PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Ein recht-Chriſtlicher und vollkommener Ritters-Mann /
Wie Jhn der heilige Paulus beſchrieben 2. Tim. IV. verſ. 7. 8.
Und Der Hoch-Wol-Edelgeborne / Geſtrenge / Hoch-Benahmte Herꝛ / Hr. Nicklas von Zedlitz auff Wilckau / Frauenhain / Pfaffen - Dorff / Rungen-Puſch / ꝛc. Deß Koͤniglichen Mann-Gerichts Hoch - anſehlicher Hof-Meiſter / Der beyden Fuͤrſtenthuͤmer Schweidnitz und Jauer Hoch-Verdienter Ober-Recht-Sitzer und Landes-Eltiſter practiciret,1 Am Tage ſeiner Volck-reichen Beyſetzung Den 27. Junii deß 1669. Jahres
Breßlau/ Jn derBaumanniſchen Erben Druckerey druckts Johann Chriſtoph Jacob / Factor.
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I. N. J.

HERR! Du biſt der Richter / wir ſind deine Kaͤmpffer und Laͤuffer. Du haſt Kronen in der Hand. Un - ſer Leib und Seele iſt derſelben benoͤ - thigt. Verleihe uns Kraͤffte! Huͤlff uns kaͤmpffen / und ſiegen. Croͤne / croͤne uns / O guͤtigſter JESU. Amen.

Andaͤchtige / nach GOttes Willen betruͤbte / in Chriſto hertzlich geliebte Zuhoͤrer.

ES iſt ein Groſſer unter uns gefal - len. Dieſer / welcher die Nothdurfft deß Landes mit treuen Schultern unterſtuͤtzete. Dieſer / welcher alle verworrene Knoten mit gutem und ſcharffſinnigen Rathe zerſchnitte. Dieſer / welcher / wenns moͤglich / niemanden ungeholffen gelaſſen. Jch meine den Hoch-Wol-Edel-Gebornen / Geſtrengen / Hochbenamten Herꝛn Niclas von Zedlitz auff Wilkau / Frauenhain / Rungenpuſch / ꝛc. DieſerA ijbeyder[4]beyder Fuͤrſtenthuͤmer Schweid nitz und Jauer Hoch - verdienten Ober-Recht-ſitzern / und Landes-Aelteſten / und deß Koͤniglichen Hof-Gerichts Hochanſehlichen Hof-Meiſter / und Præſes. Jch wuͤntſchete wol / daß ich dieſem wolverdienten Haupte lauter Palm - und Lorber-Zweige deß Ruhms und Preiſes / ſtatt der Worte / reden moͤchte.

Man moͤchte faſt anſtehen / ob man einen wol - verdienten Mann in ſeinem Tode mehr beweinen / oder mehr begluͤckwuͤntſchen ſolle. Daß ein ſolcher Nagel / woran deß Landes Laſten gehangen / bricht; Ein ſolcher Baum / der ſo viel allgemeine Fruͤchte getragen / umbgehauen wird; Ein ſolcher Brunn - Quell / worauß ſo viel Stroͤmlein geſunden Rathes hergefloſſen / verſeiget / das iſt in Anſehung deß Gemei - nen Beſtens / billich zu beweinen. Aber wer wil einem nicht viel mehr Gluͤck-wuͤntſchen / wenn er ſein Gewiſ - ſen verwahret / ſeine Fuß-Stapffen voll Segens hin - terlaͤſſet / ſich durch gute Dienſte unſterblich gemachet / ſo vielen Ungluͤckſeligkeiten entgehet / und die Krone der grauen Haare mit der Krone deß ewigen Lebens ver - wechſelt. Eliphas zeucht dieſes als eine Gnade GOttes an / weñ eines in einem wolverdienten Alter von hinnenJob. V. 26. gehet. Du wirſt im Alter zu Grabe kommen / wie Garben eingefuͤhret werden zu ſeiner Zeit. Das iſt ein gluͤckſeliger Tod / worinnen man eine gantze Erndte voll guter Dienſte hinterlaͤſſet. Die Alten jauchtzeten in der Erndte. Eines ſolchen greiſen Tod iſt mehr Gluͤck-Wuͤntſchung / als Thraͤnen benoͤthigt. Man ſatzte eines wolverdienten Mannes Leiche bey den Egy - ptern mitten zwiſchen die Richter. Der auffgetreteneHerold[5]Herold fragte / ob jemand den Verſtorbenen einer Boßheit / und Untugend mit Recht uͤberzeugen koͤnte. Wo ſich einer fande / ſo wurde die Leiche mit Schan - de weggethan. Hergegen trat einer von den Freunden auff / ſo niemand etwas laſterhafftiges zu ſagen wuſte / und ſtrich die wuͤrdigen Tugenden deß Verſtorbenen praͤchtig herauß. Darauff wurde die Leiche mit hoͤch - ſtem Ruhm beſtaͤtiget. (a)Jſt jemand der[unſern] ſeeli - gen Herꝛn einiger Untugend uͤberzeugen kan / der trete auff? Seyd jhr aber alle eines Sinnes / daß er ein Gott - ſeeliger und Tugendhaffter Herꝛ geweſen / ſo vergoͤnnet mir / daß ich auff dieſer heiligen Staͤtte / dem Hoͤchſten zu Preiß / und euch allen zur Erbauligkeit / alle ſein Lob in dieſem einigen begreiffe / wenn ich ſage / er ſey ein Chriſtlicher und vollkommener Ritters-Mann geweſen. Zuvor aber betet mit mir um den Segen GOTTES.

Der begehrte Text auß (2. Tim. IV. verſ. 7. 8. )

Jch habe einen guten Kampff gekaͤmpffet / ich habe den Lauff vollendet; Jch habe Glauben gehalten. Hinfort iſt mir beygelegt die Krone der
A iijGe -[6]
Gerechtigkeit / welche mir der HERR an jenem Tage / der Gerechte Richter geben wird / nicht mir aber allein / ſondern auch allen / die ſeine Erſchei - nung lieb haben.

Erklaͤrung.

JCh habe mich von nichts Frembden / und dem H. Paulo ungewoͤhnlichen Zureden interwunden. Paulus war ein rechter Politicus, und Ritters-Mann. Stehet jhr an? Schluͤſſet was das ſey / wenn er ſaget: UnſerPhil. III. 20. Πολίτευμα(b) iſt im Himmel. Πολίτευμα iſt das Recht ei - ner Stadt. Es wird auff das Roͤmiſche Buͤrger-Recht geziehlet. Wer dieſes erlangete / muſte gewiß von denen Gaben den Ruhm haben / welche heute einen Politicum darſtellẽ. Dieſe / ſeine Politi, war im Himmel. Die Po - litica der Welt gehet nach verkehrtẽ Principiis einher / und endiget ſich gemeiniglich im Zorne Gottes. Paulus ſchoͤpffete ſeine Regeln auß dem Wolgefallen GOttes / und wendete ſie zum preiß Chriſti / und wie deß Nechſten /1. Cor. IX. 4. alſo ſeinem eigenem Heil eintzig an. Jch bin jederman allerley worden / auff daß ich allenthalben ja etlicheſeelig[7]ſeelig mache. Er gedencket ſeiner Ritterſchafft. Die Waffen unſerer Ritterſchafft ſind nicht fleiſchlich /1. Cor. X. 4. ſondern maͤchtig fuͤr GOTT. Er vermahnet ſeinen Timotheum: Jch befehle dir / daß du eine gute Rit -1. Tim. I. 18. terſchafft uͤbeſt. Jn dem verleſenen Texte ſtellet er die Außuͤbung / oder vielmehr die Vollendung: Jch habe einen guten Kampff gekaͤmpffet / ich habe den Lauff vollendet / ich habe Glauben gehalten. Her - nach die Belohnung; Hinfort iſt mir beygelegt die Krone der Gerechtigkeit / zu letzt das Beyſpiel / zu gleicher Nachfolge / und Hoffnung dar: Nicht mir aber allein / ſondern auch allen / die ſeine Erſchei - nung lieb haben. Was Paulus geweſen / ſollen alle Chriſten ſeyn. Was alle Chriſten ohn Unterſcheid zu ſeyn ſich befleiſſen / das wird unſerm ſeeligen Herꝛn von Zedlitz als ſein ſchuldiges Ehren-Lob nachzuruͤhmen ſeyn. So laſſet uns denn einen recht-Chriſtlichen und vollkommenen Ritters-Mann ins Mittel ſtellen / wie jhn Paulus fuͤrſtellet / ein jeder Chriſt zum Fuͤrbild er - greiffen ſolle / und jhn unſer ſeeligſter Herꝛ Ober - Recht-Sitzer practiciret.

Schauet an jhm

I. Seine Ritterliche Beſchaffenheiten.

Paulus ſtellet jhnen dreyerley fuͤr. Eine iſt der be - ſtaͤndige Helden-Muth im Kampff / und ſtreiten. Jch habe einen guten Kampff gekaͤmpffet. Der Apoſtel nimmet das Gleichnuͤß von den Griechen. Je - ner Zeit ſuchten ſie alle jhre Luſt / Ruhm / und Gluͤcke in den Kampff-Spielen. Dergeſtalt brachten ſie die Ju - gend loͤblich zu / uͤbten jhre Kraͤffte zur Wolfahrt deß Vater-Landes / und hatten / wenn zu offentlichem Kriegekam /[8]kam / an allen Buͤrgern und Juͤnglingen hertzhaffte / und geuͤbete Soldaten. Dieſe Kampff-Spiele wur - den vornehmlich im vier beſondern Feſten gehalten. Etliche hieſſen Olympioniſche zur Ehre Juppiters; Etliche Pythiſche / zur Ehre Apollo; Dieſe wurden alle vier Jahre geleget; Etliche nennete Mann Nemei - ſche / zum Preiße deß Archemori, folgends deß Jup - piters; Etliche Iſthmiſche / zum Ruhm deß Palœ - mons und Neptuni, dieſe wurden alle drey Jahre ge - pflogen. (c)Was Paulus / der unter dieſen Heyden ſein Evangelium predigte / an dieſen Heyden ſahe / wie ſie jhren Goͤttern zu Ehren / dem Vater-Lande zu Nutz / und ſich zum Ruhm / ſich ſolcher Muͤh und Gefahr un - terworffen / das eignete er ſich / und denen / die er be - kehrete / in jhrem Chriſtenthume zu. Jch / ſagte er / habe einen guten Kampff gekaͤmpffet. Als Paulus Chriſti Glauben annahm / wurde er zu einem Ritter Chriſti. Damit krigte er eine gantze Helle / Welt und Buſen voll Feinde. Der Teuffel lieff jhn an mit An - fechtung von jnnen / und Schmach und Grauſamkeit von auſſen. Er klaget uͤber deß Satans Engel / der jhn mit Faͤuſten ſchlaͤget. Aber er ruͤhmet auch / daß er in der Gemeinſchafft der Heilgen es mit allen Teuffeln annehme / und ſich ohne Scheu mit jhnen herum ſchluͤ -Epeſ. VI. 12. ge. Wir haben mit Fuͤrſten und Gewaltigen zu kaͤmffen / nemlich mit dem Herꝛn der Welt / die in der Finſternuͤß dieſer Welt herꝛſchen / mit den boͤ - ſen Geiſtern unter den Himmel. Es war nicht gnug / daß die gantze Welt an falſchen Bruͤdern / Hey - den / und was mehr war / auff jhn loßſchlugen / und er jhre Streiche mit hertzhafftigem Muth / entweder ver -galt /[9]galt / in dem er dennoch das Evangelium zu predigen nicht nachließ / oder mit hertzhafftiger Gedult ertruge / was nicht zu aͤndern. Er fodert vielmehr die gantze Welt / und was genennet werden kan / auff einmal zum Kampff herauß. Wer wil uns ſcheiden vonder Lie -Rom. VIII. be GOTTES? Truͤbſal oder Angſt? oder Ver -35. folgung? oder Hunger? oder Bloͤſe? oder Fahr -38. ligkeit? oder Schwerdt? Jch bin gewiß / daß39. weder Tod noch Leben / weder Engel / noch Fuͤr - ſtenthum / noch Gewalt / weder Gegenwaͤrtiges noch Zukuͤnfftiges / weder Hohes noch Tiefes / noch keine andere Creatur mag uns ſcheiden von der Lie - be GOTTES / die in CHRJSTO JESU iſt unſerm HERRN. Unter dieſem allen fand er ſeinen ſchaͤdlichſten Feind im Buſen / ſein verterbtes Fleiſch und Blut. Seine eigne Glieder waffneten ſich wider jhn durch die Luͤſte und Begierde der Ungerech - tigkeit. Er hat gegen alle kaͤmpffende Theile ein hertz - hafftiges Gemuͤthe blicken laſſen. Nur da er dieſen Feind und Kampff recht anſahe / ſchien es / als er klein - muͤtig wurde. Mich elenden / ſeufftzet er / wer wilVII. mich erloͤſen von dem Leibe dieſes Todes? Aber ſein Hertze erholte ſich wieder / und blieb bey dieſer ritterli - chen Ubung: Jch beteube meinen Leib / und zaͤme1. Cor. IX. 27. jhn. Das war ſeine hertzhafftigkeit im Kaͤmpffen. Die Guͤtigkeit deß Kampffes fleuſt auß ſeinem Beruff und dem End-Zwecke her. GOTT hatte jhn darzu beruf - fen. Es war jhm allein umb die Ehre ſeines GOttes zu thun. Dieſes machte ſeinen Kampff gut. Die Kraͤff - te darzu waren vom Himmel nicht auß ſeinem Vermoͤ - gen. Jch vermag alles durch den / der mich maͤch -Phil. IV. 13. Btig[10]tig machet / Chriſtus. Das gantze Kunſt-Stuͤck beſtand im rechten Glauben / und deſſen Zuverſicht. 1. Tim. VI. 12. Deßwegen wird ſonſt dieſes Werck ein Kampff deß Glaubens genennet / nicht ſo wol / weil er deß Glau - bens wegen / als daß der Kampff im Glauben gekaͤmpf - fet wird. Durch den Glauben hanget er an CHRJ - STO. Durch den Glauben wohnet CHRJ - STUS in jhm; Alſo vermag er alles; Alſo iſt er auch / ehe er noch ſtirbet / gewiß / daß er ſeinen Kampff unfehlbar wol außkaͤmpffen / und das Feld be - halten werde.

Paulus iſt eines jeden rechten Chriſten Fuͤrbild. Ein jeder rechtſchaffener Chriſte muß ein hertzhaffti -2. Tim. II. ger Ritter und Streiter ſeyn. Leide dich als ein guter Streiter JESU CHRJSTJ / iſt zu allen ge - ſagt / welche Chriſten ſeyn wollen. Der Ritter-Orden iſt etwas / daß die Perſonen allein / nicht die Nachfolge / oder den Urſprung deß Gebluͤtes angehet. (d)Man haͤlt dafuͤr / der Urſprung ſey von den alten Teutſchen herzuholen / welche jhre Juͤnglinge / wenn jhnen von einem Fuͤrſten ein Schild und Degen uͤberliefert wor - den / zu Rittern gemacht. (e)Der Glorwuͤrdigſte Kaiſer Carl der Groſſe ſchlug einen mit einem Backen - Streich zum Ritter / wie das Privilegium der Frie - ſen noch heute bezeuget. Folgender Zeit ſchlug eine Fuͤrſtliche Perſon einen mit ſeinem Schwerdt etwas auff ſeine Schuldern / damit wurde er ein Ritter. Die Ehre war nun ſo viel groͤſſer / wenn dieſes in freyem Fel - de flugs nach dem Treffen geſchahe. Man brauchte dabey gewiſſer Formuln. Menenius berichtet dieſe Formul: Sis Eques in Nomine DOMINI. Seyein[11]ein Ritter im Namen deß HERRN Bey den Fran - tzoſen und Englaͤndern bekommen die Ritter einen Nah - men / den ſie jhr Lebenlang behalten Jene heiſſen ei - nen Ritter Meſſire, dieſe Sir. Es ſind der Ritter-Or - den faſt unzehliche. Unter vielen nur zwey zu gedencken. Die Ritter JESU CHRJSTJ ſind entweder von Dionyſio Koͤnig in Portugall / oder Johanne XXII. umb den Portugeſen wider die Saracenen Huͤlffe zu thun eingefuͤhret worden. Sie trugen auff einem ſchwartzen Mantel ein halb rothes und halb weiſſes Creutz / wovon beym Megiſero und Azorio. Pabſt Pius ordnet im Jahr 1560. die Geſellſchafft / der (Piorum Militum) frommen und gottſeligen Ritter. Sie muͤſſen auß lauter Grafen beſtehen / be - ſtaͤndig zu Rom ſeyn / und / wenn der Papſt Perſoͤhnlich in den Krieg wider die Unglaͤubigen / oder auff ein all - gemein Concilium zeucht / jhm an der Seite ſtehen. Wovon beym Calefato. (f)Chriſten entſpringen auß keinem Gebluͤte. Sie muͤſſen auß Waſſer und Geiſt wieder gebohren werden. Wenn unſer Erloͤſer mitten in ſeinem Kampff der ſtreitenden Kirchen ſtehet / und jhm die ſuͤndlichen Geſchoͤpffe in der Tauffe fuͤrgetra - gen werden / faͤrbet er ſie mit ſeinem Blut / zeichnet und ſchlaͤget ſie gleichſam mit ſeinem Creutz / und nihmt ſie unter ſeinem Backen-Streich / mit Verbuͤndnuͤß zur Gedult in aller Schmach / zu ſeinen Rittern an. Die Formul iſt auß der Tauffe bekant. Jhr Nahmen iſt / daß ſie jhr Lebenlang Chriſten heiſſen. Das ſind die rechten Ritter JESU CHRJSTJ / oder die Gott - ſeeligen Ritter. Wo ſie hinſehen / da finden ſie Fein - de. Satan ſicht ſie je gefaͤhrlicher an / um wie freund -B ijlicher[12]licher er ſich ſtellet. Die Welt beut Bulerey auß. Dieſe muß ein Ritter JESU CHRJSTJ außſchlagen. 1. Joh. II. 15. Habt nicht lieb die Welt. Damit wird die gantze Welt ſein Feind. Bald zeiget ſie die Waffen der Schmach / bald der Verachtung / bald der grauſamſten Verfolgung. Sein eigen Fleiſch iſt ſein innerlicher Feind. Wenn er am froͤmſten ſeyn wil / ſo ſchmeiſſet es auff jhn loß / entweder durch Mangel deß Guten / oder durch Vollbringung deß Boͤſen. Dieſe zwey Haupt - Streiche weiß es ſo behende / und vermerckt zu vollbrin - gen / daß ſie ein Chriſt kaum gewar wird / biß er ſie fuͤh - let. Das ſind ſeine Feinde zur Lincken und zur Rech - ten / er wache oder ſchlaffe. Wer ein Ritter JESU CHRJSTJ iſt / muß ein Hertze haben / und mit al - len kaͤmpffen. Satan muß er widerſtehen; Petrus ver -1. Petr. V. 8. 9. mahnet: Der Teuffel gehet umher / wie einbruͤl - lender Leu / dem widerſtehet feſte im Glauben. 2. Petr. 1, 4. Die welt muß er fliehende niedertreten. Fliehet die vergaͤngliche Luſt der Welt. Das Fleiſch muß erCol. III. 5. durch taͤgliche Buſſe ertoͤdten. Toͤdtet eure Glieder / die auff Erden ſeynd. Laß ſie alle miteinander libeln / oder erſchrecklich dreuen. Eines Ritters JESU CHRJSTJ ſeine Hertzhafftigkeit muß weder durch Schmeicheley gebogen / noch durch Dreuen gebrochen werden. Hierzu gehoͤret der Glaube. Erkennet GOtt rechtſchaffen auß ſeinem Wort / befeſtiget taͤglich euren Glauben auß demſelben / und knuͤpffet euch an Chriſtum. Was Chriſtus iſt und vermag / wil er in - und durch euch ſeyn. Der wird euch ein Hertze zu kaͤmpffen / und auch1. Joh. V. am Ende zu ſiegen verleihen und erhalten. Der Glau - be iſt der Sieg / der die Welt uͤberwindet. Derdas[13]das gute Werck in euch angefangen / der wirds auchPhil. I. 6, vollfuͤhren / biß an den Tag JESU Chriſti.

Die andere Beſchaffenheit eines vollkommenen Ritters JESU CHRJSTJ iſt die verbundene Dienſt-Fertigkeit. Jch habe meinen Lauff vol - lendet. Paulus ſihet auff den Lauff ſeines Amptes. Was und wie jhm Chriſtus denſelben zufuͤhren anbe - fohlen / ſo hat er jhn angefangen und vollendet. Er war ein allgemeiner Lehrer. Seine Inſtruction bezie - lete die gantze Welt. Er muſte einem jeden / von Ge - wiſſens-wegen / wie GOTTES Ehre und deſſelben Heil es erfoderte zu lauffen / und zu Dienſte ſeyn. Jch /2. Cor. XI. 23. ſagt er / habe mehr gearbeitet / ich habe mehr Schlaͤ - ge erlidten / ich bin oͤffter gefangen / offt in To - des-Noͤten geweſt: Jch habe offt gereiſet / ich bin26. in Faͤhrligkeit geweſen zu Waſſer / in Faͤhrligkeit unter den Moͤrdern / in Faͤhrligkeit unter den Juͤ - den / in Faͤhrligkeit unter den Heyden / in Faͤhr - ligkeit in den Staͤdten / in Faͤhrligkeit in den Wuͤ - ſten / in Fahrligkeit auff dem Meer / in Faͤhrlig - keit unter den falſchen Bruͤdern. Jn Muͤhe und27. in Arbeit / in viel Wachen / in Hunger und Durſt / in viel faſten / in Froſt und Bloͤſſe. Ohne was ſich28. ſonſt zutraͤgt / nemlich daß ich werde taͤglich ange - lauffen / und trage Sorge fuͤr alle Gemeinen. Wer iſt ſchwach? Und ich werde nicht ſchwach? 29. Wer wird geaͤrgert / und ich brenne nicht? Das eine weiſet auff den hoͤchſten Nachdruck ſeiner Dienſt - fertigkeit / wenn er ſagt: Jch habe gewuͤntſchet ver -Rom. IX. 3. bannet zu ſeyn von Chriſto / fuͤr meine Bruͤder. Alſo heiſt Lauffen in ſeinem Ampte mit hoͤchſten Fleiß /B iijohne[14]Phil. II. 16. ohne Verdruß dienſtbar ſeyn. Deßwegen iſt Paulo Lauffen und Arbeiten eines. Lernet weiter / was einem Ritter JESU CHRJSTJ eignet. Er muß einem jeden Chriſtlicher Weiſe dienſtbar ſeyn / und nicht ſo wol ſich als andern zum Beſten Leben. Der irꝛdiſche Ritter - und Adel-Stand ſucht einen groſſen Ruhm im Reiſen. Jch weiß nicht / ob ich das Reiſen mehr verwerffen / als loben ſoll. Das weiß ich wol / daß die itzige Art ins ge - mein zu reiſen / nicht zu lobwuͤrdig / ſchweige / nuͤtzlich iſt. Entweder ſie geſchicht / weil die Reiſende noch zu jung ſind. Unſere Weh-Muͤtter wiſſen / daß einem zarten Windel-Kinde das Haͤuptlein rund und lang / nach dem man die Windeln einrichtet / gebildet werden kan. Schreibet man nicht auff ein weiſſes Papier was man wil? Es iſt Gefahr dabey / wo ſie nicht viel Fami - lien beweinen / daß man Kinder in die Ferne geſchickt mit noch unbeſtetigtem Verſtande / am Gemuͤthe wie ein weiſſes Papier / und ſie wiederum nach Hauſe be - kommet mit verkehrtem Gemuͤthe und eingedruͤckten Characteren der hoͤchſten Boßheit. Jch weiß nicht / obs ein vernuͤnfftiges / ſchweige / Chriſtliches Menſch glaubet / daß man Sodom zum Vater-Lande auff eine Zeit und Tugend und GOTTES-Furcht zu erler - nen / erwehlen muͤſte. Oder man ſtellt die Reiſen an / um was ſonderliches zu ſehen und zu lernen / damit man in Diſcurſen beliebt / und in den Ubungen deß Leibes ge - ſchickt ſey. Es iſt eine groſſe Thorheit / Seele und Leib / um eines eitelen Geſpraͤches und einer vergaͤnglichen Ubung deß Fleiſches willen / in ſo weitlaͤufftige Gefahr ſetzen. Oder man reiſet / der Voͤlcker Sitten / der Provinzien Gewonheit und Geſetze / der Hoͤfe Art zuherꝛ -[15]herꝛſchen und zu dienen / zu lernen. Darauß wil man jhm / ſeinem Vater-Lande zu Nutze / einen treuen Pa - trioten abzugeben / eine weitlaͤufftige Wiſſenſchafft verſchaffen. Die Meinung iſt zu loben; Ob ſie aber entlicher Weiſe zu practiciren / moͤgen andere urthei - len. Ein Pilgrim wird nimmer in die Heimligkeiten eines Regiments zu kuͤcken Freyheit finden. Und ſo ers findet / was nutzet es? Villeicht kommet er nimmer ein gantz Reich zu beherꝛſchen. Vielleicht darff er keine Neuerung einfuͤhren. Vielleicht iſt der Zuſtand deß Vater-Landes alleine heilger / nuͤtzlicher und beſſer / denn / daß er durch eine frembde Tuͤcke und Leichtſinnig - keit entheiliget und veraͤrgert werden duͤrffe. Mich wundert / daß man ſo viel Zeit / Geld und Gefahr auff das wendet / was dem Vater-Lande nicht nuͤtzet. Al - lermeiſt aber / daß man der Gottſeeligkeit gantz vergiſt. Ein Gottſeeliger Ritter JESU Chriſti muß einen Lauff und Reiſe anſtellen / die GOTTES Ehre ſei - ner Seelen Heil und deß Vater-Landes Nutzen befoͤ - deret. Er hat drey Koͤnigreiche zu beſuchen. Eines im Himmel / das andere im Gewiſſen / das dritte in der Gemeine der Heiligen. Sein einiger Hof-Meiſter iſt der Heilige Geiſt. Seine Gefaͤrten ſind Glauben und Gebet. Jm Himmel hat er den Willen ſeines GOttes / ſeine Regierung aller Dinge und Vaͤterliche Fuͤrſorge zu erlernen. Jm Gewiſſen muß er alle ſeine Luͤſte / Ge - dancken / Willen und Fuͤrnehmen erforſchen / und die - ſelbe nirgends anders zu gewehnen / denn daß ſie dem Willen GOTTES einſtimmig werden / ſeiner Re - gierung beypflichten / und ſich ſeiner heiligen Fuͤrſorge unterwerffen. Jn der Gemeine der Heiligen findet erKoͤni -[16]Koͤnige / Oberen / ſeines Gleichen / Niedrigere als er / Arm und Reiche / Gluͤckſeelige und Ungluͤckſeelige. Sie gehen alle GOTT und jhn an. Sie ſind mit ei - ner Freundſchafft deß Chriſtenthums einander ver - knuͤpfft. Eines iſt deß andern Glied. GOTT iſt aller Vater und verſorget ſie. Sie muͤſſen ſich alle unter ſei - nen Willen beugen / und Jhn fuͤr jhren Koͤnig erkennen. Sie ſind alle untereinander einer deß andern Knechte / es ſey in was fuͤr einer Hierarchi und Abſehen es wolle. Sie wollen alle in der Welt Gnade und Wolſtand und droben Seeligkeit haben. GOTT wil einem jeden gnaͤdig ſeyn. Ein jedes ſoll GOTT gehorſamen / ſei - nen Nechſten ſo wol als ſich ſelbſt in acht nehmen / damit er im Himmel GOTTES Wolgefallen erfuͤlle / und ſein eigen Gewiſſen unverletzet behalte. So ſolten die Gottſeelige Ritter JESU CHRJSTJ lauffen und reiſen. Sagt mir / wuͤrde nicht ein jeder allen dienſtbar ſeyn? Wuͤrde nicht das Vater-Land in allen Staͤnden zum Paradieſe werden / und in die alte guͤldene Zeit treten? Wuͤrde nicht das Chriſtenthum recht koͤſtlich1. Theſſ. IV. werden? Jhr habt alle den Befehl. Lieben Bruͤder!1. wir ermahnen euch in dem HERRN JESU /2. nach dem jhr von uns empfangen habt / wie jhr ſol - let wandeln und GOTT gefallen / daß jhr immer voͤlliger werdet. Denn jhr wiſſet / welche Gebot wir euch gegeben haben durch den HERRN JESUM. Die Art aber / wie man reiſen ſolle /Col. I. 9. ſtehet anderwerts: Jch hoͤre nicht auff zu beten / daß10. jhr erfuͤllet werdet mit Erkaͤntnuͤß ſeines Willens / in allerley geiſtlicher Weißheit und Verſtand. Daß jhr wandelt wuͤrdiglich dem HERRN zuallem[17]allem Gefallen / und fruchtbar ſeyd in allen guten Wercken. Das iſt die Liebe / daß wir wandeln2. Joh. 6. nach ſeinem Gebot. Das iſt das Gebot / wie jhr gehoͤret habt von Anfang / auff daß jhr daſelbſt in - nen wandelt. Lernet GOTT auß ſeinem Worte recht erkennen. Befleiſſiget euch eines guten Gewiſſens gegen GOTT / jederman und euch ſelbſten und bewei - ſet daſſelbige in alle euren Wercken. Beharret in dem Gehorſam ſeines Willens. Das iſt der Lauff / den ein Gottſeeliger Ritter JESU CHRJSTJ vollen - den ſoll.

Die dritte Eigenſchafft iſt die redliche Treu und Auffrichtigkeit. Jch habe Glauben gehalten. Paulus hatte ſeinem JESU ſich verſchworen / daß er die Lehre deß Evangelii und den ſeeligmachenden Glau - ben alſo / wie ers von jhm empfangen / redlich und un - verfaͤlſcht behalten / und jhm darinne unter aller Gefahr biß ans Ende treu bleiben wolle. Sein Eifer blicket auß den harten Worten: So wir / oder ein EngelGal. I. 8. vom Himmel euch wuͤrde das Evangelium predi - gen anders / denn das wir euch geprediget haben / der ſey verflucht. Mit dieſem Nahmen wolte er be - ruͤhmet ſeyn: Dafuͤr halte uns jederman / nemlich1. Cor. IV. 1. fuͤr Chriſtus Diener und Haus-Halter uͤber GOTTES Geheimnuͤß. Nun ſuchet man2. nichts mehr an den Haus-Haltern / denn daß ſie treu erfunden werden. Sein Fuͤrſatz war eher ſter - ben / als den Glauben fallen laſſen. Weil wir denſel -2. Cor. IV. 13. ben Geiſt deß Glaubens haben / nach dem geſchrie - ben ſtehet: Jch glaͤube / darum rede ich. So14. glauben wir auch / darum reden wir auch. UndCwiſſen[18]wiſſen / daß der / ſo den HERRN JESUM hat aufferweckt / wird uns auch aufferwecken durch JESUM. Deßwegen ruͤhmt er jetzo: Jch habe den Lauff vollendet. Nehmets zu Hertzen.

Ein Gottſeliger Ritter JESU CHRJSTJ / muß in ſeinem Glauben treu / redlich und biß ans Ende auffrichtig ſeyn. Es iſt kein Sieg / wo man nicht biß ans Ende kaͤmpffet: Kein Lohn / wo man nicht biß auff den Abend arbeitet; Keine Cron deß Lebens / wo manApoc. II. nicht im Glauben treu verbleibet. Sey getreu biß in den Tod / ſo wil ich dir die Crone deß Lebens ge - ben. An der Treu muß die Redligkeit und Auffrichtig - keit hangen. Es ſind boßhafftige und Gott - und Ge - wiſſens-loſe Gemuͤther / welche ein anders im Hertzen glauben / ein anders mit den Worten bekennen. Das ſind verworffene Leute. Sie gehoͤren JESUMPſ. XV. 1. nichts an. HERR? wer wird wohnen in deiner2. Huͤtten? Wer wird bleiben auff deinem heiligen Berge? Wer die Wahrheit von Hertzen redet. Der Glauben kan auff zweyerley Weiſe verlaſſen wer - den / entweder / wenn man denſelben durch eine frembde Bekaͤntnuͤß veraͤndert / oder / wenn man jhn durch ein ſchaͤndliches Leben zerbricht. Jhr Gottſeeligen Ritter JESU CHRJSTJ muſt keines thun / weder von eurer Bekaͤntnuͤß abfallen / noch eure Bekaͤntnuͤß mit einiger Schand-That beſchimpffen. Wer mich be - kennet fuͤr den Menſchen / den wil ich auch bekennen fuͤr meinem him̃liſchen Vater / ſagt Chriſtus.

Wir kommen nun auff euch / jhr Seeligſter und alles Preiſſes Wuͤrdigſter Herꝛ von Zedlitz. Man weiß wie ruhmwuͤrdig jhr euren alten Ritter-Standnach[19]nach dem Anſehen der Welt beſeſſen. Jch laſſe die Al - ten gar gerne den Unterſcheid machen unter (den raris - ſimis) den ſeltzamſten Rittern / welche von einem neuen Kaiſer zum Streit fuͤr das Reich und Beobachtung der Gerechtigkeit fuͤr Witwen und Weiſen geſchaffen wor - den; Unter (den Precioſiſſimis) den theurſten Rit - tern / welche dieſe Wuͤrde im erſten Angriff deß Kampf - fes erwarben; (den Digniſſimis) den Wuͤrdigſten / welche beym Grabe deß HERRN gewachet / und fuͤr die Kirche und Religion Chriſti zu ſtreiten verbunden worden. (g)Jch bleibe alleine bey eurem guten Chri - ſtenthum / welches jhr in allen Faͤllen beobacht. Jhr waret alles miteinander / der ſeltzamſte / der teurſte / der wuͤrdigſte Ritter JESU Chriſti. JESUS ſchlug euch dazu in ſeinen Wunden / darinnen Er euch ſein gantzes Verdienſt und Seepter ſeines Reiches in der Widergeburt mittheilete. Andere moͤchten mit den weltlichen Ritter Titeln prangen. Euch ſtunde fuͤr alle Titul / was jhr ein Chriſte heiſſen und ſeynkuntet. Eur hoͤchſtes Kleinod war der allein ſeeligmachende Glaube. Damit hefftetet jhr euch an Chriſtum / und Chriſtus hielt an euch. Satans Liſt und Tuͤcke ſind zu ſchanden worden. Jhr habt jhn uͤberwunden. Der Welt jhre Lockung / Schmeicheley und Grauſamkeit muͤſten leer abziehen. Jhr untertratet ſie. Euer Fleiſch machte euch vergebene Muͤh. Jhr truget eure Seele taͤglich in Haͤnden / lieber zu ſterben / denn fuͤrſetzlicher Weiſe euch dem Satan / Welt und Fleiſche uͤberwunden zu ge - ben. Jhr habet einen guten Kampff gekaͤmpffet. Jhr haͤttet euren Lauff in der Handleitung deß Geiſtes und Geſellſchafft deß Glaubens und Gebetes wol eingerich -C ijtet.[20]tet. Jhr befandet euch taͤglich in dem Koͤnigreiche deß Himmels bey GOTT / und uͤbetet euch immer mehr in der Erkaͤntnuͤß ſeines Willens und ſeiner Regierung. Jhr durchwandertet taͤglich das Koͤnigreich eures guten Gewiſſens / um hierinnen vollkommen zu werden / alles nach deſſen erleuchteten Maßgeben fuͤrzunehmen. Jhr waret allezeit in dem Reiche der Gemeinſchafft der Hei - ligen gegenwaͤrtig. Jhr ſahet wie gekroͤnte Haupter / eures gleichen / und die geringſten alle aneinander als Glieder in Chriſto hingen / und jhr mit allen in Chriſto einer / und allen nach GOTTES / mit gutem Ge - wiſſen zu dienen verbunden waͤret. Tretet auff / die jhr koͤnnet / wem hat er in ſeinen 56. Jaͤhrigen Landes - Dienſten ſeines Rathes und ſeiner Huͤlffe benoͤthiget ge - ſehen / und nicht geleiſtet? Redet jhr Haͤuſer deß HErꝛn und du geſam̃tes Kirchen-Weſen / wie eifrig er ſich der Ehre GOTTES und ſeiner Kirchen Heil angenom - men. Bekennets jhr heiligen Stuͤle / der Koͤnigliche Mann und Ober-Gerichte / wo war ein verwirꝛter Fall / den er nicht auffwickelte / ein Kummer / den er nicht linderte / ein Mittel der hoͤchſten Obrigkeit ſeine gehorſamſte Treu und dem Vater-Lande einige Dienſte zu erweiſen / daß er nicht auch mit der hoͤchſten Gefahr außgefuͤhret? Saget ein anders / wers mit gutem Ge - wiſſen thun kan / oder ich bleibe / wi es nicht anders ſeyn kan / dabey / daß er ſeinen Lauff wol vollendet. Was ſoll ich von eurer Glaubens-Treu und Auffrichtigkeit ſagen? Das gantze Land weiß es / daß jhr kein Heuchler waret. Wie jhr glaubetet / ſo redetet jhr. Es iſt zu we - nig / wenn ichſage / jhr waret ein Alt-Teutſcher. Jch muß ſagen / jhr waret ein alter Chriſte. Jhr habt ineurem[21]eurem Glauben nimmer gewancket / man bot euch Ehre oder Schmach / Gluͤck oder Ungluͤck an. Euch / jhr Ehrwuͤrdigſter Ritter JESU CHRJSTJ / gebuͤhret der Ruhm biß in euer Grab: Jhr habt Glau - ben gehalten.

Wir ſchreiten weiter / und betrachten / einen voll - kommen und recht Chriſtlichen Ritters-Mann

II. Nach ſeiner Belohnung.

Hinfort iſt mir beygelegt / die Krone der Gerech - tigkeit / welche mir der HERR / der gerechte Richter an jenem Tage geben wird. Paulus ziehlet wiederumb auff die Braͤuche der Heyden. Jene hatten in jhren Kampff-Spielen gewiſſe auffgeſetzete Kronen von Epheu / Lorbern und dergleichen. So balde / als der Kampff angienge / wurden die Kronen beygeleget fuͤr den / welcher gewinnen wuͤrde. Um dieſer vergaͤng - lichen Belohnung willen ſchoneten die Kaͤmpffer keiner Muͤhe und Gefahr. Das meinet Paulus: Ein jegli -1. Cor. IX. 25. cher aber der da kaͤmpffet / enthaͤlt ſich alles Din - ges / jene alſo / daß ſie eine vergaͤngliche Krone empfahen. Es war an der Krone nicht genug / ſon - dern ſie wurden auch mit Blaͤttern und Blumen gezieh - ret / zum Zeugnuͤß / daß jhre Tugend nicht ſterben muͤſ - ſe. Die Heyden hielten ſo viel auff die Belohnungen der Tugend / daß ſich Cicero zuſchreiben unterwunden / es koͤnne keine Reſp. beſtehen / wo der Tugend kein Lohn / und den Laſtern keine Straffe beſtimmet iſt. Hippodamus nennet dieſe Reſp. die ſeeligſte / wo de - nen Wolverdienten mit gebuͤhrender Ehre begegnet wird. Daher entſprangen bey den Roͤmern zur Zeit deß Krieges / die Krieges-Geſchencke / Fahne / Triumph -C iijBogen[22]Bogen und die laurirten Briefe; Wie zur Friedens - Zeit die Tituli, Bilder und Ehren-Seulen. (h)Nun ſchloß Paulus: Wenn die Menſchen jhre treue Kaͤmpf - fer alſo belohnen wollen / muß GOTT gewiß noch viel - mehr geneigter ſeyn / einen jeden glaͤubigen StreiterPſ. LXI. 6. zu belohnen. Das iſt GOTTES alter Ruhm: Du belohneſt die wol / die deinen Nahmen fuͤrchten. Deßwegen heiſt Er ein gerechter Richter. GOTT hat ſich in ſeinem Worte verbunden / Er wolle einem je - den nach ſeinen Wercken lohnen. Jſt GOTT gerecht /2. Theſſ. I. 6. ſo muß Er ſein Wort halten. Es iſt recht bey GOtt /7. Truͤbſal vergelten denen / welche euch Truͤbſal an - thun / euch aber / die jhr Truͤbſal leidet / ruhe mit uns. Eine Krone iſt Paulo das nicht allein / was jhm ſeine Schlaͤffe umzingeln ſolte. Eine Krone iſt ein Zei - chen deß gantzen Reichs. Wer die Krone hat / hat auch ein gantzes dazu gehoͤriges Reich. Paulus wuſte / daß jhm zur Belohnung das gantze him̃liſche Reich der Eh - re / Freud und Herꝛligkeit von Ewigkeit her außgeſe - tzet war. Dieſe heiſſet er eine Krone der Gerechtigkeit / weil ſie jhm von Rechts wegen gebuͤhrete: Nicht nach der Gerechtigkeit ſeiner Verdienſte / welche er allemal auff die Seite ſetzete / wenn er ſagte: Nicht auß den Wercken / daß ſich nicht jemand ruͤhme / ſondern nach der Gerechtigkeit deß Verdienſtes Chriſti und ſeiner Verheiſſung. Wenn Paulus an dieſe Kro - ne gedachte / ſahe er einen gantzen Himmel voll Freude / Ehre / Wolluſt und Herꝛligkeit fuͤr ſich zur Belohnung. Es leuchtete jhm der Tag deß Gerichtes immer in die Augen. Es mochte jhm begegnen was es wolte. Jch1. Cor. IV. vergeſſe / ſagt er: Alles was dahinten iſt / und ſtre -cke[23]cke mich nach dem das dafornen iſt. Die Welt mochte jhn auff allen Richter-Stuͤhlen verdammen. Mir iſts / ſagt er / ein Geringes / daß ich voneuch gerichtet werde / oder von einem menſchlichen Ta - ge. Der HERR iſts / der mich richtet. Die Thraͤ - nen wurden jhm zum Jubel / die Schmach zur Ehre / die Marter zur Kurtzweil / der Tod zu einem Spiel / wenn jhm dieſe Crone in die Augen leuchtete. Hievon warff er ſeine Augen auff die Gemeine der Heiligen: Nicht mir aber alleine / ſondern auch allen / die ſeine Er - ſcheinung lieb haben. Alle / die in CHRJSTO JESU ſind / ſind Kaͤmpffer / Laͤuffer und treue Leu - te. Sie erweiſen eine Pflicht. GOTT wil jhnen ei - nerley Gnaden-Belohnung geben. Paulus faſſet weit - laͤufftige Dinge in die einige Liebhabung der Erſchei - nung Chriſti. Er brauchet deß Geiſtes Oratori, und beſchreibet das vorige mit kurtzen / aber weit außſehen - den Worten. Die Erſcheinung Chriſti hat jhre beſon - dere Arten. Als Er / der Sohn GOTTES ſich durch die Jungfraͤuliche Geburt im Fleiſch offenbarete / erſchiene Er fuͤr uns. Wenn Er durch das Am̃t deß Geiſtes im Glauben ſich mit uns verbindet / uns nach ſeinem Willen bildet / und in uns eine Geſtalt gewon - nen / ſo erſcheinet Er in uns. Dieſes wird hier nicht gemeinet. Es iſt noch eine andere Art der Erſcheinung fuͤr uns / entweder als unſer Fuͤrſprecher uns bey GOTT zu vertreten / oder als unſer Richter. Dieſe richterliche Erſcheinung an dem letzten Tage der Ver - geltung und Rache iſt die ein Chriſte lieb haben muß. Es ſind gewiſſe Urſachen. Jn dieſer Erſcheinung wird der HERR ſein Volck ewig freyſprechen von aller Schuld. Das[24]Das Lam / das geſchlachtet worden / erſcheinet als Rich - ter. Was Er fuͤr Blut auß denen Wunden gegeſſen / derer Narben als die Sonne glaͤntzen werden / in dem - ſelben wird ſein Schuld-Buch und alle Schulden ewig getilget ſeyn. Jn dem Urtheil ſoll die ewige Freyſpre -Matt. XXV. chung beſtehen: Kommet her jhr Geſegneten. Wer wolte dieſe Erſcheinung nicht lieben? Uber dieſes ſoll ſeines Volckes Unrecht in dieſer Erſcheinung die ge - wuͤntſchte Rache erlangen. Wie lange muß der Gerech - te in dieſer Zeit leiden? Er klagt / man huͤlfft nicht. Er ſeufftzet / und wird nur verlacht. Man pflegt viel Eh - ren-Kronen auß ſeiner Schmach und Schande zu bil - den / und achtets nicht / wie er vertirbet. Dieſes alles waͤret nur biß zum Tage der Erſcheinung. Jn dem ſu - chet Chriſtus die Ehre ſeiner Frommen auß dem Stau - be / und kleidet jhre Feinde mit Schande ewiglich. Wie die Frommen ewig jauchtzen / ſo fuͤhlen die Gottloſen die Rache GOTTES mit ewigem Ach und Weh. Jch frage euch / ſolte einer dieſe Erſcheinung nicht lieben? Faſſet dieſes zu Hertzen. GOTT laͤſt Jhm nicht umb - ſonſt dienen. Wer Jhm treu iſt / dem iſt Er wieder treu / in dem Er jhm haͤlt / was Er verſprochen hat. Durch die Verheiſchungen wird GOTT zu einem Schuldener aller Frommen. Die Verheiſchung weiſet auff die Frucht ſeiner Gnade. Das iſt der Lohn der Froͤmmigkeit. GOTT iſt alles in allem. Er weiß kei - nen beſſern Lohn / als wenn Er ſich den Frominen ſelberGen. XV. 1. gibt. Jch bin dein ſehr groſſer Lohn. Sihe / derEſ. XL. 10. HERR kom̃t gewaltiglich. Siehe / ſein Lohn iſt bey jhm / und ſeine Vergeltung iſt fuͤr jhm. Dem / der GOTT hat / kan nichts mangeln. Jſts nicht alle -mal[25]mal / daß er am Beſitzthum deß Jrꝛdiſchen reich iſt / ſo iſt er deſto reicher in GOTT. Was andern Welt-Be - gierigen mangelt / das beſitzet er ſchon durch ſeine Ver - gnuͤgung. Sein groͤſtes Reichthum iſt die Hoffnung. Jn der hat er GOTT / die Krone deß Lebens / den neuen Himmel und die neue Erden. Werdet nun nicht muͤde in eurer GOTTES-Furcht / jhr frommen Seelen! So gewiß euer GOTT iſt / ſo gewiß iſt euer Lohn. Es iſt ein GOTT / eine Krone / ein Himmel / ein Tag zu gewarten. Dieſes einige wird ſich in der Ewigkeit endigen. GOTT wil ſeine Krone / ſeinen Himmel euch zur ewigen Belohnung endlich ſchencken. Gehets uns gleich nicht allemal / wie wirs in der Welt haben wollen / ſo wiſſen wir / daß es uns ewig im Him - mel alſo gehen wird / wie es uns GOTT verſprochen. Wir ſind Kinder der Heiligen / und warten auffTob. II. 17. einander Leben / welches GOTT geben wird de -18. nen / ſo im Glauben ſtarck und feſt bleiben fuͤr Jhm. Hinfort iſt uns beygelegt die Krone der Gerech - tigkeit / welche mir der HERR / der Gerechte Richter geben wird.

Ein recht-Chriſtlich und vollkommener Ritters - Mann muß den Himmel fuͤr Jhm allezeit offen / den letz - ten Tag in allen Augen-Blicken und die Krone deß Richters immer im Hertzen haben. Wir kaͤmpffen1. Cor. IX. 25. umb eine unvergaͤngliche Krone. Eines ſage ich /Phil. III. 13. ich vergeſſe was dahinden iſt / und ſtrecke mich zu14. dem / das dafornen iſt / und jage nach dem fuͤrge -15. ſteckten Ziel nach dem Kleinod / welches fuͤrhaͤlt die him̃liſche Beruffung GOTTES in Chriſto JESU? Wie viel nun unſer vollkommen ſind /Ddie[26]die laſt uns alſo geſinnet ſeyn. Unſer Wandel iſt im Himmel / von dannen wir auch warten deß Heilandes JESU Chriſti deß HERRN / wel - cher unſern nichtigen Leib verklaͤren wird / daß er aͤhnlich werde ſeinem verklaͤrten Leibe. Wir koͤn - nen unſere Liebe gegen die Erſcheinung JESU Chriſti nicht anders uͤben und erklaͤren. Es iſt kein beſſer Mit - tel fuͤr dem Zuruͤckfall und Abſpringung von unſerm Kaͤmpffen / Lauffen und Auffrichtigkeit deß Glaubens / als wenn wir den Himmel / den letzten Tag / die Krone deß Lebens allezeit im Hertzen haben. Thomas / ein fuͤrtrefflicher Lehrer / ſtellet die Welt mit drey Kronen fuͤr. (i)Eine iſt von den Blumen der Geilheit ge - macht; Die andere iſt auß dem Gold-aͤhnlichen Meſ - ſing deß Geitzes gegoſſen; Die dritte / von den Aeſten der Hoffart zuſammen geflochten. Dieſe zeiget ſie uͤber - all denen / bey welchen einiger Ernſt der Gottſeeligkeit verſpuͤhret wird. Es iſt eine Fabel / welche aber heute gnug in der Erfahrung ſchwebet. Atalanta war eine unvergleichliche Laͤufferin / derer Schenckel jhr keine Krone verſageten. Hippomenes, ein nicht ungelaͤuff - tiger Juͤngling / traute mehr auff ſeine Liſt / als Ge - ſchwindigkeit. Die Krone war auff die Ereilung deß Zieles geſetzet. Sie lieffen beyde. Wenn Atalanta et - was zuvor kam / ſchmieß Hippomenes guͤldene Aepf - fel auß. Sie traute jhren Fuͤſſen / und geluͤſtete nach dem Golde. Daruͤber verlohr ſie das Ziel und jhre Kro - ne. Machts die Welt was anders? Es lauffe einer den Weg der Gebote GOTTES / ſo eifrig als er wil. Schmeiſt man jhm nicht guͤldne Aepffel in Weg / um jhn zu ruͤcke zu halten? Es hat jhm macher Hirte uͤberdieſen[27]dieſen Worten faſt die Augen außgeweinet: Jhr lief -Gal. VII. fet fein / wer hat euch auffgehalten der Wahrheit nicht zugehorchen. Habt nur GOTT / Himmel / den letzten Tag und die Krone deß Lebens in Hertzen / ſo wird die Welt jhre Betruͤgerey wol vergebens an - wenden. Jſt der letzte Tag und das Gerichte fuͤr Au - gen / was huͤlffts / um Geld und Wolluſt willen / GOtt verlaſſen? Wer fraget nach der Ehr und Hoheit in der Welt / wenn er die ewige Ehre im Himmel allezeit im Hertzen traͤget? Denn ſtincket einem ſolchen Ritter al - les in der Welt an / weil ſeine Seele voll him̃liſchen Bi - ſam iſt. Er iſt kein Kind / daß er Glaͤſer zu Lohne an - nihmt / wenn er Perlen haben kan. Laſt mich / Hoch - werthe Zuhoͤrer ein Wort zu euch reden / die jhr ent - weder als Saͤulen deß Vater-Landes unter den offent - lichen Laſten ſtehet / und euch fuͤr Muͤdigkeit deß Alters faſt beuget / oder die jhr dazu in eurer Hoffnung auff - wachſet. Werdet nicht verdruͤßlich ob ſo vielen Muͤh - ſeeligkeiten / bey denen Undanck der gemeinſte Lohn in der Welt iſt. Wendet den Reſt euerer grauen Haare und der abgezehreten Kraͤffte vollends froͤlich auff das Heil deß Vater-Landes. Jhr dienet GOTTE / was jhr dem Vater-Lande treulich dienet. Seyd viel zu großmuͤthig / denn daß jhr auff dergleichen Verdruͤß - ligkeiten acht haben wollet. Jhr habt ſchon einen Him - mel in der Welt durch dieſe groſſe Ehre beſtigen. Der andere iſt uͤber euch in der Herꝛligkeit offen. Da ſind die Kronen zu Lohn fuͤr euch / die man euch in der Welt vielleicht nicht giebet. Dort wohnet der HERR / der euch euer Alter unterſtuͤtzen / eure Treu beſchirmen und euren Nahmen auch in der Welt im Segen behaltenD ijwil.[28]wil. Die jhr aber zur Hoffnung deß Heils im Vater - Lande auffwachſet / laſt euch den Letzten Tag / den Rich - ter / den Himmel / die Krone der Gerechtigkeit nimmer auß eurem Hertzen. Jhr lebet in der Welt. Euer Stand iſt weltlich. Die Welt bult euch gewaltig um eure Glau - bens-Treu. Dort haͤlt ſie euch dar die Blumen-Krone der Geilheit. Tretet ſie zu Boden. Es wird lauter ſtin - ckender und ſchaͤndlicher Teuffels-Dreck darauß. Hier zeuget ſie euch die meſſene Krone deß Geitzes / und wirf - fet euch viel guͤldene Aepffel ins Geſicht. Verſchmaͤhet ſie jhr / ſolt eure Seeligkeit vergeitzen / und das ver - gaͤngliche Gold fuͤr GOtt annehmen. Hier koͤm̃t ſie mit der aͤſtichten Krone der hoffaͤrtigen Ehren-Titeln und Stellen. Wendet die Augen von dieſer Eitelkeit. Wo iſt Lucifer, der Hoffaͤrtige? Wie biſt du gefallen / du ſchoͤner Morgen-Stern? Sehet JESUM an. Seyd dem treu. Er iſt ſo guͤtig / daß Er wil / und ſo weiß / und allmaͤchtig / daß er euch in der Welt mit Eh - re / Segen und Freude belohnen kan. Bedencket an jenen Tag der Rache und der Velgeltung. Die Jhm hier nicht gut kaͤmpffen / den Lauff vollenden / wie ſie jhn angefangen und den Glauben halten / denen wil Er nicht aͤherne Krone auff das Haupt nageln / wie Alexus Comnenus jenem Abtrinnigen that / ſondern eine von ewigen Feuer-Flammen auff Leib und Seele werffen. Menſchen / ſagte jener Kaiſer / GOTT wird noch ſchrecklicher Worte ſagen: Hier haſt du die Krone / nach welcher du gerungen. Es mißgoͤnnet dir ſie niemand. Geneuß deines ſo fehr verlangeten We - ſens. (k)Aber wie ſeelig wirds euch ſeyn / wenn euch GOTT das / was euch hier gemangelt mit der unver -welck -[29]welcklichen Krone der ewigen Herꝛligkeit vergelten wird. Henricus der III. im Franckreich erwehlte jhm zu ſeinem Bilde zwey Kronen / die Polniſche / und die Frantzoͤſiſche / uͤber welchen eine auß dem Himmel hin - ge mit der Beyſchrifft: Manet ultima Cœlo, die letzte wird im Himmel erwartet. (l)Solte ich euch euer Symbolum außmahlen / ſo wolt ich euch die drey Kro - nen im Koth auff der Erden / und eine Krone im Him - mel mahlen. Meine Schrifft ſolte dieſe ſeyn: Manet optima Cœlo. Die beſte iſt im Himmel.

Sehet unſern ſeeligſten Herꝛn von Zedlitz an. Sein gerechter Richter und JESUS war jhm eins. Er konte ohne den nimmer ſeyn / in welchem er lebete. Sein Tag deß Gerichtes und der Erſcheinung / waren jhm alle Tage nahe. Er lebete ſtuͤndlich alſo / wie er ſei - nen Richter und dieſer jhn empfangen ſolte. Der Him - mel war in ſeinem Hertzen und auch fuͤr ſeinen Augen. Die Welt zeigte jhm die Krone deß Geitzes / und ſtreue - te jhm goldene Aepffel. Er trat ſie / wie Moſes die Egy - ptiſche / mit Fuͤſſen. Er hatte Geld gnug / weil er ei - nen gnaͤdigen GOTT hatte. Sie bot jhm an die Kro - ne der Uppigkeit. Er hat ſie in der Jugend alſo zerriſ - ſen / daß ſie jhm in Alter nimmermehr einkommen doͤrf - fen. Sie ſtellte fuͤr die Krone der Hoffarth. Er ſahe ſie nicht einmal an. Er hatte Ehre gnug / daß er ein guter Chriſte und treuer Patriote war. Damit gieng er auß der Welt. Nun betrachtet ſeinen Lohn im Himmel. Wie herꝛlich ſind ſeine Ehrwuͤrdige graue Haar gekroͤ - net? Welche Guͤter deß Hauſes GOTTES beſitzet er? Jn was fuͤr Wolluſt und Ehre lebet er nun ewig? Apoc. III. 12. Der hier eine gute Saͤule deß Landes geweſen / iſt dorteD jijunter[30]unter den Pfeilern deß neuen Jeruſalems / und traͤgt den neuen Nahmen CHRJSTJ.

Nicht mir / nicht mir aber allein / wiederfaͤhret ſol - ches / ſagt unſer ſeeligſter Herꝛ / ſondern auch euch / meinen lieben Kindern / ſolls begegnen. Jhr habt keine Urſachen zur Traurigkeit. Er hat in der Gnade GOt - tes und in Ehren gelebet / ſo lange er gelebet. GOTT ließ jhm den Tod nicht eher begegnen / als biß er den hoͤchſten Zweck deß Lebens erreichet. Das danckbare Vater-Land wird ſeinen Nahmen nicht vertreten. Er lebet fuͤr GOTT in ewiger Herꝛligkeit. Das war jhr liebſter Herꝛ und Vater. Die Krone / die er traͤget / wartet euer im Himmel. Habet Chriſti Erſcheinung Lieb. Verſchmaͤhet dieſe Eitelkeit. Kaͤmpffet den gu - ten Kampff beſtaͤndig / lauffet die Bahn der Gottſeelig - keit biß zu Ende. Bleibet GOTT im Glauben getreu. Der HERR JESUS helff es euch / und kroͤne euch hier mit Gnaden / dort mit Herꝛligkeit. Amen.

Notæ.

(a)Lege Diodor. Sicul. in Biblioth.
(a)
(b)Πολίτευμα vita civilis. Phil. III. 20. redditur: noſtræ civitas, ubi cives ſumus, cœlum eſt, à Leigh. in Crit. S. pag. 215. conf. Heinſ. not. in l. Πολιτέυσϑαι dicuntur non modo qui publico aliquo munere funguntur. ſed etiam privati homines: quod ad ea quidem attinet, quæ in communi ad omnes ſpectant, qualia ſunt militia, religio, & ſi qua ſunt ejusmodi. Beza in Actor. XXIII. i. Hino collige vim mandati πολιτέυεσϑαι Phil. l. 27.
(b)
(c)Vid. noſtrum Schmid. in prologom. ad Pindarum.
(c)
(d)Nemo miles naſcitur, ſed hodie è ſolo principe, qui hanc militaris auctor amenti poteſt atem ſibi reſumſit ejus erea - tur. Höppinus. de Jur. Inſignium. p. 106. a.
(d)(e) Aven -[31]
(e)Aventin. in Boicis l. 5. p. 401. Beſold. in Th. Pract. voc. Ritter.
(e)
(f)Lege de his omnibus accuratum Höpping. l. c. p. 105. 106. 96. a.
(f)
(g)è Svevo Höpping. l. c. p. 456.
(g)
(h)Vid. Middendorp. & Milleſium ap Höpping. l. c. p. 187. 188.
(h)
(i)Textum integrum invenies apud Thomam ſerm. de S. Stephano, & Bonaventuram ſerm. 2. de S. Bartho - lomæo.
(i)
(k)Nicetas Choniates l. i. hiſtor.
(k)
(l)Typotius in Symbol. p. 93,
(l)

Lebens - und Todes-Geſchichte / Deß Seligſten Herꝛn von Zedlitz.

EJn tugendhaff tes Gemuͤte gleichet der Sonne. Es ſchmeiſt den ſchoͤn - ſten Glantz der Tugenden und fuͤr - trefflichen Dienſte von ſich / und weiß doch ſelber nicht / daß es glaͤntzet. Der weyland Hoch-Wol-Edelgebohrne / Geſtren - ge und Hochbenahmte Herꝛ / Herꝛ Niclas von Zedlitz auff Wilckau / Frauenhain / Pfaffen-Dorff und Rungenpuſch / der bey - den Koͤmgl. Erb-Fuͤrſtenthuͤmer / Schweid - nitz und Jauer / Hochverdienter Ober-Recht - Sitzer und Landes-Aelteſter / wie auch deßHoch -[32]Hochloͤbl. Kayſer - und Koͤniglichen Mann - Rechts Hothverordneter Hof-Meiſter und Hof-Richter zur Schweidnitz / hat wie eine Sonne in dieſem Schweidniſch-Jauriſchen Hemiſphœrio geſtanden / und mehr Strah - len ſeiner Tugend und guten Dienſte von ſich leuchten laſſen / als jhm eingebildet. Es iſt an dem Urſprung ein groſſes Theil der Gnade von GOTT und der Ehre in der Wele zu neh - men.

Sein Hochgeehrter Herꝛ Vater war (Tit.) Herꝛ Niclas von Zedlitz / deß Loͤbl. Koͤniglichen Mann-Gerichts der beyden Fuͤrſtenthuͤmer / Schweidnitz und Jauer Hof-Meiſter und Hof-Rich - ter zu Schweidnitz / auß dem Hauſe Wil - ckau im Schweidniſchen Kreiß.

Seine liebſte Frau Mutter (Tit.) Frau Chriſtina / gebohrne von Schel - lendorffin / auß dem Hauſe Lobendau / in Liegnitſchen Fuͤrſtenthum.

Die Frau Groß-Mutter / Vaͤter - licher Seiten / eine Schenckin auß dem Hauſe Marſchwitz im Ohlauiſchen.

Die[33]

Die Frau Groß-Mutter / Muͤtter - licher Seiten eine Uchtritzin / auß dem Hauſe Bersdorff im Hainiſchen.

Die aͤltere Frau Mutter / Vaͤter - licher Seiten eine Seidlitzin / auß dem Hauſe Kreiſau im Schweidnitſchen.

Die aͤltere Frau Mutter / Muͤtter - licher Seiten eine Schellendorffin / auß dem Hauſe Reiſicht.

Die Ober-aͤltere Frau Mutter / Vaͤterlicher Seiten eine Heidin / auß dem Hauſe Lauterbach im Reichenbaͤchi - ſchen.

Die Ober-aͤltere Frau Mutter / Muͤtterlicher Seiten eine Rothkirchin / auß dem Hauſe Panten im Liegnitſchen.

Die uhraͤltere Fr. Mutter / Vaͤter - licher Seiten eine Nimbtſchin / außdem Hauſe Steffenshain im Schweidnit - ſchen.

Die uhraͤltere Frau Mutter / Muͤt - terlicher Seiten eine Schindelin / außEdem[34]dem Hauſe Blumenau / im Polckenhai - niſchen.

Die uhr-ober-aͤltere Frau Mutter / Vaͤterlicher Seiten eine Nimitzin / auß dem Hauſe Dirſchdorff im Nimbtſchi - ſchen.

Die uhr-ober-aͤltere Frau Mutter / Muͤtterlicher Seiten eine Zedlitzin / auß dem Hauſe Nimmerſat im Polckenhai - niſchen.

Die vor-uhr-ober-aͤltere Frau Mut - ter / Vaͤterlicher Seiten eine Porſchni - tzin / auß dem Hauſe Tſchechen im Breß - lauiſchen.

Die vor-uhr-ober-aͤltere Frau Mut - ter / Muͤtterlicher Seiten eine Pritwi - tzin auß dem Hauſe Leßkowitz im Ohli - ſchen.

Die vor-uhr-ober-aͤltere / aͤltere Frau Mutter / Vaͤterlicher Seiten eine Seidlitzin / auß dem Hauſe Kuin im Nimbtſchen.

Die[35]

Die vor-uhr-ober-aͤltere / aͤltere Mutter / Mitterlicher Seiten eine Stangin / auß dem Hauſe Erdmanns - dorff im Hirſchbergiſchen.

Es koͤnnen die Ritterlichen Perſonen die Kleinodier jhrer Ritterſchafft nicht ſo gezieree haben / als dieſer zuſammen gekettete Ring ſo herꝛlicher und tugendhaffter Ahnen unſern Seeligſten ziereten. Seinen Eingang in dieſe Welt hielt er durch den Segen GOTTES 1588. im Monat April zu Gogelau auff dem Ober-Forwege. Jn der Welt ſetzen viel jh - ren Grund darinn / daß ſie die (fumoſas Ima - gines) beraucherteſten Bilder jhrer Ahnen nach den Seculis zeigen koͤnnen. Unſers ſee - ligſten Herꝛn Eltern gruͤndeten ſich auff ſolche Eitelkeit nicht. Sie wolten eben ſo Chriſtlich als Adelich ſeyn. Jhr einger Stam̃-Baum war JESUS. Jhre ſeeligſte Ahnen die Zahl der Erſt-Gebornen in Himmel. Jn je - nen pfropffeten ſie jhn durch die heilige Tauffe / daß er ſeinen Stand unter dieſen haben moͤch - te. Die noch Kindiſchen Gemuͤther ſind dem Golde aͤhnlich. Sie wollen wol durchgeſuchet / und / ehe ſie in jhre Feine ereten / wol gepfle - get werden. Als unſer Seeligſter in WindelnE ijlag /[36]lag / war er in den Hertzen der Chriſtlichen Eltern ſchon ein Gottſeeliger und wolgerathe - ner Mann. Denn dahin zielte jhr Gebet. Dem Gebete folgete eine fuͤrſichtige Aufferziehung. Der Grund wurde zu Wilkau in der Vaͤterli - chen Auffſicht unter der Hand eines haͤußlichen Præceptoris geleget. Die fuͤrtrefflichen Schu - len Schweidnitz und Goldberg muſten das angefangene Werck loͤblicher Weiſe außfuͤhren. Er hat keine dieſer Schulen geſegnet / ohne den Nachruhm / daß er ſeinen Lehrern gehorſam geweſen / ſeinen Schuͤlern ein gutes Exempel gegeben / ſich gegen GOTT Gottsfuͤrchtig er - wieſen / und ſich ſelbſt fleiſſig und zuͤchtig in acht genommen. Es war ein feuriges Gemuͤth in jhm / daß ſein Centrum in der Hoͤhe hatte / und ſich ſelbſt uͤberſtiege. Jm 16. Jahre ſeines Alters begruͤſſete er die Franckfurtiſche Aca - demi an der Oder. Die fuͤnff Viertel Jahre / welche er allhier zubracht / brachten jhn zu der erſten Staffel aller Kunſt und Tugenden der Verwunderung. Er ſahe den geoͤffnettn Pal - laſt / worinn Kunſt / Tugend / Ehr und die hoͤchſte Gluͤckſeligkeit jhre Wohnung gemachet. Dieſe ſetzten jhn nicht ſo wol in Verwunde - rung / als einen eiſernen Fleiß / dahin zuſtre -ben /[37]ben / daß er in dieſem Palatio auch ſeinen eige - nen Stand erwerben und behaupten moͤchte. Jn dieſem Eifer bewarb er ſich umb das Buͤr - ger-Recht der beyden Welt-beruͤhmten Acade - mien Marpurg und Heidelberg. Jn jener aber hatte er ſeine beſtaͤndige Wohnung viel Jahr nach einander. Sein Umgang war mit den unſterblichen Lichtern in dem Tempel der heiligen Juſtiz, den Vultejis, Gœddeis, An - toniis Matthæis, Kirchmannis, Dionyſiis Gotofredis und Calvinis, derer Ruhm an - ders nicht / als mit der gelehrten Welt ſterben wird. Er ließ andern die Mißart den Studiis der Eitelkeit nachzugehen. Fuͤr ſich hieng er als ein Schatten an dieſen Hoch-Gelaͤhrten Koͤrpern. Jch halte dafuͤr / dieſes / daß man unſern ſeeligen Herꝛn den Marpurgiſchen Stu - denten genennet / ſey ein weitlaͤufftiges Zeug - nuͤß / wie fleiſſig und geſegnet er ſeine Acade - miſche Studia getrieben. Endlich zogen jhn die Nothdurfften ſeines Wolſtandes / oder viel mehr deß Vater-Landes / wieder nach Hauſe. Man wird nicht irren / wenn man ſaget / das Va - ter-Land habe in einer Perſon jhrer zwey zu - ruͤcke bekommen einen vollkommenen Edel - Mann und Juriſten. Niemand iſt jhm ſelbſtE iijgeboh -[38]gebohren. Es iſt ein Pfliecht der Natur und deß Gewiſſens / ſich der Ordnung / die der HERR zur Vermehrung ſeines Geſchlechtes geſetzet / unterwerffen. Nicht lange nach ſei - ner Anheimkunfft vermaͤhlete er ſich mit (Tit.) Jungfer Hedewigis, gebohrner von Zedlitz auff Peterjo. Dieſe Ehe war voller Friede / Vergnuͤgung und Segen / und hatte keinen Mangel / als die Langwierigkeit. Der Hoͤch - ſte gab jhm ein Pfand dieſer Ehe / welches er nachmals an (Tit.) Herꝛn Hans Heinrich Noſtitz auff Gaſſendorff und Nois / Woh - lauiſchen Landes-Hauptmann vermaͤhlet / und nahm jhm ſeinen teuerſten Schatz durch den zeitlichen Tod. Nachdem er deſſen Verluſt gantzer acht Jahr betrauret / erwehlete er jhm zur andern Ehe-Gemahlin / die (Tit.) Jung. fer Urſula / gebohrne von Rederin / auff Ober - Falckenhain. Er wuͤrde / ſo er das Urthel zu ſprechen genoͤchiget worden / gewiß geſaget ha - ben / dieſe 37. Jahr jhrer Ehe ſeyn jhm nur 37. Tage geweſen. So gar war bey jhnen ein Ja und Nein. Es war jhm kein Kummer ſo groß / den jhm dieſes Beyſpiel Gottſeeliger und Tugendhaffter Ehe-Frauen / durch jhre Be - ſcheidenheit und Holdſeeligkeit nicht linderte. Der[39]Der Hoͤchſte ließ jhnen jhren ehelichen Segen biß in die ſtebende Zahl wachſen. Zwey Soͤh - ne und eine Tochter ſuchten jhre Vollkommen - heit durch den ſeeligen Tod balde im Himmel. Die uͤbrigen beyden Herren Soͤhne leben noch / im Fuͤrſatz / GOTT / jhrem Vater - Lande und der Ehre deß Herꝛn Vatern jhr gantzes Leben zu opffern / nebſt zweyen Frauen Toͤchtern / welche an Tugend und Gottſeelig - keit den Edelen jhres Geſchlechtes nichts nach - zugeben entſchloſſen ſind. Koͤnige konten fuͤr Zeiten denen geſchickten Leuten keine beſſere Gnade erweiſen / welche ſie zu Verfolgung der Tugend eifrig machte / als daß ſie ſie mit denen Batheis, oder Ritter-Guͤrteln / welche mit guͤldenen Bullen und andern Zeichen behangen waren / umguͤrtete. Die hoͤchſte Ehre war / wann einer geguͤrtet einher gieng. Nun ſehen wir auff die Gnade derer / die die Stelle der hoͤchſten Obrigkeit deß Vater-Landes vertre - ten. Dieſe wolten einen geguͤrteten Ritter an unſerm Seeligen haben / der nicht ſo viel guͤl - dene Bullas und Zeichen / als ruhmwuͤrdige Aempter truͤge. Jm Jahr 1613. wurde er von dem ſeeligen deß heiligen Roͤmiſchen Reichs ſemper frey / Jhr Gnaden / dem Herꝛn Grafvon[40]von Schafgotſch / zum Præſide deß Koͤnigli - chen Mann-Berichts erkohren. Er erwieſe / daß er ſo wol modeſt, als klug zu ſeyn / geler - net hatte / und ließ ſeiner Jugend / auff Be - redung deß (Tit.) Herꝛn David von Rohr / im Nahmen der Loͤblichen Herren Staͤnde / lieber den Titul eines Beyſitzers / als Hauptes ſelbi - gen Gerichtes / einnoͤchigen. Die Fruͤchte / welche er mit ſuͤſſer Zeitigkeit in dieſer Ver - waltung ſchmecken ließ / drangen ſo Seine Hoch-Graͤffliche Gnaden / deß heiligen Roͤmi - ſchen Reichs ſemper frey obgedachten Herꝛn Grafen / als dieſer Fuͤrſtenthuͤmer vollmaͤch - tigen Koͤniglichen Landes-Haupt-Mann / Sei - nen Geſtrengen Herꝛn von Warnsdorff / daß ſie jhn Anno 1625. zum Koͤniglichen Hof - Gerichts Præſide und der Fuͤrſtenthuͤmer Ober-Recht-Sitzer / wie vorher Anno 1621. zum Landes-Aelteſten erkohren / und jhm / welches keinem Hof-Richter wiederfahren / eine ordentliche Beſoldung geſetzet. Nach Ehre ſtreben iſt ein loͤbliches. Aber zu Ehren-Aemp - tern gezwungen werden / iſt ein unvergleichli - ches. Unſer Seeliger wuſte / daß ſolche Aemp - ter Perſonen / nicht aber die Perſonen Aemp - ter haben muͤſten. Alles was er that / ſuchte eralſo[41]alſo zu thun / daß er ſeinen Aemptern ein Gnuͤ - gen thaͤte. Seine Meriten und der Ruhm da - von wuchſen mit den Jahren. Er unterſtuͤtze - te das Vater-Land / wie im Friede alſo im Krie - ge / mit unverdroſſenem Rath und Fuͤrſorge. Sein Haus war ein Aſylum der Nothwendig - keiten deß Vater-Landes / und ſein Mund ein Oraculum der beſten Rath-Schlaͤge in ſeinen Amptsſtellen. Seine loͤblich verrichtete Com - miſſiones, Erb-Vertraͤge / und dergleichen ſind unzehlich. Es gienge nicht leicht etwas fuͤr / worzu man jhn auß ſonderbarer Affection und Confidenz zu ſeiner bekanten Auff richtigkeit nicht erbeten. Er war niemanden verdruͤßlich / ohne den Laſtern und der Ungerechtigkeit. Sonſt ſtund er allen zu Dienſte. Die Witwen fanden an jhm einen Mann / die Weiſen einen Vater / die Unterthanen einen Pfleger / die Verlaſſenen einen Helffer / die Bekuͤmmer - ten einen Troͤſter und Rath-Geber / ſeine loͤbli - che Herren Collegen ein Lebendiges Regiſter und das gantze Land ein unfehlbares Reperto - rium in fuͤrfallendem gemeinen Anliegen. Jm Jahr[1]633. jagte jhn die unſicherſte Zeit in Polen / aber das Koͤnigliche Ampt zog jhn zum Heil deß Landes wieder zuruͤck. Er warFin[42]in die Vorſorge deß Vater-Landes ſo verſelb - ſtet / daß er auch in ſeinem ſchwaͤchſten Alter nicht davon laſſen konte. Er waͤre vergebens ein guter Patriot geweſen / wo er nicht auch ein guter Chriſte geweſen. Der Grund ſeines Glau - bens war richtig. Seine Bemuͤhung war in dieſem Glauben zu leben / was er lebete. Sei - ne Suͤnden wuſch er im Blute Chriſti beſtaͤn - dig ab / und ſuchte die Beſtetigung ſeiner See - ligkeit durch oͤfftere Genuͤſſung deß hochwuͤrdi - gen Sacraments. Deß HERRN Haus war ſeine liebſte Wohnung. Die Bibel ſein beſter Schatz. Es iſt anderen zur Nachfolge an jhm zu ruͤhmen / daß er die Bibel nicht ſo wol faſt unzehlich durchleſen / als auch practiciret. Da jhn ſein hohes Alter gelaͤhmet / ließ er ſich we - der vom Bibel Leſen / noch Kirchen-Fahren und Tragen abhalten. Er bemuͤhete ſich alle - zeit durch andaͤchtige Kirchen-Andacht ſich und andere zu erbauen. Wo dem Evangeliſchen Kirchen-Weſen Rath und Huͤlffe gebrach / da redet und ſorget er / ob andere ſchwiegen. Keine ungnaͤdige Augen oder beſorgliche Ungluͤcke waren ſo gewaltig / daß ſie jhn nur auff einen Augen-Blick haͤtten zu ruͤcke halten koͤnnen. Er waͤre gerne ein Zorobabel geweſen / um dienie -[43]niedergeworffene Mauren Jeruſalems wieder auff zurichten. Deß Creutzes war er nicht ent - uͤbriget. Es iſt natuͤrlich / daß die Donner eher die hohen Thuͤrme als niedrige Huͤtten treffen. Er war ſo Chriſtlich / daß er alle Wetter der Truͤbſal gedultig uͤber ſich gehen ließ. Die vier - tzig jaͤhrige Gicht war ſeine beſtaͤndige Folter. Er hat keine andere Artzeney dawider / als Be - ten / Singen und gedultig ſeyn gebrauchet. Es muſte endlich geſtorben / oder vielmehr ein ſo guter Chriſte und treuer Patriote verewiget ſeyn. Der Hoͤchſte bahnte durch die gewoͤhnli - che Gicht und dabey folgende Steck-Fluͤſſe den weg dazu. Es war kein Schmertz uͤber ſeinen Glauben und Gedult. Was er ſein Lebenlang im Chriſtenthum practiciret / das wiederholete er in ſeiner letzten Niederlage. Er ließ oͤffent - lich fuͤr ſich bitten / und betete mit den Seinen hertzlich zu Hauſe. So lange er konte / hube er die Gebete an / und ſprach ſie vollkommentlich nach. Endlich brachen die Augen und die Kraͤff - te / nicht ſein Glauben. Er beſtetigte alle Ge - bete mit Ja und Amen / und leſchete endlich wie ein Licht auß / das andern geleuchtet / und ſich ſelbſt verzehret / ſeines hohen Alters 81. Jahr / inner welchen er das Koͤnigliche Hof-Gerichteals[44]als Præſes und Beyſttzer 56. und die Ober - Recht und Landes Aelteſten Sorge 48. Jahr in einem raren Exempel ruhmwuͤrdigſt vertre - ten.

Wir preiſen die Guͤte GOTTES / welche unſern ſeeligſten Herꝛn von Zedlitz von Ju - gend auff gefuͤhret / und jhn auch im hohen Al - ter nicht verlaſſen. Seine Seele jauchtze fuͤr dem Stule GOttes unter der Zahl der Aelte - ſten. Die abgearbeiteten und verzehreten Glte - der ſchluͤſſe die Hand GOttes in jhrer Grufft in eine ſanffte Ruhe. Er laſſe denen Betruͤb - ten die Krone ſeiner Genade und deß Segens zu einem beſtaͤndigen Troſt auff jhrem Haupte ſte - hen. Der treue und nimmer ſchlaff ende Huͤter ſeines Schweidnitſch-Jauriſchen Jſraels er - barme ſich uͤber uns; Heile die Bruͤche / welche er durch ſo viel Todes-Faͤlle in das loͤbliche Col - legium deß Herꝛn Ober-Rechts-Sitzer und Landes-Aelteſten gemacht: Erhalte die noch uͤbrigen / und fuͤlle uns alle fruͤh mit ſeiner Ge - nade / daß wir in jhm ruͤhmen und froͤlich ſeyn moͤgen unſer Leben - lang!

About this transcription

TextEin recht-Christlicher und vollkommener Ritters-Mann
Author Benjamin Gerlach
Extent44 images; 8828 tokens; 2893 types; 60868 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationEin recht-Christlicher und vollkommener Ritters-Mann Benjamin Gerlach. . Johann Christoph JacobBreslau1669.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 F 291/5-9 / 354493

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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