PRIMS Full-text transcription (HTML)
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AQVA REFICIENS LVGENTIVM PECTORA
Vel AVRVM POTABILE CONFORTANS AGONISANTIVM CORDA.
Ein wunderkraͤfftiges bewertes Waſſer / vnd koͤſtliches Goldkoͤrnlein oder Geiſtliches Spruͤchlein auß dem reinen Hertzerquickendem Paradißwaſſer vnd Heilbrunnen Eſaiæ 12. verſ. 3.
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M. DC. XXI. JnFranckfurt an der Odergedruckt / BeyFriederich Hartman.
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Der Edlen vnd viel Ehrentu - gendtſamen Frawen / Eliſabeth / gebornen von Eichſtet / Deß weiland Edlen / Geſtrengen / vnd Ehrenveſten / Ernſt von Langen auff Muͤnchenhofe / vnd Newendorff Erbſeſſen / etc. hinterlaſſenen Hertzvielgeltebten Wittwin. Vnd Denen Edlen vielEhrentugendtreichen auch recht Gottfuͤrchtigen Jungfern / Eliſabeth / Sophiæ / vnd Annæ Sabinæ von Langen / gemelten Junckern S. Ernſt von Langen Eheleiblichen lieben Toͤchtern vnd Kindern. So wol Denen Edlen / Geſtrengen vnd Ehrenveſten MoritzErnſten vnd Nicol Gebruͤdern von Langen / auff Kraußnigk / deſſen wolgedachten Ernſt von Langen lieben Vettern vnd reſpectivè LandErben.

Vbergiebet vnd vorehret aufffleiſsig begehren vnd anhalten dieſe Leichen Adeliche Be - gengniß Predigt / zu ſonderm Dienſt / troſt vnd gefallen. M. Samuel Marquardt Pfarꝛ vnd Inſpector zu Beßkow P. L. C.

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Das walt der Vnvberwindlichſte SiegesFuͤrſt vnnd Hertzog deß ewigen Lebens / CHriſtus JEſus / der mit ſeinem Lei - den / Sterben vnd Aufferſtehen / aller Gottfuͤrchtiger Per - ſonen begraͤbniß / hat eingeweihet / geheiliget / vnd geſegnet / mit der vnaußſprechlichen Liebe ſeines himliſchen Vaters vnd beywohnung GOttes / deß H. Geiſtes / zu vnſer Seelen Seligkeit / in Gnaden Amen.

WEnn in dieſer jtzi - gen Chriſtlichen A - delichen vnd fuͤrne - men Volckreichẽ fre - quentiâ dieſes 11. A - prilis, von Gott dem Allerhoͤchſten / inn meines Hertzens ex - optation, ich etwas hette koͤñen erhalten / ſo wolte ich mich weit williger / als willig in re lætificâ & non lucti - ficâ, das iſt froͤlicherm Zuſtande als Her - tzens trawrens bande / wegen deß weiland Edlen / Geſtrengen / vnnd Ehrenveſten / Ernſten von Langen / allhiero auff Muͤn - chenhofe / vnd Newendorff Erbſeſſen / mei - nes vielguͤnſtigen Junckern vnnd Patronen zureden vnd predigen / finden vnnd gebrau - chen laſſen: Weil es aber der HErr gethan / vnnd gedachten Junckern den 21. Februar. A ijmor -[4]morgens zwiſchẽ 4 vnd 5 ſeliglichẽ abgefod - dert / ſo vor einem Meer biß zum andern re - giret Pſal. 72. v. 8. In quo ſumus, vivimus, & movemur, Jn welchem ſein leben vñ wir we ben / Act. 17. v. 28. Denn deß Menſchen Geiſt muß davon / vnnd er muß wider zur Erden werden / als denn ſind verlohren alle ſeine Anſchlaͤge / Pſal. 146. v. 4. Prediger Salo - mon 12. v. 7. Der Staub muß wider zur Er - den kom̃en wie er geweſen iſt / vnd der Geiſt wieder zu GOTt / der jhn gegeben hat: Als werden die Adeliche / Hochbetruͤbte traw - rige vnnd wehemuͤtige Hertzen / wegen Ab - ſchieds jhres liebſten EheJunckern / Herren Vatern vnd Bluts vnnd Mutsverwand - ten / ſich auß GOTTes heiligem goͤttlichem Worte fein erfriſchen laben vnnd erquicken laſſen / von gantzem Hertzen zu glaͤuben / das ſie jhn inn der ewigen Himliſchen Frewden werden wieder ſehen vnd ſchawen

Damit nu von vns redenden / als zuhoͤ - renden / in ſolcher Adelichen Leichenbegeng - niß / allerſeits / all daſſelbige moͤge / alſo pon - deriret / vnd in acht genommen werden / das es zu GOttes ſonderm gefallen vnd Ehren /den[5]den Hochbetruͤbten / wie auch vns allen ſemptlichenzu Troſt vnd Lehr / zu beſſerung vnſers ſuͤndlichen Lebens / zu ſtaͤrckung vn - ſers ſchwachenGlaubens / zu erquickung vn - ſers bloͤden Gewiſſens / vnd entlichen zu vn - ſer aller Seelen heil vnnd Seligkeit / gerei - chen vnd gedeyen moͤge.

Als wollen wir vns fuͤr GOttes gena - den Thron vnd ſeiner GoͤttlichenMajeſtaͤt / in warer Hertzens Demut mit einander nie - drigen vnd demuͤtigen / vnnd ein glaͤubiges andaͤchtiges Vater vnſer beten.

Ewre Chriſtliche Liebe wolle in warer hertzens andacht anhoͤrẽ vorleſen / die Worte Gottes / die wir in dieſer Adeli - lichen Leichenbegaͤngniß zu vorhan - deln fuͤr vns genommen / vnd werden dieſelbige im 25 Pſalm in dem 17. vnd 18 verſu in hernach folgenden worten beſchrieben / vnd lauten alſo wie folget:

DJE Angſt meines Hertzens iſt groß / fuͤhre mich auß meinen noͤ - ten / Sihe an meinen Jammer vnnd E - lend / vnd vorgib mir alle meine Suͤnde. ()A iijDiß[6]

Diß ſind worte GOTtes / ſo wir dißmals zu vorhandeln fuͤr vns genommen / der getrewe barmhertzige Gott / vorleihe vns hierzu ſeinen Segẽ mit gnaden Amen.

Warumb jtzo ebẽ die - ſe worte zũ Leichen Ade lichem Be - gengnis text ſein ge nommen? iſt die ant - wort: Vmb dreyerley vrſach wil - len.DJeſe an jetzo angehoͤrte vnnd ab - vorleſene Worte deß Koͤniges vnnd Propheten Davids / ſo ein Mann nach GOTTes wundſch vnd gefallen geweſen / 1. Sam. 13. v. 14. Act. 13. v. ſein in dieſer anſeſehnlicher Adelicher fre - quentiâ vnd Volckreicher verſamblung von mir zu vorhandeln fuͤrgenommen worden / vmb dreyerley vrſachen willen Einmal vnd fuͤrs erſte / propterfrequentem defuncti repe - titionem & petitionem, Deß in Gottruhen - den Junckern fleiſsiger widerholung offter - mals gebrauchung vnd ſonderbarer begeh - rung / in dem er ſeine hoͤchſte Hertzens erfri - ſchung vnd labung darinn gehabt / Nu iſt es ja nicht vnbillichen / das man den letzten wil - len / in Chriſto ſelig abgeſchiedener / ſo viel moͤglichen erfuͤlle / weil auch der fromme Kaͤiſer Conſtantinus in Codice de Sacroſan - ctâ Eccleſiâ geſaget: Quod nihil magis debea - tur hominibus, quam ut ſupremæ voluntatis, poſtquam aliud velle non poſſunt, liber ſit ſty -lus. [7]lus. Das man einem Menſchen nichts mehr zuthun ſchuldig ſey: Als das man jhm ſei - nen letzten willen frey paſsiren laſſe. 2. Pro - pter textus inſtructionem, in dem vns dorin - nen freylichen deutſch gnugſam wird vor - meldet / das wir in dieſer Welt als ein rech - tes AngſtMeer / Zach. 10. v. 11 vnd Jammer - thal / Pſal. 84. v. 7. muͤſſen gehen / ehe wir ge - rahten zum himliſchen Frewdenſaal / Act. 14. verſ. 22. Denn es erfehret ſolches mancher Menſch / er ſey in welchem Stande er wol - le / zu ſagen / wie der hochgeplagte vnnd ge - dultige Job / c. 6. v. 1. 2. & 3. Wenn man mei - nen Jammer woͤge / vnd meinLeiden zuſam - men in eine Wage legete / ſo wuͤrde er ſchwe - rer ſeyn denn Sand am Meer. Weil der Menſch zum Vngluͤck wird gebohren / wie der Vogel empor zum fliegen / Job 5. v. 7. c. 7. v. 1. c. 14. v. 1. & 22. Jnmaſſen auch Koͤnig Da - vid hoͤchlichen hiervber geklaget / Pſalm 38. v. 18. Jch bin zuleiden gemacht / vnnd mein Schmertzen iſt jmmer fuͤr mir / Pſal. 73. v. 14. Jch bin taͤglich geplaget / vnnd meine ſtraffe iſt alle morgen da / das es wol heiſſen mag wie Sirach am 40. v. 1. geredet〈…〉〈…〉 Es iſt einelend[8]elend jaͤmmerlich ding vmb aller menſchen leben / von Mutter Leibe an / biß ſie in die er - den begraben werden / die vnſer aller Mut - ter iſt. Dannenhero dieſer verß nicht vnfoͤr - miglichen kan angezogen werden:

Flens egoſum genitus celebrantur funera fletu Tranſacta innumeris vita fuit lachrymis.
Mit weinen kom ich in die Welt /
Mit weinen werd ich zur erdn gſtelt.
Mein gantzes Leben weinen iſt /
Biß mich erfrewet JEſus Chriſt.

3. Propteringentem conſolationem, we - gen deß hochwichtigen hertzens Troſtes ſo dorinnen verfaſſet iſt. Was nu iſt zuvor ge - ſchrieben / das iſt vns zur Lehre geſchrieben / ſpricht Paulus zun Roͤmern am 15. v. 42. Ti - moth. 3. v. 16. Alle Schrifft von GOtt einge - geben / iſt nuͤtz zur Lehre / zur Straffe / zur Beſſerung / zur Zuͤchtigung / in der Gerech - tigkeit.

Wie koͤnnen aber Adeliche / Hochbetruͤb - te vnnd in Gott andechtig ergebene Hertzen vns hierbey nicht vnbillicher weiſe / eines gar ſchoͤnen Troſtſpruͤchleins zu eriñern ha - ben / welches Koͤnig Salomon im Buͤch -lein[9]lein ſeiner Weißheit am 7. c. v. 28. hat abge - redet: GOtt liebet niemand / er bleibet denn in der Weißheit. Wobey eigentlichen ange - deutet wird / welcher Menſch gerne in die - ſem Leben / vnd dort in Ewigkeit / GOTtes vaͤterliche Liebe haben / vnd genieſſen wolle / der muß fuͤr allen dingen drey ſonderbare Eigenſchafftenan ſich haben vnnd wol be - halten.

Einmal vnd fuͤrs erſte / ſomuß ein menſchWer Chri - ſtum wil habẽ / muß drey ſtuͤcke wol erwe - gen. I. Chriſti hertzliche Liebe. zuſehen / das bey jhm ſey: 1. Ardens Chriſti Jeſu pervera dilectio, Eine ware hertzliche / vnd inbruͤnſtige Liebe zu Chriſto JEſu / wie geſchrieben ſtehet inn der Epiſtel an dje E - pheſer am 3. c. v. 19. Chriſtum lieb haben / iſt viel beſſer denn alles wiſſen / zun Roͤmern am 15 v. 7. Jch kan mich ruͤhmen in Chriſto Je - ſu / das ich GOtt diene / ſpricht Paulus / v. 18. Ja ich thuͤrſte ſonſten nicht etwas reden / wo daſſelbte Chriſtus nicht durch mich wirckte / 2. Corinth. 16. v. 23. So jemand Chriſtum JESum nicht lieb hat / der ſey Anathema, das iſt verbannet zum Todte / Epheſ. 6. v. 24. Gnade ſey mit euch allen / die Chriſtum JE - ſum vnvorruͤckt lieb haben. Dannenhero derBrechte[10]rechte liebhaber menſchliches lebens / Sap. 11. v. 26. Petrum zu dreyen vnterſchiedlichen malen examiniret vnd befraget hat / Johan. 21. v. 5. 15. 16. vnd 17. ob er jhn lieb habe / welche Liebe nicht inn worten / ſondern im Hertzen beſtehet / wie die gelehrten aus Ebraiſcher Sprachen wiſſen vnd vorſtehen. Koͤnig David hat ſich hoͤchlichen an ſolcher her - tzens liebe zu Chriſto JEſu geſtercket / erfri - ſchet vnd erfrewet / wenn er im 18 Pſal. v. 2. geſprochen: Hertzlich lieb hab ich dich HErꝛ JEſu / meine ſtaͤrcke / HERR mein Felß / mein Burg / mein Erretter / mein GOTT / mein Hort / auff den ich trawe / Pſal. 73. v. 25. Wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden / vnd ob mir ſchon mein Leib vnnd Seel verſchmacht / ſo biſtu doch GOTT allezeit meines Hertzen Troſt vnd mein Theil. Mag derohalben freilichen wol heiſſen wie im Verſu ſtehet:

Fortunatus Vom H. Bt ſchofe Mar tino.Vir cui Christus amor, Christus timor, o - mnia Christus,
Das iſt ein rechter frommer Mann /
So Chriſtum trewlich lieben kan.
Der findet ſuͤſſen Marcipan /
Denn Chriſt jhn nicht verlaſſen kan.
[11]

Ignatius der fromme Biſchoff vnnd thewreIgnatius. Maͤrterer / hat Chriſtum ſo hertzlich lieb ge - habt / das er geſprochen:

JEſu der ſuͤſſe Name dein /
Jm Todt erquick das Hertze mein.
()

Ja ich gleube / wenn mein Hertz gleich inn viel theil ſolte zerſtuͤcket werden / daß inn ei - nem jeglichen ſchnitt der Name Jeſus wuͤr - de ſtehen vnd zu befinden ſeyn.

Was hat Laurentium vnter dem grew -Lauren[ii] lichen Tyrannen vnnd Keyſer Decio ſo be - hertzt gemacht zuſagen / als er auff dem Roſt gelegen vnd gebraten worden:

Converte partem corporisVide pru - dent. Satis crematam jugiter Et fac periculum, quid tuus Vulcanus ardens egerit. ()

welches ich alſo verdeutſche:

Ein theil wird faſt gebraten ſein /
Wiltu es nemen in Rachn dein.
Verſuch dein Heil wie dirs gefellt /
Jtzt lieg ich in deß Fewrs Gezellt.
()

Nichts anders ſage ich hat dieſen Lauren - tium zu ſolcher Freymuͤtigkeit commoviret / verurſacht / vnd gebracht / als Chriſti Liebe. B ijAu -[12]Hiſtoria. Auguſti Churfuͤrſten zu Sachſen Ehege - malin Fraw Anna geborne Koͤnigin auß Dennemarck / hat loͤbliche Reden inn jhrem Hertzen zu dem HERRen JEſu gefuͤhret vnd geſprochen: Ach HErr JEſu / Jch han - ge vñ bleibe an dir beſtaͤndig wie eine Klet - te am Rocke. Wol allen die alſo gleuben / re - den / vnd ſchlieſſen.

2. Chriſti ergreiffũg.2. Zum andern / Fidelis Chriſti appræhen - ſio, das iſt / trewe vnd gleubige hertzens er - greiffung Chriſti JEſu deß Sohnes Got - tes mit ſeinem gantzen λυτρῳ vnnd Loͤſegeld / Denn ſo jr nicht gleubet / das ichs ſey ſpricht er ſelber Johan. 8. v. 24. ſo werdet jhr ſter - ben in ewren Suͤnden / Eſaiæ 7. v. 9. gleubet jhr nicht ſo bleibet jhr nicht / Eſaiæ 28. v. 17. Wer gleubt / der fleugt nicht / die einem an - dern nacheilen / als Chriſto dem rechten Wegweiſer / Joh. 14. v. 6. die werden groß Hertzleid haben / ſpricht David im 16. Pſalm v. 4. Darumb ſo hat Bernhardus recht vnd wol alſo geſeufftzet vnd gebeten:Sit hæc mea prima cura, ut te Chriſte Jeſu quæram mente purâ:Das iſt mein hoͤchſte ſorg vnd ſinn / Das ich zu Chriſto komme hin / Vnd bey jhm reines Hertzens bin.

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Jnmaſſen auch Monica Auguſtini Mutter /Auguſtini Mutter Monica. ſich hoͤchlichen erfrewet hat / als ſie von der Himmelsfrewde vnd Chriſto JEſu liebli - chen hat hoͤren reden / wenn ſie geſprochen: Evolemus, evolemus ex hac mundi miſeriâ, ad cœli æterna gaudia. Ach laſt vns eilen / ach laſt vns eilen / bey Chriſto JEſu vns zuvor - weilen / Ja laſt vns hinzu tretten / mit frey - digkeit / zu dem Gnadenſtul / ſtehet zun E - breern am 5. v. 16. auff das wir Barmher - tzigkeit empfahen / vnnd Gnade finden / auff die zeit / wenn vns huͤlffe not ſeyn wird.

3. Zum dritten / Humilis & vera adoratio,3. Gottes hertzliche anruffung. Eine rechte ware Hertzens anruffung zu GOTt dem Allerhoͤchſten / wie Koͤnig Jo - ſaphat gethan / 2. Chron. 20. davon wir alſo ſingen:

Wenn wir in hoͤchſten Noͤten ſein /
Vnd wiſſen nicht wo auß oder ein /
Vnd finden weder huͤlff noch rath /
Ob wir gleich ſorgen fruͤ vnd ſpat.
So iſt diß vnſer Troſt allein /
Das wir zuſammen in gemein /
Dich anruffen o warer Gott /
Vmb huͤlff vnd rettung auß der angſt
vnd noth /
B iijwie[14]

wie man mit mehrerm zu leſen haben kan / im 9. 10. 50. 91. vnd 145. Pſalm. Der HErr iſt nahe allen die jhn anruffen / allen die jhn mit ernſt anruffen / Er thut was die Gottfuͤrch - tigen begehren / Er erhoͤret jr ſchreyen / vnd hilfft jhnen. Denn dieſer HErr vnd trium - phirliche Sieges Fuͤrſt iſt nicht murriſch o - der grewlich / Eſaiæ 42. v. 4. ſondern freund - lich vnnd holdſelig / der mit ſeinen holdſeli - gen Lippen Pſal. 45 v. 3. vnnd gelerten Zun - gen / mit den Muͤden zu rechter zeit weiß zu reden / Eſaiæ 50. v. 4. den Elendenzu predi - gen / die zubrochen Hertzen zuvorbinden E - ſaiæ 61. v. 2. Pſal. 147. v. 3. vnd jhre Schmer - tzen zu heilen. Denn er iſt der rechte hochbe - ruͤhmbte Leibes vnnd SeelenArtzt / als ein Meiſter zu helffen Exod. 15. v. 26. Eſaiæ 63.Bernhardi ſchoͤner troͤſtlicher Spruch von Chri - ſto. v. 1. Das alſo Bernhardus gantz ſchoͤn vnnd lieblichen von jhm geredet hat: Conſolatur flentes, curat dolentes, informat pœnitentes. Er troͤſtet die trawrigen Lucæ 7. v. 13. denn er iſt der θεὸς πάσης πάρακλήσεως GOTT alles troſtes der vns troͤſtet in all vnſer Truͤbſal / das wir auch troͤſten koͤnnen / die da ſind in allerley Truͤbſal / mit dem Troſt damit wirge -[15]getroͤſtet werden / von GOTt wie Paulus in ſeiner 2. Epiſtel an die Corinther am 1. Ca - pitel v. 3. & 4. redet. Er erhelt die Schmertz - tragende Johan. 20. v. 28. wie am vnglaͤubi - gen Thoma zu erſehen / der da geſprochen: Mein HERR vnd meinGOtt / vnd vnter - weiſet die ſo da Buſſe thun / wie er im Pro - pheten Jeremia am 18. v. 8. ſich leſt hoͤren vnd verlauten: Wo ein Volck ſich bekehret von ſeiner Boßheit / dawieder ich rede / ſo ſoll mich auch rewen das Vngluͤck das ich jhm gedacht zuthun. Aber es gehet dem holdſe - ligen HERREn Chriſto JEſu / fuͤr ſolche groſſe vnausſprechliche Liebe / Gnade vnnd Wolthat / die er ſeinem Geſchoͤpff vnnd menſchlichem Geſchlechte erzeiget / wie er in gedachten Propheten Jeremia am 18. im 14. verß klaget / Das Regenwaſſer verſcheuſt nicht ſo bald / als mein Volck mein vorgiſſet. Damit wir aber alle ſaͤmptlichen inn dieſer Adelichen Leichenbegaͤngniß / vnd volckrei - chen frequentia vnnd zuſammenkunfft was nuͤtzlichen vnd fruchtbarlichen auß denan - gehoͤrten vnd abvorleſenen worten / deß 25. Pſalms / deß 17. vnd 18. v. koͤndten anhoͤren /vnd[16]vnd behertzigen / vnd die hochbetruͤbte Her - tzen ſich erfriſchen vnd erquicken: So wol - len wir dieſelbigen Worte in dieſem Stuͤcke zu vorhandeln fuͤr vns nemen vnd anhoͤren: Was doch Koͤnig David fuͤr eine Hertzens - angſt / Jammer vnd Elend / oder Hoffarbe / der Reichsgenoſſen deß Sohnes GOTtes meine / damit der ewige guͤtige GOTt ſeine Chriſtenheit allhiero belege / auch weſſen ſie ſich zu erfrewen: Endlichen vnd zum Ende oder Beſchluß / wollen wir auch vom Leben vnnd ſterben vnſers Sel. lieben Junckern / Ernſt von Langen / nicht ſo viel als wir wol ſoltẽ / ſonďn ſo viel als wir nach gelegenheit der zeit vnd hohen erregten betruͤbniß halbẽ werden ſagen koͤnnen / reden vnd handeln.

Nun der getrewe guͤtige GOTT vnnd Vater / der da iſt ein Staͤrcke der Schwa - chen Pſ. 41. v. 3. vnd 4. 2. Cor. 12. v. 9. einTroͤ - ſter der Trawrigen / Lucæ 7. v. 13. ein Vater der Waͤiſen / vnd ein Richter der Wittwen / Pſ. 68. v. 6. wolle vns mit ſeines Geiſtes ga - ben vnd Segen beywohnen / das es zu vnſer aller Seelen Heil vnnd Seligkeit moͤge ge - reichen vnd gedeyen mit Gnaden / Amen.

Vom[17]

Vom Erſten.

OB wol geliebte / Adeliche / Hoch -Den Gott - fuͤrchtigen am meiſten Creutz be - gegnet. betruͤbte / vnd in GOtt andaͤch - tig ergebne Hertzen / es leider allzu war iſt / was der Hochge - plagte vnd gedultige Mann Job / der doch von GOtt ſelbſten ein ſolch herꝛlich zeugniß erhalten / dz ſeines gleichen im gantzen Lan - de Vtz nicht zu finden ſey wegen ſeiner Gott - fuͤrchtigkeit / v. 1. vnnd 8. von deß Menſchen infelicitaͤt vnd Vnheil / ſo er inn dieſer Welt zu empfinden hat / in einem waren Progno - ſtico hat angedeutet vnd propheceyet / c. 5. v. 7. Der Menſch wird zum Vngluͤck geboh - ren / wie der Vogel zum fliehen. Vnnd Koͤ - nig David auch mit einſtim̃et Pſ. 38. v. 18. Jch bin zu leiden gemacht: Jedoch ſo ruͤhret vnd trifft ſolches am allererſten / meiſten vnnd ſchwerſten die Gottfuͤrchtigen vnnd recht - glaͤubigen / wie der liebe Sirach inn ſeinem gar nuͤtzlichen Zucht-vnnd Tugendtbuͤch - lein am 2. c. v. 1. 2. vnd 3. redet: Mein Kind wiltu GOTTes Diener ſeyn / ſo ſchicke dich zur Anfechtung / 2. Tim. 3. v. 12. Alle die GottCſelig[18]ſelig leben wollen in Chriſto JESu muͤſſen verfolgung leiden / wie denn Koͤnig Salo - mon inn ſeinen Sprichwoͤrtern am 3 c. v. 12. außdruͤcklichen thut reden / welchen derEbr. 12. v. 6. 1. Petri 4, 17. HErꝛ lieb hat den ſtraffet er / vnd hat wol - gefallẽ an jm wie ein Vater am Sohn. Alſo ſprach der Engel Raphael zum alten Tobia c. 12. v. 13. Weil du GOtt lieb wareſt / ſo muſt es ſo ſeyn / ohn Anfechtung muſteſtu nicht bleiben / auff das du bewaͤret wuͤrdeſt. Dar - umb es ſehr wol geredet iſt mit warem be - ſtehenden grunde:

Per varios caſus, per tot diſcriminarerumAct. 14, 22. Tendimus in veram patriam, vitamꝙ perennem.

Durch viel Truͤbſal muͤſſen wir in dz ReichIoneasEth - nicus. GOTtes gehen / Jnmaſſen auch ein Heyde nach ſeiner Vernunfft gantz beſcheidentli - chen vnd warhafftiglichen hievon hat gere - det / vnd geſprochen:Si adeſt unius diei indo - lentia permagnum lucrum eſt: ()

Weñ wirs nur moͤchtẽ wol beden - cken.Es iſt ein[ſe]hr groſſer Gewinn / So ein Tag iſt ohn leides Sum. ()

Ach das ſihet man / Ach das erfehret man: Gibt GOTT frommen Chriſten etwa eine froͤliche Stunde / Tag oder Wochen / ſokom -[19]kommen wol gar balde vnnd ploͤtzlichen etz - liche Trawerſtunden / AngſtTage / Bange - Wochen / vnnd betruͤbte Jahre / wie es jetzo an allen Orten zu vormercken das einer zum andern wol alſo moͤchte reden vnd ſagen:

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Du magſt jetzo ja wol klagen /
Jſt allzu war / muß jeder ſagn klar.
Jn dieſen boͤſen letztn tagen /
Das du hoͤchlich ſeiſt beladen /
Vnter falſchn Zungen zu baden /
So dich gar ſehr tieff thun nagen /
Doch ſolſtu gar nicht verzagen /
Sondern drauff ſolſtu es wagen /
Was Gott zu dir thut jetzt ſagen /
Jn ſeinem Wort leſt fuͤr tragen /
Er wil dich doch ſelig haben /
(tragn.
Drumb hilfft er dir das Creutz ſelbſt

Da mag es freylichen heiſſen wie David re - det in dieſen abvorleſenen worten Tribula - tiones cordis mei ſunt multiplicatæ & dilata - , Die Angſt meines Hertzens iſt groß / fuͤhre mich auß meinen noͤhten / Siehe an meinen Jammer vnnd Elend / vnnd vorgib mir alle meine Suͤnde.

Vmb mehrer behaltniß aber vnſers fuͤr - genommenen Lehrſtuͤckes halben / was fuͤrC ijeine[20]eine HertzensAngſt / Jammer vnnd Elend Koͤnig Da[vi]d inn ſolchem 17. vnnd 18. verß deß 25. Pſalms / eigentlichen meine / ſo Gott den Seinigen injungire vnd aufferlege / ſol - len wird eſes zum bericht wiſſen / dz gleich - ſam dieſes deſto beſſer im friſchen gedecht - niß zu exponderiren vnd in acht zunehmen / in vier ſonderliche ſtuͤcke kan eingefaſt wer - den. Einmal vnnd fuͤrs erſte / ſo iſt bey den Menſchen allen ſaͤmptlichen zu befinden /[figure] 1. Paſsio innata vel neceſſaria, Ein allgemei - ner Jammer / Noth / Elend / vnd Hertzens - angſt zu ſpuͤren / ſo vber die Reichen als Ar - men / geiſtliche vnd weltliche / Gelehrte / vnd vugelehrte / hohes vnnd niedriges ſtandes perſonen kan ergehen vnd kommen: Ach Durſt / Hunger / Froſt / Hitze / Kranckheit / leibes Schmertzen / vnd der Todt. Denn das ἀπόκειται ſtatutum & ſancitum eſt. wie zun Ebreern am 9. v. 27. geſchrieben ſteher das iſt / Es iſt den menſchen einmal geſetzt zu ſterben / darnach aber das Gerichte / ruͤhret vnd trifft alle Menſchen / Sir. 14. v. 18. Es iſt der alte Bund du muſt ſterben / Sir. 38. v. 23. Gedencke an jhn wie er geſtorben iſt /ſo[21]ſo muſtu auch ſterben / Sors hodierna mihi cras venitillatibi. Ach wer diß nur wol be - trachten moͤchte / Rom. 6. v. 23. peccatiſtipen - di[u]m mors eſt, der Todt iſt der SuͤndenNB: In mundo certum e - menſum. Sold / Sir. 25. v. 33. Die Suͤnde koͤmpt her von einem Weibe / vnnd vmb jhrer willen muͤſſen wir alle ſterben. Jn der Welt hat ein jeglicher Menſch ſein beſcheiden theil / der Hertzens Angſt / Jammer / Elend vnnd Noth zu empfinden / das er wird querul - ren / winſeln vnd klagen muͤſſen. Meine Thraͤnen ſind meine Speiſe Tag vnnd Nacht / Pſal. 42. v. 4. Pſal. 80. v. 6. Pſal. 102. verſ. 10 weil gar balde hie eine Flut / da eine Tieffe anhero rauſchen vnnd brauſen Pſal. 42 v 8. als ſolten vnd muͤſten wir im tieffen Schlam da kein grund iſt / erſauffen vnnd vmbkommen Pſal. 69. v. 3.

Moiſis der getrewe Legat vnd Mund - bote GOTTes deß Allerhoͤchſten hat eine rechte depicfuram kuͤnſtlichen abriß vnnd gruͤndliche beſchreibung von vnſerm Leben im 90 Pſalm v. 1. gegeben wenn er geſpro - chen: Vnſer Leben waͤret ſibentzig Jahr / wenns hoch koͤmpt / ſo ſinds achtzig Jahr /C iijvnd[22]vnd wenns koͤſtlich geweſen iſt / ſo iſt es κόπα καὶ πόνα Maͤhe vnnd Arbeit geweſen / Ach rechte Muͤhe vnd Arbeit / das es wol heiſ - ſen mag:

Wers nur wol beden - cken wolte.
Væmihi naſcenti, nato, morienti Heumihi quod ſine non natusfilius Evæ est. Clamabunt E. & A. quotquot naſcentur ab Eva. ()

2. Das ander ſtuͤcke heiſt paſsio illata vel probatoria. Einzugefuͤgtes vnnd probierli - ches leiden / Hertzens Angſt / Jammer vnndProv. 17, 3[.]Wie das fe wer Silber vnd der Of - fen gold / al ſo pruͤffet ď HErr die Hertzen. Noth / wie der Herr Lutherus auß dem 12: Pſalm ſolche Reim gemacht / vnd geſungen hat:

Das Silber durchs Fewr ſiebenmal /
Bewert wird lauter funden /
An Gottes Wort man warten ſoll /
Deßgleichen alle Stunden.
Es wil durchs Creutz bewaͤret ſeyn /
Da wird ſein Krafft erkand vnd ſchein
Vnd leucht ſtarck in die Lande.

Darumb ſo ſpricht Sir. am 27. v. 6. Wie der Ofen bewaͤret die newen Toͤpffe / Alſo be - waͤret die Truͤbſal deß Menſchen Sinne. Eine ſolche probirung vnnd leuterung deß Glaubens ſtandhafftigkeit war Abrahamsdeß[23]deß Patriarchen vnd Ertzvaters im erſten Buche Moiſis am 22. mit ſeinem Sohne dem Jſaac / als er denſelben ſchlachten vnnd auffopffern ſolte. Ach bedencket dieſes doch geliebte andaͤchtige Zuhoͤrer / Ach behertzi - get jhr Eltern dieſes doch / was fuͤr hertz - brechende ſtuͤcke vnd wehemuͤtigkeiten dem lieben Abraham hiedurch werden ſein erre - get vnnd verurſachet worden / als Jſaac ſo das Holtz zum Opffer auff ſeinem Ruͤcken getragen / zum Vater geſprochen: Abra - ham mein Vater / hier iſt Fewer vnd Holtz /Gen. 22. Abraham vnd Iſaac. wo iſt aber das Schaff zum Brandopffer / Darauff Abraham gewortet: Mein ſohn / GOTT wird jhm erſehen ein Schaff zum Brandopffer. Hilff ewiger GOTT / wie muß das vaͤterliche Hertz vnd eingepflantz - te Liebe gewallet vund gedacht haben / wie froͤlich muß er hernach worden ſeyn / als der Engel jhn angeredet: Abraham / Abra - ham / halt jnne / vnnd lege deine Hand nicht an den Knaben / vnd thue jhm nichts. Denn nu weiß ich das du GOtt fuͤrchteſt / wie im Geneſ. 22. mit mehrerm zu erſehen ſtehet. Ebener geſtalt koͤndte das von Jacob imGen.[24]Geneſ. am 31. Cap. von ſeinem mißguͤnſtigen Schweher Vater dem Laban / als eine pro - bierung nicht vnfoͤrmiglicher weiſe einge - fuͤhret werden / weil GOtt den Laban von ſeinem boͤſen fuͤrnemen auffgehalten / vnnd geſprochen: verſu 24. Huͤte dich Laban das du mit Jacob nicht anderſt redeſt / denn freundlich. Diß thut GOtt noch manchs - mal den grimmigen Feinden mit inhibiren / vnnd jhnen einen Ring an die Naſen legen / vnnd ein Gebiß an das Maul Eſaiæ 37. v. 29. wenn wirs nur gleuben wolten vnnd koͤnd - ten / denn er iſt Zach. 2. v. 5. eine fewrige Ma - wer vmb ſeine Gliedmaſſen / die Gottfuͤrch - tige Perſonen. Er ſchlaͤfft noch ſchlummert nicht / Pſal. 121. v. 4. vnd hat ſeine Augen of - fen vber Jeruſalem Zach. 12. v. 4. Kehret den weg der Gottloſen zu ruͤcke / Pſal. 146. v. 9. Es gehet zwar inn dieſem Lazareth vnnd Jam̃erthal offtermals mit den Gottfuͤrch - tigen alſo wie Hilarius nebenſt angezogenen goͤttlicher Schrifft Haͤuptſpruͤchen gleich - foͤrmig ſententioniret vnd geſchloſſen hat:

Deo charißimi, flagellis proximi. ()

Jtem:

Clemens[25]

Clemens Alexandrinus: proximus Deo, ple -NB. Mercke die - ſes du Gott fuͤrchtiger Creutztraͤ - ger / vnd er - friſche dich damit / ſo lange du le - beſt. nus flagellis, welches ich alſo verdeutſche:Hoͤr / Gottes allerliebſtes Kind / Am allermeiſten Creutze find / Es geſcheh nu gleich vmb der Suͤnd / So erkent er doch ſolchen grind / Das er gewiß ſey GOttes Kind. ()

Denn die Pforten der Hellen ſollen jhn nicht vberweltigen / Matth. 16. v. 18. Sie ſollen al - le zu Spott vnd Schanden werden die dir gram ſind / Sie ſollen werden als nichts / Eſaiæ 41. v. 11.

3. Das dritte Stuͤcke heiſt paſsio aſſum - ta vel voluntaria, Ein ſelbſt willig erwehltes verurſachtes Leiden Jammer vnnd Her - tzensangſt Elend vnnd Noth / als da gantz trewlichen fuͤr vnzeitigem Zorn vnd Eyfer Sir. 30 v. 22 verwarnet jedermaͤnniglichen / Mache dich ſelbſt nicht trawrig / vnd plage dich nicht ſelbſt mit deinen eigenen Gedan - cken / v. 26. Eyfer vnnd Zorn verkuͤrtzen das Leben / vnnd Sorge macht alt fuͤr der zeit / Prov. 12. v. 25. Sorge im Hertzen krencket / Prov. 14. v. 10. Wenn dz Hertze trawrig iſt / ſo hilfft keine euſſerliche Frewde / Prov. 17. Dv. 22.[26]v. 22. Ein betruͤbter Muth vertrocknet das Gebeine. Mancher Menſch in ſeiner Leibes Schwachheit verurſacht jhm muthwillig groſſe Schmertzen / langwirige Kranckheit vnd LeibesSiechheit / durch vnordentliche ſtuͤcke / wenn er ſich nicht meſsigen wil. Nu ſpricht Sir. 37. v. 1. Der Bauch nimpt aller - ley Speiſe zu ſich / doch iſt eine Speiſe beſſerDas moͤch - tẽ auch wol Sechswoͤch nerin mer - cken. denn die ander / Sir. 38. v. 1. Mein Kind pruͤ - fe was deinem Leibe gefund iſt / vnd ſihe wz jhm vngeſund iſt / das gieb jhm nicht / denn allerley dienet nicht jederman. Haben doch die beruͤhmbten Medici vnnd Ertzte einen ſolchen loͤblichen vnd wolzu behaltenen A - phoriſmum: Noſſe menſuram ſtomachi ſui o - ptimum condimentum ſanitatis eſt, Die beſte Wuͤrtze zur Geſundheit iſt / das einer ſeines Magens weiſe vnd gelegenheit weiß. Dar - umb ſo hat freylichen der Hochweiſe vnnd verſtaͤndige Koͤnig Salomon / gar recht vnd wol geredet / in ſeinen Sprichwoͤrtern am 24 v. 7. Wer jhm ſelbſten ſchaden thut / den heiſt man billich ein Ertzboͤſewicht. Wie man ſich aber allerdinge inn ſolchem Creutzleiden Schmertzen vnnd Hertzen -angſt[27]angſt ſchicken ſolle / hat man außfuͤhrlichenLuth. Jen. 5. Tom. fol 311. im fuͤnfften Tomo Lutheri Jenenſi fol. 311. in einer vnterſchiedenen Predigt / An. 1531. vom Creutz zu leſen. Wir haben hier zwar das AngſtMeer vnd Jam̃erthal wie Zach. 10. v. 11. Pſal. 84. v. 7. Aber GOtt leitet fuͤh - ret vnnd gengelt vns wie die Jugend Pſal. 48. verſ. 15. Er erquicket vns auff vnſerm Siechbette / vnd hilfft vns von aller vnſer Kranckheit Pſal. 41. v. 4.

Hieerinnere ich mich einer feiner liebli -Hiſtoria vi - de Fabricii Annales l. 2. chen Hiſtorien / Marggraff Heinrichs zu Meiſſen Ehegemahlin / Fraw Agnes oder oder Agnetha genandt / hatte inn jhrer ſchwachheit einsmals einen ſolchen Traum / als wenn ein Engel mit gar einem ſchoͤnen vberguͤlden Becher zu jhr were kommen / vnnd ſie angeredet / ſie ſolle doch auß dieſem Becher trincken / als ſie aber vermeinet / das ſie hette getruncken / hat ſie angefangen zu ſchreyen / Ah quam amara hæc erat potio, ach welch ein herber bitter trunck war doch die - ſes. worauff der Engel jhr geantwortet: A - mara quidem eſt potio, ſed mox ingens dulce - do ſubſequetur, Es iſt ja dieſer tranck bitter /D ijes[28]es wird aber bald eine herꝛliche Suͤſsigkeit dorauff folgen / wie ſie denn bald darauff ſelig geſtorben. Ja freylich / freylich / haben wir allhier viel herber bitter truͤncke: Aber bey Chriſto JESu werden wir haben viel Frewde vnnd Wonne / die fuͤlle vnnd liebli - ches weſen zu ſeiner Rechten jmmer vnd e - wiglich / Pſal. 16. v. 11. da ewige Frewde vber vnſerm Haͤupte wird ſchweben / Eſaiæ 35. v. 10.

Solches iſt nu auch an vnſerm lieben Junckern / dem weiland Edlen / Geſtren - gen / vnd Ehrenveſten / Ernſt von Langen / allhier auff Muͤnchenhofe / vnnd Newen - dorff Erbſeſſen / den 21 Febr. deß morgens zwiſchen vier vnnd fuͤnff wahr gemacht worden / da all ſein Hertzensangſt / Jam - mer / Noth vnnd Leiden ein auffhoͤren vnnd endſchafft genommen / vnnd er der Seelen nach zu GOttes himliſcher Frewden auff - gehoben iſt worden. Ja nu iſt an ſolchem vnſerm ſeligen Junckern ſein anmutiger vnd krefftig hertzſtaͤrckender Machtſpruch im ProphetenEſaia am 60. v. 20. reichlichen ef - ficiret vnd erfuͤllet worden.

Der[29]

Der HERr wird dein ewiges Liecht ſein / vnd die Tage deines Leides ſol - len ein ende haben.

Er neme nicht die gantze weite Welt / vnnd begerte wieder inn dieſes AngſtMeer vnd Thraͤnenthal / GOTT helffe vns auch allen ſaͤmptlichen ſelig nach.

4. Das vierdte vnd letzte Stuͤcke heiſt paſsio accerſita & damnatoria, Ein mutwilli - ges / verurſachtes / verdamliches Leiden / da einer vorſetzlicher weiſe / auß lauter Halß - ſtarrigkeit / ſich inn Schande / Schmach / Hon vnd Spott / Armut / Kranckheit / vnd Verdamniß ſtuͤrtzet / vnd bringet / deſſen er wol koͤndte geuͤbriget ſeyn / wie wir im all gemeinen deutſchen Sprichworte pflegen zu ſagen: Wornach einer ringt / darnach jhm gelingt. Mancher kan vnnd wil nicht Ruhe vnnd Friede haben / oder auff heilſamer Haut ſchlaffen / ſo muß jhm hernacher ſtarck genung Vnruhe begegnen / vnnd die Haut wol geblaͤwet vnnd geklopffet werden /Sir. 321 v. 40 gleich wie ein Boͤtticher ein Faß zwinget bindet vnd klopffet. Da heiſt es denn wieD iijAriſto -[30]Ariſt. l. 5. Ethic. c[ol]1.Ariſtotelis Regel lautet / Volenti & ſcienti non fit injuria, dem geſchicht nicht vnrecht / der wiſſentlichen jhm ein Vngluͤck aufledet. Alſo geſchiehet dem Reichen ſchlampamper nicht vnrecht / das er inn der helliſchen Glut ſolche Pein leidet / weil er der Stimme Moi - ſes nicht hat wollen gehorchen / Luc. 16. Jn - maſſen auch Paulus von der verſtoſſung vnnd verdammung der Juden zun Roͤm. 3. v. 8. thut reden / Damnatio illorum juſta eſt, welcher Verdamnuß iſt gantz recht / denn es iſt jhrer Boßheit ſchuld / das ſie alſo geſteu - pet werden / vnnd jhres vngehorſams / das ſie ſo geſtrafft werden / Jeremiæ 2. v. 19. weil ſie es alſo angeſtellet wie Eſaiæ 28. v 10 vnd Jerem. 44. v. 16. woruͤber ſie endlichen wer - den winſeln vnnd klagen / wie das Buͤchlein der Weißheit Salomonis am 5. [c v]8. redet / Was hilfft vns nu der Pracht: Was bringt vns der Reichthumb ſampt dem Hochmut? v. 7. Wir haben eitel vnrechte vnnd ſchaͤdli - che wege gegangen / da wird ergehen wie David im 52. Pſal. verſ. 9. hievon ſchreibet: Sihe das iſt der Mann / der GOTT nicht fuͤr ſeinen Troſt hielt / ſondern verließ ſichauff[31]auff ſeinen Reichthumb vnnd war mechtig ſchaden zu thun / Nu muß er inn der Hellen bleiben / Pſalm 49. v. 15. Auguſt. Exinferno nulla eſt redemtio Job. 7. v. 9. & 10. Wer in die Helle hinunter fehret / kommet nicht wie - der herauff / vnnd koͤmmet nicht wieder inn ſein Hauß / vnnd ſein Ort kennet jhn nicht mehr. Derowegenſo ſoll ein jeglicher moͤg - lichen fleiß anlegen / das er ja nicht leide als ein Moͤrder / Dieb oder Vbelthaͤter / oder der inn ein frembd Ampt greiffet / 1. Petr. 4. v. 15. ſondern inn ſolchem fall / vmb der Ehre GOTTes willen. Denn ſelig ſind die vmb Gerechtigkeit willen verfolget werden. Das Himmelreich iſt jhr / ſpricht die traute Charitas vnd Liebhaber der Menſchen Chri - ſtus JEſus Matth. 5. verſ. 10. Sap. 11. v. 26.

Womit hat ſich denn David inn ſolcherKoͤnig Da - vid hat ſich mit Gottes Wort er - friſchet. ſeiner Hertzens Angſt / Jammer / Elend vnd Noth erfriſchet vnd geſtercket[?]Mit GOt - tes heiligem goͤttlichen Worte. Denn das iſt doch der beſte Stecken vñ Stab / doran wir vns inn der Finſterniß koͤnnen anſteu - ren / vnnd durch diß zeitlich Vngluͤck hin - durch dringen / Pſal. 23 v. 4. Ja es iſt ſeinesHer -[32]Hertzens Troſt Frewde vnd Wonne gewe - ſen / Jerem. 15. v. 16. vnnd ſuͤſſer denn Honig Pſal. 119. v. 103. Darumb ſo ſpricht er vorgib mir alle meine Suͤnde. Alſo ſoll kein Menſch inn ſeinem vielfaltigen Leiden vnnd groſſer Hertzensangſt / Jammer vnd Noth verza - gen / oder verzweiffeln / ſondern auß bußfer - tigem vnnd gleubigem Hertzen zu Chriſto JEſu fliehen / der wird jhn erhoͤren / erret - ten vnd erloͤſen / Denn es heiſt:

Lachrymæ peccatorum ſunt deliciæ Angelorum
Eins bußfertigen Suͤnders Thran /
Jſt recht der Engel Marcipan.

Trewhertzi - ge erinne - rung an al - le menſchenWie gantz troͤſtlichen zu leſen iſt im Evan - geliſten Luca am 15. Derohalben ſo ergreiff ein jeglicher rechtgleubiger Chriſt / das gar ſchoͤne hertzerquickende Troſtſpruͤchlein / 1. Joh. 1. v. 8. Das Blut Chriſti JEſu macht vns ſelig / vnd rein von allen Suͤnden / 1. Ti - moth. 1. v 15. Das iſt je gewißlich war / vnnd ein thewres werthes Wort / das Chriſtus JEſus kommen iſt inn die Welt / die armen Suͤnder ſelig zu machen. Ob ſich nu ſchon der Leutſelige Menſchenhuͤter CHriſtus JEſus / Job 7. v. 18. Der Fuͤrſt deß Lebens /Act.[33]Act. 3. v. 15 vnd Hertzog der Seligkeit Ebr. 2. v. 10. zu zeiten eben hart vnd ſcharff gegen vns ſtellet vnnd geberdet / das wir werden manchmal muͤſſen alſo engſtiglichen ſeuff - tzen / winſeln vnd ſagen: Ach HErr deine groſſe hertzliche Barmhertzigkeit helt ſich hart gegen mir / Eſaiæ 64. v. 15. Du biſt ja der Troſt Jſrael / vnnd jhr Nothhelffer. Warumb ſtelleſtu dich deñ / als wereſtu ein Gaſt im Lande / vnd als ein Frembder / der nur vber Nacht drinnen bleibt / Jer. 14. v. 8. So werden wir doch endlichen mit hohen Frewden empfinden vnd erfahren / wie Koͤ nig David im 145. Pſalm verſ. 18. redet: Der HERr iſt nahe allen die jhn anruffen / allen die jhn mit ernſt anruffen. Er thut was die Gottfuͤrchtigen begerẽ / vnd hoͤret jr ſchrey - en / vnd hilfft jhnen / Sir. 18. v. 28. O wie iſt die Barmhertzigkeit deß HErren ſo groß / vnd leſt ſich gnedig finden allen denen ſo ſich zu jhm bekehren / denn er wirfft alle vnſer Suͤnde inn die tieffe deß Meeres / Michææ 7. v. 19. Koͤnig Hiskias wuſte ſich gantz ar - tiglichen zu troͤſten im Propheten Eſaia am 38. v. 8. Sihe vmb Troſt war mir ſehr ban -Ege /[34]ge / Du aber haſt dich meiner Seele hertz - lich angenommen / das ſie nicht verduͤrbe / denn du wirffeſt alle meine Suͤnde hinter dich zu ruͤcke. Mercket / hoͤret vnd lernet alle hochbetruͤbte ſchwere angefochtene vnd be - ladene Suͤnder / dieſes zu ewrer Hertzens beſſerung vnd bekehrung / das all ewre ſuͤn - de zu ruͤcke ſind geworffen. Was ein Menſch nicht hoch lieb vnnd werth helt / das wirfft er hinter ſich / vnd nicht fuͤr ſich: Alſo thut auch Chriſtus JEſus mit vnſern Suͤnden / ſo wir dieſelbige berewen / vnnd beſeufftzen / vnnd Chriſti JEſu Gnugthunng in ſeinem bittern Leiden / vns mit glaͤubigem Hertzen getroͤſten vnd erfrewen / das wir von jhm / in jhm / vnnd durch jhn / endlichen zur himli - ſchen Ehren / vnnd ewigen Seelen Selig - keit werden eingewieſen koͤnnen werden. Vnnd ſo viel mit weniger Erklaͤrung deß fuͤrgenommenen Lehrſtuͤckes derer abvorleſenen Worten.

MEMO -[35]

MEMORIA DEFUNCTI.

NV ſollen vnnd wollen wir auch nach vhraltem herogebrachtem Adelichem vnd Chriſtlichem ge - brauche vnſers in Gott verſtor - benen vielgeliebten Junckern / Ernſt von Langens / Chriſtliches wandels / vnnd ſeli - ges Abſchiedes / ſo viel ſich inn dieſem actu leiden wil vnd geziemet / trewlichen erweh - nen vnd berichten. Jch befuͤrchte mich aber das mirs faſt hierin ergehen moͤchte / gleich wie dem fuͤrtreflichen Oratori vnd Redener dem Demoſtheni zu Athen. Denn als ge - dachter Demoſthenes nach ſeiner gewohn - heit etzliche Verſus auß dem Euripide vnnd Sophocle gantz linde vnd furchtſamer ſtim - me recitirete, vnd erzehlete / hatte er kein gra - tiam dicendi oder guͤnſtigen willen inn dem fuͤrbringendem reden vnnd zu hoͤren / ſon - dern ward daruͤber außgerauſcht vnd auß - gelacht / als der keine ſonderliche action vnd geſtus gebrauchte / da er aber ſolches ſeinem guten Freunde / dem Satyro, revelirete, vnnd vertrawete / fieng Satyrus drauff an vnd wi - derholte dieſelben Verſus mit ſolchen Ge -E ijber -[36]berden vnnd Geſichte / das ſie gar einander anſehen theren nehmen vnd gewiñen. Doch wilich in GOttes Namen mein Heil ſo viel moͤglichen dißfals verſuchen. Es iſt aber von dieſem fuͤrnemen Adelichem alten ſtam̃ vnd Geſchlechte / in glaubwuͤrdiger gelehr - ter Leute Schrifften darzu thun / das inn Weſtphalen / Braunſchweig / Holſtein / vnd Manßfeld / die von Langen / zu Biſchoͤffli - chen vnnd Fuͤrſtlichen Digniteten erhoben worden ſeyn / Das mich alſo duͤncket / ſo ich ſolchem vhralten loͤblichen Adelichem Ge - ſchlechte / deren von Langen etwas in einem zuſatz vormehren wolte / ich wuͤrde mit ei - nem Siebe Waſſer ſchoͤpffen / vnd vorgeb - lichen mich bemuͤhen.

1. Nativitas 1575. 17. O - ctobr. Jſt demnach Ernſt von Lange allhiero fuͤr vnſern jtzigen trawrigen Hertzen vnnd naſſen Augen geboren vnnd jung worden / als man geſchrieben 1575. den 17. Octobris / in welchem Jahr Koͤnig Carl inn Franck - reich geſtorben / vnnd Kaͤyſer Rudolphus Chriſtmilder gedaͤchtniß Roͤmiſcher Koͤ - nig worden.

Pater Vater.Sein Herꝛ Vater iſt geweſen / der fuͤr -treff -[37]trefliche vnd weit beruͤhmbte weiland Ed - le / Geſtrenge / vnnd Ehrenveſte Nickel von Lange / Chur-vnnd Fuͤrſtlicher Branden - burgiſcher Raht / welcher Anno 1587 den 16. Jannarij ſelig verſtorben / vnnd allhiero zu Muͤnchenhofe zur Erden beſtaͤrtiget worden.

Deſſen Fraw Mutter als vnſers ver -Avia à pa - tre, Groͤß - mutter. ſtorbenen Junckern Fraw GroßMutter geweſen / Die weiland Edle vñ viel Ehren - tugentſame Fraw Agatha / geborne Loͤſe - rin auß dem Hauſe Lebuſe / deß alten Matz Loͤſers / Churfuͤrſtl: Saͤchſiſchen Haupt - mans zu Torgaw / Schlieben vnnd lieben werthe Tochter.

Deß GroßVatern Mutter vom Va -Proavia, Eltermut - ter. ter hero iſt eine geborne von Maltitzin / auß dent Hauſe Tauchow.

Deren jtztgemelten von Maltitzin Mut -Abavia, Vber Elter mutter. ter eine von Schlieben / auß dem Hauſe Dammendorff.

Deren Mutter eine von Reinſperg. Atavia, VhrElter - mutter. Tritavia, Vbervhr - Eltermut

Deroſelben Mutter eine von Loͤben.

Deren Mutter eine vom Ende.

Derſelbten Mutter eine von Erdmiß -E iijdorff /[38]Quatrita - via, Die v - ber vber - vhr Elter - mutter. Majores, Vorfahren oder Ober - VhrEiter - muͤtter. Mater, Mutter.dorff. Sind alſo ſeiner Geſtrengigkeit Seli - gen Ahnin vom Vater anhero / Die Loͤſer / Maltitz / Schlieben / Reinſperg / Loͤben / vom Ende / vnd Erdmißdorff.

Seiner Geſtrengigkeit / deſſen weiland Ernſt von Langen / Fraw Mutter iſt gewe - ſen Ottilia / geborne von Langen / Otto von Langens Sel. auff Waſſerburg ehelichen Tochter.

Avia à ma - tre. Groß - Mutter.Deren Mutter eine von Kotwitz / auß dem Hauſe Wulfferſtorff.

Proavia. Deren Mutter eine von Mielen / auß dem Hauſe Wellerſtorff.

Abaviz. Deren Mutter eine von Pfuͤlin / auß dem Hauſe Friedersdorff.

Atavia. Deren Mutter eine von Maltitzin / auß dem Hauſe Tauchow.

Tritavia. Deren Mutter eine von Zabeltitzin / auß dem Hauſe Sergen.

Quatrita - via. Deren Mutter eine von Kraͤchtin / auß dem Hauſe Groſſen Rietz.

Majores Vorfahren oder Ober - Vhr Elter - Muͤtter.Deren Mutter eine von Arnim / auß dem Hauſe Bieſenthal.

Jſt alſo der wolgemelte vnd in Gott ver - ſtorbene Juncker von 16. Vhralten Adeli - chen Ahlien an hero kommen.

Es[39]

Es haben aber ſeine vielgeliebte Eltern2. Per Ba - ptiſmũ in Chriſti re - gnum inter tionisVeri - tas. jhn nicht allein in ſeiner Kindheit vnd Ju - gend / durch das Sacrament der H. Tauffe in Chriſti JEſu Gnadenreich einvorleiben laſſen / ſondern auch in aller waren Gottes - furcht / zu allen Chriſt-vnd Adelichen Tu - genden mit hoͤchſtem fleiß gehalten / dorin - nen informiret vnd aufferzogen zu welchem er denn / ſo wol in ſeiner Jugend / als inn ſei - nen zunemenden Jaren ſeines Lebens gantz ergebig vnd geflieſſen geweſen.

Als er nu ein wenig zu ſeinen Jaren vnd3. Studiorũ gratia miſ - ſionis ad Argento - ratum fir - mitas. verſtande kommen / iſt er von ſeinem vielge - liebten Herren Vater Nickel von Langen / Chur-vnd Fuͤrſtlichen Brandenburgiſchen Rahte / inn die weit beruͤhmbte Stadt Straßburg verſchicket / vnd daſelbſt ſecun - dum ingenii captum & fœcunditatem memo - riæ in guten artibus Kuͤnſten vnnd diſcipli - nen informiret vnd vnterrichtet worden.

Nach dem er aber am verſtande vnnd Jahren / auch Kuͤnſten vnd Geſchickligkei - ten / wol zu genommen / vnnd nach ſeiner viel geliebten Vorfahren loͤblichem Exempel / trefliche groſſe luſt vnd begierde zu Ritter -lichen[40]lichen Thaten vnd Tugenden getragen / hat4. Electio - nis claſsica exercitia animoſitas er mit gar wolbedachtem Rahte ſeiner an - vorwandten den Sonabend fuͤr Faſtnacht Anno 1594 im angehenden 19 Jar ſeines al - ters / mit dem Geſtrengen / Edlen / vnd Eh - renveſten Heine von Pful / domals beſtal - tem Kaͤyſerlichem Krieges Oberſten / inn NiederVngern / wieder den Erb-vnd Ertz - Feind der Chriſtenheit / den Tuͤrcken ſich zu Roſſe begeben / vnnd als die fuͤrneme Ve - ſtung GRAN von Jhrer Roͤm: Kaͤy: vnd Koͤn: Majeſtat Kriegesvolck ſtarck bela - gert worden / behertzter vnd Mannhaffter weiſe gebrauchen laſſen. Worauff denn auch nach dem hievon erfolgtem auff bruch / vnnd abzuge / im Herbſt die Veſtung Rabe vnnd Dottiß von den damaligen Oberſten Ferdinanden Graffen von Hardeck vberge - ben / vnd vom Tuͤrcken eingenom̃en worden.

Jn dem er nu auß dieſem Kriegeszuge widerumb friſch vnd geſund zu den Seini - gen anheim gelanget / hat er ſich in ocio nicht wol befunden / ſondern amore virtutis in deß Durchleuchtigen Hochgebornen Fuͤrſten vnd Herren / Herren Franciſci Hertzogen zuLuͤne -[41]Luͤneburg / welcher zu Dannenberg Hoffge - halten / als deß Niederſaͤchſiſchen Kreiſes / wol beſtalten Oberſten inn Jhrer Fuͤrſtli - chen Gnaden Hofflager ſich begeben / da - ſelbſten auffgewartet / vnnd endlichen mit Jhrer Fuͤrſtlichen Gnaden den 9. Aprilis Anno 1596. in ſeinem angehendem 21. Jahre deß Alters fuͤr einen Auffwarter wider den Ertzfeind der Chriſtenheit / abermal frei - dig zu Roß inn OberVngern ſich begeben / vnd bey dero damaligen am Tage Bartho - lomæi mit ſtuͤrmender Hand eroberten Ve - ſtung Hartwan / ſich gantz Mann-vnd Rit - terlich erzeiget. Worauff hernach der Tuͤr - ckiſche Kaͤiſer in eigener Perſon mit drey - mal hundert tauſend Mann / in die vier Wo - chen lang die Veſtung Erlaw hefftiglich belagert / vnd den 4. Octobris obgedachten Jahres zu nacht erſtiegen vnd erobert / alles Chriſtliche darinnen verhandene Krieges - volck niederhawen / vnd den Herren Ober - ſten Niarij Paul nebenſt andern fuͤrnemen Officirern gefenglich annemen vnnd einzie - hen laſſen. Den 16. Octobris hernacher iſt das Chriſtliche Kriegesvolck dem Ertz -Fvnd[42]vnd Erbfeinde ohn gefehr mit ſibentzig tau - ſent Mann zu Roß vnnd Fuß entgegen ge - zogen / von einem flecken in Vngern Friſtus genandt / vermittels goͤttlicher huͤlffe vnnd beyſtand denſelben davon abgetrieben / vnd inn die Flucht geſchlagen. Bey welcher5 Divinæ tutelæ Ma - jeſtas. Schlacht vnnd Scharmuͤtzel numehr vor - bliechener Juncker Ernſt von Lange ſelbige zeit ſeines Leibes vnd Lebens nicht geſcho - net / ſondern nebenſt andern / ritterlichen ge - fochten / vnnd durch die goͤttliche Allmacht in dieſer harten Feldſchlacht beſchuͤtzet vnd beim Leben erhalten worden. Worauff er denn nach gluͤckſeliger anheimkunfft / in deß Durchleuchtigſten Hochgebornen Fuͤrſten vnnd Herren / Herren Johann Georgen Marggraffen zu Brandenburg / deß Heyl: Roͤmiſchen Reichs ErtzCaͤmmerern vnnd Chur Fuͤrſten Hofflager den 6. Januarij Anno 1598. ſich begeben / ſeines Alters im 23 Jahr / vnnd demnach Jhr Churfuͤrſtl: Gn: zwey Tage hernacher / nach goͤttlicher pro - videntz Raht vnnd willen / ſeligſt auß dieſer Welt geſchieden / Jſt der von Lange von Jhrer Chur Fuͤrſtl: Gn: Chriſtmildeſtenan -[43]angedenckens ordentlichen nechſten Succeſ - ſorn in der Chur / dem auch Durchleuchtig - ſten vnd Hochgebornen Fuͤrſten vnnd Her - ren / Herren Joachim Friederichen / etc. nu - mehr auch Chriſtſeligſten Gedechtniß / inn beſtallung angenommen worden / worinnen er auch ſo lange vorblieben / biß er den 17. Januarij Anno 1603. im 28. Jahre ſeines Al - ters / gebuͤhrender maſſen in aller ſchuldig - ſten vnterthenigkeit dimiſsion vnnd erlaſ - ſung gebeten / ſo jhm denn gnedigſt begeg - net vnd ertheilet worden. Vnd hierauff er endlichen ſich nach Hauſe begeben hat.

Dieſem nach hat er ſich auß ſonderer ſchickung GOTTes deß Allmechtigen / mit deß Geſtrengen Edlen vnnd Ehrenveſten Adam von Eichſtet auff Rotenklempenaw Erbſeſſen / vnd Churfuͤrſtlichen Branden - burgiſchen Hauptmans beyder Empter Zechelin vnd Wittſtock hinterlaſſenen Ehe - lichen Tochter / Der Edlen Vielehrentu - gendtreichen Jungfer Eliſabeth von Eich -6. An. 1608 Nuptiarũ ſnarum fe - ſtivitas 24. Aprilis. ſtet / jetzigen gar hochbetruͤbten hinterblie - benen Wittib / ſich ehelichen verlobet / vnnd jhm dieſelbige den Sontag Cantate warF ijder[44]der 24. Aprilis ſeines Alters im angehen - den 33 Jahres Anno 1608. auffm Hauſe zu Muͤnchenhofen ehelichen vertrawen laſſen. Mit ſolcher ſeiner vielgeliebten Haußehrẽ / die eine Kron vnd Hertzens Frewde in ſol - chem Eheſtand gegen jhrem lieben Ehejun - ckern in der that geweſen / hat er biß an ſein ſeliges Ende eine gar geruhige / freundliche Holdſelige Friedfertige vnnd eintraͤchtige Ehe beſeſſen / vnd durch GOTTes Segen7. Liberorũ ſuavitas. zwey lieblicher Ehe vnnd hertzens pflaͤntz - lein erlanget / als Anno 1610. den 9 Maij iſt jhm ſein erſtes Toͤchterlein / die Edle Eh - rentugendreiche vnd Gottfuͤrchtige Jung - fer Eliſabeth Sophia / vnd folgendes den 13. Auguſti An. 1613. ſein ander Toͤchterlein / die Edle Ehrentugendtreiche vnnd Gott - fuͤrchtige Jungfer / Anna Sabina geboren worden vnd in dieſe Welt kommen / ſo jetzo nebenſt der Frawen Mutter in gar hochbe - truͤbtem recht trawrigem vnnd wehemuͤti - gem kindlichem Hertzen jhrem ſolchem lie - ben Herrn Vatern das Gleite zu ſeinem ge -2. Cor. 1. 3. 2. Cor. 12, 9 wuͤndtſchten Schlaffkaͤmmerlein gegeben. GOtt der Allerhoͤchſte der ein Troͤſter derTraw -[45]Trawrigen / eine ſtaͤrcke der Schwachen / ein Vater der Waͤiſen / vnd ein Richter derPſal. 68, 6. Wittwen iſt / wolle ſie allerſeits lange zeit friſch vnd geſund erhalten / vaͤterlichen troͤ - ſten / vnd jhnen alle daſſelbe geben was jh - nen gut vnd ſelig ſein mag.

Es hat aber wolgemelter von Lange in8. Pia & lau dabilis cu - rioſitas. kurtz vorwichenen Jahren nicht vnterlaſ - ſenkoͤnnen / was an Gebaͤwden zu Muͤn - chenhofen Newendorff vnnd Cuplin man - gelhafftig vnd gebrechlich geweſen / eutwe - der auß zubeſſern / oder gantz new verferti - gen zu laſſen / ſonderlich iſt ſein Chriſtlich vnd recht Gottliebendes Hertz vnd Gemuͤt zuſpuͤren hierinnen gewefen / das er ſich gar nicht hat zu frieden oder oher zur Ruhe ge - ben koͤnnen / biß er allhiero die Kirche ſampt dem glocken Thurm in richtigen beſtand zu Muͤnchenhofe bracht / vnnd faſt alles ver - newren / ſauber vnd zierlich zurichten laſſen wie ſolches der Augenſchein zeiget vnnd weiſet.

Wie ſorgfeltig embſig vnd fleiſsig er auch ſey geweſen / vnd wie viel er von dem Sei - nigen ſelbſten ſpendiret / biß er nach ablebenF iijdeß[46]deß vorigen alten Pfarꝛers Ern An - dreæ Perlitii vnd ſeines Sohnes ſeligen / ei - ne andere tuͤchtige perſon an deren vaciren - de ſtelle vberkommen koͤnnen / wird das gantze Kirchſpiel zeugniß hievon geben vnd thun koͤnnen. Dofern jhm auch der ewige guͤtige GOtt das Leben hette gefriſtet vnd verlengert / wuͤrde er / wie allbereit dieſes bey jhm beſchloſſen / vnd gaͤntzlichen fuͤrha - bens war / bey dieſer Kirchen vnnd ſonſten ein mehrern nutz zu ſtifften nicht vnterlaſſen haben. Welches an jhm gantz loͤblichen vnd lobwuͤrdig iſt. GOTt vorleihe kuͤnfftig im gleichen ſolchen ſinn vnd meinung zu GOt - tes Ehren erfolgende.

9. Corporis infirmitas. Dieweil auch etzliche Jahre anhero ſei - ne Leibeskraͤfften bey mehligen abzunemen angefangen / vnd ſeine Leibes ſchwach-vnd vnvermoͤgenheit / je mehr vnd mehr ſich taͤg lichen geheuffet / alſo das er inn der Creutz - vnd probir Schulen / einen ebenen harten langwirigen Gang vnd Stand hathalten muͤſſen: Als hat ers ſeinem Himliſchen Va - ter alles mit gedult anheim geſtellt / vnnd durch deſſelben gnedige Aſsiſtentz / auch inſeinem[47]ſeinen groſſen aͤngſten vnd Leibes Weheta - gen / in Chriſtlicher Sanfftmuth ergeben / vnd dem lieben GOTT in Gedult ſtille ge - halten.

Solche ſeine Leibes Schwachheit Kranckheit vnd vnvermoͤgligkeit hat ſich faſt in die neun Jahr erſtrecket / Da denn ſeine vielgeliebte Haußfraw / als ei - nem trewen Ehegaten gebuͤhret vnd ſehr wol anſtehet / Tag vnnd Nacht mit fleiſsigem pflegen vnnd warten bey jhrem lieben Schatz vnnd Ehe -10. Uxcris fidelitas. Junckern gar nichts hat mangeln laſſen. Alſo das jhr Seliger Juncker da - von offters verurſacht zu ſagen iſt worden: Wenn mir GOTT nicht ſo eine fromme fleiſsige vnd trewhertzige Fraw / nach mei - nes Hertzens wundſch hette gegeben / vnnd beſcheret / die mich innſolcher guten pflege / acht / vnd wartung hielte / ich moͤchte es wol nicht ſo lange haben koͤnnen treiben / vnnd mich allhiero vorweilen / wie ſolches wer - den wiſſen / ſo vmb jhn / vnd bey jhm ſind ge -weſen.[48]weſen. Es hat zwar ſeine groſſe vnterſchie - dene beſchwer vnnd Bettlagerung / durch GOTTes verhengnis ſich hefftig vormeh - ret / alſo das eine Kranckheit vnnd Sympto - ma dem andern nicht recht hat koͤnnen wei - chen / Doch hat er mir warer andacht in hei - liger Goͤttlicher Schrifft fleiſsig geleſen / dieſelbe jhm ſehr wol bekand gemacht / auch in andern Chriſtlichen Buͤchern mit gutem fleiſſe wol vmbgeſehen / was denckwuͤrdig / troͤſtlich / vnd der Seelen Seligkeit erbaw - lich geweſen / hat er mit groſſem fleiſſe ge - mercket / bezeichnet vnd vnterſchrieben / wel - ches er endlichen auff einen Nothfall in an - weſenheit fuͤrnemer Perſonen mit verwun - derung vnd gantz ruͤhmlichen hat allegiren vnd jhm wol nuͤtze machen koͤnnen / wie deſ - ſen jhm zeugniß geben werden / alle dieſelbi - gen ſo mit jhm etzlicher maſſen converſiret vnd vmbgangen ſeyn.

11. Inſignis pietas. Jn ſumma er hat GOtt ſtets fuͤr Augen gehabt / geliebet vñ geehret / jederman nach ſeinem vermoͤgen / ſonderlich nothleidenden vnd duͤrfftigen viel gutes gethan / vnd nie - mand vorſetzlicher weiſe im geringſten be -leidi -[49]leidiget. Jnſonderheit hat er nicht alleine allewege ſeine gewoͤhnliche Morgen - vnnd Abend gebete / mit groſſer Andacht gehal - ten vnd vollbracht / ſo wol fuͤr vnd nach Eſ - ſens die gewoͤhnliche Tiſchgebete / bey ſei - nen lieben Kindern vnd Hoffgeſinde / vnab - laͤſsig als ein Chriſtlicher Gottfuͤrchtiger Haußvater fort getrieben / (welches frey - lichen ein koͤſtlich Lob denen vom A - del iſt / wenn ſie ſteiff vnnd feſte vber dem Gebete vnnd waren Gottſelig - keit inn jhrem Hoffe halten) Sondern auch inn den Pſalmen Davids / bevor auß dem 25. Pſalm groſſe luſt vnnd Hertzens er - frewung gehabt / vnnd wenn er nebenſt an - dern Chriſtlichen Gebeten / mit ſeinen viel - geliebten Toͤchtern / jtzt gedachten 25 Pſalm gebetet denſelben offters widerholet / vnnd wenn er auff den 17 vnd 18 Verß iſt kommen / die wir auff begehren vnd anhalten jhm zur Leichpredigt genommen: So iſt eine ſon - derliche devotion vnnd andacht bey jhm zu -12 Pietatis & devotio - nis dexte - ritas. ſpuͤren geweſt. Wie er denn einen maͤchtigen hertzens Troſt / Krafft vnd Safft auß demG20. verſu[50]20. verſu deß 60. Capitels im Propheten E - ſaia hat einpfunden / Der HERR wird dein ewiges Liecht ſeyn / vnd die Ta - ge deines Leides ſollen ein ende neh - men. Ach freylich / ja freylich haben die Ta - ge ſeines Leides am 21. Februar: deß Mor - gens zwiſchen vier vnd fuͤnff nu mehr an jm genommen / vnd iſt der HErr Chriſtus Je - ſus ſein ewiges Liecht worden zum ewigen himliſchẽ FrewdenLeben. Wol allen / diemit warem Glauben ſich ſolches Troſtſpruches auch getroͤſten / erfriſchen vnd erfrewen / v - ber die wirds gewißlichen wol ſtehen vnnd gehen. Hat fleiſsig vnd andaͤchtig gebetet: Jch bitte dich Herꝛ Jeſu Chriſte / du wolleſt nicht als ein geſtrenger Richter / was ich ge - than / was ich geredet / was ich mit Gedan - cken geſuͤndiget habe / auff die Goldwage le - gen: Sondern leſche auß alle meine ſuͤnde / mit deinem heiligen thewren Blute / wie ſol - ches alles in deß fuͤrtrefflichen Herren Lu - Pollionis Seligen ſieben Predigten vom ewigen Leben / ſo mit ſeiner eigenen Handt bezeichnet vnnd vnterſchrieben worden / zu befinden iſt. So hat er auch im gleichen ge -[51] ſprochen: Jch dancke nicht alleine den Reichen / ſondern auch den Armen / die fuͤr mich geſeufftzet vnnd gebetet haben / denen vorgelte es GOTT ja13. Spiri[t]ua lis reconci - liationis in genuitas. reichlichen. Nebenſt ſolchem hertzlichem vorzeihen / allen vnd ſonderlichen denen / die ſeine Seele vnd Hertz ohn vrſach mit wor - ten vnd wercken gekrencket vnd gequelet ha ben / deren vnter geiſtlichen vnd weltlichen ſollen ſeyn geweſen / ſo fuͤr Wolthat jhm vn - danck bewieſen. Denn er war doch ein rech - ter guter Prieſterfreund vnnd wolthaͤtiger Juncker gegen maͤnniglichen / nach ſtandes gebuͤhr / das wol noch mancher wird wuͤnt - ſchen: Er wolte das der gute Juncker Ernſt von Lange noch moͤchte leben / hat er ſein ſtaͤtiges Symbolũ vnd ſprichwort in vielfal - tiger wiederholung im Munde gefuͤhret: Alles nach GOTTES willen / Wie er denn inn ſeiner Schlaffkammer / zu mehrer erwegung vnnd fleiſsiger hertzens - bedenckung / auch weñ er vom Schlaff auff - erwachte / fuͤr jhm ſtehende / zu leſen koͤndte haben / hat laſſen anſchreiben: O HERRG ijJEſu[52]JESV Chriſte / wenn ich in meiner Todtesangſt nicht mehr ſeufftzen kan / ſo ſeufftze du in mir / vnd laß die Tieffe deiner Gnade / die Tieffe mei - ner Angſt verſchlingen. Alſo hat er ſich in ſeinem Leben vnſtraͤfflichen ſo viel moͤg - lichen erzeiget / vnnd in ſeiner Schwachheit dem Allmechtigen in ſeinen willen ergeben / ſeine Suͤnde erkand vnd bekand / vnnd der Seligkeit durch Chriſtum JEſum fehig zu werden ſtandhafftiglichen geglaͤubet.

Seinen Abſchied betreffende / iſt er den 19: Februarij vmb 10 Vhr deß morgendes ziemlichen matt worden / vnnd vber kurtzen Othem geklaget / Vnnd als er von ſeiner Hertz vielgeliebten Haußfrawen gefraget: Wie er ſich doch befinde[?]hat er jhr geant - wortet: Er wuͤſte ſelber nicht wie jhm we - re / GOtt wuͤrde jhm nicht mehr auff legen als er ertragen koͤndte / vnnd als er ſolche Wort kaum außgeredet / felt er in eine harte Ohnmacht / vnd da er wegen groſſen fleiſſes ſo bey jhm angewendet / wieder zu ſich ſel - ber kommen / hat er alſo balde begeret / ſichmit[53]mit GOTt zu verſoͤhnen / nach dem Herrn Pfarꝛern geſchicket / welcher zu jhm kom̃en / mit Troſt vnd zureden heiliger Goͤttlicher Spruͤche fleiſsig jhm bey gewohnet / vnter andern weil er ziemlichen ſchwach vnd matt geweſen / jhn gefraget / ob er auch glaͤube / das jhm ſolche Suͤnden / CHriſtus JEſus aus lauter Gnaden werde vorzeihen / vnnd zur Seligkeit fuͤhren / hat er mit vornembli - cher ſtimme geantworter: Ach ja Herꝛ Pfarꝛ das glaͤube ich / dorauff wil ich leben vnnd ſterben / vnd gar gewiß durch Chriſtum Je - ſum ſelig werden: Dorauff jhn der Pfarꝛ abſolviret-vnd vmb 12 Vhr gegen Mittage mit dem Hochwuͤrdigen Sacrament deß Abendmahls Chriſti JEſu verſehen / wel - ches er mit groſſer Andacht empfangen / vnnd in groſſer gedult ſich GOtt vnterge - ben. Doch iſt der loͤblichen Artzeney auch nicht vorgeſſen worden / wie Sirach am 38. nach der lenge hievon inſtruiret vnd lehret / inn dem die jtzige hochbetruͤbte Wittwe zu dem Hochgelarten Ehrenveſten vnd weit - beruͤhmbten Herren Doctorem Conſtanti - num Weckern deß Marggraffthumbs Nie -G iijder -[54]derlaußnitz zu Luͤben beſtalten Phyſicum ge - ſchicket vnd ſind gnugſame mittel vnd Artze - ney vorhanden / aber keine nicht hat ſollen oder koͤnnen helffen / weil ſein ſterbſtuͤnd - lein war herbey kommen / vnnd der Todten - ſeiger vber jhn außgelauffen / das er an jhm dieſes auch hat empfinden muͤſſen. Er ſey14. Mortis determina - infalli - bilitas. ein ſolcher Naturæ ſolvens debita juſta ſuæ. Er habe der Natur nach muͤſſen bezahlen / ſich niederlegen / ſterben / vnd den weg aller welt gehen 1. Reg. 2. v. 2. Joſua 23. v. 14. welches wie offt erwenet den 21. Febr. deß morgens fruͤh zwiſchen 4 vnd 5 geſchehen / das ſolcher wolgedachter Juncker Ernſt von Langen in warer vnd hertzlicher anruffung zu Gott ſeinem himliſchen Vater gantz ſeuberlichen vnd ſanfft auff Chriſtum Jeſum vertrawen - de / von dieſem Thraͤnenthal iſt abgeſchie - den zum ewigen himliſchen Frewdenſaal / ſeines alters 45 jahr 18 wochen / vnnd ſeines beſeſſenen vnd recht lieblich gehaltenen Ehe -15. Vitæ bre vitas. ſtandes 13. jahr weniger 9 wochen. Nu dieſer Adeliche vorblichene Coͤrper ſoll jtzo bald in ſein gewuͤndſchtes Schlaffkaͤmmerlein vnd Ruhebettlein geſetzt werden. GOTt derAller -[55]Allerhoͤchſte wolle jm ja eine ſanffte ruhe geben vnd vorleihen / vnd die ſeele am liebẽ juͤnſten tage zur ewigen Frewden durch Chriſtum Jeſum wi -16. Voti ad æternæ vi poſſeſsio nem exop - tabilitas. derum̃ voreinigẽ / allerſeits die hinterlaſſene hoch betruͤbte Adeliche Hertzen / an der Wittwen kin - dern / Bluts vnd Mutsfreunden / zu frieden ſpre - chen / ſie kraͤfftiglichen troͤſten / verſorgen / vnnd fuͤr allem vnheil vaͤterlichen behuͤten vnnd bewa - ren / jhnen vnd vns allen ſaͤmptlichen auch dero - maln ein ſeliges Simeonis ſtuͤndlein zur ewigen himliſchen Frewden / vnd Seelen Seligkeit ge - ben vnd vorleihen. Worzu vns allen allhiero an - weſenden vorhelffen wolle / GOTT Vater / Sohn / vnd H. Geiſt / hochgeehret vnnd gelobet in alle Ewigkeit / Amen / Amen / HERr JEſu Chriſte Amen.

Ein gar ſchoͤn troͤſtlich Gebet / bey ſterbenden Menſchen in Todtes Noth fuͤr zuleſen in 7. verß ge[t]heilet.

O JESV Chriſt / mein Herr du biſt /
Jch bin gantz dein / im Leben mein /
Jn aller Noth / ja in dem Todt /
Hang ich an dir mein Herr vnd GOTT.
2. Jch bin ſehr m[a]tt / mir iſt k[e]in Raht /
Mir iſt ſehr wehe / Jch kan nicht mehe:
Jch lieg im ſtreit / Alle huͤlffe iſt weit /
Jch traw auff deine Barmhertzigkeit.
3. Die[56]
3. Die Ohren mein faſt hoͤrloß ſeyn:
Der augen Glantz vergehet gantz /
Mein Mund nicht ſpricht mein Hertz zu bricht /
Jdoch wil ich verzagen nicht.
4. Dein Todtes Schmertz / ſterckt mir das Hertz:
Die Wunden dein mein Artzn[e]y ſeyn /
Dein Blut ſo roth hilfft mir auß Noth /
Das mir nicht ſchaden kan der Todt.
5. Ob ich gleich ſterb doch nicht vorderb:
Das himliſche Gut macht mir ein Muth /
Dit ſteheſt mir bey vnd machſt mich frey /
Von Creutz vnd Truͤbſal mancherley.
6. Auff dieſer Welt acht ich kein Geld:
All Frewd vnd Ehr mag ich nicht mehr /
Deine Gnad allein mein Schatz ſoll ſeyn.
Die iſt mein Ehr vnd Frewd allein.
7. Du biſt der Mann der he[l]ffen kan /
Meine arme Seel ich dir befehl /
Thu mir beyſtand durch deine Hand /
Vnd fuͤhr mich heim ins Vaterland.

AD LECTOREM. Disce Mori.

HEus benè te moneo qui perlegis iſta Viator
Infans ſeu fueris ſeu juveniſq; ſenex.
Disce Mori vivas Chriſto, Me Parca necavit
Hoc fatum ſequitur, te quoque tale Vale.

M. SAMUEL MARQUARD, Paſtor ſcribebat P. L. C.

FINIS.

About this transcription

TextAqua reficiens lugentivum pectora Vel avrvm potabile confortans agonisantivm corda
Author Samuel Marquardt
Extent56 images; 8847 tokens; 3186 types; 61238 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAqua reficiens lugentivum pectora Vel avrvm potabile confortans agonisantivm corda Ein wunderkräfftiges bewertes Wasser/ vnd köstliches Goldkörnlein oder Geistliches Sprüchlein auß dem reinen Hertzerquickendem Paradißwasser vnd Heilbrunnen Esaiæ 12. vers. 3. Samuel Marquardt. . 56 Friederich HartmanFrankfurt (Oder)1621.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 231/9 / 525066

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:16Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 S 231/9 / 525066
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