DAs Weib ward verfuͤhret / vnd hat die vbertrettung einge - fuͤhret / ſie wird aber ſelig durch Kinder zeugen / ſo ſie bleiben im Glau - ben / vnnd in der Heiligung ſampt der Zucht.
EDele / Geſtrenge / Ehrenveſte / Großguͤnſtige Junckern / geneigte Foͤderer / daß man auch Weibesperſonen / ſo in oder ja bald nach der Geburt ſelig vorſterben / ehr - lich vnd Chriſtlich begraben vnd jhr gut gedechtnuͤs erhalten ſolle / bezeuget das Exempel des Ertzvatern Jacobs / welcherGen: 35. v. 16. & ſeq. ſeine liebe Rahel / die ein Feldtweges weit von Ephrath gebar / vnd welcher es auch ſo ſawer wuͤrde / daß jhr die Seele ausgieng vnd ſterben muſte / an dem Wege gen Ephrath / die nu heiſtA ijBethle -[4]Bethlehem / begraben / vnd ein mahl vber jhrem Grabe auff - gerichtet hat / welches noch auff dieſen Tag / daß Grabmal Rahels / genent wird.
Jſt demnach ruͤhm[l]ſch / daß E. E. G. G. jhre liebe Haußfraw vnd SchwiegerMutter / welche gleichsfals vber jhrem: Fuͤnfftaͤgigen harten / ſawren vnd ſchweren Kreiſten ſeliges Todes vorblichen / nicht allein gantz Adelich vnd Chriſt - lich in die Sophienkirch allhier / darinne ſie jhr Ruhſtedtlein ſelbſt erkohren / vor dem Predigtſtuele zur Erden haben beſtot - ten laſſen / ſondern auch jhr gut gedechtnuͤs vnd zeugnuͤs ihres wolgefuͤhrten Chriſtenthumbs vnd ſeligen Abſchiedes / zuerhal - ten / ſich fleiſſig bemuͤhen.
Vnd weil E. E. G. G. darzu euch der ſchlechten / einfeltigen Leichpredigt / ſo von mir vnwurdigen / auff E. E. G. G anordnung / durch Gottes huͤlff / gehalten worden / Ab - ſchrifft begehret / Als thue ich dieſelbe E. E. G. G. h[i]emit zu - ſtellen: Den Vater alles Troſtes bittende / daß er E. E. G. G. vnd alle die jhrigen ferner troͤſten / vnd wie er durch das am 29. Julij geborne / vnd am 3. Auguſti getauffte junge Soͤhn - lein Georg Ernſt von Kotwitz / angefangen / in allen gnaden fortfahren / vnd alles vbel an Leib vnd Seele ferner abwenden wolle. Dreßden den 17. Auguſti. Anno 1615.
E. E. G. G. Williger M. Paulus Reich; der Creutzkirchen in der Churf Vheſtung Dreß - den Diaconus.
OB wol / Ge - liebte vnd Außerwehlte in dem HERRN: Chriſto /[ei]n jedes Leichbegaͤngnuͤs ſeine[T]rawrigkeit mit ſich bringet / vnd ſchwerlich eines gehalten werden kan / darbey ſich gar niemandes detruben ſolte / ſo haben wir doch zu dieſem mal / ein ſehr trawriges vor Augen / in dem wir mit Chriſtlichen Adelichen Ceremonien vnd Volck[re]icher ve[r]ſamlung anhero zum Grab vnnd Ruhebettlein begleitet haben: Die Weyland Edle Eh - renvieltugendſame Fraw Annam / geborne von Kertzſchin / des Edlen / Geſtrengen / Ehrenveſten Junckern Ernſt Abraham von Dehnens Rotfelſers / auff Helffenberg / Fuͤrſtl. Saͤchſ. geweſenen Stall vnnd Hoffmeiſters / Eheliche Haußfraw[]/ welche am juͤngſt vorgangenen Sonnabendt nach Mittage / zwiſchen 2. vnd 3. Vhr / da ſie noch nicht vollkoͤmlich 38. Jahr alt geweſen / vber jhrem harten ſawern vnd ſchweren Kreiſten / wel - ches ſich biß auff den Fuͤnfften Tag erſtrecket / nach dem gnedigen willen vnd wolgefallen Gottes / ſampt jh - rer Leibesfrucht Todes verblichen vnd ſanfft vnd ſelig im Herrn entſchlaffen iſt. Derer Tod vnd AbleibenA iijgehet[6]Sepultura hæc triſticiâ plena eſt ra - tione. gehet nicht alleine jhrem hertzlieben Junckern / Kindern / Verwandten vnd Blutsfreunden / ſondern auch fremb - den Leuten ſehr zu hertzen / daß ſie mit dem ProphetenHier. 9. v. 1. Jeremia klagen vnd ſeufftzen: Ach daß wir Waſſer genug in vnſern Haͤuptern hetten / vnd vnſere Augen Threnequell weren / daß wir nur Tag vnd Nacht weinen koͤnten.
1. Mariti. Denn ſehen wir an jhren hinterlaſſenen hertzlie - ben Junckern / ſo hat er recht ſein deſiderabile oculo -Eze. 24. v. 16 rum, ſeiner Augen vnd Hertzensluſt / welcher er auch offt ſeines gemuͤthes noth vnd anliegen offenbahret vnd vortrawet / von welcher er auch von hertzen geehret vnd geliebet worden iſt / verlohren / daher ſeine Augen nu mit Threnen rinnen / vnd ſein hertz dermaſſen verwun - det worden iſt / daß es ſeufftzet vnd klaget / ach ſeine Frewde ſey in trawren verwandelt worden: Denn es iſt doch auff Erden kein groͤſſer ſchmertz / als wenn GOtt ſcheidet zwey liebe hertz.
Wenden wir vnſere Augen auff die ſelig im2. Defunctæ. Herrn entſchlaffene Fraw / ſo befinden wir / daß ſie der Menſchenwuͤrger der Tod hingeriſſen habe / in dem beſten alter / ja zu der zeit / da ſie in jhrem ordentlichen beruff vnd Stande jhre Geburts arbeit verrichtet / da ſie in dem Weinberge Chriſti trewlich gearbeitet / es jhr auch ſo ſawer werden laſſen / daß ſie alle kreffte vnd jhr Adeliches leben druͤber eingebuͤſſet: Wem das nicht be - truͤben wolte / der muſte warlich ein Steinern Hertze haben?
Schawen[7]Schawen wir jhre hinderlaſſene vnerzogene Kin -Libeto - rum. derlein an / ſo mus warlich ein jedes mit jhnen bitterlich weinen / denn ſie an jhr eine recht fromme Mutter ge - habt / welche ſie von hertzen geliebet / welche ſie zur Got - tesfurcht vnd allen Chriſtlichen / Adelichen Tugenden gezogen hat: Daher ſie nu nicht vnbillich klagen / Ach wir arme Waͤislein hofften vnſere liebe Fraw Mutter ſolte noch lange leben vnd vns verſorgen / wir hetten ſie nu am allermeiſten bedurfft / Aber da iſt der Tod zu vn - ſern Fenſtern eingefallen / vnd hat vnſer liebe MutterThren. 5. v. 16. hingeriſſen vnd wir ſind Wayſen worden / nu iſt vnſer Troſt dahin / vnſer Hertzensfreivde hat ein ende / es iſt alles ſchwartz vor vnſern Augen / vor groſſem jammer vnd Clende vorgehet vns das Geſichte.
Geben wir ferner acht auff jhre Vnterthanen /4. Subdito - rum. ſo hoͤren wir von jhnen allbereit ſeufftzen vnd wehklagen / wie ſie ſo eine fromme Lehensfraw vnd Mutter / vnter derer Schatten ſie geruhig geſeſſen / verlohren hetten: O wie werden wir armen ſie vormiſſen / wie viel guts hat ſie vns gethan / wie manch arm Kindt hat ſie ver - ſorgen helffen / wie gern hat ſie vns in Kranckheit vnd andern Elende mit rath vnd That geholſſen / ſie konte niemand nichts verſagen / wann die ſelige Fraw etwas vnter zehen Schloͤſſern gehabt / vnd jemandes damit hette aushelffen koͤnnen / vnangeſehen daß es jhr ſchade geweſen were / ſo hette ſie doch jhres Hertzen[Lu] ſt vnnd frewde daran getragen: O Tod wie haſtu vns betruͤ - bet / O Tod wie haſtu vns beraubet.
So[8]5. Aliarum PrægnantiumSo koͤnnen wir vns a[u] ch leicht die Rechnung machen / daß vber dieſem erbaͤrmlichen Todesfalle vnd Adelichen Leichbegengnuͤs / manch fromb Chriſtlich vnd Gottſelig Weib hefftig erſchrocken ſey / vnd jhr die ge - dancken mache / es moͤchte jhr nach Gottes willen auch alſo gehen: Wie man denn bey ſolchen Leichbegaͤng - nuͤſſen offt winſelt vnd klaget: Je wie gehets doch hewer vber die ſchwangern Weider / ſo vnd ſo viel ſind jh - rer bißher begraben worden / vnd moͤchte wol manches wuͤn - ſchen daß es niemals were ſchwanger worden. Weil aber ſolche gedancken ſehr trawrig vnd betruͤbt machen:1. Theſs. 4. v. 13. Wir aber nicht / wie die andern / ſo keine hoffnung ha - ben / trawren / ſondern vns auch wiederumb Troſts er - holen ſollen / Vmb welcher vrſach willen wir auch bey - einander verharret / ſo wollen wir darzu das ſchoͤne troͤſtliche Spruͤchlein / welches die ſelige / verſtorbene / Adeliche Fraw / vor andern geliebet / vor jhr Symbo - lum gehalten / vnd in jhrem Leben / ſonderlich in jhrem harten / ſawren vnd ſchweren Kreiſten von ſich ſelber offt geſprochen / vnd biß an jhr ende ſich damit erqui - cket hat / brauchen. Zuuor aber GOtt vmb Gnade vnd des heiligen Geiſtes Beyſtandt darzu anruffen / vnd mit gleubigen hertzen beten / daß heilige Vater vnſer / ꝛc.
WAr ſchoͤn vndExord. ex Pſal. 73. v. 25. & 26. troͤſtlich / Geliebte vnd Außerwehlte in dem Herrn Chriſto / ſpricht der Koͤnigliche Capelmeiſter Aſſaph in ſeinem Pſalm vnd ſagt: Herr wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Himmel vndBErden[10]Erden / wann mir gleich Leib vnd Seele verſchmacht / ſo biſtu doch GOtt allezeit meines Hertzen-Troſt vnd mein Theil. Darinne weiſet vns der fromme Aſſaph gleichſam mit Fingern das ſummum bonum, den edelſten / beſten vnd allerhoͤchſten Schatz der Chriſten / welchen ſie im Leben vnd ſterben haben koͤnnen / vnnd ſpricht / daß es kein ander / als der Herr Jeſus Chri - ſtus mit ſeinem Vordienſt vnnd Wolthaten ſey / der vbertrifft alles Vngriſche vnd Arabiſche Gold: ZwarProv. Geld vnd Gut wird in der Welt auch hoch geachtet / Pecuniæ omnia obediunt, Dem Gelde gehorchet alles / ſagt man im Sprichwort / es iſt nichts / daß man nichtSophon. 1. v. 18. mit Gelde heraus wegen koͤndte / Doch kan es vom Zorn Gottes nicht erretten / wie der Prophet bezeuget / Es kan auch nicht vom Tode erloͤſen / wie die Chriſtli - che Kirch ſinget:
Ganeilena,Den Reichen hilfft doch nicht ſein Gut /Den Jungen nicht ſein ſtoltzer Muth /Er muß aus dieſen-Meyen:Wenn einer het die gantze Welt /Voll Silber Gold vnd alles Geldt /Noch muß er an den Reyen.
Hiob. 1. v. 21 1. Tim. 6 v. 8.So kan man es auch nicht mit aus der Welt nehmen / Denn es iſt offenbahr / Nackend ſind wir in die Welt kommen / Nackend muͤſſen wir wieder dauon / ſagt Hiob vnd der Apoſtel Paulus. Jm kegentheil aber / wer den Herrn Jeſum Chriſtum hat / der iſt der aller Reichſte / der iſt der aller Edelſte / der iſt der allerGluͤck -[11]Gluͤckſeligſte / daher abermals Paulus ſagt / Jeſum liebEph. 3. v. 19. haben ſey beſſer denn alles wiſſen. Denn wenn ein ſolcher Liebhaber Jeſu / gleich in Todesnoͤthen liegt / vnd jhme Leib vnd Seele verſchmachten wil / ſo kan er doch mit dieſem HErrn Ritterlich vberwinden / vnd ins ewige Leben dringen / wie an David zuſehen / der ſagtPſal. 23. v. 4. in ſeinem Pſalm: Ob ich ſchon wander im ſinſtern thal des Todes / ſo fuͤrchte ich doch kein Vngluͤck / denn du Herr biſt bey mir / dein Stecken vnd Stab troͤſten mich / wie es auch S. Paulus mit dieſem HerrN getroſt waget / vnd ſpricht: Si DEVS pro nobisRom. 8. v. 32. quis contra nos[?]Jſt GOtt fuͤr vns / wer wil wieder vns ſein? Denn ich bin gewiß / daß weder Tod nochv. 38. Leben / weder Engel noch Fuͤrſtenthumb / noch gewalt / weder gegenwertiges noch zukuͤnfftiges / weder hohes noch tieſſes / noch keine andere Creatur / mich von der Liebe Jeſu Chriſti ſcheiden mag: Deme wil er leben /Rom. 14. v. 7. deme wil er ſterben / wie er auch an einem andern orthPhil. 1. v. 21. ſich getroſt erklaͤret / daß Chriſtus ſein Leben / vnd Ster - ben ſein Gewin ſey / vnd ob er ſchon den lauff ſeines lebens vollendet / jedoch weil er eine gute Ritterſchafft2. Tim. 4. v. 7. geuͤbet / den Glauben vnd ein gut Gewiſſen behalten1. Tim. 1. v. 19. hette / ſo wiſſe er / daß hinfort Chriſtus jhme beylegen werde die Cron der Gerechtigkeit vnd Seligkeit: So ſol auch der alte Kirchenlehrer Ambroſius gar offt ge - ſagt haben: Omnia Ieſus eſt nobis, etiam nil ha -Ambraſius. bens, omnia habeo, quia Ieſum habeo: Der HErr Jeſus iſt das beſte gut / vnd wenn ich ſchon nichts habe / ſo habe ich gleichwol alles / weil ich den Herrn Jeſum habe.
B ijJn -[12]Applicatio ad defunct[am]. Jnmaſſen auch vnſere ſelige im Herrn ent - ſchlaffene Adeliche Fraw / in jhrem harten / ſawren vnd ſchweren Kreiſten / in jhrer hoͤchſten hertzensangſt / dieſen HErrn vor jhren liebſten Schatz / vnd beſtes labſal ge - halten / ſie hatte jhn ſo feſte in jhr Hertz geſchloſſen / daß ſie ſeiner niemals vergeſſen konte: Daher ſie oſſter - mals mit groſſer Andacht geſeufftzet:
Ach du mein liebes Jeſulein /Mach dir ein rein ſanſſt Bettelein /Zu ruhen in meins Hertzen Schrein /Daß ich nimmer vorgeſſe dem.
Ach Herr Jeſu Chriſte dir leb ich / dir ſterbeCatharina Hertzogin võ Mechelburg / Hertzog Hein[i]chs zu Sach ſen Ehege - mabl / Chuif. Moritz vnnd AuguſtiMut ter / welche Anno 1561. zu Torgaw vorſchleden. ich / dein bin ich Tod vnd lebendig: An Jeſu Chriſt[o]wil ich mit jener frommen Fuͤrſtin tod vnd lebendigh〈…〉〈…〉 - gen bleiben / wie eine Klett am Rocke〈…〉〈…〉 S[o]n[d]erlich gab ſie dieſe groſſe / Adeliche liebe zu Chriſto / auch dar - mit zuerkennen / daß ſie vor vnd vor abgeleſenen ſchoͤnen Spruch im Munde fuͤhrete / vnd ſagte: Ach das iſt mein beſter troſt / daß[i]ch weis / daß mein Erloͤſer lebet vnd ob ſchon die Angſt meines Hertzens ſehr groß iſt / ſo wird doch mein Erloͤſer meinen Fuß aus dem Netze ziehen / er wird mich aus allen noͤthen fuͤhren / vnd mirPſa. 25. v. 17. v. 15. vnd meiner Leibesfrucht geben / was vns nuͤtzlich vnnd ſelig iſt.
Occafio hu - ius Textus. Vnd weil dieſer Spruch vor andern / derer ſie auch eine gute notturfft gewuſt / vnd ſich wol darmit getroͤſtet / jhr am aller liebſten geweſen / ſo geſthiecht esbillich /[13]billich / iſt auch von jhren lieben Junckern vnd a[n] dern vor gut angeſehen worden / daß er zum zeugnuͤs jhres Chriſtenthumbs / in jhrer Leichpredigt erklaͤret werden moͤchte. Denn wenn gleich auch andere Texte hetten koͤnnen gebraucht werden / ſo kan man doch keine Leiche beſſer zieren / als wie ſie ſich ſelber zuuor in jhrem be - kentnuͤs gezieret hat / frembde Farben wollen doch nicht hafften: Was derwegen dieſer frommen / Adelichen / verſtorbenen Frawen ſelbſten aus dem Munde gefloſſen / damit ſie ſich ſelbſt / ohne anderer errinnerung / erqui - cket / vnd j[h]ren glauben bezeuget / das ſchmuͤcket / zieret vnd kleidet ſie am aller ſchoͤnſten. Es werden aber in dieſem[S]pruche ſehr viel Lehren begriffen / welche wir jetzt nicht alle betrachten koͤnnen / ſondern wollen nur vor vns nehmen / welche ſich zu gegenwertigen zuſtande ſchicken: Vnd weil die Gelehrten Medici Kreiſtenden -Simile. Weibern allerley Hertzſterckungen / von Perienwaſſern vnd andern koͤſtlichen dingen zu ordnen pflegen / ſo wol - len wir jhnen bey dieſer gelegenheit ein Geiſtliches Cor - dial vnd Hertzſierckung weiſen: Vnd von dieſem eini - gen Stuͤcklein handeln.
Womit eine Fromme Chriſtliche / Gott -PROPOSI - TIO. ſelige Kreiſterin in jhrer hoͤchſten Noth vnnd Angſt / wann ſie den Tod vor augen ſiehet vnnd mercket / daß ſie jhr leben einbuͤſſen / vnd ſampt jhrer Leibesfrucht werde ſterben muͤſſen / ſich troͤſten vnnd erquicken ſol / damit ſie Ritterlich vberwinden vnd zum Herrn JEſu Chriſto in Himmel dringen moͤge. Dauon / ꝛc.
GElangende nun das vorge - nommene Stuͤck / womit ſich / ꝛc. Difficultas pariendi. So muͤſſen wir anfenglich wol bedencken / daß Kreiſten vnd Kinder geberen / nicht eine geringe / ſchlechte / ſondern ſawre / ſchwere Arbeit ſey / darbey lachen zuuerbeiſſen iſt / da iſt Weh vber Weh / Angſt vber Angſt / jammer vnd elend / vber jammer vnd elend / wie GOtt ſolches ſelber andeutet / da Er zu vn - ſer Großmutter Euæ ſpricht: Jch wil dir viel ſchmer -Gen. 3. v. 16. tzen ſchaffen / wenn du ſchwanger wirſt / du ſolt mit ſchmertzen Kinder geberen. Daher helt auch der heili - ge Geiſt den brauch in heiliger Schrifft / daß wenn er jrgendt eine groſſe angſt beſchreiben wil / er es durch die angſt einer Kreiſterin vorbildet: Als im ProphetenEſa. 26. v, 16. 17. & 1[8]. Eſaia ſtehet geſchrieben: Herr / wenn truͤbſall da iſt / ſo ſucht man dich / vnd wenn du ſie zuͤchtigeſt / ſo ruffen ſie engſtiglich / gleich wie eine ſchwangere / wenn ſie ſchier geberen ſol / ſo iſt jhr angſt / ſchreyet in jhren ſchmertzen / ſo gehets vns auch HErr vor deinem An - geſichte / da ſind wir auch ſchwanger / vnd vns iſt ban - ge / daß wir kaum Odem holen koͤnnen. Da der Prophet Hieremias des Volcks Jſraels JammerHier. 4. v. 31. beſchreiben wil / ſpricht er: Jch hoͤre ein Geſchrey als einer Gebererin / eine angſt als einer die in den erſten Kindesnoͤthen iſt: Der Koͤnig Hißkja in ſeiner hartenBelaͤge -[15]Belaͤgerung ſeufftzet: Das iſt ein Tag des truͤbſalls /Eſa. 37. v. 3. ſcheltens vnd leſterns / vnd gehet gleich / als wenn die Kinder biß an die geburt kommen ſind / vnnd iſt keine krafft da zugeberen: So ſpricht auch Chriſtus im Naw -Ioh. 16. v. 21. en Teſtament: Ein Weib wenn ſie gebieret / ſo hat ſie trawrigkeit. Vnnd jene fromme Koͤnigin ſagte: Se malle ter in atie ſtare, quàm ſemel parere, ſie wolte lieber Dreymal in einer Feldtſchlacht / da der Streit am groͤſten iſt / ſtehen / als einmal geberen / wie auch ſolche angſt offt fromme Gottfuͤrchtige Frawen erfahren muͤſſen. Denn ſo bald als ſie GOtt ſegnet / da verliehren ſie jhre Farbe / da henget jhnen die Ohn - macht zu / da bekommen ſie ſehnſucht zu allerley Spei - ſen / zu Kohlen / Lehm / Kreide / Sand vnnd derglei - chen / da haben ſie keine geſunde ſtunde / da ſchmecket jhnen weder eſſen noch trincken / da wird jhnen gehen vnnd ſtehen Blutſawer: Koͤmpt das geburtsſtuͤndlein herzu / hilff ewiger GOtt / wie mus manche offt bey 8. tagen vnd lenger liegen / ſich engſtigen / quelen vnnd groſſe Arbeit thun / daß ſie auch ein Roß / wie man ſagt / nicht ausſtehen koͤndte / daß es auch einen Stein in der Erden erbarmen moͤchte. Ja offt mus wol Mut - ter vnd Kind in ſolchen engſten verſchmachten / wie anGenel. 35. v. 16. & 18. der frommen ſchoͤnen Patriarchin Rahel zuſehen / die kam es auch ſo hart vber der Geburt an / daß jhr auch die Seele druͤber außgieng / wie auch Pinehas Weibe1. Sam. 4. v. 19. wider fuhr / von der geſchrieben ſtehet / daß ſie ſich ge - kruͤmmet hette / da ſie die Wehe ankommen / vnd auch druͤber verſtorben were / vnnd man noch heu -tigs[16]tigs Tags ſolcher trawriger Exempel mehr denn zu viel hat. Vnd das betrifft nicht allein gemeine Buͤrgers vnd Bawersweiber / ſondern auch wol Edele vnd Fuͤrſt - liche Perſonen / ſie haben offt hierinnen wenig vorthel.
Wie ſich aber eine fromme Gottſelige Kreiſterin / ſie ſey hohes oder nidriges Standes / in ſolchen harten vnd ſchweren zuſtande verhalten vnd wormit ſie ſich troͤſten ſolle / das wird jhnen gar artig vnd fein in ab - geleſenen Spruch gewieſen / welchen nicht jrgend ein ge -Aueor huius dicti. meiner Mann / ſondern Hiob / welcher vor GOtt vnd der Welt ein rechter Edelman / eines alten loͤblichen Geſchlechts / der auch in Koͤniglichen Wuͤrden geſeſſen /Gen. 36. v. 3 geweſen iſt / wie die Gelerten aus dem Erſten Buch Moſis erweiſen wollen: Er iſt auch von vielem Vn -Hiob. 6. v. 1. 2. 3. gluͤck gepreſſet worden / wie er ſelber klagt: Wenn man meinen jammer woͤge / vnd mein leiden zuſammen in eine Wage legete / ſo wuͤrde es ſchwerer ſein / denn Sand am Meere. Vnd gleich wie dieſer Spruch faſt mitten im Buch Hiobs ſtehet / alſo iſt er auch wie das Hertz vnd der gantze Kern darinne / daher wuͤndſchet auch Hiob / daß er in ein Buch geſtellet / mit einen Eyſern Griffel in Bley vnd zum Gedechtnuͤs in einen Fels ge -Triplicia cor - dialia præ - gnantium. hawen werden moͤchte. Es werden aber in ſolchem Spruch den Kreiſtenden Frawen dreyerley Hertzſter - ckungen gewieſen: Die 1. iſt:
1. Redem - ptoris appre - henſio. 1. Redemptoris apprehenſio. Die ergreiffung jhres Erloͤſers / der da lebet.
2. Reſuſcitationis imaginatio. Die Einbildung der zukuͤnfftigen Aufferſtehung des F[l]eiſches.
3. Viſi -[17]3. Viſionis divinæ recordatio, Die Betrach - tung der lieblichen anſchawung Gottes im ewigen Leben.
Die Erſte Hertzſterckung / damit ſich Kreiſtende1. Frawen / in jhrer hoͤchſten Noth vnd Angſt / erquicken ſollen / iſt Redemptoris apprehenſio, die ergreiffung jhres Erloͤſers / deſſen ſollen ſie ſich vor allen dingen er - rinnern / vnd mit Job ſagen / wir wiſſen daß vnſer Er - loͤſer lebet / den ſollen ſie anruffen vnd vmb huͤlff an - langen. Die Heyden haben vorzeiten in Kindesnoͤthen die Iunonem, wie auch die Papiſten die Margaretham vnd S. Annam / derer Tag vnd gedechtnuͤs wir heut haben / angeruffen / aber das iſt Abgoͤtterey / ſie wiſſen nichts von vns / ſie kennen vnſern Zuſtand nicht /Eſa, 64. v. 16 Drumb ſollen[C] hriſtliche Kreiſterinnen mit dem lieben Hiob zu jhrem Erloͤſer ſchreyen / der iſt die beſte Weh -Eſ. 59. v. 1. mutter / deſſen Hand zu helffen hat kein Ziel / wie groß auch ſey der ſchade. Man ſol aber dieſe Wort nicht alleine reden / ſondern auch recht verſtehen lernen / denn ob ſie ſchon ſehr kurtz ſein / ſo wird doch viel darinne be - grieffen / es iſt darinne kein vergeblicher Buchſtabe. Redemptoris deſcriptio.
Es verſtehet aber hie durch den Erloͤſer Hiob nicht jr - gend einen jrrdiſchen vnd zeitlichen / wie Moſes die Kinder Jſrael aus Egypten / vnd Joſua ſie von jhren Feinden errettet haben / ſondern dadurch wird gemeinet der Meſ - ſias / der Welt Heyland vnd Seligmacher / den be -1: à perſonæ maieſtate. quæ habet 1. Divinam naturam. ſchreibt Job mit lebendigen Farben / vnnd zwar 1. à perſonæ maieſtate, von ſeiner Hohen vnd Majeſteti - ſchen Perſon / vnd erweiſet 1. Divinam naturam, ſeineCGoͤttliche[18]Goͤttlichen Natur / in dem er in præſenti redet / vnd ſpricht: Jch weis daß mein Erloͤſer lebet / jetzt dieſeVrde Chro - nolog: Noi - ſenij Fol.[]13. Stunde darinne ich von jhm rede / lebet er ſchon. Nu hat Hiob / wie die alten Kirchenlehrer wollen / zur zeit des Ertzvatern Jacobs gelebet / wol 1751. Jahr vor Chriſti Geburt / Drumb iſt ſeine rede / da er ſpricht / ſein Erloͤſer lebe / von Chriſti Goͤttlicher Natur zuuor -Ioh. 8. v. 58. ſtehen / welche von Ewigkeit her geweſen iſt / wie Chriſtus zu den Juͤden ſagt: Ehe denn Abraham warIoh. 1. v. 27. bin ich. Vnd Johannes der Teuffer ſpricht auch / Er ſey vor jhm geweſen.
2. Humanam naturam. 2. Beſchreibet auch Hiob Humanam naturam, ſeine Menſchliche Natur / vnd weiſet ſie in dem woͤrt - lein Erloͤſer / wie auch Paulus eben ſolche rede fuͤhret /Gal. 4. v. 4. in ſeiner Epiſtel an die Galater / da er ſpricht: Da die Zeit erfuͤllet war / ſandte GOtt ſeinen Sohn gebo - ren von einem Weibe vnd vnter das Geſetze gethan / auff daß er die / ſo vnter dem Geſetz waren / erloͤſen2. àb officij dignitate. moͤchte: Jnmaſſen auch zugleich mit dieſem woͤrtlein Erloͤſer / Hiob den Herrn Chriſtum von ſeinem ho - hen / fuͤrnehmen Ambte beſchreibet / das ſtunde in der ſeligmachung oder erloͤſung / wie der Engel zum JoſephMatt.[1]. v. 21 ſagt / Du ſolt ſeinen Namen Jeſus heiſſen / denn er wird ſein Volck ſelig machen von jhren Suͤnden: Da -Mattho. 2. v. 28. her er auch ſelber ſpricht: Deß Menſchen Sohn ſey nicht kommen / daß er jhm dienen laſſe / ſondern gebe ſein Leben zur erloͤſung fuͤr viele.
Es[19]Es nent jhn auch Hiob in ſeiner Sprach nicht ſchlecht einen Erloͤſer / ſondern giebt jhm einen ſchoͤnen Ehrentittel vnd nent jhn GOEL, einen Blutsfreund oder Blutrecher / der ſich ſeines Freundes ſo annimbt / daß er auch vmb ſeinet willen / Leib / Leben vnd Blut waget / vnd nicht nachleſt / biß er ſein Blut gerochen hat: Wie ein ſolcher Goel vnd Blutsrecher der Ertz - vater Abraham war / da er hoͤrete / daß ſeines Brudern Sohn der Loth / von den Feinden war gefangen hin - weg gefuͤhret worden / da eilete er jhnen auff der Ferſſen nach / vnd lies nicht nach / biß er jhn mit ſeiner HaabGeneſ. 14. v. 14. errettet. Nu eben ein ſolcher Blutsfreund oder Blut - recher wird auch der Meſſias ſein / wil Hiob ſagen / wie er ſich denn in vnſer Fleiſeh vnnd Blut gekleidet /Phil. 2. v. 7. vnd an geberden wie ein ander Menſch funden worden iſt / er hat auch ſein Blut vergoſſen / damit er vns an vnſern Feinden rechnen / von jhrer macht vnd gewalt erloͤſen vnd ewig ſelig machen moͤchte. Jnmaſſen erHoſ.[3]v. 14 lengſt zuuor dauon Weiſſagen laſſen / Jch wil ſie vom Tod erretten / Tod ich wil dir eine Gifft / Hell ich wil dir eine Peſtilentz ſein. Daher ſagt auch S. paulus2. Tim. 1. v. 10. Er hat dem Tode die macht genommen / daß Leben vnd ein vnuergenglich weſen ans Liecht bracht: Wie er denn vor vns im Oelgarten blutigen Schweiß ge -Lue. 23. v. 44 ſchwitzet / vnd was noch in ſeinem Leibe voͤrblieben war / daß iſt am Stamm des Creutzes vergoſſen worden / da -1. Ioh. 1. v. 8. mit hat er vns von Suͤnden gewaſchen / damit hat er die Handſchrifft / ſo wider vns war / durchſtrichen / da -Heb. 9. v. 12. mit hat er eine ewige Erloͤſung erlanget.
C ijVnd[20]Vnd das alles / ſpricht Hiob / iſt auch mir zu gute geſchehen / ach er iſt auch mein Erloͤſer: Ja das alles iſt gewis vnd warhafftig / er ſpricht nicht / ich zweiffele dran / oder es mag vielleicht alſo ſein / ich wil es ſo da - uor halten / wie jener Schultes zum Pfarrer / da er jhn in ſeiner Kranckheit mit der Aufferſiehung vnd ewigen leben troͤſtete / ſprach: Jch wils euch / lieber Herr / wol zugefallen gleuben / aber jhr werdet ſehen / es wird nichts drauß werden. Nein ſpricht Hiob / ich weis es gewiß / ich bin es gewiß in meinem Glauben verſichert vnnd gleube von hertzen / daß mein Erloͤſer lebe. Sehet das iſt der erſte Troſt / damit ſich Hiob in ſeinem hoͤchſten Creutz troͤſtet / daß er nemlich gewiß gleubt / ſein Erloͤſer lebe.
Applicatio ad parturientes. Vnd daß ſol auch einer Kreiſtenden Frawen / in jhrer hoͤchſten noth vnd angſt beſte Hertzſterckung vnnd Labſall ſein / die ſol auch gewiß gleuben / jhr Erloͤſer Jeſus Chriſtus lebe / zu dem ſol ſ[i]e jhre hoffnung ſtel - len / vnd dencken / Ob ich ſchen jetzt voller angſt vnnd elendt bin / vnd alle Menſchliche Huͤlff vnd Mittel aus - ſindt / ſo wil ich doch nicht verzagen / denn ich weis noch einen Helffer / der iſt mein Erloͤſer Jeſus Chriſtus /Pſa. 68. v. 21. der kan Todte lebendig machen / wie er denn im Pſalm der Herr Herr / der vom Tode erretten kan / ge -Ioh. 11. v. 44. Luc. 7. v. 15. Matt. 9. v. 26 nennet wird / wie er auch ſolches an Lazaro / an der Widwen Sohn zu Nain / vnnd an dem verſtorbenen Maͤgdlein zu Capernao / kraͤfftig erwiefen hat / Dienet es derwegen mir zur Seligkeit / ſo wird er auch mir zu dieſem mal helffen / vnd wird mich froͤlich entbinden / OEr[21]Er kennet alle meine Wercke / vnd weis alle meine Truͤb -Apoc. 2. v. 9. Pſa. 22. v. 16. ſal / hat er mich doch von meiner Mutterleibe gezogen / vnd biß auff dieſe gegenwertige ſtunde wunderbarlich er - halten / Er hat auch mich mit Leibesfrucht geſegnet /Pſa. 1 27. v. 4. denn Kinder ſind ja eine Gabe Gottes vnd ein Geſchenck des allerhoͤchſten / derentwegen wird er ja an ſeim eigen Werck gedencken / vnd mich vnd meine Leibesfrucht er -Pſa. 30. v. 6. halten / denn er hat mehr luſt zum leben als zum Tode. Ja wenn mich der liebe GOtt gleich gar in dieſer mei - ner Noth vnd harten ſawren Kreiſten ſterben lieſſe / wenn er mich ſchon toͤdtete / ſo wil ich doch von jhme nichtHiob. 13. laſſen / er ſol dennoch mein liebſter Erloͤſer vnd Selig - macher bleiben / auff jhn wil ich froͤlich leben / auff jhn wil ich getroſt ſterben:
Vnd ob ſchon der Herr verzeucht / ſo wird er doch nicht auſſenbleiben / ſondern gewiß kommen / wilHabac. 2. v. 3. derwegen gedult haben vnd ſagen:
C iijOb es[22]Pſa. 130. v. 6.Ob es weret biß in die Nacht /Vnd wider an den Morgen /Doch ſol mein Hertz an Gottes macht /Vorzweiffeln nicht noch ſorgen /Er iſt allein der gute Hirt /Der mich erretten vnd erloͤſen wird /Aus meinem Elend allen.
Ach ſolchen gleubigen Kreiſterinnen / wil Chri - ſtus gewiß zu huͤlffe kommen / er wil jhr rechter ErloͤſerPſa. 91. v. 15 ſein / wie er ſelber ſagt: Jch bin bey dir in der Noth / ich wil dich heraus reiſſen vnd zu ehren bringen / ich wil dich ſettigen mit langem leben / vnd wil dir zeigen meinEſa. 41. v. 10 Heil. Vnd an einem andern orth troͤſtet er: Fuͤrchte dich nicht / denn ich bin mit dir / weiche nicht / denn ich ſtercke dich / ich erhalte dich / durch die rechte Handt meiner gerechtigkeit. Solcher Kreiſterin wil er nichtEſ. 49. v. 14. vorgeſſen / wie er auch ſelber bezeuget: Zion ſpricht / Der Herr hat mich verlaſſen / der Herr hat mein vorgeſſen / kan auch ein Leiblich Mutter jhres Kind - leins vorgeſſen / daß ſie ſich nicht erbarme vber den Sohn jhres Leibes / vnnd ob ſie ſchon deſſelben wuͤrde vorgeſſen / ſo wil ich doch dein nicht vorgeſſen / denn ſihe in meine Haͤnde hab ich dich gezeichnet. Vnd beim Propheten Hieremia erklaͤret er ſich / vnd ſpricht alſo:Hierem. 31. v. 20. Jſt nicht Ephraim mein thewrer Sohn vnd mein traw - tes Kind / denn ich dencke noch wol dran / was ich jhm geredet habe / darumb bricht mir mein Hertz kegen jhm / daß ich mich ſein erbarmen muß[?]Wie man von ſolcherHuͤlffe[23]huͤlffe Gottes ein Exempel erzehlet / denn da ein WeibHiſtoria. auch etliche Tage in fchweren Kindesnoͤthen gelegen / vnd ein Schuͤler vor der Thuͤre ſang / Aus tieffer noth ſchrey ich zu dir / da faſſete ſie jhr ein friſch hertz / vnd ſprach: Ja eben auff den GOtt hoffe ich auch / zu dem Herrn ſeufftze vnd ſchreye ich auch / da ſol balde GOtt jhr vnd jhrem Kinde geholffen haben: Denn
Vnd wenn ſchon der HErre Chriſtus in ſolchem Zuſtande ein Weib durch den Tod abforderte / ſo bleibt er doch jhr Erloſer / vnd iſt ſolcher Tod ein ſeliger Tod / Daher auch S. Paulus ſchreibet ꝛ Das Weib wird1. Tim. 2. v. 15. ſelig durch Kinder zeugen / ſo ſie bleibet im Glauben / in der Heiligung / in der Liebe ſampt der Zucht / vnnd welche an den Eingebornen Sohn Gottes gleubt / die ſol nicht verlohren werden / ſondern das ewige leben ha -Ioh. 3. v. 16. ben. Solche Weiber ſind in jhrem Ambt vnd Beruff / vnd welche darinn ſtirbet / von derſelben kan man ſa - gen / was in der Offenbahrung Johannis geſchrieben ſtehet: Selig ſind die Todten / die in dem HerrnApoc. 14. v. 13. ſterben / von nu an / Ja der Geiſt ſpricht / daß ſie ruhenvon[24]von jhrer Arbeit. Sehet das iſt die erſte krefftige Hertzensſterckung der Schwangern Frawen / daß ſie nemlich gewiß gleuben ſollen / JEſus CHriſtus jhr Er - loͤſer lebe / zu dem ſollen ſie ruffen / dem ſollen ſie vor -Rom. 8. v. 28 trawen / ſo wird er ſie Erloͤſen vnnd alles zur ſeligkeit gedeyen laſſen.
II. Reſurrectio - nis imagina - tio. Die Andere Hertzſterckung / damit ſie ſich in jh - rer hoͤchſten noth vnd angſt erquͤicken ſollen / iſt Reſurre - ctionis imaginatio, die Einbildung der zukuͤnfftigen Aufferſtehung des Fleiſches / daß weiſet Hiob / wenn erTextus. ferner ſpricht: Vnnd Er wird mich hernach aus der Erden aufferwecken / vnd ich werde mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden. Es koͤnnen fromme Chriſten neben jhrem Erloͤſer vnter jhrem ſchweren Creutz vnnd ſterben keinen beſſern vnd krefftigern troſt haben / als die Aufferſtehung jhres Fleiſches: Daher auch S. Pau - lus ſchreibet / wir wollen euch lieben Bruͤder nicht ver -1. Theſ. 4. v. 13. halten von denen / ſo da ſchlaffen / auff daß jhr nicht trawret / wie die andern ſo keine hoffnung haben / denn ſo wir gle[u] ben daß Jeſus geſtorben vnd aufferſtanden iſt / alſo wird GOtt auch die / ſo entſchlaffen ſind durch Jeſum mit jhm fuͤhren. Daher auch Doctor Luther dieſen Spruch Pauli / bey Churfuͤrſtlichen Leichbegaͤng - nuͤſſen erklaͤret hat. Demnach ſol ſich auch eine mat - te vnd jetzt ſterbende Kreiſterin in jhrer hoͤchſten angſt mit jhrer aufferſtehung erquicken.
Gleich wie aber Job im Erſten Stuͤck vn - ſern Erloͤſer auffs ſchoͤnſte beſchrieben / alſo mahlet erauch[25]auch die aufferſtehung der Todten gar artig abe / daß wir gleichſam vor Augen ſehen / wie es damit zugehen werde / jnmaſſen auch GOtt ſolches dem ProphetenEzech. 17. v. & ſeq. Ezechieli im Geſichte geweiſet.
Erſtlich aber zeiget er Cauſam efficjentem, Die1. Reſurrecti - onis Cauſa efficient. Haupt Vrſach derſelben / wer denn die Todten auffer - wecken werde / vnd ſpricht / daß es nicht ſein werde jr - gend ein Engel oder Ertzengel / das Werck iſt jhnen zu hoch vnd ſchwer / daher wan nirgend lieſet / daß ein En - gel ſolches gethan hette / Es wird auch nicht der Patri - a[r]chen / Propheten oder Apoſteleiner ſein. Denn ob ſie ſchon vorhin Todten erwecket / ſo haben ſie es doch nichtMarci. 16. v. 20. aus eigener / ſondern Chriſti macht gethan: Auch wird es nicht verrichten jrgend ein gelehrter Philoſophns, wie der Koͤnig Artaxerxes in Perſia meinete: Denn da ſeine Gemahlin Todes verblichen war / da hette erHiſtoria. viel Goldes drumb geben / daß ſie hette koͤnnen wieder lebendig gemacht werden / Schickte derwegen zum ge - lehrten Philoſopho dem Democrito, vnd lies jhn er - ſuchen / daß er die verſtorbene Gemahlin wieder lebendig machen wolte / es ſolte ſeine muͤhe vnd arbeit jhme reichlichen verlohnet werden. Democritus gab zur ant - wort / wie es ein ſehr ſchweres werck were / doch wenn der Koͤnig jhme 30. Maͤnner verſchaffen wuͤrde / derer ein jeder 60. Jahr alt were / vnd in ſolchen 60. Jah - ren niemals kein Creutz noch Vngluͤck gehabt hette / ſo wolte er kommen vnd jhre Namen an der Verſtorbe - nen Koͤnigin Sarck ſchreiben / vnd daß leben in ſie brin -Dgen:[26]gen: Aus dieſer Antwort verſtunde der Koͤnig Arta - xerxes, daß Democritus es nicht verrichten koͤnte / gleich wie er die gedachten Maͤnner nicht auffbringen koͤnte. Derentwegen weiſet vns Hiob hie den rechten Werckmeiſter vnd ſpricht / Er Er wird mich aufferwe - cken / mit welchem woͤrtlein Er / Hiob niemand anders /Matt. 11. v. 5 als ſeinen Goel, ſeinen Blutrecher vnd Erloͤſer verſte - het / der kan die Blinden ſehend / die Lamen gehend / die Ta[u] ben hoͤrend / die Sprachloſen redent / vnd die Todten lebendig machen / wie er auch ſelber im Johan -Ioh. 5. v. 25. ne bezeuget / da er ſpricht: Warlich warlich ich ſage euch / es koͤmpt die Stunde vnd iſt ſchon jetzt / daß die Todten werden die Stimme des Sohns Gottes[h]oͤren /v. 28. vnd die ſie hoͤren werden / die werden leben: Jtem / Verwundert euch des nicht / denn es koͤmpt die Stunde in welcher alle / die in den Graͤbern ſind / werden ſeine Stimme hoͤren / vnd werden hervor gehen / die da gu tes gethan haben / zur Aufferſtehung deß Lebens / dieIoh. 6. v. 40 aber vbels gethan haben / zur Aufferſtchung des Ge - richtes: Jtem / Das iſt der Wille des Vaters / der mich geſand hat / daß wer den Sohn ſiehet / vnd gleubtApoc. 1. v. 18. an jhn / ſol haben das ewige Leben / vnd ich werde jhn aufferwecken am Juͤngſten Tage: Vnd in der Offen - bahrung Johannis ſtehet geſchrieben / daß er die Schluͤſ - ſel des Todes habe.
2. Cauſa m[a]terialis. Zum Andern beſchreibet Hiob auch bey der Auff - erſtehung Cauſam materialem, Was denn wider auffer - ſtehen ſol / vnd ſpricht: Er wird mich wider aufferwe - cken / vnd ich werde mit dieſer meiner Ha[u] t vmbgebenwerden /[27]werden / damit er denn anzeigen wil / daß GOtt nicht jrgend newe Leiber ſchaffen werde / ſondern eben die ſub - ſtan[t]z vnd der Leib / welchen der Menſch hie gehabt / ſol mit allen ſeinen Gliedmaſſen aufferwecket werden / da ſol von vnſerer Haut / von vnſerm Fleiſch vnnd Bein / kein Staͤublein dahinden bleiben / wie auch im Propheten Eſaia geſchrieben ſtehet: Deine TodtenEſa. 26. v. 19. werden leben vnd mit jhrem Leichnam aufferſtehen / vn - angeſehen daß ſie wol vor viel Tauſent Jahren in der Erden vermodert vnd verfaulet / zu Staub vnd Aſchen werden worden ſein / dennoch wird ſie Chriſtus wieder aufferwecken / wenn es gleich vor vnſer Vernunfft nochIoh. 11. v. 39 ſo vnmuͤglich zu ſein ſcheinet. Daher bringet Lazarus eben den Leib mit aus dem Grabe hervor / mit welchem er allbereit vier Tage im Grabe gelegen vnd ſtinckend worden war: Chriſtus ſtehet eben mit dem Leibe auff / in welchem er zuuor am Creutz gehangen / welchen die Gottloſen Kriegsknechte gegeiſſelt / durchſtochen vnnd ans Creutz genagelt hatten: Daher ſagt er auch zuIoh. 20. v. 20. Luc. 24. v. 39 ſeinen Juͤngern / Sehet meine Haͤnde vnd meine Fuͤſſe ich bins ſelber / fuͤhlet mich vnd ſehet / denn ein Geiſt hat nicht Fleiſch noch Beine / wie jhr ſehet / daß ich habe.
Doch iſt hie gar wol zu mercken / daß vnſere Lei -Corporum clarificatio. ber nicht mehr ſo ſchwach vnd gebrechlich ſein werden / wie in dieſem Leben / ſondern ſie ſollen vorkleret werden / es ſollen alle maͤngel von jhnen genommen werden / wie auch der Außerwehlte Ruͤſtzeug Gottes der Apoſtel1. Cor. 15. v. 43. & 44. Paulus an die Corinther ſchreibet / Es wird geſeet ver -D ijweßlich /[28]weßlich / vnd wird aufferſtehen vnuerweßlich / es wird geſeet in vnehre / vnd wird aufferſtehen in herrligkeit / es wird geſeet in Schwachheit / vnd wird aufferſtehen in krafft / es wird geſest ein natuͤrlicher Leib / vnnd wirdMatth. 22. v. 20. aufferſtehen ein Geiſtlicher Leib / da ſollen wir den En - geln Gottes gleich vnd ehnlich werden / ja dem verkaͤlr -Phili.[3]. v. 22. ten Leibe Chriſti Jeſu / wie abermals Paulus bezeuget / da er an die Philipper ſchreibet: Vnſer wandel iſt im Himmel / von dannen wir auch warten der Zukunfft Jeſu[C] hriſti / welcher vnſern nichtigen Leib verklaͤren wird / daß er gleich vnd ehnlich werde ſeinem verklaͤrtenRom. 6. v. 9. Leibe / da wird auch kein Tod mehr vber vns herrſchen.
[3]. Cauſa for - malis. Zum Drittem weiſet vns auch bey Aufferſtehung der Todten Hiob Cauſam formalem, die Arth vnd weiſe / wie es damit zugehen werde: Welches er mit dem woͤrtlein Aufferwec[ken]zuuerſtehen giebet / denn damit wil er anzeigen daß der Tod der Chriſten nichtsIoh. 11. v. 11 anders als ein ſuͤſſer Schlaff ſey / wie Chriſtus ſelber vom Lazaro ſaget / Er iſt nicht tod / ſondern ſchlefft /Matt. 9. v. 24 welche wort er auch von des Jairi verſtorbenen Toͤch - terlein brauchet / Vnd Daniel der Prophet weiſſagt /Dan. 12. v. 2 Daß viel / ſo vnter der Erden liegen vnd ſchlaffen / auff -Simile. wachen werden. Denn wie ein Menſch / der ſich des Tages vber muͤde gearbeitet / auff den Abendt ſich in ſein Schlaffkaͤmmerlein zur ruhe leget / vnd wenn man des morgens jhn wider auffrufft / es hoͤret / ſtehet auch auff / zeucht ſeine Kleider an / gehet an ſeine Arbeit / vnd leſt ſich duͤncken / er habe nur eine ſtunde geſchlaffen /da er[29]da er doch eine gantze lange Nacht gelegen: Eben alſo iſt es mit den verſtorbenen Chriſten auch bewand / ſie ſchlaffen auch / ſo balde aber die Stimme des Ertzen - gels klingen / vnnd die Poſaune Gottes ruffen wird /1. Theſ. 4. v. 16. furgite mortui, ſtehet auff jhr Todten / ſo werden ſie auch hoͤren / vnd bald auffſtehen / vnd wenn ſie gleich noch ſo viel Jahr vnter der Erden gelegen / ſo wird ſie doch duͤncken / als hetten ſie nur eine kleine geringe zeit geruhet / daher heiſt GOtt ſolchen Schlaff ſelber einen kleinen Augenblick / vnd ſpricht im Propheten Eſaia:Eſa. 26. v. 20. Gehe hin mein Volck / in eine Kammer / vnnd verbirge dich einen kleinen Augenblick.
Es vermeldet Hiob auch zugleich die Zeit /Tempus re - ſurrectionis. wenn ſolches alles geſchehen werde / vnnd brauchet das woͤrtlein Hernach / mit welchem er auff die letzte Zeit dieſer Welt / oder auff den Juͤngſten Tag ſiehet / wie es dann auch in der Lateiniſchen Sprach heiſſet in die no - viſsimo: Denn der Juͤngſte Tag wird ſein dies reſti - tutionis omnium, ein Tag daran alles widerbrachtAct. 3. v. 21. werden ſol / wie Petrus in der Apoſtel Geſchicht bezeu - get.
Nu ſehet das iſt auch des lieben Hiobs glaubens bekentnuͤs von der Aufferſtehung der Todten / damit er ſich in ſeinem hoͤchſten Creutz erquicket vnd getroͤſtet hat. Daraus erſcheinet daß er ſo viel habe ſagen wollen: Ob ich ſchon jetzt in der Aſchen ſitzen muß / voller Blat - tern vnd Geſchwaͤr bin / ob ſchon mein Fleiſch verdor - ret iſt / daß ich die Zeene nicht bedecken kan / vnd keinemD iijMenſchen[30]Menſchen ehnlich bin / ja ob ich wol gar den Weg aller Welt gehen / wie meine liebe Kinder ſterben / in die Er - de geſcharret / vnd darinne vermodern vnnd verfaulen werde / ſo wird mich doch mein Erloͤſer darinne nicht laſſen / ſondern er wird am Juͤngſten Tage mich herr - lich daraus aufferwecken.
Applicatio. Dieſen Troſt ſol nu[a] uch eine fromme Kreiſterin / wenn ſie den Tod vor Augen ſiehet / ergreiffen / ſich da - mit troͤſten vnnd ſagen: Ob ſchon ich armes elendes Weib jetzt da liege / groſſe ſchmertzen leide / die mir wol gar das Hertz brechen vnnd abſtoſſen werden / ja ob ſchon meine Leibesfrucht von mir nicht geloͤſet werden kan / ſondern ich werde derſelben Kirchhoff vnd Grab ſein / ſo wil ich dennoch getroſt ſein / vnd weil ich mich auch allenthalben matt vnd muͤde gearbeitet / daß mir alle kreffte vergangen / ſo wil ich mich nach der Himli - ſchen ruhe ſehnen / gleich wie ein muͤder Tagloͤhner vnd Arbeiter nach dem Feyerabendt verlangen treget / vnd wil nach dem gnedigen Willen Gottes gern einſchlaffen / dem befehle ich mein Leib vnd Seele / vnd bete mit froͤ - lichem glaubigen Hertzen:
Item:[31]Wenn mein Stuͤndlein verhanden iſt /Vnd ich ſol fahrn mein Straſſen /So gleit du mich Herr Jeſu Chriſt /Mit huͤlff mich nicht verlaſſe /Mein Seel an meinem letzten end /Befehl ich dir in deine Haͤnd /Du wirſt ſie nicht verlaſſen.
Jtem:
Jch fahr nu hin zu Jeſu Chriſt /Mein Arm thu ich ausſtrecken /So ſchlaff ich ein vnd ruhe fein /Kein Menſch kan mich auffwecken /Denn Jeſus Chriſtus Gottes Sohn /Der wird die Himmelsthuͤr auffthun /Vnd mich fuͤhrn zum ewigen leben.
Der wird mich vnd meine verſchloſſene Leibes - frucht wol wiſſen wider zuerwecken vnd lebendig zuma - chen. Darumb
Mit Fried vnd Frewd ich fahr dahin /Jn Goͤttes Willen /Getroſt iſt mir mein Hertz vnd Sinn /Sanfft vnd ſtille /Wie GOtt mir vorheiſſen hat /Der Tod iſt mein Schlaff worden.
Wie denn auch ſonſten nothleidende Chriſten in jhrem Creutz vnd Truͤbſalln keine krefftigern Troſt ha - ben koͤnnen / als die froͤliche Aufferſtehung jhres Fleiſches zum ewigen Leben.
Die Dritte Hertzſterckung damit eine frommeIII. Viſionis di - vinæ recor - datio. Kreiſterin in jhrer hoͤchſten noth vnd angſt ſich troͤſten ſol / iſt Viſionis divinæ recordatio, die betrachtung der lieblichen anſchawung Gottes / davon ſagt Hiob /Jch[32]Jch werde in meinem Fleiſch GOtt ſehen / denſelben werde ich mir ſehen / vnd meine Augen werden jhn ſchaw - en: Hilff ewiger GOtt wie ſind das abermals ſehr liebliche vnd troͤſtliche wort / darinne vns ſalvandorum gloria, die groſſe Ehr vnd Herrligkeit der Kinder Got - tes im ewigen leben gewieſen wird / aus denſelben macht hie Hiob nur eine als die allerfuͤrnembſte namhafftig / vnd nent ſie Viſlonem DEI, die Anſchawung Gottes: Jch werde / ſpricht er / in meinem Fleiſch GOtt ſehen / denſelben werde ich mir ſehen / vnd meine Augen wer - den jhn ſchawen / welches Hiob darumb mit ſo vielen gedoppelten worten anzeiget / daß er damit die gewiß - heit ſolcher Herrligkeit zu erkennen geben wil.
Simile. Hie in dieſer Welt frewet man ſich ſehr / wenn1. Reg. 10. v. 1. & ſeq. man einen Fuͤrſten vnd Herrn oder einen vornehmen von Adel ſehen ſol: Die Koͤnigin aus Reich Arabia reiſete bey 482. Meil weges / damit ſie nur den Koͤnig Salomon ſehen / vnd ſeine Weißheit hoͤren moͤge / ſie preiſet auch ſeine Knechte vnd Hoffdiener / ſo teglich vor jhm ſtunden / vor ſelige Leute. Aber viel tauſend mal mehr iſt es vor eine herrligkeit zu achten / daß die Außerwehlten Kinder Gottes / im ewigen leben / denIac. 1. v. 17. waren GOtt / der ſie erſchaffen / der auch iſt Pater lu - minis, der Vater des Liechtes: Den HerrN Je -Mal. 4. v. 2. ſum Chriſtum / der ſie erloͤſt / der auch iſt die Sonne der Gerechtigkeit / vnd den heiligen Geiſt / der ſie geheili - get / vnd iſt Lumen cordium, ein Liecht der Hertzen / ſchawen vnd ſehen werden. Zwar in dieſem leben ſe -hen[33]hen wir GOtt auch / aber es geſchiecht in ænigmate, in einem tunckeln Wort / wie Paulus bezeuget / ja wir1. Cor. 13. v. 12. koͤnten es auch nicht ertragen / wenn wir jhn mit leibli - chen Augen ſchawen ſolten / wie GOtt ſelber ſagt: Kein Menſch wird leben der mich ſiehet. Aber imEx. 33. v. 20. ewigen Leben werden vnſere Augen ſo hell vnd klar werden / daß wir auch den wahren GOtt von Ange - ſicht zu Angeſicht ſchawen werden. Daß wird vnſer hoͤchſte vnd allerbeſte Frewde ſein / daher auch Doctor Luther ſchreibet / daß ein Anblick der Goͤttlichen Maje - ſtet beſſer ſein werde / denn aller Welt frewde vnd herr - ligkeit. Ja es wird die frewde ſein / von welcher der Prophet Eſaias / vnd Apoſtel Paulus ſchreiben / daßEſ. 64. v. 4. 1. Cor. 2, v. 9. ſie kein Auge geſehen / daß ſie kein Ohr gehoͤret / vnd daß ſie in keines Menſchen Hertz kommen ſey.
Daher haben ſich auch die Heiligen Gottes je -Deſiderium piorum vi - dendi Chri - ſtum in vita æterna. Auguſt. derzeit hertzlich darnach geſehnet / wie der alte Kirchen - lehrer Auguſtinus offtermals geſeufftzet: Mori deſi - dero, ut videam leſum meum, Jch begehre ſelig zu ſterben / damit ich nur meinen HErrn Jeſum Chriſtum ſehen moͤge. Dauid ſpricht: Wie der Hirſch ſchreyetPſal. 42. v. 1. nach friſchem Waſſer / ſo ſchreyet meine Seele GOtt zu dir / meine Seele duͤrſtet nach GOtt / nach dem le - bendigen GOtt / wenn werde ich dahin kommen / daß ich Gottes Angeſicht ſchawen werde.
Es haben ſich aber dieſer herrligkeit alleine die / welche an Chriſtum gleuben / die auch in jhrem Glau - ben beſtendig biß ans ende verharren / zugetroͤſten. EWelches[34]Welches Hiob hie andeutet / da er ſpricht / kein fremb - der werde jhn ſchawen / da er denn durch die frembden die Gottloſen / ſo Chriſtum vnd ſein Wort verachten / in vnbußfertigkeit leben vnd ſterben / vorſtehet / die ſollen Gottes angeſicht nicht ſchawen / ſie ſollen darvon ge -Matth. 22. v. 13. ſtoſſen werden / in das euſſerſte Finſternis hinaus / da ſeinEſ. 66. v. 24. wird Heulen vnd Zeenklappen / da jhr Wurm nicht ſterben / vnd jhr Fewer nicht ausleſchen wird. Derent - wegen ſol ſich ein jeder wol pruͤfen / vnd zuſehen / damitMatt. 7. v. 23. er nicht vnter den frembden / die Chriſtus nicht kennet / ſondern vnter den gleubigen / die er jhm aus ſeinen Haͤnden nicht wil reiſſen laſſen / funden werden moͤge /Ioh. 10. v. 28. ſo wird er auch nach ausgeſtandener Hitz des Creutzes / im Himmelreiche getroͤſtet werden / vnnd GOtt mit frewden ſehen vnd ſchawen.
Applicatio. Vnd mit dieſer lieblichen anſchawung Gottes / ſol ſich abermals eine ſchwache vnd ſterbende Kreiſterin laben / erquicken / vnnd ſol ſagen: Ob mir jetzt ſchon meine Augen brechen / daß ich meinen lieben Junckern Herrn / Eheman / meine hertzliebe Kinder / Geſchwiſter / Ohem vnd Blutsfreunde nicht mehr in dieſer Welt ſehen werde / ey ſo bin ich doch getro[ſt]/ vnd thue meine jr -Pſ. 116. v. 9. diſche Augen gern zu / vnd frewe mich von hertzen / daß ich nu im Paradiß meinem lieben Gott ſehen ſol / daß ich nu kommen werde ins Land der Lebendigen / vnnd darinne vor dem HErrn wandeln ſol: Hie hab ich viel jammer / elend / angſt / noth vnd truͤbſal ſehen muͤſſen / daß mir die Augen mit Threnen offt vbergangen ſein /forthin[35]forthin aber werde ich meinen Koͤnig in ſeiner ſchoͤneEſa. 33. v. 17. ſehen / daß ſich mein Hertz verwundern wird / daruͤber werden alle Threnen von meinen Augen abgewiſchetApoc. 7. v. 17. werden / nu werde ich mit jauchtzen gen Zion kommen / ewige frewde wird vber meinem Heupte ſein / frewde vndEſa. 35. v. 10. wonne werden mich ergreiffen / vnd ſchmertz vnd ſeuff - tzen wird wegmuͤſſen. Derentwegen lieber Juncker / lieber Mann / liebe Kinder / liebe Geſchwiſter / liebe Freunde / geſegne euch GOtt / der geb euch viel Tau - ſent guter Nacht / Jch habe euch zwar hertzlich gelie - bet / aber Jeſus Chriſtus mein vnd ewer Erloͤſer wird euch viel tauſend mal mehr lieben / Jch habe eine kleine zeit vor euch geſorget / er wird euch allezeit verſorgen /Ioh. 14. v. 18 Matth. 28. v. 20. er wird euch nicht Wayſen laſſen / er wird bey euch bleiben / biß an der Welt ende / ſehen wir in dieſer Welt einander nicht mehr / ſo wollen wir doch im ewigen le - ben einander ſehen / vnd darinne in ewigkeit vns von hertzen frewen / vnd GOtt loben vnd preiſen. Nu ich fahre dahin / jhr werdet hernacher kommen / Derentwegen
O ſelig vnd vberſelig iſt eine ſolche Kreiſterin / die mit ſolchem Troſt vberwindet vnd einſchlaͤfft / von der kan man mit warheit ſagen: Das arme elende Weib iſt zwar
Jtem /
Sie nehme nicht die ga[n] tze Welt / vnd kehme wi - der in dieſen elenden Jammerthal.
Sehet / daß iſt alſo der dreyfache Troſt vnnd Hertzſterckung / damit ſich kreiſtende Frawen erquicken ſollen / damit ſie auch Ritterlich vberwinden / vnnd zu Chriſto ins ewige leben dringen / vnnd mit S. PauloRom. 8. v. 18. getroſt fagen koͤnnen: Wir halten es dauor / daß dieſer zeit leiden nicht wehrt ſey der Herrligkeit / ſo an vns ſol offenbahret werden.
Bey welcher erklerung wir auch zum Beſchluß mercken ſollen / daß keinem frommen Chriſtlichen Weibe ſolcher Tod ſchedlich / ſondern viel mehr zur Seligkeit befoͤrderlich ſein mus. Man dencket offt / ach wenn nur mein liebes Weib / meine liebe Mutter / meine lie - be Tochter / meine liebe Schweſter vnd Freundin nicht in jhren ſawren kreiſten verſtorben were / ſo wolte ich mich deſto leichter zu frieden geben. Aber weil auch dieſer ein ſeliger Tod iſt / ſo ſol man auch vor ſolchemAnblick[37]Anblick nicht zu ſehr ſich entſetzen / noch zu viel ſich be - truͤben / ſondern darneben dencken / daß es nach das gnedi -Hiob. 14. v. 6 gen woligefallen Gottes ergangen ſey: Der hat einem jeden ein Ziel geſetzt / daß kan er nicht vberſchreiten: Vnd ſol demnach ein Chriſtlicher Ehemann / dem ſein liebes Weib auff ſolche weiſe entzogen wird / ſeine SeeleLuc. 21. v. 19 mit gedult faſſen / vnd mit Hiob ſagen: Sicut Domi - no placuit ità factum eſt, Jch weiß daß ich vor mein liebes Hertz fleiſſig gebetet / vnd jhre Leibesfrucht trew - lich GOtt befohlen habe. Du lieber GOtt / der du vnſere Hertzen getrennet haſt / verleihe gedult / hilff / daß ich deinen Willen ferner erkennen / vnd die Leibesfrucht welche ich hie nicht lebeudig geſehen / im ewigen Leben in Glori vnd Herrligkeit ſinden vnd ſchawen moͤge.
Weil auch der Mutter die Kinder ſo ſawer wer - den / daß ſie vber jhrer Geburt Geſundheit vnd Leben offt einbuͤſſen muß / ſo ſollen ſich die Kinder auch deſto danckbarer kegen ſie erzeigen / wie der alte TobiasTob.[4]. v. [4.] ſeinem Sohne ſolches mit fleiß einbindet / da er befeh - let: Ehre deine Mutter alle dein lebelang / denck[e dran]was vor gefahr ſie ausgeſtanden hat / da ſie dich vnter jhren hertzen getragen. Wird die liebe Mutter den Kindern aus den Augen geriſſen / ſo ſollen ſie ſich troͤ - ſten daß der guͤtige GOtt / wenn ſie jhn nur fuͤrchten werden / jhr Vater vnd Mutter ſein werde / wie ſich alſo David daß arme Waislein troͤſtet: Vater vnndPſ. 27. v. 10. Mutter verlaſſen mich / aber der HErr nimpt mich auff / Alſo ſiehet GOtt noch heut zu tage auff armeE iijſromme[38]fromme Gottſelige Waͤislein / da bringet er ſie offt anGen. 41. v. 40 Eſth. 2. v. 17. Koͤnige vnd Fuͤrſten Hoͤfe / vnd erhebet ſie hoch / wie an Joſeph vnd der Eſther ſolches augenſcheinlich zuſe - hen iſt.
So ſollen auch an ſolchen Exempeln andere Wei - besperſonen ſich ſpiegeln vnd deſto fleiſſiger beten / daß ſie GOtt vor ſolchem elende bewahren wolle / da ſollen ſie dencken / Sihe da / iſt das dieſem frommen Gottſeli - gen Fraͤwlein wiederfahren / was wil wol dir geſchehen / die du lange nicht ſo fleiſſig beteſt? Fluchen vnd ſchel - ten iſt dein beſtes / derwegen wiltu vmbkehren / vnd deſto mehr dich der Gottſeligkeit befleiſſigen.
Ja ein jeder / er ſey Edel oder Vnedel / Reich oder Arm / ſol ſich auch ſeiner ſterbligkeit errinnern /Syr. 38. v. 23. wie Syrach befiehlet: Gedencke an den Todten wie er geſtorben iſt / alſo wird es auch dir gehen / heut war es an jhm / morgen iſt es vielleicht an dir / vnd bete einPſ. 90. v. 13. jeder mit Moſe: HERR lehre vns bedencken daß wir ſterben muͤſſen / auff daß wir klug werden. Welches euch allen / ſampt mir in gnaden vorhelffen wolle / GOtt Vater / Sohn vnd heiliger Geiſt die hochgelobte Dreyfaltigkeit in ewig - keit / Amen.
AMEN.
WAe wir jetzt vor krefftigen Troſt vnd Hertzſterckung aus Gottes wort angehoͤrt vnd vernommen / damit hat ſich jeder zeit / ſonderlich in jhrem harten / ſawren vnd ſchweren Kreiſten / auch vnſere ſelige im HErrn entſchlaffene Fraw / die Weyland Edele / Ehrenvieltu - gentſame Fraw Anna / geborne von Kertzſchin / des Edlen / Geſtrengen / Ehrenveſten Junckern Ernſt Abraham von Dehnens Rotfelſers / auff Helffenberg / Fuͤrſtl. Saͤchſ. geweſenen Stall vnd Hoffmeiſters / liebe Haußfraw erquicket / welches man aus erzehlung jhres Lebens / Wandels vnd ſeligen Abſchiedes im beſten ver - mercken kan.
Sie iſt Anno 1577. am Tage Vrſulæ, von1. Nariuitas. Chriſtlichen / Adelichen Eltern zur Welt geboren wor - den.
Jhr Vater iſt geweſen der Weyland Edle / Ge -2. Parentes. ſtrenge / Ehrenveſte Chriſtoph von Kertzſch zum Stein / Zſchanitz vnd Neuſchwitz / deſſen Vater der auch Edle Geſtrenge / Ehrnveſte Medardus von Kertzſch / zum Stein. Seine Mutter aber eine Hermsdorffin aus dem Hauſe Polentz / geweſen. Jhre leibliche Fraw Mutter iſt eine Schoͤnfeldin / aus dem Hauſe Loͤbenitz /derer[40]derer Mutter eine von Zehmen / aus dem Hauſe Zehmen geweſen.
3. Educatio. Von dieſen jhren Chriſtlichen Adelichen Eltern iſt wolgedachte nu mehr in GOtt ruhende Fraw zur Tauff befoͤdert / vnd zu allen Adelichen Tugenden / Gottesfurcht / Ehr vnd Erbarkeit aufferzogen worden / wie ſie denn auch in jhrer Kindheit vnnd Jungfraw ſtande jhnen jederzeit allen Kindlichen gehorſam vnnd danckbarkeit erzeiget vnd erwieſen hat.
4. Coniugi - um. Anno 1598. Da ſie das 21. Jahr erreichet / hat ſie ſich mit jhren lieben Junckern nach Gottes willen vnd Ordnung in Eheſtandt begeben / vnd iſt das Bey - lager am 22. Octobris zum Helffenberge gehalten wor - den. Mit welchem jhren Junckern / den ſie von her - tzen geehret vnd geliebet / 17. Jahr im Eheſtande recht Chriſtlich vnd friedlich gelebet.
5. Liberi. Hat auch durch Gottes Segen 10. lebendige Kinder vnd einen Todten Sohn zur Welt geboren / vnd iſt jetzt mit dem 12. Todes verblichen / darunter 7. Soͤhne vnd 5. Toͤchter geweſeu.
6. Nævorum agnitio. Ob ſie zwar auch jhre Maͤngel / Suͤnden vnd Schwachheiten gehabt / ſo hat ſie doch dieſelben erkant / GOtt vmb vorzeihung fleiſſig vmb Chriſti willen ange - langet / vnd iſt darneben auch mit vielen ſchoͤnen Tu -7. Pietas. genden geſchmuͤcket geweſen / Vnter welchen an jhr die Gottesfurcht geleuchtet / in dem ſie Gottes Wort vor jhren beſten Schatz geachtet / die Predigten vnd daß heilige Abendmal fleiſſig beſucht / im Gebet angehaltenvnd[41]vnd Predigern gern alles guts gethan hat. Sonder - lichen aber iſt ſie der Calviniſchen Lehr von hertzen feind geweſen / vnd hat offt mit verwunderung gruͤndlich dar - wider diſputiren vnnd derſelben mit Chriſtlichem Ge - muͤth vnd Eyfer widerſprechen koͤnnen.
Die Haushaltung hat ſie jhr auch trewlich an -8. Occono - mia. gelegen ſein laſſen / derer ſie offt auch wol zwo oder drey beſtellet / darumb ſie ſich allein bekuͤmmert / damit jhr lieber Juncker deſto beſſer ſeinen Fuͤrſtlichen beſtallun - gen hat abwarten koͤnnen.
Jhre Vnterthanen hat ſie geliebet / dieſelben nicht9. Subditi. wider billigkeit beſchweret / vnnd ſich wie eine fromme Mutter kegen ſie erzeiget / ſonderlich den armen gerne ausgeholffen / daher ſie nicht alleine jhren fruͤhzeitigen Tod jetzt hertzlich / wie vor Augen zuſehen / beweinen vnd betrawren / ſondern kuͤnfftig in vielen jhre gutthaͤ - tigkeit vermiſſen werden.
Sie hat auch allerley Creutz vnd widerwertig -10. Crux. keit / welches bey frommen Chriſten nicht auſſenbleibet / erfahren muͤſſen / darunter ſie doch ein ſtarckmuͤtiges Chriſtliches Hertz gehabt / vnd ob jhr ſchon bißweilen etwas ſehr zu gemuͤth gegangen / dennoch es verbergen koͤnnen / vnd hat es wol nicht mercken laſſen: Wie ſie denn auch andere vnter jhrem Creutz getroͤſtet / vnd offt guten Rath vnd That mitgetheilet.
Als ſie vermercket / daß ſie GOtt abermals mit11. Ad par -〈…〉〈…〉 m præpa - ra i〈…〉〈…〉. Leibesfrucht geſegnet haͤtte / hat ſie jhm dauor gedan -Fcket /[42]cket / vnd ſich vnd jhre Leibesfrucht trewlich in ſeinen Schutz vnnd Schirm beſohlen. Vnd da die Geburts - zeit herzu genahet / da hat ſie ſich vor allen dingen mit GOtt verſoͤhnet / vnd vor drey Wochen zu Schoͤnfeld / dahin ſie gepfarret / offentlich in der Kirchen das heili -H. Baſilius Rerchart. ge Abendmal empfangen / wie denn auch gedachtes orts Pfarrer / der Gottſeligkeit halben jhr gut zeugnuͤs gibet.
Sie hat auch jhre zuflucht zu dem lieben Gebet genommen / vnd nicht allein vor jhre Perſon daſſelbe fleiſſig gebrauchet / ſondern ſich auch in das gemeine Kirchengebet trewlich einſchlieſſen laſſen / vnd ob wol jhr Tod jhr mag geahnet haben / in maſſen ſie etliche mal geſprochen: Sie wuͤrde ſchwerlich zu dieſem mal darvon kommen / ſo hat ſie doch darneben noch jmmerdar gute hoffnung zu GOtt getragen / vnd gebetet / daß er jhrer nicht vorgeſſen wolte / Daher ſie den ſchoͤnen GeſangEſ. 49. v. 14. aus dem Propheten Eſaia: Zion ſpricht / der Herr hat mich verlaſſen / der Herr hat mein vorgeſſen: Kan auch ein Weib jhres Kindleins vergeſſen / daß ſie ſich nicht erbarme vber den Sohn jhres Leibes? Vnd ob ſie deſſelben vorgeſſe / ſo wil ich doch dein nicht vor - geſſen / Sihe in die Haͤnde hab ich dich gezeichnet / mit allem fleiß zum oͤfftern des Tages vber geſungen hat.
2. Difficils pattus. Da ſich am Dienſtage daß Kreiſten ſehr ſchwer angefungen / ſo hat ſie ſich als ein recht Chriſtlich Weib / in aller gedult darein ergeben / vnd hat ſich vor allen dingen mit jhrem Erloͤſer Jeſu Chriſto getroͤſtet /da[43]da ſie denn ohn vnterlas den erklaͤrten Spruch: Jch weiß daß mein Erloͤſer lebet / in jhrem Munde vnnd hertzen gefuͤhret / deßgleichen aus dem Pſalm: HerrPſal. 73. v. 25. & 26. wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Him - mel vnd Erden / wenn mir gleich Leib vnd Seele ver - ſchmacht / ſo biſtu doch allezeit mein Troſt vnd mein Theil. Deßgleichen / Ach du mein liebes Jeſulein / ꝛc. Vnd wie ſie andere ſchoͤne Spruͤch vnd Gebet mit den. Predigern vnd denen / ſo bey jhr auffgewartet / fleiſſig gebrauchet hat.
Weil ſichs auch in die lenge verzogen / vnnd ſie13. Valedi - ctin mariti & liberorum. matt vnd ſchwach worden war / vnd nicht wuſte wie es GOtt ſchicken moͤchte / ſo hat ſie auch zeitlicher weiſe jhr Haus beſtellet / vnd jhren lieben Junckern zu ſich erfodert / jhn geſegnet / den Herrn Eydam vnd Kin - der jhme trewlich befohlen / auch begehret / daß er den dritten Sohn / Chriſtianum Vlricum zum Studiren halten / vnd wenn ſie ja nach Gottes willen vorſterben ſol - te / ſie / vnangeſehen daß ſie zu Schoͤnfeldt jhr Erbbegreb - nuͤs hetten / in dieſe renovirte Sophien Kirchen begra - ben laſſen wolte. Da ſie ferner gefragt worden / was ſie den Kindern auffs Gutt wolte ſagen laſſen / hat ſie geantwortet / man ſolte jhnen ſagen / ſie ſolten fromb ſein / ſie hetten einen reichen GOtt im Himmel / der wuͤrde ſie alle ernehren vnd verſorgen helffen.
Da jhre noth vnd angſt je lenger je groͤſſer wor -14. Precum reiteratio. de / hatt ſie widerumb nicht alleine ſelbſt fleiſſig gebetee /F ijſondern[44]ſondern auch begehret / daß alle ſo vorhanden geweſen / vmb daß Bette nieder knien vnd mit jhr ſchoͤne Gebet -15. Medio - rum uſurpa - tio. lein ſprechen folten / welches jhr nicht allein von allen von hertzen gern iſt geleiſtet worden / ſondern es ſind auch ſonſten alle Menſchliche Mittel verſuchet vnd ge - brauchet worden.
So ſind auch Edele vnnd Vnedele vorſtendige Weibsperſonen bey jhr geweſen / ja es haben auch Fuͤrſt - liche Perſonen durch jhre Frawen Hoffmeiſterin -16. Dominæ Electoriſſæ〈…〉〈…〉 Viduæ gratia. nen allen moͤglichen fleiß anwenden laſſen. Wie denn auch die Churfuͤrſtliche Fraw Mutter in eigner Perſon am Sonnabend bey jhr geweſen / vnd allen fleiß vnnd muͤtterliche trewhertzigkeit / mit beten vnd rath geben / aller gnedigſt an jhr erwieſen / auch jhrem letzten ende beygewohnet / vor welche ſonderliche groſſe gnade die Fraw Kreiſterin / neben jhrem Junckern vnd Kindern nicht allein in hoͤchſter vnterthenigkeit von hertzen ge - dancket / ſondern es wird es auch die ſelige verſtorbene Fraw im ewigen leben ruͤhmen / Ja wir alle ſollen da - her vrſach nehmen / deſto fleiſſiger vor jhre Churf. Gn. die auch armen gemeinen Buͤrgersweibern / in derglei - chen noͤthen allerley Mittel gnedigſt mittheilen leſſet / von hertzen zu beten / daß jhrer Churf. Gnaden GOtt langes leben vorleihen / vnd am juͤngſten Tage ſolche vnnd andere vnzehliche wolthaten reichlich verlohnen wolle.
17 Fidel per - ſeverantia. Als ich vnwuͤrdiger am Sonnabendt vmb 11. Vhr zu jhr gefodert worde / da hat ſie nicht allein den Troſt / den ich jhr aus Gottes wort zugeſprochen / mitgroſſer[45]groſſer andacht angenommen / ſondern auch nochmals ſich erklaͤret bey jhrem Erloͤſer vnd Seligmacher Jeſu Chriſto beſtendig biß an das ende zuuerbleiben: Be - gerte auch nicht mehr / als daß er nur kommen / vnd ſie zu ſich nehmen wolte / ſie wolte von hertzen gern ſter - ben / vnd in Friede dahin fahren / denn ſie gleube von gantzen hertzen / daß jhr Erloͤſer ſie vnd jhre Leibesfrucht am juͤngſten Tage zum ewigen leben aufferwecken wuͤrde / darinne ſie jhn ſehen vnd hertzensfrewde erlangen wuͤrde.
Da ich jhr daß ſchoͤne Gebetlein / O Herre18. Moriendi defiderium. GOtt / in meiner noth / ruff ich zu dir / ꝛc. vorſprach vnd wir auff die wort kamen: Mach mich zum Erben / hub ſie jhre Haͤnde auff / vnd ſagt dreymal / Mach mich zum Erben / Mach mich zum Erben / Mach mich zum Erben: Jn deinem Reiche / Ach brich liebes Hertze brich / denn ich meinen Herren Jeſum Chriſtum feſt darein geſchloſſen habe / daß mir jhn der Tod da - raus nicht reiſſen kan. Da ich jhr auch daß ſchoͤne Ge - betlein / Wenn mein Stuͤndlein vorhanden iſt / vor - hielt / vnd wir auff die wort kamen: Mein Seel an meinem letzten end / befehl ich dir in deine Hend / da repetirte vnd widerholete ſie auch etliche mal ſolche wort / vnd als ich den ſchoͤnen Spruch: Wie der HirſchPſ. 42. v.[2]. ſchreyet nach friſchem Waſſer / ꝛc. nur anfieng / da betete ſie jhn mit groſſen ſeufftzen ſelbſt hinaus / vnnd wuͤnſchete nur nach dem ewigen Leben.
Darauff kam ſie ein Froſt vnd Schawer an / da auch bald groſſe Hitz folgete: Vnd da ſie in dasF iijander[46]ander Bette begerte / vnd es jhr zugelaſſen worde / be - gerte ſie / man wolte ſie doch ein wenig ſchlaffen laſſen / darnach wolte ſie gern weiter reden / vnd mittel brau -19. Mors pla - cida. chen laſſen / vnd da ſie ſich auff die ſeiten wandte / vor - ſchiede ſie / ohn alle vngeberde vnd ſchmertzen / als ein recht mattes / muͤdes / Chriſtlichs / ſeligſterbendes Hertze. 20. Actas. Vnd iſt jhr Alter noch nicht vollkoͤmlich 38. Jahr ge - weſen.
Sehet / daß iſt dieſer Adelichen Frawen Leben / Wandel vnd ſeliger Abſchied / daraus man erkennet /Matth. 10. v. daß ſie ein Chriſtliches Weib geweſen / vnd daß ſie auch / weil ſie im wahren glauben an Chriſtum beſtendig bißApoc. 2. v. 10. ans ende vorblieben / gewiß ſelig ſey / vnd wohne allbe -Sap. 3. v. reit der Seelen nach in der Hand GOttes im ewigen Leben / darzu auch jhr Leichnam / ſampt der Leibesfrucht am Juͤngſten Tage / welches auch jhr hochſter Troſt geweſen / aufferwecket werden ſol.
Sol demnach jhr hochbetruͤbter Juncker den gne - digen Willen GOttes erkennen. Die Kinder ſollen auch jhr trawren meſſigen vnd ſich frewen / daß ſie die liebe Fraw Mutter im ewigen Leben wider ſehen wer - den / bevoraus die / welche ſie noch nicht gekent haben / welche auch / wenn ſie zum vorſtande kommen werden / den heutigen Tag erſt recht beſeufftzen vnd ſagen wer - den / ach daß vnſere liebe Mutter vns ſo zeitlich verſtor - ben iſt / ach wenn wir ſie nur gekant / vnd einmal mit jhr hetten reden ſollen / Ey die werden ſie im ewigen le -ben[47]ben kennen vnd ſehen: Sollen demnach der trewhertzi - gen vermahnung der lieben verſtorbenen Mutter jnge - denck ſein / GOtt fuͤrchten / den Herrn Vater lieben / ehren vnd jhme gehorſam ſein / ſo wird GOtt auch fuͤr ſie ſorgen / vnd wird ſie laſſen lange leben / er wird es jhnen laſſen wolgehen auff Erden. Wuͤnſchen hiemit der verſtorbenen Adelichen Frawen eine ſelige Ruhe vnd froͤliche aufferſtehung zum ewigen Leben / vnd bitten jhn / daß er auch vns gnade vorleihen wolle / Chriſtlich zu leben / ſelig zu ſterben / vnd endlich daß ewige Leben zu ererben / vmb ſeines lieben Sohnes Jeſu. Chriſti vnſers Herren willen / Amen.
Piæ obſervantiæ ac debitæ gratitudinis ergò Dreſdæ ſcriptum à Ichanne Neandro Coldicenſi, Notar: publ: Cæſar. & LL. Studioſo.
Dreſdæ, Typis Gimelis Bergen. ANNO M. DC. XV.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).