PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Geiſtliche Verlobung Einer glaͤubigen Seelen mit Chriſto /
Bey Hoch-Adelicher Leich-Beſtattung Der Hoch-Edel-gebornen / Hoch-Ehr - und Tugendreichen Jungfrauen Barbaren Helenen / geborne von Sommerfeld / Deß Hoch-Edel-gebornen / Geſtrengen und Hochbenahmten Herren Chriſtoph Ernſts von Sommerfeld / Auff Ober - und Nieder-Grunau / Alzenau und Arnßdorff. Fuͤrſtl. Brieg - und Wohlauiſchen Raths / der Fuͤrſtenthuͤmer Schweidnitz und Jauer Ober-Rechtſitzer / Landes-Elteſten / und Landes-Beſteltens / Hertzgeliebteſten Jungfrauen Tochter / Und Deß Hoch-Edel-gebornen / Geſtrengen und Hochbenahmten Herꝛn Maximilian deſz Juͤngern / von Mauſchwitz und Armenruhe / auff Jenowitz / Waltersdorff und Petzelsdorff / Verlobten Jungfrauen Braut; Auß Hoſeæ c. II. v. 19. 20. den 7. Martii, als zuvor angeſetz - ten Hochzeit-Tage / dieſes 1672. Jahres / auff dem GOttes-Acker zur H. Dreyfaltigkeit fuͤr Schweidnitz / kuͤrtzlich gewieſen
Breßlau/ Jn derBaumanniſchen Erben Druckerey〈…〉〈…〉[Jacob / Factor]
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JESUS.

  • U Nſer allerliebſter Seelen-Braͤutigam / der ſich mit uns in Ewigkeit verlobet / in Ge - rechtigkeit und Gericht / in Gnade und Barmhertzigkeit vertrauet / regire uns mit ſeinem Heiligen Geiſte / daß wir Jh - me im Glauben und ſeiner Erkaͤntnuͤß treu bleiben biß ans Ende / und dermal - eins / als ſeine Braut / von jhme zur him̃ - liſchen Hochzeit eingeholet werden moͤ - gen / ſo wollen wir Jhn ſam̃t ſeinem Va - ter und dem Heiligen Geiſt loben und preiſen zeitlich und ewig / Amen!

EUer Feyer-Tage ſollen zu Trauer-Tagen werden. Die - ſer Prophetiſchen Worte / jhr lieben in dem HErren JEſu / auch nach ſei - nem gnaͤdigſten Willen hoͤchſt-be - truͤbteſte / leidtragende Chriſten / er - innerte ſich der alte fromme Tobias / Cap. II. v. 6. Die - ſer hatte an deß HErren Feſt ein Freuden-Mahl zuge - richtet / und ſeine Gottfuͤrchtigen Freunde dazu einge - laden / daß ſie mit jhm eſſen ſolten. Als jhm aber ſein Sohn andeutete / daß einer auff der Gaſſen tod lege /A ijtraͤgt[4]traͤgt er jhn heimlich in ſein Haus / daß er jhn deß Nachts begruͤbe. Drauff er zwar ſein Brodt / aber mit Trauren / und dachte an das Wort deß HErren /c. VIII. v. 10. welches er durch Am〈…〉〈…〉, den Propheten geredet hatte: Euer Feyer-Tage ſollen zu Trauer-Tagen werden.

So macht es Gott mit den Seinen. Keine zeit - liche Freude iſt ſo groß / die er jhnen nicht mit Trauren vermiſche. Keine Lieb ohne Leid. Den boͤſen Tag ſchaffet Gott nebſt dem guten. Eccleſ. VII. v. 15.

Was ſoll ich jetzo anders zu jhnen ſagen / Hoch - Edel-geborne / Geſtrenge / hertz-bekuͤmmer - ter Herꝛ Vater / aller-betruͤbteſter Herꝛ Braͤutigam / als: Euer Feyer-und froͤlichen Hoch - zeit-Tage / die heute jhren Anfang nehmen ſollen / ſind zu Trauer-Tagen worden. Jhr Freuden-Mahl war auch allbereit angeſtellet / die Gottfuͤrchtigen dazu ein - geladen / und es iſt durch den unverhofften Todes-Fall jhrer allerliebteſten Jungfrau Tochter und verlobeten Braut / zum Trauer-Mahl worden. Heute ſolte die Freude deß Herren Vaters / die Er uͤber-gluͤcklicher und wolgerathenen Aufferziehung ſeiner allerliebte - ſten Jungfrau Tochter gehabt / durch ehrliche Auß - ſtattung gleichſam vollkommen werden; und Er wird durch jhren unverhofften Todes-Fall betruͤbet. Heute ſolte der edele Herꝛ Braͤutigam dieſes ſeines außerwehlten Schatzes theilhafftig werden / und ſie wird jhm entzogen. Heute ſolte man dieſe edele Braut mit Freuden / in jhren geſtuͤckten Hochzeit - Kleidern zu jhrem Allerliebteſten fuͤhren / und Sie iſt mit dem Sterbe-Kittel angeleget. Heute ſolte Siedurch[5]durch Prieſterliche Hand / mit jhrem Liebteſten ver - trauet / und eingeſegnet werden / und jhr Todes-Fall wird beklaget. Heute ſolte man Sie in jhre Braut - Kammer fuͤhren / und man traͤgt Sie in die Grufft. Jhr Braut-Bette iſt in dieſen Sarg verwandelt. Heute ſolten Sie allerſeits / in jhren Hochzeitlichen Freuden-Kleidern / mit allerhand froͤlichen Gluͤck - wuͤntſchungen bey dieſer Hochzeit erſcheinen / und muͤſ - ſen hingegen in jhren Trauer-Kleidern / mit jaͤmmer - lichen Klagen / tauſendfachen Seufftzern / und unauff - hoͤrlichen Thraͤnen die edele Braut zur Erden beſtat - ten. Ach! Euer Feyer-Tage ſind zu Trau - er-Tagen worden! Jene uͤberauß ſchoͤne Jndia -Eraſmus Franc. im Kunſt - und Sitten-Spie - gel / p. 27. niſche Braut / die / nach jhrer Sprache / den Nahmen der Allerſchoͤneſten fuͤhrete / und einem uͤberauß-reichen Fuͤrſten verlobet / ward am Hochzeit-Tage von einem Tygerthier zerriſſen. Ein edeler Spanier Maldona - tus kam jhr zwar zu Huͤlffe / erlegte auch die Beſtie gluͤcklich / aber zu langſam. Die Braut war zerriſſen und tod. Deß gelehrten Frantzoſen Jacobi BongarſiiCaſaub. Epiſt. 128. Braut / ſtarb zu Straßburg die Stunde / da ſie mit ge - dachtem jhrem Braͤutigam ſolte copuliret werden. Und unſer edele Braut wird am Tage jhrer Hochzeit zur Erden beſtattet. So ward auß der Hoch - zeit ein Hertzeleid / und auß dem Pfeiffen ein Heulen / heiſt es auch von eurer / wie von der Kinder Jambri Hochzeit / I. Macc. IX. v. 41.

Ob nun zwar dieſer unverhoffte Todes-Fall / wie dem Hochbekuͤmmerten Herren Vater / alſo ſonderlich dem Allerbetruͤbteſten Herren Braͤutigam hoͤchſt -A iijſchmertz -[6]ſchmertzlich / und biß in die Seele dringet / ſo iſt doch dieſes hierwieder der allerbeſte Rath / und das kraͤff - tigſte Mittel / daß Sie ſich / als Chriſten / wie in allen andern / alſo auch dieſem Falle dem allergenaͤdigſten Willen jhres treuen Gottes / geduldig unterwerffen. Nach dieſem iſts geſchehen / daß dieſe beyde verliebte Perſonen zwar hier ſolten vermaͤhlet / aber (wie es nun der Außgang erwieſen) dieſe angefangene Hey - rath nicht ſolte vollzogen werden. Gott hat ſeine heilige Urſachen / die Er euch nicht offenbaret. Genug iſts / daß jhr als Chriſten / auch dißfalls ſeines aller - gnaͤdigſten Willens verſichert ſeyd. Hier ſolte die Verlobung / im Himmel aber die Verehe - ligung geſchehen. Maſſen es auch allerdings recht und billich / daß dieſe edele Braut dem Jenigen vereheliget werde / dem Sie am erſten verlobet wor - den / Nemlich jhrem allerliebſten Seelen-Braͤutigam Chriſto JEſu / der allbereit in der heiligen Tauffe zu jhr geſprochen:

(Textus Hoſ. II. v. 19. 20.)JCh wil mich mit dir verloben in Ewigkeit / ich wil mich mit dir ver - trauen in Gerechtigkeit und Ge - richt / in Gnad und Barmhertzigkeit / ja im Glauben wil ich mich mit dir verlo - ben / und du wirſt den HERREN erkennen.
Welches[7]

Welches auch eben unſer Text iſt / den wir uns bey Hoͤchſt-Adelicher Sepultur dieſer verlobeten Jung - frau Braut / kuͤrtzlich abzuhandeln / und nach Jnhalt deſſelben

Von der Glaͤubigen Seelen Verlo -Propoſ. bung mit Chriſto / zu reden / gefallen laſſen. Unſer JEſus laß alles zu ſeiner heiligen Ehre / der Betruͤbten kraͤfftigem Troſte / und unſer allerſeligſten Erbauung geredet werden / Amen!

Abhandelung.

JN dem Bildnuͤß deß heiligen Eheſtan - des hat unſer lieber Heiland Chriſtus Je - ſus das Geheimnuͤß zwiſchen jhme und ſei - ner Braut / oder der Geiſtlichen Ehe bezeich - net / welche nichts anders iſt / als die innerliche und ewi - ge Vereinigung der Glaͤubigen mit Gott. Das Geheimnuͤß iſt groß / ich ſage aber von Chriſto und der Gemeine / ſagt Paulus, Epheſ. V. v. 32. Wie nu vor der jrꝛdiſchen Hochzeit die Verlobung vorher ge - het / ſo auch vor der geiſtlichen und him̃liſchen. Unſer Text redet von der Verlobung: Jch wil mich mit dir verloben; Und ſtellet uns zu betrachten fuͤr

I. Die verlobeten Perſonen.

DEr Braͤutigam redet hier ſelber / und deutet ſich an durch das Wort Jch. Dieſer iſt kein bloßer Menſch / wer der auch jmmer ſeyn / und ſich dafuͤraußge -[8]außgeben moͤchte. Sondern der Sohn Gottes / wah -c. XIII. v. 14. rer Gott und Menſch / der eben bey dieſem Prophe - ten ſich ſo troſtreich verlauten laͤſſet / Er wolle uns er - loͤſen auß der Hoͤlle / und vom Tode erretten / dem Tode eine Gifft / und der Hoͤllen eine Peſtilentz ſeyn. Der mahlet ſich hier ab in dem Bildnuͤſſe eines Braͤuti - gams / wie ſonſten anderwerts mehr. Wie ſich ein Braͤutigam freuet uͤber der Braut / ſo wird ſich dein Gott uͤber dir freuen / Eſa. LXII. v. 5. Johannes ſein Vorlaͤuffer nennet jhn auch alſo: Wer die Braut hat / der iſt der Braͤutigam / der Freund aber deß Braͤutigams ſtehet / und hoͤret jhm zu / und freuet ſich hoch uͤber deß Braͤutigams Stimme / Joh. III. v. 29. Koͤnig David in ſeinem XLV. Pſalm / und Salomo in ſeinem Hohen Liede koͤnnen ſich an dieſem Bildnuͤß nicht genug beluſtigen. Was ſie ſingen und ſagen / das iſt von dieſem Braͤutigam. Hiemit gab unſer Hei - land zu verſtehen / es koͤnne das Werck unſerer Erloͤ - ſung und Seligkeit nicht deutlicher und troͤſtlicher erklaͤret werden / als in dem Bildnuͤß eines jrꝛdiſchen Braͤutigams und ſeiner Braut / die nach jhrer Verlo - bung mit einander vereheliget / und unauffloͤßlich zu - ſammen gefuͤget werden. Den Zuſtand ſeines Him - melreichs auff Erden / ſeiner heiligen Kirchen verglei - chet er ſelber einem Koͤnige / der ſeinem Sohne Hoch - zeit machte / und die Gaͤſte dazu ruffen ließ / Matth. XXII. v. 2. Koͤnte auch meines Beduͤnckens / in der gantzen heiligen Schrifft was lieblichers von Chriſto zu finden und zu hoͤren ſeyn / als daß Er ſich in dem Bil - de eines Braͤutigams darſtellet? Und zwar eines ſol - chen / der allen Jrꝛdiſchen vorgehet am Geſchlechte / Er iſt eines Koͤnigs Sohn. Zwar biß dahin bringtes[9]es auch manch jrꝛdiſcher Braͤutigam / daß er / wie eines Kaͤyſers und Koͤnigs Sohn / alſo ſelbſten ein Koͤnig und Herꝛ ſey / aber nicht wie unſer Heiland; der ein Koͤ - nig iſt aller Koͤnige / und Herr aller Herren / I. Tim. VI. v. 15. Seine Geburt hat Er von Ewigkeit her auß dem Goͤttlichen Weſen ſeines him̃liſchen Va - ters / Pſal. II. v. 7. und alſo iſt Er ſelbſt Gott uͤber alles / Rom. IX. v. 5. An Macht und Gewalt. Hat ein jrꝛdiſcher Braͤutigam ein Koͤnigreich / oder auch etliche / und wird daher fuͤr einen Großmaͤchtig - ſten und Unuͤberwindlichſten gehalten / ſo iſts doch noch das wenigſte Theil der Erden. Erſtreckte ſich aber auch ſchon ſeine Gewalt uͤber die gantze Welt / ſo wuͤrde er doch noch nicht / wie unſer Braͤutigam / von ſich ſagen koͤnnen / Mir iſt gegeben alle Gewalt im Himmel und auff Erden / Matth. XXVIII. v. 18. Alles liegt unter ſeinen Fuͤſſen / Pſal. VIII. v. 7. Seine Ge - walt iſt ewig / die nicht vergehet / und ſein Koͤnigreich hat kein Ende / wie nemlich die / durch die vier Thiere vorgebildete vier Haupt-Koͤnigreiche alleſam̃t verge - hen muͤſſen / Dan. VII. v. 14. An Reichthum und Vermoͤgen. Haͤtte ein jrꝛdiſcher Braͤutigam gleich alle Schaͤtze der Welt / und jhre Herꝛligkeit / ſo waͤre es doch noch nicht die unerforſchliche Tieffe / und der uͤber - ſchwengliche Reichthum unſers Herren Jeſu / von deſſen Fuͤlle wir alle genommen haben Gnade umb Gnade / Joh. I. v. 16. An Schoͤnheit und Hold - ſeligkeit / maſſen Er nach ſeiner Menſchlichen Na - tur der Schoͤneſte unter den Menſchen Kindern / und nach ſeiner ewigen Gottheit die aller-vollkommenſte und weſentliche Schoͤnheit ſelber iſt; Wie Er nachBdieſen[10]dieſen Stuͤcken und Vorzuͤgen allen / in dem Braut - Liede / welches jhme Koͤnig David mit den Kindern Korah abgeſungen hat / beſchrieben wird / Pſal. XLV. Und zwar iſt Ers alleine / und der Eintzige / auſ - ſer welchem kein anderer Braͤutigam iſt ſeiner Ge - meine / von welchem der Apoſtel an ſeine Corinthier ſchreibet: Jch habe euch vertrauet Einem Manne / daß ich eine reine Jungfrau Chriſto zubraͤchte / II. c. XI. v. 2. Wolte es ein ander ſeyn / ſo hat jhm dieſerc. quoniam. De〈…〉〈…〉 mmunit. in 6. Braͤutigam ſchon laͤngſten durch den Propheten Eſaiam zuſchreyen laſſen: Jch wil meine Ehre keinem andern laſſen. c. XLVIII. v. 11.

Die Braut bey dieſer geiſtlichen Verlobung / iſt angedeutet in dem Wort / mit dir. Dieſe iſt die heilige Chriſtliche Kirche / wie ſie in der gantzen Welt zerſtreuet / doch aber im Geiſt und Glauben alſo verei - niget / daß ſie iſt eine Gemeine der Heiligen. Welche Wuͤrde nachmals eine jegliche glaͤubige Seele erlan - get / die in Chriſto wider geboren / erneuret / Geiſtlich lebendig / eine neue Creatur worden iſt / und alſo jhme allein anhanget. Dieſe Braut iſt von Natur gerin - ge / von Geſtalt heßlich / am Vermoͤgen arm / elend und jaͤmmerlich / blind und bloß / Ezech XVI. v. 6. Apoc. III v. 17. Es fehlete Jhr / wie am Lichte der heilſamen Erkaͤntnuͤß Gottes wider jhre Blindheit / alſo am Golde deß Glaubens wider jhre Armut / und fuͤrnem - lich an dem weiſſen Kleide der Gerechtigkeit JESU Chriſti / wider jhre Bloͤſſe. Und dennoch hat ſie Chri - ſto gefallen Sie jhm zur Braut zu erwehlen / mit meh - rer Verwunderung / als da Koͤnig Ahaßverus die aͤrmſte Eſther / und etwa ein Roͤmiſcher Kaͤyſer einesPhilo -[11]Philoſophi Tochter zur Ehe genommen. Was dem -Theodoſius filiam Leon - tii Philoſo - phi. Godofr. Chronic. p. 410. plura exempla ex Paulo Diac. & Polydor. allegata vide ap. Quiſtorp. in Eſther. c. 2. v. 6. nach ein Braͤutigam ſeiner Braut Liebes jemals er - weiſen kan / das thut Chriſtus / und zwar in viel hoͤ - herm Grad. Er liebet ſie hertzlich. Meine Freundin / meine Schoͤne / meine Taube / meine Schwe - ſter / meine Braut / meine Liebe in den Wolluͤſten / ſind die Liebes-Titul / und hertzlichen Nahmen / womit Er jhr ſeine inbruͤnſtige Liebe zu erkennen giebet. Dazu kom̃t ſein Blut und Tod. Chriſtus hat geliebet die Gemeine / und hat ſich ſelbſt fuͤr ſie gegeben / Epheſ. V. v 25. Jch laſſe mein Leben fuͤr die Schafe / ſagt Er ſelber / Joh. X. v. 15. Er ehret ſie hoch / daß ſie von ſeinen Strahlen glaͤntzet. Jhre Gliedmaſſen / die recht - ſchaffenen Chriſten ſind zu dieſer Wuͤrde kommen / daß ſie Kinder Gottes / Erben Goetes / Mit-Erben Chriſti / Koͤnige / und Prieſter fuͤr Gott / heiſſen und ſind; Auch dermaleins / nach gluͤcklicher Uberwindung / auff ſei - nem Stuhl ſitzen ſollen / Rom VIII. v. 16. 17. Apoc. I. v. 6. c. III. v. 21. Er bekleidet und ſchmuͤcket ſie ſchoͤn / Er heiliget und reiniget ſie durch das Waſſerbad im Wort / auff daß Er ſie jhm ſelbſt dar - ſtellet eine Gemeine / die herꝛlich ſey / die nicht habe einen Flecken oder Runtzel / oder deß etwas / Epheſ V. v. 26. Sein Blut waͤſchet ſie / daß ſie Schneeweiß worden / Apoc I. v. 5. Pſal. LI. v. 9. Er zeucht jhr an den Braut - Rock ſeiner Gerechtigkeit / und bekleidet ſie mit dem Kleide deß Heils / Eſa. LXI. v. 10. Der reinen und ſchoͤ - nen Seiden / welche iſt die Gerechtigkeit der Heiligen / Apoc. XIX. v. 8. Dazu kommen die koͤſtlichen Kleinot undGeſchmeide. Prangete Rebecca in jhren ſilbernen und guͤldenen Kleinodien und Kleidern / Geneſ. XXIV. B ijalſo[12]alſo die Braut Chriſti vielmehr: Jch freue mich in dem HErren / ſagt Sie / und meine Seele iſt froͤlich in meinem Gott. Jch berde in meinem Geſchmeide / Eſa. LXI. 10. Sein Schmuck iſt jhre Schoͤnheit. Darinnen ſihet Er ſie am liebſten. Wie ein Braͤuti - gam ſeine Braut am allerliebſten ſihet in dem Schmuck / welchen Er jhr ſelbſt gegeben: Alſo ſihet auch JEſus eine glaͤubige Seele / in ſeinem eigenen Schmucke / in ſeiner Gerechtigkeit und denen jhr ver - liehenen Gaben deß Heiligen Geiſtes am liebſten. Und ſo heiſts von jhr: Die Braut ſtehet zu deiner Rechten in eitel koͤſtlichem Golde. Deß Koͤniges Tochter iſt gantz herꝛlich inwendig / ſie iſt mit guͤldenen Stuͤcken gekleidet. Man fuͤhret ſie in geſtuͤckten Kleidern zum Koͤnige. Pſal. XLV. v. 14. Er ſchuͤtzet und ver - ſorget ſie. Jſt jhre feurige Mauer umb ſie her / Er zeiget ſich herꝛlich / und iſt bey jhr drinnen / Zach. II. 5. Pſal XLVI. v. 6. Und daß er durch angenehme Geſchencke jhre Liebe je mehr und mehr gewinne / Nim̃t Er ſie in die Gemeinſchafft ſeiner Guͤter / ſchencket jhr alle ſeine Gerechtigkeit / daß ſie ſaget: Jm Herrn hab ich Gerechtigkeit und Staͤr - cke / Eſa. XLV. v. 24. alles iſt mein / I. Cor. III. v. 22. Und endlich fuͤhret Er ſie heim / daß ſie iſt / wo Er / und ſeine Herꝛligkeit ſihet / die jhm ſein hm̃liſcher Vater gegeben hat / Joh. XVII. v. 24.

II. Die Verlobung an Jhr ſelber.

JSt allenthalben in dem dreymal widerholeten Worte:〈…〉〈…〉1 verloben / vertrauen /verlo -[13]verloben. Wenn zwo verliebte Perſonen mit Bewilligung der Eltern / oder die an Eltern ſtatt ſind / in beyſeyn ehrlicher Leute / einander die Ehe verſpre - chen / den Mahl-Schatz gegen einander außwechſeln / und hieruͤber eine gewiſſeEhe-Beredung auffrichten / ſo heiſts eine Verlobung. Solche Beſchaffenheit hat es mit der geiſtlichen Verlobung Chriſti und der Kir - chen / oder einer glaͤubigen Seele. Da ſich JEſus mit jhr verloben wolte / gab der him̃liſche Vater auß hertz - licher Liebe und Barmhertzigkeit ſeinen Conſens willig drein. Er wolte daß allen Menſchen ſolte ge - holffen werden / I. Tim. II v. 4. Darumb ſprach Er zu ſeinem lieben Sohn / die Zeit iſt hie zu erbarmen / fahr hin meines Hertzens werthe Kron / und ſey das Heil der Armen. Und hilff jhnen auß der Suͤnden Noth / erwuͤrg vor ſie den bittern Tod / und laß ſie mit dir leben. Worauff er jhm auch ſelber die Hochzeit mach - te / Matth. XXII v. 2. Die Frey-Leute und Werber ſind alle treuen Diener Chriſti / Lehrer und Prediger / vor welchen ſich Paulus außgab / ſagende: Jch habe euch vertrauet einem Manne / daß ich eine reine Jungfrau Chriſto zubraͤchte / das iſt / ich bin derἡρμοσάμην deſponſavi. Sic LXX. Prov. 19. 14. παρὰ ηυρίου ἁρμόζεται γονὴ ἀνδρὶ. Brautfuͤhrer geweſen / und habe die geiſtliche Verlo - bung zwiſchen Chriſto und euch zuwege gebracht / II. Cor. XI. v. 2. Die außgewechſelten Mahl-Schaͤtze ſind

An Seiten deß Braͤutigams / die Gerechtig - keit / das Gerichte / Genad / und Barmher - tzigkeit. Sonſten heiſt der HeiligeGeiſt das Pfand / oder der Mahl-Schatz / II. Cor. I. v. 22. Eleazar gabB iijder[14]der Rebecca eine guͤldene Ohren-Spange / und Arm - Ring / im Nahmen jhres Braͤutigams / Gen. XXIV.Curtius l. 10. c. 5. Et Juſti - nus l. 12. ſub finem: Sextâ die, præcluſâ voce, exem - ptum digito annulum Perdiccæ tradidit: quæ res gliſcen - tem amicorũ diſſenſionem ſedavit. Nam etſi non vo - ce nuncupa - tus hæres, judicio tamẽ electus eſſe videbatur. v. 22. Alexander Magnus uͤberreichte auff ſeinem Tod-Bette dem Perdiccæ ſeinem treuen Kriegs - Oberſten ſeinen Ring / zur Anzeige / daß er nach jhm das Regiment antreten ſolte. Hier uͤbergibet Chriſtus ſeiner Braut einen Ring mit vier Edelſtei - nen. Der Erſte heiſſet Gerechtigkeit / wenn er jhr ſeine erworbene Gerechtigkeit in der Rechtfertigung zurechnet / ſelber jhre Gerechtigkeit wird / daß ſie nichts verdammen kan / weil Chriſtus hier iſt / der gerecht macht / Rom. VIII. v. 33. Der Ander iſt / Gericht / wenn Er ſie daſelbſt loß ſpricht / daß ſie wider alle Fein - de mit Freuden ſtehen kan / und ſagen: Ach Herr zoͤrn nicht / geh nicht ins Gericht / dein Sohn hat mich ver - ſoͤhnet! Der Dritte iſt / Gnade / der Brunnquell der Liebe und aller darauß flieſſenden Wolthaten / Und der Vierdte / Barmhertzigkeit / wenn er taͤg - lich ſeine〈…〉〈…〉2 und Erbarmungen uͤber ſie auß - ſchuͤttet / ſie mit Gnad und Barmhertzigkeit kroͤnet / Pſal. CIII. v. 4. Weiſende / wie Er jhr auß Barmher - tzigkeit ſeinen Sohn geſchencket / deſſen Tod als ein voll - kommenes Loͤſegeld angenommen / jhr numehr alles zureche / ſie rechtfertige / und endlich auch herꝛlich ma - chen werde. Das iſt der koͤſtliche Mahl-Schatz / wo - mit Chriſtus ſeine Braut beſchencket.

Die Braut / die Aermſte / hat nichts / als den Glauben / und das rechte Erkaͤntnuͤß / womit ſie den Handſchlag von ſich gibt / und ſich jhrem Braͤutigam auffs feſte verbindet. Jm Glaubenwil[15]wil ich mich mit dir verloben. Das Wort / Glauben / iſt nicht auff Chriſtum den Braͤutigam zu referiren / ſondern auff die Braut / und wird hiemit jhre Pflicht bey dieſer heiligen Verlobung angedeu - tet. Das erhellet (1) darauß / weil es eine Verlo - bung / und alſo ein von zweyen Theilen auffgerichteter Contract iſt. Wenn nu ſelbige an Seiten Gottes ge - ſchihet in Gerechtigkeit nnd Gericht / in Gnad und Barmhertzigkeit / ſo geſchihet ſie an Seiten unſer im Glauben und kindlichem Gehorſam / ohne welchen es unmuͤglich iſt Gotte gefallen / und zu jhm zu kommen; Ebr. XI. v. 6. Welches auch (2) auß der drauff folgenden Beſchreibung deß Glaubens zu ſehen: Und du wirſt den HERRN erkennen / Allwo das Woͤrtlein Und / (Vau) nicht ſo wol bin - det als erklaͤret / daß es heiſſe / im Glauben / welcher iſt die rechte Erkaͤntnuͤß Gottes / wil ich mich mit dir ver - loben. Dieſe Erkaͤntnuͤß iſt nicht nur eine bloſſe Wiſ - ſenſchafft von Gott / ſondern faſſet in ſich die hertzliche Liebe / kindiiche Furcht / und das feſte vertrauen auff Gott / das iſt der rechte Glaube / der gerecht und ſe - lig machet. Durch ſein Erkaͤntnuͤß wird Er / mein Knecht / der Gerechte / viel gerecht machen / Eſa. LIII. v. 11. Welches die heilſame Erkaͤntnuͤß deß Glaubens iſt / wovon Er ſelber redet: Das iſt das ewige Leben / daß ſie dich / daß du allein wahrer Gott biſt / und den du geſand haſt / JESUM Chriſtum erkennen / Joh. XVII. v. 3. Dieſen Glauben braucht die Braut als ein kraͤfftiges Mittel und Werckzeug / womit ſie jhren Braͤutigamer greiffet / und jhr denſelben mit alle ſeinem Verdienſt und Wolthaten eigen machet.

Der[16]

Der Jnhalt der Ehe-Beredung iſt: Das ſoll der Bund ſeyn / den ich mit dem Hauſe Jſrael machen wil / ſpricht der Herr. Jch wil mein Geſetz in jhr Hertz geben / und in jhren Sinn ſchreiben / und ſie ſollen mein Volck ſeyn / ſo wil ich jhr Gott ſeyn / Jer. XXXI. v. 33. Lev. XXVI. v. 11. 12.

Dieſe heilige Verlobung iſt allerdinges gewiß / und dahero mit dreyfacher Widerholung deß Wortes Verloben / befeſtiget. Gottſelige Hertzen haben hier uͤber dieſe Gedancken / dieſer Bund ſey von der gan - tzen Heiligen Dreyfaltigkeit auffgerichtet / und beſte - tiget / alſo / daß der Vater eine glaͤubige Seele an Kin - des Statt annehme / der Sohn ſelbſt der Braͤutigam ſey / und die Geiſtliche Ehe mit jhr antrete / der Heilige Geiſt ſie unterrichte / in alle Wahrheit leite / und auff der ebenen Bahn der Gebote Gottes allezeit fuͤhre / Joh. XVI. 13. Pſal. CXLIII. v. 11. So gewiß ſie aber iſt / ſo feſte iſt ſie auch und beſtaͤndig / ſie ſoll waͤh - ren in Ewigkeit. Wie manche Ehegeluͤbte wird bey den Menſchen gebrochen! Heute verbindet man ſich mit einander / Morgen iſts zerriſſen. Aber diß Geluͤbte ſoll nimmermehr / auch durch den Tod nicht getrennet werden / ſondern ewiglich bleiben. Jch wil mit dir einen ewigen Bund auffrichten / ſagt unſer Gott / Ezech. XVI. v. 60. Es ſollen wol Berge weichen / und Huͤgel hinfallen / aber meine Gnade ſoll nicht von dir weichen / und der Bund meines Friedes ſoll nicht hinfallen / ſpricht der Herr / dein Erbar - mer / Eſa. LIV. v. 10.

Hierauß[17]

Hierauß erſcheinet nun

Die uͤberauß groſſe Liebe Chriſti gegen das arme Menſchliche Geſchlecht. Es iſt zwar ein groſſes / daß uns der him̃liſche Vater auß Genaden zu Kindern angenommen: Ein groͤſſers aber / daß er uns zu ſeines Sohnes Braut erwehlet / und ſich JE - SUS mit uns in Ewigkeit verlobet hat. Dieſes iſt die aller-genaueſte innerliche Vereinigung / da wir ein Geiſt und ein Fleiſch mit Chriſto unſerm BraͤutigamI. Cor. VI. v. 17. worden ſind. Er hat jhme den armen Menſchen / fuͤr den Engeln / zur Braut erwehlet. Und machts alſo gar anders als die Menſchen; Dieſe ſehen in Erweh - lung jhrer Ehegatten auff hohen Stand / Schoͤnheit / Reichthum / und andere vergaͤngliche Dinge / Chri - ſtus aber auff die Elendeſte / Heßlichſte / und Aermſte. Doch iſt dieſes das allergroͤſſeſte Kenn-Zeichen ſeiner hertzlichen Liebe / daß / ob wir ſchon den erſten Bund und Glauben / durch die Suͤnde / gebrochen / und jhme abtruͤnnig worden / Er ſich doch unſerer gnaͤdigſt er - barmet / und ſich wiederumb auffs neue mit uns ver - lobet und vertrauet hat. Welch ehrlicher Mann nim̃t ſein im Ehebruch begriffenes / und deswegen verſtoſſe - nes Weib wieder an / und wohnet bey jhr? Aber unſer Gott verſpricht wol allhier / Er wolle ſich mit uns Treuloſen und Abtruͤnnigen wieder verloben / und zwar feſte / und in Ewigkeit. Du haſt mit vielen Buh - lern gehuret / doch kom̃ wieder zu mir / ſpricht der Herr / Jer III. v. 1. Mercke dieſes / du fromme Seele.

1. Zu Betrachtung deiner groſſen Wuͤrdigkeit. Waͤre es nicht genug / daß du eine Freundin / ein Kind / eine Schweſter dieſes deines aller -Cliebſten[18]liebſten Bruders / deß Herren Jeſu / waͤreſt? Aber du biſt auch ſeine Braut / und Er dein aller-holdſelig - ſter und aller-treueſter Braͤutigam. Welch eine Wuͤrde dauchts doch den David zu ſeyn / daß er ſich in das Koͤnigliche Geſchlechte Sauls verheurathen ſolte! Wer bin ich / und was iſt mein Leben / und Geſchlecht meines Vaters in Jſrael / daß ich deß Koͤnigs Eydam werden ſoll? I. Sam. XVIII. v. 18. Viel eine groͤſſere iſts einer glaͤubigen Seele / ſich in Gottes Geſchlecht verheurathen / mit dem eingebornen Sohn Gottes vermaͤhlet / und deß Koͤnigs Tochter werden? Pſal. XLV. v. 14. Sie ruffet billich auß heiliger Ver - wunderung: Herr / was iſt der Menſch / daß du ſein gedenckeſt / und deß Menſchen-Kind / daß du dichUnde tibi, ô humana ani - ma, unde tibi hoc, unde tam inæſti - mabilis glo - ria, ut ejus Sponſa me - rearis eſſe, in quem angeli deſiderant proſpieere? Unde tibi hoc, ut ipſe ſit ſponſus tuus, cujus pulehritudi - nem Sol & Luna miran - tur, ad cujus nutum uni - verſa mutan - tur? Sermon. 2. Dom. 2. Epiphan. ſein annim̃ſt / alſo / daß Er die Braut Chriſti worden iſt? Pſal. VIII. v. 5. Woher kom̃t dir das / du Menſch - liche Seele / woher kom̃t dir dieſe unſchaͤtzbare Ehre / daß du deſſen Braut wirſt / welchen die Engel geluͤſtet anzuſchauen? Woher kom̃t dir das / daß dieſer dein Braͤutigam iſt / uͤber deſſen Schoͤnheit ſich Sonn und und Mond verwundern / und auff deſſen Winck alles ſich verendern muß / fragt der fromme Bernhard. Behalt es auch

2. Zu Außuͤbung deiner Pflicht und Schuldigkeit. Eine verlobete Braut liebet jh - ren Braͤutigam hinwiederumb hertzlich: Alſo mache du es auch mit deinem Seelen-Braͤutigam. Sage mit David: Hertzlich lieb hab ich dich / Herr meine Staͤrcke / Herr mein Felß / mein Burg / mein Erretter / mein Gott / mein Hort / auff den ich traue / Pſal. XVIII. v. 2. Beruffe dich hierinnen auff ſeine All -wiſſenheit /[19]wiſſenheit / und ſprich mit Petro / Heer / du weiſſeſt alle Dinge / du weiſſeſt / daß ich dich lieb habe / Joh. XXI. v. 17. Eine verlobte Braut ſehnet ſich nach jhrem Braͤutigam inbruͤnſtig / jhr Hertze / Sinn / Gedancken / Augen und Ohren ſind allezeit auff jhn gerichtet / ſie hoͤret nichts liebers als von jhm. Sie verlanget nach dem Hochzeit-Feſt / da ſie ſeiner ſonder - baren Gemeinſchafft genieſſen / und beſtaͤndig bey jhm wohnen koͤnte. Mache du es auch alſo / liebe Seele / verlange nach der Vollziehung deß Ehegeloͤb - nuͤß im Himmel / wo du genauer mit deinem JESUBernhard. Quocunq́ue loco fuero, JEſum meum deſidero. Quàm lætus cũ invenero, quàm felix cũ tonuero! Omne quod loquitut ſpõ - ſa, te ſonat, te redolet. Id. Eſth. II. v. 12. De ornatu Sponſæ apud Jud. die nupt. vide Buxt. Synag. Jud. c. 28. vereiniget / in ſeinen Armen / und in der Schoß liegen und ruhen kanſt. Wo du geheſt und ſteheſt / ſoll deine einige Begierde nach jhm ſeyn. Wie froͤlich wirſt du ſeyn / wenn du jhn findeſt; Wie gluͤckſelig / wenn du jhn beſitzeſt! Amen! Ja / kom̃ Herr Jeſu / ſey dein eintzi - ger Seufftzer / Apoc. XXII. v. 20. Eine verlobete Braut ſchmuͤcket ſich jhrem Braͤutigam zu Ge - fallen auffs beſte / als ſie kan / und bereitet ſich / wie Eſther etliche Monat zuvor mit Schmuck und koͤſtli - cher Salbe ſich bereitet / ehe ſie zum Koͤnige gefuͤhret ward. Bereite dich auch alſo / du geiſtliche Braut deß Herren Jeſu / und ſchmuͤcke dich mit den Ga - ben deß Heiligen Geiſtes / die Er dir gegeben / mit al - lerhand ſchoͤnen Tugenden und Hals-Ketten / als da ſind / Liebe / Freude / Geduld / Demut / Sanfftmut / Keuſchheit / nach der Vermahnung deß Apoſtels: So ziehet nu an / (als ein Kleid oder Schmuck) als die Außerwehlten Gottes Heiligen und Geliebten / hertz - liches Erbarmen / Freundligkeit / Demut / Sanfftmut / Geduld / ꝛc. Uber alles aber ziehet an die Liebe / die daC ijiſt[20]iſt das Band der Volkom̃enheit / und der Friede Got -Is ſolus verè pulcher eſt, qui eſt virtu - te præditus. Clem. Alex. Pulchritudo tua ſit bona vita, ſtude itaq́; placere Chriſto, non pretioſis ve - ſtibus, ſed bonis mori - bus, non pulchritudi - ne carnis, ſed mẽtis. Bernh. tes regire in euern Hertzen / Col. III. v. 12. So biſt du recht ſchoͤne / wenn du Tugendhafft biſt / und gefaͤlleſt deinem JESU / wenn du nicht mit koͤſtlichen Klei - dern am Leibe / ſondern mit herꝛlichen Tugenden an der Seele gezieret biſt. Eine verlobete Braut bleibet jhrem Braͤutigam treu / und huͤtet ſich fuͤr al - ler Befleckung / daß ſie jhm / wie ein keuſches Hertze / alſo auch einen reinen unbefleckten Leib zubringe. Du weiſt / Herr / daß ich meine Seele rein behal - ten von aller boͤſen Luſt / und habe mich nie zu un - zuͤchtiger und leichtfertiger Geſellſchafft gehalten / ſagte jene Braut / Tob. III. v. 17. Alſo ſolt du dich auch als eine reine Jungfrau gegen Chriſto deinem Braͤutigam verhalten. Huͤte dich / wie fuͤr leibli - cher / alſo ſonderlich fuͤr geiſtlicher Hurerey und Ehe - bruch / welchen du begeheſt / wenn du dich auch nur der geringſten Suͤnde ſelbſt darbitteſt / oder ſie mit Wiſ - ſen und Einwilligung in dir beherbergeſt. Jnſon -(a) Idololatria eſt myſtica & ſpiritualis a - nimæ cum idolis forni - catio. Corn. à Lap. in Ezech. 6. v. 9. (b) Mundi amor & DEI pari - ter in corde tuo cohabi - tare nõ pos - ſunt, quem - admodum iidem oculi cœlum pariter & terram nequaquam reſpiciunt. Aug. (c) Virginitas mentis eſt integra fides, ſolida ſpes, ſincera charitas. Idem. derheit wenn du Abgoͤtterey (a) treibeſt / und der un - ordentlichen Welt-Liebe (b) ergeben biſt / Ezech. VI. v. 9. Jac. IV. 4. Gedencke an die Treu und Glau - ben / womit du dich in deiner Verlobung deinem Braͤutigam verpflichtet haſt / und bleibe jhm (c) in ſolchem Glauben / hertzlicher Liebe / und feſten Hoff - nung treu biß an dein Ende. Eine verlobete Braut folget endlich willig / wenn ſie abgefodert wird. Sie verlaͤſt Vater und Mutter / Freundſchafft und Vaterland. Rebecca war alſobald auff die Reiſe fertig / da ſie die muͤndliche Beſchreibung jhres Braͤu -tigams[21]tigams eingenommen hatte. Folge du auch willig deinem Brautigam / wenn er dich ruffet. Liebe Va - ter und Mutter nicht mehr als jhn / verlaß deines Va - ters Haus / die Welt / und hange deinem allerliebſten Braͤutigam an. Sage: Herr / wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Himmel und Erden. Was ſoll mir der Himmel / wenn ich dich nicht habe? Was hab ich auff der Erden fuͤr Troſt / wenn ich kei - nen Troſt im Himmel habe? Himmel und Erden kan mir nicht helffen / wenn ich den Herren Himmels und Erden nicht habe. Pſal. LXXIII. v. 25. Wie froͤlich zog Jacob in Egypten / daß er daſelbſt die Herꝛligkeit Joſephs ſehen moͤge! Solteſt du nicht viel froͤlicher nach dem Himmel eilen / daß du da - ſelbſt die Herꝛligkeit deines aller-ſuͤſſeſten Heilandes / und aller-holdſeligſten Braͤutigams anſchauen moͤ - geſt? Was thuſt du hier in der Welt / warumb eileſtQuid hìc fa - cimus, cur non ocyus migramus? cur non hinc avolamus? Monica. Mori deſide - ro ut videam Chriſtum Sa - lutare meũ, vivere re - nuo, ut vi - vam cum Chriſto. Aug. du nicht darauß / warumb fleugſt du nicht von hin - nen? Wuͤntſche doch zu ſterben / daß du Chriſtum deinen Heiland ſehen moͤgeſt / begehre nicht laͤnger hier zu leben / daß du mit Chriſto in der Ewigkeit leben moͤgeſt!

Lebeſt du nu in ſolcher Pflicht gegen deinem Seelen-Braͤutigam / ſo haſt du dieſen beſtaͤndigen Troſt / daß / die du einmal mit Chriſto vermaͤhlet biſt / du auch immer und ewiglich mit Jhm ſolt ver - maͤhlet bleiben. Jch wil mich mit dir verlo - ben in Ewigkeit. Er wird dich hertzlich lieben / hertzlich verſorgen / und maͤchtig ſchuͤtzen / wider Sa - than / Welt / und dein verderbtes Fleiſch / wider alle Macht der Finſternuͤß und Gewalt der Hoͤllen / daßC iijſie[22]ſie dich nimmermehr auß ſeinen Armen reiſſen koͤn - nen. Er wird dir nimmermehr abſterben / weil ErRom. VI. v. 9. keiner Sterbligkeit unterworffen / wie ein jrꝛdiſcher Braͤutigam. Babel ſagte auß Vermeſſenheit / ich werde keine Witwe werden / Eſa. XLVII. v. 8. Du kanſt mit beſſerm Recht und Grunde ſagen: Jch wer - de eine Koͤnigin ſeyn / und die geiſtliche WitwenſchafftJoh. XIV. v. 19. nimmermehr ſehen. Mein Braͤutigam lebet / und ich ſoll auch leben. Und endlich wird Er dich als ſeine Verlobete heimholen / und die him̃liſche Hochzeit - Freude anſtellen. Es iſt nicht weit mehr / ſo wirſt du hoͤren die Stimme der groſſen Schaar ſchreyen: Halleluja. Laſſet uns freuen und froͤlich ſeyn / und Jhm die Ehre geben / denn die Hochzeit deß Lam̃s iſt kommen / und ſein Weib hat ſich bereitet. Und es ward jhr gegeben ſich anzuthun mit reiner und ſchoͤner Seiden / die Seide aber iſt die GerechtigkeitI. Joh. II. v. 18. Matth. XXV. v. 6. der Heiligen / Apoc. XIX. v. 7. Es iſt ja ſchon Abend. Wie bald wirds Mitternacht werden / ſo wird das Geſchrey ergehen / ſihe der Braͤutigam kom̃t / gehet auß Jhm entgegen! Schmuͤcke nur deine Lampe als eine kluge Jungfrau / ſo wird dein treuer Seelen - Braͤutigam kommen / dich abfodern / und in ſeineCantic. II. v. 6. him̃liſche Braut-Kammer fuͤhren / ſeine lincke Hand unter dein Haupt legen / und mit ſeiner Rechten her - tzen. Und du wirſt in ſeinen Armen und in ſeiner Schoß mit ewiger Liebe und vollen Stroͤmen him̃ - liſcher Wolluſt ergoͤtzet werden. Du ſageſt jetzo fuͤr Freuden billich:

HErꝛ GOtt Vater / mein ſtarcker Held /
Du haſt mich ewig vor der Welt /
Jn[23]
Jn deinem Sohn geliebet!
Dein Sohn hat mich jhm ſelbſt veꝛtraut /
Er iſt mein Schatz / ich bin ſein Braut /
Sehr hoch in Jhm erfreuet.
Eya / Eya /
Him̃liſch Leben
Wird Er geben
Mir dort oben /
Ewig ſoll mein Hertz Jhn loben.

Zu ſolchem him̃liſchen Freuden-Leben iſt unſere Edele / und numehr ſelige Braut auch allbereit der Seelen nach gelanget / und von jhrem Seelen - Braͤutigam eingeholet worden. Hier in dieſem Gna - den-Reiche war Sie ſeine Verlobete / und Er Jhr Braͤutigam / der ſich mit Jhr alſobald in der heiligen Tauffe verlobet und vertrauet hatte. Der Heilige Geiſt / ſeine Gerechtigkeit und Gerichte / Genad und Barmhertzigkeit war der Mahl-Schatz / womit Er Sie ſeiner Liebe / ſeiner Vorſorge / ſeines Schutzes / und der zukuͤnfftigen ewigen Seligkeit verſichert. Sie hingegen hatte jhre Glaubens-Hand von ſich ge - geben / Jhn heilſamlich erkennet und bekennet / allzeit hertzlich geliebet / inbruͤnſtig nach Jhm verlanget / ſich Jhm zu Gefallen mit Gottſeligkeit / Froͤmmig - keit / Keuſchheit / Zucht und Erbarkeit / und andern Chriſtlichen Tugenden geſchmuͤckt / von aller Befle - ckung deß Fleiſches und deß Geiſtes enthalten / undApoc. XIV. v. 40. als eine reine Jungfrau dem Lamme allenthalbennachge -[24]nachgefolget / wo es hingegangen / das iſt / jhre eintzige Freude an jhrem JESU gehabt. Daher Sie Jhm auch freudig folgte / als Er Sie durch einen ſeligen Tod zur him̃liſchen Hochzeit abfoderte. So bald als Sie die Stimme jhres Freundes hoͤrete / der durch den Tod anklopffte / vergaß Sie deß jrꝛdiſchen Braͤu - tigams. Sie ließ andere ſich umb die jrꝛdiſche Hoch - zeit bekuͤmmern / und gieng mit jhrem Braͤutigam in das him̃liſche Hochzeit-Haus.

Betruͤbet Euch nicht allzuſehr uͤber dieſen Todes - Fall euers allerliebſten Kindes / nnd numehr ſeligſten Braut. Erkennet den genaͤdigen Willen deß Aller - hoͤchſten / und ſehet auff den herꝛlichen Wechſel / die erlangte groſſe Herꝛligkeit und Freude deß ewigen Lebens. Jch wolte hier / zu jhrem Troſte / noch mehr reden / aber die Seligſte faͤllt mir in die Rede / und ſpricht:

Aller-bekuͤmmerteſter Herꝛ Vater / deſ - ſen eintzige Sorge jetzo fuͤr mich geweſen / wie Er mich auffs allerbeſte außſtatten und verſorgen moͤchte / richtet Euch auff! O wie wol iſt es geſchehen / wie ruͤhmlich bin ich außgeſtattet! Wie erwuͤnſcht bin ich verſorget! Wie viel beſſer und ſeligſter iſts / daß Jhr mich dem him̃liſchen / als einem jrꝛdiſchen Braͤutigam uͤbergeben! Wenn ich in der Welt bey meinem Braͤutigam haͤtte leben ſollen / wuͤrden wir ohne Zweifeldurch[25]durch Goͤttliche Verleihung eine gluͤckliche Ehe mit einander gefuͤhret haben. Aber wahrhafftig ſo gluͤckſelig waͤren wir nicht geweſen / daß nicht auch von uns / wie von allen frommen Eheleuten / waͤre geſaget worden: Solche werden leibliche TruͤbſalI. Cor. VII. v. 28. haben. Und wenn Jhr vermeinetet / jhr waͤret numehr der Sorgen umb meinet wegen / frey / haͤtten ſie allererſt angehen duͤrffen. Jetzo ſeyd Jhr alles Kummers befreyet. Gehabt Euch wol! Jch bin im Himmel.

Und Jhr / aller-betruͤbteſter Herꝛ Braͤutigam / der Jhr heute am vermein - ten Tage der Freude euers Hertzens / Mich euern allerliebteſten Schatz ins Grab legen muͤſſet / maͤſſiget euer Trauren! Beden - cket / Jhr ſeyd nicht der Erſte / der Mich in der Welt geliebet und bedienet hat. Der HERR JESUS hat ſchon von Ewig - keit umb Mich gebuhlet / und Mich zu ſei - ner Braut außerſehen. Jhr ſeyd nicht der Erſte / der mit Mir Verlobung gehal -Dten[26]ten. Der HERR JESUS hat ſich ſchon in der heiligen Tauffe mit Mir ver - lobet / und Jch den Handſchlag von Mir ge - geben / darumb hatte Er das Vorrecht zu Mir / und ließ Mich zwar auff Erden eine Braut / aber im Himmel ehelich werden. Faſſet eure Seele mit Geduld / und haltet GOTT ſtille. Meinet nicht / daß Jhr alleine etwas Liebes verloren habt. Jhr habt dergleichen Bruͤder und Schweſtern noch mehr in der Welt / denen GOtt zwar etwas Liebes gewieſen / aber nicht voͤllig in die Haͤnde gegeben. Jm ewigen Leben ſoll Jhnen und Euch alles wieder erſtattet werden. Saget hiezu nichts anders / als / deß HErren Wille geſchehe! Der HERR hat alles wol gemacht! Gehabt Euch wol! Jch bin im Himmel. Thut nur einen ein - tzigen Blick hieher / und ſehet: Mein Pal - laſt iſt das him̃liſche Jeruſalem. Meine Hochzeit die ewige Vereinigung mit Chri - ſto. Mein Braut-Kleid die uͤberſchweng - liche him̃liſche Klarheit. Meine Geſpielendie[27]die Menge vieler tauſend heiligen Engel / und gerechter Seelen. Mein Braut-Krantz die Krone der ewigen Herꝛligkeit; Und mein Braͤutigam mein allerliebſter JE - SUS / der wahrhafftige GOTT und das ewige Leben. Ach!

Wie bin ich doch ſo hertzlich froh /
Daß mein Schatz iſt das A und O /
Der Anfang und das Ende!
Er hat mich ſchon zu ſeinem Preis /
Verſetzet in das Paradeis /
Deß klopff ich in die Haͤnde.
Amen. Amen.
Ach du ſchoͤne
Freuden-Krone
Jn der Jch prange;
Du / Du ſtilleſt mein Verlangen.

So ſagte Sie / und ſchloß: Gehabt Euch wol! Jch bin im Himmel.

Δ. Τ. Θ.

About this transcription

TextGeistliche Verlobung Einer gläubigen Seelen mit Christo
Author Gottfried Hahnen
Extent27 images; 5734 tokens; 2010 types; 39225 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationGeistliche Verlobung Einer gläubigen Seelen mit Christo Bey Hoch-Adelicher Leich-Bestattung Der Hoch-Edel-gebornen/ Hoch-Ehr-und Tugendreichen Jungfrauen Barbaren Helenen/ geborne von Sommerfeld Gottfried Hahnen. . 27 S. Johann Christoph JacobBreslau1672.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 E 291/39-43 / 354528

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:30Z
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ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 E 291/39-43 / 354528
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