So leget nun von euch abe / nach dem vorigen wandel den alten Menſchen / der durch Luͤſte in Jrꝛthumb ſich verterbet / Ernewert euch aber im Geiſt ewers Ge - müts / vnd ziehet den newen Menſchen an / der nach Gott geſchaffen iſt / in rechtſchaffner Heyligkeit vnd Gerechtigkeit.
M. Melchior Tileſius, Illuſtris Gymnaſii Bri - genſis Rector: Viduus mœſtiſſimus.
EHrwůrdiger Wohlgelehrter Herꝛ Senior, Gün - ſtiger Freund vñ Bruder in Chriſto / Demnach Pſal. 112. geſchrieben ſtehet. In memoriaæterna erit iuſtus. Deß Gerechtẽ wird nim̃ermehr vergeſſen. Als iſt vnter den recht - glaubigen Chriſten von alters her / nicht allein derhalben der brauch gehalten worden / bey der begraͤbnuͤß der Gottſeligen Chriſten Leichpredigt zuhalten / das man ſich danckbar gegen den verſtorbenen erzeige / die ſich vmb vns wol verdienet ha - ben / Sintemal geſchrieben ſtehet / das vnglück ſoll nit weichẽ von dem Hauſe deß vndanckbaren / auch nit allein das durch erwehnung der verſtorbenen Tugenden vñ Gottſeligkeit / der verſtorbenen in Chriſto / guter Nahme vnd Chriſtliche Ge - daͤchtnůß erhalten werde / die noch lebendigen auch moͤchten erweckt werden / Chriſtlich alſo zu leben / vnd in der Selig ver - ſtorbenen Fußſtapffen zutretten / ſich entlich auff dergleichen Seliges ſterbſtůndlein zu bereitten / erjnnert wůrden (deñ ein guter vor gaͤnger gibt einen guten nachgaͤnger) ſondern auch dz man ſeine liebe / gegen dem verſtorbenen damit erklaͤre vnd kund mache / den weil die liebe ſoll ewig wehren / vnd im kuͤnf - tigen leben erſt recht angehen wird / Als ſoll freylich dieſelbige gegen den Todtẽ nicht mit geſtorbẽ ſein: Sage mir jemands from̃es / iſts nit war? Weñ einer ſeines liebẽ Vatters / Mut - ter / Kindes / Weibes / Mannes / guten trewen lieben Freun - des / etlich wenig tag oder wochen entperen ſoll / ob man nicht alle ſtunden vnd minuten pflegt zu zehlen? Ja freylich ge - ſchicht es. Wie viel weniger ſollen wir vnſer lieben vergeſſen /A ijdie[4]Vorꝛede. die zwar nach dem Leib / von vns abgeſchieden / vnd vrlaub ge - nom̃en / aber wir mit jhnen im Himmel wider froͤlich zuſam - men kom̃en ſollen / welch wieder kom̃en den auch macht / das man ſcheiden nit acht: Solcher zuſamenkunft ſollen wir vns nun taͤglich erinnern / durch das abſterben der vnſerigen / da - mit alſo vnſer liebe gegen jhnen nit gar verleſche / wie vns mit ſeinem Exempel vermahnet Dauid. 2. Sam. 12. Jch werde wol zu jm fahren / aber er kompt nicht zu mir. Vnd Martha Ioan. 11. Troͤſtet ſich auch vber jhrem verſtorbenen Bruder Lazaro vñ ſpricht: Jch weiß wol das er aufferſtehen wird in der auff - erſtehung am jůngſten tage. Auff das aber die Lebendigẽ / ſol - che liebe gegen jhren lieben verſtorbenen zu beweiſen / vnd der froͤlichẽ zuſamenkunft / ſich deſto oͤffterzu erjnnern vrſach ha - ben moͤgen: Als laſſen jhnen jhr viel an dem nit geniegen / das jhren verſtorbenen in Chriſto bey jhrem begraͤbnuß ein ehr - lich vnd gut Zeugnuß geben werde / ſondern ſie laſſen ſolch Zeugnuß auch in Truck verfertigen / andern zur Seligen er - jnnerung / vnd der gerechten gedaͤchtnuß zu erhalten.
Demnach den auff begehr E. E. W. bey ewer vielgeliebtẽ nun in Gott ruhendẽ Tochter / der Erbarn vñ Ehrentugent - ſamẽ / Jungfraw Anna begraͤbnuͤß / Jch dieſe Leichpredigt nach verleihung Goͤttlicher huͤlffe / vñ meinem vermoͤgen ge - than habe / auch vermeinet hette / es wuͤrde hieran genung ge - weſen ſein / aber wieder mein gedancken vnd verhoffen von E. E. W. freundlich begehret worden / ſolche Schrifflich zu faſſen / welchejhr neben ewern Herꝛn Freunden vnd Schwaͤ - gern (zum zeugnuß der Vaͤtterlichen liebe gegen ewer verſtor - benen Tochter / vñ ſtetter erjñerung der Himliſchẽ zuſamen - kuuft) woltet laſſen in Truck geben. Ob wol ich aber ſolches zu thun bedencken getragen / das dieſe meine geringe emfaͤltige Predigt deß Truckens nicht wol werth ſey (deñ die Iudicia der Leute ſind gar zu ſeltzam vnd mancherley) Jedoch weil Chri -ſtus[5]Vorꝛede. ſtus befiehlet / Negociamini donec venero: Chriſtus auch auß dem Munde der vnmündigen vñ ſaͤuglingen jhm pflegt ein lob zu zurichtẽ / vnter welchen ich mich auch rechne / ja fuͤr den geringſten vnter den Negociatoribus welche Chriſtus in ſeiner Kirchẽ brauchet zehle: Als hab ich mich ewer bitte hier - zu bewegen laſſen / dieſelbige Schrifftlich zu faſſen / vnd was ich in der eile bey der begraͤbnuß nit habe ſagen koͤnnen / mei - nem verheiſſen nach daſſelbige addiret. Sonderlich weilich võ E. E. W. vernom̃en / dz der gantzẽ loͤblichen Freundtſchafft ſolchs auch zu willen vnd gefallen geſchehe / der hoffnung vnd zuverſicht / der trewe liebe Gott / werde ſolche Predigt võ mir einfaͤltigen vñ lallen den Diener ſeines worts in ſeinem Nah - men durch ſeines H. Geiſtes huͤlffe gethan / bey etlichen nicht gar ohne nutz vnd frucht abgehen laſſen. Eigene vnd dedicire alſo E. E. W. dieſe Leichpredigt gantz vnd gar zu / Welche ich auß verleihung Goͤttlicher gnad / auß H. Schrifft vnd hoch - erleuchter Maͤñer ſchrifften (nach dem gemeinen ſprichwoꝛt. Nil dictum quod non ſit dictũ prius) mit meinem fleiß dis - poniret vnd zu ſam̃en gezogen / damit beyde jhr dieſelbige ne - ben ewer vielgeliebten Haußfrawen / vñ der gantzen Freund - ſchafft leſend / euch der froͤlichen vnd Himliſchen zuſammen - kunft mit ewer lieben Tochter Anna erjnnern: Vnd auch e - wer noch lebendige Kinder / ſonderlich aber die Toͤchter / durch ſolche in jhrer verſtorbenen Schweſter Fußſtapfen zutretten / allen fleiß anzuwenden / vrſach haben moͤchten.
Bitte E. E. W. ſampt all den ewrigen / an dieſer meiner meinung keinen mißfallen tra - gen wollen / ſondern mit freundlichen willen auff vnd annehmen. Thue hiemit E. E. W. ſampe ewer vielgeliebten Haußfrawen / Kindern vnd der gantzen loͤblichen Freundſchafft dem trewen lieben Gott in ſeinen gnaͤdigen Schutz vnd Schirm von Hertzen befehlen / Datum Olaw den 5. Ianuarii Anno 1598. E. E. W. Dienſtwilliger. Ioannes Franciſci Bolniſcher Prediger zur Olaw.
DEr Ewige / Allmaͤchtige / Warhafftige / eini - ge Gott / der Vatter vnſers Herꝛen Jeſu Chriſti / der da iſt ein Vatter alles troſts / Gnad vnd Barmhertzig - keit / der vns nicht geſetzet hat zum Zorn / ſondern die Selig - keit zu beſitzen / durch vnſern Herꝛn Jeſum Chriſtum / auff das wir wachen / ſchlaffen / lebendig oder todt ſein / mit jhm leben ſollen / der troͤſte / regiere / erhalte / gegenwaͤrtige be - truͤbte Chriſtliche Eltern / ſampt all den jhrigen / auch vns allen / in ſeiner gnad zum ewigen Leben. Amen.
GEliebte vnd andaͤchtige im Herꝛen Chriſto / Syrach. 7. Leſen wir am ende dieſe wort. Bedencke dz ende ſo wir - ſtu nim̃ermehr vbel thun. Mit dieſen worten ſtimmen die wort. S. Auguſtini lib. exhortationum. Nihil ſic revo - cat à peccato, ſicut frequens meditatio mortis. Nichts zeucht den Menſchen von Suͤnden alſo zu ruͤcke / als die be - trachtung deß Todes. So iſt es ein gewiß kennzeichen / eines verſtaͤndigen vñ Gottſeligen Menſchen / wañ er oft deß To - des gedenckt / wie Gregorius der alte Kirchenlehrer ſaget. To - ta vita prudentis, debet eſſe meditatio mortis, quia ut homo in bono proficiat, & à malis ſibi caveat, valet fre - quens meditatio mortis. Eines rechten weiſen Mannes weißheit / ſoll ſein die betrachtung deß Todes / denn damit der Menſch im guten zunehme / vnd ſich vom boͤſen lerne hůten / dienet hierzu nichts beſſers / als oft vnd ſtets an den Todt ge - denckẽ. Hieron. ſpricht auch fein. Memento diẽ mortis tuæ, & non peccabis, & qui ſe quotidiè moriturum recordatur, contemnit præſentia, & ad futura feſtinat. Gedenck an den Tag deines Todes / ſo wirſtu nit ſuͤndigen / vñ wer taͤglich be - denckt / das er ſterblich ſey / der veracht gegenwaͤrtige Welt freude / eylet vnd ſehnet ſich nach der zu künfftigen vnd Him - liſchen. Pſal. 90. Bettet der erleuchte Mann Gottes Moſes,Herꝛ[7]Leichpredigt. Herꝛ lehre vns bedencken / das wir ſterben muͤſſen / auf dz wir klug werdẽ: Auß dieſen jetzt erwehnten wortẽ vernemen wir / das die groͤſte weißheit vnd klugheit ſey / oft an ſein ende geden - cken / die groͤſte aber vñ gefaͤhrlichſte thorheit / weñ man ſo ſi - cher dahin lebet / vnd ſo gar wenig vnd ſelten an den Tod den - cket / wie doch faſt der mehrer theil auff Erden thut. Etliche hoͤren auch vngern das man deß Todes gedencket / bekennen auch frey / man mache ſie damit traurig / diß iſt nũ wie geſagt ein gefaͤhrliche thorheit. Wenn aber jemand alſo in Gottes furcht lebet / bedenckt das ſein leben ein Ziel hat / vnd er davon muß / er ſich auch alſo gefaſt macht / das wenn das ſtuͤndlein da iſt / er Selig vnd mit freuden abſcheiden koͤnne / das iſt eine ſonderliche vnd Selige weiß heit.
Mit dieſer Seligen weißheit iſt von Gott auch begna - det geweſen / die Erbare / Tugentſame / Verſtorbene / vnd nun in Gottruhende Jungfraw Anna, Herꝛn Georgii Bu - chers Teutſchen Pfarꝛherꝛs / allhie zur Olaw / vñ deß Olaw - iſchen Weichbildes Prieſterſchafft trewẽ Senioris, Eheliche vnd Vielgeliebte Tochter / Denn dieſe in betrachtung jhrer ſterbligkeit / ſich auch mehr in die zukuͤnfftige newe Welt den Him̃el geſehnet / den lang allhie zu leben / Derhalben ſie auch alle zeitliche Freude vnd wolluſt fuͤr geringſchetzig ge - halten / vnd dieſelbige nach Hieronymi Spruch / verachtet / vnd nach der Ewigẽ hertzlich geſeufftzet. Solchem Exempel nach dieſer verſtorbenen Jungfraw Anna, ſollen wir auch gerne / vnd oft an den Todt gedencken / damit wir nicht in die gefaͤhrliche thorheit gerahten.
Auff das wir aber Vrſach bekommen moͤgen / deſto oͤffter an den Todt zugedencken / als ſollen wir gerne bey den begraͤbnuſſen Gottſeliger Leuhte vns ſehen vnd finden laſſen / Sintemahl es beſſer iſt / in das Klaghauß gehen / als in das Trinckhauß / deñ injenem iſt das ende aller Menſchen /vnd[8]Chriſtliche Leichpredigt. vnd der lebendige nimpt es zu Hertzen / es iſt beſſer trauren den lachen / denn durch das trauren wird das leben gebeſſert. Eccleſ. 7. Denn ſage mir jemandt from̃es / iſts nicht wahr? Das ein Menſch / der nur nicht gar in der ſicherheit erſoffen iſt / ſich etwas anders vnd beſſers bedencke / Wenn er bey den begraͤbnuſſen der Todten / ſiehet vnd hoͤret / wie dieſer oder jhene geſtorben / da muß er traun gedencken: Hodie tibi cras mihi. Vnd weil Heb. 9. geſchrieben ſtehet: Es iſt dem Men - ſchen einmahl geſatzt zu ſterben / ſo wird ja keiner ſo blind ſein / weil nichts gewiſſers iſt / als der Todt / nichts vngewiſſers a - ber als die Stunde deß Todtes / das er nicht auch wirdt den - cken / buſſe zu thun / vnd ſich auff ein Seligen abſchied zube - reiten: Wie denn vnter andern vrſachen die Leichpredigten auch darumb gehalten werden / nicht allein / das man die be - truͤbten troͤſte / ſondern auch die Leute von Suͤnden abmah - ne / vnd zu einem Seligen abſchied ſich je ehe je beſſer zu berei - ten vermahne. Demnach ich dañ auch angeſprochen worden bin / bey der verſtorbenen vnd nun in Gott ruhendẽ Tugent - ſamen Jungfrawen Anna, eine Chriſtliche Leichpredigt zu halten / als wollen wir anfaͤnglich mit andacht vns zu Gott dem Allmaͤchtigen wenden / Vnd vmb ſeligen Troſt den be - truͤbten Eltern / auch vmb nuͤtzliche handlung / vnd Se - lige anhoͤrung ſeines Worts / im Nahmen vnd auff das verdienſt Chriſti / im Geiſt vnd in der Warheit anruffen / kniet derowe - gen nieder vnd bettet mit mir ein andaͤchtig Vatter Vnſer.
VNd ich ſahe ein Lamb ſtehen auff dem Berge Zion / Vnd mit jhm hundert vnd vier vnd viertzig Tauſendt / die hatten den Namen ſei - nes Vatters geſchrieben an jhrer Stirn. Vnd hoͤ - ret eine Stim̃ vom Himmel / als eines groſſen Waſſers / vnd wie eine Stim̃e eines groſſen Don - ners. Vnd die Stimme die ich hoͤret / war als der Harpffenſpieler / die auff jhren Harpffen ſpielen. Vnd ſungen / wie ein New Lied / fůr dem Stuel / vnd fůr den vier Thieren / vnd den Elteſten. Vnd niemandt kund das Lied lernen / ohn die hundert / vnd die vier vnd viertzig Tauſend / die erkaufft ſind von der Erden. Dieſe ſinds / die mit Weibern nicht befleckt ſind / Denn ſie ſind Jungfrawen / vnd folgen dem Lamb nach / wo es hin gehet. Die - ſe ſind erkaufft auß den Menſchen / zu Erſtlingen Gotte / vnd dem Lamb. Vnd in jhrem Munde iſt kein falſches funden / Denn ſie ſind vnſtraͤfflich fuͤr dem Stul Gottes.
NJcht vnbillich entſetzt vnd betruͤbt ſich ein Gottfuͤrchtig from̃ Menſch / vber dem groſſen truͤb - ſal / Jammer / Kranckheit / Elend / vnd endlich dem Tode / welchem wir Menſchen alle in dieſem Jammerthal / vor vielen andern vn vernuͤnfftigen Thieren / můſſen vnter - worffen ſein / denn ſolch Jammer mit worten / nicht auß zu ſprechen / derhalben auch beydes die Heiligen Gottes / vnd die Weltweiſen Heyden hefftig druͤber geklagt / als Gen. 47. lieſet man von dem Ertzvatter Jacob / da er von Pharaone dem Koͤnige Egypti gefraget worden / Wer er geweſen was ſein zu ſtand / vnd alter ſey / hab er geantworttet / die Tage meiner wohlfarth ſind 130. Jahr / wenig vnd boͤſe iſt die Z[eit]meines Lebens. Pſal: 90. beſchreibet der Mann Gottes vn - ſer Leben mit gar klaͤglichen Worten / wie alda nach der len - ge zu leſen. Eſa. 40. ſtehet: Alles Fleiſch iſt Hew / vnd alle ſeine guͤte / iſt wie eine Blume auff dem Felde / das Hew ver - dorꝛet / die Blume verwelcket / denn deß HErꝛen Geiſt blaͤ - ſet darein / ja das Volck iſt Hew / aber das wort vnſers Got - tes bleibet ewiglich. Pſal. 103. Ein Menſch iſt in ſeinem Le - ben wie ein Graß / er bluͤet wie eine Blum auff dem Felde / wenn der Wind daruͤber gehet / ſo iſt ſie nimmer da / vnd jhre ſtaͤtte kennet ſie nicht mehr. S. Jacobus cap. 4. vergleichet vnſer Leben einem Dampff oder Rauch / der eine kleine Zeit wehret / vnd darnach verſchwindet / Was iſt aber nicht tigers vnd vergaͤnglichers als der Rauch? Der breittet ſich zwar breit / vnd hoch auß / aber ehe man ſein gewahr wird / ver - ſchwindet er vor den augen deß Menſchen / Alſo iſt der Menſch jetzt ſchoͤn / Roth / Starck vnd Geſund / bald kompt ein boͤſes vngeſundes Lůfftlein / oder etwas anders / ſo wird der Menſch bleich / kranck / vnd ſtirbet wol gar dahin. Von Solone lieſet man bey dem Herodoto, als er mit Cræſo von deß Menſchen Jammer diſputirte, habe er zum beſchlußgeantwortet:[11]Leichpredigt. geantwortet: Hoc totum quod homo eſt, eſt calamitas, Lauter Jammer vnd Elend iſt der Menſch / ſo vil ſeiner iſt. Homerus ſpricht auch: Nullum miſerius homine nutrit terra, omnium eorum animantium, quæ & aërem inſpi - rant, & ſuper terram gradiuntur; Auff Erden iſt kein elen - der Thier / vnter allen die auff Erden leben vnd wallen / als eben der Menſch. Euripides: Humana vita revera non eſt vita, ſed calamitts, Gewiß iſt deß Menſchen leben nicht fuͤr ein leben zu achten / ſondern fůr eitel Jammer vnd Elend. Plinius: Omnes miſerias dixeris, cum hominem dixeris, Wer mit einem Namen alles elend außſprechen wil / der nen - ne nur einen Menſchen. Wiewol aber die Weltweiſen ſich hefftig bekuͤmmert haben / was doch die vrſach ſolches Jam - mers ſey. Jedoch haben ſie dieſelbigen niemals gruͤndlich er - fahren kůnnen. Jn Gottes Wort aber alleine wirdt vns dieſelbige Vrſach angezeigt / Daß nemlich ſolches Jam - mers / die einige vnd vornemſte Vrſach ſey die Suͤnde / Pſal. 90. Denn vnſer Miſſethat ſtelleſtu vor dich / Vnſer vner - kante Suͤnde ans Liecht fuͤr dein Angeſicht. Rom. 6. Der Suͤndẽ ſold iſt der Tod. Darum̃ auch die Weltweiſen / weil ſie ſolche Vrſach nicht gruͤndlich gewuſt / ſich entweder in jh - rem Creutz / nicht haben koͤnnen zu frieden geben / vnd auff Gott grewlich geſcholtẽ vñ gemurꝛet / oder gar verzweyffelt / vnd ſich entleibet / wie von Catone vnd Bruto zu leſen. Die Heiligẽ Gottes aber / ob ſie võ Gott gleich hart heimgeſucht werden / ſo demuͤtigen ſie ſich doch vnter die gewaltige Hand Gottes / bekennen jhre Suͤnde / bitten Gott vmb gnade mit dem Propheten Michęa cap. 7. ſprechende / Irã Dei portabo, quia peccaviei, Jch wil deß Herꝛen Zorn tragen / deñ ich hab jhm geſuͤndiget. Itẽ Pſ. 145. Der Herꝛ iſt gerecht in allen ſei - nen wegen / vñ heilig in allen ſeinen wercken: Huͤten ſich auch ſo vil menſchlich vñ moͤglich fuͤr g[r]oben euſſerlichẽ Suͤnden:B ijVnd[12]ChriſtlicheVnd dieſen Proceß ſollen wir auch nuh halten / ſonderlich weil von tag zu tag / aller Jam̃er vnter vns Menſchen groͤſ - ſer wird / wegen vnſer groſſen Sůnden vnd Miſſethaten / als ſollen wir auch in betrachtung deſſelbigen auff hoͤren zu ſůn - digen / Gott die begangene Suͤnde abbitten / die wol verdien - ten Straffen gedultig leyden / vmb linderung vnd abwen - dung der wolverdienten ſtraffen gar ernſtlich anruffen / da - neben vnſer Leben beſſern vñ einer dem andern die wercke der liebe erzeigen / aller gutẽ werck / Gott zu ehren / vns befleiſſen / damit wir vns die ſtraffe von Gott nicht heuͤffen / wie den in den verleſen Worten / wir auch zu dergleichen guten wercken vermahnet werden / denn in denſelbigen S. Johannes nicht allein die Jungfrawen mit jren eigenſchafften vns beſchrei - bet / ſondern auch in gemein alle Menſchen / nach den eigen - ſchafften Gottſeliger Jungfrawen / Chriſtlich vnd Gott - ſelig zu leben vermahnet.
Auff das wir aber nuhn bey ſolchen Worten vrſach ha - ben moͤgen auffgewiſſe Lehr ſtuͤck achtung zugeben / als wol - len wir nach folgende. 11. Stuͤck mit einander betrachten vnd anhoͤren.
Erſtlich / weil wir einer frommen Gottſeligen Jung - frawen / jetzt das geleite zu jhrem Ruͤhbettlein geben / vnd im verleſenen Text / in ſonderheit der Jungfrawen gedacht wird / was vor eigenſchafften / Tugenden / vnd Schmuck / alle Gottſelige Ehrenthugentſame Jungfrawẽ an ſich ha - ben ſollen / dabey man ſie als rechte / Gottſelige / vnd Tu - gentſame Jungfrawen erkennen / vnd ſie jhrem Breutti - gam Chriſto gefallen moͤgen / auch was ſolche Jungfrawen / vor einen vorzug vnd Privilegia, vor allen andern / die jhnen nicht gleich ſein / zugewarten haben. 2. Weil die verleſene Wort in gemein auch ſollen verſtanden werden / von allen rechtglaudigen Chriſten, welche die liebe Braut deß SohnsGottes[13]Leichpredigt. Gottes ſind / vnd dieſelbigen in jhrem Geiſtlichen ſchmuck angethan / Chriſto auß gnaden gefallen: Als / woͤllen wir anhoͤren / mit was vor tugenden oder guten wercken / Gott - ſelige / rechtglaubige Chriſten ſich ſchmuͤcken ſollen / damit ſie Chriſto dem Him̃liſchen Bteuttigam / ſampt ſeinẽ Him̃ - liſchen Vatter / vnd heiligen Geiſt gefallen moͤgen. Zum Beſchluß denn auch der verſtorbenen Jungfraw Anna Ge - burth / Alter / Chriſtliches leben / Seligen abſchied vermel - den. Gott verleihe zu ſolcher Stuͤck handlung ſeine Gnad / vnd deß heyligen Geiſtes beyſtand durch Jeſum Chriſtum / AMEN.
VOR zeiten hat man im Bapſtthumb Hoch - gepreiſet die Jungfrawen / welche ſich in die Kloſter begeben / vnd ewige Keuſchheit gelobeten / die doch (et - lich wenig auß genommen) Vnmuͤglich zu halten war / vnd iſt eine ſchwere laſt deß Gewiſſens von dem Antichriſt den Leuhten aufferlegt geweſen / Nun weiß aber beyde altes vnd newes Teſtament / auch die gantze wahre Catholiſche / Apo - ſtoliſche Kirche von ſolcher Jungfrawſchafft gar nichts / ſondern es beſchreibet vns die Jungfrawen mit gar vil an - dern Tugenden vnd eigenſchafften / wie auß dem verleſenen Text / vnd anders wo zu leſen / Deñ erſtlich bezeuget S. Jo - hannes das aller Ehrentugentſamer Gottſeliger Chriſtli - cher Jungfrawen (welcher lob nicht vergehet) eigenſchafft vnd Ampt ſey / ſich zu dem vnbefleckten Lamb Chriſto Jeſu (welcher auff dem Berge Zion / das iſt / in der Chriſtlichen Kirchen ſtehet) ſtets zu halten / den weil jhm Chriſtus ſeine Kirche durchs Wort vnd Sacrament in krafft deß heilige[n]Geiſtes ſamlet / auß Juden vnd Heyden / Sintemal er von ſeinem Vatter zum Koͤnige vber den berg Zion / das iſt / vberB iijdie[14]Chriſtlichẽdie Chriſtliche Kirche geſetzt. Eſa. 11. Pſal. 2 Er ſich auch ver - bunden in derſelbigen zu ſein: als halten ſich ſolche Jung - frawen auch ſtets mit wahrem Glauben / fleiſſigem gehoͤr Goͤttliches worts / ernſten Gebett vnd Danckſagung zu dem vnbefleckten Lamb Chriſto / gehen jhm auch nach / wo er hin - gehet / beruffen ſich auff ſein verdienſt allein / eigenen jhnen mit wahrem Glauben daſſelbig zu / dienen jhm daneben trew - lich nach ſeinem willen vnd gebotten / Vertrawen ſich auch entlich jhm allein mit Leib vnd Seel / vnd werden von jhm geſchuͤtzt / genehret / vnd geſegnet / vnd ewig Selig gemacht / Ioan. 10. Meine Schafe ꝛc. Vnd wenn ſie alſo durch den Glauben an das Lamb Chriſtum mit Gott verſoͤhnet wer - den / ſo laſſen ſie auch euſſerlich ſolchen jhren Glaubẽ in gu - ten wercken ſpůren.
Sollen dergleichen noch heute alle Jungfrawen zu thun vermahnet ſein / denn welche wil / Gottes deß Vatters / Chriſti / ſampt deß H. Geiſtes huld / gunſt / foͤrderung / ſchutz vndſegen haben / vnd deſſelbigen hie zeitlich vnd hernach E - wig / auß gnaden genieſſen / die muß ſich die Zeit jhres lebens / gerne zu dem vnbefleckten Lamb Chriſto vnd ſeiner Kirchen / Wort vñ Sacrament halten. Dieſe erſte tugend iſt nun die aller edelſte vnd ſchoͤnſte / die ſie am aller ſchoͤnſten Zieret / vor Gott / vnd allen Gottſeligen Menſchen.
2Hernach weil neben dem gehoͤr Gottliches Worts / die Schrifft vns auch befuͤhlet / mit Geiſtlichen Liedern / Pſal - men / vnd Lobgeſaͤngen / dem Herꝛen zu ſingen / in vnſern Hertzen / Coloſ 3. Als bezeuget S. Johannes / das ſonder - lich Gottſelige Jungfrawen / auch die Tugend an jhnen ha - ben / das ſie das newe Lied / das iſt / Geiſtliche Lieder gerne ſingen / welche der vernunfft gar new / das iſt / vnbekand ſind / d[e]nn der natuͤrliche Menſch vernimpt nichts / was deß Gei - ſtes Gottes iſt / drum̃ koͤñen ſie es auch alleine ſingen: Andereaber[15]Leichpredigt. aber / ſo Judiſches / Heidniſches / Tuͤrckiſchen / Papiſtiſchen Glaubens ſein / als welche nit wahre glieder der wahren Kir - chen Gottes ſind / ja auch alle Maulchriſten / welche Gottes wort gering achten / die wiſſen von diſem newẽ Lied nichts / vnd ob ſie etwas davon wiſſen / iſt es jhnen doch zu hoch vnd ſchwer zu ſingẽ / deñ es wil ſich mit der Vernunft nit reuͤmẽ / vñ wie lang diſe alle von der gemeinſchafft der 144000. derer im verleſenen Text gedacht (Vnd die wahre Kirche dadurch bedeutet wird) ſich enthalten / koͤnnen ſie zu dem rechten ver - ſtand deß newen Lieds nicht kommen / man ſche nur an all jhre rede vnd wort / ſo ſind ſie dem newen Lied / der Ehren - tugentſamen Jungfrawen gar zu wider.
Solcher Tugend / nemlich gerne Geiſtliche Lieder zu ſingen / ſollen ſich noch heute / vnd zu jederzeit / alle fromme ehrliebende Jungfrawen auch befleiſſen / nit allein / das L〈…〉〈…〉 ñ Chriſtum / ſampt ſeinem Vatter vnd H. Geiſt zu loben / das er nach ſeiner groſſen guͤte jhm eine Kirche ſamlet / durch deß Lambs blut dieſelbige erloͤſet vnd reiniget / auch durchs wort vnd H. Geiſt erleuchtet vnd heiliget / vnd ob er d〈…〉〈…〉 ſelbige mit mancherley Creutz b[e]lade / demnach wunderbarlich wider die Tyrañen ſchuͤtzet / erhelt / vnd endlich ewig Selig machẽ wil / ſondern auch deßhalben ſollen ſich wie geſagt from̃e Jung - frawen / der Pſalmẽ / vnd Lobgeſaͤngen befleiſſen / auff das je - derman jhr Glaubẽ / Religion vñ Gottſeligkeit / bekand wer - de / Ja andere zu gleicher Religion vñ Gottſeligkeit derſelbigẽ ſich zu befleiſſen / moͤgen dadurch gereitzet werden: Denn die Exempel vil bey allen Menſchen thun vñ außrichten. Gleich wie ſie aber alleine Geiſtliche Lieder allzeit ſingen ſollen / alſo ſollen ſie ſich auch auffs fleiſſigſte huͤten / vor Vnzuͤchtigen / ergerlichen Liedern / Denn dadurch der heilige Geiſt betruͤ - bet / vnd verjagt / der boͤſe Geiſt aber der Teuffel zu gaſte ge - laden wird.
3. Neben[16]Chriſtlichẽ3. Neben jetzt erwehnten Tugenden / ſchreibet S. Jo - hannes den Ehrentugentſamen Jungfrawen die Fuͤrſich - tigkeit zu / vnd wil das ſie fuͤrſichtig ſein ſollen / das iſt / ſie ſol - len ſich fleiſſig huͤten vnd bewahren / damit ſie nicht mit Hu - rerey befleckt werden / vnd das ſtehet auch ſonderlich Tugent - ſamen Jungfrawen ſehr ſchoͤn an / daß zieret ſie gewaltig - lich / Wann ſie nemlich Zůchtig vnd Keuſch ſein / in worten / wercken vnd geberden / vnd ſich fleiſſig huͤten / damit ſie nicht / wie geſagt / mit Hurerey ſich beflecken / wie Dina Jacobs Tochter Gen. 34. Sondern daß ſie jhre Jungfrawſchafft (welche jhren ewigen Rhum vnd Lob hat) nicht allein ohn tadel an ſich ſpuͤren laſſen / ſondern auch in der That bewah - ren / dazu denn gehoͤret / ſo ferne Ehrentugentſame Jung - frawen / ſolche jhre Jungfraͤwliche Keuſchheit vnverꝛuckt bewahren wollen / ſie allen boͤſen ſchein meiden / nicht an ver - dechtige oͤrter gehen / vnd ſich da finden laſſen / auch nicht mit Mannsperſonen vnd jungen Geſellen allein / offt / vnd lang ſein / damit ſie nicht in ein boͤſe geſchrey / vnd wol gar vmb jhre Jungfrawſchafft kommen / denn wie Fewer vnd Stro / leicht bey einander ſich entzuͤndet / alſo bloͤſet der boͤſe Geiſt / deß Menſchen boͤſe luſt vnd brunſt / eines gegen dem andern leicht auff / wen ſie ſtets vnd lang bey einander ſein / wie wir deſſen ein Exempel haben / an Ammon vnd Thamar, Bru - der vnd Schweſter / die allein bey einander geweſen / ſich freuͤndlich mit einander vnterꝛedend / gegen einander entzuͤnd ſind worden / vnd Blutſchande begangen / wiewol die Tha - mar nicht darein gewilliget / 1. Sam. 13. Darumb ſtehet nicht vergebens / Prov. 6. Kan auch jemand ein Fewer im buſen be - halten / das ſeine Kleider nicht brennen? Wie ſolt jemand auff Kolen gehen / das ſeine Fůſſe nicht verbrandt wůrden? Alſo gehets / wer zu ſeines Nechſten Weib gehet / es bleibt keiner vngeſtrafft der ſie berů[h]ꝛet / Vnd Auguſtinus ver -mahnet[17]Leichpredigt. mahnet junge Geſellen vnd alle Mansperſonen / vñ ſpricht: Brevis ſermo & aſper, cum virginibus eſt habendus: We - nig vnd ernſtlich ſoll man mit Jungfrawen reden. Vnd ob jemand wolte dencken oder ſagen: Ey warumb wolte oder ſolte man nit mit ehrlicher Leute Kind / vnd ehrlichen Jung - frawen reden / man werde drumb nicht bald zur Huren oder Schelm werden? R. Die erfahrung bezeugt: Das je groͤſ - ſers Geſchlechtes, Namens vnd ehrlichen verhaltens ein〈…〉〈…〉 iſt / je eher die boͤſe luſt durch ein ſolches entzuͤndet werde / deñ off - ters vnter einem ſchem g[r]oſſer Froͤmigkeit vnd Keuſchheit / groſſe verbottene Brunſt verborgenligt. Harnach ſollen ſich ehrentugenſame Jungfrawen / der Vnkeuſchheit zu wehren auch befleiſſen der nuͤchterkeit / oder maͤſſigkeit / in eſſen vnd trincken / vnd ſich huͤten vor vollbrettigkeit / denn dieſelbige Vrſach gibt zur Vnkeuſchheit. Ezech. 16. vnd Hier. 5. ſtehet: Nun ich ſie gefůllet habe / treiben ſie Ehebruch / vnd lauffend ins Hurenhauß / vnd ein jeglicher wiehert nach ſeines Nech - ſien Weibe / wie die vollẽ muͤſſigẽ Hengſte. Gregorius der al - te L[e]hrer ſpr[i]cht: Dum venter non reſtinguitur cunctæ vir - tutes obruuntur. Wenn mañ den Bauch zu ſchr fuͤllet / ſo werden alle tugenden im Menſchẽ verdempt / Auguſt. Faci - lius conſervatur ignis & aqua in uno vaſe, quam cum ſu - perfluitate continentia. Item: Sobrietas eſt cuſtos divino - rum ſtudiorum, & diſciplina morum: Leichter iſt Fewer vnd Waſſer bey einander in einem Gefaͤß zuerhalten / als bey vollbrettigkeit die Keuſchheit. Denn nuͤchterkeit bewahret die luſt zu Gotter wort / vnd iſt eine Zuchtmeiſterin aller zuͤchti - ger geberde / vnd ſitten. Hieron. Vinum e〈…〉〈…〉 virginitatis ve - nenum, Der Wein iſt ein Gifft aller Jungfrawen / Dann weñ Jud[i]th hette ſollen Wein trincken mit Holeferne / wehꝛe ſie vnbefleckt von jhm nicht blieben / Derhalben vermahnet S. Paulus Tit. 2. Das wir ſollen das Vngoͤttliche we -Cſen[18]Chriſtlicheſen verleugnen / ſampt den Weltlichen luͤſten / vnd Zuͤchtig / Gerecht vnd Gottſelig leben in dieſer Welt. 3. Vber diß ſo dienet der vnkeuſchheit zu ſtewren / wirtlich / haͤußlich / vnd arbeitſam ſein / allezeit etwas vorhaben / vnd nimmer muͤſſig gehen / damit man ſich neben andern Leuten ehrlich ernehren moͤge / den aller boͤſen vnnuͤtzen Gedancken / Anfechtung / Suͤnden / vnd boͤſer werck anfang der Muͤſſiggang iſt. Bern - hardus. Otium eſt pulvinar Satanæ. Itẽ: Otium eſt mater nugarum, & noverca virtutũ: Aller vnnuͤtzen reden Mut - ter / vnd wiederwertige Stiffmutter aller tug[e]nden / iſt der Muͤſſiggang. Derhalben ſpricht eben derſelbige Bernhardꝰ: Qui in labore hominum non ſunt, in labore Dœmonum erunt. Welche ſich nicht wollen in Gottſeliger arbeit Gott zu ehren vnd jhn ſelbſt zum beſten vben / die werden dem Teuffel dienen oder arbeiten muͤſſen. Nam homines nihil agendo malè agere diſcunt. Et otia dant vitia. &c. Quæ - ritur AEgyſthus quare ſit factus adulter? In promtu cau - ſa eſt, deſidioſus erat. Syrach 30. ſaget: Zeüch dein Kind vnd laß es nit muͤſſig gehen / vnd Hieron. ſpricht: Semper aliquid operis facito, ne te Diabolus inveniat otioſum: Du ſolt ſtets etwas arbeiten oder fuͤrhaben / damit der Teuf - fel dich nicht muͤſſig finde.
4Endlich dienet auch Gottſeligen Jungfrawen jhre Jungfrawſchafft zu bewahren / Demuͤtig vnd nicht ſtoltz zu ſein / gegen Gott im Hertzen / vnd euſſerlich gegen den Leu - ten / wie Judith. 9. Eſther. 2. Rebecca Gen. 24. Vnd ſonder - lich Maria / ſolche demuͤtige Jungfrawen geweſen / Luc. 1. Drumb ſaget Bernhard: Audeo dicere, quod nec virgini - tas Mariæ, placuiſſet Deo, ſine humilitate. Jch mag wol ſa - gen / das die Jungfraw Maria Gott nicht gefallen hette / Wo ſie nicht wehre demuͤtig geweſen. Vnd Aug: Audio di - cere, ſuperbis utile eſſe cadere, utin co quo extolluntur,humi -[19]Leichpredigt. humilientur, quia plus expedit virginem non eſſe, quàm de virginitate inſoleſcere, vel ſuperbire. Jch mag wol ſa - gen / das es den Hoffertigen dienet / das ſie fallen / damit ſie vrſach bekommen jhres Fals halben ſich zu demuͤtigen / den beſſer iſt kein Jungfraw ſein / als ſich ſeiner Jungfrawſchaft vber heben / vnd darin ſtoltzieren wollen: Es iſt wol mancher Jungfraw ſchwer demuͤtig zu ſein / Denn von vnſer allge - meinen Großmutter Eva den Weibesbildern die Hoffart noch ſehr anhenget / aber was Chriſtliche Gottſelige Jung - frawen ſind / die brechen jhren ſtoltzen Muth / vberwinden ſich durch beyſtand deß heiligen Geiſtes / vnd ſind demuͤtig /[n]uͤchtern / meſſig / haͤußlich / arbeitſam / keuſch vnd zuͤchtig: Nicht allein aber ſollen Gottſelige Jungfrawen / an jhrem Leibe jhre Jungfraͤwliche keuſchheit zubewahren jetzt erwehn - t〈…〉〈…〉 ſtuͤck zu mercken / zu thun / vnd zu laſſen / ſchuldig ſein / ſondern auch im Hertzen die Keuſch heit vnd Zucht zu lieben / vnd aller boͤſen brunſt auffs fleiſſigſte zu widerſtreben / Denn es mit der Jungfrawſchafft eine gelegenheit hat / wie mit der Seyden / alsbald dieſelbe einmal in den kot faͤllet / vnd beſu - delt wird / kan ſie keinmal wider ſo ſchoͤn zu recht gebracht werden / als ſie erſt geweſen: Alſo wenn ein Jungfraw ein - mal jhre Jungfrawſchafft verleüret / kan ſie dieſelbige / weil ſie lebet / nicht wider vnverꝛuckt bekommen. Daher Hieren. ſaget: Audenter loquor cum omnia poteſt Deus, ſuſcita - re virginem non poteſt, poſt ruinam, poteſt quidem li - berare de pœna, ſed non vult coronare corruptam. Am - broſ. lib. de virg. DEVS non quærit pulchram carnem, ſed pulchram mentem. Hugo de bona Conſcient. Deus qui eſt amator mundiciei, cor pollutum peccatis non poteſt inhabitare. Vnd ſolches deſto beſſer zu thun / ſol - len ſich Jungfrawen mit ſchoͤnen Worten nicht laſſen einnehmen / ſondern jhren Leib vnd Hertz in ehren be -C ijhalten /[20]Chriſtlichehalten / Vnnd an das Lamb Chriſtum vnd ſein wort ſich halten / vñ demſelbigen folgen / ſo werden ſie nit betrogen / vñ wo jhr Hertz vnd Augen auff den einigen Chriſtum vnd ſein wort wird gerichtet ſein / ſo wird derſelbige ſie warnen / vnd bewahren / vor aller Vntugend vnd Suͤnde: Vnd eine ſol - che Jungfraw iſt denn auch aller ehren werth / derhalben ſo befleiſſige ſich ein jedere fromme / Gottſelige Jungfraw / jhꝛ Jungfraͤwliche Keuſchheit biß in den Eheſtand vnd an jhr ende vnverꝛuckt zu bewahren / wie nachfolgende Spruͤche vermahnen / 1. Theſ. 4. Das iſt der wille Gottes ewer Heyli - gung / das jhr meidet die Hurerey / vnd ein jeglicher vnter euch wiſſe ſein faß zubehalten in Heyligung vnd ehren / nicht in der luſt ſeuche / wie die Heidẽ / welche von Gott nichts wiſ - ſen. Hugo der alte Kirchenlehrer ſpricht: Si virgo es, cuſtodi quod habes diligenter, nam iſte theſaurus continetur in vaſe fragili, Biſtu eine Jungfraw / ſo bewahre deine Jung - frawſchafft fleiſſig / denn diſer ſchatz in gar einem ſchwachen gefaͤß verwahret wird. Auguſt. de vita Chriſtiana. Quò ſublimior eſt gloria, eò maior ad cuſtodiendum debet eſ - ſe cura. Je hoͤher einer wil geehret werden / je fleiſſiger er ſoll ſorgen ſolche ehre zubewahren.
Ambroſius de viduitate: Cuſtodi virgo vias tuas, ut non delinquas in lingua tua, Gib gut achtung auff dich / vnd ſonderlich auff deine Wort / liebe Jungfraw / damit du nicht mit worten / dich verſůndigeſt. Item ſupra Lucam: Diſce virgo vitare laſciviam, Maria enim verebatur ſalu - tationem angeli, & pudicitiæ ingerit timorem. Hieron. Sit ſermo virginis rarus & pudicus, Nam virgo quæ quæ - rit Chriſtum, non debet eſſe vulgaris in foro, non in pla - teis, non in vocegarulla, non oculis vaga, non greſſu lu - brica. Fromme tugentſame Jungfrawen die Chriſtuͤm ſu - chen / vnd jhm nachgehen wollen / die ſollen wenig vnd Zůch -tig[21]Leichpredigt. tig reden / ſollen nicht gernen auff dem Ring oder den Gaſſen ſich ſehẽ laſſen / ſollen nit weſcherhafftig ſein / die Augen nit hin vnd herumb werffen / auch nicht leichtfertig im gehen ſich erzeigen. Bernhard: Virgines ſemper debent pavere, nun - quam ſecure vivere, ſcientes ſe in vaſe victili pretioſum theſaurum portare: Die Jungfrawen ſollen ſtets bloͤd vnd forchtſam ſein / betrachtend dz ſie ein groſſen ſchatz in ſchwa - chen gefaͤſſen tragen. Ariſtoteles Politicor: Silentium mu - lieri ornamentum præſtat: Es zieret Weibesbilder vber die maſſen ſehr / wenn ſie verſchwiegen ſein / vnd nicht gern plau - dern vnd waſchen. Welche Jungfrawen nun diſem bericht vnd vermahnung nach folgen / vnd jhre Jungfrawſchafft vnverꝛuckt bewahren werden / die werden nicht allein aller ehren werth gehalten / ſondern auch ſonſt / deſſen groſſen nutz vnd frommen haben. Deñ wie der Adler vnter den Voͤgeln / der Morgenſtern die andern Stern alle / ein Edelgeſtein an - dere gemeine Steine vbertrifft / alſo iſt vber alle vnzuͤchtige zu loben eine Keuſche vnd zůchtige Jungfraw: Von einer keuſchen Jungfrawen / hat vnſer aller Breutigam Chriſtus woͤllen geboren werden. Beda ſuper Lucam: Sicut Chriſtus in ſum ma pace natus eſt, vt ſe pacem diligere oſtenderet, ita de virgine caſta natus eſt, ut ſe caſtitatem virginalem di - ligere monſtraret.
Gleich wie Chriſtus vnſer Heyland zur Zeit deß allge - meinen Landf[r]iedes geboren iſt worden / anzuzeigen / das er liebe den Fried vnd alle Friedfertige: Alſo hat er woͤllen von einer keuſchen / reinen Jungfrawen geboren werden / damit zubezeugen / das er jhm die Jungfraͤwliche keuſch heit gefal - len laſſe. Keuſche Leute werden Gottes liebe Freunde genen - net: Qui diligunt mundiciem, habebunt regem am[i]cum, ſagt Salomon in ſeinen Sprichwoͤrtern. Bedencke was das fuͤr ehre ſey den Him̃liſchen Koͤnig zum Freunde habẽ / durchC iijdie[22]Chriſtlichẽdie Keuſchheit werden wir den Engeln am aller meiſten ver - gliechen: Chryſoſtomus ſupra Matthęum: Licet omnes virtutes ſpirituales ſint res angelicæ, ſpecialiter tamen vir - ginalis caſtitas eſt angelica virtus, per hanc enim ferè & præc puè homines angelis aſſimilantur. Wiewol alle Ge ſiliche tugenden engliſcher art ſein / Jedoch iſt inſonder - heit die Jungfraͤwliche keuſchheit / ein engliſche Tugendt / den faſt am eheſten in dieſer wir Menſchen den Engeln ver - gliechen werden / Solcher tugend neben den andern ſollen ſich nun wie geſagt alle Gottſelige Jungfrawen befleiſſen / denn alle vnkeuſche vnzuͤchtige verhurte Leute / ſich in zeitlichen vñ ewigen ſpott / ſchaden / vnd ſchande bringen / wie die Exem - pla Heydniſcher vnd Goͤttlicher Schrifft außweiſen: Son - derlich aber ſollen auch alle Jungfrawen neben betrachtung der erwehnten ſtuͤck Gott Hertzlich bitten / er wolle jhren Leib vnd Hertzen / keuſch vnd zuͤchtig erhalten / denn Gott ſolche keuſch heit geben muß vnd kan. Sap. 7. Matth. 19.
4Vber diß bezeuget. S. Johannes in verleſenen wor - ten / das kein falſches / in frommer Chriſtlicher / Gottſeligen / Jungfrawen Munde ſey / Denn ſie ſeyen auffrichtig / vnd warhafftig / was ſie reden / das gehet jhnen von Hertzen / es iſt jhnen ein gantzer ernſt / vnd kein ſchertz / wer ſich zu jhnen helt / der darf nicht dencken / das er betrogen vnd vmbgefuͤhret wer - de / ſie teuſchen nicht / aͤffen nicht die Menſchen / durch gleiſ - ſenden ſchein / ſind nicht von Flandern / vnd geben einen vmb den andern / Wie jetzt derſelbigen viel gefunden werden. Diß iſt nun abermahls eine ſchoͤne herꝛliche Tugend / vnd Zierde an Chriſtlichen Jungfrawen / derhalben ſich mit ſol - cher alle Jungfrawen auch zieren vnd ſchmůcken ſollen die Zeit jhres Lebens / Nemlich warhafftig vnd ſtandhafftig ſein /〈…〉〈…〉 cht Luͤgen ſagen / Vnd was ſie guts zu ſagen / auch feſt vnd ſteiff halten.
5. Spricht[23]Leichpredigt.5. Spricht. S. Johannes das ſich auch fromme Gottſe - lige Jungfrawen befleiſſen / vnſtraͤflich zu erſcheinen / vor dem Stuel jhres Gottes / das iſt / wie Gottſelige Jungfra - wen jhre Zucht / die ſie in jhrem Hertzen lieben vnd hoch hal - ten / auch in reinigkeit jhrer Kleider mercken laſſen / Alſo be - fleiſſen ſie ſich auch in euſſerlichem leben heilig vnd gerecht zu Leben / denn ſo wenig das Fewer ſeine hitze / ſampt dem Liecht verleugnen kan / ſo wenig koͤnnen ſolche recht - glaubige / tugendſame Jungfrawen / jhre Gottſeligkeit vnd gute werck / welche jhres glaubens an Chriſtum rechte fruͤchte vnd zeichen ſein / verbergen vnd vnterwegen laſſen / ſondern ſchmuͤcken ſich damit durch beyſtand deß heiligen Geiſtes / auff das ſie jhrem Gott dem Himmliſchen Vatter / jhrem Breuttigam Chriſto / ſampt dem heiligen Geiſt / auß gna - den gefallen / vnd andern Leuten zu ſeliger nachfolgung / ein anreitzung ſein moͤgen / wie ſolche geweſen ſind / Rebecca, Sara, Iudith, Eſther, Suſanna, Anna Samuels Mutter / Anna die Prophetin / Elizabeth vnd andere mehr / Vnd auch die verſtorbene Jungfraw Anna, wie wir hernach hoͤ - ren werden. Solcher vnſtraͤffligkeit befleiſſet euch nun aber - mahl jhr tugentſamen Gottſeligen Jungfrawen / Seit nicht abgoͤttiſch / aberglaubiſch / verdroſſen vnd ſeumig zum Ge - bet / vnd danckſagung / dem Gottesdienſt / der Predigt Goͤtt - liches worts / vnd der heiligen Sacrament gebrauch / ſcheltet vnd fluchet nicht / ſeid auch ewern Predigern / Eltern / Vor - münden / nechſten Freundẽ / vnd denen die euch guts rahten nicht vntrew / nicht widerſpenſtig / noch vbermůttiſch / nicht eigenwillig / halßſtarꝛig / mutwillig / nit eigen - ſinniſch / frech / nicht zaͤnckiſch / haͤſſig / neidiſch vnd vnbarmhertzig / nicht zornig / faul / nachlaͤſſig / hof - fertig / nicht waͤſcherhafftig / verleumderiſch / betrieglich / vorteilhafftig / ſondern rechtglaubig / luſtig vnd willig zumGebet /[24]ChriſtlicheGebet / dem Gottes dienſt / vñ Gottes wort vnd der Sacra - ment gebrauch / guͤnnet vnd wuͤnſchet jederman alles gutes / vñ kein boͤſes / ehret ewer Prediger / Eltern / Obrigkeit / Vor - muͤnde / nechſte Freundſchafft / ſeid denſelben gehorſam / Vn - terthaͤnig / Trew / brecht ewern willen / vnd ſeyet demuͤtig / friedlich / friedfertig / ſanfftmuͤtig / holdſelig / guͤtig / wolthaͤ - tig / barmhertzig gegen den Armen / gerecht / heylig / rein / keuſch / zuͤchtig / warhafftig / ſo werdet jhr es ewigen Lob / nutz / ehr vnd frommen haben: Denn das iſt gewiß / das ſol - che Jungfrawen groſſen Vorzug haben werden / vor allen andern / die jhnen in erwehnten tugenden vnd ſchmuck nicht gleich ſein worden.
Als erſtlich / weil ſich Gottſelige Jungfrawen ſolcher tugenden / wie geſagt / Durch huͤlff vnd beyſtand des heiligen Geiſtes befleiſſen / ſo wird der Name Gottes deß Vatters / an jhre Stirn geſchrieben / das iſt / ſolche werden fuͤr Gottes Kinder vnd Toͤchter erkand vnd angenommen / denn alle die dem Lamb Chriſto nachfolgen / das iſt / ſein Wort gerne hoͤ - ren vnd lernen / demſelbigen glauben / jhr Leben auch nach Chriſti wort anſtellen / die bekommen die macht / daß ſie Gottes Kinder werden. Iohan. 1. vnd Exod. 6. ſtehet. Jch wil euch annemen zum Volck / vnd wil ewer Gott ſein / Rom. 8. Jhr habt einen Kindlichen Geiſt empfangẽ / durch welchẽ wir ruffen Abba lieber Vatter / derſelbige Geiſt gibt Zeugnuß vnſerm Geiſt / das wir Kinder Gottes ſind: Solches Vor - zugs vnd Privilegii ſollen ſich Gottſelige Jungfrawen hoͤch - lich frewen / Nemlich das jhre Name / in Gottes Buch ſind eingeſchrieben / Wie deñ Chriſtus auch befielt ſeinen Juͤn - gern hieruͤber ſich zu frewen / Luc. 10.
2Jſt das aller Gottſeligen Jungfrawen Privilegium, das ſie erkaufft ſind von der Erden / das ſie ein ſonderliches auſſerleſenes haͤuflein Gottes deß Herꝛen ſind / als die es nitmit[25]Leichpredigt. mit den andern Menſchen (welche an dem jrꝛdiſchen kleben / vnd auff dieſe Welt jhr datum ſetzen) halten / ſondern haben jhren Sinn vnd Hertz zu dem Lamb / auff dem Stuel ſitzend / ſtets auffgerichet / trachten nach dem was droben iſt / Coloſ. 3. Sind nicht jrꝛdiſch ſondern am meiſten Geiſtlich geſinnet. Von ſolchen redet. S. Auguſtinus lib. 1. de Trinitate: Quan - tò magis homo, de temporalibus ad æterna ſe extendit, tantò ſimilior erit DEO: Je mehr ſich der Menſch vmb das ewige bekuͤmmert / je neher er Gott kennet. Vnd ob auch gleich ſolche Gottſelige Jungfrawen / Derhalben / das ſie es mit der Gottloſen Welt nit in allem halten wollen / muͤſſen manchem elende vnterworffen ſein / jedoch werdẽ ſie in kuͤrtz / in die ewige Freude / mit jhrem Breutigam Chriſto eingehẽ / Denn darumb hat ſich Chriſtus (an den ſie glauben / vnd wel - chem ſie im glauben dienen) fuͤr ſie dahin gegeben. 1. Pet. 1 Eph. 1. Coloſ. 1. Matth 20. Tit. 2. 1. Tim. 2. Auff das ſie ſein eigen ſein ſollen / als denen auch das recht zum Him̃liſchen vnvergaͤnglichen erbe allein gebuͤhret / derowegen ſie auch ſein eigenthumb ſein vnd bleiben ſollen. Exod. 19. Jhr ſolt mein eigenthum̃ ſein / vnd bleiben fuͤr allen Voͤlckern. Iohan. 10. Meine Schafe hoͤren meine Stim̃e / vnd ſie folgen mir / vnd ich kenne ſie / vnd gebe jhnen das ewige Leben / vnd nie - mand wird ſie auß meiner Hand reiſſen.
3. Weil die recht glaubigen Gottſeligen Jungfrawen / den nahmen jhres Gottes an den Stirnen tragen / auch deß Sohns Gottes tewres erkaufftes gut ſein / ſo ſollen ſie hiemit Privilegieret werden / das ſie auch vnſtraͤflich fuͤr dem Stuel Gottes erſcheinen ſollen / das iſt / ſie ſollen vnd werden durch den Geiſt Gottes / Wort / vnd Sacrament / newgeborẽ / jhre Sůnde ſollen jhnen vergeben / vnd zu gedeckt ſein / in die tieffe deß Meers geworffen / vnd Chriſti vnſchuld / vnd gerechtig - keit jnen zu gerechnet werdẽ. Eph. 5. Pſal. 32. 1. Cor. 6. Mich. 7. DDaher[26]ChriſtlicheDaher heiſſen ſie die Heiligen vnd Gerechten / wegen Chriſt[i]zu gerechenter heiligkeit / vnſchuld vnd gerechtigkeit / Vnd weil ſie nun alſo mit den Kleidern deß Heils / auch dem Rock der gerechtigkeit Chriſti / geſchmückt fuͤr Gottes angeſicht ſcheinen / leuchten / vnd Gott der Vatter vmb Chriſti willen / nichts deñ alles guts vnd liebes von jhnen weiß / als werden ſie auch (weñ jhre Zeit kom̃en wird) auß dieſer Welt / als liebt Toͤchter Gottes / von jhrem Breutigam Chriſto / durch die heiligen Engel in die ſchoß Abrahæ / das Paradiß / den Him - mel / zu gleicher beſitzung aller Himliſchen guter als miterben Chriſti / ein Voriꝛet werden / Derhalben Selig ſind nun ſol - che todten / die im Herꝛen ſterben ſpricht der Geiſt / ſie ruhen von jhrer Arbeit / vnd jhre werck folgen jhnen nach. Apocal. 14. O Vnſelige Leute aber ſind alle / welche im Herꝛen nicht alſo einſchlaffen / denn ſolche / ſollen kein theil am reich Got - tes haben / ſondern von Gottes Angeſicht / in abgrund der Hoͤllen verſtoſſen werden / da wird ſein heulen vnd zeen klap - pern ewiglich / dazu ewige Hoͤlliſche marter vñ pein / O mar - ter vber alle marter / vnd pein vber alle pein / die Gottſeligen aber ſollen das Himmelreich einnehmen / vnd als die Gebe - nedeyeten ewig beſitzen / jmmer vnd ewiglich / Da wird ſein lieblich weſen / vnd die Freude die fuͤlle ewiglich. Dan. 6. Pſal. 16. Kurtz geſagt / wie ſie dem Lamb Chriſto bey leibes leben ge - folget / vnd gerne vmb daſſelbige geweſen: Alſo werden ſie auch bey demſelbigen bleiben vnd ſchweben ewiglich / deñ die Herꝛligkeit Gottes erleuchtet ſie / vnd jre leuchte iſt dz Lamb / ſie werden vmb ſonſt getraͤncket / von dem Brun deß Lebens / ſie ſind vnd bleiben Gottes Volck ewig / der jhre threnen von jhren augen abwiſchen wird / Warlich diß ſind nun herꝛliche groſſe Privilegia, derer ſich alle Gottſelige Jungfrawen / vnd alle rechtglaubige Chriſten neben jhnen zu frewen vnd zu troͤ - ſten haben / vnd ſo viel von dem Erſten Stuͤcke.
WEil gewiß in den verleſenen Worten / nicht allein die Gottſeligen Jungfrawen mit jhren eigen - ſchafften vnd Privilegiis beſchrieben werden / ſondern in gemein vns auch darin angemeltet wird / der zuſtand / vnd ampt der wahren rechtglaubigen Chriſten / beyde in dieſem vnd zu kuͤnfftigem Leben. Sintemal die liebe Chriſtenheit iſt die Braut deß Sohnes Gottes / vnd alle jhre lebendige Glieder ſind die ſchoͤnen holdſeligen Jungfrawen / welche in jhrem Geiſtlichen ſchmuck angethan / Chriſto dem Him - liſchen Breutigam gefallen / Als wird nicht vnbillich ge - fragt / Worinn ſich denn nuhn Chriſten / in gemein jhrem Breutigam Chriſto zu ehren / vnd andern zur Seligen an - reitzung ſchmuͤcken vnd zieren ſollen / vnd auch die Zeit jh - res Lebens darinnen wandeln / damit ſterben / vnd letzlich fuͤr den Richter Stuel Chriſti darinn erſcheinen / vnd auß gna - den Gott vmb Chriſti willen gefallen moͤgen. Erſtlich aber ſollen wir Gott bitten / das er auß gnaden ſich vnſer erbar - men / vnſere Suͤnde verzethen / vnd das verdienſt oder voll - kommenen gehorſam ſeines Sohnes Chriſti vns zu rechnen wolle / Dann Chriſti aller heyligſter Gehorſam / verdienſt / Geburth / Leiden / Sterben / Aufferſtehung vnd Himmel - farth / allen ſeines Vatters Zorn geſtillet / dem Geſetz ein genuͤgen gethan / vnd vns die ewige Seligkeit erworben: Solcher Gehorſam vnd Verdienſt Chriſti / iſt auch der al - ler ſchoͤnſte ſchmuck ſo im Himmel vnd auff Erden ſein mag / an ſolchem hat Gott der Vatter ſein hoͤchſte Luſt vnd Freu - de / ſolcher iſt auch die erfuͤllung deß Geſetzes / vnd iſt die Bezahlung fuͤr vnſere vnd der gantzen Welt Suͤnde: Wem nuhn ſolcher gehorſam Chriſti wird zu gerechnet der iſt vnſtraͤflich / Heilig vnd Gerecht fuͤr Gott / hat das rechteD ijehren[28]Chriſtlicheehꝛen vnd hochzeitliche Kleid an / vnd iſt geſchmuckt zur Him̃ - liſchen freuden. Wie von ſolchem Kleide zu leſen. Rom. 3. 2. Cor. 5. Phil 3. Eſa. 61. Kein Breutgam iſt ſo herꝛlich ange - than / kein Prieſter iſt ſo ſtattlich gezieret / kein Braut iſt ſo ſchoͤn geſchmuͤcket / als der Chriſt der von Gott gezieret iſt / mit dem verdienſt Chriſti / vnd dem Gott ſeines Sohnes ge - rechtigkeit zu gerechnet: Weil wir aber ſolch ehrẽ Kleid durch den Glauben an Chriſtum Jeſum allein anziehen / welcher Glaube die begangene vnd anklebende Suͤnde beſeufftzet / be - rewet / Gott abbittet / ſich der genugthuung vnd bezahlung Chriſti wieder allerley anfechtung troͤſtet / glaubet das jhn Chriſti Blut reinige von allen Suͤnden / das jhm Chriſtus alle ſeine gerechtigkeit ſchencke / das er damit fůr Gottes An - geſicht ſicher erſcheinen moͤge / der Suͤnde auch feind iſt vnd derſelbigen widerſtrebet / als ſollen alle rechtglaubige Chriſtẽ mit den tugenden derer der Text erwehnet / vnd andern mehr in Gottes wort beſchrieben / beweiſen / ſich drinnen vben / vnd alſo in heiligkeit vnd gerechtigkeit die jhm gefaͤllig iſt / chriſto dienen jhr lebenlang / dieſelbigẽ tugenden aber ſind wie folget.
1Erſtlich ſollen ſich alle Chriſten ſchmucken / zieren vnd da - rin ſich ſehen laſſen / das ſie ſich zu dem vnbefleckten Lamb Gottes / Chriſto Jeſu vnd ſeiner Kirchen / Wort vnd Sa - trament / ſtets / gerne vnd mit luſt halten / deñ Chriſtus in ſei - ner Kirche vom Berge Zion / bey ſeinem Wort vnd Sacra - ment ſtets kraͤfftig vnd gegenwaͤrtig iſt / ſtifftet alda ſeines Namens gedaͤchtniß / hoͤret alle die jhn daſelbſt im Geiſt vnd in der Warheit anruffen / nehret / ſchůtzet / vnd bewahret alle Glaubigen / vnd macht ſie entlich Selig. Vnd das iſt gewiß / welche Perſonen / ſie ſeyen Maͤñliches oder Weibliches ge - ſchlechts / Gottes Wort neben dem wůrdigen vnd rechten brauch der heiligen Sacrament hoch / lieb / vnd werth halten / dem Lamb Chriſto wo er hingehet nachfolgen / das iſt / hoͤrenſeine[29]Leichpredigt. ſeine holdſelige Stimme gerne / brauchen ſich der H. Sacra - ment wuͤrdiglich / halten ſich an Chriſtum / ſein Wort vnd Sacrament / mit feſtem glauben vnd vertrawen / erkennen Chriſtũ nach ſeiner Perſon / Ampt vñ wolthaten recht / glau - ben das er jhre Suͤnde getragen / vnd weg genom̃en / frewen ſich Chriſti vnd ſeiner wolthaten / allein von Hertzen / reden vnd ſingen gerne von jhm / ſind allezeit auch Chriſto danck - bar / fuͤr ſeine vielfaͤltige wolthaten / vnd verlaſſen ſich ſteiff auff Chriſtum im leben vnd ſterben / aͤngſten vnd plagen auch inſonderheit nicht / Chriſti trewe Diener vnd Prediger / ſon - dern dancken Gott fuͤr ſie / damit ſie nicht mit ſeufftzen / ſon - dern mit freuden jhren dienſt verꝛichten moͤgen / bey denen allein iſt Chriſtus auch gewiß gegenwaͤrtig vnd kraͤfftig / mit ſeiner Gnade vnd Geiſt / Schutz vnd Segen / wil ſie erneh - ren / heyligen vnd erleuchten / vor dem ewigen Tod behuͤten / vnd ewig Selig machen / Wie geſchrieben ſtehet. Coloſ. 3. Laſſet das wort Chriſti reichlich vnter euch wohnen / wo das wort Chriſti lauter vnd rein neben dem brauch deß Sacra - ments iſt / da iſt auch gewiß Chriſtus ſelbſt. Luc. 11. Selig ſind die Gottes wort hoͤren vnd bewahren. Iohan. 8. War - lich ich ſage euch / wer mein Wort wird halten / der wird den Tod nicht ſehen ewiglich.
Gregorius der alte Kirchenlehrer Super Ezechielem ſpricht auch. Omnes qui viã vitæ deſiderant, verba vitæ au - dire debẽt. Wer den weg deß Lebens wiſſen wll / der ſoll Got - tes wort / welches ein wort deß Lebens iſt / gerne hoͤren vñ ler - nen / Darumb ſo ſchmuͤcke ſich nun ein jeder auß vns / mit dieſer erſten Tugend / halte ſich ſtets vnd gerne im glauben zu Chriſto / ſeinem Wort vnd Sacrament / ſo wird er deſſen / Lob / Ehr / Nutz vnd Rhum haben mit allen Auſſerwaͤhlten. Hab. 2. Hier. 5. Eſa. 26. Ioan. 14.
2. Soll ein jeder Chriſt er ſey auch wer er wolle / bereitD iijſein /[30]Chriſtlichẽſein / zur offentlichen bekaͤntnuß Chriſti vnd ſeines Worts / vor aller Welt / ohne einige forcht der verfolgung / oder auch hoffnung einiger gunſt / nutzes / oder befoͤrderung. Wenn ſonderlich es die Zeit / Perſonen / Ohrt / andere vmbſtaͤnde / vnd Chriſti ehre erfoꝛdert / Deñ alſo ſpricht Chriſtus. Matth. 10. Wer mich bekennet für den Menſchen / denn wil ich be - kennen fuͤr meinem Him̃liſchen Vatter. Rom. 10. So man von Hertzen glaubet / wird man gerecht / vnd ſo man mit dem Munde bekennet / wird man Selig: Solch Confeſſion oder offentlich bekaͤntnuͤß wird vns in verleſenen Worten ange - deutet / durch das new Lied / welches die Jungfrawen von ſich fuͤr dem Stuel Gottes hoͤren laſſen / das aber auch S. Johannes ſpricht: Der Jungfraw Stim̃ ſey wie ein rau - ſchen / eines groſſen Waſſers vnd Donners / auch wie ein lieblich Melodey / der Harpffen ſpiel: Wil er dadurch an - ders nichts angezeiget haben / als das ſich rechte Chriſten zũ andern alſo ſchmuͤcken ſollen / da mit ſie bereit ſein / die Lehre deß Geſetzes vnd Evangelij vnerſchrocken zu bekennen / vnd ſich ja derſelbigen beyden Lehre nicht ſchemen / Denn durch den Donner das Geſetz / durch das Harpffen ſpiel das Evan - gelium angemeldet wird / Dieſe beyde Lehꝛen / wird ſich der Teuffel hefftig vnterſtehen zu verfaͤlſchen vnd zu verfolgen / aber die Chriſten ſollen beſtaͤndig nur ſehen / auff der Elteſten / vnd der vier Thieren zeugniß / das iſt / ſie ſollen jhr Bekaͤnt - nuͤß vnd Glauben gruͤnden auff die Schrifften der Prophe - ten / Evangeliſten vnd Apoſteln / Darumb ſingen auch die Jungfrawen jhr new Lied / welches der Menſch nach ſeiner Vernunfft nicht verſtehet / Vor den Elteſten vnd den vier Thieren: alſo ſoll wie geſagt auch noch biß an der Welt ende aller Chriſten Bekaͤntniß beſtehen / auff den Schrifften der Propheten / Evangeliſten vnd Apoſteln / Das iſt / aller Chriſten Bekaͤntniß ſoll gleichfoͤrmig ſein / dem einhelli -gen[31]Leichpredigt. gen Conſens aller derer / welche zuvor im Glauben Chriſti Gelebt vnd Selig geſtorben ſind / Betrifft ſich nuhn derhal - ben / heute oder morgen / das einer oder der ander / Grundt oder rechenſchafft ſeines Glaubens geben / vnd entweder Haab / Ehr vnd Gut / auch das Leben verlaſſen ſoll / wo er das Evangelium Chriſti nicht wolte vbergeben / oder in dem oder in etwas anders machen / als ſoll ein jeder bereet ſein / the jhm alles laſſen zu nehmen / auch das Leben / ehe er ſolte das Evangelium vbergeben / oder etwas wieder daſſelbige an - nehnem / oder auch in etlichen ſtuͤcken weichen / die wieder das außgedruckte wort Gottes moͤchten ſtreitten / Deñ ein Ma - meluck werden iſt eine groſſe Suͤnde / ſchande vnd ſpott. Solch bekaͤntniß zu thun erinnern vns auch die Weyſen auß Morgenland / von welchen wir morgen wils Gott hoͤ - ren werden / Dann dieſe ohne ſchew vnd einige forcht / nach dem Newgebornen Koͤnig zu Jeruſalem vor Herode ge - fragt: Von dieſen ſagt der alte Kirchenlehrer Chryſoſt fein. Sciebant benè Magi quod in Hieruſalem regnaret Hero - des, intelligebant etiam Iuſtitiam Legis, quod quicunq; Rege vivente, alterum nunciaret, quaſi inimicus punire - tur in ſanguine: Sed ſic conſiderabant Regem futurum, quod non timebant præſentem. Es wuſten die Weyſen auß Morgenlandt wol das Herodes zu Jeruſalem Regie - ret / Sie wuſten auch die ſcherffe deß Geſetzes / das wer bey Leben deß Koͤniges einen andern auff werffen / oder meldung von jhm thun wuͤrde / derſelbige ſolt als ein Feind am Leben geſtrafft werden / Aber ſie gedencken alſo deß zukuͤnfftigen Koͤniges / das ſie nicht den gegenwertigen fuͤrchten.
3. Sollen ſich alle Chriſten ſchmuͤcken mit Zucht / Ehre / vñ Keuſchheit: fuͤr allerley Vnzucht / Hurerey vñ Ehebruch huͤ - ten / wie droben von den tugentſamen Jungfrawen geſaget /Derowegen[32]ChriſtlichẽDerowegen auch ein jeder die erwehnte ſtuͤck der Vnzucht vñ Hurerey zu ſtewren / ſich hoͤchlich befleiſſen ſoll / vnd denn ſonderlich ſich auch huͤten / vor falſcher Lehr vnd Abgoͤtterey / welche in der Schrifft die Geiſtliche Hurerey genennet wird / Wie nuhn derhalben eine fromme Jungfraw neben dem Glauben an Chriſtum / der forcht Gottes oder der Gottſelig - keit / nichts ſo ſchoͤn zieret als jhre zucht / vnd Jungfraͤwliche keüſchhen: alſo zieret einen Chriſten nichts mehr / als wenn er recht vñ rein in der Religion / vnd Glauben Chriſti iſt. Gleich wie aber auch erbare Jungfrawen ſich mit ſchoͤnen Worten nicht laſſen einnemmen / jhre zucht vnd ehre in die ſchantz zu ſetzen / ſondern folgen dem Lamb nach / wo es hingehet / halten ſich an ſein einiges wort / bleiben vnbefleckt vnd vnbetrogen / alſo ſollen fromme Chriſten / ſich von der rechten ban Chriſti vnd ſeinem remen wort auch niemand abfuͤhren laſſen durch gleiſſende wort / ſondern jhr augẽ vnd hertz ſoll allein auff den einigen Chriſtum / vnd ſein wort gerichtet ſein / deñ er iſt auch der einige weg / die warheit vnd das Leben: Joh. 14. Ja wie eine tugentſame Jungfraw jhre reine keuͤſchheit jhr nicht laßt abſchwaͤtzen / ſonder bewahret jhren Leib in ehren / alſo ſollen fromme Chriſten das kleynoth jhres Glaubens vnd Chriſti Worts / neben der H. Sacrament rechtem Brauch vnd ver - ſtand / beſtaͤndig / rein vnd vnverfaͤlſcht bewahren / vnd jhn dieſem fall nicht achten einige freũndſchifft / gunſt / genieß / befoͤrderung / auch nicht fragen nach einigem ſchaden / zorn / verfolgung / widerwillen der freunde / oder der feinde / denn es heißt: Selig iſt der da wachet / vnd haltet ſeine Kleyder / daß er nicht bloß werde / vnd man ſeine Schande ſehe. Endtlich wie eine zuͤchtige keuſche Jungfraw / aller ehren werth iſt / al - ſo ſind die rechtglaubigen Chriſten / welche ſich mit keinem Jrꝛthum̃ beſudeln / aller ehren werth: Demnach ſo ſey ein jeder vermahnet / ſich fuͤr falſchen Propheten / vnd falſcherLehr[33]Leichpredigt. Lehr zu huͤten / als fuͤr dem Teuffel ſelbs / denn falſche Lehre vmb ſich friſt / wie der Krebs / vnd bringt den Menſchen / der jhr anhaͤngig wird / in Zeitlich vnd Ewig verderben.
4. Sollen ſich rechtglaubige Chriſten ſchmuͤcken jhren Breutigam Chriſto zu ehren vnd andern zum guten Exem - pel / mit warheit / denn er ſelbſt iſt die warheit / Wil demnach auch das wir ſeine Chriſten ſollen warhafftige Leute ſein. Chryſoſtomus: Veritas ſole ſplendidior eſt. Schoͤner zie - ret die Warheit einen Menſchen denn die Sonne leuchtet.
Hieron. Tantus ſit in te veritatis amor, ut quidquid dixeris iuratum putes. So hoch ſoll ein jeder die Warheit lieben / das alles was er redet / er daſſelbige ſo achte / als hette er es mit einem eyde betheuret. Mercket demnach dieſe tugend wol / lieben Chriſten / Auffrichtige vnd warhafftige Leute ſollen die Chriſten ſein / wz ſie redẽ / das ſoll ihnẽ von Hertzen gehen / es ſoll jhnen ein gantzer ernſt ſein / vnd kein ſchertz / da - mit niemand von jhnen betrogen werde / was ſie mit dem Munde reden / das ſoll jhnen von Hertzen gehen / ſo wol in der Leute abweſend als in jhrer gegenwaͤrtigkeit. Kurtz ge - ſagt / wie ſie glauben vnd reden / alſo ſollen ſie auch bey jhnen beſchlieſſen / zu leben / zu ſterben / vnd am Jungſten tage auff - zuſtehen / Daher ſpricht der Prophet Zeph. 3. Die auff deß Herꝛen Namen trawen / die werden kein boͤſes thun / noch falſch reden / Vnd man wird in jhrem Munde kein betriegli - che Zunge finden / darumb ſollen ſie auch weiden vnd ruhen ohn alle forcht / das iſt fried vnd freud in jhrem Hertzen habẽ / ſie leben oder ſterben. Darumb ſo befleiſſige ſich nun ein jeder Chriſt / die warheit zu reden mit jederman / dieſelbige auch zu befoͤrdern / wie Chriſtus Matth. 5. befuͤhlet / Vnſer wort ſoll ja ja / nein nein ſein / Eph. 4. Leget die Luͤgen ab / vnd re - det die warheit ein jeglicher mit ſeinem Nechſten / Meyde ja ein jeder alle Luͤgen / als den Teuffel ſelbs / den Luͤgen redenEiſt gar[34]Chriſtlicheiſt gar ein Teuffliſch ſtuͤck vud werck / als der von anfang ge - logen / vnd aller luͤgner Vatter iſt. Ioan. 8. Durch Liegen macht ſich der Menſch bey ehrliebendẽ Leuten ſehr vnwehrt / ob er auch gleich ſonſt in einem groſſen anſehen oder ampt iſt / Daher gilt ſolcher ſo wenig bey andern Leuhten / als boͤſe Muͤntz / wie den vorzeiten die Luͤgner boͤſer Wuͤntze verglie - chen ſind worden. Wie nun boͤſe Müntze niemand achtet / ſie gehoͤrt auch nirgend beſſer hin / als ins Fewer / alſo gehoͤꝛt ein Luͤgner nir gend beſſer hin / als ins hoͤlliſche Fewer / zu ſei - nem Vatter dem Teuffel / Jch wil itzt geſchweigen / wie die luͤgen auch dem Menſchen ſo ſchaͤdlich ſind / an ſeinem guten Nahmen / Haab / Ehr vnd Gut / Denn wie ein vergieffter Menſch / wo jhm nit gerahten wird / in der Zeit ſterben muß / alſo werden durch Luͤgen / vnd verleumbdung / viel frommer Leute beſchaͤdiget / an Leib / Haab / Ehr / Gut / vñ gutem Nah - men / drumb ſtehet nicht vergebens. Sap. 1. Der Mund der da Leugt der toͤdtet die Seele. Prov. 10. Das Maul der ver - kerten wird außgerottet. Prov. 19. Wer frech luͤgen redet wird vmbkommen. Ambroſ. Omnes qui amant mendacium ſunt filii Diaboli. Demnach weil denn ſo groſſer nutz folget wenn man wahr redet / ſo groſſer ſpott / ſchade vnd ſchande aber / wenn man leuget: ſo laſſe ſich niemand weder gunſt / noch vngunſt / ſchaden oder gefahr bewegen / die Warheit zu verſchweigen / vnd zu Luͤgen / auch ſoll niemand andere ſol - ches zu thun verurſachen: Denn es heiſt Secundum Auguſt. Quisquis metu cuiuslibet poteſtatis veritatem occultat, iram DEI ſuper ſe provocat, Vterq; reus eſt, & qui verita - tem occultat, & qui mendacium dicit: ille quia prodeſſc non vult, iſte quia nocere deſiderat. Ein jeder welcher auß forcht einiger Gewalt die Warheit verſchweiget / der ladet Gottes Zorn auff ſich / beyde der jenige / der die Warheit verſchweiget / vnd auch der leuget / Dieſer das er nichtwil[35]Leichpredigt. wil ſeinem Nechſten dienſtlich ſein / durch Offenbarung der Warheit / der ander das er denckt / ſeinem Nechſten durch Luͤ - gen zu ſchaden.
5. Sollen wir Chriſten vns befleiſſen vnſtraͤflich zu ſein / fůr Gott vnſern Herꝛen / vnd allen Menſchen / denn wie ei - ne tugendſame Jungfraw jhre zucht / die ſie in jhrem Hertzen liebet vnd hoch helt / auch in reinigkeit jhrer Kleider ſehen leſt / wie droben geſagt. Wie auch ein guter Baum auß ſeinen guten fruͤchten erkandt wird / vnd angenehm iſt / Alſo thun die Chriſten auch / welche Chriſtum recht lieben / vnd durch rechten Glauben an Chriſtum / mit Gott ſich haben verſoͤh - net / vnd dencken in Chriſto mit Gott verſoͤhnet zu bleiben / die beweiſen jhren Glauben / als rechte liebe Kinder Gottes / mit guten Wercken / von Gott befohlen / ſie ſtellen jhr gantz leben / in jhren Worten / Wercken / vnd Geberden alſo an / das Chriſto ſtets von jhnen zu ehr vnd danckbarkeit gedienet werde / vnd ſie als Gottes Kinder moͤgen erfunden werden / das iſt / ſie ziehen den alten Menſchen mit ſeinen wercken auß / vnd ziehen den newen an / der da vernewert wird zu der Erkaͤntnuß / nach dem Ebenbilde deß / der jhn geſchaf - fen hat. Coloſ. 3. Vnd das ſiehet man denn auch an jh - rem Hertzlichen erbarmen / freundligkeit / ſanfftmuth / de - muth / gedult / als den fruͤchten deß Geiſtes. Galat. 5. Darumb vermahnet vns auch die Schrifft / vnſern beruff mit guten Wercken zu Zieren / vnd feſt zu machen. Tit. 3. Laſſet die vnſern auch leinen / das ſie im ſtandt guter Werck ſich finden laſſen / wo man jhr bedarff / auff das ſie nicht Vnfruchtbar ſind. Auguſtinus ſpricht: Sicut lampades Vitreæ ſunt translucidæ, ita etiam noſtra bona opera coram aliis lucere debent. Gleich wie die glaͤſſerne Lam - pen durchſichtig ſind / Alſo ſollen vnſere gute Werck vorden Menſchen leuchten. Iſidorus: Beatus eſt qui rectè credit,C ij& cre -[36]Chriſtliche& credendo benè vivit, & benè vivendo rectam fidem cu - ſtodit, Selig iſt der / welcher recht glaubet / vnd rechtglau - bend / Gottſelig lebet / vnd denn Gottſelig lebend / den wah - ren rechten Glauben bewahret: Solche Gottſeligkeit gefelt den Gott im Himmel auch wol von vns / wegen der zuge - rechneten heyligkeit vnd gerechtigkeit Chriſti / Darumb da - mit wirnun alle die wir Chriſten getaufft ſein vnd genennet werden / vnſers Chriſtenthumbs / vor allen vnſern Feinden / Juden / Heyde[n /]Tuͤrcken / Papiſten vnd andern Maulchri - ſten / hie zeitlich vnd hernach im Himmel / Lob / Ehr / Rhum / vnd Nutz haben moͤgen / ſo laſt vns meiden allerley Aberglau - ben / Abgoͤtterey / Zauberey / Gotteslaͤſterung / Hoffart / Vn - gedult im Creutz / vbermuth im gluͤck vnd wolſtand / vber - druß deß Gebets vñ der Danckſagung zu Gott / verachtung / verſaumung Goͤttliches worts / vnd vnluſt zu der H. Sacra - ment gebrauch / alle vndanckbarkeit / wiederwaͤrtigkeit gegen trewen Predigern / vngehorſam / vntrew / mutwillen / halß - ſtarꝛigkeit / vndanckbarkeit gegen Eltern / Obrigkeit / Herꝛen vnd Freunden / zanck / hader / vnwillen / raachgirigkeit / feind - ſchafft / haß / neid / feindſeligkeit / vnfreundligkeit / vnbarm - hertzigkeit / betrug / luͤgen / verleumbdung / vngerechtigkeit / verfortheilung gegen dem Nechſten vñ ſonderlich dem Duͤrf - tigen / vnd Armen / Jtem trunckenheit / faulheit / muͤſſig - gang / vnzucht / hurerey / Ehebruch / freſſen / ſauffen / vnd dergleichen Suͤnden mehr. Laßt vns aber dagegen befleiſſen / aller Tugend / Erbarkeit / vnd Gottſeligkeit / recht glauben / in Gottes furcht leben / demuͤtig im glůck / vnd geduldig ſein in allerley Creutz vnd Leiden / gerne betten / Gott fuͤr ſeine wolthaten dancken / das wort Gottes lieben / gerne hoͤren / be - foͤrdern / der H. Sacrament offt wuͤrdig gebrauchen / dane - ben trewe Prediger ehren / vnd jhnen nach vermoͤgen dienen / vnd alles guts thun / vnſern Eltern vñ Obrigkeit gehorſam /vnter -[37]Leichpredigt. vnterthaͤnig / danckbar / trew / willig / vnd ja nicht widerſpen - ſtig / vndanckbar oder ſchaͤdlich ſein / Jtem / friedlich leben mit jederman / freundlich / ſanfftmuͤtig / barmhertzig / guͤtig / wolthaͤtig / dienſthafftig ſein / gegen vnſern Nechſten vnd ſonderlich dem důrfftigen vñ Armen / auch nuͤchtern / meſſig / keuſch / zuͤchtig / auffrichtig / warhafftig / gerecht vnd heylig ſein / Laſſe jhm ein jeder an dem was Gott gibt vnd wie er es ſchickt genuͤgen / ſo werden wir auff den Jungſten tag / vmb Chriſtiverdienſt willen / welchem wir zu ehren vnd danck bar - keit ſolche gute Werck gethan / vnd fuͤr den verbottenen Suͤn - den vns gehütet / wiederumb bey Gott groſſen vorzug vnd vortheil haben / ſo wol als die rechtglaubigen Jungfrawen / von welchen wir im erſten ſtuͤck geſaget. Jnſonderheit aber ſollen wir / denen Chriſti gerechtigkeit durch den Glauben zu gerechnet iſt worden / vns mit dem ſchmuck vnd zierde / zu ſchmůcken / darin zu wandeln / ſterben vnd aufferſtehen be - fleiſſen / in welchem eine fromme ehrliebende Braut / jhrem auch frommen ehrliebenden Breutgam pfleget zugefallen / wie derſelbige ſchmuck vns beſchrieben iſt. Tob. 10. Denn da leſen wir / das nach dem Raguel ſampt ſeiner Haußfrawen jhre Tochter Saram, deß Jungen Thobiæ Braut / zum Va - lete gekuͤſſet / vnd ſich mit jhr geſegnet / ſo habe er jhr nach - folgende Lehr gegeben.
1. Solte ſie jhres Breutigams Eltern ehren / vnd denen vmb jhres Breutgams willen gehorſam ſein: Alſo ſollen wir vmb Chriſti willen dem Him̃liſchen Vatter auch gehorſam ſein / durch vnſern gehorſam jhn ehren / all vnſer thun / vnd vornehmen / zu Gottes ehre vnd wolgefallen anſtellen / ſo wird vns Chriſtus / vnſer Him̃liſcher Breutigam / auch wie - der lieben / ſo wol als ein Breutgam ſeine Braut liebet / Weñ ſie nemlich vmb ſeinet willen ſeine Freundſchafft / vnd ſon - derlich ſeine Eltern liebet / vnd ehret / deß haben wir ein Ex -E iijempel[38]Chriſtlicheempelan der Ruth / welche derentwegen wol ankommen mit dem Boas, das ſie vnſers Herꝛn Chriſti Mutter worden iſt / weil ſie von jhres verſtorbenen Mannes Mutter / nicht wei -[ch]en wolte / ſondern derſelbigen trew vnd gehorſam war.
2. Befiehlet Raguel ſeiner Tochter / ſie ſolle jhren Breu - tigam lieben / vnd jhm trew ſein / ſo wuͤrde ſie jhr Breutigam wieder lieben / denn es heiſt Vt amcris amabilis eſto, Weil den〈…〉〈…〉 un Chriſtus vns auch ſo hoch geliebet / das er ſein Leben fuͤr vns in den Tod deß Creutzes dahin gegeben / als ſollen wir Chriſtum vnſern Breutigam auch hinwider lieben. Die Lieb aber gegen Chriſto ſollen wir am meiſten hiemit beweiſen / dz wir jhn mit verbottenen Sůnden nit erzuͤrnen / ſondern auß lieb gegen jhm / fuͤr allen Suͤnden ſo viel muͤglich vns huͤten / vnd deñ auch ſein wort gerne hoͤren / befoͤrdern vñ fuͤr vnſern hoͤchſten Schatz halten / tag vnd nach damit vmbgehen / ſo wil vns Chriſtus wieder lieben. Iohan. 14. Vnd alles das je - nige erzeigen / Wie im erſten ſtuͤck geſagt / von denen welche dem Lamb Chriſto beſtendig nach folgen werden: Allein das wir auch alle vermahnet ſein / beſtendig Chriſtum zu lieben / vnd mit keinem andern zu bulen / vnd weder in lieb noch leid vns von jhm trennen laſſen: Deñ ſondert ſich doch ein from̃ Weib nicht bald von jhrem Manne / weñ vnglück ins Hauß kompt / der Mann iſt wunderlich / wil der Frawen den willen nicht laſſen / ſtrafft ſie wegen jhres fuͤrwitzes / vnachtſamkeit / nachleſſigkeit / faulheit: Ja wenn ſie gleich zu einer Thuͤr von threm Mann hinauß geſchlagen wird / ſo gehet ſie zur andern wieder hinein. Warumb ſollen wir vns den bald von Chri - ſ[t]o vnd ſeinem wort abſchrecken laſſen / wenn wir etwa deſ - ſelbigen halben vnſerer Suͤnden oder anderer vrſach halben / von Chriſto moͤchten mit Creutz heimgeſucht werden / er mei - n[e]ts doch nicht boͤſe mit vns / ob er ſich gleich bißweilen alſo ſtellet /[er]wil mit vns gerne geduldt haben / vns wider anneh -men /[39]Leichpredigt. men / vnd glauben halten / vnſer Suͤnd zu gut halten / verge - ben / allein das wir nicht mutwillig wider das Gewiſſen ſuͤn - digen vnd darinne verharꝛen / vnd ſo wir geſuͤndiget / nur je ehe je beſſer vns zu jhm bekehren vnd buſſe thun.
3. Gleich wie Raguel ſeiner Tochter befiehlet / wolle ſie von jhrem Breutgam geliebet / geehret / vnd beſchuͤtzt werden / ſo ſolle ſie auch eine gute Wirtin ſein / das Geſinde fleiſſig vnd verſtendig regieren / jhr die Wirdtſchafft laſſen angelegen vñ ein ernſt ſein / mit dem Geſind nit ſchertzẽ / ſpielen / heucheln / vber den Mann auch nicht klagen / nicht fuͤrwitzig / vnacht - ſam / vergeſſen / faul / nachlaͤſſig / ſchlaͤfferig ſein / entlich durch hoffart / vollbrettigkeit / nachleſſigkeit auch nicht durchbrin - gen / was andere erworben / vnd ſie im Hauſe gefunden.
Alſo ſollen wir vnſerem Breutigam Chriſto zu ehren / auch alſo vns ſchmücken vñ zieren / das ein jeder an ſeinem ort vnd ſtelle / durch ſein Ampt vnd Beruff / Chriſto die Wirdt - ſchafft helffe beſtellen / das iſt / fůr allen dingen ſoll ein jeder drauff dencken / vñ ſein gewiſſen vñ Hertz alſo in acht nehmẽ / auff dz es dariñ / in ſeinem ampt / arbeit / haußhaltung reine vñ nit vnfletig ſey / auch nichts ſtinckendes noch rauchendes / das iſt / nichts ſündliches vermercken laſſen / deñ ein jeder ſchuldig iſt darauff zu trachten / damit alles / was er in ſeinem beruff / ampt / handwerck / handel / arbeit / fürnimpt / dz daſſelbige al - les alſo gethan werde / nach Gottes deß Herꝛen willen / fleiſſig vñ trewlich / auff das es Gott zu ehren / vñ gnedigem gefallẽ / vns vñ vnſerm Nechſten aber zum beſten gereichen moͤge.
4. Gleich wie Raguel ſeiner Tochter befiehlet ſie ſolle ſich ſelbſt zuͤchtiglich halten / das iſt / vor ſchandbaren / vnzuͤchti - gen worten / geberden / vñ wercken ſich huͤten / damit Kinder / Geſinde vnd andere Leute / dadurch nicht moͤchten geaͤrgert werden / alſo ſollen wir Chriſto vnſern Breutigam zu ehren / vns auch huͤtẽ / fuͤr allem dadurch andere moͤgẽ geaͤrgert wer -den /[40]Chriſtlichẽdẽ / wie vns befohlẽ wird. Matth. 18. & alibi, Dem nicht allein gut iſt / einem jeden Menſchen / zuͤchtig / erbar / auffrichtig / vnd Gottſelig ſich zu halten / aͤrgernuß zuverhuͤten / ſondern auch / das er Gottes gnade nicht verliere / die heiligen Engel nicht betruͤebe oder wol gar veriage / Gott vnd der Obrigkeit nicht in die ſtraffe falle / welches geſchicht / weñ man vnzuͤch - tig / Gottloß iſt / vnd lebet / vñ das ſind nun die vornembſten tugenden / dariñen wir Chriſto vnſern Breutigam / zu ehren geſchmuͤckt gehenſollen biß an vnſer ende / deñ er ſolches vmb vns hoch verdienet / als der ſich nicht allein mit vns verlobet. Oſea. 2. Eph. 5. Sondern auch vnſerthalben viel boͤſes auß - geſtanden / damit er vns nun zur ewigen Seligkeit dienſtlich ſein moͤchte. Was ſonſt mehr hie von wehre zu ſagen / laß ich gerne dißmahl anſtehen / damit es nicht zu lang werde.
Beſchlieſſende nun heute dieſe vorgenom̃ene Predigt / vermahne ich erſtlich euch Jungfrawen / darnach alle / in ge - mein / die jhr Chriſten genennet werdet / vnd ſein wolt / das jhr dieſe erwehnte ſtuͤck oder tugenden zu vnſerm Geiſtlichen ſchmuck gehoͤrende / vnd denſelbigen bezeugende / in acht neh - men / behalten / vnd mit denſelbigen Chriſto dem Him̃liſchen Breutigam / euch zu ehren ſchmuͤcken / vnd in dieſem Geiſt - lichen ſchmuck wandeln wollet / biß an ewer ende / damit alſo niemand den nahmen vnſers Herꝛen Chriſti vergebens / ja wol Chriſto zu ſpott trage / ſondern alſo lebe / auff das er deſ - ſen ewigen Rhum / lob vnd ehre habe.
Laſt vns aber alſo zu ſchmuͤcken / vnd in ſolchen Geiſt - lichen ſchmuck zu wandeln / nicht warten biß auff vnſer letzte Stunde / ſondern heute fahe ein jeder an vnd halte ſolchen ſchmuck an ſich / biß an ſein ende / denn vnſer Zeit iſt kurtz lie - ben Chriſten / vnſer leben fleucht dahin wie ein ſchatten / vnd ein ſprew / ein junges ſtirbt ſo bald als ein altes / ein reich - ſo wol als ein armes / ein geſundes ſo wol als ein kranckes.
Wer[41]Leichpredigt.Wer nun traun nicht wird in ſolchem ſchmuck gefun - den werden / wird ſich auch nicht geſchuͤrtzt / ſeine Lampen nit bereitet / wird kein brennendes Liecht in ſeinen Haͤnden habẽ / nach Chriſti wort / der wird einen harten zuſtand außſtehen muͤſſen / wie oben am ende deß erſten ſtücks erwehnt.
Sey derowegen ein jeder von dem ſchlaff der ſicherheit vnd all erley Sünde gewarnet / hoͤre / behertzige / vnd bilde ein jeder ihm fleiſſig ein / die trewhertzige warnung Chriſti. Apoc. 3. Welche ich lieb habe die züchtige vnd ſtraffe ich / ſo ſey nun fleiſſig vndthue buſſe / Siehe ich ſtehe fuͤr der Thuͤr / vnd klo - pfe an / ſo iemandt mein Stim̃e hoͤren wird / vnd die Thuͤr auff thun / zu dem werde ich eingehen / vnd das Aben dmal mit ihm halten / vnd er mit mir / vnd ich wil ihm geben / mit mir auff meinem Stuel zu ſitzen / Wer Ohren hat zu hoͤren der hoͤre / So aber auch iemand / durch Gottes gnade hat ange - fahen / der bitte Gott / das er ihn biß ans ende beſtaͤndig erhal - ten wolle / vnd laſſe auß ſeinem Hertz vnd Ohren nicht die Stim̃e Chriſti. Apocal. 22. Wer boͤſe iſt der ſey immerhin boͤße / Wer Heilig iſt der ſey immerhin Heilig / ſihe ich kom - me bald / vnd mein lohn mit mir / zu geben einem ieglichen / wie ſeine werck werden ſein.
Der ewige allmaͤchtige guͤtige Gott vnd Vatter vn - ſers Herꝛen Jeſu Chꝛiſti / Vorſiegle ſolche angehoͤrte Lehre in vnſern Hertzen / durch ſeinen H. Geiſt / erinnere vns der - ſelbigen taͤglich. Verleyhe vns auch krafft vnd ſtaͤrcke / dar - nach zu leben / vnd ſolchen Geiſtlichen ſchmuck taͤglich anzu - ziehen / darin zu wandeln / damit zu bette gehen / darin auff zu ſtehen / vnd zu ſterben / vñ endlich mit freuden vnd ehren auff den Jungſten Tag / fůr dem Richter Stuel Chriſti darinnen zu erſcheinen / durch Jeſum Chriſtum vnſern allgemeinen Breutigam / hochgelobet wahrer Gott / ſambt Chriſto ſei - nem Sohn vnd H. Geiſt in Ewigkeit / AMEN.
BElangende nun die Erbare Tugent - ſame verſtorbene vnd in Gott ruhende / Jung - fraw Anna, So iſt dieſelbige geweſen deß Ehrwuͤrdigẽ Wol - gelehrten Herꝛn Georgii Buchers / Teutſchẽ Pfarꝛherꝛs all - hie zur Olaw / vnd deß Olauiſchen Weichbildes trewen Se - nioris vielgeliebte eheliche Tochter / zu Scheidelwitz im Brie - giſchen Weichbilde gebohren Anno 1580. den 10. Martii, welches war der Doñerſtag vor Lætare, eine ſtunde vor Mit - tags. Dieſe iſt von jhrẽ Chriſtlichen liebẽ Eltern ſo viel moͤg - lich in aller Gottſeligkeit erzogen worden / vnd wie ich berich - tet bin / Jn der Maͤgdlein Schule zu Wolaw / da erwehnter Herꝛ Georgius Bucher / etlich Jahr Pfarꝛherꝛ geweſen / eine fleiſſige Schulerin geweſen / das ſie nicht allein in kurtzer Zeit fertig leſen vnd ſchreiben / ſondern auch jhren Catechiſmum zu ſampt der außlegung / neben andern Pſalmen / Chriſtlichẽ gebetten / Geiſtlichẽ liedern / fleiſſig vnd geſchwinde gelernet / darneben eine liebhaberin geweſen Gottes wort vnd der H. Sacrament / ſonderlich auch deß H. Pſalters Davids / auß welchem ſie mehr den 40. Pſalmen auſwendig gekundt / ohne alle andere Spruͤche Goͤttliches worts / Geiſtliche Geſaͤnge / mancherley Gebet / ſo jetzt in gegenwaͤrtiger Noth der Chri - ſtenheit / von jhren lieben Vatter vnd andern geſtellet / welche ſie taͤglich Abends vnd Morgens / neben jhren lieben Eltern / vnd Geſchwiſtern geſungen vnd gebettet / wo ſie nur mit fug darzu kom̃en kuͤñen / ſonderlich aber an Sontagen / hat ſie jhꝛ ergoͤtzligkeit dran gehabt / vnd wiewol ſie alle Pſalmen gelie - bet / ſo ſind jhr doch die liebſten geweſt. 6. 23. 25. 46. 51. 79. 133. Dieſe hat ſie auch den Tag fuͤr jhrem abſterbẽ recitiret: Dem - nach auch jhr lieber Herꝛ Vatter die Maͤgdlein Schul allhie zur Olaw angerichtet / damit ſie neben jhrem Geſchwiſter vñ andern Maͤgdlein Gottſelige vbung haben / vnd deſto mehrdarinne[43]Leichpredigt. darinne zu nehmen moͤchten / ja das der Pfarꝛhof eine rechte Schule / Kirche Gotts / gebet vnd Engelhauß wehre / Sinte - mal da Gott wohnet / ſampt den H. Engeln / wo die Chriſten Kinderlein verſamlet / fleiſſig betten: So hat jhr Jungfraw Anna auf jhres liebẽ Vattern befehl / neben jhrer liebẽ Mut - ter / die Maͤgdlein ſchul fleiſſig laſſen angelegẽ ſein / die Pſal - men / ſpruͤch vnd gebetlein / neben dem leſen / die Maͤgdlein fleiſſig gelehret / derhalbẽ kein zweiffel / jhre Seele ſey / jtzt auch in der Himliſche ſchule / da ſie recht hoͤret die Engel ſingen / vñ den Sohn Gottes predigen / davon ſie mit vnaußſpechlicher freud erfůllet wird / vnd dafür ſie nit nehme aller Welt freude vnd herꝛligkeit / Drum̃ ſie auch billich vnter die Gottſeligen Jungfrawẽ / derer S. Johañ es im verleſenen Text gedacht / zu zehien / als welche zu Chriſto Jeſu / dem Lamb Gottes ſich gerne gehalten / ſeine holdſelige ſtim̃e / als jhres Hirten gerne gehoͤret / ſeiner Sacrament ſich oft gebraucht / jhr vertrawen auf jhn allein geſetzt / von Chriſto gerne geſungen / geredet / fuͤr ſeine wohlihaten jhm gedancket / vnd mit andern ſchoͤnen tu - genden / jhren glauben an Chriſtum bewieſen / ſonderlich auch mit jhrem Kindlichen gehorſam / deſſen jhre lieben Eltern / jhr ein gut zeugnuß gebẽ / als denen ſie gehorſamlich gefolget / vñ ſo oft ſie zum tiſch deß Herꝛẽ gegangẽ / jhnen hertzlich (wo mit ſie dieſelbigen erzuͤrnet) abgebettẽ / dadurch ſie den auch zuver - ſtehen gegebẽ / dz jhr die wuͤrdige nieſſung deß H. Abendmals ein ernſt geweſen / ſich dardurch der gnaden Gottes / vnd aller Himliſcher gůter / durch Chriſtũ vns erworben / im Glauben zuverſichern. Wie für ſichtig auch Jungfraw Anna geweſt / als die ſich fleiſſig bewahret vnd in acht genom̃en / jhre Jung - fraͤwliche keuſchheit / vnverꝛuckt zubehalten / iſt auch an jhr růhmlich / deñ ſie keinen boͤſen ſchein einiger vnzucht weder in worten vnd geberden an ſich mercken laſſen / ſondern jhr hoͤch - ſtes Kleinod jhre Jungfraͤwliche keuſchheit / auffs fleiſſi[gſt]eF ijbewahret /[44]Chriſtlichebewahret / Darumb ſie ohn zweiffel auch von Chriſto dem Himliſchen Breutigam / für vielen andern jtzt geehret wird: Auffrichtig vnd warhafftig iſt verſtorbene Jungfraw Anna auch geweſen / denn dieſe niemanden betrogen / niemanden mit vergebenen worten vmbgefuͤhret / wie derſelbigen viel ge - funden werden. Kurtz geſagt / ſie hat ſich ſo viel jhr muͤglich / mit den Kleidern deß newen Menſchen / Chriſti vollkommen gehorſam vnd verdienſt dem einigen Ehrenkleid / vnd andern guten wercken / als gewiſſẽ zeichẽ deſſelbigen Ehrenkleides deß Herꝛẽ Chriſti an jhr gekleidet / jhrem Breutigam Chriſto auß gnadẽ / auch jhren lieben Eltern vnd vielen darin zugefallen. Vber diß Chriſto mit einfaͤltigen Hertzen gedienet / in Got - tes furcht gelebet / vnd der jetzigen Welt Pracht / Hoffarth / vnd andere Vppigkeit / jhr gar nicht gelieben laſſen / darumb ſie auch Chriſtus der Herꝛ / fuͤr einem langen laͤger auß gna - den behuͤtet / vnd ſie mit gar einem Seligen ende begnadet / (Quia non memini mala morte extinctum ſagt Hierony - mus qui ſe exercuit in operibus pietatis) Denn da dieſe Jungfraw Anna der Allmaͤchtige Gott nach ſeinem Raht vnd willen / am verſchienen Chriſtabend mit Leibes Kranck - heit angegriffen / hat ſie ſich bald in Gottes willen zum ſterbẽ ergeben / jhr Kranckheit mit groſſer gedult ertragen / vnd ohn vnterlaß jhre Pſalmen / vnd ander Gebet geſprochen / auch mit vielen Troſtſpruͤchen ſich getroͤſtet: Dieweil aber dieſer Jungfraw Anna Chriſtliche Eltern geſehen / das jhr Kranck - heit vberhand genommen / haben ſie Mich zu Jhr gefordert / dieſe mit der Seelen Artzney / der heiligen Communion deß wahren Leibes vnd Bluts Chriſti / zuverſehen / welches dann auch die vergangene Mꝛtwochen geſchehen / da ſie auff fol - genden Donnerſtag dieſe Welt friedlich vnd ſelig geſegnet. Ehe ſie aber Cõmuniciret, hat ſie ſich in meiner gegenwart / mit jhren lieben Eltern / Geſchwiſtern / auch der Dienſtmagdmit[45]Leichpredigt. mit wol bedachten wortẽ verſoͤhnet / alſo das Mich ſelbs Jhr gejammert / ſonderlich da ſie mich auch vmb verzeihung ge - betten. Den troſt der Abſolution vnd die genieſſung deß Leibs vnd Bluts Chriſti / hat ſie mit freuden angenom̃en vnd Gott gedancket / als Jch von Jhr kom̃en ſolle ſie geſaget ha - ben / ſie hette auch nach andern mehr ſchicken ſollen / die viel - leicht auff ſie einen Zorn haben moͤchten / jhnen abzubitten / aber gebetten / man wolte hernach in der Kirchen allen es ab - bitten / wie denn Jch derhalben heute an ſtatt dieſer verſtorbe - nen vmbverzeihung euch alle bitte / man wolle verſtorbener Jungfraw Anna verzeihen vnd vergebẽ alles / wo ſie jemand auß euch erzuͤrnet hette / deßgleichen hat ſie auch gethan: Den Tag zuvor / ehe nun offt erwehnte Jungfraw Anna Selige geſtorben / hat ſie vnter andern zu jhrer Mutter geſagt: Liebe Mutter / Jch walt euch etwas ſagen / wenn jhr euch nit wolt betruͤben. Als die Mutter drauff gedrungẽ ſie ſolte es ſagen / hat ſie geantwortet / jetzt hat mir Gott geoffenbahret / dz Jch ſterben werde: Da ſie die Mutter druͤber betrůbt geſehen / hat ſie jhr ſolches wieder außgeredet. Nich langſt darnach / nach dem newen Jahr gefraget / vnd wieder die Mutter geſagt / Jch werde wol ein froͤlich new Jahr haben / aber Jhr vnd der Vatter ein betruͤbtes / Wie denn dieſe Propheceyung auch war worden / Darauff hat ſie angefangen den 25. Pſalm zu betten / aber vor Schwachheit nit koͤnnen außbetten / ſondern die Mutter gebetten / das ſie jhr denſelben wolte außbetten / denn der Vatter ſeines Ampts halben nicht allemahl bey Jhꝛ ſein koͤnnen: Da ſie die Mutter weinend vnd betruͤbt geſehẽ / hat ſie gebetten / man wolt Jhr doch goͤnnen / was Jhr Gott goͤnnete / Wenn ſie gleich Jhr leben mit einem Heller erloͤ - ſen koͤnte / ja mit einer Knoͤfelnolde / ſo wolt ſie es doch nit thũ / denn es ſtuͤrbe viel elend mit Jhr / Vnd wenn ſie vbel Freyen ſolte / ſo wuͤrden die Eltern / vnd ſie groſſer Hertzeleid haben /F iijreci -[46]Chriſtlicherecitiret darauff die wort auß dem 90. Pſalm / Vnſer leben wehret 70. Jahr. Jtem Rom. 14. Leben wir ſo leben wir dem Herꝛen / ſterben wir ſo ſterben wir dem Herꝛen. Beklagt auch die jetzige betruͤbte Zeit vnd ſagte / Werdet jhr doch mir nicht lengſt hernach folgen: vnter deß kompt jhr auch ein der Spruch deß 25. Pſalms: Die angſt meines Hertzens iſt groß / darauß abzunemen / das ſie dieſen Pſalm gebettet / hat auch kurtz fůr jhrem ende jhren lieben Eltern / hertzlich gedanckt / vor alle das gute das ſie jhr erzeiget / vnd gethan hetten / vnd geſagt / Gott wuͤrde es jhnen viel tauſend mahl tauſend beloh - nen. Da ſie die jhrigeu betruͤbt geſehen / hat ſie den Tag fůr jhrem ende auch geſagt / Sie hette jhr Ziel das jhr Gott ge - ſteckt / erreicht / jhr Stuͤndlein wuͤrde kommen vnd drauff an - gefangen zu betten: Wenn mein Stuͤndlein vorhanden iſt / vnd ſoll hin fahren mein ſtraſſen / ſo beleit du mich Herꝛ Jeſu Chriſt ꝛc. Jtem Leben wir / ſo leben wir dem Herꝛen / ꝛc. Das die Eltern mit groſſer wehmut ohn Hertzliches mitleiden vnd threnen nicht genugſam haben zu hoͤren koͤnnen: Da es aber auff den Abend kom̃en / vnd die Kranckheit ſampt der Hitze mit gewalt hat zugenom̃en / hat ſie ernſtlich gebettet / vnd ſich viel vnd mancherley Hertzbrechende wort vernehmen laſſen / die nit alle zu erzehlen / auch das Gebett Herꝛ Jeſu Chriſt / ꝛc. angefangen / vnter denſelben / mit auffgehabenen Haͤnden ge - ſprochen / O Bettet lieben Kinder bettet / vnd darnach im Gebet ſo fort gefahren / offt an den 25. Pſalm gedacht / vnd drauß die wort die angſt meines Hertzens iſt groß ꝛc. Oft mit auffgehabenen Haͤnden geſprochen. Drauff gebettee O Herꝛ biß du mein Zuverſicht ꝛc. Jtem / Herꝛ Jeſu Chriſte / in deine Haͤnde / befehle ich dir meinen Geiſt. Herꝛ Jeſu Chriſt du trewer Gott / Hilff mir auß aller meiner Noth / durch deine Heilige Fuͤnffwunden roth / Darauff ein weil ſtill geſchwie - gen / entlich tieff geſeufftzet / vnd geſagt / drauff ſprechen wirdas[47]Leichpredigt. das Amen fein / Vnd das iſt ihr letztes wort geweſen / das man ihr vornehmen kuͤnnen / drauß leicht abzunehmen / was ſie ſelbſt bey ihr gebettet / drauff ſie dieſen Beſchluß geſprochen / darnach vollends jhre Lippen gereget / vnd auch bißweilen laut geredet / aber gar vn vernemlich / vnd ſtets bey guter Vernunfft geweſen / biß das ihr Stuͤndlein kommen / vnd der Zeiger fůnff geſchlagen / iſt ihr die Sprach gar entfallen / vnd vmb dieſelbige fuͤnffte Stunde / der nechſten Mittwoch / gegen morgen dem newen Jahrs tage / gar ſanfft vnd ſtille / ohne einige bewegung ihres Leibes / als wenn ſie ein ſchlieffe / jhr Seel dem Sohn Gottes auffgegeben / im 18. Jahꝛ ihres Alters / vnd hat alſo ihrem Ehrenbreutigam den HERren Chriſto / als dem ſie in der heiligen Tauffe zu einer lieben Braut iſt vertrawet worden / eine reine Seele / durch ſein / deß Herꝛen Chriſti Blut gereiniget / zu gebracht / da ſie nun vor ihm ihr Himliſche Hochzeit helt / vnd vber ſeinem Tiſch mit dem rechten Himmelbrodt / Engliſchen tranck vnd ſpei - ſe / Nemlich mit ewiger Freude vnd Seligkeit geſpeiſſet vnd getraͤncket / ja auch all ihrer erlittenen Angſt vnd ſchmer - tzen ergetzet wird. Jetzt leuchtet an ihrer Stirn / der Nah - me deß Vatters vnſers HERꝛen Jeſu Chriſti geſchrieben / den ſie Gottes liebe Tochter / durch Chriſtum worden / dieſer Nahme / wird auch an ihrer Stirn in Ewigkeit nicht außge - tilget werden. Apoc. 3. Luc. 10. Jetzt iſt die verſtorbene Jungfraw Anna vnter dem Himliſchen haͤufflein / Welches der Himliſchen freuden ſampt den heyligen Engeln / ohn auff hoͤren theilhafftig wird / im Reich der Herꝛligkeit / da ſie mit allen Rechtglaubigen / Lieblich weſen vnd Himliſcher freude geneuſt: Jetzt erſcheinet ſie vnſtraͤflich vor dem Stuel Gottes / weil ſie durch den Geiſt Gottes / ſein Wort vnd Sacrament Newgebohren / vnd Geheiliget iſt worden / ihre Suͤnden ſind ihr vergeben / zu gedeckt / vnd mit ChriſtiBlut[48]Chriſtliche Leichpredigt. Blut auß geleſcht. Pſal. 32. 1. Cor. 6. Eph. 5. Da pranget ſie im Rock deß Heils / vnd dem Kleid der Gerechtigkeit Chriſti / Eſa. 61. Darumb ſind ja Selig ſolche Todten / die im Herꝛen alſo ſterben.
Der Allmaͤchtige Gott vnd Vatter aller Gnaden / der vnſer aller Leben vnd Zeit in ſeinen Haͤnden hat / deſſen wir alle ſind / wir leben oder ſterben / derſelbe trewe / liebe / from̃e Gott / erhalte dieſer verſtorbenen Jungfrawen Seele / im Buͤndlein der Lebendigen / verleihe Jhr / in ſeiner Hand / ein ſanffte Ruhe / biß auff den Jungſten Tag / laſſe dieſelbige als deñ in Herꝛligkeit vnd Klarheit auff wachen / vnd her fuͤr ge - hen zum Ewigen Leben. Troͤſte die betruͤbte Eltern / Ge - ſchwieſter vñ gantze ehꝛliche Freundſchafft / laſſe ſie dieſelbigẽ mit freuden vnd ehren / im Him̃el wider ſehen: Vns aber / die wir in dieſem elenden vnd muͤhſeligen Leben wallen / Verlei - he derſelbe Gott ein bußfertig Hertze / wahren Glauben an Chriſtum / Bewahr vnd erhalte vnſer Leib vnd Leben / Kin - der vnd Gefreunde / in ſeinem gnaͤdigen Schutz vñ Schirm / Vor allem Vbel Leibs vnd der Seele / vnd denn wens Stuͤndlein verhanden iſt / beſchere er vns ein Seli - ges Ende / Vnd nehme vnſere Seele auff in ſeine Haͤnde / Wer das begert der ſpreche von Hertzen Amen / A - men / Lieber Herꝛe Jeſu Chriſte Amen. ): (
ENDE.
M. Iohannes ab Hæckelshoven, Scholæ Magdaleæ in urbe Vratislavia Conrector.
ANDREAS BIRNERVS, Illuſtris Scholæ. Brigenſis Collega
Leonhardus Prauſerus, Notarius Olavienſis.
Martinus Grundman Bregenſis.
Iohannes Shvvab Bregenſis, Sacrarum literarum Studioſus.
FINIS.
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