WOlan Jch ſterbe nun / nachdem ich ſatt gele -
bet /
Und meinen Kampff und Lauff hier in der Welt
vollbracht /
Auch manchen ſchweren Stand gehabt und uͤberſtrebet /
Und zu dem Tode mich gar wol geſchickt gemacht.
Jch ſterbe nun / und zwar nach GOttes Rath und Willen /
Sein Rath-Schluß / ſein Befehl ſol auch mein Wille ſeyn:
Jch wil Jhn unverzagt durch meinen Tod erfuͤllen /
Und auß der Sterbligkeit zum Leben gehen ein.
Jch bin vorhin faſt gantz verzehrt von Schmertz und Jammer /
Mein Leib hat meiſtentheils die Kraͤfften zugeſetzt:
Jch ſehne mich numehr nach meiner Ruhe-Kammer /
Und ſuch und achte nichts / als was die Seel’ ergetzt.
Jch ſchicke mich hinauff in Himmel / der mir giebet
Ein Wolſeyn ſonder End’ / ein Leben ohne Tod /
Da weder Kranckheit mich / noch Ungluͤck mehr betruͤbet /
Da weder Feindes-Furcht / noch ſchwere Krieges Noth
Mich[83]Mich mehr bekuͤmmern kan. Nun werd’ ich uͤberwinden /
Jch eile Freuden-voll zu meinem Lebens-Ziel.
Auff dieſen Kampff und Streit werd’ Jch das Kleinod finden /
Das GOTT in jener Welt den Frommen geben wil.
Zwar ruͤhm’ Jch hier nicht erſt mein wolgefuͤhrtes Leben /
Mein Wandel / mein Beruff iſt jedermann bekandt /
Und wird auff allen Fall mir Zeugniß koͤnnen geben /
Daß Jch zu GOttes Ehr mein Leben angewandt.
Jhm und den Menſchen hab’ Jch Glauben ſtets gehalten /
Wer Rath geſucht / hat mich hierzu geneigt geſehn:
Kam was im Ambte vor fuͤr andre zu verwalten /
So iſts nach Moͤgligkeit / doch ohn Verdruß / geſchehn.
Wenn andre ſich an Pracht und Eitelkeit vergafften /
Hab’ Jch / nicht ohne Nutz und Luſt / die Zeit gewagt
Auff ein gelehrtes Buch / auf Kuͤnſt’ und Wiſſenſchafften /
Worunter mir doch meiſt die Sterbe-Kunſt behagt.
Lern’t nun / die Jhr mich ſeht / lern’t von mir ſeelig -
ſterben /
Durch dieſen Tod fang’ ich ein neues Leben an:
Mein Abſchied / den ich nehm / gereicht nicht zum verterben /
Er zeucht mich aus der Welt und fuͤhrt mich Himmel-an.
Nicht Weine / ſondern laß das Hertz-bedraͤngte Sehnen /
Mein wehrter Ehe-Schatz / und halt mit Kla -
gen ein:
Entkraͤffte deinen Geiſt nicht mit ſo vielen Thraͤnen /
GOtt wil / Sein Schluß iſt feſt: Es ſol geſtorben ſeyn.
Ergieb dich mit Gedult: GOtt heißt mich von dir ſcheiden:
Jch ſahe dieſen Rieß den erſten Hochzeit-Tag /
Daß Jch dich wiederumb einſt wuͤrde ſollen meiden /
Weil taͤglich uns der Tod nechſt an der Seite lag.
Nichts[84]Nichts herbers koͤnte mir auf dieſer Welt begegnen /
Als daß Jch nicht mit dir mich laͤnger ſol bemuͤhn /
Daß Jch ſo ploͤtzlich dich / Mein Hertze / muß geſegnen
Und nicht zuvor nebſt dir die Kinder kan erziehn.
Du wirſt forthin nicht mehr in Garten mich begleiten /
Das Baumwerck / meine Luſt / daſelbſten anzuſehn /
Biß du mir einſten wirſt im Himmel ſtehn zur Seiten /
So in vollkommener Verklaͤrung wird geſchehn.
Mit was vor Frenden werd’ Jch dich alsdann umbfangen /
Wenn wir in jener Welt einander werden ſchaun /
Wenn JEſus Mich und Dich / Mein Hertz und Mein
Verlangen /
Jn voller Herꝛligkeit Jhm ſelber wird vertraun.
Jnzwiſchen danck’ ich dir / vor deine Treu und Liebe /
Und ruͤhme biß in Tod / was du bey mir gethan:
Die Wort’ entfallen mir / die Augen werden truͤbe /
Die Zunge wird ſo ſchwach / daß Jch kaum reden kan.
GOTT kroͤne dich hievor mit tauſend Himmels-Kronen /
Er ſegne deinen Tiſch mit ſtetem Uberfluß:
Und weil Jch deine Treu nicht voͤllig kan belohnen /
So nihm zur Danckbarkeit hiemit den letzten Kuß.
Jhr Kinder / Meine Luſt und Meiner Augen Weide /
Euch gilt nunmehr das Wort / Jhr Vater-Wayſen Jhr /
Die Jhr bißher geweſt Mein’ Hoffnung / Meine Freude /
Seyd / wie Zeither’ / auch nach dem Tod / gehorſam mir:
Bemuͤht Euch ingeſammt einander ſtets zu lieben /
Denckt / wie Jch jederzeit zum Frieden Euch ermahn’t /
Daß Jhr die Einigkeit zuſammen moͤchtet uͤben /
Worinnen Jch den Weg Euch moͤglichſt fuͤrgebahnt.
Wird[85]Wird diß geſchehn / ſo wird der Segen zu Euch kommen /
Den fromen Kindern GOtt in ſeinem Wort verſpricht:
Werd’ Jch / als Vater / Euch anitzo gleich entnommen /
Vertraut dem Hoͤchſten nur mit feſter Zuverſicht.
Er wird nun Pfleger ſeyn / Er wird Euch nicht verlaſſen /
Sein Schutz / Sein treues Hertz iſt Euch vorhin bekandt:
Faͤllt Mangel vor / ſo moͤgt Jhr Troſt und Hoffnung faſſen /
Daß uͤber Euch ſchon ſchwebt des Hoͤchſten Vater-Hand.
Wolan / ſo ſterb’ Jch nun: Kommt nach / wenns
GOTT beliebet /
Nur ſchauet / daß Jhr ſterbt / wie Jch geſtorben bin:
Weint nicht / daß Euch mein Tod / Mein Abſchied ſo betruͤbet /
Bedenckt Euch / was Jhr thut / der Tod iſt mein Gewinn.
Mißgoͤnnet Mir doch nicht den Wechſel / den Jch troffen /
Die Seele ſucht bey GOtt / der Leib im Grabe Ruh.
Gehabt Euch wol! Jch ſeh’ numehr den Himmel offen /
Mein JEſus heißt mich gehn / und rufft mir troͤſtlich zu:
Geh’ ein / Du frommer Knecht / zu deines
HErren Freuden /
Und nihm die ſchoͤne Kron / die dir bereitet iſt:
Hier ſol dich weder Tod / noch Teuffel von mir ſcheiden /
Jch habe dich ſchon laͤngſt zum Leben außerkieſt.
So ſchlaff Jch ein / und wil die muͤden Augen ſchliſſen:
Thut / was Jch Euch geſagt / beſtellet Mir das
Grab /
Und legt des Leibes Laſt zu Meines Vaters
Fuͤſſen /
So habt Jhr außgericht / was Jch befohlen hab.