PRIMS Full-text transcription (HTML)
Chriſtliche Leichpredigt /
Bey dem adelichen vnd volck - reichen Begraͤbnis Der Edelen vnd viel Ehrentugendſamen Frawen BERTHÆ / gebornen Pfuͤlin aus der Marck / des Edelen / Geſtrengen vnd Ehrenveſten Wolff Gotfried von Haugwitz auff Floͤßberg weiland ehegeliebten Haus - frawen /
Welche den 16. Novemb. dieſes inſtehenden 1609. Jahrs / zwiſchen 1. vnd 2. Vhr in der nacht / in wahrer erkentnis vnd hertzlicher anruffung jhres Erloͤſers vnd Seligmachers Jeſu Chriſti / ſanfft vnd ſelig eingeſchlaffen / vnd den 24. hernach Adelich vnd Chriſtlich zur Erden be - ſtattet worden.
Gedruckt zuLeipzigbeyMichael Lantzenberger. Anno
IesV ChrIſtI reDeMtorIs noſtrI.

Dem Edlen / Geſtrengen vnd Ehrenvehſten Wolff Gottfried von Haugwitz auff Floͤſſberg / meinem groß - guͤnſtigen Juncker / Herrn Gevattern vnd geneigten Foͤrderer.

  • Gottes Gnade vnd Segen / ſampt aller zeitlichen vnd ewi - gen Wolfarth / durch vnſern einigen Mittler vnd Se - ligmacher Jeſum Chriſtum zuuor.

EDler / Geſtrenger / vnd Ehrnvehſter / groß - guͤnſtiger lieber-Juncker / etc. daß E. E. G. beneben etlichen andern rechten liebhabern goͤttliches Worts / bey mir angehalten / daß ich die einfeltige Leichpredigt / ſo ich bey dem Chriſtlichen vnd volck - reichen Begraͤbnis E. E. G. vielgeliebten Hauß - frawen gethan / dem Druck vntergeben wolte / bin ich noch wol eingedenck / habe aber / als der aller vnwirdigſte vnd ge - ringſte vnter den Dienern im Hauſe des Herrn / deſſen billich bedencken getragen / vnd ohne rath vnd einwilligung meines getrewen lieben Herrn Inſpectoris, des Ehrwirdigen / Achtbarn vnd Wolge - larten Herrn / M. Dauid Teubers / Pfarherrn vnd Superintenden - ten zu Borna / meines großguͤnſtigen Herrn Gevatters vnd mechti - gen Foͤrderers / welcher E. E. G. ſelige liebe Haußfraw zu jhrem Ru - hebettlein begleiten helffen / vnd dieſe einfeltige Leichpredigt mit ange - hoͤret / mich nicht dazu wollen bereden laſſen. Wann aber wolge - dachter Herr Superintendens, ſo wol als die andern / mit dieſer ge - ringen Predigt gantz wol begnuͤgt vnd zu frieden geweſen / vnd dem - nach mir nicht widerrathen / E. E. G. vnd andern gottfuͤrchtigen Chriſten / welche dieſelbe von mir gebeten / damit zu willfahren: So habe ich mich auch ſchuͤldig erkant / dieſem ehrlichen begeren eine gnuͤge zu thun: Jn erwegung der vielfeltigen wolthaten / ſo von E. E. G. vnd deroſelben gottſeligen Haußfrawen / ich vnd die meinigen empfangen / weil ich mich ſonſt auff keine andere weiſe dafuͤr danckbar erzeigen kan.

A ijSo

So were es auch nicht recht / daß einer ſolchen tugendreichen Adelsperſon Chriſtlicher Glaube / gottſeliger Wandel / vnd ſo ſchoͤnes / ſanfftes vnd ſeliges ende ſo bald ſolte erleſchen oder gar verſchwiegen bleiben / vnd nicht andern zum Exempel vorgehalten werden. Thue demnach E. E. G. dieſe meine Predigt / welche ich aus gelerter Leute Schrifften zuſammen getragen / debitâ humilitate vberantworten / dienſtlich bittende / E. E. G. wolten ſie von mir willig auff vnd anne - men / vnd jhr dieſelbe nicht alleine in jhrem betruͤbten Witwerſtande einen troſt / ſondern auch ein denckmal hertzlicher liebe gegen jhr gott - ſeliges vnd nimmermehr vergeſſendes liebes Weib ſeyn laſſen / vnd alſo mein vnd der meinigen / wie bißanhero geſchehen / auch forthin guͤnſtiger Juncker vnd geneigter Foͤrderer ſeyn vnd bleiben. Der all - mechtige Gott / welcher iſt ein Gott des troſtes / gedult vnd ſtercke / wolle E. E. G. durch den HErrn Jeſum Chriſtum vnd den heiligen Geiſt / als ſeine beyde Troͤſter / in jhrem betruͤbnis troͤſten / vnd die trawrigkeit ſelbſt tragen helffen / auch E. E. G. ſampt derſelben lieben Tochter / Jungfraw Maria Eliſabeth / bey guter beſtendiger geſund - heit lange zeit erhalten / vnd alles jhres leides reichlich ergetzen / Amen. Hiemit goͤttlichen[gnaden] gantz trewlich befehlende / Datum Floͤß - berg 1609.

E. E. G. Dienſtw. G. Iacobus Teubener Pfarrer.

Ad
Ad Reverendum & doctiſs. Virum, Dn. Iacobum Teubnerum, nobiliſſimæ ma - tronæ Berthen ab Haugvvitz, piè nuper defunctæ, parentantem.
ESt aliquid, gemini, quem noſſe volumina Iuris,
Si ſit, conſilii dexteritate, potens.
Eſt aliquid, medicâ, ſi quis clariſsimus arte,
Corrigat ægrotis, languida membra, viris.
Eſt aliquid, revocare homines, in luminis auras,
Qui nigræ tenebras mortis, adire parant:
Sed populum, verâ de relligione, docere,
E gemino ſacro codice, majus opus.
Majus opus, ſancti proponere jura Iehovæ
Et monſtrare piis, quæ ſit ad aſtra, viam.
Quid? revocare animas triſtes, è faucibus Orci,
Siſtere & in cœlis, hoc opus, hic labor eſt?
Spargere ſalvifici, cœleſtia ſemina, verbi
Ordine, quo par eſt, non minus, aitis opus.
Quod bene dum peragis, ductore atque[a]u[ſ]pice Chriſto,
Vir ſacer, hoc memori voce, referre decer.
Teſtibus haud opus eſt, deſumptum è corpore ſacro
Teſtatum ſatis hoc, lugubre ſchema, facit.
Macte tuo genio: Spartam quam nactus es, orna,
Commemorans ſummi, juſſa verenda, Dei.
Impia nec curans, quid fex de plebe, loquatur,
Mundus hic immundus, carpere quæque ſolet.
Ut ſit enim merces, paſtorum hîc parva piorum,
His tamen in cœlis, copia dives erit.
Quando triumphalis dabitur, vitæq́ue corona,
Qúæ tibi propoſita eſt, vir reverende. Vale.

Heinricus Billeb. LL. Studioſ.

A iijTextEine Chriſtliche

Text der Leichpredigt /

(Aus dem Propheten Eſaia am 56. Cap. . i. . )Der Gerechte koͤmpt vmb / vnd niemand iſt der es zu hertzen neme. Vnd heilige Leu - te werden auffgerafft / vnd niemand achtet drauff. Denn die Gerechten werden weg - gerafft fuͤr dem Vngluͤck / vnd die richtig fuͤr ſich gewandelt haben / kommen zum friede / vnd ruhen in jhren Kammern. ()

Außlegung.

WAnn vns / liebe Chriſten / ein guter Freund / der es mit vns trewlich meynet / mit tode abgehet / ſo iſt es ſehr ſchmertzlich / denn ein trewer Freund liebet mehr / vnd ſtehet feſter / als ein Bruder / ſagt Salo - mon / Prov. cap. 18. Ein trewer Freund / ſpricht Sirach Cap. 6. iſt ein ſtarcker ſchutz / wer den hat / der hat einen groſſen ſchatz. Ein trewer Freund iſt mit kei - nem Geld noch Gut zu bezahlen. Solche trewe Freunde waren Dauid vnd Jonaihan / die liebeten einander als jhr eigen Hertz / 1. Sam. 18. warneten einander vor Vngluͤck / 1. Sam. 19. vnd offenbarete einer dem andern ſeine noth vnd anligen / 1. Sam. 20. derhalben koͤmpt es auch dem lieben Da - uid ſehr ſchmertzlich fuͤr / als er hoͤret / daß Jonathan von denPhili -Leichpredigt. Philiſtern erſchlagen worden / 1. Sam. 31. fuͤhret auch vber jhn eine ſehnliche klage / vñ ſpricht: Es iſt mir leid vmb dich / mein Bruder Jonathan / ich habe groſſe frewde vnd wonne an dir gehabt / deine liebe iſt mir ſonderlicher geweſen / denn Frawen liebe iſt / 2. Sam. 1. Wann nun (ſage ich) einem ein ſolcher Freund mit tode abgehet / ſo iſt es ſehr ſchmertzlich: Aber noch viel ſchmertzlicher iſt es / wenn einem ein from - mes vnd gehorſames Kind / welches man mit groſſer muͤhe vnd arbeit aufferzogen / vnd durch Gottes gnade ſo weit bracht / daß es nunmehr Gott vnd den Menſchen nuͤtzlich vnd dienſtlich ſeyn koͤnte / vom zeitlichen Tode wird dahin ge - riſſen / wie zu ſehen iſt an Jacob / Geneſ. 37. welcher vber der botſchafft / als ſolte ſein liebſtes vnd froͤmſtes Kind Joſeph von einem wilden Thiere in ſtuͤcken ſeyn zerriſſen worden / in ſolche trawrigkeit gereth / daß er ſich oͤffentlich erkleret / Es ſey nun alle ſeine frewde dahin / vnd muͤſſe mit ſeinen grawen Haaren hinunter in die Grube fahren zu ſeinem Sohne Joſeph / ſchreyet deroͤwegen aus / vnd ſpricht: O wehe / O wehe der groſſen noth / mein liebſter Sohn Joſeph iſt nun todt / ein wildes Thier hat jhn zerriſſen / vnd mit ſeinen zee - nen zerbiſſen / O Joſeph / Joſeph mein lieber Sohn / wer wil mich alten troͤſten nun? Denn ich vor leide muß ſterben / vnd trawrig fahren von der Erden.

Doch iſts am aller ſchmertzlichſten / wenn from̃e Chriſt - liche Eheleute / die da in Liebe / Friede vnd Einigkeit beyſam - men leben / durch den zeitlichen tod von einander geſchieden werden / wie der Poet ſagt:

Non dolor eſt major, quàm cùm violentia mortis
Unanimi ſolvit corda ligata fide.
Auff Erdn findt man kein groͤſſern ſchmertzn /
Als wenn der Tod ſchnell trennt die Hertzn /
So ehe -Eine Chriſtliche
So ehelich Lieb vnd Glaubenspflicht /
Zuſamn verbundn einhelliglich.

Vnd jener hochgelarte Mann ſagte: Do mir ein Kind ſturbe / war mir zu muthe / als were mir ein Finger von der Hand abgeloͤſet / do mir aber mein liebes Eheweib ſtarb / war mir nicht anders / als hette mir einer ein ſtuͤcke vom Hertzen geriſſen. Dieſes wiſſen nun die Leute nicht / ſo es nicht er - fahren haben / aber hievon kan einem wol etwas ſagen vnſer lieber Juncker / welchen jetzund ſolcher trawriger vnd be - truͤbter fall zum andernmal betroffen hat / in dem der Tod / das boͤſe grimmige Thier / ſein hertzliebſies vnd treweſtes Weib / als ſeine rechte Augenluſt / Ezech. 24. dahin geriſ - ſen / daß er demnach wol klagen vnd ſagen moͤchte: Jch habe ſchier meine Augen außgeweinet / daß mir mein Leib dauon wehe thut / Thren. 2. Die ſtarcke ſeule meines hauſes iſt vmb - gefallen / welche nechſt Gott auff dieſer Welt meine hoͤchſte frewde vnd troſt war. Ach Gott / du haſt mir ein hartes er - zeiget / du haſt mir einen trunck gegeben / daß ich daumele / Pſal. 60. Der Herr hat mich voll jammers gemacht / Thren. 1. darumb flieſſen meine Augen mit waſſer / Jch bin ein elender Mann / Thren. 3. meines hertzen frewde iſt in weheklagen verkehret / denn die Krone meines Heupts iſt abgefallen / Thren. 5. Derowegen trawren wir billich mit dem trawrigen / vnd weinen mit dem weinenden / Rom. 12.

Weil wir aber jetzunder nicht zu dieſem ende ſind zu - ſammen kommen / daß wir heulen / weinen vnd klagen wol - len / ſondern vielmehr troſt zu ſchoͤpffen aus den friſchen bruͤnnlein Jſraelis / ſo wollen wir aus abgeleſenem Text an - hoͤren: Wie wir die jenigen / ſo im Herrn von die - ſer Welt abgeſchieden / an ſchawen ſollen / damit wirvnsLeichpredigt. vns vber jhrem toͤdtlichen abgang nicht zu ſehr betruͤben / ſondern darinne gebuͤhrliche maß halten. Gott gebe ſeine Gnade vnd Segen dazu / vmb Jeſu Chriſti willen / Amen.

EXPLICATIO LOCI.

BElangende nun dieſen fuͤrgenommenen Punct / nemlich / wie wir die jenigen / ſo im Herrn von dieſer Welt abgeſchieden / anſchawen ſollen / da - mit wir vns vber jhrem toͤdtlichen abgang nicht zu ſehr be - truͤben / ſondern darinne gebuͤhrliche maß halten / ſo iſt vns an demſelben gar viel gelegen / denn da werden Leute geſunden / welche in dieſem fall den ſachen entweder zu wenig oder zu viel thun.

Zu wenig thun jhm alle die jenigen / welche vber dem toͤdtlichen abgang der jhrigen kein Auge naß machen / Gott gebe / es ſterbe gleich Vater oder Mutter / Sohn oder Toch - ter / Mann oder Weib / vnd wollen es noch vor eine ſonder - liche Tugend vnd Manligkeit geruͤhmet haben. Daher le - ſen wir vom Anaxagora / da demſelben die Botſchafft bracht wird / wie daß zweene ſeiner Soͤhne zugleich vnd auff einmal todes verblichen weren / hat er doch kein threnichen vergoſ - ſen / oder aber das geringſte zeichen einiger trawigkeit an ſich vermercken laſſen / ſondern hat es gleichſam in ein gelaͤchter geſchlagen / vnd geſagt: hette ers doch vorhin wol gewuſt / daß ſie ſterben muͤſten. Dieſe ſuͤndigen nun in defectu / vnd thun den ſachen zu wenig. Derhalben vermahnet Si - rach cap. 38. vnd ſpricht: Mein Kind / wenn einer ſtirbt / ſo beweine jhn / vnd klage jhn / als ſey dir groß leid geſchehen / vnd verhuͤlle ſeinen Leib gebuͤhrlicher weiſe / vnd beſtatte jhn ehrlich zum Grabe. Du ſolt bitterlich weinen / vnd hertz -BlichEine Chriſtlichelich betruͤbt ſeyn / vnd leide tragen / darnach er geweſt iſt / zum wenigſten ein tag oder zween / auff daß man nicht vbel von dir reden muͤge. Alſo beweinete Abraham ſeine Saram / Geneſ 23. Jacobs Soͤhne beweinen vnd betrawren jhren Vater 'ſiebentzig tage lang / Geneſ. 50. Die Jſraeliten be - weinen vnd beklagen die thewren Maͤnner Aaronem vnd Moſen dreyſſig tage lang / Num. 24. Deut. 34. Job bewei - net vnd betrawret ſeine Kinder ſo ſehr / daß er auch vor groſ - ſer trawrigkeit ſeine Kleider zerreiſt / vnd ſein Heupt reuffet / vnd ſaget doch der heilige Geiſt / daß Job in dieſem allen nicht geſuͤndiget / noch etwas thoͤrlichs wider Gott gethan habe / Iob cap. 1.

Vnd daß ich jetzund anderer Exempel geſchweige / ſo hat der HErꝛ Chriſtus ſelbſt bey der Grabſtet Lazari heiſſe zeh - ren vnd threnen fallen laſſen / Ioh. 11.

Zu viel aber thun jhm die jenigen / welche im trawren keine gebuͤhrliche maß halten. Als die Koͤnigin Panthea jhren Herrn Abradatam / nach des Landes gewonheit beym Begraͤbnis beweinete / vnd nun ins Erdreich ſolte beygelegt werden / fiel ſie vber den todten Coͤrper / vnd erſtach ſich.

Da der Keyſer Gordianus die botſchafft bekam / daß ſein Sohn im ſtreit von den feinden vberwunden vnd er - ſchlagen worden / iſt er in ſolche trawrigkeit gerathen / daß er ſich in ſeiner Schlaffkammer erhenckt hat. Dieſe (wie ge - ſagt) thun jhm nun zu viel / vnd ſuͤndigen in exceſſu.

Der Ertzvater Abraham weis ſich in ſolchem fall recht zu verhalten / denn da ſetzt er ſich zwar bey der Leiche ſeines verſtorbenen Weibes nider / vnd beklaget jhren toͤdtlichen abgang mit ſchmertzen / aber er graͤmet ſich nicht zu tode / viel weniger nimpt er jhme ſelber das leben / wie jetztgedachte Perſonen gethan haben / ſondern erzeigt ſich als ein Chriſt. AchLeichpredigt. Ach du mein hertzallerliebſter ſchatz (ſpricht er) es thut mir ja im hertzen wehe / vnd krencket mich vber die maſſen ſehr / daß ich dich allda vor meinen augen ſoll todt ſehen / ich wolte dir hertzlich gerne wiederumb zum leben helffen / wenn ichs thun koͤnte / denn du haſt mir alles gutes gethan / aber es iſt mir vnmuͤglich / es iſt nicht menſchen / ſondern Gottes werck / dem thue ich dich auch befehlen / zeuch hin / du mein liebes Weib / vnd fahre in Gottes frieden / Gott ſey dein Vater / vnd die heiligen Engel deine Geleitsleute / es kan doch nun nicht anders ſeyn / ich muß mich deiner in dieſer Welt verzei - hen / Jch wil aber nunmehr dahin trachten / wie du ehrlicher weiſe moͤchteſt begraben werden / ich wil dir ein Schlaff - kaͤmmerlein verſchaffen / darinnen du biß an den lieben juͤng - ſten tag deine ruhe haben ſolſt / Vnd wenn Gott vber mich wird gebieten / vnd meine Seele von mir abfodern / ſo ſol man mich neben dich begraben / denn ich weis vor gewiß / daß vns Gott zu ſeiner zeit aus dem ſtaube der Erden wie - der herfuͤr ſuchen / vnd im ewigen Frewdenleben zuſammen bringen wird. Stehet demnach von der Leiche auff / gehet hin zu den Kindern Heth / vnd keuffet von jhnen einen ort zum[Erdbegraͤbnis] / vnd leſt ſich keine Vnkoſten thawren / vnangeſehen / ob es jhme ſchon in die zweyhundert Thaler gekoſtet hat / damit er nur ſein liebes Weib ehrlicher weiſe moͤchte zur Erden beſtatten / Geneſ. 23.

David der gottſelige Koͤnig machts auch alſo. Da ſein liebes Soͤhnlein kranck wirdt / fellt er nider zur Erden / fa - ſtet / weinet vnd betet / daß es Gott wieder wolte laſſen ge - ſund werden. Als aber das Kind geſtorben / ſtehet Dauid auff / waͤſcht vnd ſalbet ſich / legt andere Kleider an / vnd jſſet wieder. Da ſich aber ſeine Knechte daruͤber verwundern /B ijvndEine Chriſtlichevnd ſprechen: Was iſt das vor ein ding / das du thuſt? Da das Kind lebete faſteſtu / vnd weineteſt / nun es aber geſtor - ben iſt / ſteheſtu auff vnd jſſeſt: Da gibt er zur Antwort / vnd ſpricht: Jch kan mein liebes Kind nicht wieder herbringen / ich werde wol zu jhm fahren / es koͤmpt aber nicht wieder zu mir / vernemet / in diß zeitliche / elende / muͤhſelige vnd ver - gengliche Leben / dort aber im zukuͤnfftigen ewigen Leben werde ers gewiß wieder antreffen vnd zu ſehen bekommen / 2. Sam. 12. Dieſes heiſt die todten recht betrawret. Daher ſagt Tertullianus alſo: Non eſt lugendus qui antecedit, ſed plane deſiderandus, Man ſol einen ſelig verſtorbenen nicht zu ſehr beweinen / ſondern vielmehr wuͤndſchen vnd be - geren / daß man moͤge bey jhm ſeyn. Denn von vbermeſſi - gem trawren koͤmpt der Tod / vnd des Hertzen trawrigkeit ſchwechet die kraͤffte / Sir. 38.

Damit nun aber die jenigen / ſo vber der jhrigen toͤdt - lichen abgang bekuͤmmert ſeyn / jhr trawren deſto beſſer meſ - ſigen koͤnnen / ſo ſollen ſie die im Herrn verſtorbenen anſchawen /

I. Tanquam omnibus moleſtiis ſubtractos, Als die nunmehr allem Vngluͤck entgangen ſeyn / denn alſo ſpricht der heilige Geiſt: Die Gerechten werden weggerafft vor dem Vngluͤck. Der heilige Geiſt gibt in abgeleſe - nen Worten frommen gottſeligen Leuten drey ſchoͤne Eh - rentittel / vnd nennet ſie:

1. Gerechte / nicht zwar darumb / als wenn ſie gantz En - gelrein / vnd ohne ſuͤnde weren / Nein / keines weges nicht / denn auch der vnſchuͤldige iſt vor Gott nicht vn - ſchuͤldig / Exod. 34. Gott ſchawete zwar vor Himmel vn - ter die menſchenkinder / ob er jrgend einen gerechten finden koͤnte / aber ſie waren alle abgewichen / vnd alleſampt vn -tuͤchtigLeichpredigt. tuͤchtig worden / da war keiner / der guts thete / auch nicht nur ein einiger / Pſal. 14. Vnd wer wil einen reinen finden bey de - nen da keiner rein iſt / Iob 14. Wir ſind alle vnnuͤtze Knechte / vnd kan keiner wiſſen wie offt er feilet / Luc. 17. Pſ. 19. Wenn wir ſagen wolten / wir hetten keine ſuͤnde / ſo betroͤgen wir vns ſelbſt / vnd were die warheit nicht in vns / 1. Ioh. 1. Der - halben muͤſſen wir vns alle vor Gott demuͤtigen / vnd mit David Pſal. 143. beten: Ach Herr gehe nicht ins Ge - richte mit deinen Knechten / denn fuͤr dir iſt kein lebendiger gerecht.

Wird demnach allhier das woͤrtlein Gerecht verſtan - den / nicht habitualiter / ſondern imputativè, das iſt: Sie ſind gerecht vmb des HErrn Chriſti willen / an den ſie gleu - ben / wie Paulus bezeuget 1. Cor. 1. Jeſus Chriſtus iſt vns von Gott gemacht zur Weißheit / zur Gerechtigkeit / zur Heiligung / vnd zur Erloͤſung. Vnd 2. Cor. 5. Den / der von keiner ſuͤnde wuſte / hat Gott fuͤr vns zur ſuͤnde gemacht / auff daß wir wuͤrden in jhm die Gerechtigkeit / die fuͤr Gott gilt. Wer nun an Chriſtum gleubet / der wird durch den Glau - ben an jhn gerecht vnd ſelig fuͤr Gott.

2. Nennet ſie der heilige Geiſt heilige Leute / nicht zwar von ſich ſelbſt / denn von Natur ſind wir alle Kinder des zorns / gefangen im Reich der Suͤnden vnd des Teuffels / Epheſ. 2. ſondern ſie ſind heilig imputativè & inchoativè, weil ſie der heilige Geiſt durchs Wort vnd Sacrament mit d[e]m Blut Jeſu Chriſti von jhren ſuͤnden gereiniget vnd ge - heiliget hat / 1. Cor. 6. Jhr ſeyd abgewaſchen / jhr ſeyd gehei - liget / jhr ſeyd gerecht worden durch den Namen des HErrn Jeſu / vnd durch den Geiſt vnſers Gottes.

Er treibet ſie auch zu allen guten vnd Gott wolgefelli - gen Wercken / daß ſie im Geiſt wandeln / die luͤſte des Flei -B iijſchesEine Chriſtlicheſches nicht vollbringen / ſondern durch den Geiſt die luͤſte des Fleiſches toͤdten / Gal 5. Vnd ob ſchon ſolche heiligkeit in dieſem leben nur angefangen wird / vnd nicht vollkommen iſt / dennoch gefellt ſie Gott wol vmb des HErrn Chriſti wil - len / vnd wird in der allgemeinen Aufferſtehung ſeyn con - ſummativè / da wir auch wie die heiligen Engel gantz voll - kommen vnd ohne ſuͤnde ſeyn werden.

3. Nennet ſie der heilige Geiſt auffrichtige Leute / die da richtig wandeln / fuͤhren ein gottſeliges Leben / laſſen jhr Liecht leuchten fuͤr den Menſchen / daß ſie jhre gute Werck ſehen / vnd den Vater im Himmel preiſen / Matth. 5. Sie halten ſich nach dem wort Gottes / wie David ſagt Pſal. 119. Herr dein Wort iſt m[e]iner Fuͤſſe leuchte / vnd ein Liecht auff meinem wege. Vnd kurtz zu melden / ſo befleiſſigen ſie ſich Gott dem Herrn zu dienen in rechtſchaffener hei - ligkeit vnd gerechtigkeit / vben eine gute Ritterſchafft / vnd bemuͤhen ſich / daß ſie den Glauben vnd gut Gewiſſen biß an jhr letztes ende bewahren / 1. Tim. 1.

Wie gehets nun aber mit ſolchen gerechten / heiligen vnd auffrichtigen Leu - ten zu?

Der heilige Geiſt ſpricht: Pereunt, Sie kommen vmb / Non quidem Dei, ſed mundi judicio, Nicht nach Gottes / ſondern nach der Welt vrtel / Fuͤr den vnverſtendi - gen werden ſie angeſehen / als kemen ſie vmb / vnd jhr ab - ſchied wird vor eine pein gerechnet / vnd jhre hinfart vor ein verderben / Sap. 3.

O wie viel tauſend gottſelige fromme Chriſten ſind vnſchuͤldiger weiſe erhenckt / ertrenckt / verbrandt / mit demSchwerdtLeichpredigt. Schwerdt entheuptet / vnd ſonſten auff eine andere weiſe jaͤmmerlich hingerichtet worden.

Polycarpus wurde verbrandt / vnd ſeine aſche auffs waſſer geſtrewet. Ignatius wurde vor die wilden Thiere geworffen / vnd in ſtuͤcken zerriſſen / ꝛc. Da kan nun die Welt nicht anders vrteln vnd ſagen: Perierunt, ſie ſind vmbkom - men / ſie ſind nun dahin / vnd iſt mit jhnen gantz vnd gar aus vnd verloren / etc.

Aber ſolcher grewlicher vnd abſchewlicher todt iſt den frommen vor Gottes augen durchaus nicht verweißlich / vnd ſchadet jhnen an jhrer ſeligkeit im geringſten nichts / es heiſt: Precioſa mors ſanctorum in conſpectu Domini, Der Tod ſeiner Heiligen iſt werth gehalten fuͤr dem HErrn / Pſal 116. er geſchehe auch gleich auff was maß vnd weiſe er jmmermehr wolle. Drumb ſpricht allhier der heilige Geiſt: Die Gerechten werden weggerafft vor dem Vn - gluͤck. Vnd ob es gleich ploͤtzlich zugehet / ſo muß es jhnen doch nicht ſchaden / denn denen / welche Gott lieben / muͤſſen alle ding zum beſten dienen / Rom. 8.

Vnſer lieber Gott procediret mit ſeinen Kindern / wie ein trewer Hirte mit ſeinen Schaͤfflein. Wenn derſelbe ſihet / daß truͤbe finſtere Wolcken auffgehen / vnd er ſich be - ſorget / es werde ein groſſes Wetter herein brechen / ſo treibet er ſeine Schaͤfflein zuſammen / vnd fuͤhret ſie heim / damit ſie nicht etwa von den ſchloſſen vnd vngewitter moͤgen beſchaͤ - diget werden. Oder / wie ein fleiſſiger Haußvater in der Erndtenzeit die Garben leſt auffraffen vnd zuſammen tra - gen / wenn er ſihet / daß es regnen wil / damit ſie nicht von der naͤſſe verderbet werden. Jtem / wenn eine ſchreckliche Fewersbrunſt entſtanden / ſo ſihet er ſich vmb nach ſeinembeſtenEine Chriſtlichebeſten Schatze welches ſind die lieben Kinderlein / dieſelben nimpt er / vnd fuͤhret ſie beyſeit / damit ſie nicht im Fewer verderben vnd vmbkommen: Alſo handelt auch Gott mit ſeinen lieben Schaͤfflein / den gottſeligen frommen Chriſten / welche in der Tauffe vnd hochwirdigen Abendmal mit dem roſinfarben Blute Jeſu Chriſti gezeichnet ſeyn / wenn er ſi - het / daß etwa die Welt ein ſchreckliches Zornwetter vberge - hen ſol / daß er ein Land / Stadt / Dorff vnd Gemeine ſtraf - fen wil mit Peſtilentz / Thewerzeit / ſchrecklicher Fewers - brunſt / Krieg / Blutvergieſſen / etc. da nimpt er zuuor dieſel - ben auch hinweg / reumet ſie beyſeit vnd ſpricht zu jhnen aus dem Propheten Eſaia cap. 26. Gehe hin / mein Volck / in eine Kammer / vnd ſchleuß die thuͤr nach dir zu / verbirge dich ein klein augenblick / biß der zorn fuͤruͤber gehe. Vnd ſolches thut er darumb, damit ſie den zukuͤnfftigen jammer nicht ſe - hen duͤrffen.

Als Gott die erſte Welt mit dem kehrab vberziehen wolte / befahl er zuuor dem Noæ / er ſolte einen Kaſten ma - chen / vnd mit den ſeinigen darein gehen / vnd muſte derſel - bige alſo gleichſam ſein Kaͤmmerlein ſeyn / darinne er ſich verbergen konte / biß das groſſe Zornwetter fuͤruͤber war / Geneſ. 7.

Jtem / da er Sodom vnd Gomorrha mit Schwefel vnd Fewer vom Himmel herab vertilgen wil / da fuͤhret er zuuor den lieben Loth ſampt den ſeinigen durch die Engel von dannen / vnd bringet jhn in das Staͤdtlein Zoar / vnd erhelt jhn darinne / als in einem wol verwahrten Kaͤmmer - lein vor dem groſſen Vngluͤck / welches kuͤnfftiger zeit vber Land vnd Leu[t]ergehen ſolte. Ja es ſpricht der Engel zu jhm: Eile / denn ich kan nichts thun / ehe du beyſeit koͤmmeſt /Geneſ. Leichpredigt. Geneſ. 19. Vnd zum Koͤnige Joſia ſpricht Gott / 2. Reg. 22. Jch wil dich mit frieden in dein Grab zu deinen Vaͤtern ſamlen / daß deine Augen nicht ſehen ſollen das Vngluͤck / das ich vber dieſe Stadt bringen wil.

Die Bethlehemitiſchen Kinderlein raffte Gott auch geſchwinde hinweg / Matth. 2. damit ſie den ſchrecklichen jammer in der zerſtoͤrung Jeruſalem nicht erfahren durfften.

Wir leben traun jetzunder auch in einer recht boͤſen Welt / daß wir demnach wol mit dem heiligen Maͤrtyrer Polycarpo klagen vnd ſagen moͤchten: Ah Domine, in quæ nos reſervaſti tempora? Ach du frommer vnd getrewer Gott / was haſtu vns doch vor trawrige / elende / muͤhſelige vnd erbaͤrmliche zeiten erleben laſſen? Ach daß wir lengſt ge - ſtorben / vnd zur ruhe kommen weren / damit wir den groſſen jammer / ſo vns troffen / nicht hetten erfahren duͤrffen. Denn im geiſtlichen Stande erregt der boͤſe Geiſt allerley Ketzer vnd Schwermer / welche ſich vnterfangen / den Leuten jhre falſche Lehre / als die ergſte Seelengifft beyzubringen / daß demnach der Sohn Gottes nicht vnbillich ſagt Luc. 18. Meyneſtu auch / wenn des Menſchen Sohn koͤmpt / daß er auff Erden werde Glauben finden? Jm weltlichen Stande iſt auch groſſe zerruͤttung vnd vneinigkeit / hohe haͤu - pter wachſen in einander / daß man allenthalben hoͤret von Krieg vnd Kriegsgeſchrey / wie der Sohn Gottes / als ein allwiſſender HErr ſolches lengſt zuuor hat angekuͤndiget / Matth. 24. Vnd trachten vnſere feinde ſtets darauff / wie ſie das arme Kirchenhaͤufflein moͤchten vnterdruͤcken / Gott ſtewre vnd wehre dem vnruhigen Geiſte / vnd verleihe ſeiner armen Chriſtenheit guten Friede / vmb des Friedefuͤrſten Jeſu Chriſti willen / vnd ſtuͤrtze die feinde ſelbſt in[die Grube] /Cdie ſieEine Chriſtlichedie ſie vns zubereitet / ſo wollen wir von denſelben errettet / ſeinem heiligen Namen lob vnd danck ſagen.

Jm Haußregiment gehets auch wuͤnderlich zu / Kinder vnd Geſinde werden vngehorſam / vnd wollen ſich nicht mehr regieren laſſen / viel Eltern laſſen den Kindern jhren eigenen willen / vnd wollen jhnen nicht einreden / faſt niemand meynets mehr gut mit ſeinem nechſten / die liebe iſt in vieler hertzen gantz vnd gar erkaltet / vñ gehet recht nach dem ſpruch jenes Heyden: Proximus ſum egomet mihi, Jch bin mir neher verwandt / als mein nechſter / ich muß vor allen dingen auff mich dencken / mein nechſter mag auch ſehen / wo er bleibe / daß demnach der Prophet Micha cap. 7. nicht ohne vrſach alſo klagt: Ach / es gehet mir / wie einem der im wein - berge nachlieſet / da man keine Trauben findet zu eſſen / vnd wolte doch gerne der beſten fruͤchte haben. Die frommen Leute ſind weg in dieſem Lande / vnd die gerechten ſind nicht mehr vnter den Leuten / etc. Vnd Sirach ſpricht cap. 17. Ach wo koͤmpt doch das boͤſe ding her / daß alle welt ſo voll falſchheit iſt? Derhalben vermahnet er im vorhergehenden 6. Cap. Halts mit jederman freundlich / vertrawe aber vn - ter tauſenden kaum einem. Vertrawe keinem freunde / du habſt jhn denn erkant in der noth / denn es ſind viel freunde / aber in der noth halten ſie nicht.

So haben auch fluchen vnd ſchweren / freſſen vnd ſauf - fen / vnzucht / hoffart / vnuerſoͤhnlicher haß / neid / zorn vnd widerwillen ſehr vberhand genommen / gute freunde werden offt vmb einer ſchlechten vnd geringen vrſachen willen mit einander vneins / vnd tragen gegen einander den zorn lange zeit: Alle Buß vnd Straffpredigten / ſo vns Gott zum be - ſten thun leſt / werden verachtet / vnd in wind geſchlagen / der - halben iſt zu beſorgen / es habe Gott vber vns eine ſcharffeRutheLeichpredigt. Ruthe gebunden / die werde er in ſeinem grim zur hand ne - men / vnd damit ohn alle barmhertzigkeit auff vns zuſchmeiſ - ſen drumb hetten wir hohe zeit buſſe zu thun / vnd mit der Chriſtlichen Kirchen zu beten: Ach Gott thue dich erbar - men durch Chriſtum deinen Sohn / vber reich vnd vber ar - me / hilff daß ſie buſſe thun / vnd ſich ein jeder bekehren thut / ich fuͤrchte Gott habe gebunden eine Ruth / er werd vns da - mit ſtraffen / den Hirten mit den Schaffen / es wird jhm kei - ner entlauffen. Denn Gott iſt nicht ein Gott / dem gottloß weſen gefellt / wer boͤſe iſt / der bleibet nicht fuͤr jhm / Pſal. 5. Wil man ſich nicht bekehren / ſo hat er ſein Schwerdt ge - wetzet / vnd ſeinen bogen geſpannet / vnd zielet / vnd hat dar - auff gelegt toͤdtliche geſchoß / ſeine pfeile hat er zugericht zu verderben / Pſal. 7.

O wie wol iſt nun denen geſchehen / welche im HErrn ſelig abgeſchieden / denn ſie ſind allem jammer vnd vngluͤck entgangen / deme ſonſten noch die hinterſtelligen vnd vber - bliebenen in dieſer boͤſen Welt muͤſſen vnterworffen ſeyn.

Derhalben ſollen wir vns auch vber denſelben nicht gar zu ſehr bekuͤmmern / ſondern jhnen dieſe felicitet vnd gluͤckſeligkeit von hertzen gerne goͤnnen / vnd Gott dancken / daß er ſie ſo gnedig entbunden / vnd aus allem jammer vnd elend geriſſen hat.

II. Sollen wir auch die im Herrn verſtorbenen an - ſchawen / Tanquam æternæ pacis poſſeſſores, Als die nun - mehr guten frieden haben. Denn alſo ſpricht der heilige Geiſt in abgeleſenen worten: Sie kommen zum friede. Hier in dieſer welt muͤſſen wir im ſtreit ſeyn / ſo lange wir le - ben / Iob 7. Denn da findet ſich herbey der helliſche Satanas, vnd ſetzet gar hefftig an vns / vnd ob er ſchon mit dem ſchwerd des Geiſt es abgetrieben wird / ſo leſt er doch nicht nach / ſon -C ijdernEine Chriſtlichedern verſucht es auff mancherley weiſe / ob er vnſer zu Leib vnd Seele moͤchte mechtig werden / daß demnach der Euan - geliſt Johannes nicht ohne vrſach klaget / Apoc. 12. Wehe denen / die auff Erden wonen vnd auff dem Meer / denn der Satanas koͤmpt zu euch hinab / vnd hat einen groſſen zorn / weil er weis daß er wenig zeit hat. Vnd Petrus ſagt / 1. Pet. 5. daß der Satanas tag vnd nacht herumber gehe / wie ein grimmiger vnd bruͤllender Lewe / vnd ſuche / welchen er moͤge verſchlingen vnd mit ſich zur hellen ziehen.

Neben dieſem feinde haben wir auch wider vns die arge / gottloſe welt / welche mit jhren ergerlichen vnd boͤſen Exem - peln manch vnſchuͤldiges hertze verfuͤhret vnd zu fall bringet.

Ja wir haben auch wider vns vnſer eigenes Fleiſch vnd Blut / welches allezeit viel williger vnd geneigter iſt zum boͤſen / als zum guten / Geneſ. 6. vnd 8.

Dieſe feinde laſſen vns wenig ruhe vnd frieden / daß es demnach recht heiſt / wie Job ſagt / cap. 14. Der menſch vom weibe geboren / lebt eine kurtze zeit / vnd iſt voller vnruhe. Vnd der Poet ſpricht:

Nunquam bella pijs, nunquam certamina deſunt,
Et quo cum certet, mens pia ſemper habet:

Fromme Chriſten haben jmmer zu ſtreiten / wenn ſie ſich kaum mit groſſer muͤhe vnd arbeit von einem feinde loß ge - brochen / ſo haben ſie von ſtund an einen andern vor ſich. So bald wir aber dieſe jrrdiſche huͤtten ablegen / da nimpt dieſer kampff vnd ſtreit ein ende / vnd muͤſſen vns alle vnſere feinde wol vnangefochten vnd zu frieden laſſen. Denn da koͤmpt der Geiſt (die Seele) zu Gott / der jhn gegeben hat / Eccle - ſiaſtæ cap. 3. Der Gerechten ſeelen ſind in Gottes hand / vnd keine qual ruͤhret ſie an / ſagt das Buch der Weißheit / cap. 3. Sind ſie nun an dem orte / O ſo ſind ſie gar wol ver -ſorget /Leichpredigt. ſorget / der Teuffel kan jhnen nicht mehr ſo liſtiger weiſe nachſtellen / denn der Herr decket ſie in ſeiner huͤtten zur boͤſen zeit / vnd verbirget ſie heimlich in ſeinem gezelte / Pſal. 27. Koͤnnen derowegen recht ſagen:

Ad portum veni, mors peccatumꝙ́ faceſſe, ()
Cum Chriſto vitâ, læticiâꝙ fruor.
Zum ſichern Port ich kommen bin /
Tod / Suͤnd / all jammer fahr dahin /
Mit Chriſto hab ich fried vnd frewd /
Vnd leb in ewigr Seligkeit.

An dieſen ort werden nun der gleubigen Seelen von ſtundan gefoͤrdert / wenn ſie vom leibe abſcheiden / Sie fah - ren nicht in andere Coͤrper / wie der Heyde Pythagoras gentzlich dafuͤr gehalten / ſeine Seele were zuuor im Pyrrho geweſen: Dawider aber ſagte Chriſtus zum bußfertigen Schecher / Luc. 23. Warlich / ich ſage dir / heute wirſtu mit mir im Paradiß ſeyn.

Dahin wuͤndſchet vnd begeret auch Paulus / Philip. 1. Jch habe luſt abzuſcheiden / vnd bey Chriſto zu ſeyn.

Vnd S. Stephanus ſeufftzet / Act. 7. HErr Jeſu nim meinen Geiſt auff.

Was aber der ſeligen Seelen zuſtand ſey vor dem lie - ben juͤngſten tage / ſo ſtehet in vnſerm Text / daß ſie ruhen. Ioh. 17. ſtehet / daß ſie Gottes angeſicht anſchawen. Apoc. 7. wird gemeldet / daß ſie Gott loben vnd ſprechen: Lob vnd ehre / vnd weißheit / vnd danck / vnd preiß / vnd krafft / vnd ſter - cke ſey vnſerm Gott / von ewigkeit zu ewigkeit / Amen.

Vnd im vorhergehenden 6. cap. leſen wir / daß ſie ein hertzliches verlangen haben nach jhren mitbruͤdern vnd mit - ſchweſtern / welche noch in dieſer ſterbligkeit wallen / daß ſie auch moͤchten auffgeloͤſet / vnd zu jhnen befoͤrdert werden. C iijWeilEine ChriſtlicheWeil wir denn nun wiſſen / wo die vnſerigen hin gelangen / wenn ſie dieſe welt geſegenen / ſo koͤnnen wir vns auch deſto beſſer zu frieden geben / vnd ſagen: Non amiſimus, ſed præ - miſimus, Wir haben ſie nicht verloren / ſondern nur vorhin geſchickt: Helffe Gott / daß wir auch balde zu jhrer froͤlichen gemeinſchafft moͤgen befoͤrdert werden / vnd an den ort kom - men / da frewde die fuͤlle vnd liebliches weſen zur Rechten Gottes iſt jmmer vnd ewiglich / Pſal. 16.

III. Sollen wir die im Herrn verſtorbenen anſchaw - en / Tanquam ſuaviter dormientes, Als die ſchlaffenden / welche in jhren Kammern gar ſanffte ruhen / in der ſeligen hoffnung / daß ſie am juͤngſten tage wieder herfuͤr gehen / vnd mit ewiger vnſterbligkeit ſollen begabet werden / denn alſo ſpricht der heilige Geiſt: Sie ruhen in jhren Kam - mern. Apoc. 14. ſpricht der Euangeliſt: Jch hoͤret eine ſtimme vom Himmel zu mir ſagen: Schreibe / ſelig ſind die todten / die da im Herrn ſterben / von nun an. Ja / der Geiſt ſpricht / daß ſie ruhen von jhrer arbeit / denn jhre werck folgen jhnen nach. Sehr troͤſtlich aber iſt es zu vernemen / daß der heilige Geiſt vnſere Graͤber nicht ſtinckende Gruben vnd Schlangenneſter nennet / ſondern dormitoria, Schlaff - kammern vnd Ruhebettlein / welche vnſer lieber bruder Je - ſus Chriſtus mit ſeinem heiligen Leibe ſelber gewaͤrmet hat.

Gleich wie ſich nun aber keiner der meynung niderle - get / daß er fuͤr vnd fuͤr allda wolle ligen bleiben / ſondern daß er ein wenig außruhe / vnd denn wieder auffſtehe: Alſo legen auch wir vnſere verſtorbene nicht der meynung in jhre Graͤ - ber / daß ſie mit den vnvernuͤnfftigen Thieren ewig darinne ſollen ligen bleiben / ſondern darumb geſchicht es / daß ſie ſollen ausſchlaffen von aller muͤhe / angſt / noth vnd elend / ſo ſie die zeit jhres lebens außgeſtanden. Wenn aber der liebeFruͤ -Leichpredigt. Fruͤling des langgewuͤndſchten juͤngſten tages wird anbre - chen / vnd der ewige Sohn Gottes Jeſus Chriſtus ſeine majeſtetiſche ſtimme hoͤren laſſen: Surgite mortui, Stehet auff jhr todten / etc. da werden ſie alle in einem augenblick lebendig vor jhm ſtehen / gleich als wenn ſie niemals geſtor - ben geweſen / ſondern nur in einem lieblichen vnd ſanfften ſchlaffe gelegen weren / wie ſolches die heilige Schrifft an vielen orten bezeuget. Denn alſo ſpricht der Prophet Eſaias cap. 26. Herr / deine todten werden leben / vnd mit dem Leichnam aufferſtehen. Wachet auff / vnd ruͤhmet / die jhr ligt vnter der Erden. Vnd der Prophet Daniel ſpricht / cap. 12. Viel ſo vnter der Erden ſchlaffen ligen / werden auff - wachen / etliche zum ewigen leben / etliche zu ewiger ſchmach vnd ſchande. Vnd Joh. 5. ſpricht der HErr Chriſtus ſelber: Es koͤmpt die ſtunde / in welcher alle die in graͤbern ſind / wer - den ſeine ſtimme hoͤren / vnd werden herfuͤr gehen / die da guts gethan haben / zur aufferſtehung des lebens / die aber vbels gethan haben / zur aufferſtehung des Gerichts. Ioh. 14. Jch lebe / vnd jr ſolt auch leben. Vñ die Chriſtliche Kirche ſinget:

Weil du vom Tod erſtanden biſt /
Werd ich im Grab nicht bleiben /
Mein hoͤchſter troſt dein Vrſtend iſt /
Todes furcht kanſtu vertreiben /
Denn wo du biſt / da kom ich hin /
Daß ich ſtets bey dir leb vnd bin /
Drumb fahr ich hin mit frewden.
Jtem: Die Seele lebt ohn alle klag /
Der Leib ſchlefft biß an juͤngſten tag /
An welchem Gott jhn verkleren /
Vnd ewiger frewd wird gewehren.

Weil es denn nun an dem / daß die vnſerigen durch den zeitlichen Tod in einen ſolchen ſeligen vnd gewuͤndſchtenStandEine ChriſtlicheStand geſetzt werden / je warumb wolten wir jhnen denn nicht ſolche ſelige ruhe goͤnnen? Oder ſie zu ſehr beweinen vnd beklagen / gleich als wenn jhnen etwas boͤſes widerfah - ren were. Billicher ſolte man ſich darob frewen / vnd Gott von hertzen dancken / daß er ſie zu ſolcher ſanfften vnd ſeligen ruhe hat kommen laſſen / bevoraus weil wir wiſſen / daß wir die vnſerigen in jenem leben warhafftig ſollen wieder bekom - men / daher denn auch der juͤngſte tag dies reſtitutionis, ein tag der wiederſtattung genennet wird / Act. 3. Koͤmpts nun mit einem menſchen dahin / daß er dieſe welt geſegnen ſol / ſo dencke er alſo: Nun wolan / ob ich ſchon vmb der ſuͤnde willen dem zeitichen Tode muß zu theil werden / vnd mich von mei - nen lieben freunden ſcheiden laſſen / ſo frage ich doch nichts darnach / denn ich weis / daß ich in Gottes augen warhafftig lebe / der wird mich auch zu ſeiner zeit aus meinem Ruhe - bettlein wieder herfuͤr ſuchen / vnd mit freuden zu den meini - gen bringen / welche ich mit ſchmertzen hinter mir gelaſſen / wir koͤnnen doch allhier nicht ewig beyſammen bleiben / es muß doch einmal geſchieden ſeyn / Aber wiederkommen macht / daß ich ſcheiden nicht acht / derhalben gebe ich mich auch geduͤltig darein / vnd ſpreche: Ach Herr / wenns iſt zeit / ſo mach mich bereit / vnd leite mich zur ewigen frewd vnd ſeligkeit. Herr / wenn du wilt / ſo wil ich mit / hinfahren in fried / ſterben iſt mein gewin / vnd ſchad mir nicht. Drumb wil ich ſuͤnder von dieſer welt hinfahren nach Gottes willen / zu meinem lieben Gott / wenns jhm gefellt / wil ich jhm hal - ten ſtille mein arme Seel ich Gott befehl / in meiner letzten ſtunde / O trewer Gott / Suͤnd / Hell vnd Tod / haſtu mir vberwunden.

Deßgleichen / koͤmpt der Tod / vnd nimpt einem from - men Ehemanne ſein liebes Eheweib an der ſeite hinweg / ſodenckeLeichpredigt. dencke er alſo: Nun wolan / ob es mir wol ſchmertzlich ſuͤr - fellt / daß ich mich nechſt Gott vnd ſeinem heiligen Worte / meines liebſten Schatzes verzeihen muß / ſo weis ich doch / daß dieſer todesfall geſchehen ſey / nicht caſu, ohne gefehr / ſondern Dei beneplacito, nach Gottes gnedigem willen vnd wolgefallen / demſelben wil ich mich auch mit Chriſtli - cher gedult gehorſamlich vntergeben. Hat mirs doch mein lieber Gott ankuͤndigen laſſen / da er mir mein liebes Weib durch ſein Wort an mein hertz gebunden / daß ſie wiederumb muͤſte zu Erden werden / dauon ſie genommen worden. Spreche derowegen mit dem lieben Job: Der Herr hat ſie gegeben / der Herr hat ſie auch wieder genommen / ſein heiliger Name ſey gepreiſet.

So weis ich auch / daß mein lieber Schatz in wahrer anruffung Jeſu Chriſti ſeliglich abgeſchieden / vnd an ein ſol - chen ort kommen / da er ſich vor keiner gefahr mehr zu fuͤrch - ten hat / derhalben goͤnne ich jhm ſeine ruhe von hertzen gerne. Vnd ob ich ſchon voller leids vnd betruͤbnis bin / ſo weis ich doch / daß Gott mein trewer Vater iſt / Chriſtus mein lieber Bruder / der heilige Geiſt mein Troͤſter / lehrer vnd leiter im leben / der wird meiner ſchwachheit auffhelffen / vnd die bloͤdigkeit meines fleiſches ſtercken: Jm ſterben aber iſt er mein trewer Schutzherr vnd Geleitsmann / der wird mich auch zur zeit meines abſchiedes durch den finſtern Todes - thal ſicherlich hindurch fuͤhren / vnd zur ewigen Herrligkeit bringen / da ich denn meines leides reichlich ſol ergetzet / vnd alle trawrigkeit in frewde verwandelt werden.

Vnd ſo viel ſey auff dißmal gnug geſagt von dieſem fuͤrgenom̃enen Stuͤcklein / nemlich / Wie wir die jenigen / ſo im Herrn von dieſer Welt abgeſchieden / anſchawen ſol -Dlen /Eine Chriſtlichelen / damit wir vns vber jhrem toͤdtlichen abgang nicht zu ſehr betruͤben / ſondern darinne gebuͤhrliche maß halten.

Commendatio defunctæ.

HJerauff wenden wir vns nunmehr zu vnſer ſe - lig verſtorbenen Erb - vnd Lehnfrawen / welche allda vor vnſern augen im Sarge ligt / vnd jetzo baldeDefunctæ Chriſtlichem brauch nach in jhr Ruhebettlein ſol beygeſetzt werd[e]n.

Nativitas.

Jhrer Geburt nach iſt ſie geweſen eine Poſthuma, vnd alſo fuͤnff wochen nach jhres ſeligen Vatern abſterben auff dieſe Welt geboren worden / welches geſchehen iſt den Dien - ſtag nach Martini, Anno 1574.

Es ſind aber jhre Eltern geweſen eines guten adelichen Geſchlechts vnd herkommens / welche ſich beydes gegen Gott vnd die Menſchen alſo verhalten / daß jhnen auch in der Gruben ein gutes lob gegeben wird.

Parentes.

Der Vater iſt geweſen der Edle / Geſtrenge vnd Ehrn - veſte Bertram vom Pful / Erbſaß auff Gilßdruff / Fichel vnd Wilckendorff / in der Marck gelegen. Jhre Mutter aber Fraw Vrſula / eine geborne Hackin / des auch Edlen / Geſtrengen vnd Ehrnveſten Ludwig Hacken / Erbſaſſen auff Berge vnd Nitzebanck / Tochter.

Nach jrer erſten ſuͤndlichen geburt iſt dieſe S. Jungefraw von jhrer lieben Mutter Gott dem Herrn in der heili - gen Tauffe zugeſchickt / vnd mit dem blut Jeſu Chriſti vonEducatio honeſta. ſuͤnden gereiniget vnd abgewaſchen / auch folgends in aller Gottesfurcht vnd Chriſtlichen adelichen tugenden aufferzo - gen worden.

Jn jhrenLeichpredigt.

Jn jhren kindlichen vnd jungfraͤwlichen Jahren iſt ſieOb[e]dien - tia erga[p]a[tr]em debita. nach dem vierdten Gebot jhrer lieben Mutter gehorſam ge - weſen / derhalben hat ſie auch vnſer lieber Gott deſſen hin - wiederumb gar reichlich genieſſen laſſen / vnd jhr eine ehr - liche Heyrath beſcheret / in dem ſie Anno 1600. den 9. Se - ptemb. dem Edlen / Geſtrengen vnd Ehrnveſten Wolff Gottfried von Haugwitz allhier ehelichen iſt vertrawet wor - den / mit deme ſie 9. Jahr 9. Wochen vnd 5. Tage eine ſolcheConjugi - um placi - dum. liebliche Ehe gefuͤhret / daß beydes Gott vnd die Menſchen daran einen gefallen gehabt.

Jhrem lieben Juncker iſt ſie gehorſam geweſen / hat jhn hertzlich geliebet vnd geehret vnd mehr vor jhn / als vor ſich ſelbſt geſorget / derowegen jhm auch ſolcher fall deſto ſchmertzlicher vorkoͤmpt. Jn jhrer Kranckheit war ſie ſei - net halben auch ſehr bekuͤmmert. Gar gerne / ſagte ſie / wil ich ſterben / mein lieber Gott komme / wenn er wolle / ſo ſol er mich zum tode bereit finden / vnd krencket mich durchaus nichts / daß ich in dieſer Welt hinter mir laſſe / denn wir ha - b[e]n nichts mit in die Welt bracht darumb werden wir auch nichts mit hinaus nemen: Alleine diß ligt mir ſehr an / daß ich meinen lieben Juncker trawrig vnd betruͤbt hinter mir laſſen muß. Doch / ſagte ſie ferner / habe ich zu Gott das ſtarcke vertrawen / er werde jhn nicht verlaſſen / demſelben be - fehle ich jhn in ſeinen goͤttlichen ſchutz vnd ſchirm / wie ich ſonſten auch alle abend vnd morgen gethan habe / im ewi - gen Leben wollen wir / ob Gott wil / wiederumb zuſammen kommen / etc.

O du vnbarmhertziger Tod / daß du eine ſolche freund - liche vnd gewuͤndſchte Ehe ſo bald getrennet haſt. Nun[es]iſt Gottes wille geweſen / ohne welchen vns nicht das ge - ringſte haͤrlein kan vom haͤupte fallen.

D ijJhrEine Chriſtliche
Religioſa pietas.

Jhr Chriſtenthumb betreffende / ſo iſt ſie geweſen eine fleiſſige zuhoͤrerin goͤttliches Worts / welche nicht mit willen nur ein einige Predigt verſeumet hette. Ja ſie hat dem ge - predigten Wort mit ſolcher hertzensandacht zugehoͤret / daß jhr offtmals die zehren vber die wangen gefloſſen / welches ich ſelber geſehen habe / vnd iſt alſo jhren befohlenen Vnter - thanen ein feines Vorbild geweſen in der Gottſeligkeit / in - maſſen ſie denn auch daheime zu hauſe von Gottes wort ger - ne geredet / fleiſſig gebetet / ſo wol auch jhr Geſinde mit ernſt dazu angehalten.

Fidei fru - ctus.

Jhren Glauben hat ſie durch gute werck laſſen herfuͤr leuchten / in dem ſie vnſerm armen Kirchenkaſten gar eine ehrliche ſumma Geldes legiret, auch ſonſten armen vertrie - benen Predigern / brandbeſchaͤdigten vnd dergleichen duͤrff - tigen Leuten von dem beſcherten ſegen Gottes mitgetheilet. Vnd was dort Paulus befihlet / Gal. 6. Der vnterrichtet wird mit dem Wort / der theile mit allerley guts / dem / der jhn vnterrichtet / daſſelbe hat ſie an mir / als dem vnwirdigen Seelſorger dieſes orts / thaͤtlichen erfuͤllet. Denn ich vnd die meinigen von dieſer gottſeligen Jungefraw / dieſe zeit vber / ſolche guͤnſtige befoͤrderung gehabt / daß ich ſchuͤldig bin / ſolches vor Gott vnd der Welt die zeit meines lebens mit danckbarem hertzen zu ruͤhmen. Gott gebe jhr dafuͤr aus gnaden / vmb des HErrn Chriſti willen / die ewige Him - melsfrewde / darinne auch allbereit jhre Seele iſt.

Vnd da ſie es nicht allezeit einem jeden zu ſinne ge - macht / ſo muß man ſich erinnern / daß ſie auch ein men[ſ]ch ge - weſen / vnd zwar ſo ſol der noch geboren werden / der es allen recht macht. Sie iſt bißweilen auch von jhrer menſchli - chen ſchwachheit vnd gebrechligkeit vnverſehens vberei - let worden / welches ihr aber der trewe Gott verziehen vndverge -Leichpredigt. vergeben hat / vmb des Mittlers Jeſu Chriſti willen / an den ſie gegleubet hat. Jn jhrer haushaltung iſt ſie fleiſſig vndSedulitas in œcono - mia. fuͤrſichtig geweſen / vnd darinne von Gott reichlich geſegnet worden / welches ſie denn auch mit hertzlicher danckſagung erkant hat. Weil aber das gluͤck viel neider hat / ſo mags wol; ſeyn / daß die ſelige Jungefraw auch jhre heimliche miß - goͤnner gehabt: Aber was Gott wil beſcheren / das kan nie - mand erwehren.

Nach deme ſie aber vnſer lieber Gott vor drey wochenMorbus. auffs Siechbette gelegt / vnd ſie bey ſich befunden / daß jhr die kranckheit je lenger je mehr zuſatzte / hat ſie nach der Communion ein hertzliches verlangen getragen / zuuor aber Gott dem Herrn jhre ſuͤnde mit ſolchem ernſt gebeich - tet / daß jhr die threnen haͤuffig aus den augen gefloſſen. Sie hat ſich auch hinwiederumb der barmhertzigkeit Gottes vnd gnedigen vergebung jhrer ſuͤnden mit ſolchen troͤſtlichen Worten vnd Spruͤchen zu troͤſten wiſſen / daß man augen - ſcheinlich ſahe / wie Gott durch ſeinen heiligen Geiſt in jhr wirckete / vnd hat darauff mit hertzlicher andacht / im wahren Glauben den Leib vnd Blut Jeſu Chriſti im Abendmal wir - diglich empfangen. Wenn jhr ein ſchoͤner Troſtſpruch wurde vorgehalten / derer ſie ſelbſt gar ſehr viel kunte / wuſte ſie alßbalde die application auff jhre perſon alſo zu machen / daß es mit verwunderung zu hoͤren war. Vnd mag wol ſagen / daß ich mein lebelang von keinem ſterbenden menſchen hertzbrechendere wort gehoͤret habe / als von dieſer vnſer ſeli - ligen Jungfrawen. Als ich ſie fragte / ob ſie auch etwa in jhrem Gewiſſen ein heimliches anligen vnd beſchwerung hette? gab ſie darauff zur antwort: Nein / Gott lob / gar nicht / ich bin mit meinem lieben Gott zu grunde ausgeſoͤh - net / Jch frewe vnd troͤſte mich des bittern leidens vnd ſter -D iijbensEine Chriſtlichebens Jeſu Chriſti / ſeines allerliebſten Sohns / meines Er - loͤſers vnd Seligmachers / den habe ich in mein hertz ſo feſt eingeſchloſſen / daß ich jhn nimmermehr daraus wil kom - men laſſen. Gott hat auch ſeinen Cherubin vor die thuͤr meines hertzens geleget / daß mir meinen HErrn Chriſtum niemand daraus reiſſen / vnd mich von jhm ſcheiden kan. Kommen gleich meine geiſtliche feinde / ſo wil ich mich doch in kein geſpreche mit jhnen einlaſſen / ſondern wil ſie ſtracksPatientia. zu meinem HErrn Chriſto weiſen / der wird wol fuͤr mich antworten. Daneben iſt ſie auch ſo geduͤltig geweſen / daß man nicht das geringſte zeichen einiger vngedult hat ver - mercken koͤnnen / ſondern ſich allezeit dahin erkleret / Sie wolle jhrem lieben Gott mit gedult ſtille halten / der werde es alles zum beſten ſchicken.

Sonderlich aber iſt diß nicht zu verſchweigen / daß ſie kurtz vor jhrem ende zu wiſſen begeret / wenn der tag Martini gefellig were? vnd als man jhr ſolches vermeldet / hat ſie ge - ſagt: Den Dienſtag nach Martini nemet ja wol in acht / denn am ſelben tage bin ich auff die Welt kommen / auff den tag wird mich auch Gott in gnaden wieder abfodern: Welche wort allen anweſenden / vnd ſonderlich jhrem lieben Juncker ein groß nachdencken gemacht haben.

Vnd ob jhr wol nicht ſo eben auffn Dienſtag jhr ſterb - ſtuͤndlein begegnete / ſo iſt es doch bald auff den andern tag hernach / nemlich / auff den Donnerſtag / geſtern acht tage zur nacht / zwiſchen 1. vnd 2. vhr erfolget / nach deme ſie 35. jahr vnd 2. tage in dieſer Welt gelebet hatte. Daraus denn gnugſam abzunemen / daß ſie wol gewuſt / jhr ſeliges ende were nicht ferne / wie man auch vom Propheten Elia liſet / 2. Reg. 2. daß ers zuuor gewuſt / daß jhn der Herr lebendigwolteLeichpredigt. wolte gen Himmel holen. Vnd Petrus bekennet / 2. Pet. 1. vnd ſpricht: Jch weis / daß ich meine huͤtten bald ablegen muß / wie mir denn auch vnſer HErr Jeſus Chriſtus eroͤff - net hat. Vnd weil ſie Gott in jhrem leben geehret / ſo hatChriſtia - nus vitæ exitus. er ſie zur zeit jhres abſchiedes wieder geehret / vnd jhr ein ſolch ſanfftes ende verliehen / daß ſie keinen ſchmertzen gefuͤh - let / ja ſie hat nicht einen Finger gezucket / aber im Gebet alle - zeit fleiſſig angehalten / biß jhr die Seele außgefahren. Vnd da ſie mit der Sprache nicht mehr fort kunte / girrete vnd ſeufftzete ſie doch innerlich im hertzen / daß man wol ſahe / wie ſie alles vernuͤnfftig bey jhr nachſprach / was man jhr vor - ſagte / welches auch alle die jenigen muͤſſen bezeugen helffen / ſo jhr ſeliges ende mit angeſehen. O ende gut / alles gut. Nun ſie hat dem Herrn gelebt / dem iſt ſie auch geſtor - ben / derhalben bleibet ſie auch ſein in alle ewigkeit. Gott troͤſte den hinterlaſſenen betruͤbten Witwer / vnd erhalte jhn bey guter beſtendiger Geſundheit lange zeit: Vnſer ſelig verſtorbenen Jungefraw aber wuͤndſchen wir im Grabe eine ſanffte Ruhe / vnd denn am juͤngſten tage / wie auch vns allen eine froͤliche Aufferſtehung zum ewigen Leben. Sol - ches nun von Gott zu erlangen / wollen wir be - ten ein andechtiges Vater vnſer / ꝛc.

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Ver -

Verzeichnis etlicher ſchoͤnen Troſt - ſpruͤche / derer ſich die S. Fraw von Haug - witz in werender Kranckheit / vnd ſonſten bey lebzeiten gantz nuͤtzlich gebrau - chet hat.

Pſal.
  • 50. Ruffe mich an / etc.
  • 68. Gott leget vns eine laſt auff / etc.
  • 73. Wenn ich nur dich habe / etc.
  • 91. Jch bin bey jhm in der noth / etc.
  • 103. Barmhertzig vnd gnedig etc.
Eſai. cap.
  • 1. Waſchet / reiniget euch / etc.
  • 33. Herr ſey vns gnedig / etc.
  • 53. Fuͤrwar er trug etc.
  • 54. Fuͤrchte dich nicht etc.
Matth. cap.
  • 11. Kompt her zu mir etc.
  • 20. Deß menſchen Son iſt nicht kom̃en / daß ꝛc.
Ioh. cap.
  • 1. Wie viel jhn auffnamen / etc.
  • 3. Alſo hat Gott die Welt geliebet / etc.
  • 6. Das iſt aber der wille etc.
  • 10. Meine Schaffe hoͤren etc.
  • 11. Jch bin die Aufferſtehung etc.
  • 16. Jhr werdet weinen etc.
Rom.
Rom. cap.
  • 3. Sie ſind allzumal Suͤnder / etc.
  • 4. Chriſtus iſt vmb vnſer ſuͤnde willen etc.
  • 5. Nun wir denn ſind gerecht worden / etc.
  • 8. Denen die Gott lieben / etc. Jtem / Jſt Gott fuͤr vns / etc.
  • 1. Cor. 1. Chriſtus Jeſus iſt vns etc.
  • 2. Cor. 2. Gott ſey gedancket / der etc.
  • 1. Ioh. 1. Das Blut Jeſu Chriſti etc.
  • 1. Ioh. 2. Ob jemand ſuͤndiget etc.
Jhre geiſtliche Lieder.
  • 1. Morgen - vnd Abendgeſang: Das walt mein Gott / etc.
  • 2. Der Herr iſt mein getrewer Hirt / etc.
  • 3. Jch ruff zu dir HErꝛ Jeſu Chriſt / etc.
  • 4. Nun lobe mein Seel den Herren / etc.
  • 5. Gott ſey vns gnedig / etc.
  • 6. Jeſu du wolſt vns weiſen / etc.
  • 7. Chriſtus iſt mein leben / etc.
  • 8. Jeſulein du biſt mein / etc.
  • 9. Auff meinen lieben Gott / etc.
  • 10. Auff mein Gott vnd machs nicht lang / etc.
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EEin

Ein Chriſtlich Lied / welches auff den Namen der ſeligen Fraw Haugwitzen gerich - tet iſt / vnd in der Kirchen bey jhrem Begraͤbnis figuriret worden / geſtellet durch jhren hinterlaſſenen Hauß - wirt / im thon: Wenn mein ſtuͤndlein vor - handen iſt / etc.

1.
BEreit du mich HErr Jeſu Chriſt
Jn dieſen ſchweren zeiten /
Steh du mir bey zu aller friſt /
Laß mich von dir nicht gleiten /
Wenn meine Seel hie ſcheidt von mir /
HErr meinen Geiſt befehl ich dir
An meinem letzten ende.
2.
Da du wirſt wiedr erfrewen mich /
Nach dem groſſen elende /
Mein jammer wird verkehren ſich /
Mein Creutz das wird ſich wenden /
Jn groſſe himmeliſche Frewd /
Jn ewigs Heil vnd Seligkeit /
Des troͤſt ich mich von hertzen.
3.
Von Gott ſo wil ich laſſen nicht /
Denn er mir beyſtand leiſtet /
Auff jhn iſt nur mein zuuerſicht /
Er iſt mein Troſt vnd Meiſter /
Der mich regieret allermeiſt
Durch
Durch ſeinen fron heiligen Geiſt /
Biß auff mein letzten ſeufftzer.
4.
Huͤlff vnd troſt wird nicht fehlen mir /
Das thue ich Gott vertrawen /
Sein hand iſt allezeit bey mir /
Drumb feſt auff jhn ich bawe /
Ob ich ſchon leide / leidt er mit /
Doch troͤſtet mich ſein gnad vnd fried /
Auff ſein Wort ich mich laſſe.
5.
Auch bin ich gwiß / daß mir der HErꝛ /
Nach ſeim gnedigen willen /
Wird ruhig machen meine Seel /
Daß ich jhm halte ſtille /
Jn meinem Creutze vnd Truͤbſal /
Allhier in dieſem Jammerthal /
Biß zum ewigen Leben.
6.
Witz vnd vernunfft bewahr mir HErꝛ /
Jn meinen Todesnoͤthen /
Daß mich nicht jrre einig gfehrd /
Du wirſt vnd kanſt erretten
Mein arme Seel aus aller qual /
Biß du ſie fuͤhrſt in Frewdenſal /
Zu deinem preiß vnd ehren.
7.
Geborn bin ich durch deine Gnad /
Jn diß elende Leben /
E ijBehuͤt
Behuͤt mich HErr fuͤr allem ſchad /
Ob gleich mein feind thut ſtreben
Wider mich hart / hats doch kein noth /
Denn du mein Herr vnd trewer Gott /
Wirſt mich gar nicht verlaſſen.
8.
Von meiñ Feinden errett du mich /
Bitt ich O Chriſt mein HErre /
Wenn wider mich ſie ſetzen ſich /
Daß mir nicht ſchadet ſehre /
Du haſt ſie ja getilget all /
Durch deine pein vnd todesqual /
Auch bittern tod vnd ſchmertzen.
9.
Pfuhl / aſch vnd ſtaub bin ich mein Gott /
Von wegen meiner ſuͤnden /
Die du durch dein fuͤnff Wunden roth
Geheilet / mich entbunden /
Des troͤſt ich mich zu aller ſtund /
Vnd dancke dir mit hertz vnd mund /
Biß mir mein Seel ausfehret.
10.
Amen / ach hilff HErr mein Heiland /
Jn todesnoth vnd ſchmertzen /
Zeig mir dein huͤlff / gnad vnd beyſtand /
Troͤſt mein betruͤbtes hertze /
HErr
HErr meinen Geiſt befehl ich dir /
Mein HErꝛ vnd Heil weich nicht von mir /
Gib mir das ewige Leben.

Ein ander Lied. Jm thon: Gott Vater der du deine Sonne leſſt ſcheinen etc.

1.
WOl auF mein ſeel / trawr nicht ſo ſehr /
Mach dir dein Creutzlein nicht zu ſchwer /
Denn Gott dein trewer Vater iſt /
Dein Bruder iſt HErr Jeſus Chriſt.
2.
Gott hat gepflantzt ein Bluͤmlein zart /
Von Gottesfurcht vnd edler art /
Jns himmeliſche Paradeis /
Zu ſeim goͤttlichen lob vnd preis.
3.
Friedt allzeit ſie geliebet hat /
Des hat ſie von Gott groſſe gnad /
Jm friede hingefahren iſt /
Lebt nun beym Heiland Jeſu Chriſt.
E iijVon
4.
Von allem vbl iſt ſie erloͤſt /
Hat nun ewige frewd vnd troſt /
Lobt nun jhren Erloͤſer fein /
Mit allen lieben Engelein.
5.
Witz / vernunfft vnd guten verſtand /
Bewahr auch vns trewer Heiland /
Daß wir allzeit bereitet ſeyn /
Zum Himmelreich zu gehen ein.
6.
Amen / Amen zu dieſer ſtund /
Lobt meine Seel / mein Hertz vnd Mund /
Die heilige Dreyfaltigkeit /
Helff mir zur ewign Seligkeit.

Eſt inſignis locus, qui conſolatur nos, fore, ut ſecuri poſt mortem in pace quieſcamus, ubi nulla ſentiamus incommoda.

(Lutherus ſuper verba Eſaiæ cap. 56. )
Augu -

Boni ex hâc vitâ evocantur, ne vexentur à malis.

(Auguſtinus. )

Perituræ urbis aut malorum imminen - tium, vel futuræ labis hoc primum indicium eſt, ſi decidant viri conſultores, vel etiam gra - viores fœminæ.

(Ambroſius lib. 2. de Cain & Abel cap. 3. )
[figure]
Grab -

Grabſchrifft der Edlen vnd viel Ehrentugendſamen Frawen BERTHÆ / gebornen Pfuͤlin / des Edlen / Geſtrengen vnd Ehrn - veſten Wolff Gotfried von Haugwitz auff Floͤßberg / wei - land vielgeliebten Haußfrawen / welche ſanfft vnd ſelig im Herrn eingeſchlaffen iſt / den 16. Novemb. 1609. Geſtellet durch den hinterlaſſenen adelichen Witwer.

BErtha von Haugwitz bgraben leit /
Geborne Pfuͤhln zu dieſer zeit /
Diß orts / ruhet ohn alle qual /
Auffgloͤſt aus dieſem zehrenthal.
Sie hat geliebet Gottes Wort /
Vnd Chriſtum den getrewen Hort /
An den ſie feſt gegleubet hat /
Durch jhn erlangt ewige gnad /
Als ſie in jhrem Eheſtand
Jhr Ehewirt gantz trewlich befand /
Mit dem ſie glebt ins neunde Jahr /
Jn jhrem Gbet ſie fleiſſig war /
Gottsfurcht vnd Tugnd ſie hat geliebt /
Ob ſie ſchon wurde ſehr betruͤbt
Jn dieſer Welt / ſchadts jhr doch nit /
Denn ſie nun hat ewigen fried /
Welchen
Welchen jhr niemand nemen wird /
Auch kein Creutz noch Pein ſie anruͤhrt /
Weil ſie lebt in der Herrligkeit /
Jetzt vnd in alle Ewigkeit.
Errett iſt ſie aus aller noth /
Von Suͤnd vnd vom ewigen Tod /
Chriſtlich vnd ſanffte ſie ſchlieff ein /
Jm Gbet vnd ſtarcken Glauben rein /
Jn Chriſto / welchen ſie erkent /
Genommen hat ein ſeligs end /
Gar troͤſtlich ſie erloͤſet iſt /
Lebt nun beym HErren Jeſu Chriſt /
Dahin helff vns auch allzumal /
Allhier aus dieſem Zehrenthal /
Der trewe Gott / vnd mach bereit
Vns zu der ewign Seligkeit /
Das geb die heilg Dreyfaltigkeit.

Tumulus nobiliſsimæ, lectiſsimæq́; fœminæ Berthæ, ex nobili familiâ à Pfuhl oriundæ, Godefridi ab Haugvvitz in Floͤßberg uxoris deſideratiſſimæ, quæ piè obiit 16. No - vemb. Anno ſalutis reparatæ 1609.

BErtha, Godefridi, quæ nobilis, uxor
ab Haugvvitz,
Nata parente pio Pfuhl & de gente vetuſtâ,
Molliter in Domino ſic diſponente, quieſcit,
Sollicitudinibus mundi, curisꝙ́ ſoluta.
Perſcrutata fuit, ſummi diplomata Regis,
Et mediatorem, qui noſtræ cardo ſalutis,
Amplexata fide ſincerâ, menteꝙ́ purâ,
Unde ſalus illi, de Chriſto vindice ſpirat.
Nota ſatis Berthæ probitas & cura mariti,
Cui comes à Domino, fati, ſortisꝙ́ futuræ
(git,
Juncta fuit, ſed in hoc, nondum duo luſtra pere -
Conjugio; quoties tunc vota, precesꝙ́ ferebat,
Vera Dei cultrix, ſolidæ virtutis amatrix?
Ac licet interea, premeretur mole dolorum,
Non concuſſa tamen, varijs, immota procellis.
FHinc
Hinc capit æternam pacem, poſt tædia vitæ,
Mille voluptates hinc ſentit, gaudia mille.
Non labor, anxietas, dolor, aut crux ulla
moleſta,
Regia ſed Berthæ, cœli ſtellantis aperta eſt,
Ver ubi perpetuum, Paradiſi & dulcia tempe.
Libera nunc morbis, Chriſti nunc ſanguine lota,
Dira venenatæ, non curat ſpicula, mortis.
Æthereas vitam, placidè exhalabat in auras,
Conſtantiꝙ́ fide, ſuperam aſpirabat ad aulam,
Cognitione piâ Chriſti, quam menie gerebat,
Ardentesꝙ́ preces inter, migrabat ad aſtra.
Hoſtia, qui propter Berthæ, mactata ſalistem,
Aſſeruit Bertham ſibi, perquàm nobile
membrum.
Rex ſuperûm, quæſo, propiùs res aſpice noſtras,
Reſpice nos, quando fatalis terminus inſtat,
Duc nos in patriã, lacrimarũ è valle, paratam
Chriſticolis, & in hoc clemens illabere nobis.
Hoc faciat numen, quod regnat in arce Sionis.
F 2Carmen

Carmen numerale; annum, menſem & diem obitûs Berthæ, matronæ nobiliſ - ſimæ denotans.

Vt soL abſoLVIt, bIs LVCes oCto noVeMbrIs,
soLVItVr In tenVes CIneres, heI nobILIs VXor.

Ετεόϛιχον ejuſdem veram modò nobili - tatem adeptæ.

Dante Deo, vitæ ſeptennia quinque peregi,
Avocor; in cœlis nunc ϖολίτευμα meum eſt.

Heinricus Billeb. LL. Studioſ. Finis.

About this transcription

TextChristliche Leichpredigt/ Bey dem adelichen vnd volckreichen Begräbnis. Der Edelen vnd viel Ehrentugendsamen Frawen Berthae/ gebornen Pfülin aus der Marck
Author Jacob Teubener
Extent44 images; 9020 tokens; 2930 types; 59574 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationChristliche Leichpredigt/ Bey dem adelichen vnd volckreichen Begräbnis. Der Edelen vnd viel Ehrentugendsamen Frawen Berthae/ gebornen Pfülin aus der Marck Jacob Teubener. . 44 Michael LantzenbergerLeipzig1610.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 385/4 / 509343

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:48Z
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ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 O 385/4 / 509343
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