PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glantz /
Das iſt: Schuldiges wiewol Einfaͤltiges Gedaͤchtniß Dem Weiland Ehrwuͤrdigen / Achtbarn und Wolgelartten Herrn JOACHIMO BABATIO, Philoſoph. M. und dieſer loͤblichen Chriſt - lichen Gemeine im Kneiphoff Königsb. wol - verdienten Diacono, Welcher / nach dem er ſeinem ſchweren Ampt mit hoͤchſter Wachſamkeit und unſaͤglicher Trew in die 36. Jahr vorgeſtanden / und das 66. Jahr erreichet / 1656. den 26 Brachmonat ſanfft und ſelig im HERRN geſchlaffen / und 30. darauff ſeinem Rhubettlein derbettl lieben Erden in der Thum Kirchen Chriſt-chen Chriſt - lichem Brauche nach eingebracht worden / Die hochbetruͤbte Fr. Wittwe / Vnd die andern Leidtragenden in etwas auffzurichten
Koͤnigsberg/ gedruckt durchJohann Reuſnern.
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NVn Herr Babat der thewre Mann
Vns durch den Tod iſt abgethan /
So wuͤnſch ich warlich mir am meiſten
Daß ich mit Thraͤnen voller Pein
Vnd Seufftzen voller Noht allein
Den letzten Dienſt ihm moͤchte leiſten /
Nicht aber geben an den Tag
Wie wenig hie mein Reim vermag:
O moͤcht 'ich nicht zu ſchreiben wiſſen /
So wuͤnſcht ihm jener Keyſer dort /
Ich wuͤnſch: O haͤtt' ich niemals Wort
In einen Reim gelernet ſchlieſſen.
Wofern ich je beſchaͤmet bin
Jetzt ſchewet ſich dafuͤr mein Sinn /
Ich moͤchte nichts als Schand einlegen /
Vnd kunt thun meine Kindiſcheit
Vor allen Leuten dieſer Zeit /
Des Mannes groſſen Lobes wegen.
Was von ihm ruͤhmen groß und klein /
Reich / arm / jung / alt / und wie ſie ſeyn /
die gantze Kirch erhebt ohn maſſen /
Dem keine Mißgunſt wiederſpricht /
Dieß ſoltt 'ich in ein kurtz Geticht
Vnd meine ſchlechte Feder faſſen?
Er war kein Rohr / kein Wetterhan /
Vnd keiner Ehrſucht zugethan /
Nichts that Er umb des Bauches willen /
Die Wolle hat er nie gemeint /
Es
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Es kuntt 'ihn kein Geſchenck / kein Freund /
War etwas nur zu ſtraffen / ſtillen.
Kein Waͤchter hat ihm gleich gewacht
Der auff dem Thurn ſieht bey der Nacht
Ob irgendswo entſteht ein Fewer:
Wie fleiſſig ſchawt er immerdar /
Damit ſich ja in ſeiner Schar
Nicht irgends regt ein Vngehewer.
Kein geiler Bock / keinWildes Schwein
Drang ſich in ſeinen Weinberg ein /
er haͤtte laſſen ſich ermorden
Eh 'als durch ſeine Sicherheit
Die Bluͤte hie waͤr abgemeyt
Vnd etwas ſonſt verwuͤſtet worden.
Wie ſtarck grieff er die Laſter an /
Wit donnert 'er mit Fluch und Bann /
Die Hoffart gieng als in den Eiſen /
Die Vnzucht hatt' ihr ſelber ſchew /
Geitz / Vnrecht / Fraß / und falſche Trew
Die thurften ihm ſich nicht beweiſen.
Den Stock hat mancher nicht geſchewt
So ſehr / als das ſo er gedrewt /
Sein anſehn wuſt 'uns ein zu treiben /
Sein Ernſt und bloſſes Angeſicht
Die waren Vrtheil und Gericht
Daß wir viel boͤſes lieſſen bleiben.
Die Mawer und der Tamm war er
Daß noch die Suͤnden wie ein Meer
Vnd
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Vnd Suͤnd Flut uns nicht uͤberſchwemmet /
Vnd ſo der Rache wildes Schwerd /
Daß dieß uns noch nicht gantz verhert /
Er hat des Hoͤchſten Zorn gehemmet.
Er iſt / wie Samuel / getrew /
Iſt Preuſſens Schirm und Reuterey
Ja ſein Elias ſchier geweſen /
Nun er in ſein Geſtirn entfaͤhrt /
Was Schutz wird uns forthin gewehrt /
Wie wird dieß arme Land geneſen?
Mich duͤnckt der newen Kleider Art
Iſt ſchon im Sprung und auff der Fahrt
Vnd hofft nun ſichern Platz zu finden /
Er ſeine Hinderniß iſt tod /
Daß wir ja GOtt / o groſſe Noht /
Zu ſeiner Rache bald entzuͤnden.
Nicht alſo / Liebſten / er iſt fort
GOtt aber lebt noch und ſein Wort /
Iſt nur ſein Knecht nicht er zu ſchewen?
Er ſeiner Diener Geiſt und Krafft
Der ihrer Lehre Nachdruck ſchafft
Vnd ſchickt die Straffen die ſie drewen?
Legt ewren Stoltz und Frevel hin /
Nehmt an der ſchlechten Demut Sinn /
Gedenckt des Winters der vergangen /
An alle Noht die ſich geregt.
Die Ruth iſt nicht gantz weg gelegt
Sie iſt nur etwas auffgehangen.
Der
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Der vor den Riß getretten / liegt.
Seht daß ihr ſeinesgleichen kriegt /
Sonſt iſt es nun umb uns geſchehen /
Jhr wiſſet was ſein Leben war
Nun in die ſechs und dreiſſig Jahr /
Ihr wiſſt umb ſein Gebeht und Flehen.
Vmb ſeine Trew in mancher Peſt /
Wie hielt er da bey uns ſo feſt /
Wie lieſſ er keinen Troſtlos liegen /
Vnd macht ihm leichter ſein Beſchwer
Der Bloͤden Artzt? wie offt iſt er
Den Haberberg hinauff geſtiegen?
Noch ruͤhr ich jetzt ſein Haus nicht an
Das eine Kirche heiſſen kan
So ſtrenge Zucht ward da geuͤbet /
Da iſt kein Fluch kein Schwur gehoͤrt /
Da hat kein Hoffart ſich empoͤrt
Noch ſonſt was GOttes Geiſt betruͤbet.
O weinet umb ihn allerſeit
Die ihr erkennet ewer Leid
Vor ſeinen Beichtſtul ſeyd getretten /
Vnd Troſt geſchoͤpfft in ewrer Noht /
Er ewre Seelen Pfleg iſt tod /
Der eyffrig pflag fuͤr ſie zu behten.
Weint / die ihr wiſſt was Kirchen-Zucht
Die er ſo trewlich ſtets geſucht
Gefunden und bisher erhaltten:
Weint die ihr wiſſt wie er geſtaͤrckt
Die
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Die ſo den Tod bereit gemerckt /
Der ſie gezwungen zu erkaltten.
Er wird nicht mehr zu Krancken gehn /
Nicht mehr auff ſeiner Cantzel ſtehn /
Vnd wie ein Engel ſeyn zu ſchawen /
Er ſchwebt nun in der Herrlicheit /
Kan fuͤr die Thraͤnen dieſer Zeit
Die Frewden-Saat nun ewig hawen.
O ſchoͤne Krone die er traͤgt!
O Schatz der ihm iſt beygelegt!
Er war von GOttes trewen Knechten /
Iſt uͤberall bewehrt geſchaͤtzt /
Jetzt iſt er uͤber viel geſetzt /
Gekroͤͤnt mit Frewden der Gerechten.
Ihr ſeine Liebſten / als ihr thut /
Ehrt ihn mit ewrer Thraͤnen Fluth /
Der euch ſo ſchoͤnes Lob erworben /
Fuͤr euch geſorgt mit allem Fleiß
Der Vater ewre Zucht und Preiß
Ja ewer Hertz iſt euch geſtorben.
Dieß thut / die Klag ſey nimmer ſtill /
So weit der Glaub 'es leiden wil
Der euch ſehr reichen Troſt lehrt faſſen:
Ihr wiſſt wie er die Zuflucht war
Deß / dem ſein Elend Angſt gebar /
Und aller die das Gluͤck verlaſſen.
Wer fuͤr vertrieben ſich auſgab
Hie fand er einen ſichern Stab /
Dadurch
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Dadurch erwarb er euch den Segen
Den die nicht laſſen / die das Geld
Der gantzen Stad ja aller Welt
Fuͤr ihre Kinder hinterlegen.
Auch hat GOtt Schwaͤger euch beſchert /
Die Leute ſind von gutem Wehrt /
Vnd alle / weis ich / werden ſorgen
Fuͤr die noch Zarten Vaͤterlich
Daß keines fuͤr Verlaſſen ſich
Zu ſchaͤtzen hab 'heut oder morgen.
Du aber / o du newer Gaſt
Des Himmels den du reichlich haſt
Sey hoch gegruͤſſt in deinen Frewden /
Auch meiner Seelen pflegteſt du /
Vnd ſprungſt ihr bey mit Raht und Rhu
Befandt ſie ſich in Noht und Leiden.
Dafuͤr ich dir noch nichts geſchenckt /
Dieß iſt was mich nicht wenig kraͤnckt /
Ich woltte dir gedancket haben /
Eh als du ſchiedeſt gantz von hier /
Die Schwachheit war zu groß bey dir.
GOtt wolle dich nun ewig laben /
Vnd ſelber der Vergelter ſeyn.
Mein Kahn laͤſſt ſich vermeſſen ein
Mit deines Lobes ſtoltzen Wogen:
Das Spiel iſt ja mein Eigenthum /
Verzeih / daß ich ach! deinem Ruhm
Aus Schwachheit ſeinen Kern entzogen.

About this transcription

TextDie Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glantz
Author Simon Dach
Extent9 images; 1114 tokens; 642 types; 6979 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDie Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glantz Das ist: Schuldiges wiewol Einfaltiges Gedächtniß Dem Weiland ehrwürdigen/ Achtbarn und Wolgelarten Herrn Babatio Simon Dach. . [4] Bl. Johann ReusnerKönigsberg1656.

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Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Berlin SBB-PK, 72 in: Yi 851-3

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; Lyrik; Gebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; Lyrik; ready; sbb_funeralschriften

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:00:06Z
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Holding LibraryStaatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
ShelfmarkBerlin SBB-PK, 72 in: Yi 851-3
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