PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
MEDITATIO MORTIS
Oder Chriſtliche Leichpredigt vom Todt vnd Be - graͤbnis Sarah / Geneſ. 23.
Bey der Leichbeſtattung der Wey - land WolEdlen vnd Ehren viel Tugend - reichen Frawen SYBILLEN Gebornen von Burckersrohda aus dem Hauſe Marckroblitz / ſeligen / des WolEdlen / Geſtrengen vnd Vehſten Auguſti von Sebach vff Godlaw ehlichen Haußfraw / welche den 23. Februarij Anno 1626. war der Donnerſtag vor Mat - thiæ / zwiſchen 9. vnd 10. Vhr vor Mittage / im HErrn Chriſto ſanfft vnd ſelig eingeſchlaffen / vnd den 6. Martii / war der Montag nach Reminiſcere, in die Kirche zu Keuſchberg / Chriſtlichen Adelichen ge - brauch nach / iſt beygeſetzt worden.
[2]Chriſtliche Leichpredigt.
Denen WolEdlen / Geſtrengen vnd Ehrnveſten.
    • AUGUSTO
    • JOHAN GEORGEN und
    • CHRISTIANO
    von Sebach vff Godlaw / Vater vnd Soͤhnen.
Meinen inſonders großguͤnſtigen Junckern vnd lieben Freunden. Vnd dann Denen WolEdlen vnd Ehrentu - gendſamen Jungfrawen
    • ANNA MARIA
    • SABINA SOPHIA vnd
    • MAGDALENA.
    Gebornen von Sebach vff Godlaw / Geſchwiſtern /
Meinen inſonders guten Goͤnnerinnen vnd lieben Freundinnen Gottes Gnade / vnd reichen Se - gen an Leib vnd Seele durch Jeſum Chri - ſtum vnſern einigen Erloͤſer vnd Seligma - cher in Krafft des heiligen Geiſtes / ſampt erbie - tung meines andächtigen Gebets / vnd bereit - willigen dienſten zuvor:
Woledle[3]Chriſtliche Leichpredigt.

WOlEdle Geſtren - ge vnnd Ehrnveſte Junckern / auch Wol - Edle vnd Ehrentu - gendſame Jungfra - wen / Was SyrachSyr. 7. v. 37. vermahnet am 7. cap. Daß man auch anDen Tod - ten ſol man wolthat be - weiſen. den Todten wolthat beweiſen ſol / das haben vnſere Gottſelige Vorfahren wol in acht ge - nommen. Denn ſie gar weißlich vnd wol angeordnet / daß man nicht allein verſtorbe - ne Chriſten mit Chriſtlichen Geſaͤngen vnd Glockenklang zur Erden beſtattet / ſondern auch bey der Leichenbeſtattung einen kurtzen Chriſtlichen Leichen Sermon verrichtet. Denn dahin iſts allbereit in der Kirchen des alten Teſtaments gangen / daß man die im Herrn entſchlaffene mit ſonderlichen Klagliedern beſungen / vnd darzu in Volck - reicher verſamlung von des HErrn Meſ - ſiæ Ampt vnd Wolthaten wider des Todes Gifft vnd Stachel außerleſene Leichpredig -A ijten[4]Chriſtliche Leichpredigt. Rabbi Han. lib. ſent. Hebr. ten gethan. Daher Rabbi Hanani ſpricht: Non fit funus in Iſraël ſine ſermone pro - phetico, Das iſt / Es wird in Jſrael keine Leiche zur Erden beſtattet / ohne Propheti - ſchen Sermon.

2. Chron. 35. v. 25.Als der fromme Koͤnig Joſias beſtat -Hierem. 22. v. 10. tet wuͤrde / fand ſich der Prophet Hieremias auch darzu / vnd ließ ſeine thraͤnẽ vnd klagen in oͤffentlichen Luctu vnd Landestrawrig - keit mercken vnd erſchallen.

Dannenhero denn ſolcher brauch auch im newen Teſtament iſt auffkommen / vnd der Sohn Gottes hat dieſe Ehren gewon - heit gleich ſelbſt von newen einweihen vnd be -Johan. 11. v. 24. ſtetigen wollen / da Er bey Lazari Grab ſtund / vnd mit ſeinen holdſeligen Lippen eitel Hertzlabende Wort / die voller Geiſt vnd Le -Fromme nach jhrem Tode zu lo - ben / zum guten E - xempel. bens ſind / außſprach. Vnd wenn nu noth - wendig vnterricht vnd troſt aus Gottes Wort gethan / ſo preiſet man auch der gebuͤhr nach die Laudes der verſtorbenen / nachdem ſie es wuͤrdig geweſen ſeyn. Denn ſolches geſchicht nicht allein nach dem Exempel der heiligen Gottes / die vns gleichſam darzu an -leitung[5]Chriſtliche Leichpredigt. leitung geben / daß wir derer im Herrn ruhenden in allen Ehren gedencken / Sinte - mal der weiſe Mann Syrach ſpricht am 44.Syr. 44. v. 1. 2. cap. Laſſet vns loben die beruͤhmten Leute / vnd vnſere Vater nacheinander. Denn der HERR hat viel herrliches dinges durch ſie gethan.

Vnd in den Apoſtoliſchen GeſchichtenAct. 9. v. 39. Tabea. am 9. Capitel / preiſet traun der Evangeliſt Lucas gar herrlich vnd gewaltig der Tabeæ gute Werck / die eine Juͤngerin des HErrn zu Joppen geweſen war.

Man ruͤhmet auch noch heutigs Tags der frommen Chriſten / heiligen vnd wolge - endeten Lauff andern zum guten Exempel: Was aber ſonſt an jhnen gebrechlich ge - weſen / das leget man vnterm Grabſtein.

Denn weil man den Todten jhren Mund zudrucket / vnd ſie nu jhr Silentium haltenGerechten wird nim - mermehr vergeſſen. Pſal. 112. v. 6. Feiltrit vn - term Grab - ſtein. muͤſſen / des Gerechten aber dennoch vnver - geſſen ſeyn ſol / Pſal. 112. So iſt es je billich vnd recht / daß man Gottes Gnade vnd Ga - ben in vnd an jhnen preiſet / Jhrer Menſchli - chen feiltritt aber / nicht gedencke / weil jhnenA iijin[6]Chriſtliche Leichpredigt. in der letzten Abſolution alles verziehen vnd vergeben iſt.

Es dienet auch ſolches zur ſeligen Er - bawung frommer Chriſtlicher Hertzen / daß ſie durch ſolche Commendation zu derglei - chen Glaube / Liebe / Gedult / Hoffnung vnd andern Chriſtlichen Tugenden / excitiret vnd ermuntert werden / in jhrer vorhingeſan - ten Eltern / Bruͤdern vnd Schweſtern Gott - ſeligkeit ſich zu beſpiegeln / in jhre loͤbliche Fußſtapffen zu treten / vnd in der gnade vnd erkaͤntnis Jeſu Chriſti taͤglich zu wachſen /Hebr. 6. v. 12. vnd beſtendiglich darinne zu verharren / wie geſchrieben ſtehet / Hebr. 6. Folget derer Wandel / die durch den Glauben vnd Ge - dult die verheiſſung ererbet haben. Jtem / Gedencket an ewre Lehrer / die euch Gottes Wort verkuͤndiget haben / welcher Ende ſcha - wet an / vnd folget jhren Glauben nach /13. v. 7. Hebr. 13.

Denn zu gleicher weiſe wie ein Liecht von einem andern brennenden Liecht ange - zuͤndet wird / daß es auch brennende wird: Alſo wird auch durch das Lob frommer Her -tzen[7]Chriſtliche Leichpredigt. tzen mancher bewogen / daß er auch zum guten luſt vnd liebe gewinnet / vnd alſo Gott - ſeligkeit / Tugend vnd Erbarkeit ſo wol bey hohen als niedrigen Standes Perſonẽ fort - gepflantzet vnd erhalten werden.

Jch wil geſchweigen / (welches doch mit nichten zuverſchweigen) daß durch ſolchen Chriſtlichen vnd loͤblichen gebrauch den Aff -Durch lob Chriſtli - cher ehrli - cher Leute wird den verleumb - dern das Maul ge - ſtopffet. terredern vnd verleumbdern des heiligen Evangelii jhre Leſterung in den Hals zu ruͤ - cke getrieben wird / die ſich nicht ſchemen / vn - ſere Lutheriſche Kirchen zu beſchmitzen vnd zu beſchuldigen / als wenn nichts anders da - rinne als lauter Vnkraut gezeuget wuͤrde / vnnd die Predigt des heiligen Evangelij ſchwachen vnd geringen nutz ſchaffete: Jn - maſſen denn die Papiſten heutigs Tags den armen Leuten / wo ſie gewalt vber ſie bekom - men / dieſen verfluchten Eyd / wider vnſere ſe -Verſluch - ter Eyd der Papiſten vnd Jeſui - ten / wieder vnſer Lehr vnd Sa - crament. ligmachende Lehr / Glauben vnd Bekentnis / vnd wider das heilige hochwuͤrdige Sacra - ment des wahren Leibs vnd Bluts Jeſu Chriſti auffzudringen ſich nicht ſchewen / daß nemlich ein jeder der nicht geplaget vndver -[8]Chriſtliche Leichpredigt. verfolget werden wil / dieſen Teuffeliſchen Eyd ſchweren muß / der von Wort zu Wort alſo lautet: Jch armer Suͤndiger Menſch be - kenne mich fuͤr Gott der heiligen hochgelob - ten Dreyfaltigkeit / der hochgebenedeyten Jungfrawen Maria der Muttern Gottes / fuͤr allen heiligen / vnd auch dem geordnetenLeug Teuf - fel leug. Prieſter / daß ich bißher in der verdampten Lutheriſchen Religion gelebet / vnd darinnen allerley leichtfertigs leben gefuͤhret habe / auch in jhrem Ketzeriſchen Sacrament an - ders nichts denn nur ſchlecht Brodt / wie es im Ofen gebacken / vnd bloſſen Wein aus dem Faſſe empfangen: Solches alles iſt mir von Hertzen leid / daß ichs nicht beſſer bin be - richtet worden. Entſage nunmehr ſolcher verfluchten Religion / vnd bekenne mich zu dem rechten wahren Catholiſchen Glauben hinfuͤro darbey zu bleiben vnd zu ſterben / So war mir Gott helffe.

Solcher Gottloſen verleumbdung vnd vernichtigung vnſer wahren Chriſtlichen / ſe - ligmachenden Lutheriſchen Religion kan beſſer nicht begegnet / vnd dem leſter Teuffeldas[9]Chriſtliche Leichpredigt. das Maul geſtopfft werden / als wenn man den jenigen / ſo ſich in jhrem Lebẽ aller Chriſt - lichen gebuͤhr verhalten / deſſen vor Gottes Angeſicht / vnd vor der gantzen Kirchen vnd Gemein oͤffentlich zeugnis gibt / damit jeder - man erkenne / daß gleichwol an vnſern ver - trawten zuhoͤrern / mit nichten alles predigenEſai. 55. v. 11. vmbſonſt ſey / Sondern daß jhm der liebeMein Wort ſol nicht wie - der zu mir leer kom - men. Gott noch taͤglich vnter vns einen guten vnd heiligen Samen erhalte / vnd / Gott lob / ſol - che Weitzenkoͤrnlein erbawe / mit denen nach dieſem Leben das Himmelreich ſol erfuͤllet werden.

Jn ſolcher betrachtung habe ich die Pre - digt / die ich vff begeren / Ewer ſeligen Hauß -Dedicatio. frawen vnd Muttern bey dero Leichbeſtat - tung gethan / vffs Papyr gebracht / vnd E. WolEdl. Geſtr. vnd Adelichen Tugend / ſich beyderſeits in jhrem betruͤbnis damit zu troͤ - ſten / freundlich dediciren vnd zuſchreiben wollen / nicht zweiffelnde / Sie werden ſolchs großguͤnſtig auff vnd annehmen / vnd in be - ſten vermercken / als denen ich hinwider alle freundliche angenehme dienſte jederzeit zu er -Bzeigen[10]Chriſtliche Leichpredigt. zeigen erboͤtig / willig vnd bereit bin. Hie - mit vns alleſampt in Gottes gnedigen Schutz vnd Schirm zur zeitlichen vnd ewi - gen Wolfahrt gantz trewlich befehlend / Datum Merſeburg / den 15. Aug. Anno Christi 1626.

E. WolEdl. Geſtreng. vnd Adelichen Tugend. Dienſtgefliſſener. SIMON Gedick D.

Eingang[11]Chriſtliche Leichpredigt.

Eingang oder Gruß vor der Predigt.

GEliebte vnd Außerwehlte im Herrn Chriſto / der heilige Apoſtel Paulus / der im dritten Himmel geweſen / vnd vom Sohn Gottes ſelbſt das EvangeliumRom. 12. v. 15. ſtudieret vnd gelernet hat / der befihlet / Rom. 12. Daß wir ſollen froͤlich ſeyn mit den froͤ -Frewde wegen des Geburts - tags Churf. Johann. Georgii, Anno 1585 5. Martij lichen / vnd weinen mit den weinenden. Gleich wie wir vns nu geſtern als den 5. Martii vn - ſers gnedigſten Churfuͤrſten vnd Herrns / Hertzogs JOHANNIS GEORGII Geburtstags halben mit der gantzen Kir - chen vnd Gemein Gottes gefrewet haben / Sintemal jhre Churfuͤrſtliche Durchlauch - tigkeit Anno Christi 1585. gemeltes Tags / friſch vnd geſund / Gott lob vnd danck / auff dieſe Welt geborn / vnd numehr in das 41. Jahr jhres Alters gehen / derwegen wir bil - lich vrſach haben / vns miteinander hertzlich zu frewen / vnd den lieben Gott zu ruͤhmen vnd zu preiſen / daß er vns dieſen hochloͤbli -[B ij]chen[12]Chriſtliche Leichpredigt. chen Chur vnd Landesfuͤrſten nu ins 41. Wundſch vnd Gebet fuͤr jhre Churfuͤrſt. Durchl.Jahr gnediglich behuͤtet hat / vnd jhn ferner von Hertzen zu bitten / daß er jhre Churfuͤrſt - liche Durchlauchtigkeit in dieſen elenden zer - ruͤtteten vnd betruͤbten zeiten / in den leidigen vnauffhoͤrlichen Kriegsweſen / ja mit Gna - den ſtercken / vnd noch mehr 40. vnd abermal 40. (ſo anders die Welt ſo lange ſtehen ſol) Jahr erhalten wolle / zu ſeines allerheiligſten Namens ehre / vnd vns vnd vnſern Nach - kommenden zur zeitlichen vnd ewigen Wol - fahrt: Gleich wie wir vns nu ſage ich geſtern gefrewet haben mit den froͤlichen: Alſo wei -Weinen vnd leid tragen mit Aug. von Sebach vnd den ſeinen. nen wir heute mit den weinenden / vnd haben ein hertzliches Mitleiden mit dem WolEd - len / Geſtrengen vnd Ehrnveſten AUGUS - TO von Sebach vff Godlaw / vnd ſeinen Adelichen Kindern / Soͤhnen vnd Toͤchtern / vnd gantzen Freundſchafft / daß jhm Gott ſein hertzliebe Haußfraw / die Weyland Wol -Wegen Toͤdtlichs abgangs Fraw Sy - billen ge - born Bur - ckersrodin. Edle vnd Ehren viel Tugendſame Fraw SYBILLEN geborne von Burckersroh - da aus dem Hauſe Marckroblitz / den Kin - dern jhre geliebte Fraw Mutter / vnd dergantzen[13]Chriſtliche Leichpredigt. gantzen loͤblichen freundſchafft jhre nahe an - verwantin / den 23. Februarij dieſes jetzt lau - fenden Jahrs / war der Donnerſtag vor dem Feſt des Apoſtels Matthiæ / durch den zeit - lichen Todt hinweg genommen hat: Der fromme getrewe Gott / der ſie allerſeits be - truͤbet hat / der wolle ſie auch widerumb troͤ - ſten / vnd der jhnen dieſe ſchwere Creutzlaſt aufferleget / der wolle jhnen auch helffen tra - gen / vnd ein gnedigs auskommen machen / laut der troͤſtlichen verheiſſung in Klaglie - dern Hieremiæ am 3. cap. Der Herr ver -Thren. 3. v. 31. 32. 33. ſtoſſet nicht ewiglich / Sondern wenn er be - truͤbet hat / ſo erbarmet Er ſich wieder / nach ſeiner groſſen Guͤte / denn er nicht von Hertzen die Menſchen plaget vnd betruͤbet.

Damit wir aber bey dieſer Volckreichen verſamlung vnd Leichbeſtattung etwas nuͤtzliches aus Gottes Wort anhoͤren moͤ - gen / ſo wollen wir das drey vnd zwanzigſie Capitel des erſten Buchs Moſis fuͤr vns nehmen / zuvor aber vnſern Herrn Gott vmb ſeine Gnade vnd heiligen Geiſt anruf -B iijfen /[14]Chriſtliche Leichpredigt. fen / vnd von Hertzen miteinander beten das heilige Vater vnſer / ꝛc.

TEXTUS

Das drey vnd zwanzigſte Capitel des erſten Buchs Moſis.

SAra ward hundert vnd ſieben vnd zwantzig Jahr alt / vnd ſtarb in der Haͤuptſtadt / die da heiſt Hebron im Lande Canaan. Da kam Abraham vnd gieng hin - ein / daß er ſie klaget vnd beweinet. Darnach ſtund er auff von ſeiner Leiche / vnd redet mit den Kindern Heth vnd ſprach: Jch bin ein frembder vñ einwohner bey euch / Gebet mir ein Erbbegraͤbnis bey euch auff daß ich meinen Todten begrabe / der fuͤr mir liegt. Da ant - worteten die Kinder Heth dem Abraham vnd ſprachen zu jhm:Hoͤre

[15]Chriſtliche Leichpredigt.

Hoͤre vns lieber HErr / du biſt ein Fuͤrſt Gottes vnter vns / be - grabe deinen Todten in den beſten Ort vnſerer Graͤber / kein Menſch vnter vns ſol dir wehren / daß du deinen Todten nicht begrabẽ koͤn - neſt. Da ſtund Abraham auff vnd buͤcket ſich fuͤr dem Volck des Lan - des / Nemlich fuͤr den Kindern Heth / vnd redet mit jhnen vnd ſprach: Gefellet es euch / daß ich meinen Todten / der fuͤr mir liegt / begrabe / ſo hoͤret mich / vnd bittet fuͤr mich bey Ephron dem Sohn Zohar / daß er mir gebe ſeine zwie - fache Hoͤle / die er hat am ende ſei - nes Ackers / Er gebe mir ſie vmb voͤllig Geld / ſo viel ſie werth iſt /vnter

[16]Chriſtliche Leichpredigt.

vnter euch zum Erbbegraͤbnis. Denn Ephron wohnete vnter den Kindern Heth. Da antwortet E - phron der Hethiter dem Abra - ham / daß zuhoͤreten die Kinder Heth / fuͤr allendie zu ſeiner Stadt - thor aus vnd ein giengen vnnd ſprach: Nein mein Herr / Son - dern hoͤre mir zu / Jch ſchencke dir den Acker / vnd die Hoͤle / die darin - nen iſt / vnd vbergebe dirs fuͤr den Kindern meines Volcks / zu be - graben deinen Todten.

Da buͤckte ſich Abraham fuͤr dem Volck des Landes / vnd redet mit Ephron / daß zuhoͤrete das Volck des Landes / vnd ſprach: Wiltu mir jhn laſſen / ſo bitte ich /Nim

[17]Chriſtliche Leichpredigt.

Nim von mir das Geld fuͤr den Acker / das ich dir gebe / ſo wil ich meinen Todten daſelbſt begraben. Ephron aber antwortet dem A - braham / vnd ſprach zu jhm: Mein Herr hoͤre doch mich / das Feld iſt vierhundert ſeckel Silbers werth. Was iſt das aber zwiſchen mir vñ dir? Begrabe nur deinen Todten. Da gehorchet Abraham dem E - phron / vnd wug jhm das Geld dar / welchs er ernennet hatte fuͤr den Ohren der Kinder Heth / nem - lich / vierhundert Seckel Silbers / das im Kauffe genge vnd gebe war.

Alſo ward Ephrons Acker / da - rinn die zwiefache Hoͤle iſt / gegenCMamre

[18]Chriſtliche Leichpredigt.

Mamre vber / ſampt allen Baͤw - men / die auff dem Acker waren / Summa alles / was in der gan - tzen Grentze des Ackers war / ge - rings herumb / dem Abraham zum eigen Gut beſtetiget / daß die Kin - der Heth zu ſahen / vnd alle die zu ſeiner Stadtthor aus vnd eingien - gen.

Darnach erſt begrub Abraham die Sara ſein Weib / in die Hoͤle des Ackers / ſo zwiefach iſt / gegen Mamre vber / die heiſt nu Hebron im Lande Canaan. Alſo ward derſelbe Acker / vnd die Hoͤle / die darinnen iſt / dem Abraham be - ſtetiget zum Erbbegraͤbnis von den Kindern Heth.

Auß -[19]Chriſtliche Leichpredigt.

Außlegung.

GEliebte vnd Auß -Vrſach die - ſes Argu - ments zum vorſtehen - den Lei - chenbe - gengnis. erwehlte im Herrn Chriſto / daß wir zu die - ſem Adelichen Begraͤb - nis dero in Gott ſelig - entſchlaffenen Frawen SYBILLEN gebor - nen Burckersrohdin / Auguſti von Sebach vff Godlaw geweſe - nen ehlichen Haußfrawen die Geſchicht von der heiligen Sara zur abhandelung vor vns nehmen / darzu ſind wir erſtlich bewo -I. gen worden / daß die Gottfuͤrchtige Matron Sara vnter allen Weibsbildern in der Bi - bel die erſte iſt / derer Todt vnd Begraͤbnis der heilige Geiſt durch den Mann Gottes Mo - ſen / hat auffzeichnen vnd beſchreiben laſſen. Denn obs wol an dem / daß Adam / Seth / Enos / Mathuſala / Lamech / Noha vnd an - dere Patriarchen mehr / auch im heiligen Eh - ſtand gelebet / vnd ſonder zweiffel frommeC ijvnd[20]Chriſtliche Leichpredigt. vnd Tugendſame HaußMuͤtter gehabt / mit denen ſie ſich friedlich vnnd ſchiedlich wer - den begangen haben / ſo wird doch keiner vn - ter jhnen dieſe Ehre angethan / daß in der Bi - bel gedacht wuͤrde / wie lange ſie gelebet / wo ſie geſtorben / vnd wohin ſie begraben wor - den ſey. Die liebe Sara iſt die erſte / mit de - ro der heilige Geiſt gleich ein beſonders ge - prenge angeſtellet hat.

II. So habe ichs fuͤrs ander auch darumb gethan / dieweil mit der heiligen Sara die Fraw SYBILLA Auguſti von Sebach geweſene ehliche Haußfraw in vielen din -1. gen kan verglichen werden. Denn gleicher weiſe wie die liebe Sara bey jhrem hohen Ehrenſtande nicht allzeit auff Roſen einher gangen: Alſo iſt die ſelige Fraw SYBILLA von Sebachin wol durch die Creutzrolle ge - zogen / Jnſonderheit als jhr kurtz verruckter zeit zween erwachſene Soͤhne vnd newlich ei - ne Tochter mit Tode abgangen / vnd jmmer viel betruͤbnis / Creutz vnd Truͤbſal aus - geſtanden hat.

2.Gleich wie aber Sara jhre hoffnungauff[21]Chriſtliche Leichpredigt. auff Gott geſtellet vnd ein Tugendſpiegel al - len Weibsbildern gewordẽ: Alſo koͤnnen wir auch vnſerer verſtorbenen in Warheit nach - ruͤhmen / daß ſie in Noth vnd Todt auff Gott gehoffet / auch in ihrem Leben vnd wandel menniglich gut Exempel gegeben hat.

Die Summa vnnd Jnhalt verleſenerSumma verleſenen Texts. Hiſtori iſt von Sara Todt vnd Begraͤbnis / vnd wie es allenthalben zugangen.

Abtheilung.

DAmit wir aber dieſer Hiſtorien vndAbtheilung dieſer Hi - ſtori in 3. Stuͤck. Geſchicht in der furcht Gottes etwas weiter nachdencken moͤgen / ſo wollen wir dieſelbige abtheilen in nachfolgende Puͤnctlein.

I. 3.

Zum erſten vom Alter der frommen Gottſeligen Sara / wie lange ſie auff dieſer Welt gelebet / vnd wie jhr ſo mancher rauher Wind vnter Augen gangen.

II. II.

Zum andern von jhrem ſeligen Abſchied / den ſie genommen hat in der Stadt Hebron:

C iijIII. [22]Chriſtliche Leichpredigt.

III.

3.Zum dritten von der Ankunfft Abra - hams als des Witwers / wie er zu ſeiner verſtorbenen Sara kommen ſey / vnd ſie be - klaget vnd beweinet habe / ſich aber auch wie - derumb getroͤſtet / vñ jhr ein ehrlich Begraͤb - nis ausgerichtet.

Anhang vom Lob der ſelig - verſtorbe - nen.Zum Beſchluß wollen wir auch etwas erwehnen von vnſerer verſtorbenen / Adeli - chen Ankunfft / Chriſtlichem Leben vnd Wan - del / vnd ſeligen Abſchied aus dieſer Welt.

Was nu bey einem jedern Punct zur Lehr vnd Troſt wird zu behalten ſeyn / davon ſol kurtzer bericht geſchehẽ. Gott gebe gnad vnd Segen darzu vmb Jeſu Chriſti ſeines lieben Sohns vnſers Herrn willen / Amen.

Vom Erſten.

ANreichend nu den erſten Punct / nemlich das alter Sara / wie lange ſie auff die - ſer Welt gelebet / ſo zeuget Moſes hie -Saræ al - ter 127. Jahr. von deutlich / da er ſpricht: Sara war hun - dert vnd ſieben vnd zwantzig Jahr alt / Jn ſeiner ſprache lautets: Fuerunt vitæ Saracentum[23]Chriſtliche Leichpredigt. centum viginti ſeptem annorum, Das viel vnd mancherley Leben der Sara erſtre - cket ſich auff hundert vnd ſiebenzwantzig Jahr. Denn jhr mancher rauher Wind in der Welt vnter Augen gangen iſt / vnd ſie viel Creutz vnd Truͤbſal die 127. Jahr vber hat erfahren muͤſſen / alſo daß ſie nicht nur eins / ſondern gleichſam viel Leben ausgeſtanden hat. Denn / damit wir nur etwas von jh - rem vielen vnd mancherley art des Creutzes berichten / ſo iſt jhr dieſes nicht ein geringes leiden geweſen / daß ſie mit vnfruchtbarkeitVnfrucht - barkeit. beladen war / Sintemal diß bey dem Juͤdi - ſchen Volck vor eine beſondere Straffe Got -Luc. 1. v. 36. tes / vnd vor eine groſſe ſchmach vnter den Leuten geachtet wurde. Neben ſolcher jhrer vnfruchtbarkeit / damit ſie ſehr viel Jahr ge - dult hat haben muͤſſen / ſchlegt auch noch an - der Vngluͤck mit hauffen zu. Denn da muß die liebe Sara bey jhrer groſſen vñ beſchwer - lichen Haußhaltung / die ſie zu verwalten hat / in die 67. Jahr mit jhrem lieben Abra -Wander - ſchafft. ham das Elend bawen / vnd in ſolchen ſieben vnd ſechzig Jahren wol in die funffzehenmahl[24]Chriſtliche Leichpredigt. mahl jhren Stab foͤrder ſetzen / Jch wil jetzo nicht ſagen / wie jhr der Teuffel in ſolchen E -Gefahr wegen jh - rer ſchoͤn - heit. xilio vnd Elend nach jhrer Ehre geſtanden / wie ſie wegen vorſtehender gefahr jhren Mann zu zweyen vnterſchiedenen mahlen hat muͤſſen verleugnen / vnnd ſich vor ſeine Schweſter ausgeben / Jnmaſſen ſie jhm denn auch vnter dieſem Namen genommen wird / vnd wenn es nicht Gott der Herr ſonderbarer weiſe verhuͤtet hette / ſo duͤrffte ſie nicht allein vmb jhre Zucht vnd Ehre / ſon - dern wol gar vmb Leib vnd Leben kommenCreutz mit dem Geſin - de. ſeyn. Was ſie auch ſonſten in jhrer beſchwer - lichen Haußhaltung vor Creutz mit jhrem Geſinde gehabt / das kan Moſes der Mann Gottes faſt nicht gnugſam mit Wortẽ auß - ſprechẽ. Geneſ. am 13 cap. leſen wir / wie Abra -Zanck der Hirten. hams vnd Loths Hirten dermaſſen vber der Viehzucht an einander gewachſen ſeyn / daß ſich beyde Herren von einander ſondern / vnd einer dem andern weichen muß.

Geneſis am 15. wird gemeldet / wie ſein Haußvoigt Elieſer von Damaſco im Eh - ſtandt geſegnet worden ſey / daruͤber Abra -ham[25]Chriſtliche Leichpredigt. ham in Vngedult geraͤht / vnd ſtellet mit derAbrahams Vngedult vber Saræ Vnfrucht - barkeit. Goͤttlichen Majeſtet eine expoſtulation an / vnd ſpricht / Sihe meinẽ Knecht haſtu im Eh - ſtand geſegnet / vnd mich leſſeſtu ohne Kinder dahin gehen / daß heute oder morgen meines Knechts Sohn wird meiner Guͤter ein Erbe vnd beſitzer ſey? Das war eine klage vnd be - ſchwerung vber ſeiner Sara Vnfruchtbar - keit / die jhr gewiß durch Marck vnd Bein gangen. Daher ſie denn auch vervrſacht vnd bewogen wird / daß ſie jhm Geneſ. 16. cap.Sara legt Abraham die Magd zu. jhre Egyptiſche Magd die Hagar beylegt / daß er ſich aus derſelben erbawe / ſintemal Gott jhren Leib verſchloſſen hatte. Kurtz hernach richtet der Aſmodi der Eheteuffel in der Haußhaltung einen newen Lermen an. Denn als nun die Magd Hagar ſpuͤret vndHagar wird vber - muͤhtig / nach dem ſie ſchwan - ger. mercket / daß ſie durch Gottes ſegen vom A - braham ſchwanger worden iſt / Sihe / da v - berhebet ſie ſich ſolches ſegens / wird ſtoltz vnd vbermuͤhtig / alſo daß ſie auch Saram die Fraw im Hauſe gegen ſich geringſchaͤtzig achtet / vnd ſich weit beſſer als Sara duͤncken leſt / daß recht geſagt wird:

DAſpe -[26]Chriſtliche Leichpredigt.
Alſo geht es wenn die Lauß in Gr[i]nd koͤmpt.
Aſperius nihil eſt humili, cum ſurgit in altum, ()

Es iſt mit reverentz zu melden / kein ſtol - tzer / hochmuͤhtiger vnd vnbendiger Thier / als eine Lauß / weñ dieſelbe in Grind koͤmpt: welchs denn auch der lieben Sara das Hertz nicht wenig wird gekrencket haben.

Die ſtoltze Magd leufft gar davon.Ja da Sara den hohmuth in die lenge nicht dulden noch leiden kan / ſondern ſie nach dem befehlich jhres Herrn ein wenig diſcipli - niren vnd zuͤchtigen wil / Sihe / da leuffet die ſtoltze Dirne mit ſchwangerm Leibe davon vnd wil vngezuͤchtiget ſeyn: Da hat die Lie - be Sara abermal ein newes Creutz vnd wolSaræ Hertzleid tauſendterley ſorge / daß ſie nicht etwa aus vngedult der Leibesfrucht ein leid thue / biß ſie der Engel wider zu ruͤcke treibet. Damit aber hoͤret das Vngluͤck noch nicht auff / ſon - dern als Gott endlich die Saram mit demSara wird im Ehſtand endlich ge - ſeguet. jungen Jſaac in jhrem hohen alter geſegnet / vnd die zeit herbey kam / daß der Knabe ent - wehnet wurde / vnd Abraham deswegen ein convivium anſtellete / Sihe da richtet der Teuffel abermal ein Lermen an / dadurch diefroͤlig -[27]Chriſtliche Leichpredigt. froͤligkeit in eine trawrigkeit verwandelt ward. Deñ da wil Jſmael der Magd Sohn /Jſmael verſpottet den Jſaac. Juncker im Hauſe ſeyn / vnd weil er der erſt - geborne iſt / helt er den jungen Jſaac der Sa - ræ Sohn vor ein lauter Schaubhuͤtlein / verlacht vnd verſpottet jhn hoͤniſcher weiſe / wie er nur kan vnd mag.

Solches aber gehet Saræ ſo nahe zu Hertzen / daß ſie beydes auff Mutter vnnd Sohn einen vnwillen wirfft / vnd derwegen bey Abraham vnnachleſſig anhelt / beydeWird mit ſeiner Mutter zum Hauſe hinaus ge - ſtoſſen. Mutter vnd Sohn aus dem Hauſe beyſeits zu ſchaffen. Wiewol nu ſolchs dem Abra - ham ſehr ſchwer eingehet / auch kein zweiffel iſt / daß er derowegen mit Sara hart wird haben auffgebunden / ſintemal der Text kler - lich vermeldet / daß ſolch Wort dem Abra - ham vbel gefallen habe / jedoch ſo muß er endlich auff Gottes befehl dran.

Jn dem aber nu Sara meinet / es werde nu alles vngewitter voruͤber ſeyn / vnd kuͤnff - tiger zeit die lautere Sonne ſcheinen / Sihe da woͤlckt ſich erſt das groͤſte Vngewitter auff. Denn da koͤmpt Gott der Herr /D ijvnd[28]Chriſtliche Leichpredigt. Saræ new Creutz / daß Jſaac ſol auffgeopf - fert wer - den.vnd greifft beyden Eheleuten erſt recht ans Hertz / in dem er dem Abraham befehl thut / Er ſol ſeinen Sohn Jſaac nehmen / vnd jhn hinfuͤhren an einen Ort / den er jhm ſelber zei - gen wolle / da ſol er jhn ſchlachten vnd auff - opffern.

Wie nu dem betruͤbten Vater ob ſolchem befehl wird zu muth geweſen ſeyn / wie man - chen heiſſen Traͤhnen auch die liebe Sara daruͤber wird vergoſſen haben / kan ein jedes vernuͤnfftiges Hertz leicht ſelber erachten. Deñ da muͤſſen die lieben Eltern auff Gottes geheiſſe thun / was ſonſten der eingepflantz - ten natuͤrlichen Liebe ſtracks zu wieder iſt.

Sehet das iſt alſo das viel vnd mancher - ley leben vnd zuſtand der lieben Sara in die - ſer Welt geweſen / daß wir wol ſagen moͤgen:

Nicht nur eins / ſondern viel Leben
Muͤſſen wir ausſtehn gar eben /
So lang wir walln im Zehrenthal
Vmbfeht vns Vngluͤck vberall:
Drumb bittn wir dich HErr Jeſu Chriſt
Der du der lebndig Heyland biſt /
Du[29]Chriſtliche Leichpredigt.
Du wolſt fuͤr diß weſn vnd leben /
Vns das Himliſch vnd ewig geben.

Sonſt iſt ein hohes alter vnd langes LebenLanges al - ter ein Ga - be Gottes auch ein Zeugnis der guͤte vnd Allmacht Gottes / der alte Leute ſo lange ſtercket vnd erhelt / ſonderlich / wenn ſie fromm vnd Gott - fuͤrchtig / vnd andern mit guten Exempeln fuͤrgehen. Denn die furcht des Herrn mehret die Tage / aber die Jahr der Gottlo - ſen werden verkuͤrtzt / ſagt Salomon / die Ge -Prov. 10. v. 27. 11. v. 19. rechtigkeit foͤrdert zum Leben / aber dem vbel nachjagen foͤrdert zum Tode. Alſo hat der Vater aller gleubigen Abraham ein groß alter erreicht / daß er 175. Jahr gelebet. Moſes der Mann Gottes 120. Jahr / deſſen Augen nicht dunckel worden / vñ ſeine Krafft nicht verfallen. Es iſt aber hie der feineLoͤblich al - ter. Ambroſ. Epiſt. 60. Spruch des alten Lehrers Ambroſij mit zu nehmen vnd wol zu mercken / der alſo lautet: Verè Senectus illa venerabilis, quæ non ca - nis ſed meritis albeſcit, das iſt wol ein recht Ehr vnd Lobwuͤrdigs alter / das nicht allein an den grawen Haaren / ſondern auch anD iijgut[30]Chriſtliche Leichpredigt. gut vnd wolthaten recht ſchneeweiß ſich findet vnd ereignet.

Vnd ſo viel ſey kuͤrtzlich geſagt vom er - ſten Stuͤck.

Vom andern.

Von Saræ ſeligem ab - ſchied.VOn dem ſeligen Abſchied der lieben Saræ aus dieſer Welt in der Stadt Hebron. Denn alſo ſchreibet Moſes weiter: Vnd Sara ſtarb in der Hauptſtadt / die da heiſt Hebron im Lande Canaan.

Da hoͤren wir geliebte im Herrn / wie es mit der Gotſeligen Saræ Abſchied aus dieſer Welt zugegangen ſey? Als hat jhr Gott der HErr kein beſonders gemacht / Er hat jhr nicht einen fewrigen Wagen vom Himmel geſchickt / wie dem Propheten Eliæ / vnd ſie lebendig gen Himmel holen laſſen / ſondern ſie iſt auch geſtorben / vnd hat alſo den Weg aller Welt wandern muͤſſen / wieWorumb auch die fromme Sara hat ſterben muͤſſen. andere Menſchen. Nu moͤchte ſich zwar all - hie ein einfeltigs Hertz bekuͤmmern vnd ſa - gen: Je lieber / wie koͤmpt Gott Herr auff dieſe weiſe / daß er die liebe Saram / dasfrom -[31]Chriſtliche Liechpredigt. fromme Gottfuͤrchtige Hertz nicht weniger als andere boͤſe Buben vnd Bubin dahin ſterben leſſet? Hette Er jhr denn wegen jhrer froͤmmigkeit nicht auch den vortheil thun vnd erzeigen koͤnnen / vnd ſie lebendig von der Welt hinweg nemen / wie Enoch vnd Eliam? Aber darauff ſollen wir wiſſen / daß allen Menſchen geſetzt iſt einmal zu ſterben / vnnd darnach das Gericht / vnd daß es Gott al -Hebr. 9. v. 27. lerdings helt auch mit ſeinen heiligen nachGen. 3. v. 19. dem einmal geſprochenen vrtheil vnd Sen -Eccleſ. 12 v. 7. tentz. Du biſt Erde / vnd muſt zu Erden wer - den. Denn der Staub muß wider zu der Erden kommen / wie er geweſen iſt / vnd der Geiſt wider zu Gott / der jhn gegeben hat.

Solches dienet vns zu einem beſondern Troſt / daß wir daraus erkennen ſollen / wie auch die liebe Sara vnd andere heiligen Gottes / wegen der anklebenden ſchwachheit vnd gebrechligkeit in dieſem fall keinen vor - theil haben vor andern Menſchen / ſondern auch den Weg aller Welt wandern muͤſſenJoſ. 24. v. 6 wie Joſua vnd David reden. 1. Reg. 2. 〈…〉〈…〉2. 2.

Es iſt aber der Todt der heiligen werthgehal -[32]Chriſtliche Leichpredigt. Pſal. 116. v. 15.gehalten fuͤr dem Herrn / Gott ſelber be -Apoc. 14. v. 13. fihlet Johanni zu ſchreiben: Selig ſind die Todten / die im Herrn ſterben von nun an / Ja der Geiſt ſpricht / daß ſie ruhen von jhrer Arbeit / denn jhre Werck folgen jhnenRom. 8. v. 28. nach. Gleich wie den gleubigen Chriſten alleBaſil. ſup. Hex. dinge muͤſſen zum beſten gereichen vnd ge - deihen / alſo auch der Todt / ſagt der alte Leh - rer Baſilius: Licet mors ex peccato ſit in - troducta, tamen ad hoc illâ Deus utitur, ut nobis benefaciat, das iſt / ob der Todt gleich eine ſtraffe der Suͤnden iſt / ſo braucht jhn doch Gott darzu / daß er vns dadurch alles guts thut / dadurch zeucht diß ſterbliche an die vnſterbligkeit / vñ diß verweßliche die vn - verweßligkeit / 1. Corinth. 15.

Der Ort wo Sara geſtorben.Was den Ort oder die Stadt belan - get / da Sara jhr leben beſchloſſen hat / ſo iſt es Hebron die groſſe weitberuͤhmte Stadt geweſen / ſo im Stam Juda gelegen / ſechſt halb Meilen von Hieruſalem / der Haͤuptſtad des Juͤdiſchen Landes.

Jn dieſer Stadt iſt auch David zum Koͤnige geſalbet wordẽ / vnd hat ſieben Jahrvnd[33]Chriſtliche Leichpredigt. vnd ſechs Monden darinnen ſeinen ſitz ge -2. Sam. 5. v. 5. habt / kaum ein viertheil Meilwegs von He - bron iſt gelegen ein ſchoͤner vñ luſtiger Wald in einem ſchoͤnen fruͤchtbarn Thal gegen He - bron vber / derſelbige Wald hat geheiſſen der Hayn Mamre / von einem LandjunckernHayn Mamre. Mamre genand / der bey dieſem Walde ſeine wohnung gehabt (gleich wie bey vns noch heutigs Tags die vom Adel jhre ſitze im freyẽ Felde oder Gehoͤltze haben) Jn ſolchemWie es vmb ſol - chen Ort jetzt be - wand. Hayn Mamre iſt geweſen die zwiefache Hoͤ - le / die Abraham vom Ephron dem Hethiter zum Erbbegraͤbnis erkaufft. Heutigs Tags (wie die jenigen berichten / ſo das gelobte Land beſichtiget) ſol an demſelben Ort eine Tuͤr - ckiſche Muſcha vnd Feſtung ſtehen / bey wel - cher man den Pilgrim vnd Wandersleuten / ſo der Ort gelangen / des Patriarchen Abra - hæ vñ ſeiner Saræ / ſo wol auch ſeiner Nach - kommen begraͤbniß durch ein Fenſterlein zu zeigen pfleget. Hebron giebt feine Erinne - rung.

Es heiſſet aber Hebron auff vnſer Deut - ſche ſprache ſo viel als eine verſamlung / vnd giebt vns gar eine feine nuͤtzliche Lehr / wie wir vns nicht allein in vnſern Leben allerEChriſt -[34]Chriſtliche Leichpredigt. Chriſtlichen gebuͤhr erzeigen vnd verhalten ſollen / ſondern was wir auch nach vnſerm abſchied aus dieſer Welt zugewarten haben / da wir anders gleubige Chriſten geweſen /Vnſer Ampt in dieſer Welt. vnd biß an vnſer Ende geblieben ſeyn. Denn hier in dieſem Leben ſol vnſer fuͤrnembſte ſor - ge vnd bekuͤmmernis ſeyn / daß wir vns gen Hebron halten / das iſt / zur verſamlung vnd gemeinſchafft der Chriſtlichen Kirchen / die daß rechte geiſtliche Hebron iſt / da ſollen wir zuſchawen / daß wir derſelbigen wahre / le - bendige Gliedmaſſen ſeyn. Denn ſonſt heiſts: Extra Eccleſiam nulla ſalus, Auſſer der Chriſtlichen Kirchen iſt kein Heil / Leben vnd Seligkeit. Wenn wir nun das thun / Ey ſo haben wir den Troſt / daß wir auch im Tode võ der verſamlung vñ gemeinſchafft der Kin - der Gottes ſollẽ vngeſcheidẽ ſein / ſondern am juͤngſten Tage mit denſelbigen einer froͤlichen Aufferſtehung zum ewigen Leben genieſſen.

Das Land Canaan.Nicht ohne vrſach aber wird neben der Heuptſtadt Hebron auch des Landes Ca - naan gedacht. Denn das war der Ort / den Gott der Herr dem Ertzvater Abrahamvnd[35]Chriſtliche Leichpredigt. vnd ſeinen Samen zum eigenthuͤmblichen Sitz zugeſagt vnd verſprochen hatte / vnd den hatte auch zwar Abraham mit ſeiner lieben Sara beſchritten / Aber er vor ſeine Perſon hatte nicht ſo viel eigenthuͤmblichs darinne / als eines Fuſſes breit / wie im Buch der Apoſtel geſchichten am 7. cap. geſchrie -Act. 7. v. 5. ben ſtehet / ſondern da muſte er vor ſeine liebe Saram ein Raͤumlein zur Grabſtadt vmb ſein eigen Geld erkauffen / dahin er ſeinen Todten begraben koͤndte.

Doch ſchreibet er gleich ſeinen Namen an diß Erbbegraͤbnis zum ewigen gedecht - nis / vnd zweiffelt gar nicht / was er vor ſeine Perſon in dieſem Lande nicht eigenthuͤmblich beſitze / das wurden doch zu ſeiner zeit ſeine liebe nachkommen ererben vnd beſitzen.

Vnter deſſen aber lehret er vns mit ſei -Vnſer Datum nicht auff das zeitli - che zu ma - chen. nem Exempel / daß die heiligen Gottes jhr Datum nicht haben auffs zeitliche vnd jrr - diſche weſen geſetzt / ſondern wie jhnen die E - piſtel an die Hebreer am 11. cap. zeugnis giebt /Hebr. 11. v. 13. ſo haben ſie ſelber erkandt vnd bekand / daß ſie nur Gaͤſte vnd Frembdlinge allhier auffE ijErden[36]Chriſtliche Leichpredigt. Erden geweſen ſeyn / Sie haben aber gewar - tet auff eine andere Stadt / die einen beſtendi - gen grund hat / vnd derer Schoͤpffer vnnd bawmeiſter Gott ſelber iſt. Vnd ſolchen loͤb - lichen Exempeln ſollen auch wir noch heutigs Tags trewlich nachfolgen / vnſere Hertzen in das zeitliche ſo tieff nicht flechten / ſondern viel mehr nach dem ſtreben vnd trachten / das ewig vnd vnvergenglich iſt. Denn wie der Apoſtel Paulus ſpricht in der andern Epiſtel an die Corinther am fuͤnfften Capitel: Wir wiſſen / ſo vnſer jrrdiſch Hauß dieſer Huͤtten zerbrochen wird / daß wir einen Baw ha - ben von Gott erbawet / ein Hauß nicht mit Haͤnden gemacht / das ewig im Himmel iſt / vnd vber demſelbigen ſehnen wir vns auch nach vnſer behauſung / die vom Himmel iſt / vnd vns verlanget / daß wir damit vberklei - det werden / ſo doch / wo wir bekleidet vnnd nicht bloß erfunden werden. Vnd zum Phi - lippern am dritten cap. ſpricht er: Vnſer wandel iſt im Himmel (wir wandeln als fuͤr Gottes Angeſicht / vnd trachten nach der kuͤnfftigen Herrligkeit im Himmel) von dan -nen[37]Chriſtliche Leichpredigt. nen wir auch warten des Heylandes Jeſu Chriſti / welcher vnſern nichtigen Leib ver - klehrẽ wird / daß er ehnlich werde ſeinem ver - klehrten Leibe / nach der wirckung / damit er kan auch alle dinge jhm vnterthenig machen. Vnd ſo viel auch vom andern Stuͤck.

Vom dritten.

VOn der Ankunfft Abrahams / als desVon Abra - hams an - kunfft / hertz lich mitlei - den vnd ſehnliche klage. Witwers / wie er zu ſeiner verſtorbenen Sara kommen ſey / vnd ſie beklaget vnd beweinet habe / auch ſich widerumb ge - troͤſtet / vnd jhr ein herrlich begraͤbnis ausge - richtet. Denn davon berichtet Moſes der Mann Gottes / vnd ſpricht: Da kam Abra - ham / daß er Saram ſein Weib klaget vnd beweinet.

Es haltens etliche Interpretes darfuͤr /Wie vnd welcher ge - ſtalt Abra - ham zur Leiche kommen. weil allhier Moſes meldet / daß Abraham erſt nach der Saræ Todt kommen ſey / vnd ſie beklaget vnd beweinet habe / ſo ſey zu ver - muhten / daß die liebe Sara in abweſen jhres lieben Herrn / Todes verblichen ſey / in dem vielleicht Abraham zu Berſaba geweſen / vndE iijſei -[38]Chriſtliche Leichpredigt. ſeinen Haußraht / des Orts abgeholet. Do nun dem alſo / ſo were leicht zu erachten / daß es beydes der lieben Saræ / ſo wol auch dem liebẽ Abraham kein geringes Hertzeleid wird geweſen ſeyn / daß ſie ſo ohne vorgehende vn - terredung von einander ſcheiden muͤſſen / be - voraus / weil ſie ſo eine lange zeit eine fried - ſame vnd geruhige Ehe mit einander beſeſſen / vnnd eines an dem andern ſeines Hertzens troſt vnd frewde gehabt. Doch wie dem al - len / ſo iſt kein zweiffel / was der liebe Abra - ham mit troſt bey der lieben Sara nicht hat koͤnnen verrichten / das wird vnter deſſen der fromme vnd wolgezogene Sohn Jſaac ver - richtet haben / der wird ſeiner Mutter aus Gottes Wort Hertzquickenden Troſt haben zugeſprochen / vnd ſie auff das einige ver - dienſt des zukuͤnfftigen Meſſiæ vnd Schlan - gentreters trewlich gewieſen haben / wie ſie denn auch darauff jhr Leben ſanfft vnd ſelig beſchloſſen / vnd alſo vnter die Zahl der gleu - bigen im Volck Gottes / geſamlet worden.

Eheleute ſterben offt in des ei - nen abwe - ſenheit.Es treget ſich leider offt zu / daß Eheleu - te durch den zeitlichen Todt von einander ge -trennet[39]Chriſtliche Leichpredigt. trennet werden / in des einen ſeinem abweſen. Beutherus in conti - nuatione Schleida - ni. CHRISTINA des Landgrafen in Heſ - ſen / Fuͤrſten PHILIPPI Gemahlin / Chur - fuͤrſtẽ Moritzen zu Sachſen Fraw Schwie - germutter / ſtarb fuͤr groſſem Jammer vnd Hertzeleid / als jhr Herr weit von jhr war in frembden Landen / vnd ins fuͤnffte Jahr ge - fangen gehalten wurde von Roͤmiſchen Key - ſer Carolo dem fuͤnfften / Anno Chriſti 1549. Joach. Camer. in vita Phil. pag. 370.Vnd der hochgelahrte Mann PHILIPPUS MELANCHTHON war in Religions ſa - chen zu Wurmbs / als jhm ſeine liebe Hauß - fraw zu Wittenberg mit Tode abgieng / An - no Chriſti 1558. CATHARINA genandt.

Andere Interpretes oder Ausleger er -Andere Außlegung der An - kunfft A - brahams. klehren die Ankunfft Abrahams ſchlecht / aus ſeiner vnterſchiedlichen Huͤtten / daß er aus derſelben kommen ſey in der Saræ Zelte. Denn ſie wohneten alſo beyeinander / daß ſie doch abgeſonderte Zelten hatten / wie zu ſehen in dieſem erſten Buch Moſis im vier vndGeneſ. 24 v. 67. zwantzigſten Capitel.

Wie hat ſich aber der liebe Abraham gegen ſeiner verſtorbenen Sara geberdet /als[40]Chriſtliche Leichpredigt. Abraham trawret vmb ſeine Sara Chriſtlich vnd billich. Geneſ. 50. v. 1〈…〉〈…〉als er zu jhr kommen? Antwort / der heilige Patriarch iſt ſonder zweiffel auff jhr Ange - ſicht gefallen / vnd hat daſſelbige mit heiſſen thraͤnen genetzet / allermaſſen wie auch Gen. am 50. cap. von dem lieben Joſeph vermel - det wird / daß er auff ſeines verſtorbenen Va - ters Jacobs Angeſicht gefallen ſey / daſſelbi - ge gekuͤſſet / vnd mit ſeinen Liebesthraͤnen be - feuchtet hat. Vnd daran thut Abraham gar recht vnd wol. Denn da helt er ſich nach der Regel vnd Jnſtruction des heiligen Gei -Syr. 38. v. 16. ſtes im Buch Syrach am 38. Capitel: Mein Kind / wenn dir jemand ſtirbet / ſo be - weine jhn / vnd klage jhn / als ſey dir groß leid geſchehen / vnd verhuͤlle ſeinen Leib ge - buͤhrlicher weiſe / vnd beſtatte jhn ehrlich zu Grabe / du ſolt bitterlich weinen / vnd hertz - lich betruͤbet ſeyn / vnd leid tragen / darnach er geweſen iſt / auff daß man nicht vbel von dir rede.

Solchem Exempel Abrahams haben auch andere heiligen Gottes zu allen zeiten trewlich nachgefolget / Geneſ. am 50. bewei - net Joſeph ſeinen lieben Vater Jacob / vndweil[41]Chriſtliche Leichpredigt. weil die Egypter ſahen / daß er ſo kleglich the - te / ſo trawreten ſie mit jhm / vnd beweinetenDeut. 34. v. 8. den verſtorbenen 70. Tage lang. Deut. am 34. cap. beweineten die Jſraeliter gleicher ge - ſtalt den Mann Gottes Moſen 30. Tage lang. Johannis am 11. cap. da der HerrJoh. 11. v. 34. Chriſtus ſiehet Martham vnd Mariam La - zari Schweſtern jhren Bruder beweinen / vnd die Juͤden dergleichen thun / da gehen jhm auch die Augen vber / daß er mit jhnen wei - nen muß. Actor. 8. hielten vber StephanumActor 8. v. 2. 9. v. 39. Gottfuͤrchtige Maͤnner eine groſſe klage. Vnd im 9. cap. ward die verſtorbene Thabea eine Juͤngerin des Herrn Chriſti zu Joppen von allen Witweibern beweinet / ſin - temal ſie jhren Glauben mit Allmoſen vnd andern guten wercken gegen jederman reich - lich bewieſen hatte.

Doch wil in ſolchen trawren auch ge -Im traw - ren maß zu halten. wiſſe Maß gehalten ſeyn / daß mans nicht vbermache / wie die blinden Heyden gethan / die von keiner Aufferſtehung gewuſt / vnnd derowegen ſolche lamentationes vnd weh - klagen angeſtellet / daß ſie jhnen ſelber dar -Fvber[42]Chriſtliche Leichpredigt. vber das Hertz im Leibe vor trawrigkeit ab - gefreſſen / vnd alſo muthwilliger weiſe das Leben verkuͤrtzet habẽ. Vns Chriſten aber be - fihlet der weiſe Mann Syrach am 38. Capi - tel / daß wir vnſere Todten nicht vbermaͤſſig betrawren ſollen / in betrachtung / daß ſie zu ruhe kommen ſeyn / vnd daß jhnen der Todt kein ſchade / ſondern viel mehr ein reicher ge -Syr 38. v. 17. 18. winſt ſey / druͤmb ſpricht er: Troͤſte dich auch wieder / daß du nicht gar zu trawrig werdeſt / denn von trawren koͤmpt der Todt / vnd des Hertzens trawrigkeit ſchwechet die Kreffte des Leibes.

Druͤmb ſehen wir allhie / daß Abraham der Vater aller gleubigen / in deſſen Fußſtapf - fen wir treten ſollen / gebuͤhrliche maſſe im trawren helt / daß er der Melancholiſchen ſchwermuth vnd trawrigkeit nicht vbermaͤſ -Wie Abra - ham von der Leiche auffgeſtan - den. ſiger weiſe nachhenget / ſondern Moſes mel - det von jhm / daß er von ſeiner Leiche auffge - ſtanden / anzuzeigen / wie es der heilige Am -Ambroſ. de obitu Va lentin. broſius weiland Biſchoff zu Meyland er - klehret / non diutius inhæ rendum eſſe mor - tuis, ſed quantum ſatis officii deferendum,daß[43]Chriſtliche Leichpredigt. daß man nicht in die lenge vber den Todten liegen / vnd ſich abhermen ſol / ſondern Chriſt - liche maſſe halten / vnd ſich wiederumb troͤ - ſten / vnd mit den Leuten geſpraͤche vnd vnter - redung halten / wiehie Abraham mit den Kin - dern Heth geredet hat. Denn da iſt nechſt dem lieben Gebet faſt kein beſſer vnd beque - mer Mittel / ſich der vbermeſſigen vñ Heidni - ſchẽ trawrigkeit zu entſchlagẽ / als daß man ſich enthalte der Einſamkeit / vnd mit Leuten vmbgehe / ſonſten iſt der boͤſe Feind der Teuf - fel ein Geiſt der Finſternis / der mauſet gern im finſtern / vnd wo er in der Einſamkeit ei - nem Menſchen ein Tuͤck beweiſen kan / da hat er ſeine beſondere luſt vnd frewde daran / wie man aus vielẽ Exempeln der heiligẽ Schrifft zu erſehen hat / vnd die taͤgliche erfahrung bezeuget. Daher Salomon in ſeinem pre - diger am 4. Capitel nicht vnrecht ſpricht: Wehe dem der alleine iſt / denn wenn er felletEccleſ. 4. v. 10. ſo hat er niemand der jhm wieder auffhelffe. Wie Abra - ham die trawrig - keit des Hertzens vberwun - den.

Allhie moͤcht ein einfeltiges Hertz ge - dencken: Je lieber was hat wol Abraham vor ein Antidoton vnd Artzney gebraucht /F ijdamit[44]Chriſtliche Leichpredigt. damit er die vbermeſſige trawrigkeit aus dem Sinne geſchlagen vnd vertrieben hat? Antwort / ſonder allen zweiffel hat er in der furcht Gottes erwogen / daß ſolche hinweg - ruͤckung ſeiner lieben Saræ von niemand anders herruͤhre / als von dem lebendigen Gott / ohne deſſen willen auch nicht das klei - neſte vnd geringſte Haͤrlein von des Men - ſchen Haͤupt entfallen kan / der leſſet die Men - ſchen ſterben / vnd ſpricht / kommet wider jhrPſal. 90. v. 4. Menſchen Kindern / wie im 90. Pſalm ge - ſchrieben ſtehet. Hats nun der Herr ge - than / Ey ſo kan Abraham nicht beſſer thun /Hiob. 3. v. 21. als er faſſe ſeine Seel mit gedult / vnd ſpreche mit dem lieben Hiob: Der HErr hats ge - geben / der Herr hats genommen / der Na - me des Herrn ſey gebenedeyet. So the -1. Sam. 3. v. 18. te jhm auch der Prieſter Eli. 1. Samuel 3. Da jhm Gott der Herr eine ſchwere zuͤch - tigung ankuͤndigen ließ / da ſpricht er: wolan er iſt der Herr / Er thue was jhm wolge - fellet. So thet jhm auch der Koͤnig David /2. Sam. 15. v. 26. 2. Samuel 15. Hie bin ich / der Herr ma - che es mit mir wie es jhm wolgefellet. VndPſalm[45]Chriſtliche Leichpredigt. Pſalm 39. ſpricht er: Jch wil ſchweigen / vndPſal. 39. v. 10. meinen Mund nicht auffthun / du Herr wirſts wol machẽ. Ein ſolch Abrahams vnd Davids Hertz ſollen wir nu auch faſſen / vnd allzeit auff den Herrn ſehen / ſo wird vns gar bald das Creutz gelindert / vnd wie eine ſchwere Laſt von Hertzen abgeweltzet wer - den.

So hat auch Abraham vor ſich gehabt die Exempel ſeiner lieben Vorfahren / der heiligen Patriarchen / denen es auch nicht beſſer gegangen iſt / ſondern wenn ſie lange mit jhren Haußmuͤttern in friedſamer vnd geruhiger Ehe geſeſſen / So iſt doch endlich der Eheſcheider der Todt kommen / vnd hat ſie von einander getrennet / vnd alſo an jhnen das vrtheil Gottes exequiret / Geneſ. 3. DuGen. 3. v. 19. biſt Erde / vnd muſt zu Erden werden.

Sonderlich aber hat jhm ſein Hertz gar〈…〉〈…〉 gewaltig geſtercket die ſelige hoffnung der zu - kuͤnfftigen Aufferſtehung / vnd des ewigen Lebens / daß er feſtiglich gegleubet / ſeine liebe Sara werde nicht ewig da in der Erden lie - gen / vermodern vnd verfaulen / ſondern der -F iijmal[46]Chriſtliche Leichpredigt. mal eins wiederumb aufferſtehen / vnd in zu - kuͤnfftigen ewigẽ Leben jhm wiederumb jn vn - getrenneter geſelſchafft ewiglich beywohnen /2. Sam. 12. v. 23. in maſſen ſich auch David zu friedẽ gab vber ſeinem Todten / 2. Sam. 12. da er ſagt: kan ich jhn auch wieder holẽ? Ich werde wol zu jhm fahren / Es koͤmpt aber nicht wieder zu mir. Was wir jetzt liebs vorhin ſchickẽ / daſſelbige finden wir dort in ehren vñ wonne vnverloh - ren: Da heiſts nu / wie man im ſprichwort zu ſagen pfleget: Wieder kommen macht / daß man ſcheidens weniger acht. Vnd das iſt das ſanffte Tuͤchlein / damit wir vber vnſern ver - ſtorbenen noch heutigs Tags die Thraͤnen von vnſern Augen abwiſchen / vnnd vnſer Hertz ſtillen / daß es durch vbermeſſige traw - rigkeit nicht gantz vnd gar außgedrucknet vnd verzehret werde.

Wie Abra - ham ſeiner Sara ein ehrlich be - graͤbnis außgerich - tet.Nu wollen wir weiter vernehmen / wie Abraham ſeiner lieben Sara ein ehrlich be - graͤbnis ausgerichtet hat. Denn er hat von Ephron den Hethiter einen Acker mit der zwiefachen Hoͤle / (davon wir oben gehoͤ - ret) vmb vierhundert Seckel / das ſind ohne gefehr / zweyhundert Guͤlden vnſerer Muͤn -tze ge -[47]Chriſtliche Liechpredigt. tze gekaufft / zu dem ende / daß er vor ſeine liebe Saram / vor ſich ſelber / vnd vor ſeine Nach - kommen ein eigenthuͤmlich vnd Erbbegraͤb - nis des Orts haben moͤge. Denn er hat ſie nicht in die Graͤber der Cananitiſchen Voͤl - cker wollen begraben laſſen / vngeacht / daß ſich die Hethiter gegen jhm erbieten vnd ſpre - chen: Begrabe deinen Todten in vnſern Ehr - lichſten Graͤbern / kein Menſch ſol dir vnter vns wehren / daß du in ſeinem Grabe nicht begrabeſt deinen Todten. Das wil Abra - ham nicht thun / ſondern wie er bey ſeinem Le - ben in der Religion von den Heidniſchen Voͤlckern abgeſondert iſt / alſo wil er auch im ſterben von jhnen abgeſondert ſeyn / vnd kei - ne gemeinſchafft mit jhnen haben. WeihetEinwei - hung eines newen Gottesa - ckers. derowegen ſeinen newen Gottesacker vnd die zwiefache Hoͤle mit ſeiner lieben Saræ tod - ten Coͤrper ein / die muſte die erſte ſeyn / die an dieſer heiligen ſtete jhr ruhbetlein hat.

Gleich wie nu Abraham ſeine liebe Sa - ram ehrlich zur Erden beſtattet hat: Alſo ſol Honor ſupremitatis, wie Marcellinus Am -Marcell. Amm. lib. 31. mianus die beſtellung des begraͤbnis nennet /vns[48]Chriſtliche Leichpredigt. vns allen angelegen ſeyn / daß wir die Coͤr - per derer im Herrn ſelig verſtorbenenHonor ſu - premitatis ehrlicher weiſe zur Erden beſtatten / weil die - ſelbigen Tempel vnd wohnungen des heili - gen Geiſts geweſen ſeyn / vnd demnach auch einer froͤlichen Aufferſtehung zum ewigen Leben erwarten. Daher werden vnſere Graͤ - ber / vnd die darinne ruhende Leiber auch von den Engeliſchen Frongeiſterlein trewlich be -1. Sam. 10. v. 2. wahret / wie Samuel der zweyen Himliſchen Maͤnner oder Helden bey der Rachel jhrem Grabe erwehnet / damit kund vnd offenbar werde / daß der Herr auch ſeiner Todten noch eingedenck ſey / vnd es von jhnen nichtPſal. 31. v. 13. heiſt / wie David klaget vnd ſaget: Meiner iſt vergeſſen im Hertzen wie eines Todten.

Fromme Eheleute wollen auch im To - de nicht von einan - der geſchie - den ſeyn.Vnd gleich wie Abraham endlich nach dem er ſeinen lauff vollendet / bey ſeiner lieben Sara iſt begraben worden / wie im fuͤnff vnd zwantzigſten Capitel des erſten Buchs Mo - ſis gemeldet wird / welches er denn auch ſon -I. Abraham vnd Sara. der zweiffel alſo beſtellet hat: Alſo wollen fromme Hertzen auch im Tode von den jhri - gen vngeſcheiden ſeyn.

Der[49]Chriſtliche Leichpredigt.

Der alte Tobias hats auch wollen ha -II. Tobias vnd Hanna Tob. 4. v. 5. ben / daß man ſeine liebe Hannam nahe bey jhm legen ſolle / wenn Gott vber ſie gebieten wuͤrde. So pflegte man vor zeiten die heili - gen Martyrer ſampt jhren Glaubens genoſ - ſen in einerley Gewelbe zu begraben / weil ſie miteinander vnter einem Creutzpanier ge - ſtritten / vnd in Jeſu Chriſto jhrem Feld O - berſten den Teuffel / Welt vnd Fleiſch vber - wunden / vnd den Sieg behalten hatten.

Vnd der ſtandhafftige Chriſtliche bekeñerIII. Churfuͤrſt Johann Fridrich vnd Fraw Sybilla ſein Ge - mahlin. Churfuͤrſt Johann Friderich / hochloͤblicher gedechtnis / als jm ſeine vielgeliebte Gemah - lin Sybilla nach vberſtandenem ſchweren Creutz mit Tode abgieng / ſagte: Jch wil jhr bald folgen / befuhl auch / man ſolt jhm hart bey derſelben Grabſtelle einen Ort behalten / do er neben jhr in Jeſu Chriſto ruhen vnd ſchlaffen / vnd einer froͤlichen aufferſtehung abwarten moͤchte: Jſt auch fort am eilfften Tage drauff / nemlich den 3. Martii Anno 1554. ſeliglich abgeſchieden: Vnd ſo viel auch kuͤrtzlich vom dritten vnd letzten Punct.

GCOM -[50]Chriſtliche Leichpredigt.

COMMENDATIO DEFUNCTÆ

Von der verſtorbe - nen kurtzer bericht.WAs ferner anbelanget die im HErrn ſelig verſtorbene Weyland WolEdle vnd Ehren viel Tugendſame Frawe SYBILLEN gebornen von Burckersroh - da aus dem Hauſe Marckroblitz / des Wol - Edlen Geſtrengen vnd Vehſten AUGUSTI von Sebach vff Godlaw ehlichen Hauß - fraw / derer Seelen Gott genaden wolle / ſo kan dieſe abgeleſene Hiſtori vnd geſchicht / nicht vnfoͤrmlich in vielen Puncten auff ſie accommodiret vnd gezogen werden / wie wir oben im Eingang beruͤhret.

Geburt.Sie iſt von Chriſtlichen Adelichen El - tern geborn Anno Chriſti 1578. den 5. Fe - bruar. nach Mitternacht zwiſchen drey vnd vier Vhren. Jhr Vater iſt geweſen der Wol -Eltern. Edle / Geſtrenge vnd Vehſte Samſon von Burckersrohda vff Marckroblitz vnd Tel - ckaw.

Jhre Mutter / die WolEdle vnd Ehren - vieltugendſame Fraw Barbara gebornevon[51]Chriſtliche Leichpredigt. von Brandenſtein Hanſen von Branden - ſtein vff Oberpolnitz / vnd Fraw Anna von Buͤhnaw aus dem Hauſe Wahren Eheleib - liche Tochter.

Jhr Großvater iſt geweſen / FriedrichGroßEl - tern. von Burckersrohda vff Marckroblitz / Jhre Großmutter Fraw Martha von Bothfeld / außm Hauſe Bindorff.

Mehr von jhren Ahnen vorzubringen / wird an jetzo fuͤr vnnoͤtig erachtet.

Sie iſt dem HErrn Chriſto / weil ſie auchTauff. als andere Menſchen in Suͤnden empfan - gen vnd geborn / durchs Gebet vnd heilige Tauffe einverleibet / vnd mit dem ſchoͤnen Namen Sybilla genennet worden / vnd her - nach von Kindheit auff in warer Gottes -Aufferzie - hung. furcht / Adelicher zucht vñ ſittſamkeit auffer - zogen / daß ſie auch wegen jhrer loͤblichen Tu - genden nicht vnbillich mit der Tugendreichen Sara zuvergleichen iſt. Denn ſie jhren Schmuck vnd Zierde auch nicht geſucht in euſſerlichen geprenge / ſondern ſich viel mehrSchmuck vnd zierde. des jnnerlichen Seelenſchmucks befliſſen / welchs denn iſt der verborgene Menſch desG ijHertzens /[52]Chriſtliche Leichpredigt. 1. Pet. 3. v. 3.Hertzens / mit ſtillem vnd ſanfftem Geiſt / das iſt / warer Glaube vnd ſtarckes vertra - wen auff den einigen Mitler vnd Erloͤſer Jeſum Chriſtum / den ſie in der heiligen Tauf -Rechter A - del ſchmuck fe als einen rechten Adelſchmuck hat ange - zogen / vnd alſo ein wahres lebendiges Glied - mas der Chriſtlichen Kirchen worden. VndDes Pfar - rers zu Keuſchberg zeugnis von der ſe - lig ent - ſchlaffenen. daher wird jhr auch von jhrem Pfarrer zu Keuſchberg diß zeugnis gegeben / daß ſie eine fromme / Gottfuͤrchtige / zuͤchtige / ſtille / einge - zogene / friedliebende / demuͤhtige vnd gutthaͤ - tige Adelsperſon geweſen ſey / die Gott den Herrn ſtets vor Augen gehabt / ſein Wort geliebet vnd geehret / die hochwuͤrdigen Sa - cramenta mit beſonderer andacht zum oͤff - tern gebraucht / fleiſſig vnd inbruͤnſtig gebetet / keinen Menſchen geergert / ſondern viel mehr menniglich mit gutem ruͤhmlichen ExempelGottſelig - keit vnd an - dere Tu - gende. der Gottſeligkeit vnd anderer Chriſtlichen Tugenden vorgeleuchtet hat.

Als ſie nu zu jhren Jahren kommen / iſtErſte Ehe. ſie durch ſonderliche ſchickung Gottes des Allmechtigen dem WolEdlen / Geſtrengen vnd vehſten Caſpar Hacken vff Oberthawzum[53]Chriſtliche Leichpredigt. zum erſten zugefuͤhret vnd ehelichen vertra - wet worden / Anno Chriſti 1597.

Jn ſolcher erſten Ehe hat ſie Gott ge -Gottes Segen im Eheſtand. ſegnet / mit zween Soͤhnen / Juncker Caſpar vnd Juncker Adam Fridrich von Hacken / deren der erſte Anno 1622. den 4. Auguſti / der ander aber Anno 1624. den 3. Junij / bey - de zu Obertaw Todes verblichen / auch da -Kinder vnd derſel - ben Todt. ſelbſt begraben liegen. Durch ſolcher jhrer beyder erwachſenen Soͤhnen toͤdlichen ab - gang iſt jhr viel betruͤbnis zugezogen wor - den / wie leichtlich zu erachten: Aber noch viel mehr durch den Todt jhres hertzlieben Ehe - junckers des Weyland WolEdlen / Geſtren - gen vnd vehſten Caſpar Hackens vff Ober - thaw / welcher Anno 1600. geſtorben iſt. Denn da iſt ſie leider in den trawrigen Wit -Betruͤbter Witwen - ſtand. wenſtand gerahten / welches einem frommen Chriſtlichen Eheweib das aller ſchwereſte Hauß Creutz iſt / zumal wo jhrer zwey eine friedliche Ehe miteinander beſeſſen haben / vñ das eine theil ſol hernach einſam ſeyn / vnd die vier Wende im Hauſe elendiglich anſchawẽ / da gehet ſcheiden nicht zu ohne leiden / daG iijheiſts /[54]Chriſtliche Leichpredigt. heiſts / je lieber Hertz / je groͤſſer Schmertz / wo man deſſen entbehren muß / da ſeufftzet / vnnd girret das einſame Turteltaͤublein /Pſal. 109. v. 9. Drumb als David ſeinen Feinden alles vn - gluͤck wil wuͤndſchen / da wuͤndſchet er jhnen den Witwenſtand / zeiget hiemit an / daß jh - nen gnug gefluchet ſey / vnd ſie boͤſes vollauff haben.

Als ſie nu drey gantzer Jahr in Witwen - ſtande zubracht / hat ſie ſich nach vorgehen - dem Gebet mit rath wiſſen vnd willen jhrer nechſten vornembſten Freundſchafft zumAnder Ehe. andern mal in ein Ehegeluͤbdnis eingelaſſen mit dem WolEdlen / Geſtrengen vnd vehſten AUGUSTO von Sebach vff Godlaw / vnd haben jhr Adeliches Beylager gehalten zu Groͤbitz den 4. Octobr. Anno Chriſti 1603. Dieſes ſind verè Nuptiæ Secundæ geweſen / Sintemal dieſe beyde Eheliche Ade - liche Hertzen / in ehelicher Liebe vnd Trew / dermaſſen miteinander freundlich / friedlich / Chriſtlich vnd Adelich gelebet / daß eines an dem andern ſeines Hertzens Frewde vnd Troſt gehabt hat.

In[55]Chriſtliche Liechpredigt.

Jn dieſer andern Ehe hat ſie Gott geſe -Segen Gottes in der andern Ehe. gnet mit zween Soͤhnen vnd vier Toͤchtern / darvon noch fuͤnff am Leben / Nemlich zween Soͤhne / vnd drey Toͤchter. Die elteſte Toch - ter / Jungfraw SYBILLA hat ſie vor ſich hingeſchickt aus dieſem Leben / heute vor 19. Wochen / do ſie der liebe Gott aus dieſem Jammerthal zu ſich genommen in den Him - liſchen Frewdenſaal / Anno 1625. den 24. O - ctobris / jhres alters im 23. Jahr: Da deñ der Fraw Muttern abermal ein ſtarcker riß zumTrawrig - keit Creutz vnd Truͤb - ſal. Hertzen geſchehẽ / wie Eltern leichtlich erach - ten koͤnnen. Druͤmb ſie freylich ein Merck - lich partickel des lieben Creutz in dieſer Welt empfunden / welchs ſie doch mit gedult getra - gen / in betrachtung / daß das liebe Creutz die rechte Hofffarbe der Chriſten ſey / wie der En -Creutz der Kinder Gottes Hoffarbe. gel Raphael bezeuget / Tob. 12. da er ſpricht: Weil du Gott lieb wareſt / ſo muſte es alſo ſeyn / ohne anfechtung muſtu nicht bleiben / auff daß du dadurch bewehret wuͤrdeſt. Vnd die Epiſtel an die Hebreer am 12. ſpricht: Wen Gott lieb hat / den zuͤchtiget er / Er ſteu - pet aber einen jeglichen Sohn (Tochter) ſoer[56]Chriſtliche Leichpredigt. er zu gnaden annimpt: Seyd jhr aber ohne zuͤchtigung / derer ſie alle theilhafftig wor - den ſind / ſo ſeyd jhr Baſtarte / vnd nicht Kin - der.

Vnd damit wir jetzo nur geliebter kuͤrtze halben etwas beruͤhren / von jhrem CreutzKranck - heit. vnd Kranckheit / ſo jhr vor jhrem ſeligen Ab - ſchied aus dieſer Welt betroffen hat / ſo hat ſie ſich den 17. Februarij nechſt hin etwas vnpaß befunden / vnd ſich nieder geleget / hat aber nicht lenger als 6. Tage gantz vnd gar darnieder gelegen / do ſie denn vber die groſſe Hitze / vnd fluͤſſe ſo jhr auffs Hertz gefallen / geklaget hat.

Troſtſpruͤ - che vnd Gebetlein.Die fuͤrnemſten Spruͤche / derer ſie ſich zu jhrem beſtendigen Troſt in wehrender Kranckheit gebraucht / bey neben außerleſe - nen Pſalmen vnd Gebeten / ſind dieſe: Hiob am 19. Jch weis / daß mein Erloͤſer lebet. Pſalm. 25. Nach dir Herr verlanget mich. Matth. 11. Kommet her zu mir alle / die jhr muͤhſelig vnd beladen ſeyd / Jch wil euch er - quicken. Jtem O Herre. Gott / in mei - ner noth ruff ich zu dir / ꝛc. Herr JeſuChriſt[57]Chriſtliche Leichpredigt. Chriſt warer Menſch vnd Gott / der du lid - teſt marter angſt vnd ſpott / ꝛc. Desgleichen: Herr Jeſu Chriſt lieb habe ich dich / ꝛc. Jn deine Haͤnde befehle ich meinen Geiſt / etc.

Diß ſol mein wahres Glaubens bekent -Bekaͤndt - nis jhres Glaubens vnd beſten - digkeit biß ans Eude. nis / ſagt ſie / ſein vnd bleiben / do mich Gott et - wa durch einen ſchnellen Todt abfodern moͤchte / vnd ich meine Sprache nicht ferner brauchen koͤnte / daß mich Gott der Vater er - ſchaffen / der Sohn Gottes Jeſus Chriſtus mich erloͤſet / Gott der helige Geiſt mich ge - heiliget / zur vergebung meiner Suͤnden / zur aufferſtehung meines Fleiſches / vnd zum e - wigen Leben / Amen.

Vnd ob ich wol noch ſchwachheit vnd ge - brechligkeit an mir habe / wie denn kein Menſch iſt / der recht thut / vnd nicht ſuͤndige / vnd alle heiligen Gottes vmb vergebung der Suͤnden bitten muͤſſen / ſo troͤſte ich mich doch der grundloſen Barmhertzigkeit Got - tes / vnd des thewren verdienſts Jeſu Chri - ſti / der fuͤr alle meine Suͤnde gebuͤſſet vnd bezahlet hat / vnd deſſen ſein Blut mich waͤ - ſchet vnd reiniget von allen meinen Suͤnden /Hvnd[58]Chriſtliche Leichpredigt. vnd ſolches alles bin ich verſichert in der pre - digt des heiligen Evangelii / vnd im gebrauch der heiligen hochwuͤrdigen Sacramenten / daß mich nu nichts ſcheiden ſol von der Liebe Gottes die da iſt in Chriſto Jeſu meinem Er - loͤſer vnd Seligmacher / der mir dieſes mei - nes Glaubens vnd Bekaͤntnis wird zeugnis geben an jenem Tage. Druͤmb habe ich nu luſt abzuſcheiden / vnd bey meinem HErrn Jeſu Chriſto zu ſeyn / dem lebe ich / dem ſter - be ich / deſſen bin ich / Todt vnd lebendig / hie zeitlich vnd dort ewiglich / Amen.

Seliger Abſchied.Jſt alſo den 23. Februarii dieſes jetztlauf - fenden 1626. Jahrs fruͤhe zwiſchen 9. vnd 10. Vhr ſanfft vnd ſelig im Herrn entſchlaf -Alter 48. Jahr 18. Tage. fen / jhres alters 48. Jahr vnd 18. Tage.

Ob nun wol jhr hinderlaſſener Juncker allen muͤglichen fleiß angewendet / vnd keine vnkoſten geſparet / damit ſie noch lenger bey jhm vnd ſeinen Kindern leben moͤchte / ſo hat es doch nicht ſeyn ſollen / ſintemal jhr ziel er - reichet / welchs jhr Gott geſetzt hat.

Vnd ob ſie auch wol der lieben Saræ al - ter bey weitem nicht erreichet / wie es dennauch[59]Chriſtliche Leichpredigt. auch zu vnſern zeiten kein Menſch errei - chen kan / ſintemal Moſes ſchon zu ſeiner zeit vber die abkuͤrtzung des Menſchlichen Le - bens geklaget im 90. Pſalm: Vnſer Leben weret 70. Jahr / wenns hoch koͤmpt ſo ſinds 80. Jahr / vnd wenns koͤſtlich geweſen iſt / ſo iſts muͤhe vnd arbeit geweſen / ja es ſterben jhr wol tauſend vnd aber tauſend dahin / ehe ſie es auffs 40. oder 50. Jahr bringen / So kan jhr doch ſolche abkuͤrtzung des LebensGott hat mit jhr ge - eilet. an jhrer ewigen wolfahrt nichts abtreglich ſeyn / ſondern heiſt viel mehr / wie im Buch der Weißheit am 4. Capitel geſchrieben ſtehet:Sap. 4. v. 7. Der Gerechte / ob er gleich zu zeitlich ſtirbet / iſt er doch in der ruhe. Denn das alter iſt ehrlich / nicht das lange lebet oder viel Jahr hat / klugheit vnter den Menſchen iſt das rechte grawe Haar / vnd ein vnbefleckt Leben / iſt das rechte Alter. Sie iſt bald vollkom - men worden / vnd hat viel Jahr erreichet /Rechte al - ter. Denn jhre Seele gefellet Gott wol / darumb eilet er mit jhr aus dieſem boͤſen Leben.

H ijDarauff[60]Chriſtliche Leichpredigt.
Darauff laſſen wir ſie nu ſchlaffen /
Vnd gehn all heim vnſer Straſſen / Schicken vns auch mit allem fleiß /
Denn der Todt koͤmpt vns gleicher weiß.
Das helff vns Chriſtus vnſer Troſt /
Der vns durch ſein Blut hat erloͤſt /
Vons Teuffels gewalt vnd ewiger pein /
Ihm ſey Lob / Ehr vnd Preiß allein.
AMEN.

ENDE.

About this transcription

TextMeditatio mortis Oder Christliche Leichpredigt vom Todt vnd Begräbnis Sarah/ Genes. 23. Bey der Leichbestattung der Weyland WolEdlen vnd Ehren viel Tugendreichen Frawen Sybillen Gebornen von Burckersrohda
Author Simon Gedik
Extent60 images; 9093 tokens; 2739 types; 61204 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationMeditatio mortis Oder Christliche Leichpredigt vom Todt vnd Begräbnis Sarah/ Genes. 23. Bey der Leichbestattung der Weyland WolEdlen vnd Ehren viel Tugendreichen Frawen Sybillen Gebornen von Burckersrohda Simon Gedik. . 60 s. e.Merseburg1626.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 138/16 / 523884

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:09Z
Identifiers
Availability

Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).

Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 S 138/16 / 523884
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.