PRIMS Full-text transcription (HTML)
Hiſtoriſcher Schau-Platz Oder Chronike Und Beſchreibung Der Koͤniglichen und Churfuͤrſtlichen Saͤchßiſchen Stadt und Herrſchafft Hoyerswerda Jm Marggraffthume Ober-Laußitz.
Aus glaubwuͤrdigen Uhrkunden und Nachrichten geſammlet und in richtige Ordnung gebracht, Worinnen Von der Stadt Nahmen, Erbauung, Situation, Fruchtbarkeit, Freyheiten, Religion, Herrſchafften, Kirchen, Pfarrern, Schulbedienten, Bibliothec-Stifftungen, Forſtweſen, Fiſcherey Unterthanen, Kriegs-Trubeln, Feuers-Bruͤnſten, Mißwachß, Hungers-Noth, merckwuͤrdige Begeben - heiten, Dorffſchafften und ſo weiter eine kurtze Nachricht zufinden und ans Licht geſtellet von
Salomon Gottlob Frentzeln Pfarrern zu Geyerswalde.
Leipzig und BudißinverlegtsDavid Richter1744.

Dem Hoch-Gebohrnen Herrn, HERRN Johann Chriſtian, BARON von Hennicke, Sr. Koͤnigl. Majeſt. in Pohlen und Chur-Fuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen, hochbetrauten wuͤrcklichen Geheimbden - Rath, hochbeſtalten Vice-Cammer und Berg - Gemachs-Præſidenten, Wie auch Der Stiffter, Zeiz, Naumburg und Merſeburg hochverordneten Cammer-Di - rectori, Ritter des St. Andreas-Ordens, Erb-Lehn und Gerichts-Herrn auf Marſchwiz und Wiederau ꝛc. Meinen gnaͤdigen Herrn, Hochgeneigteſten Patron.

Hoch-Gebohrner Herr Gnaͤdiger Herr Baron.

EW. Freyherliche Excellenz werden ſich nicht muͤßfallen laſ - ſen, daß ich als der allergeringſte Die - ner meines GOttes, in dieſer Standes - Herrſchafft Hoyerswerda, dero hohen Nahmen dieſer Hiſtoriſchen Nach - richt vorſetze. Es verbindet mich Pflicht und Schuldigkeit dieſes geringe Opffer Ew. Freyherl. Excellenz vorzu - legen, in dem feſten Vertrauen Die - ſelben werden nicht das geringe Werck, ſondern einen armen Prieſter in hohen Gnaden anſehen. Jch venerire Ew. Freyherl. Excellenz mit tiefſterEhrEhrerbittung, und mein zu GOtt aufſteigender Wunſch iſt, daß der groſſe GOtt und reiche Seegens HErr Ew. Freyherl. Excellenz gnaͤdi - glich anſehen, zu Dero hohen wichti - gen und ſchweren Ambte mit dem Geiſt der Weißheit, des Raths und der Staͤr - cke noch ferner hin ansruͤſten, mit allen hohen Wohlſeyn und vollkommner Zu - friedenheit Lebenslang uͤberſchuͤtten, und Dero hohe Familie in unverruͤck - ten Wohlſtande an Leib und Seel er - halten wolle. Ew. Freyherliche Excellenz geruhen in allen hohen Gnaden mir zu erlauben den Schutz von Dero Gnade mir ferner weit aus - zubitten und daß ich mich in ſchuldigſter Devotion nennen darf

Ew. Freyherl. ExcellenzGeyerswalda den 5. September 1743. unablaͤßiger Vorbitter bey GOtt und allerunterthaͤnigſter Diener. Salomon Gottlob Frentzel Pfarrer zu Geyerswalda.

Viel -
Vielgeehrter Leſer.

HJe iſt eine kurtze jedoch richtige Nach - richt von der Stadt und Koͤnigl. Chur-Fuͤrſtl. Erb - und Standes - Herrſchafft Hoyerswerda, welche aus unterſchiedenen alten geſchriebenen Nachrich - ten und Uhrkunden, bey muͤßigen Stunden mit großer Muͤhe zuſammen getragen und in eine richtige Ordnung gebracht worden. Man hat bißhero noch wenig gedrucktes von derſelben zu leſen bekommen. Denn was Samuel Großer, in ſeinen Lauſitziſchen-Merckwuͤrdigkeiten. D. Carpzov in ſeinem Ober-Lauſitziſchem Ehren - Tempel. Das große Univerſal-Lexicon und andere von der Stadt und Herrſchafft anfuͤhren, iſt entweder ſehr kurtz oder meiſtentheils unrich - tig. Johann Chriſtian Suͤhnel, Paſtor zu Wersdorff, hat bey Gelegenheit der Wurch und Poſchigkiſchen ehelichen Verbindung zu Hoyers - werda, unter dem Titel: Etwas von Hoyerswer - da, anderthalb Bogen ſtarck geſchrieben, aber auch dieſes iſt nicht hinlaͤnglich genug. Jch will zwar nicht ſagen, als ob dieſe meine Arbeit voll -) (4kom -Vorrede.kommen ſey, es waͤre eine Torheit von mir, ſo ich mich deßen ruͤhmen wolte, jedoch iſt dieſes gewiß, daß, was ich geſchrieben, mit allen Nachrichten und Uhrkunden uͤberein kommt. Das Werck haͤtte viel groͤßer und ſtaͤrcker koͤnnen werden, wenn man alles und jedes haͤtte anfuͤhren wollen, was einige erzehlen, weil es aber nur bloße Er - zehlungen, die keinen gewißen Grund und Be - weiß haben, als hat man es mit Fleiß nicht beruͤh - ren wollen. Denn bloße Erzehlungen und Sagen anzufuͤhren, iſt nicht rathſam, weil man dadurch gar leicht Luͤgen unter Wahrheiten ſtreu - en kan.

Verlanget man zuwißen die Urſachen, warum ich dieſe Nachrichten von der Stadt und Koͤnigl. Churfuͤrſtl. Erb - und Standes-Herrſchafft Hoyerswerda dem Druck uͤbergeben, ſo hat mich hierzu unterſchiedenes verbindtlich gemacht. Jch bin kein Stadt-Kind, jedoch in der Herrſchafft gebohren, Colm eine Meile von der Stadt iſt mein Geburths-Orth, bin alſo ein Herrſchafft - lich Kind und folglich kann mich auch ohn alle Wie - der-Rede ein Stadt-Kind nennen, zumahl da uͤberdiß mein Herr Vater Sr. Wohl-Ehrw. M. Michael Frentzel vor 18. Jahren zum Sub - Diacono in die Stadt vociret worden, wie auch ein Buͤrger und buͤrgerliches Hauß hat, wer wird ſeine Vater-Stadt nicht ehren, und ſuchen derſelben ein Denckmahl aufzurichten. Es ver -bindetVorrede.bindet auch mich hiezu nicht wenig, die hohe Wohlthat, eines Wohlweiſen Raths der Stadt, welcher mich zu meinen Studiren mit dem Miſch - kaniſchen Stipendio begnadiget, welche Wohl - that ich zeitlebens mit gebuͤhrenden Danck erken - nen und E. Wohlweiſen Rath von dem Geber alles Guten, den zeitlichen und ewigen Seegen anerwuͤnſche.

Nach meinen zuruͤckgelegten Univerſitaͤts Jahren, bin ich von Jhro Durchl. Frauen Frauen Urſula Catharina Hertzogin von Teſchen, des H. Roͤm. Reichs Fuͤrſtin, hernachmals ver - wittibte Hertzogin von Wuͤrtenberg und Tecka)Starb Anno. 1743. als damahliger allergnaͤdigſten Herrſchafft zu Hoyerswerda, zum Pfarr nach Geyerswalda vociret worden, an welchen Orthe ich numehro durch GOttes Gnade und Beyſtand des H. Gei - ſtes in die 15. Jahre mein Ambt unter allerhand ausgeſtandenen Truͤbſal, Kummer und Verfol - gung fuͤhre.

Am allermeiſten habe ich mich verbuͤndlich geachtet, dieſe Hoyerswerdiſche Nachrichten ans Tagelicht zugeben, da durch ſonderbahres Schuͤckſaal GOttes dieſe Standes-Herrſchafft unter der Gluͤckſeeligen Regierung Jhro Maje - ſtaͤt Friedrich Auguſti Koͤnigs in Pohlen und Churfuͤrſten zu Sachſen, Hoch-Preißwuͤrdiges Cammer-Collegium gekommen; der Allerhoͤch -) (5ſteVorrede.ſte uͤberſchuͤtte dieſe Regierung mit uͤberfließigen Maas ſeiner Guͤte und Gnade.

Anno. 1740. Feſto Johannis Baptiſtæ waren gleich 200. Jahr gefaͤllig, da die Stadt und gan - tze Herrſchafft, die Evangeliſche Lehre und Aug - ſpurgiſche Confeſſion durch ſonderbahre Er - leuchtung und Regierung des H. Geiſtes ange - nommen, vor welche Wohlthat alle ſaͤmbtliche Einwohner ihren GOtt nicht genugſam zuprei - ſen und zu bitten haben, daß er noch ferner hin, unter ihnen ſein heiliges Wort und Sacramenta rein und lauter erhalten wolle.

Dieſe und andere Urſachen mehr haben mich bewogen dieſe aufgeſetzten Nachrichten ans Licht zugeben, dadurch mein danckbahres Gemuͤthe gegen GOtt und gegen eine Hohe und Niedrige Obrigkeit zu erkennen zu geben.

Was nun das Werck ſelbſt anbelanget, ſo iſt ſolches in gewiſſe und ordentliche Capitel einge - theilet, in einem jeden Capitel wird man finden, was zur ſelbigen Materie gehoͤret, jedoch alles in moͤglicher Kuͤrtze, dem Leſer nicht verdruͤßlich zu machen, auch habe vor rathſam befunden, einige Anmerckungen zu machen, welches hoffentlich niemanden muͤßfallen wird zu letzt iſt ein Anhang.

Solte ja hie und da eines und das andere ver - geſſen ſeyn worden, ſo iſt ſolches mit Willen nicht geſchehen, weil ich von denſelben keine rechte oder gruͤndliche Nachricht gehabt, dahero erſuche dem vielgeehrten Leſer, wo er eines oder das anderebeſi -Vorrede.beſitzet, mir ſolches zu communiciren, weil man geſonnen, ſo GOtt Leben und Geſundheit giebt, nach ferner hin, alles was in der Stadt und Herr - ſchafft vorgehet, zu colligiren. Zubeklagen iſt es, daß einige ſo undienſtfertig geweſen, da ich ſie erſuchet, mir diejenigen Nachrichten, ſo ſie beſitzen wollen, zu communiciren, iſt es geſchehen, daß man es ihnen mit Gelde bezahlen ſollen, ſo bin hiezu nicht im Stande oder ſtehen ſie in Ge - dancken, als ob ſie einen groſſen Schatz beſaͤßen, ſo will nicht muͤßguͤnſtig ſeyn, noch ihnen ſolchen berauben, ſondern uͤberlaßen.

Jn dem Capitel von denen Dorffſchafften, ſind einige Doͤrffer mit angemercket, welche zwar zur Herrſchafft nicht gehoͤren, habe ſie aber des - wegen mit angefuͤhret, weil einestheils ſie mit der Herrſchafft graͤntzen, anderntheils aber, mit denen dabey liegenden Herrſchafftlichen Doͤrffern in einiger Verwandtſchafft ſeyn. Jn den Capitel von merckwuͤrdigen Sachen, ſind mit Fleiß eini - ge Caſus mit Stillſchweigen uͤbergangen, oder nur die Anfangs Buchſtaben derer Perſonen, mit denen etwas vorgegangen, geſetzet worden, damit deroſelben hinterlaſſene Familiæ nicht ge - kraͤncket werde.

Jm uͤbrigen hoffe, es wird der vielgeehrte Leſer ſein Vergnuͤgen finden, ſolte aber ſolches uͤber alles vermuthen nicht ſeyn, und man findet hie und da eines oder das andere auszuſetzen, ſo erſu - che mit ſeinem Urtheil ſich nicht zu uͤbereilen, al -die -Vorrede.dieweil es unmoͤglich, eine Sache alſo einzurich - ten, daß es allen Leuten gefaͤllig, der Menſch ſoll noch gebohren werden, der es allen recht machet, zumahl ſolchen, die immer an andern was zu tadeln ſuchen, aber ihre eigene groſſe Fehler nicht erken - nen wollen.

Schluͤßlich iſt mein Wunſch, daß der gnaͤdige und barmhertzige GOtt, die werthe Stadt und gantze Herrſchafft, fuͤr Krieg, Feuer, Waſſer, Peſt, Muͤßwachs, Hunger, Theurung und al - len andern Plagen bewahren. Jhro Koͤnigliche Majeſtaͤt in Pohlen und Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen Friederico Auguſto als jetzigen Beſitzer der Herrſchafft in Friede und Ruhe wieder alle Feinde erhalten, mit beſtaͤndigen hohen Wohler - gehen und langen Leben uͤberſchuͤtten. Dero Hohe Koͤnigliche Gemahlin, unſere allergnaͤdigſte Landes-Mutter vor allen wiedrigen Faͤllen be - ſchuͤtzen. Wie auch Dero Koͤnigliche Chur - Printzen, und ſaͤmbtlichen Printzen, und Prin - zeſſinnen Hoheiten in allen hohen Wohlſeyn zu - nehmen. Das ſaͤmtliche Hohe Koͤnigliche und Churfuͤrſtliche Cammer-Collegium an ſeinen Liebes-Seilen leiten. Das Koͤnigliche und Churfuͤrſtliche Ambt, den Wohlweiſen Rath der Stadt und Buͤrgerſchafft mit ſeinen Gnaden - Fliegeln wieder alle Unfaͤlle bedecken wolle.

Geſchrieben zu Geyerswalda den 22. Auguſt 1743. S. G. Frentzel. P. L.

Jn -

Jnnhalt Der Capitel.

  • Cap. I. Von den Nahmen und Erbauung der Stadt. p. 1.
  • II. Von der Einwohner ihrer Religion. p. 13.
  • III. Von denen Kirchen. p. 15.
  • IV. Von der Situation und Gelegenheit der Stadt. p. 21.
  • V. Von der Nahrung und Fruchtbarkeit der Stadt. p. 22.
  • VI. Von dem Wappen und Wahrzeichen der Stadt. p. 25.
  • VII. Von den Freyheiten und Statuten. p. 27.
  • VIII. Von den vornehmſten Gebaͤuden. p. 29.
  • IX. Von denen Herrſchafften und Eigen - thums Herrenp. 35.
  • X. Von denen Geiſtlichen, Schulbedienten und Bibliothec. p. 58.
  • XI. Von denen Ambts-Befehlhabern. p. 101.
  • XII. Von denen Buͤrgemeiſtern. p. 109.
  • XIII. Von denen Legatis und Stiefftun - gen. p. 113.
  • XIV. Aller des Ambts und der Herrſchafft - Schrifft und Ambts-Saßen, wie auch mediaten und immediaten Unterthanen. p. 120.
  • Cap. Cap. XV. Von Forſtweſen und Fiſcherey. p. 122.
  • XVI. Was die Stadt und Herrſchafft zu Krieges-Zeiten ausgeſtanden. p. 126.
  • XVII. Von Feuer, Peſt, und Waſſers - Noth. p. 144.
  • XVIII. Von groſſen Ungewittern, Winden, Muͤßwachs und Theurung. p. 153.
  • XIX. Von allerhand merckwuͤrdigen Sa - chen ſo in der Stadt vorgegangen. p. 162.
  • XX. Unterſchiedene Epitaphia ſo auf den inwendigen GOttes-Acker zu finden. p. 179.
  • XXI. Von denen Dorffſchafften ſo zur Herrſchafft gehoͤren. p. 191.

Anhang. Was in vorigen Capiteln entweder nicht hat koͤnnen gebracht werden oder vergeſſen worden, wie auch was nach der Zeit, als der Herr Verleger das M. S. ſchon in Haͤn - den gehabt, ſo wohl in der Stadt als auf dem Lande vorgegangen.

[1]

Das erſte Capitel. Von dem Namen und Erbauung der Stadt.

Die Stadt fuͤhret zwar nur eine Benennung; jedoch ſind von dieſer unterſchiedliche Meinun - gen. Einige wollen, Graf Hoyer von Mannsfeld, der um das Jahr 1112 dieſe Ge - gend unter ſeiner Bothmaͤßig - keit gehabt, habe die Stadt erbauet, und ſol - che ſey ihm zu Ehren hernach Hoyerswerda benennet worden; ſolches aber widerleget der Boͤhmiſche Scribent BARTHOLOMÆVS PAPROCIVS in ſeiner Boͤhmiſchen Hiſto - rie L. II, C. 10, p. 135, wenn er ſchreibet; EsBhabe2Das erſte Capitel. habe dieſen Ort unter dem Kayſer Heinrich der Boͤhmiſche Ober-Jaͤgermeiſter Howoran (Hoboran) erbauet, nachdem er im Jahre 1003 ſeinen von den Wrßowſken an eine Ei - che nackend gebundenen, und mit vielen Pfei - len durchſchoſſenen Herrn, den Fuͤrſten Ja - romir, errettet, fuͤr welche ſonderbare Treue der Howoran (Hoboran) von dem Kayſer in den Frey-Herren-Stand erhoben und von der fatalen Eiche ihm der Beyname Duba, welches ein wendiſches Wort, und eine Eiche heiſt,(*)Die Geſchichte, ſo ſich mit dem Fuͤrſten in Boͤhmen, Jaromir, und ſeinem getreuen Die - ner, Howoran, (Hoboran) zugetragen, iſt folgende. Jn dem Koͤnigreiche Boͤhmen wa - ren die Herren Wrßowſken wegen ihres ur - alten Geſchlechts und groſſen Reichthums die maͤchtigſten und anſehnlichſten, maſſen ſie mit beyden Croatiſchen Fuͤrſten, ſo das Boͤhmi - ſche und Pohlniſche Reich aufgerichtet, Czech und Lech, in dieſe Lande gekommen waren, und von einem Grafen Wrßche in Croatien her - ſtammeten; Jndem nun dieſes Graͤfliche Ge - ſchlecht in Boͤhmen ſich ſehr ausbreitete, und an Reichthum, Herrſchaften, Schloͤſſern und Staͤdten zunahm, ſo wurde es hochmuͤthig und herrſchbegierig, trachtete nach der hoͤchſtenGe - beygeleget worden.

Die -3Von dem Namen u. Erbauung der Stadt.

Dieſes beyzeugen ſowohl der Stadt Wa - pen, als drey gruͤnende Eichen, zur ſteten Er - innerung, daß Howoran von dem an eine Eiche angebundenen und davon erloͤſeten FuͤrſtenB 2Jaro -(*)Gewalt und Fuͤrſtenthum, bemuͤhete ſich auch, die Vornehmſten ſeines Geſchlechts, Rochan genannt, zu ſolcher zu erheben; weil aber bey Lebzeiten des Hertzogs ſolches ſich nicht wohl fuͤgen wollte, war ſein einziges Tichten und Trachten, wie es das gantze Fuͤrſtliche Ge - ſchlecht ausrotten moͤchte, verhoffete auch, weil Fuͤrſt Jaromir ein groſſer Liebhaber der Jaͤ - gerey war, durch dieſe Gelegenheit ſein boͤſes Vornehmen werckſtellig zu machen. Es be - gab ſich demnach, daß bey anbrechenden hel - len und ſtillen Wetter die Grafen Wrßowſken bey Hofe freudig erſchienen, und den Fuͤrſten in Betrachtung des lieblichen Wetters auf die Jagd ſich zu begeben lockten, und auch ge - ſchwinde beredeten, daß er gantz willig, nebſt ſeinen zween Jaͤgern, Howoran (oder wie einige ſchreiben, Hoboran) und Hriwez, auf die Jagd ritte. Nach des Fuͤrſten Abreiſe ſoll dero Fuͤrſtlichen Gemahlin, Namens Striß - ka, im Traume St. Johannes der Taͤufer erſchienen ſeyn, der ſie alſo angeredet: Stehet auf, und befehlet, daß funfzig gewapnete Maͤnner eilend dem Fuͤrſten nachfolgen, indem ihm heute groſſe Gefahr begegnen, und nachdem4Das erſte Capitel. Jaromir ſolch Stuͤck Landes bekommen, und dieſe Stadt erbauet, als auch ein Monument oder Leichen-Stein, ſo in der Haupt-Kirche bey dem Eingange zu dem hohen Altar lieget,und(*)dem Leben getrachtet werde; Hieruͤber ſoll die Fuͤrſtin erwachet, und ſehr erſchrocken ſeyn, auch eilend dem Fuͤrſten nachgeſchicket haben. Jnmittelſt jagten die Grafen Wrßowſken mit dem Fuͤrſten freudig, und da die Jaͤger ſich hin und wieder zerſtreuet hatten, ſuchten ſie einen bequemen Ort, an welchem ſie dem Fuͤrſten beykommen und ihn hinrichten koͤnnten. Da ſie nun an einen Ort und Berg, Welis ge - nannt, gelangeten, riſſen ſie alsbald den Fuͤrſten von dem Pferde, entbloͤßten ihn, bunden Haͤn - de und Fuͤſſe zuſammen, warfen ihn zu der Erde, und aus Hochmuth und Kurtzweile ſprengeten ſie mit ihren Pferden uͤber ihn weg; Jn ſolcher Angſt ſoll der Fuͤrſt Jaromir mit hoͤchſter Jnbrunſt zu GOtt und ſeinem Patron St. Johanni dem Taͤufer gebetet und gerufen haben, dabey aber dieſe Verſpottung derer Wrßowſken erdulden muͤſſen, daß weder GOtt noch St. Johannes ihn aus ihren Haͤnden errette; ihren Muthwillen aber noch mehr auszuuͤben, huben ſie den Fuͤrſten von der Erden auf, und bunden ihn zwiſchen zweyen Eichen an. Jndem dieſes geſchahe, koͤmmt ohngefehr des Fuͤrſten Jaͤger Howoran (Ho -boran)5Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. und die fuͤnfknoͤtigte Eichen-Zweige, als das Wapen, Creutzweis darauf eingehauen zu ſe - hen ſind, und denn ein altes Altar, ſo ehe - dem in dem Pabſtthume in der groſſen Kir -B 3chen(*)boran) herzu, da dieſer ſeinen Herrn, den Fuͤrſten, entbloͤſſet und angebunden ſahe, ent - ſetzte er ſich heftig, kehrete ohne alles Beden - cken geſchwinde zuruͤcke, ſtoſſet auch ohngefehr auf die aus Prage commandirten Soldaten, welchen er des Fuͤrſten Gefahr entdecket, und mit ihnen verabredet, daß er geſchwinde voran reiten, und ſie ihm nachfolgen ſollten, wenn er nun zu dem Fuͤrſten gelangen wuͤrde, ſo wollte er ihnen mit ſeinem Jaͤger-Horn ein Zeichen geben, und die Gegend andeuten. Es hatten aber die Wrßowſken nicht allein den Fuͤrſten zwiſchen zweyen Eichen angebunden, ſondern ſchoſſen auch wie nach einer Scheibe mit ihren Pfeilen auf ihn los, da ſoll der Fuͤrſt heftig gebetet haben, ſo daß St. Johannes der Taͤufer mit ſeinem Mantel die Pfeile ab - gekehret, daß er unbeſchaͤdiget geblieben. Ho - woran (Hoboran) koͤmmt zum Vorſchein, wird aber alsbald gefangen, damit nun ihr moͤrderiſches Beginnen durch ihn nicht moͤchte offenbaret werden, ſo wird er, unangeſehen alles beweglichen Bittens und Verſprechens, nimmermehr dieſe That zu offenbaren, zum Tode verdammet, daß ihn ſein eigener Came -rad,6Das erſte Capitel. chen an einem Pfeiler geſtanden, bey Reno - virung der Kirchen aber abgenommen, und nach Geyerswalde gebracht worden, ſo noch daſelbſt anzutreffen, und darauf zu ſehen iſtdas(*)rad, der andere Fuͤrſtliche Jaͤger, Hriwez, der allbereit von dem Fuͤrſten abgefallen und meineidig worden war, an eine Eiche anbin - den und erdroſſeln ſollte. Howoran (Hobo - ran) ſahe den Tod vor Augen, hat deshalben, man ſollte ihm erlauben, vor ſeinem Ende nur noch dreymahl in ſein Jaͤger-Horn zu ſtoſſen. Dieſe ſeine Bitte wurde ihm gewaͤhret; da er aber zum erſtenmahle geblaſen, wird er von Hriwez auf die Eiche gezogen, damit nur Ho - woran (Hoboran) die Zeit gewinnen koͤnnte, weitlaͤuftig den Hriwez zu bitten, daß er ſich ſeiner armen Kinder annehmen, und ihr Vor - mund ſeyn wolle, nach ſolcher Unterredung muß er zum andernmahle blaſen, darauf wur - de er hoͤher auf die Eiche gezogen, und ein rie - merner Sprengel um den Hals gewunden, daß er damit angeknuͤpfet wuͤrde, deshalben auch genoͤthiget ward, zum drittenmahle zu blaſen, ſobald ſolches geſchahe, ſprungen die von Pra - ge abgefertigten Soldaten hervor, und um - ringeten die Grafen Wrßowſken, nahmen ih - rer 13 gefangen, der Principal Kochan ver - ſteckte ſich unter das Eichen-Laub, und rette - te ſich nebſt andern mit der Flucht, Hriwezaber,7Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. das Bild des Hertzogs Jaromirs, wie er an der Eiche angebunden, und nach ihm mit Pfeilen geſchoſſen wird. D. CASPAR PEV - CERVS, der Philoſophie und Medicin Do -B 4ctor,(*)aber, der Hencker-maͤßige Bube, erſchrickt, daß er von der Eiche faͤllet, und ein Bein bricht, und wird alſo gefangen, Howoran (Ho - boran) aber bey dem Leben erhalten und er - rettet. Hierauf fuͤhrten die Abgefertigten von Prage den Howoran (Hoboran) zu dem Fuͤr - ſten, der zwar noch angebunden, jedoch unbe - ſchaͤdiget war, nur allein daß die Fliegen, We - ſpen und ander Ungeziefer ihn unbeſchreiblich geſtochen und gemartert hatten, dahero ſie ihn von der Eiche losbunden, die Kleider anleg - ten und mit groſſen Freuden nach Prage fuͤhre - ten; Unterweges that der Fuͤrſt dem Howoran (Hoboran) fuͤr ſeine treu geleiſtete Dienſte groſſe Verheiſſungen, und beſchenckte ihn mit gewiſſen Dorfſchaften. Jn dem Einzuge des Fuͤrſten zu Prage war ein trefflicher Zulauf, und wurde er mit unaufhoͤrlicher Freude auf - genommen, darauf ergieng ein Mandat von dem Fuͤrſten, daß alle Hohe und Niedrige den Howoran (Hoboran) fuͤr einen Herrn hal - ten, und ihm alle erſinnliche Ehre erzeigen ſoll - ten, und der Fuͤrſt ſelbſt hat dem Howoran (Hoboran) und allen ſeinen Nachkommen zu der vornehmſten Raths-Stelle auch die Ober -Land -8Das erſte Capitel. ctor, ſchreibet von der Stadt Namen und Urſprung in folgenden Gedichte alſo:

Quos -

(*)Land-Jaͤger Meiſterſchaft auf ewig conferiret. Kurtz darauf hat der Fuͤrſt Jaromir alle ſeine Groſſe und Gewaltige, Grafen und Herren von der Ritterſchaft nach Hofe berufen, und nachdem er ihnen vortragen laſſen, wie treu und mit Hintanſetzung ſeines Lebens Howo - ran (Hoboran) ihn aus der Noth und denen Moͤrders-Haͤnden des Kochans und der Wrßowſken erloͤſet, und bey dem Leben er - halten hat, mit gedachten Staͤnden reiflich uͤberleget, wie dem Howoran (Hoboran) ſei - ne geleiſtete Treue vergolten werden koͤnnte, iſt darauf einmuͤthig beſchloſſen worden, daß Jaromir an Jhro Kayſerliche Majeſtaͤt Hein - richen (ſo damahls in Regenſpurg reſidirte) Howoran (Hoboran) allerunterthaͤnigſt re - commandire, und dieſer ihn wegen ſeiner oͤf - ters gedachten Treue in den Freyherrlichen Stand erhoͤhe, ſo auch der Kayſer gantz gnaͤ - dig bewilliget, und ihm den Freyherrlichen Stand mit einem Wapen allergnaͤdigſt be - gnadet, daß er zwey fuͤnfknoͤtigte Eichen-Zwei - ge Creutzweis in einem guͤldenen Felde, er und ſeine Nachkommen, ewig fuͤhren, und in allen vorfallenden Uebungen derſelben gebrauchen ſollte. Die Grafen Wrßowſken und Ver - raͤther ſind hernach am Leben abgeſtrafet undihnen

9Von dem Namen u. Erbauung der Stadt.
Quosque habuit nigro circumflua Werda
ab Eliſtro,
Quæ ſveta dominum nunc quoque voce
refert.
Heroem Werdæ, nam prævia dictio ſignam
Sedem hic Heroi lege fuiſſe monet.
Schomburgos habuit nuper: proſapia late
Quorum apud attiguos eſt dominata My -
ſos
Ceſſit Promniciis Heroibus illa, ſed emta,
Creſcere quos meritis mens generoſa
facit.
Quæque vetuſta ab origine, fortibus inclyta
& auſis
Nunc alibi eſt ſparſim relliqua progenies.

Jn wendiſcher Sprache wird ſie Wojrez oder Wojerez von We in Rjeze Fluſſe ge - nennet, welches ſo viel heißt, als: in dem Waſſer, indem die Stadt mitten in dem Waſ - ſer lieget, denn es fleußt die ſchwartze Elſter an 6 unterſchiedlichen Orten durch die Stadt,B 5wel -(*)ihnen oͤffentlich auf dem Marckte zu Prage mit einem Beile die Koͤpfe abgeſchlagen worden, woruͤber ſich der Ertz-Verraͤther Kochan ſehr betruͤbet, und dabey gedrohet, wie er dieſe Schmach an dem Fuͤrſten Jaromir zu ſeiner Zeit rechtſchaffen raͤchen wollte, ſo auch er - folget.10Das erſte Capitel. welches auch das teutſche Wort Hoyerswer - da anzeiget, ſo da herkoͤmmt von Hoyers und Werda oder Werd, welches ſo viel heißt, als ein Ort, der in dem Waſſer lieget, und mit demſelben umgeben.

Eine einfaͤltige Meinung iſt es, daß dieſe Stadt von Berg-Leuten, ſo ſonſt Hoyer ge - nennet worden, und allhier den Eiſen-Stein gegraben haben, ſoll erbauet ſeyn worden, und den Namen haben. Auch dieſes hat einen ſchlechten Grund, was Herr Sioel vor - giebet, daß Hoyerswerda ſoll ſo viel heiſſen, als Hoch-Schwerdt,(*)Herr Sioel in ſeinem ſo genannten: Etwas von Hoyerswerda Lit. A 3 ſchreibet, ſo woll - te ich doch faſt glauben, es haͤtte Hoyerswer - da zu allererſt Hochſchwert geheiſſen. Denn es iſt mir ein geſchriebenes Inventarium und Beſchreibung der Privilegien des Koͤnigreichs Boͤhaimb, ſo auf dem Schloß Carlſtein in ze - hen Truhen verwahret liegen, und Anno 1505 auf Uladislai Befehl und aller dreyen Staͤn - de der Cron Boͤhaimb Bewilligung mit Fleiß uͤberſehen und regiſtriret worden, zu Haͤnden kommen, und da finde ich in der fuͤnften Tru - hen mit E bezeichnet unter den Briefen, das Land Schleſien und Lauſitz betreffend, p. 261 eines Briefes Erwehnung, darinnen Johan -nes indem alle Docu -mente11Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. mente zeigen, daß die Stadt ſchon vor alten Zeiten Hoyerswerda, Heyerswerda, He - verswerda, geheiſſen. Unter andern zeigen ſolches zwey Privilegien, das eine, welches Kayſer Carl der Vierte im Jahre 1300 denen Staͤdten Budißin, Goͤrlitz, Lauban, und Loͤ - bau gegeben, daß die Veſte Hoyerswerda mit ihren Zugehoͤrigen ewiglich bleiben ſoll bey der Crone zu Behaimb, das andere lieget in der Colmiſchen Kirche, welches im Jahre 1360 Friedrich, Ernſt und Jan, Gebruͤdere, Her - ren von der Duba, dem damahligen Pfarrer und ſeinen Nachkommen ertheilet, in der Herr - ſchaft Heide und Walde Holtz zu hauen zum Bauen und Brennen.

Hoyerswerda iſt alſo ein Ort, der mit lauter Waſſer, Moraſt und Sumpf, wie ſonderlich vor alten Zeiten geweſen, umgeben, wie auch aus den alten Urkunden zu ſehen, daß gegen Morgen niemand wegen Moraſt, Sumpf und Waſſer zum Schloſſe hat kom -men(*)nes und Guͤnter, Grafen zu Schwartzenburg, bekennen, Kayſer Carl und ſeinen Erben, und denen folgenden Koͤnigen zu Boͤhaimb das Schloß Hochſchwert verkauft zu haben Da - tum 1357. Wo weiß aber Schleſien noch Lau - ſitz von einem Orte, den man darunter verſte - hen koͤnnte, als unſer Hoyerswerda?12Das erſte Capitel. men koͤnnen, dahero ſie auch vor Alters die Veſte genennet worden, weil man darzu nicht anders als durch ordentliche Wege kommen koͤnnen, ſo aber nunmehro nach und nach durch die Graben, ſo hie und da gehoben, eben und zu feſten Lande gemacht, und die Waſſer in rechte Graben ſind geleitet worden. Wenn und zu welcher Zeit ſolches geſchehen, kan man nicht wiſſen, indem durch die viele Braͤn - de alle alte Nachrichten, Documente und Handſchriften verlohren gegangen.

So viel man Nachricht hat, ſo ſollen vor alten Zeiten an hieſigen Orte nur drey kleine Haͤuſer, zu dreyen Schencken genannt, oder wie es glaublicher, drey Schencken oder Wirths-Haͤuſer, in welchen die Reiſenden Speiſe, Tranck und Nacht-Quartir bekom - men, erbauet geweſen ſeyn; nachdem aber die Geſchlechter, die ſich in dieſen dreyen Schen - cken aufgehalten und gewohnet, ſich vermeh - ret, ſo ſollen auch die Gebaͤude zugenommen haben, bis endlich ein Dorf, und ſodenn gar eine Stadt daraus worden, die nunmehro mit etlichen Hundert Buͤrgern beſetzet, und uͤber drey Hundert Feuer-Staͤtte hat.

Daß ſie ſoll eine Feſtung geweſen ſeyn, wie einige dafuͤr halten, iſt wol nicht zu glau - ben, indem es weder die Situation noch derOrt13Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. Ort ſelbſt zeiget, uͤberdiß ſo ſind auch nicht die allergeringſten Ueberbleibſel vorhanden, die da zeugeten, daß es eine Feſtung geweſen.

Das zweyte Capitel. Von der Religion derer Einwohner.

Was die Religion anbelanget, ſo iſt aus denen Urnen oder Toͤpfen, darinnen die Aſche von denen verbrannten Coͤrpern aufgehoben worden, derer man hie und da zuweilen aus der Erden ausgegraben, abzunehmen, daß hieſiges Orts Heiden ge - wohnet; ob aber die Stadt von ihnen erbauet ſey, iſt nicht zu beweiſen, auch nicht, wenn ſie das Heidenthum verlaſſen und die Chriſt - liche Religion angenommen haben. Daß nachgehends die Paͤbſtiſche Religion hier iſt eingefuͤhret worden, zeiget das alte Altar in der Kirchen, welches im Jahre 1690 abge - nommen, an deſſen Stelle ein anderes aufge - richtet worden, das alte hingegen unter der Herrſchaftlichen Empor-Kirche ſeinen Platz be - kommen, von dort aber wieder im Jahre 1726 abgenommen, und hinter das Altar auf bey - den Seiten an die Mauer angemachet worden,auf14Das zweyte Capitel. auf deſſen Obertheile Maria, das Kind JE - ſum auf den Haͤnden haltende, und auf dem Untertheile Maria, den von dem Creutze ab - genommenen JEſum auf dem Schooß liegen habende, zu ſehen; als aber durch GOttes ſonderbare Gnade das Licht des Evangelii durch Doctor Luthern in dieſem Lande auf - gegangen, ſo hat auch dieſe Stadt ſammt zu - gehoͤrigen Orten die ſeligmachende Religion des Evangelii angenommen, unter der loͤbli - chen Regierung derer Herren von Schum - berg, mit Namen Wilhelm, Jan, Wen - tzel und Ernſt, insgeſamt Bruͤder, im Jahre Chriſti 1540 am Feſte Johannis des Taͤu - fers. Die erſte Evangeliſche Predigt hielt BA - SILIVS LAVRENTIVS, ſo anfaͤnglich ein Moͤnch geweſen, welcher hernach 1552 den 10 Jan. oder wie andere wollen, den 23 Novem - ber, an einem Schlag-Fluſſe geſtorben; als aber 1572 die Herren Sigmund, Hans Chriſtoph und ALBERTVS MAGNVS von Maltitz, Gebruͤder, die Herrſchaft be - kommen, ſo wollten dieſelben die Einwohner mit Gewalt wieder zu der Paͤbſtlichen Reli - gion zwingen, es wurde aber durch GOttes Gnade von dem Roͤmiſchen Kayſer Rudolph dem andern der Rath und die Gemeinde bey ihren Privilegien, Statuten und Reli - gions-Freyheit gnaͤdigſt geſchuͤtzet, ſub datoden15Von der Religion derer Einwohner. den 14den Maͤrz 1580 deswegen ein ſolennes Danck-Feſt gehalten, und dabey beſchloſſen, daß alle Wochen in denen Fruͤh-Predigten das Te Deum Laudamus ſoll geſungen wer - den, von welcher Zeit an die reine Evangeli - ſche Religion ungehindert erhalten worden, wofuͤr dem gerechten GOtt und maͤchtigen Beſchuͤtzer ſeiner Kirchen hertzlich zu dancken, und dabey zu bitten, daß er noch fernerhin ſeine Gnade der lieben Stadt und ſaͤmmtli - chen Einwohnern erzeigen, und ſein heiliges Wort bis an das Ende der Welt bey ihnen erhalten wolle.

Das dritte Capitel. Von denen Kirchen der Stadt.

Aus denen alten Documenten kan man abnehmen, daß die Haupt-Kirche, in welcher die Wendiſchen ihren GOt - tes-Dienſt haben, muß den Namen unſer lieben Frauen fuͤhren, wie denn auch ſol - ches die drey alten Altaͤre zeigen, auf welchen das Haupt-Bild, die Jungfrau Maria, das JEſus-Kind auf ihren Armen haltende, zu ſehen.

Magi -16Das dritte Capitel.

Magiſter Samuel Martini in ſei - ner Einweihungs-Predigt der Kirchen zu Blune p. 29 meinet zwar, wie ſolche dem hei - ligen Nicolaus gewidmet, weil auf einem Altare St. Nicolaus mit denen aus der Paßion ihm zugeeigneten Wuͤrfeln derer Kriegs-Knechte, ſo um das Gewand des HErrn Chriſti gewuͤrfelt, zu ſehen ſey. Aber zu bewundern iſt es, daß der Herr Magiſter Martini auf dieſe Gedancken gekommen, indem das Bildniß des St. Nicolaus nur auf dem einen Fluͤgel des Altars ſtehet, und folglich nicht das Haupt-Bild vorſtellet. Das uralte Altar, ſo im Pabſtthume das Haupt - Altar geweſen, und anjetzo zu Geyerswalde in der Kirchen-Sacriſtey iſt, zeiget, daß das erſte vielmehr zu glauben, und alſo den Namen zur lieben Frauen, oder Jungfrau Marien, oder unſer lieben Frauen, mag gefuͤhret haben.

Die Kirche ſoll auf lauter eichenen Pfaͤh - len ſtehen; wenn aber ſolche erbauet, weiß man ſo genau nicht, weil man davon nirgends etwas aufgezeichnet findet; daß ſie jedoch ſehr alt ſeyn muß, ſiehet man theils an denen al - ten Altaͤren, theils auch an denen alten Epi - taphien, maſſen darinnen Epitaphien zu finden, ſo in denen Jahren 1507, 1522, 1523 und auch eins, ſo 1481 geſetzet und aufgerich -tet17Von denen Kirchen der Stadt. tet worden. Das alte Altar, das im Jah - re Chriſti 1516 erbauet, wurde 1689 unter der Regierung Jhro Chur-Printzl. Herrn, Herrn Johann George des dritten, abge - nommen, und an deſſen ſtatt 1690 ein neues aufgeſetzet. Das alleraͤlteſte Altar, wie ſchon gedacht, welches zu Geyerswalde zu finden, iſt im Jahre Chriſti 1421 verfertiget. Dahe - ro auch einige muthmaſſen, als ob in dieſem oder vorhergehenden Jahre die Kirche ſey erbauet worden.

Was am meiſten zu verwundern, ſo iſt dieſe Kirche niemahls abgebrannt, ob gleich der gerechte GOtt die Stadt oft mit groſſen Feuer heimgeſuchet, und dadurch auch nahe um die Kirche herum alle Gebaͤude in die A - ſche geleget worden. Wofuͤr man Urſache hat GOttes Guͤte zu preiſen, und ihm zu dancken, daß er denjenigen Ort, wo er ſeines Namens Gedaͤchtniß geſtiftet, mitten unter der wuͤtenden Flamme beſchuͤtzet und erhalten.

Es gehoͤret dieſe Haupt-Kirche denen Wenden, und wird darinnen alles wendiſch geprediget, auſſer Sonntags und hohen Feſt - Tages, fruͤh von 5 bis 7 Uhr, zu welcher Zeit von denen Diaconis eine teutſche Predigt uͤber die gewoͤhnlichen Sonn - und Feſt-Epi - ſteln abgeleget wird. Ferner geſchehen auch in ſelbiger alle teutſche Wochen-Predigten,CMitt -18Das dritte Capitel. Mittwochs und Freytags, und denn alle Ta - ge fruͤh teutſche Betſtunden, wie auch alle teutſche und wendiſche prieſterliche Handlun - gen.

Jn der Kirche ſind zu ſehen acht groſſe ſteinerne gemauerte Pfeiler, worauf das Kirchen-Gewoͤlbe ruhet, welche durch und durch gewoͤlbet, in der Mitten an einem Pfei - ler ſtehet die neue ſchoͤne Cantzel, welche im Jahre Chriſti 1717 von dem damahligen Amtmanne und Pacht-Jnhaber der Herrſchaft, Herrn Chriſtian Ehrenreich Kotten, aus eigenen Koſten erbauet, und auch ſelbiges Jahr den 25ſten October mit einer teutſchen und wendiſchen Predigt von dem damahligen M. Chriſtian Martini, Ober-Pfarrherrn, eingeweihet worden. Vorher war eine ſehr alte ſteinerne Cantzel allhier. Der Cantzel gegen uͤber iſt eine ſchoͤne groſſe Orgel, wel - che 1607 aufgerichtet worden, neben der Or - gel uͤber der Halle iſt die Kirchen-Bibliothec, ſo 1717 in dem Monat October von dem Amt - manne Kotten und Ober-Pfarrherrn Mar - tini angeleget. Um vor dem Altare ſind die drey Beicht-Stuͤhle, dem Altare gegen uͤber die Herrſchafts-Empor-Kirche, unter der - ſelben die Raths-Stuͤhle, an dem Fuſſe des Altars iſt die Gruft oder das Begraͤb - niß derer hieſigen geweſenen Herrſchaften,und19Von denen Kirchen der Stadt. und darneben der Tauf-Stein. Neben dieſer Haupt-Kirche unter dem Kirchen-Thur - me iſt die teutſche Kirche oder Capelle fuͤr die teutſche Gemeinde, und in vorigen Jahr - hunderten erbauet worden. Denn nachdem ſich die teutſche Gemeinde vermehret, hat ſich ſolche darauf von denen Wendiſchen abgeſon - dert, unbeſchadet nach der alten Verfaſſung derer Accidenzien fuͤr die Diaconen. Anfangs gieng die teutſche Gemeinde erſt unter dem Glauben aus der Wendiſchen oder Haupt - Kirche in die Capelle, woſelbſt ihnen der O - ber-Pfarrherr eine teutſche Predigt hielt. Nunmehro genieſſet die teutſche Gemeinde in derſelben ihren voͤlligen Gottesdienſt. Je - doch werden alle Prieſterliche Handlungen in der Haupt-Kirche verrichtet. Jm Jahre Chriſti 1700 wurde dieſe Capelle erweitert, wiewohl der Anfang zu ſolcher Erweiterung ſchon im Jahre 1697 gemachet wurde, wie ſolches folgende Ueberſchrift, ſo an einem Schwibbogen ſtehet, zu erſehen.

In gloriam ſolius Dei trinuni Simulac propagandam incolarum ſalutem Hoc antea ſacellum jam templum duplo am - plius redditum A. MDCXCVII Dom. I Adventus inaugu - ratumC 2Sub20Das dritte Capitel. Sub purpureo vexillo Militanti Eccleſiæ or - thodoxam religionem conſervet Heterodoxam autem profliget Id quod Flexis genibus expanſis manibus Ex corde ſincero a Defenſore ſuo Jeſu Eccleſia Lutherano-Evangelica Exorat.

Das Altar in derſelben iſt im Jahre Chri - ſti 1698 von dem Herrn George Friedrich von Knobelsdorf erbauet worden, wie fol - gende auf dem Altare befindliche Unterſchrift es darthut:

P. F. F. S. Hæc pictura quicquid eſt, Deo, Relligioni, Poſteritati, Dat, Donat, Conſecrat, Præfecturam nec non contractum Loc. Cond. hujus Dynaſtiæ imitando, Geor. Frid. a Knobelsdorf, Judicii Feudal. Ducatus Saganenſ. Aſſeſſor, Toparcha in Ruckersdorf & Pretſchendorf.

A. 1698.

Ueber dem Altare iſt das Herrſchaftliche Chor, gegen uͤber, uͤber dem Eingange der Kirchen, war die Orgel, welche der Herr von Knobelsdorf fuͤr das alte und kleine Werck verehret, wurde aber im Jahre Chriſti 1730wieder21Von denen Kirchen der Stadt. wieder verkauft, und an ſtatt derſelben ein groͤſſers Werck aufgerichtet. Bey dem Ein - gange aus der Wendiſchen oder Haupt-Kir - chen zur rechten Hand ſtehet die Cantzel, der Cantzel gegen uͤber Lutheri Bildniß in Le - bens-Groͤſſe. Jm Jahre Chriſti 1728 und folgende Jahre wurden unten in die Kirche herum unterſchiedliche Bet - und Kirchen - Stuͤhle erbauet. Jm Jahre 1730 am groſ - ſen Jubilaͤo wurde eine groſſe Halle aufge - fuͤhret, auf welcher nun die Orgel ſtehet, und uͤber derſelben eine Empor-Kirche fuͤr Maͤn - ner, ingleichen lieſſen dieſes Jahr viele gut - thaͤtige Hertzen die Cantzel und das Altar bekleiden, ſtifteten auch einen koſtbaren Kir - chen-Schmuck, welcher in beyden Kirchen gebrauchet wird.

Das vierte Capitel. Von der Situation und Gelegen - heit der Stadt.

Die Stadt lieget gleich im Zuſammen - Fluſſe des Schwartz-Waſſers und der Elſter. Das Schwartz-Waſſer hat ſeinen Urſprung ohnweit Gaußig auf ei - nem hohen Berge, und fleußt an der Graͤn -C 3tze,22Das fuͤnfte Capitel. tze, Meiſſen und Ober-Lauſitz bis vor Hoyers - werda, wo es ohngefehr hundert Schritte vor dem Amt-Hauſe in die Elſter faͤllt, und her - nach die ſchwartze Elſter genennet wird.

Was nun die Situation ſowohl der Stadt als ſaͤmtlicher Herrſchaft anbelanget, ſo graͤn - tzet ſie gegen Mitternacht mit Nieder-Lauſitz, und gegen Abend mit Meiſſen. Gegen Morgen iſt die naͤchſte Stadt Mußkau vier Meilen, gegen Mittag Bautzen vier Meilen, gegen Abend Koͤnigsbruͤck vier Meilen, und gegen Mitternacht Senftenberg zwey Mei - len, Dresden, die Churfuͤrſtlich-Saͤchſiſche Reſidentz, lieget ſieben Meilen hiervon.

Die Luft iſt eben nicht die geſuͤndeſte, we - gen des vielen Waſſers, Moraſte, und dar - aus entſtehender Duͤnſte und Nebel; jedoch hat es auch alte Leute allhier gegeben, abſon - derlich auf dem Lande, welche ihr Alter auf und uͤber hundert Jahre gebracht haben.

Das fuͤnfte Capitel. Von der Nahrung und Fruchtbar - keit der Stadt.

An guter Nahrung fehlet es der Stadt nicht, man findet hier einen groſſen Getreyde-Handel, indem das Ge -treyde23Von der Nahrung und Fruchtbarkeit ꝛc. treyde in groſſer Menge aus der Niederlau - ſitz, Brandenburg und andern Orten ge - bracht und von den Aufkaͤufern und Haͤnd - lern weiter verfuͤhret wird; dennoch ſind die Einwohner meiſtentheils arm, theils wegen der vielen Gaben, ſo ſie haben abzufuͤhren, theils auch wegen der oͤfters erlittenen Brand - Schaͤden, von welchen ſie ſich nicht wieder erholen koͤnnen.

Die Handwercker ſind zuͤnftig, und fin - det man alle Profeßionen darinnen; jedoch ſind die Schneider, Schuhmacher, Leinwe - ber und Schmiede die ſtaͤrckſten.

Das Bier, ſo hier gebrauet wird, war ehedeſſen in groſſen Ruhm, daß es auch weit und breit verfuͤhret wurde; aber wie in der Welt alles veraͤnderlich und unbeſtaͤndig, al - ſo iſt auch die Abfuhre von dem hieſigen Bie - re nicht mehr ſo groß, und ſeine Guͤte ſehr veraͤndert.

Der Acker-Bau iſt ſtarck, es hat faſt jeder Buͤrger ſein Feld und Wieſe-Wachs. Die Felder und Wieſen liegen in guten Grund und Boden, ſo, daß, wenn die Witterung gut, und GOtt ſeinen Segen darzu giebet, die Fruͤchte reichlich eingeſammlet werden. Sonderlich liegen die Wieſen in einer ſchoͤ - nen und fruchtbaren Gegend an der ſchwar - tzen Elſter, von welcher ſie befeuchtet undC 4ſrucht -24Das fuͤnfte Capitel. fruchtbar gemacht werden. Ehedeſſen, als ohngefaͤhr vor dreyßig, vierzig und mehr Jah - ren, ſoll der Acker - und Feld-Bau denen Ein - wohnern vielmehr gebracht haben.

Jn den Gaͤrten fehlet es nicht an aller - hand ſchoͤnen Baͤumen und Gewaͤchſen, je - doch will das Obſt nicht in allen Gaͤrten ge - rathen, die Urſache ſoll ſeyn, weil der Boden ſehr feuchte und naß iſt. Unter denen Gaͤr - ten iſt ſonderlich der Schloß-Garten zu be - mercken, welcher verdienet, daß man ihn be - ſiehet. Es iſt darinnen alles in ſchoͤnſter Ord - nung, ſchoͤne Orangerie, vortreffliche Obſt - Baͤume, luſtige Gaͤnge, Teiche, mit aller - hand Arten Fiſchen angefuͤllet.

Die Waͤlder ſind Holtz-reich, und ob - gleich jaͤhrlich viele Tauſend Baͤume gefaͤllet und Klaftern geſchlagen werden, ſo ſiehet man dennoch keinen Mangel. Die Arten derer Baͤume ſind unterſchiedlich, als Fichten, Tan - nen, Eichen, Bircken, Erlen, u. ſ. w. auch ſind die Waͤlder mit allerhand rothen und ſchwartzen Wildpret angefuͤllet, welche zu Sommers-Zeit auf denen Feldern im Getrey - de groſſen Schaden thun.

Herr Groſſer in ſeinen Lauſitziſchen Merck - wuͤrdigkeiten P. V. p. 19 hat angemercket, wie Doctor Johann Francke in ſeinen Fragmen - tis unter denen in dem Schooſſe der Laußitzi -ſchen25Von der Nahrung und Fruchtbarkeit ꝛc. ſchen Erde befindlichen Merckwuͤrdigkeiten aufgezeichnet, daß man ohnweit der Stadt Beſcow Steine finde, die allerhand Glie - dern des menſchlichen Leibes, nemlich Aer - men, Beinen, Fingern u. ſ. w. aͤhnlich ſind. Es erwaͤhnet dieſer curieuſen Steine ebenfalls Manlius, und meldet, daß ſie auch bey Hoyerswerda zu finden. Ob dieſes in der Wahrheit ſich alſo befindet, kan ich nicht wiſ - ſen; dieſes iſt doch gewiß, daß man zu Colm, eine Meile von der Stadt, allerhand curieuſe Steine ſiehet.

Vor einigen Jahren ſind allhier ſehr vie - le wohlhabende Buͤrger und Einwohner ge - weſen, derer man jetzund noch einige findet.

Das ſechſte Capitel. Von dem Wappen und Wahrzei - chen der Stadt.

Das Wappen hat die Stadt von denen Herren der Duba, ſo von Howoran oder Hoboran, des Boͤhmiſchen Fuͤr - ſten Jaromirs Ober-Jaͤger-Meiſter, her - ſtammen, und um das Jahr 1003 in den Freyherrlichen Stand von dem Kayſer Hein - rich zu Regensburg erhoben worden, der dieC 5Stadt26Das ſechſte Capitel. Stadt erbauet, und dem Rath in das Jnſi - gel drey gruͤne Eichen im blauen Felde ver - lehnet hat. Dieſes Wappen iſt unter an - dern zu ſehen in der Haupt-Kirche an der Orgel auf der Seite gegen dem Altar, in - gleichen an dem Tauf-Steine. Es iſt dieſes Wappen genommen von dem Namen derer Herren von Duba, denn Duba oder Dub, ein wendiſch Wort, heiſt eine Eiche; daß aber drey Eichen daran zu ſehen, zeiget an, daß damahls drey Herren Bruͤder von Duba die Herrſchaft in Beſitz gehabt, welche der Stadt ſolches Wappen zugeeignet.

Was das Wahrzeichen anlanget, ſo iſt ſolches ein in Stein eingehauenes Fleiſcher - Beil oder Axt, und iſt zu ſehen in der Witt - genauer Gaſſe, an der mittelſten Bruͤcke, dem Hauſe gegen uͤber, ſo dem ſeligen Herrn Da - vid Heynen, Anverwandten des Raths, ge - hoͤret. Ehemahls ſtunde ſolches unter der Bruͤcke; vor einigen Jahren aber, da die Bruͤcke neu gebauet wurde, ward ſolches an die Ecke der Bruͤcke, wo es jetzo zu ſehen, auf - geſetzet. Woher ſolch Wahrzeichen ſeinen Urſprung genommen und die Stadt bekom - men haben ſoll, wird folgendes erzehlet: Zween Fleiſcher-Knechte waͤren an ſelbigem Orte, wo das Wahrzeichen ſtehet, in Streit, und dergeſtalt zuſammen gekommen, daß ſieeinan -27Von dem Wappen und Wahrzeichen ꝛc. einander in die Haare gerathen, da nun der Staͤrckere den Schwaͤchern unter ſich ge - bracht, haͤtte dieſer Letzte, als er den Erſten wieder uͤberwaͤltiget, nach jenem ſein Fleiſcher - Beil geworfen, und ihm die eine Hand abge - hauen, deſſen eingedenck, waͤre ein ſolches Beil alsdenn in einen Stein eingehauen, an demſelben Ort aufgeſetzet und zum Wahrzei - chen der Stadt gemacht worden.

Das ſiebende Capitel. Von denen Freyheiten und Statu - ten der Stadt.

Sie hat ihre Freyheiten und Privilegien. Vor Alters erſtreckten ſich dieſelben ziemlich weit, welche aber nach und nach immer verringert worden, nachdem die alten Documenten und Schriften durch das oftermahlige Feuer verlohren gegangen. Das Hochloͤbliche Koͤnigliche und Churfuͤrſtliche Amt hat die Ober-Gerichte, die Stadt aber die Unter - und Erb-Gerichte. Wenn ein Miſſethaͤter vom Leben zum Tode gebracht wird, ſo geſchiehet zwar die Jnquiſition in dem Koͤniglichen und Churfuͤrſtlichen Amte, die Execution aber von den Stadt-Gerichten,ja28Das ſiebende Capitel. ja uͤberhaupt geſchehen alle Executionen von einem Loͤblichen Stadt-Gerichte. Die Un - koſten hierzu muß die ſaͤmtliche Landſchaft tragen, die Wachen aber dabey verrichtet die Buͤrgerſchaft. Das Kirchen-Lehn und Jus Patronatus hat die allergnaͤdigſte Herrſchaft, welche alle Kirch - und Schul-Bedienten be - ruft. Der Rath beſtehet aus acht Perſonen, wenn eine Raths-Perſon abgehet, ſo hat die Buͤrgerſchaft die Wahl, die Herrſchaft aber die Confirmation.

Die Stadt und Buͤrgerſchaft hat freyen Bier-Schanck, bis auf eine Meile Weges, die Dorfſchaften aber, ſo uͤber ei - ne Meile Weges liegen, muͤſſen das Bier auf dem Schloſſe nehmen. Auf dem Raths - Keller werden allerhand fremde Weine ver - ſchencket, ingleichen fremdes Bier, jedoch nur im Sommer, wenn in der Stadt wenig Bier vorhanden, weil man zu der Zeit wegen der ſchlechten Keller nicht uͤberhaͤufiges Bier brauen darf. Was aber den Brandwein an - belanget, welcher auf dem Keller, und ſonſt in keinem buͤrgerlichen Hauſe verkauft wird, ſo muß ſolchen der Keller-Wirth auf dem Schloß-Brandwein-Hauſe nehmen. Die in der Stadt liegende Muͤhle, ſo von vier Gaͤngen, einer Loh und Stampfe, gehoͤret der Herrſchaft; jedoch hat die Buͤrgerſchaftdie29Von denen Freyheiten und Statuten ꝛc. die Freyheit, zu mahlen, wo ſie will. Die Buͤrger haben in der ſchwartzen Elſter ihre freye Fiſcherey, mit Netzen, Haamen, Wa - then und andern Fiſchzeuge. Die Buͤrger - ſchaft hat ihre gewiſſe Statuten, welche ih - nen von Herrſchaft zu Herrſchaft confirmiret und beſtaͤtiget werden.

Das achte Capitel. Von denen vornehmſten Gebaͤuden der Stadt.

Nach dem letzt erlittenen groſſen Brande ſind viele ſchoͤne und koſtbare Gebaͤu - de auferbauet worden. Was die vor - nehmſten Gebaͤude anlanget, ſo ſind ſolche:

Das Schloß, ein groſſes, ſchoͤnes und weitlaͤuftiges Gebaͤude. Als im Jahre 1467 die Sechs-Staͤdte mit Jaroslawo von Sternberg, der damahls Verweſer war, ſamt dem Landmann fuͤr Hoyerswerda ein gantzes Jahr weniger acht Wochen lagen, ſo ſchlugen ſie ihr Lager mit Schuͤttgraͤben und Waͤllen vor das Schloß, beſchoſſen und ſtuͤr - meten auf daſſelbe, abſonderlich die von Bau - tzen mit ihren groſſen Buͤchſen, zerſtoͤrten auch endlich das Schloß, welches in etlichenAnna -30Das achte Capitel. Annalibus mit folgenden Worten aufgezeich - net gefunden. Doctor BARTHOLOMÆVS BENSERVS, Canonicus quondam Budiſſi - , ſequentibus denotavit: Ao. C. 1467 in Vigilia divi Matthæi Apoſtoli & Evangeli - ſtæ iſt Hoyerswerda ſamt dem Schloſſe zer - ſtoͤret worden durch die Sechs-Staͤdte in Oberlauſitz und Niederlauſitz, es muſten aber die von Bautzen das Schloß von ihren eige - nen Unkoſten wieder aufbauen. Dieſes im Jahre 1469 von denen von Bautzen aufer - bauete Schloß hat geſtanden hundert und zwantzig Jahr, indem es 1589 den 30ſten Jan. des Nachts durch Verwahrloſung eines Mahlers, welcher benebſt einem Tiſchler die Zimmer verneuren ſollte, abbrannte, in wel - chem Feuer der Tiſchler verfiel, der Mahler aber durch die Flucht entgangen. Jm Jah - re 1592 ließ Jhro Gnaden der Herr Seyfried von Promnitz dieſes abgebrannte Schloß von Grund auf mit Mauer-Werck wieder er - bauen, welches noch ſtehet, und auf hundert und acht und viertzig Jahr alt. Jm Jahre 1727 ließ die Durchlauchtigſte Fuͤrſtin Urſula Ca - tharina, Hertzogin zu Teſchen und des Heili - gen Roͤmiſchen Reichs Fuͤrſtin, hernach ver - wittibte Hertzogin von Wuͤrtenberg, die eine Haͤlfte, als den niedrigen Theil, abtragen, und von Grund auf gleich dem andern eingroſ -31Von denen vornehmſten Gebaͤuden ꝛc. groſſes Gebaͤude aufbauen, durch welch neu Gebaͤude das Schloß um ein ziemliches Theil vergroͤſſert und mit vielen Zimmern vermeh - ret worden. Es iſt das Schloß um und um mit einem tiefen Waſſer-Graben umgeben, uͤber welchen zwey ſteinerne Bruͤcken ge - hen. Dem Graben gegen uͤber um und um ſind ſchoͤne Luſt-Gaͤrten, uͤber dem Schloß - Hofe iſt ein ſchoͤner groſſer Garten, gegen Morgen ein groſſer Teich, ſo im Jahre 1727 aus zwey kleinen Teichen angeleget wurde, uͤber dem Teich iſt das neue Forſt-Haus, ſo 1723 erbauet ward, gegen Mittag ſtehen groſ - ſe Eichen, welche einen ſchoͤnen Proſpect ge - ben. Das Schloß hat ein ſchoͤnes Forwerck, auch gehoͤret darzu die groſſe Schaͤferey zu Neide, ingleichen hat es einen Hammel - Stall zu Zeißholtz. Dienſte muͤſſen dem - ſelben thun Seydewinckel, Naed, Lau - buſch, Zeißig, Broͤthen, Colm, Groß - und Klein-Partwitz. An Winter-Aus - ſaat hat es in allen 189 Scheffel, und Wie - ſe-Wachs erbauet es uͤber 200 Fuder Heu; ferner hat es zwey Weinberge, auf welchen jaͤhrlich einige Faß Wein erbauet werden. Es gehoͤret noch ein ander Forwerck zum Schloſſe, nemlich das Kihnnicht genannt, welches es zum Dienſte hat; Zeißig und Mauckendorf ſaͤet uͤber Winter und Som -mer32Das achte Capitel. mer 70 bis 80 Scheffel, bey welchem For - wercke auch eine ſtarcke Schaͤferey.

Das Amt-Haus, ſolches iſt im Jahre 1702 von dem Hoch-Wohlgebohrnen Herrn, Herrn Wolf Dietrich von Beichlingen, Seiner Koͤniglichen Majeſtaͤt in Pohlen und Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit zu Sachſen Hochbeſtallten Ober-Cantzler und wuͤrcklichen Geheimden Rathe, gleich einem Winckel - maaß erbauet worden. Jn dem unterſten Stock gegen Abend iſt die Amt - und Rent - Stube, in dem oberſten Stockwercke wohnet der Amtmann. Neben dem Amt-Hauſe iſt eine Wieſe, ſo die Bleiche genennet wird, auf welcher die Buͤrger ihre Leinwand blei - chen, das Gras aber bekommt der Stadt - Diener.

Das Waſch-Haus, lieget gleich beym Amt-Hauſe, welches anfangs zu einem Waſch - Hauſe (wovon es auch ſeinen Namen hat) erbauet und gebrauchet worden. Nachdem aber die Herrſchaft von der Buͤrgerſchaft das Brandweinbrennen an ſich gekauft, ſo iſt ſol - ches zu einem Brandwein-Hauſe gemacht wor - den, worinnen der Brandwein gebrannt und verkauft wird.

Das Rathhaus, lieget am Marckte. Jm Jahre 1515 iſt das alte Rathhaus, ſo 66 Jah - re geſtanden, bis in den Grund im Feuerauf -33Von denen vornehmſten Gebaͤuden ꝛc. aufgegangen, es wurde ſolches das folgende Jahr wieder aufgebauet, iſt aber 1571 in dem damahligen groſſen Brande wieder im Feuer aufgegangen. Jm Jahre 1592 wurde ſolches unter dem regierenden Burgermeiſter Paul Stumph von Grund aus neu erbauet; hat aber nicht laͤnger als 87 Jahre geſtanden, in - dem es 1679 abermahls abbrannte. Jm Jahre 1680 iſt das jetzige Rathhaus wieder aufgebauet worden. Unten herum ſind un - terſchiedliche kleine Laden, ſammt der Brod - Banck, die Treppe hoch zur rechten Hand iſt die Accis-Stube, und zur lincken Hand der Raths-Keller. Die andere Treppe hinauf iſt die Raths - und Gerichts-Stube.

Das Burg-Lehn, liegt am Schloß - Thore, iſt ein groſſes ſteinernes Gebaͤude, und hat gewiſſe Freyheiten. Der Beſitzer bekoͤmmt jaͤhrlich von der Herrſchaft gewiſſe Klaftern Holtz, mag fuͤr ſein Haus Bier brauen, ſo viel er will, jedoch darf er keins verkaufen. Sein Vieh muß ihm die Herrſchaft mit dem ihrigen huͤten laſſen, kan Handel und Wan - del treiben, womit er will, hat keine Abgaben, auſſer etwas weniges, ſo er dem Rath jaͤhrlich erlegen muß. Wenn eine neue Herrſchaft kommt, ſo muß er die Lehn bey ihr ſuchen.

Die Apotheke, iſt am Marckte, hat ein Monopolium, welches aber im Jahre 1725Dſehr34Das achte Cap. Von den vorn. Geb. ſehr geſchwaͤchet worden, ſo daß nebſt derſel - ben nunmehro etliche Materialiſten ſind, wel - che vorhero nicht da geweſen.

Das Schieß-Haus, lieget vor dem Senf - tenberger Thore in dem Stadt-Graben, und iſt im Jahre 1703 auf Erlaubniß des Herrn Cantzlers Graf Beichlingen erbauet worden, welcher das Holtz darzu ſchenckte, nebſt einer Fahne und hundert und funfzig Flinten. Die Schuͤtzen-Bruͤder haben ihre gewiſſe Ge - ſetze, und jaͤhrlich die Mittwoche nach Pfing - ſten ihr Scheibenſchieſſen.

Das Hoſpital, iſt vor dem Wittgenauer Thore am GOttes-Acker. Das alte Gebaͤu - de, ſo lange Zeit geſtanden, brannte 1723 den 11ten May am heiligen Pfingſt-Abend ab, das jetzige neue Gebaͤude wurde das andere Jahr darauf erbauet. Es werden darinnen eine ge - wiſſe Zahl arme und betagte Leute aufge - nommen und verpfleget. Auch wohnet in demſelben der Todten-Graͤber.

Das35

Das neunte Capitel. Von denen Herrſchaften und Eigen - thums-Herren.

Alle alte Documenten und Nachrich - ten zeigen, wie die Eigenthums-Her - ren dieſer Standes-Herrſchaft in der Ordnung nachfolgende geweſen.

Jm Jahre 1003, oder wie einige wollen, 1004, haben die Herren von Duba, ſo von dem Howoran oder Hoboran, des Boͤhmi - ſchen Fuͤrſten Jaromir Jaͤger-Meiſter, her - ſtammen, und von dem Kayſer Heinrich zu Regensburg in den Freyherrlichen Stand er - hoben worden,(*)Siehe das erſte Capitel, von dem Namen und Erbauung der Stadt. ſucceſſive bis um das 1111te Jahr regiret.

Denenſelben folgte im Jahre 1112 Graf Hoyer von Mannsfeld. Von dieſem an hat man weiter nirgends ſichere und gewiſſe Nach - richt. Herr Suͤhnel 1 C. Lit. A 3 b. meinet zwar, daß auf den Grafen Hoyer von Manns - feld die Herrſchaft in Beſitz gehabt Graf Johannes zu Schwartzenburg, und GrafD 2Guͤn -36Das neunte Capitel. Guͤnther zu Schwartzenburg; allein ich finde in denen alten Nachrichten nichts hier - von, ob ich mir gleich groſſe Muͤhe gegeben, die Wahrheit hiervon zu ſchreiben.

Jm Jahre 1300 kaufte Kayſer Carl der vierte als Koͤnig in Boͤheim die Stadt nebſt noch andern Staͤdten des Marggrafthums Oberlauſitz, und vereinigte ſie mit der Cron Boͤheim, wie ſolches aus einem alten Briefe zu erſehen, Datum Weißwaſſer, nach Chriſti Geburth im dreyzehenhunderten Jahre, am naͤchſten Donnerſtage vor St. Martini-Ta - ge. Nach der Zeit iſt die Herrſchaft wieder an die Herren von der Duba verkauft worden, und haben im Jahre 1360 regieret drey Her - ren Bruͤder, als Friedrich, Ernſt, und Jan, Herren von der Duba, welche dem Pfar - rer zu Colm und allen ſeinen Nachkommen das Privilegium, Holtz in der Herrſchaft Hei - de zu hauen, benebſt noch anderen Freyheiten ertheilet. Dieſe drey Herren Bruͤder haben die Herrſchaft 22 Jahre in Beſitz gehabt.

Jhnen folgete 1382 Herr Benſche von der Duba der aͤltere, und regierte 18 Jah - re. Nach ſeinem Tode kam im Jahre 1400 ſein juͤngerer Herr Bruder, Herr Benſche von der Duba, und regierete zwey und zwantzig Jahre. Er ſtarb ohne Erben, da - hero verfiel die Herrſchaft an Jhro Roͤmiſch -Kay -37Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. Kayſerliche Majeſtaͤt Sigmunden, 1423 aber uͤberließ Jhro Kayſerliche Majeſtaͤt ſolche denen beyden Herren Bruͤdern, Herrn Hein - richen und Guͤnthern von der Duba, ſo des Herrn Benſche von der Duba Vetter wa - ren, ſie regierten neunzehen Jahre. Jhnen folgte im Jahre 1442 Guͤnther Bircke, Herr von der Duba, und regierete ſechs Jahre. Er verkaufte ſolche 1448 Jhro Churfuͤrſtlichen Durchlaucht Hertzog Friedrichen zu Sach - ſen, des Heil. Roͤmiſchen Reichs Erb-Mar - ſchallen, Land-Grafen zu Thuͤringen, und Marggrafen zu Meiſſen. Jhro Churfuͤrſtli - che Durchlauchtigkeit erzeigten ſich waͤhrender Regierung gegen hieſige Buͤrger und Ein - wohner ſehr gnaͤdig. Denn als die Stadt im Jahre 1449 am Tage St. Laurentii gantz abbrannte, und in ſolchem Feuer, nebſt denen Wohn-Gebaͤuden, Pferde, Rinder und an - der Vieh, wie auch das Getreyde faſt alles verlohren gieng, ſo erlieſſen ſie denen Abge - brannten, damit ſie ſich inzwiſchen wieder er - holen moͤchten, dero Geſchoß, Renten und Zinſen auf ſechs Jahre. Es hatten aber Jh - ro Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit dieſe Herr - ſchaft nicht laͤnger als dreyzehen Jahre in Be - ſitz, denn weil die Herrſchaft Jhro Churfuͤrſt - lichen Durchlauchtigkeit theils von Altenburg, allwo ſie ihre Reſidentz hatten, entlegen,D 3theils38Das neunte Capitel. theils auch weil Jhro Churfuͤrſtliche Durch - lauchtigkeit in Anſehung der Herrſchaft des Koͤniges in Boͤheim Vaſall zu ſeyn nicht an - ſtunde, ſo verkauften ſie ſolche im Jahre 1461 Friedrichen, Herrn von Schumburgk, wel - cher zehen Jahre regierete. Unter deſſen Regie - rung zogen die ſechs Staͤdte mit Jaroslawo von Sternbergk ſammt dem Landmann vor hieſige Stadt, und lagen ein gantzes Jahr weniger acht Wochen davor, zerſtoͤre - ten auch die Stadt und das Schloß. Nach ihm kam 1471 Jaroslaw, Herr von Stern - bergk, des Maggrafthums Lauſitz Land - Voigt, und regierete funfzehen Jahre. Jhm ſuccedirte 1486 Herr George von Stayn, Herr zu Zaſſen, Koͤnigs Matthiaͤ zu Bayern (Hungern) und Boͤheim Anwald und Statt - halter in Nieder-Schleſien, Hauptmann der Fuͤrſtenthuͤmer Schweinitz und Jauer, in Ober - und Nieder-Lauſitz Land-Voigt, und regierete ſechs Jahre, nach welchen er die Herrſchaft im Jahre 1492 an die drey Her - ren Bruͤder, Wilhelm, Jan Wentzel und Ernſt von Schumburgk verkaufte. Wil - helm von Schumburgk ſtarb 1514 den 25ſten Julii, und hinterließ drey Herren Soͤh - ne. Jan Wentzel von Schumburgk geſe - gnete das Zeitliche 1525 den 8ten December, und Ernſt von Schumburgk wurde in einande -39Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. anderes Leben verſetzet 1531 den 14ten April. Dieſe drey Herren von Schumburgk regie - reten neun und dreyßig Jahre. Weil die beyden letztern unverheyrathet mit Tode ab - gingen, ſo bekamen die Herrſchaft 1532 die drey Herren Bruͤder, Jan, Joachim Frie - drich und Wilhelm von Schumburgk, als des vorgedachten Herrn Wilhelm von Schumburgk Soͤhne, und beſaſſen die Herr - ſchaft fuͤnf und dreyßig Jahre. Unter ihrer Regierung iſt allhier im Jahre 1540 am Feſte St. Johannis des Taͤufers das Exercitium Religionis, nach Jnnhalt der Augsburgiſchen Confeßion, durch GOttes Gnade ans Licht gekommen. Der erſte Evangeliſche Prediger war Baſilius Laurentius. Der aͤlteſte, Jan von Schumburgk, ſtarb 1554 den 14ten December, und ſeine Gemahlin, Frau Brigitta von Schumburgkin, gebohrne Schleinitzin, geſegnete die Welt 1556 den 9ten October. Der juͤngere, Wilhelm von Schumburgk, ging mit Tode ab 1567 den 19ten May, deſſen Epitaphium iſt in der Kir - chen vor dem Altare zu ſehen. Seine hinter - laſſene Wittwe, Frau Maria, gebohrne Ganſin von Puttlitz, beſaß nach ſeinem Tode die Herrſchaft fuͤnf Jahre. Nach ih - rem Abſterben aber wurde ſie von dem Schum - burgiſchen Stamme verkauft, nemlich 1571D 4an40Das neunte Capitel. an den Herrn Heinrich von Maltitz, wei - land zu Dippoldiswalda, regierete aber nur ein Jahr, indem er das folgende Jahr 1572 den 13ten Auguſt den Weg alles Fleiſches ging. Deſſen Leichnam wurde in die Kirche vor den hohen Altar begraben. Er hinterließ drey Herren Soͤhne, welche auch nach ihres ſeligen Herrn Vaters Tode die Regierung be - kommen. Als im Jahre 1572 der aͤlteſte, Sigmund, der andere, Hanns Chriſtoph, und der juͤngſte, Albertus Magnus. Sie beſaſſen die Herrſchaft zehen Jahre. Jn waͤh - render ihrer Regierung wurde dem Rath und der Gemeine wegen der Religion und Gerech - tigkeiten zugeſetzet. Es ward aber durch al - lergnaͤdigſten Entſcheid und Urtheil Jhro Kayſerlichen Majeſtaͤt Rudolphs des an - dern der Rath und Gemeine bey ihren Pri - vilegien und Statuten geſchuͤtzet und gehand - habet, ſub dato Prage den 14ten Maͤrtz 1580. Weil nun alſo die Herren von Maltitz ih - ren Endzweck nicht erreichen konnten, ſo ver - kauften ſie aus Verdruß die Herrſchaft im Jahre 1582 an den Wohlgebohrnen Herrn Seyfried von Promnitz, Freyherrn zu Pleß, auf Sorau, Triebel ꝛc. Jhro Roͤmiſch - Kayſerlichen Majeſtaͤt Rath, und der Saga - niſchen Fuͤrſtenthuͤmer Pfandes-Herrn. Er ſtarb im Jahre 1597 den 7den Maͤrtz, nach -dem41Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. dem er funfzehen Jahre regieret. Dieſer Herr von Promnitz verehlichte ſich zweymahl, als das erſtemahl mit Frau Urſula, gebohrner Gotzſchin von Neuhauſe und Hertings - walda, nach deren Abſterben das andere mahl mit Frau Benigna Hoffkin, gebohr - ner Freyin von Lobkowitz auf Lumnitz, Ci - ſternitz ꝛc. Ob gleich dieſer Herr nicht allzu - lang die Regierung hatte, ſo hat er deſſen ohngeachtet viel gutes in dieſer Herrſchaft ge - ſtiftet. Er machte zwiſchen der Kirchen zu Colm und deren Filiale Taͤtzſchwitz einen Vergleich. Er bauete zu Taͤtzſchwitz eine neue Kirche. Jm Jahre 1593 hat er einige Streitigkeiten unter denen Geiſtlichen in der Stadt gehoben und eine gewiſſe Ordnung aufgeſetzet. Der Stadt hat er gewiſſe Sta - tuten und Rechte ertheilet, und andere loͤbli - che Sachen mehr geſtiftet. Nach deſſen Ab - leben kam die Herrſchaft in Bruͤderliche Thei - lung, und nahm ſolche im Jahre 1598 an deſſen Herr Sohn, Herr Seyfried von Promnitz, regierete aber nur ein Jahr. Denn nachdem er in den Niederlaͤndiſchen und Un - gariſchen Krieg als Obriſter gezogen, wo er ſich auch ritterlich gehalten und gluͤcklich wie - der nach Hauſe gekommen, hat er nach lang - wieriger Rechtfertigung die Herrſchaft Pleſſe bekommen, und iſt auch daſelbſt geſtorben. D 5Ehe42Das neunte Capitel. Ehe er aber noch in obengedachten Krieg ging, hat er dieſe Herrſchaft 1599 an dero Herrn Bruder, Herrn Weichart von Promnitz, derer Herren Fuͤrſten und Staͤdten in Sileſien Kriegs-Rath und Obriſten, uͤbergeben, wel - cher ſich mit der Wohlgebohrnen Fraͤulein Polixena, gebohrner Picklerin, vermaͤhlet. Der Einzug und hochzeitliches Ehren-Feſt ge - ſchahe hier zu Hoyerswerda. Er regierete ſechszehen Jahre. Er war ein groſſer Prie - ſter-Freund, den Colmiſchen Pfarrer hat er bey ſeinen habenden Freyheiten geſchuͤtzet, deſ - ſen Privilegien confirmiret, und noch uͤber - diß mit andern begnadiget. Nachdem er mit ſeiner Gemahlin die Herrſchaft Falkenberg bekam, verkaufte er die hieſige Herrſchaft im Jahre 1615 dem Wohlgebohrnen Herrn Sey - fried von Kittlitz zur Maltwitz, Eiſenberg, und Contendorf, Herrn auf Spremberg; weil er aber ſie nicht bezahlen konte, hatte er die Herrſchaft nicht laͤnger als fuͤnf Jahre, und verkaufte ſolche 1620 dem Wohlgebohrnen Herrn Rudolph von Ponickau, auf Baſelitz, Hennersdorf ꝛc. welcher ſich mit der Wohlge - bohrnen Fraͤulein, Catharina Margaretha, gebohrner Schoͤnbergin auf Reichenau, ver - ehelichte. Die Hochzeit wurde zu Camentz vollzogen. Er ſtarb 1649 den 2 September. Deſſen Leichnam lieget in der Kirche vor demhohen43Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. hohen Altar begraben, und regierete alſo ſie - ben und zwantzig Jahre. Nach ſeinem Tode wurde ſeiner Schweſter Soͤhnen, denen Her - ren von Einſiedel, gewiſſer Anforderung halben, das Forwerck Cortitz, benebſt denen Dorfſchaften, Geyerswalda, Laubuſch, Taͤtzſchwitz, Hoſen und Leippe, an ſtatt der Jntereſſe eingeraͤumet. Er hat denen Herren Geiſtlichen in der Herrſchaft viel gutes erwie - ſen, unter andern im Jahre 1646 dem Pfar - rer zu Saͤrchen jaͤhrlich zehen Staͤmme Holtz vermacht, welches Privilegium hernach 1648 von dero hinterlaſſenen Herren Soͤhnen auf zwantzig vermehret worden. Jngleichen hat er der Großpartwiſchen Kirche unterſchiedli - che Privilegien gegeben. Nach deſſen Able - ben hat 1648 dero Herr Sohn, der Wohl - gebohrne Herr George Rudolph von Po - nickau, die Herrſchaft geerbet. Die Huldi - gung geſchahe gedachten Jahres den 13 Maͤrtz, er lebete aber darauf nicht lange, ſondern ſtarb, nachdem er ein Jahr und ſechs Monate re - gieret. Er confirmirte der Stadt ihre alten Statuten. Deſſen Leichnam lieget vor dem hohen Altar. Der Leichen-Stein, ſo ihm zu Ehren und Andencken aufgerichtet worden, ſtehet an dem Pfeiler gegen dem Altar zur rechten Hand, und lieſet man auf ſelbigem folgendes Epitaphium:

Anno44Das neunte Capitel.

Anno 1649 den 1 Julii ſtarb in GOtt ſelig der Hochedelgebohrne Herr Geor - ge Rudolph von Ponickau, Erb - und Lehns-Herr auf der Herrſchaft Hoyers - werda, welcher gebohren Anno 1673(*)Hier iſt ein Verſehen von dem Bildhauer, und ſoll heiſſen 1573. den 17 September, ſeines Alters 76 Jahr.

Johann 3. v. 14. 15.

Wie Moſes in der Wuͤſten eine Schlange ꝛc.

Nach deſſen ſeligen Abſterben bekamen(**)Der Herr George Rudolph von Ponickau war ein ſehr frommer und Chriſtlicher Herr. Man hat von ihm nachfolgende Manuſcripte, die er mit ſeiner eigenen Hand geſchrieben: 1) Ein Geſang-Buch und einige Pſalmen; 2) allerhand Troſt-Spruͤche und derſelben exe - getiſche Erklaͤrung; 3) die vornehmſten Haupt - Lehren der Chriſtlichen Lehre; 4) zween Tra - ctate, deren der eine handelt von der Trun - ckenheit, Geitz und Unverſoͤhnlichkeit; 5) aller - hand Theologiſche Sachen; 6) Gebet-Buͤch - lein; 7) Gebet-Buͤchlein bey allerhand Wi - derwaͤrtigkeiten; 8) Summariſcher Bericht von denen Chriſtlichen Haupt-Lehren nebſt einigen Gebeten; 9) Appendix von der Recht - fertigung; 10) Erinnerung des Troſt-Spru -ches im Jahre 1649 die Herrſchaft ſeine hin -ter -45Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. terlaſſenen zwey Herren Soͤhne, als der Hoch - gebohrne Herr Hanns Chriſtoph von Po - nickau, und Herr Carl von Ponickau. Sie regiereten zuſammen drey Jahre. Jnwaͤh -(**)ches Joh. 1, 7; 11) Tractat, gute Wercke be - ſtehen nicht vor GOttes Gerichte; 12) aller - hand Troſt-Spruͤche und Gebete; 13) aller - hand ſchoͤne Lehren; 14) Morgen - und Abend - Segen; 15) allerhand Troſt-Lehren; 16) al - lerhand Theologiſche Materien; 17) derglei - chen; 18) dergleichen; 19) Auszug von Luthe - ri Schriften. Seinen Lebens-Lauf hat er ſelbſt folgendermaſſen aufgeſetzet: Anno 1573 Donnerſtag nach Creutz-Erhoͤhung, den 17den September Nachmittags zwiſchen 5 und 6 Uhr im Zeichen des Zwillings bin ich George Ru - dolph von Ponickau auf dieſe Welt gekom - men. Mein Vater iſt geweſen Rudolph von Ponickau, in meiner Jugend bin ich daheime zu beten gehalten worden, als ich in das 5 oder 6te Jahr kommen, bin ich von meinem Praͤce - ptore unterrichtet worden in dem Catechiſmo Lutheri, wie auch im Leſen und Schreiben. Als ich zu mehreren Jahren kam, bin ich unterwie - ſen worden, Argumenta aus dem Deutſchen in die lateiniſche Sprache zu uͤberſetzen. Nach - mahls im 11ten Jahre meines Alters bin ich in die Schule nach Zittau und Goͤrlitz verſchicket worden von meinen Vormuͤndern, als Herrnvon46Das neunte Capitel. waͤhrender ihrer Regierung wurde der Pfarr - herr zu Colm nicht allein in ſeinen Freyheiten geſchuͤtzet, ſondern auch noch uͤberdiß ihm ſolche vermehret. Jm Jahre 1651 verkauftendieſe(**)von Schleinitz und Herrn Ernſt von Rechenberg auf Croſſau, hernach habe ich mein Erbtheil, als das Gut Neſchwitz, ſo mir durchs Looß zukommen, annehmen muͤſſen, indem ich da - mahls meines Alters im 17den Jahre, wiewohl ich lieber in meinem Studio verblieben waͤre, hat aber damahls aus erheblichen Urſachen nicht ſeyn wollen. Jm 22ſten Jahre meines Al - ters habe ich mich verehelichet mit Jungfer An - nen Marien von Noſtitz. Jhr Herr Vater iſt geweſen Hanns Nickel von Noſtitz, Roͤm. Kayſ. Maj. Cammer-Rath. Und nachdem ich 6 Jahre mit meiner erſten im Eheſtande gelebet, habe ich durch GOttes Segen mit ihr gezeuget 3 Soͤhne. Nach meinem Witt - wer-Stande habe ich mich wiederum nach GOttes Willen verehelichet mit Frauen An - nen ---- hinterlaſſenen Wittwen, und ha - be mit ihr 26 Jahre im Eheſtande gelebet und durch GOttes Segen mit ihr gezeuget zwey Soͤhne und eine Tochter. Der Text bey mei - ner Sepultur ſoll ſeyn Joh. 3. v. 14. 15. 16. Man hat auch von ihm eine ſchriftliche Auf - zeichnung, wie er ſeine Kinder aufziehen und unterrichten laſſen, und ihnen ſonderlich anbe -fohlen,47Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. dieſe beyde Herren von Ponickau die Herrſchaft an Jhro Durchlauchtigkeit, Herrn, Herrn Jo - hann George den erſten, Churfuͤrſten zu Sachſen ꝛc. Die Huldigung geſchahe den 30ſten Junii auf dem Schloſſe in der groſſen Hof-Stube von einem Edlen Rath und ſaͤmmtlicher Buͤrgerſchaft, von den Dorf - ſchaften aber im Schloß-Hofe. Unter Jhro Durchlauchtigkeit Regierung wurde das For - werck Zerre als ein Pfand-Schilling wegge - geben an den Herrn Ferdinand von Zaͤch, welcher der Cammer eine Tonne Goldes vor - ſtreckte. Jhro Durchlauchtigkeit regiereten neun Jahre. Jhnen folgete 1660 Jhro Durchlauchtigkeit, Herr, Herr Johann Geor - ge der andere, Churfuͤrſt zu Sachſen ꝛc. Die Erbhuldigung geſchahe den 9ten Julii. Un -ter(**)fohlen, Lutheri Catechiſmum auswendig zu lernen und ihn hoch halten. Ferner, Unterrich - te, wie die Catholiſchen zu bekehren und zur Evangeliſchen Religion zu bringen. Jnglei - chen wie ſich Obrigkeiten gegen ihre Untertha - nen zu verhalten haben, und viele andere ſchoͤne geſchriebene Sachen, welche verdienen, in eine richtige Ordnung gebracht zu werden. Er war ein groſſer Prieſter-Freund, und hat eigenhaͤn - dig aufgezeichnet, wie er fuͤr Kirchen und Un - terhalt der Prieſter und Schul-Bedienten groſ - ſe Sorge getragen.48Das neunte Capitel. ter Dero Hochloͤblichen Regierung wurde die uralte Kirchen-Ordnung erneuret, und der Streit zwiſchen dem Primario, Archi-Dia - cono und Sub-Diacono durch gewiſſe Com - miſſarien beygeleget. Jm Jahre 1662 wur - de die Herrſchaft als ein Pfand-Schilling dem Herrn Leopold Wilhelm, Marggrafen zu Baaden, eingeraͤumet, indem er der Cam - mer eine Tonne Goldes vorgeſtrecket, genoß auch den Uſum fructum bis Bartholomaͤi 1669, da ſie wieder von Jhro Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit, Herrn, Herrn Johann George dem andern, eingeloͤſet, und Jhro Chur-Printzl. Herrn, Herrn Johann Geor - ge dem dritten, erblich gegeben worden. Die Erbhuldigung an Jhro Chur-Printzl. geſchahe 1670, und ward zum Amtmanne beſtellet Herr Hanns Dietrich von Schlei - nitz auf Tſchacken. Unter deſſen Regierung wurde, was die Herren Commiſſarii unter der glorwuͤrdigſten Regierung Herrn Johann George des andern zwiſchen denen Geiſtli - chen 1668 geordnet, confirmiret und beſtaͤti - get. Jm Jahre 1692 bekam die Herrſchaft Jhro Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit, Herr, Herr Johann George der vierte. Die Huldigung geſchahe den 16den December fol - gender Geſtalt: Ein Edler Rath gieng fruͤh um acht Uhr, als zur Huldigungs-Predigteinge -49Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. eingelaͤutet ward, vom Rathhauſe auf das Schloß, warteten allda vor dem Gemach des Herrn Ober-Commiſſarii, Herrn Ernſt Frie - drichs von Doͤhlau, bis ſeine Hochadeliche Excellenz ſich zu Wagen ſetzte, da denn ein Edler Rath dieſelbe zur Kirche begleitet. Jn der Haupt-Kirchen ward geſungen: Jch heb mein Augen ſehnlich auf ꝛc. Kyrie eleiſon. Vor dem Altare ward abgeleſen der 20ſte Pſalm, alsdenn geſungen: Du Friede-Fuͤrſt, HErr JEſu Chriſt ꝛc. darauf muſiciret, da die Muſic zu Ende, gieng das Volck in die teutſche Kirche, woſelbſt M. Samuel Marti - ni, Ober-Pfarrer, die Huldigungs-Predigt hielt, der Text war 2 Sam. 5, 1-5. Vor der Predigt ward geſungen: Nun lob mein Seel den HErren. Der Glaube ꝛc. Es woll uns GOtt genaͤdig ſeyn. Nach der Predigt: Erhalt uns, HErr, bey deinem Wort ꝛc. Nun hilf uns, HErr, den Die - nern dein ꝛc. Nachdem der gantze Gottesdienſt zu Ende, gieng ein Edler Rath vor der Caroſſe des Herrn Commiſſarii wieder aufs Schloß. Nachgehends kamen die Herren Geiſtlichen und ſaͤmmtliche Buͤrgerſchaft auch dahin. Ein Edler Rath, Aelteſten, Viertels-Meiſter, Ausſchuß und Zechmeiſter leiſteten das Ho - magium in dem Tafel-Gemache. Die Geiſt - lichen und Beamten gaben den Handſchlag,Edie50Das neunte Capitel. die Buͤrger aber ſchwuren in dem inneren Schloß-Platze, und die Bauern in dem aͤuſſer - ſten Schloß-Platze.

Jm Jahre 1694 im Monath September bekam die Herrſchaft Jhro Churfuͤrſtl. Durchl. Herr, Herr Friederich Auguſt, Churfuͤrſt zu Sachſen ꝛc. Die Huldigung geſchahe den 30ſten December eben auf ſolche Weiſe, wie bey Jhro Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit, Herrn, Herrn Johann George dem vierten.

Jm Jahre 1700 den 19den April verkaufte Jhro Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit Frie - derich Auguſt die Herrſchaft an den Hoch - wohlgebohrnen Herrn Wolf Dietrich von Beichlingen, Seiner Koͤniglichen Majeſtaͤt in Pohlen und Churfuͤrſtlichen Durchlauch - tigkeit zu Sachſen Hochbeſtallten Oberſten Cantzler, und wuͤrcklichen Geheimden Rath, fuͤr drittehalb Tonnen Goldes. Bey der Huldigung that M. Samuel Martini, O - ber-Pfarrherr, die teutſche, und Johann Klien, Subdiaconus, die wendiſche Predigt, worauf alle Geiſtlichen dem Commiſſario den Handſchlag geben muͤſſen. Den 5ten Octo - ber kam der Hochwohlgebohrne Herr Wolf Dietrich von Beichling das erſtemahl hier an, und ordnete unterſchiedliche Sachen an, ſon - derlich im Forſt-Weſen, ſetzte einen Ober - Foͤrſter ein, gab dem Colmiſchen Pfarrer jaͤhr -lich51Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. lich dreyßig Klaftern Brenn-Holtz an ſtatt der freyen Axt, und andere mehr.

Jm Jahre 1703 den 22ſten Maͤrtz wurde die Herrſchaft von Hochgedachten Herrn von Beichlingen um ein gewiſſes Geld dem Chur - fuͤrſten von Hannover verſetzet, und von Koͤ - niglichen Commiſſarien an einen Hannoveri - ſchen Abgeordneten, Namens Rex, uͤbergeben, der alsdenn als Poſſeſſionarius und Adminiſtra - tor hier wohnete, welchem auch die Stadt, ein Edler Rath, Pachtleute, Richters auf denen Doͤrfern und alle Forſt-Bedienten den Handſchlag geben muͤſſen. Es wurde aber bald darauf, nemlich den 11ten April, Hochge - dachter Herr Wolf Dietrich von Beichling auf allergnaͤdigſten Befehl Jhro Koͤniglichen Majeſtaͤt in Pohlen und Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit zu Sachſen, Herrn, Herrn Friederich Auguſts, in Thoren, nebſt ſeinen zween Bruͤdern, deren der eine Ober-Falcke - nier und der andere Oberſter Poſt-Meiſter, in Arreſt genommen, nach Sachſen durch Hoy - erswerda gefuͤhret und nach Koͤnigſtein ge - bracht. (*)Es ward Hochgedachter Herr von Beich - ling im Jahre 1702 zum Reichs-Grafen de - clariret, und ſolches den 13den April gedachten Jahres auf allen Cantzeln in der gantzen Herr -ſchaftHierauf kam ein Koͤniglicher Be -E 2fehl52Das neunte Capitel. fehl aus dem Ober-Amte Budißin, daß dasoͤffent -(*)ſchaft publiciret und abgeleſen. Als er auf - dem Koͤnigſtein ſaß, kam folgende Jnſcription an den Tag, welche jedoch durch oͤfteres Ab - ſchreiben (ob gleich manches verbeſſert) ſehr vitioͤs erſcheinet. Caſtri Kœnigſteinii Sermo ad prætereuntes. Surſum oculos Viator & ſupinata cervice præcelſum me lapidem ſu - ſpice Regius ſum magna & inexpectata tibi nuncio Scilicet de magni Regiique Miniſtri feriſſimo fato maxime Regis ſeveriſſima affata audi expaveſce tace Ira Regis eſt veluti rugitus catuli Leonis. Prov. XIX, 12. Tecum tamen perpende bina nunc ſeculorum primordia Cancellariis Electoral. Saxon. infauſtiſſima per me extitiſſe alteri olim ex civili ordine adeoque ſi comparas parvo nihilo tamen minus ad illud ſupremum erudi - torum ſolſtitium emerſo Doct. Nicolao Crellio altero nunc magno & fere illuſtria di -53Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. oͤffentliche Kirchen-Gebet fuͤr den Herrn Gra -E 3fen(*)a dignitate equeſtri ad ipſum Cœli zodiacum elevato certe ad ſolis noſtri latus evecto Wolf. Dieter. Comite a Beichling Hic Majeſtatis ſine exemplo comitis comes individuus factus ſtupendum nunc læſæ exemplum redditus toties ſemper excellente excellentior factus ut re & nomine magnus audiret Imo majora de ipſo adhuc expectaſſemus niſi tandem ad noſtra cacumina detendiſſet tunc enim cum penitus ad cœlum attolli vide - retur ſubito in præceps labitur ruit dum aſcendit O inquam infelicem Comitem, qui tali comi - tatu me accedit infeliciorem Cancellarium cui tanta Regis gratia cancellata videtur O infeliciſſimum tandem inter infortunii comites non tam illum quam ſe deplorantes eidem autem vel inter lacrymas ſuccenſentes per anguſta ad auguſta deſperantium ire dicimus Sed quænam cauſa tantæ cataſtrophes quæris Paris ſum non audio quæ dicuntur quæ inſcribuntur refero non video quæ intra me geruntur Tu autem hæc non ſine horrore lege&54Das neunte Capitel. fen von Beichlingen und deſſen Angehoͤrigenſollten(*)& nimium percontari dediſce Scilicet arcana Regis celare bonum, Tob. XII, 7. ſed opera Dei declarare præclarum Interim ſi non dirior me ipſe es mecum ſedes ſupplica Parce Rex Maxime ubi juſtitia non reclamat miſerere ubi miſericordia locum habere poterit obliviſcere quæ injuriarum memoriam non ex - poſcunt reminiſcere ubi ſontes forſan etiam aliquid bo - ni egerunt tandem & precanti talia ignoſce Rex Indulgentiſſime nimirum tam horrendæ viciſſitudinis cauſas ignorantes extemplo odiſſe haud potui quem Magnus Saxo fidum elegerat Achatem Major Rex habuit Comitem abſente quippe ſole ſtellas venerari æquum eſt primum magnitudinis autem propemodum adorare Tu autem Rex Optime quem Auguſtiſſimum orbis declarat Invictiſſimum hoſtes experiuntur Sapientiſſimum Patria Juſtiſſimum mali Clementiſſimum pii Munificentiſſimum fideles ſacDei55Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. ſollten unterlaſſen werden. Die Urſache, warum er in Arreſt gekommen, wuſte ei - gentlich niemand. (*)Jhro Koͤnigliche Majeſtaͤt haben den Herrn Grafen nach der Zeit nicht nur aus dem Ar - reſt wieder auf freyen Fuß geſtellet, ſondern auch in alle Chargen und Ehren-Aemter ſetzen wollen, der Herr Graf aber hat ſolche nicht angenommen, ſondern ſich auf ſeine Guͤter begeben, wo er in die zwanzig Jahre ſein Leben in Ruhe und Friede zugebracht und beſchloſ - ſen.

Nachdem nun hierauf die Herrſchaft an Jhro Koͤnigliche Majeſtaͤt in Pohlen und Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit zu Sachſen, Herrn Friedrich Auguſten, fiel, ſo uͤberga - ben Sie ſolche 1705 den 17den Februarii der Durchlauchtigſten Fuͤrſtin und Frauen Ur - ſula Catharina, Hertzogin zu Teſchen (nun -E 4mehro(*)Dei gratia qui eluces Tua ut inſontes protegantur. Abi nunc Viator ac diſce longe patiorem viam eſſe de hinc Marienbur - gum quam inde ad me tutius iter ad Regem Saxonum quam ad regium ſaxorum. Vale! 56Das neunte Capitel. mehro verwittibter Hertzogin von Wuͤrten berg) des Heiligen Roͤmiſchen Reichs Fuͤrſtin, Pfandes-weiſe, weil ſie Jhro Koͤniglichen Majeſtaͤt 250000 Reichs-Thaler darauf ge - lehnet, wobey ſich aber Jhro Koͤnigliche Ma - jeſtaͤt die Kirchen-Sachen, Forſt-Weſen, das Forwerck Saͤrchen und das Gut Alt-Berns - dorf ausgezogen. Jhro Durchlauchtigkeit kamen den 10den April unvermuthet hier an, und wurden den 17den dieſes Monats von Jh - ro Koͤniglichen Majeſtaͤt beſuchet, Jhro Koͤ - nigliche Majeſtaͤt aber fuhren den Morgen dar - auf wieder nach Dresden. Den 20ſten Ju - lii bekamen Jhro Durchlauchtigkeit die Herr - ſchaft erb - und eigenthuͤmlich, und wurde Jh - ro Durchlauchtigkeit ſolche durch Koͤnigliche Commiſſarien uͤbergeben und gehuldiget. Die Commiſſarien waren: Herr von Gersdorf auf Braune, Koͤniglicher und Churfuͤrſtlicher Land-Jaͤger-Meiſter, Herr Doctor Nicolai, Koͤniglicher und Churfuͤrſtlicher Appellations - Rath, Herr Gentſch, Steuer-Caßirer. Dem Miniſterio ward dabey angedeutet, weil Jhro Durchlauchtigkeit Paͤbſtlicher Religion, ſo haͤtten Sie dieſe gegenwaͤrtige Jhro Herren Commiſſarien verordnet, daß ſie die Miniſte - rial-Sachen adminiſtriren ſollen. Jhro Durchlauchtigkeit haben zwey und dreyßig Jahre mit groſſen Ruhm regieret, und ſichgegen57Von denen Herrſchaften und Eigenth. ꝛc. gegen Dero Unterthanen allezeit ſehr gnaͤdig und mildreich erwieſen, daß Dero Gedaͤchtniß allhier ſo bald nicht verloͤſchen wird.

Jm Jahre 1737 verkauften Jhro Durch - lauchtigkeit die Herrſchaft fuͤr 250000 Reichs - Thaler Jhro Koͤniglichen Majeſtaͤt in Pohlen und Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit zu Sachſen, Herrn, Herrn Friedrich Augu - ſten. Die Huldigung geſchahe den 13den Auguſt auf ſolche Weiſe, wie es bey Jhro Majeſtaͤt Vorfahren geſchehen. Die Herren Commiſſarien waren: Der Hochwohlgebohr - ne Herr Otto Friedrich von Zanthier, Sr. Koͤniglichen Majeſtaͤt in Pohlen und Chur - fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit zu Sachſen Hochbeſtallter Cammer - und Berg-Rath, wie auch Creiß-Hauptmann des Ertzgebuͤrges, der Hochwohlgebohrne Herr von Spor, Sr. Koͤniglichen Majeſtaͤt in Pohlen und Chur - fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit zu Sachſen Ap - pellations-Rath, Herr Langbein, Amtmann zu Radeberg. Die teutſche Huldigungs-Pre - digt hielt M. Kauderbach, Archi-Diaconus, und die wendiſche, M. Michael Frentzel, Sub-Diaconus. Der Allerhoͤchſte laſſe Jhro Koͤnigliche Majeſtaͤt und Churfuͤrſtl. Durch - lauchtigkeit zu Sachſen ſamt Dero Koͤniglichen Gemahlin und ſaͤmtlichen hohen Familie es nie - mahls an irgend einem Guten mangeln, erE 5uͤber -58Das zehende Capitel. uͤberfuͤlle Sie mit dem Maaſſe ſeiner Gnaden und Guͤte, er croͤne Sie mit langen Leben und ſteten hohen Wohlergehen, und ſetze Sie zu immerwaͤhrenden Segen, damit Dero treue Unterthanen in Ruhe und Friede unter Jh - nen leben moͤgen.

Das zehende Capitel. Von denen Herren Geiſtlichen und Schul-Bedienten, wie auch Bi - bliothec.

Ein Ehrwuͤrdiges Miniſterium beſtehet aus einem Paſtore Primario, Archi - Diacono und Sub-Diacono. Der Pa - ſtor Primarius, ſo ehedeſſen nur Pfarrer ge - nennet wurde, (wie denn auch das Primariat ſchlechtweg die Pfarre genennet wird) fuͤh - ret anbey den Titel Inſpector, welchen Titel ſich zuallererſt Matthaͤus Lehmann der juͤngere angemaſſet. Dieſer iſt der erſte ge - weſen, ſo ſich Paſtor Primarius & Inſpector geſchrieben, nach ſeinem eigenen Gefallen und wider ſeine Vocation, indem in derſelbigen nur Paſtor Primarius ſtehet, und von keinemInſpe -59Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. Inſpectore etwas gedacht wird. (*)Die Lehmaͤnner waren uͤberaus hochmuͤthi - ge und ehrgeitzige Leute, ſie hatten ſonderlich einen groſſen Wohlgefallen an dem Titel In - ſpector, dahero auch als Johann Chriſtoph Lehmann, ein Sohn des vorgedachten Leh - manns, Paſt. Prim. nach Noſtitz vociret ward, bat er ſeinen Patron als Collator zu Noſtitz und Kotiz, er moͤgte ihm zugleich den Titel als Inſpector zu Kotiz geben, welches auch geſcha - he, da doch Noſtitz ein ſehr ſchlechter Ort und der Paſtor zu Kotiz wohl zweymahl mehr Ein - kuͤnfte hat, als der zu Noſtitz.Von die - ſem Lehmann an haben ſich hernach alle Pri - marii nicht allein Inſpectores nennen laſſen, ſondern auch die Jnſpection uͤber die andern Geiſtlichen, ſowohl in der Stadt als auf dem Lande, wie auch uͤber die Schul-Collegen an - zumaſſen geſuchet. (**)Jn denen 1610 zur Zeit Kayſer Rudolphs des andern aufgerichteten Ober-Laufitziſchen Religions-Compactatis, zwiſchen damahligen Herrn Adminiſtratore und Decano Blebelio in Budißin und denen Herren Staͤnden von Land und Staͤdten, ſtehet: Pro Auguſtana Confeſſione. Zum dritten ſoll jetziger und kuͤnftige Adminiſtratores keine Jnſpection wei - ters uͤber derer von Land und Staͤdten Augs - burgiſcher Confeßion Verwandten, Collatu -ren,Sonderlich ſuchteſolches60Das zehende Capitel. ſolches im Jahre 1705 M. Samuel Martini, Ober-Pfarrer, zu behaupten. Dem Ober - Pfarrer gehoren alle Actus bey der Herrſchaft und Dero Familie, auf dem Burg-Lehn, bey denen Herren von Adel, Herrſchafts-Bedien - ten und Hof-Leuten, ſo auf dem Schloſſe und Burg-Lehn wohnen, und nicht Buͤrger ſeyn. Fer -(**)ren, Praͤdicanten, Pfarrten und darzugehoͤri - ge Wiedemuths-Leute, und Jntraden haben, ſondern ſoll die Jnſpection denen von Land - und Staͤdten verbleiben, welche hierinnen Ordnung aufzurichten werden wiſſen, ſondern auch be - fugt ſeyn ihre Inſpectores zu haben, damit beſ - ſere Ordnung und Diſciplin erhalten werde, und was der Kirchen jetzo gehoͤrig, auch kuͤnf - tig dabey verbleibe, ſowohl damit nicht die Augsburgiſcher Confeßion widrige Secten nicht zu halten, doch mit der Meynung, daß dieſel - ben keinen Reſpect auf Meiſſen und Sachſen, oder andere Fuͤrſtliche Conſiſtoria im Reiche haben, ſondern in ihrem Selbſt-Eſſe verblei - ben ſollten: Die denn auch ihre Praͤdicanten nach Augsburgiſcher Confeßion Gebrauch und Gewohnheit ordiniren zu laſſen Macht haben ſollen. Damit aber gleich ſehr dem Officio und der Ehre Adminiſtratoris nicht nahe ge - gangen werde, ſollen ſie diejenigen, denen ſie ſolche Jnſpection committiren werden, a re ipſa Inſpectores, und nicht Superintendentes namentlich intituliren.61Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. Ferner von denen Forwercken, Voͤigten, Foͤrſtern, Teichwaͤrtern, Herrſchafts-Muͤl - lern, Schaͤfern und Wintzern, ſo in die Stadt-Kirche eingepfarret ſeyn.

Evangeliſche Pfarrer oder Primarii, wie man ſie nennet, ſind nach der Reformation geweſen: Baſilius Laurentius. Dieſer war vor der Reformation ein Moͤnch; als er aber die Evangeliſche Lehre annahm, und zur Augs - burgiſchen Confeßion ſich bekannte, wurde er zum erſten Evangeliſchen Pfarrer allhier vociret. Er ſtarb im Jahre 1552 den 10den Junii ploͤtzlich, indem ihn beym Back-Ofen der Schlag ruͤhrete. Jhm folgete M. Johann Agricola, ein Stadt-Kind und ſehr hochmuͤ - thiger Mann. Er nennete und ſchrieb ſich Superintendens zu Hoyerswerda, war an - fangs Diaconus und hernach Pfarrer. Wenn er geſtorben und wie lange er Pfarrer gewe - ſen, davon findet man nirgends Nachricht. Jhm ſuccedirte M. Johann Martini. Von dieſem hat man gleichfalls weiter keine Nachricht, auſſer daß Rivander in der Feſt - Chronike P. II, p. 62 ſchreibet: daß Anno 1590 Pfarrer zu Hoyerswerda geweſen M. Johann Martini, ein andaͤchtiger und frommer Mann. Nach ihm kam Matthaͤus Lehmann. Dieſer war anſangs Pfarrer zu Kotiz. Jm Jahre 1616 ward er zum hieſi -gen62Das zehende Capitel. gen Pfarrer vociret, lebete darauf eine kurtze Zeit, indem er 1620 ſtarb. Sein Succeſſor war Petrus Praͤtorius, ein Stadt-Kind, von Chriſtlichen und frommen Eltern geboh - ren. Weil er Luſt zum Studiren hatte, tha - ten ihn ſeine Eltern erſtlich in die Stadt - Schule, hernach nach Camentz, und darauf nach Wittenberg. Er war nicht lange von Wittenberg wieder nach Hauſe gekommen, ſo bekam er die Vocation zum hieſigen Sub - Diaconat. Bald darauf wurde er zum Ar - chi-Diacono und endlich 1621 nach dem To - de des Herrn Lehmanns zum Pfarrer vociret. Er ſtarb 1630. Matthaͤus Lehmann, der mittlere, von Prieſterlichen Eltern geboh - ren zu Kotiz, wo ſein Herr Vater Paſtor war, ſtudirete zu Bautzen, ging darauf nach Wit - tenberg. Nach ſeines Vaters Tode ſucce - dirte er ihm, von dar bekam er die Vocation zum hieſigen Archi-Diaconat, und endlich 1631 wurde er zum Paſtore Primario vociret. Er bekleidete dieſe Stelle ſechszehen Jahre, indem er 1647 ſtarb. Herr Suͤhnel ſchrei - bet, ihm haͤtte ſuccediret George Ludovicus von Hoyerswerda; man findet aber von die - ſem Ludovico nirgends Nachricht, zweifele alſo, ob jemahls ein Ludovicus allhier Prima - rius geweſen, und wo ja einer geweſen, ſo muß er doch eine gar kurtze Zeit allhier gele -bet63Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. bet haben. Denn nach Lehmanns Tode iſt gekommen George Bether, ein Herrſchaft - liches Kind, von ehrlichen und frommen El - tern gebohren zu Laubuſch, eine Meile von der Stadt. Sein Vater war Hanns Be - ther, Haͤfner und Einwohner daſelbſt. Er ſtudirete zu Camentz und Bautzen, ging nach Wittenberg auf die Univerſitaͤt, als er von der Univerſitaͤt nach Hauſe kam, erhielt er die Vocation nach Sproͤwitz, allwo er etliche Jah - re geweſen. Jm Jahre 1648 wurde er allhier zum Paſtore Primario berufen, und ſtarb 1656. Dieſem ſuccedirte Matthaͤus Leh - man, der juͤngere. Er war gebohren 1607 zu Kotiz von Prieſterlichen Eltern. Sein Vater gleiches Namens war damahls Pfar - rer zu Kotiz, hernach allhier Paſtor Prima - rius. Nach ſeinen auf der Schule zu Bau - tzen und der Univerſitaͤt Wittenberg zuruͤck - gelegten Studiis wurde er 1631 nach Sproͤwitz zum Pfarrer vociret, allwo er zwey Jahre ge - weſen. Jm Jahre 1633 erhielt er die Voca - tion zum hieſigen Diaconat, und 1639 zum Archi-Diaconat, in welchen beyden Aemtern er vier und zwanzig Jahre geſtanden. End - lich ward er 1657 zum Paſtore Primario beru - fen. (*)Dieſer Lehmann iſt der erſte, ſo ſich PaſtorPrima -Er hat ſich zweymahl verehlichet, daserſte -64Das zehende Capitel. erſtemahl mit Frau Regina Martinin, und nach deren Tode mit Frau Clara Wesknikin. Er ſtarb 1682, ſeines Alters fuͤnf und ſieben - zig Jahre. Das Predig-Amt hat er ein und funfzig Jahre und zwoͤlf Wochen gefuͤhret, als zwey Jahre in Sproͤwitz, fuͤnf und zwan - zig Jahre als Sub-Diaconus und Archi-Dia - conus, und fuͤnf und zwanzig Jahre als Pa - ſtor Primarius. Auf ſeinem Leichen-Steine, ſo ihm an der Kirche zu Ehren aufgerichtet worden, lieſet man folgende Grabſchrift:

Vor dieſem Grabmahle zwiſchen den beyden Ehe-Frauen, Fr. Regina Martinin, Fr. Clara Wesknikin, ruhet dem Leibe nach der Weil. Wohl-Ehrwuͤrdige, Vorachtbare und Wohlgelahrte Herr Matthaͤus Lehmann, treugeweſener Seel-Sorger zu Sproͤwitz 2 Jahr, Unter - und Ober-Caplan zu Hoyers - werda 25 Jahr, auch Paſtor Primarius und Inſpector 25 Jahr und 12 Wochen. Ward gebohren zu Kotiz auf der Pfarre Anno 1607.
ſo

(*)Primarius & Inſpector geſchrieben, und zwar wider ſeine Vocation, in welcher von dem Ti - tul Inſpector keiner Sylbe gedacht wird.

65Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc.
ſo daß er nachmahlen ſeinem Herrn Vater, nachdem er Paſtor Primarius allhier, als der andere in der Ordnung ſuccediret, ſtarb Anno 1682, ſeines Alters 75 Jahr, ſeines Prediger-Amtes 51 Jahr 12 Wochen. Der Seelen Gnade. Leichen-Text: Jch bin beyde dein Pilgrim ꝛc. Pſ. XXXIX, 13. Symbolum Onomaſticum. Matthæus ein L ehmann eben Paſtor ranget Primarius raͤchtig Et wiglich Inſpector m H oyerswerda errn Cotiz hriſto Luſatus ieblich.

Dieſem folgete M. George Bierling, iſt von Chriſtlichen und Prieſterlichen Eltern gebohren im Jahre 1623 den 27 September zu Gotta, wo ſein Herr Vater Pfarrer war. Seine Eltern hielten ihm anfangs zu Hauſe einen Lehrmeiſter, hernachmahls thaten ſie ihn nach Bautzen, und da er daſelbſt ſeine Stu - dia abſolviret, zog er mit Genehmhaltung ſeiner Eltern nach Wittenberg. Jm Jahre 1651 erhielt er nach ſeinen gluͤcklich zuruͤckge - legten Academiſchen Studien die Vocation zum Paſtorat nach Cunewalda, allwo er vier -Fzehen66Das zehende Capitel. zehen Jahre ſein Amt treulich verwaltet. (*)Jn dem Epitaphio, ſo ihm zu Ehren geſetzet, ſtehet nichts von Cunewalda; ich finde aber in der Abzugs-Predigt, ſo er in Cunewalda ge - halten, (das Manuſcript habe in den Haͤnden) daß er daſelbſt 14 Jahre, und ſeines Wiſſens der 9te oder 10de Evangeliſche Prediger ge - weſen.Von Cunewalda ward er nach Koͤnigswartha berufen, und endlich 1682 zum Paſtore Pri - mario allhier. Jm Jahre 1652 trat er in den heiligen Eheſtand mit Jungfer Magda - lena, gebohrner Seidelin, und zeugete mit ihr ſechs Toͤchter und einen Sohn. Endlich beſchloß er ſeinen ruͤhmlich gefuͤhrten Lebens - Wandel 1692 den 10den Julii fruͤh um zehen Uhr, als er ſein Leben gebracht auf 69 Jahre weniger 11 Wochen. Das Predig-Amt hat er 41 Jahre gefuͤhret; im Eheſtande aber 40 Jahre gelebet. Er war ein gelehrter und exemplariſcher Prediger. Auf ſeinem Leichen - Steine iſt folgende Inſcription zu leſen:

Das Wohlſelige Andencken des Wohl-Ehrwuͤrdigen, Großachtbaren und Wohlgelahrten Herrn, Herrn M. George Bierlings,Wohl -67Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. Wohlverdienten Paſtoris Primarii und In - ſpectoris dieſer Herrſchaft Hoyerswerda, welcher zu Gotta von Prieſterlichen Eltern Jm Jahre 1623 den 27ſten September ge - bohren, nachmahls ſeine Studia auf vornehmen Schu - len und Academien geleget und abſolviret, im Jahre 1651 nacher Koͤnigswartha, und im Jahre 1682 zum Primariat allhier vociret, gantzer 41 Jahre im heiligen Miniſterio be - ſtaͤndig geblieben. Jm Eheſtande hat er mit Tit. Frau Magda - lenen, gebohrnen Seidelin, von Anno 1652 an 40 Jahre gelebet, und 6 Toͤchter und 1 Sohn gezeuget, davon aber nur noch eine Frau Tochter am Leben. Sein wohlgefuͤhrtes Alter hat er Anno 1692 den 10den Julii fruͤh um 10 Uhr allhier be - ſchloſſen, nachdem er ſolches gebracht auf 69 Jahre we - niger 11 Wochen. Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glantz. Daniel XII, 3. Leichen-Text: Daniel XII. v. ult. Du aber Daniel gehe hin, bis daß das Ende komme.
F 2M.68Das zehende Capitel.

M. Samuel Martini, eines Boͤhmi - ſchen Exulanten Sohn, ward im Jahre 1663 zum hieſigen Archi-Diacono vociret, und nach vielen Widerſtande bekam er 1692 die Vo - cation zum Paſtore Primario, ſtarb 1708. Wegen ſeines hohen Alters bekam er noch, ehe er ſtarb, 1708 zum Subſtituten ſeinen juͤngſten Sohn. M. Samuel Martini, iſt gebohren hier in Hoyerswerda auf dem Archi-Diaconat, ſtudirte zu Bautzen und alsdenn zu Wittenberg. Er war aber nur etliche Wochen bey ſeinem Vater Subſtitutus, indem er eine Vocation zum Paſtorat nach Foͤrſtchen bekam, welche er auch annahm und daſelbſt noch lebet. Er heyrathete des Herrn Burgemeiſters Thuno aͤlteſte Jungfer Toch - ter zu Hoyerswerda. An ſeine Stelle kam ſein Bruder, als des aͤltern Martini aͤlteſter Sohn. M. Chriſtian Martini, iſt allhier zu Hoyerswerda gebohren, ſtudirete zu Dres - den, Thoren, Breßlau, Wittenberg, war anfangs Diaconus zu Liebenwerda, hernach Paſtor Subſtitutus bey ſeinem Herrn Vater. Nach des Vaters Tode ſuccedirte er ihm in dem Primariate, und hielt 1710 den 2ten Februarii ſeine Anzugs-Predigt. Er war ein ſehr beleſener, expediter und angenehmer Mann, lebete aber beſtaͤndig in Streit. Er ſtarb 1730 den 18ten October fruͤh um ſechs Uhran69Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. an einem Muͤcken-Stiche im Geſichte, nach - dem er ſein Alter auf ſechszig Jahre gebracht. Dieſem folgete Petrus Fuhrmann, geboh - ren 1690 den 25ſten December zu Kruga bey Luͤbben in der Niederlauſitz. Sein Vater war Peter Fuhrmann, Schulmeiſter zu Kruga, und die Mutter Frau Anna, gebohr - ne Simonin. Er war anfangs in der Schu - le zu Luͤbben und Fuͤrſtenwalda; weil er aber beſtaͤndig kraͤnckelte, ſo nahm ihn ſein Vater wieder nach Hauſe, und hielt ihn zum Lein - weber-Handwerck, die groſſe Liebe aber, ſo er zum Studiren hatte, machte, daß er dieſe Profeßion wieder verließ, und nach Goͤrlitz auf die Schule gieng, allwo er ſeine angefan - gene Studien wieder fortſetzte. Nachdem er einige Jahre daſelbſt geweſen, wandte er ſich nach Wittenberg auf die Univerſitaͤt. So - bald er wieder nach Hauſe kam, erhielt er 1718 von Jhro Durchlauchtigkeit dem Her - tzoge von Merſeburg die Vocation zum Dia - cono nach Spremberg. Jn eben dieſem Jahre bekam er die Vocation von der verwit - tibten Hertzogin von Sachſen zum Hof-Pre - diger nach Zerbich, welche er aber wegen ge - wiſſer Urſachen anzunehmen Bedencken trug, dargegen 1719 die Vocation zum Paſtorat nach Klitten annahm. Jm Jahre 1730 vo - eirete ihn Jhro Durchlauchtigkeit der HertzogF 3von70Das zehende Capitel. von Wuͤrtenberg nach Neſchwitz zum Paſto - re, wo er aber nicht laͤnger als ein halbes Jahr geweſen, und 1731 zum hieſigen Paſtore Primario berufen ward. Es wurden ihm, ehe er noch hieher kam, unterſchiedliche Vocatio - nes, als nach Bautzen, Goͤrlitz, angetragen, welche er aber recuſirte. Jm Jahre 1718 verehelichte er ſich mit Jungfer Johannen Sophien, gebohrner Donatin, Herrn Do - nats, Pfarrers zu Groß-Loya, eheleiblichen Jungfer Tochter, mit welcher er in einer ver - gnuͤgten und geſegneten Ehe dreyzehen Kinder erzeuget, von welchen achte ihm in die Ewig - keit vorangegangen. Er ſtarb 1737 am heili - gen Oſter-Abend, nach einer groſſen und lang - wierigen Kranckheit, ſeines Alters 46 Jahre, 4 Monath und 3 Tage. Er war ein belieb - ter Prediger, und wuſte die Hertzen ſeiner Zu - hoͤrer an ſich zu ziehen, dahero er auch bis die - ſe Stunde ſehr bedauret wird. Zu Ehren iſt ihm folgendes Epitaphium aufgerichtet wor - den:

Zur ſeligen Auferſtehung ruhet allhier Der Weiland Hoch-Wohl-Ehrwuͤrdige und Hochgelahrte Herr, Petrus Fuhrmann, Hochmeritirter Paſtor Primarius und Inſpe - ctor der Kirchen und Schulen allhier. Er71Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. Er wurde gebohren zu Kruga bey Luͤbben den 25ſten December 1690. Seine Eltern waren Weiland Herr Peter Fuhrmann, Schulmeiſter daſelbſt, und Fr. Anna, gebohrne Simonin. Er ſtudirete zu Luͤbben, Fuͤrſtenwalda, Goͤrlitz und auf der Univerſitaͤt Wittenberg. Sein beliebtes Leben zog die Natur der Hohen und Niedrigen in der Welt nach ſich. Dahero derſelbe von des Hertzogs von Sprem - berg Durchl. das Diaconat zu Sprem - berg Anno 1718, und von dar von der verwittibten Fr. Hertzogin zu Sachſen eine Vocation zum Hof-Pre - diger-Amt nach Zerbich 1718 bekam, ſo er aber abſchluge. Wurde darnach Pfarrer zu Klitten 1719, von daſelbſt wiederum von des Hertzogs zu Wuͤrtenberg Durchl. nach Neſchwitz zum Paſtorat 1730, endlich aber von der Durchl. Hertzogin von Teſchen anhero nach Hoyerswerda zum Paſtorat berufen 1730, verehlichte ſich zu Groß-Loya mit Jungfer Johannen Sophien Donatin, hat im Eheſtande gezeuget 13 Kinder,F 4davon72Das zehende Capitel. davon ihm 8 in die Ewigkeit voran gegangen. Starb allhier den 20ſten Aug. 1737, ſeines Alters 46 Jahre, 4 Monat und 3 Tage. Leichen-Text Roͤm. VIII, 10. 11.

Andreas Jokuſch, ſtund nicht laͤnger als 3 Viertel-Jahre allhier im Amte. Er war aus dem Bauer-Stande, ſein Vater George Jokuſch Bauer und Jnwohner zu Schwartz Naußlitz ohnweit Bautzen, und die Mutter Urſula Jokuſchin, von welchen Chriſtlichen Eltern er 1706 am Tage Andreaͤ gebohren, dahero ſie ihm auch zum Gedaͤchtniß ſeines Geburts-Tages in der Heil. Taufe den Na - men Andreas gaben. Weil er ſonderlich Luſt zum Studiren hatte, ſo thaten ſie ihn nach Bautzen auf die beruͤhmte Schule, allwo er bis 1728 ſich aufhielt, und ob er gleich gerne laͤnger daſelbſt geblieben waͤre, ſo muſte er doch wider ſeinen Willen, weil er groß von Perſon und die Soldaten ihm ſehr nachſtelle - ten, in aller Stille auf die Univerſitaͤt nach Leipzig gehen, wo er ſieben Jahre ſeine Studia fortſetzte und die vortrefflichſten Theologen hoͤ - rete. Jm Jahre 1735 bekam er die Vocation zum Paſtorat nach Uhyſt, von da ward er 1737 im Monath November von der Koͤnigli - chen Pohlniſchen und Churfuͤrſtlichen Saͤch - ſiſchen Cammer zum hieſigen Primariat vo -ciret,73Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. ciret, und that 1738 am Neuen-Jahrs-Tage ſeine Anzugs-Predigt. Jm Jahre 1736 ver - ehelichte er ſich mit Jungfer Marien Elco - noren, gebohrner Ritterin, Weiland Herrn Johann Georgen Ritters, Advocati Ordi - narii Jurati der beyden Juſtitien-Aemter Bu - dißin und Goͤrlitz, hinterlaſſener eheleiblicher Jungfer Tochter, welche drey Wochen vor ſeinem Tode in Bautzen einen Sohn zur Welt gebahr, den er in ſeinem Leben nicht geſehen. Er ſtarb im Jahre 1738 den 22ſten October an der Schwindſucht nach einer kur - tzen Niederlage, als er ſein Alter gebracht auf 32 Jahre weniger 5 Wochen und 4 Ta - ge. Er war ein ſehr eiferiger Mann, welches ihm auch ſein Leben verkuͤrtzete, hielt es weder mit ſeinen Collegen noch ſonſten mit andern ehrbaren Leuten. Man hatte ihn in groſſen Verdacht, als ob ers mit den heutigen Neu - lingen hielte, welches auch nicht ohne Grun - de geweſen, indem er mit ſolchen Leuten des Nachts verbotene und heimliche Zuſammen - kuͤnfte hielte, welches und noch viel anderes mehr nach ſeinem Tode erſt recht an den Tag kam. Dieſem ſuccedirte Jeremias Grego - rius Willam, iſt 1690 im May-Monat von Prieſterlichen Eltern zu Klein-Daͤbern geboh - ren, wo ſein ſeliger Vater Johann Willam Paſtor war. Jn ſeiner Jugend hielten ihmF 5ſeine74Das zehende Capitel. ſeine Eltern nebſt andern ſeinen Geſchwiſtern Privat-Præceptores, darnach frequentirte er in Croſſen und Lauben. Jm Jahre 1712 gieng er auf die Univerſitaͤt Leipzig. Jm Jah - re 1716 ſuccedirte er ſeinem Herrn Vater, da - ſelbſt er 12 Jahre geweſen. Jm Jahre 1728 erhielt er die Vocation nach Lohſe, von da 1734 nach Baruth, und endlich 1739 hieher zum Paſtore Primario. Der Allerhoͤchſte verleihe, daß er durch des Heiligen Geiſtes Kraft und Staͤrcke ſein Amt, ſeinen Zuhoͤ - rern zum Beſten, lange Jahre im Segen fuͤh - ren moͤge. Dem Archi-Diacono gehoͤren al - le Actus in der Stadt bey denen Buͤrgern, auſ - ſer die Leichen-Predigten, welche er mit dem Primario wechſelsweiſe hat, und von dem Dorfe Riegel. Dieſelben ſind, ſo viel man von ihnen Nachricht ſindet, folgende geweſen: M. Johann Agricola, ein Stadt-Kind, ſo hernach Pfarrer wurde, ſiehe oben. Petrus Praͤtorius, ein Stadt-Kind, anfangs Sub - Diaconus, ſiehe oben. Matthaͤus Leh - mann, war anfangs Pfarrer zu Kotiz, her - nach Sub-Diaconus, als denn Archi-Diaconus und Paſtor Primarius, ſtarb 1647, ſiehe oben. M. Johann Cichorius, von frommen Prie - ſterlichen Eltern gebohren zu Saͤrchen, eine Meile von der Stadt. Sein Vater, glei - ches Namens, M. Johann Cichorius, warPaſtor75Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. Paſtor zu Saͤrchen, ſtudirete zu Camentz, gieng darauf nach Wittenberg, bekam, als er wieder nach Hauſe kam, die Vocation zum hieſigen Diaconat, und darauf 1632 zum Ar - chi-Diaconat; weil es ihm aber hier nicht ge - fiel, ſo nahm er die Vocation zum Paſtorat nach Oßling an, wo er auch geſtorben. Mat - thaͤus Lehmann, war anfangs Pfarrer zu Sproͤwitz, 1633 zum hieſigen Sub-Diaconat, 1639 zum Archi-Diaconat, und 1657 zum Paſtorat vociret, ſtarb 1682 in ſeinem 25ſten Jahre, ſiehe oben. M. Andreas Lehmann, war anfangs Sub-Diaconus und hernach Ar - chi-Diaconus. Ward nach dem nach Weiſ - ſenberg zum Paſtore vociret, allwo er auch geſtorben. M. Samuel Martini, ward 1663 zum Archi-Diacono, und Anno 1692 zum Primario vociret, ſtarb 1708, ſiehe oben. Chriſtian Hanſi, ein Stadt-Kind, von frommen und Chriſtlichen Eltern gebohren, ſtudirete zu Camentz, gieng nach Wittenberg auf die Academie, ward darauf nach Sproͤ - witz, nachgehends zum hieſigen Sub-Diacono vociret, und denn 1693 den 5ten April zum Archi-Diacono. Er ſtarb 1695 den 10den Junii, ſeines Alters 47 Jahre. Johann Gottfried Groſche, ein Stadt-Kind, iſt ge - bohren 1672 den 7den May. Sein Vater war George Groſche, in die 44 Jahr gewe -ſener76Das zehende Capitel. ſener Churfuͤrſtlicher Saͤchſiſcher Bau - und Forſt-Schreiber allhier, und die Fr. Mutter Maria Magdalena, gebohrne Matheſiußin. Weil ſeine Eltern gerne wollten, daß er ſtudi - ren ſollte, ſo hielten ſie ihn nicht nur zu Hau - ſe fleißig zur Schule, ſondern thaten ihn auch auf das Gymnaſium nach Lauben, und von dar nach Leipzig auf die Univerſitaͤt, wo er aber nicht allzulange geweſen, denn als die Pfarre zu Sproͤwitz vacant ward, ſo hielten ſeine Eltern in Abweſenheit ſeiner um dieſelbe Stelle an, worauf er auch in ſeinem 21ſten Jahre die Vocation 1693 den 7den Septem - ber nach Sproͤwitz bekam, und am Neuen - Jahrs-Tage daſelbſt ſeine Anzugs-Predigt that. Das dritte Jahr darauf, nemlich 1696 den 7den September, wurde er zum hie - ſigen Archi-Diacono berufen, und that 1697 am Neuen-Jahrs-Tage ſeine Anzugs-Predigt. Er hat ſich zweymahl verehelichet, das erſtere - mahl 1694 den 7den September mit Jung - fer Annen Roſinen, gebohrnen Kirchhofin, Herrn Gottfried Kirchhofs, Handels-Manns zu Lauben, eheleiblichen Tochter, mit welcher er 3 Soͤhne und 1 Tochter gezeuget; das anderemahl 1703 den 21ſten Februarii mit Jungfer Annen Marien, gebohrnen Kirch - hofin, Herrn Chriſtian Kirchhofs, Gaſt - Wirths zu Juͤterbock, eheleiblichen Tochter,mit77Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. mit welcher er 7 Soͤhne und 3 Toͤchter gezeu - get. Er war geſunder Leibes-Conſtitution, und wuſte von keiner Kranckheit, dahero er ſich auch ſelbſt ein hohes Alter prophezeyhete; allein ſein Prognoſticon ſchlug ihm fehl, in - dem er im Jahre 1727 den 5ten May an der Schwindſucht ſtarb, da er ſein Leben nicht hoͤher gebracht als auf 55 Jahre. Jm Mini - ſterio hat er gelebet 34 Jahre. Auf dem vor ſeinem Grabe, zum Gedaͤchtniß ſeiner, auf - gerichteten Leichen-Stein iſt folgende curieuſe Jnſcription zu leſen:

Schau, unter dieſem Muͤntz-Stein des Grabes lieget eine Zinſe-Muͤntze des Todes, nemlich Der Wohl-Ehrwuͤrdige, Großachtbare und Wohlgelahrte Herr, Herr Chriſtian Gottfried Groſche, welcher von guten Schrot und Korn, Anno 1672 d. 7 May deſſen zu ſeiner Rech - ten begrabenen Eltern, Tit. Hrn. George Groſche, Weil. 44 Jahr geweſenen Churfuͤrſtl. Saͤchſiſ. Bau - und Forſt-Schrei - ber in Hoyerswerda, der im 76 Jahre Anno 1714 entſchlafen,und78Das zehende Capitel. und Frau Maria Magdalena, gebohrnen Matthaͤſiußin, die im 54 Jahre 1707 geſtorben, ehelich gepraͤget. Anno 1693 den 7 Sept. in Sproͤwitz allhier als Paſtor und Anno 1696 den 7 Sept. in Hoyerswerda als Archi-Diaconus courant gewuͤrdiget. Anno 1694 den 7 Sept. zwar erſtlich an Tit. Jungf. Annen Roſinen, Hrn. Gottfried Kirchhofs, Handelsmanns zu Lauben, Tochter, Lagio a 4 Kinder, 3 Soͤh - ne 1 Tochter, ehelich verpfaͤndet, und Anno 1703 den 2 Febr. wiederum von Tit. Jgf. Annen Marien, Hrn. Chriſtian Kirchhofs, Gaſtwirths zu Juͤterbock, Tochter, mit 10 Medaillen, 7 Soͤhnen und 3 Toͤchtern, verbuͤndlich eingeloͤſet; aber doch endlich nach aller Roulirung Anno 1727 den 15 May im 55 Jahre ætatis und 34 Miniſterii ins Muͤntz-Cabinet der Erden mit folgender Deviſe verwahret worden: Auf dich, Herr Herr, ſehen meine Augen, ich traue auf dich, verſtoſſe ꝛc. Pſ. CXLI, 8.
M.79Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc.

M. Heinrich Gottlieb Rauderbach, iſt gebohren 1697 den 10 Sept. zu Gommern im Chur-Creiſſe. Sein noch lebender Herr Va - ter iſt Herr George Heinrich Kauderbach, Koͤniglicher Pohlniſcher und Churfuͤrſtlicher Saͤchſiſcher Cammer-Commiſſarius. Auf Schulen iſt er geweſen in der Fuͤrſten-Schule Meiſſen; auf Academien, in Wittenberg und Leipzig. Jm Jahre 1727 hat er die Voca - tion zum hieſigen Archi-Diaconat bekommen. Er hat ſich zweymahl verehelichet, das erſtere - mahl 1728 mit Jungfer Chriſtianen Eleono - ren, gebohrnen Wenckein, mit welcher er 1 Sohn und 2 Toͤchter gezeuget, das andere - mahl 1738 mit Jungfer Johannen Salome, gebohrnen Frentzelin, M. Michael Frentzels, Sub-Diaconi allhier, aͤlteſten Tochter dritter Ehe, von welcher er 1 Sohn erlebet.

Dem Sub-Diacono gehoͤren alle Dorf - ſchaften, ſo in hieſige Kirche eingepfarret ſind. Von denenſelben ſind nachfolgende bekannt:

M. Johann Agricola, ein Stadt-Kind, ſo hernach Archi-Diaconus und denn Pfarrer ward. Siehe oben.

Daniel Bierling, ſoll ein Stadt-Kind geweſen ſeyn, und hat man weiter von ihm keine Nachricht mehr.

Petrus Praͤtorius, ein Stadt-Kind,an -80Das zehende Capitel. anfangs Sub-Diaconus, hernach Archi-Dia - conus und zuletzt Pfarrer. Siehe ohen.

George Weſenigk, ſoll anfangs zu Colm, hernach Sub-Diaconus allhier geweſen ſeyn.

M. Johann Cichorius, von Saͤrchen, erhielt die Vocation zum hieſigen Sub-Diaco - nat, und darauf im Jahre 1632 zum Archi - Diaconat, zog aber alsdenn nach Oßling. Siehe oben.

Matthaͤus Lehmann, war anfangs Pfarrer zu Sproͤwitz. Jm Jahre 1633 wur - de er zum hieſigen Sub-Diacono, und 1639 zum Archi-Diacono, und denn 1657 zum Pa - ſtore Primario vociret. Siehe oben.

Johann Suchand. Wo er gebohren, und wenn er die Vocation zum hieſigen Dia - cono bekommen, habe nicht erfahren koͤnnen. Die Nachricht, ſo ich von ihm habe, iſt aus der Parentation, die bey ſeiner Beerdigung Herr M. George Bierling, Pfarrer zu Koͤ - nigswartha, hernachmahls Paſtor Primarius allhier, gehalten, welche ich in Handſchrift be - ſitze, und daraus erſehe, daß er zu Camentz, Budißin, wie auch auf dem weitberuͤhmten florirenden Gymnaſio zu Halle in Sachſen, ſtudiret, darauf auf die Univerſitaͤt Witten - berg gegangen, und denn zum hieſigen Sub - Diaconat vociret, endlich als Pfarrer nach Milckel berufen worden, wo er auch geſtor -ben.81Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. ben. Jn gedachter Parentation wird ihm das Lob gegeben, daß er ein gelehrter und exem - plariſcher Mann geweſen.

George Kruͤger, iſt im Jahre 1631 den 27ſten April zu Contendorf, eine Meile von Cotbus, im Brandenburgiſchen, von Chriſt - lichen und ehrlichen Eltern gebohren. Sein Vater war Paul Kruͤger, Kretzſchmer zu Contendorf, und die Mutter Urſula, gebohr - ne Lobodaminn. Als er kaum ein Jahr alt war, ſtarb ihm ſeine Mutter. Da er das 7de Jahr erreichet, ſchickte ihn ſein Vater zu Hau - ſe in die Schule. Da ſein Vater nachgehends eine groſſe Luſt zum Studiren bey ihm ver - ſpuͤhrte, that er ihn nach Cotbus, allwo er et - liche Jahre geweſen, und die Lateiniſche und Griechiſche Sprache begriffen; weil ihm aber ſein Vater nicht viel geben konte, ſo zwang ihn die Noth nach Bautzen, in Hoffnung, daß ihm GOtt daſelbſt ein gutes Hoſpitium beſcheren wuͤrde, welches auch geſchahe, und hielt ſich drey Jahre daſelbſt auf, und ſtudirete fleißig. Von da gieng er mit etlichen guten Freunden nach Berlin, Braunſchweig, Luͤneburg, Hal - berſtadt, Hamburg, Luͤbeck und Dantzig. Von Dantzig begab er ſich auf die Univerſitaͤt Koͤ - nigsberg in Preuſſen; jedoch machte er ſich, weil daſelbſt die Peſt graßirte, von dannen wieder durch Caßubien und Pommern zuruͤck. GUnter -82Das zehende Capitel. Unterwegens kam er nach Landesberg und blieb daſelbſt ein halbes Jahr, indem er ein freyes Hoſpitium bekam. Alsdenn reiſete er wieder zu ſeinem Vater nach Hauſe; wo er aber nicht lange verweilete, ſondern ſich 1655 nach Wittenberg begab. Jm Jahre 1656 ließ ihn ſein Vater wieder nach Hauſe kommen. Als er ſich nun einige Wochen zu Hauſe auf - hielt, kam er auf Recommendation zu Jhro Excellenz dem Herrn Johann Adolph von Haugwitz, damahligen Churfuͤrſtlichen Saͤch - ſiſchen Cammer-Praͤſidenten und Landes - Hauptmann, ſo die hieſige Herrſchaft in Pacht hatte. Jm Jahre 1657 erhielt er die Vocation nach Sproͤwitz, blieb aber nicht lange da, in - dem er noch in eben dieſem 1657ſten Jahre zum Sub-Diacono allhier vociret ward, und am Tage Andreaͤ ſeine Anzugs-Predigt hielt. Jm Jahre 1658 verehelichte er ſich mit Juͤngfer Annen Catharinen, gebohrnen Neande - rin, Weiland Herrn George Neanders, ge - weſenen Pfarrers zu Koͤnigswartha, hinterlaſ - ſenen eheleiblichen juͤngſten Tochter, mit wel - cher er 3 Soͤhne und 2 Toͤchter gezeuget. Weil er aber hier beſtaͤndig kranck war, ſo bat er GOtt, daß er ihn anderweit berufen moͤchte, welches auch geſchahe. Denn 1668 erhielte er die Vocation zum Paſtore nach Colm, eine Meile von der Stadt. Jm Jahre 1675 ſtarbihm83Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. ihm ſein einziger Sohn im 16den Jahre, wel - cher Todes-Fall ihm ſo zu Hertzen gieng, daß er von der Zeit an niemahls recht froͤlich geweſen. Jm Jahre 1695 wurde ihm auf ſein Anſuchen ein Paſtor Subſtitutus, M. Michael Frentzel, geſetzet. Jm Jahre 1701 that er einen harten Fall, welcher auch ſeinen Tod verurſachte, in - dem er in gedachten Jahre 1701 den 2ten Febr. ſtarb, ſeines Alters 70 Jahre weniger 10 Wo - chen und 4 Tage. Jn dem Predigt-Amte hat er 44 Jahre, und in dem Eheſtande 43 Jahre gelebet.

Paul Lehmann. Herr Suͤhnel meinet, er ſey von Senftenberg buͤrtig geweſen. Er erhielt die Vocation zum Sub-Diaconat im Jahre 1669, zog einige Jahre darauf nach Neſchwitz, wohin er zum Paſtore vociret ward, iſt auch daſelbſt geſtorben.

Jacob Scultetus, erhielte auf Recom - mendation im Jahre 1677 die Vocation zum Sub-Diaconat, und verehelichte ſich 1678 den 22ſten April mit Jungfer Anna Maria, ge - bohrnen Ulbrichtin, ſo bey Jhro Excellenz Herrn Hanns Dietrich von Schleinitz auf Tſchacken Cammer-Jungfer war. Er lebete gar eine kurtze Zeit, indem er 1679 mit Tode abging.

M. Andreas Lehmann, ein Stadt-Kind, von frommen Eltern gebohren. Sein HerrG 2Vater84Das zehende Capitel. Vater war Chriſtian Lehmann, Burger - meiſter allhier, ward 1679 zum Sub-Diacono vociret.

Chriſtian Hanſi, ein Stadt-Kind, ſtudi - rete zu Camentz und Bautzen, gieng nach Wit - tenberg, ward darauf zum Sub-Diacono all - hier vociret, und 1693 den 5ten April zum Ar - chi-Diacono, ſtarb in ſeinen beſten Jahren 1695 den 10den Julii in ſeinem 43ſten Jahre.

Chriſtian Klien, iſt 1652 von Chriſtli - chen, ehrlichen und frommen Eltern zu Bruſing bey Nieder-Gurck, eine Meile von Bautzen, ge - bohren. Weil er eine groſſe Luſt zum Studi - ren hatte, ſo wurde er von ſeinen Eltern nach Bautzen in die Schule gethan, wo er ſo lange geweſen, bis er ſich auf Academien begab, und zwar anfangs nach Leipzig, alsdenn nach Halle. Da er von Univerſitaͤten nach Hauſe kam, nahm er eine Condition an, und uͤbete ſich fleiſ - ſig im Predigen. Jm Jahre 1680 wurde er nach Sproͤwitz vociret, und that daſelbſt am er - ſten Sonntage nach der Erſcheinung Chriſti ſeine Anzugs-Predigt. Jm Jahre 1694 be - kam er die Vocation zum hieſigen Sub-Diaco - no. Jm Jahre 1695 nach Abſterben Herrn Hanſi ward ihm die Vocation zum Archi-Dia - cono angetragen; nahm ſie aber um gewiſſer Urſachen willen nicht an. Jm Jahre 1682 verehelichte er ſich mit Jungfer Annen Do -rothe -85Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. rotheen, gebohrnen Lehmannin, Herrn Paul Lehmanns, Pfarrers zu Neſchwitz, aͤlte - ſten eheleiblichen Tochter, mit welcher er 42 Jahre in einer vergnuͤgten und geſegneten Ehe gelebet, und mit ihr gezeuget 5 Soͤhne und 4 Toͤchter. Er hatte in ſeinem Leben die Freude und Ehre, drey von ſeinen Soͤhnen in Prieſter - lichen Amte zu ſehen. Jm Jahre 1724 am Re - formations-Feſte ſtarb er nach einer ſehr kurtzen Kranckheit, nachdem er ſein ruͤhmliches Alter gebracht auf 72 Jahre und 5 Monathe. Er hat 44 Jahre im Predigt-Amte und 42 Jah - re im Eheſtande gelebet. Er war ein gelehr - ter, eiferiger und exemplariſcher Mann. Sei - ne hinterlaſſene Wittwe ſtarb 1736. Jhm iſt folgendes Epitaphium aufgerichtet worden.

Einen frommen Ehren-Greiß haͤlt dieſe

Gruft verborgen, Deſſen Tugend aber die Nach-Welt unver - borgen bleibet. Es iſt Der Weil. Wohl-Ehrwuͤrdige, Großachtbare und Wohlgelahrte Herr, Herr Johann Klien, treumeritirter geweſener Diaconus und Miniſterii Senior in Hoyerswerda. Seine ehrliche Geburth, ſo Anno 1652 zu Bruſing bey Niedergurck geſchehen,G 3war86Das zehende Capitel. war damahls ſeine groͤſte Ehre. Durch GOttes Segen in unermuͤdeten Fleiß vermehrete ſich ſelbige bey denen Studiis, welche, nachdem Er ſie in Leipzig und Halle mit Ruhm und Ehre ab - ſolviret, brachten ſie Jhm Anno 1680 ein Ehren-Amt zuwege; denn er ward damahls nach Sproͤwitz zum Prieſter, welche man ehren ſoll, berufen. GOtt befreundete Jhn Anno 1682 mit einer geehrten Prieſter-Familie. Er heyrathete ſalv. Tit. Herrn, Herrn Paul Lehmanns, Paſtoris zu Neſchwitz, ehel. aͤltere Tochter, Jungf. Anna Dorothea. GOtt beehrte Jhn in dieſem geſegneten Ehe - ſtande mit 9 Kindern. Zwey Toͤchter davon ſind gar zeitlich vor dem ſel. Herrn Vater geſtorben. An den uͤbrigen 5 Soͤhnen und 2 Toͤchtern hat Er Ehre erlebet. Sein Eifer im Amte fuͤr die Ehre GOttes machte Jhn bey Liebhabern Goͤttlicher Ehre geehrt. Jn87Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. Jn Ehren neigte Er Anno 1724 Menſe Octo - bri ſein graues Haar, nachdem Er 42 Jahre im geſegneten Ehe - ſtande, und 44 Jahre im geiſtlichen Prieſter - und Ehren-Amte gelebet, und ſein muͤhſames Alter gebracht auf 72 Jah - re und 1 Monath. Leichen-Text. Pſ. LXXI, 12.

GOtt, du haſt mich von Jugend auf ꝛc.

M. Michael Frentzel, iſt von frommen Prieſterlichen-Eltern gebohren im Jahre 1667 den 14 Februarii zu Poſewitz, eine Meile hin - ter Bautzen. Sein Herr Vater war Michael Frentzel, Paſtor zu Poſewitz, welcher das neue Teſtament nebſt dem Pſalter-Buch Davids ins Wendiſche uͤberſetzet, und andere gelehrte Sachen geſchrieben; die Frau Mutter An - na Maria, gebohrne Donathin. Jn ſei - ner Jugend war er beſtaͤndig kranck, ja auch etliche mahl ſchon fuͤr todt gehalten. Als er etwas erwachſen, that ihn ſein Herr Vater nach Bautzen in die Schule, allwo er gantzer 12 Jahre geweſen. Darauf ſchickten ihn ſeine Eltern nach Wittenberg auf die Univerſitaͤt. Jn Bautzen valedicirete er oͤffentlich unter dem Rectore M. Johann Roſenbergen. Die Herren Schul-Collegen gaben ihm vielG 4Segen88Das zehende Capitel. Segen auf den Weg. Unter andern ſagte Herr Chriſtiani, Con-Rector daſelbſt, zu ihm: Er ſolte verſichert ſeyn, daß GOtt es ihm wohl - gehen laſſen werde, weil er ſich die gantze Zeit uͤber ſo verhalten, daß ihm kein Præceptor einigen Fluch auflegen duͤrfte. Jm Jahre 1690 den 26 April wurde er vom Rectore Magnifico D. Johann Gottfried Bergern, Med. & Anatom. ac Botanic. P. P. inſcribiret. Jm Jahre 1691 diſputirete er zu drey unter - ſchiedenen mahlen oͤffentlich De Idolis Slavo - rum unter dem Vorſitz M. Ludovici, P. L. C. Jm Jahre 1693 den 27ſten April wurde er unter dem Decano Ordinis Philoſophici, Conrad Samuel Schurzfleiſchen, Hiſt. & Hu - manior. Græc. Lit. P. P. zum Magiſter creiret. Weil er ſich nun bishero in der Philoſophie geuͤbet, und da er ſonſt groſſe Luſt zur Medicin hatte, ſich auch dazu ein groſſer Befoͤrderer an - both, ließ er doch ſolches fahren, und wandte ſich voͤllig auf die Theologie, indem er ſich des Geluͤbdes ſeiner Frau Mutter erinnerte, welche in ſeiner kraͤncklichen Kindheit GOtt gelobet hatte, wenn GOtt dieſen ihren Sohn wuͤrde beym Leben erhalten, ſo ſolte er ſein Die - ner und Pfarrer werden, welches Geluͤbde er nicht verachten wollte, in Erwegung des vier - ten Gebots, da GOtt verheiſſet, daß es den Kindern ſoll wohl gehen, welche ihre Eltern inEhren89Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. Ehren halten und ihnen gehorchen, welches auch GOtt reichlich erwieſen, wie hernach folget. Er hoͤrete darauf die vortrefflichſten Maͤnner, D. Deutſchmannen, D. Loͤſchern, D. Walthern, und D. Neumannen. Da er ſich viertehalb Jahre in Wittenberg aufgehal - ten, kam er auf Verlangen ſeiner Eltern nach Hauſe. Jm Jahre 1695 reiſete er wegen ge - wiſſer Verrichtungen nach Hoyerswerda, wo - bey er Herrn Cruͤgern, Pfarrern zu Colm, zu - ſprach. Dieſer both ihm gleich von freyen Stuͤcken an, die Vocation auszuwuͤrcken, wo er ſein Paſtor Subſtitutus ſeyn wollte. Er nahm ſich Bedenck-Zeit, um ſeine Eltern zu fragen, welches ſie fuͤr eine ſonderbare Schi - ckung GOttes anſahen. Er erhielte auch 1695 den 18ten December die Vocation zum Paſtore Subſtituto. Nach des Paſtoris Ableben ſucce - dirte er ihm 1701. Ob ihm nun gleich nach der Zeit unterſchiedliche Vocationen angebo - then wurden, ſo hat er ſie doch alle abgeſchla - gen. Als er 30 Jahre war Paſtor in Colm geweſen, ſo wurde ihm 1725 von der Durch - lauchtigſten Fuͤrſtin von Teſchen wider alles Vermuthen ohn einiges Anhalten in ſeinem Alter die Vocation zum hieſigen Diaconat an - getragen. Er wollte zwar ſolche anfaͤnglich nicht annehmen, bat auch in ſeiner Prob-Pre - digt die Zuhoͤrer, daß ſie GOtt bitten ſollten,G 5daß90Das zehende Capitel. daß er der Durchlauchtigſten Fuͤrſtin Gedan - cken regiere, einen andern zu vociren; es ließ ihm aber die Durchlauchtigſte Fuͤrſtin ſagen: Er haͤtte Kinder, wo er die Vocation nicht an - nehmen wollte, ſo ſollten auch ſeine Kinder von Jhro Durchlauchtigkeit keine Befoͤrderung zu hoffen haben. Weil er nun dieſen Beruf fuͤr Goͤttlich hielte, und in ſeinem Gewiſſen uͤberzeuget war, daß es GOttes ſonderbare Schickung ſey, ſo gab er die Antwort: Jch bin hier, GOtt und die Fuͤrſtin machen es mit mir, wie ſie wollen, darauf ihm gleich die Vo - cation zugeſandt wurde, die er auch in GOt - tes Namen annahm, in dem Vertrauen, wen GOtt ſchickt, den macht er auch geſchickt, und that am Feſte Johannis des Taͤufers ſeine An - zugs-Predigt. Er hat ſich dreymahl verehli - chet: 1) im Jahre 1696 mit Jungfer Anna Catharina, gebohrner Cruͤgerin, Herrn George Cruͤgers, Paſtoris Emeriti zu Colm, eheleiblichen Tochter, mit welcher er eine ſehr kurtze Ehe gefuͤhret, indem ſie drey Wochen nach der Hochzeit geſtorben; 2) im Jahre 1697 mit Jungfer Johannen Chriſtianen, gebohrnen Hausdorfin, Seiner Wohl - Ehrwuͤrden Herrn M. Salomon Hausdorfs, Paſtoris Primarii zu Bernſtaͤtt, eheleiblichen Tochter, mit welcher er 16 Jahre eine ſehr vergnuͤgte und geſegnete Ehe gefuͤhret, und mitihr91Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. ihr gezeuget 7 Soͤhne und eine Tochter, von welchen 3 Soͤhne und die Tochter geſtorben; 3) im Jahre 1714 mit Jungfer Marien Sa - lome, gebohrnen Froͤlichin, weiland Herrn Johann Friedrich Froͤlichs, Stadt-Schrei - bers allhier, hinterlaſſenen eheleiblichen Toch - ter, die ihm 5 Soͤhne und 2 Toͤchter geboh - ren, von welchen aber 2 Soͤhne geſtorben. Er iſt ein beleſener, erfahrner und exemplari - ſcher Prieſter, ein andaͤchtiger Beter, weiß in allem Creutz ſich recht gelaſſen zu erzeigen, und wird von allen geliebet und geehret. Als er in Colm war, und 1701 ein Theil deſſelben Dorfes abbrannte, bat er GOtt um fernere Verhuͤtung des Feuers, welche Bitte ihm auch GOtt gewaͤhrete; ſobald er aber hieher nach Hoyerswerda zog, und nur eine Stunde weg war, brannte das gantze Dorf bis auf die Kir - che, Pfarr und etliche wenige Haͤuſer ab. Da er die Vocation zum hieſigen Sub-Diaconat bekam, war ihm der Paſtor Primarius, M. Martini, ohngeachtet ſie gute Freunde waren, ſehr zuwider, derſelbe wurf ihm ſein Alter fuͤr, und ſagte, man ſolle lieber einen jungen Mann herein nehmen, weil ſie alt waͤren, denn wie lange wuͤrde es waͤhren, ſo wuͤrden ſie fuͤr ihn arbeiten muͤſſen. Er trug aber alle Verſol - gung mit Gedult, lachte ſie aus, und ſagte im Schertz: Jch will noch mit ihren Kno -chen92Das zehende Capitel. chen uͤber die Kirche werfen. Es iſt auch geſchehen, indem er nicht nur dieſen Martini, ſondern auch noch ſeine Succeſſores uͤberle - bet hat, iſt jetzo in 73ſten Jahre ſeines Alters und im 44ſten Jahre ſeines Amtes, auch der Senior des gantzen Hoyerswerdiſchen Mini - ſterii Eccleſiaſtici. GOtt ruͤſte ihn noch fer - ner mit ſeines Geiſtes Kraft und Staͤrcke aus, und laſſe ihn ſeiner Gemeine und Familie zum Beſten noch viele Jahre leben.

Bey der Schule waren ſonſten nur zween Collegen, im Jahre 1698 aber wurde auf ho - he Anordnung Jhro Churfuͤrſtlichen Durch - lauchtigkeit zu Sachſen Friedrich Auguſts noch ein College geſetzet, welcher Collaborator ge - nennet wird. Derer Rectorum, ſo vor alters Schulmeiſter genennet wurden, ſind viele ge - weſen; mir aber ſind nur dieſe bekannt.

Johann Friedrich Seidel, von from - men und Chriſtlichen Eltern zu Spremberg 1634 den 8 October gebohren. Jm Jahre 1668 ward er zum hieſigen Rectore vociret, welches Amt er 23 Jahre mit Ruhm verwal - tet, anbey auch 7 Jahre Hoſpital-Verwal - ter geweſen. Jm Jahre 1669 verehelichte er ſich mit Jungfer Annen Dorotheen, ge - bohrnen Fichterin, zeugete mit ihr 4 Soͤh - ne und 1 Tochter, und ſtarb 1691 den 16den April in ſeinem 56ſten Jahre. Auf ſeinemLeichen -93Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. Leichen-Steine iſt folgendes Epitaphium zu leſen:

Allhier ruhet in ſeinem JEſu Herr Johann Friedrich Seidel, in die XXIII Jahre wohlverdienter Schul - Rector und in das VII Jahr Hoſpital-Verwalter allhier. Ward gebohren zu Sprembergk Anno MDCXXXIV den 8 Octobris, verehlichte ſich mit Jungfer Annen Dorotheen, gebohrnen Fichterin, Anno MDCLXIX, und zeugete 5 Kinder, als 4 Soͤhne und 1 Tochter, lebete mit ihr in vergnuͤgten Eheſtande bis an ſein ſeliges Ende. Starb allhier zu Hoyerswerda MDCXCI den 16 April Morgens, war der Oſter - Montag, Seines Alters LVI Jahr, XXVII Wochen, 1 Tag und 5 Stunden. RESURGAM. Leichen-Text 2 Timoth. I. v. 12 & 14.

Jch weiß, an welchen ich glaube, und bin gewiß, daß er kan mir meine Beylage bewahren bis an jenen Tag. Dieſe gute Beylage bewahre durch den Heili - gen Geiſt, der in uns wohnet.

Loſ -94Das zehende Capitel.

--- Loſſius, ward 1691 zum Rectore vo - ciret, iſt aber nur eine kurtze Zeit allhier gewe - ſen, indem er das andre Jahr darauf ohnweit Torgau zum Paſtore vociret worden, wo er noch leben ſoll. Jhm folgete

M. Hauſe. Dieſer wurde 1704 removi - ret, weil er 4 Wochen nach ſeiner Frauen To - de ſich mit einer andern, ſo in Bautzen wegen begangenen Diebſtahls den Staupenſchlag bekommen, copuliren laſſen, auch uͤberdiß ein ſehr unordentliches Leben fuͤhrete.

Johann Friedrich Cichorius, ein Stadt-Kind, war anfangs Collaborator. Jm Jahre 1704 ward er zum Rectore voci - ret, 1710 aber erhielt er die Vocation zum Pfarrer nach Groß-Partwitz, allwo er auch 1728 geſtorben.

Johann Jacob Sartorius, von Prie - ſterlichen Eltern 1675 den 21ſten Januarii zu Horne in Niederlauſitz gebohren, ſein Herr Vater war Herr Wentzeslaus Sartorius, Pfarrer zu Horne, die Frau Mutter Anna, ge - bohrne Schneiderin, ſtudirete zu Bautzen, gieng 1699 nach Leipzig auf die Univerſitaͤt, und nachdem er wieder von Leipzig nach Hau - ſe gekommen, hat er einige Jahre in Schleſien conditioniret. Jm Jahre 1710 ward er all - hier zum Rectore, 1718 zum Pfarrer nach Geyerswerde, und 1725 nach Colm zumPfar -95Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. Pfarrer vociret. Jm Jahre 1712 den 19den Januarii verehelichte er ſich mit Frau Johan - na Helena, ſeligen Herrn Johann Brau - ners, Paſtoris zu Groß-Radiſch, hinterlaſſenen Wittwe, mit welcher er in einer vergnuͤgten Ehe 2 Soͤhne und 2 Toͤchter gezeuget, von welchen 1 Sohn und 1 Tochter geſtorben. Jm Jahre 1737 ſtarb ihm ſein liebes Ehe-Weib. Der Allerhoͤchſte erhalte ihn noch viele Jahre ſeinen Kindern und anvertrauten Gemeine zum Beſten in ſteter Kraft und Geſundheit.

Johann Chriſtoph Reyentanz, ward 1680 zu Juͤterbock von frommen Eltern ge - bohren. Er hatte groſſes Belieben zum Stu - diren, frequentirte zu Torgau in der Schule, gieng darauf nach Wittenberg, als er wieder nach Hauſe kam, iſt er an unterſchiedlichen Orten in Condition geweſen, kam auch end - lich hieher zu dem ſeligen Herrn Amtmann Kotten in Condition. Als das hieſige Recto - rat vacant wurde, ſo wurde er dazu 1718 vo - ciret, verehelichte ſich auch in ſelbigem Jahre mit Jungfer Chriſtianen Roſinen, gebohr - nen Zimmermannin, Herrn Zimmer - manns, geweſenen Fuͤrſtlichen Kornſchreibers allhier, eheleiblichen Tochter, mit welcher er 16 Jahre, ohne Kinder zu zeugen, gelebet. Jm Jahre 1736 den 14den October ſtarb er jaͤh - lings an einem Steck-Fluſſe, ohne daß er vor -hero96Das zehende Capitel. hero kranck geweſen, ſeines Alters 56 Jahre. Auf ſeinem Leichen-Steine iſt folgendes Epi - taphium zu leſen:

Dieſes aus ehelicher Liebe und Treue aufgerichtete Grabmahl ſollte der Nach-Welt zum Andencken ſtellen Den Wohl-Edlen, Großachtbaren und Wohlgelahrten Herrn, Herrn Johann Chriſtoph Reyentantz, in die 18 Jahre bey hieſiger Schule Wohl - verdienten Rectorem, welcher zu Juͤterbock Anno 1680 das Licht der Welt erblickte, und nach dem er in Torgau und auf der Univerſitaͤt zu Wittenberg ſeine Studia ruͤhmlich abſolviret, wurde er Anno 1718 durch goͤttl. Winck anhero zum erledigten Rectorat vociret, verehlichte ſich hierauf mit Jungfer Chriſtianen Roſinen, geb. Zimmer - mannin, lebete mit ſelbiger 16 Jahre in einer vergnuͤg - ten Ehe, worauf er denn Anno 1736 den 14 October von GOtt aus dieſem Staube erhoͤhetund97Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. und in das himmliſche Freuden-Leben verſetzet wurde, nachdem er in dieſer Welt gelebet 56 Jahre.

M. Johann Jacob Nicolai, ein Stadt - Kind, von frommen Chriſtlichen Eltern ge - bohren, ſtudirete anfangs zu Hoyerswerda, hernach zu Lauben, gieng darauf nach Leipzig, und wurde 1737 allhier in ſeiner Vater-Stadt zum Rectore vociret. Er lebet unverheyra - thet, und verſtehet viele Sprachen, durch wel - che er ſich hie und da bekannt gemacht.

Von denen Cantoribus hat man wenige Nachrichten, dahero nur die drey letztern be - mercket werden.

Johann Chriſtoph Lehmann, ein Sohn Matthaͤi Lehmanns, P. P. des aͤlteren, er ſtarb im Jahre 1688.

Andreas Demiani, iſt gebohren 1655 zu Hunsdorf, einem Staͤdtlein in Siebenbuͤrgen. Er ſtudirete in Breßlau, gieng 1676 nach Leip - zig und legte ſich auf die Theologie. Jm Jahre 1689 den 19den Julii wurde er zum hie - ſigen Cantore vociret, ſtarb 1704 den 10den September in ſeinem 49ſten Jahre, und hin - terließ einen Sohn und eine Tochter.

Ernſt Michael Prieſemeiſter, von Chriſt - lichen und frommen Eltern gebohren 1679 den 29ſten September zu Luckau. Sein HerrHVa -98Das zehende Capitel. Vater war Zachaͤus Prieſemeiſter, Kunſt - Pfeifer daſelbſt, und die Frau Mutter Anna Catharina, gebohrne Linckin. Er frequen - tirete anfangs zu Lucka, hernach in Torgau. Jm Jahre 1698 gieng er nach Leipzig auf die Univerſitaͤt. Jm Jahre 1701 ward er nach Schlieben, 1703 nach Liebenau, und denn 1704 allhier zum Cantore vociret. Er hatte nach der Zeit zwey Vocationes nach Schle - ſien, als: eine nach Sagan, die andere nach Freyſtadt, bekommen, aber um einer gewiſſen Urſachen willen keine angenommen, welche letztere Stelle in kurtzer Zeit wieder vacant worden, da er denn die Vocation zum andern - mahle recuſirete. Jm Jahre 1701 verheyra - thete er ſich mit Jungfer Dorotheen Eliſa - beth, gebohrnen Muͤhlfortin, mit welcher er in einer vergnuͤgten und geſegneten Ehe 9 Kinder gezeuget, von welchen aber nur noch 1 Sohn und 3 Toͤchter am Leben. Er iſt ein geſchickter und beruͤhmter Muſicus. GOtt erhalte ihn den Seinigen zum Beſten noch viele Jahre in vollkommener Geſundheit.

Was die Herren Collaboratores anlan - get, ſo war von denenſelben der erſte

Preiſſer, ein Herrſchaftliches Kind, ſein Vater war Foͤrſter in Neuſtadt. Jm Jahre 1698 bekam er die Vocation, beſaß aber ſolche Stelle nicht laͤnger, als 1 Jahr, indemer99Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. er 1699 zum Paſtore nach Groß Partwitz vo - ciret wurde, allwo er 1709 geſtorben. Jm Jahre 1705 heyrathete er des M. Samuel Martini, P. P. allhier, eheleibliche Tochter, mit welcher er in einer unvergnuͤgten Ehe le - bete, daß er auch deshalben vor Chagrin ſtarb.

Johann Friedrich Cichorius, ein Stadt-Kind, von frommen und Chriſtlichen Eltern gebohren 1662. Sein Herr Vater war Zacharias Cichorius, Burgemeiſter allhier. Er gieng anfangs zu Hauſe in die Schule, hernach thaten ihn ſeine Eltern nach Bautzen, von da gieng er nach Wittenberg und ſtudirete die Theologie. Jm Jahre 1700 bekam er die Vocation zum Collaboratore, 1704 zum Rectore, 1710 zum Paſtore nach Groß-Partwitz, allwo er 1728 den Sonntag vor dem Heiligen Chriſt-Tage zur Nacht am Schlage geſtorben.

Tobias Beſſer, ein Stadt-Kind, ge - bohren 1675 den 15den April. Sein Herr Va - ter war Weiland Herr Urbanus Beſſer, Churfuͤrſtlicher Saͤchſiſcher Amts-Voigt all - hier, und die Frau Mutter Anna Dorothea, gebohrne Praͤtoriußin, ſtudirete zu Bautzen und Wittenberg. Jm Jahre 1704 den 27ſten September bekam er die Vocation zum Collaboratore. Er hat ſich viermahl verehelichet: 1) im Jahre 1705 den 28ſten Ju -H 2lii100Das zehende Capitel. lii mit Frau Annen Reginen, verwittibten Schreyerin, gebohrnen Lehmannin; 2) im Jahre 1707 den 18den Januarii mit Jungfer Johannen Magdalenen, gebohrnen Pier - ſchickin, mit welcher er 3 Soͤhne und 5 Toͤchter gezeuget; 3) im Jahre 1725 den 25ſten September mit Jungfer Annen Dorotheen, gebohrnen Nicolin, mit welcher er 4 Soͤhne und 3 Toͤchter gehabt; und 4) im Jahre 1739 den 8ten September mit Jungfer Annen Marien, gebohrnen Panaſchin.

Ueber dieſe drey Collegen iſt noch ein Or - ganiſt, welche Stelle aber der jetzige Herr Cantor mit verſorget; denn als er vor eini - gen Jahren zwo Vocationes nach Freyſtadt bekam, ſo wurde ihm die vacante Organiſt - Stelle um beſſern Unterhalts und mehrern Einkommens willen offeriret, damit er hier verbleiben, und nicht weiter ziehen moͤchte, welche er auch annahm, und jene Vocationes wieder zuruͤck ſandte.

Was die Bibliothec anlanget, ſo beſtehet ſolche in ſehr wenig Buͤchern und Curioſitaͤ - ten. Sie wurde im Jahre 1717 von dem damahligen Herrn Amtmann Kotten, und Paſtore Primario, M. Samuel Martini, angeleget, und iſt zu finden uͤber dem Ein - gange in die Haupt-Kirche in einem aparten Gewoͤlbe. Zu bedauren iſt es, daß ſich ihrernie -101Von denen Herren Geiſtlichen ꝛc. niemand ſonderlich annimmt, daher ſie nicht nur in ihrem erſtern angelegten Eſſe verblie - ben, ſondern es ſind auch uͤberdieß durch nach - laͤßige und uͤbele Jnſpection derer, die ſolche haben, viele Sachen aus derſelben entwendet worden.

Das eilfte Capitel. Von denen Amts-Befehlhabern.

Man thaͤte nicht unrecht, wenn man dieſelbigen in unterſchiedliche Claſ - ſen eintheilete; jedoch um mehrerer Deutlichkeit und Kuͤrtze willen ſollen ſie, ſo viel als ihrer bekannt ſeyn, der Ordnung nach folgen.

Herr Hanns von Haugwitz, ward un - ter der Regierung des Herrn Seyfried von Promnitz im Jahre 1582 Hauptmann uͤber die hieſige Herrſchaft. Er verwaltete ſolches Amt bis 1598. Jhm folgete

Peter von Leſchbrandt auf Tzachsdorf unter der Regierung Herrn Weyhardt von Promnitz bis 1617.

Adam Leipholt, ward 1617 Amtmann bis 1620.

H 3Hanns102Das eilfte Capitel.

Hanns Goͤllner, iſt von 1621 bis 1630 Amtmann geweſen.

Martin Gudeborn, Amtmann von 1631 bis 1650.

Sigmund Berger, kam von Koͤnigs - wartha und ward 1651 Amtmann, verwalte - te ſolches Amt bis 1669. Deſſen Ehe-Weib lieget zu Colm begraben, woſelbſt ſie eines jaͤhlingen Todes geſtorben.

Johann Adolph von Haugwitz auf Nechern, Churfuͤrſtlicher Geheimder - und Kriegs-Rath, Cammer-Praͤſident, Cammer - Herr und Landes-Hauptmann des Marggraf - thums Oberlauſitz, ward 1656 Adminiſtra - tor in hieſiger Herrſchaft.

Hanns Dictrich von Schleinitz auf Tſchacken und Colmitz, Chur-Printzl. Durchl. zu Sachſen Hochbeſtallter Amts-Hauptmann allhier und Cammerjuncker, von 1670 bis 1689.

Urban Beſſer, ein Sohn Nicolaus Beſ - ſers, Paſtoris auf der Probſtey Droͤſich. Jm Jahre 1655 ward er Amts-Secretarius, her - nach Amts-Voigt, und hat dieſem letzten Am - te 34 Jahr ruͤhmlich vorgeſtanden, ſtarb end - lich 1705 den 31ſten October, da er ſein Alter gebracht auf 83 Jahre und 23 Wochen. Das Epitaphium auf ſeinem Leichen-Steine lautet alſo:

Allhier103Von denen Amts-Befehlhabern,
Allhier ruhet in Hoffnung ſeliger Auferſtehung Weiland Herr Urbanus Beſſer, Churfuͤrſtl. Saͤchſiſ. Amts-Voigt der Herr - ſchaft Hoyerswerda, welcher ſeinem Amte 34 Jahre ruͤhmlich vorgeſtanden und manche Widerwaͤrtigkeit Chriſtlich uͤberwunden, von GOtt aber, den er kindlich gefuͤrchtet, in ſeiner mit Frau Annen Dorotheen, ge - bohrnen Praͤtoriußin, 49 Jahre liebreich gefuͤhrten Ehe mit einer ſchoͤnen Kronen von 54 Kindern, Kindes - und Kindes-Kin - des-Kindern, auch mit der Krone der grauen Haare, und endlich, da er LXXXV Jahre und 23 Wochen gelebet, und den 31 Octobr. A. C. MCCCMV. ſanft und ſelig entſchlafen, mit der Krone des Lebens begnadet worden, und alſo mit ſeinem Exempel die Wahrheit ſeines aus Pſ. CXLV. 15. genommenen Leib - und Leichen-Spruchs bewaͤhret: Wohl dem Volck, deß der HErr ein GOtt iſt,H 4der104Das eilfte Capitel. der bleibe auch ſeiner hinterlaſſenen Wittwen und Kinder GOtt, die ihm dieſen Leichen - Stein aus Ehre und Kindlicher Liebe legen laſſen.

Chriſtian Wilhelm von Watzdorf, Cammer-Juncker und Ober-Land-Fiſch-Mei - ſter, war allhier Amts-Hauptmann, und ſtarb 1690 im Monath Februario. Jhm ſuc - cedirte in eben dieſem Jahre im Monath De - cember

Ernſt Friedrich von Doͤhlau, Cammer - Juncker, und erhielt 1697 ſeine Dimißion.

Chriſtian Friedrich Senf, von Stol - pen gebuͤrtig, ward 1698 Amts-Voigt.

Caſpar Benjamin Rieſenſtein, ſo Amts-Voigt ward, ſich aber Amts-Rath ti - tulirete.

George Friedrich von Knobelsdorf auf Rickersdorf und Pretzſchdorf, des So - rauiſchen Fuͤrſtenthums Hochverordneter Land - und Mann-Gerichts-Aſſeſſor, wie auch Hochfuͤrſtenbergiſcher wuͤrcklicher beſtallter Ober-Hof-Meiſter, bekam 1698 hieſige Herr - ſchaft auf 6 Jahre in Pacht, und gab jaͤhrlich 14000 Thaler.

Doctor Nicolai, Koͤniglicher und Chur - fuͤrſtlicher Appellations-Rath, ward von Jh - ro Hochfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit von Te -ſchen105Von denen Amts-Befehlhabern. ſchen zum Commiſſario uͤber die Herrſchaft geſetzt. Jhm folgete

Carl Treiber 1705, ward aber 1709 den 29ſten Junii von einem Hochloͤblichen Ober - Amte zu Bautzen in Arreſt genommen, und nach Bautzen gefuͤhret, indem er ſich an ei - nem Ober-Amts-Befehle vergriffen, wo er lan - ge Zeit geſeſſen, und endlich des Nachts durchgegangen.

Johann Ernſt Beniſch, uͤbernahm 1705 die Herrſchaft in Pacht fuͤr 14000 Thaler.

Johann Friedrich Kotte, bekam gleich - falls 1709 die Herrſchaft auf 6 Jahre fuͤr 14500 Thaler in Pacht, kam aber, ehe noch die Zeit um war, in Arreſt.

Doctor Schramm, ward 1710 von Jh - ro Fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit von Teſchen als Gevollmaͤchtigter uͤber die Herrſchaft ge - ſetzt.

Andreas Leiderding, folgete jenem 1720, hat aber ſolch Amt nicht lange verwaltet.

Johann Friedrich Ehrenhaus, von frommen und Prieſterlichen Eltern im Jahre 1668 den 9ten May zu Pulßniz geboͤhren, wo ſein Vater Paſtor war. Studirete in Budißin und Halle, verehelichte ſich mit Jungfer Annen Roſinen, gebohrner Hieh - lin, mit welcher er 4 Soͤhne und 4 ToͤchterH 5gezeu -106Das eilfte Capitel. gezeuget, ward 1721 allhier Amtmann, ſtarb 1726 den 28ſten April in ſelnem 58ſten Jahre. Jhm iſt von ſeinen Hinterlaſſenen folgendes Epitaphium aufgerichtet worden.

D. O. M. S. Dieſes von Ehelicher und Kindlicher Liebe aufgerichtete Grab-Mahl ſoll bey den Nachkommen eine Zeit lang im Andencken erhalten Den Weiland Hoch-Edlen, Veſten und Hochgelahrten Herrn, Herrn Johann Friedrich Ehrenhauſen, Hochfuͤrſtl. Teſchniſchen Wohlverdienten Amtmann allhier, welcher Anno 1668 den 9ten May von Chriſt-Prieſterlichen Eltern in Pulßniz gebohren, mit Frauen Anna Roſina Hiehlin 38 Jahre 3 Monathe in einer geſegneten Ehe gelebet, 8 Kinder, als 4 Soͤhne und 4 Toͤchter, ge - zeuget, Dem Hochfuͤrſtlichen Amte in Gerichts - und Haushaltungs-Sachen loͤblich vorgeſtanden,ſein107Von denen Amts-Befehlhabern. ſein Leben aber Chriſtlich und ſelig beſchloſſen den 28ſten April 1726.

George Heinrich Kauderbach, Koͤnigli - cher Pohlniſcher und Churfuͤrſtlicher Saͤchſi - ſcher Cammer-Commiſſarius, ward Amt - mann im Jahre 1727, und hat ſolchem Amte 12 Jahre vorgeſtanden.

Theophilus Leßing, iſt gebohren in der Koͤniglichen Pohlniſchen und Churfuͤrſt - lichen Saͤchſiſchen Sechs-Stadt Camentz im Jahre 1697 den 4ten December. Sein Herr Vater, gleiches Vornamens, war in die 90 Jahre Burgermeiſter daſelbſt. Er ſtudirete anfangs zu Camenz in der Stadt-Schule, hernach in Bautzen und Goͤrlitz, gieng dar - auf auf die Univerſitaͤt Halle, von dar nach Wittenberg. Jm Jahre 1724 ward er von Jhro Hochfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit von Teſchen allhier zum Amts-Actuario inſtalliret, und hat ſolchem Amte bis 1739 treulich vor - geſtanden, wurde aber 1739 von der Koͤnigli - chen Pohlniſchen und Churfuͤrſtlichen Saͤch - ſiſchen Cammer zum Amtmanne geſetzt. Jm Jahre 1726 den 8ten October verehelichte er ſich mit Jungfer Roſinen Chriſtianen, ge - bohrnen Ehrenhauſin, weiland Johann Friedrich Ehrenhauſes, Amtmanns allhier, hinterlaſſenen eheleiblichen aͤlteſten Jungfer Tochter.

Der108Das eilfte Cap. Von Amtsbefehlhabern.

Der erſte Actuarius iſt geweſen

Theophilus Leßing. Siehe vorher.

Schmeltzer, ward im Jahre 1739 Actua - rius, erhielte aber nach Verflieſſung eines Jahres auf ſein eigenes Suchen die Dimiſ - ſion.

Gottlob Ehrenreich Haͤltermann, ge - bohren 1715 zu Bautzen, von frommen und Chriſtlichen Eltern. Sein Vater war Jo - hann Friedrich Haͤltermann. Er ſtudire - te in ſeiner Vater-Stadt Bautzen, und auf der Univerſitaͤt Leipzig, ward 1740 Actua - rius allhier.

  • Renth-Schreiber und Wirthſchafts-Ver - walter ſind nachfolgende:
  • Marcus Antonius Archeſius, zu Zeiten de - rer Herren von Promnitz, von 1582 an.
  • Chriſtoph Reichel, von 1599 an.
  • Jacob Martini.
  • George Groſche, zugleich Bau - und Forſt - Schreiber.
  • Caſpar Brauer.
  • Matthaͤus Zimmermann.
  • Andreas Jaͤckel.
Das109

Das zwoͤlfte Capitel. Von denen Burgermeiſtern.

Was anlanget die Herren Burgermei - ſter, welche die Regierung bey hieſi - ger Stadt verwaltet, ſo habe in kei - nen alten Nachrichten und Urkunden koͤnnen finden, wer ſolche vom Anfange der Stadt geweſen ſeyn; vom Jahre 1515, als von dem groſſen Brande, aber ſind nachfolgende:

  • Herr Hanns Kerck, welcher im Jahre 1515, 1516 und 1520 die Regierung gehabt.
  • Hanns Tabor, 1517 und 1525.
  • Hanns Berdich, 1518 und 1529.
  • Gregorius Rinck, 1519.
  • Thomas Rinck, 1521.
  • Simon Schickel, 1522.
  • Jacob Schoͤn, 1524.
  • Hanns Janaſch, 1526, 1531, 1543 und 1547.
  • Hanns Duringk, 1527, 1532 und 1533.
  • Peter Roſtock, 1528 und 1535.
  • Matthaͤus Cuba, 1530, 1534, 1542.
  • Jacob Czornick, 1537, 1538, 1539.
  • Urban Billick, 1540, 1541.
  • Thomas Turinck, 1544.
Mar -110Das zwoͤlfte Capitel.
  • Marcus Smoler, 1545, 1546, 1549, 1552, 1558, 1561 und 1563.
  • Thomas Partiz, 1548, 1551, 1554, 1555, 1557 und 1560.
  • Hanns Funcke, 1550 und 1556.
  • Hanns Lehne, 1553.
  • Ambroſius Farnisholtz, 1559.
  • Peter Schleſier, 1562, 1565.
  • Blaſius Kuba, ſonſt Lehmann genannt, 1564, 1567, 1569, 1570, 1573, 1574, 1577, 1578, 1579, 1583 und 1589.
  • Blaſius Tabor, 1566, 1568, 1571 und 1572.
  • Gregorius Miſchkan, 1575, 1576, 1593, 1596, 1597, 1600, 1601, 1603, 1607 und 1610.
  • Michael Semmel, 1580, 1581, 1591, 1599.
  • Matthaͤus Deutſch, 1584, 1590, 1594.
  • Paul Stumph, 1585, 1588, 1591 und 1592, in welchem letzten Jahre unter ſeiner Regie - rung das letztabgebrannte Rath-Haus von Grund aus neu auferbauet worden.
  • Balthaſar Funcke, 1598.
  • Alexius Muͤller, 1602, 1604, 1606, 1609, 1612 und 1615.
  • Jacob Lehmann, 1605, 1608, 1611, 1614, 1617, 1620, 1623, 1626, 1629, 1632, 1633 und 1638.
  • Jacob Bahußlau, 1613, 1616, 1619, 1622, 1627, 1630 und 1631.
Zacha -111Von denen Burgermeiſtern.
  • Zacharias Cichorius, 1636, 1637, 1639, 1640, 1644, 1645, 1652, 1659, 1662, 1665 und 1666.
  • George Schmidt, 1642, 1643, 1654, 1657, 1658, 1661, und 1664.
  • Matthaͤus Salzenbrod, 1646, 1647.
  • Zachaͤus Seydler, 1648, 1649, 1650, 1653, 1660 und 1663. Er ſtarb 1669 den 30ſten May.
  • Johann Bernhardi, Medicinæ Practi - cus und Apotheker, 1667, 1668 und 1669.
  • Zacharias Seydler, 1670, 1672, 1673, 1674, 1675, 1677 und 1678, ſtarb als unterſter Burgermeiſter 1679 den 28ſten December, ſeines Alters 39 Jahre.
  • Jacob Salzenbrod, 1671, ſtarb auch in dieſem Jahre den 12ten Junii als regierender Burgermeiſter in ſeinem 55ſten Jahre.
  • Chriſtian Lehmann, 1676, (in dieſem Jahre den 13den Maͤrtz ſtarb der dritte Bur - germeiſter Michael Stoll in ſeinem 73ſten Jahre, ſo aber die Regierung niemahls ge - habt) 1679, 1681, 1684, (in dieſem Jahre war er mit Abraham Koch zugleich Judex) 1687, 1690 und 1693, ſtarb eines jaͤhlingen Todes 1700 den 21ſten Sept. ſeines Alters 64 Jahre.
  • Clemens Peutzer, Reip. Not. 1680, hat - te aber nicht lange die Regierung, indem er noch in dieſem Jahre auf Befehl Jhro Chur - fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit abgeſetzet ward,zog112Das zwoͤlfte Capitel. zog hierauf nach Bautzen, wo er nach einigen Jahren geſtorben und zu Wilcken begraben liegt.
  • Jacob Thuno, 1682, 1685, 1688 und 1691, ſtarb an einem Schlag-Fluſſe 1701 den 17den Januarii, ſeines Alters 70 Jahre.
  • Abraham Koch, 1683, 1689, 1692, 1694, 1695, 1696, 1697. Jn dieſem letzten Jahre den 22ſten October ſtarb er als Regens in ſeinem 70ſten Jahre.
  • Martin Praͤtorius, 1698, 1699, 1700, 1701.
  • Ehrenſried Sacreitz, kam 1705 zur Regie - rung, ſtarb aber auch in dieſem Jahre den 27ſten December.
  • Johann Leonhardi, anderer Burgermei - ſter, ſtarb 1703 den 15den December in ſeinem 87ſten Jahre, iſt nicht zur Regierung ge - kommen.
  • Salomon Gottlob Hausdorf, ſo 1706 regierender Burgermeiſter geweſen, und acht - mahl ſolchem Amte vorgeſtanden.
  • Der jetzige ſaͤmtliche Rath beſtehet in nach - ſolgenden Perſonen.
  • Chriſtoph Meyer, regierender Burger - meiſter, ward 1726 das erſtemahl Regens, und iſt itzo das zehendemahl, daß er ſolches Amt mit Ruhm verwaltet.
Mar -113Von denen Burgermeiſtern.
  • Martin Sacreitz, anderer Burgermei - ſter, iſt neunmahl Regens geweſen, und 1702 das erſtemahl erwehlet worden.
  • Jacob Thuno, dritter Burgermeiſter, ſo ſechsmahl Regens geweſen.
  • Michael Heinrich, Stadt-Richter.
  • George Friedrich Meyer, Stadt-Schrei - ber.
  • Daniel Auguſt Riccius, Scabinus.
    • Gottlob Muͤller,
    • Gotthelf Sacreitz,
    Aſſeſſores.

Das dreyzehende Cap. Von denen Legatis und Stiftun - gen.

Mit allem Rechte kan man behaupten, daß es eine Genade von GOtt, wenn in einer Stadt oder Orte gutthaͤtige Hertzen ſich hervorthun, die an Nothleidende gedencken, und ſowohl uͤber - haupt gegen Arme mildreich ſich erweiſen, als auch mit gewiſſen Stiſtungen denen Studi - renden ſuchen fortzuhelfen. Solche Wohl - thaͤter laſſen ein ewiges Gedaͤchtniß hinter ſich, und ſo oft ihren Stiftungen nachgekommenJwird,114Das dreyzehende Capitel. wird, gedencket man ihrer und ruͤhmet ihr Wohlthun, wie ſie es auch in der That ver - dienen.

Jn unſerm Hoyerswerda hat es an der - gleichen mildreichen Hertzen nicht gefehlet, nur zu bedauern iſt es, daß man keine rechte und hinlaͤngliche Nachricht von denenjenigen Perſonen hat, die durch ihr Wohlthun ihr Gedaͤchtniß verewiget. Die alleraͤlteſte Stif - tung oder Legat mag wohl ſeyn, welches am Tage Matthiaͤ ausgetheilet wird. Von wem aber ſolches legiret worden, findet man nichts ſchriftliches aufgezeichnet. Es meinen zwar einige, der Stifter deſſelben ſey ein wohlha - bender Buͤrger allhier geweſen, ſo Matthaͤus geheiſſen;(*)Matthias und Matthaͤſius ſind alte Ge - ſchlechter, ſo etliche Jahrhunderte nach einan - der hier in Hoyerswerda wohnhaftig gewe - ſen. allein ob es gleich einigermaſ - ſen wahrſcheinlich zu ſeyn ſcheinet, ſo kan mans doch fuͤr gantz gewiß nicht ſagen. Denn es kan auch ſeyn, daß der Name Matthias der Tauf-Name des Stifters dieſes Legati ſey, und zum Gedaͤchtniß ſeines Tauf-Tages oder Taufe dieſes legiret, wie man dergleichen Le - gate hie und da viele findet. Es mag nun ſeyn, wie es wolle, ſo hat doch der Stifter deſ -ſelben115Von denen Legatis und Stiſtungen. ſelben ein gutes Werck gethan, und dadurch ſein Mitleiden gegen das Armuth an den Tag geleget, indem nach ſeiner Verordnung an dem Tage Matthiaͤ durch den Sub-Diaconum und Cantorem Sechs Thaler und ſechszehen Groſchen unter die Armen ausgetheilet wer - den, es bekommen aber auch davon Einen Thaler die Current-Schuͤler und vier Gro - ſchen der Gloͤckner. Fuͤr Auszahlung der Gel - der an den Sub-Diaconum muß der Kirchen - Vorſteher Sorge tragen.

Nach dieſem iſt das Miſchkaniſche Sti - pendium fuͤr Studirende. Stephan Miſch - kan kam als ein armer Knabe nach Hoyers - werda und war eine Zeit lang unter den Cur - rent-Schuͤlern. Er war anderweit von ar - men Eltern gebohren; GOtt, der fuͤr arme und fromme Kinder ſorget, und ſie verſorget, hatte auch den Miſchkan in ſeiner Goͤttlichen Vorſorge. GOtt hatte ihm hie in Hoyers - werda nicht allein ein Stuͤcklein Brod aufge - hoben, ſondern ihn auch zu einem groſſen vermoͤgenden Manne gemacht. Er verehelich - te ſich zwar, bekam aber in ſeiner vergnuͤgten Ehe keine Kinder, weil er nun nach Abſterben ſeines lieben Eheweibes keine Erben hatte, ſo vermachte er ſein von GOtt beſchertes Ver - moͤgen meiſtentheils an Arme und Nothlei - dende. Unter andern legirte er in ſeinem Te -J 2ſtamen -116Das dreyzehende Capitel. ſtamente fuͤnfhundert Thaler fuͤr ſtudirende Buͤrgers-Soͤhne, und bekommen von denen Jntereſſen an dreyßig Thalern zwey Studioſi drey Jahr nach einander. Anfangs bekam die 30 Thaler nur ein Studioſus drey Jahr nach einander; weil aber nach der Zeit ihrer viele zugleich ſtudireten, ſo iſt alsdenn beſchloſſen worden, daß allezeit ihrer zwey zugleich drey Jahre nach einander ſolch Stipendium genieſ - ſen, damit die andern nicht ſo lange warten muͤſ - ſen. Dieſer Miſchkan war ein feiner, geſchick - ter und anſehnlicher Mann, daher er auch zu Zeiten derer Herren von Promnitze und Kitlitzſche, Herren von Hoyerswerda, Amts - Aſſeſſor war. Er ſtarb im Jahre 1616 den 23ſten December in ſeinem 53ſten Jahre, wie ſolches auf dem Epitaphio, ſo ihm zu Ehren und Andencken aufgerichtet worden, zu ſehen, und lautet ſolches:

Anno Chriſti MDCXVI. den 23 Dec. in GOtt ſeeliglichen entſchlaffen der Ehrenfeſte Achtbar und Wohlbenamb - te Herr Stephan Miſchkan Beider Löblichen Freyhen Herrſchafften Promitzchen und Kittlitzſchen Wohl - verordner Amets-Aſſeſſor und vornehmer Bürger in Hoyerswerda. Seines117Von denen Legatis und Stiftungen. Seines Altters in 53 Jahr, deme GOtt Gnade.

Um den Rand des Leichen-Steines ſtehet

2 Timoth. 4. Ich habe einen guten Kampf gekempfet den Laufft volendet und habe Glauben gehalten hinfurt iſt mir beyge - legt &c.

Antonius Faber, Med. Doct. ein from - mer und Chriſtlicher Medicus allhier, ſo bey jedermann beliebt und in groſſen Anſehen war, und zur Ehe hatte des Herrn Valentin Ludewigs, wohlverordneten Cantzlers dieſer Herrſchaft, eheleibliche Tochter, hat zwey Legata gemacht, eines vor ſich, das andere im Namen ſeiner ſeligen Schwieger-Mutter. Erſtlich hat er vor ſich 48 Thaler legiret, da - von das Jntereſſe der Sub-Diaconus a 2 Tha - ler 16 Groſchen bekommt, und iſt das Capi - tal auf dem Hoſpitale; das andere im Namen ſeiner ſeligen Schwieger-Mutter, bekommt der Cantor von einem gewiſſen Stuͤck Acker, jaͤhr - lich 3 Thaler, wie aus folgendem zu erſehen.

Dem jetzigen Herrn Cantori und ſeinem Succeſſori im Cantorat wird hiermit zur Nachricht ertheilet, daß ich im Namen und zum Gedaͤchtniß meiner ſeligen Frauen Schwieger-Mutter, der Weiland Ehrba - ren und Tugendſamen Matrone, FrauenJ 3Bar -118Das dreyzehende Capitel. Barbaraͤ Meckin, Herrn Valentini Lu - dewigs, wohlverdienten Herrn Cantzlers dieſer Herrſchaft, auch ſeligen hinterlaſſenen Wittib, funfzig Thaler, gut alt ſchwer Geld, ſo mir Simon Thuen, Buͤrger und Schmidt allhier, wegen der an Kuͤhnicht mir aberkauften Acker entrichten ſollen, der auf einen perpetuirlichen Zinß, ihn und auf ſich behalten, der Kirchen dergeſtalt legiret, und vermachet, daß die 3 Rthlr. gut ſchwer Geld-Zinſe davon, ſo Thuen jaͤhrlich bey Ablegung der Kirchen-Rechnung, oder in Entſtehung und Verſchiebung derſelben, nichts minder uns ſelbige bishero gewoͤhn - liche Jahres-Zeit erlegen ſchuldig, iederzeit, Anno 1681 den Anfang damit machen, der Herr Cantor dieſer Herrſchaft und Stadt, zu einem wenigen acceſſorio, ſeiner ohne diß geringen und genauen Condition erheben, und der Frau Valtinin Ludewigin zum Ge - daͤchtniß, fuͤr ſich gebrauchen und genieſſen ſolle. Actum Hoyerswerda die Martini (Feſto Cantorum) Anno 1625.

Antonius Faber, Medicinæ Doctor.

Herr Abraham Koch, Burgemeiſter all - hier, ſo im Jahre 1697 den 22ſten October in ſeinem 70ſten Jahre als Regens geſtorben, hat zwantzig Thaler legiret, von welchem Ca -pital119Von denen Legatis und Stiftungen. pital die Zinſen auf ſein Verlangen jaͤhrlich am Heiligen Chriſt-Abend unter die Armen ausgetheilet werden, das Capital ſtehet auf Herrn Burgemeiſter Sacreitzens Hauſe.

Herr Muͤlle, Kauf - und Handelsmann allhier, und deſſen nachgelaſſene Wittwe, le - girten viertzig Thaler, damit alle Char-Frey - tage Nachmittags eine Leich-Predigt zu Chri - ſti Begraͤbniß gehalten ſoll werden, von denen Zinſen bekommt derjenige, ſo die Predigt haͤlt, einen Thaler vier Groſchen, das uͤbrige der Cantor, Kunſt-Pfeifer und die Knaben fuͤrs Singen, Muſiciren und Laͤuten.

Vor vier Jahren hat Herr Gieſſe, ſo ehedeſſen allhier gewohnet, hernach aber nach Cotbuß ins Brandenburgiſche gezogen, und auch daſelbſt geſtorben, etliche hundert Thaler legiret, die Jntereſſen davon bekommen die Geiſtlichen, Schul-Collegen und Hoſpital.

Ueber dieſe ſind noch andere Legata, ſo - wohl fuͤr die Geiſtlichen als Schul-Collegen; weil man aber von denſelben keine rechte Nachricht hat, woher und von wem ſie geſtif - tet, als kan man auch von denenſelben nichts gewiſſes melden.

J 4Das120Das vierzehende Capitel.

Das vierzehende Cap. Von Allen des Amts und der Herr - ſchaft Hoyerswerda Schrift - und Amts-Saſſen, wie auch mediaten und immediaten Unterthanen, Dorfſchaften ꝛc.

Vor mehr als 200 Jahren ſind die Herren von Max, denen das Dorf Schwartz Colm, eine Meile von der Stadt, ge - hoͤret, Schriftſaß in hieſiger Herrſchaft ge - weſen. Nach dem aber von dem letzten Beſi - tzer des Dorfs damahlige Herrſchaft allhier das Dorf an ſich gekauft, ſo hat nunmehro hieſige Herrſchaft keine Schrift-Saſſen mehr.

Lehn-Leute in hieſiger Herrſchaft ſind Herr Gottfried von Gersdorf auf Puls - dorf, Obriſt-Wacht-Meiſter, wegen derer aus Oberſohland zur Lehen anher gehenden 13 Bauer-Guͤter und 4 Gaͤrtner, unter das Amt Goͤrlitz gehoͤrig.

Herr Wolf Siegemund von Uchtritz auf Ober-Sohland, wegen eines anher zu Le - hen gehenden Bauer-Guts, gleichfalls unter das Amt Goͤrlitz gehoͤrig.

Herr121Von allen Amts-Unterthanen ꝛc.

Herr Hanns Rudolph von Gersdorf, auf Klein-Radmeritz, wegen des alldaſigen Friezſchkens Bauer-Guts, ſo bey hieſiger Herrſchaft zur Lehn gehoͤret.

Amts-Saſſen ſind nachfolgende:

Herr Chriſtian Moͤller, Hauptmann, wegen ſeines Burg-Lehn-Hauſes.

Die Tomritzen Erben, wegen ihres Frey-Hauſes und Gartens.

Herr Johann Chriſtoph Gloͤckner, wegen des Eiſen-Hammers zu Burghammer.

Jnnwohner in Hage unter das Koͤnigli - che Amt gehoͤrig.

  • Heinrich Altmann.
  • Matthaͤus Schmidt.
  • Hanns Sulck.
  • Michael Patocka.
  • George Schwarſch.
  • Andreas Patocka.
  • Eva Fiſcherin.
  • Hanns Caſpar.
  • Matthes Liebiſch.
  • Martin Slarſch.
  • Matthes Zſchertzig.
  • Hanns Schuppan.
  • Hanns Kretſchmer.
  • Chriſtoph Hanock.
  • Matthes Muͤller.
  • Johann George Lehmann.
J 5Anna122Das funfzehende Capitel.
  • Anna Catharina Miſchkanin.
  • Anna Maria Wincklerin.

Was die Dorfſchaften anbelanget, ſo wird von denſelben in einem beſondern Capitel weit - laͤuftig Nachricht gegeben werden.

Das funfzehende Cap. Vom Forſt-Weſen und Fiſcherey.

Die Jagt in der gantzen Herrſchaft gehoͤ - ret Jhro Koͤniglichen Majeſtaͤt und Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit, als jetzigen Erb - und Lehn-Beſitzer der Herrſchaft Hoyerswerda,(*)Jn der Colmiſchen Kirche lieget ein Privi - legium, welches im Jahre 1360 die damahlige Herrſchaft in Hoyerswerda dem Pfarr in Colm ertheilet, daß er frey zu hetzen haben ſoll in der Herrſchaft Heyden, fuͤr ſich noth - duͤrftig und ſeinem Patron zum Geſchencke. und findet man von allen Sorten Wildpret die Menge. Die Forſt - Bedienten ſowohl in vergangener als zur je - tzigen Zeit ſind nachfolgende:

Herr Hanns Chriſtoph Neſe, zu Zeiten Jhro Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit Jo - hann George des vierten und Friederichs.

Herr123Vom Forſt-Weſen und Fiſcherey.

Herr Johann Ehrenreich von Gers - dorf, Herr auf Jannewitz, Hermsdorf, Nie - der-Seide ꝛc.

  • Ober-Foͤrſter.
  • Johann Gottfried Lobrin.
  • Johann Peter Bottcher.
  • Johann Ernſt Grumbach.

Ueber dieſe ſind noch 2 reitende Foͤrſter, einer zu Colm, und der andre zu Bluno, 4 Fuß-Knechte, als zu Saͤrchen, Kuͤnicht, Neu - ſtadt und Torne, und der Faſan-Waͤrter.

Die Fiſcherey iſt ſehr ſtarck, ſie beſtehet nicht allein in lebendigen Waſſer, als in der Schwartzen Elſter und Spreu, ſondern auch in vielen Teichen, welche alle der Herrſchaft gehoͤren, als:

  • Zeiſiger und Kuͤhnichter Teiche.
  • Der Ham̃er-Teich wird beſetzt mit 30 Schock
    *Sind vor dieſem beſetzet worden, es iſt aber jetzo die Beſatzung hoͤher.
    *
  • Der weiſſe See 20
  • Der alte Burcker 30
  • Der tiefe Podroſchnick 12
  • Der groſſe Podroſchnick 28
  • Der Mißkal 15
  • Das Muͤnchs Teichel 8
  • Funckes Wieſe 10
Das124Das funfzehende Capitel.
  • Das Holder Teichel 8 Schock
  • Der Seydewinckler 30
  • Saͤrcher und Buchwalder.
  • Der groſſe Saͤrcher 250
  • Der kleine Saͤrcher 36
  • Der alte Saͤrcher 45
  • Der Ober Buchwalder 30
  • Der Unter Buchwalder 30
  • Neuwieſer Teiche.
  • Der Saliſch 80
  • Der kleine Buchholtzer 14
  • Der groſſe Buchholtzer 18
  • Geyerswalder Teiche.
  • Der Babre Holtz 46
  • Der groſſe Haͤnger 44
  • Der Burgk 38
  • Der Mittele 18
  • Der Kleine oder Untere 14
  • Neuwieſer Teiche.
  • Der alt Neuwiefer 30
  • Der Saluſch 80
  • Der kleine Buchholtzer 14
  • Der groſſe Buchholtzer 18
  • Die Hentzſchels Wieſe 32
  • Der Holtſchens 50
Taͤtzſch -125Vom Forſt-Weſen und Fiſcherey.
  • Taͤtzſchwitzer Teiche.
  • Der Groſſe 30 Schock
  • Der Mittler 13
  • Der kleine Simon Flegel genañt 10
  • Nardter Teiche.
  • Der Weinbergs-Teich 20
  • Der Bochnitz 8
  • Der Schnuden-Lug 8
  • Das Hopffen 5
  • Das Schneide-Muͤhl-Teichel 7 ferner.
  • Der groß Helffer 50
  • Der klein Helffer 20
  • Der alte Laubuſcher-Teich 40
  • Der Colmer unterm Berge 30
  • Der Stein-Teich 12
  • Der Leiger-Teich 10
  • Der groſſe Haßner-Teich 30
  • Der kleine Haßner 10
  • Streich - und Streck-Teiche.
  • Das Haag-Teichel vor dem Schloſſe, wel - ches aber jetzo auch beſetzet wird.
  • 4 Teichel beym Kuͤnicht.
  • 3 Burg-Teichel.
  • 2 bey Zeiß-Holtz.
  • 1 zu Colm.
  • 1 zu Breten.
  • 2 zu Saͤrchen.
4 bey126Das ſechszehende Capitel.
  • 4 bey Neuwieſe.

etliche zu Treppe und Neuwieſe.

Vor 20 Jahren und druͤber waren die hieſigen Karpfen wegen ihrer Groͤſſe, Guͤte, guten Geſchmacks und Fettigkeit im gantzen Lande die beſten, und uͤberall beruͤhmt, nach - dem aber jetzo die Teiche weit ſtaͤrcker, als vor dieſem, beſetzet werden, ſo ſind ſie auch nicht mehr ſo groß, gut und fett.

Jn dieſem Jahre haben die Teiche durch den ſtarcken Froſt uͤberaus groſſen Schaden gelitten, indem viele 100 Schock, Karpfen, Hechte und andere Speiſe-Fiſche ungerechnet, erfroren und erepiret, in unterſchiedenen Tei - chen iſt nicht ein eintziges Stuͤck beym Leben geblieben, wodurch folglich ein groſſer Scha - de, der in vielen Jahren nicht zu verwinden, entſtanden.

Das ſechszehende Cap. Was die Stadt und Herr - ſchaft zu Kriegs-Zeiten ausge - ſtanden.

Sehr viel hat die arme Stadt und Herr - ſchaft in Kriegs-Zeiten ausſtehen muͤſ - ſen, wodurch die Einwohner in groſ - ſe Armuth verſetzet worden.

Jm127Von denen Kriegs-Zeiten.

Jm Jahre 1467 (wie ſchon im Anfange Erwaͤhnung geſchehen)(*)Jm achten Capitel, von denen vornehmſten Gebaͤuden. zogen wider die Stadt die Sechs-Staͤdte mit Jaroslawo von Sternberg, ſo damahls Verweſer war, ſammt dem Land-Volck, und lagen ein gantzes Jahr weniger 8 Wochen davor,(**)Die Urſache, warum ſolches geſchehen, ſind einige der Meinung: Es haͤtte ſich der Anfuͤh - rer der Hußiten allhier ins Schloß retiriret, ſolchen auszuliefern, haͤtten ſich die Hoyers - werder geweigert. Andere aber geben vor, daß Friedrich von Schumburg, damahls Herr der Herrſchaft, ſich von Ober-Lauſitz gantz und gar haͤtte ſepariren wollen, welches aber die Sechs-Staͤdte nicht haben zugeben wollen. da ſonderlich die von Bautzen mit ihren groſſen Buͤchſen viel Schaden gethan. Sie hatten ihr Lager mit den Schutt-Graͤben und Waͤl - len vor dem Schloſſe aufgeſchlagen, beſtuͤr - meten und beſchoſſen daſſelbe, bis ſie das Schloß und die gantze Stadt am Tage Mat - thaͤt gaͤntzlich zerſtoͤhreten, muſten aber her - nachmahls zur Strafe das Schloß von Grund auf wieder bauen.

Jm Jahre 1632, 1633 und folgende Jah - re muſte die arme Stadt von dem damahligenFein -128Das ſechszehende Capitel. Feinde viel ausſtehen, ſonderlich aber Anno 1640, da Dienſtags pt. Dom. Reminiſcere die Schweden in die Stadt einfielen, die Stadt, das Schloß und Amt-Haus gaͤntz - lich auspluͤnderten, und zuletzt, da alles aus - gepluͤndert war, das Schloß anzuͤndeten, wo - durch das Schloß ſammt den Staͤllen, Scheu - nen und etlichen 100 Scheffeln Getreyde, wie auch die gantze Schloß - und Bader-Gaſſe im Feuer aufgegangen.

Zwey Jahre darauf, nemlich 1642 den 11ten Maͤrtz, war der Dienſtag vor St. Gre - gorius, kam der Feind wieder, und nachdem er alles ausgepluͤndert, legte er Nachmittage um 4 Uhr Feuer an, wodurch die halbe Stadt gegen dem Schloß zu abbrannte, in welchem Feuer viele Menſchen, ſowohl von Buͤrgern als Soldaten, elendiglich ums Leben kamen. Es war aber an dem noch nicht genug, ſon - dern etliche Wochen darauf, nemlich den 25ſten May am Feſte SS. Trinitatis Nachmit - tag um 1 Uhr, kam der Feind wieder und zuͤn - dete die andere Haͤlfte an, daß alſo die gantze Stadt in der Aſchen lag, bis auf die Kirche, Pfarr, Schule und 16 kleine Haͤuſer, welche GOtt mitten im Feuer erhielt. Wie es da - mahls zugegangen, und was vor ein groß E - lend und Furcht unter den Einwohnern gewe - ſen, iſt nicht zu beſchreiben, niemand wurdege -129Von denen Kriegs-Zeiten. geſchonet, Menſchen und Vieh wurden elen - diglich ums Leben gebracht, alles ausgepluͤn - dert und mit Gewalt weggenommen.

Jm Jahre 1704 den 14den December kam die Nachricht, als ob die Schweden bey Lauben ins Land gefallen, worauf alles in der Stadt nach Cotbus ins Brandenburgiſche fluͤchtete, es wurde zwar dieſesmahl die Stadt von den Schweden verſchonet, allein ſie mu - ſte deſtomehr von den Moſcowitern ausſte - hen.

Jm Jahre 1705 den 6ten Januarii zo - gen durch Colm, eine Meile von der Stadt, 400 Moſcowiter, ſo die Nacht zu Zeiſig, Spohle und Saͤrchen lagen, von welchen den 10den dieſes 13 Mann und den 21ſten noch 50 Mann in die Stadt-Quartiere kamen, welche die Buͤrgerſchaft mit Eſſen und Trin - cken verſehen muſte; allein ob ſelbe gleich mit dem zufrieden waren, was ihnen gegeben wur - de, ſo waren ſie doch der Buͤrgerſchaft ſehr beſchwerlich, indem ſie noch uͤber dieſes nach Wittgenau, an die daſelbſt liegende Tragou - ner Fourage liefern muſten. Hiebey iſt noch zu bemercken, daß, als den 12ten Februar dieſes Jahres der Major von denen Moſco - witern ſein Quartier bey Herrn Gieſen, (wel - cher Commandeur bey der Oſt-Jndianiſchen Compagnie der Hochmoͤgenden Herren Staa -Kten130Das ſechszehende Capitel. ten von Holland geweſen) auf dem Marckte verlangte, dieſer aber mit ſeiner oͤftern Unpaͤß - lichkeit ſich entſchuldigte, daß er die Stube ſelbſt brauche, ihm alsbald etliche Moſcowi - ter ins Haus geſchicket wurden, die Stube zu eroͤſnen; als aber Gieſe ſolches nicht zugeben wollte, wurde er von ihnen geſchlagen, wor - auf dieſer ein Piſtol in die Hand faſſete, und that, als ob er ſich wehren wollte, ſolches wurde ihm aus der Hand geriſſen und dem Major gebracht, dieſer gab Befehl, Gieſen in Arreſt zu nehmen, worauf ihn die Moſcowi - ter bey den Fuͤſſen zur Treppe herunter ſchlepp - ten, und in Arreſt fuͤhreten, in welchem er bis auf den andern Tag kranck geſchlagen liegen muſte. Der Major nahm darauf ſein Quar - tier, bey Salomo Gottlob Hausdorfen, der Stadt-Richter war. Die Moſcowiter lagen bis den 30ſten Julii in der Stadt, und mar - ſchirten darnach nach Goͤrlitz ins Lager, ſie koſteten der Stadt mit Koſt und allen 3000 Thaler, die gantze Herrſchaft muſte ihnen dar - auf den 10den Auguſt Hafer und Heu ins La - ger liefern. Den 7den September kamen wie - der 4010 Moſcowiter, und lagen zwiſchen der Stadt und dem Dorfe Spohle zween Ta - ge lang, da alle Dorfſchaften Fourage anſchaf - fen muſten. Den 5ten December wurden 8 Compagnien Moſcowiter in die Stadt gele -get,131Von denen Kriegs-Zeiten. get, welchen die Stadt auf einen Monath Brod geben muſte; es wurde zwar nach Ver - flieſſung eines Monaths das meiſte wieder be - zahlet, und muſten ſie ſich hernach ſelbſt ver - pflegen, aber ſie veruͤbeten dennoch groſſen Unfug und Diebſtal. Den 9ten December marſchirten von Guben durch die Herrſchaft ein gantz Regiment Granadier, ſo Franzoſen waren, in die Winter-Quartiere, und lagen eine Nacht zu Colm, Taͤtzſchwitz, Geyers - walde und Laubuſch. Sie brauchten groſſe Gewalt, ſchlachteten ſelber Rinder und Schweine, ſchoſſen alle Gaͤnſe und Huͤner weg, und nahmen mit, was ſie bekommen konten. Fuͤr jedes Rind ward den Leuten von dem Oberſten 2 Thaler gegeben. Bey ihrem Abzuge hatten ſie zu Geyerswalde bey einem Bauer, Namens Krahl, Pulver in den Camin geſpuͤndet, welches gleich nach ih - rem Abzuge losbrannte, wovon die Feuer-Eſ - ſe zu brennen anfing, ward aber durch GOt - tes Huͤlfe wieder geloͤſchet.

Jn eben dieſem Monath gieng die gantze Artillerie von Guben durch die Herrſchaft, und verurſachte ſonderlich in Zeiſig groſſen Schaden in den Aeckern. War alſo dieſes Jahr ein recht ſchweres Jahr wegen der vie - len groſſen Gaben an Gelde, Fourage und ſtarcken Durchmarſche.

K 2Das132Das ſechszehende Capitel.

Das folgende 1706te Jahr war faſt noch ſchwerer. Den 1ten Februar marſchirete das Franzoͤſiſche Granadier-Regiment wieder zu - ruͤck nach Pohlen, eben denſelben Weg, wie im vorigen Jahre. Den 3 Februar brachen die 8 Compagnien Muſquetirer, ſo in der Stadt lagen, wieder auf, und giengen nach Pohlen. Sie nahmen in der Stadt und auf dem Lande weg, was ſie nur bekommen kon - ten, und koſteten der Stadt 205 Thaler; worauf alle Tage groſſe Durchmarſche geſcha - hen. Als in dieſem Jahre den 26ſten Auguſt im gantzen Lande ein groſſes Schrecken wegen des Einzugs der Schweden entſtunde, ſo fluͤch - teten ſowohl Buͤrger als Bauern mit ihren Weibern, Kindern und beſten Sachen ins Brandenburgiſche nach Cotbus, das Schre - cken und die Furcht war ſo groß, daß niemand in der Stadt blieb, als Herr Senf, Amts - Voigt, Hausdorf, Burgemeiſter, M. Marti - ni, Paſtor Primarius, und Klien, Sub-Dia - conus. Die Dorfſchaften fluͤchteten ins Ge - hoͤltze, ſonderlich ins Colmiſche Revier, daß die Heide von Menſchen, Wagen und Vieh ſo voll war, daß auch einige wegen Mangel am Eſſen (weil gleich groſſe Noth in den Muͤh - len wegen Mangel des Waſſers war) ſchon anfingen, andere zu beſtehlen. Vornemlich hatte ſich die Colmiſche Gemeine (im Dorfewar133Von denen Kriegs-Zeiten. war niemand mehr geblieben, als Mag. Fren - tzel, P. L. der Schulmeiſter und etliche weni - ge andere) im Holtze dergeſtalt verhauen, daß ſie hernach 3 gantzer Tage mit Saͤgen die Baͤume zerſchneiden und raͤumen muſten, ehe ſie wieder heraus kommen konten. Den 9ten September geſchahe ein Einfall von 400 Wallachen in die Stadt, weil nun alles fluͤch - tig war, ſo wurde der Amts-Voigt Senf und Burgemeiſter Hausdorf ſehr bedraͤnget. Die Wallachen logirten ſich aufs Schloß. Es waren gleich etliche Koͤnigliche Wagen mit Proviant von Guben angekommen, dieſe wur - den alsbald weggenommen, das Schloß durch - ſuchet und das Gewehr von einem gantzen Re - giment benebſt Schantz-Geraͤthe auf dem Ho - fe verbrannt. Zu den Flinten muſte Senf der Amts-Voigt, und der Burgemeiſter Haus - dorf Fuhren ſchaffen, um ſolche nach dem Haupt-Quartier, ſo zu Biſchofswerda war, zu fuͤhren; weil nun die Fuhren nicht gleich da waren, ſo wollten ſie den Amts-Voigt Senfen auf ein Pferd binden und mit ſich ſchleppen, Burgemeiſter Hausdorfen aber ſo lange ſchlagen, bis die Fuhren ankaͤmen, indem kamen die Fuhren an, worauf beyde wieder losgelaſſen wurden. Sie thaten ſonſt niemanden was zu Leide, auſſer daß Burge - meiſter Hausdorf 375 Thaler Schatzung ge -K 3ben134Das ſechszehende Capitel. ben muſte. Solches Geld aufzubringen, machte ihm viel Sorgen und Muͤhe, weil al - les aus der Stadt war. Sobald ſie das Geld bekommen, marſchireten ſie ſruͤhe Morgens wieder ab, wie hiervon nachfolgende Copie ei - nes Briefes anzeiget.

Tit. Tot.

Jnſonders Hochgeehrteſter Herr Gevatter.

Es iſt mir leid, daß ich demſelben mit mei - nen Leuten Ungelegenheit machen ſoll, und Jhm noch dazu mit einer Fuhre beſchweren. Wir haben die vergangene Nacht, wie aller - ſeits wiſſend, 400 Wallachen, deren Fuͤhrer ein Schwediſcher guter deutſcher Capitain, hier gehabt, und ihnen nebſt Futter und Mehl auch 375 Thaler zahlen muͤſſen, da denn alles faſt auf mich allein angekommen und niemand gefraget, wo ich Geld hernehmen ſollte oder wollte; Nun waͤre gleichwohl nicht willens, mich aus der Stadt zu machen; es ſchrieb aber geſtern der Herr Steuer-Einnehmer aus Budißin, daß die Herren Landes-Staͤnde auf Abſchlag 10000 Thaler contribuiren, und wir dahero unſere verſeſſene Sechs-Steuern richtig machen, oder 500 Mann Schweden auf Execution, derer jeden wir nebſt Koſt taͤglich 6 Gr. geben muͤſten, gewaͤrtig ſeyn ſollten, dieſes aber iſt vollends nicht zu ſchaf -fen,135Von denen Krieges-Zeiten. fen, weil faſt kein Buͤrger mehr hier, und ich alſo allein beym Kopfe genommen wuͤrde wer - den, ſonſt wuͤrde mich nicht fuͤrchten, denn die Schweden hauſen lange nicht ſo uͤbel, als un - ſere Leute, wenn ſie nur die Einwohner zu Hauſe antreffen; jedoch will ich gleichwohl die Extremitaͤt abwarten. Reinſchild gehet mit der Cavallerie 15000 ſtarck nach Koͤnigsbruͤck, in Budißin liegen 200 Mann, meine Pferde ſind nach Cotbus, da unſere Weiber geſtern wichtig lamentiret, denn ſie haben alsbald von unſern Gaͤſten Poſt erhalten. Mein bißgen Sachen bitte etwa wohin in Verwahrung zu thun. Sollte jemand nach Colmen kommen, ſo berede er nur die Leute, daß ſie bey ihren Haͤuſern bleiben, es wird ihnen nicht der ge - ringſte Tort geſchehen. Nun ich verharre fuͤr die Muͤhwaltung Deſſen

verbundener S. G. Hausdorf.

Da ſie aus der Stadt, bey dem Gerichte waren, und einen Mann aus dem Gehoͤltze kommen ſahen, (welcher von dem Pfarrer zu Colm zu recognoſciren ausgeſandt war,) jag - ten ſie gleich auf ihn zu und fragten, wo er hin wollte? denen er antwortete, ſein Herr haͤtte ihn nach der Stadt geſchickt, daß er was Ge -K 4wuͤrtze136Das ſechszehende Capitel. wuͤrtze holen ſollte, indem er den ankommen - den Schweden gerne Eſſen fertig halten woll - te. Darauf fragten die Wallachen ihn wei - ter, ſo wirſt du auch Geld bey dir haben? Ja, ſagte dieſer, Geld genung, wies ihnen ein 2 Gr. Stuͤck, als ſie ihn drauf fragten, ob er nicht mehr haͤtte, und er mit Nein ant - wortete, ſprachen ſie zu ihm, ſalvo honore, ſie ſch*** darein, gehe in GOttes Namen, und lieſ - ſen ihn alſo fortgehen. Nach dem Abmarſch dieſer Wallachen kam ein Geſchrey in die Stadt, daß noch mehr Volck kaͤme, worauf vollends alle mit Sack und Pack fluͤchtig wur - den, nach Colm, theils ins Dorf, theils ins Gehoͤltze; weil aber dieſes Geruͤchte ſich falſch befand, ſo kam des andern Tages alles wieder in die Stadt. Den 11ten September kam ein anderer Schwarm Wallachen, von welchen der eine Theil einen jungen Lubomirski bis nach Jeſſen die Cotbußiſche Straſſe als einen Ab - geſandten begleiteten. Bey Jeſſen begegnete denſelben der Brandenburgiſche Abgeſandte und Geheimde Rath, Printz, den ſie annah - men, und durch die Stadt nach Biſchofs - werda, zu Jhro Majeſtaͤt dem Koͤnige in Schweden begleiteten, die uͤbrigen Wallachen blieben hier in der Stadt, und brachten von ihrem General Goͤrtzen einen Brand-Brief, worin Schwerd und Feuer der gantzen Herr -ſchaft137Von denen Kriegs-Zeiten. ſchaft gedrohet wurde, wenn ſie nicht gleich alles, was Jhro Majeſtaͤten unſers Koͤnigs waͤre, auslieferten. Da ihnen nun hierauf die Munition und der Proviant ausgeliefert ward, nahmen ſie ihn theils mit fort, theils verkauften, theils verſchenckten ſie ihn. Jn - dem ſolches geſchahe, kam in hieſiger Stadt und Herrſchaft folgendes Koͤniglich Schwe - diſches Manifeſt an:

Wir Carl, von GOttes Gnaden der Schweden, Gothen, und Wenden Koͤnig, ꝛc. ꝛc. Thun kund und wiſſend hiermit, daß, weilen Wir Unſere Krieges-Macht in die Chur - fuͤrſtliche Laͤnder zu ruͤcken, und daſelbſten den gantz unrechtmaͤßigen Krieg, dem dieſelben ſo - wohl ſeinen Anfang als Wachsthum gegeben, gaͤntzlich zu daͤmpfen zu ſuchen, ſind veranlaſ - ſet worden, ſo haͤtten Wir zwar groſſe Urſa - che, mit ſelben auf gleiche Art zu verfahren, wie ſich Jhr Churfuͤrſt, der Koͤnig Auguſtus, vom Anfange dieſes Krieges gegen Unſere Pro - vinzien und Graͤntzen erwieſen und noch er - weiſet; Nichts deſtoweniger aber haben Wir gewiſſer Urſachen halber, unſere rechtmaͤßige Ahndung in ſoweit auf die Seite ſetzen und hiermit kraft dieſes offenen Briefes allen in den Churfuͤrſtlichen Landen ſeyenden Staͤd - ten und Einwohnern, ſowohl Hohen als Nie - drigen, in Gnaden andeuten wollen, daß alleK 5und138Das ſechszehende Capitel. und jede, die da in ihren Haͤuſern und Woh - nungen verbleiben, davon ihr Eigenthum nicht anderweits verfuͤhren, ſondern gutwillig und ohne Widerrede dasjenige, was zu Un - ſerer Trouppen nothduͤrſtigen Unterhaltung ihnen moͤchte auferleget werden, bezahlen und erlegen, ſollen nicht allein in Unſern Koͤnigl. Schutz und Schirm genommen, ſondern auch ſowohl ihrer Perſon, als zugehoͤrigen Geſin - des, Guͤter, Haͤuſer und Eigenthum, auch Handel und Handthierungs wegen vollkom - mene Sicherheit dergeſtalt zu genieſſen haben, daß keiner von Unſern Kriegs-Bedienten, we - der Hohen noch Niedern, was ihnen zugehoͤret, eigenwilliger Weiſe einen Schaden und Ge - walt oder Eintrag auf keinerley Weiſe und Art thun oder zufuͤgen ſollen. Dagegen aber die - jenigen, die ſich zur Gegenwehr ſetzen, ihre Haͤuſer und Wohnungen verlaſſen, ihre Sa - chen und Baarſchaften aus dem Wege ſchaf - fen, ſelbe verbergen und vergraben, desglei - chen auch ſich traͤge oder widerſpenſtig erzei - gen, dasjenige abzutragen, was ihnen von Unſern Befehlhabern und Commiſſariis auf - erleget wird, oder ſonſt demjenigen nicht nach - kommen, was ihnen moͤchte befohlen und ge - heiſſen werden, ſollen alle, wes Standes und Wuͤrden ſie auch ſeyn moͤgen, dieſer Unſrer Gnade und Verſprechens nicht allein verlu -ſtig139Von denen Krieges-Zeiten. ſtig geſchaͤtzet, ſondern auch gleich Feinden auf das ſchaͤrfſte ohne einzige Gnade und Verſchonung, an was Ort und Stelle man ſie entweder ſelber oder ihre Haͤuſer und Eigen - thum finden und antreffen moͤchte, mit Feuer und Schwerd verfolget, und heimgeſuchet werden. Urkund deſſen haben Wir dieſes eigenhaͤndig unterſchrieben und mit Unſerm Koͤniglichen Jnſiegel bekraͤftigen laſſen. Ge - geben in Unſerm Haupt-Quartier bey Crum - netſe, den 26 Auguſt 1706. (5 Sept.)

Hierauf wurde den 27ſten September all - hier, wie auch im gantzen Lande, ein Stille - ſtand publiciret, und die nach Cotbus gefluͤch - ten ſtelleten ſich wieder ein.

Den 25ſten November muſte die Herr - ſchaft fuͤr das Siegershelmiſche Regiment Tra - gouner nach Loͤbau liefern auf 87 Rationes, Heu 8240 Pfund, Hafer 55 Scheffel 1 Vier - tel 2 Achtel, Heckerling 136 Saͤcke. Den 30ſten November muſte die Stadt wieder nach Camentz vor das Connemiſche Regi - ment zu Fuſſe liefern an 120 Portionen, 4800 Pfund Brod, 4800 Pfund Fleiſch und 7200 Kannen Bier. Dieſes muſte beſtimm - ten 30ſten November bey Vermeidung mili - tariſcher Execution Vormittags in Camentz ſeyn.

Den140Das ſechszehende Capitel.

Den 26ſten November wurde der Friede zwiſchen unſerer Koͤniglichen Majeſtaͤt und dem Koͤnig in Schweden in unſerer Herrſchaft von allen Cantzeln publiciret.

Jm Jahre 1707 den 26ſten Mertz wur - den in der Stadt 3 Compagnien Schwedi - ſches Fuß-Volck einquartiret, welchen die Stadt benebſt andern Oertern die Proviſion und Fourage liefern muſten. Sie erzeigten ſich anfangs ſehr friedlich, wenn ſie aſſen und truncken, ſo muſte der Wirth bey ihnen ſeyn und mit ihnen eſſen und trincken. Aber das waͤhrete nicht lange, ſondern ſie gaben darauf dem Wirth ihre bekommene Portiones, und dafuͤr aſſen ſie mit dem Wirth; zuletzt ver - kauften etliche ihr Fleiſch und was ſie bekom - men, und aſſen dennoch mit dem Wirthe, dahero mancher Wirth groſſe Beſchwerung hatte, jedoch thaten ſie niemanden was leides, vielweniger, daß ſie das geringſte veruntrauet haͤtten. Sie hatten ihre Feld-Prediger, die bey dem Amt-Hauſe auf der Wieſe taͤglich Bet-Stunden hielten. Die Predigten waren auf dem Schloß-Saale. Jhr Magazin hat - ten ſie auf dem Schloſſe in der unterſten Stu - be, wobey eine Wache ſtund, welche groſſe Anfechtung von Geſpenſtern hatte, daß ſie auch vielmahls weglauffen muſte. Sie hiel - ten gute Ordnung; hatte einer ſich vollgeſof -fen141Von denen Kriegs-Zeiten. fen oder pecciret, ſo wurde er bis aufs Blut gepeitſchet. Unter andern trug ſichs damahls zu, daß ein Wachmeiſter von ihnen nebſt ei - nem andern aus der Stadt ritten, und unter - wegens eine Magd, die auf dem Felde bey Burgemeiſter Hausdorfs Vorwerge war, auf - fingen, da der andere ſie hielt, der Wachmei - ſter aber ſie nothzuͤchtigte, weil ihnen aber in waͤhrender boͤſer That das Pferd entlief, und von den Leuten aufgefangen wurde, ſtellete er ſich vors Amt und ſtillete die Sache bey der Magd mit Gelde, Gritze und Hirſe, damit es verſchwiegen blieb, und nicht vor den Offi - cier kam. Den 28ſten May muſte die Stadt, und Dorfſchaften 5000 Pfund Zwieback ba - cken, und den Schweden liefern. Den 30ſten May muſten die Dorfſchaften 600 Thaler Reſte denen Schweden, nach Groſſenhan lie - fern. Den 14 Junii wurde eine Compagnie Schweden von Camenz (welche Stadt den 11ten Junii gantz abbrannte) in die Stadt ge - leget, ſo den 21ſten Auguſt wieder abmarſchi - reten, welchen die Stadt bis nach Bautzen Fuhren gab. Den 5ten bis auf den 17den September gieng der Schwediſche Ruͤckmarſch durch die Herrſchaft, da unter andern das gan - tze Wallachiſche Regiment einen Raſt-Tag hielt, welches der Herrſchaft groſſe Unkoſten verurſachte. Jn der Stadt ag der Stab,von142Das ſechszehende Capitel. von der Leib-Compagnie des Ehren-Staͤdti - ſchen Regiments, und eine Compagnie Wal - lachen 182 Mann. Sie koſteten der Stadt, nur was ordinaͤr ſeyn muſte, 494 Thaler, 15 Gr. 6 Pf. was extraordinaͤr aufging, ungerechnet.

Hiebey iſt ſonderlich zu bemercken, daß, ſo lange die Schweden im Lande geweſen, die Stadt und gantze Herrſchaft durch Vorſorge des Amts-Voigts Senfen und Burgemeiſter Hausdorfen keinen Groſchen Execution gege - ben, und hat ſonderlich Burgemeiſter Haus - dorf mit groſſer Muͤhe das Geld zuſammen bringen muͤſſen, wedwegen er hin und her rei - ſen, ſeine eigene Guͤter verſetzen, und die Stadt damit verlegen muͤſſen.

So hat nun die arme Stadt und gantze Herrſchaft in Krieges-Zeiten viel ausſtehen muͤſſen. Es iſt nachzuholen, wie im Jahre 1698 den 28ſten Februar der Oberſte von Reichenau ſich in die Stadt auf vier Monath einquartiret. Er hielt ſcharfe Ordnung. Den 17den May ließ er die Juſtiz von einer Saͤule aufrichten und unterſchiedener Deſerteurs Na - men anſchlagen. Den 17den Junii brach er wieder auf und gieng nach Pohlen. Die Ein - quartirung koſtet der Stadt 118 Thaler 19 Gr. Jm Jahre 1699 den 6ten November lag des Herrn General-Majors von Reiche -nau143Von denen Kriegs-Zeiten. nau Compagnie nebſt dem halben Regiments - Stabe in der Stadt, und koſtete ihr 40 Tha - ler. Jm Jahre 1702 lag in der Stadt die Hagwitziſche Compagnie vom Steinauiſchen Regiment Cuͤraßirer, und kamen der Stadt 486 Thaler. Jm Jahre 1705 lag in der Stadt im Quartier der Rittmeiſter Tannitz, und koſtete ihr 50 Thaler. Jn eben dieſem Jah - re den 22ſten Junii wurde bey Wittgenau ein Lager formiret von einem Regiment Tragou - ner, in welches hieſige Stadt und Dorfſchaf - ten 129 Fuder Gras, 6 Schock Stroh und 20 Fuhren Holtz liefern muſte. Den 29 Ju - nii wurde wieder bey Taͤtzſchwitz, einem Herr - ſchaftlichen Dorfe eine Meile von der Stadt, ein Lager von 177 Tragounern angeleget, wel - chen die Stadt und Dorfſchaft Fourage von Gras und taͤglich auf jedes Pferd 1 Metze Ha - fer liefern muſten. Den 7den Julii wurde dieſes Lager aufgehoben, und in die Stadt ge - legt, dazu noch eine andere Compagnie ſtieß, und von der Herrſchaft verpfleget wurde. Jm Jahre 1707 den 9 May kam unſer Saͤchſi - ſches Volck aus Pohlen, und wurde das Erb - ſtaͤttiſche Cuͤraßier-Regiment in hieſige Doͤr - fer geleget, welches den Leuten wegen der Ver - pflegung ſehr ſchwer fiel; jedoch wurde ſchar - fe Ordre gehalten. Jm Jahre 1717 im Mo - nath Mertz lagen Huſaren in der Stadt, je -doch144Das ſiebenzehende Capitel. doch nur eine Nacht, waren auch ſehr hoͤflich, thaten niemanden was zu Leide, vielmehr hat - ten ſie mit den Buͤrgern ihre Freude, beſoffen ihren Wirth, und weil ſie nicht Teutſch kon - ten, ſo redeten ſie meiſtens Lateiniſch. Der GOtt des Friedens behuͤte die Stadt und gan - tze Herrſchaft, wie auch unſer gantzes Land vor Krieg, und laſſe uns den edlen Frieden ge - nieſſen, damit ein jeder ſein Leben in Ruhe und Friede fuͤhren, GOtt und unſerm aller - gnaͤdigſten Koͤnig dienen moͤge.

Das ſiebenzehende Cap. Von Feuer, Peſt - und Waſſers - Noth.

Feuer, Peſt und Waſſer ſind Strafen, mit welchen der gerechte GOtt ein Land, Stadt, und Ort um vorſetzli - cher Suͤnden und Bosheit willen heimſuchet. Unſere liebe Stadt und Herrſchaft weiß von dieſen dreyen Heimſuchungen auch zu ſagen. Jn einem alten Manuſcripte habe nachfolgen - de Worte gefunden: Bey Herrn George von Stayns, Herrn auf Zoſſe und Hoyerswer - da, Regierung hat man ſub Anno 1486 ex -preſſe145Von Feuer, Peſt - und Waſſers-Noth. preſſe gefunden, daß die Stadt vorhin oft und mannigfaltig abgebrannt worden, dadurch viel denckwuͤrdiges von Haͤnden gekommen iſt. So viel ich gefunden habe, iſt

Jm Jahre 1449 am Tage des Heiligen Laurentii in der Stadt ein groſſer Brand ge - weſen, in welchem viele Pferde, Rinder und ander Vieh ſamt vielen Getreyde verbrannt, dahero auch Jhro Churfuͤrſtliche Durchlauch - tigkeit Hertzog Friedrich von Sachſen, aus hoher Condolenz denen Abgebrannten, damit ſie ſich inzwiſchen ihres Schadens erholen moͤchten, das Geſchoß, Renten und Zinſen auf 6 Jahre genaͤdigſt erlieſſen.

Jm Jahre 1515 den 6ten Sonntag nach der Himmelfahrt Chriſti, brannte die gantze Stadt bis auf die Kirche und Schule ab.

Jm Jahre 1531 brannte wieder die gantze Stadt ab, bis auf die Kirche, Schule, und etliche wenige Haͤuſer, welche GOtt mitten im Feuer erhielt.

Jm Jahre 1571 den Sonntag Rogate, Abends um 10 Uhr, entſtund am Marckte, dem Rathhauſe gegen uͤber an der Ecke, im Gaſthofe, durch Verwahrloſung eines boͤſen trunckenen Weibes, ein Feuer, welches als - bald die Eck-Haͤuſer und Rathhaus ergrif, und gieng in dieſem Feuer faſt die gantze Stadt darauf bis auf die Kirche, Pfarr, undLetli -146Das ſiebenzehende Capitel. etliche wenige Haͤuſer, vor dem Wittgenauer Thore: Der Wirth, bey dem das Feuer aus - gekommen, entlief, wie auch ſein Weib und Geſinde. Die damahlige Herrſchaft, Fran Maria von Schumburgin, Weiland Herrn Wilhelm von Schumburgs nachgelaſſene Wittwe, erlangte durch Jnterceßion bey Sr. Hochwuͤrden dem Ertz-Biſchofe zu Prag und des Heiligen Apoſtoliſchen Stuhles Legaten, Herrn Antonio, daß hieſigen Abgebrannten in Staͤdten, Flecken, Kloͤſtern, und Doͤr - fern des Koͤnigreichs Boͤhmen eine Chriſtliche Mit-Huͤlfe zu colligiren, vergoͤnnet ward.

Jm Jahre 1572 um Michael graßirte die rothe Ruhr in der Stadt und Herrſchafts - Doͤrfern ſo ſehr, daß auch in kurtzer Zeit etli - che 100 Menſchen, alte und junge, ſturben.

Jm Jahre 1585 den 9ten November hat ein wahnſinniges Weib in der Spremberger Gaſſen in ihres Nachbaren Haus zwiſchen dem Eck-Hauſe am Marckte Feuer angelegt. Das Feuer iſt hinaus auf die Scheune geflo - gen, wodurch 5 Wohn-Haͤuſer, und 14 (in einigen Nachrichten ſtehet 19) Scheuren ſamt dem Getreyde verbrannt. Das Weib hat hernach etliche Jahr in ihrem Hauſe ver - wahret geſeſſen.

Jm Jahre 1589 den 30ſten Januarii des Nachts brannte das alte hohe Schloß ab /wel -147Von Feuer, Peſt - und Waſſers-Noth. welches 120 Jahr geſtanden. Der Mahler, welcher nebſt einem Tiſcher die alten Zimmer verneuren ſollte, durch deſſen Verwahrlo - ſung das Feuer ausgekommen war, gab ſich auf die Flucht, der Tiſcher aber verfiel ins Feuer.

Jm Jahre 1592 den 6 Julii zwiſchen 2 und 3 Uhr Nachmittage, da die Leute meiſten - theils auf der Heu-Arbeit waren, brannte die halbe Stadt gegen das Schloß zu ab, in wel - chem Brande eine Dienſt-Magd in einem Kel - ler erſtickte. Die gantze Stadt waͤre drauf ge - gangen, wo nicht der gnaͤdige und barmher - tzige GOtt es durch einen einfallenden ſtarcken Regen gedaͤmpfet. Eben zu der Zeit kam auch ohnweit der Baderey in einem Hauſe auf einer Hochzeit durchs Fiſch - und Krebs-Sie - den Feuer aus, ward aber durch gute Anſtalt mit GOttes Gnade geloͤſchet. Der Wirth und die Koͤchin entliefen alsbald.

Jm Jahre 1625 den 24ſten Januar, als den Tag vor Pauli Bekehrung, Abends um 10 Uhr ſind 32 Scheuren mit allem Getreyde vor dem Senftenberger Thore, durch leicht - fertige Anſteckung eines ruchloſen Menſchen abgebrannt.

Jm Jahre 1632 entſtund in der Stadt ein groſſes Sterben, und ſturben in viertehalbL 2Mona -148Das ſiebenzehende Capitel. Monathen 700 Menſchen jung und alt. Es blieben nicht mehr als 16 Paar Ehe-Leute uͤbrig. Das dritte Jahr darauf, nemlich

1635, war abermahls die Peſt in der Stadt, welche in kurtzer Zeit etliche 100 Men - ſchen hinrafte.

Jm Jahre 1636 den 19den May um 9 Uhr Vormittage gieng ein Feuer auf in der Wittgenauer Gaſſe durch Verwahrloſung ei - nes Weibes, mit Namen Eliſabeth Deutzſchin, beym Maltz-Duͤrren, dadurch beyde Diaco - nat-Haͤuſer, 34 Wohn-Haͤuſer, 4 Maltz - Haͤuſer und 16 Scheuren ſamt dem hohen Thor-Hauſe und gantzen Vorſtadt abge - brannt. Das Weib ſalvirete ſich mit der Flucht. Das Jahr darauf und eben demſel - ben Tag

1637 den 19den May Nachmittage, wur - de durch einige gottloſe Menſchen in einer Scheure vor dem Spremberger Thore Feuer angelegt, und giengen nebſt derſelbigen 16 Scheuren mit dem Getreyde und 5 Wohn - Haͤuſer in der Vor-Stadt im Rauche auf.

Jm Jahre 1642, Dienſtags vor St. Gre - gori, als den 11ten Mertz, um 4 Uhr Nach - mittage iſt auf das vorher geſchehene vielfaͤlti - ge Auspluͤndern die halbe Stadt gegen dem Schloß abgebrannt. Und am Feſte der Heil. Drey -149Von Feuer, Peſt - und Waſſers-Noth. Dreyfaltigkeit: welches war der 25ſte May(*)Die Monathe Januarius, May, Junius und Julius ſind der Stadt ſonderlich fatal. Jm Januario 1541 den 8 Januarii ſtarb Jo - hann von Schumburg, Herr von Hag. 1554 den 10den Januarii ſtarb der erſte Evangeliſche Pfarrer. 1599 den 13den drannte das alte Schloß ab. 1625 den 24ſten brannten 32 Scheunen ab. 1699 den 3ten war Feuer. Den 19den war Feuer. 1701 ſtarb Jacob Thune, Burgemeiſter. 1722 den 8ten ertrunck ein Kind ꝛc. Monath May 1567 den 19den ſtarb Wilhelm von Schumburg. 1657 den 19den brannten 16 Scheunen und 5 Wohn - Haͤuſer ab. 1642 den 25ſten brannte die halbe Stadt. 1669 den 30ſten ſtarb Zacharias Seidler, regierender Burgemeiſter. 1671 den 5ten ertrunck ein Kind. 1695 den 29ſten wur - de einer erſchlagen. 1704 den 10den ſtarb An - dreas Demiani, Rector. 1723 den 11ten brannte die Vorſtadt ab vor dem Wittge - nauer Thore. 1727 den 5ten ſtarb Johann Gottfried Groſche, Archi Diaconus. Mo - nath Junius. 1671 den 22ſten ſtarb Jacob Saltzenbrodt, regierender Burgemeiſter. 1672 den 26ſten ertrunck ein Schmiede Knecht. 1672 ſchlug das Wetter in den Kirch-Thurm. 1691 den 25ſten war groß Waſſer. 1695 den 10den ſturben 5 regierende Burgemeiſter. 1715den um 1 Uhr Nachmittage wurde die andere Haͤlf -L 3te150Das ſiebenzehende Capitel. te von denen Schweden angeſteckt, daß alſo nichts mehr als die Kirche, Pfarr, Schule und 16 groſſe und kleine Haͤuſer ſtehen blie - ben.

Jm Jahre 1679 den 23ſten September Abends zwiſchen 8 und 9 Uhr, gleich am Son - nabend vor der Kirchmeß, kam Feuer aus in der Kirch-Gaſſen bey der Frau Betherin, ei - ner Pfarr-Wittwen, beym Back-Ofen,(*)Die meiſten geben vor, daß ihre Tochter und der Pfarr-Frauen Sohn von Groß-Parthwitz waͤren mit brennenden Kienen in die Schlaf - Cammer gegangen, in welcher viel Werck und Ahnen gelegen, in welches eine Funcke ge - fallen. und nahm dergeſtalt alsbald uͤberhand, daß in wenig Stunden 128 Wohn-Haͤuſer, Rath - haus, Apotheke, und 3 Maltz-Haͤuſer in die Aſche geleget wurden.

Jm

(*)den 22ſten ward einer erſchoſſen. 1721 den 29ſten ſchlug das Wetter an unterſchiedliche Oerter ein ꝛc. Monath Julius. 1511 den 25ſten ſtarb Wilhelm von Schumburg. 1592 den 6ten brannte die halbe Stadt ab. 1679 den 7den war gros Gewitter. 1692 den 10den ſtarb M. Bierling, Paſtor Primarius. 1699 den 29ſten ward ein Buͤrger vom Wetter er - ſchlagen. 1725 den 19den ertrunck ein Kind. 1730 den 30ſten kamen Heuſchrecken.

151Von Feuer, Peſt - und Waſſers-Noth.

Jm Jahre 1665 im Monath Junio kam groß Waſſer, ſo die gantze Sommer-Saat verderbete, worauf groſſe Theurung und Vieh-Staupe erfolgete.

Jm Jahre 1691 den 25ſten Junii war ei - ne groſſe Waſſer-Fluth, dergleichen faſt bey Menſchen-Gedencken nicht geweſen iſt, und that groſſen Schaden an Heu, Hirſen, Hey - dekorn, Gerſten und anderer Sommer-Saat. An der Muͤhle fiel ein Stuͤck Mauer ein, alle Steige und Bruͤcken wurden entweder vom Waſſer weggenommen, oder unbrauchbar gemacht.

Jm Jahre 1699 den 19den Januarii A - bends gegen 5 Uhr entſtund ein groſſes Feuer am Marckte bey Chriſtoph Barten, und brannten neben an Hans Heinrichs und George Sallens Hinter-Gebaͤude nebſt den Vieh-Staͤllen gaͤntzlich weg, kam aber, GOtt ſey Danck, nicht weiter. Der Ver - dacht dieſes Feuers war auf zween Deſer - teurs, welche bey gedachten Barten zu Bie - re geweſen, wurden auch deshalben gefaͤnglich eingezogen, worauf hernachmahls nach einge - holtem Urtheil und Recht der eine, Namens Johann Koch, den 8 Februar auf 4 Jahre des Landes verwieſen, der andere aber nach Dresden zu ſeiner Compagnie abgeholet wor - den. Jn eben dieſem Jahre

L 4Den152Das ſiebenzehende Capitel.

Den 19den Februar brannte im Schloß - Brau-Hauſe die Feuer-Eſſe, wurde aber bald geloͤſchet, uͤber welches Feuer ein Buͤrger, mit Namen Popel, dergeſtalt erſchrack, daß er gleich des Todes war.

Ferner den 1 December Vormittags ge - gen 9 Uhr, brannte eines Tuchmachers Haͤus - lein am Schloß-Graben ab. Das Feuer war durch Verwahrloſung beym Back-Ofen aus - gekommen.

Weiter den 28ſten December kam bey der Frau S. in der Spremberger Gaſſen Feuer aus, und war die Stadt in groſſer Gefahr, dieweil gleich ein groſſer ſtuͤrmender Wind war; jedoch that es, GOtt Lob, keinen Schaden. War alſo dieſes Jahr ein recht gefaͤhrliches Jahr fuͤr die Stadt.

Jm Jahre 1701 war eine groſſe Waſſer - Fluth, ſo groſſen Schaden that.

Jm Jahre 1718 den 4ten September er - hub ſich ein Vieh-Sterben in der Stadt, und raͤumete in kurtzer Zeit auf dem Schloſſe, bey den Herrn Geiſtlichen und unterſchiedlichen Buͤrgern alles weg, daß auf etliche 100 Stuͤck fielen. Zuletzt kam es in etliche Doͤrfer und machte arme Leute. Es wurde ſolches mit Pohlniſchen Vieh angeſtecket.

Jm Jahre 1723 den 11ten May am Hei - ligen Pfingſt-Abend, brannte vor dem Witt -genau -153Von Feuer, Peſt - und Waſſers-Noth. genauer Thore die Vorſtadt, Spital und al - le Scheunen ab. Das Feuer kam bey einem Schmiede aus.

Jm Jahre 1735 den 2ten October, war der 17de Sonntag nach dem Feſte der Heili - gen Dreyfaltigkeit, fruͤh um 9 Uhr kam in der Roſen-Gaſſe bey einem Tiſchler Feuer aus, durch welches die gantze Roſen-Gaſſe, Vieh-Spremberger-Gaſſe, und Sprember - ger-Graben an 118 Haͤuſern, 1 Maltz-Haus und 16 Scheunen ſamt dem Getreyde ab - brannten, durch welchen Brand viele in die groͤſte Armuth gerathen ſind. Der Gerech - te und Heilige GOtt behuͤte doch die liebe Stadt ferner vor Feuer und groſſer Noth.

Das achtzehende Cap. Von groſſem Ungewitter, Wind, Mißwachs und Theurung.

Auch hiervon iſt die arme Stadt und Herrſchaft nicht verſchonet geblieben.

Jm Jahre 1564 den 4 May fiel ein groſ - ſer Schnee und harter Froſt, gleich als das Korn in Schoſſen war.

Jm Jahre 1565 iſt nach WeynachtenL 5ein154Das achtzehende Capitel. ein ſehr groſſer Schnee gefallen, und groſſe Kaͤlte geweſen, bis nach Maria Verkuͤndi - gung, worauf wegen Mangel des Futters, das meiſte Vieh vor Hunger geſtorben.

Jm Jahre 1567 war von Walpurgis bis auf Johanni eine ſo groſſe Hitze und Duͤrre, daß faſt alles Getreyde auf den Feldern ver - dorrete, nach Johanni kam groß Waſſer, wel - ches das uͤbrige Getreyde, theils verſchlem - met, theils wegnahm, und folgete darauf groſſe Theurung und Hungers-Noth.

Jm Jahre 1569 war ein groſſer Winter, mit groſſem Schnee und harten Froſt, und wehrete bis auf Pfingſten, nach Pfingſten kam groß Waſſer, ſo unſaͤglichen Schaden that.

Jm Jahre 1571 war ein ſchweres Jahr, der Scheffel Korn ward um 3 Marck, und der Scheffel Weitze um viertehalb Marck ver - kauft.

Jm Jahre 1572 hat ſich 14 Tage vor Martini eine heftige Kaͤlte angefangen, und wehrete bis auf Pfingſten 1573 und folgete darauf Sterben unter Menſchen und Vieh, das Vieh ſtarb vor Hunger, der Hunger war ſo groß, daß die Leute von Eicheln, Spreu, Stroh, Tannen-Zapfen, und Erlen-Knoſpen, Brod gebacken, und, welches abſcheulich zu ſa -gen,155Von Ungewitter, Wind, Mißwachs ꝛc. gen, das Fleiſch vom umgefallenen Viehe kochten und aſſen.

Jm Jahre 1589 am St. Margarethen - Tage, hat eine ſo groſſe Hitze und Duͤrre ſich angefangen, daß die Leute auf den Aeckern nicht haben arbeiten koͤnnen, das Obſt auf den Baͤumen hat ausgeſehen, wie gebraten, worauf den 1 November ein Schnee gefallen, und gelegen biß den 18. April 1590.

Jm Jahre 1590 hat ſich eine groſſe Duͤr - re angefangen, und waͤhrete bis auf Michael, die Sommer-Saat verdarb meiſtentheils gantz und gar, und folgte darauf eine groſſe Theurung.

Jm Jahre 1660 war ein groſſer Wind, der ſowohl in als auſſer der Stadt groſſen Schaden gethan.

Jm Jahre 1662 iſt in der gantzen Herr - ſchaft ein Mißwachs geweſen, von allem Ge - treyde, daß auch die Lebens-Mittel ſehr theuer waren.

Jm Jahre 1676 den 16 Junii ſchlug das Wetter in den Kirch-Thurm, von oben durch die Mauer bis herunter, that aber Gott Lob weiter keinen Schaden.

Jm Jahre 1697 den 7 Julii erhub ſich ein grauſam Ungewitter und erſchlug Mat - thei Miſchkan von Bergen, da er aus der Kir - che nach Hauſe gehen wollen, er war unbe -ſchaͤ -156Das achtzehende Capitel. ſchaͤdiget, nur der Hut und Schue waren durchloͤchert.

Eben dieſes Jahr den 1 October war ein heftiger Sturm-Wind, er ruinirete viele Haͤu - ſer und Scheunen und that im Holtze groſſen Schaden.

Jm Jahre 1699 den 3 Januar erhub ſich ein grauſamer Wind, welcher in dem Gehoͤltze groſſen Schaden that, er waͤhrete gantzer drey Wochen.

Eben in dieſem Jahre den 29 Julii ward Hans Jeritzes, Buͤrgers und Einwohners Sohn allhier, auf dem Felde, vor dem Witt - genauer Thor, vom Wetter erſchlagen.

Jm Jahre 1702 den 23 Auguſt flogen faſt durch die gantze Herrſchaft, weiſſe Mol - cken-Diebe, ſie kamen von Brandenburgi - ſcher Graͤntze her, darauf folgten viel Raupen, ſo auf den Baͤumen und Kraute groſſen Scha - den thaten.

Jm Jahre 1707 den 22 Julii erhub ſich in der Mittags-Stunde ein groſſer Wind, er gieng durchs gantze Land, und verurſachte groſ - ſen Schaden, indem er das Getreyde auf dem Felde, theils unter einander warf, theils gar wegnahm.

Jm Jahre 1710 den 12 September A - bends um 8 Uhr, kam ein groſſes Ungewitter uͤber die Stadt mit einem ſtarcken Regen, thateinen157Von Ungewitter, Wind, Mißwachs ꝛc. einen eintzigen entſetzlichen Blitz und Donner - ſchlag, welcher ſo ſtarck war, daß auch die gan - tze Stadt ſchiene, als ob ſie gantz darnieder geſchlagen wuͤrde, ſchlug aber nirgends mehr ein, als in den Kirch-Thurm, welches erſt den andern Morgen fruͤhe in acht genommen wurde; Der Schlag gieng oben bey der Spi - tze in den Thurm hinein, zu dem Fenſter ne - ben der Glocken, wo der Drath zum Viertel - Seiger gehet, der Drath war zerſchmoltzen, die Spur des Viertel-Zeigers in etwas krum, die Stunden-Tafel unten etwas beſchaͤ - diget, dabey die Mauer ein wenig ausgeworf - fen, alsdenn hatte ſich, dem Anſehen nach, der Strahl in zwey Theile getheilet, davon der ei - ne an der Decken oben wo die Spur ſtehet, in Gange einen Quater-Stein durchgeſchla - gen, und in die deutſche Kirche und zwar in den Pfeiler der Kantzel gegen uͤber, wo Luthe - ri Bildniß ſtehet, gegangen, alle Ecken beſchaͤ - diget, Stuͤcken ausgeſchlagen, (jedoch das Bild unverſehret) und alsdenn oben uͤber dem einen Fenſter, auf der Herrſchaftlichen Empor - Kirche wieder ſich herausgewendet, das Dach an der Mauer und dreyen Latten in die 3 El - len zerſchmettert, den Simß an der Mauer vielfaͤltig beſchaͤdiget, ſo daß es ausgeſehen, als wenn mit einem Bohr, Fingers-dicke in die Mauer gebohret waͤre, von da wieder untenin158Das achtzehende Capitel. in das Fenſter gegangen, das unterſte Theil des Fenſters zerſchmettert, das Glaß und Holtz zerſchlagen; der andere Strahl aber iſt in die Ecke, zwiſchen der deutſchen und wen - diſchen Kirche nach der Schule zu am Dache herunter gegangen, das Dach in 2 Ellen breit zerſchlagen, bis herunter, von da in die deut - ſche Kirche zum Fenſter eingegangen, und das gantze Fenſter zerſchmettert.

Jm Jahre 1716 war ein ſehr ſchweres Jahr, theils wegen der groſſen Naͤſſe, unbe - ſtaͤndigen und kalten Sommers, daß auch we - der auf den Feldern noch in den Gaͤrten nichts zu ſeiner Vollkommenheit gelangen konte, es fielen hin und wieder groſſe Schloſſen, welche auf den Feldern groſſen Schaden thaten, und an manchen Orten das Getreyde gantz darnie - der ſchlugen, und obgleich das Korn ſich wie - der in etwas erholte, auch neue Aehren hervor kamen und Koͤrner bekam, ſo war doch der meiſte Theil die ſchwartzen Mutter-Koͤrner, und zugleich mit einem ſolchen ſtarcken gifti - gen Mehl-Thau beſudelt, daß hernach groſſe Kranckheiten entſtunden, ſonderlich graßirte der Krampf und Gicht-Kranckheit, welche die Leute gantz zuſammen zog und verdrehte, oder wurden gantz raſend, ja viele ſturben ſo bald ſie das neue Korn aſſen, daß auch viele Haͤu - ſer und Gemeinden wuͤſte wurden, das Vieh,ſo159Von Ungewitter, Wind, Mißwachs ꝛc. ſo das neue Korn fraß, ſtarb gleichfals. Wor - auf auf Jhro Hochſel. Majeſtaͤt Befehl, die Muͤller ſolche Siebe ſich anſchaffen muſten, daß das Korn in der Muͤhle muſte geſiebet werden, da die Mutter-Koͤrner im Siebe blie - ben, da aber dieſes noch nicht helfen wollte, ſo wurden auf Jhro Koͤniglichen Majeſtaͤt Be - fehl, etliche 1000 Scheffel Korn unter das Volck ausgetheilet, die es bezahlen konten, ga - ben Geld, die andern, die aufs kuͤnftige Jahr bezahlen wollten, wurden aufgeſchrieben, die ſichs aber gar nicht getraueten, zu bezahlen, denen wurde das Korn geſtrichen zugemeſſen, und dafuͤr muſten ſie von dem neuen Korne ein gehaͤuft Maaß geben. Das neue Korn war kaum halb ſo ſchwer als das alte. Doch Gott Lob war in hieſiger Herrſchaft die Noth nicht ſo groß, wie an andern Orten.

Jm Jahre 1718 den 29 30 und 31 May ſahe man allhier viele Molcken-Diebe, ſie wa - ren weiß mit ſchwartzen Strichen, und ſchmeiß - ten Blut von ſich, auf Menſchen, Vieh, Waͤ - ſche, Baͤume u. ſ. w.

Jm Jahre 1719 war ein ſchweres Jahr, indem in allem Getreyde ein groſſer Miß - wachs, und folgete drauf groſſe Theurung und Hungers-Noth, die Leute fuhren mit Schube-Karren nach Dreßden, und holeten ſich Getreyde, der Scheffel Dreßdner Maaßkam160Das achtzehende Capitel. kam auf ſechs Thaler; die Theurung und Hun - gers-Noth war ſo groß, daß das arme Volck, von Eichel, Spreu, Knoſpen von Hunde - kraͤutich Brod bucken, ſie fielen auf die Knie und baten um GOttes willen um einen Biſſen Brod, die Leute wurden gantz ſchwartz und vertrockneten vor groſſen Hunger. Es fol - gete aber darauf eine geſegnete Erndte und wohlfeile Zeit.

Jm Jahre 1721 den 29 Junii ſchlug das Wetter in der Stadt an zwey Orten ein / das eine mahl in Hans Haͤndriſches Scheu - ne vor den Senftenberger Thore, und brann - te die Scheune ab, bis in den Grund. Das andre mahl beym Hage in eine Eichen, es fiel darauf ein ſehr ſtarcker Regen.

Jm Jahre 1729 den 12 Auguſt Abends um 7 Uhr, ſchlug das Wetter in den Kirch - Thurm, zerſchmetterte die Thuͤre auf dem Gange um den Thurm und ſchlug den Drath am Viertel-Seiger entzwey, der Strahl war durch den Gang in die deutſche Kirche hinter das Dach-Fenſter gegangen, in der Kirche ſahe man nichts, auſſer an der Kantzel, wo etwas Kalck abgeſchlagen war.

Jm Jahre 1730 den 13 Julii thaten die Heuſchrecken hie und da groſſen Schaden, den 5 Auguſt kamen ſie gantz nahe an dieStadt /161Von Ungewitter, Wind, Mißwachs ꝛc. Stadt, wurden aber durch GOttes Huͤlfe gedaͤmpfet, daß ſie ſich wieder verlohren.

Jm Jahre 1734 den 28 Februar erhub ſich ein groſſer Wind, that groſſen Schaden im Gehoͤltze, wie auch an Gebaͤuden, in Hoyerswerda ſchmieß er dem Weinſchencken ſeine Scheune um, auf dem Forwerck Cortitz, und andrer Orten ſchmieß er viele Scheunen uͤbern Hauffen.

Jm jahre 1739 fuͤnf Wochen vor Mi - chael hat es angefangen ſtarck zu frieren, und ob es gleich einige Tage vor Weynachten wieder etwas gelinder war, ſo hat es doch nicht lange gewaͤhret, ſondern wieder groſſen Froſt und Schnee gegeben, auch ſolche Kaͤlte bis 1740 mit Ausgange des Monats Mertz continuiret, die Kaͤlte iſt ſo penetrant gewe - ſen, daß viele Menſchen auf den Straſſen er - froren und ums Leben gekommen, ingleichen vieles Vieh, ſonderlich Schafe umgefallen, we - gen Ermangelung des Futters, welches ſehr theuer, und faſt ums Geld nicht zu bekom - men geweſen.

MDas162Das neunzehende Capitel.

Das neunzehende Cap. Von allerhand merckwuͤrdigen Sa - chen, ſo in der Stadt vorge - gangen.

Sachen, die in und bey der Stadt vor - gegangen, und verdienen angemer - cket zu werden, ſeyn nachfolgende.

Jm Jahre 1573 den 17 Auguſt wurde Martin, Peter Schleſigers Sohn, von Bal - tzer Funcken und Paul Stumpfen erſchlagen, bey welchem Morde auch Blaſius Tabor ums Leben gekommen.

Jm Jahre 1636 ward auf dem Felde im Graſe, eine Magd vom Wetter erſchlagen, als man ſie fand, hielte ſie in der einen Hand die Sichel, in der andern das Gras.

Jm Jahre 1651 den 17 September A - bends zwiſchen 9 und 10 Uhr, iſt ein Maͤgd - lein bey der Muͤhle ins Waſſer gefallen, ſie kam unter das Muͤhl-Rad, und wurde des andern Tages todt herausgezogen.

Jn eben dieſem Jahre den 25 December iſt Frau Maria Faberin, weiland Herrn Doctor Antonii Fabers beſtallten Phyſici all - hier, Ehe-Weib bey Leippe erfroren.

Jm163Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten.

Jm Jahre 1657 den 10 May ſprungen zwey Maͤgde, ſo im Graſe geweſen, aus Furcht, bey der Langen-Banck ins Waſſer, und ertruncken, es liefen ihnen etliche Sol - daten nach und wollten ſie nothzuͤchtigen.

Eben dieſe Soldaten haben den 13 May darauf bey Miſchkens Thuͤre, Frau Maria Blaſin durch den Kopf geſchoſſen, daß ſie gleich todt blieb.

Ferner, um eben dieſe Zeit jagten etliche Soldaten einem jungen Bauer-Knecht von Narth auf einer Wieſen nach, daß er fiel und den Hals ſtuͤrtzte.

Jm April dieſes Jahres erſchoß ein Sol - date einen Mann von Neuwieſe, daß er bald darauf ſtarb.

Jm Jahre 1671 den 5 May fiel Meiſter Simon Buziſchkens Buͤrgers und Schuſters Sohn, bey dem Schieß-Graben ins Waſſer und ertranck.

Jm Jahre 1672 den 26 Junii als Dom. p. Trinit. ertrunck ein Schmiede-Knecht, als er ſich baden wollte, wurde den folgenden Tag erſt gefunden und herausgezogen.

Jn eben dieſem Jahre den 15 Julii wur - den ihrer viere zugleich wegen begangenen Diebſtahls mit dem Strange vom Leben zum Tode gebracht.

Jm Jahre 1691 den 18 Junii erhing ſichM 2eine164Das neunzehende Capitel. eine Magd von Leippe, im Waſch-Hauſe, und ward den folgenden Tag vom Hencker abge - ſchnitten, zum Kapf-Fenſter herunter gewor - fen, auf dem Schinder-Karrn unter die Ju - ſtiz gefuͤhret und daſelbſt begraben.

Jm Jahre 1693 den 10 May erhing ſich G. H. auf dem Rathhauſe, weil er wegen Steuer geſetzet wurde.

Jm Jahre 1694 wurde der Vieh-Marckt angeleget, und auf allergnaͤdigſter Verord - nung de dato Dresden den 26 April allen Kaͤufern, ſo ſich allhier einfinden, auf 3 Jahr, die bey der Stadt und Bruͤcken-Zoͤlle befreyet.

Jm Jahre 1695 den 29 May des Nachts um 12 Uhr, wurde der Schultze von Michal - cken, von einem Schuh-Knecht aus Senften - berg, Namens, Matthes Heniſch, vor dem Wittgenauer Thore bey dem Betheriſchen Graben, nach einem vorhergehenden Gezaͤn - cke erſtochen, der Moͤrder aber gieng durch.

Jn eben dieſem Jahre den 29 Julii ſollte eine Execution mit einem Diebe von Groß - Partwitz gebuͤrtig, Namens Matthaͤi Nowack, vollzogen werden, weil er aber vor der Juſtiz ſich ſehr ungebuͤhrlich ſtellte, und auch keine Reue, wegen ſeiner begangnen Suͤnde von ſich ſpuͤren ließ, auch uͤberdiß vorgab, er ſtuͤr - be unſchuldig, ſo ward derſelbe auf Befehl des damahligen Herrn Amts-Hauptmanns vonDoͤh -165Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. Doͤhlau, wieder zuruͤck in das Gefaͤngniß ge - bracht, und aufs neue uͤber ihn Urthel und Recht eingeholet, es blieb aber bey dem erſten Urthel, worauf er den 26 Auguſt aufgehen - cket wurde, gieng aber dißmahl recht getroſt zum Tode, betete fleißig, und hat ſich vor Menſchen-Augen wohl bekehret.

Jm Jahre 1696 den 12 April fiel Mei - ſter Matthaͤi Czezinkes Soͤhnlein von der lan - gen Banck ins Waſſer und ertrunck.

Jn eben dieſem Jahre den 19 Junii iſt wieder Martin Reyßig ein Leineweber bey der langen Banck (indem er fiſchen wollen) er - truncken.

Jm Jahre 1697 den 24 April wurde Ma - ria Kreßin eines Buͤrgers Tochter allhier, wegen veruͤbten Diebſtahls, und anderer be - gangenen Bosheit willen, bey der Juſtiz mit dem Schwerd gerichtet und daſelbſt begraben.

Jm Jahre 1698 den 4 Februar wurde in hieſigem Herrſchafts-Gehoͤltze angefangen Klaftern zu ſchlagen, welche an ſtatt der Staͤmme den Leuten ſollten verkauffet werden, als der erſte Baum gefaͤllet wurde, ſchlug der - ſelbe vier Perſonen nieder, von welchen der ei - ne den folgenden Tag ſtarb.

Jm Jahre 1704 den 30 Mertz fiel ein Kind vor dem Senftenberger Thore ins Waſ - ſer und wurde todt herausgezogen.

M 3Jm166Das neunzehende Capitel.

Jm Jahre 1705 den 19 Februar ſtarb ein Moſcowitiſcher Soldate im Spittel, und als er ſollte begraben werden, zog der Capi - tain mit etlichen Soldaten vor die Thuͤre, legte den Verſtorbenen in einen Sarg, auf den Leib eine weiſſe Quele und kuͤſſete ihn; als ſie ihn zum Grabe brachten, wurde der Sarg wieder eroͤfnet, der Capitain und andere um - ſtehende Moſcowitter kuͤſſeten nochmahls den Verſtorbenen, hierauf betete der Capitain oͤffentlich mit Thraͤnen ein Gebet in ihrer Sprache, alsdenn wurde die Leiche eingeſen - cket, drey Loſungen gegeben und alſo begra - ben.

Jn eben dieſem Jahre den 22 Mertz ver - ſpuͤreten die Fiſcher in hieſigen Waͤſſern, daß die Krebſe das Waſſer herunter giengen, und judicirten hieraus, daß es was ſonderliches be - deuten wuͤrde.

Jn eben dieſem Jahre den 29 April er - trunck Martin, George Nowackes Sohn im Waſſer.

Jn eben dieſem Jahre wurden alle junge Leute ſowohl in der Stadt als vom Lande, ins Hochloͤbliche Amt gefordert, und muſten untereinander wuͤrfeln, von welchen der Sie - bende ein Soldate werden muſte, denen her - nach die andern das Hand-Geld muſten ge - ben.

Jn167Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten.

Jn eben dieſem Jahre entſtund ein groſ - ſer Aufruhr in der Stadt von den Buͤrgern, wider einen Wohlweiſen Rath, weil er aus Mangel des Stadt-Bieres, Orthrander Bier auf dem Keller ſchencken ließ nach ihren alten Rechten, das Bier wurde von den Buͤrgern auf dem Marckte ausgetruncken, und die Ge - faͤſſe zerſchlagen. Es wurden aber die Raͤdels - Fuͤhrer eingeſetzt, und mit Gelde abgeſtrafet.

Jm Jahre 1706 den 2 Januar ward ei - nes Zimmermanns Weib in Arreſt genom - men, weil ſie einen Moſcowiter, vom 30ſten Julii vergangenen Jahres an, bey ſich ver - ſtecket, ſie hatte ihm ein Loch in ihrer Schlaf - Kammer, unter der Erden gemacht, darinnen ſie ihn am Tage verborgen hielte, des Nachts aber muſte er bey ihr ſchlafen, da er aber ſol - ches nicht laͤnger ausſtehen konte, ſo kaufte ſie ihm einen Rock und ſchafte ihn fort, er wurde aber zu Bernßdorf aufgefangen, und wieder in die Stadt gebracht, darauf er nach Goͤrlitz zu ſeinem Volck gefuͤhret wurde.

Jn eben dieſem Jahre den 17 April wur - de Meiſter Michael Bauer, ein Leinweber aus der Stadt, uͤber dem Wehre im Waſſer todt gefunden, darein er trunckner Weiſe ge - fallen, er lebte mit ſeiner Frauen in einer uͤblen Ehe, wiewohl die Frau ſchuld daran war, ward ohne Klang und Geſang auf denM 4Kirch -168Das neunzehende Capitel. Kirch-Hof begraben, die Frau hat ſich bald darauf aus der Stadt verlohren.

Jm Jahre 1707 den 7 November fuhr ein Buͤrger, Namens Schurich mit dem Pflu - ge auf ſeinen Acker, war aber kaum heraus, ſo ruͤhrete ihn der Schlag, man brachte ihn zwar lebendig nach Hauſe, ſtarb aber gleich darauf.

Jm Jahre 1708 den 6 Februar wurde eine ordinaire Poſt angeleget.

Jn eben dieſem Jahre den 8 October kam die Durchlauchtigſte Fuͤrſtin Urſula Cathari - na von Teſchen, als damalige Herrſchaft, nebſt ihren Herrn Bruder den Biſchof von Cracau, und hielte ſich etliche Wochen hier auf, erzeigte ſich gegen viele ſehr gnaͤdig, be - ſchenckte den damahligen Ober-Foͤrſter Lube - rin mit Holtz, zu ſeinem neuen Hauſe, den Poſtmeiſter mit einem Flecken, nicht weit vom Amt-Hauſe, zu einem Gebaͤude, den Gaſt - wirth mit einer Wieſe, und den Hrn. von Tem - ritz mit der Freyheit Brandtwein in ſeinem Hauſe vor ſich zu brennen, ſo lange er lebte, vocirete auch dem Primario Martini ſeinen aͤlteſten Sohn M. Chriſtian Martini, bißhe - rigen Diacono in Liebenwerda zum Subſtitu - ten. Hierauf gieng ſie den 1 November wie - der von hier nach Breßlau.

Jm Jahre 1709 den 28 October fuhr Mattheus Mroßck aus Colm gebuͤrtig, undnach169Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. nach Neyda verheyrathet, aus der Stadt in den Buſch nach Streu, als er in Heimfahren den Wagen halten wollen, wurde er vom Wagen nieder geſchlagen, und des Abends von Fuhrleuten darunter todt gefunden.

Jm Jahre 1710 den 9 November gieng ein Buͤrger und Becker, Meiſter Hans Sal - tzenbrod, etwas Fiſche fuͤr ſeine gute Freunde zu fangen, ward darauf nach etlichen Stun - den am Ufer todt gefunden, mit dem Unter-Lei - be lag er auf dem Trockenen, mit dem Ober - Leibe aber in gantz ſeichten Waſſer, der Haa - men neben ihm, und den Kober hatte er am Halſe, worinnen ein einiger Krebs, woraus man ſchlieſſen wollte, er muͤſte einen Zufall haben bekommen, ehe er noch recht fiſchen wollen, daß er niedergefallen und durch die Kaͤlte und Waſſer im Munde, (denn der Mund lag im Waſſer) ums Leben gekommen, wie er denn auch einige Jahr zuvor die Epi - lepſie gehabt, hinterlies ein junges Weib, und zwey unerzogene Kinder.

Jm Jahre 1711 den 1 Januar ſchenckte Herr Ehrenfried Sartorius, Buͤrgemeiſter und Apothecker, der Kirchen eine ſilberne ver - goldete Kanne, ſo 50 Thaler koſtet.

Jn eben dieſem Jahre den 3 Januar wur - de auf dem Pfarr-Lehne ein Kind gebohren, ſo auf den 3ten Tag darauf ſtarb, es war einM 5Maͤgd -170Das neunzehende Capitel. Maͤgdlein, hatte alle Glieder richtig, nur oben unter der Naſen ein Stuͤcklein Fleiſch, an ſtatt der Ober-Lippe, dieſes kunte man aufheben, ſahe aus wie eine Brombeere, doch nicht die Farbe, inwendig war kein Gaum, ſondern nur von der Naſen eine Ader, hatte auch kein Zahn-Fleiſch, an ſtatt deſſen ein Stuͤck Knorpel, die Lippen waren wie weggeſchnit - ten, oben und unten, die flachen Haͤnde wa - ren gantz verdrehet, doch vollkommen, daß ſie faſt einem Froſche nicht unaͤhnlich waren. Die Mutter dieſes Kindes hatte das Lob, daß ſie ein boͤſes Weib, in ihrer Schwangerſchaft ſoll ſie oft geſagt haben, was ſoll mir denn die Kroͤte, die Frucht unter ihrem Hertzen mey - nend.

Jn eben dieſem Jahre den 14 Februar gieng ein Bauer von Bergen aus der Stadt nach Hauſe, etwas betruncken, unterwegens ward er von Muͤllern, einem Bauer aus Groß - Partwitz, mit dem Schlitten eingeholet und uͤbern Haufen geſtoſſen, ſo daß der Schlitten uͤber ihn weggieng und er liegen blieb, der mit dem Schlitten wurde von einem andern aus Bergen aufgehalten und gezwungen, daß er muſte wieder umkehren, und jenen nach Hau - ſe fuͤhren, der Verungluͤckte kunte weder Haͤnde noch Fuͤſſe ruͤhren, und ſtarb den an - dern Tag Abends.

Jm171Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten.

Jm Jahre 1714 den 20 Februar erſchoß ſich ein Jaͤger in der Dienerey und wurde unter die Juſtiz begraben.

Eben in dieſem Jahre den 18 Auguſt er - hing ſich ein Buͤrger in ſeinem eigenen Hauſe, weil er zu der Melancholie ſehr geneigt gewe - ſen, ward er auf den Kirch-Hof begraben.

Jm Jahre 1715 den 21 Junii kam der Schultze von Saßleben, nebſt noch andern Bauern mit ihrem Verwalter, mit Getreyde zu Marckte, und ward den andern Morgen fruͤh, bey den Pferden unter der Krippe auf den Leib liegend todt gefunden, er hatte ſich das Halstuch dreymahl feſt um den Hals geknuͤpft, den Stiehl von der Geiſſel durchgeſtecket, und mit ſolchem ſich den Hals ſo zugerittelt, daß er war entzwey gegangen, und ſich alſo erwuͤr - get, er hatte noch zuvor fruͤh um 4 Uhr ſeine Pferde getraͤncket. Sein leiblicher Bruder, ſo auch mit war, fand ihn zuerſt, der dachte er ſchlieffe, wandte ihn um, fand aber, daß er todt war, das Halstuch war etwas blutig, oh - ne daß man ſehen kunte, woher das Blut war. Auf Amts-Befehl ward er gleich durch den Ge - richts-Diener aus dem Wege geſchaſt, und den andern Tag darauf, durch den Nachrichter un - ter den Galgen begraben. Man gab vor, er waͤre nicht recht bey Sinnen geweſen, ander - ſagten, wie er vor kurtzer Zeit bey einem Kirchen -Rau -172Das neunzehende Capitel. Raube mit geweſen, denn da man einige Raͤuber gefaͤnglich eingezogen, waͤre er entwi - chen, und nach etlichen Wochen wieder ge - kommen, man haͤtte ihm aber nichts gethan, als daß nur der Prieſter ſelbigen Orts ihm freundlich zugeredet, dieweil man beſorgt ge - weſen, er moͤchte melancholiſch werden, iſt alſo GOtt am beſten bekannt, warum er ſich ſelbſt das Leben genommen. Eben dieſen Tag, da vorgedachter ſich ſelbſt umgebracht, wur - den in der Heyden unterſchiedliche Leute von Raͤubern angefallen; worauf den folgenden Sonntag, von allen Gemeinden die Gehoͤltze durchſuchet, auch unterſchiedliche verdaͤchtige Leute bekommen, und ins Gefaͤngniß ge - bracht wurden.

Jm Jahre 1716 den 2 Mertz wurden zween Wittgenauiſche Weibes-Perſonen, auf dem Schloſſe bey denen Knechten in Hurerey ergriffen, ſie muſten darnach andern zum Ab - ſcheu den Marckt kehren, alsdenn ward die ei - ne, ſo ſchon zwey Hur-Kinder gehabt, durch den Schinder-Knecht ausgedrummelt, die an - dre aber heimlich verwieſen.

Eben dieſes Jahr den 31 Julii wurde ein Sattler, ein frommer, erbarer und fleißiger Mann, unverhoft gantz raſend, daß ihn vie - le Leute halten muſten, er fiel einige grimmig an; daß man Gewalt brauchen muſte, woruͤ -ber173Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. ber ſich unterſchiedene ſo entſetzten, daß ſie gleichfals in eine Raſerey verfielen, ein Boͤt - ger lief von ſeiner Arbeit aus der Stadt, vor - gebend, daß er einen erſchlagen, er kam nach Colm eine Meile von der Stadt, und weil er daſelbſt ein gleiches vorgab, ſo wurde er von denen, zu welchen er gekommen, verleugnet, als man aber erfuhr, daß ſichs nicht alſo ver - hielt, ſo wurde er denen, die ihn ſuchten, uͤber - geben, und wieder in die Stadt gefuͤhret.

Jn eben dieſem Jahre den 2 Auguſt fand man auf dem Hoſpital-Kirchhofe ein unge - woͤhnlich klein Grab, es wurde ſolches bey dem regierenden Burgemeiſter angegeben, und darauf eroͤfnet, und da fand man einer Ellen tief ein kleines Saͤrglein, in welchem ein klein Kind war, man brachte das Kind aufs Rath - haus, welches den Tag darauf beſichtiget, und befunden wurde, daß der Hals mit einer Schnur feſt zugeknuͤpft und erwuͤrget wor - den, uͤberdiß war auch der Wirbel einge - druͤckt. Man hat aber die Moͤrderin nicht ausforſchen koͤnnen, ob man ſich gleich groſſe Muͤhe gegeben, das Kind ward darauf wieder begraben.

Jm Jahre 1717 den 27 December des Nachts fiel der Weitzen-Brauer trunckener Weiſe ins Waſſer, und wurde allererſt das folgende Jahr den 26 Mertz bey dem kleinenFluth174Das neunzehende Capitel. Fluth-Belte nach Waſſenburg zu gefunden, von einem ſtummen Mann, noch gantz un - verſehrt, auſſer daß die Augen ausgefreſſen waren, er war ein grauſamer Flucher und Saͤuffer, und ward darauf in aller Stille auf den GOttes-Acker begraben.

Jm Jahre 1720 den 16 Mertz erhing ſich ein Buͤrger aus Armuth, ward in aller Stil - le abgenommen und auf den Kirchhof begra - ben, in ſeiner Jugend hatte er 400 Thaler liederlich durchgebracht.

Jm Jahre 1721 den 22 Mertz ward bey denen Muͤhl-Steigen im Waſſer ein Kind ge - funden, die boͤſe Mutter, welche es hinein ge - worfen, war einer Beckerin Schweſter, und hat 2 Maͤnner gehabt, aber von beyden aus Bosheit entlauffen, ſie ward darauf den 27 Junii, auf dem Marckte mit dem Schwerdte hingerichtet und gieng wohl bereit zum Tode.

Jn eben dieſem Jahre den 1 Julii ward ein Kind todt im Waſſer gefunden, es war et - liche Tage zuvor mit ſeinem Vater auf die Wieſe gegangen, weil nun der Vater auf ſel - biges nicht recht acht hatte, ſo war es ohne allen Zweifel von der langen Banck herunter gefallen und alſo ertruncken, der Vater war ein Tageloͤhner.

Eben dieſes Jahr den 19 December iſtdem175Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. dem Ziegelſtreicher ein Kind von 12 Jahren in der Leim-Grube ertruncken.

Jm Jahre 1722 den 8. Januar iſt ein Kind in einem Graben ertruncken.

Jn eben dieſem Jahre zwiſchen den 14 und 15 Auguſt in der Nacht ſtahlen zween Tragouner in Bergen 8 Gaͤnſe, unterwegens wurden ſie von einigen Bauren, welche die Gaͤnſe in dem Sacke hoͤreten ſchreyen, verfol - get, worauf ſie bey der langen Banck ins Waſſer ſprungen, weil es ſehr finſter, ſo kamen ſie ins Tieffe und ertruncken, ſie wurden den 17 hujus gefunden und von der Compagnie begraben, jedoch ohne alle Ceremonien in al - ler Stille ohne alle Salve.

Jm Jahre 1725 den 19 Julii iſt in der Sprembergiſchen Gaſſe einer armen Frauen Kind, im Hofe in einer Pfitze, ertruncken.

Jm Jahre 1728 den 16 December wurde das neue Schul-Gloͤcklein aufgehangen, in - dem das alte zerſprungen.

Jm Jahre 1730 den 1 September ward dem Sub-Diacono M. Michael Frentzel von einer unbekannten Perſon 1 Thlr. 9 Gr. und denn wieder den 2 December 1 Thaler zuge - ſchickt, unter die Armen auszutheilen, wel - ches auch geſchahe.

Jm Jahre 1731 den 10 Jan. wurden ihmwie -176Das neunzehende Capitel. wieder 19 Gr. unter die Armen auszutheilen von einer unbekannten Perſon zugefendet.

Jm Jahre 1732 den 17 Auguſt giengen durch die Stadt 750 vertriebene Saltzburger, ſie wurden vor der Stadt von denen Herren Geiſtlichen und Schule mit Singen angenom - men und in die Kirche gefuͤhret, in der Kir - che wurden einige Lieder geſungen, darauf von dem Sub-Diacono Bet-Stunde gehalten, nach der Bet-Stunde hielt ihnen der Paſtor Primarius vor dem Altare eine kurtze Rede, alsdenn giengen ſie mit Singen aus der Kirche, auf den Marckt, wo ſie von den Buͤrgern mit Freuden aufgenommen wurden, welcher Buͤr - ger keine in ſein Haus bekam, war unwillig, ſie wurden mit Eſſen und Trincken verpfle - get, bekamen auch uͤberdiß von den Buͤrgern Geld und Buͤcher, ſie waren in ihrem Chri - ſtenthum wohl unterrichtet, den andern Tag giengen ſie nach Spremberg, allwo ihrer uͤber 1000 zuſammen kamen, als ſie fortzogen, ſo erzeigeten ſie ſich gegen die Buͤrger ſehr danckbar.

Jm Jahre 1734 den 29 Januar ward ei - ner mit Namen Johann Jacob Eberling (welchen Namen er ſich ſelbſt gegeben) we - gen vielen begangenen Diebſtahls mit dem Strange hingerichtet, er hatte ſich zu ſeinem Tode wohl bereitet, und ſtarb gantz getroſt,ob177Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. ob er gleich anfangs vom Sterben nicht hoͤren wollen, und den Herren Geiſtlichen viel zu ſchaffen gemacht.

Eben dieſes Jahr den 13 Sept. wurde ein Weib von Sproͤwitz, welche 5 Wochen zuvor bey ihren Nachbar Feuer angeleget, wodurch 13 Bauer-Hoͤfe und die Pfarre wegbrannten, decolliret, und alsdenn der todte Coͤrper auf dem Scheuter-Hauffen verbrannt, ſie hatte ſich zum Tode wohl praͤpariret. Als die Sproͤwitzſchen Gerichten ſie in Verhaft ge - nommen und geſetzet, ſchnitte ſie ſich mit ei - nem alten Meſſer in die Kehle, ob nun gleich der Schnitt toͤdtlich war, ſo wurde er dennoch gluͤcklich curiret. Jedoch aber eilete man mit der Execution, weil man befuͤrchtete, der Schaden wuͤrde wieder aufbrechen, und ſie ſterben muͤſſen.

Jm Jahre 1735 den 11 Februar ertrunck ein trunckener Buͤrger in der Senftenberger Gaſſe zwiſchen Weißgerbers und Schuſters, wurde den andern Tag ſtill mit Buß-Liedern auf den Kirch-Hof begraben.

Eben dieſes Jahr den 25 October ward ein Dieb, Namens Engel, gehangen, er war Roͤmiſch Catholiſcher Religion, vor ſeinem Ende aber bekannte er ſich freywillig ohne je - mandes Einreden zur Evangeliſchen Religion / gieng getroſt und bereit zum Tode.

NJm178Das neunzehende Cap. Von allerh. ꝛc.

Jm Jahre 1736 den 12 Januar hat ſich ein Buͤrger, Namens Metoſch, ſonſt Nau - mann, ſelbſt gehangen, hinterließ ein Weib und 3 Kinder, wurde durch den Nachrich - ter abgenommen und unter den Galgen be - graben.

Jm Jahre 1738 den 4 Julii Nachmit - tags zwiſchen 1 und 2 Uhr wurde auf dem Marckte bey Gruners Thuͤre die Spiegelin, eines Buͤrgers Ehe-Weib, von einem Jaͤger - Purſchen unvorſichtiger Weiſe erſchoſſen, daß ſie gleich todt blieb.

Jm Jahre 1739 den 18 December ward Urſula Briſchkin von Sabrodt gebuͤrtig, we - gen ihres in Unehren gezeugten Kindes, wel - ches ſie gleich nach der Geburth umgebracht, auf oͤffentlichem Marckte ungluͤcklich mit 5 Hieben decolliret.

Das179

Das zwanzigſte Cap. Unterſchiedene Epitaphia, ſo auf dem inwendigen GOttes-Acker zu finden.

I.

Allhier ruhet in ſeinem JEſu der Wohl-Edle und Veſte Herr Gottfried Gieſe Der Hochmoͤgenden Herren Staaten von Holland bey der Oſt-Jndianiſchen Compagnie Commandeur und vornehmer Buͤrger ward gebohren allhier Ao. 1656 den 6 Julii Ao. 1685 verehlicht mit Tit. Jgfr. Johanna Chriſtiana Uſchnerin zeugete einen Sohn und zwey Toͤchter. Ao. 1705 den 3 Mertz ſtarb er ſanft und ſelig ſeines Alters 49 Jahr Leichen-Text: HErr wenn ich nur dich habe JEſus Leiden Creutz und Pein ſoll mein Troſt im Tode ſeyn.

II.

Jacet hic Jacobus pugnans & vincens. N 2Hier180Das zwanzigſte Capitel. Hier liegt ein rechter Jacob, welcher hat tapfer geſtritten, und herrlich geſieget. nemlich Der Weyl. Wohl-Edle Veſt Hochachtbare und Wohlgelahrte Herr Johann Jacob Stengel Jur. Utr. Candidat. Sr. Koͤnigl. Maj. in Poh - len und Chur-Fuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen Hochbeſtalter General-Aceis-Jnſpector in Hoyerswerda und Wittgenau. Ward gebohren in Budißin den 18 Apr. 1683 copuliret in Leipzig den 22 Nov. Ao. 1707 mit damaliger Salv. Tit. Jgfr. Johannen Sophien Schellin Herr Johann Schellens Wohlmeritirten Cantoris bey der Thomas - Kirchen in Leipzig Jungfer Tochter in der Ehe gelebet 19 Jahr, durch GOrtes Segen gezeuget 14 Kinder davon 8 noch am Leben 6 aber in die Se - ligkeit vorangegangen welche an deſſen Seite liegen als: 1 Johanna Eliſabeth. 2 Johann Gottlieb. 3 Johann Gotthelf. 4 Johanna Eliſabeth. 5 Johanna Tugendreich. 6 Johann Ehrenfried. iſt181Epitaphia. iſt geſtorben den 8. Jan. 1727 hat alſo ſein Alter gebracht auf 44 Jahr 14 Wochen und 2 Tage.

III.

Ehren-Gedaͤchtniß des Weiland Edlen Mannveſten und Wohlbenamten Herrn Jacob Gieſens Roͤm. Kayſ. Maj. und H. General von Trautiſch wohlverdienten Quartiermeiſters und vornehmen Buͤrgers allhier, welcher Ao. MDCXIV den 13 Aug. zu Gortz in Pom - mern gebohren. Hat vom XVII Jahr ſeines Alters die meiſte Zeit ſeines Lebens im Kriege bey vielen Occaſionen, Scharmuͤtzeln und Feld-Schlachten zugebracht. Jm wohlvergnuͤgten Eheſtande Mit der Edlen und viel Ehr u. Tugendreichen Frau Benignen Tit. Hrn. Jacob Lehmanns wohlverdienten Burgemeiſters allhier Ehe - leibl. Tochter, Tit. Hrn. Chriſtoph Koͤnigs, Roͤm. Kayſ. Maj. unter dem Caroniſchen Re - giment zu Roß wohlbeſtallten Lieutenants nachgelaſſenen Wittiben XXVI Jahr gelebet und gezeuget IV. Soͤhne II. Toͤchter auch II. Enckel erlebetN 3Nach182Das zwanzigſte Capitel. Nach harter und langwieriger Kranckheit iſt er in hertzlicher Anruffung ſeines Seligma - machers JEſu Chriſti den 23 Septemb. Ao. MDCCXXV. ſanft und ſelig entſchlafen Seines Alters LXI. Jahr IV. Wochen 3 Tage erwartet allhier der Seligen Auferſtehung Pſalm XLII.

IV.

Allhier ruhet in ſeinem JEſu Tit. Herr Chriſtian Muͤller vornehmer Buͤrger und Handelsmann allhier ward gebohren zu Hoyerswerda Ao. 1645 vereheliget ſich Anno 1675 mit Tit. Jungfer Margarethen geb. Hauſteinin lebete in vergnuͤgten Eheſtande 19 Jahr zeugete 9 Kinder als 4 Soͤhne und 5 Toͤchter Starb Sanft und ſelig Ao. 1693 den 19 Mertz: Seines Alters 48 Jahr Dem GOtt gnade. Leichen-Text. Jch habe einen guten Kampf gekaͤmpfet, Jch habe den Lauf vollendet. Jch habe ꝛc.
V. 183Epitaphia.

V.

Die Gruft verwahret die Gebeine Des Wohl-Edlen, Großachtbahren und Wohl - benambten Herrn Herrn Johann Chriſtian Grumbachs Sr. Hochfuͤrſtl. Durchl. Herrn Friedrich Lu - dewigs Hertzogs von Wuͤrtenberg und Teck ꝛc. Jn die 10 Jahr treugeweſenen Cammer - Dieners Er wurde Ao. 1695 den 17 Febr. in dem Fuͤr - ſtenthum Querfurth von honetten El - tern gebohren Sein Herr Vater war Weil. Tit. Herr Johann Caſper Grumbach Hochmeritirter Wild-Meiſter in beſagten Fuͤr - ſtenthum Die Frau Mutter Tit. Frau Agneſia Margaretha Grumbachin gebohrne Sperlingin Und nachdem er die Pilgramſchaft ſeines ruͤhmlichen Lebens auf 38 Jahr gebracht wurde er Ao. 1733 allhier durch einen unver - mutheten ſel. Tod der Welt entnommen und in die Himmliſche Seelen-Ruhe verſetzet.
N 4VI. 184Das zwanzigſte Capitel.

VI.

Allhier ruhet der Weiland Edle veſte mannhafte Herr Mattheus Hildebrand auf Sckade Rittmeiſter ward gebohren allhier zu Hoyerswerda im Monath Mertz Anno 1588 ſtarb zu Sckade den 11 Mertz Anno 1660 ſeines Alters 72 Jahr und erwartet der Stimme unſers Heylan - des JEſu Chriſti Matth. 11. Kommet her zu mir alle, die ihr muͤhſelig und beladen ſeyd, ich will euch erquicken.

VII.

Das ruͤhmliche Andencken Titul, Herr Chriſtoph Muͤllers Erbherrns auf Golmitz auch vornehmen Kauf und Handelsmannes zu Hoyerswerda, welcher als Er zu Reichberck in Boͤhmen Ao. 1633 geb. I. Ao. 1659 den 28 May ſich mit Tit. Jungfer Juſtinen Dorotheen, Tit. Herr Bernhard Heinrichs Gerichts-Nota - rii in Zittau II. am 28 October Ao. 1664 mit Jgfr. Annen Roſinen Tit. Hr. Andreaͤ Hammerſchiedes Raths-Verwandten da - ſelbſt, und III. am 27 Febr. 1682 mit Tit. Jgfr. Marien Tit. Herr Andreaͤ Simons, vornehmen Kauf - und Handelsmannes inBer -185Epitaphia. Berlin, ehelichen Toͤchtern verheyratet gehabt, auch in ſolchen Ehen 13 Kinder erzeuget, ſo - dann hier am 20 Dec. 1703 im 70 Jahre ſeines Alters in JEſu ſelig verſtorben. Leichen-Text Micha VII. v. 9. Jch will des Herrn Zorn tragen ꝛc. an ſeiner Gnade ſehen.

VIII.

Ao. 1572. DEN 14. Aprilis IST IN GOTT
VERSCHIEDEN, DER GESTRENGE
SALICER VON RECHENBERG
WEIL. ZV Zigk SEIN ALTER 46.
JAR. DEM GOTT GNADE.

IX.

Allhier wird aufgehaben zu einer ſeligen Auferſtehung die Aſche des Weiland Wohl-Edlen, Rechts Wohlgelahrten und Wohlweiſen Herrn Gottfried Muͤllers, Ober-Amts-Advocat in Budißin, und wohl - verdienten Stadtſchreibers allhier. Derſelbige war gebohren Anno 1699 den 1 Jul. zu Welßau bey Torgau von Chriſtli - chen Eltern, war auf der Schule zu Camentz, auf dem Gymnaſio zu Zittau und auf der Univerſitæt zu Leipzig und Wittenberg, wo -N 5ſelbſt186Das zwanzigſte Capitel. ſelbſt er auch J. U. Candidatus wurde. Er heyrathete Jgfr. Chriſtiana Dorothea eine gebohrne Leßingin von Camentz Anno 1725 im Mon. Aug. erzeugete mit ihr 5 Kinder davon nur zwey nehmlich 1 Tochter und 1 Sohn nach ſeinem Tode uͤbrig ge - blieben. Er ſtarb den 12 April Anno 1731 ſeines Alters 32 Jahr weniger 3 Monate und 12 Tage. Leichen-Text. 1 Reg. 19 v. 4. Es iſt genung, ſo nimm nun HErr ꝛc.

X.

Jedermann der hier voruͤber gehet erkenne, daß der Gerechte ob er gleich zeitlich ſtirbt doch in der Ruhe ſey An dem Gerechten nehmlich Tit. Herrn Johann George Vettern J. C. E. Raths membro Ober-Kirchen-Vor - ſtehern und Koͤniglichen Accis-Aßiſtenten allhier welcher zwar Anno 1686 den 17. Mertz von Chriſtl. Eltern Tit. Herrn Johann Chriſtoph Vettern eines Raths membro und Ober-Kirchen-Vor - ſtehern allhierund187Epitaphia. und Tit. Fr. Marien geb. Fiſcherin, das zeitliche Leben bekam, auch daſſelbige mit Tit. Jgfr. Annen Eliſabethen Wendebaumin in einer angenehmen wiewohl nur 8 jaͤhr. Ehe von Anno 1715 an gluͤcklich continuirete aber doch endlich weil er GOtt gefiel eilete er mit Jhm 1723 den 12 Jan. aus die - ſen boͤſen Leben und verwechſelte ſeine 37 Jahr Lebens-Kuͤrtze mit einer ewigen Lebens-Laͤnge Sap. 4 v. 7 10-11. Joh. Chriſtoph Vetter Paſt. Partwizenſis

XI.

Die mit Thraͤnen ſaͤen die werden mit Freuden erndten, ſie gehen hin und weinen, und tra - gen edlen Saamen Pſalm 126 v. 56. Chriſtus iſt mein Leben Sterben iſt mein Ge - winn ꝛc. Jch habe Luſt abzuſcheiden und bey Chriſto zu ſeyn. Phil. I. 21-23. Jn dieſem Troſt lieget allhier begraben und erwartet die froͤliche Auferſtehung Fr. Sophia Dorothea Sacreitzin geb. Cichoriin Herrn Martin Sacreizes Jur. Cult. und Bur -gemei -188Das zwanzigſte Capitel. gemeiſters hieſelbſt Eheliebſte welche den 28 Dec. 1669. in Hoyerswerda nach ihres ſel. Herrn Vaters Tode gebohren derſelbe iſt geweſen Weil. Tit. Herr M. Johannes Cichorius hieſiger treufleißiger Archi-Diaconus folgends wohlmeritirter Paſt. in Oßling die Fr. Mutter war Fr. Anna geb. Seidlerin, in die Ehe iſt ſie gluͤcklich den 4 Dec. 1691 getreten auch ſolche in die 35. Jahr genoſſen und gezeuget 1 Tochter Annen Sophien und 1 Sohn Gotthelfen Jur. Stud. nachgehends den 12 Aug. 1726 ſelig verſtorben ihres Chriſtlichen wohlgefuͤhrten Alters 56 Jahre 32 Wochen. GOtt habe ihre Seele in ſeiner Hand.

XII.

CHRISTVS Der Fuͤrſt des Lebens hat in ſeiner Hand die Seele des unter dieſem Steine in GOtt ruhenden Wohl-Ehrenveſten vorachtbaren und Wohl - benamten Herrn Johann Friedrich Lehmanns Wohlangeſehenen Buͤrgers und Gaſtwirths allhier, welcher den 28. Aug. 1658 hieſelbſtgeboh -189Epitaphia. gebohren den 15 Nov. 1687 aber ſich mit der damahligen Sitt-Ehr und Tugendbelobten Jgfr. Chriſtinen geb. Seultetin verheyrathet binnen waͤhrender 24 Jaͤhrigen Ehe mit ſel - biger gezeuget zwey Toͤchter Julianen So - phien und Jungfer Marien Dorotheen und hat ſeine Sterblichkeit nachdem er ſein Alter auf 53 Jahr 36 Wochen gebracht geendiget den 18 May 1712. Die Seele lebt bey GOtt, der Leib ruht in der Gruft Bis JEſus Seel und Leib einmahl zuſammen ruft Begraͤbniß-Text Pſalm 73 v. 23-24. Dennoch bleib ich ſtets an dir, denn du haͤlteſt mich bey meiner rechten Hand, du leiteſt mich nach deinem Rath, und nimmſt mich endlich mit Ehren an.

XIII.

Mein Leſer unter dieſem Steine ruhen zum ſel. Wiederleben die Gebeine der Weil. Wohlgebohrnen Frauen Fr. Helenen Sophien von Temritz geb. von LobinJhre190Das zwanzigſte Capitel. Epitaphia. Jhre Geburth war Adelich in dem Hauſe Greyfenhayn, Anno 1664. Jhr Hr. Vater der Weil. Wohlgebohrne Hr. Caſpar Conrad von Loͤben auf Greyfenhayn, die Mutter Fr. Anna Margaretha geb. v. Waltersdorf auf Waltersdorf. Sie vermaͤhlte ſich an Hr. Hanns Chriſtoph von Temritz Churfl. Saͤchſiſ. Wohlmeritirten Lieutenant lebte mit Jhm friedlich, doch ohne Leibes - Segen Jhr Gemahl gieng in die Ewigkeit voran Ao. 1719. und hinterließ Sie 15 Jahr in Wittwen-Stande zu Hoyerswerda GOtt aber hohlete Sie ihm nach in Himmel den 19 Sept. Ao. 1734. Nachdem ſie ſich als eine Mutter gegen die Armen erwieſen und Jhren ruͤhmlichen Wandel gebracht auf 70 Jahre.
Das191

Das 21. Capitel. Von denen Dorfſchaften, ſo zur Herrſchaft gehoͤren.

Wenn ſaͤmtliche Doͤrfer zur Herrſchaft gelangt, ob ſie beſtaͤndig zur ſelben ge - hoͤret, oder nach und nach angekauft worden, davon kan man nichts gewiſſes melden. Es ſind aber ſolche nach dem A B C folgende.

Bergen, wendiſch Horow, beyde Namen haben einerley Bedeutung, das wendiſche Wort oder Name Horow heiſt im deutſchen Bergen, heiſt alſo ein Ort, der auf Bergen lieget, es iſt auf einen ſandichten Huͤgel oder Berglein erbauet. Es wird auch Ober - Neuwieſe genennet, weil die Einwohner ſonſten in Neuwieſe gewohnet, wegen groſſen Waſſers in Neuwieſe bey Ergieſſung der ſchwartzen El - ſter ſie ſich hier auf dieſen Sand-Huͤgel gebauet. Es liegt eine halbe Meilen von der Stadt, hat einen Richter, einen halben Frey-Bauer ein halb Richter-Guth, ſiebenzehen und ei - nen halben Dienſt-Bauern, einen Gaͤrtner und vier Haͤusler, gehoͤret zum GOttes-Dien - ſte in die Stadt, nimt das Bier in der Stadt,ſeine192Das ein und zwanzigſte Capitel. ſeine Dienſte thut es auf das Forwerck Neu - wieſe, wohin auch die Schaͤferey, in welcher etliche 100 Stuͤck Schafe gehalten werden, gehoͤret, liegt in guten Boden, daher auch die Einwohner noch ziemlich wohl ſtehen, der Richter giebt den Herrſchafts-Bedienten Eſ - ſen und Futter, wenn ſie hinauskommen. Die Teiche bey dieſen Dorfe gehoͤren alle der Herrſchaft. Jm Jahre 1727 den 18 Septem - ber des Nachts fiel Andreas Lenick ein Knecht von der Scheune aufs Tenne, und ward fruͤ - he todt gefunden. Jm Jahre 1732 thaten die Schloſſen groſſen Schaden am Getreyde. Jm Jahre 1733 erfror das Getreyde, ſonder - lich das Korn. Jm Jahre 1735 zerſchlugen die Schloſſen das Kraut gantz darnieder, wel - ches denen Einwohnern ein ſchweres Jahr verurſachte, immaſſen ſie vom Kraut jaͤhrlich ihre Abgaben nehmen muͤſſen, welches ſie in groſſer Menge jaͤhrlich nach Bautzen zum ver - kauffen fuͤhren.

Blune, wendiſch ebenfalls ſo, der wendi - ſche Name Blum koͤmmt her von Bluto, in - dem es auf einem moraſtigen Ort liegt. Es liegt etwas uͤber eine Meile von der Stadt, hat drey Richter-Guͤther, vier und zwanzig Dienſt-Hufen, fuͤnf Gaͤrtner, dreyzehen Haͤus - ler und ein Forſt-Haus, worauf ein reitender Foͤrſter wohnet, Dienſte verrichtet es nachTerp -193Von denen Dorfſchaften. Terppe, das Bier nimmt es auf dem Schloſ - ſe, haͤlt ſelbſt Schafe und hat guten frucht - baren Boden. Ehedeſſen muſte es in die Stadt zum GOttes-Dienſt gehen, im Jah - re 1670 aber wurde auf hohe Verordnung Jhre Durchlauchtigkeit Johann George des dritten daſelbſt eine neue Kirche erbauet. Die Einweihungs-Predigt hielt im Jahre 1673 den Montag nach Dom. I. Advent. (war der 6 December) der damahlige Archi-Dia - conus in Hoyerswerda M. Samuel Marti - ni, der Text war Gen. XXVIII. v. 16 usque ad fin. Præloq. 1 Reg. VIII. v. 28-29 wende dich Herr ꝛc. Exord. Act. VII. v. 8. GOtt wohnet nicht ꝛc. Prop. Die Herrlichkeit der Kirchen, dabey erwogen wurde. 1 Der O - ber-Herr, der in der Kirche wohnet. 2 Die Schaͤtze, ſo darinnen befindlich und 3 die Die - ner, ſo hinein gehoͤren. Jn dem Knopfe des Thurmes iſt folgende Gedaͤchtniß-Schrift bey - geleget worden.

In. Honorem. Solius. Dei. Et In. Nomine. Sacro. Sanctæ. Trinitatis. ſub regimine & auſpiciis Sereniſſimi Electoris Saxoniæ JANI. GEORGII. SECUNDI. Et Ex munificentiſſima liberalitateOSere -194Das ein und zwanzigſte Capitel. Sereniſſimi. Principis. Electoratus. Saxonici. Unici Hæredis. JANI. GEORGII. TERTII. Baronatus Hoyerswerdenſis Domini. TEMPLUM Hoc Jn Pago BLUNO exſtructum & Anno M DC LXXIII Die VI. Decembris INAUGURATUM. Præfectis tunc Temporis Superiore Nobiliſſimo DNO. Johanne Dieterico a Schleinitz Inferiore Domino Urbano Beſſero. Ædilibus. Joachimo. Luca. Fabro Lignario. Johanne Friderico Reiſiger. Murario. SOLI. DEO. GLORIA.

Den GOttes-Dienſt bey dieſer neuen Bluniſchen Kirche muͤſſen die beyden Diaconi aus der Stadt verrichten, es iſt auch dahin eingepfart das Dorf Sabrod. Jm Jahre 1709 den 23 Mertz huͤteten zween Jungen da - ſelbſt das Vieh auf dem Felde, und da ge - ſchahe, daß ein Ochſe mit ſeinen Fuͤſſen einen Stiefel mit Gelde ausſcharrete, einer unter ihnen lief hin und nahm das Geld, der andre deſſen Ochſe es ausgeſcharret, wollte von dem -ſelben195Von denen Dorfſchaften. ſelben Part haben, jener verſprach ihm auch, ſolches zu Hauſe zu geben, als aber dieſer, da er nach Hauſe kam, ſolches verlangte, leugne - te jener alles, es kam ſolches vors Amt, wo die Sache alſo beygeleget ward, daß niemand nichts davon erfuhr. Jm Jahre 1718 den 15 October brannte das gantze Dorf ab, bis auf etliche wenige Scheuren und die Kirche, ſo durch GOttes Gnade erhalten worden, das Feuer kam beym Back-Ofen aus. Jm Jah - re 1723 ward die Kirche beſtohlen, der Dieb war ein Schmidt aus dem Dorfe, und weil er das Geld wieder erſtattete, ſo bekam er den Staubbeſen und ewige Landes-Verweiſung. Jm Jahre 1728 den 14 September fruͤh um 2 Uhr ſchlug das Wetter in des einen Rich - ters Scheure, brannte auch nebſt des Nach - barn Scheure ab, und weil wegen trockener Zeit wenig Waſſer in denen Brunnen war, mit welchem das Volck das Feuer haͤtte loͤſchen koͤnnen, das Feuer aber gleichwohl uͤber das gantze Dorf flohe, und alſo groſſe Gefahr vorhanden war, ſo trat der Schulmeiſter auf, rufte die Leute zuſammen und rief: Weil wir hie nichts machen koͤnnen, ſo kommet alle her, wir wollen auf unſere Knie niederfallen und ein Vater Unſer beten, GOtt wird uns hel - fen, als ſolches geſchahe, ſo wandte GOtt alsbald den Wind von dem Dorfe weg, daßO 2alle196Das ein und zwanzigſte Capitel. alle Flamme vom Feuer auf die Hutung zu - gieng und GOtt alſo augenſcheinlich zeigete, wie er ihr Gebet erhoͤret, und ihnen in der groſ - ſen Noth beygeſtanden. Jm Jahre 1729 ſchlug abermahl das Wetter in eine Scheure, ſelbe brannte auch ab, that aber weiter keinen Schaden. Darauf legirte die Gemeinde der Kirchen jaͤhrlich zu geben 12 Gr. dem Prediger, ſo die Brand-Predigt hielt 6 Gr. und dem Schulmeiſter 6 Gr. nebſt ein und ein halb Schock Eyer. Jm Jahre 1735 den 17 April ſchlug das Wetter bey dem Kirch-Vater Schliewen in den Schuppen, that aber weiter keinen Schaden, als daß es die Schoben auf dem Dache zerriſſen und einen Balcken zer - ſchmettert. Jm Jahre 1738 den 9 Auguſt, war der Sonnabend vor Dom. X. poſt Tri - nit. zu Mittage um 12 Uhr ſchlug abermahl bey gedachtem Kirch-Vater Schliewen das Wetter uͤber der Stube ein und entzuͤndete ſich, wodurch 47 Hoͤfe und 8 Scheunen mit vollem Getreyde in die Aſche geleget wurden, und blieben nebſt der Kirchen und Schule etli - che wenige Haͤuſer und auf der einen Seite die Scheunen ſtehen. Eben in dieſem Jahre im Monath November brachte eine Magd Urſu - la Briſchken von Sabrod gebuͤrtig, ihr in Unehren gezeugtes Kind gleich nach der Ge - burth ums Leben und vergrub es in dem Ge -hoͤltze,197Von denen Dorfſchaften. hoͤltze, ward aber den andern Tag durch den Herrn Amtmann und Gerichten gefunden, ſie wurde eingezogen und im Jahre 1739 den 18 December, als den Freytag nach dem III. Advent, zu Hoyerswerda auf dem Marckte decolliret, ſie gieng wohl bereit zum Tode, der Kopf aber wurde mit fuͤnf Hieben abgeſchlagen.

Broͤthen, wendiſch Briten, lieget eine halbe Meile von der Stadt auf einem Huͤgel wendiſch Brow genannt, daher es den Na - men Broͤthen fuͤhret, weil es auf einem Brohu oder Huͤgel lieget. Es hat 4 Richter-Guͤther, ſo aber ſehr ſchwach ſeyn, 16 Dienſt-Hufen, 2 Gaͤrtner, 3 Haͤusler und 1 Erb-Muͤhle, nicht weit darvon iſt die Ziegel-Scheune die der Herr - ſchaft gehoͤret, die Aecker und Wieſewachs ſind uͤberaus ſchlecht, daher auch faſt alle arm ſind, und nichts im Vermoͤgen haben. Mit dem GOttes-Dienſt gehoͤret es in die Stadt. Der Teich dabey gehoͤret der Herrſchaft und iſt ein Saam-Teichlein. Die Dienſte verrichtet es nach der Stadt, haͤlt ſelbſt Schafe. Jm Jahre 1698 den 1 Januar ertrunck ein Mann Namens Rumberg von Broͤthen, in dem Ge - ſuͤmpfe zwiſchen den Daͤmmen, da man nach Wittgenau gehet, er war nicht recht bey Ver - ſtande. Jm Jahre 1731 den 13 Julii fielen groſſe Schloſſen, und thaten im Getreyde, ſon - derlich im Heydekorn groſſen Schaden. JmO 3Jahre198Das ein und zwanzigſte Capitel. Jahre 1732 den 25 Auguſt gegen Mitternacht brannte das gantze Dorf bis auf 2 Haͤuſer ab, durch welchen Brand die Einwohner voͤllig ruiniret worden, daß ſie ſich in vielen Jahren nicht werden erholen. Es verbrannten 2 Kinder und uͤber 100 Stuͤck Schafe, Rind - und Schwein-Vieh mit.

Buchwalde, wendiſch Buchwaw, hat ſeinen Namen von dem daſigen Walde, in welchem ehedeſſen ſollen viel Buchen geſtanden haben, daher der wendiſche Name koͤmmt, das iſt, ein Dorf in Buchen, lieget drey vier - tel Meilen von der Stadt, hat 2 Richter Guͤ - ther, 14 Dienſt-Hufen, 1 Gaͤrtner und 3 Haͤusler, das Bier nimmt es in der Stadt, haͤlt ſelbſt Schafe, zum GOttes-Dienſte ge - hoͤret es nach Saͤrchen, hat 2 Teiche, ſo der Herrſchaft gehoͤren, der eine heiſt der Ober - Teich, und wird mit 30 Schocken beſetzet, der andere der Unter-Teich, und wird gleichfalls mit 30 Schocken beſetzet, hat mittelmaͤßigen Boden und arme Einwohner.

Briſchcke, wendiſch ebenfalls Briſchko, lie - get drey viertel Meilen von der Stadt, hat ſeinen Namen von Brieſa, das iſt eine Bircke, welche in groſſer Menge daſelbſt geſtanden, iſt nicht groß, hat 1 Richter-Guth, etliche Gaͤrtner und Haͤusler, iſt in die Stadt ein - gepfarret, weil es aber der Roͤmiſchen Catho -liſchen199Von denen Dorfſchaften. liſchen Religion zugethan (auſſer dem Richter ſo Evangeliſcher Religion) ſo haͤlt es ſich nach Wittgenau zum GOttes-Dienſt, muß aber alle Actus in der Stadt dem Sub-Diaco - no bezahlen, hat mittelmaͤßigen Boden. Jm Jahre 1714 den 12 Mertz wurde es wegen der darin befindlichen Peſt bis den 14 April ge - ſperret, welche ein Studioſus mit von Prage gebracht, es ſturb das gantze Dorf bis ein ein Paar Perſonen aus. Jm Jahre 1720 den 22 May fiel ein altes Weib, als ſie nach Hauſe gehen wollte, von einem Steige ins Waſſer, und wurde den andern Tag todt ge - funden.

Burgck, wendiſch gleiches Namens, das wendiſche Wort koͤmmt her von Broh oder Broha ein Ufer, das iſt ein Dorf am Ufer, es lieget am Ufer der Spreu, eine ſtarcke Meile von der Stadt, hat 2 Richter-Guͤther, 12 Dienſt-Hufen, 3 Gaͤrtner und 5 Haͤusler, zum GOttes-Dienſt gehoͤret es in die Stadt, ſchencket Stadt-Bier, haͤlt ſelbſt Schafe, und iſt der Wuſtung ſehr ergeben, indem es ſchlechten ſandichten Acker hat, ſo ſehr wenig traͤgt, uͤber diß auch vom Wilde groſſen Scha - den leidet, daher die Einwohner in der aller - groͤſten Armuth, welche ſich meiſtentheils von Holtz und Kohlen erhalten. Jm Jahre 1631 war die Peſt allda, und ſtarb faſt gantz aus,O 4iſt200Das ein und zwanzigſte Capitel. iſt unterſchiedliche mahl abgebrannt. Jm Jahre 1729 den 6 September kamen die Heu - ſchrecken dahin, die gantze Luft und Erde war derſelben voll, fraſſen alles Getreyde weg und thaten uͤberaus groſſen Schaden, ſie waren eines Fingers lang, theils grau, theils gelbe. Jm Jahre 1740 den 1 Februar hat Andreas Mitaſch von Burgk Ehe-Weib 3 lebendige Soͤhne auf einmahl gebohren, welche in der Heiligen Tauffe die Namen, Paul, Mat - thai, Martin erhalten, ſie ſind aber nach der Tauffe in zweyen Tagen geſtorben, und alle 3 in einen Sarg geleget worden, und iſt zu mercken, daß es nicht voͤllig ein Jahr gewe - ſen, da ſie eine Tochter gebohren, und alſo in einem Jahre 4 lebendige Kinder gezeuget.

Burghammer, wendiſch gleiches Namens, lieget an der Spreu 1 ſtarcke Meile von der Stadt, iſt ein erblicher Eiſen-Hammer, von welchem es auch ſeinen Namen hat, muß der Herrſchaft jaͤhrlich etliche Centner Eiſen zin - ſen, der Hammer-Meiſter mag das Bier vor ſich und ſeine Arbeiter nehmen wo er will, je - doch muß er vor jedes Viertel der Herrſchaft 1 Gr. Zapfen-Geld geben, den Eiſen-Stein mag er in der Herrſchaft graben wo er will und wo er ihn finden kan, wovor er mehr nicht als eine Schaar oder Seege entrichtet. Der Hammer gehoͤret mit den Arbeits-Leutenordent -201Von denen Dorfſchaften. ordentlich nach der Stadt zum GOttes - Dienſt, haͤlt ſich aber nach Sproͤwitz. Jen - ſeit der Spreu ſind etliche Haͤuſer, die vor die Dienſte jaͤhrlich einen gewiſſen Zinß geben, und in die Gemeinde nach Neudorf gehoͤren, mit dem GOttes-Dienſte nach Sproͤwitz.

Colm, wendiſch Konz, lieget eine Meile von der Stadt mitten im Walde, und wird vor das alleraͤlteſte Dorf in der gantzen Herrſchaft gehalten, ja man giebet vor, daß zu uralten Zeiten die Stadt, da ſie noch in etlichen weni - gen Haͤuſern beſtanden, hieher nach Colm zum GOttes-Dienſt gehoͤret hat, wir haben ſon - ſten in Oberlauſitz noch 2 andere.

Colm, eines ohnweit Goͤrlitz, hat ſeine Kirche, und ein adeliches Guth, und wird ſchlecht weg Colm genennet, das andere ein und eine viertel Meile von Hoyerswerda nach Moſcau zu und wird weiß Colm genannt, hat eine adeliche Herrſchaft und gehoͤret nach Lohſe in die Kirche. Was unſer Colm anbelan - get, ſo wird ſolches ſchwartz Colm czorne Kunz insgemein genennet, und dadurch von denen andern beyden Colm unterſchieden. Was anbelanget den Namen Kunz, ſo koͤmmt ſol - cher her von Kuinc oder Kunica ein Kiefern - Baum, mit welchem kiefern Holtze das gantze Dorf umgeben, und heiſt alſo ein kiefern Dorf oder ein Dorf in Kiefern. Andere meynen, esO 5wird202Das ein und zwanzigſte Capitel. wird das Dorf Kuny genennet, weil es in dem Walde, welcher um das gantze Dorf liegt, vieles ſchwartz und roth Wildbredt, als Hir - ſche, Rehe, Schweine und ſo weiter giebt, welche auf dem Acker und Wieſen groſſen Schaden thun, daher die Wenden ſagen: Tu wſchitko Kunz waſme, oder Tu je Kunz. D. i. hie nimmt alles ein End, weswegen auch die Aecker um das gantze Dorf mit Stan - gen vermacht, kan alſo ſeyn, daß es von dieſem Ruin den Namen Kunz fuͤhret; Schwartz oder czorne Kunz wird es genennet, weil alles von dem Kirchen-Holtze ſchwartz ſcheinet, oder auch, weil das Wagen-Thaͤr allda gebrannt wird, auch maſne Kunz das beſchmierte Colm, weil das Volck wegen ſchwerer Arbeit, ſo es in den Aeckern hat, gantz ſchwartz, oder weil es von dem rauchenden kiefern Holtze beraͤu - cherte Leute ſeyn, oder wegen der daſigen ſchwartzen Erde, ſo gantz ſchwartz ausſiehet. Wegen des vielen Wildes iſt daſelbſt ein Forſt - Haus angeleget, vor etlichen 30 Jahren woh - nete der Ober-Foͤrſter daſelbſt, nunmehr da der Ober-Foͤrſter in der Stadt, ſo iſt ein rei - tender Foͤrſter dahin geſetzt worden. Es hat ſeine eigene Kirche (welche in der Herrſchaft die aͤlteſte) Pfarrer und Schulmeiſter, zu wel - chem noch dazu das Filial Taͤtzſchwitz gehoͤret. Vor langen Jahren war es ein adeliches Rit -ter -203Von denen Dorfſchaften. ter-Guth und gehoͤrte den Herrn von Maxs, welche die eintzigen Schrift-Saſſen zu Hoyers - werda waren. Es hat dieſes Dorf von GOtt die Gnade, daß es mit einem Stein-Bruch verſehen, welcher bey dem Pfarr-Acker nach Hoyerswerda zu, lieget, von welchem in der gantzen Herrſchaft gebauet wird, indem auſ - ſer dieſen Stein-Bruch in der gantzen Herr - ſchaft kein Stein anzutreffen, er lieget auf dem gemeinen Grund und Boden, doch darf kein Stein-Brecher daſelbſt Steine brechen, er habe denn von demjenigen, der Steine verlan - get, einen Zettul, welcher Zettul in einem Hoch - loͤbl. Koͤnigl. und Churfuͤrſtl. Amte geloͤſet wird, welches erſt vor 40 Jahren aufgekom - men, und zwar auf folgende Weiſe: Es war im Dorf ein Bauer, mit Namen Sahla, dieſer arbeitet nicht gerne auf dem Acker, legete ſich aber hingegen auf das Stein-Brechen, dieſer gieng ins Hochloͤbliche Amt und bath, daß ſie keinen andern als nur ihn ſollten Steine bre - chen laſſen, welche Bitte ihm auch gerne ge - wehret wurde, worauf alsbald ein Verboth auskam, daß niemand Steine brechen duͤrfte, es wuͤrde ihm denn ſolches von einem Hoch - loͤblichen Amte erlaubet, und ſolchem wurde ein Zettul an gedachten Sahla gegeben, je - doch iſt das Dorf von der Beſchwerung des Zettuls frey, und kan ſich ein jeder vor ſichnach204Das ein und zwanzigſte Capitel. nach Belieben brechen, ſo viel als er will. Hinter der Kirchen iſt ein kahler Berg, der Weinberg genannt, auf welchem in alten Zei - ten ein Weinberg und eine Wind-Muͤhle, ſo dem Schencken gehoͤrig, geſtanden. Unten am Berge liegt ein Brunnen Hanka genannt, welcher alle Jahr von Johanni bis Michael trocken iſt. Von welchem folgendes erzehlet wird: Es habe bey dieſem Brunnen eine ledi - ge Weibes-Perſon aus dem Dorfe jaͤhrlich pflegen Leinwand zu bleichen und ſich davon ernehret, welche Weibes-Perſon Hanka oder Anna geheiſſen, und daher der Brunnen von ihr Hanka genannt worden, als aber von ihr eine Rede entſtanden, daß ſie von Unzucht ſchwanger ſey, und die Gerichten ſie deshalben vorgenommen, und zur Rede ge - ſetzt, habe ſie ſolches geleugnet und geſagt: Wenn ſie ſchwanger ſey, ſo ſollte ihr GOtt den Brunnen vertrocknen laſſen, welches auch alsbald geſchehen, und daher noch alle Jahr um dieſe gedachte Zeit vertrocknet. Nicht weit von dem Dorfe auf der Straſſe nach Camentz zur lincken Hand liegt eine Erb - Muͤhle mit einem Gange, ſo die Byſowenks - Muͤhle genennet wird, jetzo iſt der dazu gehoͤ - rige Acker in zwey Theile getheilet, ſo daß neben der Muͤhle noch ein Gaͤrtner wohnet, welcher ebenfalls nebſt der Muͤhle Byſowen -kes205Von denen Dorfſchaften. kes benannt wird, der Name koͤmmet von Byſe, das iſt Bircke, weil daſelbſt viel Bircken ſtehen, das Waſſer zur Muͤhle koͤmmt aus lauter Quellen und Brunnen, ſo hernach mit - ten durchs Dorf fleußt. Das Dorf beſtehet aus 1 Frey-Kretzſchmer, welcher ſelbſt Bier brauet und Branntwein brennet, und damit das Dorf beleget, zwey und zwanzig und eine halbe Dienſt-Hufe, 3 Gaͤrtner und vier Haͤus - ler, von welchen drey und ein halber Huͤfner und die drey Gaͤrtner dem Pfarre Dienſte thun muͤſſen. Ferner eine Erb-Muͤhle mit einem Gange, benebſt einer Schneide-Muͤhle nicht weit vom Dorfe nach Laubuſch zu, ſo die Schneide-Muͤhle, wendiſch Rjeſak, genen - net wird, welche der Herrſchaft jaͤhrlich ge - wiſſe Kloͤtzer ſchneiden muß. Sie gehoͤrete ehedeſſen dem Senftenbergiſchen Wildmeiſter Neſſen, nachdem aber derſelbe ſolche verkauft, ſo hat ſie in gar kurtzer Zeit ſchon viele Herrn gehabt. Das Dorf hat mittelmaͤßigen Bo - den, ſehr wenig und ſchlechte Wieſen, hat ſein eigenes Holtz, wie auch Schaͤferey, hin - ter dem Dorfe nach der Stadt zu, ſeyn zween Teiche, der eine gehoͤret der Herrſchaft, der andere dem Pfarrer, unten am Berge, wo der Stein-Bruch iſt, liegen wiederum zwey Teiche, ſo beyde der Herrſchaft gehoͤren, der ei - ne wird mit dreyßig und der andere mit zwoͤlfSchock206Das ein und Zwanzigſte Capitel. Schock beſetzet. Pfarrer ſind nach der Re - formation zu Colm geweſen.

Simon Sagittarius.

George Weſenick.

Jacob Bohuslau, welcher im Jahre 1618 die Vocation bekam, und im Jahre 1631 ge - ſtorben.

Johann Richter, erhielt im Jahre 1631 die Vocation, ward aber etliche Jahr darauf nach Bautzen vociret.

George Kruͤger, gebuͤrtig aus dem Bran - denburgiſchen, war anfangs Pfarrer zu Sproͤ - witz, hernach Sub-Diaconus zu Hoyerswerda und im Jahre 1668 nach Colm vociret, ſtarb im Jahre 1701 den 2 Februar ſeines Alters 70 Jahr weniger 10 Wochen und 4 Tage. Vid. Caput X. von denen Geiſtlichen und Schul-Bedienten.

M. Michael Frentzel, bekam im Jahre 1695 als Paſtor Subſtitutus die Vocation, ward im Jahre 1725 nach Hoyerswerda zum Sub-Diacono beruffen, allwo er noch lebet. Vid. Caput X. von denen Geiſtlichen und Schul-Bedienten.

Johann Jacob Sartorius, war anfangs Rector zu Hoyerswerda, hernach Pfarrer zu Geyerswalda, endlich im Jahre 1725 nach Colm vociret. Vid. Caput X. von denen Geiſtlichen ꝛc.

Die207Von denen Dorfſchaften.

Die Kirche und Pfarrer haben unter - ſchiedliche ſchoͤne Privilegia von denen Her - ren der Herrſchaft Hoyerswerda erhalten. Jm Jahre 1670 brannten 13 Hoͤfe daſelbſt ab. Jm Jahre 1701 wurde die Kirche rend - viret und erweitert, ingleichen ein neuer Al - tar benebſt einer neuen Cantzel und Tauf - Engel aufgerichtet, und eingeweyhet, die Ein - weyhungs-Predigt hielt der damahlige Paſt. Subſt. M. Michael Frentzel, der Text zu der - ſelben war das gewoͤhnliche Feſt-Evangelium am Tage St. Stephani Matth. XXIII. v. 34-39. Das Præloq. aus Pſalm VIII. v. 21 HErr unſer Herrſcher ꝛc. Das Exordi - um aus Gen. VI. v. 14. Mache dir einen Ka - ſten ꝛc. Die Prop. Unſern in kiefern Holtz neu ausgebaueten Kaſten, welcher eben wie zu Zeiten Noaͤ bekommen hat drey herrliche Boden. 1) Einen unten, den Heiligen Tauf - Stein. 2) Einen in der Mitten, den Altar. 3) Einen oben, die Cantzel. Jm Jahre 1702 den 30 Januar war Montags Abends, kam mitten im Dorfe bey der Schencke durch Un - vorſichtigkeit beym Flachs Feuer aus, durch welches ſieben Haͤuſer und drey Scheuren ſamt allen dem Getreyde in die Aſche geleget wurden, und weil ſchon zu dreyenmahlen, nach Auſſage der alten Leute, dieſer Ort abge - brannt, ſo beſchloß die gantze Gemeinde, an ſel -bigem208Das ein und zwanzigſte Capitel. bigem Tage ein Brand-Feſt zu feyren, wel - ches auch noch geſchiehet. Dem Bauer, bey dem das Feuer ausgekommen, wurde den 22 April gedachten Jahres von dem damahligen Amts-Voigt Senften ein andrer Ort vor dem Dorfe zum Aufbauen angewieſen. Jm Jah - re 1704 den 20 Junii Mittags von 12 bis 2 Uhr ward von denen Einwohnern ein Regen - bogen um die Sonne geſehen. Jm Jahre 1705 den 22 December kam in einem Hofe Feuer aus, ward aber durch GOttes Huͤlfe und Beyſtand geloͤſchet, daß es keinen Scha - den that. Jm Jahre 1706 wurde die gan - tze Decke in der Kirchen, ingleichen das Al - tar und die Empor-Kirchen mit Bibliſchen Geſchichten bemahlet, ſo auf 50 Thaler koſte - te. Jm Jahre 1716 den 24 December, ließ der damahlige Amts-Voigt, Chriſtian Frie - drich Senf, die Gemeinde anſprechen, wenn ſie ihm wollten ein jeder einen Arm voll Holtz ſchencken, weil in der Stadt kein trocken Holtz zu bekommen, welches auch die Gemein - de that, daß er alſo zwey Fuder zuſammen bekam. Jm Jahre 1616 den 24 Julii A - bends um 7 Uhr kam ein ploͤtzliches Donner - Wetter uͤber das Dorf, und ſchlug in die Ei - che bey Mroßkens Scheure oben in einen Aſt, den es gantz zerſchmetterte, von da fuhr der Schlag den gantzen Baum herunter bisin209Von denen Dorfſchaften. in die Erde, daß an dem Baume ein Streif einer Hand breit zu ſehen war, gleich da der Schlag geſchahe, trieb Buckholtzes Dienſt - Junge vier Ochſen unter eben dieſe Eiche, blieb aber unbeſchaͤdiget. Jm Jahre 1718 ſchlug das Wetter auf dem Stein-Berge in einen Baum, welcher gantz zerſchmettert ward, ingleichen war die Erde unter dem Baume ſehr zerwuͤlet. Jm Jahre 1717 den 2 Auguſt ward Dorothea Ruttkin, ſel. Peter Ruttkans Huͤfners in Colm hinterlaſ - ſene Wittwe, eine Frau von 70 Jahren vom Schlage geruͤhret, wodurch ſie Verſtand, Gehoͤr und Sprache verlor, auch an der rechten Seite etwas gelaͤhmet ward, ſie erhol - te ſich zwar den andern Tag in etwas wieder, jedoch blieben die fuͤnf Sinne weg, nachdem ihr aber zur Ader gelaſſen wurde, ſo gieng ſie wieder herum, und tranck, nach vier Wo - chen fand ſich auch das Gehoͤr wieder, und nach einigen Wochen auch der Verſtand, daß ſie in die Kirche gehen konte, die Sprache aber blieb weg, und konte weiter nichts als Hoj, das iſt Ja, und Nje das iſt Nein, ſagen, wenn ſie um etwas gefraget wurde, ſie bete - te mit aufgehabenen Haͤnden, und wenn ihr vorgebetet wurde, ſo ſagte ſie es mit ih - ren Lippen nach, jedoch war keine Silbe zu verſtehen, in ſolchem Zuſtande blieb ſie bisP1719210Das ein und zwanzigſte Capitel. 1719 den 28 April, da ſie wieder vom Schla - ge getroffen ward, daß ſie im Bette liegen muſte, da man an ihr nichts vermerckte, ſchlief wie ein geſunder Menſch gantzer drey Tage, hoͤrete und verſtund nichts, hub man ihr eine Hand oder Fuß auf, ſo zog ſie ſolchen wieder zuruͤck, floͤſſete man ihr etwas in den Mund, ſo ſchluckte ſie es hinter, blieb alſo beſtaͤndig fchlafend, bis ſie nach dreyen Tagen gaͤntzlich einſchlief und alſo ſchlafend ſtarb. Jm Jah - re 1719 den 27 May ethub ſich in Colm ein ſo ſtarcker und ſchneller Wind-Wirbel, daß er groſſen Schaden that im Gehoͤltze und Daͤ - chern, warf auch unter andern Ziſches Scheu - re uͤber den Hauffen. Jm Jahre 1720 im Monath Junii fiel im waͤhrenden Regen Blut, ſo daß alle Pfitzen dem Anſehen nach voller Bluts-Tropfen waren, es wurden von demſelben unterſchiedene Judicia und Ur - theile gefaͤllet, wie es gemeiniglich geſchiehet, wenn man etwas beſonderes anmercket, man wurde aber hernach gewahr, daß es die excre - menta derer Molcken-Diebe waren, welche zur ſelben Zeit in groſſer Menge herum flogen. Jm Jahre 1701 den 21 May mitten in der Nacht entſtund an dem ſogenannten Teuffels - Winckel(*)Dieſer ſogenannte Teuffels-Winckel liegetnicht ein groſſes Feuer, jedoch wurdeſol -211Von denen Dorfſchaften. ſolches alsbald von den Colmiſchen Einwoh - nern geloͤſchet, daß es eben keinen ſonderlichen Schaden that. Jm Jahre 1707 den 4 Ju - nii wurde ein Wittgenauiſcher Buͤrger und Kupfer-Schmidt daſelbſt verlohren, ſeine Pferde und Wagen wurden des Tages dar - auf in der Colmiſchen Heyde in dem ſogenann - ten Teuffels-Winckel gefunden, er aber nicht, es ſuchten ihn darauf viele Dorfſchaften, aber vergebens, bis endlich den 8 hujus, ein Col - miſcher Bauer Namens Bilau, der das Rind bey dem Teuffels-Winckel huͤtete, ihn gantz verſchmachtet funde, ſo daß man kaum noch ein wenig Leben an ihm vermerckte, die lincke Seite war vom Schlage gantz gelaͤhmet, kun - te weder Haͤnde noch Fuͤſſe regen, er wurde alsbald nach Hauſe gebracht, wurde zwar wie - der geſund, blieb aber dennoch lahm. Als er wieder in etwas zu ſich kam, ſo bekannte er, was vor groſſe Anfechtung er habe ausſtehen muͤſſen, bald haͤtte er Leute geſehen tantzen, bald allerley Geſpenſte, bald haͤtte ihm eine Stimme zugeruffen: Erwuͤrge dich nur, du muſt dennoch ſterben, in allen ſolchen Anfech -P 2tun -(*)nicht weit von der Dreßdner Straſſe, und iſt ſehr ſumpficht, mit dicken Baͤumen umgeben, und ſo finſter, daß man auch am hellen Tage darinnen nichts ſehen noch fortkommen kan.212Das ein und zwanzigſte Capitel. tungen haͤtte er fleißig gebetet, und vor andern dieſe Worte in ſeinem Gebet gebraucht: Mein GOtt hilf mir, wo du aber wilſt, daß ich ſo verderben muß und ſoll, ſo gieb doch, weil es mir hier ſo elende gehet, daß doch meine Seele um der blutigen Wunden JEſu Chri - ſti nicht moͤchte verlohren gehen, welches viel war von einem Papiſten, er ſagte, weil ihn GOtt ſo gnaͤdig erhoͤret und geholfen haͤtte, ſo geſtuͤnde er, daß ihm ſo Angſt waͤre gemacht worden, daß, wenn ihm gleich die gantze Herr - ſchaftliche Heyde geſchenckt wuͤrde, und er da - vor nur noch eine Nacht ſollte drauſſen blei - ben, er es dennoch nicht thun wolle. Jm Jahre 1721 den 13 Julii fruͤh um ſechs Uhr fiel bey ſtillen jedoch truͤben Wetter ein Stuͤck Eiß eckigt anzuſehen und zwey und ein halb Pfund ſchwer aus der Luft mitten ins Dorf. Jm Jahre 1725 den 16 Julii, war Sonnabends zu Mittage, in der 12ten Stun - de, brannte das gantze Dorf ab, bis auf die Kirche, Pfarre, Schule, Forſt-Haus und 5 Hoͤfe, welche der barmhertzige GOtt durch ſeinen Schutz erhielte, das Feuer kam durch einen Schuß aus, indem des Foͤrſters Pur - ſche auf eine Scheure nach einer Eule ſchoß. Jm Jahre 1738 brannten wieder 2 Haͤuſer ab, das Feuer kam beym Schwein-Hirten durch Verwahrloſung aus.

Deſchko213Von denen Dorfſchaften.

Deſchko, wendiſch gleiches Namens, lie - get 2 Meilen von der Stadt in ſchlechten Bo - den, mit dem GOttes-Dienſte gehoͤret es nach Sproͤwitz, hat 2 Guͤther und ehedeſſen ein Herrſchaftlich Forwerck, ſo aus wuͤſten Bauer-Guͤthern erbauet, ausſaͤen konte es 15 Scheffel, vor einigen Jahren iſt aber dieſes Forwerck mit Bauern beſetzet worden. Jn der uralten Kirchen-Ordnung ſtehet §. 8. der Sub-Diaconus muß den Dienſtag vor Oſtern zu Deſchko in der Schultzerey eine Predigt halten, bey ſolcher haben die Deſch - kauer dem Organiſten 17 Gr. und dem hieſi - gen Gloͤckner 3 Gr. 6 Pf. zu entrichten, der Pfarre von Sproͤwitz aber muß das Singen dabey beſtellen. Jm Jahre 1691 ward da - ſelbſt ein wuͤſtes Guth mit gewiſſen Freyhei - ten beſetzet.

Geyerswalda, wendiſch Lehn oder Leh - now, liegt eine Meile an der ſchwartzen Elſter von der Stadt und grentzet mit Meiſſen. Den deutſchen Namen Geyerswalda ſoll es von dem dabey liegenden Gehoͤltze haben, in wel - chem vor Alters ſich viel Geyer ſollen aufge - halten haben, und alſo Geyerswalda genen - net worden, das iſt, ein Dorf, in deſſen Wal - de ſich viel Geyer aufhalten. Der wendiſche Name Lehn oder Lehnow ſoll von Leehn, das iſt Flachs herkommen, weil viel Flachs daſelbſtP 3gepflan -214Das ein und zwanzigſte Capitel. gepflantzet wird und wohl geraͤth, heiſt alſo Lehn ein Flachs-Dorf. Vor alten Zeiten hat das Dorf naͤher an der ſchwartzen Elſter gelegen, wie auch der Ort, wo es geſtanden, noch ſtara wjeß, das iſt, das alte Dorf genen - net wird, wegen groſſer Uberſchwemmung der ſchwartzen Elſter (ſo noch faſt alle Jahr ge - ſchiehet) aber hernach an dem jetzigen hoͤhern Ort erbauet. Es hat ſeine eigene Kirche, Pfarre und Schulmeiſter, und beſtehet aus einem Frey-Kretzſchmer, welcher zwey und eine halbe Hufe Acker hat, brauet ſelbſt Bier, bren - net Branntewein, und hat die Freyheit Wein zu ſchencken, Schlachten und Backen, 4 Rich - ter-Guͤther, 22 Dienſt-Hufen, von welchen 1 Hufe dem Pfarrer Dienſte thut, die andern verrichten ihre Dienſte nach dem Forwerck Cortiz, 7 Gaͤrtner und 8 Haͤusler, hat mit - telmaͤßigen Boden, haͤlt ſelbſt Schafe und hat wilde Fiſcherey in der ſchwartzen Elſter. Vor der Reformation kam alle 14 Tage ein Pater aus der Stadt und laß Meſſen, der Kuͤſter aber wohnete allhier, nach der Reformation ſind Pfarrer daſelbſt geweſen: Johann Si - mon, ſo uͤber 40 Jahr Pfarrer geweſen, Ge - orge Thomaͤ ſtarb im Jahre 1639. Jm Ehe - ſtande hat er gezeuget 1 Sohn 4 Toͤchter, ſein Symbolum war:

Vivo215Von denen Dorfſchaften.
Vivo tibi, moriorque tibi dulciſſime Chriſte

Mortuus & vivus ſum, maneoque tuus Dieſer hat im Jahre 1615 das daſige Kirchen - Buch angefangen. Jhm ſuccedirete

Peter Henſchel, hat, wie aus dem Kirchen - Buche zu ſehen, im Jahre 1640 im Nov. die Vocation erhalten, und 1641 ſich in den Ehe - ſtand begeben mit Jungfer Margareten mit welcher er 2 Soͤhne gezeuget. Jm Jah - re 1654 den 14 Nov. ſtarb ihm ſein liebes E - heweib in ihrem 47ſten Jahre, er ſelbſt ſtarb 1659 den 18 Februar ſeines Alters 45 Jahr.

Johann Nicklitzius wurd vociret 1660, in ſeinem Eheſtande hat er gezeuget 1 Sohn und 2 Toͤchter. Jm Jahre 1693 den 3 Nov. ſtarb er und liegt in der Kirche vor der Cantzel begraben. Er fuͤhrete ein ſehr unor - dentliches Leben. Nach ihm kam

Herr Donat, ſo anderweit vociret wurde.

Herr Großman folgete jenem, war aber nur 6 Wochen allhier, indem er nach Neſch - witz beruffen wurde. Jhm ſuccedirete

Matthaͤus Renſch, er war von Chriſtli - chen Eltern gebohren im Jahre 1661 zu Ge - naſchwitz hinter Bautzen, ſtudirete in der Fuͤrſten-Schule Meiſſen. Jm Jahre 1685 zog er nach Wittenberg. Jm Jahre 1695 bekam er die Vocation zur hieſigen Pfarre,P 4hat216Das ein und zwanzigſte Capitel. hat ſich zweymahl vereheliget. 1) Jm Jah - re 1696 mit Jungfer Magdalenen Tugend - reichen geb. Hanſin, Tit. Chriſtian Hanſi Archi-Diaconi zu Hoyerswerda ehel. Toch - ter, mit welcher er 4 Jahr im Eheſtande ge - lebet und gezeuget 1 Sohn und 1 Tochter, ſie ſtarb im Jahre 1700 den 10 Auguſt ihres Al - ters 25 Jahr und 4 Wochen. 2) Jm Jah - re 1702 mit Jungfer Johannen Eliſabeth geb. Hentſchelin, Tit. Jacob Hentſchels Pfar - rers zu Reichenbach ehel. Tochter, mit wel - cher er 2 Soͤhne und 2 Toͤchter gehabt. Er war ein exemplariſcher und eyferiger Predi - ger, dahero er auch viel Feinde hatte, und heftig verfolget wurde. Jm Jahre 1712 den 11 Februar ſtarb er nach einer groſſen und langwierigen Kranckheit in ſeinem 51 Jahre.

Johann Chriſtoph Frentzel von prieſterli - chen Eltern gebohren zu Poßwitz hinter Bau - tzen im Jahre 1678. Sein Herr Vater war Michael Frentzel wohlmeritirter Paſtor zu Poßwitz, und die Frau Mutter Anna Maria, gebohrne Donatin, ſtudirete zu Bautzen auf der weit beruͤhmten Schule. Jm Jahre 1690 gieng er nach Wittenberg. Jm Jah - re 1713 bekam er die Vocation zum hieſigen Paſtorat. Jm Jahre 1714 verehelichte er ſich mit Jungfer Chriſtianen Gottlieb geb. Krie - gerin, Johann Chriſtoph Kriegers Pfarrerszu217Von denen Dorfſchaften. zu Baruth ehel. mittleren Tochter, mit welcher er 9 Kinder gezeuget. Jm Jahre 1718 wur - de er in die Sechs-Stadt Camentz zum Dia - cono und wendiſchen Pfarrer vociret. Jm Jahre 1720 bekam er die dritte Vocation als Pfarr zu Koͤnigswartha, und that Dom. Can - tate zu Camentz ſeine Abzugs-Predigt, und Rogate zu Koͤnigswartha ſeine Anzugs-Pre - digt, wo er noch lebet, und ſein Amt mit groſ - ſen Ruhm verwaltet, der Hoͤchſte ſtehe ihm noch ferner bey durch ſeines Geiſtes Krafft und Staͤrcke.

Johann Jacob Sartorius, war anfangs Rector zu Hoyerswerda, im Jahre 1718 ward er hieher vociret, und endlich im Jahre 1725 nach Colm zum Paſtorat. Vid. Caput. X. Von denen Herren Geiſtlichen.

Johann Huͤllmann, von frommen und Chriſtlichen Eltern zu Hoyerswerda geboh - ren, ſtudirete in Hoyerswerda, Goͤrlitz, und Bautzen, gieng nach Wittenberg auf die U - niverſitaͤt. Jm Jahre 1725 bekam er die Vo - cation zum hieſigen Paſtorat. Jm Jahre 1726 Faſtnachts verehelichte er ſich mit Jung - fer Johannen Chriſtianen geb. Meyerin, Tit. Herrn Meyers Burgemeiſters zu Hoyerswer - da eheleiblichen aͤlteſten Tochter, mit welcher er 1 Sohn und 2 Toͤchter gezeuget, ſie ſtarb ihm im Jahre 1740 die Mittewoch vor Faſtnach -P 5ten.218Das ein und zwanzigſte Capitel. ten. Jm Jahre 1728 wurd er nach Milckel zum Paſtorat beruffen, allwo er noch lebet und ſein Amt im Segen fuͤhret.

Salomon Gottlob Frentzel, von frommen prieſterlichen Eltern zu Colm gebohren, im Jahre 1701 den 25 Januar am Tage Pauli Bekehrung. Sein Herr Vater iſt, M. Mi - chael Frentzel, Pfarrer in Colm, nunmehro Sub-Diaconus zu Hoyerswerda, und die ſel. Frau Mutter, Johanna Chriſtiana, geb. Haußdorfin, M. Salomon Gottlob Hauß - dorfs P. Prim. zu Bernſtaͤdt ehel. Tochter. Jn ſeiner Kindheit predigte er oft unter den Kindern, ſeine Frau Mutter, ſo ihn hertzlich liebete, widmete ihn gleich in der Jugend zum Heiligen Predigt-Amt, dahero er ihr auch auf ihrem Tod-Bette verſprechen muſte, Theolo - giam zu ſtudiren. Jm Jahre 1713, am dritten Heil. Pfingſt-Feyertage, that ihn ſein Herr Vater nach Bautzen auf die Schu - le, wo er 10 Jahr geweſen. Jm Jahre 1723 zog er nach Wittenberg auf die Univerſitaͤt. Jm Jahre 1729 nach Faſtnachten bekam er die Vocation nach Geyerswalda und that Dom. Lætare ſeine Anzugs-Predigt. Jm Jahre 1730 den 10 Januar verehelichte er ſich mit Jungfer Johannen Erneſtinen geb. Prieſemeiſterin, Michael Ernſt Prieſemei - ſters Cantoris und Organiſt zu Hoyerswerdaaͤlteſten219Von denen Dorfſchaften. aͤlteſten Tochter, mit welcher er 4 Soͤhne und 2 Toͤchter gezeuget.

Faſt eine viertel Meile vom Dorfe lieget das Forwerck Cortitz, welches guten Acker und ſchoͤne Wieſen hat, nebſt einer Schaͤferey von 400 Stuͤck Schafen, ingleichen eine Muͤhle von 3 Gaͤngen und einer Stampfe, die Dienſte hat es von Geyerswalda. Dieſes Forwerck ſoll ehedeſſen ein Moͤnchs-Cloſter geweſen ſeyn, weil die Moͤnche aber daſelbſt ſchlechten Unterhalt gehabt, ſo haben ſie es bald wieder verlaſſen. Jn nachfolgenden Zei - ten haben 2 alte Jungfern dieſes Forwerck im Beſitz gehabt, welche neues Feld gemacht, das nach ihnen das Jungfer-Stuͤck noch genennet wird. Es ſind auch nach der Zeit die Aecker von einigen Bauer-Guͤtern dazu geſchlagen worden. Jm Jahre 1621 hat der Herr Ru - dolph von Ponickau Erb-Herr auf die Herr - ſchaft Hoyerswerda, dieſes Forwerck ſeiner Schweſter Soͤhnen denen Herren von Ein - ſiedel, wegen gewiſſer Anforderung benebſt den Dorfſchaften Geyerswalda, Laubuſch, Taͤtſchwitz, Hoſen und Leipe, an ſtatt der Jntreſſe eingeraͤumet, welches hernach von Jhro Durchlauchtigkeit Herrn Herrn Jo - hann George den Erſten wieder eingeloͤſet worden, zur Zeit derer Herren von Einſiedel iſt auf dieſem Forwerck ein Amt geweſen. Esiſt220Das ein und zwanzigſte Capitel. iſt wegen dieſes Forwercks zwiſchen dem Pfarrn in Geyerswalda und dem Paſtor Primario zu Hoyerswerda wegen der Actuum Miniſteria - lium immer ein Streit. (*)Die Gelegenheit zu dieſem Streite hat Jo - hann Micklitius Pfarr zu Geyerswalda mit ſeinem unexemplariſchen Leben gegeben, denn im Jahre 1686 ließ der damahlige Pachter in Cortitz mit Namen Reichel, ſeine Koͤchin zu Hauſe copuliren, durch M. George Bierlin - gen Paſt. Prim. zu Hoyerswerda, weil gedach - ter Pachter mit Micklitio Pfarrern zu Geyers - walda verfallen war, auch wegen ſeines un - exemplariſchen Lebens vom Beicht-Stuhle von ihm ſich gewendet, worauf gedachter Bierling Paſt. Prim. dieſes Forwerck ſich zu - geeignet, aber nichts ausgerichtet, denn ob gleich der Primarius bey der Commißion zu Hoyerswerda im Jahre 1681 es in litem gezo - gen, ſo iſt doch hierauf nichts decidiret und con - firmiret worden, und als die Herren von Ein - ſidel Cortitz gehabt, ſo iſt Geyerswalda und Cortitz beyſammen geblieben, dahero auch Jo - hann Micklitius von den Herrn von Einſidel die Vocation zum Paſtore allhier bekommen, auch hat ſein Anteceſſor Peter Hentſchel Paſtor zu Geyerswalda und der Einſiedliſche Verwalter zu Cortitz die Kirch-Rechnung zu Geyerswal -daDer Pfarr in Gey - erswalda aber iſt beſtaͤndig von der Herrſchaftgeſchuͤ -221Von denen Dorfſchaften. geſchuͤtzet, und in ſeinem von der Reformation an Poſſeſſ erhalten worden, wie ſolches das Kirchen-Buch ausweiſet. Jm Jahre 1648 wurde der Pfarr, wegen ſeiner ſehr ſchlechten Einkuͤnfte, welche ſich jaͤhrlich uͤber 80 Tha -ler(*)da abgenommen und alleine unterſchrieben, ohne Beyſeyn und Unterſchrift des Hoyers - werdiſchen Primarii. Abſonderlich haben die beyden letzten Martini Paſt. Prim. zu Hoyers - werda deshalben groſſen Streit angefangen, und mit Gewalt das Forwerck geſuchet an ſich zu ziehen, und ſich darauf beruffen, weil Geyerswalda ein Filial von Hoyerswerda waͤ - re, alſo gehoͤre auch das Forwerck dem Paſt. Prim. alleine. Jm Pabſtthum iſt alle 14 Ta - ge ein Pater aus der Stadt gekommen, und hat in Geyerswalda Meſſe geleſen, daß es aber jemahls in die Stadt-Kirche nach Hoy - erswerda eingepfarret geweſen, iſt nicht zu er - weiſen, und alſo kan es dem Primario nicht gehoͤren. Bey der Reformation hat auch Geyerswalda gleich ſeinen eigenen Pfarren be - kommen, und iſt alſo Cortiz bey Geyerswalda geblieben, wobey auch die Pfarrer zu Geyers - walda allezeit ſind geſchuͤtzet worden, wovon unterſchiedliche ſchriftliche Documenta aufzu - weiſen, unter denſelben auch iſt das Hochgraͤf - liche Beuchlingiſche Deciſum anzufuͤhren, wel - ches nachfolgendes: Aus dem Jnſchluſſe wer -den222Das ein und zwanzigſte Capitel. ler nicht belauffen, mit zwey Hufen Acker von George Rudolph von Ponickau begna - diget, nebſt einem Huͤfner, ſo ihm woͤchent - lich 3 Tage Hofe-Dienſte thun muß, nebſt andern Abgaben. Die ohnweit des Dorfsliegen -(*)den ſie erſehen, was der Pfarre zu Geyerswal - da Herr Matthaͤus Renttzſch ratione derer A - ctuum Miniſterialium auf dem Forwerck Cor - tiz wider den Herrn Primarium zu Hoyers - werda klagende angetragen und gebeten, da - ferne es ſich nun angebrachter und angefuͤhr - ter maſſen verhaͤlt, daß er bis anhero die A - ctus Miniſteriales beym Forwercke Cortiz verrichtet, geſtalt er dergleichen auch bereits durch die Beyfugen beſcheiniget, als iſt mein Begehren hiermit, daß das Amt Hoyerswer - da gedachten Pfarrer zu Geyerswalda, bey der Poſſes des Exercitii der Actuum Miniſte - rialium nachdruͤcklich ſchuͤtze und laſſe. Waͤ - re es aber um die Sache anders bewandt oder ſonſt einig Bedencken dabey, ſo koͤnnen des Herrn Pfarrs Rentzſchens Gravamina dem Herrn Primario zu ſeiner Nothdurft commu - niciret, und von dieſem, ſowohl vom Amte zu - gleich gehoͤriger Bericht anhero erſtattet wer - den, nichts deſtoweniger aber indeſſen den Pfarren zu Geyerswalda die Actus Miniſteria - les verrichten laſſen. Sig. Dreßden den 5 Ju - li Anno 1701. So lange die Herrſchaft Hoy -erswer -223Von denen Dorfſchaften. liegende Teiche gehoͤren der Herrſchaft und ſind derſelben, als 1) der Boberholtz, ſo mit 46 Schock beſetzet, 2) der Groß-Gaͤnger mit 44 Schock, 3) der Bugk mit 38 Schock, 4) der Mittlere mit 18 Schock, und 5) der kleinere aber unter mit 14 Schock beſetzet. Jm Jahre 1615 hat der damahlige Herr PfarrGeorge(*)erswerda unter der Hochloͤblichen Regierung der Churfuͤrſtlichen Cammer geweſen, ſo lan - ge hat ſich auch kein Primarius wegen Cortiz moviret, und die Pfarrer zu Geyerswalda ſind ruhig und in Frieden gelaſſen worden. Als ich Salomon Gottlob Frentzel im Jahre 1729 die Vocation nach Geyerswalda bekam, ſo ſagte auch der damahlige Paſtor Primarius M. Martini zu mir, was wegen Cortiz anbe - langet, ſo haben ſie vor mich ſich nicht zu fuͤrch - ten, man hat doch keinen gewiſſen Beweiß, daß es dem Primario gehoͤren ſollte, weil aber ein jeder immer ſuchet, ſeine Accidentia zu vermehren, ſo habe ich auch ſolches, aber vergebens gethan, und Peter Fuhrmann Pa - ſtor Primarius, der nach Martini kam, ſprach zu mir, als wir wegen Cortiz zuſammen ka - men, ich ſollte in GOttes Namen die Actus auf gedachtem Forwerck verrichten, ſollte nur nicht ungehalten ſeyn, daß er ſich beym Amte moviret, er haͤtte es muͤſſen thun, weil er darzu perſvadiret worden, damit ſeine Nachkommen ihm nichts nachſagen duͤrften.224Das ein und zwanzigſte Capitel. George Thomaͤ das Kirchen-Buch angefan - gen. Jm Jahre 1616 den 13 December fiel Andreas Marſch ins Waſſer, da er von Taͤtſchwitz gangen und ertrunck. Dieweil er ein frommer Chriſt geweſen, auch den Sonn - tag zuvor zum Heiligen Abendmahl geweſen, ſo ward er Chriſtlich zur Erden beſtattet. Jm Jahre 1620 ward Geyerswalda benebſt noch andern Dorfſchaften denen Herren von Ein - ſiedel eingeraͤumet, wie ſchon gedacht. Jm Jahre 1633 den 14 April wurde Eliſabeth, Matthaͤi Bilowans Eheweib von Geyerswal - da zu Taͤtſchwitz unvorſichtiger Weiſe erſchoſ - ſen, und hieher begraben. Jm Jahre 1634 den 4 Januar iſt Martin Mohn ein Knecht zu Cortiz zu Tode gefallen. Jm Jahre 1674 den 11 May brannte das gantze Dorf ſamt der Kirchen ab. Die Kirche wurde im Jahre 1679 wieder aufgebauet, weshalben der daſi - ge damahlige Pfarr folgende Inſcription ins Kirchen-Buch zum Andencken eingeſchrie - ben.

Incendia! Templum Hoc noſtrum una cum incolarum habitaculis Ao. M. D. C. LXXIV. menſe majo (10 Maj.) expertum eſtut225Von denen Dorfſchaften. ut vero Gloriæ Majeſtatis Divinæ & propagandæ habitatorum ſaluti iterum idoneum redderetur de novo cum antea ligneum eſſet jam lapideum in Nomine ſacro ſanctæ Trinitatis ſub Regimine Johan. Georgii II. Electoris ſaxoniæ ſereniſſ. ex munificentiſſima liberalitate Joh. Georgii III. Elector. hæred. unici Baronatus Hoyerswerd. Domini Ao. M. DC. LXXIX. exſtructum eſt Præfectis tum temporis Nobiliſſimo Do. Joh. Dieterico a Schleiniz & Dno. Urbano Baſſero miniſtro vero Eccleſiæ Johanne Miclitio Ædilibus Georgio Fleiſchero, murario. QGeor -226Das ein und Zwanzigſte Capitel. Georgio Hedelt, Fabro lignario. Soli Deo Gloria J. M. p. t. P.

Die beyden neuen Glocken, ſo im Jahre 1682 zu Dreßden gegoſſen, wurden 1682 ein - gehengt, und mit denſelben den 4 Januar bey dem Begraͤbniß, Adam Czepanken das erſtemahl gelaͤutet. Jm Jahre 1688 den 22 Junii erſchlug das Wetter eine Magd, ſo bey Pincken dienete und von klein Koſchen gebuͤr - tig. Jm Jahre 1695 den 16 April brannte wieder das gantze Dorf bis auf die Kirche, 5 Haͤuſer, und etliche wenige Scheuren ab. (*)So oft GOtt das Dorf mit Feuer heimge - ſucht, ſo oft iſt auch die Pfarre mit abgebrannt, ſie liegt mitten im Dorfe, und iſt die ſchlechte - ſte Pfarr-Wohnung in der gantzen Herr - ſchaft und jetzo ſehr baufaͤllig.Das Feuer kam des Nachts um 1 Uhr in der Schmiede aus. Die Gemeinde hat dar - auf beſchloſſen jaͤhrlich den Freytag vor Phi - lippi Jacobi zu feyern, da der Pfarr an ſelbigem Tage eine Brand - und Danck-Pre - digt haͤlt zum Gedaͤchtniß der beyden letzten groſſen Feuers-Bruͤnſte, er bekommt vor ſei - ne Arbeit von jedem Bauer 6 Eyer. Jm Jahre 1711 den 3 October fiel ein Kind in ei - nen Brunnen und ward todt herausgezogen. Jm227Von denen Dorfſchaften. Jm Jahre 1715 den 20 May iſt Chriſtoph Pfeiffer ein Haͤusler ins Waſſer gefallen und ertruncken, er ward oft mit der ſchweren Kranck - heit uͤberfallen, war ein frommer Chriſtlicher Mann, deswegen er auch Chriſtlich mit ei - ner Parentation beerdiget worden. Jm Jah - re 1616 den 24 Junii als am Tage Johannis Baptiſtæ gieng Matthaͤy Wußnick von Taͤtzſchwitz nach Geyerswalda zur Kirchen, nach geendigten GOttes-Dienſt vertrunck er in der Schencke 9 Pf. im Biere, und gieng darauf nach Hauſe, indem wurde ſeiner Freundin einer zu Geyerswalda ſehr Angſt, weil ihr 3 Tropfen Blut aus der Naſe gefal - len, gieng die Angſt zu vertreiben aufs Feld nach Taͤtzſchwitz zu, und fand dieſen ihren Freund Wußnicken bey dem Steige im Waſ - ſer todt liegen. (*)Dieſer Pfuhl, uͤber welchen der Steig gehet, iſt ſehr gefaͤhrlich, und haben in demſelben ſchon ſehr viel ihr Leben einbuͤſſen muͤſſen, er iſt nicht groß und auch gantz ſeuchte, liegt mitten in den Wieſen.Die Fuͤſſe hatte er auf dem Trockenen, ſeine Muͤtze lag gleichfalls auf dem Trockenen, ſie lief zuruͤck, holte ſich Leute zu Huͤlfe und zogen ihn aus dem Waſſer, dar - auf Wache zu ihm beſtellet wurde, und ins Amt nach Hoyerswerda geſchickt, den andern Morgen beſichtigte ihn der Bader, und weilQ 2er228Das ein und zwanzigſte Capitel. er an ihm nichts fand, wurde er nach Taͤtzſch - witz verabfolget und daſelbſt mit einer Leichen - Predigt beerdiget, weil er vor ſeinem Ende ein Chriſtlich Leben gefuͤhret, auch den Mor - gen, ehe er nach Geyerswalda in die Kirche gegangen, die gantze Zeit in der Bibel gele - ſen. Die Geyerswaldiſchen Gerichten bekamen keine Ausloͤſung, weil ſie die Steige uͤbel ge - halten, der Pfarr aber und der Schulmeiſter wurde bezahlet. Jm Jahre 1717 den 2 Ju - lii ſchlugen die Schloſſen alles Getreyde auf dem Felde darnieder. Jm Jahre 1726 den 24 Julii ertrunck der Schulmeiſter von Pe - tersheyn aus dem Brandenburgiſchen in dem Pfuhl nicht weit von dem Dorfe nach Taͤtzſch - witz zu, indem er ſeinen Bruder den Schul - meiſter zu Laute beſuchen wollen, ward mit einer Parentation beerdiget. Jm Jahre 1728 den 25 Dec. fruͤh unter der Chriſtnachts - Predigt fiel Eva Ratzſchkin in ihrem Hofe in den Brunnen und ward todt heraus gezogen. Jm Jahre 1729 den 23 Sept. wurde die Kir - che gewaltſamer Weiſe erbrochen, und daraus geſtohlen 15 Thaler 4 Pf. eine zinnerne Wein - Kanne, eine zinnerne Ablat-Schachtel, 7 Pfund Wachs und andere Sachen. Eben in dieſem Jahre den 18 October wurde ſie wie - der erbrochen und daraus 1 Thaler 1 Gr. 4 Pf - geſtohlen. Jm Jahre 1731 den 6 Julii ka -men229Von denen Dorfſchaften. men Heuſchrecken in groſſer Menge geflogen, daß auch die Luft von denſelben gantz ſchwartz war, thaten aber keinen ſonderlichen Scha - den, indem ſie ſich bald wieder verlohren. Jm Jahre 1732 den 1 Auguſt verlohr ſich der jun - ge Hobrecht und wurde den zehenden hujus im Sckadiſchen Gehoͤltze, nachdem er ſich ſelbſt erhencket, gefunden, er war melancholiſch, wurde von einer armen Frau abgenommen und nach Senftenberg begraben auf den Kirchhof in aller Stille. Jm Jahre 1733 den 16 May fiel ein ſtarcker Froſt, daß auch das dritte Theil des Korns erfror, und war alſo vor hieſige Einwohner ein ſehr ſchweres Jahr, denn ob wohl das Korn unten an der Wur - tzel wieder ausſchlug und auch Koͤrner bekam, ſo hat man doch kaum die Saat wieder be - kommen. Jn eben dieſem Jahre thaten die Schloſſen auf den Feldern nach Senftenberg zu, groſſen Schaden. Jm Jahre 1734 den 27 Nov. Abends fiel Andreas Handrick ein Huͤfner von der Scheure aufs Tenne und ward alſo todt gefunden, war ein boͤſer Mann, ein groſſer Veraͤchter des Wortes GOttes und der Prieſter, wie er denn auch niemahls ungezwungen zum Heil. Abendmahl gieng, wurde mit Buß-Liedern und einer Buß-Pre - digt begraben. Jm Jahre 1735 war ein ſehr ſchweres Jahr wegen der groſſen Naͤſſe, welcheQ 3das230Das ein und zwanzigſte Capitel. das gantze Heu auf den Wieſen verſchlemmet, wie auch auf den Feldern groſſen Schaden that. Jn eben dieſem Jahre den 18 Julii iſt Matthaͤus Mahns Sohn von 12 Jahren in dem groſſen Teiche ertruncken, der Vater hat ihn ſebſt gefunden und heraus gezogen. Gleich an dem Dorfe hinter der Kirchen lieget das Meißniſche Adeliche Ritter-Guth Sckade, wendiſch Skoda oder Skodow, welches nach Senftenberg eingepfart, aber nach Geyers - walda zum GOttes-Dienſte ſich meiſtens haͤlt. Ehe und bevor dieſes Dorf erbauet, hat - ten die Geyerswalder am ſelben Orte ihre be - ſte Hutung, Graſerey, Streu und Holtz. Da nun angefangen wurde den Ort zu bebauen, ſo ſagten die Geyerswalder Skoda, das iſt, Schade, daß hier ein Dorf gebauet wird, wo - mit ſie andeuteten, wie die Geyerswalder vie - len Schaden an Holtze, Vieh-Weyde wuͤr - den zu gewarten haben, welches auch geſche - hen, und dahero Skoda oder Skodow, das iſt, ein Schade-Ort genennet wird. Es hat mittelmaͤßigen Boden und viel Wieſen, auf welchen nur Heu aber kein Grummet er - bauet wird, ohne was die Gaͤrten anbelanget. Die Herren von Ponickau haben dieſes Sko - da viele Jahr in Beſitz gehabt, nach des letz - ten Herrn von Ponickau Tode kaufte es der Herr Oberſt-Lieutenant von Niſchwitz, nachdeſſen231Von denen Dorfſchaften. deſſen Abſterben haben es Jhro Koͤnigl. Majeſtaͤt in Pohlen und Churfuͤrſtl. Durch - lauchtigkeit zu Sachſen, Hochbeſtallter Ge - heimder Krieges-Rath Uhle erblich an ſich er - kauft. Es hat dieſes Guth ſchoͤne Revenuen, als eine ſtarcke Vieh-Zucht, eine Schaͤferey, auf welcher etliche 100 Stuͤck Schafe koͤnnen gehalten werden, 1 Weinberg, 11 Teiche, aus welchen die Karpfen jederzeit im Ruf gewe - ſen, ſchoͤne Jagd, vortrefliches Holtz von al - ley Arten, 1 Wind-Muͤhle, und 1 Schneide - Muͤhle. Zu Ponickau Zeiten wurde in Ska - de vortrefliches Bier gebrauen, daß es auch weit und breit verfuͤhret worden. Es war dieſer Ponickau ein ſonderbahrer Prieſter - Freund, welcher, wie auch ſeine Vorfahren, denen Pfarren zu Geyerswalda viel gutes er - wieſen, daß auch ſeiner ſo leichte nicht wird vergeſſen werden, nicht weniger hat er ſich auch gegen die Geyerswaldiſche Kirche ſehr guͤtig erwieſen. Es liegen von ſeinen Kindern ein Junger Herr und ein Fraͤulein allhier in der Kirchen begraben, wie denn auch vor dem letzten Herrn von Ponickau, ſo oft eine Herr - ſchaft zu Sckade verſtorben, darauf in die Geyerswaldiſche Kirche geſetzet, eine Gedaͤcht - niß-Predigt vom P. L. gehalten, alsdenn weiter ins Erb-Begraͤbniß gefuͤhret worden. Nebſt dieſen war er ein guter und erfahrnerQ 4Wirth,232Das ein und zwanzigſte Capitel. Wirth, der die Wirthſchaft aus dem Grun - de verſtunde, dahero er auch dieſes ſein adeli - ches Guth zu Sckade weit verbeſſert und ver - mehret. Die Einwohner in Sckade haben nicht viel zum Beſten, und ſind vornemlich vor einigen Jahren durch das Vieh-Sterben rui - niret worden, indem faſt alles Vieh drauf gieng.

Groß-Partwitz, wendiſch Parzow, lieget 1 ſtarcke Meile von der Stadt, hat ſeine eige - ne Kirche, Pfarrer und Schulmeiſter, Groß wird es genennet, damit von klein Partwitz zu unterſcheiden, warum es Partwitz oder wen - diſch Parzowa genennet wird, kan man nicht wiſſen. Vor der Reformation im Pabſthum, war allhier eine Capelle, da in etlichen Wo - chen ein Pater aus der Stadt heraus kam, Meſ - ſe zu leſen, nach der Reformation iſt gleich ein Pfarr vociret worden, und ſind nachfol - gende bekannt.

Bolitius der aͤltere, ſo nach dem 30 jaͤh - rigen Kriege der erſte Paſtor und etliche 30 Jahre im Amte geweſen.

Bolitius der juͤngere, des vorigen ſein Sohn, ſo gleichfalls etliche 30 Jahre im Mi - niſterio geweſen, und im Jahre 1698 den 7 Dec. geſtorben.

Johann Preiſſer, ein Herrſchaftlich Kind, war der erſte Collaborator zu Hoyerswerdaund233Von denen Dorfſchaften. und erhielt hernach die Vocation zum Part - witſchen Paſtorat. Vid. Caput X. von denen Geiſtlichen und Schulbedienten ꝛc.

Cichorius, war anfangs zu Hoyerswerda Collaborator, hernach Rector, endlich nach Groß-Partwitz zum Paſtore vociret, ſtarb 1728. Vid. Cap. X.

Johann Chriſtoph Vetter, gebohren zu Hoyerswerda, ſein Vater war Gottfried Vetter Raths-Verwandter wie auch Kirchen - und Hoſpital-Verwalter, ſtudirete anfangs in der Stadt-Schulen hernach in Bautzen, zog nach Wittenberg auf die Univerſitaͤt. Jm Jahre 1728 nach Weynachten erhielt er die Vocation nach Groß-Partwitz, in wel - chem Jahre er ſich auch verheyrathete mit Jungfer Johannen Margarethen geb. Wen - debaumin, Tit. Herr Wendebaums Pfarrers zu Oppach hinterlaſſenen Tochter, mit wel - cher er 1 Tochter gezeuget. Ehedeſſen hat das Dorf an einem andern Orte geſtanden, weil aber daſelbſt viel Sumpf und Moraſt, ſo haben es die Einwohner hernach an die - ſen Ort, wo es jetzt ſtehet, aufgebauet. Es hat guten Boden, jedoch nicht die beſten Wie - ſen. Nicht weit von dem Dorfe nach Senf - tenberg zu, iſt eine Wieſe, ſo in naſſen Jah - ren ſehr ſumpficht, und wird genennet, Rodi - ſchizo ſive na Roze, das iſt, auf dem Schloſ -Q 5ſe234Das ein und zwanzigſte Capitel. ſe, weil vor uralten Zeiten daſelbſt ein Schloß geſtanden, und hernach in die Erde verſun - cken. Vor einigen Jahren haben die Bauren daſelbſt ein Wein-Faß gefunden, an welchem zwar die Tauben verweſet, iedoch in demſel - ben der Wein, welcher von auſſen mit einer dicken Haut umzogen, von vortreflichen Ge - ſchmack geweſen. Es beſtehet dieſes Dorf, aus 1 Frey-Kretzſchmar, der ſelbſt Bier brauet und Brandtwein brennet, 4 Richter-Guͤther, 26 Dienſt-Hufen und 1 Haͤusler, von welchen 1 Huͤfner und denn 1 Haͤusler zur Pfarr ge - ſchlagen, zu Zeiten des Herrn George Ru - dolph von Ponickau, 2 Frey-Gaͤrtner und 5 Dienſt-Gaͤrtner. Die Einwohner geben vor die woͤchentlichen dreytaͤgigen Dienſte ein gewiſſes Dienſt-Geld, jedoch muß jeder Huͤf - ner noch 16 Dienſte, als 8 mit dem Zuge, und 8 mit der Hand, uͤber die extraordinairen Dienſt-Gelder, verrichten, das Dorf haͤlt ſelbſt Schafe und hat einen Herrſchaftlichen Zoll, vor dem Dorfe nach der Stadt zu, iſt eine Wind-Muͤhle, ſo dem Frey-Kretzſchmar ge - hoͤret, vor welche er der Herrſchaft jaͤhrlich ge - wiſſes Getreyde entrichten muß. Jm Jahre 1683 den 30 Auguſt brannte das gantze Dorf ſamt der Kirchen und Pfarre bis auf 2 Gaͤrt - ner ab. Jm Jahre 1699 den 23 Febr. ka - men etliche Juden ins Dorf zu einem Bauerauf235Von denen Dorfſchaften. auf die Herberge, und beredeten ihn, daß er ihnen ſollte gut Geld zukommen laſſen, vor Aufgeld, der ſich auch zu 140 Thaler bere - den ließ, die ihm auch gleich 10 Thaler drauf gaben, das gute Geld aber nahmen, in einer Schachtel verſiegelten, und es dem Bauer wie - der gaben, daß ers ſollte 4 Wochen aufhe - ben, und nicht anſehen, da wollten ſie wieder kommen und ihm ander Geld dafuͤr geben, ba - ten auch den Bauer, daß er ſie vor 10 Gr. bis nach Senftenberg fuͤhren ſollte, welches auch der Bauer that, da nun nach verfloſſe - nen 4 Wochen die Juden nicht wieder ka - men, und der Bauer die Schachtel aufmach - te, ſo war darinnen nichts als Schirbel und Bley, ſein Geld aber war weg, hat auch nichts wieder bekommen. Jm Jahre 1700 ſtarb der Kretzſchmar, welcher ſeine Jahre auf 104 Jahr gebracht. Jm Jahre 1703 kam auf der Pfarre Feuer aus, wurde aber durch GOttes Gnade geloͤſchet, daß es ohne Schaden abgieng. Jm Jahre 1705 ſtarb ein Knabe von 12 Jahren, den 5 Tage zuvor eine Schlange, die er fangen wollen, geſto - chen, wovon der Arm geſchwollen, daß die Haut zerborſten, und hernach der Kopf. Jm Jahre 1719 den 25 Julii ſchlug das Wetter auf der Pfarre in den Kuͤh-Stall, wodurch faſt das gantze Dorf abbrannte, nebſt etlichenStuͤck236Das ein und zwanzigſte Capitel. Stuͤck Vieh. Jm Jahre 1729 wurde ein Knecht im Walde in Beyſeyn ſeines Vaters von einem Baume erſchlagen.

Hoſen, wendiſch Hoſne eine und eine hal - be Meile von der Stadt, hat ſchlechten Bo - den, und ſehr wenig Wieſen, gehoͤret mit dem GOttes-Dienſt nach Laute einen Meißni - ſchen Dorfe, hat ein Herrſchaftliches For - werck nebſt einer Schaͤferey an 250 Stuͤck Schafen, Rind-Vieh kan wenig gehalten werden, weil es faſt keine Graͤſerey hat, und beſtehet das Dorf aus 1 Richter-Guth, 10 Dienſt-Huͤfnern, 6 Gaͤrtnern und 7 Haͤus - lern, hat 3 Erb-Muͤhlen, von welchen die eine Kobult-Muͤhle genennet wird, das Dorf haͤlt auch ſelbſt Schafe. Nicht weit von dem Dorfe liegen unterſchiedliche Huͤgel oder Ber - ge, deren neune merckwuͤrdig, als 1) Knezno - wa Hora, der Jungfer-Berg, warum er alſo genennet wird, kan man eigentlich nicht wiſſen, was davon erzehlet wird, ſind Fabeln, er lieget zur lincken Hand, wenn man nach Leipe gehet. 2) Wizaßowa Hora, lie - get zur rechten Hand nach Leipe und hat ſei - nen Namen von einem, der Wuzaß geheiſſen und daſelbſt Kohlen gebrannt. Einige nen - nen ihn Honakowa Hora den Hahnen-Berg, weil edeſſen ſich viel wilde Haͤhne auf demſel - ben aufgehalten. 3) Huſta Hora hat ſeinenNa -237Von denen Dorfſchaften. Namen von dem dicken Gepuͤſche, heiſt alſo ein Berg, auf welchem viel dick Gepuͤſche. 4) Winzorſka Hora der Weinberg, und ſoll ehe - deſſen ein Weinberg auf demſelben geweſen ſeyn. 5) Bita Hora der weiſſe Berg, weil unten am Berge weiſſer Thon gegraben wird. 6) Dubowa Hora der Eichen-Berg liegt hart am Dorfe, und hat ſeinen Namen von den Eichen, welche um demſelben ſtehen. Auch ſind bey demſelben Wolfs-Gruben zu ſehen, in welchen man vor uralten Zeiten Woͤlfe gefangen. 7) Jelozka Hora, der Hirſch - Berg, weil ſich vor Zeiten viel Hirſche da aufgehalten. 8) Dowa Hora, der lange Berg, weil er lang und weit gehet. 9) Wozeza Hora der ſcharfe Berg, weil man auf demſel - ben weit um die Stadt Camentz ſehen kan. Jm Jahre 1691 brannte das gantze Dorf ab, ingleichen im Jahre 1709 in welchem letzten Brande 14 Stuͤck Rind-Vieh mit verbrann - ten. Die dabey liegenden 2 Teiche gehoͤren der Herrſchaft, der Groſſe wird mit 30 Schock, und der Kleine mit 10 Schock beſe - tzet. Jm Jahre 1700 den 3 Auguſt ſchlug das Wetter auf dem Felde in eine Mandel Korn, wobey eine ſchwangere Frau ſaß, die Mandel Korn verbrannte gantz, ingleichen der Frau ihre Kleider, daß ſie auch an ihrem Leib gantz ſchwartz war, auſſer dem that ihr es nichts.

Nicht238Das ein und zwanzigſte Capitel.

Nicht weit von Hoſen liegt das Dorf Hohenbucke, in welchem ein Adelich Rit - ter-Guth, der jetzige Beſitzer deſſelben iſt der Herr von Goͤtz, Koͤniglicher und Chur - fuͤrſtlicher Cammer-Herr und Landes-Haupt - mann im Senfftenbergiſchen. Es hat dieſes Dorf den Namen Hohe, von dem Huͤgel, ſo vor dem Dorfe liegt, auf welchem Huͤgel vor uralten das Dorf erbauet geweſen, weil es aber an demſelben Orte wegen vielen Sandes kei - ne Gaͤrten gegeben, ſo hat man es hernach in den Thal dabey geſetzet, Bucke ſoll es heiſ - ſen von den Buchen, ſo daſelbſt geſtanden und noch ſtehen, oder wie andere wollen, von dem Erbauer des Dorfs, welcher ein Herr von Bock geweſen, der eben einer mit von denen Abgeſandten des Marggrafen Waldemari Chur-Fuͤrſten zu Brandenburg war, und mit beſtochen worden, daß er ſein Votum dem Kayſer Ludovico Bavaro gab. Dieſes Dorf hat ſeine eigene Kirche und Pfarr, gleich dabey liegt das Dorf Beugwitz, wendiſch Ezikez, Beugwitz wird es genennet, weil es am Wege liegt, welcher ſich in der Kruͤmme beuget, der wendiſche Name Ezikez iſt aber daher entſtanden, da der Bau-Herr dieſes Orts, an dem Ort wo das Dorf ſollte erbauet werden, den Wald abhauen ließ, gab er dem Volck ein Faß Bier, und da ſie nach getha -ner239Von denen Dorfſchaften. ner Arbeit das Bier getruncken, fingen ſie ſich an zu hetzen, wendiſch Ezikaz, worauf der Herr den Ort, Ezikez eine Hetze oder da man hetzet benennet, mit dem GOttes-Dienſt gehoͤret es nach Hohen-Bucke; Nicht weit davon liegt Gruͤnwald, wendiſch Rumwald, hat ſeinen Namen von dem Fundatore Grim - valdo per cont. Rumwoldo, iſt ebenfalls nach Hohen-Bucke eingepfarret, gehoͤret aber den Grafen von Hoym.

Kuͤnicht, wendiſch ebenfalls ſo eine vier - tel Meile von der Stadt, iſt nur ein Herr - ſchaftliches Forwerck, auf welchem keine Melck, ſondern nur Gelde und jung Vieh gehalten wird, gehoͤret zum Forwerck in die Stadt, hat eine ſtarcke Schaͤferey an 5 bis 600 Stuͤ - cken, auch iſt dabey ein Jagd-Haus, da der Fuß-Knecht wohnet. Kuͤnicht wird es ge - nannt, weil es bey dem kuͤnichten Holtze lieget, die Teiche dabey gehoͤren der Herrſchaft.

Klein-Partwitz, wendiſch Beßdow von bes und dane, das iſt ohne Gaben, weil die Einwohner wenig Gaben zu entrichten ha - ben, deshalber ſie auch von andern immer im Schertz Besdaner genennet werden; Oder hat es den Namen Beßdo daher, weil Groß - Partwitz ſehr viel Aecker hat, und ein Strich ſehr weit gelegen iſt, ſo hat man beſchloſſen, auf dieſe Seite ein Dorf zu bauen, weilGroß -240Das ein und zwanzigſte Capitel. Groß-Partwitz ohne die Aecker ſchon ſeyn kan, und daher Beßdo, auf deutſch Klein - Partwitz genennet, liegt eine Meile von der Stadt, vor dieſem war nur eine Pech-Huͤtte daſelbſt, nach der Zeit haben ſich mehr Leute dahin gebauet, daß es alſo nach und nach ein feines Dorf worden, die Pech-Huͤtte aber gaͤntzlich eingegangen, den Acker haben ſie theils von den Groß-Partwitzern, theils von der Herrſchaft erkauft. Wenn die Herrſchaft eine Hochzeit ausrichtet, ſo muß dieſes Dorf ein Faß Camentzer Bier darzu geben; Es beſtehet aus 1 Richter-Guth 9 Dienſt-Huͤf - nern 3 Gaͤrtnern und 10 Haͤuslern, der eine Haͤusler dienet dem Pfarr zu Groß-Partwitz, die andern thun ihre Dienſte nach Neuwieſe. 2 neue Haͤuſel, das eine iſt im Jahre 1688 und das andere 1690 von dem Herrn Amts - Hauptmann von Tritzſchlern mit gewiſſer Freyheit beſetzet worden. Zum GOttes - Dienſt gehoͤret es nach der Stadt, hat mit - telmaͤßigen Boden, und nimt das Bier in der Stadt. Jm Jahre 1718 den 25 Dec. ermordete allem Vermuthen nach eine unzuͤch - tige Magd ihr Kind in der Geburth, und ver - ſteckte es hernach unter das Bette, ſie kam auf die Tortur, laͤugnete alles, und ſtund auch die gantze Tortur aus. Es iſt ſonderlich zu mercken, daß dieſes Dorf noch niemahls abge -brannt,241Von denen Dorfſchaften. brannt, die Einwohner geben fuͤr, eine Zi - geunerin haͤtte was gethan, daß das Dorf nicht ſollte abbrennen, und wenn ja Feuer auskaͤme, ſo ſollte es doch nicht weiter kom - men, als nur bey demſelben Hauſe, wo es ausgekommen.

Laubuſch, wendiſch Lubuſch von Lubina das iſt eine Tieffe oder Sumpf, wie es denn auch in einer Tieffe und Sumpf lieget, eine Meile von der Stadt an der ſchwartzen Elſter, gehoͤret mit dem GOttes-Dienſt nach der Stadt, haͤlt ſich aber ſehr nach Geyerswal - de, hat ein Herrſchaftliches Forwerck, wel - ches ſeine Schaͤferey eine viertel Meile vom Dorfe hat, es beſtehet das Dorf in 2 Rich - ter-Guͤthern, 8 Dienſt-Hufen, 1 Gaͤrtner, und 10 Haͤuslern, haͤlt ſich Schafe und ver - richtet ſeine Dienſte nach der Stadt, liegt in guten Boden, hat wilde Fiſcherey in der ſchwartzen Elſter, die dabey liegende Teiche gehoͤren der Herrſchaft, und ſeyn ſolche. 1) Der Groß-Holfer, ſo mit 50 Schock. 2) Der Klein-Holfer mit 20 Schock. 3) Der alt Laubuſcher mit 40 Schocke beſetzet wird. Jm Jahre 1702 den 13 Julii ſchlug das Wet - ter in eine Scheune, wodurch noch 5 andere darzu abbrannten. Jn eben dieſem Jahre den 2 Auguſt ſchlug das Wetter nahe beym Dorfe in eine Eiche, die es gantz zerſchmetter -Rte,242Das ein und zwanzigſte Capitel. te, unter der Eiche giengen 2 Pferde, die mit erſchlagen wurden. Jm Jahre 1714 den 18 Junii wurde ein Knecht von einem Pferde geſchlagen, daß er gleich todt blieb. Jm Jah - re 1729 den 6 Junii ſchlug das Wetter nahe am Dorfe gleich beym Forwerck in eine Eiche, that aber weiter keinen Schaden. Jm Jah - re 1733 den 5 September fiel eine Magd von Sprowitz gebuͤrtig, die bey Mickans dienete, von einem Wagen, ſo mit Grummet beladen war, herunter, und blieb gleich todt.

Leippe, wendiſch Lippow, eine und eine viertel Meile von der Stadt, in einem Thale, vor uralten Zeiten hat es oben in der Hoͤhe gleich dabey geſtanden, weil aber daſelbſt kein Waſſer geweſen, ſo haben ſich die Einwohner beſſer herunter zum Waſſer gebauet, und al - ſo, ſo wohl von der Tieffe als auch von dem dabey flieſſenden Waͤſſerlein, Lubjo, das iſt eine Tieffe, genennet, andere ſagen, daß der Name Leippe ſoll herkommen, von der groſ - ſen Linde Lippa wendiſch, die an demſelben Orte ſoll geſtanden haben, daß es alſo Lippow ein Linden-Dorf genennet wird, gehoͤret mit dem GOttes-Dienſt nach Laute einem Meiß - niſchen Orte, hat 1 Richter-Guth, ſo aber itzo zertheilet, 10 Dienſt-Huͤfner, 2 Gaͤrt - ner, 4 Haͤusler, 1 Erb-Muͤhle, 1 wuͤſtes Haͤuſel, und 2 wuͤſte Hufen werden itzo beydem243Von denen Dorfſchaften. dem Forwerck Hoſen mit beſtellet, das Bier nimt es auf dem Schloſſe, hat ſchlechten A - cker und Wieſen, leidet groſſen Schaden von dem Wilde, der dabey liegende Teich gehoͤret der Herrſchaft und wird mit 10 Schock beſe - tzet. Jm Jahre 1674 den 31 Auguſt erſchlug das Wetter einen Bauer ſamt 4 Ochſen, der Knabe, ſo die Ochſen fuͤhrete, iſt unbeſchaͤ - diget geblieben. Jm Jahre 1699 den 10 Julii treibet der Vieh-Hirte das Vieh aufs Feld, und wurde den 5ten Tag im Gehoͤltze todt gefunden. Jm Jahre 1702 im Monath November wurden daſelbſt die Hunde ra - ſend, welche viel Kuͤhe, Kaͤlber, Schweine und Schafe anfuhren, davon ſie auch raſend wurden, daß es muſte erſchlagen werden.

Mauckendorf, wendiſch Mokow, liegt eine halbe Meile von der Stadt an der Elſter, gehoͤret mit dem GOttes-Dienſt nach Saͤr - chen, hat 1 Richter-Guth, 14 Dienſt-Huͤf - ner, 3 Gaͤrtner, 1 Haͤuſel, haͤlt ſelbſt Schafe, und hat mittelmaͤßigen Boden, die Einwoh - ner ſind meiſtentheils arm, vor dem Dorfe iſt eine Erb-Muͤhle, welche vor einigen Jah - ren abbrannte, man muthmaſſete, daß das Feuer von einem gottloſen Menſchen waͤre an - gelegt worden.

Michalken, wendiſch Michaukaw, eine halbe Meile von der Stadt, wohin es auchR 2zum244Das ein und zwanzigſte Capitel. zum GOttes-Dienſt gehoͤret. Es ſoll ſeinen Namen von dem erſten Einwohner haben, ſo Michauw, das iſt Michael geheiſſen, ande - re hingegen ſagen, daß es ſeine Benennung ſoll haben von jako w. michaw, das iſt als in ei - nem Sack. Heiſt alſo Michaukow ein Dorf, das in einem Sacke lieget, welches auch ſeyn kan, denn wenn man die Situation des Dor - fes anſiehet, ſo ſiehet ſolche wie ein Sack aus, es iſt ein gantz neues Dorf und wird ſchwer - lich uͤber 200 Jahr ſtehen, die Aecker und Wieſen gehoͤreten ehedeſſen nach Broͤthen, weil aber die Einwohner zu Broͤthen weit da - hin auf ihre Felder hatten, ſo haben ſie da - ſelbſt ihren Kindern Haͤuſer erbauet und erb - und eigenthuͤmlich uͤbergeben, und aus einem Dorf zwey Doͤrfer gemacht, es graͤntzet mit den Wittgenauſchen und Cloſter-Doͤrfern, und beſtehet in einem halben Richter-Guth, 3 Gaͤrtnern, 5 Haͤuslern und 2 Erb-Muͤhlen, hat ſchlechten Boden und arme Einwohner, ſie nehmen ihre Gabe von Beſen und Beeren, die Dienſte verrichtet es in die Stadt. Jm Jahre 1731 wurden von da, bis in die Stadt Roͤhren geleget, und das Waſſer aufs Schloß gefuͤhret, welches groſſe Unkoſten verurſachte.

Nardt, wendiſch Nariz, liegt eine viertel Meile von der Stadt, wohin es auch zum GOttes-Dienſte gehoͤret, hat ſeinen Namenvon245Von denen Dorfſchaften. von Na und rjeze, das iſt am oder beym Waſ - ſer, heiſt alſo ein Dorf, das am Waſſer lieget, da die ſchwartze Elſter fließt, hat 2 Richter - Guͤther, 17 Dienſt-Huͤfner, 6 Gaͤrtner und 11 Haͤusler, hat guten Boden und ſchoͤne Wie - ſen, haͤlt ſelbſt Schafe, nicht weit von dem Dorfe nach Laubuſch zu iſt die Herrſchaft - liche Muͤhle, der Hammer genannt, ſo 2 Gaͤn - ge hat, auch iſt nicht weit vom Dorfe nach Colm zu ein Herrſchaftlicher Weinberg, auf welchem jaͤhrlich 7 bis 8 Faß Wein erbauet wird, ehedeſſen war im Dorfe ein Herrſchaft - lich Forſt-Haus, worinnen ein Fuß-Knecht wohnete, welches aber vor etlichen Jahren verkauft, und dem Fuß-Knecht bey dem Herr - ſchaftlichen Forwerck Torne, eine andre Woh - nung aufgebauet worden. Vor einigen Jah - ren, wurde nicht weit vom Dorfe nach Colm zu auf dem Berge in dem Geſtruͤpe ein Faſan - Garten angeleget, wegen Mangel des friſchen Waſſers aber, wurde er wiederum abgeriſſen, und auf die andere Seite des Dorfs nahe an den alten Fluß der ſchwartzen Elſter angele - get; Das Dorf verrichtet ſeine Dienſte nach der Stadt. Die Teiche, ſo beym Weinberge liegen, gehoͤren der Herrſchaft, und ſind ſol - che 1) der Weinbergs-Teich, ſo mit 20 Scho - cken, 2) der Bochnitz mit 8 Schocken, 3) der Schmuler Bug mit 8 Schocken, 4) derR 3Zopffe246Das ein und zwanzigſte Capitel. Zopffe ſo mit 5 Schocken, 5) der Schneide - Muͤhl-Teich mit 7 Schock, 6) Der Groß - Holffer mit 50 Schocken, 7) der Klein - Holffer mit 20 Schocken beſetzet wird. Jm Jahre 1735 den 4 May iſt Maria, ſel. Geor - ge Mroßkens von Seydewinckel hinterlaſſene Wittwe auf dem Nardter Wege in eine Gru - be gefallen, ſie wurde von einem Knecht her - ausgezogen, iſt aber bald drauf an dem Orte, wo ſie herausgezogen worden, geſtorben, und nach Hauſe gefuͤhret worden.

Neudorf, wendiſch Nowawes, liegt ein und eine viertel Meile von der Stadt an der Spreu, und gehoͤret mit dem GOttes-Dienſt nach Sproͤwitz, hat ſeinen Namen von ſeiner Erbauung und heiſt ein neues Dorf, es beſte - het aus 1 Richter-Guth, 10 und einem halben Dienſt-Huͤfner, 1 Garten und 1 Muͤhle mit 2 Gaͤngen und einer Stampfe, ſo der Herr - ſchaft gehoͤret, hat ſchlechten Boden und haͤlt ſelber Schafe.

Neuſtadt, wendiſch Nowemjeſto liegt an der Spreu, 2 Meilen von der Stadt, graͤn - tzet mit der Herrſchaft Mußckau, und gehoͤret mit dem GOttes-Dienſt nach Schloͤffe, als das Dorf erbauet wurde, haben die Vorbey - gehende Spottweiſe geſagt: Tu ſaßo Nowe mjeſto twjarja, das iſt, hier bauen ſie aber - mahl eine neue Stadt oder Ort, von welcherRe -247Von denen Dorfſchaften. Redens-Art hernach das Dorf ſeinen Na - men Neuſtadt Nowemjeſto, das iſt, ein neuer Ort, bekommen, es hat 2 Richter-Guͤ - ther, 10 Dienſt-Huͤfner, 1 Schencke, ſo Herr - ſchaftliches Bier ſchencken muß, 7 Haͤusler und 6 wuͤſte Haͤuſer, ein Forſt-Haus, wor - auf ein Fuß-Knecht wohnet; ferner iſt daſelbſt ein Herrſchaftlich Forwerck und Schaͤferey, ſo auf 200 Stuͤck Schafe haͤlt, Rind-Vieh aber kan wegen Ermangelung der Wieſen, wenig gehalten werden, auch iſt daſelbſt ein Herrſchaftlicher Zoll. Jm Jahre 1708 den 11 Februar wurde daſelbſt ein Weib ſeciret, ſo von einem Soldaten geſchlagen, und nach et - lichen Tagen geſtorben, in der Section aber wurde nichts toͤdtliches gefunden. Jm Jah - re 1735 ſchlugen die Schloſſen das gantze Ge - treyde darnieder, die Einwohner bekamen nicht die Helfte von der Saat wieder, die Herrſchaft muſte darauf dem Pachter und den Bauern die Saat vorſtrecken, und dieſe ihr Brod vor den Thuͤren mit Betteln ſuchen.

Neuwieſe, wendiſch Nowawuk, liegt ei - ne viertel Meile von der Stadt, und fleuſt die ſchwartze Elſter mitten durchs Dorf, gehoͤ - ret in die Stadt zum GOttes-Dienſt, hat ſeinen Namen von Wuki, das iſt Wieſen, weil es an und in Wieſen liegt, Now oder Neu, weil es neue Wieſen, und vor altersR 4ein248Das ein und Zwanzigſte Capitel. ein wuͤſter Ort geweſen ſeyn ſoll. Es iſt bey groſſen Waſſer der Uberſchwemmung ſehr unterworfen, dahero auch die meiſten Ein - wohner ſich von dar weg nach Bergen bege - ben haben, halten auch deswegen in gewiſſen Faͤllen zuſammen, wie ſie denn auch die Ae - cker unter einander gemenget haben, es beſtehet dieſes Dorf aus einem halben Richter-Guth, die andere Helfte iſt in Bergen, 11 und einer halben Dienſt-Hufe, 3 Gaͤrtnern, 20 Haͤus - lern, und 1 Haͤusler iſt viel Jahr wuͤſte ge - legen, aber im Jahre 1691 von dem Herrn Amts-Hauptmann von Trizſchlern wieder beſetzet worden. Auch iſt daſelbſt ein Herr - ſchaftliches Forwerck, welches ſeine Schaͤfe - rey in Bergen hat, ferner iſt daſelbſt im Dor - fe eine Herrſchaftliche Muͤhle und Schneide - Muͤhle, ingleichen nicht weit von dem Dorfe eine andere Muͤhle, ſo die Waſſenburger-Muͤh - le genennet wird, jede hat zween Gaͤnge und eine Stampfe, die dabey liegenden Teiche gehoͤ - ren der Herrſchaft, als: 1) Der Alt-Neu-Wie - ſer ſo mit 30 Schocken. 2) Der Saluſch ſo mit 80 Schocken. 3) Der kleine Buchholtz ſo mit 14 Schocken. 4) Der groſſe Buch - holtz ſo mit 18 Schock. 5) Die Hentzſchels - Wieſe ſo mit 32 Schocken, und 6) der Halt - ſchens-Teich ſo mit 50 Schock beſetzet wird. Sonſten liegen die Aecker in guten Boden -und249Von denen Dorfſchaften. und wird daſelbſt viel Weitze erbauet. Jm Jahre 1651 im Monath April wurde daſelbſt ein Mann von einem Soldaten erſchlagen. Jm Jahre 1726 den 20 Mertz (war ein Montag) fruͤh um 4 Uhr brannte die vorm Dorf liegende Waſſenburger-Muͤhle ab, das Feuer kam in der Stampfe aus, in welcher ein Buͤrger aus der Stadt Hirſe geſtampfet. E - ben in dieſem Jahre den 2 November fiel bey dem damahligen groſſen Waſſer ein Maͤgdlein von 3 Jahren ins Waſſer, welches erſt den 14 Januarii folgenden Jahres, nachdem das Waſſer gefallen, gefunden wurde.

Neyda, wendiſch Nida, eine viertel Mei - le von der Stadt an der Elſter, und gehoͤret mit dem GOttes-Dienſt in die Stadt. Der Name Nidej, ſoll daher kommen, als man dieſes Dorf anfangen zu bauen, ſo haͤtten die Vorbeygehenden geſagt, Nyde nebuze, das iſt, nimmermehr ſoll dieſes geſchehen, aus Ur - ſache, weil bey Uberſchwemmung der Elſter die gantze Gegend unter Waſſer ſtehet, und groſſen Schaden an Daͤmmen, Aeckern und Wieſen thut, daß es alſo ſehr ſchwer geweſen anzubauen, indem man beſorgt geweſen, es moͤchte das Waſſer wieder alles wegreiſſen, deswegen haben nun die Vorbeygehenden ge - ſagt: Nyde nebudze, nimmermehr wird et - was draus, von welcher Redens-Art hernachR 5das250Das ein und zwanzigſte Capitel. das Dorf den Namen Nydej, das iſt, nim - mermehr, bekommen. Es hat ſchoͤne frucht - bare Aecker und Wieſen, daher ſich die Ein - wohner in einem ſehr guten Stande befinden. Es gehoͤret dieſes Dorf der Stadt und dem Rath, und iſt im Jahre 1606 zu Zeiten des Herrn Weyghardten Freyherrn von Prom - nitz, Herrn auf Hoyerswerda, von gemeiner Stadt Geldern, auf ewig, erb - und eigen - thuͤmlich der Stadt verkauft worden. Vid. Statuten von Hoyerswerda. Wenn ein Buͤr - ger in der Stadt ein neu Haus bauet, ſo iſt ihm dieſes Dorf ſchuldig, zu ſolchem Bau eine Ruthe Steine vom Colmer-Berge ohne Ent - geltung zu fuͤhren. Die Muͤhle an dem Dor - fe iſt eine Erb-Muͤhle, hat ſeinen eigenen Muͤller. Jm Jahre 1735 zwiſchen dem 4ten und 5ten December in der Nacht halb 12 Uhr kam bey Rumburgken daſelbſt in der Feuer - Eſſe, Feuer aus, welches das gantze Dorf, bis auf 1 Haͤusler, 5 Scheunen und die Muͤhle abbrannte, auch kam in demſelben Feuer viel Vieh ums Leben. Sonſt iſt das Dorf in zwey Theile getheilet, der eine Theil liegt in der Tieffe an der Elſter, der andere weiter davon auf einem Berge, bey welchem ein Weinberg, ſo der Herrſchaft gehoͤret, auf welchem etliche Faß Wein erbauet werden. Ein Forwerck welches zur Stadt und demHerrn251Von denen Dorfſchaften. Herrn Hauptmann Moͤllern gehoͤret, und denn eine groſſe Schaͤferey, auf welcher etli - che 100 Stuͤck Schafe, und der Herrſchaft eigenthuͤmlich; Nicht weit von dieſer Schaͤ - ferey gegen die Heiden, iſt das Stadt-Ge - richte. Jm Jahre 1740 den 10 Januarii iſt Michael Matthiatz von Neyde, als er von Neuwieſe nach Hauſe gegangen, und nicht weit von der Schaͤferey gekommen, bey der damahligen grimmigen Kaͤlte, auf dem Wege erfroren, und todt gefunden worden.

Gleich bey Neyda, liegt das Cloſter - Dorf Tuͤrckenhauſen, wendiſch Nimzach, iſt Roͤmiſch Catholiſcher Religion und gehoͤret mit dem GOttes-Dienſte nach Wittgenau, der Urſprung und Name dieſes Orts komt daher; Als ein Thuͤringer in hieſige Gegend gekommen, und ſich an dem Ort, wo dieſes Dorf ſtehet, erbauet, ſo haben die Vorbeyge - henden pflegen zu ſagen, des Thuͤringers Haus oder Tuͤrckens Haus, die Wenden aber nenneten ihn Nymez oder Nymzech, das iſt, der Duſch oder des Deutſchen, iſt ein ſehr al - tes Dorf, und zwar wie man vorgiebt ſchon geweſen, ehe Hoyerswerda erbauet worden, mitten im Dorfe wohnet ein eintziger Luthe - raner, ſo ein Haͤusler, er iſt ein Kuͤh-Artzt, und leget den Leuten ihre Traͤume aus, es hat dieſes Dorf ſchoͤnen Feld-Bau, daheroauch252Das ein und zwanzigſte Capitel. auch die Einwohner in gutem Vermoͤgen ſte - hen.

Ruͤgel, wendiſch Rohol, liegt 1 Meile von der Stadt, wohin es auch mit dem GOt - tes-Dienſt gehoͤret, wird auch ſonſten die Vorſtadt von Hoyerswerda genennet, weil es ehedeſſen ein Raths - und Stadt-Dorf ſoll geweſen ſeyn. Es leidet viel Schaden bey groſſem Waſſer, hat mittelmaͤßigen Boden, hat 1 Scholtzen - oder Richter-Guth, 2 Gaͤrt - ner, 4 Haͤusler, 1 Herrſchafts-Muͤhle nebſt einer Stampfe und Oehl-Muͤhle, auch iſt daſelbſt ein Herrſchaftliches Forwerck und Schaͤferey. Jm Jahre 1729 thaten die Heuſchrecken auf den Feldern daſelbſt groſſen Schaden. Jm Jahre 1740 den 30 April, war an einem Sonnabend zu Mittage, brann - te das Dorf nebſt der Muͤhle, bis aufs For - werck und etliche Haͤusler ab, in dem Haͤuſel, (in welchem niemand als 2 Kinder zu Hauſe geweſen) wo das Feuer auskam, verbrannten 2 Kinder, eines von 5 Jahren und das andere von 2 Jahren, nebſt allem Vieh.

Rachlo, wendiſch gleiches Namens, lie - get 1 Meile von der Stadt, iſt nach Saͤrchen eingepfarret, weil es aber meiſtentheils Roͤ - miſch-Catholiſcher-Religion, ſo haͤlt ſichs nach Wittgenau, muͤſſen aber alle Actus zuSaͤr -253Von denen Dorfſchaften. Saͤrchen abzahlen, beſtehet in 1 Richter - Guth, 10 Dorf-Hufen und 5 Haͤuslern, thun die Dienſte nach Saͤrchen, liegt in guten Bo - den, und haͤlt ſelbſt Schafe, der Richter muß alle Char-Freytage 18 Gr. 8 Pf. wegen ei - nes Kaͤſes geben.

Sabroth, wendiſch Sabrod, liegt ein und eine viertel Meile von der Stadt, ehe - deſſen gehoͤrete es mit dem GOttes-Dienſte nach der Stadt, nachdem aber zu Bluno ei - ne neue Kirche erbauet, ſo iſt es dahin einge - pfarret worden. Es hat ſeinen Namen von Sa und Brod, das iſt, hinter dem Pfuhl oder Pfuͤtze, wie es denn auch vor dem Dorfe dergleichen Pfuͤhle oder Pfuͤtzen giebet, heiſt alſo ein Dorf vor oder hinter den Pfuͤtzen, es verrichtet ſeine Dienſte nach Terppe, und hat ſchlechten Boden, daher auch die Einwohner arm und nichts im Vermoͤgen haben. Es beſtehet aus 2 Richter-Guͤthern, 16 Dienſt - Hufen, 5 Gaͤrtnern, 5 Haͤuslern und etlichen wuͤſten Haͤuſeln, haͤlt ſelbſt Schafe. Jm Jah - re 1695 den 14 Junii wurde daſelbſt ein Knabe von 17 Jahren auf dem Felde todt gefunden, ohne zu wiſſen, wie er ums Leben gekommen, das Dorf iſt etliche mahl abgebrannt.

Seydewinckel, wendiſch S-Dcziczinow, liegt eine viertel Meile von der Stadt, wohin es auch mit dem GOttes-Dienſte gehoͤret. Es254Das ein und zwanzigſte Capitel. Es hat ſeinen Namen von dezi denuko, das iſt, gehe in den Winckel, es liegt gleichſam als wie in einem Winckel, gegen dem Holtze zu, und heiſt alſo ein Dorf, das beyſeit im Winckel liegt, hat guten Boden, ſchoͤne Wieſen, daher auch ſo leicht keine Wuͤſtung zu beſorgen, haͤlt ſelbſt Schafe, und dienet aufs Schloß-Forwerck. Es beſtehet aus 2 Richter-Guͤthern, 1 Frey-Bauer ſo 2 Hu - fen Acker hat, ſo vor uralten Zeiten ein Ade - liches Guth ſoll ſeyn geweſen, 20 Dienſt - Huͤfnern, 17 Haͤuslern und noch 1 Haͤuſel, wel - ches auf der Gemeinde Grund und Boden. Wenn von Herrſchafts-Bedienten jemand heraus koͤmt, ſo muß der Richter ſelbte mit Eſſen und Futter verſorgen. Jm Jahre 1711 den 10 Jan. ſtarb daſelbſt der Schwein - Hirte nebſt ſeiner Frauen und einem Kinde, gehlinges Todes, ohne alle Kranckheit, man gab vor, ſie waͤren an einem verdaͤchtigen Orte betteln geweſen, es wurde ſolches von dem Richter in einem Hochloͤblichen Amte ange - geben, und Nachfrage gethan, was man mit denen Verſtorbenen machen ſollte, dieſes gab Befehl, daß der noch lebende Sohn ſollte die Leichen zu Hauſe im Garten ſelbſt begraben, da aber dieſer ſolches nicht thun wollte, ſo gab ſich ein anderer Mann dazu an, wenn ihn die Gemeinde vier Wochen mit allerNoth -255Von denen Dorfſchaften. Nothdurft verſehen, und wenn er ja in waͤh - render Zeit ſterben ſollte, ſolches auch ſo lan - ge ſeiner Frauen thun wollte, welches ihm auch die Gemeinde willigte zu geben, darauf wurden ihm auf ſein Verlangen Medicamenta, Toback, Fleiſch und Brod gereichet, und er gieng hin in das Haus, legte die Verſtorbe - nen in Saͤrge, machte Graͤber nicht weit vom Hauſe, und begrub ſie daſelbſt. Er blieb alsdenn nebſt ſeinem Weibe und dem Sohne derer Verſtorbenen, vier Wochen im Hauſe, ohne irgends einen Anſtoß, und ward von der Gemeinde durchs Fenſter mit Eſſen und Trincken verſehen. Jn eben dieſem Jahre 1711 den 1 November brannten daſelbſt 11 Huͤfner ab. Jm Jahre 1739 den 4 May iſt Maria Mroßckin von Seidewinckel, auf dem Nardter Wege in einen Graben gefallen, und bald geſtorben.

Saͤrchen, wendiſch S-czarow, wird auch klein Sora genennet, liegt 1 ſtarcke Meile von der Stadt, und iſt nach Colm, ei - nes von den aͤlteſten Doͤrfern, hat ſelbſt eine Kirche, wohin auch noch andere Doͤrfer ein - gepfarret ſeyn, ein Herrſchaftlich Forwerck und Schaͤferey, ein Forſt-Haus, auf welchem ein Fuß-Knecht wohnet, eine Herrſchaftliche Muͤhle mit 2 Gaͤngen und eine Stampfe, ei -nen256Das ein und zwanzigſte Capitel. nen Erb-Schencken, zu welchen eine halbe Hufe Acker gehoͤret, welche ehedeſſen 18 Tha - ler der Herrſchaft jaͤhrlich gegeben, daß ſie das Bier hat nehmen koͤnnen wo ſie gewollt, 18 Hufe-Guͤther, 22 Gaͤrtner, 14 Haͤusler, incluſive 4 Pfarr-Haͤusler, die Huͤfner und Halb-Huͤfner muͤſſen 2 Zug und 2 Hand - Dienſte jaͤhrlich verrichten, davor ſie jedes - mahl eine Mahlzeit bekommen, uͤberdiß muͤſ - ſen ſie die Fiſche aus denen 3 Teichen, in die Haͤlter nach der Stadt fuͤhren, wie auch den Saamen zu Beſetzung der Teiche, das gantze Dorf giebt vor die Bau-Fuhren jaͤhrlich 50 Thaler, und vor die Jagd 10 Thaler, ferner muͤſſen die Gaͤrtner dreſchen und die Haͤus - ler Flachs jaͤten, uͤberdiß thut das Dorf keine Dienſte mehr. Die 3 dabey liegende Teiche gehoͤren der Herrſchaft, als: 1) der Groſſe ſo mit 250 Schock beſetzet wird, dieſen groſſen Teich hat im Jahre 1510 der Herr Willhelm von Schumburgk gebauet, und in Compen - ſation der Aecker und Wieſen, welche die Bauren allda ihm darzu abgetreten, ihnen die Hofe-Dienſte bis auf 2 Zug und 2 Hand - Dienſte jaͤhrlich befreyet, und die Gemeinde mit einem gewiſſen Freyheits-Briefe d. dato Martini 1510 verſehen, der auch von Herr - ſchaft zu Herrſchaft confirmiret wird, 2) der Kleine wird mit 36 Schock und 3) der Altemit257Von denen Dorfſchaften. mit 45 Schock beſetzet. Pfarrer ſeyn daſelbſt nach der Reformation geweſen.

Urban Henetz ſo im Jahre 1580. geſtor - ben.

M. Johann Cichorius, welcher 1581. die Vocation erhalten, und mit Jungfer Catha - rinen Gerſtkin von Libenau verehliget, er ſtarb 1620 den 21 April. Jhm ſuccedirte ſein Sohn,

M. David Cichorius, er war gebohren da - ſelbſt in Saͤrchen auf der Pfarr-Wohnung im Jahre 1595 den 23. October. Sein Va - ter war M. Johann Cichorius P. L. und die Frau Mutter Catharina gebohrne Gerſtkin. Jm Jahre 1605 that ihn ſein Vater nach Hoyerswerda in die Schule, wo er vier Jahr ſeine Præceptores fleißig gehoͤret und ihnen ge - folget, von Hoyerswerda kam er im Jahre 1609 nach Cotbus in das Brandenburgiſche in die Schule, woſelbſt er ſeine angefangene Studia continuirete, von da gieng er nach ei - nigen Jahren nach Bautzen, wo er ſub Rect. & Informat. M. Scheddæi ſeine Studia exco - liret und dann nach Wittenberg auf die Uni - verſitaͤt gezogen, wo er anfangs ein gantzes Jahr Jura ſtudirete, alsdenn aber ſeine Stu - dia aͤnderte, und auf die Theologie ſich legte. Jm Jahre 1620 den 4 April erhielt er zu Wittenberg den Gradum Magiſtri, ſub De -Scanatu258Das ein und zwanzigſte Capitel. canatu M. Johann Averrarii, J. U. Lic. P. P Oratoriæ. Ob er nun gleich ſeine Studia fer - ner zu continuiren und Theologiam recht zu excoliren entſchloſſen war, ſo hatte doch GOtt ein anders beſchloſſen, denn als ſelbiges Jahr ſein Vater ſtarb, wurde er nach Hauſe beru - fen und bekam die Vocation zum Paſtore an ſeines ſel. Vaters Stelle. Jm Jahre 1622. den 20. Junii verehlichte er ſich mit Tit. Jungfer Hedwigen gebornen Froͤlichin, Tit. Bartholomaͤi Froͤlichs, Evangeliſchen Bur - gemeiſters in Wittgenau ehelichen Tochter, mit welcher er 6 Kinder, als 3 Soͤhne und 3 Toͤchter gezeuget, er hatte die Ehre, daß er noch bey ſeinen Lebzeiten ſeine 3 Soͤhne in Ehren-Aemtern ſahe, der aͤlteſte David Ci - chorius war J. U. D. und Burgemeiſter in der Alt-Stadt Brandenburg, der andere M. Jo - hann Cichorius war Pfarrer zu Oßling, und der 3te M. Zacharias Cichorius ſuccedirte ihm. Jm Jahre 1663 den 20 Junii ſtarb er nach einer langwierigen Kranckheit ſeines Alters 68 Jahr weniger 18 Wochen und 1 Tag. Ei - nige Zeit vor ſeinem Tode hatte er einigen Verdruß bey ſeiner Gemeine, denn Mat - theus Lehmann P. P. zu Hoyerswerda geden - cket in ſeiner ihm gehaltenen Leich-Predigt von denſelben mit folgenden Worten: Ob ihm wohl dieſes Saͤrchiſche Kirchen-Spiel einegerau -259Von denen Dorfſchaften. geraume Zeit in einem ſolchen Verdacht nicht geſtanden, ſo haben ſich doch kurtz vor un - ſers Herrn Magiſtri ſel. Tode ſolche Faͤlle bey ſeinen Zuhoͤrern begeben, die ihn in ſeinem Alter, wie ich ſelbſt bezeugen muß, nicht we - nig gekraͤncket, daß ſich manche ſeines Todes moͤgen erfreuet haben ꝛc. Er war ein exem - plariſcher Prieſter, und in allen Widerwaͤr - tigkeiten ſehr geduldig, nach ihm kam,

M. Zacharias Cichorius des vorhergehen - den Cichorii juͤngſter Sohn, ihm ſuccedirt

Donath, nach deſſen Ableben

Melchior Faber, von frommen und chriſt - lichen Eltern in Saͤrchen geboren, da ſein Va - ter Huͤfner, er ſtudirete in Camentz, Breßlau und Leipzig. Jm Jahre 1542 wurde dem damahligen Pfarr Urban Henetz und ſeinen Succeſſoribus wie auch allen Nachkommen, auf der Pfarr 3 Gaͤrtner zu ſeiner Wiede - muth gegeben. Jm Jahre 1557 ward der Pfarr Urban Henetz begnadiget, daß er und ſei - ne Nachkommen von ſeiner gewachſenen Ger - ſte ein Bier zu brauen und zu verſchencken, wel - ches ihm Herr Albinus Wolf Altoriſta bey Sr. Gnaden der damahligen Herrſchaft aus - gebeten, dieweil er nicht die Fuhren nach Ca - mentz, wie andere Pfarren hat. Jm Jahre 1646 den 20 April wurde von dem Herrn Rudolph von Ponickau vor ſich und ſeine Er -S 2ben260Das ein und zwanzigſte Capitel. ben und Nachkommen dieſer Herrſchaft mit Obrigkeitlichen und Chriſtlichen Belieben dem M. David Cichorio zur Zeit Seelſorgern zu Saͤrchen verwilliget und verordnet, ihm und nachkommenden Pfarren zu Saͤrchen, von dato an und allen Zeiten jaͤhrlich vor die Haus - haltung 10 Staͤmme Feuer-Holtz, die ihm in allewege, an welchem Orte es dem von Po - nickau beliebet, von derſelben Bedienten an - gezeichnet und angewieſen werden ſoll, jedoch ſolcher Geſtalt, das erwehnter Pfarr ſolch an - gewieſen Holtz durch ſeine eigene Fuhren ab - fuͤhren, auch ſich ohne Angeben nicht das we - nigſte anmaſſen ſoll. Dieſe Begnadigung iſt hernach von deſſen Herrn Sohne, George Rudolph von Ponickau, auch Erb - und Lehns - Herrn der Herrſchaft, auf 20 Staͤmme ver - mehret, und alſo uͤber die vorigen 10. Staͤm - me, noch 10. Staͤmme zugeſetzet worden, davon bey der Kirche daſelbſt ein abſonderlich Privilegium, welches den 24 Junii im Jah - re 1648 gedachter Herr George Rudolph von Ponickau mit eigener Hand unterſchrieben. Jm Jahre 1681 den 20 December brannte daſelbſt die Herrſchaftliche Muͤhle ab, wel - ches Feuer durch Verwahrloſung der Muͤhl - Gaͤſte auskam. Jm Jahre 1687 ward zu Saͤrchen von der jungen Schwars Tochter, nachfolgende Mißgeburth zur Welt geboren. 1) War261Von denen Dorfſchaften. 1) War die Groͤſſe des Leibes an ſich ſelbſt, nach Auſſage der Weh-Mutter, zwar anders nicht als bey einer zeitigen Geburth oder Frucht, jedoch vom Haupt an bis auf die Fuͤſ - ſe ungewoͤhnlich. 2) Der Kopf war groͤſſer als ſonſten ſeyn ſollen, das Foͤrder-Theil deſ - ſelben war ungeſtalt, und zwar wie die Stir - ne hoch und breit, die Naſe hoch aufgeworfen, wie eines Hundes, das Maul weit auf, wie Vieh ſperrende, hatte eine lange Zunge im Halſe, die Augen und Ohren aber waren et - licher maſſen eines Menſchen aͤhnlich. 3) Un - ter dem Maule war keine Kinne, ſondern an ſtatt deſſen, hieng unter dem Maule an dem Halſe von einer Seite zu der andern herab, ein aufgeſchwelltes und lappichtes Stuͤck Fleiſch, ohngefaͤhr eines halben viertels der Ellen lang, in Geſtalt eines Weiber-Kragens, unter wel - chem, da man es in die Hoͤhe hub, bereits ei - ne Verwahrloſung zu ſpuͤhren war. 4) An den Haͤnden war nichts Menſchliches zu fin - den, denn da waren vom Halſe ſeitwers herab 2 Fuͤſſe als Hunde-Pfoten ohne Krallen an - zuſehen, dergleichen auch anſtatt der Fuͤſſe unten, jedoch waren die forderſten beyde noch vollkommner als die hinterſten. 5) Das lappichte Stuͤck Fleiſch vorgedachter maſſen, hieng bis an die Hertz-Grube herab, zu deſſen Ende war der Bauch der Proportion nachS 3eben -262Das ein und zwanzigſte Capitel. ebenfals groͤſſer als ſonſt mit ordentlicher Na - bel-Schnur. 6) Konte man nicht eigentlich erkennen, welcherley Geſchlechts es ſeyn ſollte, jedoch war es dem Maͤnnlichen aͤhnlicher als dem Weiblichen anzuſehen. 7) An dem Hin - tertheil des Haupts und auf dem Ruͤcken war nichts monſtröſes, auſſer daß die poſteriora an ihren gewoͤhnlichen Orte ermangelten, an deren Statt gleich einer Wartze oder Knopf war, welches das Anſehen hatte, als wenn noch allda etwas hervor wachſen wollen. 8) War auch kein Gliedmaß des Cadavers ſon - dern nur ein Knorpel zu ſehen. Jm Jahre 1691. den 7 April nachmittag um 3 Uhr brannte das Forwerck ſamt 3 Haͤuſern weg, gleich als dieſes Dorf dem Oberſten von Scha - dewitz uͤbergeben wurde, in welchem Feuer ein Schuſter aus der Stadt, Namens Chriſtoph Reinholt, da er ſich allzuſehr nahe ans Feuer wagte, erbaͤrmlich ums Leben kam und ver - brannte. Jm Jahre 1702 den 20 Julii ſchlug das Wetter in den groſſen Teich, daß auch die meiſten Fiſche darauf giengen. Jm Jahre 1717 den 26 Februar wurde dieſes Dorf dem Herrn Grafen von Wackerbarth uͤber - geben, von welchem es die Durchl. Fuͤrſtin von Teſchen wieder kaufte. Jm Jahre 1722 den 25 Julii wurf daſelbſt ein Knabe von 13 Jah - ren einen andern gleiches Alters mit der Ku -gel263Von denen Dorfſchaften. gel in die Schoſſe, davon er des andern Ta - ges ſtarb. Jm Jahre 1730 brannte die For - wercks-Scheune, ſamt dem Getreyde und die Staͤlle ab, das Feuer war, wie man muth - maſſete angeleget worden. Jm Jahre 1736 Dom. XVII. p. Trin. erhing ſich der Schul - meiſter, beyn Glocken an ſeine Hals-Krauſe, nachdem er das andremahl zur Predigt gelau - tet, er war zur Melancholie geneigt, aber ſonſt dem Anſehen nach ein frommer und chriſtlicher Mann, von dem man nichts Boͤ - ſes wuſte, hinterließ ſein Weib und 4 Kinder, er wurde von zween Bettlern abgenommen, und auf den Kirchhof begraben, jeder bekam einen Thaler. Das Jahr zuvor war ein Schu - ſter, ſo aus der Stadt vom Jahrmarckt kam, und im Dorfe wohnhaftig, gleich vor dem Dorfe auf dem Teichdamme erſchlagen, den Thaͤter hat man nicht erfahren, iſt aber GOtt am beſten bekannt.

Spohla, wendiſch Spahl, eine halbe Meile von der Stadt, wird eingetheilet in Alt - und Neu-Spohle, das neue Spohle wird auch ſonſt genennet Gerßdorf, weil es Jm Jahre 1660 von denen Gerßdorfiſchen Erben erkauft worden, hernach aber wieder an die Herrſchaft Hoyerswerda gefallen; wo - her es Spohle oder Spahl genennet, iſt un - bekannt, liegt in guten Boden, hat ſchoͤneS 4Wie -264Das ein und zwanzigſte Capitel. Wieſen, indem es am Schwartz-Waſſer lie - get, und gehoͤret mit dem GOttes-Dienſt in die Stadt, in Alt-Spohle befinden ſich, 1 Frey-Kretzſchmar, ſo ſelbſt Bier brauet, und Brandtwein brennet, hat auch ſonſten andre Freyheiten, das halbe Kretzſchmar Guth ge - hoͤret in Neu-Spohle, oder Gersdorfſche Theil, 1 Richter-Guth, 17 Hufen-Guͤther, 4 Gaͤrtner, 2 Haͤusler und 1 Erb-Muͤhle, welche die Unter-Muͤhle genennet wird, wel - che zu Erbauung und Behaltung der Herr - ſchaftlichen Muͤhlen-Grundwercke gleich an - dern beytraͤget. Das neue Spohle oder Gerßdorfiſche Theil hat 17 Huf-Guͤther, 5 Gaͤrtner, 5 Haͤusler, und 1 Erb-Muͤhle, ſo die Ober-Muͤhle genennet wird, ſie traͤgt aber zu Erbauung der Herrſchafts-Muͤhlen, wie andere Erb-Muͤhlen nichts bey; beyde Theile geben der Herrſchaft vor die Dienſte und andere Gaben 371 Thaler 9 Pf. auf zwey Termine ad Walp. und Michael, und thun noch uͤber dieſes jeder 4 Tage Hand-Dienſte. Neu-Spohle muß der Herrſchaft 18 Stuͤck Garn ſpinnen, Alt-Spohle aber ſpinnen nichts, jedoch geben beyde Gemeinen das Dienſt-Geld, ſo lange es der Herrſchaft ge - faͤllig, und verrichten ſodann die Dienſte gleich andern Unterthanen, ſo lange ſie aber bey dieſen Dienſt-Gelde verbleiben, uͤbertra -gen265Von denen Dorfſchaften. gen ſie die Wuͤſtungen. Die Einwohner ſind meiſtentheils wohlhabende Leute. Jm Jah - re 1719 des Nachts zwiſchen den 15 und 16 April brannte daſelbſt ein Haus ab, in welchem Feuer viel Vieh, und das gantze Vermoͤgen des Wirths verbrannte, das Feuer kam durch Leinwand kochen aus. Jm Jahre 1723 den 1 December in der Nacht gieng ein Tambour aus der Stadt nach dieſem Dorfe, vor der Stadt verirrete er ſich, und kam nach Neu - da, da er einen Boten mit nahm, beyde aber wurden in einem Timpel bey Spohle todt ge - funden, dem Anſehen nach war der Tambour unverſehns auf dem Eife eingebrochen, der Bothe welcher ihn heraus ziehen wollen, zie - het ſeine Kleider aus, laͤſſet ſolche am Rande liegen, verfaͤllt aber auch und kommt ums Leben, beyde waren fromme Leute, der Tam - bour Schidlofscky mit Namen, war ein Pohl - niſcher Edelmann, er hatte ſich zur Evange - liſchen Religion gewandt, und fuͤhrete ein frommes Leben, daher er auch von jederman betauret wurde. Jſt ein Exempel Chriſtli - cher Liebe, da einer den andern aus der Ge - fahr retten will, aber dabey ſelbſt ſein Leben ein - buͤſſet. Jm Jahre 1728 den 30 October war gleich ein Sonntag wurde daſelbſt Roßmanns Sohn, ſeines Alters 16 Jahr von einen an - dern Jungen, unter der Predigt beyde Au -S 5gen266Das ein und zwanzigſte Capitel. gen ausgeſchoſſen, worauf er in 14 Tagen elendiglich ſterben muſte.

Sproͤwitz, wendiſch gleiches Namens, liegt ein und eine halbe Meile von der Stadt, an der Spreu, von welcher es auch ſeinen Namen fuͤhret, es hat ſeine eigene Kirche und Pfarre. Es beſtehet aus 1 Richter-Guth, 11 Dienſt-Hufen 1 Huͤfner ſo dem Pfarr die - net, 3 bewohnte Haͤusler und 4 wuͤſte Haͤu - ſel, von welchen die Gemeine die Steuern giebet, vor die Dienſte giebet es gewiſſe Gel - der, hat ſehr ſchlechten Acker, und faſt gar kei - ne Wieſen, vor alten Zeiten iſt daſelbſt eine Pappier-Muͤhle geweſen, haͤlt ſelbſt Schafe und hat einen Herrſchaftlichen Zoll. Nach der Reformation ſind nachfolgende Evangeli - ſche Pfarrer daſelbſt geweſen, der erſte der Schmidt im Dorf, wegen Ermangelung ge - lehrter Leute.

Jeremias Cubæus.

George Bether, aus dem Herrſchaftlichen Dorfe Laubuſch gebuͤrtig. Vid. Cap. X.

Matthaͤus Lehmann, hernach P. P. Vid. Cap. X.

George Kruͤger, hernach Sub-Diaconus zu Hoyerswerda von den Pfarr zu Colm. Vid. Cap. X.

Chriſtian Hanſi, hernach Archi-Diaco - conus zu Hoyerswerda. Vid. Cap. X.

Jo -267Von denen Dorfſchaften.

Johann Klien, hernach Sub-Diaconus zu Hoyerswerda. Vid. Cap. X.

Gottfried Groſche, hernach Archi-Dia - conus zu Hoyerswerda. Vid. Cap. X.

Peter Lachmund, welcher im Jahre 1696. aus Niederlauſitz nach Sproͤwitz vociret wur - de, lebet noch in einem hohen Alter, GOtt ſtaͤrcke ihn durch ſeinen Geiſt. Jm Jahre 1631 war die Peſt daſelbſt, deshalber der da - mahlige Pfarr, Matthaͤus Lehmann, ſich von da nach den Hammer, weiter nach Burck, und endlich gar nach der Stadt wendete, wo - ſelbſt er ſich drey viertel Jahr aufhielte, die Predigt aber verrichtete er auf dem Felde. Jm Jahre 1688 wurde die daſige Kirche aus dem Grunde neu erbauet, in welche der damahli - ge Pfarr Johann Klien folgende Worte zum Gedaͤchtniß aufgezeichnet.

JohannIs MagnI per SaXonIs ora GeorgI LIgnea JVſſu æ Des hæc reno Vata fVIt Præſes hoyers Wer DensIs erat WazDorf - fIVS apte; Beſſer Vs pLebI JVra ſa Crata Dabat NeſſIVs & præerat FaVnIs ſæVæqVe fe - rInæ EnzenfeLDerVs qVæſtor & oeCono - MVS SenffIVSqVe forI fIDeLIter aLta notabatQVæ268Das ein und zwanzigſte Capitel. QVæ fabrICanDa, ſCIte GroſChIVS hIſce Vacat Johannes CLInIVs ſpargebat oraCVLa JoVæ ArChItectVs erat SaMVeL HInnI - ChIVS TV Rex ſCeptra tVens Confer bona ſe - CVLa ſaCra! Hæc æDes ſtabIt ſIC renoVata DIV!

Jm Jahre 1681 iſt daſelbſt das Kirchen-Buch angefangen, in welches vorgedachter Pfarr Johann Klien dieſe Wort geſchrieben.

Inceptus anno quo precabamur omnes JeſVLe perDe tVos peſtIsqVe faMIsqVe fVrores, NeC noſtros agros hos tetIgIſſe sIne!

FVr PeſtILentz VnD andere Noth

BeſChVtze Vns Du treVer GOtt!

Jm Jahre 1701 den 30. December kam bey dem Schultzen im Stalle durch Verwahrlo - ſung derer Dragoner, von des Hauptmanns Liptens Compagnie Feuer aus, durch welches die Pferde im Stalle, und das gantze Dorf, auf der Seite wo die Pfarre, benebſt der Pfarre in die Aſche geleget wurde. Jm Jahre 1730 thaten daſelbſt die Heuſchrecken groſſen Schaden, und fraſſen faſt alles Getreyde auf dem Felde weg. Jm Jahre 1734 im Monath Auguſti, legte daſelbſt ein Weib, bey ihremNach -269Von denen Dorfſchaften. Nachbar Feuer an, wodurch 13 Hoͤfe und die Pfarre nebſt ihrem eigenen Hofe abbrann - te, das Weib wurde hernach den 13 Sept. zu Hoyerswerda decolliret, und der Coͤrper auf einem Scheuter-Hauffen zu Aſche ver - brannt.

Terppe, wendiſch Terp, liegt ein und eine halbe Meile von der Stadt, halb auf O - ber - und halb auf Niederlauſitzſchen Boden, giebt ſeine Bier - und Land-Steuer nach Nie - derlauſitz, mit dem GOttes-Dienſt gehoͤret es nach Geſſen in der Niederlauſitz, und hat ſchlechten Boden; Es beſtehet aus 1 Erb - Kretzſchmar, ſo ſelbſt Bier brauet und Brannt - wein brennet, 1 Richter-Guth, 15 Dienſt - Hufen, 1 Gaͤrtner, 1 Haͤusler, und ein Herrſchaftliches Forwerck, traͤgt auch ein fuͤnf - tel Pferd Ritter-Dienſte in die Niederlau - ſitz bey, auch iſt daſelbſt ein Herrſchaftlicher Zoll. Jm Jahre 1691 that daſelbſt der Wind groſſen Schaden, er riß etliche Scheunen und Wohn-Haͤuſer darnieder, ingleichen faͤllete er im Gehoͤltze etliche tauſend Staͤmme Holtz. Jm Jahre 1717 den 5 Julii ſchlug das Wetter ins Forwerck, ſo auch gantz ab - brannte. Jm Jahre 1718 den 20. Junii ſchlug abermahl das Wetter in ein Haus, der Wirth, Wirthin und zwey Kinder wurden ertaͤubet, der Wirth erholete ſich wieder, dasWeib270Das ein und Zwanzigſte Capitel. Weib nebſt einem Kinde aber blieben im Feuer und verbrannten. Jm Jahre 1719 den 17 Junii wurde in daſigen Gehoͤltze ein todter Mann gefunden, wie er ums Leben ge - kommen, iſt GOtt am beſten bekannt, aus ſeinen bey ſich habenden Briefen war zu erſe - hen, daß er aus Cotbus geweſen.

Taͤtzſchwitz, wendiſch Tadzez, liegt 1 Mei - le von der Stadt an der ſchwartzen Elſter, hat ſeine eigene Kirche, und iſt das Filial von Colm, es graͤntzet mit Meiſſen, und hat ſei - nen Namen von Ptadze, das iſt Vogelicht, und heiſt alſo ein Ort, wo ſich viel Voͤgel aufhalten, indem daſelbſt viel Erlen, auf wel - chen ſich viel Voͤgel von allerhand Arten auf - halten und niſten, daher es auch von einigen Ptadziz oder Ptetzſchwitz geſchrieben wird. Es hat drey Erb-Muͤhlen, eine im Dorfe, und zwey, als eine Waſſer, die andere eine Wind - Muͤhle vor dem Dorfe. Die Waſſer-Muͤh - le vor dem Dorfe wird Bilozecz, oder Bi - wozez genennet, welcher Name herkommt von dem Waſſer ſo die Muͤhle treibet, welches gantz weiß. Dieſes Waſſer entſpringet aus unterſchiedenen Brunnen, ſo am Wege nach Colm liegen, ſind ſonſt ſehr lieblich und ge - ſund zu trincken, dahero auch viele krancke Leute von unterſchiedenen Orten ſich daſſelbe holen laſſen, weil nun dieſes Waſſer weiß,helle,271Von denen Dorfſchaften. helle, klar und geſund, ſo nennet man ſolches Biwa-Wadzidzka oder Biloſchka. Ferner ſind in dieſem Dorſe 1 Frey-Kretzſchmar, der ſelbſt Bier brauet und Branntwein brennet, 1 Richter-Guth, 23 Dienſt-Hufen, 5 Gaͤrt - ner und 14 Haͤusler, die ihre Dienſte auf das Forwerck nach Laubuſch verrichten, haͤlt ſelbſt Schafe, und hat guten Boden und Wieſen. Wenn die Herrſchaftliche Bedienten heraus kommen, muß der Richter ſie mit Eſſen und Futter verſorgen, die dabey liegende Teiche gehoͤren der Herrſchaft, als 1) der Groſſe, ſo mit 40 Schock, 2) der Mittlere mit 13 Schock, 3) der Kleine, Simon Fliegel ge - nannt mit 12 Schock beſetzet wird. Jm Jah - re 1656 den 28 April iſt daſelbſt folgende ab - ſcheuliche Mißgeburth gebohren. Es hatte ein Auge zur Rechten, an ſtatt des lincken war nur ein Loch, wie mit einem Meſſer ge - ſtochen, die Naſe gantz krumm gebogen und nur ein Loch hinein, am Maule eine Ober-Lippe, ſonſt aber keinem Maul aͤhnlich, ſondern nur ein haͤßliches Loch, daß man bis in den Hals hinein ſehen kunte, der Hals war bis an die Schulter ohne Achſel gantz rauch, dem Kop - fe gleich, das Haar auf demſelben wie ein Haaſe, der Farbe nach; unterm Bauche, ingleichen auch die Lenden bis herunter auf die Fuͤſſe war alles gantz rauch, in vorgedach -ter272Das ein und zwanzigſte Capitel. ter Farbe; an der rechten Hand hatte es ſechs Finger, an der lincken aber war der kleine Finger mit dem Gold-Finger bis an das naͤchſte Glied zuſammen gewachſen, gantz ab - ſcheulich anzuſehen, dergleichen ſahe man auch an dem rechten Fuſſe, an dem Membro Viri - li waren kleine Teſticuli, auch hatte es ſonſt keine rechte Farbe, weder am Geſichte noch am Leibe, ſondern braun und blau, wie eine Kirſche oder Heydelbeere, ward getauft und George benennet, der Vater war Andreas Schorada, ſtarb aber bald darauf. Jm Jah - re 1686 den 5 October erhing ſich Simon Mahro, in Abweſenheit ſeines Weibes, als ſie nach Wittgenau gegangen, in der Scheu - ne, wurde von einem Bettler abgeſchnitten, und auf Churfuͤrſtlichen Befehl von ſeinem Vater und Weibe auf den Kirchhof begraben, ohne Klang und Geſang, muſten aber auf Churfuͤrſtlichen Befehl alle Begraͤbniß-Unko - ſten erlegen. Jm Jahre 1702 den 9 Au - guſt ſtarb daſelbſt ein alter Huͤfner, Namens Jacob Biloſcha, dem 8 Jahr vorher beyde Fuß-Blaͤtter abgefallen waren. Jm Jahre 1705 den 30 Junii wurde daſelbſt ein Lager von 177 Dragonern angeleget, welchen die Herrſchaft Fourage an Graß und taͤglich auf jedes Pferd 1 Metze Hafer liefern muſte. Jm Jahre 1708 den 7 Januar wurde der daſigeSchaͤ -273Von denen Dorfſchaften. Schaͤfer, Namens Schirack, ein Mann von 60 Jahren in der Lautſchen Heyde, bey der ſogenannten Bauer-Muͤhle gefunden, indem er ſich ſelbſt gehangen hatte, ſo daß niemand wuſte, wo er geblieben, bis gedachten Tages Abends in der Daͤmmerung, denn als die Kuͤh-Hirten ihr Vieh nach Hauſe trieben, ſtieſſen ſie ohngefehr an ſeinen Fuß, woruͤber ſie ſo heftig erſchracken, daß ſie auch etliche Tage kranck lagen, er wurde den 12 hujus durch den Senftenbergiſchen Caviller abge - ſchnitten, und auf die Senftenbergiſche und Taͤtzſchwitzſche Grentze verſcharret. Die Urſa - che, warum er ſich einen ſolchen Tod angethan, wuſte niemand, war ſonſt dem aͤuſerlichen Anſehen nach, ein guter Chriſt, der ſich zur Kirche und Heil. Abendmahl fleißig hielt, wie er denn auch etliche Tage zuvor zum Heil. Abendmahl geweſen, war kein Saͤuffer noch Flucher, etliche Wochen zuvor war er zum Hoyerswerdiſchen Scharfrichter gekommen und ihm angeſagt, wie ein Mann von Gey - erswalde vor etlichen Jahren dem Pachter zu Cortiz etliche Stuͤck Rind-Vieh, ſo umge - fallen, in ein Loch verſcharret, den Ort wolte er ihm auch zeigen, iſt auch darauf mit dieſen ins Amt gegangen, und eben ſolches ausge - ſaget, hierauf koͤmt der Scharf-Richter nach Geyerswalde, und ſchicket nach TaͤtzſchwitzTnach274Das ein und zwanzigſte Capitel. nach dieſen Schaͤfer, daß er ſollte kommen und ihm den Ort zeigen; der aber war gleich mit den Schafen in der Heyde, zu dem ge - het ſein Schwieger-Sohn, vermeldets ihm nebſt der Vermahnung, er ſollte gehen und nicht mehr ſagen als er wuͤſte, dieſer aber gab zur Antwort, er gienge nicht hin, was haͤtte er in Geyerswalde zu thun, gieng aber doch von der Heerde weg, daß niemand konte er - fahren wo er geblieben, bis er angeknuͤpft ge - funden wurde. Jm Jahre 1709 den 15 A - pril, wurde die Helfte von der alten Kirche abgetragen und noch einmahl ſo groß gebauet. Jm Jahre 1702 den 2 Auguſt ſchlug das Wetter in den mittlern Teich. Jm Jahre 1715 den 11 Auguſt gieng George Medzak in die Kirche, ſein dreyjaͤhriges Soͤhnlein wolte mit ihm gehen, muſte aber zu Hauſe bleiben, da nun der Vater fort war, und die Mutter ſich auch zur Kirche anzog, ſo rufte ſie das Kind, aber vergebens, funde ſolches auch nicht, ob ſie es gleich im Garten und beym Nachbar ſuchte, da ſie aber bey ihrem Brun - nen vorbey gieng, und das Waſſer in demſel - ben truͤbe ſahe, fuhr ſie mit dem Rechen hin - ein, und da kam das Kind todt aus dem Grun - de in die Hoͤhe geſchwummen. Jm Jahre 1716 den 24 Junii als am Tage Joh. Baptiſtæ gieng Matthei Woßnick nach Geyerswaldein275Von denen Dorfſchaften. in die Kirche, nach geendigten GOttes-Dien - ſte, trunck er daſelbſt in der Schencke vor 9 Pf. Bier, gieng darauf nach Hauſe, und wurde bald darauf von einer ſeiner Freundin von Geyerswalde, auf den Geyerswaldiſchen Wieſen nach Taͤtzſchwitz zu bey einem Steige todt gefunden, die Fuͤſſe lagen im trockenen auf dem Rande, die Muͤtze dabey, das Ge - ſichte aber im Waſſer, er wurde darauf den andern Morgen nach Hauſe gefuͤhret, und mit einer Leichen-Predigt beerdiget, weil er vor ſeinem Ende gar Chriſtlich gelebet, auch den Morgen, ehe er in die Kirche gegangen, die gantze Zeit uͤber in der Bibel geleſen, die Gey - erswaldiſchen Gerichten bekamen keine Aus - loͤſung, weil ſie die Steige nicht im guten Stande gehalten, dem Pfarr und Schul - meiſter aber wurde alles bezahlet, weil von Rechtenswegen das Begraͤbniß daſelbſt haͤtte ſollen gehalten werden. Jm Jahre 1717 den 2 Julii thaten die Schloſſen uͤberaus groſſen Schaden, und ſchlugen das Getreyde auf dem Felde gantz darnieder, weswegen auch die Ge - meine denſelben Tag feyret, und von dem Pfarr eine Hagel-Predigt gehalten wird. Jm Jahre 1723 den 30 Junii ſchlug das Wetter daſelbſt dreymahl nach einander ein, als erſt - lich bey Dzelnows Scheune in eine Weyde, ſodann auf der Hutung in die Erde, und letz -T 2lich276Das ein und zwanzigſte Caitel. lich in einen Baum nicht weit vom Dorfe. Jm Jahre 1724 den 10 April wurde die Kir - che erbrochen, weil aber der Dieb bey allen Durchſuchen nichts gefunden, ſo hat er auch weiter nichts als die weiſſen Altar-Tuͤcher mitgenommen. Jm Jahre 1730 war die Vieh-Staupe im Dorfe, und fielen beyna - he uͤber 200 Stuͤck Rind-Vieh, ſonſt iſt auch vor alten Zeiten das Dorf unterſchiedli - che mahl abgebrannt, von welchen noch alte Leute wiſſen zu reden.

Torne, wendiſch gleiches Namens, iſt nur ein Herrſchaftliches Forwerck, liegt ein und eine halbe Meile von der Stadt, mitten im Walde, gehoͤret mit dem GOttes-Dienſt nach Laute, hat ſchlechten Acker und faſt kei - ne Wieſen, haͤlt 200 Stuͤck Schafe, und iſt nebſt der Schaͤferey auch ein Garten, darin - nen die Herrſchaftlichen Bienen ſtehen und gehalten werden, es iſt auch daſelbſt ein Herr - ſchaftliches Forſt-Haus, da der Fuß-Knecht wohnet.

Zeiſig, wendiſch Ciziſk, liegt eine viertel Meile von der Stadt, am Schwartz-Waſ - ſer, und gehoͤret zum GOttes-Dienſt in die Stadt. Es hat ſeinen Namen von Cziſte, das iſt rein, und heiſt ein Dorf, wo alles rein und leer, und wenig zu finden, denn es hat ſandigen jedoch guten Boden, auf welchemrein277Von denen Dorfſchaften. rein Getreyde waͤchſet. Es beſtehet aus 3 Richter - und Lehn-Guͤthern, 22 Dienſt-Hu - fen, 6 Gaͤrtnern, und 7 Haͤuslern, den hal - ben Weg nach der Stadt lieget die Herrſchaft - liche Muͤhle, die Hommel-Muͤhle genannt, welche 1 Gang und 1 Stampfe hat. Das Dorf haͤlt ſelbſt Schafe. Jm Jahre 1701 den 24 December brannte das gantze Dorf ab, welches Feuer auf den Camin auskam. Jm Jahre 1717 den 8 September wurde da - ſelbſt eine Magd der Hurerey beſchuldiget, welches ſie aber hartnaͤckigt laͤugnete, etliche Tage darauf fing ſie ſich an zu brechen, bat ihren Bruder den Wirth, er ſollte nicht weg - gehen, ſie wuͤrde noch heute ſterben (waren ihre Worte) der fragte ſie, ob ſie noch was auf ihrem Hertzen haͤtte? antwortete ihm aber trotzig, er wuͤrde ſie nicht zur Hure machen, bat ihn um etwas Wein, ſobald als er ihr ſol - ches gebracht und ſie es ausgetruncken, ſo ſtarb ſie, ſie wurde ſeciret, und befunden, daß ſie ſchwanger war, die Frucht war gantz vollkom - men, bis auf einen Monath, im Magen wur - de gefunden eine Materie wie Sand, der Phy - ſicus nahm die Frucht zu ſich in Verwahrung, das im Magen gefundene gab man einem Hun - de, der gleich auf der Stelle verreckte, woraus man ſchluͤſſen konte, daß es Gift ſey, den ſie etwan ſelbſt zu ſich genommen, oder von an -T 3dern278Das ein und zwanzigſte Capitel. dern bekommen, ſie wurde in aller Stille be - graben.

Zeißholtz, wendiſch Czißow, liegt 1 Mei - le von der Stadt im Holtze, von welchem Holtze es auch ſeinen Namen hat, gehoͤret nach Oßling in die Kirche, hat ſehr ſchlechten Boden, und faſt keine Wieſen, haben ihre Graͤſerey in den Wittgenauſchen Teichen, ih - re Steuern ſo ſie geben, muͤſſen ſie meiſten - theils nehmen aus den Piltzen und ſchwar - tzen Beeren. Es beſtehet aus 1 Richter-Guth, 7 Dienſt-Hufen, incluſive 3 Hufen, ſo zum daſigen Hammel-Stall geſchlagen, 4 Gaͤrtner, 5 Haͤusler, zwey ſehr ſchlechte Erb-Muͤhlen und 1 Herrſchaftlicher Hammel-Stall. Jm Jahre 1702 wurden daſelbſt alle Hunde toll, welche das Rind-Vieh, Schweine und Scha - fe anfielen, wovon ſie alle raſend und toll wurden. Jm Jahre 1704 den 12 April ver - lohr ſich daſelbſt George Luban, ein Huͤfner (ſo ehedeſſen zu Colm auf Weinckes Hauſe wohnete) nachdem er von Witgenau, woſelbſt er etliche Tage nach einander geſoffen, gegan - gen, es wuſte niemand wo er geblieben, bis man nachgehends erfahren, daß er durch et - liche Doͤrfer gegangen, bis hinter Senften - berg, wo er ſich zu Salgaſt ſelbſt erhencket, war ſonſt ein boͤſer und verſoffener Mann,GOt -279Von denen Dorfſchaften. GOttes-Veraͤchter und Laͤſterer, verließ ein ſchwanger Weib und etliche Kinder. Jm Jahre 1718 wurde daſelbſt in der ſogenannten Dubankens Muͤhle eine Schneide-Muͤhle an - gelegt, welche Muͤhle von der groſſen Eiche, ſo an demſelben Ort ehedeſſen geſtanden, ihren Namen hat, denn Dub heiſt eine Eiche. Jm Jahre 1718 den 2 May erſof daſelbſt der Schaͤ - fer von Bernßdorf, als er die Schafe ſchwemm - te.

Zerre, wendiſch Dretwa, liegt ein und eine halbe Meile von der Stadt in ſchlechten Boden, hat 1 Scholtzen-Guth, 2 Gaͤrtner und 1 Herrſchaftliches Forwerck, welches die - jenigen Aecker und Wieſen beorbert, die von dem, durch ergoſſenen Spreu-Fluß ver - ſchwemmete Schildiſche Forwercke noch erhal - ten worden, 1 Herrſchaftliche Muͤhle von 3 Gaͤngen und 1 Stampfe. Jm Jahre 1694 den 10 May wurde auf Churfuͤrſtlichen Befehl, das Forwerck zertheilet und in 10 Hufen-Guͤ - ther eingetheilet und beſetzet, die dem Pfarr von Sproͤwitz den Decem geben muͤſſen, wohin es auch in die Kirche gehoͤret. Jm Jahre 1656 wurde das Forwerck als ein Pfand-Schilling von Jhro Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit Johann George 1. dem Herrn Ferdinand von Zech weggegeben, wel - cher der Cammer 1 Tonne Goldes vorgeſtreckt. T 4Jm280Anhang. Jm Jahre 1693 den 29 December aber auf Churfuͤrſtlichen Befehl von den Zechiſchen Erben wieder eingeloͤſet, und darauf wie vor - her gedacht in gewiſſe Guͤther zertheilet. Jm Jahre 1720 den 27. April brannte daſelbſt ein Bauer-Hof ab.

Das 22. Capitel. Ein Anhang was in die vori - gen Capitul entweder nicht hat koͤnnen gebracht werden, oder vergeſſen worden.

§. 1.

Eine Specification der Einnahme dieſer Koͤniglichen und Churfuͤrſtlichen Herr - ſchaft, wie ſie im Jahre 1689 geweſen.

  • 100 thlr. von der Churfuͤrſtl. Cammer zu Be - zahlung 200 Schock 2 jaͤhrigen Karpfen - Saamen.
  • Erb-Zinſen von der Stat 36 thlr. 16 gr. pf.
  • Erb-Zinſen der Doͤrfer Michaelis gefaͤllig 298 thlr. 3 gr. pf.
  • Dienſt-Gelder Martini _ _ 1441 thlr. 18 gr.
  • Erb-Zinſen Martini _ _ 27 thlr. 4 gr. 7 pf.
  • Gedinge-Geld Faſtnacht _ _ 5 thlr. 5 gr.
  • Mehr Zinſen Faſtnacht _ _ 5 thlr. 7 gr. 5 pf.
Erb -281Anhang.
  • Erb-Acker - und Wieſen-Zinſen Faſtnacht 9 thlr. 9 gr. Terper Gemeine
  • Eiſenſtein-Geld Faſtnacht _ _ 378 thlr. 18 gr.
  • Spinn-Zinß Faſtnacht _ _ 58 thlr. 18 gr. 11½ pf.
  • Ordinair Dienſt-Geld Oſtern die Saͤrcher Gemeine _ _ 28 thlr. 12 gr.
  • Erb-Zinſe Walpurgis _ _ 138 thlr. 7 gr. 9 pf.
  • Fiſchwaſſer-Zinſe Walp. _ _ 9 thlr. 3 gr.
  • Ordinair Dienſt-Gelder Johannis _ _ 1403 thlr. 18 gr.
  • Ochſen-Geld Jacobi _ _ 88 thlr. 1 gr. pf.
  • Huͤner-Geld Michael _ _ 36 thlr. 15 gr.
  • Huͤner-Geld von Muͤllern Mich. _ _ 16 thlr. 6 gr.
  • Eyer-Geld Michael _ _ 10 thlr. 4 gr. pf.
  • Eyer-Geld von Muͤllern _ _ 3 thlr. 3 gr.
  • Extraordinair-Geld Michaelis _ _ 954 thlr. 18 gr. 6 pf.
  • Zinſe Michael von Hoyerswerdiſchen Flei - ſchern _ _ 14 thlr.
  • Brau-Zinſe vom Kretzſchmar zu Terppe _ _ 13 thlr. 15 gr.
  • Zeidler-Zinß _ _ 37 thlr.
  • Lachs-Acker-Zinſe _ _ 47 thlr. 20 gr. 6 pf.
  • Lachs-Wieſen-Zinſe _ _ 11 thlr. 3 gr. 6 pf.
  • Vogelſteller-Zinſe _ _ 1 thlr. 15 gr.
  • Vor Gras aus dem Saͤrcher Teiche _ _ 131 thlr. 15 gr.
  • Hausgenoſſen-Zinſe _ _ 3 thlr. 3 gr. 4 pf.
  • Hopfen-Geld _ _ 6 thlr. 18 gr.
T 5Pech -282Anhang.
  • Pech-Ofen-Zinſe _ _ 19 thlr. 9 gr.
  • Extraordinair Dienſt-Geld Walpurg _ _ 944 thlr. 6 pf.
  • Walck-Muͤhlen-Zinſe _ _ 12 thlr. 1 gr.
  • Oehl-Muͤhlen-Zinſe _ _ 18 thlr. 6 gr.
  • Branntwein-Zinſe _ _ 40 thlr.
  • Zoll-Gefaͤlle _ _ 42 thlr. 6 gr. pf.
  • Kauf-Gelder _ _ 80 thlr.
  • Forwercks-Pacht-Gelder _ _ 2152 thlr. 12 gr.
  • Forſt - und Holtz-Nutzung _ _ 435 thlr. 17 gr. 4 pf.
  • Muͤhl-Pacht-Gelder _ _ 543 thlr. 15 gr.
  • Gruͤtz-Muͤhlen-Zinſen _ _ 36 thlr. 12 gr.
  • Maltz-Zinſen _ _ 47 thlr. 2 gr. 4 pf.
  • Rind-Vieh-Nutzungen von den vier unver - pachteten Forwercken _ _ 565 thlr. 6 gr.
  • Schaf-Nutzungen dieſer Forwercker _ _ 945 thlr. 13 gr. ¼ pf.
  • Schwein-Vieh-Pacht _ _ 51 thlr. 9 gr.
  • Vor verkaufte Maſt-Schweine _ _ 155 thlr. 16 gr.
  • Feder-Vieh-Pacht _ _ 36 thlr. 12. gr.
  • Getreyde-Nutzung, was verkauft, verbrauen, und Branntwein gebrannt _ _ 1936 thlr. 5 gr. pf.
  • Fiſcherey-Nutzung _ _ 2453 thlr. 3 gr. 8 pf.
  • Fiſch-Waſſer-Zinſe _ _ 10 thlr. 15 gr.
  • Vor geraͤucherte Fiſche _ _ 5 thlr. 9 gr.
  • Brau-Nutzung _ _ 368 thlr.
  • Ziegel-Schein-Nutzung _ _ 63 thlr. 15 gr. 9 pf.
  • Garten-Nutzung _ _ 10 thlr. 12 gr.
Ge -283Anhang.
  • Gerichts-Nutzung _ _ 261 thlr. 2 gr.
  • Munth-Guth-Steuer _ _ 39 thlr. 16 gr. 11 pf.
  • Rauch-Steuer _ _ 27 thlr. 10 gr. Uberſchuß an der Einnahme-Steuer.
  • Vor Land-Wein iſt im Jahre 1689 _ _ 261 thlr. 20 gr. 5 pf.
  • Vor Branntwein _ _ 546 thlr. 8 gr. 3 pf.
  • Bierſchanck-Pacht-Geld _ _ 33 thlr. 2 gr.
  • Vor Saltz _ _ 2 thlr. 6. gr. davon aber zu den Hirſch-Lecken muß beygetragen werden.
  • Vor Faß-Pech _ _ 2 thlr. 5 gr.
  • Vor verkauft Geſpinſte _ _ 60 thlr. 15 gr. 6 pf.
  • Vor Rinds-Zungen _ _ 5 thlr. 13 gr.
  • Vor Kaͤlber _ _ 18 thlr. 6 gr.
  • Ochſen-Zungen _ _ 5 thlr. 15 gr.
  • Vor Lein-Oehl _ _ 6 thlr. 6 gr.
  • Summa Summarum aller Einnahme des gan - tzen Jahres 17566 thlr. 1 gr. pf.
  • Ausgabe aber iſt in ſelbigem Jahre geweſen 3890 thlr. 11 gr. pf. dieſe Ausgabe von der Einnahme abgezogen, bleibet 13675 thlr. 11 gr. 3 pf.
  • Einnahme von Zinß-Korn 210 Scheffel 2 Metzen 2 Meſſel Walp. 3 Scheffel 3 Viertel 3 Metzen.
  • Mart. 16 ſchfl.
  • Faſtnacht 9 ſchfl.
  • Ausgabe Zinß-Korn _ _ 84 ſchfl.
H.284Anhang.
  • H. Chriſt Geſinde _ _ 5 ſchfl. 2 vrtl.
  • Hirten-Schutt _ _ 1 ſchfl. 1 metze
  • Arbeiter-Lohn _ _ 10 ſchfl.
  • Zum Branntwein brennen _ _ 177 ſchfl.
  • Gnaͤdigſt Erbſ. _ _ 1 ſchfl. 1 vrtl.
  • Metz - oder Muͤhl-Pacht-Korn _ _ 383 ſchfl.
  • Ausgabe-Korn vom Muͤhl-Pacht-Korn _ _ 351 ſchfl. ſolche von dem Einnahme-Korn abge - zogen verbleiben 32 ſchfl.
  • Zinß-Hafer Michael _ _ 306 ſchfl. 3 vrtl. 2 mz.
  • Martini _ _ 383 ſchfl. 2 vrtl. 2 mz.
  • Walpurg _ _ 7 ſchfl. 1 vrtl. 1 mz.
  • it. Mich. _ _ 27 ſchfl.
  • Summa Summarum alles Hafers 796 Schef - fel 3 Viertel 1 Metze, hiervon wird ausgege - ben 240 Schfl. 1 Viertel, ſolche von der Einnahme abgezogen verbleibet 556 Schfl. 2 Vrtl. 1 Metze.
  • Zinß-Gruͤtze Faſtnacht gefaͤllig _ _ 2 ſchfl.
  • Geſtoſſen Zinß-Hierſe Faſtnacht _ _ 1 ſchfl. 2 mz.
  • Zinß-Hopfe gefaͤllig Michael _ _ 11 ſchfl. 1 vrtl.

§. 2.

Merckwuͤrdig iſt in der Stadt, die dritte Zahl, als da ſind 3 Geiſtlichen, 3 Schulbe - dienten, 3 Buͤrgermeiſter, jeden Sonntag und hohen Feyertagen werden in der Haupt - Kirche 3 Predigten gehalten. 3 Thuͤrme, der Kirch-Schloß - und Wittgenauer-Thurm. 3Ge -285Anhang. Gefaͤngniſſe, das 1 iſt das Schloß, 2 Diene - rey, 3 Wittgenauer Thurm, 3 Brau-Haͤuſer, und 3 Gaſt-Hoͤfe.

§. 3.

Jm Jahre 1702 den 1 May nahm der Amts-Voigt Chriſtian Friedrich Senf, von dem Herrn von Knobelsdorf als Pachter der gantzen Herrſchaft Hoyerswerda, die Juſtiz in Pacht jaͤhrlich vor 600 Thaler.

§. 4.

Jm Jahre 1688 den 4. Februar kam Jh - ro Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit zu Sach - ſen Herr Herr Johann George III. allhier nach Hoyerswerda und brachte nachfolgende Cavalier und Herrn mit ſich, als:

  • 1) Den Cammer-Herrn, Herrn Baron von Eck.
  • 2) Herrn Ober-Stallmeiſter von Goͤtzen.
  • 3) H. Obriſt von Rieth-Ochſel.
  • 4) H. Stallmeiſter von Wehlen.
  • 5) H. Rittmeiſter von Schadewitz.
  • 6) H. Reiſe-Marſchall und Cammer-Jun - cker von Kottoliuski.
  • 7) H. Stallmeiſter von Ratisbosky.
  • 8) H. Trabanten-Hauptmann von Pflug.
  • 9) H. Cammer-Juncker von Haubitz.
  • 10) H. Cammer-Juncker von Doͤhlau.
11)286Anhang.
  • 11) H. Cammer-Juncker Gruͤnau.
  • 12) Den Leib-Medicum D. Tropanejer.
  • 13) Herrn Geheimden Kriegs-Secretarium Landesbergern.
  • 14) Einen Ungar oder Huſſaren.
  • 15) Zwey Tuͤrcken.
  • 16) Einen Ungeriſchen Luft-Schuͤtzen.

Summa der gantzen Svite 130 Perſonen und 15 Pferde. Jhro Churfuͤrſtl. Durchl. haben ſich mit dero Cavalieren auf dem Haag-Teiche mit der Hollaͤndiſchen Schlitten-Fahrt und ſon - ſten mit Spielen nebſt andern Divertiſſe - mants erluſtiget, und ſeyn den 7 Februar wie - der von hier, auf zwey Wurſt-Schlitten na - cher Laußnitz gereiſet. Weil Jhro Churfuͤrſtl. Durchl. keine Trabanten mitbrachte, ſo mu - ſten alle Tage 24 Buͤrger aufziehen, und die Wache auf dem Schloß verrichten. Jm Jah - re 1710 den 24 May kam der Moſcowitiſche Cron-Printz in die Stadt, und blieb des Nachts auf dem Poſt-Hauſe, auſſer dem Eſ - ſen hielt er ſich gantz allein in einer Stube, hatte bey ſich etliche groſſe und vornehme der Seinigen, und gieng den andern Tag fruͤh darauf nach Dreßden. Jm Jahre 1739 im Monath Auguſti kam unſere allergnaͤdigſte Landes-Mutter, Jhro Majeſt. die Koͤnigin und Churfuͤrſtin anhero, und warteten etliche Tage bis Jhro Koͤnigl. Majeſt. in Pohlenund287Anhang. und Churfuͤrſt zu Sachſen Dero hoher Ge - mahl aus Pohlen zuruͤck kamen. Jhro Koͤ - nigl. Majeſt. divertirten ſich bey Dero hohen Auffenthalt einen Tag mit der Haſen-Jagd. Jm Jahre 1740 den 13 Junii haben Jhro Koͤnigl. Majeſt. wiederum Dero hohen Gegen - wart unſre Stadt gewuͤrdiget, reiſeten aber den andern Morgen mit Dero Koͤnigl. Ge - mahl wieder nach Dreßden.

§. 5.

Jm Jahre 1709 war der Winter in hie - ſiger Herrſchaft uͤberaus ſtarck, der Froſt fieng ſich den 1 Jan. mit groſſen Schnee an, alle Muͤhlen froren zu, daß das Volck weit an - ders wohin in die Muͤhlen fahren muſte, da - her unter armen Leuten groſſer Hunger und Noth war, den 11 Febr. brach zwar alles Eiß wieder auf, und der Schnee gieng weg, allein den 17 Febr. ward der Froſt und Schnee deſto heftiger und groͤſſer wie vorhin, und dau - rete bis auf den 5 Mart. da es wieder auf - brach, die Kaͤlte war heftig und der Schnee ſo groß, daß viel Menſchen und Vieh er - froren, ſonderlich gieng es ſehr uͤber die Schafe, daß auch gantze Schaͤfereyen aus - ſturben, ingleichen uͤber die Bienen, derer wenig blieben, die Obſt-Baͤume giengen mei - ſtens verlohren. Die Teiche waren meiſten -theils288Anhang. theils ausgefroren, und die Fiſche erſtickt, daß ſie hernach auch ſehr theuer, und der Cent - ner Karpfen vor 6 Thlr. 12 Gr. bezahlet wur - de, hierauf kam groß Waſſer, welches an vie - len Orten uͤberaus groſſen Schaden that, die - ſes Waſſer brachte ſonderlich in hieſiger Herr - ſchaft in denen Fluͤſſen ſo viel Fiſche vornehm - lich Hechte mit ſich, daß auch die alleraͤlteſten Leute nicht gedencken konten, ſo viel geſehen zu haben. Was den ſtarcken Winter 1740 anbelanget, ſo uͤbertrift derſelbe alle andere, er fing ſich in dem vorigen Jahr 1739. 4 Wo - chen nach Michael an, und daurete bis 1740 Oſtern, die Kaͤlte war penetrant, und der Schnee groß, es ſind hier und da viele Men - ſchen erfroren, unter dem Vieh war wegen Mangel des Futters groſſe Noth, das Futter war theuer und noch nicht einmahl ums Geld zu bekommen, vieles Vieh crepirete vor Hun - ger, ſonderlich iſt es ſehr uͤber die Schafe ge - gangen, daß auch faſt gantze Schaͤfereyen an manchen Orten ausgeſtorben, in Waͤldern vieles Wild umgefallen, und iſt nicht zu be - ſchreiben, was fuͤr Noth unter Menſchen und Vieh geweſen, auch das Getreyde auf den Feldern hat groſſen Schaden gelitten, indem es verdorben, ſo daß gantze Stuͤcke wuͤſte wa - ren, welches groſſe Theurung verurſachte.

§. 6.289Anhang.

§. 6.

Bey der Kirchen ſind 4 Glocken, zwey hangen in dem Thurme, auf der groſſen aber um den Rand herum ſtehet:

MDCXXX. VENITE JUBILEMUS UNI DEO PETRÆ SALUTIS NOSTRÆ. MAT. LEHMANN PASTOR. AND. HEN - SCHEL CURATOR TEMPLI. auf der Seite des Guͤſſers Namen, und die Jahr-Zahl JOHANN. HILGER. F. MDCXXX.

auf der kleinern ſtehet oben um den Rande folgende Schrift:

PSALMO. XXXIII. DOMINUS AUDI - TOR ET PROTECTOR NOSTER. AN - NO DOMINI MDXXVI.

auf der einen Seite unter dem Wappen die Buchſtaben

V. H. V. S.

auf der andern Seite unter dem Wappen die Buchſtaben

C. R. DP. MDS.

Wolf Hilger zu Freyberg goß mich.

Die 3) ein Gloͤckgen haͤnget uͤber der Kir - chen in dem kleinen Thuͤrmchen, und wurde vor etlichen Jahren neu gegoſſen und aufge - hangen, indem das alte zerſprungen, es wird insgemein das Schul-Gloͤckel genennet, weil mit demſelben zur Schule gelautet wird.

UDie290Anhang.

Die 4) ein Gloͤckchen, welches etwas groͤſ - ſer als das vorige, haͤnget im freyen, vor der Kirche an dem Tache, uͤber der Sacriſtey, und heiſſet die Feuer-Glocke, weil mit dem - ſelben, wenn Feuer in der Stadt entſtehet, geſtuͤrmet wird, uͤberdiß wenn Feuer auf dem Lande, ſo wird mit der mittlern Glocke ange - ſchlagen, iſt aber im Gehoͤltze oder Heyde Feuer, ſo wird mit der groſſen angeſchlagen.

§. 7.

Dubravius in ſeiner Boͤhmiſchen Chronic will, daß die Herren Bircken von der Duba von dem Herrn von Howozon herſtammen ſollen. Sonſten ſind in den Hiſtorien folgen - de Herren von Duba bekannt.

Hineck Birck von der Duba, ſo im Jah - re 1327 Biſchof zu Olmitz in Maͤhren worden.

Zdißlaus Birck von der Duba, ſo ums Jahr 1281 ein fuͤrnehmer Boͤhmiſcher Rath geweſen.

Jaroſch Birck von der Duba, ſo bey Regierung Koͤnigs Primislai II. zu Boͤhmen das Burggraf-Amt zu Prag verrichtet.

Hincko Birck von der Duba, ſo unter Koͤnig Wenceslao II. zu Boͤhmen und Poh - len Stadthalter des Koͤnigreichs Pohlen, ſonſt aber Boͤhmiſcher Land-Caͤmmerer ge - weſen.

Hey -291Anhang.

Heymann Birck von der Duba, vorge - dachten Boͤhmiſchen Koͤnigs fuͤrnehmer Rath.

Hineck Birck von der Duba, Koͤnigs Jo - hannis zu Boͤhmen Rath.

Zdißlaus Birck von der Duba, ſo ein ta - pferer Kriegs-Mann geweſen, auch deswegen vom Koͤnige Johanne zu Boͤhmen im Jahre 1319 zum Ritter geſchlagen worden.

Ulrich Birck von der Duba, ſo auch ein Rittermaͤßiger Mann geweſen, und ums Jahr 1386 das Schloß und die Stadt Eilenburg in Meiſſen, wegen des Koͤnigreichs Boͤhmen inne gehabt.

Johann Birck von der Duba, ſo Boͤhmen und Hohenſtein beſeſſen, hernach ums Jahr 1414 die Herrſchaft Muͤhlberg an der Elbe uͤberkommen.

Schkorneck Birck von der Duba, und Heinrich Birck von der Duba, ſo auf der Hußiten Seite geweſen, als ſie im Jahre 1421 dem Land-Tage zu Goßlar mit beyge - wohnet, und haben helfen beſchlieſſen, daß man des Groß-Fuͤrſten Sohn aus Litthauen zum Boͤhmiſchen Koͤnige waͤhlen ſolle.

Johann Birck von der Duba, ſo zu Muͤhlberg im Jahre 1520 verſtorben, und von etlichen unrecht fuͤr den letzten dieſes Ge - ſchlechts geachtet wird, indem nach ihm noch gelebet

U 2Zdiß -292Anhang.

Zdißlaus Birck von der Duba, ſo ums Jahr 1526 Obriſter Land-Richter des Koͤnig - reichs Boͤhmen geweſen.

§. 8.

Nicht weit von der Stadt, hinter dem Amt-Hauſe, auf den Wege nach dem Dorf Spohla, hat vor etliche hundert Jahren ein Dorf mit Namen Jentzſchwitz geſtanden; Weil aber bey groſſen Waſſer die Einwohner groſſen Schaden erlitten, ſo hat die Buͤrger - ſchaft die Guͤter an ſich gekauft, und die Felder nebſt Wieſen unter ſich getheilet, da - hero die Buͤrgerlichen Felder und Wieſen um ſelbige Gegend, noch die Jentzſchwitzſchen Felder genennet werden, ingleichen die Bruͤ - cke zu ſelbigen Feldern, den Namen, die Jentzſchwitzer Bruͤcke fuͤhret; Die Buͤrger ſo ſolche Felder beſitzen, muͤſſen benebſt den Steuern, auch gewiſſes Getreyde dem Pri - mario abſchuͤtten.

§. 9.

Der Tauf-Stein zu Hoyerswerda in der Haupt-Kirche iſt im Jahre 1606 erbauet und aufgerichtet worden, an demſelben ſtehen allerhand Gemaͤhlde und Wappen, uͤber den Gemaͤhldẽ dieſe Worte und Jahr-Zahl Matth. am letzten: Gehet hin in alle Welt, und leh -ret293Anhang. ret alle Heyden, und taͤuffet ſie, im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Hei - ligen Geiſtes. Jm Jahre 1606. Der Tauf - Stein iſt mit einem hoͤltzernen Gegitter um - geben.

§. 10.

M. Salomon Haußdorf, Paſt. zu Bern - ſtadt, gedencket in ſeiner hell brennenden Lam - pe bey dem Grabe der ſel. Frau Annen Do - rotheen Beſſerin, Lit. E. eines George Præto - rii Paſt. Prim. zu Hoyerswerda, der um der wahren Religion von hier weg weichen muͤſ - ſen, und darauf Paſt. & Inſpect. zu Triebel in der Niederlauſitz worden. Nun weiß ich nicht, wie es kommen muß, daß man von die - ſem Georgio Prætorio ſonſt nirgends keine Nachricht hat, folglich kan man auch keine gewiſſe Zeit anfuͤhren, wenn er allhier Prima - rius geweſen; denn ob man gleich ſagen woll - te, es waͤre ein Jrrthum bey dem Tauf-Namen vorgegangen, und muͤſte derſelbe ſeyn Petrus Prætorius, ſo 1621 Primarius worden, ſo kan ſolches auch nicht ſeyn, indem dieſer 1630 all - hier geſtorben, jener aber ſoll wegen der wah - ren Religion von hier entwichen ſeyn, es ſey denn, daß er von Triebel wieder hieher zuruͤck beruffen worden, wiewohl man von dieſem auch keine Gewißheit geben kan.

M. Johann Cichorius Archi-Diaconus,U 3iſt294Anhang. iſt gebohren 1630 den 7 Junii zu Saͤrchen in der Herrſchaft Hoyerswerda, ſein Herr Va - ter war M. David Cichorius, in die 43 Jahr Pfarr zu Saͤrchen, ſeine Frau Mutter, Hed - wig geb. Froͤlichin, Evangeliſchen Burgemei - ſters zu Wittgenau ehel. Tochter, weil ſeine Eltern ein gutes Ingenium bey ihm verſpuͤh - reten, ſo wurde er anfangs von ſeinem Herrn Vater zu den Rudimentis angefuͤhret, bis 1642 den 3 Junii, da er nach Hoyerswerda in die Schule kam, wo er ſich im Lateiniſchen und in der Muſic wohl uͤbete, nach zwey Jah - ren gieng er nach Bautzen, wo er unter dem vortreflichen Rector M. Johann Theil ſeine Studia fleißig fortſetzte, 1644 den 22 Decemb. valedicirte er daſelbſt und begab ſich auf die Univerſitaͤt Wittenberg, woſelbſt er ſowohl privatim als publice Collegia hoͤrete unter D. Meiſnero, D. Trenſchio, Sperlingen und anderen mehr. 1651 erhielt er bey der Philo - ſoph. Facult. den Gradum Magiſterii mit be - ſondern Lob. Hierauf gieng er nach Hauſe und ward bey dem Herrn Oberſten von Kno - chen zu ſeiner adelichen Jugend zum Hof-Mei - ſter beſtellet. 1656 den 26 Auguſt bekam er die Vocation zum Sub-Diaconat allhier, und erhielt zu Wittenberg nach vorher abgelegten Examine die Ordination. Nach Ableben des Herrn Primarii George Bethers wurdeer295Anhang. er zum Archi-Diacono vociret. 1663 den 22 Febr. erhielt er die dritte Vocation zum Pfar - rer nach Oßling. 1668 den 27 Junii verehe - lichte er ſich mit Jungfer Annen, Herrn Za - chaͤi Seidels, Churfl. Saͤchſiſ. verordneten Bauſchreibers und Burgemeiſters zu Hoyers - werda ehel. Tochter, mit welcher er 9 Jahr und 4 Monath in der Ehe gelebet und 1 Sohn und 2 Toͤchter gezeuget. 1669 zur Faſtnachts-Zeit fand ſich bey ihm Schwachheit, Mattigkeit und Ohn machten ein, und ſtarb darauf den 3 Junii zwiſchen 10 und 11 Uhr Vormittags, ſeines Alters 39 Jahr 21 Wochen 2 und eine halbe Stunde, ſeines Pfarr-Amts 13 Jahr weniger 11 Wochen, als 7 Jahr zu Hoyers - werda und 6 Jahr zu Oßling. (*)Der vielgeehrte Leſer wird alſo oben Cap. X. von denen Herrn Geiſtlichen belieben zu corrigiren, was daſelbſt wegen damahliger weniger Nachricht unrecht geſetzt, wie auch zu bemercken, daß M. Eichorius nach Herr Matthaͤus Lehmannen dem juͤngern, Archi - Diaconus worden, auch vor demſelben Sub. Diaconus geweſen.Jm Jahre 1714 wurde dem Herrn Cantori und Gloͤckner ein neues Haus gebauet zwey Ge - ſchoß hoch, vorhero ſtund am ſelben Orte ein kleines Haͤuschen, in welchem der Gloͤckner wohnete.

U 4Auf296Anhang.

Auf dem Leichen-Steine des Paſt. Prim. Jokuſchens iſt folgendes Epitaphium zu leſen:

Erleuchteter Leſer dieſer Stein decket ein in ſeinem Amte ehemahls helle ſcheinendes und brennendes Licht, den Weyl. Hoch-Wohl-Ehrwuͤrdigen und von GOtt gelahrten Herrn Herrn Andreas Jockuſchen, treu verdienten Paſt. Prim. und Inſpect. der Kirchen und Schulen zu Hoyerswerda, er erblickte das Licht der Welt Ao. 1706 am Tage Andreaͤ zu Schwartz Nautzlitz. Weil er ſich von Jugend auf der Kirchen GOttes zu einem Licht aufgeopfert, ſo begab er ſich auf das Gymn. nach Budißin und verblieb daſelbſt bis Ao. 1728 von dar gieng er auf die hohe Schule nach Leipzig, die GOttes-Gelahrheit im goͤttlichen Licht zu erlernen, und hielt ſich daſelbſt ſo lange auf bis er Ao. 1735 als ein Licht der Uſyſter Kirchfarth an der Spree mit Lehr und Leben vorzuleuchten beruffen ward;Ao. 297Anhang. Ao. 1736 den 6 Novemb. begab er ſich in Eheſtand mit Salv. Tit. Jungfer Maria Eleonora Salv. Tit. Herrn Johann George Ritters beyder Juſtitien Aemter Budißin und Goͤrlitz Adv. Ordin. eintzigen hinterlaſſenen Jungfer Tochter und erhielt aus dieſer Ehe kurtz vor ſeinem Tode einen eintzigen Sohn Johann Gottfried. Ao. 1738 wurde er von Jhro Koͤnigl. Maj. in Pohlen und Churfl. Durchl. zu Sachſen als ein helles Licht zum Paſt. Prim. nach Hoyerswerda beruffen, woſelbſt er kaum ein gantzes Jahr geleuchtet, indem er Ao. 1738 den 22 October als ein ſich ſelbſt zum Dienſte GOttes gewiedmetes Licht da er in dieſer Welt 32 Jahr, im Eheſtande 2 Jahr, und im Amte 4 Jahr gelebet, verloͤſchte. Johannes als ein Licht im Amte und im Leben Jokuſch ward zu ſolchem Licht der Kirchen auch gegeben, Uſyſt, Hoyerswerda kan von ſolchem Gna - den-Schein,U 5O298Anhang. O Heyland habe Danck! der beſte Zeuge ſeyn.

§. 11.

1691 den 18. Novemb. iſt eine Magd bey dem Nadler auf dem Marckte unverſehens zum Fenſter herabgefallen, und gleich todt ge - blieben, alles Gehirne lag hie und da auf der Gaſſen, welches hernach ihr Vater ſelbſt zu - ſammen laß und ſamt dem Blute abgewaſchen. 1692 den 28 Junii ward Heinrich Hennig ſonſt Schleinitz genannt aus Schirigswalda, wegen Pferde-Diebſtahls mit Staupenſchlag des Landes ewig verwieſen, und darauf nach Dreßden auf den Bau gebracht. 1701 den 12 Auguſt iſt Magdalena Muͤllerin wegen Dieb - ſtals mit Staupenſchlaͤgen des Landes auf ewig verwieſen worden. 1704 iſt Eliſabeth Frentzelin von klein Partwitz, ſo in der Stadt gedienet, wegen Kinder-Mords, bey der Ju - ſtitz mit dem Schwerdt gerichtet und daſelbſt begraben worden. 1714 hat ſich J. C. V. Raths-Verwandter, wie auch Kirchen - und Hoſpital-Vorſteher aus Melancholie ſelbſt ge - hencket, wurde von einem Armen abgenom - men und auf dem Kirchhof in aller Stille be - graben. 1723 den 1 Decemb. in der Nacht gieng ein Tambour aus der Stadt nach Spoh - le in ſein Quartier, unterwegens verirrete er ſich und kam nach Neide, daſelbſt nahm er ei -nen299Anhang. nen Bothen mit, den Morgen darauf wurden ſie beyde in einem Timpel bey Spohle todt ge - funden. Dem Anſehen nach, war der Tam - bour unverſehens auf dem Eiſe eingebrochen, der Bothe will ihn heraus ziehen, ziehet des - halben ſeine Kleider aus, und leget ſie am Rand, verfaͤllt aber auch. Beyde ſeyn fromme Leute geweſen, der Tambour war ein Pohlni - ſcher Edelmann, der ſich zur Evangeliſchen Lu - theriſchen Religion gewandt, und ein ſehr Gottsfuͤrchtiges Leben fuͤhrete, er wurde von jederman bedauret. 1740 den 20 Septemb. erhub ſich ein groſſer Wind und Ungewitter mit ſtarcken Donnerſchlaͤgen, Regen und groſ - ſen Schloſſen, ſo daß man nicht anders meyne - te, der juͤngſte Tag kaͤme, unter waͤhrendem Ungewitter kam bey einem Schmiede in der Spremberger Gaſſe Feuer aus, wodurch Schrecken und Furcht noch groͤſſer wurde, zumahl da das Feuer bis in den Haag auf die Scheuren flog, jedoch durch GOttes Gna - de und Schutz keinen Schaden that, weil es wegen des groſſen Regens nicht zuͤnden konte. Hierauf kam groß Waſſer. 1741 den 10 Jan. fiel ein Muͤhl-Knappe, als er eißen wollen, unter das Waſſer-Rad, er wurde von demſel - ben gantz zerquetſchet und vor todt heraus ge - zogen, ſtarb auch eine Stunde darauf. Den 10 Febr. iſt eine alte Frau aus der Stadt, ſomelan -300Anhang. melancholiſch war, am Wittgenauer Graben ins Waſſer gefallen, ertruncken, und aus den Leim-Gruben todt heraus gezogen worden. Den 2 April als am H. Oſter-Tage Abends um 11 Uhr ſoll die Orgel in der deutſchen Ca - pelle von ſich ſelbſt, das Lied: Nun laßt uns den Leib begraben ꝛc. geſpielet haben, wie ſol - ches der Todten-Graͤber (ſo zur ſelben Zeit ein Grab gemacht,) ſamt ſeinen Leuten, ſo ihm ge - holfen, wie auch der Nachtwaͤchter im vorbey - gehen wollen gehoͤret haben. 1742 den 19 Junii hat ſich ein Strumpf-Stricker, Na - mens Chriſtian Vetter,(*)Deſſen Vater iſt auf gleicher Weiſe ums Leben gekommen, ſiehe das vorhergehende. in ſeinem Hauſe auf dem Boden vor dem Wittgenauer Thore ſelbſt gehangen, den dritten Tag darauf wurde er durch den Caviller abgeſchnitten und unter das Gerichte begraben. Er fuͤhrete ein boͤſes Leben, und lebete mit ſeinem Weibe in ſteten Zanck und Streit. 1716 den 15 Junii, war er bey ſeiner Frauen Bruder zu Biere, als er nach Hauſe gehet, will er nicht bezahlen, ſondern giebt vor, er der Schwager waͤre ſchuld, daß ſeine Frau ſchon zum andern mahl waͤre von ihm gegangen, indem er ſie abhielte und auch uͤberdiß geſchwaͤngert haͤtte, dieſer giebt ihm hierauf ein paar Ohrfeigen und ſtoͤſſet ihn zum Hauſe hinaus, darnach gehet er nach Hauſe,machet301Anhang. machet die Thuͤren und Fenſter-Laden feſte zu und faͤnget an erbaͤrmiglich zu winſeln, der Nachbar hoͤret ſolches, gehet hin, ſiehet zwi - ſchen der Thuͤr durch, und wird gewahr, wie Vetter in der Hinter-Thuͤr ſtehet, und einen Strick in der Hand hat, der Nachbar giebt ihm gute Worte, er ſolle aufmachen, als er ſich aber wegert ſolches zu thun, drohet er ihm die Thuͤre aufzuſchlagen, hierauf komt er, wirft den Strick auf die Seite, decket ihn mit ei - nem groſſen Tuche zu und macht die Thuͤre auf, es kommen noch andre Leute von der Gaſ - ſe herzu, fragen ihn, warum er ſich hengen wol - len, finden den Strick und dabey ein Scheer - Meſſer, der ſtellet ſich als ob er nicht wohl bey Sinne waͤre und ſaget, weil ſein Weib ihm entlauffen und ihr Bruder ihm noch dazu alles Ubel anthaͤte, ſo muͤſte er ſich ſelbſt das Leben nehmen. Er wurde darauf eine zeitlang Tag und Nacht bewachet. 1721 den 15 May warf er nach ſeiner Frauen mit einem Steine, daß ſie den neunten Tag darauf ſtarb. Er kam in Arreſt, nachdem aber bey der Beſichtigung befunden wurde, daß ſie nicht von dem Stein - Wurf, ſondern an einer Blut-Stuͤrtzung ge - ſtorben, ſo ward er wieder loßgelaſſen. Mit ſeiner andern Frau fuͤhrete er ebenfalls ein uͤbeles Leben, und ob ſie gleich oft vor de - nen Herren Geiſtlichen waren, ſo halfendoch302Anhang. doch alle gute Vermahnungen und Erinne - rungen nichts. 1743 den 2 April, wurde Ja - cob Naßdala, ein alter Buͤrger, ſo von ſeiner Bothſchaft nach Hauſe gegangen, auf dem Heimwege bey der bretnen Ziegelſcheine todt gefunden, herein gebracht und ehrlich begra - ben.

§. 12.

Von denen Dorfſchaften iſt noch nachzu - holen.

Blune, in dem Kirchen-Thurme hangen zwey Glocken, auf der groſſen ſtehet oben:

GOS MICH, ANDREAS HEROLD IN DRESDEN Anno 1675.

unterm Wappen die Buchſtaben A. H. auf der kleinern ſtehet oben:

GOS MICH, ANDREAS HEROLD IN DRESDEN

uͤber dem Wappen die Buchſtaben:

J. G. II. H. Z. S. J. C. V. B. L.

unter dem Wappen die Jahꝛ-Zahl MDCXXVI. 1728 hat daſelbſt die Gemeine auf ihre eigene Koſten aus Mildigkeit und freyen Willen, in der Kirchen ein neues Altar machen laſſen, welches auf etliche 30 Thaler koſtet, ferner die Kirche laſſen mahlen, ſo auf 9 Thaler kam. Die Maͤgde das Altar gruͤn bekleidet, Simon Lindo ein neues zinnern Tauf-Becken, Hannß Schlieben der Kirch-Vater die Serviettenaufs303Anhang. aufs Altar, Fr. Johanna Maria Bohlin, Herr Andreas Bohlens, reitenden Foͤrſters Ehe - liebſte die Cantzel bekleidet, eine Oblat-Schach - tel und ein Leichen-Creutz, und 1730 die Knechte die wendiſche Bibel der Kirchen ver - ehret. Der jetzige Schulmeiſter und Cate - chete daſelbſt iſt Martin Dubrau. 1742 den 2 Octob. wurde die Kirche beſtohlen, die Die - be hatten neben der Thuͤr zur lincken Hand unter dem daſelbſt ſtehenden Holunder-Baum die Wand durchgebrochen und aus der Kirche genommen, den Prieſter-Rock, Chor-Kittel, Klinge-Beutel, Oblat-Schachtel, Oblat-Tel - ler und andere Sachen mehr. 1743 den 6 Febr. fuhr Martin Peterck, ein Huͤfner, ins Holtz, der Baum ſo er umhieb, fiel auf ihn, daß er vor todt nach Hauſe gefuͤhret wurde, und den andern Tag darauf ſtarb. Den 2 Auguſt ſchlug das Gewitter in eine Mandel Garben auf einem Acker, und verbrannte.

Colm 1741 den 12 April Abends um 6 Uhr, ſtarb Johann Sartorius Paſt. Loci, ſeines Alters 66 Jahr 11 Wochen und etliche Tage. Jn eben dieſem Jahre im Monath April ſturben auf 20 Perſonen alte und jun - ge an der rothen Ruhr, man gab ſolches Schuld den ſchwartzen Beeren, auf welche etwas giftiges ſoll ſeyn gefallen. Jm Monath Sept. ward Johann Chriſtoph Vetter an des vor -herge -304Anhang. hergehenden Stelle vociret, er iſt vorhero etliche Jahr Pfarr zu Groß-Partwitz geweſen. Vid. Cap. von Dorfſchaften.

Geyerswalde, der erſte evangeliſche Pfarr allhier iſt geweſen, Herr Johann Simon. 1679 wurde die Kirche ſo jetzo ſtehet, (nachdem die alte in eben dieſem Jahre im Feuer aufgieng) gantz neu vom Nonie aufgebauet. 1697 ließ Hannß Tabor Huͤfner von Laubuſch(*)Dieſer Tabor hatte einen Sohn, welcher Profeſſor in der Juriſtiſchen Facultaͤt zu Straßburg war, ein ſehr gelehrter und ge - ſchickter Mann, ingleichen war ehedeſſen ein Burgemeiſter zu Hoyerswerda von dieſes Tabors Geſchlechte. auf ſeine eigene Koſten ein neues Altar und Tauf - ſtein von Holtzwerck machen. Jn der Kirchen ſind folgende Epitaphia anzutreffen.

I.
Allhier
ruhet in ihrem JEſu
Jungfr. Maria Dorothea Neßin
des
Wohl-Edlen Veſten und Hochbenamten
Herrn Johann Chriſtoph Neſſens
Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen wohlbeſtallten
Ober-Forſt und Wild-Meiſters
zu Senftenberg und Hoyerswerda
ehel. Tochter
A. 305Anhang.
A. MDCLXXV. den 2 Jun. Abends zwiſchen
8 und 9 Uhr gebohren.
A. MDCLXXX. den 27 Julii zwiſchen 4 und
5 Uhr zu Cortitz ſelig verſtorben
ihres Alters 4 Jahr 3 Wochen 4 Tage
weniger 4 Stunden
So zeuch nun hin du kleine Braut des groſſen
Braͤutgams zeuch in Frieden,
Doch was? Du biſt bereits bey ihm, ſobald
Du von uns abgeſchieden,
Hat Dich ſein Koͤniglicher Wagen
Jns Hochzeit-Zimmer eingetragen.
Geneuß nur deiner Herrlichkeit, die wir noch
wie im Traum erblicken,
Zwar es thut weh! doch muͤſſen wir uns itzo
nur ins Gluͤcke ſchicken.
GOtt liebet Dich, drum kont auf Erden
Kein Braͤutgam Deiner wuͤrdig werden.
II.
Zu ihren Andencken
Demuth Eleonora
Herrn Johann Chriſtian Kubitzan
Fuͤrſtl. Pachter in Cortitz
liebgeweſene Tochter, ihr Alter
auf 5 Jahr 6 Monath 2 Tage.
1721.
Auf dem GOttes-Acker iſt auf einem Leichen -
Steine folgende Grab-Schrift zu leſen:
Nach erwuͤnſchter Aufloͤſung
den 5 April 1705 in Cortitz im 84 Jahr
Xerwar -306Anhang.
erwartet der froͤlichen Auferweckung
ihres Seligmachers JEſu Chriſti die Edelge -
bohrne
Fr. Fr. Anna Margaretha Buͤchlerin
gebohrne von Schwanitzin Tit. deb. Herrn
Chriſtoph Buͤchlers, Sr. Roͤm. Kayſ. Majeſt.
des Graf Neßeniſchen Reg. zu Roß. ꝛc.
Jnwohners zu Spremberg in Oberlauſitz
hinterlaſſene Wittwe
mit welchem ſie 51 Jahr im Eheſtande gelebet
von 1643 worinnen 6 Soͤhne durch GOttes
Gnade gezeuget, davon
der Hoͤchſte 3 Soͤhne in die Seeligkeit vor -
angenommen
die ſel. Frau aber den einſamen Wittwenſtand
erfahren muͤſſen.
Solches laſſen zum ſteten Andencken
der Nach-Welt aufrichten
deren Erben.
Leichen-Text.
HErr JEſu dir leb ich,
HErr JEſu dir ſterb ich,
HErr JEſu dein bin ich,
Todt und lebendig Amen.

1730 lieſſen einige Laubiſche und Geyerswal - diſche auf ihre Koſten in der Kirchen eine neue Embor-Kirche bauen, ferner die Maͤgde von dieſen beyden Doͤrfern das Altar gruͤn beklei - den. Uberdiß verehrten in eben dieſem Jahre einige gutthaͤtige Hertzen der Kirchen, 1 zin -nern307Anhang. nern Kelch, 2 zinnerne Oblat-Schachteln, 1 zinnerne Wein-Kanne, 1 Netteltuchen Chor - Kittel, 1 ſauber Tuch uͤber den Tauf-Stein, und denn ein feines ausgenehtes Serviet uͤber das Bolt auf dem Altar. 1737 den 16 Dec. kam in der Schencke beym Maltz-Duͤrren Feu - er aus, wurde aber durch GOttes Gnade ge - loͤſchet. 1740 den 3 Julii war Dom. II. poſt Trinit. kam wieder in der Schencke durch Un - vorſichtigkeit des Knechts beym Maltz-Duͤrren im Maltz-Hauſe Feuer aus, wodurch innerhalb 1 Stunde das gantze Dorf, bis auf die Kirche und zwey Haͤusler in die Aſche geleget wor - den, ſo daß die Pfarr, Schule, Schencke, 4 Richter-Guͤter, 23 Huͤfner, 7 Gaͤrtner, 6 Haͤusler, 11 Scheuren und 1 Hinter-Haus in ſolchem Feuer aufgegangen. Den 7 Julii darauf ſchlug das Wetter an 4 unterſchiede - nen Orten ein, als einmahl mitten im Dorfe nicht weit von der Schmiede in eine Weyde, daß die Stuͤcken weit und breit flogen, die andern dreymahl in die ſogenannte Keine, welches das Gemein-Holtz nahe am Dorfe iſt. 1740 den 14 Septemb. wurde zu den neuen Pfarr-Stellen und Interims-Wohnung Holtz gefaͤllet, wobey ein Strumpf-Stricker von Hoyerswerda, Namens Martin, ſo zuſahe, von einem Baum erſchlagen, daß er gleich todt bliebe. Die neue Pfare-Wohnung iſt hinter der Kirche nach Sckade zu angeleget. X 2Jhro308Anhang. Jhro Koͤnigl. Majeſt. und Churfl. Durchl. zu Sachſen ſchenckten aus hoher Gnade zum Pfarr und Schul-Gebaͤude 6 Schock Holtz. 1741 thaten die Raupen groſſen Schaden, ſie fraſſen alles Laub und Obſt von den Baͤumen. 1742 erfror aller Hirſe und bekamen die we - nigſten die Saat wieder. Jn eben dieſem Jah - re den 27 May zerſprung die kleine Glocke, als vor die verſtorbene Kayſerin, Kayſers Jo - ſephi hinterlaſſene Wittwe das erſtemahl ge - laͤutet wurde, ſie wurde 1743 zu Dreßden wie - der umgegoſſen und etwas groͤſſer gemacht. Oben um den Rand ſtehet: Johann Gott - fried Weinholt in Dreßden Anno 1743 goß mich. An der Seiten iſt zu ſehen der Na - me Jehovah mit Hebraͤiſchen Buchſtaben in einem Rauten-Krantze von zween En - geln haltend, und unten die Worte: Gloria in Excelſis Deo. Sie wurde den Sonn - tag nach Oſtern zum erſtenmahl zum GOt - tes-Dienſt gelaͤutet. 1743 den 6 Junii Nachmittage um 3 Uhr fielen groſſe Schloſ - ſen, groß wie eine welſche Nuß, eckicht, und ſchlugen auf dem Wege nach Klein-Partwitz, auf dem Acker Wolſchiski genannt die Helfte vom Korn darnieder.

Laubuſch, 1742 den 4 bis 6 April lagen 4 Compagnien Brandenburgiſch Fuß-Volck allhier in Quartier, ſie verhielten ſich nicht zum beſten, indem ſie die Leute theils ſchlugen,wenn309Anhang. wenn ſie nicht ſchaften, was ſie haben wollten, theils mit Gewalt nahmen, als Schweine, Kaͤl - ber, Huͤner und anders mehr, ein Huͤfner hatte 30 bis 32 Mann, ein Gaͤrtner 12 Mann, und ein Haͤusler 6 bis 8 Mann. Die Ein - wohner wurden dadurch ſehr mitgenommen.

Groß-Partwitz, in der Kirche vor dem Altar findet man nachſtehendes Epitaphium.

Die Crone des Lebens welche erhalten, der Weyl. Wohl-Ehrwuͤrdige Groß-Achtbare und Wohlgelahrte Herr Johann Bulitius, ward gebohren Ao. 1637 den 21 Mart. zu Weltze im Marggrafthum Niederlauſitz gelegen, wurde ſeinem Herrn Vater im Weinberge Chriſti zu Groß-Partwitz ſubſtituiret Ao. 1663 welchem er 35 Jahr treulich vorgeſtanden. Begab ſich in den Heil. Eheſtand mit Tit. Jungfr. Annen, ſel. Tit. Herrn George Bethers, wohlverdient geweſenen Paſt. Primarii zu Hoyerswerda dritten Tochter Ao. 1664 den 13 May, lebete darinne 34 Jahr und 44 Wochen, zeugete mit ihr 4 Soͤhne und 3 Toͤchter. Starb ſanft und ſelig am XXVI. Sonntage Trinitatis warX 3der310Anhang. der 23 Novemb. des 1698 Jahres. Abends um 3 Uhr ſeines Alters 61 Jahr 35 Wochen und 2 Tage. Leichen-Text Matth. XXV. 23. Ey du frommer und getreuer Knecht, du biſt uͤber wenig getreu geweſen ꝛc.

1741 den 10 Septemb. bekam Johann Mi - chael Lange die Vocation zum Pfarr nach Groß-Partwitz, er iſt von frommen und chriſtl. Eltern zu Kitlitz gebohren, ſtudirete zu Loͤbau, Zittau, Leipzig und Halle. 1742 den Dienſtag nach Feſt. Epiphan. verehelichte er ſich mit Jgfr. Johannen Sophien Langin, Weyl. Johann Langens Pfarrers zu Milckel hinterl. aͤlteſten Tochter anderer Ehe. 1742 den 4 bis 6 Apr. lagen 3 Compagnien Brandeburgiſch Fuß - Volck daſelbſt, ſo den Einwohnern ſehr hoch kommen. 1743 den 6 Julii Namittags gegen 3 Uhr ſchlug das Wetter bey dem Huͤfner Kobola in die Feuer-Eſſe ein, und zuͤndete, wodurch 14 Huͤfner mit Staͤllen und Woh - nungen, wie auch 2 Scheuren abbrannten.

Scheibe, wendiſch gleiches Namens, liegt ein und eine halbe Meile von der Stadt, und gehoͤret mit dem GOttes-Dienſt nach Lohſe, es beſtehet in 2 Dienſt-Hoͤfen, 2 Gaͤrtnern und 2 Haͤuslern, verrichtet ſeine Dienſte nach Riegel, lieget in ſchlechten Boden, dahero die Einwohner nicht viel zum beſten haben.

Seydewinckel, 1741 im Monath Januariierhub311Anhang. erhub ſich beym Schaͤfer eine Staupe, der Schaͤfer und ſeine Frau ſturben, die andern lagen lange kranck, die Kranckheit ſoll ein Bett - ler mitgebracht haben.

Sproͤwitz, 1740 vor Weynachten brann - te ein Haus ab. 1741 Feſt. Paſchat. bekam Abraham Traugott Frentzel als Paſtor Subſti - tutus die Vocation und zog nach Oſtern an. Er iſt gebohren zu Colm einem Hertzogl. Dor - fe 1704, ſein Herr Vater iſt M. Michael Fren - tzel damahliger Pfarr zu Colm, jetzo aber Dia - conus zu Hoyerswerda. 1713 nach Pfingſten that ihn ſein Herr Vater nach Hoyerswerda in die Schule, woſelbſt er ſich 3 Jahr in der Latinitaͤt und Muſic fleißig uͤbete. Von da kam er nach Senftenberg in die Schule, und ſtudirete daſelbſt 4 Jahr, nach Verfluͤſſung dieſer Jahre gieng er nach Bautzen auf das Gymnaſium, wo er ſeine Studia fleißig fort - ſetzte. 1728 wandte er ſich nach Wittenberg und hoͤrete daſelbſt unter D. Wernsdorfen, D. Haferungen, ꝛc. ſowohl publice als privatim Collegia. Als er ſeine Studia Academica gluͤck - lich zu Ende gebracht, kam er 1731 wieder nach Hauſe, woſelbſt er ſein juͤngeres Ge - ſchwiſter informirte, und in Predigen ſich fleiſ - ſig uͤbete, bis ihn GOtt im obengedachten Jah - re nach Sproͤwitz in ſeinen Weinberg be - ruffen. Er fuͤhrt ſein Amt in unermuͤdeten Fleiß mit groſſen Eyffer, der Hoͤchſte ſtaͤrckeihn312Anhang. ihn fernerhin von oben herab. 1743 den 11 Jun. zur Nacht, haben in die Kirche bey dem Beicht-Stuhl ſich Diebe durchgegraben, und aus der Kirche auf 14 Thlr. werth entwendet, als Tauf-Becken, Al - tar-Leuchter ſamt denen Kertzen, ein Kelch, Oblat - Teller und Schachtel, Altar-Tuch, Chor-Rock.

Taͤtzſchwitz, 1741 Menſ. Febr. fieng ſich bey dem Haͤusler Krauzik eine gefaͤhrliche Kranckheit an, der Wirth ſtarb, ſeine Frau und Kinder la - gen lange Zeit, die Gemeine brachte ihnen Brod und Holtz vors Haus, und legten es vor die Thuͤr, worauf ſie im Hauſe es hereinholeten, die Kranckheit gieng weiter, wo ſie einmahl in ein Haus kam, ſo wurde niemand von ihr verſcho - net, bey dem Haͤusler Turckan, ſtarb der Wirth und die Wirthin, andere mehr giengen darauf. 1742 den 4 bis 6 April lagen 3 Compagnien Brandeburgiſch Fuß-Volck, ſo nach Boͤhmen giengen im Dorfe, ſo den Einwohnern groſſe Beſchwerung machten, es hatte einer 16 bis 18 Mann ihrer im Hauſe.

§. 13.

Nachdem der Herr Verleger das MS. auf 3 Jahr bey ſich gehabt, ehe es zum Druck befoͤr - dert worden, und zwiſchen der Zeit unterſchiedene Todes-Faͤlle vorgegangen, als wird der vielgeehr - te Leſer unter andern bemercken, wie 1742 Gott - helf Sacreitz, Aſſeſſor, 1743 Jacob Thuno Bur - gemeiſter, Michael Heinrich, Stadt-Richter, und Martin Sacreitz Burgemeiſter, dieſer letzte am Schlage, jener nach langwieriger Kranckheit ge - ſtorben. Jngleichen ſtarb 1741 den 12 Apr. Joh. Jac. Sartorius Pfarrer zu Colm.

About this transcription

TextHistorischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschafft Hoyerswerda Jm Marggraffthume Ober-Laußitz
Author Salomon Gottlob Frentzel
Extent335 images; 54838 tokens; 9764 types; 377935 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationHistorischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschafft Hoyerswerda Jm Marggraffthume Ober-Laußitz Aus glaubwürdigen Uhrkunden und Nachrichten gesammlet und in richtige Ordnung gebracht Worinnen Von der Stadt Nahmen, Erbauung, Situation, Fruchtbarkeit, Freyheiten, Religion, Herrschafften, Kirchen, Pfarrern, Schulbedienten, Bibliothec-Stifftungen, Forstwesen, Fischerey Unterthanen, Kriegs-Trubeln, Feuers-Brünsten, Mißwachß, Hungers-Noth, merckwürdige Begebenheiten, Dorffschafften und so weiter eine kurtze Nachricht zufinden und ans Licht gestellet Salomon Gottlob Frentzel. . [1] gef. Bl., [6] Bl., 312 S. RichterLeipzigBautzen1744.

Identification

SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 H SIL 5810

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Geographie; Wissenschaft; Geographie; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:30:32Z
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Holding LibrarySUB Göttingen
ShelfmarkSUB Göttingen, 8 H SIL 5810
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