Dem Hoch-Edlen gebohrnen / Geſtrengen Herrn Balthaſar Seyfrieden von Uchtrietz auff Daͤhmbe und Groſſendorff ꝛc. Seinem Hochgeehrten Herrn und groſſen Patrono. Und denn / Der Hoch-Edlen gebohrnen / Viel-Ehr und Hoch-tugendſamen Frawen Urſulæ Hundin / gebohrne Koͤckrietzin / auff Rauſſe / Unwuͤrde und Preſchkerdorff / ꝛc. Deßgieichen / Denen Hoch-Edel gebohrnen / Geſtrengen und Hoch-benambten Herren Wolff Caſpar von Hund auff Rauſſe und Preſchkerdorff; Roͤm. Kayſ. Maj: Hauptman; Herren Heinrich Wentzell von Hund auf Unwuͤrde ꝛc. So wol auch / Der Hoch-Edel gebohrnen / Viel-Ehr - und Hoch-tugendſamen Frawen Barbaræ Pfientzingin / gebohrne Hundin auff Schrieckwitz / ꝛc. Der ſeeligen Frauen Uchtrietzin hochgeehrten Frauen Mutter / geliebten Herren Bruͤdern / und noch eintziger geliebten Frau - en Schweſter /
Seinen auch Hochgeehrten Herren und Frauen als groſſen[Befoͤdern] Offeriret auff inſtendiges anhalten / mit treuhertzigen Wuntſch; das Gott Jhnen allerſeits viel Guttes thun wolle; Autor.
DEr HErr / der beydes unſe - rer Seelen und auch unſernSyr. L. v. 25. Leibern alles guttes thut / weil wir leben / im Tode /Pſa. CXVI. v. 7, 8. und auch nach dem Tode; Der HErr / der ſo wol der Seelen als dem Leibe der ſeelig-eingeſchlaffenden aldar in jhrem Sarge ruhenden Fraw Uchtrietzin guttes gethan / noch guttes thut / ja ewig gutt und wol thun wil: daß Er jhre Seele off - ters / ja noch in jhrer lezten Niederlage / duppeltes mal mit dem Edlen wahren Leib und Blut jhres Erloͤſers JEſu Chriſti ſpeiſen und traͤncken laſſen / biß Er die - ſelbe gar in den himmliſchen Freuden-Saal / als in das Land der Lebendigen / auff und angenommen / aldar Er jhr ein ewig wohl / jhren Leib wird weiter laſſen ſanfte ruhen und ſchluffen in der hier zu Diebahn / new erbaw - ten Adelichen Grufft / und jhn am Juͤngſten Tage wieder erwecken / mit der Seele vereinigen / und laſſen darauff16. v. 9. Wandeln im Lande der Lebendigen; Eben der HErꝛ / welcher iſt ein GOtt alles Troſtes / GOtt Vater / Sohn und Heiliger Geiſt / wohne uns anjetzo bey mit ſeinerB ijGnadeEhren-Troſt und Lebens-Baum. Gnade und hertzerquickenden Troſte / damit wir troͤſten koͤnnen die Betruͤbten und Leidtragenden / auf das wir Jhn auch deßwegen loben und preiſen moͤgen j[tz]t / und zu ewigen zeiten Amen.
ANdaͤchtige / Allerſeits anhero verſamblete Chriſt - liche Hertzen / zum theil auch nach dem willen GOTtes ins Leid und Betruͤbnuͤß geſezte; So fern ich gegenwaͤrtige hoch anſehnliche verſamlung jetzo in augenſchein nehme / ſo befinde ich alles zum Trauren und zum Klagen / zum Weinen und zum hertz-Chriſtlichen Mitleiden bereitet / und zwar ſolches nicht ohn Urſach. Denn da ſtehet in dieſem Diebahniſchen Adelichen Hoffe (von der Hoch-Edlen gebornen / Geſtren - gen / Viel-Ehrenreichen und Hoch-Tugendſamen Frawen Urſula Catharina Motſchelnietzin / ge - borne von Kreiſchelwitzin auf Diebahn / Stephans - dorff / Purſchwitz / ꝛc. ꝛc. verguͤnſtiget /) Da / ſag ich / ſtehet vor unſern Augen eingeſarget / die weiland Hoch - Edle geborne / Viel-Ehrenreiche und Hoch-Tugendſa - me Fraw Urſula Catharina / des Hoch-Edlen gebohr - nen / Geſtrengen Herrn Balthaſar Seyfrid von Uch - tritz auf Dahme / Groſſendorff / ꝛc. geweſenen Hertz - Allerliebſten Adelichen Eh-Schatzes / welche der Allge - waltige Gott abgewichenen 7 Novemb. im Alten jahre nach ſeinem geheimen Rhat / Vaͤterlichen willen und wohl - gefallen / durch ein ſeeliges Simeons ſtuͤndlein von der Muͤhſeligkeit / Unruhe und Kranckheit dieſes zeitlichen Le - bens abgefodert / und der Seelen nach / allbereit zur ſteten Ruhe und Frieden der Ewigen Seeligkeit eingenommen hat / der abgeſeelte Coͤrper aber jetzo auf der hinfart und /ChriſtEhren-Troſt und Lebens-Baum. Chriſt-Adelichen brauch nach / in den Orth / alß in die newerbaute Adeliche Grufft / allwo er allbereit geſtanden / ſol wiederumb getragen und beygeſetzet werden. Ehe nun das geſchiehet / ſo iſt es
1. Recht / das die ſeelige Fraw Uchtrietzin / ehe ſieI. Recht. beygeſetzet und beerdiget / noch einmahl zuvor betrawret werde / und zwarn zufoͤrderſt von jhrem Hoch-Adelichen und hertz-betruͤbten Herrn Wittwer / der wie Er ſie wol ſchon zum ofternmal beweinet und beklaget / ſo thut Ers noch auf heutigen tag da er ſeinem biß in Todt Trewgebliebenen Adlichen Eh-Schatz das Rhuͤmliche Begraͤbnuͤß ausrichtet / en welchem er j[tz]o kein groͤſſeres / lezteres Liebe[ſtü]ck in dieſer welt Jhr kun bezeigen / als mit Ausrichtung eines ehrlichen und hoch vnſehlichen Begraͤb - nuͤß. Euch allen ſage[ich]/ die jhr voruͤber gehet / ſchawetThren: 1. v. 12. doch und ſehet / ob auch irgend ein Schmertz ſey / wie mein Schmertz / der mich troffen hat / denn der HErr hat mich voll Jammers gemacht / an dem Tage ſeines Grimmigen Zorns. Das ſind worte / die wohl die Tochter Zion / alß ſie Gott in groß Elend geſetzet / gebrauchet / und in Klag - Liedern Jeremiæ zu leſen; Aber auch gar wol von dem16. hertzbetruͤbten Herrn Witwer koͤnnen gebrauchet wer - den: Euch allen / ſpricht Er / ſage ich / die ihr hier ſtehet / ſchawet doch und ſehet / ob irgend ein Schmertz ſey / wie mein Schmertz / der mich troffen hat / denn der HErr hat mich voll Jamers gemacht an dem tage ſeines Grim - migen Zornes.
1. Billich iſt es auch / das die Seelige Fraw Uch - tritzin ehe ſie beygeſetzet und beerdiget / noch einmahl zu -2. Billich. vor bethrenet werde von jhrem einzigen Lieben Adeli - chen Soͤhnichen. Ob ſchon das liebe Kind der Seeligen Fraw Mutter bald den Morgen / alß ſie in der nacht ver -A ijſchiedenEhren-Troſt und Lebens-Baum. ſchieden / vor das Bette tretende / ſeiner gewohnheit nach / bald zurieff und ſchrie: Fraw Mutter / Fraw Mutter / und aber keine Muͤtterliche ſtimme ihm ward / hat es er - baͤrmlichen anfangen zu ſchreien / daß man ſich ſeiner / diePſ. XXVII. v. 10. es gehoͤret / erbarmen muͤſſen. Ach! Meine Mutter ver - laͤſſet mich: So leſſets dochnoch ſein weinen nicht / denn man es uͤberlaut hat hoͤren weinen. O du Liebes Kind und Soͤhnichen ſo un verſtendig du biſt / ſo viel deſto mehr locketeſt du deinem Hochgeehrten Herrn Vater Threnen herauß / mit deinem ſchreien und weinen!
3 Natuͤrlich iſt es auch / daß die Seelige Fraw Uch - trietzin / ehe ſie beygeſezet und beerdiget / noch einmahl zuvor bethrenet werde von jhrer Altverlebten Frawen Mutter. Ach zu wie vielem Creutz / Ungluͤck und Traw - ren erhelſt du mich / O du lieber GOtt! Dencket ſie jtzt / ich hette es mir wol nicht eingebildet / daß ich ein Kind nach dem andern ſolte zu Grabe ſchicken / und mit wimmerlaͤch - tzenden Hertzen / naſſen Augen / und windenden Haͤnden / hinter dem Sarge hergehen. Natuͤrlich iſt es auch / daß die Seelige Fraw noch einmahl bethrenet / alß beerdiget wer - de / von jhren hinterlaſſenen lieben Adlichen Geſchwiſter /2 Sam: I. v. 26. die da die worte Davids nehmen und ſagen: Es iſt unß Leid umb dich / liebe Schweſter / wir haben groſſe Frewde und Wonne an dir gehabt / deine Liebe iſt unß ſonderli - cher geweſen / denn Frawen Liebe. Heute bleibe auch nicht auſſen die Seelige Fraw Uchtritzin / noch einmal zube - threnen / viel andere jhr im Leben ergebne Bluts - und Muths-Freunde / mit denen ſie aufrichtig umbgegangen / die jhr aufrichtiges Gemuͤth / nach der gnuͤge / erkennet / die beklagen ſie heute ingeſambt / daß Sie numehr einer ſol - chen Liebwerthen Freundin entberen muͤſſen / dieweil esheiſtEhren-Troſt und Lebens-Baumheiſt / wie Auguſtin ſaget: Impoſſibile eſt, ut Ejus MorsAuguſtin amara non ſit, cujus vita dulcis eſt & fuit. Jch zwar meines theils (umb verhuͤttung ſtinckender Heuchelei wil - len) muß bekeñen / daß es mir Leid umb die Seelige Fraw Uchtritzin / den ich weis / daß wir an jhr gehabt eine recht Gottergebene frome Beterin und zuhoͤrerin Goͤttlichen Wortes / wie ſie es bewieſen / ſo offt ſie in unſerer Winzi - giſchen Kirchen geweſen / ſie hat wohl gewiß mit jhrem Ge - beth wieder den Ries geſtanden. Man hat gewiß an jhr gehabt eine fromme Sara / die Abraham der GeiſtlicheGẽ: XXIII. Stand billich im Trawer-Mantel beklaget. Man hat an jhr eine frome Judith / die alle jhre Unterthanen von groß und klein Beweinen / und Trawerkl[e]ider anziehen. Man hat an jhr gehabt eine fromme Tabea die voller gu -Act: IX. v. 36. ter Wercke und Almoſen geweſen. O wie viel Arme leute giebet es heute auf der ſeite / die die Seelige Fraw Uchtritzin beklagen! der Augenſchein giebets in dem jtzo allererſt gedachte Perſonen in der reihe nacheinander da ſtehen und ſagen: Wir ſind Waiſen / wir haben keinen Schatz / wir haben keine Mutter / ꝛc.
O des groſſen Betruͤbnuͤß und Elendes! Auf das ich aber meiner Klagworten ein ende mache / zu dem ende ich auch nicht alleine bin her getreten / und daß[jenige] ergreiffe / warumb ich bin erſuchet wordẽ / nemlich etzliche worte ausPſalm. CXVI. v. 7, 8, 9. dem 116 Pſalm zu erklaͤren / als wolle ein Chriſtliches Auditorium ſolche anhoͤren / beſtehende im 7 / 8 / 9 verß.
SEy nun wieder zufrieden meine Seele / denn der HErr thut dirguts.Ehren-Troſt und Lebens-Baum. guts. Denn du haſt meine Seele aus dem Tode geriſſen / meine Au - gen von den Threnen / meinen Fuß vom gleiten. Jch wil wandeln fuͤr dem HERren / im Lande der Leben - digen.
ALs der Vielgeplagte und volgedultige Creutztraͤger Hiob ins groͤſte Elend gerathen / daß er nicht alleinibid: c. II. v. 7, 8. ſein Haab und Gut ſondern auch ſeine Kin - der verlieren muſte / und dazu auch an ſeinẽ eigenem Leibe mit unterſchiedenen Geſchwuͤr / in der Aſchen ſietzende ſich beleget fand / das gewiß kein ſchlechtes Hauß-Creutz geweſen / ſind drey ſeine Freunde zu jhm alßib. v. 11, 12 Eliphas von Theman / Bildad von Stach / und Zophar võ Naema jhn zu klagen und zu troͤſten kommen / da fenget einer dies / der ander ein enders an jhm / alß wenn er et -Ca. XI. v, 14, 15, 16. 18. 19. wan mit heimlichen ſunden / ſolche ſtraffe GOTtes verdienet / vorzuhalten. Zophar ſaget außdruͤcklich: Wenn du die untugend / die in deiner Hand iſt / haͤtteſt fer -neEhren-Troſt - und Lebens-Baum. ne von dir gethan / das in deiner Huͤtten kein Unrecht bliebe / ſo moͤchteſtu dein Antlitz auffheben ohne tadel / und wuͤrdeſt feſt ſein / und dich nicht fuͤrchten / und duͤrf - feſt dich des troͤſten / das Hoffnung da ſey / und wuͤrdeſt mit Ruh ins Grab kommen. Der frome Hiob antwor -ib. C. XII. à v. 1[us]q́; ad 6. tet aber / und ſpricht: Ja jhr ſeid die Leute / mit euch wird die Weißheit ſterben. Jch habe ſo wol ein Hertz als jhr / und bin nicht geringer denn jhr / und wer iſts / der ſolches nicht wiſſe. Wer von ſeinem Nechſten verlachet wird / der wird Gott anruffen / der wird jhn erhoͤren / der Ge - rechte und Frome mus verlachet ſein / und iſt ein veracht Liechtlein fuͤr den Gedancken der Stoltzen / ſtehet aber daß ſie ſich daran aͤrgern. Jn welchen worten er ein Contrafactur machet / und weiſet
1 Superborum Proprietatem, die Art und Eigen -1 Superbo - rum Pro - prietatem. ſchafft aller ſtoltzen Gemuͤther / ſo ſich fuͤr klug achten / und einbilden / es ſey alle Weißheit bey jhnen / ſie werde wol auch mit jhnen ſterben / verachten jederman / und trei - ben ſonderlich ein ſpott mit den Fromen / die jhnen muͤſ - ſen ein veracht Liechtlein ſein. Er zeuget aber auch
2 Oppreſſorum animoſitatem, worauff ſich ſolche2 Oppreſſo - rum ani - moſitatem gepreßte Leute zu verlaſſen / auff niemanden anders / als auff GOtt / dehn ſie anruffen / und Er ſie gnaͤdig erhoͤren und erretten werde.
Einen ſolchen Hohmuth und Spot der Gottloſen hat Koͤnig David auch erfahren muͤſſen / wie er ſich in ſeinen Pſalmen hin und wieder hoͤren laͤſſet / ja faſt kein Pſalm zu finden / darinnen er nicht zu GOtt ſchreyet / als im 1 Pſ. Wol dem / der nicht wandelt im Rath derPſ. I. v. 1. ſeqq. Gottloſen / noch tritt auff den Weg der Suͤnder / nochPſ. II. v. 1. ſeqq. ſitzet / da die Spoͤtter ſitzen / ꝛc. Jm 2 Pſ. Warumb tobenBdieEhren-Troſt - und Lebens-Baum. Pſ. III. v. 1, ſqq. die Heyden / und die Leute reden ſo vergeblich / ꝛc. Jm 3 Pſ. Ach HERR / wie iſt meiner Feinde ſo viel / und ſe - tzen ſich ſo viel wider mich / viel ſagen von meiner See - le / ſie hat keine huͤlffe bey GOtt / Sela. Das iſt ein Pſalm / deſſen uͤberſchrifft lautet: Ein Pſalm Davids /Pſ. IV. v. 1, 3. ſqq. da er floh fuͤr ſeinem Sohn Abſalom. Jm 4 Pſ. Weñ ich ruffe / erhoͤre mich / GOTT meiner Gerechtigkeit. Lieben Herren / wie lange ſoll meine Ehre geſchaͤndet wer - den / wie habt jhr das Eitel ſo lieb / und die Luͤgen ſo ger - ne / Sela. Aus welchen ſeinen Reden wir ſo viel abneh - men koͤnnen / daß es jhm an der Seelen weh gethan / daß er an ſeinem Sohn / an ſeinen vorigen trewen Rhaͤthen dies erleben ſollen / und was jhm mehr vor Creutz unter handen kommen / daß er faͤnget an zu ſchreyen: Stricke des Todes hatten mich umbpfangen / und Angſt der Hoͤl - len hatten mich troffen; Jch kam in Jammer und Noht; Ach! Chriſtliche Hertzen / das iſt eine erbaͤrmliche Kla - ge / dencket jhme nach. Gewiß / alle euſerliche Pein iſt gegen der Seelen Angſt nur das Abc, daher der Hei -Ambroſiꝰ: lige Ambroſius geſchrieben: Nullus major eſt dolor, qvàm is, qvi Peccati mucrone vulnerat conſcienti - am, neq̀; ullum gravius eſt onus qvàm Peccatorum Sarcina & Pondus Flagitiorum. Es iſt kein ſchaͤrf - ferer Schmertz / als der / ſo das Gewiſſen mit der Suͤn - denſpietze verwundet / und iſt auch keine Laſt ſchwerer / als der Suͤnden Buͤrde / und die Laſt der Untugenden. UndAbrab. Bucholze - rus: Abrah. Bucholzerus ſaget fein: Una Guttula malæ conſcientiæ conturbat totum mare gaudiorum huma - norum. Ein eintziges troͤpfflein eines boͤſen Gewiſſens / verterbet und betruͤbet ein gantzes Meer voll menſchli - cher Freude. David / nach dem er geklaget: StrickedesEhren-Troſt - und Lebens-Baum. des Todes hatten mich umbfangen / und Angſt der Hoͤl -Pſ. CXVI. v. 3. len hatten mich troffen / ich kam in Jammer und Noth / ſo erkennet er bald darauff / das Gottes erkentnis die rech - te weißheit ſey / ob ſie gleich verachtet werde / ſo habe ſie doch jhre herrliche belohnung / darumb er nun nicht allei - ne ſeine Seele angeredet: Sey nun wieder zu friedenib. v. 7. meine Seele / denn der HERR thut dir guts / ꝛc. ſon -v. 4, 5, 6. dern auch vor dieſen worten ermuntert er ſich; Aber ich rieff an den Nahmen des HErren / O HERR / errette meine Seele. Der HERR iſt gnaͤdig und gerecht / und unſer GOtt iſt barmhertzig / der HERR behuͤttet die Einfaͤltigen / wenn ich unten liege / ſo hielffet Er mir. Was iſt das anders / als das David weiſet
1 Precum Exauditionem, die Erhoͤrung des Ge -1 Precum Exauditi - onem. bets.
2 Auxilii divini Feſtinationem, daß GOtt eyle2 Auxilii di - vini Feſti - nationem. zuhelffen. Deſſen wil er nun gar gewiß ſein / und ſo uͤ - bergewiß / daß er ſein Hertz gar außſchuͤttet: Sey nun wieder zu frieden meine Seele / denn der HERR thut dir guts.
Dieſen herrlichen Spruch hat nun auch ergrieffen die wohl ſeelige Fraw Uchtritzin / des Hoch-Edlen ge - bohrnen / Geſtrengen Herren Balthaſar von Uchtrietz auff Dahme und Groſſendorff hertzliebſter Ehſchatz / hat ſich mit ſolchen in jhrem gantzen Leben / ſonderlich in jh - rer langwierigen ſchweren Kranckheit getroͤſtet und er - quicket / und jemehr Sie dieſen worten nachgedacht / je - mehr nachdencken wollen. Wiewohl der wohlſeeligen Frau Uchtritzin gar ſehr viel Bibliſche Spruͤche bekand wahren / ſo hatte ſie doch an dieſem / wie auch in dem an - dern Leichtext / der jetzo in jhrer rechten Ehren-PredigtB ijwirdEhren-Troſt - und Lebens-Baum. wird erklaͤret werden / jhre beſondere hertzensluſt. Den auffgetragenen nehme ich nun / und mache darauß
Einen Ehren-Troſt - und Lebens-Baum / deſ - ſen allezeit gruͤnende ſpietze biß an Himmel rei - chet / auch ſonſten auff allen ſeiten gruͤnet und bluͤhet / dehn ſetze ich bey jhrer alhier in Die - bahn newerbaute Adeliche Grufft / und wor - unter die wohl Seelige Fraw Ucherietzin ſich befunden / geruhet / und der edlen Fruͤchte ge - noſſen / jhre Seele hiemit zufrieden geſprochen / biß Sie endlichen geſaget: Nun ich wil wan - deln fuͤr dem Herren / im Lande der Leben - digen: Worunter noch ein Chriſtglaͤubiger Menſch ſich befinden kan / ſeine Seele zu frie - den ſprechende / biß er auch endlich ſaget: Jch wil wandeln fuͤr dem Herren / im Lande der Lebendigen.
ANlangende nun den Ehren-Troſt - und Lebens - Baum / der zuſetzen bey die zu Diebahn new erbau - te Adeliche Gruſſt / vor die Seelige Fraw Uchtrie - tzin / ſo hanget daran ein Taͤfflichen / und ſtehen dieſe wor - te mit groſſen Buchſtaben geſchrieben:
Der Menſch beſtehet von zweyen ſtuͤcken / als von Leib und Seele. So viel edler aber die Seel / als der Leib / ſo viel edler ſind auch die Wolthaten. Ob nun wol zum anfange koͤnten unterſchiedene ſchoͤne Diſcurſe, und die auch unter einem gruͤnen Baum anzuhoͤren / ſo unange - nehm nicht wuͤrden fallen / vorgebracht werden; Als / ob mehr als eine Menſchliche Seele ſey? Was des Men - ſchen Seele eigentlich ſey? Woher die vernuͤnfftige See - le anfaͤnglich jhren Urſprung habe? Wo die Seele ſey / und im Leib jhren Sitz habe? Woher die Seele jhren Nahmen habe? Und viel andere mehr / von welchen Fra - gen allen Matthæus Hed’er / Pfarr zu Langefeld / in ſei - nem alſo genennten Buͤchlein der Unſchetzbahre See - lenſchatz ſchreibet: So ſtele es nicht allein zu lang / ſon - dern ich befuͤrchte mich auch / das ich bey einem und dem andern ein Tædium erwecken moͤchte / der mir in ſeinem Gemuͤtte opponirte und gedaͤchte: Was helt er ſich ſo gar zulange bey dem woͤrtlein Seele auff / man weis ja gar wol / das die Seele des Menſchen ein vernuͤnfftigerDeſinitio Theologi - cæ ænimæ. Geiſt ſey / mit jhrem Leib vereiniget / dehn Sie annimmet und regieret ſelbſtſtendig und unſterblich / wenn Sie gleich von jhme abgeſondert iſt.
Dieſe Beſchreibung laͤſſet ſich ſonſten von andern Thieren nicht reden. Denn / was etwan an etlichen Thie - ren verſpuͤhret wird / iſt mit nichten Ratio, die kluge Ver - nunfft / ſondern nur Sagacitas, wie es Cicero nennet /B iijEineEhren-Troſt - und Lebens-Baum. Eine Geſcheidigkeit oder Geſchwindigkeit der euſerlichen und innerlichen Sinne / oder ein inſtinctus und Trieb jhnen von der Natur eingepflantzet.
Gar lieblich wehre auch unter dieſem gruͤnen Baum weitleufftig anzuhoͤren / und lieſſe ſich hievon diſcuriren, als es das woͤrtlein Seele zum anfang mit ſich braͤchte: An anima ex traduce? Ob der Menſch / beydes nach dem Leibe und nach der Seelen zugleich von den El - tern herkomme? Welches zubehaubten wehre mit einemHiob. XIV. v. 1, 2. Ja. Denn weñ Hiob ſaget; Der Menſch vom Weibe gebohren / lebet eine kurtze Zeit / und iſt voll Unruhe. So ſpricht er ja nicht / daß der Menſch nach dem Leibe allei - ne vom Weibe gebohren / ſondern vom gantzen Men - ſchen bekennet ers / daß Er herkomme vom Weibe. De - rowegen / wie GOTT der HERR da Er die HevamGen. II. v. 21, 22. erſchaffen / gantz aus Adam erſchuff mit Leib und der See - le: Eben alſo geſchiehet es auch / das aus dem gantzen Menſchen herkomme der gantze Menſch / nach dem Lei - be und nach der Seelen / wie ein Licht vom Lichte wird angezuͤndet / und dieß meinet die Heilige Schrifft / wennGen. XLVI der Ertzvater Jacob / Gen. 46. ſpricht / daß er mit 70 Seelen in Egypten kommen ſey / die aus ſeinen Lenden waren kommen / da denn nicht dunckel / ſondern klar ge - nug angedeutet wird / das auch des Menſchen Seele her - komme von Eltern.
Dieſes alles wuͤrden luſtige Diſcurſe geben / ſolche weitleufftiger zu beſchreiben und anzuhoͤren / meinete ich / wuͤrde die Zeit nicht zu lang fallen; Alleine es iſt mir auff - getragen / die verleſene Davidiſche worte zuerklaͤren / worauß ich einen Ehren-Troſt - und Lebens-Baum zuſetzen mir vorgenommen / zu dieſem komme ich / undweilEhren-Troſt - und Lebens-Baum. weil ich / du / und wir alle / nicht mehr als eine weſentli - che Seele haben / ſo wil uns eignen und gebuͤhren / ja wol zuzuſehen / daß wir dieſe unſere eintzige Seele wol in acht nehmen / denn daran hanget alle unſere wolfarth / ja die ewige Seeligkeit / wenn das nicht geſchehen ſolte / ſo wuͤr - de es ſchlecht mit uns beſtellet ſein / ja wohl in alle Ewig - keit daruͤber zu klagen und zu leiden haben. BohemusV. Bohemi Theolo - gic. Con - templat. Hominis. in ſeiner Theologica Contemplatione Hominis ſetzet / wenn er tractiret die Frage / warumb der Menſch dem Handel und Lehre von der Seelen ſtets nach dencken ſol - le? das es ſolle geſchehen
Ariſtoteles ſaget / das es diene πρὸς ἀλήθεειαν ἅπασαν, zu aller Warheit. Jſt was viel / aber ſehr wol von einem Heyden geredet. Denn es ſtecket viel hinter des Men - ſchen Seele und derſelbten Kraͤffte / das faſt das gantze univerſum und die groſſe Welt darinnen begrieffen iſt. Aber wo komme ich hin / es iſt dieſes Ortes nicht alſo weit zugehen: Ein Menſch / der ſeine Seele recht erken - net / der verwundert ſich ſelber Gottes Werck / Guͤtte / Gnade und Barmhertzigkeit / und es gehe wie es kan / er ſage aus dem 62 Pſalm. Meine Seele iſt ſtille zuPſ. LXII. v. 1. GOtt / der mir hielfft / i. e. iſt zu frieden / laͤſſet GOTT walten / murret und tobet nicht / leidet ſich / und harret / wie es Luth. ad Marg. erklaͤret! Solches ſoll nun geſche - hen / ſo lange die Seel in uns iſt / und wir auff ErdenlebenEhren-Troſt - und Lebens-Baum. Bernhar - dus: Tem - pus Hoc animabus, non cor - poribus eſt aſſi gna - tum. leben / wie Bernhardus redet: Tempus Hoc animabus non corporibus eſt aſſignatum. Dieſe Zeit auf Erden iſt der Seelen / und nicht dem Leibe zugeeignet. Mit ſeiner Seelen ſol ein Chriſtliches Hertz ſtets zu thun ha - ben / daß er ſie verſorget wiſſe / deñ es iſt das edelſte Theil des Menſchlichen Lebens. Zu welcher Zeit David die - ſe worte geredet / und ſeine Seele zufrieden ſprechen wol -V. Rudin - ger. len / kan man Rudingerum zu rahte ziehen / der ſetzet von gefaͤhrligkeiten und Creutz / darinnen David gelebet / und mit ſolchem befallen geweſen / das daruͤber ſeine liebe Seele wollen unruhig werden / wie er es denn anderwerts in dielen Orten / in ſeinen Pſalmen auch thut / abſonder -Pſ. XLIII. v. 5. lich im bekanten 43 Pſ. Tu verò anima mea qvid con - ficis te ægritudine, qvid ipſa te crucias? qvid intus tumultuaris inqvicta, ſpera in DEUM. Was betruͤb - ſtu dich / meine Seele / und biſt ſo unruhig / ꝛc. Mit ſei - ner Seelen hat David ſo viel zuthun / ſie zubefriedigen / als ein Vater oder Mutter mit dem Kinde / wenn es unruhig / daß ſie es wieder zu rechte bringen / da fallen unterſchiedliche liebliche Reden: ebener maſſen gehet ſo David mit ſeiner Seelen umb: Sey nun wieder zu frie - den meine Seele. Es iſt
Wie von allen dreyen zu reden wehr / wenn ich nicht ein ander Taffel / an dem Troſt-Baum hangende / erſehe / die drauff ſtehende Schrifft auch abzuleſen / ſtehet wenn wir zuvor nachdenckende der Seeligen Fraw Uchtrietzin Seelenſorge betrachten / die Sie jhr gewiß beſter maſſendieEhren-Troſt - und Lebens-Baum. die gantze zeit jhres Lebens hat laſſen angelegen ſein / wenn Sie gemercket / daß jhre Seele
wollen unruhig werden / allermaſſen Sie des Creutzes keinmahl koͤnnen uͤberhaben ſein; alles andern zuge - ſchweigen / ſo nehme man nur ab / was Sie wol mag da vor kummer und Angſt gehabt haben / als Sie dieſes mit jhrer eignen Hand auffgeſchrieben / welches auch ietzo in Perſonalien wird weiter gehoͤret werden; Wie haben mir doch die dicken Angſt-Wolcken den klaren Gnaden - Himmel verdecket / O GOtt! wie hat es das anſehen / als wolſtu mich verlaſſen / warumb tritteſtu doch ſo ferne / und verbirgeſt dich zur zeit der Noth? Warumb wiltu denn ſo hart gegen mir ſein? Haſtu mich denn verworf - fen? Oder haſtu einen Eckel an mir? Haſtu denn / Gott / vergeſſen gnaͤdig zu ſein / und deine Barmhertzigkeit im Zorn verſchloſſen? Es hat mich betroffen Jammer und groſſe Noth. Meine leibliche Mutter jammert zwar mein Elend / wolte mir auch gerne helffen / aber es ſte - het nicht in jhren Kraͤfften. Ach! wie nun zuthun in die - ſer meiner Noth? Auff / auff / meine Seele / ermuntere dich.
Dieſe worte geben ja klar gnug an tag / daß die ſee - lige Fraw Uchtrietzin bey Ankommung groſſer Angſt / die ſich als grauſame Feinde vielmahl bey jhr außgege - ben / vor jhre Seele geſorget / und iſt jhr groͤſter Kummer in aͤngſten geweſen / wo ſie dieſelbe hinthue / daß ſie wohlCverwah -Ehren-Troſt - und Lebens-Baum. verwahret ſein moͤchte. Die Seele iſt freylich / als nur allererſt gedacht / wie ein Kind; wie ein Kind ſich nicht eher / wenn es ſich erzuͤrnet / zu frieden giebet / man halte jhm denn was ſchoͤnes vor / entweder von guͤlden Gro - ſchen / oder Fruͤchte / Aepffel / Pomerantzen / darauff es ſein Aeuglein wendet / daſſelbe betrachtet / in betrachtung deſ - ſelbten / ſeine Gedancken verleuret / und endlich ergreif - fet: Alſo / nach dem David zu ſeiner Seelen geſpro - chen: Sey nun wieder zu frieden meine Seele; ſo haͤlt er jhr ſchoͤne Fruͤchte vor / warumb ſie ſich doch koͤn - ne und ſolle zu frieden geben; Denn der HErr thut dir guttes: Alſo hat auch die Seelige Fraw Uchtrie - tzin gethan / das geſchriebene auff der erſten Taffel / an dem Troſt-Baum abgeleſen / und jhre Seele ange - redet /
Darauff weiſet Sie nun gleichſam mit jhren Fingern auff die andere Taffel / an jhrem Troſt-Baum hangen -II. BENEFI - CIORUM DEI COM MEMO - RATIO. de; worauff folgende worte ſtehen
iſt eben dieſes / Denn der HERR thut dir guts.
Dieſer HERR iſt nun die Heilige Hochgelobte Drey - faltigkeit / wie man Sie aus dem geoffenbahrten WorteDevt. IV. v. 35. kan erkennen lernen / GOtt / nemblich JEHOVA, derEwigeEhren-Troſt - und Lebens-Baum. Ewige und Allmaͤchtige HERR / der Allerhoͤchſte iſtPſ. XC. v. 4 Er im Himmel und auff Erden. Ewig iſt Er / dennEſ. XLI, 4. Er hat weder Anfang noch Ende. Allmaͤchtig iſt Er /Eſ. XLIII. v. 10. Eph. III. v. 20. denn Er kan alles thun / was Er wil / im Himmel und auff Erden. Der Allerhoͤchſte iſt Er / im Himmel undPſ. CXLVII v. 4. Jer. XXXII, 17. auff Erden / denn ſeiner Gewalt muͤſſen unterworffen ſein alle ſeine Creatur und Geſchoͤpffe / wie Er Eſa. 45Pſ. CXIII. v. 4, 6. ſaget: Jch bin der HERR / und keiner mehr / der ich das Liecht mache / und die Finſternuͤß ſchaffe / der ich FriedeEſ. XLV, 7. gebe / und das Ubel ſchaffe / ich bin der HERR / der ſol - ches alles thut. Und Syrach 18 / Des HErren WerckSyr. XVIII v. 2, 3, 4, 5. kan niemand außſprechen / wer kan ſeine groſſe Wunder begreiffen? Wer kan ſeine groſſe Macht beweiſen? manJoh. III, 16. kan ſie weder wehren noch mehren / und kan ſeine groſſe1. Joh. IV. v. 16. Wunder nicht begreiffen. Dieſer HERR iſt Domi - nus diligens, ein liebreicher HERR / der uns liebet. Jer. XXXII v. 18. Denn GOtt iſt die Liebe. Er iſt Benevolus, guttwil - lig oder freywillig / Er kan nur nicht / ſondern Er wilThren. II. v. 25. uns auch guttes thun / wie ein Vater ſeinen Kindern gut - tes thut / wie einen ſeine Mutter troͤſtet / Er hat uns an -Pſ. CIII, 13. fangen zu lieben / ehe noch der Welt Grund geleget wor -Eſa. C. ult. v. 13. den. Welches zu beweiſen / wenn wir die Fruͤchte auff dieſem Troſt-Baum beſchawen und tragen. Es iſt lieb - lich und wol zu ſehen / wenn ein Baum voller ſchoͤnen Fruͤchte haͤnget / iſt eine ſchoͤn / die ander noch viel ſchoͤ - ner. Ach! Siehe
Hier koͤnte wol viel geſaget werden de Beneficiis Cor -Beneficia Corpora - lia. poralibus, von den leiblichen Wolthaten / derer ſehr viel ſind / die der HERR uns taͤglich erzeiget. Gedencket /C ijChriſt -Ehren-Troſt - und Lebens-Baum. Chriſtliche Hertzen / was wuͤrde es vor ein Jammer-we - ſen ſein / wenn nur einen einigen Monat / zugeſchweigen eines Jahres und mehres / die liebe Sonne und Mond nicht ſcheinen ſolte / ſolten wir uns doch viel lieber den Todt / als das Leben wuͤntſchen. Unſer lieber GOttV. Geneſ. hat ordentlich und weißlich Himmel / Erden / Sonn und Mond erſchaffen. GOtt erhelt auch alle Creatu - ren noch heute in jhrem Stande und Lauff. Von ſol - chen leiblichen Wolthaten redet nun hier David nicht / deren wir uns offters erinnern ſollen / und GOtt taͤglichBeneficia Spiritualia davor dancken; Sondern de Beneficiis Spiritualibus, von den Geiſtlichen Wolthaten und Guͤttern / die der Seelen wiederfahren. Voller Seelen-Fruͤck te hanget dieſer Troſt - und Lebens-Baum. GOTT der Vater wird uns beſchrieben
GOtt der Sohn wird beſchrieben im Andern Arti - ckel des Chriſtlichen Glaubens / dahin auch die worte gehoͤren / Du haſt meine Seele aus dem Tode ge - riſſen /
welches der ErtzEngel Gabriel zur Jungfraw Maria außgeredet; Du wirſt ſchwanger werden im Leibe / q. d. Chriſtus wird ſeine Menſchliche Natur nicht mit ſich vom Himmel in den Leib Mariæ bringen / ſondern von deinem geheiligten Fleiſch und Blut / wil Er wahre Menſchliche Natur / Leib / Seele und alle GliedmaſſenanEhren-Troſt - und Lebens-Baum. an ſich nehmen / darumb Er auch bald / in der erſten Eng -Gen. III. v. 15. liſchen Paradieß Verheiſſung / ein Weibes Saamen ge - nennet wird / doch ohne verletzung jhrer Jungfraͤwlichen Zucht und Ehren / welches vorgebildet worden durch den gruͤnen Puſch der da brandte / und doch nicht verbrand -Exod. III. v. 3. te. Das Chriſtus auch wahrer ewiger Chriſtus / All - maͤchtiger Gott ſey / bezeiget der Engel: Er wird groß / und ein Sohn des Hoͤchſten genennet werden / undLuc. I. v. 32, 33. GOtt der HERR wird Jhm den Stuel ſeines Vaters Davids geben / und Er wird ein Koͤnig ſein uͤber das Hauß Jacob ewiglich / und ſeines Koͤnigreiches wird kein Ende ſein. Dieſe letztere worte koͤnnen von jrrdiſchen verg[aͤnglich]en Sachen nicht verſtanden werden / ſondern[von ewigen]Beſtaͤndigen. Nun aber iſt nichts ewig / denn GOtt / und was GOtt zugehoͤret / derowegen ſo muß auch dieſe Perſon Ewig /Pſ. CII. v. 13, 26, 28. Allmaͤchtig und Goͤttlich ſein / dieſe andere beſchriebene Perſon in dem einigen Goͤttlichen weſen hat nun unſerPſ. II. v. 8 Seelen aus dem Tode geriſſen. Wodurch? Per Re -Dan. II. v. 44. demtionem, durch die Erloͤſung / wie der groſſen Gut - tes-thuung in dem Andern Artickel gedacht wird; welchesRom. III. v. 25. nicht anders ſind als Edle Fruͤchte an dem Lebens-Baum hangende. Dieſes koͤnnen wir beſſer nicht behalten / als wenn wir es eintheilen / und ſehen auff die BeneficiaBeneficia Præterita, Præſentia, Futura. Was der HErr Chri - ſtus allbereit verrichtet / was Er jetzo nach verrichtetem Leiden thut / und was ein Jeder noch von jhm zugewar -1. Præterita ten. Was belanget Præterita, was der HErr Chri - ſtus umb meinet / deinet und eines jeglichen willen ver - richtet uns zuerloͤſen / unſere Seelen aus dem Tode zureiſſen / ſo ſehet nur an die neben bey haͤngende Taͤff -C iijlichen /Ehren-Troſt - und Lebens-Baum. 1 Paſſio. lichen / als auf einem ſtehet das woͤrtlein Paſſio, ſein ſchmertzliches Leiden / daß Er uͤber ſich ergehen laſſen / beydes an ſeinem Leibe / und an ſeiner Seelen / welchesMatth. XXVI, 1. mit mehren zu leſen ſtehet in der gar troͤſtlichen Geſchicht und Hiſtoria von ſeinem bittern Leiden und Sterben. Marc. XIVMeine Seele iſt betruͤbet biß in den Todt. Mein Gott /Luc. XXII Mein Gott! warumb haſtu mich verlaſſen / darauß duJoh. XVIII Chriſtlich Hertz kanſt ſchlieſſen / daß dir GOtt numehr gram nicht koͤnne ſein / weil Er zu ehren ſeiner Majeſtaͤt / das aller groͤſt im Himmel und Erden auff uns gewen - det hat / nemlich / ſeinen geliebten Sohn Chriſtum. Der iſt nicht allein vom Heiligen Geiſt empfangen / gebohren von der Jungfrauen Maria / gelitten; ſondern wir ſehen auch ein anders dabey haͤngendes Taͤfflichen / und auff demſelbten angeſchrieben
2 Crucifixio, ſeine ſchmertzliche Creutzigung / dehrer die Ehrne Schlange ein Vorbild geweſen / welche Er darumb willig auff ſich genommen / damit Er am Holtze1. Petr. II. v. 24. buͤſſete / was unſere erſte Eltern am Holtze geſuͤndiget hatten / und eben darumb iſt Er ein Fluch fuͤr uns wor -Gal. III, 5. den / damit Er uns vom Fluch des Geſetzes erloͤſete.
Auff dem dritten Taͤfflichen ſtehet animæ exhalatio, daran Er am Stamm des Creutzes verſchieden / ſeinen Geiſt auffgegeben / dadurch Er uns nicht alleine von demOſ. XIII. v. 14. ewigen Todt erloͤſet / nach den worten / Du haſt meine Seele aus dem Tode geriſſen; ſondern auch den zeitlichen Todt in einen lieblichen Schlaff verwandelt / ja uns auch lehren wollen / wie wir auff ein ſeeliges Ende bedacht ſein / und unſer Leben alſo ſchlieſſen ſollen / damit wir wol fah - ren.
Der Taͤfflichen ſind noch etzliche / da denn auff demVierd -Ehren-Troſt - und Lebens-Baum. Vierdten ſtehet Corporis in Terrâ poſitio, Sein Be -in terrâ poſitio. graͤbniß / daß er nicht alleine geſtorben / ſondern auch be - graben / und damit hat Er unſere Grabſtaͤdlein zur liebli - chen Ruh und Schlaffkaͤmmerlein eingeweihet / das es numehr mit frommen Chriſten / nach jhrem Abſterben heiſſet: Gehe hin mein Volck in eine Kammer / undEſa. XXVI. v. 23. ſchleus die Thuͤr nach dir zu. Und 57 dieſes Propheten: Die Gerechten werden weggerafft fuͤr dem Ungluͤck / undib. LVII. v. 1, 2. die richtig fuͤr ſich gewandelt haben / kommen zum Frie - de.
Seele / ſiehe uͤber dich / was auff dtm 5ten Taͤffli -5 Ad inferos aſcenſio. chen ſtehet: Ad inferos Aſcenſio, Seine Hellefarth / nicht daß Er daſelbſt von den boͤſen Geiſtern etwas mehres erlitten / ſondern daß er ſich jhnen als ein Victor1. Cor. XV. v. 55. und Uberwinder offenetlich erzeigete / und mit der that erfuͤllete / was die Propheten von Jhm gleichſtimmig ge -Eph IV, 10. weiſſaget. Er hat dem Starcken ſeinen Pallaſt genom -Luc. XXIV v. 45. men / und den Raub außgetheilet / daß wir frewdentlich zur Heiligen Oeſterlichen zeit ſingen: Alſo heilig iſt derib. c. XI. v. 23. Tag; Das jhn niemand mit Loben erfuͤllen mag; denn der einige Gottes Sohn / ꝛc:
Auff dem 6ten ſtehet / Reſurrcctio, Seine froͤliche6 Reſur - rectio. Aufferſtehung am dritten Tage vom Tode / nach dem Vorbild Jonæ / maſſen Er ſeinen Juͤngern auch ſelberJon. 1. offters davon geſaget / und am meiſten auff ſeiner letztenMatth. XII. v. 40. Reiſe / uns zum Troſt / daß wir auch im Grabe nicht ſollen bleiben / ſondern wiederumb aufferſtehen / wie die Chriſt - liche Kirche ſinget? Weil du vom Todt erſtanden biſt / werd ich im Grabe nicht bleiben / ꝛc. Und er ſpricht ſel -Joh. XIV. v. 19. ber / Ego vivo, & vos vivetis, Joh. 14. Jch bin die Auf -Joh. XI. v 25, 26. erſtehung und das Leben / wer an mich glaͤubet / der wirdleben /Ehren-Troſt - und Lebens-Baum. leben / ob er gleich ſtuͤrbe / und wer da lebet / und glaͤubet an mich / der wird nimmermehr ſterben.
Der Taͤfflichen finden ſich mehr / und zwar auff dem7 Aſcenſio ad Cœlos 7den ſtehet: Aſcenſio ad Cœlos, Seine Siegreiche und froͤliche Himmelfarth / hievon hoͤren wir zu ſeiner Zeit. II. Beneficia præſentia. Und das ſind die Beneſicia præterita.
Was betrifft die præſentia, was Chriſtus denn je - tzo thue und verrichte im ſtande ſeiner Erhoͤhung. Da wird[uns ſeine] Majeſtaͤt und Herrligkeit zu gemuͤthe ge - fuͤhret / darzu er gelanget iſt ſuâ Aſcenſione, ad Dexte - ram Patris Seſſione. Was ingleichen durch das ſietzenRom. IIX. v. 34. zur Rechten ſeines himmliſihen Vaters / zuverſtehen / hoͤret man zu anderer zeit. Da iſt er nun nicht muͤſſig / ſondern wie Paulus ſager: Chriſtus ſitzet zur Rechten Gottes / und vertritt uns.
Es bittet der Sohn Gottes / Chriſtliche Hertzen / GOtt ſeinen himmliſchen Vater / daß er uns wolle er - halten / damit wir in dieſer argen Welt durch des Teuf - fels Liſt und Gewalt nicht moͤgen verfuͤhret werden / daßRom. XVI. v. 20. er den Satan wolle unter ſeine Fuͤſſe treten. Denn eben daſſelbe hat er auch gebethen im Stande ſeiner Erniedri -Luc. XXII v. 31, 32. gung / Simon / Simon / ſiehe der Satanas hat ewer be - gehret / daß er euch moͤchte ſichten wie den Weitzen / ich aber habe vor dich gebeten / das dein Glaube nicht auff - hoͤre.
Es bittet der Sohn Gottes auch / das Gott der him̃ - liſche Vater uns wolle zeit zur Buſſe laſſen / und uns nicht alsbald auff friſcher that im Zorn verſchlingen. Luc. XIII. v. 6. ſeqq. Deſſen haben wir ein ſchoͤn Exempel an dem unfrucht - bahren Feigen-baum / welchen der Herr des Wein-ber - ges auszurotten in willens war / und ſprach zu ſeinemWein -Ehren-Troſt - und Lebens-Baum. Weingaͤrtner: Siehe / ich bin nun 3 Jahr alle Jahr kom - men / und habe Frucht geſucht auff dieſem Feygenbaum / und finde ſie nicht / hawe jhn abe / was hindert er das Land. Da trit der Weingaͤrtner hinzu / und ſpricht: HERR / laß ihn noch diß Jahr / bis daß ich umb jhn grabe und bedinge jhn / ob er wolt Frucht bringen / wo nicht / ſo haue jhn darnach abe. Wenn wir Buſſe thun / heiſſet es / du haſt meinen Fuß vom gleiten behuͤtet /Pſalm. 116. v. 8. daß wir durch ſeine Vorbit bey GOtt dem himmliſchen Vater / wenn wir ſchon eben grob geſtrauchelt und ge - glitten / wieder zu gnaden kommen. Wenn ſchon die Axt des Goͤttlichen Zornes den unfruchtbahren Baͤu - men an die Wurtzel geleget / daß ſie ſollen abgehauen / und ins helliſche Fewer geworffen werden; ſo bittet Chri -Matth. III v. 10. ſtus / GOtt wolle uns doch noch zeit zur Buſſe laſſen / er woll uns durch die ſcharffe Hippen des Geſetzes beſchnei - den / durch ſein heiliges Wort und Sacrament umbgra - ben und duͤngen / ob wir uns noch moͤchten bekehren / und Frucht bringen.
Drittens / bittet der Sohn Gottes auch vor uns / das uns Gott wolle gnaͤdig ſein / und auch die zeitlichen Straffen von uns abwenden. Alſo ſiehet der ProphetZachar. I. v. 8. ſqq. Zacharias einen Engel des HErren / welcher niemand anders war / als der Sohn Gottes / der bittet fuͤr die verſtoͤrete Stadt Jeruſalem / dadurch ſind nun jhnen die Threnen von jhren Augen abgewiſchet. O da von uns der liebe GOtt den verterblichen Krieg nahm / und der Allgemeine Friede ankam / da wahren uns auch gleich - ſam die Threnen von unſern Augen abgewiſchet.
Vierdtens / bittet der Sohn Gottes / daß GOtt der HErr / wenn wir numehr in letzten Zuͤgen liegen / und von dieſer Welt abſcheiden ſollen / uns ein ſeeligesDEndeEhren-Troſt - und Lebens-Baum. Ende beſcheren / und zu ſich in ſein Himmelreich nehmenJoh. XVII. v. 24. wollen. Alſo betet Er / Vater / ich wil / das wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / daß ſie meine Herrligkeit ſehen / die du mir gegeben haſt.
Und das ſind auch die Beneficia præſentia. Wel - ches uns maͤchtigen Troſt giebet / es treufft wie ein Safft von einem Baume auff unſere matte Seele. Wenn nun dir deine Suͤnden / Chriſtliches Hertze / noch ſo angſt und bange machen wollen / O ſo halte jhnen nur entge - gen die treueſte und kraͤftigſte Vorbitte des Sohnes Gottes / die du in wahrer Bußfertigkeit und Glauben ergreiffen muſt. Wenn du deine Buß-threnen vergeuſ -Gen. 28. v. 23. ſeqq. ſeſt / ſo kanſtu ſie hiemit abtrucknen. Denn dencke jhm noch / kunte Abraham mit ſeiner Fuͤrbitte Gott den HEr - ren bewegen / daß Er jhme zuſagte / wo Er 10 Gerech - ten in Sodom finden wuͤrde / wolte Er die Stadt nicht verterben. Kunte die Gottesfuͤrchtige Eſther bey demEſthr. IIX. v. 5. groſſen Koͤnige Ahasvero vorbitten / das dem groſſen Blut-bade / durch den gottloſen Haman angericht / ge - wehret /[und jhr] Volck / die Juden nicht umbgebracht wuͤrde; Was ſolte der Sohn Gottes Chriſtus mit ſei - ner Vorbitte / die auff ſein thewres Verdienſt / bitter Leiden und Sterben gegruͤndet / bey ſeinem himliſchen Vater nicht vermoͤgen und erhalten?
Nun ſolte ich wol auch reden de Futuris Beneficiis, was noch ferner zu gewarten / als das auff eim Taͤfflichen8 Chriſti vivorum & mortu - orum ad Judicium vocatio & Congre - gatio. ſtehet Chriſti ad Judicium vocatio, daß der HERR Chriſtus werde wieder kommen / zu richten die Lebendi - gen und die Todten / da denn die Fromen und Außer - wehlten jhr gantz voͤlliges guttes empfangen werden / wenn ſie werden hoͤren die rechte Frewden-Stimme: Ey dufrommerEhren-Troſt - und Lebens-Baum. frommer und getreuer Knecht / du biſt mir uͤber wenigenMatth. XXV. v. 21. getrew geweſen / ich wil dich uͤber viel ſetzen / gehe ein zu deines HErren Freude. Aber es moͤchte zu lang fal - len / und bleibet billich zeit auch vor die ander Ehren - und rechte Leichen-predigt uͤbrig. Nun / du ſeelige Fraw Uch -Applicatio trietzin / dir iſt vielmal recht wohl worden / wenn du dich unter bieſem Troſt-Baum befunden / und haſt angeſehen die Fruͤchte hangen / eines bey dem andern auff dem Taͤfflichen geſchrieben / daß es dir und deiner Seelen auch zu gutte geſchehen. Ach! wenn ſie dieſes nicht ge - wuſt / daß jhr HERR Jeſus ihre Seele aus dem Tode geriſſen / jhre Augen von den Threnen / jhren Fuß vom gleiten / ſo hette Sie auch nicht ſagen koͤnnen: Jch wil wandeln fuͤr dem HErren / im Lande der Lebendi - gen. Ach! Sie wuſte gar wol / daß jhr HERR Je - ſus ſelbſt der Baum des Lebens war / unter deſſen Schatten in der allergroͤſten Hietze der Anfechtungen es ſich wohl ruhete. Sie wuſte ſehr ſchoͤn / daß der HErr Jeſus das Holtz des Lebens war / deſſen Aeſte und Zwei - ge ſich weit außbreitende / und allezeit gruͤnende / auch eine halb todte Seele wiederumb lebendig machen kunte / daß ſie denn reichlichen und uͤberfluͤſſig empfunden / das heiſ - ſet recht
Wenn es demnach eine glaͤubige Seele ſo weit bringet / als die Seelige Fraw Uchtrietzin gebracht / ſo ſiehet der / Edle Braͤutigam / Chriſtus Jeſus / wol ſeine Luſt und Frewde an jhr / daß Er ſie darff anreden aus dem Hohen Liede Salomonis: Dein Gewächs iſt wie ein Luſt -D ijgartenEhren-Troſt - und Lebens-Baum. Cantic. Canticor. IV. v. 13, 14, 15. garten von Granatäpffeln / mit aͤdlen Fruͤchten / Cypern mit Narden / Narden mit Saffran / Kal - muß und Cynamet / mit allerley Baͤumen des Weyrauchs / Myrrhen und Aloes / mit allen beſten Wuͤrtzen / da dieſes Capitel ſich alſo anhebet / und eben des Seelen Braͤutigams Chriſti ſeine worte ſind / die Er gegen einer jedwedern glaͤubigen Seele / als ſeiner geiſt - lichen Braut / gebrauchet. Siehe / meine Freundin / du biſt ſchoͤne / ſchoͤne biſtu / deine Augen ſind wie Tauben Augen / zwiſchen deinen Zöpffen; Deine Haare ſind wie die Ziegenherd die beſchoren ſind auff dem Berge Gilead. Solche troͤſtliche Reden ge - brauchet Chriſtus gegen ſeine Braut / biß Er ſie endli - chen gar heimholet / in das Land der Lebendigen / welches das letzte iſt / daß wir bey dem geſetzten Ehren - Troſt - und Lebens-Baum zuſehen haben / in der dritten Taffel ſtehende
Jch wil wandeln fuͤr dem HErren / im Lande der Lebendigen / ſpricht David.
Wer ſich ſonſten in frembden Laͤndern wol umbgeſehen / eines jhme hie / das ander dort gemercket / dem iſt ſehr wol zu zuhoͤren / wenn es zum referiren kombt / mankanEhren-Troſt - und Lebens-Baum. kan einem ſolchen vielmahl / wenn daß erzehlen jhm auch ſonderlich wol anſtehet / nicht gnugſam zuhoͤren. Jn frembden Laͤndern habe ich mich wol / fateor verum, nicht viel umbgeſehen / daß ich von einem und dem andern Ort was zur Frewde und Luſt ſolte erzehlen / das alſo einem anſehnlichen Auditorio unter dem gruͤnen Baum noch ein kleines zu commoriren es nicht moͤchte zu lang fallen;1 Ein Land der Lebendi - gen. Alleine weiln David das ewige Leben / Ein Land der Lebendigen nennet / ſo laſt uns dieſem nachdencken / und uns eine Luſt ankommen zuerzehlen und anzuhoͤren.
Hier in dieſer Welt haben wir kein Land des Lebens / es iſt kein Ort anzutreffen / da der Todt nicht ſolte innen hauſen. Ob gleich Plinius wil / das zu Locris und Cre - ton die Peſt nicht ſolte regieret haben / ſo wird doch der Todt deſſelbigen Orts nicht gar haben verſchonet; Ob gleich groſſe Potentaten haben jhre groſſe und richtige Laͤnder ſo haben ſie doch darinnen keinen Ort / da der Todt nicht zufinden / ja je groͤſſer und Volckreicher die Laͤnder ſind / je mehr Todten giebet es darinnen / wie je - ner Hoffmann ſeinem Kayſer Conſtantino[antwortete] / es ſtuͤrben zu Rom / in der groſſen Stadt / die Leute ſo wohl / als anders wo. Sind alſo alle Laͤnder auff dieſer Welt nur Todten-Laͤnder / alle Staͤdte / Todten-Staͤd - te / alle Haͤuſer / Todten-Haͤuſer / alle Wohnungen / Tod - ten Wohnungen und todter Leichen / darinnen es viel naſſer Augen / viel betruͤbter Hertzen / und Leidtragende Huͤllen / Maͤntel und Schleuer giebet / wie es die erfah - rung noch auff heutigen Tag bezenget. Das Land a - ber / darinnen GOttes Stadt / Hauß und Wohnung zu finden / vor die Auſſerwehlten / das iſt ein Land der Le - bendigen / das mit ſo vielen / ja keiner todten Leiche nichtD iijdarffEhren-Troſt - und Lebens-Baum. darff gefuͤllet werden / wie die Laͤnder auff dieſer Welt / darinnen es kein betruͤbtes Hertz giebet / wie hier in dieſer Sterbligkeit / ſondern da der Todt gaͤntzlich wird ſein auf -[gehoben] / da Leben / Fried und Frewde innen iſt / wie ſichBabylas Martyr. auff dis Land der Lebendigen gefrewet Babylas der Maͤrterer / denn als er ſolte verbrennet werden / hat er dieſe worte genommen / und ſich hiemit getroͤſtet: Sey nun wieder zu frieden meine Seele / der HERR thut dir guts. Wie viel guttes? Ey daß ich wan - deln ſol vor dem HErren / im Lande der Lebendi -Rudinge - rus. gen / q. d. cujus Spiritus eduxit te à tentationibus tu - is, is aderit etiam Tibi in agone tuo. Rudingerus ſchreibet: Hic Pſalmus Exemplum & formula nobilis gratiarum actionis & celebrationis DEI, qva utatur liberatus aliqvis è magnis malis aut periculis. Der freylich zugebrauchen / und abſonderlich / weñ ein Menſch aus groſſer Gefahr errettet / ſagen kan er: Jch wil hinge - hen in das Hauß des HErren / das iſt ein rechtes Land der Lebendigen / da die Geiſter von dem Heiligen Gei - ſte recht lebende werden / und jhme dancken / allermeiſt aber vom ewigen Leben zuverſtehen ſey.
Mit dieſem ſolſtu dich nun auch getroͤſten / Chriſtli - ches Hertz / daß du bald der Seelen nachkommeſt in das Land der Lebendigen / wenn du ſeeliglich von dieſer Welt abſcheideſt / biß endlich auch der Leib am Juͤngſten Tage hernacher geholet werde / aus dem Lande der Tod - ten und Verſtorbenen.
Und das iſt eineß. Jn was vor einem Lande Got - tes Stadt / Hauß / und Wohnung zu ſuchen / die uns anderwerts Chriſtus weiſet / i. e. regio viventium. Denn von den Laͤndern fraget man auch ſonſten zuerſt /wennEhren-Troſt - und Lebens-Baum. wenn man von groſſen Staͤdten / und etwas andern groſſen hoͤret.
Hierauff fraget ſichs nun auch weiter / was es denn2 Stadt. ſey vor eine Stadt im Lande der Lebendigen gelegen / und darinnen Gottes Hauß und Wohnungen hernach ſein anzutreffen / das weiſet uns nun Johannes der Evange - liſt und Apoſtel in ſeiner Offenbahrung / und nennet ſieApoc. V. XXI. XXII das himmliſche Jeruſalem. Denn wie das Jrrdiſche Jeruſalem geweſen im gelobten Lande eine ſolcheStadt / darinnen GOtt ſein Fewer und Herd gehabt / darinnen Er bey ſeinem Auſſerwehlten Juͤdiſchen Volcke mit ſei - nem Wort und Opffern gewohnet / wie David davon re -Pſalm. XLIIX, 2. det: Groß iſt der HERR / und hochberühmbt in der Stadt unſeres Gottes / Gott iſt in jhren Pal - laͤſten bekandt / und erhelt dieſelbe ewiglich: Eben alſo iſt das Himmliſche Jeruſalem im Lande der Le - bendigen eine ſolche Stadt / darinnen GOtt / ja die gantze Heilige Dreyfaltigkeit bey ſeinen Auſſerwehlten Kindern wohnet und hauſiret / darinnen Sie auch haben die rechte Buͤrgerſchafft bey allen Heiligen Engeln und Auſſerwehlten / wie Paulus alſo redet / wenn er es gleich ruͤhmet und hoch erhebet / daß wir unſere Buͤrgerſchafft haben im Himmel / daher die Kirche ſinget:
Da im gegentheil die Gottloſen jhre Geſellſchafft im fewrigen Pfuel ſollen antreffen. Sollen ſich derentwe - gen auch alle die jenigen lernen getroͤſten mit dieſem / die von wegen jhres Glaubens-Bekentnuͤß aus einer Stadt in die ander werden gejaget und verfolget / daß Sie im Himmliſchen Jeruſalem jhr Stellichen ſollen uͤberkom - men / und dar antreffen die beſtaͤndige allerangenembſte Gemeinſchafft der Heiligen Engel und Auſſerwehlten /Baſilius, wie Baſilius auff dis Himmliſche Jeruſalem / auff dieſe Staͤdte ſahe / als jhn der Heydniſche Hauptman fragte / wo er denn wuͤrde bleiben / wenn jhm der Kayſer ſeinen Grund und Bodem verbietete / in vel ſub cœlo. Wenn ein ehrlicher Biederman ſich wil niederlaſſen zu wohnen / ſo ſiehet er jhme nicht allein ein Land aus / und in demſel - ben eine Stadt / ſondern iſt auch bedacht / daß er vor ſich und die ſeinige / ein eigenthuͤmliches Hauß zulege; Eben alſo gehet es auch / das ſich glaͤubige Seelen nur nicht nach dem Lande der Lebendigen / nach der Stadt; ſon - dern auch nach dem Hauſe umbſehen. Der ſchoͤne Ehren-Troſt - und Lebens-Baum / wenn wir jhn anſe -3 Hauß. hen / giebet es auch / und vielmehr Chriſtus / als der Baum des Lebens ſelber: Jn meines Vaters Hauſe / ſpricht er /Joh. XIV. v. 2. ſind viel Wohnungen. Die Wohnungen hatte wohl Chriſtus zubereitet und erworben vor ſeine Glaͤubigen mit ſeinem Leiden und Sterben / er will ſie aber jhme nicht zueignen / ſondern giebet ſeinem himmliſchen Vater die Ehre / daß er das Hauß der Auſſerwehlten nennet ſeines Vaters Hauß / weil Gott ber himmliſche Vater der Anfang iſt unſerer Seeligkeit / der erbarmet ſich uͤber uns / und nimmet uns zu Land / Stadt / ja zu Hauß ein in den Himmel / in ſein Hauß / daß wir nun die vielen Woh -nungenEhren-Troſt - und Lebens-Baum. nungen ſollen einnehmen und beſitzen / die uͤber alle4 Woh - nungen. maſſen herrlich / ſchoͤn und annehmlichen ſein. Welche eine groſſe hertzens Freude empfing Koͤnig David / da er im Exilio als ein Verjagter von ſeinem eigenen Sohne Abſolon war / gedacht er mit keinem eintzigen worte ſei - ner Koͤniglichen Burg / oder anderer ſeiner Herrligkeit; Nur die lieblichen Wohnungen Gottes liegen jhm imPſalm. 84. v. 2. Hertzen und Sinn / daher ſagt er: Wie lieblich ſind dei - ne Wohnungen / HERR Zebaoth / meine Seele verlan - get und ſehnet ſich nach den Vorhoͤfen des HErren / Mein Leib und Seel frewen ſich in dem lebendigenPſal. XXI v. 4. GOtt. Und anderwerts / als in ſeinem 21 Pſ. ſpricht er: Unum petii à Domino, Ach! Eines bitte ich vom HErren. ꝛc.
Hat nun David nach dem Tempel zu Jeruſalem / der nur immerdar jhme imSinn gelegen / ein hertzliches verlangen getragen; dadurch die Seelen-Freude auch zuverſtehen: Nach jenen ewigen Wohnungen / die gar viel herrlicher jetzo ſchoͤn ſind / und ewiglich ſein werden in der triumphirenden Kirche / im ewigen Leben / dahin wir / als in die ewigen Huͤtten ſollen auffgenommen wer -Luc. XVI. den.
Hoͤret nur etwas hievon / Chriſtliche Hertzen / von dieſen Himmliſchen Wohnungen / und zwar zum beſchluß aufs kuͤrtzeſte (wiewol es wuͤrde eine gantze abſonderli - che Predigt geben / zu der ich gleichſam anleitung gebe.)
Die Himmliſche Wohnungen / dahin der Glaͤubi - gen Seelen kommen / wenn ſie den Leib verlaſſen / ſind
1 Manſiones Pacis, Friedens Wohnungen. 1 Manſio - nes Pacis. Wie der HERR Chriſtus ſeine Juͤnger darauff weiſet / da er wieder ſie gleichſam ſaget: Wenn ſie gleich in derEWeltEhren-Troſt - und Lebens-Baum. Welt von den falſchen Bruͤdern / von den Kirchenfein - den / von andern boͤſen Menſchen nicht viel friede wuͤr - den haben / Sie wuͤrden von jhnen ſehr geaͤngſtiget und geplaget werden / wie es denn auch geſchehen; ſo ſolten ſie nur jhre Seele mit gedult faſſen / und ſehen auff die vielen Wohnungen in ſeines Vaters Hauß / darunter wuͤrden Sie auch eine Wohnung des Friedens finden / in welchen Sie von jhren Feinden wol unbedraͤnget wuͤr -Eſ. XXXII. v. 28. den bleiben. Dahin ſiehet auch Eſa[i]as / wenn er ſaget / Populus tuus ſedebit in Pulchritudine Pacis, das Volck Gottes wird wohnen in den Haͤuſern des Friedes / undPſ. IV. v. 9. David / In Pace dormiam & reqvieſcam, Jch liege und ſchlaffe gantz mit frieden / denn alleine du HERR hilf -Luc. XVI. v. 24. feſt mir / daß ich ſicher wohne. Luc. 16 wird dieſe Woh - nung genennet / die Ruhe-Schoß Abrahams / der Gerech -Sap. III. v. 1. ten Seelen ſind in Gottes Hand / Seelig ſind die Tod - ten / die im HErren ſterben / von nun an. Ja der GeiſtApocal. XIV. v. 13. 14. ſpricht / daß ſie ruhen von jhrer Arbeit. Das iſt nun eine ſeelige Wohnung / darinnen man friedlich kan ſein und bleiben.
O wie wohl iſt einem in ſeinem Haͤußlein / wenn es noch ſo klein wehre / wenn man nur Friede drinnen hat. O wie wol muß den Kindern Gottes ſein / wenn ſie in jhres Vaters Hauß die Wohnungẽ des Friedens einneh - men / da ſie ſicher ſind vor allen jhren Geiſtlichen und Leiblichen Feinden. Solche Wohnungen des Friedes ſind in dieſer Welt nirgends anzutreffen / es ſey ein Schloß ſo ſtarck und feſte als es wolle / ſo koͤnnen ſich auch die Allergroͤſten Potentaten darinnen allewege nicht ſicher auffhalten / wie es die gefuͤhrten / gewaltigen Kriege mit mehren / und derſelbten Relation außweiſen / ſolches wirdimEhren-Troſt - und Lebens-Baum. im ewigen Leben nicht zu fuͤrchten / vielweniger zu finden ſein / denn das Volck Gottes wird wohnen in den Haͤu - ſern des Friedes / der Friede-Fuͤrſt Chriſtus / und die Engel des Friedes / werden wol Friede darinnen halten. Wirſtu demnach / Chriſtliches Hertz / hier auff dieſer boͤ - ſen Welt von boͤſen Leuten angefeindet / kanſt von jhnen nicht Ruhe haben / ſie aͤngſten dich in deinem Haͤußlein und Huͤttichen / du kanſt auch nicht Ruhe haben von dei - nen eigenen verfuͤhriſchen boͤſen Gedancken. O habe ein wenig gedult / die Wohnunge des Friedes / in des himmliſchen Vaters Hauſe / iſt dir ſchon zubereitet / es ſol alles eingebracht werden / nach des HErren Chriſti zuſage: Seelig ſind die Friedfertigen / denn ſie wer -Matth. V. v. 9, 11, 12. den Gottes Kinder heiſſen. Seelig ſeyd jhr / wenn euch die Menſchen umb meinet willen ſchmähen und verfolgen / und reden allerley übels wider euch / ſo ſie dran luͤgen. Seid froͤlich und getroſt / es wird euch im Himmel wohl belohnet werden.
Die himmliſche Wohnungen / dahin der Glaͤubigen Seelen kommen / wenn Sie den Leib verlaſſen / ſind Manſiones
2 Ubertatis, Wohnungen / da alles vollauf in -2 Uberta - tis. nen ſol ſein / was zur Seeligkeit des ewigen Lebens ge - hoͤret / als da iſt / vollkommenes Erkentniß Gottes / voͤl - lige Gemeinſchaft aller himmliſchen Guͤtter / wahre Ge - rechtigkeit und Seeligkeit. Dieſer Wohnung troͤſtet ſich nun auch David / wenn er ſaget: Jch aber wilPſ. XVII. v. ult. ſchawen dein Antlitz in Gerechtigkeit / ich wil ſatt werden / wenn ich erwache / nach deinem Bilde. Pſ. XXXVI v. 9. Und / Sie werden truncken von denGuͤttern deines Hauſes / du tränckeſt Sie mit wolluſt / als mit ei -E ijnemEhren-Troſt - und Lebens-Baum. nem Strom. Nicht viel findet man Wohnungen und Haͤuſer in dieſer Welt / da alles volauff innen wehre / es wil immer zu mangeln / auch offters wol in groſſer Her - ren Hoͤffe. Jn den Himmliſchen Wohnungen wird keinEſ. XXXII. v. 28. Mangel geſpuͤret werden / denn das Volck Gottes ſol wohnen in Tabernaculis opulentiæ, in reichen und ſich - ern Wohnungen. Haſtu nun / Chriſtliches Hertze / hier in dieſer Welt einen geringen oder keinen Vorath / ſo ſie - he mit den Juͤngern des HErren / auff die vielen Woh - nungen / die dir unter dieſem Lebens-Baum gewieſen werden / in welchen auch zufinden eine ſolche Wohnung / in welcher / wie wir gehoͤret haben / alles vollauff iſt.
Die Himmliſche Wohnungen / dahin der Glaͤubi - gen Seelen kommen / wenn ſie den Leib verlaſſen / ſind auch Manſiones
3 Puritatis, Reine Wohnungen / darinnen kei - ne Suͤnde mehr wird gefunden werden / denn ſie wird[auffgehoben] ſein / und ſoll kein Unreines hienein gehen / wie die Offenbahrung S. Johannis redet. Darumb wird Frewde mit GOtt und in Gott ſein / wie dann auff dieſe Wohnungen bald folgen:
4 Manſiones Hilaritatis, Luſtige Wohnungen. Nicht viel Wohnungen ſind in der Welt anzutreffen / da nicht offters viel Threnen wehren vergoſſen worden; jaApoc. VII. v. 17. wenn man meinet am aller froͤlichſten zu ſein / da kompt ofters ein ploͤtzlich Ungluͤck / deſſen wir ſich droben nichtJoh. XVI. v. 23. zubefahren haben / ſondern es wird alles froͤlich zugehen / und GOtt wird abwiſchen alle Threnen von jhren Augen. Die Himmels Freude ſol nimmermehr von den Auſſer -Pſ. XXIII. v. 6. wehlten genommen werden. Der HERR ſchencket mir voll ein / Guttes und Barmhertzigkeit werden mir folgenmeinEhren-Troſt - und Lebens-Baum. mein Lebenlang / ſpricht David / Es wird kein Leid / keinApoc. XXI. v. 5. Geſchrey / noch Schmertzen mehr ſein.
5 Manſiones Æternitatis, Ewige Wohnungen. 5 Æterni - tatis. Denn der Vater iſt Ewig / darumb die / die durch Chri - ſtum zum Vater kommen / als da ſind die Auſſerwehlten glaͤubigen Kinder Gottes / einig und allein durch jhn zum Vater kommen muͤſſen / auch ewig bleiben. Wir wiſ - ſen aber / ſpricht S. Paulus / ſo unſer irrdiſch Hauß die -2 Cor. V. v. 1, 2. ſer Huͤtten zerbrochen wird / daß wir einen Baw haben / von GOtt[erbauet] / ein Hauß nicht mit Haͤnden gemacht / das ewig iſt im Himmel / und uͤber denſelben ſehnen wir uns auch nach unſer Behauſung / die vom Himmel iſt / und uns verlaͤnget; daß wir damit uͤberkleidet werden. Hoͤret / Chriſtliche Hertzen / unſere Seelen werden kom - men in ein Hauß / nicht mit Menſchen Haͤnden / ſondern von Gott gemacht / und das ewig iſt im Himmel. Dar - innen werden ſie nun mit Ehr und Herrligkeit uͤberklei - det werden / und ſein bey dem HERRen in dem rechten Vaterlande / ja ſie wandeln nicht mehr im Glauben / ſon - dern im ſchauen. David der Prophet unter den Koͤni - gen / und der Koͤnig unter den Propheten leſſet ſich in ſei -Pſ. CXLII. v. 8. nem 142 Pſ. mit einem ſolchen Hertzensſeuffzerlein ge - gen ſeinem GOtt hoͤren: Fuͤhre meine Seele aus dem Kercker / daß ich dancke deinem Nahmen. Darumb wenn die glaͤubige Seele aus dem Ergaſtulo und Ge - faͤngnis jhres Leibes gefuͤhret / und gen Himmel gebracht wird / ſo thut ſie was die Engel thun / Lobet und Ehret den wahren Dreyeinigen Gott.
Ey nun wolan! Wenn eine glaͤubige Seele es ſo weit gebracht / daß ſie jhre Seelen Augen auf die 3te Taffel gewendet / und bedachtſam nachgeſinnet den worten
E iijNachEhren-Troſt - und Lebens-Baum.Daß Sie angelendet ins Land der Lebendigen / in die Stadt Gottes / in das Hauß des Vaters / in die Himm -Pſal. 116. v. 18, 19. liſche Wohnungen; ſo heiſſet es denn / wie in dem 116 Pſalm ſtehet: Jch wil dem HErren meine Geluͤbde bezahlen / fuͤr allem ſeinen Volck / in den Hoͤfen am Hauſe des HErren / in dir Jeruſalem Halleluja.
Nun unter ſolchem Ehren-Troſt - und Lebens - Baum hat ſich die Zeit jhres Lebens bis an Jhr ſeeliges Ende befunden / und wie Erſte beyde Taffeln am Baume auffgehenckt nebenſt den kleinen beyhaͤngenden Taͤffli - chen die Schrifft / allenthalben drauff geſchrieben / alſo auch dieſe letzte Taffel abgeleſen die wohlſeelige Fraw Uchtrietzin / ob Sie ſich gleich gantz abgezehret / das nichts mehr an jhr uͤbrig blieb / als Haut und Knochen / ja wuſte / daß Sie als ein außgedorreter Baum ins Erd - reich wuͤrde geſencket werden; ſiehe / ſo ſaget Sie doch:
Und wuſte frey / daß jhr Leib lebendig aus jhrer Newer -Pſ. LII, 10. bawten Grufft herfuͤrſpriſſen / und als ein gruͤner Oel - baum im Hauſe Gottes ſein und bleiben werde. Ver -laͤſſetEhren-Troſt - und Lebens-Baum. laͤſſet ſich numehr auff Gottes Guͤtt und trewe / SiehetPſ. XXVII. v. 13. das Gutte in dem Lande der Lebendigen.
Jhre Edle Seele reden wir noch einſt an bey auff - hebung jhres Adlichen Coͤrpers / und geben jhr hiemit al - ſo die letzte Letzungs worte / nach jhrem gefuͤhrten Sym - bolo und Gedenck-Spruͤchlein.
JESUS mein Einig; JESUS meinSymbol. B[e]atiſſimæ Do[minæ]. Alles.
Solte die wolſeelige Fraw hierauff uns wieder Antwort geben / und noch eines zu gutter letzte mit uns reden / ſo wuͤrde Sie in dieſe worte außbrechen und gerathen.
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