ES muß doch nur geſtorben ſeyn
Kein Mittel iſt dawieder /
Sind ſchon nicht Fall vñ Kranckheit
Das Alter wirfft vns nieder /
(Pein
Vnd heiſſt vns ausgehn wie ein Liecht
Wenn Nahrung jhm gebricht
Zuletzt wird anders nichts daraus /
Die Fackel dieſer Erden
Die Sonne / Kinder / Freund 'vnd Hauß
Muß uͤbergeben werden /
Denn die Natur erlaͤſſt vns nicht
Der ſtrengen Schuld vnd Pflicht.
Was Wunder iſt es dann daß wir
Auch dieſe Fraw begraben?
Die Jahre fuͤhren ſie von hier
Die ſich verbunden haben
Mit Schwachheit vnd mit ſonſt Verdruß.
Dadurch man ſterben muß.
Der
Der zweene Maͤnner fruͤher Tod
Fraß viel von jhrem Hertzen /
Der Kinder Hintritt bracht jhr Noht.
Wer zehlet ſonſt die Schmertzen
Die jhm durch ein ſehr feſtes Band
Verknuͤpfft der Witwenſtand?
Voraus der Sohn / den Dantzig nam /
Bekuͤmmert jhr die Sinnen /
Biß gar zuletzt ein Fieber kam
Vnd raffte ſie von hinnen /
So gehn wir eins dem andern nach
In vnſer Schlaff-Gemach.
Gleich wie auff einem Hochzeit-Mahl
Die gehen heim beyzeiten /
Vnd dieſe ſpaͤter / biß der Saal
Gar einſam wird von Leuten /
Vnd dann darauff in kurtzer Friſt
Nur œdes Grawen iſt.
Wol
Wol vns vnd mehr als wol dabey
Daß / wenn wir ſind geſtorben /
Wir werden durch den Tod erſt frey /
Vnd gar nicht ſind verdorben /
Denn hier iſt nur deß Lebens Bann
Dort geht das Leben an.
Wo keine Truͤbſal keine Liſt
Durchaus nicht hin kan kommen /
Wo Gott das alles / was er iſt /
Zu ſchawen giebt den Frommen /
Wo man der Frewden uͤbrig hat
Vnd wird jhr nimmer ſat.
Dieß iſt zu dancken Chriſti Noht /
Der jetzt ſich laͤſſt ermorden /
Vnd als iſt deß Todes Tod
Der Hoͤllen Peſt geworden
Vnd hat deß finſtern Grabes Nacht
Zum ſuͤſſen Schlaff gemacht.
Es
Es koſtet ihm kein zeitlich Gut
Vns wieder zu erwerben /
Es that es nicht der Opffer Blut /
Er muſte ſelber ſterben
Vnd einen Tod zwar / welcher gar
Ein Fluch vnd Grewel war.
Die Laſt der Suͤnden ward jhm ſchwer
Er trug ſie allzuſammen /
Gott ſtuͤrtzt auff jhn des Zornes Meer
Vnd ſeines Eiffers Flammen /
Er ſah 'erbaͤrmlich vmb nach Raht
Der weit weit vor jhm trat.
Wo ſind die mit ſo wenig Brod
Von jhm geſaͤttigt waren?
Wo die in jhrer Kranckheit Noht
Sein 'heilſam' Hand erfahren?
Die Juͤnger ſaͤmptlich fliehen auch
Wie Bienen fuͤr dem Rauch.
HErꝛ
HErꝛ Jeſu / laß die Todes-Pein
Vns zur Artzney gereichen /
O ſchleuſſ vns deinen Wunden ein /
Voraus wenn wir verbleichen
So fuͤhr durch deine Todes-Qual
Vns in des Lebens-Saal.
Dieß nahm die ſeelge Fraw in acht
Als ſie nun ſolte ſcheiden /
Sie gab den Ihren gutte Nacht /
Vnd in dem letzten Leiden
War Jeſus jhr Verſtand vnd Mund
Wie er am Creutze ſtund.
Sie hat auch deſſen Troſt gemerckt
Er iſt jhr beygeſprungen /
Hat in dem Tode ſie geſtaͤrckt
Der Hoͤllen Macht bezwungen /
Vnd jhren Geiſt dahin gefuͤhrt
Wo jhn kein Schmertz beruͤhrt.
Jetzt
Jetzt ſchwebt ſie bey jhm allezeit /
Iſt aller Noht entbunden /
Lacht dieſer Erden Eitelkeit
Vnd hat die Frewd 'empfunden
Dergleichen ſich kein Schatten haͤlt
In dieſer gantzen Welt.
Laſſt dieſen Troſt nur bey Euch ein /
Fraw Sandinn / Gottes Willen
Deß ewren Zwang vnd Richtſcheid ſeyn /
Er wird euch gnugſam ſtillen /
Gott goͤnnt jhr ſeiner Frewden Licht
Das mißgoͤnnt jhr Jhr nicht.