PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Heimfuͤhrung Der Braut CHRJSTJ zur Hochzeit in Himmel
Nach dem Bilde Pſalm. XLV. 14. 15. 16.
An Der HochEdelgebornen Gott und Tugendergebenen Jungfrauen Barbara Helena verlobten von Mauſchwitz / Deß HochEdelgebornen / Geſtrengen / Hochbenamten Herꝛn Herꝛn Chriſtoph Ernſt von Sommerfeld und Falckenhain / Auff Ober-Niedergrunau / Arnsdorff / Alzenau ꝛc. Fuͤrſtl. Liegn-Brig-Wohlauiſchen Hochanſehlichen Rathes / und der Fuͤr - ſtenthuͤmer Schweidnitz und Jauer Hochverdienten Ober-Recht - ſitzers / Landes-Elteſtens und Landes - Beſtaltens / Gehorſamen Jungfrauen Tochter / Als Jhr Trauungs-Tag / in den Tag der Begraͤbnuͤß den 7. Martii 1672. verwandelt wurde /
Breßlau/ Jn derBaumanniſchen Erben Druckerey[dr]uckts Joh. Chriſtoph Jacob / Factor.
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I. N. J.

HErꝛ ſey uns gnaͤdig / und hilff uns!

CHriſtliche / Hochanſehliche Zuhoͤrer! Jrre ich? Oder iſt nicht heute der froͤliche Hochzeit-Tag / der an Stand und Geburt HochEdelen / an Tugend viel Edelern / an Gottesfurcht AllerEdelſten Jungfrauen Barbara Helena / deß HochEdelgebor - nen / Geſtrengen / Hochbenamten Herꝛn / Herꝛn Chriſtoph Ernſt von Sommerfeld / auff Ober-Niedergrunau / Arnsdorff / Alzenau / Fuͤrſtl. Liegn-Brig-Wohlauiſchen Hochanſehlichen Rathes / und der Fuͤrſtenthuͤmer Schweid - nitz und Jauer Hochverdienten Ober-Rechtſitzers / Landes - Eltiſtens und Landes-Beſtaltens gehorſamen Jungfrau Tochter; Deß HochEdelgebornen und Geſtrengen Herꝛn Herꝛn Maximilian von Mauſchwitz und Armenruh deß Juͤngern / auff Jaͤnowitz / Waltersdorff und Petzels - dorff außerwehlte Jungfrau Braut? Wie aber? Daß allhier ein geputzter Sarg / fuͤr die geſchmuͤckte Braut / dort mit ſchwartzem Boy / hier mit weiſſen Schleiern umbgeben ſtehet / und den mehr / als herben Thraͤnen der HochEdelen Eltern / Braͤutigam und fuͤrnehmen Freunden benetzet wird. Die Kinder Jambri zogen mit lauter geſchoͤpffeten Hoch - zeit-Freuden jhren Weg. Als aber das Schwerdt die Verbundenen zerhibe / wurde auß der Hochzeit ein Hertze -A ijleid /[4]leid / und auß den Pfeiffen ein Heulen. Ach! Auß unſeret Sommerfeldiſch-Mauſchwitziſchen Hochzeit iſt ein Her - tzeleid / und auß jhrem Trompeten-Schall ein Heulen wor - den. Jener Charicles beym Heliodoro redet bewegliche Worte: GOtt / ſagt er / hatte mich mit einer wolgerathe - nen Tochter erfreuet. Es kam die Zeit der Vermaͤhlung. Viele verwunderten jhre Tugenden / und verlangeten ſie zur Braut. Jch aber vermaͤhlete ſie nur dem / welcher meinem Urtheil nach / der Wuͤrdigſte war. Jn der Nacht / als die Ungluͤckſelige Beylager hielt / ſtarb ſie. Alſo muſte das noch im Munde klingende Hochzeit-Lied / dem einbre - chenden Klagen weichen / und die brennenden Hochzeit-Fa - ckeln / zum Begraͤbnuͤß leuchten. (a)Wars mit dem Hoch - Edelgebornen Herꝛn Vater anders. Schaͤtzte ers nicht fuͤr eine Gnade GOttes / daß er einer ſo frommen / und gehorſamen Tochter Vater worden? Wer hat jhren tu - gendſamen und keuſchen Wandel angeſehen / und nicht ver - wundert? Hierinn aber ſetzete er die Vollkommenheit ſei - ner Vergnuͤgung / daß er ſie dem zur Braut gegeben / wel - chen er wegen ſeiner Froͤmmigkeit / ſeines untadelichen Ge - ſchlechts / und ruͤhmlichen Geſchickligkeit fuͤr den wuͤrdigſten geſchaͤtzet. Aber ſo weit kam die geſchoͤpffte Gluͤckſeligkeit nicht / daß er ſie vermaͤhlet und Beylager halten geſehen. Ehe dieſer verlangete Tag anbrach / ſtarbe unter aller Fuͤr - bereitung dieſe Gluͤckſelige wider alles vermuthen. O ungluͤckſeliger Herꝛ Vater? Der als ein anderer Raguel mitten unter den Hochzeit-Sorgen / den Dienern ruffen / und befehlen muß; Wo find die Grab-Eiſen? Schaffet das Sarg und Grab bereitet werde. Matthias Pauli ruͤh - met eine Hochzeit / in welcher Braut und Braͤutigam in jhrem freudigen Reihen gegangen. Jn einem Augenblick ſpielte ſich eine vermaſquete Parthey ins Mittel / und ließnach[5]nach vielen kuͤnſtlichen Umbwechſelungen eine Baare mit einer Leiche im Mittel ſtehen. So bald ſie den vermaſque - ten Toden auffdecketen / fanden ſie den Braͤutigam ſtarꝛ tod(b) da ward auß der Hochzeit ein Hertzleid. Dachte er nicht betruͤbter Herꝛ Braͤutigam / mit ſeiner Verbundenen am Reihen zugehen / und muſte ſie / als eine erblaſſete Leiche dem Sarge und der Baare lieffern? Angelus Corearius, welcher mit der dreyfachen Kron auch den Nahmen Grego - rius XII. uͤberkam / erwehlte jhm zn ſeinem Bilde eine uͤberauß ſchoͤne / und herꝛlich geputzte Jungfrau / welche von einem toden Gerippe / deſſen lincke Hand eine gefluͤgelte Sand-Uhr fuͤhrte / hingeriſſen wurde. (c)Wir laſſen den ſinnreicheſten Gemuͤtern ſelbiger Zeit jhre Gedancken / wo - hin mit dieſem Bilde gezielet worden. Unſerm Herꝛn Braͤutigam iſts eines von ſeinen traurigſten Sinn-Bil - dern. Wer war jhm ſchoͤner / als ſeine Barbara Hele - na? Wer Jhm geputzter / als ſeine Fromme von Som - merfeld? Aber wo iſt Sie? Die Stunden Jhres Lebens ſind Fluͤgel geſchwinde außgelauffen. Jſt doch ſeine Hand dieſes Schatzes beraubet: Der Tod / ach! Der unerbitt - liche Tod / hat jhm ſeine Schoͤne / ſeine Fromme / ſeine Auß - erwehlte auß den Haͤnden geriſſen / und eilet mit Jhr zu Grabe. Die Alten hatten eine Art der Kronen / welche ſie Cyliſten hiſſen. Dieſe waren auß Dornen Zweigen / von Roſen beraubten Straͤuchen zuſammen gewunden. (d)Was iſt ſein Braut-Krantz numehr / als Roſen loſe Dor - nen / die Jhn biß in das innerſte ſeines Hertzen verwunden? Aber laſt mich meinen Jrꝛthum zu rechte bringen. Dieſer unſer betruͤbter Begraͤbnůß-Tag / muß doch ein froͤlicher Hochzeit-Tag bleiben. Von der keuſchen Agnes ruͤhmet die Hiſtoria / daß ſie freudiger zur Marter / als andere in jhr Braut-Bette gegangen. Wer kan ſagen / daß ſichA iijunſere[6]unſere Selige das wenigſte vor Jhrem Bette entſetzet? Sie beſchritte es mit Freuden / leid alle Schmertzen mit Geduld / und hatte hierauff keine ander Hoffnung / denn mit Jhrem Erloͤſer balde balde Beylager zu halten. Die heilge - cilia kehrte jhrem jrꝛdiſchen Braͤutigam mit truckenen Augen den Ruͤcken / und erwehlte JEſum ſtatt ſeiner mit tauſend Freuden. Wer hat die Selige traurig geſehen / da Sie Jhren jrꝛdiſchen Braͤutigam laſſen / und im Tode den Himmliſchen annehmen ſolte? Jhr Glauben / hieß JEſum kuͤſſen / und Jhr Sterben mit jhm im Himmel Hochzeit machen. Die Jſraeliten pflegten viel auff die Solennitaͤt jhrer Verlobungen zu halten. Gleich jetzo ha - ben wir zwiſchen den Thoren dieſes Hauſes zur H. Drey - faltigkeit / die Solennitaͤt der Verlobung Chriſti mit ſeiner Braut / in gehaltener Andacht gefeyret. Unter den betruͤ - geriſchen Ehe-Geloͤbnuͤß-Bedingungen war eine unter Jſraels ungerathenen Kindern / dieſes Jnhalts: Wo du in Himmel ſteigen kanſt / ſolſt du meine Braut ſeyn. (e)Unſer himmliſcher Braͤutigam meynete es mit ſeiner Braut ernſt - lich / und ſagte / du muſt mit mir in Himmel ſteigen / und da - ſelbſt meine Braut bleiben ewiglich. Jch wil jhnen Hoch - betruͤbteſten! Jhre Thraͤnen nicht hemmen. Welch Va - ter legt einem Braͤutigam ſein Kind ohne Thraͤnen an die Seite? Jch weiß gewiß / daß auß dieſen jhren Thraͤnen ent - lich lauter Freude werden wird. Erlaubet mir nur / daß ich zur Ehre GOTTES / zu eurem Troſt und unſerer Erbau - ligkeit meine Gedancken / auff die Heimfuͤhrung der Braut Chriſti zur Hochzeit in Himmel / wenden moͤge. Helf - fet mir die mitwuͤrckende Krafft deß H. Geiſtes hertzlich er - beten ꝛc.

Der[7]

Der erwehlete Text ſtehet im

(Pſalm XLV. 14. 15. 16. )D Koͤniges Tochter iſt gantz herꝛ - lich inwendig / Sie iſt mit guͤlden Stuͤcken gekleidet. Man fuͤhret Sie in geſtuͤckten Kleidern zum Koͤnige / und Jhre Geſpielen / die Jungfrauen / die Jhr nachgehen / fuͤhret man zu dir. Man fuͤhret Sie mit Freuden und Wonne / und gehen in deß Koͤniges Pallaſt.

Abhandelung.

DEr Pſalm / auß welchem unſere abgeleſene Worte als Perlen auß einer Muſchel / gehoben worden / wird ein Liebes-Lied genennet / oder wie es die LXX. Dolmetſcher gegeben / ᾡδή ὑπὸ τοῦ άγαπητοῦ, ein Lied von dem geliebten Sohne deß Va - ters. Es iſt / nechſt dem Hoheliede / in der gantzen Bibel / kein ſuͤſſerer und eigentlicher Lied von der Liebe deß Braͤuti - gams JEſu / gegen ſeine Braut die Kirche / und eine jede glaͤubige Seele abſonderlich / als dieſer Pſalm zu finden. Als ich nun mitten unter den Thraͤnen und Wehklagen / deß Sommerfeldiſch-Mauſchwitziſchen groſſen Hertzeleides ſtande / und es / daß eine gehorſame Tochter und treue Braut / durch einen ſo gehlingen Wechſel / in zweyen Hertzen / ſo viele Verwundete / hertzlich empfand / fielen mir dieſe Worte bey. Jch[8]Jch dachte / Chriſten / die mit Chriſto verbunden ſind / muͤſ - ſen doch Hochzeit mit JEſu machen / wenn ſie ſterben / und eine heilge Freude empfinden / wenn ſie Sie begraben. Dar - umb erwehlte ich ſie mir balde zum Grunde meiner jetzigen Rede / und ſtelle Jhnen nach deroſelbigen Richtſchnur fuͤr: Die Heimfuͤhrung der Braut Chriſti zur Hochzeit in Himmel. Die Worte ſchrencken unſere Andacht in zwey allgemeine Graͤntzen / und heiſſen uns acht haben I. Auff die Braut. II. Auff die Freude. Beſchauet

I. Die Braut Chriſti.

U Nſer Prophet weiſet uns eher auff die Braut / wie ſie ſich in dem inneren Zimmer deß Muͤtterlichen Hau - ſes befindet / als auff die Heimfuͤhrung. Die Wor - te lauten alſo: Deß Koͤnigs Tochter iſt gantz herꝛlich / inwendig / Sie iſt mit guͤldenen Stuͤcken gekleidet. Welche der Geiſt GOttes kurtz vorher eine verlobte Braut Chriſti geheiſſen / nennet er jetzo ſeine Tochter. Alſo ver - faͤhret der Braͤutigam auch im Hohelied. Bald heiſt er ſie ſeine Braut / ſeine Freundin / bald ſeine Schweſter. Jch wil nicht ſagen / daß dieſes eine Freyheit ſey / welche jhnen die Verliebten nehmen. Meine Gedancken ſteigen hoͤher. JE - ſus hat alleine Macht gegen ſeine Braͤute mit dieſen tituln zu ſpielen. Er iſt jhr Vater / der ſie jhm durch Waſſer und Geiſt zur Tochter gebuͤhret; Er iſt der Bruder / welcher ſie / als Schweſter / in die Gemeinſchafft ſeines Erbes treten laͤſt. Er iſt auch Braͤutigam / der ſie jhm auß hertzlicher Liebe zu ſeiner Braut erwehlet. Von dieſer Braut ſtehet im Text: Deß Koͤnigs Tochter iſt gantz herꝛlich inwendig. Jm Original ſtehet das〈…〉〈…〉1, dieſes bedeutet das innerſteeines[9]eines Gebaͤues kuͤnſtlicher oder ſittlicher Weiſe betrachtet. Jm Tempel Salomo werden die innerſten Zimmer〈…〉〈…〉2,1. Chron. XXVIII. 11.〈…〉〈…〉3 genennet. Ein jeglicher iſt ein geiſtliches Gebaͤude. Daher wird geſaget: Das Reich GOttes iſt inwendig. Beydes finden wir im Texte. Jenes der Anti - quitaͤt / dieſes dem Geiſte nach. Wenn in Jſrael eine Toch - ter verlobet / ſo muſte ſie biß zur Heimfuͤhrung in der Mut - ter Hauſe gleichſam verſchloſſen bleiben. Die Zeit war nach Belieben der Verbundenen / ein Jahr / ein halbes / auch etwas weniger / wie Leo de Modena berichtet. (f)Die Fußſtapffen dieſes Brauches / ſehen wir in dem Gleichnuͤß von den klugen und thoͤrichten Jungfrauen. Dieſe Braut /Matth. XXV. welche ſie bedienten / war in jhres Vatern Haus. Hier warteten ſie eine lange Zeit / biß erſt umb Mitternacht der Braͤutigam / die Heimholung zu halten / ankam. Der Mut - ter Haus iſt die rechtglaͤubige Kirche. Hierinnen iſt die / welche Chriſti Braut iſt / geboren. Durch die Widergeburt iſt das Reich GOttes mitten in ſie geſetzet. Hierinn her - ſchet der Scepter deß Wortes / und der Heilige Geiſt woh - net darinne als in ſeinem Tempel. Den Augen deß Leibes iſts ſo unſichtbar / als es den Sinnen des Gemuͤtes zu errei - chen unmoͤglich faͤllet. Der Geiſt / welcher die Gottheit und unſer Hertze erforſchet / wuͤrcket es auß: Der Glaube er - greiffet es / und / wann uns GOTT ſeine Freundligkeit zu ſchmaͤcken gibet / ſo empfindet es unſer Hertz mit tauſendfa - cher Froͤligkeit. Es iſt nicht zu ſagen / was dieſes fuͤr eine Suͤſſigkeit bringet / ein wahres Glied im Reiche GOT - TES ſeyn / und auch GOttes Reich in ſich ſelbſt haben und empfinden. Hierinnen muß ſie ſich alleine / und ſonſt nirgends / auffhalten. Dieſer redet der Braͤutigam ein fuͤr - treffliches Lobe-Wort. Eine iſt meine Taube / meineCant. VI. 8. Fromme / eine iſt jhrer Mutter die Liebſte / und dieBAuß -[10]Außerwehlte jhrer Mutter. Wer die Gemeine der Heiligen verlaſſen / und den Glauben / womit er JEſum fuͤr ſeinen HErꝛn erkennet / verlaͤugnen wil / der iſt nicht mehr in ſeiner Mutter Haus. Eine ſolche Seele hat ſich von JEſu verlauffen / und iſt fuͤr keine Braut dieſes Koͤniges mehr zu ſchaͤtzen. Wie lange aber eine Verlobte Chriſti / ſich in der Gemeine der Heiligen auffhalten muß / daß ſtehet in dem Willen deß ewgen Braͤutigams. Er hat eine jede Seele gleich lieb / aber er hat einer jedweden nicht ein gleiches Ziel deß Lebens geſetzet. Dieſe holet er flugs auß der Tauffe / jene bald in der Bluͤthe jhrer Jugend / eine andere in dem hohen Alter zu ſich in Himmel / wie er ſihet / daß es eines je - den Seligkeit / und ſeine Ehre erfodert. Wir leſen vonSap. IV. Job. V. dem Gerechten / welcher zeitlich ſtirbet / und auch von dem / der im Alter zu Grabe kom̃t. Wenn wir in Himmel kommen werden / ſo werden wir erfahren / daß keine Seele der andern es mißgoͤnnet / daß ſie in der Welt laͤnger warten muͤſſen. Es wird eine jede GOtt preiſen / daß ers uͤberall ſo wol ge - machet. Sinnet ein wenig nach.

Wer mit JEſu im Himmel Hochzeit machen wil / muß in der Welt ein rechtes Glied ſeiner Kirchen ſeyn / und ſeinen Stand ſo mitten unter den Rechtglaͤubigen als das Reich GOttes mitten in ſich haben. Jn der Widergeburt ſind wir mit Chriſto verlobet / in ſein Reich die Kirche verſetzet / und des ſeligmachenden Glaubens theilhafftig worden. Wie wir angefangen / ſo muͤſſen wir biß ins Ende verharren. Die Kirche oder das Reich GOttes iſt Gerechtigkeit / Friede und Freude im H. Geiſte. Wo wir dieſes finden / wie es das Wort GOttes außwuͤrcket und lehret / und die H. Sacra - menta verſigeln / da haben wir das Braut-Haus / die wahre Kirche / und wiſſen / daß wir / die wir dieſer Gerechtigkeit durch Wort und Sacramenta theilhafftig ſind als eineBraut[11]Braut Chriſti mitten in dieſem Hauſe uns befinden / und das Reich GOttes in uns haben. Wir wollen uns viel zu gu - te duͤncken / denn daß wir uns einen Platz mitten unter den Weltlingen erwehlen ſolten. Was gehet uns Satans Reich an? Er iſt doch nur ein GOTT dieſer Welt. Die Braͤute Chriſti ſind mit jhrem Braͤutigam vergnuͤgt / und warten auff jhn / ſonder daß ſie nach der Welt luͤſtern wol - ten. Wir wollen uns untereinander unſer ſelbſt wahr neh -Ebr. X. 24. 25. men / mit reitzen zur Liebe und guten Wercken / nicht verlaſſen unſere Verſamlung / ſondern unter einander ermahnen. Eine Braut Chriſti hat ſo viel heilige Pflichten gegen ſich / gegen GOtt / gegen jhrem Nechſten außzurichten / daß ſie nimmer keine muͤſſige Zeit haben kan / auff etwas anders zu geden - cken / weniger dem Verfuͤhren Raum zulaſſen.

Hierauff erzehlet der Prophet / wie die Braut in dieſer jhrer Mutter-Haus außgeſehen. Sie iſt gantz herꝛlich. Sie iſt mit guͤldenen Stuͤcken gekleidet. Es wird aber - mals auff der Hebreer Braͤuche gezielet. R. Moſeh bar Mapnon erzehlet / daß die Verlobeten einander gewiſſe Ge - ſchencke geſendet / welche man〈…〉〈…〉4 genennet. (g)Unter dieſen waren ſonderlich Kleider. Hieher gehoͤret der Mantel / welchen Jſaac ſeiner Rebecca geſendet. BeyGen. XXIV. 65. den Roͤmern warens rothe oder gelbe Maͤntel / welche ſie flammea hieſſen. (h)Was im Texte heiſſet Gulden-Stuͤck / daß heiſſen im Original〈…〉〈…〉5 Alſo warenExod. XXVIII. 11. deß Hohenprieſters Kleider auch. Was es ſey / davon ma - chen die Gelehrten viel Weſens. Der Arabiſche Dolmet - ſcher uͤberſetzt die Worte alſo / Kleider in welchem lauter Augen von Golde. Kurtz davon zu reden. Es werden all - hier die Veſtes Scutulatæ angedeutet / in welchen unter - ſchiedlicher Farben ſeidene Stuͤcklein uͤberleget / und ins Gold geſetzet worden / daß ſie die Geſtalt der alten Schild -B ijlein[12]lein oder Lorbeer-Blaͤtter darſtelleten. (i)Wo man dieſe Kleider von ferne anſahe / war es anders nichts / als wenn man ſich in lauter fuͤnckelnden und blitzenden Augen von Golde beſpiegelte. Nach dem Geiſte iſt dieſes alles diß / was JEſus ſeiner Braut in der Widergeburt uͤbergibet / ſeine Unſchuld / ſeine Verdienſt / ſeine Gerechtigkeit / ſein Heil / ſeine Seligkeit / und der gantze Schatz ſeiner ewigen Herꝛligkeit. Dieſes iſt in lauterm Golde / weil es alles in dem Glauben ergriffen und eingefaſſet wird / durch welchen Chriſtus in unſerm Hertzen zu wohnen anfaͤnget. Es iſt gleichſam voller Augen. Denn wir koͤnnen im Glauben gantz in das Hertze GOttes in Himmel ſchauen / und wiſſen / daß dieſes / was ſo herꝛlich iſt / uns von GOtt gegeben wor - den iſt. Der Heilige Geiſt wenn er nach dieſer Blumens -Apoe. XII. Art zu reden bekom̃t / heiſſet es eine reine Seiden / welche der Braut gegeben worden. Jm Eſaia ſinget die Braut:Eſai. LXI. Jch freue mich deß HErꝛn / und meine Seele iſt froͤlich in meinem GOtt. Denn er hat mich angezogen mit Kleidern deß Heils / und mit dem Rock der Gerechtig - keit gekleidet.

Eine himmliſche Braut mag wol euſerliche Zierat in Kleidern tragen / aber ſie achtet es nicht. Es iſt ihr eine Eitelkeit / welche jhr an der Begierde nach jhrem JESU mehr verhinderlich / als dienlich iſt. Sie mag keine euſer - liche Kleinodien / oder Zierat nach der Mode tragen / wo ſie nicht der Mode gleich ſtehet / worein ſie jhr JEſus von in - nen geputzet. Wenn das euſere nur die Scham bedecket / und den Verdacht einer euſerlichen Frechheit / oder laſter - hafften Unachtſamkeit wegnim̃t / ſo iſt ſie herꝛlich geputzt. Der Glauben iſt jhr Gold / Gerechtigkeit Chriſti / jhr Pur - pur / und ſein Heil die koͤſtlichſte Seiden. Es verachte ſie wer da wil. Die Welt iſt eine Narrin. Der Braut ChriſtiSchmuck[13]Schmuck iſt von innen. Sie iſt ſchoͤn / wenn ſie ſchwartz iſt / und voll golden Stuͤck / wenn ſie im Sacke einhergehet. Der wahre Schmuck ſoll nicht außwendig ſeyn / mit1. Pet. III. 4. Haar flechten / und Gold umbhaͤngen / oder Kleider an - legen / ſondern der verborgene Menſch deß Hertzen un - verruͤckt / mit ſanfftem und ſtillem Geiſt. Das iſt koͤſtlich fuͤr GOtt.

Wo ſoll ich eine ſolche Verlobte deß HErꝛn JEſus ſuchen / wenn ich ſie nicht an unſer himmliſchen Braut / der Seligen Jungfrau von Sommerfeld finde. Perlen / welche den Hals zieren ſollen / werden auß jhrer Muſchel genommen; nicht unſere Barbara Helena. Jn dem Haus / worinnen ſie der Vater zu ſeiner Tochter widergeboren / iſt ſie durch einen unveraͤnderlichen Glauben blieben. Die Seligſte Frau Mutter konte ſelig ſterben / weil ſie einen ſol - chen Herꝛn und Vater hinterliß / der dieſer Außerwehlten / keine andere Mutter erwehlen konte / als welche dieſe Gotte zum Wolgefallen erzuͤge / welchem ſie jene auffgeopffert. Jch ſehe in Jhrer Mutter Schooß / in deß Heꝛꝛn Vatern Haus / in dieſes Heiligthum / unter die euſerlichen Geſell - ſchafften / ſo find ich Sie / als eine Verkobte mitten in dem Gemach der Kirchen / die ſich niemanden heilger als Jhrem JEſu fuͤr behielt. Jn der Welt war Sie mit Jhrem Lei - be; aber in dem innerſten deß Reiches Chriſti mit Jhrer Seel und Geiſt. Hieher jhr heilgen Jungfrauen / die jhr JEſus Braͤute alleine bleiben / und im Him̃el Hochzeit ma - chen wollet. Was iſts noͤthig / daß jhr ſo aͤngſtiglich ſor - get / damit nur alle eure euſerliche Glieder von eiteler Pracht glaͤntzen? Die Selige hatte alle Herꝛligkeit von innen im Hertzen / durch den Glauben. Laſt andere von der Welt / Augen haben / welche jener Frey-Leute der Geilheit / dieſer Verleiter zur Suͤnde nennet. (k)Unſere Verlobte hatteB iijAugen /[14]Augen / die Jhre fromme und keuſche Seele / als ein ander Seraph / mit zweyen Fluͤgeln bedecken ſolte. Was iſt ge - meiners / denn ſolches Frauen-Zimmer antreffen / die in jhrer Kleider-Art / nichts als lauter offene Augen haben / umb da - durch in jhr Hertze zuſehen / das lauter Eitelkeit und Geilheit darinnen / als in einem eignen Neſte wohne. Schweig Petroni mit deiner Frage: Jſts auch billich einen ge - webten Wind umbhuͤllen / und einem Nebel von Lein - wand nackend gehen? Halt inne Seneca mit deinem Ur - theil: Jch ſehe ſeidene Kleider / wo man ſie Kleider nen - nen darff / an welchen nichtes / was den Leib / oder die Schamhafftigkeit beſchirmen koͤnte. (*)Es iſt noch ſolch Frauen-Zimmer unter den Chriſten / das unter einem Nebel von Leinwand ſeine nackte Glieder / welche die Scham - hafftigkeit zudecken heiſſet / helle gnug zeiget / und in ſolcher Kleider-Art pranget / womit es ſeine Ehre mehr feil beut / als verbirget. Unſere Selige Verlobte / trug euſerliche Klei - der / welche Jhr der Stand wol befuhl / aber jhre Froͤm - migkeit zu einem Kennzeichen Jhrer Keuſchheit bereitete. Jhre Kleider hielt ſie fuͤr einen Schild Jhre Geſundheit zu beſchirmen / und trug ſie als Lorbeer-Blaͤtter / daß ſie bald uͤber dieſe Eitelkeiten und ſich ſelbſt ſiegen wuͤrde. Von innen war alle Jhr ſchoͤnſter Schmuck. Jhren Purpur ferbete Sie Jhr in den blutigen Wunden Chriſti; Jhre Seiden wuſch Sie in ſeiner Unſchuld. Jhr Gold brach Sie auß der Klufft ſeines Verdienſtes. Jhre ſchoͤnſte Mo - de war das Kleid deß Heiles und der Gerechtigkeit. Gedulte dich indeſſen noch ein wenig in deinem Braut-Hauſe / du keuſche Verlobte. Wir muͤſſen weiter gehen / und die Braut JEſus in Jhrer offentlichen Heimfuͤhrung an - ſchauen: David ſaget: Man fuͤhret Sie in geſtuͤckten Kleidern zum Koͤnige. Hier finden ſich gewiſſe Umb -ſtaͤnde /[15]ſtaͤnde / welche wol zu mercken. Fornen an ſtehet die Zeit der Heimfuͤhrung. Dieſe Zufuͤhrung zum Koͤnige kan nicht von der Vereinigung mit Chriſto in dieſem Leben zu verſtehen ſeyn. Dieſes iſt ſchon in der Widergeburt ge - ſchehen. Hierſchenckte JEſus ſeinem Kinde den Glauben / und ſchloß ſich mit jhm in eine feſte Verbuͤndnuͤß / indem er es durch die Verlobung zur Braut annahm. Es wuͤrde die Kirche und ein Chriſte / ſich weder daß er GOttes Kind / noch daß er in ſeiner Gerechtigkeit geſchmuͤcket ſey / ruͤhmen koͤnnen / wenn er durch den Glauben mit jhme nicht vorhero ſchon vereiniget waͤre. Es iſt dieſes eigentlich von dem Tode zu verſtehen. Die Ebreer pflegten jhre Braͤute gerne deß Nachtes zum Braͤutigam zu fuͤhren. Darumb ſtehet in jenem Gleichnuͤß: Zu Mitternacht geſchach ein Geſchrey / ſihe der Braͤutigam koͤm̃t. Wenn unſere Zeit deß Leidens und der Geduld auß iſt; wenn unſere Augen tunckeln / wenn es gantz Mitternacht in uns / und der Verſtand und alles weg iſt / da iſt die Zeit der Heimfuͤhrung / wovon Chriſtus ſa - get: Jch wil euch zu mir nehmen.

Hernach folget der Braut-Schmuck / worinne Sie heimgefuͤhret wird. Der Text ſagt / in geſtuͤckten Klei - dern. Jm Original ſtehet〈…〉〈…〉6 die welſche Bi - bel behaͤlt dieſes Wort Recamato. Es iſt keine Sprache / als die Welſche / Spaniſche und Frantzoͤſiſche / welche eben mit dem Worte / welches die Bibel brauchet / die Phrygioni - ſche Art zu nehen andeutete. (l)Wie ein Mahler mit ſei - nem Pinſel der NaturGewalt thut / und ſie gleichſam in der natuͤrlichen Art der Farben zu einem Eifer gegen ſich ſelbſt bringet; alſo kunten die Phrygier mit jhrem Nadel-und Seiden-Werck mahlen / und die Aehnligkeit recht lebhafft fuͤrſtellen. Auff eine ſolche Art wird der Himmel fuͤrge -Pſ. XIX. ſtellet als ein Werck der Haͤnde GOttes / welches von GOttalſo[16]alſo kuͤnſtlich genehet und geſtuͤcket / daß die Geſtirne in jhrer unterſchiedlichen Groͤſſe / wie Gold / Perlen / Diamant und Sapphire funckeln. Auſonius ruͤhmt / daß jhm der Kaͤy - ſer Gratianus mit einem Kleid / worinnen das Bildnuͤß Con - ſtantini geſtuͤcket geweſen / begnaͤdiget. Aſterius erzehlet / daß die frommen Alten gar gewoͤhnlich auff jhre Kleider jhnen den Lazarium ſtuͤcken laſſen. (m)Hiedurch werden die unterſchiedliche Gaben deß Geiſtes / und die mancherley Leiden Chriſti angedeutet. Es iſt mit einem Wort der an - gezogene neue Menſch in Heiligkeit und Gerechtigkeit. Wenn ein Frommes GOtt fuͤrchtet / den Nechſten liebet / Welt und Suͤnde unter ſeine Fuͤſſe trit / ſich in Gott freuet / an ſeinem Wort und Willen ſeine Luſt hat / gegen jederman gerecht / alle Zufaͤlle mit freundligkeit beſcheidet / und ſeineGal. VI. 22. Geberden / Seel und Leib in dem reinen Bande der Keuſch -23. heit verknuͤpffet haͤlt / ſo traͤgt er die geſtuͤckte Kleider / welche jhm in der Werckſtatt goͤttlicher Gnaden bereitet worden. Hierzu gehoͤret das Leiden Chriſti. Wir muͤſſen mit Chri - ſto leiden / und ſeine Mahlzeichen an unſerm Leibe tragen. Die Braut Chriſti hat die rechten Kleider zur Heimfuͤhrung noch nicht / wenn Sie von den boͤſen Zungen noch nicht tau - ſendmal durchſtochen / und durch allerhand Truͤbſal dem Creutz-Bilde aͤhnlich worden iſt.

Weiter iſt zu betrachten / durch was Mittel ſie heim - gefuͤhret wird. Das Original Wort〈…〉〈…〉7 heiſſet et - was mit groſſem Jubel und Freuden-Geſchrey heimbrin - gen. Von dieſem Worte kommet die Poſaune her / welche ſie im Jubel-Jahr brauchten. (o)Die LXX. Dolmet - ſcher haben das ἀπενεχϑήσονται mit einer beſondern Gewalt empor gehoben werden. (p)Die Braut / welche weil ſie hier gelebet / auff den Haͤnden der Engel getragen / werden keine andere / als Engliſche Haͤnde gen Himmel fuͤhren. Sobald[17]bald als der Braͤutigam ſagt: Komm meine Braut von Li - banon / du ſolt gekroͤnet werden / ſo bald bricht der Leib / das jrꝛdiſche Haus / und die Seele wird im Geleit der him̃liſchen Geiſter / als in einem koͤſtlichen Wagen / Himmel-an gehoben. Aller Trompeten-Schall / und die lieblichſte Harmoni der Muſic / iſt nur ein ungeſtim̃tes Gethoͤn / gegen dem Jubel - Geſchrey der Engel / dem Harffen-Geſang der Elteſten / und dem Halleluja der Außerwehlten / mit welchem die Braut angeſungen wird. Wenn Johannes der Hochzeit deß Lammes gedencket / ſo erinnert er die Himmel jhrer Schul - digkeit / und ſchreyet ſie an: Freuet euch.

Wohin die Braut gefuͤhret werde / darffs nicht weit - laͤufftiges Nachdenckens / der Prophet ſagt: Man fuͤhret ſie zum Koͤnige. Deß Koͤniges Haus iſt der Himmel. Wo er iſt / da ſoll ſeine Braut auch ſeyn / Es ſind Koͤnige / welchen jhre Schmeichler einbilden / daß jhre Haͤuſer / Staͤdte / und die Welt einerley ſind. Es waͤre viel / wenns wahr waͤre. Aber es waͤren doch Behauſungen deß Elen - des / Foltern gekroͤnter Haͤupter / eroͤffnete Fenſter deß Him - mels / zu den Fluten der Thraͤnen / Pflantz-Garten unver - gaͤnglichen Hertzeleides / Schauplaͤtze deß Todes. Unſers Koͤniges Haus iſt eine neue Welt voll ewger Freude und Gluͤckſeligkeit. GOtt wird alle Thraͤnen abwiſchen / derApoc. XXI. 4. Tod wird nicht mehr ſeyn / noch Leid / noch Geſchrey / noch Schmertzen. Wir koͤnnen uns die Herꝛligkeit / und An - nehmligkeit einbilden / welche fuͤrgehet / wenn ein Koͤnig ſei - ne Braut in ſeinen Pallaſt annimmet. Mein GOtt! Wie gerne wolte ich alle Reden / Herꝛligkeiten und Anmutigkei - ten klaͤrlich fuͤrtragen / womit der ewige Koͤnig ſeine Braut im Himmel annimmet. Unſer ſeliger Meyfartus hat nur wie ein Kind gelallet / das dieſe Geheimnuͤß mehr ver - wundert / als außdruͤcket. Unſer Verſtand faſſet dieſesCuner -[18]unerforſchliche Geheimnuͤß nicht. Wo iſt die Zunge / wel - che dieſe nnaußſprechliche Worte außreden koͤnte. Uber dieſes iſt die Decke der Sterbligkeit entzwiſchen gezogen / daß wir in die volle Herꝛligkeit nicht dringen koͤnnen. EſaiasEſa. LXV. 14. aber ſaget gar viel zum Nachdencken / ſie ſollen froͤlich ſeyn / und fuͤr gutem Muthe jauchtzen. Behaltet dieſe Anmer - ckungen.

Der Tod hat durch das Leiden Chriſti / in Anſehung der Frommen gar eine gewuͤntſchte Commiſſion kriget. Vorhin war er ein Fuͤrſt deß Schreckens. Jetzo iſt er ein Bothe / welcher der Braut Chriſti die froͤliche Zeit zur Heimfuͤhrung anmeldet. Er iſt dem Engel Petri gleich / welcher Petro die Ketten / ſampt den Feſſeln auffloͤſete / das Gefaͤngnuͤß oͤffnete / und ſagte / ſtehe auff. Wer wil ſich fuͤrm Tode entſetzen. Freuen wir uns Chriſti Braͤute zu ſeyn / ſo laſt uns auch den Tod mit lachenden Augen wilkommen heiſſen. Denn er thut anders nichts / als daß er die Bande unſerer Suͤnde und deß Elendes auffloͤſet und ſaget: Stehe auff / du ſolt zum Braͤutigam kommen.

Wem der Tod die Zeit zur Heimfuͤhrung anmelden ſoll / muß in geſtuͤckten Kleidern angetroffen werden / alſo daß ein Chriſte ſich in der Außuͤbung ſeines Glaubens / im Stande guter Wercke / und mit wenigen / in dem erneuerten Bilde GOttes finden laſſe. Ach! Warumb wolten wir uns deß Glaubens ruͤhmen / und jhn nicht lieber erweiſen. Warumb wolten wir uns mehr Fruͤchte der Gottſeligkeit einbilden / als ſelbige wahrhafftig lieffern. Wo der H. Geiſt uns in ſeiner Arbeit hat / da ſtuͤcket und mahlet er kein ander Bild an unſern Braut-Rock / als das Bild Gottes / durch die taͤgliche Erneurung deß Geiſtes in unſerm Gemuͤte. 2. Cor. III. Wir werden verklaͤret in daſſelbige Bild / von einer Klarheit zur andern / als vom Geiſte deß HERRN / ſchreibet Paulus.

Wahre[19]

Wahre Chriſten ſchaͤtzen alle Stiche / Verleumdun - gen / Schandflecke / Unrecht / Verfolgung / und was noch mehr hartes gefunden werden kan / fuͤr lauter verborgene Wolthaten GOttes. Sie dancken jhren Feinden lieber dafuͤr / als daß ſie ſie ſchmaͤhen ſolten. Sie helffen jhnen darzu / daß durch dieſe Verdoppelung deß Leidens / jhr ge - ſtuͤckter Rock jmmer vollkommener werde. Jhr Braͤu - tigam JEſus nennet ſie mit einem andern Nahmen / ſeine Mahlzeichen. Muͤſſen wir denn durch viel Truͤbſal insActor. XIV. Reich GOttes gehen / ey ſo laſt uns froͤlich ſeyn. Es mache uns hinfort niemand weiter Muͤhe. Wir ſollen Heimfuͤhrung halten. Wir haben den geſtuͤckten Braut - Rock / wenn wir viel leiden. Wir tragen nun die Mahl -Gal. VI. 18. zeichen Chriſti / an unſerm Leibe.

Wir wollen uns nicht graͤmen / wenn wir gleich alſo ſtuͤrben / daß kein Menſch umb uns waͤre. Es wird uns doch an denen nicht mangeln / die uns heimfuͤhren werden. Weil der Heilige Geiſt uns außbetet / ſtrecken die Englichen jhre Haͤnde auß / und fuͤhren unſere Seele gen Himmel. O feliges Sterbe-Bette / wo ſtatt der Menſchen lauter Engel umb uns ſtehen.

Wir wolten / wenn wir an Tod gedencken / an aller un - ſerer Herꝛligkeit / wenn es auch die groͤſſeſte waͤre / ein rechten Eckel haben / und ſie lieber verwerffen / als behalten. Lieber! Was verlaſſen wir. Ein glantzbar Elend / ein von Marmel gebautes Marter-Haus / ein verzuckertes Jammerthal voll Ach und Weh / eine mit betruͤglichen Blumen verdeckte Pforte zur Hoͤlle. Was bekommen wir? Den Himmel / den Himmel / den Himmel. Jch weiß ſonſt nichts mehr zu nennen / daß ich die ewge Vollkommenheit der Seligkeit andeutete. Es waͤre wol eine Thorheit / eine leimerne Huͤtte behalten wollen / wenn wir in das Koͤnigreich GOttes im2. Cor. V. 3.C ijTode[20]Tode gewieſen werden. Wir ſehnen uns / wir ſehnen uns nach der Behauſung die vom Himmel iſt.

Beliebet / Chriſtliche Zuhoͤrer! Auff unſere Seligſte Jungfran Braut zu ſehen! Sie wuſte das Ziel Jhrer keuſchen Vermaͤhlung; Sie ließ die Brieffe der Einla - dung mit innigſter Zufriedenheit dero HochEdelgebor - nen vornehmen Eltern / und Herꝛn Braͤutigam umb - her lauffen; Sie hatte die Kleider Jhrer Verbuͤndnuͤß verſuchet / und war mit jhren eigenen Haͤnden / umd die zuͤch - tige Bereitungen Jhres Braut-Bettes beſchaͤfftiget. Gleichwol redete Sie bey voller Geſundheit vom ſterben. Sie ließ Jhren Verbundenen Jhre krancke Haͤnde kuͤſſen; aber Jhren Chriſtlichen Herꝛn Vater druͤckete Sie dieſel - bigen / und bat / Er wolte Jhr fuͤr ein Braut-Bette / den Sarg / und fuͤr ein Hochzeit-Mahl / das Begraͤbnuͤß beſtellen. Du Seligſte Seele! Hatteſt gewiß deß Todes Commiſſion im verborgenen vernommen / uud wolteſt eher Heimfuͤhrung im Himmel / als Hochzeit auff Erden halten. Verlanget jhr Jhre geſtuͤckte Kleider zu ſehen; der Heilige Geiſt hatte ſie nicht vergebens in Jhrer Werck - ſtatt gehabt. Dort prangete das geſtuͤckte Bild der Liebe GOttes / hier die Taͤublein der Geduld / dort das Laͤmli - chen der Geduld und Sitſamkeit / hier die Palme der Be - ſtaͤndigkeit. Wer kan laͤugnen / daß Sie nicht eine fleiſſige Beterin / eine andaͤchtige Zuhoͤrerin / eine gehorſame Tochter / und in Worten und Geberden eine eingezo - gene und zuͤchtige Jungfrau geweſen. Sagt nicht / Sie ſey in Blattern geſtorben. Jch ſage / Sie hatte in Blattern / das rechte geſtuͤckte Braut-Kleid an. Als Cleo - patra jhr mit zwey Natter-Stichen das Leben nahm / ſchrei - bet der Hiſtoricus, man habe nicht mehr / als zwey rothe Flecken geſehen. Unſerer Seligſten Jungfrauen BrautBlattern /[21]Blattern / ruͤhrten wol von dem erſten Stiche der Schlan - gen her; aber Chriſtus hatte ſie Jhr / die an jhn glaͤubte / in die Aehnligkeit der Mahlzeichen ſeines H. Leibes verwan - delt. Glaubet / daß alle dieſe Blattern an Jhrem verklaͤr - ten Leibe / mehr brennen und funckeln werden / als tauſend Diamant / Rubinen und Perlen. Was geſchach Jhr / da Sie ſtarb? Sie gieng auff dem mehr als guͤldenen Braut - Wagen der Engel auß der Welt. Wo iſt Sie? Bey Jh - rem Koͤnige im Himmel. Wir kommen zum

II. Haupt-Stuͤcke und betrachten Die Freunde der Braut.

U Nd Jhre Geſpielen die Jungfrauen / die Jhr nachgehen / fuͤhret man zu dir. Man fuͤhret Sie mit Freude und Wonne / und gehen in deß Koͤniges Pallaſt. Hierinnen wird angedeutet dieſer Freunde Stand / jhr Gluͤck / jhre Gemuͤts-Bewegung Was unſere deutſche Bibel Geſpielen heiſſet / daß heiſſet im Grun - de Freunde. Jhr Stand iſt / daß ſie Jungfrauen ſind / welche der Braut nachgehen. Die Jungfrauſchafft deß Leibes iſt ein unvergleichliches Kleinod. Eine ſolche Seele iſt ein Seraph unter den Menſchen / eine Roſe unter den Dornen / und ſtellet ein Paradiß in dieſer verfluchten Welt fuͤr. Jedoch iſt hier nicht ſo wol von der Jungfrauſchafft deß Leibes / als deß Gemuͤtes geredet. Es lebe eines auſſer oder inner der Ehe / wenn er der Braut JEſus nachgehet / und wie ſie im Glauben rein / im Leben heilig / in der Be - kaͤntnuͤß beſtaͤndig iſt / ſo iſt er eine Freundin der Braut und eine himmliſche Jungfrau? Hievon ſagt Johannes: Sie ſind Jungfrauen / und folgen dem Lamme nach / wo es hingehet. Dieſe ſind es / welche ſich nicht beflecketC iijhaben /[22]haben. Jhr Gluͤcke beſtehet darinne / daß ſie mit der Braut einerley Hoffnung und Erfuͤllung derſelbigen haben. Kom - met die Braut zum Koͤnige. Jhre Freunde auch. Jſt jhre Wohnung im himmliſchen Pallaſt. Die Freunde ha - ben jhn auch zum Eigenthum. Man fuͤhret Sie zu dir. Sie gehen in deß Koͤniges Pallaſt / ſtehet im Texte. Das iſt aber jhre Gemuͤts-Bewegung. Man fuͤhret Sie mit Freud und Wonne in deß Koͤniges Pallaſt. Das Hertze ſpringet von innen mit Freuden / euſerlich ge - ben alle Geberden lauter Luſt und Wonne in Tag. (q)Hie - von iſt / wo ich nicht jrre / die gantze Erfindung von den klu - gen Jungfrauen genommen. Dort ſind Jungfrauen wie hie / Freunde der Braut / wie hie; ſie gehen der Braut nach / wie hier / ſie gehen mit zum Braͤutigam / wie hier; ſie genuͤſſen im Himmel ewger Seligkeit / wie hier.

Wer ein Freund der Braut Chriſti ſeyn / und einerley Freude der himmliſchen Hochzeit genieſſen wil / muß eine Jungfrau ſeyn und bleiben. Eine leibliche Jungfrau iſt ein Goͤttliches reines Bild / wie es von den Handen GOttes kom̃t. Sie lebet in einer ſo heiligen Freyheit / daß niemand uͤber ſie / als GOtt und ſie ſelbſt / Recht und Gewalt hat. Eine ſittliche Jungfrau / das iſt ein rechter Chriſte / glaubet anders nicht / als wie jhn GOtt in der Widergeburt geleh - ret. Er iſt eine reine Lilie / welcher Hertze GOTT offen / der Welt verſchloſſen / nach dem Thau der Goͤttlichen Gna - den begierig / deß Fleiſches Unrat aber gantz gram iſt. Weg Fleiſches-Luſt! Du ſtinckeſt als ein Bock auß der Hoͤllen! Weg Welt! Jch mag deiner verdam̃lichen Liebe nicht. Es iſt ein wahres Wort: Wer der Welt Freund ſeyn wil / muß GOtt feind ſeyn. Wir aber ſind Freunde der Braut Chriſti.

Laſts[23]

Laſts doch ſeyn / Jhr Lieben! Ob jhr gleich in der Welt nicht gleiche Ehre / Reichthum / Wolluſt und Freude mit andern habet. Hier iſt ein Schauplatz / auff welchem es anders nicht / als ungleich zugehen kan. Wuͤſt jhrs aber nicht / daß eure Thraͤnen keine andere Fußſtapffen netzen / als der Braut Chriſti / auff welchen jhr derſelbigen in Him - mel nachfolget. Dort wird alles gleiche ſeyn / ein Braͤut - gam / ein Himmel / eine Seligkeit / eine herꝛliche Ewigkeit. Habt jhr kein Thraͤnen-Tuch / ſo nehmet Chriſti Worte: Vater ich wil / daß wo ich bin / auch die ſeyn die duJoh. XVII. mir gegeben haſt.

Es iſt nichts ungluͤckſeliges / ſein Lebenlang allhier im Sack und Trauren gehen. Jſt uns doch eine ewige Hochzeit Freude bereit. Hier iſts ein Leiden mit Chriſto. Dort wirds eine Freude mit Chriſto ſeyn. Freuet / freuet1. Pet. IV. 13. euch / daß jhr mit Chriſto leidet / auff das jhr auch zur Zeit der Offenbahrung ſeiner Herꝛligkeit Freude und Wonne haben moͤget.

Unſere Andacht von der Heimfuͤhrung der Braut Chriſti zur Hochzeit in Himmel / iſt geendiget. Jch weiß von unſerer Jungfra[u] en von Sommerfeldin auff Er - den nichts mehr zu reden / weil ich Sie nichts anders / als eine heimgefuͤhrte Braut in den Armen JESUS im Himmel weiß. Erlaubet mir Jhr betruͤbteſten Freun - de dieſer himmliſchen Braut / daß ſich meine Andacht bey euch endige.

Jch darff kaum den HochEdelgebornen und Chriſt - lichen Herꝛn Vater und Frau Mutter weitlaͤufftig Jh - rer Pflicht errinnern? Sie ſind Chriſten / derer Glauben unſer GOtt mit der Erfahrung vieler Todes-Faͤlle / offte gepruͤfet und bewehret / und wiſſen / daß der HErꝛ niemals eine ſo harte Hand empfinden laſſe / er habe denn darunterein[24]ein liebreiches Hertze verborgen. Wie offte gedencken El - tern an einer lieben Tochter durch gute Aufferziehung la[u -]ter Roſen der Freude abzubrechen; endlich ſehen Sie / daß es Dornen ſind / die Sie biß in die Seelen ſtechen / und ab - gebrochene Blumen / derer Geſtanck nicht zu vertreiben. HochEdele Eltern! Sie ſind dieſer Furcht ſchon befreyet. Sie wiſſen / daß Sie die Selige / im Paradiß deß Him - mels unter allen Kaͤyſer-Kronen pranget. Jn der Welt iſt Sie einer Lilie gleich / welche ob Sie gleich vom Stocke gebrochen / auch auſſer Jhrem Grabe im Gedaͤchtnuͤß der Frommen jmmer bluͤhet / und einen reinen Geruch der Tu - gend von ſich gibet. Es iſt wahr. Eltern-haben an gluͤck - ſeliger Verheyrathung jhrer Kinder / die hoͤchſte Gluͤckſelig - keit. Hieran war dieſes Ortes gar nicht zu zweifeln. Aber die Welt iſt doch nur ein Kercker / und dieſes Leben eine beſtaͤndige Folter. Verduppelt ſich nicht das Hertze - leid / wenn wir in dem Sohn die Tochter / und die Tochter im Sohne / offt mehr als gemeine Marter leiden ſehen muͤſſen? Dieſes Elendes ſind Sie nun befreyet. Eſther war die Gluͤckſeligſte auff Ahaſverus Thron. Mardacheo halffs nichts / da er ſich als Vater nicht anmelden dorffte. Jhre Barbara Helena iſt auff JEſus Stul tauſendmal gluͤckſeliger. Jhr moͤgt / es iſt euch erlaubet / offentlich ſagen / daß Jhr die Eltern ſeyd / die dieſes Kind niemand als JE - ſu / ſo ſorgfaͤltig erzogen. Was ſag ich vom Ruhm? Seyd Jhr nicht ſchon auff dem Wege / daß Jhr euer Kind / euren Sohn JEſum / euren Vater / den ewigen GOTT / balde ſehen / und Jhrer Herꝛligkeit genieſſen werdet.

Der ungluͤckſelige Herꝛ Braͤutigam ſtehet in ſeiner Gemuͤts-Verwirrung faſt als ein erſtarreter Felß. Alle ſeine Hoffnung endiget ſich in Thraͤnen / und muß eher erfahren was die Ehe ſcheidet / als verbindet. Aber es iſtgeſchehen;[25]geſchehen; ſeine Tugend vollkommene Barbara Helena / hat mit einem andern Heimfuͤhrung gehalten. Sie neh - me nicht tauſend Welte / und verwechſelte Jhr himmliſches Braut-Bette wiederumb mit einem jrꝛdiſchen; was wil er machen? Jene Scardeonia, als jener Acciolinus in Welſchland noch Keuſchheit / noch Alter / noch Leben ſchone - te / hube jhres Geliebten Grab-Stein auff / ſprang auff ſeine verfaulete Gebeine / erwehlte mit jhm ein Grab / und ließ durch den zuruͤckfallenden Stein alle jhre Glieder zer - brechen. (r)Dieſes iſt eine verzweifelte That / welcher kein Chriſte nachfolgen darff. Er rechne es Jhm fuͤr keinen Schimpff / daß ein ander ſeine Braut / oder fuͤr ein Un - gluͤck / daß er Jhn dieſes Paradiſes ſeiner Hoffnung berau - bet. Es hats JEſus gethan / der Jhm die Seligſte von Ewigkeit her / und in der Tauffe ſchon laͤngſt als ſeine Braut verbunden. Die Ehe-Geloͤbnuͤſſe / welche nach allen Solennitaͤten die erſten ſind / behalten uͤberall den Vorzug. Was Jhm genommen / muſte alſo ſeyn von rechts wegen. Aber ich weiß / daß Er JEſum uͤber alles liebet / und bin gewiß daß ſeine Seele / ſeine Seligſte JEſu lieber als Jhm goͤnnen / und ſich unter ſeinen Thraͤnen dar - uͤber erfreuen wird / daß dieſer Braͤutigam ſeinen Schatz im Himmel reicher Vermorgen-Gaben / herꝛlicher unterhalten / und mehr Freude lieffern kan / als in dieſem Thraͤnen-Thal zu erdencken. Es iſt geſchehen / was er der Seligen / er - beten helffen / und was Er ſich ſelbſt / als ſein hoͤchſtes / ſuchet. Das iſt fuͤr kein Ungluͤck zu ſchaͤtzen. Sein Gluͤck unter ſeinen Thraͤnen iſt / daß Er Sie wieder ſehen wird. Die Roͤ - mer pflegten bey jhren Heimfuͤhrungen gewiſſe Sportulas außzutheilen / welches Muͤntzen waren / die beyder vermaͤhle - ten Bildnuͤſſe zeigeten. (ſ)Jch erinnere mich deß Koͤnigs Chilſerich in Franckreich. Dieſer muſte den auffruͤhri -Dſchen[26]ſchen Unterthanen von ſeinem Throne weichen. Ehe er floh / brach er ein Gold-Stuͤck entzwey / und gab die Helffte deſſen ſeinem Freunde Guimeo, und hiemit die gantze Summa ſeiner Hoffuung. Entlich bereueten die Wuͤ - tenden jhr Verbrechen. Guimæus aber ſendete nur die Helffte deß Groſchens an den verjagten Koͤnig. Dieſes war Brieffes gnug / daß er ſeinen alten Thron / hinwieder beſteigen ſolte. Zum jmmer wehrenden Gedaͤchtnuͤß deſ - ſen / ließ er dieſen gebrochenen Groſchen allezeit auff ſeine Muͤntze pregen / mit dieſer ſinureichen Beyſchrifft. For - tuna fidem mutata novavit. Verwandeltes Gluͤck / er - neurete Treue. (t)Ließ ſeine Seligſte Jhme nicht Jhr Bildnuͤß / nicht ſo wol im Gold / als in ſeinem Hertzen zu ruͤcke / als Sie von hinnen ſchiede? Was deuteten Jhm Jhre Reden / da Sie Jhn wol als Jhren Braͤutigam ehr - te / aber jmmer vom himmliſchen redete / anders an / denn daß Sie Jhm vorangehen / und Er Jhr zu dieſer Herꝛlig - keit / die alleine alle Thraͤnen hemmen kan / auch folgen werde. Es iſt ein gluͤckſeliges Ungluͤck / eine Braut alſo verlieren / daß man Sie im Hertzen hat / im Himmel weiß / und balde / balde wieder finden kan.

Jhr aber Tugendergebeue Jungfrau Schweſtern! Es iſt euch die groͤſte Ehre / daß Jhr Freunde der heimfuͤh - renden Braut JEſu ſeyd. Wiſchet ab die Thraͤnen. Denn dieſe ſind nicht mehr noͤthig. Haltet keine Freund - ſchafft in der Welt hoͤher / als die euch mit JEſu verbindet. Jhr ſeyd Jungfrauen. Fuͤhret den Ruhm eurer bekanten Froͤmmigkeit und Eingezogenheit jmmer hoͤher. Gehet der Seligen Braut jmmer nach in Jhren Fußſtapffen deß Glaubens / und der Liebe GOttes. Hier ſeyd Jhr in eurer Mutter Haus / da euch Segen / Gnad / Ehr und Schutz nicht mangeln wird. Dort ſollet Jhr genieſſen / was alle Außer -wehlte[27]wehlte fuͤr euch empfangen. O Freude! Sind wir nicht in den Haͤnden der Engeln / die uns durch dieſe ſchlipffrige Welt fuͤhren! O Wonne! Bricht nicht ſchon der Pallaſt deß Braͤutigams auff. O unaußſprechliche Vergnuͤgung! Hoͤren wir nicht ſchon die uns auß dem Himmel anruffende und bewillkommende Muſie. O ewiger Braͤutigam / laß1. Theſſ. IV. 17. bald anbrechen die gewuͤntſchte Stunde / daß wir dir in der Lufft entgegen kommen / und bey dir ſeyn allezeit / AMEN.

Notæ.

(a)apud Heliodorum l. 2. c. 6 p. 115.
(a)
(b)apud Engelgrav. Luc. Evang. part. 2. p. 157.
(b)
(c)apud Typotium.
(c)
(d)in animadverſionibus ſuper Athen. l. 15. c. 7. legendus Ca - ſaubonus.
(d)
(e)apud Buxtorf. de Sponſal. p. 74.
(e)
(f)hiſtor. part. IV. c. 3.
(f)
(g)Maimon in Hilc. Iſchos c. 9. §. 28.
(g)
(h)vid. Plin. l. 21. c. 8. Sveton. l. 6. c. 28.
(h)
(i)Schabaz eſt facere aliquid oculat im, opere phrygionico, ut ſic hoc loco veſtis, gemmis, fundis aureis incluſis ornata. Sunt enim gemmæ, uniones, margaritæ velut oculi veſt imentorum ſplendidiſſi - mi, ut qui ex gemmata veſte lapillos detraheret, jure diceretur eam excculare: ut Cæcilius Balbus apud Salisberienſem in Policrat. di - cebat de fure ſacrilego, Jovis oculos aureos & gemmatam veſtem deprædante, quis non irruat in eum, qui Jovis oculos aureos eruit, aut argento, gemmisꝙ ſublatis, veſtem nititur excæcare, Rivet. Tom. II. Oper. p. 238. Nos de ſcutulatis ſeqvuti ſumus Sopranem. Si cui placet controverſiæ huic veſtiæriæ intereſſe, legat citatum autorem de re veſtiar. p. 357. 358. ubi contr. Jun. Barbar. Nebriſ - ſenſ. Boifium diſputat.
(i)
(k)Oculi Baſilio libidinis pronubi & quaſi lenæ. Grogor. M. raptores ad culpam.
(k)
(*)Petron. Æqvumne eſt induere nuptam ventum textilem? D 2Palam[28]Palam nudam proſtare, nebula linea? Senec. l. 7. de benef. c. 9. Vi - deo ſericas veſtes, ſi modo veſtes vocandæ ſunt, in quibus nihil eſt, quo defendi aut corpus, aut deniꝙ pudor poſſit: quibus ſumtis mulier, parùm liquidò, nudam ſe non eſſe jurabit. Paulo poſt: Ut matrona noſtræ, ne adulteris quidem, plus ſui in cubiculo, quam in publico oſt endant.
(*)
(l)Omnes Hebrææ linguæ periti in eo conveniunt〈…〉〈…〉8 idem eſſe quod aut pingere, ſ. varia fila intexere diverſorum colo - rum, quod apud Italos, Gallos, & Hiſpanos Recamare, vulgo dicitur, quod verbum Hebræo quadrat, & Arias Montanus retinuit affinem vocem, recamat is, eiſi latina non ſit. Rivet. l. c. Arte phrygionica cœlos factos, David docet, dum cœlos opera digitorum appellat. Fatti a puncta d ago, è di dita, digitis & acu elaboratos videbo - los tuos Pſalm XIX. Ut prolixior non ſim, curioſum lectorem ablego ad Sopran. l. c. p. 350. 352.
(l)
(m)apud Novarin. or at. in laudem Cajetani Thyænœi Tom. I. Varior. Opuſculor.
(m)
(n. o p)de voco thubal vid. Rivet. l. c. Græcum ἀπενεχϑήσον - ται ſignificat ſurſum quaſi aſſumi, aut ſublimem adduoi, vi qua - dam, quod virgini & novæ nuptæ ſatis convenit, vult enim rapi virginitas, ut vulgò dicitar. Idem Rivetus; ſed parùm caſtè. Apud Romanos ſponſa abſtrahebatur velut per vim, è gremio matris, aut ſi illa obierat, cognatæ proximæ, & ad maritum trahebatur ad re - colendam memoriam vetuſtiſſimi matrimonii, cum jubente Romulo Sabinarum mulieres, quæ ad ſpectandos ludos equeſtres, non vero ad matrimonium paciſcundum aderant, per impetum raperentur, & obtinerentur. Kipping. de antiq. Roman. p 577. Pſaltes Spiritus Chriſti ſanctam indicat vim, qua ſicut in regeneratione eandem movit, ut ſe mundumꝙ abnegaret, ita eadem operante in clauſula vitæ, Sponſa dulci quadam violentia è mundo in amplexus Sponſi cœlicos rapitur.
(n. o p)
(q)Gabrielde Henao in empyreologia proponit hoc problema: An beati agent choreas! Affirm. & novem rationibus probat exhi - bitis etiam ſuorum teſt imoniis exercit. 33. Judicium penes alios eſto.
(q)
(r)vid. Mynſicht. in theatro tragic.
(r)
(ſ)vid. Symmach. l. 4. ep. 55. l. 9. ep. 96. & Juret in not. p. 121.
(ſ)
(t)vid. Typot. part. 1. tab. 34.
(t)
Lebens -[29]

Lebens-und Todes-Geſchichte.

ES pranget keine abgebrochene Blume / in der Hand jhrer Verwunderer ſo ſehr / man fraget nach der Art und Ort / woher ſie ent - ſproſſen. Jener eignete den Blumen den Va - ter im Himmel / und die Mutter auff Erden zu. Es erfoderts nicht ſo wol die Gewonheit / als die Wuͤrde / daß wir deren Geſchlecht / Aufferziehung / Gluͤcke / Kranckheit und Tod erzehlen / welche / wo dieſes Fuͤr - ſtenthum ein Paradiß eines Tugendbelobten Adeli - chen Frauen-Zimmers iſt / gewiß als die reineſte Lilie und froͤmmeſte Roſe darinnen gebluͤhet.

Jhr betruͤbteſter Herꝛ Vater iſt der HochEdel - geborne Herꝛ / Herꝛ Chriſtoph von Sommerfeld auß dem Hauſe Falckenhain / auff Ober-und Nie - der Hrunau / Alzenau und Arnsdorff / Fuͤrſtl. Liegnitz. Brigiſcher Rath / und der beyden Fuͤr - ſtenthuͤmer Schweidnitz und Jauer / Ober-Recht - ſitzer / Landes Elteſter und Landes-Beſtalter.

Jhres Herꝛn Vatern Frau Mutter eine gebor - ne von Falckenhain / auß dem Hauſe Fauljupe.

Jhres Herꝛn Vatern Vatern Frau Mutter / eine geborne von Prittwitz / auß dem Hauſe Laß - kowitz.

Jhres Herꝛn Vatern Frau Mutter / Frau Mutter / eine geborne von Sackin / auß dem Hauſe Ratſchuͤtz.

Jhres Herꝛn Vatern / Vatern Vatern FrauD iijMutter[30]Mutter eine geborne von Rainbaben auß dem Hauſe Kadel.

Jhres Herꝛn Vatern Frau Mutter Herꝛn Va - tern Frau Mutter eine geborne von Braunen auß dem Hauſe Schwuſen.

Jhres Herꝛn Vatern Vatern Frau Mutter Mutter eine geborne von Mutſchelnitz auß dem Hauſe Stanſchen.

Jhres Herꝛn Vatern Frau Mutter Mutter Mutter / eine geborne Freyin von Kittlitz auß dem Hauſe Maſſel.

Jhre Frau Mutter iſt geweſen die Weyland HochEdelgeborne Frau / Frau Eliſabeth Som - merfeldin / geborne von Glaubitzin / auß dem Hauſe wenig Walditz / auff Ober - und Nieder - Grunau / Alzenau und Arnsdorff.

Jhrer Frau Mutter Frau Mutter eine gebor - ne von Fauſt Sturm genant / auß dem Hauſe Großkrauſchen.

Jhrer Frau Mutter Herꝛn Vatern Frau Mut - ter / eine geborne von Zedlitz / auß dem Hauſe Großwalditz.

Jhrer Frau Mutter / Mutter Mutter / eine geborne von Wieſin / auß dem Hauſe Kaͤyſers - waldau.

Jhrer Frau Mutter Herꝛn Vatern Vatern Frau Mutter / eine geborne von Blanckenſtein / auß dem Hauſe Linderode.

Jhrer[31]

Jhrer Frau Mutter / Mutter Herꝛn Vatern Frau Mutter / eine geborne von Biebron / auß dem Hauſe Wolffeshain.

Jhrer Frau Mutter / Herꝛn Vatern Frau Mutter Mutter / eine geborne von Rederin auß dem Hauſe Waltersdorff.

Jhrer Frau Mutter / Mutter / Mutter / Mutter / eine geborne von Feſtenberg / Packiſch genant auß dem Hauſe Leuſersdorff.

Hiemit wurde Sie auß einem ſolchen Stam̃ ge - pflantzer / den Sie mit Tugend zu ſeiner Vollkommen - heit befoͤrdern helffen ſolte. Kaͤyſer Severus wolte / ehe er noch die Kaͤyſer-Krone trug / keine andere zur Gemahlin erwehlen / als welcher der Himmel in jhrer Geburts-Stunde Scepter und Kron verſprochen. Weil unſer JEſus dieſe zur Braut haben wolte / ſo ließ Er Sie / nach dem Sie zu Mittelau im Lembergi - ſchen 1653. den 4. April geboren / den 15. darauff Jhm als ſein Kind widergebaͤren / und verordnete Jhr als ſeiner Braut die Kron und Scepter deß himmliſchen Reiches. Alſo hatte dieſe unſere theure Blume / El - tern im Himmel und auff Erden. Was die Froͤm - migkeit deß HochEdelgebornen Herꝛn Vaters und Frau Mutter war / ſo wolten Sie dieſe mit dem Nah - men Barbara Helena dem HErꝛn JEſu geeignete Tochter / zu Jhrer Seligkeit mit bruͤnſtiger Gottes - furcht aufferziehen. Es war auch alles geſegnet. Die HochEdelgeborne Eltern ergetzeten ſich durch den An - blick der erſten Hoffnung / auch ſchon an der vollkom - menen Reiſſe Jhrer Tugenden. Aber der Hoͤchſterieff[32]rieff der Seligen gottsfuͤrchtige und ſorgfaͤltige Frau Mutter durch eine ſelige Auffloͤſung in Jhrem 10. Jahr / Anno 1663. den 22. Maij von hinnen. Ein herber Winter-Tag erſchreckt die auffgebluͤhete Blu - men deß Fruͤhlins wol ſehr / aber er ertoͤdtet Sie doch nicht gar. Die gottſelige Fuͤrſichtigkeit deß Herꝛn Vatern / welche gar gerne ſein Haus als eine geheime Kirche pfleget / unterließ nichts / was die wol angefan - gene Aufferziehung befoͤrdern kunte. Als Er ſich aber 1664. den 28. Octobr. mit der HochEdelgebor - nen / Gottſeligen und Tugendreichen Jungfrauen / Jungfrauen Sophia Magdalena gebornen von Lidla vermaͤhlete / brachte Er der Seligen eine an - dere Frau Mutter / welche Jhr mit Gebet und Tu - gend alſo fuͤrgeleuchtet / wie Sie Sie unterrichtet / daß Sie in dieſem Glantz der Gottesfurcht und Tu - gend prangen koͤnnen / derer Ruhm mit Jhren Ge - beinen nicht vermodern wird. Fuͤr allen Dingen war Jhr Hertze Gott ergeben. Sein Wort / und ein heiliges Gebete war Jhr liebſtes und gewoͤnliches Buch. Hierinnen lernete Sie / wie Sie Gott / dem Nechſten / und ſich ſelbſt dienen ſolte. Wer mit Jhr umbgegangen / hat erfahren / daß Sie wie ein Para - diß-Vogel in der Welt gelebet / die Welt wol erkennet ſich aber jhr nicht ergeben. Die Wuͤrde Jhres Herꝛn Vatern und Jhr Stand hatte Jhr viel Ehre und Freyheit gegeben / aber in einem ſchoͤnen und nach der Welt Art angezogenem Kleide. Demuͤtig und einge - zogen Leben / war Jhr einger Fleiß. Jhre fuͤrnehme Eltern hat Sie mit ſolcher Liebe gefuͤrchtet / daß Sie Jhr auch ein Gewiſſen gemacht / ſelbige mit wiſſent -lichen[33]lichen Gedancken zu beleidigen. Mit Jhren Freun - den gieng Sie alſo umb / daß / wo Sie nicht von jhnen mehr Tugenden lernete / Sie doch ſelbige kein mal weggehen lieſſe / Sie hatte jhnen denn ein neues Exem - pel der eingezogenen Sittſamkeit zur Nachfolge hin - terlaſſen. Die unter Jhr waren / vergnuͤgte Sie mit Jhrer Guͤtigkeit und holdſeligen Freundligkeit / ſo / daß nicht nur die Sie gekennet / ſondern die Sie als unbekant fuͤr Jhre Herꝛſchafft ſchon verehret / Jhren Hintrit ſchmertzlich beweinen. Jhr fuͤrnem - ſter Ruhm iſt / daß Sie GOTT ein zerknirſchtes Hertze ob Jhren Suͤnden / und in demſelbigen eine glaͤubige Zuverſicht zu den Blut-fluͤſſenden Wunden JEſu Chriſti / allezeit geopffert. Sie / welches mit guter Treu bezeuget wird / hat Jhre Beichte allemal mit hertzlicher Zerknirſchung verrichtet / und das al - lerheiligſte Sacrament mit glaͤubiger Andacht ge - noſſen; alſo war ſie wol allemal eine betruͤbte Suͤn - derin / aber auch eine der Seligkeit mit Freuden ver - ſicherte Chriſtin. Dieſe in Jhrem vollkommenen Fruͤhling bluͤhende Tugend Blume / haben viel mit Vergnuͤgung als ein reines Beyſpiel zur Nachfolge angeſehen. Dem einigen Hoch-und WolEdelgebor - nen Herꝛn Maximilian von Mauſchwitz und Armenruß auff Jaͤnowitz / Waltersdorff und Pe - tzelsdorff hatte Sie GOtt zur Braut verordnet. Als dieſer 1671. in hertzlichem Gebete bey dem him̃liſchen Vater / und durch ehrerbietige Bedienung / bey den jrꝛdiſchen HochEdelgebornen Eltern warb / wurde Sie den 18. Octobr. Jhme ehelich verſprochen. Von daran iſt Sie als eine Verlobte bedienet / aber in kei -Enen[34]nen andern Geberden / als welche von Jhrer bekan - ten Sittſamkeit / Eingezogenheit / und holdſeligen[/]Schamhafftigkeit gezeuget / angetroffen worden. Ob es ein Jrꝛthum oder verborgenes Omen geweſen / weiß ich nicht; aber das iſt gewiß / daß / wenn Sie von Zubereitung der kuͤnfftigen Vermaͤhlung gere - det / die HochEdelgebornen Eltern und die Selige ſonderlich / von einer Vorbereitung zur Begraͤbnuͤß geredet. Sie beſtrafften wol Jhren Jrꝛthum mit einem freundlichen Laͤcheln untereinander / aber im Außgange beweinen Sie das damals verborgene traurige Omen. Jn dieſem 1671. Jahre den 11. Febr. befiel Sie in dem Vaͤterlichen Hauſe zu Grunau / eine harte Unpaͤßligkeit / welcher den 15. drauff die furchtſamen Blattern gefolget. Es war die Kranck - heit nicht ſo bald im Hauſe / als Sie Jhre Hertzen zu GOtt ſendeten / und deß Edelen Herren Medici, cum Tit. Herren D. Huhbergen wolbedachten und fuͤr - ſichtigen Rath ſucheten. GOTT gab zu allem ſeine Gnade / daß niemand einge Gefahr deß Lebens be - ſorgete. Die Selige / wieß Jhre gedultige und ge - ſittſame Art / ſtellete ſich / als Sie es mit glaubte / aber Sie behielt Jhre feſte impreſſion, Sie wuͤrde dieſer Niederlage nicht auffkommen. Den 19. Febr. uͤberfiel Sie deß Morgens einige Ohnmacht / und wehrete wol deß Tages durch / aber durch GOttes Gnade und gegenwaͤrtige treue Vorforge deß Herꝛn Medici, wurde die augenſcheinliche Gefehrligkeit jm - mer gehoben. Aber unſere Selige hatte keine an - dere als Sterbens-Gedancken. Ohngefehr umb den Mittag fiel Sie an dem liebſten Herꝛn Vatern /und[35]und bate unter dem Kuſſe ſeiner Hand / Er mochte Jhr doch dieſe letzte Bitte in der Sterbligkeit ge - wehren / und fuͤr Jhre Hochzeit auff den Tag Jh - rer Begraͤbnuͤß alle ſeine Sorge wenden. Deß Nachts hat Sie ſich Jhrem GOTT / nach Jhrer gewoͤhnlichen Andacht / hertzlich befohlen / und gantz wol geruhet. Am 20. Febr. fruͤh gegen ſechs klagte Sie etwas uͤber Beſchwerligkeit und uͤbel ſeyn deß Magens. Jn einem Augenblick / raffte Jhr ein hefftiger Schlag-Fluß / Geſicht / Gehoͤr und Spra - che auff einmal weg. GOtt aber nahm Sie ½ ſie - ben drauff unter der Unbſtehenden hertzlichem Ge - bete in ſeine heilge Armen gantz ſanffte / Jhres Al - ters 19. Jahr weniger 6. Wochen 3. Tage / in Him̃el.

Alſo eilte JESUS mit ſeiner Braut auß dieſer Welt. Hebt auff dieſe erſtarreten Gebeine / es ſind Glieder Jhres Braͤutgams JEſu. Setzet Sie in Jhr jrꝛdiſches Schlaff-Gemach. Bleibet / Jhr Betruͤbten / mit eurem Glauben bey dem Thro - ne deß groſſen GOttes ſtehen. Sehet eur wol auß - geſtattetes Kind / ergetzet euch ob eurer wol verſorg - ten Braut und Freundin. All Jhr Jubel und Lob - Geſang preiſet nicht ſo wol Jhre unaußſprechliche Gluͤckſeligkeit / als Sie euch ſelig nachzufolgen locken. Stehet in eurem JEſu feſte / ſteiget durch Niedertre - tung der Welt und eures gantz betruͤbten Geiſtes / als durch gewiſſe Staffeln jmmer naher gen Him̃el. GOtt aber erſetze bey jhnen allen jhren erlidtenen Verluſt / mit ſeiner Gnade und nimmer vergaͤng - lichen Guͤte / auff daß Jhre Haͤuſer / Leib und Seeldeß[36]deß himmliſch und jrꝛdiſchen Segens vollbleiben hier und ewiglich. Laſt uns aber im hertzlichen Gebete ſorgen / daß unſer Ende ſelig / und ein Eingang zur Hochzeit deß Lammes im Himmel ſey. Darumb betet mit mir hertzlich:

JEſu Braͤutgam frommer Seelen /
Schau in dieſe Marter-Hoͤlen /
Wie uns Suͤnd und Schmach und Pein
Offt ein ſchroͤcklichs Ende draͤun.
Laß doch deine Braut auff Erden
Nicht zu Spott und Schanden werden.
Eile Schoͤnſter mit dem Ende /
Sende deiner Engel Haͤnde /
Daß ſie uns auß dieſer Welt /
Holen in den Himmels Zelt.
Weg / verfluchtes Welt-Getuͤmmel.
JEſu / hol uns in den Himmel.
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About this transcription

TextHeimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel
Author Benjamin Gerlach
Extent36 images; 8436 tokens; 2849 types; 58745 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationHeimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel Nach dem Bilde Psalm. XLV. 14. 15. 16. Benjamin Gerlach. . 36 S. Johann Christoph JacobBreslau1672.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 E 291/39-43 / 354527

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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