GEliebte vnnd Andaͤchtige in CHriſto dem HErrn / was wir taͤglich beten in der 7. Bitte des H. Vater Vnſers / HErr / erloͤſe vns von dem Vbel / das wird vns von GOtt ge - waͤhret durch ein ſanfftes ſeliges Simeons -A ijStuͤnd -[4]Vnſer Wandel iſt im Himmel /Stuͤndlein / vnd welchem ſolche Erloͤſung in Gnaden wiederfehret / denſelbigen hat man fuͤr gluͤckſelig zuſchetzen / zu aller Zeit / ſonderlich aber zu der Zeit / wenn GOtt ſeine Kinder mit Landplagen angreiffet vnd heimſuchet / wie wir jetzt alle 3. Landplagen / Krieg / Peſtilentz vnd Thewrung gleichſam fuͤhlen. Wol allen nu / die ſich zu einem ſeligen Abſchied gefaſt vnd be - reit halten / Sie thun einen ſeligen Wechſel / wenn ſie GOTT abfordert / ſie kommen auß der Vnruhe zur ſtoltzen Ruhe / ſie kommen auß dem Jammerthal in den Himliſchen Frewden - Saal / ſie werden vollkoͤm̃lich von allem Vbel erloͤſet / vnd thun einen ſeligen Wechſel / deſſen ſie ſich in Ewigkeit zu erfrewen haben. Solches iſt auch vnſerer im HErrn Chriſto ſeliglich Ver - ſtorbenen Mitſchweſter nach Gottes gnaͤdigen Willen wiederfahren / denn nachdem ſie vom groſſen Erſchreckniß gantz lagerhafftig worden / hat ſie ſich zu einer ſeligen Hinfart Chriſtlicher weiſe bereitet / vnd ſich jhres Wandels oder BuͤrgerRechts im Himmel inniglich getroͤſtet / vnd weil ſie jhr ſelbſt das abgeleſene Spruͤchlein zum Leichen Text erkoren hat / wollẽ wir daſſelbe in folgendẽ 2. Puͤnctlein zu dieſem mal erklaͤren.
Erſt -[5]Da kein Krieg mehr noch Getuͤmmel.Erſtlich wollen wir hoͤren / wie S. Paulus vns den Chriſtlichen Wandel beſchreibe.
Fuͤrs 2. wollen wir anzeigen / was wir von der Belohnung ſolches himliſchen Wandels zu - gewarten. Von dieſen beyden Puncten / vnd was wir darauß fuͤr Lehren / Troſt vnd Erinne - rung zu behalten haben / ſol auff dißmal kurtzer vnd einfaͤltiger Bericht gethan werden.
Hierzu wolle vns GOtt der Herr ſeines Heiligen Geiſtes Gnade mildiglich verleihen / vmb Chriſti Jeſu willen / Amen.
SAnct Paulus beſchreibet den Chriſtlichen Wandel in den vorhergehenden Worten negativè, was er nicht ſey / nemlich nicht ein jrrdiſcher Wandel / wie die Weltkinder nur dem Geitz vnd vnreinen Luͤſten ergeben ſeyn / welchen der Bauch jhr GOtt iſt / aber es nimbt ein boͤſe Ende mit jhnen / denn jhre Ehre wird zu Schanden / vnd ſie muͤſſen ins Verdamniß fahren.
Einen ſolchen jrrdiſchen Wandel fuͤhren die Chriſten nicht / ſondern einen himliſchen Wan - del / welchen S. Paulus alſo beſchreibet: Vnſer Wandel iſt im Himmel. Das Griechiſche Woͤrt -A iijlein[6]Vnſer Wandel iſt im Himmel /lein ϖολίτευμα heiſt eigentlich ein Buͤrgerrecht / daß einer mit Geld an ſich gebracht hat / oder ge - hoͤret jhm von Rechts wegen / wenn er von einem ſolchen Vater gezeuget iſt / der Buͤrger iſt gewe - ſen / vnd iſt ein Gleichniß von dem StadtRegi - ment genommen / damit S. Paulus lehren wil / daß die Chriſten auch ein StadtRecht haben / oder ein Vaterland / darinnen ſie eine bleibende Staͤdte finden / nicht allhier in der Welt / ſondern in dem Himmel / darinnen GOTT wohnet / vnd ſich frey auffgedecket zuerkennen giebet den H. Engeln vnd den Auſſerwehlten Kindern GOt - tes. Das iſt das himliſche Jeruſalem / die StadtHeb. 12. des lebendigen GOTTES / Heb. 12. Ein LandPſalm. 27. der Lebendigen Pſ. 27. Das Hauß des himliſchenIoh. 14, Vaters / Joh. am 14.
Daß wir nu jetzt in ſolchem Himmel nicht ſeyn / das iſt vnſer Suͤnden Schuld. Aber Chri - ſtus der Sohn GOttes hat vnſere Suͤnde mit ſeinem eigenen Blut vertilget / vnnd vns das Le - ben erworben / er hat vns die verſchloſſene Hun - melspfort eroͤffnet / daß wir durch den Glauben an ſeinem Namen die ewige Seligkeit erlangen ſollen. Solch himmliſches Stadtrecht wird vns durch die H. Tauffe mitgetheilet / dadurch vn -ſere[7]Da kein Krieg mehr noch Getuͤmmel. ſere Namen in das Stadtbuch des lebendigen GOttes geſchrieben werden / vnd wenn wir das H. Evangelium hoͤren / vnd mit Glauben anneh - men: Wenn wir das H. hochwuͤrdige Abendmal wuͤrdiglich gebrauchen / ſo werden wir in ſolchem Glauben vnd Hoffnung geſtercket / daß wir ſind Buͤrger vnd Haußgenoſſen Gottes.
Wie nun die Buͤrger in einer Stadt einerley Privilegien / Nahrung / Schutzes vnd Freyheit genieſſen: Alſo haben auch die Buͤrger GOttes einerley Privilegien vnd Freyheiten zugenieſſen / welche ſie allhier im Glauben vnd in der Hoff - nung beſitzen / dort aber werden ſie dieſelbigen in ewigen Friede vnd Frewde genieſſen. Gleichwie auch die Buͤrger ſich richten nach den Statuten, Ordnungen vnd Gewonheiten gemeiner Stadt: Alſo haben auch die Buͤrger Gottes jhre Statuta,Eſa. 8. nemlich das Geſetz vnd Zeugnis Eſa. am 8. Dar - nach ſollen ſie ſich richten im Glauben vnd im Le - ben. Denn wir haben ein feſtes prophetiſches2. Pet. 1. Wort / ſpricht S. Petrus 2. Petr. am 1. vnd jhr thut wol / daß jhr darauff achtet / als auff ein Liecht / daß da ſcheinet in einem dunckeln Ort / biß der Tag anbreche / vnd der Morgenſtern auff - gehe in ewrem Hertzen.
Dar -[8]Vnſer Wandel iſt im Himmel /Darnach beſchreibet S. Paulus den Wan - del der Chriſten durch die Hoffnung / dadurch wir warten des Heilandes Jeſu Chriſti desRom. 8. HErrn / davon er auch ſchreibet zun Roͤm. am 8. Wir ſind wol ſelig / doch in der Hoffnung / die Hoffnung aber / die man ſiehet / iſt nicht Hoff - nung. Denn wie mag man des hoffen / das man ſiehet? So wir aber des hoffen / daß wir nicht ſehen / ſo warten wir ſein durch Gedult. Vnd S.1. Joh. 3 Johan. ſchreibet in ſeiner 1. am 3. Wir ſind nu Kinder Gottes / vnd iſt noch nicht erſchienẽ / was wir ſeyn werden. Wir wiſſen aber / wann es er - ſcheinen wird / daß wir jhm gleich ſeyn werden / denn wir werden jhn ſehen / wie er iſt. Denn weil wir durch das Wort vnd Sacramenten / vnd durch den Glauben das StadtRecht im Himmel erlanget haben / ſo warten wir auch auff die herrliche Freyheit der Kinder Gottes / vnd vns verlanget nach der herrlichen Zukunfft vn - ſers Heilandes / dadurch er vns aus dem Kercker dieſer Welt wird erloͤſen / vnd wird vns verſetzen in das ewige Vaterland / in die Stadt des Le - bendigen Gottes. Hierzu gebrauchet d[er]Herr Chriſtus zweyerley Mittel / 1. einen ſeligen Ab - ſchied auß dieſer Welt / fuͤrs 2. den lieben Juͤng -ſten[9]Da kein Krieg mehr noch Getuͤmmel. ſten Tag. Auff dieſe beyde muͤſſen die Chriſten taͤglich / ja ſtuͤndlich / warten / ſie ſind keinen Au - genblick ſicher dafuͤr / denn des Menſchen Sohn wird kommen zu der Stunde / da wir nicht mey - nẽ. Der Todt wandert auch herumb / vnd klopffet ſtarck bey vns an / bey jungen vnd alten / bey reichen vnd armen. Jſt demnach das gantze Chriſtenthumb nichts anders / als eine fleiſſige Bereitſchafft zu einem ſeligen Sterbeſtuͤnd - lein / vnd ein ſtetiges Wachen vnd Warten auff die Zukunfft vnſers HErrn vnd Heilandes Jeſu Chriſti / welcher verordnet iſt von GOtt ein Richter der Lebendigen vnd der Todten. Der hat vns zugeſagt / entweder durch ein ſelig Si - meonsſtuͤndlein / oder durch ſeine herrliche Zu - kunfft / vns vollkoͤmlich von dieſer Welt zu erloͤ - ſen / vnd vns in das rechte Vaterland oder in das himliſche Jeruſalem zuverſetzen / da Frewde vnd lieblich Weſen iſt zur Rechten Gottes jmmer vnd ewiglich / im 16. Pſalm: da wir ſeiner groſſenPſ. 16. Herrligkeit genieſſen ſollen / wie er ſpricht Joh. am 17. Vater / ich wil / daß / wo ich bin / auch dieJoh. 17. bey mir ſeyn / die du mir gegeben haſt / daß ſie meine Herrligkeit ſehen / die du mir gegeben haſt. Vnd zum Coloſſ. am 3. ſchreibet S. Paulus:Coloſs. 3.BVn -[10]Vnſer Wandel iſt im Himmel /Vnſer Leben iſt verborgen mit Chriſto in Gott; wenn aber Chriſtus vnſer Leben ſich offenbah - ren wird / denn werden auch wir offenbahr werden mit jhm in der Herrligkeit.
DAraus haben wir nu zu lernen / 1. daß der Chriſten Wandel nicht fleiſchlich noch jr - diſch ſey / ſondern es iſt ein himliſcher Wandel / wegen des himliſchen Beruffs zum Reich Gottes / wegen der himliſchen Guͤtter / die ſie zu hoffen haben / wegen des Glaubens an den himliſchen Koͤnig Chriſtum Jeſum / vnd we - gen des himliſchen Wandels / welchen ſie fuͤh - ren / in dem ſie der Suͤnden abſterben / wider den Teuffel / Welt / vnd Fleiſch ſtreiten / vnd be - halten die Hoffnung feſt bis ans Ende: Denn ſie haben jhr datum nicht auff jhr zeitliches Leben geſetzet / ſondern alle jhre Hoffnung ſtehet allein zu GOtt / denſelbigen beten ſie an im Geiſt / vnd in der Warheit / vnd ob ſie gleich in der Welt ſind / ſo ſind ſie doch nicht von der Welt / ſondern ſie halten ſich mit feſtem Glauben an jhr Haͤupt - Gut / welches iſt Chriſtus.
Fuͤrs 2. lernen wir / daß Chriſten Frembd -linge[11]Da kein Krieg mehr noch Getuͤmmel. linge ſind in der Welt / wie David bekennet im 1. Chron am 30. Wir ſind Frembdlinge vnd Gaͤ -1. Chr. 30 ſte fuͤr dir / wie vnſere Vaͤter alle. Zum Heb. amHeb. 13. 13. ſtehet geſchrieben: Wir haben hie keine blei - bende Staͤdte / ſondern die zukuͤnfftige ſuchen wir. Derwegen halten ſich auch die Chriſten vn - befleckt in der Welt / nach der Vermahnung Jo - hannis / in der 1. Joh. 2. habet nicht lieb die Welt /1. Joh. 2. noch was in der Welt iſt: So jemand die Welt lieb hat / in dem iſt nicht die Liebe des Vaters: Denn alles / was in der Welt iſt (nemlich des Fleiſches Luſt / vnd der Augen Luſt / vnd hofferti - ges Leben) iſt nicht vom Vater / ſondern von der Welt: Vnd die Welt vergehet mit jhrer Luſt / wer aber den Willen Gottes thut / der bleibet in Ewigkeit.
Das ſol vns nu reitzen zur Gedult in aller - ley Creutz vnd Leiden. Jn der Welt habt jhr Angſt / ſpricht Chriſtus Joh. am 16. Aber ſeyd ge -Joh. 16. troſt / ich habe die Welt vberwunden. Die Welt kan nichts anders / als die frommen Chriſten haſſen / wie der HErr Chriſtus bezeuget Joh. 15. Joh. 15.Weret jhr von der Welt / ſo hette die Welt das jhre lieb / dieweil jhr aber nicht von der Welt ſeyd / ſondern ich habe euch von der Welt erweh -B ijlet /[12]Vnſer Wandel iſt im Himmel /let / darumb haſſet euch die Welt. Solche Feindſchafft vnd Verfolgung ſollen wir nu mit Gedult verſchmertzen / vnd vns damit troͤſten / daß es nicht ewig waͤhren wird. Es iſt hie nur eine Wanderſchafft / in dem ewigen Vaterland wird es vns reichlich hereingebracht werden / was wir in dieſer Welt erlitten haben: Das Blaͤtlein wird ſich wenden / die Weltkinder wer - den ewige Pein leiden / hergegen werden die Ge - rechten ewiglich getroͤſtet werden.
So ſollen wir auch vermahnet ſeyn zur Be - reitwilligkeit zum ſterben / wir ſollen nicht weltſchmeckende Hertzen haben / wir haben nichts eigenes in der Welt / wir duͤrffen vns keiner Lie - be noch Trewe zu der Welt verſehen / wer wolte wuͤndſchen laͤnger in der vngetrewen Welt zu verbleiben[?]Derhalben ſollen wir mit froͤlichem Hertzen aus dieſer Welt wandern / wenn es dem himliſchen Vater gefellet / weil wir wiſſen / daß wir einen ſeligen Wechſel / vnd fuͤr diß zeitliche das ewige Leben lucriren vnd gewinnen.
BElangende fuͤrs 2. die Belohnung ſolches himliſchen Wandels / ſo iſt dieſelbige zwey - erley: Die 1. iſt die Erſcheinung Chriſti. Die[13]Da kein Krieg mehr noch Getuͤmmel. Die 2. iſt die Verklaͤrung vnſerer Leiber. Von der Erſcheinung Chriſti berichtet S. Paulus al - ſo: Von dannen wir auch warten deß Heilandes Jeſu Chriſti des HErrn. Mit dem Woͤrtlein von dannen ziehlet Paulus auff den terminum â qvo, von wannen Chriſtus kommen wird / nemlich vom Himmel / darein er iſt in der Auf - farth gefahren / von dannen wird er kommen in den Wolcken des Himmels mit groſſer Krafft vnd Herrligkeit / als denn wird er erſcheinen ſei - nen Glaͤubigen nicht als ein geſtrenger Richter / ſondern als ein Vergelter / vnd als ein gnaͤdiger Heiland: Als denn wird er den himliſchen Wan - del ſeiner Glaͤubigen mit ewiger Herrligkeit ver - gelten.
Die 2. Belohnung iſt nu die Verklaͤrung vnſerer Leiber / davon ſchreibet S. Paulus alſo: Welcher vnſere nichtige Leiber verklaͤren wird / daß ſie aͤhnlich werden ſeinem verklaͤrten Leibe. Vnſere Leiber werden allhier genennet corpora humilitatis, niedrige / geſchmaͤchte vnd nichtige Leiber / darumb / daß ſie durch die Suͤnde vervn - reiniget / der Eitelkeit / allerley Kranckheit vnd Gebrechligkeit / vnd endlich dem Tode vnd Ver - weßligkeit vnterworffen ſeyn. Dieſe nichtigeB iijLei -[14]Vnſer Wandel iſt im Himmel /Leiber wird nu der HErr Chriſtus verklaͤren / das iſt / er wird ſie erloͤſen von der Suͤnde vnd Sterbligkeit / vnd wird ſie mit Vnſterbligkeit bekleiden / welches S. Paulus weiter erklaͤret / durch das Exempel des clarificirten Leibes Chri - ſti / welches ſich auß dieſem Grund vnwider - treiblich ſchlieſſen leſt / weil Chriſtus vnſer Haͤupt iſt / vnd wir ſind ſeine Gliedmaſſen / vnd ſind jhm in der H. Tauffe incorporiret vnd ein - verleibet. Gleich wie nun Chriſtus mit ſeinem clarificirten Leibe aus dem Grabe herfuͤrgegan - gen iſt / alſo wird er auch vnſere ſterbliche Leiber verklaͤren / daß ſie ſeinem clarificirten Leibe ſollen aͤhnlich werden. Wie wir auch in dieſem Leben die Mahlzeichen des HErrn Jeſu in vnſerm Lei - den vnd Sterben an vns tragen: Alſo werden wir auch in der Verklaͤrung ſeinem Leibe aͤhnlich werden. Er iſt mit ſeinem clarificirten Leibe durch das wolverwahrte Grab hindurch gegan - gen / vnd iſt weder Stein noch Siegel verſeh - ret worden: Er hat einen vnſichtbaren Leib ge - habt / welcher von niemand hat koͤnnen geſehen werden / als allein von denen / welchen er ſich per œconomiam, durch freywillige Verſchaf - fung / hat wollen ſichtbar darſtellen. Er hat einenvnſterb -[15]Da kein Krieg mehr noch Getuͤmmel. vnſterblichen Leib mit aus dem Grabe ge - bracht / wie S. Paulus ſchreibet zum Roͤm. amRom. 6. 6. Chriſtus von den Todten erwecket / ſtirbet hinfort nimmer / der Todt wird hinfort vber jhn nicht herrſchen: Alſo werden auch wir mit vn - ſterblichen Leibern aus vnſern Graͤbern wieder - umb herfuͤr gehen / nach dem Zeugniß Pauli 1. Cor 15. Es wird geſaͤet verweßlich / vnd wird1. Cor 3 aufferſtehen vnverweßlich.
Endlich zeiget vns S. Paulus an die cau - ſam efficientem, die wirckende Vrſache ſolcher groſſen vnd vbernatuͤrlichen Verwandlung. Solche Vrſache iſt Omnipotentia Chriſti, die Allmacht Chriſti / die wird aus ſolcher Clarifici - rung vnſerer Leiber augenſcheinlich dargethan werden / wie die Wort vnſers Spruͤchleins lau - ten / nach der Wirckung / da er mit kan / auch al - le Dinge jhm vnterthaͤnig machen. Jn dieſen Worten fuͤhret vns S. Paulus zu Gemuͤthe die Werck der Allmacht Chriſti / welche herfuͤr leuchtet aus den dreyen Hauptartickeln vnſers Chriſtlichen Glaubens / aus dem Werck der Schoͤpffung / aus dem Werck der Erloͤſung / vnd aus dem Werck der Heiligung / welches lauter goͤttliche Werck ſeyn / die da zeigen von der wah -ren[16]Vnſer Wandel iſt im Himmel /ren Gottheit Chriſti / vnd von ſeiner Allmacht. Denn alle Dinge ſind durch jhn gemacht / vndJoh 1. Hoſ. 13. ohne Jhm iſt nichts gemacht / was gemacht iſt / Joh. am 1. Hoſ. am 13. ſpricht er: Jch wil ſie vom Tode erretten / Jch wil ſie aus der Hoͤlle er - loͤſen. So iſt er auch das Liecht / welches alle Menſchen erleuchtet / die in dieſe Welt kommen /Joh. 1. Joh. 1. Solche Erleuchtung iſt auch ein goͤttli - ches Werck / wie David bekennet im 118. Pſalm. Der HErr iſt GOtt / der vns erleuchtet. Solche ſeine Allmacht wird auch herrlich herfuͤrleuchten auff den lieben juͤngſten Tag / wenn er den Todt verſchlingen wird in dem Sieg / da wird Er das verweßliche verwandeln in das vnverweßliche / auß vnſern nichtigen Leibern wird er machen verklaͤrte Leiber / vnd wird ſie mit Vnſterbligkeit vnd ewiger Clarheit bekleiden. Denn kan er jhm alle Dinge vnterthaͤnig machen / ſo kan er jhm auch die Nichtigkeit vnd Eitelkeit vnſerer Leiber vnterwuͤrffig machen / vnd dieſelbe mit Engli - ſchen vnd Geiſtlichen qualiteten vnd Eigen - ſchafften ſchmuͤcken vnd zieren.
Dieſes ſol vns nu dienen zu Sterckung vn - ſers Glaubens / auff daß wir vns der falſchen Einbildung vnſerer blinden Vernunfft erweh -ren /[17]Da kein Krieg mehr noch Getuͤmmel. ren / welche den Artickel von der Aufferſtehung vnſerer Leiber verleugnet / darumb / daß ſie es nicht begreiffen kan / wie ein Leib / der zu Staub vnd Aſchen worden iſt / wiederumb lebendig werden koͤnne. Solches iſt zwar der Natur vn - muͤglich / ſolte es aber darumb auch dem HErrn Chriſto vnmuͤglich ſeyn? Ja er wird ſeine all - maͤchtige Krafft an vnſern Leibern beweiſen / daß er ſie mit ſeiner lebendigmachenden Stim - me aus dem Staub der Erden aufferwecken wird.
WJr haben allhier zu lernen / was die Suͤn - de fuͤr ein Gifft vnd Grewel ſey / wie die Suͤnde nicht allein die Seele des Eben - bildes Gottes beraubet / vnd jhr die Larve des Teuffels angehencket hat / ſondern wie auch die Suͤnde vnſerẽ Leibern das Kleid der Vnſterblig - keit außgezogen / vnd dieſelbe zu nichtigen vnd ſterblichen Leibern gemachet hat / daß der Todt von Kindesbeinen an vns naget mit allerley Schwachheiten vnd Kranckheiten / biß daß wir die Schuld der Natur bezahlen muͤſſen.
Fuͤrs 2. haben wir auch zu vnſerm Troſt zuCbehal -[18]Vnſer Wandel iſt im Himmel /behalten / daß der ewige Heiland darumb in die Welt kommen ſey / daß er ſolchen Suͤndenſcha - den wiederumb heile / zu dem Ende iſt er vmb vn - ſerer Suͤnde willen dahin gegeben / vnd vmb vn - ſerer Gerechtigkeit willen wiederumb aufferwe -Rom. 4 cket / zum Roͤm. am 4. auff das alle / die an jhn gleuben / das ewige Leben haben ſollen / welche er auch am Juͤngſten Tage zum Leben wird auff -Joh. 6. erwecken nach ſeiner Verheiſchung Joh. am 6. Das iſt der Wille des Vaters / daß wer den Sohn ſiehet / vnd gleubet an jhn / habe das ewi - ge Leben / vnd ich werde jhn aufferwecken am Juͤngſten Tage. Da wird er vns fuͤr vnſere nichtige Leiber durch ſeine allmaͤchtige Wir - ckung clarificirte Leiber geben. Solches wird geſchehen auff den Tag ſeiner Herrligkeit / wenn er kommen wird zu richten die Lebendigen vnd die Todten.
Zum 3. an ſolcher Aufferſtehung der Tod - ten / vnd an der letzten Zukunfft des HErrn ſol - len wir nicht zweiffeln / ſondern vns vielmehr Gottſeliglich darzu bereiten / durch wahren Glauben vnd durch einen vnſtraͤfflichen Wan - del / wie auch durch ein andaͤchtiges Gebet / auff daß wir wuͤrdig werden allem Vngluͤck zu entflie -hen /[19]Da kein Krieg mehr noch Getuͤmmel. hen / vnd zu ſtehen fuͤr des Menſchen Sohn / ſo werden wir auch des Glaubens Ende der See - len Seligkeit darvon bringen.
Das helffe vns allen mit Gnaden GOtt Vater / Sohn / vnd Heiliger Geiſt / der einige wahre GOtt / hochgelobet in Ewigkeit / Amen.
JN ſolcher Bereitſchafft hat ſich auch gehalten vnſere im Herrn Chriſto ſeliglich verſtorbene Mitſchweſter / ſie hat jhr datum nicht auff das zeitliche vnd muͤhſelige Leben geſetzet / ſondern ſich jeder - zeit jhres Buͤrgerrechts im Himmel getroͤ - ſtet / vnd hat in ſolchem Glauben vnd Hoff - nung jhr Leben ſeliglich beſchloſſen. Ihre Ankunfft / Wandel vnd Ende belangende / Jſt E. Chriſtl. Liebe zu vermelden / daß ſie allhier von Chriſtlichen vnd ehrlichen El - tern iſt gebohren worden Anno 1581. den 1. Maij. Denn jhr Vater iſt geweſen / der Erbare Herr Hanß Seelmann geweſenerC ijBuͤr -[20]Vnſer Wandel iſt im Himmel /Buͤrger vnd Jubilirer allhier. Jhre Mut - ter ſeliger iſt von Leißnigk buͤrtig geweſen / mit Namen Chriſtina Clauſin / Oberſtadt - ſchreibers allhier ſeligen Schweſter. Von dieſen jhren Eltern iſt ſie in aller Gottſelig - keit aufferzogen worden / biß daß ſie das 17. Jahr jhres Alters erreichet / da ſie denn mit Ein willigung jhrer Eltern mit jhrem jetzo hinterlaſſenen betruͤbten Witber Anno 1598. den 30. Octob. in der Kirch zu S. Tho - mas iſt getrawet worden / mit welchem ſie einen Chriſtlichen vnd friedlichen Ehe - ſtand 34. Jahr weniger 2. Tage gefuͤhret hat / vnd durch Gottes Segen 13. Kinder mit jhme gezeuget / als 9. Soͤhne / derer noch 7. am Leben / davon aber einer bald der Mutter gefolget; vnd 4. Toͤchter / davon nur noch eine mit Namen Roſina beym Leben.
Ihr Chriſtenthumb belangend / iſt ſie eine fleiſſige Zuhoͤrerin des Worts Gottes geweſen / vnd hat mit Willen keine Predigtverſeu -[21]Da kein Krieg mehr noch Getuͤmmel. verſumet / was ſie auch aus den Predigten gemercket / daheime in der Bibel nachge - ſchlagen / jhr Betbuch ſtets zur Hand ge - habt / vnd hat jhr Bibliſche Troſtſpruͤche mit jhrer eigener Hand in ein ſonderlich Buͤchlein eingetragen vnd auffgezeichnet / inmaſſen ſie ſonderlich dieſes Spruͤchlein S. Pauli an die Philip. am 3. jhr zum Lei - chenText erkohren. Jhrem Hauſe hat ſie wol fuͤrgeſtanden / jhre Kinder in Gottes - furcht aufferzogen / der Hoffarth iſt ſie feind geweſen / ſich auch mit jhrem Nechſten vnd Nachtbarn ſchiedlich vnd vertraͤglich be - gangen.
Jhre Kranckheit betreffende / iſt ſie von groſſen Schrecken lagerhafftig worden: alß den 21. Octob. Sontags zu Nacht vmb 12. Vhr vom Feind eine Fewerkugel in jhr vnd Herrn Nachtbars Hauß geworffen worden / welche die Wand zwiſchen dem Boden gantz zerſchmettert / vnd in ſolchenC iijKra -[22]Vnſer Wandel iſt im Himmel /Krachen vnd Fallen das gantze Hauß voll Dampffs / Stanckes vnd Rauchs worden / daß man nicht anders vermeynet / als ſtuͤn - de alles im Fewer / vnd wolte in Hauffen fallen / daruͤber ſie ſo hefftig erſchrocken / daß ſie gezittert vnd gebebet / vnd hat ſich mit jhrer Tochter biß an den Morgen aus dem Hauſe gewendet / vnd ſich alsbald des Morgens geklaget / vnd am Donnerſtage ſich zu Bette geleget / vnd ob wol durch Rath des Herrn Medici aller muͤglicher Fleiß angewendet / vnd nichts geſparet wor - den / hat man doch wenig Beſſerung ver - ſpuͤret / daher ſie auch am verſchienen Sonn - abend ſich mit GOtt verſoͤhnet / vnd den Troſt der H. abſolution vnd das hoch wuͤr - dige Abendmal zur Verſicherung jhrer Se - ligkeit gebrauchet / vnd GOTT hertzlich vmb eine gnaͤdige Auffloͤſung jhres Leibes gebeten / welche jhr Gebet der Allerhoͤchſte mit Gnaden erhoͤret / vnd ſie den 29. Octob. fruͤhe[23]Da kein Krieg mehr noch Getuͤmmel. fruͤhe ein Viertheil nach 4. Vhren von die - ſer Welt abgefordert hat / nach dem ſie jhres Alters zwey vnd funffzigſt halb Jahr we - niger 3. Tage erreichet.
GOTT der Allmaͤchtige / der nun - mehr jhre Seele in der Hand hat / verleihe dem Leibe eine ſanffte Ruhe / vnd am juͤng - ſten Tage eine froͤliche Aufferſtehung zum ewigen Leben / vmb Chri - ſti willen / Amen.
Michael Stempel Annæberg St. Lipſ.
Gregorius Ritzſch Buchdrucker.
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