Dem Ehrenveſten vnnd Wolgeachten Herꝛen Andreæ Bodenſtein / Buͤrger vnd Handelsmann in Breſslaw / Meinem guͤnſtigen lieben Herꝛen / vnd groſſen Freunde. Vnd dann Der Vielehren Tugendſamen Frawen Susannæ Reimannin / des Ehrenveſten vnd Wolgeachten Herꝛen ANDREÆ Bodenſteins / ꝛc. Hertzgeliebten Ehelichen Haußfrawen / Meiner in Ehrengebuͤhr guͤnſtigen groſſen Freundin. GOttes Gnade vnd reichen Segen / zu aller erſprießlichen Seelen vnd Leibes Wolfahrt bevorn.
EHrenveſter / Wolgeachter Herꝛ / Vielehren Tugend - ſame Fraw / auff deroſelbten vielfaͤltiges Muͤndlich vnd Schꝛifft - lich beſchehenes erſuchen / vbergebe jhnen / Jch hiemit beyde kurtze einfaͤltige Pꝛedigten / So zu vnterſchiedener Zeit / vnd von vnterſchiedener Materiâ in der Kirchen alhier zu Bolckenhain von mir gehalten woꝛden ſind. Wiewol Jch nun zwar ſolche mitzutheylen in Langes bedencken gezogen / alldieweil Jch ſie wegen vieler Ambtsgeſchaͤffte nicht zur gnuͤge elaboriren koͤnnen: Jedoch / weil des Gerechten nimmermehꝛ vergeſſen werden ſoll / Auch von jhnen vnſerer Kirchen erfolgete Donaria wol werth ſind / das deroſelbeten offentlich gedacht werde: Als habe Jch ſelbige Pꝛedigten auffs Papier gebꝛacht / vnterdienſtlich bittend / Sie damit voꝛ lieb nehmen / vnd Meine / ſo wol der Meinen Freund vnd Freundin alle - zeit verbleiben wollen / Welche nebenſt Jhꝛen geliebten Ehepflaͤntzlein Gott dem Allmaͤchtigen zu ſeinem Schutz / Jch trewlich befehle.
E. E. Dienſtwilliger in gebuͤhr Gottfried Tiliſch.
DAs wir / Jhr Meine Geliebeten / anParaſceve. jetzo allhier im Gotteshauſe miteinander er - ſchienen / Geſchicht zum letzten Liebe vnnd Ehꝛengedaͤchtniß / Des weyland Ehꝛenveſten vñ Wolgeachten H. Friderich Reimans / geweſenen vnſers Buͤrgers / eines jungen Geſellen / welchen der Ewige Allmaͤchtige GOtt / nach ſeinem allein weiſen beſten Willen vñ Wolgefallen / den 12. Februarii, Lauffen - den 1618. Jahres / auß dieſem Jammer vnd Thraͤnenthal in ſeinen Ewigen Frewdenſaal / der Seelen nach / hat ab - gefordert / deſſen verblichener Coͤrper heut der Erden / die vnſer aller Mutter iſt / beygeſetzet werden ſol. Syr. 40.
Wann dann bey angeſtelleter Chriſtlicher Leich pro - ceſſion, Loͤblichem brauch nach / zuvor etwas auß Gottes Woꝛt vorgebꝛacht werden ſol: Als nehme Jch fuͤr Mich / den ſchoͤnen Text / auß dem 4. Capitel des Buchs der Weißheit / der ſich gleich ſelbſt auff vnſern Selig ver - ſtorbenen appliciret vnd reimet.
Auff das es aber nicht allein den Leydtragenden zu Troſt / ſondern auch vns / die wir mit jhnen Mitleiden haben / zum Vnterꝛicht kraͤfftiglich diene / So wollen wir den Trewen Gott vmb des H. Geiſtes Beyſtandt von gantzem Hertzen anruffen / vnd im Namen vnſers Erloͤſers Chriſti JEſu / Ein Glaͤubiges Vater vnſer beten.
Vnſer Leichtext lautet / wie folget:
Er iſt bald vollkommen worden / vndSap. 4. v. 13. 14. 15. hat viel Jahr erfuͤllet.A ijDann[4]‘Dann ſeine Seele gefelt Gott / darumb eylet Er mit jhm auß dem boͤſen Leben. ’‘Aber die Leute / ſo es ſehen / achtens nicht / vnd nehmens nicht zu Hertzen: Nemlich / das die Heyligen Gottes in Gnad vnd Barm - hertzigkeit ſind / vnd das Er ein auffſehen auff ſeine Außerwehleten hat. ’
BJllich / Ihr Meine Geliebten im HErꝛen / fallen zum Eingange vorhabender Pꝛedigt vns bey die ſchoͤnen Gedancken des H. Apoſtels vnd Evan - geliſten Johannis inn ſeinem Buch der Offenbahrung: Selig ſind die Todten / die in dem HErꝛn ſterben / von nun an / Ja / der Geiſt ſpricht / das ſie ruhen von jhrer Arbeit / dann jhre Werck folgen jhnen nach.
Dann neben dem verleſenen Spruͤchlein / Laſſen ſie ſichRatio. gar fuͤglich auff vnſern Selig verſtorbenen accommodiren vnd ziehen.
Sind die Todten Selig / die im HERREN ſterben: Ruhen ſie (wie der Geiſt ſpꝛicht) von jhꝛer Arbeit / So wird vnſer verſtorbener allbereit das jnnen haben Re, das iſt / in der That vñ Warheit / deſſen Er bißher Spe, der Hoffnung nach gelebet / Nemlich die Seligkeit vnd Ruhe / von dieſemSyr. 40. Elenden jaͤmmerlichen Leben / Alldieweil Er auch in dem HErꝛen geſtorben. Geſtorben iſt Er in dieſem HErꝛen /Job. 10. der jhn mit Haut vnd Fleiſch angezogen / vnd in Mutter - leibe gearbeitet / vnd gemacht / alles / was Er vmb vnd vmb1. Pet. 1. geweſen: Geſtorben iſt Er in dieſem HErꝛen / der jhn nicht mit vergaͤnglichem Silber oder Golde erloͤſet hat / von demeytel[5]eytel wandel / nach Vaͤterlicher weiſe / ſondern mit ſeinem thewren Blut: Geſtorben iſt Er in dieſem HErꝛen / der ſeine Reſidentz vnd Wohnung hat in denen / die da wider - umb gebohren ſind / nicht auß vergaͤnglichem / ſondern auß1. Pet. 1. vnvergaͤnglichem Samen / Nemlich auß dem Lebendigen Wort Gottes / das da Ewiglich bleybet.
Nicht ohne iſts / das ſich Menſchliche vernunfft / welcheOccupatio die Weißheit jmmerdar Rechtfertigen wil / daran zum oͤff -Matth: 11. tern ſtoͤſſet vnd aͤrgert / wann ſie ſihet vnd erfaͤhꝛet / das der Gerechte GOtt / nach ſeinem Rath / auch feiner Jungen Leute mit dem Tode nicht verſchonet / ſondern ſie den Weg1. Reg. 2. aller Welt mit dem lieben David gehẽ leſſet / zu denen man ſich doch / jhrer gutten Art halben / ſonderlicher Tugenden verſehen koͤnnen / wañ vitæ terminus, das Ziel jhꝛes Lebens / jhnen hette moͤgen verlaͤngert werden / Maſſen ſonder allen zweyfel mit vnſerm nunmehr inn Gott ruhenden auch ge - ſchehen were.
Aber / mein lieber Chriſt / wie gar vnbegreifflich ſindAdverſa - tiva. Gottes Gerichte / vnd wie vnerforſchlich ſeine wege[?]Wer hat des HErꝛen ſinn erkandt[?]oder wer iſt ſein RathgeberRom. 11. geweſen[?]Wer wil hinauffgen Himmel fahren / zu erkuͤn -Rom. 10. digen den Rath des Allerhoͤchſten / Warumb Er mit den Menſchenkindern auff Erden alſo verfahre[?]
Gnung iſt es / das der verſtorbene / ob Er wol vnſers be -Concluſio Exordii. duͤ〈…〉〈…〉 ckens gar fruͤhe ſein Valete auß dieſer boͤſen Welt ge - macht / vnd ſeine Herꝛligkeit / wie des Graſes blumen ab - gefallen / dennoch / vermoͤge zuvor angezogenen ApoſtoliſchẽEſaiæ 40. Außſpruches / die Seligkeit davon gebꝛacht hat / welche iſt1. Pet. 1. das vnvergaͤngliche Erbe / das behalten wird im Himmel. 1. Pet. 1. O wie ruhet Er nu von ſeiner Arbeit: Ey wie iſt jhm nu der Todt ſo ſelig: Ey wie frewet Er ſich nun in der Seligkeit / welche zubereittet iſt / das ſie offenbahr werde zu der letzten1. Petr. 1. Zeit / da Er hie eine kleine Zeit trawrig geweſen.
Gleich -[6]Gleichwol werden viel vnter Euch zuwiſſen begehꝛen / Vrſachen / vmb welcher willen GOtt der Allgewaltige dieſem jungen Blut / vber vermutten / durch den Zeitlichen todt Feyerabendt gegeben〈…〉〈…〉
Dieſen wil Jch auff jhre Frage / auß den ver - leſenen Worten kurtzen vnd einfaͤltigen Bericht geben / Nehmlichen vermelden etliche Motiven oder Vrſachen /Pſal. 90. deren wegen der Vnſterbliche HERR Gott / durch deſſen Wort die Leute jmmer hinſterben / Mit vnſerm Herꝛen Friderich Reiman auß dieſem Leben ſo foꝛtgeeylet / an deme jhꝛer viele vnter vns einen Spiegel ď Erbarkeit vñ Froͤmig - keit / viele einen gutten Freund / viele einen Trewhertzigen Wolthaͤter hatten.
Derſelbige Ewige vnſterbliche HErr GOtt helffe / das vnſer Lehren vnd lernen / zu ſeiner Goͤttlichen Majeſtaͤt Ehren / Vns aber zu Vnterꝛicht vnd kraͤfftiger Foͤrderung der Seligkeit gereichen moͤge / Amen.
BElangend / Jhr Meine Geliebeten / die ver - leſenen Woꝛt / So ex Apocrypho, das iſt / auß einem ſolchem Buch genommen ſind / welches zwar nicht von einem Pꝛopheten oder Apoſtel ſelbſt / Sondern ſonſten von einem gelehrten weiſen Judẽ Philone, vnter der Perſon des Koͤnigs Salomonis, geſchriben vñ auff gezeichnet wordẽ / So ſtehen darinnen vor Augen etliche Vꝛſachen / dardurch der gerechte Gott bewogẽ / dieſes zarte Blut auß dem boͤſen Welt vñ Suͤndenleben hinweg genommen / welche vrſachẽein[7]ein jegliches fromes Chriſtenhertz jhme fleiſſig einbilden /Præmatura hujus juve - nis Mors á DEO im - mittitur. vnd darauß anders nichts / dañ was ſich gebuͤhꝛet / von dem Todesfall vnſers Seligen Herꝛen Reimanns folgern vnd vnd ſchlieſſen wolle.
DJe Erſte Vrſach aber iſt Subita perfectio,I. Propter Subitam perfectio - nem. Weil der frome Gott / der es niemanden verterbet / vnſern lieben Reimann bald zur vollkommenheit bringen wollen: Er iſt bald vollkommen worden. Bald (ſagt der H. Geiſt /) Bald iſt Er vollkommen woꝛdẽ / Da λύσις τῆς ψυχῆς ἀπὸ τοῦ σώματος, die Auffloͤſung des Leibes vnd der Seelen geſchehen nicht ſucceßivè, bey gutter geraumer zeit / Sondern ἐν ῥιπῇ ὀφϑαλμοῦ, in einem Augen - blick / Ja wol eher / dañ man die Augen auff vnd zuwirfft / wie ſolcher Vollkommenheit / welche die Glaͤubigẽ in einem Nu vnd Augenblick erlangen / der HERR Chriſtus ſelbſt gedencket: Warlich / Warlich / ſage Jch Euch / Wer meinJoh. 5. Wort hoͤret / vnd Glaͤubet dem / der Mich geſand hat / der hat das Ewige leben / vnd koͤmpt nicht in das Gerichte / Sondern er iſt vom Tode zum Leben hindurch gedrungen / das iſt / Sein Todt ſoll jhm ein froͤliches ſchnelles Durch - dringen ſein vnd heiſſen. Gedencket jetzt an den liebenLuc. 16. Lazarum, ſo bald derſelbe geſtorben / iſt Er von ſtund an in Abrahambs Schoß getragen / oder Vollkommen worden. Hergegen heiſt es mit den Gottloſen: Sie werden Alt beyJob 21. gutten Tagen / & in puncto ad Inferna deſcendunt, vnd werden zum Grabe geriſſen / verſtehet Augenblicklich.
Exempel haben wir an dem Wucherer vnnd Geitzwanſt /Luc. 12. & 16. vnd an dem Schlemmer / die lebten biß an den Todt wol / Aber inn einem Augenblick waren ſie hin. Fuͤr ſolcher ſchrecklichen vnverſehenen boͤſen Todesfahꝛt behuͤtte HErr JEſu vns vnd alle frome Chriſten; O gieb / das wir durchdeinen[8]deinen Todesgang / mit vnſerm Selig verſtoꝛbenen im tode durchdringen / vnd zur Vollkommenheit gelangen.
Laß dich aber / Mein Chriſt / das nicht Anfechten / wann du ſieheſt / das dieſe vnſere Gegenwertige Leiche mit jhrem Sarck einquartirt vnd verſetzet inn eine finſtere Gruben / muß ſich gantz Zuſplittern laſſen / alſo / das mehr nicht dañ der Staub verbleybet. Mit Euch Leydtragenden rede Jch: Was bedeuten Ewere naſſe Augen / Ewere Trawerkleider / Ewere Klaͤgliche geberden[?]Das betruͤbte Hertz in Ewrem Leibe zeygen ſie an. Was mehr[?]Jhr gebet zu verſtehen / des verſtorbenen Leib muͤſſe Vmb der Suͤnden willen zuGen. 3. Staub vnd Aſchen werden / wie eine ſchoͤne Blume ver - welcket / abfelt / vnd endlich gar zu nichte wird / das man ſie als Staub vnd Aſchen zerꝛeibet. O des elenden Zuſtandes: O ein ſolch jaͤmmerlich ding iſts vmb aller Menſchen lebẽ / von Mutterleibe an / biß ſie in die Erde begraben werden / die vnſer aller Mutter iſt / da iſt jmmerdar Sorge / Furcht /Syr. 40. Hoffnung / vnd zu letzt der Todt. Nun es heiſt / Factum infectum fieri nequit, Was geſchehen iſt / kan man nichtRom. 5. endern. Weil durch einen Menſchen die Suͤnde kommen iſt in die Welt / vnd durch die Suͤnde der Todt / ſo iſt ja der Todt zu allen Menſchẽ hindurch gedrungen / dieweil ſie alle geſuͤndiget haben / Der naget vnd plaget vns im Grabe / da iſt keines ſchonens biß auff den Hirnſchedel vñ Todtenbeine. Daher die Pꝛopheten vñ Apoſtel occaſion vnd Gelegenheit genommen / das ſie gemeiniglich den Todt abmahlen in ge -Hoſ: 13. ſtalt eines gewaltigen Riſens / der einen ſtarcken Goliaths -1. Cor. 15. ſpieß auff der Fauſt fuͤhret / damit Er alle Menſchen zu Bodem rennet.
Wie koͤmpt aber nun ſolches alles vberein mit dem / das heut von vnſerm verſtorbenen geſaget wird / das Er ſey voll - kommen worden[?]Antwort: Dem Leibe nach / nimbt Erzwar[9]zwar ab / wird zu Staub vñ Aſchen / vnd muß ſich gedulden biß auff den Tag der Widererſtattung / da Er bekommen1. Cor. 15. wird fuͤr einen Verweßlichen Leib einen Vnverweßlichẽ / fuͤr einen verachten / einen herꝛlichen / fuͤr einen ſchwachen / einen kraͤfftigen / fuͤr einen Natuͤrlichen / einen Geiſtlichen: Aber der Seelen nach iſt Er ſchon vollkommen.
Seine Seel iſt kommen de labore ad Refrigerium, von Muͤhe vnd Blutſawrer Arbeit zur Erquickung / nicht das ſie gar Muͤſſig iſt oder Faulentzet / Sondern in Gott ſichApoc. 7. jmmerdar vbet vnd frewet / gleich wie ſie zuvor im Leibe / als in jhꝛem Domicilio & Organo, Haͤußlein vnd Jnſtru - ment jhre Actus, bewegungen vnd Wirckungen hatte.
Seine Seele iſt gelanget de expectatione ad Præmium, vom Hoffen / Sehnen / vnd Verlangen zur Himliſchen Belohnung. Sonſten zwar in andern Sachen pflegt man zuſagen: Bis dat qui citò dat, Wer was geben wil / vnd thut es bald / der thut denn ſo viel / als wann Ers zwiefaͤltig gebe / vnd wie der Poët ſagt:
‘– – Ingratum est, quod mora tardat, opus. ’ ()Aber mit GOtt dem HERREN hat es gar viel eine andere Gelegenheit / Da heiſt es / wie der alte Lehrer Augu -August. stinus ſpricht: Quod dare vult DEus, differt, ut dulceſcat dilatum, non vileſcat citò datum, das iſt / wann Gott der HErr etwas geben wil / ſo helt Er damit eine weile zuruͤck / vnd thut ſolches eben darumb / das vns ſeine Gabe deſto anmuttiger ſey / Je lenger Er damit hat auffgezogen / was man aber bald ohn langes Auffwarten empfehet / das ach - tet man nimmermehr ſo hoch vnd werth / als wann man mit groſſer Begierde drauff hat gewarttet: Alſo verhelt ſichs auch mit dieſer Himliſchen belohnung / die iſt der Seelen deſto angenehmer vnd gelegener / Je mehr ſie dar - nach geſeufftzet vnd gewuͤntſchet. O Domine JEſu, omniaBmihi,[10]Auguſtin. mihi, peto, amareſcant propter Te, ut Tu Solus dulcis appa - reas Animæ meæ. O Lieber HERR JEſu / Jch bitte dich / Laß mir alle ding herbe vñ bitter werden vmb deinet willen / damit du nur meiner Seelen ſuͤſſe vnd lieblich ſeyeſt.
2. Tim. 4. Seine Seele iſt gebꝛacht de agone ad Brabæum, vom Kaͤmpffen vnd Streitten zum Kleinot. Wer einen gutten Kampff kaͤmpffet / wer ſeinen Lauff vollendet vnd GlaubenAuguſtin. helt / dem iſt beygelegt die Kron der Gerechtigkeit. Nequa - quàm enim datur nobis quies felicitatis æternæ absqué vitæ hujus certamine & labore, Denn niemandt erlanget das Kleinoth Ewiger Seligkeit / Er habe dann darumb ge - kaͤmpffet vnd geſtritten in dieſem Leben.
Seine Seel hat ſich gewendet de fide ad Noticiam, vom Glauben zum Schawen. Der Seelen nach ſchawet vnſer Selig verſtoꝛbener GOtt den Ewigen Vater / als ſeinen ſchoͤpffer / an den er geglaͤubet / den Sohn Gottes Chꝛiſtum JEſum / ſeinen lieben Bꝛuder vnd Erloͤſer / an den Er ge - glaͤubet / den H. Geiſt / als ſeinen geweſenen Beyſtand vnd Troͤſter / an den er geglaͤubet: Vnd ſolcher Anblick iſt nicht Momentanea & evaneſcens Noticia, Ein Augenblickliches vnd vergaͤngliches Schawen / als wañ einer fuͤr den ſpiegelJac. 1. tritt / vnd ſich darinnen beſiehet / vnd gehet widerumb davõ / vnd vergiſſet / wie Er geſtalt war / ſondern weret fuͤr vñ fuͤr: nicht Jejuna & inefficax Noticia, Ein ſolch Schawen / das keine Krafft vnd Wirckung in ſich hat / gleich wie es etwan hie auff der Welt zugehet / wann Kayſer Augustus, oder Koͤnig Herodes ſein guͤldenes Kleid angelegt / vnd darinnen gepꝛanget / vnd ſeine Vnterthanen fuͤr Jhm geſtanden vnd Jhn angeſehen / ſo hats zwar dem Menſchen eine Luſt vnd Ergetzligkeit gemacht / Aber damit hat Er weder Hunger noch Durſt ſtillen koͤnnen / Ja ſo bald der Anſchawer den Ruͤcken gewendet / ſo iſt Er von ſeiner Augenfrewde / ſo ſattgeweſen[11]geweſen / als voꝛhin / Nein / ſondern vbeꝛ ſolchem Schawen iſt die liebe Seel voller Wonne vnd Frewde / Laut der ver - troͤſtung Chꝛiſti: Vater / Jch wil / daß / wo Jch bin / auch dieJoh. 17. ſein / die du mir gegebẽ haſt / das ſie meine Herꝛligkeit ſehen.
Seine Seel iſt erhaben de peregrinatione ad Patriam, Von muͤhſeliger Pilgerfahꝛt ins Vaterland / das iſt nicht Campus Elyſius, von welchem Virgilius geſchrieben / Es ſeyVirg. lib. 6. Æneidos. vnter der Erden / ein beſonderer ſchoͤner luſtiger Platz von gruͤnen Awen / vnd lieblichen Wieſen / darauff die Seelen Fuͤrtrefflicher Leute vmbher ſpatzieren / vnd jhꝛe frewde vñ Ergetzung haben / Sondern der Him̃el / maſſen S. PaulusPhilip. 3. klar ſagt: Vnſer πολίτευμα, Stadt vñ Buͤrgerꝛecht oder Wandel iſt im Himmel / Welches Himliſches Vaterland ſonſten genennet wird / Congregatio Patrum, Ein Verſam -Gen. 15. & 25. lung der Vaͤtter: Faſciculus Viventium, das Buͤndlein der Lebendigen: Terra Viventium, das Land der Lebendigẽ:1. Sam. 25. Sinus Abrahæ, die Schoß Abꝛahœ: Das Paradiß: DasPſal. 27. Hauß des Himliſchen Vatters: Die Stadt GOttes:Luc. 16. Das Newe Himliſche Jeruſalem. Luc. 23.
Seine Seel iſt gefahꝛen de mundo ad Patrem, Auß dieſerJoh. 14. 2. Cor. 5. Welt zum Vater / vnd hat Chꝛiſtum JEſ: ſelbſt zu einemHeb. 11. Mitgenoſſen. Denn gleich wie Er ſelber der Principal desApoc. 20. 21. Creutzoꝛdens iſt / alſo iſt Er auch der Principal des Fꝛewden - ordens beym Vater / Cujus unica ſangvinis guttula precio -Joh. 14. ſior eſt Cœlo & terrâ, deſſen ein einigs Blutstroͤpfflein hoͤher1. Theſſ. 4. vnd werther zu achten iſt / dann Himmel vnd Erde.
Sie darff nicht ſagen wie Auguſtus, da Er ſaß bey den zweyen Poëten Horatio vnd Virgilio: Inter ſuſpiria & lacry -B ijmas[12]mas ſedeo, ſondern kan / weil ſie auß dieſem Jammerthal zum Vater kommen / ſingen vnd jubiliren:
Ad portum veni, mors peccatumꝙ́ faceſſe: Cum CHRISTO vitâ Læticiáꝙ́ fruor.Jch hab / Gott Lob / den Sichern Poꝛt /Suͤnd / Todt / all Elend iſt nun foꝛt /Mit dir Herr JEſu frew ich mich /Weil Jch im Frieden ſehe dich.
HErꝛ JEſu Chꝛiſte / Erbarme dich auch vnſer / als deiner thewer Erloͤſeten Bꝛuͤder vnd Schweſtern / vnd wañ wir ſterben / ſo faſſe vnſere Seele auff deinen Allmaͤch - tigen Ruͤcken / Trage ſie von aller Muͤhe zur Erquickung: Vom Hoffen / Sehnen / vnd Verlangen zur Ehre vnnd Belohnung: Vom Kaͤmpffen vñ Streitten zum Kleinot: Vom Glauben zum Schawen: Von der Pilgerfahꝛt ins Vaterland: Auß der Welt zum Vater / Amen.
II. Propter temporum multorum Completio - nem. DIe ander Vrſach / vmb welcher willen der liebe GOTT mit vnſerm Jungen Mitbuͤrger / Herꝛen Friderich Reiman / auß dieſem Leben foꝛt geeylet / iſt Temporum multorum Completio, Das ſich mit jhme viel boͤſe Zeiten / Jahre / Wochen vnd Tage enden ſolten / dariñen jhme noch ſo manches Vngluͤck / ſo manches Creutz vnd Hertzleyd / ſo manche Kranckheit begegnet were.
Dann glaͤubeſtu Eines / fromer Chriſt / das lange Leben anders nichts ſey / dann lange gequelet werden / wie der alteAuguſtin. Kirchenlehꝛer geſagt hat: Diu vivere nihil aliud est quàm diu torqueri, Welches der Patriarch Jacob mehr dañ zu - viel erfahꝛen / vnd daher ſein Lebẽ eine Walfahꝛt genennet /Gen. 47. So wirſt du das ander auch nachgeben / das wir andere Chꝛiſten / alſo auch dieſen Jungen Geſellen / wañ Er lenger gelebt hette / ſein theyl vngluͤcks gewiß wuͤrde troffen haben.
Unius[13]Unius mali finis eſt principium alterius. Seneca.Ein Truͤbſall iſt vberſtanden /Ein anders iſt bald voꝛhanden.Es iſt die Welt ja voller Pein /Ein jeder findt darinn das ſein.
Vnd der alte Proſper ſchreibt recht vnd wol:Proſper.
Nunquàm bella Piis, nunquàm diſcrimina deſunt, Et, quo cum certet, mens pia ſemper habet.Ein jeder Chꝛiſt zu aller friſt /Mit Creutz vnd fahr vmbgeben iſt.
Da haſtu nu dein beſcheiden Theyl vngluͤcks / von welchẽJob 7. Job redet: Muß nicht der Menſch jmmer im Streit ſeinJob 14. auff Erden: Vnd abermal: Der Menſch vom Weibe gebohꝛen lebet kurtze Zeit / vnd iſt voll Vnruhe. Non melior es Patribus tuis, du biſt nicht beſſer als deine Vaͤtter vor dir geweſen ſind. Ohne Creutz kanſtu nicht ſein / der du mit Chꝛiſto zur Herꝛligkeit begehꝛeſt einzugehen. Dann gleichLuc. 24. wie Chꝛiſtus / ehe Er zu ſeiner Herꝛligkeit eingieng / zuvor Leyden muſte: Er muſte Bluttigen Schweiß ſchwitzen: Er muſte eine Dorꝛne Cron auff ſeinem Haupt tragen: Er muſte ſich mit Haͤnden vnnd mit Fuͤſſen ans Creutz nageln laſſen / wie ein armer Wurm / vnd zu einem offent - lichen Spectacul zwiſchẽ zweyen Moͤrdern im mittel auff - richten als den aͤrgſten Vbelthaͤter / welchen ſeinen aller - liebſten Sohn der Ewige Vater alſo in die ſchantze ſchlegt / vnd dahin gibt / Non ad gaudia ſed ad tormenta, Nicht zurAuguſtin. Frewde / ſondern zur Pein vnd Marter: Ebener maſſen / muſtu jhm als ein Glaͤubiger Reichsgenoß in allerley Vn - gluͤck vnd widerwertigkeit dieſer Welt gleichfoͤꝛmig werdẽ / wie Paulus ſpꝛicht: Welche GOtt zuvor Verſehen hat /Rom. 8. die hat Er auch Verordnet / das ſie dem Ebenbilde ſeines Sohns ſollen gleichfoͤꝛmig werden.
B iijSolche[14]Solche Tempora multa, Viel boͤſe Zeiten / Jahre / Wochen / vnd Tage / Welche mit vberhaͤufftem groſſem Vngluͤck vnd Jammer wuͤrden herzu getretten ſein / haben mit dem Tode dieſes Bluͤhenden Menſchen jhre endſchafft vnd Erfuͤllung. Er hat viel Jahr erfuͤllet / viel Jahr des Vngluͤcks / des Creutzes / des Hertzleides / der Kranckheit / das alles iſt mit jhm weg geſtoꝛben / Nicht Er ſelbſt / ſondernCyprianus. nur ſein vngluͤck iſt dahin. Non enim homo, ſed miſeria bo - minis moritur, Es ſtirbt an einem Chꝛiſten menſchẽ nichts / als nur ſein jammer vñ elend: Leib vnd Seel hat Chꝛiſtus erloͤſet / die hat Er auch in ſeine Hand geſchloſſen / das ſie darauß kein vngemach in alle Ewigkeit reiſſen vñ raubẽ ſol.
Nu lieber HErꝛ JEſu / wir muͤſſen dir klagen / das wir auch in vnzehlichem Vngluͤck vñ Jammer ſtecken / Vnd (welches das aͤrgſte dabey iſt) den faulen Balg vnſers Suͤndhafftigẽ Fleiſches vñ Bluts an vnſerm Halſe tragẽ / Exuvias trahimus ſegnes ſomnoꝙ́ ſepultas. Wir ziehen da - her wie ein abgetriebener Gaul / vnd koͤnnen Kuͤmmerlich die Lenden ſchleppen fuͤr Vnluſt vnd Verdꝛoſſenheit / all - dieweil vns der alte Adam zu allem gutten Faul / Traͤge / Schlaͤffrig vnd Verdroſſen macht. O Verkuͤrtze vnd volfuͤhꝛe die boͤſen Zeiten vnſers Lebens zu deinen Ehꝛen / vnd vnſerer Seligkeit / vnter deſſen aber verleyhe GedultPſalm. 123. in Leidenszeit / Gehoꝛſam ſein in Lieb vñ Leid. Ach HErꝛ / wie die Augen der Knechte ſehẽ auff die Haͤnde jhꝛer Herꝛn / Vnd die Augen der Maͤgde auff die Haͤnde jhꝛer Frawen / Alſo ſehen vnſere Augen auff dich / biß du vns Genaͤdig werdeſt / Amen.
III. Propt. bene placi - ti divini o - ſtenſionemDJe Dritte Vrſach / Warumb GOtt der HERR vber verhoffen vnſerm Selig verſtoꝛbenen auffgeboten / iſt Beneplaciti divini ostenſio, das Er ſeinen Goͤttlichen wolgefallen an jhm bezeuge / wie Er ſeineSeele[15]Seele ſo lieb habe. Seine Seele gefaͤlt Gott. Was vns wolgefelt / was wir lieb haben / das laſſen wir nit gerne weit von vns kommen. Weil dann vnſers verſtorbenen vnd anderer Glaͤubigen Chꝛiſten Seelen Gott dem HERRN wolgefallen vnd lieb ſind / ſo wil Er ſie Zeitlichen zu ſich in ſeine Hand ſamlen. Die jhm vertrawen / die erfahꝛen / dasSap. 3. Er trewlich helt / vnd die trew ſind in der Liebe / leſt Er jhm nicht nehmen. Denn ſeine Heyligen ſind in Gnaden vnd Barmhertzigkeit / vnnd Er hat ein Auffſehen auff ſeine Außerwehleten.
Was macht dann die Seel des verſtorbenen / Gott an - genehm vnd gefellig[?]Antwoꝛt: Sol Gott deine Seele lieben / mit Trewen meinen / vnd nicht verlaſſen noch ver -Heb. 13. ſeumen / So muſtu Gerecht ſein. Dann der Gerechten Seelen widerfaͤhꝛet dieſe Gnade / das ſie Gott wolgefallen. Nicht ſolche Leute aber ſind die Gerechten / die gantz Engel - rein vnd vollkommen / ohn allen Tadel vnd Mangel weren / wie ſonſt das Woͤꝛtlein GERecht legaliter gebꝛaucht wird / von dem Gehorſam des Geſetzes / welchen kein Menſch auff Erden vollkoͤmlich leyſten kan / derowegen wir vns auch nach ď Regel vñ Richtſchnur des Geſetzes keiner Gerechtig keit zuruͤhmen haben / Sondern vielmehr mit dem Koͤnig - lichen Pꝛopheten David vns demuͤttigen vñ ſagen muͤſſen:Pſal. 143. Ach HERR / gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht / deñ fuͤr dir wird kein Lebendiger Gerecht / vnd der Pꝛophet Daniel ſpꝛicht: Er liege vor Gott mit ſeinem Gebet nichtDan. 9. auff ſeine Gerechtigkeit: Sondern ſolche Leute ſind die Gerechten / die zwar mit Suͤnden von der Fußſohlen anEſa. 1. biß auff die Scheitel beladen ſind / Aber denen Gott auß Gnaden die Suͤnden vergibt. Formale enim Peccati tolli - tur in Renatis in hac vitâ, non Materiale, Die Suͤnden - wurtzel wird auch in den Allerheyligſten nicht gantz vñ garin[16]in dieſem Leben außgefeget / ſondern es bleibet allezeit an - klebende Schwachheit / Der Reatus aber / wird den Glaͤu - bigen erlaſſen / vnd die Suͤnde zur Verdamniß nicht zu - gerechnet / ſondern von jhnen genom̃en / vnd auff den einigen Suͤndenbuͤſſer Chꝛiſtum JEſum geleget.
Dieſer wahre Suͤndentraͤger macht vns zu Gerechten / auff fuͤnfferley weiſe.
Zum Erſten / Activè, das Er an vnſer ſtatt dem Geſetz vollkommenen Gehoꝛſam leyſtet / vnd thut / was wir nichtRom. 3. vermoͤgen / die wir mangeln des Ruhms / den wir an Gott haben ſolten / vnd ohn Verdienſt gerecht werden.
Zum Andern / Paßivè, durch ſein Leyden / Sterben vndDeut. 27. Blutvergieſſen. Weil des Geſetzes Außſpruch lauttete / Verflucht ſey / wer nicht alle Woꝛt dieſes Geſetzes erfuͤllet / das er darnach thue / ſo ließ ſich Chꝛiſtus / als einen ver - fluchten / ans Holtz hengen / auff das Er vns vom Fluch desGal. 3. Geſetzes erloͤſete. Galat. 3.
Zum Dritten / Imputativè, Wann Er die erworbene Gerechtigkeit nicht fuͤr Sich allein behelt / ſondern vns ſchencket vnd zurechnet / Die aber durch den Glauben anRom. 3. JEſ: Chriſt koͤmbt zu Allen / vñ auff Alle / die da glaͤuben. Rom. 3. Denn Gerecht iſt der / der da iſt des Glaubens an JEſu /Hebr. 11. Sonſt ohn Glauben iſts vnmoͤglich GOtt gefallen / vndRom. 14. was nicht auß dem Glauben gehet / das iſt Suͤnde.
Zum Vierdten / Inchoativè, Jn dem Er vns den Hei - ligen Geiſt mittheylet / der den Newen Gehorſam inn vns1. Pet. 2. anzuͤndet vnd vermehret / auff das wir der Suͤnde abge - ſtorben der Gerechtigkeit leben.
Zum Fuͤnfften / Conſummativè, Weil Er auff den Juͤngſten tag / Gott ſeinem Himliſchen Vater / vns voll - kommen Gerecht wird darſtellen / Da wir werden haben1. Joh. 2. Frewdigkeit / wañ Er offenbaret wird / vñ nicht zuſchanden werden vor Jhm in ſeiner Zukunfft.
Das[17]Das iſts nu / das in den verleſenen Woꝛten geſagt wird / die Seele des verſtorbenen gefalle GOtt / alldieweil ſie iſt eines Gerechten Seele / den Chꝛiſtus ſelbſt Gerecht macht.
O Domine JEſu, qui me ornasti in vitâ meâ, fac me ne deformem in exitu meo. O Fromer Trawter Bruder / HErr JEſu / der du vns die Zeit vnſers Lebens mit deiner Gerechtigkeit gezieret haſt / das dir vnſere Seelen ſehr wol gefallen / Hilff doch / wanns Heut oder Morgen zum letzten Abdruck gehet / das wir da vnſere Seelen nicht beſchemen / das wir vns mit Worten / Wercken / oder Geberden / nicht etwan dermaſſen erzeygen / das es vns an vnſerer Seelen Heyl vnd Seligkeit nachtheylig vnd ſchaͤdlich ſein moͤge / ſondern das dir vnſere Seelen wolgefallen an vnſerm ende / vnſere Seelen ſambt den Leibern haſt du in vnſerm Erſten Antritt in dieſe Welt durchs Waſſerbad der H. Tauffe zu Gnaden auff vnd angenommen / die wirſt vnd wolleſt du auch in der letzten hinfart / im Jordan des todes / nit ſincken vnd ertrincken laſſen / weil ſie dir vmb deiner jhnen zu ge - rechneten Gerechtigkeit willen gefallen / Amen.
DJe vierdte vrſach / dadurch Gott bewogen /1. Reg. 2. dieſes Junge Blut / durch den Todt / den Weg allerIV. Propt. repentinã de medio iniquitatũ Eductionẽ. Welt gehen laſſen / iſt Repentina de medio iniqui - tatum eductio, das Er mit Jhm auß dem boͤſen Leben eyle.
Ein boͤſes Leben aber / wird vnſer Leben genennet / nicht ratione ſubstantiæ, als ob es an vnd fuͤr ſich ſelbſt boͤſe von Gott ſey erſchaffen / Nein. Denn vnſer Leben warhafftig Gottes werck iſt / vnd ein ſolch edles kleinot / das wir vnſerm lieben Gott inn alle Ewigkeit nicht genung dafuͤr koͤnnen dancken / als welcher den Menſchen auß einem Erdenkloß gemacht / vnd jhm eingeblaſen den Lebendigẽ Odem in ſeineGen. 2. Naſen / alſo / das der Menſch worden eine lebendige Seele:CSondern[18]Sondern das vnſer Leben Boͤſe heiſt / geſchicht ratione ac - cidentis, weil im Lebẽ vns viel boͤſes widerfaͤhret / vñ ſolches Continuè, einmal wie das ander. Die Jugendt zwar / iſt etwas friſcher vnd geſuͤnder / als das liebe Alter / aber doch dabey voller Thorheit vnd Vnverſtandes / das ſie leicht wird verfuͤhret / verkehret vnd betrogen. Dañ die boͤſen ExempelSap. 4. verfuͤhꝛen vnd verterben einem das Gutte / vnd die reitzende Luſt verkehret vnſchuldige hertzen. Manbare Jahre haben auch jhꝛe vielfaͤltige Injurias vñ Beſchwerungen. Jm Alter gehets mit vns jmmer Thal ein / die Kraͤfften des Leibes verzehrẽ ſich durch allerley zufaͤllige Kranckheiten / biß end - lich der Todt koͤmbt / vnd den Menſchen auß dem ſchweren Vngluͤckskarꝛn außſpannet / vnd zur Ruhe bringet. O desEccleſ. 4. boͤſen Lebens. Jch wandte mich vmb / vnd ſahe an / alle die Vnrecht leyden vnter der Sonnen / vnd ſiehe / da waren Thꝛaͤnen / ſpꝛicht Salomo. Wer wolte dann nicht wuͤntſchẽ /Tob. 3. das Gott mit jhm auß dieſem boͤſen Leibe eyle[?]O wie bittet der alte Tobias / das Er moͤchte weg genommen werden im Friede. Expedit enim mihi mori magis quàm vivere. Dann / ſpricht Er / Jch wil viel lieber Todt ſein / dañ leben. Auguſtin. Siehe doch / du fromes Chriſtenhertz / ſiehe: Gott hat mit ſo viel Truͤbſaln die Welt erfuͤllet. Sie iſt bitter / noch wird ſie geliebet: Sie iſt Bawfaͤllig / noch wird ſie alſo bewonet. Was wuͤrden wir erſt thun / wann du Welt ſuͤſſe vnd feſte wereſt[?]O du vnreine Welt / ſo du bitter biſt / vnd dennoch betreugeſt / wehn wuͤrdeſtu nit betriegen / ſo du ſuͤſſe wereſt[?]
Was iſts nu Wunder / das der liebe Gott mit vnſerm Jungen Buͤrger / Herꝛen Friderichen Reimann / alſo außAuguſtin. dem boͤſen Leben geeylet[?]Welches mit ſo viel Truͤbſal vñ Not erfuͤllet iſt / das der todt dagegen mehr vor eine Artzney vnd Erquickung / dann vor eine Pein vnnd Straffe zu - achten.
O Fromer[19]O Fromer Heyland / der du vns Hertzlich lieb haſt / vnd viel lieber bey dir / als laͤnger auff Erden wiſſen wilſt / Eyle auch mit vns auß dem boͤſen Leben / darinnen manches Vngewitter der Straffe auffzeucht / alſo / das Sichs anſehen leſſet / als wolle es ohn alle Gnade vber vnd vber gehen / Amen.
DJe Fuͤnffte vnd Letzte Vrſach / ſolchen mitV. Propter realem ho - minum in - stitutionẽ. ehegedachtem Jungen Geſellen vnſers beduͤnckens fruͤhe vorgegangenen Todes vnnd Abſchiedes / iſt Realis hominum inſtitutio, Das viel Leute mit der That gelehret vnd vnterꝛichtet wuͤrden / die es ſehen / achtens aber nicht / vnd nemens nicht zu hertzen. Jſt dañ Gott / duͤrffen ſie ſagen / den Boͤſen ſo Hold / das jhnen die fromen weichẽ muͤſſen[?]Oder iſt Er den Glaͤubigen ſo feind / das Er jhnen das Zeitliche leben nicht lenger goͤnnet[?]
Es ſolte zwar dieſer Todesfall / von vielen vor einen ern - ſten Bußſpiegel erkandt vnd angenommen werden / die inn Suͤnden vnd Schanden wider Gewiſſen / ſo Sicher dahin leben / das ſie allezeit des Todes warteten / alldieweil es gar gewiß / das der HERR vber vns kommen wird / beydes mit vnſerm Todesſtuͤndlein / ſo wol auch mit ſeinem letzten Gericht / wie ein Fallſtrick die Vogel vberfellet / derowegenLuc. 21. man alle Tage vnd Stunden in procinctu ſtehen / vnd den auffwartenden Knechten gleich ſein ſoll. Aber die LeuteLuc. 12. ſo es ſehen / achtens nicht / vnd nehmens nicht zu Hertzen. Was dann[?]Ey / das die Heyligen Gottes in Gnad vnd Barmhertzigkeit ſind / vnd das Er ein auffſehen auff ſeine Außerwehleten hat.
C ijWer[20]Wer nun auff dem Suͤndenwege in der jrꝛe gehet / der laſſe ſich zu rechte weiſen / vnd ſchlieſſe: Geſchicht das am gruͤnen Holtz / nimpt Gott frome Juͤnglinge durch den todtLuc. 23. hinweg / was wil am duͤrꝛen werden[?]Wo wil der Gottloſe1. Pet. 4. vnd Suͤnder erſcheinen[?]Frome Kinder aber / ſind bey Gott in Gnad vnd Barmhertzigkeit / vnd auff ſeine Auß - erwehleten hat Er ein auffſehen / Er wil ſie viel lieber bey ſich / als laͤnger auff Erden wiſſen / wie an vnſerm Selig verſtorbenen erſcheinet.
Jerem. 9. Nu HErr / des Menſchen thun ſtehet nicht in ſeiner Gewalt / vnd ſteht inn Niemandes[M]acht / wie ErPſalm. 90. wandele / oder ſeinen Gang richte / das lehre vns bedencken / auff das wir Klug werden / Amen.
Epilogus monstrans uſum, qui eſt triplex: 1. διδασκα λικὸς. 2. Παρα - μυθητικὸς 3. Νουθετι - κὸς. Wann dañ deromaſſen außgefuͤhꝛete Vrſachen Vns dazu dienen / das wir lernen / was vom Tode vnd Abſchiede fromer Chriſten / Junger vnd Alter Perſohnen zuhalten: Das wir vns auch wider allerhand zuſtehende Vnfaͤlle kraͤfftiglich troͤſten / vnd Anlaß nehmen vnſerer Lebenszeit vns recht zugebꝛauchen / So helffe Gott / das wir ſie ſtets im Gedaͤchtniß behalten / damit wir nicht allein Chriſtlich leben / ſondern auch Selig ſterben / welchem vor die angehoͤrete Lehre ſeines Worts / Lob vnd Danck geſagt ſey / Jmmer vnd Ewiglich / AMEN.
WAs nu vnſern Selig verſtoꝛbenen betrifft / So wiſſet Jhr / das wir anhero gebracht haben / den Leichnam / Des weyland Ehrenveſten / Wolgeachten / Herꝛen Friderich Reimanns / geweſenen Jungen Buͤrgers zu Bolckenhain.
Derſelbe iſt in dieſer vnſer Stadt von Gott -1. â Patria. ſeligen Ehꝛlichen Eltern / in richtiger Ehe gezeuget worden.
Sein H. Vater iſt geweſen / Der Ehrenveſte /2. â Paren - tibus. Wolweiſe / Herꝛ Johannes Reimann / damaln Wol - veroꝛdneter Ambtsverwalter auff der Burgk Bolckenhain / Weyland Buͤrger vñ Rathsverwandter bey dieſer Stadt: Seine Fr. Mutter aber / Die Erbahre Ehrentugendſame Fraw Barbara Rufferin; Von welchen Er An: Chriſti 1599. den 7. Januarii, auff dieſe Welt gebohren.
Dieſe ſeine liebe Eltern / haben jhn nicht allein3. â Regene - ratione. Tit. 3. bald zur H. Tauffe / welche iſt das Bad der Widergeburt / befoͤrdert / ſondern auch von Jugend auff in Gottesfurcht erzogen / vnd zu allen Chriſtlichen Tugenden fleiſſig geweh - net / ſonderlich aber zur Schulen / als darinnen gewißlich4. Ab Educa - tione & di - ſciplinâ honeſtâ. der rechte Anfang vnd Grund zu recht Chriſtlichen Thu - genden gelegt wird.
Weil aber Er noch in Kindlichen Jahren / nach Gottes willen / ſeiner lieben Eltern beraubet worden / hat / auff gut - achten der Herꝛen Vormuͤnden / der Ehrenveſte / Wolweiſe Herꝛ Gregorius Schuͤller / weyland Buͤrgermeiſter alhier / nunmehꝛ in Gott ruhend / als Mitvormuͤndt / Jhn zu ſich in die Koſt genommen / vnd an gutter Auffziehung / ſo wolzu[22]zu Hauſe als in der Schulen gar nichts geſparꝛet / Biß Er dem Ehrenveſten / Wolgeachten Herꝛen Andreæ Boden - ſtein Buͤrgern vnd Handelsman in Breſslaw / als ſeinem Herꝛen Schwager / Vnd der Viel Ehren-Tugendſamen Frawen Susannæ Reimannin / Des Ehrenveſten / Wol - geachten Herꝛen Andreæ Bodenſteins / Buͤrgers vnnd Handelsmannes inn Breſslaw Hertzgeliebten Ehelichen Haußfrawen / Seiner Fraw Schweſter / von den Herꝛen Vormuͤnden zu Tiſche vnd trewer Pflege verdinget / aldar von den lieben Seinen fleiſſig zur Schulen gehalten / mit einem Præceptore privato, anderthalb Jahr verſehen / fol - gens dem Herꝛn Rectori, der vornemen Schulen zu S. Eliſa - beth in Breßlaw / auß welcher viel feine Ingenia herkom̃en /Bonæ leges vitæ opti - mæ Magi - ſtræ. zu Koſt vnd Diſciplin Committiret vnd vertrawet worden / Da Er auff fleiſſige Nothwendige Information, Sich ge - horſam vñ ſtill erwieſen / vnd offters bey der Predigt Goͤtt - lichen Woꝛts / wie auch der H. Communion eingeſtellet.
Wiewol Er aber alſo eine Zeitlang / vnter Wolermel - deten Herꝛen Rectoris der Schulen zu S. Eliſabeth Diſciplin vnd Information ſich befundẽ: Jedoch hat Er zu den Studiis nicht ſonderliche Inclination getragen. Dannenhero / weil Er zimlich erwachſen / Wolgedachter ſein Herꝛ Schwager / mit rath der Herꝛen Voꝛmuͤnden / jhn dem Herꝛen Haupt - man zu Meſebor / die Polniſche Spꝛache zu lernen / vnter - geben / welcher Anſchlag nicht vbel gerathen. Dann Er bey ſolcher gelegenheit nebenſt der Spꝛache / auch in der Wirt - ſchafft ſich dermaſſen geuͤbet / das Er von vielen mit Ver - wunderung als ein Junger Menſch geruͤhmet / vnd welches nicht ein geringes geweſen / An dem Fuͤrſtlichen Hofe zur Olſſe / Jhr: Fuͤrſtl: Gn: ſehr bekandt worden.
Nach dem Er in Erkandtniß der Spꝛache vnd andern Exercitiis daſelbſt gantzer drey Jahr zugebꝛacht / hat Er ohngefehr[23]gefehr voꝛm halben Jahꝛ / Sich von dannen allhero in ſein Vatterland begeben / Seines inn Gott ruhenden Herꝛen5. â Vitæ ge - nere. Vatern ligende durch Erbſchafft jhme zu gefallene Guͤtter eingenom̃en / vnd den Hauß vnd Buͤrgerſtand angefangen.
Wer Jhn gekandt / wird mit beſtande der Warheit an -6. â Moribus compoſitis, & cum ſin - gulari ho - neſtatis & pietatis, laude con - junctis. ders nicht Zeugen koͤnnen / dann das Er bey ſeinem Vor - moͤgen auch ſeines Chꝛiſtenthumbs Jndenck / ein recht wol - fromer Menſch geweſen / Gottfuͤrchtig / Dienſtwillig / Vertraͤglich / Erbahr vnd Eingezogen / der mit Groben Euſſerlichen Suͤnden / Niemandt geaͤrgert / das wol zu - wuͤntſchen / Gott der HERR hette jhn / andern zum gutten Exempel / noch lange vnter vns Leben laſſen.
Aber GOtt / der aller Menſchen hertzen kennet / Leſſet manchen boͤſen Buben leben / damit derſelbe Zeit habe zur Buſſe: Mit den Fromen eylet Er davon / wie ſolches die Erfahꝛung gibt / vnd dißmal mit vnſerm Herꝛn Friderich ſeligen auch geſchehen.
Dann der liebe GOtt nach ſeinem Vaͤterlichen willen7. â Corporis infirmitate vnd wolgefallen / Jhn voꝛ acht Tagen gar Bethruͤſtig ge - macht / mit Schwachheit vnd Kranckheit beleget / das ſeine Leibeskraͤfften vber Zuverſicht mercklich abgenommen.
Darumb die Herꝛen Voꝛmuͤndẽ vnſaͤumlichen den Herꝛn Medicum zu jhm beſtellet / vnd alle moͤgliche Mittel / jhm võ Kranckenbette auffzuhelffen / verſuchet / Maſſen dañ auch Der Ehꝛenveſte / Wolgeachte Herꝛ Andreas Bodenſtein / Buͤrger vnd Handelsmann in Breßlaw / zu ſambt ſeiner Hertzgeliebten Ehelichen Haußfrawen / in eheſter Anmer - ckung voꝛhergehenden betruͤbten Zuſtandes / von Hauſe auff - bꝛechend / den Patienten auß trewer Affection beſucht / vnd zimlichen Vorꝛath von koͤſtlichen Medicamentis, tàm aßu - mendis quàm foris admovendis, auß Breßlaw mit ſich ge -bꝛacht[24]bꝛacht hat / gewiſſer Hoffnung / Er / dafern es Gottes wille / hiedruch Curiret vnd reſtituiret werden ſolle.
Ob es nun wol dem Selig verſtorbenen an Artzney / Wartung vnd anderer Verſorgung im geringſten nicht gemangelt / vnd man nichts liebers geſehen / dann das dieſer frome Juͤngling ſich wider auffgerafft hette: Jedoch hat ſich die Schwachheit bey jhm võ ſtunde zu ſtunde vermehꝛet / in welcher ſeiner Schwachheit / als Jch ſelbſt geſehen vnd gehoͤꝛet / Er das ſchoͤne Sterbegebetlein D. Eberi ſeligen / HERR JEſu Chꝛiſt wahr Menſch vnd Gott / Jhme belieben laſſen / vnd ſo viel die groſſe Mattigkeit zu - gelaſſen / Andaͤchtig nach geſpꝛochen / mit begehꝛen / das Chꝛiſtus JEſus ſein lieber Bruder vnd Emmanuel in der letzten Todesnot von jhm nicht abſetzen vñ weichen / ſondern als ein Trewer Patron vnd Beyſtand bey jhm feſt halten / den boͤſen Geiſtern / als ſeinen Anklaͤgern voꝛ der Himliſchen Schoͤppen - banck widerſtand thun / jhn durch den finſtern Todesthal in den Ewigẽ Frewdenſal froͤlich anlangen laſſen / Seine Seele zu trewen Haͤnden auff vnd annehmen / dem Leibe im Gꝛabe eine Selige ruhe verleyhen / vnd jhn auff den Juͤngſten tag / durch den letzten Poſaunenſchall h〈…〉〈…〉 fuͤr ruffen wolle. O des Herꝛlichen wuntſches. Als Er hierauff gefraget woꝛden / Wer Jhn erloͤſet? Hat er ſich auff angedeutetes Sterbe - gebetlein Referiret vnd beruffen / ſagende / Der habe jhn erloͤſet / der da heiſſe JEſus Chꝛiſtus / vnd ſey wahꝛer Menſch vnd GOtt / Bey dem Er durch Beyſtand des Heil. Geiſtes zu leben vnd zu ſterben gedencke:8. â Morte & ætate. Welches gleich Sonnabends vor Septuageſ. geſchehen. Von ſolcher Zeit hero / haben ſich die Kraͤfften bey jhm je laͤnger je mehꝛ verlohꝛen / biß Er bald Montags hernach auff den Abend zwiſchen 5. vnd 6. vhꝛ / (war der 12. Februarii) inn beyſein ſeines Herꝛen Schwagers vnd Frawen Schweſter / durch ſanfften vn ſtillen Todt / in hoͤchſter gedult / von dieſem Leben zur Himliſchen Buͤrgerſchafft Seliglich abgefordert woꝛden / im 20. Jahꝛe ſeines Alters. Gott dem Allmaͤchtigen dancken wirs billich / das Er vnſerm Mitbꝛuder ein ſeliges ende beſcheret hat / der verleyhe nu dem Leibe die ruhe / vnd froͤliche Aufferſtchung auff den Juͤngſten tag zum Ewigen leben. Amen.
HEute / Jhr Meine Geliebeten / amParaſceve. H. Michaëlis Feſt kommen wir zuſammen / zur Einweihung dieſes Newen Pꝛedigſtuls / Welchen der Ehrenveſte / Wolgeachte Herꝛ ANDREAS Bodenſtein / Buͤrger vnd Handelsman in Breßlaw / GOtt dem Allmaͤchtigen zu Ehren / vnd ſeines Heiligen allein Seligmachenden Woꝛts Propagation, vnd Außbreitung / im Nahmen ſeiner ſelbſt / Vnd der Viel Ehrentugendſamen Frawen Susannæ Reimannin / Seiner hertzgeliebten Ehelichen Haußfrawẽ / daſelbſt in Breßlaw hat verfertigẽ / vnd verfertiget hiehero verſchaffen / vergangene Tage in vnſerm Gotteshauſe ſetzen vnd auffrichten laſſen. O du getrewer Gott / Laß von nun1. Reg. 8. an deine heylige Augen offen ſtehen / vber dieſe vnſere Newe Cantzel / Nacht vnd Tag / vber die ſtaͤtte / davon du geſagt haſt / Mein Name ſol da ſein: O HERR hilff / O HErꝛ /Pſal. 118. Laß wol gelingen / das all vnſer Singen / all vnſer Beten / all vnſer Lehꝛen / all vnſer Troͤſten / all vnſer Ermahnen vñ ſtraffen / all vnſer Warnen / Ja alles was auff dieſer Newen Cantzel gehandelt wird / zu deinen Goͤttlichen ehꝛen / vnd vnſer aller Ewigen Seligkeit gereichen moͤge: O Bewahꝛe Sie / ſo lange die Welt ſtehet / fuͤr Fewer vñ Schaden / fuͤr Sectiriſchen / Verfuͤhꝛiſchen Lehꝛern / Rottengeiſtern vnd Seelendieben / nach denen Jhꝛer viele die Ohꝛen jucken. Auff dieſer Cantzel / Laß dein Heyliges Evangelium / biß2. Tim. 4. an den lieben Juͤngſten tag / Lauter vnnd rein Lehꝛen vnd Predigen: Auff dieſer Cantzel / gieb deinem Wort kraͤff - tigen Nachdruck / das Es durch Hertz vnd Seele / Marck vñ Beine dringe: Auff dieſer Cantzel / Erhoͤꝛe vnſere elendeDSeufftzer -[26]Seufftzerlein / So zu dir abgefertiget werden / vnd ſolches / O GOtt Vater / Sohn / vnd H. Geiſt / Du H. Drey - faltigkeit / vmb deines Allerheyligſten Namens Ehre wil - len / Amen.
Hierauff wollen wir nun vnſern Newen Predig - ſtuhl / mit Singen / Beten / Predigen / vnd Zuhoͤꝛen / Andaͤchtiglich Einweyhen. Singet jetzt: Jch bitt / O HErꝛ auß Hertzen grund: Vnd betet / im Namen vnſers Erloͤſers vnnd Michaëlis Chriſti JEſu / Ein Glaͤubiges Vater vnſer / ꝛc.
Vnſer zur Einweyhung des Newen Predigſtuls an die Hand genommene Text / Lautet alſo:
Gen. 28. v. 16. 17. DA nun Jacob von ſeinem Schlaff auffwachte / ſprach Er: Gewißlich iſt der HERR an dieſem Ort / vnd Jch wuſts nicht. Vnd furchte ſich / vnd ſprach: Wie Heylig iſt dieſe Staͤtt / Hie iſt nichts anders / denn Gottes Hauß / vnd hie iſt die Pforte des Himmels.
Propoſitio exordii. OHn vielfaͤltiges nachſinnen / koͤnnen frome Hertzen leicht erachten die Vrſachen / vmb welcher willen Jch an ſtatt des verordneten Feſt Evangelij / verleſene Wort zur Einweyhung vnſers Newen Predig - ſtuls abzuhandeln vor mich nehme.
Ratio quæ - druplex. Es geſchicht nicht Fuͤrwitziger hochſchaͤdlicher Newerung wegen / als ob heutiges Evangelium / mit ſeinen erjnnerungẽgantz[27]gantz vbergangen werden ſolte / denn zur Veſper / Noth - wendige Erklaͤrung deſſen erfolgen wird / Sondern anderer beweglichen Vrſachen halben.
Erſtlichen betrachten wir Heut dieſe Wort /I. à Festi ce - lebritate. Propter Festi celebritatem, Dem Gegenwertigen Feſt zu Ehren. Dann was thut hie Jacob anders / dann das Er zu ruͤck ſihet auff die Himmelsleyter / daran die Engel GottesGen. 28. auff vnd nieder ſtiegen[?]Von ſolchen H. Gottes Engeln / redet man heut in der Chꝛiſtlichen Kirchen / was ſie auffInstructio hæc patet ex ordina - rio Textu Evangelii Matth: 18. â v. 1. uſꝙ́ ad 12. Befehl jhres Feld Oberſten des Großfuͤrſten Michaëlis, bey vns thun / vnd wie wir vns verhalten ſollen / das ſie wie des lieben Jacobs / alſo auch vnſere Gefaͤhrten ſein vnd bleyben moͤgen. Die H. Engel ſorgen oder wachen fuͤr der fromen Heyl vnd Seligkeit / vnd ſind dienſtbare Geiſter / auß - geſand zum Dienſt / vmb derer willen / die die Seligkeit ererben ſollen. Vns aber wil gebuͤhren / das wir i. Vns vmbkehꝛen / welches geſchicht durch ware Buſſe. ii. Werdẽ wie die Kinder / vñ Gott in Einfaͤltigkeit des hertzen dienen. iii. Vns ſelbſt Niedrigen oder Demuͤtigen. iiii. Die Jugend im Namen Chriſti auffnemen. v. Kein Ergerlich Leben fuͤhren. Wehe der Welt / der Ergerniß halben. vi. Niemandt verachten. vii. Vns vor den H. Engeln Schemen vnd Schewen. Dann jhre Engel im Himmel / Sehen allzeit das Angeſicht des Vatters im Himmel. viii. Jm Glauben an Chꝛiſtum JEſum verharꝛen / ſo lange der Odem in vns iſt. Dann des Menſchen Sohn iſt kommen Selig zumachen das verlohren iſt. Wer dieſer Inſtruction vnd Evangeliſchen Vnterweiſung folget / denPſal. 91. werden die Engel auff Befehl jhꝛes Obriſten wol behuͤten / auff allen ſeinen Wegen.
Zum Andern / bleyben wir an jetzo bey denenII. â Rei præ - ſẽtis digni tate. abgeleſenen Woꝛten / Propter Rei præſentis dignitatem,D ijweil[28]weil die Einweyhung vnſers Newen Predigſtuls wol werth iſt / das ſie mit ſonderlichen / hierzu dienſtlichen Worten verꝛichtet werde. Als der thewre Gottes Man D. Lutherus ſeliger / die Schloßkirche zu Torgaw / im Jahꝛ Chꝛiſti 1544. Zwey Jahr vor ſeinem Seligen ende / den 17. Sonntag nach Trinitatis, in Gegenwart Hertzog Johañ Friderichs Churfuͤrſten zu Sachſen / Seiner Churfuͤrſtl: Gemahlin /Tom. 8. Junger Herꝛſchafft / vnd gantzen Loͤblichen Regierung ein -Jenenſ. pag. 214. geweyhet / hat Er ſonderliche Woꝛt dazu gebꝛaucht / wie dieſelben in ſeinen Schrifften zu befinden. Wer wil dann Vns verdencken / das wir als Diſcipuli Lutheri, Schuͤller vnnd Juͤnger des Herꝛen Lutheri, das Newe Werck des Predigſtuls / mit ſonderlichen Worten Commendiren vnd ruͤhmen[?]
III. ab ipsâ ne - ceſſitate. Zum dꝛitten / behalten wir dieſen ſchoͤnen Text / Propter neceßitatem, Wegen der hohen Notturfft / die es erfordert / das man ſolle ſolche Stellen mit ſonderlichen Spruͤchen den Leuten wol einbilden / auff das ſie wiſſen / was ſie davon halten ſollen.
IIII. ab utilita - te. Zum vierdten geſchicht es / Propter utilitatem, Nutzes vnd Fromens halben / welchen dieſer vnſer Text mit ſich bringet. Dañ freylich auch ſolche Woꝛt dienen koͤnnen zur Lehꝛe / zur Straffe / zur Beſſerung / zur Zuͤchtigung in2. Tim. 3. der Gerechtigkeit / das ein Menſch Gottes ſey vollkommen / zu allen gutten Wercken geſchickt.
Concluſio. Weil nun dem alſo / Jhr Meine Geliebeten / ſo wollen wir vns neben dem heutigen Evangelio / auch dieſe Wort trewlich befohlen ſein laſſen / vnd darauß / nach Gelegen - heit der Zeit / hoͤren von nachfolgendem einigen Lehrſtuͤck - lein / als Nemlich:
PROPO -[29]Was wir vns an vnd bey dem Newerbawten vnd Zierlich auffgerichteten Predigſtul / ſo offt wir denſel - ben anſehen / allezeit in Andacht zu Gemuͤthe fuͤhꝛen ſollen.
Danck ſey dir / lieber HErr JEſu Chriſte / Das du auff dieſer Newen Cantzel ſtehen leſſeſt / die FuͤſſeEſa. 52. deiner Botten / die den Hertzfrieden verkuͤndigen / Guttes Predigen / vnd Heyl verkuͤndigen. O Welch ein groſſe Gabe iſts / das vnſere Augen allhier an dieſem Ort vnſern Lehꝛer ſehen / vnd vnſere Ohꝛen das Heilige Woꝛt Gottes hoͤꝛen. Ach bewahꝛe dieſen Predigſtul fuͤr Fewer vñ Jaͤm - merlicher verſtoͤrung. Hilff das wir deinen Diener / den du vns auff dieſer Cantzel fuͤrſtelleſt / ehꝛen vnd hoͤꝛen / biß wir dich doꝛt im Himmel ſelbſt Perſoͤhnlich / inn vnſerm Fleiſch / mit verklaͤreten Augen vnd Ohꝛen anſchawen vnd hoͤren werden / Amen.
BEtreffend die Occaſionem vñ Gelegenheit /Notentur duo. bey welcher Jacob die verleſenen Woꝛt geredet hat / So verhelt ſichs damit folgender maſſen. I. Verborum occaſio.
Jſaac dem Sechtzig jaͤhrigen gebahr Rebecca ſeine Ehe - fraw zween Soͤhne / Eſau vnd Jacob, von welchen geſchribenMal: 1. ſtehet: Jacob dilexi, Eſau odio habui, Jacob habe Jch ge -Rom. 9. liebet / Aber Eſau habe Jch gehaſſet. Eſau ward ein JaͤgerGen. 25. vnd ein Ackermann / Jacob aber ein from Man / vnd bleib in den Huͤtten. Vnd Jſaac hatte Eſau lieb / vnd aß gerne von ſeinem Weidwerck / Rebecca aber hatte Jacob lieb.
D iijAls[30]Als nun Jſaac Alt / vnd faſt Blind war / meinende / ſein Ende wer vorhanden / befahl Er Eſau dem Jaͤger / ſeinem Elteren Sohn / Er ſolle jhm ein Wildbret fahen / daran Er ſich vor ſeinem ende labe / ſo wolle Er jhn / als den Erſt - gebornen ſegenen. Rebecca hoͤrets / vnd gebot dem Jacob, Er ſolle zwey Boͤcklein von der Herde Schlachten / davon richtete ſie / in des Eſau abweſen / dem Vater ein Eſſen zu / das muſte jhm Jacob vortragen / deme die Mutter des Eſau Kleyder angezogen / vnd der geſchlachteten Boͤcklein faͤl - lichen vmb die Haͤnde gebunden / damit jhn der Vater / wenn Er jhn anruͤhrete / nicht kennete / ſondern fuͤr Eſau vielte / vnd jhm den Segen mittheylete. Was geſchicht[?]Der Handel gehet an: Jacob wird geſegnet / Eſau muß dahinden bleiben. Das vordreuſt den Eſau / nach dem Er zu Hauſe koͤmpt / das Er alſo belieſtiget vnd hintergangen worden / vnd begehꝛet Jacob ſeinen Bruder zu toͤdten.
Die Eltern aber halten Rath / vnd ſchicken den Jacob demGen 27. Eſau auß den Augen / Welcher Jacob auff ſeiner Reyſe inGen. 28. groſſem Elende iſt / vnd muß vber Nacht auff einem Stein ſchlaffen. Der HERR aber Offenbahꝛet ſich jhm im Schlaff alſo / das eine Leyter ſtehet auff Erden / die ruͤhꝛet mit der ſpitzen an den Himmel / vnd die Engel Gottes ſteygẽ daran auff vnd nieder / Vnd der HErꝛ ſtehet oben darauff vnd Prediget. Auß dieſem Schlaff oder Traum erwachet Jacob / vnd redet die abgeleſenen Wort: Gewißlich iſt der HErr an dieſem Ort / vnd Jch wuſts nicht / Wie Heylig iſt dieſe Stett / Hie iſt nichts anders /II. Eorundem tractatio, in quâ Μελετή - ματα. denn Gottes Hauß / vnd hie iſt die Pforte des Him̃els.
Nach Anleytung ſolcher Wort / ſollen wir vns an vnd bey dem New Erbaweten / vnnd Zierlich AuffgerichtetenVI. Nobis exhibentur. Pꝛedigſtul wol einbilden / folgende Stuͤcke.
Anfaͤnglich[31]ANfaͤnglich ſollen wir vns an vñ bey vnſermIndubitata JEhovæ præſentia. ſchoͤnen Predigſtul zu Gemuͤth fuͤhꝛen / Indubitatã Jehovæ præſentiam, Das gewißlich an dieſem Ort ſey / der Ewigregierende HERR vnd Himmelkoͤnig. Gewißlich iſt der HErr an dieſem Ort / vnd Jch wuſte es nicht. Es redet aber Jacob nicht de Univerſali DEi præ -Geſnerꝰ in explicat. ſentiâ, von der allgemeinen Gegenwarth Gottes / daran Er niemals gezweyfelt / (denn wie ſolte Er als ein HeyligerGeneſeos, Diſp. 24. quæst. 1. act. 17. Patriarch das nicht gewuſt haben / was auch den Heyden auß dem Liecht der Natur bekandt geweſen[?]) Sondern de Speciali præſentiâ, Von der ſonderbahꝛen Gegenwarth /Rom. 1. wie Er ſeinem Großvater Abꝛaham nicht allein im Hayn Mamre / der zu Hebron iſt / ſondern auch auff dem BergeGen. 13. Morija, vnd ſeinem Vater Jſaac zu Beerſeba erſchienen. Gen. 22. Sonſten heiſt es: Nullum eſt territorium, in quo non ſitGen. 26. DEus præſens, Es iſt kein Gebiet in der Welt zufinden / da nicht der Allmaͤchtige Gott gegenwertig were. Nu leſt ſich ja der vberall Gegenwertige GOtt finden an allen Oꝛten / da frome Glaͤubige Chꝛiſtenhertzen jhn Anruffen / Loben / Preyſen / von ſeinem Woꝛt vnd Wolthaten reden / vnd desExod. 20. HERREN im beſten gedencken / wie geſchrieben ſtehet: Wo Jch meines Namens Gedaͤchtniß hinſtifftenMatth: 18. werde / da wil Jch zu dir kom̃en / vnd dich ſegenen: Wo zween oder dꝛey in meinem Namen verſamletMatth 28. ſind / da bin Jch mitten vnter jhnen: Jch bin bey Euch alle Tage / biß ans Ende der Welt.
Drumb wird auch dieſe vnſere Newe Cantzel / eine heilige Staͤtte ſein des Groſſen Weitſehenden Himmel Herꝛen / Welcher genawe achtung gibt auff vnſere Zungen / Ohren / vnd Hertzen / auch Selbſt alles mit an hoͤret / was hie wird abgeredet / vnd gehandelt.
O frewe[32]O frewe dich vnd ſey froͤlich du Tochter Zion /Apoc. 21. Du lieber Chriſt / du Glaͤubiges Gliedmaß des Newen Jeruſalems. Dann ſiehe / Jch komme / vnd wil bey dirZach. 2. wohnen / ſpricht der HERR / vnd ſolt mein Volck ſein.
Zweyerley aber wird Vns hiebey zu bedencken geben.
Das Erſte iſt Rei Veritas, Das der HErr / (wie Jacob hochbetewerlich redet) auff dieſer Cantzel zu -Exod. 19. gegen ſey / vnd wie Er doꝛt auff einer fewrigen vñ rauchendẽ Cantzel mit Moſe redete / alſo auch heute / laut jetzt ange - zogener Verheiſſungen / das ſeine an dieſer Heyligen ſtaͤtte / trewlich foͤrdere vnd Außrichte / Lehꝛe / Troͤſte vnd ſtraffe. Das thut Er aber nicht durch Engel / ſondern durch Suͤn - dige Menſchen / vnd Vnwuͤrdige Werckzeuge / welchen Er als ſeinen beruffenen Dienern / das Woꝛt auff der Cantzel in den Mund legt / das alſo das gepredigte Wort nicht iſt des Dieners / ſondern Gottes / gleich wie auch die Krafft vñ Wirckung des Woꝛts nicht von Menſchen herꝛuͤhꝛet / wie die Donatiſten meinen / ſondern von Gott ſelbſt / der dann auch wol durch einen Vnwuͤrdigen Werckzeug an ſolchem Heyligen Ort kraͤfftig ſein kan / wie Chꝛiſtus ſagt: WerLuc. 10. Euch hoͤret / der hoͤret mich. Daher der groſſe Heyden Doctor vom Evangelio ſchreibet / das Es ſey eine KrafftRom. 1. Gottes / allen die daran Glaͤuben.
Das ander iſt Plurimorũ fatuitas, das etliche Thoꝛen vnd Phantaſten ſich ſtellen / als wuͤſten ſie nicht / das der HERR da ſey / da ſie es doch wol wiſſen / vnd alſo muthwillens vor der Heyligen Staͤtte fliehen / oder da ſie ja kommen / gar faule nachlaͤſſige Epicuriſche hertzen mit ſichEſa. 1. bringen. O wehe / des Suͤndigen Volcks / des Volcks von groſſer Miſſethat / des Boßhafftigen Samens / der ſchaͤd - lichen Kinder / die den HERRN verlaſſen / den Heyligen in Jſraël laͤſtern / vnd weichen zu ruͤcke.
O du[33]O Du groſſer GOtt / hilff vns doch / ſo offt wir dieſe Newe Cantzel anblicken / das wir ſagẽ mit Jacob / Gewißlich iſt der HErr an dieſem ort: Ach das wir mit Andaͤchtigen Hertzen vñ Ohren / zu deiner Cantzel vns finden / vnd hoͤren moͤchten / was du vns durch deinen Diener ſagen leſſeſt / auff das deine Ehꝛe geſucht / vnd vnſere Seligkeit befoͤrdert werde / Amen.
Vor das andere / ſollen wir bey vnſerm NewenII. DEi Reve - rentia. Predigſtul betrachten / DEi Reverentiam, Das der groſſe Himmels Herꝛ / Jhme auff dieſer Cantzel gedienet haben wolle. Darumb Jacob den Ort nennet Metuendum, terribilem, eine Schreckliche Herꝛliche Staͤtte / wegen der Herꝛlichen Majeſtaͤt Gottes / welche den bloͤdẽ Menſchen gantz ſchrecklich vorkoͤmbt. Der thewre Mann Gottes / D. Lutherus hats alſo gegebẽ: Wie Heilig iſt dieſe Staͤtte / damit Er auff die Terminos Convertibiles vñ vergleichungẽ der Woꝛt geſehen. Dann gleich wie die Majeſtaͤtt Gottes wegen jhꝛer Heyligkeit / Schrecklich vñ Herꝛlich iſt / alſo iſt Sie auch vmb des willen / das ſie Schꝛecklig vñ Herꝛlich iſt / Heylig / wie dann Gott der HERR den Moſe oben auff dieExod. 19. Spitze des Berges Sinaj foderte / vnd zu Jhm ſprach: Steyg hienab / vnd Zeuge dem Volck / das ſie nicht herzu brechen zum HErꝛen / das ſie jhn ſehen / vnd viel auß jhnen fallen. Dazu die Prieſter / die zum HErꝛen nahen / ſollenDEUS ho - nore dupli - ci dignus, qui est. ſich heyligen / das ſie der HErꝛ nicht zuſchmettere. O der Schrecklichen Heyligen Majeſtaͤtt Gottes / welche wir / ſo offt wir ſtehend / ſitzend oď kniend / bey dieſer Newen Cantzel vns befinden / auff zweyerley weiſe ehren ſollen.
Einmal / Mentis tremore, mit Zittern vnd Beben vnſersI. Mentis tremor, iſꝙ́ nõ ſer - vilis ſed filialis. Hertzen / das ein jedes Hohes vnnd Niedriges Standes / Reich oder Arm / Jung oder Alt / vor Gott dem HERRN ſich entſetze / ſchewe / vnd fuͤrchte / Sintemal Er ein ſchreck -Elicher[34]licher GOtt iſt. Schrecklich: Dann Er ſtehet dir ins Hertz / vnd weiß / mit was Gedancken du da ſitzeſt / vnd Predig hoͤreſt. Schrecklich: Dann Er giebt achtung auff deine Red[e]n vnd Geberden. Schrecklich: Dañ Er beſtelt auff dich die H. Engel / welche deine Corycæi, AuffmerckerHebr. 1. vnd Auffſeher ſein ſollen / vnd λειτουργικὰ πνἐυματα, dienſt - bahꝛe Geiſter genennet werden / die Tag vnnd Nacht vmb dich ſein / dir auff den Dienſt warten / vnd daneben ſehen / was von dir getrieben vnnd gethan wird. Schrecklich: Dann Er wil an jenem Tage / deiner Andacht halben von dir Rechnung fordern. Man redet aber allhier nicht von einer Knechtlichen / ſondern Kindlichen furcht / das wir Jhn fuͤrchten nicht mit Haß / wie der Dieb den Hencker vnd Galgen / ſondern mit freywilligem Gehorſam vnd froͤ - lichem Hertzen / Ebener maſſen / wie ein fromes Kind ſeinen Vater fuͤrchtet / vnd jhn nicht gern erzoͤrnet / ſondern ſeinen frewde daran hat / wenn Es jhm etwas zu gefallen thun ſol: Vnd da es etwas vnverſehẽs oď wider ſeinẽ willen vnrechts thut / bald Gnade ſuchet. Alſo wann du hoͤreſt / wie man auß Gottes Wort von dieſer Cantzel donnert vnd plitzet / So fahe an vor dem Schrecklichen GOtt zu erſchrecken / doch anders nicht / als ein Kind vor dem Vater / vnd dencke alſo: GOTT iſt mein lieber Vater. Darumb muß Jch Jhn Kindlich fuͤrchten / vnd mit vnachtſamen Kirchgange oder andern Suͤnden nicht erzoͤrnen / damit Er nicht vberMal: 1. Mich klage: Ein Sohn ſol ſeinen Vater ehꝛen. Bin Jch nun Vater / wo iſt meine Ehꝛe[?]
2. Sancti - tatis ſplen - dor. Darnach iſt von noͤthen / das wir die Majeſtaͤtt Gottes an dieſem heyligen ort ehꝛẽ / Sanctitatis ſplendore, mit hellem Glantz der Heyligkeit / welche als ein Edelgeſtein alle vnſere Gedancken / Geberden / Leben vnd Wandel / ſoll Durch -Exod. 19. ſchimmern vnd Leuchten / wie geſchrieben ſtehet: Eritismihi[35]mihi gens ſancta, Ihr ſolt Mir ein Heyliges Volck ſein. Von ſolchem Glantz der Heyligkeit / redet Bernhardus alſo:Bernhard. Sanctus videat, ne flacceſcat, ſed in perpetuâ viriditate creſcat, Der Heilige ſehe gar wol zu / das Er nicht verwelcke / Sondern das die angezuͤndete Andacht vnd der Glaube in jhm vermehꝛet vnd geſtaͤrcket werde. Wo fuͤnckelt aber die Heyligkeit ſchoͤner / als in einem reinen gutten Gewiſſen[?]So ſiehe nu zu / das du mit einem ſolchen Gewiſſen allhier erſcheineſt. Veniet enim dies, in quâ plus valebit bonaBernhard. Conſcientia, quàm plena marſupia, Es wird ein ſolcher Tag kommen / an welchem mehr ein Reines vnnd guttes Gewiſſen gelten wird / dann alles Vngeriſche vnnd Ara - biſche Goldt.
O Domine da nobis mentem, quæ Te agnoſcat,Auguſt. Cor quod Te diligat, & rationem, quæ Tibi ſemper adhæreat.
O du Schrecklicher Heyliger HErr / wann wir dein Heyl. Wort von dieſer Newen Cantzel hoͤren / ſo gieb vns ein ſolch Gemuͤth / das dich erkenne: O HErꝛ ſchenck vns ein ſolch Hertz / das dich Liebe: O HErꝛ / verleyhe vns ſolche vernunfft / die jmmerzu in Heyligkeit dir anhange / Amen.
Vor das dritte / Zeyget vnnd weiſet vns derIII. Conciona - toris Con - fidentia. New erbawete Predigſtul / Concionatoris Confidentiam, Das ein Prediger auff der Cantzel nicht eine Maͤmme / nicht Bloͤde / Feyge / vnd Verzagt / ſondern Getroſt ſein / Vnd was den Leuten zu ſagen iſt / Ihnen anzeygen ſolle. Verè nõ eſt hîc aliud niſi Domꝰ DEi, Hie iſt nichts anders denn Gottes Hauß / ſpricht der Patriarch: WelchesRungius Comment. in Geneſ. cap. 28. parte 4. Er verſtehet / non de DEi eſſentiâ vel habitatione, nicht das Gott weſentlich an dieſen Euſſerlichen oꝛt / allda zu wohnen / gebunden / ſondern de Patefactione, das Er ſich allda offen -E ijbahret[36]bahret hahe. Dann eben an dem Oꝛt / Gott iſt vnd wohilet / wo Er durch ein gewiß Zeichen ſeine Gegenwarth offen - bahret / wie dem fromen Jacob widerfahꝛen.
Wann Einer auff ſeinem Schloß / in ſeiner Reſidentz, in ſeinem Hauſe / Trewe Officirer vnd Diener hat / ſo helt Er denſelben Schutz beſten vermoͤgens. Nun iſt auff der Cantzel nichts anders dann Gottes Hauß / weil Er ſich den Menſchen / durch den Mundt des Predigers im klaren wahren Wort offenbahret / vnd zu erkennen giebt / Leſt ſie durch den Lehrer nicht allein vor kunfftigem Vngluͤcke warnen / Sondern jhnen auch Mittel vnd Wege zeygen / wie ſie herzunahendem Vngluͤck / durch wahre Buſſe ent -Chryſost. gehen moͤgen. Concionator enim periculorum & remedio - rum est monſtrator. Ein trewer Prediger vnd Seelſorger / weiſet ſeinen Zuhoͤꝛern das Vngluͤck von ferne / vnd warnet ſie dafuͤr ernſtlich / damit ſie in der Zeit Buſſe thun / vnd ſich bekehren. Darumb wird Gott dem Prediger auff der Cantzel Schutz halten / Laut des verſprochenen Geleyts:Zach. 2. Qui tetigerit vos, tangit pupillam oculi ſui, Wer Euch antaſtet / der taſtet ſeinen Augapffel an / darauff Er ſichEſ. 58. Sicherlich zu verlaſſen hat / vnd thun mag / was ſein Ambt mit ſich bringet / getroſt ruffen / vnd nicht ſchonen / vnd ſolte Er gleich etwas daruͤber außſtehen vnd leyden / von denen /August. qui Sacramenta habent, bonos mores non habent, die zwar die H. Sacramenta haben / aber Sie haben kein Bußfer - tiges Leben / Sie befleiſſen ſich nicht gutter Sitten / vnd eines vnſtraͤfflichen Wandels.
O Mein Gott vnnd Vater / halt Mir auch Schutz in deinem Hauſe / vnd auff dieſer Cantzel / Ja auff allen meinen Wegen / Gieb mir Hertz vnd Muth / das Jch mein Ambt frewdig außrichte / vnd daruͤber leyde / was duHieronym. mir zuſchickſt / geduͤltiglich. Regnare volo cum Christo,Patiar[37]Patiar ergo cum Ipſo, Mit meinem Heylande Chriſto / wil Jch Regieren vnd Leben. Darumb muß Jch zuvor mit jhm leyden / vnd ſolches / Lieber Vater / nach deinem willen / vnd zu meiner Seelen Heyl vnd Seligkeit / Amen.
Vor das Vierdte / Bezeuget vnſere NeweIIII. Cœli Patẽ - tis frequẽ - tis: Cantzel / Cœli patentis frequentiam, Das vns die Pforte des Himmels an dieſem ort zu allen zeiten Angelweit offen ſtehe. Et Porta Cœli, Hie iſt die Pfoꝛte des Himmels / Welche JEſus Chriſtus GOTT vnd Menſch auffthut / durch ſein Verdienſt vnd Namen / wie Er ſagt: Ego ſumJoh: 14. via, Jch bin der Weg.
Wer nun eine Sache an GOtt hat / der trette vor dieſe Pfoꝛte in aller Bußfertigkeit: Jm Namen JEſu Chꝛiſti / Laſſe Er auff der Cantzel vor ſich bitten / So wird dann JEſus Chꝛiſtus die Himmelspfoͤꝛte oͤffenen / das du mit deiner Supplication eingelaſſen werdeſt / Vnd wann Gott noch ſo Zornig were vmb vnſerer Suͤnden willen / dero - maſſen / das Er auch ſelbige Pforte gantz verſperꝛet vnd verꝛigelt hette. Orandum est in nomine Salvatoris, ſi âCyrillus. Patre exaudiri volumus, Sol der Himliſche Vater vnſer Gebet vnd Seufftzen erhoͤren / So muͤſſen wir im Namen vnſers Seligmachers vnd Heylandes JEſu Chriſti / auch das Gebet anſtellen vnd verꝛichten.
Elias der Heylige Gottes Mann / hat auff der Spitzen des Berges Carmel / welcher damals ſein Predigſtul war /1. Reg. 18. durchs Gebet den Himmel auffgeſchloſſen. Chꝛiſtus JEſusJac. 5. wird heut vnd allezeit auff dieſe Cantzel die Himmelspfoꝛte auffmachen / denen / die ſich mit Glaͤubigem Gebet herbeyE iiifinden /[38]finden / das ſie Audientz vnd Erhoͤrung erlangen / Si nonAugust. ad voluntatem, tamen ad ſanitatem. Dann gleich wie ein threwer Sorgfaͤltiger Medicus oder Artzt / dem Krancken nicht allezeit giebt vnd darꝛeichen leſſet / was Er begehꝛet / ſondern ſchlegets jhm ab zu ſeinem beſten: Alſo weiß der getrewe Artzt vnd Himmelspfoͤrtner JEſus Chriſtus am beſten / was vns dienet oder nicht. Wañ Er vns nicht gibt / was wir bitten / iſt es gewiß / das es vns nicht gutt vnd nuͤtz - lich geweſen were.
Wolan Chꝛiſtliches Hertz / biſtu in Truͤbſal / in Kranck - heit / in Anfaͤchtung / auff frembder ſtraſſen / So laß vor dich bitten: Hîc Porta Cœli, Hie iſt die Pforte des Him̃els. Quelen dich deine groſſe ſchwere Suͤnden / So begehꝛe des Gemeinen Gebets: Hîc Porta Cœli, Hie iſt die Pforte des Himmels. Wiltu zum Tiſch des HERREN gehen / ſo befehle dich Gott durchs Gebete: Hîc Porta Cœli, Hie iſt die Pforte des Himmels.
O HERR JEſu Chriſte / Der du ſelbſt dieChryſost. Pforte biſt zum Himmel / Locus non ſanctificat hominem, Der Ort an jhm ſelbſt machet keinen Menſchen fromb / noch ſein Gebet vor Gott angenehm / Aber erhoͤre an dieſer Staͤtte vnſer Gebet in allerley noͤthen vnd faͤllen / vnd weil Niemandt ohn Suͤnde iſt / So ſey vns armen SuͤndernAuguſtin. vnd Suͤnderinnen gnedig. Qui exaudis hominis lingvam, ſi habet mundam conſcientiam, Der du die betende Zunge des Menſchen erhoͤreſt / wann nur ein guttes Gewiſſen da - ſelbſt vorhanden / Amen.
V. Omnimo - da cũ Scri - pturâ con-venientia. Fuͤr das Fuͤnffte / deutet vns der Newe Pꝛedig - ſtul an / Omnimodam cum Scripturâ convenientiam, das alles / was daran erſehen wird / mit der Schrifft wol vber - ein komme / vnd ſolches auff dreyerley weiſe.
Erſtlich[39]Erſtlich reimet Er ſich mit der Schꝛifft / Reſpectu materiæ, wegen des Zeuges / darauß Er geſchnitzet vnd ge - macht iſt. Solcher Zeug iſt anders nichts dann Holtz / Welches Holtz vns armen Menſchen zu erkennen giebet Zweyerley.
Vor Eines / Prævaricationis atrocitatem, Die Erſte Vbertrettung am Holtz geſchehen / da vnſere Paradiß Eltern von dem verbottenen Baum geſſen / vnd den Todt vber alle jhre Kinder eingefuͤhꝛet haben. Dann durch einenRom. 5. Menſchen iſt die Suͤnde kommen in die Welt / vnd durch die Suͤnde der Todt / vnd iſt alſo der Todt zu allen Menſchẽ hindurch gedrungen / dieweil ſie geſuͤndiget haben.
Darnach Juſticiæ DEi ſeveritatem, Die Geſtrenge Gerechtigkeit Gottes. Dann weil die Suͤnde am Holtz begangen ward / ſo muſte ſie auch am Holtz widerumb durch den andern Adam / welcher iſt Chriſtus / getilget werden. So an eines Suͤnde viel geſtorben ſind / ſo iſt viel mehr GOttes Gnade vnnd Gabe vielen reichlich widerfahꝛen /Rom. 5. durch die Gnade des einigen Menſchen JEſu Chriſti.
Zum andern / iſt Er der Schrifft ſehr aͤhnlich / Reſpectu formæ, der form vnd geſtalt halben.
Erſtlich hat Er einen Grundt oder Fuß / dar -I. auff Er ruhet / welcher iſt das Kuͤnſtlich vnd Zierlich ge - ſchnitzete Bilde des Apoſtels Andreæ, mit ſeinem Marter Creutz / daran dieſe Wort geſchrieben: Si ignominiam Crucis Christi timuiſſem, gloriam illius non prædicâſſem, Hette Jch mich vor der Schmach des Creutzes Chriſti ge -fuͤrchtet /[40]fuͤrchtet / ſo wolte Jch die Herꝛligkeit deſſelbeten nicht ge - pꝛediget haben. Dieſes Bilde ſtehet da / nicht als ob Andreas der Apoſtel dieſes Wercks Patron ſein / vnd vor einen Not -Eſai[a]42. helffer auffgewoꝛffen werden ſolte. Nein: Dann Gott wil ſeine Ehre keinem andern geben: Sondern das Bilde be - deutet:
An einem Theyl / Doctrinæ Evangelicæ Certificationem, Das die Lehre des Heyl. Evangelij gar ſtarck bezeuget ſey /Epheſ. 2. vnd jhren beſtendigen Grundt habe. Dann wir ſind Er - bawet auff den Grundt der Apoſteln vnd Propheten / da JEſus Chriſtus der Eckſtein iſt.
Am andern Theyl / Honorificam Fundatoris Recordatio - nem, Daß / ſo offt vnſere Augen / dieſes ſchoͤne Werck an - ſehen / wir deſſelben inn allen Ehren gedencken / der dieſen Newen Pꝛedigſtul vnſerer Kirchen zu gutt hat ſetzen laſſen. Gedencken ſollen wir dabey / Des Ehrenveſten / Wolgeach - ten Herꝛn Andreæ Bodenſteins / Buͤrgers vnd Handels - mannes in Breßlaw / vnd ſeiner Hertzgeliebten Ehelichen Haußfrawen / Der Viel-Ehrenthugendſamen Frawen Susannæ Reimannin / vnd Gott hertzlich bitten / das Er dieſe beyde Eheleute ſambt jhren Kinderlein / an Leib vnnd Seele mit Zeitlicher vnd Ewiger wolfahrt erfrewen wolle.
II. Vor das ander / koͤmbt vns an dieſer Newen Cantzel vor / Corpus ipſum, Das Werck an vnd vor ſich ſelbſten / das gleichſam den Prediger begreifft vnd traͤget.
Vnten ſiehet Es auß / wie eine Kaule / welche dem Andreæ auff dem Ruͤcken lieget. Dann die Lehre des Evangelij / wird vmbgetrieben / wie eine Kaule / vnd auff allen ſeytenEſa. 54. angefochten / Ja die wahre Kirche Gottes iſt die Elende / Vber welche alle Wetter gehen. Solche Kaule iſt dem Andreæ zu den Haͤubten vm̃her mit fuͤnff Schildlein beſetzet.
Auff[41]Auff dem Erſten / ſtehen dieſe Wort: Crucem Christi quære, Suche Chriſtum den gecreutzigten.
Auff dem andern: Crucem Christi gere, Leide mit Chriſto dem gecreutzigten.
Auff dem dritten: Grucem Christi intuere, Schawe an Chriſtum den gecreutzigten / der am Creutz hangende mit lauter Stimme aller Welt zuruffet: In me intuens quis pius esto.
Auff dem vierdten: Ut amore langveas, DasCant. 2. du Kranck werdeſt vor Liebe.
Auff dem fuͤnfften / die Jarzahl 1619. Vber der Thuͤr des Predigſtuls ſtehet / des Ehrenveſten / Wolgeachtẽ Herꝛn Andreæ Bodenſteins / Buͤrgers vñ Handelsmans inn Breßlaw ſein Wappen / vnd darunter der Spꝛuch: Ruffe getroſt / ſchone nicht / Erhebe deine ſtimme /Eſa. 58. wie eine Poſaune / vnd verkuͤndige meinem Volck jhr Vbertretten: Damit angezeygt wird / Cauſa finalis perfecti operis, Zu was ende / dieſes Newe Werck ſey geſtiff - tet vñ auffgerichtet / Nemlichen / das von ſolchem erhabenen Ort / die Leute Taͤglich zur Buſſe vermahnet wuͤrden.
Die Thuͤr iſt gezieret mit dem Bilde des Sal - vatoris, Außwendig vnd Jnwendig.
Außwendig ſtehet der Salvator, als die Thuͤr zu den Schaffen / nebẽ dem Spruch: Jch bin die Thuͤr /Joh. 10. So jemandt durch Mich eingehet / der wird ſeligFwerden /[42]werden / vnd wird auß vnd eingehen / vnd Weyde finden.
Jnnwendig aber / als der Kaͤltertretter / ſambt denenEſa. 63. Worten: Jch trette die Kaͤlter allein / vnd iſt Nie - mandt vnter den Voͤlckern mit mir. Das bedeutet / das man auff dieſer Newen Cantzel / die Schaͤfflein allein auff Chriſtum JEſum / die rechte Him̃elsthuͤr weiſen ſolle. Actor. 4. Dañ es iſt in keinem andern Heyl / iſt auch kein ander Name den Menſchen gegeben / darinnen wir ſollen Selig werden.
An der Seiten der Treppen vnter der Lehnen herauff ſind kuͤnſtlich gemahlet / Moſes, Aaron, vnd Johan: der Taͤuffer.
Moſes mit den Geſetztaffeln / dabey der Spruch: Gedenck des Geſetzes Moſi meines Knechtes / das Jch jhm befohlen habe auff dem Berge Horeb.
Mal: 4. Aaron mit ſeinen Prieſterkleidern / vnd dem Raͤuchfaß / neben dieſen Worten: Sie ſollen Heylige Kleider machen / Aaron vnnd ſeinen Soͤhnen / das Er mein Prieſter ſey.
Exo. 28. Johannes der Taͤuffer zeygende das Lamb Gottes / Welches der Welt Suͤnde traͤgt / ſambt der Weiſſagung: Siehe / Jch wil meinen Engel ſenden / der vorMal. 3. Mir her den Weg bereitten: Lieber was iſt die Be - deutung[?]Antwort: Wann der Prediger auff die Cantzel ſteyget / ſol Er mit ſich nehmen dreyerley.
Das Erſte ſind Moſis Geſetztaffeln / Nemlich / Die Heyligen Zehengeboth / darauß ſol Er ſeine Zuhoͤrer / nicht allein der Suͤnden vnd des Zorns Gottes wieder die - ſelben erjnnern / ſondern auch zu allen Chꝛiſtlichen Tugendẽ vnd gutten Wercken anmahnen.
Dann[43]Dann
Das ander iſt Aaronis Kleid vnd Raͤuchfaß / Das iſt / das liebe Gebeth / welches Er inn Prieſterlichem Kleide / vor Gemeine vnd Eigene Not / von dieſer Heyligen Staͤtte zu GOTT dem Allerhoͤchſten ſol abgehen laſſen.
Das dritte iſt Johannis des Taͤuffers finger / damit kan Er ſeinen Zuhoͤrern das Lamb Gottes Chꝛiſtum JEſum mit ſeiner Empfaͤngniß / Geburt / Leyden / Creutzi - gung / Tode / Begraͤbniß / Hellefahrt / Aufferſtehung / Himmelfahrt / vnd Sitzen zur Rechten Hand Gottes des Allmaͤchtigen Vaters zeygen vnd weiſen / das durch ſeinenAct. 10. Namen alle / die an Jhn glaͤuben / Vergebung der Suͤnden empfahen ſollen.
Das Corpus oder Werck / darauff Sich der Prediger befindet / hat ſeine Sonderbahre Ornamenta oder Zierden.
Einmal iſt Es mit ſchoͤnen Bibliſchen Hiſto - rien illuminiret vnd angeſtriechen.
Erſtlich ſiehet man daran den Salvatorem, ſitzende auff dem Jacobs Brunnen / der thut dem Sama - ritiſchen Weiblein eine Predigt: Wer das WaſſerJoh. 4. trincken wird / das Jch jhm gebe / den wird Ewig - lich nicht duͤrſten.
Zum andern hat man vor Augen / den armen in Meſopotamiam reyſenden Jacob / der ſiehet im Traum / das eine Leyter auff Erdẽ ſtund / die reichet mit der ſpitzẽ anGen. 28. den Him̃el / daran die Engel Gottes auff vnd niederſtiegen /F ijVnd[44]Vnd der HERR ſtund oben drauff. Da nun Jacob von ſeinem Schlaff auffwachet / ſpricht Er: Gewißlich iſt der HErꝛ an dieſem ort: Wie Heilig iſt dieſe ſtett.
Zum dritten iſt Vns im Geſicht / die Auff - opfferung Jſaacs / zu welchem ſein Vater ſpricht: MeinGen. 22. Sohn / Gott wird Jhm erſehen ein Schaff zum Brand Opffer.
Zum vierdten Schawen wir daran / den auß Meſopotamia wiederkehrenden Jacob / wie Er mit dem Sohne Gottes am Fort Jabbok gerungen / vnd nach vber -Gen. 32. ſtandenem Kampff / gefrolocket: Jch habe Gott von Angeſicht geſehen / vnd meine Seele iſt geneſen.
Zum fuͤnfften ſtehet da / die Bekehrung Pauli, Von welchem der HERR dem Ananiæ Antworttet:Act. 9. Dieſer iſt mir ein außerwehleter Ruͤſtzeug / das Er meinen Namen trage vor den Heyden.
Solche Hiſtorien dienen einfaͤltigen Leuten zur nachricht: Sunt libri Laicorum, Buͤcher der Layen / darauß ſie ſich der Hiſtorien erjnnern koͤnnen.
Darnach iſt ſolch Werck mit feinem kuͤnſtlichen Schnitzwerck der vier Evangeliſten / vnd des Salvatoris, welcher in der Mitten ſtehet / vmbſetzet. So offt wir dieſe Bilder der Evangeliſten vnd des Salvatoris anſchawen / ſollen wir gedencken / das die Pꝛedigt des Evangelij / võ dem Salvatore vnd Heylande der Welt / durch der H. Evange - liſten / als Glaubwirdiger Zeugen / & Apostolicâ Authori - tate Authenticorum Notariorum, Mund vnd Schrifften in alle Welt ſey außgebreitet worden / wie dañ der gecreutzigte JEſus noch heutiges Tages darauß wird geprediget.
Vmbher[45]Vmbher aber / beydes vber dem Gemehlde vnd Schnitzwerck / wird eine guͤldene Schrifft in jhren Forma - libus, dieſes lauts geleſen: Anno 1619. den 29. Sept. Hat der Ehrenveſte Herr Andreas Boden - ſtein / Buͤrger vnd Handelsmann in Breßlaw / ſambt ſeiner lieben Haußfrawen Suſannâ Rei - mannin von Bolckenhain / ſolchen Predigſtul / als ſeinem lieben Herꝛen Schwager / vnd jhrem lieben Bruder / Gott zu Ehren / vnd jhme zum Gedaͤchtniß auffrichten vnd verfertigen laſſen.
Vor das dritte / haben wir an vnſerm NewenIII. Predigſtul zu betrachten / die Decke oben inn der Hoͤhe / welche in die Runde formiret iſt / wie ein Thurme / Zwier durchſichtig.
Vnten / Jnnwendig der Decken / vber dem Haͤubt des Predigers / iſt eine Geſchnitzete vnd duͤck Ver - guͤldete Sonne / welche Zweyerley bedeutet:
Eines / das ein Prediger nach der Sonne der Gerechtigkeit Chriſto JEſu trachte / die Jhm Hertz / Ge - muͤth vnd Zunge durchſcheine vnd durchglaͤntze / vnd wann Er auff die Cantzel gehet / Saͤufftze vnd ſage:
Cor, Mentem, Lingvam, Tu rege, Christe, meam.Hertz / Gmuͤth / vnd Zung zu aller friſt /Regier du Mir / O JEſu Chꝛiſt.
Das ander / das die Zuhoͤrer das gepredigte Wort / als einen Himlichſchen Sonnenglantz aufffaſſen / vnd in Finſterniß falſcher Lehꝛe vñ Jrꝛthumb ſich darnach richten ſollen.
[F iij]Rings[46]Rings vmb die Decke herumb / ſtehet mit ver - guͤldeten Buchſtaben geſchrieben / der Schoͤne Spruch: Nach meinen Rechten ſolt Jhr thun / vnd meine Satzung ſolt jhr halten / das jhr darinnen wan - delt / ſpricht der HErꝛ. Hiemit wird gelehret / daß / wie auff dieſer Cantzel Gottes Rechte vnd Satzungen ge - pꝛediget werden / alſo auch die Zuhoͤꝛer / ſolche nicht geringeEſa. 8. achten ſollen. Sonſt werdẽ ſie die Morgenroͤte nicht haben.
Vnter vielem anderm Schnitzwerck aber / welches an dieſer Decke zu befinden / vnd nicht gnungſam zu beſchreiben iſt / ſol vornemlich in acht genommen werden dreyerley.
Zu vnterſt Jnwendig Christi tentatio, die Verſuchung des HErꝛn Chriſti / ſo auß dem EvangeliſtenMatth. 4. Matthæo, gar kuͤnſtlich in Bildniß jedermann vor Augen geſetzet. Dann beydes Lehrer vnnd Zuhoͤrer / haben am1. Pet. 5. Teuffel einen Verſucher / der gehet vmbher / wie ein bruͤl - lender Lew / vnd ſuchet / welchen Er verſchlinge.
Mitten jnnen / wird vns vor Augen geſtellet / Christi Paßio, der gantze Hiſtoriſche Proceß vnd Verlauff des Leydens Chriſti / wie es damit zugegangen / auff das man Lerne / wer Chriſti Juͤnger / vnd ein fleiſſiger Kirch - gaͤnger ſein wolle / der duͤrffe ſich keiner gutten Tage ver - ſehen / ſondern vielmehr des Creutzes vnnd Leydens / vndRom. 8. muͤſſe Gleichfoͤrmig werden / dem Ebenbilde Chriſti. Dominus tuus Crucifixus est, & tu molliciem & requiem quæris? Dein HERR Chriſtus iſt gecreutziget worden / Vnd du wilſt auff einem ſanfften Pulſterkuͤſſen im friede vnd ruhe ſitzen / dich ſeiner Hofefarbe ſchemen / vnd vnter ſeine rothe Creutzfahn nicht ſchweren[?]
Zu[47]Zu oͤberſt auff der Decken iſt zuſehen / Christi Reſurrectio, Die Aufferſtehung des HERREN Chriſti / Da ſtehet der Salvator mit auffgerichteter Siegesfahn / vnd erhabenen Fingern. Hiemit werden wir gewieſen auff ſeinen thewren Eyd / das Er nicht wolle den Todt desEzech. 18. 33. Suͤnders / ſondern das Er ſich bekehre vnd lebe. Vmb des willen wir Gutt vnd Blut / Leib vnd Leben bey Jhm vnd ſeinem Evangelio zu wagen / mit Jhme zu Leben vnd ſterben ſchuldig ſind / auff das wir mit vnſerm Sieges - fuͤrſten / durch Creutz vnd Truͤbſal eingehen / in das ReichAct. 14. GOttes.
Zum Dritten / koͤmbt vnſere Newe Cantzel mit der Schrifft vberein / Reſpectu adjuncti Coloris, durch jhre vielerley farben / als Goldt / Silber / Weiß / Roth / Gruͤn / Violblaw / vnd dergleichẽ mehr / davon die Artifices vnd Kuͤnſtler judiciren vnd vrtheylen moͤgen. Lieber / was Lehren vns ſolche mancherley farben[?]Antwort: Frome Zuhoͤrer ſollen nach dem Wort Gottes trachten / wie manMatth: 6. nach dem Golde trachtet: Sie erkennen jhre Blutrothe Suͤndẽ / welche aber Schneeweiß / das iſt / durch ChriſtumEſa. 1. vergeben werden: Sie fahen an zugruͤnen in den fruͤchten des Glaubens / Liebe / Frewde / Friede / Gedult / Freundlig -Gal. 5. keit / Guͤttigkeit Sanfftmuth / Keuſchheit: Sie halten ſich zu dem Gecreutzigten JEſu / der iſt mit ſeinem Evangelio / das wolriechende Bluͤmlein / welches vns an Leib vnd Seel erquicket.
Ach Ewiger Gott / Si tanta confers in carcere,August. quid facies in palatio, Thuſtu Vns ſo viel gutts in dem Angſtkercker dieſes Zeitlichen Lebens / vnd mahleſt deinen Willen fuͤr in Bildern vnd Figuren / Was wirſtu wol doꝛt thun / wann du vns deine Kinder wirſt heimbringen[?]Jetzt[48]Jetzt ſehen wir durch einen Spiegel / dann aber / von An -1. Cor. 13. geſicht zu Angeſicht. Dafuͤr ſey jmmerdar gelobet vnd ge - preiſet / Amen.
VI. Fundan - tium mu - nificẽtia. Vor das Sechſte vnd Letzte / Helt vns vnſere Newe Cantzel fuͤr / Fundantium munificentiam, die Mild: vnd Freygebigkeit / Zweyer Chriſtlichen GOtt liebenden Hertzen / So vnſere Kirche mit einem ſo anſehlichẽ Legato bedacht vñ verſehen haben / Dieſelben ſind / Der Ehꝛen - veſte / Wolgeachte Herꝛ Andreas Bodenſtein / Buͤrger vnd Handelsmann in Breßlaw: Vnd die Viel Ehrentugendſame Fraw Suſanna Rei - mannin / von Bolckenhain / Seine Hertzgeliebte Ehliche Haußfraw / welche beyde Gottfuͤrchtige hertzẽ / mehr / dann jhnen vẽrdancket werden kan / bey dieſer vnſer Kirchen præſtiret vnd angewendet.
Dann Erſtlich / haben Sie dieſen ſchoͤnen vnd vberauß kuͤnſtlichen Predigſtul gewißlich nicht ohne groſſe Vnkoſten zu Breßlaw verfertigen / hieher zufuͤhren / vnd in vnſerm Gotteshauſe / wie derſelbe heut von vielen mit ver - wunderung angeſehen wird / auffrichten laſſen.
Zum andern ſind von jhnen die jenigen Gelder / welche der weyland Ehrenveſte / Wolweiſe Herꝛ Johannes Reimann Seliger / als dero geliebter Herꝛ Vater / vnnd Schweher / vor der Zeit / zu vnſer Kirchen vnnd Schulen deputiret vñ veroꝛdnet / dupliret, verbeſſert / vnd auß ſonder - licher Liebe zum Gottesdienſt / noch ſo viel darzu gegeben worden.
Zum dꝛitten ſehen wir / da dieſes ſchoͤne zierliche Epitaphium vnd Grabe bilde / welches WolgedachterHerꝛ[49]Herr Andreas Bodenſtein / ſambt ſeiner Hertzgeliebten Haußfrawen / dem Selig verſtorbenen Herꝛen Friderich Reiman / ſeinem Herꝛen Schwager / vnd jhrem geliebten Bruder zum Gedaͤchtniß / als eine groſſe Zierde in vnſerm Gotteshauſe / Trewhertziglich auffrichten laſſen.
Zum vierdten iſt ein Zeugniß jhrer Mild vnd Freygebigkeit / die Heut zum Erſten mahl geleutete / vnd auſſen vnter dem freyen Himmel hangende Glocke / von Vierhundert vnd Achtzehen pfunden / hinauß auffs Be - graͤbniß geordnet / ſo wiederumb abgenommen / an jhren Ort verſchaffet / vnd drauſſen bey den Begraͤbniſſen ge - bꝛaucht werden ſol.
Zum fuͤnfften erſcheinet jhr Mildes Hertz auß dem Vorhange des Altars / ſambt dem auffgedeckten weiſ - ſen Tuche / So ſie zum Gottesdienſt / auch auß eygener be - wegung / vnſerer Kirchen dargegeben vnd geſchencket.
Zum ſechſten dienen Sie vnſerer Kirchen mit dieſem Newen jetzt anhabenden Chorꝛock / Welchen ſie zu dem ende / das darinnen auff der Newen Cantzel / die Erſte Predigt geſchehe / vnd allda der Gottesdienſt angefangen werde / verfertigen / vnd heute dem Miniſterio præſentiren laſſen / der auch hinfoꝛt bey der Kirchen alſo verbleiben ſol.
Dieſe Sechs anſehliche Stuͤcke / ſind ja lobens vnd ruͤhmens werth / vnd verſichern vns mehr dann zu viel der Munificentz vnnd Freygebigkeit / dieſer beyder Chriſt - lichen Hertzen / welche Freygebigkeit wir annehmen ſollen.
Einmal / ad Imitationem, zur Nachfolge / das wir vns dadurch zur Befoͤrderung vnd Erhaltung vnſerer Kirchen / Schulen / vnd deroſelbten trewen Diener / Auff - friſchen vnd Auffmuntern laſſen.
GDarnach[50]Darnach ad Gratiarũ actionem, zur Danck - ſagung / das wie dieſer fromen Hertzen / ſo vnſere Kirche ſo Hoch begabet / allezeit in Ehren gedencken / jhnen dancken / auch bey vnſern Kindern vnd Nachkommen / Jhre Milde Hand ruͤhmen / vnd preyſen. Ach GOTT / wie rechnet mancher Menſch einen Heller ſo groß / den Er etwa in den Gotteskaſten oder auff den Altar leget: Warumb wolten wir nicht vielmehꝛ ſolche reiche Verehrungen hoch achten / Loben vnd Maͤnniglich verkuͤndigen.
O wie wird JEſus Chriſtus der groſſe HErꝛ / Sich an jenem Tage zu dieſen Zweyen Milden HertzenMatth 25. wenden / Sie Troͤſtlich anblicken / Jhnen Holdſelig zu - ſprechen / Sie Hertzlich empfahen / vnnd ſeine Luſt vnnd Frewde an jhnen haben. Dort werden ſie herfuͤr gezogen werden / vnd Willkommen ſein: Dort werden ſie von Gott vnd allen ſeinen Engeln angelachet werden. Dort wird das groſſe Werck / ſo ſie dieſer Kirchen geſtifftet / ge - ruͤhmet werden / nicht darumb / als hetten ſie damit den Himmel verdienet / oder weren jhnen dadurch zur Selig - keit foͤrderlich geweſen / Sondern als eine ſchoͤne Frucht jhres Glaubens / vnnd vmb der Eigennuͤtzigen Vndanck - bahren willen / So vnſer Gotteshauß / da ſie doch wol koͤnd - ten / (were es nicht viel / ſo were es wenig) mit dem ge - ringſten nicht bedencken oder erhalten helffen / auff das ſie Sich Ewig ſchemen muͤſſen.
HErr JEſu Chriſte / was dieſe Zwey fromeMatth 25. Hertzen / dieſer vnſer Kirchen gethan / das haben ſie dir ſelbſt gethan. O du groſſer Segensmann / Segne ſie vnnd jhre liebe Kinderlein / dafuͤr an Leib vnnd Seel / Gutt / vnd Ehꝛe / vnd laſſe ſie deine froͤliche Stimme anhoͤren am Juͤngſten tage:
Quatenus[51]Quatenus feciſtis uni de his fratribus meis mini - mis, mihi fecistis. Was Jhr gethan habt einem vnter dieſen meinen geringſten Bruͤdern / das habt jhr Mir gethan: Venite Benedicti, Kompt her jhr geſegneten / ꝛc: Behuͤte auch fuͤr allemMatth. 10. Vngluͤck / vnd Segne alle die jhre Handarbeit an dieſen Wercken gebꝛaucht haben. Der du alles reichlich belohneſt / Hochgelobet in Ewigkeit / Amen.
SEhet / Jhr meine Geliebeten / das ſind die Sechs Denckwuͤrdige Stuͤcke / die wir vns an vnd bey dem New erbaweten vñ Zierlich auffgerichteten Predigſtul / So offt wir denſelben anſchawen / allezeit in Andacht zu Gemuͤth fuͤhren ſollen.
Helffe vnſer Trewer GOtt vnd Vater / vmbEpilogus monſtrans uſum tri - plicem. Chriſti ſeines Sohnes willen / durch den H. Geiſt / das wir darauß lernen / was ſein Wille ſey / von vnſer aller Selig - keit / vns ſeiner Gnade troͤſten / vnd dem reinen Wort auff dieſer Cantzel allezeit folgen / Welchem1. διδασκα λικὸμ. 2. παραμυ θητικὸμ. 3. Νουθετι - κὸμ. fuͤr die angehoͤrete Lehre / Lob vnd Danck geſagt ſey / jmmer vnd Ewiglich.
AMEN.
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