PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Ein Chriſtliche Leichpredigt
Bey Begraͤbnus Weylandt des Ehr - wuͤrdigen vnnd Hochgelehrten Herren M. Chiliani Passaueri, Pfarhers zun Predigern in Speier / Welcher den 25. Januar. dieſes jetztlauffenden 1614. Jahrs in Gott ſeliglich abgeſtorben / vnd den fol - genden 27. Tag gantz Chriſtlichen in groſſer Frequentz zu ſeinem Ruhebethlein gebracht vnd hingelegt worden.
[figure]
Gedruckt zuSpeierbeyElias Kembach/ Jm1614. Jahr.
[2]3

Die Liebe Gottes des Vatters / die Gnade Jeſu Chriſti / vnd die Gemeinſchaft des heili - gen Geiſtes / ſey mit vns allen / Amen.

WArumb Wir / Geliebte vnd Andaͤchti - ge in dem Herrn Jeſu Chriſto / fuͤr dißmal in ſo groſſer Frequentz vnd ge - draͤngnus zuſammen kommen / bedarff keines anzeigens: Wir ſehens mit wei - nenden Augen vnd groſſen Trawren / daß Wir nemlich den Leichnam vnſers lieben getrewen Pfarꝛherꝛs vnd Seelſorgers / des Ehrwuͤrdigen / Acht - barn vnd Wolgelehrten Herꝛn / M. Chiliani Paſſawers / welches geiſtreiche Stimm wir nun 27. Jahr in vnſern Kirchen mit groſſem Nutzen gehoͤrt / hinauß in ſein er - wuͤnſchtes Schlaffkaͤmmerlin vnd ſanftes Ruhebethlin geleitet / vnd Sanctis exuviis die letſte Ehꝛ erzeigen helffen. Es hat der Herr aus vnſerm Mittel hinweg genom - men nicht ein ſchlecht Liechtlein / ſondern ein recht bꝛennend Fackel / ein ſolches Liecht / daß nicht vnder einem Scheffel geſtanden / ſonder auf dem Leuchter geſteckt / beides in Lehr vnd Leben ein ſolchen Glantz von ſich geben / dabey ſich je - derman in vnſerer Stadt vnd Kirchen / jung vnd alt / klein vnd groß / arm vnd reich / Edel vnd vnedel / Gelehrt vnd vngelehrt hat beſehen koͤnnen. Es hat vnſer Gott auß vnſerm weg vnd mittel hinweg genommen nit ein junges Pfroͤpffreißlin / welches man newlich gepflantzt / daß manA ijerſt4erſt hat lang begieſſen muͤſſen / vnd des Gluͤcks erwarten / wie es mitler zeit gerahten moͤchte / ſondern einen rechtge - wachſenen Cederbaum / an welchem wir im Hauß des Herrr noch viel Jahr / hertzenluſt vnd Frewd hetten ſe - hen moͤgen. Ja es hat Gott aus vnſerm Mittel hinge - nommen einen Mann / der vor vilen andern mit beſondern Gaben des Geiſtes geſchmuͤckt vnd geziert / den Namen des Herren fuͤr Freund vnd Feind zu verkuͤndigen maͤchtig geweſen. Moͤchten derohalben wol mit Jere -Ietem. 9. v. 1. mia klagen / Ach daß wir Waſſers gnug in vnſerm Haupt hetten / Ach daß vnſere Augen threnenquell weren / vnd wir tag vnd nacht beweynen moͤchten den trawrigen Riß den vns der Herr gemacht hat. Laßt vns zum Herren /Oſe. 6. v. 1. mit ſeufftzen vnd gebett wenden vnd ſagen / Ach Herr du haſt vns geſchlagen / du wolleſt vnſer Kirch wider hey - len / dein Wort vnd Lehr ferner bey vns erhalten.

Nun ſeyn wir aber beyſammen / nicht nur zu trawren / vnd vns vnſer Sterblich[k]eit zu erinnern / ſondern auch der kuͤnfftigen Herꝛlichkeit zu getroͤſten / Solches fruchtbar - lich zu behertzigen / erhebt Ewre Hertzen zu Gott / vnd be - tet mit andacht ein heiligs Vatter vnſer ꝛc.

Textus (2. Timoth. 4. v. 6. 7. 8.)

JCh werde ſchon geopffert / vnd die Zeit meines Abſcheidens iſt vorhanden. Jch hab einen guten Kampff gekaͤmpffet / Jch hab den Lauff vollendet / Jch habe glauben ge -halten. 5halten Hinfurt iſt mir beygelegt die Cron der Gerechtigkeit / welche mir der HErr an jenem Tage / der gerechte Richter geben wildt / Nicht mir aber allein / ſondern auch allen die ſeine er - ſcheinung lieb haben.

WAnn Wir / Geliebte vnd andaͤchtige / in diſer vnſers lieben Pfarꝛherꝛs / vnd getrewen Collegæ / ſeeligen / Leichbe - gaͤngnus anfahen / vnd vnſerer Hertzen Gedancken anzeygen wollen / werden wir mit Eliſa dem Propheten vnnd Mann Gottes auch ſchreyen vnd ſa - gen / Mein Vatter / mein Vatter / Wagen vnd Reuter2. Reg. 2. v. 12. Jſrael / Eliſa wil ſagen: Ach daß muß Gott im Himmel g[e]klagt ſeyn / daß Wir des hohen Propheten Eliæ muͤſſen beraubt / vnd hinfurt ſeines Rahts vnd trewen beyſtands verluſtigt ſeyn / welcher vns als ein frommer Vatter ge - liebt / als ein ſtarcke M[a]wer dem Koͤnigreich Jſrael fuͤrge - ſtanden / Kirchen vnd Schulen mit Lehren / Predigen / vnd fewrigem Gebett hat helffen erhalten / o des gluͤckſeeligen Fuhrmans / er hat Roß vnd Wagen vber ſtock vnd ſtau - den gluͤcklich gefuͤhret / Kirchen vnd Schulen helffen er - halten. Weil Wir aber mit außſchreyen / ruffen vnd weheklagen / vnſern lieben Pfarꝛherꝛn vnd Collegam zwar / wie billich / betrawren / aber nicht wider bringen koͤn - nen / ſo haben Wir vilmehr zu betrachten / daß Wir jhnen nicht verlohren / ſondern fuͤr vns hingeſandt haben / er ſey nicht geſtorben / ſondern da Elias iſt hingefahren / aus demA iijLeid6Leid zur Frewd / aus der Vnruhe zum Fried / aus der ſchwachheit zur Vollkommenheit / aus der Muͤheſeligkeit zur Herꝛlichkeit / aus dem Jammerthal in die ewige Glori vnd Herꝛlichkeit verſetzet. Daß er vns zuruͤft / Liebe Pfarꝛ - kinder vnd Collegæ! all hernach / all hernach. Er will daß Wir nach der Lehr des hohen Apoſtels Pauli / auch ein gute Ritterſchafft vben / einen guten Kampff kaͤmpffen / dann auch vnſer Abſcheid naͤher dann wirs meynen / ver - handen. Weil dann gedachter vnſer Pfarꝛherꝛ vnd Col - lega in ſeiner letſten bekandtnus / ſich ſonderlich mit diſem Text getroͤſtet / auch hernacher denſelben bey ſeiner Leich - begaͤngnus zu erklaͤren / verordnet / alſo wollen wir auf diß - mal bedencken

I.

Propoſitio. Den Lauff / Leben vnd Sterben Pauli des H. Apoſtels / mit was frewdigem vnerſchrocke - nem Hertzen er deſſelben gedencke.

II.

Sollen Wir behertzigen / den hertzlichen Troſt vnd ſtarcke Hoffnung / damit Paulus der Apoſtel abſcheiden vnd ſchlieſſen will.

Pars prima.

VOn Theodoſio dem frommen Keyſer ſchreibt der alte Lehrer Ambroſius. Dilexi virum, quia cùm iam corpore ſolvere - tur, magis de Eccleſiæ, quàm propriispericulis7periculis angebatur: Der fromme Keyſer vergiſſet ſeiner Schmertzen / bekuͤmmert ſich vmb der Chriſtlichen Kir - chen kuͤnfftigen Zuſtandt. Eben alſo thut auch der hohe Apoſtel Paulus / als er durch offenbarung des H. Geiſts vernommen / Keyſer Nero / werd jhnen zu Rom behalten / daß er auch bey der Lehr vnd Ehr des gecreutzigten Chriſti ſein Leben zuſetzen muͤſſe / ſo will er zuvor ſeinem diſcipul Timotheo die Kirch anbefohlen haben / Predige das Wort / ſchreibt er / halt an / es ſey zur rechter zeit oder vnzeit /2. Timoth. 4. v. 2. 3. 4. 5. ſtraffe / traͤwe / ermahne / mit aller gedult vnd lehr / dann es wirdt ein zeit ſeyn / da ſie die heilſame Lehr nicht leiden wer - den / ſondern nach jhren eigenen Luͤſten / werden ſie jhnen ſelbſt Lehrer auffladen / nachdem jhnen die Ohren jucken / vnd die Ohren von der Warheit wenden / vnd ſich zu den Fabeln kehren. Du aber ſeye nuͤchtern allenthalben / leide dich / thue das werck eines Evangeliſchen Predigers / richt dein Ampt redlich auß. Vrſach ſolcher erinnerung ſtehn in verleſenen Worten / er werde nun gehen den Weg alles Fleiſchs / er werde mit ſeinem Tod den Namen Chriſti preiſen / abſcheiden vnd bey Chriſto ſeyn / vnd will ſagen / nun werde ich von diſer Welt abſcheiden in Gottes wil - len / zu meinem Gott / weils jhm gefellt / will ich jhm halten ſtille / Mein Leib vnd Seel ich jhm befehl / in meiner letſten ſtunden / o trewer Gott / Suͤnd / Hell vnd Tod / haſtu mir vberwunden. Jch fuͤr mein Perſon ſchließ eigentlich / es habe vnſer Pfarꝛer vnd Collega, als er diſe Wort jhm zur Leichpredigt außerkoren / neben Paulo dem Apoſtel auff vorgehende Wort mit fingern deuten vnd ſagen wollen: Jhr meine liebe Collegæ, ich werd nun hinfort in dieſer ſtreitenden Kirchen bey Euch nit mehr ſeyn / vnd den Kir -chenwagen8chenwagen fuͤhren helffen / ſondern hingehen den weg alles Fleiſch / zu vnſern Vaͤttern in Gottes hand geſamlet wer - den / aber Jch bezeug nun fuͤr Gott vnd dem Herren Jeſu Chriſto / der da zukuͤnfftig iſt / zu richten die Lebendi - gen vnnd die Todten mit ſeiner erſcheinung vnd ſeinem Reich / Prediget das Wort / haltet an / es ſey zu rechten zeit oder zur vnzeit / ſtraffet / draͤwet / ermahnet / mit aller gedult vnd Lehr / dann es wird eine Zeit ſeyn / da vnſere Nachkoͤm - linge / die heylſame Lehr nicht leiden werden / ſondern nach jhren eigenen Luͤſten werden ſie jhnen ſelbſt Lehrer auffla - den / nach denen jhnen die Ohren jucken / vnd werden die Ohren von der Warheit abwenden / ſich zu den Fabeln kehren: Jhr aber ſeyt nuͤchtern allenthalben / leidet Euch / thut das Werck rechtſchaffener Evangeliſcher Prediger / vnd richtet ewer Ampt fleiſſig auß. Diſe trewhertzige vnd wolmeynend Erinnerung / von vnſerm Seniore, ſoll al - lenthalben in acht genommen werden.

Es braucht der hohe Apoſtel nachdenckliche Wort / vnd nennet ſeinen Tod ein OPFFER. Ob gleich - wol der Apoſtel vnd H. Maͤrterer Abſcheid vor der Welt1. Cor. 4. v. 9. ſchmaͤhlich vnd ſie ein ſchewſal ſeyn aller Welt / jedoch wieHebr. 11. v. 4. das Opffer Abels / vor Gott angenaͤm / das Opffer NoæGeneſ. 8. v. 21. Gott in die Naſen gerochen / alſo daß Gott / da ers roch / ſpꝛach / Jch will die Welt hinfurt vmb des Menſchen wil -Epheſ. 5. v. 2. len nicht mehr verderben / wie Chriſti Opffer / da er ſich fuͤr vns zur Gabe vnd zum Opffer dargegeben / in den augen Gottes hoch vnd herꝛlich / alſo iſt auch der Apoſtel vndPſal. 116. v. 15. Maͤrterer Tod heilig vnd koͤſtlich fuͤr vnſerm Gott / Jhr Blut iſt der Same / mit welchem Gott ſeinen geiſtlichen Acker tuͤnget vnd befeuchtet.

Fuͤrs9

Fuͤrs ander ſpricht der Apoſtel / Die zeit meines Ab - ſcheidens iſt fuͤrhanden: will ſagen / Mein zeit vnd ziel iſt wann Gott will / es ſeind gezehlt all haͤrlin mein / beid groß vnd klein / faͤllt keines ohn den Willen ſeyn / Jch hab meinIob. 14. v. 5. beſtimte zeit / die zahl ſeiner Monaten ſteht bey jhm / der Herr hat mir ein ziel geſetzet / das werd ich nicht vber -Pſal. 31. v. 16. gehn / Mein zeit / ſpricht Koͤnig David / ſteht in deinen haͤn -Pſ. 139. v. 16. den / Gott hat meine Tag aufgeſchrieben / auf ſein Buch / dieſelbe lauffen nun zu end. Den Tod nennet er einen ABSCHEID / dann durch den Tod muͤſſen Wir abſcheiden von allem / was wir hie vor augen geſehen vnd geliebt haben / nach dem Reimen / Ein tuch ins Grab / da - mit ſcheid ab / auf vnd an / damit darvon / Gut vnd Gelt bleibt in der Welt. Solches erkandt Salartinus, Koͤnig in Egypten / als er zu Aſcolon kranck lag vnd ſterben ſolte / laßt er auf einem Rennſpies ein weiß tuch / im Laͤger her - umb tragen / vnd außruffen / Floruit in toto qui rex Oriente ſuperbus, En iacet, hoc præter nil moriturus habet. Koͤnig David bekennet in ſeinem 39. Pſalmen /Pſal. 39. v. 6. daß ſein Leben ein zil habe / vnd er davon muͤſſe. Es iſt aber ſehr troͤſtlich / was von ſolchem Abſcheid das Buch der Weißheit redt / Der Gerechten Seelen ſeyn in GottesCap. 3. v. 1. 2. hand / vnd kein qual ruͤret ſie an / fuͤr den vnverſtaͤndigen werden ſie angeſehen als ſtuͤrben ſie / vnd jhr Abſcheid wird fuͤr ein pein gerechnet / jhr hinfahrt fuͤr ein verderben / aber ſie ſeyn im Fride. Scheiden bringt leiden / aber widerkom - men macht / daß ich des ſcheidens nicht acht. Rabi Si - meon nennets ein dimiſſion / da einer auß ſchwaͤrer dienſt -Luc. 2. v. 29. barkeit erlediget / vnd aus dem Creutzwagen außgeſpant wirdt. Der hohe Apoſtel Paulus nennets Analyſin auff -Bbindung /10bindung / auffloͤſung / da die Seel vom Leib auffgeloͤſet wirdt. Aus diſen zweyen woͤrtlin Opffer vnd Abſchied lernen wir den Tod in ſeinem gelben kuͤttel mit ſeiner ſcharpffen Senſen recht erkennen. Es haben auch hoheEſa. 38. ver. 10. 14. Leut fuͤr ſeinem hohn vnd trotz zu zeiten ſich entſetzt / His - kias der fromme Koͤnig / Abraham der geiſtreiche Ertzvat -Gen. 20. v. 11. 13. ter / aber er heißt doch nur ein angenemes Opffer / ein frid - ſamer Abſchied / ein depoſition vnſerer Huͤtten / ein zerſtoͤ - rung vnſer Leimenhaͤuſer / ein gang zum Vatter / ein ſuͤſſer Schlaff / ein abſoͤnderung der vnſterblichen Seelen von den ſterblichen vnd ſuͤndigen.

Hierauff erzehlt nun der Apoſtel ſeinen curriculum, macht ſich zu einem geiſtlichen Kaͤmpffer auf dem Renn - platz vnſers Gottes: Die alten Lehrer ſchreiben / es gehoͤren zu ſolchem Kampff vnd Lauff vier ſtuͤck / φύσις, μάθησις, ἄσκη - σις, χρᾶσις, daß ein ſolcher Kaͤmpffer erſtlich ein hurtig / faͤ - hig / Natur vnd ingenium habe / welches zur verꝛichtung der ſachen nicht traͤg noch verdroſſen ſey. Daß er fuͤrs an - der habe Kunſt / Geſchicklichkeit / ſeine ſachen fundamen - taliter geſtudiert / der nicht allein ſeiner Bibel / der Lehr vnd Streitſchrifft maͤchtig / ſondern auch bey den freyen Kuͤnſten vnd Spraachen. Es gehoͤrt zum dritten darzu / erfahrung viler ding / weil in ſolchem Lauff vnd Kampff vilerley fuͤrfallen / da man Raht / Weißheit vnd Erfah - rung haben muß. Vnd endlich ein gut temperamenn Leibes ſtaͤrck / geſunde glidmaſſen / die ein Arbeit außharꝛen koͤnnen / weil die onera vnd beſchwaͤrung ſich haͤuffen. Nun ſpricht der Apoſtel Bonum certamen certavi, JchIob 7 v. 1. hab ein guten Kampff gekaͤmpfft. Der Menſch muß im -1. Sam. 17. v. 34. merdar im ſtreit ſeyn / gleich wie Koͤnig David mit demBaͤren11Baͤren vnd Loͤwen / der Ertzvatter Jacob / mit dem Engel /Geneſ. 32. v. 24. die gantze Nacht geſtritten / gleich wie Paulus zu Epheſo mit den wilden Thieren gekaͤmpffet / eben alſo hat der1. Cor. 15. v. 32. Menſch zu kaͤmpffen I. mit den fuͤrſten vnd gewaltigen / mit dem boͤſen Geiſt der in der Luft ſtreicht / vber diſemEpheſ 6. v. 12. Kampff ruft vnd ſchreyt Paulus der hohe Apoſtel / JchRom. 7. v. 24. elender Menſch / wer will mich erloͤſen? von dem ſtreit diſes Tods. Es dichten die Heiden / es habe Hercules mit Hydra Lernea, einer gifeigen Schlangen gekaͤmpft / wel - che ſiben koͤpff gehabt / vnd ſo bald er ein kopff abgehawen / ſeyen ſiben andere allzeit an deß einigen ſtatt gewachſen. Eben alſo hat der Menſch zu kaͤmpffen mit dem alten Drachen vnd Schlangen / welcher herumb geht / wie einApocal. 12. 13. 20. bruͤllender Loͤw / vnd ſucht / wen er moͤg verſchlingen / er iſt ein ſtarcker gewapneter / nimt ſeines Pallaſts in acht / iſt1. Petr. 5. v. 8. vnverſchamt zu tag vnd nacht / komt / wann er ſchon ein -Luc. 11. v. 21. mal geſchlagen bald wider / nimt ſiben zu ſich / die aͤrger ſeyn dann er / darff allerley ſuͤnd vnd ſchand dem Men - ſchen zumuten / vnnd diſer Fechter fichtet nicht redlich / braucht verbottene ſtoͤß / laufft ein / vnd iſt tauſentliſtig / verſucht den Loht vnd David mit Vnzucht / Adam vndGen. 19. v. 33. 37. Eva mit Hochmuht / Achan vnd Judam mit Diebſtal / vnd iſt jhm manche ſchantz gerahten. Er verſucht auch2. Samuel. 11. v. 4. ſonderlich mit fewrigen Pfeilen auf dem Todbeth / ob erGen. 3. v. 4. 7. noch im letſten abſcheid das feld erhalten moͤge. II. EinIoſ. 7. v. 1. ſolcher Kaͤmpffer muß auch wider die EhebrecheriſcheIoh. 12. v. 5. 6. Welt ſtreiten / welche / wie ſie im boͤſen erſoffen / alſo auch vns / Augenluſt / Fleiſches luſt / vnd hoffertiges Leben fuͤr -1. Ioh. 2. v. 16. traͤgt. Paulus muſte mit den falſchen Apoſteln vnd be - trieglichen Arbeitern ſich herumb ſchlagen / wie ſonderlichB ijſein12ſein Lauff / 2. Cor. 12. der leng nach beſchrieben iſt. Wer in2. Tim. 3. v. 12. Chriſto Jeſu gotſelig leben will / der muß der Welt verfol - gung leiden / Ach die Welt iſt voller Boßheit / wer jhꝛ nicht will nachdantzen / alles gut heiſſen / hat den Ablaß bald ver - ſchuͤtt / deßwegen auch Paulus vnſer Apoſtel ſpricht /Galat. 1. v. 10. Wann ich der Welt gefallen will / ſo kan ich Chriſti diener nicht ſeyn. Die Erfahrung ſpricht / Vndanck in fine la -2. Tim. 4. v. 9. borum. Demas / klagt Paulus / der hat mich verlaſſen / vnd die Welt lieb gewonnen. Diſes verſtund Moſes / da er nicht mehr ein ſohn der tochter Pharao heiſſen wolt / vnd erwehlte vil lieber mit dem Volck Gottes vngemach zu lei - den / dann die zeitliche ergetzung der Suͤnden zu haben / vndHeb. 11. v. 25. 26. achtet die Schmach Chriſti fuͤr ein groͤſſer Reichthumb / dann die Schaͤtz Egypti.

III. Ein ſolcher Kaͤmpffer muß ſtreiten / wider ſein ei - gen Fleiſch vnd Blut / dann des Menſchen Hertz iſt trotzigIerem. 17. v. 9. vnd verzagt / iſt verderbt vnd boͤß von jugendt auff / deßwe -Geneſ. 6. v. 5. cap. 8. v 21. gen vnſer Apoſtel klagt / an die Roͤmer am 7. Jch weiß daßRom. 7. v. 18. in mir / in meinem Fleiſch wohnet nichts guts. Jtem / es ſey2. Cor. 12. v. 9. jhm ein pfal ins Fleiſch gegeben / des Sathans Engel der jhn mit feuſten geſchlagen. Ach Herr Gott / wie bald iſt der Menſch gefellet / daß auch vnſer Apoſtel warnend1. Cor. 10. verſ. 12. 13. ſagt / Wer da ſteht / der ſehe zu daß er nicht falle / es hat vns kein dann Menſchliche anfechtung betretten. Die Kirch ſinget vnd bittet / Jch lig im ſtreit vnd widerſtreb / hilff o Herr Chriſt dem ſchwachen / an deiner Gnad allein ich gleb / du kanſt mich ſtaͤrcker machen / komt nun anfechtung her ſo wehr / daß ſie mich nicht vmbſtoſſen / du kanſts maſ - ſen / daß mirs nicht bring gefaͤhr / Jch weiß du wirſt nicht2. Tim. 4. v. 5. laſſen: Darumb ſetzt auch Paulus / Sey nuͤchtern allent -halben /13halben / dann wann die Leut ſchlaffen / ſo ſeet der Feind ſeinMatth. 13. v. 25. Vnkraut.

Wie ſich nun der Apoſtel in diſem geiſtlichen Kampff - platz hat auffgeſtellt / alſo komt er nun auch auf den Renn - platz / da man vmbs Kraͤntzlin in den ſchrancken laufft: ſpricht / Jch hab mein Lauff vollendet / heißt ſo vil / daß er ſein von Gott vorgeſetztes zil erꝛeichet hab / vnd wil ſpre - chen / Gott hat mich an Ezechielis Lehrwagen angeſpant /Ezech. 1. v. 15. 21. daß ich ſol meinen Lauff fuͤhren / nicht nur vnder die Ju - den / ſondern auch vnder die Heiden / Voͤlcker vnd KoͤnigeActor. 9. v. 15. ſoll bezeugen / Wir haben allzumal geſuͤndiget / vnd man -Rom. 3. v. 23. geln des Ruhms den Wir an Gott haben ſolten / werden aber ohn Verdienſt gerecht / auß ſeiner Gnad durch die Erloͤſung ſo durch Chriſto Jeſu geſchehen iſt / welchen GOTT hat fuͤrgeſtellt / zu einem Gnadenſtul / durch den Glauben in ſeinem Blut. Jch hab mich muͤd vnd matt gezogen / begehr außgeſpant zu ſeyn. Büntingius in ſeinem Apoſtoliſchen Reißbuch / rechnet daß Paulus in ſeinem Apoſtelampt auff die 3000. meil wegs gereiſet zu Waſſer vnd zu Land / mag derohalben des Reiſens muͤd / wol ſagen / Cupio diſſolvi. Die Galater lieffen auch /Galat. 3. v. 3. aber ſie volendeten jhren Lauff nicht. Loths weib / lieff auchGen. 19. v. 26. auß Sodoma / ſahe aber zu ruͤck vnd wirdt verwandelt in ein Saltzſeule. Die Capernaiter lieffen dem Herren ein zeitlang nach / traten aber wider hinder ſich. Judas vndIoh. 6. v. 66. Julianus lieffen auch / ſeyn aber zu ruͤck gefallen / auf den boͤſen weg zur Hellen zu. Wir haben vns auch in der H. Tauff verlobt / wer ſtillſteht / der tritt zuruͤck / wer auß dem weg geht / faͤllet in Vngluͤck des ewigen Verderbens / wer aber im lauff bis ans End verharꝛet / der wird ſelig.

B iijEs14

Es bekennet zum dritten vnſer Apoſtel / Er habe1. Cor. 4. v. 2. Glauben gehalten. An einem Haußhalter wird erfordert /Apoc. 2. v. 10. daß er getrew erfunden werde / getrew bleib bis ans Ende / vnd ſeinem Herꝛen nichts vbergebe. Will alſo PaulusAct. 9. v. 17. 18. ſagen / als ich zu Damaſco von Anania getaufft wurd / verlobt ich mich den Namen Jeſu zu predigen / vnd fuͤr al - ler Welt zu bekennen / in diſem dienſt hab ich nun 37. Jahꝛ mich mit gutem gewiſſen auffgehalten / auch nicht eines haar breit jemand zugefallen abgewichen. Paulus hielte1. Cor. 2. v. 2. glauben / nicht nur im anfang / da er bekennet / Jch weiſſe nichts dann JESVM Chriſtum den gecreutzigten / ſondern auch in ſeinen Schrifften hin vnnd wider / außEpheſ. 2. v. 8. gnaden ſeyt jhr ſelig worden / durch den glauben / vnd daſ - ſelbe nicht aus euch / Gottes gabe iſt es / nicht auß den wer - cken / auf daß ſich niemand ruͤhme. Deßgleichen an dieRom. 11. v. 6. Roͤmer am 11. Jſt es auß gnaden / ſo iſt es nicht verdienſt / ſonſt wird Gnad nicht gnad ſeyn / iſt es aber aus verdienſt / ſo iſt die Gnad nichts / ſonſt were verdienſt nicht verdienſt. Ja auch im end ſeines Lauffs helt er glauben / vnd ſpricht /Phil. 1. v. 23. Jch begehr auffgeloͤßt zu werden / vnd bey meinem Her - ren Chriſto zu ſeyn.

Es will aber vnſer Apoſtel hiemit nicht ſich vnder dieLuc. 18. v. 11. 12. Werckheiligen zehlen / vnd einen Jahrmarck mit jenem Phariſeer guter Werck außruffen / dann an die RoͤmerRom. 4. v. 2. 5. am 4. lehrter / Jſt Abraham durchs Fleiſch gerecht / ſo hat er zwar Ruhm / aber nit fuͤr Gott / aber die Schrifft ſagt / Abraham hat Gott geglaubt / vnd ſein Glaub iſt jhm zur Gerechtigkeit gerechnet: dem aber / der mit Wercken vmb - geht / wirdt der Lohn nit aus Gnaden zugerechnet / ſondern1. Cor. 4. v. 4. aus pflicht / vnd will vnſer Apoſtel ſprechen / Jch bin mirzwar15zwar nichts bewußt / aber in dem bin ich nicht gerechtferti - get / alſo ſchreibt er auch an die Philipper am 3. Nach demVerſ. 6. 7. Geſetz hab er vnſtraͤfflich gelebt / aber was jhm gewinn war / das hab er vmb Chriſtus willen fuͤr ſchaden geachtet. Die Kirch weiß ſich fuͤr Gott nichts zu ruͤhmen / ſondern klagt all jhr Gerechtigkeit ſey fuͤr Gott wie ein vnreinesEſa. 64. v. 6. kleid / Wir ſingen / Fuͤr dir o Gott ſich niemand ruͤhmenPſal. 130. kan / es muß dich foͤrchten jederman / vnd deiner Gnaden leben. Vnd ſo vil von dem Kampff / Lauff vnd Streit der Glaͤubigen hie auff Erden.

Pars ſecunda.

FVr der Welt ſeyn die Propheten des alten / vnd die Apoſtel des newen Teſta - ments ein Liedlin / ſchewſal vnd fegopffer /Ezech. 33. v. 32. aber bey Gott dem Herrn nicht alſo / der ſchaͤtzt vnd helt ſeine diener vil hoͤher. Zu Je -1. Cor. 4. v. 13. remia ſpricht Gott / cap. 15. Wo du dich zu mir helteſt / willIer. 15. v. 19. ich mich zu dir halten / vnd du ſolt mein Prediger ſeyn / wo du die Frommen lehreſt / ſich ſoͤndern von den boͤſen / ſo ſol - tu mein Lehrer ſeyn / ehe du ſolteſt zu jhnen fallen / ſo muͤſ - ſen ſie ehe zu dir fallen / ich helffe dir vnd erꝛette dich. Jm buch der Offenbarung am 3. Wer vberwindet / den willApoc. 3. v. 5. 1[2] ich machen zum pfeiler meines Gottes / im Tempel / vnd auff jhn ſchreiben den Namen meines Gottes / mit weiſ - ſen kleidern angethan / ſeinen Namen nicht außtilgen aus dem Buch des Lebens / vnd will ſeinen Namen bekennen fuͤr meinem Vatter vnd ſeinen Engeln. Jm Propheten Daniel / Die Lehrer werden leuchten wie des HimmelsCap. 12. v. 3. glantz /16glantz / vnd die ſo vil zur Gerechtigkeit gewiſen haben / wie die Sterne immer vnd ewiglich.

Es weiß zwar der geiſtreiche Apoſtel / hats auch ge -Gal. 2. v. 16. lehrt / daß durch des Geſetzes Werck kein Fleiſch gerechtEpheſ. 2. v. 8. werde / daß wir aus gnaden durch den Glauben / vnd nichtRom. 6. v. 23. aus verdienſt die Seligkeit erlangen / vnd das ewige Leben ſey ein Gnadengeſchenck / vnd daß der Allmaͤchtige Gott / wie die H. Vaͤtter reden / ſeine Gaaben in vns kroͤne / je - doch bekennet er auch / daß Gott ſeiner glaubigen Kinder / ſonderlich der / die ritterlich geſtritten / den glauben vnd gut gewiſſen behalten haben / jhrer muͤhe in jenem Leben erge - tzen / vnd ſie kroͤnen wolle / wie vnſer Apoſtel hie redet / Hin - furt iſt mir beygelegt die Cron / nicht ein bechkron / wie man den Maleficanten auffſetzt / nicht ein papierenkron / wie man Johann Huſſen auff dem Concilio zu Coſtnitz / Anno 1415. auffgeſetzt / vnd drauff geſchrieben / Hære - ſiarcha. Nicht ein dornen Cron / wie Chriſtus vnſer Hei - land zu Jeruſalem / vnd Anno Chriſti 1099. Godefri - dus Bielionæus im gelobten Land getragen / Nicht ein2. Samuel. 12. v. 30. Cron wie der Amoriter Koͤnig gehabt / welche zum Koͤnig David eines centners ſchwer gebracht worden. Groſſe Potentaten, Koͤnig vnd Keyſer tragen Cronen / deßwe -1. Petr. 2. v. 9. gen auch Wir Vnſers Gottes koͤniglich Prieſterthumb ſeyn werden. Hochzeitleut tragen Cronen / darauß zu ſchlieſſen / daß auch Wir zur ewigen Hochzeitfrewd desApo. 19. v. 7. 8. Lambs eyngehen werden / da wirdt vnſer Mund voll la - chens / vnd vnſere Zung voll ruͤhmens ſeyn / da werden wirPſal. 126. v. 2. truncken von den reichen Guͤtern vnſers Gottes / er wirdtPſal. 36 v 9. vns trencken mit Wolluſt / als wie mit einem Strom / daEſa. 25. v. 8. werden vnſere Thraͤnen von vnſern Augen abgewiſchetvnd17vnd wir alles leids ergetzet werden. Fechter tragen Cro - nen / wann ſie ritterlich gekaͤmpfft / vnd den preiß behalten haben / Alſo wann auch Wir im Glauben vnbeweglich / in der Liebe eifferig / im Vertrawen beſtaͤndig verharꝛet haben / ſo ſoll auch vns ein Cron nicht ein verwelckliche / wie ſonſt Hochzeitkraͤntz von Roſen vnd Blumen / von Perlen vnd Edelgeſteinen verwelcken / ſondern / wie Pe -2. Petr. 5. v. 4. trus der Apoſtel redt / die vnverwelckliche Cron bekom - men. Jm buch der Offenbarung wird genennet die CronApoc. 2. v. 10. des Lebens / allhie iſt jammer vnd elend / wanns koͤſtlich ge - weſen / ſo iſts muͤhe vnd arbeit geweſen / dort aber werdenPſal 90. v. 11. Wir leben / das Lamb wird vns weiden / kein Tod wirdtApoc. 7. v. 17. mehr vber vns herꝛſchen / es wird ſeyn Amœnitas verna -1. Corinth. 15. v. 54 55. lis, des Fruͤhlings Lieblichkeit. Formoſitas æſtivalis, des Sommers Schoͤnheit. Fertilitas autumnalis, des Herbſts Nutzbarkeit. Tranquillitas hyemalis, des Win - ters Sicherheit. Vnſer Apoſtel nennts / Coronam Juſti - tiæ, nicht nur darumb / dieweil ſie denen wird auffgeſetzt / welche durch den glauben an Chriſtum ſein gerecht wor - den / ſondern auch / weil Chꝛiſtus iſt der Herr vnſere Ge - rechtigkeit / Vns von Gott gemacht zur Weißheit / Ge -Ier. 23 v. 8. rechtigkeit / Heiligung vnd einer Erloͤſung. Er iſt fuͤr Vns1. Cor. 1. v. 30. ein Fluch worden / daß wir in jhm gerecht wuͤrden. 2. Cor. 5. v. 21.

Es lehret auch vnſer Apoſtel / wer die Cron außthei -Quis dabit? len werde / in welches henden ſie ſtehe / von wem mans nem - men muͤſſe / vnd ſpricht / Der gerechte Richter. Jn diſer Welt theilt man oft nach gunſt / vnd anſehen der Perſon / wie der Prophet Micha am 7. lehret / Was der Fuͤrſt will /Mich. 7. v. 3. 4. das ſpricht der Richter / daß er jhm wider einen dienſt thun ſol / die Gewaltige rahten nach jhrem muhtwillen ſchadenCzu thun /18zu thun / vnd drehens wie ſie wollen / der beſt vnder jhnen iſt wie ein dorn / vnd der redlichſt wie ein heck. Hilff lieber Gott / wie muß ſich mancher bey rechter guter Sach tuͤ - gen vnd ſchmuͤgen / will man nicht / ſo bekompters nicht / vnd wenn er zehen mal recht hette / aber hoͤret / o jhr Herꝛen vnd Richter / was die alten Reimen ſagen / Judicabit Judi - ces Judex generalis; ibi nihil proderit dignitas Papa - lis; ſive ſit Epiſcopus, ſive Cardinalis; reus condem - nabitur, non dicetur Qualis. Niemand ſich da verber - gen kan / Ein jeder muß ſelber hinan / Sein eigen vnheil hoͤren an / Da wird dann werden offenbar / Alles was hie verborgen war / Derſelbige Tag wirds machen klar. Der Richter kennet des Hertzen grund / Er ſicht nicht auf des Menſchen Mund / Er wird recht richten zu der ſtund. Act. 17. v. 31. Gott hat einen Tag beſtimt / in welchem er richten will den Erdkreiß mit Gerechtigkeit / durch einen Mann inIoh. 5. v. 27. welchem ers beſchloſſen hat / wie Johannis am 5. vnſer Heiland ſolches mit diſen worten bezeugt / der Vatter hat dem Sohn das Gericht gegeben / weil er des Menſchen Sohn iſt / diſer gerechte Richter wird kommen in groſſerMatth. 26. v. 64. Herꝛlichkeit zu richten Boͤß vnd Fromme. Damit Wir aber nicht gedaͤchten / der Apoſtel hab auß einer ſonderli - chen Offenbarung / daß ſolche Cron nur jhm allein ſolte vbergeben werden / wie man im Bapſthumb dichtet / daß nur Virgines, Doctores, Martyres, in jenem Leben cro - nen tragen werden / durch die Jungfrawen / verſtehn ſie jhre Moͤnch vnd Nonnen mit kappen vnd platten: durch die Lehrer / verſtehn ſie jhre Tomiſten vnd Scotiſter / Do - ctores Seraphicos, durch die Maͤrtyrer / verſtehn ſie / wel - che mutwillig Maͤrterer ſeyn / wie die Koͤnigsmoͤrder: aberdawider19dawider ſpricht der Apoſtel nicht nur mir / ſondern auch allen denen / die ſeine Erſcheinung lieb haben. Chriſtus iſt ein Heiland aller Menſchen / aber maximè fidelium,1. Tim. 4. v. 10 die Glaͤubige genieſſen ſeiner gnaden vnd verdienſt / alſo wer in diſer zeit vnd Welt ritterlich kaͤmpffet vnd ſtreitet / ſeinen Lauff vollendet / glauben vnd gut gewiſſen behellt / der ſoll auch gekroͤnet werden. Diſes Præmium ſoll vns erquicken / den hohn vnd ſpott / welchen die Glaͤubigen hie verſchluͤcken vnd eynnemmen muͤſſen. Selig ſeyt jhr / ſpricht der Herr / ſo euch die Menſchen vmb meinetMatth. 5. ver. 11. 12. willen ſchmaͤhen vnd verfolgen / vnd reden allerley vbels wider euch / ſo ſie daran liegen. Seyt froͤlich vnd getroſt / es wird euch im Himmel wol belohnet werden. Vnd Luc. 22. Jhr ſeyts / die jhr beharꝛt habt bey mir in meiner An -Luc. 22. v. 29. 30. fechtung / Jch will euch das Reich beſcheiden / wie mir mein Vatter beſcheiden hat / daß jhr eſſen vnd trincken ſolt vber meinem Tiſch in meinem Reich / vnd ſitzen auf Stuͤlen / vnd richten die zweif Geſchlecht Jſrael.

DJeweil der H. Geiſt in der Epiſtel an die Hebreer ver - mahnet / vnſerer Lehrer die vns das Wort Gottes ge - lehret zugedencken / jhr End anzuſchawen / vnd jrem Glau - ben zu folgen / welches doch fuͤrnemlich auf die Propheten vnd Apoſtel zuverſtehn / dann vnſer Glaub auf die Lehr der Propheten vnd Apoſtel gegruͤndet / da Jeſus Chriſtus1. Cor. 3. v. 11. der Eckſtein iſt / Aber dennoch koͤnnen Wir auch vnſers Senioris mit Ehren gedencken.

Vor 60. Jahren iſt er zu Landaw von frommen / got - ſeligen vnd ehrlichen Eltern zur Welt geboren / vnd allda durch die H. Tauff der Kirchen Gottes eynverleibt / auchC ijin ſei -20in ſeinen jungen Jahren zur Schulen gezogen worden. Demnach ſich aber ein ſcharpffs Ingenium bey jhm er - zeigt / hat jhn ſeines Vatters Bruder gen Preßlaw ab - geholet / vnd in ſeinem koſten auf die hohe Schul Wittem - berg verſchickt. Dieweil er aber daſelbſten etlich Jahr in ſeinem ſtudio ſich fuͤr andern fleiſſig erzeiget / ſeind im et - liche Edelknaben in artibus vnd ſtudiis humanioribus zu vnderꝛichten vndergeben / mit welchen er auch naher Straßburg verſchicket worden. Vnder des weitberuͤhm - ten Theologi Herꝛ Johannis Pappi ſeligen Decanat, hat er mit beſonderm Lob neben andern gradum Magi - ſterii erlangt. Nach welchem er neben dem ſtudio Phi - loſophico auch Theologiam mit beſonderm ernſt zu ſtudiren angefangen. Von Straßburg wurd er nacher Landaw ſeinem Vatterland zur Lateiniſchen Schulen er - fordert. Weil er nun im geringen getrew geweſen / hat jh - nen Gott vber mehr ſetzen / vnd nacher Bergzabern (als es noch beides in ChurPfaltz / vnd Pfaltz Zweybruͤcken / vn - ſere Confeſſion anlangend / richtig geſtanden) zum Dia - conatdienſt beruffen wollen. Wie trewlich vnd gefliſſen vnſer damals junger Mann ſein Gaaben vnd Pfund an - gelegt / hat der / damals Superintendens, Herꝛ M. Chri - ſtianus Kolchwitz / ſeliger / in acht genommen / vnd ſeine tochter Annam, nun betriebte Witwen / jhm zur Ehe ver - ſprochen / darauff die Hochzeit den 28. Januarii, Morgen vber 37. Jahr / gehalten worden. Es wolte aber Gott der Herr diſes Liecht weiters brauchen / bracht jhnen durch ordentlichen beruff von Bergzabern gen Klingenmuͤnſter in Pfarꝛdienſt. Vnd mußte ja vnſer lieber Pfarꝛer vnd Collega ſeiner anbefohlenen Herd gewaltig mit Lehr vndLeben21Leben vorgeſtanden ſeyn / daß da der fromme Churfuͤrſt vnd Pfaltzgꝛaff Ludwig ſein Fraͤwlin Mariam in Schwe - den an Fuͤrſt Carolum, alleſampt Chriſtmilter gedaͤcht - nus verehlicht / vnd einen Hofprediger mit geben wollen / iſt diſer vnſer M. Chilianus Paſſawer / vor vil hundert / ja fuͤr etlich tauſent tuͤchtig an Lehr vnd Leben qualeficirt erkandt worden / welchen Mann dem Fraͤwlin vber Meer vnnd See in Schweden zum Seelſorger mitgeben ſolt / was ſich darinnen fuͤr muͤhe / arbeit vnd gefahr ſo wol im Land / als auf dem Waſſer vnd Reiſen zugetragen / haben wir zu vnderſchiedenen mahlen von jhm vernommen.

Als er im anfang des Jahrs 1587. nun fuͤr 27. Jah - ren allhie ankommen / ſeinen noch lebenden nun alten Vet - tern zu beſuchen / mit deren meynung ſich allhie in dienſten eynzulaſſen / vnd Herꝛ M. Amandus Beyrer Pfarꝛer ſe - ligen allhie / mit jhm conferirt / vnd nicht gemeine / ſondern hohe Geſchicklichkeit in jhm erfunden / rahtet er vnſerm Raht vnd Regiment / diſen Mann nicht aus den henden zu laſſen / es koͤnne kommen / daß man ſeiner noch wol ge - brauchen koͤnne / iſt alſo dazumal mit des Miniſterii con - ſens vnd frolocken angenommen woꝛden. Was er diſe 27. Jahr auf der Cantzel außgerichtet / wie gewaltig er die Glaubensarticul aus Gottes wort confirmiret / wie maͤch - tig er den Widerſprechern / Calviniſten vnd Papiſten das maul geſtopfft / geben nicht nur fromme Hertzen zeugnus / ſondern es habens auch die jenige / ſo ſich an jhnen gerie - ben / genugſam gegriffen. Der verſtorbene Thumbpre - diger / Johann Magirus Sudelkoch / als er vor Jahren durch einen leichtfertigen abtruͤnnigen geſellen / das Præ - dicanten Latein herumb geſchickt / iſt er nicht nur durch vn -C iijſers22ſers Collegæ Predigen alſo empfangen / vnd jhm die kutt alſo gewaͤſchen worden / daß ſie gewuͤnſcht / er were daheim geblieben / dann vil Puncten vnd Fragen damals eroͤrtert / vnd argliſtige griff der Jeſuiter gezeyget worden / welche ſonſt noch weren verborgen blieben.

Jch verſihe mich / Chriſtliche Zuhoͤrer werden noch ſeine heylſame Lehr / geyſtreichen Troſt / nohtwendige Er - innerung / ſo er diſe 27. Jahr zum theyl auß den Sonn vnd Fewertaͤgigen Evangelien / zum theyl aus der Epiſtel an die Roͤmer: aus dem lieben Job / aus der erſten Epiſtel an die Corinther / aus vilen Pſalmen / vnd auch letzlich aus dem Geneſi, welchs er bis aufs zwelfte Capitel bracht hat / nicht nur diſe Stund vnd heutigen Tag / ſonder jhr gantzes Leben / ja auch im Todbeth gedencken / vnd damit ſeliglich von hinnen ſcheyden / ein guten Kampff kaͤmpf - fen / Glauben vnd gut gewiſſen behalten. Mit Krancken zu beſuchen / hat er ſo lang es Leibsſchwachheit halben ſeyn koͤnnen / zu tag vnd zu nacht ſich nichts geſpart / ſonderlich im Jahr Chriſti 1596. mußten wir die fuͤſſe im Sterben trewlich zuſammen ſtellen. Sein Haußweſen war eyn - gezogen / ſtill vnd ohn aͤrgerlich / hielt ſcharpff vber Zucht vnd Tugend / war der ſtinckenden Hoffahrt vnd leidigem Pracht ſehr feind. Groſſe gnad war es / wie ers dann auch erkandt / daß er in einer Ehe 37. Jahr mit ſeinem Weib mit frid vnd ſegen gelebt / Sein ſoͤhnlein Emrich / auf wel - ches er groß hoffnung gehabt / aber jhm Gott hat wegge - nommen / hat er mit vilen weynen beklagt. Fuͤr ſein per - ſon / ob er gleichwol ein friſcher kernhafter Mann war / iſt er dennoch mit dem ſchmertzlichen vnheylſamen Poda - gra / zu vilen mahlen ſo hart behaft geweſen / daß er vor derzeit23zeit alt / graw / vnd vnvermoͤglich worden. Den 18. Janua - rii verſchienen Dienſtag acht tag / da er etlichen ſeiner Verwandten / ja vnſerer gantzen Gemeyn / ſein Weib vnd Kinder mit freundlichen worten recommendiert / (dann es ja leyder / Gott erbarms / faſt allenthalben braͤuchlich / da fromme Lehrer bey den Pfarꝛkindern kraft vnd ſaft dran geſtreckt / ſich in gefahr Leibs vnd Lebens gewagt / daß man dennoch jhnen manchmals das jenige / was ſie an jhrem hals ſaͤwerlich erſparen / oder auch von den jhrigen bekom - men / mißgoͤnnet / vnd doch den Witwen vnd Weyſen her - nach / nicht mit dem geringſten heller zu huͤlff oder raht kommet / vnd muͤſſen jhr Witwen vnd Weyſen / beynahe jedermans Fußtuch ſeyn) Bat deßwegen ſeiner trewen Dienſt nicht ſo ſchnell zu vergeſſen / ſeine noch lebende vier Kinder genieſſen laſſen. Fuͤrnemlich repetirte er mit auß - fuͤhrlichen worten / ſeine Bekandtnus / mit welcher er fuͤr Gottes Richterſtul ſtehn / vnd fuͤr alle ſeine Zuhoͤrer deß - wegen rechenſchafft geben wolle: Verwarff des Bapſts grewel / vnd der Calviniſten argliſtigkeit: Bat wo er je - mand in ſeinem Leben erzoͤrnt / ſo ſeye es jhm leyd / fuͤrſetz - lich hab ers nicht gemeynt / aber als ein Menſch hab er auch ſeine gebrechen erkandt. Wo jhm aber wegen ſeiner Bekandtnus / vnd gefuͤhrten Straffampt feind worden / das bekuͤmmer jhnen nicht / dann wer Chriſti diener ſeyn will / koͤnn es nicht allzeit mit der Welt treffen. Empfieng nach gethaner Beicht / vnd empfangener Abſolution mit hoher Andacht das H. Abendmal / ſchluſſe ſich in die blut - triffende Wunden Jeſu Chriſti / ſprechend: Alle meine Suͤnd ligen auf dem Lamb Gottes / welches der Welt Suͤnde traͤgt / nicht ich / ſondern der ewige Vatter / hat aufſeinen24ſeinen Sohn Jeſum aller Welt Suͤnd gelegt vnd geworf - fen / da ligen ſie wol. Fieng endlich an einen diſcurs aus diſem erklaͤrten Text anzuſtellen / ſagend / Bonum certa - men certavi, &c. Ob ich gleichwol mit diſem hohen Apo - ſtel mich nicht vergleichen kan / auch nicht will / ſo hab ich doch auch in der Kirchen Gottes nach meinem geringen Pfuͤndlin / das mein gethan / aber ich nicht / ſonder die gnad Gottes in mir / Nun iſt auch mir ein Croͤnlin oder kleines Kraͤntzlin / welches ich aus gnaden hoffe / beygelegt / damit will ich mir gnuͤgen laſſen / vnd wol zu frieden ſeyn / als - dann wirdt auch mein Zung voll ruͤhmens / vnnd mein Mund voll lachens ſeyn. Nach derſelben zeit kehrt ſichs mit jhm / ruhete ſanft / klagt keinen ſchmertzen / redet wenig / behielt guten Verſtand / vnnd ſcharpffs Gehoͤr / bis an Dienſtag gegen Abend da er mit hertzlichen ſeuftzen / ſanft vnd ſtill / zwiſchen zehen vnd elf iſt eyngeſchlaffen. Nun iſt jhm beygelegt die Cron der Gerechtigkeit / hat auch / wie Paulus dreiſſig ſiben jahꝛ der Gemeyn Gottes mit hohen nutzen fuͤrgeſtanden. Diſes haben Wir nach der Lehr des H. Geyſtes / Gedenckt an ewere Lehrer / die euch das Wort Gottes gelehret haben / vnd ſchawet jhr End an / etwas weitleuftiger fuͤrbringen wollen vnd ſollen. Der Herr vber alles lebendiges Fleiſch / woll an ſeine ſtatt vber diſe Gemeyn einen Mann ſetzen / der fuͤr jhm auß vnd eynge - he / daß vnſer Gemeyne nit ſey / wie Schaaff ohne Hirten. Der ſelb ewige vnd Allmaͤchtige Gott / woll vns auch der - mal eins / wann vnſer Stuͤndlin kompt / mit gnaden heym - holen / daß Wir auch bey dem Herren ſeyen vnd bleiben in alle Ewigkeit / Amen / Amen.

25

JUSTA EXSE QUALIA in obitum Reverendi, Clarißimi, Doctißi - miꝙ́ viri, DN. M. CHILIANI PASSAUERI, ECCLESIÆ, QUÆ CHRISTO SPIRÆ-NEMETUM ad Prædicatores colligitur, Pastoris (heu! quondam) vigilantiſſ. ſolertiſſ.

I.

O Lethum tibi ſufficiat, quod corpora vulgi
Sternis, & in leges quòd trahis usꝙ́ tuas
Parcere ſed Myſtis poteras, pietate verendis:
Et tranſire, docent qui ſacra verba DEI.
Heu quantum ſcelus est, & inexcuſabile factum
Opprimere & clarum ſic violare virum
Annos in cathedra quem vidit Spira viginti
Octo, gravi eloquio, dexteritate gravi.
Dilectæ mihi de cathedra qui funera flevit
Conjugis ast ego nunc, ſidus utrunꝙ́ fleo.
Verum non nimium Mors hoc lætare ſepulchro
Non tàm quàm cenſes funera dira noces.
DNunc26
Nunc Chilianus ovans cœlorum tendit ad axes
Languidus in terris qui mala multa tulit.
Audit ovansꝙ videt Christum quem voce profeſſus
Immiſtus ſanctis angelicisꝙ choris.

M. Nicolaus Phryſius ad D. Georg. Paſtor.

II.

QVem tanquam orba ſuum luget pia Spira parentem
Paſſauerus in hac corpore dormit humo.
Ter ſeptem, & bis ternos cum docuiſſet in annos,
Quod Moſes docuit grex quod Apoſtolicus.
Nunc æterna poli prægnantis gaudia carpit,
Gaudia, quæ exſtinguunt gaudia cuncta, poli.

M. Johannes Leuslerus Eccleſiaſtes Spirenſis.

III. SUMMA CONCIONIS TETRA - ſticho hexametro comprehenſa, & ad perſo - nam defuncti accommodata.

JUſtitiæ præco quia Paſſauere fuiſti,
Erudiens multos, mores monſtrando fidemꝙ́,
Fulgebis ſtellæ, Phœbææ lampadis inſtar
Juſtitiæ portans pulcram ſine fine coronam.

Sic Collegæ ſuo chariſſimo M. Chiliano Paſſauero parentare volebat M. Jacobus Bicczanius Paſtor ad D. Auguſt.

27

IV. UXORI, LIBERIS, GENERIS dicta extrema.

ADſis ah conjunx mihi quàm cariſſima coſta,
Adſitis nati, vos generiꝙ́ mei.
Hæc mea poſtremùm quæ dicam verba tenete,
Cordis tam chari portio chara mei.
In mundo mundi nil est, ſentina malorum est
Mundus, in hoc civem quid juvat eſſe diu?
In cœlo Chriſtus regnat meus huc ego tendo,
Cœlica regna peto, quæ pie Chriſte dabis.
Vos pietatis amor teneat, concordia nectat.
Pectora veſtra, Deo vivite, nil oberit.
Hæc tua chare parens manet alta concio mente.
Unita in Domino, mens erit & coridem
Te, uxorem, ſobolẽ, generos, modò luctus iniquus
Diſiungit, jungent gaudia in arce poli.

Suo parenti & Socero dilectiſſimo M. Chriſtoph. VVartzembach Eccleſiaſt. Spirenſ.

D ijIN28

V. IN SYMBOLUM PIE DEFUNCTI. Scio cui credidi.

QVod quisꝙ́ credamus, prius ſcire addecet,
Deîn exſequi, tandem alteros ſimilem ad fidem
Allicere, nec tentare quicquam improvide
Tarſenſis ille ait: Scio cui credidi.
Hoc Chilianus Pas sauerus ait quoꝙ́
Per Lemma Symbolicum piè atꝙ́ fortiter.
O optimam ſcientiam, ſcire optimè
Deum, & voluntatem Dei, atꝙ hanc exſequi!
Cui te fide plenus; Scio cui credidi;
Chiliane dixiſti: ille curte, ſcit, beet.
Et jam beavit. & beabit amplius.

Himmelius, Gymnaſ. Spir. Rector.

VI.

MOrtales inter, veſci mortalibus auris,
Hoc aura tantùm, ventulusꝙ́ nullus est.
Nam primam, naſcens, complet vagitibus horam,
Vitamꝙ́ vivit, terminatꝙ́ lacrymis.
Communi natum eſſe bono ſanè optima res est,
Publicoꝙ́ ſerviendo ſe conſumere.
Gratia nulla tamen. Sigratia; gratia parva,
Quæ velit haberi gratiarum maxima.
Aure[o =]29
Aureolas nitidis cœlis pendere co[r]onas,
Hæc una res, hæc una ſpes fidelibus.
Et vegetos vegetis exhauſit viribus artus
CHILIANVS, in commune publicum bonum.
Aſtris jam potitur: jam cœlitibusꝙ́ recenſet.
Et, quæ triumphat in polis, Eccleſiæ,
Quid tulerit, quantum terra jactatus & alto,
Luctatus usꝙ́ plurimis injuriis.
Jam ſibi, cum reliquis, rutilantem in ſidera, gaudet,
CHILIANVS ille PASSAVERVS, lauream.

M. Henrici Hirtzwigii Spir. Gymn. Conrectoris.

VII.

SIc eſt: Hoſpitium terra eſt, non propria ſedes,
VITA utenda data eſt; non data mancupio.
Cottidie reddenda Tuo (mihi crede) Datori,
Cras, hodie cum te juſſeritire, FUGE.
Res compone tuas, & corporis exſue veſtem
Quæ tumulanda: tibi CORPORA Terra cape.
Eſt ANIMÆ ſedes Patria & lectiſſima COELUM,
Spiremus COELOS, Elyſiaſq́; domos.
Heic CHRISTI exſpectanda gregi dulciſſima ſe -
des,
Heic deguſtamus nectar & ambroſium.
Hoc CHILIANE tuo trutinaſti pectore ſemper,
Perdius & pernoxhoc opus hicq́; labor.
D iijErgo30
Ergò ſatis Tibi cum vitam vixiſſe putaras,
Linquis in humano lumina ſolis agro.
Sat Tibi vixiſti, fateor, cur namq́; negarem
Cum fuerit tremulo tarda ſenecta gradu?
O gregis excubitor CHRISTI, CHILIANE,
ſed heic nos
Commiſſos fidei, cur, rogo, deſtituis?
Sic Jovæ placuit, voluit ſic Dia voluntas,
Cogitur hanc, quisquis Mortis adire viam.
O mortem infeſtam! numquid mors eſſe nequibas,
Hæc quoque ſævitiæ ni documenta dares?
Vidi qui potuit ſeram protollere mortem,
Mortem qui potuit tollere nemo fuit.
Hei! mihi quod nullo radix generaſcit in horto,
Quæ poſſit vires Mors prohibere tuas.
Non poſſum lachrymas oculis cohibere, perenneis
Quando ſibi lachrymas hic CHILIANUS
habet.
Nam populum docuit cathedræ de ponte, juventam
Ingenii mira judiciiq́; fide.
Hic, hic vir periit, hic, hic ſua fata ſubivit,
Quem celebrant juvenes, quem coluere ſenes.
Tantus erat nobis, ſed vivere deſiit; Eheu!
Quam me nunc ſurdis auribus eſſe velim.
Nos miſeros! nulli cautum eſt quid fiat in horam,
Quæ fore crediderat firma, repentè ruunt.
Lex eadem eſt hominum vitæ, quæ labilis herbæ:
Una dies naſci quam videt, una mori.
Etſibi quiſquam auſit tacito promittere voto,
Accedet vitæ craſtina ſumma meæ?
Hic31
Hic, inquam, periit Chriſti Symmiſta fidelis,
Chriſtum qui docuit de ſpecula cathedræ.
Ah! ah! fle probitas, fle tota Eccleſia, fle, fle
Numen ſacratum quem pietate beat.
Nam Tuus ingenii candor, doctrina, laborq;
Hos gemitus, lachrymas has, CHILIANE, merent.
Sed nos flere decet ſuetum probitatis ad uſum
Agmen inane DEO flet ſine lege ſuos.
Eſt benè tecum actum PASTOR CHILIANE co -
lende,
Gaudia (quæ petimus) cælica lætus habes.
Nempè mori malè nemo poteſt, qui vixit ut æquum
eſt,
Et bene vix moritur, qui malè vixit homo.
Quæ tibi decurſa eſt, nobis percurrere reſtat
Lata via: o! nobis hoc benè cedat iter.
Ut cœnæ conviva ſatur, ſic Tu quoq́; Vitæ
Pergis inexſtincta porrò quiete frui.
Deſeris & terras noſtras, non indigus ævi,
Rara ſenectutis tàm diuturna mora eſt.
Nam Tua cygneis frondebant tempora plumis,
Sæpè Pater factus, ſæpeq; factus Avus.
Nec tantam ob molem jacuiſti preſſus JOVÆ
Curaſti, ſenio præcipitante DOMUM.
Ergò cui dubiam volvit ſententia mentem,
Te non Angelicis eſſe præeſſe choris.
O! SALVE Populi Doctor, bone Præco Jehovæ,
Atq́; Scholæ noſtræ firma Columma VALE.
O! SALVE Sobolis, viduæ mœſtæq́; Corona,
Virtutis Fautor percelebrande VALE.
O! SAL -32
O! SALVE ſtudii Rector CHILIANE: coruſcum
Paſtorale decus terq́; quaterq; VALE.
O! SALVE ſub qua requieſcis marmoris umbra;
Valle ſub Elyſia, mi CHILIANE, VALE.
Æternùm æternùm nobis SALVETO, VALETO:
SALVE iterum atq́; iterum, me monitore, VALE.

Joan. Thom. Phryſ. Spir.

FINIS.

About this transcription

TextEin Christliche Leichpredigt Bey Begräbnus Weylandt des Ehrwürdigen vnnd Hochgelehrten Herren M. Chiliani Passaueri
Author Nicolaus Phrysius
Extent32 images; 6919 tokens; 2888 types; 45667 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationEin Christliche Leichpredigt Bey Begräbnus Weylandt des Ehrwürdigen vnnd Hochgelehrten Herren M. Chiliani Passaueri Nicolaus Phrysius. . 32 Elias KembachSpeyer1614.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 168/19 / 524265

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:12Z
Identifiers
Availability

Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).

Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 S 168/19 / 524265
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.