JCh weiß es wol: Es kan dies Jammer-volle Leben
Nichts als ein ſanfter Tod beſchlieſſen. Jn der Nacht /
Die keine Sonne kennt muß man den Geiſt aufgeben /
Vollenden ſeinen Lauff und liegen ohne Macht.
Jch weiß es wol: Die Grufft / ſo nur nach Faͤulnuͤs ſchmecket /
Deckt Luſt und Froͤligkeit / deckt Laſt und Elend zu.
Jch weiß es wol: Wenn itzt ein Stein das Grab bedecket /
So findet unſer Leib erſt die gewuͤnſchte Ruh.
Jch weiß es wol: Es iſt auf Erden nichts zu finden
Das nicht vergaͤnglich ſey: Was itzo herrlich lacht
Vor Zierd und Liebligkeit / was einen kan verbinden
Mit werther Liebes-Pflicht / vergeht in einer Nacht.
Jch weiß es wol: Was man oft auf den Knien ehret /
Worzu man Hertz und Sinn vor allem andern traͤgt /
Wird / weil es nichtig iſt / auch unverhofft verſehret.
Jch weiß es wol: Der itzt den Purpur angelegt /
Der Cron und Scepter fuͤhrt / mit Gold und Seyden pranget /
Den Sitz der hoͤchſten Ehr und Herrligkeit beruͤhrt /
Der Geld und Gutt aus Oſt - und Weſten her verlanget /
Wird wohl den Augenblick in Grufft und Grab gefuͤhrt.
Jch weiß / Jch weiß es wol: Was unſre Hand gebauet
Geht nicht ſo jaͤhling ein / als wenn man irgend ſetzt
Auf die Gedancken; Was der Tag in Flor geſchauet /
Das hat der Abend offt durch ſeinen Blitz verletzt.
Jch weiß / Jch weiß es wol: Was manchen hoͤchſt vergnuͤget /
Jſt nichts als Eitelkeit: Er lebt in ſolchem Thal /
WoWo Creutz und Kummer ſtets auf uns zu Felde lieget /
Und unſer beſter Tag iſt voller Furcht und Qvaal;
Wohl dem / der alles dies wohl weiß zu uͤberwinden /
Und alles Fluͤchtige den Fuͤſſen gleiche legt;
Es laͤſt kein Lorber ſich umb deſſen Schlaͤffe binden /
Der nicht den Sieges-Krantz von ſeinem Feinde traͤgt.
Jch weiß es wol; Sie iſt von mir hinweg gegangen
Durch Streit und Leyd in Fried’ / in Freud und Herrligkeit /
Sie hat von Michael den Sieges-Zweig empfangen;
Jch aber kaͤmpfe noch / ich bin in Krieg und Streit.
Jch weiß / Ach! weiß es wohl: Sie lebt ein beſſer Leben /
Jch weiß / Ach! weiß es wohl: Die Thraͤnen helffen nicht.
Jch weiß / Ach! weiß es wohl: Gott nim̃t / was Er gegeben
Jch weiß / Ach! weiß es wohl: uns fugt ein ander Licht.
Der Schmertz iſt aber groß / und wil mir nicht verſchwinden.
Jch gehe aus und ein / Jch lieg’ / Jch ſitz’ / Jch ſteh /
So bin ich Traurens-voll / kan kein’ Ergoͤtzung finden /
Jch ſeufz’ / Jch ruff’ / Ach Gott! Ach Angſt! Ach Leyh!
Ach Weh!
O Allerliebſtes Hertz! O Theil von meinem Hertzen!
Wie nenn’ Jch dich? O Theil vom ſchoͤnen Engel-Heer!
Ach! Ach! verzeihe mir / daß in den Trauer-Schmertzen /
Jch denck, Als wenn dein Geiſt noch in dem Kercker waͤr!
Ach! Ach! Jch liebte dich mehr / denn Jch kan erwaͤhnen:
Ein Blick / ein Wort von dir / wahr als der Morgen-Thau /
Nun aber waͤſſert ſich mein Wangen-Feld mit Thraͤnen /
Das ſcharffe Saltz verzehrt den Boden ſolcher Au!
Ach daß ſo eylend iſt der herbe Riß geſchehen!
Doch kom̃t ein matter Troſt von Ferne bey mir an /
Daß man die Jenigen ſol endlich wiederſehen /
So man verlohren hat hier auf der Wahlfahrts-Bahn.
JaJa wohl! Ja wohl Jch weiß: Es folgt ein ander Leben.
Jch weiß / Ach ja / Jch weiß: Die Thraͤnen helffen nicht.
Ja wohl! Jch weiß es auch: Gott nim̃t was Er gegeben.
Jch weiß / ach ja ich weiß. Es folgt ein heller Licht.
Druͤm mindre dich / O Schmertz! O Hertz hoͤr’ auf zu klagen!
Dein / Obefreyter Geiſt! Weil Erd und Himmel ſteht /
Sol nicht vergeſſen ſeyn: Von deiner Treu zu ſagen
Werd’ ich nicht laſſen ab / bis mir die Seel’ ausgeht.