PRIMS Full-text transcription (HTML)
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JOSEPHUS ÆGYPTIUS:
Das iſt: Die wunder ſchoͤne / Lehrhaffte vnd Troͤſtliche Hiſtori / von dem Frommen Joſeph in Egypten:
Kuͤrtzlich erklaͤrt vnd außgelegt: Bey der Adelichen Leichbegaͤngnuß / Weyland deß Geſtrengen / Edlen vnd Veſten Junckern / Joachimi von Kageneck / Fuͤrſtlichen / Pfaltzgraͤfiſchen / Veldentziſchen Rahts Hoffmeiſters vnd Amptmans der G[ra] fſchafft Luͤtzelſtein: Welcher den 24. Januarij Anno Chriſti 1616. Morgens fruͤhe vmb 3. vhr / ſanfft vnd ſtill im Herren Chriſto eingeſchlaffen / vnd den 29. hernach / in der Pfarꝛ - Kirchen daſelbſten / Chriſtlich in ſein Ruhbettlin geſetzt worden.
(Tobiæ 12. verſ. 7.)
Der Koͤnige vnd Fuͤrſten Raht vnd Heimligkeit ſoll man verſchweigen: Aber Gottes Werck ſoll man herꝛlich preiſen vnd offenbaren.
ZuStraßburgdurchAntonium Bertram. M. DC. XVI.
[2]

ΕΤΕΟΣΤΟΙΧΟΝ:

Nomen Nobilißimi Domini Præfecti, Annum item; Diem, & ſub Die Menſem; Obitus ipſius continens.

JaChIMVs Kagenek, ConVerſo PaVLo oblVIt;
HInC abIIt; qVI VIX noXIa VLLa CapIt.

KVRTZE REJMEN:

Jn welchen der Nammen deß Verſtorbnen Junckern ſeligen / ſampt dem Jahr vnd Tag / auch vnder dem tag der Monat Januarius / ſeines ſeligen Ableibens / durch die Zahlbuchſtaben angedeutet werden.

ApoſteL PaVLVs VVar bekehrt:
JVnCkern JoaChJMo Von KageneCk Gott
beſChert:
EJn eVVJges Leben ohner VVehrt:
Jhn gar theVr Verehrt.
[3]
Der Edlen viel Eh - ren Tugendreichen Frawen / Mariæ von Kageneck: Weiland deß Geſtrengen / Edlen vnnd Veſten Junckern Joachimi von Kageneck / Fuͤrſt - lichen / Pfaltzgraͤftſchen / Veldenziſchen Rahts / Hoffmeiſters vnd Amptmans der Graffſchafft Luͤtzelſtein / Seliger gedaͤchtnuß / hinderlaſ - ſenen Witwe / Gebornen von Sultz: Gottes Gnad vnd Frieden / durch ſeinen lieben Sohn / vnſern Heyland Jeſum Chriſtum / ſampt beſtaͤndigem Troſt deß Heiligen Geiſtes.

EDle / viel Ehren Tugendreiche Fraw Hoffmeiſterin: Ob wol viel ſtar - cke vnd wichtige vrſachen ſein / vmb de - ro willen bey Chriſtlichen vnd Ehrli - chen Leichbegaͤngnuſſen / auch Chriſt - liche / in Gottes wort gegruͤndte Leich - predigten gehalten werden: So iſt doch meines Einfaltigen erachtens in denſelbigen fuͤrnemblich auff zwey Stuck / gute vnd fleiſſige achtung zugeben: Erſt - lich zwar / auff die noch Lebenden. Zum andern: auff die in Gott verſtorbnen. Die Lebenden betreffend: So koͤnden zwar die Leichpredigten denſelbigen zu vielfaltigem Nutz ge - richtet werden / daſſelbige aber geſchicht fuͤrnemlich in Troͤ - ſtung vnd auffrichtung der Trawrigen / wann man den jeni -A ijgen /[4]gen / ſo durch Ableiben jhrer lieben Angehoͤrigen mit kraͤffti - gem Troſt auß Gottes heiligem Wort genom̃en / zuſpringt. Sie damit auffrichtet vnd troͤſtet / welches auch bekennet derPſal. 119. v. 50. H. Koͤnig vnd Prophet David im 119. Pſal. da er ſagt: Herꝛ / wann dein Geſetz (er verſteht aber Gottes Wort durchauß) nicht were mein Troſt geweſen: ſo were ich vergangen in meinem Elend / dann in demſelbigen Wort redet der H.Rom. 15. 5 Geiſt (als ein Gott deß Troſtes) ſelber mit vns / Er ver - wahret vnſere Seel / das wir abermal mit David ſprechenPſa. 42. & 43. v. 5. 6. koͤnden auß dem 42. vnd 43. Pſal. Was betruͤbſtu dich meine Seele / vnd biſt ſo vnruͤhig in mir: Harꝛe auff Gott / dann ich werde jhme noch dancken / daß Er meines Angeſichts hilffe / vnd mein Gott iſt. Er vertroͤſtet vns darinn ſeinerPſ. 34. v. 6. Goͤttlichen hilff vnd Erꝛettung / wie Er abermal ſagt / Pſal. 34. Welche den Herren anſehen vnd anruffen / deren Angeſicht wird nicht zu ſchanden: da dieſer Elende rieff / hoͤ - ret der Herr / vnd halff jhme auß allen ſeinen Noͤhten:2. Tim. 2. v. 19. Dann der Herꝛ kennet die ſeinen mitten im Creutz: 2. Tim. 2. Der feſte Grund Gottes beſtehet / vnd hat dieſen Siegel: der Herr kennet die ſeinen. Vnſer ſchwaches Fleiſch vnd Blut zwar vrtheilet bißweilen ſeltzam vnd wunderlich von Gottes Providentz vnd Regierung: Ob ſich auch Gott vn - der dem Creutz vnſer annehme / an vns gedencke / oder fuͤrMatth. 10. v. 29. vns ſorge: da lehret vns nun aber Gottes Wort: das Gott nicht nur fuͤr vns / ſonder auch fuͤr die Voͤgel vnd Spatzen / ja fur die Haar vnſers Haupts ſorget / das derſelben keines ohn ſeinen gnaͤdigen Willen auff die Erden fallet: Ja / das Gott der Herr nirgends lieber / dann bey den Trawrigen vnd Muͤhſeligen iſt vnd ſein will / Er ſihet an / ſagt Jeſ. amIeſ. 66. v. 2 66. die zerbrochenes Geiſtes ſein: Wann vns ſchon mit dem lieben David will beduncken / als wann Gott vergeſſen het - te gnaͤdig zu ſein / vnd ſeine Barmhertzigkeit fuͤr Zorn ver -ſchloſſen:[5]ſchloſſen: ſo troͤſtet Er vns doch wider / vnd ſpricht: Seine Augen ſehen auff die Gerechten / vnd ſeine Ohren auff jhr ſchreyen: Pſal. 34. Er verheiſſet vns / daß Er vnſer nimmer -Pſ. 34. 16. mehr wolle vergeſſen / wie Er ſagt Jeſ. 49. Kan auch einIeſ. 49. 15. Weib jhres Kindes vergeſſen / das ſie ſich nicht erbarme vber die Frucht jhres Leibes? Vnd ob ſie deſſelbigen vergeſſe: ſo will ich doch deiner nicht vergeſſen: ſihe / in meine Haͤnd hab ich dich gezeichnet / vnd Jerem. 31. Jſt nicht Ephraim meinIerem. 31. v. 20. thewrer Sohn / vnd mein trawtes Kind? dann ich dencke noch wol dran / was ich jhme geredt hab / darumb bricht mir mein Hertz gegen jhm: daß ich mich ſein erbarmen muß / ſpricht der Herr. Auff welche wahrhafftige Goͤttliche verheiſſungen / ſo in Chriſto ja vnd Amen ſein / ſollen wir2. Cor. 1. v. 20. vns keck vnd getroſt verlaſſen / ja darauff trotzen / vnd ſpre - chen / Rom. 8. Jſt Gott fuͤr vns / wer mag wider vns ſein?Rom. 8. v. 31. welcher auch ſeines Eimgen Sohns nicht hat verſchonet: ſonder denſelbigen fuͤr vns alle dahin gegeben: wie ſolt Er vns mit jhme nicht alles ſchencken? Jch bin gewiß / das we - der Tod noch Leben / weder Engel / noch Fuͤrſtenthumb / noch Gewalt / weder gegenwertiges / noch zukuͤnfftiges / we - der hohes noch tieffes / noch keine andere Creatur / mag vns ſcheiden von deꝛ Liebe Gottes / die da iſt in Chriſto Jeſu vn - ſerem Herren / darumb ſuchen die From̃en vnd Glaͤu - bigen jhre hilff vnd troſt / einig vnd allein bey Gott / der ſie betruͤbt / verwundet / toͤdtet / ja gar in die Hoͤll fuͤhret: das Er ſie wider erfrewe / heyle / lebendig mache / vnd in den Him̃el fuͤhre: Sie verlaſſen ſich nicht auff Menſchliche hilff: dann ſie iſt doch kein Nuͤtz. Auch nicht auff die Heiligen im Him - mel / viel weniger auff das jenige / ſo Gott ernſtlich verbot - ten / haſſet vnd fuͤr einen Grewel halt. Ja die ſprechen mit dem H. gedultigen Job: Wann mich ſchon der Herr gar toͤdten wird / will ich doch auff jhne hoffen: dann Er hilfftA iijvns[6]vns nicht nur im leben: ſonder auch im ſterben: wie DavidPſal. 68. v. 21. abermal ſagt / Pſal. 68. v. 21. Wir haben einen Gott der da hilfft / vnd den Herꝛen Herren / der vom Todt erꝛettet / dann wir ſind ſein / Dominiſumus, wir ſein Herꝛen / vnd ſeinRom. 14. v. 8. deß Herꝛen / wir leben oder ſterben / Rom. 14. Es troͤſtet vns aber Gott der Herr nicht nur mit verheiſſung ſeiner gnaͤ - digen Hilff vnd Erꝛettung: ſonder auch / daß Er vns wider - umb mit Him̃liſcher Frewd / Wonne vnd Herꝛligkeit will erfrewen / vnd vberſchuͤtten: dann bey jhme iſt Frewde die fuͤlle / vnd lieblich weſen zu ſeiner Rechten jmmer vnd ewig -Pſ. 16. v. 11. lich / Pſal. 16. Paulus der Apoſtel biß in den dritten Him̃el2. Cor. 12. v. 4. verzuckt / kan ja dieſelbige nicht außſprechen / 2. Cor. 12. Pe -Matth. 17. v. 4. trus weiß auch ſelbs nicht wie jhme geſchehen / da er auff dem Berg Thabor nur einen Plick davon bekompt / Matth. Pſ. 73. v. 2517. Darumb ſollen wir ſprechen mit dem Frommen Aſaph auß dem 73. Pſal. Herr / wann ich nur dich hab / ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden / vnd wann mir gleich Leib vnd Seel verſchmacht / ſo biſtu doch Gott allezeit mei - nes Hertzen Troſt vnd mein Theil / zugeſchweigen jetzund / deß vielfaltigen Troſts / ſo wir inſonderheit auß dem heiligen Evangelio: Auß den Wolthaten deß Herren Chriſti: Auß dem Artickel von der Aufferſtehung der Todten: Auß dem ſeligen zuſtand der Seelen der Glaͤubigen in der Hand Gottes: von dem ewigen Leben / vnd andern mehr / taͤglich hoͤren vnd vernehmen / fuͤrnemblich in den Leichpredigten / wann wir ſelber ſolches Troſtes am meiſten bedoͤrffen vnd von noͤthen haben.

Die ander Vrſach / vmb welcher willen / meiſten theils Leichpredigten gehalten werden / iſt: das ſie geſchehen wegen der Abgeſtorbenen: Nicht aber der meynung / daß da - durch den Todten zur Seligkeit oder Gnade Gottes ſolte verholffen / oder vorſchub geſchehen: dann Selig ſeind dieTodten /[7]Todten / ſo in dem HErꝛen ſterben von nun an / Apoc. 14. Apo v. 13.Sonder daß dadurch der Verſtorbnen Exempel / ſo Gott - ſelig gelebt / vnd Chriſtlich von dieſer Welt abgeſcheyden ſein / vor der Welt offentlich geprieſen / vnd andern noch Le - benden zur Nachfolg fuͤrgeſtellt vnd commendirt werden: dann ob wol hieruͤber von vielen vnderſchiedliche Judicia vnd Meinungen fallen vnd gehoͤrt werden: ſo kan doch ſol - ches / ſo es in gebuͤrlicher Maß vnd mit Beſcheydenheit ge - ſchicht / nicht wol getadelt oder verworffen werden / Dann kuͤrtzlich zu melden / ſo geſchicht ſolches Erſtlich / Gott dem Herrn ſelbſten zu Ehren / vnd zu hertzlicher danckſagung fuͤr ſeine Wolthaten / der durch ſolche ſeine Chriſtliche Werckzeug erzeigt vnd verliehen: daß die Lebenden / die je - nige Gaben / damit Er die Verſtorbne gezieret hatte / moͤge erkennen / vnd Gott in ſeinen Heiligen loben vnd preiſen: als welche Er mit ſeinem heiligen Geiſt regiert / geleitet vnd gefuͤhret / vnd ſeiner Kirchen im Geiſtlichen vnd Weltli - chen Regiment / viel gutes erzeigt vnd erwieſen / So werden durch ſolch Lob vnd commendation auch andere gleichsfals erweckt vnd auffgemuntert / ebener maſſen in ſolche loͤbliche Fußſtapffen zu tretten / vnd deroſelben Glauben / Gottſelig - keit vnd Tugend nach zufolgen / eines Chriſtlichen Wandels ſich zu befleiſſigen / vnd endlich auch nach Gottes willen / im Glauben vnd gutem Gewiſſen / von dieſer Welt abzuſchey - den / So iſt es auch an jhme ſelber billich vnd recht / daß der jenigen / ſo Chriſtlich vnd Gottſelig auff Erden gelebt / vnd davon abgeſcheyden / Ehrlich vnd Ruͤhmlich bey den Nach - kommenden gedacht werde. Dann wie David ſagt / Pſ. 112. Pſ. 112. v. 6.So wird deß Gerechten nimmermehr vergeſſen. Vnd Sy -Syrach. 7. v. 27. rach. 7. daß man auch an den Todten Wolthat beweiſen ſol - le. Welches warlich nicht wol beſſer vnd fuͤglicher / dañ auff ſolche weiſe geſchehen kan. Schreibet man doch von denGott -[8]Thucyd. lib. 6. Bell. Pelop. Gottloſen vnd Vnglaͤubigen Heyden: daß ſie zu Athen in Griechenland einen ſolchen Altar oder hohen Stein auffge - richtet haben: darein aller Mißthaͤtiger Leut vnd grewlicher Tyrannen Namen / ſampt jhren boͤſen Thaten ſein gehawen worden: Nicht nur denſelbigen boͤſen Menſchen zu ewiger Schmach vnd Schand / Sonder auch den Frommen zur Warnung / damit hierdurch Meñiglich vor dergleichen boͤ - ſen Thaten gewarnet vnd abgeſchroͤckt wuͤrde. So nun ſol - ches die Heyden gethan haben / in auffmerckung deß boͤſen / zu der boßhafftigen Schand: Warumb ſolte ſolches nicht geſchehen moͤgen im guten vnd loͤblichen: Andere dadurch nach beſtem fleiß vnnd vermoͤgen zu Ehre vnd Tugend zu vermahnen vnd anzureitzen.

Dieſe beyderley vnd bedencken nun / Edle viel Ehren vnd Tugendreiche Fraw Hoffmeiſterin / hab ich auch ge - habt / als nach dem willen deß allein Weiſen Gottes: Ewer E. vnd T. lieber Juncker ſeliger / (wiewol ploͤtzlich / jedoch ſeliglich) iſt von dieſer Welt abgefordert worden: dann ich wol erachten koͤnden / ja ſelber geſehen vnd erfahren / wie ſchwehr vnd hertzbetruͤbt ſolcher vnverſehene Fall E. T. worden: damit ich nach meinem Ampt / (wiewol einfaltig vnd gering) doch ſoviel Gott Gnad verliehen / E. T. in ſol - chem vnverſehenen ſchwaͤren zuſtand auß Gottes Wort et - licher maſſen moͤchte mit Troſt auffrichten vnnd ſtaͤrcken. Darnach auch das jenige / ſo loͤblich vnd ruͤhmlich von ge - meltem / E. T. lieben Junckern ſeligen (welcher mir in die 26. Jahr lang als ein frommer Ehrlicher Junck er bekandt geweſen) moͤchte fuͤrgebracht werden / bin deſſen gewiß vnd verſichert / daß es ſich alſo vnd nicht anderſt im Werck vnd in der That verhalte: Jnmaſſen ſolches nicht allein von vn - ſerm Gnaͤdigen Landsfuͤrſten vnd Herꝛen / Hertzog Georg Hanſen / Pfaltzgraffen / ꝛc. (deſſen F. G. ſelbs Perſoͤnlichder[9]der Leichpredigt beygewohnet) iſt atteſtirt vnd bezeuget worden / das alles ſo ich in derſelbigen fuͤrgebracht / nichts anders als die lauttere warheit ſeye: Sondern auch deß Junckern ſeligen Adeliches Lob / Ruhm vnd Ehr in der gantzen Graffſchafft vnd Nachbarſchafft: Jha weit vnd breyt bekandt iſt. Thue alſo hiemit / Edle Tugendreiche Fraw Hoffmeiſterinn / gegenwertige Leichpredigt (dero - ſelben lieben Junckern ſeligen zu Ehren geſchehen) auff E. T. inſtaͤndiges Begeren / dienſtlich offeriren vnd zu - ſchreiben / weil zwar der betrůbte leydmuͤtige zuſtandt vns alle / fuͤrnemblich aber vnd am allermeyſten E. T. ſampt geliebter angehoͤriger Adelicher Freundſchafft betroffen / damit dieſelbige / ſonderlich die / ſo derſelbigen nicht bey - wohnen koͤnden / ſich darinnen erſehen / auffrichten vnd troͤſten moͤgen: Das auch deß verſtorbenen Junckhern ſe - ligen zwey hinderlaſſene Adeliche / wiewol noch Junge Vnmuͤndige Kinder / heut oder morgen / Jhres frommen / gar zeitlich verlohrnen / oder vielmehr vorhingeſchickten lieben Junckern Vatters ſeligen / Chriſtlichen Lebens vnd wandels / auch ſeligen Abſchieds von dieſer Welt / offent - liches zeugnuß vnd Kundtſchafft haben moͤgen: Vnnd entlich / daß auch ich fuͤr meine Perſon mich danckbar erzeyge / fuͤr die vielfaltige Gutthaten / ſo von dem from̃en Junckern ſeligen vnd E. T. ich offt vnd vielmal empfan - gen / Den Allmaͤchtigen Ewigen Gott vnd Vatter vnſers Heylands Jeſu Chriſti demuͤtig bittende / daß derſelbige E. T. ſolches mit ſeinem Goͤttlichen reichen Segen viel - faltig wolle erſtatten / das zugeſchickte Creutz Vaͤtterlich ringern vnd miltern / vor ferꝛnerem widerwertigen zuſtand gnaͤdiglich behuͤten / in langwiriger beſtendiger geſundheit lange zeit erhalten / vnd dermahl eins nach ſeinem Goͤtt - lichen willen / im Ewigen Him̃liſchen vnd ſeligen LebenBerſtatten /[10]erſtatten / Durch Jeſum Chriſtum / ſeinen lieben Sohn / vnſern Heyland vnd Seligmacher / in Krafft ſeines Hey - igen Geiſtes / Amen. Datum Luͤtzelſtein / den 2. Fe - ruarij / Anno Chriſti 1616.

Ewer Ehren vnd Tugendſame Jn Chriſto Dienſtwilliger M. Johannes Rupflinus Kirchendiener daſelbſten.

Geneſ. [11]
Geneſ. 50. verſ. 26. Alſo ſtarb Joſeph da er war hundert vnd zehen Jahr alt / Vnd ſie ſalbe - ten jhn / vnd legeteu jhn in eine La - dein Egypten.

GEliebte / in Gott betruͤbte / vnd in Chriſto außerwehlte: Es ſpricht der Weiſe Koͤnig Salo - mon / in ſeinem Prediger am 7. Cap. alſo: Es iſtverſ. 3. beſſer in das Klaghauß gehen / dann in das Trinck - hauß / in jenem iſt das End aller Menſchen / vnd der Lebendige nimbt es zu hertzen / Es iſt Trawren beſſer / dann Lachen / dann durch Trawren wird das Hertz gebeſſert: das Hertz der Weiſen iſt im Klaghauß / vnd das Hertz der Narꝛen im Hauß der Frewden: Mit welchen worten zween vnderſchiedliche Staͤnd vnſers Lebens auff Erden beſchrieben werden: Der Eine iſt der Stand der Frewden / der Ander der Trawrigkeit / welcher beyder Staͤnd wir auch erinnert werden / durch die zween vngleiche tag vnſers Lebens / den Er - ſten vnd den Letzten: der Erſte iſt / in welchem wir in dieſe Welt kom̃en / vnd geboren werden: der Ander / an welchem wir wider auß dieſer Welt gehen / vnd dieſelbige geſegnen: den Erſten fangen wir an mit heulen vnd weynen / vnd zeigen damit an / zu was groſſer vnd vielfaltiger Angſt vnd Widerwertigkeit wir in dieſe Welt geboren werden / er wird aber wider gut vnd froͤlich / wañ der Menſch nach der leiblichen Geburt / durch das Waſſer vnd den H. Geiſt widergeboren wird zum ewigen Leben / wie Chriſtus / der Sohn Gottes ſagt: Johan. 3. Es ſey dann / das jemandv. 3. 5. & von Newem geboren werde / durch Waſſer vnd Geiſt / kan er das Reich Gottes nicht ſehen / der Letzte Tag / als ein Tag deß Todes vnd Vnder - gangs / ſcheinet nach der Vernunfft boͤß vnd ſchaͤdlich: Er wird aber gut vnd ſelig: wann wir nach dem willen Gottes mit Fried vnd FrewdB ijvon[12]von hinnen ſcheyden / in wahrem Glauben vnd Anruffung Gottes / vnd ſeines lieben Sohns Chriſti / wie geſchrieben ſteht Apoc. 14. v. 13. Selig ſind die Todten / die in dem HErꝛen ſterben / von nun an / dann ſie ruhen von jhrer Arbeit. Der Erſte tag deß Menſchen geſchicht zum jrdiſchen vnd zeitlichen Leben / von demſelbigen an nimmet der Menſch zu am Leib / ſeinen Kraͤfften / am Verſtand / an ſeinem letzten tag aber vergeht vnd verſchwindet jhm ſeine Leibs ſtaͤrcke / der Leib fellt dahin / verweſet vnd verfaulet. Der Erſte tag wird gehalten fuͤr ein tag deß Lebens zum Leben: Jſt aber viel mehr ein Tag deß Todes zum Tod: dann ſo bald der Menſchen geboren wird / fangt er zugleich an ſterben / vnd je lenger er lebt / vnd je aͤlter er wird / je naͤher er zum Tod nahet / biß jhn derſelbige erſchleicht: der Letzte Tag wird gehalten fuͤr einen Tag deß Todes: Jſt aber inder Warheit ein Tag deß Lebens / ja / wie die Alten geſagt haben: Natalis vitæ æternæ: Ein Geburts tag zum ewigen Leben: Dann durch den zeitlichen Tod gehen vnd tringen die Gottſeligen zu dem ewi - gen vnd ſeligen Leben / deſſen haben wir ein Lebendiges Exempel nicht nur an der Perſon / deß Geſtrengen / Edlen vnd Veſten Junckern Jo - achimi von Kageneck / Fuͤrſtlichen Pfaltzgraͤfiſchen / Veldentziſchen Raht Hoffmeiſter vnd Amptmans der Graffſchafft Luͤtzelſtein: Son - der auch der H. Mann Gottes Moſes ſtellet vns deſſen gleichsfals ein Exempel fuͤr / an dem Frommen vnd Gottſeligen Joſeph in Egypten - land / von welchem wir auff diß mahl etwas reden vnd handlen woͤllen: nemblich wie derſelbige nicht nur geſtorben / vnd zu dem ewigen Leben hindurch gedrungen ſey: ſonder auch wie er zum zeitlichen Leben gebo - ren / vnd durch daſſelbige endlich zum zeitlichen Tod kommen vnd ange - langet ſey: der HErꝛ wolle zu ſolcher Betrachtung vns mit ſeinem H. Geiſt beywohnen / Amen.

Erſtlich: So ſpricht Moſes am Ende ſeines Erſten Buchs alſo: Alſo ſtarb Joſeph da er war hundert vnd zehen Jahr Alt: Gleich wie Moſes das gantze Leben Joſephs in etlichen Capiteln dieſes Buchs be - ſchrieben hat: alſo beſchreibt er nun auch ſeinen Todt / Seinen Vatter Jacob belangend / Jſt derſelbige Einer auß den drey fuͤrnembſten vnd beruͤmbſten Ertzvaͤttern / deren hin vnd wider in der H. Schrifft / beydes deß Alten vnd Newen Teſtaments meldung geſchicht / welcher ſo from̃ / Gottsfoͤrchtig vnnd Gott wolgefaͤllig geweſen / das Gott ſelber von Mund zu Mund mit jhme geredet / mit jhme gerungen / vnd ohne Se -gen[13]gen nicht von ſich laſſen wollen / darumb Er jhme auch ſeinen Namen veraͤndert / vnd geſprochen: Du ſolt nicht mehr Jacob heiſſen / ſonderGen. 32. v. 28. Jſrael / dann du haſt mit Gott vnd mit Menſchen gekaͤmpfft / vnd biſt obgelegen. Ob er aber wol Gott vnd Menſchen lieb vnd angenem ge - weſen: So hat er jhne doch die zeit ſeines Lebens nicht in einem ſteht - werenden Roſengarten / ohne Truͤbſal vnd Anfechtung laſſen ſpatzieren gehen / welches ſeine gantze Hiſtoria / in etlichen Capiteln dieſes Buchs bezeuget: Er auch ſelber ſolches bezeuget vor dem Koͤnig Pharaone in Egyptenlandt / im 47. Cap. da er ſpricht: Die zeit meiner WalfahrtGen. 47. v. 9. iſt hundert vnd dreißig Jahr / wenig vnd boͤß iſt die zeit meines Lebens / vnd langet nicht an die zeit meiner Vaͤtter in jhrer Walfahrt: So iſt wohl zuerachten / daß die vbrige Siebenzehen Jahr / die er hernach in Egypten im Lande Goſen gelebet hat / nicht viel beſſer oder koͤſtlicher werden geweſen ſein: Nicht deſto weniger iſt er Gott lieb vnd angenem / welches nachkommenen / die Glaubigen im Alten Teſtament / Kinder Jſrael: Wir auch im Newen Teſtament alſo heiſſen vnd genennet wer - den / doch nicht nach dem Fleiſch: ſonder nach der verheiſſung / wie zun Roͤm: am 9. geſchrieben ſtehet. Ja Chriſtus der Herꝛ ſelber iſt auß ſei -Rom. 9. v. 8. nen Nachkommenen ein wahrer Menſch in dieſe Welt geboren / Vnd Gott der Herꝛ ſelber nennet ſich ein Gott Abraham / Jſaac vnd Jacob / Aber nicht einen Gott der Todten / ſonder der Lebendigen / Matthei 22. Matth. 22 v. 32.Seine Mutter iſt geweſen die Gottſelige vnd fromme Rachel / Labaus Tochter / vmb welche er ſieben Jahr lang gedienet / welche eine zeitlang dem Jaeob keine Kinder geboren / biß der Herꝛ auch an ſie gedacht / ſieGen. 30. v. 22. erhoͤret vnd fruchtbar gemachet hat / daß ſie den Joſeph geboren / vnd Gott gebetten / daß Er jhr noch einen Sohn darzu geben wolle / Dann das liebe Gebett / iſt der rechte Schluͤſſel / wie die Alten geſagt haben / dadurch der Himmel / ja Gottes Handt ſelber auffgeſchloſſen wirt / wie geſchrieben ſtehet / Deuter. 28. Der Herꝛ wirt dir ſeinen guten SchatzDeut. 28. v. 12. auffthun / den Himmel / daß Er deinem Landet Regen gebe zu ſeiner zeit / vnd daß Er ſegne alle Werck deiner Haͤnde. Vnd im 145. Pſalm. Pſal. 145. v. 16.Herꝛ du thuſt deine Handt auff / vnd erfuͤlleſt alles / was lebet mit wol - gefallen / Ezech: am 37. ſpricht der HERR: Sihe / Jch will enwereEzech. 37 v. 12. Graͤber auffthun / vnd will euch / mein Volck / auß denſelbigen herauß holen / vnd euch ins Land Jſrael bringen: Alſo ſchleußt GOtt der Herꝛ der frommen Ertzmutter Rachel Leib auff / vnd nimbt die Schmach derB 3vnfrucht -[14]vnfruchtbarkeit von jhr: Wie auch hernach der frommen Hanna / der1. Sam. 1. v. 20. v. 28. Mutter deß Propheten Samuelis / wie ſie ſpricht: Er ſoll Samuel heiſſen / dann ich habe jhn von dem Herꝛen erbetten / darumb ſie jhn dem Herꝛen wider gegeben ſein lebenlang / Derohalben hernach auß jhm ein ſo herꝛlicher vnd fuͤrtrefflicher Mann worden / Wie ſeine Hiſtori außweiſt / wie auch von andern / deren Muͤtterne ine zeitlang vnfrucht - bar geweſen: Als Jſaac / Jacob / Samuel / Johanne dem Teuffer / vnd dergleichen zuleſen iſt. Ehe vnd aber der liebe Joſeph zu hohen Ehren kompt vnd erhaben wirt / muß er zuvor ſehr ernidriget vnd gedemuͤtigetGen. 37. v. 2. werden: Dann im 37. Cap. wirt von jhme gemeldt / daß er im 17. Jahr ſeines Alters / ein Hirte ſeines Vatters Viehes war / mit ſeinen Bruͤ - dern / ſeinem Vatter wegen ſeines Gehorſams / vnd daß er jhn in ſeinem Alter gezeuget hatte / auch fuͤr ſeinen Vatter bracht / wo ettwa ein boͤß Geſchrey wider ſeine Bruͤder war / lieb geweſen: Darumb er dann von jhnen angefeindet vnd gehaſſet war: ſonderlich als jhm traͤumete / wie ſie auff dem Felde Garben buͤnden / vnd ſeine Garbe richtet ſich auff / vnd ſtundt / vnd jhre Garben vmbher neygeten ſich gegen ſeiner Garben: deßgleichen daß jhne gedaucht hab / die Sonne vnd der Monde / ſampt eylff Sternen haben ſich fuͤr jhme geneyget / welche wort ſein Vatter ſelber jhme verwieſen / vnd au jhme geſtrafft hat / vnd geſagt: Soll ich / vnd dein Mutter / vnd deine Bruͤder kommen / vnd dich anbetten? Als nuhn ſeine Bruͤder zu Dothan das Viehe huͤteten / ſandte jhn ſein Vatter zu jhnen / daß er ſehe / wie es jhnen ergienge / vnd jhms wider anzeigte: Als ſie jhne aber von ferꝛne ſahen / ſchlugen ſie an / wie ſie jhne toͤdten / vnd ſprachen: Sehet der Traͤumer kompt daher: So kompt nun / vnd laſſet vns jhn erwuͤrgen / vnd in ein Grub werffen / vnd ſagen: Ein boͤß Thier hab jhn gefreſſen: So wirt man ſchen / was ſeine Traͤum ſein. Aber ſein aͤlteſter Bruder Ruben vnderkam ſolches / daß er nicht getoͤdtet / ſonder Lebendig in eine Gruben / darinnen kein Waſſer gewe - ſen / geworffen war / Jn deſſen als ettliche Jſmaelitiſche Kaufflent fuͤr - vber zogen / ſo in Egypten reyſen wolten / ward er denſelbigen auff Rath vnd Fuͤrſchlag ſeines Bruders Juda vmb zwentzig ſilberling verkaufft / vnd hinab in Egypten gefuͤhrt / Sein bundter Rock aber / den jhme ſein Vatter hat machen laſſen / war in Blut eines geſchlachten Ziegenbocks gedunckt / vnd jhrem Vatter vberſchickt / welcher jhne ſo bald erkannt / vnd nicht anders gemeint / dann ein reiſſend Thier hette ſeinen SohnJoſeph[15]Joſephzerriſſen / darumb er lange zeit vmb jhne Leyd getragen / vnd ge - ſprochen: Jch werde mit Leyd himmder fahren zu meinem Sohn / Jo - ſeph aber war dem Potiphar deß Koͤnigs Pfaraonis in Egypten Hoff - meiſter vnd Kaͤmmerer verkaufft.

Darauß wir / Geliebte im Herꝛen / hertzlichen Troſt / vnd ſchoͤne Lehren zumercken vnd zubehalten haben: Der Troſt iſt / daß wir im Creutz vnd Vngluͤck nicht ſo baldt vngedultig werden / oder verzagen ſollen: ſondern vns erinneren deß gebrauchs vnd gewonheit Gottes deß Herꝛen / welcher zuvor ernidriget / ehe dann Er erhoͤhet / zuvor betruͤbet / ehe Er erfrewet / zuvor verwundet / ehe dann Er heylet / zuvor toͤdtet / ehe dann Er lebendig machet / zuvor in die Hoͤlle fuͤhret / ehe Er gehn Himmel bringet / Jn maſſen die Gottſelige Hanna / die Mutter deß Propheten Samuelis in ſeinem Erſten Buch am 2. Capit. ſich auch1. Sam. 2. v. 6. erinnert vnd troͤſtet. Zur Lehr ſollen wir behalten / Erſtlich die wun - derliche Regierung / Providentz vnd Fuͤrſehung deß Allmaͤchtigen Gottes / welcher alles Boͤſe vnd Vngluͤck der Frommen weißt zum beſten zukehren: Joſeph wirdt darumb in Egypten verkaufft / daß ſein Vatter / ſeine Bruͤder vnd jhr gantze Haußhaltungen vor dem HungerPſal. 105. v. 17. bewahret vnd erhalten wuͤrden / wie im 105. Pſalm. geſchrieben ſtehet: Dann Er iſt vnd heißt wunderbar / Jeſ. 9. vnd fuͤhret ſeine Heyligen wunderlich Pſalm. 4. Ieſ. 9. v. 6.

Zum Andern. Wir lernen weitter / daß Gottes Rath vnd WillenPſ. 4. v. 4. von keinem Menſchen koͤnne gehindert oder geſperꝛet werden / vnd wañ ſchon die Menſchen alles auffs aͤrgſte meynen vnd richten: ſo koͤnne doch ſolches alles von Gott dem Herꝛen zum beſten gewendet / vnd ins werck gerichtet werden: Welches der liebe Joſeph ſelber ſeinen Bruͤdern zu -Gen. 50. v. 20. erkennen gibet / da er ſpricht / Capit. 50. Jhr gedachtets Boͤß mit mir zumachen: Aber Gott gedachts Gut zumachen / daß er thaͤt wie es jetzt am Tag iſt / zuerhalten viel Volcks.

Zum Dritten. Wir ſeben ferꝛner / daß den frommen alles zum be -Rom. 8. v. 28. ſten reichen vnd dienen muß / Rom. 8. Joſeph wirt Heydniſchen Jſma - elitiſchen Kauffleuten verkaufft / welches Vngluͤck doch jhme nicht ſchadet / ſonder viel mehr nutz vnd gut iſt: nicht nuhr allein jhme / ſonder auch ſeinem gantzen Geſchlecht / Jadem gantzen Koͤnigreich Egypten / vnd vielbenachbarten Laͤndern.

Zum[16]

Zum Vierdten. Wir ſehen auch / ſo einen traurigen vnd betruͤbten Anfang dieſe Hiſtori hat / ſo ein froͤhliches vnd erwuͤnſchtes Ende muß dieſelbige entlich gewinnen / vnd weyß Gott eine ſolche herꝛliche κατα - ςροφὴν, wechſel vnd veraͤnderung zutreffen / daß deß frommen Joſephs hoͤchſtes Elend / Gefahr vnd Truͤbſeligkeit / in hoͤchſte vnd vnverhoffte Freud vnd Herꝛligkeit verwandlet wirt.

Zum Fuͤnfften. Es iſt auch die Hiſtori vnd Geſchicht diß Jrꝛdiſchen Joſephs / ein ſchoͤnes Bild vnd Figur deß Him̃liſchen Joſephs / vnſers Herꝛen vnd Heylands Jeſu Chriſti: Dann 1. gleich wie Joſeph von ſeinen eygenen Bruͤdern iſt gehaſſet vnnd angefeindet worden: Alſo haſſeten den Herꝛen Chriſtum ſeine eygene Bruͤder nach dem Fleiſch /Pſalm. 69 v. 9. die neydiſche gottloſe Juden: Daruͤber Er ſelber klagt im 69. Pſalm. Jch bin Frembd worden meinen Bruͤdern / vnd vnbekant meiner Mut -Ioh. 1. v. 11. ter Kindern / Vnd Johannes in ſeinem Evangelio cap. 1. ſpricht / Er kam in ſein eygenthumb / vnd die ſeinen namen jhn nicht auff. 2. Jo - ſeph wirdt darumb von ſeinen Bruͤdern gehaſſet / dieweil er fuͤr ſeinen Vatter brachte / wo etwa ein boͤſes Geſchrey wider ſie war: Die Juden haſſeten den HERꝛen Chriſtum mehrertheils darumb / daß Er jhre falſche Lehr / Heucheley / Suͤnd vnd Laſter an jhnen geſtraffet hat / WieIoh. 7. v. 7 Er ſpricht Joh. 7. Mich haſſet die Welt: dann ich zeuge von jhr / daß jhre Werck boͤſe ſein. 3. Joſeph wirt darumb von ſeinen Bruͤdern gehaſſet / daß er mehr dann ſie / dem Vatter lieb vnd werth geweſen: alſo haſſeten die Juden Chriſtum / weil Er ſich fuͤr den eynigen wahren ſohnMatth. 7. v. 29. Gottes ruͤhmete / deſſen Werck Er thaͤte / vnd ſein Wort gewaltig pre - digte. 4. Joſeph ward darumb von ſeinen Bruͤdern gehaſſet / weil ſie beſorgten / ſie muͤſten ſich noch dermahl eins fuͤr jhme neygen / vnd jhn fuͤr jhren Herꝛen erkennen: Alſo thaͤten die Juden gegen dem HerꝛenMatth. 26 v. 64. Chriſto / da Er in ſeiner Paßion fuͤr jhnen proteſtirt / vnd ſagt Matth. 26. Von nun an werdet jhr deß Menſchen Sohn ſehen ſitzen zur Rech - ten der Krafft Gottes / vnd kommen in den Wolcken deß Himmels / welches ſie doch fuͤr die hoͤchſte Gottslaͤſterung geachtet / vnd Jhn dar - umb zum Todt verurtheilt vnd verdammet haben. 5. Joſeph wirdt darumb von ſeinen Bruͤdern gehaſſet / daß ſie gefoͤrcht haben / ſie muͤſten ſich noch fuͤr ihme demuͤtigen / vnd jhme gehorſam leyſten: Alſo wolltenLuc. 19. v. 27. die Juden den Herꝛen Chriſtum nicht haben / vnd ſprachen: Wir wol - len nicht daß dieſer vber vns herꝛſche / Luce 19. Jtem: Wir haben keinenKoͤnig /[17]Koͤnig / dann den Keyſer / Joh. 19. 6. Die Bruͤder Joſephs begerenIoh. 19. v. 15. jhr Blutduͤrſtigkeit / (an jhm bewieſen) fuͤr dem Vatter zuvertuſchen / vnd zuverbergen: Alſo die Juden / da ſie den Herꝛen Chriſtum ge - creutziget / getoͤdtet / begraben / das Grab verhuͤtet / vnd den Stein deſſel - ben wohl verſigelt haben / wollen doch noch fromme Kinder Gottes / vnſchuldig ſein / vnd Recht haben / Wann vns nuhn noch heut oder morgen / dergleichen auch begegnet / ſollen wir vns ſolcher troͤſtlicher Exempel erinnern vnd troͤſten / auch wiſſen vnd glauben / daß vnſer Sach / ſo boͤß als ſie ſcheinet / noch wohl werde gut werden / Jn maſſen die Sach Chriſti vnd Joſephs entlich worden iſt. Dann ob wohl deß lieben Joſephs eygene Haußgenoſſen / Ja leibliche Bruͤder ſein / wie ge - ſchrieben ſtehet / ſeine aͤrgſte vnd bitterſte Todfeinde: ſo hat er doch dar -Mich. 7. v. 7. neben Gott zum Freunde / welcher jhme auch trewlich beyſtehet in aller ſeiner Gefahr vnd Noͤthen / vnd jhn auß denſelbigen herauß reißt: DañMath. 10. v. 36. ob jhn wol ſein Herꝛ der Potiphar erkaufft hatte / ſo ſahe er doch augen - ſcheinlich / daß Gott der Herꝛ mit jhme / vnd er ein gluͤckſeliger MannGeneſ. 39 v. 32. war: Dann alles was er that / da gab der Herꝛ gluͤck zu / durch jhn / da - rumb ſetzet er jhn vber ſein Hauß / vnd alles was er hatte / thaͤt er vnder ſeine Haͤnde / vnd Gott ſegnet deß Egypters Hauß / vnd war eytel Se - gen deß Herꝛen / in allem / was er hatte zu Hauß vnd zu Felde / Aber Joſeph kan auch allhie nicht in die harꝛe vnangefochten bleiben / Er kompt (wiewol vnſchuldiger weiſe) in ſeines Herꝛen deß Potiphars vngnade / durch ſein eygen Weib / welche jhme vnzimliche Sachen zu - gemutet: daruͤber er ins Koͤnigliche Gefaͤngnuß geleget / vnd vber zwey Jahr lang ſich darinnen auffhalten muͤſſen / Aber nichts deſto weniger vergißt ſeiner Gott der Herꝛ nicht / ſondern gibt jhme Gnad bey dem Amptman vber das Gefaͤngnuß / Jn ſumma / der Herꝛ war mit jhme / Vnd was er that / da gab der Herꝛ gluͤck zu / Er wirdt auch widerumbGeneſ. 39. v. 23. wunderbarlich auß dem Gefaͤngnuß erloͤſet: Dann da ſeine zwen Mit - gefangene / deß Koͤnigs Schenck vnd Becker wunderliche Traͤum hat -Gen. 40. ten / vnd Joſeph jhnen dieſelbige außlegete / Auch die außlegung im Werck alſo erfuͤllet worden / Auch der Koͤnig Pharao ſelber zwen ſeltz - ame Traͤum hatte / von den ſieben fetten / vnd den ſieben magern Kuͤhen:Gen. 41. Vnd wie die ſieben magere / die ſieben fette Kuͤhe haben gefreſſen: Jtem von den ſieben vollen vnd dicken Ahern / vnd den ſieben duͤnnen vnd ver - ſengten / Vnd wie die ſieben magere Ahern / die ſieben dicke vnd volleCAhern /[18]Ahern haben verſchlungen / vnd niemand war in gantz Egypt〈…〉〈…〉 der d〈…〉〈…〉 Koͤnig ſeine Traͤum deuten kond / da ward auff angeben deß Schencken / welchen Pharao wider in ſein Ampt geſetzt hat / Joſeph beruffen / welcherErhoͤhũg Joſephs. dem Koͤnig ſeine Traͤume gedeutet vnd außgelegt: Welche deutung vnd Außlegung dem Koͤnig ſo wol gefallen / daß er jhn vber ſein gantzes Hauß geſetzt / vnd jhme all ſein Volck vndergeben hat: Allein ſeinenCap. eod. v. 42. Koͤniglichen Stul außgenomen: Auch darauff ſeinen Ring von ſeiner Handt gethan / vnd jhn Joſephgegeben: Jhne mit weiſſer Seyden ge - kleydet / vnd ein guldene Ketten an ſeinen Halß gehenckt / Jhn auch laſſen auff ſeinem andern Wagen fahren / vnd vor jhme her außruffen / der iſt deß Landes Vatter / vnd ſprach zu jhme: Ohne deinen willen ſoll Niemandt ſeine Handt / oder Fuß regen / in gantz Egyptenſandt / vnd nennet jhne in Egyptiſcher ſprach: Zaphnath Paænench: das iſt /v. 38. den heimlichen Raht / Einen Mann in dem der Geiſt Gottes ſey[e].

Sehet geliebte im Herꝛen / wie Gott der Herꝛ den Frommen weißt beyzuſtehen / ſie zuerhoͤhen / vnd jhnen jhre Frombkeit / nach ſeiner ver - heiſſung zuvergelten: Dann jha die Gottſeligkeit / wie Paulus ſagt〈…〉〈…〉. 1. Tim. 4. v. 8.Timoth. 4. zu allen dingennutz iſt / vnd hat verheiſſung dieſes / vnd daß zukuͤnfftigen Lebens. 2. Lernen groſſe Herꝛen vnd Potentaten / Wann ſie fromme Diener vnd Gottſelige trewe Raht haben / daß ſie ſich nicht beſchaͤmen noch beſchweren ſollen / derſelbigen guthertzige vnd trewge - meinte Rahtſchlaͤg / vnd Bedencken[nicht nur]allein zuhoͤren: Sonder auch denſelbigen zuvolgen: Gleich wie〈…〉〈…〉 h〈…〉〈…〉 der Koͤnig Ph[ar]ao th〈…〉〈…〉: daß er den trewen Raht deß from̃en Joſephs nicht mir anhoͤrt / ſonder jhme auch denſelbigen laßt wolg[e]fallen / jhm ſtatt vnd platz gibt: Dann er erkennet / daß derſelbige m〈…〉〈…〉 ch vnd gut iſt / nicht nur dem gantzen Koͤnigreich / ſonder auch den benachbarten Landſchafften. Dann es iſt ein groſſe Gnad vnd ein herꝛliche Gab von Gott / wo man in einem Re - giment fromme vnd Gottſelige Raͤhte hat: Aber noch groͤſſer vnd herꝛ - licher iſt ſie / wann man denſelbigen guten vnd getrewen Raͤhten volget vnd nachkompt: da kan vielinal Gott der Herꝛ / durch eines frommen Menſchen Warnung vnd Gottſelige Fuͤrſichtigkeit ein gantzes LandtSyrach. 37 v. 15. erhalten / welches auch bezeuget der H. Lehrer Syrach am 37. Capit. Hallt dich ſtaͤts in deinen Rahtſchlaͤgen zu Gottsfoͤrchtigen Leuthen / da du weiſſeſt / daß ſie Gottes Gebott halten / vnd bleib bey derſelbigen Raht: Dann du wirſt keinen trewern Raht finden. Vnd ſolcher einerkan[19]kan offt etwas beſſer ſehen / dann ſieben Waͤchter die oben auff der Wart ſitzen: Doch in dem allem ruff auch den Allerhoͤchſten an / daß er dein Thun gelingen / vnd nicht fehlen laſſe. Hergegen huͤte dich fuͤr Raͤhten: Bedenck ſelbs zuvor ebs gut ſey: Dañ etliche rahten auff jhren eygenen Nutz / vnd wollen jhnen ſelbſt rahten: Gleich als wann du ein Weib vmb Raht fragſt / wie man jhrer Feindin freundlich ſein ſoll. Oder einen verzagten / wie man kriegen ſoll: Oder einen Kauffmann / wie hoch er deine Wahr gegen ſeine achten wolle: Oder einen Kaͤuffer / wie thewr er geben ſoll: Oder einen Neydiſchen / wie man wol thun ſoll: Oder einen vnbarmhertzigen / wie man gnad erzeigen ſolle: Oder einen Faulen / von groſſer Arbeit: Oder einen Tagloͤhner / der nirgend ſeßhafft iſt / wie man nicht auß der Arbeit gehen ſoll: Oder einen traͤgen Haußknecht / von vielen Geſchaͤfften.

Als nuhn der Koͤnig Pharao nicht nuhr den Raht Joſephs ange - nommen / ſondern auch im gantzen Koͤnigreich keinen der jhme gleich were / hat finden koͤnnen / als in welchem der Geiſt Gottes geweſen / ſo wirt jhm auch die gantze Sach / ſampt der Regierung vertrawet vnd vbergeben. Alſo kan vnd ſoll noch die Gubernation vnd Verwaltung deß gemeinen Nutzens den jenigen vertrawet werden / welche Gott der Herꝛ fuͤr andern mit Weißheit / Verſtandt / Geſchicklichkeit / Erfah - rung Goͤttlicher vnd Weltlicher Sachen: Zuvorderſt aber mit ſeiner H. Forcht gezieret vnd begabet hat / Jn maſſen auch Moſes gethan / Deut. 1. in Anordnung vnd Beſtellung der Richter im Volck Jſrael /Deut. 1. v. 16. da er alſo zu jhnen ſpricht: Verhoͤret ewere Bruͤder / vnd richtet recht zwiſchen Jederman / vnd ſeinem Bruder vnd dem Frembdlinge: Keine Perſon ſollt jhr im Gericht anſehen: Sondern ſollt den kleinen hoͤren / wie den Groſſen: vnd fuͤr Niemands Perſon euch ſchewen: Dann das Gerichtampt iſt Gottes. Vnd der weiſe Heyd Plato ſagt: Tum Rem - publ. ritè & fœliciter regi & adminiſtrari: ſi aut imperent Philoſo - phi, aut philoſophentur Imperatores: Das Regiment vnd Verwal - tung deß gemeinen Nutzes werde als dann recht vnd wol gefuͤhrt: wann ſolches geſchehe von denen ſo der Weißheit nachforſchen / vnd nach derſelbigen regieren: Selig nun vnd vber ſelig ſind die jenige Herꝛſchaff - ten / die ſolche Leut haben / Noch ſeliger ſind die / ſo dieſelbige hoͤren: Am allerſeligſten aber ſo denſelben gehorchen vnd volgen / Vnſelig aber ſind die / ſo dieſelbige nicht haben / Noch vnſeliger / die ſolche nicht hoͤren /C 2ob[20]ob ſie es ſchon haben: Am aller vnſeligſten / die denſelbigen nicht volgen / da muß entlich der Fluch vnd Vndergang Land vnd Leut darauff erfol - gen / Jn maſſen Gott der Herꝛ ſelber ſolche Straffe getraͤwet hat ſeinem Volck / im Propheten Jeſaia am 3. cap. da er ſpricht: Sihe / ich will vonIeſ. 3. v. 1. Jeruſalem vnd Juda nemmen allerley Vorꝛaht: Allen Vorꝛaht deß Brots / vnd allen Vorꝛaht deß Waſſers / Starcke vnd Kriegsleute / Richter / Propheten / Warſager vnd Elteſten / Hauptleut vber Fuͤnff - zig vnd ehrliche Leut / Raͤthe / vnd weiſe Werckleut vnd kluge Redner: Vnd will jhnen Juͤnglinge zu Fuͤrſten geben / vnd Kindiſche ſollen vberEccleſ. 10 v. 16. ſie herꝛſchen. Vnd im Prediger Salomonis am 10. Capit. ſtehet ge - ſchrieben: Wehe dir Landt / deſſen Koͤnig ein Kind iſt. 3. So iſt der Heylige Joſeph abermahl ein Fuͤrbilde deß HERREN Chriſti:Pſ. 8. v. 7. Dann 1. gleich wie Joſeph vom Koͤnig Pharaone ſo hoch erhaben / vndMatth. 28 v. 18. zum Regenten in Egypten gemacht: Alſo iſt auch Chriſtus von ſeinem him̃liſchen Vatter erhoͤhet zu ſeiner Rechten / vnd iſt jhme alles vnder ſeine Fuͤſſe gethan vnd vnderworffen: Jhme iſt gegeben aller Gewalt im Himmel vnd auff Erden. 2. Joſeph iſt auff deß Koͤnigs andern Wagen / im gantzen Koͤnigreich herumb gefuͤhrt / dem Volck gezeygt / vnd vor jhm außgeruffen worden: Dieſer iſt deß Lands Vatter: Alſo iſt der Herꝛ Chriſtus nicht in einem Koͤnigreich: Sonder in der gantzen Welt durch ſeinen Herold Johannem den Taͤuffer anßgeruffen vnd gezeygt worden: Ja Er wirt taͤglich durch das heylige Predigampt / als auff einem Wagen herumb gefuͤhrt / der Welt gezeyget vnd verkuͤndiget. 3. Dem Joſeph iſt von dem Koͤnig Pharaone ein ſonderer Namen / Zaphnath, Paænench: Ein geheimer Raht / gegeben worden: Alſo iſt /Phil. 2. v. 9 wie Paulus ſagt / Philip: 2. dem Herꝛen Chriſto ein Namen gegeben worden / der vber alle Namen iſt: daß in dem Namen Jeſu ſich beugen ſollen alle der Knie / die in Himmel / auff Erden / vnd vnder der Erden ſein: vnd alle Zungen ſollen bekennen / daß Jeſus Chriſtus der Herꝛ ſey zur Ehre Gottes deß Vatters. 4. Pharao hat Joſeph zum Weib gegeben deß Prieſters Tochter zu On / das iſt / zu Heliopoli / oder Son - nenſtatt / Nicht / daß er jhre Abgoͤtterey billichte / oder ſich oder ſeine Freunde vnd Nachkommene darzu anreytzete / oder von dem rechten Gott / vnd Gottes dienſt entfrembdete: ſonder viel mehr / daß er ſie zum Gott Jſrael braͤchte / vnd von der Egyptiſchen Abgoͤtterey abfuͤhrete: Alſo iſt dem Herꝛen Chriſto vertrawet vnd vermaͤhlet ſein Geſpons / dieChriſtliche[21]Chriſtliche Kirch / nicht nuhr in ſeinem Volck der Kinder Jſrael / ſonder in der gantzen Welt.

Als nuhn Joſeph zu ſolchen hohen Ehren kommen vnd erhaben worden / ſo wirt er doch derowegen nicht ſtoltz vnd hochmuͤtig: verachtet niemandt neben ſich: Sonder brauchet ſeine Gaben zu Gottes Ehr / deß gantzen Koͤnigreichs Heyl vnd Wolfahrt / vnd ſeines Naͤchſten NutzGen. 14. v. 49. vnd Beſſerung. Er ſamlet vnd ſchuͤttet auff in den ſieben wolfeylen Jahren deß Getreydes vber die Maß viel / wie Sandt am Meer /: Alſo daß er auffhoͤrete zu zahlen / dann man kunds nicht zahlen. Solchen vorꝛaht aber hat er nicht laſſen vnnuͤtzlich verzehren: ſonder denſelbigen auff kuͤnfftige Noht vnd Thewrung auffgehalten: Alſo ſollen auch alle Diener vnd Beampte ſich jhres Stands vnd Ehren nicht allein nicht vberheben: ſonder auch mit jhrer Herꝛen Guͤtern trewlich vnd redlich vmbgehen / derſelbigen Nutz vnd Wolfahrt ernſtlich ſuchen vnd befoͤr - dern. Es iſt aber Joſeph abermal ein Bildt deß Herꝛen Chriſti: Dann ob jhn wohl ſein him̃liſcher Vatter hoch geſetzt vnd erhaben / biß zur Rechten ſeiner Maieſtaͤt vnd Herꝛligkeit: Er auch wol in goͤttlicher Geſtalt war / hielt Er doch nicht fuͤr einen Raub / Gott gleich ſein: ſon - der aͤuſſert ſich ſelbs / vnd nam Knechts geſtalt an / war gleich wie einPh. 2. v. 6. ander Menſch / vnd an Geberden als ein Menſch erfunden / Ernidriget ſich ſelbs / vnd war gehorſam biß zum Todt / Ja / zum Todt am Creutze: 2. Joſeph wirt fuͤr Pharao geſtellt / da er dreißig Jahr alt war: Alſo iſtGeneſ. 41 v. 46. Chriſtus im dreyßigſten Jahr von Johanne im Jordangetaufft / vnd von Gott dem Herꝛen ſelber / als ſein lieber Sohn / an dem Er wolgefal - len hat / zu einem Lehrmeiſter befohlen / welcher auch zur ſelben zeit ſein Lehrampt angetretten / auch ſonſten alles das jenige verꝛichtet hat / wasMatth. 3. v. 17. zu vnſerm Heyl vnd Seligkeit nutzlich vnd noͤhtig geweſen: Darauff die rechte wolfeyle zeit / die rechte angeneme zeit / Jha der Tag deß Heyls ſelber angebrochen vnd erſchienen iſt / Daran wir koͤnnen erkennen / was zu vnſerm zeitlichen vnd ewigen Friden dienet. Auff ſolche vberfluͤßig - keit / vnd ſieben wolfeyle Jahr kompt nun in Egypten die ſchroͤckliche Thewrung / vnd die ſieben thewre Jahr / vnd nicht nuhr in Egypten: Sonder auch in den benachbarten Landſchafften: Alſo daß auch die Soͤhne Jacobs Joſephs Bruͤder auß dem Lande Canaan kommen ſind Getreyd vnd Frucht zukauffen: Joſeph als ein weiſer vnd zu gleich auch barmhertziger Regent / laßt die Koͤnigliche Speicher vnd KornhaͤuſerC 3oͤffnen /[22]oͤffnen / theilt auß vnd verkaufft den Nohtleydenden vnd betrangten /Gen. 42. v. 6. nach dem die Notturfft erfordert hat: Erweiſet ſich alſo Joſeph als ei - nen rechten Vatter deß Lands / wie Pharao zu jhme geſagt hat / der nach ſeiner Weißheit vnd Fuͤrſichtigkeit nicht nuhr zur Wohlfeylen zeit die Speicher vnd Kornhaͤuſer mit Vorꝛaht vnd Fruͤchten erfuͤllet: ſonder auch auß Barmhertzigkeit ſich der Nohtleidenden annimpt / daß ſie moͤ - gen vor dem Hunger / errettet vnd beim Leben erhalten werden / Welche Tugend der Frugalitet vnd Sparſamkeit wir auch von jhme lernen / vnd zugleich auch zuſehen vnd vnsbefleißigen ſollen / daß wir nicht / we - der auff der einen Seiten / mit all zu groſſer Geudigkeit oder Verdun - lichkeit: noch auff der andern Seiten mit Geitz vnd Vnbarmhertzigkeit / weder an Gott im Himmel / noch den Menſchen auff Erden vns ver - greiffen vnd verſuͤndigen. Joſeph aber traͤgt abermahl das Bilde deß Herꝛen Chriſti: Pharao der Koͤnig vertrawet vnd befilcht alle Sach ſeinem trewen Joſeph: Alſo hat Gott der Herꝛ ſeinem lieben SohnIohan. 5. v. 22. Chꝛiſto alles vntergeben / auch das Gericht zuhalten / darumb das Er deß Menſchen Sohn iſt / Auff daß ſie alle den Sohn ehren / wie ſie den Vat - ter ehren. 2. Pharao weiſet das Volck / ſo zu jhm kompt / vnd jhme ſeine Noht klagt / zu Joſeph: Alſo thut auch der him̃liſche Vatter / Wer zu jhm kompt / vnd jhn anrufft / den weiſet Er zu Chriſto / ſeinem liebenIoh. 2. v. 5. Sohn / mit dem Befelch / wie auch ſeine Mutter ſagt: Daß ſie ſollen thun / was Er jhnen ſagt. 3. Joſeph ſchleußt auff die Kornhaͤuſer vnd Speicher denen die zu jhme kommen / vnd ſeiner hilff begeren: Der Herꝛ Chriſtus ſchleußt auff das liebreiche Hertz ſeines him̃liſchen Vat - ters / Er theilt auß den vnaußſprechlichen Reichthumb ſeiner GnadeIoh. 6. vnd Barmhertzigkeit / allen / die Jhne darumb bitten vnd anruffen / ErIoh. 4. v. 15. gibt das Brodt deß Lebens / denen ſo da hungern / Er reichet den duͤrſti - gen das Waſſer / wer davon trincket / den wirt ewigklich nicht duͤrſten / vnd wirt in jhm ein Brunn deß Waſſers werden / daß in das Ewige Leben quillet. 4. Joſeph gibt vnd theilt auß Getreyd vnd Brodt / nicht nuhr den Egyptern / ſonder auch Außlaͤndiſchen Voͤlckern: Alſo will der Herꝛe Chriſtus niemandt außſchlieſſen / der zu Jhme kompt:Ioh. 6. Wie er ſagt Joh. 6. den der zu mir kompt / will ich nicht hinauß ſtoſſen. Matth. 11.Matth. 11. Kommet her zu mir alle / die jhr Muͤhſelig vnd beladen ſeyt /Galat. 3. v. 28. Jch will euch erquicken. Vnd S. Paulus Galat. 3. Hie iſt kein Jud noch Griech: Hie iſt kein Knecht noch Freyer: Hie iſt kein Mann nochWeib:[23]Weib: Dann jhr ſeid allzumal einer in Chriſto Jeſu / Darumb laſſetHebr. 5. v. 16. vns auch hinzu tretten mit Frewdigkeit / zu dem Gnadenſtul / auff daß wir Barmhertzigkeit empfahen / vnd Gnade finden / auff die zeit / wann vns hilff Noht ſein wirt.

Jn dem nuhn die Bruͤder Joſephs zu jhm in Egypten kommen / Getreyde zu kauffen / erkennet er dieſelbige als baldt / ſie aber kennen jhn nicht: Dann wie oben gemelt / ſo iſt Joſeph nuhr ſibenzehen Jahr altGenes. 48 v. 7. geweſen / da er von jhnen in die Frembde verkaufft worden: Jetzt aber war er ein Mann von 30. Jahren / Jha er war ein Fuͤrſtmaͤßige Perſon: da ſie im geringſten nicht gedencken konden / daß dieſer Herꝛ jhr Bruder Joſeph were: Er ſtellet ſich aber anfaͤnglich ſehr hart vnd wunderlich gegen jhnen / Will ſie fuͤr Kundſchaffter halten (doch nur angenomner weiß) die das Land außſpaͤhen / wa es offen ſtehe / Sie entſchuldigen ſich ſo gut ſie kondten / Aber Joſeph halt noch ſtrenger an / vnd will ernſtlich erfahren / ob jhre Entſchuldigung wahr ſey / Es ſoll einer auß jhnen hin - ziehen / der den Juͤngſten Bruder herbey bringe / Oder ſoll einer auß jhnen hierzwiſchen bey jhm gefangen bleiben ꝛc. vnd was mehꝛ in ſolcher Prob fuͤrgangen / wie darvon im 42. 43. 44. vnd 45. Cap. deß 1. buchsGen. 42. 43. 44. 45. Moſis zu leſen iſt. Biß daß er ſich entlich jhnen zuerkennen gegeben / Jhre Saͤck auffs new mit Getreyd gefuͤllet / vnd ſie zu jhrem Vatter ab - gefertiget / mit dem Befelch / Sie / ſampt jhꝛem Vatter / vnd gantzen Haußhaltungen / ſollen zu jhme kommen / Erwelle jhnen das Land Go - ſen eingeben: Welches dann alſo mit groſſer freude geſchehen / vnd Ja - cob biß an ſein Ende noch ſiebenzehen Jahr in Egypten geweſen vnd ge - lebt hat. Neben andern Lehren / ſo vnnoht allhie einzufuͤhren / haben wir andem jrꝛdiſchen Joſeph abermalein Bild deß him̃liſchen: Joſeph kennet ſeine Bruͤder / da ſie zu jhme kommen / von ſtundt an: Sie aber kennen jhn nicht in ſeinem Ehren vnd Herꝛen ſtand: Alſo hat Chriſtus vor vnd nach ſeiner Aufferſtehung die Menſchen / Freund vnd Feind / gute vnd boͤſe (Nathanaël, Ioh. 1. v. 47. die Phariſeer vnd Schrifft -Ioh. 1. v 47 gelehrten Matth. 9. Mariam Magdalenam Joh. 20. Die zwen Juͤn -Matth. 9. v. 4. ger / ſo gehn Emaus gangen / Luce 24. vnd andere / Ja alle) gekennet / da ſie Jhn doch vielmahl nicht gekennet haben / biß Er ſich jhnen geoffen -Ioh. 20. v. 16. baret vnd zu erkennen gegeben. Auffden heutigen tag wirt Er auch von wenigen erkennet / da doch Er alle zumahl kennet: Am Ende aberLuc. 24. v. 25. wirt Er ſich allen offenbaren / guten vnd boͤſen / da werden ſie ſehen / inwelchen[24]Ioh. 19. v. 37.weichen ſie geſtochen haben. Hierzwiſchen ſollen wir vnder deß Him̃ - liſchen Joſephs Prob / vnd vnder dem Creutz vnſere Seelen in GedultZach. 12. v. 10. faſſen / mit dem lieben Gebet anhalten / vnd ſeiner zeit erwarten / Er wirt ſich vns mit frenden offenbaren / vnſere Thraͤnen von vnſeren AugenLuc. 21. v. 19. abwuͤſchen / vnd vnſere Hertzen mit Himliſcher Freude vnd Wonne er - frewen vnd erquicken.

Gen. 49. v. 33.Nachdem nuhn Moſes beyder deß Ertzvatter Jacobs / vnd ſeines Sohns Joſehs Leben beſchrieben hat / ſo meldet er nun auch von jhrem Todt vnd Abſterben / Von Jacob zwar / nachdem er alle ſeine Kinder verſamlet / ſeinen Abſcheyd mit jhnen gemacht / vnd ſeine Fuͤſſe zuſam - men auffs Bette gethan / ſey er verſchieden / vnd verſam̃let worden zu ſeinem Volck: Joſeph aber hab ſeinen Leichnam hinauff ins Landt Ca - naan gefuͤhrt / vnd jhne begraben in der zwyfachen Hoͤle / die Abraham zum Erbbegraͤbnuß von den Kindern Heth gekaufft hatte. Von Jo - ſeph meldet er am Ende deß 1. Buchs / daß er auch geſtorben ſey: Moͤcht jemand ſagen oder gedencken: Herꝛ Gott / Jſts nicht ſchad / daß ſolche herꝛliche fuͤrtreffliche Leuth / mit welchen Gott von Mund zu Mund geredet / auch mit ſolchen ſchoͤnen Gaben zu Seel vnd Leib gezieret / die der Welt ſo ſtattlich bedient geweſen / ſollen ſterben / vnd von hinnen ſcheiden? Zwar fuͤr vnſern Augen ſcheinet es ſeltzam vnd wunderbar. Hebr. 9. v. 27.Aber Gottes Wort lehret vns / daß dem Menſchen geſetzet ſey einmahl zuſterben / vnd daß der Todt zu allen Menſchen hindurch getrungen /Rom. 5. v. 12. dieweil ſie alle geſuͤndiget haben. Diſem Sententz vnd Spruch Gottes ſind alle Menſchen vnderworffen / da Er ſagt: Du biſt Erden / vnd ſolltGenes. 3. v. 19. zu Erden werden / Jacob vnd Joſeph haben ſolches gemein mit den herꝛ - lichſten vnd fuͤrtrefflichſten Leuthen / beyder ſeiner Nachkommenen vndGenes. 5. v. 11. Vorfahren / deren zwey lange Regiſter erzehlt werden / Geneſ. 5. vnd 11. Capit. Dann das iſt der weg alles Fleiſches / 1. Reg. 2. wie David ſagt /1. Reg. 2. v. 2. da er ſelber auch ſterben ſoll / Eſt commune Mori, mors nulli parcit honori: Mors ſervat legem, tollit cum paupere Regem: Der Todt halt gleichen Schirm vnd Recht / Er ſchewet keines / Er ſey Herꝛ oder Knecht: Weder der Reichen noch der Armen / Keines Menſchen thut Er ſich erbarmen: Koͤniglich Scepter vnd Bettelſtab: Muͤſſen all mit jhm au ſeinen Trab. Darumb ſterben auch 2 groſſe / herꝛliche fuͤrtreff - liche Leuth / vnd ſterben eben zu der zeit / wañ ſie noch viel gutes ſchaffen / vnd vielen Menſchen auff Erden nutzlich vnd dienſtlich ſein koͤndten /derhalben[25]derhalben ſie auch lernen vnd ſich befleiſſen ſollen / von hertzen auff den Wegen Gottes deß Herꝛen zu wandlen / vnd mit Moſe auß dem 90. Pſ.Pſal. 90. v. 12. zubeten. HErꝛ / lehre vns bedencken / das wir ſterben muͤſſen / auff das wir klug werden / vnd mit David auß dem 39. Pſal. HErꝛe / lehre michPſal. 39. v. 6. doch / das ein Ende mit mir haben muß / vnd mein Leben ein ziel hat / vnd ich davon muß. Vnd wann ſie 3. Chriſtlich gelebt haben vnd ſelig geſtorben ſein / ſo ſein ſie nicht Todt / ſonder leben / gleich wie Joſeph mit ſeinen Voreltern: Jhr Lob vergeht nimmer auff Erden: dann jhre Gottſeligkeit / Frombkeit / Gerechtigkeit vnd andere Tugenden machen jhnen einen vnſterblichen Namen / wie dem frommen Joſeph wider - fahren iſt / Es wird geruͤhmet ſeine Frombkeit vnd Gottſeligkeit / ſeiner Jugend / ſein Gehorſam gegen ſeinen Eltern / die Auffrichtigkeit ſeines Hertzens vnd Gemuts / das er dem boͤſen von Jugend auff ſo feind ge - weſen / das er alles boͤſe Geſchrey von ſeinen Bruͤdern fuͤr den Vatter gebracht / Es wird geruͤhmet ſeine Gedult vnd Standhafftigkeit / das erGen. 37. den Neid / Feindſchafft vnd Verfolgung ſeiner Bruͤder ſo beſtendig er - duldet / getragen vnd vberwunden hat / Es wird gepriſen ſeine Reinig - keit vnd Keuſchheit / ſein Fleiß vnd Eyfer in verꝛichtung ſeines Ampts vnd Beruffs / Gen. 39. Es wird gelobet ſeine Fuͤrſichtigkeit vnd Fuͤr -Gen. 39. ſorg fuͤr das Koͤnigreich vnd alle Vnderthanen / Gen. 41. Seine Gott -Gen. 41. ſeligkeit gegen ſeinem Vatter / vnd ſeine gantze Freundſchafft / Die frid - fertige Verzeihung alles deß Boͤſen vnd der Vnbilligkeiten / ſo ſeine Bruͤder an jhme begangen hatten / Die demuͤtigkeit vnd Leutſeligkeit / ſo er bewieſen an Frembden vnd Jnnheimiſchen / an Freunden vnd Feinden: An Bekandten vnd Vnbekandten: Am allermeiſten aber das Fundament vnd der Grund / ja die Quell vnd Vrſprung aller ſolcher vnd dergleichen Tugenden / naͤmlich / die wahre Gottesforcht Gen. 49. Gen. 49. 50.& 50. Wer nun mit dem frommen Joſeph auch einen vnſterblichen Namen begert zuerlangen / Gott dem HErꝛen im Himmel / vnd den Menſchen auff Erden wol zugefallen: Der mag jhme ſelber ſolche auch fuͤr Augen ſtellen / vnd dem frommen Joſeph in denſelbigen nachfolgen. 4. Wann aber ſolche gechrte vnd von Gott gezierte Leut von dieſer Welt hingerafft vnd geſtorben ſein: ſo pfleget es gemeiniglich zugeſche - hen / das groſſes vnd ſchweres Vngluͤck vber Land vnd Leut pfleget zu - kommen vnd zuerfolgen: Jnmaſſen nach dem Tod vnd Abſterben deß frommen Joſephs nicht nur ein anderer Koͤnig in Egypten auffkom -Dmen /[26]Exod. 1. v. 8.men / der nichts von Joſeph gewußt / ſonder auch das Volck grewlich geplaget vnd beſchweret: Ja gar hat außrotten vnd vertilgen wollen: Deßgleichen als Joſuah / der Fuͤrſt vnd Hertzog deß Volcks Gottes ge - ſtorben / iſt das Volck widerumb in die Abgoͤtterey / vnd alſo in Gottes ſtraff vnd vngenad ſelber gerahten / wie das Buch der Richter außwei - ſet vnd bezeuget: Als der Fromme vnd Gottſelige Richter vnd Pro -1. Sam. 15. v. 1. phet Samuel geſtorben / kompt der Gottloſe vnnd verꝛuchte Koͤnig Saul ins Regiment: Dann wie das Sprichwort lautet: So kompt ſelten beſſers hernach. 5. Den Frommen nun / wann ſie alſo von Gott abgefordert werden / geſchicht ſolches zum beſten / das ſie naͤmlich vor dem Vngluͤck weggerafft werden / vnd ſie daſſelbige nicht auch betrette oder vberfalle: wie dem Joſeph allhie geſchehen / vnd dem frommen2. Par. 34. v. 28. Koͤnig Joſiæ / 2. Chron. 34. welchem Gott ſageu laßt: Sihe / ich will dich ſamlen zu deinen Vaͤttern / das du in dein Grab mit Friden ge - ſamlet werdeſt / das deine Augen nicht ſehen alle das Vngluͤck / das ichIeſ. 56. v. 13. vber dieſen Ort / vnd die Einwohner bringen will. Dann wie Jeſaias ſagt Cap. 56. Der Gerechte kompt vmb / vnd Niemand iſt / der es zu Hertzen nemme / vnd Heilige Leute werden auffgerafft / vnd niemand achtet drauff: Dann die Gerechten werden weggerafft fuͤr dem Vn - gluͤck / vnd die richtig fuͤr ſich gewandelt haben / kommen zum Fride / vndApoc. 14. v. 13. ruhen in jhren Kammern / vnd Apoc. 14. Selig ſind die Todten / die in dem Herꝛen ſterben / von nun an: Ja / der Geiſt ſpricht: das ſie ruhen von jhrer Arbeit. 6. Den Gottloſen aber geſchicht ſolches zu groͤſſerer vnd hefftigerer Straff: Dann ſie ſein nicht werdt / das ſolche fromme Leut mehr vnd lenger vnder jhnen leben vnd wohnen ſollen / wie zunHebr. 11. v. 38. Hebr. am 11. Capit. geſchrieben ſteht: Darumb kan jhr endlicher vn - dergang nicht weit vnd ferne mehr ſein: Dann da Lot auß SodomaGen. 19. v. 24. außgangen war / fiel Fewr vnd Schweffel vom Himmel auff dieſelbige Statt / kehret ſie vmb / ſampt der gantzen Gegend / vnd Einwohnern /Gen. 7. v. 21. vnd verderbet alles / was auff dem Land gewachſen war: Da Noah in den Kaſten eingangen war / da gieng alles Fleiſch vnder / das auff Erden kreucht / an Voͤgeln / an Viehe / an Thieren / vnd allem / das ſich reget auff Erden: Da der HErꝛe Chriſtus gehn Himmel gefahren / vnd ſeine Juͤnger vnd Apoſtel auß Jeruſalem vnd dem Land vertrieben wa - ren / ward Statt vnd Land durch die Roͤmer verherget vnd zerſtoͤret /Matth. 23. v. 38. wie jhnen Chriſtus ſelber / Matth. 23. Cap. geweiſſaget hat. 7. Man ſoll aber weitter lernen: Wann man noch Fromme vnd GottſeligeLeut[27]Leut hat / wie man dieſelbige halten ſoll / das ſie nicht vor der zeit vnd wann man jhrer am beſten bedarff / etwan vor Leyd vnd Traurigkeit: oder mit aufflegung zu vieler Sorg vnd Vnruh / ſterben vnd dahin fah - ren / wie von den Gottloſen Sodomitern Petrus bezeuget / 2 Pet. 2.2. Pet. 2. v. 7. das die ſchandliche Leut jhme alles Leyd angethan haben / vnd ſeine ge - rechte Seele gequelet von tag zu tag mit jhren vnrechten wercken. 8. Sonder viel mehr Gott fuͤr ſolche Wolthat dancken / vnd jhn bitten / das er ſie lange zeit wolle erhalten vnd jhr Leben friſten / das wir ſie nicht hernach / wann ſie hinweg ſein / gern (wann es muͤglich were) mit den Haͤnden vnder der Erden herfuͤr kratzen / vnd alſo das Gut / ſo wir ge - habt haben / allererſt erkennen / wañ es zu ſpat / vnd von vns hinweg ge - nommen iſt: Oder das ja Gott der HErꝛ an der abgeforderten / andere dergleichen gnaͤdiglich wolle geben vnd beſcheren.

Endlich / meldet Moſes von Joſeph / das ſein Leichnam nach ſei - nem Tod ſeye geſalbet / vnd in eine Lade in Egypten geleget worden: Jenes zwar / zum theil zubezeugen die gewiſſe vnd vnfehlbare hoffnung der Aufferſtehung deß Fleiſches: Zum theil auch zuerweiſen jhre ſchul - dige Liebe vnd Danckbarkeit gegen jhme. Dieſes aber / das ſie ſeine Ge - bein hernacher im Außzug auß Egyptenland deſto fuͤglicher ins Landt Canaan hinauff fuͤhren moͤchten / wie geſchrieben ſteht / Exod. 13. DasExod. 13. v. 19. Moſes das Gebeine Joſeph mit ſich auß Egyptenland genommen ha - be / vnd Joſuæ 24. Capit. ſolches widerholet wird. Dann auch an denIoſ. 24. v. 32. Todten ſein wir ſchuldig Wolthat zu erweiſen / wie Syrach ſagt Cap. 7. Wir ſein ſchuldig vnſere Liebe vnd Danckbarkeit gegen jhnen zu -Syrach. 7. v. 37. erzeigen / nach dem ſie geweſen ſein / endweder Vaͤtter deß Vatterlands / als Joſeph allhie: Oder vnſere liebe Eltern / von welchen wir nach Gott / in dieſe Welt gezeuget worden / wie Joſeph auch thut gegen ſei - nem Vatter Jacob: Oder vnſere liebe Ehegemahel / mit welchen wir lange zeit hie auff Erden fridlich vnd einig gelebt haben / wie Jacob vnd Rachel / oder welche vns ſonſten nahe verwandt / wol bekandt / oder vmb vns verdient geweſen / Wir ſollen auch dieſelbige gebuͤrlicher weiſe be - trawren vnd beklagen / wie Syrach ſagt am 38. Mein Kind / wannSyr. 38. v. 16. einer ſtirbt / ſo beweine jhn / vnd beklage jhn / als ſey dir groß Leyd ge - ſchehen / vnd verhuͤlle deinen Leib gebuͤrlicher weiſe / vnd beſtatte jhn ehrlich zum Grabe: Du ſolt bitterlich weynen / vnd hertzlich betruͤbt ſein / vnd Leyde tragen / darnach er geweſt iſt / zum wenigſten einen TagD 2oder[28]oder zween: auff das man nicht vbel von dir reden moͤge. Doch ſoll in dem allem auch gebuͤrliche Maß vnd Beſcheydenheit gehalten werden / daß man der Sach weder auff der einen noch auff der andern Seiten zu - viel thu / vnd weder zuviel noch zu wenig vnkoſten anwenden: auch im Trawren das rechte Mittel nicht vberſchreitten / wie Syrach weitter ſagt: Doch troͤſte dich auch wider / das du nicht trawrig werdeſt: Dañ von Trawren kompt der Todt / vnd deß Hertzen Trawrigkeit ſchwechet die Kraͤffte / Wir ſollen vns auch erinnern / der gewiſſen Hoffnung der Aufferſtehung vnſers Fleiſches vnd deß Ewigen Lebens / wie die heilige1. Cor. 15. v. 19. Ertzvaͤtter gethan haben / vnd der H. Apoſtel Paulus 1. Cor. 15. vns vermahnet.

Es iſt Joſephs Leichnam / wie Moſes ſagt / in eine Lade in Egy - pten gelegt worden / vnd auffgehaben als ein edel Kleinot vor Gott / vnd1. Sam. 25. v. 29. eingebunden (wie die vernuͤnfftige Abigail ſagt 1. Sam. 25.) in das Buͤndelin der Lebendigen: Darumb ſollen wir auch vnſere vnd der vnſerigen Todten Saͤrck vnd Graͤber dafuͤr halten / Dann dieſelbige ſein (wie die Hebreer reden) keine (Schachath, Foveæ perditionis) ſolche Gruben / darinnen wir ewiglich muͤſten vergraben ligen / vnd verlohren ſein: ſonder wie man ein koͤſtlich Kleinot fleiſſig auffhebt vnd verwahret / ſauber einbindet / vnd in eine Laden vnd Kiſten legt vnd einſchleußt: damit wann mans bedarff / widerumb moͤge finden / vnd herfuͤr bringen / Alſo werden auch vnſere Leiber in jhre Todtenladen vnd Graͤber gelegt / nicht das ſie darauß ſollen geſtolen werden oder ver - lohren ſein: Sonder Gott der HERR vnd ſein lieber Sohn Chri - ſtus / welcher dieſelbige mit ſeinem vnſchuldigen Tod geweyhet vnd ge - heiliget / wird vns als ein koͤſtliches Kleinot / welches Er theur erkaufft / nicht mit Gold oder Silber / ſonder mit ſeinem heiligen Theuren Blut / vnd mit ſeinem Vnſchuldigen Leiden vnd Sterben / widerumb auß denſelbigen herfuͤr bringen vnd aufferwecken / darein ſol - len wir eine kleine weil gelegt vnd auffgehaben werden / wie geſchribenIeſ. 26. v. 29. ſteht: Jeſa. 26. Gehe hin mein Volck in eine Kammer / vnd ſchleuß die Thuͤr nach dir zu: Verbaͤrge dich ein klein Augenblick / biß der ZornPſ. 3. v. 6. fuͤruͤber gehe / vnd David ſagt Pſal. 3. Jch lige vnd ſchlaffe vnd er - wache / dann der HERR helt mich / Sind derhalben vnſere Todten - ſaͤrck nur vnſere Bettladen / vnd vnſere Graͤber / vnſere Schlaffkam - mern / vnſere κοιμιτήρια & Dormitoria, wie es die Griechen vnd Lati -ner auch[29]ner auch nennen / ja ſie ſein / wie ſie die Hebreer nennen / vnſere Bathe Chajim: Haͤuſer deß Lebens / darinnen wir nicht als Todte ligen vnd verlohren ſein / ſonder leben: nicht nur fuͤr Gott / der ein Gott iſt nichtMatth. 22 v. 32. der Todten / ſonder der Lebendigen Matth. 22. Sonder wir werden auch am Juͤngſten tag widerumb lebendig auß denſelbigen herfuͤr gehn / wie Job ſagt Cap. 19. Jch weiß / das mein Erloͤſer lebt / vnd Er wirdIob. 19. v. 25. mich hernach auß der Erden aufferwecken / vnd werde darnach mit die - ſer meiner Haut vmbgeben werden / vnd werde in meinem Fleiſch Gott ſehen: Denſelben werde ich mir ſehen / vnd meine Augen werden jhn ſchawen / vnd kein Frembder. Vnd ob vns wol bedunckt / als wann die jenigen / ſo vor vns geſtorben vnd in jhre Laden gelegt worden / gar zu lang darinnen verborgen weren / oder wir auch Ewig in den vnſern muͤßten verborgen ligen pleiben: So ſollen wir doch gedencken vnd vns erinnern auß Gottes Wort: das alle Zeit vor Gott dem HErꝛen iſt wie ein Augenblick / ja wie Petrus ſagt / 2. Pet. 3. iſt ein Tag vor2. Pet. 3. v. 8. dem HErꝛen wie Tauſend Jahr / vnd Tauſend Jahr / wie ein Tag / ja wir ſelber muͤſſen ſagen vnd bekennen / das wann wir ligen vnd ſchlaffen vns die zeit viel kuͤrtzer wird / als wann wir wachen: Ja wann wir die Nacht vber fein ſanfft vnd ruͤhig geſchlaffen haben / das wir am Mor - gen friſch vnd wacker wider auffſtehn / vnd vnſer Amptsarbeit thun vnd verꝛichten: Alſo wird zwar vnſer Leib ſchlaffen gelegt verweßlich / Er wird aber aufferſtehn vnverweßlich: Er wird geſeet in Vnehre / Er wird aber aufferſtehn in Herꝛligkeit: Er wird geſeet in Schwachheit / Er wird aber aufferſtehn in Krafft: Es wird geſeet ein Natuͤrlicher Leib / vnd wird aufferſtehn ein Geiſtlicher Leib / wie Paulus 1. Cor. 15.1. Cor. 15. v. 42. lehret vnd troͤſtet. Darumb wann wir Ewiglich in vnſeren Laden vnd Schlaffkaͤmmerlin muͤßten ligen pleiben: ſo hetten wir wol vrſach zu Trauren vnd vns zu beklagen / daſſelbig aber wird nicht geſchehen / wir ſollen vnd werden am Juͤngſten tag herꝛlich vnd vnverweßlich auß vn - ſern Graͤbern aufferſtehn / wie Chriſtus ſagt Joh. 11. zu Martha derIohan. 11. v. 25. Schweſter Lazari: Jch bin die Aufferſtehung vnd das Leben / wer an mich glaubt / der wird leben / ob er gleich ſtirbt: Vnd wer da lebt vnd glaubt an mich / der wird nimmermehr ſterben / Sollen derhalben vor vnſern Laden vñ Schlaffkaͤm̃erlin vns nicht zu ſehr foͤrchten oder entſe - tzen: ſonder als from̃e gehorſame Kinder / wañ der Him̃liſche Vatter kompt vnd bey vns anklopfft / vnd vns darein auffheben vnd ſchlaffenD 3legen[30]legen will / willig vnd bereit ſein / vnd mit dem Heiligen alten SimeonLuc. 2. v. 19. ſingen vnd ſprechen: Mit fried vnd freud ich fahr dahin: Jn Gottes Willen: Getroſt iſt mir mein Hertz vnd Sinn: Sanfft vnd ſtille: Wie Gott mir verheiſſen hat: Der Tod iſt mein ſchlaff worden. VndPhilip. 1. v. 21. 23. mit dem heiligen Apoſtel Paulo Philip. 1. Jch hab luſt abzuſcheiden / vnd bey Chriſto zu ſein: Dann Chriſtus iſt mein Leben / vnd Sterben iſt mein Gewin. Wir ſollen vns aber anch befleiſſigen / das wir ſchoͤn vnd rein / als ein koͤſtliches Kleinot Gottes in vnſere Lade moͤgen gelegt vnd auffbehalten werden: vns derhalben befleiſſen der Heiligkeit vnd Reinigkeit / ohn welche Niemand Gott ſchawen wird: Selig aber ſindMatth. 5. v. 8. die reines Hertzen ſind: Dann ſie werden Gott ſchawen Matth. 5. Solches geſchicht durch den wahren Glauben an Gott / vnd ſeinen lie - ben Sohn Chriſtum / dann durch den Glauben werden vnſere HertzenAct. 15. v. 9. gereiniget Act. 15. Wir ſollen vns fuͤrſehen vor aller Befleckung deß Geiſtes vnd deß Fleiſches / vnſern Wandel fuͤhren in Heiligkeit vnd2. Cor. 7. verſ. 1. Gerechtigkeit / die Gott wolgefaͤllig iſt / Wir ſollen verlaͤugnen das Vngoͤttliche Weſen vnd die Weltliche Luͤſten / vnd zuͤchtig / gerechtLuc. 2. v. 75. vnd Gottſelig Leben in dieſer Welt: vnd warten auff die ſelige Hoff - nung vnd Erſcheinung der Herꝛligkeit deß groſſen Gottes / vnd vnſersTit. 2. v. 12 HErꝛen JEſu Chriſti. Wir ſollen auch vnſere Hertzen nicht beſudlen vnd beſchweren mit den Wercken deß Fleiſches / vnd mit ſorge der Na -Luc. 21. v. 34. rung / vnd komme der Tag deß HErꝛen ſchnell vber vns. Welcher tag deß HErꝛen gewiß / die Stund vnd Zeit aber vngewiß iſt / Wir wiſſenLuc. 12. v. 38. nicht zu welcher zeit vnd in welcher Nachtwach der HERR kommen wird / vnd vns ſchlaffen legen / wie mir ſelber die Minuten der Stund nicht wiſſen / wann wir zu Nacht einſchlaffen. Dann / wie die Alten geſagt haben: Horula una latet, ut obſerventur omnes: Ein Stuͤnd - lin iſt verborgen / auff das man auff alle achtung habe / vnd ſich gefaßt halte: Accidit in puncto, quod non ſperatur in anno: Vhnverhofft geſchicht offt / in einer Stund vnd Augenblick kan ſich begeben / deſſenLuc. 21. v. 36. man ſich ein gantzes Jahr oder noch laͤnger nicht verſehen hette. Sollen derhalben auch wachen vnd betten / damit es vns nicht ergehe wie denMatth. 25. v. 12. Fuͤnff Thoͤrichten Jungfrawen Matth. 25. Dann wir wiſſen doch ſelber nicht / wann wir Abends ſchlaffen ligen / ob wir deß MorgensLuc. 12. v. 37. wider werden auffſtehen: Selig aber iſt der Knecht / den der HErꝛ / ſo er kompt / wachend findet.

Einen[31]

Einen ſolchen getrewen / wachenden vnd frommen Knecht vnd Diener / hat nun der liebe getrewe Gott auch gefunden an dieſem vnſern lieben Junckern ſeligen / dem Geſtrengen / Edlen vnd Veſten Juncker Joachimo von Kageneck / Weyland Fuͤrſtlichen / Pfaltzgraͤviſchen / Veldentziſchen Raht / Hoffmeiſter vnd Amptmann allhie zu Luͤtzelſtein / welchem wir bißhero / auß Chriſtlicher Liebe vnd Freundſchafft / biß zu ſeinem Ruhbettlin das Geleyt gegeben / von welches Chriſtlichem Le - ben vnd Wandel / auch ſeligem Abſcheyd auß dieſer Welt / wir nun auch / wiewol kuͤrtzlich doch warhafftig / zu vnſer Beſſerung vnd Chriſt - licher Nachfolg / etwas reden vnd melden wollen. Sein lieber Vatter ſeliger iſt geweſen / der auch Geſtrenge / Edel vnd Veſte Juncker Jo - hann Jacob von Kageneck / Weyland Margraͤfiſcher Diener vnd Amptmant / Seine liebe Mutter / ſo noch im Leben iſt / Fraw Katha - rina von Kageneck / geborne von Troja / Hoffmeiſterin bey des Wolge - bornen Graffen vnd Herꝛen von Widt / Wolſeliger Gedechtnuß hin - derlaſſenen Wittwe: Deß auch Hoch vnd Wolgebornen Graffen vnd Herꝛen / Herꝛen Johann Reinhardten / Herꝛen vnd Graffen zu Ha - naw / Liechtenberg / geliebte Fraw Schweſter. Von dieſen ſeinen Chriſtlichen / Adelichen Eltern iſt Er durch Gottes Segen in dieſe Welt gezeuget worden / im Jahr 1572. vnd durch das H. Sacrament der Tauff dem HErꝛen Chriſto vnd ſeiner Kirchen einverleibt / jhme der Name Joachimus gegeben worden / welchen Er mit der That ge - habt: dann Gott der HERR jhn warhafftig auffgerichtet / vnd einen herꝛlichen fuͤrtrefflichen Mann auß jhm gemachet hat / Er iſt auch von Gott mit einem ſtatlichen / ſcharpffſinnigen Ingenio vnd Verſtand be - gabet / vnd in ſeiner Jugend von ſeinen lieben Eltern / ſonderlich ſeinem lieben Vatter / (welcher jhme doch bald als er noch ſehr Jung war / durch den zeitlichen Todt iſt entzogen worden) in aller Gottesforcht / Zucht vnd Adelichen Tugenden erzogen vnd zu den ſtudijs literarum, zu nutz - lichen Sprachen vnd Kuͤnſten angehalten worden bey der loͤblichen Academi vnd Hohen Schul zu Straßburg / daſelbſten Er durch alle zehen Claſſes progredirt vnd auffgeſtiegen / vnd ſein Fundamenta in der Gottesforcht / guten Kuͤnſten vnd Sprachen / der Griechiſchen vnd ſonderlich der Latiniſchen alſo gelegt: das Er nicht allein / was Er darinn geleſen / verſtanden: ſonder auch / zur Notturfft hat reden koͤn - den: welches gelegte Fundament jhme hernach in ſeinem gantzen Lebeniſt[32]iſt nutzlich vnd dienſtlich geweſen / darauff Er hernach ohn gefahr im 20. Jahr ſeines Alters / von deß Durchleuchtigen Hochgebornen vn - ſers gnaͤdigen Landsfuͤrſten vnd Herꝛen / Herꝛen Georgij Johannis / Pfaltzgraffen bey Rhein / Hertzogen in Beyern / vnd Graffen zu Vel - dentz / ꝛc. geliebter Fraw Mutter Hochſeliger Gedaͤchtnuß / wie auch Herꝛen Bruder / Hertzog Georgio Guſtapho / vnd deroſelben Hochge - laͤrte Herꝛen Raͤhten: Jhro F. G. anderem Herꝛen Bruder / Hertzog Johanni Auguſto / Chriſtmilder Gedaͤchtnuß / wie auch deren dritten Herꝛn Brudern / Hertzog Ludwig Philipſen / auch Hochloͤblicher Ge - daͤchtnuß / ja Hochermeltem vnſerm Gnaͤdigen Landsfuͤrſten vnnd Herꝛn ſelber / zu einem Hoffmeiſter von Straßburg auß / beſtellet vnd angenommen worden / mit welchen Fuͤrſtlichen Perſonen Er auff die Fuͤrnembſten Hohe Schulen als naher Marpurg / Heydelberg vnd Tuͤbingen / wie auch in frembde Laͤnder als in Jtalien / Franckreich / Engelland / Niederland / vnd die fuͤrnembſte Ortter vnd Staͤtt in Teutſchland / ꝛc. iſt verſchickt worden / in welchen Er ferner die Jtalie - niſche vnd Frantzoͤſiſche Sprach gelernet vnd begriffen / welche er jhme gleichsfalls ſein gantzes Lebenlang wol hat wiſſen Nutz zu machen / Er hat ſich aber in ſolchem ſeinem Hoffmeiſter Ampt / bey ſolchen vnder - ſchiedlichen Fuͤrſtlichen Perſonen / dermaſſen auffrichtig vnnd loͤblich verhalten / das Er hernach zum andern mahl / von Hochermelt vnſers Gnaͤdigen Landsfuͤrſten vnd Herꝛen / Herꝛen Bruder / Hertzog Johanne Auguſto / ꝛc. Chriſtmilter Gedaͤchtnuß / zu einem Raht: Hoff - meiſter vnd Amptman dieſer Herꝛſchafft Luͤtzelſtein iſt beſtellet vnd an - genommen worden / im Jahr Chriſti 1603. den 24. Martij / ſeines Al - ters im 31. Jahr. Jn welchen hohen fuͤrtrefflichen Ehren aͤmptern / vnſer lieber Juncker Selig / biß in das 13. Jahr / biß an das Ende ſeines Lebens / jabiß in den letzten Tag deſſelbigen / ſich dermaſſen Gottsfoͤrch - tig / From̃ / Auffrecht vnd Redlich verhalten: das Er mit hoͤchſtem Lob / wol dem frommen Joſeph in Egypten kan verglichen werden: SeinRaht. Conſilia vnd Rahtſchlag / ſo Er nicht allein Jhre F. Gn. Hochſeliger Gedaͤchtnuß / in die 8. Jahr: Sonder auch vnſerm Gnaͤdigen Lands - fuͤrſten vnd Herꝛen von Anfang deroſelben Regierung / biß ins 5. Jahr / gegeben vnd mitgetheilt / waren juſt vnd gut / getrew / heilſam vnd nutz - lich / auff das Fundament heiliger Goͤttlicher Schrifft / geſetzt vnd ge - bawet: Alſo das Er recht vnd wol / wie der fromme Joſeph in Egypten /Jhro[33]Jhro F. G. beyderſeits / rechter Zaphnàth Paaneàch. geheimer vnd ge - trewer Raht geweſen iſt. Das Hoffmeiſter Ampt betreffend / hat Er daſ -Hoffmel - ſter. ſelbige alſo gefuͤhret / das er abermal nach Joſephs Exempel / alles ordent - lich angeordnet vnd beſtellet / allen vberfluß vnd vnnoͤtige vnkoſten abge - ſchafft / vñ alles mit Nutz vnd zu rechter zeit angewendt / Er hat in der zeitAño 1609 vnd 1611. er ſolches getragen / zwo Fuͤrſtliche Begraͤbnuſſen / Ein Fuͤrſtliche Heim - fuͤhrung vnd ein Fuͤrſtliche Kindtauff nach demſelbigen verwaltet /Año 1613. vnd 1614. Frembde vnd Jnnheimiſche nach gebuͤr wiſſen zu reſpectiren, vnd jhre gebuͤr zuverſchaffen. Was ſoll man von ſeiner Amptsverwaltung ſagẽ? Amptmã.Jn derſelbigen hat Er ſich warlich auch als ein frommer Joſeph er - wieſen: zu vorderſt Gottes Ehr / vnſers Gnaͤdigen Fuͤrſten vnd Herꝛn Fuͤrſtliche Reputation, deroſelben Nutz / deß gantzen Lands Heyl / vnd aller Vnderthanen Wolfahrt fleißig betrachtet vnd befoͤrdert / beydes in Fridens vnd Krieges zeiten / darinnen Er Jhr F. G. vnd dem Land mit Raht vnd That nuͤtzlich vnd fuͤrderlich geweſen: Sich gegen den Benachtbarten friedlich vnd ſchiedlich erzeigt / die Vnderthanen / zu je - derzeit / wann ſie zu jhme kommen vnd ſeiner Hilff vnd Ampts begert / gern gehoͤrt / vnd jhnen zu Recht geholffen / auch vielmahl in ſolchen Sachen / die der Red kaum werdt geweſen / Jn Summa: Juſtitiam & Pacem: die Gerechtigkeit vnd den Frieden nach beſtem vermoͤgen adminiſtrirt vnd gefoͤrdert.

Jn den heiligen Ehſtand hat Er ſich zweymal begeben: Erſtlich1. Ehſtãd. hat Er ſich verheyrat mit der Edlen / Ehren vnd Tugendreichen Jung - frawen Alexandra / Gebornen von Firdenheim / deß Edlen vnd Veſten Juncker Hans Peters von Firdenheim / geliebten Ehlichen Tochter / welche Anno 1609. den 18. Septemb. in Gott verſchieden / vnd naher Liechtenaw / dahin ſie begert / gefuͤrt / vnd zur Erden beſtattet worden: Mit welcher Er zwo Toͤchter / ſo noch im Leben / gezeuget hat: Die Erſte / Anna Eliſabetha / geboren Anno 1606. welche den 20. Novemb. getaufft worden: Die Andere / Maria Magdalena / geboren Anno 1609. vnd getaufft den 7. Januarij: welchen Gott mit ſeinem Goͤttlichen Segen wolle beywohnen / Zum Andern mahl hat Er ſich Ehlich beſtat -2. Ehſtãd. tet mit der Edlen / viel Ehren vnnd Tugendreichen Frawen / Maria Brackin / gebornen von Sultz / im Jahr Chriſti 1611. den 27. Auguſti / welche aber widerumb von Gott in den betruͤbten Wittwenſtand ge - ſetzt worden / mit welcher Er nun biß an ſein End friedlich / freundlichEvnd[34]vnd eintraͤchtig gelebet / Seiner Haußhaltung als ein fleiſſiger Hauß - vatter wol fuͤrgeſtanden / vnd jederman darinn mit gutem Exempel fuͤr gegangen. Sonſten fuͤr ſeine Perſon / war er From̃ vnd Gotts - foͤrchtig / hatte Gottes Wort von hertzen lieb / beſuchte deſſelben Pre - digten vnd Lectiones offentlich in der Kirchen fleißig / Menniglich zu einem guten Exempel / der wahren vnveraͤnderten Augſpurgiſchen Confeſſion war Er von hertzen zugethan: Das Heilig Hochwuͤrdig Abendmahl deß wahren Leibs vnd Bluts Chriſti / hat Er zum offter - mahl / gemeiniglich drey oder vier mahl deß Jahrs fleißig vnd andaͤch - tig beſucht vnd empfangen: ſeine Beicht zuvor hertzlich gethan / ſich vor Gott als ein Armer Suͤndiger Menſch gedemuͤtiget / Gott vmb ver - zeihung gebetten / vnd den Troſt der Heiligen Abſolution mit Ernſt vnd Andacht angehoͤrt: dieſen Vers hab ich ſehr offt von jhme gehoͤrt / das er geſagt: Textus non fallit, multos ſpecioſa fefellit Gloſſa, DEI Verbo nitere, tutus eris: das iſt: Gottes Wort vnd ſein kraͤfftig All - macht / O lieber Chriſt ſtaͤttigs betracht: die ſcheinend Gloß du meiden thu: Bey jhr iſt weder Raſt noch Ruh / Die heilige Bibel / vnd andere gute bewaͤhrte Buͤcher hat er jederzeit / wann er Ampt vnd Geſchaͤfft halber weil gehabt / fleißig geleſen / ſein Gebett Morgens vnd Abends fieißig vnd andaͤchtig gethan: Morgens wann er auffgeſtanden geſun - gen: Jch danck dir lieber HErꝛe / das du mich haſt bewahrt / ꝛc. Jtem: Jch ruff zu dir HErꝛ JEſu Chriſt / ꝛc. Seine liebſte vnd gebraͤuchlich -Iob. 19. ſte Spruͤch waren. Jch weiß / das mein Erloͤſer lebt / ꝛc. Hiob. 19. vnd /Pſalm. 73. wann ich nur dich hab / HERR / ſo frag ich nichts nach Himmel vnd nach Erden / ꝛc. Jtem: Leben wir / ſo leben wir dem HErꝛen / Sterben wir / ſo ſterben wir dem HErꝛen / ꝛc. Rom. 14. Sonſt in ſeinem Leben From̃ vnd Gottsfoͤrchtig: in ſeinem Ampt vnd Beruff getrew vnd fleiſ - ſig: gegen ſeinen Freunden vnd Verwandten dienſtwillig / gegen Men - niglich Freundlich: gegen den Armen gutthaͤtig geweſen / Jn Sum̃a / von jhme koͤndte auch geſagt werden: Welches Ohr jhne hoͤret das ruͤhmet jhn / vnd welches Auge jhn ſahe / preiſet jhn Selig. Er warPſ. 32. v. 6. aber darumb noch nicht voll kommen vnd Engelrein: Sonder hatte auch noch ſeine Schwachheiten / dafuͤr auch alle Heiligen bitten zur rech - ten zeit: das Gute / das er gewolt hat / hat er nicht allwegen vollkom̃en gethan / daſſelbige aber hat er von Hertzen erkennet vnd bekennet / Gott den HErꝛen vmb Gnad vnd vmb verzeihung angeruffen: Jnſonderheitam[35]am verſchienen Heiligen Chriſtfeſt / an welchem Er mit 110. Perſonen zum letzten mahl das H. Abendmahl empfangen / wie hertzlich hat Er ſich vor Gott gedemuͤtiget / ſeine Beicht gethan / vnd ſich entſchuldiget / das er das Jahr vber / das H. Abendmahl nur zwey mahl empfangen / daſſelbige aber nicht fuͤrſetzlicher weiſe / ſonder darum̃ / das er zur ſelbigen Zeit / wañ es iſt gehalten worden / nit habe koͤnden zu Hauſe ſein / er wolle ſich hinfort fleißiger bey demſelbigen einſtellen / vnd ſich auch mit Got - tes hilff huͤten / das er hinfort ſein Hertz vnd Gewiſſen nicht beſchwere: vnd ſich befleiſſen / das er ein Gottſeliges leben fuͤhren moͤge: hat ſich auch getroͤſt mit der Gnadenreichen Menſchwerdung vnd Geburt deß Sohns Gottes / das derſelbige nicht die Engel / ſonder Menſchliche Natur habe angenommen: Nun ſey er auch ein Menſch / darumb ſey Erauch vmb ſeinet willen in die Welt kommen. Solt aber auch allhie wie droben von Joſeph gemelt / (wann es nicht wider Gott were) einer nicht ſagen: Jſt es nicht ſchad / das ein ſolcher Frommer Gottſeliger Menſch / der Gott vnd der Welt noch ſo wol vnd trefflich hette dienen koͤnden / ſterben ſoll? Aber wie er auch ein Menſch / vnd kein Engel ge - weſen: Alſo iſt er auch ſterblich geweſen: Aber lieber HErꝛ Gott / deß ſchnellen vñ vnverſehenen Sterbens: da muß man ſehen vnd erkennen / wie wunderbar GOtt der HERR in ſeinen Wercken iſt / vnnd wie wunderbarlich Er ſeine Heiligen fuͤhre / nicht nur im Leben: ſonder auch im Sterben: dann kein Menſch ſich verſehen hat / das dieſer vnſer frommer Joſeph ſo ſchnell von vns ſolte ſcheyden oder genommen wer - den / Er iſt zwar einen tag oder etlich vor ſeinem ſeligen Abſcheyd mit etwas ſchweren Gedancken vmbgangen / ein Reiß naher Weiſſenburg fuͤrgenommen / vnd ſonderlich ſeine liebe Haußfraw angeſprochen / wann er einmahl ſolte ſterben / ob ſie ſich auch ſeiner zweyen kleinen Toͤchterlein wolte annemmen / vnd jhnen guts erweiſen / Sein Hauß - fraw welche nicht vermeint / das es ſo bald darzu kommen ſolt / will jhm ſolches außreden / Sie als ein bloͤde ſchwache Fraw werde vor ſterben / vnd dergleichen / darauff er angehalten: Sie ſoll jhme ſolches in die Hand verheiſſen / welches ſie gethan: Aber noch jmmer auff jhrer Mei - nung fort gefahren / ſie werde ob Gott woll / ſeinen Todt nicht erleben / darauff er geantwort: Nun wolle er gern ſterben / vnangeſehen / das er ſich noch zur zeit nichts ſonderlichs einer ſchweren oder gefehrlichen Kranckheit halben geklagt / viel weniger zu Beth gelegen war / außge -E 2nommen /[36]nommen / das er bißweilen ein Trucken vmb den Magen gefuͤhlet / dar uͤber Er doch in verſchiner Weinacht Meß zu Straßburg den Ehrn - veſten vnd Hochgelaͤrten Herꝛen Doctorem Johann Ludwig Hawen - reutern Rahts erſucht hat / welcher jhme auch etliche Artzneyen ge - ordnet / welche Er gebraucht / auch noch den Abend zuvor / als er Mor - gens verſcheyden: Sich doch nichts ſonderlichs geklagt: ſonder den - ſelben Tag noch wichtige Ampts geſchaͤfft / vnd auff den Abend ſein Hoffmeiſterampt zu Hoff verꝛichtet / vnd das Nachteſſen auff die Fuͤrſt - liche Tafel verſchaffet vnd anrichten laſſen / doch nicht zu Hoff beim Eſſen geplieben / ſonder nach Hauß gangen / daſelbſten mit ſeiner lieben Haußfrawen vnd Kindern allein gar wenig zu Nacht geſſen / hernach wider nach ſeinem Gebrauch vber ſeine Buͤcher geſeſſen vnd einweil geleſen / endlich ſein Gebett in der Stuben auß dem Betbuͤchlin ver - richtet / vnd ſich zur Ruh begeben: am Bett ſich abermal mit dem Ge - bett auch allem was er habe Gott befohlen / Er werde es alles zum beſten ſchicken. Jſt alſo daruͤber eingeſchlaffen / ſampt ſeiner lieben Hauß - frawen: Als aber dieſelbige nach volbrachtem Erſten Schlaff nach Mitternacht erwacht / fuͤhlet ſie / das jhr Juncker an jhrer Seiten ſeine Lincke Hand auff das deckbett gelegt / welche etwas kalt geweſen / ſie meinet Er ſchlieff / will denſelbigen auß ſeinem ſanfften Schlaff nicht auffwecken / Als ſie aber keinen Athem oder Bewegung an jhm ſpuͤret / will jhr nichts guts einfallen / ſie rufft jhm / Er will kein Antwort ge - ben / ſie rufft den Maͤgden / das ſie ein Liecht bringen / da daſſelbige kompt / finden ſie den Junckern Todt vnd verſchieden / Hilff Gott von Himmel: deß groſſen Schreckens / deß Schrecklichen Jammers / deß Jaͤmmerlichen Elends. Alſo / Geliebte im HErꝛen / hat es der hohen Goͤttlichen Majeſtaͤt im Himmel wolgefallen / dieſen vnſern frommen Joſeph auß dem Egypten dieſer boͤſen Welt abzuforden vnd hinweg zu - nemmen / Jhme zwar iſt nichts boͤſes widerfahren: Er iſt gleichſam Le -2. Reg. 2. v. 11. bendig / vnd wie alle anzeigungen zuerkennen geben / ohne Empfindnuß einiges Schmertzens wie Elias der Prophet von Gott abgefordert /Luc. 16. v. 22. vnd ſeine Seel durch die Heilige Engel in die Schoß Abrahams getra - gen worden: An jhme iſt wahr gemacht worden das Wort Chriſti / daIoh. 8. v. 51. Er ſagt Joh. 8. Warlich / Warlich ſage ich euch / So jemand mein Wort wird halten / der wird den Todt nicht ſehen Ewiglich: Seine Seele iſt in das Ewige Him̃liſche Weiſſenburg gereyſet vnd eingezo -gen[37]gen: da ſie kein Angſt noch Qual nimmermehr beruͤhren wird. Sein Leib aber als ein Tempel vnd Wohnung Gottes deß heiligen Geiſtes ruhet in ſeinem Schlaffkaͤmmerlin / vnd erwartet / wann die Seele am Jungſten Tag wider mit jhme vereiniget / vnd ſie ſamytlich Gott den HErꝛen anſchawen von Angeſicht zu Angeſicht / in ſolcher Herꝛligkeit / welche kein Aug geſehen / kein Ohr gehoͤrt / vnd die in keines Meinſchen Hertz kommen iſt / die Gott bereitet hat denen / ſo ſeine Erſcheynung lieb haben / Dieweil dann vnſer frommer Joſeph nach der Seelen in das Him̃liſche Land Canaan verſetzet worden: ſo ſollen wir vns dem Willen Gottes nicht wider ſetzen / auch jhme ſolche ſeine Seligkeit nicht mißgoͤnnen: Sonder ſollen viel mehr vnſere Suͤnde lernen er - kennen / das wir mit denſelbigen vnd mit vnſer groſſen vndanckbarkeit verdient / das Er ſo zeitlich / vnd ſo vnverſehener weiſe von vns hin - weg geriſſen worden. Es hat vnſer Gnaͤdiger LandsFuͤrſt vnd Herꝛ an demſelbigen einen Frommen / Gottſeligen Raht verlohren: die Fuͤrſt - liche Hoffhaltung einen weiſen verſtaͤndigen Hoffmeiſter / Die Fuͤrſt - liche Cantzley einen fuͤrſichtigen herꝛlichen Directorem vnd Regierer / Kirchen vnd Schulen einen frommen vnd getrewen Patronum vnd Beſchuͤtzer: Die gantze Landſchafft einen ſorgfeltigen / fleißigen vnd redlichen Amptmann: Alle verwandten vnd gantze Adeliche Freund - ſchafft einen trewhertzigen Freund vnd Vettern / welcher jhnen ſampt - lich noch lange zeit / wo es Gottes Will geweſen / hette koͤnden mit Raht vnd That vorſtaͤndig vnd befoͤrderlich ſein / Seine zwey Junge vnerzo - gene Kinderlin einen frommen trewhertzigen Vatter / Alle from̃e vnd getrewe Buͤrger vnd Vnderthanen einen getrewen Beſchuͤtzer vnd Handhaber / Ja die Boͤſen vngehorſamen vnd Widerſpaͤnſtigen einen ernſten Straffer vnd Haſſer deß Boͤſen vnd Vnrechten / verlohren / welche zwar von dieſem ſeinem ſchnellen vnd vnverhofften Abſcheyd reden vnd Vrtheilen werden / nach dem jhnen der Schnabel gewach - ſen / welchen man nichts kan recht machen: dieſelbige aber ſollen wiſſen / wann ſie ſich nicht auff vnſers frommen Junckers ſeligen Straff vnd vermahnung werden beſſern / vnd vom Boͤſen vnd Vnrechten ablaſſen: das ſie eines andern Amptmans: ja wo ſie nicht Buß thun / deß Hoͤl - liſchen Henckers vnd Stockmeiſters werden muͤſſen gewertig ſein / Darumb wlr billich ſampt vnd ſonders lernen vnd bedencken ſollen / was zu vnſerm Frieden dienet / Gott den HErꝛen anruffen vnd bitten /E 3das[38]das Er vns vnſere Vnart vnd vndanckbarkeit wolle zuerkennen geben / vnd was Er vns an dieſem vnſern lieben Junckern entzogen hat / an andern reichlich vnd miltiglich wolle erſtatten. Es haben aber auch ferner an dieſem vnſern frommen Joſeph zulernen vnd zu ſtudieren alle junge Leut / ſonderlich die vom Adel / das wann ſie auch dermahl eins fromme Joſeph / die Gott dem HErꝛen im Himmel ehrlich / vnd der Welt nutzlich vnd dienſtlich zu ſein begeren / ſein vnd werden wollen: wie ſie ſich von Jugend auff darzu ſchicken vnd verhalten ſollen: naͤm - lich / das ſie From̃ vnd Gottsfoͤrchtig ſeyen / gute Kuͤnſt vnd nuͤtzliche Sprachen von Jugend auff lernen vnd ſtudieren / ſich from̃ vnd ehrlich halten / Gott den HErꝛen in jhrem Gebet ernſtlich bitten vnd anruffen vmb ſeine Gnad vnd den H. Geiſt / der ſie regiere / leyte vnd fuͤhre / vnd zu allem guten anreitze vnd treibe: Aber auffden heutigen Tag bedencken ſie ſolches wenig / dann ob ſie wol nach dem Gebluͤt vor der Welt Edel ſind / So befleißigen ſie ſich doch deß jenigen nicht / das fuͤr Gott recht Edel machet / Dann wie das Sprichwort lautet: Wie das Alter kompt von Jugend: Alſo auch der Adel von der Tugend: zu welcher Tugend vnſer Edler Juncker ſelig ſie auch fleißig vermahnet / vor dem Boͤſen aber trewhertzig vnd fleißig gewarnet hat. Endlich vnd zum Beſchluß lehret vns abermahl das Exempel deß vnverhofften Abſchieds dieſes frommen Junckern ſeligen die vngewißheit vnd vnbeſtaͤndigkeit vnſers Zeitlichen Lebens hie auff Erden / das wir auch nicht einen Tag oder Nacht / Stund oder Augenblick vor dem Tod geſichert ſein: das wir nicht gewiß ſein / wann wir Nachts in vnſer Bett ſchlaffen ligen / ob wir Morgen wider friſch vnd geſund werden auffſtehn / Darumb wir billich alle Jahr / Monat / ja Tag vnd Stund / fuͤr vnſer letztes Jahr / Monat / Tag vnd Stund halten / in ſtaͤter Bereitſchafft ſtehn / vnd mit Frewden erwarten / der ſeligen Zukunfft vnſers HErꝛen Chriſti / auff das Er vns nicht vnbereit finde / Sonder wann Er bey vns anklopfft / wir jhm willig vnd gern auffthun / vnd jhm folgen / nicht nur im Leben / ſonder auch im ſterben / vnd mit jhme eingehen in die Ewige Wohnung der vnaußſprechlich Seligkeit / da Frewde ſein wird die Fuͤlle / vnd lieb - lich Wefen zu ſeiner Gerechten Ewiglich / Jhme ſampt dem Vat - ter aller Gnad vnd Barmhertzigkeit / vnd dem H. Geiſt / dem Gott aller Gedult vnd Troſtes ſey Lob / Ehr / Preyß vnd danckſagung in Ewigkeit / AMEN.

About this transcription

TextJosephus Aegyptius: Das ist: Die wunder schöne/ Lehrhaffte vnd Tröstliche Histori/ von dem Frommen Joseph in Egypten
Author Johannes Rupflinus
Extent38 images; 13157 tokens; 3426 types; 87545 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationJosephus Aegyptius: Das ist: Die wunder schöne/ Lehrhaffte vnd Tröstliche Histori/ von dem Frommen Joseph in Egypten Kürtzlich erklärt vnd außgelegt: Bey der Adelichen Leichbegängnuß/ Weyland deß Gestrengen/ Edlen vnd Vesten Junckern/ Joachimi von Kageneck Johannes Rupflinus. . 38 Antonius BertramStraßburg1616.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 135/16 / 523825

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:08Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 S 135/16 / 523825
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