PRIMS Full-text transcription (HTML)
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HEU! COCLIDEM ZEDLICENSEM!
Jmmer-gruͤnende Cypreſſen-Straͤuche /
Mit welchen Das niemals verwelckte Grab Deß unſterblichen Herꝛn / Herꝛn Niclas von Zedlitzes / Erb-Herꝛns auff Wilkau / Frauenhain / Pfaffen - Dorff / Rungen-Puſch / ꝛc. Derer beyden Koͤnigl. Erb-Fuͤrſtenthuͤmer Schweidnitz und Jauer Hoch-meritirten Ober-Recht-Sitzers und Landes-Elteſten: Wie auch Deß Hochl. Kayſer - und Koͤnigl. Mann-Rechtens Hochverordneten Hof-Meiſters und Hof-Richters zu Schweidnitz / Den 27. Junii, Anno M. DC. LXIX. Bey Hoͤchſt-Anſehnlichen Comitat Jn der Evangeliſchen Kirche daſelbſt umbpflantzet worden
Breßlau /Jn derBaumanniſchen Erben Druckerey druckts Johann Chriſtoph Jacob / Factor.
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Monſeigneur! Meſſieurs! Mes Dames! Wol-Ehr-Wuͤrdige Herren! Sam̃t und ſonders / Reſpectueuſe, Hoͤchſt-anſehnliche Aſſembleë!
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Proh! Dolore Confundor!

COnfundor ſag ich / und klage mit dem ſuͤſ - ſen Demoſthene, da er den ertoͤdteten Grichiſchen Fuͤrſten zu Athen parentiren ſolte: Jch muß auch mit Schmertzen an - fangen! dann meine Materie iſt ſehr klaͤglich! Deß - wegen ich nicht unbillich exclamire, dolore confun - dor! Ach weh! daß ich hier reden ſoll!

O utinam literas non didiciſſem: Klaget jener Kayſer bey Unterſchreibung eines criminal Sententzes: Weñ ich ebenfalls das Reden vergeſſen haͤtte! Und hier den Untergang eines ſo treuen Patrioten nicht verkuͤndi - gen / und den Tod / als einen Wuͤrger / eines ſo reno - mirten Mannes criminaliter hier nicht anklagen doͤrffte! Gewißlich mein Hertz wird mir wie ein groſ - ſes Meer voller ſchwermuͤtigen Gedancken / und die Sturm-Winde der Traurigkeiten machen ſelbiges je mehr und mehr ungeſtuͤmer: Dann der jenige iſt in deß Orci Grube (aber nicht ungefehr) geſtuͤrtzet / ſo da ewig haͤtte leben ſollen! Metellus, der Conſul zuA ijRom /[4]Rom / ließ ſeine Thraͤnen flieſſen / da jhm die Nachricht geward / daß Scipio Africanus geſtorben / lieff alle Gaſſen auff und nieder / und ſchrye:

Accurrite Cives, nam Mœnia Civi - tatis veſtræ corruere! ()

Laufft zu jhr Buͤrger / dann durch den Fall Scipionis haben eure Stadt-Mauren Schaden gelidten! Jch borge dieſe Worte / und ſage: Trettet herzu jhr beyde loͤbliche Fuͤrſtenthuͤmer! betrachtet die Stelle / da der unvergleichliche Herꝛ von ZEDLITZ in der Landes-Stube geſeſſen! conſideriret ſeine Fuß - Steigen / welche er zu dem gemeinen Nutzen gantz freudig gemachet! admiriret die mera Judicia, ſo er ſo cautè, ſo treu biß ſeine Clepſydra außgelauffen / ge - faͤllet / und fuͤhret auch Leid und groſſes Klagen uͤber dieſen Fall / wie uͤber den untergang eines Joſiæ. Von dem Diogene lieſet man / wie ſelbiger ſey erſuchet wor - den in ſeinem Alter / das hin und her Rollen in ſeinem Faſſe abzuſchaffen / daruͤber er ſehr gelaͤchelt / fuͤrge - bend / daß / da er numehro alt geworden / perſeveri - ren / und keinem Philoſopho Urſache geben wolte / zu ſagen / daß er bey ſeinen Canis zu philoſophiren auff - gehoͤret / und ſein Gemuͤth veraͤndert haͤtte: Nun wer weiß nicht / wie der vortreffliche Herꝛ von ZED - LITZ dem Lande ſeine Treu zu erweiſen / bey ſeinen Canis nicht auffgehoͤrt / ſondern ſich lange Zeit ad Pub -lica[5]lica fuͤhren und wegen ſeiner ſtrauchlenden und in deß Patriæ Dienſten abgematten Knien / tragen laſſen: Thue ich nun wol unrecht bey ſolcher ſchmertzhafften Materie, mit dem erwaͤhnten Oratore zu exclamiren Proh! Dolore confundor! Ach weh! Jch ſage / ach weh! daß ich hier reden ſoll! Weiln aber meiner We - nigkeit / dem immergruͤnenden Mauſolæo, dieſes un - ſterblichen Mannes (welches einem viel wuͤrdigern Subjecto haͤtte anvertrauet werden ſollen) zu paren - tiren / anbefohlen: Als moͤchte wuͤntſchen / daß ich in guͤldenen Schalen mein Devoir ſo præſentirete, da - mit die Compagnie contentiret, dieſe geſenckete groſ - ſe Landes-Seule aber mit einer ſchuldigen Reverentz ich umbfaſſen und empor heben moͤchte. Wenn der be - ruͤhmte Heinſius dem Lob-wuͤrdigen Joſepho Scalige - ro wil parentiren / ruffet er uͤberlaut:

Omnia nata interire, neq́; quicquam immortale eſſe in terris præter vim mentis, & ingenii opera: ()

Das alles / ſo gebohren / ſterben und auſſer der Krafft der Tugend verweſen muͤſſe! Das Grab / darinnen dieſes graue Haupt / dieſe ſilberne ſuper fei - ne Haaren jhre Ruhe genommen / dienet uns anfaͤng - lich zur gewiſſen Probe der Mortalitet: An welches ich das Wort

VIXIT:

A iijEr[6]

Er hat gelebet gravire, und alſo von dem Tod und deſſen Gewißheit anzufangen mir vorgenommen ha - be: Solches nicht unbillich! Dann / als vor Zei - ten ein Heydniſches Oraculum befraget / wo wol der Menſch die meiſte Weißheit lernen / gab es zur Ant - wort? Bey den Todten / bey denen / ſo da geſtorben / und ein Gedaͤchtnuͤß hinterlaſſen haͤtten: Wenn wir demnach den geraden Buchſtaben nach / dieſes Woͤrt - lein VIXIT wollen probiren / und uns in Hiſtorien umbſchauen / ſo werden die Præficæ und Roͤmiſche Præcones uns al - lenthalben Nænias, Todten-Lieder ſingen und zuruf - fen: Bey den Monarchien den Anfang zu machen / ſo ſehen wir / wie das guͤldne Haupt der Chaldeer ſich ge - leget / und jhr Scepter zu brochen worden! Wie Da - rius mit ſeiner ſilbernen Bruſt und Armen untergan - gen! Wie der aͤrtzene Bauch Alexandri deß Groſſen / den Wuͤrmen zur delicaten Speiſe-Kammer worden! Und wie die vierdte Monarchie ſolche wunderſeltzame Farben an ſich genommen / und dieſe von Eiſen und Thon vermiſchete Fuͤſſe ſo abgemattet / daß man nicht ohne groſſe Beſtuͤrtzung ebenfalls jhre Ruin und Un - tergang muß præſagiren!

VIXIT!

Die Himmels Lichter uͤberzeugen uns der Gewißheit unſerer Mortalitet: Dann die Sonne / wann ſie jhren Glantz beym Niedergang verleuret / und gleichſam zuGrabe[7]Grabe gehet / iſt dieſes nicht ein Vorbild der Sterb - ligkeit? Der Mond hat ſeine vielfaͤltige Paroxis - mos, und iſt vielen Veraͤnderungen unterworffen! Die Purpur-ſtralende Sterne / dieſe Nacht-Later - nen / verſtecken und leſchen ſich fuͤr unſern Augen auß / wenn der Tag anbricht / und geben der Sonnen / als jhrem Haupte die Ehre! Ja das Firmament deß Himmels ſelbſten ſoll ſich von Ptolomæi Zeiten nach vieler Gelehrten Meynung etzliche hundert Meilen zu uns geſencket haben!

VIXIT!

Die Erde probiret die Verweſung: Die Berge Olympus und Pernaſſus koͤnnen ſo weit nicht mehr ge - ſehen werden als fuͤr dieſem! Alle Kraͤffte der Kraͤuter und deß Erd-Gewaͤchſes nehmen abe: Und kein Gale - nus und Hippocrates vermoͤgen ſelbige zu conſervi - ren!

VIXIT!

Die aller-beruͤhmteſten Staͤdte und Reſpublicæ ruf - fen auß jhren Untergang! Dann hat deß Nebucadne - ſors groſſes Babel nicht ein Ende genommen? Sin - get nicht Ovidius von Ilion, jam ſeges eſt, ubi Troja fuit? Gewißlich / woferne das alte Rom als eine Zer - treterin der Monarchien / in der Tyber / als Narciſſus in ſeinem Brunnen jtzt ſich ſpiegeln ſolte / entweder er wuͤrde ſich hinein ſtuͤrtzen / oder wuͤntſchen / ſich nie -mals[8]mals gekant noch geſehen zu haben / dann dieſes iſt der Schluß:

Quod fieri incipit, incipit quandoq́; perire! ()

VIXIT!

Die Wunder-Wercke der Welt (ſo da unverweßlich zu ſeyn geſchienen) ſind vergangen! Die unbeſchreib - lichen Mauren zu Babel ſind umbgefallen! Der Co - loſſus Solis, dieſes groſſe Bild in der Inſul Rhodo, iſt von den Fluten deß Meers / von den Sturm-Win - den verzehret und zu Grunde gangen! Die Pyrami - des der Ægyptier ſam̃t den von der Artemeſia erbaue - tem Mauſolæo, iſt nicht mehr anzutreffen! Das Bild Jovis hat ſeine Erkaͤntligkeit / und die Schiff-Leute jhren Pharos verlohren! Und in dem Tempel Dianæ zu Epheſo kan nicht mehr geopffert werden!

VIXIT!

Wuͤrde von deß Apellis Pinſeln noch wol eine ange - troffen werden! Zeuxis, der Kunſt-reiche Mahler / wolte dorten mit ſeinen Trauben die Voͤgel betriegen / die Vergaͤngligkeit aber hat jhn geaͤffet! Maro hat mit ſeiner Dido den Schlaf Peltz angezogen / und Ca - tullus ſich mit ſeiner Lesbia in die Nacht verlohren! Jn Summa, alle Philoſophi ſind verſtummet! Apollo hat ſeinen Habit abgeleget / und der beruͤhmte Drey - Fuß zu Delphis iſt hingegen ſo gemein / daß ſelbigerfaſt[9]faſt unter den gemeinen Toͤpffen mag angetroffen wer - den!

VIXIT!

Vitellium, Caligulam, Neronem, und alle Tyran - nen hat dieſer Wider darnieder geſtoſſen! Die Macht Aſveri, den Reichthum Cræſi, die Armuth Iritrit er mit gleichen Fuͤſſen! Die maͤchtigſte Perſi - ſche Scepter ſam̃t den gewaltigen Staͤben der Aſſirier hat er zerbrochen! Die weiſen Heyden der Ægyptier ſam̃t dem Purpur-Rock der Roͤmer maculiret und zerriſſen! Ja ſind nicht die Sellæ Curules ſam̃t jhrem Triumph-Wagen laͤngſt in viel tauſend Stuͤcke zer - malmet? Jn welcher Betrachtung Auguſtinus in Li - bro de Natura eine Frage anſtellet / wo doch an heute die jenigen zu finden / welche zu Rom jhren Triumph gehalten? Wo alle unuͤberwindliche Kayſer? Wo die Geſetz und alle Rath-Geber? Wo die Menge al - ler Sclaven? Wo die Heer-Fuͤhrer und alle Genera - les? Wo die Satrapæ und alle Tyrannen doch anzu - treffen? Nonne omnia, ſchleuſt er / Pulvis & Favilla? Sind ſie nicht laͤngſt zu Staub und Aſche worden?

Pallida mors æquo pulſat pede pau - perum Tabernas Regumq́; Tur - res. ()

Es werden die Ægyptiſche Pyramides, ſo wol jhre Todten-Koͤpffe / als die niedrigen Thaͤler zu HermonBzeigen[10]zeigen muͤſſen! Bey allen Graͤbern findet man dieſes / deß Todes Symbolum

VIXIT!

Es ruffet dieſe Parca unauffhoͤrlich auß;

Hactenus neminem, ne unum qui - dem, ex omni numero mortis im - petum eluſisſe! ()

Daß keiner jemals deß Todes Macht ſey entron - nen! Hier iſt kein Artzt ſo erfahren / daß er ein Re - cept wider den Tod verſchreiben / kein Theologus ſo from̃ und devot, daß er jhn von ſich abweiſen / kein Juriſt ſo beredet / daß er eine Sache wider jhn erhal - ten koͤnte! Hier iſt kein Anſehen der Perſon / non mi - ſeretur inopiæ! Non reveretur divitias! Non Sapien - tiæ! Non moribus! Non Canis! Non Authoritati parcit! Er erſcheinet den Juvenibus durch Liſt! Den Abgelebten aber begegnet er in der Thuͤre jhrer Heim - fahrt! Jn Summa, ſtatutum eſt, der Stab iſt uͤber uns gebrochen / wir muͤſſen alle ſterben /

Omne genus humanum, quodcunq; eſt, quodcunq; erit morte damna - tum eſt! ()

Hier heiſt es / wie der treffliche Kayſer Auguſtus ſeine Soldaten / welche fliehen wolten / ermahnete;

Moriendum eſſe, wie wir einmal ſterben muͤſſen;Dieſes[11]Dieſes VIXIT nun faͤnget mit unſerer Geburt an / dann / ſo bald wir nur zu der einen Thuͤr in dieſes Le - ben eingehen / eylen wir zur andern: Dum naſcimur, denaſcimur, wir ſterben alle Tag / alle Stunden / alle Augen-Blick: Und wenn wir vermeinen / das Leben am ſicherſten zu haben / ſihe! ſo liegen wir mit deß To - des Banden umbfangen!

Punctum enim temporis eſt, quod vivimus, & à nihilo parum abeſt, quidquid ſupereſſe credimus: ()

Das Menſchliche Leben wil mir fuͤrkommen wie jene Blume Hemerocallin, davon die Botanici melden / daß jhr Beſtand nur Diaria, nur einen Tag waͤren ſolte / indem ſie bey der Morgen-Roͤthe angenehm auffgehet / deß Mittags jhre ſchoͤn-farbirte Pracht be - reits in etwas bey Seite leget / deß Abends aber jhr Haupt verblaſſet hanget / und die verwelckten Blaͤt - ter / als ein zerriſſenes Kleid von ſich wuͤrffet / und alſo gaͤntzlich ſoll verdorren: Eben ſo gehet es mit uns Menſchen:

Mane naſcimur, Meridie vigemus, Veſperi conſeneſcimus: ()

Alſo / daß wir offters auff einen Tag tod und lebendig / auff einen Tag auß der Wiege in das Grab (ſo daB ijCorre -[12]Correlata, und von einander dependiren) geleget werden / Finis enim ab origine pendet; Gleich wie ein runter Circul zu dem Punct / von welchen er ange - fangen / nothwendig wiederbringet das Ende / alſo muß es mit allen Sterblichen dermals heiſſen /

VIXIT!

Wie das alles Fleiſch in ſeiner Materie zu Staub und Aſche muß redigiret werden: Die Proceſſion der Todten zu jhren Graͤbern iſt ſo gemein als bey den Weibern der Fluch deß Geſetzes: Es kan ſich niemand in dieſer Sterbligkeit perpetuiren! Wir muͤſſen alle in die Todten-Reye / allwo das eine Paar / das ande - re / das dritte: und alſo eines das andere pouſiret, und in das Grab voranſtoͤſſet / biß wir alle das Thea - trum dieſer Welt verlaſſen / die Larven und Comœ - diantiſche Kleider ablegen / und mit dem letzten Vier - tel unſers Lebens in jenem einen neuen unwandelba - ren Monden angefangen haben: Alſo bleibt es darbey

VIXIT!

Wie wir alle ſterben muͤſſen:

Wir ſpielen / als mich duͤnckt / Tragœdien allhier /
Da weichet einer ab / der ander koͤm̃t herfuͤr.
Ein Theil bringt lange zu / ein Theil darff ſich
nur zeigen /
Und wenig / oder muß ja gaͤntzlich ſtille ſchwei -
gen:

Gleich wie aber oberwaͤhnter Heinſius nicht allein ex -clami -[13]clamiret: Omnia nata interire: ſondern darzu ſetzet; Præter vim mentis, & ingenii opera: Alſo wollen wir numehro das Woͤrtlein VIXIT in etwas tropi - betrachten! Wie viele nun ſind jhrer nicht gewe - ſen / ſo ſich bemuͤhet einen unſterblichen Nahmen zu erlangen / damit nemlich bey jhrem Abſterben den - noch es heiſſen moͤchte /

VIXIT!

Er hat gelebet! Solches nun iſt auff unterſchiedene Arten und Weiſen geſchehen; Von den Ungeziemen - den hier Kuͤrtze halber nur etwas zu ſagen: Als hat ſich deßwegen Darius vor einen Bluts-Freund der Goͤtter! Alexander Magnus gar fuͤr jhren Sohn ado - riren laſſen! Hier laͤſt ſich Cyrus eine Geiſel der Welt nennen! Dorten aber ſiehet man / wie ein auffgebla - ſener Xerxes dem Neptuno gleichſam Faͤſſel anzule - gen und dem Phæbo das Licht außzublaſen ſich einge - bildet! Bald badete Caligula kalt / bald warm in den wolriechenſten Waͤſſern / und zerließ die koſtbarſte Perle / wie Cleopatra! Vitellius hat jhm Hirn von Nachtigalen / Zungen von Phænicoptoris, Lebern von den Fiſchen Scaris, nnd derogleichen aller-ſeltzam - ſte Speiſen / die jhm die Spaniſchen Schiff-Leute in der Menge weit auß dem Carpatiſchen Meere mit ei - ner unbeſchreiblichen Muͤhe und groſſen Unkoſten ho - len / aufftragen laſſen / durch welche Uppigkeit ſie einB iijſchlech -[14]ſchlechtes VIXIT erlanget / ſondern endlich jaͤmmer - lich umbkommen m[]ſſen / &

in his paucis eorum vitæ, patet memoria.

Nun / der Hoch-Wol-Edel-Gebohrne / Ge - ſtrenge / Hoch-benahmte Herꝛ / Herꝛ NICO - LAUS von ZEDLITZ, Erb-Herꝛ auff Wil - kau / Frauenhain / Pfaffen-Dorff / Rungen - Puſch / ꝛc. Der beyden Koͤniglichen Erb-Fuͤr - ſtenthuͤmer Schweidnitz und Jauer Hoch-meri - tirter Ober-Recht-Sitzer und Landes-Elteſter / Wie auch deß Hoch-Loͤblichen Kayſer - und Koͤ - niglichen Mann-Rechts Hoch-verordneter Hof - Meiſter und Hof-Richter zur Schweidnitz / ꝛc. iſt / dem Leibe nach / auch geſtorben! Hat der Natur den ſchuldigen Tribut bezahlet. Aber er hat der Po - ſteritet, der Nach-Welt / weit einen beſſeren Rumo - rem, gantz eine andere Renomeë, ein unvergleich - liches VIXIT geſchencket / deßwegen ſein theurer Coͤrper mit deß Trajani in einer guͤldenen Urna ver - wahret / der Unverweßligkeit uͤbergeben / und ſeine Ci - neres (ut ita loquar) in einem Speculo Honoris zu ewigen Zeiten / Contre toute Mesdiſance, auffgeho - ben worden?

Aber iterum Confundor!

Ach weh / daß ich hier wiederumb reden ſolte! Dann

Cir -[15]Circumſpicite, larga ubique flendi Materia! ()

Alle Oerter ſind deß Jammers voll:

Dann das VIXIT deß groſſen ZEDLITZES iſt uns heute zur Materie alles Elends und Jammers worden! Man darff hier keine Præficas, ertichte Thraͤ - nen außzupreſſen umbs Geld dingen! Ach nein!

Larga ubique flendi Materia! ()

Dann hat nicht das Vater-Land / welches wir mit Lipſio anreden koͤnnen:

O Patria! quæ cæteris abundas, quam Virorum, Virorum inquàm ho - diè ſterilis, & inops fias! ()

Hat dieſes nicht einen rechten Ulyſſem, einen verſtaͤn - digen / wol experimentirten Mann an jhm verlohren?

Larga ubique flendi Materia! ()

Haben nicht dieſe beyde Loͤbliche Fuͤrſtenthuͤmer ein ſo hoch-nutzbares Glied an jhm gehabet / daß das Corpus deſſen Abſonderung ſchmertzhafft fuͤhlet? Und man hier mit dem ſterbenden Druſo wol koͤnte exclamiren:

Quando, Amici, ſimilem mei Civem habebit Respublica! Larga ubique flendi Materia! ()

Deß Elendes iſt noch kein Ende.

Wie[16]

Wie viel honorable, von etzlichen Loͤblichen Kayſern / Glorwuͤrdigſten Andenckens / Allergnaͤdigſt confir - mirte Aempter ſind hier nicht vacirend worden? Das hochtheure Kleinod und Mann-Gerichts Collegium hat ſeinen Præſidem verlohren! Und muß einen ge - wiſſenhafften Aſſeſſorem, einen Sacerdotem Juſtitiæ, einen wehrten Collegam jaͤmmerlich beklagen! Soll ich nun wol unrecht thun / in Betrachtung der vieler hand Zufaͤlle / ſo den Loͤblichen Lande taͤglich zuſtoſſen koͤnnen / mit dem Epaminonda bey dem Plutarcho zu ſagen:

Dii boni, quando in tantis negotiis vacavit huic mortem obire. ()

Ewiger GOTT! Wie hat der Mann ſich reſolviren / wie hat er jhm Weile nehmen koͤnnen bey ſo vielen im - portirenden Landes Sachen / zu ſterben? Gewißlich / da Loth auß Sodoma gieng / muſte es verbrennen! Da Noa in den Kaſten gehet / folget die allgemeine Suͤnd-Fluth! Jch meine / wann vornehme Haͤupter / Atlantes, Landes-Saͤulen weichen und fallen / iſt eine Ruin zubefuͤrchten: Aber gluͤckſelig / ja tauſend-fach gluͤckſelig ſeyd jhr Fuͤrſtenthuͤmer / weil ihr euch ruͤh - men koͤnt / von einer noch uͤbrigen Menge unvergleich - licher Patrioten erhalten / und unterſtuͤtzet zu werden!

Larga ubique flendi Materia! ()

Dann zwey verzuͤckte Herren Soͤhne / ſo da niemalsmit[17]mit Vorſatz das Vaͤterliche Hertz betruͤbet / zeigen hier durch eine Menge der Seufftzer die letzte Pflicht! Zwey gehorſame Toͤchter ſchreyen erbaͤrmlich: Ach! ach weh! daß unſere Seele ſo betruͤbet worden! Die gantze Freundſchafft iſt mit Saͤcken der Traurigkeit umbgeben / quæruliret jaͤmmerlich / und muß dieſes graue Haupt mit jhren Thraͤnen befeuchten!

Larga ubique flendi Materia! ()

Die Stelle in dem GOTTES Haus iſt leer worden! Die Armen haben jhre Zuflucht / die Unter - thanen jhren Troſt verlohren! Die heiſſe Liebe gegen den Dienern iſt erkaltet! Et

major eſt luctus, quam quòd deſcri - bere posſim! ()

Aber nolite flere Egreſſum è Vita! Dann es iſt be - kant / daß der aller-edelſte Stam̃ im Walde zu forderſt abgehauen / und der Dorn-Pnſch im Gegentheil ſtehen bleibet / weiln jener zum Erbauen eines Pallaſtes viel nuͤtzlicher als dieſer: Alſo faͤllet auch der Allerhoͤchſte gar offt die aller-ſtaͤrckeſten Baͤume / und hier unſern vortrefflichen Herꝛn von ZEDLITZ, daß Er Pfeiler deß him̃liſchen Jeruſalems darauß mache / und ſeinen Pallaſt damit ziehren moͤge / ich ſage: Nolite flere Egreſſum è Vita! Dann dieſer Herꝛ von ZEDLITZ ita VIXIT, ut poſt fata in æternum vivere queat.

CVirtu -[18]Virtutis famam enim mors abolere nequit! ()

Dieſem nach haben auch die Roͤmer viel herꝛliche Eh - ren-Saͤulen und Pyramides erigiren / und darinnen der Verſtorbenen Ruhm und loͤbliche Thaten zum ewigen Gedaͤchtnuͤß graviren laſſen: Jch aber bin wil - lens / deß Herꝛn von ZEDLITZ ſein Grab mit einem von Cypreſſen Holtz verfertigten Triumph - und Eh - ren-Bogen zu umbfangen / an welchem in verguͤldeten Buchſtaben zu leſen:

VIXIT DEO!

VIXIT Cæsari!

VIXIT Reipublicæ!

VIXIT Stemmati!

Wie er wahrhafftig ſey treu geweſt ſeinem GOTT! Dem Kayſer! Dem Vater-Lande! und ſeinem Geſchlechte! Unter dieſem Bogen wird ein Gelaut von Poſaunen gehoͤrt / ſo da befiehlet / man ſolte dieſe jtzt-gedachte Treu lieber mit Stillſchweigen beehren / als mit einer Unvermoͤgenheit / wenn man davon re - den wolte / beleidigen: Auß dem Himmel dieſes Tri - umph-Bogens zeiget ſich eine Hand / ſo da dem un - ſterblichen Herꝛn von ZEDLITZ eine guͤldene Kro - ne / (als ein gewiſſes Kennzeichen ſeines unvergleich - lichen VIXIT:) in welcher drey Buchſtaben / dreyC. C. C. [19]C. C. C. als koſtbare Diamanten leuchten / auffſetzet / mit dieſer Inſcription:

Corona Coronati Coruſcat: Nun vivat! Coruſcet magnus noſter ZEDLITZIUS in æternitatem temporum!

Jmmitels aber wollen wir jhm die erlangete Gluͤckſeligkeit von Hertzen wuͤndſchen / welche viel groͤſſer iſt als jenes Philoſophi, welcher ein Geluͤbde thate / ſich wie ein ander Phaeton zu verbrennen / wann er nur der Sonne ſo nahe kommen und ſtehen ſolte / biß er eigentlich jhre Form / Groͤſſe und Figur abſehen kunte? Dieſe Gluͤckſeligkeit iſt auch groͤſſer als deß Cercides auß Arcadien / welcher ſich / da er ſterben ſolte / freuete / unter denen Philoſophis den Pytha - goram zu ſehen! Unter den Hiſtoricis zu dem Heca - tæo zu kommen! Unter den Muſicis den Olympum zu hoͤren! Viel / viel groͤſſer iſt die Gluͤckſeligkeit un - ſerns Herꝛn von ZEDLITZES, dann er wird von der Sonne der Gerechtigkeit uͤberſchattet! Die him̃ - liſche Weißheit erquicket ſeine Seele! Die Evange - liſten / als him̃liſche Hiſtorici, ſind ſeine Cameraden worden! Ja er hat den Ort eingenommen / allwo er mit den Hold-ſeligen Engeln / mit dieſem angeneh -men[20]men Chor / das Tricinium dem Lamme ohne Auff - hoͤren hilfft intoniren und ſingen:

Soll dermaleins dein Grab / wie diß / von
Tugend prangen /
Und man dein Knochen all mit Lob und
Ruhm umbfangen /
So leb wie dieſer Herꝛ: Laß das Gemuͤthe
leuchten /
Biß deine Seel verreiſt! So wird man auch
befeuchten
Nachmals dein Knochen-Kaſt!

ILICET! Nun / Sie belieben zu gehen / ich hab alles geſagt.

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About this transcription

TextHeu! Coclidem zedlicensem
Author Wilhelm Christoph von Schkopp
Extent20 images; 2974 tokens; 1503 types; 21632 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationHeu! Coclidem zedlicensem Immergrünende Cypressen-Sträuche Wilhelm Christoph von Schkopp. . Johann Christoph JacobBreslau1669.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 F 291/5-9 / 354495

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

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Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:27Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 F 291/5-9 / 354495
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