PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Ein Leichpredigt
Bey der Chriſtlichen Begraͤbnuß weiland deß Ehrwuͤr - digen vnd wolgelahrten Herꝛn M. Conradi Hacken / geweſenen Pfarrers zu[Reinheim] / Gott - ſeliger gedaͤchtniß: Als er den letzten Septembris, Anni 1613. in Gott ſanfft vnd ſeliglich geſtorben / vnd hernach am dritten O - ctobris daſelbſt in die newe Pfarꝛkirchen in beyſeyn der gantzen Chriſtlichen vnd dieſes Falls halben betruͤbten Ge - meynde begraben worden.
Gedruckt zuDarmbſtatt/ durchBal - thaſar Hofmann/ Jm Jahr1614.
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Der Erbarn vnd Tu - gendſamen Frawen Anna / deß wuͤrdigen vnd wolgelahrten Herꝛn M. Conradi Hacken ſ. hin - derlaſſenen Wittib zu Reinheim.

ERbare vnd Tugendſame Fraw / Als vnſerm lieben Herrn vnnd Selig - macher Chriſto Jeſu / da er noch auff Erden gieng / Einsmahls ein betruͤbte Wittib / welcher jhr lieber Ehemann / vnd darzu auch jhr einiger Sohn ge - ſtorben war / vor der Statt Nain mit hertzlichem ſeuff - tzen vnnd wehklagen auffſtieß / jammerte jhn derſelbi - gen / ſchreibt Lucas / vnnd ſprach zu jhr / Weine nicht. Gab damit zuverſtehen / daß er ein gantz Vaͤtterlich vnd wolmeynend Hertz gegen Wittwen vnnd Waiſen habe / vnd ſie in Wittibenſtand ohne troſt nicht laſſen woͤlle / wie geſchrieben ſtehet / Jch / ich bin ewer Troͤſter. Eſa. 51. Wer biſtu dann / daß du dich fuͤr Menſchen fuͤrchteſt / die doch ſterben: vndfuͤr Menſchen Kinder / die als Hew verzehret werden?

A ijDieſer4Vorrede.

Dieſer Troſt aber ſoll nicht nur in Worten beſte - hen / ſondern vielmehr in kraͤfftiger Huͤlff vnd heylſa - mer Wuͤrckung / bevorab bey trewer vndfleiſſiger Pre - digern jhren hinderlaſſenen Wittwen: welchen ſonder - lich gelten ſoll / was der Prophet vnnd Koͤnig DauidPſal. 10. ſagt: Herr du biſt der Waiſen Helffer / daß du RechtPſal. 68. ſchaffeſt den Waiſen vnd Armen / daß der Menſch nit mehr trotze auff Erden: Vnnd abermals / GOtt iſt ein Vatter der Waiſen / vnd Richter der Wittwen. Wie er dann zu bekraͤfftigung deſſen auch gewaltiglich geholf -1. Reg. 17. fen hat / Erſtlich der verlaſſenen Wittib Ruth auß Moab: Darnach der armen Wittib vnd jhrem Sohn zu Zarpath. Dann als dieſelbige in jhrem Hauß nichts mehr hatte denn ein Hand voll Meels im Cad / vnd ein wenig oͤl im Krug zur ſehr thewren zeit / verſchaffte der Allmaͤchtige Gott / daß das Meel im Cad nicht wurd verzehrt / vnd dem oͤlkrug nichts manglete. Zum drit - ten vnnd letztlichen der duͤrfftigen Predigers Wittib /2. Reg. 4. welche dem Propheten Eliſa den todt jhres Herꝛn / vnd den groſſen Betrang / darinnen ſie damals ſteckte / mit naſſen Augen vnd hertzlichem ſeufftzen klagte. Dann als dieſelbige auch nit mehr in jhrem Hauſe hatte dann ein oͤlkrug / ſegenet Gott ſolchen Krug / daß ſie darauß / ſovil ſie auffs Propheten befelch Gefaͤſſe geborget hat / ſie alle miteinander biß oben an gefuͤllet / vnd nicht al - lein damit die Schuldherren bezahlet / Sondern auchmit5Vorrede.mit jhren Soͤhnen vom vbrigen ſich genehret hat.

Auß welchem allem jhr nun abnehmen ſollet / wie in ewerm jetzigen Witwenſtand gegen euch der liebe Gott vnd Himmliſche Vatter geſinnet ſey / vnd mit was troſt / rath vnd huͤlff er euch beytretten vnd verſorgen woͤlle.

Derowegen jhr nun euch zu frieden geben / daß von Gott zugelegte Haußcreutz mit gedult tragen / vnd mit dieſer ewer gedult Gottes Allmacht preiſen / vnd dar - auff ſeiner verſorgung in Demuͤtigkeit / Furcht / vnnd Gebett gewertig ſeyn ſollet.

Thu euch hiermit beneben wuͤnſchung eines gluͤckſe - ligen neuwen Jahrs / deß Allmaͤchtigen GOttes ſtar - ckem Gnadenſchirm andaͤchtig anheim befehlen / vnd zugleich die begerte Leichpredigt nach beſchehenem Ab - truck zufertigen.

Signatum & datum Darmbſtatt am 2. Ianua - rij, Anno 1614.

Ewer in Ehren Dienſtgeflieſſener Henricus Leuchter D.

A iijChriſt -6

Chriſtliche Leichpredigt.

Textus 2. Regum 13.

ELiſa aber ward kranck / daran er auch ſtarb. Vnd Joas der Koͤnig Jſrael kam zu jhm hinab / vnd weynet fuͤr jhm vnnd ſprach: Mein Vatter / mein Vatter / Wagen Jſrael vnd ſein Reuter.

Erklaͤrung dieſer Wort.

GEliebte im herrn Chriſto / als einsmals vnſer viel - geliebter Herr vnd Seligmacher Jeſus Chriſtus / da er noch auff Erden gieng / viel Leuthe auß dem Juͤ - diſchen Volck beyſammen ſahe / one Hirten vnd trewe Prediger / vnd ſahe ſie begierig das troͤſtliche vnd ſelig - machende Wort Gottes zuhoͤren / ſchreiben von jm die heiligen Eu -Matth. 9. Marc. 6. angeliſten Matthæus vnd Marcus / daß jn ſolcher gejammert habe / alſo / daß es jhm durch Marck vnd Gebeine gegangen / vnd one zweif - fel ein betruͤbt Hertz vnd naſſe Augen wuͤrd gemacht haben.

Eben alſo L.F. in Chriſto / iſt diß jetzund bey euch in Warheit ein ſehr trawrig Spectackel / voll Betruͤbniß vnd Hertzeleyd / daß da jhr bißhero nun viel Jahr lang weyland den wuͤrdigen vnd wolgelahr - ten Herꝛn M. Conradum Hacken zu einem trewen Seelſorger vn -ter7Chriſtliche Leichp. Außm 2. Buch der Koͤn. 13. C. ter euch lebendig gehabt / derſelbige nunmehr todt vnd verſtorben iſt: da er zuvor euch im Leben iſt vorgangen / jetzund euch todt vorgetra - gen worden: da er euch zuvor auß Gottes Wort trewlich vnd fleiſſig zu ewer Seligkeit gelehret vnnd vnterrichtet / auch embſig vor euch gebetten hat nunmehr ſein Mund jhm zugeſchloſſen iſt / daß jhr ſeine als eines fleiſſigen Huͤters vnd Wechters vnd treuwen Kirchenvat - ters Stimb nicht mehr hoͤren moͤget: vnd da er zuvor andere auß ew - erm Mittel verſtorbene Chriſten zum Begraͤbniß begleitet hat / Er nunmehr auch zu ſeinem Grab begleitet worden / vnd daher in dieſer Welt euch wider mit lehren noch Gebett / noch andern Chriſtlichen Wercken mehr dienen kan. Dann wie der Prediger Salomo berich -Eccl. 9. t[e]t / ſo haben die Todten kein theil mehr auff der Welt in allem / das vnter der Sonnen geſchicht. Diß alles mit einander iſt / wie geſagt / ja hertzlich vnd ſchmertzlich zubeweinen.

Nachdem aber dieſer Fall vnd Riſſz / vnd dieſer toͤdliche Hintritt ohn allen zweiffel von GOtt dem Allmaͤchtigen herruͤhret / was ſoll man dann darzu ſagen? vnnd was ſoll man machen? Nichts anders / dann was die heilige Goͤttliche Schrifft vns lehret: Nemblich I. daß wir ſagen vnd klagen / Ach daß der trewe Prediger vnd fromme Got - tes Mann geſtorben iſt! Dann alſo ſpricht Syrach: Mein Kind /Syr. 38. wenn einer ſtirbt / ſo beweine jhn / vnd klage jhn / als ſey dir groß Leyd geſchehen / du ſolt bitterlich weinen vndhertzlich betruͤbt ſeyn / darnach er geweſt iſt / auff daß man nicht vbel von dir reden muͤge. II. So ſol - len wir auch folgen der Lehr Syrachs / da er ſagt / Weil der Todte in der Ruhe ligt / ſo troͤſte dich wider vber jhn / weil ſein Geiſt von hin - dan geſcheiden: dann da iſt kein widerkehren. Es hilfft jhn nicht / vnd du thuſt dir ſchaden. Wir ſollen ſagen mit dem geduͤltigen vnd from -Iob, 1. men Job / Der Herr hats gegeben / der Herr hats genommen. Endlich III. ſollen wir vns verhalten nach dem Spruch Syrachs / da er ſagt / Gedenck an jhn / wie er geſtorben iſt / ſo muſtu auch ſterben / Geſtern war es an mir / heut iſts an dir. Vnd wie die Chriſtliche Kir - che ſinget / Nun laſſen wir jhn hie ſchlaffen / vnd gehen all heim vnſerStraſſen /8Chriſtliche Leichpredigt /Straſſen / ſchicken vns auch mit gantzem fleiß / denn der Todt kompt vns gleicher weiß.

Wir ſind aber L.F. dißmals allhier zuſammen kommen / nicht al - lein der angeſtellten Chriſtlichen begraͤbnuß ewers nunmehr in Gott ſeliglich ruhenden Pfarrers beyzuwohnen / vnd damit beyd jhm vn - ſern letzten Ehrendienſt / vnd gegen die betruͤbte Wittib vnd jhre an - gehoͤrige vnſer Chriſtliches mitleyden in offenem Werck zubewei - fen / Sondern auch zu vnſerm beſten ein Chriſtlich Leichpredigt auß Gottes Wort mit andacht anzuhoͤren / vnd alſo in allem beyd Gott dem Allmaͤchtigen zu preiß / dem Verſtorbenen zun ehren / der Wie - tib zu troſt / dem Nechſten aber vnd vns miteinander ſelbſten zu vnſer Wolfahrt / Lehr vnd Beſſerung zudienen.

Derowegen wil ich die abgeleſene Wort von dem Propheten vnd thewren Mann Gottes Eliſa / als die ſich ſonderlich hierzu wol ſchi - cken / an Hand nemmen / vnd ſie in vorſtehender Predigt fein ſchlecht vnd recht in nachfolgenden zweyen Stuͤcken deutlich vnnd einfaͤltig erklaͤren vnd außlegen. Erſtlich wollen wir hoͤren / wie Eliſa kranck worden / vnnd darauff endlich geſtorben ſey. Darnach vnnd zum an - dern / wie vnd von wem er beklagt vnd beweinet worden / vndwarumb ſolches geſchehen: mit anmeldung deſſen / was wir hierauß zulernen haben. Gott der H. Geiſt verleihe vns darzu / Gnad / Weißheit vnd Andacht miltiglich / Amen.

Erſt Theil.

SOviel nun das erſte Theil betrifft / ſpricht der Text darvon alſo: Eliſa aber ward kranck / daran er auch ſtarb. Diß iſt ein Geſchichte / welche ſich im alten Teſtament zugetragen hat. Eliſa aber war im Koͤnigreich Jſrael zu ſeiner zeit ein Prophet vnd Mann Gottes / vnd alſo Geiſtlichs Stands. Offtmahls gedencket ſeiner der H. Geiſt im andern Buch der Koͤnige vnd beym Syrach / vnd ruͤhmet jhn hoch wegen ſeins thuns. Es wohnete in jhm der H. Geiſt mit ſeinen Gaben mannigfalt. Dann der iſts / welcher ſich ſen -cket9Außm 2. Buch der Koͤn. am 13. Cap. cket in die Seelen der Heiligen / vnd macht auß jhnen GOttes Pro -Sap. 7. pheten. Darnach ſo war er verſtaͤndig vnd hocherfahren Goͤttlicher Sachen vnddeß ſeligmachenden Worts Gottes. Er that auch groſſe Zeichen vnnd Wunder / ſo wol der Kirchen Gottes als dem Koͤnig - reich vnnd dem gantzen Land Jſrael zu gutem. Vber das ſo war er auffrichtig vnd trew in ſeinem Ampt / vnd gleich wie er lehrte den weg Gottes recht / vnd vermahnet jederman zur Tugend vnd Frommig - keit / alſo ſchalt vnd ſtrafft er die Vntugend an groſſen vnnd kleinen / vnd erweiſte ſich damit ein rechtſchaffenen Diener Gottes. Hiervon ſchreibet Syrach alſo: Eliæ Geiſt kam auff jhn reichlich zu ſeinerSyr. 48. zeit / Er erſchrack fuͤr keinem Fuͤrſten / vnnd niemand kondt jhn vber - winden: Er ließ ſich nichts zwingen. Da er lebte / thet er wunder / vnd da er todt war / thet er wunder. Noch halff das alles nicht / daß ſich das Volck gebeſſert hette / vnd von jhren Suͤnden gelaſſen hetten / biß ſie auß jhrem Lande vertrieben wurden.

Wie gehet es aber dieſem Eliſa / der ſo ein geiſtreicher / groſſer vnd hocherleuchter Mann war? vor Gott vnd der Welt? Erſtlich ſagt die Schrifft / Er ward kranck. Nach dem dieſer thewre Held vnd Mann Gottes ein zeithero geſund vnnd ſtarck oder wol auff geweſen / ſo be - gibt ſichs darauff / daß jhm dieſe ſeine Geſundheit in vnnd an ſeinem Leibe verderbt wird / vnd alſo in Kranckheit fellet. Zum andern aber / ob wol die Kranckheit vnterſchiedlich / vnd etliche gelinde vnd geringe ſeyn / daß ſie einen Menſchen angreiffen / da es nicht eben zuweh thut: andere aber zwar etwas ſcha[r]pff ſeyn / vnd ein vornehmes Glied / dar - an deß Menſchen Leben gelegen / einnehmen / gleichwol aber mit der zeit ſich wider verlieren / oder durch Artzney vnd Gebett zu Gott ver - trieben / vnd dem Krancken ſeine Krafft vndGeſundheit wider bracht / vndalſo im Leben noch laͤnger behalten wird: So iſt jedoch leyder dieſe ſchwacheit Eliſa deß Propheten alſo gethan / daß ſie jhm zu ſcharpff vnd zuſchwer wird / auch jhn an vnnd in ſeinem Leibe dermaſſen an - greifft / daß ſie zuwider aller hoffnung / auch allem Gebett vnd Artze - ney den frommen Mann nach vielfaltigen Schmertzen vnnd erlitte -Bnen10Chriſtliche Leichpredigt /nen Wehethumben vmbs Leben bringet / vnd damit das gantze Koͤ - nigreich vnd Volck Jſrael dieſes thewren Manns beraubt.

Lehrſtuͤcke.

ERſtlich ſehen vnd lernen wir hierauß / daß auch die Glaubige / Fromme / vnnd Gottſelige / welche vor andern vnd ſonderlich Gott dem Himliſchen Vatter lieb ſeyn / jhr Creutz / Kranck - heit / Laſt vnd Praſt in dieſer Welt haben vnd leyden muͤſſen / vnd alſo keinen vorzug oder vortheil vor den Gottloſen haben koͤnnen. Das hoͤ - ren vnd ſehen wir allhier an Eliſa. Ach welch ein Geiſtreicher Mann war diß? was vor ein trefflicher vnd herꝛlicher Prophet war das? vnd was vor ein angenehme vnd wolgefaͤllige Herberg hatte in jhm Gott der H. Geiſt? Gleichwol ſihe ſo wird er kranck / vnd muß kranck wer - den / Er leydet Schmertzen / vnd muß ſie leyden: Er bekompt Creutz vnnd Angſt / vnnd muß ſie tragen / da hilfft nichts vor: Ja das noch mehr iſt / ſo muß er endlich ſterben / vnd muß dem H. Geiſt ſein Her - berg bey jhm vnnd in ſeinem geheiligten Leibe allerdings zu Staub vnd Aſchen machen laſſen: vnd hilfft jn wider dieſes alles gantz nichts ſein Frommigkeit vnd Gerechtigkeit: Eben wie es auch zuvor ergan - gen war Adam / Noe / Abraham / Jſaac / Jacob / Moyſi vnd Aaron / auch den lieben Propheten / vnnd hernach den Apoſteln vnnd andernIob. 7. heiligen Maͤnnern Gottes mehr. Das iſt was Job ſagt / Muß nichtSyr. 40. der Menſch jmmerdar im Streit ſeyn? vnd Syrach / Es iſt ein elend jaͤmmerlich ding vmb aller Menſchen Leben auff Erden. Jſt es nun ein gemein Werck vmb das Creutz / vnd iſt allen Menſchen gemein / Ey ſo muͤſſen auch die Glaͤubigen mit / vnnd muͤſſen auch jhr Angſt vnnd Trawrigkeit haben / vnnd auch jhren Creutz Becher auß dem Brunnen der Truͤbſeligkeit nemmen vnd trincken / wie Chriſtus derIoh. 16. Herr ſagt / Jn der Welt habt jhr Angſt / vnd werdet trawrig ſeyn. Act. 17. Vnd an einem andern Orth ſagt die Schrifft / Durch viel Truͤbſe - ligkeit muß man in das Reich Gottes eingehen. Ja / lieben Freunde / wann wir die Sachen recht wollen beſehen / ſo wirdt ſichs befinden /daß11Außm 2. Buch der Koͤn. am 13. Cap. daß bißweilen die Geiſtreiche / fromme vnd Gottſelige Maͤnner wol mehr Betruͤbniß / Kranckheit / Elend vnnd Jammer in dieſer Welt muͤſſen außſtehen weder die Gottloſen / welche GOTT vmb nichts fuͤrchten / wie ſolches an dem Ertzvatter Jacob zuſehen / da er ſprach /Gen. 47. Wenig vnnd boͤß iſt die zeit meines Lebens: an Dauid / da er ſprach /Pſal. 6. Jch bin ſo muͤde von ſeufftzen / vnd ſchwemme mein Betth die gantze Nacht / vnd netze mit meinen Threnen mein Lager / vnnd meine Ge - ſtalt iſt verfallen vor trawren / daͤnn ich allenthalben geaͤngſtiget wer - de: An Job / welcher ſagt / Wenn man mein Jammer woͤge vndmeinIob. 6. Leyden zuſammen in eine Wage legte / So wuͤrde es ſchwerer ſeyn dann Sand am Meer: vnnd an dem Apoſtel Paulo / da er ſpricht /2. Cor. 4. Wir haben allenthalben Truͤbſal. Es bezeuget ja auch die taͤgliche erfahrung / daß bißweilen ein Gottſeliger Mann / ein Prediger oder ein ander frommer Mannſich im Leben verhelt ſittig / maͤſſig / fromb - lich / thut jedermann was er thun ſoll vnnd kan / helt an im Gebett / Summa er gehet auff dem Weg Gottes / ſoviel jmmer Menſchlich vnnd muͤglich iſt / Vnnd gehet jhm doch viel vbler / vnnd muß mehr Schwacheit / Hertzleyd / Creutz vnd Leyden haben vnnd außſtehen / weder ein Gottloſer / der jmmerzu im Luder ligt / vnd allerley Vppig - keit treibet / vnd iſt ein Flucher vnd Gottslaͤſterer / ꝛc. Es gehet jm wie einem feinen Roͤßlein / da greifft jederman nach / aber ein Dorn laͤſſet man mit frieden.

Das hat zu allen zeiten die Frommen hardt vor den Kopff ge - ſtoſſen / wie zuſehen iſt an Jeremia / der ſprach einsmahls zum Her -Ier. 12. ren / Herr wenn ich ſchon mit dir rechten wolt / ſo behelteſt du doch recht / dennoch muß ich von Recht mit dir reden. Warumb ge - hets doch den Gottloſen ſo wol / vnnd die Veraͤchter haben alles die Fuͤlle / ꝛc. mich aber kenneſt du / vnnd ſiheſt mich / ꝛc. So ſchreibt auch Aſſaph in ſeinen Pſalmen / Es verdroß mich auff die Rhumraͤti -Pſal. 73. gen / da ich ſahe / daß es den Gottloſen ſo wol gieng. Solls dann vmb ſonſt ſeyn / daß mein Hertz vnſtraͤfflich lebet? Ich bin geplaget taͤg - lich / vnd meine Straff iſt alle Morgen da.

B ijWas12Chriſtliche Leichpredigt /

Was vnd welches ſind aber deſſen jmmermehr die Vrſachen? EsGen. 18. ſolt ja billich ſeyn vnd gehen / wie Abraham zu Gott dem Herrr ſprach / Wiltu den Gerechten mit dem Gottloſen vmbbringen? Das ſey ferꝛne von dir / daß du das thuſt / vnnd toͤdteſt den Gerechten mit dem Gottloſen / daß der Gerechte ſey wie der Gottloſe / das ſey ferꝛne von dir / der du aller Welt Richter biſt / du wirſt ſo nicht richten. Aber laſſet vns forſchen die Vrſachen / darumb Gott der herr die from - men alſo ins Creutz fallen vnd gerahten leſſet.

Erſtlich muͤſſen die Gottſeligen ans Creutz / vnd muͤſſen groß ley - den haben / dieweil ſie Suͤnder ſeyn / vnd ſowol jhre maͤngel haben als andere. Dann ob ſie ſchon durch den Glauben an Chriſtum verge -Rom 7. bung der Suͤnden haben / ſo bleiben ſie jedoch Fleiſch geborn vom Fleiſch / die das Gute wollen / aber nicht thun / das Boͤſe nit wollen /Pſal. 143. vnd doch thun / vnnd daher mit Dauid ſagen muͤſſen / Herr gehe mit deinem Knecht nicht ins Gerichte / dann vor dir kan niemandsIob. 9. beſtehen: vnd mit Job / auff tauſend kan der Menſch dem Herrn nicht eins antworten. Weil dann nun die Gottſeligen auch Suͤnde an vnd auff ſich haben / ſo koͤndten ſie auch der Straff vnd Zuͤchti -Prou. 14. gung nicht vberhaben ſeyn / wie geſchrieben ſtehet / die Suͤnde iſt derIer. 30. Leute verderben / vnd ſpricht Gott der Herr / Jch wil dich zuͤchti - gen mit maſſen / daß du dich nit vor vnſchuldig halteſt.

Zum andern thut es Gott darumb / daß die Gottloſen ein Exem - pel haben ſollen / darauß abzunemen / daß gewißlich zu ſeiner zeit jhrer vmb jhres Gottloſen Weſens willen nicht ſoll verſchonet werden. Luc. 23. Dann geſchicht das am gruͤnen Holtz / was wil dann am duͤrren wer -Pſal. 11. den? Vnd Dauid ſpricht / Der Herr haſſet den Gottloſen vnd die gerne freveln. Er wird regnen laſſen vber die Gottloſen Blitz / Fewer vnd Schweffel / vnd wird jhnen ein Wetter zu lohn geben.

Zum dritten / So wil Gott auch durchs Creutz die ſeinen probie - ren / ob ſie feſt an jhm halten vnd bleiben woͤllen / wie geſchrieben ſtehetTob. 12. beym Tobia da der Engel ſagt / Weil du Gott lieb wareſt / ſo muſts ſo ſeyn / ohn anfechtung muſteſtu nicht bleiben / auff daß du bewaͤhretwuͤrdeſt.13Außm 2. Buch der Koͤn. am 13. Cap. wuͤrdeſt. Darumb auch Syrach ſpricht / Mein Kind wiltu GottesSyr. 2. Diener ſeyn / ſo ſchicke dich zur Anfechtung / halt feſt vnnd leyde dich / vnd wancke nicht / wenn man dich davon locket. Halte dich an Gott / vnd weiche nicht / auff daß du jmmer ſtaͤrcker werdeſt. Alles was dir widerfehrt / das leyde / vnd ſey gedultig in allerley Truͤbſal. Dann gleich wie das Gold durchs Fewer / alſo werden die ſo Gott gefallen / durchs Fewer der Truͤbſal bewehret.

Zum vierdten / das Creutz iſt ein heilſam præſeruativ / durch wel - ches krafft vnd wuͤrckung die Frommen vor newen vnd andern Suͤn - den vnd Vbertrettungen behuͤtet vnnd darvon abgehalten werden. Wie geſchrieben ſtehet / Wenn wir gerichtet werden / ſo werden wir1. Cor. 11. von dem Herren gezuͤchtiget / auff daß wir nicht ſampt der Welt verdampt werden. Deßgleichen ſagt der Prophet Eſaias / HerrEſa. 27. du leſſeſt ſie loß / wenn du ſie betruͤbet haſt mit deinem rauhen Wind. Darumb wird dadurch die Suͤnde Jacob auffhoͤren / vnd das iſt der nutz davon / daß ſeine Suͤnde weggenommen werden. Vmb diſer vr -Pſal. 116. ſachen willen wird das Creutz der Chriſten einem heilſamen artzeneyMal. 3. Trunck im Kelch oder Becher verglichen: Wie dann auch der Waͤ - ſcher Seiffen / daß nemblich gleich wie ein Mutter mit ſcharpffer Laugen oder Seiffen Koth vnd Schlamm von jhrem Kind / in wel - chem es ſonſt verfaulen muͤſt / vngeachtet daß ſolches fegen vnnd rei - ben dem Kind wehe thut / hinweg waſchet / alſo reibe vnd waͤſche auch Gott der Herr den alten Adam von vns durch taͤglich Creutz je lenger je mehr abe.

Zum fuͤnfften / bringet der Allmaͤchtige GOtt die Glaͤubigen durch Creutz vnd Anfechtung dahin / daß ſie der Welt abhold vnnd muͤde / vnnd hergegen der kuͤnfftigen Seligkeit begierig werden: wie Dauid ſagt / Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer / alſoPſal. 42. ſchreyet meine Seele Gott zu dir: vnd Job / Jch harꝛe taͤglich / die -Iob 14. weil ich ſtreitte / biß daß meine veraͤnderung komme / das iſt / die ver - klaͤrung meines Leibs am Tag der Aufferſtehung: Vnd der Apoſtel Paulus / Jch hab luſt abzuſcheiden / vnd bey Chriſto zu ſeyn. DannPhil. 1. B iijdie14Chriſtliche Leichpredigt /Rom. 8. die wir deß Geiſtes Erſtling haben / ſchreibet der Apoſtel / ſehnen vns bey vns ſelbſt nach der Kindſchafft / vnd warten auff vnſers Leibs er -2. Cor. 5. loͤſung / vnd ſehnen vns nach vnſer Behauſung / die vom Himmel iſt /Ebr. 13. von dannen wir auch erwarten deß Heylands Jeſu Chriſti deß her -Syr. 48. ren: ſintemal wir hier kein bleibend ſtatt haben / ſondern ſuchen die zukuͤnfftige: da wir das rechte Leben haben werden.

Zum ſechſten / So wirdt durchs Creutz bey den Glaubigen die Suͤnde vnd Miſſethat getilget vnd gedaͤmpffet / daß ſie dieſelbige er - kennen / berewen / bekennen / vnd vmb vergebung derſelbigen zu GottPſal. 50. demuͤtiglich ruſſen vnd ſchreyen / vndſagen mit Dauid / Gott ſey mir gnaͤdig nach deiner guͤte / vnd tilge meine Suͤnde nach deiner groſſen Barmhertzigkeit / waſche mich wol von meiner miſſethat / vnd reinigeOratio Manaſſ. mich von meiner Suͤnde. Vnd mit dem Koͤnig Manaſſe / Jch hab geſuͤndiget / vnd meiner Suͤnde iſt mehr / dann deß Sands am Meer / darumb beuge ich nun die Knie meines Hertzens / vnd bitte dich he rꝛ vmb gnade. Ach Herr ich hab geſuͤndiget / vnd erkenne meine Miſ - ſethat / ich bitte vndflehe vergib mir / O Herr vergib mirs / laß mich nit in meinen Suͤnden verderben / vnd laß die Straff nicht ewiglich auff mir bleiben / ꝛc.

Zum ſiebenden / ſo werden die Gottſeligen vnd Frommen durchs Creutz dem Ebenbild jhres Erloͤſers Jeſu Chriſti gleichfoͤ[r]mig ge - macht: welchs nachmals ein groſſe Herꝛligkeit mit ſich bringet. DannLuc. 24. gleich wie Chriſtus muſte leyden / alſo iſt es mit den Glaͤubigen auch /Matt. 10. in der Welt muͤſſen ſie trawrigkeit haben: wie er ſagt / Wer mein Juͤn -Ioh. 16. ger ſeyn wil / der nemme ſein Creutz auff ſich vnd folge mir nach: J -Luc. 24. tem in der Welt habt jhr Angſt vnd Trawrigkeit. Gleich wie aberRom. 6. Chriſtus von Todten aufferſtanden / alſo ſollen wir auch / die wir zu gleichem Todt gepflantzet werden / der Aufferſtehung gleich ſeyn: Gleich wie auch Chriſtus in ſeiner Aufferſtehung lebendig worden / alſo ſollen auch wir zu ſeiner zeit auff alles Creutz vnd Leyd wider le -2. Tim. 2. bendig gemacht werden; Wie geſchrieben ſtehet / Sterben wir mit / ſo werden wir mit leben / dulden wir / ſo werden wir mit herꝛſchen. End -lich15Außm 2. Buch der Koͤn. am 13. Cap. lich wie Chriſtus auffs Creutz in ſeine Herꝛligkeit iſt eingegangen /Luc. 24. alſo ſollen auch die Außerwehlten nach außgeſtandenem Leyden zur ewigen Glory vnd Frewde erhaben werden. Wie geſchrieben ſtehet /1. Pet. 4. Frewet euch / daß jhr mit Chriſto leydet / auff daß jhr auch zur zeit der offenbarung ſeiner Herꝛligkeit Frewde vnnd Wonne haben moͤget / dann das Leben deß Herrn Jeſu an vnſern Leibern offenbar wer -2. Cor. 4. den ſoll.

Zum achten vnd beſchließlich / ſchicket GOTT den Glaͤubigen Creutz vnd Betruͤbniß zu / daß ſie hernach in jener Welt deſto hoͤher vnd groͤſſer Ehr haben moͤgen. Dann gleich wie am Himmel vnter den Sternen einer den andern vbertrifft mit Schein vnd Glantz / al - ſo ſoll auch ein Glaubiger den andern vbertreffen mit Himmliſcher1. Cor. 15. Klarheit vnnd Herꝛligkeit / wie ſolches der Apoſtel Paulus gelehret hat. Wolan achtet es eytel Frewd / ſchreibt der Apoſtel Jacob / wennIacob. 1. jhr in mancherley Anfechtung ſeyt.

Zum andern lernen wir auß dieſem Text / Es muͤſſen alle Men - ſchen ſterben / vnd habe allhier keiner freyheit vor dem andern. Dann es waren viel Gottloſe geſtorben in Jſrael / es muſte aber dieſer from - me Mann der Eliſa auch ſterben / vnd alſo einer mit vnnd nach dem andern / vnnd einer ſo wol als der ander: Wie Syrach ſagt / AllesSyr. 14. Fleiſch verſchleiſt wie ein Kleid / dann es iſt der alte Bund / Menſch du muſt ſterben. Vnd Job ſpricht / im Land der Finſternuß vnd deßIob. 10. Tunckels da iſt keine ordnung.

Nachdem aber ein groſſer Vnderſcheid iſt zwiſchen den Glaͤubi - gen vnd Vnglaͤubigen / vnd zwiſchen jhrer beyder Wandel vndHan - del in dieſem Leben / vnd ſie gleichwol miteinander ſterben / Soll dann kein vnterſchied ſeyn zwiſchen jhnen in vnd nach jrem zeitlichen Tod? Hierauff hat GOtt der Herr ſelbſt geantwortet durch den Pro - pheten Malachiam. Dann als die Gottloſen ſprachen / Es iſt vmbMal. 3. ſonſt / daß man GOTT dienet / vnd was nutzt es / daß wir ſeine Ge - botte halten? vnd hart leben fuͤr dem Herrn Zebaoth fuͤhren? dar - umb preiſen wir die Veraͤchter. Denn die Gottloſen nemmen zu /ſie ver -16Chriſtliche Leichpredigt /ſie verſuchen Gott / vnd gehet jhnen alles wol hinauß: Antwortet vff dieſes Gott alſo: Der Herr merckets vnnd hoͤrets / vnd iſt fuͤr jhm ein Denckzedel geſchrieben fuͤr die ſo den Herrn fuͤrchten / vnd an ſeinen Namen gedencken. Sie ſollen (ſpricht der Herr Zebaoth) diß Tags / den ich machen wil / mein eygenthumb ſeyn / vnd ich wil jn ſchonen / wie ein Mann ſeines Sohns ſchonet / der jhn dienet. Vnnd jhr ſolt dagegen widerumb ſehen / was fuͤr ein vnterſcheid ſey zwiſchen dem Gerechten vnd Gottloſen / vnd zwiſchen dem der GOtt dienet / vnd dem / der jhm nicht dienet. Damit aber der vnterſcheid in ſpecie klaͤrer vnd deutlicher ſey / ſo wil ichs kuͤrtzlich anzeigen. Vnd erſtlich zwar / wann die Glaͤubige ſterben ſollen / vnd jetzt in Todt eingefuͤhrt werden / ſo kommen ſie als Geheiligte vnd Gerechte hinein / vnd denen jhre Suͤnde vergeben ſeyn: darumb iſt jhnen der Todt nicht ſchroͤck - lich. Aber die Gottloſen bringen alle jhre Suͤnde vnd ein boͤß Gewiſ - ſen mit in Todt / darumb wird vnd iſt er jhnen gantz ſchroͤcklich.

2. Die Glaͤubigen bringen den Todt vnter ſich / vnd ob ſie ſchon zeit - lich ſterben / ſo ſind ſie doch deß Tods Meiſter vnd Siegsherꝛn durch den Glauben an Chriſtum. Aber die Gottloſen wenn ſie ſterben / ſo ſind ſie deß Todts vnnd bleiben deß Todts / werden vom Todt vber - wunden / vnd muͤſſen ſeine Gefangne ſeyn vnd bleiben. 3. Wann die Glaͤubigen ſterben / ſo kommen jhre Seelen oder Geiſter ſobald zu Gott vnnd in die Seligkeit: Aber der Gottloſen Seelen muͤſſen ſo -Sap. 5. bald zur Hellen vnd Hellenangſt. 4. Wann hiernechſt am letzten tag1. Cor. 15. die aufferſtehung der Todten ſeyn wirdt / ſo werden der Glaͤubigen Leiber mit Himmliſchen Glantz gezieret / vnnd mit vnaußſprechlicher Glori geſchmuͤcket ſobald mit jhren Geiſtern nach beſchener vnauff - loͤßlicher verbindung in die ewige Frewde vnd Seligkeit verſetzet / A - ber der Gottloſen Leiber in allem Geſtanck vnd Verſtaltniß zu ewi - ger Marter abgeſtuͤrtzt werden / ꝛc. Derowegen nun niemandts von ſeiner Frommigkeit ablaſſen vnd der Suͤnden nachhangen / ſondern vielmehr der Gottſeligkeit nachjagen ſoll / damit er gleich den Gott - loſen am zeitlichen Todt kein ſchrecken haben / auch den Sieg widerjhn17Außm 2. Buch der Koͤn. am 13. Cap. jhn erhalten / vnd dann nach vberwindung deſſen ſein Seel vnd Leib zu ewiger Ruhe / Friede / Frewde / Glori vnd Seligkeit befuͤrdern vnd bringen moͤge.

Ander Theil.

SOviel aber den andern Theil betrifft / ſagt der Text darvon alſo: Vnd Joas der Koͤnig Jſrael kam zu jhm hinab / vnnd weynet fuͤr jhm / Mein Vatter / mein Varter / Wagen Jſ - rael vnd ſein Reuter. Als der Koͤnig deß Propheten Schwacheit be - richtet wird / kompt er zu jhm vnd vermeldet jhm ſein mitleyden / vnd ſolches zubezeugen ſchreyet vnd weynet er vor jhm. Nach dem aber der Prophet bald hernach geſtorben / iſt kein zweiſſel / Es wird ſich der Koͤnig dieſes ſeines abſcheids halben noch mehr betruͤbet haben. Die Vrſach aber / daß der Koͤnig ſich vber der Schwacheit vnd Tod deß Propheten ſo vbel verhelt / ſtehet in dieſen Worten / da er ſagt / Mein Vatter / Mein Vatter / Wagen Jſrael vnd ſein Reuter.

In der Schwacheit deß Propheten weynet der Koͤnig vnd iſt be - truͤbet / daß er ſorge hatte / Er moͤchte ſterben / vnd daher ſeiner beraubt werden. Nachdem er aber jetzo todt iſt / da verhelt er ſich viel vbeler. Dann es hat der Koͤnig 1. geſpuͤrt / ſo lang er den Propheten gekennet vnd mit jm vmbgangen / daß er wie ein Vatter ſich gegen jn vnd das gantze Land vnd Koͤnigreich verhalten hat / vndnichts anders geſucht vnd gewuͤndſchet / dann daß es in allem moͤchte wolgehen / vnnd daß alles Vngluͤck vnd Vnheil / Betruͤbniß vnd Elend ferꝛn von jhnen ſeyn moͤchte. O welch ein ſchoͤner Name iſt diß / daß der Koͤnig den Propheten ſein Vatter heiſſet / Mein Vatter / mein Vatter / ſagt er. Ein Vatter hat nimmermehr ein boͤß Hertz gegen ſein Sohn oder ſeine Kinder: Er iſt allweg gut / er ſtelle ſich ſonſt ſo vnfreundtlich er jmmer woͤlle. Darnach ſo war der Prophet dem Koͤnig geweſt vnd ſeinem gantzen Land vnd Koͤnigreich wie ein Roſſz / Wagen vndReu - ter. Mit Roſſen vnd Reuter pflegt man ein Land vnd Volck wider die Feinde zubeſchuͤtzen / vnd in Ruhe vnd Friede zubehalten. Alſo be -Ckennet18Chriſtliche Leichpredigt /kennet in dieſen Worten der Koͤnig / Daß durch dieſes Propheten Raht / Lehr / Erinnerung vndVermahnung / auch Gebett vndWun - derthaten er der Koͤnig / ſein Reich / ſein Land vnd Leuthe gegen allen betrang der Feinde ſey beſchuͤtzet worden. Wie denn auch die Ge - ſchichte in der Bibel ſolchsreichlich außweiſen / daß es geſchehen ſey. Weil dann nun jetzt dieſer thewrer Held vnd Mann Gottes geſtor - ben iſt / ſo heulet vnd weynet der Koͤnig / vnnd iſt nit vnbillich betruͤbt. Wir ſollen aber nicht zweiffeln / daß wie der Koͤnig / alſo auch ſeine Vnterthanen ſich vbel vnd klaͤglich werden vber dem toͤdlichen ab - gang deß Propheten erzeiget haben. Sie haben aber noch in demſel - bigen Jahr im Werck befunden / daß ſie gar vbel an dieſem Mann verloren gehabt. Dann wie der folgende Text vermeldet / ſo ſeynd noch in demſelbigen Jahr die Moabiter mit feindlichem Gewalt ins Land gefallen / welches ohne groſſen Schaden nicht wird abgan - gen ſeyn.

Lehrſtuͤcke.

ERſtlich lernen wir auß dieſem Text / wir ſollen mitleydig ſeyn gegen die Betruͤbte. Alſo weynet allhier der Koͤnig Joas beyd vber den krancken vnd vber den verſtorbenen Propheten Eliſa. Rom. 12. Alſo lehret vns auch der Apoſtek Paulus da er ſagt / Seyd trawrig mit den Trawrigen. Vnd diß erfordert das Gebott deß Herrn / da er ſagt / Du ſolt deinen Nechſten lieben gleich wie dich ſelbſt. Wie nun ein jeder gern hat / daß man jhm im Creutz troͤſtlich ſey / alſo iſt es billich / daß mans auch einem andern ſey. Jnſonderheit aber ſollen die Zuhoͤrer mitleydens haben mit jhren lieben Seelſorgern / vnnd an - daͤchtig vor ſie beten. Darnach ſo ſollen wir beweynen die Todten: wie allhier der Koͤnig vnd ſeine Vnterthanen den frommen Prophe -Syr. 38. ten Eliſa beweynet haben. Wie Syrach ſpricht / Mein Kind / wann dir jemands ſtirbt / ſo beweyne jhn / Du ſolt bitterlich weynen / damit man nicht vbel von dir rede. Es ſollen auch die Zuhoͤrer ſich hertzlich betruͤben vber jhrer lieben Prediger abſterben. Als Aaron geſtorbenwar /19Außm 2. Buch der Koͤn. am 13. Cap. war / zeuget die Schrifft / daß jhn das gantze Volck GOttes bewey - net habe. Dergleichen iſt auch vber Samuel geſchehen. Wie aber die Pfarꝛkinder beweynen ſollen jhre abgeſtorbene Prediger / alſo ſollen ſie auch jhrem hinderlaſſenen betruͤbten Hauffen / Wittwen vndKin - dern freundlich ſeyn / ſie troͤſten / befuͤrdern vnnd helffen / vnd ſich wie Vatter vnd Mutter gegen ſie verhalten.

Zum andern / verſtehen wir auß dieſem Text / Es ſey nicht allwe - gen einer Chriſtglaͤubigen Gemein gut / wann jhr jhre treuwe Lehrer vnd Seelſorger ſterben. Es iſt wol zuvermuhten / daß viel in Jſrael derozeit gelebt / welche ſich vber den Todt Eliſa deß Propheten wer - den gefrewet haben / vnd geſprochen / GOtt ſey gelobt / der KahlkopffSap. 2. iſt einmahl dahin / der vns viel Vnluſt machte / ſatzte ſich wider vnſer thun / ſchalt vns / vnnd rieff auß vnſer Weſen fuͤr Suͤnde: gab vor / Gott were ſein Vatter / aber er hat ſo wol muͤſſen ſterben / als andere vnſers gleichen / ꝛc. Nun wollen wir einmal Ruhe vnd Friede haben / ꝛc. Ebener maſſen / wie es auch heutigs Tags bißweilen pflegt zuge - ſchehen / Aber / lieben Freunde / So lang Eliſa im Koͤnigreich Jſrael gelebt vnd geſchwebt / gelehret vnnd geprediget / So lange haben ſie durch dieſen Mann Huͤlff vnd Schutz gehabt / vnnd iſt jhnen gewe - ſen Wagen vnd Reuter / vnd ein recht trewer Kirchen Vatter. Aber was geſchicht nach ſeinem Todt? Es konden jhm die Fuͤſſe nicht ſo - bald kalt werden / die Moabiter fallen mit groſſer Kriegsmacht ins Land: So hat man auch viel Vnruh / Betrang vnd Vberlaſt von den Syrern haben muͤſſen. Fromme vnd Gottſelige Prediger ſeynd gleichſam ſtarcke Seulen im Lande / welche daſſelbige tragen / vnd die Herꝛſchafften vnd Einwohner vor Vngluͤck durchs Gebett helffen behuͤten: vie ſolches die Hiſtorien bezeugen. Dann der Ertzvatter Abraham erhielt der nicht mit ſeinem Gebett? vnd ſo offt? daß Gott der Staͤtte Sodom / Gomorrha / Adama Zeboim / ꝛc. mit der ſtraffGen. 18. verſchonen wolte / wann nur etliche wenige Fromme weren darinnen geweſen?

Brachte nit der fromme Loth mit ſeinem Gebett zuwegen / daß derC ijStatt20Chriſtliche Leichpredigt /Statt Zoar mit Feuwer damals verſchonet wurd? Wie offt haben Moyſes vnd Aaron durch jhr Gebett Gott ſeinen Zorn gebrochen? vnddas Volck Jſrael in der Wuͤſten erhalten / welchs ſonſt mit Haut vnd Haar auff dem Platz hette bleiben vnd verderben muͤſſen? Als es einsmals in Jſrael drey gantzer Jahr vnd ſechs Monaten nit gereg - net hatte / vnd daher groſſe noth vndmangel bey Menſchen vnd Vieh entſtanden / brachte der Prophet Elias durch ſein Gebett wider Re - gen ins Land. So lang auch D. Luther ſ. im Leben geweſt / iſt bey dem widergebrachten reinen Euangelio in Teutſchland guter fried gewe - ſen. So bald er aber geſtorben / ſeynd beſchwerliche Kriege gleich wie ein groſſe verderbliche Suͤndflut herein gebrochen / vnnd haben groß verderben angericht. Dergleichen geſchicht noch jmmer zu.

Wir ſehen / was heutigs Tags vor ein verzweifflete boͤſe Welt ſey / vnd was vor ein ſchaͤndlich boͤß Leben die Weltkinder fuͤhren. Es hilfft da kein predigen: alle Straffe / all Vngluͤck / alles Vbel / wie das jmmer kommen mag / iſt vergebens: Hunger vnd Thewre zeit wirdt nichts geachtet: alle Wunderzeichen richten nichts auß / wie wir alle klagen vnd ſagen: Wir bekennen vnd ſagen alle / Es ſey wunder / daß die Welt ſo lang ſtehen bleibe. Aber L.F. gewiß iſt es / vnd widerumb iſt es gewiß / daß noch etliche Glaͤubige vnd Fromme (wiewol weni - ge) hin vnnd wider ſeyn / welche der Herr ſihet vnd kennet / die mit jhren heimlichen Seufftzen vnnd inbruͤnſtigem Gebett die Welt biß noch erhalten vnd tragen / Gott weiß wie lange. Ach fromme Zuhoͤ - rer / vnd fromme Pfarrer / fromme Haußvaͤtter vnd Haußmuͤtter / vnd jhre fromme wolgezogene Kinder die ſinds / welche die Welt tra - gen / vnd in jhrer Stell auffhalten / daß ſie ſobald nicht vergehet / vnd daß viel Vngluͤcks / viel Vnheils / viel Kranckheit / vnnd vbel zuruͤck bleibt / oder ja bald hinweg genommen wirdt. Dann das Gebett deßIacob. 5. Gerechten vermag viel / wann es ernſtlich iſt / ſagt der Apoſtel Jacob. Pſal. 8. So ſpricht auch der Koͤnig vndProphet Dauid von den kleinen vnd andern wolgezogenen frommen Kindern / Herr vnſer Herꝛſcher auß dem Munde der jungen Kinder vnnd Saͤuglingen haſt du eineMacht21Außm 2. Buch der Koͤn. am 13. Cap. Macht zugerichtet vmb deiner Feinde willen / daß du vertilgeſt den Feind vnd den Rachgirigen.

Wann aber die Frommen vnnd Gerechten durch den zeitlichen Todt auß dieſer Welt hinweg genommen werden / ſo helffe der liebe GOtt. Als die lieben Ertzvaͤtter / ſo in der erſten Welt lebten / dahin verſtorben / kam bald darauff die Suͤndfluth. Als Moyſes vnd Aa - ron auß dem Koͤnigreich Egypten hinweg wiechen / muſte Koͤnig Pharao mit aller Macht ſeines Koͤnigreichs bald darauff im rothen Meer erſauſſen vnd verderben. Als die lieben Propheten auß dem ge - lobten Lande hinweg waren / da muſten die beyde Koͤnigreich / Jſrael vnnd Juda zuſcheitern gehen. Denn es gieng im Land zu / wie der Herr ſelbſt ſagt vnnd klagt / Jch ſuchte vnter jhnen / ob jemandEzech. 〈…〉〈…〉. ſich ein Mawer machte / vnnd wider den Riſſz ſtuͤnde gegen mir / fuͤr das Land / daß ichs nicht verderbte / Aber ich fand keinen. Darumb ſchuͤttet ich meinen Zorn vber ſie / vnd mit dem Fewr meines Grims macht ich jhr ein ende / vnnd gab jhnen alſo jhren verdienſt auff jhren Kopff / ſpricht der Herr Herr. Aber die Gottloſe Welt vnd die boͤſe Leuthe achtens nicht / vnnd wollens nicht achten / wie geſchrieben ſtehet / Der Gerechte kompt vmb / vnd niemand iſt / der es zu Hertzen nehme / vnd heilige Leuthe werden auffgerafft / vnnd niemand achtet drauff. Dann die Gerechten werden weggerafft fuͤr dem Vngluͤck.

Derowegen ſollen Pfarꝛkinder ſich nit frewen vber jhrer Predi - ger toͤdtlichen abgang / ſondern vielmehr deſſen erſchrecken: So lang ſie aber bey jhnen im Leben ſeyn / ſollen ſie dieſelbige in Ehren halten / fleiſſig Gott vor ſie anruffen / daß ſie lange zeit vnd Jahre bey jhnen ſeyn vnd bleiben moͤgen. Sie ſollen auch lieben vnd ehren alle From - me / ſo in der Gemeynde vnter jhnen ſeyn / vnd andaͤchtig Gott bitten / daß er ſie auch lange bey vnd vnter jhnen erhalten wolle: Es ſoll ſich auch ein jeder ſelbſt mit embſigem fleiß zur Gottsfurcht anweſen / damit er ein Seule werde / welche das Vatterland tragen helffe. O Herr gib dieſer Maͤnner vnd dieſer Seulen viel / Amen.

Vnd das ſey d[ah]mals vom vorgeleſenem Text vnd den zweyenC iijdarinn22Chriſtliche Leichpredigt /darinn begrieffenen Hauptſtuͤcken gnug geſagt / vnnd das ſeynd die Lehrpuncten / welche wir zu gutem Vnterricht / Erinnerung vnnd Troſt behalten ſollen. Gott dem Himmliſchen ewigen Vatter ſey vor ſein heiligs vnd allein ſeligmachendes Wort vnd vor alle Gutthaten Leibs vnd der Seelen zeitlich vndewiglich lob vnddanck geſagt / Amen.

PERSONALIA.

SOviel aber vnſern im Herrn ſeliglich entſchlaffenen Pre - diger anlangt / iſt derſelbige im Staͤttlein Liechtenaw im VnterfuͤrſtenthumbHeſſen gelegen / von ehrlichen vnd from - men Eltern geborn im Jahr nach Chriſti Geburt 1557. am 18. tag Jan. Sein Vatter war deß loͤblichen Fuͤrſten von Heſſen Landgraff Philips deß Eltern Chriſtmilter gedaͤchtniß / ſein Rentmeiſter.

Es hat ſich aber dieſer vnſer lieber Pfarrer / nachdem er von ſei - nen Gottsfuͤrchtigen Eltern durch die heilige Tauff ſeinem Hertz - liebſten Erloͤſer Chriſto Jeſu zugebracht / vnd ſeinen Bund einver - leibet worden / bald in den erſten Jahren ſeiner Jugend in Schulen - weſen alſo erzeiget / daß die Eltern dabey wol abnemmen konden / Es wuͤrde noch der liebe Gott ein gelehrten vnnd nuͤtzlichen Mann auß jhm machen. Derowegen ſie jn daheim etliche Jahr zur Schule ge - halten / biß er ins 15. Jahr ſeines Alters getretten. Vnd als vmb die - ſelbige zeit ein fein vnnd loͤblich Gymnaſium zu Hirſchfeld auffge - richt worden war / iſt er daſelbſt hingeſchickt worden / beneben andern ſeine angefangene Studia fortzufuͤhren / welchs er auch zu wolgefal - len der Præceptorum / vnnd zu ſeinem nutzen / die vier Jahr er allda ſich auffgehalten / mit lob vnd ruhm gethan hat. Von dannen aber damit er beſſer fortkommen / vnd hiernechſt Schulen vnnd Kirchen gedienet ſeyn moͤcht / iſt er auff die hohe Schul nach Marpurg gezo - gen / vnd daſelbſt etliche Jahr wie der Frommigkeit alſo auch den gu - ten Kuͤnſten / ſonderlich aber der H. Goͤttlichen Schrifft mit allem fleiß obgelegen / darumb er dann auch hernacher beneben andern ge - lehrten Studioſis von den Herren Profeſſoribus gedachter hoher Schulen zu Ehrenſtaͤnden als Baccalaurea〈…〉〈…〉 in anno 1576. vndMagi -23Außm 2. Buch der Koͤn. am 13. Cap. Magiſterii in anno 1578. iſt promouirt vndbefuͤrdert worden. Von ſeiner Frommigkeit vnnd Gottſeligkeit / gleich wie auch von ſeinem Fleiß vnd Geſchickligkeit kan ich in warheit nichts dann alles guts zeugen / vnd jhm alles Lob mit beſtand nachſagen / ſintemal wir beyde zu Hirſchfeld vnd Marpurg viel Zeit vnd Jahr miteinander in ſtu - diis zugebracht / vnnd viel miteinander erdulden muͤſſen. Nach voll - brachtem ſeinem Studio hat der liebe Gott ſeiner auch nit vergeſſen / wie er dann auch all ſein hoffnung vnd vertrawen vff jn allein geſetzt gehabt. Dann im Jahr 1580. iſt er ad Rectoratum Scholæ gen Darmbſtatt beruffen / vnd in die 6. Jahr lang dieſelbige alſo verwal - tet / daß er ſeines angewandten fleiſſes vnd trew biß noch auff die heu - tige Stunde trefflich zeugniß vnd ruhm hat. Auff dieſes iſt er in an - no 1586. nach Nider Rambſtatt zum Pfarꝛampt befuͤrdert / vnd als er ſich 8. Jahr lang trewlich vndfleiſſig verhalten / iſt er endlich in an - no 1594. nach Reinheim in die Statt beruffen / vnd daſelbſt mit al - lem fleiß vnd ſorgfeltigkeit das Predigampt auff die 19. Jahr bedie - net / alſo daß er bey der Chriſtlichen Gemeinde daſelbſt / vnd nechſtge - ſeſſenen Pfarrern vnd ſeinem Superind. trefflich vndvnverwerfflich Zeugniß hat. Jn Vorjahren hat er ſich durch Gottes vnd auff raht der ſeinigen beſtattet an die ehrenreiche vndtugendſame Anna Spieſ - ſin / weyland deß Ehrnhafften Herꝛn Conrad Spieſſen / geweſenen Fuͤrſtlichen Heſſiſchen Schuldheiſſen zu Spangenberg / vnnd eines vmb 1594. den Durchleuchtigen vnd Hochgebornen Fuͤrſten vnnd Herꝛn / Herꝛn Philips den Eltern Landgraff zu Heſſen / ꝛc. Chriſt - milter gedaͤchtniß / zur zeit der Cuſtodien in legationibus wegen ſei - ner Sprachen ſehr wol verdienten Manns fromme vnd Gottſelige Tochter / jetzige betruͤbte Wittib / mit welcher Gott der barmhertzige jm fuͤnff Soͤhne vnd drey Doͤchter beſcheret / vnter welchen Kindern aber fuͤnff bey Gott / vnd drey / nemlich zween Soͤhne / welche wol ſtu - dirt / vnd ein Tochter noch (ſo lang Gott wil) im Leben ſeyn. Der Herr vom Himmel gebe jnen langes Leben / vnd ſein Segen vber - fluͤſſig / vnd der betruͤbten Wittib troſt / Ameni

Im24Chriſtliche Leichp. Außm 2. Buch der K. ꝛc.

Jm Eheſtand hat er ſich zuͤchtig / ehrlich vnd friedfertig erzeiget / in ſeinem Ampt fleiſſig / gegen jederman hohes vnd nidrigs Stands ehrerbietig / freundlich / vnd dienſthafft. Je bißweilen iſt er ſeiner mat - ten Natur nach ſchwach vnnd lagerhafftig worden / Da aber er gleichwol mit ſeinem Gebett vnnd Seufftzen fleiſſig vor ſeine Ge - meynde zu Gott geſchryen / auch jmmer zu davor geſorget / daß in ſei - ner Schwacheit gleichwol ſeine Pfarꝛkinder mit dem Kirchenampt ſind verſorget worden.

Endlich aber weil wir alle ſterblich ſind / vnd der Tag mit vns ein - mal ein Abend haben wil / ſo iſt er nach empfangenem H. Abendmal / vnd auff reiffe vorgangene bereitſchafft zum Todt vnd Abgang auß dieſer Welt / nach dem gnaͤdigen willen Gottes ſeines Himmliſchen Vatters am 30. Septemb. dieſes 1613. Jahrs ſeliglich geſtorben vnd mit frewden auß dieſem Jammerthal zu ſeinem Erloͤſer Jeſu Chri - ſto in die ewige Seligkeit hingefahren. Da wird nun ſeine durch viel Creutz / Sorge vnd Kranckheit geengſtigte Seele vnaußſprechlicher maſſen erquicket: Es wolle aber der guͤtige vnd barmhertzige Vat - ter ſeinem hinderbliebenem Leichnam hiernechſt ein froͤliche auffer - ſiehung / vnd mit jhm vns allen den Himmel vnd ewiges ſeliges Leben miltiglich vnd gnaͤdiglich geben / Amen / Das thu O Vatter / vnd O Herr Jeſu Chriſte in krafft deß H. Gei - ſtes / Amen / O Herr ſey gelobt biß in Ewigkeit / Amen.

ENDE.

About this transcription

TextEin Leichpredigt Bey der Christlichen Begräbnuß weiland deß Ehrwürdigen vnd wolgelahrten Herrn M. Conradi Hacken
Author Heinrich Leuchter
Extent24 images; 6587 tokens; 2027 types; 43507 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationEin Leichpredigt Bey der Christlichen Begräbnuß weiland deß Ehrwürdigen vnd wolgelahrten Herrn M. Conradi Hacken Heinrich Leuchter. . 24 Balthasar HofmannDarmstadt1614.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 192/6 / 524569

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:13Z
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