. G. gleich zum Hauptkuͤſſen gebraucht / vnd darauff felig geruhet. Wie denn auch den Spruch des Apoſtels S. Pauli / 1. Tim. 1. Das iſt je gewiß -lich[37]Chriſtliche Leichpredigt. lich war / vnd ein tewres werthes Wort / daß Je - ſus Chriſtus kommen iſt in die Welt / die Suͤn - der ſelig zu machen. Vnd andere ſchoͤne Gebet / Als des Herrn D. Pauli Eberi:

HErr Jeſu Chriſt / wahr Menſch vnd Gott /
Der dn liedſt Marter Angſt vnd Spott /
Fuͤr mich am Creutz auch endlich ſtarbſt /
Vnd mir deins Vatern Huld erwarbſt.
Ich bitt durchs bitter Leiden dein /
Du wollſt mir Suͤnder gnaͤdig ſeyn /
Wenn ich nu kom̃ in Sterbensnoth /
Vnd ringen werde mit dem Tod / ꝛc.

Welche Spruͤche vnd Gebet jhm in ſeinen letz - ten Zuͤgen ſind zugeſprochen / vnd daß er ſeliglich darauff beruhen vnd ſterben / erinnert worden / welches er auch mit einem Ja bekrefftiget / vnd ſeliglich / in groſſer gedult / ſeinẽ Geiſt auffgeben / den 5. Januarii, zwiſchen 6. vnd 7. Vhr vor Mit - tage / als er gelebet 73. Jahr. Vnd iſt S. G. hie - durch gar wol geſchehen / denn dieſelbe Lebens vnd Alters ſatt geweſen / vnd ſind der Seelen nach / kommen zu der ewigen Frewde / Leben vnd Seligkeit / zu dem Him̃liſchen Friede / Eſai. 56. Der Leib aber iſt befreyet fuͤr dem zukuͤnfftigen Vngluͤck / welches auff ſolcher Leute Abgang zuE iijfolgen[38]Chriſtliche Leichpredigt. folgen pfleget. Denn ſolche Leute ſeind Schilde der Erden / Pſal. 47. dadurch Gott Land vnd Leute beſchuͤtzet vnd erhelt / wie in Vngern vnd in Niderlanden die Erfahrung bißhero bezeuget hat / da warlich rechte Adeliche Perſonen / nechſt Gott / mit rath vnd that das beſte gethan. Sol - cher Leute hat Gott in kurtzen zeiten viel / vnd zwar die alleraͤlteſten vnd wolverdienteſten / hin - weg genommen / dadurch vns gewiß nichts gu - tes angekuͤndiget wird / Jnmaſſen der Prophet Eſaias cap. 3. ſaget. Sihe / der Herr HErr Zebaoth wird von Jeruſalem vnd Juda hinweg nemen Starcke vnd Kriegsleute / Richter / Pro - pheten / Warſager vnd Elteſten / Heuptleute vber funffzig / vnd ehrliche Leute / Raͤthe / vnd weiſe Werckleute / vnd kluge Redener / vnd wird jhnen Juͤnglinge zu Fuͤrſten geben / vnd kindiſche ſollen vber ſie herꝛſchen. Vnd das Volck wird ſchinde - rey treiben / einer vber den andern / vnd ein jegli - cher vber ſeinen Nechſten / vnd der Juͤnger wird ſtoltz ſeyn wider den Alten / vnd ein loſer Mann wider den ehrlichen.

Derwegen wir Gott dem Herrn demuͤ - tiglich ſollen zu Fuſſe fallen / vnd bitten / er wolledas[39]Chriſtliche Leichpredigt. das vorſtehende Vngluͤck gnaͤdiglich / vmb Chꝛi - ſti Jeſu willen abwenden / vnd vns kuͤnfftig in gnaden beyſtehen / Adeliche Gemuͤter erwecken / die er gegeben / gnaͤdiglich erhalten. Er wolle auch alle die jenigen / ſo vber dem toͤdlichen Ab - gang jhres lieben Ehegenoſſens / Vaters / Blut - freundes vnd Verwandten betruͤbet / troͤſten / der Adelichen Witwen vnd Waiſen jhr Gott / Va - ter vnd Schutz ſeyn / Vns allen / wenn es zeit iſt / eine ſelige Nachfahrt / vnd mit dieſem in Gott ruhenden Juncker / am Juͤngſten Tage eine froͤ - liche Aufferſtehung beſcheren / Vmb Je - ſu Chriſti ſeines lieben Sohns / vnſers HErrn willen / AMEN.

ENDE.

About this transcription

TextEine Christliche Leichpredigt/ Bey dem Begräbnüß des weiland Gestrengen/ Edlen vnd Ehrenvhesten Hansen außm Winckel
Author Paul Klein
Extent39 images; 6440 tokens; 2020 types; 43004 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationEine Christliche Leichpredigt/ Bey dem Begräbnüß des weiland Gestrengen/ Edlen vnd Ehrenvhesten Hansen außm Winckel Paul Klein. . 39 Johann GlückLeipzig1615.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 119/12 / 523537

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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