PRIMS Full-text transcription (HTML)
Die Electricitaͤt nach ihrer Entdeckung und Fortgang
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WittenbergBeyJohann Joachim Ahlfelden

Jhro Koͤniglichen Hoheit Der Durchlauchtigſten Frauen FRAUEN Fridrica Louiſe Gebohrnen Koͤniglichen Printzeßin von Preuſſen Vermaͤhlten Marggraͤfin von Brandenburg Anſpach Meiner Gnaͤdigſten Marggraͤfin und Frau

Durchlaucht’ſte Marggraͤfin,
da Deine Hoheit Sich
So weit erniedriget, und unvermuthet mich
Durch Deine Gegenwart unendlich hoch erfreuet,
Steigt meiner Wunder Krafft, wie ſich mein Gluͤck ver -
neuet.
Dein goͤttlicher Verſtand ſieht augenblicklich ein,
Was hier ſich zeigen muß, was dort vor Folgen ſeyn,
Und was ich bis anher unendlich ſchwer genennet,
Das iſt Dir alles leicht. Dein Einſicht, Fuͤrſtin,
trennet
Des
Des Zweiffels duͤſtres Schwartz, ſo wie der Sonnen
Licht
Jn einem Augenblick durch tauſend Nebel bricht.
Wenn dann mein Kiel allhier, was ſonderbar, entdecket,
Haſt Du allein darzu die Krafft in mir erwecket.
Von Dir allein empfing ich die Geſchicklichkeit,
So wird das Deinige ja billig Dir geweyht.
Und ich ſchließ Ehrfurchtsvoll: Bluͤh ewig wie die Roſe,
Das wuͤnſcht, Durchlauchtigſte,

Dein

unterthaͤnger Boſe.

Mein Leſer,

Da ich bereits vor laͤnger als ſ[echs]Jahren, und nachdem noch zu zwey unterſchiednen mahlen von der Electricitaͤt geſchrieben, ſo wuͤrde ich mich wohl ſchwerlich unterſtanden haben, auch nunmehro deutſch, ja gar als ein Dichter, dieſe Ma - terie abzuhandeln, wofern nicht ein auſſerordentliches Gluͤck mich darzu aufgemuntert. Die beſondre Gnade, Eine Hohe Koͤnigliche Printzeßin allein deswegen durch Wittenberg reiſen zu ſehen, (dieſe Worte, welche aus Jhro Koͤniglichen Hoheit Durchlauchtigſten Munde zu vernehmen gewuͤrdiget worden, ſind mir ſo Edel, daß alle meine Phi -loſophieloſophie nicht zureicht, ſolche hier zu verſchweigen,) um perſoͤnlich zu unterſuchen, ob dasjenige ſich wuͤrcklich alſo verhalte, was man von meiner Electricitaͤt erzehle, erfor - derte zum allerwenigſten dieſes Denckmahl von mir. Jch verhoffe alſo hierdurch theils meiner unterthaͤnigen Pflicht, theils dem Verlangen vieler Leſer genung gethan zu haben. Denen Kunſt-Richtern wird es unmoͤglich fallen, von dieſem meinem Gedichte ſo hart und unbarmhertzig zu urtheilen, als ich ſelbſt. Wort, Reim, Gedancken, Ausdruͤckungen, und alles gebe ich Jhnen Preiß. Nur an der Materie ſelbſt darf ſich niemand vergreiffen, ſo ihr, aber auch mir nicht gewachſen. Alles ſticht und brennt. Und da ich mir uͤber all die ſtrengſte Wahrheit zur Richtſchnur vorgeſchrieben, ſo ſchmeichle ich mir eine baldige Verzeihung, daß der Natur - Lehrer ſich ſo gar erniedriget, und einen Dichter abzugeben kein Bedencken getragen. Lebe wohl.

Die[I]
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Die Electricitaͤt. Das erſte Buch.

VIRG. Æn. VIII. 205.Ne quid inauſum, Aut intentatum mihi.
Jhr Dichter, deren Geiſt Apollens Blitz beſtrahlt,
Und die ihr die Natur ſo ſchoͤn, ſo lebhafft mahlt,
Steht keiner von Euch auf, den ſtoltzen Seltenheiten
Der Electricitaͤt ein Denckmahl zubereiten?
Reißt ſie denn nicht ſo wohl euch Seel, und Geiſt, und Sinn
Bis zur Verwunderung, ja zum Erſtaunen hin,
AAlsII
Als eine Roſe thut? und muͤßt ihr nicht geſtehen,
Sie ſey wahrhafftig werth den Alpen fuͤrzugehen?
Auf denn erhabner Brocks, auf groſſer Haller auf.
Laßt Eurer Dichtkunſt hier gantz unumſchraͤnckten Lauff.
Hier, hier laßt Euren Kiel ſich zu den Sternen ſchwingen,
Und alles an ſich ziehn, in Glut und Feuer bringen.
Jndeſſen biß ihr Euch an dieſe Arbeit macht,
Und ein Gedichte ſchreibt, des ungemeine Pracht
Auch dem Lucretio unendlich fuͤrzuziehen.
So dultet wenigſtens mein loͤbliches Bemuͤhen,
Und nehmt, dieweil ich nicht nach Wuͤrden ſingen kan,
Wie Alexander dort die Hand voll Waſſer an.
Vielleicht laßt Jhr Euch doch durch dieſe Schrifft ermuntern,
Und ſingt im hoͤhern Ton von ſo beſondern Wundern.
Seht, wie ſchon Plato es erſtaunens werth beſchreibt,
Daß ſein Electrum zieht, ſo bald als man es reibt.
Seht, wie ſchon Theophraſt und ein Plutarch, beruͤhret,
aTent. Electr. pag. 17. 56. 59.
a
Daß jedes, was nur leicht, den Zug davon verſpuͤhret.
Durch alle Secula findt man die Nachricht klar,
Wie ſolch ein ſeltner Zug in wenig Weſen war.
Nur Gilbert hat zuerſt mit groſſer Muͤh entdecket,
Daß dieſe Eigenſchafft in vielen Coͤrpern ſtecket.
bibid. pag. 17-20.
b
Reibt einen funckelnden Sapphir, und Diamant,
Cryſtall, Glas, Schwefel, Hartz, Fluß von Avonens Strand,
Und was nur dieſen gleicht, ſo fort iſt zu erblicken,
Wie kleine Coͤrpergen auf den geriebnen druͤcken.
O Gil -III
O Gilbert groſſer Mann, dein ungemeiner Fleiß
Brach ohne Wiederſpruch uns allen hier das Eis.
Und irreſt du ja wo, ſo muß ichs doch erzehlen,
Du fehleſt, aber ſo, wie groſſe Geiſter fehlen.
Drauf folgt durch Fuͤrſten Huld der Florentiner Muͤh,
*Jn de Monconngs Reiſen pag. 701, und einem dieſen Reiſen einverleibten Schrei - ben des Ritters Morey pag. 543, 544. (nach der deutſchen Uberſetzung M. Junckers, Leipzig und Augſpurg. 1697. 4. ) iſt zu erſehen, daß Otto von Gue - ricke ſeine Schwefelkugel bereits im Jahre 1663. gebrauchet. Da nun die er - ſte Ausgabe der Academia del Cimento 1666. gedrucket worden, und man in Florentz ſchon zu Galilei und Torricellii Zeiten dieſen Verſuchen obgelegen, ſo habe kein Bedencken getragen, die Florentiner dem Otto Guericke der Zeit nach vorzuſetzen. Zu geſchweigen daß die Florentiner und Guericke in gantz verſchiedner Abſicht dieſe electriſche Verſuche angeſtellet, und alſo weder die - ſer jene, noch jene dieſe nachgeahmet. Guerickens Buch iſt bekannter maſſen 1672. herausgekommen.
*
cpag. 20.
c
Lehrt, daß ihr Stein den Rauch, nicht Flammen, an ſich zieh.
Daß ſelbſt das ſchwerſte Naß dem Agtſtein folgen muͤſſe,
Wofern er ſeine Krafft mit Nachdruck von ſich ſchieſſe.
Mein Otto Guericke kam auf die rechte Spur,
dpag. 21.
d
Durch einen neuen Pfad, faſt gar bis zur Natur.
Die Schwefelkugel wieß ihm tauſend neue Dinge,
Daß ſie erſt an ſich zieh, drauf wieder von ſich dringe.
Er pflantzete die Krafft durch einen kleinen Strick
Auf eine Elle fort, in einem Augenblick.
Und ließ ein Federgen frey in den Luͤfften ſchweben,
Nachdem er ſelbigem vorher die Krafft gegeben.
Doch groſſer Guericke hier lieſſeſt du es ſeyn?
Drangſt nicht in der Natur verborgnen Tempel ein?
A 2UndIV
Und wareſt im Begriff das alles zu erlangen,
Womit Britannien und Franckreich jetzo prangen?
So iſt der Lauff der Welt, ſelbſt der Gelehrſamkeit.
Kein Reich iſt Anfangs groß. Rom waͤchſt, doch mit der Zeit.
Das Woͤlckgen, ſo den Stoff von Duͤnſten hergenommen,
Jſt klein, nimmt zu, und kan mit Stuͤrmen wieder kommen.
Ein Hauksbej ſucht aufs neu die ſchoͤnen Lehren vor.
e22. 24.
e
Rieb mit der Hand, Papier, Tuch, Seyd, ein glaͤſern Rohr.
Und fand, daß das ſo fort in einem Wirbel Kreiſe,
Was leicht und klein genung, viel Ellen an ſich reiſſe.
Drauf ſtoͤßt es wieder weg. Seht, wie es nochmahls zieht,
So ſtarck, ſo offt, ſo ſchnell, als kaum das Auge ſieht.
Das Rohr, beraubt von Lufft, wird ſchwach, von Wunderwercken
Des Stoſſens, und des Ziehns iſt ſchwerlich was zu mercken.
Electriſir ein Rohr, und halt den Finger hin,
Ja was dir ſonſt beliebt, Stein, Waſſer, Holtz und Zinn,
Den Augenblick erfolgt ein Knacken, und im dunckeln
Muß, was das Rohr beruͤhrt, als ſo viel Sterne funckeln,
Hier ruhte Hauksbej nicht. Nahm ein gewoͤlbtes Glas,
Jn deſſen Mittelpunct ein hoͤltzern Scheiblein ſaß,
Mit Faͤden um und um. Er heißt die Kugel drehen,
Und ſieht, wie ſteiff, wie ſtoltz, ſo leichte Faͤden ſtehen.
Allein ſein Finger naht. Der Faden flieht und weicht,
Noch lange, ehr die Hand des Glaſes Bauch erreicht.
Er blaͤßt die Kugel an, und ſieht faſt mit Erſchrecken,
Wie ſeine Faͤden ſich, gleich den erſchlagnen ſtrecken.
KeinV
Kein harter Donner Strahl, der aus den Wolcken eilt,
Der Baum und Fels zermalmt, der gantze Berge theilt,
Kan einen feſten Maſt ſo ſchnell zu Boden ſchlagen,
Als hier ein ſchwacher Hauch die Faͤden. Doch zu ſagen,
Daß ſolcher durch das Glas und deſſen Hoͤhlen dringt,
Die Faͤden niederſtuͤrtzt, und ſo zum Falle zwingt.
Das will wohl nicht beſtehn. Vielmehr iſt zu erkennen,
Daß wir in dieſem Fall der Kugel Wirbel trennen.
Der edle Britte Gray haͤlt mit Verſuchen an.
f24-26.
f
Fuͤhrt dieſe Eigenſchafft an einer langen Bahn
Aus ſeinem Rohre fort, und ohne zu verweilen,
Sieht er dieſelbige achthundert Schritte eilen.
Kein eintzger Coͤrper iſt, der nicht electriſch ſey.
Holtz, Steine, Blaͤtter, Sand, ein Huhn, Stroh, Waſſer, Bley,
So er an jenen Strick vielfaͤltig angebunden,
Hat, wenn er den beruͤhrt, ſo fort die Krafft empfunden. Gray wagte es zuerſt, und nahm ein maͤßig Kind,
Beruͤhrt es durch ſein Rohr, daß ward hierdurch geſchwind
Auch electrificirt, zog tauſend Kleinigkeiten
Erſt an, drauf ſtieß es weg, zog nochmahls an von weiten.
Verwegner Britte Gray, kennſt du genung die Krafft
Von der unglaublichen, und neuen Eigenſchafft?
Und darffſt du dich alſo, Verwegner, unterwinden,
Dein Electricitaͤt mit Menſchen zu verbinden?
Bis hieher hatte man die Wunder ſchon gebracht,
Als Galliens Du Fay ſich an die Arbeit macht,
g27. ſeqq.
g
A 3DerVI
Der wahrlich ſich hierdurch ein Denckmahl aufgerichtet,
Das keine Zeit verzehrt, die doch den Stahl zernichtet.
Er fragt, hier lacht ein Thor, ob alles in der Welt,
Wenn man es reibt und waͤrmt, dadurch die Krafft erhaͤlt?
Verſucht Porphyr, Achat, all Arten Marmor-Steine,
All Arten edele, die Kieſel, weiche, Beine,
Holtz, hartes, weiches, Stroh, Papier, Horn, duͤrres Kraut,
Die Muſcheln, die ſo ſchoͤn, ſo praͤchtig aufgebaut,
Zeug, wollen, ſeyden, Tuch, der Fiſche Schuppen, Leder,
Pech, Schwefel, Fiſchbein, Hartz, Glas, aller Voͤgel Feder,
Was ſich nur reiben laͤßt, und nicht davon erweicht,
Hat ohne Wiederſpruch das Anziehn klar gezeigt.
So laͤßt ein lebend Thier auf ſeinem rauchen Ruͤcken
Wenn man es etwas ſtreicht daſſelbe deutlich blicken.
Allein was fluͤßig iſt, und ſich nicht reiben laͤßt,
Zugleich auch ein Metall, das doch genungſam feſt,
Das reibe wie du wilſt, da iſt nichts zu erwecken.
Da muß der Stoff zu tieff in ſeinem Urgrund ſtecken.
Doch alles fluͤßige, (hier nehm ich uͤberall
Die eintzge Flamme aus
*Denn daß ein brennend Licht in einem Platze ſteht, Da meiner Kugel Krafft durch alle Raͤumlein geht, Desmegen kan ich es noch nicht electriſch nennen. Wenns zieht, und ſtoͤßt, und knackt, ſo will ich es bekennen.
* und iegliches Metall,
Das durch kein Reiben nie zu electrificiren,
Laͤßt durch die Mittheilung die Wirckung ſcharff verſpuͤhren.
h29. Lex 11.
h
Beruͤhr alſo was dir in aller Welt geluͤßt’t
Durch etwas, ſo vor ſich gar leicht electriſch iſt,
SoVII
So ſiehſt du, wie der Zeug ſo ſchnell von dieſem eilet,
Und jenem ſich davor im Augenblick ertheilet.
Hier, Leſer wundre dich, die Weſen die allein
Durch Reiben ſehr geſchwind, und ſtarck electriſch ſeyn,
Sind durch die Mittheilung faſt gar nicht zu beleben,
Da ſchwer electriſche die ſchoͤnſte Wirckung geben.
Nur mercke, wenn etwas durch ſolche Mittheilung
Electriſch werden ſoll, ſo iſt es nicht genung,
Daß dein geriebnes Rohr mit ſeinem Blitz es zuͤnde,
Es ſey denn, daß man noch den Umſtand mit verbinde;
Es muß auf Seyde, Pech, Glas, ſolchen Sachen ruhn,
Die leicht electriſch ſind, ſonſt magſt du alles thun,
Was immer moͤglich iſt, ſo iſt es faſt vergebens,
Und electrifieirſt es kaum zeit deines Lebens.
Wenn du es gegentheils auf jene Dinge ſtellſt,
Und dein belebtes Rohr nicht ferne von ihm haͤltſt,
Wird es in einem Huy von ſeiner Krafft durchgangen,
Was leichtes bleibt ſo dann behende an ihm hangen.
Wie? daß die Mittheilung den Coͤrper leicht belebt,
Der unſerm Reiben doch ſo eiſern wiederſtrebt?
Wie? daß wir den, ſo wir doch leicht electriſch nennen,
Durch dieſe Mittheilung ſo ſchwehr erwecken koͤnnen?
i29. Lex 1.
i
Gewiß, wer dieſes nur ein wenig uͤberlegt,
Zur Lehre der Natur gebuͤhrend Neigung traͤgt,
Der wiederſpricht mir nicht, wofern ich muthig ſchreibe,
Wie tauſend Schwierigkeit hier ſtets verborgen bleibe.
Die Wunder des Magnets, die Ebbe mit der Fluth,
Wie in dem Saamen ſchon ein kuͤnfftig Thierlein ruht,
ObVIII
Ob in der erſten Frucht die andern ſich verhoͤhlen,
Jſt ſchwer, doch dieſes Ziehn weit ſchwerer zu erzehlen.
Auch ſcheinet es bey nah, als kaͤm die ſtaͤrckre Krafft
Mit von der Farbe her, bey dieſer Eigenſchafft.
k30-32.
k
Mein unermuͤdeter Du Fay das zu erfahren,
Verſucht neun Enden Band, die gleicher Groͤſſe waren.
Schwartz, weiß, roth, goldgelb, gelb, gruͤn, blau, und indigo,
Das letzte violet, an Farbe, doch alſo,
Daß alle neune ſcharff in einer Reihe hingen,
Drauf ließ er ſich ſein Rohr, das ſehr electriſch, bringen,
Das hielt er ſchnur gerad an alle hin, gleich weit.
Das Schwartze kam zuerſt, mit einer Fertigkeit
Die unvergleichlich war, die ihn ſehr offt ergoͤtzte.
Das Weiſſe, drauf die ſechs, das Rothe ſtets das letzte. Du Fay fuhr weiter fort, ſchnitt noch neun Scheiblein ab,
Wie ſie die Muſterung von Newtons Farben gab.
Des Newtons, als durch den der Himmel uns gezeiget,
Wie groß der Menſchen Witz wenn er am hoͤchſten ſteiget.
Er legt ein Blaͤtgen Gold auf einen glaͤſern Fuß,
Deckts mit dem Scheiblein zu. Dann blitzt ſein Rohr. Er muß
Nicht ohne wundern ſehn, wie da das ſchwartz und weiſſe
Dem Donner ſeines Rohrs gantz undurchdringlich heiſſe,
Da buntgefaͤrbte ihm ſehr wenig wiederſtehn.
Ja durch das Rothe will er offt am ſchnellſten gehn.
Wer wollte nicht hierdurch faſt augenſcheinlich ſchlieſſen,
Daß wir die Farben mit in Obacht nehmen muͤſſen.
AmIX
Am weiteſten zog dort das Rohr ein ſchwartzes Band.
Unſtreitig iſt denn das der Krafft ſehr nah verwandt.
Das Rothe kam zu letzt. Das hat denn mit dem Ziehen
Am wenigſten zu thun. Wer will ſich nun bemuͤhen,
Daß durch den ſchwartzen Ring die Wirckung dringen ſoll?
Er nimmt die Krafft vor ſich, zieht ſich damit gantz voll.
Das rothe Band war dort am ſchwerſten zu erfaſſen.
Das raubt nicht, haͤlt nicht auf, wird alles durch ſich laſſen.
Wahrſcheinlich gnung geſagt. Doch als Du Fay gemerckt,
Wenn ſein cryſtallnes Rohr durchs Reiben ſehr geſtaͤrckt,
So zieh es auch das Gold ſelbſt durch die ſchwartzen Ringe,
So zweifelt er, ob das wohl an den Farben hinge.
Nahm Farben, wie er ſie in Florens Tempel fand,
Und die natuͤrlich ſind, die nicht des Kuͤnſtlers Hand
Durch ſeinen Sud verfaͤlſcht. Die weiſſeſte Narciſſe,
Die ſelbſt den Schnee beſchaͤmt, der Tulpen ſchwartze Spieſſe,
Der Roſen ſchimmernd Roth, hochgelbe Lilien,
Den blaſſeſten Geniſt dort aus Hispanien,
Ein Blat, ein gruͤnes Gras, ſo dem Smaragde gleichet,
Den ſtoltzen Hyacinth, dem faſt der Himmel weichet,
Der blauen Veilgen Sammt, den Purpur Amaranth,
Den allen droht ſein Rohr ſehr muthig, und er fand:
Hier thut die Farbe nichts, je kleiner dieſe Blaͤtter,
Je weiter reißt ſein Rohr ſie an ſich, wie ein Wetter.
Geſchickteſter Du Fay du biſt noch nicht vergnuͤgt,
Weil dir die Wahrheit gar zu ſehr am Hertzen liegt,
BVer -X
Verſuchſt, o welcher Fleiß, in einem dunckeln Zimmer,
Mit Newtons Prismate der Farben Blitz und Schimmer.
Du Zier Britanniens. Jedoch was ſchreibt mein Kiel,
Der mehr als zwanzigmahl mir aufs Papier hinfiel?
Du Zier der Menſchheit ſelbſt, kaum kan ich hier mich binden,
Dir Opffer, oder doch den Weyrauch anzuzuͤnden.
Als Newtons Dreyeck nun, und das ganz unverweilt,
Den erſt vermiſchten Strahl der Sonne rein getheilt,
Prangt dort ein langes Roth, ſo allen Purpur blendet.
Das Gelbe folgt. Kein Gold ſo uns Potoſi ſendet,
Kommt dieſem Glantze bey. Kein Gras iſt ie ſo ſchoͤn,
So lebhafft kein Smaragd, er muß beſchaͤmet ſtehn,
So blitzt der Sonnen gruͤn. Das blau von den Sapphiren,
Womit Bisnagar prangt, muß Feur und Schein verliehren.
Allein hier ſtutzt Du Fay, weil ſein Oracul ſchweigt.
Denn welch gefaͤrbten Licht er auch ſein Rohr gezeigt,
So zieht es keines an. Er ſetzt die weiſſen Ringe,
Daß dieſer roth, dann gelb, gruͤn, blaues Licht empfinge,
Und hinter ſolchen hing das obberuͤhrte Band,
Von dem kein eintziges des Rohres Hauch empfand.
Er macht die Scheiblein warm, und in den Augenblicken
Sieht er des Rohres Blitz die Baͤnder zu ſich ruͤcken. Du Fay verſucht noch viel, und zeiget draus zuletzt,
Das die Natur ſich da zur Regul vorgeſetzt: Die Farb, als Farbe, thut nichts zu den Wunder-Sachen, Doch etwas thut der Stoff woraus wir Farben machen.
l32. Lex 111.
l
MeinXI
Mein trefflicher Du Fay wirfft hier die Frage auf:
Welch Art von Coͤrpern hemmt wohl des Electri Lauff?
Haͤlt Glas, Papier, Metall, Holtz, tauſend ſolche Dinge,
Dort uͤber leichtes Gold, ob das die Krafft durchdringe.
Und thut mit Fleiß und Muͤh unwiederſprechlich dar: Ein Coͤrper der vor ſich ſelbſt leicht electriſch war Laͤßt dieſen zarten Strohm durch ſeine Hoͤhlen gehen, Der nur durch Mittheilung wird ihn zuruͤcke wehen,
m32-34. Lex IV.
m Wenn man ihn nicht vorher erwaͤrmt, wohl gar erhitzt.
Da ſieht man wie der Zug ſelbſt durch Metalle blitzt.
Vermuthlich ſind hierdurch die Oeffnungen erweitert,
Jn welchen zu vorher das zarte Werck geſcheitert.
Sein wunderſames Rohr jagt Funck und Wellen fort,
So ſchnell als einen Pfeil, an ſehr entfernten Ort.
Ein aufgeſpanntes Seyl von dreyzehn hundert Schritten
n25
n
Zog dort am End an ſich ſo ſcharff als in der Mitten.
Jch hab es auch verſucht, wie ſehr ſchwehr dieſes faͤllt.
Der Strick den man erwehlt, die Lage, was ihn haͤlt,
Was ihm etwa zu nah auf allen beyden Seiten,
Das alles, alles macht uns tauſend Schwierigkeiten
Doch die ſind nun vorbey. Nun unterſteh ich mich,
Wenn iemand wetten will, es ſey, ſo ſtell ich dich
Auf Pech, Glas, Seyde hin, von mir zehn deutſche Meilen,
Mein Zug ſoll wie ein Blitz am Bande zu dir eilen.
Auf meine Muſe, auf. Jetzt thu durch meinen Mund
Das unbegreifflichſte von allen Wundern kund.
B 2Ver -XII
Verſchaffe, daß mein Kiel hoch, feurig, maͤnnlich bleibe,
Was wunderbahr zu ſehn, auch wunderbahr beſchreibe. Du Fay electriſirt den Menſchen durch ſein Rohr.
o34-38.
o
Was, Muſe, thun ſich da vor neue Wunder vor.
Der Menſch zieht alles an, ſtoͤßt weg, und leichte Kleyen
Wie fahren die herum in Schnecken gleichen Reyhen.
Kommſt du mit deiner Hand dem Menſchen ziemlich nah,
Und offt auf einen Zoll, ſo findeſt du allda
Ein Blaſen, einen Hauch, der laulicht anzufuͤhlen,
Und merckſt an deiner Hand, wie kleine Wirbel ſpielen.
Doch wage noch was mehr, beruͤhre ſeine Hand,
Du zuckſt, und fragſt beſtuͤrtzt: Was iſts das ich empfand?
Was ſtach mich? Was war das? ich bin ja nicht verletzet?
So weit hat mein Du Fay die Sach ins Licht geſetzet.
Kaum daß Batavien die Wunder nur gehoͤrt,
Wie unſre Feder hier dieſelbigen gelehrt,
So zeigt ſie Muſſchenbroͤck
p1739.
p mit ungemeinen Fleiſſe,
Nach der Jhm eigenen, ſo klaren, buͤndgen Weiſe.
Der ſchnelle Ruff darvon kam bald darauf gar fern,
Bis zu den kalten Nord. Der muntre Klingenſtern
q1740. d. 26. Novembris. 1742. d. 3. Aprilis.
q
Verſucht es faſt erſtaunt. Es ſammlet Doppelmaͤyer
r1743. d. 20. Sept.
r
Was man bisher gewußt vom Anziehn und vom Feuer.
Auch ſelbſt mein Hauſen legt nach mir die Hand mit an.
s1743 d. 3. Octobris.
s
**Jn dem fuͤnff und funffzigſten Theile der zuverlaͤßigen Nachrichten pag. 474 fin - det man, daß Herr Profeſſor Hauſen die Hauksbejſche Kugel zu denen electri -ſchen
**
Und Halle tritt vergnuͤgt auf dieſe Feuer Bahn.
SehtXIII
Seht Kruͤgers muthgen Kiel.
t1743. d. 21. Decembris.
tSeht den erfahrnen Langen
u1744. d. 8. 15. Iunii.
u
Wie ſie hier ebenfalls mit ihren Kraͤntzen prangen.
Dann ſtehet in Berlin mein edler Ludolff auf.
x1744. d. 23. Januarii.
x
Verdoppelt Muͤh und Schritt und ſteigt im Helden Lauff.
Wie groß iſt nicht Dein Ruhm? durch Dein und mein Exempel
Baut Dantzig ebenfalls ſich einen Ehren-Tempel.
Mein Ludolff goͤnn es mir. Es weyht Dir dieſes Blat,
Die Cronen, die Dein Fleiß mit mir verdienet hat. Du, Ludolff, oder ich wir muͤſſens noch entdecken,
Es mag ſich die Natur, ſo ſchlau ſie will, verſtecken.
Jhr Helden in der Kunſt, die ihr ſo billig lebt,
Und niemand etwas raubt, das ſeine jedem gebt,
Spart weder Zeit noch Muͤh, die Großmuth edler Seelen
Entbloͤßt, was die Natur bemuͤhet zu verhoͤhlen.
Auf meine Muſe auf. Ermuntre dich allhier.
Nimm Adlers Fluͤgel an. Erzehle wie ſich mir
Ein ungemeines Gluͤck, und unverhofft ereignet.
Allein die Glut zu ſehn, die hier mein Kiel bezeichnet. Die Zier Germaniens, ſo gleich ſagt dir dein Sinn,
Daß dieſes niemand iſt als Anſpachs Maggraͤfin,
Jn Deren Weſen zwar die Anmuth ſelber lieget,
Wozu die Majeſtaͤt der Koͤnige ſich fuͤget. B 3Jn
**ſchen Verſuchen nicht ehe als in einem collegio experimentali zu brauchen an - gefangen, welches er kurtz vor ſeinem Tode gehalten. Nun iſt dieſer anno 1743. den 2. Mey erfolget.
**
VIX
Jn Deren Adern noch des Groſſen Friedrichs Blut,
Sieh, Nord und Ludwig bebt, in vollen Kraͤfften ruht, Die Zier Germaniens veraͤndert Jhre Reiſe.
Daß ich in Wittenberg Jhr ſolche Wunder weiſe.
O ungemeines Gluͤck. Gewiß, ein Hannibal,
Der dort bey Cannaͤ ſiegt, Blut, Untergang und Fall,
Der ſtoltzen Tiber droht, kan bey erkaͤmpfften Kraͤntzen
Vor ſeinen Puniern nicht ſo voll Freude glaͤntzen,
Als ich, da mir das Gluͤck im hoͤchſten Gipffel war.
Weiß nicht ein iederman wie ungewoͤhnlich rar,
Es heut zu Tage iſt, daß große Koͤnigs Kinder
Nach ſolchen Sachen ſehn? Und doch nichts deſto minder
Forſcht Deine Hoheit ſelbſt, Durchlauchtſte Marg - Graͤfin, Ob ich auch alſo ſey wie ich beſchrieen bin.
Auf demnach Muſe auf. Auf Pallas oͤffne ſelber,
Der ſchoͤnſten Poeſie verſchloſſenſte Gewoͤlber.
Auf, Jhro Hoheit kommt -- Wie heiß iſt nicht der Tag.
Wer weiß, wie ſchwach mein Feur ſich heute zeigen mag.
Ach! es ſteht alles wohl ſo ſtill als eine Mauer.
Auf, Jhro Hoheit kommt. Mich ruͤhrt ein heilger Schauer. Du thuſt, Durchlauchtigſte, noch kaum den erſten Tritt,
So bringſt Du Anmuth, Gluͤck den Himmel ſelber mit.
Wenn ſolche Fuͤrſtinnen die Wunder ſehen ſollen,
Frag ich nichts nach der Lufft. Gnung, Jhro Hoheit wollen.
Seht wie die Kugel ſich einmahl in Wirbel reißt.
Seht wie der Degen gleich die Feuer Flocken ſchmeißt. Wie
XV
Wie lebhafft ſticht der Menſch. Jch fuͤhre Glut, und Schimmer
Jm Augenblicke fort biß in das dritte Zimmer.
Der Spiritus entflammt. Die Fraͤulein welche Dir
Durchlauchtſte Marggraͤfin, kaum goͤnn ich dieſes Jhr,
Stets ſo gar nahe iſt, o ungemeines Gluͤcke,
Verſuchts. Jhr Funcken ſticht, blitzt, zuͤndt im Augenblicke.
Die holde Fraͤulein wirfft, Glut, Schimmer, Knall und Strahl,
Zieht ihre Hand zuruͤck, und ſticht doch noch einmahl.
Sieh, Fuͤrſtin, was mein Feur, vor Ehrfurcht vor Dich fuͤhret,
Wie es ſo lebhafft iſt, ja ſich nicht gleich verliehret.
Doch das iſt nicht genung, daß Jhro Hoheit Sich
Die Wunder zeigen laͤßt. Sie unterichtet mich.
Trotz, Leſer wer du biſt. Kanſt du ſo ſchoͤne Lehren
Von ſo Durchlauchtigſten, und Schoͤnſten Fuͤrſtin hoͤren?
O groſſe Marggraͤfin, es weyht Dein Holder Mund
Noch hohe Schulen ein, thut den Gelehrten kund,
Wie goͤttlich Dein Verſtand im Lehren und im Streiten,
Du Wunder unſerer und der zukuͤnfftgen Zeiten.
Was Jhro Hoheit Selbſt vor einen Vorſchlag that; Man dreh in einem fort dein wunderſames Rad, Electriſire da die Menſchen viele Stunden, Zu wiſſen, was ſie doch an ihnen ſelbſt empfunden:
Das, Groſſe Fuͤrſtin, iſt anietzt mein Augenmerck,
Auf Deinen Winck thu ich vielleicht ein Wunderwerck.
Auf Deinen Winck entdeck ich tauſend neue Sachen.
Die meinen Nahmen denn durch Dich unſterblich machen.
WieXVI
Wie Deines Bruders Schwerdt im Felde ſiegt und blitzt,
Die Feinde ſtets zerknirſcht, die Unterthanen ſchuͤtzt,
Wie Seine Majeſtaͤt ein Koͤnig am Gemuͤthe,
Der Laͤnder Salomo, ein Titus an der Guͤte;
Wie Dein Durchlauchtigſter Gemahl ein Vater iſt,
Der Buͤrger Wohl beſorgt, ſo Groſſe Fuͤrſtin biſt Du Jhnen beyden gleich. Dein Anblick lehrt uns leichte,
Wie eine Goͤttin ſich auf unſrer Erden zeigte.
Doch wenn ein Sterblicher an eine Gottheit denckt,
Jn das unendliche, als in ein Meer ſich ſenckt,
Das unerforſchlich iſt, ſo muß er untergehen.
Aus Ehrfurcht werd ich mich das niemahls unterſtehen.
Und ſchlieſſe Andachts voll: Der Hoͤchſte laß allezeit, Durchlauchtſte Marggraͤfin, nach Deiner Wuͤrdig - keit,
Nach Deiner Hoheit Dich von Seraphinen tragen,
Und was Dein Hertz verlangt, das komme, auf Dein Sagen.
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Die[XVII]

Die Electricitaͤt nach ihrer Entdeckung und Fortgang Mit Poetiſcher Feder entworffen Das zweyte Buch

[XVIII][XIX]

Der Erlauchten und Hochgebohrnen Frauen FRAUEN Des Heiligen Roͤmiſchen Reichs Vermaͤhleten Freyen Reichs-Graͤfin von Bruͤhl Gebohrnen Graͤfin von Collowrat Meiner Gnaͤdigſten Graͤfin und Frau

[XX][XXI]

Verzeih, Erlauchte Frau, daß meine Wenigkeit Dir, ſondrer Ehrfurcht voll, die ſchlechten Blaͤt - ter weyht. Jch haͤtte ſolches mich wohl niemahls unterwun - den. Doch die gluͤckſeeligen und mir ſo edlen Stunden, Da Dir gefiel, bey mir die Wunder anzuſehn, Erregten meinen Kiel. Daher iſt es geſchehn, Dein Blick erweckete die Faͤhigkeit in mir. Was alſo von Dir kommt, das wiedm ich bil - lig Dir.

[XXII][XXIII]
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Die Electricitaͤt. Das zweyte Buch.

VIRG. Æn. I. 1. Nunc mea ſola cano.
Geprieſener Du Fay, ſo ſchoͤn gingſt Du mir fuͤr,
Das ruͤhm ich oͤffentlich. Jch folgte gleich nach Dir.
Die Wahrheit redt vor mich. So darf ich das wohl ſetzen.
Sie ſieget endlich doch. Wer wolte ſie verletzen?
Dein Angedencken ſoll niemahls bey mir vergehn.
Auch werd ich deinen Ruhm, ſo lang ich leb, erhoͤhn.
Nur alles was Du thatſt, thaſt Du mit hohlen Roͤhren,
Die gut, wenn ſie nur nicht ſo ſehr beſchwerlich waͤren.
JchXXIV
Jch nahm zu allererſt mit viel Bequemlichkeit
a1737. autumno. pag. 54, 55.
a
Des Haucksbejs Kugel an, wodurch in wenig Zeit,
Was ſonſt das Rohr mit Muͤh, nicht lang, auch ſchwach gezeiget,
Unendlich ſtaͤrcker wird, ja alles uͤberſteiget.
So bald bey mir der Menſch auf Pech und Sieglack tritt,
Theilt meine Kugel ihm ſo fort die Kraͤffte mit.
Man fuͤhlt auf vier, fuͤnff Zoll ein deutlich warmes Wehen,
Wie tauſend Wirbel ſich in tauſend Kreyſen drehen.
Beruͤhreſt du hierauf den Menſchen mit der Hand,
So faͤhrſt du ſchnell zuruͤck, und fragſt, was dich gebrannt.
Welch ſtechen? Welch ein Knack? Hat niemand nichts gehoͤret?
Wie? iſt das Hexerey? Hat mich etwas bethoͤret?
Verſuch es noch einmahl. Der Todt folgt nicht darnach.
Du wagſts, und ziehſt zuruͤck. Es iſt doch was das ſtach,
Sprichſt du verwundrungs voll. Auch hab ich klar vernommen,
Das Stechen iſt nicht ſtill, es iſt mit Praſſeln kommen.
Das thut nicht nur die Haut. Beruͤhre doch ſein Kleid.
Auch dadurch ſticht es dich mit vieler Hefftigkeit.
Und in der Finſterniß, ja gar am hellem Tage,
Sieht man, daß dieſer Stich ein Feuer bey ſich trage,
Jch noch begieriger, ging auf das Arſenal.
Nahm unſrer Garniſon gleich zwantzig an der Zahl,
*Vernunfft nicht wahr du lachſt, von meinen zwantzig Leuten Wie ſchwehr ein jeder wog ſorgfaͤltig anzudeuten? Wer nur ſein Kind verſucht, der zeigt es fleißig an. Sein Anhang lobts, und preißt den accuraten Mann.
*
b82.
b
Electriſirte die. Des Martis tapffre Soͤhne
Veruͤbeten vielleicht vorher wohl ihr Gehoͤhne.
DavonXXV
Davon beruͤhrete der eine nur, und kaum,
Der Kugel ſchnelles Rund, ſo lag der gantze Raum,
Viel ſchneller als man glaubt, in des Electri Feſſeln.
Wen man begriff, der ſtach, und brennte trotz den Neſſeln.
cp. 38.
c
Allein nimm tauſend Mann, und nimm nur wohl in Acht,
Daß ſie auf Coͤrpern ſtehn, wie ich es ſchon gedacht,
So bald der erſte ſich faſt an die Kugel ſteiffet,
So ſieh, wie dieſer Strohm gleich uͤber alle laͤuffet.
Der letzte zieht ſo fort auch dicke Stricke an,
Und ſticht, daß ſchwache Fauſt es kaum ertragen kan.
Das Knacken hoͤret man dabey ſo unvermeidlich,
Bey mir iſts ſchon geſchehn, auf achtzehn Schritte, deutlich.
Allein die Flamme ſticht nicht etwan nur einmahl.
Laß deinen Finger drauf, ſo brennt es ohne Zahl,
So, wie ein Funcken thut. Es klingt auch ſolches Raſſeln,
d84.
d
Gleich ſo, als hoͤrte man das Saltz im Feuer praſſeln.
Was dieſes unſer Heer in ſeine Haͤnde nimmt,
Das wird in Augenblick zu gleicher Krafft beſtimmt,
Und offt iſt dieſer Stich ſo hart, ſo unertraͤglich,
Als macht er Sehn und Nerv durch Arm und Hand beweglich.
Auch ſtand wohl eh bey mir auf Pech ein groſſer Tiſch,
e65.
e
Und auf demſelbigen Confect, Obſt, Braten, Fiſch,
DWeinXXVI
Wein, Teller, Schuͤſſeln, Saltz, Bier, Meſſer, Serviette,
Und hundert Sachen mehr. Verſuch es, und ich wette,
Der Funck iſt uͤberall, nur mit dem Unterſcheid.
Der eine Funcke ſticht, und wen er trifft, der ſchreyt.
Ein andrer aber ziſcht mit einem ſtillen Knarren,
f61. 66.
f
Und ſcheint, doch auf die Glut wirſt du vergebens harren.
Menſch, Waſſer, Fleiſch, Metall, als Coͤrper die vor ſich
Gar nicht electriſch ſind, das alles ruͤhret dich,
So ſtarck, ſo ungemein, es ſchwirret durch die Nerven,
Als wolt es ſelbige aus allen Gliedern werffen.
Was aber Sachen ſind, ſo durch das Reiben ſchon
Die Wunder-Wirckung thun, da folgt ein ſchwacher Ton.
Hier meyneſt du: wie kan das wohl ein Feuer heiſſen,
Davon die Funcken ſich ſo klar im Waſſer weiſen?
Ehr wird der Erden nichts die Sonne zu ſich ziehn.
Der Loͤwe Libyens vor Angors Ziegen fliehn.
gTournefort. voi. Tom. 11. pag. 463. edit. du Louvre.
g
Der laͤngſte Tag die Sonn im tieffſten Steinbock leiten.
Ehr wird erweichtes Glas den Diamant zerſchneiden.
Ehr unſer Feuer dort in jenem Waſſer blitzt.
Und wenn man es beruͤhrt, ſo hell aus Wellen ſpruͤtzt,
Daß es gar offtermahls des Glaſes Grund erleuchtet.
b64.
b
So lange, ders verſucht, den Finger nicht befeuchtet.
DochXXVII
Doch wenn mein Funcken nun in helle Flammen bricht,
Und zuͤndet, ſtecket an, da leugneſt du doch nicht,
Dasjenige, wodurch wir was entflammen koͤnnen,
Sey ohne Wiederſpruch recht Feuer zu benennen?
Auf, mache dich bereit. Ein neues Wunder droht,
Du wirſt vor Warten ſchon, vor Furcht der Dinge roth.
Ja alles was wir dir bishero vorgetragen,
Jſt Kleinigkeit, bey dem, was wir anietzo ſagen:
Wenn Menſchen und Metall ſcharff electrificirt,
Und jenes Finger faſt den Brandewein beruͤhrt,
So folget Funck, auf Funck, und Strahl, auf Strahl, und Blitzen,
Die offtmahls deine Hand betaͤuben, ja faſt ritzen.
Und auf die letzte brennt ſo gar der Brandewein.
i77.
i
Hier muß, trotz leugn es mir, ein wahres Feuer ſeyn.
Den loͤſche hundertmahl. Dein Finger zuͤndet hundert,
Ja noch mehr mahl, ihn an. Wers ſieht, der ſtutzt verwundert.
So, wie die rothe Glut aus ſchwartzen Wolcken faͤhrt,
Jetzt jenen Strahl durchcreutzt, jetzt rechts, jetzt lincks ſich kehrt,
Und tauſend Flammen ſchießt, und Funck und Feuer regnet,
Und ſchon ein neuer Blitz dem alten Strahl begegnet:
So faͤhrt ein Wetter hier zu deinem Finger raus.
Vergebenſt blaͤſeſt du die helle Kertze aus.
D 2DuXXVIII
Du ſelbſt biſt Zunder gnung ſie wieder anzuſtecken.
Nicht nur im Alcohol kanſt du die Glut erwecken.
Nimm alles was leicht brennt, Oel, Schwefel, Spiritus,
k70. 78.
k
Pech, Hartze, Siegelwachs, erwaͤrm es hoch. Es muß
Durch dieſen Funcken gleich blutrothes Feuer fangen.
Jch, damit nicht vergnuͤgt, bin noch viel weiter gangen:
Des Pulvers donnernd Schwartz wird auf zwoͤlff Zoll belebt,
Daß es an dem Metall, und denen Fingern klebt.
Doch ſchmeltz es. Sieh dich fuͤr. Laß deine Funcken ſtrahlen.
Es faͤngt, blitzt, donnert, zuͤndt, und knallt zu tauſend mahlen.
l70. 78.
l
Nur kochen kont ich nicht. Bald haͤtt ich mich gehaͤrmt.
Doch Oel von Terpentin, und andre mehr, erwaͤrmt,
Beruͤhr electriſirt, wen haͤtt es ie getraͤumet,
Daß das recht kocht, dann brennt, erſt tauſend Wellen ſchaͤumet.
m78.
m
Du zitterſt, faſt auch ich. Der doch ſchon laͤngſt, o Luſt,
n1743. autumno. 70.
n
Das wundrungswuͤrdige von dieſer Glut gewuſt.
Ey fragſt du halb erzuͤrnt, iſt denn der Menſch voll Feuer?
So machſt du uns wohl gar zu Aetnaͤ Ungeheuer.
Daß nun das Schrecken nicht durch deine Glieder dringt,
Und dir ein kleiner Artzt ein groß Laus Deo bringt,
So muß ich dir ja wohl was lieblichers erzehlen.
Doch wenn du luͤſtern biſt, mit Venus Flammen quaͤlen.
EinXXIX
Ein Engel, deſſen Blick ſofort das Hertze raubt,
Wenn ſeine Schoͤnheit nur das bloſſe Sehn erlaubt,
Und der, wofern das Gluͤck ſich nach Verdienſten acht’te,
Zum allerwenigſten noch Kronen gluͤcklich machte.
Des Taille Venus gleicht. Wo auf den Lippen Glut,
Und Ros und Lilie auf keuſchen Wangen ruht.
Jn deſſen Augen Blau die helle Sonne blicket.
Und wo die ſammtne Hand beruͤhrt, auch gleich entzuͤcket.
Des weiſſer Schwanen-Hals ſelbſt Stoens Haͤrte droht,
Und wo, -- der Philoſoph erſtarrt, wird blaß, und roth, --
Der unſchulds-volle Schnee der Blut-gekroͤnten Bruͤſte
Der ſchoͤnſten Menſchlichkeit ein ewig Prunck-Geruͤſte.
Ein ſolch bezauberndes, anbetungswuͤrdges Kind
Wird electrificirt, ſo ſchnell als wie ein Wind.
Unſtreitig wird hierdurch mein wunderbares Feuer,
Viel Millionen mahl ſo edel, werth, und theuer.
Beruͤhrt ein Sterblicher etwan mit ſeiner Hand
Von ſolchem Goͤtter-Kind auch ſelbſt nur das Gewand,
So brennt der Funcken gleich, und das durch alle Glieder.
So ſchmertzhafft als es that, verſucht ers dennoch wieder,
Beruͤhrt, halbzitternde, den Alabaſter Arm.
Von weiten fuͤhlt er ſchon, hier werd ihm bang und warm.
Und kommt er naͤher hin, gleich ſengt die helle Flamme.
Er findet, daß ihn die zur Sclaverey verdamme.
D 3DochXXX
Doch nicht nur durchs Gewand, durch den geſchnuͤrten Leib
Wirckt dieſer Funcken durch. Jch rathe, werther, bleib,
Noch iſt es Zeit, zuruͤck. Es noch einmahl zu wagen,
Wird ohne Huͤlff und Rath dich in die Ketten ſchlagen.
Vom ſtoltzen Fiſchbein-Rock iſt hier der tieffſte Reiff.
o66.
o
Haſt du noch ſo viel Hertz? ſo wag es. Aber greiff
Gar ſehr behutſam dran. Er ſticht. Was iſt es wunder,
Wofern du Feuer faͤngſt? indem du wie von Zunder.
Ein auſſereintzigmahl verſucht ich es, und nahm
p69.
p
Der Venus einen Kuß,
*Wem dieſes aͤrgerlich, ach! der nehm einen Stein, Und ſpring ins Meer und Kolck, wo die am tieffſten ſeyn.
* doch Himmel wie bekam
Mir ſolcher Frevel-Muth. Es ſchien, ein ſchmetternd Stechen
Verdrehte faſt den Mund. Die Zaͤhne wolten brechen.
Du zweiffelſt wohl vielleicht, ob meine Feder nicht
Allhier ein wenig mehr als ſtrenge Wahrheit ſpricht.
Wenn mir nun einige nicht gerne glauben wollen,
So macht es ſo, wofern die Zaͤhne knirſchen ſollen.
Der Menſch der ſeine Krafft von meiner Kugel nimmt,
Der zu dem ſchmertzlichſten Verſuche ſich beſtimmt,
Darf einen Thaler nur knapp in die Zaͤhne faſſen.
Doch in die Zaͤhn allein. Die Lippen weggelaſſen.
EinXXXI
Ein andrer ruͤhre drauf den harten Thaler an,
Wenn jener ſtarck genung, daß er ihn halten kan,
So raßt ein Zitterſchmertz ihm nauf in das Gehirne.
Die Zaͤhne beben faſt. Es ſchmettert in der Stirne.
Haͤlt er ihn allzuſchwach, ſo prallt der Stoß ſo hart,
Die weil er gantz gewiß ihn nicht ſo ſtarck erwart’t,
Schlaͤgt ihm den Thaler raus mit einem lauten Krachen.
q58.
q
Jhm thut es graͤslich weh, wenn ſchon die andern lachen.
Hier iſts der Muͤhe werth. Nimm ein Cryſtallnes Rohr, (Ein weiſſes geht allzeit dem dunckelgruͤnen vor)
Dem auf der Antlia die Lufft recht rein zu nehmen.
Verſieh hier nichts. Sonſt wird dich der Verſuch beſchaͤmen.
Wenn alle Lufft heraus electriſirt ichs ſcharff,
Biß daß es von ſich ſelbſt Blitz, Flamm, und Funcken warff.
Und hielts in Wirbel hin der ſchnell getriebnen Sphaͤre.
Das war fuͤrwahr als ob ich in den Wolcken waͤre.
Es fuhr Licht, Schimmer, Feur in dieſem Leeren rum,
Wie tauſend Wetter thun, ich ward erfreut, doch ſtumm.
Die Strahlen ſchoſſen ſtets wie Schlangen durch einander.
Krumm wie Ulyſſes reißt, und Pellens Alexander.
Nicht etwan ſo, als wie wenn ſich das Wetter kuͤhlt.
Vollkommen ſo, als wie ein ſtarckes Nord-Licht ſpielt.
Gang,XXXII
Gang, Wendung, Flocken, Glantz. Es nur einmahl erblicken,
Vermag kein Wort ſo gut, als: Nord-Licht, auszudruͤcken.
Drauf nahm ich leeren Raum, die gantze Antlia
Zur Electricitaͤt, forſcht jedem nach, was da
Vor neue Wirckung waͤr. Weil alles durchgegangen,
Soll das zu ſeiner Zeit im dritten Buche prangen.
Und da beſchreib ich auch, wie, was nur fluͤßig iſt,
Jn Roͤhren noch einmahl, ſo ſchnell, ſo hefftig ſchießt
Wenn es electrifirt. Und wie in Herons Ballen
Die Tropffen nicht mehr gantz, im finſtern funckelnd fallen.
Was Schwefel-Kugeln thun, was Sieglack, Porcellan.
Wie ſehr die Witterung das Feuer ſchwaͤchen kan.
r67.
r
Wer alles dieſes nicht ſo offt als ich probiret,
Hat ſolche Hinderniß auch freylich nicht verſpuͤhret.
Wie eines Menſchen Puls gar mercklich ſtaͤrcker ſchlaͤgt,
Wenn dieſe Krafft ſein Blut mit neuer Glut erregt.
Was das Gewicht hierdurch vor Aenderungen leyde.
Wie Blitz und Knall die Haut offt faͤrbe, ja zerſchneide.
Wie warm es einem ward, als dreyer Kugeln Schwung,
*Hier rechn ich nicht allein auf die Behendigkeit, Mit der ein kleiner Glas in der gegebnen Zeit Sich um ſein Centrum reißt. Das groſſe triumphiret. Komm, ſieh es, zweiffelſt du, hernachmahls raiſonniret.
*
Ja vier, den Menſchen gantz ins innerſte durchdrung.
DasXXXIII
Das alles will ich hier von weiten nur beruͤhren,
Sonſt moͤchte ſich die Kraͤh mit fremden Federn zieren.
Wie dieſes ſich durchaus aufs Feuer hinbezieht,
So hoͤre wie der Menſch vom Kopff zur Scheitel gluͤht.
s61. 79. 80.
s
Du braucheſt weiter nichts als einen groͤſſern Kaſten,
Rund um voll Pech, da wir ſonſt nur auf kleinen raſten.
Jn dieſen tritt der Menſch, an dem die ſeltne Krafft
Der Kugel eintzger Schwung im Augenblicke ſchafft,
Da ſteh er unberuͤhrt. Wer ſolt es ewig meynen,
Jn kurtzen wird das Pech zu ſeinen Fuͤſſen ſcheinen.
Jm Anfang zeiget ſich ein mattes, blaſſes Licht,
Wie, wenn am Horizont der Mond durch Wolcken bricht.
Das haͤufft ſich nach und nach, und ſteigt biß an die Kniee,
Als ob ein Eiſen dort in blutgen Kohlen gluͤhe.
Heiß ich die Kugel denn noch eine Weile drehn,
Dem Menſchen unberuͤhrt, wird ſich der Schein erhoͤhn,
Bis an das Hertz und Kopff. Zuletzt wird er gebildet,
Als waͤr er von Metall, durch Kuͤnſtlers Hand verguͤldet.
Wie man die Heiligen, ja ſelbſt die Engel mahlt,
Wie das gemeine Volck von einem Jrrwiſch prahlt,
So ſteht mein Held alsdenn in einem Schimmer-Glantze,
Jn einem feurigen, faſt fuͤrchterlichen Krantze.
EUndXXXIV
Und wenn man dieſem naht, noch lange nicht beruͤhrt,
So wird von weiten ſchon Hauch, Waͤrm, und Licht geſpuͤhrt.
Drauf faͤhrt ein Keil heraus, der ſchwerlich zu ertragen.
Jch, dem er ſo bekannt, muß ſelber alſo klagen.
Du ſiehſt, daß dieſes nur im Dunckeln ſich erzeigt.
Daß mein Electrum hier ſich ſelber uͤberſteigt.
Daß ich die Seltſamkeit zu allererſt verſuchet.
Vor achzig Jahren noch wurd ich vielleicht verfluchet,
Verwuͤnſcht, verdammt, ja gar nach unſerm luſtgen Recht,
Als ein der Republic hoͤchſt ſchaͤdliches Geſchlecht,
Am Pfahl geſchmaͤucht, verbrannt. Laß mich den Himmel loben,
Daß ich anietzo bin, da kluͤgre Rechte toben.
So haſt du bisanher, geſehn, gehoͤrt, gefuͤhlt,
Wie ſtarck die Wirckung ſey, mit der manch Lehrer ſpielt.
Die aber, komm und ſieh, ſich unter meinen Haͤnden
Faſt zur Gefaͤhrlichkeit beginnet hin zu wenden.
Nun dampfft noch der Geruch. Die Kugel wenn ſie laͤufft,
Hat einen Wirbel-Kreis um ſich herum gehaͤufft,
Der ſich wahrhafftig offt auf vier, fuͤnff Schuh erſtrecket,
Als biß dahin ſie mir das leichte Gold erwecket.
Da trifft es ſich nun gern daß ein ſubtiler Dunſt
Die Naſe lebhafft ruͤhrt. Wie wenn des Scheiders Kunſt
JnXXXV
Jn ſeinem Aquafort das Silber aufgeloͤſet,
Und Oel des Vitriols die Theilgen von ſich ſtoͤſſet.
Weil aber dieſes doch ſich nicht beſtaͤndig fuͤgt,
Wenn Himmel oder Lufft voll Duͤnſt und Wolcken liegt,
So hab ich es verſucht, bey ieder Zeit und Stelle
Erfolgt faſt ein Geruch von einer Schwefel-Quelle.
So nimm demnach ein Schwerdt, (weils auch die Scheere thut,
t80. 81.
t
Nimm die im Fall der Noth) das nur auf Glaſe ruht,
So daß der Degen-Knopff, (und hier das eine Ende)
Der Kugel nahe kommt, die drehe dann behende.
Jm Augenblicke wird der Coͤrper Feuer ſpeyn,
Die Spitz im Finſtern uns Cometen-Fackeln draͤun.
Da blaͤßt es kalt heraus. Man ſieht, und riecht viel Zolle,
Wie ſchnell da Blitz auf Blitz aus dieſer Spitze rolle.
Doch nimm ein Silberwerck, nimm Schmuck und Diamant.
u87.
u
Das electrificir. Denn was ich da empfand,
Wie lebhafft, weit das roch, iſt ſo nicht zu erklaͤren,
Wie mein Erfahrungen daſſelbige gewaͤhren.
Wer aber ſaget mir, wie alles das geſchieht?
Denn wer vergnuͤget ſich, wenn er die Wunder ſieht?
Ein Edelmuͤthger Sinn moͤcht auch von dieſen Dingen
Die Urſach gerne ſehn, und an das Tags-Licht bringen. E 2JhrXXXVIJhr Helden, die ich ſchon im obigen gedacht,
xvid. pag. XII, XIII.
x
Hier, hier zeigt Eure Kunſt, und des Verſtandes Macht.
Auf o Du groſſer Wolff, auf wundervoller Euler,
Der Weißheit und Vernunfft zwey Diamantne Pfeiler. Jhr kennet die Natur. Ja Eurer Seelen Witz
Dringt biß zu ſelbiger verborgnen heilgen Sitz.
Wollt Jhr, Jhr Helden, Euch nicht an die Arbeit wagen,
So wird uns niemand nicht die wahre Urſach ſagen.
Das Gleichniß ſo ich dort von dem Geruche gab,
Geht doch in etwas noch von ſtrenger Wahrheit ab.
Drum war ich ſehr bemuͤht, wie ichs beſchreiben wollte,
Daß es ſein Urbild recht lebendig ſchildern ſollte.
Hier meine Muſe auf. Erheitre deinen Blick. Die groſſe Graͤfin Bruͤhl erzeigt mir ſo viel Gluͤck,
Die Electricitaͤt bey mir mit anzuſehen.
Ein Gluͤck, ſo ungemein, und ſonſt noch nie geſchehen.
Verzeih, Erlauchte Frau, hier ſtarret mir die Hand.
Und ſelbſt die Zunge hemmt der Ehrfurcht heilig Band.
Denn nie haͤtt ich gehofft, nie haͤtt ich auch geglaubet,
Daß dieſe Reiſe Dir manch edle Stunde raubet.
Und doch beweget Dich die Curioſitaͤt, Du Zierde unſers Hofs, die Electricitaͤt
GenauXXXVII
Genau mit zu beſehn. Kaum hatt ich das Vermoͤgen,
Was unerwartetes Dir etwan darzulegen.
So ſchnell, ſo tieff drang gleich Dein Engliſcher Verſtand
Jn alle Wunder ein. Ja der allein erfand
Wie endlich der Geruch am beſten zu vergleichen: Es riecht wie Phoſphorus.
y81
yBeſtuͤrtzet muſt ich ſchweigen.
Wie war ich ſo vergnuͤgt. Wer war wohl ie ſo froh.
Ja, ja Erlauchte Frau, es iſt vollkommen ſo.
Und was ich auch bißher vor Gleichniß ausgeſonnen,
Sind gegen dieſes doch vernichtet und zerronnen.
Begluͤckter Graf von Bruͤhl, Dein theures Eh-Ge - mahl,
Des Tugend und Verſtand ohn Ende, Maas, und Zahl,
Macht Dich erſt recht begluͤckt, und auf der gantzen Erden
Kan ſolch ein wuͤrdig Paar kaum mehr gefunden werden. Dein theurer Bruder iſts, Der meine Wenigkeit
Durch Seine Gegenwart entzuͤckt, nicht nur erfreut.
Durch Jhn erlangt ich auch Der groſſen Bruͤhlin Blicke.
Verſtatte, daß ich mich hier eyffrig vor Jhm buͤcke.
E 3DarfXXXVIII
Darf ich mich unterſtehn, Großmaͤchtigſter Auguſt, Du Deiner Voͤlcker Wohl, Du Dei -
ner Laͤnder Luſt,
Daß meine Andacht Dich hier hoͤchſt begluͤcket nennet,
Dieweil der Hoͤchſte Dir ſo treue Diener goͤnnet. Gluͤckſeeligſter Monarch. Der Hoͤchſte ſeegne Dich,
Und Deine Koͤnigin, und er bemuͤhe ſich,
Daß alles, alles Euch nach Wunſch und Willen gehe, Joſepha und Auguſt auf lauter Roſen ſtehe.
Dich, Theurer Cron-Printz ſeegn Er in die ſpaͤtſte Zeit.
Und ſeiner Engel Schaar ſteh allezeit bereit,
Und vor Dein Wohl beſorgt. Damit ſich ſtets das Gluͤcke,
Als eine Sclavin thut, gehorſamſt vor Dir buͤcke.
Er ſeegne ewiglich der Printzen Helden-Blut.
Und bringe, wie bereits Amalia es thut,
DurchXXXIX
Durch Damen, die von Dir, o Groſſer Koͤnig, ſtammen,
Europens Cronen all in Auguſts Haus zuſammen.
Begluͤcktes Sachſen-Land, welch Koͤnigreich gleicht Dir?
Durch Deinen Friedrich gehſt Du allen Laͤndern fuͤr.
Wenn rund um Dich herum Krieg, Blut und Hunger wuͤten,
So bluͤht Dein Feigen-Baum, und gruͤnſt im ſtoltzen Frieden.
Nun, Leſer, weiß ich es, du wunderſt dich wohl nicht,
Wenn hier mein Kiel die Schrifft auf einmahl unterbricht.
Wer unſern Vater nennt, muß ehrerbietig ſchweigen. Auguſt zieht Hertzen an, ſo muß Electrum weichen.
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About this transcription

TextDie Electricität nach ihrer Entdeckung und Fortgang
Author Georg Matthias Bose
Extent59 images; 7010 tokens; 2529 types; 45249 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDie Electricität nach ihrer Entdeckung und Fortgang Mit Poetischer Feder entworffen Georg Matthias Bose. . [4] Bl., XXXIX S. AhlfeldenWittenberg1744.

Identification

SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 P GERM III, 5850

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationWissenschaft; Physik; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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ImprintBerlin 2019-12-09T17:29:13Z
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ShelfmarkSUB Göttingen, 8 P GERM III, 5850
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