ERbare vnnd Vieltu - gendſame Frawen / meine in Ehren großguͤnſtige goͤnnerinnen vnd befuͤrde - rinnen / es thut Syrach / an alle Trawerleute / welche vber dem toͤdtlichen Abgang jhrer beſten Freunde / hertzlich betruͤbt / vnd bekuͤmmert ſind / eine troͤliche Erinnerung / vnd Vermah - nung in ſeinẽ Buch 38. c. in dem er ſpricht: Weil der Todte nun in der Ruhe lieget / ſo hoͤre auch auff / ſein zuge - dentken / vnnd troͤſte dich wieder vber jhm / weil ſein Geiſt von hin - nen geſchieden iſt.
Zu dieſer Troſtpredigt fuͤhret der Mañ Sirach den Trawrigen zu Gemuͤt / an einem Theil / die groſſe / vnbegreiffli - che / vnnd vnaußſprechliche Herrligkeit /dazu[5]Vorrede. dazu die verſtorbenen / durch einen ſeligen abſchied aus dieſer Welt / gelangen / nem - lich / daß ſie ſind in der Ruhe / vnd fuͤhren diſe Grabſchrifft / Pſal. 4. Jch liege vnnd ſchlaffe gantz mit frieden / denn du allein Herr hilffeſt mir / daß ich ſicher wohne. Gleich wie nu keiner ſeinẽ guten Freund / wenn er in ſeinem Schlaffe / vnnd Ruhe liegt / gerne verſtoͤret / vnnd auff wecket: Alſo ſollen wir auch denen / ſo im HErrn entſchlaffen / ruhen von aller jrer Arbeit / Apoc. 14. Jhren ſuͤſſen Schlaff / vnnd ſanffte Ruhe gerne goͤnnen / vnd nicht mit vbermeſſigem / vnd vnnachlaͤſſigem wei - nen vnd klagen / in dieſes armſelige Leben zu bringen / begehren / da es heiſt / wie Job ſaget am 7. muß nicht der Menſch jmmer im ſtreit ſein / vnd ſeine Tage ſind wie eines Tag loͤhners? Vnd am 14. Weil der Menſch das Fleiſch an ſich traͤgt / muß er Schmertzen haben / vnnd weil ſeineA iijSeele[6]Vorrede. Seele noch bey jhm iſt muß er Leide tragen.
Am andern Theil wil auch Syrach denen ſo vber jhren verſtorbenen vnmaͤſ - ſig betruͤbet ſind / zu erkennen geben / wie gar nichts ſie mit jhren heulen vnd klagen außrichten / wenn einmal der Geiſt des Menſchen abgeſchiedẽ iſt. Do iſt er gegan - gen des Weges / daß er nicht wird wieder - kommen / wie Job ſpricht 16. Jn ſolcher erwegung hat der Koͤnig David ſein traw ren / vber ſeinem verſtorbenen Soͤhnlein / baldt / als es verſchieden / eingeſtellet / vnd als ſich ſeine Raͤthe darvber verwundert / hat er jhnen zur Antwort geben: Kan ich jhn widerholen? Jch werde wol zu jhm fahren / es koͤmmet aber nicht wider zu mir. 2. Sam. 12. Denn da iſt kein wider - kommen / vnnd ſo du noch ſo ſehr dich be - truͤbeſt / huͤlffs jhn nichts / vnd du thuſt dir ſchaden. ſpricht Syrach am 38.
Weil[7]Vorrede.Weil den nun auch GOtt der All - maͤchtige nach ſeinem allein weiſen rath / vnnd vaͤterlichen Willen / durch den vn - verhofften TodesFall / des Weylandt / Ehrnveſten / vnnd Hochgeachten Herrn Heinrichs von Clauſpruchs / welcher vn - ſer aller Kron geweſen / vornemlich / E. Ehrent. beyderſeits ein ſcharffen ſchnidt ins Hertz gethan / auch der gantzen Freundſchafft / bekandten / vnd Vnter - thanen / groſſe Betruͤbnuͤß / vnd trawrig - keit zugefuͤget / daß er gnugſam beweinet vnd beklaget worden / auch hier folgender Zeit wol wird vermuͤſſet werden: Sollen wir endlich vnſers Leides vergeſſen / vnd vber ſeinem Tod vns wiederumb troͤſten / dieweil er iſt in der Ruhe / vnd ſein Geiſt nach dem er aus dieſer Sterbligkeit abge - ſchiden / in den Schoß Abrahæ iſt genom - men / in das Buͤndlein der Lebendigen verfaſſet / vnd in die gnaͤdige Hand GOt -tes[8]Vorrede. tes feſt eingeſchloſſen / worden / von dan - nen er zu vns nicht widerkommen wird / wenn wir gleich mit ſteten Seufftzen / vnd Trawren nach jhm wuͤndſchen.
Wann dann nun E. Ehrent. als Chriſtliche Hertzen ſich deſſen ſelbſt erjn - nern / vnd vber dem / durch Gottes vaͤter - lichen Willen vnnd Rath zugefuͤgtem Hertzeleidt / vnd Betruͤbnuͤß / widerumb ſich in den troͤſtungen Gottes zu erholen / vnd ergetzen / mit David Pſal. 94. einen troſtreichen Spruch erleſen / vnd denſel - ben nicht alleine bey dem Begraͤbnuͤß vn - ſers vorgemelten ſeligen Herrn zu erklaͤ - ren / ſondern auch hernach in Druck zu - verfertigen an mich vnwuͤrdig begehret: Als habe ich denſelbigen mit dieſer ge - ringſchaͤtzigen Predigt gerne gratificiren vnd willfahren / vnnd dieſelbige hiermit E. Ehrentug. dediciren / vnd zuſchreiben wollen / mit dienſtlicher Bitt / Sie wol -len[9]Vorrede. len hiermit großguͤnſtig vorlieb / vnd wil - len nehmen / vnd in Ehren mir / wie hie - bevor / gewogen bleiben. Thue hiemit E. Ehrentug. ſambt allen den jhrigen in GOttes aller gnaͤdigſten Schutz vnnd Schirm befehlen. Datum Meuſelwitz den
E. Ehrentug. in Ehren dienſt - williger am Wort Gottes M. Chriſtianus Langius, daſelbſten.
Der Gerechten Seelen ſind in Gottes Handt / vnnd keine Qual ruͤhret ſie an. Fuͤr den Vnver - ſtaͤndigen werden ſie angeſehen / als ſtuͤrben ſie / vnnd jhr Abſchiedt wird fuͤr eine Pein gerechnet / vnd jhr hinfarth fuͤr ein Verderben / aber ſie ſind im Friede.
GEliebte vnd Andaͤchti -Ion. 4. ge Hertzen / als Jonas der Pro - phet ſich gegẽ der Stadt Ninive ſetzet / vnd jm eine huͤttẽ bawet / verſchaffet Gott einen Kuͤrbiß / der wuchs vber Jona / dz er ſchattẽ gab vber ſei -nem[11]Chriſtliche Leichpredigt.nem Haͤupt / vnd errettet jhn vor ſeinem Vbel / vñ Jonas frewet ſich ſehr vber den Kuͤrbiß. Aber der Herr verſchaffete einen Wurm / des Morgens / da die Morgenroͤthe anbrach / der ſtach den Kuͤrbiß / daß er verdorrete. Als aber die Sonne auffgegangen war / verſchaffete Gott einen duͤrren Oſtwindt / vnd die Sonne ſtach Jona auff den Kopff / daß er matt ward. Jon. 4. Hierbey erinnern wir vns des vnver - ſehenen / toͤdtlichen doch ſeligen Abgangs / des Weylandt / Ehrnveſten / vnnd Hochgeachten Herrn / Heinrichs von Clauſpruchs / (ſonſt Cra - mer genandt) der iſt auch ein ſchoͤner lieblicher Kuͤrbiß / vnd troͤſtlicher Schatten geweſen / vber ſein liebes Weib / vnnd Kinder: Ein troͤſtlicher ſchatten vber ſeine Fraw Mutter / Gebruͤder vñ Geſchwiſter: Ein troͤſtlicher ſchatten vber vn - ſere Kirche vnd Gemeine / ein troͤſtlicher ſchatten vber meinem Haͤupt vnd aller ſeiner Vntertha - nen / deſſen Raths vnd Huͤlffe ſich jedermaͤnnig - lich hat erholen koͤnnen.
Gott hat aber / nach ſeinem allein weiſen Rath vnd vaͤterlichen Willen / einen Wurm kommen laſſen / nemblich den allgemeinen Men - ſchenfreſſer den Todt / von welchem Hab. 3. mel -Hab. 3.B ijdet:[12]Chriſtliche Leichpredigt.det: daß er nicht zu ſaͤttigen ſey / ſondern raffe zu ſich / alle Heyden / vnnd ſamle zu ſich alle Voͤlcker / der hat auch vnſern lieben Kuͤrbiß / darvber wir vns von Hertzen gefrew - et / verderbet / das vns nun der Schatten ent - gehet / vnnd der Troſt / den wir an vnſerm ſeli - gen Herrn gehabt / zu nicht wird. Vnnd wie Jonam die Soñe auff den Kopff geſtochen / daß er matt worden / alſo wird jhn auch mancher mit groſſem ſchaden vermiſſen / mit heiſſen Thraͤnen vnd tieffen Seufftzen beklagen.
Sonſten erſcheinet auß vorgemelter Ge - ſchicht Vitæ humanæ fragilitas, wie es ſo ein nichtig / vnbeſtendig / vnd vergenglich ding ſey vmb das Menſchliche Leben. Denn ob gleich ein Menſch wie ein ſchoͤner Kuͤrbiß daher waͤchſt an Staͤrcke / vñ Schoͤnheit / an Verſtandt / vnd Weißheit / an Ehre vnd Reichthumb zunim̃et: Dennoch GOtt durch den Geitzigen Wurm / den Todt / denſelben baldt kan verzehren / vnd zu nichte machen / daß alle ſeine Herrligkeit wie ein Schatten dahinfehret. Vnnd diß meynetHiob. 14. Job / wenn er ſpricht cap. 14. Der Menſch vom Weibe geboren / lebet eine kurtze zeit /vnd[13]Chriſtliche Leichpredigt.vnd iſt voller vnruhe / er gehet auff wie ei - ne Blume / vnd fellet abe / fleucht davon wie ein Schatten vnnd bleibet nicht. Vnd David Pſal. 103. Der Menſch iſt in ſei -Pſal. 103. nem Leben wie Graß / er bluͤhet / wie eine Blume auff dem Felde. Wenn der Wind daruͤber gehet / ſo iſt ſie nicht mehr da / vnd jhre ſtete kennet ſie nicht mehr. Wie klaget Moſes Pſa. 90. Es fahren alle vnſe -Pſal. 90. re Tage dahin / Herr / durch deinen Zorn / wir bringen vnſere Jahr zu / wie ein geſchwetz. Wie ſpricht David Pſal. 39. Pſal. 39.Herr / meine Tage ſind einer Handt - breit bey dir / vñ mein Leben iſt wie nichts fuͤr dir / wie gar nichts ſind alle Menſchen / die doch ſo ſiche dahin leben. Vnd diß leſſet nun Gott mit voller Stimme außruffen / wen er zum Propheten ſpricht Eſaiæ am 40. Cap.Eſa. 40. Predige / Was ſoll Jch predigen? Alles Fleiſch iſt Hew / vnd alle ſeine Guͤte / wie eine Blume auff dem Felde. Das HewB iijverdor -[14]Chriſtliche Leichpredigt.verdorret / die Blume verwelcket / denn der Wind des Herren blaͤſſet drein.
Wir Menſchen alle tragen alle einen natuͤr - lichen Eckel / vnnd Abſchew fuͤr dem zeitlichen Todt / das vns die Haar krauß werden / vnd zuSir. 41. berge ſtehen / wenn des Todes erwehnet wird / vnd iſt freylich allzu war / was Syr. 41. ſpricht: O Todt / wie bitter biſtu / wenn an dich gedencket ein Menſch / der gute Tage / vnd gnung hat. Der Koͤnig Hißkias / als er vonEſaiæ 38. dem Propheten Eſaia vornom̃en / er ſolle ſein Hauß beſchicken / vnd ſterben / fenget er an / zu winſeln / wie ein Kranch / vnnd kirret / wie ein Taube / vnnd wuͤndſchet mit tieffen ſeufftzen / vnd heiſſen Thraͤnen: Moͤchte ich biß Morgen leben. Wieder dieſen Eckel vnd Abſchew dienet nun vnſer vorgeleſener Spruch: Der Gerechten Seelen ſind in Gottes Handt / etc. Wenn den bey vorſtehendẽ Leichenbegaͤngnuͤß meines ſeli - gen lieben Herrn Collatoris, dieſer Text / vns allẽ zum Troſt / mir zu erkleren auffgetragen wor - den. Als wollen wir auß demſelben dieſen ei - nigen Punct mit einander abhandeln vñ ſagen:
Hiervon nu alſo zu reden / daß es zu foͤderſt Gott zu Ehren / zu Troſt den betruͤbten / vnnd allen zur ſeligen erbawung moͤge gereichen / wol - le vns Gott der himliſche Vater die reiche Gna - de ſeines heiligen Geiſtes verleihen / vmb Chriſti willen / Amen.
JM Heyden - vnd Bapſthumb / Geliebten / vnd Außerwehlten in Chriſto / haben die armen Leute / welche in tieffer Finſternuͤß der Vnwiſſenheit geſtecket / wenn ſie ſich jhres Todtes erinnert / dieſe vñ dergleichen Erbaͤrm - lich Klage fuͤhren muͤſſen:
Wie denn Hadrianus der Keyſer ſeine Seele / die jm jetzt auff der Zungen ſitzt / gantz ſchmertz - lich anredet / mit dieſen worten:
Animula vagula, blandula, quæ nunc abibis in loca?O mein armes Seelelein /Wie wirſtu nun verſorget ſeyn?
Denn domals haben ſie nicht gewuſt von demewigen[16]Chriſtliche Leichpredigt.1. Cor. 2.ewigen Leben / vnd Herrligkeit / welche Gott bereitet hat denen die jhn lieben / 1. Cor. 2. Wir aber / welche einen ſcharffen blick in Him̃elIohan. 6. gethan / vnd wiſſen / was Chriſtus ſaget Joh. 6. Das iſt der Wille des / der mich geſandt hat / das / wer den Sohn ſiehet / vnnd glaͤubet an jhn / habe das ewige Leben / vnd ich werde jn aufferwecken am Juͤng - ſten Tage Koͤnnen nun mit Frewden vns vn - ſers Sterbſtundleins erinnern / vnd das gegen - ſpiel ſagen:
Denn ſagt vnſer vorgemelter Spruch: Der Gerechten Seelen ſind in GOttes Handt.
Vnd das iſt die groͤſte Seeligkeit / die ein gerechter nach ſeinẽ abſterben zu gewarten hat.
Damit wir aber vnſerm fuͤrgenommenen Punct deſto beſſer moͤgen nachdencken / als wol E. L. bey demſelben in gute achtnemen.
1. Juſti[17]Chriſtliche Leichpredigt.Juſti perſonam, Wer der Gerechte ſey / vnd worinne die rechtſchaffene Gerechtigkeit be - ſtehe.
Es kan aber hier nicht ſtatt finden / Juſtitia1. Iuſti perſo - na & de qua juſtitia hic agatur. Ethnica, Die Heydniſche Gerechtigkeit / wie denn jhrer viel geweſen / die ſich eines Er - barn / ehrlichen vnd Gerechten Lebens befliſſen / das jhnen niemand kein boͤſe Stuͤck / vnd Tuͤck hat koͤnnen nachſagen / als inſonderheit vom Ariſtide Plutarchus meldet / daß er wegen ſeines gerechten Wandels / Ariſtides Juſtus genennet worden. Denn weil die Heyden ohne erkent - nuͤß Gottes / vnd ohne Glauben an Chri - ſtum geweſen / ſo iſt es vnmuͤglich / daß ſie Gott gefallen. Hebr. 11. Vnd alle jhr thun /Hebr. 11. weil es nicht aus dem Glauben gehet / iſt Suͤnde / Rom. 14.
Auch kan hier nicht ſtatt finden Juſtitia Pha - riſaica, eine Phariſaͤiſche Gerechtigkeit / welche iſt eine euſerliche Scheinheiligkeit / vnd eine jnnerliche Vntugendt / vñ Heucheley Matt. Matth. 2323. vnd fellet Chriſtus von derſelben ein boͤß Vr - theil / wenn er ſpricht zu ſeinen Juͤngern / Matt. Matth. 5.5. Es ſey denn ewer Gerechtigkeit beſſer /Cdenn[18]Chriſtliche Leichpredigt.denn der Phariſeer vnd Schrifftgelaͤhrten ſo werdet jhr nicht in das Himmelreich kommen. Sondern es muß ſein Juſtitia Chriſtiana, eine Chriſtliche Gerechtigkeit / welche beruhet einig vnd allein auff dem Glau ben an Jeſum Chriſtum / der da heiſt Jehova juſtitia noſtra, HErr / der vnſer Gerechtig -Ierem. 23. keit iſt / Ier. 23. der vns iſt gemacht von Gott zur Weißheit / Gerechtigkeit / zur Heili -1. Cor. 1. gung / vnnd Erloͤſung. 1. Cor. 1. Von wel -Eſa. 53. chem Gott der himliſche Vater zeuget / Eſa. 53. durch ſein erkentnuͤß wird er mein Knecht der Gerechte viel Gerecht machen / denn1. Ioh. 2. er traͤgt jhre Suͤnde. 1. Ioh. 2. Lieben Kinder / ſo jemand ſuͤndiget / ſo haben wir einen Fuͤrſprecher bey GOtt / JE - ſum Chriſtum der Gerecht iſt / vnnd der - ſelbe iſt die verſoͤhnung fuͤr vnſere Suͤn - de / nicht allein aber fuͤr vnſere / ſondern auch fuͤr der gantzen Welt Suͤnde. Rom.Rom. 3. 3. Wir werden aus Gnaden gerecht / durch die Erloͤſung / ſo durch Chriſtum Jeſumgeſchehen[19]Chriſtliche Leichpredigt.geſchehen iſt / welchen vns Gott hat fuͤrge - ſtellet zum Gnadenſtul / durch den Glau - ben in ſeinem Blut / damit er die Gerech - tigkeit darbiete / in dem / daß er Suͤnde vergiebet. Rom. 4. Wer nicht mit Wer -Rom. 4. cken vmbgehet / ſondern gleubet an den / der dẽ Gottloſen gerecht macht / dem wird ſein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. Denn Chriſtus iſt der Heylandt / der ſein Volck ſelig machet von allen ſeinen Suͤnden / Matth. 1.
I. Faciendo, Jn dem er gethan / was wir zu thun verpflichtet / vnd dem Geſetz vollkom - menen vnd genuͤglichen gehorſam geleiſtet hat / wie Paulus an die Galater am 4. ſpricht: ErGalat. 4. iſt vnter das Geſetz gethan / auff daß er die ſo vnter dem Geſetz waren / erloͤſete. Cant. Das gantze geſetz hat er erfuͤllt / damit des Vatern Zorn geſtillt / der vber vns gieng alle. Er iſt des Geſetzes ende / wer an jhn glaͤu - bet / der wird Gerecht / Rom. 10.
2. Patiendo, Wenn er gelitten hat / was wir mit vnſern Suͤndẽ / vnd Vbertretungen ver -C ijdie -[20]Chriſtliche Leichpredigtdienet / vnnd hat außgetilget die Handt - ſchrifft / ſo wieder vns war / welche durch ſatzung entſtund / vnd vns entgegen war / vnnd hat ſie aus dem Mittel gethan / vndColloſſ. 2. an das Creutz gehefftet / Col. 2. an welchẽ er iſt ein Fluch worden / (wie denn geſchrie - ſchrieben ſtehet: Verflucht ſey jedermann / der am Holtze hanget) auff daß wir den SegenGal. 3. erlangetẽ / Gal. 3. vnd fuͤr vns zur Suͤnde / (oder zum Opffer fuͤr die Suͤnde) gemacht / auff daß wir wuͤrden in jhm die Gerech -2. Cor. 5. tigkeit die fuͤr Gott gilt. 2. Cor. 5. Fuͤr - war er trug vnſer Kranckheit / vnnd ludEſa. 53. auff ſich vnſer Schmertzen / er iſt vmb vnſer Miſſethat willen verwundet / vnnd vmb vnſer Suͤnde willen zerſchlagen / die Straffe liegt auff jhm / auff daß wir frie - de hetten / vnnd durch ſeine Wunden ſind wir geheilet / Eſa. 53. Das wir nun ſagen koͤn -Rom. 8. nen / Rom. 8. wer wil verdam̃en? Chriſtus iſt hier der geſtorben iſt / der ſein Blut ver - goſſen hat zur vergeben vnſer Suͤnde /Matth. [21]Chriſtliche Leichpredigt.Matth. 26. Das / wenn ſie gleich bluttrotMatth. 26. weren / ſollen ſie ſchneeweiß werden / vnd wenn ſie weren wie Roſinfarbe / ſol - len ſie doch wie wolle werden / Eſa. 1. DeñEſa. 1. das Blut Jeſu Chriſti reiniget vns von allen vnſern Suͤnden / 1. Iohan. 1.
Vnd dieſe Gerechtigkeit wird genennet / Juſtitia aliena, eine Frembde Gerechtigkeit / den es iſt nit meine vnd deine Gerechtigkeit / welche aus den Wercken herruͤhret / ſondern Chriſti Gerechtigkeit / die er mit ſeinem Gehorſam biß zum Tode vns er worben / vñ durch den Glauben vns zurechnet. Cant. Wie vns nun hat eine frembde Schuldt / in Adam alle verhoͤnet: Al - ſo hat vns ein Frembde Huldt / in Chriſto alle verſoͤhnet / vnd wie wir all durch Adams Fall / ſind ewiges Todtes geſtorben: Alſo hat GOtt durch Chriſti Todt / vernewert das war verlo - ren. Rom. 3. Wie durch eines Vngehor -Rom. 3. ſam viel Suͤnder worden ſind / alſo werden auch durch eines Gehorſam viel Gerechte. Auff dieſe Gerechtigkeit trawet vndPhil. 3. bawet nun der Apoſtel Phil. 3. Jch achte esC iijalles[22]Chriſtliche Leichpredigt.alles fuͤr Dreck auff das ich Chriſtum ge - winne / vnd in jhm erfunden werde / das ich nicht habe meine Gerechtigkeit / die aus dem Geſetz / ſondern die durch den Glau - ben an Chriſtum koͤmmet / nemlich die Gerechtigkeit / die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.
Hernach ſo iſt auch Iuſtitia propria, eine ei - gene Gerechtigkeit / wenn wir ſtets fuͤr Gott le - ben in Heiligkeit vnd Gerechtigkeit / die jhm ge -Luc. 2. fellig iſt / Luc. 2. Auff die Ermahnung Pauli /Rom. 6. Rom. 6. Begebet nicht der Suͤnden ewre Glieder zu Waffen der Vngerechtig - keit / ſondern begebet euch ſelbſten Gotte / als die aus den Todtẽ ſind lebendig wor - den / vnnd ewre Glieder zu Waffen der Gerechtigkeit. Nicht zwar hierdurch Gott den Himmel vnd das ewige Leben ab zuvordienen / denn es iſt noch eine Vnvolkommene / vnd kaum angefangene / Gerechtigkeit / das wir muͤſſenEſai. 64. bekennen / Eſai. 64. Wir ſind wie die vnrei - nen / vnd alle vnſere Gerechtigkeit iſt / wieIob. 14. ein vnfletig Kleid Job. 14. Wer wil einenGerech -[23]Chriſtliche Leichpredigt.Gerechten finden bey denen / da keiner iſt? Wenn wir gleich alles gethan haben / muͤſſen wir bekeñen / Lucæ 17. Wir ſindLuc. 17. allzumal vnnuͤtze Knechte / vnd mit Paulo / Wenn wir gleich ein gut Gewiſſen haben / ſagen 1. Cor. 4. Jch bin mir wol nichts be -1. Cor. 4. wuſt / aber darin bin ich nitgerechtfertiget Sondern vmb folgender Vrſachen willen.
1. Ratione Dei, Vmb GOttes Willen / daß wir vns / ſo viel muͤglich / danckbarlich ge - gen demſelbẽ erzeigen fuͤr die gnaͤdige Erloͤſung vnnd Rechtfertigung / von vnſern Suͤnden / daher ſpricht Chriſtus Matth. 5. Laſſet ewerMatth. 5. Liecht leuchten fuͤr den Menſchen / daß ſie ewre gute Werck ſehen / vnd Gott der Va - ter im Himmel dadurch gepreiſet werde / deſſen geſchoͤpff wir ſind / geſchaffen zu gu - ten wercken / daß wir darinnen wandelnEpheſ. 2. ſollen. Epheſ. 2. Chriſtus auch hat vnſere Suͤnde ſelbſt an ſeinem Leibe geopffert / auff dem Holtz / damit wir der Suͤnden abgeſtorbẽ / der gerechtigkeit leben moͤchtẽ1. Pet. 2. 1. Pet. 2.
2. Ratio -[24]Chriſtliche Leichpredigt.2. Ratione proximi, vnſers nechſten wegen dem wir durch die Werck der Gerechtigkeit die - nen / vnd die ſchuldige liebe beweiſen. Deñ ſprichtPſam. 112. David / Pſal. 112. Der Gerechte ſtrewet auß / vnd giebt den armen. Vnnd wer nun den Namen eines Gerechten Chriſten in der Warheit haben will / der muß ſein Hertz nicht gegen ſeinem Nechſten zuſchlieſſen / ſondern ſo viel in ſeinem vermoͤgen ſtehet / mit gutthaͤtigkeit aus einem glaͤubigen Hertzen ſeinem NechſtenEſa. 58. behuͤfflich ſich erzeigen / wie Eſa. 58. Gott ſpricht: Brich den Gungerigen dein Brot / vnnd die / ſo im Elend ſind / fuͤhre ins Hauß / ſo du einen nacket ſieheſt / ſo kleide jhn / vnd entzeuch dich nicht von deinem Fleiſch / als denn wird dein Liecht erfuͤr brechen / wie die Morgenroͤthe / vnd deine beſſerung wird ſchnell wachſen / vnd deine Gerech - tigkeit wird fuͤr dir hergehen / vnnd die Herrligkeit des HErren wird dich zu ſich nehmen.
3. Ratione noſtri, Vnſert wegen / damit wir durch fleiſſige uͤbung in der Gerechtigkeit /Gal. 5. im Glauben je mehr vnd mehr zunemen / Gal. 5. Der[25]Chriſtliche Leichpredigt.Der Glaube iſt durch die Liebe thaͤtig. 2. Petr. 1. Reichet dar im Glauben Tu -2. Pet. 1. gendt / vnd in der Tugendt beſcheidenheit / vnd in der beſcheidenheit meſſigkeit / vnd in der maͤſſigkeit Gedult / vnd in der Ge - dult Gottſeligkeit / vnd in der Gottſelig - keit bruͤderliche Liebe / vnd in der bruͤder - lichen Liebe gemeine Liebe / denn wo ſol - ches reichlich bey euch iſt / wirds euch nicht faul vnd traͤge ſein laſſen in der Erkent - nuͤß vnſers HErrn Jeſu Chriſti / welcher aber ſolches nicht hat / der iſt blind / vnnd tappet mit der Handt / vnd vergißet der reinigung ſeiner vorigen Suͤnde.
Muͤſſen wir in gute acht nehmen JuſtiII. Iuſti cuſto - dia. cuſtodiam, wie den des Gerechten Seele nach ſeinem Todte verſorget ſey. So prediget die Weißheit hiervon alſo: Der Gerechten See - len ſind in Gottes Handt. Vnd zwar ſo ſind die Gerechten in Gottes Handt.
1. In regno gratiæ, Jn dem Reich ſeiner Gnaden / wenn er hier in der ſtreitenden Kirchen mit ſeinẽ allmaͤchtigen Gnadenfluͤgeln vber jnenDhelt /[26]Chriſtliche Leichpredigt.Pſal. 62.helt / das ein jeglicher ſagen mag Pſal. 62. Der HErr iſt mein Hort / meine Huͤlffe / vnd mein Schutz / das mich kein Vnfall ſtuͤr - tzen wird wie groß er iſt.
Es hat zwar zu weilen das anſehen / wann wir in Creutz / Truͤbſall / vnd Elend geſetzet wer - den / als hette vns Gott gantz aus ſeinen Haͤn - den fallen laſſen / vnnd fangen an zu klagen /Pſal. 88. Pſalm. 88. Meine Seel iſt voll Jammers / vnd mein Leben iſt nahe bey der Hellen / Jch bin gleich geachtet denen / die in die Helle fahren / ich bin ein Mann / der kei - ne huͤlffe hat / Jch liege vnter den Todten verlaſſen / wie die erſchlagenen / die du von deiner Handt abgeſondert haſt / vñ der du nicht mehr gedenckeſt. Aber es trit GOtt auff vnd widerleget vns vnſer zaghafftige Ge -Eſa. 49. dancken vnd ſpricht / Eſa 49. Kan auch eine Mutter jhres Kindes vergeſſen / daß ſie ſich nicht erbarme vber den Sohn jhres Lei - bes / vnd ob ſie ſchon deſſelben vergeſſe / ſo wil Jch doch dein nicht vergeſſen / deñ ſihe in meine Haͤnde hab ich dich gezeichnet. Er hat vns nicht alleine in ſeine Hand gezeichnet[27]Chriſtliche Leichpredigt.ſondern wir haben auch den Troſt an jhm / das vns baldt keine Macht noch Gewalt aus ſeiner Handt wird rauben. Cant. Laut ſeiner ver - heiſſung / Eſa. 41. Fuͤrchte dich nicht / ich bin bey dir / weiche nicht / Jch bin dein GOtt /Eſa. 41. Jch ſtercke dich / Jch helffe dir auch / vnd erhalte dich / durch die rechte Handt mei - ner Gerechtigkeit Johan. 10. ſpricht er von ſeinen glaͤubigen gerechten Schaͤfflein: MeineIoh. 10. Schaffe hoͤren meine Stimme / vnd Jch kenne ſie / vnnd ſie folgen mir / vnnd ich gebe jhnen das ewige Leben / Niemandt ſoll ſie aus meiner Handt reiſſen. An die -Pſal. 73. ſe ſtarcke Handt helt ſich Aſſaph / Pſalm 73. Jch bleibe ſtets in dir / deñ du helteſt mich bey meiner rechten Handt / du leiteſt mich nach deinem Rath / vnd nimpſt mich end - lich mit ehren an. Wann ich nur dich ha - be / ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden. An dieſe ſtarcke gnaden Handt helt ſich David in allem Creutz / Verfolgung vnnd Elendt / vnd ſpricht: Herr deine rechte ſtercket mich / Pſalm. 18. Nun merckePſal. 18.D ijJch[28]Chriſtliche Leichpredigtich / daß der HErr ſeinem Geſalbten hilfft / vnd erhoͤret jhn / in ſeinem heiligen Him - mel / ſeine rechte Handt hilfft gewaltig -Pſal. 20. lich. Pſal. 20. Du biſt mein Helffer / vnnd vnter dem Schatten deiner Fluͤgel ruͤh - me Jch. Meine Seele henget dir an / dei -Pſal. 63. ne rechte Handt erhelt mich. Pſalm. 63. Man ſtoͤſſet mich / daß ich fallen ſoll / aber der Herr hilfft mir / der Herr iſt mei - ne Macht / vnd mein Pſalm / vnnd mein Heil / man ſinget mit Frewden vom Sieg / in den Huͤtten des Gerechten / die rechte des Herrn behelt den Sieg / diePſal. 118. rechte des Heern iſt erhoͤhet / die rechte des Herrn behelt den Sieg. Pſalm. 118.
2. In regno gloriæ, Jn dem Reich ſeiner Herrligkeit / wenn in vnſerm Abſterben / vnſere Seele getragen wird in Abrahams Schoß /Luc. 16. Luc. 16. vnd verfaſſet in das Buͤndlein der Le -1. Sam. 25. bendigen. 1. Sam. 25. verſetzet in das Paradiß. Luc. 23.Luc. 23. vnd auffgenommen in Gottes Handt / darein ſeine Seele ſchleuſt Stephanus / Actor. Actor. 7.7. HErr JEſu nimb meinen Geiſt auff. VndDavid[29]Chriſtliche Leichpredigt.David Pſal. 31. Jn deine Haͤnde befehl ichPſal. 31. dir meinen Geiſt / du haſt mich erloͤſet O du getrewer Gott. Wie auch die Chriſtliche Kirche / welche mit hertzlicher Andacht ſinget: HErr meinen Geiſt befehl ich dir: Mein Gott /Cant. mein Gott / weich nicht von mir / nimb mich in deine Haͤnde / O wahrer Gott in aller Noth / hilff mir am letzten Ende. O wie wol iſt da der Gerechten Seele verſorget! Denn keine Qual ruͤhret ſie an.
Hiemit wird ein groſſer vnterſchied gemacht / zwiſchen den Gerechten / vnnd Vngerechten / das nemblich die Gerechten ſollen ſein in der Handt des Herren / da ſie keine Qual von nun an biß in alle Ewigkeit anruͤhren ſoll; die Vngerechten aber muͤſſen bleiben in der ewigen Verdamnuͤß / in dem Pful / der mit Fewer vnd Schwefel brennet / Apoc. 21.Apocal. 21. da jhr Wurm nicht wird ſterben / vnd jhr Fewer nicht verleſchen / Eſa. 66.
Wenn Lazarus / der armſelige / aber doch gerechte Menſch / von Gott aus dieſem Jammer vnnd Thraͤnenthal abgefodert wird / ſo wird er verſetzet in den ewigen Frewden Saal / vnd ſeine Seele getragen in Abrahams Schoß / da ſieD iijſoll[30]Chriſtliche Leichpredigtſoll ewiglich getroͤſtet werdẽ: der reiche Schlem - mer aber / vnd Vngerechte Menſch / do er ſtir - bet / wird er alsbaldt geſtuͤrtzet in die helliſcheLuc. 16. Flamme / do er ewige Pein leiden muß / Luc. 16. Wenn David die gerechte Seele an ſeinen ab - ſchied aus dieſer Welt gedencket / ſo hat er dieſenPſal. 27. troſt / Pſ. 27. Jch glaͤube / das ich ſehen wer - de / das gut des HErrn im Lande der Le - bendigen. Saul aber der Vngerechte / Ab - goͤttiſche / gottloſe Koͤnig / der in ſeinen Suͤnden1. Paralip. 1[1]1 geſtorben / 1. Chron. 11. der muß in dem helliſchẽ Fewer einloſiret werden / welches iſt bereitet den Teuffeln / vnd ſeinen Engeln. Matth.Matth. 25. 25. davon jhm auch der Teuffel zuvor / als er jhm in geſtalt des Propheten Samuelis / durch die Zauberey des Weibes zu Endor erſchienen / ge -1. Sam. 28. ſaget: 1. Sam 28. Heut wirſtu mit mir ſeyn. Von ſolchem vnterſcheidt / den es nach dieſem Le - ben mit den Gerechten vnd Vngerechten gewin -Eſa. 65. net / redet auch Gott Eſa. 65. Siehe / meine Knechte ſollen eſſen / jhr aber ſollet hun - gern: Siehe / meine Knechte ſollen trin - cken / jhr aber ſollet duͤrſten: Sihe meine Knechte ſollen froͤlich ſeyn / jhr aber ſolletzu[31]Criſtliche Leichpredigt.zu ſchanden werden: Sihe meine Knech - te ſollen fuͤr gutem Muth jauchtzen / jhr aber ſollet fuͤr Hertzeleydt ſchreyen / vnnd fuͤr Jammer heulen. Sie werden ſchreyen vnd heulen / Apoc. 6. O jhr Berge vnndApocal. 6. Felſen / fallet auff vns / vnd verberget vns fuͤr dem Angeſichte / des / der auff dem Stul ſitzet / vñ fuͤr dem Zorn des Lambs / denn es iſt kommen der groſſe Tag ſeines Zorns / vnd wer kan beſtehen?
Jm Gegentheil werden die Gerechten / mit weiſſen Kleidern angethan / vnnd Palmen / in jhren Haͤnden / jubiliren vnd zu Gott ruffen / Apo. 17. Heyl ſey dem / der auff dem StulApocal. 7. ſitzet / vnſerm Gott / vnd dem Lamb.
Muͤſſen wir in gute acht nehmen / Di -III. Diverſa de juſto ſen - rentia. verſam de juſto ſententiam, das vngleiche Vr - theil / das vber den Gerechten gefellet wird.
1. Jſt Sententia mundi: fuͤr den Vnver - ſtaͤndigen werden ſie geachtet / als ſtuͤrben ſie / vnd jhr Abſchied wird fuͤr eine Pein gerechnet / vnnd jhre hinfarth fuͤr ein Verderben. Denn die Gottloſen Epicuriſchen Weltkinder haltennichts[32]Criſtlichhe Leichpredigt.nichts von dem ewigen Leben / wollen auch kei - ne aufferſtehung der Todten glaͤuben / darumb achten ſie diß fuͤr jhre hoͤchſte Seligkeit / wenn ſie mit freſſen vnnd ſauffen / vnnd Epicuriſcher Frewde vnd Wolluſt jhr Leben zubringen / wiePſal. 49. David ſpricht / Pſal. 49. Sie troͤſten ſich die - ſes guten Lebens / vnd lobens / wenn einer nach guten Tagen trachtet / ſo fahren ſie jren Vaͤtern nach / vñ ſehen dz Liecht nim - mermehr. Vnd mit dieſen hats vornemblich gehalten Sardanapalus Koͤnig zu Aſſyrien / der jhm auff ſein Grab ein Epitaphium hat ſetzen laſſen / mit dieſer Vberſchrifft:
Ede, bibe, lude, poſt mortem nulla voluptas.Friß / ſauff / vnd leb jmmer im Sauß /Nach dieſen Leben wird nichts drauß /
Welches von jhm gelernet haben die Spoͤtter /1. Cor. 15. die da ſagen / 1. Cor. 15.
‘Edamus & bibamus, cras enim moriemur. ’ ()Dergleichen Epicuriſchen Liedlein ſtehet / Sap. Sap. 2.2. Wolher / vnnd laſſet vns froͤlich ſein / weils da iſt / laſſet vns vnſers Leibes brau - chen / weil er Jung iſt / wir wollen vns mit dem beſten Wein vnd Salben fuͤllen /laſſet[33]Chriſtliche Leichpredigt.laſſet vns die Meyenblumen nicht verſeu - men / laſſet vns Kraͤntze tragen / von jun - gen Roſen / ehe ſie welck werden. Keiner laſſe jhm feilen mit prangen / auff daß man allenthalben ſpuͤren moͤge / wo wir froͤlich geweſen ſind / wir bringen doch ſonſt nichts mehr davon.
Vnd wann denn eine Gerechte Seele fuͤr ſolchem Saͤuiſchen weſen einen abſchew traͤget / ein nuͤchtern vnd maͤſſig Leben fuͤhret / in gewiſ - ſer hoffnung der froͤlichen Aufferſtehung zum e - wigen Leben / von welcher Chriſtus ſaget / Ioh. 5. Es koͤmmet die Stunde / in wel -Iohan. 5. cher alle / die in Graͤbern liegen / werden die Stimme des ewigen Sohns GOttes hoͤren / vnd die ſie hoͤren / werden herfuͤr gehen / die da gutes gethan haben / zur Aufferſtehung des Lebens / die aber boͤſes gethan haben / zur Aufferſtehung des Ge - richts. Vnd ein Epicurer eine gerechte See - le in jhrer Gottesfurcht ſterben ſiehet / achtet er ſolchen abſchied fuͤr eine Pein / vnd Verderben / vnd meynet / daß ſie vergeblich hier geweſen /Edieweil[34]Chriſtliche Leichpredigt.dieweil ſie beydes dieſes Lebens nicht fro wer - den / vnd auch kuͤnfftig nichts zugewartẽ haben.
Denn es ſind rohe Leute / die da ſagen /Sap. 2. es iſt ein kurtz muͤhſelig ding vmb vnſer Leben / vnd wenn ein Menſch dahin iſt / ſo iſts gar aus mit jhm / ſo weiß man keinen nicht / der aus der Hellen widerkommen ſey / ohne gefehr werden wir geboren / vnd fahren wider dahin / als weren wir nie hie geweſt / Sap. 2.
2. Sententia Dei, aber ſie ſind in Friede /Apocal. 14. ſpricht Gott. Selig ſind die in dem HErrn entſchlaffen / von nun an / denn der Geiſt GOttes zeguet von jhnen / daß ſie ruhen von aller jrer Arbeit / Apo. 14. der Gerech -Eſa. 56, te kommet vmb / vñd niemand iſt / der es zu Hertzen nehme / vnd heilige Leute wer - den auffgeraffet fuͤr dem Vngluͤck / vnd die richtig fuͤr ſich gewandelt haben / kom - men zum friede / vnd ruhen in jren Kam - mern / Eſa. 56.
Jn ſeinem Leben muß der Gerechte viel ley - deñ Pſa. 34. David muß erfahren viel vñ groſſe Angſt Pſal. 71. vnd allenthalben geaͤngſtet wer -den[35]Chriſtliche Leichpredigt.den / Pſal. 6. der fromme Job muß klagen / c. 6. Pſalm. 6. Iob. 6.Wenn man mein Jammer waͤge / vnnd mein Leiden in eine Wagſchuͤſſel legete / deñoch wuͤrd es ſchwerer ſein / deñ der ſand am Meer / wir auch haben allenthalben Truͤbſall / 2. Cor. 4. muͤſſen durch diß jam -2. Cor. 4. merthal gehen / Pſal. 84. vnd eſſen die har -Pſalm. 84. ten Thraͤnenbrodt / vnd trincken die groſ -Pſalm. 80. ſen maß voll Thraͤnen / Pſal. 80.
Nach dem aber der Gerechte aus dieſem Jammerthal abgefodert / vnnd in den ewigen Frewdenſaal verſetzet wird / iſt er in Friede / deñ Gott wil abwiſchen alle thraͤnen von ſeinen Au - gen / vnd der Todt wird nicht mehr ſein / noch Schmertz / noch Leyd / noch Geſchrey denn das erſte iſt vergangen / Apocal. 21. Apocal. 21.Die Erloͤſeten des HErrn werden denEſaiæ 35. kommen mit Jauchtzen / ewige Frewd wird vber jrem Haͤupte ſein / Frewde vnd Wonne werden ſie ergreiffen / aber Leid / vñ geſchrey werdẽ ferne weg muͤſſen / Eſ. 35. da wird vnſer Mund voll lachens vnd vn - ſer Zunge voll ruͤhmens ſeyn / Pſal. 126. Pſalm. 126E ijRuͤhmen[36]Chriſtliche Leichpredigt.Ruͤhmen werden wir: Denn wir ſollen Gott von Angeſicht zu Angeſicht ſehen /1. Cor. 13. 1. Cor. 13. Lachen werden wir: Denn wir ſol - len den heiligen Engeln gleich ſeyn / Matt. Matth. 22.22. Jauchtzen werden wir: Denn da wird ſein Frewde die Fuͤlle / vnd liebliches We -Pſal. 16. ſen zur rechten Gottes ewiglich / Pſ. 16.
Jſt demnach hoͤchlichen zuverwundern / wa - rumb wir vns doch fuͤr den zeitlichen Todt alſo entſetzen / vnd vns wie ein armer Wurm / kruͤm - men? da wir doch aus dem weinen kom̃en zum lachen / aus dem leyd / zur ewigen Frewd / da alles elend iſt kommen zu einen ſeligen Endt
Man ſchreibet von einem Koͤnige / das derſel - be ſtets in tieffenGedancken gegangen / vnd nim - mer recht froͤlich ſein koͤnnen. Sein Bruder a - ber / der jmmer in Frewden gelebet / wundert ſich / vnnd fraget dermaleins den Koͤnig / war - umb er lieber mit Trawrigkeit / als mit froͤligkeit ſein Leben zubringen wolte? Welchen der Koͤnig zubeantworten / einen Tag auffſchub genom - men. Folgendes Tages leſſet er eine Tieffe gru - ben machen / vnd dieſelbe an einer Seiten mit gluͤenden Kohlen fuͤllen: An der andern Sei - ten aber einen Tiſch ſetzen / welcher mit allerleyherrlicher[37]Chriſtliche Leichpredigt.herrlicher Speiß / vnd Tranck auffs beſte zuge - richtet geweſen: Vber die Gruben eine Banck legen / von altem / faulen / vnd muͤrbem Holtze: Oben vber der Banck / ein ſcharffes / blanckes / ſchwerdt / an einem ſeidenen Faden hengen: Auff allen vier Seiten Maͤñer mit bloſſen Schwerd - tern / welche auff jhn in vollen ſtreichen zugehaw - en / vnd geſtochen / geſtellet / daß er ſich ohne ge - fahr nirgend hinwenden koͤnnen. Hierauff ſind erzugetreten die Muſicanten / welche mit Tro - meten / Poſaunen / vnd allerley Seitenſpiel jhn haben ſollen luſtigvñ froͤlich machen. Als er nun da trawrig geſeſſen / vnd gantz verblaſſet / erma - net jhn der Koͤnig / er wolle doch eſſen vnd trin - cken / vnd ſich froͤlich erzeigen / darauff er geant - wortet: Wie ſoll Jch froͤlich ſeyn / dieweil Jch in ſolchen aͤngſten ſitze / vnd meines Lebens nicht ſicher bin? Mein lieber Bruder / ſpricht der Koͤnig wie ſol ich deñ froͤlich ſeyn / vñ mich aller trawrig - keit entſchlagẽ / der ich in ſo groſſer gefahr taͤglich ſitze? Vber mir habe ich dẽ geſtrengẽ Richter / wel - cher / ſo man ſich nit bekehren wil / ſein Schwert gewetzet / vnnd ſeinen Bogen geſpannet / Pſal. 7. Vnter mir hab ich die heißbrennendePſal. 7.E iijHelle /[38]Chriſtliche Leichpredigt.Helle / die jhre Seele auffſperret / vnndEſa. 5. jhren Rachen auffthut ohne maſſen / Eſa. 5. Hinder mir hab ich meine Suͤnde / wel - che mir / wie eine ſchwere Laſt / wil zuPſal. 38. ſchwer werden / Pſalm. 38. Vor mir hab ichIob. 30. den Todt vnnd muß ſagen mit Job / cap. 30. Jch weiß / HErr / daß du mich wirſt dem Todt vberantworten / das iſt das beſtimb - te Hauß aller Lebendigen. Auff beyden Seiten ſtehen die Teuffel mit jhren moͤrdli - chen Waffen / fuͤr denen muß ich mich fuͤrchten / Weil ſie Leib vnnd Seel verderben moͤ -Matth. 10. gen / in die Helle / Matth. 10. Vber diß alles ſitze Jch auff einer ſaulen / ſchwachen / Banck / vnd darff auff diß vergaͤngliche / arm - ſelige Leben nicht trawen / welches durch allerley Creutz / vnnd vielfeltiges Vngluͤck ſo muͤrbe gemacht wird / daß ich bekennen mußPſal. 31. mit David Pſal. 31. Mein Leben hat abge - nommen fuͤr truͤbnuͤß / vnd meine zeit fuͤr ſeufftzen. Denn es iſt vnnd bleibet war / wasEccleſ. 40. Syrach ſpricht c. 40. Es iſt ein Elendt / jaͤm - merlich ding vmb aller Menſchen Leben /von[39]Chriſtliche Leichpredigt.von Mutterleib an / biß ſie wider in die Erden verſcharret werden / die vnſer aller Mutter iſt / da iſt Jam̃er / Sorge / Furcht Hoffnung / vnd zu letzt der Todt.
Jn ſolcher betrachtung / ſollen wir nun wil - lig / weñ wir von Gott nach ſeinem Vaͤterlichen Willen abgefodert werden / dieſe Welt geſegnen vnnd im hertzlichen verlangen nach der ewigen Seligkeit / Haͤnde vnd Fuͤſſe hinſtrecken / ſagen - de mit Paulo Philip. 1. Jch begehre auffge -Phil. 1. loͤſet zu werden / vnd bey meinem HErrn Chriſto zu ſeyn / welches mir auch viel beſſer wehre Denn Chriſtus iſt mein Le - ben / vnd ſterben iſt mein Gewinn. Vnd wie die Chriſtliche Kirche in jhrem Geſange zu Chri - ſto ſeufftzet:
Weil du vom Todt erſtanden biſt / werde ich im Grabe nicht bleiben / mein hoͤchſter Troſt dein Aufffarth iſt / Todts furcht kan ſie vertreiben / denn wo du biſt da kom̃ ich hin / daß ich ſtets bey dir leb vnd bin / drumb fahr ich hin mit Frewden. Jch fahr dahin zu Jeſu Chriſt / mein Arm thu ich außſtrecken / Nun ſchlaff ich ein vnnd ruhe fein / kein Menſch kan mich auffwecken / Denn Je - ſus Chriſtus GOttes Sohn / der wird die Himmels - thuͤr auffthun / Mich fuͤhrn zum ewigen Leben.
Vnd dieſes haben wir nu jetzo nit all ein vns allen zu Troſt / ſondern auch dem Ehrnveſtẽ vnd hochgeachten Herrn Heinrich von Clauſpruch (Cramer genandt) vnſerm ſeligen Lehn vnd Ge - richts Herrn / welcher auch freylich eine gerech - te Seele geweſen / zu Ehren melden wollen /
Er iſt Anno 1575. den 5. Martij an das Liecht dieſer Welt geborn / von Chriſtlichen vnd vor - nehmen Eltern: Sein Vater iſt geweſen / der Weiland / Ehrnv. vnd Hochgeachte Herr Hein - rich von Clauſpruch (Cramer genandt) vff Meuſelwitz / fuͤrnemer Handelsman in Leipzig ſeliger Gedechtnuͤß: Seine Mutter / die Erbare / vnd Vielehrentugendſame Fraw Margaretha / des auch Weilandt / Ehrnv. vnd Wolgeachten Herrn Hans Meyers / Handelsmans daſelb - ſten Eheleibliche Tochter / welche auch jetzo jhrem liebſten Sohn mit gantz betruͤbtem Hertzen das Geleidt zu ſeinem Ruhebettlein gegeben / dieſel - ben haben nun nicht allein jhren lieben Sohn durch die H. Tauffe / dem HErrn Chriſto ein - verleiben laſſen / ſondern auch hernach von Ju - gendt auff in der Furcht des HErrn / vnd andern Chriſtlichen Tugenden / trewlich aufferzogẽ / vñ biß in das 17. Jar ſeines Alters / mit allẽ fleiß zũ ſtudiren gehalten. Dañenhero er auch wegen ſei -nes[41]Chriſtliche Leichpredigt.nes vornemen ingenii, vñ fleiſſiger inſtitution, ſeine zimliche profectus erreichet / vnd moͤchte fol - gender zeit / wenn er ſeinẽ ſtudiis nach geſetzet / ein vornehmer / gelehrter Mann ſeyn worden. Weil aber ſein Herr Vater Alters wegen / etwas vn - vermoͤglich worden / hat er von ſeinem ſtudiren muͤſſen abſetzen / vnnd in ſeines Herrn Vaters Vornehmen Handlung / vnd andern wichtigen Geſchaͤfften ſich gebrauchen laſſen / denen Er / beydes / bey ſeines Herrn Vaters Leben / vund auch nach ſeinem Tode / trewlich vorgeſtanden / alſo / daß ſeiner Frawen Mutter / Er ein rechter baculus ſenectutis / ein Stab / daran ſie ſich in jh - rem alter hat lehnen / Troſt vnd Huͤlffe haben koͤnnen / geweſen: Gegen ſeine Herren Bruͤder: vnnd Freundſchafft hat er mit ſolchen Trewen ſich erzeiget / daß ſie nicht jhren Bruder / ſondern jhren Vater an jhm verlohren haben.
Jn ſeiner jugend hat er offt gereiſet in Franck -2. Itinera. reich / Polen vnd Dennemarckt / da er auch auff der See / neher Bernholn / dermal eines ſchiff - bruch erlitten / vnd ſeines lebens ſich gantz ver - zihen hat: Aber durch GOttes gnaͤdige Huͤlffe vff einem Both wunderbarlich entkommen / vnd an das Vfer gelanget.
Als er das 25. Jahr ſeines Alters erreichet /3. Conjugiũ. Fhat[42]Chriſtliche Leichpredigt.hat Er ſich in Stand der H. Ehe begeben / mit der damals Erbarn vnd VielEhren Tugendſa - men Jungfrawen / Chriſtinen / jetzo betruͤbten Witwen / des Weiland Ehrnv. vnd weiſen Her - ren Jacob Vollkom̃ers / eines Ehrnv. vnd hoch - weiſen Raths Bawmeiſters / vnnd fuͤrnehmen Handelßmans zu Leipzig / ſeligen / eheleiblichen Tochter. Mit welcher er eine friedſame / geruhi - ge Ehe / biß in das 14. Jahr beſeſſen / vnnd durch Gottes Segen zweeneSoͤhne / vnd fuͤnff toͤch - ter gezeuget / vnter welchen ein Soͤhnlein mit Nahmen Hannibal todes verblichen / die andern aber durch Goͤttliche verleihung / noch am Leben ſind.
Was ſonſt ſein Leben vnd Wandel anreichet / ſo ſehet doch an /
1. Sein Chriſtentumb: Er hat Gott vnd ſein1. Pietas. Wort von hertzen lieb gehabt / die Predigten nit alleine / beydes hier vnd anderswo / gar fleiſſig beſucht / ſondern auch mit hoͤchſter Andacht an - gehoͤret / das / wie er ſelbſten bekennet / jhm offt die augen vbergangen: das heilige Abendmahl hat er vielmahls mit gleubigem Hertzen ge - braucht / daheime auch ſein Gebet ohn vnterlas getrieben / ſeine Kinderlein vnd Geſinde mit ernſt dazu gehalten / vnd wenn er gereyſet / ſtets mitgeiſt -[43]Chriſtliche Leichpredigt.geiſtlichen / andaͤchtigen Liedern die Zeit zuge - bracht / daß Er traun eine gerechte Seele vor andern geweſen.
2. Jhr Vnterthanen werdet wiſſen / wie er ſei -2. Iuſtitia. ne Gerichtshaltung gefuͤhret / Er hat wol in ſein Hertz geſchrieben / was der Koͤnig Joſaphat ſeine Richter vnd beampte erinnert 2. Chron. 9. Sehet zu / was jhr thut / denn jhr haltet2. Paral. 19. das Gerichte nicht den Menſchen / ſondern dem Herrn / vnd er iſt mit euch im Ge - richte / darumb laſſet die Furcht des Herren bey euch ſeyn / vnnd huͤtet euch / vnnd thuts. Denn bey dem Her - ren vnſerm Gott iſt kein Vnrecht / noch anſehen der Perſon / noch annemen des ge - ſchencks. Gute diſciplin hat er hier / mit goͤtt - licher Verleihung / gluͤcklich gehalten / die Vnge - rechten geſtrafft / die vnſchuͤldigen geſchuͤtzet / ei - nem jeglichen / Armen vnd Reichen zum Rech - ten verholffen / keinem Vberlaß gethan / mit Ge - lindigkeit ſeinen Vnterthanen begegnet / gerne außgeholffen / mit Rath vnd That befoͤrderlich geweſen / das freilich die Vnterthanen einhellig - lich werden bekennen muͤſſen / ſie werden der - gleichen frommen Lehnherrn nimmermehr be - kommen.
F ijWeil[44]Chriſtliche Leichpredigt.Weil auch der ſelige Herr wol erwogen / wasLiberalitas. Prov. 19. Prov. 19. geſaget wird: Wer ſich des Armen er - barmet / der leihet dem Herrn / der wird jm wi - der guts vergelten: So hat er inſonderheit der Liberalitet vnd Gutthaͤtigkeit ſich beflieſſen / ge - gen Kirchen vnd Schulen / vnd arme Leute. Jhm haben wirs nechſt Gott zu dancken / daß vnſere Kirche alſo gebawet iſt / denn er groſſe Muͤhe auffgewendet / vnd inſonderheit dieſe Orgel auff ſeine eigene vnkoſten ſetzen laſſen / auch ein ehrli - ches vnd anſehliges legiret / davon das Kirchen - Gebew vnd Weſen im Stande erhalten / vnnd armen / gebrechlichen / wanwitzigen Leuten jaͤhr - lichen / zu jhrer Vnterhaltung etwas mitgethei - let werden moͤchte / welches ſich vber 1200. fl. er - ſtrecket / ohne das / was er auff Stipendiaten gewendet / daß ſie auff den Vniverſiteten zu Leip - zig vnd Wittenberg jhre ſtũdia continuiren, Kir - chen vnd Schulen nuͤtzlichen werden ſolten. Jch wil geſchweigen / vnd euch Vnterthanen an ew - ren ſeligen Herren zu ruͤhmen befehlen / was er vor 4. Jahren / in der gefehrlichen Peſtilentz zeit bey euch gethan hat / do er einem jeglichen in vor - fallender Noth / ſeinem begehren nach vorgeſe - tzet / vnd nichts gerne verſagt hat.
4. Sei -[45]Chriſtliche Leichpredigt.4. Seine Freundligkeit vnd Ehrerbietung4. Humanitas hat er nicht alleine gegen das heilige Miniſteri - um ſehen laſſen / iſt ein rechter trewer Prieſter - Freund geweſen / vnnd das ich meiner wenigen Perſon geſchweige / ſo hat er ſich gegen mir / als ſeinem verordneten Pfarherrn / mehr als ein Vater / erzeiget: Sondern auch in gemein gegen menniglich / hohes vnd niedriges Standes ſich alſo verhalten / daß ſein ehrliches / auffrichtiges vnd trewes Hertz / offt in der Gruben geruͤmet / vnd auch an jhm wahr wird werden / was Da - vid im 112. Pſalm ſaget: Des Gerechten wirdPſalm. 112. nimmermehr vergeſſen / vnd wie Syrach ſaget 42. c. ein guter Name bleibet gewiſſer / denn tau - ſent groͤſſer Schaͤtze Geldes: Ein Leben / es ſeySyrac. 42. wie gut es wolle / ſo wehret es eine kleine Zeit / aber ein guter Nahme waͤhret ewiglich.
Endlich ſo kommen wir auff ſein Ende / vnd5. Morbus. den Beſchluß ſeines Lebens. Ohne gefehr vor 14 Tagen hat jhn ein Fieber angeſtoſſen / welches er anfenglich gar wenig geachtet / biß endlich ſich daſſelbe außgeweiſet / das es Febris maligna ge - weſen / als es jhm auff den vierdten Paroxiſmum gantz lagerhafftig gemacht / das Haͤupt ſehr ein - genommen / alle Kraͤffte erſchoͤpffet / vnd groſſeF iijMattig -[46]Chriſtliche Leichtpredigt.Mattigkeit vervrſachet hat. Am vergangenem Dienſtag acht Tage / ob er gleich ſeines Todtes ſich nicht verſehen / hat er ſich mit der H. Com - munion vnd dem hochwuͤrdigem Abendmal des Leibes vnd Bluts Chriſti / auff vorhergehende hertzliche Beichte / vnd drauff empfangene troͤſt - liche Abſolution / verſorgen laſſen. Als er der - mal eins wegen groſſer Hitze jrrige reden gefuͤ - ret / hab ich jhn erinnert / er wolle jo / wenn es Gott nach ſeinem Vaͤterlichen willen alſo ſchi - cken moͤchte / gerne ſterben / vnd in beſtendigem Glauben / an ſeinem Herrn Chriſto / den Er von Jugend auff erkandt vnd bekandt / bleiben / durch beyſtand des H. Geiſtes ritterlich ringen / vnnd durch Todt / vnnd Leben zu jhm hindurch dringen? hat er gar ernſtlich darauff geantwor -6. Mors. tet: daran ſollet jhr gar nit zweiffeln. Als nun dz Fieber je mehr vnd mehr vberhand genommen / daß er vber drey Tage auff ſeinem SiechLager nicht gelegen / hat er aus groſſer Mattigkeit nit viel mehr reden wollen / doch aber mit groſſer Gedult Gott dem Herrn außgehalten / biß er endlich am vergangenem Donnerſtage / fruͤe zwiſchen 8. vnd 9. Vhren / durch einen ſeligen ab - ſchied ſeiner Schmertzen entbunden worden /als[47]Chriſtliche Leichpredigt.als er in das 41. Jahr ſeines alters eingetreten / da nu die gerechte Seele lebet in Gottes Hand / vnd keine qual ruͤhret ſie an: Sein Leib aber ſol jtzo in die Erden beygeſetzt werden / vnd daſelbſt der froͤlichen aufferſtehung gewarten / welche ne - ben jm vns allen veꝛleihen wolle die H. Dreyfal - tigkeit / hochgelobet von nun an biß in alle Ewigkeit / Amen.
ENDE.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).