Denen Hoch-Wohl-Edelgebohrnen und Geſtrengen Herren / H. Hanſen Siegmunden von Feſtenberg / Pakiſch genant / Auf Wieſenthal / Friedersdorff / Ludwigsdorff / Jonsdorff / Gißhuͤbel / Vogelsdorff und Neu Warnsdorff / Als Hochbekuͤmmerten Herrn Wittwer / Und Herrn Hanſz Chriſtoffen von Schweinitz / Auf Crain / Rudelsdorff / Ober-und Nieder - Kuntzendorff und Henichen / Als Hochbetruͤbtem Herrn Eydam / Wie auch Denen Hoch-Wohl-Edelgebohrnen / Viel-Ehr - und Tugendreichen Frauen THEODORÆ Schweinitzin / gebohrner Feſtenbergin / Pakiſchin genant / Frauen auf Crain / Rudelsdorff / Wieſenthal / Friedersdorff / ꝛc. Und Jungf. Eliſabeth / gebohrner Feſtenbergin Pakiſchin genant / Jungfr. auf Wieſenthal / Friedersdorff etc. Als ſchmertzlich-betruͤbten Frauen und Jungfrauen Toͤchtern / Meinen HochgeEhrten Herren reſpectivè Gevatter / Frauen und Jungfr. Gevatterin / und Hochgeneigten PATRONIS.
TAntis malis repleta eſt hæc vita, ut mors, comparatione Ejus, remedium, non pæna, putetur. Dieſes Leben iſt mit ſo viel Ungluͤck und Elend uͤberhaͤuffet / daß / wenn man den Todt dagegen anſiehet / er nicht fuͤr eine Straffe / ſondern fuͤr eine Artzney zu halten / ſchreibet der Meylaͤndiſche Biſchoff Am -Serm. de Qvadra - geſ. broſius.
Wenn wir nachdencken / was fuͤr Dingen der Menſch / weil er in dieſer Welt lebet / unterworffen ſey / muͤſſen wir beken - nen / daß dieſer heilige Lehrer recht geſaget habe. Sintemahl / nach Sirachs Urthel / es ein elend jaͤmmerlich Ding iſt umb aller Menſchen Leben.
1. Wegen des Suͤnden-uͤbels / weil auch unter den Heiligen keiner ohn Tadel iſt / Hiob. 15 / und iederman bekennenHiob 15 / 15 muß / daß er des Ruhms mangele / den er an Gott haben ſol /Rom. 3 / 23 Rom. 3 / Welches heftige Ubel nach ſich zeucht
2. Das Straff-Ubel / Wenn Gott den Menſchen zuͤch - tiget umb der Suͤnde willen / daß ſeine Schoͤne verzehret wird / wie von Motten / Pſalm. 39 / daß er ſich nicht unſchuldig hal -Pſal. 39 / 12. te / Jer. 30 / ſondern in hertzlicher Demuth ſich ſchuldig fuͤr GottJer. 30 / 11. gebe / und umb Gnade anhalte.
Dieſes alles erreichet bey einem ſeeligen Abſchiede aus dieſem Leben ſeine Endſchafft / ſintemahl der im Glauben ab - geſchiedene Menſch aufhoͤret zu ſuͤndigen / und wird verſamlet zu der Schaar der Auserwehlten / welche in him̃liſcher Voll - kommenheit Gott dienen / und weil ihm Gott hier aus Gnaden die Suͤnde vergeben hat umb Chriſti willen / ſo hat Er auch kei - ne Straffe zu fuͤrchten / ſondern Abwiſchung ſeiner Thraͤnen von ſeinen Augen.
A ijWeil[4]Dedication-Schrifft.Weil denn nun die in Jhrem Jeſu Seelig-Verſchiede - ne Frau / als Ew. Hoch-Adel. Geſtr. Hertzliebſte Frau Gemah - lin / Frau Schwieger-Mutter / und Frau Mutter des erſten Ubels ſich nicht entſchuͤtten koͤnnen / ſondern in Chriſtlicher Demuth gerne geſtanden hat / daß Sie vor Gott Jhrem Schoͤ - pfer und Herren / wenn Er Suͤnde zurechnen wolte / nicht beſtehen koͤnte / maſſen Sie Derſelbige durch vielfaͤltig-zuge - ſchicktes Creutz und Zuͤchtigungen vaͤterlich erinnert hat / bey Welchem Sie in der Gnaden-Zeit hertzlich Vergebung geſu - chet / und ſich darneben in Jhres Erloͤſers Jeſu Chriſti Ver - dienſt gaͤntzlich eingeſencket / ſo haben Sie Allerſeits bey Jhrem ſeeligen Abſchiede / dadurch Sie zum ſchmertzlichſten verletzet worden / nicht ſo wohl auf Jhren eigenen Verluſt / als auf den erfreulichen Wechſel der Seeligen zu ſehen / ſintemahl Dero - ſelben ausgeleſene und hier einfaͤltig-erklaͤrete Leichen-Text / welcher ein ſattſames Zeugnuͤs Jhres beſtaͤndigen Glaubens ableget / gnugſam verſichert / daß Sie durch den Todt von al - lem Ubel erloͤſet / und in die Ewige Freude und Herrligkeit auf - genommen worden: Jhr Gedaͤchtnuͤs aber wird bey allenGott - Ehre - und Tugend-liebenden im Seegen bleiben.
Wie ich nun zu Befoͤrderung deſſen Ew. Hoch-Adel. Geſtr. auf Begehren dieſe einfaͤltige Predigt willig uͤberant - worte / alſo wuͤnſche ich dabey / daß der Allerhoͤchſte Sie mit be - ſtaͤndigem Troſt aufrichten / uns allerſeits in feſtem Glauben bis ans Ende erhalten / und endlich von allem Ubel gnaͤdig durch einen ſeeligen Todt befreyen wolle!
[5]E. E. HochAdel. Geſtr. Geſtr. und Hoch-Adel. Tugenden Gebets - und Dienſt-willigſter Caſpar Damjan Boͤttner.
Das walt der HERR der Allmaͤchtige GOTT / Der da ſchlagen und auch heilenDevt. 32. kan / Der heile die ſchmertzlich-betruͤbten Hoch-Adel. Hertzen / welche Er geſchlagen / verbinde mit ſeinem Troſte / die Er verwun - det hat / und regiere Sie und uns Allerſeits durch ſeine Krafft / daß wir ſeinen heiligen Nahmen loben und preiſen in Ewigkeit / Amen.
GEliebte / und nach dem Rath und Willen GOttes ſchmertzlich-betruͤbte Chriſt-Adeliche Hertzen. Als David der Koͤnig in Jſrael die Lade Gottes aus dem Hauſe Abinadab ho - len wolte / geſchach ein ploͤtzlicher Fall mit Uſa: Denn als er zu - griff und die Lade Gottes hielt / ſchlug ihn der Herr umb ſei - nes Frevels willen / daß er daſelbſt ſtarb. Uber welchem ploͤtzli - chen Fall der Koͤnig ſehr betruͤbet ward / daß der Herr einen2. Sam. 6. v. 7. ſeq. ſolchen Riß an Uſa thaͤt / und nennete die Staͤte Peretz Uſa, 2. Sam. 6.
Wenn wir uns anitzo bey vorhabendem Trauer-und Leichen-Proceß erinnern muͤſſen / was der Herr unſer Gott an dem vergangenen 4. Auguſti an der weyland Hoch-Wohl - Edelgebohrnen / Viel-Ehr - und Tugendreichen Frau -A iijen /[6]Chriſtliche Leich-Predigt. en / Frauen ANNA HELENA von Feſtenberg / Pa - kiſchin genant / gebohrner von Schweinitzin / Frauen auf Wieſenthal / Ludwigsdorff / Johnsdorff / Friedersdorff / Gißhuͤbel / Vogelsdorff / und Neu-Warnßdorff / Des auch Hoch-Wohl-Edelgebohrnen und Geſtrengen Herren / Herrn Hanß Siegmunden von Feſtenberg / Pa - kiſch genant / auf Wieſenthal / Ludwigsdorff / Johnsdorff / Friedersdorff / Gißhuͤbel / Vogelsdorff / und Neu-Warnßdorff Hertzgeliebten Gemahlin ge - than / in dem Er Sie durch einen heftigen Schlag Fluß ge - troffen / daß Sie Jhr Leben beſchluͤſſen muͤſſen / ſo koͤnnen wir nicht voruͤber / wir muͤſſen betruͤbt ſeyn / daß der Herr einen ſolchen Riß gethan hat. Es war die ſeelige Frau nicht in ei - nem frevelhaftigen Wercke begriffen / ſondern Sie war nebenſt Jhrem Hertz-Liebſten Ehe-Herren nach Wieſenthal gereiſet / Selbiges Gutt und Wirthſchafft Jhren lieben Kindern zu uͤber - antworten / und vermittelſt Jhres Muͤtterlichen Seegens die La - de Gottes in Selbiges Haus zu ſetzen / daruͤber ſolte eine ſon -Pſ. 30 / 12. derbahre Freude vorgehen: Aber / wie Gott die Klage in einen Reigen verwandeln kan / Pſalm 30 / alſo kan Er auch den Rei - gen in Klage verwandeln / Der hat demnach das vormahls we - gen erwuͤnſchter Ehe gluͤckſelige und geſegnete Wieſenthal zu ei - nem Trauer-Thale und Peretz gemacht / in dem Er daſelbſt unſere ſeelige Lehns-Frau hinweg geriſſen.
O ein ſchmertzlicher Riß!
Unſerm hieruͤber hoͤchſt bekuͤmmerten Herrn von Pa -Ezech. 24. v. 16. kiſch. Denn der Herr hat Jhm ſeine Augen-Luſt genom - men / Ezech. 24. Man verleuret nicht gerne einen Ring vom Finger / noch ungerne einen Finger von der Hand / noch weniger eine Hand vom Arme / Aber hier iſt ein Theil vom Hertzen un -ſerm[7]Chriſtliche Leich-Predigt. ſerm Herrn Wittwer abgeriſſen / ſolte es nicht ſchmertzen?
Ein ſchmertzlicher Riß!
Dem Hoch-Adelichen Herren von Schweinitz. Ei - ne treue Schwieger-Mutter iſt geweſen Naëmi, welche im Buͤchlein Ruth beſchrieben wird / daß Sie Jhr die Wohlfarth Jhrer Schnur zum hoͤchſten angelegen ſeyn laſſen. Der Geſtr. Herr von Schweinitz wird gnugſam verſpuͤret haben / daß auch die ſeel. Frau Mutter vor Seine und Seiner Liebſten treulich geſorget. Dieſe iſt hinweg geriſſen / ſolte das nicht ſchmertzen?
Ein ſchmertzlicher Riß!
Denen hieruͤber hoͤchſt-betruͤbten Hoch-Adelichen Frauen und Jungfr. Toͤchtern / Welche an Jhrer lieben Frau Mutter allzu wahr befunden / was Eſa. 49. zu finden:Eſa. 49 / 15. Kan auch eine leibliche Mutter Jhres Kindes vergeſſen? und Jhrer Muͤtterlichen Treue ſich iederzeit zu erfreuen gehabt / denn die ſeelige Frau Mutter ſorgete nicht nur / wie Salome Matth. Matth. 20 v. 21.20. vor das Zeitliche / ſondern auch vor das Geiſtliche und Ewi - ge. Dieſe iſt Jhnen nun entzogen / ſolte das nicht ſchmertzen?
Ein ſchmertzlicher Riß!
Der hieruͤber Hoch-bekuͤmmerten Frau Schweſter. Es iſt bey dieſen zween Schweſtern dis feine und liebliche Zu - ſehen geweſen / daß Sie eintraͤchtig gelebet / Pſalm 133. und daßPſal. 133 / 1. unter Dreyen Gott und Menſchen wohlgefaͤllige / daß Sie eins geweſen / Sir. 25. Wie ſolte denn Jhr ſo ploͤtzlicher AbſchiedSir. 25 / 1.nicht[8]Chriſtliche Leich-Predigt. nicht ſchmertzen? Warumb ſolte Sie nicht von Jhr / wie Da -2. Sam. 1. v. 26. vid von Jonathan ſagen 2. Sam. 1. Es iſt mir leyd umb dich lie - be Frau Schweſter.
Ein ſchmertzlicher Riß!
Uns / die wir an Jhr eine geneigte Lehns-Frau und Wohl - thaͤterin gehabt. Da an Jſabel / der gottloſen Koͤnigin / welche1. Reg. 19. v. 2. den theuren Propheten Eliam verfolget / 1. Reg. 19. und Jhm den Todt geſchworen hatte / Gott ſeine Bedraͤuung / durch Eli -c. 21. v. 23. am gethan / cap. 21. erfuͤllet hatte / und Sie eines ſchmaͤhlichen2. Reg. 9. v. 35. Todes laſſen umbkommen / 2. Reg. 9 / iſt es nicht wunder / daß das Betruͤbnuͤs nicht groß geweſen. Aber mit unſerer ſeeligen Lehns-Frauen hat es gar eine andere Bewandnuͤs / Sie hat des Herren Diener geliebet / geehret / und Jhnen gerne Guttes gethan und gegoͤnnet: Wie ſolte dieſer Riß uns denn nicht ſchmertzlich ſeyn?
Ein ſchmertzlicher Riß!
Denen geſambten Unterthanen / welche eine rechte ſorg - faͤltige Mutter an Jhr gehabt haben / die den Duͤrftigen Guttes gethan / durch Jhrer Vorſichtigkeit mancher Sache vorgebau - et / und dieſelbe geſchlichtet. Wie ſolte ſolches ihnen / wenn ſie der Sachen nachdencken / nicht ſchmertzlich ſeyn?
Aber ô auch ein unſchaͤdlicher und nuͤtzlicherRiß!
Denn wie ſolte dis ein ſchaͤdlicher Riß ſeyn? wenn man durch glaͤubiges Vertrauens in die Armen Jeſu Chriſti faͤllet / und von demſelben ſaͤuberlich und ſanfte aufgefaſſet / und ausApoc. 14. aller Noth und Elend hinweg geriſſen wird. Durch dieſen RißEſa. 57. iſt Sie zur Ruhe kommen / Apoc. 14. Sie iſt zum FriedenHebr. 12. v. 22. kommen / Eſa. 57. Zu der Menge vieler tauſend Engeln / Hebr. 12.Phil. 3 / 20. in den Himmel / darinnen unſer Wandel iſt / Philipp. 3. Deſſenſich[9]Chriſtliche Leich-Predigt. ſich denn unſere ſeelige Lehns-Frau gewis verſichert / weil Sie ſich allwege der theuren Erloͤſung / durch Jeſum Chriſtum ge - ſchehen / getroͤſtet hat / wie aus dem erwehlten Leichen-Texte gnugſam zu erkennen. Wenn wir nun denſelben abzuhan - deln und zu betrachten aus eigenen Kraͤften nicht vermoͤgen / ſo wollen wir uns vor allen Dingen wenden zu dem Vater aller Barmhertzigkeit / und Jhn im Nahmen Jeſu Chriſti umb den gnaͤdigen Beyſtand des H. Geiſtes anruffen in einem glaͤubigen und andaͤchtigen Vater unſer / ꝛc.
W Er iſt die / die herauf faͤhret aus der Wuͤſten / und lehnet ſich auf Jhren Freund? Alſo / Geliebte und nach dem Rath und Willen Gottes Betruͤbte Hoch - Adel. Hertzen / redet Salomon Cant. 8. Wie das gantzeCantic. 8. v. 5. HoheLied Salomonis geiſtlich zu deuten iſt: Alſo wird uns auch hiedurch die Art angedeutet / nach welcher der him̃liſche Salomon / unſer aller Seeligmacher ſeine geſam̃te Chriſtliche Kirche / und eine iede glaͤubige Seele inſonderheit bewillkom - met / wenn Sie ſich durch hertzliche Buße / wahren Glauben / gottſeeliges Leben / und einen ſeeligen Todt zu Jhm nahet.
Der Him̃liſche Salomon verwundert ſich gleichſam / daß in der Wuͤſten / das iſt: in der argen boͤſen Welt noch iemand zuBfinden[10]Chriſtliche Leich-Predigt. finden ſey / der es hertzlich mit Jhm halte und zu Jhm komme. Und haben wir hier nicht unbillich zu bedencken
1. Terminum, den Ort / von wannen Sie herauf faͤh - ret / der iſt die Wuͤſten. Die Welt / lieben Zuhoͤrer / kan nicht unfuͤglich mit der Wuͤſten / durch welche die Jſraeliten in das Land Canaan gezogen / verglichen werden.
Exod. 13. v. 21(α) Jn der Wuͤſten war Gelegenheit irre zu gehen / darumb zog der Herr ſelber fuͤr Jhnen her / Exod. 13. DaGen. 21 / 14 Hagar in die Wuͤſten kam / gieng Sie irre / Gen 21. So lange der Menſch in dieſer Welt lebet / kan er gar leichtlich irren / und irret oftmahls / in dem Er nicht wandelt auf dem Wege derEſa. 53 / 6. Gottſeligkeit / wie hiervon Eſaias im 53. ſaget: Wir giengen alle in der irre / wie die Schaafe. Daß niemand ſagen kan:Prov. 20. v. 9 Jch bin rein in meinem Hertzen / und lauter von meiner Suͤnde / Prov. 20.
Exod. 15. 23.(β) Jn der Wuͤſten war bitter Waſſer Exod. 15. So iſt auch in der Welt manches bittere Waſſer der Truͤbſal / welches die / ſo zu Chriſto eilen / koſten muͤſſen / davon ſie wohlPſ. 66 / 12. ſagen moͤgen aus dem 66. Pſalm: Wir ſind in Feuer und Waſ - ſer kommen. Welches dem ſchwachen Fleiſchr ſo herbe vor -2. Reg. 4. v. 39 koͤm̃t / als den Propheten Kindern die Coloqvinten / 2. Reg 4. Daruͤber auch die Glaͤubigen nicht koͤnnen ungeſeufzet laſſen /Thren. 3. v. 35. aus Thren. 3. Du haſt uns mit Bitterkeit geſaͤttiget / und mit Wermuth getraͤncket.
(γ) Jn der Wuͤſten waren Feinde / welche den Jſraeliten Kampf anbothen: Eben ſo hat der Menſch in die - ſer Welt auch Feinde wieder ſich: den Teufel / die Welt und eigenes Fleiſch und Blut.
Apoc. 12 / 9Den Teufel / der die gantze Welt verfuͤhret / Apoc. 12. Sap. 2 / 12.Die Weltlich-geſinneten / welche die Frommen verfolgen Sap 2, ſagende: Laſt uns auf den Gerechten lauren.
Das[11]Chriſtliche Leich-Predigt.Das eigene Fleiſch / welches wieder den Geiſt geluͤſtet Gal. 5. Wunder iſts / wenn ein Chriſt hier unverletzt da -Gal. 5 / 17. von koͤm̃t / Darumb ſagt Salomon gleichſam mit Verwunde - rung: Wer iſt die? Jſt es nicht die / mit welcher ich mich ver - lobet habe Hos. 2? Sie iſt bißher in der Wuͤſten geweſen /Hos. 2 / 19. Wunder iſts / daß Sie nicht bey ſo viel Gefaͤhrligkeiten zu Grunde gegangen.
Es wird aber die Urſach angezeiget / wodurch die Kirche Gottes und eine glaͤubige Seele vorm Verderben erhalten wer - de / wenn uns Salomon zu bedencken fuͤrhaͤlt
2. Actum, Die Art des Herauffahrens / und wie Sie ſich dabey erweiſen muͤſſe / nehmlich: Sich auf ihren Freund lehnen. Wer Berg an wohl ſteigen wil / der nim̃t einen Stab / daß er ſich anſtemmen koͤnne: Wer von der Wuͤſten hinauf ſteigen wil zu Gott / der muß auch etwas haben / darauf er ſich lehnen und verlaſſen mag. Das iſt nicht eigene oder menſchliche Krafft / denn wir ſind nicht tuͤchtig von uns ſelber 2. Cor. 3. auch iſt es nicht menſchlicher Beyſtand. Denn2. Cor. 3 / 5. das iſt ein zerbrochener Rohrſtab / wie der Ertzſchencke Senna - cheribs zu Hiſkia ſagte Eſa. 26: Sondern es iſt der Freund /Eſa. 36 / 6 unſer Herre Jeſus / Welcher getreu iſt / 1. Cor. 10. Welcher1. Cor. 10. v. 13. groß von Rath und maͤchtig von That iſt / Jer 32. Wenn wir auf den Jrrweg gerathen wollen / ſo kan Er zu rechte fuͤhrenJer. 32 / 19. durch ſein Wortt / welches iſt unſerer Fuͤſſe Leuchte / und ein Licht auf unſern Wegen / Pſal. 119. und den H. Geiſt / welcherPſ 119 / 105 auf ebener Bahn fuͤhret / Pſalm 143. Pſ. 143 / 10.
Das bittere Creutz-Waſſer macht Er ſuͤße mit ſei - nem Troſte von der zukuͤnftigen Herrligkeit / wann Er uns verſichert / daß dieſer Zeit Leyden nicht werth ſey der Herrligkeit /Rom. 8 / 18 die an uns ſol offenbahret werden / Rom. 8. und daß unſere Truͤbſal / die zeitlich und leicht iſt / ſchaffe eine ewige und uͤber alle Maß wichtige Herrligkeit / 2. Cor. 4. 2. Cor. 4. v. 17.
B ijWenn[12]Chriſtliche Leich-Predigt.Wenn uns die Feinde anfallen / ſo ſtreitet Er fuͤr dieGen. 3 / 15. Seinigen. Er hat der Schlangen den Kopf zertreten Gen. 3. Joh 16 / 33Die Welt uͤberwunden Joh. 16 / giebt den Glaͤubigen Kraft /Rom. 8 / 13 daß Sie durch denGeiſt des Fleiſches Geſchaͤfte toͤdten Rom. 8.
Wenn nun jene / das iſt: Die / welche Chriſtum nicht an - gehoͤren / noch zu Jhm hinauf zu ſteigen begehren / ſich auf ſich ſelbſt oder menſchliche Huͤlffe verlaſſen / ſo dencken die Glaͤubi -Pſal. 20 / 8. gen an den Nahmen des Herren als ihres Freundes Pſ. 20 / und empfinden / daß es gut ſey auf den Herrn vertrauen / undPſal 118 / 9 ſich nicht verlaſſen auf Menſchen Pſalm 118.
Alſo kan man gluͤcklich und ſeelig hinauf fahren zu ſei - nem Freunde.
Jſt nun gleich die Zahl der Jenigen / ſo ſolches thun / in der Wuͤſten klein / gegen dem Hauffen der Gottloſen zu rechnen / ey ſo ſind derer noch Etliche / welche der Him̃liſche Salomon freudig zu empfangen hat.
Unter dieſelben rechnen wir auch gar billich unſere ſeelige Frau Pakiſchin. Jſt dieſelbe gleich auch in der Wuͤſten dieſer Welt geweſen / und hat durch dieſelbe wandern muͤſſen / in welcher Sie ſo wohl / als andere / geirret und geſtrauchelt hat / in welcher Sie auch manchmahl bitteres Waſſer der Truͤb - ſal koſten / und wieder Teufel / Welt und eigenes Fleiſch kaͤm - pfen muͤſſen / Ey ſo iſt Sie dennoch immer auf Jhren Je - ſum freudig zugegangen / hat ſich auf Jhren Freund mit glaͤu - bigem Vertrauen gelehnet / und ſich ſeiner theuren Erloͤſung hertzlich getroͤſtet / und auf ſein allein guͤltiges Verdienſt ſeelig zu ſterben getrauet. Welch Jhr Vertrauen Sie denn mit dem ausgeſetzten Leichen-Texte gnugſam an den Tag gegeben / aus welchem wir uns zur Lehre / Troſt und Unterricht mit einander einfaͤltig beſchauen wollen.
Propo -[13]Chriſtliche Leich-Predigt.ES iſt dem Menſchen geſetzt einmahl zu ſter -Heb. 9 / 27. ben / ſaget der Apoſtel Hebr. 9 / Niemand hat einiges Privilegium, er ſey reich oder arm / from̃ oder gott - loß / der Todt iſt zu allen Menſchen durchgedrungen Rom. 5. Rom. 5 / 12Aber es gerathen nicht alle Menſchen nach dem Tode in einer - ley Zuſtand. Die Gottloſen / welche dieſes zeitlichen Lebens / und was ſie darinne gehabt / zur Wolluſt und Uppigkeit gemiß - brauchet / fallen durch den zeitlichen in den ewigen Todt / von welchen auch Koͤnig David in dieſem 49. Pſalm handelt / undv. 15. ihr Elend aufs jaͤmmerlichſte beſchreibet: Sie liegen in der Hoͤlle / wie Schaffe / und der Todt naget ſie / in der Hoͤlle muͤſ - ſen ſie bleiben. Aber die Glaͤubigen und frommen Kinder Gottes haben ſich eines beſſern zuverſehen. Deſſen verſi - chert ſich auch Koͤnig David in unſerm Texte / und weiß gewiß / daß er wieder den ewigen Todt wohl verwahret ſey / wenn Er ſpricht: Aber Gott wird meine Seele erloͤſen etc. Als wolt Er ſagen: Jch ſterbe wenn und auf was Weiſe es Gott gefaͤllet / ſo werde ich nicht mit den Gottloſen WeltKindern zur Hoͤl - len fahren / ſondern durch die Krafft des Verdienſtes Mesſiæ davor ſicher ſeyn.
B iijEin[14]Chriſtliche Leich-Predigt.Ein ſolches Davidiſches Hertz hat auch unſere ſeelige Frau Pakiſchin gehabt / darumb Sie auch Davids Wortte zu Jh - rem Troſte ausgeſetzt. Darumb / ob Sie gleich leiblicher Weiſe nach Gottes Willen ploͤtzlich am Schlage geſtorben / ſo ſind Jhr doch Davids Worte ein kraͤftig Schlag-Waſſer geweſen wieder den Ewigen Todt.
Die Apotheker nehmen zu Jhren Schlag-Waſſern kraͤf - tige Species; Aber weil wir von einem geiſtlichen Schlag - Waſſer zu reden Vorhabens / ſo ſetzen wir jene auf die Seite / und mercken / daß das Geiſtliche von dem H. Geiſte zugerich - tete / und von David und der ſeeligen Frauen Pakiſchin appli - cirte / bereitet ſey aus zweyen heilſamen Wolthaten Gottes / als Seelen erqvickenden Waͤſſerlein. Das
I. Jſt genommen aus der rothen Blutt - Qvell der durch Chriſtum geſchehenen theuren Erloͤſung. Von derſelben ſaget David: Gott wird meine Seele erloͤſen aus der Hoͤllen Gewalt.
Wir haben wohl Urſach die Krafft dieſes Waſſers zu erforſchen. Es giebt dieſelbe Koͤnig David zu erken - nen / wenn Er nahmhaftig machet
(1.) Den Erloͤſer. Er ſpricht: Elohím, Gott wirds thun. Dieſes Wort wird in der H. Schrifft gebraucht Eſſentialiter, von aller Dreyen Perſonen des goͤttlichen We -Gen. 1. v. 1. ſens / Gen. 1. Am Anfang ſchuff Elohím, Gott / Himmel und Erden: Und auch Perſonaliter, nur von einer Perſon inPſ. 45 / 8. der Gottheit / und zwar von der Perſon des Vaters / Pſalm 45. Dein Gott hat dich geſalbet; Und von der Perſon des Soh -Hos. 1. v. 7. nes Hos. 1. Jch wil Juda helffen durch den Herrn ihren Gott.
Wenn[15]Chriſtliche Leich-Predigt.Wenn nun David redet von der Erloͤſung aus der Hoͤl - len Gewalt / welche geſchehen iſt durch den Sohn Gottes / wel - cher Menſch worden / Jeſum Chriſtum unſern Heyland / ſo wird das Wort / Gott / hier perſonaliter zu verſtehen ſeyn / von demVide Ma - gnif. D. Geieri verſprochenen Meßia / und uns demnach hiedurch zu Gemuͤthe gefuͤhret / daß dieſe Erloͤſung ſey
Redemptio divinisſima. Eine goͤttlicheCom̃ent. in h. l. Erloͤſung.
Es gehoͤrete hierzu ein goͤttlicher Erloͤſer. Denn wann Er ein bloſſer Menſch geweſen waͤre / ſo haͤtte Er ſolches groſ - ſe Werck nicht hinaus fuͤhren koͤnnen / es haͤtte muͤſſen ewiglich anſtehen / wie v. 8. David ſaget: Aber Chriſtus Jeſus unſer Er - loͤſer iſt Gott / uͤber alles gelobet in Ewigkeit Rom. 9 / Er iſtRom. 9 / 5. der Eingebohrne Sohn vom Vater Joh. 1 / Welcher iſt ge -Joh. 1 / 14. ſand worden in die Welt / daß wir durch Jhn leben ſollen 1. Joh. 4. Joh. 4 / 9.Oder wie es Paulus ausredet Tit. 2 / Daß Er uns erloͤſeteTit. 2 / 14. von aller Ungerechtigkeit. Und eines ſolchen Erloͤſers hatten wir von noͤthen / welcher reich und maͤchtig waͤre ein gnugſames und unendliches Loͤſegeld fuͤr uns zu geben:
Denn wir haben zu bedencken
2. Die Erloͤſungs-Art. Die Erloͤſung hat geſche - hen muͤſſen durch Auszehlung eines gewiſſen Loͤſegeldes: Wie das Woͤrtlein in der Grundſprache angedeutet.
Radicem Padhá, ſignificare qvidem etiam talem re - demptionem, qvæ fit ſolâ divinâ Potentiâ & Sapientiâ absꝗ perſolutione alicujus Lytri, qvalis facta in Iſraë - litis ex Egypto Devt. 13. v. 5. aſt notare etiam talem, qvâ pro captivo, vel alius ſubſtituitur, uti factum cum primogenitis, pro qvibus Levitæ ſubſtituti Num. 3 / 46. vel certum Lytron numeratur, uti factum Num. 18. v. 16. Diducit[16]Chriſtliche Leich-Predigt. Diducii D. Geier in Conc. fun ſuper Es. 35. v. 10. h. l. reſpici certum Lytron vel ex ꝟ. 8. Pſalmi patet.
Was iſt aber dis fuͤr ein Loͤſegeld? Nicht Gold oder Silber / ſondern das theure Blut Chriſti / als eines unſchul -1 Pet. 1 / 19. digen und unbefleckten Lammes 1. Pet. 1. Das Blut Jeſu Chri -1. Joh. 1 / 7. Act. 20 / 28 ſti / des Sohnes Gottes / 1. Joh. 1 / 7. Gottes eigenes Blut / wie Paulus redet Act. 20. v. 28 / Durch das Blut des Bundes ſind die Gefangene ausgelaſſen aus der Gruben / darinnen keinZach. 9 / 11 Waſſer iſt / wie Zach. 9. v. 11 geſchrieben ſtehet.
Dazu ſich nicht uneben ſchicket die Weiſe / welehe GottNum. 18. v. 16. mit Loͤſung der Erſtgebohrnen zu halten befohlen / Num. 18. Welche hat geſchehen muͤſſen mit 5. Seckeln des Heiligthums; Es geſchah unter andern zum Gedaͤchtnuͤs / daß Gott der Juͤ - diſchen Erſtgebohrnen verſchonet hatte / da die Egyptiſchen vonExod. 11 / 5 dem Wuͤrg-Engel getoͤdtet worden / Exod. 11. Dieſe 5. Seckel bilden gar ſchoͤn ab die Heiligen 5. Wunden unſers Herren Jeſu Chriſti / durch welche wir vom Ewigen Tode erloͤſet ſind / und umb derer willen Gott unſer verſchonen wil.
David redet zwar von einer zukuͤnftigen Erloͤſung / weil Er mit denen Andern im Alten Teſtament ſich an die Verheiſ - ſung halten muſte / Wir aber haben es in der Erfuͤllung / und1. Cor. 6 v. 20. prediget Paulus von einer geſchehenen Erloͤſung 1. Cor. 6: Jhr ſeyd theuer erkaufft / demnach / weil wir wiſſen / daß dieſe Erloͤſung ſey Redemptio pretioſisſima, ſo halten ſich die glaͤubi - gen Kinder Gottes freudig daran und ſagen:
‘Hilff uns Herr Gott aus aller Noth Durch deine H. Fuͤnf Wunden roth. ’ ()Bekuͤmmern wir uns aber
3. Umb das Erloͤſete / ſo ſaget David / daß es ſey ſei - ne Seele. Meine Seele ſpricht Er: Der Menſch beſtehet auszweyen[17]Chriſtliche Leich-Predigt. zweyen Stuͤcke / nehmlich: Leib und Seele. Dieſe werden im Tode von einander getrennet; Aber ſie werden wieder verei - niget werden.
Wenn demnach David das edelſte Theil / die Seele nahm - haftig ma[chet]/ ſo ſchleuſt Er von der Erloͤſung denLeib nicht aus / ſondern verſtehet denſelben zugleich / und meinet den gantzen Sich.
Denckt oder ſpricht iemand: Jſt denn Davids Seele al - leine erloͤſet? hat nicht Chriſtus alle Menſchen erloͤſet? der wiſ - ſe / daß die Erloͤſung ſey allgemein / denn Chriſtus iſt die Verſoͤhnung fuͤr der gantzen Welt Suͤnde 1. Joh. 2. Das Lamb1. Joh 2 / 2. Gottes hat der Welt Suͤnde getragen Joh. 1 / und iſt ein Hey -Joh. 1 / 29. land aller Menſchen 1. Tim. 4. Die Jenigen aber / welche ſol -1. Tim. 4. v. 10. cher Erloͤſung in der That fruchtbarlich genießen wollen / muͤſ - ſen mit David ſagen: Meine Seele / das iſt: Sie muͤſſen ih - nen mit glaͤubigem Vertrauen Chriſti Verdienſt zueignen. Schoͤn ſaget ein vornehmer Lehrer / welcher zu unſer Zeit gele -D. Weller in Conc, ſup. Gal. 2. bet: Dieſes iſt die Art des ſeeligmachenben Glaubens / daß Er den gantzen Jeſum zu ſich reiſt mit alle ſeinem Leyden und Ster - ben / doch ohne Neid und Mißgunſt der andern / und ſo gewis iſt ſeines Erloͤſers / als waͤre ſonſt kein Menſch mehr / welchen unſer Heyland Jeſus Chriſtus angienge. Wie auch Bernh:Serm. 3. de Cir - cumcis. Dni. Totus MIHI datus eſt, & totus in MEOS uſus expenſus. Jeſus iſt mir gantz gegeben / Er iſt gantz in Allen zu meinem Nutze dargeleget. Dergleichen denn auch 8 Paulus thut Gal 2. Der Sohn Gottes hatGal. 2 / 20. mich dargegeben. Und Hiob 19: Jch weiß daß mein Er -Hiob. 19. v. 25. loͤſer lebet. Wird uns demnach hiedurch zu Gemuͤth gefuͤh - ret / daß dieſe Erloͤſung ſey Redemptio perfectisſima, Eine vollkommene Erloͤſung.
4. Haben wir noch zu bedencken / Wo von die Erloͤſung geſchehen. Da ſaget David: Von der Hoͤllen Gewalt. NachCdem[18]Chriſtliche Leich-Predigt. Vide D. Geieri Com̃ent. in h. l. Prov. 18 / 21dem Grund-Text lautet es: Von der Hoͤllen Hand. Und wird dadurch nichts anders gemeinet / als die Gewalt / weil man mit der Hand feſte halten kan / was man gefaſſet hat. Wie dieſe Redens-Art von der Zungen Prov. 18. und auch von der Hoͤl -Pſ. 89 / 49. len gebraucht wird Pſalm 89.
‘Qvanqvam vox Scheól ſignificat etiam immenſos cru - ciatus animæ vel corporis in his terris Pſalm 18. v. 6. & alibi. Item Sepulchrum Pſalm. 6. v. 6. Pſ. 16. v. 10. tamen hîc denotari vel illud ῶομ̓, in qvo damnati cru - ciantur, vel ipſos æternos cruciatus, patet ex vers. an - teced. 15. Ubi David dicit, qvòd eos qvi in Inferno poſiti ſunt, mors depascat. ’ ()So muß demnach David und alle Menſchen in der Hoͤl - len Gewalt kommen ſeyn. Ach freylich; durch die Suͤnde iſt das gantze menſchliche Geſchlecht in der Hoͤllen-Gewalt gera - then / und ſolten von denen zur Hoͤllen geſtoſſenen boͤſen Gei - ſtern ewig gehalten werden / nicht anders als die Jſraeliten von Pharao gehalten und geaͤngſtiget worden / ehe ſie durch die ſtar -Exod. 1 / 14 cke Hand Gottes ausgefuͤhret worden ſind Exod. 1. Aus ſol - cher Noth hat nun unſer Heyland uns alle erloͤſet / nach derHos. 13 / 14 Verheiſſung Hos. 13: Jch wil ſie erloͤſen aus der Hoͤlle / undEs. 49 / 25. erfuͤllet die Weiſſagung Eſ. 49: Nun ſollen die Gefangene dem Rieſen genommen werden / und der Raub des Starcken loß wer - den. Und iſt demnach dieſe Erloͤſung Redemptio po - tentisſima, Eine maͤchtige Erloͤſung.
Daraus haben wir zu erkennen / was fuͤr ein kraͤftiges Schlag-Waſſer wieder den Ewigen Todt Koͤnig David und unſere ſeelige Frau Pakiſchin gebrauchet / dadurch Sie vor dem Ewigen Tode geſichert blieben.
Jm[19]Chriſtliche Leich-Predigt.Jm Babſtthum weiſet man die Leute wieder der Hoͤllen Gewalt zum Weyh-Waſſer / das ſol groſſe Kraft haben und bewahren koͤnnen.
‘Qvibus ceremoniis aqva hæc exorcizetur, & qvomodo ipſi tribuætur virtus effugandi omnem poteſtatem ini - mici, ſervireꝗ́ dicatur ad abjiciendos dœmones, narrat ex Pontificalis Exemplari Venetiano D. Jacob Heil - Brunnen in Uncath: Babſtthum p. m. 727. Item ex Durandi Rational: & Bellarm. de Sacram. ibid. ubi videri poteſt. ’ ()Wir aber laſſen uns nicht darzu bere - den / daß wir es glaͤuben ſolten / damit uns nicht Gott fuͤrwerffe aus dem 2. Cap. Jeremiæ, Mich die lebendige Qvelle verlaſ -Jer. 2 / 13. ſen Sie / und machen ihnen hie und da ausgehauene Brunnen / die doch loͤchericht ſind / und kein Waſſer geben. Laſſen uns begnuͤgen / und ſind verſichert / daß wir vorm Ewigen Tode be - wahret bleiben / wenn wir mit dem Kaͤyſ. Maximil. II. Welcher Anno 1576. am 12. Octobr. in ſeiner hoͤchſten Schwachheit den Biſchoff zu Neapolis Gruterum, nicht zu ſich laſſen wolte / bis er Jhm verſprach von nichts anders / als von Chriſti Verdienſt / Leyden / Todt und Aufferſtehung zu reden / auf die durch Chriſtum geſchehene Erloͤſung froͤlich ſterben / und mit David und unſerer ſeeligen Frau Pakiſchin uns an Chri - ſtum halten / mit der Chriſtlichen Kirchen ſagende:
Mitten in der Hoͤllen-Angſt unſer Suͤnd uns treiben / Wo ſollen wir denn fliehen hin / da wir moͤgen bleiben? Zu dir Herr Chriſt alleine. Vergoſſen iſt dein theures Blut / Das gnug fuͤr die Suͤnde thut. C ijHeyliger[20]Chriſtliche Leich-Predigt. Heiliger Herre Gott / Heiliger ſtarcker Gott / Heiliger barmhertziger Heyland / Du Ewiger Gott / Laß uns nicht entfallen / von des rechten Glaubens Troſt. Kyrieleiſon.
Gewiß werden wir ſicher ſeyn und erhalten werden / Sintemahl David und unſere ſeelige Frau Pakiſchin ſind erhalten worden. Die ſtarcke Schutz Hand Jhres maͤch - tigen Erloͤſers iſt ſtaͤrcker geweſen / Sie zu erhalten / als der Hoͤl - len Hand / Sie zu ſich zu reiſſen. Wie Er hat verſprochen:Joh. 10 / 28 Joh. 10. Niemand ſol die Glaͤubigen aus meiner Hand reiſ - ſen. Und darff unſerer ſeeligen Frauen Pakiſchin wegen niemand kummerhaftige Gedancken machen / daß Sie Gott ſo ploͤtzlich hinweg genommen / denn dieſes wird Jhr keinen Scha - den bracht haben / ſintemahl Sie ſich mit dieſem Schlag - Waſſer bey Jhrem Morgen-Gebet beſtrichen / auch in Jhres Jeſus Haͤnde und Wunden bey ankommendem Schlag Fluße mit Nennung ſeines Nahmens und andaͤchtiger Befehlung in ſeine Gnade geſuncken: Wie ſolte Sie nicht fuͤr dem Ewigen Tode und Hoͤllen Gewalt ſeyn bewahret blieben?
Laſt uns alle / andaͤchtige Zuhoͤrer / in Jhre Fußſtapfen treten / und uns mit dieſem Schlag-Waſſer bey Zeiten verſe - hen / denn dieſes kan herrlich unſere Seele laben und erqvicken!
Wie gab doch die Kanne mit Waſſer / welche des Herrn Engel zum Haͤubten Eliæ geſetzet hatte / ſo ein koͤſtliches Lab - ſal / daß Er nicht ſterben durfte / ſondern bis an den Berg1. Reg. 19. v. 6. 7. 8. Gottes Horeb gieng 1. Reg. 19. Wir moͤgen ſicher glaͤuben / daß dieſes Schlag-Waſſer noch kraͤftiger ſey / zu unſerer See - len Erqvickung / wer ſich damit beſtreichen wird in glaͤubigem Vertrauen / wird auch im Tode das Leben davon bringen. Derzeitli -[21]Chriſtliche Leich-Predigt. zeitliche Todt wird ihm ein hurtiger Gang ſeyn zum hohen Himmels-Berge.
O des kraͤftigen Waſſers!
Das II. Waͤſſerlein zu unſerm vorhabenden Schlag-Waſſer / iſt genommen aus der weiſſen Gnaden-Qvelle der goͤttlichen Anneh - mung. Davon ſaget Koͤnig David: Er hat mich an - genommen / daß ich nehmlich durch Chriſtum ſein liebes Kind / und ein Erbe des Ewigen Lebens ſeyn ſoll.
Dieſe Aufnehmung geſchicht
1. In Circumciſionis & Baptiſmi Sacramento. Jm A. Teſtament durch die Beſchneidung / und im Neuen: durch die H. Tauffe. Nachdem nach dem Suͤnden-Fall Adams alle Menſchen in Suͤnden gebohren wer - den / ſo hat der gnaͤdige Gott im Alten Teſtament heilſamlich das Sacrament der Beſchneidung geordnet / in welcher Er mit Abraham einen Bund aufgerichtet Gen. 17 / und Jhn ſeinerGen. 17 / 10. Gnade verſichert / daß Er Jhn wieder alle geiſtliche Feinde ſchuͤ - tzen wolle / hat auch verſprochen / daß ſeine Nachkommen gleicher geſtalt ſolten in dieſen Gnaden-Bund aufgenommen werden / wann Sie die Beſchneidung wuͤrden in acht nehmen. Nun war David aus dem Geſchlecht der Nachkommen Abrahæ / und war mit ihm die Beſchneidung in acht genommen worden / ſo weiß er ſich demnach verſichert / daß er mit Gott im Gna - den-Bunde ſtehe / und ſein treuer Gott und Erloͤſer ihn nicht wuͤrde von der Hoͤllen Gewalt laſſen uͤberwaͤltiget werden.
C iijJm[22]Chriſtliche Leich-Predigt.Jm Neuen Teſtament aber hat Gott an ſtatt der Beſchneidung die H. Tauffe geſtiftet / Welche iſt der Bund eines gutten Ge -1. Pet. 3 / 21. wiſſens mit Gott 1. Petr. 3 / dadurch unſer Gewiſſen ruhig ſeyn kan / Gott habe uns die Suͤnde vergeben. Welche dieſe in acht nehmen / die wiſſen / daß ſie vor dem Ewigen Tode ſi - cher ſeyn. Es handelt Chriſtus Jeſus mit ſeinen Getauften /Eſth. 2 / 17. wie Ahaßverus mit Eſther / Eſth. 2. die Er zu ſeiner Braut aufnahm / denn Er verlobet ſich mit Jhnen in Ewigkeit /Hos. 2 / 19. und vertrauet ſich mit ihnen in Gerechtigkeit und Gericht Hos. 2. & 1. Er wil Sie fuͤr der HoͤllenGewalt ſchuͤtzen / und vor Gottes Gericht vertreten.
Dieſe Aufnehmung kan einem Chriſten Labſal geben / wenn der Hoͤllen-Gewalt an ihn ſetzet.
Da David mit Goliath kaͤmpfen ſolte / nahm er zuvor ein Labe-Truͤncklein aus dieſer Gnaden-Qvelle zu ſich / daß er beſchnitten waͤre / und demnach von Gott wieder Goliath wuͤr -1. Sam. 17. v. 26. de beſchuͤtzet werden 1. Sam. 17. Nicht weniger kan wieder den Hoͤlliſchen Goliath ein getaufter Chriſt ſich ruͤſten und ver - wahren / wenn Er ſich ſeiner Tauffe troͤſtet. Gewiß iſts:Marc. 16. v. 16. Wer glaͤubet und getaufft wird / der wird ſeelig werden / Marc. 16.
Auf dieſe erſte Art iſt auch unſere ſeelige Frau Pakiſchin von Gott angenommen worden. Jn der Tauffe hat Sie Jhr Jeſus zu ſeiner lieben Braut angenommen / und Sie mit ſeinerEsa. 61 / 10. Gerechtigkeit geziehret / daß Sie / wie eine Braut / ſich in ſolchem Geſchmeide geberden koͤnnen.
Einen beſtaͤndigen Bund ſeiner Gnaden hat Er mit JhrEsa. 54 / 10. aufgerichtet / davon Er ſelber ſaget Es. 54. Der Bund meines Friedens ſol nicht hinfallen.
Saget oder dencket iemand: Ja / es iſt wohl alſo / aber es gebuͤhret dem Menſchen auch / daß Er auf ſeiner Seite indieſem[23]Chriſtliche Leich-Predigt. dieſem Bunde beſtaͤndig bleibe / und ſich huͤte / daß Er nicht das Unrecht in ſich ſauffe wie Waſſer Hiob 15. Aber was ge -Hiob. 15. v. 16. ſchicht von denen Menſchen? Traun / es klebet ihnen allen die Suͤnde an / daß auch unter allen Heiligen keiner ohne Tadel iſt. Ibid. Was wird denn der Bund einen ſolchen Menſchen helf -Ibid. v. 15. fen? Da iſt zu bedencken / daß freylich nicht Wunder waͤre / wenn wir armen Menſchen an unſere Suͤnde gedencken / wir fielen in Ohnmacht und zu Bodem / dennoch auf Gottes Seiten der Bund beſtaͤndig bleibe / und Er denſelbigen verneure / in dem Er aufnim̃t
2. In Verbo, Jn Seinem Wort / in welchem Er die Troſt-Qvelle ſeiner Gnaden zu den bußfertigen und glaͤu - bigen Hertzen floͤßet / und Sie wieder erqvicket. Jch ſage den Bußfertigen / welche erkennen / daß Sie durch ihre Suͤnde ſich von Gott abgeſchieden Eſa. 59 / daruͤber ſich von Hertzen kraͤn -Esa. 59 / 2. cken / wenn Sie empfinden / wie ſchrecklich es ſey / und wie es ewi - ge Noth und Todt nach ſich ziehe / von Gott geſchieden ſeyn: Denn das erfodert der Herr unſer Gott Jer. 3: ErkenneJer. 3 / 13. deine Miſſethat / daß du wieder den Herrn deinem Gott ge - ſuͤndiget haſt. Und Joël 2: Zerreiſſet eure Hertzen / und be -Joël. 2 / 13. kehret euch zu dem Herrn Eurem Gott. Jch ſage dazu: den Glaͤubigen / welche Gottes Verheiſſung ergriffen / darin - nen Er umb Chriſti willen Vergebung der Suͤnden zugeſaget hat / Jer. 31: Jch wil ihnen ihre Miſſethat vergeben / und ihrerJer. 31 / 34. Suͤnde nicht mehr gedencken. Troͤſtlich iſt uͤber alle Maße uns armen ſuͤndhaftigen Menſchen / was die Phariſeer von Chri - ſto ſagten / wiewohl es uͤbel von ihnen gemeinet war Luc. 15:Luc. 15 / 2. Dieſer nim̃t die Suͤnder an. Welcher zu dem Ende ruffetMatth. 11. v. 28. Matth. 11: Kom̃t her zu mir alle / die ihr muͤhſeelig und beladen ſeyd / Jch wil Euch erqvicken. Als wolt Er ſagen: Jch wil euch durch meine Troͤſtungen / als kraͤftiges Lebens Waſſer laben: Eswird[24]Chriſtliche Leich-Predigt. wird euch mein Troſt-Waſſer ein Brunn des Waſſers werden /Joh. 4 / 14. das ins Ewige Leben qvillet / wie Er redet Joh. 4. Ein ſchoͤ -Luc. 1[5]/ 20 nes Muſter und Beyſpiel deſſen wird uns vorgehalten Luc. 15 an dem verlohrnen Sohne / welchen / da er wieder kommen / der Vater mit Freuden wieder angenommen hat.
Dieſer gnaͤdigen Wieder-Annehmung verſichert Gott / in dem Er mittelbahrer Weiſe durch das H. Predig-Am̃t mit uns handelt / und durch Verkuͤndigung der Vergebung der Suͤn -Matth. 18. v. 18. den die Suͤnder annim̃t / wie aus dem 18. Cap. Matthæi / und aus dem 20. Johann: zu erkennen iſt. So hat der gnaͤdigeJoh. 20 / 23 Gott mit David gehandelt; Denn als er Ehbruch und Tod - ſchlag begangen / und auf Nathans Buß-Predigt ſich ſchuldig erkennet / daß er ein Mann des Todes waͤre / ſo iſt Er auch durch2. Sam. 12. v. 13. die Abſolution wieder von Gott angenommen worden / 2. Sam. 12. daß Er freudig ſagen koͤnnen: Der Herr hat mich an - genommen.
Auf dieſe andere Art hat auch unſere ſeelige Frau Paki - ſchin ſich mit den Worten Davids erqvicket / und dieſelben auf ſich ziehen koͤnnen. Denn Sie hat von Hertzen erkennet / daß Sie eine arme Suͤnderin ſey / und hertzlich Verlangen ge - tragen von dem gnaͤdigen Gott wieder angenommen zu wer - den: Ach! wie hat Sie / wenn Sie zum Beichtſtul kommen / mit Vergieſſung vieler heiſſen Thraͤnen ſich Gotte zum Fuͤſſen gele - get / vertrauende / nicht auf ihre Gerechtigkeit / ſondern auf ſeineDan. 9 / 18. hertzliche Barmhertzigkeit Dan. 9; Und wie hat Sie auch mit Freuden / als ein Seelen-erqvickendes Labſal die H. Abſolution angehoͤret / darauf Sie getroſt ſagen koͤnnen: Der Herr hat mich wieder angenommen.
Solte Sie nicht hiedurch vor dem Ewigen Tode ſeyn bewahret blieben?
Wohl[25]Chriſtliche Leich-Predigt.Wohl dem / der in Jhre Fußſtapfen tritt / der wird auch von Gott nicht verſtoſſen / ſondern wieder angenommen werden / und dieſer Annehmung ewiglich zu genieſſen haben. Denn welche alſo von Gott angenommen worden / dieſelben nim̃t Er auch an
3. In morte ſeu Vitæ Termino, Jm Tode. Vid. D. Geieri Com̃ent. in h. l. Das Hebræiſche Woͤrtlein Jikkachém legen etliche Lehrer alſo aus: Wenn Er mich wird wegnehmen / und wollen / daß ich aus dieſem Leben wandern ſol / ſo wird Er mich annehmen. Wie es denn in eben dem Verſtande gebrauchet werde Ezech. 24.Ezech. 24. v. 16. von des Propheten Weibe / Welche ihm Gott wolte nehmen / das iſt: ſterben laſſen.
Freylich wohl geſchiehet alsdenn die voͤllige Aufnehmung / wenn der bis in den Todt getreue Menſch die Crone des LebensApoc. 2. v. 10. empfaͤngt / Apoc. 2.
Da Jacob aus dem Lande Canaan / darinnen dazumahl Hunger war / in Egypten zu ſeinem Sohne Joſeph kam / ward Er mit Freuden von ihm angenommen / Gen. 46. Wenn einGen. 46. v. 29. glaͤubiger Chriſt auf ſeinem Sterbe-Bette mit Stephano ſeuf - zet Act. 7. Herr Jeſu nim meinen Geiſt auf / und in ſol -Act. 7 / 59. chem Vertrauen aus dem Lande / darinnen er nach Lebens-Waſ - ſer und Seelen-Erqvickung ſich hat ſehnen muͤſſen / ausfaͤhret / ſo wird er von dem him̃liſchen Joſeph mit Freuden angenom - men in die ewige Seeligkeit / und kan alsdenn freudig ſagen mitPſ. 73 / 24. Aßaph Pſalm 73: Du / Herr / nim̃ſt mich endlich mit Eh - ren an.
So hats der gnaͤdige Gott mit Henoch gemacht / von welchem Gen. 5. geſaget wird: Gott habe ihn weggenommen. Gen. 5 / 24.So hat Ers gemacht mit Elia 2. Reg. 2. welchen Er von Eliſa2. Reg. 2 / 9 weggenommen / da Er im Wetter gen Himmel gefahren. So hat Ers gemacht mit Lazaro Luc. 16 / Da Er von den En -Luc. 16 / 22Dgeln[26]Chriſtliche Leich-Predigt. geln getragen worden in Abrahams Schoß. Ja alſo hat Ers gemacht mit unſerer ſeligen Frau Pakiſchin / welche Er in be - ſtaͤndigem Glauben an Jeſum Chriſtum ſeelig aus dieſem Le - ben gefuͤhret hat. Solte Sie itzo von Jhrem ſeeligen Zuſtan - de Bericht geben / wuͤrde Sie ſich keiner anderer Worte gebrau - chen / als Jhres Leichen-Textes / mit welchem Sie ſich in Jhrem Leben erqvicket hat: Der Herr hat meine Seele er - loͤſet aus der HoͤllenGewalt / und hat mich an - genommen.
Wie ſolte nun ein koͤſtlicher Labſal und Verwahrung wie - der den ewigen Todt ſeyn / als daß ein Chriſt gewis iſt / Er wer - de umb Chriſti willen aufgenom̃en werden in die ewige Huͤtten?
Wie ſolte dieſes dem Hochbekuͤmmerten Herrn Witt - wer / Herrn Eydam / Frau Schweſter / Fr. und Jungfr. Toͤch - tern nicht einen herrlichen Troſt geben / weil Sie von Jhrem ſeel. Ehſchatze / Frau Mutter und Schweſter verſichert ſind / daß Jhr der ploͤtzliche Schlag-Fluß an Jhrer Seelen keinen Scha - den gethan / ſondern Sie zum ewigen Leben befoͤdert habe. Haͤt - te Jacob gewuſt / daß ſein Sohn Joſeph in ſolcher Ehre undGen. 41. Herrligkeit in Egypten lebete / Gen. 41. Er wuͤrde nicht ſo großGen. 37. v. 34. Leyd umb ihn getragen haben / davon Gen. 37. Die Hoch-Adel. Leidtragenden aber wiſſen / und wiſſen gewis / daß Jhre ſeelige Hertzliebſte / Frau-Mutter und Frau-Schweſter von dem groſſen Himmels-Koͤnige iſt erhoben worden zu him̃ - liſcher Ehre und Herrligkeit. Wie ſolte denn dieſes nicht Jh - re Thraͤnen abwiſchen und Sie bewegen Jhr die erlangete Herr - ligkeit von Hertzen zu goͤnnen?
Jſt gleich mit unſerer ſeeligen Lehns-Frauen dieſe Aufneh - mung itzo nur der Seelen nach geſchehen / und der Leib muß ins Grab geſetzet werden / ſo wird doch auf den Juͤngſten Tag dieVereini -[27]Chriſtliche Leich-Predigt. Vereinigung des Leibes mit der Seelen folgen / und die voͤllige Verſetzung in die ewige Freude / da ewiges Labſal ſeyn wird / und die Auserwehlten werden getraͤncket werden mit Wolluſt / als mit einem Strom / Pſalm 36. Pſal. 36 / 9.
Was ſolten wir denn von unſerer ſeeligen Frauen Pakiſchin anders ſagen koͤnnen / als was vor wenig Jahren / ein vornehmer gelehrter Mann / von ſeinem ſeelig-verſtorbenenAnno 63. 8. Julii M. P. B. Freunde geſungen hat:
Die Seelge iſt wie ein Ballon /Den ſchlaͤgt der Meiſter hoch hinanWeit uͤber alle hohe Linden:So hat auch Gott bey Jhr gethan /Du wirſt die Seel im Himmel findenFuͤr Gottes Hoch-erhabnem Thron:Der Leib thut zwar den ſchwerſten Fall /Und muß ſich in das Grabmahl zwingen /Doch wird er durch den WiederprallDort kuͤnftig deſto hoͤher ſpringen.
Gott regiere uns allerſeits / daß wir mit Freuden das herr - liche Schlag-Waſſer aus dem Heyl-Brunnen der blutigen Wunden Jeſu Chriſti im Glauben ſchoͤpfen / und zu der leben - digmachenden Qvelle der Gnaden Gottes eilen / ſo werden wir fuͤrm ewigen Tode geſichert ſeyn / und ins ewige Leben aufge - nommen werden / welches uns Jeſus Chriſtus erworben hat / Dem dafuͤr ſambt ſeinem him̃liſchen Vater und dem H. Geiſte Lob und Danck geſaget ſey / itzt und in Ewigkeit / Amen.
WJe ein iedwedes erſchaffene Weſen ſei - nen Anfang und Fortgang / ſein Zuneh - men / Abnehmen und Ende hat; Alſo iſt auch der Menſch / Er lebe gleich ſo lang er wolle / ſolchen fuͤnff achen Periodis unterworffen / und wird / nachdem Er ſich in ſelbigen erzeiget / vor Lob - oder Schelt-wuͤrdig geachtet. Wann nun bey Be - trachtung Unſerer Seeligſt-Verſtorbenen Frau Packiſchin ruͤhmlich-gefuͤhrten Lebens / wir eben die - ſe Ordnung zu halten noͤthig haben / wird ſie ſich ge - wis zum Preiß-wuͤrdigen Exempel der Nachfolge / als eine hell-glaͤntzende Tugend-Sonne durchge - hends zu erkennen geben; Denn ſehen wir anfangs nach dem Urſprung ihrer Ankunfft / ſo ſtellet ſie ſich unter dem Angebohrnen Glantze des Hoch-Adelich. Schweinitſch - und Frey Herrl. Schaffgotſchiſchen Hauſes / als eine lieblich-anbrechende Morgenroͤthe vor / mit dieſer Uberſchrifft:
Sintemahl Jhre Geburth der verdoppelte Schein dieſer beyden Geſchlechter Hoͤchſt-Anſehnli - chen machet / und wuͤrden wir uns nur ohnnoͤtig auf - halten / wann wir derſelbigen / ſo wohl als der ande -ren[29]Perſonalia. ren vornehmen Familien ohne dis Welt-kuͤndigen Ruhm weitlaͤuftig anziehen / und der Sonne dadurch ein Licht anzuzuͤnden uns allzu uͤberfluͤßig bemuͤhen wolten.
Dannenhero wir mit gewoͤhnlicher Anfuͤhrung der Ahnen unſerer ſeeligen Frau Packiſchen uns alhier vergnuͤgen werden.
Und iſt demnach Jhr Herr Vater geweſen / Der Hoch-Wohl Edelgebohrne und Geſtrenge H. Hanß von Schweinitz und Kauder / auf Simßdorff / Ertz-Hertzoglicher und Fuͤrſtl. Liegn. Rath.
Jhres Herren Vatern Frau Mutter / eine gebohrne Schierin / aus dem Hauſe Koitz.
Jhres Herren Vatern / Herren Vatern Frau Mutter / eine Haugwitzin / aus dem Hauſe Toͤppendorff.
Jhres Herren Vatern Frau Mutter / Mut - ter / eine gebohrne Lands Kroͤhnin / aus dem Hau - ſe Opßendorff;
Jhre Frau Mutter iſt geweſen / die Hoch-und Wohlgebohrne Frau / Frau Magdalena Schweinitzin / gebohrne Freyin von Schaffgotſch / aus dem Hauſe Kynaſt.
D iijJhrer[30]Perſonalia.Jhrer Frau-Mutter / Frau-Mutter eine ge - bohrne Talckenbergin / aus dem Hauſe Welckers - dorff.
Jhrer Frau-Mutter Herren Vatern Frau - Mutter eine gebohrne Kittlitzin / aus dem Hauſe Malwitz.
Jhrer Frau-Mutter / Mutter Mutter / eine gebohrne Gerßdorffin / aus dem Hauſe Seichau.
Aus dieſen Hoch-Edl. und Frey Herrl. Haͤuſern iſt Sie nun / als das Gold der Morgenroͤthe her - vor gebrochen / und an dieſes Licht der Welt gebohren worden / zu Simßdorff im Liegnitſchen Fuͤrſtenthum Anno 1616. am Tage der Heiligen 3. Koͤnige / auch bald ſelbigen Tages durch die heilige Tauffe zu dem rechten Sterne aus Jacob gefuͤhret / und mit dem Nahmen Anna Helena benennet worden. Der angehende Morgen Jhrer Kindheit ſchiene alſobald annehm - lich / vor zudeuten / was der hierauf folgende Tag mit ſich bringen wuͤrde / und die ſorgfaͤltige Auferziehung der hierob-erfreueten Eltern / gieng nach Wuntſch von ſtatten / Nur daß die treue Pflege Jhres Hertzliebſten Herrn Vaters Jhr / leider / bald entzogen ward; Jn dem durch deſſen allzu fruͤhzeitiges Abſterben unſer ſeeligen Frau Packiſchin Anno 1624. den 25. Maͤy als Sie kaum in das Neundte Jahr getreten / zueiner[31]Perſonalia. einer betruͤbten Wayſen gemacht ward; Dennoch blieb die eingepflantzte gutte Zuneigung zu allem Lob - wuͤrdigen Vornehmen nicht bey Jhr ſitzen / ſondern dieſes Edele Gemuͤthe begunte dazumahl ſchon zu mercken / daß es nicht genug waͤre / Adelich gebohren zuſeyn / wann man nicht auch nach Adelichen Tu - genden ſtrebte / und daß / ie vornehmer das Kleid / ie kentlicher die Flecken waͤren. Dannenhero Sie bey Zeiten nach dem / was ihrem Geſchlechte wohl an - ſtaͤndig / und dem Frauen-Zimmer Ehr und Ruhm bringen koͤnte / begierigſt trachtete; nach dem Vor - bild einer numehr aufſteigenden Sonne / unter den Worten:
Denn / als dieſe Tugend-begierige Inclination von Jhren Freunden vermercket wurde / haben Sie ſelbige Beſtens zu Unterhalten geſuchet; Wie denn Jhres ſeeligen Herren Vatern Bruders Frau Wittib (Titul) Frau Suſanna Schweinitzin / gebohrne von Zetritzin / Frau auf Crain / da durch bewogen worden / Sie zu ſich genommen / und Jhr ein halbes Jahr einen Præceptorem gehalten / auch ſonſten durch gute Unterweiſung und eignes Exempel den Weg zu allem Adelichen Beginnen gezeiget; Nachgehends hat auch Anno 1628. (Titul) Frau Helena Kreck - witzin / Frau auf Bielwieſe Sie zu ſich verlanget / und als eine Pflege-Tochter auf - und angenommen / bey welcher Sie auch bis an Jhren Anno 1634. erfolg - tem Todes-Fall zu Peſt - und Krieges-Zeiten unterallem[32]Perſonalia. allem U[n] gemach ruͤhmlichſt verharret / und in aller - hand wohl-anſtaͤndigen Sitten loͤblichſt zugenom - men. Als Sie aber nun hier gleichſam zum andern - mahl verwaͤyſet worden / hat Sie ſich wiederum zu ihrer lieben Freundin (Titul) Frauen Suſanna Schweinitzin / Frauen auf Crain begeben / da Sie denn zugleich bey deren Frau Tochter (Titul) Frauen Anna Maria Gerßdorffin / gebohrner Schweinitzin / Frauen auf Seichau / Riemberg und Waltersdorff in der Koſt und treuen Freundſchafts - Pflege zu Waltersdorff geweſen. Alhier kunten nun die Tugend-Strahlen unſerer wehrteſten Sonne nicht verborgen bleiben / ſondern fiengen numehr an in die umbliegende Gegend ſich auszubreiten / geſtalt auch hierdurch der Hoch-Edelgebohrne Herr / Herr Hanß Siegmund von Feſtenberg / Packiſch genant / Herr auf Wieſenthal und Ludwigsdorff / kraͤftig entzuͤndet / und umb ihre guͤnſtige Blicke ſich zu bemuͤhen bewogen worden. Welche Er auch durch erfolgtes Chriſtliche Ehe-Ver - loͤbnuͤs nach Wuntſch erlanget / und iſt ſolches den 16. Julii Anno 1637. zu Wieſenthal gluͤcklich vollzogen worden. Hier tritt nun unſere Sonne in voller Wuͤrckung an den hellen Mittag / mit dieſer Uber - ſchrifft:
Hier leuchten die Tugenden der Gottesfurcht / der Sanfft-und Demuth / der Klugheit und Erbar - keit in ihrer hoͤchſten Vollkommenheit. Vornehm - lich aber brennen hier die Flammen der Ehlichen Liebe / welche keine Laͤnge der Zeit verzehren / und nichts als der Todt auszuleſchen vermocht.
Unſerer ſeeligen Frau Packiſchin groͤſte Sorge war / wie Sie ihrem Hertz-innig-gelieb - ten Ehe-Herren mit unaufhoͤrlicher Treue und ſchul - diger Ehr-Erbiethung entgegen gehen / und ſo viel in dieſer Schwachheit moͤglich / alle Wiederwertigkeit verhuͤten moͤchte. Nach dieſem einigen Centro gieng das Abſehen / aller ihrer Verrichtungen / in welchen Sie eine ungemeine Embſigkeit ſpuͤren ließ. Dann / wie die Sonne und andere vornehmſten Geſtirne in ſteter Bewegung ſind und nimmer ruhen; Alſo war Sie auch der faulen Ruhe feind / und unablaͤßlich in ihrer Haushaltung bemuͤhet. Welche auch der Allerhoͤchſte zuſehends geſegnet / und gluͤcklich von ſtatten gehen laſſen. Abſonderlich hat Er dieſen Treu-vereinigten Hertzen den lieben Ehe-Seegen reichlich gewaͤhret / in dem Er Sie mit 13. Liebes - Pfaͤndern / als 6. Soͤhnen und 7. Toͤchtern begna - diget. Doch muͤſſen wir uns nicht einbilden / daß dieſer Mittag der Ehren und Gluͤckſeeligkeit / ohne Wolcken und Nebel / ohne Sturm und Ungewitter iederzeit verblieben; Denn da hat der liebe Gott nicht allein ihre Hertzgeliebte Frau Mutter Anno 1643. am Himmelfarths-Tage Jhr durch den zeitli - chen Todt entzogen; Sondern auch von den ge -Eſchenckten[34]Perſonalia. ſchenckten Ehe-Pflaͤntzlein nicht mehr als 2. Toͤchter / Deren die Eine an (Titul) Herrn Hanß Chri - ſtoph von Schweinitz / auf Crain und Rudels - dorff verheyrathet / uͤbrig gelaſſen / die andern aber alle / und theils / ehe Sie dieſe Welt begruͤßet / wieder zu ſich genommen. So hat es auch nach der ge - meinen Regel der Kinder Gottes / an Creutz und An - fechtung / an Kranckheit und andern Zufaͤllen / beſon - ders bey zunehmenden Jahren nicht gemangelt / dergeſtalt / daß man Sie zu weiln mehr vor todt als lebendig gehalten / und ihr Hertz-Liebſter nebenſt Jh - ren lieben Kindern Sie mehrmahlen / nicht anders / als aufs neue von Gott wieder geſchencket / anneh - men koͤnnen; Jn ſolches alles aber hat Sie ſich mit Gott-ergebener Gedult wohl zu ſchicken wiſſen / und koͤnnen wir Sie alſo als eine Sonne auch im Abſteigen anſehen / mit dieſer Uberſchrifft:
Dann obgleich die Kraͤffte nach und nach ab - zunehmen begonnen / ließ Sie doch nichts von Jhrem vorigen Tugend-Eifer nach; Sie fuhr ie laͤnger ie mehr fort / Jhrem Hertzliebſten Ehe-Schatz mit in - niglicher Liebe und Treue zu begegnen / und Jhn ab - ſonderlich bey ſeiner langwuͤrigen Pfleg-und War - tung ſorgfaͤltigſt in acht zu nehmen. Wie denn der Hertz-ſchmertzlich betruͤbte Herr Wittiber umb ſo vielmehr ihren Verluſt unaufhoͤrlich beklaget.
Sie ließ nicht nach in guter Beſtellung des Haus - Regiments / und der Aufferziehung ihrer Hertzlieb -ſten[35]Perſonalia. ſten Kinder / allwo Sie uͤberall mit gutem Exempel vorleuchtete / und hieß es hier wie mit dem Lauff der Sonnen: Nec deviô, nec retrogradô.
Worbey Sie denn nicht wenig Freude empfund / in dem Sie ſahe / daß Jhre Treu-Muͤtterliche unab - laͤßliche Vorſorge bey dero gehorſamen und zu allem Loͤbl. Vorhaben nachfolgenden Jungfr. Toͤchtern nicht uͤbel angewendet war; Geſtalt Sie dann eine rechte Vergnuͤgung auch darinnen hatte / daß Sie / wie vor gedacht / Einer derſelbten Anno 1670. den 3. Decembr. gluͤcklich vollzogene Heyrath nach Wuntſch erlebet / und wird der Hoch-Leydtragende Herr Eydam / die auch gegen Jhm erwieſene liebreiche treue Vorſorge mit ſchuldigem Danck und Nach - ruhm zu erheben / Lebenslang unvergeſſend ſeyn. Wie denn nicht weniger Jhre ſaͤmbtliche Nahe An - verwandten / Sie als eine aufrichtige treue Freun - din im Wercke oft erkennet; Jhren Unterthanen erwies Sie ſich als eine Mutter / und kam ihnen in ihrer Noth und Anliegen gern zu huͤlffe; Ja gegen maͤnniglich erzeigete Sie ſich milde und Gutthaͤtig; Abſonderlich aber war Sie den Dienern Gottes und ſeines Worttes geneigt / halff nach allem Vermoͤgem zu Befoͤrderung deſſelben / und wird dieſe Frieders - dorffiſche Kirche nebenſt andern von Jhrer Freyge - bigkeit genugſames Zeugnuͤs geben. Denn Jhr Chriſtenthumb war nicht Heucheley / und die Liebe zu Gottes-Wort lied bey Jhr keine Schwuͤncke; Sondern Sie ſuchte es mit Ernſt / und trug dieſer Urſachen wegen ein ſonderbahres Belieben zu dieſemE ijOrthe /[36]Perſonalia. Orthe / allwo Sie auch nicht eine Predigt vorſetzlich verſaͤumet / ſondern ſich allezeit mit feuriger Andacht und ernſtlichem Gebethe einzuſtellen gefreuet. Den - noch aber hat die Sonne auch ihre Finſternuͤßen / und unſere Seelig-Verſtorbene war nicht ohne alle Flecken der anklebenden Erb - und wuͤrcklichen Suͤnde; Allein / wie Sie ſolche gerne erkennet / und Jhr ſelbſten hierinnen gar nicht geheuchelt; Alſo reinigte Sie ſich hinwiederumb von denſelbigen / durch oͤfteren Gebrauch des Heiligen Abendmahls und taͤgliche Buße / mit welcher Sie wie allezeit / alſo zumahlen bey der ie mehr und mehr ſich haͤuffenden Leibes indiſpoſition Sich in ſteter Bereitſchafft hielt. Dann ob Sie gleich nicht lange Niederlagen ausſte - hen dorfte / funden ſich doch uͤber die vorher erwehn - ten ausgeſtandenen Kranckheiten ein Jahr vor Jh - rem ſeeligen Ende ſtarcke Schlag-Fluͤſſe / welche Sie freylich nichts anders als wie Vorbothen des To - des und Gefehrten der Sterbligkeit angeſehen. De - rer Sie ohne dies niemahls vergeſſen / in dem Sie Jhr ſchon lange Jahre vorhero Jhren Leichen Text und Begraͤbnuͤs-Lieder mit eigener Hand aufgeſetzt / und des letzten Stuͤndleins Jhres Lauffes in Gedult erwartet; Welches ſich denn auch endlich nach dem Willen Gottes eingefunden / und werden wir Unſere Sonne nur noch bey Jhrem Untergange / gleichwohl aber nicht ohne Glantz und helle Abend - Roͤthe anzuſchauen haben / bey dieſer Uberſchrifft:
Denn / als Sie den 15. Julii mit Jhrem Hertz - Liebſten / und Jhrer Jungfrau Tochter / Jhrem Her - ren Eydam / und Frau Tochter nach Wieſenthal ein - zubegleiten ſich von Friedersdorff aufgemacht / und die Zeit in Anweiſung der Wirthſchafft wohl zuge - bracht / auch meiſtens / was Sie vorgehabet / vollen - det hatte / ſchiene es / als wann Sie nun ihr mit hoͤch - ſtem Lob und Ruhm gefuͤhrtes Ambt niederlegen / und in andere Haͤnde uͤbergeben wolte / wie Sie denn ſelbſt den letzten Tag / war der 3. Auguſti nachdenck - lich geſaget / Sie wolte nicht laͤnger als Heute noch Wirthin verbleiben. Welches auch Dienſtags fruͤ - he / als den 4. Auguſti alſo erfolget / in dem Sie Sonn - abends vorhero / uͤber Haubt - und Bruſt-Beſchwer geklaget / Sontags aber drauf bey Ankunfft Herrn Johann Erhardts / Marcklißniſchen Medici, (als welchen Sie vorhero offt mit ſonderbahrem Nutzen gebrauchet) ſich beſſer auf befunden / daher aufge - ſtanden / und der Verleſung einer Predigt mit An - dacht zu gehoͤret / auch noch Montags drauf in der Wirthſchafft herumbgegangen / und alſo in dem Lauffe Jhres Beruffs mit der Sonne gleichſam in die Wette gegangen / bis Sie mit Neigung derſelben gegen 7. Uhren / als Sie kurtz vorher in die Stuben kom̃en / und auf Ermahnung (Titul) Herren Haupt - mann von Packiſches / ſo da mahls zu gegen geweſen / vom Stuhl aufſtehen / und ſich legen wollen / mit ei - nem ſtarcken Schlag-Fluß befallen worden / alſo / daß Sie des rechten Schenckels nicht mehr maͤchtig geweſen / wiederumb zuruͤck auf den Stuhl geſun -E iijcken /[38]Perſonalia. cken / und nicht mehr geſaget / als? Jeſu wie wird mir? Jeſu hilff mir! Gott biß meiner Seelen gnaͤdig! Worauf ſich bald noch ein heftiger Paroxismus gefunden / Welcher auch Spra - che und Empfindligkeit / ohngeachtet aller / ſo wohl von den Jhrigen / als dem Herrn Medico ungeſpart angewendeter Artzneyen / meiſtens hinweg genom̃en / Wornach Sie unter anhaltendem hertzlichen Seuf - tzen und Gebethe der Umbſtehenden / wenig Stunden auf Jhrem Bette mit etwas ſchweren Athem-holen zugebracht / bis Sie Morgends fruͤhe uͤmb 3. Uhr un - ter Solchem ohne einiges weiter-zucken oder bewe - gen / ihre vorhin Gott-Ergebene Seele / ihrem Erloͤ - ſer uͤberantwortet / und alſo Jhr Chriſt-ruͤhmlich - gefuͤhrtes Leben / welches Sie im Eheſtande bis ins 35te: Jn allem aber auf 55. Jahr und 7. Monath / weniger 2. Tage gebracht / ſee - ligſt beſchloſſen. Wie wohl nun dieſer un - vermuthete ploͤtzliche Todes-Fall / den mit zerſpalte - tem Hertzen zuruͤck-bleibenden Hoch-betruͤbten Herren Wittiber / nebenſt der Thraͤn-kla - genden Mutterloſen Frau und Jung - frau Tochter / Als auch den ſchmertz-bekuͤm - merten Herren Eydam / Zu ſam̃t der gantzen Hoch-Leidtragenden nahen Freundſchaftin[39]Perſonalia. in tiefſtes Trauren verſetzet hat; So iſt er doch auf Seiten der ſeelig-Verſtorbenen nicht zu be - klagen / Als welche hierinnen der irrdiſchen Son - ne / auch bey ihrem Untergange nichts nachge - geben / in dem Sie nun nach Jhrem ſeeligen Hintrit in der Unvergaͤnglichen Klarheit der Aus - erwehlten im Himmel einher gehet / auf Erden aber / auch aus der tuncklen Grufft den hellſtrahlen - den Wiederſchein eines immerwehrenden Ruhmes hinterlaͤſſet.
C. D. B.
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