PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Chriſtliche Ritterſchafft /
Jn gewoͤhnlicher Leichpredigt
Bey dem Chriſtli - chen Adelichen Leich-vnd Ehrenbegeng - nis / Des Weiland Edlen / Geſtrengen / Ehrn - veſten vnd Wolbenambten Herren Georgen von Reibnitz auff Arnsdorff / Steinſeiffen vnd Oberleippa. Welcher den 26. Septembris zu Arnsdorff im HErren ſeelig entſchlaffen / vnd den 28. Octobris Chriſtlichem Adelichem brauch nach daſelbſt zur Erden beſtattet worden. Aus dem ſchoͤnen Ritterſpruͤchlein S. Pauli (2. Tim. 1.)
Jch weis an welchen ich gleube / vnd bin gewis / daß Er mir kan meine beylage bewaren bis an jenen tag.
(1. Tim. 1.)
Vbe eine gutte Ritterſchafft / behalt den glauben vnd gut gewiſſen.
Gedruckt zurLignitzdurchNicolaum Schneider.
[2][3]

Der Edlen / Vielehrentugendrei - chen: Auch Edlen / Geſtrengen vnd Wolbenambten Frauen Annæ Reibnitzin / Gebornen Zedlitzin / aus dem Hauſe Oberleippa / Wittbin / Frauen auff Arnsdorff / Steinſeiffen vnd Oberleippa. Herrn Hanſen von Reibnitz / auff Arnsdorff / Steinſeiffen vnd Oberleippa. Herrn Dittrich von Zedlitz vnd Siebeneiche / auff Simßdorff vnd Maͤhnersdorff. Herrn Abraham von Sommerfeld vnd Fal - ckenhain / auff Wartaw vnd Jaͤſchwitz. Herrn Adam von Vnruh / auff Luͤbſchuͤtz. Vnd Herrn Friedrichen von Knobelsdorff vnd Behna / auff Cuntzendorff / Olbersdorff und Pilgramsdorff. Meinen grosguͤnſtigen Lehnsfrauen / Lehns - Herrn / mechtigen Patronen vnd geneigten Foͤderern. Gottes gnade vnd reichen ſegen / ſambt krefftigem Troſt durch JEſum Chriſtum vnſern hochver - dienten Jmmanuel / Beynebenſt meinem embſi - gen Gebet vnd pflichtſchuldigem gehorſam in aller vnterthenigkeit zuvor.

A ijEdle[4]

EDle / vielehrentugendreiche Fraw. Auch Edle / Geſtrenge / WolbenambteHerren. Im an - dern Buche Samuelis am erſten Capitel leſen wir / Daß der Koͤnig vnd Prophete David ſeinen Schwaͤher vnd Schwager den Saul vnd Jonathan / als ſie Todes verbliechen / mit einem beſondern Klageliede betrauret / welches der H. Geiſt ſo hoch gewirdiget / daß Er es der heiligen Bibel (wie es denn am ſelben ort zufinden /) einver - leiben laſſen: Wird auch ohne zweifel abgeſchrieben vnd auff einer Taffel auffgehengt vnd hehalten worden ſein: Jnmaſſen der alte Juͤdiſche Geſchichtſchreiber Joſephus meldet / Daß ſolch Epitaphium vnd Klagelied bis auff ſeine zeit geblieben ſey. Daher es folgender zeit kom - men vnd bey den alten ſehr breuchlich worden / daß man den verſtorbenen Leich-vnd Lobſchrifften geſtellet / Taf - feln vnd Grabſchrifften auffgerichtet / darinne man an - ſehliche / fuͤrtrefliche vnd wolverdiente Perſonen / jhrem verdienſt nach gelobet / vnd dadurch jhr gedechtnis er - halten hat. Vnd zwar ſolches aus folgenden vrſachen / derer eine vnd die erſte war: Grata memoriæ conſerva - tio, Daß hiemit die vberbleibenden jhre liebe vnd danck - bares gemuͤtt gegen den jhrigen verſtorbenen haben wol - len zuerkennen vnd daneben zuverſtehen geben / daß ſich dieſelbten vmb jedermenniglich wolverdienet hetten. Die ander vrſache war: Laudabilis aliorum ad imitati - onem invitatio, daß die hernachwachſenden / wann vnd ſo offte ſie ſolche Lobſchrifften anſehen / dadurch erinnert vnd auffgemuntert wuͤrden / ſich gleichermaſſen in allen lobwuͤrdigen tugenden zuvben. Damit auch ſie einen ewigen namen vnd jmmer wehrendes gedechtnis bey den nachkommen erhalten moͤchten.

Die dritte vnd letzte vrſache war: neceſſaria morta - litatis recordatio, Damit die Nachkommenden vndvber -[5]vberbleibenden ein Memorial jhrer ſterbligkeit daran ha - ben moͤchten / vnd jhnen / ſich bey zeiten auff jhr Todes - ſtuͤndlein zubereiten / daher anlas nehmen koͤndten. Weil ſolche auffgerichtete klageſchrifften jhnen gleichſam in die Augen predigten / vnd ſie erinnerten / daß auch fuͤr - trefliche / anſehliche Leute vnd Helden / fuͤr dem allge - meinen Menſchenwuͤrger dem Tode nicht befreiet bleiben moͤgen. Vnd ſolches iſt nun nicht allein bey den Hei - den: ſondern auch in der Chriſtlichen Kirchen vblich vnd breuchlich worden.

Ob aber zwar ſolch loͤblicher brauch bey den Heyden / als auch nachmals im Papſtumb mit allerley ſchendli - chem mißbrauch / als vbermeßigem ruhm der verſtorbenen vnd anderm / davon allhie nicht nach der lenge zu reden / beſchmutzt worden / ſo iſt doch ſolcher mißbrauch in vnſern Kirchen verbeſſert / abgethan vnd auffgehaben: Alſo vnd der geſtalt / daß man bey vns in Leichpredigten fuͤrtrefli - che Leute gebuͤhrlich ruͤhmet vnd lobet / auch zu jhrem ge - dechtnis Tafeln vñ Grabſchrifften / Fahn vnd Haͤlm auf - richtet vnd auffhengt / oder auch in offentlichen druck jh - rer mit ehren gedencket / damit wir vns dißfals nicht al - lein gegen jhnen danckbar erweiſen / vnd wie lieb vnd werth ſie vns geweſen / anzeigen: ſondern auch Gott dem HErren dancken / daß Er ſeiner Kirchen vnd gemeinem Nutz zum beſten ſolche Leute gegeben / Jhn auch ſampt - lichen anruffen vnd bitten / daß Er an derer ſtatt andere dergleichen verordnen / vnd durch dieſelben Jeruſalem frie - de ſchaffen wolle. Dieſem nach nun habe ich Edle / Ehren - veſte / Wolbenambte Junckern / Auch Edle / Vielehrentu - gendreiche Frauen / Euer anſinnen an mich die juͤngſt von mir gethane Leichpredigt / bey euers vielgeliebten Herrn Ehemanns vnd Vatern / des Weiland Edlen / Geſtren - gen / Ehrenveſten vnd Wolbenambten Herrn Georgen von Reibnitz auff Arnsdorff / Steinſeiffen vnd Oberleip -A iijpa[6]pa letzten Ehrenbegengnuͤs in druck zuverfertigen / aller - dinge gemes befunden / vnd derhalben ſo viel deſto mehr demſelben willfahren vnd nachkommen wollen. Wil ſie demnach hiermit E. G. auch Tugendreichen Ehren / ſaͤmptlch vnd ſoͤnderlich vbergeben / conſecrirt vñ dedi - ciret haben / mit demuͤttigſter vnterthenigſter biete / die - ſelbte von mir als ein Teſtimonium meiner ſchuldigen danckbarkeit fuͤr Euere / als auch des in Gott ruhenden meines grosguͤnſtigen vnd wolgeneigten Erb-vnd Lehns - Herrn / mir vnd den meinigen vielfaltig bewieſene woltha - ten anzunehmen / vnd in ſolcher wolmeinung gegen mir vñ den meinigen mit ſchutz vnd foͤderung auch ferner zube - harren / der troͤſtlichen zuverſicht / Got werde Euch ſolchs mit Prophetenlohn hie zeitlich vnd dort ewiglich reich - lich vergelten vnd belohnen. Deſſen genedigen prote - ction vnd bewarung E. G. Auch Tugendreiche Ehren / ich hiermit treulichſt empfehle.

Gegeben in Arnsdorf an AllerHeiligen Abend / des ab - lauffenden 1611. Jahrs / An welchem tage vor 94. Jah - ren / durch den teuren Mañ Lutherum die Paͤpſtiſchen Ab - goͤtiſchen Vigilien vnd Seelmeſſen hefftig beſtritten vnd der ſelige anfang zu der reformation der Religion vnd derſelbten leutterung von Paͤpſtiſchen greueln vnd alſo per conſequens auch die anleitung zu recht Chriſtlichen Leichbegengniſſen gemacht worden.

E. G. Auch Tugendreichen Ehren Pflichtſchuldiger Pfarrer vnd allezeit dienſtwilliger Melchior Freudenberg.

[7]

Invitatio.

DIe gnade vnd troſt Gottes des Him - liſchen Vaters. Die barmhertzigkeit vnd Troſt friede ſeines lieben Sohnes Jeſu Chri - ſti / vnd die gemeinſchafft vnd Troſtfreude des Heili - gen Geiſtes ſey vnd bleibe mit vnd bey vns jetzt vnd zu allerzeit Amen.

GEliebte vnd Andechtige in Chriſto dem HErren. Wir ſind allhie im Namen vnd auff befehl GOTtes der hohen Majeſtaͤt ſaͤmptlich zwar aus Chriſtlichem hertzlichen mitlei - den: Theils aber auch aus ſchuldigem vnterthaͤni - gen gehorſam verſamlet / Den zwar vnverſehnen vnd allzufruͤzeitigen / Aber doch vngezweifelt ſeligen To - desfall / Des Weiland Edlen / Geſtrengen / Ehrnve - ſten vnd Wolbenambten Herrn Georgen von Reib - nitz / auff Arnsdorff allhier / Steinſeiffen vnd Ober - leippa / Vnſers rechtgleubigen Mitbruders / Auch grosguͤnſtigen vnd vielgeliebten Erb-vnd Lehnsher - rens / deſſen verſtorbenen Leichnam wir nach jetzo ge - genwertig im Sarch mit betruͤbten traurigen vnd weinenden Augen anſchauen / zubeſeufftzen / zubetrau - ren vnd zubeklagen / vnd alſo demſelbten vnſere la - crymas non ſuppeditarias ſed ſtipendiarias, (wie ſie von dem H. Biſchoff Ambroſio vber des Key - ſers Valentiniani Tod genennet werden) das iſt / die rechten Zoll vnd Lehnsthraͤnen / die gehorſame Vn - terthanen jhrer fromen vnd Chriſtlichen Obrigkeit zu ſolviren vnd zu leiſten ſchuldig ſein / nach zuſchicken. Wir ſind verſamlet den groſſen vnd ſtarcken Riß / welchen der Allgewaltige GOtt durch verhengnuͤsſolches[8]ſolches Todesfalls ſelbſt vnter vns gemacht / in fer - nern vnd beſſern Augenſchein zu nehmen.

Wir ſind verſamlet den Weiland Edlen gruͤnen vnd koͤſtlichen / krefftigen vnd ſafftigen / aber numehr faſt gar verwelckten Rautenzweig / welchen Gott in jetziger rauen Herbſtzeit / von dem Vhralten Edlen fruchtbaren vnd wolriechendem Rautenſtam ſelbſt abgebrochen / in ſchuldiger demuͤttiger pflicht vnd vn - terthaͤnigen gehorſam zubetrachten vnd bas zu zer - reiben vnd zudruͤcken / ob Er noch etwas von ſafft vnd krafft fuͤr vnſere matte vnd traurige Hertzen von ſich geben wolte. Damit nun ſolches von vns aller - ſeits alſo geſchehen vnd verrichtet werden moͤge / daß es zu foͤrderſt Gott der heiligen Dreyfaltigkeit gerei - che zu ſonderbaren ehren vnd gefallen / vnſerm ſelig verſtorbenen vnd nunmehr in Gott ruhenden lieben Erb-vnd Lehns Herrn zu hochloͤblichem gedechtnis vnd Ehrenmeldung / der hochbetruͤbten traurigen Adelichen Witben / wie auch jhren Adelichen Kin - dern / Herren Sohne / Fraw Toͤchtern / als hinter - terlaſſenen Wayſen / Ja der gantzen hochloͤblichen Freundſchafft / wie denn auch vns armen betruͤbten Vnterthanen zu lebendigem vnd beſtendigem / kraͤff - tigem vnd Hertzerquickendem troſt / Ja zu vnſer al - ler ewigen heil vnd ſeligkeit / Als wollen wir zuvor den barmhertzigen Vater im Himmel / den Gott al - les troſts / vmb den rechten Troͤſter vnd Beyſtaͤnder in allen noͤthen den Heiligen Geiſt / vnd deſſelbigen hierzu nothwendige gaben anruffen vnd bieten. Sol - che aber von Jhm zuerlangen / ein gleubiges vnd an - dechtiges Vater Vnſer mit einander ſprechen vnd beten:

Textus[9]

Textus.

(2. Tim. 1. )JCh weis an welchen ich gleube / vnd bin gewis / das Er mir kan meine beylage bewaren biß an jenen Tag. ()

Poſt prælectionem textus.

GEliebte vnd Andechtige im HERren Chriſto. Als Scipio Africanus der Alte Edle Roͤmer vnd Oberſte Conſul zu Rom / ein fuͤrtreflicher Kriegsfuͤrſt vmbkommen / vnd ſol - ches dem Metello Numidico kund gemacht wor - den / iſt Er alsbald in der gantzen Stadt vmbher ge - lauffen / vnd hat mit trauriger vnd gantz klaͤglicher ſtimm geruffen: Concurrite cives, mænia Urbis noſtræ corruerunt, O jhr lieben Buͤrger / kommet vnd ſehet / vnſere Stadtmauren ſind eingefallen.

Solche vnd dergleichen klage vnd geſchrey ſolte vns jetziger zeit auch nicht vbel anſtehen / vnd moͤchte traun / wo wirs recht bedencken wolten / der vnver - hoffte / vnd doch vngezweifelt ſelige Tod vnd ableiben des Weiland Edlen / Geſtrengen vñ Wolbenambten Herrn Georgen von Reibnitz / auff Arnsdorff all - hier / Steinſeiffen vnd Oberleippa / vnſers grosguͤnſti - gen vnd vielgeliebten Erb-vnd Lehns Herrns / vns dieſelbte abdringen. Denn Er traun bey ſeinem le - ben der Zaun vnd Mauer geweſen / darinne wir Vnterthanen gewohnet: nunmehr aber durch den zeitlichen Tod vmbgefallen: Ja der Baum / wie Daniel am 4. Capitel von Chriſtlicher Obrigkeit re -Bdet /[10]det / der vns ſchatten gegeben / darunter wir vntertha - nen gutte ruhe vnd friede gehabt / iſt niedergehauen. Ach Gott erbarme dich vber vns arme Leute / O das wir Waſſers gnung hetten / vnd vnſere Augen Thraͤ - nenquelle weren / die fort vnd fort fließen / damit wir vnſern jammer / ſchaden vnd Hertzleid tag vnd nacht genungſam beweinen moͤchten.

Als Jacob der Patriarch in Egypten geſtor - ben / haben jhn die Ertzte geſalbet 40. tage lang / vnd die Egyptier haben jhn beweinet 70. tage lang / wie wirGen. 50. leſen Geneſ. 50. Als Samuel / der hocherleuchte Pro - phete vnd Richter in Jſraël geſtorben / hat ſich auch das gantze Jſraël verſamlet vnd leid vmb jhn getra -1. Sam. 15. gen / 1. Samuel. 15. Da Joſias der frome Gottſe -2. Reg. 23. lige Koͤnig in Juda / dem die ſchrifft 2. Reg. 23. das zeugnis giebt / daß ſeines gleichen vor jm kein Koͤnig geweſen / der ſo von gantzem Hertzen / von gantzer Seelen vnd von allen kraͤfften ſich zum HErren be - kehret / nach allem Geſetz Moſe / vnd nach jhm ſeines gleichen auch nicht auffkommen / zu Jeruſalem todes verbliechen / hat das gantze Juda vndJeruſalem vmb jhn leid getragen: alle Senger vnd Sengerin haben jhr Requiem vndKlagelieder vber jn geſungen. Jere - mias der Prophete hat jm ein Epicediõ oder Grab - ſchrifft gemacht / vnd ſelbſt die Leichpredigt gethan. Als Brutus der Buͤrgermeiſter zu Rom auch mit Tode abgegangen / haben alle Weiber in der Stad ein gantz vmbgehendes Jahr getrauret vnd leid vmb jhn getragen. Nun las ſein / daß vnſer in Gott ru - hender Erb-vnd Lehnsherr weder der Patriarche Jacob / noch der Prophete vnd Richter Samuel / we - der der Koͤnig Joſias / noch der Buͤrgemeiſter Bru - tus geweſen: ſo iſt Er doch gleichwol ein getauffter Chriſt vnd alſo ein Tempel des heiligen Geiſtes / auchſeiner[11]ſeiner Vnterthanen Herr vnd Richter / vnd alſo ein Geſalbter des HErren geweſen / von dem wir billich aus dem 4. Capitel der Klagelieder Jeremiæ ſagenThren. 4. moͤgen vnd muſſen: Der geſalbte des HErren / der vnſer troſt war / iſt gefangen worden / vernehmet von den Banden des zeitlichen Todes auff eine zeit lang beſtruͤckt worden: des wir vns troͤſteten / wir wolten vnter ſeinem ſchatten leben. Wer wolte es vns denn verargen / ob wir jhm auch ſein Requiem vnd Kla - gelied ſingen? Welches wir traun billich thun / nicht zwar zu dem Ende / als ob wir jm / nach der Papiſten meinung / damit auch nach ſeinem Tode zu ſeiner ſe - ligkeit foͤderlich ſein koͤndten: welches wir vns in ſinn nicht nehmen duͤrffen noch wollen / Weil es heiſt / wie Salomon in ſeinem Predigerbuch am 11. ſaget: Wie der Baum felt / ſo bleibet er liegen. Daher auch Au - guſtinus ſehr fein ſaget: Exequiæ non ſunt mor - tuorum præſidia: ſed vivorum ſolatia. Mit Leichbegengnuͤſſen vnd Trauerklagen iſt oder wird[d]en verſtorbenen nichts gedienet / ſondern allein die[n]ach lebendigen vnd vberbleibenden damit getroͤſtet.

Denn ob zwar der fuͤrnembſte vnd kraͤfftigſte troſt[a]ber dem Abſterben der Menſchen aus Gottes wort / als dem fleiſſenden Bruͤnlein Jſraëlis zuſchoͤpffen / ſo koͤmbt es doch Chriſtlichen Trauerleuten auch nicht wenig zuſteuer / wenn die jhrigen ein ehrlich Begraͤb - ni[ſ]/ welches ſonſten die ſchrifft fuͤr eine beſondere wolthat Gottes ruͤhmet / vberkommen / deſſen hoͤhe - ſte vnd beſte ehre eigentlich der Chriſtliche Geſang vnd Leichpredigten beyde aus Gottes Wort geſogen vnd gezogen / zuachten ſind. Denn mit vnd durch die - ſelbten wird vns anleitung gegeben / daß wir nicht trauren wie die Heyden / die keinen Gott vnd dem - nach keine hoffnung noch rechten verſtand haben:B ijſondern[12]ſondern daß vnſer Hertz durch ſolch trauren gebeſſert werde / welches geſchicht / wenn wir vns aus Gottes Wort erinnern vnd zu gemuͤtte fuͤhren:

I. Tria ſer - monum funebrium genera. Erſtlich / daß wir cum conditione mortis, mit bedingung des Todes geboren werden / wie ſolche er - innerung der liebe David im 89 Pſalm an vns thut / da er ſpricht: Wo iſt jemand der da lebe vnd denPſal. 89. Tod nicht ſehe / oder ſeine Seele errette aus der Hel -Eſa. 40. len? Als auch Eſaias am 40. Capitel / da er ſpricht: Alles Fleiſch iſt Hew / vnd alle ſeine guͤtte wie eine Blume auff dem Felde ꝛc. Jtem Strach am 14. Ca -Sir. 14. pitel ſeines Buchs ſaget: Alles Fleiſch verſchleuſt wie ein Kleid / es iſt der alte Bund / du muſt ſterben /40. 41. Welche ſeine erinnerung er auch im 40. vnd 41. Ca - pitel mit mehren worten wiederholet / die allhie nicht zuerzehlen ſind.

II. Ja ſolches geſchiehet / wenn wir vns fuͤrs ander aus Gottes Wort erinnern der vielfaltigen duͤrfftig - keit vnd muͤhſeligkeit dieſes lebens / der wir durch den zeitlichen Tod abkommen / vnd demnach / wenn vnd wo er vns oder den vnſrigen ſolcher befreiung halben zuſpricht / nicht ſo ſehr daruͤber erſchrecken / oder vns graͤmen vnd betruͤben duͤrffen: Jnmaſſen die ſchrifft auch nicht allein von dieſes vnſeres zeitlichen lebens beſchwerung: ſondern auch derſelbten ſeligen end - ſchafft durch den zeitlichen Tod reichliche vnd vber -Job 14. fluͤſſige erinnerung thut / Als Job am 14. Capitel ſeines Buchs klaget vnd ſaget: Der Menſch vom Weibe geboren / lebet kurtze zeit / vnd iſt voller vnru - he / gehet auff wie eine Blume / vnd verwelcket / fleucht wie ein ſchatten vnd bleibet nicht. Moſes in ſeinemPſal. 90. Gebete / nemlich im 90. Pſalm ſpricht: Vnſer leben wehret 70. Jahr / vnd wens hoch koͤmbt ſo ſinds 80. Jahr / vnd wenns koͤſtlich geweſen iſt / ſo iſts muͤhevnd[13]vnd arbeit geweſen. Vnd Sirach faſſet ſie gleich beyde zuſammen / da er in ſeinem obangedeuteten 40. Capitel ſaget: Es iſt ein elend jaͤmmerlich dingSir. 40. vmb aller Menſchen leben / bis ſie wiederumb begra - ben werden in die Erde / die vnſer aller Mutter iſt / da iſt jmmerdar ſorge / furcht / hoffnung / vnd zu letzt der Tod / bey dem ſo wol der in groſſen ehren ſitzt / als bey dem geringſten anff Erden / bey dem ſo wol der Seiden vnd Krone tregt / als bey dem der einen groben Kittel anhat. Wie auch von dieſem vber die maſſen troͤſtlich redet der Prophete Eſaias am 56. Capitel ſagende: Die gerechten werden weggerafft fuͤr dem vngluͤck / vnd die ſo richtig fuͤr ſich gewandelt haben / kommen zum friede / vnd ruhen in jhren Kam - mern / Welcher meinung wir[auch] in vnſerm grab - liede ſingen:

Sein Jammer / Truͤbſal vnd Elend /
Jſt kommen zu einm ſeligen End.
Er hat getragen Chriſti Joch /
Jſt geſtorben vnd lebet noch.

Ja ſolches geſchiehet / wenn wir vns fuͤrs dritteIII. vber dem abſterben der vnſrigen aus Gottes Wort erinnern jhrer vnd vnſerer aufferweckung am juͤng - ſten Tage / vnd darauff folgender verklerung / vnd vns alſo mit dem betruͤbten David vber ſeines Kin - des abſterben die troͤſtliche hoffnung vnd rechnung machen / daß / ob zwar die vnſrigen nicht zwar wiede - rumb zu vns in dis leben kommen: ſo werden wir doch jhnen zur zeit nachfolgen / vnd dort alle wiederumb zuſammen kommen: Eben wie Joſeph / nach dem erGen. 46. von ſeinen Bruͤdern in Egypten verkaufft worden / nicht wiederumb ins Land Canaan zuruͤcke kommen / ſein Vater vnd Bruͤder aber jhm daſelbſt hin inB iijEgypten[14]Egypten nachfolgeten / vnd von jhm wol vnd reich - lich verſorget wuͤrden.

Applicatio Thematis. Solche erinnerungen ſaͤmptlich ſolte nicht viel muͤhe geben aus dem jetzt verleſenen Apoſtoliſchen Ritterſpruͤchlein zuzeigen. Denn was iſts anders / wenn Paulus in demſelbten vertraͤulich ſaget: Er wiſſe an welchen Er gleube / vnd ſey gewis / daß jhm derſelbte ſeine Beylage werde bewaren bis an jenen Tag / als wolte er ſagen: Das leben als eine beſon - dere Beylage ſey jhm gegeben / cum conditione mortis, mit bedinge des Todes / durch welchen er es ab / vnd wiederumb bey Gott dem HEr[rn b]eylegen ſolle / daß Ers jhm an jenem Tage wiedergebe?

Ja was iſt es anders / wenn er ſaget: Er wiſſe daß jhm Gott ſeine Beylage bewahren werde / als das er ſich beklaget der vielfaltigen beſchwerung vnd an - fechtung der Suͤnde / des Todes / Teufels / Welt vnd Helle / damit ſie es jhm ſo nahe bringen / daß er jhm ſelbſt nicht getraue ſolche beylage zubewaren oder ſein leben alſo zufuͤhren / daß er es nicht verliehren / ſondern behalten / oder dort wieder vberkommen moͤ - ge? Welches / weil es andern gleubigen ſo wol als Paulo hart anliegt / Troͤſtet ſie S. Petrus mit groſ - ſer krafft vnd ſtaͤrcke darwieder / In dem er 1. Epi - ſtola 1. ſpricht: Die jhr aus Gottes macht durch den glauben bewahret werdet zur ſeligkeit.

Was iſts auch anders / wenn er ſaget: GOtt werde jhm ſeine beylage bewahren bis an jenen Tag / als das er ſich troͤſtet ſeiner auferſtehung am juͤng -Job 13. ſten Tage / gleich als ſpreche er mit Job am 13. Ob mich gleich der HErr toͤdten wuͤrde / oder auch dem Teufel vnd ſeinem Werckzeuge Neroni ſo viel ver -19. hangen / daß er mich toͤdten vnd hinrichten laſſe / ſo wil ich dennoch auff jhn hoffen. Jtem aus dem 19. Capitel:[15]Capitel: Ich weis daß mein Erloͤſer lebet ꝛc. Weil demnach Sanct Paulus die fuͤrnembſten Troſt - puncte derer wir vns bey Leichbegengnuͤſſen aus Gottes Wort zuerinnern im abgeleſenen Ritters - ſpruͤchlein gar genaw zuſammen faſſet vnd druͤcket: auch vnſer ſelig verſtorbener vnd in Gott ruhender rechtgleubiger Mitbruder vnd Weiland grosguͤnſti - ger Erb-vnd Lehns Herr ſich mit dieſem faſt gleich - ſtimmigen worten / wie deſſen abhandelung vnd ap - plication hernach geben wird / vernemen laſſen / als nemen vnd[b]ehalten wirs billich bey dieſem ſeinem Leich vn[d Eh]renbegengnuͤs zu vnſerem Leich Argu - me[nte]vnd ſind darauff bedacht / wie wir S. Paulo nicht allein deſſen inhalt vnd meinung: ſondern auch fuͤrnemlich deſſelbten praxin vnd vbung ablernen moͤgen.

Wollen demnach nach deſſen anleitung Euer LiebePropoſiti[o]bimem - bris, auff dißmahl folgende 2 ſtuͤcklein einfeltig fuͤrtra - gen. Als:

  • Das erſte ſol ſein: Von aller Chriſtgleubigen Geiſtlichen Ritterſchafft / was dazu ge - hoͤre / vnd worinne ſie beſtehe.
  • Das andere ſol gleichſam zur application auff das erſte ſein / Von vnſers in Gott ru - henden Erb-vnd Lehnsherrens / beydes leiblicher vnd geiſtlicher Ritterſchafft / oder ſeinem leben vnd ſterben.

O JEſu Chriſte / Du treuer vnd Leutſeliger Troſtman / wie du dich dermaleinſt im Thor zu Na - in erzeiget / hie iſt leid vnd traurigkeit / hie troͤſte vnd ſtercke / vnd verleihe krafft vnd ſegen / vmb deines hochtroͤſtlichen Namens willen AMEN.

Das[16]

Das erſte Stuͤck.

VNd was demnach nun betrifft vnd an - reicht das fuͤr genommene erſte Stuͤck: Von aller Chriſtgleubigen Ritterſchafft / ſo erheben ſich allhie bald zum anfang zwo fragen: Eine von der Nothwendigkeit: Die ander von der occaſion vnd gelegenheit dieſer lehre. Denn da moͤchte bald jemand fragen: Ob es denn auch dieſer lehr ſo hoch beduͤrff - te / weil wir je nicht alle Ritterliches Ordens ſind: Es moͤchten ſich die jenigen hierumb bekuͤmmern / die ſolchen ruhm vnd namen fuͤr andern haben wolten? Hierauff aber iſt zur antwort zuwiſſen vndzumercken / daß / ob wir zwar nicht alle leibliche Ritter ſein noch ſein duͤrffen / ſo iſt vns doch allen die geiſtliche Rit - terſchafft aufferlegt / das wir vns darinnen vben ſol -1. Tim. 1. len / wie S. Paulus an Timotheum vnd vnter ſeinem Namen an alle Chriſten ſchreibet. 1. Tim. 1. Vbe ei - ne gutte Ritterſchafft / behalt den glauben vnd gutJob 7. gewiſſen. Vnd der geduldige Job ſagt am 7. Capitel ſeines Buchs: Mus nicht der Menſch jmmer im ſtreit ſein? Mit welchen worten er alle Menſchen in den geiſtlichen ſtreitbaren Rittersorden zehlet / ſie begeben ſich gleich darein mit willen oder vnwillen / vnd ſaget klerlich: Sie muſſen immer im ſtreit ſein / Was darffs dennoch viel der frage von der noth - wendigkeit dieſer lehre. Weil wir jmmer im ſtreit ſein muſſen / ſo koͤnnen wir ſie ſo wol nicht ſtudiren / wir beduͤrfftens noch jmmer beſſer.

Belangende die ander frage von dieſer Lehre ge - legenheit / ſo moͤchte ſich vieleicht jemand auch wun - dern vnd fragen: Wie wir aus abgeleſenem ſpruͤch - lein auff ſolche Lehre kaͤmen / da doch mit keinem wort oder Buchſtaben der Ritterſchafft darinne gedachtwerde?[17]werde? Welchen wir wiederumb zur antwort geben / Daß ob zwar dem eußerlichen wortklange vnd buch - ſtaben nach hiervon in abgeleſenem Spruͤchlein keine meldung geſchiehet: Jedoch was dieſer wort ſenſum, innhalt vnd meinung betrifft / ſo kommen ſie durchaus vberein / nicht allein mit dem erſtgemel - ten; ſondern auch andern Spruͤchen des Apoſtels Pauli / in welchen er von dem geiſtlichen ſtreit / kampf vnd Ritterſchafft / beydes ſein ſelbſt vnd aller gleu - bigen Chriſten redet / Als da er 2. Tim. 4. ſaget: Jch2. Tim. 4. werde ſchon geopffert / vnd die zeit meines abſcheidens iſt verhanden. Ich habe einen gutten kampff gekemp - fet / ich habe den lauff vollendet / ich habe glauben behalten / hinfort iſt mir beygelegt die Krone der ge - rechtigkeit. Mit welchen worten er ſelbſt die meinung des vorhabenden ſeines ſpruͤchleins wiederholet / vnd etwas deutlicher erkleret / mit vermeldung oder an - deutung / daß ob jhn ſchon der Keyſer vnd Tyrann Nero aus verhetzung des Teufels auff opffern oder wuͤrgen vnd toͤdten laſſe / ſo ſey er doch derenthalben vnbekuͤmmert: Denn es jm wol bewuſt / wie Ritterlich er bisher ſich im glaubens Kampff gehalten / Wiſſe auch wol / was er fuͤr eine Kron zu lohn davon zuge - warten habe. Vnd zwar das ſolcher jetztgemelter / wie auch der vorhabenden ſeiner worte meinung ſey / erſcheinet ſonderlich aus ſeinem vorher gehendem be - richt vor den jtzt vorhabenden worten / da er klerlich ſaget: Chriſtus hat dem Tode die macht genommen /2. Tim. 1. vnd das leben vnd vnvergenglich weſen ans Licht gebracht / durch das Evangelium / zu welchem ich ge - ſetzt bin ein Prediger vnd Apoſtel vnd Lehrer der Heyden / vmb welcher ſachen willen ich ſolches leide. Aber ich ſcheme michs nicht / Denn ich weis an wel - chen ich gleube ꝛc. Daraus wir hoͤren vnd verneCmen[18]men / daß Paulus im glauben vnd vertrauen auff Gott vnd ſeine belohnung gleichſam wieder Nero - nem trotzet vnd ſo viel ſagen wil: Wiltu nicht from ſein / vnd dem Evangelio glauben vnd beyfahl geben / ſo ſey jmmerhin boͤſe / vnd wuͤrge mich vmb deſſelbten bekentnuͤs willen: Ich weis ſchon von wem ich meinen beruff vnd beſtallung habe / der mir meiner muͤhe wol lohnen / die verluſt reichlich erſtatten / vnd alles mit1. Sam. 17. vollem Centnersgewichte vergelten wird: Eben wie David 1. Sam. 17. mit geſchoͤpfftem Troſt aus ſei - ner Beſchneidung als dem zeichen des Bundes ſo Gott mit dem Volck Jſraël gemacht / vnd ſich darin - ne alles ſchutzs vnd gnade gegen demſelbten verſpro - chen / Dem groſſen vngeheuren Rieſen Goliath ſo muttig vnd freudig entgegen gieng / vnd ſich auch vor erhaltenem ſiege anders nicht ſtalte / als ob der feind ſchon erleget were / in dem er ſagte: Solte dieſer vn - beſchnittene dem zeuge Jſraël hohn ſprechen.

Wie aber Paulus ſelbſt in den kampff vnd ſtreit vber dem Evangelio vnd derſelbten bekentnuͤs ſich ritterlich gehalten: Alſo ermuntert er auch ſeinen Juͤnger Timotheum dazu / nicht allein mit obgemel -1. Tim. 1. ter ermanung 1. Tim. 1. ſondern auch mit wieder -2. Tim. 2. holung derſelbten meinung / 2. Tim. 2. Da er alſo an jhn ſchreibet: Sey ſtarck mein Sohn / leide dich als ein gutter Schreiber JEſu Chriſti. Welches / wie droben gemeldet / auch vns freilich ſo wol als Ti - motheo geſaget iſt vnd ſein ſol. Darumb wir vns auch billich ſambt jhm hierumb bekuͤmmerlich anne - men / vnd die Ritterskunſt mit fleiß ſtudiren vnd ler - nen / die vns Paulus gleich durch ſein eigen exempel in vorhabendem ſpruͤchlein / als einen beſondern Rit - tersruhm vndreim ſambt deſſelbten anlas fein ſchlecht vnd recht fuͤrgiebt. Darumb wir es billich in der furchte Gottes mit einander erwegen.

Wie[19]

Wie aber ſonſten ein leiblicher Ritter vnd Kriegs - man ſein Hertz vnd Augen fuͤrnemlich auff dreyerleyUt militi, ſic & Chri - ſtiano 3. conſideran - da veniunt, 1. hoſtium impugna - tio. 2. ſidei propugna - tio. 3. præmii ſeu coronæ deſignatio. 2. Tim. 4. richtet / Als auff ſeine Feinde / Auff ſeine Ruͤſtung / vnd auff die Ehrenkron / oder auff die beſchwerung / vbung vnd belohnung. Alſo liegen auch dem Apo - ſtel Paulo dieſe drey im ſinne / Wollen auch von vns als geiſtlichen Rittersleuten billich in acht genom - men werden.

Von ſeinem des Apoſtels Pauli Feinde giebt vns die gelegenheit vnd anlas zu ſolchem ſeinem Rit - ters Reim vnd ruhm gutte nachrichtung / daß es Ne - ro damals Roͤmiſcher Keyſer geweſen ſey. Welchen er ſonſten einen Lewen nennet / da er ſchreibet: Gott habe jhn aus dem Rachen des grimmigen Lewens er - rettet / vnd ſey der hoffnung / Er werde es auch fer - ner thun. Nun Paulus vnd ſein Feind ſind dahin / vnd hat er dieſen / wie auch alle andere ſeine Noth vberwunden / vnd innhalt ſeiner obgemelten hoff - nung den Sieg vnd Kron davon gebracht. Wir aber vnd vnſere beydes Leibliche vnd Geiſtliche Feinde leben noch: Darumb wir vnſer Schantze wieder ſie wol moͤgen warnehmen. Wir haben traun auch vn - ſere Nerones vnd Henckersknechte / welche wie Ne - ro ſeiner Mutter ſol gethan haben / vns gerne durch den Bauch reiſſen / vnd zeitlich vnd ewiglich zerflei - ſchen wolten.

Wer moͤgen aber wol dieſelbten ſein? . ObTres hu - mani ge - neris ho - ſtes. jhrer zwar vnzehlich viel ſein / ſo benahmet doch die ſchrifft jhrer fuͤrnemlich drey / als Heuptfeinde. Nem - lich den Teufel. 2. Die Welt. Vnd 3. vnſer eigen ſuͤndliches Fleiſch vnd Blut.

I. Der Teufel iſt ein ſolcher Feind / den man mit1. Satanas. leiblichen Augen nicht ſehen kan / Ja der auch einem Menſchen nicht redlich vnd auffrichtig vnter AugenC ijgehet /[20]gehet / ſondern ſuchet ſeine liſtige μεϑοδείας vnd anleuf -Eph. 6. fe / wie es S. Paulus Epheſ. 6. nennet / dadurch er einem Menſchen beykommen moͤge. Daher es denn koͤmbt / daß wenn wir am allerſicherſten ſein vnd vns ſeiner tuͤcke am wenigſten verſehen / ſo iſt er hinter vns her / vnd ehe mans mercket / hat er einem ein bein vntergeſchlagen vnd jhn zu fall gebracht / Wie ſon - ſten etwa erfahrne Kriegsleute allerley ſtrata gema - ta brauchen / dadurch ſie jhren Feinden beykommen moͤgen. Als zum exempel: Da Hannibal der ſtreit - bare Held von den Roͤmern vmbringet / vnd gleich mit einer Wagenburg vmbſchloſſen iſt / da erdenckt er bald ein liſtig Stratagema: Er nimbt ſeine Och - ſen / bindet jhnen Stro an die Hoͤrner / vnd zindets an / vnd leſt ſie alſo bey der finſtern Nacht den Fein - den ins Lager lauffen / daruͤber ſie dermaſſen beſtirtzt worden / daß ſie anders nicht meinen / als es ſeyen Geſpenſte / die wollen mit jhnen zuſturm lauffen. SoJudic. 7. hat man auch Judic. 7. ein denckwirdig Stratage - ma / Daß der Geiſt GOttes ſelber Gedeoni dem ſtreitbaren Helden eingegeben hat / Welches die ſo es koͤnnen / daſelbſt leſen moͤgen. Denn ſolches allhie nach der lenge zuerzehlen / wil die zeit nicht leiden. Jetzt iſt vnſer vorhaben zuerinnern / daß dem Teufel als einem Tauſentkuͤnſtler ſolche vnd dergleichen ſtratagemata auch vnverborgen ſein / der weis traun mancherley mittel vnd wege / wie er einem Menſchen beykommen ſol / wenn jhm nur ein an - griff von der Goͤttlichen Majeſtet verſtattet wird. Da ſetzt er in einem Menſchen jnnerlich vnd eußer - lich / Jnnerlich zwar mit allerley ſchwermuͤttigen ge - dancken / daß er manchen anficht mit der Ewigen Gnadenwahl: einen andern mit der menge ſeiner be - gangenen Suͤnden / daß er dieſelbigen ſtracks groͤſſerachten[21]achten ſol als Gottes gnade vnd barmhertzigkeit / wie er mit ſolchem faſcino den Cain, Saul / Achitophel / Judam vnd andere mehr bethoͤret hat. Eußerlich giebt er aufs Menſchen temperament vnd com - plexion gut achtung / Vnd nach dem er einen zu die - ſer oder jener Suͤnden geneigt befindet / ſo weis er bald mittel vnd wege zu / wie er jhm ein objectum in augenſchein bringet / daß der Menſch ſeine brunſt vnd begierde zu wercke richtet / wie er mit dem Koͤni - ge David dergeſtalt procediret hat. Daher denn der Apoſtel Petrus nicht ohne vrſache eine ſo treu - hertzige ermahnung thut vnd ſaget 1. Epiſtola 5. 1. Pet. 5.Seid nuͤchtern vnd wachet / denn euer wiederſacher der Teufel gehet vmbher wie ein bruͤllender Lew / vnd ſuchet welchen er verſchlinge / dem wiederſtehet feſt im glauben.

II. Die Welt als der andere Heuptfeind / iſt zwarII. Mundus. ein ſolcher Feind / den man mit Augen ſehen / vnd mit Haͤnden fuͤhlen vnd greiffen kan: Aber daneben ſo liſtig / ſo tuͤckiſch vnd geſchwinde / daß ſie des Teu - fels nahe verwandten vnd getreue gehuͤlffin iſt / Denn ſie mit jhren liſtigen vnd tuͤckiſchen grieffen vnd aͤrgerlichen exempeln ein vnſchuldiges Hertze verfuͤhret / ehe es ſich deſſen verſiehet. Daher denn der Evangeliſt vnd Apoſtel Johannes auch nicht oh - ne vrſache oder vergeblich eine ſo treue warnung vnd ermahnung thut / da er 1. Epiſtola 2. ſaget: Habt1. Joh 2. nicht lieb die Welt / noch was in der Welt iſt. So je - mand die Welt lieb hat / in dem iſt nicht die liebe des Vaters / Denn alles was in der Welt iſt / als / Flei - ſches luſt / Augen luſt / Hoffertiges leben / das iſt nicht vom Vater des Lichts / ſondern von der Welt / vnd die Welt vergehet mit jhrer luſt / Wer aber den wil - len Gottes thut / der bleibet in ewigkeit. Gleich wieC iijwir[22]wir nun wieder die liſtigen anlauffe des Boͤſewichts des Teufels in ſteter bereitſchafft ſtehen vnd wol ver - wahret ſein muſſen / wo wir anders von jhm vnge - fehret bleiben wollen: Alſo muſſen wir vns auch huͤt - ten fuͤr den ergernuͤſſen dieſer Welt / vnd denſelbigen durch krafft vnd beyſtand des heiligen Geiſtes ritter - lichen wiederſtand thun / wenn wir nicht in gefahr vn - ſerer ſeligkeit wollen geſtuͤrtzt vnd geſetzt werden.

Caro cor - rupta. Der dritte Heuptfeind / mit dem ein Chriſtlicher Ritter zu Felde liegen mus / Jſt nun ſein eigen ver - terbtes Fleiſch vnd Blut ein ſolcher Feind / den ein jeder ſtets bey ſich im boſem tregt: Vnd von dem derRom. 7. Apoſtel Paulus Rom 7. zeuget vnd ſpricht: Jch weis das in mir / das iſt in meinem Fleiſche wohnet nichts guts / das wollen habe ich wol / aber vollbrin - gen das gutte finde ich nicht. Denn das gutte das ich wil / thue ich nicht / vnd das boͤſe das ich nicht wil / thue ich / Denn das iſt vnſers verterbten Fleiſches vnart / daß es ſtracks den Krebsgang gehet / vnd alle wege viel geneigter vnd williger iſt zum argen als zum gut - ten. Daher denn die Goͤttliche Majeſtet Gen. 6. vnd 8. ſelber klagt vnd ſpricht: Alles tichten vnd trachten des Menſchlichen Hertzens iſt boͤſe von ju -Galat. 5. gend auf. Vnd der Apoſtel Paulus ſpricht / Gal. 5. Das Fleiſch geluͤſtet wieder den Geiſt / vnd den Geiſt geluͤſtet wieder das Fleiſch / vnd dieſe beyde ſind ſtets wieder einander. Dieſe wiederſpenſtigkeit des Flei - ſches vnd des Geiſtes macht dem Apoſtel Paulo dasRom. 7. leben ſo herbe vnd bitter / daß er ſtracks im 7. Capi - tel ſeiner Epiſtel an die Roͤmer / darinnen er ſolche luctã carnis & ſpiritus beſchrieben hat / ausſchrei - het vnd ſpricht: O ich elender Menſch / wer wird mich erloͤſen von dem leibe dieſes Todes. Mit dieſen dreyen Heuptfeinden hat nun ein jedes Chriſtenhertzzuſtrei -[23]zuſtreiten vnd zukempffen: ohne was ſonſten noch fuͤr mancherley Creutz vnd wiederwertigkeit einem jeden begegnet / vnd gleichſam mit aller macht wieder jhn ſtreitet / Welches vns auch an der Ritter - vnd Kriegsleute fortun vnd gluͤcke / oder vielmehr vn - gluͤcke vnd beſchwerung / recht vnd ordentlich ziemli - cher maſſen abgebildet wird.

Denn erſtlich / gleich wie ein KriegsmanMilitum ſtatus & fortuna ſortis ſide - lium typus & ſigura. der ſich in einen Ritterlichen Zug ſchreiben leſt / vnd ſich zu einem gewiſſen Feldoͤberſten verſpricht / mit ſeinem Herren guttes vnd boͤſes leiden mus / wie es jhm vnter handen ſtoͤſt: Alſo weil wir vnter das Pa - nir vnd Feldfaͤhnlein Jeſu Chriſti des oberſten Feld - HErrens vns haben ſchreiben laſſen / vnd Jhm in der heiligen Tauffe trew vnd glauben verſprochen vnd zugeſagt / ſo muſſen wir traun auch vnſerm ge - luͤbde treulich nachkommen / vnd mit Jhm ausſtehen guttes vnd boͤſes / wie es der liebe Gott zuſchickt / Jn betrachtung / daß denen die Gott lieben / alles zum beſten dienen mus.

2. Gleich wie auch ein Kriegsman / der ſich zu dienſt verſprochen hat / jmmerdar fort mus vnd ſein Nachtlager bald hie bald dort auffſchlagen / auch offt dabey hunger vnd durſt / hitz vnd froſt lei - den / wie es die Jahrzeit vnd der Zug mit ſich bringt / Ja wenn es zum treffen koͤmbt / nicht ein verzagt Ha - ſen Hertze haben / ſondern ein Lewenmut / vnd ſich ſei - ner Haut redlich wehren: Als darff jhm kein Chriſt - licher Ritter die hoffnung machen / daß er fuͤr vnd fuͤr auff einem weichen Pulſter ſitzen werde: ſondern da mus er eines anſtoſſes vber den andern gewer - tig ſein / vnd recht in der praxi erfahren / was droben aus dem 90. Pſalm / als dem gebete Moſe gemeldetworden /[24]worden / daß wenn vnſer leben am koͤſtlichſten gewe - ſen / ſo ſey es nur muͤhe vnd arbeit geweſen / Ach frey - lich nur muͤhe vnd arbeit / Denn ſolte man die freu - denſtunden vnd trauerſtunden gegen einander auff einer Wagen waͤgen / ſo wuͤrden gewißlich die trau - erſtunden einen groſſen ausſchlag gewinnen.

3. Ja gleich wie ein Kriegsman / der ſich in einen Zug wieder den Feind gebrauchen leſt / kei - nen Tag / keine ſtunde / ja keinen Augenblick ſeines lebens ſicher iſt: ſondern ſtets die Seele auff den Haͤnden tragen vnd gedencken mus: Jetzund felt dich etwa der Feind meuchlings an / vnd ſticht dir die Gurgel ab / oder leſt eine Kugel durch dich lauffen: Eben alſo haben wir bey vnſern vielfaltigen oblie - genden beſchwernuͤſſen nichts gewiſſers als den zeit - lichen Tod / der wartet vns alle ſtunden auff den dienſt / vnd da wir offt vermeinen / er ſey am aller - weiteſten / ſo iſt er vns wol am allerneheſten / Denn da heiſt es / wie Bernhardus ſpricht: Mors ſeni - bus eſt in januis, Juvenibus in inſidiis, Der Tod[lauert] allen Menſchen auff den dienſt / Der alten wartet er auff der Hausſchwellen / der jungen auff der freyen ſtraſſen vnd auff allen Gaſſen / daß alſo dieſem Feinde letzlich keiner entrinnen kan. Er mus ſich vnter ſein Joch ergeben / Gott gebe / er wieder - ſtrebe auch ſo Ritterlich als er jmmermehr wolle.

Ob nun aber wol ſolch Scharmuͤtzel / davon bisher bericht geſchehen / die Gottloſen auch betrifft / denn die haben nimmer keinen friede / ſondern ſind wie ein vngeſtuͤmes Meer das nicht ſtille ſein kan: ſon - dern ſeine Wellen fuͤr vnd fuͤr auswirfft / ſo ereuget ſich doch ſolch beſchwerlicher zuſtand bey den Kindern Gottes am allermeiſten. Denn ob zwar dieſelbigenfriede -[25]friedefertig ſein / Auch ſo viel an jhnen iſt gerne friede haben wolten mit jederman / ſo muſſen ſie doch erfah - ren / was man im ſprichwort ſagt: Es kan keiner len - ger friede haben als ſein Nachtbar wil. Daher es denn koͤmbt / daß ein Chriſtenhertz alle ſtund vnd au - genblick mit leiblichen vnd geiſtlichen Feinden zu Fel - de liegen mus / vnd gehet traun / wie Proſper ſaget:

Nunquam bella piis, nunquam diſcrimina deſunt, Et cum quo certet mens pia ſemper habet.
Die fromen haben groſſen ſtreit /
Vnd ſchweben in gefahr allzeit.
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Es meinets aber Gott der HErr / ob Er ſchon ſo ein ſchweres vber ſeine gleubigen verhenget / vnd ſie jmmer - dar im ſtreit ſtehen leſt / auch wol mit mehrem vngluͤck als wol die Gottloſen beleget / darumb nicht boͤſe mit jhnen / Denn nach S. Pauli ſpruch 1. Cor. 10. Jſt Er ſo getrew / daß Er niemanden vber macht vnd ver - moͤgen leſt verſucht werden: ſondern machets / daß die verſuchung eine ſolche ἔκροασιν ein ſolch ende vnd ausgang gewinne / daß ſie es ertragen moͤgen. Da - mit Paulus oder vielmehr der heilige Geiſt durch ſei - nen Mund bezeuget / daß einem jeden Menſchen von Gott dem Allmechtigen / nach ſeinem vnerforſchli - chem rath vndguttduͤncken ſein beſcheidentheil / Creutz vnd truͤbſal gleich nach den Loten vnd quintlein gar genaw werde zugewogen.

Denn zugleicher weiſe / wie jm offtmals ein KramerDeus ex - ercens ſuos cruce com - paratur 1. Mercatori. zuthun pflegt / wenn etwa ſein gutter freund / bekand - ter vnd Blutsverwandter in den Kram koͤmbt / vnd mit jhm keuffen wil / giebt er jhm allewege einen beſ - ſern ausſchlag am Gewichte denn ſonſt einem andernDoder[26]oder frembden Pauer: Alſo vnd ebenermaſſen thut Gott der Himliſche Vater auch / wenn Er den Creutz - Zucker verkaufft vnd vnter die fromen Chriſten aus - ſpendet / vnd Jhm ein gutter freund zuhanden koͤmbt / den er lieb hat / ſo legt Er etwas mehr auff die Wa - ge / daß Er einen gutten ausſchlag krieget / vnd eine zeitlang daran zukaͤuen hat / damit er alſo im glau - ben / in der geduld / liebe / hoffnung vnd andern Chriſt - lichen tugenden wol probiret vnd gepriefet werde.

2. Pocilla. tori. Der Koͤnigliche Prophete David im 75. Pſalm vergleichet Gott den HErren einem Mundſchen -Pſal 75. cken / der einem jeglichen nach gebuͤhr einſchencket / vnd aus dem herben Creutzbecher ein gewiſſes zu - trincken giebt / nach dem ers vortragen kan / Wie man ſonſten bißweilen in einer ehrlichen Gaſterey einem jmmer einen groͤſſern Trunck vorſetzt als dem andern / nach dem er Alt oder Jung / ſtarckes oder ſchwaches leibes iſt.

Chryſoſtomus der alte Kirchenlehrer ſaget gar troͤſtlich vnd ſchoͤn: Gott der vns das Creutz auflegt / der weis auch ſtunde vnd zeit wenn Ers hin - wegnehmen ſol. Vnd gleich wie ein Lautenſchlaͤ -3. Cythare - do. ger vnd Harffenſpieler die Seiten nicht zuharte an - zeucht / damit ſie nicht zureiſſen: auch nicht zuſehr nachleſt / damit ſie nicht falſch klingen: Alſo thut Gott auch: Er ſpannet vns in den Elendskarn / vnd leſt vns eine weile darinnen ziehen / das wir nicht zu faul vnd traͤge werden / ſpannet vns aber auch wie - derumb aus / damit wir nicht an hertz / mutt vnd ſinn verſincken / niederfallen vnd gar verſchmachten.

4. Balneatori. Sonſten wird vnſer HErr Gott dieſer meinung auch wol einem Bader vergliechen / Denn wenn der - ſelbige die Badſtuben heiß machet / weidlich auffgeuſt / vnd die Badegaͤſt wol reibet / daß ſie bald erhitzen vndſchwitzen /[27]ſchwitzen / ſo gehen ſie viel eher heraus / als wenn es kalt oder lawlich in der Badſtuben iſt: Eben alſo macht vns Gott auch offtmals ein ziemlich warmes Schweisbad / vnd geuſt getroſt auff den Ofen des elends / daß wir weidlich auff der Schwitzbanck dieſes lebens ſchwitzen / vnd kratzet vns mit den ſcharffen Naͤgeln der wiederwertigkeit eben hart / daß vns die Augen vbergehen / Ja er leſt vns auch manchen bit - tern Rauch in die Augen beiſſen / daß wir deſto ehe ausgehen / vnd aus der finſtern rauchigen Badſtuben dieſes jammerthals nach dem ewigen Freudenleben ein ſehnliches verlangen tragen.

Jnſumma / hieher gehoͤret auch des heiligen Am -1. Præce - ptoci. broſii Collation vnd vergleichung / Da er Gott den HErren einem beſcheidenenPræceptori oder Schul - meiſter vergleichet. Dennzugleicherweiſe / wie derſelbi - ge / wenner ein kleines junges Kneblein in die Schule bekoͤmbt / ſo[ſehet] er erſtlich mit jhm die Buchſtaben an / darnach die Syllaben / endlich leſt er es leſen vnd auswendig lernen: Gleichen Proceſs helt der fro - me guͤttige Gott mit ſeinen Creutzſchuͤlern / denen giebt Er auch anfenglich eine kleine geringe lection vom leyden auff / leſt ſie patientia, Scamnum vel lectum, Crux & Sacerdos decliniren / wenn ſie aber erwachſen / vnd im glauben ſtarck worden / ſo muſſen ſie etwas mehers aus dem Elendsdonaten auswendig lernen. Vnd ſolche beſcheidenheit in ausſpendung des Creutzes hat Gott je vnd allewe - ge gehalten. Denn vnſern Groseltern Adam / Evæ / Abraham / Jſaac / Jacob / den Propheten / den H. Apoſteln vnd allen treuen Martyrern hat er viel mehr vnd groͤſſer Creutze auffgelegt: als er heute zu tage mir vnd dir wiederfahren leſt / die wir jhnen an ſtaͤrcke des glaubens / vnd an krafft des Geiſts nichtD ijglei -[28]gleiche ſind. Vnd weil denn Gott der HErr / wie bisher gehoͤret ſo gutte beſcheidenheit in austheilung des lieben Creutzes braucht. So ſollen wir auch bil - lich damit vorwillen nehmen / vnd mit David ausPſ. 119. dem 119 Pſalm ſagen: Bonum eſt mihi Domine, quod humiliaſti me, Es iſt mir gut HErr / das du mich gedemuͤttiget haſt / ſollen es vns nicht befremb - den laſſen / ob er vns im ſtreit fornen an die ſpitzen ſtelt: ſondern als Geiſtliche vnd Chriſtliche Ritter vns ritterlich halten.

Tranſitio ad ſecun - dum mem - brum pri - partis. Wie aber / moͤchte jemand allhie einhalten vnd ſa - gen: Mus ich mich in ſolchem ſtreit vorhalten? Was mus ich fuͤr Waffen vnd Ruͤſtung brauchen / das ich die Feinde damit beſtehen moͤge? Hiervon giebt vns nun auch Paulus mit ſeinem Exempel / ſo er vns in vorhabendem ſeinem Rittersruhm vnd ſpruch zur nachfolge fuͤrſtellet / vnd gleich mit dem oben ge - deuteten andern Punct deſſelbten gutte nachrich -Fides ne - ceſſarium ad impe - trandam victoriam inſtrumen - tum. Eph. 6. tung / in dem er ſaget: Jch weis an welchen ich gleube. Daraus wir je verſtehen / das der glaube das beſte vnd koͤſtlichſte Waffen ſey / welches wir in dem ſtets werenden ſtreit wieder den Teufel / die Welt vnd vn - ſer eigen Fleiſch brauchen koͤnnen vnd ſollen / wie ers denn auch Ephes. 6 Neben vielen andern / die er vns aus der Geiſtlichen Ruͤſt-vnd Harniſchkammer zei - get vnd darreicht / nicht allein erzehlet: ſondern auch gleich den andern allen vorzeucht / vnd fuͤr das aller - bewaͤrteſte ruͤhmet / in dem er ſpricht: So ſtehet nun vmbguͤrtet euere Lenden mit warheit / vnd angezogen mit dem Krebs der gerechtigkeit / vnd an Beinen ge - ſtifelt / als fertig zu treiben das Evangelium des frie - des / damit jhr bereit ſeid. Vor allen dingen aber er - greifft den Schild des glaubens / mit welchem jhr ausleſchen koͤndt alle feurige Pfeile des Boͤſewichts. Daher[29]Daher auch S. Petrus deſſen ſo wol als Paulus in vorhabendem Spruͤchlein alleine gedencket / als er vns auch zum ſtreit wieder den Teufel ausruͤſtet / ſa - gende 1. Epiſt. 5. Euer Wiederſacher der Teufel ge -1. Pet. 5. het vmbher wie ein bruͤllender Lewe / vnd ſuchet wel - chen er verſchlinge / dem wiederſtehet feſt im glau - ben. Jnmaſſen auch der heilige Johannes diß fuͤr allen andern herfuͤr zeucht / da er 1. Epiſt. 5. ſaget: Al -1. Joh. 5. les was von Gott geboren iſt / vberwindet die Welt / vnd vnſer glaube iſt der ſieg / der die welt vberwunden hat. Vnd iſt ſonſten der glaube als ein ſieghafftes inſtrument in heiliger Schrifft in ſolcher autoritetMagna fi - dei inſcri - ptura ſacra autoritas. vnd anſehen / daß ſo offt der HErr Chriſtus einem Patienten zur geſundheit hilfft / ſo ſchreibet Er ſolch Werck dem glauben zu vnd ſpricht: Dein glaub hat dir geholffen: Da Ers doch ſelber gethan hat / vnd der glaube nichts mehr bey der ſache gethan / als daß Er die bewieſene huͤlffe mit einer rechten Betlers - Hand ergrieffen hat. So hoch vnd werth iſt der glaube gehalten fuͤr den Augen GOttes. Ja der HErr Chriſtus eignet dem glauben ſo groſſe krafftMarci 9. vnd wirckung zu / daß Er Marci 9. ſagen darff: Omnia poſſibilia credenti, Einem gleubigen ſind alle ding moͤglich. Deſſen wird vns in der EpiſtelEbr. 11. an die Ebreer an 11. Capitel gar ein langer Catalo - gus exemplorum fuͤr augen geſtellet / was die hei - ligen Gottes durch den glauben fuͤr Rittermeßige thaten begangen haben / Denn wodurch hat der Ertz - Vater Abraham obgeſieget / vnd den Ehrenpreiß be - halten / da er mit der Goͤttlichen Majeſtet ſo manchGen. 17. Rom. 4. hartes vnd ſchweres gaͤnglein thun mus. Durch den glauben / damit er auch den ruhm erlanget / daß er Abraham / daß iſt / ein Vater aller gleubigen ge - nennet worden.

D iijWodurch[30]

Wodurch hat Jacob den namen erlanget / daßGen. 32. er Jſrael / daß iſt / ein vberwinder Gottes genennet worden iſt? Warlich durch nichts anders / als durch den glauben / in dem er mit dem Engel vnter weges ſo ein Ritterlich treffen thut / daß jhm auch daruͤber eine Hufft an ſeinem Leibe verruckt wird. Welches denn eigentlich nichts anders als ein glaubenskampf1. Sam. 17. geweſen iſt. Worauff wagets auch David / da er als ein kleiner Wehrloſer Knabe / ſich an den ſtar - cken Eyſenfreſſer den Philiſter vnd vngeheuren Rie - ſen Goliath machet? Auff nichts anders / als auff die gnedige verheiſſung Gottes / die er mit dem glau - ben ergreifft: jetzt anderer exempel zugeſchweigen / aus welchen allen klaͤrlich zuerſehen iſt / daß der glau -Fides in - ſtrumen - tum victo - rioſum. be das krefftige mittel ſey / damit man ritterlich kem - pffen / die feinde erlegen vnd das Feld behalten kan.

Vnd das mus traun auch allhie bey dem Apo - ſtel Paulo das beſte thun / Denn ſonſt hette er die ſchwere anfechtung ſo jhm Neronis tyranney ein - gedrungen / ſchwerlich vberwuͤnden koͤnnen. Deñ wo er nicht durch den glauben ſein Hertz ſo ſtarck ver - waret vnd gewiß gewuſt / daß jhm Gott ſeine beyla - ge / das iſt ſein Leib vnd leben / ſo er jhm gegeben / auch beware / daß es jhm weder der Teufel noch ſeine wit - tende Werckzeuge / ehe vnd vor der zeit nehmen koͤnd - ten / hette er leicht in die jrrigen zweifelhafftigen gedancken gerathen moͤgen / als wolte GOtt nichts von jhm wiſſen / weil er jhn ſo jemmerlich lieſſe hin - richten / Daß er ſich aber ſolche gedancken nichts jr - ren laſſen / ſondern dieſelbigen durch den glauben rit - terlich vberwunden / giebt er je fuͤr eines mit dem vor - habendem ſeinem Rittersruhm vnd ſpruch klar ge - nugſam zuverſtehen. Darnach beſtetiget ers auchRom. 14. mit ſeinem ſchoͤnen Spruͤchlein Rom. 14. Da er ſa -get:[31]get: Vnſer keiner lebet jhm ſelber / keiner ſtirbet jhm ſelber / Leben wir ſo leben wir dem HErren / Sterben wir ſo ſterben wir dem HErren / Darumb wir leben oder ſterben / ſo ſind wir des HERRen. Welches traun bey dieſem punct zur nachrichtung wol zumercken vnd einem jeden hoch von noͤthen ſein wil / ſein Hertz auch gleicher geſtalt durch den glau -Cor huma - num con - tra inſul - tus Satanæ roboran - dum. ben wieder allerley beſchwerliche vnd gefehrliche an - fechtungen des Teufels / der Welt vnd jhres eigenen Fleiſches zuverwahren vnd zubefeſtigen.

Denn das iſt je ein ſehr gemeines weſen / daß der Schandteufel offtmals auch fromen Hertzen gar Melancoliſche vnd ſchwermuͤttige gedancken ein - bleſt / daß ſie gehen vnd ſich bekuͤmmern / als hetten ſie etwa die jhrigen verwarloſet / vnd mit Ertzney / Speiſe / Tranck vnd dergleichen eußerlichen mitteln nicht der gebuͤhr nach gewartet / Wie man denn bis - weilen hoͤret / daß hochbekuͤmmerte Trauerleute ſa - gen: Ach das Gott im Himmel erbarme / hette ich diß oder jenes gethan / vielleicht lebte mein lieber Mann / mein liebes Weib / Vater / Mutter / Kind / Bruder / oder Schweſter noch vnd were nicht geſtorben. Ja bisweilen kan der alte Schalck vnd Luͤgengeiſt die einfeltigen vberſchwatzen / es geſchehe nur ohn gefehr vnd plumbsweiſe / das die Leute ſterben / Gott wiſſe nichts davon / frage auch nichts darnach. Wie denn das Buch der weißheit 2. Capitel ſolcher Geſellen ge - dencket mit vermeldung / daß es rohe Leute ſein vnd ſagen: Ohne gefehr ſind wir gebohren vnd fahren wieder dahin / als weren wir nie geweſt / Denn das ſchnauben in vnſer Naſen iſt ein Rauch / vnd vnſer rede iſt ein Fuͤncklein / das ſich in vnſerem Hertzen re - get / wenn daſſelbige verloſchen iſt / ſo iſt der Leib da - hin wie ein Loderaſche / vnd der Geiſt zufladert wie eine duͤnne lufft.

Wieder[32]

Wieder ſolche vnd dergleichen anfechtung / be - darff es traun einer ſtarcken befeſtigung des Her - tzens mit dem glauben / welcher Gottes Wort vnd verheiſſung traue / als welche vns berichten vnd ver - ſichern / daß es nicht ſo blind mit vnſerm ſterben vnd abſcheiden zugehe / ſondern alles nach Gottes Vaͤ - terlichem vnd gnedigem willen / als ohne welchen vnsMatth. 10. nicht das geringſte Haͤrlein vom Haupte fallen koͤn - ne. Wie der HErr Chriſtus Matth. 10. troͤſtlich ſaget / zugeſchweigen / das vns der Wuͤrgengel gar hinreiſſen vnd zerſplittern ſolte / Denn GOtt hat nach ſeinem geheimen rath vnd verſehung einem je - den Menſchen / er ſey auch wer er wolle / ein gewiſſesGertus vi - huma - poſitus terminus. Job 14. Terminſtuͤndlein geſetzt vnd verordnet / wie lange er hie auff Erden leben vnd ſeine Wohnung haben ſol. Daher ſaget Job 14. Capitel ſeines Buchs: Der Menſch hat ſeine beſtimbte zeit / die zahl ſeiner Mon - den ſtehet HErr bey dir / Du haſt jhm ein Ziel ge - ſetzt / das wird er nicht vbergehen Eccleſiaſt. 3.Eccl. 3. ſtehet auch: Ein jegliches hat ſeine zeit vnd alles fuͤrnehmen vnter dem Himmel hat ſeine ſtunde: ge - boren werden hat ſeine zeit / ſterben hat auch ſeineSir. 17. zeit. Vnd Sirach 17. ſpricht: Gott hat den Men - ſchen geſchaffen aus der Erden / vnd macht jhn wie - der zur Erden / vnd beſtimmet jhnen die zeit jhres le - bens. Solcher meinung iſt auch der Koͤnigliche Prophete David geweſt / wie er denn hierauff blicketPſal. 31. im 31. Pſalm / da er ſaget: HErr meine zeit ſtehet in deinen Haͤnden. Jtem im 39. Pſalm: HErr leh - re doch mich / das ein ende mit mir haben mus / vnd mein leben ein ziel hat / vnd ich davon mus. Vnd139. im 139. Pſalm: HErr deine Augen ſahen mich / da ich noch vnbereitet war / vnd alle meine Tage wor - den auff dein Buch geſchrieben die noch werden ſol -ten /[33]ten / vnd derſelben noch keiner da war. So ſtim - met auch Moſes hiermit vberein / vnd ſaget in ſeinem gebet / nemlich im 90. Pſalm: HErr du leſt die Men -90. ſchen ſterben vnd ſprichſt: Kommet wieder Men - ſchen Kinder. Daher auch Gregorius M. ſaget: Nemo alio tempore mori potuit, quàm eo ipſo quo moritur. Niemand kan zur andern zeit ſterben / als zu der ſtunde / wenn er zum Tode reiff vnd zei - tig iſt. Jnſumma es bekrefftiget dieſen troſtreichen vnd Hertzerquickenden Lehrpunct auch die taͤgliche experientz vnd erfahrung. Denn bedenckets ſelber jhr Chriſtlichen Eltern / vnd ſchauet eure liebe Kin - derlein an / Manches hat eine gefehrliche ſchwere kranckheit am Halſe / vnd liegt am gerackten Tode / daß man nicht einen Heller vmb ſein leben gebe: viel weniger die hoffnung ſchoͤpffte / als moͤchte es wieder auff die Beine kommen vnd geſund werden: erlan - get aber gleichwol vorige geſundheit / vnd ſchaden jhm die groſſen Leibsſchmertzen im allergeringſten nicht. Warumb das? Je darumb / ſein verordnetes Terminſtuͤndlein iſt noch nicht ausgelauffen / vnge - achtet / daß Doctor Kerab der Tod in wehrender kranckheit wol daran geruͤttelt vnd geſchuͤttelt hat.

Jm gegentheil / Ein ander Kind mag leicht etwa ein Hauptweh oder geringes Fiberlein anſtoſſen / das faſt der rede nicht werth iſt / ſo leſt es bald Haͤnde vnd Fuͤſſe ſincken / legt ſich zu Bette / wird matt vnd krafftlos / vnd in wenig tagen an ſeinen natuͤrlichen Leibskrefften dermaſſen erſchoͤpffet / daß es ſeinen Geiſt vnd Seele daruͤber auffgeben mus. Vnd ſol - ches alles macht der beſtimbte Termin vnd das fuͤr - geſetzte ziel / welches kein Menſch zuruͤcke treiben / auf - halten noch vberſchreiten kan / er verſuche es gleich auff waſerley mittel vnd wege er jmmermehr wolle.

EWeil[34]

Weil demnach wir Menſchen ſterben vnd von dieſer Welt abſcheiden / nicht wenn der Tod wil / nicht wenn die Peſtilentz wil / nicht wenn der Teufel wil / oder wens ſeine verfluchte Organa vnd werckzeuge / Blutduͤrſtige Tyrannen / Zeuberer / Weiſe Men - ner vnd Frauen / oder dergleichen Teufelsbanner vnd andere kranckheiten haben wollen / ſondern wenn Gott der Himliſche Vater wil / wenn vnſer Todſei - gerlein ausgelauffen iſt / Ey ſo geſchehe ſein genediger vñ treuhertziger Vaters wille / wir ſind content vnd zufrieden / wir wollen vns geduldig vnd willig darein ergeben / denn wir wiſſen ja / daß wir hie auff Erden keine bleibende ſtaͤt haben / vnd mus denen die GottEbr. 13. Rom. 8. lieben alle ding zum beſten dienen. Ebr. 13. Rom. 8.

Es moͤchte aber das / was bißher zu meh -Confutatio abuſus do - ctrinæ de certo vitæ humanæ[t]ermino. rer befeſtigung des Hertzens mit glauben nach S. Pauli Exempel / von dem gewiſſen Ziel vnd geſetztem Termin des Menſchlichen lebens gemeldet worden zwo fragen erwecken / vnd einem einfaltigen Hertzen gedancken machen / Darumb muſſen dieſelbigen (wie - wol faſt die liebe zeit dazu gebrechen wil) bald mit auffgeloͤſet / vnd verſtaͤndlich erkleret werden.

An einem theil zwar duͤrfften wol etliche vn - achtſame Leute gedencken: O hats ſo viel geſchla - gen / daß ein jeder Menſch ein gewiß ziel hat / wie lange er leben / vnd wann er ſterben ſol / ſo darff ich keinem Artzt nachlauffen vnd ſeines raths gebrau - chen / oder viel Geldes in Apoteken geben / vnd mich mit harten bittern Traͤncken / vnſchmackhafften Pil - lulen / ſauren Saͤfften / Kraͤutern / Wurtzeln vnd dergleichen ſtuͤcken / martern / quelen vnd plagen laſ - ſen / Jch wil das Geld in ſuͤſſem wolſchmeckendem Wein vertrincken / dabey ziemlicher maſſen luſtigſein /[35]ſein / vnd das andere Gott befehlen. Mein lieber Chriſt / das wuͤrde dir mechtig vbel anſtehen vnd zu keinem gutten gereichen / Denn Gott nach Sirachs bericht die Ertzney darumb erſchaffen vnd aus der Erden herfuͤrgebracht / daß man im fall der noth der - ſelbten gebrauchen ſol / Wie denn der Koͤnig Hiski - as Eſa. 38. vnd der alte Tobias / wie am 11. Ca -Eſa. 38. Tobia 11. pitel ſeines Buchs zuleſen / gethan haben / welchen ex - empeln man auch wol auff heutigen tag folgen mag / vnd ordentliche mittel zu erhaltung der geſundheit vnd ſterckung des Leibes gebrauchen: doch alſo / daß man des lieben Gottes daruͤber nicht vergeſſe: ſon - dern Jhm den event vnd ausgang befehle / Wie Da - vid im 37. Pſalm ermahnet vnd ſpricht: Befihl demPſal. 37. HErren deine wege vnd hoffe auff Jhn / Er wirds wol machen.

Am andern theil duͤrfften wol Epicuriſche / freche vnd verwegene Cyclopes jhnen die rechnung ma - chen: ſie weren gar eiſerne Rolande / ſie muſten ſo lange leben / als jhnen Gott das ziel geſteckt: ob ſie gleich jhre zeit nur mit freſſen vnd ſauffen / doͤppeln vnd ſpielen / hurerey vnd vnzucht / turniren vnd ren - nen zubrechten. O weit gefehlet / es koͤnnen jhnen ſolche geſellen aus Gottes gerechtem Zorn vnd ver - hengnis durch anreitzung des Teufels jhr leben wol ſelber verkuͤrtzen / daß ſie es nicht zur helffte bringen / wie David im 55. Pſalm jhnen dreuet / vnd dagegenPſal. 55. 102. im 102. Pſalm dafuͤr bittet / daß ſolches jhm auch nicht wiederfahren moͤge. Denn das Termin ſtuͤnd -Deus ponit terminum vitæ huma - cum conditione lein Menſchliches lebens iſt nicht von GOtt geſetzt fataliter blos hin ohn alle bedingung / man ſey from oder boͤſe / man handele wie man wolle / ſondern wenn Gott dem Menſchen ſein ziel zum beſten ſtecken wil / ſo thut Er ſolches erſtlich cum conditione obedi -Obedien - tiæ. E ijentiæ[36]entiæ vnd ſiehet auff den gehorſam der Menſchen gegen ſeinen Geboten / davon im vierden Gebot mel - dung geſchiehet / Du ſolt dein Vater vnd Mutter eh - ren / daß dirs wolgehe vnd lange lebeſt auff Erden.

2. Pœniten - tiæ. 2. Darnach thut Gott ſolches auch cum condi - tione pœnitentiæ vnd ſiehet auff die buſſe oder vor -Eſa. 38. ſterbung der Suͤnden / wie das exempel Hiskiæ Eſa -2. Sam. 16. 38. vnd des vngerathenen Abſolons 2. Sam. 16. ausweiſet: Vnter welchen jenem ſein leben da er ſei - ne Suͤnde erkennet vnd bereuet vmb 15. Jahr ver - lengert / dieſem aber wegen ſeiner beharlichen vnbus - fertigkeit ploͤtzlich vnd vnverſehens abgeſchnitten vnd verkuͤrtzet wird.

3. Salutis. 3. Vber das thuts Gott auch cum conditione ſa - lutis vnd ſiehet auff ſeiner gleubigen nutz vnd fro - men / was jhnen am nuͤtzlichſten ſey / leben oder Tod / denn ſiehet er ein vngluͤck / daraus jhnen Leibs oder Seelen gefahr entſtehen moͤchte / ſo erfuͤllet Er anEſa. 56. jhnen den ſpruch Eſaiæ 56. Die gerechten werdenSap. 4. weggerafft fuͤr dem vngluͤck ꝛc. Wie auch des Buchs der weisheit 4. Capitel: Der gerechte ob er gleich zu zeitlich ſtirbt / iſt er doch in der ruhe ꝛc. Da es jh - nen aber nuͤtzlicher lenger im Fleiſche zuwallen / ſo leſt Er ſie im werck erfahren daß es war ſey / wasPſal. 91. Er im 91. Pſalm verheiſſen hat: Jch wil ſie ſaͤttigen mit langem leben ꝛc. Darumb ſey ein jeder gewarnet / vnd mißbrauche ja dieſer lehre nicht zur ſicherheit: ſondern brauche vielmehr derſelbigen zu krefftigem Hertzenstroſt / daß er ſich auch mitten im Tode dem willen Gottes ergebe. Vnd ſo viel auch von dem oben angedeuteten andern punct beim erſten ſtuͤck von aller Chriſtgleubigen geiſtlichen Ritterſchafft: wie vnd mit was Waffen ſie dieſelbte fuͤhren ſollen.

Dabey[37]

Dabey ſichs denn nu ferner vnd vorsTranſitio ad tertium membrum primæ par - tis. dritte fragen leſt / Ob es auch des Ritterlichen kampfs vnd ſtreits werth ſey / oder der muͤhe vnd gefahr loh - ne ſo ſie daruͤber haben vnd ausſtehen / darauff Pau - lus abermahl durch ſein exempel mit einem klaren ja antwortet / in dem er ſaget: Jch bin gewies / daß Er mir kan meine beylage bewahren bis an jenen Tag. Als wolte er ſagen: Ob mir ſchon Nero das leben nimmet / oder nehmen leſt / ſo bin ich doch gewis / daß ich ſo viel nicht daran verlieren werde / Gott wird mirs wol wiedergeben / meine Seele in ſeine Hand einſchlieſſen / da ſie keine qual anruͤret / Auch meinen Leib vnd alle deſſelbten ſteublein / als ein beſonderes depoſitum oder beylage bewaren / Hat alſo das anſehen / daß er hiemit zuruͤcke ſehe in den 34. Pſalm Davids / da er auch ſaget: Der HErrPſal. 34. bewahret alle jhre / nehmlich ſeiner gleubigen vnd Gottfuͤrchtigen Chriſten Gebeine. Damit jhm aber nicht jemand eine Pſychopannichiam vnd eine ſchlaffſucht der Seelen duͤrffe antichten / ſo ſaget er deutlich dabey: Er ſey des vertrauens vnd hoffnung zu Chriſto / der dem Tode die macht genommen / vnd das Leben vnd vnvergenglich weſen ans Licht ge - bracht. Er werde jhm ſolche beylage bewaren biß an jenen Tag / nehmlich biß an den Tag ſeiner wieder erſcheinung zum Gerichte / An welchem Er jhn mit andern gleubigen werde aufferwecken / vnd Leib vnd Seele wiederumb zuſammen bringen / vnd mit einan - der vereinigen. Daher auch Petrus denſelben TagAct. 3. nennet: Diem reſtitutionis omnium, einen Tag der erſtattung jedes vnd alles ſo GOtt beygeleget worden. Neben welchem auch er der Apoſtel Pau - lus Rom. 14. 2. Cor. 5. vnd andern orten mehr ſehrRom. 14. 2. [Co]r. 5.E iijtroͤſtlich[38]troͤſtlich hiervõ redet / ſonderlich aber ſein obgemelter Spruch 2. Tim. 4. in welchem er / wie droben gemel - det / den vorhabenden etwas deutlicher erkleret / auch dieſe ſeine hoffnung der belohnung ſeiner geuͤbten Ritterſchaft aufs eigentlichſte beſchreibet / als in wel - chem er als ein Chriſtlicher Ritter auch Rittermeſ - ſige wort hiervon gebraucht vnd ſagt: Hinfort iſt mir beygelegt die Krone der gerechtigkeit. Mit wel - chen worten er traun eigentlich ſiehet auf den brauch den man damals in Kriegen vnd Ritterſpielen hat pflegen zuhalten / da die jenigen / ſo ſich fuͤr andern wolgehalten / mit ſchoͤnen Kronen vnd Ehrenkraͤn - tzen ſeind begabet worden / vnd hat ein jeder Krantz nicht allein ſeine ſonderbare materiam vnd geſtalt /Varia qui - dem tem - poralis Co - rona cer - tantium & pugnanti - um, ſed va - rietatem hanc æter - na & im - muniſsibi - lis corona longé ſupe - perat. ſondern auch ſeinen reſpect auff vorhergehende tha - ten vnd ſachen gehabt. Als triumphalis Corona, war erſtlich bey den Roͤmern ein Lorberkrantz / Darnach wurden guͤldene Kronen daraus mit Per - len vnd Edlengeſteinen praͤchtiglich gezieret / vñ ward denen gegeben / ſo ohne ſonderliche verluſt viel Fein - de erleget / vnd mit herrlichem ſiege vnd rettung des Vaterlandes jhren einzug hielten. Obſidionalis ward denen verehret / welche eine Stad von der Fein - de belegerung erlediget hatten / vnd ward von Graſe oder Kraut geflochten / das an dem orte wuchs / da die belegerung am haͤrteſten geweſen war. Civica Corona ward dem der einen Buͤrger beim leben erhalten hatte / vnd war von Eychenem Laube ge - macht. Muralis war von Golde gemacht mit Mauerzinnen / vnd ward dem gegeben / welcher im ſturm zum erſten auff die Mauer kam / oder eine Fe - ſtung erſtieg vnd einnahm. Faſt dergleichen war auch Caſtrenſis / welche denen gegeben ward / die mit gluͤck vnd ſieg dem Feinde einen einfall in ſeineSchantze[39]Schantze gethan. Navalis Corona war auch von Golde / vnd gebuͤrete dem / der zu Waſſer am erſten des Feindes Armada angefallen vnd erſtiegen. Ovalis Corona war ein Myrtten Krantz / vnd ward dem gegeben / der eine Empoͤrung vnd Auffruhr oh - ne Blutvergieſſen geſtillet hatte. Dieſe vnd der - gleichen Kronen heiſſet S. Paulus 1. Cor. 9. Ver - gengliche Kronen / Aber ſeinen Ehrendanck nennet er in angezogenem ſpruche Coronam juſtitiæ eine Krone der gerechtigkeit / Zum theil darumb / dieweil er Chriſtum gewonnen vnd in jhm erfunden worden / nicht daß er habe ſeine gerechtigkeit ſo aus dem Ge - ſetze koͤmbt: ſondern die durch den glauben an Chri - ſtum koͤmbt / nemlich die gerechtigkeit die von Gott dem glauben zugerechnet wird / Philip. 3. ZumPhilip. 3. theil auch darumb / Weil an demſelbten groſſen Kroͤ - nungstage aller erſt die gerechtigkeit Gottes offent - lich wird erkant werden / Denn da wird man ſehen / was fuͤr ein vnterſcheid ſey / zwiſchen dem gerechten vnd Gottloſen / vnd zwiſchen dem der GOtt dienet vnd dem der Jhm nicht dienet. Malachiæ 3. DarumbMalach. 3. auch der Juͤngſte Tag ein Tag der OffenbahrungRom. 2. des gerechten Gerichts GOttes von S. Paulo Rom. 2. genennet wird. Vnd zwar von dieſer Kron der gerechtigkeit redet die Schrifft auch an - derswo / als Sap. 5. ſtehet: Die gerechten werden ewiglich leben / vnd der HErr iſt jhr lohn / vnd der hoͤchſte ſorget fuͤr ſie / darumb werden ſie empfahen ein herrliches Reich / vnd eine ſchoͤne Krone von der Hand des HErren. S. Paulus nennets 1. Cor.1. Cor. 9. 9. Eine vnvergengliche Krone / Vnd Eph. 1. Die hoffnung vnſers beruffs vnd den Reichthumb ſeines herrlichen Erbes an ſeinen heiligen. S. Petrus heiſts Ein vnvergenglich / vnbefleckt vnd vnverwelck -lich[40]Apoc. 2.lich Erbe. Apocalip. 2. Wird es genennet die Kro -Matt. 5. ne der Ehren. Matth. 5 nennets Chriſtus einen Lohn / vnd ſaget dabey: Er werde gros ſein im Him -Eſa. 65. mel. Welcher meinung auch Gott der HErr Eſa. 65. Capitel ſpricht: Meine Auserwehleten ſollen mir nicht vmb ſonſt arbeiten / noch vnzeitige Ge - burt geberen. Jm Himmel ſollen wir haben / o Gott wie groſſe gaben.

1. Sam. 17.David machte ſich an den groſſen Rieſen Goliath / weil er hoͤrete wie hoch vndviel er deſſen geniſſen koͤnd - te / ſintemal der Koͤnig dem / der jn ſchluͤge / ſeine Toch - ter geben vnd jhn ſehr reich machen / auch jhn vnd ſein gantz geſchlechte nobilitiren vnd adeln wolte. Was iſt aber das gegen der reichen vnd herrlichen beloh - nung / ſo die treuen Kaͤmpffer Chriſti an jenem Ta - ge von der Hand des HErren empfahen werden. Malach. 4.Sie ſollen ſpricht der HErr Zebaoth des tages den ich machen wil / mein eigenthumb ſein / vnd ich wil jhr ſchonen / wie ein Mann ſeines Sohnes ſchonet / der jhm dienet. Diagoras Rhodius iſt fuͤr freu - den geſtorben / als ſeine Soͤhne in den Olympiſchen Ritterſpielen das beſte theten / vnd die erlangten Eh - renkraͤntze jhm auff ſein graues Heupt ſetzten. Was wird aber diß fuͤr eine vnausſprechliche freude geben / wennan jenem Tage der gerechte Richter die DaͤnckeEſa. 35. vnd Himmelskronen austheilen wird. Da da wer - den nach Eſaiæ weiſſagung 35. die erloͤſeten des HEr - ren mit ruhm vnd jauchtzen zuſammen kommen / vnd ewige freude wird auff jhrem Heubte ſein / Wonne vnd freude werden ſie ergreiffen / Aber trauren vnd ſeufftzen wird von jhnen fliehen. Vnd eben diß iſts / daß vns vber dem toͤdlichen abgange der vnſrigen krefftiglich troͤſten vnd gentzlich zufriede ſtellen mag. Dennwarumb betruͤben wir vns ſo hoch der vnſrigenhalben /[41]halben / von welchen wir doch wiſſen / daß ſie alle jhre Feinde ritterlich in dem HErren Chriſto vnd in der macht ſeiner ſtaͤrcke vberwunden / vnd jhnen nu bey - gelegt vnd auffgehaben iſt im Himmel der Himliſche vnd allerkoͤſtlichſte Zierdanck / die Krone der Ehren vnd gerechtigkeit. Wir wiſſen ja / daß auch der Tod / ob er wol Leib vnd Seele vnd liebe Freunde in dieſer Welt ſcheidet / vns doch nicht ſcheiden kan von der lie - be Gottes / die da iſt in Chriſto JEſu vnſerm HEr - ren. Es iſt noch ein kleines dahin / ſo wird der HErr die gefangenen Jacobs vollends erloͤſen von allem vbel / vnd jhnen aushelffen zu ſeinem Himliſchen Reich. Als denn wird vnſer Mund voll lachens / vnd vnſer Zunge vol ruͤhmens ſein / da werden wir ſagen: Der HErr hat groſſes an vns gethan / des ſind wir froͤlich. Vnter des laſſet vns eine gutte Ritter - ſchafft vben / glauben vnd gutt gewiſſen behalten / vnd Gott den heiligen Geiſt hertzlich vnd vnableſſig bitten:

O HErr durch dein krafft vns bereit:
Vnd ſterck des Fleiſches bloͤdigkeit /
Daß wir hie Ritterlich ringen /
Durch Tod vnd leben zu dir dringen.

Vnd ſo viel vom fuͤrgenommenem erſten Stuͤcke.

Folget bald darauff das Andere Stuͤcke.

FVon[42]

VON vnſers ſelig verſtorbenen vnd in Gott ruhenden Weiland rechtgleubigen Mit - bruders / auch wolgeneigten Erb-vnd Lehns - Herrns beydes leiblicher vndgeiſtlicher Ritterſchafft / davon niemand etwa panegyricam gentilem oder hyperbolen poëticam eine Heydniſche oder Poë - tiſche vbermas im ruͤhmen / ſondern nur veritatis narrationemſimplicem einen einfaltigen / warhaff - tigen vndgruͤndlichen bericht allhie gewertig ſein ſol.

Vnd zwar ſeine Leibliche Ritterſchafft belangende / ſo hat er zu derſelbten von ſeinen Eltern nicht wenig anlas bekommen / Weil es je heiſt nach Ho - ratii meinung: Fortes creantur fortibus & bo - nis, Helden art / Helt wieder hart / Selten vertarb / Manch gutts erwarb. Denn er traun von Ritter - meßigen Leuten / Ehrlichen / Chriſtlichen / Adeli - chen Eltern geboren worden / derer proſapiam ſtamm vnd Geſchlecht regiſter zwar die Wappen am Sarg vnd Leichentuch / wie auch dem nachgefuͤhr - ten Roß ausweiſen / wird aber zu ſeinem Ehrenge - dechtnuͤs auch allhie billich wiederholet.

Proſapia defuncti. Jſt demnach ſein Herr Vater ge - weſen der Edle / Geſtrenge vnd Wolbe - nambte Herr Hans von Reibnitz / aus dem Hauſe Arnsdorff allhier im Hirſchbergiſch - en Kreiß.

Seines Herrn Vatern Fraw Mutter iſt geweſen eine geborne Reibnitzin / aus dem Hauſe Girlisdorf im Polckenhainiſch - en Kreiß.

Seines[43]

Seines Herrn Vatern GrosMutter vom Vater iſt geweſen eine geborne Liebe - tellerin aus dem Hauſe Girſchdorff im Hirſchbergiſchen Kreiß.

Seines Herrn Vatern GrosMutter von der Mutter eine Geborne Laͤſtin / aus dem Hauſe Tam im Glogawiſchen Kreiß.

Seine Fraw Mutter iſt geweſen die Edle / Vielehrentugendreiche Fraw Anna Geborne Porwitzin / aus dem Hauſe New - dorff im Lignitſchen Kreiß.

Seiner Fraw Mutter Mutter eine Geborne Zedlitzin / aus dem Hauſe Wiſen - thal im Hirſchbergiſchen Kreiß.

Seiner Fraw Mutter GrosMutter vom Vater eine Geborne SchafGottſchin aus dem Hauſe Newhauß im Neißniſchen Kreiß.

Seiner Fraw Mutter GrosMutter von der Mutter eine Geborne Promni - tzin / aus dem Hauſe Laſſel im Glogawiſch - en Kreiß.

Aus dieſen bisher gemelten vralten Ade -Nativitas defuncti corporalis eaquepol - luta. lichen Geſchlechtern iſt er herkommen vnd geboren. Aber gleichwol ſeiner leiblichen Geburt halben / ein ſuͤndlich Adamskind geweſen / Darumb er auch vor vnd wolgedachten ſeinen Adelichen Eltern ſeiner ſuͤndlichen empfengnis vnd geburt halben / die er mitF ijallen[44]allen Menſchen gemein gehabt / vnd ſolche weder jhm noch einigem andern ſeine Adeliche Geburt benemen kan / zur heiligen Tauffe als dem heilſamen BadeRegenera - tio per ba - ptiſmum. der Wiedergeburt befoͤdert / vnd dadurch dem Hertzo - ge des lebens Chriſto Jeſu / als auch ſeiner Chriſtli - chen gemeine einverleibet / vnd krafft ſeines vergoſſe - nen Blutts von allen Suͤnden abgewaſchen worden.

Puerilis educatio. Nach vnd neben der Tauffe vnd ſeiner befoͤderung zu derſelben haben ob vnd wolgedachte ſeine Adeliche Eltern in jhrer Vater vnd Mutters - pflicht jmmer weiter bey vnd an jhm fortgeſetzt / jhn neben denen jhm zugeordneten Præceptoribus vnd durch dieſelbten in aller zucht vnd Gottesfurcht er - zogen / im Chriſtlichen Catechiſmo vnd Kinderleh - re treulich vnterwieſen / doch eben fruͤe vnd zeitlich von ſich verſchicket: ohne zweifel aus erwegung deſſen / was nicht allein der Poet ſaget: à teneris aſſueſcere multum eſt, Es lieget viel daran / wie einer von jugend auff gewehnet werde: ſondern auch deſſen was man im ſprichworte ſaget: Ein heimge - zogen Kind / iſt bey ander Leuten wie ein Rind. Denn er bald im 7. Jahr ſeines Alters / oder nach dem ers erſt hinter ſich gebracht gegen der Lignitz in das Fuͤrſtliche Hofelager verſchicket / vnd daſelbſt dem Frauenzimmer zu dienſten beſtellet worden / welcher Dienſte er auch treulichen mit ruhm vnd eh - ren abgewartet / daſelbſten auch in moribus vnd gut - ten ſitten mercklichen gebeſſert / vnd traun nicht allein mit ſeiner fruͤzeitigen verlaſſung ſeines Vaͤterlichen Hauſes vnd Hofehaltung: ſondern auch ſeinem wol - halten gar manchen heutiges tages beſchemet. Denn ſolten heute zu tage Eltern auch wol ſchlechte gemei - ne Leute jhre Kinder ſo jung vnd klein von ſich laſſen vnd verſchicken / ja wol nur aus der Stuben allein inHoff[45]Hoff ſchicken / ſie meineten vnd beſorgten ſich / ſie moͤchten ſich etwa in einem Schuppen oder Schaure verirren / Zugeſchweigen / daß ſie hinterm Ofen was loͤblichs lernen moͤgen.

Als er aber an jetzt gedachtem ort etliche〈…〉〈…〉tas juve - nilis & pe - regrinatio. Jahr mit ehren zugebracht / vnd etwas elterer wor - den: hat er ſich von dannen mit ſeiner ob vnd wolge - dachten Adelichen Eltern rath vnd guttem willen virtutem & fortunam equeſtrem ritterlich / gluͤck vnd tugend zu erfahren vnd zu vben weiter vnd in die ferne begeben / Vnd iſt / weil damals die Niederlaͤn - diſchen Kriege angingen / durch befoͤderung eines fuͤrnehmen Freyherrns / Herrn Sigmunds von Kintzbach zu einem fuͤrnehmen Niederlaͤndiſchen Grafen / dem Weiland Wolgebornen vnd Edlen Herren / gnedigen Herrn vnd Grafen von Horn kommen / von dem er ſich zu dinſten beſtellen laſſen / bey welchem er auch fortunam bellicam Kriegs - gluͤck oder vielmehr vngluͤck vnd beſchwerung ſchme - cken vnd erfahren muſſen / Weil es je heiſt: Poſt ca - ptum Dominum ſervi capiuntur & ipſi, WennCaptivitas, man den Herren faͤhet / ſo leget man gemeiniglich den Dienern die Feſſel an. Nun iſt jetzt vnd wolge - dachter H. Grafe S. G. ſambt einem andern Gra - fen von Egmund vber dem bekendtnuͤs des Chriſtli - chen glaubens von dem Duca de Alba des Koͤniges in Hiſpanien Feldoͤbriſten bey wehrendem vnſers in Gott ruhenden Junckern dinſt gefangen / auch entheuptet worden. Jn was gefahr er nun damals weil jhn das gefengnis auch betroffen / vnd jhm ob - angedeutetes Kriegsgluͤck oder vielmehr vngluͤck eben dick vnter augen geſchlagen / ſey einem jedern ſelbſt zubedencken hiermit heimgegeben / wie ehrlichF iijvnd[46]vnd auffrichtig / treulich vnd Ritterlich er ſich aber damals gehalten / haben jhm zum offtern viel ehrli - cher Leute / Edel vnd Vnedel gutt vnd ruͤhmlich zeugnuͤs gegeben. Denn er ja nicht mit ſeinem Herren dem Grafen ſeine verſprochene treue dienſte ſterben laſſen / ſondern auch nach deſſelbten Ritterlichen to - de bey ſeiner hinterlaſſenen Graͤflichen Witben ge - halten / vnd ſeine dienſte mit allen treuen beſtellet / auch wie leichtlich zuvermutten vnd aus jhrer der Graͤflichen Wittben nothwendigen flucht fuͤr dem Duca de Alba groſſe gefahr vnd noth ausſtehen muſſen.

Von dieſer Graͤflichen Wittben / als jhm Gott aus dem gefengnis vnd anderer gefehrligkeit wunder - barlich geholffen / hat er ſich zu einem andern Nie - derlaͤndiſchen Grafen begeben / welchem er auch et - liche Jahr gedienet / Auch nachmals Franckreich / Lothringen / die Niederlaͤndiſchen / wie auch andere mehr am Reinſtrom auff vnd nieder gelegene Pro - vincien durchzogen / vnd ſich alſo im reiſen vnd kriegen was ſtatlichs verſucht / da er denn auch manch ding geſehen vnd gehoͤret. Deſſen er ſich folgender zeit ſeines lebens nicht allein mit luſt erinnert: ſon - dern jhm daſſelbige auch in ſeiner Regierung dienſtli - chen ſein moͤgen. Die gantze zeit ſeiner peregrinatiõ aber ſol ſich laut des angenommenen berichts er - ſtrecken auff 9. Jahr / welche er traun bisher gemel - ter maſſen gar wol angelegt / vnd ſolte mancher kaum halb ſo viel gethan / gelitten vnd ausgeſtanden haben / er wuͤrde alſo zu reden mit Fuͤſſen vnd Feuſten nach dem Rittersſchlage vnd ruhm geſtrebt haben / welches aber er vnſer in Gott ruhender Juncker aus ſonderer demut nicht gethan / ſondern nach vberſtan - denem ſolchem vngluͤck vnd wiederwertigkeit in derfrembde[47]frembde ſich wiederumb zu ſeinen Adelichen Eltern anheim begeben / bey denſelbten in NiederArnsdorff vnd Buchwald ſich eine zeitlang auffgehalten / ſo lange bis er mit derſelbten rath im Jahr ſeines alters 27. ſinnes worden / ſeinen ſtand zuendern / vnd ſich nach Gottes ordnung in den heiligen Eheſtand zube - geben / dazu jhm denn nechſt Gottes ſchickung ſein ruͤhmliche wolthaten in ſeiner Jugend mercklichen foͤderlichen geweſen.

Vnd iſt Jhm auff ſein ehrliches anſinnenConju - gium〈…〉〈…〉 vndbegehren / die Edle Vielehrentugendreiche Fraw ANNA geborne Zedlitzin / aus dem Hauſe Ober - leippa / Jetzo ſeine hinterlaſſene hochbetruͤbte Wittib vermaͤhlet vnd zur Ehe gegeben worden / mit welcher er auch in die 33. jar ſein leben zugebracht / vnd alſo in die 60. Jahr alt worden. Hat auch mit jetzt vnd wolgedachter ſeiner hertzlieben Haußfrauen in weh - rendem Eheſtande durch Gottes ſegen 5. Kinder / als 4. Toͤchter vnd einen Sohn / ſo auch noch alle bey leben / auch die Toͤchter alle bis auff den Sohn ehlich vnd ehrlich ausgeſetzt vnd verheirathet ſind / erzeu - get vnd Chriſtlich aufferzogen. Welche groſſe trew vnd fleiß er aber in aufferziehung jetzt vnd wol - gedachter ſeiner Adelichen Kinder / in regierung ſei - ner Vnterthanen vnd gantzen Haus vnd Hofehal - tung neben ſeiner viel geliebten Hausehren / jetzo hin - terla[ſſe]nen / hochbetruͤbten Adelichen Wittben fuͤr -〈…〉〈…〉 nd / ſcheinet mehr zum hinterſtelligen andern Punct dieſes andern ſtuͤcks von ſeiner Geiſtlichen Ritterſchafft / Zu welchem wir nun hiermit in gutter ordnung kommen / als zu ſeiner leiblichen vbung / da - von bisher meldung geſchehen / gehoͤrig. Wie er aber in ſeiner Tauffe / derer droben gedacht worden /vnter[48]vnter das Creutzfaͤhnlein ſeines vnd vnſers Erloͤſers JEſu Chriſti geſchworen: Alſo hat er auch krafft derſelbten nicht allein ſolches Creutzordens beſchwe - rung oder je ein theil von derſelbigen / wie aus dem bishereingebrachtem bericht zimlicher maſſen zuver - ſtehen / empfunden: ſondern auch Goͤttlicher huͤlffe vnd beyſtandes / als auch des heiligen Geiſtes regie - rung mercklich vnd empfindlich genoſſen. Vnd hat ſich derſelbten krafft vnd wirckung in jhm in allerley Adelichen tugenden an jhm ereuget / denn was man ſonſten ſaget:

Auffrichtig / from / weiß / klug vnd
mild /
Gehoͤren in des Adels ſchild.

ſolte je nicht ſchwer ſein / mit ſeinem wandel zubewe - ren / wo es vns nicht mehr an der zeit / als jhm an ſol - chen tugenden gebreche / doch etwas mit wenigem da -Candor. von zuberuͤhren / ſo haben wir je bisher von ſeiner trew vnd auffrichtigkeit allbereit bericht vnd zeug - nis genungſam gemeldet vnd gehoͤret.

Pietas erga Deum. Seine froͤmigkeit belangende / ſo wiſſen je alle die / ſo vmb jhn geweſen ſind / wie lieb er Gottes Wort gehabt / vnd wie fleiſſig er deſſelbten Predigten be - ſucht / mit was ehrerbittung vnd andacht er ſie gehoͤ - ret. Vnd werden oder koͤnnen jhm neben mir auch andere jetzt anweſende Ehrwirdige Herrn von der Prieſterſchafft das zeugnis geben / welch ein beſon - derer fautor Miniſterii vnd Predigerfreund vnd foͤrderer er geweſen. Das er aber / welches auch hieher gehoͤret / vnd vielleicht ohne abbruch der war - heit nicht moͤchte geſchwiegen werden / etliche zeit her im gebrauch des heiligen Abendsmahls ſeumig wor - den / haben jhn laut ſtines eingehaltenen berichtswann[49]wann vnd ſo offte er darumb beſprochen worden / welches aber nicht hette ſein duͤrffen / etliche verwir - rete ſachen / derer endlichen vertrag vnd eroͤrterung er taͤglich gehoffet / zuruͤcke gehalten. Solch ſeu - mnuͤs aber iſt warlich vnd vngezweifelt in ſeiner con - verſion vnd confeſſion ſo vnlengſt vor ſeinem ſe - ligen ende vnd abſchied vorhergegangen / davon bald hernach meldung geſchehen wird / eingebracht vnd gut gemacht wordẽ / nach des heiligen Auguſtini ſpruch: Pœnitentia vera nunquam ſera.

Mit ſeiner lieben Hausehre hat er alſoErga ho - mines. gelebet vnd ſich gegen jhr verhalten / daß ſie freylich in jhrem hohen betruͤbnuͤs hertzlich vnd ſehnlich wuͤn - ſchet / wo es Gottes wille geweſen were / noch lenger mit jhm zuleben / vnd jhn nechſt Gott zum Heupt vnd Schutzherrn zuhaben. Denn ob ſie zuzeiten ſtutzig worden / wie es denn im Eheſtande nicht allewege vnd jmmerdar wegen der viel vnd mancherley ſorgen vnd wiederwertigkeit glatt vnd eben / gleich vnd gerade kan zugehen / ſo hat man doch gar keinen beharrlichen zorn vnd wiederwillen zwiſchen jhnen ſpuͤren koͤn - nen / deſſen eines das andere mit gebuͤhrlicher freund - ligkeit hette entgelten laſſen: ſondern hat ſich ſolcher gefaſter vnmutt gleich im Thuͤrangel oder auch vn - term gewandtem Schuch vnd Fuß zurieben. Sei - nen Adelichen Kindern iſt er traun ein rechter Va - ter vñ foͤderer geweſen / wie der Toͤchter ehrliche aus - ſtattung / vnd des Sohns befoͤderung zum ſtudiren / jetzt anders zugeſchweigen / auch ohn alle meine wei - tere erinnerung bezeugen. Gegen ſeines gleichen / wie auch menniglich / hat er ſich alſo verhalten / daß jederman gerne mit jhm converſiret vnd vmbge - gangen / Weil er nicht allein fuͤr ſich ſelbſt vertraͤg -Glich[50]lich geweſt / vnd es niemanden gerne verterbt / ſon - dern auch wenn vnd wo es verterbt geweſen / es gut gemacht vnd zum friede geholffen /

Mit was gluͤmpff vnd beſcheidenheit er ſeine Vnterthanen regieret / wiſſen ſie ſelbſt wol / re - den vnd zeugen auch davon / vnd koͤnnen andere ſo es etwa ſelbſt nicht erfahren von jhnen dieſer meinung mehr hoͤren / als allhie mit vielen zuerzehlen. Bey etlichen zwar hat es das anſehen / als ob er jhnen gar zu from vnd gelinde geweſen / mag auch wol in erwe - gung etlicher vngehaltenen muttwillens nicht ohne ſein / doch wenn mans beim lichten beſehen ſolte / ſolte es ſich noch wol finden / das es mehrmals ein reiffer bedacht / vnd alſo auch eine probe der andern oban - gedeuteten Adelichen Tugenden / nemlich weißheit vnd klugheit / als eine vnzeitige gelindigkeit geweſen. Aber las ſo ſein / vnd den gegebenen Namen behal - ten / ſo iſts doch auch dem gemeinen ſprichwort nach alle wege beſſer zugelinde / als gar zu geſchwinde.

Seine mildigkeit belangende / wolte ich mich mit vbermeſſigem ruhm derſelbigen aus eigener erfahrung nicht etwa durch beſondere Gifft vnd ga - ben / ſondern durch Vaͤterlichen dienſt vnd foͤderung nicht gerne verdechtig machen / Vnd ob ichs thete / wolte ich doch fuͤr Gott nichts vbriges / ſondern kaum die halbe nothdurfft gethan haben. Verſehe mich aber / es werden auch andere / ſo ſeiner wolthetigkeit / dienſte vnd foͤderung genoſſen / ob ſchon jetzt ordnung halben mich alleine davon reden / doch dermal eines vor dem Richter alles Fleiſches nicht alleine davon zeigen laſſen: ſondern jhr danckbarlichs affatum vnd votum auch darzu geben.

Vnd[51]

Vnd das were vnd hieſſe nun vnſerm Weiland rechtgleubigen Mitbruder / auch guͤnſti - gen Erb -[vnd] Lehnsherrn das Helmlein / wo nicht nach gebuͤhr / doch nach vermoͤgen ausgeſtriechen / Schild vnd Wappen viſirt vnd illuminirt / der hoff - nung vnd zuverſicht / es werde jhm nicht leicht einer etwas daraus klauben vnd zwacken / dem nicht in be - trachtung allgemeiner Menſchlicher ſchwachheit duppelt oder zehnfach mehr daraus entfallen oder ſelbſt abgehen moͤchte. Aber man ſehe einem im Schild vnd Wappen was man jmmer wolle / welche tugenden vnd gaben man jmmer erdencken moͤge / ſo kan vnd mag man doch befreyhung von kranckheit / Tod vnd Sterbligkeit gar nicht darein bringen. Darumb auch nun der viel vnd wolgedachte vnſer Mitbruder / Erb-vnd Lehnsherr ſolch Todesbild vnd deſſelbten vorbotten vnter vndzwiſchen ſeinem Schild vnd Wappen fuͤhret / den jhn der Allgewaltige Gott nach ſeinem Vaͤterlichen rath vnd gnedigem willen ohne gefehr fuͤr 20. Wochen mit beſonderer Leibes - beſchwer angegrieffen / welche den ſeinigen / wie auch vielen andern wol wiſſentlich / vnd allhie weitleufftig davon zureden ſich vbel geziemen wil / nach dem ge - meinen Verßlein: Ore verecundo ſacra ſunt tra - ctanda miniſtro, Jn ſolcher ſeiner Leibsbeſchwer aber / hat man ſonderlich zum zeugnuͤs ſeiner Geiſtli - chin Ritterſchafft des heiligen Geiſtes krafft / durch wirckung groſſer geduld an jhm geſpuͤret. Denn er ſo geduldig geweſen / daß er ſeine groſſe Leibsſchmer - tzen / davon der augenſchein vnd nunmehr erfolgter trauriger ausgang ſehr klar zeuget / nicht den zehen - den theil geklaget / Auch niemanden gerne bey der Nacht im Schlaff geſtoͤret oder verunruhiget / ſon -G ijdern[52]dern ſolches zuverhuͤtten lieber an ſtat einer zwo oder drey Thuͤren geoͤffnet.

Ob er nun wol zu minderung / als auch abwendung Solcher ſeiner groſſen Leibsſchmertzen ordentliche Mittel vnd Ertzney anfenglich zur Schweidnitz / Nachmals auch allhie daheime auff des Hirſchbergiſchen Doctoris rath gebraucht / ſo iſt doch ſchlechte linderung vnd beſſerung darauff erfolget / Vnd ob ſichs zu zeiten dazu angelaſſen / doch bald wieder vmbgeſchlagen. Ob auch zwar ſeine Leibsbeſchwer vnd ſchmertzen eine gutte gerau - me zeit oder etliche viel Wochen gewehret: ſo iſt es doch mit ſeinem ſeligen Abſchiede faſt ploͤtzlich zu - gegangen / vnd vorhelt ſich ſchluͤßlich vnd kuͤrtzlich zu melden damit alſo: Den 17. Sontag nach Trinitatis war der 25. Septembris, Als ich nach verrichteter Predigt jhn beſuchte / erklerete er ſich ge - gen mir / er were geſonnen / weil er nach Gottes wil - len vnverhoffen im Siechbettlein auffgehalten wuͤr - de / ſich mit Gott vnd Menſchen zuverſoͤnen / vnd weil es ſeiner ſchwachheit halben offentlich in der Kirchen nicht geſchehen koͤndte / daheime zu communiciren, fing auch bald darauff an ſeine Beichte herzuſagen / vnd bat daneben / nach der Veſperpredigt offentlich anzumelden: Wo er jemanden außerhalb feines Ampts vnd gebuͤhrlichen ernſts in der Regierung zu - wieder geweſen / man wolte jhm ſolches aus Chriſtli - cher liebe verzeihen / wolte ſolches auch gegen men - niglich thun / Welches auch ſeinem begehren nach ge - ſchehen. Auff die erzehlung ſeiner Beichte aber / wurde jhm damals von mir Chriſtliche erinnerung von noͤttiger bereittung zu wirdiger genuͤſſung des heiligen Abendmahls gethan. Dieſelbte aber durch ankunfft des. H. Doctoris von Hirſchberg / nach welchem er auch / als er den Wagen hoͤrete rumpeln /[53] aus verlangem nach jhm durchs Fenſter zuſehen erinnerte / interrumpiret, doch nach deſſelbten ab - ſchied auff den Abend repetiret vnd continuiret mit dem abſchied / daß ich mich auff kuͤnfftigen mor - gen vmb 6. Vhr jhm das Abendmal zureichen ein - ſtellen wolte / welches auch alſo geſchehen / da er denn in groſſer tieffer demut / die er mit worten vnd geber - den bezeuget / in dem er vngeacht ſeiner ſchwachheit vnd meines wiederrathens vnd erinnerung / er ſolte mit dem bußfertigen Koͤnig Manaſſe die Knie ſeines Hertzens fuͤr Gott beigen / jhm doch das niederknien nicht wolte wehren laſſen / ſondern ſagte: er beichte Gott vnd mir als deſſen Diener / Solte er dennach nicht die Ehre geben dem ſie gebuͤhret / vnd thet da - rauff nicht allein in demut / ſondern auch mit groſſer rew vnd ſchmertzen ſeines Hertzens / ſo er auch mit thraͤnen bezeugte / ſeine Confeſſion vnd beichte / em - pfing auch darauff Abſolution vnd Communion / Als er aber nach dieſem / in dem er ſich jetzt wieder in ſein Sichbetlein legte / von mir erinnert worde: Er wolte nun krafft der empfangenen vergebung ſeiner Suͤnden vnd derſelbten verſiecherung mit Chriſti Leib vnd Blut in ſeinem heiligen Abendmahl ſich der - ſelben ſeiner Suͤnden halben gantz vnd gar zufriede geben / lies er dieſe denckwirdige worte von ſich hoͤ - ren / welche man auch zu ſeinem Ehrengedchtnuͤs auf den Grufftſtein hat hauen laſſen: Jch habe alle meine Suͤnde auff die Machtſchultern meines Er - loͤſers JEſu Chriſti gelegt / der wird ſie wol tragen / darumb ich mich jhrethalben vnbekuͤmmert laſſe. Jtem er ſagte: Wo mich mein lieber HErr JEſus Chriſtus nicht lieb hette / wuͤrde Er mir das hohe Pfand nicht haben wiederfahren laſſen / Wie auch ſonſten in wehrender ſeiner ſchwachheit ſein gemein -G iijſtes[54]ſtes wort war / das er zum offtern ſagte: Hilff mir mein lieber HErr Jeſu Chriſt / Ward auch mehrs - theils wenn ich jhn beſuchte / welches denn zum off - tern geſchach / im Gebetbuch von mir betroffen / Als ich jhm aber nach erſtgemelten worten aus den 12. Chriſtlichen Andachten einem ſehr ſchoͤnen Bettbu - che die danckſagungen nach dem Abenmahl auffſuch - te / auch ſelbſt vorzuleſen anfing / fing er an vber den lincken Schenckel zuklagen / zeigte vns an weſenden denſelbten / daruͤber wir / weil er an farbe vnd geſtalt dem andern nicht gleich noch ehnlich war / nicht wenig erſchracken / denſelben mit warmen Tuͤchern rieben / bis er etlichermaſſen dem andern wieder begunte ehn - lich zu werden / darauff ich / weil ich mich beduͤncken lies / er hette ſich ziemlichermaſſen wiederumb erho - let / mit vermeldung deſſen vrſach / damit er zu friede war ein wenig von jhm abtrat. Aber ehe noch ein gantzes ſtuͤndlein verflos / mich wiederumb zu jhm fand / vnd ferner mit vorbetung der danckſagungen vnd anderm mehres theils / wie ſichs da gebuͤhren wol - te / Chriſtlichem Gottſeligem geſpraͤche anhilt / faſt in die anderthalbe ſtunde. Nach welchem er vom Bette auffſtund / vnd wol in die ſchilling mahl die quer vber die Stuben gieng / vnd zwar alleine alſo / daß er ſich von mir / ob ich mich ſchon im auffſtehen dazu erbot / nicht wolte leiten oder fuͤhren laſſen: Hierzwiſchen / als ſeine liebe Hausfraw kaum von jhm abgetreten / jhm etwas von eſſen zuzurichten / darnach er auch faſt vber gewonheit verlangen trug / fand ſich ſein Herr Sohn zu jhm mit beſonderm be - gehren an jhn / auff welches er ſich gleich im grimm als ſtarck vnd wolvermoͤglich von vns entbricht / in die Kammer gieng / vnd jhn den Herrn Sohn auff ſeine wiederkunfft beſcheid. Aber was geſchicht / alsſichs[55]ſichs etwas / doch nicht ſo gar lange mit ſeiner wieder - kunfft verzeucht / ſcheinet vnd ahnet mir gleich / es ge - he nicht recht zu / ermahne den Jungen Herren / er wolte ſehen wo er bliebe / darauff er vnbeſchweret jhm nachſiehet / vnd jhn ſchon neben der Betſtuffen ſitzen findet / mir eilends ruffet jhm zuzuſprechen / welches ich in groſſem erſchrecknuͤs nach vermoͤgen thet: Jhm des Jobs / Pauli vnd Davids troſt vnd ſcheideſpruͤch - lein zurieff / vnd lies mich beduͤncken / er regte etwas die Lippen / kondte doch gruͤndlich nicht wiſſen noch jetzt fuͤr gantze warhelt ſagen / obs von meinem ruͤt - teln oder eigener ſeiner bewegnuͤs geſchehen. Wie aber dem allen / er habe ſolches / was ich jhm zuge - ruffen gehoͤret oder nicht / ſo ſind vnd leben wir doch der ſtarcken troͤſtlichen hoffnung / der jenige / auff deſ - ſen Machtſchultern er kurtz zuvor alle ſeine ſuͤnde ge - leget / werde jhm auch ſeines heiligen Geiſtes Troſt beygelegt haben / Vnd weil er aus empfangener Speiſe des Abendmals / damit er traun auch auff die Todsreiſe geruͤſtet worden / ſich auff ſeine liebe zuberuffen wuſte / wird er jhn je auch laut ſeiner troͤſt - lichen verheiſſung Johan. 14. geliebet / auch ſeineJoh. 14. Wonung bey jhm gemacht haben / vnd auch mitten in des Todes angſt vnd noth bey jhm geblieben / vnd jhm Ritterlich vberwuͤnden helffen. Nach welchem Ritterlichem vberſtandenem Todeskampff nun - mehr ſein verſtorbener Leichnam allhier zugegen in die Grufft verſencket werden ſol / darinne er von al - lem vorſtehendem vnd zukuͤnfftigem vngluͤck befrei - et / ſicherlich ruhen wird. Seine Seele aber allbe - reit vngezweifelt in der hand Gottes ruhet / da ſie auch keine qual anruͤhret / ſo lange biß durch die ſtarcke Po - ſaune GOttes vnd ſtimme des Ertzengels in ſeines vnd vnſers Erloͤſers Chriſti wieder erſcheinung zumGerichte[56]Gerichte / auch der Leib wiederumb aufferweckt / vnd mit der Seelen wiederumb vereiniget werden wird / Gott von angeſicht zu angeſicht ſchauen vnd ſich freuen / Wie Petrus ſaget 1. Epiſt. 1. mit vnaus - ſprechlicher herrlicher freude / vnd alſo das ende ſeines Glaubens davonbringen / Nehmlich der See - len ſeligkeit: Welches Jhm vnd vns allen gne - diglich vnd ſeliglich helffen vnd verleihen wol - le die heilige Dreifaltigkeit / Gott Vater / Sohn vnd heiliger Geiſt / ein einiger wahrer Gott gelobet in Ewig - keit / AMEN.

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About this transcription

TextChristliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt
Author Melchior Freudenberg
Extent56 images; 13511 tokens; 3927 types; 93005 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationChristliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt Bey dem Christlichen Adelichen Leich-vnd Ehrenbegengnis/ Des Weiland Edlen/ Gestrengen/ Ehrnvesten vnd Wolbenambten Herren Georgen von Reibnitz auff Arnsdorff Melchior Freudenberg. . 56 S. SchneiderLiegnitz1612.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 176/5-6 / 524370

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:12Z
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ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 S 176/5-6 / 524370
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