EDler / Geſtrenger / vnd Ehrnveſter inſonders großguͤnſtiger Juncker / vnd hochgeehrter Patron / auch Gottfuͤrchtige / Edle / vnd Tugendreiche Fraw / beyde liebe Ge - rattern / vnd trewe Freunde.
A ijMir2Vorrede.Mir zweiffelt nicht / es werden E. G. als fleiſſige KirchenKinder / vnd ſehr Andaͤchtige Hertzen / ſich noch erinnern koͤnnen / des ſeligen Troſts / welchen deroſelben ich vnwirdig / aus GOttes vnfehlbahrn Worte / nach anleitung der begehrten Bibliſchen Texte / vnd aus dem vermoͤgen / ſo Gott dargereichet / vorgehalten habe / als GOtt der Herr / in deſſen Buch alle vnſere Tage auffgezeichnet ſind / vnlengſt an dieſelbe E. G. wie ein gewalti - ger lauffen / vnd jhnen / durch den zwiefachenPſ. 139. v. 15. riß vnter jhren lieben Kinderlein / eine WundeIob 16. v. 14. vber die andere machen thete: Oder aber / da jhnen etwa ausgefallen were (wie wir denn alle in terra oblivionis wandeln) ſich / als fleiſſige Schuͤler Gottes des heiligen Geiſtes / anderweit vnd mehrers Troſts / aus heiliger Goͤttlicher Schrifft / aus welchen aller vnſer Troſt / gleich als aus einem ſtarcken Quel vnd HauptBrunnen / entſpringen vnd herflieſſen thut / erholet / vnd damit wider alle vbermuͤtige Gedancken gnungſam præſerviret haben: Da - hero es vielleicht des Abdrucks meiner gehalte - nen einfaͤltigen Predigten nicht ſo gar ſehr be -durfft3Vorrede. durfft hette. Vnd ich bezeuge im grunde der Warheit / daß ich niemals willens geweſen / dieſelbe zu divulgirn, ſondern mir daran gar gerne gnuͤgen zulaſſen / wann nur E. G. hier - durch in jrem betruͤbnis moͤchte getroͤſtet / vnd ne - ben der Ehre Gottes / ſolche Predigten von meinen damals geweſenen Chriſtlichen vñ ſtatlichen Au - ditorio, mit andacht vnd Chriſtlichen Eyver (wie ich nicht zweiffele) auffgenommen worden ſeyn.
Demnach aber E. G. alſobalde damals / als Gott / der Herr vnſers Lebens / daß liebe vnd nunmehr ſelige Hans Chriſtofflein abgefodert hat / vnd ich auff erfoderung bey derſelben auff - warten thete / einmuͤtig begehrten / auch ſeydhero bey mir vnterſchiedlich angehalten / daß dieſelben jhnen durch den Druck communicirt vñ ertheilt werden moͤchten / vielleicht zu einem Memorial vnd Gedaͤchtnis jhrer ſeligen lieben Kindlein: Als haben E. G. ich billich gratificirn / vnd zu willen leben ſollen: vngeachtet die wuͤnderlichen judicia, etlicher Empæctarum, quorum hîc fer - tilis admod〈…〉〈…〉 & ſeges & ager eſt, Jch weiß zwar ſubſtwol / vñ darff mirs niemand allererſt ſagen / daß in dieſen meinen Predigten wenig[A iij]Kunſt4Vorrede. Kunſt zu finden iſt: Darumb ich auch wol mit denſelben hette daheime bleiben moͤgen / vnd ſie vnter meinen andern Scartecken in occulto liegen laſſen: Aber wie kan E. G. die ein anders von mir begehren / ich widerſtreben? Denn dieſelben beyderſeits / ſich / nicht allein / den wah - ren Gottesdienſt in jhrer Kirchen zum Cloͤſter - lein zubefoͤdern / vnd das arme GottesHaus deſto beſſer anzurichten vnd zuſchmuͤcken / mit auffwendung vieler koſten / hoͤchlich bemuͤhen / ſondern auch mir vnd den meinigen / vber das ordentliche ſalarium, ſo ich Jaͤhrlich von E. G. zugewarten habe / mit ſo vielfeltigen gut - vnd wolthaten erſcheinen / daß ich nechſt Gott / vnd meinen lieben Eltern / E. G. vor meinen groͤſſe - ſten Gutthaͤter halte / vnd darumb mit hoͤchſter danckbarkeit gegen dieſelbe mich zuerweiſen mich pflichtſchuͤldig erkenne.
Ob ich aber nun wol von Hertzen wuͤnſchen wolte / wenn wuͤnſchen gelten ſolte / daß ich E. G. in etwas andern vnd froͤlichern begehren hette wilfahren ſollen: Wañ es aber doch der ho - hen Goͤttlichen Majeſtet alſo beliebet / vnnd numehr nicht zu endern iſt / was nach ſeinemGoͤtt -5Vorrede. Goͤttlichen willen geſchehen iſt: So mag ſolcher Abdruck vnd Dedication dieſer meiner einfelti - gen Leichpredigten / wie ich ſie / durch Gottes gna - de / gehalten / (wie denn auch noch einer andern / welche ich alſo / auff eignes gutachtẽ / Gott / zu Ch - rẽ E. G. zu Troſt / vñ meinen anbefohlenen Kirch - Schaͤfftein zũ vnterricht verrichtet habe / vnd den erſten zweyen / propter materiæ convenientiam, zugleich mit affigiren laſſen / welches E. G. nicht anders als wolgemeinet erkennẽ vnd auffnemen wolle) im Namen Gottes fortgehen vnd E. G. vnd deroſelben anjetzo einigen vnd Hertzlieben Soͤhnlein Hans Heinrichen / jetzo vnd in kuͤnff - tigen ein Memorial jhrer Hertzlieben Kinder - lein vnd Geſchwiſterlein ſeyn: Mir aber auch zu - gleich darzu dienen / daß ich hiermit bey denſel - ben meinen Gratial, vor alle allbereit geſchehene / vnnd noch kuͤnfftige wolthaten moͤge deponiren vnd einantworten.
Der getrewe vnd Barmhertzige Gott verleihe E. G. beyderſeits / vnd jrem lieben Soͤhnlein / fer - nere Geſundheit / vnd langes Leben / troͤſte ſiein9[6]Vorrede. in noch waͤrenden betruͤbnis / vnd be[huͤte ſie]vor allem Leid vnd Vbel / laſſe auch ſonſten ſein Gna - den Antlitz ſtets vber ſie erhoben vnd erleuchtet ſeyn / daß ſie mit Sara / Tob. 3. ſich troͤſten / vndTob. 3. v. 21. ruͤhmen koͤnnen: Das weis ich fuͤrwar / wer Gott dienet / der wird nach der anfechtũg getroͤſtet / vnd aus der truͤbſal erloͤſet vnd nach der zuͤchtigung findet er gnade / deñv. 22. du haſt nit luſt an vnſerm verderbẽ. Deñ nach dem vngewitter leſſeſtu die Sonne wider ſcheinen / vñ nach dem heulen vnd weinen vberſchuͤtteſtu vns mit frewden. v. 23.Deinem Namẽ ſey ewiglich Ehr vñ Lob / du Gott Jſrael. Das helffe Gott euch / vnd al - len frommen vnd gleubigen Chriſten / Amen.
Datum zur ObernSchlema / am Schneberg gelegen Dominica XII. p. Trin. an welchen wirMarc. 7. 37, hoͤren vnd berichtet werden / daß der HErr Jeſus alles gut vnd wol machen thut: war der
E. Edlen Geſtr. vnd Tug. Getrewer Seelſorger vnd Gevatter / M. Gabriel Güttenerus, der Juͤnger.
ANdaͤchtigen vnd Geliebten FreundeExordium generale à γιώμῃ Davidica Pſal. 75. v. 9. in Chriſto dem Herrn: Wir leſen Pſ. 75. daß Aſſaph der Capellmeiſter des Koͤnigli - chen Propheten Davids / vnſern lieben Gott vnd Vater im Himmel in ſeinem Gericht vnd Wunderbarlichen Regierung / vnter andern auch ein - fuͤhret / als einen Gaſtwirt vnd Speiſemeiſter / der ſeine Gaͤſte nach wuͤrden zu tractirn / vnd einem jeden ſein de - menſum vnd gewiſſes beſcheidenes theil / aus ſeinem Becher / zu reichen vnd geben pflege / vñ ſpricht alſo: Der HErr hat einen Becher in der Hand / vnd mit ſta[r]cken Wein voll eingeſchencket / vnd ſchencktBaus8Die Erſte LeichPredigt. aus denſelben: Aber die Gottloſen muͤſſen alle trincken / vnd die Hefen ausſauffen. Mit dieſen Worten zeiget vns Gott der H. Geiſt durch Aſſaph an /Gott ſchenck[e]t aus ſeinem Creutzbecher. daß zwar Gott de HErꝛ / in der taͤglichen abſpeiſung ſei - nes Volck[s]vnd aller Menſchen / keinen mit den Creutz - becher verſchone / ſondern nach ſeinen willen vnd wolge - fallen / einen jeden / welchen er haben wil / zur rechten zeit herfuͤr fordere / jme den Becher biete / vnd jhm einen gu - ten trunck draus thun laſſe. Es halte aber hierinnen vn - ſer lieber Gott vnter den Gleubigen vnd Vngleubigen / vnter den Frommen vnd Gottloſen / einen groſſen vn -1. Den Gleubi - gen vnd from - men. terſcheid. Denn ſeine frommen vnd gleubigen nimpt er bey zeit / das iſt / hier auff dieſer Welt vnd Erden / weil ſie noch ſuͤndigẽ koͤnnen / herfuͤr / vnd leſt ſie einen oder den andern trunck aus dieſem Angſt Kelch verſuchẽ. Aber das iſt noch das beſte / es ſind die Flores vnd Bluͤmlein / welche oben auff ſchwimmen / vnd jhnen zu vielfeltigen nutzen vnd frommen gereichen.
α Advitæ e -[m]enda[ti]o -[r]em. 1. Cor. 11. v. 32.1. Zwar: ad vitæ emendationem, zur beſſerung jhres boͤſen Lebens / darein auch ſie / bißweilen / als ar - me Menſchen / gerathen koͤnnen: Wie denn daher S. Pau - lus ſpricht / 1. Cor. 11. Wenn wir gerichtet werden / ſo werden wir von dem HErrn gezuͤchtiget / auff daß wir nicht ſampt der Welt verdampt werden.
β. Ad fidei pro - bationem. Syr. 2 v. 5.2. Ad fidei probationem, zu pruͤffung vnd vbung jhres Glaubens / denn Syrach ſagt c. 2. Gleich wie das Gold durchs Fewer / alſo werden die ſo Gott gefallen / durchs Fewer der Truͤbſal bewehret.
γ. Ad precum excitatio - nem. 3. Ad precũ exeitationẽ, zur auffmunterung im Ge - bet vnd wahrer anruffung Gottes / denn es heiſt / wieEſaias9Die Erſte LeichPredigt. Eſaias ſagt c. 26. Herr wenn truͤbſal da iſt / ſo ſuchtEſa. 26. v. 16. man dich / wenn du ſie zuͤchtigeſt / ſo ruffen ſie eng - ſtiglich. Daher wird auch ſolcher Creutzbecher der Got - tes fuͤrchtigen vnd gleubigen genennet: Calix ſalutaris, ein heilſamer Kelch / Pſ. 116. Jn welcher betrachtungPſ. 116. v 13. denn alle gleubige Hertzen ſolchen Creutztrunck mit ge - dult vertragen / vnd mit David ſagen koͤnnen ex Pſ. 119. Pſ. 119. v. 71.Bonum eſt mihi, Domine, quod humiliaſti me, Es iſt mir gut / HErr / daß du mich gedemuͤtiget haſt / daß ich deine Rechte lerne. Wann es aber mit dieſen2. Den Vnglen - bigẽ vñ Boͤſen. Creutzbecher auff die Neige vnd Hefen koͤmpt / da muͤſſen denn auch herfuͤr / die boͤſen / vngleubigen vnd gottloſen / die ſich ſonſten der Welt gar redlich genietet haben / vnd mit dieſen Angſtkelch vnd Creutzbecher eine geraume zeitAd interitum & æternam damnationẽ. ſeind verſchonet blieben: Die muͤſſen alsdann alle ſauf - fen / vnd die Hefen verſchlucken / welche jhnen ſo herbe vnd bitter werden fuͤrkom̃en / daß ſie hiervber vergehen / dau - meln / vnd in Abgrund der Hellen / mit jenem gottloſenLuc. 16. Schlampampen / Luc. 16. fallen werden.
Daher dieſer Becher der Gottloſen genennet wird Calix fu -Eſ. 51. v. 17. & 22. rori der Kelch des grimmes / vnd ein Daumel Kelch / Eſ. 51. einIer. 25. v. 15. Becher vol zorns / bey Jeremia c. 25. Ein Wein des zorns GottesApoc. 14. v. 10. Apoc 14. Ein Kelch des Weins von ſeinẽ grim̃igen zorn / Apoc. 16. Apoc. 16. v 19.
Zu dem erſtẽ Creutztrunck hat Gott anfenglich gezogẽ / vnſere erſte Groß Eltern / viel heiliger Patriarchen vnd Propheten / jaVide etiam Ierem. 12. v 3. ſeinen lieben Sohn Jeſum Chriſtum / der ſich ſelbſt in ſeinẽ Angſt -Malach. 3. v. 18. ſchweiß verlauten lieſſe: Er wolle den Kelch gar gerne trin -Syr 41. v. 8. cken / den jhm Gott ſein himliſcher Vater hette eingeſchenckt. 1. Pëtr 4. v. 17. 18.
Darumb trinckt er auch denſelbẽ hernach zu / den beydẽ KindernLuc. 23. v. 31. Zebedæi / zu welchen er ſagte Matth 20. Meinen Kelch ſolt jhrMatth 26. v. 39 & 42. trincken / das alles aber iſt ein klarer vnd lauter Wein geweſen / darumb er jhnen auch zum beſten vnd jhren frommen gereichet iſt. Matth. 20. v. 23.
B ijDie -10Die Erſte LeichPredigt.Dieſen Angſt Kelch vnd Creutz Becher hat nun auch anjetzo vnſer lieber Herr Jeſus Chriſtus voll einge - ſchenckt vnd zugetruncken / dem Edlen / Geſtrengen / vnd Ehrnveſten Eleazaro Schlahern von der Nimka / auff Cloͤſterlein vnd Cella / vnd S. Geſtr. Tugendrei - chen Gemaͤhlin / beyden meinen hochgeehrten vnd lieben Gevattern / in deme er jhnen ein rechtes Hertzklaͤmmer - lein auffgezogen / vnd jhr einiges vnd vielgeliebtes Toͤchterlein / Jungfraͤwlein Anlein / am verſchienen Sonnabend fruͤe vmb halb ſechs Vhr / nach ſeiner har - ten vnd ſchweren Weinbergsarbeit / durch einen ſanff - ten vñ ſeligen Simeonis Schlaff von dieſer muͤheſeligen vnd bedrengten Welt abgefodert / vnd ſeinem Seelichen nach / in ſein ewiges EhrenReich verſetzet hat: Vber weichen ſtarcken vnd herben Creutztrunck jhnen frey -Pſal. 60. v. 5. lich wol beyde jhre Augen vbergehen / daß ſie ſagen moͤch - ten mit David / Pſalm 60. Du haſt vns / du lieber Gott / ein hartes erzeigt / du haſt vns einen Trunck Weins geben / daß wir daumeln.
ϖρο[παρα -] σ[α]ευὴ. Concionis. Weil vns aber in alle wege gebuͤhren wil / auch in die - ſer vnſer verſamlung / da numehr das Leid faſt am groͤ - ſten / jhren Adelichen Gemuͤthern / vnd hochbekuͤm̃ertenIer. 16. v. 7. Hertzen / mit dem TroſtBecher Goͤttliches Worts zu - begegnen / jhnen zuzuſprechen vnd aus derſelben darzu - thun / daß ſolcher jhr Creutztrunck ein rechter lautererPſ. 116. v. 13. Liebestrunck ſey: Wider welchen ſie ſich nicht ſetzen oder ruͤmpffen / ſondern denſelbẽ vielmehr gar gern annemẽ / vnd mit David ſagen ſollen: Calicem ſalutarem acci - piam, & nomen DOMINI invocabo, Jch wildenheil -11Die Erſte LeichPredigt. heilſamen Kelch des HErꝛn nemen / vnd ſeinen Namen verkuͤndigẽ vnd anßbreiten: Vnd aber wir / ohne huͤlffe vnd beyſtand des H. Geiſtes / nichts koͤnnen oder vermoͤgen / ſo iſts ja billich vnd recht / daß wir zufoͤ - derſt den ewigen vnd Barmhertzigen Gott in demut anſprechen vnd bittẽ / daß er vns hierzu aus gnaden ver - leihen wolle / die krafft vñ beyſtand ſeines H. Geiſtes / da - mit ſolchs wol vnd gluͤcklichen gerathẽ moͤge / befoͤrderſt ſeiner Goͤttlichen Majeſtet zu Lob / Ehr / vnd Preiß / den hochbekuͤmmerten Hertzen zu kraͤfftigen Troſt vnd vns allen zu trewẽ vnterricht / zu beſſerung vnſers ſuͤndhaff - ten Lebens vnd Wandels / vnd endlich zu ewiger Seelen Heil vnd Seligkeit.
Solches von Gott / dem Vater vnd Gott alles Troſtes vnd Segens zuerlangen / ſo betet mit mir aus andaͤchtigem Hertzen / ein gleubiges vnd an - daͤchtiges / Vater vnſer / ꝛc.
E. Chriſtliche L. wolle in der furcht Gottes anhoͤren / einen ſchoͤnen Text vnd Hiſtori / wel - che wir zum grund inſtehender Leichpredigt vor vns nehmen / vnd betrachten wollen / die wird vns beſchrieben von Marco c. 10. Vnd lauten derſelben Wort alſo:
VNd ſie brachten Kindlein zu Je -Marc. 10. v. 13. ſu / daß er ſie anruͤhrete. Die Juͤn -v. 14.B iijger12Die Erſte LeichPredigt. ger aber fuhren die an / die ſie trugen. Da es aber Jeſus ſahe / ward er vnwillig / vnd ſprach zu jhnen: Laſſet die Kindlein zu mir kommen / vnd wehret jnen nicht /v. 15. denn ſolcher iſt daß Reich GOttes. War - lich / ich ſage euch / wer das Reich Gottes nicht empfehet als ein Kindlein / der wirdv. 16. nicht hienein kommen. Vnd er hertzet ſie / vnd leget die Haͤnde auff ſie / vnd ſeg - nete ſie.
Exordium ſpeciale à cõ muni Pro - verbio. Kinder kom̃en von Hertzen / vnd gehen wie - der zu Hertzen Cujus. ANdaͤchtigen vnd Geliebten Freunde in Chriſto dem HErrn: Es iſt zwar ein all - gemeines / aber doch warhafftiges Sprich - wort / wenn man ſagt: Kinder kommen von Hertzen / vñ gehen wit der zu Her - tzen: Da durch vns zuverſtehen gegeben wird / die groſ -I. Explicatio ϖ αραφρα - ςικὴ. ſe affection vnd liebe / ſo alle Chriſtliche Eltern zu jh - ren lieben Kindern / als zu jaem eignen Fleiſch vnd Blut haben vnd tragen. Denn weil ſolche jhre Kinder / nechſt Gott den Allmechtigen / von jhnen das Natuͤrliche Leben haben / ſo koͤnnen ſie es nicht vbers Hertz bringen daß ſie derſelben ſoltẽ vergeſſen / ſie verlaſſen / vñ fuͤr ſie nicht ſor - gen / wenn ſie in ein Creutz oder widerwertigkeit ge - riehten: ja das es jhnen nicht ſchmertzlichen wehe thunſolte13Die Erſte LeichPredigt. ſolte / wenn ſie gantz vnd gar von dem grimmigen Menſchenwuͤrger / dem Tode / hinweg vnd aus jhren Augen geriſſen werden. Daher verwundert ſich auchII. Confirma - tio per die Goͤttliche Majeſtet ſelbſt Eſai. 49. wie es doch wolα. Dicta. Eſa. 49. v. 15. Pſal. 103. v. 13. muͤglich ſeyn koͤnne / daß eine leibliche Mutter jh - res Kindes vergeſſen ſolle? Pſal. 103. ruͤhmet auch Gott der Herr die groſſe liebe / die die Vaͤter gegen jhre Kinder haben / vnd gefellet jhme daſſelbe ſo wol / daß er auch ſeine trewe Vatersliebe gegen daß gantze Menſchliche Geſchlecht / darinne vergleichen thut. Wird alſo hiemit volkoͤmlich beſtetiget / was auch S. PaulusEph. 5. v. 29. ſagt Eph. 5. Niemand hat jemals ſein eigen Fleiſch gehaſſet / ſondern er nehret es / vnnd pfleget ſeyn / das iſt / er hat eine hertzliche liebe vnd trewe fuͤrſorge vor daſſelbe.
Vnd daß deme alſo ſey / daß beweiſen auch / nebenβ. Exempla. der taͤglichen Experientz vnd Erfahrung / die Exempel heiliger Goͤttlicher Schrifft.
Nemet vor euch ex 2. Sam. 18. den lieben Koͤnig1. DAVIDIS. 2 Sam. 18. v. 33. vnd Propheten David: Da der die Poſt bekoͤmpt / daß ſein Sohn Abſolon / der doch gar ein vngehorſamer ſtrick vnd boͤſe blatter war / von Joab mit dreyen Rennſpieſ - ſen were durchſtochen worden / hilff Gott / wie klaͤglich thut doch der liebe Vater / wie winſelt vnd weheklagt er: Mein Sohn Abſolon / mein Sohn / mein Sohn / wolte Gott / ich muͤſte fuͤr dich ſterben.
Sehet an die arme Witwe zu Naim / wie klaͤglich thut2. Viduæ Naimiticæ. Luc. 7. v. 13. doch dieſelbe / als jr lieber Sohn / deſſen ſie ſich / nechſt Gott als eines baculi ſenectutis, getroͤſtet hatte / Todes ver - blichen / vnd nunmehr zum Stad Thor aus / vñ zu ſeinemGrab -14Die Erſte Leich Predigt. Grabſtaͤdtlein getragen wuͤrde / darumb es auch den Herrn Chriſtum ſo ſehr jammert / daß ers nicht laſſen konte / er muſte jhr helffen.
4. Matrum Bethlehemi - ticarum. Matth 2. v. 17 ler. 31. v. 15.Da die armen vnſchuͤldigen Kinderlein zu Bethle - hem / von dem grimmigen Tyrannen vnd Bluthunde Herode Aſcalonita jaͤmmerlich erwuͤrget vnd nieder - geſebelt wurden / hilff ewiger Gott / wie klaͤglich geber - deten ſich doch jhre armen vnd betruͤbten Muͤtter / alſo daß ſie ſich auch nicht wolten troͤſten laſſen / Jer. 31. Matth. 2.
4. Iairi. Bünting. in Itin. f. 22. & 25.Betrachten wir Jairum, den Oberſten der Schulen zu Capernaum (oder / wie Büntingius in ſeinem Itine - rario gewiſſer davon ſchreibet / zu Cæſarea Philippi,) ſo ereignen ſich an jhme ſonderliche affectus, da es vmb ſein liebes Toͤchterlein gar mißlich ſtunde: denn als daſſelbe kranck vnnd lagerhafftig wurde / ewigerMatth. 9. v. 18 Gott / wie jammert es doch den lieber Vater / wie rennet vnd leufft er doch nur / vñ ſucht mittel vnd wege / wie ſol - chen ſeinem lieben Toͤchterlein wider moͤge auffgeholf - fen / vnd daſſelbe beym Leben erhalten werden: Ja da es allbereit verſtorben / vnd alſo fuͤr Menſchlichen Augen alle huͤlffe vnd mittel aus vnd verlohren waren verſucht er doch noch ſein heil bey Chriſto / ob daſſelbe von jhme wider ins Leben verſetzt werden moͤchte.
Das arme Cananæiſche Weiblein thut dergleichen / da jhr liebes Toͤchterlein vom boͤſen Feinde vbel tra - ctirt vnd geplaget wurde: Wie ſehniglich bittet ſie dochv. 25. nur Chriſtum vmb huͤlffe? Wie inſtendig helt ſie dochv. 27. bey jhme an? Vngeachtet / daß er ſie zu vnterſchiedenenmahlen15Die Erſte LeichPredigt. mahlen mit rauchen Worten abweiſet / ſie auch endlich gar fuͤr einen Heydniſchen Hund proclamirt vnd auß - ruffet.
Eben eine ſolche Natuͤrliche Eigenſchafft fuͤhlenIII. Applica - tio ad præſen - tes Defunctæ parentes. nun auch anjetzo die hochbekuͤmmerten Eltern / die - ſes Adtlichen Jungfraͤwleins / die ſolch jhr liebes Toͤchterlein vnd Spielvoͤglein mit heiſſen Zeeren / vnd verwundeten blutigen Hertzen / anhero begleitet haben / vnd deſſen durch den Todt abgeſeeltes Coͤrper - lein der Erden / als vnſer allgemeinen Mutter / re - ſtituirn vnd wider vbergeben wollen. O wenn da derSyr. 14. v. 1. rechte Leibes vnd Seelen Artzt JEſus Chriſtus alſo / wie bey der Syrophœniſſa, wie bey Iairo, vnd der Wit - wen zu Naim, mit ſeiner huͤlffe keme / vnd jhr viel -Exclamatio. geliebtes Anlein bey der Hand neme / daſſelbe aus ſei - nem Saͤrglein fuͤhrete / vnd den betruͤbten Eltern wider lebendig vber antwortete! Hilff Gott / was frewde vnd wonne wuͤrde ſich in jren Hertzen ereignẽ? Wie wuͤrden auch die lieben Bruͤderlein ſo froh ſeyn / dz ſie jhr liebes Schweſterlein wieder hetten? Aber was nicht ſeyn kan /Proverb. da wende vns GOtt vnſern Sinn davon. Quod differ - tur, non auffertur: Am Juͤngſten Tage wird ſichs al - les wol finden.
Vnter deſſen muͤſſen wir troſt auffſuchen aus GottesNarratio cõ - tinens. 1. Tractatio - nis futuræ ne - ceſsitatem. Wort / vnd ſolche hochbekuͤmmerte Hertzen erinnern / daß jhren lieben Toͤchterlein nicht vbel / ſondern gar wol geſchehen. Vnd daß es nicht der weiten vnd breiten Welt Gut neme / vnd wieder zu vns in dieſes Elende Qual vnd Jammerthal / wie lieblich wir Lebendigen vns auchCdaſſelbe16Die Erſte LeichPredigt. daſſelbe einbilden moͤgen / kom̃en thete. Hievzu iſt aber / von den hochbekuͤmmerten Eltern ſelbſt / fuͤr gut an -2. Textus oc - caſionem. geſehen worden / dieſer abgeleſene Text / aus dem Evangeliſten Marco: Darinnen vns fuͤrgehalten wird /3. Summam & argumen - tum Textus prælecti. eine gantz wunderliche Action vnd Geſchicht / ſo ſich zwiſchen dem Herrn Chriſto vnd ſeinen Juͤngern begeben vnd zugetragen hat / wegen der lieben Hertz - wuͤrmlein / der kleinen Kinderlein. Denn als dieſelben von jhren Muͤttern / aus Chriſtlicher affection vnd zu - neigung zu Chriſto hauffen weiſe gebracht vnd getra - gen worden / mit bitte / daß er jhnen von jhren gepre - ſten wieder helffen wolle: So wil ſolches den Juͤngern Chriſti / die jhren lieben Herrn vnd Meiſter nicht gerne zuviel wolten moleſtirt vnd beſchweret wiſſen / verdrießlich fuͤrkommen / davumb ſie auch dieſelben ab - weiſen / vnd jhnen den Paß verlegen. Aber das wil Chri - ſto / dem trewen Kinderfreunde / keines weges gefallen / lieſet jhnen derowegen ein gutes derbes Capitel / vnd vnd vertrit die lieben Kinderlein mit einer vberaus herrlichen vnd ſchoͤnen Apologia vnd Schutzrede / dar - innen er jhnen / mit gar hellen vnd deutlichen Worten / daß ewige Leben vnd Seligkeit zuſchreibet: Vnd darne - ben ſeine Juͤnger verwarnet / daß wo ſie nicht den kleinë Kindevlein gleich ſeyn wuͤrdẽ / wuͤrdẽ ſie keines wegs / wie ſie / ewig gerecht vñ ſelig werdẽ. Fordert darauff die lie - ben Hertzwuͤrmlein wider zu ſich / nimpt ſie auffn Arm / halſet vnd hertzet ſie / vnd ſegnet ſie an Leib vnd Seel.
Damit wir nun ſolche ſchoͤne Kinder Hiſtoriam wol behalten / vnd zu vnſern nutzen anwenden moͤgen / wol - len wir ſie abtheilen nach den jenigen Perſonen / die vnsdar -17Die Erſte LeichPredigt. darinnen fuͤrgehalten werden. Denn da wollen wir fuͤr vns nemen:
Was vns nun bey jeder Perſon / an Lehr / Troſt vnd Vermanung noͤtig wird zubehalten ſeyn / ſol mit weni - gẽ / vnd was die zeit wird leiden wollen / beruͤhret werdẽ.
Der Barmhertzige Gott verleihe vns hierzuVOTVM. die krafft vnd gnade ſeines H. Geiſtes / vmb Jeſu Chriſti / des groſſen Kinderfreundes willen / Amen.
BElangende / Geliebte / die erſte Part derI. Perſona. Parentes. Perſonen / nemlich die Chriſtlichen Eltern vnd from̃en Muͤtter / die jhre liebe Kinder zu Chriſto gefuͤhret / vnd fuͤr ſie eine trewe Collect vnd fuͤrbitteC ijeinge -18Die Erſte LeichPredigt. eingelegt / ſo ſagt davon der Evangeliſt Marcus alſo: Vnd ſie brachten Kindlein zu JEſu / daß er ſie an - ruͤhrete. Hie haben wir L. C. abermals ein Exem - pel / oben angezogenen Sprichworts: Kinder kommenOccaſio & cauſa Facti. von Hertzen / vnd gehen wieder zu Hertzen. Denn es ſey gleich / daß dieſen Chriſtlichen Muͤttern jhre liebe Kinder ſiech vnd kranck / vnd alſo gar lagerhafftig wer - den / welches denn ſolchen kleinen Kinderlein / wegen jrer weichen vnd zarten Natur / gar leichte bereitet iſt: Oder aber / daß ſie ſonſten in Hoffnung geſtanden / ſolche jhre liebe Kinder wuͤrden in kuͤnfftigen deſto beſſer gera - then / fromm werden / vnd gediegene Leute an Leib vnd Seel ſeyn vnd bleiben / wenn nur Chriſtus der HErꝛ / welcher ſich bißher im gantzen Juͤdiſchen Lande mit Lehren vnd Wunderwercken gewaltig herfuͤr gethan / vnnd jhme einen groſſen zulauff gemacht hatte / keine Gnadenhand auff ſie legen / ſie anruͤhren / vnd ſeinen Goͤttlichen Segen vber ſie ſprechen wuͤrde: So nemen ſie traun dieſes groſſen Wunder Prophetens wol war / vnd weil ſie erfahren / daß er eben jetzo gar nahe vnd zur ſtelle ſey / ſo machen ſie ſich auff / nemen jhre liebeFactũ ipſum. Hertzwuͤrmlein eins theils auff jhre Arme / eins theils auch wol auff jhren Hals vnd Ruͤcken / eilen damit zu Chriſto / vnd bitten jhn in demuth / er wol ſich doch jh - rer / vnd jhrer lieben Kinder erbarmen / ſich derſelben annehmen / vnd ſie curiren vnd heilen / oder aber ſie ſonſt mit Gnaden benedeyen vnd ſegnen: Sintemal ſie doch des ſtarcken vertrawens zu jhme leben / es werde jhme / als einem allmechtigen Herrn / zuthun nichtgroſ -19Die Erſte LeichPredigt. groſſe muͤhe vnd arbeit koſten / ſondern wenn er nur ſei - ne Allmechtige Gnadenhand außſtrecken / vnd ſie an - ruͤhren werde / ſo werde jhren lieben Kinder alſobalde an Leib vnd Seel gerathen vnd geholffen ſeyn. WirdVaticinij Prophetici impletio. alſo durch dieſe fromme vnnd trewhertzige Muͤtter er - fuͤllet / was der heilige Prophet Eſaias viel hundert Jahr zuvor im Geiſt geſehen vnd Propheceyet hatte /Eſa. 49. v. 22. cap. 49. So ſpricht der Herr Herr: Sihe / ich wil meine Haͤnde zu den Heyden auffheben / vnd zu den Voͤlckern mein Panier auffwerffen / ſo werden ſie deine Soͤhne in den Armen herzu bringen / vnd deine Toͤchter auff den Achſeln her - tragen.
Hierbey / lieben Chriſten / haben alle Chriſtliche1. Νουϑετικὸς De piorum Parentum of - ficio. Eltern ſollen j - re Kinder Chri - ſto zufuͤhren. Eltern / eine feine warnung vnd erinnerung zubehal - ten / daß ſie auch ſchuͤldig ſeyn / dem Exempel dieſer from - men Muͤtter nachzufolgen / vnd ſich jhrer lieben Kinder anzune[m]en / ſie zu Chriſto zufuͤhren / vnd ja nicht von jhme abzuhalten. Denn da ſtehet der klare vnd auß - druͤckliche befehlich Chriſti / darinnen er ſolchs gar ernſt - lich erfordert: Laſſet die Kindlein zu mir kommen /α. Propter Man - dati divinia reverentiam. vnd wehrets jhnen nicht / deme mus man ja gehor - chen / wil man anders die hulde vnd gunſt Chriſti / daran vns ſehr viel gelegen / haben vnd behalten. Es erfo -β. Propter in - natam φιλοςοργίαν derts auch jhre eingepflantzte Natuͤrliche Liebe / die ſie als Eltern gegen jhre Kinder haben vnd tragen ſollen. Wie koͤnnen ſie aber jhre Kinder mehr lieben / als wenn ſie jhnen alles liebes vnd guts goͤnnen / welches ſie traun warhafftig bey Chriſto finden vnd erlangen: Denn daC iijliebet20Die Erſte LeichPredigt. liebet er ſie nicht alleine / halſet vnd kuͤſſet dieſelbe / ſon - dern gibt jnen auch gar dz ewige Leben vñ Reich Gottes / welches ein Schatz vber alle Schaͤtze iſt. Darumb ja bil - lich dieſe zufuͤhrung jhrer Kinder ſolle fuͤrgenommen vnd zugelaſſen werden.
II. Παιδευτικὸς Q. De medijs. quibus pij pa - tentes liberos ſuos Chriſto adducere poſ - ſunt. Durch was mittel oder wege aber / moͤchte ein einfeltiges Vater oder MutterHertz fragen / kan ich mein liebes Kind zu Chriſto fuͤhren vnd bringen? Ja / wenn er mir auch ſo nahe / als dieſen Muͤttern / were / oder gleich noch einen guten weg weiter / es ſolte mich traun keine muͤhe koſten / tawern oder rewen: dieſen einfelti -℞ Chriſtus iſt vns nahe. gen wil ich mit einfeltigen vnterricht aus Gottes Wort begegnen / Chriſtus der rechte Kinderfreund / iſt vns traun nicht weit / ſondern gar nahe vmb vnd bey vns / ob wir jhn gleich nicht alſo ſehen / vnd anlauffen koͤnnen / wie hier dieſe lieben Muͤtter / laut ſeinen troͤſtlichen ver -Ier. 23. v. 23. heiſſungen: Jerem. 23. Bin ich nicht ein Gott / der nahe iſt / vnd nicht ein Gott / der ferne ſey / bin ichs nicht / der Him̃el vnd Erden erfuͤllet: Vnd Matth.Matth. 28. v. 20. c. 28. Jch bin bey euch alle tage / bis an der Welt ende. Darumb duͤrffen wir nicht weit rennẽ oder lauf - fen / wir duͤrffen auch keinen groſſen Vnkoſten auffwen -Eltern koͤnnen jhre Kinder Chriſto zufuͤh - ren. den / ja wir duͤrffen auch nicht vnſere Kinder gleich alſo bey Haͤnden vnd Armen nemen / vnd ſie von ort zu ort fuͤhren: Sondern ſolch zu fuͤhren kan geſchehen auff nachfolgende art vnd weiſe:
I. Pijs preci - bus & arden - tiſsimis ſu - ſpirijs:I. Erſtlichen: Per piarum & ardentiſsimarum precum interceſſionẽ, durch ein fleiſſiges andech - tiges Gebet vnd vorbitte / wenn ſie nemlich dieſelbenim21Die Erſte LeichPredigt. im Gebet jhren lieben Gott fuͤrtragen / beydes vor vnd nach der Geburt / vnd denn auch hernach in jrem gantzenQuæ α. Neceffariò requiruntur. Ob multipli - cis periculi evidentiam. leben. Denn man betrachte doch nur ein wenig / was es wol fuͤr muͤhe / ſorge vnd gefahr hat nicht alleine mit der KinderGeburt / ſondern auch mit der KinderZucht ſo wird man befinden / daß es ja zum hoͤchſten von noͤthen thu / daß man fleiſſig bete. Wie bald kan ein Kindlein1. In gravidi - tate. verwarloſet vnd verletzt werden / auch noch vnter Muͤt - terlichem Hertzen? Was hat es doch nur fuͤr ſorge vnd2. In partu. gefahr in der Geburt? Was muͤhe vnd arbeit nimpts3. In educati - one. doch / daß ſie von boͤſen Sitten / leichter Geſellſchafft / vnd ergerlichem leben abgehalten / vnd dargegen in Gottes - furcht vnd Chriſtlichen Tugenden erzogen werden / damit ſie Gott vnd ſeiner Kirchen / wie denn auch jhrem Nechſten / vnd dem gemeinen Nutz koͤnnen dien ſtlich vnd nuͤtzlich werden / auch die lieben Eltern an jhnen / ehre vnd frewde in jhrem Alter haben vnd erleben moͤgen? Sol dieſes alles wol gerathen / ſo mus traun das liebe Gebet das beſte bey der ſachen thun.
Vnd daſſelbe ablegirn vnd fertigen auch alle Chriſt -β. Promtiſsimè in pijs exci - tantur. liche Eltern deſto lieber zu Gott abe / dieweil ſie wiſſen / daß es ſo dann nicht vergebens vnd vmbſonſt ſeyn / ſon - dern einen groſſen nutz ſchaffen werde. Denn wenn1. Ob ſingu - laris effectus confidentiam. Gebet der El - tern vor jhre Kinder ſol nit vmbſonſt ſeyn. die Gerechten ſchreyen / ſo hoͤret der HErr / vnd er - rettet ſie aus aller jhrer noth / Pſal. 34. Vnd dieſe ver - troͤſtung hat vns Chriſtus ſelbſt geben / bey thewren Eyde / Joh. 16. Warlich / warlich ich ſage euch / wasPſal. 34. v 17. jhr den Vater bitten werdet in meinen Namen / dasIoh. 16. v. 24. wird er euch geben. Darumb kom̃et billich vnd wil -Pſal. 65. v. 2. lig auch alles Fleiſch zu jhme / Pſal. 65.
Wie22Die Erſte LeichPredigt.Wie wir denn auch deſſen viel Augenſcheinliche Exem -2. Ob exem - plorum præ - cellentiam. MONICAE, ad cujus pe - titionem fi - lius Auguſti - nus, à Deo per Spiritum S. illuminatus[a]Manichæiſ - mo ad fidem Chriſtianam convertitur. Ambroſius de Auguſti - no. pel haben in Bibliſchen vnd andern Hiſtorien hin vnd wider. Betrachtet nur Monicam, die Mutter des heiligen Auguſtini, dieſer jhr Sohn war ſo ſehr in dem Manichæiſchen Schwarm erſoffen / daß bald menniglich an ſeiner Bekehrung zweiffelte. Aber weil die Mutter ſo inſtendig vnd bruͤnſtig bey Gott fuͤr dieſen jhrem Sohn bate / ſo muſte es auch heiſſen / wie jhr Ambroſius Propheceyete: Impoſſibile eſt, ut filius tot lachrymarũ pereat, vnmuͤg lich iſts / daß ein Kind / fuͤr welches ſo viel heiſſer zeeren vñ Threnẽ vergoſſen werdë / ſolte in ſeinem Jrrthumb gelaſſen / vnd durch denſelben verdampt vnd verlohren werden.
ABRAHAE Gen. 17. v. 18.So betet Abraham fuͤr ſeinen Sohn Jſmael / Gen. 17. HANNAE, 1. Sam. 1. v. 28So that Hanna fuͤr jhren Sohn Samuel / 1. Sam. 1. SoIOBI, Cap. 1. v. 5. heiligte Job alle Tage ſeine Kinder / Job 1. Laſſet vns auch dergleichen fuͤr vnſere Kinder thun / ſo bringenϖροτρο ϖὴ ad Parentes. wir ſie Chriſto wol zu vnd haben einen guten anfang gemacht.
παραμυϑίαVnd ob ſchon hernach ein Kind vor oder in der Ge - burt Todes verbliche / ehe es das Sacraments der H. Tauffe habhafftig werden koͤndte / ſo koͤnnen ſich doch in ſolchem fall allezeit Chriſtliche Eltern troͤſten / ſie haben jhr liebes Kind nit verſeumet / ſondern daſſelbe auch nach ſeiner Geburt geheiliget / durch ein andechtiges Gebet vnd Vater Vnſer: Darumb ſie denn auch an ſeine Se -Syr. 35. v. 21. ligkeit im geringſten nicht zuzweiffeln haben: Denn dz Gebet der Elenden dringet durch die Wolcken / vnd leſt nicht abe / bis es hinzu komme / vnd hoͤret nicht auff / bis der Hoͤchſte drein ſehe / Syr. 35.
II. Koͤnnen23Die Erſte LeichPredigt.II. Koͤnnen auch alle Chriſtliche Eltern2. Baptiſmi aſperſione. jhre liebe Kinder dem Herrn Chriſto zufuͤhren: Per citiſſimam Baptiſmi aſperſionem, durch ſchnelleNutz der bekli - gen Tauffe. befoͤrderung jhrer zur H. Tauffe. Denn daß heili - ge Hochwuͤrdige Sacrament der Tauffe iſt ja der rechte Gnadenbund / den Gott der Herr mit vns im Newen Teſtament hat auffgerichtet. Da iſt Gott der Vater / der ſie in derſelben zu ſeinen lieben Gnaden Kindern auff vnd annimpt. Jeſus Chriſtus jhr Erloͤſer iſt da / der waͤſcht vnd reiniget ſie von jhren Suͤnden / mit ſeinen Roſinfarben tewren Blute. Da iſt Gott der heilige Geiſt / der wircket in jhren zarten Hertzlein ei - nen rechten / wahren vnnd ſeligmachenden Glauben / durch welchen ſie / als Edle Reben / dem rechten le -Ioh. 15. v. 1. 4. bendigen Weinſtock Jeſu Chriſto incorporirt vndEſa. 61. v. 11. einverleibet werden / da ſie mit Kleidern des Heils angezogen / vnd mit dem Rock der Gerechtigkeit bekleidet / auch aller ſeiner andernGuͤter vñ Wolthaten fehig vnd theilhafftig gemachet werden. Vnd gleich wie ſich Gott der Vater von ſeinem lieben Sohne Jeſu Chri -Matth. 3. v. 7 ſto in ſeiner Tauffe am Jordan verlauten lieſſe: Hic eſt Filius meus dilectus: Das iſt mein lieber Sohn / an dem ich wolgefallen habe: Alſo iſt kein zweiffel / daß auch Gott der Herr zu allen getaufften Hertz - wuͤrmlein gleich ſage vnd ſpreche: Diß iſt mein liebesProv. 8. v. 31. Kind / mein lieber Sohn / meine liebe Tochter / an wel - chem ich wolgefallen / ja alle meine Luſt vnd Frewde habe.
Welch Vater - vnd MutterHertz koͤndte nun ſolcheDhohen24Die Erſte LeichPredigthohen Gnaden Schaͤtze / welche jhre lieben Kinder in der H. Tauffe bekom̃en vnd erlangen / betrachten / vnd die - ſelben lange von ſolcher Tauffe abhalten / vnd etwa vr - ſach geben / daß ſie dieſelben durch jhre verwarloſung verluſtig werden moͤchten? Denn es heiſt doch wie Chri -Ioh. 3. v. 5. ſtus ſagt / Joh. 3. Es ſey dann / daß jemand geboh - ren werde / aus dem Waſſer vnd Geiſt / kan er nicht in das Reich Gottes kommen.
De Infanti -[b]us, ante Baptiſmum extinctis. Mit denen Kindern aber / die entweder in Mutterlei - be / oder balde nach der Geburt ſterben / vnd alſo die hei - lige Tauffe nicht erlangen koͤnnen / hat es eine andere gelegenheit / vnd iſt / wie oben gedacht / an jhrer Seelig - keit nicht zu zweiffeln. Denn da gilt die Regul: Non privatio, ſed contemtus Sacramenti damnat: Nicht der verluſt / ſondern die verachtung der H. Sacrament wird zur verdamnis zugerechnet.
3. 3. Honeſta educatione. Quæ 1. jube - r. III. Kan die zufuͤhrung der Kinder zu Chri - ſto geſchehen: Per piam diſciplinam ac educationem, Durch eine fleiſſige vnterweiſung vnd Kinder zucht / zu welcher S. Paulue alle Chriſtliche ElternEph. 6. v. 4. 2. Docetur, ratione ordi - nis. vermahnet / Epheſ. 6. Jhr Vaͤter / ziehet ewre Kin - der auff in der Zucht vnnd Vermahnung zum HErrn. Dieſe Kinderzucht ſol billich den anfang ha -In α. Pietare. ben von der lieben Gottesfurcht / denn wie S. Paulus ſagt / 1. Tim. 4. So iſt dieſelbe zu allen dingen nuͤtze /2. Tim 4. v. 8. vnd hat verheiſchung dieſes vnd des zukuͤnffti - gen Lebens. Drumb ſollen ſie dieſelben jhre Kinder inβ. Bonis mori - bus. den Haͤuptſtuͤcken Chriſtlicher Lehre gruͤndlich vnter - richten / vnd hernach ſie auff Zucht / Tugenden vñ Erbar - keit leiten vnd fuͤhren: Sie auch zu etwas ehrliches hal -ten /25Die Erſte LeichPredigt. ten / damit ſie den gemeinen Nutz koͤnnen dienen / vnd mitγ. Liberalibus artibus. der zeit ſich vnd die jhrigen ehrlich verſorgen. Denn1. Tim. 5. v. 8. wer die ſeinen nicht verſorget / der iſt erger denn ein3. Probatur ab Exemplis. Heyde / vnd hat den Glauben verleugnet. Darumb ſehen wir / wie trewlich der alte Tobias ſeinen Sohn leh -α. TOBIAE c. 4. v 2. ret / vnd jhn zu allen guten vnterweiſet / Tob. 4. Elka - na vnd Hanna thun dergleichen mit jhrem Soͤhnlein /β. Elkanæ & Hannæ. dem kleinen Samuelichen / lehren jhn nicht all eine ſelbſt zu Hauſe / ſondern vbergeben jhn auch dem alten Prie -1. Sam. 1. v. 26 ſter Eli zu fleiſſiger inſtitution vnd vnterweiſung. Welches alle Chriſtliche Eltern auch thun ſollen / weil ja vmb des willen Chriſtliche Schulen verordnet / vnd erhalten werden.
Sol aber die Kinderzucht wolgerathen / vnd bey den4. Promove - tur Bonitate parentum. Kindern einen gluͤcklichen fortgang gewinnen / ſo muͤſ - ſen die Eltern ſelbſt from̃ vnd Gottfuͤrchtig ſeyn / vnd ſich Chriſtlich vnd Erbar verhalten damit die Kinder nicht geergert vnd verderbet werden / weil ſie doch ſind / wie Zunder / welche das Fewer aller vnart viel eher vnd mehr / als Tugend vnd Erbarkeit / aufffangen: Vor welches hernach die Eltern Chriſto am Juͤngſten Ge - richt ſchwere rechenſchafft zugeben haben. Denn wieMatth. 18. v. 6. 7. Chriſtus ſagt Matt. 18. Wehe dem Menſchen / durch welchen ergernis koͤmpt / Jtem: Wer ergert dieſer geringſten eines / die an mich gleuben / dem were beſſer / daß ein Muͤhlſtein an ſeinen Hals gehen - cket wuͤrde / vnd er erſeufft wuͤrde im Meer / da es am tieffſten iſt.
IV. Endlich vnd zum beſchluß / ſo koͤnnen auchPræmaturæ mortis appro - batione. D ijalle26Die Erſte LeichPredigt. alle Chriſtliche Eltern jre liebe Kinder dem HErꝛn Chri - ſto zufuͤhrẽ: Per præmaturæ Mortis approbationem, durch hertzliche Gedult vber jren ſeligẽ ableiben / wenn ſie nemlich nicht wider Gott gruntzen oder mur - ren / vngeduͤldig werden / vnd oben aus fahren wollen /Quam ſuadet ſondern es vertragen / vnd mit gedult geſchehen laſſen / wenn Gott koͤmpt / vnd jhre liebe Kinder durch ein ſeli -1. AEquitas ges einſchlaffen von dieſer boͤſen Welt abfodert. Denn was wollen ſie ſich doch auch zeihen / vnd was wollen ſie doch draus machen? Seind ſie doch nur ein bonumEltern koͤnnen Gou jhre Kin - der nicht fuͤr - hatten. communicativum, non poſſeſſivum, Gott hat ſie jnen ja nur geliehen vnd vertrawet / ſind ſein geliehen PfandPſal. 127. v. 4. vnd Gabe: Wenn er nun dieſes Pfand wieder zu ſich haben vnd loͤſen wil / wer kans jhme denn vorhalten?2. Sempiterne liberorum ſecuritas. fromme Eltern wiſſen doch / daß ſie nicht verlohren / ſondern bey Chriſto ſeyn / da ſie wol verſorget vnd be - wahret / vnd fuͤr aller Angſt vnd Qual / betruͤbnis vnd Hertzleid / Kranckheit vnd Todt geſichert vnd befreyet ſeyn.
3. Exemplo - rum authori - tas. Drumb am allerbeſten / man ſtelle / in ſolchen fall vnd zuſtande / ſein Hertz zu frieden / halte den liebenα. Maccabeæ, referente Na - zianz. in ora. de Maccab. Gott mit hertzlicher Gedult aus / vnd ſage mit der from - men Maccabæerin: Theſaurum meum Deo meo tradidi: Jch habe meinen lieben Schatz / mein liebes Kind vnnd Toͤchterlein / Gott wieder vberantwortet /β. Iob. c. 1. v. 21. weil er mir doch daſſelbe nur geliehen vnnd vertra - wet hatte. Du biſt doch / du mein liebes Kind bey Gott am allerbeſten verſorget: Non enim extincta, ſed Deo oblata es, non perijſti, ſed al〈…〉〈…〉 ò migraſti.
Jtem27Die Erſte LeichPredigt.Jtem / mit David / als jhme ſein Soͤhnlein geſtor -β. Davidis. 2. Sam. 12. v. 23. ben: Was ſolich machen? Kan ichs auch wieder holen? Jch werde wol zu jhme fahren / es koͤmpt aber nicht wieder zu mir (verſtehet / in dieſes zeitliche Leben / vnd drangſal.)
Mit Job: Dominus dedit, Dominus abſtu -γ. Iob. eap. 1. v. 21. lit, ſit nomen Domini Benedictum: Der HErr hatte mir mein liebes Kind gegeben / hat er mirs nun anjetzo wieder genommen / ſo ſey der Name des HErrn gelobet vnd gepreiſet.
Auff dieſe maß vnd weiſe koͤnnẽ vñ ſollen alle Chriſt - liche Eltern / nach dem Exempel dieſer Chriſtlichen Muͤtter in vnſerm Text / jre liebe Kinder zu Chriſto brin - gen / vnd ſeinen Segen vber ſie an Leib vnd Seel er - langen. Vnd das iſt zumercken bey der erſten Perſon.
VOrs andere / was die Juͤnger des HerrnII. Perſona Diſcipuli. Chriſti betrifft / ſo ſagt hievon S. Marcus in ver - leſener Hiſtoria alſo: Die Juͤnger aber fuhren dieTEXTVS. Cujus 1 Explicatio ϖαραφρα - ςικὴ. an / die ſie trugen. Jn dieſen Worten wird vns nun zuverſtehen gegeben / mit was vngeſtuͤm ſich die Juͤn - ger Chriſti wider ſolch freundliches zufuͤhren der Kin - derlein gelegt / vnd wie mit harten vnd rauchen Wor - ten / ja auch mit ernſten bedrewungen / ſie jhre Chriſt -Luc. 18. v. 15. liche Eltern angefahren / vnd ſie dermaſſen abgewuͤr - tzet haben / in Hoffnung / daß ſie ſich hinfuͤro nicht wi -1. Facti ἀφορμὴ, quæ poteſt eſſe. der ſo leicht zu jhnen hetten begeben ſollen. Ob ſie nun ſolches thun / aus verachtung der kleinen Kinderlein /D iijwie28Die Erſte LeichPredigt. wie denn das kleine vnd geringe der Welt die Augen je -α. Puerorum deſpectio. mals hat fuͤllen koͤnnẽ / oder gleich aus guter meinung / daß vielleicht jhr lieber Præceptor Chriſtus Jeſus nicht ſo vbrig ſehr moleſtirt vnd beſchweret werden moͤchten. β. Præceptoris ſublevatio. So handeln ſie doch auff beyden Seiten ſehr vnbeſchei - den vnd vnrecht. Darumb es auch jhnen der Herr Chriſtus gar hoͤchlich verweiſet wie wir ſo dann hoͤren wollen. Sie hetten vielmehr / als Geiſtliche Herrn / in dieſer ſachen gute befoͤrderer ſein / vñ den armen vnmuͤn - digen Kinderlein / jhrer Seligkeit halben / willig vnd trewlich dienen ſollen: Wie denn Chriſtus hernach Pe -Luc. 22. v. 33. tro inſonderheit befehl thete / Luc. 22. Wenn du der - mal eins dich bekehreſt / ſo ſtercke deine Bruͤder.
1. δοκιμα - ςικὸς De infirmita - te ſanctorum. Aber da ſehen wir / daß auch groſſe heilige Leute koͤn - nen fehlen vnd fallen: Wie David ſagt Pſal. 62. Groſ - ſe Leute fehlen auch / ſie wegen weniger den nichts ſo viel jhrer iſt. Darumb iſt ſich auch auff Men -Pſal. 62. v. 10 Hine. ſchen nicht zuverlaſſen / ja der dis thut / vnd GOtt2. Νουϑετι - κὸς hindan ſetzt / der iſt verflucht von Gott / wie Jer. 17. ſte - het: Verflucht iſt der Mann / der ſich auff Men -Pſal. 118. v. 8. ſchen verleſt / vnd helt Fleiſch fuͤr ſeinen Arm / vndIerem. 17. v. 5. mit ſeinen Hertzen vom HErrn weichet.
3. Ε᾽λεγκ - τικὸςEs ſind aber dieſen Juͤngern Chriſti nicht vngleich / an einem theil / die Werckheiligen vnd Papiſten / welche fuͤrgeben vnd lehren / daß die jenigen Kinderlein /α. Pontificio - rum. ſo fuͤr empfangener Tauffe / vor oder nach der Geburt / in jhren angebornen Erbſuͤnden ſterben / von Chriſto nicht ſeyn erloͤſet worden / welchs ſie wegen jhrer vn - ſchuld auch ſo gar ſehr nicht bedurfft hetten: Darumb kemen ſie auch nicht in den Himmel / vnd wuͤrden ſelig:ſondern29Die Erſte LeichPredigt. ſondern an ein ſolches Ort / da jhnen weder wol noch we -Bonavent. 14. ſentent. diſtinct. 45. he ſey: Welches die Scholaſtici Limbum puerorum, Item: Partem inferiorem nennen / den vnterſten ort / ſo vber der Hellen iſt. Denn vber die Helle zimmern ſie noch drey Conclavia auff / zu erſt vnd vnterſt ſol ſeyn / Limbus puerorum, der vnſchuͤldigen Kinder Kam̃er: Mitten / das Purgatorium vnd Fegfewer: Zu oͤberſt a - ber / Limbus Patrum, der jenige ort / da die liebẽ Patri - archen vnd Ertzvaͤter / ſampt allen H. des alten Teſta - ments / haben jñen ſitzen / vñ die alte Adams ſchuld buͤſſen muͤſſen / biß ſie durch Chriſtum in ſeiner Hellenfart vnd Aufferſtehung aus denſelbẽ ſind ausgefuͤhret / vñ alsdeñ ins ewige Leben verſetzt woꝛdẽ. Sie laſſen jhnen aber nit dran gnuͤgen / daß ſie die armen vnſchuͤldigẽ Hertzwuͤrm - lein vnd jhre Seelẽ aus den Him̃el ſioſſen / ſondern da laſ - ſen ſie auch jre todte Coͤꝛperlein anbeſondere vñ abgelege - gene oͤꝛter begraben / damit ſie ja auch im tode jnen ſo gar nahe nicht ſeyn moͤgen. Das ſind arge Kinderfeinde / welche die armen Kinderlein ohn alle ſchew verdam̃en / vnd jhnen die Seligkeit abſprechen / do ſie doch jhr Hertz vñ Gewiſſen ſelbſt vberzeugt / daß ſie es ohne verletzung deſſelben / ſo abſolutè nicht thun koͤnnen.
Noch erger machen es am andern theil die Wieder -β. Anabaptiſta - rum, taͤuffer, die verſagen nicht alleine jhren eignen Kindern die Tauffe / ſondeꝛn ob auch eines ſchon getaufft were / ſa - gen ſie doch / es ſey ſolches alles vergebens vnd vmbſonſt / koͤñe auch kein ſolch Kind ſelig werden / es wuͤrde denn in ſeinen verſtendigen Jahren wieder getaufft. Das ſind abermals arge Kinderfeinde / die in jhrer Boßheit der - maſſen verſtockt / daß ſie auch jhre eigne Kinder denHelliſchen30Die Erſte LeichPredigt. helliſchen Moloch auffopffern / vnd dem leidigen Teuffel leibhafftig zu eigen ergeben.
γ. Caiviniano - rum. Am aller ergſtẽ aber machen es auch noch heutiges ta - ges die Gottesleſterlichen Calviniſten / deñ einmal hal - ten ſie die Kinder der gleubigen Chriſten / mit den Pe -Confer cum hiſce, Bezæ, coryphæi Sa - cramentario - rum, emble - mata, egregia ſane & aurea, ex colloquio Mompelgar - denſi. lagianern / ſo gerecht vnd heilig / daß ſie des zufuͤhrens zu Chriſto gar aus nicht beduͤrffen / darumb ſie denn auch inſonderheit / ſo gar wenig von der Tauffe halten / daß ſie nichts nachfragen / es werden jhre Kinder getaufft oder nicht. Bald ſchneiden ſie jnen abe den wahren vnd ſelig - machenden Glauben (ebener maſſen / wie obgedachte Wi - dertaͤuffer auch thun) vnd alſo conſequenter des ewi - gen Leben vnd ſeligkeit. Sintemal es heiſſet / wieEbr. 11. v. 6. Ebr. 11. ſtehet: Es iſt vnmoͤglich ohne den GlaubenMar. 16. v. 16. Gott gefallen. Vnd wie Chriſtus ſagt / Mar. 16. Wer nicht gleubet / der wir verdampt. Ja dz noch mehr / ſo geben ſie auch vngeſchewet fuͤr / Gott habe viel Kinder nicht etwa vmb verdieneter ſachen willen / ſondern allein darumb / dieweil es jhme alſo beliebt vnd wolgefallen / zum ewigen Tode vnd Verdamniß deputirt vnnd ver - ordnet.
Das heiſſet ja nicht alleine gute Kinder Feinde geben / ſondern auch ein rechtes Crimenlæſæ Majeſtatis begehen / vnd das jenige Gott zumeſſen / welches ſie der - mal eins in Abgrund der Hellen ſtoſſen vnd zerſchm et - tern wird. Denn wie ſolches Gott vnd ſeinem Sohne JEſu Chriſto gefallen muͤſſe / lehret nunmehr daß dritte Stuͤck.
Denn da iſt die Frage:
VOrs dritte: Wie verhelt ſich aber auff dißIII. Perſona. Ieſus Chri - ſtus. vngleiche beginnen / der Juͤnger / vnſer lieber HErr vnnd Heyland JEſus Chriſtus?Τ. Qui indig - nationem ad - verſus Difci - pulos ſaris ab undè decla - rat. der Evangeliſt ſpricht: Da es aber JEſus ſahe / ward er vnwillig / vnd ſprach zu jhnen: Laſſet die Kind - lein zu mir kom̃en / vnd wehret jhnen nicht: Denn ſolcher iſt das Reich Gottes. Da hoͤren wir / liebe Chriſten / daß der Herr Chriſtus an ſolchen boͤſen be - ginnen ſeiner Juͤnger ein groſſes mißfallen tregt / alſo /1. Geſtaum ſeveritate. daß er ſich nicht allein an Geberden gegen ſie dermaſſen erweiſet / daß ſie daraus ſeinen Zorn vnd Vnwillen wol ſpuͤren vnd vermercken koͤnnen: Sondern er geuſt jhnen2. Verborum gravitate. quorum pro - poſitio. auch auff / gar eine herbe vnd ſcharffe Lauge: Laſſet die Kindlein / ſpricht er / zu mir kommen / vnd weh - ret jhnen nicht: Henget auch zugleich mit die Vrſach hinan / warumb ſie es thun ſollen / vnd ſpricht: Dennα. Confirmata à cauſa. jhrer iſt das Reich Gottes: gleich als wolte er zu jh - nen ſo viel ſagen: Lieben Juͤnger vnnd Bruͤder / jhr duͤrfft nicht wehren oder vermeinen / ich ſey nur vmbβ. Explicata παραφρα - ςικῶς. der Alten willen auff dieſe Welt vnd Erde kommen / vnd Menſchlich Fleiſch vnd Blut an mich genommen / oder werde etwa allein fuͤr euch vnd fuͤr ewre Suͤnde dermal eins leiden vnd ſterben: Nein gar aus nicht / ſon - dern ich ſage euch / daß mein verdienſt die jungen / klei - nen / vnmuͤndigen vnd vnerzogenen Kinderlein / ja ſo wol angehe als euch alte: Darumb ich auch jhnen zuLuc. 2. v. 12. 21. troſt vnd frewde / ſelbſt ein kleines Kindlein worden /Evnd32Die Erſte LeichPredigtEſa. 9. ꝟ. 6.vnd gebohren bin: Jſt auch ſonſten Gottes meines Himliſchen Vaters ernſtlicher Will vnd Mey -Matt. 18. v. 14 nung / daß nicht jemand von dieſen kleinen ver - lohren werde / Matth. 18.
γ. Amplificata, à modo ac - quirendi vi - tam æternam. Vnd damit vnſer lieber HErr Chriſtus die armen Kinderlein / wie denn auch jhre hertzliebe Eltern / in jhren Glauben / wegen jhrer Seelen ſeligkeit / deſto beſ - ſer ſtercken vnd bekraͤfftigen moͤge / ſo ſetzt er hinzu vndΤ. ϖαράφρα - σις textꝰ. ſpricht: Warlich ich ſage euch / Wer das Reich Gottes nicht empfehet als ein Kindlein / der wird nicht hinein kom̃en. Jn vnd mit dieſen worten be - kraͤfftiget der Sohn Gottes / auch per juramentum, vñ durch einen hohen vnd thewren Eydſchwur / daß die Se - ligkeit der lieben Hertzwuͤrmlein vnd kleinen Kinder - lein / ſo gewiß ſey (vngeachtet / ob ſolches ſeine Juͤnger / oder andere hochtra bende Geiſter / in jhre hochfahrende Gedancken nicht bringen / vnd daher die liebe Jugend wol verachten moͤchten) alſo / daß auch wir groſſen vnd alten nicht eher dieſelbe erlangen ſollen / es ſey denn / das wir vnſern Kindeꝛn nachfolgen / vnd jhnen in vielen ſtuͤ - cken / ſonderlich in wahrem Glauben / in Liebe / in Ein - falt vnd Chriſtlicher Demut vnd dergleichen gleichfoͤr - mig werden. Das heiſſet ja / lieben Chꝛiſten / mit den El - tern das Depoſuit ſpielen / vnd jhnen jhre eigne Kinder / in dieſem fall / zu hochgeehrten Præceptorn vnd Lehr - meiſtern vorſtellen.
3. Facti con - trarietate. Endlich / damit der HErr Chriſtus ſeine groſſe Lie -Chriſtus enim pueros, prius à ſe depulſos, revocat; bra - be gegẽ alle liebe Hertzwuͤrmlein vollend gar ausſchuͤt - te / vnd aller Welt offenbare / wie er gegẽ ſie affectionirt vnd geſinnet ſey / ſo meldet der Evangeliſt: Er habe dieKinder -33Die Erſte LeichPredigt. Kinderlein / ſo zuvor ſeine Juͤnger Haͤuptſchew gemacht /enits & hume - ris ſuis impo - nie, baſiis ex - cipit, & omni - bus blanditiis fovet, tan〈…〉〈…〉 illis efficaciſ - ſimè benedi - cit. vnd von jhm gejagt hatten / gar mit freundlicher vnd holdſeliger Stim̃e / wieder zu ſich geruffet / habe ſie auff ſeine heilige Arm genom̃en (ἐιαγκαλισαμρυος τὰ αὐτὰ) ſie an ſeine holdſelige Waͤnglein vñ Baͤcklein gedrucket / vnd jhnen viel hertzlicher Liebeskuͤßlein gegeben / end - lich auch ſeine Gnadenhand vber ſie geſtrecket / vnd ſie an Leib vñ Seel geſegnet. Wird alſo auch hier durch Chri - ſtum noch weiter erfuͤllet was droben der Prophet E - ſaias in ſeinem Vaticinio, von dieſer KinderHiſtoria inVaticinij im - pletio, der Perſon Chriſti gedacht c. 49. Du wirſt erfahren /Eſa. 49. ꝟ. 23. daß ich der Herr bin / an welchem nicht zu ſchanden werden / ſo auff mich harren.
O wie viel herrliches dinges ſteckt hierinnen verbor -1. Διδασκα - λικὸς. gen / lieben Chriſten. Aber damit maſſe / die zu allen din - gen gut iſt / gehalten werde: ſo mercket alleine allhierDe ſum - ma & verè admiran - da Iesu Christi dieſe Lehr / Von der groſſen leutſeligkeit vñ freund - ligkeit vnſers lieben HErrn vnd Heylandes Jeſu Chꝛiſti / welche er hat vnd tregt / nicht nur allein ins ge - mein gegen alle glaͤubige Kinder Gottes: daher er ſichφιλαιθρω - πία. verlauten leſſet Prov. 8. Delitiæ meæ cũ filiis hominũ: Jch habe alle meine luſt / als meine frewde vndProv.[8]. ꝟ. 31. wolgefallen an den Menſchenkindern: ſondernκαὶ ϖαιδοφι - λία. auch voꝛnemlich vñ inſonderheit / gegẽ vnſere liebe Hertz - wuͤrmlein / die kleinen Kinderlein. Titus Veſpaſianus wurde vorzeiten genennet Amor & delitiæ generis hu -Hiſtoria T. Veſpaſiani. mani, aller Welt liebichẽ / darum̃ / dieweil er mit meñig - lich ſo freundlich vm̃ging: daher er ſich auch mit waꝛheit ruͤhmte / es were niemals einiger Menſch võ jhm betruͤbtE ijoder34Die Erſte LeichPredigt. oder trawrig hinweg gangen: Hie hetten die armenApplicatio. vnſchuͤldigen Kinderlein balde ein leere ſchicht fah - ren / vnd mit ſchaͤlen Augen vnd betruͤbten Hertzen ſollen abgewieſen werden: Aber ehe ſolches geſchehenIoh. 15. v. 14. ſolle / eher hette der Herr Chriſtus ſeinen eignen Juͤngern / die er doch vor ſeine liebſten Freunde hiel - te / den Peltz gar redlich gewaſchen / vnd jhnen die Blat - ter auffgeſtochen. Darumb er ja billich / vnd mit al -Chriſtus die rechte Kinder - Nenne. len fug vnd recht / Amor & Delitiæ puerorum, die rech - te Kinder Nenne / vnd groſſe Kinder Freund mag ge - nennet werden.
Hiſtoria Age - ſilai Regis Lacedæmo - niorum. Ageſilaus, gar ein vornehmer Koͤnig der Sparta - ner / ſetzte ſeine Junge Herrlein gar in ein ſchoͤnes Ge - mach / auff ſeinem Koͤniglichen Schloſſe / daß ſie allda miteinander ſpielen / vnd jre kurtzweil haben moͤchten: Er ſelbſt auch gieng zu jhnen in jhre Stuben / vnd ritte mit jhnen auff einen Stecken herumb: Welches jhme doch von ſeinen Raͤthen gar verweißlich gehalten wurde.
Aber vnſer Herr vnd Heyland Jeſus ChriſtusApplicatio. reumet vnſern lieben Kindern / wenn die oberzehlter maſſen zu jhm gebracht werden / ein / viel ein herrlicher Palatium, nemlichen ſeine Himliſche Wohnung /Ioh. 14. v. 2. Joh. 14. Vnd ein ſolches himliſches Haus / daß nicht2. Cor. 5. v. 1. mit Haͤnden gemacht iſt / ſondern das ewig iſt vnd bleibet / 2. Cor. 5. Er ſelbſt gehet auch mit jhnen auffs freundlichſte vmb / nimpt ſie auff ſeineEſa. 40. v. 11. cap. 46. v. 3. Arme / ja tregt ſie gantz vnd gar in ſeinem Buſem / wie ein Laͤmblein / Eſa. 40. & 46. Nimpt ſie wiederher -35Die Erſte LeichPredigt. heraus / vnd druͤckt jhnen viel liebes Hertzlein: Vnd in Summa / thut mit jhnen ſo freundlich / daß man nicht gnung ſagen kan.
Ob wir jhme nun wol ein ſolches in keine wegeII. Θανμαςι - κὸς. fuͤr vbel halten / wie Ageſilao geſchehen / ſo verwun - dern wir vns doch nit vnbillich vber ſolcher ſeiner groſ - ſen freundligkeit vnd leutſeligkeit / vnd ſagen mit Da - vid ex Pſalm 8. Was iſt doch der Menſch / daßPſal. 8. v. 5. du ſeiner gedenckeſt / vnd des MenſchenKind /Ebr. 2. v. 6. daß du dich ſeiner ſo ſehr annimmeſt / Jtem ex Pſal. 34. Schmecket vnd ſehet doch / wie freund -Pſal. 34. v. 9. lich der Herr iſt / O wol allen / die auff jhn trawen?
Wenn aber jhr / jhr Chriſtlichen lieben Eltern / alſo von der groſſen leutſeligkeit vnd liebe Jeſu ChriſtiIII. ἐϖιϑυμίτι - κὸς pro parenti - hus. Eltern haben ſich der Kinder - liebe JEſu Chriſti zutroͤ - ſten. gegen die Kinder hoͤret reden vnd predigen / ſo braucht daſſelbe zu einem beſtendigen vnd Hertzerquickenden Troſt / wegen ſolcher ewer Kinder. Denn es ſchickt es Gott der Allmechtige mit euch / oder mit ewren Kindern wie er wolle / oder es fuͤr gut anſehen moͤge / ſo wiſſet jhr doch / daß dieſelben wol verſorget ſeyn.
Muͤſſet Jhr dieſe Welt geſegnen / vnd ewre Kinder1. Jn jhren To - de / wenn ſie ſelbſt ſterben vnd die Kinder nach ſich ver - laſſen. als arme Waͤißlein hinter euch verlaſſen / ſo iſt der liebe Kinderfreund Jeſus Chriſtus da / der wil ſich jhrer gar[trewlich] annehmen / er wil ſie gegen menniglich ver - treten / vnd jhnen das Wort reden / er wil ſie ernehren vnd verſorgen / er wil ſie handhaben vnd ſchuͤtzen / gleich wie er allhier dieſelbẽ vor ſeinẽ eignẽ Juͤngern geſchuͤtzt hat: Jn Summa / alle liebes ſtuͤck wil er jhnen bewei -E iijſen36Die Erſte LeichPredigt. ſen / vnd jhnen beyſpringen / wann / wie / oder worzu ſiePſal. 68. v. 6. nur ſeiner huͤlffe beduͤrffen werden. Darumb nennetPſal. 10. v. 15. jhn auch David Pſal. 68. & 10. Patrẽ & adjutorem or - phanorum, einen Vater vnd Helffer der Waiſen: damit anzuzeigen / das ob gleich dẽ armen Kindern / Va - ter vnd Mutter von dieſer Welt vnd Erden abſterben / ſo wolle dennoch ſo dañ Chriſtus der HErr allererſt recht an Vatersſtelle treten / vñ ſich jrer / als ſeiner eignen lie - ben Kinder / gar hertzlich vnd trewlich annemen / daß esPſal. 27. ꝟ. 10 recht heiſſen ſolle: Vater vnd Mutter verlaſſen mich / das iſt / ſie koͤnnen mir nicht helffen / wie gerne ſie es ſonſt thun wolten: Dominus autem ſuſcipiet me, aber der Herr nimmet mich auff / vnd wird mich / als ein Vater wiſſen zu ſchuͤtzen vnd zu verſorgen.
2. Bey dem abſchied vnd ſterben jhrer Kinder.Begibt ſichs denn nach Gottes Willen alſo / daß die Eltern im Leben bleiben vnd mit traurigen vnd weh - muͤtigen Hertzen / jhrer lieben Soͤhnlein oder Toͤchter - lein einem die Euglein zudruͤcken / mit der Witwen zuLuc. 7. v. 12. Naim den ſchmertzen Trawer Mantel vmbnehmen / vnd daſſelbe zu Grabe begleiten muͤſſen: ſo iſts abermals von Gott dem HErrn gar wol gemacht: Denn da iſt flugsLuc. 23. ꝟ. 43. vnd alsbald da der Herr Chriſtus / als die heiligeApoc. 2. ꝟ. 7. Kinder Nenne / der leſt jhr liebes Seelichen tragen / inSap. 3. ꝟ. 1. das Paradeiß / in die Hand des Herrn / in denPſal. 31. ꝟ. 6. Schoß Abrahæ / vnd ins Buͤndlein der Lebendi -Luc. 16. ꝟ. 22. gen. Vnd deutſch davon zu reden / in den Himmel / ins1. Sam. 25. ꝟ. 29. Reich Gottes / vnd in die ewige Seligkeit.
Nutzdesfruͤẽ abſterbens vnſer Kin - derlein.Da ſind als denn die lieben Eltern vieler Muͤhe vnd ſorge / die ſie ſonſten in jhren letzten Todeszuͤgen / jhrer Kinder halben gehabt hetten / befreyet vnd benommen:ſintemal37Die Erſte LeichPredigt. ſintemal ſie wol wiſſen / was fuͤr einen ſeligen wechſelReſpectu Pa - rentum; Multarum cu - rar〈…〉〈…〉 levatio. Reſpectu li - berorum: Omniumæ - rumnarum & malorum ſu - peratio. Simile. ſie gethan: vnd was fuͤr elend vnd wiederwertigkeit ſie numehr vberwunden / vnd zu ruͤcke getrieben haben. Denn es iſt freylich war / wie die lieben Alten geſagt: Wenn ein Kind vff den allerhoͤchſten Berge in der Welt ſtuͤnde / vñ fuͤr jm alle ſein Creutz vñ vnruh / welche es die zeit ſeines Lebens hie vff dieſer Welt ausſtehẽ ſolte / liegẽ hette / ſo koͤnte es dennoch daſſelbe nicht vberſehẽ / darum̃ / dieweil ſein ſo gar viel were Denn wohin man ſich nurWechſel im Tode. in dieſem Lebẽ wendet / allda iſts labor & dolor, muͤhe vnd arbeit: Dieſes alles aber haben vnſere liebe Kin -α à labore ad requiem. derlein vberwunden / vnd ſind hindurch: ſind dargegen / durch jhr ſanfftes ein ſchlaffen / zur Ruhe kommen / wiePſal. 90. v. 11. Sap. 4. ſtehet: Der Gerechte ob er gleich zu zeitlichSap. 4 ꝟ. 7. ſtirbt / iſt er doch in der Ruhe: Vnd Apocal. 14. Se - lig ſind die Todten / die im HErrn ſterben / ἀ πάβτι,Apoc. 14. v. 13 von nun an: ja der Geiſt ſpricht / daß ſie ruhen von aller jhrer arbeit.
Hier in dieſer Welt hetten ja wol jhre liebe Kinderβ. à caducis di - vitiis ad æter - nas delitias. (wie etliche Eltern meinen) zu etwas Ehren vnd Wuͤr - den / zu ſtatlichem vermoͤgen vnd Reichthumb / vnd der - gleichen / koͤnnen gebracht werden: Aber das alles iſt einEccleſia. vergenglich thun: Weltlich Ehr vnd zeitlich Gut / Wolluſt vnd aller Vbermuth / Vergehet wie ein Graß: Aller Pracht vnd ſtoltzer Ruhm / Verfellt wie eine Wieſenblum. O wer bedencket das? Bey Chꝛiſto aber habẽ ſie das ewige Gut / dz macht rechtẽ mut: da haben ſie einen Sabbath nach dẽ andern / Eſ. 66.Eſa. 66. v. 23. ewige frewde iſt vff jrem Haͤupte / frewd vñ woñehaben38Die Erſte LeichPredigt. Eſa. 35. v. 10.haben ſie ergrieffen / Eſai. 35. Da gehet jhnen auff die Sonne der Gerechtigkeit / vnd heil vnterMalach. 4. v. 2. deſſelben Fluͤgeln / da gehen ſie aus vnd ein / vnd nehmen zu / wie die Maſtkaͤlber / Malach. 4.
γ. Ex ignomi - nia Mundi, ad gloriam & ſocietatem Angelorum. Euſeb. ad Da - maſc. de mor - te Hieron. ò mors dulcis & jucunda, quæ veram largiris vitã, quæ fugas morbos, quæ febres & vul - nera ſanas, quæ famem & ſitim ex - tinguis, ò mors, tu es pia bonis, aſpera maiis: per te itur de tribu - latione ad conſolatio - nem, de miſe - ria ad lætitiã, de labore ad requiem. Digreſsio ad noſtra tempo - ra, ſatis de - ploranda. Hier in dieſer Welt hetten jhre liebe Kinderlein nach jhren (der Eltern) Tode / als vnmuͤndige Puſilchen / in vielen dingen wol koͤnnen ſchumpfieret / vnd nur fuͤr mennigliches Fußhader gehalten werden / ſintemal doch die hochtrabende Welt / wol geringe iſt / veꝛnichtet vnd verachtet: Dort aber ſind ſie bey der hold - reichen Kinder Nenne JEſu Chriſto / die thut ſo ſchoͤn mit jhnen / daß es freylich wol war iſt / wenn Chriſtliche Eltern in jhren Hertzen ſolch liebreiches Mutterhertz Jeſu Chriſti betrachten / vnd was gna - de vnd gunſt allda im ewigen Leben die lieben Kinder - lein von jhme haben vnd nehmen / daß ſie wuͤntſchen ſolten / ſie hetten jhre liebe Kinder alle vor ſich hinge - ſchickt / ſie zu dieſem KinderFreunde JEſu Chriſto ge - bracht / vnd alſo verſorget.
Zumal jtziger zeit / da alles mit der Welt auff die Grundſuppen vnd neige koͤmpt / vnd es gewißlich in der - ſelben alſo ſtehet / daß man wol ſagen vnd fragen moͤch - te mit Chriſto / Luc. 18. Meineſtu auch / daß des Menſchen Sohn / wenn er kommen wird / Glau - ben / liebe vnd trew / zucht vnd Erbarkeit / etc.Luc. 18. v. 8. werde finden auff Erden? Denn zugeſchweigen derReſpectu 1. Mundi & Naturæ. groſſen Truͤbſal / Angſt vnd Noth / welche es nunmehr mit der Welt / als mit einem alten bawfelligen Hau -Matth. 24. v. 21. ſe / vnd zerriſſenen Pechhuͤtten / daran alles knacket vndkrachet /39Die Erſte Leichpredigt. krachet / ſampt allen Creaturen gewonnen hat / daßMatth. 24. v. 21. ſich freylich wol alles mit vns ſehnen vnd engſtenRom. 8. v. 22. moͤchte: wie viel Jrrthumb / Ketzerey vnd verfuͤhri -2. Eceleſiæ. ſche Lehre iſt doch nur bey der ſtreitenden Kirchen zu fin - den / da koͤmpt jmmer ein Gottesleſterlicher Schwarm nach dem andern auff / da ſol Chriſtus balde hie /Matt 24. v. 23 balde dort / balde in der Wuͤſten / balde in der Kammer ſeyn: vnnd da bringt ein jeder das ſeine ſo ſpecioſè vnd mit einem ſolchen ſchein fuͤr / daß frey -Marc 13. v. 21 lich auch wol / wo es muͤglich were / die Außer - wehlten in Jrrthumb verfuͤhret werden moͤch - ten. Jm Weltlichem Regiment wil Gericht vnd Ge -3. Politiæ. rechtigkeit mehr fallen / die Armen werden vnterdruͤckt / vnd hat der Gottloſe vberhand: alle Laſter vnd Vn - tugendt bleiben vngeſtrafft / vnd wird von tage zu ta - ge vbel aͤrger. Was Gottloſes vnd boͤſes Geſindlein /4. Communis vitæ. was fuͤr ſchaͤdliche vnd ergerliche Exempel / was leicht - fertigkeit vnd vppigkeit / iſt doch nur im gemeinen Le - ben bey menniglich: ſonderlich bey der Jugendt in al - len Staͤnden / man kehre ſich hin / wo man nur wolle: Auch wol bey dem Ehrlichen Adelſtande: daß es zuDehoneſtatio Nobilitatis. beklagen. Der Adelſtandt iſt gar ein ehrlicher vnd vornehmer Standt / vnd iſt vor dieſer zeit alleine mit Tugend vnd Erbarkeit / vnd mit Rittermaͤſſigen Tha - ten erwo[r]ben worden: O wie vbel wird ſolcher vorneh - mer Sta[n]dt jetzo / auch wol durch der juͤngſten Bluͤti - gen eins theils / dehoneſtirt vnd verunehret? Sinte - mahl an jetzo grob vnnd ſewiſch gnung ſeyn / ehrliche vnd alte Leute gar weitlich tummeln koͤnnen / Wein -Fvnd40Die Erſte Leichpredigt. vnd Bier Krieger ſeyn / vnd mit ſchoͤnen Damen vndEſa. 5. v. 12. Weibsbildern zur luſt vnd gnuͤge vmbgehen koͤnnen / darneben ſich auff fluchen vnnd Gottesleſtern / auff ha - dern vnd balgen / vnd dergleichen / wol verſtehen / das ſol bey jhrer vielen recht Edel heiſſen. Nun haben traun auch vornehmer Leute Kinder jhr Fleiſch vnd Blut /Sap. 4. v. 12. vnd die reitzende luſt an ſich / dadurch jhre arme vn - ſchuͤldige Hertzen koͤnnen verkehret werden: vnd ob ſie wol ſolchen jhren boͤſen luͤſten / durch fleiſſiges Gebet / vnd entſchlagung boͤſer Geſellſchafft / zuentge - hen vermeinen / ſo wil es doch bey den jetzigen Puͤrßlein nicht angeſehen ſeyn: ſondern der ſolches thut / der muß verbernheutert vnd durchechtet / veraffet vnd verpfaf - fet / vnd auff art vnd weiſe / die man nur erdencken kan / vexiret vnd tribulirt werden.
Von dieſen allen aber / vnd was noch mehr / werdenSap. 4. v. 10. v. 11. v. 12. vnſere lieben Kinderlein befreyet / weñ ſie in jrer jugend durch den zeitlichen Tod aus dẽ leben vnter den Suͤn - dern weggenom̃en werdẽ: da kan die boßheit jren verſtand / vñ die reitzende luſt jre vnſchuͤldige Her - tzen nicht verkehren / falſche Lehre kan jhre SeeleIoh. 14. v. 6. nit betriegen / ſintemal ſie anhoͤren / den HimliſchenAmbroſ. de bono mortis: Quid eſt mors, niſi ſe - pulchrum vi - tiorum, & ſu - ſcitatio virtu - tum? Doctorẽ Jeſum Chriſtum / der die Warheit ſelbſt iſt. Die boͤſen Exempel koͤnnen jnen das gute nit ver - derben / vnd ſie verfuͤren: ſondern da bekom̃en ſie zu jren Geſellen / die H. Engelein vñ Ertzengel / die derer Suͤndẽ keiner ergeben / ſondern one allen tadel vñ mangel ſeyn.
Concluſio: ἀποδεικτι - κὴ.Sehet L. Chriſten / was fuͤr krefftigen Troſt alle Chriſtliche Eltern nehmen koͤnnen / aus der leutſelig - keit vnd freundligkeit Jeſu Chriſti gegen die Kinder /es41Die Erſte Leichpredigt. es komme auch mit jhrem leben oder ſterben / wie Gott wolle.
Das ſollen ſie nun wol behalten / vnd in jhren Her -2. ϖροτρε - πτικὴ. tzen erwegen: denn wo diß geſchicht / ſo werden ſie auch / ſo es ja Gott alſo beliebte / ob den Abſcheidt jhrer lieben Kinder / jhre Hertzen deſto eher koͤnnen zu frieden ge - ben: vnd denſelben viel mehr jre ſelige Ruhe vnd Frew - de bey Chriſto goͤnnen als mißgoͤnnen: vnd durch vber - meſſige Trawrigkeit ſich an allen Leibeskrefften ſelbſt nicht alſo ſchwechen vnd abmergeln.
WAnn es denn nunmehr der hohen Goͤttli -Applicatio ſpecialis; ad Funus. chen Mayeſtet alſo beliebt vnd wolgefallen / daß auch gegenwertigs Edles / vnnd nunmehr ſeliges Jungfrewlein / Anlein / des Edlen / Geſtrengen vndJunfraw An - lein Schlahe - rin. Ehrnveſten / Eleazari Schlahers / von der Nimka / auff Cloͤſterlein vnd Cella / meins vielgeliebten Jun - ckern vnd Gefattern / einigs vñ hertzliebes Toͤchterlein / am verſchienen Sonnabend / fruͤe vmb halb 6. vhr / nach außgeſtandenen groſſen ſchmertzen / ſo von den beſchwer -Placida eiuſ - dem ex hac æremnoſa. vita emigra - tio. lichẽ huſten / vnd hieraus erweckten Freſel / entſtanden / durch ein ſanfftes vnd ſeliges Einſchlaffen / von dieſer Welt vnd Erden abgefordert worden: ſo kan es zwar freylich / wie zu erachten / bey den Chriſtlichen Eltern vñ Bruͤderlein / ohne betruͤbung vnd hertzeleid / ja wol ohne heiſſe Zeeren vnd Threnen nicht abgehen: ſintemal esLocus auch ein ſtuͤck jres Hertzens / Fleiſches vnd Bluts gewe -παιδευτι - κὸς de cauſis miti - gandi doloris. ſen: Es koͤnnen aber doch ſie / als Chriſtliche vnd Gottſe - lige Hertzen / durch beyſtand des H. Geiſtes / dieſen jhrenF 2luctum42Die Erſte Leichpredigt. Chriſtliche Ei - tern koͤnnen jhre Trawrig - keit maͤſſigen / wenn ſie be - dencken:luctum gar leichtlich moderirn, vnd jhre Trawrigkeit fahren laſſen / wenn ſie bedencken:
1. Daß ſolch jhr liebes Toͤchterlein nicht et -I. Voluntatis divinæ im - mutabilitatẽ. wa ohn gefehr dieſem zeitlichen Tode vnd Einſchlaf - fen ſey vntergeben worden: wie ſonſten die Gottloſen Epicurer vnd Weltkinder ſich verlauten laſſen / Sap. 2. Sap. 2. v. 2.Ohn gefehr ſind wir gebohren / ohn gefehr fahren wir wieder dahin / als weren wir nie da geweſen. SondernIob. 1. v. 21. do iſt ſolches geſchehen / nach dem gnedigen willenPſal. 68 v. 20. vnd wolgefallen vnſers lieben Gottes: Gott hat -Pſal. 75. v. 9. te es jhnen gegeben: Eben der HErr vnd Gott hat es jhnen jtzo euchwiedergenommen: GOtt hat jh - nen dieſe Laſt auffgelegt: Der HErr hat jhnen dieſen Angſtkelch vnd Creutzbaͤcher eingeſchen - cket. Wer kan nun ſeinem willen vnnd wolge - fallen widerſtreben: oder wider denſelben etwas anfan -Tob. 3 v. 20. gen? Sintemal des HErrn Raht nicht in Men - ſchen gewalt ſtehet / Tob. 3. Hier muß man jhme1. Sam. 3. v. 18 traun ſtille halten / vnd mit Eli ſagen 1. Sam. 3. Es iſt2. Sam. 10. v. 12. der Herr / Er thut / was jhme wolgefellet: Mit1. Maccab. 3. v 6〈…〉〈…〉. Juda Maccabæo: Was Gott im Himmel wil / dasMatth. 6. v. 10 geſchehe: Mit Chriſto vnd Paulo: Des HerrnAct 21. v. 14. Eccleſia. wille geſchehe: Was mein Gott wil / das geſche - he allezeit / ſein will der iſt der beſte.
II. Status, per Mortem ade - pti, felicita - tem. 2. Sie bedencken ferner / wohin denn wol die - ſes jhr liebes Anlein kommen ſey? das abgeſeelde Coͤrperlein ligt zwar noch allhier auff der Baar / vndα. Corpus. wird gar balde der Erden / vnſer allgemeinen Mutter reſtituirt werden: Doch ſollen alle ſeine Steubleinvnd43Die Erſte Leichpredigt. vnd Gebeinlein gar wol bewahret ſeyn / daß der -Sir. 41. v. 1. ſelben keines ſol verlohren oder zerbrochen wer -Pſal 34. v. 20. den / vnd am Juͤngſten Tage ſollen ſie wieder wie einEſa. 66. v. 14. ſchoͤnes Graß / gruͤnen. Seinem Seelichen aber nach /β. Animam. iſt es jetzo ſchon bey Chriſto / dem lieben Kinder Freun -Eſa. 32. v. 18. de / vnd geneuſt mit jhme ewiger Frewde vnd Wonne / es ſitzt in pulchritudine pacis, in herrlicher vnd ſtol - tzer Ruhe / Eſa 32. da kan nichts mehr auff dieſes jhrApoc. 7. v. 16 17. liebes Toͤchterlein fallen / die Sonne oder jrgend ei - ne hitze: denn das Lamb mitten im Stuel weidet es / vnd leitet es zu den lebendigen WaſſerBrun -III. Triados cœ - leſtis efficio - ſitatem nen. Gott Vater ſelbſt wiſchet abe von ſeinen aͤug - lein / alle Zeerlein vnd Thraͤnlein / welches das liebe Kind / hier auff dieſer Welt in ſeinen ſchmertzen hat ver -Apoc. 7. v. 17. gieſſen muͤſſen. Apoc. 7. Jeſus Chriſtus der halſetMarc. 10. v. 16 vnd kuͤſſet es / druͤckt vnd gibt jhme viel liebes ſchmetz - lein / vnd leſt es bey jhme im ewigen Segen ſeyn. Gott der heilige Geiſt der troͤſtet es / wegen auß geſtandenerEſa. 66. v. 13. noht: vnd iſt alſo dieſes ſelige liebe Anlein ein recht lie - bes Spielvoͤglein der gantzen hochgelobten Drey - faltigkeit.
Vnd hieran duͤrfft jhr / jhr hochbekuͤmmertenΑ᾽ποςροφὴ παραμυϑη - τικὴ ad parentes mœ - ſtiſſimos, I. De Beatitu - dinis Filiolæ infallibilita - te: quæ pro - batur. Chriſtlichen Eltern / im geringſten nit zweiffeln: Sin - temal jhr ja wiſſet / daß jhr ſolches ewer liebes Toͤchter - lein ewerm Herrn vnd Erloͤſer Jeſu Chriſto ober - zehlter maſſen gar trewlich zugefuͤhret habt. Denn do habt jhr es ja alſo balde vor ſeiner Geburt GOtt dem Herrn durch fleiſſiger Gebet / nicht alleine privatim ſelbſt zugebracht / ſondern daſelbſten auch publicè inF iijoͤffentli -44Die Erſte Leichpredigt. 1. Ex fideli ad Chriſtum ad - ductione. oͤffentlicher Kirchen verſamlung jhme zufuͤhren laſſen: ſolch ewer Gebet auch / vor ewer liebes Kind / taͤglich vndα. Per interceſ - ſionem tam publicam, quàm priva - tam. biß an ſein ſeliges Ende continuirt. Jhr wiſſet ja auch / daß es mit andaͤchtigen Hertzen / (da von ich vnwirdig / meiner Perſon wegen / nach gewiſſen rede) dem Herrn Chriſto in der heiligen Tauffe iſt zugefuͤhret / von ſei -β. Per Biptiſmi regeneratio - nem. nen Suͤnden gewaſchen / dem HErrn Chriſto incorpo - rirt / vnd Gott dem Herrn zu einem lieben Chriſten Anlein iſt gemacht / auch mit dem Rock der Gerech -Eſa. 61. v. 11. tigkeit Jeſu Chriſti angezogen / vnd mit Kleidernγ. Per debitam edueationem. des Heils bekleidet worden. So habt jhrs auch / ſo viel ſein weniges Alter leiden wollen / in ewrer ſchoͤnen vnd ja recht Chriſtlichen Kinderzucht nicht verſeumet / ſondern gethan / was Chriſtlichen Eltern gegen jhre liebe Kinder gebuͤhret.
2 Ex eviden -[tiſsi]mo addu - ctionis effe - ctu. So viel auch das ſelige liebe Anlein betrifft / ſo hat ja Gott der heilige Geiſt auch in ſeinem zarten vnd jun -α. Fide, & β. Patien - tia. gen Hertzlein einen wahren ſeligmachenden Glauben gewircket / welcher ſich dann auch an jhme gar merckli - chen an tag gegeben / in deme / daß es ſeine groſſe ſchmer - tzen mit hertzlicher vnd groſſer gedult vertragen / vnd ſich ſonſt mit gar feinen Chriſtlichen geberden erwei -3. Ex deſide - rato Filiclæ defunctæ in cœlis conſor - tio. ſet hat. Darumb es denn auch Chriſto dem HErrn deſto lieber geweſen / daß er deß wegen aus Bruͤderlichem Her - tzen verurſacht worden / deſto eher daſſelbe zu ſich zu neh - men / vnd es zu ewiger Ruhe vnd vollſtendiger Frewde bey jme zu bringen. Jtzo ſtehet nun gleich Chriſtus all - hier / vnd weil er ſiehet / daß jhr Chriſtliche Eltern hier - ob etwas betruͤbt vnd trawrig worden / ſo redet er euchgleich45Die Erſte Leichpredigt. gleich ein / mit dieſen worten: Laſſet doch ewer liebes Anlein zu mir kommen / (vnd gebt euch zu frieden) vnd wehrets jhme nicht: denn ſeiner iſt das Reich Gottes / (das werdet jhr jhme nicht mißgoͤnnen.) II. De reti - nenda ani - moruin fir - mitate.
Habt jhr nun jhr frommen Chriſtlichen Eltern / auff obberuͤhrte drey maſſen ewer liebes ſeliges Toͤch - terlein Chriſto zugefuͤhret / vnd zwar mit willigen Her - tzen / ſo laſts auch vors vierde geſchehen / daß ſolch ewer liebes Toͤchterlein beyChriſto ſeyn / vnd mit jhme in vn -Cujus gratia inſpergitur: getheilten Erbe ſitzen moͤge: allda es denn auch iſt beyα. odalitij cœ -〈…〉〈…〉 is conſi - natio. allen heiligen Engelein in lieblicher vnd Bruͤderlicher Geſellſchafft / da es iſt / bey allen Heiligen vnd Außer - wehlten Gottes Menſchen / Patriarchen / Koͤnigen vnd Propheten / in angenehmer Freundſchafft / da es iſt / bey ſeinen lieben GroßEltern / vnd vorhin geſchickten ſeli - gen Schweſterlein Annen-Ottilien / in holdſeliger Ge - meinſchafft: Jn ſumma / da es hat Friede die fuͤlle / vndPſal. 16. v. 11. liebliches Weſen / zur Rechten Gottes jmmer vnd ewiglich.
Bekuͤmmert es euch / Chriſtliche Eltern / daß es ewernβ. Ad tacitam objectionem ceſponſio. De Annorum paucitate. Ex dicto. beduͤncken nach / allzu jung vnd zeitlich geſtorben / oder todes verblichen ſey ſintemal es ſein Alter hoͤher nicht bracht / als auff ein Jahr / 26. Wochen / 5. Tage vnd 12. ſtunden: Bedencket was der Geiſt GOttes ſagt / Sap. 4. Das Alter iſt ehrlich / nicht / das lange le -Sap 4. v. 8. 9. & 13. bet / oder viel Jahr hat: Klugheit vnter den Men - ſchen iſt das rechte grawe Haar / vnd ein vnbe - fleckt leben iſt das rechte Alter: Er iſt balde voll -Cujus breviſ - ſima appli - catio. kommen worden / vnd hat gar viel Jahr erfuͤllet. O liebe Hertzen / der Allmechtige Gott kan mit ſolchenzarten46Die Erſte Leichpredigt. zarten Kinderlein freylich ſo vmbgehen / daß ſie balde vollkommen werden / vnd jhre Menſur vnd Maaß des Glaubens / ſampt andern Geiſtlichen Gaben / ſo zur Se -Per ſimile Exemptum. ligkeit noͤtig / gleich ſo wol vnd ſo balde bekommen / alsNum. 17. v. 8. wenn ſie lange gelebt hetten. Aaronis ſtecken gruͤne - te vnd bluͤhete in einer Nacht / vnd trug friſche vnd reif - fe Mandeln / andere Beume beduͤrffen Jahr vnd Tag darzu: Eben ſo compendiosè kan Gott der HErr auch noch handeln mit den kleinen lieben Kindern: bey jh -Applicatio. nen kurtz hindurch gehen / vnd das jenige / was er bey andern allgemach thut / bey jhnen alſobalde vnd mit weniger zeit verrichten. Vnd do ja ewerm ſeligen lie - ben Toͤchterlein hier in dieſem zeitlichem Leben etwas were abgangen / das ſol jhme dort im ewigen Leben garVotum. reichlich erſtattet vnd eingebracht werden.
Wir wuͤnſchen dem ſeligen lieben Anlein / vnd ſeinem Todtsverblichenen Coͤrperlein / eine ſelige Ruhe / vns allen / wenn zeit vnd ſtunde ver - handen / eine friedſame Heimfahrt / vnd denn am Juͤngſten Tage / ſampt allen gleubigen vnd Auß - erwehlten eine froͤliche Aufferſtehung zum Ewi - gen Leben / Amen.
Gott dem Vater / Sohne / vnd heiligen Geiſt / der heiligen hochgelobten DreyEinig - keit / ſey Lob / Ehr / vnd Preiß ge - ſagt / in alle Ewigkeit. AMEN.
ANdaͤchtige vnd geliebte Freunde inExordium generale à facto. Chriſto dem Herrn: Heute ſind es viertzehen Tage / da wir auch eine ſolche1. Præterito. trawrige LeichenProceſsion gehalten / vnd anhero zu ſeinem Ruhe - vnd Grabeſtaͤdlein gebracht vnd begleitet haben / des Edlen / Geſtrengen vnd Ehren - veſten / meines großguͤnſtigen Junckern vnd lieben Ge - fattern / Eleazari Schlahers / vnd S. G. vielgeliebten Gemahlin / einiges vnd vielgeliebtes Toͤchterlein / Jungfraw Anlein / daruͤber zwar freylich ſie / als Na - tuͤrliche Eltern / in groß betruͤbnis vnd trawrigkeit verſetzt worden. Wenn ſie aber / als hochverſtendi - ge / vnd in Gottes Wort wolgeuͤbte vnd erfahrne Chri -Gſten /48Die Ander Leichpredigt. ſten / auch andaͤchtige Kirchkinder vnd Zuhoͤrer / ſich da - mals erinnern laſſen / daß gedachtes jhr liebes Toͤchter - lein dem HErrn Chriſto / als dem groſſen Kinderfreun - de / auch ſehr lieb vnd angenehme geweſen / daruͤmb ers auch ſo zeitlich vnd balde zu ſich in ſein ewiges Ehren - Reich von hinnen abgefodert / auff daß er daſſelbe auffMarc 10. ſeine Gnaden Arme nehmen / vnd jhme viel lieber hertz - lein vnd kuͤßlein geben moͤge: Als haben ſie jhme daſſel - be willig folgen laſſen: vnd ſolten ſie nunmehr verhof - fentlich jr hertz zu frieden geſtellet haben / weil jnen wiſ - ſend / daß doch dieſes jhr liebes Toͤchterlein bey Chriſto / als ſeinen Himmels Breutigamb / gar wol vnd viel beſ - ſer / als bey jhnen / in dieſem Jammer vnd Zeerenthal / verſorget ſey / vnd weil auch Gott der HErr mit jhnen domals noch gar gleich getheilet / alſo dz er zwo jre Toͤch - terlein zu ſich in ſein Reich abgefodert / jhnen aber die lieben Soͤhne / noch in gleicher anzahl / gelaſſen hette.
2. Præſenti. Jtzo aber / liebe Chriſten / greifft Gott in etwas wei - ter / vnd wil mehr haben / als jhnen laſſen: ſintemal er auch am verſchienen Sonnabend / gegen 5. vhr / nach Mit - tage / jr juͤngſtes liebes Soͤnlein / Hanſen-Chriſtoph ergreiffen / vnd daſſelbe ſeiner Seelen nach / zu ſich in ſein Himliſches Paradies vnd ins ewige Leben / auff vnd ein - genommen / vnd zu ſeinen zweyen lieben Schweſterlein gebracht hat: daruͤmb deñ auch ferner wir heutigs tages abermals vnſere Klaglieder intoniren / vnd die betruͤb - ten Eltern die ſchwartzen Trawrkleider wieder vmb - nehmen / vnd jres lieben ſeligen Soͤhnleins abgeſeeltes Coͤrperlein anhero zu ſeiner Ruhe begleiten muͤſſen.
Ach49Die Ander Leichpredigt.Ach wie ſchwere Fuͤſſe muß jhnen jtzo dieſer ſchmer -Exclamano παϑητικὴ. tzensgang machen? O wie muß jetzo jhr liebes Hertz im Leibe wallen / vnd ſich kochen? O wie vol heiſſer Zeeren vnd Threnen muͤſſen jhnen jetzo / vnd eine zeitlang hin - fuͤhro / jhre Augen ſtehen? Denn zwey fromme vnd hertzliebe Kinder in 14. tagen zu Grabe begleiten / jhre Coͤrperlein allda verſcharren laſſen / vnd zwo ſchwartze TodtenBahren neben ein ander eine zeitlang ſtehen ſe - hen: ſolte das nicht ſchwere Fuͤſſe: wallendes vnd mat - tes Hertz / vnd naſſe Augen machen? Jch meine ja / lie - be Chriſten / das heiſſet abermahls einen ſtarckenPſal 75. v. 9. Trunck thun / aus dem Creutzbaͤcher vnſers lie - ben Gottes?
Wann man aber Gott dem Herrn in ſein gerech -Remedium adverſus han[c]tentationem alias fatis acebam. Mauritius Imperator. ex tes Gericht nicht eingreiffen / vnd ſich wider jhn auffleh - nen / ſondern viel mehr ſagen ſolle mit den frommen Keyſer Mauritio: Juſtus es Do mine, & rectum judi - cium tuum: Herr du biſt gerecht / vnd alle dei - ne Gerichte ſind recht: Als muͤſſen auch dieſe hochbe -Pſal. 119. v. 137. truͤbte Eltern jhren lieben Gott in dieſer ſeiner gerech - ten / vnd doch auch noch Vaͤterlichen heimſuchung geduͤl - tiglich außhalten / vnd ſich dennoch allezeit troͤſten deſ - ſen / was S. Paulus ſagt Rom. 8. Wir wiſſen / daß de -Rom. 8 v 38. nen / die Gott lieben / alle dinge zum beſten dienen.
Weil wir denn nun auch zugleich bey dieſem luctu vnd conductu, Gottes ſeligmachendes Wort mit einan -ϖροπαρα - σκευὴ concionis futuræ. der zu handeln vnd zubetrachten geſinnet ſeyn: So wol - len wir zuvor den Vater aller gnaden vnd barmhertzig - keit demuͤtigſt erſuchen vnd bitten / daß er vns hierzu dieG ijkrafft50Die Ander Leichpredigt. krafft vnd beyſtandt ſeines heiligen Geiſtes / ohne wel - che ſonſt alles vergebens vnd vmbſonſt geſchicht / mil - diglichen verleyhen wolle / auff daß ſolch vnſer Chriſtli - ches vnd wol fuͤrgenommenes Werck gereichen moͤge / befoͤrderſt jhme / dem ewigen vnd barmhertzigen Gott zu Lob Ehr / vnd Preyß ſeines heiligen Namens / zu ſterckung vnſers ſchwachen Glaubens / zu Troſt vnſers bloͤden vnd erſchrockenen Hertzens vnd Gewiſſens / zu beſſerung vnſers ſuͤndhafften Lebens vnd Wandels / vnd endlich zu vnſer aller Seelen ewigen Heil vnd Se - ligkeit. Solches von GOtt dem Herrn vnge - zweiffelt zuerlangen / ſo betet mit mir / aus andaͤchti - gem Hertzen / ein gleubiges vnd ſtarckes: Vater vn - ſer / ꝛc.
2. Timoth. 4 v. 7. & 8. JCh habe einen guten Kampff gekempffet / ich habe den Lauff vollendet / ich habe Glauben ge - halten. Hinfort iſt mir bey - gelegt die Krone der Gerechtigkeit / wel - che mir der HErr an jenem Tage / der ge - rechte Richter / geben wird: Nicht mir aber allein / ſondern auch allen / die ſeine erſcheinung lieb haben.
ANdaͤchtige vnd geliebte Frennde inExordium ſpeciale. à γνώμη Davidica Pſal. 34 v. 20. Chriſto dem Herrn: Wenn der Koͤnigli - che Prophet David vns den zuſtand aller glaͤubigen vnd from̃en Chriſten / den es mitα. Commendatá & explicat〈…〉〈…〉 per membra. Monet euim nos David de tribus: jhnen hat hie in dieſem Leben / beſchreiben vnd zuerken - nen geben wil / ſo ſpricht er Pſal. 34. alſo: Multæ tribu - lationes Juſtorum: Der Gerechte muß viel leiden. Nicht mehr als drey Woͤrtlein ſind dieſes / L. Chriſten / aber alle drey ſind ſehr wol zu behertzigen. Denn
I. Werden wir dadurch erinnert / daß vnſer LebenI. De vitæ hu - manæ quali - tate. hie auff Erden nichts anders ſey / als nur ein rechtes leyden / odeꝛ wie Moſes ſagt Pſal. 90. labor & dolor,Pſal. 90: v. 11. Muͤhe vnd Arbeit: da man allerley vngemach / noht vnd ſchmertzen muß außſtehen / vnd ſich vnter denſel - ben / wie ein arme Made / winden vnd drehen.
II. Das ſolches leyden nicht wenig oder gering ſey /II. De tribulatio num huma - narum multi - plicitate. ſondern deſſelben gar viel: da jmmer eines dem andern die handt zu bieten / vnd von allen ſeiten her / zur rech - ten vnd zur lincken / auff einander mit ſchnellem fuſſe zuSeneca: Vni - us mali finis, eſt p〈…〉〈…〉 cipiñ alterius. folgen pflege.
III. Daß ſolch vielfeltiges leyden nicht nur etwa be -III. De tribula - tionum obje - cto. treffe die gottloſen vnd boͤſen / ſondern viel mehr vnd am allermeiſten die Gerechten / das iſt / die frommen vnd gleubigen / die ſich jres lieben HErrn Jeſu Chriſti vnd ſeines Verdienſts / wie denn auch ſonſt aller ſeiner Guͤte vnd Trew jederzeit von hertzen frewen vnd troͤſten.
Daß aber deme alſo ſey / bedarff keines langen vndβ. Confirmatâ Exemplis. außfuͤhrlichen Beweiſes / denn es bezeugets der taͤglicheG iijAugen -52Die Ander Leichpredigt. Augenſchein / auch alle Exempel der from̃en vnd Gleu - bigen im Alten vnd Newen Teſtament. Denn daß wir1. lacobi Pa - triarchæ. zu dieſem mahl vbergehen / den lieben Patriarchen vnd Ertzvater Jacob / welcher traun nicht nur allein ein groſſer Heilige / ſondern auch ein recht groſſer Creutz - traͤger geweſen iſt / die gantze zeit ſeines lebens durch vñ durch / daß er dort bey Pharaone / dem Koͤnige in Egy -Gen. 47. v. 9. pten nicht vnbillich ſagt: Wenig vnd boͤſe iſt die zeit meines lebens. Gen. 47. So nehmet fuͤr euch den jeni - gen / deſſen Namen vnd gedechtnis wir heute in vnſerm Calendario verzeichnet haben: das iſt der fromme vnd2. Iobi; en - jus memoriã Faſti annales boͤdie nohis - fuggetunt. geduͤltige Job / demſelben gibt zwar Gott der Herr ſelbſt ein ſolch herrlich vnd ſtadtlich zeugniß c. 1. & 2. daß ſeines gleichen nicht imLande ſey / ſintemalerIob. 1. v. 1. c 2. v 3. ſchlecht vnd recht vnd Gottfuͤrchtig ſey / er meide das boͤſe / vnd halte gar feſte an ſeiner froͤmmig - keit: Aber wie viel er ſich gleichwol darneben habe lei -Der liebe Job leidet verluſt. den muͤſſen / das gibt ſeine gantze Hiſtoria. Denn do koͤmpt jmmer ein hinckender Bote nach dem andern / derα. An Guͤtern vnd Rindern c. 1. v. 15. 17. boͤſeBrieffe bringet: balde daß ſeine Rinder / Eſel vnd Cameel jhme von den Arabern vnd Chaldeern / als vntrewen vnd boͤſen Nachbarn / wehren geraubet / vnd hinweg getrieben / vnd die Hirten mit der ſcherffe des Schwerts geſchlagen worden: bal -v. 16. de / daß das Fewer Gottes vom Himmel gefal - len ſey / vnd Schaff vnd Knaben verbrandt vndβ. Am〈…〉〈…〉 Geſinde vnd Kindern. v. 19. verzehret habe: balde / daß alle ſeine Soͤhne vnd Toͤchter durch einen ploͤtzlichen einfallen des Hauſes / darinnen ſie froͤlich geweſen / weren er -ſchlagen /53Die Ander Leichpredigt. ſchlagen / vnd alſo in einem huy vnd Augenblick vmb jhr junges leben bracht worden. Es bleibetJob leidet ſchmertzen: aber dabey nicht / ſondern er muß auch viel leiden auß -γ. An ſeinenteig nen Leibe. c. 2. v. 7. 8. ſtehen / an ſeinem eignen Leibe: denn aus Gottes ver - hengnis vnd zulaſſung fehret der Satan zu / vñ ſchlegt jhn mit boͤſen Blattern vnd Schweren / von der Fuͤßſolen an / biß auff ſeine ſcheitel / alſo daß er ei -VVell, in c. 2 Iobi. ne ſcherben nehmen / ſich damit ſchaben / vnd in die Aſchen ſetzen / das iſt / ſeine Klag - vnd Trawrlie - der intoniren muß. Ja das noch mehr / da er in ſolchenJob muß ſich leiden. ſeinem groſſen Haußcreutz vnd Leibsbeſchwerung anδ. Von ſeinem eignen Weibe. v. 9 10 Auguſtinus. ſeinem Weibe hette haben ſollen / Conſolatricem, ei - ne Troͤſterin / die mit jhme ein hertzliches mitleiden het - te haben / vnd mit Troſt jhme in ſeinem leiden begegnen ſollen / ſiehe ſo muſte er an jhr haben / Diaboli adjutri - cem, ein getrewe Gehuͤlffin des Teuffels / in deme ſie jn in ſeinem Creutz noch ſelbſt verhoͤnete / ſeine froͤmmig - keit jhme exprobrirte, vnd ſonſt jme manchen ſtich zum Hertzen gabe. So lieſſen es auch ſeine andern Bluts - freunde vnd Verwandten an vielen Sarcaſmis in jhrer Diſputation, ſo ſie mit jhme hielten / nicht mangeln / daß auch endlich Job / als er durch ſein Fleiſch vnd Blut /c. 3. v. 3. & c. wie denn auch durch ſo manchen anlauff des Teuffels / ein wenig vbereilet worden / den Tag ſeiner Geburt verfluchen thete. Jch meine ja / lieben Chriſten / das hieſ - ſe recht: Der Gerechte muß viel leiden. 3. D. Pauli Act. 9. v. 15.
Eben ein ſolch Exempel haben wir auch im Newen Teſtament an S. Paulo / den außerwehlten Ruͤſtzeuge Jeſu Chriſti. Denn in was groſſes leiden er / auch alſo balde nach ſeiner Bekerung geratẽ