PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Eine Leichpredigt
Bein der Chriſtlichen / ehrlichen vnd gantz traurigen Begrebnus / Derer Edlen / viel - ehrenthugentreichen Frauen / REBECCĀ, gebornen Schindelin von Dromsdorff vnd Leipe / Des Edlen / Geſtrengen / Ehrnfeſten vnd wolbenambten Herrn / SĀMSON von Stangen / vnd Stonsdorff / Fuͤrſtlichen Lignitzſchen getreuen / vornehmen Rahtes / Lehen vnd Erbherrns zu Kunitz / Hertzgeliebten / geweſenen Ehegemaͤlin vnd Haußfrauen. Gotte dem HErrn zu lob vnd ehren / denen hinderlaſſenen hochbetruͤbten zu troſte / Derer nu mehr in Gott ruhenden lieben ſeligen aber zu Chriſtmil - der gedechtnis / vnd der Chriſtlichen verſamlung zum Exempel / Chriſtlicher erbauung vnd nachfolge. Aus betruͤbtem hertzen / gethan zu Kunitz. Denen 27. Januarij Anno 1593.
[2][3]

Vater / ich wil / das wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir ge - geben haſt / das ſie meine herrligkeit ſehen / die du mir gegeben haſt / denn du haſt mich geliebet / ehe die Weld gegruͤndet ward.

Gerechter Vater / die Weld kennet dich nicht / ich aber kenne dich / vnd dieſe erkennen das du mich geſand haſt.

Vnd ich habe jhnen deinen Na - men kund gethan / vnd wil jhnen kund thun / auf das die liebe / damit du mich liebeſt / ſey in jhnen / vnd ich in jhnen.

(Iohannis 17. )

GELiebte vnd Auſſerwelte im HERREN / Der Heilige Geiſt / durch ſeinen treuen Werckzeug den Apoſtel Paulum / ſchreibet vns eine heilſame Lehr /A ijRegel[4]Regel vnd ordnung fur / wie wir vns als Chri - ſten / in dieſer vnſer gantz traurigen / vnd doch darneben auch hochtroͤſtlichen verſamlung / wel - che angeſtellet iſt / wegen der Chriſtlichen vnd Ehrlichen begrebniß der Edlen viel Ehrn - tugentreichen Frauen REBECCĀE, Gebornen Schindelin / von Dromsdorff vnd der Leipe / Des Edlen / Geſtrengen / Ehrenueſten vnd Wolbenambten Herrn SĀMSONS von Stangen vnd Stonsdorff / Fuͤrſtlichen Lig - nitzſchen getreuen vornehmen Rathes etc. Lehn vnd Erbherrns alhier hertzgelibten gewe - ſenen Ehegemaͤlin vnd Hausfrauen etc. ver - halten ſollen vnd ſpricht: Roman. 12.

Freuet euch mit den froͤlichen / vnd weinet mit den weinenden. ()

Denn alle Chriſten / ſindt durch das band der liebe / in einigkeit des allgemeinen Chriſtli - chen glaubens / gegeneinander alſo verbunden / das / ſie ſein ſonſt ſo vngleiches ſtandes vor der Weld als ſie immer koͤnnen / ſie dennoch in jrem HERRN Jeſu Chriſto dem heubte / eines Leibes glidmas ſind.

Denn ſie haben nicht viele / ſondern nur ein heubt vnd HErren / vnd durch denſelben einenGott[5]Gott / vnd Vater / ein Euangelium / eine Tauffe / ein Abendmal / einen heiligen Geiſt / vnd ein ewiges leben.

Danher es gewislich koͤmbt / wo rechte Chriſten ſind / kan keinem vnter jhnen / was troͤſt - liches oder froͤlichs begegnen / andere glaubens - genoſſen freuen ſich mit jhme: Vnd hinwiede - rumb kan keinem Chriſten etwas trauriges vnd ſchmertzliches wiederfaren / andere ſeine Mit - chriſten vnd mitglieder nehmen ſich deſſen von hertzen alle an / in einem Chriſtlichen treuher - tzigen mitleiden.

Derhalben wir jtzo dieſe beide ſtuͤcke / dieſer lehr vnd Goͤttlichen vnterrichtes / auch Practi - ciren / vnd ins Werck ſetzen ſollen: Nemlich /

Weinen mit den weinenden / vnd vns freuen mit den froͤlichen. ()

Weinen ſollen wir vnd ein Chriſtliches hertzliches mitleiden haben / mit dem Edlen / Geſtrengen / Ehrenueſten vnd wol - benambten Herrn Samſon von Stangen / dieſer Chriſtlichen vnd Adelichen Matron hinderlaſſenen lieben Herrn vnd Wit - ber / welchem der getreue liebe Gott / ſein hertz - geliebtes hertz vnd Ehegnos / ſeine getreueſte ge -A iijhuͤlffin[6]huͤlffin auf Erden / die nicht alleine ſeiner au - gen / ſondern auch / nechſt Gott / ſeines hertzens luſt / troſt vnd freude geweſen / mit welcher er gantzer zwey vnd dreiſſig jahr / eine Chriſtliche Gottſelige vnd Friedſame Ehe beſeſſen / nun in ſeinem beuorſtehendem alter / in dieſen letzten boͤſen gefehrlichen zeiten / durch diſen traurigen Riß genommen / vnd zu ſich gefodert hat.

Weinen vnd traurig ſollen wir auch ſein / vnd ein Chriſtliches mitleiden tragen / mit die - ſer vnſerer in Gott ruhenden / im elend hinder - laſſenen Adelichen lieben Kindern / Eydamen / Geſchwiſtern vnd gantzen loͤblichen Freund - ſchafft / Welche durch dieſen traurigen faal vnd abfoderunge / jhre liebe Fraw Mutter / jhren / nechſt Gott / vnd jhrem hinderlaſſenen lieben Herr Vater / hoͤchſten ſchatz vnd troſt auf Er - den / verloren haben / Vnd nu des Muͤtterlichen treuen hertzens / des Schwiſterlichen / Gottſeli - gen / freundlichen / mit jhr gehaltenen geſpre - ches / Rathes / vnd anderes guttes / in dieſem zeitlichen elenden leben / entberen muſſen.

Ja viel mehr ſollen wir vnſer ſelbſt halben trauren / vnd von hertzen betruͤbt ſein / Denn ſo lange wir hier in dieſem Leben / haben wir alle tage vnd ſtunden des auch zugewartten / nach dem gemeinen Sprichworte:

Heute[7]Heute Mir / morgen Dir. ()

Vnd derhalben mit dem lieben Moſe zu beten:

HERR lehre du vns recht beden - cken / das wir ſterben muſſen / das vnſer Leben ein ziel hat / auf das wir klug werden. ()

Vnd es bezeugets nicht alleine die tegliche erfarung / Sondern auch Gottes Wort / das Gottſeliger vornehmer Leute abgang / gemei - niglich ein kuͤnfftiges vngeluͤck bedeutet / vnd mit ſich bringet.

Wie Gott im Propheten Eſaia am 26. andeutet:

Gehe hin mein volck in eine Kam - mer / vnd ſchleus die Thuͤr nach dir zu / verbirge dich ein klein augen - blick / biß der zorn furuͤber gehe /

Denn ſihe / der HERR wird ausgehen von ſeinem Ort / heim zu ſuchen die boßheit der Einwoner des Landes vber ſie.

Vnd[8]

Vnd am 56. Die Gerechten werden weggerafft fur dem vngeluͤcke / vnd die richtig fur ſich gewandelt haben / kommen zum friede vnd ruhen in jh - ren Kammern.

Wiederumb aber / weil wir in Chriſto die hoffnung haben / der Aufferſtehung dieſes Flei - ſches vnd des ewigen Lebens: Vnd dieſe vnſere / nun mehr in Gott ruhende / Chriſtliche / fro - me / Adeliche Matron / in dieſem HErren / Rit - terlich darumb gekempfet / endlich erſtritten / vnd alles vngeluͤck durchaus vberſtanden / das ſi nicht allein aller traurigkeit / ſondern auch allen feinden / durch Chriſtum jren Erloͤſer vnd Hey - landt zu hochgeſetzt / vnd durch jhr liebes Creutz vnd Truͤbſaal / welches ſie jhme in geduld nach - getragen / in ſein Reich vnd Herrligkeit einge - gangen / da jhr liebes Seelichen freude die fuͤlle vnd lieblich weſen hat zur rechten Gottes ewi - glich. Dieſer jhr Leib aber / welcher alhier ein gnadengefeß vnd bewonunge geweſen des hei - ligen Geiſtes / in dieſem Ruhebetlein vnd ſchlaf - kemmerlein / gar ſaufft ruhet vnd ſchlefft / bis an den froͤlichen lieben Juͤngſten tag / da er mit der Seelen wiederumb vereiniget / dem verklertenLeibe[9]leibe jhres HErren vnd Erloͤſers ehnlich ge - macht werden / vnd ewiglich leben ſol vnd wird / vnd nu nicht mehr alhier in dieſer militirenden oder ſtreitenden / ſondern dort in der Triumphi - renden oder erhoͤheten Chriſtenheit iſt.

Sollen wir vns wiederumb aufmuntern / erquicken / vnd mit jhr von hertzen freuen / Gott vor ſolche groſſe gnad vnd troſt / loben vnd dan - cken / jhr dieſe herrligkeit goͤnnen / Gottes gut - ten gnedigen willen in demut vnd geduld erken - nen / Vnd durch vbermeſſiges hermen vnd trau - ren / demſelbten nicht wiederſtreben / Sondern mit ernſtlichem Gebete vnd Chriſtlichem eyffer / darnach trachten / damit wir auch gleichesfal - les zu ſeiner zeit dieſes Edle Kleinot / in Chriſto vnſrem HERren / vns vorgeſteckt / erlangen moͤgen.

Das ich aber auff dismal dieſen vorgeleſe - nen Text / einen ſonderen Troſtſpruch / aus dem krefftigen / allmechtigen vnd troſtreichen Gebe - te / welches der Sohn Gottes fuͤr vns alle / vnd fuͤr die gantze Chriſtenheit auf erden gethan hat / fur mich genommen / haben mich darzube - wogen zwo vornehme vrſachen:

Erſtlich / das darinne kurtz verfaſſet vnd zu finden iſt / der Rechten Chriſten in Chriſto jh - rem heubt vnd HErren / leiden vnd herrligkeit /Berkaͤndtnuͤs[10]erkaͤntnuͤs vnd glaube / liebe vnd leben / die not - wendigſten ſtuͤcke / ſo billich einem jeden Chri - ſten ſollen vnd muͤſſen bekandt ſein.

Darnach / das (wie mir bewuſt vnd ich ſelbſt geſehen) Chriſtus der Sohn Gottes / nach dem Reichthumb ſeiner gnade / alle dieſe Stuͤcke in dieſer Chriſtlichen Adelichen Matron gnedi - glich practiciret / vnd ins werck geſetzet hat.

Derwegen wir dann bey vermeltem Text / ſchlecht vnd einfaltig / drey Puͤnctlein fuͤr vns nehmen / vnd dieſelbte durch Gottes gnad vnd beyſtandt kuͤrtzlichen anhoͤren / vnd in Gottes furchte erwegen wollen:

Erſtlich / Was der Sohn GOttes ſeinen Chriſten / ſo jhme alleine anhangen / vnd das Creutz geduldiglich nachtragen / mitten in truͤb - ſall vnd angſt / vor groſſe gnade vnd herrligkeit erzeige vnd ſehen laſſe?

Vors ander / Wie vnd durch was mittel Er ſie zu ſolcher ſeiner groſſen gnade vnd herrlig - keit brenge?

Vors dritte / Wie er ſie darinnen erhalte / alls daran man ſolches / an einem jeden Chri - ſten ſpuͤren vnd abnehmen koͤnne vnd ſolle.

Der ewige allmechtige Sohn Gottes / Je - ſus Chriſtus / vnſer getreuer lieber Bruder /Emanuel[11]Emanuel vnd Hoheprieſter / gebe vns allen hirzu ſeinen heiligen Geiſt / darmit es jhme zu ſeinen Goͤttlichen ehren / vns aber zu Chriſtli - chem vnterrichte vnd notwendigem troſte gelan - gen moͤge / Amen.

ANfenglich / geliebte im HER -I. REN / GOtt der HERR bezeugets klaͤrlich in ſeinem Worte / vnd beſtetigets darin - ne mit Exempeln / Das niemales kein gleubi - ges Chriſtliches hertz geweſen / welches nicht in dieſer Weld / wiederwertigkeit / truͤbſaal / angſt vnd ſchmertzen / gehabt hette. Denn auch der Sohn Gottes / ſeinem eigenen Exempel oder beyſpiel nach / dieſes keinem Chriſten vnter die banck geſtoſſen / ſondern frey zuuor heraus ge -Math. 10. vnd 16. ſaget / vñ in ſeinen vier Euangeliſten vorſchrei -Marci 8. ben vnd aufzeichnen laſſen / Das wer jh -Lucæ 9. vnd 17. me nachfolgen oder ſein Juͤnger ſein wolle / der muſſe ſein Creutz auf ſichJohannis 12. nehmen / Teglich / vnd jhme nachfol - gen. Vnd beteurets Johannis 16. Warlich warlich ich ſage euch / Jhr werdet weinen vnd heulen / aber die Weld wird ſich freuen.

B ijDanher[12]

Danher macht der heilige Apoſtel Paulus 2. Timoth. 3. hieraus eine Vniuerſalem / oder allgemeinen ſchlus / vnd ſaget:Alle die da wollen gottſelig leben in Chriſto Je - ſu / muͤſſen verfolgung leiden. ()

Vnd in der Apoſtel geſchichte am 14. bezeuget er denen gleubigen / vnd der gantzen Chriſtenheit /

Das ſie durch viel Truͤbſaal muͤſſen in das Reich Gottes gehen. ()

Denn ein jeder Chriſt / hat nicht nur einen / ſonder viel / ja drey vornehme abgeſagte heubt - feinde / die jhm die zeit ſeines lebens zuſetzen / engſten vnd zu ſchaffen genungſam geben: Als den Teufel / die Weld / vnd ſeine eigen verterbte Natur / darumb vber jhn wie Eſaiæ am 54. ſte - het / Alle wetter vnd truͤbe wolcken gehen / biß jhm die Sonne der Gerechtigkeit vnd glantz der Herrligkeit Gottes JEſus Chriſtus aufgehe.

Vnd das iſt gewißlich war / (2. Ti - moth. 2.) Sterben wir mitte / ſo werden wir auch mitte leben / Dul - den wir / ſo werden wir auch mitte herrſchen. ()Wiewol[13]

Wiewol nu Gott der allmechtige / in ſeinem geoffenbarten wortte / vrſachen vormeldet / Warumb ers zugebe vnd haben wolle / das ſei - ne liebe Chriſten / hie zeitlich muͤſſen das elend vnd jammerthal bauen / vnd alle ſeines lieben Sohnes Creutztreger vnd Maͤrterer ſein: Als: Das er vns dadurch zu erkentnuͤs vnſer ſelbſt bringe / vnd ſehenlaſſe / was wir fur arme elen - de Creaturen ſindt / Wann wir vns ſelbſt gelaſ - ſen wuͤrden / vnd vnſers eigen muttes vnd wil - lens leben ſolten. Wie auch Auguſtinus vmb ſolch ſeiner ſelbſt erkentnuͤs zu GOTT behtet: Da mihi Domine noſſe te, & noſſe me. Jtem / das GOtt damit der Suͤnden wehret / Jtem / das wir eine tegliche vbung des gebehtes / der ge - duld / der demut / der ſanfſtmut / vnd aller Chri - ſtlichen tugenden in vnſers lieben HErren Got - tes Creutzſchule haben. Als auch die lieben heiligen Gottes bekennen Pſalmo 119. Priuſquam humiliarer ego erravi. Ehe ich gedemuͤttiget ward jrret ich / nu aber halt ich deine gebot.

So ſind doch vnter allen andern dieſe zwo faſt die vortrefflichſten: Erſtlich / auf das vns der Sohn Gottes darinnen / jhme hie zeitlich gleichfoͤrmig / ehnlich vnd eben mache / vnd al〈…〉〈…〉 zurichte vnd vorbereite / wie er vns dort in〈…〉〈…〉 ner ewigen Herrligkeit haben wil. Wie derB iijheilige[14]heilige Geiſt / Rom: 8. foͤrder anzeiget:

Sind wir denn Kinder / ſo ſindt wir auch Erben / nemlich Gottes Erben vnd Miterben Chriſti / ſo wir anders mite leiden / auff das wir auch mitte zur herrligkeit erhaben werden. ()

Darnach legt er ſein liebes Joch vñ laſt auch auf die Chriſten / auf das er jhnen ſelbſt tragen helffe / vnd in aller angſt vnd noth ſeinen troſt vñ ſeine herrligkeit erzeigen koͤnne / Welche ſonſt in gutten tagen / in fleiſchlicher ſicherheit / Wenig ſtat noch raum im hertzen haben. Deñ alſo mus vns Gott das eſſen ſaltzen / ſonſt bekommen wir bald ein nauſeam vnd eckel dauor / wie das volck Jſraẽ vom Manna in der wuͤſten.

Wenn aber truͤbſal da iſt / ſo ſuchet man Gott / vñ in noͤthen ruffet man engſtiglich: ſo ſchmeckt als dann das Himmelbrod / das wort Gottes ei - nem ins hertz / thut ſanfft vnd wol / vnd giebet rechten ſafft / krafft / geruch vnd geſchmack / Als auch der heilige Dauid in ſeinem elendt / ſolchen Geiſtlichen ſchmack vnd geruch empfindet / da er im obenangezogenen 119. Pſalm bekennet:

HERR wann dein wort nicht we - le mein troſt geweſen / ſo were ich ver -gangen[15]gangen in meinem elende. Jtem / Das iſt mein troſt in meinem elend / denn dein Wort erquicket mich.

Derhalben dann Chriſtus dieſem Troſt - ſpruche nach / der alhier ſtehet:Vater / ich wil / das wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / das ſie meine herrligkeit ſehen ꝛc. ()nicht allein im troſte / ſondern auch in deme das denſelben troſt erwecket / vnd empfindlich machet / nemlich in Creutz vnd truͤbſal bein vns iſt / alſo das er vns / vnd wir jhme darinne recht bekant werden / Wie ſich Joſeph mit ſeinen Bruͤdern bekant macht / vnd jhnen bekant wird. Jn der ſchwachheit vnd Leyden iſt er bein vns / vnd wird vns bekant / als ein gutter Hirt vnd Meiſter. Jm troſte aber / als ein getreuer Bruder / Emanuel vnd wahrer Nothelffer: Wie S. Paulus in der andern E - piſtel an die Theſſalonicher am 1. capit. zeuget:

Gleich wie wir des Leidens Chriſti viel haben / alſo werden wir auch hinwieder durch Chriſtum reichlich getroͤſtet. ()Solchen[16]

Solchen troſt aber haben wir bein Chriſto reichlich / ja zwifach oder geduppelt: Als zum erſten im troſte / ſeiner gnaden / liebe vnd barm - hertzigkeit. Zum andern / im troſte ſeiner freu - den Ehren vnd Herrligkeit: oder wie man in den Chriſtlichen hohen Schulen artig vnd fein dauon zu lehren pfleget: in bonis gratiæ & in bo - nis gloriæ.

In bonis gratiæ vnd gnaden troſte iſt der Sohn Gottes bey vns / vnd wir bein jhme / das er vnſe - re Seele profiantiret / mit ſeinem gnadenrei - chen wortte vnd Sacramenten / darinnen giebet Krafft / Stercke / Schild / Spies vnd Wapfen / alle liſtige geſchwinde anleuffe der Feinde / da - mit auffzufangen / zu ſchlagen vnd zu vberwin - den. Danher wir / ſo Chriſtum in ſeinem worte vnd Sacramenten haben vnd behalten / ſeind ſeine rechte Waffentreger. Es kan keine noth / keine anfechtung leiblich noch geiſtlich kein ſchmertz etc. ſo gros ſein / wir finden in die - ſer Himmeliſchen Apotecken / reiche labung / erquickung / huͤlffe vnd rettung.

Denn do ſchuͤttet Chriſtus ſein hertz gar heraus / vnd giebet ſich vns ſelbſt gantz vnd gar zu eigen: Er redet nicht allein in das ohre: Sondern auch ins hertz / eitel hertzbrechende Centner wortte / Wie Eſaiæ am 40. ſtehet:Loquimini[17]Loquimini ad cor Ieruſalem. Redet mit Jeruſa - lem freundlich / darauff ſich das hertz kan gruͤn - den / beruhen / vnd acquieſciren, Welche ſeine wor - te mehr gelten (bey allen Chriſten) denn Him - mel vnd Erde / die kein Sturmwind oder Waſ - ſerflut wegſchwemmen. Ja auch der Hellen pforten nicht vberweldigen kan.

Darumb was vns der Sohn Gottes in ſei - nem Euangelio / geredet vnd verſpricht / ſollen wir nicht allein anſehen alls verba grammatica bloſſe worte vnd vergebliche ſpectakel / ſondern wir ſollen es anſehen als res ipſas (Wie auch Doctor Lutherus lehret) Das iſt / wir ſollen es fur daſſelbige halten / das vns darinnen wird verheiſſen vnd zugeſaget: Ja vor worte des Ewigen Lebens / Wie S. Petrus Johan am 6. Wegen ſein / vnd aller Juͤnger bezeuget:

HERR wo ſollen wir hingehen? Du haſt worte des Ewigen Lebens / vnd wir haben gegleubet vñ erkant / das du biſt Chriſtus der Sohn des Lebendigen Gottes. ()

Als auch am nehren Euangelio vergan - gen / der Hauptman zu Capernaum / Chriſti wort fur ein allmechtiges wort hilt / WelchemCalle[18]alle Creaturen im Him̃el vnd auf Erden muͤſ - ſen weichen vnd vnterthenig ſein / Alls die da - durch ſind erſchaffen vnd von demſelben jhr Eſſentiam oder weſen haben vnd behalten.

Danher ob nach ſolchem Worte Gottes Himmel vnd Erde mit allen Creaturen / verge - hen vnd verendert werden mus / wird doch des Herren wort / Wie Eſaiæ am 40. Luc. am 21. ſte - het: nicht vergehen / ſondern ewiglich bleiben / vñ alle die darauf trauẽ dariñen erhalten werden.

Zum andern / iſt der Sohn Gottes auch bey vns / vnd wir bey jhme in ſeinem gnadentroſie / das er ſelbſt mit vns in arenam auffn Kempfplatz in die liebe Creutzſchule tritt / vnd einen treuen beiſtand gibet / wieder alle vnſere feinde vnd wi - derſacher / zu erlangunge der Crone der Ehren vnd Herrligkeit: Wie er ſpricht matthæj am 28.

Sihe ich bin bein euch alle tage / bis an der weldende. Vñ Pſalm 91. Jch bin bein jhme in der not / ich wil jhn heraus reiſſen vnd zu ehren machen: Pſa. 118. Der HErr iſt mit mir / drum̃ fuͤrchte ich mich nicht / was koͤñen mir menſchẽ thun: Der Herr iſt mit mir / mir zu helffen / vnd ich wil meine luſtſehen[19]ſehen an meinen feinden. Vnd Jo - han am 14. Ich wil euch nicht weiſen laſſen ich komme zu euch / An dem - ſelben tage werdet jhr erkennen das ich in meinem Vater bin / vnd jhr in mir / vnd ich in euch bin.

Jſt nu Chriſtus bey vnd in vns / wie er ſich dann auch ſeiner leiblichen kegenwertigkeit vnd gemeinſchafft halben / im heiligen Abendmal / kegen vns / verknuͤpffet vnd verbindet / Wer mag vns leide thun / oder zu wieder ſein? So ſeind gewißlich alle Chriſten vnuͤberwindlich / vnd koͤnnen mit Dauid Pſalmo 73. froͤlich ſagen vnd ruͤhmen:HERR wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nicht nach Him - mel vnd Erden / Wenn mir gleich Leib vnd Seel verſchmacht / ſo biſtu doch allezeit meines hertzen troſt / vnd mein theil. ()

Denn wo ſolcher gnadentroſt iſt / da iſt Chri - ſtus ſelbſt / wir hoͤren jhn darin reden / vnd ken - nen ſeine ſtimme / das ein jeder Chriſt mus ſa - gen: das iſt mein Herr ſelbſt / es iſt ſeine ſtimm. C ijVnd[20]Vnd gleich wie ein Menſch wann er redet mus allezeit dabey ſein: Alſo iſt auch Chriſtus bey ſeinem Worte allezeit kegenwertig / Were Er aber nicht kegenwertig / ſo muſtet es auch nicht ſeine ſtimme vnd Wortt ſein / Vnd demnach hi - er ſein Wort iſt / ſo gehet darauff der Spruch Johannis an 10. Meine Schaffe hoͤren meine ſtimme / jtem / ſie kennen mich / vnd ich bin bekandt den meinen / Jtem / einem frembden folgen ſie nicht nach. ()

Zum dritten / iſt auch der ewige Sohn Got - tes bey vns / mit ſeinem Gnaden troſte / das er vns in allem Creutz vnd Truͤbſal / freudig vnd getroſt macht / welches ſonſten der Menſch von jhm ſelbſt nicht thun kan oder vermechte / Denn das wir in Creutz vnd vngeluͤck GOtt koͤnnen loben / vnd dancken / Jhme ein Deo gratias ſpre - chen / vnd Te Deum landamus ſingen: Jſt nicht vnſer / ſondern Chriſti werck in vns / von wel - chem der Koͤnigliche Prophet Pſa. 119. ruͤhmet:

HERR es iſt mir gutt das du mich gedemuͤtiget haſt: Vnd S. Paulus Roͤm. 5. Wir haben durch Chriſtumeinen[21]einen zugang im glauben zu dieſer gnade / darinnen wir ſtehen vnd ruͤ - men vns der hoffnung der zukuͤnffti - gen Herrligkeit / die Gott geben ſol. Nicht allein aber das / ſondern wir ruͤhmen vns auch der Truͤbſaal ꝛc.

Danher wir vns auch vnſers Feyrabendt ſtuͤndleins mit dem lieben Simeon von hertzen freuen / vnd mit Paulo Phil. 1. Luſt haben abzuſcheiden / vnd bey Chriſto zu ſein. ()

Solche freude im hertzen / vnd friede im Gewiſſen / gros zu machen / vnd zu beſtetigen / ſchencket vns der Sohn Gottes ſeinen Sieg triumph vnd vberwindung vnſerer Feinde / des Geſetzes / der Suͤnden / des Teufels / der Weld / Todes vnd Helle: Wie Chriſtus ſagt:Seid getroſt / ich habe die Weld vber - wunden: Jtem / der Fuͤrſte dieſer Weld iſt ſchon gerichtet. 1. Johan. 5. Alles was von Gott geboren iſt v - berwindet die Weld. ()Wie auch dasC iijfreudengeſchrey[22]freudengeſchrey vber alle vnſere Feinde gehet Oſeæ am 13. Vnd 1. Corinth 15. Der Tod iſt verſchlungen in den Sieg: Tod wo iſt dein Stachel? Helle wo iſt dein Sieg? Aber der Stachel des Todes iſt die Suͤnde / Die krafft aber der ſuͤnde iſt das Geſetze. Gott aber ſey danck / der vns den Sieg gegeben hat / durch vnſern HERren Jeſum Chriſtum. ()

Vnd das iſt / in kurtzen Puͤnctlein / der vor - nembſte gnadentroſt oder die bona gratiæ Chriſti, Darinnen er vns freundlich anblickt / zuſpricht / vnd der vnſer iſt.

Darnach / ſo iſt der Sohn Gottes auch bey vns in bonis gloriæ, Das iſt / in ſeinem freuden vnd Ehrentroſte / das wir bey jhme / alle das jeh - nige / welches er vns hie im wort vnd glauben / offenbaret vnd verheiſſet / auch dort im augen - ſchein / in vnausſprechlicher freude vnd herrlig - keit / in gewiſſer zuuerſicht / zu hoffen vnd zuge - warten haben.

Als[23]

Als erſtlich / das wir Jhn dort werden mit dem Vater vnd heiligen Geiſte / in ſeiner vner - forſchlichen Majeſtet vnd weſen / begreifflich vnd augenſcheinlich anſchauen. Welcher an - blick Gottes als des Schoͤpffers / viel herrlicher vnd freudenreicher wird ſein / denn alhier aller ſichtbarlichen Himliſchen vnd Jrdiſchen Crea - turen geſein kan.

Das wenn es auch moͤglich were / wir gleich Sonne / Monde / Sterne am Himmel / Edel - geſtein / Gold / Silber vnd andere Guͤtter alhier auf Erden alleine / in vnſer gewalt hetten: So were es doch alles fur nichtes kegẽ dem Schoͤpf - fer zu rechnen.

Wie von ſolchem Freudenblick vnd Ehren - troſte ſtehet Hiob am 19. Jch werde in meinem Fleiſch Gott ſehen / denſel - ben werde ich mir ſehen / vnd meine augen werden jhn ſchauen / Pſalm 17. Jch wil ſchauen dein andlitz in gerechtigkeit: Jch wil ſaat werden wenn ich erwache nach deinem bilde. 1. Corinth. 15. Wir werden jhn dort ſehen von angeſicht zu angeſicht. 1. Joh. 3. wie er iſt. ()

D. Luthe -[24]

D. Lutherus helts darfuͤr: Das ein augen - blick Gott im Himmel ſehen / werde beſſer ſein / denn aller Weld freude / vnd wenns auch tau - ſent ja aber tauſent jahr werete.

Nu wird je dieſer freudentroſt / nicht nur ein augenblick / nicht nur jahr vnd tag / auch nicht nur tauſent vnd aber tauſent jahr / ſondern in ewigkeit weren.

Wie hertzlich haben ſich die lieben heiligen Gottes nach dieſem freudenreichen anblick ge - ſehnet Pſalm 42. Wenn werde ich dahin kommen / das ich Gottes angeſicht ſchaue? ()Denn wo dieſer Freudentroſt iſt / da mus gewißlich alle traurigkeit aufhoͤren: Wenn dieſer HErr vns freundlich zuſpricht vnd anlachet / ſo muſſen gewißlich alle Creatu - ren dieſe freude wol vngehindert vnd vnuerſtoͤ - ret laſſen? Wie Eſaiæ am 32. ſtehet. Sedebit populus meus in pulcritudine pacis. ()Vnd Joh. 16. Eur freude ſol niemand von euch nehmen. ()

Der ander vornehme Freudentroſt / den wir bey Chriſto haben / iſt / das er am Juͤngſten tage vnſern ſterblichen / Nichtigen / vnwerden leib / wenn er gleich zu ſtaub vnd aſche / ja zunichte[25]nichte vnd der Wuͤrmen ſpeiſe worden / wiede - rumb aufferwecken / vnd in ſchoͤnheit / vnſterblig - keit / klarheit vnd Herrligkeit / ehnlich machen wird / ſeinem ſelbſt eignen / verklerten ſchoͤnen Leibe.

Wie Philip. 3. ſtehet: vnſer wan - del iſt im Himmel: Von dannen wir auch warten des Heylandes Jeſu Chriſti des HERREN / welcher vnſern nichtigẽ Leib verkleren wird / das er ehnlich werde ſeinem verkler - ten Leibe nach der wirckunge / damit er kan alle ding jm vnterthenig ma - chen / vnd 1. Johan 3. Wir werden Gott gleich ſein. ()Da / wird vnſer verwes - licher / ſchwacher / nichtiger vnd vnwerder Leib / anzihen vnd vberkommen / Vnſterbligkeit / Clarheit / Krafft vnd ewige Herrligkeit / Vnd wird leuchten wie die Sonne: Alls der Sohn Gottes bezeuget Matthei 13.

Die gerechten werden leuchten Wie die Sonne in jhres Vaters Reich. ()DDer[26]

Der Dritte vornehme Freudentroſt / den wir bey Chriſto / vnd Chriſtus hierkegen in vns hat / iſt / die wunderbare liebliche ſchoͤne bewo - nung des Himliſchen Freudenpallaſtes vnd Je - ruſalems im ewigen leben / welches herrligkeit vnd wonne (wie die heilige Schrifft meldet) mit vnſern hertzen vnd gedancken / in dieſem le - ben nicht genungſam erreichet / auch von keines Engels oder Menſchen zunge ausgeſprochen werden mag.

Dauon ſtehet Eſaiæ 65. Siehe ich ſchaffe einen neuen Himmel vnd ei - ne neue Erde / das man der vorigen nicht mehr gedenckẽ ſol / noch zu her - tzen nehmen / ſondern ſie werden ſich ewiglich freuen vnd froͤlich ſein vber dem das ich ſchaffe. 2. Pet. 2. Wir warten eines neuen Himmels vnd einer neuen Erde / in welcher Gerech - tigkeit wohnet. ()

Apocal. 21.S. Johannis / in ſeiner offenbarung / ent - wirfft ein wenig dieſen Himliſchen Freuden -pallaſt[27]pallaſt vnd Jeruſalem / mit vormeldung / das die Gruͤnde derſelben / gantzen Stad / vnd der Mauren / ſeind eitel koͤſtliche Edelgeſteine / wie ſie daſelbſt benambt werden: Das Gemeu - er aber von lauter Jaſpis / vnd der gantzen Stad baw von lauterem Golde / gleich einem reinen Glaſe / Die zwelf Thore von zwelf Perlen: Vnd die Gaſſen der Stad oder das Pflaſter von Lauterem Golde als ein durchſcheinent Glaß / darinnen das Lamb Gottes / die Sonne der gerechtigkeit Jeſus Chriſtus / tag vnd nacht in ewigkeit leuchtet.

Kuͤrtze halben / wil ich jetzt des andern freu - den vnd Ehrentroſtes geſchweigen / wie der Sohn Gottes alle threnen von vnſern augen abwiſchen / vns alles leides reichlich ergetzen / Alle arbeit vnd gutte werck / die er doch ſelbſt in vns gewircket / wol verlohnen werde.

Was wirdt do fur eine Herrli - che Himliſche Campany vnd Ge - ſelſchafft zuſammen kommen / vnd gefunden werden / ()D ijDer[28]

der heiligen Engel / Patriarchen / Propheten / Koͤnige vnd Fuͤrſten auch der heiligen Apoſtel / Merterer vnd aller auſſerwelten / auch derer vnſerer / die in Chriſto von hinnen geſchiden ſind?

Welch eine ſchoͤne Cantorey vnd Te Deum laudamus wird do gehalten vnd angehoͤret wer - den?

Vnd ſo viel ſey auf dis mal geſagt / vom erſten ſtuͤcke / was der Sohn Gottes ſeinen Chriſten ſo jhme alleine anhangen / vnd das Creutz geduldiglich nachtragen / vor groſſe ge - nad vnd Herrligkeit erzeige / vnd ſehen laſſe /

Anlangende nun bein dieſem er - ſten Punct / dieſe vnſere in Gott ruh - ende Chriſtliche Adeliche Matron / deme nach ſie bey CHRiſto jhrem HErren / alleine blieben / jhme auch das liebe Creutz / welches er jhr vn - ter anderem Hauscreutz / vierzehen mal / in den ſchmertzen der zeitlichen geburt / auch ſonſten / vnd dann gan - tzer ſechzehen wochen aneinander injhrem[29]jhrem ſiechbette / da ſie gar darnieder liegen geblieben / gnediglich auffer - leget / geduldiglich nachgetragen: Jſt dieſelbige gleichesfalles von jh - me / In bonis gratia et gloria mit gnaden vnd freudentroſte / reichlich erfuͤllet vnd vberſchuͤttet worden.

Vnd wie jr jetzt bein der erklerung dieſes Textes:(Vater / ich wil / das wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / das ſie meine herrligkeit ſehen / die du mir gegeben haſt / denn du haſt mich geliebet ehe der Weld grund geleget ward) ()an - gehoͤret / nun worden eine Buͤrge - rin vnd einwonerin dieſes Freuden - pallaſtes / vnd Himliſchen Jeruſa - lems:

Das gleich wie ſie hie zeitlich in jhrem Creutz vnd Leibesſchmertzen / (wie hernach folgen wird) durch denD iijgnadentroſt[30]gnadentroſt JEſu Chriſti / iſt er - quicket worden / vnd jhr Te Deum laudamus geſungen: Alſo ſinget ſie daſſelbige jetzo von allen ſchmer - tzen aufgeloͤſet vnd vngehindert / im Freudentroſte / mit allen Engeln vnd Auſſerwelten Gottes / in ewiger Wonne vnd Herrligkeit.

II. VOr das ander / ſollen wir bey dieſem Troſtſpruͤchlein / vns auch erin - nern / vnd zu gemuͤth fuͤhren / Wie / vnd durch was Mittel der Sohn Gottes / vns zu dieſer ſei - ner Herrligkeit bringe?

Denn manche die zwar auch zeitlich Creutz vnd truͤbſal haben / Wie denn vber dis / alle Menſchen ſterblich ſein / Vnd doch Chriſtum entweder leſtern oder verſpotten / wie alle Ketzer vnd Gottloſen thun / moͤchten gedencken oder ſagen. Ergo, ſo hoͤre ich wol / iſts nur vmb ein boͤſe ſtuͤndlein / oder vmb ein wenig leiden zu thun: So wil ich vnter des gleuben vnd leben / wie mirs gefellet / vnd gutt duͤncket / oder meine vernunfft vnd fleiſchliche luſt giebet.

Da[31]

Da antwortet Chriſtus alhier / im andern Puͤnctlein dieſes Spruchs:Gerechter Vater / die Weld kennet dich nicht / ich aber kenne dich / vnd dieſe erken - nen / das Du mich geſant haſt. ()

Darmit er einen mercklichen / trefflichen vn - terſcheid machet / vnter den Creutztregern. Denn die jenigen / ſo Chriſtum nicht erkennen noch achten / werden durchs Creutz vnd zeitli - chen Tod / nicht alleine nichts gebeſſert / ſon - dern / werden viel mehr dadurch je lenger je erger.

Vnd ſolche ſind nicht Gottes / ſondern des Teufels Merterer vnd Creutztreger. Wie Gott im Propheten Eſaiæ 9. daruͤber klaget:

Non eſt reverſus populus ad percutientem ſe: ()Das Volck kehret ſich nicht zu dem der es ſchlegt / vnd fragen nichts nach dem HERREN Zebaoth. Der - halben mus den gottloſen das vnge - licke toͤdten. ()Wie[32]

Wie Pharao der Koͤnig in Aegipten / durch Gottes ſtraffe jmmer erger ward. Vnd die Ju - den nu lenger denn vor tauſent jahren here / von Gott geſtrafft worden / vnd doch jelenger je gott - loſer worden vnd ſich daraus nichts beſſern.

Vnd wies zu allen zeiten auch vnter denen die Chriſten ſein wollen zugegangen / Vnd heutiges tages noch geſchicht / das der Teuffel mehr Merterer vnd Creutztreger in die helle be - koͤmpt / Denn vnſer HERRE GOtt in den Himmel. Wie man im Bapſtum / vnd auch wol vnter vns alzuviel Exempla vor Au - gen ſihet.

Darumb klaget alhier der Sohn Gottes hertzlich daruͤber / vnd preiſet doch auch darne - ben / daran ſeines Himliſchen Vaters gerech - tigkeit / weil es die Weld / das iſt / die Gottloſen / leſterer / verechter vnd ſpoͤtter je anders nicht ha - ben wollen.

Denn er ſpricht hier nicht / wie droben / hei - liger / oder Barmhertziger / ſondern Gerechter Vater.

Er hat wol geſehen die groſſe blindheit / ſich - erheit / boßheit vnd vndanckbarkeit der Men - ſchen / welche ſonderlich in dieſen letzten zeiten regieret / vnd vberhand genommen.

Hierkegen[33]

Hierkegen aber die jenigen / ſo durch das lie - be Creutz gebeſſert vnd herrlich gemacht wer - den / ſindt / die jhren lieben HErren vnd Hey - landt erkennen / vnd gleuben / das der Himliſche Vater jhn aus gnaden / geſandt / vnd geſchen - cket habe / Wie Johan 3. ſtehet:Auf das alle die an jhn gleuben nicht verlo - ren werden / ſondern das ewige Le - ben haben. ()

Vnd ſolches erkentnuͤs Chriſti hat allezeit dieſe vier eigenſchafften.

Erſtlich ein helles / klares vnd ausdruͤckliches wort Gottes / in denen ſtuͤcken Chriſtlicher Leh - re vnd Religion. Denn derſelbe glaube oder erkentnuͤs Chriſti / mus vor allen dingen ein ge - wiſſes wort Gottes haben / als darauf er ſich gruͤnden / Vnd da er auf beruhen koͤnne. Son - ſten were es kein lebendig erkentnuͤs oder glaube an Chriſtum / ſondern nur ein opinion oder Wahn. Wie die glaubloſen Werckheiligen / vnd leichtfertigen Spoͤtter / auch die Rotten vnd ſeckten meiſter / vnd alle zweifeler vnd ver - gebliche Disputirer haben / die jmmer wie ein Rohr von eim jeglichen Winde hin vnd her ge - webt werden. Wie Eſaiæ am 8. ſiehet:

EWenn[34]Wenn ſie aber zu euch ſagen: Jhr muſſet die Warſager vnd Zeichen - deuter fragen / die da ſchwetzen vnd Diſputiren? So ſprecht: Sol nicht ein Volck ſeinen Gott fragen / oder ſol man die Todten fur die Lebendi - gen fragen? Ja nach dem Geſetz vnd Zeugnuͤs / werden ſie das nicht ſa - gen / ſo werden ſie die Morgenroͤthe nicht haben. ()

Vnd der Sohn Gottes Johan. 8. bezeuget:Jch bin erſtlich der / der ich mit euch rede. ()

Zum andern / erfodert das erkentnuͤs Chri - ſti / auch einen aſſenſum vnd ſtarcken beyfaal / ſolches ſeines lieben Wortes / das man darauff beruhe / vnd das gewiſſen damit zu frieden ſtel - le / auch daraus gewis ſchliſſe / vnd keine ande - re Lehr / ſo dieſer zu wieder annehme noch der - ſelbigen folge etc.

Wie Chriſtus ferner bezeuget Johan. 8. So jr nicht gleuben werdet das ichs bin / ſo werdet jr ſterben in euren ſuͤn - den. ()

Vnd[35]

Vnd der Teuffer S. Johannes:Wer anJohan. 3. den Sohn gleubet / der hat das ewi - ge leben / Wer dem Sohne nicht gleu - bet / der wird das Leben nicht ſehen / ſondern der zorn Gottes bleibet vber jhm.

Weil nu Chriſtus allein / der einige Weg / Steig / Leiter / Thuͤr etc. in den Himmel iſt / ſo werden herkegen alle beiwege vnd fenſter ver - worffen / Wie Lucæ am 11. ſiehet:Wer nicht mit mir iſt / der iſt wieder mich / vnd wer nicht mit mir ſamlet der zerſtreu - et. Vnd Johan 10. Meine Schaffe folgen einem fremden nicht ꝛc. ()

Zum dritten / ſchleuſt dis erkentnuͤs Chriſti auch in ſich eine gewiſſe zuuerſicht des hertzens / das ſich das hertz welchs nu (wie gehoͤret) ge - gruͤndet / auch darauff verlaſſe / vnd wans ſein ſol / daruͤber alles zeitliche / als Leib / Leben / Ehr vnd gutt / Ja auch Himmel vnd Erden / mit al - len Creaturen laſſe vnd zuſetze / vnd Chriſtum feſt behalte / vnd an jhme kleben bleibe.

Wie der Patriarch Jacob / Chriſtum in ſei - ner verheiſſung ergreifft / ſich dar auff gruͤndet vnd ſpricht:

E ijHERR[36]
Geneſ. 32.
HERR ich laſſe dich nicht du ſeg - neſt mich dann. Vnd Dauid Pſalm 27. Mein Hertz helt dir fur dein Wort / jhr ſolt mein Andlitz ſuchen / Darumb ſuche ich auch HERR dein Antlitz / verbirge dein Andlitz nicht fur mir ꝛc. Pſalm 73. Wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nicht nach Himmel vnd Erden. ()

Vnd das iſt des Chriſten hoͤchſte kunſt wanns nu zum treffen kommen / das er da nicht ſeinem eignen fuͤlen / ſondern Chriſti worte Traue / vnd es in gewiſſer zuuerſicht nicht auf ſich / oder ei - nige Creatur / ſondern auf Gott ſelbſt / friſch vnd getroſt wage.

Vnd zum vierden / gehoͤret in dis erkentnuͤs Chriſti auch die application vnd zueigung / der gnaden / des gehorſams / des lebens / des Ver - dienſtes vnd der Herrligkeit JEſu Chriſti / als vnſer ſelbſt vnd eigen / Wie droben im erſten Punct etwas beruret vnd alhier ſtehet:

Dieſe erkennen das du mich geſant haſt. ()Wie[37]

Wie auch vnſer Chriſtlicher Glaube bezeuget:

Qui propter nos homines & propter noſtram ſalutem deſcendit de cœlis. ()

Welcher vmb vns Menſchen vnd vmb vnſer ſe - ligkeit willen / vom Him̃el geſtiegen. Vnd ſolche application wird eim jeden inſonderheit beſteti - get in der Tauffe / Abſolution / vnd Abendmal.

Derhalben er vns nu vnd in ewigkeit nim - mermehr verlaſſen kan.

Vnd dis erkentnuͤs / lieben Chriſten / macht den vnterſcheid zwiſchen Gottes vnd des Teu - fels Merterern vnd Creutztregern / Vnd iſt das einige Mittel dadurch vns Chriſtus zu ſeiner gnade vnd herrligkeit fuͤhret vnd bringet.

Dauon alſo zun kurtzer erklerung dieſes an - dern Puͤnctleins / auf dis mal genungſam.

Anlangende aber hierbey / dieſe vn - ſere in Gott ruhende Chriſtliche A - deliche Matron vnd Fraue. Hat die - ſelbte der ewige Sohn Gottes mit ſeinem Erkentnuͤs vnd Glauben / durch ſein Wort vnd Sacrament reichlich begabet vnd begnadet.

Denn nach deme ſie in der Tauffe wort vnd Abendmal Jeſum Chri -ſtum[38]ſtum jren HErren / Heyland vnd Erloͤſer / als eine Chriſtin recht erken - net: Haben wir / ſo vmb ſie geweſen / mit freuden vernommen vnd ange - hoͤret / Was vor Geiſtreicher Troſt - ſpruͤche / vnd Chriſtlichen reden ſie ſich jederzeit ſonderlich in hoͤheſter Leibesſchwachheit gebrauchet: Da - durch auch die vmbſtehenden zum offtern / hoͤchlich ſind getroͤſtet wor - den.

Als den Spruch Hiobs am 19.

Jch weis das mein Erloͤſer lebet / vnd Er wird mich hernach aus der erden aufferwecken / vnd ich werde hernach mit dieſer meiner haut vmb - geben werden / vnd werde in meinem Fleiſch Gott ſehen / denſelben werde ich mir ſehen vnd meine augen wer - den jn ſchauen / vnd kein frembder. ()Welcher[39]

Welcher Troſiſpruch faſt jhr teglich geſpre - che / vnd bekendtnuͤs geweſen / Daraus ſie dann geſchloſſen:

Jſt nu Chriſtus mein Er - loͤſer / vnd hat mich an meinen Fein - den gerochen / vnd von jrem gewalt erloͤſet: So wil ich mich vor denſel - bigen auch nicht ſo gar fuͤrchten nach entſetzen.

Jtem / So dann nu mein Erloͤſer lebet / ſo werde ich gewißlich auch le - ben / denn er ſpricht: Jch lebe vnd jr ſolt auch leben. ()

Als ich ſie zur zeit ermanett / ſie ſolte ſich fur dẽ Tode / ob er gleich abſcheu - lich vnd bitter anzuſehen / nicht fuͤrch - ten noch erſchrecken / denn Chriſtus jhr HERR vnd Erloͤſer / hette den - ſelbigen jhr zu gutte vberwunden / vnd zu nichte gemacht / hat ſie da - rauff andechtiglich vnd gleich mit Freudigkeit geantwortet:

Was[40]Was ſoltich mich dann vor einem v - berwundenen vñ geſchlagenen fein - defuͤrchten oder entſetzen. ()Do ſie dann recitiret den troͤſtlichen Spruch 1. Corinth. 15. Der Tod iſt verſchlungen in den Sieg ꝛc. Oben von vns angezogen. ()

Den Spruch Chriſti Johan 11. Jch bin die Aufferſiehung vnd das Leben: Wer an mich gleubet der wird leben ob er gleich ſtuͤrbe / Vnd wer da lebet vnd gleubet an mich / der wird nim - mermehr ſterben.Hat ſie auch offt gefuͤhret: jhr zu nutz vnd eigen gemacht / ſich daraus ge - troͤſtet vnd troͤſten laſſen.

Wie dann auch andere vornehme Troſtſpruͤ -Matth. 11. che mehr: Als: Kombt zu mir alle die jhr muͤhſelig vnd beladen ſeid:
Pſal. 27.
Jtem / mein hertz helt dir fur dein Wort. ()
Pſal. 73.
Jtem / wenn ich nur dich habe ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden.
Johan. 17.
Vnd beſonders dieſer / vnſerer alhier / Vater / ich wil das wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / das ſie meine Herrligkeit ſe -hen[41]
hen etc.

Auch andere viel mehr / Jhr / wie ſie bekennet / ſafft / krafft / vnd reichen Troſt gege - ben haben.

Danher ſie auch offtmals begehret aufge - loͤſet zu werden / vnd bey Chriſto zu ſein.

Darnach hat dieſe Chriſtliche A - deliche Fraue jhr auch das Leiden vñ Sterben Jeſu Chriſti recht applici - ret / zugeeignet vnd nuͤtze gemacht.

Denn ſie gar offt vnd viel mit groſ - ſer freudigkeit / auch in jhrer hoͤhe - ſten Leibes ſchwachheit vnd ſchmer - tzen geſagt vnd bekennet / Das vn - ſchuͤldige Blut des Lemlins Got - tes JEſu Chriſti jhres Erloͤſers / we - re ſo tieff in jhr hertz geſchrieben vnd eingewurtzelt / das jhr daſſelbige nie - mand / auch weder Tod noch Teufel / nicht heraus reiſſen ſolle.

Auch jhr Magnificat vnd Te De - um laudamus / in andacht geſun -Fgen /[42]gen / oder jhre / wann ſie ſchwachheit halben auch vermocht / vorſprechen laſſen.

Darneben viel troͤſtliche Capit - tel in der Bibel / danck vnd gebet Pſalmen / mit groſſer andacht / vnd freude teglich angenommen / ange - hoͤret vnd betrachtet.

Als ſie der mal eins ſehr ſchwach geweſen / vnd wie aus einem ſchlaffe ein wenig ermuntert / von jhrem lie - ben Herren gefragt worden: Mein liebes Hertz du biſt ja gar ſchwach? hat ſie geantwortet: Mir iſt jetzund gar wol geweſen: Denn meine Seele hat jetzt geweidet auf der gruͤnẽ Aue / vnd kan ſich nicht genungſam ſaat Weiden.

Kurtz vor jhrem ende / da ich bein jhr / beneben andern vornehmen A -dels[43]dels perſonen geweſen: Sagte ſie / das were jhr hoͤchſter troſt vnd freu - de: Das der Herzog des Lebens vnd der Ewigen herrligkeit / in kuͤrtzen bein jhr einziehen / vnd in ſeine freu - de einfuͤren werde / vnd darumb het - te ſie jtzt einen ſonderlichen kummer / Wie ſie ſich recht zu dieſer Himliſchen freude ſchicken / vnd auff dieſen jhren Groſſen gaſt vnd Herren vorberei - ten ſolle: Ach welch eine arme elen - de Creatur (ſagte ſie) bin ich doch / Das ich ſo einen Groſſen Werden Gaſt vnd Herren in meinem hertzen beherbrigen ſol / Wie wil ich jhn doch bewirtten? ꝛc.

Darauff ich zu jhr ſagte / Liebe Fraw gevatter / Wiſſet jhr nicht / das dieſer Werde Gaſt / jh - me inn vnſrem Hertzen / SelbſtF ijdie[44]die Herbrige beſtellet / vnd der Wirt geneuſt des Gaſtes.

Da hub ſie jhre hende auf / ſahe vber ſich / vnd war freudig vnd froͤ - lich.

Daraus lieben Chriſten / man je ſehen vnd abnehmen mus / daß das lebendige Erkentnuͤs des Sohnes Gottes in jhrem hertzen geherrſchet / vnd regieret habe. Vnd das ſie die - ſem nach / auch ſeine bekennerin vnd liebe Creutztregerin geweſen / der ſie dann darinnen reichlich begnadet / getroͤſtet vnd nu zu dem gewuͤnſch - ten Port vnd Ende jhres glaubens gefuͤhret habe.

III. FOlget nu das Dritte theil vnd Puͤnctlein dieſes vnſers Troſtſpruͤchleins:

Jch habe jnen deinen Namen kundt gethan / vnd wil jnen kundt thun /auff[45]auff das die Liebe damit Du mich liebeſt ſey in jhnen / vnd ich in jhnen.

Dabey wir beſchlißlich / zu lernen haben / Wie vnd w[a]rinne der Sohn Gottes die ſeinen / in ſolchem ſeinem erkentnuͤs erhalte vnd bewa - re / Nemlich / in der Liebe. Wie auch 2. Petri 1. dauon ſtehet:Wo ſolches reichlich bey euch iſt / wirdts euch nicht faul noch vnfruchtbar ſein laſſen. Vnd Epheſ. 2. Wir ſind ſeine werck / geſchaffen in Chriſto Jeſu zu gutten wercken / zu welchen vns Gott zuuor bereitet hat / das wir darinne wandeln ſollen. ()

Vnd eben darumb (ſtehet alhier) hat er vns ſeinen Namen kund gethan / vnd wil jhnen noch jmmer fort / kundt thun / vnd offenbar machen: Auf das wir im Neuen gehorſam / gutten wer - cken / oder liebe / ſeine nachfolger werden.

Darmit vnſer beruff beſtetiget / vnd der Glaube ſein rechten vngefelſchten ſchein vnd frucht habe vnd trage / Gleich wie man einen gutten Baum an den fruͤchten / vnd die Sonne an jhrem ſcheine vnd glantze erkennen vnd pruͤe - fen kan. Wie auch Chriſtus ſpricht: Johan 13.

F iijDabey[46]Dabey wird jederman erkennen das jr meine Juͤnger ſeid / ſo jr liebe vn - tereinander habet. ()

Denn es ruͤhmen ſich jetzo bein vns / zwar alle dieſes Glaubens mit dem Munde: Aber mit der that bleiben ſie weit dahinden / Als dann jhre fruͤchte / vnd leben wol ausweiſen.

Derhalben begegnet alhier der Hertzkuͤn - diger JESVS Chriſtus ſolchem geferbtem falſchem glauben / in dieſem dritten Puͤnctlein / vñ lehret das er nit allein im verſtande / ſondern auch im hertzen / Munde vnd im gantzen werckeMatth. 7. ſein muſſe:Es werden nicht alle die die zu jm ſagen HERR / HERR / in das Himmelreich kommen / ſon - dern die den Willen thun ſeines Va - ters im Himmel. ()

Es iſt aber zu mal ſchoͤn vnd troͤſtlich / das ſich der ewige Sohn Gottes auch hierinnen ins Spiel menget / vnd das fac totom in ſeinen gleu - bigen iſt: Wie hier ſiehet:

Auff das die Liebe damit Du mich liebeſt / ſey in
jnen /[47]jnen / vnd ich in jnen. Vnd Johan. 14. Wer in mir bleibet / vnd ich inn jm / der bringet viel frucht / Denn ohn mich kuͤndt jr nichts thun.

Er iſts der da in vns wircket beide das wol - len vnd das volbringen / das jhme auch von vns angenehme dienſte geſchehen / Wie von den En - geln im Himmel.

Vnd ein ſolch vertrauen haben wir2. Corin. 3. durch Chriſtum zu Gott / Nicht das wir tuͤchtig ſind von vns ſelber et - was zu dencken / als von vns ſelber / Sondern das wir etwas tuͤgen iſt von Gott.

Ob nuwol vnter der Liebe Chriſti / vnd vn - ter der liebe ſo in den Gleubigen iſt / ein vnter - ſcheid iſt: Nemlich das Chriſtus volkommen / die Chriſten aber hie in dieſem leben vnuolkom - men ſindt / vnd mancherley feil vnd gebrechen mit vnterlauffen.

Sollen wir darumb nicht ausſetzen oder ausſchlagen: Sondern deſto hefftigervnd[48]vnd vleiſſiger vmb Chriſti gnad vnd huͤlffe bie - ten / vnd in ſeinem eigenen vorbild vnd volkom - menen Exempel vns teglich vben / vnd wie S. Paulus vermanet Chriſti imitatores werden. Jn gewiſſer zuuerſicht: Ob wir je ſchwach / Er mit vnſer erkenneten ſchwachheit geduld tragen / dieſelbige vergeben / vnd in betracht vnſeres eig - nen vnuermoͤgens / nicht vbereilen werde.

Nu finden wir an der volkommenen liebe Chriſti / wie in einem heilſamen vorbilde vnd Contrafect vornemlich dieſe v[ie]r ſchoͤne Tu - genden.

Erſtlich ein trefflich beyſpiel der Geduld / vnd des Gehorſams in allem leiden / biß an den Tod des Creutzes.

Zum andern ein ausbuͤndiget Exempel oder beyſpiel / der trefflichen Demut / Sanfftmut vnd Nidrigkeit.

Zum dritten ein ſchoͤnes vnd troͤſtliches Ex - empel der hoͤchſten trew vnd liebe kegen allen Menſchen / durch die treue verrichtung ſei - nes Ambtes / vnd freudige bekaͤntnuͤs ſeiner Goͤttlichen Lehre vnd Euangelions.

Daruͤber er ſich auch zum Tode verurtheilen vnd Creutzigen laſſen.

Zum[49]

Zum vierden ein troͤſtliches / vnd treffliches Exempel der Barmhertzigkeit kegen dem duͤrff - tigen / vnd zwar wie jederzeit / alſo nach heute bey tage kegen allen Menſchen boͤſen vnd fro - men.

Von der erſten Tugend / lehret S. Petrus:1. Petri 2.Chriſtus hat fur vns gelidden / vnd vns ein Furbilde gelaſſen / das wir ſollen nachfolgen ſeinen fusſtapffen. Welcher keine ſuͤnde gethan hat / iſt auch kein betrug in ſeinem munde gefundẽ worden. Welcher nicht wie - derſchalt / da er geſcholtẽ ward / nicht dreuet / da er leid / Er ſtellet es aber dem heim der da recht richtet. ()

Derwegen wir auch in alle vnſerem leiden / bey dieſem Meiſter die Geduld ſuchen / vnd in teglicher betrachtung vor vnd einbilden ſollen.

Denn wie kan die Liebe / Glaube vnd Er - kentnuͤs Chriſti bey deme ſein vnd bleiben / der (wie das Volck Jſraël in der wuͤſten) wieder jhn Murret / vnd jhme in vngeduld oder vnge - horſam muttwilliglich wiederſtrebet?

GDarumb[50]

Darumb geduld in truͤbſaal billich nicht in jedermans / Sondern allein in der rechten Chriſten hertzen wechſt / vnd iſt ein gewis zeug - nuͤs vnd frucht jhres Erkentnuͤs vnd glaubens an Chriſtum.

Vnd gleich wie vnſer lieber HERR vndPſalm 40. Heyland / den willen ſeines Himliſchen Vaters gerne gethan vnd erfuͤllet / vnd mit ſeiner vol - kommenen geduld vnd gehorſam / dem gantzen Menſchlichen geſchlecht vorgeleuchtet vnd ge - dienet: Alſo ſol auch ein jeder Chriſt ſeines lieben HERREN willen gerne auf ſich neh - men / Durch Noth vnd Tod zu jhme dringen / vnd darmit ſeinem Nechſten vorleuchten vnd dienen.

Was die ander Tugend: Nemlich das aus - buͤndige Exempel der tieffen Demut vnd Ni - drigkeit vnſers HERREN JEſu Chriſti / betrifft: Lehret ſonderlich dauon S. Paulus Philip. 2.

Ein jeglicher ſey geſinnet wie JE - ſus Chriſtus auch war / Welcher / ob er wol in Goͤttlicher geſtalt war /hilt[51]hilt ers nicht fuͤr einen raub Gott gleich ſein / ſondern euſſert ſich ſelbſt / vnd nam Knechts geſtalt an / Ward gleich wie ein ander Menſch / vnd an geberden als ein Menſch erfunden / erniedriget ſich ſelbſt ꝛc.

Wie auch der Sohn Gottes Matth. 11. folches Exempel furſtellet zur nachfolge: Vnd ſpricht:Lernet von mir / denn ich bin ſanfftmuͤttig / vnd von hertzen de - muͤttig / ſo werdet jhr ruhe finden fur eure ſeelen: ()

Darumb ſol ein jeder Chriſt / wann jhn Gott mit hoͤhern gaben als einen andern gezie - ret hat / ſich derſelben nicht vberheben / noch da - rauff ſtoltziren vnd pochen vnd andere verach - ten: Sondern je hoͤher er iſt von Gott be - gnadet vnd begabet / je demuͤttiger vnd nidriger er ſein ſol / in betracht / von weme er es habe / vnd war zu jhm ſolches vertrauet worden?

G ijDenn[52]

Denn wir nicht allein in bewerten hiſtorien / ſondern auch heut bey tage ſehen vnd erfahren. Was die leidige Hoffart Stoltz vnd vbermut / derer hochbegabten Leute / vor ſchaden vnd ver - terb bringe / nicht allein jhnen / ſo darmit beſeſ - ſen / vnd denen ſo jhres anhanges / ſondern auch der gantzen Chriſtenheit auf Erden.

Vnd iſt vnwiederſprechlich / Wo an einem Menſchen / ſonderlich der vor andern den vor - zug hat / dieſe Tugent der demut vnd Nidrig - keit nicht iſt / Er ſey auch wer er ſey vnd ruͤhme ſich dieſes glaubens vnd erkendnuͤs Chriſti / wie er wolle / ſo hatt er keinen Gott nach Chriſtum in ſeinem hertzen.

1. Johan. 4. Denn GOtt iſt die liebe / vnd wer darinne bleibet / der bleibet in Gott / vnd Gott in jhme. Gal. 6. So wir im Geiſt leben ſo laſt vns auch im Geiſt wandeln: Laſſet vns nicht eiteler Ehre geitzig ſein / vntereinander zuentruͤſten vnd zu haſſen. ()

Wenn der HERR Chriſtus vnſer gutter Hirte vnd Meiſter / wie er wol gekundt / ſich ſei -ner[53]ner Gotheit vnd hoheit vberhaben / vnd ſich aus liebe / nicht ſo tief herunter laſſen / vnd im ſtande ſeiner wunderbarlichen vnausſprechlichen Er - niedrigung derſelbigen euſſern wollen: Got - tes gerechtigkeit fur vns zuerfuͤllen / vnd mit Gott zuuerjoͤnen: Wie werde es vmb vns / vnd alle Menſchen geſchaffen ſein[?]

Danher wiederſtehet er auch allezeit den1. Petri 5. Hoffertigen / aber den Demuͤttigen gibt er gna - de / Er zerſireuet die hoffertig ſindt in jhres her - tzen ſihn.
Was hat den Teufel gefellet / das er mit al -2. Pet. 2. len ſeinen mitgeſellen / mit Ketten der finſternuͤs gebunden / vnd dem gerichte des Juͤngſten tages vorbehalten wird / anders / denn die leidige hof - fart?
Da der Koͤnig Phara[o]in Aegypten vonExod. 14. keinem anderen Herrn / denn von ſich alleine / wiſſen wolte / muſte er im Roten Meer mit al - le ſeinem beſten Volcke erſauffen vnd vmbkom - men.
Alſo muſte der Keyſer Nebucadnezar auchDaniel. 4. deponiret vnd von ſeinem Thron geſtuͤrtzt wer - den / da er nicht wiſſen wolte von wanne er ſeine gewalt Ehre vnd Koͤnigreich hette.
G iijVnd[54]

Vnd eben alſo iſts andern viel mehren er - gangen / vnd wird jhnen anderſt nicht ergehen / Denn Gott kan keinen vber ſich / auch keinenPſalm 113. neben ſich dulden: Er iſt ein einiger / ſtarcker / Eyferiger Gott / vnd ſiehet nur auf das Niedri - ge im Himmel vnd auf Erden.

Was die dritte Tugend / Nemblich die hoͤch - ſie treu vnd fleis des Sohnes Gottes kegen vns / in deme / das er die Lehre ſeines Himliſchen Va - ters vnſerthalben treulich geprediget / verteidi - get / vnd biß in den Tod bekennet hat / (wie da - uon in allen Euangeliſten durch vnd durch be - zeugt wird) betrifft:

Hat er vns gleichsfalles ein beyſpiel gege - ben / ſeinen fusſtapfen nach zufolgen / vnd ſolche ſeine liebe in vns / auch kegen vnſerem Nechſten / durch ordentliches / offentliches / vnerſchrocke - nes / bekentnuͤs / ſeiner Goͤttlichen Lehre darzu - thun / vnd zubeweiſen.

Denn ein jeder rechtſchaffener Chriſt / wes Standes in der Weld er jmmer ſey / kan ſeinen Nechſten hoͤher nicht lieben / nach freundt vnd feinden beſſer dienen. Als wenn er vnangeſe - hen Leibes / Lebens / Ehr oder guttes gefahre / das Wort des Lebens vnd der ſeligkeit beken -net /[55]net / verteidiget / befoͤderet / behelt vnd bewa - ret:

Wie Chriſtus zu Petro ſpricht / Johan. 21. Simon Johanna haſt du mich lieb / ſo weide meine Lemmer. Vnd S. Paulus Rom. 9. So du mit deinem munde bekenneſt Jeſum das er der HERR ſey / vnd gleubſt in deinem hertzen / das jn Gott von den Todten aufferwecket hat / ſo wirſt du ſelig / Denn ſo man von hertzen gleubt / ſo wird man gerecht / vnd ſo man mit dem munde bekennet wird man ſe - lig. Als auch Dauid Pſalm 116. be - zeuget: Jch gleube darumb rede ich. ()

Vnd ob wir daruͤber ſchr geplaget werden / der Weld vnluſt auf vns laden / vnd den Pro - pheten lohn dauon bekom̃en / wie gebreuchlich. Noch haben wir das zeugnuͤs des heiligen Gei - ſies in vns / das wir damit nicht vnſern eigenen nutz / ſondern des HERREN Chriſti Ehre / vnd der Menſchen ſeligkeit vnd beſtes geſucht haben.

Wie[56]

Wie dann Chriſtus der Sohn Gottes am Juͤngſten tage / ſonderlich auff dieſe Tugent vnd glaubensfrucht ſehen / vnd nach der ſelbigen den glauben Richten vnd vrtheilen wil. Matth. 10. Wer mich bekennet fur den Men - ſchen / Den wilich auch bekennen fur meinem Himliſchen Vater ꝛc. Vnd Marci 8. Wer ſich mein vnd meiner Wort ſchemet / des wird ſich auch des Menſchen Sohn ſchemen / wenn er kommen wird in der Herrligkeit ſei - nes Vaters / mit den heiligen En - geln. ()

Was nuletzlich das Exempel der Liebe vnd Barmhertzigkeit / vnſers HErrn Jeſu Chriſti / betrifft / iſt abzunchmen / wie er ſonderlich vor die armen ſorgfeltig geweſen: Jn mangel / mit fuͤnff Gerſten brodten / vnd zwen Fiſchen Fuͤnf -Marci 14 tauſent / Jtem / mit Sieben brodten vnd wenigJohan 13. Fiſchlein Viertauſent Man / geſpeiſet vnd ver -Joh. 6. ſorget: Alls er dann jederzeit vnd heut bey ta - ge vnſer Leib vnd Leben verſorget vnd erhelt / vnd ſeine Sonne vber gutte vnd boͤſe ſcheinen leſſet / auch den gantzen Erdboden / mit allerleyfruͤchten[57]fruͤchten vnd Creaturen / auf Erden / in Luͤfften vnd in Waſſern erfuͤllet.

Zu welches Exempels nachfolge er alle Chri - ſten nach eines jeden vermoͤgen ſo Gott darge - reichet vermanet /Lucæ 6. Seid Barm - hertzig / gleich wie euer Vater barm - hertzig iſt ꝛc. Jtem / Gebet ſo wird euch gegeben / ein voll / gedruckt / ge - ruͤttelt / vnd vberfluͤſſig mas / wird man in euren ſchos geben. ()

Eſaia 58. Brich dem Hungrigen dein brod / Vnd die ſo im elend ſind / fuͤre ins Haus. So du einen nacket ſiheſt ſo kleide jn / Vnd entzeuch dich nicht von deinem Fleiſch: Als denn wird dein licht herfurbrechen wie die Morgenroͤthe / vnd deine beſſerung wird ſchnell wachſſen / ꝛc. ()

Vnd bald darnach.

Du wirſt ſein wie ein geweſſerter garte / vnd wie eine Waſſerquelle /HWelcher[58]Welcher es nimmer an Waſſer feh - let.

Wie dann auch der Sohn Gottes nach die - ſer frucht / den Glauben am Juͤngſten tage vr - theilen / vnd auch dieſelben Glaubensfruͤchte in den gleubigen reichlich belohnen wird:Matth. 25. Da wird denn der Koͤnig ſagen zu denen zu ſeiner Rechten / Kommet her jr geſegne - ten meines Vaters / Ererbet das Reich das euch bereitet iſt / von an - begin der Weld / Denn ich bin hun - grig geweſen / vnd jr habt mich ge - ſpeiſet: Jch bin durſtig geweſen / vnd jr habt mich getrencket / Jch bin ein Gaſt geweſen / vnd jr habt mich be - herberget / Jch bin nacket geweſen / vnd jr habt mich bekleidet / Jch bin kranck geweſen / vnd jr habt mich beſucht / Jch bin gefangen geweſen / vnd jr ſeid zu mir kommen.

Vnd[59]

Vnd dis ſey auch alſo zur kurtzen Erinne - rung bey dieſem dritten Puͤnctlein geſagt. Wie vnd warinnen der Sohn Gottes die ſeinen / in ſeinem erkentnuͤs / erhalte vnd beware.

ANlangende aber darneben / dieſe vnſere in Gott ruhende Chriſtli - che Adeliche Matron vnd Fraue: Demnach ſie jrentreuen Herrn vnd Heylandt JEſum Chriſtum (wie gehoͤret) erkennet / Hat derſelbigeH ijin[60]in jr / als in ſeinem gnadengefeſſe / ſolche glaubensfruͤchte auch gewir - cket / vnd wie menniglich bewuſt / an den tag kommen laſſen: Als dann jr euſſerlicher Chriſtlicher Wandel / Leben vnd Gottſeliges Ende / vber jr angehoͤrtes Glaubensbekentnuͤs / dauon ferner zeuget / vnd ſchein gie - bet.

Denn nach dem ſie von jren ge - liebten Adelichen Eltern / in jrer ju - gent zu Gottes Wort / Furcht / Ehren vnd Tugent / vnterweiſet vnd aufer - zogen. Jſt ſie als bald ſie zu jrem verſtande kommen / nicht alleine ei - ne Hoͤrerin / ſondern auch eine The - terin des Worttes geweſen.

Gottes Wort vnd die Heiligen Sacrament / als das Feuerzeug desheiligen[61]heiligen Geiſtes / nicht verachtet / ſich derſelben nicht geſchemet / vnd die treuen Diener Goͤttliches Worttes hertzlich geliebet vnd geehret / Wie dann auch / ich / dieſe zeit vber (wie - wol vnwirdig) jrer befoͤrderung vnd mildigkeit dermaſſen genoſſen / das ichs jr am Juͤngſten tage / vor meinem HERREN Chriſto (durch ſeine gnade) wil danckbar - lich nachzuruͤhmen wiſſen.

So kan man jr auch mit gutten gewiſſen zeugnuͤs geben / das ſie Winter vnd Sommer / in Kaͤldte vnd Hitze / Alle morgen / jre Bet - ſtunde / inn groſſer andacht vnd hertzlichen ſeufftzen auch offters mit threnen gehalten / darinnen ſie viel Jahr alhero / kein Menſch beirren doͤrffen: Hat jr auch auf der gan -H iijtzen[62]tzen Weld / nichts angelegeners ſein laſſen / biß ſie jhr gebet verſchloſſen / verbracht.

Hat mit jrem lieben Herren / den ſie bis in den Tod hertzlich geliebet vnd geehret / einen friedſamen / gott - ſeligen / ruhiglichen Eheſtandt zwey vnd dreiſſig jahr beſeſſen / Darinnen durch Gottes ſegen / Vierzehen Lei - besfruͤchte (eine darunter tod) zu dieſer Weld bracht / Vnd jhr / von Gott / darinnen aufgelegtes Creutz geduldiglich getragen / Dehrer dann GOtt der HERR viere / durch den zeitlichen tod / wiederumb zu ſich genediglich gefodert.

Jhre Adelichen Kinder / Welche jhr GOTT beſcheret vnd ver -trauet /[63]trauet / beides die ſo von GOtt dem HERREN hie zeitlich abge - fodert / vnd die ſo nach beim leben / hat ſie in Gottes furcht / Wort vnd in allen Ehren vnd Chriſtlichen Ade - lichen Tugenden auferzogen / vnd jhnen allen ſelbſt / mit guttem Exem - pel / zuͤchtigem Keuſchem Wandel vnd geberden / vorgeleuchtet / vnd jhrem gantzem hauſe als eine rechte Ehren Crone vorgegangen / vnd vorgeſtanden.

Alle jhre Vnterthanen mit treu - en gemeinet / vnd vber die gebier nicht beſchweret.

Jhre Bruͤnlein der Zeitlichen Nahrung / darmit ſie GOTTin[64]in jrem Eheſtande vnd Haushal - tung reichlich geſegnet / hat ſie kegen armen Leuten mildiglich laſſen he - raus fliſſen: Denn ſie auch vber Tiſche vor arme krancke Leute / (wie ich ſelbſt geſehen) viel ſorgfeltiger geweſen / als vor ſich ſelbſt / vnd die jren. Dem Krancken vnd duͤrffti - gen jr eigen Speis vnd Tranck / auch wol das beſte vom Tiſche mitgethei - let vnd vberſendet. Welches auch viel arme ſterbende Menſchen an jrem Todbette geruͤhmet / vnd mit ſich vor vnſern HErrn Jeſum Chri - ſtum bracht haben.

Arme Kreiſtende Weiber in Kin - des noͤthen hat ſie eigner Perſon zu tag vnd nacht beſucht / vnd alle moͤ - gliche handreichunge gethan.

Welches[65]

Welches alles ſolche Glaubens - fruͤchte vnd gutte werck geweſen / die Fleiſch vnd Blut vor ſich allein zu thun nicht vermocht / Sondern der Sohn Gottes in jhr durch ſein Er - kentnuͤs vnd Glauben gewircket vñ gethan hat.

Wie es jr dann derſelbige alles im Ewigen Leben / ſeiner Treuen zu - ſage nach Matthai am 25. reich - lich vergelten vnd belohnen wird / Wann ſie wird die froͤliche ſtimme hoͤren: Warlich ich ſage euch / Was jr gethan habt einem vnter dieſen meinen geringſten Bruͤdern / das habt jr mir gethan.

Darumb ich dann / dieſem mei - nem HERren / hirmitte gar nicht vorgreiffen / nach ſolche Glaubens -Ifruͤchte /[66]fruͤchte / Wie ſie wol wert weren / ausſtreichen wil: Sondern jnen ſelbſt am Juͤngſten tage / do nicht ei - ne gemeine / ein gantzes Fuͤrſten - thumb / Koͤnigreich / Keyſerthumb / ſondern wol viel Hundert beiſam - men ſein werden / ausſtreichen vnd belohnen laſſen.

Denn da wird erſt recht erfuͤllet werden / Was Gott vorlengſt ver - heiſſen hat durch den Propheten Eſaiam 65. Meine Auſſerweleten ſollen nicht vmbſonſt arbeiten. Vnd durch den Apoſtel Paulum 1. Cor. 15. Euer arbeit ſol nicht vergebens ſein in dem HERREN: Jtem / Apocal. 14. Jre Werck folgen jnen nach.

Endlich vnd zum beſchlus / jhrGottſeliges[67]Gottſeliges Ende betreffende / Als dieſe Chriſtliche Adeliche Matron / bey gehenden leibe ein gantzes Jar vbel aufgeweſen / Vnd folgendt vor jrem Abſchiedt gantzer Sech - zehen wochen aneinander / garlie - gen blieben.

Hat ſie als bald den erſten tag / kein ander Medicament oder Ertz - ney / auſſer der allein heilſamen / fur jre Seele / das ſie ſich mit Gott verſuͤhnet / Vnd mit dem wah - ren Leib vnd Blutt CHRISTI im heiligen Abendmal ſich verſich - ert / begehret.

Dabey ſie dann jres Glaubens vnd Erkentnuͤs CHRiſti / richtige Bekendtnuͤs gethan / mit andachtJ ijvnd[68]Vnd mit aufgehabenen Henden Communiciret. Vnd alſo nach Gottes willen / etliche wochen in groſſer gedult beliegen blieben.

Auch dieſem nach Gott nicht ver - ſuchen wollen / ſondern derer von Gott verordneten Natuͤrlichen Ar - tzeney ſich gebrauchet.

Als aber dieſelbigen nicht zulan - gen wollen / vnd ſie ſich jmmer ſchwe - cher befunden / hat ſie ohn einiges Menſchen anregen / jr jrdiſches Te - ſtament gemacht / mit jrem Hertzal - lerliebſten Herrn vnd Kindern / die dar alleſambt vnd ein jedes inſon - derheit geſegnett / vnd die lieben Kinder dem Herrn Vater / in ſeine Veterliche treu befohlen.

Mit[69]

Mit vermeldung / Weil er ſie in jrem leben als ein treuer Ehegenos geeh - ret vnd gar wol gehalten / (darfur ſie jm fleiſſig danck geſagt) ſo hette ſi - auch keinen zweiffel / er werde ſich auch bein den Kindern als ein treuer Vater zuerzeigen wiſſen.

Den Kindern aber beſonders vnd mit groſſem ernſt vnd fleis eingebil - det vnd mitgegeben / Gott vnd ſein heiliges wort vor allen in ehren vnd fleiſſiger acht zu halten. Jren Herr Vater zu ehren vnd lieben / vnd al - len gehorſam zuerzeigen / Vnd ſich miteinander friedſam als Geſchwi - ſter in guttem vernehmen zuhalten.

Vnd wann dis geſchehen wuͤrde / ſo wuͤrde ſie GOtt wiederumb ſege - nen.

J iijVnd[70]

Vnd ob ſie zwar ſagen muſte / Wann es GOttes wille geweſen / jrem lieben Herrn vnd Kindern zu troſte / noch lenger zu leben / ſo ſolte es jhr auch gefallen haben. Weil aber GOTT jr viel ein beſſers au - ſerſehen / ſo wolle ſie auch gar gerne vnd mit freuden ſterben: Vnd inn jrem Hertzen gewis ſein / das der treue liebe GOtt / jren lieben hinder - laſſenen Herrn / vnd Kindere / Wol verſorgen wuͤrde.

Vnd hierauff nach eines males das Hochwirdige Sacrament be - gehret / Jn meinung / ob ſie GOtt mit gedancken oder ſonſten wiede - rumb erzuͤrnet.

Da ſie dann weiter jhres Glau - bens bekentnuͤs / Wie vorhin / alle -zeit[71]zeit / richtig gethan / vnd mit andacht Communiciret.

Hernachmals hat ſie ſich mit nichtes / als mit Gottes Wort / vnd vmb jhre Selige Heimfarth vnd Feyerabendſtuͤndlein bekuͤmmert: Da dann wie droben im andern Puͤnctlein angehoͤret / die krafft Chri - ſti / in jhrer groͤſten ſchwachheit / herr - lich vnd ſtarck geweſen.

Vnd als ſie volgendes dis den Dreyzehenden / als heute 14. tage ſich ſehr ſchwach befunden / fruͤe mit jrem lieben Herren / Zehen ſchoͤner troͤſtlicher Pſalmen / Lobgeſenge vnd Gebet geſprochen / ſich auch durch viel Troſtſpruͤche / der gnade Chriſti vnd des Ewigen Lebens er - innert.

Jnſonderheit jhr Appliciret den Spruch CHRIſti zum Schecheram[72]am Creutz zur rechten hand / Vnd ge - ſaget: Heute werde ich auch bey mei - nem HErren Chriſto im Paradis ſein. Vnd Jr letzter Spruch gewe -Phil. 1. ſen: Jch begere aufgeloͤſet zu werden vnd bey Chriſto zu ſein.

Da ich nach gehaltener Fruͤepre - digt zu jr kom̃en / mit Chriſtlichem troſte Zugeſprochen / vnd gefragt: ob ſie dann alleine auf das vnſchul - dige leiden vnd ſterben Jeſu Chriſti (wie ſie vorhin bekant) auch abzu - ſcheiden vnd von hinnen zu fahren bedacht? Nam ſie meine rechte hand / vnd druckte dieſelbe gar empfindt - lich / vnd weil jr die Sprache etwas entfallen / gab ſolches mit Ja vnd heuptneigen klerlich zuuerſtehen.

Darauf ich jr dañ / meinẽ ampte / vnd〈…〉〈…〉 rem begeren nach / Chriſt -lichen[73]lichen troſt vñ gebete eingeſprochen / Welches ſie bis auf jr letztes ſeuffzer - lin / mit ſonderlicher andacht / hend - aufheben / vnd dergleichen von ſich gegebnen zeichen vnd anzeigungen / angenommen / Vnd alſo zwiſchen 18. vnd 19. in jrem Erloͤſer JESV Chriſto / ſanfft vnd ſtille / ohn einige vngeberden / eingeſchlaffen.

Vnd alſo hat der Ewige Sohn Gottes dieſes Spruͤchlein an jr war gemacht oder erfuͤllet: Vater / ich wil / das wo ich bin / auch die bey mir ſein / ꝛc.

Allerdinge ſeiner treuen zuſage nach /Johan 8. Warlich warlich ich ſage euch / Wer mein Wort helt vnd gleubt an mich / der wird den Tod nicht ſchmecken ewiglich. ()

KDenn[74]

Deñ ſie gewislich nicht weis oder erfahren das ſie geſtorben / ſondern iſt wie in einem ſanfften ſchlaffe mit Freuden dahin gefahren.

Es moͤchte aber Jemand ſagen oder gedencken / Jch were ein heuch - ler / der ich allein jhren Glauben vnd Chriſtliche Tugenden / Nicht aber auch jhre Suͤnden herfur ſuche?

Darauff antwortet fur mich vnd fur ſie / Der heilige Geiſt durch den Apoſtel PaulumRom. 8. Wer wil die Auſſerwelten GOTTES beſchuͤldigen. GOTT iſt hie der gerecht macht / wer wil Verdam - men / Chriſtus iſt hie der fur ſie geſtorben iſt? ()

Derhalben[75]

DErhalben dancken wir erſtlich dem Ewigen treuen Gotte / das Er nach dem Reichtumb ſeiner Barmhertzigkeit / Dieſe vnſere in GOTT ruhende Adeliche Perſon / zum erkentnuͤs vnd Glauben an Chriſtum beruffen / vnd mit ſeinem heiligen Geiſte / darinnen bekrefftt - get vnd geheiliget. Wie er ſie dann in CHriſto von Ewigkeit / ehe der Weld grundt geleget worden / darzu auſſerwelet / vnd in das Buch des lebens geſchrieben / Vnd das Rote feldzeichen / Nemlich das Blut Je - ſu Chriſti in jhr Hertz gezeichnet / vnd ſie an jhrer Stirn damit verſie - gelt hat.

Vñ bitten den ſelbigen von hertzen das er vns auch alſo volbereiten be - krefftigen / ſtercken / vnd in rechtemK ijglauben[76]glauben vnd vngeferbter liebe / ne - ben beſtendigem troſte in allen noͤ - then erhalten / auch zu ſeiner zeit froͤ - lich hinnach helffen / vnd dieſen ſeli - gen Sprung gleiches falles neben der froͤlichen Aufferſtehung des Lei - bes am Juͤngſten tage mit jr vnd al - len auſſerwelten verleihen wolle.

Das helffe vns Gott durch das bittere Leiden vnd Sterben JEſu Chriſti ſeines einigen Sohnes / Wel - chem darfuͤr hie vnd dort Ehre vnd danck ſey / mit Vater vnd heili - gem Geiſte hochgelobet / in ewigkeit / AMEN.

So[77]

SO viel aber anlangende / dieſer vorblichenen ſeligen Leiche A - deliche ankunfft / derſelben Acht Ah - nen / Als iſt geweſen vnd hat geheiſ - ſen derſelbten Herr Vater Chriſtoff Schindel von Dromßdorff vnd Let - pe.

Jres Herrn Vatern Frau Mut - ter / Eine Schweintzin von Pilgerß - dorff.

Jres Herrn Vatern Frau Mut - ter mutter / Eine Luͤttwitzin von Deichſſel.

Jres Herrn Großuatern Frau Mutter / Eine Schellendorffin von Adelsdorff.

Jre leibliche Frau Mutter / Eine Sommerfeldin von Falckenhain.

Jrer Frau Mutter mutter / Eine Prittwitzin von Hertzogewalde.

K iijJrer[78]

Jrer Frau Mutter Vatern mut - ter / Eine Buſewoyn von Renners - dorff.

Jrer Frau Mutter Großmutter / Eine Gottſchin von der Kemnitz.

Jhres Alters nahend bey Funff - tzig Jahren / Welcher GOTT die froͤliche vnd gnadenreiche Aufferſte - hung am Juͤngſten tage mit allen Auſſerwelten verleihen wol - le / AMEN / Amen.

Gedruckt zur Liegnitz / durch Nicolaum Schneider. 1593.

About this transcription

TextEine Leichpredigt
Author Johann Heusler
Extent78 images; 9770 tokens; 2767 types; 66158 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationEine Leichpredigt Bein der Christlichen/ ehrlichen vnd gantz traurigen Begrebnus/ Deren Edlen/ vielehrentugentreichen Frauen/ Rebecca, gebornen Schindelin von Dromsdorff vnd Leipe Johann Heusler. . 78 Nicolaus SchneiderLiegnitz1593.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 1738/9 / 528095

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:18Z
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