42. Pſalms.Wie der Hirſch ſchreyet nach fri - ſchem Waſſer / ꝛc.
Wie der Hirſch ſchreyet nach fri - ſchem Waſſer / ſo ſchreyet meine Seele Gott zu dir.
Meine Seele duͤrſtet nach GOtt / nach dem lebendigen GOTT: Wenn werde ich dahin kom - men / daß ich Gottes Angeſicht ſchawe.
GEliebte vnd andaͤchtige Freun - de in Chriſto dem HErrn / das Gleichnis von einem Hirſch vnd Hinden koͤmpt offt fuͤr in H. Schrifft / vnd wird vnſer lieberA ijHErr[4]Chriſtliche Leichpredigt. Pſal. 22.HErr Chriſtus im 22. Pſalm verglichen mit einer Hindin / die fruͤhe gejagt wird / welches in ſeiner ſchmertzlichen Paſſion iſt erfuͤllet worden / da er von ſeinen Feinden iſt vmbringet vnd gefangen wor - den / vnd letzlich am Stamm des Creutzes erwuͤr - get worden / an welchem er wie ein gejagter Hirſch oder Hindin geſchrien hat: Mich duͤrſtet: Das war ein Durſt nach vnſer Seligkeit / welche vns der gecreutzigte Chriſtus durch ſein Blut vnd Todt erwerben muſte.
Dieweil es aber Gott von Ewigkeit her ver - ordnet hat / daß wir dem Ebenbilde ſeines SohnsRom. 8. gleichfoͤrmig werden ſollen / Rom. 8. So gehets auch den gleubigen Chriſten alſo / daß ſie die Mahlzeichen des Leidens Chriſti an jhren Leibern tragen muͤſſen / ſonderlich zur Zeit der Verfol -Pſal. 42. gung / wie wir aus dem 42. Pſalm vernehmen / welcher auff ſolche Noth gerichtet iſt / dann dar in - nen klaget David vber ſein truͤbſeliges Elend / daß er ſo grimmiglich von Saul verfolget / vnd wie ein Hirſch gejaget vnd vmbgetrieben ward / vnd kunte nirgend ſicher vor jhn bleiben. Er klaget auch vber die grawſame Laſt ſeines Exilii vnd E - lendes / darinnen jhm nichts ſchmertzlichers fuͤr - kam / als daß er des oͤffentlichen Gottesdienſts / vnd des Hauſes Gottes muſte beraubet ſeyn / vnd ſich in den Wuͤſten / vnd Hoͤlen / vnd gar vnter den Philiſtern auffhalten muͤſte: Darnach daß er das leſterliche Schmehen ſeiner Feinde hoͤren muſte /die[5]Chriſtliche Leichpredigt. die jhme alle Gnade Gottes abſagten / ſeinen Glauben vnd Gottesdienſt vernichteten / vnd jhm dahin bringen vnd treiben wolten / daß er von Gott abfallen ſolte.
Wider dieſe Anfechtung troͤſtet ſich David mit Gottes Wort / vnd gibt ſonderlich in dem ab - geleſenen Spruͤchlein ſeines Hertzens Begierde vnd Verlangen nach Gott vnd ſeinem Reich zu - erkennen / in dem anmuthigen Gleichniſſe von ei - nem Hirſche / welcher eilet zu dem friſchen Waſſer - quell / auff daß er ſich labe vnd erquicke.
Mit ſolchem Spruͤchlein hat ſich auch vnſer im HErrn Chriſto ſeliglich verſtorbene Mitbru - der / als ein abgematteter Patient, gelabet vnd er - quicket / vnd iſt an ſich ſelbſt ein herrlich Troſt - ſpruͤchlein / daraus wir auff diß mahl lernen vnd vernehmen wollen /
Wie ſich eine gleubige Seele zu Gottes Reich ſchicken vnd bereiten ſolle.
Hiervon mit Nutz vnd Erbawung zu handeln / wolle vns Gott der HErr ſeines H. Geiſtes Gnade verleihen / vmb Chriſti Jeſu Willen / Amen.
DAs Reich Gottes / Geliebte im HEr - ren / iſt zweyerley: Das Reich derA iijGna -[6]Chriſtliche Leichpredigt. Gnaden / vnd das Reich der Glori vnd Herr - ligkeit. Beyderley Reich gehoͤren zuſammen / vnd folget das Ehren Reich auff das Reich der Gnaden bey jeden vnd allen / welche bey Chriſto in ſeinem Gnadenreich biß ans Ende verharren.
Nach beyderley Reich ſol ein ieder frommer Chriſt ein hertzliches Verlangen tragen / vnd ſich fuͤr ſelig vnd vberſelig ſchaͤtzen / wenn er ein Reichs - genoſſe Chriſti ſeyn vnd bleiben ſol. Solch Ver - langen hat David auch gehabt er hat ſich hertzlich nach dem Reich Gottes geſoͤhnet / beydes nach dem Gnadenreich / vnd nach dem Reich der Glori vnd Herrligkeit.
Von ſeinem Verlangen nach dem Gnaden - reich zeuget er in dieſen Worten / darinnen er kla - get / daß er nicht mit andern Glaͤubigen koͤnne wallen zum Hauſe des HErrn / vnd dem Gottes - dienſt beywohnen. Mein Gott / ſpricht er / be - truͤbt iſt meine Seele in mir / denn ich wolte gerne hingehen mit dem Hauffen / vnd mit jhnen wallen zum Hauſe Gottes / mit frolo - cken vnd dancken vnter dem Hauffen die da feiren.
Sein Verlangen aber nach dem Reich der ewigen Glori vnnd Herrligkeit gibt er in vnſerm Spruͤchlein an Tag durch ein Gleichnis von ei - nem Hirſch vñ friſchem Waſſer: Wie der Hirſchſchrey -[7]Chriſtliche Leichpredigt. ſchreyet nach friſchem Waſſer / alſo ſchreyet meine Seele Gott zu dir. Er vergleichet ſolch Verlangen mit einem hefftigen Durſt / wie der Durſt iſt der Hirſchen / wenn ſie gejaget werden / vnd dermaſſen abgemattet ſeyn / daß ſie einen hef - tigen Durſt empfinden: oder wenn ſie mit jhren Athem die Schlangen aus den Loͤchern vnd Kluͤff - ten herfuͤr ziehen / wie in den heiſſen Laͤndern ge - ſchehen ſol / vnd wenn ſie die Schlangen verſchlun - gen haben / fangen ſie an zu lechzen / vnd empfin - den einen hefftigen Durſt / der ſie treibet nach dem friſchem Waſſer / daß ſie ſich laben vnd erquicken moͤgen:
Alſo ſol auch ein jeder Chriſt ein hertzlich Ver - langen tragen nach Gott vnd ſeinem Reich / vnd ſonderlich / daß er Gott in ſeinem Reich moͤge an - ſchawen in der ewigen Herrligkeit. Solch Ver - langen nach der ewigen Seligkeit iſt allen Men - ſchen angeboren / man findet es auch bey den vn - erleuchteten Heyden / Juͤden / Tuͤrcken / vnd allen Barbariſchen Voͤlckern / ſie begehren alle / daß es jhnen ewig wohl gehen ſolle / daher ſind die Ge - ticht der Heidniſchen Poeten enſtanden von dem Campo Elyſio, dahin ſie vermeynet haben nach dem Tode zu kommen / vnd alle Frewde vnd Wol - luſt zu haben. Solche Meynungen haben auch die Juͤden von jhrem Vater Abraham / die Tuͤrcken von jhrem Mahomet vnd ſeinen Luſtgaͤrten. Was aber das ewige Leben ſey / wer vns daſſelbe erwor -ben[8]Chriſtliche Leichpredigt. ben habe / wie wir darzu gelangen koͤnnen das ha - ben die blinden Leute nicht verſtanden / vnd wiſſen es noch nicht / darumb hilfft ſie ſolch Verlangen nichts. Denn ſie ſind wegen der Suͤnde ent - frembdet von dem Leben das aus Gott iſt / vnd haben keine Hoffnung der Seligkeit / wie PaulusEpheſ. 2. ſchreibet zum Epheſ. 2.
Aber der glaͤubigen Chriſten Verlangen hat ein firmum fundamentum, einen feſten gewiſſen Grund / nemlich die Evangeliſche Verheiſſung / dadurch Gott das ewige Leben allen bußfertigen Suͤndern zugeſagt hat / die ſich mit Glauben an Chriſtum halten / in dem das Leben iſt / denn das Leben iſt in dem Sohn. Wer nu den Sohn Got - tes hat / der hat das Leben / wer den Sohn Gottes1. Joh. 5. nicht hat / der hat das Leben nicht / 1. Joh. 5. AlſoRom. 6. ſchreibet auch S. Paulus zum Roͤm. 6. Der Todt iſt verſchlungen in den Sieg / Todt wo iſt dein Stachel / Hell wo iſt dein Sieg / Gott aber ſey Danck / der vns den Sieg gegeben hat / durch vn - ſern HErrn Jeſum Chriſtum.
Nach ſolchem Leben ſollen wir ein ſehnliches Verlangen tragen / durch Glauben an Chriſtum darnach trachten / vnd all vnſer tichten vnd trach - ten dahin richten / Wir ſollen alles Weltliche hin - danſetzen / damit wir ſolch Leben vberkommen moͤgen / wie S. Paulus von ſich ſchreibet zumPhil. 3. Philip. 3.
Eines[9]Chriſtliche Leichpredigt.Eines aber ſage ich / ich vergeſſe was dahinden iſt / vnd ſtrecke mich zu dem / das da forne iſt / vnd jage nach dem fuͤrgeſteckten Ziel / nach dem Klei - nod / welches fuͤrhelt die himliſche Beruffung Gottes in Chriſto JEſu. Wie nun ein Hirſch ein Verlangen tregt nach einer friſchen Waſſer - quelle; alſo ſollen wir auch ein hertzlich Verlangen tragen nach dem ewigen Leben / wenn wir des Ta - ges Laſt vnd Hitze getragen / vnd einen gutẽ Glau - benskampff gekempffet haben.
Fuͤrs 2. weil S. Paulus bezeuget / Actor. 14. Actor. 14.Wir muͤſſen durch viel Truͤbſal ins Reich Gottes gehen / vnd ein jeder frommer Chriſt des Creutzes Laſt wol fuͤhlet / wie er jnnerlich von der Anfechtung / Schrecken vnd Furcht; vnd euſ - ſerlich durch Widerwertigkeit vnd Verfolgung geengſtet / vnd wie ein Hirſch gejaget vñ getrieben wird / daß er nirgend Ruhe finden noch haben kan. So ſollen wir auch eilen ad rivulos Iſraelis, zu den Bruͤnnlein Iſraelis / vnd daraus fuͤr vnſere abge - mattete Seele Waſſer ſchoͤpffen / wie Eſai. 12. ge -Eſa. 12. ſchrieben ſtehet: Jhr werdet mit frewden Waſſer ſchoͤpffen aus den Heilbrunnen. Solcher Heilbrunnen ſtehet vns offen in der hei - ligen Schrifft / vnd in den hochwirdigen Sacra - menten / denn da iſt kein Creutz ſo groß / kein Truͤb - ſal ſo ſchwer / keine Anfechtung ſo wunderlich / wir finden Troſt in der H. Goͤttlichen Schrifft / welcheBauch[10]Chriſtliche Leichpredigt. auch darumb von Gott gegeben iſt / auff daß wir durch Gedult vnd Troſt der Schrifft Hoff -Rom. 15. nung haben / wie S. Paulus ſchreibet zun Roͤ - mern am 15. Cap. Aus dieſen Heilbrunnen koͤn - nen ſich vnſere gnadendurſtige Seelen erquicken vnd laben / darumb ſollen wir auch nachfolgen den ſchnellen Hirſchen / vnd ſtracks zu ſolchem Labſal vnd Erquickung eilen / auff daß wir newe Krafft erlangen / vnd durch den Glauben die Welt vnd den Fuͤrſten der Welt vberwinden koͤnnen.
Zum 3. ſpricht David in dieſem Gleichnis: Ein Hirſch ſchreye nach friſchem Waſſer: das thut eine gleubige Seele auch. Sie ſchreyet zu Gott / vnd das iſt auch das dritte Stuͤck / da - durch wir vns zu Gott vnd ſeinem Reich bereiten ſollen / nemlich das liebe Gebet. Denn was iſt das Gebet anders / als ein Colloquium vnd Geſpraͤch mit Gott? Ja wenn wir in groſſen Noͤthen ſeyn / vnd fuͤr Angſt vnd Schrecken nicht viel wort ma - chen koͤnnen / ſondern nur ſeufftzen vnd ſtoͤnen / So heiſſet es Gott ſelbſt ein Geſchrey: wie er zu MoſiExod. 14. ſagte / Exod. 14. Was ſchreyeſtu zu mir? da er doch nur im Hertzen ſeufftzete / weil er vnd das Volck Iſrael weder aus noch ein wuſte. Das Gebet des Gerechten vermag viel / wenn es ernſtlich iſt / ſpricht Jacobus in ſeiner Epiſtel amJacob. 5. 5. Cap. Denn Gott iſt nahe allen / die jhn an -ruffen /[11]Chriſtliche Leichpredigt. ruffen / alle die jhn mit ernſt anruffen / Er thut was die Gottfuͤrchtigen begehren / vnd hoͤret jhr ſchreyen / vnd hilfft jhnen: Solcher Verheiſſung iſt die H. Schrifft voll / dar auff ſollen wir vns verlaſſen / vnd nicht auff hoͤren mit ruffen vnd ſchreyen zu Gott / ſo werden wir gnaͤdige Er - hoͤrung erlangẽ zu aller zeit / weil wir hie im Gna - den Reich ſeyn / ſonderlich in vnſer letzten Todes - ſtunde / wenn wir der Seelen nach ins Reich der Glori vnd Herꝛligkeit ſollen auffgenommen wer - den.
Zum 4. ſollen wir vns auch zu Gott vnd zu ſeinem Reich ſchicken durch eine beſtendige Hoff - nung der zukuͤnfftigen ewigen Herꝛligkeit / welche darinnen beſtehet / daß wir Gott anſchaw - en werden von Angeſicht zu Angeſicht. Solche Hoffnung iſt nichts anders / als ein geiſtlicher Durſt nach der Brunnquelle des Lebens / welche iſt der lebendige Gott. Meine Seele duͤrſtet nach Gott / ſpricht David / nach dem lebendi - gen Gott / wenn werde ich dahin kommen / daß ich Gottes Angeſicht ſchawe. Alſo ſollen auch wir dem Koͤnige David nachfolgen / ein groſ - ſes Verlangen nach dem Angeſicht Gottes tragẽ / vnſere Seelen ſollen ſich nach dem lebendigẽ Waſ - ſer Gottes ſehnen / vnd alle vnſere Hoffnung vnd Zuverſicht auff jhn ſetzen.
B ijMit[12]Chriſtliche Leichpredigt.Mit dieſer Hoffnung koͤnnen wir alles Vn - gemach dieſer Welt vertragen / weil wir deſſen in vnſerm Glauben verſichert ſeyn / daß wir ein beſ - ſers fuͤr vns haben / wie S. Paulus ſpricht 1. Co -1. Cor. 15. rinth. 15. Hoffen wir allein in dieſem Leben auff Chriſtum / ſo ſind wir die elendeſten vn - ter allen Menſchen; Aber vnſer Glaube vnd Hoffnung iſt geſetzt auff das ewige Leben / das iſt des Glaubens Ende / wie S. Petrus troͤſtlich1. Pet. 1. ſchreibet / 1. Pet. 1. Jhr die jhr jetzt eine kleine zeit trawrig ſeyd / in mancherley Anfechtun - gen / auff daß ewer Glaube rechtſchaffen vnd viel koͤſtlicher erfunden werde / dann das vergengliche Gold / (das durchs Fewer be - waͤhret wird) zu Lobe / Preiß vnd Ehren / wenn nun offenbaret wird Jeſus Chriſtus / welchen jhr nicht geſehen / vnd doch lieb ha - bet / vnd nun an jhn glaͤubet / wiewol jhr jhn nicht ſehet / ſo werdet jhr euch frewen / mit vnaußſprechlicher vnd herꝛlicher Frewden / vnd das Ende ewers Glaubens davon brin - gen / nemlich der Seelen Seligkeit. Dieſe Seligkeit ſtehet nun darinnen / daß wir den leben - digen Gott werden anſchawen / von Angeſicht zuPſal. 17. Angeſicht / Daruͤber frewet ſich David im 17. Pſal. Ich[13]Chriſtliche Leichpredigt. Jch aber wil ſchawen dein Antlitz in Gerech - tigkeit ich wil ſatt werden / wenn ich erwache nach deinem Bilde. Der geduͤltige Hiob ſpricht dergleichen im 19 Cap. Jch weis daß mein Er -Job. 19. loͤſer lebet / vnd er wird mich hernach aus der Erden aufferwecken / Vnd werde darnach mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden / vnd werde in meinem Fleiſch Gott ſehen / denſelben werde ich mir ſehen / vnd meine Augen werden jhn ſchawen / vnd kein fremb - der. Alſo ſchreibet auch S. Johannes / 1. Joh. 3. 1. Joh. 3.Es iſt noch nicht erſchienen / was wir ſeyn werden. Darnach verlanget dem Koͤnige Da - vid / es duͤrſtet jhn nach ſolchen Anſchawen. DannPſal. 36. ob wir gleich auch allhier im Reich der Gnaden GOtt anſchawen in dem Liecht ſeines Worts / Pſal. 36. ſo iſts doch wie ein dunckeler Spiegel ge - gen dem Anſchawen im ewigen Leben / da wir Gott frey auffgedeckt in ſeiner groſſen Majeſtaͤt ſehen werden von Angeſicht zu Angeſicht / da wir den Koͤnig Chriſtum Jeſum in ſeiner Schoͤne ſe - hen werden / vnd ſeiner ewigen Herrligkeit theil - hafftig werden wie S. Paulus ſchreibet Coloſ. 3. Vnſer Leben iſt verborgen mit Chriſto inColoſſ. 3. Gott. Wenn aber Chriſtus ewer Leben ſichB iijoffen -[14]Chriſtliche Leichpredigt. offenbaren wird / denn werdet jhr auch of - fenbar werden mit jhm in der Herꝛligkeit.
Dieſes ſol vns nun geduͤltig machen im Creutz vnd Leiden / Denn ich halte dafuͤr / ſpricht S.Rom. 8. Paulus / Rom. 8. daß dieſer Zeit Leiden nicht werth ſey der Herꝛligkeit / die an vns ſol of - fenbaret werden. Vnd in der andern Epiſtel an2. Cor. 4. die Corinth. am 4. Vnſer Truͤbſal / die zeit - lich vnd leicht iſt / ſchaffet eine ewige vnd vber alle maß wichtige Herrligkeit.
Dieſes ſol vns bereitwillig machen zum Ster - ben / denn wir fahren aus dieſer Welt zum Vater / vnd nehmen ein die ſtete im Himliſchen Hauſe / dieJohan. 14. vns Chriſtus bereitet hat durch ſeinen Gang zum Vater / Johan. 14.
Dieſer vnſer getrewe Erloͤſer vnd Seligma - cher ſtehe vns bey mit ſeiner Gnaden / daß wir vns auch alſo zu Gott vnd ſeinem Reich ſchicken / mit hertzlichem Verlangen nach der ewigen Seligkeit / mit andaͤchtiger Betrachtung des Worts Got - tes / mit glaͤubigem Gebet / vnd beſtendiger Hoff - nung / ſo werden wir auch im Reich der Glori vnd Herrligkeit / die heilige Dreyfaltigkeit in vnauß - ſprechlicher Frewde vnd Wonne anſchawen jm - mer vnd ewiglich.
Das[15]Chriſtliche Leichpredigt.Das helffe vns allen mit Gnaden die heilige hochgelobte Dreyfaltigkeit / GOtt Vater / Sohn vnd Heiliger Geiſt / hochge - preiſet / vnd hochgebenedeyet in alle Ewig - keit / Amen.
JN ſolchem Verlangen vnnd geiſtlichen Seelendurſt / nach dem le - bendigen GOtt / auch Glauben an Jeſum Chriſt / hat ſein Leben ſelig vnd ſanfft be - ſchloſſen / vnſer im HErrn Chriſto ſeliglich verſtorbener Mitbruder / der Ehrnveſte vnd kunſtreiche Herr Friderich Lanckiſch / Buͤr - ger vnd Buchdrucker allhier / von deſſen An - kunfft vnd Lebenslauff zu berichten / daß er den 9. Junii Anno 1590. von Chriſtlichen vnd ehrlichen Eltern zu Goͤrnitz / in die Su - perintendentz Borna gehoͤrig / gezeuget vnd geboren worden.
Denn ſein Vater iſt geweſen der Ehr - wuͤrdige / Achtbare vnd Wolgelarte Herr Johann Lanckiſch / Pfarrer zu Goͤrnitz / wel -cher[16]Chriſtliche Leichpredigt. cher wegen ſeiner Beſtendigkeit zur zeit des Exorciſmi, dem Churfuͤrſtl. Viſitation - werck adjungiret vnd zugeordnet worden. Gleicher maſſen auch einer Ehrwuͤrdigen Fraternitet Curator fiſci vidualis lange zeit geweſen. So wol auch ſeine Mutter / Fraw Chriſtina, des Ehrwuͤrdigen / Achtbarn vnd Wolgelarten Herrn Andreæ Kittels / Pfar - rers zu Medewitzſch Eheleiblichen Tochter. Von dieſen Gottfuͤrchtigen Eltern iſt der ſe - lig verſtorbene Herr Friderich Lanckiſch ge - boren / vnd nicht allein ſeinem HErrn Chri - ſto durch das Sacrament der H. Tauffe ein - verleibet / ſondern auch von ſeinen Eltern / vnd durch privatos Præceptores, in aller Gottſeligkeit vnd Erbarkeit / neben ſeinem Geſchwiſter aufferzogen / hernach aber auch zu Borna vnd Altenburg fleiſſig zur Schu - len gehalten worden / worinnen er ſeinen El - tern vnd Præceptoribus trewlich gefolget / vnd feine Profectus erlanget. Dieweil er aber eine ſonderbare Beliebung zu Drucke - rey getragen / als iſt er im 17. Jahr ſeines Alters / Anno 1608. hieher nach Leipzig zuHerrn[17]Chriſtliche Leichpredigt. Herrn Michael Lantzenbergern / ſolche Kunſt bey jhm zu erlernen / gethan worden: Wel - che er auch trewlich vnd fleiſſig außgelernet / vnd ſich in ſeinen Lehrjahren alſo verhalten / daß jhn ſein Lehrherr neben den Seinigen lieb vnd werth gehalten / vnd jhme gutes Zeugnis gegeben. Nach ſeinen Lehrjahren an vnterſchiedenen Orthen des Reichs / als Augſpurg / Dillingen / Vlm / Nuͤrnbergk / etliche Jahr gearbeitet; hernach Anno 1614. ſich wiederumb naher Leipzig gewendet / vnd bey Herrn Lorentz Kobern in Arbeit ſich vn - terſtellet. Dieweil aber Fraw Florentina, Valentin am Ende hinterlaſſene Wittibe eines trewen vnd fleiſſigen Factoris damals benoͤtiget / als hat er ſich zu ſolchem Dienſt auff gutachten ehrlicher Leute 2. Jahr beſtellẽ laſſen / auch ſolches ſeines Beruffs trewlich vnd fleiſſig abgewartet / vnd der Wittiben wol fuͤrgeſtanden. Endlichen im 24. Jahr ſeines Alters nemlich im Jubeljahr Anno 1617. den 15. Febr. hat er ſich in den heiligen Eheſtand begeben mit ſeiner hinterlaſſe - nen / betruͤbten Wittiben / damals Jung -Cfrawen[18]Chriſtliche Leichpredigt. frawen Florentina, des Erbarn / Wohlge - achten / vnd Kunſtreichen Herrn Valentini am Ende / weyland Buͤrgers vnd Buchdru - ckers allhier nachgelaſſenen Tochter / durch welcher Heyrath Gelegenheit er Anno 1617. von des Valentin am Ende hinterlaſſenen Wittiben die Druckerey an ſich gekaufft / vnd gemelte Wittibe die Zeit jhres Lebens bey ſich behalten / vnd mit nothwendiger Wartung biß an jhr Ende verſehen laſſen.
Mit ſeinem Weibe hat er 14. Jahr eine Chriſtliche / friedliche Ehe beſeſſen / vnd eine ſolche Einigkeit mit jhr gehabt / daß recht ein Hertz in zweyen Leibern gewohnet: Auch durch Gottes Segen miteinander drey Kinder erzeuget / nemlich einen Sohn vnd 2. Toͤchter / darunter die eine 7. Tage nach jhrer Geburt / den 3. Novembr. 1623. geſtor - ben / die andere Florentina genant / hat der liebe Gott fuͤr 8. Wochen war der 28. Julij, des 1630. Jahrs durch die herumbſchleichen - de Seuche zu ſich genommen im 11. Jahr jh - res Alters / welcher vnverhoffter Todesfall den Eltern ſchmertzlichen vorkommen / vnddas[19]Chriſtliche Leichpredigt. das Hauß Creutz nicht wenig vermehret. Der Sohn aber noch am Leben / welchen der Allmaͤchtige Gott neben der hochbetruͤbten Mutter vnd Wittwe ferner wolle erhalten / nach ſeinem vaͤterlichen Willen vnd Wohl - gefallen.
Seinen Glauben / Leben vnd Wan - del betreffend / ſo hat er jhme ſein Chriſten - thumb angelegen ſeyn laſſen / fleiſſig zur Kirchen gangen / vnd mit willen keine Wo - chen noch Sontagspredigt verſeumet / vnd ſich nicht allein als ein Hoͤrer / ſondern auch als ein Thaͤter des Worts erwieſen; Dan - nenhero hat er ſich des Jahrs vber zu vnter - ſchiedlichen mahlen des hochwuͤrdigen A - bendmahls zu Sterckung ſeiner Andacht vnd Glaubens gebrauchet / wie er dann in ſeiner faſt halbjaͤhrigen Kranckheit ſich mit demſelben zu dreyen vnterſchiedenen mah - len verſehen laſſen. Jn ſeinem Hauſe hat er gute diſciplin vnd Ordnung gehalten / ſeine Kinder vnd Geſinde zu Gottesfurcht vnd Anhoͤrung Goͤttlichs Worts / auch taͤg - lichem fleiſſigen Gebet / ſonderlich zu dieſerC ijbetruͤb -[20]Chriſtliche Leichpredigt. betruͤbten gefaͤhrlichen Zeit mit Ernſt ange - halten / auch jhnen ſelbſt mit einem Chriſt - lichen Gottſeligen Leben vnd Wandel fuͤr - gangen. Jngleichen gegen jedermaͤnnig - lich ſich ſchiedlich / fromb / vnd auffrichtig bezeiget / alſo daß jhme jederman guͤnſtig vnd gewogen geweſen. Gleich wie aber Creutz vnd Truͤbſal auch bey frommen Chriſten nicht außzubleiben pfleget; Alſo hat jhm auch vnſer Herr vnd GOtt ſei - nen beſcheidenen Theil des Creutzes zuge - theilet / daß er nun zehen Jahr hero zum oͤfftern an der Schwindſucht hart darnie - der gelegen. Welche ſeine Beſchwerung ſich ſonderlich vor drey vnd zwantzig Wo - chen im Oſtermarckt wieder gefunden / vnd von Tage zu Tage durch Bekuͤmmerniß vnd ſchweres Hauß Creutze / ſo erſtlich ſei - nen Bruder den Pfarrer zu Goͤrnitz / vnd denn auch ſein eigen Hauß / Weib vnd Kind / ja auch ſeinen eigenen Leib betroffen / heff - tig vermehret / vnd wiewohl es an der Me - dicorum trewen Fleiß vnd Rath / beque - men / koſtbarlichen Artzneyen / auch guterWar -[21]Chriſtliche Leichpredigt. Wartung nicht gemangelt / ſind doch die Kraͤffte des Leibes je laͤnger je mehr in Ab - fall kommen. Denn ob er wohl bey ſei - ner alten Kranckheit von der graſsiren - den Seuche erlediget worden / iſt doch her - nach groſſe Geſchwulſt mit zugeſchlagen / daß man dabey ſpuͤren vnd ſehen koͤnnen / er werde ſchwerlich ſolch Lager vberſtehen koͤnnen. Es hat jhm aber Gott der HErr in ſolcher ſeiner ſchweren Kranckheit vnd Bekuͤmmernis Gedult verliehen / daß er ſeine Zeit mit Beten vnd Seufftzen zu dem lebendigen Gott zubracht. Da denn ſein liebes Weib dieſe gantze Zeit vber / ob ſie gleich Waͤrterin daneben gehalten / weder Tag noch Nacht von jhm gegangen / ſon - dern jhn hoͤchſtes fleiſſes gewartet / mit ihm gebetet / vnd mit Fuͤrleſung Goͤttlichs Worts getroͤſtet / vnd ſein mattes Hertz damit gelabet.
Am verſchienen Donnerſtage war der 30. [Septembr.] hat er ſich gantz krafftloß vnd erſchoͤpfft befunden / derhalben ſich ſel - bigen Tages noch einſten berichten / vnd mitC iijdem[22]Chriſtliche Leichpredigt. dem hochwuͤrdigen Abendmahl des wa - ren Leibes vnd Bluts Chriſti verſehen laſ - ſen / vnd mit groſſem Verlangen nach einer gnaͤdigen Auffloͤſung ſeines Leibes ge - ſeufftzet. Darauff iſt er folgendes Frey - tags zu Mittage vmb 11. Vhr bey guter Vernunfft ſanfft vnd ſelig im Herren CHriſto entſchlaffen / nach dem er ſeines Alters das 39. Jahr vnd 16. Wochen errei - chet hat.
Der gerechte Gott hat nu ſeine Seele in ſeiner Hand / da ſie von aller Quall erlediget / GOtt anſchawet / vnd fůr jhme lebet in eitel Frewde vnd Herrligkeit. Der verleihe dem Leibe eine froͤliche Aufferſtehung / vnd troͤſte die hinterlaſſene betruͤbte Wittbe mit ſeinem heiligen Geiſt / daß ſie das auffgelegte Hauß Creutz mit Kindlichem Vertrawen zu Gotttrage /[23]Chriſtliche Leichpredigt. trage / vnd verleihe vns allen rechten Glauben / vnd beſtendige Hoffnung / daß wir auch nach vberſtandenem Kampff gelangen an den Ort der e - wigen Frewde / da wir Gott von An - geſicht zu Angeſicht anſchawen / vnd ewig fuͤr Jhm leben werden.
Das helffe vns mit Gnaden Gott Vater Sohn vnd heiliger Geiſt / hochgelobet in Ewigkeit / Amen.
deproperabat Johannes Crugelſtein.
Laurentius Hartung.
Jacobus Hentzſchel / der freyen Kuͤnſte Student.
Martinus Heniſch / G. S. S. S. Theol. Stud.
Fridericus Lanckiſch / piè Defuncti filius.
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