Jch weiß das mein Erloͤſer lebet / vnd Er wird mich hernach aus der Erdẽ auff - erwecken: Vnd werde darnach mit dieſer meiner Hautt vmbgeben wer - den / vnd werde in meinem Fleiſch Gott ſehen / denſelben werd ich mir ſe - hen / vnd meine Augen werden jhn ſchawen: Vnd kein frembder.‘Mors certa eſt; incerta dies; hora agnita nulli: Extremam ſanus quamlibet eſſe putat. ’
[3]Der Todt iſt gwiß / weiß jederman /Die Stunde niemand wiſſen kan:Druͤmb bſtell dein Hauß / ſchick dich zur fahrt /Allzeit der letzten Stunden wart.
EHrenveſte / Wolgeachte / goͤnſtige Herren / Demnach der Allgewalttige Gott / nach ſeinem alleine Weiſem / vnsA ijaber[4]aber verborgenem Rath / Vaͤterlichen Willen vnd Wolgefallen / vnlaͤngſt Ewren geliebten Landeßman / weyland den auch Ehrenveſten vñ Wolgeachten Herꝛen Thomam Cheſwright (ſeligen) aus Engellandt / hier in der frembde / auff ſeiner Reyſe / võ ſeinem Handel / vñ Kauff - manſchafft / durch den zeitlichen Todt abgefo - dert: Deſſen Exequijs die Herren ſaͤmptlich in der Perſon allhier in Greyfenberg beygewoh - net / vnd die gehaltene Predigt / ſampt dem ab - geleſenem Encomio oͤffentlich in der Kirchen angehoͤret: Nach verrichtetem Ampte aber / meine wehnige Perſon zu ſich begehret / allda muͤndtlich gebeten / ſo wol durch andere nach - mals anzuhalten beſtellet / ſolche Predigt / wie ſie damals durch Gottes verleyhung geſchehẽ / von Wort zu Wort auffs Pappier zubringen / vnd den Herren Jhren Ehrenveſten in ſchriff - ten zu dediciren / vnd zuzuſenden / die ſie auch ſelbeſt in Druck verlegen / vnd den Jhrigen zu - ſenden wolten. Wiewol ich nu allerhandt be - dencken (als zuerachten) billich hierob getra - gen: Sonderlich weil es an frembde / vorneh - me orte / darzu auſſerhalb Landes / ſolle ver -teylet[5]teylet werden / da denn mancherley judicia pfle - gen zugefallen / Derowegen ich lieber damit zu Hauſe geblieben / vnd ſolche publication ein - geſtellet hette: Als der ich meine ſchwachheit / vngeſchickligkeit / geringfuͤgige Gaben / vnd wehnigen Verſtandt nur allzu ſehr befinde / auch gerne bekenne / vnd erkenne.
Wann aber die Herren inſtendig anhalten laſſen / Auch hierinne / (ſo viel ich in meinem Gewiſſen befinde) nichts wider die reine Chꝛiſt - liche Evangeliſche Lehre / noch wider die War - heit / Chriſtliche Liebe / vnd billigkeit geredet / oder geſchrieben / deſſen ich etwa ſchew tragen doͤrffte: Als habe ich mich endlich dahin be - wegen laſſen / den Herren auff jhre bitte dienſt - lich zu gratificiren / Jn anſehung / es den Ein - feltigen zu Lehre / vnd Troſt dienen koͤndte: Troͤſtlicher zuverſicht / Chriſtliche Gottſelige Hertzen werden hierob keinen mißfallen tra - gen / mir meine Einfalt zu gute halten: Wie auch die Herren ſelber ſolches vor lieb annemẽ / alles zum beſten wenden / fuͤr boͤſen Maͤulern defendiren / auch fuͤr ſich ſelbeſt wol / vnd ſelig gebrauchen wollen. Hiemit dieſelben Goͤttli -A iijcher[6]cher protection dienſtlich / vñ trewlich empfeh - lende. Datum Greyffenberg / am Tage deß H. alten KirchenLehrers S. Augustini: Deſſen Mutter Monica von Jhme geſaget: Malo te Chriſtianum Auguſtinum, quàm Imperatorem Auguſtum. Anno Salutis humanæ M. DC. XVI.
Der Herren nach erheiſchung Chriſtlicher Liebe vnd Glaubens Dienſt - vnd Gebeths - williger Wolgangus Silber / Paſtorin Greiffenbergk Sileſiarum.
GEliebte im HErren Chriſto: Wir ha - ben vns jtzo in der Furcht deß HERren allhier miteinander verſamlet / bey dem Chꝛiſtlichen Leichbegaͤngnuͤß deß weyland Ehrenveſten / Wolbenahmbten Herren Thomæ Cheſwrights / eines frembden außlendiſchen Kauff - herrens / der ſein Geburt / Ankunfft / vnd Vaterland von Londen in Engellandt / vber zwey Hundert Meyl weges von hinnen: Seine Haͤndel / Gewer - be / vnd Nahrung in frembden Landen geſuchet / da er denn manches ſchoͤnes Landt / manche wol er - bawete Volckreiche Stadt / manchen luſtigen ortt geſehen / vnd durchzogen / manchen ſchwehren ſaw - ren Weg / zu Waſſer / vnd Lande gereiſet / auch hier in dieſer Lande Schleſien inn vielen vornehmen Staͤdten handtieret / vnd geworben: Letzlich ſein Kreyſtbethlein nach Gottes ſchickung allhier bey vns in Greyffenberg auffgeſchlagen / da er nu auch nach Gottes willen ſein ſeliges Ruheſtettlein / vndſanff -[8]ſanfftes Faulbethlein haben ſolle / nicht weit von dieſem vnſerm Gotteshauſe / auff vnſerm Kirch - hofe / darinnen er von allen ſeinen Reyſen / muͤhe vnd arbeit außruhen wird biß an den lieben Juͤng - ſten Tag / da jhn der HErre Jeſus zum Ewigen Vaterlande wieder erwecken / vnd herfuͤr ruffen wird.
Ehe wir aber noch ſeinen Leichnam zu ſolch ſei - nem Ruhebethlein bringen / wollen wir zuvor aus Gottes H. Worte einen Chriſtlichen Leichſermon halten / vnd anhoͤren (derowegen wir vns dann in dieſem vnſerem Gotteshauſe miteinander verſam - let:) Demnach zufoͤrderſt Gott vmb ſeine Gnade / vnd beyſtand des H. Geiſtes anruffen / vnd einmuͤ - tig ſingen:
Den Text / ſo ich auff dißmal zur Leichenpredigt vor mich genommen / beſchreibet vns der Heylige Apoſtel Jacobus in ſeiner Epiſtel am 4. Cap. v. 13. Vnd[9]Vnd lauten die Wort deſſelbigen in vnſerer Deutz - ſchen Sprach / wie folget nacheinander alſo:
So viel ſind der wort vnſeres Textes: Dazu vns Gott ferner die Gnade ſeines H. Geiſtes ver - leihen wolle / vmb Chriſti willen / Amen.
GEliebte / vnd Andaͤchtige in dem HErren / Wir leſen in den Hiſtorien von dem loͤblichen fromen Keyſer Trajano / als der auff ein zeit in anligenden Reichsgeſchaͤfften zuverreyſen / vnd jtzo ſein Heer / vnd Kriegeßvolck ſchon auffm Platz hatte / fort zu -Bruͤcken:[10]ruͤcken: Laͤuffet jhn ein Weib an / eine arme Wittbe / die bittet jhn vmb huͤlffe wieder die / ſo jhren Sohn in Friedes zeiten er - ſchlagen / vnd vmbgebracht. Derſelben gab er zur Ant - wort: Wenn ich wieder komme / ſo wil ich dir recht ſchaf - fen / vnd helffen. Das Weib ſpricht mit groſſem geſchrey: Ach Herr Keyſer / wenn jhr denn nicht wider kehmet / wer wolte mir denn helffen? Durch dieſe wort iſt Trajanus be - wogen ſtille zuhalten / die Parthen fuͤr ſich zu fodern / vnd nach erkuͤndigung der ſachen / der Wittben Recht zuverſchaffen / ehe er noch fort zoge. Dieſe loͤbliche that des Keyſers iſt denck - wirdig behalten worden / das mans hernach in einen Stein ge - hawen / vnd zu Ewigem gedechtnuͤß auffrichten laſſen / auch den ortt daher genennet: Traianum Forum; Trajani Richtplatz.
Dieſes Weib / Jhr meine Geliebten / koͤmmet mir fuͤr / wie das kluge Weib von TheKoa, 2. Samuel. 14. Die auch dem Koͤ - nige David zu gemuͤth fuͤhrete / Wie wir alle ſterblich / vnd in die Erden verſchleiffet werden / wie das Waſſer / das nie - mandt auff helt: Alſo bedencket dieſe auch Menſchliches Gluͤcks / vnd Lebens vnbeſtendigkeit / vnd begehret heute jhre huͤlffe / dieweil ſie nicht weiß / was morgen ſein wird. Der loͤb - liche Keyſer ſelbſt thut / als ein hochvernuͤnfftiger / erinnert ſich (wie Koͤnig Philippus in Macedonien) das er ein Sterblicher Menſch ſey / vnd demnach allerley Menſchlichẽ vnfaͤllen vnter - worffen. Wie Syrach der weiſe Mann ſaget: Heute Koͤnig / Morgen todt / c. 10. v. 12. Mors ſceptra ligonibus æquat, Vnd wenn der Menſch todt iſt / als denn iſt kein wider kom̃en in die - ſes Leben / ſaget David 2. Sam. 12. v. 23.
Darumb mag ein jeder ſeine ſachen in gute acht nehmen / vnd vorſichtig wandeln / nicht als die Vnweiſen / ſondern als die Weiſen / das er die Zeit wol brauche / weil er ſie hat / vnd ſich recht Chriſtlich wiſſe darein zuſchicken. Wie S. Paulus ver - mahnet ad Epheſ. 5. v. 15.
Reyſe -[11]Reyſeleute / die offte einen fernen Weg / etliche Meyl we - ges zuverruͤcken / thun wol / das ſie zuvohrn jhre ſachen zu Hau - ſe wol beſtellen / vnd alles fein richtig machen / weil ſie nicht wiſſen / ob ſie moͤchten wieder zu ruͤcke gelangen. Der Menſch weiß ſeine Außfarth wol / Aber nicht ſeine Einfahrt / pfleget man zuſagen. Vnd niemandt vnter vns kan jtzo wiſſen / wo / vnd wie jhm ſein Ende von Gott kuͤnfftig moͤchte beſcheret ſein / zuvohr an / wer hin vnd wieder ziehen / vnd vielfaͤltig rey - ſen muß. Demnach vnd viel mehr ſollen wir richtigkeit ma - chen in dieſem Leben / ehe wir die groſſe gefaͤhrliche Reyſe fuͤr vns nemen / zuwandern aus dieſem Jrrdiſchen vnſerm Vater - landt in das Himmeliſche Engellandt: Das wir bey leibe da nichts vnrichtiges im Gewiſſen hinter vns laſſen / fuͤr allen din - gen vnſere Seele verſorgen / mit Gott alle Haͤndel richtig ma - chen / vnd durch wahre Buſſe vns mit demſelbigen / (wie auch mit vnſerm Neheſten) außſoͤhnen / vnd vertragen: Denn da iſt kein wieder kommen: Wie der Baum fellet / ſo bleibet er lie - gen: Wie der Menſch ſtirbet / ſo wird er gerichtet werden: Qualem te invenio, talem te judico. Wer nu was vnrichtiges in ſeinem Gewiſſen mit ſich genommen / oder hinter ſich gelaſ - ſen / Wer wil jhm denn helffen? Da iſt kein widerkehren / vnd da gilt keine nachrew.
Solche gedancken ſcheubet vns gleich ins Hertz / vnd brin - gets vns nahe zu Gemuͤth / nicht allein das Weib beym Keyſer Trajano: Sondern auch der gegenwertige Todesfall dieſes frembden Kauffherren aus Engellandt / der mitten in ſeinem Laufft / vnd Reyſefahrt allhier geblieben / vnd ſeinen Kauff - handel reſigniren muͤſſen / in die Zwey hundert Meyl weges von ſeinem Vaterlande: Ja / der hocherleuchte H. Apoſtel S. Iacobus gehet auch damit vmb / in dieſem vnſerm verleſenem Text / Das er allen Menſchen / ſonderlich aber den Reyſenden / Kauff - vnd Handelsleuten ſolches wol einbilde / Das ſie jhr Ende ſtets bedencken / vnd die kuͤrtze jhres Lebens fuͤr augen haben / auff das ſie Gott fuͤrchten / alle jhr thun vñ vornehmenB ijſampt[12]ſampt jhren gantzen leben deſto Chriſtlicher fuͤhren / vnd ſeliger ſchlieſſen moͤgen.
Damit wir aber des Heyligen Apoſtels meinung deſto beſ - ſer faſſen / vnd leichter verſtehen / So wollen wir ſeinen worten ferner zuhoͤren / vnd bey abgeleſenem Text auff dieſe drey Pun - cta achtung geben:
Davon kuͤrtzlich auff dißmahl. Der Barmhertzige Gott / vnd Vater verleyhe hierzu Krafft / vnd beyſtandt ſeines Heyli - gen Geiſtes / das es ſeinem heyligen Nahmen zu Ehren / vnd vns allen zur Lehre / Troſt vnd Seligkeit gelangen moͤge / Amen.
ERſtlich / mit weme S. Jacobus in dieſer ſeiner gantzen Epiſtel zu thun / vnd zu reden habe / das gibet in gemein die vberſchrifft / oder gruß / ſo er im anfang ſetzet: Den Zwoͤlff Geſchlechten / die da ſind hin vnd her. Welches zwar vornemlich von den Juͤden koͤndte verſtanden werden / als denen zu erſt das Reich Gottes muſte verkuͤndiget werden / Actor. 13. v. 46. Nu ſie es aber von ſich geſtoſſen /vnd[13]vnd ſich ſelbſt nicht werth geachtet des Ewigen Lebens / ſo ha - ben ſich die H. Apoſtel ſtracks zu den Heyden gewendet. Koͤn - nen derowegen die Jehnigen davon nicht außgeſchloſſen wer - den / ſo aus der Heydenſchafft durch das Euangelium zu Chri - ſto bekehret worden / ſie ſind auch wer / vnd wo ſie wollen / hin vnd her / an welchem orte der Welt. Sintemal die Heyligen Apoſtel von den HErren Chriſto nicht nur zu den Juͤden geſen - det / ſondern allermeiſt auch zu den Heyden / Ja zu allen Voͤl - ckern im gantzen vmbkreyß der Welt. Marci 16. v. 15.
So ſind auch nicht alle Jſraeliter / die von Jſrael ſind nach dem Fleiſch / ſondern die Kinder der verheiſchung werden fuͤr Saamen gerechnet / Rom. 9. v. 8. vnd die deß Glaubens ſind / wie Abraham / Rom. 4. Sonderlich iſt die H. Schrifft Newes Teſtamentes nicht vornemlich vmb der Juͤden / ſondern auch allermeiſt vmb der bekehreten Heyden / vnd Chriſten willen / zur Lehre geſchrieben / auff das auch wir durch gedult vñ troſt der Schrifft hoffnung haben ſollen. Rom. 15 v. 4.
Demnach redet nu S. Iacobus in dieſer ſeiner Epiſtel in ge - mein mit allen glaͤubigen Chriſten / die da gedencken ſelig zu werden / vnd vnter die zahl der Zwoͤlff Geſchlechte deß geiſtli - chen Jſrael (welches iſt die Schaar der Auſſerwehleten) gehoͤ - ren. Apocalyp. 7. v. 9. & 21. v. 12. Vnd vermahnet ſie zum rechtſchaffenen wahren Glauben / wil / das derſelbige bey jhnen nicht nur ein Mundwerck ſein / vnd bloß auff der Zungen ſchwe - ben ſolle: Sondern ſol ſich auch beweiſen mit der that / in wer - cken Chriſtlicher liebe / gleich als ein guter Banm mit ſeinen guten Fruͤchten: Vnd wie ein lebendiger Coͤrper / in dem noch Geiſt vnd Othem: Auff das er nicht fuͤr einen todten Glauben geſchetzet werde. Cap. 2. v. 17. 26.
Vermahnet derhalben fromme Chriſten vornemlich:
1. Zu fleiſſiger anhoͤrung / vnd uͤbung Goͤttliches wortes: Denn fides exauditu, Rom. 10. v. 18. Der Glaube koͤmmet aus der Predigt / das Predigen aber durch das wort Gottes. Dar -B iijvmb[14]vmb ſpricht S. Iacobus cap. 1. v. 21: Nemet das Wort an mit ſanfftmuth / das in euch gepflantzet iſt / welch es kan ewre Seelen ſelig machen. Seyd aber Taͤhter deß wortes / vnd nicht Hoͤrer alleine / damit jhr Euch ſelbſt betrieget.
2. Zu Chriſtlicher Gedult / vnd Hoffnung / als Fruͤchten des Glaubens / Gal. 5. 22. Darumb ſpricht er cap. 1. v. 3: Ach - tet es eytel frewde / wenn jhr in mancherley anfechtunge fallet / vnd wiſſet das Ewer Glaube / ſo er rechtſchaffen iſt / Gedult wircket / die Gedult aber ſol feſte bleiben bis ans Ende. Vnd v. 12: Selig iſt der Mann / der die anfechtung erduldet / denn / nach dem er bewaͤhret iſt / wird er die Kro - ne des Lebens empfahen / welche Gott verheiſchen hat de - nen die jhn lieb haben. Idem facit c. 5. v. 7. 10. &c.
3. Zufleiſſigem Gebet: Denn alle gute Gabe / vnd alle vollkommene Gabe kõmmet von oben herab / von dem Vater des Liechts / cap. 1. v. 17. Der wil darumb gebeten / vnd angeruffen ſein / Matth. 7. v. 7. Lucæ 11. v. 13. Ioh. 16. v. 24. So nu jemand vnter euch Weißheit mangelt / ſpricht S. Ia - cobus / der bitte ſie von Gott (cap. 1. v. 5.) der da gibt einfel - tiglich / Jederman / vnd ruͤckets niemand auff / ſo wird ſie jhme gegeben werden. Er bitte aber im Glauben / vnd zweiffele nicht. Denn ein Zweiffeler empfehet nichts / vnd iſt vnbeſtendig in allen ſeinen Wegen. Alſo vermahnet er auch drunten cap. 5. v. 13, &c: Leydet jemand vnter euch / der Bete: Jſt jemand gutes muthes / der ſinge Pſalmen: Jſt jemand kranck / der ruffe zu ſich die Elteſten von der Gemeine / vnd laſſe ſie vber ſich beten / ꝛc. Denn das Gebet des Glaubens wird dem Krancken helffen / vñ der HErr wird jhn auffrichten / vnd ſo er hat Suͤnde gethan / werden ſie jhm vergeben ſein. Bekenne einer dem andern ſeine Suͤnde / vnd betet fuͤr einander / das jhr geſundt werdet / Denn das Gebet des Gerechten vermag viel / weñ es ernſt - lich iſt / cap. 5. v. 16.
[15]4. Zur Chriſtlichen Liebe / Demuth vnd Sanfftmuth / cap. 1. v. 9. & 19. cap. 2. v. 8. Daß jhr das Koͤnigliche Geſetz vollen - det nach der Schrifft: Liebe deinen Nechſten als dich ſel - beſt / ꝛc. Denn / ſo jemand das gantze Geſetz helt / vnd ſuͤndiget an einem / der iſts gantz ſchuldig / v. 10. 13. Es wird aber ein vn - barmhertzig Gericht gehen vber den / der nicht barmhertzigkeit gethan hat. Wie er auch drunten droͤet / vnd zuverſtehen gibt. cap. 5. v. 4. &c.
5. Zum rechten gebrauch der Zungen: Vnd das man nie - mand ſolle affterreden / noch andere vrteilen. Denn / ſaget er / cap. 3. v. 5: Die Zunge iſt ein klein Glied / vnd richtet groſ - ſe ding an. Sihe / ein klein Fewer / welch einen Walt zuͤn - det es an? Vnd cap. 4. kurtz fuͤr vnſerem vorgeleſenem Text / v. 12. ſprichter: Wer biſtu / der du einen andern vrteileſt? (wie der Phariſeer im nechſten Sontags Euangelio den armen bußfertigen Zoͤllner / Lucæ 18.) Es iſt ein einiger Geſetzgeber / der kan ſelig machen / vnd verdammen.
Sehet / das redet der H. Apoſtel Iacobus in gemein zu al - len / nicht allein zu den Juͤden / ſondern auch zu den bekehreten Heyden / vornemlich zu vns Chriſten heutiges Tages. Er nim - met jhm aber auch fuͤr in dieſer ſeiner Epiſtel / mit etlichen Per - ſonen / vnd Staͤnden inſonderheit zureden: Als droben cap. 2. vnd drunten cap. 5. redet er an die Reichen / das ſie ſich nicht er - heben vber die Armen / vnd keiner den andern verachte / noch ſich vorzucke im Reiche Gottes / nach anſehen der Perſon / auch den Armen nicht vnterdruͤcke. Lieben Bruͤder / ſaget er cap. 2. v. 1. haltets nicht darfuͤr / das der G[lau]be an Jeſum Chri - ſtum vnſern HErren der Herrligkeit / anſehung der Per - ſon leide / ꝛc.
Vnd hier in dieſem vierdten Capitel / in den worten vnſers abgeleſen Textes / hat er vornemlich zu thun mit den Kauffleu - ten / Reyſeleuten / Handelsleuten: Die redet er an / die da beyſich[16]ſich ſagen / vnd anſchlagen: Heute oder morgen wollen wir gehen in die oder die Stadt / vñ wollen ein Jahr da liegen / vnd handtieren / vnd gewinnen: Die jhr nicht wiſſet / was morgen ſein wird.
Wolan / ſpricht er / Jhr / die jhr alſo redet / vnd Ewere an - ſchlaͤge machet / bedencket doch / was jhr redet / anſchlaget / vnd fuͤrnehmet? Denn: Gedancken / vnd geſpannetem Tuche ge - het viel abe.
Das aber diß eigentlich vom Kauff - Reyſe - vnd Handels - Leuten zuverſtehen / das gibet der contextus klahr: Sintemal da außdruͤcklich wird gedacht:
Ein mal I. Jhres propoſiti: Das ſie reyſen wollen: Dazu nehmen ſie jhnen nu fuͤr:
1. Gewiſſen tag / wenn ſie wollen auff ſein: Heut / oder Morgen. Je ehe je beſſer. Fronte capillara eſt, poſthæc oc - caſio calva. Man muß die gute gelegenheit nicht verſchlaffen / ſie koͤmpt ſelten wieder. Haͤndel leiden keinen verzug / pericu - lum eſt in mora. Man muß zur ſachen thun / vnd nicht ſaͤumen / wil man was haben vnd erlangen. Occupet extremum ſca - bies. Laͤſſige Hand machet arm / aber der fleiſſigen Hand machet reich / ſaget der weiſe Koͤnig Salomo in ſeinen Spruͤ - chen am 10. cap.
2. Gewiſſen ortt: Wo ſie hin wollen: Jn die / oder die Stadt: Da die groͤſten Emporia / vnd Niederlagen ſein / da die beſten Wahren ankommen / die Haͤndel in flore ſtehen / vnd die Wahren wol abgehen / ꝛc.
3. Gewiſſe media: Wie ſie wollen fortkommen: Koͤnnen ſie nicht alle zu Wagen / vnd Roſs / ſo wollen ſie zu Fuß: Wir wollen gehen / ſagen ſie. Wir muͤſſen fort / da iſt kein auff - enthalten / Gott gebe es regene / oder ſchneye / es ſey wegſam / oder vnwegſam / da muß nichts hindern.
4. Ge -[17]4. Gewiſſe Perſonen: Die es thun ſollen: Sie wollen es ſelbeſt thun / wollen ſelber fort: Wir wollen gehen / ſagen ſie: Wollen vns nicht auff Knechte / Geſinde vnd Diener verlaſ - ſen: Der Herr muß ſelber ſein der Knecht / wil ers im Handel finden recht: Geſinde nimmermehr bedenckt / was ſchaden oder frommen brengt. So iſts auch nichts / wenn einer ſeine ſa - chen mit Marckleuten beſtellen wil. Selbeſt iſt der Mann: Pfleget der Deutzſche im Sprichwort zu ſagen. Oculus Do - mini ſaginat equum. Der iſt am beſten dran / der ſich ſeiner ſa - chen ſelbeſt nimmet an. Da ſihet er / wo es jhm fehlet / vnd wie ers fortbringen mag.
5. Gewiſſe termin: Wie lange ſie dort / oder da liegen wollen: Wir wollen ein Jahr da liegen / ſprechen ſie. Tem - pus certum pro incerto: Ein Jahr / zwey / dreye / weniger oder mehr / auch wol nur ein halbes / oder viertel Jahr / nach dem es die zeit / vnd gelegenheit leiden wil / nach dem wir befinden es vnſer ſchaden / oder frommen ſein werde. Darnach wollen wir fortruͤcken / vnd andere Staͤdte beſuchen. Das ſind jhre An - ſchlaͤge / vnd jhr Vorhaben.
Darauff folget / II. Finis propoſiti: Zu welchem Ende ſie ſolches anſchlagen / vnd vornehmen / nemlich: Das ſie Hand - tieren / vnd gewinnen wollen. Mercabimur, & lucrum fa - ciemus. Keiner reyſet / oder handelt darumb / das er wil ſcha - den leiden / oder verlieren: Sondern das er wil gewinnen / ſeine Nahrung beſſern / nutz vnd frommen ſchaffen: Dahin ſtehet alle jhr ſinn vnd gedancken / daruͤber laſſen ſie es jhnen ſawer werden / vnd ſich keine muͤhe / noch reyſe verdrieſſen / nur das ſie jhr thun foͤrdern / vnd jhren Handel in groſſes auffnemen brin - gen. Wie auch der Poet ſchon vor laͤngeſt davon geſchrie - ben:
‘Impigerextremos currit Mercator ad Indos, Per mare, pauperiem fugiens, per ſaxa, perignes. ’ ()CDa[18]Da gehets / vber Stock vnd Stein: Zu Tage / vnd zu Nacht: Zu Waſſer / vnd zu Lande: Zu Roſs / vnd zu Fuß: Nur das man reich werden / vnd viel gewinnen moͤge.
Hie moͤchte nu jemand fragen / vnd ſagen: Wie? Jſt es denn vnrecht / Handeln / vnd Kauffmanſchafft treiben? Auch ſeines Handels / vnd Gewerbes halben dort oder dahin reyſen / ſeinen Nutz vnd Nahrung vber Landt ſuchen / beſſern / gewin - nen / vnd dergleichen? Wer wolte einen darumb verdencken / wenn er was erwerben / gewinnen / vnd fuͤr ſich bringen koͤndte / das ers nicht thaͤte? Da hoͤret / vnd laſſet euch dienen / lieben Chriſten: Weil Gott der Heylige Geiſt in ſeinem Wort viel - faltig denStandt der Kauff - vnd Handelsleute beſtetiget / das er gut / nuͤtzlich / vnd nothwendig / dazu Ehrlich / vnd Chriſtlich ſey / der wol zugelaſſen vnd vergoͤnnet / wenn er nur in ſeinen ter - minis bleibet / vñ recht gefuͤhret wird: So muß je freylich jnen auch das reyſen / vnd andere ordentliche mittel jhre Nahrung / vnd Haͤndel gebuͤhrender maſſen fortzuſtellen / nicht verboten ſein. Leſſet derhalben der Heylige Apoſtel den Standt an jhm ſelber bleiben / vnd gut ſein / als einen ſolchen Orden / den man zu dieſem leben nicht kan entpehren. Daß iſt aber ſeine mey - nung / Das er gerne wolte / das von jedermenniglich / die ſich deſſelbigen neeren / vnd gebrauchen / ſolcher nur rechtſchaffen / vnd Chriſtlich gefuͤhret wuͤrde / alſo:
Denn es gehet ſchwer zu in ſolchem Handel / das nicht allerley Vngerechtigkeit / Betrug vnd Vorthel ſolte mit vnterlauffen: Einer reitzet den andern / vnd gibet jhm Vrſach zu ſuͤndigen. Denn / die da Reich werden wollen / fallen in Verſuchungvnd[19]vnd Stricke / (1. Tim. 6.) vnd viel tõrichter / vnd ſchedlicher Luͤſte / welche verſencken die Menſchen ins Verderben / vnd Verdamnuͤß. So hat auch der weiſe Mann Syrach (ſon - ders zweiffel aus erfahrung) davon geſchrieben cap. 27: Ein Kauffman kan ſich ſchwehrlich huͤten fuͤr Vnrecht / vnd ein Krahmer fuͤr Suͤnden. Denn vmb Guttes willen thun viel vnrecht / vnd die Reich werden wollen / wenden die Augen ab. Wie ein Nagel in der Mawren zwiſchen zweyen Steinen ſteckt / Alſo ſteckt auch Suͤnde zwiſchen Kaͤuffer vnd Verkaͤuffer. Helt er ſich nicht mit fleiß in der Furcht des HErrn / ſo wird ſein Hauß bald zerſtoͤret werden.
Weil es nu ſo gefehrlich darumb iſt / ſo hat man ſich deſto beſſer in acht zu nehmen. Vnd ſol die gemeine Regel / die vns vnſer HErre Chriſtus fuͤr ſchreibet / billich von allen Chriſten in alle jhrem Handel vnd Wandel fleiſſig vnd wol gemercket werden: Alles das jhr wollet / das Euch die Leute thun ſollen / das thut jhnen gleich auch jhr. Matth. 7. v. 12. Luc. 6. v. 31. Vnd was S. Paulus ſchreibet 1. Theſſal. 4. v. 6: Das niemand zu weit greiffe / noch vervortheile ſeinen Bruder im Handel. Denn der HErr iſt Recher vber das alles.
Die nu alſo auffrichtig im Handel ſein / das ſie niemandt vorſetzlich betriegen / noch vervorteilen / ſondern vmb ein zimli - chen / vnd redlichen Gewin handeln / die ſind billich zu lieben / koͤnnen auch in ſolch jhrem Stande vnd Beruff / wenn ſie da - rinne Glauben vnd gutes Gewiſſen bewahren / Gott gefallen / vnd ſelig werden: Wie die Gottesfuͤrchtige Purpurkraͤmerin Lydia / in der Apoſtel Geſchicht am 16. cap.
Vnd ſo viel ſey kuͤrtzlich geſaget vom Erſten Stuͤck: Mit wem vornemlich S. Iacobus in dieſen worten vnſers verleſenen Texts zu reden / vnd zu handeln / nemlich / mit dem Kauff-Han - dels - vnd Reyſeleuten / die dort / vnd dahin ziehen / handtieren / vnd gewinnen wollen.
ZVm Andern / ſo hoͤret nu: Quid: Was er mit Jhnen rede / oder / was er von Jhnen aus anregung deß H. Geiſtes wolle gethan / vnd gelaſſen haben.
Er heiſſet ſie nicht gantz vnd gar jhren Beruff verlaſſen / vnd davon abſtehen / wie etwa die Anabaptiſtæ oder Wieder - taͤuffer gethan haben: Er ſaget auch nicht / Das ſie den Rey - ſemantel ablegen / vnd daheyme bleiben ſollen. Sondern / Er informiret ſie aus erleuchtung / vnd eingebung des Heyligen Geiſtes als ein Knecht Gottes / vnd des HErren Jeſu Chriſti / Wie ſie jhre Reyſen / Handel vnd Wandel recht anſtellen / vnd fuͤhren ſollen.
I. Straffet derhalben Erſtlich die præſumptionem / vnd Vermeſſenheit / da mans nur auff ſein eigen gutduͤncken ſtellet / als wenn mans alles in eigener krafft / gewalt vnd macht het - te: Da man nicht ein mal dencket / Ob Gott wil: Vnd was Er dazu ſagen / oder dabey thun moͤchte. Meinen ſtracks: Wir wollens thun: Wir wollen dort / oder dahin: Gott gebe vnſer HErr Gott ſage darzu was er wolle. So vnd ſo lange wollen wir da liegen: Daß vnd das wollen wir in der zeit außrichten: Wollen handtiren / vnd gewinnen: Doͤrffen jhnen auff ein gantzes Jahr Rechnunge machen / Da ſie doch nicht wiſſen / Was morgen ſein wird. Ob ſie den Tag werden erleben? Vnd ob ſie das Jehnige werden erlangen / das ſie hoffen? Oder den ortt erreichen / dahin ſie gedencken / vnd darnach ſie ſtre - ben?
Salomon ſaget in ſeinen Spruͤchen am 27. cap. v. 1: Ruͤh - me dich nicht des morgenden Tages / deñ du weiſſeſt nicht / was heute ſich begeben mag. Denn es kan fuͤr Abends noch wol anders werden / weder es am Morgen war (Syr. 18.) vnd ſolches alles geſchicht bald fuͤr Gott. Es koͤndte ſich wol zutragen / Das jhnen alle jhre Anſchlaͤge vñ Hoffnungauff[21]auff ein mal in Brunnen fielen / vnd zu nichte wuͤrden: Denn deß Menſchen Geiſt muß davon / vnd Er muß wieder zu Erden werden / als denn ſind verlohren alle ſeine Anſchlaͤ - ge. (Pſal. 146. v. 4) Vnd wenn er gleich auch im leben blei - bet / So ſtehet doch deß Menſchen thun nicht in ſeiner ge - walt / vnd ſtehet in niemands macht / wie er wandele / oder ſeinen Gang richte. Hierem. 10. v. 23. Homo quidem propo - nit, ſed Deus diſponit: Pfleget man zu ſagen. Proverb. 16: Der Menſch ſetzet jhm wol fuͤr im Hertzen / Aber vom HErren koͤmmet / was die Zunge reden ſol.
Sind wir nu vnſerer wort nicht maͤchtig / die wir im Hertz - en gedencken / Gott kan ſie endern / ehe ſie noch von der Zungen außgeſprochen werden: Wie viel mehr vnſere Anſchlaͤge / ehe ſie zu werck gerichtet / vnd nur angefangen / geſchweige denn vollnbracht werden. O; Multa cadunt intra calicem, ſupre - maq́; labra. Kan ſich doch viel zutragen ehe man den Biſſen aus der Schuͤſſel zum Munde bringet: Geſchweige denn ehe man aus einer Stadt / vnd von einem abgelegenem orte zum andern koͤmmet.
II. Darumb helt er jhnen vors andere fuͤr: Brevitatem, & fugacitatem hujus calamitoſæ vitæ: Die kuͤrtze / vnd vergeng - ligkeit / nichtigkeit / vnd fluͤchtigkeit dieſes muͤheſeligen lebens auff Erden:
Was iſt Ewer Leben? ſaget er. Ein Dampff iſt es / der eine kleine Zeit weret / darnach aber verſchwindet er. q. d. Was wil man denn darauff bawen / oder trawen?
Droben cap. 1. v. 11. vergleichet er das Menſchliche leben dem Graſe: Wie eine Blume des Graſes werden ſie verge - hen / Die Sonne gehet auff mit der Hitze / vnd das Graß verwelcket / vnd die Blume fellet abe / vnd ſeine ſchoͤne ge - ſtalt verdirbet / Alſo wird der Reiche in ſeiner Habe ver - welcken.
C iijHier[22]Hier aber vergleichet ers einen Rauch / oder Dampff / ſo aus dem Ofen gehet / oder von des Poͤttners Faſſe aufffehret: Der breitet ſich aus / machet ſich dicke / vnd groß / als wolte er alles mit einander erfuͤllen / vnd einnemen: Aber / es mag leicht ein Windlein darhinder kommen / ſo zerfehret er in einem Au - genblick / vnd iſt nimmer da: Oder / ſo das ſchon nicht geſchie - het / vnd er gleich ohne hindernuͤß vber ſich ſteiget / vnd hoch auffehret / ſo verleuret er ſich doch allgemach: Je hoͤher er koͤm̃t / Je weniger ſein wird / das man zu letzt weder ſtrumpff noch ſtiel von jhme ſihet.
Eben alſo helt ſichs mit vnſerm Leben auch: Wenn wir ein wenig aus dem Ofen daher fahren / vñ noch newgebacken ſind / laſſen vns duͤncken / wir haben auch etwas geſehen / gehoͤret / er - fahren / da iſt es koͤſtlich / vnd groß ding mit vns: Bruͤſten vnd breitten vns auß / als wehren wir es alleine / Woͤllen alles wiſ - ſen / koͤnnen / beſitzen / vnd einnehmen / vnd meinen anders nicht / denn vnſer Leben ſolle ſehr lange wehren auff Erden. (Pſal 49. 12.) Aber / es mag leicht ein Windlein kommen / ſo wird der Dampff geleget / zertrieben / vnd verjaget: Denn kein Fieber / oder ander Kranckheit iſt ſo geringe / ſie kan vns nicht alleine Geſundheit / Stercke vnd Farbe / ſondern auch das Leben gar nehmen: Wil geſchweigen / das jhrer viel ſterben / ehe ſie kranck werden / oder lange zu Betthe liegen / ſondern ploͤtzlich dahin gehen / vnd nehmen ein ende mit ſchrecken. (Pſal. 73. v. 19.) Vnd da gleich derer keines geſchicht / ſo iſt doch das an jhm ſel - ber gewiß: Gleich wie der Dampff / Je hoͤher er ſteiget / je mehr er ſich verleuret: Alſo auch der Menſch: Je aͤlter er wird / je ne - her er dem Tode koͤmpt: Je mehr jhm ſinne / witz / vernunfft / ſtercke vnd kraͤfften ablegen. Denn wir ſind Fleiſch / Spiritus abiens, & non revertens, ſaget David im 78. Pſal. v. 39. Ein Wind / der dahin fehret / vnd nicht wider koͤmmet. Welches aber nicht de evaneſcentia animæ zuverſtehen / als ob die Seele alſo in die Lufft zerfladdere / verſchwinde / vnd zu nichte werde / gleich wie der Rauch vergehet. Jn maſſen dorte die Sad ducei -ſchen[23]ſchen Epicurer reden / vnd vermeinen / Jm Buch der Weißheit am 2. cap. v 2. 3. 4. Sondern / das kein wiederkommen in diß Leben / vnd der Menſch mit der Zeit vergehet. Wie abermal Koͤnig David daruͤber klaget in ſeinem Bußpſalmen am 102. v. 4: Meine Tage ſind vergangen wie ein Rauch / vnd mei - ne Gebeine ſind verbrandt wie ein Brandt. Mein Hertz iſt geſchlagen / vnd verdorret wie Graß / das ich auch ver - geſſe mein Brodt zu eſſen. Mein Gebein klebet an mei - nem Fleiſch / fuͤr heulen / vnd ſeufftzen.
Ja / recht wird diß Leben einem Rauch vnd Dampff ver - glichen: Denn ein kleines Raͤuchlein / auch nur von einem vn - ſchlet Liecht / kan einem ſchaden an ſeiner Geſundheit / vnd an ſeinem Leben: Wie auch mancher Dampff aus der Erden: Stanck vnd Nebel aus der Lufft: Es darff ſein nicht viel ſein / ſo kan er den Menſchen dempffen / vnd darnider werffen. Weñ du einen zuͤchtigeſt vmb der Suͤnde willen / ſo wird ſeine Schoͤne verzehret wie von Motten. Pſal. 39. v. 13. Alle vn - ſere Tage fahren ſchnell dahin / als floͤgen wir davon / Pſal. 90. v. 11. Das glaͤubeten viel Leute nicht / wenn es nicht vn - ſer HErr Gott durch Augenſcheinliche Exempla taͤglich er - wieſe / vnd ſehen lieſſe.
Wie nu vnſer Leben iſt / ſo ſind auch alle vnſere Werck / auſ - ſer Gottes Wort vnd Glauben. Vanitas vanitatum, & omnia vanitas. Wie Salomo in ſeinem Prediger Buͤchlein durchaus beweiſet. Jehner Philoſophus nimmet ein brennendes Wachs - Liechtlein / vnd ſpricht dabey: Wollet jhr wiſſen / was vnſer Thun vnd Leben ſey? So ſehet diß Liechtlein an: Wie ſolches jmmer abnimmet / biß das Wachs gar verzehret wird: Alſo iſt es auch mit vnſerm Thun vud Leben / es gehet jmmer zum ab - nemen. Ja wie ein Wind das Liechtlein außbleſet / ehe es zum ende brennet: Alſo kan auch ein boͤſe Luͤfftlein durch Gottes verhengnuͤß den Menſchen vnverſehens toͤdten / vnd auff den Ruͤckenlegen. Sic tranſit gloria mundi. Vnd ein ander ſa - get: Vnſer Leben ſey eine ſtaͤtte Reyſe nach dem Grabe / vndTodes -[24]Todeshaͤußlein. Vnd wie das Liecht / ſo es wird verleſchet / einen abſchewlichen ſtanck vnd geruch von ſich gibet: Alſo ha - be es auch eine gelegenheit vnd zuſtand mit dem todten Coͤrper eines Menſchen / Darumb eylet man mit jhm aus dem Hauſe nach dem Gottes acker.
Jm Buche der Weißheit am 5. cap. werden viel ſolcher Gleichnuͤß nacheinander erzehlet: Das alles zeitliche dahin fahre wie ein Schatte / vnd wie ein Geſchrey / das fuͤruͤber fehret? Wie ein Schiff auff dem Waſſer: Ein Vogel in der Lufft: Ein Pfeyl vom Bogen abgeſchoſſen / deſſen Spuhre man nicht finden kan / ꝛc. Jn betrachtung deſſen / ſollen wir nu nicht zuviel auff vnſer Leben trawen / noch allzu ſicher ſein: Es hat einen kurtzen Fuß / es kan ſich bald wenden / vnd enden.
III. Demnach lehret S. Jacob vors dritte / Wie ſie es machen / vnd anfahen ſollen / wenn anders jhr thun vnd vorha - ben / handel vnd wandel gluͤckſelig ſein / vnd wol gerathen ſolle. Nemlich: Jn Gottes Nahmen: Vnd / nach Gottes Willen. Das ſie ſagen ſollen: So der HErr wil / vnd wir leben / wollen wir diß oder das thun. Dieſe wort / wie kurtz ſie ſeyn / begreiffen ſie doch ſehr viel in ſich:
1. Fidem: ſeu firmam in Deum fiduciam: Einen recht - ſchaffenen Glauben / vnd Kindliches ſtarckes Vertrawen zu Gott / Er werde durch ſeine Goͤttliche Guͤte vnd Allmacht ei - nes jeden Ehrlichen Beruff ſegenen / vnd Gluͤck zu ſeinem thun vnd vorhaben geben. Wie der 37. Pſalm ermahnet: Befihl dem HErren deine Wege / vnd hoffe auff jhn / Er wirds wol machen. Vnd Proverb. 16: Befihl dem HErren deine Werck / ſo werden deine Anſchlaͤge fortgehen. Vnd Syrach am 11. ſaget: Laß dich nicht jrren / wie die Gottloſen nach Gutt trachten / Vertrawe du Gott / vnd bleibe in deinemBeruff /[25]Beruff / Denn es iſt dem HErren gar leicht einen armen reich zu machen. Gott ſegenet den Frommen jhre Guͤtter / vnd wenn die Zeit koͤmmet / ſo gedeyen ſie balde. Daher ſa - get man recht / Wer Gott vertrawt / hat wol gebawt / im Himmel vnd auff Erden.
2. Veram divini Numinis implorationem: Ein ernſte wahre Anruffung Gottes. Denn / wie droben geſaget / Gott wil vmb ſeine Gaben gebeten ſein. Vnd Syrach auch dazu vermahnet cap. 37. v. 19: Jn allen dingen ruffe den Aller - hoͤchſten an / das er dein Thun gelingen / vnd nicht fehlen laſſe. Petite, quærite, pulſate, ſagt vnſer HErre Jeſus Chri - ſtus / Matth. 7: Bittet / ſo werdet jhr nehmen: Suchet / ſo werdet jhr finden: Klopffet an / ſo wird euch auffgethan. Cum prece principium, cum prece finis erit, ſagten die Gott - ſeligen Alten zu jhren Kinderlein: Mit dem lieben Gebete ſol man ein ding anfahen / mitteln vñ enden / ſo wird es wol gerah - ten. Darumb iſts gut / fein vnd loͤblich / wenn Chriſtliche Kauff - vnd Reyſeleute auch jhre Betebuͤchlein bey ſich tragen / vnd ſich derſelben auff jhren Reyſen fruͤe vnd ſpeet gebrauchen / als jhr beſtes Kleynott vnd trewen Gefehrten / oder Wegkuͤr - tzer.
3. Piam omnium actionum noſtrarum moderationem: Das wir vns ſelber maͤſſigen / vnd guter Chriſtlicher beſcheiden - heit gebrauchen / in alle vnſerm Thun / Handel vnd Wandel. Vns nicht zu viel vermeſſen / noch was vnterſtehen wieder Got - tes willen fuͤr zunehmen / das wir nicht koͤndten verantworten / oder das wir nicht verſtehen / das es vns ſelber an Leib vñ See - leſchaͤdlich ſein moͤchte. Davon gibet der weiſe Mann Syrach eine feine Lehre in ſeinem Geiſtreichen Buͤchlein am 11. Cap. Mancher leſts jhm ſawer werden / vnd eylet zum Reich - thumb / vnd hindert ſich nur ſelber damit. Dagegen thut mancher gemach / der wol huͤlffe beduͤrfft / iſt dazu ſchwachDvnd[26]vnd arm / den ſihet Gott an mit Gnaden / vnd hilfft jhm aus dem Elendt / vnd bringet jhn zu Ehren / das ſich ſein viel verwundern.
4. Verum Dei timorem: Die wahre Furcht Gottes: Die lehret kluͤglich handeln in allen Sachen / vnd wehret der Suͤnden / Syr. 1. 27. Wenn man jhm Gott fuͤr die Augen bildet als einen ſolchen HErren / der ein Hertzenkuͤndiger iſt / der alles ſihet / hoͤret vnd mercket / vnd verſtehet vnſere Gedan - cken auch von ferne / der mit vnd bey vns iſt / wo wir vns auch hin wenden oder kehren / Pſal. 139. v. 3. Welches der fromme Tobias ſeinem Sohne / als er jhn in frembde Lande verſchicken wolte / wol einbunde / da er zu jhm ſagete / Tob 4: Dein Leben - lang habe Gott fuͤr Augen vnd im Hertzen / vnd huͤte dich das du in keine Suͤnde willigeſt / noch thuſt wider Gottes Gebot. Denn / Gott fuͤrchten / iſt die Weißheit die reich machet / vnd bringet alles Gutte mit ſich. Syr. 1. v. 20.
5. Iudicij futuri terrorem: Das man ſich ſchewet fuͤr dem zukuͤnfftigen Gerichte / dafuͤr wir alle werden erſcheinen muͤſ - ſen. 2. Corinth. 5. v. 10. Weil jhr nu den zum Vater an - ruffet / der ohne anſehen der Perſon richtet / nach eines jeg - lichen Mercke / ſo fuͤhret ewren Wandel / ſo lange jhr hie wallet / mit furchten / ſaget S. Petrus 1. Pet. 1. v. 17. Denn wir haben hie kein Ewiges Leben: Drumb muͤſſen wirs allewe - ge zu Gott ſtellen / vnd ſagen: So wir leben: Wo nicht / ſo muß vnſer vornehmen bleiben / vnd muͤſſen wir fort. Denn es iſt dem Menſchen geſetzt ein mal zuſterben / darnach aber das Gerichte / Ebr. 9. v. 27. Da heiſt es nu: In omnibus operibus tuis memorare noviſſima tua, & in æternum non peccabis: Menſch was du thuſt / ſo bedencke das Ende / ſo wirſt du nimmermehr Vbels thun. Wolte Gott / alle Menſchen be - dechten das / ſo wuͤrde es beſſer in der Welt ſtehen / auch wol vmb manches Seele. (Syr. 7. v. ult.)
Darumb hoͤret nu zum Dritten / vnd letzten Stuͤck.
QUo fine: Zu welchem Ende S. Jacobus ſolches geſchrieben / vnd wie wir es troͤſtlich vnd nuͤtzlich gebrau - chen ſollen. Niemand dencke / O weil es den Kauff leu - ten geſaget iſt / ſo gehet michs nicht an / ſo habe ich mich vmb die Predigt nichts zubekuͤmmern / noch anzunehmen: Ach nein / lieben Zuhoͤrer / S. Iacobus thut wie ein guter Schuelmeiſter / wenn der ſeine diſcipulos wil auffmuntern / ſo ſaget er jhnen et - wa von einem Kauffman / Reyſeman / Ackermann / (Iac. 5. v. 7.) oder Bothen / wie dieſelben Tag vnd Nacht lauffen / reyſen / ar - beiten / vnd laſſen es jhnen ſawer werden / wenn ſie zu etwas kommen wollen / ꝛc. Er meinet aber nicht den Kauffmann / Ackermann / tabellarium oder Bothen: Sondern ſeine Schuͤl - ler / die wil er damit anreitzen / das ſie auch ſo fleiſſig / munter / vnd wacker jhr cutriculum ſtudiorum continuiren, vnd ad me - tam ſo vnverdroſſen properiren / eylen / vnd fortſchreiten ſollen / wie ſie ſehen vnd hoͤren das dieſe thun / oder gethan haben. Eben wie auch vnſer Himeliſcher Doctor vnd Lehrer der HEr - re Jeſus Chriſtus den brauch hat in ſeinen Predigten / das er et - wa ſaget von einem Kauffmann / der gute Perlen ſuchet / Matth. 13. Oder von einem Edlen / der ferne vber Landt zog / vnd thet ſein Geldt den Knechten auß / damit zu handeln / Matth. 25. Lucæ 19. Item: Von denen / die auff einer Muͤhle mahlen: Vnd von Dieben / die des Nachtes einbrechen / ꝛc. Vnd mei - net doch nicht den Kauffmann / Haußvater / Knecht / oder an - dere: Sondern ſeine Juͤnger / ja vns alle mit einander / das wir durch anderer Exempla klug werden: Jn maſſen er ſich ſelber erkleret Marci 13. v. ult: Was ich Euch ſage / das ſage ich allen: Wachet.
Alſo ſollen wir es hie auch auffnehmen / was S. Iacobus den Kauff leuten geſaget / das gehet vns alle auch an.
Denn / 1. Er lehret vns hiemit / das wir alle ſterblich ſein / vnd vns der Todt auff der Ferßſen nachſchleichet / wo wir hinD ijreyſen /[28]reyſen / gehen oder ſtehen: Wie auch die Kirche ſinget: Media vita in morte ſumus: Mitten wir im Leben ſind mit dem Tode vmbfangen. Mors ubiq; obviam, ſenibus in januis, juvenibus in inſidijs: Wir gehen oder ſtehen / wo wir wollen / ſo koͤmpt vns der Todt allenthalben entgegen: Den Alten begegnet er in der Thuͤr: Den Jungen ſchleichet er heymlich nach / biß er ſie vn - verſehens erwiſche / vnd zeucht ſie herfuͤr. Daher S. Auguſti - nus ſeine vermahnung nimet: Si igitur mors te ubiq; expectet, & tu eam ubiq; expectes: Weil denn der Todt deiner vberall gewartet / ſo ſolt du auch wiederumb ſeiner allenthalben ge - wertig ſein. Vnd ſollen bedencken / wie bald es vmb einen Men - ſchen geſchehen.
Daher die ſchoͤnen Reymlein gehoͤren / die wir ſtets ſolten fuͤr vnſere Augen mahlen:
Das haben Moſes vnd David betrachtet / darumb haben ſie fleiſſig gebetet Pſal. 90: HErr lehre vns bedencken / das wir ſterben muͤſſen / auff das wir klug werden. Vñ Pſal. 39: HErr lehre doch mich / das ein Ende mit mir haben muß /vnd[29]vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon muß. Sihe meine Tage ſind einer Handt breit bey dir / vnd mein Le - ben iſt wie nichts fuͤr dir: Wie gar nichts ſind alle Men - ſchen / die doch ſo ſicher dahin leben / Sela. Sie gehen da - her wie ein Scheemen / vnd machen jhnen viel vergebliche Vnruhe. Sie ſamlen / vnd wiſſen nicht wer es kriegen wird. Nu HErr / weß ſol ich mich troͤſten? Jch hoffe auff dich: Das du ſo gnaͤdig biſt. (Pſal. 13.) Mein Hertz frewet ſich / das du ſo gerne hilffeſt. Jch wil dem HEr - ren ſingen / das er ſo wol an mir thut. Denn ich biu bey - de dein Pilgram / vnd dein Buͤrger / wie alle meine Vaͤter. Pſal. 39. 14.
Weil wir auch ſehen / das wir nichts auß dieſem Leben mit nehmen: Gutt vnd Geldt / bleibt in der Welt / dahinden muͤſ - ſen wirs laſſen: Ein Tuch ins Grab / damit ſchabab / ſo fahren wir vnſer Straſſen. Wie der gewaltige Koͤnig Saladinus ein Leylach an einem Renneſpieß in gantzem Laͤger ließ vmbher tragen / vnd dabey außruffen: Von allen ſeinen Guͤtern / vnd groſſen Reichthumb / welche der Groß maͤchtige Koͤnig Sala - dinus mit groſſer muͤhe vnd vnkoſten zuſammen gebracht / nim - met er endlich nicht mehr mit / als dieſen Sterbekittel / damit man jhn ins Grab leget.
So ſollen wir demnach nicht ſo hart auffs Zeitliche erpi - chet ſein / ſondern fuͤr allen dingen trachten nach dem Rei - che Gottes / vnd ſeiner Gerechtigkeit / Matth. 6. Ja / nach dem das droben iſt / nicht nach dem / das auff Erden iſt / Coloſ. 3. Denn / wir haben nichts in die Welt bracht / da - rumb offenbar iſt / wir werden auch nichts hienauß brin - gen. Das iſt aber ein groſſer gewinn / Wer Gottſelig iſt / vnd leſſet jhm genuͤgen in Chriſto Jeſu vnſerm HErren / 1. Tim. 6. v. 7. Chriſtus mihi vita, Mors lucrum, ſaget S. Paulus ad Phil. 1. 21. Wer dieſen gewinſt erlanget / vnd da - von bringet / der iſt wol hie geweſen / vnd hat einen ſeligen Han - del gefuͤhret / denn er iſt reich in Gott. Wer aber da nichtsD iijgewin -[30]gewinnet / ſondern verlewret / vnd nimmet Schiffbruch am Glauben / 1. Tim. 1. v. 19. Dem wird ſein Zeitlicher gewinſt nichts helffen: Jhr Silber vnd Goldt wird ſie nicht erret - ten am Tage deß Zorns Gottes / Zephaniæ 1. v. 18. Welches auch S. Iacobus in dieſer ſeiner Epiſtel klar zuverſtehen gibet / cap. 5. v. 2. Vnd vnſer Erloͤſer der HErre Jeſus Chriſtus Matth. 16. v. 26. ſaget: Was huͤlffe es den Menſchen / ſo er die gan - tze Welt gewoͤnne / vñ nehme doch ſchaden an ſeiner See - le? Denn was kan der Menſch geben / damit er feine Seele wider loͤſe? Dannen hero ſinget die Kirche Gottes gar recht vnd wol: Mach mich an meiner Seelen reich / ſo hab ich gnug hie vnd Ewiglich.
2. Darnach troͤſtet vns auch der H. Apoſtel Iacobus al - leſampt / Jn dem er deutlich anzeiget / das beydes vnſer Leben vnd Sterben in Gottes Allmaͤchtigen Haͤnden ſtehe / vnd ſei - nen Glaͤubigen nichts ohne ſeinen Willen wiederfahren kan. Denn / So der HErr wil / ſo leben wir / ſo verrichten wir diß vnd das. Vnd wiederumb / So der HErr wil / ſo ſterben wir / vnd muͤſſen alles ſtehen vnd liegen laſſen. Wie auch Koͤnig David ſaget / Pſal. 31. v. 16: Sortes meæ in manu Domini: Meine Zeit ſtehet in deinen Haͤnden. Pſal. 90. v. 2: Der du die Menſchen leſſeſt ſterben / vnd ſprichſt / kompt wider Men - ſchen Kinder. Hiob 14. v. 5: Der Menſch hat ſeine beſtim - mete Zeit / die Zahl ſeiner Monden ſtehet bey dir / Du haſt jhm ein Ziel geſetzt / das wird er nicht vbergehen. Daher S. Paulus ſchreibet Rom. 14. v. 8: Vnſer keiner lebet jhm ſel - ber / vnd vnſer keiner ſtirbet jhm ſelber / Leben wir / ſo leben wir dem HErren: Sterben wir / ſo ſterben wir dem HEr - ren. Darumb wir leben oder ſterben / So ſind wir deß HErren.
Dieſes alles dienet wieder die ſchwehrmuͤtigen faͤhrlichen Gedancken / da mancher meinet: Ey were er da / oder dort hin nicht kommen: Oder / hette er das / oder jehnes gebraucht / ꝛc. viel -[31]vielleicht hette ſichs anders mit jhme geſchicket. Aber wol dem / der in voluntate divinâ, ſalvâ conſcientiâ, acquieſciret, vnd gentzlich dafuͤr erkennet / das alles aus Gottes Vaͤterli - cher ſchickung vnd willen mit Jhme vnd den Seinigen geſche - he / der hat einen kraͤfftigen Troſt / kan ſeine Seele mit gedult faſſen (Luc. 21. v. 19) vnd ſich in allem Creutz vnd Wiederwer - tigkeit (mit dem geduͤltigen Hiob) wol zu frieden geben. Hiob 1. Iacobi 5. v. 10. 11.
Denn / Sehet doch nur: Wie mancher fellet in groſſe faͤhr - liche Kranckheit / Oder wird etwa toͤdlich verwundet / das jhm die Ertzte / vnd alle Menſchen verlohren geben: Der koͤmmet doch wieder auff / vnd wird geſundt. Ein ander hat etwa ein klein Blaͤtterlein: Jſt ein wenig kranck / klaget ſich nicht ſon - derlich: Stirbet dahin / da er / vnd andere es nicht vermeinet. Wie koͤmpt das? Es iſt Gottes ſchickung / Gottes wille alſo. Item: Manche wolhabende Leute wolten gerne lenger leben / ſuchen raht / brauchen allerley: Hilffet doch nichts. Dagegen: Viel arme betruͤbte Leute wuͤnſchen den Todt / bitten darumb / wolten gerne ſterben: Koͤnnen aber doch nicht: Was machts? Es iſt Gottes wille nicht / ſie muͤſſen der zeit erwartẽ. Jſt dero - wegen nichs beſſer / denn nur ſich Gottes willen ergeben / vnd mit S. Iacobo ſagen: Wenn / vnd wie der HErr wil. Was mein Gott wil / das geſchehe allzeit / Sein wil der allerbeſte.
Darein kondte ſich Koͤnig David fein ſchicken / 2. Sam. 15. als er in ſeinem Exilio war / vñ die Lade des HErren von Jhme wieder zu ruͤck in die Stadt getragen wurde / ſagte er gantz we - hemuͤtig vnd demuͤtig / v. 25: Werde ich Gnade finden fuͤr dem HErren / ſo wird Er mich wiederholen / vñ wird mich ſie ſehen laſſen / vnd ſein Hauß. Spricht er aber alſo: Jch habe nicht luſt zu dir / Sihe / hie bin ich / Er mache es mit mir / wie es jhm wolgefellet. Der Auſſetzige Matth. 8. v. 2. ſtellet es auch dahin / ſagende: HErr / ſo du wilt / kanſtu mich wol reinigen. Gab damit zuverſtehen / ſo es ſein Goͤttlicher wille nicht were / oder auch Jhme etwa nicht gut vnd ſelig ſeinſolte /[32]ſolte / ſo wolte er ſich lieber mit ſeiner Kranckheit ſchleppen biß in die Grube / als wieder Gottes willen geſundt ſein.
Ja / was ſage ich von dieſen: Der Ewige Sohn Gottes ſelber hat vns ein Exempel gelaſſen / das wir ſollen nachfolgen ſeinen Fußſtapffen (1. Pet. 2. v. 21.) da er in ſeiner Todeßangſt betet am Oelberge: Mein Vater / iſts moͤglich / ſo gehe dieſer Kelch von mir: Doch nicht wie ich wil / ſondern wie du wilt. Vnd zum andern mal ſprach er: Vater / iſts nicht moͤg - lich / das dieſer Kelch von mir gehe / ich trincke jhn denn / ſo geſchehe dein Wille / Matth. 26. v. 39. 42. Das heiſſet / wie er vns auch in oratione Dominica gelehret: Fiat voluntas tua Domine: Dein Will geſchehe HErr Gott zu gleich auff Erden wie im Himmelreich: Gib vns gedult in leidens zeit / gehorſam ſein in lieb vnd leid: Wehr vnd ſtewr allem Fleiſch vnd Blut / das wieder deinen Willen thut. Laſſet vns mit Hiob ſagen / cap. 1. 21 : Dominus dedit, Dominus abſtulit: Sicut Domino placuit, ita factum eſt, ſit nomen Domini benedictum. Das iſt: Der HErre hats gegeben: Der HErre hats genom - men: Wie es dem HErren gefallen / alſo iſt es geſchehen / Der Nahme des HErren ſey gelobet. Das iſt die rechte Chriſtenkunſt / wer die recht practiciren / vnd mit der That be - weiſen kan / der iſt am beſten dran.
3. Letzlich ſo werden wir von S. Iacobo alleſampt gewar - net fuͤr Sicherheit: Vnd dagegen trewlich ermahnet zu Gott - ſeliger bereitſchafft auff vnſere letzte Hinfahrt. Denn / wir ſind hie Pilgram / Frembdlinge vnd Gaͤſte / die jmmer fort geden - cken muͤſſen / drumb ſollen wir nicht bawen feſte. Wir ſind nur Reyſe - vnd Wanderßleute / die hie keine bleibende ſtette haben / ſondern die zukuͤnfftige ſuchen ſollen / nemlich / das Himeliſche Vaterlandt. Wie auch die Heyligen Vaͤter / derer die Epiſtel an die Hebreer gedencket / cap. 11. v. 13. 14. &c. Vnd der groſſe Prophet Elias: Non ſum melior patribus meis / 1. Reg. 19. v. 5. Jch bin nicht beſſer denn meine Vaͤter.
Tran -[33]Tranſivere patres; ſimul hinc tranſibimus omnes: In cœlo patriam, qui benè tranſit, habet.All vnſer Vaͤter ſind auff / vnd davon:Wir muͤſſen auch von dieſem Plan:Wer aber wol durchdringen thut /Der hab ein friſchen freyen muth:Jm Himmel find ers Vaterlandt /Da iſt ein Frewdenreicher Standt /Das rechte wahre Engellandt /Dran Chriſtus ſein Blut hat gewandt /Vns daſſelbige zuerwerben.
Da wird erfuͤllet werden / was Chriſtus von ſeinen Glaͤu - bigen ſaget / Matth. 22. v. 30. Erunt ὡς ἄγγελοι: Sie wer - den ſein wie die Engel Gottes im Himel. Da ſind die viel Wohnungen / darauff er vns vertroͤſtet / Ioh. 14. v. 2. Da wir Ewige manſiones / vnd bleibende ſtette haben werden / das wir nicht mehr Pilgram / vnd Frembdlinge / ſondern Buͤrger vnd Gottes Haußgenoſſen ſein werden / Eph. 2. 19. Da vns keine Kranckheit / Noth noch Todt mehr außtreiben ſolle: Sondern werdẽ bey dem HErren ſein allezeit / 1. Theſſ. 4. v 17. Das wir ſei - ne Herrligkeit ſehen / Ioh. 17. v. 24. Vnd vns derſelbigen frew - en in alle Ewigkeit / Ioh. 16. v. 22. Da wird es heiſſen: & gaV - DebIt Cor VeſtrVM: Ewer Hertz ſol ſich frewen / vnd Ewre Frewde ſol niemandt von Euch nehmen.
Wie nu ein Chriſtlicher Reyſemann allezeit ſein Gebethe thut / Gott wolle jhn allenthalben auff Wege vnd Stege behuͤ - ten / auch endlich geſund vnd friſch an den orth verhelffen / da - hin er begehret: Alſo laſſet vns auch alleſampt hertzlich vndEernſt -[34]ernſtlich ſeufftzen / Der Barmhertzige Gott wolle vns im gan - tzen Laufft vnſers Lebens gnaͤdiglich bewahren / durch ſeinen Heyligen Geiſt regieren / leyten vnd fuͤhren auff rechtem We - ge / biß wir endlich heymreyſen ſollen ins Himmeliſche Vater - Landt / da wolle er vns ein ſeliges Ende beſcheren / das wir froͤlich Ahnlaͤnden an den ſicheren Port des Ewigen Lebens / vnd wolle vns alßdenn zu ſich nehmen aus dieſem Jammerthal in den Himel in Ewigen Frewden Saal. Wer das be - gehret / der ſpreche von Hertzen / AMEN. Hilffs HErr Jeſu Chriſte / AMEN. So viel were auff dißmal durch Gottes verleyhung in kurtzer Einfalt geſaget / von dieſem vorge - nommenen dreyen Puͤnctlein.
Wir dancken dem Barmhertzigen Gott fuͤr ſeine Gna - de / der wolle ſolches alles in den Hertzen Chriſtlicher Zuhoͤrer verſiegelen / das es viel Frucht ſchaffe / zu ſeines Nahmens Ehre / vnd jhrer aller Seligkeit / Amen. ϑόξα τῷ ϑεῷ.
NV iſt noch hinderſtellig / das wir auch deß verſtorbenẽ fremb den Kauffherrens / deſſen Leichnam wir jetzo auff der Pohr vor vns haben / noch zu guter letzte geden - cken / ſo viel vns von ſeinem zuſtande wiſſend / vnd ſich mit Jhme in ſeiner werenden Leibes ſchwach - heit allhier bey vns verlauffen vnd zugetragen.
Belangende demnach vorerwehneten weyland Ehrenveſten / Wolgeachten Herren THOMAM CHESWRIGHT genandt / So iſt derſelbe ſeiner Ahnkunfft buͤrdig geweſen von Londen / der Koͤ - niglichen beruͤhmbten Haͤuptſtadt in Engellandt / vber die 200. Meylen von hinnen gelegen: Da er denn Vornehme / Ehrliche Eltern gehabt / (wie ſei - ne Herren Landeßleute außſagen) welche jhn Ehr - lich erzogen / vnd / nach der Schuelen / zum Handel gehalten / Jhn in frembde Lande verſchicket / viel Geldt vnd Gutt vertrawet. Jn maſſen er denn in die Zehen Jahr vngefehr / nur hie in Schleſien / mit den vornehmeſten Staͤdten / vnd derſelben Kauff - leuten zuthuen / vnd ſeine Handlung gehabt: Da - rinnen Er ſich denn ſo auffrichtig / vnd wol vorhal - ten / Das alle / die jhn gekennet / vñ mit jhme zuſchaf - fen gehabet / jhme gut Zeugnuͤß geben / vnd wie ichE ijvon[36]von etlichen ſelber gehoͤret / Jhn wegen ſeiner froͤm - migkeit / vnd auffrichtigkeit geliebet / vnd gelobet. Wie er denn auch in wehrender ſeiner Kranckheit von vielen Ehrlichen / Vornehmen Leuten / die ſei - ner kundſchafft gehabt / ſchrifftlich vnd muͤndlich / in der Perſon / erſuchet worden. Hat ſich auch vor deſſen bißweilen hier auffgehalten / vnd mit den Vn - ſerigen in dieſer Stadt zuhandeln gehabt.
Neulicher zeit aber / an juͤngſt verſchienen Pfing - ſten / iſt Er etwas ſchwach vnd vnbaß anhero kom - men / da er ſich auch beyn jtzo Regierenden Herren Buͤrgermeiſter Georg Bartzſchen / im Gaſthofe ein - geleget / vñ anfenglichs ſeiner Leibes cura gepfleget. Weil er ſich aber faſt ſchwach vñ matt befundẽ / alſo / das er gar lagerhafftig worden / vñ beſorget / Gott wuͤrde jhn eher aus dieſer Welt abfodern: Hat er ſich zuvor aus Gottes Wort wollen troͤſten laſſen. Demnach Er den 28. Maij / war Sonnabends vor Trinitatis / nach gehaltener Veſper / zu mir vnwuͤrdig in Pfarrhoff geſchicket / mit freundlicher bitte / Jch wolte vnbeſch wehrt zu jme kom̃en / weil er ſchwach vnd kranck / jhn mit Spruͤchen Goͤttliches Worts zutroͤſten. Ließ aber beynebenſt bitten: Man wol - te jhn nicht etwa mit Controverſiis / oder ſtreittigen Religionspuncten moleſtiren: Er were ein privat - Perſon / dazu ſehr matt vnd ſchwach. Begehrteauch[37]auch nicht / das man jhn Communiciren ſolte / denn es were in ſeinem patria nicht brauch / vñ ſeiner Con - feſſion nicht gemeß / das ſolches zu Hauſe geſchehe: Sondern bey geſundem Leibe braucheten ſie das Heylige Abendmahl oͤffentlich in der Kirchen / da - bey wolte ers auch bleiben laſſen. Begehrete dero - wegen nur / das ich Jhme aus Gottes Wort wolte vorſprechen.
Ob ich nu wol die Perſon (wiſſentlich) nicht gekandt / noch vmb jhr thun vnd weſen gewuſt: Mir auch aus gemeldeter præoccupation allerley zu Gemuͤthe gezogen: Habe ich Jhme doch als ei - nem frembden / vnd dazu krancken / der meiner be - gehrete / meinen Amptesdienſt (vnwirdig) nicht verſagen wollen.
Als ich demnach zu Jhme kommen / Jhn ſehr matt auff dem Betthe liegend funden / vnd warumb er nach mir geſchickt / jhn befraget? Hat er zur Ant - wort geben: Weil ich (vnwirdig) Prediger deß Orttes ſey / ſo begehre er von mir troſt aus Gottes Wort / denn er lege da in Gottes gewalt / wuͤſte nicht wie es der liebe Gott / auch wol dieſe Nacht vber / mit jhm ſchicken moͤchte. Darauff ich angefangen: Troſt gehoͤret fuͤr betruͤbte leidtragende Hertzen / vnd Bußfertige Suͤnder: Wenn Er nu auch ſeine Suͤnden erkennete / vnd jhme dieſelben hertzlich vñE iijernſt -[38]ernſtlich leidt weren / ſo koͤnte ich Jhme den Troſt aus Gottes Worte nicht verſagen. Vnd thaͤtte er wol daran / das er ſolchen ſuchete / vnd begehrete / Gott wolte ſein Hertz erleuchten / das er bey jhm hafften vnd ſafften moͤchte.
Ach Ja / ſaget er / Jch bin ein armer groſſer Suͤn - der / troͤſte mich aber der Barmhertzigkeit Gottes / Er werde mir armen Suͤnder vmb Chriſti willen gnaͤdig ſein. Nu / ſagte ich / das iſt der beſte troſt: Denn Jeſus Chriſtus der Sohn Gottes iſt in die - ſe Welt kommen / nicht vmb der Gerechten / ſondern vmb der Suͤnder willen / dieſelbigen Selig zuma - chen / Matth. 9. Drumb ſol kein armer Suͤnder in ſei - nen Suͤnden verzagẽ / er ſey auch ſo ein groſſer Suͤn - der als er wolle. Betewrets doch Gott mit ſeinem wahren Eyde / Ezech. 33: So wahr als ich lebe / ich wil nicht den Todt des Suͤnders / ſondern das Er ſich bekehre / vnd lebe.
Ach / ſagte er: Das iſt ein groſſes Wort / daran halte ich mich auch: Gott wil nicht den Todt des Suͤnders / ꝛc.
So iſt der Herr vnſers Glaubens (ſagte ich) in dem Artickel der Rechtfertigung des armẽ Suͤn - ders fuͤr Gott? Ja / ſagete er / Jch weiß keinen an - dern Erloͤſer / denn den HErren Jeſum Chriſt / der mich erloͤſet hat.
Da -[39]Darauff nam ich mir gelegenheit à circumſtantia temporis / mit jhme ferner zureden: Fragte jhn / Ob er auch wuͤſte was wir in dieſen Landen / vnd in vn - ſern Kirchen jtzo fuͤr eine zeit hetten / vnd hielten? Vor acht tagen hetten wir gehabt das H. Pfingſt - Feſt / daran wir von der Perſon vñ Wolthaten des Heyligen Geiſtes gehandelt: Morgen (geliebte es Gott) wuͤrden wir begehen das Feſt der Heyligen Dreyfaltigkeit / da wir vnſere Zuhoͤrer erinnerten der gnadenreichen Wolthaten Gottes / ſo vns eine jedere Perſon in ſonderheit erzeiget hette. Vnd fuͤhrete ſonderlich ein / den Spruch Johan. 3: Alſo hat Gott die Welt geliebet / das er ſeinen Eingebor - nen Sohn gab / auff das alle / die an jhn glaͤuben / nicht ſollen verlohren werden / ſondern das Ewige Leben haben. Item: Gleich wie Moſes in der Wuͤ - ſten eine Schlange erhoͤhet hat / ꝛc.
Ja / ſagte er / Jch weiß es gar wol: Jch bin in an - dern Staͤdten hier zu Lande in den Kirchen gewe - ſen / da ich die Predigten gehoͤret / vnd gefellet mir gar wol. Darauff ich ferner gefraget: Ob er a[u] ch die Spruͤche vñ Reden Deutzſcher Sprache in vn - ſern Predigten verſtuͤnde / vnd ob ſie jhm auch alſo / wie wir ſie hetten / bekandt weren? Sagte er: Jn Deutzſchen were es jhm nicht alſo bekandt: Er het - te aber ſeine Buͤchlein / Pſalter vnd New Teſtamentin En -[40]in Engellaͤndiſcher Sprache (die er mir auch in puncto zeigete) bey ſich / darinne pflegte er zu leſen / vnd nachzuſuchen. Sonſt verſtuͤnde er die Deutz - ſche Sprache gar wol.
Darauff gab ich jhme zur Antwort: Nu wenn er fleiſſig zur Kirchen gegangen / vnd Gottes Wort andaͤchtig gehoͤret / ſo zweiffelte ich nicht / der Hey - lige Geiſt wuͤrde dadurch in ſeinem Hertzen kraͤff - tig ſein: Vnd ſolte gedencken an den Spruch im ne - heſten Heyligen Pfingſt Euangelio Johan. 14: Der Troͤſter der Heylige Geiſt / ſpricht Chriſtus / welchẽ mein Vater ſenden wird in meinen Nahmen / der wirds Euch alles lehren / vnd Euch erinnern alles deß / das ich Euch geſaget habe. Das Wort Chriſti muß zuvor gehoͤret werden / darnach wil es der H. Geiſt erinnern in vnſerm Hertzen / vñ dardurch wir - cken zur Seligkeit. Denn das Euangelium von Chriſto iſt eine Krafft Gottes zur Seligkeit / allen die daran glaͤuben. Rom. 1. Jch fuͤhrete jhm auch zu Gemuͤthe das Geſprech Chriſti mit Nicodemo: Da der HErr ſaget im Euangelio: Es ſey deñ / das Jemand võ Newen gebohren werde / durchs Waſ - ſer vnd Geiſt / ſo kan er nicht in das Reich Gottes kommen. Erinnerte jhn darbey ſeiner H. Tauffe / dardurch er auch Newgebohren / vnd dem Reiche Chriſti einvorleibet / deß ſolte er ſich troͤſten / vnd inſol -[41]in ſolchem Tauffbunde beſtendig verharren biß an das Ende im wahrẽ Glauben an Chriſtum / ſo wuͤr - de er ſelig werden. Marci 16. Vnd weil Er zum oͤff - tern ſich als einen armen Suͤnder nennete / vnd be - kennete / ſich aber der Gnaden Gottes troͤſtete: Gab ich jhm zu guter letzt den Spruch 1. Tim. 1: Daß iſt je gewißlich wahr / vnd ein tewres wehrtes Wort / das Jeſus Chriſtus kom̃en iſt in die Welt / die Suͤn - der ſelig zu machen / vnter welchen ich der vorneme - ſten einer bin: Aber mir iſt Barmhertzigkeit wie - derfahren / ꝛc. Mit angehengetem Troſt vnd ap - plication: Gott wuͤrde gewißlich ſeine Barmher - tzigkeit auch an Jhme beweiſen / weñ er ſich in wah - rem Glauben mit Bußfertigen Hertzen daran wird halten.
Lieſſe es alſo auff dieſen Abendt dabey verblei - ben / vnd nam meinen abſchied / weil ich folgendes Tages in meinem Ampte mehr zuverrichten: Wol - te Jhn auch / weil er ſchwach / mit mehrern reden nicht moleſtiren. Morgendes tages / (geliebte es Gott) nach vorrichtetem Ampte wolte ich Jhme weiter zuſprechen / dafern es Jhme gefellig? Vnter deſſen Jhn in mein privat / vnd der Chriſtlichen Kir - chen gemeines Gebet mit einſchlieſſen. Welches er ſelber begehrete. Jſt alſo von Trinitatis an alle ta - ge in der Kirchen oͤffentlich vor jhn gebeten wor -Fden /[42]den / weil er da gelegen / gantzer Eylff Wochen lang. (welches man im anfang nicht vermeinet / das ſichs ſo lange verziehen ſolte.)
Folgendes Sontages Trinitatis bin ich wieder zu Jhme kommen / Jhn noch ſchwach im Betthe lie - gend gefunden / da er ſein Pſalterbuͤchlein vor ſich gehabt: Vñ als ich vermercket / wie er in ſeiner An - dacht religioſus / habe ich Jhn der Bußpſalmen Da - vids erinnert: Sonderlich deß 6. 51. vnd 134. die ich Jhme auff vnſer Sprache fuͤrgeſaget / Er aber in ſeinem Buͤchlein ſie auffgeſuchet / vnd drauff ge - mercket. Habe jhn auch zum Gebet ermahnet / aus dem 50. Pſalm: Ruffe mich an in zeit der noth / etc. Item ex Pſal. 91: Er begehret mein / ſo wil ich jhm außhelffen / ꝛc. Vnd aus dem Spruch Chriſti Joh. 16. Matth. 7. Auch zur Gedult / aus Davids Troſt - ſpruͤchlein / Pſal. 42. 43 : Was betruͤbeſtu dich meine Seele / ꝛc. Welcher Spruch jhm ſo ahnmutig / das er mit fleiß darnach fragete / wo er ſtuͤnde? Jhn auch alßbaldt auffgeſuchet / vnd gezeichnet. Item den Spruch Jacobi 1: Selig iſt der Mann / der die An - fechtung erduldet / ꝛc. Welchen er auch mit fleiß in ſeinem Enchiridio zeichnete. Aus welchen denn ſei - ne Gottſeligkeit zuvermerckẽ. Bedanckte ſich dem - nach hoͤchlich des Troſtes / vnd beſuchens. (Wahr ſonſten nicht von viel reden / hoͤrete mir aber fleiſſigzu /[43]zu / was ich jhm fuͤrſprach / oder fuͤrlaß.) So habe ich auff dißmal meinen abtritt von jhm genommen.
Den 9. Junij / Donnerſtages nach Medardi〈…〉〈…〉 ſt. gegen Abend / bin ich wieder zu jhme erfodert wor - den / der meinung / das er gerne noch was mit mir re - den wolte / weil er noch reden koͤnte / auch bey gutem verſtandt vnd bedacht were / denn er ſich beſorgte / die Sprache moͤchte jhm entfallen / weil er begonte gar in ſich zureden. Fieng derhalben an / vnd ſagte: Er vermerckete bey ſich / Gott wuͤrde es anders mit jhm ſchicken / begehrete derhalben ein Chriſtliches Begraͤbnuͤß / wenn Gott vber jhn gebieten wuͤrde. Auch hette er ſeinen Landeßman / der auff jhn war - tete / laſſen zu Pappier bringen / was er der Kirchen / Schulen vnd Hoſpital allhier legiret hette. Das wolte er mir ſagẽ / damit ich ein wiſſen daran hette. Wie wol es mit dem Herren Buͤrgermeiſter auch ſchon alles beredet were.
Darauff ich mich wegen ſeiner Chriſtlichen af - fection gegen vnſer Kirchen / vnd Hoſpital bedan - cket. Vnd jhn ferner ermahnet: Er ſolte nu auch ſeine Seele bedencken / vnd ſehen / das die wol ver - ſorget wuͤrde. Deñ der Leib hette zwar in der Er - den ſeine ruhe / aber der Geiſt muͤſte wider zu Gott / der jhn gegeben hette. Eccleſ. 12. Da fing er ſelbeſt an den Spruch: In domo patris mei mãſiones multæ. F ijJch[44]Jch wuͤrde es wol wiſſen / wo das geſchrieben ſtuͤn - de: Jn meines Vaters Hauſe ſind viel Wohnungẽ: Da wuͤrde / ob Gott wol / ſeine Seele auch platz ha - ben. Darauff erzehlete ich den Spruch gantz / ex Joh. 14. Das wahr jhm ſehr ahnmutig / er ſeufftzete druͤber / warff ſeine Augen auff / vnd faltede ſeine Haͤnde. Vnd als ich die wort Chriſti erzehlete / Matth. 11: Kompt her zu mir / alle / die jhr muͤheſelig vnd beladen ſeyd / Jch wil euch erquicken: Da ſollet jhr ruhe finden fuͤr ewre Seele / ꝛc. Sagte er: Das iſt der beſte Artzt / ich habe allerley Artzney gebrau - chet / aber es wil mich nichtes helffen. Jch wil es nu gar bleiben laſſen / vñ mich an den rechten Artzt hal - ten / der wird mir ob Gott wol helffen. Ja / ſagte ich / der wirds thun / Er kan / vnd wils auch thun / beydes an Leib vnd Seele. Er kan erretten / alle / die zu jhm tretten: Seine Hand iſt nicht verkuͤrtzt / das Er nicht helffen koͤndte. Die Rechte Handt des HErren kan alles endern. Er hat das rechte Anti - dotum vnd Alexipharmacon wieder den Todt / Joh. 8: Warlich / warlich / Jch ſage euch / wer mein Wort wird haltẽ / der wird den Todt nicht ſehen ewiglich.
Vermahnete jhn alſo mit mehrerm zu Chriſtli - cher beſtendigkeit im Glauben / Geduld vnd Hoff - nung. Befahl jhn in Gottes ſchutz vnd ſegen / ne - benſt erbietung / Jhme mit meinem Amptes dienſteauff -[45]auffzuwarten / wenn ers begehrete. Bin aber von dem an weiter nicht erfordert worden. Auch weil ſichs mit Jhme in die lenge verzog / hoffete ich der beſſerung.
Vom Herren Buͤrgermeiſter / als ſeinem Herrn Wirth / vñ andern / die im Hauſe vmb jhn geweſen / habe ich den bericht / das er Jhme taͤglich aus der Bibel / vnd andern Chriſtlichen Troſtbuͤchlein ha - be fuͤrleſen laſſen / ſich auch gar geduͤltig / vñ wol ver - nuͤnfftig in ſeinem Creutze verhalten. Vnd wie wol er ſtetes zu Betthe gelegen / vnd nie auffſtehen koͤn - nen / iſt er doch ſo beſonnen vnd vorſichtig geweſen / das er mit ſeinem Landeßman / Herren Nathanaël Jackſon / ſein Teſtament / vnd letzten Willen / ſeiner Verlaſſenſchafft halben / wie es zu Hauſe damit ſol - te gehalten werden / wolbedaͤchtig verfertiget / vnd mit dreyen Siegeln bekraͤfftiget / nach ſich hinter - laſſen.
Die gantze zeit vber ſeiner wehrenden Kranck - heit / hat man kein vnbeſcheiden wort von Jhm ge - hoͤret. Jn ſeiner Engellaͤndiſchen Sprache hat er fleiſſig gebetet / vnd ſeine andacht mit aͤuſſerlichen geberden wol zuverſtehen geben.
Den 6. Auguſti, Sonnabends / koͤmpt jhm ein ſchreiben an / eine ſtarcke Poſt Geldt zum Handel an - reichende: Hat er den Herrn Buͤrgermeiſter / widerF iijzu ſchrei -[46]zu ſchreiben / gebeten mit dieſen wortẽ: Er habe mit keinem Gelde mehr zuſchaffen / er habe ſeine Hand - lung in der Welt reſigniret, vñ beſchloſſen: Er warte nun alle Stunden ſeines Erloͤſers / weñ der kom̃en / vnd jhn auffloͤſen werde. Hat ſich alſo aller Jrr - diſchen ſachen gantz vnd gar verziehen / vñ begeben. Wie er denn auch das Schreiben vberleſen / vñ ſich propria manu (wiewol ſchwaͤchlich) vnterſchriebẽ.
Dienſtages vor Laurentij, wahr der 9. Auguſti / ward in der Kirchen fuͤr Jhn gebeten / das ſichs ließ anſehen / als ob es Gott anders mit Jhm ſchicken wolte. Da bin ich nach dem Gebet / proprio motu / zu Jhm gangen / noch zu guter letzt einmal mit Jhm zureden. Wie wol Er nu ſehr matt / wandte er ſich doch an ſeiner Handzwell herumb / das er mir konte zuhoͤren / da ich das Manuale Molleri bey mir geha - bet / Jhme darauß die Troſtſpruͤche / ſampt etlichen Gebetlein / die fuͤr die Sterbenden da verzeichnet ſind / fuͤrgeleſen: Die er mit fleiß angehoͤret. Jhn ermahnet / das er Jhme ſolches alles in ſeinem Her - tzen durch den Glauben appliciren / vnd bey ſeinem HErren Chriſto beſtendig bleiben ſolte biß in den todt / ſo wuͤrde er die Krone deß Lebens empfahen. Apocal. 2. 2. Tim. 4. Sagte er dieſe wort darauff: Es iſt gar ein ſchoͤner Troſt / vnd ſind ſchoͤne Spruͤ - che / die mich wol getroͤſtet.
Fer -[47]Ferner iſt er von mir befraget worden: Ob er auch ſo lange zeit vber in ſeiner werenden ſchwach - heit etwa jnnerliche anfechtung gehabt / oder einige beſchwehrung ſeines Hertzens oder Gewiſſens? Hat er getroſt geantwortet: Nein / gar keine. Ob er ſich denn der Gnadenreichen vergebung der ſuͤn - den in Chriſto auch gentzlich getroͤſte? Reſpond. Ja gantz wol. Ob er denn auch jederman in ſeinem Hertzen verziehen vnd vergeben / das er alſo beydes mit Gott vnd Menſchen verſoͤnet? Hat er gleich wie frewdig geantwortet: Ach ja / er wuͤſte auff nie - mand nichtes / Er were in ſeinem Hertzen vnd Ge - muͤthe gar wol zufrieden. Darbey habe ichs end - lich auch alſo bleiben laſſen. Vnd ſind das meine letzten reden gegen Jhme geweſen: Er wolte geden - cken an die letzten Wort deß HErren Jeſu / die er am Creutze geſprochen: Vnd mit dem lieben Dionyſio hertzlich beten / vnd ſeufftzen: O hilff HErre Jeſu Chriſte / das dein letztes Wort / ſo du am Creutz ge - ſprochen / auch mein letztes wort ſey: Vater in deine Haͤnde befehle ich meinen Geiſt / du haſt mich erloͤ - ſet / HErr du getrewer Gott. (Pſal. 31. 6.) Vñ wenn ich nimmer reden kan / ſo nim mein letztes Seuffzen an. Vnd jhn hiemit valediciret.
Am nechſten Sonnabend / war der 13. Auguſti / n. ſt. ſind ſeine Herren Landeßleute / ſo hier im Lan -de[48]de handeln / zu jhme kommen / jhn zu beſuchen / vnd ſeinen zuſtandt zuerkunden. Vnd weil ſie vermer - cket / Das jhme die expectoration etwas ſchwehr wuͤrde: Haben ſie gerathen / Er ſolte doch verſu - chen / ob es nicht durch Medicamenta zufoͤdern. Da - rauff Er den H. Doct. Med. wieder zu ſich fordern laſſen / ſeines rahtes gepfleget / vnd gebrauchet / was jhm derſelbe geordenet: Auch etwas linderung be - funden / wie Er Sontages fruͤe / vor der Predigt / ſelbſt vernuͤnfftiglich gegen dem H. Doct. zuverſte - hen gegeben. Bald darauff / vnter der Amptspre - digt (Dom. XI. poſt Trinit. ) da auch fuͤr jhn gebeten worden / wird er Sterbenßkranck / wirffet ſeine Au - gen auff / faltend ſeine Haͤnde / reget ſeine Lippen / als betet er / (wie die Waͤrterin / ſampt den Vmbſte - henden / ſo im Hauſe geweſen / berichten.) Vnd als ſein Landeßmann / mehr erwehnter H. Nathanaël / gleich aus der Kirchen koͤmpt / redet er noch auff ſei - ne Sprache die wort zu jhm: O Nathanaël jtzo ſter - be ich. Vnd ſcheidet darauff ſeuberlich vnd ſanffte von hinnen / als ob er entſchlieffe.
So viel habe ich berichts von ſeinem Abſchie - de / ohne was ich zuvor ſelber mit jhme geredet / vnd von Amptes wegen / der Warheit zuſtewer zeugen kan.
Sein leiblicher morbus iſt geweſen (wie der E. Hoch -[49]Hochgelahrte Herr Michaël Cruſius Philoſ. & Med. Doctor, Ordinarius Phyſicus allhier berichtet:) pal - pitatio cordis, cum phthiſi, & exulceratione pulmorũ, das Hertz zittern / ſampt der rechten natuͤrlichẽ Lun - gen - vnd Schwindſucht / ſo jhm etliche Jahr zuge - hangen: Wie er denn auch gar abkommen / vnd ver - zehret / das er als ein σϰελετὸν da gelegen / nur Haut vnd Bein an jhm geweſen / das er wol nicht viel Fleiſch mit ſich in die Erde genommen.
Wir befehlen nu ſeine Seele Goͤttlicher Barm - hertzigkeit / vnd ſeinen Leichnam der Erden / die vn - ſer aller Mutter iſt: Jn troͤſtlicher hoffnung / daß er ſampt allen Glaͤubigen in Chriſto Jeſu / an jhnem tage zum Ewigen Leben / wiederumb werde erwe - cket werden.
Seines alters iſt er geweſen / vngefehr im 36 Jahr / cœlebs / alſo / das er nicht gefreyet oder geheyratet. Der Kirchen in Greyffenberg hat er aus Chriſtli - cher liebe vnd gutwilligkeit legiret 20 guͤlden. Dem Hoſpital 20 guͤlden / mehr vierdhalbe guͤlden vor die ſtelle vnd außleuten. Jſt alles pahr außgezahlet / vnd gut gemachet.
Gegen das E. Miniſterium / Kirchen vñ Schul - diener / hat er ſich auch danckbar / vnd ehrlich ver - halten.
GHauß -[50]Haußarmen Leuten / ſeind von ſeinet wegen / von zweyen Scheffeln Korn / Brod außgetheylet wor - den.
Seiner wird dabey jederman zum beſten zuge - dencken haben / wie vns denn auch dieſer orte von Jhm nichts anders / denn alles gute / wiſſendt.
Dem Herrn Buͤrgermeiſter Georg Bartſchen / als dem Wirth / ſo wol ſeiner geliebten Haußfraw - en vnd Kindern / wird zum fleiſſigſten gedancket / das ſie jhn gehauſet vnd geherberget / Jn werender ſchwachheit gedult mit jhme getragen / was noth - wendig verſchaffet / Endlich / ſeinem begehren nach / ſeinen Leichnam gebuͤrlicher weiſe verhuͤllet / vnd Chriſtlich zur Erden beſtatten helffen. Wie auch dem Geſinde / ſampt der Waͤrterin fuͤr erzeigte muͤ - he vnd trew: Auch allen die jhn etwa beſuchet / vnd beygewohnet / gebuͤhrender danck geſaget worden.
Nach verrichtetem Ampte iſt auch im nahmen / vnd von wegen deß Herrn Buͤrgermeiſters Georgij Bartſchens / als ſeines geweſenen Wirthes: Vnd Herrn Nathanaëlis Jackſons / ſeines getrewen lieben Landeßmannes / oͤffentlich abgedancket worden:
Erſtlich E. E. W. Rath der Stadt Greyffen - berg / weil derſelbe in anſehenlichen proceſs der Lei - chen gefolget.
Nachmals den frembden ahnweſenden Kauff -her -[51]herren Engellaͤndiſcher Nation / vnd anderen / ſo ſich nicht beſchwehret den Exequijs beyzuwohnen.
Folgends denen Herren von Elteſten vnd Ge - ſchwornen / ſo die Leiche zu jhrem Ruhebetlein ge - tragen.
Auch den Erbaren Tugendſamen Frawen vnd Weibesperſonen / ſo auff vorhergehendes erſuchen die Leiche begleitet vnd betrawret.
So wol allen Zunfften / Zechen / vnd gantzer Chriſtlichen Gemein / ſo ſich vnbeſch wehret herzu gefunden / vnd dieſem frembden Kauffherren das Geleit zu ſeinem Ruhebettlein gegeben / damit den letzten Willen vnd Ehrendienſt aus Chriſtlicher Liebe zuerzeigen. Damit alſo der Actus nebenſt dem Gebeth / vnd Chriſtlichen Geſaͤngen beſchloſ - ſen.
Gott habe den Verſtorbenen Selig: Vnd gebe vns allen auch eine gute Stunde Chriſtlich zu leben / Selig zu ſterben / vnd an jehnem Tage Jhme / vnd vns allen eine froͤliche Auffer - ſtehung in Chriſto zum Ewigen Leben / Amen. δ. τ. ϑ. ε. υ. α.
AMEN.
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