PRIMS Full-text transcription (HTML)
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MEMORIA KESLERIANA
Ultimo Chriſtianæ Pietatis
(Ad Hebr. 13. v. 7. )Mementote Præpoſitorum veſtrorum, qui vobis locuti ſunt Verbum DEI, quorum iutuentes exitum converſationis, imi - tamini fidem. ()
LIGNICIEx Officiná Typographic âChriſtoph: Wætzoldi.
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Des Seeligen Herrn Abſchieds-Rede An die LiebſtenSeinigen.

WOlan Jch ſterbe nun / nachdem ich ſatt gele -
bet /
Und meinen Kampff und Lauff hier in der Welt
vollbracht /
Auch manchen ſchweren Stand gehabt und uͤberſtrebet /
Und zu dem Tode mich gar wol geſchickt gemacht.
Jch ſterbe nun / und zwar nach GOttes Rath und Willen /
Sein Rath-Schluß / ſein Befehl ſol auch mein Wille ſeyn:
Jch wil Jhn unverzagt durch meinen Tod erfuͤllen /
Und auß der Sterbligkeit zum Leben gehen ein.
Jch bin vorhin faſt gantz verzehrt von Schmertz und Jammer /
Mein Leib hat meiſtentheils die Kraͤfften zugeſetzt:
Jch ſehne mich numehr nach meiner Ruhe-Kammer /
Und ſuch und achte nichts / als was die Seel ergetzt.
Jch ſchicke mich hinauff in Himmel / der mir giebet
Ein Wolſeyn ſonder End / ein Leben ohne Tod /
Da weder Kranckheit mich / noch Ungluͤck mehr betruͤbet /
Da weder Feindes-Furcht / noch ſchwere Krieges Noth
Mich[83]
Mich mehr bekuͤmmern kan. Nun werd ich uͤberwinden /
Jch eile Freuden-voll zu meinem Lebens-Ziel.
Auff dieſen Kampff und Streit werd Jch das Kleinod finden /
Das GOTT in jener Welt den Frommen geben wil.
Zwar ruͤhm Jch hier nicht erſt mein wolgefuͤhrtes Leben /
Mein Wandel / mein Beruff iſt jedermann bekandt /
Und wird auff allen Fall mir Zeugniß koͤnnen geben /
Daß Jch zu GOttes Ehr mein Leben angewandt.
Jhm und den Menſchen hab Jch Glauben ſtets gehalten /
Wer Rath geſucht / hat mich hierzu geneigt geſehn:
Kam was im Ambte vor fuͤr andre zu verwalten /
So iſts nach Moͤgligkeit / doch ohn Verdruß / geſchehn.
Wenn andre ſich an Pracht und Eitelkeit vergafften /
Hab Jch / nicht ohne Nutz und Luſt / die Zeit gewagt
Auff ein gelehrtes Buch / auf Kuͤnſt und Wiſſenſchafften /
Worunter mir doch meiſt die Sterbe-Kunſt behagt.
Lern’t nun / die Jhr mich ſeht / lern’t von mir ſeelig -
ſterben /
Durch dieſen Tod fang ich ein neues Leben an:
Mein Abſchied / den ich nehm / gereicht nicht zum verterben /
Er zeucht mich aus der Welt und fuͤhrt mich Himmel-an.
Nicht Weine / ſondern laß das Hertz-bedraͤngte Sehnen /
Mein wehrter Ehe-Schatz / und halt mit Kla -
gen ein:
Entkraͤffte deinen Geiſt nicht mit ſo vielen Thraͤnen /
GOtt wil / Sein Schluß iſt feſt: Es ſol geſtorben ſeyn.
Ergieb dich mit Gedult: GOtt heißt mich von dir ſcheiden:
Jch ſahe dieſen Rieß den erſten Hochzeit-Tag /
Daß Jch dich wiederumb einſt wuͤrde ſollen meiden /
Weil taͤglich uns der Tod nechſt an der Seite lag.
Nichts[84]
Nichts herbers koͤnte mir auf dieſer Welt begegnen /
Als daß Jch nicht mit dir mich laͤnger ſol bemuͤhn /
Daß Jch ſo ploͤtzlich dich / Mein Hertze / muß geſegnen
Und nicht zuvor nebſt dir die Kinder kan erziehn.
Du wirſt forthin nicht mehr in Garten mich begleiten /
Das Baumwerck / meine Luſt / daſelbſten anzuſehn /
Biß du mir einſten wirſt im Himmel ſtehn zur Seiten /
So in vollkommener Verklaͤrung wird geſchehn.
Mit was vor Frenden werd Jch dich alsdann umbfangen /
Wenn wir in jener Welt einander werden ſchaun /
Wenn JEſus Mich und Dich / Mein Hertz und Mein
Verlangen /
Jn voller Herꝛligkeit Jhm ſelber wird vertraun.
Jnzwiſchen danck ich dir / vor deine Treu und Liebe /
Und ruͤhme biß in Tod / was du bey mir gethan:
Die Wort entfallen mir / die Augen werden truͤbe /
Die Zunge wird ſo ſchwach / daß Jch kaum reden kan.
GOTT kroͤne dich hievor mit tauſend Himmels-Kronen /
Er ſegne deinen Tiſch mit ſtetem Uberfluß:
Und weil Jch deine Treu nicht voͤllig kan belohnen /
So nihm zur Danckbarkeit hiemit den letzten Kuß.
Jhr Kinder / Meine Luſt und Meiner Augen Weide /
Euch gilt nunmehr das Wort / Jhr Vater-Wayſen Jhr /
Die Jhr bißher geweſt Mein Hoffnung / Meine Freude /
Seyd / wie Zeither / auch nach dem Tod / gehorſam mir:
Bemuͤht Euch ingeſammt einander ſtets zu lieben /
Denckt / wie Jch jederzeit zum Frieden Euch ermahn’t /
Daß Jhr die Einigkeit zuſammen moͤchtet uͤben /
Worinnen Jch den Weg Euch moͤglichſt fuͤrgebahnt.
Wird[85]
Wird diß geſchehn / ſo wird der Segen zu Euch kommen /
Den fromen Kindern GOtt in ſeinem Wort verſpricht:
Werd Jch / als Vater / Euch anitzo gleich entnommen /
Vertraut dem Hoͤchſten nur mit feſter Zuverſicht.
Er wird nun Pfleger ſeyn / Er wird Euch nicht verlaſſen /
Sein Schutz / Sein treues Hertz iſt Euch vorhin bekandt:
Faͤllt Mangel vor / ſo moͤgt Jhr Troſt und Hoffnung faſſen /
Daß uͤber Euch ſchon ſchwebt des Hoͤchſten Vater-Hand.
Wolan / ſo ſterb Jch nun: Kommt nach / wenns
GOTT beliebet /
Nur ſchauet / daß Jhr ſterbt / wie Jch geſtorben bin:
Weint nicht / daß Euch mein Tod / Mein Abſchied ſo betruͤbet /
Bedenckt Euch / was Jhr thut / der Tod iſt mein Gewinn.
Mißgoͤnnet Mir doch nicht den Wechſel / den Jch troffen /
Die Seele ſucht bey GOtt / der Leib im Grabe Ruh.
Gehabt Euch wol! Jch ſeh numehr den Himmel offen /
Mein JEſus heißt mich gehn / und rufft mir troͤſtlich zu:
Geh ein / Du frommer Knecht / zu deines
HErren Freuden /
Und nihm die ſchoͤne Kron / die dir bereitet iſt:
Hier ſol dich weder Tod / noch Teuffel von mir ſcheiden /
Jch habe dich ſchon laͤngſt zum Leben außerkieſt.
So ſchlaff Jch ein / und wil die muͤden Augen ſchliſſen:
Thut / was Jch Euch geſagt / beſtellet Mir das
Grab /
Und legt des Leibes Laſt zu Meines Vaters
Fuͤſſen /
So habt Jhr außgericht / was Jch befohlen hab.
Ad[86]

Ad Beatos Manes.

DUM, Venerande Socer, ſic decernente Jehovâ,
Lethiferâ febris ſtrage peremptus obis,
Vxoremꝙ́ tuam, Natarum Pignora, Natas,
Natos & Generos linquis in Orbe tuos;
Flet Soboles Patrem, flet mœsta Marita Maritum,
Et Generi Socerum flent cecidiſſe ſuum.
Tota domus luget, vivit ſine Conjuge Mater,
Inꝙ́ toro vacuo Caja relicta cubat:
Pignora Patre carent & Nutritore, Nepotum
Parvula Gens frustra nomine clamat Avi.
Heu cecidit Tecum Generis Decus atꝙ́ Corona!
Heu cecidit nostræ firma columna Domûs!
Tu mihi Præſidium, rerum Columenꝙ́ mearum,
Tu ſperata meæ Deſtina Sortis eras.
Tu ferè me patrio complectebaris amore,
Nec Soceri tantum, ſed Patris inſtar eras.
Gaudebas mecum, mecumꝙ́ ex corde dolebas,
Fata prout rerum ſorsꝙ fuêre mihi.
Quotquot eunt ſoles, Te cogito: ſœpè videris
Mortuus in ſomno vivus adeſſe mihi.
Omnibus[87]
Omnibus humanus, fidus, ſincerus & æqvus,
Conſiliisꝙ́ bonis officioſus eras.
Pauperie preſſis gratam perſœpè ferebas
Munificâ dextrâ ſollicitatus opem.
Candor & Integritas morum, Experientia rerum,
Vitaꝙ́ Doctrinæ conſona non moritur.
Non moritur Pietas Christum confeſſa fideli
Pectore, quæ cœli proſperitate beat.
Qvid referam? precibus Populo Bona plura tuliſſes,
ſolidis ſuperûm jam fuerêre Bonis.
Vixisti curſum, ſed non ingſorius, ævi,
Atꝙ́ peregisti ritè laboris iter.
Sic placuit DOMINO, DOMINI ſic factaVoluntas,
Diſcimus hoc fato nobile velle DEI.
Non moritur, qui ſic Mundi terrena relinquit,
Seà gaudet Vitâ, quæ ſine morte datur.
Euge Triumfalem ſumas BONE SERVE Coronam,
Qvæꝙ́ dedit Christus præmia læta cape.
O Anima Angelicis ſalve ſociata choreis,
Salve, ac in gremio Vive Valeꝙ́ DEI.
Vosꝙ́ pij Cineres requieſcite molliter urnâ:
Mox, ubi me Christus juſſerit ire, ſequar.
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PLura negat luctus: Tumulum Violisꝙ́ Roſisꝙ́
Conſpergant alij, me modò Plectra movent.
Triste ministerium, quod debeo Manibus, esto
Flebile ſupremi Carminis Officium.
Sancte Socer, ſeris Venerande Nepotibus ipſis,
Æternum ſalve, perpetuumꝙ́ vale.

Soceri qvondam ſui deſider atisſimi memoriæ meritisſimæ exiguum hoc tralatitii Carminis monumentum, non ſine acerbisſimo luctu, piè, officioſè ac ſincere adpoſ: Johannes Fridericus Hildebrandi, Reip. Patriæ Pro-Prætor.

LUgeo cum Patriâ Keslerum morte peremptum,
Heu mihi quàm magni cauſa doloris adeſt!
Frondibus irriguus poſtquam ſubducitur humor,
En quoq̀; Vitalis deſerit oſſa mador.
Nunc, Keslere, viges, marces, ſurgisꝙ́ cadiſq̀;.
Eveniunt pariter morsq̀; Salusq̀; Tibi:
Sed benè, qui ſoſpes meliori parte vireſcis,
Cum mador in toto corpore nullus adeſt.
Hinc, Keslere, Vale! Tua molliter Oſſa quieſcant,
Et Tua perpetuò floreat Urna! Vale!

Hoc qvicqvid eſt, veræcondolentiæ ergò deprop. Lipſiæ Joh. Chriſtian. Hildebrandi, Ligio-Sileſ. LL. St.

About this transcription

TextMemoria Kesleriana
Author N. N.
Extent8 images; 1255 tokens; 835 types; 8531 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationMemoria Kesleriana Ultimo Christianæ Pietatis N. N.. . 8 S. Christoph WätzoldtLiegnitz1678.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 W 2062/1-3 / 539563

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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