PRIMS Full-text transcription (HTML)
[I]
Geſchichte und Beſchreibung von Japan
Aus den Originalhandſchriften des Verfaſſers
Erſter Band.
Mit Kupfern und Charten.
Lemgo,im Verlage der Meyerſchen Buchhandlung,1777.
[II][III]

Dem Durchlauchtigſten Fuͤrſten und Herrn HERRN Friederich II. Landgrafen zu Heſſen, Fuͤrſten zu Hersfeld, Grafen zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain, Nidda, Schaumburg und Hanau u. ſ. w. Rittern des Koͤnigl. Großbrittanniſchen Ordens vom blauen Hoſenbande, wie auch des Koͤnigl. Preußiſchen Ordens vom ſchwarzen Adler u. ſ. w. Meinem gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herrn

[IV][V]
Durchlauchtigſter Landgraf, Gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herr!

Ew Hochfuͤrſtl. Durchlaucht werden gnaͤdigſt verzeihen, daß ich es wage, Hoͤchſtderoſelben erhabnen Namen die - ſem von mir herausgegebnem Werke vorzuſetzen. Der ruhmwuͤrdigſte Eifer Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht fuͤr jede Wiſſenſchaft und ſchoͤne Kunſt berechtigt mich zu der ermuntern - den Hofnung, daß Ew. Hochfuͤrſtl. Durlaucht es gnaͤdigſt aufnehmen werde, wenn ich es wage, Hoͤchſt Denenſelben in ehr - erbietigſter Devotion ein Werk vorzulegen, das die intereſſan - teſten Nachrichten von dem entfernteſten und oͤftlichſten Reichea 3Aſiens[VI]Aſiens einſchlieſt. Es iſt ſchon lange als klaſſiſch in ſeiner Art geſchaͤtzt, bisher aber nur in den Ueberſetzungen der Brit - ten und Franzoſen geleſen worden, und erſcheint jetzt zum er - ſtenmal in ſeiner deutſchen Urſprache.

Die Wiſſenſchaften duͤrfen zuverſichtlich den Schutz ei - nes Fuͤrſten hoffen, der ihr Kenner iſt. Aber keine Wiſſenſchaft ſcheint gerechtern Anſpruch auf dieſen Schutz ma - chen zu duͤrfen als die Kentnis der Erde und des menſchli - chen Geſchlechts. Das Studium der Menſchheit unter verſchie - denen Himmelsſtrichen und unter immer neuen und wechſeln - den Formen von Sitten, Aufklaͤrung, Politik und Reli - gion dies intereſſante Studium darf vielleicht hoffen, ei -nige[VII]nige Stunden der Muße zu fuͤllen, da Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht ausruhen, von der unermuͤdeten Sorge fuͤr die Wohlfahrt derer, die das Gluͤk haben, von Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht regiert zu werden.

Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht haben die Gnade gehabt, auch mich der Zahl dieſer Gluͤklichen beizugeſellen, und mich in hoͤchſt Dero Dienſte aufzunehmen. Jch erkenne den Werth dieſer erha - benen Gnade, und immer wird es mein eifrigſtes Beſtreben ſeyn, des Namens von Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht getreuem Unter - than wuͤrdig zu werden. Das dauerhafteſte hoͤchſte Wohler - gehn Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht iſt der eifrigſte Wunſch, in dem ich mich mit allen getreueſten Unterthanen vereinige; ein[VIII]ein Wunſch, der mit dem fuͤr das groͤſte Gluͤk von Heſſen gleichbedeutend iſt.

Jch empfehle mich ehrerbietigſt der Gnade und Huld Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht und erſterbe in tiefſter Devotion und unterthaͤnigſter Ehrfurcht.

Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht Meines gnaͤdigſten Fuͤrſten und HerrnCaſſel, den 4ten Maͤrz 1777. allerunterthaͤnigſter treugehorſa[mſ]ter Chriſtian Wilhelm Dohm.

Vor[IX]

Vorrede des Herausgebers.

Dieſer erſte Theil des Kaͤmpferiſchen Werks wuͤrde fruͤher erſchie - nen ſeyn, wenn das Publikum nicht die Verlagshandlung ſo lange in Ungewisheit gelaſſen haͤtte, ob ſie ein Unterneh - men, das ſo koſtbaren Aufwand foderte, werde wagen duͤrfen? Nach - dem ſie hieruͤber beruhigt war, wolt und kont ich nicht meine ganze Zeit dieſer Arbeit widmen. Doch, ich denke, man wird nie klagen duͤrfen, daß ein litterariſches Produkt zu lange in der Arbeit geweſen ſey, wenn es nur haͤlt, was man ſich von ihm verſprochen hatte und dies darf ich von dem meinigen hoffen, da der erheblichſte Theil deſſelben nicht der meinige iſt.

Man wird der Verlagshandlung die Gerechtigkeit wiederfahren laſſen, daß ſie in Abſicht des Papiers und Druks Alles geleiſtet habe,bwas[X]Vorrede des Herausgebers.was ſie die Praͤnumeranten zu fordern berechtigt hat. Die Kupfer wird jeder, der die Vergleichung anſtellen kan, denen bey der engliſchen ſowohl als franzoͤſiſchen Ueberſetzung voͤllig an die Seite ſetzen.

Der zweite Band wird nach meinem jetzigen typographiſchen Ueberſchlage das vierte und fuͤnfte Buch, nebſt dem aus den Amoenitatibus Exoticis uͤberſetzten Anhang enthalten, und alſo das eigentliche Kaͤmpferiſche Werk ganz einſchließen.

Ueber Alles, was das Werk ſelbſt angeht, die Geſchichte deſſel - ben, die Art meiner Herausgabe u. ſ. w. habe ich mich in der folgenden Einleitung weitlaͤuftig genug erklaͤrt, und habe alſo hier nichts mehr dem Leſer zu ſagen uͤbrig, als daß der zweite Band dem erſten in ſo kurzer Zeit folgen ſolle, als es mir nur moͤglich ſeyn wird, die Ausarbeitung deſſelben neben andern Arbeiten zu vollenden.

Caſſel, den 4ten Maͤrz 1777.Dohm.

Jnhalt[XI]

Jnhalt des erſten Bandes.

Einleitung des Herausgebers. Vorrede des Verfaſſers.

  • Erſtes Buch. Welches die Reiſe von Batavia uͤber Siam nach Japan, und algemein hiſtoriſche-geogra - phiſche Nachrichten von Japan, zum Theil auch von Siam einſchlieſt.
    • Erſtes Kapitel. Reiſe von Batavia nach Siam, und Erzaͤhlung der merkwuͤrdigſten Vorfaͤlle waͤhrend unſers daſigen Aufenthalts. Seite 3.
    • Zweites Kapitel. Der jetzige Zuſtand des ſiamiſchen Hofes. Beſchreibung der Hauptſtadt und koͤniglichen Reſi - denz Judja. S. 25.
    • [XII]
    • Drittes Kapitel. Abreiſe des Verfaſſers von Judja Beſchreibung des ſiamiſchen Hauptfluſſes Menam Fernere Reiſe zur See. Ankunft in JapanS. 54.
    • Viertes Kapitel. Von der Groͤße und Lage der japaniſchen Jnſeln und Lande. S. 73.
    • Fuͤnftes Kapitel. Genauere Eintheilung des japaniſchen Reichs in große und kleine Herrſchaften, von Einkuͤnften und Regierung deſſelben uͤberhaupt. S. 85.
    • Sechſtes Kapitel. Ueber den Urſprung der Japaner. S. 97.
    • Siebentes Kapitel. Vom Urſprunge der Japaner nach ihren eignen fabelhaften Meinungen. S. 111.
    • Achtes Kapitel. Von dem Clima der japaniſchen Laͤnder und ihren Mineralien. S. 118.
    • Neuntes Kapitel. Von der Fruchtbarkeit des Landes an Pflanzen. S. 129.
    • Zehntes Kapitel. Von den vierfuͤßigen Thieren, Voͤgeln, kriechenden und fliegenden Jnſekten des Landes. S. 139.
    • Eilftes Kapitel. Von Fiſchen und Muſcheln. S. 150.
  • Zweites Buch. Politiſche Verfaſſung des japaniſchen Reichs. Auszug aus den japaniſchen Annalen, vom Anfang ihrer Chronologie, bis zum Jahr Chriſti 1692. Erſtes[XIII]Jnhalt des erſten Bandes.
    • Erſtes Kapitel. Namen der Goͤtter, Gottmenſchen und Kaiſer, welche in den japaniſchen Chroniken als die er - ſten Beherſcher des Reichs angegeben ſind. S. 163.
    • Zweites Kapitel. Algemeine Nachrichten von den geiſtlichen wahren Erbkaiſern des japaniſchen Reichs und der Chronologie ihrer RegierungS. 173.
    • Drittes Kapitel. Folge der geiſtlichen Erbkaiſer, und zuerſt derer, welche das japaniſche Reich von Anfang ih - rer Monarchie bis auf unſers Heilands Geburt regiert haben. S. 184.
    • Viertes Kapitel. Folge der geiſtlichen Erbkaiſer, welche nach der Geburt Jeſu Chriſti gelebt und noch mit unbe - ſchraͤnkter Macht bis auf die Geburt des Joritomo geherſchet haben. S. 196.
    • Fuͤnftes Kapitel. Folge der geiſtlichen Erbkaiſer, welche nach der Geburt Joritomo, des erſten weltlichen Kaiſers, bis auf unſere Zeiten gelebt haben. S. 221.
    • Sechſtes Kapitel. Folge der Feldherrn oder weltlichen Monarchen, von dem Joritomo an, bis auf den jezt regie - renden Tſinajos. S. 244.
  • Drittes Buch. Welches die Religionsverfaſſung, und Nachrichten von den verſchiednen religioͤſen und philoſophiſchen Secten enthaͤlt.
    • Erſtes Kapitel. Von den verſchiedenen Religionsparteien im japaniſchen Reiche uͤberhaupt, und beſonders von der Sinto. S. 251.
    • Zweites Kapitel. Von den ſintoſchen Tempeln, Glauben und Goͤtterdienſt. S. 258.
    • [XIV]
    • Drittes Kapitel. Von den Rebi der Sinto d. i. ihren gluͤklichen und heiligen Tagen und der Feier derſelben. S. 266.
    • Viertes Kapitel. Von der Sanga oder der heiligen Walfarth nach Jsje. S. 278.
    • Fuͤnftes Kapitel. Von den Jammabos oder Bergprieſtern und andern religioͤſen Orden. S. 285.
    • Sechſtes Kapitel. Von den Budsdo, oder der auslaͤndiſchen heidniſchen Religion, und derſelben Stifter und Anhaͤn - gern. Auch vom Confucius und ſeiner Lehre. S. 295.
    • Siebentes Kapitel. Von der Dſjuto oder der Lehre der Philoſophen und Moraliſten. S. 304.
Einlei -[XV]

Einleitung des Herausgebers.

Leben des Verfaſſers. Nachricht von ſeinen Schriften. Plan dieſes Werks.

I.

Engelbert Kaͤmpfer*)Die Quellen, nach denen ich dieſe kleine Biographie ausgearbeitet habe, beſtehn in eini - gen handſchriftlichen Nachrichten, die ſich bey mei - nen Manuſcripten befinden, und vermuthlich von des Verfaſſers Brudersſohn, dem Johan HermanKaͤmpfer, herruͤhren; in den bey Kaͤmpfers Leichen - predigt befindlichen Perſonalien und aus einigen Stellen der eignen Werke des Mannes. Aus ſo duͤrftigen Quellen begreift man wohl kont ich auch nur ein ſo duͤrftiges Leben ſchreiben, wieman iſt 1651 den 16ten September in Lemgo, der Hauptſtadt der Grafſchaft Lippe, gebohren. Sein Vater war Johan Kaͤmpfer, Prediger bey der St. Nikolaikirche und Erbſaß zum Steinhofe bei Lieme. Er wurde, wie es ſcheint, ziemlich fruͤh den Wiſſenſchaften beſtimt, und 1667 auf die Schule des benachbarten Hameln geſchikt. Sein Trieb zu reiſen, der ihn durch ſein ganzes Leben begleitete, reizteſchonXVI[Einleitung] des Herausgebers. ſchon jezt den ſiebenzehnjaͤhrigen Kaͤmpfer, eine kleine Reiſe nach Holland zu machen. Jm J. 1668 beſuchte er das Gymnaſium zu Luͤneburg, wo ihm beſonders der hiſtoriſche und philoſo - phiſche Unterricht des Rectors Kettenbeils nuͤzlich wurde. 1670, als er Luͤneburg verlies, machte er abermals eine Reiſe durch Meklenburg, Holſtein und uͤber Hamburg nach Luͤ - beck, wo er auf dem damals ſehr beruͤhmten Gymnaſium ſein Studiren, beſonders unter Leitung des Profeſſor Nottelmans fortſezte. 1672 gieng er nach Danzig, diſputirte da - ſelbſt unter dem Prof. Neufeld de majeſtatis diviſione, und reiſete dann uͤber Thorn (wo er ſich auch einige Zeit auf hielt) im Jahr 1674 nach Crakau. Hier legte er ſich zwey Jahre mit vielem Fleis auf die Philoſophie, auch erwarb er ſich hier die Kentnis mehrerer Sprachen und der Geſchichte mehrerer Laͤnder, als man vor hundert Jahren zu ſtudiren pflegte. Dieſe leztern Kentniſſe muͤſſen in der That Kaͤmpfern ſchon ziemlich fruͤh beſchaͤf - tigt haben, da es ihm nachher ſo leicht wurde, ſo mancherley ganz fremde Sprachen zu ler - nen, und mit ſo vielem Nutzen und feiner Beobachtung Laͤnder zu bereiſen, die damals noch ſehr unvolſtaͤndig beſchrieben waren. Daß Kaͤmpfer auch ſchon jezt nicht blos auf der Studierſtube, ſondern auch in Welt und Umgang ſich bildete, folgere ich daher, weil er ſich hier in Crakau die Bekantſchaft des Reichsfuͤrſten Alexander Lubomirski und des churfuͤrſtlich-brandenburgiſchen Geheimenraths und außerordentlichen Geſandtens zum pol - niſchen Reichstage, Hrn. von Hoverbeek, zu erwerben wuſte. Wenn Maͤnner von ſo aus - gezeichnetem Range einen Juͤngling von 24 Jahren ihrer Aufmerkſamkeit und naͤhern Zu - trits werth finden; ſo mus dies gewis ein ſehr gutes Vorurtheil fuͤr den jungen Gelehrten ſo - wohl als fuͤr den Bemerkungsgeiſt des Großen erwecken, wenn ihr fruͤheres Urtheil nachher durch das ſpaͤtere des Publikums beſtaͤtigt wird.

Kaͤmpfer nahm in Crakau die Magiſterwuͤrde an, und reiſete dann durch einen Theil von Polen und Preuſſen (wo er, beſonders in Danzig, wieder viele intereſſante Be - kantſchaften mit Gelehrten und Maͤnnern von Geſchaͤften machte) nach Koͤnigsberg. Hier blieb er vier Jahre, und erwarb ſich in denſelben beſonders die ſeltenen Kentniſſe in einem Studium, das damals noch ziemlich unbekant war, in der Naturgeſchichte, die ihm nachmahls auf ſeinen Reiſen ſo wichtig wurde, und der er ſo intereſſante Bereicherungen zu - ruͤk brachte.

Vorzuͤglich aber widmete ſich Kaͤmpfer in Koͤnigsberg der Arzneikunde. Seine bisherige Uebung ſo verſchiedner Geiſtesfaͤhigkeiten kam ohne Zweifel dieſem Studiumtreflich*)man hier findet. Einige Data habe ich auch noch aus einem ſogenanten Stambuche berichtigen koͤn - nen, das Kaͤmpfer auf allen ſeinen Reiſen mit ſich fuͤhrte. Dieſes Buch hat wegen der darin befind -lichen kleinen Aufſaͤtze in vielen der aſiatiſchen Spra - chen und Schriftarten einen großen Werth, und findet ſich jetzt im Beſiz meines wuͤrdigen Freun - des, des Hrn. D. M. Barkhauſens in Lemgo.XVIIEinleitung des Herausgebers. treflich zu ſtatten; und Kaͤmpfer kam ſo wohl zubereitet zu demſelben, daß er natuͤrlich ſehr geſchwinde und gluͤkliche Fortſchritte machen muſte. Jndes fand er es doch noch jezt nicht gut, die hoͤchſte Wuͤrde in der Medicin anzunehmen, aus keinem andern Grunde, ver - muthe ich, als weil Kaͤmpfer ſich noch nicht gern fuͤr ein gewiſſes Studium allein beſtim - men, fuͤr eine gewiſſe Lebensart fixiren wolte. Alle ſeine Abſichten giengen nur darauf, ſeine Kentniſſe zu vermehren und anſchauend zu machen; den Kreis ſeiner Begriffe zu er - weitern; und nach einem ſo fleißigen Studium aus Buͤchern nun einmal aus Natur und Menſchen zu ſtudiren kurz, zu reiſen.

Die Neigung zu reiſen ſcheint in der That Kaͤmpfers herſchende geweſen zu ſeyn. Sie entfernte ihn ſchon in fruͤher Jugend ſo weit von ſeinem Vaterlande; ſie trieb ihn im - mer von einem Ort zum andern; ſie unterſchied ihn weſentlich von den gemeinen Koͤpfen, welche die Wiſſenſchaften nicht um ihrer ſelbſt ſondern nur um des kleinen Verdienſtes willen ſchaͤtzen, daß ſie durch dieſelben ſich naͤhren koͤnnen.

Noch wolte ſich Kaͤmpfer alſo nicht fuͤr eine gewiſſe Lebensart und einen gewiſſen Ort beſchraͤnken laſſen. Aber er wolte jezt als ein vollendeter Mann (nahe am dreißigſten Jahre) noch einmal ſeinen Geburtsort, ſeinen Vater und ſeinen Bruder, Joachim Kaͤmp - fer Doctor der Rechte, wieder ſehn, die er ſchon im 17ten Jahre verlaſſen hatte. Er reißte alſo im Auguſt 1680 von Koͤnigsberg ab, und kam im October uͤber Luͤbeck in Lemgo an, wo er ſich aber nur ſehr kurze Zeit aufgehalten zu haben ſcheint, da ich ſchon am Ende dieſes Monats ihn wieder auf der Ruͤkreiſe in Bremen finde. Er gieng von da uͤber Ham - burg und Luͤbeck nach Koͤnigsberg zuruͤk, wo er ſich bis in den Julius 1681 auf hielt, da er ſich nach Upſala begab.

Daß Kaͤmpfer ſo entfernte Akademien Crakau, Koͤnigsberg, Upſala den naͤhern vaterlaͤndiſchen vorzog, davon war wol der vornehmſte Grund ſeine ſchon ange - fuͤhrte große Neigung zu reiſen, die immer beſonders in den fruͤhern Jahren mehr auf das Entferntere als Nahe gerichtet zu ſeyn pflegt. Auf der Reiſe nach Deutſchland ſol er indes doch auch deutſche Akademien beſucht haben; ich finde aber keine Spur, daß er daſelbſt intereſſante Bekantſchaften gemacht haͤtte.

Jn Upſala machte er gleich anfangs die des beruͤhmten Olaus Rudbeck, der gerade in dieſer Periode*)Der erſte Theil ſeiner Atlantica kam 1679, der zweite 1689 heraus. damit beſchaͤftigt war, den Urſprung aller Nationen aus Schweden abzuleiten. Jch glaube behaupten zu koͤnnen, daß der Umgang dieſes Gelehr - ten einen Einflus auf Kaͤmpfers Studien bewieſen habe, und daß dieſer, ohne Rudbeck,vielleichtXVIIIEinleitung des Herausgebers. vielleicht nicht daran gedacht haben wuͤrde, der Marſchroute der erſten Japaner vom ba - byloniſchen Thurm bis an die oͤſtlichſten Kuͤſten von Aſien nachzuſpuͤren.

Kaͤmpfer zeichnete ſich ſo ſehr durch ſeine Talente und Kentniſſe auf der ſchwedi - ſchen Akademie aus, daß ſie auch in Stokholm ihm Goͤnner und Freunde und zwar an den vornehmſten und wuͤrdigſten Maͤnnern des Reichs erworben. Unter dieſen war auch der beruͤhmte Eſaias von Puffendorf, damals Koͤnigl. Geheimerrath und Kanzler der Her - zogthuͤmer Bremen und Verden. Dieſe Verbindungen waren es ohne Zweifel, die ihm die Stelle eines Legationsſekretair bey einer an den ruſſiſchen und perſiſchen Hof beſtim - ten Geſandtſchaft verſchaften, deren Zwek war, eine Handelsverbindung zwiſchen dem ſchwe - diſchen und perſiſchen Hofe, und am zaariſchen Hofe, die Erlaubnis dieſes Handels und die freie Durchpaſſirung der Waaren zu bewirken.

Dieſer Antrag muſte unſerm Kaͤmpfer natuͤrlich ſehr wilkommen ſeyn, da er ihm eine reizende Befriedigung ſeiner Lieblingsneigung zeigte, und zugleich mit dem Verſprechen des Koͤnigs ſelbſt verbunden war, daß er nach ſeiner Zuruͤkkunft in Schweden anſehnlich belohnt, und die beſte Befoͤrderung, (wie er es gut faͤnde) entweder am Hofe oder bey der Akademie zu Upſala erhalten ſolte.

Da die Hauptquelle, aus der ich hier Kaͤmpfers Leben weiter zu beſchreiben haͤtte, in einem noch uͤbergebliebnen Briefe deſſelben an ſeinen ſchon erwaͤhnten Bruder Joachim Kaͤmpfer beſteht, ſo glaub ich, wird es meinen Leſern angenehmer ſeyn, wenn ich dieſen Brief*)Das Original dieſes Briefs wird in der Schulbibliothek in Lemgo aufbewahrt. Jch habe eine Abſchrift deſſelben und noch eine andere von K. Brudersſohn genommene Copie vor mir. Jm Muſeo Brittannico mus ſich dieſer Brief auch fin - den. Denn Scheuchzer liefert einen Auszug deſſel - ben in ſeiner der engliſchen Ueberſetzung vorgeſetz -ten Lebensbeſchreibung des Verfaſſers. ſtat ihn zu excerpiren lieber ganz in ſeiner Urſprache und Ur-Orthographie (als Probe des Kaͤmpferſchen Styls) mittheile:

S. T. Hochgeehrter hertzwehrteſter Herr Bruder!

So gegenwaͤrtiges Jhn in ſolchem Stande antrifft alß Monſ. Geſenius, welchen ich ao. 1683 an Ruſſiſchen Grentzen rencontriret, berichten wollen, ſo dancke ich dem Himmel vor Beſtaͤtigung meines Wunſches. Verlangt der Hr. Bruder Nachricht von meiner Reiſe und Zuſtande, ſo berichte, daß ich den 20. Martii ſt. v. anni 1683**)Jn der Vorrede zu den Amoenitatibus exo - ticis giebt K. das Jahr 1682 an. Dies mus aber ein Drukfehler ſeyn, weil ich aus ſeinem Stam - buche weis, daß K. noch im Maͤrz 1683 in Stok - holm war. aus StockholmmitXIXEinleitung des Herausgebers. mit Koͤnigl. nach Perſien deſtinirten Preſenten abgeſchikt durch Aal fin - und Inger - manland den 3ten April zu Abo, den 21ten zu Wieburg, den 28ten zu Narva ange - kommen, woſelbſt ich den Herrn Envoye, ſo meiner daſelbſt wartete, mit einer Suite von 30 Perſohnen angetroffen. Nach wenig Tagen reiſeten wir mit einander nach den Grentzen, alwo wir, wegen geringen Verſehens, ſo in Vorſetzung des Koͤnigl. Perſiſchen dem Zaariſchen titul beſtunde, mit der Abholung biß auf den 16 Junii illudiret und aufgehalten wurden. Den 15. Junii ſind wir in Groß Novogorod, den 7. Julii in Moſco ſehr praͤchtig eingeholet. Den 11. wurden wir zu oͤffentlicher Audientze und Handkuſſe beyder Zaarſchen Majeſtaͤten mit faſt unglaublicher Pracht aufgeholet. Wie unſere affaires in verſchiedenen Confe - rencen nach Wunſch abgehandelt, ſind wir den 5ten ſeptemb. auf dem Stroom Moſco davon gereiſet. Den 11ten haben wir den Fluß Occa bey Columna den 23ten die Wolga bey Niſen*)Niſchnei-Novgorod. erreichet, woſelbſt wir 1000 Haͤuſer in der Flammen gefunden: in Moſco ſind Zeit unſers Verharrens derſelben uͤber 8000,**)Jn der einen Copie ſteht 30,000. in dreyen Feuersbruͤnſten in die Aſche ge - leget. Den 1. Octobr. kahmen wir zu Caſan an, von wannen wir in einem Monat die Tartareyen gluͤcklich gepaſſiret, da an einigen Oertern einen Tag vor, an andern nach Unß Koſacken und Tartaren maͤchtig geſtreifft, Guͤter und Menſchen geraubt, und ihre Schiffe verbrant: ſo daß wir den 1. Nov. in Aſtrakan angekommen, von dannen den 8ten abgereiſet und den 12ten Unß auf Caſpiſche See begeben. Auf derſelben haben wir wegen erſchroͤcklichen Sturms, nicht minder wegen ungeſchickten Fahrzeuges (ſo zwey Steure, und alſo zwey Steur Maͤnner hatte, deren keiner dem andern ſubject noch ſeine Sprache ver - ſtunde) nicht ohne Verluſt, groſſe Noth und Gefahr ausgeſtanden, und wehren ſchier der Dagaſtaniſchen Tartarey zu Theil geworden, wenn nicht durch Gottes Barmherzigkeit eine ploͤtzliche Veraͤnderung und Abwechſelung des Gewitters, ſo aus S. O. ſich ins N. W. ge - wandt, Unß der gegenwaͤrtigen Noht entriſſen, und den 20. Nov. das Perſiſche Ufer Niſabat ſehen, und den 22ten mit einer geſunden Suite von 40 Perſohnen erreichen laſſen, alß wannehr***)Wo auch noch ſelben Abend ein Polniſcher Envoyé mit 20, und ein Ruſſiſcher mit 40 Perſohnen angelandet. Nachdem wir alhie einige Wochen in Filz-huͤtten ausgeruhet (die Landleute wohnen in dieſen Elyſiſchen Feldern in keinen andern Haͤuſern) ſind wir in Ge - ſellſchaft beyder bemeldeten Envoyeen mit 100 Camehlen und 100 Pferden (ohne die Laſt - thiere vor die Convoy) nacher Schameiſi der Reſidence des Mediſchen oder Schirwoo - niſchen Vice Roy zugereiſet, welche wir den 19. Decemb. erreicht einige Tage nach einem Erdbeben, wovon wir noch die nachgebliebene Erdriſſe gefunden. Jn ſelbiger verweileten wir bis der Chan unſere[Ankunfft] bey Hoffe angemeldet und Ordre wegen unſer tracta -c 2mentXXEinleitung des Herausgebers. ment eingeholet. Alhier hab ich in weniger Zeit, die ich meinen curieuſen excurſibus an umliegende Oerter entzogen, ſo viel verdienet, daß ich mit 100 rthl. an Gelde auf einem geſchonkenen*)geſchenktem weiſen Pferde ſelbigen Preiſes in guter Curage abgereiſet, alß den 16 Ja - nuar 1684. Den 19. paſſirten wir die Kuur, da, wo ſie ſchon mit dem Araxi vereini - get, und wurden daſelbſt in die deſerte province Mochan, den 23 in Taliſz, den 31 in die Chilaniſche beyde geſegnete ſchoͤne provincen praͤchtig eingeholet. Jn dieſem Zuge hielten wir Unß allezeit zwiſchen dem Caucaſo und Caſpiſcher See; von welcher wir Unß den 19. Febr. aus der Chilaniſchen Haupt-Stadt Reſt in die Pilas Hircaniæ wand - ten, den 21. die Stadt Rudbar, den 1. Martii Caswin, den 12 Saba. den 15. Kom erreichten, Staͤdte in der Province Arack oder Parthiä gelegen. Jn dieſer Letzten haben wir Unß ſelbſt einquartiren und aufs beſte wir konten, accommodiren muͤſſen, weil der ſeditieuſe Poͤbel ihren Magiſtrat hatte ausgejagt. Den 20 erhielten wir Caſſ jaan, den 24. Netenſe und den 29. unſer erwuͤnſchtes Ziel und Koͤnigl. Reſidence Sephahuun oder Iſphahaan. Obermeldete Envoyeen tardirten ſo lange auf der Reiſe, in welcher Sie durch einen andern weg gefuͤhret wurden, daß Sie erſt der Polnſche einen, der Ruſ - ſiſche zwey Monaten nach Unß angekommen. Den Koͤnig funden wir unter Gehorſam ei - ner ungluͤcklichen Conſtellation, die Jhn dahin vermochte, daß Er ſich vor dem 30. Julii in publico nicht ſehen lieſſe, alß wannehr Sr. Majtaͤt dem gantzen Hoffe und Reichs-Gaͤ - ſten bey einem banquet. (in welchen aus maſſiv guͤldenen Gefaͤſſen, auf 10 million**)10 Millionen iſt ſehr viel, ſcheint mir unglaublich! Judes erzaͤhlt Kaͤmpfer in den Amoe - nit. exot. p. 244, daß er uͤber 100 Schuͤſſeln gezaͤhlt habe, deren jede ſo ſchwer war, daß ſie einen eig - nen Traͤger forderte. Eine ausfuͤhrlichere Beſchrei - bung der ganzen Audienz findet man in den Am. Ex. p. 220 ſeq. Goldes geſchaͤtzet, vor Menſchen und Pferde aufgeſchuͤſſelt wurde) Audience verliehen. Bey dieſem actu wurden gedepechirt ein Frantzoͤſiſcher Geſandte,†)Er hies Franciſcus Piquet, und war vom Pabſt als Haupt der zu bekehrenden armeniſchen Chriſten geſezt, unter dem Titel eines Biſchofs von Babylon, und Vicarius Apoſtolicus in Perſide S. Am. Ex. p. 238. Kaͤmpfer hat auch die naͤhere Bekantſchaft dieſes Mannes gemacht. vom Papſte uͤber die Hamadaniſche Chriſten alß Biſchoff geſetzt, welche doch Armeniſch, und das Ro - miſche Haupt nicht, weniger ſeine Apoſtel, erkennen wollen. Daher hatt man Jhm in bemeldter Stadt (denn ſein Geſuch betraf nuhr dieſe materie) ſo viel in 3 monat zugetrie - ben, daß der alte wackere Herr vor Hertzleid geſtorben. Ein Siamiſcher, welcher um ein Kriegs Volk anhielte wieder ſeinen Nachbahren;††)Den Koͤnig von Pegu. S. des Verfaſſers Amoenitates exoticas, Faſc. 1, p. 238. ſeine preſenten beſtunden in rarGevogelXXIEinleitung des Herausgebers. Gevogel und 120,000 an Wehrt geſchetzten Sineſchen und Japaniſchen Porcellein und maſſiv ſilbernen und guͤldenen Manufacturen, von 300 Perſohnen aufgetragen. *)Jn den Amoenit exot. l. c. giebt Kaͤm - pfer den Werth etwas anders an, nemlich auf 200000 Unzen. Hier fehlt bey der Zahl 120,000 das Maaß. Dort werden die Geſchenke auch von 400 Laſttraͤ - gern gebracht.Ein ander Ruſſiſcher Geſandter;**)Ruſſiſche Geſandten waren damals faſt beſtaͤndig am perſiſchen Hofe, um den Schah zu einem Kriege gegen die Tuͤrken zu bewegen. Der, von welchem K. hier redet, hieß Conſtantin Chri - ſtophorowiß, ein Grieche, und Dolmetſcher der griechiſchen Sprache am zariſchen Hofe. Kaͤmpfer nent ihn einen ſehr[gelehrten] Mann und ſeinen Freund. Er hatte das Ungluͤk, von ſeinem Sekre - tair mit langſamen Gifte getoͤdtet zu werden. Er entdekte noch den Moͤrder und lies ihn am Tage vor ſeinem Tode nebſt einem mitſchuldigen Knaben in ſeinem Garten verbrennen. S. Am. ex. p. 239. auch Arabiſche,***)Es waren zwey Geſandte eines arabiſchen Stammes aus der Gegend von Bagdad, die des per - ſiſchen Koͤnigs Schutz ſuchten, um vom tuͤrkiſchen Reiche abzufallen. S. Am. ex. l. c. Uſbequiſche, und von denen Johan - niter oder Sabeer Chriſten um Bagdad und dero Reichs-Vaſallen abgeſchickte. Jn die - ſen und dreyen folgenden actibus welchen ich beygewohnet, comparirten auch folgende Frembde und Botſchaffter. 3 Polniſche****)Jn den Amoenitatibus erwaͤhnt K. nur zwey, von denen der eine abgieng, wie der andere kam. Suski hies dieſer, Salomon Zquͤrski jener. Beide waren Armenier. Jhr Geſuch war auch ein Tuͤrkenkrieg. noch ein ander angekommene, andere Uſbe - quiſche,†)Die Usbecken ſchikten damahls ſehr haͤu - fig Geſandte nach Perſien, deren Abſicht dem Vor - geben nach blos dahin gieng, die Freundſchaft mit dem Schah zu unterhalten. Jhr eigentlicher Zwek aber war, fuͤr kleine Geſchenke, als Pferde, Kameele, Felle, Rhabarber, groͤßere und wichtigere einzutau - ſchen; ſich auf koͤnigliche Koſten naͤhren zu laſſen und frei eingefuͤhrte Waaren mit großem Vortheil zu verkauſen. S. Am. ex. l. c. Calmuckiſche, Arabiſche, Georgianiſche,††)Sind zum Mohammedismus uͤbergegan - gene Chriſten, deren Vornehmſte dann die Ehre der koͤniglichen Audienz genießen. S. Am. ex. l. c. Dagaſtaniſche, Cirkaſſiſche, item ein hochteutſcher†††)Jn den Amoenit. nent ihn K. einen Nie - derlaͤnder. Er war ein Carmelitermoͤnch, P. Elias, und Mann von ausuehmender Gelehrſamkeit. Ertzbiſchoff uͤber die Roͤmiſch Catholiſche, um Eruan und Naktſjucan mit Paͤpſt-und Kayſerlichen Creditiven. Dieſes und der Europæiſchen Geſuch iſt nichtes anderß alß die ruptur mit dem Tuͤrckiſchen Kayſer. Sed ſurdo nar - rant fabulas: das unſere concernirte nuhr die Negotien; doch habe in formirung derer propoſitionen, weilen die Inſtruction alles illimitiret gelaſſen, auch dieſes Verſuch hin - zuthun duͤrffen, umb Unß der Congratulation wegen des Europæiſchen Sieges und unſe -c 3rerXXEinleitung des Herausgebers. rer loͤblichen (doch vergeblichen) intention alhier*)Dieſe Stelle iſt etwas dunkel. Mich duͤnkt aber, K. wil ſagen, das Geſchaͤft der Geſandtſchaft ſeines Hofes ſey zwar eigentlich nur eine zu er - richtende Handlung mit Perſien geweſen. Doch habe er, (als Legationsſecretair) weil die Jnſtruk - tion nur algemein war, auch gut gefunden, mit den uͤbrigen europaͤiſchen Maͤchten (die Perſien gegen die Tuͤrken aufbringen wolten) gemeine Sache zu machen, um dadurch ſeinen Hof in den Augen des perſiſchen auch mit an der Ehre der uͤber die Tuͤrken ohnlaͤngſt erhaltenen Siege Theil nehmen zu laſſen, und (dies war 1684) durch die gute Ab -ſicht, auch bey den andern europaͤiſchen Hoͤfen den ſchwediſchen beliebt zu machen. zu Hoffe mit theilhaftig zu machen. **)Es kann mein hochgeehrteſter Hr. Bruder dieſelbe aus dem Briefe an Monſ. Avocat Wairin leſen, welchen Brief ich offen laſſen wolle. Wie geringen Einhalts derſelbe ſcheinet; ſo kann ich doch nicht umhin, ihn meinem hochgeehrteſten Hr. Bru - der auf Treu und Gewiſſen zu empfehlen, weilen an guter Beſtellung nicht ſowohl meine Ehre als gutes Gewiſſen beruhet.Nach viermahliger Audience, ſo allezeit auf einem banquet geſchiehet, iſt Unß unſere Depeche im ausgange des Jahrs 1685. zugeſtanden. Alß wannehr ich (wiewohl dieſelbe erſt im martio andern Jahrs erfolget) von unſerer Legation mich expediret und bey Oſt-Indiſcher Compagnie unter einem ſchlechtem Titul, der mir aber am beſten zu mei - nem deſſein dienen konte, in Dienſte getreten. Bin alſo den 21. Novembr. mit einer Geld Kaffila in Dienſt von beſagter Compagnie von Iſphahan abgeſchickt, und den 4. Dec. in Sjiras angekommen; nachdem ich die reliquien des alten Perſepolis, exciſas marmoreas rupes, die beruͤhmten von Zeit Ahaſveri nachgebliebene rudera, bey denen die Aegyptiſchen ſollen wie Schatten zu vergleichen ſeyn, und was alles in beſagter Cham - pagne rares beſehen und zu papier gebracht. Den 20. bin ich in Laar, den 29. Decembr. an den ormuſiſchen Haffen in Gamron von den Perſianern Bender-abaſſi genandt, Gott ſey Danck wohl angelanget. Alhier bin ich wegen Changirung der aller ſauberſten und geſundeſten Iſphahaniſchen Lufft mit dieſem allerheiſſeſten und ſchaͤdlichſten Climate gantzen Aſiens [die Hitze iſt nicht ſo wohl der obliquitaͤt des Zodiaci in der die Sonne ad tropicum verweilet, alß der eigenen Conſtitution des Grundes zuzuſchreiben, ſo tru - cken, ſaltzig, ſulphuriſch, voller heiſſen und theils ſchaͤdlichen Baͤder und Arſenicaliſchen exhalationen. Sechs Monate kan kein Menſch eine halbe Virtel ſtunde in einer Kam - mer leben; Hunde und Menſchen werden alßdan in der Sonne mit Schwindel befangen und fallen ploͤtzlich todt danieder. Die heiſſeſten Winde erſticken auch was ſie auf dem Felde ergreiffen. Sechs Winter Monaten ſind ertraͤglich, und des Tages nicht heiſſer als unſere Hundes Tage, des Nachts aber ob patentiam pororum ſo unertraͤglich und ſchaͤdlich kalt, daß man ſich mehr dan in Schweden davor beſchuͤtzen muß. Ein bloß Meſſer ver - roſtet in einer Nacht; ploͤtzlich wirds ſo extrem feucht, daß alles was die Lufft beruͤhrt, imWaſſerXXIIIEinleitung des Herausgebers. Waſſer genetzt zu ſeyn ſcheint; ein wenig darauff wirds ſo trucken, daß einem die Haut zu - ſammen krumpfft. Die heiſſeſten Winde alhier, ſo ſie nicht feucht, machen das Waſſer und alle liquida erkalten, ſo gar, daß es faſt untrinckbar, und an der Haut unleidlich wird, und dieſes je heiſſer und trockner die Winde ſeyn, ſo offt wie eine Flamme brennen; auch was in einer Kammer verſchloſſen, erkaltet alßdan, doch nicht ſo ſehr, alß was dieſer Wind in offener Luft ergreiffet] bald nach meiner Ankunfft mit gefaͤhrlichen Krankheiten befangen, und in febri maligna ohne Verſtand danieder gelegen. Nach 2 Monat habe mich mit einer Waſſerſucht wieder aus dem Bett erhaben, dieſe darnach durch ein quarta - nam verlohren, und alſo durch gefaͤhrliche gradus nicht zu vorigen, ſondern denen Kraͤften wieder gelanget ſo die Natur dieſes Climatis dem Menſchen zuſtehet. So viel die Hitz und mein Dienſt zulaͤſſet, ergetze ich mich taͤglich in denen curioſeſten naturalibus, die, weil kein φιλομȣσος dieſes Orts jemahls ſubſiſtiren koͤnnen, neglect, und meiner Muͤhe zu einem premio uͤbergeblieben: bis die diſcrepantien zwiſchen Sr. Majt*)Dem Koͤnig von Perſien. und der Edl. Compagnie verglichen, alß wannehr ich meine retour uͤber die vornehmſten Oerter, wo - ſelbſt die Compagnie negotiiret, vornehmen werde. Jndeß befehle ich Mhhln Bruder in goͤttl. Beſchirmung, und verbleibe

Gamron den 25. Novembr. 1687.Mhhln Bruders gehorſamſter und willigſter Diener und Bruder Engelbert Kæmpffer.

Dieſer kurze Brief iſt leider! die vornehmſte und faſt die einzige Quelle zu Kaͤmpfers Leben in den Jahren 1683 bis 1687, und zur Geſchichte der ſo intereſſanten Reiſe, die er in dieſer Zeit durch eine weite Strecke der wichtigſten und unbekanteſten Laͤnder vom bothni - ſchen bis an den perſiſchen Meerbuſen gemacht hat. Die Fruͤchte dieſer Reiſe liegen noch im Muſeo Britannico zu London verborgen. Jch gebe ſie weiter unten genauer an, und wil hier nur noch aus meinen uͤbrigen duͤftigen Quellen einige Zuſaͤtze zu Kaͤmpfers Briefe machen.

Am zariſchen Hofe zu Moscau der damals noch mehr einem aſiatiſchen als eu - ropaͤiſchen glich, und wo Jwan und Peter, der erſt nachher der Große wurde, noch ge - meinſchaftlich regierten, hielt ſich Kaͤmpfer zwey Monate auf, und hatte ohne Zweifel Ge - legenheit, manche intereſſante Bemerkungen zu machen. Er erwarb ſich hier unter andernauchXXIVEinleitung des Herausgebers. auch die Bekantſchaft des hollaͤndiſchen Geſandtens, Baron von Keller, und des zari - ſchen Leibarzts von Blumentroſt, der nachher Praͤſident der ruſſiſchen Akademie der Wiſ - ſenſchaften wurde. *)S. des beruͤhmten ruſſiſchen Staatsraths Hr. Muͤllers Samlung ruſſiſcher Geſchichten, Th. VII, 10.

Jn Aſtrakan lernte Kaͤmpfer einen georgianiſchen Prinzen kennen, und ſo wuſte er immer an jedem Orte gerade die Menſchen bald zu finden, durch deren Umgang er ſei - nen Kentniſſen Erweiterung geben konte.

Auch die ſtuͤrmiſche Farth uͤber das caſpiſche Meer nuͤzte Kaͤmpfer zu neuen Be - merkungen uͤber daſſelbe, er berichtigte Jrthuͤmer, welche die bisherigen Reiſebeſchreiber ei - ner vom andern copirten, weil es ihnen bequemer war, das Bekante zu bejahen, als das Unbekante zu erforſchen. Daß Kaͤmpfer nicht ſo dachte, ſieht man aus dem Bericht, den er in den Amoenitatibus exoticis p. 253. 262 von ſeinen Unterſuchungen uͤber das caſpi - ſche Meer liefert.

Jn Schamachie, wo die ſchwediſche Geſandtſchaft die Befehle des perſiſchen Hofes abwarten muſte, wurde Kaͤmpfer ſo ſehr gezwungen ſeine Arzneykentniſſe anzuwen - den, und ſich damit, wie er ſelbſt ſagt, ein weiſſes Pferd und hundert Thaler zu verdienen, daß er ſich nur wegſchleichen konte, um die alte Stadt Baku und die beruͤhmte Halbinſel Okesra,**)Der gewoͤhnliche Name iſt Apſcheron. (wie er ſie nent) zu beſuchen. Kaͤmpfer hat die bekanten Merkwuͤrdigkeiten der lezteren (das nie verloͤſchende Feuer die Naphtaquellen das Naphtafegefeuer den Berg Jugtopa die Salzſee) ſo genau beobachtet, daß ſeine Beſchreibungen derſel - ben (in den Amoenit. exot. von p. 262-286) nicht nur damals, als ſie erſchienen, die volſtaͤndigſten und richtigſten waren, ſondern dieſe Beiwoͤrter gewiſſer maaßen noch jezt verdienen. Jn der That haben die folgenden Reiſebeſchreiber die Kaͤmpferiſchen Nachrichten beinahe nur beſtaͤtigen und wenig Neues ihnen zuſetzen koͤnnen. Und wie ruhmvol iſt es nicht fuͤr unſern Schriftſteller, wenn faſt hundert Jahre nach ihm ein Mann, der durch die Volſtaͤndigkeit und Richtigkeit ſeiner eignen Nachrichten ſich ſo ſehr empfiehlt, ihm die - ſes Zeugnis giebt. †)S. J. G. Gmelins Reiſe durch Rusland Th. 3 an mehrern Orten.

Wie gut Kaͤmpfer ſeinen langen Aufenthalt am Hofe von Jspahan genuzt; wie vortreflich er die innere Verfaſſung deſſelben beobachtet habe, davon ſind ſeine Nach - richten von demſelben, die der erſte Faſciculus ſeiner Amoenit. exotic. enthaͤlt, die gel - tendſten Beweiſe. Und gewis wuͤrde unſre Kentnis der Geographie, politiſchen und natuͤr - lichen Geſchichte von Perſien um ein gutes Theil reichhaltiger und volſtaͤndiger ſeyn, wennſeineXXVEinleitung des Herausgebers. ſeine Nachrichten von dieſem merkwuͤrdigen Lande noch kuͤnftig einmal aus den Schraͤnken des Muſei Britannici ins Publikum gebracht werden ſolte. Gewis darf man ſich viel ver - ſprechen, wenn ein Mann von Kaͤmpfers Wisbegierde einige Jahre durch ein Land beob - achtet, das dieſer Wisbegierde ſo vielen Stof darbietet, auch ſogar in dem Fal, wenn das Land ſchon ſo gluͤklich iſt, einen Chardin zum Beſchreiber zu haben.

So ſehr auch Kaͤmpfers Unterſuchungen durch ſeine Krankheit, die ihm die pe - ſtilentialiſche Atmosphaͤre von Bander-Abaſſi zuzog, aufgehalten wurden; ſo giebt doch ſeine vortrefliche Beſchreibung der Palme Beweis genug, wie gut er ſeinen Aufenthalt am perſiſchen Meerbuſen genuͤzt habe. Dieſe Beſchreibung fuͤlt den vierten Faſcikel der Amoenitatum exoticarum allein aus, und iſt noch jetzt die beſte Beſchreibung des ſchoͤn - ſten Baums der Welt, wie Kaͤmpfer die Palme nent.

Die Reiſen, welche dieſer ruhmwuͤrdige Mann in den Jahren 1688 und 1689 d. i. von der Zeit, da er Gamron verlies, bis er in Batavia ankam, machte, ſchließen die unbekanteſte Periode von Kaͤmpfers Geſchichte ein. Die wenigen Data, welche ich habe finden koͤnnen, ſind folgende: Noch ehe Kaͤmpfer ſich in Dienſte der hollaͤndiſchen Kompag - nie als Schifschirurgus (alſo mit einem geringern Charakter, als er nach ſeinen Kentniſſen und Talenten haͤtte fordern koͤnnen,) begab, hatte er durch ſeine mediciniſche Praxis, zu der im Morgenlande faſt alle reiſende Gelehrte gezwungen werden, ſo viel Geld erworben, daß er eine Reiſe auf eigne Koſten durch noch mehrere aſiatiſche Laͤnder und beſonders uͤber Egyp - ten machen zu koͤnnen glaubte. Er wolte von da nach Jtalien gehn und die Doctorwuͤrde annehmen, alsdann ſein uͤbriges Leben dem Dienſt ſeines Vaterlandes widmen, und ſeine ſo muͤhſam geſamlete Materialien in Muße ausarbeiten. Aber ein ungluͤklicher Zufal be - raubte ihn ſeines Vermoͤgens und noͤthigte ihn dies Vorhaben aufzugeben. Jch kan dieſen Zufal nicht genauer beſtimmen; meine handſchriftliche Nachricht nent ihn: ein durch Mis - gunſt angelegtes Uebel.

Die eine meiner Quellen (die Lebensbeſchreibung des Leichenpredigers) verſichert zwar, daß Kaͤmpfer wirklich nach Egypten gereiſet ſey. Joͤcher und andre haben die - ſes Vorgeben auch fortgepflanzt. Sie iſt aber ſicher falſch; nicht nur weil in der hand - ſchriftlichen Nachricht derſelben gar nicht erwaͤhnt wird, und weil auch unter den Maſcpten im Muſeo Britannico keines Egypten betriſt, da doch ſicher Kaͤmpfer ein ſo merkwuͤr - diges Land nicht wuͤrde beſucht haben, ohne Beobachtungen zu machen, die des Aufzeich - nens werth geweſen waͤren. Der Hauptgrund iſt, weil Kaͤmpfer ſelbſt in der Vorrede zu den Amoenitatibus ſagt: cogito in Aegyptum, vocor in Georgiam archiater.

dBisXXVIEinleitung des Herausgebers.

Bis nach Georgien alſo gieng Kaͤmpfers Reiſe ins feſte Land von Gamron aus gewis, und meine handſchriftliche Nachricht ſagt, daß er einige Zeit als Leibmedikus des Fuͤrſten zu Teflis ſich aufgehalten habe. Er genos hier ſehr viele Ehre, und erhielt das Verſprechen der groͤſten Belohnungen, wenn er ſich hier auf immer fixiren wolte. Variis conditionum oblationibus laceſſor, ſagt er ſelbſt in der Vorrede zu den Amoenit. Fuͤr das beſte Mittel ihn zu feſſeln hielt man eine ſchoͤne Georgianerin. Aber Kaͤm - pfer kante die Staͤrke der Bande, mit denen man ihn anknuͤpfen wolte, ſo gut, daß er ſeine Freiheit nur dadurch zu erhalten glaubte, wenn er ſich noch entfernte, ehe er gebunden waͤre. Von den Mitteln entbloͤſt, auf eigne Koſten nach Europa zu reiſen, entſchied ihn der Rath ſeines ehrwuͤrdigen Freundes des Kapuciners und koͤniglichen Dolmetſchers, Du Mans in Jſpahan, auf der hollaͤndiſchen Flotte, die eben bei der Jnſel Ormus lag, Dienſte zu nehmen. Er fand auch hier die beſte Gelegenheit, ſeine nie auf hoͤrende Wisbegierde zu befriedigen. Die Flotte, auf der er war, gieng faſt in allen Gegenden von Suͤdaſien an Land, und ſo bekam Kaͤmpfer Gelegenheit, Arabien, die Kuͤſten des mogoliſchen Reichs, Malabar, die Jnſel Selan (Zeylon) zu ſehn. Jn welcher Zeit dieſe Reiſe geſchah, kan ich nicht genau beſtimmen. Aus dem Stambuch des Verf. weis ich nur, daß er im Jenner 1689 zu Cochin und im May zu Coylang auf der Kuͤſte Malabar ſich befand.

Von Selan brachte ihn die Farth ſeiner Flotte an die Kuͤſten des bengaliſchen Meerbuſens, und von da reiſete er weiter an der Jnſel Sumatra die Laͤnge herab nach Ba - tavia auf Java. Er kam hier im September 1689 an, und blieb bis in den May des folgenden Jahrs. Er verwandte dieſe Zeit beſonders auf das Studium der Naturge - ſchichte von Java. Auch dieſe Beweiſe ſeines nie ermuͤdeten Fleißes beſizt das Muſeum Britannicum.

So wie gewoͤhnlich fand Kaͤmpfer auch hier bald den naͤhern Zutrit zu Maͤnnern vom erſten Rang, ob dieſe gleich ſonſt in der Hauptſtadt des hollaͤndiſchen Jndiens durch ein ſtolzes Gefuͤhl ihrer Wuͤrde den Fremden abzuſchrecken pflegen, und gewis nicht jeden Chirurgus ihrer Schiffe ſo gut aufnehmen werden; aber nicht jeder Schifschirurgus iſt auch ein Kaͤmpfer. Jhn wuͤrdigte beſonders der Generalſchazmeiſter, Johann Parve, ſeiner beſondern Freundſchaft. Neben ihm ruͤhmt Kaͤmpfer die Gefaͤlligkeit des W. Lycochtons eines Mitglieds des großen Raths von Jndien, und des Cornelius Outhoorns, Bruder des General-Gouverneurs, der nachher als Geſandter die Reiſe mit ihm an den japaniſchen Hof machte. Hier in Batavia nuͤzte ihm beſonders der reiche botaniſche Gar - ten dieſes Mannes, ſo wie der eines Hrn. Mollers.

Kaͤmpfer machte noch eine botaniſche Exkurſion auf die nahgelegne Jnſel Eidam, und trat endlich am 7ten May 1690 die Reiſe nach Siam an, wo er am 6ten Junius an -kam.XXVIIEinleitung des Herausgebers. kam. Dieſe Reiſe iſt im erſten Kapitel des erſten Buchs des Werks, das ich heraus - gebe, vom Verfaſſer ſelbſt beſchrieben worden; und man lernt eben da, mit welchem For - ſchungsgeiſte Kaͤmpfer die kurze Zeit von nicht einem vollen Monat nuͤzte, ſeine und des europaͤiſchen Publikums Kentniſſe uͤber Siam zu erweitern.

Unmittelbar vor ſeiner Ankunft in dieſem Sitze des ſchaͤndlichſten Deſpotiſmus hat - ten die beruͤhmten von den Vaͤtern der Geſelſchaft Jeſu angegebnen Geſandſchaften Lud - wig XIV noch Demſelben Anlas zu ſehr ausfuͤhrlichen und genauen Beſchreibungen gegeben. Die Tachard, Chaumont, Gervaiſe, Choiſy, Forbin und, den ich zuerſt haͤtte nennen ſollen la Loubere ſind ihre Verfaſſer. Man haͤtte denken ſollen, daß nach ſo vielen und fleißigen Unterſuchern einem Reiſenden, der unmittelbar nach ihnen kam, nichts mehr wuͤrde uͤbrig gelaſſen ſeyn. Aber dieſer Reiſende war Kaͤmpfer und er hat in vier Wochen Manches geſehn, was ſeinen Vorgaͤngern, die Jahre dort zubrachten, entwiſcht war. Seine Uebereinſtimmung mit dem Beſten derſelben iſt zugleich ein Beweis der Rich - tigkeit ſeiner Nachrichten uͤberhaupt. Ueber die Zeitrechnung, Geſchichte, Religion und Sitten der Siamer hat er beſonders viele erhebliche Bemerkungen geliefert; und von der bekanten Revolution, welche die Franzoſen und den Conſtantin Phaulkon verbante, giebt Kaͤmpfer verſchiedne ganz neue Nachrichten, welche von denen der franzoͤſiſchen Schrift - ſteller etwas abweichen. Er verdient hierin ohne Zweifel mehr Glauben als dieſe, welche aus Siam vertrieben waren, und alſo nicht ſo genaue Nachrichten liefern konten, als Kaͤm - pfer, der nach ihnen ſeine Nachrichten im Lande ſelbſt einzog.

Kaͤmpfer verlies Siam am 4ten Julii 1690. Seine Reiſe nach Japan, wo er am 26ſten September ankam, iſt im dritten Kapitel des erſten Buchs dieſer Geſchichte und Beſchreibung von Japan umſtaͤndlich beſchrieben. Jch fuͤge demſelben noch einen zweiten Brief unſers Kaͤmpfers an ſeinen Bruder Joachim Kaͤmpfer bey, der ſich da - mals in Leiden als Doctor Juris aufhielt.

Hochgeehrteſter, herzwehrteſter Herr Bruder.

Meine Reiſe von Batavia habe durch guͤnſtigen Zulaß meiner Herrn Patronen daſelbſt auf Siam genommen, und nachdem dieſen Hof und des Landes Gelegenheit zur Genuͤge beaͤu - get, die Reiſe anhero genommen, die aber wegen der contrairen Nordoſtſaiſon nicht nur ſehr lange, ſondern voller Gefahr und Jnkommodite geweſen, daß wir zwiſchen China und Japan allein bey zwey Monat in Ungewitter und ſteter Gefahr zugebracht, woſelbſt Cajuͤtd 2undXXVIIIEinleitung des Herausgebers. und Ruder zerſchlagen, das Schif leck ꝛc. und iſt mein particulierer Schade nicht der ge - ringſte geweſen, denn auſſerdem, daß ich durch ſchlechte kalte Schifskoſt, durch Angſt und Ungemach zu einer gefaͤhrlichen Krankheit gediſponiret worden, die, ſo bald ich den 25ſten September alhier angelandet, mit Veraͤnderung der Speiſe in eine Colik, und ſchweren Jntrige der Zufaͤllen, wovon jetzo allererſt geneſe, ausgebrochen, ſo ſind auch meine wenige Waaren, womit meine Depenſen pflege gut zu machen, durchs Salzwaſſer verdorben, und durch dieſen ſelben Liqueur (welches mich alleine zu Herzen geht) das groͤſte Theil von meinen Maſcptis Tartaricis et Perſicis, als ein ungeleimtes perſianiſches Papier, zu Pap und Brey vergangen, die ich anders in ein Werk ſub Titulo: Hodeopericum Ruſſo Tartarico Perſicum zu digeriren, als ein erſter Theil meiner aſiatiſchen Reiſen, mir, wie wohl an keinen nie geoffenbart, ſo feſt vorgenommen hatte, wovon ich jetzo faſt ganz deſtitut und unvermoͤgend geworden. Meinen Phoenicem Perſicum, wovon dem Hrn. Bruder den erſten Bogen uͤberſandt, habe keine Zeit gehabt abzuſchreiben, mus bis zu meiner perſoͤnlichen Ueberkunft nachbleiben. Nach herzlichſter Begruͤſſung mei - ner Gebruͤder, Fr. Mutter und Schweſtern verbleibe

Nagaſacki in Japan 1688.Mhhln Bruders ſchuldigſter Diener Engelbert Kæmpffer.

Dieſe Jahrszahl 1688 iſt offenbar falſch, wie die bisher von mir mit zuverlaͤßig - ſter Genauigkeit angegebne chronologiſche Data von der kaͤmpferiſchen Reiſe deutlich bewei - ſen. Vielleicht hatte Kaͤmpfer das Datum unter dieſem Briefe vergeſſen und da ſezte eine andre Hand aus Conjektur das Jahr 1688 hin, vermuthlich eben diejenige, welche auch in der einen meiner Handſchriften 1690 in 88 verwandelte. (S. dieſes Werk p. 4 in der An - merkung) Das noch vorhandne Stambuch beweiſt es deutlich, daß Kaͤmpfer nicht vor 1690 nach Japan kam, und dieſer Brief mus alſo zwiſchen 90-92 geſchrieben ſeyn.

Wie vortreflich Kaͤmpfer ſeinen zweyjaͤhrigen Aufenthalt in Japan genuzt habe, davon darf ich nichts ſagen. Das Werk, das ich hier dem Leſer vorlege, iſt der redendſte Beweis. Jch begnuͤge mich den Leſer nur an einen Umſtand zu erinnern, der Kaͤmpfers Verdienſt noch ungemein erhoͤht. Jn einem Lande, wo jeder Fremde ein Gefangner iſt; wo die Regierung mit der eiferſuͤchtigſten Wachſamkeit alle Schritte und Handlungen der Auslaͤnder beobachtet; wo den Unterthanen der Umgang und die Verbindung mit dieſen bey haͤrteſter Strafe unterſagt ſind; in einem ſolchen Lande noch eine ſo volſtaͤndige und genaue Beſchreibung deſſelben verfertigen: gewis dazu gehoͤrt ein Grad von Wisgebierde, einTalentXXIXEinleitung des Herausgebers. Talent des Spaͤhens und Forſchens, die man nur bey den ſeltenen Menſchen findet, die dazu gebohren wurden, die Kentniſſe des menſchlichen Geſchlechts von ſich ſelbſt zu erweitern.

Das fuͤnfte Buch dieſes Werks enthaͤlt Kaͤmpfers innere Reiſen in Japan. Er verlies das oͤſtlichſte Reich von Aſien am 31ſten October 1692, und am Ende des Jenners 1693 finde ich ihn ſchon in Batavia. Er verweilte hier nicht lange, ſondern trat bald die Ruͤkreiſe nach Europa auf dem gewoͤhnlichen Wege der hollaͤndiſchen Schiffe an. Jm Ju - nius war er auf dem Vorgebuͤrge der guten Hofnung. Jm Anfang des Jahrs 1694 kam er in Holland an, und wurde im folgenden April zu Leyden M. D. Zur Jnaugural - Diſputation gab er Decadem Obſeruationum Exoticarum, als die erſte Probe der Schaͤtze, die er den Wiſſenſchaſten mitbrachte. Die Beobachtungen, welche Kaͤmpfer hier lieferte, ſind hernach insgeſamt in ſeine Amoenitates exoticas eingeruͤkt. Hier iſt das Verzeichnis derſelben:

  • 1) Agnus Scythicus, ſiue Fructus Borometz, ſteht im Faſc. 3. p. 505 der Amoenit.
  • 2) Amarities Maris Caſpii, in dem Faſc. 2, p. 253 der Amoenit.
  • 3) Muminahi, ſive Mumia nativa Perſica in dem Faſc. 3. p. 516 der Amoenit.
  • 4) Torpedo Sinus Perſici im Faſc. 3. p. 509 der Amoenit.
  • 5) Sanguis Draconis im Faſc. 3. p. 552 der Amoenit.
  • 6) Dracunculus Perſarum im Faſc. 3. p. 524 der Amoenit.
  • 7) Andrun, morbus regioni Malabaricae endemius & communis; im Faſc. 3. p. 557 Amoenit.
  • 8) Perical, Morbus Malabaricus vernaculus; in Faſc. 3. p. 561 der Amoenit.
  • 9) Curatio Colicae per Acupuncturam, Japonibus uſitata, in Faſc. 3. p. 582 der Amoenit.
  • 10) De Moxa, in Faſc. 3. p. 588 der Amoenit.

Kaͤmpfer kehrte nun endlich in ſeine Vaterſtadt zuruͤk, und der damals regierende Graf von der Lippe, Friedrich Adolph, ernante ihn zu ſeinem Leibmedikus,*)Ohne Zweifel war Kaͤmpfer der erſte, der eben dieſe Stelle zugleich bey einem Fuͤrſten vonGeorgien und einem Grafen von der Lippe ver - waltet hat. Dieſesd 3AmtXXXEinleitung des Herausgebers. Amt und der Ruf von ſeiner großen Geſchiklichkeit erwarb ihm bald eine ſehr ausgebreitete Praxis, nicht nach ſeiner Neigung, wie er in der Vorrede zu den Amoenitatibus verſi - chert, weil die Geſchaͤfte des Arztes und des Hausvaters ihn zu ſehr von dem Lieblingsge - ſchaͤfte ableiteten, das er ſeinen reifern Jahren vorbehalten hatte nemlich der ruhigen Verarbeitung deſſen, was er in der Bluͤthe des Lebens geſamlet hatte.

Um ſeine Arbeiten, und beſonders die oͤkonomiſche Verwaltung eines vaͤterlichen Guts, (Steinhoff bey Lieme ohnweit Lemgo) einigermaßen zu erleichtern, verheirathete ſich Kaͤmpfer noch im 49ſten Jahre mit der Tochter des Churfuͤrſtl. Braunſchweigiſch-Luͤnebur - giſchen Hoffaktors, Wilfach zur Stolzenau. Seine Ehe war nicht gluͤklich. Sehr naif ſagt Kaͤmpfers Neffe, er habe in dem Eheſtande gefunden, was er vorher auf der Reiſe zwiſchen China und Japan erfahren. Der wahrſcheinlichſten Vermuthung nach war un - ſer Kaͤmpfer, bey dieſen Stuͤrmen, die noch ſein Alter bewoͤlkten, nicht der ſchuldige Theil. Er zeugte noch drey Kinder, die aber noch vor ihm ſtarben. Sein Tod ſcheint (nach einer Anſpielung des Parentators) durch ſeine unartige Gattin befoͤrdert zu ſeyn. Er erfolgte, nach oͤftern Anfaͤllen von Colik, in den leztern Jahren, am 2ten November 1716, da er ei - nige Wochen uͤber ſein 65ſtes Jahr gelebt hatte.

Kaͤmpfer hatte auf ſeinen weiten Reiſen nicht nur ſeine Kentniſſe vermehrt, und ſeinen Verſtand gebildet; ſondern auch ſeinem moraliſchen Charakter die Guͤte und Ausbil - dung gegeben, die bey einem Manne von ſo edler Wißbegierde und geſunder Vernunft allemal erwartet werden koͤnnen. Schon ſeine Schriften zeugen den redlichen, ehrlichen und vorzuͤglich wahrheitsliebenden Mann, dem ſein Leben unter Menſchen von mancher - ley Farbe und Denkart eine gefaͤllige Geſchwindigkeit gegeben hatte.

Auch die der Leichenpredigt angehaͤngte Biographie verſichert, daß Kaͤmpfer ſich die algemeine Achtung ſeiner Landsleute erworben, und daß ſelbſt der Neid ſeiner habe ſcho - nen muͤſſen. Er war, ſagt ſie, in der Converſation gegen Hoͤhere ehrerbietig, gegen Alle dienſtfertig und leutſelig, gegen die Duͤrftigen mitleidig und huͤlfreich. Sein Haus ſtand allen Nothleidenden, auch den Armen, Fremden, und Einheimiſchen immer offen. Auch in der Beobachtung der aͤußern Religionspflichten bewies er ſich als einen guten Chri - ſten. Er bediente ſich andaͤchtig des Heil. Abendmals, wohnte dem oͤffentlichen Gottes - dienſte regelmaͤßig bey, und erſetzte ihn, wenn er durch Geſchaͤfte oder Krankheit gehindert wurde, durch einen haͤuslichen. Auch wenn er geſund war, hielt er taͤglich mit ſeinem Geſinde Baͤtſtunde.

Als Schriftſteller erſcheint Kaͤmpfer ganz vorzuͤglich in dem vortheilhafteſten Lichte. Sicher iſt er einer der beſten ſeiner Zeit, und einer der erſten in ſeiner Zunft. Jch glaube hier nicht partheiiſch zu ſeyn, da einer der groͤſten Kenner von Reiſebeſchreibun -genXXXIEinleitung des Herausgebers. gen und der Mann, der vielleicht die meiſten Schriftſteller gegeneinander gewogen hat der Herr von Haller, unſerm Kaͤmpfer keinen Reiſebeſchreiber vorſetzen wil. *)Nulli peregrinatorum ſecundum nent ihn der große Mann und ſezt hinzu: Immenſam pulcher - rimarum adnotationum vim in eo itinere collegit,ipſe delineandi peritus, ad omnem laborem impi - ger, neque ſibi parcens, quoties veri detegendi ſpes erat. V. Bibliotheca Botanica T. 2, p. 23.

Man mus dieſe Gattung von Schriftſtellern etwas genauer aus eignem kritiſchen Gebrauch kennen, wenn man Kaͤmpfers Verdienſt ganz ſchaͤtzen wil. Man mus es wiſ - ſen, mit welch einer Jgnoranz manche ihre Reiſen (deren Beſchreibung ſie doch hernach dem Publikum vorlegen) antreten, und dann Kaͤmpfern dagegen halten, der ſeine Rei - ſen ſo wohl vorbereitet antrat, und es in Wiſſenſchaften und Sprachen, die auch bey den Ge - lehrten ſeiner Zeit ſelten waren, ſo weit gebracht hatte. Man mus es wiſſen, mit wie gutherziger Leichtglaͤubigkeit ſich manche Reiſende hintergehen laſſen, und welche Sucht andre haben neue Maͤhren zu erzaͤhlen, um ihre Landsleute zum Staunen uͤber die Dinge, die nicht ſind zu bringen; um den Mann recht zu verehren, der mit der aͤußerſten Sorgfalt ſeine Berichte einzog, ſeine Zeugen wohl abwog, nirgend das Wun - derbare, immer das Natuͤrliche ſuchte. Man kan Kaͤmpfer nicht leſen, ohne ſich uͤber - zeugt zu fuͤhlen, daß er der gewiſſenhafteſte Freund der Warheit war; und ohne uͤber den ſcharfen Blik und die Genauigkeit zu erſtaunen, mit der er Alles bis ins kleinſte Detail (nach ſeinem eignen Ausdruk) beaͤugte.

Mit lichtvolſter Deutlichkeit ſtelt Kaͤmpfer ſeinem Leſer alles dar, was er beobach - tete, und laͤſt ihn Alles bis auf Kleinigkeiten bemerken. Wenn es auf Unterſuchung der Gruͤnde und Urſachen gewiſſer Dinge ankoͤmt, ſo zeigt Kaͤmpfer einen großen Scharfſin, der mit einer vorzuͤglichen ſtarken Doſis von geſunder Vernunft verſezt iſt. Sehr oft habe ich es bewundert, wie richtig der trefliche Mann von beiden geleitet wurde. Sein lateini - ſcher Styl iſt ſo gut, daß ſogar eine Sage entſtanden iſt, Graͤvius habe Kaͤmpfers Hand - ſchriften ins Lateiniſche uͤberſezt. Jch weis nicht, woher dieſe Behauptung entſtanden iſt; ſie thut aber, wie ich gewis glaube, Kaͤmpfern Unrecht, denn es iſt nicht wahrſcheinlich, daß Kaͤmpfer ſich ſchon 1694, wie er in Holland war, und den Graͤvius (wie ich aus ſeinem Stambuche weis) freilich kennen lernte, von ihm ſeine Amoenitates exoticas (um nur dieſe zu nennen) habe uͤberſetzen laſſen, da er ſie erſt 18 Jahre nachher herausgab. Noch un - wahrſcheinlicher aber iſt es, daß Kaͤmpfer alle ſeine Schriften nachher zur Ueberſetzung dem Graͤvius zugeſchikt haͤtte, da auch die Vorrede der Amoenitatum (die er ſich doch ſchwerlich wird haben machen laſſen) von gleichem Styl mit dem Werke ſelbſt iſt. Kaͤm - pfer hat auch auf ſeinen Reiſen ſchon einen großen Theil ſeiner Beobachtungen lateiniſchnieder -XXXIIEinleitung des Herausgebers. niedergeſchrieben, und die Falſchheit dieſer Beſchuldigung muͤſte alſo noch mehr offenbar wer - den, wenn einmal ſeine im Muſeo Britannico befindliche Handſchriften bekant gemacht wuͤrden. *)Der Hauptbeweis iſt, daß K. in der Vor - rede der Amoenit. ſelbſt ſeinen Styl entſchuldigt, und beſonders mit dem Grunde, daß er meiſtensauf Reiſen habe ſchreiben muͤſſen. So eine Ent - ſchuldigung bey fremder Arbeit waͤre eine Unver - ſchaͤmtheit, deren K. nicht faͤhig iſt.

Sein deutſcher Styl nun freilich, der iſt, wie ihn ſein Jahrhundert mit ſich brachte. Kaͤmpfer hatte den groͤſten Theil ſeines Lebens in fremden Laͤndern zugebracht, und nach ſeiner Ruͤkkunft nicht Muße genug, ſeinen deutſchen Styl zu bilden, wozu ihm ohnedem gute Muſter abgiengen. Praͤciſion und genaue Beſtimmung Alles deſſen, was der Ver - faſſer ſagen wil, fehlt dieſem Styl zwar nicht. Aber oft iſt er verwickelt, undeutlich, durch lange Zwiſchenſaͤtze verzerrt. Doch der Leſer kan ſchon aus den oben eingeruͤkten Kaͤmpferi - ſchen Originalbriefen und den Proben, die ich noch weiter unten geben werde, ſelbſt urtheilen.

Kaͤmpfers Kentniſſe beſchraͤnkten ſich nicht blos auf ſein eigentliches Fach, die Medicin, zu der er, wie wir ſchon geſehn haben, erſt in reifen Jahren uͤbergieng; in der er aber doch einen vorzuͤglichen Grad von Volkommenheit erreichte. Dies beweiſt nicht nur ſeine gluͤkliche Praxis ein oft zweideutiges Kenzeichen die ihm in Georgien wie in ſeinem Vaterlande ſo viel Beifal erwarb; ſondern vorzuͤglich ſeine wichtige Bereicherun - gen verſchiedner Theile der Medicin, beſonders der materia medica. Jn der Natur - geſchichte ein damals noch wenig bearbeitetes Studium und fuͤr das unſre Akademien noch keine Lehrſtuͤhle hatten half Kaͤmpfer mit die Bahn brechen. Die meiſten Be - ſchreibungen in den Amoenitatibus werden noch jetzt nach ſo vielen Entdeckungen neuerer Zeiten von den Kennern als die beſten ihrer Art geſchaͤtzt; z. E. die Beſchreibung der Palme, der Aſae foetidae, des Thees u. ſ. w. Auch die Naturgeſchichte von Japan im erſten Buche dieſes Werks und die Beſchreibung der vielen japaniſchen Pflanzen im fuͤnf - ten Faſcikel der Amoenitatum iſt Beweis von Kaͤmpfers Eifer und ruhmwuͤrdigen Be - muͤhungen fuͤr dieſe Wiſſenſchaft.

Geſchichte uͤberhaupt ſcheint das Fach zu ſeyn, fuͤr das Kaͤmpfer geboren war. Er hatte uͤberwiegende Wahrheitsliebe, unermuͤdeten Forſchgeiſt, ſcharfſinniges Urtheil und Geduld. Die letztre dieſer Eigenſchaften machte ihn faͤhig, die japaniſchen Annalen, die mit der ermuͤdendſten Trockenheit geſchrieben und vol der degoutanteſten Ungereimtheiten waren, in einer Sprache, die er erſt zu erlernen hatte, zu leſen und zu excerpiren. Und welch Verdienſt hat nicht Kaͤmpfer um die genauere Entwickelung des politiſchen SyſtemsvonXXXIIIEinleitung des Herausgebers. von Siam und Japan, auch von Perſien im erſten Faſcikel der Amoenitatum erwor - ben. Wenn man es weis, mit welcher Gefahr in den orientaliſchen Reichen ſtatiſtiſche Nachrichten geſamlet werden; ſo wird man kaum begreiſen, wie K. alles ſo genau und vol - ſtaͤndig habe erfahren koͤnnen. Man ſehe, um ein Beiſpiel zu nehmen, nur einmal ſeine Nachricht von den perſiſchen Einkuͤnften in den Amoenit. p. 90.

Wie faͤhig Kaͤmpfer auch in politiſchen Geſchaͤften war, beweiſt das Vertrauen des ſchwediſchen Hofes, (wo damals beide Puffendorfe die Geſchaͤfte leiteten) ihn, einen Fremden, bey einer ſo wichtigen Geſandſchaft zu gebrauchen.

Kaͤmpfers Wisbegierde war nach allen Seiten gerichtet. Jn Entwickelung der verſchiednen religioͤſen und philoſophiſchen Syſteme von Aſien bewies er vorzuͤglich ſeinen Unterſuchungsgeiſt. Das dritte Buch dieſer Geſchichte und ſeine ſchoͤne Nachrichten von den Johannischriſten im Faſc. 2. p. 435 der Amoenit. zeigen, wie ſehr Kaͤmpfer von allem Wiſſenswuͤrdigen ſich genau zu unterrichten bemuͤhte.

Jn allen ſeinen Studien wird er beſonders durch ſeine ausgebreitete Sprachkentnis unterſtuͤtzt. Dieſe gieng weit uͤber den Kreis der meiſten Gelehrten. Kaͤmpfer verſtand nicht nur die gelehrten Sprachen, die lateiniſche und griechiſche, ſondern auch die meiſten der europaͤiſchen, die franzoͤſiſche, portugieſiſche, hollaͤndiſche, engliſche, ſchwediſche, pol - niſche, ruſſiſche, und dann die meiſten der aſiatiſchen, die arabiſche, perſiſche, malayiſche, mehrere indiſche, ſineſiſche und japaniſche. Die gruͤndliche Kentnis, welche ſich Kaͤmpfer in letztrer erworben hatte, iſt Beweis genug, daß er dieſe Sprachen nicht blos fuͤr einen voruͤbergehenden Gebrauch, als Reiſender; ſondern tiefer und als Gelehrter ſtudiert habe.

II.

Jch habe jetzt noch von Kaͤmpfers Schriften beſonders zu reden, und mus ſie leider! in gedrukte und ungedrukte abtheilen.

Der ruhmwuͤrdige Mann trat ſeine weiten Reiſen mit dem feſten Vorſatz an, zu beobachten, Natur und Menſchen zu ſtudieren, beſonders das Neue, und nicht genug unter - ſuchte ſich zum Vorwurf zu waͤhlen, und das Reſultat dem Publikum mitzutheilen. Schon in Nangaſacki dacht er ſich, wie wir oben in ſeinem eignem Briefe geſehn haben, die Titel ſeiner kuͤnftigen Werke. Der Sturm zwiſchen Sina und Japan und die ſalzige See verdarb einen Theil ſeiner ſchaͤtzbaren Handſchriften, und ſeine nachher gar zu beſchaͤftigende Praxis zwang ihn, ſie faſt achtzehn Jahre in ſeinen Schraͤnken vergraben zu laſſen, wo ſie ſchon anfiengen, wie er ſelbſt ſagt, von den Motten benagt zu werden, als Kaͤmpfer endlicheeinigeXXXIVEinleitung des Herausgebers. einige Muße bekam, ſie wieder hervorzuſuchen. Schon im Alter von ſechzig Jahren wolte er doch noch gern ſeine gelehrten Schaͤtze ordnen und in mehrern Werken bekant machen. Nur als eine Probe und einen Vorſchmak der die Leſer nach Mehrern luͤſtern machen ſolte gab er 1712 ſeine beruͤhmten Amoenitates*)Der volſtaͤndige Titel derſelben iſt: Amoe - nitatum exoticarum Politico Phyſico Medicarum, Faſciculi V, quibus continentur variae Relationes, Obſervationes et Deſcriptiones Rerum Perſicarum et ulterioris Aſiae, multa attentione, in peregrina - tionibus per univerſum Orientem collectae ab Au - ctore Engelberto Kaempfero, D. Lemgoviae Ty - pis et Impenſis H. W. Meyeri, Aulae LippiacaeTypographi. 1712. 4. 912. pag. ohne Vorrede und Regiſter. ein Werk, das wegen der Mannigfaltigkeit des Jnhalts und der Gruͤndlichkeit der Behandlung in der That einen ungemein vortheil - haften Begrif von den Kentniſſen machen muſte, die unſer Kaͤmpfer mit nach Europa ge - bracht hatte. Er hat es in fuͤnf Faſciculos vertheilt. Der erſte enthaͤlt 16 Relationes de aulae Perſicae ſtatu hodierno, welche theils von dem damaligen perſiſchen Schah, vornemlich aber von der ganzen Einrichtung des Jſpahaniſchen Hofes ungemein genaue und unterrichtende Nachrichten geben. Der zweite Faſciculus enthaͤlt 14 Relationes et Ob - ſervationes Hiſtorico Phyſicas de Rebus Variis. Der beſtimte Jnhalt iſt folgender:

  • 1) In mari Caſpio nullae voragines; ejusdem pelagi amarities.
  • 2) Okeſra, peninſula Mediae, naturae prodigiis conſpicua.
  • 3) Turris cornuta in Regia Perſarum urbe Iſphahano.
  • 4) Monumenta campi Perſepolitani, rupi inſculpta, quae vocant Nakſji Ruſtaam i. e. Simulacra Ruſtanica.
    **)Die Benennung koͤmt von Ruſtaam, einem beruͤhmten fabelhaften Held, Simſon oder Herkules der Guebern.
    **)
  • 5) Palatii Iſtachr ſive Perſepolitani rudera, vulgo Tjiehil menaar dicta.
  • 6) Antiquitatis monumenta in campo Sjubaſar novae Perſepolis.
  • 7) Sjeich Chodſja Hafes & Sjeich Saadi Sjiraſi, illuſtrium Perſiae Poe - tarum, Sepulturae.
  • 8) Oenopoeia Sjiraſenſis.
  • 9) Memorabilia Montis Benna, in Perſidis Provincia Laar.
  • 10) Rudera Diluvii Moſaici in Perſia.
11) Sabii,XXXVEinleitung des Herausgebers.
  • 11) Sabii, ſ. Chriſtiani S. Johannis Baptiſtae circa Tigridem & fines Perſiae.
  • 12) Inveſtigatio Innocentiae per Crocodilos & Ignem, apud Gentiles Orientes hodie uſitata.
  • 13) Chartopoeia Japonica.
  • 14) Regnum Japoniae optima ratione, ab egreſſu civium & exterarum gentium ingreſſu & communione clauſum.

Der dritte Faſcikel enthaͤlt Obſervationes Phyſico Medicas curioſas, nemlich:

  • 1) Agnus ſcythicus ſeu fructus Borometz.
  • 2) Torpedo ſinus Perſici.
  • 3) Muminahi ſive Mumia nativa Perſica.
  • 4) Dracunculus Perſarum in littore ſinus Perſici.
  • 5) Hiſtoria Aſae foetidae.
  • 6) Djierenang ſive ſanguis Draconis ex fructibus palmae coniferae ſpinoſae elicitus,
  • 7) Andrum, ſive Hydrocele regioni Malabaricae endemia.
  • 8) Perical ſive Hyperſarcoſis ulceroſa pedum, Malabaricae genti vernacula.
  • 9) Tripudia Serpentum in India Orientali.
  • 10) Gemina Indorum antidota.
  • 11) Curatio colicae per acupuncturam.
  • 12) Mora, polychreſta cauteriorum materia.
  • 13) Theae Japonenſis hiſtoria.
  • 14) Ambra vindicata.
  • 15) Inebriantia Perſarum & Indorum pharmaca.
  • 16) Ligaturae magicae Macaſſarorum.

Der vierte Faſciculus enthaͤlt blos Relationes botanico hiſtoricas de Palma dactylifera in Perſide ereſcente; und der fuͤnfte Catalagum plantarum Japonicarum.

e 2KaͤmpferXXXVIEinleitung des Herausgebers.

Kaͤmpfer hat dieſem Werke auch Abbildungen der Pflanzen und anderer Gegen - ſtaͤnde beigefuͤgt, die er ſelbſt mit großem Fleis und Genauigkeit verfertigt hatte, die aber durch die Schuld ſeiner ungeſchikten Kupferſtecher ſehr ſchlecht, und oft faſt ganz unkenbar, geſto - chen ſind. Er klagt ſelbſt in der Vorrede daruͤber: Chalcographi rudes, ſagt er, & mo - roſi ingenii imagines mea manu accurate & ad typum ſed diverſa magnitudine delineatas, dum in decentem formam ex majori vel minori reducere debe - bant, ita deformarunt, vt niſi ad illuſtrandas res omnino eſſent neceſſariae, eas, velut libri dedecus repudiarem.

Den leztern Beinamen verdienen die meiſten dieſer Kupferſtiche allerdings. Die Kaͤmpferiſchen Originalzeichnungen befinden ſich noch im Muſeo Britannico, und ich bin uͤberzeugt, daß viele Gelehrte und beſonders die Kenner der Naturgeſchichte meinem Wun - ſche beitreten werden, daß die Verlagshandlung dieſe Zeichnungen (die durch die wilfaͤhrige Vermittelung der gelehrten und ruhmwuͤrdigen Aufſeher des Muſei Britannici zu dieſem Zwek gewis zu erhalten waͤren) von neuen durch geſchikte Kuͤnftler ſtechen ließe, und ſie einer neuen Ausgabe der Amoenitatum beifuͤgte. Gewis verdiente es ein ſo nuzbares und vor - trefliches Werk auf dieſe Art noch einmal in Umlauf gebracht zu werden, und es wuͤrde an aͤußerer Schoͤnheit wie an Brauchbarkeit ſehr gewinnen.

Kaͤmpfer ſchikt es indes ſo vorzuͤglich es auch ſchon iſt nur als einen Verlaͤu - fer in die gelehrte Welt, die er, ſo wie beſonders auch die Buchhaͤndler, auf ſeine andern noch groͤßern Werke dadurch aufmerkſam machen wolte. Folgende deroſelben nante er in der Vorrede beſtimt, und bot ſie den Verlegern an.

1) Japoniam noſtri temporis, das er in Quart mit etwa 40 Kupferſtichen in deutſcher Sprache herausgeben wolte. Das Journal des Sçavans wuͤnſchte bald nachher, (Tom. 55, p. 471) daß Kaͤmpfer dies Werk in lateiniſcher Sprache herausgeben moͤchte, damit es die Gelehrten aller Nationen von Europa leſen koͤnten.

Herbarii Trans Gangetici Specimen in Folio, in lateiniſcher Sprache mit etwa fuͤnfhundert Kupferſtichen. Doch wolte er, ehe er dieſes Werk herausgaͤbe, noch des beruͤhmten Rumph Hortum Ambonenlem abwarten, ne, ſezt der edelbeſcheidne Mann hinzu, ab eo acta agam & ſylvis inducere ligna videar.

Hodoeporicum tripartitum in Folio. Dieſem Werke wolte Kaͤmpfer ſoviel Kupfer beifuͤgen, als nur irgend der Verleger zu wagen Muth haͤtte. Er uͤberlies es auch deſſen Belieben, ob es in lateiniſcher, deutſcher oder hollaͤndiſcher Sprache erſcheinen ſolte? Aus dieſem Werke waren die meiſten der in den Amoenitatibus gelieferten Proben entlehnt, doch verſichert Kaͤmpfer ausdruͤklich, daß das Hauptwerk dadurch gar nicht arm gemachtſey.XXXVIIEinleitung des Herausgebers. ſey. Es geſchehe dieſem nicht, ſagt er, quod ſolet hortis anguſtioribus, in quibus avulſis paucis floſculis, caules ſaltem et folia remanent.

Dieſe Ankuͤndigung ſo ausnehmend wichtiger Werke muſte gewis das Publikum ſehr luͤſtern machen; die Amoenitates lieferten ſo intereſſante Proben, fanden algemeinen Beifal und erregten den Wunſch, daß die Hauptwerke auch noch erſcheinen moͤchten; aber doch wolte ſich keiner der Mittelsmaͤnner zeigen, die oft, wie es ſcheint, ihre Waare weniger kennen, als irgend eine Art von Kaufleuten, oft aber auch zu partheiiſch von den Gelehrten getadelt werden, wenn ſie ihre Kapitalien nicht ſo gern auf Werke, die zwar Jahrhunderte uͤberleben, aber auch erſt in Jahrhunderten mit Vortheil verkauft werden, wen - den wollen, als auf pieces du jour, die in einigen Meſſen abgehen und dan ohne Schaden des Verlegers vergeſſen werden. Die Groͤße der angebotnen Werke und die Menge der Kupfer ſchrekte wahrſcheinlich ab, und Kaͤmpfer fand in den vier Jahren, die er noch nach Erſcheinung der Amoenitatum lebte, keinen Verleger.

Seine Handſchriften blieben alſo in den Haͤnden ſeiner Erben, unter denen ſein Brudersſohn Johann Herman Kaͤmpfer M. D. war. Dieſer, ſcheint es, hatte den Gedanken, die Werke ſeines Oheims nicht vermodern zu laſſen; wenigſtens hat er die Ge - ſchichte und Beſchreibung von Japan ganz zum Druk abgeſchrieben,*)Der weitlaͤuftige Titel, den er dem Werke gab, iſt folgender: Hiſtorie von Japan, enthaltend des merkwuͤrdigen vorigen alten und jetzigen neuen Staats und Regierung dieſes Reichs als eigentliche wahrhafte Beſchreibung der fuͤrnehmſten Tempeln, Pallaͤſten, Caſtellen, Staͤdten und andern Gebaͤu - den; nicht weniger der Metallen, Mineralien, Baͤume, Pflanzen, Thiere, Voͤgel und Fiſche ꝛc. wie auch Chronologie geiſt - und weltlicher Kaiſer,und der Einwohner erſten Urſprung, Gottesdienſte, Gewohnheiten und Handwerker, ſo Jn-als Aus - laͤnder, den Kaufhandel der Hollaͤnder und Chi - neſen, nebſt einer Beſchreibung vom Koͤnigreich Siam in Hochteutſch beſchrieben, und mit Figuren verſehen von Engelbert[KAEMPFER], M. D. und Graͤfl. Lipp. Leibmedico, und nach deſſen uͤberal eignen wahren Handſchrift zum Druk befoͤr - dert von Johan Hermann Kaͤmpfer M. D. auch mit einer Zuſchrift an den Koͤnig von Großbrittannien Georg II und deſſen Kronprinz begleitet. Was ihn hinderte, ſeine Abſicht wirklich auszufuͤhren, weis ich nicht; wahrſcheinlich aber war der Hauptgrund auch bei ihm, daß ein Verleger fehlte.

Jn England lebte damals Sir Hans Sloane, ein Mann, den ſeine Natural Hiſtory of Jamaica vielleicht nicht ſo beruͤhmt gemacht hat, als ſeine ausnehmende Wis - begierde und ſeine Neigung, alle merkwuͤrdige Produkte der Natur und Kunſt und beſonders auch wichtige ungedrukte Handſchriften zu ſammeln. Er hatte ſich auf den weſtindiſchen Eylanden ein Vermoͤgen erworben, das ihn faͤhig machte, ſeine Neigung zu befriedigen. Beie 3einerXXXVIIIEinleitung des Herausgebers. einer ſehr ausgebreiteten Correſpondenz entgieng ſeiner Aufmerkſamkeit nicht leicht ein der - ſelben wuͤrdiger Gegenſtand, und ſo hatte Kaͤmpfer auch nicht umſonſt fuͤr ihn ſeiner Hand - ſchriften in der Vorrede der Amoenitatum erwaͤhnt. Er trug dem Koͤnigl. Großbrittan - niſchen Leibmedicus, D. Steigerthal, bei einer Reiſe nach Hannover auf, ſich in dem be - nachbarten Lemgo nach den Kaͤmpferſchen Handſchriften zu erkundigen. Kaum hatte er die angenehme Nachricht erhalten, daß Kaͤmpfers gelehrte Nachlaſſenſchaft zu haben waͤre, ſo kaufte er alle (wie er glaubte) noch uͤbrige Papiere und Zeichnungen deſſelben fuͤr eine be - traͤchtliche Summe Geldes an ſich. *)Nach Sloanes Tode entſtand 1753 aus ſei - ner Samlung, wie bekant, das Muſeum Brittanni - cum, in welches alſo auch die Kaͤmpferſchen Hand - ſchriften uͤbergiengen.

Sloane wolte ſie zwar nicht in ſeiner litteraͤriſchen Schazkammer vergraben; er er - munterte vielmehr einen gelehrten Schweitzer, Johann Caſpar Scheuchzer, der in Lon - don als Arzt und Mitglied der Koͤnigl. Societaͤt der Wiſſenſchaften lebte, die Kaͤmpferſchen Handſchriften nach und nach, freilich nicht in der Originalſprache, ſondern in einer engli - ſchen Ueberſetzung bekant zu machen. Man fieng mit der Geſchichte von Japan an, die 1727 erſchien,**)Der volſtaͤndige Titel iſt: The Hiſtory of Japan giving an Account of the antient and pre - ſent State and Government of the Empire of its Temples, Caſtles, and other Buildings; of its Me - tals, Minerals, Trees, Plants, Animals, Birds and Fiſhes; of the Chronology and Succeſſion of the Em - perors Eccleſiaſtical and ſecular, of the originalDeſcent, Religions, Cuſtoms and Manufactures of the Natives and of their Trade and Commerce with the Dutch and Chineſe. Together with a Deſcrip - tion of the Kingdom of Siam. Written in High Dutch by Engelb. Kaempfer M. D. Phyſician to the Dutch Embaſſy to the Emperors Court, and trans - lated from his Original Manuſcript, never before printed by J. G. Scheuchzer F. R. S. and a Member of the College of Phyſicians, London, with the Life of the Author and an Introduction Illuſtrated with many Copperplates. und der bald nachher eine franzoͤſiſche von Des-Maizeaux folgte.

Nach Kaͤmpfers eignen oder nach den japaniſchen Zeichnungen, die K. mitgebracht hatte, fuͤgte Scheuchzer ſeiner Ueberſetzung 45 Kupfertafeln bey, die auch zu der franzoͤſi - ſchen nachgeſtochen wurden. Man muß geſtehn, daß Sloane ſeinen Mann ſehr gut aus - gewaͤhlt hatte, dem er die Bekantmachung des Kaͤmpferiſchen Werks uͤbertrug. Scheuch - zer gieng ganz in die Materie deſſelben ein, und ſeine Jntroduction iſt eine vortrefliche Ab - handlung. Sie enthaͤlt eine faſt ganz volſtaͤndige Litteratur der Geſchichte und Geographie von Japan, zu der Scheuchzer faſt alle Huͤlfsmittel in Sloane’s reichen Bibliothek vor - fand. Die Ueberſetzung war, wie Scheuchzer ſelbſt geſteht, nicht leicht, da er nicht in ſei -nerXXXIXEinleitung des Herausgebers. ner Mutterſprache uͤberſezte, und da ſein Original wirklich oft ſehr dunkel, verwickelt, eine Jdee in die andre ſchraubend iſt. Doch hat der gelehrte Schweizer ſoviel ich nach meinen Handſchriften urtheilen kan dieſe Schwierigkeiten meiſtens ſehr gut uͤberwunden, und des Verf. Sin wohl getroffen; nur zuweilen verleitet ihn ſeine Abſicht, Alles recht deutlich und klar zu machen, daß er mehr paraphraſirt als uͤberſezt, Kaͤmpfers Jdeen zu ſehr amplificirt, eigne Beſtimmungen hinzuſezt u. ſ. w. Die franzoͤſiſche Ueberſetzung iſt, ſo weit ich ſie ver - glichen habe, eine recht gute Kopie der engliſchen. Doch der Leſer ſol ſelbſt nachher aus Proben von beiden urtheilen.

Kaͤmpfers Werk fand gleich anfangs bey ſeiner Erſcheinung in England, Frank - reich, Holland und uͤberal ungemeinen Beifal. Man erkante es fuͤr eines der gruͤndlichſten, genaueſten und richtigſten ſeiner Art. Die Neuheit der Materie und die große Armuth an Nachrichten uͤber Japan gab ihm noch mehr Reize. Dieſe Achtung hat ſich immer erhal - ten, und die groͤſten Gelehrten haben es fleißig gebraucht. Jch wil nur einen nennen, der ſeine Beleſenheit in den Reiſebeſchreibungen ſo treflich genuͤzt hat, Montesquieu. Man findet in ſeinem unſterblichen Werke den Namen des Lemgoer Gelehrten ſehr oft, eine Auktoritaͤt, die ihm Ehre bringt.

Der bekante Jeſuit Charlevoix, der bald, nachdem Kaͤmpfers Werk erſchienen war, eine Hiſtoire & Deſcription generale du Japon ſchrieb, und der, weil K. von dem Betragen ſeiner Ordensbruͤder und Glaubensgenoſſen in Japan kein guͤnſtiges Zeugnis ablegte, ihm ſehr ungeneigt iſt, und beſtaͤndig darauf ausgeht, Fehler bei ihm zu finden, dieſer Charlevoix geſteht doch, daß Kaͤmpfers Werk ſehr viele merkwuͤrdige Nachrichten und Unterſuchungen uͤber den Urſprung der Japaner, die Beſchaffenheit des Landes und die politiſche Verfaſſung deſſelben enthalte. Die Religionsſyſteme, ſezt er hinzu, habe nie - mand beſſer als K. entwickelt, und ſein Werk liefre ſehr intereſſante Beſchreibungen, eine ſehr genaue Naturgeſchichte und geographiſche Beſchreibung dieſer Jnſeln. Doch ſagt er, ſey es noch nicht volſtaͤndig genug, und enthalte beinahe Alles, was in den vorher - gehenden Werken uͤber Japan fehle, aber nicht alles dasjenige, was man in dieſen finde. Ein Tadel, der beinahe in ein Lob verwandelt werden koͤnte, wenigſtens bei Ken - nern der Geſchichte dem Werke keinen Abbruch thun wuͤrde. Er iſt aber auch im Ganzen nicht einmal gegruͤndet, weil Kaͤmpfer gewis ſehr oft ſeine Vorgaͤnger berichtigt, ob er ſie gleich nicht allemal nent, und weitlaͤuftig widerlegt.

Ein ſo wichtiges Werk ihres Landsmanns konten indes die Deutſchen immer nur in fremder Sprache leſen, und wie es ſchien, war das Original deſſelben auf immer unſerm Va - terlande entwandt. Zwar hat der deutſche Ueberſetzer von Du Halde Beſchreibung des Chineſiſchen Reichs dieſem Werke auch eine Ueberſetzung der Kaͤmpferiſchen Beſchrei -bungXLEinleitung des Herausgebers. bung von Japan angehaͤngt. Aber theils hat dieſe Arbeit ſchon das erhebliche Vorur - theil wider ſich, daß ſie nur die Ueberſetzung einer Ueberſetzung eines deutſchen Originals iſt, und alſo bei weitem uns nicht die Stelle des lezteren erſetzen kan, theils habe ich bei Vergleichung dieſer und der engliſchen Ueberſetzung gefunden, daß jene ſehr uͤbereilt gearbei - tet iſt, und ſehr oft den Sin des Scheuchzerſchen Kaͤmpfers verfehle. Die Urſachen, warum dieſe Arbeit ſo ſchlecht geraten muſte, waren ohne Zweifel Buchhaͤndleriſche. Der Verle - ger wolte Kaͤmpfers Werk dem Du Halde anhaͤngen, aber er wolte ihm nicht viel Plaz geben. Er lies es daher, wie der Ueberſetzer ſelbſt in der Vorrede ſagt, mit aͤußerſter Sparſamkeit enge zuſammendrucken. Und vermuthlich gab er auch dem Ueberſetzer einen Wink mit dem Gedanken, nach eben der Oekonomie zu verfahren, die er bey den Lettern beob - achtete. So wurden nun die Jdeen enge zuſammengeruͤkt, viele ganz verdraͤngt, oder doch ſehr unkentlich, ſchief und falſch ausgedruͤkt; ſo wurden oft Epitheta, Zwiſchenſaͤtze u. ſ. w. ausgelaſſen, und ſo entſtand eine Ueberſetzung, die gegen das wahre Original gehalten ſchwerlich dieſen Namen verdient.

Jmmer blieb alſo noch der Wunſch, das Kaͤmpferiſche Werk in der deutſchen Ur - ſchrift zu erhalten, die man nirgend anders als im Muſeo Britannico vermuthen konte. Sie iſt auch wirklich noch daſelbſt vorhanden, aber nach der Verfaſſung des Jnſtituts nirgend anders, als im Gebaͤude deſſelben zu gebrauchen. Scheuchzer hatte ausdruͤklich verſichert, daß Sloane alle Kaͤmpferiſche Handſchriften gekauft habe, alſo konte man freilich nicht leicht den Gedanken haben, daß vielleicht noch in Lemgo das Original der Beſchreibung von Japan ſich finden moͤchte. Es war aber wirklich noch in zwei Handſchriften vorhanden, die ein halbes Jahrhundert bei der einzigen lezten Erbin unſers Kaͤmpfers, einer Bruders - tochter, verborgen lagen. Dieſe ſtarb im Jahr 1773; die Meierſche Buchhandlung kaufte beide Handſchriften an ſich, und ſchikte ſie mir nach Berlin, da ich die mir angetragene Herausgabe augenommen hatte. Hr. Oberconſiſtorialrath Buͤſching unterſuchte mit mir beide Handſchriften, und kuͤndigte dieſe wichtige Entdeckung in ſeinen vortreflichen: Woͤ - chentlichen Nachrichten, (1773, S. 249) zuerſt dem Publikum mit aller der Waͤrme an, die ihm ſein Eifer fuͤr die hiſtoriſchen Wiſſenſchaften eingeben muſte, und bewies, wie nuͤz - lich die Bekantmachung des Kaͤmpferiſchen Werks nach dieſen Original-Handſchrif - ten ſey.

Dieſen Namen darf ich ihnen kuͤhn und mit Wahrheit beilegen. Den Titel der einen habe ich ſchon oben volſtaͤndig angegeben. Dieſe Handſchrift iſt eine Abſchrift des Kaͤmpferiſchen Neffen, Johann Herman, nach des Oheims, wie er ſelbſt ſagt, uͤberal eignen wahren Handſchrift. Die andre Handſchrift (die ich um ſie zu unterſcheiden, die Handſchrift des Oheims, ſo wie die erſte Handſchrift des Neffen, nenne) hat kein Ti -telblat,XLIEinleitung des Herausgebers. telblat, iſt aber Kaͤmpfers Originalhandſchrift. Nicht nur hat die ehemalige Beſitzerin ſie immer dafuͤr ausgegeben; ſondern die oben eingeruͤkten Briefe aus Gamron und Naga - ſacki ſind noch im Original in Lemgo vorhanden, und da haben mehrere glaubwuͤrdige Maͤnner (von denen ich nur den Verleger dieſes Werks Hrn. Rath Helwing nennen wil) auf meine Bitte eine Vergleichung zwiſchen der Schrift der Briefe und meines Maſcpts des Oheims angeſtelt und mich verſichert, daß beide von einerlei Hand gewis geſchrieben waͤren. Einige Worte, die Kaͤmpfer in ſein Stambuch und andre Buͤcher geſchrieben hat, ergeben eben dieſes. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß Kaͤmpfer ein ſo wichtiges Werk mehr als einmal ſchrieb, zu dem er manche einzelne Theile ſchon auf ſeinen Reiſen mehr oder weniger ausgearbeitet hatte; es kan alſo auch ſehr wohl ſeyn, daß das Maſcpt im Mu - ſeo Britannico wirklich auch von Kaͤmpfers Hand und vielleicht ſpaͤter und volkomner geſchrieben iſt. Von meinem Maſcpt des Oheims bleibt dies in jedem Fal bewieſen. Man ſieht demſelben auch ſchon an, daß es das Werk des Autors, nicht des Kopiſten iſt. Manche Blaͤtter ſind in demſelben doppelt, manche fehlen, oft iſt drin corrigirt, weggeſtri - chen, zugeſezt. Dagegen iſt das Maſcpt des Neffen ganz rein, ordentlich und fuͤr den Druk geſchrieben. Beide Handſchriften ſtimmen meiſtens ganz genau mit einander uͤberein, zuweilen iſt ein Wort oder auch wohl eine Periode verſchieden. Zuweilen fehlt auch wohl in dem einen, was in dem andern ſteht. Eben ſo ſtimmen ſie auch mit der englichen Ueber - ſetzung ziemlich zuſammen, wenn ich Scheuchzers ſchon angefuͤhrte oͤftere Ampflification und Verſchiedenheiten in den nominibus propriis abrechne. Nur zuweilen fehlen groͤßre oder kleinre Stellen in der engliſchen Ueberſetzung, die ſich in beiden oder der einen meiner Handſchriften finden, und umgekehrt.

Um nun das Kaͤmpferiſche Werk jetzt dem Publikum in der erreichbarſten und moͤglichſten Volkommenheit zu liefern, habe ich mir bey Herausgabe deſſelben folgende Ge - ſetze gemacht.

1) Jch ſehe die vielleicht fruͤheſte und unvolkommenſte Originalhandſchrift Kaͤm - pfers; die zum Druk fertige getreue Abſchrift des Neffen, und die Scheuchzeriſche Ueberſetzung aus einer wahrſcheinlich gleichfals eigenhaͤndigen Handſchrift des Verfaſſers als drey Quellen an, denen ich ihren Rang ohngefehr nach der Ordnung, wie ich ſie genant habe, beſtimmen moͤchte.

2) Aus dieſen drei Quellen zuſammengenommen glaubte ich Kaͤmpfers Werk lie - fern zu muͤſſen. Jch habe alſo die Handſchrift des Oheims zum Grunde gelegt, mit ihr, Wort fuͤr Wort, die Handſchrift des Neffens und mit beiden Saz fuͤr Saz die engliſche Ueberſetzung verglichen.

f3) WennXLIIEinleitung des Herausgebers.

3) Wenn ich Varianten meiner drei Quellen bekam, habe ich mich fuͤr die wahr - ſcheinlichſte entſchieden und ſie in den Text aufgenommen, die andren aber in den Anmer - kungen angezeigt. Nun waͤre es uͤberfluͤſſig und unnuͤtze Vergroͤſſerung des Werks geweſen, wenn ich dies bei den bloßen Paraphraſen und Ampflificationen der Scheuchzerſchen Ueberſe - tzung, die ſich faſt auf allen Seiten finden, haͤtte thun wollen. Jch habe alſo dem Leſer nur in einigen Beiſpielen von denſelben einen Begrif gemacht.

4) Kaͤmpfers deutſcher Styl iſt von der Art, daß ihn in unſern Zeiten niemand mit Vergnuͤgen leſen kan; der Verleger verlangte alſo, daß ich das Kaͤmpferiſche Werk lesbar machen und ſeinen Styl moderniſiren moͤchte. Ein Wort, bey dem der ſtrenge Hiſtoriker der ſich an einige Beiſpiele der Franzoſen erinnert ſchon uͤbel zu ahnden pflegt. Jn der That fuͤrchtete ich ſelbſt anfangs die Vorwuͤrfe, die man meinem Kaͤmpfer und mir machen moͤchte, ſo ſehr, daß ich den Verleger zu bewegen ſuchte, er moͤchte das Werk ganz, wie es da waͤre, in ſeiner Urſprache abdrucken laſſen. Allein er bewies mir ſehr gruͤndlich, daß er das Werk deswegen verlegte, weil er’s verkaufen wolle, daß die ſtrengen Hiſtoriker ihm wenig Exemplare abnehmen wuͤrden, daß ſie alſo kein großes Recht haͤtten, ihm Vorſchriften zu geben, daß ich ſo modernirfiren koͤnte, daß dieſe ſtren - gen Herrn keinen Grund zu Beſchwerden haͤtten u. ſ. w. Jch empfand, daß der Verleger am Ende mit großem Recht eine entſcheidende Stimme haben muͤſſe, und ich ſah am Ende immer mehr ein, daß ſein Vorſchlag bey weitem der beſte ſey, um Kaͤmpfers Werk recht nutzbar zu machen. Sein Styl iſt in der That an vielen Stellen nicht lesbar, und ein großer Theil des Publikums, das viel Gutes daraus lernen koͤnte, wuͤrde das Werk blos deswegen nicht zur Hand nehmen. Und warum koͤnte ich dieſen Styl nicht umſchaffen, ohne doch irgend eine Kaͤmpferiſche Jdee verlohren gehn zu laſſen? Und wenn ich es thaͤte, was haͤtten die Gelehrten zu klagen, oder vielmehr warum wolten ſie mit meiner Arbeit nicht zufrieden ſeyn, und Kaͤmpfers Werk, ſo wie ich es ihnen vorlege, fuͤr das wahre Ori - ginal anſehen?

Jch machte mir alſo die Regel: Mit ſtrengſter Gewiſſenhaftigkeit und mi - krologiſcher Genauigkeit Kaͤmpfers Sin und Gedanken ganz unge[]ndert zu laſ - ſen, ſchlechterdings nichts zuzuſetzen, nichts abzunehmen; aber auch dieſe unge - aͤnderten Gedanken ſo leßbar und in einem ſo polirten Style zu liefern, als es nur immer ohne Verletzung der hiſtoriſchen Treue geſchehn konte.

Wenn ich dieſe Regel ſtreng beobachtete, ſo glaubte ich Alles gethan zu haben, um jede Claſſe von Gelehrten und Liebhabern, die Forderungen der Kritik und die des Jahrhun - derts zugleich zu befriedigen.

ObXLIIIEinleitung des Herausgebers.

Ob ich ſie beobachtet habe, daruͤber wil ich meine Leſer ſelbſt zu Richtern machen. Jch lege ihnen hier Stellen aus beiden Handſchriften und meinem umgearbeiteten Text vor. Jch waͤhle mehrere Stellen, und verſichre, daß es keine ausgeſuchte, ſondern ſolche ſind, die ich von ohngefaͤhr aufſchlage.

Um den Leſer zugleich in den Stand zu ſetzen, die Scheuchzerſche Ueberſetzung ſo - wohl mit den Kaͤmpferſchen Handſchriften, als mit meinem Text zu vergleichen, wil ich dieſe auch beifuͤgen. Hier ſind dieſe Proben.

1) Vorrede des Verfaſſers.

Handſchrift des Oheims. Mein Text.
Teutſchland wurde noch von dem Aller - Chriſtl. - und unchriſtlichſtem Feinde be - unruhigt, wie die ſchwediſche Geſandſchaft, wobey ich mich verhielt, von dem perſiſchen Hoffe ihren Abſcheid bekam. Jch befunde es meinem Gemuͤthe ertraͤglicher zu ſeyn, eine noch fernere Reiſe, und alſo die pri - uat - und freywillige Unruhe anzugehn, als meinem Vatterlande zu naͤhern, und mich deſſen allgemeinem Uebel und gezwungenen Kriegsraiſons zu unterwerffen. Nahme Derohalben von unſerer Ambaſſade, (die mihr die Ehre thaͤte, eine Meile auſſert der Reſidenz zu begleiten) meinen Abſcheid mit Vorſatz in Beſchauung andrer Laͤnder, Voͤlker und Hoͤffe des fehrnern Aſiens noch einige Jahre durchzubringen. Wie ich nun jederzeit gewohnt, keine groſſe Wechſel von Hauß zu ziehn, ſondern dieſelbe aus meinem Schubſacke zu heben, ſo habe den - ſelben auch dieſesmal durchgeſucht, und darinn gefunden, womit ich mich bey froͤm -denNoch wurde Deutſchland von dem[al - lerchriſtlichſten] und unchriſtlichſten Feinde zugleich beunruhigt, als die ſchwediſche Ge - ſandſchaft, bey der ich in Dienſten ſtand, am perſiſchen Hofe ihren Abſchied bekam. Jch fand es daher rathſamer, noch eine fernere Reiſe zu unternehmen, und mich freiwilliger Unruhe auszuſetzen, als mich meinem Vaterlande zu naͤhern, und mich ſeinem algemeinen Uebel und vom Feinde erzwungnen Kriegsbedingungen zu unter - werfen. Jch nahm alſo von unſrer Ge - ſandſchaft, (die mir die Ehre erwies, mich noch eine Meile außerhalb der Stadt zu be - gleiten) Abſchied, mit dem Vorſatz, noch einige Jahre auf die Reiſe durch die Laͤn - der des entferntern Aſiens und die Kentnis noch mehrerer Voͤlker und Hoͤfe zu wenden. Und ſo wie ich nun immer gewohnt war, keine große Wechſel aus meinem Vaterlan - de zu ziehn, ſondern ſie meiſtens in mei - nem eignen Schubſak ſuchen muſte, ſof 2muſte
den Voͤlkern reichlich durchgebracht, auch der in Jndien angetroffenen Illuſtren Republick Niederlaͤndiſcher Geſellſchafft u. ſ. w.muſte ich mich auch jetzt nur zu dieſem wen - den, und fand darin auch reichlich dasje - nige, womit ich bey fremden Nationen un - terhalten, und jetzt auch u. ſ. w.
Handſchrift des Neffen. Scheuchzeriſcher Text.
Teutſchland wurde noch von dem Al - lerchriſt - und Unchriſtlichſten Feinden beun - ruhiget, wie die Suediſche Geſandſchaft, wobey ich mich verhielte, von dem Perſi - ſchen Hoffe ihren Abſcheid bekam. Jch befunde es meinem Gemuͤthe ertraͤglicher zu ſeyn eine noch ferner Reiſe und alſo die priuat und freywillige Unruhe anzugehen, als meinem Vaterlande zu naͤhern und mich deſſen allgemeinem Uebel und angezwungnen Kriegsraiſons zu unterwerffen. Nahme Derohalben von unſrer Ambaſſade (die mir die Ehre thaͤte, eine Meile außer der Reſidence zu begleiten) meinen Abſcheid, mit Vorſatz in Beſchauung anderer Laͤnder, Voͤlker und Hoͤffe des fernern Aſiens noch einige Jahre durchzubringen, wie ich nun jederzeit gewohnt, keine greße Wechſel von Hauſe zu ziehn, ſondern dieſelbe aus mei - nem Schubſacke zu heben, ſo habe denſel - ben auch dieſesmahl durchgeſucht und darin gefunden, womit ich mich bey frembden Voͤlkern reichlich durchgebracht, auch der in Jndien angetroffenen Illuſtren Repu - blick Niederlaͤndiſcher Geſellſchafft u. ſ. w.Germany wat as yet engaged in war with the Ottoman Porte and the moſt Chriſtian King when the Swe - diſh Embaſſy, which I had the honour to attend as Secretary was diſmiſsd by the Perſian Court. It agreed beſt with my Inclination to undertake a farther Journey and I choſe rather to lead the reſtleſs and troubleſome life of a Traveller, than by coming home to ſubject my - ſelf to a ſhare in that train of cala - mities my native Country was then involved in. Therefore I took my leave of the Ambaſſador and his re - tinue (who did me the honour to attend me a mile out of Iſpahan) with a firm reſolution to ſpend ſo - me years longer in ſeeing other Eaſtern Courts, Countries and Na - tions. I was never uſed to receive large ſupplies of money from home; ’Twas by my own induſtry I had till then ſupported myſelf, and the very ſame means maintain’d me after - wards, as long as I ſtaid abroad, and enabled me to ſerve the Dutch Eaſt India Company &c.
2) AusXLVEinleitung des Herausgebers.

2) Aus dem ſechſten Kapitel des erſten Buchs.

Handſchrift des Oheims. Mein Text, pag. 101.
Es wird unſere Meynung bekraͤfftiget durch das Gewicht der beiderſeits verſchiede - nen Religionen, den ſo die Japaner von den Sineſen ausgegangen, wurden ſie der - ſelben geiſtliche Lehre und Gottesdienſt mit ihnen in das ohnbewohnte neue Land mitge - bracht und auf ihre Nachkommen fortge - pflanzt haben. Nun befindet man aber, daß die vaͤtterliche Religion der Japaner (die ſie Sinto und ihre Goͤtzen Came nen - nen) dieſem Reiche allein eigen ſeye, alſo u. ſ. w.Die ſo verſchiedne Religion beider Na - tionen giebt unſrer Meinung noch ein ſehr großes Gewicht. Waͤren die Japaner von den Sineſen ausgegangen, ſo wuͤrden ſie ohne Zweifel die Religionslehren und den Goͤtzendienſt der letztren mit ſich in das neue, unbewohnte Land uͤberbracht, und auf ihre Nachkommen fortgepflanzt haben. Nun iſt es aber außer allen Zweifel geſetzt, daß die vaͤterliche alte Religion der Japa - ner (die ſie Sinto und die Goͤtzen Came nennen) ihnen allein eigen ſey, und daß u. ſ. w.
Handſchrift des Neffen. Scheuchzeriſcher Text, pag. 85.
Es wird unſre Meynung bekraͤftiget durch das Gewicht der beiderſeits verſchiede - nen Religionen denn ſo die Japaner von den Sineſen ausgegangen wurden ſie der - ſelben geiſtliche Lehre und Gotterdienſt mit ihnen in das ohnbewohnte neue Land mit - gebracht und auf ihre Nachkommen fortge - pflanzt haben. Nun befindet man aber auſſer allen Zweifel, daß die vaͤterliche Religion der Japaner (die ſie Sinto ſo wie ihre Goͤtzen Came nennen) u. ſ. w.Another argument againſt the deſcent of the Japaneſe from the Chineſe I could draw from the dif - ference of the religion of both na - tions. If the Japaneſe were a colo - ny of the Chineſe, they would have doubtleſs brought over from thence into the uninhabited Iſlands of Ja - pan the Religion and Worſhip of their anceſtors and propagated the ſame upon their poſterity. But this appears quite otherwiſe. The old and probably original religion of the Japaneſe &c.
f 33) AusXLVIEinleitung des Herausgebers.

3) Aus dem achten Kapitel des erſten Buchs.

Handſchrift des Oheims. Mein Text, pag. 118.
Es ruͤhmt ſich dieſes Reich eines ge - ſunden Climats. Die Lufft aber iſt ſehr ungeſtuͤem, durchgehends kalt und des Winters mit vielem ſchnee beladen, doch in den Hundestagen unertraͤglich heiß. Der Himmel erzeiget ſich das ganze Jahr durch mildreich in Bewaͤſſerung des Lan - des, ſonderlich in den Monden Junius und Julius, die bey ihnen dannenhero Sat - ſuki, d. i. Waſſermonden genannt wer - den, doch helt der Regen nicht ſo continuir - lich noch precis auf beſagte Zeiten, daß man es einer Jndiſchen Saiſon verglei - chen moͤchte, u. ſ. w.Es ruͤhmt ſich dieſes Reich eines ge - ſunden Climats. Die Luft aber iſt ſehr ungeſtuͤm, durchgehends kalt und des Winters mit vielem Schnee beladen, al - lein doch in den Hundstagen unertraͤglich heiß. Der Himmel iſt das ganze Jahr durch mildreich in Bewaͤſſerung des Lan - des, beſonders in den Monaten Junius und Julius, welche bey ihnen deswegen Satſuki, d. i. Waſſermonden genant wer - den. Doch faͤlt der Regen nicht ſo anhal - tend noch ſo genau auf beſagte Zeiten, daß ich es einer irdiſchen Witterung u. ſ. w.
Handſchrift des Neffen. Scheuchzeriſcher Text, pag. 102.
Es ruͤhmt ſich dieſes Reich eines ge - ſunden Climats. Die Luft aber iſt ſehr un - geſtuͤhm, durchgehends kalt und des Win - ters mit vielem Schnee beladen, doch in den Hundestagen unertraͤglich heiß. Der Himmel erzeiget ſich das ganze Jahr durch mildreich in Bewaͤſſerung des Landes, ſon - derlich in den Monden Junius und Ju - lius, die bey ihnen dannenhero Satſucki d. i. Waſſermonden genannt werden. Doch haͤlt der Regen nicht ſo continuirlich und precis u. ſ. w.Japan boaſts of a happy and healthful Climate. The Air is very inconſtant and ſubject to frequent changes, in the Winter loaded with ſnow, and liable to ſharp Froſts, in the Summer on the contrary, particulary during the Dog days, intolerably hot. It rains frequent - ly throghout the whole year, but with the greateſt profuſion in the Months of June and July, which are for this reaſon called Satſuki, that is Watermonths &c.
4) AusXLVIIEinleitung des Herausgebers.

4) Aus dem erſten Kapitel des dritten Buchs.

Handſchrift des Oheims. Mein Text, pag. 251.
Wie unter allen aſiatiſchen Voͤlkern und Heiden, alſo iſt unter dieſem Volke die Freyheit des Glaubens, ſo lang er der welt - lichen Regierung nicht ſchaͤdlich faͤllet, jeder - zeit zugelaſſen worden. Wannenhero auſ - ſer der einheimiſchen und in dieſem Lande entſproſſenen Religion noch verſchiedene andre ſtreitige Religionen alhier platz ge - nommen haben. Man hat derſelben in unſerm Seculo vier gezaͤhlt, die an Viel - heit der Nachfolger eine der andern zu Zei - ten die Wage gehalten; als Sinto, das iſt, der Weg einheimiſcher Goͤtzen, u. ſ. w.Die Freiheit der Religion und des Glaubens iſt unter allen heidniſchen Voͤlkern Aſiens zu allen Zeiten voͤllig frey und un - beſchraͤnkt geweſen; ſo lange dieſe Frei - heit nur nicht irgend nachtheilige Folgen fuͤr den Staat befuͤrchten lies. So auch in Japan. Daher iſt es verſchiednen fremden Religionen ſehr leicht geworden, ſich neben der von den aͤlteſten Zeiten her herſchenden und (wie die Japaner behaupten) hier entſproſſenen Religion einzudringen und in dem Reiche auszubreiten. Man hat in unſerm Jahrhundert beſonders vier Haupt - religionspartheien u. ſ. w.
Handſchrift des Neffen. Scheuchzeriſcher Text, pag. 203.
Wie unter allen aſiatiſchen Heiden, alſo iſt unter dieſem Volke die Freyheit des Glaubens, ſo lange Er dem weltlichen Regiment nicht ſchaͤdlich und nachtheilig faͤllet, jederzeit zugelaſſen worden. Wan - nenhero auſſer der einheimiſchen und in die - ſem Lande entſproſſenen Religion, noch verſchiedene andre ſtreitige Religionen al - hier Platz genommen haben. Man hat derſelben in unſerm Seculo 4 gezehlet, die an Vielheit der Nachfolger eine der andern zu Zeiten die Wage gehalten.Liberty of Conſcience, ſo far as it doth not interfere with the Intereſt of the ſecular Government or affect the peace and tranquillity of the Em - pire, hath been at all times allowed in Japan, as it is in moſt other coun - tries of Aſia. Hence it is that fo - reign religions were introduc’d with eaſe and propagated with ſucceſs to the great prejudice of that, which was eſtabliſhd in the country from remoteſt antiquity &c.

Dieſe Proben werden hinreichen dem Leſer von meiner Manier in der Umarbeitung der Kaͤmpferiſchen Handſchriften Begrif zu geben. Soviel wie moͤglich habe ich mich auf die Worte meines Verfaſſers nicht verlaſſen, und nie, ſchmeichle ich mir, bin ich ſeinem Sin (wie er ſich nemlich aus allen drey Quellen ergab) untreu geworden.

UmXLVIIIEinleitung des Herausgebers.

Um auch noch von der franzoͤſiſchen Ueberſetzung Proben zu geben, wil ich die bei - den zuletzt angefuͤhrten Stellen auch in dieſer herſetzen:

1) Aus Buch 1, Kap. 8.

Les Japonois ſe vantent de vivre ſous un clima heureux & agréable. Le tems y eſt neanmoins fort inconſtant & ſujet à des frequens changemens; l’hiver l’air eſt chargé de neige & produit de grandes gelées; l’êté au contraire, ſurtout durant les Jours caniculaires, il eſt d’une chaleur inſupportable. Il pleut ſouvent pendant toute l’année, mais d’une maniere extraordinaire aux mois de Juin & de Juillet, qu’on appelle pour cette raiſon Satſuki ou les Mois de l’Eau. Cependant il ſ’en faut bien, que la ſaiſon des pluyes, n’ait au Japon cette regularité qu’on remarque dans les Contrées plus chaudes des Indes Orientales &c.

2) Aus Buch 3, Kap. 1.

La Liberté de Conſcience entant qu’elle ne deroge point aux interets du Gouvernement civil & ne trouble pas la paix & la tranquillité de l’Etat, a toujours été accordé dans le Japon, auſſi bien que dans la plupart des autres Contrées de l’Aſie. De vient, que les Religions etrangers ſ’y ſont intro - duites avec tant de facilite, & y ont fait de ſi grands progrés au préjudice de l’ancienne religion, etablie dans le pays du temps immemorial. Depuis un ſiecle il y a eu quatre Religions principales, & qui ſe ſont diſtinguées pas le nombre &c. &c.

Soviel von der Litteraͤrgeſchichte der Geſchichte und Beſchreibung von Japan und meiner Art der Umarbeitung. Den Plan des Werks und meiner Zuſaͤtze gebe ich noch unten an, wenn ich noch vorher von dem Schikſal der uͤbrigen Kaͤmpferiſchen Handſchrif - ten geredet habe.

Dieſes war nicht ſo guͤnſtig wie das der japaniſchen Geſchichte. Dieſe ſo wich - tige und mit ſo vielem Fleis, Muͤhe und Gefahr geſamlete Maſcpte liegen nun ſchon ſeit ſechzig Jahren unter ſo vielen andern Schaͤtzen des Muſei Britannici verborgen. Zwar hat Joͤcher ſchon vor geraumer Zeit unter den gedrukten Werken Kaͤmpfers, eine Be - ſchreibung ſeiner Reiſen nach Moskau, Perſien und Oſtindien nebſt der Ruͤkreiſe von Batavia nach Amſterdam angefuͤhrt, die gleichfals J. C. Scheuchzer ins Engli -ſcheXLIXEinleitung des Herausgebers. ſche zu uͤberſetzen angefangen, und Cromwell Mortimer nach jenes Tode fortgeſezt haben ſol. Er giebt auch ſehr zuverſichtlich das Jahr 1731 an, da ſie in London erſchienen waͤ - ren. Dieſe Nachricht haben nachher mehrere Litteratoren Joͤchern auf Treu und Glauben woͤrtlich nachgeſchrieben; Joͤcher ſelbſt aber hatte ſie wahrſcheinlich aus Niceron, deſſen Werk ich jetzt nicht zur Hand habe und vergleichen kan. Der groͤſten Wahrſcheinlichkeit nach aber iſt dieſes wichtige Kaͤmpferiſche Werk nie erſchienen. Nirgend habe ich eine Spur von ſeiner Exiſtenz und ſchon lange ſuch ich auf allen Straßen, wo dieſe Spur ſich fin - den koͤnte gefunden, die nicht, wie geſagt, mich ganz ſichtbar immer zu Joͤchern zu - ruͤkgebracht haͤtte. Jn keinem Journal, deutſchen und auslaͤndiſchen, aus der angegebnen Periode, finde ich dieſes Werks gedacht, und in litterariſchen Werken habe ich nie eine Er - waͤhnung geleſen, die bewieſe, daß jemand das Buch vor Augen gehabt haͤtte. Vielmehr reden alle Gelehrte die Kaͤmpfern etwas mehr als von Hoͤrenſagen kennen, immer von ſeiner Reiſebeſchreibung als von einem ungedrukten Werke. Jch wil nur einen der erſten anfuͤhren, Hr. O. C. R. Buͤſching, der (S. woͤchentl. Nachrichten 1773, p. 239) gleich anfangs, wie er die Nachricht erhielt, daß noch Kaͤmpferiſche Handſchriften vorhan - den waͤren, wuͤnſchte: die wichtige Reiſebeſchreibung moͤchte unter denſelben ſeyn. Und ſicher wuͤrde ein Mann, der die Litteratur ſeines Fachs ſo gut kent, es wiſſen, daß dies Werk ſchon gedrukt waͤre.

Auch Hr. Planta fuͤhrt unter den noch ungedrukten Handſchriften Kaͤmpfers dieſe Reiſebeſchreibung an.

Jch glaube alſo mit groͤſter Wahrſcheinlichkeit zu vermuthen, daß dieſe Reiſebe - ſchreibung noch bis jezt nicht gedrukt ſey, auch, meine ich, die Quellen entdekt zu haben, aus der dieſe falſche Sage abgefloſſen ſeyn mag. Sloane wolte die Kaͤmpferiſche Rei - ſebeſchreibung gleichfals bekant machen und durch Scheuchzer uͤberſetzen laſſen. Dieſer mus auch wirklich die Arbeit angefangen haben und ein Cromwell Mortimer hat ſie nach ſeinem Tode fortgeſezt. Dieſes wird im Journal des Sçavans, Anneé 1730 Novem - bre, p. 418 angezeigt und zugleich gemeldet, daß das Werk auf Subſcription in zwei Fo - liobaͤnden mit 50 Kupferſtichen im naͤchſten Winter erſcheinen werde. Wahrſcheinlich haben Joͤcher oder Niceron und andre Litteratoren dieſe Anzeige vor Augen gehabt, und aus ihr etwas zu voreilig die wirkliche Herausgabe der Kaͤmpferiſchen[Reiſebeſchreibung] gefol - gert. Das Jahr 1731 trift ſo genau zu, daß ich dieſe Vermuthung fuͤr die beſte Erklaͤrung eines ſo falſchen Geruͤchts halten mus. Nichts koͤnte mir angenehmer ſeyn, als der Beweis, daß meine Vermuthung falſch und Kaͤmpfers Reiſebeſchreibung in einer Scheuchzerſchen und Mortimeriſchen Ueberſetzung vorhanden ſey. Die wichtigſten bisher noch ungenuzten Bereicherungen fuͤr die Geographie und Geſchichte faſt aller aſiatiſchen Laͤnder waͤren ſicher von dieſem Werke zu erwarten.

gAußerLEinleitung des Herausgebers.

Außer dieſer wahrſcheinlich falſchen Sage von noch einem gedrukten Kaͤmpferiſchen Werke hatte man bisher von allen hinterlaſſenen Handſchriften des ruhmwuͤrdigen Mannes nur einen dunkeln Begrif, und die einzige zuverlaͤßige Nachricht war ſeine eigne ſchon oben angefuͤhrte in der Vorrede zu den Amoenitatibus. Um doch wenigſtens die Titul von die - ſen Handſchriften zu wiſſen, wandte ich mich an Hrn Planta, Aufſeher des Muſei Britan - nici in London, und fand an ihm einen eifrigen Freund der Litteratur, der mit der wilfaͤh - rigſten Gefaͤlligkeit mir ein Verzeichnis der Kaͤmpferiſchen Manuſcripte mittheilte, die noch jezt in der reichen brittiſchen Samlung auf behalten werden. Jch communicirte dieſes Ver - zeichnis (wie ich es erhielt) ſeinem wichtigſten Theile nach Hrn O. C. R. Buͤſching, der es dann (woͤchentl. Nachrichten 1775, p. 113 und f.) dem gelehrten Publikum be - kant machte. Hr. Prof. Lichtenberg, der ſich damals in London auf hielt, war ſo guͤtig, mir noch einige Zufaͤtze zu ſchicken, und nach ihnen kan ich alſo hier folgendes Verzeichnis aller Kaͤmpferiſchen im Muſeo Britannico befindlichen Handſchriften vorlegen.

  • 1) Die Originalhandſchrift der Amoenitatum exoticarum in einem Foliobande. Hr. Buͤſching hat ſchon ganz richtig vermuthet, daß hier vielleicht noch mehr als in den fuͤnf gedrukten Faſcikeln und beſonders der ſechſte vorhanden ſeyn moͤchte, den Kaͤmpfer wegen der dazu gehoͤrenden Zeichnungen, fuͤr die er keinen guten Kupferſtecher hatte, nicht mittheilen konte.
  • 2) Perſiae Deſcriptio auf groß perſiſches Papier in einem Foliobande.
  • 3) Ein großer Folioband enthaͤlt folgende Stuͤcke, von Kaͤmpfer geſchrieben:
    • a) Iter Regis Abbas ad Koraſani Meſced cum diſtantiis locorum.
    • b) Apographon Litterarum Joannis Melman de rebus Tartarorum.
    • c) Excerpta ex Itinere Jenkinſonii.
    • d) Relationes variae de rebus Tartarorum.
    • e)