Vater / ich wil / das wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir ge - geben haſt / das ſie meine herrligkeit ſehen / die du mir gegeben haſt / denn du haſt mich geliebet / ehe die Weld gegruͤndet ward.
Gerechter Vater / die Weld kennet dich nicht / ich aber kenne dich / vnd dieſe erkennen das du mich geſand haſt.
Vnd ich habe jhnen deinen Na - men kund gethan / vnd wil jhnen kund thun / auf das die liebe / damit du mich liebeſt / ſey in jhnen / vnd ich in jhnen.
GELiebte vnd Auſſerwelte im HERREN / Der Heilige Geiſt / durch ſeinen treuen Werckzeug den Apoſtel Paulum / ſchreibet vns eine heilſame Lehr /A ijRegel[4]Regel vnd ordnung fur / wie wir vns als Chri - ſten / in dieſer vnſer gantz traurigen / vnd doch darneben auch hochtroͤſtlichen verſamlung / wel - che angeſtellet iſt / wegen der Chriſtlichen vnd Ehrlichen begrebniß der Edlen viel Ehrn - tugentreichen Frauen REBECCĀE, Gebornen Schindelin / von Dromsdorff vnd der Leipe / Des Edlen / Geſtrengen / Ehrenueſten vnd Wolbenambten Herrn SĀMSONS von Stangen vnd Stonsdorff / Fuͤrſtlichen Lig - nitzſchen getreuen vornehmen Rathes etc. Lehn vnd Erbherrns alhier hertzgelibten gewe - ſenen Ehegemaͤlin vnd Hausfrauen etc. ver - halten ſollen vnd ſpricht: Roman. 12.
‘Freuet euch mit den froͤlichen / vnd weinet mit den weinenden. ’ ()Denn alle Chriſten / ſindt durch das band der liebe / in einigkeit des allgemeinen Chriſtli - chen glaubens / gegeneinander alſo verbunden / das / ſie ſein ſonſt ſo vngleiches ſtandes vor der Weld als ſie immer koͤnnen / ſie dennoch in jrem HERRN Jeſu Chriſto dem heubte / eines Leibes glidmas ſind.
Denn ſie haben nicht viele / ſondern nur ein heubt vnd HErren / vnd durch denſelben einenGott[5]Gott / vnd Vater / ein Euangelium / eine Tauffe / ein Abendmal / einen heiligen Geiſt / vnd ein ewiges leben.
Danher es gewislich koͤmbt / wo rechte Chriſten ſind / kan keinem vnter jhnen / was troͤſt - liches oder froͤlichs begegnen / andere glaubens - genoſſen freuen ſich mit jhme: Vnd hinwiede - rumb kan keinem Chriſten etwas trauriges vnd ſchmertzliches wiederfaren / andere ſeine Mit - chriſten vnd mitglieder nehmen ſich deſſen von hertzen alle an / in einem Chriſtlichen treuher - tzigen mitleiden.
Derhalben wir jtzo dieſe beide ſtuͤcke / dieſer lehr vnd Goͤttlichen vnterrichtes / auch Practi - ciren / vnd ins Werck ſetzen ſollen: Nemlich /
‘Weinen mit den weinenden / vnd vns freuen mit den froͤlichen. ’ ()Weinen ſollen wir vnd ein Chriſtliches hertzliches mitleiden haben / mit dem Edlen / Geſtrengen / Ehrenueſten vnd wol - benambten Herrn Samſon von Stangen / dieſer Chriſtlichen vnd Adelichen Matron hinderlaſſenen lieben Herrn vnd Wit - ber / welchem der getreue liebe Gott / ſein hertz - geliebtes hertz vnd Ehegnos / ſeine getreueſte ge -A iijhuͤlffin[6]huͤlffin auf Erden / die nicht alleine ſeiner au - gen / ſondern auch / nechſt Gott / ſeines hertzens luſt / troſt vnd freude geweſen / mit welcher er gantzer zwey vnd dreiſſig jahr / eine Chriſtliche Gottſelige vnd Friedſame Ehe beſeſſen / nun in ſeinem beuorſtehendem alter / in dieſen letzten boͤſen gefehrlichen zeiten / durch diſen traurigen Riß genommen / vnd zu ſich gefodert hat.
Weinen vnd traurig ſollen wir auch ſein / vnd ein Chriſtliches mitleiden tragen / mit die - ſer vnſerer in Gott ruhenden / im elend hinder - laſſenen Adelichen lieben Kindern / Eydamen / Geſchwiſtern vnd gantzen loͤblichen Freund - ſchafft / Welche durch dieſen traurigen faal vnd abfoderunge / jhre liebe Fraw Mutter / jhren / nechſt Gott / vnd jhrem hinderlaſſenen lieben Herr Vater / hoͤchſten ſchatz vnd troſt auf Er - den / verloren haben / Vnd nu des Muͤtterlichen treuen hertzens / des Schwiſterlichen / Gottſeli - gen / freundlichen / mit jhr gehaltenen geſpre - ches / Rathes / vnd anderes guttes / in dieſem zeitlichen elenden leben / entberen muſſen.
Ja viel mehr ſollen wir vnſer ſelbſt halben trauren / vnd von hertzen betruͤbt ſein / Denn ſo lange wir hier in dieſem Leben / haben wir alle tage vnd ſtunden des auch zugewartten / nach dem gemeinen Sprichworte:
Heute[7]‘Heute Mir / morgen Dir. ’ ()Vnd derhalben mit dem lieben Moſe zu beten:
‘HERR lehre du vns recht beden - cken / das wir ſterben muſſen / das vnſer Leben ein ziel hat / auf das wir klug werden. ’ ()Vnd es bezeugets nicht alleine die tegliche erfarung / Sondern auch Gottes Wort / das Gottſeliger vornehmer Leute abgang / gemei - niglich ein kuͤnfftiges vngeluͤck bedeutet / vnd mit ſich bringet.
Wie Gott im Propheten Eſaia am 26. andeutet:
Gehe hin mein volck in eine Kam - mer / vnd ſchleus die Thuͤr nach dir zu / verbirge dich ein klein augen - blick / biß der zorn furuͤber gehe /
Denn ſihe / der HERR wird ausgehen von ſeinem Ort / heim zu ſuchen die boßheit der Einwoner des Landes vber ſie.
Vnd[8]Vnd am 56. Die Gerechten werden weggerafft fur dem vngeluͤcke / vnd die richtig fur ſich gewandelt haben / kommen zum friede vnd ruhen in jh - ren Kammern.
Wiederumb aber / weil wir in Chriſto die hoffnung haben / der Aufferſtehung dieſes Flei - ſches vnd des ewigen Lebens: Vnd dieſe vnſere / nun mehr in Gott ruhende / Chriſtliche / fro - me / Adeliche Matron / in dieſem HErren / Rit - terlich darumb gekempfet / endlich erſtritten / vnd alles vngeluͤck durchaus vberſtanden / das ſi nicht allein aller traurigkeit / ſondern auch allen feinden / durch Chriſtum jren Erloͤſer vnd Hey - landt zu hochgeſetzt / vnd durch jhr liebes Creutz vnd Truͤbſaal / welches ſie jhme in geduld nach - getragen / in ſein Reich vnd Herrligkeit einge - gangen / da jhr liebes Seelichen freude die fuͤlle vnd lieblich weſen hat zur rechten Gottes ewi - glich. Dieſer jhr Leib aber / welcher alhier ein gnadengefeß vnd bewonunge geweſen des hei - ligen Geiſtes / in dieſem Ruhebetlein vnd ſchlaf - kemmerlein / gar ſaufft ruhet vnd ſchlefft / bis an den froͤlichen lieben Juͤngſten tag / da er mit der Seelen wiederumb vereiniget / dem verklertenLeibe[9]leibe jhres HErren vnd Erloͤſers ehnlich ge - macht werden / vnd ewiglich leben ſol vnd wird / vnd nu nicht mehr alhier in dieſer militirenden oder ſtreitenden / ſondern dort in der Triumphi - renden oder erhoͤheten Chriſtenheit iſt.
Sollen wir vns wiederumb aufmuntern / erquicken / vnd mit jhr von hertzen freuen / Gott vor ſolche groſſe gnad vnd troſt / loben vnd dan - cken / jhr dieſe herrligkeit goͤnnen / Gottes gut - ten gnedigen willen in demut vnd geduld erken - nen / Vnd durch vbermeſſiges hermen vnd trau - ren / demſelbten nicht wiederſtreben / Sondern mit ernſtlichem Gebete vnd Chriſtlichem eyffer / darnach trachten / damit wir auch gleichesfal - les zu ſeiner zeit dieſes Edle Kleinot / in Chriſto vnſrem HERren / vns vorgeſteckt / erlangen moͤgen.
Das ich aber auff dismal dieſen vorgeleſe - nen Text / einen ſonderen Troſtſpruch / aus dem krefftigen / allmechtigen vnd troſtreichen Gebe - te / welches der Sohn Gottes fuͤr vns alle / vnd fuͤr die gantze Chriſtenheit auf erden gethan hat / fur mich genommen / haben mich darzube - wogen zwo vornehme vrſachen:
Erſtlich / das darinne kurtz verfaſſet vnd zu finden iſt / der Rechten Chriſten in Chriſto jh - rem heubt vnd HErren / leiden vnd herrligkeit /Berkaͤndtnuͤs[10]erkaͤntnuͤs vnd glaube / liebe vnd leben / die not - wendigſten ſtuͤcke / ſo billich einem jeden Chri - ſten ſollen vnd muͤſſen bekandt ſein.
Darnach / das (wie mir bewuſt vnd ich ſelbſt geſehen) Chriſtus der Sohn Gottes / nach dem Reichthumb ſeiner gnade / alle dieſe Stuͤcke in dieſer Chriſtlichen Adelichen Matron gnedi - glich practiciret / vnd ins werck geſetzet hat.
Derwegen wir dann bey vermeltem Text / ſchlecht vnd einfaltig / drey Puͤnctlein fuͤr vns nehmen / vnd dieſelbte durch Gottes gnad vnd beyſtandt kuͤrtzlichen anhoͤren / vnd in Gottes furchte erwegen wollen:
Erſtlich / Was der Sohn GOttes ſeinen Chriſten / ſo jhme alleine anhangen / vnd das Creutz geduldiglich nachtragen / mitten in truͤb - ſall vnd angſt / vor groſſe gnade vnd herrligkeit erzeige vnd ſehen laſſe?
Vors ander / Wie vnd durch was mittel Er ſie zu ſolcher ſeiner groſſen gnade vnd herrlig - keit brenge?
Vors dritte / Wie er ſie darinnen erhalte / alls daran man ſolches / an einem jeden Chri - ſten ſpuͤren vnd abnehmen koͤnne vnd ſolle.
Der ewige allmechtige Sohn Gottes / Je - ſus Chriſtus / vnſer getreuer lieber Bruder /Emanuel[11]Emanuel vnd Hoheprieſter / gebe vns allen hirzu ſeinen heiligen Geiſt / darmit es jhme zu ſeinen Goͤttlichen ehren / vns aber zu Chriſtli - chem vnterrichte vnd notwendigem troſte gelan - gen moͤge / Amen.
ANfenglich / geliebte im HER -I. REN / GOtt der HERR bezeugets klaͤrlich in ſeinem Worte / vnd beſtetigets darin - ne mit Exempeln / Das niemales kein gleubi - ges Chriſtliches hertz geweſen / welches nicht in dieſer Weld / wiederwertigkeit / truͤbſaal / angſt vnd ſchmertzen / gehabt hette. Denn auch der Sohn Gottes / ſeinem eigenen Exempel oder beyſpiel nach / dieſes keinem Chriſten vnter die banck geſtoſſen / ſondern frey zuuor heraus ge -Math. 10. vnd 16. ſaget / vñ in ſeinen vier Euangeliſten vorſchrei -Marci 8. ben vnd aufzeichnen laſſen / Das wer jh -Lucæ 9. vnd 17. me nachfolgen oder ſein Juͤnger ſein wolle / der muſſe ſein Creutz auf ſichJohannis 12. nehmen / Teglich / vnd jhme nachfol - gen. Vnd beteurets Johannis 16. Warlich warlich ich ſage euch / Jhr werdet weinen vnd heulen / aber die Weld wird ſich freuen.
B ijDanher[12]Danher macht der heilige Apoſtel Paulus 2. Timoth. 3. hieraus eine Vniuerſalem / oder allgemeinen ſchlus / vnd ſaget:‘Alle die da wollen gottſelig leben in Chriſto Je - ſu / muͤſſen verfolgung leiden. ’ ()
Vnd in der Apoſtel geſchichte am 14. bezeuget er denen gleubigen / vnd der gantzen Chriſtenheit /
‘Das ſie durch viel Truͤbſaal muͤſſen in das Reich Gottes gehen. ’ ()Denn ein jeder Chriſt / hat nicht nur einen / ſonder viel / ja drey vornehme abgeſagte heubt - feinde / die jhm die zeit ſeines lebens zuſetzen / engſten vnd zu ſchaffen genungſam geben: Als den Teufel / die Weld / vnd ſeine eigen verterbte Natur / darumb vber jhn wie Eſaiæ am 54. ſte - het / Alle wetter vnd truͤbe wolcken gehen / biß jhm die Sonne der Gerechtigkeit vnd glantz der Herrligkeit Gottes JEſus Chriſtus aufgehe.
‘Vnd das iſt gewißlich war / (2. Ti - moth. 2.) Sterben wir mitte / ſo werden wir auch mitte leben / Dul - den wir / ſo werden wir auch mitte herrſchen. ’ ()Wiewol[13]Wiewol nu Gott der allmechtige / in ſeinem geoffenbarten wortte / vrſachen vormeldet / Warumb ers zugebe vnd haben wolle / das ſei - ne liebe Chriſten / hie zeitlich muͤſſen das elend vnd jammerthal bauen / vnd alle ſeines lieben Sohnes Creutztreger vnd Maͤrterer ſein: Als: Das er vns dadurch zu erkentnuͤs vnſer ſelbſt bringe / vnd ſehenlaſſe / was wir fur arme elen - de Creaturen ſindt / Wann wir vns ſelbſt gelaſ - ſen wuͤrden / vnd vnſers eigen muttes vnd wil - lens leben ſolten. Wie auch Auguſtinus vmb ſolch ſeiner ſelbſt erkentnuͤs zu GOTT behtet: Da mihi Domine noſſe te, & noſſe me. Jtem / das GOtt damit der Suͤnden wehret / Jtem / das wir eine tegliche vbung des gebehtes / der ge - duld / der demut / der ſanfſtmut / vnd aller Chri - ſtlichen tugenden in vnſers lieben HErren Got - tes Creutzſchule haben. Als auch die lieben heiligen Gottes bekennen Pſalmo 119. Priuſquam humiliarer ego erravi. Ehe ich gedemuͤttiget ward jrret ich / nu aber halt ich deine gebot.
So ſind doch vnter allen andern dieſe zwo faſt die vortrefflichſten: Erſtlich / auf das vns der Sohn Gottes darinnen / jhme hie zeitlich gleichfoͤrmig / ehnlich vnd eben mache / vnd al〈…〉〈…〉 zurichte vnd vorbereite / wie er vns dort in〈…〉〈…〉 ner ewigen Herrligkeit haben wil. Wie derB iijheilige[14]heilige Geiſt / Rom: 8. foͤrder anzeiget:
‘Sind wir denn Kinder / ſo ſindt wir auch Erben / nemlich Gottes Erben vnd Miterben Chriſti / ſo wir anders mite leiden / auff das wir auch mitte zur herrligkeit erhaben werden. ’ ()Darnach legt er ſein liebes Joch vñ laſt auch auf die Chriſten / auf das er jhnen ſelbſt tragen helffe / vnd in aller angſt vnd noth ſeinen troſt vñ ſeine herrligkeit erzeigen koͤnne / Welche ſonſt in gutten tagen / in fleiſchlicher ſicherheit / Wenig ſtat noch raum im hertzen haben. Deñ alſo mus vns Gott das eſſen ſaltzen / ſonſt bekommen wir bald ein nauſeam vnd eckel dauor / wie das volck Jſraẽ vom Manna in der wuͤſten.
Wenn aber truͤbſal da iſt / ſo ſuchet man Gott / vñ in noͤthen ruffet man engſtiglich: ſo ſchmeckt als dann das Himmelbrod / das wort Gottes ei - nem ins hertz / thut ſanfft vnd wol / vnd giebet rechten ſafft / krafft / geruch vnd geſchmack / Als auch der heilige Dauid in ſeinem elendt / ſolchen Geiſtlichen ſchmack vnd geruch empfindet / da er im obenangezogenen 119. Pſalm bekennet:
HERR wann dein wort nicht we - le mein troſt geweſen / ſo were ich ver -gangen[15]gangen in meinem elende. Jtem / Das iſt mein troſt in meinem elend / denn dein Wort erquicket mich.
Derhalben dann Chriſtus dieſem Troſt - ſpruche nach / der alhier ſtehet:‘Vater / ich wil / das wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / das ſie meine herrligkeit ſehen ꝛc. ’ ()nicht allein im troſte / ſondern auch in deme das denſelben troſt erwecket / vnd empfindlich machet / nemlich in Creutz vnd truͤbſal bein vns iſt / alſo das er vns / vnd wir jhme darinne recht bekant werden / Wie ſich Joſeph mit ſeinen Bruͤdern bekant macht / vnd jhnen bekant wird. Jn der ſchwachheit vnd Leyden iſt er bein vns / vnd wird vns bekant / als ein gutter Hirt vnd Meiſter. Jm troſte aber / als ein getreuer Bruder / Emanuel vnd wahrer Nothelffer: Wie S. Paulus in der andern E - piſtel an die Theſſalonicher am 1. capit. zeuget:
‘Gleich wie wir des Leidens Chriſti viel haben / alſo werden wir auch hinwieder durch Chriſtum reichlich getroͤſtet. ’ ()Solchen[16]Solchen troſt aber haben wir bein Chriſto reichlich / ja zwifach oder geduppelt: Als zum erſten im troſte / ſeiner gnaden / liebe vnd barm - hertzigkeit. Zum andern / im troſte ſeiner freu - den Ehren vnd Herrligkeit: oder wie man in den Chriſtlichen hohen Schulen artig vnd fein dauon zu lehren pfleget: in bonis gratiæ & in bo - nis gloriæ.
In bonis gratiæ vnd gnaden troſte iſt der Sohn Gottes bey vns / vnd wir bein jhme / das er vnſe - re Seele profiantiret / mit ſeinem gnadenrei - chen wortte vnd Sacramenten / darinnen giebet Krafft / Stercke / Schild / Spies vnd Wapfen / alle liſtige geſchwinde anleuffe der Feinde / da - mit auffzufangen / zu ſchlagen vnd zu vberwin - den. Danher wir / ſo Chriſtum in ſeinem worte vnd Sacramenten haben vnd behalten / ſeind ſeine rechte Waffentreger. Es kan keine noth / keine anfechtung leiblich noch geiſtlich kein ſchmertz etc. ſo gros ſein / wir finden in die - ſer Himmeliſchen Apotecken / reiche labung / erquickung / huͤlffe vnd rettung.
Denn do ſchuͤttet Chriſtus ſein hertz gar heraus / vnd giebet ſich vns ſelbſt gantz vnd gar zu eigen: Er redet nicht allein in das ohre: Sondern auch ins hertz / eitel hertzbrechende Centner wortte / Wie Eſaiæ am 40. ſtehet:Loquimini[17]Loquimini ad cor Ieruſalem. Redet mit Jeruſa - lem freundlich / darauff ſich das hertz kan gruͤn - den / beruhen / vnd acquieſciren, Welche ſeine wor - te mehr gelten (bey allen Chriſten) denn Him - mel vnd Erde / die kein Sturmwind oder Waſ - ſerflut wegſchwemmen. Ja auch der Hellen pforten nicht vberweldigen kan.
Darumb was vns der Sohn Gottes in ſei - nem Euangelio / geredet vnd verſpricht / ſollen wir nicht allein anſehen alls verba grammatica bloſſe worte vnd vergebliche ſpectakel / ſondern wir ſollen es anſehen als res ipſas (Wie auch Doctor Lutherus lehret) Das iſt / wir ſollen es fur daſſelbige halten / das vns darinnen wird verheiſſen vnd zugeſaget: Ja vor worte des Ewigen Lebens / Wie S. Petrus Johan am 6. Wegen ſein / vnd aller Juͤnger bezeuget:
‘HERR wo ſollen wir hingehen? Du haſt worte des Ewigen Lebens / vnd wir haben gegleubet vñ erkant / das du biſt Chriſtus der Sohn des Lebendigen Gottes. ’ ()Als auch am nehren Euangelio vergan - gen / der Hauptman zu Capernaum / Chriſti wort fur ein allmechtiges wort hilt / WelchemCalle[18]alle Creaturen im Him̃el vnd auf Erden muͤſ - ſen weichen vnd vnterthenig ſein / Alls die da - durch ſind erſchaffen vnd von demſelben jhr Eſſentiam oder weſen haben vnd behalten.
Danher ob nach ſolchem Worte Gottes Himmel vnd Erde mit allen Creaturen / verge - hen vnd verendert werden mus / wird doch des Herren wort / Wie Eſaiæ am 40. Luc. am 21. ſte - het: nicht vergehen / ſondern ewiglich bleiben / vñ alle die darauf trauẽ dariñen erhalten werden.
Zum andern / iſt der Sohn Gottes auch bey vns / vnd wir bey jhme in ſeinem gnadentroſie / das er ſelbſt mit vns in arenam auffn Kempfplatz in die liebe Creutzſchule tritt / vnd einen treuen beiſtand gibet / wieder alle vnſere feinde vnd wi - derſacher / zu erlangunge der Crone der Ehren vnd Herrligkeit: Wie er ſpricht matthæj am 28.
Sihe ich bin bein euch alle tage / bis an der weldende. Vñ Pſalm 91. Jch bin bein jhme in der not / ich wil jhn heraus reiſſen vnd zu ehren machen: Pſa. 118. Der HErr iſt mit mir / drum̃ fuͤrchte ich mich nicht / was koͤñen mir menſchẽ thun: Der Herr iſt mit mir / mir zu helffen / vnd ich wil meine luſtſehen[19]ſehen an meinen feinden. Vnd Jo - han am 14. Ich wil euch nicht weiſen laſſen ich komme zu euch / An dem - ſelben tage werdet jhr erkennen das ich in meinem Vater bin / vnd jhr in mir / vnd ich in euch bin.
Jſt nu Chriſtus bey vnd in vns / wie er ſich dann auch ſeiner leiblichen kegenwertigkeit vnd gemeinſchafft halben / im heiligen Abendmal / kegen vns / verknuͤpffet vnd verbindet / Wer mag vns leide thun / oder zu wieder ſein? So ſeind gewißlich alle Chriſten vnuͤberwindlich / vnd koͤnnen mit Dauid Pſalmo 73. froͤlich ſagen vnd ruͤhmen:‘HERR wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nicht nach Him - mel vnd Erden / Wenn mir gleich Leib vnd Seel verſchmacht / ſo biſtu doch allezeit meines hertzen troſt / vnd mein theil. ’ ()
Denn wo ſolcher gnadentroſt iſt / da iſt Chri - ſtus ſelbſt / wir hoͤren jhn darin reden / vnd ken - nen ſeine ſtimme / das ein jeder Chriſt mus ſa - gen: das iſt mein Herr ſelbſt / es iſt ſeine ſtimm. C ijVnd[20]Vnd gleich wie ein Menſch wann er redet mus allezeit dabey ſein: Alſo iſt auch Chriſtus bey ſeinem Worte allezeit kegenwertig / Were Er aber nicht kegenwertig / ſo muſtet es auch nicht ſeine ſtimme vnd Wortt ſein / Vnd demnach hi - er ſein Wort iſt / ſo gehet darauff der Spruch Johannis an 10. ‘Meine Schaffe hoͤren meine ſtimme / jtem / ſie kennen mich / vnd ich bin bekandt den meinen / Jtem / einem frembden folgen ſie nicht nach. ’ ()
Zum dritten / iſt auch der ewige Sohn Got - tes bey vns / mit ſeinem Gnaden troſte / das er vns in allem Creutz vnd Truͤbſal / freudig vnd getroſt macht / welches ſonſten der Menſch von jhm ſelbſt nicht thun kan oder vermechte / Denn das wir in Creutz vnd vngeluͤck GOtt koͤnnen loben / vnd dancken / Jhme ein Deo gratias ſpre - chen / vnd Te Deum landamus ſingen: Jſt nicht vnſer / ſondern Chriſti werck in vns / von wel - chem der Koͤnigliche Prophet Pſa. 119. ruͤhmet:
HERR es iſt mir gutt das du mich gedemuͤtiget haſt: Vnd S. Paulus Roͤm. 5. Wir haben durch Chriſtumeinen[21]einen zugang im glauben zu dieſer gnade / darinnen wir ſtehen vnd ruͤ - men vns der hoffnung der zukuͤnffti - gen Herrligkeit / die Gott geben ſol. Nicht allein aber das / ſondern wir ruͤhmen vns auch der Truͤbſaal ꝛc.
Danher wir vns auch vnſers Feyrabendt ſtuͤndleins mit dem lieben Simeon von hertzen freuen / vnd mit Paulo Phil. 1. ‘Luſt haben abzuſcheiden / vnd bey Chriſto zu ſein. ’ ()
Solche freude im hertzen / vnd friede im Gewiſſen / gros zu machen / vnd zu beſtetigen / ſchencket vns der Sohn Gottes ſeinen Sieg triumph vnd vberwindung vnſerer Feinde / des Geſetzes / der Suͤnden / des Teufels / der Weld / Todes vnd Helle: Wie Chriſtus ſagt:‘Seid getroſt / ich habe die Weld vber - wunden: Jtem / der Fuͤrſte dieſer Weld iſt ſchon gerichtet. 1. Johan. 5. Alles was von Gott geboren iſt v - berwindet die Weld. ’ ()Wie auch dasC iijfreudengeſchrey[22]freudengeſchrey vber alle vnſere Feinde gehet Oſeæ am 13. Vnd 1. Corinth 15. ‘Der Tod iſt verſchlungen in den Sieg: Tod wo iſt dein Stachel? Helle wo iſt dein Sieg? Aber der Stachel des Todes iſt die Suͤnde / Die krafft aber der ſuͤnde iſt das Geſetze. Gott aber ſey danck / der vns den Sieg gegeben hat / durch vnſern HERren Jeſum Chriſtum. ’ ()
Vnd das iſt / in kurtzen Puͤnctlein / der vor - nembſte gnadentroſt oder die bona gratiæ Chriſti, Darinnen er vns freundlich anblickt / zuſpricht / vnd der vnſer iſt.
Darnach / ſo iſt der Sohn Gottes auch bey vns in bonis gloriæ, Das iſt / in ſeinem freuden vnd Ehrentroſte / das wir bey jhme / alle das jeh - nige / welches er vns hie im wort vnd glauben / offenbaret vnd verheiſſet / auch dort im augen - ſchein / in vnausſprechlicher freude vnd herrlig - keit / in gewiſſer zuuerſicht / zu hoffen vnd zuge - warten haben.
Als[23]Als erſtlich / das wir Jhn dort werden mit dem Vater vnd heiligen Geiſte / in ſeiner vner - forſchlichen Majeſtet vnd weſen / begreifflich vnd augenſcheinlich anſchauen. Welcher an - blick Gottes als des Schoͤpffers / viel herrlicher vnd freudenreicher wird ſein / denn alhier aller ſichtbarlichen Himliſchen vnd Jrdiſchen Crea - turen geſein kan.
Das wenn es auch moͤglich were / wir gleich Sonne / Monde / Sterne am Himmel / Edel - geſtein / Gold / Silber vnd andere Guͤtter alhier auf Erden alleine / in vnſer gewalt hetten: So were es doch alles fur nichtes kegẽ dem Schoͤpf - fer zu rechnen.
Wie von ſolchem Freudenblick vnd Ehren - troſte ſtehet Hiob am 19. ‘Jch werde in meinem Fleiſch Gott ſehen / denſel - ben werde ich mir ſehen / vnd meine augen werden jhn ſchauen / Pſalm 17. Jch wil ſchauen dein andlitz in gerechtigkeit: Jch wil ſaat werden wenn ich erwache nach deinem bilde. 1. Corinth. 15. Wir werden jhn dort ſehen von angeſicht zu angeſicht. 1. Joh. 3. wie er iſt. ’ ()
D. Luthe -[24]D. Lutherus helts darfuͤr: Das ein augen - blick Gott im Himmel ſehen / werde beſſer ſein / denn aller Weld freude / vnd wenns auch tau - ſent ja aber tauſent jahr werete.
Nu wird je dieſer freudentroſt / nicht nur ein augenblick / nicht nur jahr vnd tag / auch nicht nur tauſent vnd aber tauſent jahr / ſondern in ewigkeit weren.
Wie hertzlich haben ſich die lieben heiligen Gottes nach dieſem freudenreichen anblick ge - ſehnet Pſalm 42. ‘Wenn werde ich dahin kommen / das ich Gottes angeſicht ſchaue? ’ ()Denn wo dieſer Freudentroſt iſt / da mus gewißlich alle traurigkeit aufhoͤren: Wenn dieſer HErr vns freundlich zuſpricht vnd anlachet / ſo muſſen gewißlich alle Creatu - ren dieſe freude wol vngehindert vnd vnuerſtoͤ - ret laſſen? Wie Eſaiæ am 32. ſtehet. ‘Sedebit populus meus in pulcritudine pacis. ’ ()Vnd Joh. 16. ‘Eur freude ſol niemand von euch nehmen. ’ ()
Der ander vornehme Freudentroſt / den wir bey Chriſto haben / iſt / das er am Juͤngſten tage vnſern ſterblichen / Nichtigen / vnwerden leib / wenn er gleich zu ſtaub vnd aſche / ja zunichte[25]nichte vnd der Wuͤrmen ſpeiſe worden / wiede - rumb aufferwecken / vnd in ſchoͤnheit / vnſterblig - keit / klarheit vnd Herrligkeit / ehnlich machen wird / ſeinem ſelbſt eignen / verklerten ſchoͤnen Leibe.
‘Wie Philip. 3. ſtehet: vnſer wan - del iſt im Himmel: Von dannen wir auch warten des Heylandes Jeſu Chriſti des HERREN / welcher vnſern nichtigẽ Leib verkleren wird / das er ehnlich werde ſeinem verkler - ten Leibe nach der wirckunge / damit er kan alle ding jm vnterthenig ma - chen / vnd 1. Johan 3. Wir werden Gott gleich ſein. ’ ()Da / wird vnſer verwes - licher / ſchwacher / nichtiger vnd vnwerder Leib / anzihen vnd vberkommen / Vnſterbligkeit / Clarheit / Krafft vnd ewige Herrligkeit / Vnd wird leuchten wie die Sonne: Alls der Sohn Gottes bezeuget Matthei 13.
‘Die gerechten werden leuchten Wie die Sonne in jhres Vaters Reich. ’ ()DDer[26]Der Dritte vornehme Freudentroſt / den wir bey Chriſto / vnd Chriſtus hierkegen in vns hat / iſt / die wunderbare liebliche ſchoͤne bewo - nung des Himliſchen Freudenpallaſtes vnd Je - ruſalems im ewigen leben / welches herrligkeit vnd wonne (wie die heilige Schrifft meldet) mit vnſern hertzen vnd gedancken / in dieſem le - ben nicht genungſam erreichet / auch von keines Engels oder Menſchen zunge ausgeſprochen werden mag.
Dauon ſtehet Eſaiæ 65. ‘Siehe ich ſchaffe einen neuen Himmel vnd ei - ne neue Erde / das man der vorigen nicht mehr gedenckẽ ſol / noch zu her - tzen nehmen / ſondern ſie werden ſich ewiglich freuen vnd froͤlich ſein vber dem das ich ſchaffe. 2. Pet. 2. Wir warten eines neuen Himmels vnd einer neuen Erde / in welcher Gerech - tigkeit wohnet. ’ ()
Apocal. 21.S. Johannis / in ſeiner offenbarung / ent - wirfft ein wenig dieſen Himliſchen Freuden -pallaſt[27]pallaſt vnd Jeruſalem / mit vormeldung / das die Gruͤnde derſelben / gantzen Stad / vnd der Mauren / ſeind eitel koͤſtliche Edelgeſteine / wie ſie daſelbſt benambt werden: Das Gemeu - er aber von lauter Jaſpis / vnd der gantzen Stad baw von lauterem Golde / gleich einem reinen Glaſe / Die zwelf Thore von zwelf Perlen: Vnd die Gaſſen der Stad oder das Pflaſter von Lauterem Golde als ein durchſcheinent Glaß / darinnen das Lamb Gottes / die Sonne der gerechtigkeit Jeſus Chriſtus / tag vnd nacht in ewigkeit leuchtet.
Kuͤrtze halben / wil ich jetzt des andern freu - den vnd Ehrentroſtes geſchweigen / wie der Sohn Gottes alle threnen von vnſern augen abwiſchen / vns alles leides reichlich ergetzen / Alle arbeit vnd gutte werck / die er doch ſelbſt in vns gewircket / wol verlohnen werde.
‘Was wirdt do fur eine Herrli - che Himliſche Campany vnd Ge - ſelſchafft zuſammen kommen / vnd gefunden werden /’ ()D ijDer[28]der heiligen Engel / Patriarchen / Propheten / Koͤnige vnd Fuͤrſten auch der heiligen Apoſtel / Merterer vnd aller auſſerwelten / auch derer vnſerer / die in Chriſto von hinnen geſchiden ſind?
Welch eine ſchoͤne Cantorey vnd Te Deum laudamus wird do gehalten vnd angehoͤret wer - den?
Vnd ſo viel ſey auf dis mal geſagt / vom erſten ſtuͤcke / was der Sohn Gottes ſeinen Chriſten ſo jhme alleine anhangen / vnd das Creutz geduldiglich nachtragen / vor groſſe ge - nad vnd Herrligkeit erzeige / vnd ſehen laſſe /
Anlangende nun bein dieſem er - ſten Punct / dieſe vnſere in Gott ruh - ende Chriſtliche Adeliche Matron / deme nach ſie bey CHRiſto jhrem HErren / alleine blieben / jhme auch das liebe Creutz / welches er jhr vn - ter anderem Hauscreutz / vierzehen mal / in den ſchmertzen der zeitlichen geburt / auch ſonſten / vnd dann gan - tzer ſechzehen wochen aneinander injhrem[29]jhrem ſiechbette / da ſie gar darnieder liegen geblieben / gnediglich auffer - leget / geduldiglich nachgetragen: Jſt dieſelbige gleichesfalles von jh - me / In bonis gratia et gloria mit gnaden vnd freudentroſte / reichlich erfuͤllet vnd vberſchuͤttet worden.
Vnd wie jr jetzt bein der erklerung dieſes Textes:‘(Vater / ich wil / das wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / das ſie meine herrligkeit ſehen / die du mir gegeben haſt / denn du haſt mich geliebet ehe der Weld grund geleget ward) ’ ()an - gehoͤret / nun worden eine Buͤrge - rin vnd einwonerin dieſes Freuden - pallaſtes / vnd Himliſchen Jeruſa - lems:
Das gleich wie ſie hie zeitlich in jhrem Creutz vnd Leibesſchmertzen / (wie hernach folgen wird) durch denD iijgnadentroſt[30]gnadentroſt JEſu Chriſti / iſt er - quicket worden / vnd jhr Te Deum laudamus geſungen: Alſo ſinget ſie daſſelbige jetzo von allen ſchmer - tzen aufgeloͤſet vnd vngehindert / im Freudentroſte / mit allen Engeln vnd Auſſerwelten Gottes / in ewiger Wonne vnd Herrligkeit.
II. VOr das ander / ſollen wir bey dieſem Troſtſpruͤchlein / vns auch erin - nern / vnd zu gemuͤth fuͤhren / Wie / vnd durch was Mittel der Sohn Gottes / vns zu dieſer ſei - ner Herrligkeit bringe?
Denn manche die zwar auch zeitlich Creutz vnd truͤbſal haben / Wie denn vber dis / alle Menſchen ſterblich ſein / Vnd doch Chriſtum entweder leſtern oder verſpotten / wie alle Ketzer vnd Gottloſen thun / moͤchten gedencken oder ſagen. Ergo, ſo hoͤre ich wol / iſts nur vmb ein boͤſe ſtuͤndlein / oder vmb ein wenig leiden zu thun: So wil ich vnter des gleuben vnd leben / wie mirs gefellet / vnd gutt duͤncket / oder meine vernunfft vnd fleiſchliche luſt giebet.
Da[31]Da antwortet Chriſtus alhier / im andern Puͤnctlein dieſes Spruchs:‘Gerechter Vater / die Weld kennet dich nicht / ich aber kenne dich / vnd dieſe erken - nen / das Du mich geſant haſt. ’ ()
Darmit er einen mercklichen / trefflichen vn - terſcheid machet / vnter den Creutztregern. Denn die jenigen / ſo Chriſtum nicht erkennen noch achten / werden durchs Creutz vnd zeitli - chen Tod / nicht alleine nichts gebeſſert / ſon - dern / werden viel mehr dadurch je lenger je erger.
Vnd ſolche ſind nicht Gottes / ſondern des Teufels Merterer vnd Creutztreger. Wie Gott im Propheten Eſaiæ 9. daruͤber klaget:
‘Non eſt reverſus populus ad percutientem ſe:’ ()‘Das Volck kehret ſich nicht zu dem der es ſchlegt / vnd fragen nichts nach dem HERREN Zebaoth. Der - halben mus den gottloſen das vnge - licke toͤdten. ’ ()Wie[32]Wie Pharao der Koͤnig in Aegipten / durch Gottes ſtraffe jmmer erger ward. Vnd die Ju - den nu lenger denn vor tauſent jahren here / von Gott geſtrafft worden / vnd doch jelenger je gott - loſer worden vnd ſich daraus nichts beſſern.
Vnd wies zu allen zeiten auch vnter denen die Chriſten ſein wollen zugegangen / Vnd heutiges tages noch geſchicht / das der Teuffel mehr Merterer vnd Creutztreger in die helle be - koͤmpt / Denn vnſer HERRE GOtt in den Himmel. Wie man im Bapſtum / vnd auch wol vnter vns alzuviel Exempla vor Au - gen ſihet.
Darumb klaget alhier der Sohn Gottes hertzlich daruͤber / vnd preiſet doch auch darne - ben / daran ſeines Himliſchen Vaters gerech - tigkeit / weil es die Weld / das iſt / die Gottloſen / leſterer / verechter vnd ſpoͤtter je anders nicht ha - ben wollen.
Denn er ſpricht hier nicht / wie droben / hei - liger / oder Barmhertziger / ſondern Gerechter Vater.
Er hat wol geſehen die groſſe blindheit / ſich - erheit / boßheit vnd vndanckbarkeit der Men - ſchen / welche ſonderlich in dieſen letzten zeiten regieret / vnd vberhand genommen.
Hierkegen[33]Hierkegen aber die jenigen / ſo durch das lie - be Creutz gebeſſert vnd herrlich gemacht wer - den / ſindt / die jhren lieben HErren vnd Hey - landt erkennen / vnd gleuben / das der Himliſche Vater jhn aus gnaden / geſandt / vnd geſchen - cket habe / Wie Johan 3. ſtehet:‘Auf das alle die an jhn gleuben nicht verlo - ren werden / ſondern das ewige Le - ben haben. ’ ()
Vnd ſolches erkentnuͤs Chriſti hat allezeit dieſe vier eigenſchafften.
Erſtlich ein helles / klares vnd ausdruͤckliches wort Gottes / in denen ſtuͤcken Chriſtlicher Leh - re vnd Religion. Denn derſelbe glaube oder erkentnuͤs Chriſti / mus vor allen dingen ein ge - wiſſes wort Gottes haben / als darauf er ſich gruͤnden / Vnd da er auf beruhen koͤnne. Son - ſten were es kein lebendig erkentnuͤs oder glaube an Chriſtum / ſondern nur ein opinion oder Wahn. Wie die glaubloſen Werckheiligen / vnd leichtfertigen Spoͤtter / auch die Rotten vnd ſeckten meiſter / vnd alle zweifeler vnd ver - gebliche Disputirer haben / die jmmer wie ein Rohr von eim jeglichen Winde hin vnd her ge - webt werden. Wie Eſaiæ am 8. ſiehet:
EWenn[34]‘Wenn ſie aber zu euch ſagen: Jhr muſſet die Warſager vnd Zeichen - deuter fragen / die da ſchwetzen vnd Diſputiren? So ſprecht: Sol nicht ein Volck ſeinen Gott fragen / oder ſol man die Todten fur die Lebendi - gen fragen? Ja nach dem Geſetz vnd Zeugnuͤs / werden ſie das nicht ſa - gen / ſo werden ſie die Morgenroͤthe nicht haben. ’ ()Vnd der Sohn Gottes Johan. 8. bezeuget:‘Jch bin erſtlich der / der ich mit euch rede.’ ()
Zum andern / erfodert das erkentnuͤs Chri - ſti / auch einen aſſenſum vnd ſtarcken beyfaal / ſolches ſeines lieben Wortes / das man darauff beruhe / vnd das gewiſſen damit zu frieden ſtel - le / auch daraus gewis ſchliſſe / vnd keine ande - re Lehr / ſo dieſer zu wieder annehme noch der - ſelbigen folge etc.
Wie Chriſtus ferner bezeuget Johan. 8. ‘So jr nicht gleuben werdet das ichs bin / ſo werdet jr ſterben in euren ſuͤn - den. ’ ()
Vnd[35]Vnd der Teuffer S. Johannes:Wer anJohan. 3. den Sohn gleubet / der hat das ewi - ge leben / Wer dem Sohne nicht gleu - bet / der wird das Leben nicht ſehen / ſondern der zorn Gottes bleibet vber jhm.
Weil nu Chriſtus allein / der einige Weg / Steig / Leiter / Thuͤr etc. in den Himmel iſt / ſo werden herkegen alle beiwege vnd fenſter ver - worffen / Wie Lucæ am 11. ſiehet:‘Wer nicht mit mir iſt / der iſt wieder mich / vnd wer nicht mit mir ſamlet der zerſtreu - et. Vnd Johan 10. Meine Schaffe folgen einem fremden nicht ꝛc. ’ ()
Zum dritten / ſchleuſt dis erkentnuͤs Chriſti auch in ſich eine gewiſſe zuuerſicht des hertzens / das ſich das hertz welchs nu (wie gehoͤret) ge - gruͤndet / auch darauff verlaſſe / vnd wans ſein ſol / daruͤber alles zeitliche / als Leib / Leben / Ehr vnd gutt / Ja auch Himmel vnd Erden / mit al - len Creaturen laſſe vnd zuſetze / vnd Chriſtum feſt behalte / vnd an jhme kleben bleibe.
Wie der Patriarch Jacob / Chriſtum in ſei - ner verheiſſung ergreifft / ſich dar auff gruͤndet vnd ſpricht:
E ijHERR[36]Vnd das iſt des Chriſten hoͤchſte kunſt wanns nu zum treffen kommen / das er da nicht ſeinem eignen fuͤlen / ſondern Chriſti worte Traue / vnd es in gewiſſer zuuerſicht nicht auf ſich / oder ei - nige Creatur / ſondern auf Gott ſelbſt / friſch vnd getroſt wage.
Vnd zum vierden / gehoͤret in dis erkentnuͤs Chriſti auch die application vnd zueigung / der gnaden / des gehorſams / des lebens / des Ver - dienſtes vnd der Herrligkeit JEſu Chriſti / als vnſer ſelbſt vnd eigen / Wie droben im erſten Punct etwas beruret vnd alhier ſtehet:
‘Dieſe erkennen das du mich geſant haſt. ’ ()Wie[37]Wie auch vnſer Chriſtlicher Glaube bezeuget:
‘Qui propter nos homines & propter noſtram ſalutem deſcendit de cœlis. ’ ()Welcher vmb vns Menſchen vnd vmb vnſer ſe - ligkeit willen / vom Him̃el geſtiegen. Vnd ſolche application wird eim jeden inſonderheit beſteti - get in der Tauffe / Abſolution / vnd Abendmal.
Derhalben er vns nu vnd in ewigkeit nim - mermehr verlaſſen kan.
Vnd dis erkentnuͤs / lieben Chriſten / macht den vnterſcheid zwiſchen Gottes vnd des Teu - fels Merterern vnd Creutztregern / Vnd iſt das einige Mittel dadurch vns Chriſtus zu ſeiner gnade vnd herrligkeit fuͤhret vnd bringet.
Dauon alſo zun kurtzer erklerung dieſes an - dern Puͤnctleins / auf dis mal genungſam.
Anlangende aber hierbey / dieſe vn - ſere in Gott ruhende Chriſtliche A - deliche Matron vnd Fraue. Hat die - ſelbte der ewige Sohn Gottes mit ſeinem Erkentnuͤs vnd Glauben / durch ſein Wort vnd Sacrament reichlich begabet vnd begnadet.
Denn nach deme ſie in der Tauffe wort vnd Abendmal Jeſum Chri -ſtum[38]ſtum jren HErren / Heyland vnd Erloͤſer / als eine Chriſtin recht erken - net: Haben wir / ſo vmb ſie geweſen / mit freuden vernommen vnd ange - hoͤret / Was vor Geiſtreicher Troſt - ſpruͤche / vnd Chriſtlichen reden ſie ſich jederzeit ſonderlich in hoͤheſter Leibesſchwachheit gebrauchet: Da - durch auch die vmbſtehenden zum offtern / hoͤchlich ſind getroͤſtet wor - den.
Als den Spruch Hiobs am 19.
‘Jch weis das mein Erloͤſer lebet / vnd Er wird mich hernach aus der erden aufferwecken / vnd ich werde hernach mit dieſer meiner haut vmb - geben werden / vnd werde in meinem Fleiſch Gott ſehen / denſelben werde ich mir ſehen vnd meine augen wer - den jn ſchauen / vnd kein frembder. ’ ()Welcher[39]Welcher Troſiſpruch faſt jhr teglich geſpre - che / vnd bekendtnuͤs geweſen / Daraus ſie dann geſchloſſen:
‘Jtem / So dann nu mein Erloͤſer lebet / ſo werde ich gewißlich auch le - ben / denn er ſpricht: Jch lebe vnd jr ſolt auch leben. ’ ()
Als ich ſie zur zeit ermanett / ſie ſolte ſich fur dẽ Tode / ob er gleich abſcheu - lich vnd bitter anzuſehen / nicht fuͤrch - ten noch erſchrecken / denn Chriſtus jhr HERR vnd Erloͤſer / hette den - ſelbigen jhr zu gutte vberwunden / vnd zu nichte gemacht / hat ſie da - rauff andechtiglich vnd gleich mit Freudigkeit geantwortet:
Was[40]‘Was ſoltich mich dann vor einem v - berwundenen vñ geſchlagenen fein - defuͤrchten oder entſetzen. ’ ()‘Do ſie dann recitiret den troͤſtlichen Spruch 1. Corinth. 15. Der Tod iſt verſchlungen in den Sieg ꝛc. Oben von vns angezogen. ’ ()Den Spruch Chriſti Johan 11. Jch bin die Aufferſiehung vnd das Leben: Wer an mich gleubet der wird leben ob er gleich ſtuͤrbe / Vnd wer da lebet vnd gleubet an mich / der wird nim - mermehr ſterben.Hat ſie auch offt gefuͤhret: jhr zu nutz vnd eigen gemacht / ſich daraus ge - troͤſtet vnd troͤſten laſſen.
Wie dann auch andere vornehme Troſtſpruͤ -Matth. 11. che mehr: Als: Kombt zu mir alle die jhr muͤhſelig vnd beladen ſeid:
Jtem / wenn ich nur dich habe ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden.
Vnd beſonders dieſer / vnſerer alhier / Vater / ich wil das wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / das ſie meine Herrligkeit ſe -hen[41]
Auch andere viel mehr / Jhr / wie ſie bekennet / ſafft / krafft / vnd reichen Troſt gege - ben haben.
Danher ſie auch offtmals begehret aufge - loͤſet zu werden / vnd bey Chriſto zu ſein.
Darnach hat dieſe Chriſtliche A - deliche Fraue jhr auch das Leiden vñ Sterben Jeſu Chriſti recht applici - ret / zugeeignet vnd nuͤtze gemacht.
Denn ſie gar offt vnd viel mit groſ - ſer freudigkeit / auch in jhrer hoͤhe - ſten Leibes ſchwachheit vnd ſchmer - tzen geſagt vnd bekennet / Das vn - ſchuͤldige Blut des Lemlins Got - tes JEſu Chriſti jhres Erloͤſers / we - re ſo tieff in jhr hertz geſchrieben vnd eingewurtzelt / das jhr daſſelbige nie - mand / auch weder Tod noch Teufel / nicht heraus reiſſen ſolle.
Auch jhr Magnificat vnd Te De - um laudamus / in andacht geſun -Fgen /[42]gen / oder jhre / wann ſie ſchwachheit halben auch vermocht / vorſprechen laſſen.
Darneben viel troͤſtliche Capit - tel in der Bibel / danck vnd gebet Pſalmen / mit groſſer andacht / vnd freude teglich angenommen / ange - hoͤret vnd betrachtet.
Als ſie der mal eins ſehr ſchwach geweſen / vnd wie aus einem ſchlaffe ein wenig ermuntert / von jhrem lie - ben Herren gefragt worden: Mein liebes Hertz du biſt ja gar ſchwach? hat ſie geantwortet: Mir iſt jetzund gar wol geweſen: Denn meine Seele hat jetzt geweidet auf der gruͤnẽ Aue / vnd kan ſich nicht genungſam ſaat Weiden.
Kurtz vor jhrem ende / da ich bein jhr / beneben andern vornehmen A -dels[43]dels perſonen geweſen: Sagte ſie / das were jhr hoͤchſter troſt vnd freu - de: Das der Herzog des Lebens vnd der Ewigen herrligkeit / in kuͤrtzen bein jhr einziehen / vnd in ſeine freu - de einfuͤren werde / vnd darumb het - te ſie jtzt einen ſonderlichen kummer / Wie ſie ſich recht zu dieſer Himliſchen freude ſchicken / vnd auff dieſen jhren Groſſen gaſt vnd Herren vorberei - ten ſolle: Ach welch eine arme elen - de Creatur (ſagte ſie) bin ich doch / Das ich ſo einen Groſſen Werden Gaſt vnd Herren in meinem hertzen beherbrigen ſol / Wie wil ich jhn doch bewirtten? ꝛc.
Darauff ich zu jhr ſagte / Liebe Fraw gevatter / Wiſſet jhr nicht / das dieſer Werde Gaſt / jh - me inn vnſrem Hertzen / SelbſtF ijdie[44]die Herbrige beſtellet / vnd der Wirt geneuſt des Gaſtes.
Da hub ſie jhre hende auf / ſahe vber ſich / vnd war freudig vnd froͤ - lich.
Daraus lieben Chriſten / man je ſehen vnd abnehmen mus / daß das lebendige Erkentnuͤs des Sohnes Gottes in jhrem hertzen geherrſchet / vnd regieret habe. Vnd das ſie die - ſem nach / auch ſeine bekennerin vnd liebe Creutztregerin geweſen / der ſie dann darinnen reichlich begnadet / getroͤſtet vnd nu zu dem gewuͤnſch - ten Port vnd Ende jhres glaubens gefuͤhret habe.
III. FOlget nu das Dritte theil vnd Puͤnctlein dieſes vnſers Troſtſpruͤchleins:
Jch habe jnen deinen Namen kundt gethan / vnd wil jnen kundt thun /auff[45]auff das die Liebe damit Du mich liebeſt ſey in jhnen / vnd ich in jhnen.
Dabey wir beſchlißlich / zu lernen haben / Wie vnd w[a]rinne der Sohn Gottes die ſeinen / in ſolchem ſeinem erkentnuͤs erhalte vnd bewa - re / Nemlich / in der Liebe. Wie auch 2. Petri 1. dauon ſtehet:‘Wo ſolches reichlich bey euch iſt / wirdts euch nicht faul noch vnfruchtbar ſein laſſen. Vnd Epheſ. 2. Wir ſind ſeine werck / geſchaffen in Chriſto Jeſu zu gutten wercken / zu welchen vns Gott zuuor bereitet hat / das wir darinne wandeln ſollen. ’ ()
Vnd eben darumb (ſtehet alhier) hat er vns ſeinen Namen kund gethan / vnd wil jhnen noch jmmer fort / kundt thun / vnd offenbar machen: Auf das wir im Neuen gehorſam / gutten wer - cken / oder liebe / ſeine nachfolger werden.
Darmit vnſer beruff beſtetiget / vnd der Glaube ſein rechten vngefelſchten ſchein vnd frucht habe vnd trage / Gleich wie man einen gutten Baum an den fruͤchten / vnd die Sonne an jhrem ſcheine vnd glantze erkennen vnd pruͤe - fen kan. Wie auch Chriſtus ſpricht: Johan 13.
F iijDabey[46]‘Dabey wird jederman erkennen das jr meine Juͤnger ſeid / ſo jr liebe vn - tereinander habet. ’ ()Denn es ruͤhmen ſich jetzo bein vns / zwar alle dieſes Glaubens mit dem Munde: Aber mit der that bleiben ſie weit dahinden / Als dann jhre fruͤchte / vnd leben wol ausweiſen.
Derhalben begegnet alhier der Hertzkuͤn - diger JESVS Chriſtus ſolchem geferbtem falſchem glauben / in dieſem dritten Puͤnctlein / vñ lehret das er nit allein im verſtande / ſondern auch im hertzen / Munde vnd im gantzen werckeMatth. 7. ſein muſſe:‘Es werden nicht alle die die zu jm ſagen HERR / HERR / in das Himmelreich kommen / ſon - dern die den Willen thun ſeines Va - ters im Himmel. ’ ()
Es iſt aber zu mal ſchoͤn vnd troͤſtlich / das ſich der ewige Sohn Gottes auch hierinnen ins Spiel menget / vnd das fac totom in ſeinen gleu - bigen iſt: Wie hier ſiehet:
jnen /[47]jnen / vnd ich in jnen. Vnd Johan. 14. Wer in mir bleibet / vnd ich inn jm / der bringet viel frucht / Denn ohn mich kuͤndt jr nichts thun.
Er iſts der da in vns wircket beide das wol - len vnd das volbringen / das jhme auch von vns angenehme dienſte geſchehen / Wie von den En - geln im Himmel.
Vnd ein ſolch vertrauen haben wir2. Corin. 3. durch Chriſtum zu Gott / Nicht das wir tuͤchtig ſind von vns ſelber et - was zu dencken / als von vns ſelber / Sondern das wir etwas tuͤgen iſt von Gott.
Ob nuwol vnter der Liebe Chriſti / vnd vn - ter der liebe ſo in den Gleubigen iſt / ein vnter - ſcheid iſt: Nemlich das Chriſtus volkommen / die Chriſten aber hie in dieſem leben vnuolkom - men ſindt / vnd mancherley feil vnd gebrechen mit vnterlauffen.
Sollen wir darumb nicht ausſetzen oder ausſchlagen: Sondern deſto hefftigervnd[48]vnd vleiſſiger vmb Chriſti gnad vnd huͤlffe bie - ten / vnd in ſeinem eigenen vorbild vnd volkom - menen Exempel vns teglich vben / vnd wie S. Paulus vermanet Chriſti imitatores werden. Jn gewiſſer zuuerſicht: Ob wir je ſchwach / Er mit vnſer erkenneten ſchwachheit geduld tragen / dieſelbige vergeben / vnd in betracht vnſeres eig - nen vnuermoͤgens / nicht vbereilen werde.
Nu finden wir an der volkommenen liebe Chriſti / wie in einem heilſamen vorbilde vnd Contrafect vornemlich dieſe v[ie]r ſchoͤne Tu - genden.
Erſtlich ein trefflich beyſpiel der Geduld / vnd des Gehorſams in allem leiden / biß an den Tod des Creutzes.
Zum andern ein ausbuͤndiget Exempel oder beyſpiel / der trefflichen Demut / Sanfftmut vnd Nidrigkeit.
Zum dritten ein ſchoͤnes vnd troͤſtliches Ex - empel der hoͤchſten trew vnd liebe kegen allen Menſchen / durch die treue verrichtung ſei - nes Ambtes / vnd freudige bekaͤntnuͤs ſeiner Goͤttlichen Lehre vnd Euangelions.
Daruͤber er ſich auch zum Tode verurtheilen vnd Creutzigen laſſen.
Zum[49]Zum vierden ein troͤſtliches / vnd treffliches Exempel der Barmhertzigkeit kegen dem duͤrff - tigen / vnd zwar wie jederzeit / alſo nach heute bey tage kegen allen Menſchen boͤſen vnd fro - men.
Von der erſten Tugend / lehret S. Petrus:1. Petri 2.‘Chriſtus hat fur vns gelidden / vnd vns ein Furbilde gelaſſen / das wir ſollen nachfolgen ſeinen fusſtapffen. Welcher keine ſuͤnde gethan hat / iſt auch kein betrug in ſeinem munde gefundẽ worden. Welcher nicht wie - derſchalt / da er geſcholtẽ ward / nicht dreuet / da er leid / Er ſtellet es aber dem heim der da recht richtet. ’ ()
Derwegen wir auch in alle vnſerem leiden / bey dieſem Meiſter die Geduld ſuchen / vnd in teglicher betrachtung vor vnd einbilden ſollen.
Denn wie kan die Liebe / Glaube vnd Er - kentnuͤs Chriſti bey deme ſein vnd bleiben / der (wie das Volck Jſraël in der wuͤſten) wieder jhn Murret / vnd jhme in vngeduld oder vnge - horſam muttwilliglich wiederſtrebet?
GDarumb[50]Darumb geduld in truͤbſaal billich nicht in jedermans / Sondern allein in der rechten Chriſten hertzen wechſt / vnd iſt ein gewis zeug - nuͤs vnd frucht jhres Erkentnuͤs vnd glaubens an Chriſtum.
Vnd gleich wie vnſer lieber HERR vndPſalm 40. Heyland / den willen ſeines Himliſchen Vaters gerne gethan vnd erfuͤllet / vnd mit ſeiner vol - kommenen geduld vnd gehorſam / dem gantzen Menſchlichen geſchlecht vorgeleuchtet vnd ge - dienet: Alſo ſol auch ein jeder Chriſt ſeines lieben HERREN willen gerne auf ſich neh - men / Durch Noth vnd Tod zu jhme dringen / vnd darmit ſeinem Nechſten vorleuchten vnd dienen.
Was die ander Tugend: Nemlich das aus - buͤndige Exempel der tieffen Demut vnd Ni - drigkeit vnſers HERREN JEſu Chriſti / betrifft: Lehret ſonderlich dauon S. Paulus Philip. 2.
Ein jeglicher ſey geſinnet wie JE - ſus Chriſtus auch war / Welcher / ob er wol in Goͤttlicher geſtalt war /hilt[51]hilt ers nicht fuͤr einen raub Gott gleich ſein / ſondern euſſert ſich ſelbſt / vnd nam Knechts geſtalt an / Ward gleich wie ein ander Menſch / vnd an geberden als ein Menſch erfunden / erniedriget ſich ſelbſt ꝛc.
Wie auch der Sohn Gottes Matth. 11. folches Exempel furſtellet zur nachfolge: Vnd ſpricht:‘Lernet von mir / denn ich bin ſanfftmuͤttig / vnd von hertzen de - muͤttig / ſo werdet jhr ruhe finden fur eure ſeelen:’ ()
Darumb ſol ein jeder Chriſt / wann jhn Gott mit hoͤhern gaben als einen andern gezie - ret hat / ſich derſelben nicht vberheben / noch da - rauff ſtoltziren vnd pochen vnd andere verach - ten: Sondern je hoͤher er iſt von Gott be - gnadet vnd begabet / je demuͤttiger vnd nidriger er ſein ſol / in betracht / von weme er es habe / vnd war zu jhm ſolches vertrauet worden?
G ijDenn[52]Denn wir nicht allein in bewerten hiſtorien / ſondern auch heut bey tage ſehen vnd erfahren. Was die leidige Hoffart Stoltz vnd vbermut / derer hochbegabten Leute / vor ſchaden vnd ver - terb bringe / nicht allein jhnen / ſo darmit beſeſ - ſen / vnd denen ſo jhres anhanges / ſondern auch der gantzen Chriſtenheit auf Erden.
Vnd iſt vnwiederſprechlich / Wo an einem Menſchen / ſonderlich der vor andern den vor - zug hat / dieſe Tugent der demut vnd Nidrig - keit nicht iſt / Er ſey auch wer er ſey vnd ruͤhme ſich dieſes glaubens vnd erkendnuͤs Chriſti / wie er wolle / ſo hatt er keinen Gott nach Chriſtum in ſeinem hertzen.
‘1. Johan. 4. Denn GOtt iſt die liebe / vnd wer darinne bleibet / der bleibet in Gott / vnd Gott in jhme. Gal. 6. So wir im Geiſt leben ſo laſt vns auch im Geiſt wandeln: Laſſet vns nicht eiteler Ehre geitzig ſein / vntereinander zuentruͤſten vnd zu haſſen. ’ ()Wenn der HERR Chriſtus vnſer gutter Hirte vnd Meiſter / wie er wol gekundt / ſich ſei -ner[53]ner Gotheit vnd hoheit vberhaben / vnd ſich aus liebe / nicht ſo tief herunter laſſen / vnd im ſtande ſeiner wunderbarlichen vnausſprechlichen Er - niedrigung derſelbigen euſſern wollen: Got - tes gerechtigkeit fur vns zuerfuͤllen / vnd mit Gott zuuerjoͤnen: Wie werde es vmb vns / vnd alle Menſchen geſchaffen ſein[?]
Danher wiederſtehet er auch allezeit den1. Petri 5. Hoffertigen / aber den Demuͤttigen gibt er gna - de / Er zerſireuet die hoffertig ſindt in jhres her - tzen ſihn.
Was hat den Teufel gefellet / das er mit al -2. Pet. 2. len ſeinen mitgeſellen / mit Ketten der finſternuͤs gebunden / vnd dem gerichte des Juͤngſten tages vorbehalten wird / anders / denn die leidige hof - fart?
Da der Koͤnig Phara[o]in Aegypten vonExod. 14. keinem anderen Herrn / denn von ſich alleine / wiſſen wolte / muſte er im Roten Meer mit al - le ſeinem beſten Volcke erſauffen vnd vmbkom - men.
Alſo muſte der Keyſer Nebucadnezar auchDaniel. 4. deponiret vnd von ſeinem Thron geſtuͤrtzt wer - den / da er nicht wiſſen wolte von wanne er ſeine gewalt Ehre vnd Koͤnigreich hette.G iijVnd[54]
Vnd eben alſo iſts andern viel mehren er - gangen / vnd wird jhnen anderſt nicht ergehen / Denn Gott kan keinen vber ſich / auch keinenPſalm 113. neben ſich dulden: Er iſt ein einiger / ſtarcker / Eyferiger Gott / vnd ſiehet nur auf das Niedri - ge im Himmel vnd auf Erden.
Was die dritte Tugend / Nemblich die hoͤch - ſie treu vnd fleis des Sohnes Gottes kegen vns / in deme / das er die Lehre ſeines Himliſchen Va - ters vnſerthalben treulich geprediget / verteidi - get / vnd biß in den Tod bekennet hat / (wie da - uon in allen Euangeliſten durch vnd durch be - zeugt wird) betrifft:
Hat er vns gleichsfalles ein beyſpiel gege - ben / ſeinen fusſtapfen nach zufolgen / vnd ſolche ſeine liebe in vns / auch kegen vnſerem Nechſten / durch ordentliches / offentliches / vnerſchrocke - nes / bekentnuͤs / ſeiner Goͤttlichen Lehre darzu - thun / vnd zubeweiſen.
Denn ein jeder rechtſchaffener Chriſt / wes Standes in der Weld er jmmer ſey / kan ſeinen Nechſten hoͤher nicht lieben / nach freundt vnd feinden beſſer dienen. Als wenn er vnangeſe - hen Leibes / Lebens / Ehr oder guttes gefahre / das Wort des Lebens vnd der ſeligkeit beken -net /[55]net / verteidiget / befoͤderet / behelt vnd bewa - ret:
Wie Chriſtus zu Petro ſpricht / Johan. 21. ‘Simon Johanna haſt du mich lieb / ſo weide meine Lemmer. Vnd S. Paulus Rom. 9. So du mit deinem munde bekenneſt Jeſum das er der HERR ſey / vnd gleubſt in deinem hertzen / das jn Gott von den Todten aufferwecket hat / ſo wirſt du ſelig / Denn ſo man von hertzen gleubt / ſo wird man gerecht / vnd ſo man mit dem munde bekennet wird man ſe - lig. Als auch Dauid Pſalm 116. be - zeuget: Jch gleube darumb rede ich. ’ ()
Vnd ob wir daruͤber ſchr geplaget werden / der Weld vnluſt auf vns laden / vnd den Pro - pheten lohn dauon bekom̃en / wie gebreuchlich. Noch haben wir das zeugnuͤs des heiligen Gei - ſies in vns / das wir damit nicht vnſern eigenen nutz / ſondern des HERREN Chriſti Ehre / vnd der Menſchen ſeligkeit vnd beſtes geſucht haben.
Wie[56]Wie dann Chriſtus der Sohn Gottes am Juͤngſten tage / ſonderlich auff dieſe Tugent vnd glaubensfrucht ſehen / vnd nach der ſelbigen den glauben Richten vnd vrtheilen wil. Matth. 10. ‘Wer mich bekennet fur den Men - ſchen / Den wilich auch bekennen fur meinem Himliſchen Vater ꝛc. Vnd Marci 8. Wer ſich mein vnd meiner Wort ſchemet / des wird ſich auch des Menſchen Sohn ſchemen / wenn er kommen wird in der Herrligkeit ſei - nes Vaters / mit den heiligen En - geln. ’ ()
Was nuletzlich das Exempel der Liebe vnd Barmhertzigkeit / vnſers HErrn Jeſu Chriſti / betrifft / iſt abzunchmen / wie er ſonderlich vor die armen ſorgfeltig geweſen: Jn mangel / mit fuͤnff Gerſten brodten / vnd zwen Fiſchen Fuͤnf -Marci 14 tauſent / Jtem / mit Sieben brodten vnd wenigJohan 13. Fiſchlein Viertauſent Man / geſpeiſet vnd ver -Joh. 6. ſorget: Alls er dann jederzeit vnd heut bey ta - ge vnſer Leib vnd Leben verſorget vnd erhelt / vnd ſeine Sonne vber gutte vnd boͤſe ſcheinen leſſet / auch den gantzen Erdboden / mit allerleyfruͤchten[57]fruͤchten vnd Creaturen / auf Erden / in Luͤfften vnd in Waſſern erfuͤllet.
Zu welches Exempels nachfolge er alle Chri - ſten nach eines jeden vermoͤgen ſo Gott darge - reichet vermanet /‘Lucæ 6. Seid Barm - hertzig / gleich wie euer Vater barm - hertzig iſt ꝛc. Jtem / Gebet ſo wird euch gegeben / ein voll / gedruckt / ge - ruͤttelt / vnd vberfluͤſſig mas / wird man in euren ſchos geben. ’ ()
‘Eſaia 58. Brich dem Hungrigen dein brod / Vnd die ſo im elend ſind / fuͤre ins Haus. So du einen nacket ſiheſt ſo kleide jn / Vnd entzeuch dich nicht von deinem Fleiſch: Als denn wird dein licht herfurbrechen wie die Morgenroͤthe / vnd deine beſſerung wird ſchnell wachſſen / ꝛc. ’ ()
Vnd bald darnach.
Du wirſt ſein wie ein geweſſerter garte / vnd wie eine Waſſerquelle /HWelcher[58]Welcher es nimmer an Waſſer feh - let.
Wie dann auch der Sohn Gottes nach die - ſer frucht / den Glauben am Juͤngſten tage vr - theilen / vnd auch dieſelben Glaubensfruͤchte in den gleubigen reichlich belohnen wird:Matth. 25. Da wird denn der Koͤnig ſagen zu denen zu ſeiner Rechten / Kommet her jr geſegne - ten meines Vaters / Ererbet das Reich das euch bereitet iſt / von an - begin der Weld / Denn ich bin hun - grig geweſen / vnd jr habt mich ge - ſpeiſet: Jch bin durſtig geweſen / vnd jr habt mich getrencket / Jch bin ein Gaſt geweſen / vnd jr habt mich be - herberget / Jch bin nacket geweſen / vnd jr habt mich bekleidet / Jch bin kranck geweſen / vnd jr habt mich beſucht / Jch bin gefangen geweſen / vnd jr ſeid zu mir kommen.
Vnd[59]Vnd dis ſey auch alſo zur kurtzen Erinne - rung bey dieſem dritten Puͤnctlein geſagt. Wie vnd warinnen der Sohn Gottes die ſeinen / in ſeinem erkentnuͤs / erhalte vnd beware.
ANlangende aber darneben / dieſe vnſere in Gott ruhende Chriſtli - che Adeliche Matron vnd Fraue: Demnach ſie jrentreuen Herrn vnd Heylandt JEſum Chriſtum (wie gehoͤret) erkennet / Hat derſelbigeH ijin[60]in jr / als in ſeinem gnadengefeſſe / ſolche glaubensfruͤchte auch gewir - cket / vnd wie menniglich bewuſt / an den tag kommen laſſen: Als dann jr euſſerlicher Chriſtlicher Wandel / Leben vnd Gottſeliges Ende / vber jr angehoͤrtes Glaubensbekentnuͤs / dauon ferner zeuget / vnd ſchein gie - bet.
Denn nach dem ſie von jren ge - liebten Adelichen Eltern / in jrer ju - gent zu Gottes Wort / Furcht / Ehren vnd Tugent / vnterweiſet vnd aufer - zogen. Jſt ſie als bald ſie zu jrem verſtande kommen / nicht alleine ei - ne Hoͤrerin / ſondern auch eine The - terin des Worttes geweſen.
Gottes Wort vnd die Heiligen Sacrament / als das Feuerzeug desheiligen[61]heiligen Geiſtes / nicht verachtet / ſich derſelben nicht geſchemet / vnd die treuen Diener Goͤttliches Worttes hertzlich geliebet vnd geehret / Wie dann auch / ich / dieſe zeit vber (wie - wol vnwirdig) jrer befoͤrderung vnd mildigkeit dermaſſen genoſſen / das ichs jr am Juͤngſten tage / vor meinem HERREN Chriſto (durch ſeine gnade) wil danckbar - lich nachzuruͤhmen wiſſen.
So kan man jr auch mit gutten gewiſſen zeugnuͤs geben / das ſie Winter vnd Sommer / in Kaͤldte vnd Hitze / Alle morgen / jre Bet - ſtunde / inn groſſer andacht vnd hertzlichen ſeufftzen auch offters mit threnen gehalten / darinnen ſie viel Jahr alhero / kein Menſch beirren doͤrffen: Hat jr auch auf der gan -H iijtzen[62]tzen Weld / nichts angelegeners ſein laſſen / biß ſie jhr gebet verſchloſſen / verbracht.
Hat mit jrem lieben Herren / den ſie bis in den Tod hertzlich geliebet vnd geehret / einen friedſamen / gott - ſeligen / ruhiglichen Eheſtandt zwey vnd dreiſſig jahr beſeſſen / Darinnen durch Gottes ſegen / Vierzehen Lei - besfruͤchte (eine darunter tod) zu dieſer Weld bracht / Vnd jhr / von Gott / darinnen aufgelegtes Creutz geduldiglich getragen / Dehrer dann GOtt der HERR viere / durch den zeitlichen tod / wiederumb zu ſich genediglich gefodert.
Jhre Adelichen Kinder / Welche jhr GOTT beſcheret vnd ver -trauet /[63]trauet / beides die ſo von GOtt dem HERREN hie zeitlich abge - fodert / vnd die ſo nach beim leben / hat ſie in Gottes furcht / Wort vnd in allen Ehren vnd Chriſtlichen Ade - lichen Tugenden auferzogen / vnd jhnen allen ſelbſt / mit guttem Exem - pel / zuͤchtigem Keuſchem Wandel vnd geberden / vorgeleuchtet / vnd jhrem gantzem hauſe als eine rechte Ehren Crone vorgegangen / vnd vorgeſtanden.
Alle jhre Vnterthanen mit treu - en gemeinet / vnd vber die gebier nicht beſchweret.
Jhre Bruͤnlein der Zeitlichen Nahrung / darmit ſie GOTTin[64]in jrem Eheſtande vnd Haushal - tung reichlich geſegnet / hat ſie kegen armen Leuten mildiglich laſſen he - raus fliſſen: Denn ſie auch vber Tiſche vor arme krancke Leute / (wie ich ſelbſt geſehen) viel ſorgfeltiger geweſen / als vor ſich ſelbſt / vnd die jren. Dem Krancken vnd duͤrffti - gen jr eigen Speis vnd Tranck / auch wol das beſte vom Tiſche mitgethei - let vnd vberſendet. Welches auch viel arme ſterbende Menſchen an jrem Todbette geruͤhmet / vnd mit ſich vor vnſern HErrn Jeſum Chri - ſtum bracht haben.
Arme Kreiſtende Weiber in Kin - des noͤthen hat ſie eigner Perſon zu tag vnd nacht beſucht / vnd alle moͤ - gliche handreichunge gethan.
Welches[65]Welches alles ſolche Glaubens - fruͤchte vnd gutte werck geweſen / die Fleiſch vnd Blut vor ſich allein zu thun nicht vermocht / Sondern der Sohn Gottes in jhr durch ſein Er - kentnuͤs vnd Glauben gewircket vñ gethan hat.
Wie es jr dann derſelbige alles im Ewigen Leben / ſeiner Treuen zu - ſage nach Matthai am 25. reich - lich vergelten vnd belohnen wird / Wann ſie wird die froͤliche ſtimme hoͤren: Warlich ich ſage euch / Was jr gethan habt einem vnter dieſen meinen geringſten Bruͤdern / das habt jr mir gethan.
Darumb ich dann / dieſem mei - nem HERren / hirmitte gar nicht vorgreiffen / nach ſolche Glaubens -Ifruͤchte /[66]fruͤchte / Wie ſie wol wert weren / ausſtreichen wil: Sondern jnen ſelbſt am Juͤngſten tage / do nicht ei - ne gemeine / ein gantzes Fuͤrſten - thumb / Koͤnigreich / Keyſerthumb / ſondern wol viel Hundert beiſam - men ſein werden / ausſtreichen vnd belohnen laſſen.
Denn da wird erſt recht erfuͤllet werden / Was Gott vorlengſt ver - heiſſen hat durch den Propheten Eſaiam 65. Meine Auſſerweleten ſollen nicht vmbſonſt arbeiten. Vnd durch den Apoſtel Paulum 1. Cor. 15. Euer arbeit ſol nicht vergebens ſein in dem HERREN: Jtem / Apocal. 14. Jre Werck folgen jnen nach.
Endlich vnd zum beſchlus / jhrGottſeliges[67]Gottſeliges Ende betreffende / Als dieſe Chriſtliche Adeliche Matron / bey gehenden leibe ein gantzes Jar vbel aufgeweſen / Vnd folgendt vor jrem Abſchiedt gantzer Sech - zehen wochen aneinander / garlie - gen blieben.
Hat ſie als bald den erſten tag / kein ander Medicament oder Ertz - ney / auſſer der allein heilſamen / fur jre Seele / das ſie ſich mit Gott verſuͤhnet / Vnd mit dem wah - ren Leib vnd Blutt CHRISTI im heiligen Abendmal ſich verſich - ert / begehret.
Dabey ſie dann jres Glaubens vnd Erkentnuͤs CHRiſti / richtige Bekendtnuͤs gethan / mit andachtJ ijvnd[68]Vnd mit aufgehabenen Henden Communiciret. Vnd alſo nach Gottes willen / etliche wochen in groſſer gedult beliegen blieben.
Auch dieſem nach Gott nicht ver - ſuchen wollen / ſondern derer von Gott verordneten Natuͤrlichen Ar - tzeney ſich gebrauchet.
Als aber dieſelbigen nicht zulan - gen wollen / vnd ſie ſich jmmer ſchwe - cher befunden / hat ſie ohn einiges Menſchen anregen / jr jrdiſches Te - ſtament gemacht / mit jrem Hertzal - lerliebſten Herrn vnd Kindern / die dar alleſambt vnd ein jedes inſon - derheit geſegnett / vnd die lieben Kinder dem Herrn Vater / in ſeine Veterliche treu befohlen.
Mit[69]Mit vermeldung / Weil er ſie in jrem leben als ein treuer Ehegenos geeh - ret vnd gar wol gehalten / (darfur ſie jm fleiſſig danck geſagt) ſo hette ſi - auch keinen zweiffel / er werde ſich auch bein den Kindern als ein treuer Vater zuerzeigen wiſſen.
Den Kindern aber beſonders vnd mit groſſem ernſt vnd fleis eingebil - det vnd mitgegeben / Gott vnd ſein heiliges wort vor allen in ehren vnd fleiſſiger acht zu halten. Jren Herr Vater zu ehren vnd lieben / vnd al - len gehorſam zuerzeigen / Vnd ſich miteinander friedſam als Geſchwi - ſter in guttem vernehmen zuhalten.
Vnd wann dis geſchehen wuͤrde / ſo wuͤrde ſie GOtt wiederumb ſege - nen.
J iijVnd[70]Vnd ob ſie zwar ſagen muſte / Wann es GOttes wille geweſen / jrem lieben Herrn vnd Kindern zu troſte / noch lenger zu leben / ſo ſolte es jhr auch gefallen haben. Weil aber GOTT jr viel ein beſſers au - ſerſehen / ſo wolle ſie auch gar gerne vnd mit freuden ſterben: Vnd inn jrem Hertzen gewis ſein / das der treue liebe GOtt / jren lieben hinder - laſſenen Herrn / vnd Kindere / Wol verſorgen wuͤrde.
Vnd hierauff nach eines males das Hochwirdige Sacrament be - gehret / Jn meinung / ob ſie GOtt mit gedancken oder ſonſten wiede - rumb erzuͤrnet.
Da ſie dann weiter jhres Glau - bens bekentnuͤs / Wie vorhin / alle -zeit[71]zeit / richtig gethan / vnd mit andacht Communiciret.
Hernachmals hat ſie ſich mit nichtes / als mit Gottes Wort / vnd vmb jhre Selige Heimfarth vnd Feyerabendſtuͤndlein bekuͤmmert: Da dann wie droben im andern Puͤnctlein angehoͤret / die krafft Chri - ſti / in jhrer groͤſten ſchwachheit / herr - lich vnd ſtarck geweſen.
Vnd als ſie volgendes dis den Dreyzehenden / als heute 14. tage ſich ſehr ſchwach befunden / fruͤe mit jrem lieben Herren / Zehen ſchoͤner troͤſtlicher Pſalmen / Lobgeſenge vnd Gebet geſprochen / ſich auch durch viel Troſtſpruͤche / der gnade Chriſti vnd des Ewigen Lebens er - innert.
Jnſonderheit jhr Appliciret den Spruch CHRIſti zum Schecheram[72]am Creutz zur rechten hand / Vnd ge - ſaget: Heute werde ich auch bey mei - nem HErren Chriſto im Paradis ſein. Vnd Jr letzter Spruch gewe -Phil. 1. ſen: Jch begere aufgeloͤſet zu werden vnd bey Chriſto zu ſein.
Da ich nach gehaltener Fruͤepre - digt zu jr kom̃en / mit Chriſtlichem troſte Zugeſprochen / vnd gefragt: ob ſie dann alleine auf das vnſchul - dige leiden vnd ſterben Jeſu Chriſti (wie ſie vorhin bekant) auch abzu - ſcheiden vnd von hinnen zu fahren bedacht? Nam ſie meine rechte hand / vnd druckte dieſelbe gar empfindt - lich / vnd weil jr die Sprache etwas entfallen / gab ſolches mit Ja vnd heuptneigen klerlich zuuerſtehen.
Darauf ich jr dañ / meinẽ ampte / vnd〈…〉〈…〉 rem begeren nach / Chriſt -lichen[73]lichen troſt vñ gebete eingeſprochen / Welches ſie bis auf jr letztes ſeuffzer - lin / mit ſonderlicher andacht / hend - aufheben / vnd dergleichen von ſich gegebnen zeichen vnd anzeigungen / angenommen / Vnd alſo zwiſchen 18. vnd 19. in jrem Erloͤſer JESV Chriſto / ſanfft vnd ſtille / ohn einige vngeberden / eingeſchlaffen.
Vnd alſo hat der Ewige Sohn Gottes dieſes Spruͤchlein an jr war gemacht oder erfuͤllet: Vater / ich wil / das wo ich bin / auch die bey mir ſein / ꝛc.
Allerdinge ſeiner treuen zuſage nach /‘Johan 8. Warlich warlich ich ſage euch / Wer mein Wort helt vnd gleubt an mich / der wird den Tod nicht ſchmecken ewiglich. ’ ()
KDenn[74]Deñ ſie gewislich nicht weis oder erfahren das ſie geſtorben / ſondern iſt wie in einem ſanfften ſchlaffe mit Freuden dahin gefahren.
Es moͤchte aber Jemand ſagen oder gedencken / Jch were ein heuch - ler / der ich allein jhren Glauben vnd Chriſtliche Tugenden / Nicht aber auch jhre Suͤnden herfur ſuche?
Darauff antwortet fur mich vnd fur ſie / Der heilige Geiſt durch den Apoſtel Paulum‘Rom. 8. Wer wil die Auſſerwelten GOTTES beſchuͤldigen. GOTT iſt hie der gerecht macht / wer wil Verdam - men / Chriſtus iſt hie der fur ſie geſtorben iſt? ’ ()
DErhalben dancken wir erſtlich dem Ewigen treuen Gotte / das Er nach dem Reichtumb ſeiner Barmhertzigkeit / Dieſe vnſere in GOTT ruhende Adeliche Perſon / zum erkentnuͤs vnd Glauben an Chriſtum beruffen / vnd mit ſeinem heiligen Geiſte / darinnen bekrefftt - get vnd geheiliget. Wie er ſie dann in CHriſto von Ewigkeit / ehe der Weld grundt geleget worden / darzu auſſerwelet / vnd in das Buch des lebens geſchrieben / Vnd das Rote feldzeichen / Nemlich das Blut Je - ſu Chriſti in jhr Hertz gezeichnet / vnd ſie an jhrer Stirn damit verſie - gelt hat.
Vñ bitten den ſelbigen von hertzen das er vns auch alſo volbereiten be - krefftigen / ſtercken / vnd in rechtemK ijglauben[76]glauben vnd vngeferbter liebe / ne - ben beſtendigem troſte in allen noͤ - then erhalten / auch zu ſeiner zeit froͤ - lich hinnach helffen / vnd dieſen ſeli - gen Sprung gleiches falles neben der froͤlichen Aufferſtehung des Lei - bes am Juͤngſten tage mit jr vnd al - len auſſerwelten verleihen wolle.
Das helffe vns Gott durch das bittere Leiden vnd Sterben JEſu Chriſti ſeines einigen Sohnes / Wel - chem darfuͤr hie vnd dort Ehre vnd danck ſey / mit Vater vnd heili - gem Geiſte hochgelobet / in ewigkeit / AMEN.
SO viel aber anlangende / dieſer vorblichenen ſeligen Leiche A - deliche ankunfft / derſelben Acht Ah - nen / Als iſt geweſen vnd hat geheiſ - ſen derſelbten Herr Vater Chriſtoff Schindel von Dromßdorff vnd Let - pe.
Jres Herrn Vatern Frau Mut - ter / Eine Schweintzin von Pilgerß - dorff.
Jres Herrn Vatern Frau Mut - ter mutter / Eine Luͤttwitzin von Deichſſel.
Jres Herrn Großuatern Frau Mutter / Eine Schellendorffin von Adelsdorff.
Jre leibliche Frau Mutter / Eine Sommerfeldin von Falckenhain.
Jrer Frau Mutter mutter / Eine Prittwitzin von Hertzogewalde.
K iijJrer[78]Jrer Frau Mutter Vatern mut - ter / Eine Buſewoyn von Renners - dorff.
Jrer Frau Mutter Großmutter / Eine Gottſchin von der Kemnitz.
Jhres Alters nahend bey Funff - tzig Jahren / Welcher GOTT die froͤliche vnd gnadenreiche Aufferſte - hung am Juͤngſten tage mit allen Auſſerwelten verleihen wol - le / AMEN / Amen.
Gedruckt zur Liegnitz / durch Nicolaum Schneider. 1593.
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