PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Jesus. MEDICINA ANIMÆ:
Seelen Artzney. Das iſt Eine troͤſtliche Schrifftmaͤſſige Leich - Predigt /
bey dem Volckreichen Begraͤbniß / deß Weylandt Ehrenveſten / Wolgeachten / vnnd Wolbenampten / Herren Gerharts von Halen / geweſenen Vornehmen Buͤrgerß vnd Apoteckerß der Fuͤrſtlichen Stadt Briegk. Welcher Den 7. Februarij : 1638. Seelig verſchieden / vnnd darauff den 18. deſſelben Monats vnd Jahres / mit Chriſtlicher Solennitet in die Stadt Kirche begraben worden.
[2]

Der Edlen / Viel Ehren / vnd Tugendreichen Frawen Barbara Geborener Kloſin / deß Wei - landt Ehrenveſten Wolgeachten vnd Wolbenampten Herren Gerharts von Halen / gewe - ſenen Vornehmen Buͤrgerß vnd Apo - teckerß der Fuͤrſtlichen Stadt Briegk (Seeligen) hinderlaſſener Wittiben. Seiner ingebuͤhr Vielgeliebten Frawen Gevatterin vnd wer - then Freundin. [V] bergibet zu guͤnſtigem gefallen vnd ſonderlichen troſte / auff jhr ſelbſt eige - nes begehren / dieſe LeichPredigt / Georg: Fabricius, Senior. den 1. Maij Anno 1638.

[3]
Non labor in JESU no - mine caſsus erit.

PRÆLOQUIUM.

AVſſerwehlete / jhm Herren / Geliebte / vnd im Hertzen betruͤbe - te: Wo iſt jemand / der da Le - bet / vnnd den Todt nicht ſehe? Alſo ſaget / klaget vnd fraget der Koͤnigliche Pro - phet David im 89. Pſalm. v. 49. Mit wel -Pſalm. 89. v. 49. chen Worten / er inſonderheit Zweyerley an - deutet vnd beſchreibet; Ein mal; Omni - um hominum mortalitatem, die all - gemeine Sterbligkeit aller Menſchen Kinder. Das kein Menſch auff GOt - tes grunde vnnd boden zu finden / der ſich nicht muͤſte niderlegen vnd Sterben; Statu -A ijrum[4]rum eſt, es iſt geſetzt einmal zuſterben /Heb: 9. v. 29. vnd nachmalß das gerichte Heb. 9. v. 27. Rom. 5. v. 12.Rom. 5. v. 12. Zum andern / nullius loci â morte immunitatem; Das kein oͤrth - lein zwiſchen Himmel vnnd Erde zu ſuchen / da man koͤnte vor dem Allgemeinen Vnſatt - ſahmen Menſchen freſſer dem Tode ſicherAmmia - nus Mar - cell. libr. 16. ſein wie Hormisda / der Conſtantinopolita - niſche Buͤrger ſolches erkante vnnd bekante / vor dem Keyſer Conſtantio.

Dieſes hatt auch erfahren vnnd in der that empfunden / der Weilandt / Ehrenve - ſte / Kunſtreiche vnnd Wolbenampte / Herr Gerhardus von Halen geweſener Vorneh - mer Buͤrger vnnd Apotecker dieſer Fuͤrſtli - chen Stadt Briegk / deſſen Chriſtlichen im Sarche verwahretẽ Coͤrper / Wir an jtzo mit hochanſehnlicher frequentz, in dieſes Hauß deß Herren / zu ſeinem Ruhebettelein / nicht ohne Seufftzen vnd Thraͤnen / begleitet haben.

Jnſonderheit / beklaget vnnd betrawret / dieſen Todesfal hertzlich vnd bitterlich / dieHoch -[5]Hochbetruͤbte Fraw Wittib / weil ſie jhres lieben Ehe Mannes dadurch ſol beraubet ſein / den es bleibt doch dabey / was der Chriſt - liche Poët ſaget:

Non dolor eſt major, quam cum violentia mor - Unanimi ſolvit, Cotda ligata fide. (tis,
Es iſt auff Erd kein groͤſſer ſchmertz
Alß wenn der Todt Zwey Liebe Hertz /
Verbunden in ein gemuͤtt vnd Sinn /
Von ander ſcheidt vnd nimbt eins hin.

Jedoch / weil vnſere zeit in GOtte s Haͤnden ſtehet / Pſalm. 31 v. 16. ſo wird SiePſalm. 31. v. 16. ſich gehorſamlich dem willen GOtte s zu vnterwerffen wiſſen / ſagende / mit dem gedul - tigen Creutztraͤger Job: Sicut Domino placuit, ita factum eſt, wie es demHiob. 1. v. 21. HERRN / gefallen; Alſo iſt es ge - ſchehen / der Nahme deß HERRN ſey gelobet. Vnd demnach Vnſer ſeeliger Herr Gerhard, auß der Himliſchẽ Wolbeſtel - ten Apotecken der Goͤttlichen Schrifft / Jhm alß ein liebhaber Gottes Wortts / ein Seeler - quicken des Him̃elß Kreuttlein vnd Spruͤch -A iijlein[6]lein auſſerſehen, vnd zu einem Themate ſei - ner LeichPredigtt von vielen Jahren depu - tiret vnd auſſerwehlet; Alß wollen Wir im Nahmen GOttes / ſeinem letzten willen ſo viel / zu gutter Nacht deferiren / vnd daſſelbe auff dißmahl bey dieſer Hochanſehnlichen frequentz kurtz vnnd einfaltig miteinander ponderiren / vnnd auß den Bruͤnlein Jſraëlis eroͤrtern.

Domit es aber gereiche zu GOTTES Ehren / denn betruͤbten zu Troſt / vnd vnß ſaͤmptlichen zu Vnſerer Seelen Heil vnndJohan. 4. v. 24. Seeligkeit / ſo wollen Wir zuvor im Geiſt vnnd in der Wahrheit beten / wie vnß Chri - ſtus befohlen hatt:Vater Vnſer / ꝛc. ()

THEMA CONCION:

Der Leichſpruch ſtehet geſchrie -Actor. 15. v. 11. 12, ben / in den Apoſtoliſchen Geſchich - ten am 15. Cap: . 11. 12. Do derheilige[7]heilige Apoſtel Petrus in dem Apo - ſtoliſchen Synodo alſo geredet vnnd geſchloſſen:

WJr Glauben durch die Genade deß HErren Jeſu Chriſti / ſeelig zu wer - den gleicher weiſe / wie Vn - ſere Vaͤter. ()

EXORDIUM.

GEliebie vnd betruͤbte; Alß der Patriarch Jacob, in Meſopo - tamiam gezogen / vnnd kam von Berſaba gen Haran, vnd weil die Sonne vn - tergangen war / bleib er daſelbſt vber Nacht / vnd Er nam einen Stein deß Ortts vnnd le - get in zu ſeinen Haupten / vnnd leget ſich anden -[8]denſelben orth ſchlaffen. Vnd jhm treumet / Vnd ſihe / eine Leiter ſtund auff Er - den / die ruͤhret mit der Spitzen an den Himmel / vnd ſihe die Engel GOT - TES Stiegen dran Auff vnnd Nie - der.

Alſo Leſen Wir im Erſten Buch Moyſis,Gen. 28. v. 10. uſq́; ad. 11. am 28. Capitel v. 10. 13. Eine ſolche Jacobs Leiter / haben Jhnen die MenſchenKinder Zimmern vnd auff bawen wollen / von anbe - gin der Welt / biß auff dato, auff welcher ſie in den Himmel klaͤttern vnd auff ſteigen koͤn - ten. Cain, der Erſtgeborne Sohn Adams, hatt ſie Zimmern wollen ex opere opera -Gen. 4. v. 5. to, durch das Werck ſeines Opfferß Gen: 4. v. 5. Aber Er hatt derſelben gefehlet / vnd iſt daneben weg gegangen / ſintemahl es Jhm am Waaren ſeeligmachenden GlaubenHeb: 11. v. 4. gemangelt. Heb. 11. v. 4. Die Babylonier vnterſtunden ſich einen Thurm zubawen / deſſen Spitze ſolte reichen biß an den Him - mel / nicht alleine Jhnen einen Ewigen Nah - men zu machen / ſondern (wie etzliche Alttvaͤ -ter[9]ter vermeinen) auff demſelben in Himmel zu klettern / Gen. 11. v. 4. Aber alle Jhr Muͤhe /Gen. 11. v. 4. vnd Vnkoſten / ſein vergebens geweſen.

Die Baaliten zur Zeitt deß Koͤnigs Achabs, vnnd Eliæ deß groſſen Propheten, ritzeten vnnd ſtachen ſich mit Meſſern vnnd Pfriemen / biß das jhr Blutt hernach ging / vermeineten dadurch ſich mit GOTT zu - verſoͤhnen vnd in Himmel zu kommen: Aber Sie waren daruͤber zu ſpott vnnd Schande. 1. Reg: 18. v. 28.1. Reg. 18. v. 28: Die Phariſëer vnterſtun - den ſich eine ſolche Leiter zu Zimmern durch jhre Heuchleriſche Gerechtigkeit; Aber der Herr Chriſtus ſaget von Jhnen: Es ſey denn Ewer Gerechtigkeit beſſer denn der Phariſeër vnnd Schrifftgelerthen / ſo werdet Jhr nicht in das HimmelreichMatth. 5. v. 20. kommen Matth. 5. . 20.

Heutiges Tages / bey dem klaren Liechte deß heiligen Evangelij, wollen Jhnen Jhr viele dieſe Leiter Zimmern vnnd auffrichten / durch Wahlfarthen / Meſſen vnnd Vigili - en / ja durch Jndulgentz / oder den Geldtſchmel -Btzenden[10]tzenden Ablaß: Aber es iſt alles eine betruͤg - liche Vanitet / vergebene Muͤhe vnnd Ar - beitt / weil ſolche vbrige Vnkoſten vnnd Speſen / keinen Grund in der Schrifft ha - ben / vnnd es mit jhnen heiſſet: Fruſtrà me colunt mandatis hominum; Sie dienen mir vergeblich / dieweil ſie Leh - ren ſolche Lehr / die nichts denn Men -Matth: 15. v. 9. ſchen Gebott ſind. Matth. 15. v. 9.

Derowegen / ô Chriſtliches Glaubiges Hertz / wenn Du dieſe rechte Jacobs Leiter / finden / Wiſſen vnd haben wilſt / dadurch du in den Himmel ſteigen vnnd kommen kanſt; So iſt dieſelbe einig vnd allein Chriſtus Jeſus GOTTes vnnd MarienSohn; Der Zeuget vnd weiſet auff ſich ſelbſt ſagen - de: Warlich Warlich ſage ich Euch / von nun an werdet jhr ſehen den Him - mel offenſtehen / vnd die Engel GOT - TES hinauff vnd abſteigen / auff deßJohan: 1. cap. v. 51. Menſchen Sohn / Joh. am 1. cap. . 51. Vnd abermalß: Ego ſum via, Veritas& Vita[11]& Vita; Jch bin der Weg / vnnd die Waarheit / vnd das Leben / Niemand kommet zum Vater niſi per me, dennJoh; 14. cap. v. 6. durch Mich. Joh: am 14. v. 6. Mer - cket die Worte deß Herren Chriſti / der da iſt der Grund vnnd Mund der Warheit: niſi per me, denn durch Mich. Wer ohne Jhn in Himmel klaͤttern vnnd ſteigen wil / der wird den Halß brechen / deß Him - melß fehlen / vnnd in das ewige Verdamniß geſtuͤrtzet werden.

Solche Himmelß Leiter Chriſtum JE - SUM / hatt auch gefunden / Vnſer ſeeliger Herr Gerhart von Halen, in dem Er den Herren Chriſtum recht erkennet / an jhn feſtiglich Geglaubet / ſeines Bittern Leidens vnnd Sterbens ſich getroͤſtett / in ſeine aller - heiligſte fuͤnff Wunden ſich mit beſtendigem Glauben eingewickelt vnnd ein geſchloſſen / vnd darein ſich alſo verwahret / das er iſt ver - gewiſſeret geweſen / einig vnd allein durch die Genade Jeſu Chriſti ſeelig zu werden / wie vn - ſere Vaͤter. Das Er alſo / auff den Her -B ijren[12]rer Chriſtum gelebet / auff Jhn ſeelig ge - ſtorben / vnd gewieß durch Jhn / in die Herr - ligkeit deß Ewigen Lebens inthroniſiret vnd verſetzet worden. Doher Er jhm denn auch dieſen Leichtext zum Zeugniß ſeines Glau - bens / auſſerſehen vnd deputiret.

WeilEr denn ſeiner Kunſt nach / ein Apo - tecker vnd Artzt geweſen / vnd ſeine Abgemat - te Seele mit dieſem Pharmaco animæ Geiſt - licher Seelen Artzney dieſes Seelerquicken - des Spruͤchleins / auß der Himliſchen Apo - tecken deß Goͤttlichen Wortes Curiret / vnd ewig Geſund gemachet:

Alß wollen Wir Jhm zum Gedaͤchtniß / den betruͤbten Zuſonderlichem troſt / vnd vnß ſaͤmptlichen zum ſeeligen vntterricht / auß ſol - chem Themate vnd macht ſpruͤchlein diß ein - tzige Kirchen Latein mit einander behertzigen vnd betrachten:

Propoſitio.

VOn der Wolbewehrten rechten vnd kraͤfftigen Seelen Artzney /der[13]der Genade Vnſers HERREN Jeſu Chriſti / wie Wir im Leben vnd Sterben derſelben gebrauchen ſol - len / domit Wir dadurch Curiret, vnd zur Ewigen Geſundheitt deß Ewi - gen Lebens gelangen moͤgen.

Votum.

DEr rechte Artzt vnd Meiſter zu helffen /Exod. 15. v. 26. JEſus Chriſtus / gebe hierzu den bey - ſtand ſeines heiligen Geiſtes / domitt es gerei -Masth: 9. v. 12. che zu ſeinen Ehren / den betruͤbten zu Troſt /Eſa: 63. v. 1. vnß ſaͤmptlichen / zu Vnſerer Seelen Heil vnd Seeligkeit / Amen / das gib / hilff / vnnd verley Hertzliebſter Herre Jeſu Chriſte / Amen. Amen.

EXPOSITIO.

GEliebte vnnd betruͤbte in dem HEr - ren / in Wolbeſtelleten Apotecken / fin -B iijdet[14]det man eine Artzney vnnd Præſervativ / wi - der die Gifft / welches genennet wird Bezuar, vnnd Dreyerley Nutz vnnd Krafft haben ſol; Einmal Vim expellendj daß die Gifft vom Hertzen treibet: Zum andern / Cor Corroborandi, daß das Hertz maͤchtig ſtercket; Zum dritten / Vi - tam prolongandj, das es dem Sterben - den Menſchen in die 24. Stunden das Leben erhelt vnd verlaͤngert. Solcher Bezuar, kan zwar ein edles Præſervativ genennet vnd darvor geachtet vnd gehalten werden; Aber wenn es znm Sterben kommet / ſo iſt wenig oder nichtß damit außgerichtet / denn es zu ſchwach iſt den Zeitlichen Todt / ſchweige deñ / den Ewigen Tod zu vertreiben; Derhal - ben bleibt es bey dem Alten Latein; Contra vim mortis non herbula creſcit in hor - tis:

Fuͤrn Todt kein Kraut gewachſen iſt
Mein Fromer Chriſt /
Alles was Lebt Sterblich iſt:

Derowegen wenden Wir vnß zu der wol -beſtalten[15]beſtalten Apotecken / der Goͤttlichen Schrifft / darinnen finden Wir ein Edles Kreutlein vnnd præſervativ, wider der Seelen Kranck - heit / daß heiſſet. Gratia DEI, die Genade JESV CHRJSTJ; Wer daſſelbige recht vnnd wol gebrauchet / der kan vnd wirdt dadurch zur Ewigen Ge - ſundheit gelangen. Wolan / meine ge - liebten / ſo hoͤret ohne verdruß mit wenigen an / wie Wir beydes im Leben vnnd Sterben ſolcher Seelen Artzney gebrauchen ſollen: Vnd zwar Zum Erſten: Medici ani - noſtræ majeſtatem & authorita - tem rectè cognoſcamus: Das Wir Vnſerer Seelen Artztes Hoheit excellentz vnd Majeſtet recht erkennen ſollen.

Wer iſt derſelbe? Nicht Hippocrates der Vortreffliche Medicus auß der Jnſel Coò buͤrtig. Auch nicht Galenus der beruͤmbte Artzt in Aſia. Nicht Æſculapius, der An - drogeum, durch ſeine Artzney von Todten ſol erwecket haben.

Es[16]

Plin. lib. 29. cap. 4.Es iſt auch nicht Philippus Medicus Græcus, der ſich geruͤhmet / er wolte die Men -Galenus lib. 1. de tuendâ ſanitate. ſchen immortales Vnſterblich behalten / weñ ſie ſeinen lectionibus fleißig zuhoͤreten. Viel weniger iſts ein Q[u] ackſalber / Speimultum, Zaanbrecher / Circum foraneus vnnd Landt - betruͤger / der das Landt Auff vnnd Nieder Zeucht / ſeine Wahren außruffet vnnd Lobet / Schweret darzu / das Jhm die Augen Blut - ten / der Himmel ſich entferben / vnd die Erde zerſpalten moͤchte / ſeine Artzney ſey gutt vnd bewehret / vnd iſt doch offtmalß weniger denn nichts / ein lauter betrug / vnnd auff gutt Deutſch geredet / alles miteinander erſtun - cken vnnd erlogen / nur das man den Leuten daß Geldt ab vexiret, vnnd zum Lande hin - auß fuͤhret / quia Mundus vult decipi, die Welt wil doch betrogen ſein.

Dieſer Artzt iſt auch nicht einEngel vom Himmel / nicht der Engel Raphaël, welcherTob: 6. v. 8 9. c. 8. 2. c. 11. 13. 14. 15. den Jungen Tobiam eine nuͤtzliche Artzney lehret allerley geſpaͤnſte von Mañ vnd Fraw - en / auch den Staar auß den Augen zuver - treiben / Tob: 6. 8. 11. Nein / meine Gelieb -ten[17]ten / nein dieſer iſt es auch nicht. Lieber / wer iſt es denn? Es iſt der HERR JESUS CHRISTUS, θεάνθρωπος, wahrer GOTT vnnd Menſch / ein Meiſter zuhelffen Eſa. 63. . 1. GroßEſa. 63. v. 1. von Rath vnd That / Jer. 32. . 19.Jer. 32. v. 19. deſſen Hand nicht iſt verkuͤrtzt / Eſa: 59. . 1. ſondern Er kan Herrlich helf -Eſ: 59. v. 1. fen / Pſalm 149. . 4. Vnd vberſchwaͤng -ψ 149. v. 4. lich thun vber alles das wir verſtehen vnnd bitten moͤgen. Eph. 3. . 15. Eph: 3. v. 15.Er iſt auch ein Barmhertziger Mitleidiger Medicus, welchem das hertz gegen vnß bricht. das Er ſich vnſer erbarmen muß Jer:Jer: 31. v. 20. 31. . 20.

Vnnd wer zu jhm kommet / den wil Er nicht hinauß ſtoſſen Joh. 6. . 37. Joh. 6. v. 37.Wie viel auffgeblaſene / verdroſſene Medici pflegen zuthun / die da die Chur denen verſa - gen / bey welchen ſie nicht wiſſen viel Goldes zuſchmeltzen. Aber vnſers Artztes Jeſu Chriſti / iſt es ſeine einige vnnd eigene Her -Ctzens[18]tzens Luſt / Wenn Er vnß helffen vnd guttsJer. 32. v. 39. thun kan / Jer. 32. . 39. Er iſt der Artztψ 68. v. 21. der da hilfft / vnnd ein Herr Herr / der vom Tode errettet.

Von dieſem redet der Apoſtel Petrus klar vnnd war; Wir Glauben durch die Genade Jeſu Chriſti ſeelig zu werden / gleicher weiſe wie vnſere Vaͤter. Die - ſen Medicum ſollen wir aber recht lernen er - kennen; Einmal 1. ratione Perſonæ wegen ſeiner Perſon / das Er ſey einMatth. 16. v. 16. Sohn deß Lebendigen GOTTes / wie Petrus von Jhm Zeuget; Matth. 16. . 16. Ja daß Er ſey JESUS der Seeligmacher / das ſein Volck ſeelig wird von allen jhrẽ SuͤndenMatt: 1. v. 21. Matth. 1. . 21. Ja dieſer iſt es / von dem alle Propheten Zeugen / das alle die an Jhn Glauben vergebung der SuͤndenAct: 10. v. 43. empfahen ſollen Actor. 10. . 43.

Vnnd es iſt auch kein ander Heil / vnd kein ander Nahmen / dadurch wir ſollen ſeelig werden / alß der NahmeJE -[19]JESUS Actor. 4. . 12. Es iſt auchAct. 4. v. 12. kein anderer Grundt / auſſer dieſem der da geleget iſt / welcher iſt Chriſtus Jeſus 1. Cor. 3. . 11. 1. Cor. 3. 11.

Jn dieſes Medici erkaͤntnis beruhet vn - ſerer Seelen ſeeligkeit Joh: am 17. cap. Joh: 17. v. 3.

Wer nun Chriſtum Jeſum recht erkent /
Seelig auff Jhn beſchleuſt ſein Endt /
Hatt alle ſeine Zeit wolangewendt.

Zum Andern / ſollen wir Jhn erken - nen øratione officij excellentiæ, we - gen ſeines Hohen Ampts / das Er der ein - zige ſey / durch welches Wunden wir ſeinEſa: 53. v. 5. geheilet worden. Eſa: 53. . 5. denn Ertrit diekaͤlter alleine; Eſa: 63. . 3. Ja /Eſa: 63. v. 3, Matth: 20. v. 28. Er iſt kommen die Suͤnder ſeelig zu - machen Matth. 20. . 28. 1. Tim: 1. . 15. 1. Tim. 1. v. 15. Luc. 19. v. 10.Luc: 19. . 10. durch ſein Blutt / waͤ - ſchet er vnß von allen Vnſeren Suͤnden 1. Joh: 1. . 8. Ja Er iſt die verſoͤh -1. Ioh. 1. v. 8.C ijnung[20]Ioh: 1. v. 29. 1. Ioh: 2. v. 2.nung vor der gantzen Welt Suͤnde. 1. Joh: 2. . 2.

Zum Dritten ſollen Wir dieſen Medicum erkennen / ratione ipſius expe - rientiæ, wegen ſeiner proben die Erge -Num: 21. v. 9. 10. than / daß Er Seelig vñ ewigGeſundt gema - chet hat alle die an jhn gleuben; Num. 21. cap.Ioh. 3. v. 15. 16. 9. 10. Ioh. 3. . 15. Wie denn Petrus in dieſem macht Spruͤchlein bezeuget / das alle Vaͤter durch ſeine Genade ſind Seelig worden.

Vnd damit Jch nicht mit viel Zeugniſſen / Ewere Chriſtliche Liebe / verdroſſen mache / ſo wollen Wir Paulum zum Zeugen nehmen / der da ſaget: Gratia DEI ſalvati eſtis, auß Genaden ſeyd Jhr ſeelig worden / durch den Glauben vnnd daſſelbige nicht auß Euch / GOTTES gabe iſt es; Nicht auß den Wercken auff dasEph: 2. v. 8. 9. ſich nicht jemandts ruͤhme. Eph: 2. . 8. 9. Nicht vmb der Wercke willen der Gerechtigkeit die wir gethan hatten / ſondern nach ſeiner Barmhertzigkeitmachet[21]machet Er vnß ſeelig / durch das Bad der widergeburt / vnd ernewerung deß heyligen Geiſtes. Welchen Er außge - goſſen hat vber vnß reichlich / durch Je - ſum Chriſtum, Vnſeren Heyland / auff das Wir durch deſſelben Genade / Gerecht vnnd Erben ſein deß ewigen Lebens nach der Hoffnung / das iſt ge - wißltch war Tit: 3. . 5. 6. 7. 8. Ja /Tit: 3. v. 5. 6. 7. 8. GOTT hat vnß ſeelig gemacht / vnd beruffen mit einem heyligen Beruff / nicht nach vnſeren Wercken / ſondern nach ſeinem vorſatz vnnd Genade / die vnß gegeben iſt in Chriſto Jeſu vor der Zeit der Welt. 2. Tim: 1. . 9. Summa2. Tim: 1. v. 9. Summarum, dieſe Genade iſt das Ewige Leben.

Diß / diß iſt alſo der Allerbewerte ſie See -Rom. 6. v. 23. len Medicus Chriſtus JESVS / der des Hippocratis attributa vnnd eingeſchaff - ten eines Wolerfahrenen Medicj in der that beweiſet / das Er ſeine Geiſtliche Patienten,C iijcuri -[22]curiret; I. Jucundè / Lieblich / Freundtlich vnnd Anmuttig / denn Er einen jeden zu ſich locket vnd beruffet; Kom̃et herzu mir alle / die Jhr Muͤheſelig vnd beladen ſeidt / ichMat: 11. v. 28. wil euch erquicken Matth. 11. . 28. Eſa: 55. v. 1.Wolan die Jhr Durſtig ſeid kommet her zum Waſſer / Eſaiæ 55. cap: . 1.

Es iſt bey jhm kein anſehen der Per -Act: 10. v. 34. ſon; Actor. 10. . 34. Ad Centurionis fa - mulum irevoluit, ad regulifilium, ire nolu - it, nevideretur πρωσπολύπτης, ſaget der Alte KirchenLehrer Beda; zu deß Haupt MansMatth: 8. v. 7. Knecht erbott Er ſich zu kommen Matth. 8.Ioh: 4. v. 49. . 7. Zu deß Koͤnigs Sohn / waͤgeret Er ſich Joh. 4. . 49. auff das man erkennen koͤn - te / das er kein Anſeher der Perſon / oder einẽ dem andern vorzuͤge. Zum andern curiret Er ſeine Patienten Tutò, ohn alle gefahr / Er giebet nicht / quid pro quo, Meuſe Pulver vor Magen Pulver; Sondern / Er heilet vn - ſere Seelen / durch ſeine Genade vnd Barm - hertzigkeit ſeines bittern Leidens vnnd Ster - bens / daß ſo gewiß als Er vor vnß geſtorben;So[23]So gewiß Wir auch durch Jhn Leben ſollen; Denn der da von keiner Suͤnde nicht wuſte / iſt vor vnß zur Suͤn degemacht das Wir in Jhm weren die Gerech -2. Cor: 5. v. 21. tigkeit / die vor GOTT gildt; 2. Cor:1. Cor: 1. v. 21. 30. 2. . 21. 1. Cor: 1. . 30.

Zum Dritten curiret Er auch / Citò / baldt vnnd geſchwinde; ſo baldt der Glaubige patient ſich zu Jhm findet troſt vnnd huͤlffe bey Jhm ſuchet / ſo helt Er Jhn nicht viel auff / ſondern ſaget zu Jhm: Bono animo eſto mi fili remiſsa ſunt tibi tua pec - cata; Sey getroſt mein Sohn / Dir ſein alleMat: 9. v. 2. deine Suͤnde vergeben. Matth: 9. . 2. Wenn es zum Sterben kommet / ſo curiret Er vnß an der Seelen / vnnd Spricht: Heute ſolſtu mit mir im Paradiſs ſein. Luc: 23. . 43. Ja ich bin die Auffer -Luc: 23. v. 43. ſtehung vnnd das Leben / wer an mich gleubet der wird Leben / ob er gleich ſtuͤrbet: Vnnd wer da Lebet vnndgleu -[24]Ioh. 11. v. 25.gleubet an Mich der wirdt nimmer - mehr Sterben. Joh: 11. cap: . 25.

Wolan das iſt alſo der Erſte Vmbſtand / Vnſerer Seelen Medicin / welchen Wir Nothwendig Mercken vnndt behalten ſol - len.

Zum Andern; gebrauchen wir ſolcher Seelen Artzney; Originem medicinæ animæ benè perpendamus.

Wir ſollen den Vrſprung dieſes Seelen Kreutleins wolbehertzigen / vnd betrachten. Wo Waͤchſet dieſes See - len Kreutlein. Meine Geliebten / nicht in denn Jrdiſchen vnd ſchoͤn gezierten / Luſt oder Artzney Gaͤrten / dieſer Welt; Nein / nein / da iſt es nicht zufinden; Es iſt auch nicht zu ſuchen vnnd zuerfragen / in den wolbeſtal - ten Artzney Officinen oder Apotecken; Auch nicht bey denn erfahrnen Materialiſten / Wo denn? Einig vnnd alleine / hat es ſeinen Vr - ſprung / auß dem rechten Orientaliſchen Lan - de vnd Himliſchen Paradis Garten deß Ewi - gen Lebens / alda Waͤchſet es / von dannenwirdt[25]wird es vnß mitgetheilet / das wir deſſelben gebrauchen koͤnnen. Vnd damit Wir ſol - ches recht erkennen moͤchten / ſo muͤſſen Wir auff dreyerley achtung geben. Einmal / iſt cauſa efficiens & largiens, die Haupt vrſache vnnd der rechte Brunnquell dieſes Seelen Kreutleins; Pater miſericor - diæ der Vater der Barmhertzigkeit / 2. Cor: 1. . 3. Der Herr Vnſer2. Cor: 1. v. 3. GOtt im Himmel. Von dem kommet Vrſpruͤnglich dieſe Genade / die Er vnß auß lauter Vaͤterlicher Barmhertzigkeit er zey - get vnd in der that bewieſen; Einmal / Generis humani miſerando. Daß Er ſich deß gantzen Suͤndtlichen Menſchli - chen Geſchlechts erbarmet / deſſelben nicht vergeſſen / Eſa: 49. . 16. Sondern alß einEſa: 49. v. 16. Vater Jhrer ſich angenommen / Pſalm 103. . 13. Vnnd auß Vaͤterlicher Liebe Jhnen ſei -ψ 103. v. 13. nen Sohn geſchencket / vnd der iſt der rechteJoh: 3. v. 16. Gebhardus vnd Gebens Herr / wie von Jhm die Chriſtliche Kirche gar ſchoͤn vnnd1. Joh: 4. v 9. 10. recht ſinget:Rom: 8. v. 32.

DDa[26]
Da Jammerts GOTT in ewigkeit
Mein Elendt vber die maſſen: /:
Er dacht an ſein Barmhertzigkeit
Er wolte mir helffen laſſen:
Er wand zu mir das Vater Hertz
Es war bey Jhm fuͤr war kein ſchertz /
Er ließ ſein beſtes koſten.
Er ſprach zu ſeinem lieben Sohn:
Die Zeit iſt hie zuerbarmen /
Fahr hin meines Hertzens werthe Kron /
Vnd ſey das heyl der Armen /
Vnd hilff jhn / auß der Suͤnden Noht /
Erwuͤrg vor ſie den bittern Todt /
Vnd laß ſie mit dir Leben.

Zum Andern / nos pro liberis ſu - is, in filio ſuo, ſibi cooptando; Das Er vnß vor ſeine liebe Kinder / in ſeinem al - lerliebſten Sohne / hat auff vnnd angenom -Eph: 1. v. 5. men / Eph 1. . 5. So viel jhrer Jhn auff - nahmen denen gab Er macht GOt -Ioh: 1. v. 12. tes Kinder zu werden / Joh: 1. . 12. Wie denn der heylige Apoſtel Paulus / dem genedigen GOtt / das Wort ſelbſten fuͤret ſagende: Jch wil Ewer Vater ſein /vnd[27]vnnd jhr ſollet meine Soͤhne vnd Toͤch - ter ſein. 2. Cor: 6. . 18. 2. Cor: 6. v. 18.

Zum Dritten; Vitam æter - nam in Chriſto promittendo; Das Er allen Glaubigen / in ſeinem Sohne Chri - ſto / das Ewige Leben verheiſchet vnd zuſaget: Auff das alle die an Jhn gleuben / nicht verlohren werden / ſondern das Ewige Leben haben. Johan: 3. . 16. Ioh: 3. v. 16.

Zum Andern: Cauſa prome - rens ſive emerens, der ſolche Genade verdienet / vnnd vnß erworben iſt einig vnnd allein / Chriſtus JEſus / Der iſt die Cauſa meritoria totalis, der vnß durch ſeinen Todt dieſelbe zu wege gebracht; Er hat muͤſſen bezahlen was Er nichtψ 69. v. 5. geraubet hatte / Pſalm 69. . 5. vnd mir (ſpricht Er) haſtu Arbeitt in deinen Suͤnden gemacht / vnnd Muͤhe in dei - nen Miſſethaten / Jch / Jch / tilge dei - ne Vbertrettung vmb meinet willen /D ijvnd[28]vnnd gedenck deiner Suͤnden nicht /Eſa. 43. v. 25. Eſaiæ 43. . 25. Er hatt vnß durchEſa: 53. v. 5. ſeine Wunden geheilet / Eſai: 53. . 5. Paulus ſaget / das wir durch GOTTesAct: 20. v. 28. Blutt erworben ſein / Actor: 20. . 28. Petrus Lehret das Wir nicht mit ver - genglichem Silber oder Golde / ſondern mit dem tewren Blut Chriſti / alß ei - nes Vnſchuldigen vnnd Vnbefleckten1. Pet: 1. v. 18. Lambß erloͤſet ſein / 1. Petr: 1. . 18. Johannes bezeuget / das Chriſtus eine Verſoͤhnung ſey vor der gantzen Welt1. Ioh: 2. v. 2. Suͤnde / 1. Joh: 2. . 2.

Weil nun dem alſo / ſo lernen wiꝛ hierauß / wie vnß dieſe Gratiarn vnd Genade Chriſtus der Herr zugeeignet hat:

Gal: 4. v 5.1. Legi ſatis faciendo: Da ErRom; 10. v. 4. das Geſetz erfuͤllet Gal: 4. . 5. Rom: 10. . 4.

2. Peccata in ſemet ipſum deri - vando; Weil Er die Suͤnde auff ſich ge -nom -[29]nommen / vnnd verſoͤhnet die Welt mit2. Cor: 5. v. 29. jhm ſelber / 2. Cor: 5. . 29. Vnnd hat nicht alleine auff ſich genommen / die peccata originalia die Erbſuͤnde / ſondern auch die actualia vnd taͤgliche Werck Suͤnde / gleich wie Simſon beyde Thore zu Gaza auff ſich ge -Iud: 16. v. 3. worffen. Jud: 16. . 3.

3. Voluntariê moriendo, in dem Er williglich vor vnß Geſtorben / Pſal: 40. v. 8.ψ. 40. v. 8. 9. Luc. 18. v. 31. Rom. 4. v. 23. 9. Luc. 18. v. 31.

4. Victorioſè reſurgendo. DasRom: 4. v. 23. Er am Dritten Tag Aufferſtanden / vnnd vnß die Gerechtigkeit vnnd Ewige Bruͤder -Rom: 4. v. 23. ſchafft zur auß beutte gebracht / Rom: 4. v. 23. Joh: 20. v. 17. Ioh; 20. v. 17.

5. Endlichen / Cælos aſcendendo, das Er gen Himmel gefahren / zu ſeinem vnd vnſerm Vater / zu ſeinem vnd vnſerem Gott / Joh. 20. v. 17. vnd vnß die Staͤdte bereitet /Ioh: 20. v. 17. das wir bey jhm ſein vnd bleiben ſollen in alleIoh: 14. v. 3. ewigkeit. Joh. 14. v. 3. Joh: 17. v. 24.

Er iſt derhalben der rechte Genaden ſtulIoh: 17. v. 24.D iijzu[30]Exod: 35. v. 12.zu dem wir vnſere zuflucht haben ſollẽ / Exod:Rom: 3. v. 25. 35. v. 12. Rom. 3. v. 25.

Zum Dritten / ſo iſt / Spiritus ſanctus cauſa confirmatoria & obſignans der Heylige Geiſt. Der ſolche Genade in vnnß Verſiegelt vnnd vergewiſſert / bißEph: 4. v. 30. auff den Tag der Erloͤſung / Eph: 4. . 30.

1. Cor: 12. v. 3.Durch Jhn / heiſſen Wir / Chriſtum einen Herren / 1. Cor. 12. v. 3. Dieſer Geiſt deß Sohnes Gottes ſchreiet in vnſeren Hertzen:Gal: 4. v. 3. Abba lieber Vater / Gal: 4. . 6. Er iſt der Geiſt der Genadẽ vñ deß Gebetts / Zach:Zach: 12. v. 10. 12. v. 10. vnnd gibet Zeugniß vnſerem Geiſt /Rom: 8. v. 16. das wir Gottes Kinder ſind / Rom. 8. . 16. Sind wir denn Kinder Gottes / ſo ſind wir auch Erben / vnd Miterben Chriſti; Vnd alſo ſehen vnnd lernen Wir / Woher Wir dieſes Genaden Kreutlein / oder Seelen Artzney bekommen haben.

USUS: Dieſe Lehre ſollen Wir mercken vnd behalten; ad inſtructionem, zum vnterricht. Ob zwar dieſe Genade vnſe -rer[31]rer Seelen Artzney / der gantzen Heyligen Dreyfaltigkeit zugeeignet wird / ſo geſchihet ſolches nach der Regel deß Alten Kirchenleh - rerß Auguſtini, der da ſaget: Opera SS. Trinitatis ad extrà ſunt indiviſa; Die Wer - cke der Heyligen Dreyfaltigkeit / die Sie an den Creaturen verrichtet / die ſind allen Dreyen Perſonen Gemein: So hat doch die andere Perſon Chriſtus Jeſus / einig vnd alleine dieſelbige vnß erworben / wie in den vorgehenden Zeugniſſen iſt bewieſen wor - den; Alſo daß ſolche Genade / einig vnnd allein vnß durch Chriſtum mitgetheilet wiꝛd / vnd wir dieſelbe von Jhm allein zu empfangẽ haben.

Derowegen werden in dieſem paſsu der erwerbung dieſer Genade außgeſchloſſen / Franciſci nichtige Vulnera / vnnd erdachte Wunden;

Alle Marter vnnd Leiden der Heyligen GOttes / wie denn auch die Miterwerbung der Hochgelobten Mutter GOttes / von welcher im Mariale, welches : 1493. Zu Straßburgk iſt gedruckt worden / außdruͤck -lichen[32]lichen dieſe Worte ſiehen: Adulti - mum fuit Dominus cum (Mariâ) & ipſa cum Domino, in eodem labore, & in eodem opere Redemptionis. Mater mi - ſericordiæ adjuvit Patrem miſericordiarum in opere noſtræ ſalutis, Unde prædictum eſt de primâ muliere: Faciamus ej adjuto - rium. Quid eſt ergò, quod Dominus dicit: Torcular calcavi ſolus. & de gentibus non fuit vir mecum? Verum eſt Domine, quod non fuit vir tecum, ſed mulier unà tecum eſt, quæ omnia vulnera, quæ tu ſuſcepiſti in corpore, ſuſcepit in Corde. das iſt: Letz - lich iſt der Herr mit jhr / nemlichen mit Maria / vnnd Sie mit dem Herren ge - weſt in gleicher Arbeit / vnnd Jhn gleichem werck der Erloͤſung / die Mutter der Barm - hertzigkeit / hat dem Vater der Barmhertzig - keit geholffen in dem Werck vnſers Heilß. Daher von dem Erſten Weibe geſaget wor - den: Wir wollen jhm ein gehuͤlffen machen. Warumb ſagt aber der HErr /Eſ: 63. v. 3. Eſa: 63. v. 3.

Jch[33]

Jch habe die Kaͤlter alleine getre -Eſa: 63. v. 4. ten / vnnd auß den Voͤlckern iſt kein Mann mit mir geweſen? Ja Herr / es iſt war / das kein Mann bey Dir ge - weſt / aber ein Weib iſt bey Dir / wel - che die Wunden / ſo Du am Leibe em - fangen / in dem Hertzen empfangen hat. Heilbrun: in ſeinem Vncatho - liſchen Babſthum; fol: 17. Was das vor ein Jrthumb ſey / bezeuget die Goͤttliche Schrifft / deß Alten vnd Newen Teſtaments, in dem Eſaiæ 45. v. 22. geſchrieben ſtehet:Eſa: 45. v. 22. Wendet Euch zu mir / ſaget der Herr vnſer GOTT / der waare Mesſias Chriſtus Jeſus, ſo werdet jhr ſeelig al - ler Welt Ende.

Denn Jch bin GOTT vnnd keiner mehr; Jch ſchwere bey mir ſelbſt / vnnd ein Wort der Gerechtigkeit gehet auß meinem Munde / da ſol es bey blei - ben / nemlich: Mir ſollen ſich alleEKnie[34]Knie beugen / vnnd alle Zungen ſchwe - ren vnd ſagen: Jm HERREN habe Jch Gerechtigkeit vnd Staͤrcke /Eſa: 45. v. 23. 24. Eſa: 45. v. 23. 24. Rom: 14. v. 11. Philip: 2.Rom: 14. v. 11. v. 11. Eſaiæ: 63. v. 1. 2. 3 ſaget der Prophet zuPhil: 2. v. 11. Chriſto; Warumb iſt dein Gewand ſo Rothfarb / vnd dein Kleidt / wie ei -Eſ: 63. v. 1. 2. 3. nes Keltertreterß? Da giebet Jhm Chriſtus Antwort: Jch trete die Kelter alleine / vnnd iſt niemand vnter den Voͤlckern mit mir. Jch habe Sie gekeltert in meinem Zorn / vnnd zu treten in meinem Grimm.

Jm Newen Teſtament ſpricht Chriſtus ſelbſt ſelbſten: Des Menſchen Sohn iſt nicht kommen / das Er Jhm Dienen laſſe / ſondern das Er Diene / vnd gebe ſein Leben zu einer Erloͤſung fuͤr viele. Matth. 20. v. 28.Matth. 20 . 28. Paulus ſaget: Es iſt ein GOTT / vnd ein Mitler zwiſchen GOTT vnd den Menſchen / nemlichder[35]der Menſch JEſus Chriſtus / der ſich ſelbſt gegebẽ hat vor alle zur Erloͤſung /1. Ttm 2: v: 5. 6. 1. Tim: 2. v. 5. 6. Vnd weiter: Auff das Er vnß Erloͤſete von aller Vngerech - tigkeit / vnnd Reiniget Jm ſelber ein Volck zum Eigenthumb / das fleiſſig were zu gutten Wercken / Tit: 1. . 14. Tit: 1. v. 14.

Wie denn zum Andern / auch Wir dieſes / ad admonitionem, gebrauchen ſollen / das ob Wir zwar gutte Wercke ſollen vnnd muͤſſen thun / das Wir denſelben nicht zu viel zueignen vnnd einreumen doͤrffen / alß koͤnten Wir ſolche Genade GOttes vnſerer ſeeligkeit / dadurch erwerben; Nein / Nein / das were excesſu vnnd zuviel den gutten Wercken zugeſchrieben. Gutte Wercke ſollen Wir zwar thun (vnd wer ſie nicht thut der kan kein rechter Chriſt genennet werden): Aber nicht quoad meritum, das Wir etwas dadurch koͤnten verdienen / ſed quoad debi - tum, das wir ſchuldner ſein / nicht dem fleiſch / das Wir nach dem Fleiſch Leben / Denn woE iſihr[36]jhr nach dem Fleiſche Lebet / ſo werdet jhr Sterben muͤſſen / wo jhr aber durch den Geiſt deß Fleiſches geſchaͤff -Rom: 8 v. 12. 13. 14. tetoͤdtet / ſo werdet jhr Leben / Rom 8. . 12. 13. 14.

Vnnd der Herr Chriſtus ſaget ſelbſt: Wenn jhr alles gethan habt / was Euch befohlen iſt / ſo ſprecht wir ſind vnnuͤtze Knechte / Wir haben gethan / was WirLuc: 17. v. 10. zu thun Schuldig waren / Lucæ: 17. . 10.

Argumentiren vnd ſchliſſen demnach al - ſo: So ein Menſch / die Genade der ewi - gen Seeligkeit durch gutte Werck erwerben vnd verdienen kan / ſo muß es geſchehen / ent - weder durch die Wercke / die Gott befohlen / oder die Er nicht befohlen hat: Nun aber kan keiner durch die befohlenen / die GnadePſal: 19. v. 15. der ſeeligkeit erwerben / denn ſie ſind imper - fecta vnvolkommen / Pſalm: 19. . 15. Exod:Exod: 34. v. 7. 34. v. 7. innocens coram te non eſt in -Pſal: 14. v. 3. nocens, Pſalm: 14. v. 3. der Gerechte iſt vordir[37]dirnicht Gerecht / Rom: 3. v. 23. Coinqui -Rom: 3. v. 23. nata, ſie ſein wie ein vnfletiges Kleid / Eſa: 64 v. 6. Ja wir ſind ſie ſchuldig zu thun / Luc:Eſa: 64. v. 6. 17. v. 10. Bleibt demnach war vnd klar / dasLuc: 17. v. 10. der Menſch durch ſolche befohlene Wercke / die Genade GOttes nicht erwerben kan. Ferner / durch vnbefohlene Wercke kan Er ſol -Eſa: 29. v. 29. che Genade nicht erlangen. Warumb? denn ſie gefallen Gott nicht / derowegen derMatt. 15 v. 8. Menſch durch keine Wercke ſolche GenadeMar: 7. v. 6. der ſeeligkeit eruͤbrigen kan.

Zum Dritten / ſo muͤſſen Wir dieſe Seelen Artzney alſo gebrauchen / medium & modum uſurpationis ſive applica - tionis recte diſcamus; Wir ſollen achtung drauff geben / vnnd lernen / durch was vor mittel vnnd auff waſſerley Art vnnd Weiſe / Wir vnß dieſelbe appli - ciren, vnd zueignen ſollen. An die - ſem mittel vnnd an dieſer Art vnnd Weiſe deß gebrauchs oder der applica tur / iſt ſehr viel gelegen / Denn wenn man gleich eine be - werethe Artzney bekommet / vnnd man nichtE iijweiß[38]weiß derſelben recht zugebrauchen / ſo kan dieſelbe offtermalß dem Patienten ſchaͤdli - cher alß Nuͤtzlich ſein. Derowegen muͤſſen wir Zweyerley Haͤnde darzu gebrau - chen: 1. Manum porrigentem, eine darrei - chende Handt / die vnß die Artzney dargiebet; 2. manum apprehendentem, eine an - nehmende Hand / die ſolche Medicin auff vnd annihmet. Manus porrigens, die Hand die vnß ſolche Medicin darreichet / vnnd das rechte mittel iſt / durch welches vnß dieſe Seelen Artzney angetragen wird / iſt / reſpectu DEI, oder auff GOTTES Seiten / das Wort deß Herren vnnd ſeine heylige Sacramenta, durch welches Wort vnnd Sacrament, alß das medium externum, das euſerliche Mittel dieſe See - len Artzney vnß angeboten vnd vberantwor - tet wird; Denn gleich wie dort der Engel auff einer Zangen die gluͤende Role dem Pro - pheten gegeben / Eſaiæ. 6. . 6 auff das ſeine Vnreinigkeit von Jhm genommen wuͤrde.

Alſo bringet vnd reichet vnß dar der En -gel[39]gel deß Bundes / Malach. 3. . 1. GQTTESMal: 3. v. 1. vnd MarienSohn Jeſus Chriſtus im Worte vnd Sacramenten ſeine Genade vnd Gerech - tigkeit / auff das wir dadurch gereiniget wer - den / von allen vnſeren Suͤnden. Ja / gleich wie Chriſtus der Herr dem Petro die Hand gereichet / damit Er auff dem Meer / alß Er geſuncken nicht vmbkaͤme vnnd vertuͤrbe: Matth. 14. . 31. Gleicher geſtalt giebt vnßMatt: 14. v. 31. der Sohne GOTTES ſeine haͤnde / wel - che Er den gantzen Tag außgereckt vnnd außgeſtreckt / Eſaiæ 65 v. 2. auff das wir durchEſa: 65. v. 2. den Glauben in jhm ſtehen / gerecht vnd ſee -Rom: 10. v. 21. lig werden / Rom. 10. v. 21. Rom. 11. v. 21. Rom 3 v. 28. Eph: 2 v. 8. Rom: 11. v. 21.

Derowegen / O Chriſtliches Hertz / wol -Rom: 3. v. 28. leſtu dieſe darreichende Handt / deß heyligen Evangelij vnd der heyligen Sacrament nichtEph: 2. v. 8. verachten / ſondern dieſelbe dir Lieb ſein laſ - ſen; Denn gleich / wie in der Wuͤſten das Manna vom Himmel mit dem Taw gefallen iſt: Alſo wenn das Himmel Brodt Goͤttli - ches Wortes / in der Predigt / auff dein Heil - hungeriges Hertz felt / ſo iſt dabey der Liebli -che[40]Eſa: 55. v. 10.che kuͤle taw / Eſa: 55. v. 10. der Genaden Got -ψ 2. 3. v. 3. tes / der die Seele erquicket Pſalm: 23. v. 3. ψ 94. v. 19.Pſalm: 94. v. 19 wie ſolches an der Lydia zuſe -Act: 16. v. 14. hẽ / Actor: 16. . 14. Denn der Menſch Lebet nicht alleine vom Brod / ſon - dern von einem jeden Wort / das durch den Mundt GOTTes gehet /Matt: 4. v. 4. Matth: 4. . 4. Vnd das Evangeli - um iſt eine Krafft zur ſeeligkeit / allenRom: 1. v. 16. die daran gleuben / Rom: 1. . 16. Vom Ahasvero Leſen Wir / das wenn jemand inwendig in ſeinen praͤchtigen Palaſt gieng / ward Er von den Hoff Trabanten getoͤdtet / wo fern Jhm der Koͤnig / nicht ſeinen guͤlde - nen Scepter, alß das rechte Genaden ZeichenEſt: 4. v. 2. darreckete / Eſt: 4. v. 2.

Alſo iſt das Evangelium nichts anderß / alß das Sceptrum virtutis, das Scepter derRom: 1. v. 16. Krafft GOTTES / Rom: 1. v. 16.

Wann der Allgewaltige GOtt / daſſel - bige nicht zu dir neigete / vnnd dir damit ſeine Genaden antragen lieſſe / ſo koͤnteſtu niem - mermehr / in ſeinen Himliſchen Frewden -Saal[41]Saal kommen / vnd ſeelig werden. Sol - che Euſerliche Mittel / O Chriſtliches Hertz ſolſtu danckbarlich gebrauchen / Zu GOttes Wort dich mit Frewden halten / Pſalm: 27. v. ψ. 27. v. 4.4. Pſalm: 122. v. 1. 2. Hertzlich gerne daſſelbigeψ 122. v. 1. 2. hoͤren / Luc: 10. v. 42. Bey dem SacramentLuc. 10. v. 42. deß Hochwuͤrdigen Abendmahlß dich offte ſehen vnnd finden laſſen / 1. Cot: 11. v. 26. So1. Cor: 11. v. 26. wirſtu dadurch in deinem glauben geſtaͤrcket / der genedigen Vergebung der Suͤnden ver - ſichert werden: vnd gleich wie dort der Pro - phet Elias 40. Tage vnnd 40. Nacht / durch die Krafft deß geroͤſten Brodts / vnnd durch den Tranck deß Waſſers erhalten wardt / biß das Er ſeinen lauff verrichtet hat / biß an den Berg GOTTES Horeb. 1. Reg: 19.1. Reg: 19. v. 6. 7. 8. . 6. 7. 8.

Alſo wirſtu auch / O Chriſtgleubiges Hertz / geſtercket vnd erhalten werden / in deiner Pil - gerſchafft deß Zeitlichen Lebens / durch dieſe Geiſtliche Speiſe vnd erquickenden Tranck / deß Wortes Gottes / vnnd deß Hochwuͤrdi - gẽ Abendmahlß / biß das du gelangeſt zu dem Himliſchen Berge Horeb, deß Ewigen zu -Fkuͤnff -[42]kuͤnfftigen Lebens. Betreffende aber Manum apprehendentem, die Handt / mit / vnd durch welche Wir vnß dieſe Seelen Artzney appliciren, iſt dieſelbe einig vnnd al - lein / Reſpectu noſtri auff vnſerer ſeiten / der lebendige Glaube an Jeſum Chri - ſtum / der iſt das medium internum, das jñerliche mittel / welches kan vnd mag ge - neñet werden / manus mendica, die begie - rige Bettlerß Handt / damit wir vnß / die an - gebotene Genade vnd Barmhertzigkeit koͤn - nen zu eignen / vnd vnß derſelben theilhafftig machen; Wie denn in vnſerem Macht ſpruͤch - lein ſolches angedeutet wird da Petrus ſaget:

Wir Glauben durch die Genade Jeſu Chriſti / ſeelig zuwerden / wie vn - ſere Vaͤter.

Dieſer Glaube aber iſt nicht eine bloſſe wiſſenſchafft der Hiſtorien von Chriſto / wel -Iac: 2. v. 19. che auch den boͤſen Geiſtern bekand iſt / Jaco - bi 2. . 19. vnd jhnen doch nichts zur Seelig - keit nuͤtzet: Sondern Er iſt ein gewiß Le - bendig vnd beſtendig vertrawen im Hertzen /damit[43]damit du allen deinen Troſt vnd Zuverſicht / Heb: 11. . 1. auff Gottes zuſage ſetzeſt / vnndHeb: 11. v. 1. dich darauff gaͤntzlichen verleſſeſt / was der Herr Chriſtus gethan / vnnd außgerichtet / das ſey alles vnſerer Suͤnden halben / vnd zu vnſerem Ewigen heil geſchehen: Ja das du vmb deß Herren Jeſu Chriſti willen / wahr - hafftig habeſt / vergebung der Suͤnden / ſeiſt mit GOtt verſoͤhnet / vnnd zu ſeinem lieben Kinde auff vnd angenommen / das ewige Le - en zuererben.

Das dem alſo ſey bekraͤfftiget die heylige Schrifft hin vnnd wider mit gewaltigen kla - ren / Spruͤchen vnd Zeugniſſen. Der Ge - rechte wird ſeines Glaubens leben / ſa - get der Prophet Habacuc. Habacuc 2. . 4. Habacuc. 2. v. 4.Welcher Spruch im Newen Teſtament zu dreyen mahlen / alß / Rom: 2. . 17. Gal: 3. . Rom: 2. v. 17.11. Heb: 10. 18. allegiret vnnd eingefuͤhret wird: GOTT ſiehet an den Glau -Gal: 3. v. 11. ben / Jer: 5. . 3. Jmpoſsibile eſt, es iſtHeb: 10. v. 18. vnmoͤglich / GOTT gefallen ohne denIer: 5. v. 3. Glauben / Heb: 11. v. 6. Wer war Johan -Heb. 11. v. 6.F ijnes[44]nes der Teuffer? Traun Chriſtus der Herr giebet jhm ſelbſt daß Zeugniß / kein groͤſſerer alß Er / ſey jemalß von Weibern geboren /Matt: 11. v. 11. Matth: 11. v. 11. Eben dieſer thewre GOttes Mann ſaget klaͤrlich: Wer an den Sohn gleubet / der hat das ewige Leben / Wer dem Sohne nicht gleubet / der wird das Leben nicht ſehen / ſondern der ZornIoh: 3. v. 36. Gottes bleibet vber Jhm. Joh: 3. . 36.

S. Paulus hat im Dritten Himmel das2. Cor. 12. v. 2. Evangelium ſtudiret, vnd im Paradiß pro - moviret, alſo das Er ein rechter Doctor der Heyden wordẽ; Der ſpricht außdruͤcklichen / das kein ander mittel ſey / die Genade JEſu Chriſti vnnd ſeine Gerechtigkeit zuerlangen alß der Glaube / welches Er hin vnnd wider in ſeinen Schrifften alſo außfuͤhret / alſo das keine Epiſtel von jhm geſchrieben worden / da Er nicht auff ſolchen Glauben Zeuget vnndRom: 3. v. 28. weiſet / zu den Römern 3. cap: . 28. ſaget Er: So halten wir es nun / das der Menſch gerecht werde ohne deß Ge -ſetzes[45]ſetzes Werck allein durch den Glauben; An die Epheſer ſchreibet Er: Gratia DEI ſalvati eſtis, auß Genaden ſeid jhr ſee - lig worden durch den Glauben / vnd daſ - ſelbige nicht auß Euch / Gottes gabe iſtEph: 2. v. 8. 9. es / nicht auß den Wercken / auff daß ſich nicht jemand ruͤhme. Eph: 2. . 8. 9. Gal: 2. v. 16.

Zu den Galatern ſaget Er: Wir glau - ben an Chriſtum Jeſum / das wir ge - recht werden / durch den Glauben an Jhn. Jn der Epiſtel an die Römer fuͤretRom: 4. v. 23. Er Abrahamum ein / vnnd ſaget von Jhm: Abraham hat GOtt gegleubet / vnnd das iſt jhm zur gerechtigkeit gerechnet: Dar auß Er denn diß Argument vnd Sequel oder Schluß rede machet: Wie der Vater iſt gerecht vnd ſeelig worden: Alſo muͤſſen auchGal: 3. v. 7. die Kinder ſeelig werden; Weil Er denn / Abra - ham / alß der glaͤubigen Vater / Gal: 3. v. 7. durch den / Glauben an Chriſtum iſt ſeelig worden / ſo iſt daß Conſequens oder nach fol - ge das auch alle glaͤubigen / die AbrahamsF iijKin -[46]Kinder ſein / einig vnd allein / durch den glau - ben ſollen ſeelig werden.

Wie denn auch dieſer Paulus, alß der Kaͤr - cker Meiſter zu Philippis fragete / was Er thun ſolte das Er ſeelig wuͤrde? Jhm geant - wortet mit runden vnnd kurtzen Worten: Glaube an den HERREN JE -Actor: 16. v. 30. SUM, ſo wirſtu vnd dein Hauß ſeelig. Actor: 16. v. 30. Jn Summa / weil wir denMatth: 3. v. 17. Sohn GOttes hoͤren ſollen / Matth: 3. v. 17. vnd 17. cap: v. 7.

So beruhen wir bey ſeinem Außſpruch / was Er hirvon redet: Wer an Jhn (den Sohn GOttes) gleubet / der wird nicht gerichtet / wer aber nicht gleubet / der iſt ſchon gerichtet / denn Er gleubet nicht an den Nahmen deß eingebohr -Ioh: 3. v. 18. nen Sohnes GOTTES / Joh: 3. . 18. Vnd das iſt der Wille / deß der mich geſand hat / das wer den Sohn ſihet / vnnd gleubet an Jhn / habe das ewige Leben / vnd ich werde jhn Auff -erwecken[47]erwecken am Juͤngſten Tage. Joh: 6. v. 4. Daß iſt alſo der Dritte vmbſtand vnſe - rer propoſition vnd Kirchen Lateins.

Zum Vierden / ſollen wir Vnſerer Seelen Artzney alſo gebrauchen vnd vnß zu nutz wen den: Efficaciæ ſive operationi, no - ſtræ medicinæ, tutò fidamus, das Wir vnß auff die wuͤrckung vnd krafft vnſerer Seelen Artzney / kuͤnlich verlaſſen / damit troͤſten / vnd im Glauben auffrichten ſollen; Vnd iſt die er - ſte krafft vnd wirckung dieſer vnſerer Seelen Artzney / Peccatorum remiſsio: Die ver - gebung aller vnſerer Suͤnden / Beati quo - rum remiſsæ ſunt iniquitates, & quorum te - cta ſunt peccata; Beatus vir cui non impu - tavit Dominus peccatum, wol dem Men - ſchen / dem der Herr die Miſſethat nicht zurechnet.

Wol dem / dem die Vbertretung vergeben ſind / dem die Suͤnde bedeckt iſt / ſaget David Pſalm 32. v. 1. 2. Weil dennPſal: 32, v. 1. 2. David dieſe vor ſeelige Menſchen achtet vndhelt /[48]helt / denen die Suͤnden vergeben ſein: So ſehen wir darauß den gewaltigen Nutz / der Geiſtlichen Seelen Artzney das wir dadurch von dem Vnflatt der Suͤnden / welcher vnßEſa: 59. v. 2. ſonſten von Gott ſcheidet / Eſaiæ 59. v. 2. be - freiet werden: Solches bezeuget auch Petrus da Er ſaget: Von dieſem Zeugen alle Propheten / das durch ſeinen Nahmen / alle die an Jhn gleuben vergebung derAct: 10. v. 43. Suͤnden empfahen ſollen / Actor: 10. . 43. Dieſe Suͤnden aber werden vnß in dieſer Sterbligkeit alſo vergeben / das wie Auguſti - nus ſaget: peccatum tollitur, nõ ut nõ ſit, ſed ut non imputetur. Tom. 7. de Nuptiis, das iſt / non ut non ſint, ſed ut non damnent, nicht alß weren Wir hernach ohne Suͤnde: Son - dern alſo wird ſie von den gleubigen Geiſtli - chen patienten alhie genommen / das ſie die - ſelben nicht mehr kan verdammen. Denn es iſt nichts verdamliches an denen / die in Chriſto Jeſu ſind / die nicht nach demRom: 8. v. 1. Fleiſch Wandeln / ſondern nach dem Geiſt. Rom: 8. . 1.

Jhre[49]

Jhre vbertretung iſt jhnen verge -Pſal: 32. v. 1. ben / vnd jhre Suͤnd iſt bedeckt / Pſalm 32. . 1. Jhre Miſſethat iſt vertilget wie eine Wolcke / vnnd die Suͤnde wie der Nebel. Eſa: 44. . 22. GOtt ge -Eſa: 44. v. 22. denckt nicht mehr an alle vbertretung die ſie begangen haben / Ezech: 18. . Ezech: 18. v. 22.22. Er hat jhre Miſſethat gedaͤmpffet / vnnd alle jhre Suͤnde in die Tieffe deßMich: 7. v. 19. Meereß geworffen / Mich, 7. . 19. Darumb die glaubigen in dieſer Weldt / Suͤndigen nicht mehr zum Tode / 1. Joh: 5.1. Ioh: 5. v. 16. v. 16. denn ſie laſſen die Suͤnde nicht her - ſchen in jhrem ſterblichen Leibe / Rom 6. v. 12.Rom. 6. v. 12. ſondern klagen vnd ſagen mit Paulo: O ich elender Menſch / wer wil mich erloͤſen von dem Leibe dieſes Todes / Rom: 7. . 24. Rom: 7. v. 24.Wiederſtreben jhren luͤſten vnnd begierden / das ſie nicht uͤber ſie herrſchen; Rom: 6. v. 14. Rom: 6. v. 14.An jenem Tage aber ſol radicitùs, mit der Wurtzel ſolche Suͤnde gantz außgerottet vnd abgeſchaffet werden / vnnd wird in den Him -Gmel[50]Eſa: 26. v. 3.mel eingehen / ein gerechtes Volck / Eſa: 26. . 3. Die andere krafft vnnd wuͤrckung / dieſes Seelen Kreutleins iſt; Conſcientiæ vulneratæ fanatio; Die kraͤfftige ge - ſundt machung deß verwundetẽ Gewi - ſſens; Die Conſcientz, Conſcientz, hat ge - meiniglich die Peſtilentz, weñ ſie auffwachet.

Nun ſind vnſere ſchaden verzwei - felt boͤſe / vnd vnſere Wunden Vnheil -Ierem: 30. v. 12. bar / Jerem: 30. . 12. Weil wir ſo ſchwer geſuͤndiget / das wir klagen muͤſſen mit David; non eſt pax osſibus meis;Pſal: 38. v. 4. es iſt kein Friede in Meinen gebeinen / fuͤr meiner Suͤnde / Pſalm: 38. . 4. Aber ſolches vnruhiges gewiſſen / wird geſtil - let / wenn wir vnß mit gleubigen Hertzen zu - eignen die Genade JEſu Chriſti / vnnd mit gleubigen Hertzen / vnß einwickeln in ſeine Bluttflieſſende Fuͤnff Wunden / vnd ſagen mit Auguſtino: Turbabor ſed non per - turbabor, quia vulnerum Jeſu Chriſti re - cordabor;

Mein[51]
Mein Suͤndt mich werden krencken ſehr /
Mein gewiſſen wird mich nagen /
Denn jhr ſind viel wie Sand am Meer
Doch wil ich nicht verzagen;
Gedencken wil ich an deinen Todt
Herr Jeſu deine Fuͤnff Wunden roth /
Die werden mich erhalten.

Vnd mit Bernhardo: Nihil eſt tàm efficax ad curanda Conſcientiæ vulnera, quam vulnerum Chriſti meditatio crebra;

Kein heilſahmertz Pflaſter auff Erden iſt /
Denn die Fuͤnff Wunden JESU Chriſt;
Wer die recht vnd wol betracht /
Der hat ſeine Seele geſundt gemacht.

Da heiſſet es denn / was Paulus ſaget: Iuſtificati fide pacem habemus: Nun wir ſind gerecht worden / durch den Glau - ben / ſo haben wir Friede mit GOtt / durch vnſern HErren JEſum Chriſt. Rom: 5. v. 1.Rom: 5. v. 1. Das wird der rechte nutz ſein / Ewige ſtille vnnd ſicherheit. Eſa: 32.Eſa: 32. v. 17. . 17.

Der Dritte nutz wird ſein / Vitæ æter -[52] posſesſio, die beſitzung deß ewigen Lebens / ſive æterna ſalvatio, die See - ligkeit derSeelen; Wie in vnſerem macht - ſpruͤchlein Petrus ſaget: Wir Glauben Seelig zu werden / wie vnſere Vaͤter /Apoc: 21. v. 2. die da ſind in der Herrligkeit deß Himliſchen Jeruſalems / Apoc: 21. v. 2. vnd beſitzen daß Reich deß ewigen Lebens / nach deß Herren Chriſti außſpruch: Auff das alle die an JhnIoh: 3. v. 16. gleuben nicht verlohren werden / ſondern das ewige Leben haben / Joh: 3. v. 16. auch daſ -Matt: 25. v. 46. ſelbige jhnen wird eingereumet werden in al - le ewige-ewigkeit; Matth: 25. v. 46.

Endlichen vnnd zum Fuͤnfften; muͤſſen wir Vnſerer Seelen Artzney gebrauchen: Gratitudini debitæ ſeriò ſtudeamus: das wir vnß der gebuͤrenden danckbarkeit mit rechtem Ernſt befleiſſigen ſollen. Seid1. Theſs: 5. v. 17. danckbar in allen dingen / ſaget PaulusColoſs: 3. v. 15. 1. Theſs: 5. v. 17. Coloſs: 3. v. 15. Denn der Vndanck iſt aller laſter anfang.

Derowegen ſo ſollen wir vnß gegen vn - ſerem Seelen Medico alß danckbahre Pati -enten[53]enten verhalten; Einmal / Arduâ dilectio - ne, das wir Jhn Hertzlich lieb haben / vnnd wer wolte Jhn nicht Lieb haben / vnd Hoch - achten / weil Er vnß mit ſeinem Himliſchen Vater verſoͤhnet. Eph: 1. v. 4. 1. Ioh: 2. v. 2.Eph. 1. v. 4. 1. Ioh. 2. v. 2. das Geſetze vor vnß erfuͤllet / Gal: 4. v. 4. Gal. 3. v. 13. den Zorn GOttes geſtillet / vnnd dieGal: 4. v. 4. Gal: 3. v. 13. Geiſtliche Seelen Artzney / der Genade Got - tes / vnß durch ſein Blut vnd Todt zuwegen -2. Cor: 5 v. 19. gebracht / 2. Cor: 5. . 19. Actor: 20. . 28.

Daher ſaget Paulus, Eph: 3. v. 19. Chri -Actor: 20. v. 28. Eph: 3. v. 19. ſtum Lieb haben / iſt beſſer denn alles wiſſen. Vnd wer jhn nicht lieb hat derſey anathema mahara mmotha, das iſt / der1. Cor: 16. v. 22. ſol ewig verflucht ſein / 1. Cor: 16. . 22.

Demnach ſein das danckbahre Patienten die mit David ſagen: Hertzlich Lieb hab ich dich / HErr mein Stercke / HErr mein Felß / mein Burg / mein Erretter / mein GOtt / mein Hort auff den ich trawe / mein Schildt vnd Horn / mei - nes Heilß / vnd mein Schutz. Pſalm:G iij18. . 2.[54]Pſal: 18. v. 2. 3. 4.18. . 2. 3. 4. vnd mit Asſaph: Wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden. Wenn mir gleich Leib vnnd Seel verſchmacht / ſo biſtu doch Gott / allezeit meines HertzensPſal: 73. v. 25. 26. 27. troſt vnd mein theil / Pſalm 73. . 25. 26 27. Vnd wer Chriſtum alſo Lieb hat / der kan vnd mag ſich auch troͤſten der Liebe Got - tes ſagende mit Paulo: Jch bin gewiß das weder Todt noch Leben / wederEn - gel noch Fuͤrſtenthumb / noch gewaldt / weder gegenwertiges noch zukuͤnffti - ges / weder hohes noch tieffeß / noch kei - ne andere Creatur mag vnß ſcheiden von der Liebe Gottes / die in ChriſtoRom: 8. v. 38. 39. Jeſu iſt vnſerem HERREN / Rom. 8. . 38. 39.

Zum Andern / Vnſere danckbarkeit ſollen wir abgeben: Bonorum operum exercitatione, das Wir vnß gutter Wercke befleiſſigen ſollen. Denn obzwar[55]zwar Wir alleine durch den Glauben der Genaden Jeſu Chriſti vnß theilhafftig ma - chen:

So ſol vnd kan ſolcher Glaube nicht oh - ne gutte wercke ſein / deñ ein gutter Baum bringet gutte Fruͤchte / ſaget der Herr Chriſtus ſelbſt / Matth: 7. . 17. Matth: 7. v. 17.

Ja wir ſind GOTTES Werck erſchaffen in Chriſto JEſu zu gutten Wercken / das wir darinnen Wandeln ſollen / Eph: 2. . 16. Ja Wir ſollenEph: 2. v. 16. nicht allein hoͤrer / ſondern auch thaͤter deß Wortes ſein / Jacob: 1. cap: . 22. Iac: 1. cap: v. 22.Vnd das iſt Fides incarnata, ein Menſch - wordener Glaube / wie in die Alten genennet haben / der durch die Wercke geſehen wird /Matth: 5. v. 16. Matth: 5. v. 16. Vnnd durch die Liebe thaͤtig iſt / denn ohn dieſelben iſt er ſonſten Todt. Ja -Iac: 2. v. 21. 26. cob: 2. v. 21. 26.

Endlichen zum Dritten / vñ zum beſchluß / ſo beweiſenwir vnſere Danckbarkeit / Con - ſtantiæ demonſtratione: Das wir beydie -[56]dieſem Medico vnnd ſeiner Seelen Artzney der Genade Jeſu Chriſti beſtendig verbleiben ſollen / biß an vnſeren letzten Seufftzer / kuͤhn - lich vnd mit Frieden / auff dieſe Genade / durch den Zeitlichen Todt einſchlaffen / ſo werden Wir mit Frewden an Jenem Tage aufferſte -Apoc: 2. v. 10. hen / vnd mit der Kron deß Lebens / Apo: 2. . 10. vnd der Gerechtigkeit / durch Chriſtum Jeſum / den gerechten Rich -2. Tim: 4. v. 8. ter 2. Tim: 4. . 8. gezieret vnd gekroͤ - net werden; Welchem ſey Lob / Ehr vnnd Danck geſagt in alle Ewige Ewigkeit Amen; Ach Hertzliebſter Herre Jeſu / ſage auch dein Amen darzu / Amen / Amen.

Recapitulentur recapitulan - da, cum pio Voto. Laus Christo.

MEMO -[57]

MEMORIA DEFUNCTI.

VElangendt deß Ehrenveſten / Wollgeachten / numehr ſeeligen / in GOtt ruhenden Herrenß / Ger - hardi von Halen / hieſigen Fuͤrſtl: Reſidentz / Stadt Apoteckers / Loͤbliche Ankunfft / Chriſtlichen Gott wolgefaͤlligen Leben vnnd Wandel / ſeeligen hintrit auß dieſer muͤhſeli - gen ſammer Welt: alß iſt derſelbte von Ehr - lichen Chriſtlichen vnd Vornehmen Eltern / auß einem ehlichen Vnbefleckten Ehbette / zu Eßen im Ampt Klippenburg / deß Stiffts Muͤnſter / erziehlet vnnd gebohren worden: Anno, 1584. denn 12. Decembris. Sein Herr Vater iſt geweſen; der Ehrwuͤrdige vnd Wolgelahrte / Herr Johan von Halen / Trew fleißiger Prediger vnnd Seelſorger der ge - meinde zu Eßen: Seine Fraw Mutter / die die Ehrbare vnnd Tugendſame Fraw Mar - garetha Beylagerin〈…〉〈…〉 Von dieſen ſeinen lieben Eltern / iſt Er / alß eine beſcherte Gottes ga - be / damit Er dem Herren Chriſto incorpori - ret, vnd alß ein Glied ſeines Leibes jhm ein -Hver -[58]verleibet wuͤrde / zur Heyli[g]en Tauffe befoͤr - dert: Nachmals in allen Chriſtlichen Tugen - den / ſonderlich nach der Apoſtoliſchen Lehr / in Zucht vnnd Vermahnung zum Herren / aufferzogen / worden. Weil Er aber vnd ſeine Liebe Fraw Mutter / wie die Propheti - ſche Wittib / ſampt jhren zweien Kindern / zur zeit Eliſæ, 2. Reg: 4. verſ. 1. in den Elenden Waiſenſtandt / durch ploͤtzlichen hintrit ſei - nes Herrn Vaters / ſo zu Eßen / Anno 1593. durch den Schlag geruͤhret / todes verfah - ren / geſetzet worden; hat jhn ſeineLiebeFraw Mutter / nach Haͤrffert in Weſtphalen zur Schulen geſchicket / da Er ein Jahr: vnnd nachmals gegen Braunſchweig kommen / al - dar Er ein halbes Jahr / alß ein armer Schuͤ - ler / in die Schule gegangen. Von dannen Er nach Saltzwedell in die alte Marck ſich gewendet / vnd auff der Schule vnterſchiedli - che famulaturen den Præceptoribus geleiſtet; biß Er von Herrn Johan Witken Apotecker daſelbſten / außgebetẽ worden / bey welchem Er 6. Jahrlang diſcipliniret; Nach verflieſſung obgedachter 6. Jahr / bey Herrn Bartholo -mæo[59]mæo Tornaw / welcher Herr Witken ſeeliger ſuccediret, 3. Jahr vor einen Geſellen gedie - net: Anno 1608. am Sontage Jubilate; iſt Er nach Leipzig gezogen / von dannen an - dere Oerter im Roͤm: Reich beſuchet. Anno 1609. aber / iſt Er nach der Neyß alhier inn Schleſien ankommen / in eines Ehrenveſten Ratths Apotecken 2. Jahrlang Serviret: Dannen alhero nach Briegk ſich begeben / vnd bey / Titul / Herrn Fabiano Jlgiß 3. Jahr in Dienſten verblieben. Darauff von Jhr Fuͤrſtl: Gnaden / dem Durchlauchten / Hoch - gebornen Fuͤrſten vnd Herrn / Herrn / Johan - ne Chriſtiano, Hertzogen in Schleſien zur Liegnitz vnnd Briegk / Vnſerm Gnaͤdigen Fuͤrſten vnd Herrn / zu dem Hoff-Apotecker - Dienſt vociret worden / in dieſem Dienſt 3. Jahr verblieben. Nach Herr Jlgiß ſeeligen Abſterben aber bey der Hoff-Apotecken Vn - terthaͤnigen Vrlaub genommen / vnnd ſich in die Stadt-Apotecken begeben: da Er auß ſonderer Schickung deß Hoͤchſten / Herren Fabiani Jlgiß hinterbliebene Wittib / Fraw Mariam Koͤlichen / Anno 1616. den 11. Octo -H ijbris[60]bris geheyratet / mit deroſelbten 4. Jahr / 4. Wochen / 3. Tage / eine friedliche / vnd geruhi - ge Ehe beſeſſen / darinnen durch Gottes Se - gen einen Sohn erzeuget / welcher eines Jah - res alt / dieſe Welt geſegnet. Nach abſterben ſeiner Erſten Frawen / iſt Er einſam in ſeinem Wittiberſtand verblieben 2. Jahr / 11. Wo - chen / Vnd zur andern Ehe nach Gottes wil - len geſchritten / mit der damaln Ehrentu - gendreichen Jungf: Barbara / deß Ehrenve - ſten vnd Wolbenambten Herrenß Matthæi Kloſes Fuͤrſtl: Briegiſchen RentMeiſters / chlich geliebten Tochter / anjetzo hinterlaſſe - nen betruͤbten Fraw Wittib / mit welcher Er eine geruhige Ehe / doch ohne Leibes Erben volzogen 16. Jahr / 1. Wochen / 4. Tage.

Seinen Chriſtlichen Wandel betreffend / iſt Maͤnniglich ohn Vnſer ruͤhmen bekandt / daß / wie wol er nicht ohne Menſchliche gebre - chen vnd Schwach heitẽ geweſen / er denſelbtẽ dennoch alſo gefuͤhret / daß Er ein Liebhaber Gottes / Seines Wortes / vnd deß Heiligen Miniſterij geweſen / nicht allein in dem / das Er willig daß Hauß deß Herren beſuchet / derHeili -[61]Heiligen Sacramenten ordentlich ſich ge - brauchet / Seine Hauß Kirche zu Hauſe flei - ſig beſtellet / die Diener deß Herren billicher maſſẽ geehret vñ trewlich gefoͤrdert. Seinem Nechſten mit allerhand Liebe dienſten entge - gen gangen / wie die Jenigen wiſſen werden / welchen Er ſo wol in Sterbensleufften / de - rer Er 4. alhier vberſtanden; alß in Kriegs - Preſſuren / da Er doch ſelbſt den Vberlaſt heuffig befunden / ſich huͤlffreich erweiſet hat. Sondern auch in ſeinem langwirigen Lager vnd Kranckheit / welche 15. Wochen conti - nuè gewehret / ſich deß HErren willen vnnd gnaͤdigem Wollgefallen gehorſamlich allzeit vnterworffen.

Zubezeugen deß / hat Er ſich deß Heyli - gen Abendmalß als deß rechten / viatici ani - , das iſt / Seelen Artzney vnd ZehrPfen - nigs den 22. Decembris verfloſſenen 1637. Jahres gebrauchet / da Er mit ſonderlicher devotion, ſich zum ſeeligen abſchied bereitet / ſeine Suͤnde erkandt / vnnd von Hertzen be - kandt / derſelbten gnaͤdige verzeihung beyGott[62]Gott vnd Menſchen geſuchet / gebeten / vnnd auch erlanget;

Darauff ſich gaͤntzlichen reſolviret nach deß Herren willen zu Leben vnd zu Sterben / welches Er in der That deromaſſen erwei - ſet / mit gedult im Creutz / Hoffnung im Truͤb ſal / daß wenn mit jhm auß GOttes Wort Sprach gehalten worden; Er bald ſelbſten ei - nen Troſtſpruch zum geſprech Dienlichen re - citiret, vnd damit ſeine devotion erweiſet: Wie dann ſonderlich in denn Letzten Tagen / wann ſein Beicht Vater / welchen Er ſonder - lich gerne vmb ſich gehabt / zu jhme kommen / nur allein begehret / von Gottes Gnade ge - gen den Armen Suͤndern / vnd der krafft deß verdienſtes Jeſu Chriſti vnterrichtet zu wer - den:

Welchen vnterricht Er auch alſo in ſein Hertze gefaſtet / daß wann jhme erinnerung gethan worden / Er ſolte ſeine Seele GOtt befehlen / Er geantwortet / ich hab es ſchon gethan / oder es hat keine Noth: es iſt geſche - hen / ich wil ſie Chriſto nicht wiedernehmen / den Tag vor ſeinem Seeligen Abſchied / alßH iijſein[63]ſein Beicht Vater jhn beſuchet / hat Er mit klaren vnd hellem laut geruffen / vnnd jhn zu ſich zum Bette gefordert / ſagende: Es iſt alles wolbeſtellet / mein Herr Jeſus mag kom - men / wenn Er wil: Darauff jhme nebeſt den anweſenden ferner vnterricht gegeben wor - den / welchen Er mit frewden acceptiret; auch durch GOttes deß Heyligen Geiſtes gnade vnnd krefftige Regierung darinnen / mit wiederholung ſchoͤner vnnd kraͤfftiger Troſtſpruͤche / vnterm gebet vnd Seufftzen be - ſtaͤndiglich bis an ſein ſeeliges Ende verhar - ret / welches geſchehen den 7. Februarij deß Morgends ¾ auff 8. der halben Vhr / alß er in dieſer Welt gewallet / 53. Jahr / 7. Wochen / 3. Tage.

[64]

QUid Spiritui noſtro cum terre - nis? Cur non Spiritualia deſi - derat? Spiritualia quærit? Spiritu - alia ſapit? O Spiritus, qui de Surſum eſtis, quid vobis cum infimis?

(Bernhardus ſerm: 2. in Vigil: natal. )

LEhre vnß bedencken daß wir ſter - ben muͤſſen / Auff das Wir klug werden. Dann

Die hoͤchſte Weißheit die man weiß
Jn dieſem Leben / Sterben heiſt;
Hoͤr / wiltu Leben Ewiglich /
Bey zeit Lern Sterben / daß rath
ich:
(Pſalm 90. . 13. )
[65]
Abdanckung
Bey der Anſehlichen Volckreichen Sepultur; Deß Weyland / Ehrenveſten / Wol - benambten Herren Gerhardi Von Halen / deß Fuͤrſtl: Reſidentzes Briegk / Vornehmen Buͤrgers vnd Wolverdienten Stadt-Apoteckers / auff dem Kirchhoff der Stadt Pfarkirchen / nach verrichteter Leich Sermon gehalten:
[66]

Der Edlen Viel Ehrentugendreichen Frawen / Barbaræ von Halin / Gebohrner Kloſin: Deß Weilandt / Ehrenveſten / Woldenamb - ten / numehr Seeligen / Herren / Gerhardi von Halen / Vor - nehmen Buͤrgers vnndt Fuͤrſtl: Brieg: Stadt-Apoteckers / nach - gebliebenen Frawen Wittiben: Seiner Hochgechrten / in Ehren ge - buͤhr geliebten / Frawen Gevatterin offeriret, auff jhr begehren Dieſe Abdanckung / zuſonderm troſt mit erbietung ſeines Gebeteß / vndt trewer Affection: Henricus Adolphi, der StadtPfar - kirchen im Briegk Diaconus.

ALLO -[67]

ALLOCUTIONIS OCCASIO

DErer Durchlauchten / Hoch - gebornen Fuͤrſten vnd Herren / Herren Georgij vnd Herren Ludovici, beyder von GOttes Gnaden / Hertzogen in Schleſien / zur Liegnitz vnd Briegk; Edler Woldenambter Herr Commiſsarius: Wie auch der Durchlauchten / Hochgebornen Fuͤrſtinen / vnd Frewlein / Frewlein Marien Sophien / Gebohrner Hertzogin in Schle - ſien / zur Lignitz vnnd Briegk: Hoch vnnd Wolge - bohrne Fraw Abgeſandtin / Fraw Graͤfin. Hoch vnnd Wolgebohrner / Herr Graff / Roͤm: Kayſ: Maytt:: Wolverordneter Herr Commendant, dieſer Fuͤrſtl: Stadt Briegk: Wol Edle / Geſtren - ge / Wolbenambte Herren / von der Ritterſchafft; Edle / Ehrenveſte / Wolbenambte / Wolweiſe; Ehrwuͤrdige Achtbare / Wolgelahrte; Erbahre / Vorſichtige; Gnaͤdigſte / Gnaͤdiger / Genedige / Ge - neigte / Großguͤnſtige / ſonders Hochgeehrte Patro - ni vnd foͤrderer. Wollgeadeltes / Tugendtreiches Frawen Zimmer. θέμα Medicina non hominũ, ſed DEI op - timi Maxi - mi inventũ, & donum -

VOn den Inventoribus vnd erfindern / der Edlen / Glorwuͤrdigen / vnd Hochloͤbli - chen Kunſt der Artzney ambigiren vnd zweiffeln die Hiſtorici vnd Scribenten: Vnter andern / wil der Heidniſche / aber doch fuͤrtreffliche Pöet OvidiusH ijlib: 1.[68]Ovid. lib. 1.lib: 1. Metamorph. fab. 13. Der Artzney Auto -Metæm: f. 13. rem vnd erfinder Apollinem conſtituiren, alß Er ihn alſo redend einfuͤhren thut.

Demenſtra - tur per 1. ignerantiæ Ethnicæ ἀνάγνω - σιν. Inventoremmadicinæ Æſchylus Promotheum, Homerus Odysſ: δ Pæonem. Pindarus ode 3. Pythiorum Chironem centaurum, Diodoro teſte, ſaciu〈…〉〈…〉 t. Veteribus Apis Ægyptiorum Rex: Aliis Arahn Apollinis & Babylonis filius in - ventor. Theat. Zvving: Vol: 5. lib: 2. p. 1230.Jnventum medicina meum eſt, opiferꝙ́ per orbem dicor.

Der Artzney Erfindung ſol auff der gantzen Erden / Niemand alß eben mir / ſag ich / zu erkant werden.

Diodorus lib: 5. c. 1 5. Item lib: 4. c. 9. Pauſa - nias in Mes - ſenicis. Von dieſem / wie Diodorus, lib: 5. c. 15. leh - ret / ſol Æſculapius ſein Sohn / vnterweiſet in der Kunſt / auch ſeine Soͤhne / ſo Aſclepiadæ von dem Vater genennet worden / deromaſſen vnterrichtet haben / daß ſie nebenſt jhrem Vater in ſehr hoher æſtimation geweſen / vnnd gleich Goͤttlicher EhrQuotannis Æſculapio proDEO ha - bito, feſtum Athenis cele - brabatur, 18. Decem: ſive 15. Cal: Ian: Beuth: Andreas Lacuna in præfatione Epitomes in Galenum. Geſnerus in vitâ Gaieni. ſind wuͤrdig geſchetzet worden Dieſe haben nun die Kunſt / ſuccesſione quâdam hæreditariâ, bey jhren ſtamm erben allein behalten wollen; wie ſie es denn gluͤcklichen / in dem ſie dieſelbten biß auff Hip - pocratem in jhrem Geſchlecht befoͤrdert / volzogen haben. Hippocrates, welcher die Kunſt mit meh - rem fleiß / alß bevor von den Aſclepiadeis geſchehẽ / exerciret, hat dieſelbte in eine gewiſſe vnd richtige Ordnung gebracht / deſſen er groſſes Lob erjaget. Jn Hippocratis Fußſtapffen zutreten hat jhm Ga - lenus belieben laſſen / der es durch ſeinen wachenden /ſorg -[69]ſorgfeltigen fleiß dahin gebracht / daß die Medicina, eine volkommene / ſchoͤne Zierligkeit / vnnd vber auß anmuttige Liebligkeit erlanget hat. Dan - nenhero dieſe Medici in einen hohen beruff kommenPlato in Charmide. Veteres. Itẽ, Philon Tar - ſenſis Medi - cus. Cælius lib: 16. c. 10 exGaleno. daß von jhnen nicht allein geſagt worden / [homines ἀπαϑανατίζειν] daß ſie den Menſchen / mit Jhrer Artzney zur vnſterbligkeit behuͤlfflich wehren; ſon - dern auch jhre Artzney ſelbſten / haben die Men - ſchen [ϑεῶνχε῀ιρας] der Goͤtter Handt oder Huͤlffe ge - nennet. Derer Loͤblichen vnd Hochberuͤmbten kuͤnſtler vnd jhrer kunſt / Adjuncti, ſind die Apote - cker / welche von den auß der Erden wachſendẽ Kreu -[demonſlr: per] 2. ſcientiæ & cognitio - nis Chriſtia - ἔκφρα - σιν; 1. Medici - nam appro - bãtem, tum propter, Autorem DEVM. Eſ: 28. v. 15 Syr: 38. v. 2. 6. 2. Vſum, ſive fmem adæ - quatum v. 4. 7. 6. tern / Die artzney præpariren vnd zubereiten.

Vnter denen nicht der wenigſte / Vnſer numehr Seeliger Herr / Gerhardus von Halen! welcher ob er ſchon / ein erfahrner / Vornehmer vnd gluͤcklicher Apotecker geweſen / [welches mit beſtand der War - heit jhm von vnß kan billich nachgeruͤhmet werden /] Hat er doch nicht darauff getrotzet / vnd vermeinet / erhette mit dem Tode einen Bund vnd mit der Hel - len einen Verſtand gemacht: ja ob er wolgewuſt / das der Artzt / die Artzney / vnd deroſelbten Kunſt / kom - me von dem Hoͤchſten / Der ſie auß der Erden wach - ſen leſt / das der Apotecker auß den Kreutern artzney mache / vnd vernuͤnftige dieſelbe nicht verachten / ſon - dern gebrauchen / daß die Schmertzen geheilet vnnd vertrieben werden / daß der Hoͤchſte gepreiſet werde in ſeinen Wunderthaten / wie er ſie dennauch ſelbſtenJ iijadhibiret[70]2. Theologi - am efferen - tem ſive an - teponentem: ratione, tum 1. medelæ. 4. Eſræ c. 8. v. 53. N. Medicina dũtaxat corporis agit curã, Theologia potisſimum animæ. adhibiret, hat er doch je vnd allewege viel lieber der Seelen artzney / welche in der Chriſtlichen Kirchen / in dem jrrdiſchen Paradißgarten Gottes / darinnen die rechte ſicherheit vnd beſte artzney zuſinden / durch daß Wort Gottes gezeiget wird / zu erlangen jhm angelegen ſein laßen.

Gen: 3. v. 4. 13.Sintemal er auß dem heiligen Wort Gottes erlernet / daß die von dem Teuffel / durch die Schlan - ge / geſchlagene vnheilſame Suͤnden Wunden / we -Sap. 16. v. 12. der Kraut noch Pflaſter heilen kan / ſondern allein daß Wort des Herren / daß alles heilet. Auch der zu Leib wol verwahret ſey / der die Seele verwah - ret habe.

Nam Verbũ DEI, quo Theologia hominem in - format, ad cæleſtit bea - titudinis in -〈…〉〈…〉 ationẽ, eſt verè 1. τὸ πάνα - κες φάρμακον. Plinius lib: 25, c. 4. Galenus lib: 8. c. 35. 36. 38. Vocabulum Φάρμακον eſt μέσον, ſive medium verbum accipi poteſt tùm in bonam tùm in malam partem hîc accipìtur in bonam. Jn dieſem fall hat er ſehr weißlich gethan / denn das Wortt Gottes iſt warhaftig / 1. Panaceæ Phat - macum. Von der Panacea, welche ein ſcharfhitzig kraut ſein ſoll / ſchreiben die Medici, daß / ſeibte wie - der alle deß Menſchlichen Leibes gebraͤchligkeiten vnd vnpaßligkeiten / gar gluͤcklich koͤnne gebrauchet werden / welchen ſie kreftigen Wiederſtandt thue / vnd den Menſchen eheſtes rectificire, das iſt warlich ein herrliches Lob:

Aber daß Wort GOTTES fuͤhret / die -Pſal: 107. v. 19. ſes Lob viel billicher / vnnd benimbt der Panaceæ daßelbe / in dem es allerley Kranckheiten / ſo wol deßLei -[71]Leibes / alß der Seelen von grund außheilet / Pſalm 107. 19 den Menſchen vor dem ewigen Tode ſichert / vnd deromal eines ſeelig dieſe Welt geſegnen leßet /Ioh. 8. v. 51. 2-τὸ ϖ ερί - αμμα, ſive ϖερίαπ - τον. Joh: 8. 51. Das Wort Gottes iſt daß rechte / 2. Amuletum. Amuletum iſt / wie es die Medici be - ſchreiben / eine artzney / welche am Halſe / oder in den Haͤnden getragen / alle zaubereyen / Kranckhei -Dioſcor lib: 4, item de Hippogloſſo. Vt Papicolæ de Evangelio Iohannis col - lo appenſo ſomniant. ten / oder andere boͤſe zufaͤlle abtreiben thut: nicht zwar aberglaͤubiſcher weiſe etwas zu wircken / ſon - dern das dieſe Artzney von Natur ſolches præſtiret. Wiewol kan diß auff daß Wort Gottes gezogen / Vielmehr aber jhm zugeeignet werden. Dann fuͤhlet ein Chriſten Menſch / deß Todes ſtachel die Suͤnde ſo hat er wieder dieſelbte die Krafft der heili -1, Cor: 15. u. 55. Schrifft / Eſa: 53. v. 4. 56. Nahet der Todt / hat er abermahles deß Herren Wort / 1. Cor: 15. 54. derEſa: 53. v. 5. 6. Todt iſt verſchlungen in dem Sieg. Wil jhm der Teuffel zuſetzen / ſtehe iſt das nicht eine Artzney dem1. Cor: 15. v. 54. Teuffel abzutreiben / da Johannes in ſeiner erſten Epiſtel c. 3. v. 8. ſaget / Chriſtus ſey darzu erſchie -1. Ioh: 3. v. 8 nen / daß Er die Wercke deß Teuffels zerſtoͤre. HatEſ: 5. v. 14. die Helle die Seele weit auff geſperret / vnud den Rachen auffgethan ohn alle maß / dich zuverſchlin - gen: Die Heylige Schrifft zeiget dir das Amu letum; Chriſtus ſey dem Tode eine Gifft / vnndHoſeæ 13. v. 15 - der Hellen ein Peſtilentz worden / Hoſeæ 13. v. 15 Trotz nun der Suͤnde / dem Todt / Teuffel vnnd der Hellen / daß ſie jhr Gifft dem Menſchen anſchmeiſ -ſen /[72]Pſal: 119. v. 1.ſen / jhn zu verterben: Allein wil ein Menſch deſ - ſen Krafft genießen / muß er ohne Wandel leben /Pſal: 1, v. 2 - Pſ: 103. v. 3 im Geſetz des Herren wandeln / ſich darinnen uͤben Tag vnd Nacht / als denn werden ſeine Gebrechen geheilet werden.

3. τὸ ἀντί - ϑοτον. Plin: lib: 20. c. 15. Dioſcor: lib: 3. c. 7. Se - renus. Mitheidates Ponti Rex Mithridatiõ herbam, Cratevâ te - ſte; reperit. Primus Anatum Ponticarum ſangvinem miſcuit Antidotis, quoni - am, veneno viverent, vt invictum ſe adverſus venena faceret-Plin: lib: 25. c. 2. lib: 23. c, 8. Gellius lib: 17. c. 16. Ad quod alluſit Martialis lib: 5. Profecit poto Mithridates ſœpè veneno, Toxi - ca, ne posſent, ſæva nocere ſibi. Gal: in lib: de Vſu Theriacæ c. 6. Oroſius lib: 6. Serapion lib: 7. Pract: c. 8. Rom: 1. v. 16. 17.Das Wort GOTTES / iſt 3. Daß rechte Antidotum. Antidotum iſt eine Latwerge / Serenus nennet ſie Mithridaticum, die wiederſtehet allergifft / in Wein oder Oel dem Menſchen einge - geben.

Das Wort GOTTES iſt die rechte Latwerge / welche den greulichen Suͤndenwuſt / in den Wiedergebohrnen / gehorſamen Chriſten Men - ſchen / gar nicht wircken vnnd operirenleſt / zur Ewi - gen verdamnis / ſondern treibet denſelbten gewaltig auß / 1. Rom: 1. v. 16. 17.

2. tum Effi - caciæ. Ver - bum enim DEI, operan - te & illumi - nante Spiri - tu Sancto, hominem efficit, 1. obedientem.

Was hat jhn aber moͤcht ein Menſch ſagen / vñ fragen / beweget / daß er in dem Wortt Gottes ſeine Seelen Artzney ſuchen / vnd damit ſein mattes Hertz erquicken wollen?

Hoͤre Chriſtliches Hertz / er hat es gethan / das er in dieſem fall ſeinen Erloͤſer beweiſete / 1. Obedi - entiam Gehorſamb / welchen Gott von allen Men -ſchen[73]ſchen fordert vnd begehret: Derſelbte beſtehet / 1. inVt 1, verbo DEI credat. Luth. Tom: 9 Witt: m. p, 525. Wo man dran gleubt / ſo iſt die ſee - ligkeit ſchon da. credere daß man dem Wort Gottes glaube / weil es eine Krafft Gottes iſt Seelig zu machen / alle die da - ran gleuben. Rom 1. 16 Weil dann auch ein Volck daß den Herren zuvor nicht kandte / jhm Dienet vnnd gehorchet mit gehorſamen Ohren / Pſalm. 18. 45. Wie viel mehr ſol ſich ein Chriſt befleißigen / daß er ſeine Seele als ein gehorſamb kindt Keuſch mache / im gehorſamb der Warheit / 1 Pet: 1. 22. 14. Rom: 1. 16. 2. Sam: 22. 45.Welcher gehorſamb viel beßer iſt / denn Opffer / vnd auffmercken beßer denn das fett von den Wiedern; Das iſt der groͤſte vnd fuͤrnembſte Gottesdienſt / derψ 18. v. 45. Gott angenemb iſt / iſt gehorſamb / vnd Gottes Wort1. Pet: 1. v. 22. 14. vnd befehl mit glaubigen Hertzen faßen vnd darnach1. Sam: 15. v. 22. thun wer daß nicht thut / er nehme fuͤr / er thu was er wolle / es bleibet alles Suͤnde vnnd vngehorſamb. Ioh. 5. v. 24. c. 8. v. 51.2. in ferre, ſeutolerate. Daß man geduͤltig auß tawer / vnd ertrage: Denn das ſtehet rechten Juͤn -2 crucẽ pa - tiẽter ferat. gern Chriſti zu / daß ſie jhr Creutz auff ſich nehmen vnd jhm nach folgen / anders ſind ſie deß HERRenMat: 16. v. 24. c. 10. v. 37. Chriſti nicht werth. Matth. 16. 24. c. 10. 37 3. in dolere, in Hertzlicher Rew vnd Leidt begangener3. de pecca - tis ſeriò do - leat. Suͤnd vnd Mißethat / das iſt Gott ſo lieb / das er auch ewige Straffe nachlaßen wil / alſo das aller des Gottloſen Vbertretung / ſo er begangen hat / nichtEſ. 66. v. 2. Ezech: 18. v. 21. 22. gedacht werden ſol / Ezech. 18. v. 21. 22. 4. in appli - care / daß man jhm das tewer verſoͤhn Opffer Jeſu4. meritum Chriſti ſibi applicet. KChriſti[74]1. Ioh: 2. v. 2.Chriſti im wahren glauben zu eigne / weil kein an -Mat: 18. v. 9. c. 9 v. 12. der heil auch kein ander Nahme den Menſchen ge -Act: 4. v. 12 geben iſt / darinnen ſie ſollen Seelig werden. Act:2. lamen - tantem. 4. v. 12. Nachmals daß er behertziget / 2. miſe -ψ 51, v. 7.[r]iam, daß groſſe Elend / darinnen er vnd alle Men -Hiob. 14: v. 4. ſchen / durch die Leibliche Geburth geſtuͤrtzet / ſte -Gen: 3. v. 6. cken / als die Adams vnd Evæ Suͤnden fall nicht vberſtreben koͤnnen / ſondern vmb deßſelbten willenRom. 5. v. 12. zeitlichem vnd ewigem Tode vnterworffen bleiben / Rom. 5. v. 12. Vberdiß das er bedacht / 3. militi3. militanti: Hominẽ ſub - igere ſtu - dẽt: 1, Caro. am, Den Streit vnd Kampff / den er beſte hen muͤ - ßen / ſtreitende 1. Contra Carnis ferociam; Wie - der das Wilde vngezeumete Fleiſch vnd Blut / wel -Gal: 5. v. 16 17. ches ſtetigs wieder den geiſt ſtrebet / Gal. 5. 16. 17. Dann es iſt kein Wiedergebohrner in dieſer WeltHiob 7 v, 1. volkommen / er mus jmmer im Streit ſein. Hiob. 3. Draco7. v. 1. 2. Contra Diaboli aſtutiam, Wieder deßEph: 6. v. 11 Teuffelß Liſtigkeit / Damit er ſich als ein Fuͤrſt vnd1. Pet: 5. v. 8. gewaltiger / als ein Herr der Welt / welcher in der Finſternuͤs dieſer Welt herrſchet / wieder die glaubi - gen Gottes ruͤſtet / das er ſie verſchlinge vnd vmb - bringe / Eph. 6. v. 11. 1. Pet: 5. v. 8. Darumb hat er das Schwerdt des Geiſtes / welches iſt das Wort Gottes / ergriffen / das er beſtehen kuͤndte gegen dieEph: 6. v. 11 Liſtigen anleuff deſz Teuffels. Eph. 6. v. 17. 11.3. Mundus. 3. Contra mundi perfidiam, Wieder der Welt vn - trew.

Die bannet die Chriſten / haſſet ſie / darumbdas[75]das ſie Chriſtus von der Welt erwehlet: deßen ſich zwar nicht hoch verwundern / weil ſie Chriſtum zuIoh: 16. v. 1. c. 15. 18. 1. Ioh. 3. v. 13. vor gehaßet hat. Joh. 16 1. c. 15. 18. 1. Joh. 3. 13. aber ſie wirdt doch durch den Glauben vberwunden 1. Joh. 5. 4.

4 Contra crucis oneroſam viam, Wieder1. Io: 5. v. 4. deß Creutzes beſchwerligkeit / ſintemal Creutz vnd4. Crucis o - nus. Hos cõ - tra hoſtes, hominem, DEI ador - nat verbum; ut ex allega - tis pateſcit. allerley Wiederwertigkeit / welche ſich gleichſam / alß Dornen vnd Diſteln ſehen laſſen / den Streit vnbequem / vnd den Weg zum Himmel enge vnd vn - eben machen: Dannenhero Chriſtus ermahnet / Luc. 13. 24. Ringet darnach das jhr durch die enge Pfort eingehet / Matth. 7 14. Die Pforte iſt en ge / vnd der Weg iſt ſchmal / der zum Leben fuͤhret /Luc: 13. v. 24. vnd wenig iſt jhr / die jhn finden. Matth: 7. v. 14.

Vnd das er gehoffet / 4. Victoriam, Sieg; Dann weil es mus geſtritten ſein / wolte er gleichwol gerne4. Vincentẽ. alſo ſtreitten / das er einen Sieg nach dem andern /ψ 84. v. 8. Pſalm. 84. 8. der den gleubigen in Chriſto JeſuApo: 12. v. gegeben wird / Apoc. 12 10. erhalten koͤnte

Endlichen das er ſich erfrewet / ob / 5. Coronam;5. Trium - phantem. Der Krone / ſo jhm als einem rechten vnd embſigen Kempffer zugeſaget iſt / die jhm auch Jeſus Chri - ſtus an jenẽ Tage / jhm aber nicht allein / ſondern auch allen die ſeine erſcheinung lieb haben / beylegen wirdt. Darumb / da die zeit ſeines Abſchiedes verhanden / hat ergekempffet ritterlich / im Glau -K ijben[76]2 Tim: 4. v. 7. 8.ben beſtendig / in Hoffnung gewiß / 2. Tim. 4. v. 7. 8. Ap: 2. v. 10Apoc. 2. v. 10.

Derohalben hat jhm auch Gott / mitten vnter den Todes Schmertzen / als jhn die Bande des Todes vmbfiengen / die Baͤche Belial jhn erſchreckten / der Hellen bandt jhn vmbfiengen / deſz Todes Strickψ 18. v. 56 jhn vberweltigen wolten / Pſalm. 18. 5. 6. gedult vnd troſtes genung verliehen / alſo das er mit Seuff -ψ 31. v. 6. tzen vnd Gebet ſeinen Geiſt vnd Seele dem HerrenAct: 7 v. 59 Luc: 23. v 46. zu trewen Haͤndẽ vberantwortet / Pſalm 31. v. 6. Act. 7. 59. Luc. 23 46. Sap. 31 v. 1. Da ſie kein quall an - ruͤhret. Der Coͤrper iſt auch Chriſtlichem vnndSap: 31. v. 1 Loͤblichem Brauch nach / dieſen Tag der Erden / dieSyr: 41. v. 1 vnſer aller Mutter iſt. Syr. 41. v. 1. in jhre SchoßConcluſio 1. Euchariſti - ca. vertrawet vnnd beygeleget worden

Das aber J. F: Gn: Vnſere beyderſeits Gn: Landes Fuͤrſten vnd Herren / Durch jhren Hoch - anſehnlichen Herrn Commisſarium; J: F: Gn: Frewlein Maria Sophia, Durch die Hoch vnndt Wollgeborne Fraw Abgeſandtin / Fraw Graͤfin / aller gnedigſt: Der Wohlgebohrne H. Commen - dant, H: Graff gnedig: Die Herren von der Rit - terſchafft: Ein Ehrenveſter / Wollweiſer Ratth / wie auch die Ehrwuͤrdige Prieſterſchafft / nebenſt andern anweſenden Herren Freundtwillig vnnd ge - neigt / Die Loͤbliche Buͤrgerſchafft nachbahrlich / Das Wolgeadelte / Tugendtreiche Frawenzimmer ingeſambt mitleidig / auffvor hergangenes vnterthaͤ -nigſtes[77]nigſtes / Freundtliches erſuchen / Der Frawen Wit - tib / jhres Herren Vaters vnd der gantzen Loͤblichen Freundſchafft / ſich er zeigen wollen / erkennen ſie al - lerſeits / nicht allein fuͤr eine ſondere gnade vnd Lie - bes Dienſt / beſondern nehmens auch fuͤr einen krefti - gen Troſt / in jhrem zugeſtandenen betruͤbnis Danck - barlich vnd von Hertzen an / vnnd wiewol ſie in Vn - terthaͤnigkeit vnd nach barlicher Freundtſchafft / mit allerhand Vnterthaͤnigen vnd Liebe Dienſten ſol - ches bevorab in an genehmeren froͤlichen faͤllen zuer - wiedern ſich befleiſſigen nicht vnterlaſſen wollen / je - doch / weil ſie jhre Wenigkeit vnd geringfuͤgigkeit willig erkennen / ſind ſie erboͤtig mit glaubigem Ge - bet / fuͤr J: F: Gn: gluͤckliche Regierung; vor J G: Der Herren / vnd des Wolgeadelten / Tugendt reichen Frawen zimmers / gluͤcklichen Wolſtandt / den Hoͤchſten zu Compelliten.

Der Gott alles Troſtes / troͤſte ſie / gebe jhnen ſei -& 2. Votiva nen gnaͤdigen willen zu erkennen / nach welchen jhr Seeliger H. / EyDam / vnd Schwager / Dieſer Welt abdancken muͤſſen: Der Vorleihe dem Coͤr - per in der Erden die ſanfte ruhe / vnd am bald her - zu nahenden Juͤngſten Tage eine froͤliche Aufferſte - hung / fuͤhre jhn mit der Seele vereiniget / ſampt vns vnd allen gleubigen zur Ewigen Himmelsfrewde / glori vnnd Herrligkeit vmb Jeſu Chriſti ſeines Sohnes willen.

AMEN

K ilj[78]

MEM: AC HONOR: Dn. GERHARDI AB HALEN BREGENSIUM PHAR - MACOPÆI EXPERIEN - TISSIMI, FIDELISSIMI: Fautorum BENEUOLENTIUM AMICORUM CON - DOLENTIUM ARÆ EXEQUIALES

[79]
SCilicet incertarum mors certiſsima rerum est,
Incertum quando, certum aliquando mori;
Ad nos fama Tuæ mortis quoꝙ́ nuncia venit
Sollicitos non de morte, Gerharde. tuâ;
Vîvere dignus eras longævi Neſtoris annos,
Et patriæ atꝙ́ Tuis longiùs eſſe ſuper.
Quos potuiſti, juviſti; ſoliꝙ́ putaſti
Te natum nunquam, ceu decet, eſſe Tibi.
Mortuus es: de Te multi jam multa loquuntur,
Optima quæꝙ́ Boni, qui Tua Fata dolent;
Invidet at nemo, vivis, gaudesꝙ́, triumphos
Inter cælicolas perpetuosꝙ́ canis!
Nos ploramus: adhuc toto Mars ſævit in orbe,
Vndiꝙ́ nos ſubigunt mœror et anxietas!
Et caſus hominum lacrymarum rore rigare
Quis poſsit? oculi non ſatis ambo mei
Cur[80]
Cur ergò iſta tibi facies arrideat orbis,
O homo? ne doleas vivere ſive mori!

Hendrich Rössler in Jacobsdorff & Niederlangenwaldau U. J. D. Jlluſtriſſ. Pr. Lignic. Conſiliarius.

(Halen
QUam lugere meum eſt! cecidit Gerhardus ab
Qui Bregæ clarus Pharmacopola, fuit.
(len
Quam lugere meum eſt! moritur Gerhardus ab Ha -
Qui Decus & Fautor totius vrbis erat.
Quam lugere meum eſt! obijt Gerhardus ab Halen
Qui Fautor ſummus Nobilitatis erat.
Eſt avis [expertus loquor] intra mœnia, rara
Rarum & contingens, Nobilitatis amans.
ô Mors immitis, quis te ferus im pulit error,
Vt poſses TANTO nos ſpoliare VIRO?
Aſt non vis illum Fati, ſed amica benigni
Cura DEI, videat ne fera fata, rapit
Atq; ad Sanctorum conſortia prouehit illum
Cum quibus æternæ dona ſalutis habet.
Illius[81]
Illius haud igitur, ſed noſtros lugeo caſus,
Nos fera fata angunt, vivit & ille valet,
Nos Bellis premimur, pacem videt ille beatam,
Nos inopes, fruitur pluribus ille bonis.
Mors ergo haud Mors eſt illi, ſed janua vitæ,
Cumq; quiete ſalus. cumq;, ſalute quies[:]

pio affectu collacrumabat Nicolaus â Rhor. in Arnßdorff.

QUo nemo medicas miſcebat doctiùs herbas,
Cui vix Pœonia vidimus arte parem:
Te quoꝙ́ ſinceri, GERHARDE, exemplar amici
Hei nobis Fati ſurpuit invidia!
Nec ſucci potuere tui, nec pharmaca mille
Siſtere letiferi toxica ſæva mali.
Scilieet humanæ perit omnis gloria dextræ;
Cum divina aliò nos jubet ire manus.
Hæc est. quæ longa curarum mole ſolutum
In Paradiſiacate regione locat:
LQuà[82]
Quà Radix JessÆa viret, quæ vivida ſanctam
Æternis vegetat lætitiis animam.
Nunc tutò morbos, humanaꝙ́ pharmaca temnis;
Dum tuus eſt Medicus, & Medicina DEVS

Amico conjunctiss[º], extremum honorem ſoluturus S. Bernhardus Guilielmus Nüſslerus.

QUid juvat, innumeris aliis ſua ritè parasſe,
Pharmaca, quêis ægris reddita ſæpe ſalus:
Si ſibi non valeat Medicamentarius ipſe
Contra vim mortis condere pharmacium?
Scilicet hæc vis eſt peccati: ſtemma quod ADÆ
Totum pervaſit, progeniem que ſuam;
Sic ut naſcentes moriamur, nemoque liber
Evadat: cunctis Lex, MORIERIS,, ait.
ab Halen:
Hinc quoque Pharmacopœus hic. Ipſe Gerhardus
Omnibus inſtructus, qui medicaminibus:
Occubuit tamen, & naturæ debita ſolvit.
Succedemus ei nos quoque, fors, HODIE.
Hæc etenim mundi via totius eſt: ſtata cuivis
Eſt ſua meta: Caro quam ſuperare nequit.
Eſt[83]
Eſt tamen à CHRISTO legis rigor hujus acutæ
Sic emollitus: ne necet hæc animas
Credentum: quorum pænas luit Ipſe, necatus
In cruce, cum fieret victima chara PATRI.
Cujus vulneribus ſanati, quotquot eundem
Aſpiciunt oculis ſalvificæ fidei;
In quo nixus erat, dum vixit, corde GERHARDUS,
Cui moriens animam reddidit atque ſuam.
Nunc igitur requie gaudet mens illius, atque
Conſpectu fruitur colloquioque DEI.
Advolat illa dies felix, qua corpus ab urnâ
Spiritui junctum, vivat in arce poli. (das,
Non ergò doleas; ſed quoque, BARBARA, ten -
De functi conjunx, mæſta ſed ORBA modò.
In terris luctus brevis eſt: at in Æthere durant
Gaudia perpetuò, quæ quoque parta tibi.
Illic divulſos conjunget Rector Olympi,
Participes vitæ, VOS, facietque ſuæ.
CHRISTE ſalus hominum, duc nos: nec nos ſine per
Duci, nam ſolo, TE DUCE, certa ſalus. (nos
Ex nobis tantum mors: perditioque reſultat,
Unus Tu nobis pandis ad aſtra viam.

Johannes Neomenius Inclyti Ducatûs Brig: Superintendens.

[84]
Pharmaca noſtra juvãt quoties Deus annuit, ille
Cum renuit, nullos Pharmaca noſtra juvant.
Naſcimur, & morimur, quando divina voluntas
Nos jubet & naſci, nos jubet atꝙ́ mori.
Stat ſua cuiꝙ́ dies & non revocabilis hora,
Mors ſeu ſera venit, ſeu cita, certa venit.
Fælices illi, quibus, est ad utrumꝙ́, paratis
Vivere dulce, mori dulce, volente DEO.
Sic vixit noster, ſic ceſsit ab orbe Gerhardus
Tu quoꝙ́ quo vivas, ô homo, diſce mori.
LJebſte Fraw / was thut jhr doch;
Wehret ewer trawren noch;
Jſt dann ewer Augen qual
Voller waſſer vberal!
Wolt jhr dann durch thraͤnen gieſſen /
Endlich gantz vnd gar zerflieſſen.
Sol dann ewres Lebens Hauß /
Durch ſolch Thraͤnen trocknen aus /
Vnd der Hellen Augen Licht
Finſter werden / vnd zu nicht.
Denen[85]
Denen die ſich Chriſten ruͤhmen /
Wil ſolch trawren nicht geziemen.
Jſts dann newes das ein Mann /
Hinter ſich die Welt mus lan!
Jſt es ſeltzam das man ſtirbt /
Vnd ſich vmb ein Grab bewirbt!
Jſt es wunder das zur Erden
Was vor Erden war / muß werden!
Dencket nur der Sachen nach /
Vnd thut nicht ſo vngemach
Mit dem trawren. Dieſe pein
Jſt mit vielen euch gemein:
Es wirdt wol auff dieſer Erden
Keinem Menſchen anders werden.
So der Erden anvertrawt
Were vor den Todt ein Kraut;
Das man durch deſſelben Krafft
Blieb in vollem Lebens ſafft:
Wuͤrde mancher diß zu haben /
Tieſſer als nach Golde graben:
Koͤnte reichthum / Gut vnd Geldt
Vns behalten in der Welt /
L iijMuſte[86]
Muſte nur der arme dran /
Koͤnig / Fuͤrſt vnd Edelman /
Das ſie moͤchten ewig leben
Wuͤrden Geld genung hergeben.
Were nur der Todt ein Heldt /
Wie Soldaten in dem Felt.
Hielte wol ein Cavallier
Sein Piſtol dem Tode fuͤr:
Ja Cartaunen vnd Muſqueten /
Huͤlffen viel in Todes Noͤten.
Were auch die Schoͤnheit gut
Vor das Sterben / welch ein mutt
Wuͤchſe ſchoͤnen damen zu:
Lieſſe denn der Todt zu ruh /
Kleine Kinder hier auff Erden
Wolte keines aͤlter werden.
Vnd dann ſo geſchickligkeit
Diente vor die Sterbligkeit /
Wuͤrde mancher ſein bedacht
Der die Kunſt jetzt gar veracht;
Wie er auch durch Buͤcher leſen
Doͤrfft im Grabe nicht verweſen.
Nun[87]
Nun hats aber Todes macht
Anders weit vnd hoͤher bracht.
Die im Grabe machet gleich
Alte / junge / arm vnd reich.
Kluge / Starcke Potentaten /
Muͤſſen auch in Sarck gerahten.
Auch die ſchoͤnſten muͤſſen dran.
Glaubt jhrs nicht! Geht auff den plan
Da man die ſo außgelebt /
Jn die ſchwartzen gruben hebt.
Wuͤntſcht das ſich der Erden Rachen
Wolt ein Angenblick auffmachen.
Solts auff ewren Wunſch geſchehn
Wuͤrdet jhr nit wunder ſehn /
Hier den aller ſchoͤnſten Leib
Dort ein altes ſpittel Weib:
Hier ein Kindt kaum auß der Wiegen /
Vnd dort einen Greiſen liegen.
Hier den Keyſer ohne Cron:
Dort deß armen Bettlers Sohn.
Hier deß Fuͤrſten klugen rath /
Dort der nichts verſtanden hat.
Hier[88]
Hier die Magd vnd dort die Frawen
Ruhen vnter einer Awen.
Vnd zwar alle / ſond er ehr
Todte Leichen vnd nichts mehr /
Ja von vielen nur gebein
Das man was ſie moͤgen ſein
Nicht kan mercken; weil durch Schlangen
Alles Fleiſch iſt auffgegangen.
Wolt jhr nun nicht lernen hier!
Mir gilts heute / Morgen dir.
Wolt jhr nun nicht nehmen ab /
Das allein gewiß das Grab;
Hofft jhr / was auch nicht zu mindern /
Mit dem Weinen gar zu hindern!
Oder meint jhr Gott der hab
Gar zu fruͤ gefordert ab
Ewren Herren? Nemet war
Nur ein einig viertel Jahr;
Werden nicht der jungen Knaben
Mehr / als Maͤnner eingegraben!
Solte nur ein Todter Mann
Vnſer Elend ſchawen an /
Vnd[89]
Vnd jhm hette Gott vergoͤnt /
Das er wieder reden koͤnt /
Wuͤrd er warlich ſo anheben:
Lieber Bruder bleib im Leben.
Mir gefelt der Erden Leib:
Drumb ich fein zu frieden bleib /
Weiß von keiner Pluͤnderey /
Bin von allen Wunden frey /
Schlaffe ſicher ohne Sorgen /
Darff zum geben nichts erborgen.
Niemand bey mir exequirt /
Vnd mich auß dem Lande fuͤhrt /
Jch darff nichts / hab was ich ſol
Sanffte ruhen thut mir wol.
Niemand bringt mich auß der Erden /
Wann ich ſchon koͤnt Keiſer werden.
Bleib ſo lange dirs gefelt /
Jn der Schnoͤden boͤſen Welt /
Laß dich ſchinden biß auffs Blut /
Laß dir nemen Hab vnd Gutt;
Du wirſt elend vnd vertorben
Sagen / ô wer ich Geſtorben.
MWas[90]
Was ſolte auß dem blawen Hauß /
Eine Seele ruffen auß /
Die nun vor dem Herren ſchwebt:
Vnd in Himmels Frewden lebt:
Wuͤrde ſie nicht frewdig ſagen /
Vnd die ſo noch Leben fragen!
Was iſts das jhr euch erhebt /
Die jhr jetzt noch drunten lebt /
Ewer Pracht vnd Herrligkeit
Jſt nur wie der Blumen Kleidt:
Alle luſt vnd Frewd im Leben /
Jſt nur eitel Spinneweben.
Hier iſt Frewd in Ewigkeit /
Hier iſt luſt / ohn alleß leidt /
Hier iſt jammer vnbekant /
Hier Geſundheit vnd Verſtandt /
Hier ſind wir im Himmel orden /
Vnd nun alle Keiſer worden.
Hier iſt ewig vnſer Gott /
Vnſer alles! Suͤndt vnd Todt
Jſt hinweg / wir alle ſeindt
Gottes allerliebſte Freundt
Wol[91]
Wol dem der jm Himmel Lebet /
Vnd nicht mehr auff Erden klebet.
Jſts nun nicht der beſte Rath /
Das was Gott beſchloſſen hat /
Ehe von dem Menſchen war
Leib vnd Seele / Haut vnd Haar /
Obs ſchon etwas thut betruͤben
Jhme laſſ[e]ein Menſch belieben!
Jſt es nicht die Billigkeit /
Das man ruhe / fried / vnnd Frewd
Goͤnne / denen die man Liebt.
Wann nun Chriſtus jhnen giebt /
Das ſie ewig Leben koͤnnen /
Wollen wirs nicht jhnen goͤnnen!
Wollen wir der Erden Kot
Lieben mehr / denn vnſern Gott;
Halten wir in Hoͤherm werth /
Als den Himmel / vnſern Herdt
Wollen wir / das die nicht wollen /
Wieder zu vns kommen ſollen!
ô Nein! Chriſten trawren wol /
Doch wie ein Chriſt trawren ſol:
Dancken[92]
Dancken auch dem lieben Gott /
Der die jhren durch den Todt /
Da ſie aller Angſt entkommen /
Hat zu ſich anheim genommen.
Liebſte Fraw Gevatter nun
Diß Gebuͤrt auch euch zuthun.
Leget nun die Trawrigkeit /
Sampt den Thraͤnen auff die ſeit
Seufftzen ſey nun auffgehoben /
Jetzt geziemet ſichs Gott zu loben.
Denckt jhr das im trawer Standt /
Euch viel Vngluͤck kompt zu hand;
Denckt auch wider das euch Gott /
Helffen wil in aller noht.
Jſt er doch im Wittben orden
Auffs new. ewer Vatter worden.

f. Daniel Winckler. D.

Deſunctus ad ſuperſtitem Conjugem.

ESt ita: Jova DEUS conjungit corcula, Vinclô
Jugali; Solvit corcula & jpſe eadem.
Nos[93]
Nos fera divulſit Mors; Vera ſed altera vita,
Nos tandem rurſum junget in arce Poli.
Saltem abij; haud obij; Naturæ curſus & ordo eſt,
Triſte ſolo dirimi; dulce redire Polo. [eſt;
Et benè: Vita brevis noſtra hæc: Sed reddita longa
Funera ſic penſat, qui regit aſtra, DEUS:

Quod in ſolatium mœſtiſs: D. relictæ viduæ apponit, Adam Bielitzer à Bielitz,

PÆonis ingenuam didiciſſe ſideliter artem,
Atꝙ́, Gerharde, tuum laudahile ſcire quid
Conducant homini flores, ſucci, folia, herbæ,(omnes
Semina, radices, reſinæ cum cortice, gemmæ,
Succina cum ſalibus, fructusꝙ́, metalla, liquores,
Et ſexcenta, ægro queis corpori Apollo medetur,
Mors nihili nauciꝙ́ habuit, ſtamen Tibi vitæ
Sæva (eheu!) rupit Lacheſis; ſed reppulit unum hoc
Vim quãcunꝙ́ necis, ſacrorum ad dogmatũ amusſim
Quod coluiſſe Deum didiciſti & amare Triunum, (
Confiſus Chriſti merito, panacea quod audit
L 3Contra[94]
Contra animæ morbos: Hac hac ſanatus abíìſti
Ad ſedes ſuperas, ubi perpete veſceris aurâ.

Sonnet.

J Jhr habt Vrſach genung / warumb jhr laſſet flieſſen /
Geehrte Freundin / jetzt die thraͤnen backen ab /
Dañ Ewers Hertzens Schatz verſchlungẽ hat das Grab /
Das kalte Todtengrab; Jch red es bey gewiſſen /
Wenn ich an dieſen Rieß dencke / muß ich vergiſſen
Viel heiſſe Zaͤhren auch / weil den / der Ewer Stab /
Vnd trewer Schutzherr war / ich ſtets befunden hab
Einen auffrechten Freund / welchen nun weggeriſſen
Die grauſam Atropos auß vnſern Augen hin /
Deſſen Seel vnſre Seel bald wuͤntſchet nachzuziehn /
Zum hohen Himmel zue / aus deß Leibs finſtern hoͤle /
Drinn Sie verkerckert ligt / zuſuchen jhren freund /
Dem Gott an Sonnen-ſtatt mit ſeinem Antlitz ſcheint.
Dahin Sie Chriſtus fuͤhr / ohn Jhn jrrt ſonſt die Seele!

Joan. Seydel.

ACh / Ach / laid uͤber laid: ach trawern uͤber trawern!
Nun iſt dahin meinFrewd: Nun thut michs leben tawern:
Weil mir der grimmig Todt mein Hertz enzwey zerreißt /
Vnd an mir / (erbarms Gott /) ſolch grauſamkeit beweißt;
Ach[95]
Ach das doch moͤcht mein Haupt ein Meer ſein voller Wellen /
Vnd ſolt auß jederm Aug herrinnen / wie aus quellen /
Ein groſſe thraͤnen Bach / durchs braite Backenfeldt /
So groß alß jmmer mag ein Fluß ſein in der Welt;
Das moͤchten Tag vnd Nacht mein Augenlieder flieſſen /
Vnd / biß ich gar verſchmacht / mit zaͤhren mich begieſſen!
Das traͤhern regnen muß / ſtaͤtigs ohn alle maß /
Als obs mit kruͤgen gieß / vnd machten mich pfuͤtznaß /
Nur das Jch zur genuͤg bewainen koͤndt von Hertzen /
Mein uͤbergroß vngluͤck / mein trawerſchweren ſchmertzen:
(Wiewol auch nimmermehr Jch ſatt außwainen kan /
Wann Jch der Lieb vnd Ehr ſol ein genuͤgen than /)
Mein liebes Haupt iſt Todt: Der Hertzog meiner Jugend /
Der mich regieret hat vnd gfuͤhrt zu aller Tugend:
Mein Hertz iſt mit dahin. Meins lebens iſt nicht mehr /
Mit laid zuvolgen Jhm Jch in die Grub begehr:
Denn Jch niemanden hab / der mich forthin wirdt ſchuͤtzen /
Zerbrochen iſt mein Stab / an den Jch mich thet ſtuͤtzen:
Jetzt wirdt Jhr vielen ſein / ein gfallen vnd ein Frewd /
Wann Sie der Seelen mein vermehrn jhr trawrigkeit:
Meiner betruͤbten Seel eckelt fortmehr vorm Leben /
Vnd eh ich mich viel quel / wil ich mich deß begeben:
Weils beſſer doch ſein mag / wer bald auff einmal ſtirbt /
Alß wann Er alle Tag vnd allgemach verdirbt.
O Todt mit deinem Pfeil! zun fenſtern eingeſtiegen
Haſt meines Hauſes Seul gemacht darniederliegen /
Davon es oͤd vnd wuͤßt / betruͤbt vnd einſam ſteht
Stuͤndtlich zu fuͤrchten iſt / wenns vollend vntergeht.
Dein[96]
Dein Vnbarmhertzigkeit haſt zwar an mir voruͤbet /
Weil du mirs Hertz entzweyt / vnd mich ſo ſehr betruͤbet:
Komm aber auch vnd hol die ander helfft bey zeit
So thuſtu an mir wol / vnd uͤbeſt Barmhertzigkeit /
MEin Kindt / (mit dieſem Nahm dich Syrach thut auf -
(richten)
Du thuſt gar wol daran / vnd dieß ſindt deine pflichten /
Das du ſo miltiglich dein Thraͤnen fallen leßt /
Beweineſt bitterlich den / ſo dir lieb geweßt:
Vnd traͤgſt Hertzliches laid / welchs dir iſt wiederfahren;
(So thuſt dich vor der Leut boͤſer Nachred bewahren!)
Gott ſelbſt erfodert nicht / das wier wie Holtz vnd Stein /
Wann vns Vngluͤck anficht / ſolln Vnepfindtlich ſein.
Allein muſt halten maß: Du mußt dich troͤſten wieder /
Das laid nicht herſchen laß: ſonſt ſchlegt dichs gar danieder:
Võ trawern kombt der Todt: trawern die kraͤffte ſchwaͤcht /
Zuviel iſt ohne noht: Maͤßig iſt eben recht.
Nicht trawern ſolſt wie die / ſo kaine Hoffnung haben /
Vnd wolln aufhoͤren nie zu weinen vnd zu toben /
Alß obs verlohren ſey / was vns Gott liebs entzeucht /
Da Ers doch wieder New zu ſeiner zeit darraicht /
Verlohren dieß nicht heißt / was gleich nicht iſt zugegen /
Mit dem man kan im geiſt / ſprach alle ſtunden pflegen:
Des Tages hoffnug macht / da alls wirt wiederbracht /
Das der / ders recht betracht / dieß ſcheiden gar nit acht.
Wer wolt doch Gottes rath vnd ordnung wiederſtreben /
Der gſetzt zu ſterben hat / allem / was hat das Leben /
Wer[97]
Wer wolte Murren drob / was Gott nur hat geliehn!
Wann Ers dann fodert ab / vnd nimbt es wieder hin /
Fraw / war Herr Gerhart Euch vnſterblich angetrawet?
Das jhr jetzt ſeine Leich / ſo uͤbermaͤßig tawert:
Nun Er dann Sterblich war / was klagt Jhr druͤber viel?
Weil ſterben aller ſchar geſtecket iſt zum ziel.
Meint jhr / Er ſey zu fruͤe genommen in Todes Orden?
Vmb welches Jahr / (ſagt hie) ſeydt jhr mit Gott eins wordẽ?
Goͤnnt jhr jhm darumb nicht / was Er je eh je baß
Vor Gottes angeſicht geneußt ohn vnterlaß?
Herr Gerhard gerne hat die Herrligkeit vnd frewden /
Vnd iſt ſatt uͤber ſatt / dieſer Welt muͤh vnd leiden:
Gleich wie zur Abendzeit ein muͤder billgram pflegt /
Der voller Muͤdigkeit zur ruh ſich niederlegt.
Bewaint Jhr dann den Schutz / das Haubt / den Stab /
(dieSeulen!
Gedenckt / es ſey nicht Nutz / obriges Weh vnd Heulen:
Zur Widwe / Waine nicht / Chriſtus der Herre ſpricht /
Da Er ſie Wainen ſecht / jhrn Todten Sohn auffricht.
Jſt nicht der liebe Gott / der Sorg fuͤr Widwen treget /
Jhn beyſteht in der Noth: Jhr Sach zurichten pfleget?
Wie hoch befihlt Er doch / das trewe Obrigkeit
Sie ſchuͤtz vor vngemach / vnrecht / gewalt vnd leid /
Er jhnen gmainiglich ſo fromme Leut beſchert /
Wie Job thut ruͤhmen ſich / das Er viel guttß gewehrt /
Das Er der Widwen Hertz in Truͤbſal hab erfrewt /
Sie getroͤſtet anderwerts? gefuͤhret vnd gelait.
NAlſo[98]
Alſo / Fraw / Jhr auch ſolt dem Wainen nicht nachhengen /
Noch es mit vngebult uͤber Die maß vermengen /
Den Todten hilfft es nicht / Jhr euch nur ſchaden thut /
Er in der ruhe ligt / Jhr wieder faßt ein Muth:
Gott alles Troſts Euch woll aufeichten von der Erden /
Mach Euch deß Troſtes voll / Da wier getroͤſtet werden:
Gott der gedult verleyh / das Jhr in ewerm leyd
Getroͤſtet: ainerley mit vns geſinnet ſeydt /

J. S.

EHeu! quam ſubitò cecidit vis enthea NOSTRI
GERHARDI! cecidit, ferre ſalutis opem
Quæ poterat! Dira heu! dira in clementia fati eſt,
Virtuti haut ullis parcere velle modis!
Crœſus divitiis; doctâ Podalirius arte
Nil valet; Enceladi ſicelis Ætna tegit
Robur. Quid tutum eſt? aut quid durabile? quidvè
à mortis reliquum conditione manet?
O dolor! ô gemitus! ô NOSTER! Corporis atq́;
Viribus ingenii quid potes? Ecce! nihil
Vim fati ut fugias. Verùm poſt funera virtus
Ut vivat, vires ingeniiq́;, potes
Sleſia quà tellus ſurgit, quà Teutonis ora,
Ægro quà Medici dextra miniſtrat opem,
Nomen[99]
Nomen honosq́; tuus, tua laus, virtusq́; perennant,
Artem & commemorat poſthuma fama tuam.
Hæc demum vita eſt, hæc vera eſt vita, ſuperſtes
Quæ manet, & vitam & funus honore beat.
Si cvive ante homines. Et quod tua vita fidesq́;
poſcit, ſic vivat ſpiritus ante DEUM.

Michäel Gülerus.

Ô Sortes hominum, ô quantum eſt in rebus inane;
Ars quàm nulla Deo nempe vetante valet!
Herbas & lapides, animantia cunctaꝙ́ terræ,
Et quæ præterea plura recondit humus,
No verat ægrorum varios convertere in uſus
Miſcendo docta pharmaca ſana manu:
Ecce tamen nihil hic potuit defendere eorum,
Iſtum quin raperet mors truculenta virum.
O nos ô miſeros quos fata morarier unam
Nulla ſinunt horam, quantula turba ſumus!
Felix eſt igitur qui ſcit cognoſcere cauſsam
Mortis, & inſtantem nil tamen jpſe timet!
N 1Quali -[100]
Qualiter egrediens nunc expugnare præalta
Miles muniti mœnia fortè loci
Dimicat impavidus, ſcandendo & niſus in altum
Hoſti ſe ſiſtit, nulla pericla timens:
Talis & hic noſter peragrans loca mortis opaca
Præſente ecce Deo nil metuebat eam;
Imò per hanc ipſam penetrans ad gaudia vitæ
Æternæ temnit, quidquidis orbis amat.
Et quantùm ereptum nobis lugemus ob artem
Virtutemꝙ́ ſuam, quêis cumulatus erat:
Ille quidem contra tantùm lœtatur ovatꝙ́
Quem vice fragilium perpetua usꝙ́ manent.

Grabmal.

J Jn dieſem Raͤumlein ligt / vnd muß zuſtaube werden /
Der vieler Kreuter krafft / vnd was da ſonſt die Erden
Jn ſich verborgen helt / gar wol vnd kuͤnſtlich kandt
Vnd an der Krancken nutz daſſelbe fleißig wandt.
Doch halff nur nichts nicht fuͤr / Er muſte zeitlich Sterben;
Wiewol Er ſo dadurch vielmehr jtzt thut ererben
Ein beſſer Leben dort / da lauter Frewd ohn Leydt /
Da ruh vnd Leben iſt in alle Ewigkeit /
Nun[101]
Nun lieber Menſch / der du auff dieſer Welt offt prangeſt /
Vnd nur an dieſem bloß / was Weltlich iſt / gantz hangeſt /
Ey dencke doch wie fluͤcht-vnnd nichtig alles iſt /
Was du groß achſt / vnd ſtets zuwehren dir erkieſt /
Dein klugheit iſt vor Gott ein Thorheit / vnd dein wiſſen
Vnwiſſen / deine pracht iſt koht / vnd mit den Fuͤſſen
Zu tretten werth / dein Geld / dein ehr vnd hoher ſtand
Muß bleiben hier / vnd du muſt reumen dieſes Land.
Wenn Gott gebeut / ſo muß ja freylich alles weichen /
Vnd das / waß etwas war / nichts werden vnd verſtreichen /
Vor jhm fleucht Doñer / Plitz / Wind / Hagel / Nebel / Lufft /
Vnd was ein Berg vor war / wird eine tieffe Klufft.
Drumb lieber Chriſt / ſo du ſo ſein wilſt / wie du heiſſeſt /
Schaw das du dich allein / was ewig waͤhrt / befleiſſeſt.
Laß koth nur bleiben koth / halt du dich ſteiff an Gott /
Wie dieſer hat gethan / ſo ſchadet dir kein Todt.

Condolentiæ & affinit. cauſsa f. Gottfrid. Geritius. Medicinæ Practicus.

Gerhardt von Halen /
Durch verſetzung der Buchſtaben
O Herr halt nu Genade.
N iijEs[102]
ES iſt zwar leicht geſagt; Abſterben iſt kein ſchade /
Viel mehr iſts ein gewin. Wir haben Gottes Gnade /
Die hilfft vns bald hindurch zu dem gewuͤntſchten ziel /
Wer fraget nach dem Todt er komme wenn er wiel.
Wann aber kranckheit kompt / vnnd bey den liebſten beyden
Dem Coͤrper vnd der Seel es gehet an ein ſcheiden.
Da wil es nirgend fort / da zittert Seel vnd Hertz
Da ruͤmpfet ſich das Fleiſch / da iſt der groͤſte Schmertz /
Das man das laſſen ſol was vns alhier geliebet /
Vnd das man offe nicht weiß wenn vnd wohin mans giebet:
Es kommet offt dazu das in dem letzten ſtreit
Gott ſcheint von vns zu ſein / mit ſeiner gnaden weit:
Da ſiehet man als dann zuruͤck in ſein gewiſſen:
Er bleichet vor ſich ſelbſt / da wil in nichts zerfliſſen
Der aller beſte Troſt. Wer nur noch ſagen kan /
ô Herr nun mach dich auff / jetzt geht das kaͤmpfen an.
Nun denck an deinen bundt / Herr / ô Herr halt nu gnade /
Dem iſt gewiß der Todt wie ſchwer er ſcheint kein ſchade:
Gott leſt die ſeinen nicht / er ſpringt den ſchwachen zu /
Vnd ſpricht es iſt volbracht / ſo kompt der Geiſt zur ruh.
Denn weil er ſaget nun / So iſt daraus zu ſpuͤren /
Das auß dem glauben es / ob der ſchon ſchwach / thut ruͤhren:
Vnd das er was jhm Gott zuvor verſprochen hatt
Jm Glauben fordern thut. Wer aber gar zu ſpatt
Wenns auffderneigen iſt / vnd jetzt die Seel ſol laſſen /
Jhr allerliebſtes hauß / ſich wil mit ſeufftzen faſſen
Da iſt gefahr dabey: Gott ſpricht dann ſolchen zu
Du wolteſt geſtern nicht / heut laß du mich zu ruh
Drumb[103]
Drumb iſt der beſte rath man lerne taͤglich ſterben /
Weil noch der Todt iſt fern / der wird wol nicht verderben;
Der von der wiegen an / gedencket an den Todt /
Vnd ſich durch Chriſti Blut vereiniget mit Gott.
Wirdt die gewiſſens ruh von Gott er nur erlangen:
So iſt die Todes furcht im Augenblick vergangen /
Weil er in Chriſto lebt iſt ſterben ſein Gewin
Das er auch ſterbend ſingt / mit frewd fahr ich dahin.
Nun ſo iſt auch dahin / Herr Gerhard der im leben
Zum Sterben hatte ſich ſchon gantz vnd gar er geben.
Das er auch ſagen dorfft er wolte dieſe Welt
Nicht kauffen wenn er koͤnt auch vmb ein hunde Geldt.
Das Macht er war gewiß der zugeſagten gnaden /
Vnd das diß Serben jhm gereichte nicht zum ſchaden.
Drumb iſts die billigkeit das wir jhm dieſe ruh
Von Hertzen goͤnnen thun vnnd ſchicken vns dazu.

Theocritus Auguſtus.

VLTIMUM VALE. παρωδία Ex Horat: Od: XXX. lib. 1.

Tit: 3. 5. 6.
OGerharde, aſperſe cruore Chriſti,
1. Pet: 1. v. 19 -
Heb: 13, 4.
Sperne dilectam patriam, & vocantis
Te,[104]
Phil. 3. 20:
Te, DEI, verbo, cupidè decoram
transfer in ædem.
Eſ: 43, v. 1. 2. 5.
Ipſus eſt tecum Deus, hinc ſolutis
ψ 91. v. 15.
Eph. 2. v: 8.
Gratiâ pœnis properantꝙ́ ſancti,
Apoc: 14. à v. 1: ad 6, itẽ v. 13.
Nec frui gaudent ſine te, beatâ
ſede polorum.

Sonnet.

(Freund /
D Menſchen Wuͤrgers Bott; O werther Ehen-lieber
Hat ewre gliedemaß beſtrickt / eingenommen
Die Natur / vnd Geſchwecht / das jhr Krafft zuronnen.
Seht / alſo ſich der Todt erzeiget / als ewren Feind /
2. Tim. 1. v. 10:
Weil ewrn Lebenßfaden abzu reißen er vermeint.
Eſ: 38, 12.
Nicht achtet ſo Hoch: behalt diß zum frommen /
Mat: 9 v. 2. 24.
Todes Tod hat dem Tod all ſeine macht bnommen /
Das dem [HerrGerhard hoͤrt /] der ſeine Suͤnde beweint /
Ioh: 11. v 11
Er wird ein ſuͤßerſchlaf: Weil er beſprenget iſt
1. Pet: 1. v. 2.
Ioh. 1. v. 29.
Mit Gottes Lambes Blut: vnd gleubt an Jeſum Chriſt.
ψ 90. v. 14
Drumb jetzt / Herr Gerhard / ſo / recht gleubig jhr worden ſeydt
Ioh: 14. v. 3.
An den / der euch nun rufft / daß Himmel Hauß verſpricht /
Mit der Seeligen Seel zu ſchawen ewigs Licht /
Eſa: 60. v. 19.
Col: 2. v. 11.
Legt willig ab diß Hauß / vnd eilet zur Seeligkeit.

Jn piè denati memoriam, & Chriſtianæ σομπαθείας declarationem addebat Henricus Adolphi.

[105]

AD LECTOREM Benevolum AUTOR CONCIONIS:

EST commune mori: Sed non eſt cognita cunctis,
Ars benè poſse mori: res quia magna mori.
Naſcimur & morimur, tamẽ haut æqualiter omnes,
Claudimus æquali, lumina morte licet.
Hic etenim quando moritur, cœleſtia ſcandit
Culmina, mox alter clauſtra profunda petit.
Hinc igitur terris benè qui-vult-cunꝙ́ morirj,
Æthereâꝙ́ cupit, luce perennè frui. (rem
Omne ſuum tempus, Christo locet; immò cruo -
Vendicet ipſius, Speꝙ́ Fideꝙ́ ſibi.
Js Solus tantum, per quem ſunt Regna Salutis
Parta, manus vera eſt, quæ capit iſta, Fides.
Atqui haut nuda Fides, talis mortua: verùm
Quæ facienda facit, quæ fugienda fugit.
Hanc tibi commendat Lector mea Concio: ſic ſic
Æternùm ſi vis vivere, Disce Mori.
[106]

JMPRESSUM BREGÆ-E - LYSIORUM. Typis GRÜNDERIANIS. ANNO. M. DC. XXXIIX.

[figure]

About this transcription

TextMedicina animae: Seelen Artzney
Author Georg Fabritius
Extent106 images; 16087 tokens; 5302 types; 103884 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationMedicina animae: Seelen Artzney Das ist Eine tröstliche Schrifftmässige Leich-Predigt/ bey dem Volckreichen Begräbniß/ deß Weylandt Ehrenvesten/ Wolgeachten/ vnnd Wolbenampten/ Herren Gerharts von Halen Georg Fabritius. . 106 GründerBrieg1638.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 W 1981 / 539478

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:19Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 W 1981 / 539478
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