WArumb wir / Geliebte vnnd Auſſerwehlete in dem HERRN CHriſto / jetzo mit trawrigen / betruͤbeten Hertzen vnnd Gemuͤhte zu - ſammen kommen ſeynd / ſe - hen Ewre Liebe fuͤr Augen / nemlich / der Er - baren vnnd Ehrentugendtſamen Frawen ELJSABETH / Des Ehrenvehſten vnd Achtbarn Herren Aaron Backſtroen / Churfuͤrſtlichen Saͤchſichen in Vormund - ſchafft wol verordneten Amptsman allhier zu Oldisleben / vnſers grosguͤnſtigen gebie - tenden liebẽ Herrn / viel geliebten Hausehren / nunmehr Chriſtlicher vnnd ſeliger Gedecht - nis / welche am nechſt verſchienen Montag / vmb zehen Vhr / in der Nacht / ſelig vnnd ſanfft in dem HERRN Chriſto eingeſchlaf - fen / das Geleite zu jhrem Ruhebettlein zu geben / dadurch wir beydes vnſern GlaubenA ijbezeu -[4]Eingang vorbezeugen / was wir von den Verſtorbenen Chriſten halten / nemlich / dieſes / wie wir ſingen: Er hat getragen Chriſti Joch / iſt ge - ſtorben vnd lebet noch. Jtem: Hier iſt er in Angſt geweſen / dort aber wird er geneſen / in ewiger Frewd vnd Wonne / leuchten wie die helle Sonne / Vnd denn / vnſerm lieben vnd hochbetruͤbeten Amptman / ſeinen groſſen Schmertzen dadurch etlicher Maſſen zu lin - dern.
Denn was jhme / als der durch dieſen / leider allzu zeitlichen toͤdlichen Abgang zu ei - nem trawrigen Witwer worden / fuͤr ein ſchmertzlicher Riß am Hertzen / auch ſeinen lieben Kindern daran fuͤr groſſes Leid geſche - hen / das verſtehet niemand beſſer / als der es ſelbſten verſucht hat / wie davon der Poet ſaget:
Dieweil aber dieſes alles nach GOTTESvn -[5]der Predigt.vnwandelbahrem Willen vnd Rhat geſche hen / wie es denn abermal heiſſet:
So ſollen vnd muͤſſen wir vns auch ſeinem vaͤtterlichen Willen mit Gehorſam vnter - werffen / vnd ſagen: Fiat voluntas tua Domine, HERR / dein Will geſchehe / vnd mit dem lieben Hiob Cap 1. Dominus dedit, Domi - nus abſtulit, ſicut Domino placuit, ita factum eſt, Der HERR hats gegeben / der HERR hats genommen / der Nahme des HERRn ſey gelobet.
Demnach / damit wir auch nicht traw - ren / wie die Heyden / die keine Hoffnung haben / wollen wir aus Gottes Wort einen Spruch zu erkleren fuͤr vns nehmen / vns Troſts daraus zuerholen / Damit es aber mit groſſem Nutz vnſer aller geſchehen moͤ - ge / wollen wir Gott den Vater im Nahmen vnſers HErrn Jeſu Chriſti vmb ſein Gnad / Segen vnnd heiligen Geiſt anruffen / vnnd mit einander beten / ein glaͤubiges vnnd an - daͤchtiges Vater vnſer.
Rom. 14. VNſer Keiner le - bet jhm ſelber / vnd kei - ner ſtirbet jhm ſelber / Leben wir / ſo leben wir dem HERRN / Sterben wir / ſo ſterben wir dem HERRN / Darumb wir leben oder ſterben / ſo ſind wir des HERRN. Denn dazu iſt CHriſtus auch geſtorben / vnnd aufferſtanden / vnd wieder le - bendig worden / daß er vber Todte vnd Lebendige HErr ſey.
WJr leſen / Geliebte vnd Auſſerwel -Exordium ab hiſtoria Tabeæ Act. 9. te in dem Herrn Chriſto / in der Apoſtel Ge - ſchichten am neunden Capittel eine feine Hiſto - ria / von einer Juͤngerin des Herrn Chriſti / welche zu Joppen gewohnet / mit Nahmen Ta -In qua per - pendenda bea / daß dreyerley von jhr gemeldet wird: Das erſte iſt / jhr gottſeliges Leben vnnd Wandel / jhre gute Werck vnnd Almo -1. Pietas. ſen / von welcher wegen ſie geruͤhmet wird: Das andere / daß2. Fortuna ſie kranck worden ſey / vnd geſtorben: Das dritte / wie ſich die3. Reſuſci - tatio. gottſeligen Chriſten daſelbſt dabey verhalten / vnnd ſich jhrer hertzlich angenommen / S. Petro / der in der Naͤhe zu Lidda war / einen Boten geſchickt / vnd do er zu jhnen kommen / hertz - lich geweinet / jhre ſchoͤne Arbeit vnd Fleiſs in jhrem Beruffe jhm gezeiget / der ſie denn auch durch vorhergehendes Gebet / wieder lebendig gemacht.
Bey welcher Geſchicht wir vns feiner Lehr zu erinnernUſus. haben: Die erſte iſt / certa notitia Dei, wie vnſer lieber Gott1. Certa Dei noti - tia. der jenigen / ſo ſeine Juͤnger ſind / an jhn glaͤuben / vnnd auff jhn trawen / jhre Nahmen wiſſe vnd kenne / als die er in ſeine Hand geſchrieben / Eſ. 49. Joh. 10. vnnd / 2. Tim. 2. Der feſte Grund Gottes beſtehet / vnd hat dieſen Siegel / der Herr kennet die ſeinen / vnd / Es trete abe von Vngerechtigkeit / wer den Nahmen Chriſti nennet / denn da heiſſet die Regul: Ver - ba notitiæ & ſenſuum apud Hebræos important affectum & effectum. Gottes wiſſen vnd kennen bey den ſeinigen / iſt nichts anders / als erbarmen / vnd inbruͤnſtig lieben / wie ge -ſchrieben[8]Chriſtlicheſchrieben ſtehet / Eſa. 49. Kan auch ein Weib jhres Kindleins vergeſſen / daß ſie ſich nicht erbarme / vber den Sohn jhres Leibes / vnnd ob ſie deſſelbigen vergeſſe / ſo wil ich doch dein nicht vergeſſen / Sihe in deine Hende habe ich dich gezeich - net.
Vnd alſo erklaͤret ſich Gott der Herr im Prophe - ten Jeremia am ein vnnd dreyſſigſten Capittel: Jſt nicht E - phraim mein thewer Sohn / vnd mein trawtes Kind? Denn ich dencke noch wol daran / was ich jhme geredet habe / darumb bricht mir mein Hertz gegen jhm / daß ich mich ſein erbarmen muß / ſpricht der Herr / Welches denn den glaͤubigen Chri - ſten ein ſehr ſchoͤner Troſt iſt / in allerley Creutz vnd Vnfall: Denn / widerfehret jhnen etwas Widerwertiges / ſo koͤnnen ſie gewiſs ſchlieſſen / es geſchehe nicht ohne Gottes Wiſſen vnd Willen: Derowegen / weil er es weis / ſihet / vnd ſie hertzlich liebet / ſo kan jhnen das Creutz / Kranckheit / ja auch der Tod nicht ſchaͤdlich ſeyn / ſondern es muß jhnen alles zum beſten die - nen / Rom. 8.
Den Vnglaͤubigen vnd Gottloſen aber ſoll es zur War -2. Nota vero - rum Chri - ſtianorum. Ambroſius Mendaciũ est, Chriſti anum ſe di cere, & ope ra Chriſti non facere. nung dienen / vnd ſie zur Buſſe vnd Bekehrung bewegen / von denen der Sohn Gottes ſaget: Non novi vos, diſcedité à me omnes, qui opera mini iniquitatem: Jch kenne ewer nicht / weichet von mir alle Vbelthaͤter.
Das ander / darinnen zu behalten / iſt Nota verorum Chriſtianorum: Das Merckmal / damit man die rechtſchaf - fenen Chriſten von den MaulChriſten vnd Heuchlern kan er - kennen: Nemlich / wenn ſie voller guten Werck / Denn der Glaube ohne Wercke iſt todt / gleich wie der Leib ohne Geiſt3. Fortuna hujus vitæ cum impijs communis. tod iſt / Jacob. 2. Darumb ſingen wir auch: Die Werck die kommen gewislich her / aus einem rechten Glauben / Matth. 5.
Zum Dritten / ſehen wir auch hieraus / daß auch dieFrommen[9]Leichpredigt. Frommen vnd Heiligen Gottes nicht ohne Creutz / Kranck - heit / vnd ohne den Tod ſeyn koͤnnen / denn ſie muͤſſen dem E - benbilde des Sohns Gottes ehnlich werden / Rom. 8. Durch viel Truͤbſall ins Reich Gottes gehen / Act. 14. vnd hebet das Gerichte oder Creutze am Hauſe des Herrn am erſten an / 1. Pet. 4. Wie der Engel Raphael zu Tobiae ſagt: Weil du Gott lieb wareſt / ſo muſt es ſo ſeyn / ohne Anfechtung mu - ſteſtu nicht bleiben / Tob. 12. Darumb ſaget David / Pſalm. 89. Wo iſt jemand der da lebe / vnd den Tod nicht ſehe.
Aber das iſt der Vnterſcheid: Precioſa mors Sanctorum in conſpectu ejus: Der Tod ſeiner Heiligen iſt werth fuͤr dem Herrn / Pſalm. 116. Aber / Mors impiorum peſsima, quorum nativitas mala, vita perverſa, & mors periculoſa. Den Gottloſen wird das Vngluͤck toͤdten / Pſalm. 34. Es weis aber einer ſo wenig Zeit oder Stunde / als der ander / darumb ſollen wir allezeit bereit ſeyn / Luc. 12.
Zum vierdten ſehen wir auch / daß es nicht vnrecht ſey /4. Exequiæ, lachrymæ, & media, vitæ conſer vandæ con - ceſſa. die frommen Chriſten beweinen / vnnd eine bequeme Grab oder Ruheſtaͤdte jhnen auserſehen / da ſie moͤgen hingeleget werden / wie das die Exempel der Heiligen bezeugen / ſo ſoll man auch Mittel brauchen / das Leben zu erhalten / ſonderlich aber fromme Lehrer vnd Prediger zu den Krancken bitten / ſie zu troͤſten / vnnd in wahrem Glauben beſtendig zu bleiben / zu vermahnen.
Wie wir denn zum fuͤnfften ein ſchoͤn Vorbild haben an5. Typus futu ræ reſurre - ctionis. der Tabea / der Aufferſtehung der Todten vnd des ewigen Le - bens / denn wie allhier Petrus die Tabeam aufferwecket von dem Tode: Alſo ſollen wir auch vom Tode zum ewigen Leben durch Chriſtum aufferwecket werden.
Dieſes ſolten vnd koͤnten wir alles auff vnſere ſelige ver - ſtorbene Fraw Amptmaͤnnin accommodiren: Aber ich fuͤrchte /Bes[10]Chriſtlichees moͤchte zu lang werden / vnd deucht mich auch / als wenn ich jetzt ſehe die Gedancken / wo nicht vnſers ſehr hochbetruͤbe - ten Herren Amptmans / doch ſeiner hertzlieben Soͤhne / daßLugentium ſuſpiria. ſie in jhrem Hertzen wuͤnſchen vnd ſeufftzen: Ach wolte Gott / daß wir auch einen ſolchen Pfarrer hetten / oder der heilige Petrus jetzt auch allhier were / der vnſer hertzliebes Muͤtter - lein koͤnte wieder aufferwecken / vnd wir vns jhrer auch in die - ſem Leben noch laͤnger zu frewen hetten.
D. Pauli conſilium. Dieſen Gedancken begegnet der heilige Apoſtel in jetzt verleſenen Worten / da er ſaget: Keiner lebet jhm ſelber / vnd keiner ſtirbet jhm ſelber: als wolt er ſagen: Wenn es bey jhr geſtanden / weil ſie noch in dieſem Leben geweſen / ſo were ſie wol ſo gerne bey euch blieben / als jhrs wuͤnſchen moͤget: Aber wie ſie dem Herrn gelebet / alſo iſt ſie auch dem Herrn geſtor - ben / das iſt / ſie hat ſich in den Willen deſſen gentzlich ergeben / von deme ſie das Leben gehabt / der vor ſie geſtorben vnd auff - erſtanden iſt / vnnd iſt jhr dadurch nichts boͤſes widerfahren / lebet ſie euch nicht mehr / ſo lebet ſie doch dem Herren / Non amiſiſtis, ſed præmſiſtis, Cyprian. Sie koͤmmet nicht wieder zu euch / jhr aber werdet zu jhr kommen / da denn wird ſein Frewde die Fuͤlle / vnd lieblich Weſen zur Rechten Got - tes ewiglich / 2. Sam. 12. Pſalm. 16. So troͤſtet euch nun vnter deſſen mit dieſen Worten / 1. Theſ. 4.
Occaſio tex tus funebr. Vnnd dieweil dieſes ein ſonderlicher ſchoͤner troͤſtlicher Spruch iſt / hat er auch vnſerer ſelig verſtorbenen Frawen Amptmaͤnnin ſo wol gefallen / daß ſie jhr denſelben gleich zu jhrem Symbolo gebrauchet / wie wir zum Beſchluſs hoͤren wollen / darumb denn auch jhr hochbetruͤbeter Herre mich ge -Propoſitio. beten / denſelben zur Leichpredigt zu nehmen. Wollen jhn demnach abtheilen in die drey Stuͤcklein:
Zum[11]Leichpredigt.Von dieſen dreyen Stuͤcken ſollen Ewere Liebe auffVotum. dismal kuͤrtzlich vnd einfeltig berichtet werden. Damit es aber mit groſſem Nutz vnſer aller geſchehen moͤge / wolle vns Gott der Allmaͤchtige vmb Chriſti ſeines lieben Sohns / ſeine Gnade / Segen vnnd heiligen Geiſt geben / vnnd verleyhen / AMEN.
WAs heiſt jhm ſelber leben / vnd jhmExegeſis 1. partis. ſelber ſterben? Es heiſt in diem vivere. Jn den1. Qu[i]d ſit ſi - bi vivere, & ſibi mori. Tag hienein leben / 1. ſine agnitione eſſentiæ & voluntatis divinæ: Ohne wahres Erkendtniſs des Weſens vnnd Willens Gottes / leben ohne Erkentniß erblicher vnnd wircklicher Suͤnden / ohne wahre1. B ijBuſſe /[12]ChriſtlicheBuſſe / vnd rechtem Glauben / nicht wiſſen wollen / daß ein Gott ſey / der alle Creaturen erſchaffen / vnd erhalte / ſicht - bare vnd vnſichtbare / der das Boͤſe werde ſtraffen / vnd das Gute belohnen / hie zeitlich / vnd dort ewig / nicht wiſſen wol - len / daß wir Gottes Werck ſeynd / geſchaffen in Chriſto Jeſu zu guten Wercken / zu welchen vns Gott zuvor bereitet hat / daß wir darinnen wandeln ſollen / Epheſ. 2.
2. 2. Sine cura proximi, wenn man des Neheſten ver - giſſet jhme zu dienen / zu helffen vnnd zu rahten / ſondern blei - bet ein guter Terentianus: Proximus egomet mihi, Jch muß ſehen / wo ich bleibe / ein ander mag auch ſehen / wo er bleibt: Ein jeder vor ſich / Gott vor vns alle.
Wie man denn lieſet von einem Philoſopho, der hun - dert Jahr erreichet / da er gefraget worden / wie er zu ſolchem hohen Alter kommen / hat er geantwortet: Quia nihil unquam aliorum cauſa feci: Jch habe mich vmb ander Leute niemals ſehr bekuͤmmert / ſondern auff mich geſehen.
3. 3. Sine cura honeſtatis, daß man den boͤſen Luͤſten vnd Begierden ſeines Fleiſches vnnd Blutes nicht widerſtre - bet / lebet im Sauſſe / als wenn er das Leben von ſich ſelbſt hette / oder ohne gefaͤhr geboren ſey / vnnd auch ohne gefaͤhr wieder dahin fahre / thun / was jhm nur ſelbſt geluͤſtet / wie denn ſolche loſe Leut im Buch d[e]r Weisheit am 2. C. beſchriebẽ werden. 4. Sine cura ſalutis æternæ, daß man nicht geden -4. cket / daß ein ander Leben nach dieſem ſey / auch kein Verlan - gen darnach hat / den Bauch / vnnd das Zeitliche / vor ſei - nen Gott helt / Phil. 3. wie der reiche Vorwergsman / Luc. 12. vnd der Schlampamper / Luc. 16. Der ſchaffet diſs / der ander das / ſeiner armen Seelen er gantz vergas / dieweil er lebte auff Erden / hoͤrten nicht Moſen vnd die Propheten / in Sum - ma / es heiſt alſo ſicher dahin leben / als wenn kein Gott / keinHimmel[13]Leichpredigt. Himmel / kein Teuffel / oder keine Helle were / vnd in ſolchen Suͤnden wider das Gewiſſen ohne wahre Buſſe verharren / biß in den Tod / ein Knecht vnd Diener der Sunden bleiben / Rom. 6. Das heiſt jhm ſelber leben vnd ſterben.
Hinwiederumb ſo heiſſet Gotte leben vnd ſterben / die2. Quid ſit Deo vivere, & Deo mo - ri. heilige Dreyfaltigkeit / Gott Vater / Sohn / vnd H. Geiſt in dieſem Leben recht erkennen / nach ſeinem goͤttlichen Willen vnd Wolgefallen leben / Gott dienen in Heiligkeit vnd Ge - rechtigkeit / die jhm gefellig iſt / die Suͤnde wider das Gewiſ - ſen fliehen vnd meiden / ſeine Schwachheit vnd Gebrechlig - keit erkennen / in ſteter Rewe vnd Buſſe leben / vmb Verge - bung der Suͤnden bitten / in wahrem Glauben ſich einig vnd allein des Verdienſts vnſers Herrn Jeſu Chriſti troͤſten / im Creutz vnd Widerwertigkeit ſeine Seele mit Gedult faſ - ſen / vnd gewiß glaͤuben eine endliche vnd gnaͤdige Erloͤſung / eine gewiſſe Hoffnung / vnd hertzlich Verlangen haben / nach dem ewigen Leben / vnd ſagen mit dem heiligen Paulo / Cupio diſſolvi, Jch begehre auffgeloͤſt / vnnd bey Chriſto zu ſeyn. Phil. 1. vnd mit dem alten Simeon: Nun leſſeſtu / Herr / dei - nen Diener im Friede fahren / etc. Jhme das zeitliche nicht laſſen ans Hertze wachſen / vnd vmb Chriſti willen gerne et - was leiden / wie vom heiligen Stephano ſtehet: Act. 7.
‘Ibat ovans animis & ſpe ſua damna levabat. ’ ()Das heiſt Gott leben vnd ſterben.
Daraus wir zu lernen haben / das dreyerley Leben / vndDoctrina. auch dreyerley Tod ſey.
Erſtlich iſt vita naturalis, das natuͤrliche Leben / darzu1. Vita natu. ralis, ejusꝙ́ verus uſus. vns Gott geſchaffen / darin wir auch dem Herrn leben / das iſt / erkennen / daß wirs von jhm haben / vnnd nicht von vns1. Auctoris vitæ agni - tio. ſelbſt / da er vns zu vernuͤnfftigen Creaturen geſchaffen / Leib vnd Seel / Vernunfft vnnd alle Sinne gegeben / vnnd noch erhelt / wie wir im erſten Articul vnſers Chriſtlichen Glau -B iijbens beken -[14]Chriſtlichebens bekennen / jhm dafuͤr auch ſollen dancken / vnd zu ſeinen Ehren gebrauchen / auch bitten vmb gnaͤdige Erhaltung deſ -2. Gratiarũ actio. ſelben / wie vns denn der Sohn Gottes in der vierdten Bitte3. Pro con - ſervatione invocatio. des Vater vnſers gelehret hat / auff daß vnſer Mund ſeines Ruhms voll werde / vnd wir ſeinen Arm verkuͤndigen Kindes Kindern / vnnd ſeine Krafft allen / die noch kommen ſollen / Pſalm. 71.
4. Ex provi dentia divi na conſola - tio. Vnd weil diß zeitliche Leben wir von jhme haben / ſo gibt es vns einen herrlichen Troſt / daß vns auch daſſelbig niemand nehmen koͤnne vnd ſolle / ohn ſein Wiſſen vnd Willen / Mat. 10. Denn der Menſch hat ſeine beſtimpte Zeit / die Zahl ſeiner Monden ſtehet bey GOTT / der hat jhm ein Ziel geſetzt / das wird er nicht vbergehen / Job. 14. Meine Zeit / ſpricht Da - vid / ſtehet in deinen Haͤnden / Pſalm. 31.
5. Abuſus prohibitioWelches vns denn auch zur Warnung dienen ſoll / wenn vns dieſes Leben ſawer ankoͤmpt / wegen Kranckheit / daß wir vns daſſelbige nicht ſelber nehmen aus Vngedult / Denn weil wirs nicht von vns haben / ſondern von Gott / ſo wil vns nicht gebuͤhren / vns deſſen anzumaſſen / das nicht vnſer iſt / vnſerm Herrn Gott in ſeine Gerichte zu fallen / vnd Moͤrder an vn - ſerm eigen Leibe zu werden / durch Zorn vnd Eyffer / dadurch mancher ſein Leben verkuͤrtzet / oder durch vbermeſsige Traw - rigkeit / davon auch der Tod koͤmpt / Syr. 30. Oder durch Freſ - ſen vnd Sauffen / dadurch mancher jhme das Leben allzu fruͤe verkuͤrtzet / wie das Verslein lautet:
Dawider der Herr Chriſtus trewlich warnet / Luc. 21. Huͤ - tet euch / daß ewre Hertzen nicht beſchweret werden / mit Freſ - ſen vnd Sauffen / vnd Sorge der Nahrung.
Das[15]Leichpredigt.Das ander Leben iſt vita ſpiritualis, oder gratiæ, das2. Vita ſpiri - tualis, cujus uſus. geiſtliche vnnd Gnaden Leben / in welchem auch die Chriſten ihrem Herrn Chriſto leben / welches der Sohn Gottes nach dem Suͤndenfall im Paradiſs verheiſſen / vnnd hernach in der Zeit der Fuͤlle / mit ſeinem bittern Leiden vnd Sterben erworben hat / allen / die an jhn glaͤuben / darumb wir denn dieſes Leben auch nicht von vns / ſondern vom Herrn Chri - ſto haben / denn in jhme war das Leben / Johan. 1. Ich bin / ſpricht er / der Weg / die Warheit / vnd das Leben / Johan. 14. Da wir tod waren in vnſern Suͤnden / hat vns Gott / der da reich iſt von Barmhertzigkeit / durch ſeine groſſe Liebe / damit er vns geliebet hat / ſampt Chriſto lebendig gemacht / (denn aus Gnaden ſeyd jhr ſelig worden /) vnd hat vns ſampt jhm in das himliſche Weſen verſetzt in CHRJSTO JESV / Epheſ. 2.
Dieſes ſollen wir brauchen erſtlich zur Danckſagung /1. Gratiarumactio. daß wir vnſerm Herrn Chriſto fuͤr ſein bitter Leiden vnnd Sterben / ſo wol auch ſeine froͤliche Aufferſtehung von Her - tzen dancken ſollen / vnnd ſingen mit David: Nun lob mein Seel den Herren / was in mir iſt den Nahmen ſein / ſein Wolthat thut er mehren / vergiſs es nicht O Hertze mein / hat dir dein Suͤnd vergeben / vnd heilt dein Schwachheit groſs / Pſalm. 103.
Darneben haben wir vns auch zu troͤſten / weil dieſes2. Ex firmi - tate conſo - latio. Leben der Gnaden nicht ſtehet auff vnſerm Verdienſt vnnd Froͤmmigkeit / denn wenn es darauff beruhete / wuͤrde es gar bald darumb geſchehen ſeyn / ſondern iſt allein auff das Ver - dienſt des Herrn Chriſti gegruͤndet / ſo iſts auch ein beſten - diges vnnd gewiſſes Leben / denn er iſt vns von Gott gemacht zur Weisheit / Gerechtigkeit / Heiligkeit / vnnd Erloͤſung / 1. Corinth. 1. Vnd das iſt ſein Nahme / das er genent wird der Herr / der vnſer GERECHTJGKEJT iſt /Jerem.[16]ChriſtlicheJerem. 23. Ja er / als der gerechte Knecht Gottes / machet durch ſeine Gerechtigkeit jhr viel gerecht / Eſa. 53.
3. Conſerva - tionis atten tio. Sollen auch zuſehen / daß wir dieſes Leben brauchen vnd erhalten / in Heiligkeit vnd Gerechtigkeit / jhm darinnen zu dienen / daß wir der Suͤnden abgeſtorben ſeyn / vnnd leben Gott / in Chriſto Jeſu vnſerm Herrn / Rom. 6. Damit wir die - ſes Gnaden Lebennicht wieder verſchertzen / vnd durch Suͤnde wider das Gewiſſen verlieren / vnnd das letzte erger werde / denn das erſte / 1. Petr. 2. Johan. 5.
3. Vita gloriæ cujus uſus. Das dritte Leben iſt vita gloriæ, oder vita æterna, das ewige Leben / welches wir auch von dem Herrn Chriſto ha - ben / wie er ſagt / Johan. 10. Jch gebe jhnen das ewige Leben / welches David alſo beſchreibet / daß allda ſeyn werde Frewde die Fuͤlle / vnd lieblich Weſen zu ſeiner Rechten jmmer vnnd ewiglich / Pſalm. 16. Das hat vns der Sohn Gottes erlanget / mit ſeinem embſigen Gebet / Joh. 17. Vater ich will / daß wo ich bin / auch die ſeyn / die du mir gegeben haſt / daß ſie meine Herrligkeit ſehen.
1. vitæ hujus tœdium. Das ſoll vns dienen ad tœdium hujus, & deſiderium2. Futuræ deſiderium. vitæ æternæ, daß wir dieſes elenden / muͤheſeligen Lebens v - berdruͤſsig werden / vnd ein hertzlich Verlangen zu dem ewi - gen Leben haben moͤgen / Vnd das iſt auch der groͤſte Troſt / der die Chriſten erhelt / in allerley Creutz vnd Widerwertigkeit / wie ſich denn deſſen troͤſtet Job am 19. Die ſieben Bruͤder der Maccabeer / 2. Maccab. 7.
1. Mors natu ralis, cujus cauſſa. Wie nun dreyerley Leben iſt / alſo auch dreyerley Todt: Der erſte iſt Mors corporalis, der leibliche Tod / der nichts anders iſt / als eine Zertrennung Leibes vnd der Seelen / wel - che gute Freunde doch nur auff eine Zeit getrennet werden / am Juͤngſten Tage aber ſollen ſie wieder zuſammen kommen.
Peccatum. Die Vrſach dieſes Todes / iſt die Suͤnde vnſerer erſten Eltern / vmb welcher willen wir alle muͤſſen ſterben / keiner ausgenommen / Ebr. 9.
Wir[17]Leichpredigt.Wir muͤſſen das Morieris alle practiciren / denn durch einen Menſchen iſt die Suͤnde kommen in die Welt / vnd der Tod durch die Suͤnde / iſt alſo der Tod zu allen Menſchen hin - durch gedrungen / weil ſie alle geſuͤndiget haben / Rom. 5.
Der ander / iſt Mors ſpiritualis da zwar ein Menſch dem2. Mors ſpiri - tualis. Leibe nach lebet / leſſet ſich aber durch den Teuffel vnd boͤſe Luͤ - ſte des Fleiſches verfuͤhren / aus einer Vngerechtigkeit vnnd Vnreinigkeit in die andere / vnnd wird ein Knecht der Suͤn - den / derer er doch abgeſtorben ſeyn ſolte / Rom. 6. Alſo war der verlohrne Sohn tod in ſeiner Suͤnde vor ſeiner Wieder - kunfft zum Vater / Luc. 15. vnnd alſo ſaget der heilige Apoſtel Paulus / 1. Timoth. 5. von den Witwen / die nicht einſamb ſind / jhre Hoffnung nicht auff Gott ſtellen / bleiben nicht am Ge - bet / vnd flehen Tag vnd Nacht / ſondern in Wolluͤſten leben / die ſind lebendig tod.
Der dritte / iſt Mors æterna, der ewige Tod: der in der3. Mors æter - na. Offenbarung Johan. 2. vnd 20. genant wird / der ander Todt / da ein Menſch in alle Ewigkeit von Gott wegen ſeiner Suͤnde vnd Vnglaubens muß verworffen vnd abgeſchieden ſeyn / wie der reiche Man / Luc. 16. Eſa. 59. Dieſer dreyfache Tod gehet auff dem Fuſſe nach allen denen / die jhnen ſelbſt leben vnd ſter - ben / die ſich nicht auff Gott im Leben vnd Sterben verlaſſen / jhme vnd den Menſchen nicht dienen / ſondern den Luͤſten jh - res Fleiſches ergeben ſind / Denn werdet jhr nach den Luͤſten des Fleiſches leben / ſo werdet jhr ſterben muͤſſen / vnd fleiſch - lich geſinnet ſeyn / iſt eine Feindſchafft wider Gott / Rom. 8. O wie vbel ſtehen nun ſolche Leute jhnen ſelbſten vor / denn ſie weder im Leben noch im Tode ſich etwas gutes zu Gott zu ver - ſehen haben.
Dagegen / die dem Herrn leben / vnd die dem HerrnRemedium. ſterben / an denen beiſſet der Tod die Zeene aus / iſt jhnen nicht1. Cſchaͤdlich[18]Chriſtlicheſchaͤdlich / ſondern nuͤtzlich / Phil. 1. Chriſtus iſt mein Leben / Sterben iſt mein Gewin / denen iſt er janua vitæ, ein Ein - gang zum Leben / wie man denn zu Grabe pfleget zu ſingen:
‘Mors hæc reparatio vitæ est. ’ ()Dahero wir auch ſehen / wie die Heiligen ſo gar frew - dig zum Tod ſind / daß ſie auch nicht ein Fuß vor jhm verſe - tzen / als der alte Simeon / der heilige Paulus / etc. Dahero ſaget der heilige Chryſoſtomus: Sancti mortuos excitarunt, & ipſi mori deſiderarunt: Jſts nicht ein wunder Ding / die Heiligen Gottes haben Todten aufferwecket / vnd haben doch ſelbſt ein Verlangen gehabt zu ſterben.
So kan jhnen der geiſtliche Tod nicht ſchaden / nemlich2. der Tod der Suͤnden / denn ſie ſind durch das Blut JESV Chriſti gereiniget vnd gewaſchen / 1. Johan. 1. Vnd fangen nun auch in dieſem Leben an / durch Huͤlffe vnd Beyſtand Gottes des heiligen Geiſtes / die Luͤſte des Fleiſches zu toͤdten / darumb ſind ſie vor Gott nicht todt / ſondern leben / vnd weil ſie der hei - lige Geiſt fuͤhret / ſind ſie auch Kinder Gottes / iſt der nu auch erlegt / ſo duͤrffen ſie ſich auch fuͤr dem ewigen Todt nicht fuͤrch - ten.
Denn wer vberwindet / dem ſoll kein Leid wiederfahren3. vom andern Tode / Apocal. 2. Selig ſind / die in dem[Herrn] ſterben? von nun an / denn der Geiſt ſpricht / ſie ruhen von jh - rer Arbeit / vnd jhre Wercke folgen jhnen nach / Apocal. 14. Jſt das nun nicht ein herrlicher Troſt / vor die / ſo dem Herrn ſterben / welchem glaͤubigen Chriſten wolte nun vor Sterben grawen? die koͤnnen mit Frewden ſagen:
WAs ſoll vns denn darzu bewegen /Cauſſa im - pulſiva Deo vivendi & moriendi. daß wir nicht vns ſelbſt leben vnd ſterben / ſon - dern dem Herrn? Es iſt gar eine hochwich - dige Vrſach / Nemlich: Wir leben oder ſter - ben / ſo ſind wir des Herrn. Wir ſind nicht noſtri juris: Es ſtehet nicht bey vns / bey mir / vnd dir / wemNon ſumus noſtri juris. wir zu Ehren vnd zu Gefallen leben / oder ſterben wollen / ſon - dern es iſt ein ander / vñ weit hoͤher / als wir ſind / der hat vns zu gebieten vñ zu verbitẽ / Wer iſt der? Es iſt der Herr / ď Schoͤpf - fer vnd Erhalter Himmels vnd der Erden / auff den muͤſſen wir ſehen / vnd vns nach jhm richten / der Macht hat Leib vnd Seel zu erhalten / vnd auch zu verderben / Fuͤr dem ſollen wir vns auch billich fuͤrchten / vnd auff jhn ſehen / Matth. 10. DennIpſe Domi - nus, nos ſer - vi. er iſt vnſer Herr / wir ſind ſeine Knechte / der rufft vns zu: Was ich euch gebiete / das ſolt jhr halten / daß jhr darnach thut / jhr ſolt nichts darzu thun / noch davon thun / Deut. 12.
Wie es nun einem Knechte gebuͤhren wil / daß er ſichRequiſita ſervi. nach ſeinem Herren richte / Ehre vnd Nutz ſuche / ſeinen Be - fehl ausrichte: Eben alſo ſind wir auch ſchuldig / als Knechte vnſers Herrn / jhme zu Ehren vnd zu Gefallen / wie vnnd wenn ers haben wil / zu leben vnd zu ſterben / Jhr eſſet nun oď trincket / oder was jhr thut / das thut alles zu Gottes Ehre / 1. Corinth. 10.
Worzu ſoll vns dieſesUSUS. dienen? Darzu:1. Norma o - mnium acti onum no - ſtrarum. Erſtlich / daß es eine Regul vnd NormC ijſey[20]Chriſtlicheſey in vnſerm gantzen Leben vnnd Wandel / vnnd denn auch in vnſerem Todtes Stuͤndelein / auff wen wir ſe - hen ſollen / nemlich / auff den / der vnſer HERR iſt / im Leben vnnd Sterben / Qui habet poteſtatem vitæ & necis, Tod / Suͤnd / Teuffel / Leben vnd Gnad / alles in ſeinen Haͤn - den er hat.
2. Diſcrimen hujus Domi ni & alio - rum. Zum andern / giebt vns dieſes einen feinen Vnterſcheid / zwiſchen dieſem Herrn / vnd den andern jrrdiſchen Herren / welche ſich bisweilen zimlich viel anmaſſen / vnd jhr Imperi - um gegen jhre Knechte wollen ſehen laſſen / aber wie lange we - rets? So lange / als ſie beyde / Herre vnnd Knecht leben / vnd beyſammen ſeyn / ſtirbet der Knecht / ſo kan jhn der Herre nichts mehr abhaben / ſtirbet der Herr / ſo iſt der Knecht auch ſeiner loß.
Vnd ob gleich der Herr ſich vnterſtehen darff / biswei - len dem Knechte zimlich hart zuzuſetzen / vnnd ſein im - perium ſehen zu laſſen / vnnd zu misbrauchen / ſo muß er doch hoͤren / was jhm der Apoſtel Paulus zurufft: Jhr Her - ren thut der Sachen nicht zu viel / ſondern wiſſet / daß jhr auch einen Herren habet im Himmel / bey dem kein Anſehen iſt der Perſon / muß er ſich nun ſeines Lebens enthalten / daß er jhm auch nicht gegeben / viel weniger hat er vber ſeine Seele vnnd Gewiſſen zu gebieten.
Dieſes Herren Gebiete aber erſtreckt ſich nicht allein vber vns ins Leben / ſondern auch in den Tod / ſeine Gewalt vnd Botmeſsigkeit iſt infinita / vnendlich.
3. Conſolatio ex hujus Do miniWelches vns denn ferner dienen ſoll zu einem ſonderli - chen Troſt / in allerley Creutz vnd Widerwertigkeit / daß wir vns auff dieſen groſſen vnd maͤchtigen Herren verlaſſen / iſt1 Potentia. er vnſer Herr / Ey / ſo hats keine Noht / Er iſt / ſatis pro Im - perio, Er iſt ſtarck vnnd maͤchtig gnug / ſeine Diener zu be -ſchuͤtzen /[21]Leichpredigt. ſchuͤtzen / vnnd zu retten / wie er denn ſagt: Ruffe mich an in der Noht / ſo wil ich dich erretten / ſo ſoltu mich preiſen / Pſ. 50. Jch bin bey jhm in der Noht / ich wil jhn heraus reiſſen / vnnd zu Ehren machen / Pſalm. 91. Auff den Herren ſollen wir vns ſteiff vnd feſte verlaſſen / im Leben vnd im Tode.
Es iſt auch nichts wenigers dieſes troͤſtlich / wenn wir jhm leben vnd dienen / in Heiligkeit vnd Gerechtigkeit / als ge - trewe Knechte / ſo wil er aus Mancipiis, Libertos machen / daß wir ſollen frey ſeyn / wil vns der Herr frey machen / Ey / ſo werden wir recht frey werden / Joha. 8.
Wie auch ein guthertziger Herr / ſein getrew vnd fleiſsig2. Bonitate. Geſind pflegt zu befoͤrdern / vnd ſie jhrer trewen Dienſte geniſ - ſen zu laſſen: Alſo wil vns dieſer Herr auch anhelffen / weñ er vnſers Dienſtes allhier in dieſem Leben nicht mehr brauchen will / vnnd eine ſchoͤne Commendation mitgeben / welche alſo lautet: Ey du frommer vnnd getrewer Knecht / du biſt vber wenig getrewe geweſen / ich wil dich vber viel ſetzen / gehe ein zu deines Herrn Frewde / Mat. 25.
Ja was mehr iſt / ſo erkennet er vns fuͤr ſeine Freunde / Bruͤder vnd Schweſtern / machet aus Knechten Herren / vnd machet vns auch zu Erben vnd Miterben des ewigen Lebens.
Wer wolte nun nicht gerne vnd mit Frewden ſagen mit D. Luthern: Sive vivimus, ſive morimur, ſumus Domini in Nominativo & Genitivo caſu. In Nominativo, ſind wir Herren vber Suͤnd / Todt / Teuffel vnd ewiges Verdamniß / Denn iſt Gott fuͤr vns wer mag wider vns ſeyn? Rom. 8. In Genitivo, denn wir ſind ſein Eigenthumb / Erbe vnd Mit - erben / ja ſeine Schutzverwandten.
Da ſollen vnd koͤnnen wir nun wol ſagen / Pſ. 73. Herr / weñ ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Himmel vnnd Er - den / wenn mir gleich Leib vnnd Seele verſchmacht / ſo biſtuC iijdoch[22]Chriſtlichedoch Gott allezeit meines Hertzen Troſt vnd mein Theil.
Man findet in der Welt wol gute Freunde / die ſich mit einander hart verbinden / vnd ſagen / Me & te nemo, niſi mors, ſe parabit, Mich vnd dich ſoll niemand / denn der Tod / ſcheiden / Aber mit dieſem vnſerm Herrn heiſts / vns ſoll der Tod nicht ſcheiden / Rom. 8. Weil wir denn einen ſolchen gu - ten vnd frommen Herrn haben / wie jhn der heilige Ambro - ſius / Biſchoff zu Meyland / genennet hat auff ſeinem Todbet - te / zu den Vmbſtehenden mit dieſen Worten: Ita vixi inter vos, ut non pudeat me vivere, nec mori timeo, quia bonum habemus Dominum.
4. Adhorta - tio. So ſoll es auff vnſer Seiten auch heiſſen: Servite Do - mino in timore, &c. Ey / ſo dienet auch dieſem frommen Herrn mit Furcht / vnd frewet euch mit Zittern / Kuͤſſet den Sohn / daß er nicht zuͤrne / vnd jhr vmbkommet auff dem Wege / denn ſein Zorn wird bald anbrennen / Aber wol allen / die auff jhn trawen / Pſal. 2. So viel auch vom andern.
Ratio ac - quiſitionis hujus Domi nij & juris. WJe koͤmpt denn der HERR zu die - ſer groſſen Macht / das er vber vnſer Leben vnnd Sterben ein Herr iſt worden? das berichtet vns der Apoſtel / da er ſaget:
Daher hat er ein ſolch Jus vber vns bekommen / weil er vor vns geſtorben / vnd wieder lebendig worden iſt: Denn er iſt vmb vnſer Suͤnde willen dahin geben / vnd vmb vnſer Ge - rechtigkeit willen / iſt er wieder aufferſtanden / Rom. 4. So viel hats jhn gekoſtet / vns zu erloͤſen / vnnd vns wieder in ſein Reich zu bringen / denn durch die Suͤnde waren wir in des Teuffels Dienſtbarkeit vnd Reich gerahten / der war vn - ſer Herr worden / wie wir denn ſingen: Dem Teuffel ich ge - fangen lag / im Todt war ich verlohren / meine Suͤnde mich quelet Nacht vnnd Tag / darin ich war geboren. Da jam - merts Gott in Ewigkeit / mein Elend vber die Maſſen / ER gedacht an ſeine Barmhertzigkeit / er wolt mir helffen laſſen / gar heimlich fuͤhrt ſein Gewalt / er gieng in einer armen Ge - ſtalt / den Teuffel wolt er fangen.
Darumb ſo hat er vns in ſeine Herſchafft zu bringen / muͤſſen ſein Leben daran ſtrecken / wie denn der Apoſtel Pe - trus ſagt: 1. Petr. 1. Jhr ſeyd nicht mit vergenglichen Silber oder Gold erloͤſet / ſondern mit dem thewren Blute Chriſti / als eines vnſchuldigen vnnd vnbefleckten Lammes / vnnd das bekennen wir in vnſerm andern Artickel des Chriſtlichen Glaubens mit vnſern Kindern / Jch glaͤube das Jeſus Chri - ſtus warhafftiger Gott vom Vater in Ewigkeit gebohren / vnd auch warhafftiger Menſch von der Jungfrawen Maria geboren / ſey mein Herr / der mich verlornen vnd verdam - pten Menſchen erloͤſet hat / erworben / gewonnen / von allen Suͤnden / vom Tode vnd von der Gewalt des Teuffels / nicht mit Gold oder Silber / ſondern mit ſeinem heiligen thewren Blut / mit ſeinem vnſchuldigen Leiden vnnd Sterben / auff daß ich ſein eigen ſey / vnnd in ſeinem Reich vnter jhm lebe / vnd jhm diene / in ewiger Gerechtigkeit / Vnſchuld vnd Se - ligkeit.
Wie koͤnten wirs deutlicher vnnd ſchoͤner haben / als es allhier vns angezeiget vnd erklaͤret worden iſt?
Dadurch wir denn erin -USUS. nert werden.
ERſtlich vnſers groſſen Jammers vnd1. Commone - factio miſe riæ noſtræ. Elendes / Leibes vnd der Seelen / darein wir wegen der Suͤnden gerahten ſind / denn wenn es ohne die Suͤnde geweſen were / ſo hetten wir keiner Erloͤſung vnnd Heiligung bedurfft / aber nach dem elenden Suͤndenfall / ſind wir des andern vnd dritten Artickels zum hoͤchſten benoͤtiget geweſen.
Darumb / ſehen wir hieraus den groſſen Schaden / da - rein die Schlang Evam bezwang / Gottes Zorn auff ſich zu2. Cauſſa fina lis nativita tis & mortis Chriſti. laden. Zum andern / ſehen wir auch hierauß die Vrſach / wel - che den Sohn Gottes vom Himmel in vnſer Fleiſch vnnd Blut / ja in ſein bitter Leiden vnd Sterben / zu kommen / ge - zogen / vnd in ſein Leiden gebracht / vnd warumb er habe muͤſ - ſen wieder von Todten aufferſtehen / nemlich / vns aus dem Reich vnd Dienſtbarkeit des Teuffels zu erloͤſen.
Darumb ſagen vnd bekennen wir in vnſerm Symbolo: Qui propter nos homines, & propter noſtram ſalutem, deſcen - dit de cœlo, & homo factus eſt.
Zum dritten ſehen wir auch den modum oder formam,3. Modus & forma no - ſtræ rede - mtionis. wie es zugangen ſey / da er hat wollen vnſer Herr werden / vnd vns wieder in ſein Reich ziehen / Es iſt nicht ſo ſchlecht zugangen / ſondern es hat jhn ſein Blut / ja ſein Leib vnd Le - ben gekoſtet.
Hat er vns dem Feinde ſollen aus ſeiner Macht vnd Ge -walt[25]Leichpredigt. walt reiſſen / wie wir abermal mit der Kirchen ſingen: Ver - gieſſen wird er mir mein Blut / darzu mein Leben rauben / etc. Es wiſſen die Kriegsleute / wenn einer gefangen wird vonQvadru - plex modus liberandi captivos. dem Feinde / vnnd ſoll wieder loß werden / ſo muß es geſche - hen / durch dieſe Mittel eins:
Erſtlich / gratuitâ manumiſsione, daß man die Ge -1. Gratuita manumiſsi one. fangenen ohne Entgelt auff freyen Fuß ſtellet vnnd lauffen leſt / wie Philippus des Alexandri Magni Vater / auff eine Zeit alle Geſangene loß gelaſſen.
Oder es geſchiehet / zum andern / permutatione, daß man Wechſel helt / Gefangene gegẽ ander Gefangene loß gibt /2. Permuta - tione. als die Chartaginenſes / da ſie den Roͤmern viel Volck ab - geſchlagen / vnter andern auch den M. Artilium Regulum gefangen / da ſchickten ſie denſelbigen / als ſie einen Eyd von jhm genommen / hin gen Rohm / vnd lieſſen jhnen ein Wech - ſel anbieten / er aber widerrieth jhnen den Wechſel / Vrſach / ſie hetten den Chartaginenſern gewaltige Kriegsleute abge - ſchlagen / vnd gefangen / wenn ſie die wieder bekemen / wuͤr - den ſie doch wiederumb einen newen Krieg anheben / do er nu wieder bey jhnen angelanget / ſind ſie vbel mit jhm vmbgan - gen / vnd einen ſchmehelichen Tod angeleget.
Zum dritten / geſchicht es λύτρῳ, mit Rantzon / daß3. λύτρῳ. man ſich mit Gelde muß loß keuffen / wie offt der Tuͤrcke ei - nen loß leſt / der muß heraus / vnd bey den Chriſten Gelt zu wegen bringen / ſich vnd andere aus der harten Dienſtbarkeit zu erledigen / Wie wir denn dergleichen leſen im Sleidano lib. 6. Das Franciſcus Koͤnig in Franckreich / hat muͤſſen zweymal hundert tauſent Guͤlden dem Keyſer Carolo V. geben / ſeine Soͤhne loß zu machen.
Zum vierdten / werden die Gefangene loß / Vi, durch4. Vi. Gewalt / als Gen. 14. leſen wir / daß Abraham ſeines Brudern Sohn den Loth mit Gewalt erretttet.
DSo[26]ChriſtlicheNoſtra libe ratio facta non manu miſsione,So laſſet vns nun hoͤren / wie wir ſind erloͤſet von vn - ſernFeinden / vnd von der Hand aller / die vns haſſen / nicht gra[t]uitâ manumiſsione, ſondern es hat muͤſſen bezahlt wer - den / weil GOTTES ewige Gerechtigkeit vbertreten war / ſo muſte derſelben auch genung geſchehen. Denn da war die Handſchrifft in vnſerm Hertzen vnnd Gewiſſen / mit vnſerm Blute vnterſchrieben / die war wider vns / Coll. 2. Nec permu - tatione, ſedSo iſt der Teuffel ſo ein gewaltiger Feind / der / wz er einmal bekoͤmpt / nicht ſo leicht aus ſeinen Haͤnden leſſet.
Zum andern / konte es auch nicht geſchehen / permu - tatione / Denn Chriſtus war dem Teuffel nichts ſchuldig /1 λύτρῳ: reſpectu pa - tris. als einen offenen Straſſenreuber / Darumb / ſo muſte es ge - ſchehen durchs λύτρῳ, mit Loͤſegelt / vnnd deñ mit Gewalt.
Was nun Gott belangt / hat vns Chriſtus errettet / mit ſeinen thewren Blut / Denn es muſte Blut da ſeyn / Jhr ſeyd thewer erkaufft / 1. Corinth. 6. Denn der Gerechtigkeit Gottes muſte genung geſchehen / da war aber kein Menſch der die Bezahlung geben konte: Derowegen muſte ſich Got - tes Sohn vnſer erbarmen / vnſer Fleiſch vnnd Blut an ſich nehmen / in demſelbigen Gottes Zorn gantz vnd gar abwen - den.
2. Vi: reſpe ctu diaboli. Was aber den Teuffel anlangt / hat vns der Sohn Gottes mit gewaltiger Hand errettet / als der Fortior, vñ ſter - cker / vñ jhm ſein Pallaſt zerſtoͤrt / Luc. 11. Darum̃ ſagt der Herr Chriſtus / Eſa. 52. Jhr ſeyd vmbſonſt verkaufft / jhr ſollet auch ohne Gelt geloͤſet werden.
Der Teuffel ſagte vnſern erſten Eltern zu / welches Ta - ges jhr von dem Baum eſſen werdet / werdet jhr wie GOTT ſeyn / Da log er an / als ſie es theten / war es nichts / betroge vnd verkauffte ſie vmbſonſt. Dagegen koͤmpt Chriſtus / gab jhm auch kein Heller oder Pfenning / ſondern errettet vnsmit[27]Leichpredigt. mit Gewalt / nit mit Spieſſen oder Buͤchſen / ſondern mit ſei - nem Blute vnd Tode / damit hat er die Macht genommen / deme / der des Todes Gewalt hatte / das iſt / dem Teuffel / vnd hat erloͤſet die / ſo durch Furcht des Todes im gantzen Leben Knechte ſeyn muſten / Heb. 2.
Dieſes ſoll vns nun auch herrlichen Troſt geben / wider alle4. Conſola - tio contra hoſtes no - ſtros. vnſere Feinde / Tod / Suͤnde / Teuffel vnd ewiges Verdamniß / Sintemal der Sohn Gottes mit ſeinem Tode ſie alle vber - weltiget / denn er iſt erwuͤrget / vnd hat vns erkaufft mit ſei - nem Blute / Apoc. 5. Wer wolte nun nicht gerne dieſes Her - ren Eigenthumb ſeyn? Wer wolte nun nicht gerne jhm le - ben vnd jhm ſterben? Wer wolte nicht gerne ſein williger vnd gehorſamer Knecht ſeyn / weil er ſo viel an vns gewand? Jhn vor ſeinen Herrn erkennen / ſein eygen ſeyn / in ſeinem Reiche vnter jhm leben / vnd jhm dienen in ewiger Gerech - tigkeit / Vnſchuld vnd Seligkeit?
So viel auff dismal von dieſen dreyen Stuͤcken.
Erſtlich / was da heiſſe jhm ſelber leben vnnd ſterben / vnd was da ſey Gotte leben vnd ſterben.
Zum andern / warumb wir vns nicht ſelber / ſondern Gotte leben vnd ſterben ſollen.
Zum dritten / womit er das Recht erlangt / daß wir ſchuldig ſeyn / nicht vns / ſondern jhme zu leben vnnd zu ſter - ben / darumb / es hat jhm ſein Blut vnd Tod gekoſtet.
Derowegen wil vns nun als ſeinen erworbenẽ Knech - ten nicht anders gebuͤhren / denn daß wir vnſerm Herrn zu Ehren leben vnd ſterben ſollen.
WJe denn in Betrachtung dieſer Wolthat vnſerm einigen Erretter vnd Erloͤſer zu ſeinem ſteten Dienſte / ſich auch ergeben / vn - ſere in Chriſto ſelig verſtorbene Fraw Ampt - maͤnnin / der wir jetzo den letzten Ehren - dienſt leiſten / welche / wie ſie jhr nicht ſelber gelebet / alſo iſt ſie auch nicht jhr ſelber geſtorben / ſondern deme / der fuͤr ſie geſtorben vnd aufferſtanden / vnnd vber Todte vnd Lebendige Herr iſt.
Jhr Leben / Wandel vnd Chriſtlichen Abſchied anlan - gende / davon wollen Ewer Liebe nachfolgenden kurtzen Be - richt vernehmen.
Die Erbare vnd Ehrentugendtſame Fraw Eliſabeth / des Ehrenvehſten vnd Achtbaren Herren / Aaron Backſtro - en / Churfuͤrſtlichen Saͤchſiſchen in Vormundſchafft verord -Patria. neten Amptmans allhier / viel geliebte Hausehre / nunmehr ſeliger Gedechtnis / iſt Anno 1571. acht Tage vor Pfingſten von frommen Chriſtlichen vnd ehrlichen Eltern zu EyſenachParentes. geboren / da jhr Vater geweſen / der Ehrnv. vnd Achtb. Herr Bartholomæus Schmalkalden / Amptſchulteis daſelbſt / jhre Mutter / die Erbare vñ Ehrntugendſame Fraw Margaretha / Herren Matthes am Ende / Buͤrgers vnd Rathsverwandten zu Aldenburg eheleibliche Tochter.
Per S. Ba - ptiſmum initiatio. Von ſolchen jhren lieben Eltern iſt ſie als bald nach der leiblichen Geburth / zur heiligen Tauffe befoͤrdert / dem Her - ren Chriſto / als dem Stamme vnd Baume des Lebens / ein -verlei -[29]Leichpredigt. verleibet / vnd jhr der Name Eliſabeth / nach jhrer Tauff - pathen / der weiland Durchleuchtigen / Hochgebornen Fuͤr - ſtin vnd Frawen / Frawen Eliſabethen / Hertzogin zu Sach - ſen / geborne Pfaltzgraͤffin bey Rhein / etc. Hochloͤblicher Chriſtmilder Gedechtnis / gegeben worden.
Als auch gedachter jhr lieber Vater S. den Ampt zu Eyſe - nach 18. Jahr lang wol fuͤr geſtanden / hat er ſich hernachmals auff gnedigs Begehrender Herſchafft gen Aldenburg begeben / daſelbſten er denn Fuͤrſtlicher Saͤchſiſcher Amptſchoͤſſer wor - den / vnnd Anno 1589. alldar ſelig verſtorben / Seine liebeEducatio. Hausfraw iſt jhme anderthalb Jahr darnach auch gefolget / welche / ſo lange ſie beyderſeits gelebet / dieſe jhre liebe Toch - ter zur Furcht Gottes / Erbarkeit / Zucht vnd Tugend / dar - bey ſie auch biß an jhr Ende beharret / aufferzogen.
Nach jhrer Eltern ſeligen Tode / iſt ſie bey jhren bey den des Orts verehelichten Schweſtern blieben / vnd hernachmals Anno 1598. den Dienſtag nach Eſto mihi / mit jhrem hertz -Conjugium. lieben Hauswirth / den jetzigen hochbetruͤbeten Witwer zu Aldenburg ehelichen vermaͤhlet vnd vertrawet worden / wel - cher damals Fuͤrſtlicher Saͤchſiſcher Amptſchoͤſſer daſelbſten geweſen.
Jn jhrem Eheſtande haben ſie friedlich vnd einig mit einander gelebet / iſt bey jhnen geweſen ein Hertz / ein Wille / was die ſelige Fraw nur vernommen / daß jhrem hertzlieben Herren zu angenehmen Gefallen gereichet / ſolches hat ſie mit Willen vnd Luſt verrichtet / vnd alſo jhre hertzliche Liebe vnd Trewe in der That bewieſen.
Wo es nun in dem heiligen Eheſtande alſo friedlich zu - gehet / da wohnet Gott / da iſt auch Frewde vnd Gottes rei - cher Segen / beneben einem guten vnnd froͤlichen Gewiſſen / Wem ein ſolch Tugendtſam Weib beſcheret iſt / die iſt edeler /D iijdenn[30]Chriſtlichedenn die koͤſtlichen Perlen / jhres Mannes Hertz darff ſich auff ſie verlaſſen / ſie thut jhm liebes vnd kein Leides / ſein le - belang / Proverb. 31. Schoͤn ſeyn iſt nichts / ein Weib / daß den Herrn fuͤrchtet / ſoll man loben / Wol dem / der ein Tu - gendſam Weib hat / des lebet er noch einſten ſo lange / Syr. 26. Das iſt vnter dreyen Stuͤcken / die Gott vnd den Menſchen wolgefallen / nicht das geringſte / wenn Man vnd Weib ſich wol mit einander begehen / Syr. 25.
Liberi. Darumb ſie denn auch Gott in jhrem Eheſtande geſeg - net / daß ſie drey Sohne mit einander gezeuget. Deren der juͤngſte Bartholomæus genant / vor vier Jahren zu Weymar vor der Mutter ſeliglich geſtorben / Die andere beyde / als Georgius vnd Aaron / ſeynd noch im Leben / ſo lange der lie - be Gott wil.
Solche jhre von Gott beſcherete Ehepflaͤntzlein hat ſie hertzlich geliebet / zum Gebet / Gottes Furcht / vnd dem heiligen Catechiſmo von Jugend auff mit Fleiß gehalten / daran denn auch ſehr viel gelegen.
Pietas erga Deum. Die gantze Zeit jhres Lebens / hat ſie ſich fleiſsig zu Got - tes Wort gehalten / deſſelben / ſo wol deſſen Dienere eine rech - te Liebhaberin geweſen / es fleiſsig vnd andaͤchtig gehoͤret / ge - leſen / vnd jhr wol bekant gemacht / ſich auch zum hochwirdi - gen Abendmal des Herrn offtmals funden / wie denn auch wenig Wochen vor jhrem ſeligen Abſchiede ſie daſſelbe in der Chriſtlichen Kirchen allhier mit hertzlicher Andacht empfan - gen.
Vnd kan ich jhr diß Zeugnis mit Warheit wol geben / daß / wenn ſie jhres Leibes Schwachheit halber nur ein we - nig fortkommen koͤnnen / ſie keine einige Predigt verſeumet.
Erga homi - nes. Was ſonſten jhr euſſerlich Leben vnd Wandel anlangt / iſt ſie gegen jederman gar ſittſam vnd vertraͤglich / ſo wol ge -gen[31]Leichpredigt. gen die Armen vnnd Krancken barmhertzig vnd milde gewe - fen / alſo / daß ſie jhres Chriſtlichen Lebens vnd Wandels hal - ber bey jedermenniglichen ein gutes Lob vnd Zeugnis hat.
Jhre Leibes Schwachheit / ſo jhr in die ſechs Jahr an - gehangen / vnd je lenger / je herter (Ob gleich alle menſchli -Morbus. che / muͤgliche Huͤlffe vnd Artzney Mittel ſeynd gebrauchet worden) zugeſetzet / auch alſo / daß ſie die nechſten achtzehen Wochen hero / wenig auskommen koͤnnen / Doch aber gleichwol in ſolcher Zeit etlich mal zur Kirchen gangen / hat ſie mit Chriſtlicher Gedult getragen / vnd ſich mit feiner Be - ſcheidenheit in den gnedigen Willen Gottes des Allmechtigen ergeben / vnd vnter andern ſchoͤnen Troſtſpruͤchen auch offt - mals dieſen wiederholet: Ach Herr Jeſu Chriſte / du haſt mich erloͤſet / Herr du getrewer Gott / dein bin vnnd bleibe ich / tod vnd lebendig. Am nechſten Montag nach Mittage / als ich ſie das letzte mal beſuchte / vnd aus Gottes Wort troͤſtete / vnd den jetzo erklerten Spruch S. Pauli zun Roͤmern am 14. Cap. jhr anhube: Vnſer keiner lebet jhm ſelber / vnd keiner ſtirbet jhm ſelber / Leben wir / ſo leben wir dem Herren: Fienge ſie alſo bald mit verſtendigen / vnd gleichſam gar getroſten Worten an: Sterben wir / ſo ſter - ben wir dem Herren: Vnnd dieſes ſeynd auch jhre letzten Wort geweſen / die ſie geredet. Als ſie nun darauff einen Schlaff gethan / vnd nach demſelben die Schwachheit dero Maſſen zugenommen / daß es ſich mit jhr zum ſeligen Ende geſchicket / iſt ſie / wie denn auch zuvorn allezeit gar ſtille vnd geduͤltig geweſen / vnd alſo deſſelbigen Abends kurtz vor zehen Vhren / bey guter Vernunfft vnd ohne alle Vngeberde / in deme die Vmbſtehenden ſie Gott dem Vater / der Glauben helt ewiglich / in einem andaͤchtigen Vater vnſer fuͤrgetra - gen / vnnd Chriſto jhre Seele in ſeine Haͤnde befohlen / garMors bea - ta. ſanfft[32]Chriſtliche Leichpredigt. ſanfft vnnd ſeliglich eingeſchlaffen / vnd hat alſo jhren Lauff auff dieſer betruͤbeten Welt wol vollendet. Das heiſſet recht / wie D. Auguſtinus ſagt: Fieri non poteſt, ut malè mo - riatur, qui benè vixit. Es iſt vnmuͤglich / daß ein Menſch /Tempꝰ ma - trimonij & vitæ. ſo Chriſtlich vnnd gottſelig gelebet / vbel ſterben ſolte. Jn jhrem Eheſtande / hat ſie 15. Jahr vnd 4. Wochen gelebet / vnd iſt alt worden ein vnd viertzig Jahr / vnd drey vnd vier - tzig Wochen.
Concluſio. Vnd dieſes habe ich alſo kuͤrtzlich von jhrem Chriſtli - chem Leben vnd Wandel / auch jhrem ſeligen Abſchiede aus dieſem Jammerthal / gedencken wollen.
DEr Allmaͤchtige vnd barmhertzige Gott / welcher vber Todte vnd Lebendige ein HErr iſt / wolle jhrer Seelen in Gnaden vnd Barmhertzigkeit pflegen / Dem Leibe in ſeinem Schlaffkaͤmmerlein / darein er jetzo ſoll geleget werden / eine ſanffte Ruhe / vnd am Juͤngſten Tage ſampt vns / vnd allen frommen Chriſten eine froͤliche Aufferſtehung zum ewigen Leben / welches vns allen vnſer lieber HErr vnnd Heiland Jeſus Chriſtus durch ſein bitter Leiden vnd Sterben erworben / vnd zu wege gebracht hat / geben vnnd verleyhen. Wolle auch dem hochbetruͤbeten Witwer / vnd ſeinen lieben Kindern / ſampt der gantzen anſehenlichen Freundſchafft / ſo durch dieſen Todesfall in Betruͤbniß vnd Trawrigkeit geſetzet worden / mit krefftigem Hertzen Troſt beywohnen / vnnd ſie in ſolchem jhrem Trawer - ſtande nicht verlaſſen. Solches von Gott dem Allmaͤchtigen zu erlangen / wollen wir mit einander ein glaͤubiges vnd andaͤchtiges Vater vnſer beten.
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